Google
This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct
to make the world's books discoverablc online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.
Äbout Google Book Search
Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs
discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web
at|http: //books. google .com/l
Google
IJber dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Uiheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nu tzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in Partnerschaft lieber Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche Tür Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials fürdieseZwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter|http: //books . google .coiril durchsuchen.
I
THE LIBRARY
OF
THE UNIVERSITY
OF CALIFORNIA
EMIL FISCHER COLLECTION
PRESENTED BY HIS SON
ANNALEN
DER
CHEMIE
UND
PHARMACIE.
Heratisgegeben
Ton
Friedrich Wähler^ Juatua Liebig
und Hermann Kopp,
Neue Beilie. Band XI.
Heidelberg.
Aluidemische Verlagabnehbandlung von 0. F. Wintor,
^ 18 5 3.
ANNALEN
DER
C H E M I E
UND
PHARMACIE.
Herausgegeben
▼on
Friedrich Wähler^ Justus lAebig
untf 'Hermann Kopp.
Band LXXXVII-
Heidelberg.
Akademische Verlagsbachhandlnng Ton C. F. Winter.
^ 18 5 3.
CbjdBiatr» 5A^?
WD l
Ü8
ilOCHlM.
UiRARY
Inhaltsanzeige des LXXXVIL Bandes.
Erstes Heft.
Seite
BeiMge nur KennmiCi einiger flftchtigeii Baieo ; Ton Dr. A. ▼• P I « nti
mid Dr. Aug. Kekal^ . i
Ucber die ZmammciiieUBng 4ef Ceriu ; Ton Theodor Kjerolf . 12
Ueber Jodbettiiiiiiniiig; voo B. Kerf ting i« Riga 19
Ueber eioe neue Barette; tob Demselben 33
Ueber die kflnttliche Danleliong des Greenockits nnd einige andere
Kadmiani- Verbindungen; von Dr. E. Schfiler 34
Unteraochnngen Aber die waiserfreien organiscbea Staren; von Ob.
Gerhardt 57
Ud»er daf gegenseitige Verhalten der beiden Blntlangensalie nnd
deamtrats nnd der eiaftichen VerbrennaBgaprodacte des Silbers;
Ton Prof. 0. B. Kühn 84
Ueber den Caprylalkohol ; Ton Wladimir Mosehnin ans Moskau 111
Analyse der Asche von Erica camea L. nnd CaUima vtägaru &iKf6.,
sowie der entsprechenden Bodenarten; von C. F. RAthe . • 118
Ueber die Bildung kryslalUsirter Mineralien; vonAng.Drevermann 120
wm/^^xf7
Seite
A^sactioD auf Leacin und Tyrocio; von Reinhold Hoffmann . . 123
^^^^rmuchte IfetiKen; von Dr. W. Gregory 125
O^iratellnog tob FerrocyanwaasentoffsAure 127
S^^l^^idnog des Nickels Tom Kobalt • 128
Zweites Heft
lieber einige Verbindungen des basischen Salpetersäuren Quecksilber-
oxyduls mit salpetersauren Salzen; von G. Städeler . • . 129
lieber die Säuren des Rapsöls; von Demselben 133
Geftfse cur Aufbewahrung der Flufssäure; von Demselben . . 137
lieber den Asphalt aus dem Kanton Neuenburg; von Dr. C. V öl ekel 139
Untersuchungen über die wasserfreien organischen Säuren ; von C h.
Gerhardt (Schlufs) 149
Untersuchung des Orber Badesalzes; von Freiherm v. Bibra . . 179
Ueber einige Bitterstoffe ; von Fr. Rochleder und Dr. R. S c h wa r z 186
Nachschrift zu der Untersuchung Über Aescnlin ; von Fr. Rochleder 200
Ueber den Kaffee als Getränk in chemisch- physiologischer Hinsicht;
von Dr. Julius Lehmann 205
Ueber einen neuen gelben Farbstoff in der Faulbaum «Wurzelrinde;
von Prof. L. A. Buchner 218
Analyse einer Schlacke vom Nickelschmelzen der Dorotheahütte bei
Dillenburg; von V. Winter 221
Analyse des Gehänsedeckels der Heliz pomatia (Weubergsschnecke) ;
von Dr. Wilhelm Wicke 224
Analyse eines Trochusdeckels ; von Demselben - . • 225
Ueber das Vorkommen der Fumarsäure in Corydalis bulbosa ; von
Demselben 225
Ueber das brenzweinsaure Ammoniak und dessen Veränderung beim
Erhitzen; von A. E. Arppe 228
Chemische Notizen; von Demselben 237
Ueber chemische Verwandtschaft ; von H. Debus ...... 238
Seite
Cbemuche Untenochung der HEineralqaeUe su Langenbrücken im
Gro&henogtham Baden; von F. Wandef leben 248
Uel>er die Analyse der »chwer zerlegbaren CyanverbinduDgen ; Ton
Dr. P. Bolley 254
fyrogalloMfinre im Uolzeflsig 256
Drittes Heft.
Zar Tolometriichen Bestimmong der Manganyerbindnngen ; von Gu-
stav Krieger .••• 257
Heber den Kaffee als GetrSnk in cbemisch- physiologischer Hinsicht;
▼on Dr. Julias Lehmann (Schluls) • 275
Zusats zu den üntersnchangen Ober die wasserfreien Säuren; Ton
Ch. Gerhardt und L. Chiozza 290
ünieraucfaungen fiber die Amide ; yonCh. Gerhardt und L. Chiozza 296
lieber das Vorkommen des Aldehyds unter den Producten der De-
stillation des Zockers; you C. Y öl ekel 303
Vther das Verhalten des Kreosots zu Kalk in höherer Temperatur;
Ton Demselben 306
lieber das Wnrmsamendl; Ton Demselben •••..... 312
Kritisches und ThatsSchliches über die Reaction der frischen Milch;
Ton J. Schlofsberger 317
Untersuchung der s. g. Hezenmilch; Ton Demselben . . .'. • 324
lieber die Regeneration der Uippursflure; von Dessaignes. • • 325
Ueber die Zusammensetzung der Quarzporphyre ; von Dr. t. T r i b ol e t
ans Ifeufchatel 327
lieber die Einwirkung des Hagnetismus auf einen gradlinig polari-
airten Lichtstrahl bei dessen Gang durch comprimirtes Glas; you
Prof. Edlund zu Stockholm 338
Ueber Rubian and seine Zersetzungsprodocte ; von E. Schunck • 344
Chemische Notizen; von Dr. A. v. Planta und Dr. Aug. Kekul6 364
lieber die Verbindungen des SchwefelSlhyls und des Schwefelmethyls
mit Chlormetallen; von A. Loir 369
Seite
Ueber die EiDwirknng def Ammottiakf auf amylAiherfchwefebaiirai
Kalk; Ton H. Berthelol 372
Bereitang von reinem Kalibydral 373
PhospborUtan 375
Campber aas Saaeafraadl 376
Reaction auf Anilin ■».... 376
ANNALEN
DER
CHEMIE UND PHAEMACIE.
LXXXVn. Bandes erste« Hefl.
Beiträge zur Kenntnifs einiger flüchtigen Basen;
von Dr. A. «. Planta und Dr. Aug. KekuU.
Seit durch die Untersuchungen von Wurtz und Hof-
mann über die organischen Basen ein neues Licht auf die
Constitution dieser Körper geworfen worden, sind die theo-
retischen Ansichten über diese Körpergruppe aus dem Gebiet
der reinen Hypothesen auf das des Experiments übergeführt
worden. Hof mann hat drei grofse Gruppen flüchtiger Basen
charakterisirt, deren Glieder als Ammoniak betrachtet werden
können, in welchem 1, 2 oder 3 Aeq. H durch Kohlenwasser-
stoffe vertreten sind. In dem Verhalten der Basen zu den
Jodiden und Bromiden der s. g. Alkoholradicale hat er ein
IGttel kennen gelehrt, zu entscheiden, welcher von diesen
drei Gruppen die Base angehört.
Für das Anilin ist auf diesem Wege von Hof mann
selbst bestätigt worden, dafs es eine Amidbase; vom Propyl-
amin, wenigstens von dem aus der Häringslake, hat Henry
Wink! es*) dargethan, dafs es Trimethylamin. Von andern
*) Diese Annalen LXXXIII, 1 17.
Aaaal. d. Chttn. a. PUftrm. LZXXVU. B4. 1. H«ft. 1
2 V. Planta und KekuUi Beiiräge zur Kenntnifs
natürlichen oder durch Destillation erzeugten flüchtigen Basen
ist durch das Experiment noch Nichts erwiesen. Man weifs
nicht, ob das Petinin Anderson*8 wirklich (wie Gerhardt"^}
zuerst angenommen} Butylamin, also identisch mit der von
Wurtz*^} erhaltenen Base; ebensowenig, ob das Coniin, wie
Rudolph Wagner***) meint, Dibutyrylamin.
Wir haben daher drei der am leichtesten zugänglichen
flüchtigen Basen der Einwirkung des Jodäthyls unterworfen,
und theilen im Nachstehenden die bis jetzt gewonnenen
Resultate über das Nicotin mit.
/. Nicotin,
Was zunächst die Formel des Nicotins angeht, so schien
uns dieselbe durch die Analysen von S c hl oe sing ****),
Barralf), Melsensff) und Raewskyfff) hinlänglich
festgestellt. Ob dieselbe nach den Doppelsalzen, namentlich
dem Platinsalz und dem Jodquecksilbersalz Boedeker's ffff ),
als : CioHfN, oder, woHir die Schloesing'schen Sättigungs-
versuche und die BarraTschen Dampfdichtebestimmungen
sprechen, verdoppelt = C30H14N1 anzunehmen, kam vorerst
nicht in Betracht.
Dafs das Nicotin durch Behandlung mit Jodäthyl Aethyl
aufnehmen würde, war durch den anmerkungsweise von
Hof mann*) mitgetheiltcn Versuch und durch die von
*) Dessen : Compt. rend. des trav. chim. 1849, 121.
*^) Diese Annalen LXXXV, 200.
•••) Journ. f. pr. Ch. LI, 238.
••••) Ann. ch. phys. [3] XIX, 230; Pharm. Cenlrbl. 1847, 171.
i) Joarn. f. pr. Ch. XU, 466; Pharm. Centrbl. 1847, 622.
tl-) Diese Annalen XMX, 353.
itf) Ebendaselbst LXX, 232.
f+tf) Ebendaselbst LXXIII, 372.
*) Ebendaselbst LXXIX, 31.
einiger lUichÜgen Baien. 3
Wnrtz*} beobachtete Thatsache, dars das Nicotin mit Cyan-
sänreäther einen Harnsloff bildet, wahrscheinlich gemacht;
obgleich beide die erhaltenen Körper nicht genauer unter-
suchten.
Das zur Untersuchung angewandte Nicotin war von Hm.
Medicinalrath E. Merck in Darmstadt bezogen und vor der
Anwendung auf seine Reinheit geprüft worden.
Einwirkung von Jodathyl auf Nicotin.
Beide Substanzen wirken schon bei gewöhnlicher Tem-
peratur aufeinander ein, die anfangs klare Flüssigkeit trübt
sich und scheidet braune, sich oben ansammelnde Oeltropfen
aus; durch Hitze wird die Einwirkung sehr beschlemfiigt.
Setzt man das Gemenge, in eine Röhre eingeschlossen (da in
einem oflenen Apparat ein HerausscUeudem der zähflüssigen
Masse nicht zu vermeiden ist}, der Temperatur des siedenden
Wassers aus , so ist die Reaction nach längstens einer Stunde
beendet; die Masse erstarrt, theilweise schon im Wasserbad,
vollständig beim Eikalten, zu gelben Erystallen. War Jod-
äthyl im Ueberschufs angewendet worden, so reagirt die Lö--
süng der Krystalle neutral oder sauer; ein Ueberschufs von
Nicotin, der an der alkalischen Reaction und am Geruch zu
erkennen ist, ist zu vermeiden, da das überschüssige Nicotin
des hohen Siedepuncts wegen nicht entfernt werden kann.
Gleichzeitig entsteht stets, und zwar in um so gröfserer Menge,
je langer die Einwirkung gedauert, ein rothgefärbtes jod-
haltiges Zersetzungsproduct , das beim Lösen in Wasser sich
theüweise als harzartiges Pulver zu Boden setzt. Durch Ein-
dampfen oder Verdunsten der wässerigen Lösung wird die
neue Jodverbindung wieder als strahlige Krystallmasse er-
«) lUcM AonaltB LXXX, 349.
1^
4 o. Planta und Kekule^ BeUt*äge «tir Kennfnifs
halten, doch zersetzt sich dabei, namentlich beim Erwärmen,
ein Theil in jene rothe Substanz.
Die erhaltenen Krystalle sind :
AelkybiicoiinJQdid.
Die Krystalle sind an feuchter Luft zerfliefslich ; lösen
sich äufserst leicht in Wasser, wenig in Alkohol und Aether.
Aus heifser alkoholischer Lösung erhält man die Verbindung
beim Erkalten in schönen , zu Warzen gruppirten , farblosen
Säulen; ebenso wenn man Nicotin und Jodäthyl mit Alkohol
verdünnt auf einander einwirken läfst. Durch absoluten
Alkohol können sie von der rothgelben Mutterlauge befreit
und, wiewohl nicht ohne Verlust, rein erhalten werden.
L 1,0670 Grm. über Schwefelsäure getrockneter Substanz
gaben 1,0620 Grm. AgJ.
IL 1,0270 Grm. über Schwefelsäure getrockneter Substanz
gaben 1,0122 Grm. AgJ.
In 100 Theilen :
berechnel gefunden
C.« 84
35,43 —
H„ 12
5,06
N 14
5,90 —
J 127,1
53,61 53,81
237,1
100,00.
Die Verbindung hat daher die Formel
CmH„NJ.
53,28
Aethylnicolinbromd.
Bromäthyl wirkt auf Nicotin eben so energisch ein , wie
Jodäthyl; schon in der Kälte entsteht allmälig eine untere
■
Oelschicht, die beim Erhitzen rasch zunimmt und bei been-
digter Reaction schon im Wasserbad zu gelber Krystallmasse
einiger ftuchHgen Basen. 5
erstarrt. Die Krystalle sind noch zerflierslicher wie das Jodid
und selbst in absolutem Alkohol ziemlich löslich.
Aethyhicoiin,
Durch Kalilauge wird weder aus dem Jodid noch Bromid
die Base abgeschieden; beide Salze können selbst in concen-
üirter wässeriger Lösung mit starker Kalilauge vermischt
werden, ohne dafs sich eine ölartige Base abscheidet oder
merkbare Zersetzung eintritt. Durch frisch gefälltes Silber-
oxyd dagegen werden beide unter Erwärmung und Bildung
von Jod * oder Bromsilber zersetzt. Man erhält so das Aelhyl-
nkotin in wässeriger Lösung. Aus dem reinen Jodid darge-
Stent ist die Lösung, frisch bereitet, farblos; aus dem rohen
Jodid erhält man sie schwach rothgelb «gefärbt. Sie re^agirt
stark alkalisch, wirkt in concentrirtem Zustand auf die Epi-
dermis wie Kalilauge, schmeckt äufserst bitter und besitzt
keinen Geruch. Gegen Salzlösungen verhält sie sich wie
fixe Alkalien; sie treibt das Ammoniak aus seinen Verbin-
dungen aus und fällt die Oxyde der Metalle und alkalischen
Erden.
Die wässerige Lösung der Base färbt sich schon beim
Stehen an der Luft; sie kann weder durch Eindampfen noch
darch Verdunsten (selbst im luftleeren Raum} concentrirt
werden ; sie nimmt dabei eine tief rothbraune Farbe an und
scheidet braune zähe Tropfen aus, die in Wasser nur schwierig
löslich sind und durchdringend nach faulen Fischen riechen.
Salze des AeSiylnicoiine,
Die Salze des Aethylnicotins scheinen sämmtlich in Wasser
sehr löslich zu seyn ; selbst Gerbsäure giebt in der wässerigen
Lösung der Base keinen Niederschlag; nur Pikrinsäure er-
zeugt einen schwefelgelben flockigen Niederschlag.
6 V. Planta und KekuU^ Beitrüge zur Kennltmfe
Das salzsaure Salz wurde durch Verdunsten im luftleeren
Raum als strahlige, dem Jodid und Bromid ähnliche Krystall-
masse erhalten. Die Verbindungen mit Schwefelsäure, Sal-
petersäure und Oxalsäure wurden als zäher Syrup erhalten,
mit einzelnen Krystallparzellen; das essigsaure Salz zeigte
keine Spur von Krystallisation.
Die Lösung der Base zieht aus der Luft mit Begierde
Kohlensäure an.
DappeUalze des Aethylnicotins.
AeÜiylnkotmflaUncMorid. Die satesaure Lösung der Base
giebt mit Platinchlorid einen anfangs flockigen, gelben Nieder-
schlag, der bald orangeroth und krystallinilsch zu Boden fällt.
In heifsem Wasser ist er löslich und scheidet sich daraus
beim Erkalten in rhombischen , meist zugespitzten Säulen von
orangerother Farbe aus. In Alkohol, selbst in siedendem,
ist die Verbindung fast unlöslich, unlöslich in Aether.
Nach den Analysen erscheint das gerillte Salz etwas
unrein , während das aus Wasser umkrystallisirte rein ist.
Analysen des umkrystallirten Salzes :
I. 0,8482 Grm. Substanz, über Schwefelsäure getrocknet,
gaben mit chromsaurem Bleioxyd verbrannt 0,8246
Grm. CO, und 0,3008 Grm. HO.
II. 0,7474 Grm. Substanz, über Schwefelsäure getrocknet,
gaben 0,2336 Grm. Platin.
m. 0,6026 Grm. Substanz, bei 100« getrocknet, gaben
0,1888 Grm. Platin.
Analysen des gerällten Salzes :
rv. 0,5362 Grm. Substanz, bei 100<» getrocknet und mit
chromsaurem Bleioxyd verbrannt, gaben 0,5380 Grm.
COi und 0,1972 Grm. HO.
einiger flücMigen Basen. 7
V. 0,5524 Grm. Substanz, über Schwefelsäure getrocknet,
gaben mit chromsaurem Bleioxyd verbrannt 0,5540
Grm. CO, und 0,2064 Grm. HO.
VI. 0,5584 Grm. bei 100^ getrockneter Substanz gaben
0,1746 Grm. Platin.
VII. 0,3634 Grm. über Schwefelsäure getrockneter Substanz
gaben 0,1146 Grm. Platin.
VIII. 1,0748 Grm. bei lOO« getrockneter Substanz gaben
0,3350 Grm. Platin.
(Die Bestimmungen I bis VII beziehen sich auf das Pro-
dact der Behandlung von Nicotin mit Jodäthyl; Nr. VIII auf
die aus Bromäthyl und Nicotin erzeugte Base.}
Wir stellen die auf 100 berechneten Resultate dieser
Analysen zusammen mit den nach der Formel :
CiAaNQ + PtCl, oder : C|oH, CC4HJ NCl + PlCl,
berechneten Zahlen :
berechnet gefondeii
I. II. III. IV. V. VI. VII. viir.
C». 84 26,65 36,61 - — 27,36 27,35 -^ — -
H„ 12 3,81 3,94 — — 4,08 4,15 — — —
N 14 4,44 -^ - ~ - - - - -
CI, 106,5 33,79 — — — — -. — — —
PI 98,7 31,31 — 31,26 31,33 — - 31,27 31,53 31,17
315,2 100,00.
Aeihylrucotingoldchlarid. Goldchlorid giebt mit der salz-
sauren Lösung der Base einen schwefelgelben Niederschlag,
der aus heifser wässeriger Lösung beim Erkalten in pracht-
YOllen goldgelben Nadeln erhalten wird.
I. 0,4950 Grm. Substanz gaben 0,2172 Grm. Gold.
n. 0,7788 „ „ „ 0,3426 „ ,,
8 r. Planta'und Kekule^ BeUrdge %ur Ketmbnft
Theorie
Cm
84
18,71
H.,
12
2,67
N
14
3,12
CI4
142
31,63
Au
197
43,87
^43,87 43,99
449 100,00.
Äelhfflnicotinpidladiumchloriir: Palladiumchlorür giebt mit
der salzsauren Lösung der Base keinen Niederschlag; beim
Verdampfen erhält man eine braune gummiartige Masse, die
in Alkohol gelöst bei freiwilligem Verdunsten grofse rhom-
bische Tafeln von brauner Farbe hinterläfst.
AethybncoUnquecksüberchlorid. In der salzsauren Lösung
der Base giebt Quecksilberchlorid einen weifsen flockigen
Niederschlag, der bald harzartig zusammenballt und beim Er-
wärmen schmilzt. In siedendem Wasser ist er löslich; bei
längerem Stehen scheiden sich dann schneeweifse, zu Warzen
gruppirte Krystalle aus , die mit kaltem Wasser ausgewaschen
werden können.
I. 0,8862 Grm. Substanz, mit chromsaurem Bleioxyd ver-
brannt, gaben 0,5002 Grm. CO», 0,1799 Grm. HO
und 0,4798 Grm. Quecksilber.
II. 0,2686 Grm. Substanz gaben 0,2792 Grm. AgCl.
Auf 100 berechnet :
Ti
leorie
Venoch
Cu
"i^T"
""l5^
15,39
H.,
12
2,17
2,25
N
14
2,54
—
CU
142
'25,72
25,71
Hg.
300
54,35
54,14
552 100,00.
einiger flächügen Baien. 9
Das Salz hat demnach die Formel :
CuHmNCI + 3 HgCL
Es ist kaum nöthig zu bemerken, dafs die gegebenen
Formeln eben so gut zu der verdoppelten Formel des Nicotins
passen, als zu der einfachen.
Ist Nicotin = CjoH^N, so ist :
Aethylnicolin = CjA.N = C,oHe (C^H.) N
oder vielleicht richtiger = Ci4HisN0.
Ist Nicotin = C30HJ4N1, so ist :
AiBthylnicotin = C^tHt^Nt = C^H,, (C^U^)^ N,
oder : C,oHi, (C4H4), N^O.
Dagegen finden wir in den einfacheren Formeln der
Doppelverbindungen, und namentlich im Jodgehalt des Aethyl-
nicotinjodids , weitere Stützen für die einfachere Formel des
Nicotins.
•
Wenn man das trockene Aethylnicotinjodid in einer Re-
torte rasch erhitzt, so schmilzt es unter geringer Bräunung
und es destillirt eine milchig trübe Flüssigkeit über, die leb-
haft nach Nicotin necht. Beim Schütteln mit einer Säure
verschwindet der Geruch des Nicotins und tritt deutlich der
des Jodäthyls auf. Das Aethylnicotinjodid zerfällt also beim
Erhitzen in Jodäthyl und Nicotin. Gleichzeitig scheint -ein
Theil des Jodids unverändert überzudestilliren ; im Retorten-
hais sammelt sich nämlich eine zähe braune Flüssigkeit, in
der sich gelbe Krystalle bilden, die das unveränderte Jodid
sind. Offenbar wirken die Dämpfe des Jodäthyls und Nico-
tffls auf einander ein' und reproduciren das Jodid.
Dafs aus der Lösung des Jodids und des Bromids durch
Kalilauge die Base nicht abgeschieden wird, ist oben schon
erwähnt worden , und es erscheint diefs als wesentlicher Un-
terschied der neuen Base von dem Nicotin, das, obgleich in
10 e. Planta und Ke kniet Beiträge :wr Kenntnif$
Wasser löslich, doch durch Kalilauge aus seinen Salzen als
Oel abgeschieden wird« Diefs, die eben beschriebene Zer-
setzung des Jodids beim Erhitzen , die Geruchlosigkeit der
Base und die KrystalUsationsfähigkeit ihrer Salze, von denen
das Bromid und Jodid namentlich in deutlichen Krystallen
erhalten wurde, führt zu der Ansicht, dafs das Aethylnicotin
der vierten der Ho f mann 'sehen Reihen angehört, d. h. dafs
es zum Nicotin in ähnlichem Yerhöltnirs steht wie das Teträthyl-
ammonium z. B. zum Triäthylamin. Nochmalige Behandlung
der Base mit Jodäthyl mufste darüber Aufschlufs geben. Fand
nämlich das eben erwähnte Yerhältnirs statt, so konnte, bei
nochmaliger Behandlung mit Jodäthyl, kein weiteres Aequivalent
Aethyl mehr aufgenommen werden, es mufste vielmehr das-
selbe Salz entstehen, wie bei Behandlung des Nicotins selbst
mit Jedäthyl.
Es wurde zu dem Zweck eine möglichst concentrirte Lö-
sung der Base dargestellt und mit Jodäthyl in einer zuge-
schmolzenen Röhre erhitzt. Nach einstündiger Einwirkung
war die alkalische Reaction verschwunden; man schmolz die
Rölu*e wieder zu und liefs sie während mehrerer Tage der
Temperatur des siedenden Wassers ausgesetzt; dessen unge-
achtet war nur das frühere Jodid wieder erzeugt worden, wie
folgende Piatinbestimmung zeigt :
0,4772 Grm. des über Schwefelsäure getrockneten Platin-
Salzes gaben 0,1486 Grm. Platin.
Es entspricht diefs in 100 Theilen : Pt 31,14
Aethylnicotinplatinchlorid verlangt : 31,31.
Es hätte danach erwartet werden dürfen, dafs das
Aethylnicotin beim Erhitzen (ähnlich wie diefs Hof mann bei
seinen Ammoniumbasen beobachtet) zerfallen würde in Nicotin
und dlbildendes Gas, und es wäre diefs keine geringe
Stütze für die einfachere Formel CG,oH,N) des Nicotins
einiger fiUchHgen Biuen. 11
gewesen. Die Zersetzung scheint aber eine andere zu
seyn.
Erhitzt man nämlich eine wässerige Lösung der Base, so
trübt sich die Flüssigkeit und es scheidet sich ein tief roth-
bniiines Oel aus; bei der Destillation erhält man braune Oel-
tropfen und eine wässerige, stark alkalisch reagirende Flüssig-
keit Ton in durchfallendem Licht tiefrother, in auifallendem
grün irisirender Färbung. Beide färben die Haut gelb und
riechen höchst durchdringend nach faulen Fischen. Leider
haben wir bis jetzt weder die so erhaltene Base, noch eins
ihrer Salze in genügender Reinheit erhalten können.
Dieselbe Zersetzung erleiden das Jodid und Bromid beim
Erhitzen mit Kali und, wiewohl langsamer, die Lösung der
Base beim Stehen an der Luft und selbst beim Verdunsten
im luflleeren Raum.
Durch die im Vorstehenden mitgetheilten Thatsachen
halten wir flir erwiesen, dafs die von uns beschriebene Base
das höchste durch Jodäthyl erzeugbare Substitutionsproduct
des Nicotins ist, so dafs also das Nicotin — wenn die ein-
fachere Formel : CjoH^N für dui^selbe angenommen wird —
der dritten der Hof man n'schen Reihen zugehört; dafs es
eine Nitrflbase ist, in welcher der Kohlenstoff und Wasserstoff
(CioHf} die Rolle der drei Aeq. H des Ammoniaks spielt. In
welcher Weise diese C,oHf im Nicotin gruppirt anzunehmen
smd, darüber konnte der eingeschlagene Weg keine Auskunft
geben und enthalten wir uns aller Vermuthungen.
12 Kjerulft itber die Zusammeniet^ung
Ueber die Zusammensetzung des Cerits;
von Theodor Kjendf.
Eine ältere Analyse von Hisinger giebt für die Zu-
sammensetzung des Cerits von Riddarhyttan in Schweden :
Kieselsäure 18
Ceritoxyd *) 68,6
Eisenoxyd 2,0
Kalkerde 1,25
Wasser 9,6
99,45,
Die derselben entspreohende Formel läfst insofern einige
Unsicherheit, als eines Theils der Oxydatiorisgrad des Cer-
oxyds zweifelhaft bleibt, anderer Seits das Yerhältnifs dieses
Oxyds zum Lanthanoxyd damals noch keiner Bestimmung
unterworfen werden konnte. Es schien mir daher nicht über-
flüssig, um die Richtigkeit der bisher angenommenen Formel
aufser Zweifel zu setzen, die Analyse in der Weise zu wie-
derholen, dafs der Sauerstoffgehalt der erwähnten gemengten
Oxyde bei der Ableitung der Formel mit in Rechnung gezogen
werden konnte.
Das zur Analyse benutzte Material war nicht ganz frei
von fremden Einmengungen. Nach vorläufigen Untersuchungen
wurden Molybdän und Wismuth darin gefunden, welche in
Verbindung mit Schwefel auftreten. Der Gehalt an Molybdän-
glanz zeigte sich sogar beträchtlich (bis 3 pC.}, obwohl in
dem zur Analyse angewandten Stück nur einzelne stahlgraue
glänzende Fleckchen zu entdecken waren. Bei der Prüfung
*) Unter dieser Bezeichnang begreife ich das Oxydgemcoge von Cer,
Lanthan und Didym.
dei Cetit9. 13
auf Tttererde nach der bekannten Methode mittelst schwefel-
sauren Kalis zeigte sich eine nur unbedeutende zweifelhafte
Reaction, die nicht als beweisend für die Gegenwart dieser
&de betrachtet werden konnte. Ebenso zeigte eine mit Flufs-
säore aufgeschlossene Quantität keine wägbare Menge von
Alkalien. Durch Salzsäure oder Königswasser läfst sich der
Cerit nicht vollständig zersetzen. Bei dem Aufschliefsen
mit diesen Säuren ergaben sich 32 pC. einer Kieselerde , die
dem äufseren Ansehen nach fast rein zu seyn schien, bei
dem Behandeln mit Flufssäure aber noch fast die Hälfte an
Cer- und Lanthanverbindungen hinterliefs. Durch Aufschliefsen
mit kohlensaurem Natron , dem eine Spur Salpeter zugesetzt
ist, erhält man dagegen die Kieselerde vollkommen rein.
Was den specielleren Gang der Analyse betrifft, so
wurde das Fossil mit kohlensaurem Natron aufgeschlossen,
die Kieselerde wie gewöhnlich bestimmt, Molybdän und Wis-
muth durch wiederholte Behandlung mit Schwefelwasserstoff
abgeschieden, und dann die beiden letzteren durch Digestion
mit Schwefelammonium voh einander getrennt.
Nachdem die von Molybdän und Wismuth befreite Lö-
sung mittelst Chlorwasser oxydirt war, wurden die Ceritoxyde
gemeinschaftlich mit dem Eisenoxyde durch Ammoniak geßillt,
und das Eisen von diesem Niederschlage mittelst Oxalsäure
getrennt. (Diese Methode hatte sich durch vorläufige Unter-
suchungen als leichter und sicherer bewährt, als die Schei-
dung durch kohlensauren Baryt.} Aus den Ceritoxyden wurde
dann noch eine nicht unbeträchtliche Menge (3,222 pG.) von
Kieselerde sammt Spuren von Kalkerde durch nochmaliges
Aufiösen in Schwefelsäure und abermaUges Fällen mit Am-
moniak abgeschieden.
Die Resultate waren :
Angewandtes Mineral 1,9492 Grm.
i4 Kjerulf^ über die 2ki$ammensetsung
Kieselerde
0,3978
20,406 pC.
Ceritoxyde
1,2952
66,447
Eisenoxyd
0,1034
4,773 he
Kalkerde
0,023
1,179
Molybdän
0,0377
3,270 S,Mo
Wismuth
0,006
0,184 S,Bi
Schwefel
(berechnet)
Wasser
jO,026
|0,0012
•
5,293
101,55.
Der bei der Andyse erhaltene Ueberschufs deutet darauf
hin, dafs das im Foss3 als Oxydul enthaltene Ger nach der
Abscheidung zum Theil als Oxyd gewogen wurde, und in
der That zeigte ein Versuch, dafs das Fossil ursprünglich
keine Spur einer höheren Oxydationsstufe des Cers enthielt,
während sich diese in den geglühten Ceritoxyden unzweifel-
haft nachweisen liefs. Diese höhere Oxydationsstufe giebt
nämUch beim Kochen mit Salzsäure Chlor, von dem sich noch
0,0001 Grm. mit völliger Schärfe dadurch nachweisen läfst,
dafs man die mit dem Chlor gemengten salzsauren Dämpfe in
Jodkaliumlösung leitet und das dadurch abgeschied^e Jod auf
die gewöhnliche Art nachweist.
Es kam jetzt nur noch darauf an, das Verhftltmfs der in
den Ceritoxyden enthaltenen Basen festzustellen. Um diefis
beweiicstelligen zu können sind folgende Bestimmungen nöthig :
Erstens die Analyse des reinen Oxalsäuren Geroxyduls, zwei-,
tens die Analyse des Oxalsäuren Ceritoxyduls, drittens die
Analyse des Oxalsäuren Lanthanoxyds.
Um das zu diesen Analysen nöthige Ger- und Lanthansalz
zu erhalten, wurde aus einer gröfs6ren Menge Cerit, nach-
dem alle Verunreinigungen yon Molybdän, Wismuth, Kupfer,
Eisenoxyd und Kalkerde entfernt waren, nach dem von Mo-
Sander angegebenen Verfahren das Ger von dem didym-
haltigen Lanthan geschieden, wobei die Behandlung mit Chlor
des CerUi. 15
6 Mal wiederholt, und das erhaltene Ceroxyduloxyd nach
jeder Behandlung wieder in Salzsänre gelöst und mit Kali
gefönt wurde. Das aufgelöste didymhaltige Lanthan zeigte
sich schon das erste Hai beinahe ganz rein, das heif&l, wieder
mil Kali gefällt und flijr sich mit Chlor behandelt fast voll-
ständig löslich. Der Cemiederschlag wurde zuletzt schön
citrongelb, es liefs sich daraus durch fernere gleiche Behand-
lung kein Lanthan und Didym mehr ausziehen, und das erhal-
tene, sich vollständig wieder auflösende Lanthan gab nach
dem Fällen mit Kali einen ganz weifsen Niederschlag, nicht
aber einen nach einiger Zeit sich l)rämienden, der auf einen
Cei^halt hätte hindeuten können. Beide Präparate wurden
von einer kleinen Menge Kieselerde gereinigt, die in Folge
der wiederholten Behandlung mit Kali darin zurückgehalten
war. Ebenso wurden aus dem Lanthanniederschlage vor
dessen Umwandlung in bxalsaures Salz noch Spuren von
Kaikerde entfernt.
Man hat bisher angenommen, dafs der durch wieder-
holte Einwirkung von unterchlorigsaurem Kali auf Ceroxydnl
gebildete gelbe Niederschlag Ceroxydbydrat sei. Bei der
Aehnlichkeit, wdche das Ceroxyd mit dem Manganoxyd dar-
bietet, ist es indessen sehr wahrscheinlich, dafs jene hydra-
tische Oxydationsstufe ein Oxyduloxyd ist. Um diese Frage
zu entscheiden habe ich mich einer Methode bedient, w^elche
Professor Bunse n*) ausführlich beschrieben hat. Von dem zum
7. Male mit Chlor behandelten, völlig ausgewaschenen reinen
bydralischen Cemiederschlage wurde eine unbestimmte Menge
in einem Kölbchen mit Salzsäure Übergossen, und die erhal-
tene braune Flüssigkeit so lange in eine Jodkaliumlösung
destillirt, bis die braune Farbe im Kölbchen verschwunden
^ Diese Annalen LXXXVI, 265, nameDtlich S. 285 ff.
16 Kjerulfi über die 2ksammen$etzung
war. Die Menge des ans dem Jodkaliam frei gewordenen Jods
betrug, nach der erwähnten Methode bestimmt, 0,49175 Gnn.
Da nun 1 Atom Ceroxyd bei der Behandlung mit Salzsäure
i Atom Chlor, und dieses wieder 1 Atom Jod frei macht,
so verhält sich i Atom Jod zu 1 Atom Sauerstoff wie die
gefundene Jodmenge zu derjenigen Sauerstoffmenge im unter-
suchten Oxydhydrat, welche mit 2 Atom Ceroxydul zu 1 Atom
Ceroxyd verbunden war. Führt man die Rechnung aus, so
findet man für diese Sauerstoffmenge 0,0310 Grm. Wird nun
noch die Menge Ceroxydul bestimmt, welche dem angewand-
ten Niederschlage entspricht, so ist die Zusammensetzung des
letzteren vollkommen festgestellt. Zu diesem Zwecke wurde
der Inhalt des Kölbchens mit Ammoniak geföUt, und der
Niederschlag in neutrales oxalsaures Ceroxydul verwandelt,
* welches 1,2127 Grm. wog. In diesen 1,2127 waren der
unten angeführten, damit angestellten Verbrennungsanalyse
zufolge 0,7170 Ceroxydul enthalten, dessen aus der Sätti-
gungscapacität der Oxalsäure berechneter Sauerstoffgehalt
0,08664 beträgt. Der Sauerstoff des ganz aus Oxydul beste-
henden Niederschlags verhält sich daher zum Sauerstoff des
theüweise in Oxyd verwandelten wie 8,664 zu 11,764, was
dem einfachen Verhältnifs von 3 zu 4 am nächsten kommt,
nämlich :
gefanden berechnet
Sauerstoff im Oxydul 8,75 8,66
Sauerstoff nach der Oxydation des Oxyduls 11,67 11,76
Diefs Verhältnifs aber entspricht genau der Formel
CeO + Ce^Os + Aq.
Nach diesen Erörterungen wende ich mich zu den Ele*
menten, welche zur Bestimmung der einzelnen Ceritoxyde
erforderlich sind.
Es wurden zunächst von dem reinen Oxalsäuren Cer-
oxydul 0,5275 Grm. durch Veri)rennung mit Kupferoxyd ana-
des Cerits. 17
lysirt , wobei 0,2073 Kohlensäure und 0,046 Wasser erhalten
wwden; also 32,15 pC. Oxalsäure, 8,72 Wasser, 59,13
Oxydol. Und die Formel des Salzes = €0, CeO + HO.
Ebenso gab 0,2603 reines oxalsaures Lanthanoxyd, welches
noch eine Spur von Didymoxyd enthielt, 0,1225 Kohlensäure
und 0,0414 Wasser; also 38,49 pC. Oxalsäqre, 15,90 Wasser,
45,61 Lanthanoxyd. Daraus die Formel : 2(;€08La03+3I10.
Endlich wurde auch ans den bei der Analyse erhaltenen
Ceritoxyden ein neutrales oxalsaures Salz dargestellt, von
welchem 0,3249 6nn. bei der Verbrennung mit Kupferoxyd
0,1258 Kohlensäure und 0,0465 Wasser gaben; also 31,67 pC.
Oxalsäure, 14,31 Wasser, 54,02 Oxydul. Daraus die Formel
€Q|RO + 2ao.
Aus diesen 3 Analysen ergiebt sich :
das Atomgewicht des Cers zu 727,33
das des didymhaltigen Lanthans zu 432,29
das der in dem Fossile enthaltenen Ceritoxyde zu 673,12
Nennt man A das Atomgewicht des Cers und B das des
didymhaltigen Lanthans , so bietet sich die einfache Bedin-
gnngsgleichung dA :
A — xA + xB = C,
worin C die eben bestimmte Menge des didymhaltigen Lan-
thans und Cers bedeutet , welche mit 100 Sauerstoff zusam-
mentritt, X aber den Bruchtheil vom Ceratom ausdrückt,
welcher durch einen gleichen Bruchtheil des Lanthanatoms
im gemengten Atom beider ersetzt ist. Berechnet man aus
x= ^ = 0,1837
das Verhältnirs von Cer und Lanthan im Ceritatom, so ergiebt
sich , dafs auf 593,71 des ersteren 79,41 des letzteren darin
vorhanden sind, was dem Verhältnirs von 9 zu 2 ziemlich
nahe kommt.
▲muU. d. Ch«m. d. P]i«nn. LXXXVll. Bd. 1. Heft. 2
} iO,23 2
18 Kjerutf, über tite Zuaammmtehang de» Cerü$.
Ein gleiches VerbSitnirs mUssen die Bestandthefle des in
der Analyse zu 66,447 gefundenen Ceritoxyds behaupten.
Nimmt man, auf die oben gefundene Zusammensetzung des Cer-
oxyduloxydhydrats gestutzt, an, dafs der zu 66,447 bestimmte
Niederschlag das Cer ebenfalls als Oxyduloxyd enthielt, so
müssen jene 66,44 pC. 56,073 Ceroxydul und 8,120 Lanthan-
Oxyd entsprechen.
Für die Zusammensetzung des Cerits ergiebt sich daher
Santntoft
Kieselsaure 20,406 l^SOO"
Ceroxydul 56,075 6,779 i
Didymhalliges Lanihanoxyd 8,120 1,524 /
liisf!i().\y,lul 4,773 1,591 j
KHlkcrtlu 1,179 0,336 )
Wasser 5,293 4,704*) ' 1
Sclnvi-fdmolybdan . . . 3,270
Scbwefelwismutb . . . 0,184
99,302
Diefs entspricht der Formel :
2(§ift,) + 3Aq.
Heidelberg, den 26. März 1853.
*} Die SinontoiTmeage dei Wumm fllli eiwu iii gering not, weil
der Waasergehalt lo* dem GlühTerlujIe beitimmt itL Durch dai
Glühea de« Ceritt oiydiren lich Cerotydul und EiicDOiydul unter
VerloderuDg der Farbe Iheilweise in Oiydnloiyd und Oxyd, der
Gl&hreriuit wird hierdurch verringert
Ueber Jodbestimmung ;
TOD R. Kersting zu Riga. ~
I. Jodbestimmung bei Gegenwart von Urin.
Der nächste Zweck meiner Versuche war, dem hiesigen
Aizte G. Girgensohn eine sichere und einfache Methode
znr Jodbestimmung Tür obigen Fall an die Hand zu geben.
Girgensohn hatte sich die Aufgabe gestellt, zu untersuchen,
wie vollständig und wie schnell das in den Magen gebrachte
Jod durch Urin wieder ans dem Körper geführt wird. Nach
der gewdhnlichen Bestimmnngsweise waren seine Resultate,
trotz der grofsten Sorgfalt, immer zu hoch oder zu gering
aosgefallen, weil, wie sich nachher ergab, die Bt'>;lanililieile
des Urins einerseits unwillkommene Ldsung vcm Nieder-
schlägen, andererseits wieder selbst NiederschlBgL> mit ßea-
genlien bewirkt halten.
Bei dem grofsen Interesse, das die Hedicin gegenwärtig
dem Jod schenkt, durfte die nachstehende Mitlheilung meiner
Resultate TJelleicht auch zu anderen analytischen Arbeiten
über Jod willkommen sein.
Die Bestimmung des Jodgehaltes in organischen Körpern
labt sich zwar in einzelnen Fällen direct ausführen, .z. B.
in Znckerlösung (siehe die Abschnitte IL und III.^. Meist aber
zerfällt sie in zwei getrennte Arbeiten, nämlich in eine vor-
blufige Abscheidung von den störenden Bestandtheilen , und
in die Darstellung einer einfachen Jodverbindung, welche
entweder gewogen, oder durch Messung des verbrauchten
Reagens der Menge nach bestimmt wird. UnerläfsUch zeigt
sich naöh Obigem eine vorläufige Abscheidung des Jods bei
Gegenwart von Urin.
Ich versuchte zuerst den gebräuchlichen Weg, indem ich
Urin von bekanntem ^odgehalt mit Ueberschufs vor Kali ein-
20 Kenting, über Jodbettimmung,
trocknete, durch halbstündiges Glühen an der Lufl verbrannte,
die kohlige Salzmasse mit Wasser ausz<^, und im Filtrat das
Jod als PaUadiumverbindung dem Gewicht nach bestimmte.
(Nach Fresenius quant. Analyse $. 1090
Das Gewicht des Jodpalladium stimmte mit dem zag&-
setzten Jod (0,050 Grm.} bis auf weniger als Vi Milligramme
überein. Bei einem zweiten Verbrennungsversuche hatte sich
jedoch Cyankalium gebildet, welches sich in der wässerigen
Lösung nach dem Ansäuren so wohl durch Blausäuregertich,
als auch durch einen blauen Niederschlag mit Eisenoxydul-
salz verrielh. Aus anderweiten Versuchen hatte sich ergeben,
dars Cyanmelalle oder auch freie Blausäure das Jodpalladitun
suHusen. Daher ward diese Analyse als unzuverlässig ver-
worffii.
Die Übelriechende and zeitraubende Arbeit des Ein-
duiDplens und Verbrennens, so wie die Cyanbildung forder-
ten zur Aufsuchung eines anderen Weges auf. Dieser fand
sich in der Destillation mit Schwefelsfiure.
Ich will zuerst zwei der entscheidenden Vorversuche
anHihren, um die Brauchbarkeit der folgenden Vorschrift zu
begründen. (Versuch Nr. 30 c.) in eine glSseme Betörte
wurden 20"' englische Schwefelsäure, 20°" Wasser and
20 Milligramme Jod als Jodnatrium gebracht. Es schied
sich schon beim Mischen in der Retorte ein Theil Jod aus
uhd färbte die Flüssigkeit röthlicb. Nun wurden mit der
Spiritusflamme 23*« PIfissigkeil abdestOlirl. Das Destillat war
gelbbraun von Jod. Nach der Mafsmethode (III} enthielt es
genau 20 Milligr. Jod. Der Rest in der Retorte verhielt sich wie
Goncentrirte Schwefelsäure imd zeigte keine Reaction auf Jod.
(Versuch Nr. 30 b.) Aus einem Gemisch von 20""
englischer Schwefelsäure und 40~ Urin vnirden 45*° abde-
slillirt. Die ersten 20" des Destillates waren gelblich gefärbt,
Kersling^ über JodbesUmmung, 21
gaben mit Palladiumchlorür zwar eine schwache Bräunung,
aber selbst nach 8 Tagen keine Fällung. Die letzten 2b''^
des Destillats waren farblos, rochen stark nach schwefliger
Saure, gaben mit Palladiumchlorür ebenfalls keinen Nieder-
schlag. In der Retorte blieb ein brauner syrupdicker Rest
von 15^^. Derselbe enthielt viel schweflige Säure und setzte
nach Verdünnung mit Wasser kehligen Schlamm ab.
Diese zwei Versuche lehren : 1} Wenn man Jodlösung
mit Schwefelsäure destillirt, bis zur Concentration der letz-
teren, so wird das Jod, theils frei, theils als Jodwasserstoff*,
vollständig übergetrieben und kann im Destillat quantitativ
bestimmt werden. 2} Bei gleicher Behandlung von Urin
erhält man ein Destillat, dessen Bestandtheile die quantitative
Jodbestimmung nicht durch Fällung von Falladiumverbindung
stören.
Es wurden nun viele Destillationen mit Urin von bekann-
tem Jodgehalt vorgenommen , und im Destillat das Jod be-
stimmt, sowohl nach der Maafsmethode (11.), als durch Wä-
gung des Jodpalladiums nach Fresenius quant Analyse
$. 119. Als Resultat ergab sich, dafs man bei Anwendung
der nun zu beschreibenden Mafsregeln in weniger als zwei
Stunden eine genaue Jodbestimmung im Urin fertig machen
kann.
Vorschrift ^itir Jodbestimmung in Urin,
DestüUaion. Als Apparat dient eine gläserne Retorte, deren
Bauch gegen 300^® Inhalt hat. Auf ihren Hals wird eine Glasröhre
von V« Zoll Weite und 2 bis 3 Fufs Länge als Kühlrohr gescho-
ben. Hals und Rohr müssen einen stumpfen Winkel mit abwärts
geneigten Schenkeln bilden, so dafs alles Flüssige im Halse
nach der Retorte zurückfliefst. Das Kühlrohr wird am Re-
tortenhalse mit Schweinsblase dicht umklebt und in seiner
ganzen Länge mit Musselin umwickelt, welcher Behufs
der Kühlung mit einem Pinsel feucht erhalten wird. C^in
22 Kersiingy über Jodbesfimmung,
Liebig'sches Kühlrohr thut natürlich dieselben Dienste; ich
zog hier das einfache Glasrohr der Durchsichtigkeit wegen
vor, welche genaue Beobachtung des Ganges der Destillation
möglich macht.} Ein Opodeldocglas dient als Vorlage.
Als wesentliches Material bedarf man jodfreie englische
Schwefelsäure. Man überzeugt sich von der ausreichenden
Reinheit des käuflichen Productes am besten dadurch, dafis
man 40**" desselben mit 10*** Wasser mischt, lO«® abdestillirt
und versucht, ob das Destillat mit Palladiumchlorür einen
Niederschlag hervorbringt.
Hat man Urin mit sehr geringem Jodgehalt, so übersät-
tigt man ihn mit Kali und destillirt 200 bis 25»'<* bis auf
einen Rest von 20 bis 40*** ab; das Destillat enthält kein Jod.
Zu dem abgekühlten Rest giefst man ohne Schütteln 20**^
englische Schwefelsäure in die Retorte, fafst sie am Halse,
taucht ihren Bauch unter kaltes Wasser und schwenkt ruhig
hin und her, bis die beiden Schichten ohne starke Erhitzung
gemischt sind. Bei stärkerem Jodgehalt mischt man direct
50 bis 100*« Urin . mit 20** Schwefelsäure. Die Destillation
geht bei angemessener Spiritusflamme sehr leicht von Statten.
Wegen der Entwicklung von schwefliger Säure und Kohlen-
säure erfolgt sie ohne alles Aufstofsen. Man destillirt, bis
sich im Kühlrohr weifse Dämpfe von Schwefelsäurehydral
zeigen. Das Destillat enthält Jodwasserstofi", alle flüchtigen
Säuren des Urins, Kohlensäure, schweflige Säure und Schwe-
felsäure.
Emrichhmg des Deiiillais 9ur quaniUaiü>en Bestimmung.
Die schweflige Säure mufs genau zu Schwefelsäure oxy-
dirt werden. Dazu hat man sich drei Flüssigkeiten zu berei-
ten. 1) Gesättigte Chlorkalklösung. 2) Wässerige Lösung
von schwefliger Säure oder saurem schwefligsaurem Natron.
Man verdünnt einen Theil der concenirirten Lösung mit
100 Wasser.
Keniing^ über JodbesHnmung. 23
3} Stilriiekleister. Er wird durch Aufkochen von 1 Theil
Stärke , i'o englischer Schwefelsäure und 24 Wasser darge-
slellt.
Man setzt dem Destillat 1 bis 2 Tropfen Stärkekleister
zu, tröpfelt darauf so lange ChlorkalUösung hinein, bis die
Flüssigkeit eben blau erscheint, und vertreibt die blaue FMr-
buog wieder durch 1 oder 2 Tropfen schwaches schweflig-
saures Wasser. Die Flüssigkeit ist nun fertig zu der Hafs-
und Gewichtsbestimmung mit Chiorpalladium , weiche in dem
Abschnitt 11 genauer beschrieben ist.
Es darf hier nicht verschwiegen werden, dafs ich einmal
im Retortenrückstande noch eine Spur Jod auf folgende
Weise nachwies : Die dicke braune Flüssigkeit wurde mit
Ibnf Theilen Wasser verdünnt. Es setzte sich ein schwarzer
Bodensatz ab, dieser wurde ausgewaschen, mit Kalihydrat
geglüht, das Salz mit Wasser gelöst und mit Stärke und
Bromwasser vorsichtig versetzt. Es zeigte sich schwach
violette Färbung. Dieser Rückhalt war jedoch so klein , dafs
die Jodbestimmung im Destillat keinen Verlust anzeigte.
Zum Schlufs dürfte es noch von Nutzen sein, auch andere
Versuche anzuftthr^n, welche zur Abscheidung des Jods ge-
macht wurden und welche sich als unbrauchbar erwiesen.
Falsche Wege zur Jodbesiimmung.
In den Annalen der Chemie und Pharmacie, Band XXII,
« Seite 166, sagt Osann : ^Die Flüssigkeit, welche Chlor,
Brom und Jod enthält, wird mit verdünnter Schwefelsäure
destOlirt und das Jod im Destillat bestimmt.^ Kurz vorher
sagte er aufserdem : „Um zu vermeiden, dafs sich Hydro-
bromsäure und Schwefelsäure in Brom und schweflige Säure
zersetzen, welches nur dann statt findet, wenn die Flüssig-
keit concentrirt ist, wird diese verdünnt, wo sich die Hydro-
bromsäure eben so wie die Hydrochlorsäure abscheidet.^
24 Keniing^ über Jodbestimmung.
Da Osann die Säuren aus verdiuinlen Flüssigkeitea ab-
destillirt, und sogar die Concentration geflissentlich vermeidel,
so kann er unmöglich alles Jod überdestillirt haben.
Ich mischte zur Entscheidung dieser Frage 50<^^ wässerige
Jodnatriumlösung Civiv« Jfodgehalt, also 5 Milligramme Jod}
mit 1^® englischer Schwefelsäure und destillirte langsam ab.
Mit den ersten lO^^' ging violetter Joddampf über und das
Destillat war braun von Jod. Die Maafsmethode (IIQ mit
Quecksilberchlorid zeigte darin 1 Hilligrm. Jod an. Im Re-
tortenrest hingegen wies die Quecksilberlösung 4 Milligrm.
Jod nach. Es war also mit V« der Flüssigkeit nur Vs des
ganzen Jodgehaltes überdestillirt, der gröfste Theil als Jod-
wasserstoff zurück geblieben.
Bei dieser geringen Flüchtigkeit des Jodwasserstoffes
lag es nahe, die Destillation von freiem Jod zu versuchen.
Ich destillirte von 20^^ gesättigtem Jodwasser die Hälfte ab,
in der That zeigte der Retortenrest keine Spur Jod. Nun
stellte ich eine Reihe von Versuchen an, um den Jodwasser-
Stoff durch Destillation bei Gegenwart von oxydirenden Kör-
pern zu zersetzen und das freie Jod Ibicht und vollständig
überzutreiben. Dazu wurden nacheinander angewendet : Sal-
petersäure mit Schwefelsäure; chlorsaures Kali mit Salzsäure;
unterchlorigsaurer Kalk mit Salzsäure; Chlorwasser und end-
lich Bromwasser. Alle diese Versuche erwiesen sich unbrauch-
bar. Wenn das Destillat % bis Vs der ganzen Flüssigkeit
betrug, so enthielt es nur den einen Theil des Jods, der
andere Theil hingegen fand sich , oxydirt zu Jodsäure , im
Retortenrest. Jodsäure wurde dadurch nachgewiesen, dafs
Stärkekleister, der für sich und mit Bromwasser keine Ver-
änderung zeigte, durch vorsichtigen Zusatz von schwefliger
Säure sich blau färbte.
Aufser der Destillation wurde auch der Yfeg der direc-
ten Fällung versucht.
Kerstingy vber JodbeiÜnummg. 25
Jodhaltiger Urin giebt mit Palladiumchlorür einen Nieder*
schlag, welcher Palladiumjodür, ein organisches Palladiunisalz,
und redttcirtes Palladiummetall enthält. Abgesehen von der
Schwierigkeit, das Jod aus diesem Gemenge genau abzuschei->
den, ist diese Methode ganz unbrauchbar, weil immer ein
Theil Palladiumjodür im Urin gelöst bleibt. Mit Palladium-
chlorür im Ueberschuls versetzt, giebt das Filtrat mit Stärke
and Brom- oder Chlorwasser keine JodreacUon. Dampft man
es jedoch mit Kali ein, glüht und prüft die wässerige Salz-
lösung, so zeigt sich immer Jod, welches durch Palladium
nicht gefallt war.
Ebenso wie das Palladiumjodür, zeigte sich auch das
Kupferjodür in Urin löslich, kann also nicht zur Ausscheidung
dienen.
EindUch schien die Ausziehung des Jods mit Chloroform
einigen Yortheil zu bieten. Rabourdin schlägt vor : 50^®
jodhaltigen Leberthran mit einigen Tropfen Salpetersäure
und Schwefelsäure nebst 1^® Chloroform zu schütteln. Das
Chloroform nimmt freies Jod auf, färbt sich violett und setzt
sich klar zu Boden. Dieser Versuch bestätigte sich zwar
auch bei directer Behandlung von jodhaltigem Urin, mehrere
Proben fielen aber bei gleichem Jodgehalt so verschieden
aus, dafs es zwecklos erschien, die Prüfung nach der quanti-
tativen Seite hin fortzusetzen.
II. Mafsbestimmung des Jod durch Palladiumchlorür.
YorausseUungen. Wenn eine Jodmetalllösung mit Ueber-
schufs von PaUadiumchlorür und etwas Salzsäure bei 60 bis
100^ C. geschüttelt wird, so scheidet sich in wenigen Secun-
den das Jodpalladium als schwarze käsige Flocken ab. Die
überstehende Flüssigkeit erscheint völlig klar und farblos,
gerade wie bei der Silberbestimmung mit Cblornatrium. Ist
hingegen Jod im Ueberschufs, so erfolgt die Abscheidung
26 Kersiingy über JodbeiHmtmmg.
viel langsamer und setzt sich zum Theil als schwarzer lieber-
zug fest an die Geßirswandung.
Wenn man 3^ einer Jodkaliumldsung, die jw^«« Jod
enthält, mit zwei Tropfen Palladiumchlorürlösung von jj^^
Palladiumgehalt mischt, so erfolgt starke Bräonung und durch
Schütteln in der Wärme ein schwarzer Niederschlag. Es
wurde hiernach ^ Milligrm. Jod noch deutlich angezeigt.
Bei einem Gehalt von looiovv Jod zeigt sich unter gleichen
Verhältnissen noch eine schwache Bräunung, wenn man von
Oben in das Reagensglas sieht. Das ist die Wirkung von
9^0 Milligrm. Jod.
Umgekehrt : Drei Cubikcentimeter Palladiumchlorürlösung,
die Tvir^dv« Palladium enthält, wurden von 2 Tropfen Jodkali-
lösung CiiAfu Jo<1} s^^^ braun gefärbt. Bei lodi««« Palla-
dium bringen 2 Tropfen Jodlösung auch noch Bräunung
hervor, welche in einer Flüssigkeitsschicht von 2 bis 3 Zoll
Dicke gesehen werden kann.
Diese Schärfe der Reaction, und die leichte, schnelle
Abscheidong des Jodpalladiums bei richtiger Behandlung
macht eine Mafsbestimmung sowohl des Jods, als auch des
Palladiums möglich , welche an Genauigkeit und Bequemlich-
keit mit der des Silbers und Chlors wetteifert.
Maierial. Zur Ausführung der Arbeit hat man drei Flüs-
sigkeiten nöthig :
1} Reine JodkaUumlösung von genau ,^9 Jodgehalt.
Sie wird durch directe Wägung und Lösung in Wasser be-
reitet.
23 Saure PattadiumchlarUrlösung von ^^9 Palladiumge-
halt. Man bereitet sie aus dem Metall, indem man einen
Theil desselben in Königswasser heifs löst, das Salz bei
100<^ C. zur Trockne eindampft, dazu 50 Theile concentrirte
Salzsäure und 2000 Theile Wasser setzt, und die Lösung
klar abstehen läfst. Die genauere Bestimmung geschieht mit
Kersting^ %Aer JodbesUmmung. 27
der ersten Jodkaliamlösung aaf die unten zu beschreibende
Weise.
33 Die tu prüfende Jodlösung. Hat man die Jodverbin-
dung trodien in passender Form, so löst man sie in wenig
Wasser, bestimmt auf die sogleich zu schildernde Weise den
Jodgehall annähernd, yerdUnnt danach die Übrige Lösung zu
ungefähr j^^ Jodgehalt und bestimmt nun noch einmal
genau. War jodhaltiger Urin zu analysiren, so verwendet man
das saure Destillat direct , welches nach I. erhalten wurde.
Arbeü. Die Fällung des Jodpalladiums, und somit die
Bestimmung des Jodgehaltes, gelingt auf folgende Weise am
besten : In ein weifses Medicinglas, das 100 bis 200^^ Inhalt
hat, giefst man 10^ der Palladiamlösung, verkorkt leicht und
stellt das Glas in einen Topf mit heifsem Wasser (60 bis
100* C.} Nun giefst man aus der Bürette Jodlösung zu,
schüttelt und erwärmt einige Sekunden. Von der bald klar
abgestandenen Flüssigkeit giefst man etwas in zwei farblose
Reagensgläser ab, so dafs beide etwa zwei Zoll hoch gefüllt
sind. Wenn man nun dem einen Glas noch einige Tropfen
Jedlosung zusetzt, so kann man durch Vergleichung mit dem
andern gut sehen, ob sie noch Bräunung hervorbringt
Man fügt nach Gutdünken die nöthige Menge Jod hinzu,
schüttet die Proben wieder in das erste Gefäfs zurück,
erwärmt, schüttelt, läfst abstehen^ prüft wieder im Beagens-
glas und filhrt so fort, bis eine neue Menge Jod keine Fär-
bung mehr erzeugt. Zuletzt prüft man eine filtrirte Probe,
und wenn diese weder von Palladium noch von Jodlösung
merklich gebräunt wird, so kann sie kaum 1 09^9 99 Ueber-
schufs an Einem dieser Stoffe enthalten. Bei Prüfung von
Urindestillat ergab sich kein merklicher Fehler, trotz dem,
dafs diese Flüssigkeit für sich die Palladiumlösung schwach
ßrbt. Eine solche Mafsbestimmung in der zurecht gemachten
Jodidsung konnte in 10 bis 15 Minuten ausgeführt werden.
28 Keniingj über JodbesÜmmung.
Aufserdem hielt ich ein ausgewaschenes und gewogenes
Filter bereit, in welchem ich das Jodpalladium sammelte und
zur Vergleichung dem Gewichte nach bestimmte.
Gilt es, eine Palladiumbeslimmung zu machen, etwa die
zur genaueren Verdünnung der rohen Lösung Nr. 2, so fcillt
man 10^^ davon mit der Jodlösung Nr. 1. Jeder Cubikcen-
timeter der letzteren entspricht 0,42 Hilligrm. Palladium.
Gilt es, den Jodgehalt der Lösung Nr. 3 zu bestimmen,
so mufs genau titrirte Palladiumlösung Nr. 2, zu deren Voll-
endung so eben das Nöthige gesagt wurde , angewendet
werden. Jeder Cubikcentimeter derselben entspricht 1 Milligrm.
Jod. Aus der Menge der verbrauchten Jodlösung berechnet
man den Jodgehalt der ganzen untersuchten Flüssigkeit.
Beimengungen^ welche nicht stören.
Um diese zu ermitteln, wurde eine Reihe von Versuchen
auf folgende Weise angestellt : 5^*^ Palladiumlösung (Nr. 23
wurden erwärmt und mit 5°® Jodlösung (Nr. 1} gemischt.
Ohne fremden Zusatz schieden sich diese Mengen rein ab.
Die Lösung reagirte weder auf Palladium, noch auf Jod.
Wurden nun der Jodlösung andere Körper zugemischt, so
zeigten sich einige nichi störend. Nämlich : Verdünnte Salz-
w
säure, Schwefelsäure, Phosphorsäure, Salpetersäure, Essig-
säure. Femer die neutralen Kali-, Natron-, Anunoniaksälze
dieser Säuren , ebenso Chlorcalcium , Chlorzink , Bleizucker.
Endlich folgende organische Stoffe : Zucker, Harnsäure, das
Destillat von Urin mit Schwefelsäure, Alkohol, Aether, Citro-
nenöl, Stärkekleister. Bromnatrium wirkte bei Gegenwart von
Essigsäure in gewöhnlicher Temperatur ebenfalls nicht störend.
Bei Gegenwart von freien Mineralsäuren und beim Erhitzen
hingegen wurde Jodpalladium gelöst. Wenn daher Brom-
metall zugegen ist, so mufs man die Palladiumlösung nach dem
Abmessen mit Kali neutralisiren, mit Essigsäure schwach sauer
machen und die Fällung in gewöhnlicher Temperatur vornehmen.
Keniing^ über JodbnHmminig. 29
Siortnde Beimengungen. Als solche zeigten sich : Freie
Alkalien, welche Palladiornoxydul Fällen , freies Chlor, Brom
und Jod, Cyan, viel Salpetersäure in der Hitze, schweflige
Saure. Diese Substanzen lösen Jodpalladium auf, verhindern
also die Fällung.
Fast alle diese Störungen lassen sich indessen beseitigen.
Die Alkalien sättigt man mit Schwefelsäure. Das freie Chlor,
Brom und Jod wandelt man durch vorsichtigen Zusatz von
wasseriger schwefliger Säure bei Gegenwart von 1 bis 2
Tropfen Stärkekleister (yaie in I beschrieben wurde} in Was-
serstoflsanren um, und sättigt diese bei gar zu grofsem Ceber-
schufs mit Kali. Schweflige Säure wird wiederum durch
Chlorkalkiösung und Salzsäure vorsichtig zu Schwefelsäure
oxydirt.
In den beiden letzten Fällen giebt Slärkekleister den
Sättigungspunkt genau an. Beginn der Blaufärbung ist Chlor-
Uberschufs, Verschwinden derselben bei Zusatz von schwefliger
Säore ist Chlorsättigung.
m. Hafsbestimmung des Jods durch Quecksilber-
chlorid.
Diese Methode ist eben so scharf und zugleich bequemer
auszufuhren, als die vorher beschriebene. Leider kann sie
jedoch in Gemengen nur eine seltene Anwendung finden,
wie sich aus der Aufzählung der störenden Substanzen er-
geben wird.
Voraussetzungen.
1) Onecksilberchlorid entfärbt blaue Jodstärke durch Bil-
dung von Quecksilberjodid imd Chlor.
2) Wenn Jodwasserstofisalze und Jodstärke gemischt
sind , so zersetzt die Quecksilberchloridlösung zuerst die Salze,
und die Entfärbung der Jodstärke erfolgt zuletzt.
30 K^ntingf über Jodbetümmmg.
3) Wenn die Lösung so verdünnt ist, dafs sie nur Tvi^n
Jod enthält , so bleibt das gebildete Quecksüberjodid gelöst,
und die Entfärbung der Jodstärke erfolgt in klarer Flüssig-
keit mit sehr scharfer Grenze.
Aus diesen Erscheinungen geht hervor, dafs die Menge
der zur Entbläuung gebrauchten Quecksilberlösung das genaue
Mafs für den Jodgehalt der Flüssigkeit abgiebt.
Maierial. Zur Ausführung der Arbeit hat man sich
fünf Flüssigkeiten zu verschaffen :
1} Reine Jodkaliumlösung von mio« Jodgehalt Man löst
1,306 Grm. geglühtes Jodkalium in Wasser zu lOO*"«" Flüssig-
keit. Diese Lösung enthält y), Jod. Hiervon 10^® mit Wasser
gemischt zu 1000^<^ giebt eine Lösung von 19(99 Jodgehalt.
2} Bromwasser (mit 19^9 Br). Das mit Bromüberschufs
geschüttelte Wasser enthält ungefähr ^ Brom, dieses mit
Wasser zu 50 Mafsen verdünnt giebt Lösung von j^^ Brom.
Der Bromgehalt braucht keineswegs genau zu seyn.
3) Stärkekleister (mit ^ Stärke). Er wird, wie schon in
L angegeben wurde, durch Aufkochen von 1 Theil Stärke
mit ^ Schwefelsäure und 24 Wasser bereitet. Die schleimige
Flüssigkeit in verkorkter Flasche am kühlen Ort aufbewahrt
hält sich Monate lang. Nur mufs man nach längerer Auf-
bewahrung kurz vor dem Gebrauch einen Theil aufkochen.
43 Quecksilberchloridlösung mit j,^9 HgCl. Man löst
1 Grm. des Salzes in 1000 Grm. Wasser warm auf. Die
genaue Bestimmung geschieht mittelst der Jodkaliumlösung
Nr. 1.
5) Die zu prüfende Jodlösung. Hat man das Jod in pas-
sender Verbindung, so löst man diese in wenig Wasser, be-
stimmt auf die anzugebende Weise den Jodgehalt annähernd,
verdünnt darauf die Lösung zu ungefähr Tuivo Jodgehalt,
und wiederholt nun die Bestimmung mit genauer Grenze.
Kersiing, über JodbeMttmmumg. 31
Die Arbeä beginnt mit ErmiUelung der Menge Sublimat-
lösimg, welche 1 Gewichtstheil Jod sättigt. Dazu schüttet
man iOO<» Jodlösung Nr. 1, d. i. 0,010 Grm. Jod in ein
weilses Becherglas, das 1 bis 2 Liter Wasser fafst, setzt
10 Tropfen Stärkekleister und 10 Tropfen Bromwasser zu.
Die Flüssigkeit erscheint tief blau. Nun giefst man bei stetem
Schütteln der Jodlösung so lange Sablimatlösung aus der
Bürette zu, bis die blaue Färbung vollkommen verschwunden
ist. De Zahl der verbrauchten Cubikc^timeter entspricht einer
Menge Ton 0,010 Grm. Jod, und wird an dem Vorrathsgefafs
der Sublimatldsung bemerkt. Nach meinen Versuchen wurden
10^^ Sublimatlösung verbraucht, also auf 1 Milligrm. Jod i ,l®^
Wenn man auf gleiche Weise die unbekannte Jodlösung
Nr. 5 behandelt , so giebt das Mafs der bekannten Sublimat-
ldsung den Jodgehalt an.
Beimengungen^ u>dche nicht etären^ wurden durch eine Reihe
von Versuchen auf folgende Weise ermittelt : 50^® Jodlösimg
Nr. 1, welche für sich 5,5<^<^ Quecksilberchloridlösung zur Sät-
tigung brauchten, wurden mit dem zu prüfenden Körper ge-
mischt, nach obiger Vorschrift gebläut und mit Sublimatlösung
entfiffbt. Der Erfolg blieb ungeändert bei Zusatz von neu-
tralem schwefelsaurem, phosphorsaurem, salpetersaurem Na-
tron, schwefelsaurem Ammoniak, essigsaurem Bleioxyd, femer
von concentrirter Essigsäure und Zucker. Die Beimischung
betrug bei diesen Versuchen das 10- bis 20 fache des Jod-
gehaltes.
Freies Jod konnte genau bestimmt werden, wenn man
es in W*asser vf rtheilte , so viel wässerige schweflige Säure
zusetzte, bis die Lösung farblos war, die gebildeten Säuren
mit Kali neutralisirte , und nun auf die oben angegebene
Weise verfuhr.
Al$ siörende Beimengungen zeigten sich : freie Mineral-
sauren; auch Essigsäure und ihre Salze, wenn die Menge
32 Kenting^ über Jodhe$tvMming.
der letzteren die des Jods um das Zwanzigfache überstieg.
Am Wichtigsten ist, dafs Salzsäure und brom wasserstoffsaure
Salze gleichfalls stören. Alle diese Stoffe bedingen eine
gröfsere Menge von SublimaUösung zur vollständigen Ent-
bläaung der Jodstärke. Freie Alkalien hingegen , stark des-
oxydirende Säuren, wie schweflige Säure, verschiedene orga-
nische Körper (auch Urin), stören die Reaction dadurch, dafs
sie die Jodstärke direct entfärben.
Wie man bei Abwesenheit störender Substanzen diese
Jodbestimmung in eine Quecksilberbestimmung umwandeln
kann , das ist schon durch die Beschreibung der Arbeit mit
der Quecksilberlösung Nr. 4 angedeutet.
Anjkang vu den Mafsbeitimmungen.
Um von nutzlosen Versuchen abzuhalten, will ich noch
anfuhren, dafs ich zwei andere Wege zur Jodbestimmung ge-
prüft habe. Der erste basirte sich auf die Löslichkeit des
schwarzen Jodpalladiums in verdünntem Ammoniak zu farblosem
basischem Einfach-Jodpalladium^Ammoniak. Es gelang nicht,
die Grenze der Entfärbung scharf zu bestimmen; zumal da
sich stets eine geringe Menge braunes Palladiumoxyd abschied.
Der zweite Weg gründete sich auf die Entfärbung der Jod-
stärke durch freies Chlor oder Brom, indem sich Dreifach-
Chlorjod oder Fünffach -Bromjod bildet. Wenn man eine
jodhaltige Flüssigkeit mit einigen Tropfen Stärkelösung und
darauf mit Bromwasser tropfenweise mischt, so erscheint zu-
erst eine tiefblaue Färbung. Diese wird bei jedem Tropfen
dunkler, geht durch Violett in Braun über und von da in
Hellgelb. Der Punkt der Bräunung eignet sich einigermafsen
zur Grenzbestimmung; er ist jedoch nicht allein von den
Meng^, sondern auch von der Dauer der Einwirining ab-
hängig , daher nur zu ganz groben , etwa vorläufigen Jod-
bestimmungen tauglich.
33
lieber eine neue Bürette;
von Demselben.
Seil Yorigem Herbst bediene ich mich zur AusfÜhrungf
Yon Mafsanalysen einer Barette, welche weniger zeitrecUich,
beqaemer zo handhaben, imd leiclger darzustellen ist, als die
bisher geteauchten. Bei solchen Vorzügen dürfte ihre Be-
kanntmachung manchem Analytiker willkommen seyn.
Ans der beistehenden Figur leuchtet ein, dafs die ein-
fache Röhrenform gröCsere Festigkeit und sichereres Anfas-
sen möglich macht , als die Kan-
nenform mit langer Tropfröhre.
Han füllt das Gefdfs zum Ge-
brauche Aurch die einzige Oeff-
nung mit der Reagensflüssigkeit
bis an den Nullpunkt. Um tropfen-
weise abzngiefsen, fafst man es in der Mitte des langen
Schenkels, richtet diesen horizontal und den kurzen auf-
wärts. Durch Drehung um die Achse des langen Schenkels kann
mm nun einen Theil der Flüssigkeit in die Ausbauchung des
kanen hnfen lassen, igri bleibt sie, auch wenn das Ende
des langen Schenkels wieder geneigt wird , und kann nun
leicht in einzelnen Tropfen ausgegossen werden. Die Aus-
galisstelle bestreicht man am unteren Rande mit etwas Talg.
Die einfache Oeffnuiffg mit starkem Rande gestattet ein
diehles Verkorh^n, und so eignet sich dieses Gefüfs auch zur
längeren Aufbewahrung von titrirten Flüssigkeiten.
Ich will noch kurz anführen, wie sich ein Jeder meine
Bürette selbst anfertigen kann. Ein Glasrohr , ^ bis } Zoll
weit, 20 Zoll hng und von \ bis ] Linie Wandstärke wird
zuerst vor der Blaslampe an dem einen Ende zugeschmolzen.
AaMl. «. Chuiit o. Pham. LXXXVU. Bd. 1. H«ft. 3
34 Schüler^ über die kmailkhe DarsitUung des
Darauf biegt man vier Zoll von diesem Ende mit möglichst
kurzer Krümmung ein Kni« im Winkel von 45 Grad. Dicht
hinter der Biegung erhitzt man nun den kurzen Schenkel,
und bläst die Stelle zu einer zollweiten Kugel auf. Einen
halben Zoll hinter der Kugel schneidet man das zugesclimol-
zeae Ende ab , und erweitert den Rand der Oeffnung , wie
den einer Medicinflasche. Wenn man nun auch das Ende
des langen Schenkels zusckmilzt, so ist das Gerafs bis zur
Anbringung des Mafsstabas fertig.
Riga, December 1852.
lieber die künstliche Darstellung des Greenockils
und einige andere Kadmium - Verbindungen ;
von Dr. E. Schüler.
Versuche, die ich über einige Verbindungen des Kad-
miutns im Laboratorium zu GöUingen anstellte, haben einige
Thatsachen dargelegt, die in der chemischen Geschichte dieses
Metalls noch nicht bekannt waren und deren Beschreibung
ich zum Gegenstand meiner Inaugural- Dissertation wählen
durfte. Das Folgende ist ein Auszug aus derselben.
i. KryMiaUiwtes Schwefelkadmium. — Diese Verbindung
kommt bekanntlich als sehr seltenes* Mineral in England kry-
stallisirt vor und wird Greenockit genannt. Es ist mir gelun-
gen, sie auch kitostlich kryslallisirt zu erhalten.^
Reines Schwefelkadmium, erhalten durch Fällung mit
Schwefelwasserstoff, wurde schar^getrocknet, mit fünf Theilen
kohlensaurem Kali und einer gleichen Quantität Schwefel innig
gemengt, und in einem Porcellantiegel ^ der sich in einem
und emig^ andere Kadmnan^VerbMmgen. 36
hessischen Tbontiegel befand, etwa eine Stande lang eiaer
nicht allzuhohen Temperatur ausgesetzt, dann der Tiegel m9g«
liclist langsam erkalten gelassen. Als das Schwefelkalium
ausgewaschen wurde, fand sich das Schwefelkadmium am
Boden des Tiegels in Krystallen angesammelt. Es wurde auf
ein Filter gebracht, gut ausgewaschen und getrocknet.
Um sicher zu seyn, dafs der so erhaltene Körper in der
That reines, krystallisirtes Schwe£elkadmium sey, unterwarf
ich ihn der Analyse. Hierzu wurde eine bestimmt abgewogene
nnd bei 100^ C. getrocknete Quantität in ChlorwasserstofTsdure
gelöst, aus der klaren Lösung das Kadmium als kohlensaures
Oxydhydrat gefallt, abfiltrirt und nach wiederholen! Aus-
waschen getrocknet. Die trockne Verbindung wurde einer
starken Glühhitze ausgesetzt, nacljidem vorher das Filtrum fUr
sich mit Salpetersäure zusammen eingeäschert worden, um so
alle organische Substanz Tollkommen zu zerstören, welches
bei der sehr leichten Flüchtigkeit des metaUischen Kad-
miums ttr Vermeidung eines etwaigen Verlustes unbedingt
nothig ist.
0,405 G^. gaben auf diese Weise 0,361 Grm. Kadmium-
oxyd, enthaltend 0,316 Kadmium, also aus der Differenz
0,069 Schwefel, oder in Procenten 77,9 Cd und 22,1 S.
Die Verbindung war hiemach reines Schwefelkadmium,
dessen berechnete procenlische Zusammensetzung Cd 77,88
+ S 22,22 ist.
Das auf diesem YTege erhaltene Schwefelkadmium ent-
wickelte beim Uebergiefsen mit verdünnter Chlorwassdrstoff-
sinre vorübergehend einen deutlichen Geruch nach Schwefel-
wasserstoff, worauf die Säure in der Kälte ohne sichtliche
Einwirkung blieb. Concentrirte Saksäure löste die Krystalle
schon in der Kälte leicht, unter heftiger Schwefelwasserstoff-
entwicklung. Das übrige Verhatten war dasselbe wie von
3» •
36 Sehülerj iiber die küniOiche DariteUung des
dem durch Schwefelwasserstoff erhaltenen Kadmiumsulfuret
bekannt ist.
Das spec. Gewicht dieser Krystalle fand ich zu 4,5,
während bei den in der Natur vorkommenden Krystallen,
dem Greenockit, dasselbe zu 4,8 (Breithaupt*} gefunden
wurde. Auch die Härte stimmt mit der des Minerals sehr
gut, indem einzelne Krystalle, auf Kalkspath gerieben, deut-
liche Spuren zurückUefsen , während bei einem Versuch auf
Flufsspath keine Einwirkung zu bemerken war, selbst nicht
mit Hfllfe einer ziemlichen Vergröfaerung. Hiernach wäre also
seine Härte ebenfalls 3,5.
Da ^e Vergleichung der Eigenschaften künstlich darge-
stellter Verbindungen mit denen natürlich vorkommender in
mehrfacher Hinsicht von Interesse ist, so habe ich die Form-
verhältnisse dieses künstlichen Greenockits unter dem Hi-
kroscop einem genauen Studium unterworfen und will nun
die darüber gemachten Beobachtungen hier mittheilen.
Was zuerst die Gröfse dieser Krystalle betrifft, so war
diese sehr abweichend. Von den nur mit Mühe erkennbaren
Krystallindividuen , bis zu den weiter unten zu erwähnenden,
mit ziemlicher Schärfe mefsbaren, fanden die unmerklichsten
Uebergänge statt. Bei jenen fttnden sich nur wem'ge einfache
Formen , meist waren es reguläre sechsseitige (TE) **) Prismen
mit einer "^sechsflächigen Zuspitzung. Die gröfser ausgebil-
deten Krystalle hingegen zeigten sich nur sehr selten isolirt,
fast immer, theils in reiner Form, theils verschieden mit ein-
ander combinirt, erschienen sie nach einem bestimmten Ge-
setze gruppirt, und zwar der Art, dafs die Verbindungsebene
der einzelnen Krystalle senkrecht gegen die Hauptaxe ge-
richtet war. Hierbei erschienen die aufeinander folgenden
•) Pogg. Ann. LI, 515.
^) Htufmann, Handb. d. Mioefatog.
QreenochUi und ewige cmdere Kadmium^ Verbindungen. 37
Formen gegen einander verdreht, wo dann die Kanten der
vorbergehenden ^egen die Flächen der folgenden gestellt
waren, wodurch das Ganze ein perlschnurartiges Ansehen
erhielL An diese einfachen Ketten schlössen sich znr Seite
ähnliche, welche immer neben einem tiefer stehenden Kry-
stalle anfingen.
Sämmtliche Krystalle der Reihen waren gewohnlich sehr
scharf ausgebildet , und die Flächen zeigten bei vielen eine
sehr vollkommene Spiegelung, wefshalb sie sich auch zur
Messung am besten eigneten. Zu diesen Messungen bediente
ich mich eines vortreiTlichen ]f ikroscopgoniometers , das mir
Br. Prof. von Waltershausen zur Verfügung zu stellen
die Gttte hatte. 1)ie Bestimmungen der resp. Winkel können
zwar auf eine sehr grofse Genauigkeit nicht Anspruch machen,
dennoch gestattete die aufserordentliche Schärfe der Ausbil-
dung einzelner Formen eine ziemliche Annäherung an die
von Breithaupt*3 nnd Descloizeaux mit dem Reflexions-
goniometer gemessenen Winkel des itetürlich vorkommenden
Minerals. Wie diefs bei Messungen unter dem Mikroscope
zu geschehen pflegt, so wurden auch hier die ebenen Winkel
an der Basis, resp. Spitze der gleichschenkligen Seiten-
ftitchexi, der entsprechenden Bipyramidaldodekaeder gemessen.
HieiBus and aus dem Winkel der gemeinsamen Grundfläche
(Iner des regulären Sechsecks) lassen sich dann bekanntlich,
nach Sätzen der sphärischen Trigonometrie die sphärischen
Winkel , nnd femer durch einfache Rechnung das Axenver-
hällnifs leicht finden.
Um möglichst die unvermeidlichen Beobachtungsfehler zu
compensiren, wurden sowohl alle drei Winkel des Dreiecks
gemeflien , als auch aus wenigstens zwanzig Messungen das
ariihmetische Mittel genommen. Ich will hier nur noch
•) Haasmano, Handb. d. Minerai. Tbl. 11» S. 114. 115.
38 Schüler, über die künsüiche Darslellutig des
bemerken, dafs die bei den verschiedenen Messungen gefun-
denen Winkel nur unbedeutende Abweichuagen zeigten, was
zugleich als Controle dienen kann für die mögliche Schärfe
der Bestimmungen.
Auf diese Weise ergab sich aus zwanzig Messungen der
ebenen Dreieckswinkel :
67^4' für jeden Basiswinkel , hieraus ergiebt sich der
Winkel an der Spitze zu 45*12'. Die Messung hatte er-
geben 45*8'15''.
Aus diesen Daten berechnet sich der sphärische Grund-
kantenwinkel zu 87<^14'18'^ demnach ist der Winkel, den die
Endflächen mit den Seitenflächen bei dieser Form machen,
136«22'5i'S und der Winkel, den diese Seitenflächen mit den
verticalen' Fläehen des (E.) Prisma bilden, 133037^9''.
Aus diesen Messungen wird es wahrscheinlich, dafs
die vorhergehende Form als Primärfortt angenommen wer*
den mufs.
Ein zweiter Krystall, den man schon auf den ersten
Blick als einem andern Axenverhällnisi^e angehörig betrachten
mufste, gab bei einer damit vorgenommenen Messung : für
den ebenen Basiswinkel der Seitenflächen 74*59^ C^ittel aus
fünfundzwanzig Messungen}, femer für den Winkel an der
Spitze 29«57^ Die Rechnung ergiebt 30<%'. Hieraus Mgt
für den sphärischen Grnndkantenwinkel 124®37'4''; und fttr
den Winkel, den die Seitenflächen mit einander bilden :
127^6% also' fttr den Winkel, den eben diese Seitenflächen
mit den Endflächen des Prismas machen, 152*18^32^'; so wie
fttr die Neigung der Endflächen gegen die Seitenflächen
H7*41'28''.
Hiemach kommt das Axenverhältnifs 1 : 2 dieser^orm
ohne Zweifel zu.
Aufser diesen hier näher bestimmten Pyramiden , finden
sich noch andere, die jedoch nur in sehr schmalen Combina-
Greenockäi und einige andere Kadmitwi^Verbindnngen. 39
iionsflächen sichtbar waren, und defshalb wegen der unbe-
deutenden Gröfse der Krystallindividuen nicht gemessen wer-
den konnten.
Von allen beobachteten Formen finden sich die oben
beschriebenen am Ausgezeichnetsten ausgebildet; und wie-
derum die Primärform , wie diefs zu erwarten , gewöhnlich
mit noch vollkommeneren Flächen als die durch die AE^ Flä-
chen *3 gebildete. Beide Formen fanden sich meist an ein
und demselben Individuo vereinigt, wo dann die Flächen AE^
noch eine sehr scharf ausgeprägte Reifelung wahrnehmen
liefsen , parallel den Grundkanten. Bei einigen Formen waren
auch die Endflächen recht deutlich zu erkennen.
Ich mufs hier eines Umstandes noch Erwähnung thun,
der mir einige Beachtung zu verdienen scheint. Bei dem
krystallisirten Schwefelkadmium, wie es sich in der Natur
findet, zeigt sich die Erscheinung des Hemimorphismus in
sehr ausgezeichnetem Grade *^} , wohingegen bei den Kry-
stallen , wie ich sie auf künstlichem Wege erhielt, sich nichts
derartiges wahrnehmen liefs. Die Flächen waren hier an
beiden Enden vollkommen gleichmäfsig ausgebildet. Zuweilen
bemerkt man jedoch, dafs einige Flächen sich auf Kosten der
andern bedeutend vergröfsert fanden, wodurch die Krystalle,
wie dieses bei Formen des monotrimetrischen ***3 Krystalli-
sationssystems nicht selten der Fall zu seyn pflegt, ein ver-
zogenes Ansehen erhielten.
Femer ist es ein beachtenswerther Umstand, dafs bei
dem künstlich dargestellten Greenockit sich nicht allein diese
holoedrischen Formen zeigen wie bei dem natürlichen Mineral^
^ Siehe HaasmanD) ITandb. d. Mineralog.
*^) Breithaopt, Vogg, Km. LI, 515.
***) Uexagonalen, Naum.
40 Schüler, über die könsiliche DareieUung des
sondern hier fanden sich auch noch verschiedene hemii^drische
Gestalten.
Leider liefsen sich diese nicht näher bestimmen , da
wegen der mikroscopischen Beschaffenheit der Krystalle eine
Messung mit dem Reflexionsgoniomeler nicht vorgenommea
werden konnte.
Unter den hemiedrischen Formen waren aber vorzüglich
ausgezeichnet : Pyramiden mit einer dreiflächigen Zuspitzung
der Endecken, bewirkt durch eine rhomboedrische Ausbildung
der abwechselnden Flächen des Bipyramidaldodekaeders; fer*
ner solche Formen, deren untere Häine ein sehr spitzes
Rhomboäder zeigte, wohingegen die obere Hälfte von einem
regulären Prisma gebildet wurde, wodurch die Krystalle ein
scepterartiges Ansehen erhielten; auch reine, sehr spitze
Frismatoide waren sehr deutlich wahrzunehmen ; dann zeigten
sich ferner verschiedene Bipyramoide *} , mit einer Zuspitzung
ihrer Endecken.
Fast bei allen im Vorhergehenden aufgerührten Formen
findet sich bei einzelnen Krysiallindividuen eine Erscheinung,
die bis jetzt hauptsächlich bei künstlichen Bildungen beob-
achtet wurde, und worauf Hausmann schon mehrfach in
einigen sehr intere$3anten Abhandlungen die Aufmerksamkeit
gelenkt hat**).
Ich meine hier die EigenlhümMchkeit, dafs an einigen
Krystallen die Kanten und Ecken oft mit grofser Schärfe aus-
gebildet sind, während d^ mittlere Theil der Flächen, gleich-
sam die Füllung, ein zerfressenes unzusammenhängendes An-
sehen hat, welche Erscheinung in der Natur unter andern
oft auch an dem Bergkrystall recht ausgezeichnet wahrzu-
*} Scalenoeder Nanm.
**) CoDimeiit de luu exper. meL ad diaqnisit. geol. adj. Comment Soc.
Reg. scient. Gott rec. Vol. VIII, 141.
und einige andere Kadudimh'Yerbmdmigen. 41
nehnen ist. Gleich wie bei diesem, so war auch bei dem
GreemMdüt dieser Hangel ofl so weit vorgeschritten, iüts
dadurch die Krystalle als Zwillinge erschienen , indem sich
mehrere einzefane Individuen , mit ihren Pyramidenflächen an-
einander gelagert, vereinigten zu einem gröfseren Krystall.
Aofser dem im Vorhergehenden mitgetheilten Verfahren
zur Darstellung von krystallisirtem Schwefelkadmium, wurde
von mir noch der Weg versucht, auf dem es Durocher*}
gelungen war, mehrere natürlich vorkommende Schwefelver-
bindnngen krystallisirt zu erhalten. Das Verfahren bestand
kurz in Folgendem :
Ueber krystallisirtes Chlorkadmium wurde in einer schwer
sdimelzbaren Glasröhre ein Strom von trockenem Schwefel-
wasserstoff geleitet, während die Röhre einer möglichst hohen
Temperatur ausgesetzt blieb. Da die Chlorverbindung des
Kadmiums bei höherer Temperatur flüchtig ist, so mufste der
WiArscheinlichkeit nach so das Kadmiumsulfuret krystallisirt
zu erhallen seyn; und in der That hatten sich auch auf die-
sem Wege im Ganzen recht deutliche Krystalle gebildet, allein
ihre Gröfse war zu gering, um eine Messung damit vorneh-
m«n zu können. Die Formen waren meist (E) Prismen mit
sechsflächiger Zuspitzung.
Auf keinem der beiden hier angegebenen Wege war es
möglich, die Zinkblende krystallisirt zu erhalten; immer ent-
stand ein bräunliches Pulver, welches selbst bei sehr starker
V^^öfserung nichts von Krystallisation wahrnehmen liefs.
Nicht immer gelingt es» durch Schmelzen von Kadmium
mit Schwefel und einem kohlensauren Alkali das Schwefel-
kadmiom in Krystallen zu erhalten. Es kommt hier vorzüglich
sowohl darauf an, dafs die Temperatur während der Schmelzung
^ Conpt rend. XXXil, 823.
42 Schüler^ Über die künstliche Darstellung des
nioht zu hoch sey, sowie auch, dars nicht durch Zusatz von
Kohlenpulver zu dem Gemenge die Bildung von unterschweflig-
saurem Alkali verhindert werde. Versäumt man diese Vor-
sichtsmarsregeln, so erhält man ein K^dmiumsulfuret, welches
eine von ' der vorhin beschriebenen wesentlich abweichende
Form besitzt. Es bilden sich nämlich dann breite, gelbe,
durchscheinende, glimmerartige Blättchen, welche sich in
sehr zarte Lamellen spalten lassen. Ich erhielt solche Biälter,
welche durch zufällige Beimengung von Eisen in der Farbe
verschieden nüancirt waren, von einer schön granatrothen
bis zur reinsten gelben Färbung.
Verhalten des schtoefelsauren Kadmiumoxyds in Wasser-
stoffgas. — Der Umstand, dafs sich aus dem trockenen
schwefelsauren Zinkoxyde bei der Behandlung mit Wasser-
stofTgas in der Hitze das Oxysulfuret dieses Metallcs bildet,
veranlafste mich, zu untersuchen, wie sich dagegen das ent-
sprechende Kadmiumsalz unter gleichen Umständen verhalte.
Hierzu wurde trockenes schwefelsaures Kadmiumoxyd
(auf dieselbe Weise wie diefs bei der Darstellung von kry-
stallisirtem Schwefelkadmium mit der Chlorverbindung dieses
Metalls geschehen^ in einer Glasröhre einer starken Roth-
gluth ausgesetzt , während trockenes WasserstofTgas darüber
geleitet wurde.
Hierbei zeigte sich nun, dafs sich das Kadmium wesent-
lich von dem Zink verschieden verhielt, indem sich bei ihm
kein Oxysulfuret, sondern reines Schwefelkadmium bildete,
während zugleich ein Theil des Metalls regulinisch ausgeschie-
den wurde. Das regulinische Kadmium bildete auch hier
kleine Tropfen, welche mit ^ glänzenden Facetten umgeben
waren.
Greenockiis vnd einige andere Kadmium^Yerlmtdungen, 43
2. KryttaiUsirUs Kadmiurnoxyd, — Man erhält es, wenn
man salpetersanres Kadmiumoxyd einer starken Glühhitze
aussetzt. Das so abgeschiedene Ojcyd sieht ganz anders
aus , wie das z. B. aus dem kohlensauren Salz dargestellte.
Es ist bei auffallendem Licht dunkel blauschwarz , bei durch-
fallendem aber dunkelbraun, mit einem Stich ins Violette.
Sein Pulver ist dunkelbraun. Schon mit blofsen Augen er-
kennt man seine krystallinische Beschaffenheit. Unter dem
Mikroscop bei lOOfacher Vergröfserung sieht man sehr deut-
lich, dafs es aus scharf ausgebildeten Octa^dern besteht,
allem Anschein nach dem regulären System angehörend.
3, Ammaniaksah und Atnmonmm ^ Doppehtali des Kad^
— Wie bekannt erhält man , wenn Kadmium in Salz-
säure gelöst und kaustisches Ammoniak zugesetzt wird, an-
fangs einen Niederschlag, welcher reines Kadmiumoxyd-
hydrat ist und sich im Ueberschufs von Ammoniak wieder zu
einer klaren Flüssigkeit löst, aus welcher Lösung- sich in dem
Habe, wie das Amihoniak verdunstet, Krystallkrusten absetzen.
Dieselbe krystallinische Verbindung bildet sich nun aber auch,
wie ich gefunden habe, wenn man, statt das Ammoniak an
der Luft verdunsten zu lassen, dasselbe mit verdünnter Chlor-
wasser^mfsäure sättigt. Es fällt dann ein feines PuU^r
nieder, welches sich sehr leicht absetzt, und unter dem
Mikroscop in kleinen, scharf ausgebildeten Octaedern er-
scheint, die dem isometrischen Krystallisationssysteme anzu-
gehören scheinen.
Diese Verbindung läfst sich leicht und vollkommen aus-
waschen, da sie in kaltem Wtfsser äufserst schwer löslich
ist. Kalilauge damit in Berühiung gebracht, verursacht als-
bald einen deutlichen ammoniakalischen Geruch, selbst auch
dann, wenn diese ziemlich verdünnt ist und man die Tempe-
44 Schüler, über die kütutliche Danlellung des
ratur nicht steigert. Auf Platinblech erhitzt schmilzt diese
Doppelverbindung schon bei nicht sehr hoher Temperatur
zu einer klaren Flüssigkeit, welche nach dem Erkalten zu
einer blättrigen krystallinischen Masse erstarrt. Während
des Schmelzens verflüchtigt sich ein Theil der Verbindung,
und es läfst sich dieselbe nach länger fortgesetztem Erwär-
men ohne Rückstand sublimiren. Nimmt man das Erhitzen
in einer Glasröhre vor, so zeigen sich im Wesentlichen die-
selben Erscheinungen. Das Säk ist vollkommen wasserfrei.
1,065 Grm., welche einer Analyse unterworfen wurden,
lieferten :
Cd 0,413 ' 38,81
€1 0,267 25,06
0,680 63,87
NH» 0,385 36,13
1,065 100,00
Hiemach wäre für diese Verbindung die Formel 3 NH*
+ Cd€l anzunehmen , deren berechnete proc. Zusammen-
setzung seyn würde :
39,21 Cd
24,94 €1
35,85 NH«
100,00
• Bei dem Zink bildet sich diese Verbindung nicht, eben-
sowenig hat die folgende mit 4er entsprechenden Zinkver-
bindung in ihrem äufsem Verhalten einige Aehnlichkeit.
Das Doppelsalz, von dem hier die Rede ist, entsteht
nämlich auf folgende Weise. Ganz so, wie im Vorhergehen«
den angegeben, wird auch hier zur Dazstellung dieses Salzes
die salzsaure Kadmiumlösung mit Ammoniak im Ueberschufs
versetzt, bis zur vollständig^ Lösung des im Anfange ent-
standenen Niederschlages. Leitet man nun in die Lösung
reine, kohlensäurefreie schweflige Säure, so entsteht nach
etnenoeiiis und einige andere Kadmium-Verbindungen. 45
und nach, in dem Hafse, wie das überschüssige Ammoniak
gesattigt wird, ein weifser krystallinischer Niederschlag, der
sich ebenso wie der vorige leicht und vollkommen absetzt.
War überschüssige schweflige Säure zugegen, so wird ge-
wöhnlich ein Theil der Verbindung gelöst, der sich aber beim
Kochen der Lösung fast augenblicklich wieder ausscheidet.
Ist die Lösung neutral, so befindet sich in ihr nicht die
kleinste Spur Kadmium, indem selbst durch die feinem Rea-
gentien auf Kadmium , wie durch Schwefelwasserstoff, keine
Trübung entsteht.
Der krystallinische Niederschlag unterscheidet sich von
d^a im Vorhergehenden beschriebenen nicht wesentlich; in
reinem Wasser ist er noch schwerer löslieh als jener , und
selbst bei gelindem Kochen yennag dieses kaum eine Spur
davon zu lösen. Bie Krystalle erscheinen unter dem Hikro-
scope ebenfalls sehr scharf ausgebildet; jedoch konnt^i hier
nicht, wie bei jener Verbindung, reguläre Octaöder bemerkt
werden , sondern sämmlDche Formen erschienen als rhom-
bische Prisioen.
Behandelt man das Salz mit verdünnter Chlorwasserstoff-
sipre , so entwickelt sich , wie zu erwarten war , reichlich
schweflige Säure, sowie anderseits auch hier Kalilauge leicht
und schon in der Kälte Ammoniak frei macht.
An der Luft erhitzt giebt dasselbe schwefligsaures Ammo-
nisk aus, während ein Gemenge von Kadmiumoxyd und
schwefelsaurem Kadmiumoxyd zurückbleibt.
Zwei Analysen, bei denen nur das Kadmiumxyd und die
schweflige Säure als Schwefelsäure bestimmt wurden, gaben
folgende procentische Zusammensetzung :
Cd 41,87 41,56
S 42,05 ' 41,89
83,92 • 83,45
NH«ft 16,06 16.55
100,00 100,00.
46 Schaler^ über die kümtiiche DarsUtbmff des
Hiernach ist die Verbindung ein Doppelsalz von schwef-
ligsaurem Kadmiumoxyd mit schwefligsaurem Ammoniumoxyd,
zusammengesetzt nach der Formel ^^S+CdS, nach welcher
es in 100 Th. enthalten mufs :
Cd 41,48
S 41,63
m* 16,89
100,00.
Es lag nahe, das abweichende Löslicbkeiisverhalten dieses
Salzes gegen das von dem entsprechenden Zinksalze als
Trenoungsmittel beider Metalle von einander zu bentrtzen.
Hierüber von mir angestellte Versuche gaben jedoch .keines-
wegs Resultate, die der Erwartung entsprachen. Denn wäh-
rend jene Verbindung für sich in Wasser so schwerlöslich
ist, zeigt sie bei Gegenwart von Zinksalz «icht mehr densel-
ben Grad von Unlöslichkeit und scheint daher nicht als
scharfes Trennungsmittel anwendbar zu sein.
4. Cyankadmiumr Die Verbindung des Cyans mit dem
Kadmium ist nicht wie das Cyanzink in Wasser unlösli«i^
weshalb man erwarten sollte, da& nach Zusatz von Cyan-
kalium zu einer Kadmiumlösung in dieser kein Niederschlag
von Cyankadmium entstehen könne. Auch bemerkt Ram-
melsberg*), der das Cyankadmium durch Auflösen vm
frisch gefälltem Kadmiumoxydhydrat in Blausäure darstellte
und untersuchte, dafs es ihm nie gelungen sey, durch reines
Cyankalium in einer Lösung des Kadmiums (wobei essig-
saures und schwefelsaures Kadmiumoxyd angewandt wurde)
einen Miederschlag zu erzeugen; die Flüssigkeit bleibe selbst
•
*) Pogg. Ann. d. 7h. u. Ch. Band XXXVlIf, p. 364.
GreenoclniM vnd einige andere Kadmium-Yerbindimgen. 47
nach längerer Zeit noch vollkommen klar. Ein schwacher
gdblich weifser Niederschlag, welcher erfolgte, wenn man
Cyankalium zu der Auflösung eines Kadmiumsalzes mischte,
entstand fast immer nur dann, wenn letzteres durch Glühen
von Kaliumeisencyanür dargestellt worden, war, und Ram-
meis berg glaubt als Grund dieser schwachen Fällung eine
kleine Menge dieses Salzes annehmen zu müssen, da das
erhaltene Präcipiiat immer einen beträchtlichen Gehalt an
Cpneisen zeigte; femer war der erhaltene Niederschlag in
überschüssigem Cyankalium vollkommen unlöslich.
Anderseits erhielt Wittstein in einer schwefelsauren
Kadmiumlösung durch Cyankalium einen starken weifsen Nie*
derschlag; denselben erhielt auch L. Gmelin*).
Um diese scheinbar sich widersprechenden Thatsachen aufzu-
klären, wurde von mir reines, in Wasser gelöstes Cyankalium**)
vorsichtig zu einer möglichst neutralen, nicht zu verdünnten Lö-
sung rm Chlorkadmium gesetzt, worauf sofort ein weifser, stark
Yoluminöseir Niederschlag entstand, welcher sich in überschüssi-
gem Cyankajüum leicht und vollständig löste. Der entstandene
Niederschlag wurde abfiltrirt und vollständig ausgewaschen.. So
erhalten bildete er eine pulverförmige amorphe Masse. An
der Luft ist er vollkommen unveränderlich; bei Luftzutritt
erhitzt wird derselbe zuerst braun und dann schwarz, indem
sich ein brauner Anflug von Kadmiumoxyd bildet In der
Glasröhre erhitzt giebt die Verbindung kein Wasser aus, auch
zeigte sich hier kein Kadmiumoxyd, sondern ein metallischer
Kadmiumspiegel bedeckte den untern Theil der Röhre. Chlor-
^ L Gmelin, Handb. d. Cb. 4. Aufl. Bd. IV, S. 340 (Anm.)
**) Hierza wurde Kalihydrat in Alkohol gelöst und mit Blausäure über-
iSUigt, das ausgeschiedene Salz schnell abBUrirt, mit Alkohol aus-
gewaschen und gleich in kaltem Wasser gelöst.
48 Schüler, über die küngtUdke DarskOMg dee
wasserstoffsaure löst dieselbe sogleich auf, unter Entwickelung
von Blausäure.
Zu einer Analyse, wobei nur der Kadmiumgehalt der
Verbindung bestimmt wurde , nahm ich 0,383 Grm. der bei
100^ C. getrockneten Substanz. Hierin wurden gefunden :
Cd 0,261, also €y 0,122, in 100 TheUen :
Cd 68,1
€y 31,9
100,0.
Es entspricht dieses der Zusammensetzung Ton reinem
Cyankadmium (Cd6y). Dessen bereclinete Zusammensetaung
in 100 Theilen ist :
Cd 67,870
Gy 32,130
100,000.
Die hier untersuchte Verbindung war somit von derselben
Zusammensetzung, wie das von Rammeisberg aoilysirte,
krystallisirte Cyankadmium. Es bleibt hier noch zk bemerken
übrig, dafs nur dann in Lösungen von Kadmiuntsalzen eine
Fttllung entsteht, wenn diese nicht zu verdünnt und möglichst
neutral sind; eine kleine Menge freier Säure ist im Stande
zu bewirken, dafs kein Niederschlag entsteht.
5. Kadmüm^Kupfercffonüre, — 1*. Kadmium-Eupfer-
c y a n ü r , 2 Cd €y + Cu* €y. Uebergiefst man frisch gefälltes
Kadmiumoxydhydrat mit BlausSüre, so dafs letztere bedeutend
im Ueberschufs vorhanden ist , so löst sich nichts destowe-
niger das Kadmiumoxydhydrat nur sehr schwer. Setzt man
jedoch zu der, Kadmiumoxydhydrat ungelöst enthaltenden
Blausäure frisch gefälltes kohlensaures Kiqiferoxydhydrat, so
beginnt alsbald eine sehr stürmische Entwickhing von Kohlen*
säure und reinem Cyangas, und es löst sich nun in dem
GreenockiU und einige andere Kadmum^Verbindungen. 49
Verhältnisse, wie man mit dem Zusätze von kohlensaurem
Knpferoxydhydrat fortrährt, das Kadmiumoxyd auf. Hört man
mit jenem Zusätze auf, ehe noch das Kadmiumoryd vollständig
gelöst ist, so erhält man in der Lösung einen Rückstand von
einer lavendelblauen Farbe; von diesem löst sich in kochen-
dem Wasser ein Theil auf, während reines Kadmiumoxyd
zurückbleibt, die Lösung trübt sich aber sehr schnell und es
scheidet sich aus ihr eine zähe milchige Substanz aus, die
nach dem Erkalten vollkommen ki^slallinisch wird, und ein
Gemenge von zwei verschiedenen Salzen zu sein scheint.
Fügt man hingegen soviel kohlensaures Kupferoxydhy-
drat hinzu, bis alles Kadmiumoxydhydrat gelöst ist, so erscheint
die Flüssigkeit vollkommen klar und farblos; in der Kälte be-
ginnt dieselbe nach einiger Zeit eine schwach rosenrothe
Färbung anzunehmen, welche von nun an schnell an Inten-
sität zunimmt, bis sie schön purpurroth geworden ist; sie
bleibt dabei vollkommen klar. Schneller geht diese Umwand-
lung der Farbe bei einer schwachen Erwärmung (20 bis 25® C.)
vor sich.
Aus der schön rothen Lösung setzen sich nach kurzer
Zeit , wenn man dieselbe (l)ei 100<> C.) etwas concentrirt
hat, scharf ausgebildete Krystalle von einer schmutzig braun-
rothen Farbe ab; die Mutterlauge giebt nach dem Eindampfen
noch eine geringe Menge davon.
Die Krystalle, welche sich anfangs ausgeschieden haben,
sind in kaltem Wasser sehr schwer löslich; versucht man es
aber, sie aus wenigem kochendem Wasser umzukrystallisiren,
so beginnt sich wieder aus der klaren rosenfarbnen Lösung
eine klebrige zähe Masse auszuscheiden von öliger Beschaf-
fenheit, jedoch von einer reineren schön rothen Farbe. Diese
Substanz erstarrt, längere Zeit sich selbst überlassen, eben-
falls zu einem Haufwerk von Krystallen, welche man jedoch,
um sie vollkommen rein und scharf ausgebildet zu erhalten,
Aonal. d. CbemU a. Pluirm. LXXXVII. Bd. 1. Hit 4
50 Schüler, über die kiinOüAe DanieUung des
noch einmal aus vielem kochendem Wasser umkrystallisiren
mufs.
So dargestellt und gereinigt bildet die Verbindung sehr
schöne und scharf ausgebildete Krystalle, von denen die
gröfsern, rosenrothen, sich an die Wände des Krystallisir-
geßfses ansetzen; sie besitzen einen ausgezeichneten glas-
artigen Glanz, ihre Form ist eine schiefe und geschoben
vierseitige Säule , gewöhnlich mit einer ungleichwinkligen
Zuschärfung zweier gegenüberliegender Endkanten, demnach
die Krystalle dem klinorhombischen Systeme anzugehören
scheinen. Selten wurden die Krystalle einzeln angetroffen,
meist waren sie kreuzweise gruppirt. Hierdurch erhielten
die kleinem Krystalle ein in einander verwobenes Ansehen,
von einem schönen Seidenglanze.
An der Luft, so wie selbst bei einer Temperatur zwischen
100 bis 150^ C. vollkommen unveränderlich, beginnen sie
sich bei einer höheren Temperatur zu trüben und erkalten
ein opakes Ansehen, ohne ihre Form zu verlieren. Steigert
man die Erwärmung noch mehr, so schmelzen sie zu einer
braunen Flüssigkeit und von jetzt an tritt eine schnelle Zer-
setzung ein, man bemerkt den charakteristischen Blausäure-
Geruch, ein Theil des Kadmiums verflüchtigt sich, während
eine braune aufgeblähte Masse zurückbleibt, in welcher sich
Kupfer und Kadmium nachweisen lassen.
Aus der Lösung der neuen Verbindung fällt Schwefel-
wasserstoff nur reines, fein vertheiltes Schwefelkadmium.
Chlorwasserstoffsäure fällt Kupfercyanür, unter Entwicklung
von Blausäure. In concentrirter Salzsäure sind die Krystalle
nur in der Wärme ganz löslich, Wasser bewirkt dariu eine
weifse Trübung, Kali fällt nur einen Theil des Kupfers als
Oxydhydrat, so wie denn überhaupt diese Verbindung selbst
durch längeres Kochen mit concentrirter Salzsäure nur äufserst
schwer zu zerstören ist. Wässeriges Ammoniak löst das Salz
Greenaekik wtd emige andere Kadmhmh-VerlAubmgeH. 61
selbst beim Kocben nicht, ebensowenig* Ammoniaksalze; con-
centrirte Kalilauge wirkt ebenfalls nicht darauf ein. Leitet
man über die in Wasser aufgerührten Kryslaüe Chlorgas , so
firben sie sich schön zeisiggrün , welche Farbe jedoch bei
lingenn Einflufs der atmosphärischen Luft darauf bald wieder
Torschwindet , worauf sich dann wieder die frühere rothe
Farbe zeigt.
Eine wässerige KupfervitriolIÖsung bewirkt eine grüngelbe
nDung, welche sich in einem Ueberschufs von Kupfervitriol
zum Theil wieder mit einer schön grünen Farbe löst. Durch
Kochen der Lösung mit überschüssigem schwefelsaurem
Kopferoxyd scheiden sich grünweifse Flocken aus. Eisen-
dilorid verursacht einen braunrothen Niederschlag, von der
Farbe des Eisenoxydhydrats, ebenfalls im Ueberschufs des
Fäliungsmitlels wieder vollkommen zu einer klaren Flüssig-
keit auflöslich , und sich beim Kochen wieder mit derselben
Farbe ausscheidend. Salpetersaures Kobaltoxydul bewirkt
einen braungelben, permanenten Niederschlag, ebenso verhält
sich der durch neutrales essigsaures Bleioxyd verursachte
weifse Niederschlag. Durch Sublimatlösung entsteht ein
weifser, ebenfalls im Ueberschufs von Quecksilberchlorid lös-
licher Niederschlag. Ein Zusatz von salpetersaurem Queck-
silberoxydul hat eine Ausscheidung von metallischem Queck-
silber zur Folge.
Zur Analyse wurde eine bestimmte Quantität der luft-
trocknen Krystalle fein zerrieben und gewogen, bei 100^ C.
getrocknet und wieder gewogen, wobei kein Gewichtsverlust
wahrzunehmen war.
Die Verbindung wurde sehr innig mit Salpeter gemengt,
in einem Porcellantiegel so lange geschmolzen, bis sie eine
gleichmäfsige schwarze Farbe angenommen hatte. Nach dem
Erkalten wurde der Inhalt des Tiegels auf einem Filter aus-
gewaschen, die zurückbleibenden Oxyde nach dem Glühen
4«
52 Sehülerj Über die kümäiche Danldlimg des
gewogen, in möglichst wenig Salzsäure gelöst, mit so viel
Ammoniakflüssigkeit versetzt, bis der anfangs entstandene
Niederschlag wieder gelöst war, dann bis zum Verschwinden
der blauen Farbe der Lösung reines Gyankalium hinzugesetzt
und durch Einleiten von Schwefelwasserstoffgas das Kadmium
als Schwefelmetall gefldlt, abfiltrirt, der Niederschlag noch
feucht in Chlorwasserstoffsäure gelöst, mit kohlensaurem Na-
tron das Kadmiumoxyd gefällt und nach dem Glühen als
Oxyd bestimmt.
Aus drei Analysen ergab sich für die procenlische Zu-
sammensetzung dieser Verbindung der Gehalt an Metallen zu :
Nr. I.
Nr. II. Nr. III.
Nr. IV.»)
Cd 45,900
45,20 45,45
45,51
Ca 24,399
24,62 24,51
24,51
€y 29,701
30,18 30,04
29,98
100,000
100,00 100,00
100,00.
Hieraus kann die Formel
2Cd€y + Cu»Gy
abgeleitet werden,
nach welcher die Verbindung enthalten
mufs :
*
Cd 44,1
•
Cu 25,0
Cy 30,9
100,0
2. Kadmium-Knpfercyanid, 2Cd€y+CuGy. Eine
von der vorhergehenden Verbindung sowohl durch die Art
ihrer Entstehung als durch die chemische Zusammensetzung
und das äufsere Verhalten wesentlich verschiedene Cyanid-
verbindung ist die folgende, welche entsteht, wenn Kadmium-
oxydhydrat neben Kupferoxydhydrat in Blausäure gelöst wird.
Läfst man die farblose Lösung an der Luft ohne Einwirkung
*) Das •rithmetifcbe MiUel ant den drei Analyceo.
GreenockiU und einige atidere Kadtmutn-Verbindungen. 53
von Wärme langsam verdunsten, so setzen sich nach einiger
Zeit schöne farblose , schiefe und geschobene vierseitige
Prismen ab, welche einen lebhaften Glanz besitzen. Bis auf
lOO* C. erhitzt verlieren sie 18,4 pC. an Gewicht und zer-
fallen sofort zu einem sehr feinen Krystallmehl , welches
nichts von Krystallisation mehr erkennen läfst. Nimmt man
das Erhitzen in einer Glasröhre vor, so bemerkt man, aufser
einem sehr entschiedenen Blausäuregeruch, an den Wänden
der Röhre einen nicht unbedeutenden Wasseranflug. Geht
man in der Erwärmung noch weiter, so verflüchtigt sich ein
Thefl des Kadmiums, und als Rückstand bleibt endlich eine
dunkelgelbbraune amorphe Substanz. Dieses Salz unterscheidet
sich von dem Vorhergehenden also schon durch die äufserst
geringe Beständigkeit, indem es bei einer gelinden Erwär-
mang fast augenblicklich zerfallt.
Von Säuren wird dieses Salz ebenso wie jenes leicht
zersetzt.
In ihrem Verhalten gegen Metallsalze weichen beide Ver-
bindongen nicht wesentlich von einander ab.
Sowohl das rolhe wie das weifse Salz besitzen eine deut-
lich alkalische Beschafienheit , und einen eigenthümlichen
metallischen, hintennach im Schlünde kratzenden Geschmack.
Die Analyse, welche hier auf dieselbe Weise ausgeführt
wurde, wie die vorige, gab :
Nr. I. Nr. U. Nr. IIL Nr. IV.*)
Cd 49,57 50,08 50,38 50,01
Ca 14,05 14,13 14,02 14,07
€y 36,38 35,79 35,60 35,92
100,00 100,00 100,00 100,67.
Diefs entspricht der Formel :
2 Cd €y + Ctt €y,
*) Äriihmet Mittel aas den drei Analysen.
54 Schüler^ über die künsüiche Danieihmg des
nach welcher das Salz enthalten murs :
Cd 50,429
Cu 13,872
Gy 35,699
100,000.
6, Quecksaber- Kadndumcyasiure. — Wird Kadmiumoxyd-
hydrat und Quecksilberoxyd zusammen in Blausäure gelöst,
so erhält man ein Salz, welches luftbeständige Krystalle bildet,
die ein weifses undurchsichtiges Aussehen haben und dem
krystallisirten Quecksilbercyanid sehr ähnlich sind. Sie bilden
rechtwinklige vierseitige Prismen mit einer scharfen Reife-
lung parallel der Hauptaxe. Die Krystalle enthalten kein
Krystallwasser, stark erwärmt verknistern dieselben zuerst,
werden dann vollständig zersetzt, wobei sich zugleich alles
Quecksilber als solches verflüchtigt, sowie auch ein Theil
des Kadmiums.
Das Salz ist in kaltem Wasser leicht Idslich, von ver-
dünnten Säuren wird es vollständig zersetzt Sehr concen-
trirte Kalilauge zersetzt die Verbindung beim Kochen und
scheidet metallisches Quecksilber aus. Schweflige Säure be-
wirkt anfangs in der Lösung eine schwache Trübung, welche
in der Wärme schnell zunimmt, indem sich eine weiTse,
flockige, voluminöse Masse ausscheidet. Viele schwere Me-
tallsalze zeigen, im Gegensatz zu den früher besprochenen
Verbindungen, das abweichende Verhalten, dafs die meisten
hierin keine Fällung verursachen. Ein anfangs weifser, nach
einiger Zeit grau werdender Niederschlag, der ein Gemenge
von Cülomel mit metallischem Quecksilber ist, entsteht auf
Zusatz von Zinnchlorür. In salpetersaurem Quecksilberoxydul
bewirkt die Lösung des Salzes eine Ausscheidung von metal-
lischem Quecksilber. Schwefelsaures Kupferoxyd, Eisen-
GreemKkii» und einige andere Kadmhm^Verbindungen. 55
Chlorid, salpetersaures Kobaltoxydul und Sublimatlösung ge-
hören ZQ den Metallsalzen, welche keine Fällung bewirken.
Zur Analyse wurden 0,447 Grm. bei 100* C. getrockneter
Krystalle in GhlorwasserstofTsäure gelöst, und Kadmium sowohl
wie Quecksilber durch Schwefelwasserstoflgas gefällt, die
abfiitrirten und ausgewaschenen Niederschläge auf einem bei
100* C. gewogenen Filter getrocknet, dann gewogen, das
Filter ftir sk^h eingeäschert, mit Salpeter innig gemengt, ge-
^ht and so das Kadmium als Oxyd und aus dem Verlust
das Quecksilber bestimmt. Auf diese Weise wurden gefunden :
Cd 19,47
Hg 56,09
Gy 24,44
100,00
entsprechend der Formel :
2 Cd€y + 3 Hg€y.
Die berechnete procentische Zusammensetzung ist :
Cd 20,4
Hg 55,2
€y 24,4
100,0.
7. F^r^ttci 9tir DarsieUung de$ KadmiumäOiyU. ^ Das
interessante Verhalten, welches mehrere Metalle zeigen, wenn
man sie in fein vertheiltem Zustande unter einem hohen
Drucke bei erhöhter Temperatur auf Jodäthyl einwirken läfst,
veranlafste mich, einen Versuch über das Verhalten des Kad-
miums unter ähnlichen Verhältnissen anzustellen. Hierzu
wurde eine starke Glasröhre von ungefähr sechs Millimeter
innerer Weite an ihrem unteren Ende möglichst gleichmäfsig
zogeschmolzen , und an ihrem oberen Ende zu einer Art
Trichler ausgezogen. In die so zubereitete Röhre wurde nun.
56 Schüler^ über die käniäiche Dar$Mhng des
bis auf eia Drittel (50 Millimeter} ihrer Länge, sehr fetn
granulirtes metallisches Kadmium gebracht, hierzu soviel ent-
wässertes Jodätbyl, dafs ungefähr die Röhre bis zu } gefüllt
war, dann diese auch an dem oberen Ende gleichmäfsig zu-
geschmoteen und nun in einem Oelbade einer Temperatur
zwischen 120 und 150® C. ausgesetzt. Schon nach der kur-
zen Zeit von zwei Stunden konnte man bemerken, wie eine
entschiedene und kräftige Einwirkung staltgefunden hatte.
Hierauf wurde die Röhre in dem Oelbade sehr langsam er-
kalten gelassen.
Bei einer näheren Besichtigung zeigte sich die Röhre
ganz erfüllt von gelblich weifsen, seidenglänzenden Krystall-
blättem, ganz vom Ansehen des Jodkadmiums. Die Flüssig-
keit schien vollständig verschwunden. Als aber die Röhre
mit ihrem leeren Ende nach unten einer Temperatur von 0® C.
ausgesetzt wurde, sammelte sich eine leicht bewegliche Flüs-
sigkeit darin an, welche selbst bei stärkerer Abkühlung
nicht mehr zunahm. Die Flüssigkeit, deren Volum ungefähr
1 Kubikcentimeter betragen mochte , war farblos, wasserklar,
besafs ein starkes Lichtbrechungsvermögen und eine sehr be-
deutende Flüchtigkeit, wie leicht daraus zu ersehen war,
dafs sie, trotz des sehr bedeutenden Druckes , welcher sich
in der Röhre befinden mufste, bei einer Erwärmung durch
die Hand in ein lebhaftes Kochen gerieth und bei der Wärme
der umgebenden Atmosphäre nach einiger Zeit wieder voll-
ständig verschwand.
Die Röhre wurde nun, nachdem sie vorher wieder stark
abgekühlt war, an dem zur Spitze ausgezogenen Ende ab-
geschnitten. Hierbei drang augenblicklich mit sehr grofser
Heftigkeit ein Gas aus, welches sich leicht anzünden liefs
und mit leuchtender Flamme brannte, welche weder durch
beigemengte Joddämpfe violett gefärbt war, noch an einer
kalten Fläche Kadmiumoxyd absetzte. Nachdem diefs Gas
GreeaockiU und einige andere Kadmutm-Verbindungen. 57
entwichen war, wurde der Inhalt der Röhre mit absolutem
Alkohol ausgespült, wobei abermals eine lebhafle Gasentwick-
long stattfand. Von dem Gemenge des trockenen Inhaltes
der Röhre mit dem Alkohol wurde das überschüssige Jodäthyl
abdestillirt, dann die alkoholische Lösung von dem unlöslichen
ROckstande abfiltrirt und zor Krystallisation gebracht. Der
auf dem Filter zurückgebliebene , in Alkohol unlösliche Rück-
stand bestand aus einem sehr feinkörnigen lockeren, weifsen
Pulver, welches mit Salpetersäure übergössen Jod ausgab
und sich wie basisches Jodkadmium verhielt. Die oben -er*
wühnte alkoholische Lösung krystallirte nur sehr schwer und
setzte dann krystallinische glimmerarlige Blältchen von Jod-
kadmium ab, das nichts Organisches enthielt.
Aus diesem Versuch scheint hervorzugehen, dafs das
Kadmium, gleich wie es Frankland bereits von dem Zink
gezeigt hat, unter diesen Umständen das Jodäthyl zersetzt
und daraus den gasförmigen, bei 3 Atmosphären condensir*
baren Körper abscheidet, den Frankland für das isolirte
Aethyl hält, da er nach seiner Analyse dessen Zusammen-
setzung hat.
Untersuchungen über die wasserfreien organischen
Säuren ;
von CA. Gerhardt *).
Eine der am allgemeinsten angenommenen und gleichsam
populärsten Hypothesen, welche in den Augen vieler Chemiker
') Ann. chim. phyt. [3] XXXYO, 285. VorliuSge Miuheiloogen über
einzelne Resoltate dieser wichtigen Untersnchnngen gaben wir schon
in diesen Annalen LXXXII, 127 ; LXXXIII, 1 12. Wir erinnern daran,
da(s in Benebong auf das Alonigewicht des Wasseratoffii, Stickstoffs,
56 Oerhardi, Untersuchungen über die
für eine feststehende Wahrheit gilt, ist die Annahme, in allen
sauerstoffhaltigen Salzen, unorganischen wie organischen, sey
eine wasserfreie Säure enthalten. Selbst wenn es nicht ge*
lingt, durch Einwirkung von Substanzen, die eine grofse
Affinität zum Wasser haben, auf die sogenannten Säure»
hydrate, wie die Essigsäure oder die Benzoesäure, eine solche
wasserfreie Säure zu erhalten, betrachten diese Chemiker doch
die Gegenwart einer wasserfreien Säure in den essigsauren,
den benzoäsauren und allgemein allen Salzen organischer
Säuren als genugsam erwiesen. Zur Stütze dieser Meinung
berufen sie sich auf die Darstellung einer kleinen Zahl was-
serfreier Säuren, welche den camphersauren , den bernstein-
sauren, den weinsauren, den milchsauren u. a. Salzen ent-
sprechen, — wasserfreier Säuren, welche man einfach erhält
durch die Einwirkung der Wärme auf die s. g. Säurehydrate,
und welche die meisten Eigenschaften zeigen, die auch die
wasserfreien organischen Säuren characterisiren.
Wirft man einen Blick auf die Liste der wasserfreien
organischen Säuren, welche man auf diese Art durch Ent-
wässerung darstellen kann, so sieht man, dafs sie alle solchen
s. g. Säurehydraten entsprechen, die man als zweibasische
betrachtet. In der That sind die bis jetzt erhaltenen wasser-
freien Säuren :
Wasserfreie Bemsteinsäure C4H4OS
Wasserfreie Maleinsäure CaH^Os
Wasserfreie Weinsäure C4H4OS
Wasserfreie Pyroweinsäure CsHeOs
Wasserfreie Citraconsäure CftH40,
Wasserfreie Milchsäure . C«HjoOs
Wasserfreie Phtalsäure CsHaOs
Wasserfreie Camphersäure C10H14O«.
Chlora und der Metalle Gerhardt das Atomgewicht des Rohlenstofls
und des Sauerstoffs doppdt so groCi setzt, als dies gewöhnlich an-
genommen wird. D. R.
wasierfreien orgamtchen Säuren, 59
Was die ab einbasisch betrachteten Säuren betrilR, so
giebt es keine einzige, welche man bis jetzt im wasserfreien
Zustand hätte darsteUen können.
Von dem Gesichtspunkt der dualistischen Chemie aus, wo
man Wasser in allen s. g. Säurehydraten voraussetzt, ist es
schwierig einzusehen, wefshalb man das Wasser den einbasi-
schen Säure nicht eben so gut wie den zweibasischen entziehen
kann, wefshalb sich die Bemsteinsäure oder die Weinsäure
so leicht entwässern läfst, während die Benzoesäure oder die
Essigsäure den Entwässerungsmittehi widersteht.
Diese Verschiedenheit in dem Verhalten dieser zwei
Klassen von Säuren in Hinsicht auf die Entwässerungsmittel
indet sich noch in anderen Beziehungen mit gleicher Deut-
Kctteit ausgesprochen, z. B. hinsichtlich der Fähigkeit, Aether-
siwen oder Aminsänren zu bilden. In der That bilden die
Säuren, welche sich im wasserfreien Zustande darstellen
lassen , auch Aethersäuren und Aminsäuren , während diese
Art von Verbindungen sich mit den einbasischen organischen
Säuren nicht erhalten läfst.
Nach dem chemischen Systeme, welchem Laurent und
ich den Vorzug zu verschaflen suchen, ist die Unmöglichkeit,
die einbasischen Säuren durch Entziehung von Wasser in
wasserfreie überzuführen, eine nothwendige Folge von der
Constitution dieser Säuren; unserer Ansicht nach enthalten
diese Säuren nicht Ein Atom Wasser, wie es die dualistische
Theorie vcMraussetzt; wir unterscheiden die einbasischen von
den zweibasischen Säuren gerade dadurch, dafs nur die letz-
teren in Einem Atom die Menge basischen Wasserstoffs ent-
halten, welche zur Elimination von 1 Atom Wasser noth-
wendig ist
Diese Verschiedenheit in der Constitution kann in der
Art, die Formeln zu schreiben, deutlich gemacht werden,
wenn man alle Säuren als Wasserstoffsäuren betrachtet, welche
60 Gerhardt^ Untersuchungen über die
in Einem Atom 1, 2 oder 3 Atome WasserstofF enthaUen,
die gegen Metall ausgetauscht werden können, je nachdem
diese Säuren einbasische, zweibasische oder dreibasische sind.
Nach dieser Anschauungsweise ist das Wasser HsO selbst
eine zweibasische Säure, mit demselben Rechte wie der
Schwefelwasserstoff H^S, denn man kann in dem Wasser eben
so gut wie in der letzteren Säure 1 Atom oder 2 Atome
Wasserstoff durch Metall ersetzen , so dafs ein Metalloxyd-
hydrat MHO oder ein Metalloxyd M^O entsteht. Wenn nun
HsO die Zusammensetzung Eines Atoms Wasser ausdrückt,
mufs das Atom einer einbasischen Säure , wie z. B. der Ben-
zoesäure, durch eine Formel ausgedrödit werden, in welcher
nur ein einziges Atom basischen Wasserstoffs enthalten ist
(d. h. von solchem Wasserstoff, welcher gegen Metall aus*
getauscht werden kann}, während das Atom einer zweibasi-
schen Säure , wie z. B. der Bernsteinsäure, durch eine Formel
ausgedrUdst werden mufs , in welcher sich 2 Atome basischen
Wassers finden, d. h. so viele, als 1 Atom Wasser selbst
enthält :
Benzoesäure C,HsOs (H)
Neutrale benzoes.. Salze CfH^Oi (M}.
Bemsteinsäure C4H4O4 (II2)
Neutrale bemsteins. Salze C4H4O4 (M«).
Man ersieht aus diesen Formeln, dafs das Atom der
Benzoesäure nicht so, wie das Atom der Bernsteinsäure,
durch blofse Entwässerung die 2 Atome basischen Wasser-
stoffs ausscheiden kann, welche zu der Bildung von 1 Atom
Wasser nothwendig sind. Die dualistische Theorie giebt nicht
Rechenschaft von dieser EigenthümUchkeil der einbasischen
Säuren , denn sie setzt darin, wie in den zweibasichen Säuren,
fertig gebildetes Wasser voraus :
Benzoesäure C^HsO,, HO oder C]4H,oOs, H,0
Bemsteinsäure C,H40e, 2 HO oder C«H«0«, 2 H,0.
feoiurfreim organischen Säuren. 61
Wenn indefs die Constitution der einbasischen Säuren,
wenigstens nach meiner Meinung, die Bildung einer wasser-
freien Sänre durch die Entwässerung Eines Atoms einer
solchen Säure nicht zuläfst, so scblielst doch diese Con-
stitution, wie man leicht einsieht, nicht aus, dafs Körper
existiren, welche die Elemente von 2 Atomen einer *ein-
basischen Säure weniger 1 Atom Wasser enthalten; mit an-
dern W^orten, diese Constitution steht nicht im Widerspruch
mit der Existenz wasserfreier Säuren , deren Formehi ver-
doppelt anzunehmen wären, im Vergleich zu den Formeln der
einbasischen Säuren, von welchen sich die wasserfreien ableiten,
und die letzteren könnte man auf andere Art ds durch Ent-
wässerung erhalten.
Nach der schönen Entdeckung der wasserfreien Salpeter-
säure durch Deville konnte man in der That nicht mehr
bezweifeln, dafs sich auch die einbasischen Säuren durch
geeignete Yerfahrungsweisen in wasserfreie Säuren umwan-
dln hissen. Es ist wahr, dafs Deville und die andern
Anhänger der dualistischen Ideen nicht die Verdoppelung der
Formel für die wasserfreie Salpetersäure annehmen, welche
von diesen Chemikern einfach als NO« oder 1i%0^ betrachtet
wird, wenn man den neutralen salpetersauren Salzen die
Formel NOs , MO oder NsO« , MO giebt. Aber nach meiner
Betrachtungsweise mufs man das Atom der wasserfreien Sal-
petersäure durch die Formel NiO« und das der neutralen
salpetersauren Salze durch NMO9 ausdrücken.
Die in der vorliegenden Abhandlung mitgetheilten Ver-
suche werden, wie ich hoffe, die überzeugendsten Beweise
zu Gunsten der letzteren Ansicht abgeben, auf die ich eine
allgemeine Verfahrungsweise gründen konnte, welche mit
Leichtigkeit die den einbasischen organischen Säuren — der
Essigsäure, der Benzoesäure, der Cuminsäure und den ihnen
62 Gerhardt, ünknuchmgm Übet die
ähnlicheii Säuren — entsprechenden wasserfreiem Säuren
liefert.
Die Betrachtungen, welche mich zu dieser Verfahrungs-
weise führten, sind folgende.
In welcher Weise man auch die Constitution des Alkohols
und des Aelhers betrachten möge — es existiren zwischen
dem Atom des Alkohols und dem des Aethers dieselben Be-
ziehungen hinsichtlich der Zusammensetzung, wie zwischen
dem Atom einer einbasischen Säure und dem Atom der ent^
sprechenden wasserfreien Säure. Nach der dualistischen
Theorie drückt man diese Beziehungen durch die folgenden
Formeln aus :
Alkohol (Aethyloxydhydrat) C4H,oO, HsO;
Aether (Aethyloxyd) . . C4H10O.
Ich zuerst habe die Unrichtigkeit dieser Formeln hervor-
gehoben, und seit 1842 habe ich angenommen, dafs man
entweder mit Beibehaltung der Formel für den Alkohol die
des Aethers verdoppeln , oder mit Beibehaltung der Formel
für den Aether die des Alkohols halbiren mufs *}. Aber es
fehlte meiner Behauptung der experimentale Beweis, welcher
bekanntlich erst in der letzteren Zeit durch Willi amson
und Chane el geführt worden ist.
Da es nun durch die Versuche dieser Chemiker bewiesen
ist, dafs das Atom des Aethers in der That C« in sich ent-
hält , wenn man in dem des Alkohols Ca annimmt, mufs man,
wenn dieselbe Beziehung zwischen den einbasischen Säuren
und den entsprechenden wasserfreien Säuren existirt, die was-
serfreien Säuren mittelst ähnlicher Zersetzungen durch doppelte
Wahlverwandtschaft hervorbringen können, wie diejenigen
sind, welche aus Alkohol Aether bilden.
^ Revue scienUfiqoe X, 100.
waaerfreien organUchen S&uten, 63
Ich habe den Versuch gemacht, und die Resultate neiner
Erfahrungen haben meine Voraussetzung bestätigt. In der
That erhalte ich mit Leichtigkeit durch doppelte Wahlver-
wandtschaft — mit Anwendung der Chlorverbindungen, welche
den einbasischen Säuren entsprechen, und der Natron- oder
Kalisalze dieser Säuren — die wasserfreien Säuren; und
ebenso, wie man sogenannte gemischte Aether, den Methyl-
äthyläther oder den Aethylamyläther, mittelst der Kaliumver-
bindung eines Alkohols und der aus einem anderen Alkohol
sich ableitenden Chlorverbindung erhält, stelle ich auch ge-
mischte wasserfreie Säuren dar, indem ich Chlorverbindungen
und Alkalisalze, welche verschiedenen Säuren entsprechen,
auf einander einwirken lasse.
DartieBung der Chlorverbindungen^ welche embasüchen Säuren
entsprechen.
Man verdankt Cahours*}ein ausgezeichnetes Verfahren,
um die mehreren organischen Säuren entsprechenden Chlor-
verbindungen darzustellen. Es besteht darin, diese Säuren
mit Phosphorsuperchlorid zu behandeln, und mittelst der
Destfliation die fraglichen Chlorverbindungen von dem zugleich
sich bildenden Phosphoroxychlorid zu trennen. Dieses Ver-
fahren ist jedoch nur in denjenigen Fällen anwendbar, wo die
gesuchte Chlorverbindung einen beträchtlich höheren Siedepunkt
hat, als das Phosphoroxychlorid ; es eignet sich sehr gut zur
Behandlung der Benzoesäure, Cuminsäure, Zimmtsäure, deren
Chlorverbindungen erst gegen 200^ und selbst bei noch
höherer Temperatur sieden, so dafs man das Product stetes
von dem bei llO^' siedenden Phosphoroxychlorid reinigen
kann. Aber wenn es sich um flüchtigere Chlorverbindungen
handelt, ist es beinahe unmöglich, sie nach diesem Verfahren
frei von Phosphoroxychlorid zu erhalten.
*') Ann. chim. phys. [3] XXIIf, 337; diese Annaleo LXX, 39.
64 Gerhardt^ Utdertuchungen über die
Aufserdem ist die Einwirkung, welche das Phosphor-
superchlorid auf die oi^anischen Säuren ausübl, keineswegs
eine einfache Zersetzung durch doppelte Wahlverwandtschaft;
sie besteht eigentlich aus zwei aufeinander folgenden Zer^
Setzungen, wie die gleichzeitige Entwicklung von Chlorwasser-
stoff zeigt. Die Zersetzung der Benzoäsäure läfst sich in der
folgenden Weise veranschaulichen :
C,HeO, + PCI, = C,H.OCU + POCl,
CHeOCl, = HCl + C,HsOCl
ChlorbenEoyl.
Es scheint sich zuerst eine Verbindung von Chlorwasser-
stoff mit der organischen Chlorverbindung zu bilden, welche
sich fast sogleich in diese beiden Bestandtheile spaltet.
Durch eine Reihe von Betrachtungen, welche ich später
mittheilen werde, wurde ich zu der Ansicht geführt, nicht das
Phosphorsuperchlorid , sondern das Phosphoroxychlorid stehe
zu der Phosphorsäure in derselben Beziehung, wie das Chlor-
benzoyl zu der Benzoesäure; hiemach wäre das Phosphoroxy«
chlorid das eigentliche Chlorphosphoryl und müfste es mit
den Salzen der organischen Säuren eine Zersetzung durch
doppelte Wahlverwandtschaft hervorbringen, deren Producta
die den organischen Säuren entsprechenden Chlorverbindun-
gen wären. Und diefs ist, wie die Erfahrung es darthut, in
der That der Fall.
Das Phosphoroxychlorid wirkt mit grofser Heftigkeit
schon bei gewöhnlicher Temperatur auf eine grofse Zahl von
Salzen ein, unter Bildung von phosphorsaurem Salz und einer
flüchtigen Chlorverbindung; man erhält so mit benzoesaurem
Natron Chlorbenzoyl , mit cuminsaurem Natron Chlorcumyl
u. s. w.
(1) POCl, + 3C,HsNaOa = P04Nas + 3C,H,C10
Phosphoroxychlorid. Benzols. Natron. Phosphors. Natron. ChlorbenzoyL
fcoiserfreien organischen Säuren, 65
Das Phosphoroxychlorid ist ein sehr schätzbares Hülfs-
mittel fiir die Darstellung der Chlorverbindungen wie auch
für die der wasserfreien Säuren, welche den einbasischen
Sfiuren entsprechen; je nachdem man es im Ueberschufs
oder in geringerer Menge auf ein Salz einer organischen
Säure einwirken läfst, bringt es die entsprechende Chlorver-
bindung oder die entsprechende wasserfreie Säure hervor.
Wendet man das Oxychlorid in geringem Ueberschufs an,
oder nimmt man nicht mehr als 3 Atome Salz auf 1 Atom
Oxychlorid, so geht die Zersetzung nach der eben mitge-
theilten Gleichung (1} vor sich; wendet man hingegen das
Salz der organischen Säuren im Ueberschufs an , in dem
Verhältnifs von 6 Atomen Salz auf 1 Atom Oxychlorid, so
wirkt die bei der ersten Zersetzung hervorgebrachte Chlor-
vert}indttng auf eine andere Menge des Salzes der organi-
sdien Saure, und es entsteht alsdann eine wasserfreie Säui'e,
folgender Gleichung gemäfs :
(2)3C,HsC10 + 3C,H,NaO=3ClNa + 3CuH|oO,
ChlorbciizoyL Benzols. Ifatron. Chlornatriom. WaMerfreie BenzoSsäare.
Das Phosphoroxychlorid scheint mir dazu bestimmt zu
seyn, in den Händen des Chemikers ein sehr wichtiges Yer-
wandlungsmittel abzugeben; ich kenne keines, dessen Wir-
kung zugleich eben so bestimmt als lebhaft und rasch sey;
und wenn man erwägt, dafs die von ihm durch Zersetzung
naeh doppelter Wahlverwandtschaft gebildeten Chlorverbin-
dungen kräftig auf die Alkohole und die Basen einwirken,
so dafs ätherartige und amidartige Verbindungen entstehen,
so begreift man, welcher grofsen Zahl von Anwendungen
das Phosphoroxychlorid für die Zukunft Tähig ist. Ich konnte
mir mittelst des Phosphoroxychlorids gewisse flüchtige Chlor-
verbindungen verschafien, welche man nach Cahours' Ver-
fahren nicht rein erhalten kann ; so habe ich unter andern die
der Essigsäure und der Buttersäure entsprechenden Cblor-
Aan. d. Ch«mi« n. Pliarm. LXXXVII. Bd. 1. Heft. 5
66 Gerhardt^ ü$Uersuchungen über die
Verbindungen dargestellt. Ich zweifle nicht daran, dafs man
mit demselben Einwirkungsmittel auch andere Chlorverbindun-
gen, welche einbasischen Säuren entsprechen, hervorbrin«
gen könne; einige Versuche, die ich in dieser Richtung
bereits gemeinschaftlich mit Chancel angestellt habe, erga-
ben die der Sulfobenzidsäure oder phenylschwefligen Säure,
der äthylschwefligen Säure u. a. entsprechenden Chlorver-
bindungen.
Das Phosphorchlorid PCI, bringt gleichfalls mit den ben-
zo^sauren, den essigsauren, den cuminsauren u. a. Alkalisalzen
Zersetzung durch doppelte Wahlverwandtschaft hervor; die Ein-
wirkung, welche bei gewöhnlicher Temperatur sehr lebhaft,
wie die des Oxychlorids, vor sich geht, giebt organische
Chlorverbindungen und einen Rückstand von phosphorigsaurem
Salz. Aber abgesehen davon, dafs das Phosphorchlorid sich
manchmal mit gewissen, auf diese Art gebildeten organischen
Chlorverbindungen vereinigt, hat es noch den Nachtheil, einen
Rückstand zu geben, welcher durch die Einwirkung der
Wärme leicht verändert wird, so dafs die bei der Destillation
übergehenden Flüssigkeiten gewöhnlich kleine Mengen phos-
phorhaltiger Substanzen enthalten. Ich gebe defshalb dem
Oxychlorid für alle die Fälle den Vorzug, wo es nöthig ist,
stärkere Hitze anzuwenden.
Leider ist es nicht leicht, sich gröfsere Quantitäten
Phosphoroxychlorid nach dem Verfahren von Wurtz, durch
directe Einwirkung des Wasserdampfs auf Phosphorsuper-
chlorid, zu verschafien. Ich habe vergeblich versucht, an der
Stelle des Wassers Salze, welche Krystallisationswasser ent-
halten, anzuwenden, z. B. Alaun oder phosphorsaures Natron;
die Einwirkung des Phosphorsuperchlorids auf diese Salze ist
eben so heftig, wie die auf Wasser, so dafs man im^ier viel
Substanz verliert, welche zu Phosphorsäure wird, selbst dann,
wenn man mit genau abgewogenen äquivalenten Gewichts-
fooMserflreien argmiiickeH Säuren. 67
mengen arbeilel. Ich habe endlich eine Darstellungsweise
aufgefunden, welche die Beachtung der Chemiker verdient,
sowohl wegen ihrer Einfachheit, als wegen der Reaction,
auf welche sie sich gründet; sie besteht darin, das Phos*
pliorsnpercUorid mit der Hälfte seines Gewichtes an toU'
kommen geirockneter Oxalsäure zu destiUiren :
PCI» + C AO4 = PCljO + 2 HCl + CO + CO,.
Man erhält auf diese Art als übergehende FIüsMgkeit nur
Phosphoroxychlorid , während die andern Elemente sich als
Chlorwasserstoffgas , Kohlenoxydgas und Kohlensäure ent-
wickeln , ohne dafs ein Rückstand von Phosphorsäare bleibt,
wenn die Oxalsäure vorher vollständig von ihrem Krystalli-
satfODswasser befreit wurde; es ist von Wichtigkeit, dafs
dieser letzteren Bedingung genügt werde. Man kann, aller-
dings mit weniger Vortheil, an der Stelle der Oxalsäure jede
andere aioeibasische Säuret z. B. Weinsäure oder Bernstein-
sänre, anwenden, aber in diesebi Fall hat man einen Rück-
stand von virasserfreier Säure, wasserfreier Weinsäure oder
Bemsteinsäure.
Es ist auch vortheilhaft, das Phosphoroxychlorid aufzu-
sammeln, welches man in grofser Menge bei der Darstellung
des Chlorbenzoyb und der entsprechenden Chlorverbindungen
aas Olganischen Säuren und Phosphorsuperchlorid nach Ga-
hoars^ Verfahren erhält. Man braucht nur alles bei diesen
Darstellungen gebildete Phosphoroxychlorid zusammen zu recti-
fidren und das zwischen 110^ und 115* Uebergehende gesondert
ahCnifangen ; man kann selbst für die Darstellung der der
Essigsäure entsprechenden Chlorverbindung sich der noch mit
Chlorbenzoyl verunreinigten Portionen Phosphoroxychlorid be-
dienen, die bei einer höheren Temperatur übergehen.
Der einzige, und in der That sehr erhebliche Uebelstand,
welchen das Arbeiten mit allen diesen Chlorverbindungen
darbietet , ist der verderbliche Einflufs , ' welchen ihr Dampf
5»
68 Gerhardt^ VfOenuchmgen über die
auf die Respirationsorgane ausübt; man kann nur sdiwierig
sich bei allen Operationen davor schützen, und man setel
sich dem Dampf nicht aus, ohne dafs die Lunge darunter
leidet Meistens verspürt man die Wirkung erst einra bis
zwei Tage nachher, und sie besteht in hartnäckiger Bron-
chitis, die manchmal von Blutspden begleitet ist. Auch
mufste ich, um meide Gesundheit zu schonen, diese Untersu-
chungen abkürzen, und mich vorerst nur auf die wichtigsten
Glieder dieser neuen Reihe von Verbindungen beschränken,
wobei ich mir übrigens vorbehalte, diese Resultate in einer
zweiten Abhandlung zu vervollständigen.
CUoraceiyl^y *- Das Chloracetyl läfst sich leicht dar-
stellen, indem man in eine Tubulatretorte geschmolzenes essig-
saures Kali bringt und Phosphoroxychlorid zutreten läfst; die
Einwirkung ist sehr lebhaft und die dabei stattfindende Tempera-
turerhöhung so beträchtlich, dafs man nicht noch zu erwärmen
braucht. Man thut wohl daran, die Vorlage abzukühlen;
zweckmärsig läfst man auch das Phosphoroxychlorid nur
tropfenweise zutreten, vermittelst einer fein ausgezogenen
Röhre, die durch den Kork in dem Tubulus der Retorte hin-
durchgeht. Eine oder zwei Rectificationen über frisches
essigsaures Kali, welches mittelst einer oder zwei kleinen
Kohlen schwach erwärmt wird, reichen hin, das Product von
dem etwa beigemischten Phosphoroxychlorid zu befreien;
zuletzt rectificirt man das Product mit eingesenktem Ther-
mometer und fängt das bei 55^ Uebergehende besonders auf.
Man darf die Rectificationen über essigsaures Kali nicht unnö-
thigerweise wiederholen, weil bei jeder Rectification ein Theil
*) Wir wählen dieie Bezeiolmttng mit der Erinoerang, daf« Gerhardt
(diese Annaleo LXXXIIIi 115) unter Acetyl eine Verbiodung ver-
steht, die zur Essigsfiure in derselben Beziehung steht, wie das
Benzoyl zur Bcnzodsfiore« D. B.
fDOsterfreien organischen Säuren. 69
des Chloracetyls verloren geht, welcher zu wasserfreier
Essigsäure wird. Man überzeugt sich leicht von der Abwe-
senheit des Phosphoroxychlorids in dem Chloracetyl, indem
man dieses in Wasser löst, mit Ammoniak neutralisirt und
schwefelsaure Magnesia zusetzt; ist das Chloracetyl rein,
so tritt keine Trübung der Flüssigkeit durch phosphorsaure
Magnesia-Ammoniak ein.
Wendet man Phosphorchlorid PCI« zur Darstellung des
Chloracetyls an, so scheidet sich aus dem DestUlationspro-
duct nach 1 bis 2 Tagen eine gewisse Menge einer gelblich-
weifsen Substanz ab, welche an der Luft zerfliefst und sich
in Wasser mit Geräusch, wie das Phosphorchlorid, auflöst.
Ih'ese Substanz ist nicht ohne Zersetzung flüchtig; sie ver-
kohlt beim Erhitzen und stöfst einen Phosphorgeruch aus.
Sie scheint eme Verbindung von Phosphorchlorid mit Chlor-
acetyl zu seyn. Man wendet defshalb besser das Phosphor-
oxychlorid zur Darstellung des Chloracetyls an. So darge-
stellt, wie es im Vorhergehenden angegeben wurde, ist das
Chloracetyl eine farblose, leicht bewegliche, das Licht stark
brechende Flüssigkeit, welche schwerer ist als das Wasser
und an feuchter Luft schwach raucht. Sein erstickender
Geruch erinnert zu gleicher Zeit an den der Essigsäure und
den der Salzsäure; seine Dämpfe reizen lebhaft die Augen
und die Lunge. Es kommt bei 55® ins Sieden. Das speci-
fiscbe Gewicht desselben im flüssigen Zustand ist 1,125 bei IP.
Die Zusammensetzung des Chloracetyls wurde durch
folgende Analysen festgestellt :
l. G,515 Substanz gaben 0,579 Kohlensäure u. 0,1845 Wasser.
0,266 „ „ 0,487 Chlorsilber.
n. 0,302 „ » 0,338 Kohlensäure u. 0,107 Wasser.
0,201 „ „ 0,367 Chlorsilber.
70 Gerhardt^ ütiiersuchimgen über die
Auf 100 berechnet :
«
gefiuden
L II.
Kohlenstoff 30,66 30,52
berechocl
c.
24,0 30,57
Wasserstoff 3,97 3,93
H.
3,0 3,85
Chlor 45,30 45,17
Cl
35,5 45,22
Sauerstoff 20,07 20,38
0
16,0 20,36
100,00 100,00
78,5 100,00.
Die vorstehende Formel wird durch die Bestimmung der
Dampfdichte des Chloracetyls bestätigt :
gefandeB berechnet
Lofttemperatar 11*
Laftdrack 754»» 2 Vol. Koblenstoffdampf 1,658
Temper.d. Dampfs 180« 3 » Wasserstoff 0^207
Uebergew.d. Ballons 0;256 Grm. 1 « Chlor 2,470
RAumlichk.d. Ballons 270,5 CC. 1 » Sauerstoff 1,105
ZorficfcgebUeb.Luft 10 CC. 5,440 ^
Dampfdichte 2,87 2 * '^
Gierst man einige Tropfen Chloracetyl in Wasser, so
sinken sie zuerst darin zu Boden, dann lösen sie sich auf,
indem sie in der Flüssigheit auf und nieder fahren , ähnlich
wie Phosphoroxychlorid; es bildet sich hierbei nur Essigsäure
und Salzsäure*} :
C,H, €10 + H,0 = CjH^O, + HCl.
Giefst man einige Tropfen Wasser zu Chloracetyl, so ist die
Einwirkung in einem solchen Grade heftig, dafs eine wahre
Explosion eintritt.
Ammoniak und Anilin wirken auf das Chloracetyl mit
grofser Energie ein. Mit dem Anilin erhält man eine neue
Verbindung, die ich weiter unten als AcetaniUd beschreiben
werde.
*)-Oie Ton Mala gut i dai^eslellte, als Alddtyde percklare beseicbnete
Verbindung CaCI^O ist offenbar die der Tricbloressigsture entspre-
chende Chlorverbindung. Wasser lersetzt sie in der That zu Salz-
säure und Trichloressigsfiure.
woMserf feien organischen Säuren. 71
Wird Chloracetyl mit metallischem Zink in einer ver-
schlossenen Röhre gelinde erwärmt , so wird das Metall leb-
haft angegriffen, und es bildet sich eine braune Iheerartige
Substanz ; auf Zusatz von Wasser zu diesem Product scheiden
sich braune Flocken aus (die beim Erwärmen sich zu einer
braunen pechartigen Masse vereinigen}, und zu gleicher Zeit
entwickelt sich ein eigenthümlicher ätherartiger Geruch; die
wässerige Flüssigkeit enthält Chlorzink.
Schwefelblei und Chloracetyl wirken lebhaft auf einander
ein; eine farblose Flüssigkeit deslillirt über, deren unange-
nehmer Geruch an den von Katzenurin erinnert. Diese
Flüssigkeit löst sich in Wasser; die Lösung wird durch
Quecksilberchlorid zuerst weifs, dann gelb gefällt. Dieser
Niederschlag wird durch Aetzkali geschwärzt. Läfst man die
Flüssigkeit, in welcher sich der Niederschlag bildete, kochen,
80 entwickelt sich Essigsäure. Der mit W^asser gewaschene
und im Wasserbade getrocknete Niederschlag giebt bei dem
Erhitzen ein weifses Sublimat von Quecksilberchlorür , eine
gelbe Substanz, viel Essigsäure (wasserfreie?) und Schwefel-
quecksilber. Die übelriechende Flüssigkeit, welche aus Chlor-
acetyl und Schwefelblei entsteht, ist vermuthlich Schwefelaceiyi
ChlorbutyryL — Man bereitet es in derselben Weise wie
das Chloracetyl; da es indefs viel weniger flüchtig als das
letztere ist^ mufs man die aufeinander einwirkenden Substan-
zen abwägen, um die Bildung einer zu beträchtlichen Menge
von wasserfreier Buttersäure zu verhüten. Ich wende 2 Theile
gut getrocknetes buttersaures Natron (3 Atome} auf etwa
1 Theil Phosphoroxychlorid an. Es ist vortheflhaft, das
gepulverte Salz nach und nach in das Phosphoroxychlorid
einzutragen ; wollte man umgekehrt verfahren, und das flüssige
Oxycfalorid zu dem Salz fliefsen lassen, so könnte sogleich
eine grofse Menge wasserfreier Bultersäure entstehen, da die
Einwirkung schon in der Kälte lebhaft vor sich geht und
72 Gerhardt^ üiUemiekut^ieH über die
jeder Tropfen des Oxy Chlorids dann einen Ueberschnfs von but-
tersaurem Salz vorfinden würde. Man unterwirft das Gemenge
der Destillation, und reclificirt das flüssige Destillat über
eine sehr kleine Menge buttersaures Salz, unter Beachtung,
die Temperatur möglichst niedrig zu halten, damit die bei
dieser Rectification gebildete wasserfreie Buttersäure nicht
auch überdestillire.
Das Chlorbutyryl ist eine farblose, leichtbewegliche, das
Licht stark brechende Flüssigkeit, die schwerer als Wasser
ist und an der Luft schwach raucht. Sein stechender Geruch
erinnert zugleich an den der Buttersäure und den der Salz-
säure; es siedet ohne Zersetzung bei etwa 95^
0,333 Substanz gaben 0,549 Kohlensäure und 0,201
Wasser.
0,201 Substanz gaben 0,269 Chlorsilber.
Auf 100 Theile berechnet :
GeftiDden Berechnet
Kohlenstoff 44,96 C4 48,0 45,07
Wasserstoff 6,70 H, 7,0 6,57
Chlor 33,07 Cl 35,5 33,33
Sauerstoff 15,27 0 16,0 15,03
100,00 106,5 100,00.
Das Wasser zersetzt das Chlorbutyryl augenblicklich zu
Buttersäure und Salzsäure :
C4H,C10 + HjO = C4H.O, + HCL
Die Einwirkung ist weniger heftig als die durch das Chlor-
acetyl hervorgebrachte.
Das Chlorbutyryl wirkt sehr lebhaft auf das Anilin ein,
unter Bildung von Salzsäure und einer neuen Verbindung,
die ich weiter unten als Butyranäid beschreiben werde.
wa$9erfreun arganinAen Sämren. T3
Wasserfreie Säuren j toekhe einbasischen Säuren entsprechen.
Wasserfreie Bensioesaure. — Diese Verbindung isl die
erste einer einbasischen Söure entsprechende wasserfreie
Säore, welche ich erhielt, indem ich auf dem experimentalen
Wege das Problem über die Constitution dieser Klasse von
Körpern zu lösen suchte.
Der Versuch, welcher zum Ausgangspunkt für meinis
Untersuchungen wurde, war folgender. Trocknet man ben-
zoesanres Natron, mengt dieses Salz nach gleichen Aequi-
valenten (nahezu gleichen Gewichtstheilen} mit Chlorbenzoyl,
und erwärmt das Gemenge auf einem Sandbad auf 130^, so
entsteht eine klare Lösung, und bei einigen Graden über der
angegebenen Temperatur sieht man Chlomatrium sich aus*
sdieiden. Hau läfst das Product erkalten und wascht es mit
kaltem Wasser und mit Lösung von kohlensaurem Natron;
es bleibt so als unlöslicher Rückstand eine weifse Substanz,
die nichts anderes ist, als ganz reine wasserfreie Benzoesäure;
die Einwirkung geht mit vollkommener Schärfe vor sich.
Man kann das Product krystaUisirt erhalten , indem man es
in einer kleinen Menge heifsen Alkohols auflöst; bei dem
Erkalten scheidet es sich als ein Oel ab, welches allmälig zu
schönen, vollkommen farblosen schiefen Prismen erstarrt.
Man mufs sich indefs davor hüten , zur Lösung der wasser«
freien Benzoösäure mehr Alkohol anzuwenden, als nöthig ist,
damit diese wasserfreie Säure beim Erkalten sich aus der
Lösung ausscheide, denn eine längere Einwirkung des Alkohols
auf die wasserfreie Benzoesäure verwandelt diese in Benzoö-
äther, so dafs man bei Anwendung eines Ueberschusses von
Alkohol viel von der wasserfreien Benzoesäure verliert.
Ein ausgezeichnetes Mittel, die wasserfreie Benzoesäure
rasch darzustellen, besteht darin, Chlorbenzoyl auf neutrales
oxalsaures Kali einwirken zu lassen. Man trocknet dieses
74 Gerhardi, üniersuchuugen Über die
Salz voUständig', um sein Krystallisationswasser auszutreiben,
bringt es fein gepulvert in einen Kolben und setzt etwa ein
gleicbes Gewicht Chlorbenzoyl hinzu ; man erwännt dann den
Kolben über d^ Weingeistlampe, indem man ihn beständig
drehend bewegt, um alle Theile des Gemenges gleichförmig
zu erhitzen. Die Einwirkung ist vollendet, sobald der Geruch
nach Chlorbenzoyl verscfiwunden ist. Man läfst erkalten, zer-
theill die Masse in kaltem Wasser, entfernt das Chlorkalium
durch Waschen mit kaltem Wasser (und, wenn nöthig, die
etwa im Chlorbenzoyl enthalten gewesene gewöhnliche Ben-
zoesäure durch ein wenig Ammoniak), und läfst aus Alkohol
krystallisiren. Die Einwirkung, durch welche das Oxalsäure
Kali die wasserfreie Benzoesäure liefet, geht vor sich nach
der Gleichung :
C,K,04 + 2 C,H5C10 = 2 KCl + C^HioOs + CO + CO».
Die vortheilhafkeste unter allen Bereitungsarten besteht
ohne Zweifel in der Anwendung des Phosphoroxychlorids,
denn dieses Reagens überhebt der vorläufigen Darstellung des
Qilorbenzoyls , da diese letztere Verbindung stets m der ^-
sten Phase der Einwirkung des Phosphoroxychlorids auf ein
benzoesaures Salz entsteht (vergl. S. 64}. Man bringt die
Quantität Oxychlorid, die man anwenden will, in einen Kolben,
und setzt nach und nach etwas mehr als das fünffache Gewicht
von feingepulvertem benzoesaurem Natron hinzu, indem man
den Kolben beständig umschwenkt, damit die sofort eintre-
tende Reaction gleichmäfsig durch die ganze Masse hindurch
vor sich gehe. Dann bringt man den Kolben in ein Luftbad
oder Oelbad, welches auf ilsO^ erhitzt ist. Die Einwirkung
ist vollendet, wenn das Gemenge nicht mehr nach Chlor-
benzoyl riecht. Man wascht das Product mit kaltem Wasser^
dem man etwas kohlensaures Natron oder kaustisches Am-
moniak zusetzt, um das Chlorbenzoyl wegzunehmen, wenn
man etwa zuviel Phosphoroxychlorid angewendet hätte.
fDOSserfreim oryaniicheH Säuren. 75
Will man grotse Mengen wasserfreier Bensol^sfiure dar-
sKdlen, so reinigt man sie besser durch Destillation, als durch
ümkrystaliisiren aus Alkohol; doch braucht man 2u ersterer
eine sehr hohe Temperatur. Es geht ein farbloses Oel über,
wdches bei dem Erkalten su sehr spitzen Rhomben oder
nadetf&rraigen Prismen erstarrt, die einen sehr schwachen
Gervcb nach bitteren Mandeln besitzen, welcher vielleicht aof
der Zersetzung einer Spur der Substanz beruht. Die durch
UmkryslaHisiren aus Alkohol erhaltenen Krystalle sind giin^
zender, und riechen gewöhnlich schwach nach Benzoefither.
Man kann, wie man dieses bei dem Wismuth und dem Schwefel
thut, durch Schmelzen schöne Krystalle von wasserfreier Ben-
zodsive erbalten; eine sehr gelinde Wärme reicht hin, sie
zu achmelzen, und läfst man dann langsam erkalten und giefsl
das noch Ftttssige ab, so erhält man Gruppen vollkommen
ausgebildeter Krystalle.
Folgende Analysen dienten zur Feststellung der Zusam-
mensetzong der wasserfreien Benzoesäure :
I. 0,370 Std)stanz gaben 1,005 Kohlensäure und 0,1505
Wasser.
n. 0,347 Substanz (von anderer Bereitung, mittelst Oxal-
säuren Kalis) gaben 0,943 Kohlensäure und 0,140
Wasser.
III. 0,343 Substanz von einer dritten Darstellung gaben
0,940 Kohlensäure und 0,1395 Wasser.
IV. 0,300 Substanz von einer vierten Darstellung gaben
0,816 Kohlensäure und 0,126 Wasser.
Auf 100 Theile berechnet :
GefinideD Berechnet
L II. Ul. IV.
KohlenslofF 74,05 74,H 74,41 74,18 C.« 168 74,32
Wasserstoff 4,51 4,48 4,51 4,66 H,» 10 4,42
Saaeretoff 21,44 21,41 21,06 21,26 -0, 48 21,26
100,00 100,00 100,00 100,00 226 100,00.
I
78 Gerhardt, Onienuehmgen über die
Die wasserfreie Benzoesäure bildet schiefe Prismen, die
in kaltem Wasser unlöslich , in Alkohol und in Aether ziem*
lieh Idslich sind. Ihre frisch bereitete Lösung reagirt neutjral.
Sie schmilzt schon bei 42®; die in Wasser geschmolzene
Substanz bleibt nach dem Erkalten lange Zeit, selbst beim
Schütteln, flüssig. Siedendes Wasser macht sie sauer reagirend ;
doch ist zur vollständigen Umwandlung dieser Substanz in
gewöhnliche, s. g. gewässerte Benzoesäure längeres Kochen
nothwendig. Die Umwandlung wird rascher durch die ätzen*
den Alkalien bewirkt
Ammoniak scheint in der Kälte nicht darauf einzuwirken,
aber beim Erhitzen der Flüssigkeit löst sich die wasserfreie
Benzoesäure rasch auf; ist die Lösung concentrirt, so schei-
den sich beim Erkalten Krystalle von Benzamid ab; dodi
bleibt auch viel benzoäsaures Ammoniak in Lösimg.
Das Anilin wirkt gleichfalls in der Kälte nicht ein, aber
eine schwache Temperaturerhöhung reicht hin , Auflösung zu
bewirken; es entwickelt sich Wasser und die Flüssigkeit ge-
steht beim Erkalten zu prächtigen Blättern von Benzanilid.
Man findet weiter unten die Analyse des so erhaltenen
Benzanilids.
Die wasserfreie Benzoesäure destillirt ohne Zersetzung
bei etwa 310«.
Waaerfreie Zimmiiäure. — Man erhält diese Verbindung
leicht nach demselben Verfahren, welches zur Darstellung
der wasserfreien Benzoesäure dient, mit Anwendung von gut
getrocknetem zimmtsaurem Natron und Phosphoroxychlorid.
Am Zweckmäfsigsten nimmt man 6 Theile zimmtsaures Natron
auf 1 Theil Phosphoroxychlorid. Man wascht das Product mit
kaltem Wasser und mit Lösung von kohlensaurem Natron,
läfst es trocknen, und krystallisirt es aus siedendem Alkohol.
Ich habe die wasserfreie Zimmtsäure auch erhalten, indem
ich Chlorcinnaroyl auf neutrales oxalsaures Kali einwirken liefs.
wiuerfrelm argmitehen Siurm. 77
Die wasserfreie Zimmtsfiure scheidet sich beim Erkallen
der alkoholischen Lösang in Form eines weifsen krystallini-
sehen Pulvers ans, welches ans mikroscopischen Nadeln be*
stehL Sie ist unlöslich in Wasser und fast unlöslich in
kallem Alkohol; die letztere Flüssigkeit löst sie bei dem
Sieden etwas reichlicher, jedoch immer noch in ziemlich
geringer Menge. Sie schmilzt bei 127<^; durch siedendes
Wasser wird sie sauer reagirend.
Die Analyse dieser Verbindung fdhrie zu folgenden Re*
sultaten.
I. 0,236 Substanz gaben 0,727 Kohlensäure und 0,118
Wasser.
II. 0,202 Substanz von einer anderen Bereitung (mittelst
Oxalsäuren Kah's) gaben 0,574 Kohlensäure und 0,092
Wasser.
Anf 100 Theile berechnet :
Gefumien Bereebnet
1. TT"
Kohlenstoff 77,44 77,42
Wasserstoff 5,11 5,05
Sauerstoff 17,45 17,53
100,00 100,00 278 100,00.
Wauerfreie Cummsäure. — Die Darstellung dieser Ver-
bindung geschieht nach demselben Verfahren, wie die der Ben-
zoesäure-Cuminsäure (vergl. weiter unten), mit Anwendung
gleicher Theile getrockneten cuminsauren Natrons und Chlor-
cumyls. Dieses erhält man leicht aus Cuminsäure mittelst
Phosphorchlorid, nach Cahours* Verfahren.
Das Product der Einwirkung von Chlorcumyl auf cumiii-
saures Natron ist eine syrupartige Hasse, aus welcher man die
wasserfreie Cuminsäure mittelst Aether auszieht, indem man
ganz so wie bei der Darstellung der Benzoäsäure-Cuminsäure
verßOirt. Doch entzieht heifses Wasser nicht immer alles Chlor-
c.,
216
77,69
Hu
14
5,03
0,
48
17,28
78 Gerhardt j ütUenMktmgen über die
nairiiiny und die ätherische Lösung ist gewöhnlich milchig
und klärt sich nicht vollständig; auch scheidet sich beim Ver*
dunsten derselben eine gewisse Menge Ghlornatrium ab, yon
welcher man die wasserfreie Cuminsäure dadurch reinigt,
dafs man den Verdunstungsrückstand nochmals mit Aether
behandelt, filtrirt, und von neuem abdampft.
Nach dem Verjagen des Aethers bleibt die wassarfreie
Cuminsäure als ein dickes, farbloses oder schwach gefärbtes
Oel zurück ; sie ist geschmacklos , riecht sehr schwach , an
den Geruch der Aether der fetten Säuren erinnernd, und
stimmt in ihrem Aussehen ganz mit der Benzoäsäure-€umin-
säure überein; sie unterscheidet sich indefs von der letzteren
dadurch , da£s sie mit der Zeit theilweise fest wird. Das Oel
erfüllt sich nach und nach mit kleinen glänzenden Rhomben,
welche denen ähnlich sehen, die man bei der Krystallisation
der wasserfreien Benzoesäure wahrninunt, und welche ihm
schon nach 24 Stunden die Consistans von fest gewordenem
Olivenöl geben.
Man kann die wasserfreie Cuminsäure auch aus cumin-
saurem Natron und Phosphoroxychlorid erhalten.
I. 0,394 frisch bereitete ölige Substanz pben 1,119 Koh-
lensäure und 0,254 Wasser.
II. 0,317 desselben Products, welches zu einer bulterarti-
gen Masse geworden war, gaben 0,899 Kohlensäure
und 0,205 Wasser.
Aus diesen Analysen folgt die Zusammensetzung :
Gefanden
BOTBcfanet
l'"
II.
■' " "*
Kohlenstoff 77,43
77,35
C»o
240 77,42
Wasserstoff 7,15
7,17
H„
22 7,10
Sauerstoff 15,42
15,58
0.
48 15,48
100,00
100,00
310 100,00.
fDOMserfreien organkchen Säuren. 79
An feachier Luft erfiillt sich die wasserfreie Cuminsäore
mit glänzenden Blättchen von s. g. gewässerter (gewöhnlicher)
Cumiiisättre und wird sie zuletzt gänzlich in letztere um-
gewandelt
Zertheilt man die ölige wasserfreie Cuminsäure in Am*-
moniaky so wird »e nach und nach fest und gänzUch in Cu-
minamid umgewandelt Man findet weiter unten die analyti«-
schen Resultate, welche die Identität dieses Products mit dem
▼on Field erhaltenen Cuminamid darthun.
Wasserfreie Benzoesäure'^ Cummsäure. — Man hereitet
diese Verbindung, indem man in einem Kolben getrodmetes
cumuisaures Natron (20 Theile) mrt Cblorbenzoyl (15 TheUen)
erhitzt Im Augeobb'ck der Berihmng beider Substanzen tritt
eine beträchtliche Wärmeentwicklung ein, so dafs die ganze
Masse flüssig wird; es scheint also zuerst einfach eine Ver-
bindung zwischen den beiden Substanzen vor sich zu gehen.
Man erhitzt alsdann bis zum Verschwinden des Geruchs nach
Chlorbenzoyl , und läfst erkalten. Das Product besteht in
einer syrupartigen , dicken , kaum gefärbten und gernchlosen
Masse. Man setzt Wasser zu und erwärmt gelinde, um das
Chlomatrium aufzulösen; die Benzoösäare- Cuminsäure bleibt
dann am Boden des Kolbens in Form eines dicken Oels,
welches man mit Lösung von kohlensaurem Natron und mit
Wasser wascht. Nach dem Abgiefsen der wässerigen Flüssig-
keit schüttelt man das Oel mit alkoholfreiem Aether, giefst
die ätherische Schichte ab und läfst sie in einer Schale bei
gelinder Wärme stehen , um den Aether und die Feuchtigkeit
zu verjagen.
So dargestellt ist die Benzoesäure- Cuminsäure eine dick-*
flüssige, einem fetten Oel ähnliche, kaum gefärbte und ge«
ruchlose Flüssigkeit Sie läfst sich nicht unzersetzt destilliren;
sie giebt dabei eine saure butterartige Masse, die sich in
dem Hals der Betorte verdichtet Doch scheint sie bei dem
80 Gerhardt, ünientiekimgen über die
Brhitien in einem offenen Gefdfs sich unzersetzt zo verflüch-
tigen ; die von ihr dann gebildeten Dämpre sind stark beifsend.
Sie ist schwerer als Wasser, und sinkt in dieser Flüssigkeit
zu Boden, ohne sich damit zu mischen. Ihr spec. Gewicht ist
1,115 bei 23^ Im feuchten Zustande aufbewahrt wird sie mit
der Zeit sauer. Durch Alkalien wird sie zu einem Gemenge
von benzoesaurem und cuminsaurem Salz.
0,3935 Benzoesäure - Guminsäure gaben 1,095 Kohlen«
säure und 0,219 Wasser.
Hieraus folgt die Zusammensetzung CifHi^Os , welche
Formel 1 Atom Cuminsäure CioHisO, + 1 Atom Benzoesäure
CfHeO, — 1 Atom Wasser H^O ausdrückt.
Gefanden Berechnet
Kohlenstoff 75,89 C,,' 204 ^ T6,i2 ^
Wasserstoff 6,18 H,« 16 5,97
Sauerstoff 17,93 0» 48 17,91
100,00 268 100,00.
Zertheflt man BenzoSsäure-Cuminsäure in Ammoniak, so
giebt sie, wie die wasserfreie Cuminsäure, Guminamid, aber
zugleich erhält man Benzamid oder benzoesaures Ammoniak,
welches man leicht von dem Guminamid mittelst siedender
Ammoniakflüssigkeit trennt, in der das Guminamid nur in sehr
geringer Menge löslich ist.
Wasserfreie Bentoesäure-'Zmmisäure. — Diese Yerbin*
düng wird wie die Benzoesäore-Guminsäure dargestellt; man
wendet dazu 7 Theile Chlorbenzoyl und 10 Theile getrock-
netes zimmtsaures Natron an. Sic ist ein fettes Gel, der
Benzoesäure -Cuminsäure ähnlich, von 1,184 spec. Gewicht
bei 23^ Sie wird gleichfalls im feuchten Zustande mit der
Zeit sauer. Durch Alkalien wird sie zu einem Gemenge von
zimmtsaurem und benzoesaurem Salz.
0,317 Substanz gaben 0,884 Kohlensäure und 0,136
Wasser.
wäiserfreieH organiidken SOufea. 81
Diese Zahlen führen zu der Formel CieH,,0s9 welche
1 Atom Zimmisanre 0^0« + 1 Atom Benzoesäure C,HeOt
— i Atom Wasser H^O ausdrückt.
Gefmiden Berechnet
Kohlenstoff 76,04 C,« 192 76,19
Wasserstoff 4,73 B|, 12 4,78
Sauerstoff 19,23 0, 48 19,03
100,00 252 100,00.
Bei der Destillation der Zimmtsäure- Benzoesäure zersetzt
sie sich gänzlich. Es geht ein gelbes, wie Cinnamen riechen*
des Oel über, und gleichzeitig eine saure, in kohlensaurem Na-
tron lösliche Substanz. Aus dem gelben Oel scheiden sich mit
der Zeit Krystalle von wasserfreier Benzoesäure aus (die
Analyse IV wurde mit einem auf diese Art erhaltenen Product
angestellt}.
Watserfreie BeMOesäure-Esiigsävre. — Man erhält diese
Verbindung leicht, indem man Chloracetyl mit getrocknetem
benzoesaurem Natron zusammenbringt; die Einwirkung ist
sehr lebhaft und geht vor sich , ohne dafs Erwärmung nöthig
wäre. Das syrupartige, mit Wasser und mit Lösung von
kohlensaurem Natron gewaschene Product giebt ein neutrales
Oel, welches schwerer ist als Wasser und angenehm nach
spanischem Weine riecht. Dieses Oel läfst sich von Wasser
und anderen Verunreinigungen leicht in der Art befreien,
dafs man es mit alkoholfreiem Aether schüttelt, und aus der
Lösung den Aether durch gelinde Erwärmung verjagt.
L 0,3275 Substanz gaben 0,800 Kohlensäure und 0,150
Wasser.
n. 0,295 Substanz gaben 0,713 Kohlensäure und 0,130
Wasser.
Diese Resultate führen zu der Formel CsHgOs, welche
1 Atom Essigsäure C^HaO, + 1 Atom Benzoesäure C,H«0,
— 1 Atom Wasser HtO ausdrückt.
Aama. d. Ch«m. n. Pharm. LXXZVU. Bd. 1. H«ft. 6
82 Gerhardt^ üniettucinmgm über die
Germden
Berecbnat
Kohlenstoff
" I.
66,00
IL
65,89
c.
108 65,85
Wasserstoff
5,08
4,89
H,
' 8 4,87
Sauerstoff
28,92
29,32
0,
48 29,28
100,00 100,00 164 100,00.
Durch die Einwirkung von siedendem Wasser wird die
Benzoesäure -Essigsäure sauer reagirend, doch geht die Zer-
setzung nur langsam vor sich ; aber die caustischen und selbst
die kohlensauren Alkalien verwandeln die Benzoesäure-Essig-
sSure rasch in benzoesaures und essigsaures Salz.
Unterwirft man die Benzoesäure -Essigsäure der Destil-
lation, so beginnt sie bei 150® zu sieden, aber das Thermo-
meter steigt fortwährend rasch. Wasserfreie Essigsäure geht
über, während der Rückstand sich schwach bräunt. Unter-
bricht man die Destillation bei 280® und läfst man den Rück-
stand erkalten, so wird er zu einer Masse von Krystallen von
wasserfreier Benzoesäure :
2 C^HgOs = C.HeO, + C,4H|oOs
BensoCsäiire- Wasserfreie Wasserfreie
Essigsfiare« Essigsäure. Benzoesäure.
Diese Reaction erklärt die Bildung der wasserfreien Essig-
säure mittelst essigsauren Kalis und Chlorbenzoyls, welche
Bildungsweise im Verlauf dieser Abhandlung ausführlicher
besprochen werden wird.
Wiuserfreie Cwmnsäure-Essigsäure. — Diese Verbindung
erhält man in derselben Weise wie die vorhergehende, bei
Anwendung von cuminsaurem Natron und Chloracetyl.
Sie ist ein neutrales Oel, schwerer als Wasser, angenehm
nach spanischem Wein riechend, und ihre Eigenschaften sind
überhaupt nahezu dieselben wie die der Benzoesäure -Essig-
säure. Durch Alkalien wird sie zu cuminsaurem und essig-
saurem Salz.
wa$$erfreien örganitii^en S&urmL 83
0,^5 Sa^Oam gaben l,t96 Kohlensäure und 0,290
Wasser.
Hiemadi ist die Zusammensetzung :
Gefaaden Bcrcchoet
KoUenstoff 70,14 C,;^ 144 69,90^
Wasserstoff 6,93 H,« 14 6,80
Sauerstoff 22,93 0, 48 23,30
100,00 206 100,00.
Im feuchten Zustand wird die Cmninsäure- Essigsäure
schneD sauer, und es bflden sich dann schöne Blättchen von
s. g. gewässerter (gewöhnlicher} Cuminsäure, während das
Gel zugleich den Geruch nach Essigsäure entwickelt.
0,206 dieser Blättchen gaben 0,551 Kohlensäure und
0,137 Wasser.
Diese Resultate entsprechen der Zusammensetzung der
CnninSftore *) :
Gefattden Berechne!
Kohlenstoff 72,91 73,41
Wasserstoff 7,38 7,34
Sauerstoff 19,71 19,25
100,00 100,00.
Die Cuminsäure -Essigsäure zersetzt sich bei der Destil-
lation wie die Benzoesäure-Essigsäure.
Wasserfreie ZmnUs&ure-Essigsäure* — Chloracetyl wirkt
lebhaft auf zimmtsaures Natron ein, und das Gemenge erhitzt
sich beträchtlich; das Product riecht stark nach wasserfreier
Essigsäure, und es scheint, dafs die durch die Einwirkung
entwickelte Wärme die Spaltung eines Thefls der so sich
\
*} Die BUtteben waren nor zwiecben FHeiSqiapier aoageprelrt worden ;
auch enthielten sie noch eine Spar ölartiger Substanz (Cuminsfiure-
EMigtfiure), was sich auch durch Auflösen derselben in kohlensau-
rem Natron in derKfille nachweiaeh liefs. Daher dte geringe Ver-
loal an ICohlensteff.
6»
84 Kühn, vber doM Verhalten der beiden Bbiäaugensabe
bfldenden Zimmtsäare^EssigsSure bewiikt. Diese ist tibrigens
eine Verbindung von sehr geringer Beständigkeit, denn bei
dem Waschen des Products der Einwirkung mit kohlensaurem
Natron entwickelt sich stets Kohlensäure, und Aether entzieht
der teigigen Masse nur ein mit Zimmtsäure gemischtes Oel.
Dieses Oel gleicht ganz und gar der Benzoesäare-Essigsäure,
ist gleichfalls schwerer als Wasser und besitzt fast ganz den-
selben Geruch ; aber es war mir nicht möglich, es in hinläng-
licher Reinheit fUr die Analyse zu erhalten.
(Die Fortsetzung dieser Abhandlang folgt im nSchsten Heft.)
üeber das gegenseitige Verhalten der beiden Blut-
laugensalze und des Nitrats und der einfachen Yer-
brennungsproducte des Silbers;
von Prof. 0, B. Kuhn.
1. Die Niederschläge, welche gemeines Blullaugensalz
in den verschiedenen Metallsolutionen her^^orbringt, werden
sehr häufig Tür Verbindungen, die mit dem Blullaugensalze
gleiche Formeln hätten, angesehen. Diese Ansicht erleidet
jedoch an einigen Stellen bedeutende Ausnahmen. Ich werde
jetzt zunächst eine dergleichen besprechen, nämlich das Pro-
duct, welches durch Monocyan- Eisen -Kalium in einer Auflö-
sung von Silbemitrat entsteht.
2. Bei überschüssigem salpetersaurem Silber giebt das
Cyan- Eisen «Kalium einen völlig weirsen Niederschlag, der
aber beim Auswaschen, besonders mit heifsem Wasser,
schmutzig wird , und nach dem Trocknen blau erscheint ;
dabei wird Cyan oder CyanwasserstoIT frei.
und des NitrcUs eic, des SiB^ers. 85
3. Schüttet man die Auflösung des salpetersauren Silbers
zu BluOaugensalz, so dafs letzteres nicht vollständig zersetzt
wird, so ist der Niederschlag beim geringsten Söureüber«*
Schüsse sogleich bläulich^ wird aber weifs, sowie man ihn mit
salpetersaurem Silber übergiefst, ist und bleibt auch weifs
unter der Flüssigkeit, wenn man völlig neutrales Silbemitrat
mit dem Cyan-Eisen-Kalium zusammenbringt. In beiden Fallen
scheidet sich der Niederschlag anfangs ganz gut von der
Flüssigkeit, die jedoch schon Spuren von Silber enthält.
Zieht man die erste Flüssigkeit mit einem Heber ab, und
giefst dafür ein gleiches Mafs frisches Wasser auf den Boden-
satz, so klärt sich die Flüssigkeit nach dem Schütteln schon
merklich langsamer, und die dritte oder gar vierte Flüssigkeit
bleiben Tage lang trüb und schlammig.
4. Ersterer Niederschlag (2} läfst sich gut filtriren und
die abgehende Flüssigkeit bläut zu keiner Zeit Eisensesqui-
Chlorid; sie fängt nur an, nach Cyanwasserstoff zu riechen,
wenn durch das Schmutzigwerden des Niederschlags der An*
fang der Zersetzung desselben angezeigt wird.
5. Letzterer Niederschlag (3} verstopft alsbald das Filter,
und liefert eine trübe Flüssigkeit, welche anfangs nur eine
Spur von Silber zu erkennen giebt, später aber die Silber-
reaction besser und zuletzt stark zeigt. Der Geruch nach
Cyanwasserstoff hält gleichen Schritt mit der SUberreaction.
Bei Anwendung völlig neutralen Silbernitrats und bei Abhal-
tung der atmosphärischen Luft ist die Entwicklung von Cyan--
Wasserstoff viel schwächer.
6. Der weifse Niederschlag von 2, noch unter 80* C.
getrocknet, riecht nach Cyanwasserstoff, ist oberflächlich blau,
im Innern gelblich, und verbrennt mit hellleuchtender Flamme,
wenn man denselben in einem bedeckten Porcellantiegel erst
langsam, dann immer stärker und stärker erhitzt, und encBich
rasch den Deckel wegnimmt; nachdem die helle Farbe ver-
86 Kühn^ über doi Verhalt der beiden BbabuigeHsahe
löscht ist, beobachtet man nur noch blasse blaue Flänunchen
um den schwanen Rückstand im Tiegel herum. Die Masse
ist bedeutend zusammen gesunken, und zeigt viel metallisches
Silber. Die helle Flamme ist, wie man ohne Weiteres sieht,
die des verbrennenden Gyans, die blasse die von Kohlen-
oxydgas.
7. Der Rückstand, 1,454 von 1,829 betragend, reagirte
nicht im Geringsten alkalisch. Er löste sich in Salpetersäure
mit Zurücklassung von 0,033 rothen Eisensesquioxyds auf.
Aus der Flüssigkeit schlug Chlorwasserstoff 1,657 Chlorsilber
nieder, und aus der davon abfiltrirten Flüssigkeit Aetzam-
moniak 0,167 Eisensesquioxyd. Die ammoniakalische Flüssig-
keit hinterliefs beim Abdampfen salpetersaures und Chlor-
wasserstoff-Ammoniak, weiches beim Glühen einen dufserst
geringen Rückstand lieferte ; er betrug 0,004, gab an heifses
Wasser kein Chlorid ab, und schien nur in Kieselsäure , ^ von
den Gefäfsen herrührend, zu bestehen.
8. 0,700 des nämlichen Niederschlags von 2. vom näm-
lichen Trockenheitszustande wie in 7., lieferte mit Kupfer-
oxyd gemengt, und in gewöhnlicher Weise mit Vorschlag
von metallischem Kupfer verbrannt, 0,017 Wasser und 0,251
Kohlensäure. Hieraus berechnet sich :
Ag
68,12
7
756,7 68,68 oder 7
756,7
68,19
(67,953
Fe
7,65
3
84,0 7,62 3
84,0
7,57
(7,54)
Cy
21,19
9
234,0 21,24 9
234,0
21,09
(21,01)
HO
2,43
3
27,0 2,45 3.
27,0
2,43
(2,42)
99,39
1101,7 100,00
1101,7
99,28
0_
0,61
1
8
0,72
(1,08)
100,00 1109,7 100,00 100,00.
Das Wasser als unwesentlich betrachtend könnte man
folgende Cyanide annehmen : 5 AgCy + Ag^Cy + 3 FeCy
und des NUrats eic, des Säbers. 87
oder nach der zweiten Berechnung : 7 AgCy + 2 FeCy
+ FeO.
9. Die erste in 8. gegebene Vorstellung hat einen sehr
schwachen Punkt. Denn darnach mürste Silbensemicyanid schon
bei gewöhnlicher Temperatur sich bilden, was sonst sich
nicht beobachten läfst; man müfste annehmen, dasselbe sey
entstanden, indem etwas Eisenmonocyanid sich bläute, also
zum Theil in Sesquicyanid überging; auch bliebe der Verlust
von 0,61 pC. unerklärt. Daher ist die zweite Ansicht wohl
wahrscheinlicher, nach welcher ein Theil des Eisens aus der
Luft Sauerstoff angezogen haben könnte. Statt des oben an-
genommenen Eisenmonoxyds liefse sich vielleicht besser Oxyd-
oxydul oder Sesquioxyd vermuthen : die oben parenthesirten
Werthe sind nach letzterer Voraussetzung berechnet. Die
Menge des Cyans ist in dieser Berechnung etwas zu gering
angesetzt; die bläuliche Farbe lärst allerdings ein Cyanblau
voraussetzen, also eine gewisse Menge Cyan mehr als im
Monocyanid; die Annahme von ^ Aeq. mehr Cyan und von
1} Sauerstoff giebt die Procente : Ag 67,89, Fe 7,54,
Cy 21,19, HO 2,42, 0 0,96, und die nächsten binären Ver-
bindungen wären : 21 AgCy, 5J FeCy, J Fe^Cy,, Fe304.
10. Die Masse von einer zweiten rasch ausgeführten
Darstellung mit völlig neutralem salpetersaurem Silber sah
getrocknet miltelblau, hier und da rostfarbig aus, und gab von
1,007 Masse 0,879 Silberchlorid nebst 0,004 metallischen
Silbers vom Filter, woraus sich 0,66570 Silber = 66,11 pC.
berechnete; ferner ward 0,114 Eisensesquioxyd erhalten,
= 0,0798 metallischen Eisens = 7,93 pC; endlich lieferten
0,345 beim nämlichen Trockenheitszustande gewogen und mit
chromsaurem Blei verbrannt 0,142 CO, = 0,08391 Cy
= 24,32 pC. Also hat sich ergeben :
88 Kühn, über das VerhaUm der beiden BkOaiigensake
Ag
66,11
64
702,65
66,28
Fe
7,93
3
84,00
7,92
Cy
24,32
10
260,00
24,52
98,36 1046,65 98,72
HO 1,64 H 13,50 1,28
100,00 1060,15 100,00.
Damach hat man folgende Cyanide anzunehmen : 13 AgCy,
4 FeCy, FeiCy«. Nimmt man anfangs auch reines Monocyanid
'vom Eisen an, so ist doch immer etwas Silbercyanid im
Ueberschusse gegen die Formel des Blutlaugensalzes.
11. Aus den in 7. und 8. und in 10. mitgetheilten Ver-
suchen geht also hervor, dafs die Niederschläge, wie sie eben
erhalten worden sind, nicht mehr die im gelben Cyan-Eisen-
Kalium vorgezeichnete Mischung besitzen : es bildet sich auf
Kosten des Eisencyanids Cyansilber und das Eisen wird, wie
der Versuch wirklich nachweist, durch den Sauerstoff des Silber-
oxyds oxydirt, und durch die Salpetersäure in Auflösung über-
geführt. Nur auf diese Weise ist das mehr oder minder
grofse Uebergewicht des Silbercyanids über das des Eisens
zu erklären.
12. Die Zersetzbarkeit des Cyaneisens durch salpeter-
saures Silber hat schon lange Wo hl er angegeben. Folgendes
hat Verfasser beobachtet. Sehr trocknes Cyanblau, aus ge-
wöhnlichem Gyan-Eisen-Kalium und sehr überschüssigem
Eisensesquichlorid dargestellt, und so lange mit lauwarmem
Wasser ausgewaschen, bis das Über dem Cyanblau stehende
Wasser auch nicht im Entferntesten Silbersolution veränderte,
welches Cyanblau aber trotz des angewandten Ueberschnsses
von Eisensesquichlorid doch noch Kalium enthielt, entfärbte sich
mit Auflösung von Silbemitrat übergössen bei gewöhnlicher
Temperatur alsbald, und verwandelte sich in schmutzigweifse
Flocken, mit einem Stich von mattem Blau; bei sehr mäfsiger
Wärme (nicht über 60^ C.) ward der Bodensatz rasch ro&t-
tmd deM Närai» de. des SSben. 89
farbig; die davon abgesonderte Flüssigkeit trübte sich auf
Zusatz von Wasser durch Zersetzung der Verbindung von
Cyansilber und salpetersaurem Silber, und Aetzammoniak er*
zeugte einen dicken braunrothen Ifiederschlag. Entwicklung
eines Zersetzungsproductes von Salpetersäure in der Kälte ist
weder durch Entwicklung von Gasbläschen, noch durch den
Geruch, noch durch schwefelsaures Eisenmonoxyd , wovon
einige feuchte Krystalle in einem Papierfilterchen im obern
Theile der Proberöhre aufgehangen worden waren , zu
bemerken. Das Cyan wird dem Eisen durch das Silber ent-
zogen , während das Eisen durch den Sauerstoff des Silber-
oxyds oxydirt, und das Product grofsen Theils in der Sal-
petersäure aufgelöst wird, was natürlich vollständig nur
erwartet werden dürfte, wenn man hinreichendes Silber
anwendete; diefs müTste aber ziemlich viel betragen, da das
Aeqoivalent des Silbers etwa viermal so grofs ist, als das
des Cyans; es bleibt jedoch immer eine Portion von Eisen-
oxydoxydul ungelöst, was gehörig ausgewaschen in Chlor-
wasserstoff vollständig löslich ist; die Auflösung Tärbt sich mit
I beiden Blutkugensalzen blau.
13. Darf man hiemach erwarten , dafs der Niederschlag,
welchen Einfach-Cyan-Eisen-Kalium in salpetersaurem Silber
erzeugt , bei dem geringsten Ueberschufs des letzteren unver-
ändert bleiben werde, besonders wenn die Berührung des
Niederschlags mit der Flüssigkeit längere Zeit andauert ? Man
sehe, wie selbst das getrocknete Cyan-Eisen- Silber mit sal-
petersaurem Silber sich verhält.
14. Der getrocknete Niederschlag, wie er in 6. be-
schrieben ist, mit salpetersaurem Silber in Auflösung längere
Zeit digerirt, und später wenig erhitzt, Tärbt sich rostfarben,
und in die röthlichgelbe Flüssigkeit ist Cyansilber über-
gegangen und ziemlich viel Eisen, letzteres als Sesquioxyd.
Die Flüssigkeit ist trüb und trübt sich auf Zusatz von Salpeter*
90 Kühn^ über da$ Verhauen der beiden BbUlaugensahe
säare noch mehr, so dafs sie undurchsichtig wird. Der nach
längerer Zeil gebildete röthlichgelbe Bodensatz nimmt bei
Digestion mil verdünnter Schwefelsäure weifse Farbe an, er
wird flockig : es ist Cyansilber ausgeschieden, die schwefel-
saure Flüssigkeit enthält Eisensesquioxyd und wenig Silber.
Nach vollständiger Ausziehung mit Schwefelsäure und heifsem
Wasser löst sich der bleibende gelblichweifse Rückstand in
Ammoniak bis auf wenige gelbe Flocken von Eisensesquioxyd
auf, in der Wärme leichter als in der Kälte. Aus heifser
Auflösung erscheinen blätterige Krystalle, vielleicht die näm-
liche Verbindung, welche Lieb ig und Redtenbacher er-
halten haben, als sie zu warmem Cyanwasserstoff- Ammoniak
salpetersaures Silber zusetzten; hier hat man ohne allen
Zweifel eine Verbindung von Cyansilber mit Ammoniak
vor sich.
15. Mit reinem Silberoxyd wird der Niederschlag von
2. vor dem völligen Austrocknen rasch gelb und später scheidet
sich viel metallisches Silber aus, was das Gefäfs mit einem
schönen Spiegel belegt; die nämliche Erscheinung zeigt sich,
jedoch etwas langsamer, bei gleicher Behandlung des ge-
trockneten Niederschlags C^on 6.}.
i6. Salpetersäure in der Kälte auf den getrockneten
Niederschlag (von 6.) gegossen, entwickelte sogleich eine Menge
kleiner Luftblasen ; ein gelbes Gas konnte zwar nicht entdeckt
werden, aber der Geruch nach salpetriger Säure liefs sich
leicht und bestimmt wahrnehmen ; der bläuliche Körper ward
sogleich schwarz, und die Flüssigkeit gab sodann mit Chlor-
wasserstoff einen dicken Niederschlag, .mit Aetzammoniak
braungelbe Flocken. Bei geringer Erhitzung färbt sich der
schwarze Rückstand unter Entwicklung von Zersetzungspro-
ducten der Salpetersäure sehr schnell gelbbraun, und ver-
mindert sich sehr in Masse ; die Flüssigkeit zeigt die vorigen
Reaciionen , nur stärker , und die ersten Portionen des Am-*
und des Nitrais etc. des Silbert. 91
moniaks geben einen weifsen Niederschlag, der aber bei mehr
Ammoniak bis auf die gelbbraunen Flocken verschwindet.
17. Der Niederschlag von 2. löst sich in Aetzammoniak
mdU auf, auch nicht zu einer trüben Flüssigkeit. Bei län-
gerem Stehen m gewöhnlicher Temperatur, schneller bei
gelindem Erhitzen ßlrbi sich der weifse Niederschlag gelb-
lichbraun, anfangs sehr hell, spöter so braun, wie etwa
frischgefillltes SchwefelwasserstoiF - Zinnbisulphid. Aus der
warmen ammoniakalischen Flüssigkeit setzen sich beim Ab-
kühlen perlglänzende Schuppen, wie Borsäurehydrat aussehend,
oder gröfsere quadratische Tafeln ab, offenbar die nämliche
Teii)indung wie die in 14. erwähnte.
18. Selzl man Cyan- Eisen -Kalium zu einer Auflösung
von salpetersaurem Silber in sehr viel Aetzammoniak, so
entsteht mit dem ersten Tröpfchen sogleich ein schneeweifser
Niederschlag, ohne Widerrede eine Verbindung von Cyan-
Eisen-Silber mit Ammoniak , eine jener Verbindungen, welche
Bansen bei anderen Metallen, wie beim Kupfer, Quecksilber
0. a. dargestellt und untersucht hat. Bei überschüssigem
I Cjan-Eisen-Kalium zeigt der weifse Niederschlag nach etwa
20 Stunden eine röthliche, fast krystallinische Decke, wird
aber in sehr gelinder Wärme durch und durch rostfarben,
ebenso wie die darüberstehende Flüssigkeit, welche eine sehr
beträchtliche Menge von Silber enthält; der färbende Theil
setzt sich sehr langsam aus der Flüssigkeit ab, und geht mit
durch das Filter hindurch, die abfiltrirte Flüssigkeit trübend.
19. Aetdiali florbt den Niederschlag von 2. sogleich
hellbraun, etwa so als wäre der jetzt bleibende Bodensatz
Silberoxyd; die Flüssigkeit enthält aber weder wenn sie so*
gleich abfiltrirt , noch wenn sie einige Zeit mit dem Ungelösten
digerirt wird, Blutlaugensalz ; Eisenchlorid wird nicht im Ge-
ringsten gebläut, nachdem man sie mit Chlorwasserstoff
92 JTtiAii, über das VerhaUen der beiden Bluilaugensalze
neutralisirt hat; wohl aber enthält sie Silber, und offenbar
als Cyansilber durch Cyankalium aufgelöst.
20. Der Versuch von 19. zeigt also die Unrichtigkeit
einer in die neueren Handbücher (z. B. L. Gmelin*s, Bd. U,
S. 247} übergegangene Angabe von Ittner, welcher die sonst
für solche Niederschläge durch Cyan- Eisen -Kalium geltende
Zersetzung mittelst Aetzkalis behauptete. Die Angabe war
aber schon dadurch verdächtig , dafs derselbe Ittner ange*
geben hatte, das CyansUber zersetze sich nicht durch Aetz*
natron. Aber auch diese letzte Behauptung ist falsch. Denn
Cyansilber wird zwar in der Kälte von Aetzkali anscheinend
nicht angegriffen , aber bei sehr mäfsiger Wärme langsam,
beim Kochen schnell schwarz gefärbt ; in der Flüssigkeit zeigt
sich Silber; es ist also durch kreuzweise Zersetzung Silber-
oxyd und Cyankalium gebildet, welches letzteres die andere
Hälfte des unzersetzt gebliebenen Cyansilbers in Auflösung
überführt; das hier in chemischer Verbindung sich vorfindende
Cyansilber ist nun vor weiterem Angriff durch Kali gedeckt.
Ist Cyansilber bei dieser Behandlung mit Aetzkali unverändert
geblieben, so hat man eine neutrale Flüssigkeit.
21. So wie Aetzkali wirken auch Natron, Baryt, Stron-
tian, Kalk auf das Cyansilber. Magnesia äufsert auch bei
langem Kochen keine Wirkung.
22. Wie salpetersaures Silber mit sehr viel überschüs-
sigem gelbem Biutlaugensalz sich verhält, ist in 3. und 5.
bereits angegeben. Es war von Interesse, auch die hier
entstehenden Froducte etwas genauer kennen zu lernen. Der
erste, gleich vom Anfange bläuliche Niederschlag läfst sich,
wie gesagt, nicht waschen; er bleibt lange in der Flüssigkeit
suspendirt, oder es bilden sich wegen langsam fortschreiten-
der Zersetzung der gegebenen Körper immer neue Ausschei-
dungen ; die Filter werden sehr bald so vollständig verstopft,
dafs Flüssigkeit tagelang darauf stehen bleibt. Der Nieder-
und des Nürats eio. de$ SOben. 93
scUag ist noch feucht sehr zähe, und klebt dem Papiere
aufserordentlich fest an , so dafs er ohne Papierfasern nicht
abgenommen werden kann; auch nachdem er getrocknet ist,
läfst er sich nichl rein abnehmen. Er ist gelrocknet mittelblau,
verhaltnifsmäfsig schwer zu zerreiben. Trotz dem, dafs man
nicht erwarten durfte, das Product in erträglich rdnem Zu*
Stande zu erlangen , ward es doch, so wie es eben zum Vor-
schein gekommen war , analysirt, um wenigstens den Gang
der Zersetzung zu übersehen. Die Analyse nahm man nach
derselben Methode vor, wie die in 7. und 8. So erhielt man
Ton i,O40 Hasse, die durch blofse Sedimentation gewonnen
worden war, 0,149 Chlorkalium, 0,677 Chlorsilber und 0,175
Eisensesqnioxyd ; 0,463 mit chromsaurem Blei verbrannt lie*
ferten 0,232 Kohlensäure. Daraus berechnet sich :
5 196,0 7,46
12 1297,2 49,40
11 308,0 11,73
30 780,0 29,70
98,28 2581,2 96,29
HO 1,72 5 45,0 1,71
Ka
7,52
Ag
49,38
Fe
H,T7
Cy
29,61
100,00 2626,2 100,00.
23. Diesen Versuchen nach hat man folgende einfache
Cyanide aiizunehmen : 5 KaCy, 12 AgCy, 7FeCy, 2 Fe^Cy, ; wie
diese aber weiter zusammenzufügen seyen, läfst sich nicht
sagen, doch erkennt man augenblicklich auf das Bestimmteste,
dafs an eine Verbindung, die etwa das Blutlaugensalz als
Prototyp hätte, nicht im Entferntesten sich denken bisse.
24. Die vom Niederschlag in 22. abfiltrirte Flüssigkeit
war trüb und wurde nun längere Zeit sich selbst überlassen.
Sie roch ziemlich stark nach Cyanwasserstoff, und hatte nach
2 bis 3 Wochen einen hellblauen Bodensatz gebildet, welcher
so fest zusammengebacken war, dafs die immer noch trübe
Flüssigkeit rein abgegossen werden konnte. Der Bodensatz
M Kühn, übiT da$ Verhaken der beiden Bkilaugeniabe
Wttfd unter 80^ C. getroduiet; nun sah er Uäulichgrüii tos.
Mit Wasser wieder Übergössen und damit tüchtig dureh-
geschültelt, blieb er tagelang suspendirt, nnd die Flüssigkeit
war auch nach mögUch bester Sedimentation immer noch
opalisirend; sie färbte sich durch EisensesquicUorid blau,
etwas bMsser mit Eisenmonochlorid, ein Nied^schlag entstand
9lbet in ein paar Stunden nicht; Kupferoxydsulphat gab eine
blasse röthliche Färbung; Chlorwasserstoff trübte sehr schwfteh,
oder es sdiied sich der das Opalisiren verursachende Stoff
bessear von der Flüssigkeit. Der ganze mit Wasser nicht
ausgezogene Bodensatz gab beim Glühen an der Lnft einen
roliien Rückstand, dessen wässerige^ Auszug mit CUorwaäser-
stoff versetzt beim Abdampfen 0,467 Chlorkafimn von 1,227
Masse hinterliefs. Das rüdutändige Eisens^quoxfd betrug
0,580; es ward in Chlorwasserstoff aufgelöst, die Flüssigkeit
filtrirt, und wieder mit Ammoniak gefallt; es ergab sich
genau das nämliche Gewicht (ohne Abzug der Filterasche}.
Bei dem nämlichen Trockenheitszustande wurden 0,739 abge-
wogen und mit chromsaurem Bleioxyd, unter Vorschlag von
metallischem Kupfer verbrannt; es ward 0,032 Wasser und
0,474 Kohlensäure erhalten. Hieraus berechnet sich die Zu-
sammensetzung :
Ka 20,24 4 156,8 20,68
Fe 33,09 9 252,0 33,23
Cy 37,90 H 286,0 37,72
HO 4,33 3i 31,5 4,15
95,56 726,3 95,78
0 4,44 4 32 4,22
100,00 758,3 100,00.
25. Als nächste Elemente kann man hiemach ansehen r
4 KaCy, 5 FeCy, } FciCy,, f FciO,; aber auch wie diese
Elemente weiter zu paaren seyen, läfst sich mit Bestimmtheit
nicht erkennen. Blotlaugensalz , 2 (2 KaCy + FeCy) und
dn Cyanblau, } (3 FeCy + FosCy,} , angenonunen, bleibt eia
tmd <fef Fliirais elc, des SSben. 95
Rest =a FeCy + f FesO« ; dafe man hier eine chemisehe
Verbindnng' vor sich habe, ist nicht za vennathen. Vielleicht
bemerkenswerlh könnte in dieser Vorstellang erscheinen, dafs
das Bhitlangensalz und -das Cyanblan in einem sehr einfachen
Verhäitnife zu einander ständen , wenn die Paarang wirklich
richte ist : 3 (8 KaCy + FeCy) + (3 FeCy + Pe,CyO.
AulaDig ist an diesem Körper, er mag zosammengesetzt seyn
wie er will, das feste Gebundenseyn des Cyankalinms oder
des Bfaitlaagensalzes , femer die völlige Abwesenheit von
Silber, obgleich die Flüssigkeit etwas davon enthielt, md der
Niederschlag doch nicht ausgesfifst werden konnte.
26. Nach der Analyse in 22, ergtebt sich ein Zurück^
weichen des Silbers in dem Producte des Versuchs gegen
dasjenige, was mit ttberschüssiger Silberaoflösnng erhalten
worden war (7., 8. und 10.}; die anzunehmenden Cyanide
sind nämlich :
in 7. und 8. : 261 AgCy, 7 FeCy, ,», Pe»Cy„ 1^ CPe^O*)
40. 22f AgCy, 7 FeCy, If Fe,Cy,
22. 12 AgCy, 7 FeCy, 2 Fe^Cys, 6 KaCy.
Wenn nun auch ein Theil des Eisens in letztem Prieipitate
zunächst mit Kalium in einer Verbindung sich befinden wird,
so bleibt demungeachtet unbezweifelt ein viel gröfserer Theil
anfserhalb der Verbindung mit Cyankalium. Auch wäre die Ver-
änderung des Bluthrugensalzes durch die aufserordentlich kleine
Menge von freier Säure, die hier ins Spiel kam, unerklärlich,
wenn nicht ein anderes Moment aufträte, um endlich einen
silberfreien Körper, dergleichen in 24. gefunden worden ist,
hervorzobringen. Es ist in der Flüssigkeit Silber enthalten,
offenbar als Cyanid. Dieser Umstand führte auf die Frage, wie
sich Cyansilber gegen BluUaugensalz verhalten möchte.
27. Kocht man die Auflösung von Einfach- Cyan -Eisen-
Kalium mit überschüssigem Cyansilber, so zeigt sich bald ein
tichtbräunliches Pulver zwischen den dicken käseartigen Flocken
96 Kühn, Ober da$ VerhaUen der beiden BbUltwgensabe
des unveränderten CyansQbers, welches abgeschlämmt und
auf ein Filter gesammelt ward. So lange kaltes Wasser zmn
AussUfsen gebraucht worden war, konnte man keine Verän-
derung bemerken ; als man aber heirses Wasser darauf gofs,
ward es grün, etwa wie Pelouze's Cyangrfin. Gleich beim
ersten Aufkochen der Auflösung des Cyan-Eisen-Kaliums mit
dem Cyansilber war die gelbe Farbe der Flüssigkeit ver-
schwunden, und mit ihr auch die Reaction auf Eisenauflösun-
gen; dahingegen enthielt die Flüssigkeit viel Sflber. Das
unverbrauchte Cyansilber löste sich keineswegs klar in Aetz-
ammoniak auf : aus der lauwarmen Auflösung erschienen die
in 14, erwähnten Krystalle ; das Ungelöste sieht iichtbrann aus,
und löst sich in Chlorwasserstoff mit einer geringen Trübung
auf. Die hier entstehenden Producte müssen noch weiter
und genauer untersucht werden, als es bis jetzt möglidi war.
Doch scheint sich schon so viel zu ergeben , dafs der Erfolg
dieses Versuches, welcher eine Reihe anderer hervorgerufen hat
(worüber sehr bald ein Bericht erfolgen wird}, mit der 6 a y-
Lussac 'sehen Vorstellung von der Zusammensetzung des
Blutlaugensalzes, oder allgemeiner gesagt, der Cyan- Eisen-»
Verbindungen, sich nicht vereinigen läfst.
28. Nach einer einzigen, mehr vorläufigen Analyse eines
grünen Körpers, der bei sehr grofsem Ueberschusse von
Cyan-Eisen-Kalium durch Cyansilber erhalten worden war,
ergaben sich für Kalium, Eisen und Silber folgende Procente :
17,56, 30,19, 7,92. Da das Cyan nicht bestimmt ward, so
läfst sich auch weiter keine bestimmte Formel aufstellen.
Nipimt man jedoch alle obigen Elemente als Monocyanide
an, so betrüge das Cyan : 11,65 + 28,03 + 1,91 = 41,59
und es bliebe Tür Wasser oder Sauerstoff 2,74. Das Ver-
hältnifs der drei verbrennlichen Elemente ist sehr genau
= 1 Ag : 6 Ka : 15 Fe. Man sieht also ohne Mühe, dafs
das Cyan-Eisen aus dem Blutlaugensalz durch das Cyansilber
\
und de$ NüfaU elc. des Silber». 97
abgeschieden worden ist, mid wain das Eisenmonocyanid
bei dieser Ausscheidung zum Theil in Sesquicyanid sich um-
gewandelt hätte, so wäre diefs gewifs nicht aufiTällig. Ebenso
ist wohl klar, dafs , wenn wirklich Sesquicyanid vom Eisen
zugegen wäre, dieses nicht anders entstanden seyn könnte,
als durch Oxydation einer Portion des Eisens.
29. Ob sich das Cyan-Eisen rein vom Cyan-Kalium durch
Cyansilber trennen lasse, ist noch nicht ausgemacht. Die
Darstellung des Materials zur Analyse in 28., was nur wenige
Gramme betrug, dauerte etwa 6 Wochen, indem das Cyan-
Eisen zur hinreichenden Sedimentation 4 bis 5 Tage brauchte,
und doch war dieses Material noch nicht hinreichend durch
Wasser erschöpft; denn das damit abgekochte Wasser trübte
sidi noch beträchtlich mit Chlorwasserstoff, und Eisensesqui-
chlorid zeigte die Gegenwart von Blutlaugensalz an. Ein
zweiter Versuch hat bereits über drei volle Monate gedauert.
Filtration ist unmöglich, der Bodensatz geht entweder durch
die Filter oder verstopft dieselben in Kurzem vollständig.
30. Uebrigens scheint es gleich, ob Luft zutritt oder
nicht; der Bodensatz oder Rückstand sah völlig gleich, er
mochte in einem , blofs mit einer Glasplatte oder mit Papier
bedeckten Becherglase erzeugt und ausgewaschen seyn, oder
in einer Flasche mit gut eingeriebenem Glasstöpsel, die immer
mit kochendem Wasser wieder vollständig gefüllt wurde,
nachd^n die geklärte Flüssigkeit vom Bodensatz durch einen
Heber abgezogen war; die kurze Zeit bei eben erwähntem
Wechsel der Flüssigkeit über dem Bodensatze, während
welcher die Luft einwirken konnte, war zur Hervorbringung
der gleichen Färbung von um so geringerem Belang, da man
Sorge trug, das neue Wasser, was man lange Zeit vorher im
Kochen erhalten hatte, so in die Flasche zu bringen, dafs der
Bodensatz dabei nicht aufgewühlt ward; erst nach YerschluTs
der Flasche ward stark umgeschüttelt.
AbbaI. d. Chemi« n. PhMm. LZXXVU. Bd. 1. Hft. 7
96 Kühn^ über da» Verhauen der beiden BlutloMtgensabe
31. Uebersieht man nach den anfgeftthrten Versuchen
<lie Reactionen ewiscben salpetersauren Silber u&d Mono-
Cyan-fiisen-Kalhim , so lassen sich dieselben in Folgendem
vieiieioht zusammenfassen. Könnten sich zwei Aeqpiivaienie
von Sübemitraft mit 1 Aequivalent Blutlaugensalz augenblick-
lich in allen Punkten treffen, so wttrde der Erfolg ohne allen
Zweifel 2 Aeq. salpetersaures Kali und Cyan- Eisen -Silber
(2 AgCy + FeCy} seyn. ARein dieser Erfolg kann fast
blofs in der Idee Statt finden, da die Anziehung zwischen
dem Silbercyanid und dem Eisenmonocyanid zu schwach ist,
als dafs beide Theile gegen eine Menge von Anziehungen
geschützt wären. Da nun das Silbercyanid bei Weitem die
meisten und stärksten Anziehungen äufsert im Vergleich mit
dem Eisencyanid, so wird von dieser Seite auch am leichte-
sten das Gleichgewicht gestört« Hat man also etwas über-
schüssiges salpetersaures Silber zugesetzt, so kann dadurch
Iheils Silbercyanid in Auflösung übergehen , theils aber auch
das Eisencyanid verändert werden , beides um so leichter, je
höher die Temperatur, oder bei gewöhnlicher Temperatur, je
länger die gegenseitige Berührung, oder je gröfser die Hasse
des salpetersauren Silbers. Ist aber das Cyan- Eisen -Kalium
im Ueberschufs, so geht Cyansüber, vom Cyan-Kalium ange-
zogen, in Auflösui^ und es vermehrt sich im Rückstande die
Masse des Cyan -Eisens auf doppelte Weise : es bleibt vom
Cyan -Eisen -Silber Cyan -Eisen liegen und es wird aus dem
Cyan-Eisen->Kalium eine Portion davon niedergeschlagen. Die
schwächste Anziehung , die des salpetersauren Kalis zum S3^
bereynnid, wodurch letzteres auch der Verbindung mit dem
Gyan-Eis^ entzogen wird, macht sich wenig bemerkbar, und
bleibt daher auch hier aufser Berücksichtigung. Bedenkt man
nun, wie bei der Vermischung der beiden ursprünglichen
Auflösungen gar leicht hier das eine Salz, dort das andere
das Uebergewicht haben kann, so ei^ebt skk leicht, daTs
md de$ Nkrait eic. de« Silbers. 99
der Niedersohiag', aucA wenn man bestiimnie Aequiralente
aniost, kaum die erwartete Zusammeiisetzang haben werde,
ganz besonders wenn man bei höberen Temperaturen den
Versnch ausfahrt, und die Auflösungen langsan einander
zufügt. Kaum bedarf es eines Wortes, um anziideuten, daCs
bei freier Säure noch eine Nebenreadion auftritt, die Jiavpl-
süchlich in höherer Oxydation des Eisens und Bildung von
Cyan- Wasserstoff besteht.
32. Silberoxyd, noch feucht mit Mono-Cyan-*Eisen4[aIium
Übergossen, bildet rasch einen weifsen Körper von £ast kry-
slallim'sdiem Ansehen, und neben demselben einen braanea,
mehr flockigen Köiper; schon in der Kittte ist bald Siiber
in die Flüssigkeit überg^angen, imd Kali gebildet, wie man
ans der stark alkdischen Reaction der Flüssigkeit ersiebt.
Letztere enthält anfangs noch Gyan-Eisen-Kahunt Mit Chlor-
wasserstoff entsteht dann ein starke weifser Niedersdilag,
ebenso mit EisenmonocUorid, der sich an der Luft nsdh
blfittt ; mit Salpetersäure bildet sich ein im eisten Augen-
blicke schneeweifser Niederschlag, d^ sich bald MäuUob,
dann grünlich färbt, und in einigen Hinuten gelb einelieiiit,
nach einiger Zeit bräunlich, wobei sich sehr viel Cyanwasser-
stoff entwickelt. Hier nrafs also ein Gemenge oder eine.Dop-
pelveii>indung von Cyan*Eisen-Kalium und Cyan-6ilber4[alium
gegeben seyn, welche durch Salpetersäure so xerseftdt wird,
daCs mit Zerstörung des Cyan- Kaliums die beiden andern
Cyanide niederfaflen, worauf dann die Veränderung des Cyan-
Eisens ihren gewöhnlichen Weg geht, man könnte denken
auf Kosten der Salpetersäiffe , doch wurden Ibeinoswegs Zer-
setxungsprodacte der letztem wahrgenommen.
33. Bei hinreichendem Ueberschusse von SiU)eroxyd
bildet sich der in 32. erwähnte weifse Körper anfangs in
gröberer Menge, beim Kochen verschwindet er rasch, unter
besonders heftigem Stofeen , und endlieh tritt mit dem Auf-
7»
l
100 Kühn^ aber das VerhaUen der beiden Bbiüaugensabe
hören dieses Stofsens und dem ganz ruhigen Kochen der
Punkt ein, wo die Flüssigkeit die Reaetionen des Cyan-Eisen-
Kaliums völlig verloren hat. Salpetersäure giebt erst einen
weifsen dicken Niederschlag von Cyansilber unter Entwick-
lung von Cyanwasserstoff; bei mehr Salpetersäure verschwindet
der Niederschlag gröfstentheils und es bleiben fleischfarbene
Flocken; eine bläuliche oder grünliche Färbung ist zu keiner
Zeit zu beobachten.
34. Der weirse anscheinend krystallinische Körper, der
in 32. und 33. erwähnt ward , besteht nach der Betrachtung
unter der Loupe aus kleinen Krumen oder Ballen und ist
ohne Zweifel entweder reines Cyansilber, oder vielleicht zu
einer gewissen Zeit Cyan-Eisen-Silber. Bei unzureichendem
Silberoxyd sieht der Rückstand braun aus, bei überschüssigem
Silberoxyd ist er kohlschwarz , und enthält nach Auszug mit
Aetzammoniak, welches Cyansilber «-^ kein Eisen — aufnimmt,
kein Cyan mehr. Chlorwasserstoff löst diesen so behandelten
Rüdistand mit Zurücklassung von etwas Chlorsilber auf, und
die entstandene etwas verdünnte Flüssigkeit färbt sich mit
gelbem und rothem Blutlaugensalze blau.
35. Chlorsilber zersetzt ebenfalls das Cyan -Eisen-
Kadmium rasch, die Flüssigkeit verliert bei hinreichender
Menge von Chlorsilber die Eigenschaft, Eisenauflösungen blau
zu färben oder zu fällen, und giebt mit Salpetersäure versetzt
einen flockigen Niederschlag, der im Ganzen weifs, doch
eine ganz hellbläuliche Färbung zeigt. — Das Ungelöste hat
anfangs eine hellbräunliche Farbe, nimmt aber, wenn die
Flüssigkeit davon abgegossen und eine gleiche Menge von
reinem Wasser damit gekocht wird, erst eine blaugrüne Farbe,
beim sechsten oder achten Wechsel der Flüssigkeit eine
olivengrüne und endlich eine gelblichbraune Farbe an; und
während dieser Kochungen hat sich rothes Eisenoxyd sowohl
tun Boden als an den Seitenwandungen der Flasche in äufserst
umi des Hifrats etc. de» Säbers, 101
dünnem Anflöge angelegt. Als endlich die Abkochungen des
braunen Bodensatzes nur noch einen ganz schwachen Silber-
gehalt zeigten, zog Aetzammoniak aus dem Bodensatze Silber
aus : Salpetersäure erzeugt eine schwache Trübung, und Chlor-
wasserstofiT darauf eine viel stärkere Ausscheidung von weifser
Farbe, also mufs wenig Chlorsilber, viel mehr Silberoxyd
oder Cyanid zugegen seyn. Aetzkali mit diesem Rückstande
gekocht Ueferte eine Flüssigkeit, welche mit ChlorwasserstoiF
and Eisensesquichlorid eine grüne Färbung annimmt; nach
einiger Zeit hat sich in der salzsauren Flüssigkeit ein geringer
Niederschlag von blafs grünblauer Farbe gebildet, ofienbar
der Hauptsache nach Chlorsilber , was als Cyansilber in der
Flüssigkeit vorhanden gewesen war, gefärbt durch etwas Cyan*
blau. Die mit Aetzammoniak und mit Aetzkali ausgezogenen
Fortionen lösten sich in Chlorwasserstoff bei schwacher Er-
wärmung bis auf etwas Chlorsilber auf; die erhaltene Flüssig-
keit reagirt, wie die in 34. erhaltene analoge, auf beide Blut*
laugen^alze.
36. Bromsilber verhält sich in allen Stücken genau so
wie Chlorsilber gegen gelbes Blntlaugensalz.
37. Jodsilber wirkt träger auf das nämliche Cyan-Eisen-
Kalium; doch geht auch hier sehr bald Silber in Auflösung
ober, und der unlösliche Rückstand sieht bald bräunlich aus.
Es dauert sehr lange, ehe die gewöhnlichen Reactionen des
Blutlaugensalzes verschwinden. In der Flüssigkeit läfst sich
ohne Mühe Jod nachweisen.
38. Auch Schwefelsilber verhält sich in ähnlicher Weise.
Nach ganz kurzem Kochen findet sich Silber in der Flüssig-
keit; aber auch bei einem ziemlichen Uebermafse von Schwefel-
silber hörte die gewöhnliche Reaction der Flüssigkeit auf
Eisensesquichlorid nicht auf. Schwefelkalium oder Schwefel-
cyankalium konnte in der Flüssigkeit, die nicht im Geringsten
alkalisch reagirte, nicht entdeckt werden, also mufs das
102 Kükny über (ku Verhalten der beiden Blutlaugeneal^e
Schwefelsüber mit dem Cyao-Eisea in Wechsel Wirkung getreiett
seyn. Die concentrirte Flüssigkeit mit SOprocentigem Wein-
geist gefällt und fiUrirt veränderte sich mit eifier geistigen
Auflösung von Eisensesquichlorid nicht im Geringsten. Das
unverbrauchte Schwefelsilber war deutlich lioch mit einem
leichteren ) etwas heller gefärbten Körper gemengt; dieser
ward auf ein Filter geschlämmt, so lange mit Wasser aus-
gewaschen, bis die abfliefsende Flüssigkeit nicht mehr auf
Eisensesquichlorid reagirte , und nun mit Chlorwasserstoff be-
handelt : es entwickelte sich Schwefelwasserstoff und die ab-
filtrirte sahssaure Flüssigkeit gab mit Aetzammoniak einen
schwarzen Niederschlag, nachllem sie aber mit Salpetersäure
gekocht war einen beträchtlichen rothbraunen Niederschlag.
39. Es sey erlaubt, hier eines Versuchs zu erwähnen,
der eigenätch nicht hierher gehört, und welcher auch schon
von Fresenius und Hai dien angestellt worden ist, der
aber durch die eben vorgeführten Erfahrungen hervorgerufen
ward. Es ist blofs angegeben worden, das Schwefelsilber
löse sich nicht in einer Ai^ösung von Cyankalium auf. Diefs
ist in so fem zu bestätigen, ab auch frisch gefälltes Schwefel-
süber selbst bei langem Kochen nicht in Cyan-Kalium , wie
es nach Liebig' s Methode erhalten wird, verschwindet.
Allein es geht demungeachtet Silber in Auflösung : die Flüs-
sig^eü erhält sehr bald die Eigenschaft, mit Schwefelwasser-
stoff geschwärzt zu werden. Versetzt man die abgekochte
Flüssigkeit mit starkem Weingeist, und läfst sie ruhig stehen,
bis sie völlig klar geworden ist, so flirbt sie sich mit Eisen-
sesquichlorid hell blutroth. Mit Chlorwasserstoff erscheinen
schmutzigweiCse Flocken, die sich beim Stehen fast braun
filrben.
40. In ganz gleicher Art und Weise, wie Schwefel-
silber gegen Cyan-Eisen-Kalium , sieht man auch Selensilber
und Tellursilber sich verhalten. Wahrscheinlich bilden sich
und den NUrats eic. de$ Säbers. 103
mck hier die resp. Eisen -Verbiadungen (Selen- oder Tellur^
Eisen}.
41. Sesqui-Cyan- Eisen -Kabum (rothes Blutlaugensalz}
erzeugt mit überschüssigem salpelersaurem Silber einen leb-
haft gelbbraunen Niederschlag. Mit lauwarmem Wasser mehr-
sials Übergossen, blieb er unverändert; als nach 5 Siunden
Unterbrechung die Flüssigkeit wieder abgegossen und jetzt
mit kaltem Wasser ersetzt ward, färbte sich der Niederschlag
hell kermesartig, oder so, dafs er für Eisensesquioxyd gelten
konnte, was durch kohlensaures Natron gefällt worden ist.
Eioe andere Portion des Niederschlags , auf welche immer
die Flüssigkeit vom ersten Niederschlag (also bedeutend kühler}
zum Aussüfsen aufgegossen worden war, erschien jetzt noch
unverändert, so wie ein etwas dunkler Goldschwefel. Auch
dieser zweite Niederschlag veränderte sich, wie der erste,
plötzlich, als er völlig ausgesüfst war.
42. Beim Trocknen war etwas Entwicklung von Cyan-
wasserstoff zu beobachten ; der Körper sah jetzt pistaziengrün ;
die Farbe war gleich bei zwei zu verschiedenen Zeiten dar-
gestellten Fortionen, was bei den analogen , mit gelbem Blut-
laogensalz erhaltenen Niederschlägen keineswegs der Fall war.
43. Der Niederschlag, hinreichend lange in einer Tem-
peratur von 80^ C. getrocknet, lieferte von 1,125 Hasse
0,159 Eisensesquioxyd und 0,898 Chlorsilber, nebst 0,009
Silber vom Filter. Hieraus ergiebt sich 60,89 pC. Silber und
9,89 pC. Eisen. Kalium war nicht in der geringsten Spur
vorhanden. Wäre der Niederschlag nach Vorbild des rothen
Blutlaugensalzes zusammengesetzt, so müfste derselbe 60,45 pC.
Silber und 10,44 pC. Eisen nebst 29,11 Cyan enthalten. Man
sieht daraus, dafs auch hier das Silber viel mehr beträgt,
als die Theorie erheischt , denn auf 10,44 Eisen käme dem
104 Kuhn, Über das YerhäUen der beiden Bluüaugenial^
Versuche nach 64,28 Silber oder auf 9,89 Bisen der Theorie
nach nur 57,27 Silber.
44. Mit Salpetersäuren! Silber übergössen färbt sich
der noch feuchte kermesfarbige Niederschlag wieder orange.
Es scheint also hier eine Verbindung der beiden sich treffen-
den Körper zu bestehen. Auch auf den trockenen Nieder-
schlag ^42.} wirkt das salpetersaure Silber in Auflösung, der-
selbe färbt sich wie der noch feuchte. — Beim Kochen wird
die Farbe des Rückstandes mehr rostfarbig, oberflächlich fast
roth; die Flüssigkeit enthielt viel Eisensesquioxyd neben
Cyansflber. Nachdem der Rückstand mehrmals mit kochendem
Wasser übergössen worden war, brachte man ziemlich viel
Aetzammoniak dazu : es löste sich Cyansilber und es bildeten
sich beim Abkühlen Krystalle wie in 14.; das Aetzammoniak
liefs etwas Eisensesquioxyd ungelöst.
45. Mit Aetzkali übergössen wird der Niederschlag von
41. weifslich oder hellbräunlich, und in der Flüssigkeit findet
sich neben Silbercyanid rothes Blutlaugensalz. Der getrocknete
Niederschlag (42.} färbt sich mit Aetzkali in der Kälte licht-
braun, die Flüssigkeit über dem Bodensatze sieht hellviolett,
wie eine dünne Auflösung von eisensaurem Kali : sie enthält
wenig Silber, erzeugt mit Salpetersäure und mit Chlorwasser-
stoff eine geringe Trübung, die angesäuerte Flüssigkeit mit
Eisensesquichlorid bräunliche Färbung, mit Eisenmonochlorid
blaue Fällung. Beim Kochen mit Aetzkali wird das Ungelöste
kohlschwarz und trennt sich die Flüssigkeit ziemlich gut vom
feinpulverigen Bodensatze, während vorher die Flüssigkeit
lange schlammig blieb. Die Flüssigkeit gab mit Salpetersäure
einen schmutzigweifsen flockigen Niederschlag, der gesammelt
licht chocoladefarben aussah ; mit Chlorwasserstoff entstand ein
licht bläulicher Niederschlag, mit beiden Eisenchloriden blaue
Färbung. — Der mit Wasser bis zum völligen Verschwinden
der alkalischen Reaction ausgewaschene schwarze Rückstand
und des Närais eio. des Säbers. i05
wird mit Salpetersäure Übergossen augenblicklich roth, unter
Entwicklung von etwas salpetriger Säure ; mit Chlorwasserstoff
färbt sich der schwarze Körper augenblicklich weirs und die
Flüssigkeit enthält Eisensesquioxyd : Aetzammoniak giebt einen
rothbraunen Niederschlag, gelbes Blutlaugensalz eine blaue,
rothes Blutlaugensalz eine braune Färbung. Die Zersetzungs-
producte der Salpetersäure müssen also durch vorhandenes
metallisches Sflber oder Silbersemioxyd veranlafst worden
seyn , oder durch das Cyan oder ein Veränderungsproduct
desselben.
46. Der Niederschlag von 41. oder 42. löst sich in
vielem Aetzammoniak nichi auf; die trübe Flüssigkeit setzt
mit der Zeit einen gelben Körper ab, der in Farbe dem heifs-
gefällten Wismuthoxyd gleich kam. Der orangefarbene Nie-
derschlag (41. und 44.} löst sich auch nicht auf, giebt im
Gegensatz einen hellfarbigen Bodensatz.
47. Rothes Blutlaugensalz erzeugt mit einer ammoniaka-
lischen Auflösung von salpetersaurem Silber gleich mit dem
ersten Tropfen eine braune trübe Flüssigkeit. Als die mit
einem grofsen Uebermafse von Blutlaugensalz versetzte Flüs-
sigkeit einige Zeit gestanden hatte, war ein gelbbräunlicher
Absatz entstanden, der auch bei der doppelten Menge von
Aetzammoniak nicht verschwand. Die ammoniakalische Flüs-
sigkeit trübt sich noch mehr auf Zusatz von Wasser , und
läfst dann einen eisenoxydähnlichen rothen Körper fallen ; mit
Salpetersäure bildet sich ein grüner Niederschlag, der so
aussieht, wie der in 48. zu beschreibende.
48. Salpetersaures Silber erzeugt mit sehr viel über-
schüssigem Sesqui- Cyan -Eisen -Kalium in der Kälte einen
heuen, - fast orangefarbenen Niederschlag. Beim Kochen wird
derselbe gelblich-grün; die Flüssigkeit ist trüb und bleibt es
mehrere Tage lang, färbt sich mit Schwefelwasserstoff braun,
offenbar wegen der aufgeschlämmten Silberverbindung, riecht
iÜ6 Kuhn, iibtr das VerhaHen der beiden BhOaugemcU^e
slark nach Cy«aw«ss«nloff und giebt mft
keittea bkuen NiederseUag', sondern nur eine bnuine Färbung,
rail Buiemnonockiorid entoteht aber augenblicklich ein starker
Mauer Niederscbkg. Nach vier Wochen enthält die Flüss^*
keil kaum eine ^pur von Silber mehr ; ' der Niederschlag hat
sich gut abgesetzt und lUfst sich gnt mit heifsem Wasser
auswaschen^ er setzt sieh nach dem Schütteln init dem neuen
Wasser immer recht gut ab, und sieht nach dem Trocknen
etwas dunkler grttn als die in 27. bis 30. besprodienen Nie-
derschläge. Derselbe hinterläfst beim Verbrennen ein Ge-
menge von Eisensesquioxyd und metallisehem Silber, was,
wenn der Niederschlag gehörig ausgesUCst war, nicht alkalisch
reagirt, an ChlorwasserstofF leicht etwas Eisen abgiebt , und
mit kaltem Aetzkali eine Flüssigkeit bildet, die zwar Silber
enthält, aufserdem aber noch rothes Blutlaugensab. Beim
Kochen mit Aetzkali sieht der Rückstand nicht braun aus.
wie bei 4or Einwirkung des Aetzkalis in der Kälte, sondern
sehr bald schwarz, und verhält sich weiter wie in 45. an-
gegeben ist.
49. Silbercyanid wirkt sehr rasch auf Sescpii - Gyan-
Eisen- Kalium in Auflösung. Beim Kochen scheidet sich als-
bald ein bräunlichrother Körper aus; die Reaction auf Eisen-
monochlorid erhält sich sehr lange, doch hörte sie endlich
auf, nachdem im Verlauf des Versuchs mehrmals auskrystalli-
sirtes Cyui-Silber-Kalium entfernt, und die Mutterlauge immer
wieder mit neuem Cyansilber gekocht worden war. Bei
diesem Kochen entwickelte sich, wenigstes anfangs, Cyan-
wasserstoff.
50. Der braunrothe Körper, soviel als möglich von
überschüssigem Cyansilber befreit, färbte sich mit cjoncen*
trirter Salzsäure grün, die möglichst klar abgegossene Flüssig-
keit gab mit Wasser eine weifse Fällung von Chlorsilber,
mit Aetzammoniak einen dicken braunen Niederschlag. Der
und des Nüi'üts eie. des Silbers. 107
reibe Körper mit Aetxkali digerirt erzeugte eine Flüsaif keit,
welche mit Chlorwasserstoff einen weifsen Niederschlag und
nach dessen Eatfemang mit EisensesquicUorid bräunücbe
Fäfi)ung, mit Eisenmonochlorid ab^ einen intensiv blauen Nie-
derschlag lieferte. Mit Aeizkati gekocht färbte sich der rothe
Körper schwarz, die Flüssigkeit reagirte wie die bei blofser
Digestion erhaltene. Die Rückstände von der Beb&ndhing mit
Aetdudi bläuten sich etwas beim Uebergiefoen mR Salzsäure,
offenbar wefl das Auswaschen nicht vollständig genug hatte
vorgenommen werden können; übrigens zeigte sich Eisen*
sesqnloxyd in der Flttssigkeit imd Chlorsilber bheb ungelöst.
51. Als die Flüssigkeit von 49. immer geringere Spuren
voB Bluilaugensalz verrieth , und sie nun iltrirt ward , hatte
der Rückstand auf dem Filter das Ansehen , als wäre ihm
ein zerrührtes Filter beigemengt; nach vollständigem Aus-
süfsen sah mm in dem getrocknete Filterinhalte mit der
Loupe zwischen einem rothbraunen Pulver eine Menge weifser
Nädekhen, welche nichts als Cyansilber seyn können, was
ans der kochend heifsen Flüssigkeit beim Abkühlen abgesetzt
worden ist«
52. Aus den in 41. bis 47. beigebrachten Notizen er-
giebt sich ein bemerkenswerther Unterschied im Verhalten
der Niederschläge, welche durch die beiden Blullaugensalze
in Silberauflösung erzeugt werden. Wenn in dem durch
Hono-Cyan-Eisen-Kalium hervorgebrachten Niederschlag recht
deutlich eine grofse Schwäche der Anziehung zwischen den
beiden Cyaniden hervortritt, und derswegen die in 31. zu-
samnengefafsten Veränderungen der in der Formel des Blut-
langensalzes vorgezeichneten Mischung sich einstellen, so
beohacbtet man in dem Niederschlage durch rothes Blut-
hugensalz etwas anderes. Abgesehen davon, dafs das Sesqui-
Cyan-Eisen-SOber mit salpetersaurem Silber, wie man freilich
allein der Färbung nach zu schliefsen hat, eine Verbindung
106 KühHy über das Verhalten der beiden BluilaugensaUe
eingeht, und dieses Verbindungsverroögen schon auf eine
gewisse Beständigkeit hindeuten könnte, so ist ganz besonders
das Verhalten dieses Körpers (41.) zu rothem Blutlaugensalz
hervorzuheben, im Vergleich mit dem Verhalten des Mono-
Cyan-Eisen-Silbers zu gelbem Blutlaugensalz. Bei der gegen-
seitigen Einwirkung der letztgenannten Körper scheidet sich
Cyan-Eisen aus, weil Cyansilber und Cy an -Kalium stärkere
Anziehung zu einander besitzen, als zum Eisenmonocyanid,
womit sie beide vorher verbunden waren : das Sesquicyanid
des Eisens hingegen zeigt die Stärke seiner Anziehung in
der Festigkeit der Verbindung nicht blofs mit dem Cyan-
kalium, sondern auch mit Cyansilber, welche beide Anzie-
hungen stärker sind, als die des Cyansilbers zum Cyan-
kalium, obgleich Cyansilber allein das Cyankalium dem Eisen-
sesquicyanide ebensowohl zu entziehen vermag, wie dem
Eisenmonocyanide, wie in 49. angegeben worden ist. Merk-
würdig ist gewifs auch das doppelte Verhalten des Cyansilbers :
gegen Cyankalium ist es dem des Eisens esquicyanids gleich,
scheint dieses sogar in Stärke der Anziehung zu übertreffen,
gegen Eisensesquicyanid ist es dem des Cyankaliums analog.
Mit Eisenmonocyanid ist Cyansilber kaum verbindbar, und
verdrängt dasselbe mit ziemlicher Leichtigkeit aus seinen
Verbindungen.
53. Das in 52. zuletzt besprochene chemische Verhalten
des Cyansilbers läfst voraussehen, dafs bei Digestion des
Sesqui - Cyan - Eisen - Silbers mit gelbem Blutlaugensalz ein
Cyanblau entstehen müsse. Der Versuch bestätigte diese
Vermuthung. Einer von den Niederschlägen von 42. ward
mit heifsem Wasser zerrieben und während des Kochens
tropfenweis eine Auflösung von gelbem Blutlaugensalz zuge-
setzt : die grüne Farbe der gegebenen Verbindung änderte
sich bald in ein prächtiges Blau um und in der Flüssigkeit
fand i$ich ziemlich viel Silber.
und des NiM$ eic. des SOben. i09
54. Silberoxyd wirkt sehr rasch auf Sesqai-Cyan-Eisen-
Kalium. Eine erste Portion der Auflösung des Salzes entfärbt
sieb beim Kochen mit dem Silberoxyd schnell, reagirt stark
alkalisch, wird aber nicht im Mindesten durch Eisenmono-
chlorid und durch Schwefelwasserstoff verändert; das Silber-
oxyd war fast schwarz geworden. Mit einer zweiten gleich-
grofsen Portion des Cyansalzes gekocht, färbt sich der
Bodensatz bräunlich , die Reactionen der Flüssigkeit waren
aber die nämlichen geblieben. Mit einer dritten Portion des
Cyansalzes gekocht wird der Bodensatz noch heller, die Flüs-
sigkeit bräunte sich stark mit Schwefelwasserstoff, aber bläute
sich nicht mit Eisenmonochlorid. Eine vierte Portion endlich
wird auch nach längerem Kochen nicht mehr vollständig zer-
setzt, daher Eisenmonochlorid stark gebläut; der Rückstand
war gegen vorher merklich nicht verändert, er sieht dunkel
rostfarbig aus, hält sich aber Tage lang in der Flüssigkeit
suspendirt, da er sich früher rasch absetzte.
55. Die Auflösung von rothem Blutlaugensalz kann mit
ChlorsQber lange gekocht werden, ohne Veränderung; nach
einiger Zeit wird Cyanwasserstoff entwickelt, die Reaction auf
Eisenmonochlorid wird immer schwächer und hört endlich
ganz auf. Die Flüssigkeit enthält jetzt viel Silber. Im gelb-
braunen Rückstande zeigen sich spiefsige Krystalle ; mit Salz-
saure liefert derselbe eine Flüssigkeit, welche mit Wasser
sich trübt und Reaction auf Silber und Eisenoxyd zeigt.
56. Die nämliche Auflösung von rothem Blutlaugensalz
wird mit Schwefelsilber offenbar viel rascher und intensiver
wie die des gelben Blutlaugensalzes zersetzt : die Reactionen
auf Silber erscheinen viel früher und stärker. Man kann
demnach annehmen , dafs Selen- und Tellur-Silber auch das
Sesqui-Cyan- Eisen -Kalium zersetzen werden. Man könnte
meinen, der Gang der Zersetzung werde der nämliche seyn,
wie beim Mono-Cyan-Eisen-Kalium , nämlich dafs auch hier
ItO KühUj über doi Verhallen der beiden Vhalaugenedze
das Gyaneisrai und das Schwefelsilber ihre Bestandtheile
übers Kreuz austauschen und das gebildete Cyansilber nit
dem Cyankalium in Verbindung treten werde. Allein «an
sieht hier zunächst den bedeutenden Unterschied, dafs das
Schwefelsilber so zu sagen aurserordentlich aufschwiHt «nd
sich grfinlich Tärbt, oder wohl richtiger ausgednickt, statt des
compacten, leicht sich wieder sammelnden Schwefelsilbers
findet man dnen leckern schlammigen Bodensatz von dunkel-
grünlichschwarzer Farbe gebildet, der leicht in der Rüssig-
keit sich aufschwemmt und schwer sich wieder absetzt; €r
ist daher anch aufserordentlich schwer auszuwaschen; die
Filter verstopft er nicht unbeträchtlich und die Flüssigkeit
geht trüb hindurch. Nachdem der Bodensatz endlich so weit
mit heifsem Wasser ausgesüfst war, dafs die abgehende Flüs-
sigkeit keine Beaction auf Siibersolution und Eisenmenochlorid
mehr zeigte, ward eine Portion davon mit Salzsäure Über-
gossen : es entwickelte sich Schwefelwasserstoff (ein mit
Bleiauflösung angefeuchtetes Papier nrbte sich an der Mün-
dung des Oefäfses schwarz} und der Körper hatte sehr leb-
haft blaue Farbe angenommen; eine andere Portion gab mit
Aetzkali eine Flüssigkeit, welche mit Schwefelwasserstoff
braunschwarz und mit Chlorwasserstoff und Eisenmonochlorid
blau sich Tarbte : es mufs also neben Schwefeleisen Sesqui-
Cyan-Eisen-Sflber (3 AgCy + PeiCy,) gebfldet worden seyn.
Wie das Silber, so verhalten sich auch die Übrigen
GKeder der Silbergruppe in den analogen Verbindungen
und unter analogen Verhältnissen. Vom Quecksüber ist schon
Vieles bis jetzt bekannt. Ganz besonders ist das Verhalten
des SemiCyanids und der >anderen Semicombusten des Kupfers
hervorzuheben, welche sehr ähnliche Reactionen zeigen wie
fmd de$ NUrah He. de$ SiOen. iU
eben vom Silber angegrebenen. BedeiHend snhfwiolier
wirkt das Zink, das Cadmiam tritt noch «fiebr znrikck, mnd
das Blei zeigt auch in dieser Sphäre grorse Aehnlichkeit mit
den Alkalimetallen.
lieber den Caprylalkohol ;
von Wladimir Mosthnin aus Moskau.
Naeh einer Angabe von J. Bouis m den Compi rend.
XXXni, 141 *} liefert das Bicindlamid, eben so wieAioinöI-
sinre oder Ricinusöl, bei seiner Behandlung mit Kalihydvat,
unter Bntwiokelong von Wasserstoffgas , neben Fettsäure
C^soHisOg) einen flilehtigen K^er, den >Bouis als Caprjl-
alkdhol (CieHiBO)} beschreibt. In der Mittheilung, welche
«her die Bouis'schen Untersuchungen im Institut 1851, 357 **)
erschienen ist, wird indessen der nämlichen Flüssigkeit die
Formel CiiHigO) beigelegt und sie aks Oenanlhylalkohol be-
zeichnet
Durch Hm. Prof. Will wurde idi veranlafst, unter seiner
Leitang in dem chemischen Laboratorium m Giefsen diese
«chönen Versuche über die meiiiwürdige Spaltung dar Ri-
emölsämre. wel<Ae die Reihe der Alkohole CaHn+iOt mit
einem neuen Gliede berekdierte, zu wiederiiolen, md iie
entstandenen Producte einer analytischen Prüfang zu unler-
werfen.
Versetzt man gewöhnliches kävfliches Ricinusöl, oder
Ricinöbäure , wie sie durch Zersetzung der Ricinölseife mit
^) Diese Annalen LXXX, 303.
**) Duelbst, 306.
il2 Moichninj aber den CapryhlkohoL
Salzsäure erhallen wird, mit dem halben Gewicht von festem
Kali- oder Natronhydrat und erwärmt gelinde, am besten
in einer kupfemen Retorte mit aufgesetztem Helm und an-
gepafstem Kühlapparat, so tritt sehr bald eine heftige Ein-
wirkung ein, die bei nicht gut regulirtem Feuer selbst stür-
misch wird. Die Masse in der Retorte bläht sich ohne
Schwärzung auf das vier- bis fünffache ihres Volums auf,
wobei eine ölartige, gelblich gefärbte Flüssigkeit und Wasser
übergeht, unter gleichzeitiger Entwicklung von Wassersloffgas,
wie ich mich durch directe Versuche mit dem aufgefangenen
Gase überzeugt habe. Die Vorlage füllt sich dabei mit weifsen
Nebeln eines schwierig condensirbaren Dampfes, der aber
nicht dem Alkohol, sondern einer anderen, viel flüchtigeren
Flüssigkeit angehört.
In der Regel ist die Zersetzung nach einer Viertelstunde
vollendet Steigert man sodann die Temperatur, so destilliren
Zersetzungsproducte des seifenartigen Retorteninhalts über,
die wahrscheinlich aus Kohlenwasserstofien bestehen, grün
gefärbt sind und dem Steindl sehr ähnlich riechen.
Ueberläfst man das in der gut abgekühlten Vorlage ent-
haltene, gelbliche, trübe Destillat der Ruhe, so trennt es sich
in zwei Schichten : eine untere wässerige, und eine obere
ölartige. Die letztere wird mit der Pipette abgenommen und
für sich der Rectification unterworfen. Schon bei 80^ tritt
Sieden ein , indem ein starkriechendes Liquidum , in jedodi
sehr unbedeutender Menge, übergeht; bei lOO^' kommt Wasser;
sodann steigt der Siedepunkt rasch auf 178<*, indem eine
ölartige, wasserhelle Flüssigkeit überdestillirt, die leichter ist
als Wasser, schwach aromatisch riecht und alle Eigenschaften
besitzt, welche Bouis als dem Caprylalkohol angehörig be-
schreibt. In der Retorte bleibt ein dunkelgelber, fettartiger
Rückstand von sauerer Reaction.
MoMchninj Über dm Caprykäkohol. 113
Die durch mehnnalige Rectification rein erhaltene, öl-
artige, mit Wasser nicht mischbare Flüssigkeit, deren Siede-
punkt bei eingelegtem Platindraht von mir constant bei 178^
gefunden wurde (Bouis giebt 180^ bei 760 MM. Barom. als
Siedepunkt an}, gab bei der Verbr^nung mittelst Kupferoxyd
und Durchleiten von Sau^stofigas die nachstehenden Resultate :
Nr. 1. 0,4090 Grau Substanz ergaben 1,1014 6rm. CO,
= 300,4 Mgrm. Kohle , 0,5051 Grm. HO = 56,14 Mgrm.
Wasserstoff.
Nr. 2. 0,3856 Grm. Substanz ergaben 1,0442 Grm. CO,
= 284,7 Mgrm. Kohle, 0,4775 Grm. HO = 53,05 Mgnn.
Wasserstoff.
Nr. 3. 0,4250 Grm. Substanz ergaben 1,1471 Grm. CO,
= 312,8 Mgrm. Kolde, 0,5324 Grm. HO = 59,16 Mgrm.
Wasserstoff.
In 100 Theilen :
I. D. m.
C 73,45 73,85 73,61
H 13,73 13,76 13,92
0 12,82 12,39 12,47.
Die theoretische Zusammensetzung erfordert für den
Oenaothylalkohol Caprylalkohol Mittel aus d. Analyteo
in 100 Theilen
C|4 84 72,41 C|. 96 73,84 73,64
H,, 16 13,79 H|. 18 13,84 ' 13,80
O, 16 13,80 0, 16 12,32 12,55
ns löps 13Ö ioö;oö 9p9:^
Es entsprechen also, wie man aus dieser Zusammenstel*
lung ersieht, die durch die Analyse gefundenen Zahlen der
Zusammensetzung des Caprylalkohols und nicht der des Oenan-
thyhdkohols; es ist demnach die erstere Mittheilung von
Bouis in den Compt. rend. als die richtige zu betrachten.
Es müssen nur die Analysen gleich nach dtr Destillation
des Alkohols ausgeführt werden, denn die ursprünglich färb-**
Aanal. d. Cbem. n. Phami. LXXXYII. Bd. 1. Heft. 8
ii4 Moseknin, über dm CapryUükokol.
lose, wasserhelle Flüssigkeit nimmt beim Stehen in luft-
haltigfen Gefllfsen bald eine gelbliche Farbe an, und hinterläfst,
so der Destillation wieder unterworfen, in der Retorte einen
gelben, nicht flüchtigen Rückstand, der bei der Verbrennung
leicht einen Verlast an Kohlenstoff verursachen kann.
Zur Feststellung des Aequivalents des fraglichen Alkohols
habe ick noch das Barytsalz der gepaarte Schwefelsäure,
deren Existenz Herr B o u i s schon beobachtet hat, untersucht.
Die Darstellung dieser Säure gelingt am besten, wenn
man zwei Theile Alkohol mit Einem Theil englischer
Schwefelsäure mischt. (Die Nordhäuser Schwefelsäure, die
Bouis zu benutzen anrathet, liefert zwai* dieselben Pro-
ducte , aber in kleineren Quantitäten und unter Entwickelung
von schwefliger SäureJ Die Mischung erhitzt sich lebhaft
und nimmt eine rubinrothe Färbung an, die wahrscheinlich
von einer ähnlichen Verbindung herrührt, als die ist, welche
Gaulthier de Claubry*) und Rieckher**) beim Ver-
mischen von Fuselöl mit Schwefelsäure beobachtet haben, und
als Amiloxyd bezeichnen, das sich in Schwefelsäure mit
rother Farbe löst.
Die Mischung mufs langsam und unter Abkühlung ge-
schehen, um die Entwickelung von schwefliger Säure zu ver-
meiden. Die Masse wurde nach dem Mischen in gelinder
Wärme stehen gelassen, wo sich .nach 6 bis 7 Tagen die
Flüssigkeit in zwei Schichten trennte , von denen die untere
die überschüssige Schwefelsäure enthielt, die obere braunge-
färbte aber aus der gepaarten Säure bestand.
Aus dieser rohen Säure können durch directe Neutrali-
sation mit kohlensauren Salzen die Salze aller der Basen
dargestellt werden, deren kohlensaure und schwefelsaure
♦) Diese Annalen XLIV, 128.
*) Ebendaselbst LXIV, 396.
MoMchnin, Über den Caprplalkohol 115
Salze in Wasser nicht löslich sind, also die Salze von Kalk, Baryt
und Bleioxyd. Durch Filtration können die löslichen Salze
der gepaarten Säure von den unlöslichen kohlensauren und
schwefelsauren getrennt und durch vorsichtiges Verdampfen
krystallisirt erhalten werden.
Ich habe nur das Barytsalz näher untersucht. Die von
dem schwefelsauren Baryt abfiltrirte Flüssigkeit wurde im
Wasserbade langsam, eingeengt. Das aufgelöste Salz zersetzt
sich leicht beim Kochen, und ist in Wasser auch bei der
gewöhnlichen Temperatur ausnehmend löslich, in heifsem
Wasser jedoch mehr, wie in kaltem. Ich habe die schönsten
Krystalle erhalten durch die Abkühlung der heifsen, concen-
Irirten Lösung, während eines Wintertages bei 4 bis 5^ Man
erhält sie auch durch längeres Stehen über Schwefelsäure,
nicht aber im Yacuum, wobei sich nur warzenförmige Massen
bilden. ,
Die Krystalle sind biegsam, von stark bitterem Ge*
schmacke, nach dem Trocknen zwischen Fliefspapier perl-
mutterglänzend, und enthalten in diesem Zustande, wie man
aus dem Folgenden ersehen wird, noch 2 Aequivalente Wasser,
lieber Schwefelsäure im luftleeren Räume getrocknet werden
sie blendend weifs; durch längeres Stehen zersetzen sie sich,
werden dabei roth und entwickeln einen starken, zum Husten
reizenden Geruch. Bei 100^ zersetzen sie sich unter Schwär-
zung, das getrocknete Salz ohne vorher zu schmelzen. An-
gezündet verbrennen sie mit heller blauer Flamme.
1) 0,7937 Grm. trockenes Salz , im Platintiegel mit eini-
gen Tropfen Schwefelsäure verbrannt, hinterliefsen einen
Rückstand an schwefelsaurem Baryt von 0,3342 Grm.
2) 1,1094 Grm. in Wasser gelöst und der Baryt mit
Schwefelsäure niedergeschlagen , ergaben an SO^ , BaO
0,4663 Grm.
8»
SO,BaO 116,5
SO,
40,0
C,4
84,0
H„
15,0
0
8,0
il6 Mosckninj über den Caprylalkohol.
In 100 Theilen :
I. II.
SO.BaO 42,10 pC. 42,03 pC.
Die Rechnung erfordert für den
Oenanthyloxyd- In 100 Tbl. f. d. Capryloxyd- In 100 Tbl. Mittel auf
schwef eis. Baryt pC. seh wefeb. Baryt pC. d.Vereaclien
44,20 SOsBaO 116,5 41,96 42,06
SO, 40,0
C,. 96,0
H|, .17,0
0 8,0
265,5 2T7,5.
Nach dieser Zusammensetzung ist das analysirte Sak
Capryloxyd- schwefelsaurer Baryt, dessen vollständige Formel
aber mit 2 Aeq. Wasser zu schreiben ist, denn :
1,1760 Grm. lufttrockenes Salz gaben den Verlust im
luftleeren Räume von 0,0784 Grm.; also für das Aequi-
valent 277,5
gefanden berechnet für 2 HO
18,50 18.
Die Formel ist somit 2 SO, j ^\ ^ + 2 HO.
Ich habe auch aus der rohen Capryloxyd -Schwefelsäure
Kalk- und Bleisalze dargestellt; das erstere theilt die Eigen-
schaften des Barytsalzes, krystallisirt in weifsen Tafeln,
schmeckt bitter, und fllkhlt sich seifenartig an. Das Bleioxyd
giebt aber mit der Säure zwei Verbindungen : die eine, über
Schwefelsäure leicht krystallisirbare , erhält man durch Sätti-
gung der rohen Säure mit kohlensaurem Bleioxyd ; sie enthält
wahrscheinlich, den Salzen der Aethyloxyd- und Amyloxyd-
Schwefelsäure analog, 1 Aeq. Bleioxyd. Die Lösung dieses Salzes
reagirt auf das blaue Lackmuspapier sauer. Die zweite Ver-
bindung erhält man durch Digeriren der Lösung des ersten
Salzes mit Bleioxyd; es entsteht eine farblose, alkalische
Moichnin^ über den Caprylalkohol 117
Flüssigkeit. Durch Verdampfen erhält man eine durchsichtige
Masse eines Salzes , das wahrscheinlich auf 1 Aeq. Säure
2 Aeq. Bleioxyd enthält. Die Lösung zieht aus der Luft
Kohlensäure an und überzieht sich dabei , unter Bildung von '
kohlensaurem Bleioxyd, mit einer Haut, nimmt saure Reaction
an und geht' allmälig in einfach -capryloxydschwefelsaures
Bleioxyd über.
Die von diesen Salzen durch Schwefelwasserstoff getrennte
Flüssigkeit reagirt auf das Lackmuspapier stark sauer und
löst Eisen und Zink unter Entwickelung von Wasserstoff auf.
Ich habe auch versucht das Bromcapryl darzustellen,
indem ich Brom in Caprylalkohol löste *} , die rothgefärbte
Lösung mit Phosphor bis zur Entfärbung behandelte und de-
stillirte. Das ölartige, sauer reagirende Destillat besafs einen
starken, narcotischen Geruch; dasselbe wurde mit Wasser
zur Abscheidnng der Bromverbindung behandelt, die dadurch
niedergeschlagene Flüssigkeit mit einer schwachen Lösung von
kohlensaurem Natron und dann mit destillirtem Wasser ge-
waschen und über geschmolzenem Chlorcalcium getrocknet.
Sie besafs zwar in diesem Zustande alle Eigenschaften des
homologen Bromamyls, war schwerer wie Wasser, und in
diesem gar nicht löslich, benetzte nicht das Glas, und erzeugte,
mit Kali erwärmt, Bromkalium und Caprylalkohol, liefs sich
aber nicht unzersetzbar destilliren, sondern hinterliefs in der
Retorte einen schwarzen Kohlenrückstand, und das über-
gegangene, gelbliche Destillat, welches die Augen aufser-
ordei^lich zum Thränen reizte, enthielt weniger Broiii, als es
die Formel des Bromcapryls verlangt. Es wurde mit Wasser
behandelt zwar wieder farblos, aber specifisch leichter als
die ursprüngliche Verbindung vor der DestiUation.
*) 5 Theile Brom in 8 Theilen Alkohol.
118 Röthe, Analtf$e der Asche t(m Erica eamea L.
Analyse der Asche von Erica camea L. und
Cailmm vulgaris Salisb.^ sowie der entsprechenden
Bodenarten ;
von C. F. Röthe.
Während die Erica camea in den Auen der Lechthal-
ebene wächst, findet sich eine andere Ericinee, CaUuna om/-
jrom, nur in den Wäldern der Hügelreihen, welche die
'Riäler des Lech und der Wertach begleiten. Bei der unbe-
deutenden Höhendifferenz beider Standorte war anzunehmen,
dafs die Ursache der Verschiedenheit im Vorkommen der
genannten Pflanzen in der chemischen und physikalischen
Beschaffenheit des Bodens liege.
Der Boden A^ auf welchem die Erica camea vorkommt,
war feucht schwarz, getrocknet graulich. An Wasser gab er
Kalk, Magnesia, Schwefelsäure, Chlor und etwas humusartige
Substanz ab, in nicht zu bestimmenden Mengen, auch Spuren
von Kali, Natron, Ammoniak und Salpetersäure ; der wässerige
Auszug reagirte neutral. Quantitativ bestimmt wurde der
Wassergehalt, der Kohlensäuregehalt und der Humusgehalt der
lufttrockenen Erde (letzterer durch Bestimmung des Kohlen-
stoffgehalts der Erde durch Glühen mit Kupferoxyd, und Be-
rechnung unter der Annahme, dafs 100 Gewichtstheile Humus
^^ 9
58 Theile Kohlenstoff enthalten). Ferner wurden noch be-
stimmt die Mengen Eisenoxyd, Thonerde, Kalk und Magnesia,
die bei Behandlung der geglühten Erde mit Salzsäure in der
Hitze in Lösung gingen. Das in Salzsäure Unlösliche war
eisenhaltiger Sand.
Der Boden £, in welchem die CaUuna vulgaris wuchs,
war gelblich. Er röthete schwach Lackmus; an Wasser gab
er etwas Kalk, Magnesia, Kali, Natron, Ammoniak, Schwefel-
mid Calbma nulgariM MtA. eic.
il9
siiore, Gblor und organische Substanzen ab. Salzsäure entzog
ihm Eisenoxydttl, Eisenoxyd, Hanganoxyd , Kalk, Magnesia
und Phosphorsäure; das in Salzsäure Unlösliche bestand aus
Thoo, mit beigemengten Quarzkömero und Glimmerblätlchen.
Lufttrocken enthielt nach den quantitativen Bestimmungen
Eisenoxyd 0,553
Thonerde 0,113
Kohlens. Kalk . . . .37,160
Kohlens. Magnesia . . 16,666
Bumusartige Theile . . 2,190
Wasser 7,650
der Boden B
Eisenoxyd
Manganoxyd
Thonerde
Kalk . .
Magnesia .
Humus
Wasser .
der Boden A
. 2,853
. 0,023
. 4,710
. 0,140
. 0,066
. 3,070
. 13,200.
Die im Juni gesammelte Erica camea verlor bei 100^
48,753 pC. Wasser; der bei 100^ getrocknete Rückstand
enthielt 2,660 pG. Asche.
Die Ende August gesammelte Ccdluna vulgaris verlor bei
1000 55^550 pC. Wasser; der bei 100<» getrocknete Rückstand
enthielt 6,351 pC. Asche.
Das Einäschern geschah durch Verbreifhen in der Muffel
und nachheriges gelindes Glühen in einer Platinschale.
Die Zusammensetzung der Asche war, nach Abzug von
Kohlensäure, Kohle und Sand (in der Asche von Erica carnea
wurden 12,094 pC. Kohlensäure neben 5,600 pC. Kohle und
Sand gefunden} :
A. Erica camea
£. Ckdluna vulgaris
Kali 21,945
10,653
Natron .... 1,457
0,855
Kalk 32,069
12,019
Magnesia . . . 14,277
6,701
Eisenoxyd . . . 3,441
4,953
Manganoxydoxydul Spur
4,079
Phosphorsäure . 5,433
10,890
Schwefelsäure . . 5,442
1,730
Chlomatrium . . 3,569
—
Kieselerde . . . 12,379
48,079
100,012
99,959.
120 Dretermann, über die Bädmg
Man sieht hieraus, dafs die Galluna vulgaris zu den Kiesel-
pflanzen gehört, indem ihre Asche 48 pC. Kieselsäure enthält
während in der Asche der Erica camea 46 pC. kohlensauren
• Kalk und kohlensaure Magnesia enthalten waren, und diese
Pflanze mithin zu den Kalkpflanzen gezählt werden kann.
Erstere vegetirt in einem Thonboden, in welchem keine koh-
lensaure Verbindungen vorkommen und der durch Verwitte-
rung des Granits entstanden ist, während letztere einen Kalk-
boden verlangt, in welchem an 54 pC. kohlensaurer Kalk und
kohlensaure Bittererde gefunden wurden.
lieber die Bildung krystallisirter Mineralien;
von Aug. Drevetmann^).
(Briefliche Hittheiluog.)
Ich habe eine Reihe von Versuchen über die Nachbil-
dung der auf nassem Wege entstandenen krystallisirten Mine-
ralien angestellt, welche interessante Resultate versprechen.
Ich ging dabei von der Ansicht aus, dafs die in Drusenräumen
vorkommenden Krystalle weder durch allmälige Verdunstung,
noch durch Erkalten gesättigter Auflösungen entstanden seyn
können. Nach mehreren Versuchen ist es mir, wie ich glaube,
gelungen, die Art und Weise der Bildung solcher Mineralien
aufzufinden. Vermittelst der von mir angewandten Methode
kann man die schwer- und die leichtlöslichsten Körper auf
*) Der Herr Verfauer wird die sehr inieresaanten Ergebnisse seiner
weiteren Versuche in einer ausführlicheren Abhandlung nfiher be-
schreiben. * D. R«
krysiaUinrier MmeraUen. 121
leichte und einfache Weise krystallifliren, und dieselbe lifst
zugleich eine uneiidliche Mannichfaltigkeit in der Aenderung
der bei der Krystallisation thätigen Kräfte zu. Das Princip
der Methode besteht darin, dafs man allmälig die Verwandt«
Schaft des Ldsongsmiltels zum aufgelösten Körper ändert, der
Art, dafs letzterer nach und nach ausgeschieden wird. Diese
Aenderung in der chemischen Anziehung bewirke ich durch
Diffiision zweier Flüssigkeiten zu einander, die man so wählen
mufs, dafs bei ihrer Mischung ein fester Körper abgeschie-
den wird.
Die Anordnung der Apparate ist ganz dieselbe, wie bei
Graham 's Versuchen. Ich brachte je ein pulver förmiges
Sab, z. B. neutrales chromsaures Kali und salpetersaures Blei«
oxydy auf den Boden zweier ziemlich langer Gascylinder, fidlte
dieselben sorgfältig mit Wasser und stellte sie neben ein«
ander in ein gröfseres Becherglas, welches ich ebenfolls so
weit mit Wasser füllte, dafs die beiden Cylinder Überdeckt
wurden. Durch die nach oben stattfindende DifRision war
nach einigen Monaten das salpetersaure Bleioxyd in das grofse
Becherglas gelangt und es bildeten sich nun an dem Rande
des mit chromsaurem Kali gefüllten Cylinders mehrere sehr
schön gefärbte amorphe Verbindungen. Im Innern desselben
setzten sich neben einander prachtvoll morgenrothe, diamant«
glänzende Nadeln von Rothbleierz (PbO, GrO,) und kleine
dnnkelrothe rhombische Tafebi von Melanochroit (3 PbO,
2 CrO,3 an , die immer gröfser werden. Auf diese Weise
gebildete Nadeln von Rothbleierz erreichen eine Gröfse Ton
3 bis 4 Millimeter, dann werden sie durch die fortwährenden
Erschütterungen des Bodens, die in einer grofsen Stadt stets
stattfinden, abgebrochen, und sie fallen auf den Boden des
Cylinders, wo sie aufserhalb des Bereiches der Bedingungen
ihrer Bildung sind ; ohne diesen Umstand würden sie im Ver-
laufe von 3 bis 4 Monaten sicherlich schon die Gröfse eines
128 Drepermann^ über die BÜdung
halben Zolles und darüber erreicht haben, h demselben
GefÜTse bilden sich noch, offenbar von einer Verunreinigung
des chromsauren Kalis mit kohlensaurem Kali herrührend,
KrystaUe von Weifsbleierz (TbO, CO»). Auf ähnliche Weise
eriiielt ich noch KrystaUe von Kalkspath, rhombische Tafeln
von 2 CaO , HO , PO« + 4 HO , und andere fettglänzende
Nadeln, die ich fllr 3 CaO, PO« halte. Da diese Methode
ihrem Principe nach fast überall angewendet werden kann
und da das amorphe kohlensaure Bleioxyd in 50000 Theilen
Wasser und das Chromgelb noch unlöslicher ist (schwefel-
saurer Baryt ist in 43000 Theilen Wasser löslidi} , so glaube
ich schliefsen zu dürfen, dafs die Schwerlöslichkeit einer
Verbindung kein Hindernifs für deren künstliche Darstellung
in Krystallen ist. Ich machte während dieser Versuche die
Bemerkung, dafs die Langsamkeit der Bildung dieser KrystaUe
(dieselben entstanden durchschnittlich erst nach mehreren
Monaten) mehr darin beruht, dars die Flüssigkeiten in dieser
Zeit erst zusammentrafen; defshalb änderte ich den Versuch
dahin ab, dafs ich ein mit einem trockenen Salz gefülltes
Glasgeflifs in ein anderes mit Salzlösung brachte, dafs er-
steres nur wenig überragt wurde. Es entstand ein bedeu-
tender Niederschlag, der sich auf das ungelöste Salz lagerte.
Ich hatte die Freude, nach mehreren Tagen auf diesen amor-
phen Niederschlägen schon kleine Kryställchen zu bemerken,
welche, da die Bedingungen ihrer Entstehung fortdauern,
immer gröber werden müssen. Auf diese Weise hoife ich
gröfsere KrystaUe von Schwerspath, Kalkspath, Schwerbleierz
(PbO, SOg), Pyromorphit [3 (3 PbO, PO. + PbCl)], Apatit etc.
zu erhalten. Durch Diffusion zweier Lösungen von Kiesel-
und Thonerde in KaU zu einander hoffe ich Feldspath zu
erhalten.
Die Kryslallisirung leicht lösUcher Körper ist eben so ein-
fach. Bringt man z. B. eine Lösung von Eisenvitriol in ein
kryskOHsüier MmeriOten. 123
Bechorglas, übergierst dasselbe Tomchtig mit einer dünnen
Decke von Wasser und füllt dasselbe mit Alkohol, so- tritt
nach einigen Stunden die Krystallisation ein und schreitet
rasch fort Ich glaud^e, dafs sich auf ähnliche Weise Kry-
slalle ans sauren und alkalischen, alkoholischen, ätheri«
sehen etc. Lösungen darstellen hissen, und dafs man die in
der organischen Chemie so häufig vorkommende Scheidung
zweier Körper durch Veränderung des Lösungsmittels hier-
durch mit der Trennung durch Krystallisation verbinden kann.
Ich erwähne noch, dafs die oben geschehene Identiflci«
rang der erhaltenen Krystalle mit den Mineralien nicht auf
chemischen Analysen beruht. Da aber der Kreis der mög-*
Ucherweise entstehenden Verbindungen durch die Art der
Darstellung sehr enge ist und ausserdem die Krystalle in
ihrem physikalischen und qualitativ chemischen Verhalten,
sowie in ihrer Gruppirung und ihrer geometrischen Gestalt
aafs Genaueste übereinstimmen , so glaube ich meiner Sache
aodi ohne Analyse sicher zu seyn.
Reaction auf Leucin und Tyrosin;
von Reinhold Hoffmann.
Gelegentlich der Darstellung von Tyrosin aus Hörn, nach
der Methode von Piria*}, wurde ich veranlafst, die von
Braconnot^} angegebene Reaction auf Leucin mit salpeter-
•) DiM Aiuaten LXXXÜ, 251.
**) BracooDot*s Angabe bezieht sich nicht auf Salpetersäure« Queck-
silberoxyd (wie übrigens auch Löivig, Ct^emie der organischen
Verbindungen, I, 626 angiebt), sondern auf solpetersanres Qacck-
MmoTfM. D. B.
i24 Ho ff mann y ReaeUon auf Leuein und lyroHn.
saurem Quecksilberoxyd einer Prüfung zu unterwerfen, da ich
dieselbe anwenden wollte, um zu sehen, ob eine erhaltene
Krystallisation von Tyrosin frei sey von Leuein, oder nicht
Mehrere mir zu Gebot stehende Proben von Leuein gaben
zwar, in Uebereinstimmung mit der Angabe Braconnot's,
mit salpetersaurem Quecksilberoxyd einen weifsen flockigen
Niederschlag, indem sich die überstehende Flüssigkeit bei
einigen deutlich, bei andern kaum bemerkbar röthlich färbte;
allein eine Probe, welche ich durch mehrmaliges Umkry-
stallisiren vollständig rein erhalten hatte, gab die weifse Fäl-
lung ohne eine Spur von rother Färbung der Flüssigkeit.
Diese Probe von Leuein liefs sich vollständig sublimiren,
während alle andern einen geringen kohligen Rückstand liefsen.
Braconnot's Angabe wäre demnach dahin zu berichtigen :
Reines Leuein wird durch salpetersaures Quecksilberoxyd in
weifsen Flocken gefällt, ohne Röthung der überstehenden
Flüssigkeit. Der Grund für Braconnot's irrthümliche An-
gabe, und für die anfangs von mir erhaltene scheinbare Be-
stätigung derselben, ergiebt sich aus dem Folgenden hinläng-
lich, und es zeigt sich, dafs die röthliche Färbung durch
Beimischung von sehr wenig Tyrosin verursacht wird. Als
ich nämlich dasselbe Verfahren nachher bei ganz reinem
Tyrosin anwandte, ergab es sich, dafs dasselbe durch sal-
petersaures Quecksilberoxyd in der Siedhitze in rothen Flocken
gefällt wird, indem die überstehende, ganz klare Flüssigkeit
eine intensiv dunkel rosenrothe Färbung annimmt. Bei län-
gerem Stehen setzen sich nochmals rothe Flocken ab , welche
an den Wänden des Glases fest anhängen, und die Flüssig-
keit wird farblos.
Durch Kochßn mit etwas Salpetersäure wird die rothe
Farbe sehr leicht zerstört und der Niederschlag aufgelöst,
ohne dafs er durch nachheriges Neutralisiren wieder hervor-
zurufen ist. Wenn daher die Auflösung des salpetersauren
Gregory^ oermisehte Noiiten. 125
Qaecksflberoxyds zu sauer ist, so erhält min weder eine
Färbung, noch FäUung. Die angegebene Reaction auf Tyrosin
ist so empfindlich, dafs die kalt gesättigte Lösung desselben,
welche in 930 Theilen 1 Thefl Tyrosin enthält, selbst bei
mehrfachem Verdünnen mit Wasser noch eine entschieden
rosenrothe Farbe annimmt.
Vermischte Notizen;
von Dr. W. Gregory *).
Kobaltsabe.
Ich habe zwei der neuen Kobaltsalze analysirt, welche
vonPremy, Genth undCIaudet entdeckt wurden, nämlich
das rothe und das gelbe chlorwasserstoflsaure Salz, die F rem y
chlorwasserstoffsaures Roseokobaltiak und chlorwasserstoffsaures
LoCeokobalUak nennt.
Ersteres ist Cosaj , 5 MH,, wie Claude t angiebt, und
enthält keine Spur von 0 oder HO, wie Fremy behauptet.
Seine Formel CosCls, 5 NH, + HO ist unrichtig. Das gelbe
Salz ist, wie er sagt, Co^Cls, 6 NH,.
Benwisaures KaU,
Ich habe das benzoesaure Kali untersucht, welches sich
bildet, wenn man Bittermandelöl (rohes oder Benzoylwasser-
Stoff? d. Red.} mit einem Ueberschufs von Kali 'in Alkohol
behandelt. Dieses Salz ist sehr löslich in Weingeist und
krystallisirt daraus sehr leicht und schön, während Sie das
benzoesaure Kali als unlöslich in Alkohol und kaum krystalli-
^ Briefliche Mittbeilanfj^ aui Paris an J. L.
Il
l
126 Gregory i termUehU Votiun,
sirbar beschreiben. Ich habe das Salz aus gewöhalicber
Benzoteäure dargestellt und gefunden, dafs es sich sehr
schwierig in demselben Alkohol löst und nicht wie das an-
dere krystaUisirt Die Ursache dieser Verschiedenheit habe
ich bis jetzt nicht auffinden können.
Frehpälige Umsetzung des Aüoxane.
Ich hatte eine grofse Menge Alloxan, das eine besondere
Krystallform zeigte; es bildete grofse Massen, die rhomboe-
drisch und auf den Seiten treppenartig waren. Ich vermuthe,
dafs diese Krystalle sich in einer Auflösung bildeten, worin
sich noch eine Spur Salpetersäure befand. Nach einer
Analyse, die ich damit anstellte, scheinen sie 1 Atom Wasser
mehr zu enthalten, als die schönen Krystalle, die Sie mit
Wohl er untersuchten, alsp 7 anstatt 6 aq. (ich rede von
Ihrem trockenen Alloxan, nicht dem von Gmelin, welches
2 Atom Wasser weniger enthält}. Diese Massen waren 2 bis
3 Jahre in einer Flasche geblieben und hatten sich im Som-
mer theilweise in eine Flüssigkeit und in Krystalle verwandelt.
Als ich sie untersuchte fand ich kein Alloxan mehr, sondern
eine Menge des reinsten Alloxantins, sodann einen schön kry-
stallisirten Körper (B), der weder Alloxan noch Ailoxantin ist
und eine grofse Menge eines dritten noch löslicheren Körpers
(C), welcher stark sauer reagirt. Die letzte geringe Menge
Mutterlauge wurde beim Eintrocknen an der Oberfläche roth.
Die Masse C ist gelblich; ich hatte noch nicht Zeit, dieselbe
näher zu untersuchen; gewifs ist diese Umsetzung inter-
essant, wenn man bedenkt, dafs Alloxan und Ailoxantin nur
um 1 Aeq. Wasserstoff verschieden sind. Der Körper B,
obwohl vom Ailoxantin nur durch kaltes Wasser gereinigt,
giebt nicht die geringste Färbung mit Barytwasser, und kry-
stallisirt sehr leicht und schön. Es ist kein Alloxan.
Gregory^ fMrmischk NoÜMen. 12T
PrapjfhäkohoL
Die Fuselöle sind eine Quelle von neuen Alkoholen. Utrr
Chancel hat in dem Fuselöl den Propylalkohol entfleckt,
nachdem Herr Wurtz bereits den Butylalkohol daraus dar-
stellte. Er hat 18 Liter rohes Fuselöl in Arbeit gehabt Das
meiste, mehr als die Hälfte, ist reiner Amylalkohol. Das übrige
theilt sich in einen flüchtigeren und einen minder flüchtigen
Theil ; ersterer enthält Aldehyd, Propylalkohol und Butylalkohol.
Der minder flüchtige Theil,' welcher erst bei 135<^ kocht, ent-
hält wahrscheinlich Caprolalkohol C,sH]402 und den Oenanthyl-
alkohol Ci4Hje02 , doch ist diefs bis jetzt nicht ausgemacht.
Der Propylalkohol siedet bei 96<^,5 und hat einen nicht unan-
genehmen Weingeruch. Die Dichtigkeit des Dampfes ist 2,02
(nach der Rechnung 2,06}. Mit Schwefelsäure bildet der
Alkohol leicht Propylschwefelsäure, deren Kalisalz sehr löslich
in Alkohol und daraus in langen Nadeln krystallisirbar ist;
die Analyse gab KO,S08 = 48,4pC. (die Rechnung 48,8 pC).
Der reine Alkohol mischt sich nicht mit Wasser in allen Ver-
hältnissen, sondern steigt ölig auf, wie die Propylsäure. Mit
Buttersäure und Salzsäure bildet der Propylalkohol buttersaures
Propyloxyd, einen Aether, der den reinsten Ananasgeruch
besitzt.
Darstellung von FerrocyanwasserstofTsSure.
Wenn man eine kalt gesättigte Lösung von Blutlaugensalz
mit ihrem Volum rauchender Salzsäure in kleinen Portionen
vermischt, so entsteht, wenn die Salzsäure ganz eisenfrei ist,
ein Schnee weifser, kalifreier Niederschlag von reiner Ferro-
cyanwa^erstoflsäure. Man kann sie beinahe ohne allen Verlust
mit Salzsäure auswaschen. Auf einem Ziegelstein getrocknet
löst sie sich leicht und vollständig in Alkohol und kann daraus
i28 Scheidung de$ Nickdi vom Kobali.
durch Ueberschichtung mit Aether und Stehenlassen in schönen
salzsäurefreien Krystallen erhalten werden.
J. L
Scheidung des Nickels vom Kobalt.
Wenn man das Gemenge der beiden Oxyde in Blausäure
und Kali löst, die Lösung im Wasserbade in einer offenen
Porcellanschale eine halbe Stunde erhitzt-, oder noch besser
m einem Kolben diese Zeit hindurch im Sieden erhält, so geht
das Kobalt in Kobaltidcyankalium, das Nickel in Nickelcyanür-
kalium über, welchem letztem durch Quecksilberoxyd alles
Cyan entzogen und in Folge .davon das Nickel als Nickeloxyd
getäVii wird, während die Kobaltverbindung durch Quecksilber-
oxyd keine Veränderung erleidet. Man erreicht denselben
Zweck, wenn man zu dem Zeitpunkte, wo man das geschlämmte
Quecksilberoxyd eintragen würde, statt dessen die erkaltete Lö-
sung der beiden gemengten Cyan Verbindungen mit Chlor über-
sättigt und den sich bildenden Niederschlag von Nickelcyanür
durch Zusatz von Aetznatron oder Kali stets wieder in Auflösung
bringt. Das Chlor hat auf die Kobaltidcyanverbindung keine
Wirkung, während die Nickelverbindung zersetzt und alles
Nickel zuletzt als schwarzes Hyperoxyd gefällt wird.
Eine Lösung von Kobaltoxyd in Cyankalium bleibt mit
Alkali versetzt und mit Chlor übersättigt klar; der kleinste
Nickelgehalt macht eine tintenschwarze Flüssigkeit entstehen.
Diese Operation darf nicht in der Wärme vorgenommen
werden, indem sonst Kobaltoxyd (Co^Os) mit dem Nickel
gefallt wird, und es mufs darauf gesehen werden , dafs beim
Einleiten des Chlors zuletzt die Flüssigkeit stark alkalisch ist.
Das gefällte Nickelhyperoxyd ist ganz frei von Kobalt.
J. L
Aufgegeben den 16. Juli 1853.
ÄNNALEN
DER
CHEMIE ÜOT) PHAEMACIE
UCXXVIL Bandes xweites Hefl.
lieber doige Verbindungen des basischen Salpeter-
sauren Quecksilberoxyduls mit salpetersauren Salzen ;
von G. Städeler.
Vermischt man mfifsig concentrirte Lösungen von salpeter-
saurem Quecksilberoxydul und salpetersaurem Bleioxyd, so
entsteht sogleich oder nach wenigen Augenblicken ein schwerer
weifser Niederschlag, der aus kleinen mikroscopischen Octaä-
dem besteht, die gewöhnlich mit dem Wärfei combinirt sind.
Ans verdünnten Lösungen schiefsen allmälig gröfsere Kry-
stalle von lebhaftem Diamantglanz an; selten aber betrügt
ihre Grobe mehr als i*", nur einmal habe ich sie von }''
Durchmesser erhalten.
Die Krystalle zersetzen sich beim Erhitzen im Glasrohr
ohne Al^abe von Wasser.
L 2,117 Grm. wurden mit concentrirter Sabssäure über*
gössen und im Wasserbade zur Trockne verdampft. Der
durch Wasche mit absolutem Alkohol von Quecksilberchlorid
befreite Rückstand wog 0,7365 Grm. Die weingeistige Lösung
wurde verdampft, mit luftfreiem Wasser vermischt und mit
Ana. d. ChMftte n. Phann. LXXXVII. Bd. S. Heft. 9
130 Städelety über einigt Verbmdwigen des basischen
Schwefelwasserstoff gefällt, wodurch 1,2235 Grm. Schwefel-
quecksilber erhalten wurden.
II. 2,3593 Grm. gröfserer Erystalle gaben bei gleicher
Behandlung 0,6225 Grm. Chlorblei.
Demnach besteht die Verbindung aus 2 Aeq. salpeter-
saurem Bleioxyd und 1 Aeq. basischem salpetersaurem Queck-
silberoxydul = 2 (PbO, NO») + (2 Hg*0), NO» :
berechnet gefunden
27^
2 Aeq. Bleioxyd 223,12
27,85
27,91 2
2 , Ouecksilberoxydul 416,00
51,93
51,82
3 „ Salpetersäure 162,00
■ 20,22
20,27
801,12 100,00 100,00.
Es ist auffallend, dafs ein neutrales Bleisalz das Zerfalleo
des neutralen salpetersauren Quecksilberoxyduls in basisches
Salz und in freie Säure veranlassen kann; noch auffallender
«ber ist es, dafs die Bildung des Doppelsalzes auch durch
einen grofsen Veberschufs von freier Salpetersäure nicht ver-
hindert wird. Kocht man das Salz mit der sauren Lauge, aus
der es sich abgesetzt hat, so löst es sich ohne Veränderwig
auf, und schiefst beim Erkalten der Lösung in gröfseren Kry-
stallen wieder an. Ebenso verhält es sich beim Kochen mit
verdünnter Salpetersäure. Beim Uebergiefsen mit reinem
Wasser zerfällt es dagegen schon in der Kälte in salpeter-
saures Bleioxyd und in ein amorphes citrongelbes basisches
Salz, das beim Erhitzen grünlich wird.
Durch Vermischen der Quecksilberoxydullösung mit sal-
petersaurem Baryt erhält man ein Doppelsalz, das der Blei-
Verbindung in jeder Beziehung ähnlich ist.
1,967 Grm. des Barytsalzes wurden mit concenirirter
Salzsäure zersetzt und aus der Lösung durch Fällen mit
Schwefelwasserstoff 1,248 Grm. Schwefelquecksilber erhalten.
0,8963 Grm. gaben 0,285 Grm. schwefelsauren Baryt.
tdpeters. Qu&chsUUr^sßydub mU Salpeters, ScUien. 131
Bierans berechnet sich die Formel 2 (BaO, NO^+C^Hg^O},
NO*, wie aus folgender Zusammenstellung hervorgeht :
berechnet gefanden
2 Aeq. Baryt 152,64 20,89 20,86
2 „ Oaed[sflberoxydfil 416,00 56,»4 56,88
3 „ Salpetersäure 162,00 22,17 22,26
730,64 100,00 100,00.
Die entsprechende Strontianverbindung ist viel leichter
IdsKch, wie die vorhergehenden Verbindungen ; sie kann defs-
balb nur bei Anwendung sehr concentrirter Lösungen erhalten
werden. Am besten gelingt die Darstellung, wenn man in
einer gesättigten sauren Lösung von salpetersaurem Queck-
sQberoxydul unter Erhitzen salpetersaure Strontianerde und
krystalHsirtes salpetersaures Quecksilberoxydul auflöst und
erkalten läfst Es schiefst dann zuerst die Strontianverbin-
dung in kleinen KrystaHen, später überschüssiges Queck-
silbersalz in grofsen Tafeln an. Die kleineren Krystalle
lassen sich leicht mit der Lauge vom salpetersauren Queck-
Silberoxydul abgiefsen, und können durch Umkryslallisiren aus
derselben Flüssigkeit, in der sie sich beim gelinden Erwärmen
aiSösen, in gröfseren Krystallen erhalten werden.
Die Verbindung ist den beiden vorhergehenden ganz
ähnlich.
0,335 Grm. wurden mit kohlensaurem Ammoniak befeuchtet
tnd geglöht ; der aus kohlensatirer Strontianerde bestehende
Bückstand wog 0,073 Gnn.
Die Zusammensetzung des Strontiansalzes wird mithin
durch Äe Formel 2 (SrO, NO*) +(2 Hg*0), NO» ausgedrückt :
berechnet jfcftin^co
2 Aeq. Strontja« 103,84 J5~ti3 15,31
2 y, OuecfcsilbeTOxydiil 416,00 61,01
3 ^ Salpetei^ure 162,00 23,76
661,84 100,00.
9«
132 Siädeler, über einige Verbindungen des basischen
Das Strontiansalz scheint unter gewissen Umständen
Krystallwasser aufnehmen zu können, und damit eine Verbin«
düng zu bilden, die in Prismen krystallisirt. Ich erhielt zu
wenig davon, um sie analysiren zu können. Bekanntlich bildet
auch die salpetersaure Strontianerde mit 5 Atom Wasser eine
Verbindung, die dem monoklinometrischen System angehört,
während das wasserfreie Salz in regulären Octaedern an-
schiefst.
Die beschriebenen Doppelsalze sind sämmtlich farblos,
wenn sie aus Lösungen krystallisiren, die etwas Salpetersäure
enthalten, und wenn während der Krystallisation die Einwir-
kung des Lichts verhindert wird. Sie färben sich schwach
gelblich, wenn sie, von der sauren Lauge bedeckt, am Licht
stehen; setzt man sie im trocknen Zustande der Einwirkung
des Lichts aus, so werden die Verbindungen mit Blei und
Baryt bald citrongelb und später bräunlichgrün. Die Slron-
tianverbindung ist fast eben so empfindlich gegen Licht wie
Chlorsilber ; sie wird fleischfarben, wenn sie auch nur wenige
Augenblicke dem zerstreuten Tageslicht ausgesetzt wird, und
allmälig verändert sich die Farbe in ein schmutziges Braun.
Durch Umkrystallisiren aus heifsem salpetersäurehalligem
Wasser können die Verbindungen wieder weifs erhallen
werden.
Mit salpetersaurem Kalk , salpetersaurem Silberoxyd , sal-
petersaurem Quecksilberoxyd und salpetersaurem Eupferoxyd
gelang mir die Darstellung von Doppelsalzen nicht«
Da die Verbindungen nur mit solchen Salzen hervorge-
bracht werden konnten, die eben so wie das salpetersaure
Quecksilberoxydul mit Schwefelsäure unlösh'che oder wenig
lösliche Niederschläge geben, so habe ich auch den durch
Vermischen von salpetersaurem Quecksilberoxydul mit Schwe-
felsäure entstehenden Niederschlag untersucht. Er besteht
aus kleinen, nicht mefsbaren Prismen mit schräger Endfläche,
9<äpeier$. Queckiilberoxyduh mit Salpeters, Sals^en, 133
die gewöhnlich kreuzförmig' oder büschelförmig verwachsen
sind. In salpetersäurehaltigem Wasser sind die Krystalle- bei
Siedhitze etwas löslicher als in der Kälte; es gelingt aber durch
Umkrystallisiren nicht, gröfsere Krystalle zu erhalten.
1,0265 Grm. wurden in Salzsäure, der etwas chlorsaures
Kali zugesetzt war, aufgelöst ; aus der Lösung wurden 0,9585
Grm. Schwefelquecksilber und 0,488 Grm. schwefelsaurer Baryt
erhalten.
Das analysirte Salz war demnach neutrales schwefelsaures
Qnecksilberoxydul : Hg*0, SO*.
1 Aeq. Quecksilberoxydul
1 „ Schwefelsäure
248 100,00 100,07.
Beim Erhitzen im Glasrohr schmilzt es zu einer tief rolh-
braunen Flüssigkeit, die beim Erkalten zu einer weifsen
krystalUnischen Masse erstarrt. In etwas stärkerer Hitze
gablimirt es vollständig, wobei ein geringer Theil in metalli-
sches Quecksilber und schwefelsaures Quecksilberoxyd zer-
fallt. Wird das Salz der Einwirkung des Lichts ausgesetzt,
so "Wird es bald grau; wie es scheint, wird dabei ebenfalls
Oxydsalz gebUdet.
beredinet
geranden
208 83,87
83,72
40 16,13
16,35
lieber die Säuren des Rapsöls;
von Demselben.
Vor Kurzem hat Websky*) im Laboratorium des Hm.
Dr. Sonnenschein in Berlin eine Untersuchung des Rapsöls
*) Joorn. f. pract. Chem. LYIII, 449.
i34 StädeUr^ über die S&urm des Bap$ol$.
unternoniinen , bei der es sicli berausstellte , itb dasselbe
zwei fette Süuren, gebunden gn Lipyioxyd, enthält. Die eine
dieser Säuren ist bei gewöhnlicher Temperatur fest» schmitel
zwischen 33 und 33® C. und krystallisirt aus der weingeisti-
gen Lösung in langen weifsen Nadeln. Die andere eeigt bei
0* nur Spuren Yon Krystallisation und ist der Oeisiiure ahn**
lieh. Beide Söuren lassen sich als Bleiverbiadungen leiobt
trennen; das Bleisalz der ölförmigen Säure ist in Aether
löslich, das der festen Säure, die Websky Brassinsäure
nennt, löst sich nicht in Aether. Das Silbersalz der Brassin-
säure ist leicht zersetzbar und wird an der Luft und am Licht
rasch braun.
Die Eigenschaften dieser Säure stimmen ganz mit denen
der Erucasäure überein, die Darby*} vor einigen Jahren
im Laboratorium des Prof. Will aus dem fetten Senföl dar-
gestellt hat. Diese schmilzt bei 34® und erstairt wieder bei
33®; aus weingeistiger Lösung krystallisirt sie in glänzenden
Nadeln, ihr Silbersalz färbt sich bald dunkel und die Bleiver-
bindung löst sich nicht in Aether. Die Zusammensetzung der
Erucasäure wird nach den Analysen der reinen Säure, sowie
der Silber-, Blei- und Barytsalze durch die Formel : C««H<*0^
= HO, C**H*»0» ausgedrückt.
Die Brassinsäure soll nach Websky aus C**H**0* be-
stehen; die folgende Vergleichung zeigt aber hinreichend,
dafs auch ihre Zusammensetzung mit der Erucasäure über-
einstimmt :
Enicaignre BragsinsSore
44 Aeq. Kohlenstoff geT^fsJl 78^12*'*^i24^'^7M0
42 „ Wasserstoir 42 12,43 12,52 12,63 12,54
4 „ Sauerstoff 32 9,46 9,36 9,13 9,06
338 100,00 100,00 100,00 100,00.
*) Diese Annalen LXIX, 1.
Siädeler^ über die Säuren de» BapsöU. 135
Im brassinsauren Natron fand Websky 8,5 pC. Natron,
die Formel NaO, C^m^'O» verlangt 8i,6 pC. Efi uDterliegl
demnach keinem Zweifel, dafs die Brassinsäure mit der Eruca«*
sKore identisch ist.
Auch die jOUissige Säure dea Rapsöls scheint nicht ver-
schieden zu seyn von der des Senföls; beide unterscheiden
sich aber wesentlich von der Oelsäure. Die Säure des Rapses
giebt, nach Websky, bei der trockenen Destillation keine
Fettsäure, und das Barytsalz der aus Senföl dargestellten
Säure fand Darby der Formel : BaO, C»'H»«0* entsprechend
zusammengesetzt.
Es scheint kein Versuch gemacht worden zu seyn, um
zu entscheiden, ob dieses Barytsalz noch Wasser enthalten
habe; die Zusammensetzung desselben deutet indefs deutlich
darauf hin, und man könnte also seine Formel = BaO,
C**H'*0« + aq. schreiben. Die nicht an Basen gebundene
Säure würde dann dieselbe Zusammensetzung haben wie die
Döglingsäure , die Scharling"^} aus dem Thrane einer Del-
phinart abgeschieden hat. Diese Säure ist aber jedenfalls
nicht identisch mit der flüssigen Säure des Senföls , und da
Darby's Analysen des Barytsalzes auch mit der Formel BaO,
C^^^fQt + 2 aq. übereinstimmen :
berechnet gefunden
40 Aeq. Kohlenstoff ^^240 60,7i 60,57
39 „ Wasserstoff 39 9,87 9,81
5 „ Sauerstoff 40 10,11 9,74
1 „ Baryt 76,32 19,31 19,88
395,32 100,00 100,00
80 ist es möglich, dafs die Zusammensetzung der Senfölsäure
durch die Formel C«H"0*. = HO, C*«H»'0» ausgedrückt
werden mufs.
*) Joarn. f. pract Cfaem. XUII, 257.
136 Städelery iSiber die Samen des Rapsöls.
Ich habe bei einer früheren Gelegenheit *} darauf auf-
merksam gemacht, dafs eine Reihe von homologen Säuren
zu existiren scheine, deren Zusammensetzung durch die ge-
nerelle Formel C"H^'0^ ausgedrückt werden müsse, die sich
also von den Säuren aus der Reihe OHK)^ nur durch einen
Mindergehalt von zwei Aequivalenten Wasserstoff unterschei-
den. — Wie aus der folgenden Zusammenstellung hervorgeht,
sind bis jetzt 6 dahin gehSrige Säuren näher bekannt :
C*-«0* OB»0*
C**H*H)* Erucasäure C**H*H)* Behensäure
C»«H"0* Döglingsäure C»«H»»0* Stearinsäure
C"H»*0* Oelsäure C»«H»*0* Margarinsäure
Csogsto4 Moringasäure C^H'^O* Cetinsäure (Bensäure)
C"H"0* Damalursäure Ci*H»*0* Oenanthsäure
C* H* 0* Acrylsäure C« H« 0* Propionsäure.
Wahrscheinlich gehören in dieselbe Reihe noch die
Senfölsäure : C^®B'*0^?, ferner das von Heintz aus den
Barytsalzen der Wallrathsäuren abgeschiedene Oel : C^V^H)^?,
das ebenso wie die gewöhnliche Oelsäure neutral reagirt,
und die Damolsäure : C^^i'^O^ ? , die sich neben Damalur-
säure im abgedampften Harn findet.
Von der Erucasäure (Brassinsäure}, der Rübölsäure und
der Döglingsäure ist nachgewiesen worden, dafs sie mit der
Oelsäure die Eigenschaft gemein haben, durch Einwirkung
von salpetriger Säure in isomere krystallinische Säuren über-
zugehen; diese Eigenschaft kommt vielleicht sämmilichen
Gliedern der C'^H^-^O* zu, und es ist dann nicht unwahr-
scheinlich, dafs einige andere krystallinische Säuren, deren
Zusammensetzung mit der Formel OH'^^O^ übereinstimmt, die
aber mit der Oelsäure nicht in eine Reihe gestellt werden
*) Nachr. der Gesellsch. der WiMeofch. sa CUMtinfen 1850.
Siädelety Qefäfte sir Aufbewahrung der Fhtfeeäure. i37
köoneB, namentlich die CampholsKare : C^^^^O^ ond die
Angelicasäure : C^^fi'O^, der Elaidinsäure angereiht wer-»
den müMen.
Geföfse zur Aufbewahrung der FlufssSure;
von Demselben.
Der häufigeren Anwendung der Flufssäure bei der
Analyse der Silicate und Borate stand bisher der Umstand
hiedemd entgegen, dafs zu ihrer Aufbewahrung sehr kost-
bare Gefäfse erforderUch waren; man pflegte defshalb die
Säure für den jedesmaligen Gebrauch in kleiner Menge dar-
" zustellen, was mit einem verhältnirsmärsig grofsen Aufwand
von Zeit und Mühe verbunden war.
Ich habe beobachtet , dafs Percha und vulkanisirtes
Kautschuck der Einwirkung der Flufssäure sehr gut wider-
stehen; diese Stoffe bieten defshalb em geeignetes^ Material
dar zur Anfertigung von Gefäfsen , die zur Aufbewahrung der
Säure dienen sollen.
Seit länger als einem halben Jahr benutzte ich für
diesen Zweck eine Perchaflasche , die ich von Herrn Martin
Wallach in Cassel erhalten habe. Sie hat die Form eines
länglichen Medicinglases, und kann durch einen Pfropfen von
Percha verschlossen werden. Die darin aufbewahrte Säure
war so concentrirt, dafs sie bei gewöhnlicher Temperatur
Dämpfe ausstiefs; dessenungeachtet bemerkt man an der
Flasche keine weitere Veränderung, als dafs die innere Wand
derselben etwas heller geförbt ist, als die äufsere. Die Säure
188 StädeUr^ Oefifse mtr Atifhewaknmg (br Fhfuäure.
selbst sei^e mch bis auf den letzten Tropfen Tollkommen
kbur und farblos.
Die FluTssäure könnte defshalb sehr gut in Fabriken an-
gefertigt und in Perchaflaschen versandt werden.
Zur Darstellung der Säure benutze ich einen Kolben von
Blei 9 der die Form eines Digerirglases hat, dessen Hals ab-
gesprengt ist. Er hat etwa b** inneren Durchmesser, und
die Weite des sehr kurzen Halses beträgt gegen 1}'^ In
die ausgedrehte Mündung wird ein gut schliefsendes weites
Bleirohr von 4f' Länge gesteckt , dessen oberes Ende etwas
zusammengezogen ist, damit es durch einen gewöhnlichen
Flaschenkork, der ein zweischenkliches dünnes Bleirohr
trägt, verschlossen werden kann. Der längere Schenkel
dieses Rohrs ist 6'^ lang; man verbindet ihn mit einer dick-
wandigen Röhre von vulkanisirtem Kautschuck von belie-
biger Länge, die in die zur Aufbewahrung der Flufssäure
bestimmte Perchaßasche mündet. Wegen der leichten Ab-
Sorption des FluorwasserstofTgases und der damit verbun-
denen Gefahr des Zurücksteigens läfst man die Kautschuck-
röhre während der Darstellung der Säure das vorgelegte
Wasser nicht berühren, und trägt für eine gute Abküh-
lung Sorge.
Der Apparat ist bei den angegebenen Dimensionen
leicht zu reinigen , und die Verlängerung des Kolbens durch
ein weites Bleirohr macht das Ueberspritzen von Gyps und
Schwefelsäure unmöglich.
i39
Veher den Asphalt aus dem Kanton Neuenburg ;
von Dr. C. Völckel,
Professor der Chenüe und Physik in Solothum.
A. Vorkommen y Gewinnung, Verwendung und Verarbeihmg
des AsphalUtems,
Der Aspbaltstein im Kantone Neuenbürg wird zwischen
den Dörfern Couvet und Travers gefunden. Von letzterer
Ortschaft hat auch das Thal den Namen erhalten. Dieses
Traversthal wird südlich von der Fortsetzung des Crenx da
vent und nördlich von dem Mont de Couvet eingeschlossen.
Es bildet ein Muldenthal, indem beidseitig der obere Jura
mit sanfter Neigung ansteigt. Der Grund des Thaies wird
von Molassegebilden erfüllt, in die sich das Flüfschen Reuse
sein Bett gegraben hat. Eine Viertelstunde westwärts von
dem Dorfe Travers an dem rechten Ufer dieses Flüfschens
tritt zwischen dem oberen Jura und den Molasseschichten
die Kreideformation zu Tage als Grünsand, Neocomienkalk-
und Mergel. Dieser gelbliche Neocomienkalk ist daselbst mit
Erdharz durchdrungen und wird als Asphaltstein ausgebeutet.
Der Asphaltstein bildet ein über 30 Fufs mächtiges Lager,
das von Süd nach Norden geneigt ist. Der Asphaltstein ist
von mCsiger Farbe, giebt bei dem Zerschlagen den bitumi-
nösen Geruch und enthält 10 bis 20 pC. Erdharz (Asphalt).
Die Ausbeutung geschieht durch Sprengung des Gesteins mit
Pulver. In diesem Zustande heifst er Rohasphalt. Dieser
wird ohne weitere Beimischung zu Fahrbahnen von^ Strafsen
und Brückoi verwendet. Zu diesem Behufe werden die
Asphaltblöcke in faustgrofse Stücke zerschlagen und diese in
einer grofsen eisernen Pfanne mäfsig erwärmt. Der Asphaltstein
zerftQt hierdurch zu einer pulverförmigen Masse. In diesem
Zustande wird die Masse über die zu asphaltirende Bahn ans-
140 Völckel^ über den Asphalt aus
g^reitet und mit einer schweren Strafsenwalze geebnet,
womit die Operation beendigt ist Die Asphaltlage ist unge-
fähr 0,04 Meter dick. Diese Asphaltbahnen, wovon im Kanton
Neuenburg mehrere Beispiele zu sehen sind, haben sich auf
das Yortheilhafteste bewährt. Die Strafse ist zu jeder Jahr-
zeit trocken und eben, und die schwersten Lastwagen lassen
kaum merkliche Gleii^e zurück.
Die weitaus gröfste Anwendung besitzt jedoch der Asphalt-
Stein in der Form von Asphalt -Mastix. Die Herstellung ist
folgende : Der Asphaltstein wird in Stücke zerkleinert und
mit Anwendung von gelinder Wärme zu Pulver gemahlen.
Dieses Asphaltpulver wird mit einem Zusätze von 3 pC. Mi-
neraltheer (goudron mineral) , der in vorzüglicher Qualität
in Dax (Departement des Landes in Frankreich) gewonnen
wird, bei starker Hitze und unter beständigem Umrühren
zu einem dicken Brei geschmolzen und in beliebige Formen
(Asphaltbrode) vvon ungefähr 50 Pfund Gewicht gegossen.
In dieser Form kommt der Asphalt in den Handel und sucht
beinahe alle bevölkerten Gegenden auf, da seine Anwendung
stets im Steigen begriffen ist. Die hauptsächlichste Anwen-
dung des Asphaltes geschieht : 1) für Belegungen von Trot-
toirs, Terrassen, flachen Dächern, Corridors, Kirchen, Hof-
räumen, Bad- und Waschanstalten, Treppen etc.; 2) für
Einfahrten, Stallungen, Dreschtennen; 3} für Isolirschichten
bei Mauerfundamenten. Die Verarbeitung des Asphalt-Mastix
für alle diese Anwendungen bietet wenig Verschiedenheit dar.
Die Asphaltbrode werden in Stücke zerschlagen , in einem
eisernen Kessel mit ungefähr 3 pC. Mineraltheer (goudron)
geschmolzen und mit besonders sortirtem und gewaschenem
Kiese bei starker Hitze zu einem gleichmäfsigen Brei ver-
arbeitet. Dieser Brei wird auf die zu asphaltirende und be-
sonders zubereitete Fläche zwischen Stäben, die die Dicke
der Asphaltlage bestimmen, aufgegossen, und mit einem
dem Kanion Neuenburg. 141
hölzernen Spatel geebnet, und anf der Oberfläche entweder
mit Sand abgerieben (taloche) oder mit feinem Kies bestreut
(granile}. Die Dicke der AsphaUlagen beträgt für die erste
Art der obigen Anwendmigen 0,012 Meter, für die zweite
0,030 und für die letzte 0,10 Meter. Die Erfahrung hat ge-
lehrt, dafs bei gehöriger Sorgfalt bei den Vorarbeiten und
der Zubereitung des Materials Asphaltlagen herzustellen sind,
die allen Einflüssen der Witterung, dem Wasser, ja sogar
dem Feuer Trotz bieten, und ihrem Zwecke vollkommen ent-
sprechen. Allein an vielen Orten sind diese Arbeiten in
Mifskredit gekommen, weil man von schlechtem oder künstlich
zubereitetem Material Gebrauch machte, ujid weil man den
Asphalt der Oeconomie wegen statt mit Mineraltheer (goudron
mineral} mit Steinkohlen- oder Holztheer mischte, oder sonst
den Vorarbeiten und der Verarbeitung des Asphalt -Mastix
nicht die gehörige Sorgfalt widmete *}.
Der Asphaltstein (Rohasphalt) ist in derben Stücken zähe,
kleinere Stücke dagegen lassen sich leicht zerbrechen. Bei
gelindem Erwärmen verliert er seine Cohäsion und zerftUt
zu Pulver. Bei starkem Erhitzen zersetzt sich das Erdharz,
es bleibt mit Kohle gemengter kohlensaurer Kalk zurück. Von
verdünnter Salzsäure wird derselbe nur wenig angegriflen.
Uebergiefst man kleine Stücke des Asphaltsteins mit ab-
solutem Alkohol, so Tärbt sich dieser nur schwach gelb.
Aether dagegen löst das im Asphaltstein enthaltene Harz sehr
leicht mit brauner Farbe auf. Es bleibt ein Rückstand von
pulverförmigem kohlensaurem Kalk , der nur schwach braun
*) Diese techiiigchen Notizen verdanke ich der Geffilligkeit eines Freun-
des, der sidb speciell mit Aspbaltarbeitea bescUtfUgt
143 Völekel, über den ÄtpkaU au»
geülrbt tot, tuir wenig organische Materie enthlüt, usd dittcb
fflähen bei Zutritt der Luft sieb sehr leicht weifs brennt
Das nach dem Verdunsten der ätherischen Lösung zu-^
rückbleibende weiche Harz ist von schwarzbrauner Farbe,
unlöslich in Alkohol , leichtlöslich in Terpentinöl Die weiche
Beschaffenheit rührt von eingeschlossenem, schwer flüchtigem
Oele her.
Ein diesem ganz ähnliches Harz findet sich in dem Mi-
neraltheer von Dax. Dieser ist, wie er im Handel vorkommt,
eine schwarze, etwas weiche, elastische Masse, die schwerer
ist als Wasser, und bei dem Erwärmen leicht schmilzt. We-
der Alkohol noch eine concentrirte Auflösung von Aetzkali
lösen das Geringste von diesem Theer^auf. Er unterscheidet
sich dadurch wesentlich von dem Holztheer, oder dem daraus
bereiteten Pech, welches letztere sich sehr leicht in Alkohol
und Kalilauge löst.
Aether löst schon bei gewöhnlicher Temperatur ungefähr
die Hälfte des Mineraltheers von Dax mit tiefbrauner Farbe
auf; der in Aether unlösliche Theil ist ein braunes Pulver,
das im Aeufsem die gröfste Aehnlichkeit mit dem Ulmin hat.
Die ätherische Lösung trübt sich bei dem Vermischen
mit absolutem Alkohol, indem sich das aufgelöste Harz in
braunen Flocken abscheidet, die sich nach und nach zu einer
schwarzbraunen weichen Masse vereinigen. Bei einem grofsen
üeberschufs von Alkohol bleibt nur eine kleine Menge flüch-
tiges Oel in der Mischung von Alkohol und Aether gelöst.
Das auf diese Weise abgeschiedene oder einfach durch
Verdunsten der ätherischen Lösung erhaltene Harz behält
selbst , wenn es längere Zeit einer Temperatur von 100® C.
ausgesetzt worden war, seine weiche Beschaffenheit, indem
die zähe Beschaffenheit des Harzes das Entweichen des schwer
flüchtigen Oels verhiAdert.
dem Kcmkm Neuenburg. I4S
Dieses Harz ist wobl identisdi mit dem Asphalten.
BoQSsingault bezeichnet damit das in Aelher und Terpen««
tinöl lösliche Erdharz von Bechelbronn. Um dasselbe von
den flüchtigen Oelen zu befreien, erhitzte Boussinganlt
dasselbe in einem Oelbade so lange bei 250 bis SSO'' C. bis
es nichts mehr an Gewicht verlor. Das Asphalten ist nach
Bonssingault schwarz, stark glänzend , von mnschligen
Bruch, und schwerer als Wasser. Bei 30^ C. wird es v^eieh
und elastisch; stärker erhitzt, zersetzt es Sich vor dem
Schneisen. Bonssingault fand dasselbe m 100 Theilen
zusammengesetzt aus :
Kohlenstoff 75,3
Wasserstoff 9,9
Sauerstoff 14,8
100,0.
Der zweite Bestandtheil des Mineraltheers von Dax, der in
Aether unlösliche braune Körper, ist ein in allen Lösungsmitteln
unlösliches Harz. Dasselbe schmilzt erst bei ziemlich hoher
Temperatur, bläht sich auf, und verbrennt, bei Zutritt der
Luft erhitzt, mit stark rufsender Flamme, unter Zurücklassung
von viel aufgeblähter Kohle , welche bei der Verbrennung
eine grofse Menge eisenhaltiger Asche giebt. Da es nicht
möglich war, diesen Körper rein zu erhalten, so wurde die
Elementaranalyse unterlassen.
f
B. Asphaliöl
Bei der Destillation des Asphaltsteins in eisernen Cylin-
dem wird ein eigenfhümliches flüchtiges Gel erhalten. Dieses
Gel hat einen dem Mineraltheer ähnlichen Geruch und schwa-
chen Geschmack. Es ist in Wasser unlöslich, in Alkohol und
Aether leicht löslich , und . verbrennt mit stark leuchtender
rufsender Flamme.
i44 Völckel, ilber dm Ai^haU au$
Das Oel war, wie ich dasselbe^erhiett , von braungelber
Farbe. Bei der Destillation sowohl Tür sich als mit Wasser
geht das Od stets gelblich gertirbt über. Selbst die Desiilla-
lion mit Kalilauge oder über festes Aetzkali nimmt dem Oele
die gelbe Faite nicht ganz. Es behält auch nach mehreren
Destillationen stets einen Stich ins Gelbe. Diese gelbe Farbe
rührt von einer kleinen Menge eines gelbgefärbten Oels her,
das bei der Destillation mehrerer Harze, besonders des Copals,
in gröfserer Menge erhalten wird.
Für die folgende Untersuchung wurde das rohe Asphaltöl
mit einer concentrirten Kalilösung geschüttelt, hierauf mit
Wasser destillirt, über Chlorcalcium entwässert, und für sich
in einer Retorte mit eingesenktem Thermometer destillirt.
Das Oel beginnt schon bei 90® C. zu kochen ; der Siede-
punkt erhebt sich aber rasch auf 120® C; es destillirt nun
der gröfsere Theil des Oels bis 200® C. über , der kleinere
theil von 200 bis 250® C. Bei dieser letzteren Temperatur
bleibt eine geringe Menge eines dickflüssigen, stark gefärbten
Oels als Rückstand.
Das specifische Gewicht des von 90 bis 200® C. über-
gehenden Oels ist = 0,817 bei 15® C.
Das specifische Gewicht des von 200 bis 250® C. über-
gehenden Oels ist = 0,868 bei 15® C.
0,2035 Grm. des ersteren Oels gaben 0,652 Grm. Koh-
lensäure und 0,214 Grm. Wasser.
0,244 Grm. des von 200 bis 250® C. übergehenden Oels
gaben 0,783 Grm. Kohlensäure und 0,254 Grm. Wasser.
Diefs giebt in 100 Theilen :
I. n.
KohlensloflP 87,37 87,55
Wasserstoff 11,65 11,56
Sauerstoff 0,98 0,89
100,00 100,00.
dem Kimion Neuenburg. 145
Aus diesen Analysen ergiebt sich, dafs das Asphaltöl aus
gleich zusammengesetzten Kohlenwasserstoffen besteht, und
da(s diese Kohlenwasserstoffe mit einer kleinen Menge eines
sauerstoffhaltigen gelben Oels vermischt sind. Naphthalin
ündet sich nicht in dem Oele, denn weder der zuerst, noch
der zuletzt übergehende Theil des Oels setzt in der Kulte
etwas Festes ab.
Das Asphaltöl hat ganz genau dieselbe procentische Zu-
sammensetzung wie das bei der Destillation des Bernsteins
eriialtene Bemsteinöl, wie es sich aus den unten folgenden
Analysen von Döpping (diese Annalen LIV, 239} ergiebt.
Das mit verdünnter Schwefelsäure und Aetzkali gereinigte
und über Chlorcaicium entwässerte Bemsteinöl beginnt nach
demselben bei 140^ C. zu kochen. Der Siedepunkt ist jedoch
nicht constant. Das zwischen 160 und 170^ C. übergehende
und über kleine Stücke gebrannten Kalkes rectificirte Bem-
steinöl ist nach den Analysen von Döpping, wenn dieselben
nach dem neuen Aequivalent des Kohlenstoffs umgerechnet
werden, in 100 TheUen zusammengesetzt aus :
L II.
Kohlenstoff 87,59 87,70
Wasserstoff 11,54 11,51
Sauerstoff 0,87 0,79
100,00 100,00.
Auch in dem übrigen Verhalten zeigt das Asphaltöl die
gröfste Aehnlichkeit mit dem Bemsteinöl. Von verdünnter
Salpetersäure wird das Asphaltöl bei gewöhnlicher Temperatur
braun gefärbt; bei dem Erwärmen verwandelt es sich unter
Entwickelung von rothen Dämpfen grofsentheils in eine gelbe
harzartige Hasse, die nach Moschus und Bittermandelöl riecht.
Concentrirte Salpetersäure bewirkt dasselbe, nur ist die Ein-
wiiicung viel heftiger.
Aanal. d. Cb«mie n. Phu-Di. LXXXVII. Bd. 2. U«ft. 10
14$ Völckel, über den AsphaU aus
Conoentrirte Schwefelsäure löst unter Erwärmen einen
Theil des Asphaltöls auf, der andere Theil sammelt sich auf
. der dickflüssigen roth gefärbten Schwefelsäure an. Dieser
Theil des Asphaltöls ist durch die Schwefelsäure gleichfalls
roth gefärbt. Derselbe wurde abgenommen, noch einigemal
mit frischer Schwefelsäure geschüttelt, von der Schwefel-
säure getrennt, mit Kalilösung behandelt, und hierauf mit
Wasser destillirt.
Das übergegangene vollkommen farblose Oel besitzt
einen von dem nicht mit Schwefelsäure behandeltai Oele
ganz verschiedenen , nicht gar starken , aber angenehmen
Geruch.
Das durch längere Berührung mit Chlorcalcium entwäs-
serte Oel beginnt bei 90^ C. zu kochen; es geht jedoch bis
120« C. nur wenig Oel über. Von 120« C. an erfolgt die
Destillation rascher. Das bis 250« C. übergehende Oel wurde
in mehreren Portionen aufgefangen.
Erste Portion von 90 bis 120« C. ; spec. Gewicht 0,784
bei 15« C.
Zweite Portion von 120 bis 150« C; spec. Gewicht 0,790
bei 15« C.
Dritte Portion von 150 bis 180« C; spec. Gewicht 0,802
bei 15« C.
Vierte Portion von 180 bis 200« C; spec. Gewicht 0,817
bei 15« C.
Fünfte Portion von 200 bis 220« C; spec. Gewicht 0,845
bei 15« C.
Sechste Portion von 220 bis 250« C. ; spec. Gewicht 0,867
bei 15« C.
Die Analysen dieser 6 Portionen Oel lieferten folgende
Resultate :
I. 0,302 Grm. der ersten Portion gaben 0,970 Grm. Koh-
lensäure und 0,336 Grm. Wasser.
dem Kanion Neuenhtarg. 147
D. 0,2235 Gnn. der zweiten Portion gaben 0,718 Gnn.
Kohlensäure nnd 0,848 Gnn. Wasser.
III. 0,227 Gm. desselben Gels gaben 0,729 Grm. Kohlen-
süare und 0,256 Gnn. Wasser.
IV. 0,258 Grm. der dritten Portion gaben 0,82fl Grm. Koh-
lensäure und 0,293 Grm.
V. 0,201 Grm. der vierten Portion gaben 0,644 Gnn.
Kohlensäure und 0,230 Grm. Wasser.
VI. 0,236 Grm. der fünften Portion gaben 0,757 Grm. Koh-
lensäure und 0,268 Grm. Wasser.
Vn. 0,268 Grm. der sechsten Portion gaben 0,859 Grm.
Kohlensäure und 0,300 Grm. Wasser.
In 100 Theilen :
I« II. in. IV. V. " VI. VII.
Kohlenstoff 87,56 87,59 87,56 87,31 87,34 87,48 87,40
Wasserstoff 12,34 12,30 12,60 12,59 18,69 12,60 12,40.
Diese Zahlen führen zu der Formel : C«Hs.
6 Aeq. Kohlenstoff 450,00 87,80
5 „ Wasserstoff 62,50 12,20
518,50 1Ö5;ÖÖ.
Derjenige Theil des Asphaltöls, welcher nicht von der
concentrirten Schwefelsäure aufgelöst wird , besteht demnach
aus mehreren flüchtigen Gelen von der Formel : n (C^U^y
Der Geruch dieser Gele ist sich fast gleich. In dem übrigen
Verhalten zeigen sie keinen Unterschied. Diese Oele sind
unlöslich in Wasser, leicht löslich in Alkohol und Aether.
Sie verbrennen mit stark leuchtender rufsender Flamme.
Von concentrirter Schwefelsäure werden dieselben nur wenig
angegriffen. In concentrirter Salpetersäure lösen sie sich nicht
auf. Bei dem Kochen mit dieser Säure destiUirt der gröfste
Theil derselben unverändert ab; nur ein kleiner Theil wird
*
in schweres gelbes Gel umgeändert, das bei der Destillation
mit Wasser farblos erhalten wird.
10*
148 Volckely über den AsplutU aus dem Kanton Neuenburg.
In der chemischen Zusammensetzang stimmen diese Oele
fast ganz mit den flüchtigen Oelen des Bemsteinöls überein,
die bei dem Behandeln des Bernsteinöls mit concenirirter
Schwefelsäure sich auf letzterer ablagern. Der Theil der-
selben, welcher bei 200^ C. übergeht, besteht nämlich nach
den Analysen von Döpping, berechnet nach dem Aequiva-
lent des Kohlenstoffs = 75, in 100 Theilen aus :
I. n.
Kohlenstoff 87,48 87,32
Wasserstoff 12,06 11,98.
Dieselbe Zusammensetzung besitzt auch das Petrolen, ein
flüchtiges Oel, das Boussingault aus mehreren Erdhar-
zen, besonders aus dem von Bechelbronn, durch Destillation
mit Wasser erhalten hat. Es ergiebt sich nämlich, wenn die
früheren Analysen von Boussingault nach dem neuen Aequi-
valent des Kohlenstoffs umgerechnet werden , für dasselbe
folgende Zusammensetzung :
1. IL in. IV.
Kohlenstoff 87,36 86,78 87,45 86,98
Wasserstoff 11,90 12,20 12,30 12,70.
Obgleich nun kein Zweifel hinsichtlich der Zusammen-
setzung der Oele des Asphaltöls obwaltet, welche daraus durch
concentrirte Schwefelsäure abgeschieden werden, so läfst sich
dagegen in Betreff der Zusammensetzung derjenigen Oele,
welche von der concentrirten Schwefelsäure aufgelöst und
verändert werden , doch nichts bestimmtes sagen. Aus der
Yergleichung der Analysen des nicht mit Schwefelsäure be-
handelten Asphaltöls mit der Zusammensetzung der Oele
n CCeH«} wird es jedoch wahrscheinlich, dafs diejenigen Oele,
welche von der concentrirten Schwefelsäure aufgelöst werden,
die Zusammensetzung des Terpentinöls besitzen. Das Asphaltöl
besteht ungefähr zur Hälfte aus diesen Oelen.
149
Untersuchungen Ober die wasserfreien organischen
Säuren ;
von Ch. Gerhardt.
(Fortoetimig und Schlaft der S. 84 abgebrocbencn Abhattdlang.)
Woiserfreie Essigsäure. — Es wurde oben (S. 82) ange-
geben, dafflbei der Destillation derBenzoesäure-Essigsäure sich
diese Verbindung zu wasserfreier Benzoesäure und wasserfreier
Essigsäure spaltet; wird die Temperatur nicht über 150^ gestei*
gert, so verdichtet sich in der Vorlage nur wasserfreie
Essigsäure.
Diese Zersetzung erklärt eine Bildungsweise der wasser-
freien Essigsäure, die auf den ersten Blick sehr sonderbar
erschemt; ich meine die Einwirkung des Chlorbenzoyls auf
essigsaures Kali. Erhitzt man nämlich Chlorbenzoyl mit einem
Ueberschufs von geschmolzenem essigsaurem Kali, indem man
die flüssige Chlorverbindung tropfenweise zu dem Sa|ze treten
lälst, so geht wasserfreie Essigsäure über, welche durch ein-
malige Rectification über frisches essigsaures Kali vollkommen
rein erhalten werden kann.
Bei der Einwirkung des Chlorbenzoyls auf essigsaures
Kali bildet sich oflenbar Benzocfsäure-Essigsäure und Chlor-
kalium, und bei der hohen Temperatur, bei welcher diese
Einwirkung vor sich geht (Chlorbenzoyl und essigsaures Kali
wirken nicht schon in der Kälte aufeinander ein, wie das
Chloracetyl und benzoesaures Kali}, spaltet sich die Benzo^-
säure-Essigsäure in der angegebenen Weise zu wasserfreier
Essigsäure und wasserfreier Benzoesäure :
CtHgKO, + C,HsC10 = CtHsOs + CIK
wigf. Kali.
ChiorbenzoyU
Benzo^sfiare-
Eifigsiure.
2 C,H,0,
= C«H.O,
+ CmH.^O,
Beosodsflare-
Wasserfreie
Wasserfreie
EMigsäure.
Ewigsfiure.
Benso^säare.
150 Gerhardt^ Vntermchtmgen über die
Der Beweis dafür, dals die Zersetzung lo diesem Siane
vor sich geht, liegt in der Gegenwart einer beträchtlichen
Menge von benzoesäurem oder vielmehr von zweifach-henwi-
saurem Kali in dem Rückstand, Welches sich durch secundäre
Einwii4[ung der wasserfreien SenKo^aüre auf «hs «ber9chttl$sige
essigsaure Kali gebildet hat. Yertheilt man diesen, gewöhnlich
gefärbten, Rückstand von der Einwirkung des Chlerbefizoyls
auf ess^saiires Kali in Wasser, so erhtii man eine uBlösliche
oder mindestens sehr wenig lösliehe Masse, welche nach an-
gemessenem Waschen utid Trocknen sich in einer grofeen
Menge siedenden Alkohols «oflöst und sich bei dem Erkalten
daraus in schönen farblosen perlmutterglänzenden Blättern
absdieidet, die in kaltem Wasser sehr wtmg löslich, in alka-
lischen Flüssigkeften zrenilich teicht lösltch sind ; aus letzt^Mi
Lösungen schlagen Mineralsäuren Behzo^sftve nieder.
0,365 dieser Blätter gaben 0,109 schwef^anres Kau;
daraus berechnen sich für diese Verbindung 13,4 pC. Kalimn.
Die Formel des zweifach-bieikzoasauren Kalis
CuHn«04 = C^HsKO, + C,HeO,
verlangt 13,8 pC. Kalium.
Die eben angegebene Darstellongsweise ist sehr vor*
theübafl, wenn es sidi darum handelt, rasch vollkommen reine
wasserfreie Essigsäure zu bererteto; aber wenn man grofse
Mengen derselben darsteilen wiD, so bedieM inan sich besser
des Pfaosphoroxychiorids. Mah kattä zu diesem Ende das
rohe Phospikeroxydilorid anwenden ^ welches man bei der
DarsteDui^ des CMoAenzoyls aus Ben2oi3säiilre «md Phosphbr-
superchiorid als Nebenprodnct erhäH. Idi verfahre dann, wie
bei der Darstellung des Chloraeetyls, intern ich das Ph0sq[»fcor-
oxychlorid tropfenweise zu dem geschmolzenen esiägsauren
^Kali zutreten lasse; aber anstatt die zuerst, ohne künstliche
Erwärmung, überg^ende Flüssigkeit fiir sk^h aufzufangen,
destillire ich diese nämliche Flüssigkeit wiederholt über
waiser freien orgam$chen Säuren. ibi
esfligsaiires Kali, bis sie frei von Chlorverbindang ist. Es
genügen übrigens hierfür drei bis vier Rectificationen , und
die Operation löfst sich bei Anwendung von hinlKngUch vielem
essigsaurem Kali rasch zu Ende Tühren. Da sich die wasser-
freie Essigsäure mit dem essigsauren Kali verbinde! und diese
Verbindung erst bei einer ziemlich hohen Temperatur zersetzt
wird, mufs man Tür diese Rectificaiionen eine bedeutend be-
trächtlichere Hitze anwenden, als für die Darstellung des
CUoracetyls. Zuletzt rectificlrt man das Product für sich,
indem man die geringe Menge Flüssigkeit, die schon vor
137^,5 übergeht (gewöhnliche oder gewässerte Essigsäure;
Chloracetyl), bei Seite schafft und nur das bei dieser Tem-
peratur Ueberdestillirende aufsammelt. Nach diesem Ver-
fahren erhielt ich bei Anwendung von 400 Grm. essigsaurem
Kali und 150 Gramm rohem Phosphoroxychlorid (welches
noch etwas Chlorbenzoyl enthielt) etwa 100 Grm. reine was-
serfreie Essigsäure.
Auch die Darstellung der wasserfreien Essigsäure mittelst
des Phosphorchlorids PCI, geht leicht vor sich. Man läfst
dieses Chlorid tropfenweise zu geschmolzenem essigsaurem Kali
treten (1 Theil Phosphorchlorid zu etwas mehr als dem dop-
pelten Gewicht an essigsaurem Kali}; es destillirt zuerst,
ohne dafs man zu erwärmen braucht, Chloracetyl fnit noch
etwas Phosphorchlorid gemeng^t über; man erhält so etwa
die Hälfte von dem Gewicht des angewendeten Phosphor-
chlorids an Chloracetyl. Aber dann mufs man erhitzen, und
es destillirt etwa der dritte Theil des angewendeten Phos-
phorchlorids an wasserfreier Essigsäure über, die von Chlor-
verbindung frei ist. Nur enthält das so dargestellte Product
Spiffen von phosphorhaltiger Substanz, von der Zersetzung
des Rückstands von phosphorigsaurem Salze herrührend; es
lült nicht geradezu das salpetersaure Silberoxyd, aber dieses
nimmt dadurch eine bräunliche Färbung an und setzt nach
152 Gerhardt^ Vnlenuchungen über die
einiger Zeit einige braune Flocken ab. Auch nimmt man einen
schwachen lauchartigen Geruch an der so dargestellten was-
serfreien Essigsäure wahr. Durch eine neue Rectification
über essigsaures Kali erhält man sie rein.
Die wasserfreie Essigsäure bildet eine vollkommen farb-
lose, leichtbewegliche, das Licht stark brechende Flüssigkeit,
welche aufserordentlich stark, der gewöhnlichen Essigsäure
ähnlich aber stärker, und zugleich an den Geruch von Weifs-
dornblüthen erinnernd riecht. Ihr spec. Gewicht ist 1,073
bei 20^,5, also so ziemlich dasselbe wie das der gewässerten
Essigsäure CiHaOi + aq. mit dem Maximum der Dichtigkeit.
Sie kocht constant bei IST^'jS, bei 750^ Barometerstand. Ihr
Dampf reizt die Augen stark.
Sie mischt sich nicht unmittelbar mit Wasser; in diese
Flüssigkeit gegossen sinkt sie in Form ölartiger Tropfen zu
Boden, die sich erst dann auflösen, wenn man eine Zeit lang
schüttelt oder schwach erwärmt.
Folgende Analysen dienten zur Peststellung der Zusam-
mensetzung der wasserfreien Essigsäure :
I. 0,358 mittelst Chlorbenzoyl bereiteter Substanz gaben
0,615 Kohlensäure und 0,193 Wasser.
II. 0,303 mittelst Phosphoroxychlorid bereiteter Substanz
gaben 0,521 Kohlensäure und 0,160 Wasser.
Auf 100 Theile berechnet :
Gefanden Berechnet
I. 11.^ '
Kohlenstoir 46,87 46,89 C4 48 47,05
Wasserstoff 5,95 5,87 H. 6 5,88
Sauerstoff 47,18 47,24 0, 48 47,07
100,00 100,00 102 100,00.
Diese Zusammensetzung wird bestätigt durch die Dampf-
dichte der wasserfreien Essigsäure. Diese ergab sich :
woiserfreien organischen Säuren. 153
Gefanden Bertchnet
Lofttemperatiir 1 1 *
Lafidrock 7^3»»
Temper. d. Dampfs 240* 4Yol.KohIeiiftoffdaropf 3,316
Ueber^ew. d. BaUoni 0^285 Grm. 6 » Wafseratoff 0,414
Bimnlicbk. d. Balloos 288,5 CC. 3 „ Saueratoff 3,315
Zurttckgcblieb. Luft 15 CC. 7,045
Mmpfdichte . 3,47 2 —^fi^'
Man sieht, dafs zwischen der Dampfdichte der wasser-
freien Essigsaure und der der gewöhnlichen oder gewässerten
Essigsäure dieselbe Beziehung obwaltet, wie zwischen der
Dampfdichte des Aethers und der des Alkohols :
2 Volmne 2 Volume
C4He0s wasserfreie Essigsäure. C4H10O Aether. .
CiH«Os gewässerte Essigsäure. C^HgO Alkohol.
Die wasserfreie Essigsäure geht in Berührung mit feuch**
ter Luft in gewässerte über; auch mufs man sie in woU
verschlossenen Gefäfsen aufbewahren. In Berührung mit
Anilin bringt sie eine beträchtliche Wäimeentwickelung her-
vor, und das Product wird bei dem Erkalten zu einer aus
Aceianäid bestehenden Krystallmasse. Es bildet sich kein
Anüinsalz, wenn man verhältnifsmäfsig zum Anilin einen ge«
ringen Ueberschufs von der wasserfreien Essigsäure an*
wendet.
Rauchende Schwefelsäure erhitzt sich in Berührung mit
wasserfreier Essigsäure; es entwickelt sich Kohlensäure und
eine gepaarte Verbindung entsteht, deren Bleisalz gummi-
artig ist.
Bringt man Kalium mit wasserfreier Essigsäure zusammen,
so tritt eine sehr lebhafte Einwirkung ein; ein Gas entwickelt
sich , welches sich nicht entzündet, wenn man das Kalium nur
in sehr kleinen Stücken der Flüssigkeit zusetzt, und nach
einiger Zeit wird die Flüssigkeit zu einer Masse von Nadeln.
Diese bestehen aus einem wasserfreien sauren essigsauren
Salz, welches ich sogleich näher beschreiben werde.
154 Gerhard tj Unier9uckungen tifrer die
Ein drittes Product, dessen Bildung bei dieser Einwirkung
man beobachtet, ist eine angenehm ätherartig, an den Essigäther
erinnernd riechende Substanz. Dieser Geruch läfst sich an dem
krystalHsirten Rückstand von der Einwirkung des Kaliums ganz
deutlich neben dem der wasserfreien Essigsäure wahrnehmen,
namentlich wenn man diesen Rückstand zur Beseitigung des
Ueberschnsses von Säure mit kohlensaurem Natron neutralisirt.
Dieser Ueberschurs scheidet sich dann an der Oberfläche als
ölige Schichte aus, und verschwindet erst bei längerem
Schütteln ; es schien mir, als ob die riethetide Substanz, die
wahrscheinlich eki In Wasser lösliches Oel ist, die Auflösung
der wasserfreien Säure sehr verzögerte.
Fein granulirtes Zink wiitl wie das Kalium ein^ aber
mit weniger Lebhaftigkeit und erst bei der Temperatur des
Wasserbades. Das Gas, welches ich erst durch eine Lösung
von Aetzkali streichen licfs, war geruchlos, entzündlich, und sein
Verbrennungsproduct trübte das Ka&wasser nicht; es ivar also
nur Wassersto%as. Der Rückstand enthielt ein lösliches Zink-
salZ) w^hes man in mikroscopischen Krystallen auf dem Metall
vbgehrg^rl sehen konnte. Als die ttberschüssige wasserfreie
SSure mit koMensaurem Natron gesättigt worden war, zeigte
sich der Geruch nach derselben riechenden Substanz, deren
idi so eben erwähnte ; als endlieh das Gas , ohne es erst
duTth Kalilösong streichen zu lassen, aufgesammelt worde,
zeigte es in hohem Grade diesen äthertartigen Geruch, brannte
mit bläulicher Flamme , und ^ sein Verbrennungsproduct Mite
dann das Kalkwasser.
Levder ist die Einwirkung des Zinks zu wenig energisch,
und sie wird nach einiger Zeit durch das auf dem Metall sich'
abscheidende Salz beeinträchtigt, welches in der ttberschttssi«
gen wasserfreien Säure nicht löslich ist. Es wäre von Inter-
esse , diese Einwirkung der Metalle auf die wasserfreie Essig-
säure zu untersuchen.
tooMSerfreien organiicken Säuren. 155
Wasserfreies uaeifack-^ssigsaures KcM. — Ich habe oben
rines Salzes erwähnt, welches sich bei der Einwirkung von
Kalium auf die wasserfreie Essigsäure bildet. Dasselbe Salz
erhält man, wenn man geschmolzenes essigsaures Kali in
wasserfreier Essigsäure bei Siedehitze auflöst. Es bilden sich
dann bei dem Erkalten farblose, in Wasser sehr leichtlös-
liche Nadeln, welche indessen weniger zerfliefslich sind als
das einfach-essigsaure Kali, Das neue Salz, durch Auspressen
von der überschüssigen wasserfreien Essigsäure gereinigt und
über Schwefelsäure getrocknet, hält sich an der Luft, wenn
diese nicht allzu feucht ist, während einiger Stunden; legt
roart das wässerfreie zweifach-essigsaure Kali und das einfach-
essigsaure Kali neben einander, so sieht man das letztere fast
Sogleich zerOiefsen , während das erstere während längerer
^it Irocken bleibt. Doch wird auch das zweifach-essigsaure
Kali allmälig feucht und zerfliefst zuletzt gänzlich. Wird es
Im trockenen Zustai^e ethitzt, so ent\yickelt sich wasserfreie
Essigsäure und reines einfach-essigsaures Kali bleibt zuräck.
0,364 des Salzes gaben 0,212 schwefelsaures Kali oder
26,10 pC. Kalium; die Formel 2 C,HsKOa, C4He0s, welche
eine Vetbindung \on einfach-essigsaurem Kali und wasser-
freier Essigsäure aasdrückt, verlangt 26,17 p€. Kalium.
Wasserfreie BuUersäure. — Man erhält diese Verbindung
leicht durch Einwirkung von 4 Theiien getrockneten butter-
sauren Natrons auf 2 Theile Phosphoroxychlorid ; man verfährt,
wfe bei der Darstellung ^r wasserfreien Essigsättre, indem
man das Phosphoroxycblorid tropfenweise auf das buttersaure
Salz fetll^ läfst. Ist die Einwirku)ng beendigt , so unterwirft
man das Product der Destillation ; man destillirt es noch ein-
mal vber bttUersaures Natron , um es von dem noch nicht
umgewandelten Ohlörttftyryl zu befreien, und recli&cHl es
zuletzt, wobei man nur das bei 190^ Uebergehende auITangt;
dds hei einer niedrigeren TemperaHnr Uebergehende enikält
156 Gerhardt^ Untenuchungen über die
eine gewisse Menge gewässerter Buttersäure, deren Bildung
sich fast nicht vermeiden läfst, da das buttersaure Natron ein
serfliefsliches Salz ist.
Man kann die wasserfreie Buttersäure auch darstellen,
indem man in einer Retorte 5 Theile Chlorbenzoyl undSTheile
getrocknetes buttersaures Natron mischt. Die wasserfreie But-
tersäure destiilirt dann bei dem Erhitzen des Gemenges über.
Man reinigt sie, indem man sie zuerst über buttersaures Na-
tron, dann für sich allein rectificfrt.
Die wasserfreie Buttersäure ist eine farblose, leicht be-
wegliche, das Licht stark brechende Flüssigkeit; ihr spec.
Gewicht ist 0,978 bei 12o,5. Ihr Geruch ist sehr stark, aber
nicht so unangenehm, wie der der gewässerten Buttersäure;
er erinnert an den des Buttersäureäthers. Sie kocht bei
etwa 190®.
0,445 wasserfreie Buttersäure gaben 0,990 Kohlensäure
und 0,356 Wasser.
Auf 100 Theile bezogen :
Gefunden Berechnel
Kohlenstoff 60,67 C, 96" 60,76 ^
Wasserstoff 8,87 H,4 14 8,86
Sauerstoff 30,46 0, 48 30,38
100,00 158 100,00.
Die angegebene Formel wird durch die Dampfdichte be-
stätigt, hinsichtlich welcher sich ergab :
Gefunden Berechnel
Lnfttemperatar 12%5
Luftdruck 761»»
Temper. d. Dampfs 263« SVolKohlenftoifdampf 6,632
üebergew. d. Ballons 0,715 Grm. 14 , lYassersloff 0,936
Rftumlicfak. des Ballons 331,5 CC. 3 ,, Sauerstoff 3,315
Zorfickgeblieb. Luft 16 CC. 10,8^
Dampfdicbte 5^ 2~* '
wasserfreien organischen Säuren. 157
Die wasserfreie Buttersäure wird durch Feuchtigkeit all«
malig zu gewässerter. Bei Zusatz dieser Verbindung zu
Wasser mischt sie sich nicht sogleich damit, sondern schwimmt
an der Oberfläche in Form eines farblosen Oels.
Die wasserfreie Bnttersäure erhitzt sich beim Zusammen-
bringen mit Anilin, und es bildet sich Brdyranäid^ dessen
Beschreibung weiter unten folgen wird.
Die wasserfreie Valeriansäure und die wasserfreie Ben^
fU>esäure^V(üeriansäure hat Chiozza dargestellt*}, ferner
auch die wasserfreie Caprylsäure und Pelargonsäure**^^ und
auch die wasserfreie Caipronsäure ^ Angelicasäure ^ ÄngeUea-'
säure^Bewtoisaure und Nilrozimmisäure ***}.
Wasserfreie Ameisensäure darzustellen gelang mir nicht.
Mischt man vorher geschmolzenes und gepulvertes ameisen-
saores Natron mit Chlorbenzoyl, so zeigt sich in der Kälte
fast gar keine Einwirkung ; ' die Temperatur des Gemisches
erhöht sich ein wenig, und die beiden Substanzen scheinen sich
einfach mit einander zu vereinigen; aber bei geringer Erwär-
mung tritt eine sehr lebhafte Einwirkung ein. Es zeigt sich
eine reichliche Gasentwicklung, und man sieht in der Retorte
Nadeln von Benzoesäure sublimiren. In der Vorlage ver-
dichtet sich keine Flüssigkeit, und der vollkommen weifse
Rückstand besteht nur aus Chlomatrium und freier Benzoe-
säure, welche man durch Waschen mit kaltem Wasser isoliren
kann. Das sich entwickehide Gas ist reines Eohlenoxyd.
Folgende Gleichung erläutert die stattfindende Einwirkung :
CHNaO, + C,H»C10.= NaCl + C,HeO, + CO.
Es ist wahrscheinlich, dafs sich zunächst, durch doppelte
Wahlverwandtschaft, Chlornatrium und wasserfreie Benzoö-
*) Biege Anoalen LXXXIV, 106.
♦•) Daselbsl LXXXV, 229.
•**) DaMlbül LXXXVI, 259. D. R.
158 Gerhardt, ünienydumgen Über die
säure -Ameisensäure bilden, welche letztere im Entstehungs-
znstand zu Benzoesäure und Kohlenoxydgas zerfällt.
Der Rückstand riecht stark nach Ameisensäure, aber
diefs könnte von einer secundären Einwirkung herrühren,
welche die Benzoesäure auf das überschüssige ameisensaure
Natron ausübt.
Mischt man ameisensaures Natron mit wasserfreier Ben-»
zoesaure und erhitzt die Masse gelinde, so sublimirt sich
gewässerte (gewöhnliche) Benzoesäure, während zugleich
sieh Kohlenoxyd entwickelt. Doch stdht die Mischung auch
einen starken Geruch nach Ameisensäure aus.
Wasserfreie Nit'obeivtois&ure. — Die Darstellung dieser
Verbindung gelingt leicht mittelst getrockneten iiitrobenzoe-
sauren Natrons (8 Thefle) und Phosphoroxychlorid (1 Theil} ;
man braucht nur die beiden Substanzen in einem kleinen
Kolben auf einander einwirken zu lassen und die Mischung
in einem auf 150^ erwärmten Baume sich selbst zu überhaaen,
bis der Geruch nach Chlornitrobenzoyl gänzlich verschwunden
ist Das Product hinterläfst nach dem Waschen mit kaltem
Wasser eine weifse, in siedendem Alkohol und siedendem
Aether fast unlösliche Masse, die weniger leicht schmilzt als
«He gewöhnliche Nitrobenzoesäure. Aber die wasserfreie
Nitrobenzoesäure wird bei dem Waschen allzu rasch zu ge?
wohnlicher (gewässerter) Nitrobenzoesäure, als dafs man sie
ganz rein und in einem für die Analyse geeigneten Zustande
erhalten könnte.
Wasserfreie BeMoäßäure'>-Nitroben»oisäuire ist beständiger,
als die vorhergehende wasserfreie Säure; man erhält sie
leicht mittelst 5 Theilen Chlorbenzoyl und 7 Tbeilen getrock-
neten nitrobenzoesauren Natrons. Die Einwirkung geht bei
gelinder Erwärmung vollständig vor sich. Das Product ist in
der Wärme syrupartig, wird aber beim Ericalten fest. Man
erwärmt es mit ein wenig Wasser, um die Masse aufzuweichen
WQMterfreien argtmüchen Saurem. 159
und 90 die Auflösung des Chlornatriums zu befördern, wasehl
mit Lösung von kohlensaurem Natron und löst den pulverigen
Rüdestand nach dem Trocknen in einer sehr kleinen Menge
heifsen Alkohols, aus welchem sich die Benzoesäure -Nitro-
benzoesfiure beim Erkalten krystaliinisch abscheidet.
Was$erfreieSalicyl9äure.--^Vi^n kann sie erhalten, indem
man Pbosphoroxychlorid auf getrocknetes salicylsaures Natron
einwirken läfst, wobei man wie bei der Darstellung der vor-
hergehenden Verbindungen verführte. Aber die Einwirkung
geht nicht so scharf wie mit den andern Sahen vor sich,
denn selbst wenn man die beiden Substanzen genau in dem
richtigen Aequivalentgewichtsverhältnifs anwendet (6 Aequi-
valente salicylsaures Salz auf 1 Aequivalent Pbosphoroxy-
chlorid) , beobachtet man stets die Entwicklung einer gewissen
Menge Chlorwasserstoff. Dieser letztere rührt her von einer
seenndären Einwirkung, wie ich sogleich genauer angeben
werde.
Das Product der Einwirkung von Pbosphoroxychlorid auf
salicylsaures Natron ist äufserst hart und sehr schwer von
dem Geräfse loszumachen; bei dem Erhitzen mit Wasser wird
es zu einer weichen zähen Masse, welche erst nach einiger
Zeit wieder fest wird. Diese klebrige Masse löst sich theil-
weise in siedendem Alkohol, und scheidet sich daraus beim
Erkalten in Form eines dicken Oeles ab, welches gleichfalls
erst nach einiger Zeit fest wird; es ist wasserfreie Salicyl-
säore C14H10O5, so viel sich wenigstens nach seinem Ver-
halten zu Alkalien urtheilen läfst , durch welche es leicht zu
salicylsanrem Salze wird. Siedender Aether löst es gleich-
falls und hinterläfst es bei dem Verdunsten in Form einer
biegsamen Masse. Durch die Einwirkung siedenden Wassers
wird es sauer reagirend.
Der Theil der klebrigen Masse, welcher sich in sieden-
dem Alkohol nicht auflöst, hat eine merkwürdige Zusammen-
IfiO Gerhardt, üniersudnmgen Über die
setzmig, und seine Bildung erklärt die Entwickelung von
Ciilorwasserstoff bei der Einwirkung des Phosphoroxychlorids
auf das salicylsaore Natron. Socoloff hat in meinem Labo-
ratorium einige Versuche über diese Substanz angestellt, und
mir Folgendes darüber mitgetheilt : Die Substanz ist im trock-
nen Zustand weifs und pulverförmig, amorph; siedendes Wasser
wirkt darauf nicht ein , kochender Aether löst sie nicht und
kochender Aftohol nur äufserst wenig. Sie schmilzt beim
Erhitzen zu einer durchsichtigen Flüssigkeit, welche beim Er-
kalten zu einer durchscheinenden MasSe gesieht. 0,394 dieser
Substanz gaben 0,996 Kohlensäure und 0,130 Wasser; d. i.
in Procenten :
Gefunden Berechnet
Kohlenstoff 68,9 70,0
Wasserstoff 3,6 3,3.
Die jgfefundencn Zahlen lassen sich nur mit dem Ae([ui-
YalentverhäUnifs Ci4H«04 in Einklang bringen, d. i. 1 Aeq.
wasserfreie Salicylsäure — 1 Aeq. Wasser. Nach dieser
Formel erklärt sich auch die bei der Einwirkung von Phos-
phoroxychlorid auf salicylsaures Natron stattfindende Entwick-
lung von Chlorwasserstoff, denn man hat :
iCuH, O4 Salicylid
C,.H,. 0. Was«5rfr. SaUcylf.
£.0. ^' P 5Är "pralron
H, Ci, Cfaiorwaifentoff
C„H,oNa40i,Ci,P = C„H,oNa40„Ci,P.
Bis jetzt kannte man nur eine einzige Säure, die Milchsäure,
welche zwei aus ihr durch Austreten von Wasser sich ab-
leitende Verbindungen giebt; die neue Verbindung, von
welcher eben hier die Rede ist, entspricht offenbar dem
Lactid von Pelouze und J. Gay-Lussac. Man kann sie
als Salicylid bezeichnen. Sie wird durch eine siedende Lö-
sung von kohlensaurem Natron nicht verändert; siedende
Ammoniakflüssigkeit wirkt nur langsam darauf ein , aber Kali
iDOMMerfreim argwmchm Säuren. 161
verwandelt sie ziemlich rasch in salicylsaures Kall. Die Lo-
sung in Kali wurde mit Schwefelsäure neutralisirt, das schwe-
felsaure Kali mittelst Alkohol ausgefällt , die darüber stehende
Flüssigkeit bis zum Verschwinden des Geruchs nach Alkohd
eingedampft, dann mit Salpetersäure gefällt ; der Niederschlag
gab nach dem Auflösen in Ammoniak und Zusatz von salpe-
tersaurem Silberoxyd einen weifsen Niederschlag von sali-
cylsaurem Silberoxyd. Aus 0,429 dieses im Wasserbade ge-
trockneten Salzes erhielt Socolof f 0,188 Silber, also 43,8 pC.
Theoretisch berechnen sich 44,1 pG.
Man könnte vielleicht das eigentliche ChhrsaUcyl*) aus
Pbosphoroxychlorid und einem salicylsauren Alkali erhalten,
wenn man erstere Substanz im Ueberschufs vorhanden seyn
liefse und eine allzustarke Erhitzung der Mischung vermiede.
Socoloff beobachtete, dafs bei tropfenweisem Zusatz
von Phosphorchlorid PCI, zu salicylsaurem Natron die Masse
sich beträchtlich erwärmt und viel GhlorwasserstofT entwickelt,
während man zugleich viel Phenylhydrat erhält. Die bei der
Destillation übergehende Flüssigkeit giebt /Bin chlorhaltiges
Oel, aus welchem durch Wasser eine kleine Menge Salicyl-
säure niedergeschlagen wird; dieses Oel, welches zum gröfsten
Theile aus dem überschüssigen Phosphorchlorid bestand, ent-
hielt wahrscheinlich auch eine gewisse Menge Chlorsalicyl.
Wasser freie Salicyhäure^ Benzoesäure. — Diese Verbin-
dang erhält man leicht, indem man Chlorbenzoyl auf salicyl-
saures Natron einwirken läfst. Sie ist eine biegsame, schwierig
zu reinigende Masse, welche durch siedendes Wasser rasch
zo einer Mischung von Benzoesäure und Salicylsäure wird;
in Aether löst sie sich auf. Die Zersetzung der Salicylsäure-
Benzoesäure durch die Hitze verdient Beachtung; sie giebt
*) Per von Piria so bezeichnete Körper ist offenbar die Wasserstoff-
▼erbiodung eines Sabstitutionsproducts des Salicyls (k^drurt de
cUarqsaUcyle),
Anaal. d. Cbfm. a. Phann. LXXXVII. Bd. 2. Heft. 1 1
ißi Gerhardt^ Unlenuohmgen Über die
in der That aufser einigen in Aetzkali löslichen Substanzen
einen darin unlöslichen Körper, welcher alle Eigenschaften
der schon von Ettling*} bei der trocknen Destillation des
benzo^sauren Kupferoxyds erhaltenen Verbindung CuHjoOi
zeigt. Dieser Körper schwimmt in Form eines farblosen Oels
oben auf, wenn man das durch Erhitzung der Salicylsäure-
Benzoesfiure entstandene Product mit siedender Kalilösung
behandelt; dieses Oel erstarrt beim Erkalten, und krystallisirt
aus der Lösung in siedendem Alkohol in kleinen Nadeln, die
bei etwa 70^ schmelzen und deren Geruch an den von Ge-
ranien erinnert.
0,360 dieser Nadeln gaben 1,050 Kohlensäure und 0,164
Wass^.
Auf 100 Theile bezogen :
Gefanden Berechnet
Kohlenstoff 79,53 C,^ 168 80^00^
Wasserstoff 5,05 H,o 10 4,76
Sauerstoff 15,42 0« 32 15,24
100,00 210 100,00.
Schmelzendes Kali verwandelt diese Verbindung unter
Wasserstoffentwicklang in benzocsaures Kali; dieselbe stellt
somit das eigentliche Benzoyl dar.
Watserfreie Saücylsäure-Essigsäure. — Chloracetyl wirkt
schon in der Kälte heftig auf salicylsaures Natron ein; die
Mischung WD*d zuerst flüssig, erhärtet aber nach sehr kurzer
Zeit. Zertheflt man dieses Product in einer verdünnten Lösung
von kohlensaurem Natron, so löst sich alles unter Aufbrausen
auf; diese Lösung findet statt in Folge der sofortigen Zer-
setzung zu Salicylsäure und Essigsäure , welche die Salicyl-
säure-Essigsäure in der alkalischen Flüssigkeit erleidet. In
der That gab die Flüssigkeit beim Fällen mit Salpetersäure
eine krystallioische Säure , welche gewaschen , fnit Ammoniak
*) Dieie Annalen Uli, 89.
toasierfreim or§<mkekm Säuren, 168
neuiralisirt und mit saipetersaurem Silberoxyd geflutt einen
Niederschlag gab, der sich als salicylsanres Silberoxyd aus*-
wies. 0,510 dieses Salzes gaben 0,222 Silber oder 43,53 pC;
ij für das salicylsaure Silberoxyd berechnen sich Iheoretiscfa
44,1 pC. Silber.
Emwirkmg des Ammomak» und des Arnims auf die den em^
basiscken Säuren entsprechenden wasserfreien Säurten.
Laurent hat zuerst die Einwirkung genauer angegeben,
welche Ammoniak und die organischen Basen überhaupt auf die
wasserfreien Säuren ausüben. Dieser ausgezeichnete Chemiker
zeigte, dafs eine wasserfreie Säure stets 2 Atome Ammoniak auf-
nimmt, und das Ammoniaksalz der entsprechenden Aminsäure
hervorbringt. Die wasserfreie Camphersäure z. B. giebt mit
trocknem Ammoniakgas campheraminsaures Ammoniak. Zu
der Zeit, wo Laurent diese Gesetzmäfsigkeit aussprach, kannte '
man nur die den zweibasischen Säuren entsprechenden was-
serfreien Säuren ; es war somit von Wichtigkeit zu erforschen,
ob diese Gesetzmäfsigkeit sich auch auf die den einbasischen
Säuren entsprechenden wasserfreien Säuren erstrecke, da bis
jetzt keine Säure dieser Art in eine Aminsäure übergeführt
werden konnte.
Meine Versuche legen dar, dafs dieser eigenthünüiche
Character der einbasischen Säuren sich auch noch in dem Verhal-
ten der von ihnen sich ableitenden wasstf freien Säuren zu den
Alkaloiden ausspricht Man erhält in der That nur neutrale Amide,
wenn man Ammoniak oder Anilin auf die in der vorliegenden
Abhandlung beschriebenen wasserfreien Säuren einwirken labt.
Diese wasserfreien Säuren nehmen gleichfalls 2 Atome Am-
moniak oder Anilin auf, wie es die von Laurent unter*
sachten wasserfreien Säuren thun, aber anstatt wie die letztem
nur ein einziges Product zu geben, spalten sie sich und
geben sie zugleich Wasser und 2 Atome neutrales Amid.
11»
164 Gerhardt, üfiter9Hchyngen Über die
Folgende Beispiele verdeutlichen dieses verschiedene
Verhalten.
1 Atom wasserfreie Camphersäure + 2 Atome Ammoniak
geben 1 Atom campheraminsaures Ammoniak
C,oHi40, + 2 NH, = C,oH„NO,, NH,
Campheramins. Ammoniak.
1 Atom wasserfreie Benzoesäure + 2 Atome Ammoniak
geben 2 Atome Benzamid + 1 Atom Wasser
CAoO, + 2 NHs = 2 C,H,NO + H,0.
Benzamid.
Hierin liegt also ein neues Unterscheidungsmerkmal für
die einbasischen und die zweibasischen Säuren.
Beraanilid. — Ich habe dieses Anilid vor einigen Jahren
mittelst Chlorbenzoyl und Anilin erhalten; auch die wasser-
freie Benzoesäure giebt es mit der gröfsten Leichtigkeit,
wenn man sie in der Wärme in Anilin auflöst. Es läfst sich
bei dieser Einwirkung sehr gut die Entwicklung von Wasser
beobachten. Man wendet einen sehr geringen Ueberschufs
von Anilin an , wascht das Product mit Wasser, das schwach
mit Salzsäure angesäuert ist, und läfst das Benzanilid aus
siedendem Alkohol krystallisiren,
0,202 so dargestellten Benzanilids gaben 0,585 Kohlen-
säure und 0,1025 Wasser.
Auf 100 Theile bezogen :
Gefunden Berechnet
Kohlenstoff 78,98 79,19
Wasserstoff 5,63 5,58.
Äceianäid. — Dieses Anilid war noch nicht dargestellt
worden. Man erhält es gleich gut mit Anwendung der was-
serfreien Essigsäure und des Chloracetyls.
Das Chloracetyl erhitzt sich beträchtlich, wenn es mit
Anilin in Berührung kommt; jeder Tropfen, welcher in das
ölige Alkali fällt, bringt ein ähnliches Geräusch hervor, wie
ein in Wasser tauchendes glühendes Eisen. Die Mischung
wasserfreien organischen Säuren. i65
wird bei dem Erkalten zu einer krystallinischen Masse; man
wascht diese mit kaltem Wasser, um das Salzsäure Anilin aus-
zuziehen, und krystallisirt den Rückstand aus siedendem
Wasser um; aus der Lösnngf scheiden sich beim Erkalten
prächtige Blätter von Acetanilid ab. Wendet man unreines
Anilin zur Darstellung dieses Products an, so sind die Kry-
stalle gewöhnlich roth geförbt ; man reinigt sie leicht, indem
man sie trocknen läfst und in siedendem Wasser wieder auf-
löst; es bleibt alsdann beim Filtriren eine geringe Menge
einer braunen Ölartigen Substanz zurück, welche die Färbung
! der zuerst erhaltenen Krystalle verursachte.
I Auch die wasserfreie Essigsäure erhitzt sich bei der Ein-
wirkung auf Anilin ; das Product wird bei dem Erkalten fest.
Man reinigt es, wie es im Vorhergehenden angegeben wurde«
I. 0,306 Acetanilid, mittelst wasserfreier Essigsäure
dargestellt, gaben 0,800 Kohlensäure ♦) und 0,188 Wasser.
0,202 Grm. desselben gaben 18,5 CC. Stickgas bei 12<»
und TMjS"^ Barometerstand.
II. 0,298 Acetanilid, mittelst Chloracetyl bereitet, gaben
0,7775 Kohlensäure und 0,181 Wasser.
Diese Analysen führen zu der. Formel
C,H»NO = CAC + CeH,N — H,0.
Gefunden • Berechnel
I.
Kohlenstoff 71,29
IL
71,15
C, 96
71,11
Wasserstoff 6,81
6,74
H, 9
6,66
Sticksloir 10,84
N 14
10,37
Sauerstoff —
. !■• 1
0 16
135
11,86
100,00.
^\. W9 ^ ■
j»_ ^t 1
*) Et war vergesien worden, metalluchefl Kupfer in die Yerbrennungs-
röbre zu bringen ; daber der geringe Ueberscbnfs im Koblensloff-
gebalce.
IM Gerhardt f Untersuchungen über die
Das Aceianitid bildet farblose glänzende Blätter , die in
kaltem Wasser wenig löslich, in heifsem Wasser, in Alkohol
und in Aether ziemlich löslich sind. Es schmilzt bei H2^
und erstarrt beim Erkalten zu einer krystallinischen Masse.
Bei der Destillation geht es unzersetzt über.
Siedendes Kali wirkt kaum darauf ein, aber schmelzendes
Kali entwickelt daraus sogleich Anilin.
Butyranäid, — Auch dieses Anilid war noch nicht dar-
gestellt worden ; man erhält es gleich leicht mittelst der was-
serfreien Buttersäure und mittelst des Chlorbutyryls ; ich habe
es mittelst einer Mischung dieser beiden Substanzen darge-
stellt. Wird das Anilin damit zusammengebracht, so tritt Tem-
peraturerhöhung ein und das Product wird bei dem Erkalten
fest; giefst man dann mit Salzsäure angesäuertes Wasser
darauf, um das überschüssige Anilin wegzunehmen, so scheidet
sich ein, gewöhnlich gefärbtes Oel ab, welches manchmal
1 bis 2 Tage lang flüssig bleibt; aber bei heftigem Um-
schütteln wird dieses Oel fest. Wird dieses Product aus
siedendem schwachem Alkohol umkrystallisirt, so scheidet es
sich in der Form von schönen perlmutterglänzenden Blät-
tern ab.
0,205 Substanz gaben 0,553 Kohlensäure und 0,149 Wasser.
0,206 Grm. Substanz gaben 15,5 CC. Stickgas bei 13<»
und TS?"""" Barometerstand.
Diese Resultate flihren zu der Formel
C,oH,|NO = C4H,0t + C,H,N — H^O.
■
Gtfandeo
Beredinet
Kohlenstoff
73,56
Cjo
120
73,62
W asserstoff
8,06
H„
13
7,96
Stickstoff
8,80
N
14
8,58
Sauerstoff
9,56
0
16
9,84
100,00
163
100,00,
toasserfreien organischen Satiren. 167
Das Btttyranilid ist unlöslich in Wasser , aber es löst ach
leicht in Alkohol und in Aether. Es schmilzt bei 90® und
geht bei der Destillation iinzersetzt über.
Siedende Kalilösung wirkt kaum darauf ein, aber schmel-
zendes Aetzkali entwickelt daraus Anilin.
Das Valeranäid C^iliiJUO wurde durch Chiozza*} dar-«
gestellt und untersucht.
CummanUd. — Ich habe weiter oben angegeben, dafs
die wasserfreie Cuminsäure und die wasserfreie Cuminsäure-
Benzoesäure bei der Behandlung mit Ammoniak Cuminamid
geben. Dafs das so entstehende Product und das vonField^}
beschriebene Cuminamid identisch sind, geht aus folgender
Analyse hervor. 0,163 Substanz gaben 0,438 Kohlensäure
und 0,118 Wasser. Auf 100 berechnet :
Gefooden Berechoel
Kohlenstoff 73,28 73,62
Wasserstoff 8,00 7,97.
« Das analysirte Cuminamid zeigte alle Eigenschanen der
von Field erhaltenen Substanz.
Theoretische Schlvfsfolgerungen.
Ich glaube durch die vorstehenden Versuche die Allge-
meinheit von zwei innig mit einander verbundenen Reactionen
dargethan zu haben , welche zwei scharf von einander ge-
schiedene Klassen organischer Verbindungen entstehen lassen.
Diese zwei Reactionen, welche durch das Phosphoroxychlorid
(^oder das Phosphorchlorid PCIg) und Salze der einbasischen
Säuren bewirkt werden, geben, je nach dem Mengenverhält-
nifs beider Substanzen, entweder organische Chlorverbindungen^
die in ihren chemischen Eigenschaften den sogenannten elec-
«) Diese Annalen LXXXIV, 109.
•«) Daselbm, LXV, 49.
188 Gerhardij Vntersuchimgen Über die
tronegvtiveii unorganischen Chlorverbindungen, wie denen
des Bors, des Siliciums, des Arsens u. s. w., ähnlich sind,
^- oder waiserfrde Säuren^ welche sich hinsichtlich der Ei-
genschaft, durch Aufnahme der Elemente des Wassers so-
genannte Säurehydrate bilden zu können , ähnlich wie die
wasserfreien Säuren der unorganischen Chemie verhalten.
Jeder einbasischen organischen Säure entspricht mithin eine
Chlorverbindung und eine wasserfreie Säure, deren Darstel-
lung eben so leicht und oft noch leichter zu bewerkstelligen
ist, wie die eines Aethers oder des Amids jener Säure; diese
Chlorverbindungen und wasserfreien Säuren lassen sich selbst
so rasch und leicht erhalten, dafs es in vielen Fällen vor-
theilhaft ist, sie zur Darstellung von Aetherarten und Amiden
anzuwenden.
Den im Vorhergehenden dargelegten Thatsachen will ich
noch einige theoretische Zusammenstellungen beifügen, welche
sich auf die in dieser Abhandlung beschriebenen Substanzen
und die bereits bekannten Verbindungen beziehen. '
Was zunächst die wasserfreien Säuren betrifll, — habe
ich nicht zum Ueberflufs bewiesen, dafs sie nicht die ihnen
gewöhnlich zugeschriebene Constitution besitzen? Statt dafs
sie sich durch Entwässerung bilden, sah man nicht sie durch
Zersetzungen nach doppelter Wahlverwandschaft eben so rasch
und scharf entstehen, als sich z. B. Chlorsilber niederschlägt,
wenn man Chlomatrium mit salpetersaurem Silber mischt?
Und die wasserfreien Doppelsäuren, die Benzoesäure -Essig-
•
säure, die Benzoesäure-Cuminsäure u. a. , die den einfachen
wasserfreien Säuren nach ihren Reactionen und ihrer Bil-
dungsweise sich vollkommen ähnlich verhalten, ^- kann man
diese wasserfreien Doppelsäuren vernünftiger Weise in dem
Sinne der dualistischen Ansichten auiTassen und sie als Ver-
bindungen betrachten, in welchen die eine wasserfreie Säure
die Rolle einer Base, die andere die einer Säure spiele?
wasserfreien organischen Säuren, 169
Es giebt, wie es mir scheint, eine sehr einfache Art
diese Verbindungen aufzufassen, um ihre Bildungs- und Zer-
selzungsweise deutlich zu machen. Diefs geschieht, wenn
man auf sie die Theorie der Aetherarten anwendet, wie die*
selbe in den letzten Jahren, vom Gesichtspunkt der Typen-
theorie aus, nach den wichtigen, durch Williamson und
Chancel erhaltenen Resultaten ausgebildet worden ist.
Heine Versuche heben in der That diese Art von Privi-
legium auf, welches bis jetzt den unter dem Namen der
Alkohole bekannten Substanzen zuzukommen schien, und wel-
ches darin bestand, dafs diese Substanzen die Fähigkeit haben,
sich mit jeder Säure unter Bildung von eben so viel Aethem
zu verbinden, als ein Metalloxyd Salze mit dieser Säure bilden
kann. Hit Einem Alkohol und hundert Säuren konnte man somit
hundert Aether hervorbringen; nun geht aber aus den in
dieser Abhandlung dargelegten Thatsachen hervor, dafs man
mit Einer einbasischen Säure und hundert andern solchen
Säuren hundert wasserfreie Säuren darstellen kann, die nach
ihrer Bildungs- und ihrer Zersetzungsweise den Aethem selbst
sich ähnlich verhalten. Indem die Aether unter der Einwir-
kung von Alkalien die Elemente des Wassers aufnehmen,
bringen sie wiederum den Alkohol und die Säure hervoV, aus
welchen sie sich bildeten; indem die wasserfreien Säuren,
von denen ich eben spreche , unter denselben Umständen die
Elemente des Wassers aufnehmen, bringen sie wiederum die
zwei s. g. Säurehydrate hervor, aus welchen sich diese was-
serfreien Säuren bildeten. In dieser Beziehung ist, wie man
siebt, die Analogie -ganz vollkommen. Es lassen sich somit
nicht wohl die wasserfreien Säuren in anderer Weise auffas-
sen, als die ihnen analogen Aetherarten.
Ich lege den sogenannten rationellen Formeln, welche
man für die Molecularconstitution der chemischen Verbindun-
gen aufstellt, gerade keine übertriebene Wichtigkeit bei, weil
iTO Gerhardt^ üniertuohtsngen über die
sie zuletzt doch nur Ausdrücke Tür eine rdative Wahrheit
gindy welche in mehr oder weniger vollständiger Weise eine
gewisse Zahl von Umwandlungen umfassen; doch scheinen
mir solche Formeln sehr nützlich zu seyn, denn sie üben
einen nützlichen EinfluTs auf die Entwicklung der Wissenschaft
aus, wenn sie von einem allgemeineren Gesichtspunkt aus auf-
gefafst sind und unter sich gut zusammenhängea Mehrere»
mehr oder weniger geistreiche Theorien sind für die Aether-
arten aufgestellt worden; gleich ausgezeichnete Chemiker
haben sie nach einander aufgestellt und bekämpft. Aber han-
delt es sich darum, zu entscheiden, ob die Theorie von
Dumas der Wahrheit mehr oder weniger nahe komme, als
die Theorie von Liebig; ob die Theorie, welche Aetherin
in dem Aether annimmt, schlechter oder besser sey , als die
Aethyltheorie ? Oft stellen die Chemiker die Frage in dieser
Weise, aber ich glaube nicht, dafs sie so zu stellen ist»
Meiner Ansicht nach sind die beiden Theorien gleich wahr,
insofern sie gewisse Umwandlungen, jede von ihrem Gesichts-
punkt aus, ausdrücken; sie sind in keiner Weise sich wider-
sprechend, nur stellt die eine in erste Linie was die andere
als etwas ferner Stehendes ansieht; die eine betrachtet Thal-
Sachen und Reactionen als allgemeinere, welche die andere
als vereinzelte ansieht. Man kann somit weder der einen
noch der andern dieser Theorien vorwerfen, der Wahrheit
nicht zu entsprechen ; nur den Vorwurf kann man jeder ma-
chen, dafs sie sich nur auf Eine Klasse von Körpern oder von
Reactionen beschränkt, dafs es ihr an Einheit gebricht, nicht
in Beziehung auf sich selbst, sondern in Hinsicht auf andere
Theorien, die der Amide, der Basen, der Radicale u. a. Wo
ist in der That die Einheit des Frincips , durch welche die
Aetherin- oder die Aethyltheorie mit der Theorie des Amido-
gens oder des Ammoniums verknüpft wäre ? Wie kann
foasserfreimi organischen Säuren* 17i
man von der einen dieser Theorien zur andern übergeben,
obne das ganze Princip der Betrachtung zu wechseUi ?
Feme liegt mir die Absicht, hier Auffassungen unter-
schätzen za wollen , denen die Geschichte stets nachrühmen
wird, der neueren Wissenschaft die fruchtb^ste Bahn vor<^
gezeichnet zu haben ; aber wie alle Ideen, wie alle Theorien
dem Gesetz des Fortschrittes unterworfen sind und sich all*
mälig erweitern und modificiren müssen , so scheint mir der
Augenblick gekommen zu seyn, wo die neueren Entdeckungen
und die älteren Theorien über die Aetherarten und die an-*
dem organischen Verbindungen in Einklang zu bringen sind.
Es ist nur eine Skizze, welche ich versuche, und welche ge-
schicktere Forscher ohne Zweifel vollenden und berichtigen
werden.
Abgesehen von den Aethern und den Alkoholen zählt
die Chemie heutzutage zu den Grappen der durch gemein-
same Eigenschaften wohl characterisirten Körper die Säuren,
die Amide, die Basen, die Aldehyde, gewisse Kohlenwasser-
stoffe und die Acetone. Ich mufs meine Betrachtungen auf
diesen Kreis von Verbindungen beschränken, da die andern
organischen Substanzen noch nicht hinlänglich allgemeine
Kennzeichen ergeben haben, dafs wir sie hier mit berück-
sichtigen könnten.
Ich mufs hier zuerst einen Begriff klar machen , welcher
mir für die Zukunft die Basis aller theoretischen Betrachtungen
der Chemiker seyn zu müssen scheint : den Begriff der Reihe.
Nach den früheren Ansichten wurden die Verbindungen in
absoluter Weise classificirtj man betrachtete sie als electro-^
positiv oder electronegativ , als die Rolle von Säuren oder
als die von Basen spielend. Eine so absolute Classification
scheint mir der Wahrheit nicht zu entsprechen , denn die
Natur macht in den chemischen Verbindungen nicht solche
Gegensätze zwischen den Eigenschaften, wie wir in der
i72 Gerhardt, Untersuchungen über die
chemischen Sprachweise die sauren Eigenschaften den basi-
schen entgegensetzen.
Die Verlegenheit der Chemiker, gewisse als inlermediäre
bezeichnete chemische Verbindungen zu classificiren , wie
z. B. die arsenige Säure oder das Antimonoryd, welche, wie
man sich ausdrückt, bald als Base, bald als Säure fungiren
können, — diese Verlegenheit beweist wohl, dafs es keinen
absoluten Gegensatz zwischen den sauren und den basischen
Eigenschaften giebt; da sie sich in einem und demselben
Körper vereinigt finden können, können sie offenbar nur eine
relative Verschiedenheit ausdrücken. Was uns sagen läfst,
dafs zwei Körper, wie z. B. Kali und Schwefelsäure, ganz
entgegengesetzte Eigenschaften besitzen, das ist der beträcht-
liche Abstand der Stellen, welche diese beiden Körper trt
einer und derselben Reifte einnehmen, das ist der Umstand,
dafs das Kali und die Schwefelsäure die zwei Endglieder
einer Reihe sind. Der Gegensatz würde nicht so scharf her-
vortreten, wenn man, anstatt diese zwei Endglieder unmittelbar
mit einander zu vergleichen , erst das Kali mit einem ihm
näher stehenden Körper, der Thonerde z. B., vergliche, dann
diese mit einem dritten Gfied der Reihe, dem Antimonoxyd
z. B. , dann diese mit einem vierten, wie der arsenigen Säure,
und endlich diese mit der Schwefelsäure. Eben so geht es
in der organischen Chemie; viele Körper scheinen auf den
ersten Anblick nichts Gemeinsames zu haben, die doch einer
und derselben homologen Reihe angehören und dieselbe Con-
stitution besitzen. Ich kenne in dieser Beziehung kein auf-
fallenderes Beispiel, als die Ameisensäure und die Stearin-
säure. Die eine dieser Substanzen ist eine ätzende Flüssig-
keit, mit Wasser nach allen Verhältm'ssen mischbar und durch-
dringend riechend; die andere ist eine fette feste geruchlose
Substanz, unlöslich in Wasser und nicht im Mindesten ätzend.
Hier scheinen sich doch die Eigenschaften ganz entgegen-
tüOMieffreien orgamschen Säuren. 173
gesetzt zu seyn, aber man muTs daran denken, dafs 15 Glie-
der zwischen die Ameisensäure und die Stearinsäure ein-
geschaltet sind, dafs unmittelbar neben der Ameisensäure die
Essigsäure steht, mit welcher die älteren Chemiker oft die
Ameisensäure verwechselten, dafs neben der Essigsäure die
Propionsäure, neben dieser die Buttersäure, dann die Valerian-
säure steht , u. s. w. , dafs diese Glieder, deren erste flüssig,
flüchtig und mit Wasser mischbar sind, wie die Ameisensäure,
allmälig ihre Flüssigkeit, ihre Flüchtigkeit und ihre Löslichkeit
in Wasser verlieren, dafs diese Aenderung in den Eigen-
schaften, die von einem Glied zum nächststehenden kaum
merklich ist, um so deutlicher hervortritt, um je weiter die
mit einander verglichenen Gieder von einander abstehen.
Wenn man so die Eigenschaften aller dieser Glieder aUmälig
regelmäfsig sich ändern sieht, wenn man sie nach bestimmten
Gesetzen zu- oder abnehmen sieht, so dafs, wenn eine Ei-
genschaft für die Ameisensäure = 1 ist, dieselbe Eigen-
schaft für die Essigsäure = 2, für die Propionsäure = 3,
für die Caprinsäure = 10, ftir die Stearinsäure = 17 ist
u. s. w. — wenn man alles diefs sieht, so mufs man zugeben,
dafs es nicht ein Gegensatz in den Eigenschaften ist, wodurch
sich die Ameisensäure und die Stearinsäure unterscheiden,
sondern nur ein grofser Abstand in den Stellen, welche diese
Säuren in derselben Reihe einnehmen. Für die Ameisen-
säure und die Essigsäure ist dieser Abstand nur = 1 , ftir
die Ameisensäure und die Stearinsäure ist er = 16. Die
Zeit ist nicht mehr weit entfernt, wo die Wissenschaft mit
derselben Bestimmtheit den Abstand wird messen können,
welcher das Kali von der Schwefelsäure trennt.
Die organischen Verbindungen in Reihen ordnen — , das
heifst die Gesetze bestimmen, nach welchen sich die Eigen-
schaften in einem gegebenen Typus durch die Substitution
eines Elements oder einer Gruppe von Elementen an die
174 Gerhardt^ üntenuchungen über die
Stelle anderer Elemente findern — das ist das bestftndigfe
Ziel für den Chemiker, den die philosophische Seite (seiner
Wissenschaft beschäftigt. Diese Tausende von Verbindangen,
die in dem Laboratorium hervorgebracht werden^ sind für ihn
eben so siel Glieder, die zur Construction der Reihen dienen.
Heutzutage, bei dem noch unvollkommenen Zustand der ^\s^
senschaft, braucht man noch viele Glieder; aber später wird
die Kenntnifs gewisser Reihen es für eine Menge von Gli&*
dern unnöthig machen, sie direct aufzusuchen, da deren Ei-
genschaften sich tnit derselben Bestimmtheit vorhersehen lassen
werden^ mit welcher man jetzt die Eigenschaften des Propyl-^
alkohols und des Yalerylalkohols vorhersagen kann, obgleich
diese Alkohole noch nicht dargestellt worden sind.
Bei dem jetzigen Zustand der Wissenschaft lassen sich
die organischen Verbindungen auf drei oder vier Typen zu-
rückftihren, deren jeder gewisse Rieihen geben kann, ähnlich
denjenigen , welche die Ameisensäure und die Stearinsäure,
das Kali und die Schwefelsäure darbieten ; diese Typen süid :
Wasser HjO
Wasserstoff H«
Chlorwasserstoff HCl
Ammoniak H3N.
Indem diese Typen ihren Wasserstoff gegen gewisse
Gruppen austauschen, lassen sie die Säuren, die Alkohole, die
Aether, die Hydrüre, die organischen Radicale, die organi-
schen Chlorverbindungen, die Acetone, die Basen entstehen.
Die durch einen jeden Typus gegebene Reihe hat ihre
äufsersten Enden, welche man als positive oder linke Seite
und als negative oder rechte Seite bezeichnen kann. Eine
organische Gruppe, die den Wasserstoff ersetzt und selbst auf
die positive Seite zu setzen ist, wird Verbindungen hervor-
bringen, die gleichfalls auf diese Seite gehören; die Atom-
gruppen Methyl CH„ Aethyl C^H«, Amyl CsUn z. B. werden
bei dieser Substitution Alkohole geben, die sich dem Wasser
fDaaerfreien arganUcken Säuren.
m
ähnlich verhalten, Aldehyde oder Radicale , die dem Wasser-
stoff, Aether, die dem Chlorwasserstoff, Basen, die dem Am-
moniak sich ähnlich verhalten. Die eben erwähnten Atom-
gruppen verhalten sich in der That ähnlich wie Kalium oder
andere sogenannte electropositive Metalle; die Oxyde C^^ie
Alkohole} und die Alkaloide, welche so entstehen, verhalten sich
wie Basen, insofern sie fähig sind, sich mit den auf der ent-
gegengesetzten Seite der Reihe stehenden Säuren zu verbinden.
Andere Atomgruppen, wie z. B. das Cyan CN, das Acetvl
CsHsO, das Benzoyl C,H»0 geben, indem sie an die Stelle
des Wasserstoffs in den genannten Typen treten, Verbindun-
gen, die von den Wasserstoffverbindungen weiter abstehen,'
als die so eben besprochenen, Verbindungen, welche mehr
rechts, auf der negativen Seite ihren Platz finden. Die durch
diese Atomgruppen gebildeten Oxyde verhalten sich der
Schwefelsäure ähnlicher als dem Kali.
Folgende Zusammenstellung kann meine Ansicht verdeutlichen :
I
o
fr
Mtdn
.9
äs
e <
aap aa a
tann •"BaB CHp)
I? 3
1^ M
!2S
I
er
VI.
Sw
2
0
t
Wttj.
o"
e
-«« pp «p
o o 'o^
II t I
SS
o
'9
I
OS
<»
MM
9
O
B*
S.
3
po o
W » H W
CO o
o
«• M M *• M
WM Kja tu tt
oo oo o
o o
SP :?
O
w
!
I
o
flu
I
176 ' Gerhardt, Untenuckwigen über die
Man ersieht aus dieser Zusammenstellung, wo sich Re-
präsentanten Tür die wichtigsten jetzt bekannten chemischen
Species verzeichnet finden, dars bei Festhaltung des Gesichts-
punkts der Reihenbildung von den Typen aus dieselbe Theorie
auf die Aether wie auf die Basen, auf die Radicale wie auf
die Aldehyde, auf die Basen wie auf die Amide Anwendung
finden kann.
Indem der Typus Wasser die Hälfte seines WasserstoiTs
gegen einen Kohlenwasserstoff CHs» C2H5 u. ^. w. austauscht,
entsteht ein Alkohol; indem der ganze Gehalt an Wasserstoff
gegen eine solche Atomgruppe ausgetaucht wird, entsteht ein
entsprechender Aether.
Derselbe Typus, indem er die Hälfte seines Gehalts an
Wasserstoff gegen eine Atomgruppe austauscht, welche Koh-
lenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff enthält, bildet das s. g.
Hydrat einer einbasischen Säure, die sich der Essigsäure
ähnlich verhält. Werden die zwei Atome Wasserstoff im
Wasser auf diese Weise subslituirl, so entsteht die entspre-
chende wasserfreie Säure; Willi am son hat schon hierauf
aufmerksam gemacht, und ich glaube die Richtigkeit dieser
Hinweisung durch meine Versuche vollkommen erwiesen zu
haben. In dem Falle endlich, wo die Substitution der zwei
Atome Wasserstoff zur Hälfte durch einen Kohlenwasserstoff
wie Aethyl oder Methyl , zur Hälfte durch eine solche sauer-
stoffhaltige Atomgrnppe, wie sie in einer einbasischen Säure
enthalten ist, bewirkt wird, entsteht ein Aether dieser Säure.
Der Typus Wasserstoff kann dieselben Substitutionen er-
leiden, wie der Typus Wasser, und eben so viele Verbindun-
gen hervorbringen.
Die dem Sumpfgas ähnlichen und unter dem Namen
der Hydrüre bekannten Verbindungen stehen offenbar zum
Wasserstoff in derselben Beziehung , wie die Alkohole
zum Wasser; die Radicale Aethyl und Methyl entsprechen
tooiierfreim organisehen Säuren. i77
den Aethero dieser Alkohole. Die Aldehyde stehen za dem
Wasserstoff in derselben Beziehung, wie die einbasischen
Säuren zum Wasser; das Acetyl, das Benzoyl und andere
sauerstoffhaltigen Radicale entsprechen den wasserfreien Säu-
ren; die Acetone endlich, wie schon Chane el hervorgehoben
hat, repräsentiren die Aether der Aldehyde und stehen somit
zu dem Wasserstoff in derselben Beziehung, wie die Aether
der einbasischen Säuren zum Wasser.
Der Typus Chlonoasserstoff läfst einerseits, wenn die
Substitution durch Kohlenwasserstoffe geschieht, die Chlor-
äther, d. h. die Chlorverbindungen die dem Chlorkalium oder
den Chlorverbindungen der electropositiven Elemente ent-
sprechen, entstehen; andererseits, wenn dieselbe Substitution
durch die in den einbasischen Säuren enthaltenen Atom-
gruppen geschieht, electronegative Chlorverbindungen wie
das Chloracetyl oder Chlorbenzoyl, die den einbasischen Säuren
entsprechen.
Von dem Typus Ammoniak endlich leiten sich die Basen
ab, die sich mit Säuren verbinden können, oder die Amide,
die sich mit Basen Cwie Silberoxyd, Quecksilberoxyd, Kupfer-
oxyd u. a.} verbinden können, je nachdem die Substitution
von Wasserstoff im Ammoniak durch die Atomgruppen ge-
schieht, welche basische Substanzen (Alkohole, organische
Oxyde) entstehen lassen, oder durch die Atomgruppen,
welche die organischen Säuren hervorbringen. Die dem Am-
moniumoxydhydrate entsprechenden Verbindungen sind an
dem andern Ende der fteihe durch die Amidsäuren reprä-
sentirt.
Man sieht durch diesen raschen Ueberblick, wie sehr
die allgemeine Theorie der organischen Verbindungen durch
die Anwendung des Begriffs der Reihe vereinfacht werden
kann. Diese Verbindungen verv/irren nicht mehr durch ihre
Zahl und ihre Mannichfaltigkeit , denn statt in vereinzelten
AniMl. d. Ohemlo a. Pharm. LXXXVII. Bd. 2. Hfl. 12
i7^ G^rhardii UniersuehungeH iher die
Theorieil fUr die Aether, Amide, Busen oder Sättrea aut-
gerafsl SEU werden , die unler sich in keinem ZusamsieDliAttg
Blekevi, Sind sie nnr CSKeder, deren Eigrenschaften a«s der
Stelle , welche diese Glieder in der Reihe einnehmen , sich
Voraussehen lassen. Und was gewifs den Vorthefl eines
solchen Systems erhöbt , das ist die Aehnlichkeit in der Bn^
•stelnihgs- uM Zravetzangsweise^ welche es fUr «He in ihm zu-
sammengefafsten Verbindungen ausdrückt; die Erfahrwig zeigt
in deir That, dafs die organischen Verbindungen fast stets das
üesuftat von Versetzungen nach doppelter Wahlverwandtschaft
sind, tthnlich denjenigen Zersetzungen, «Ke wir in der unor-
ganischen Chemie bewiricen. Indem man diese Verbindungen
auf eine kleine 2aM von Typen — Wasserstoff, Wasser,
'Chlorwasserstoff, Ammoniak — bezieht, die der unorganischen
Chemie entnommen sind, vereinfacht man augenscheinlich das
Stedinm ^er organischen Chemie, weil man nur die elemen-
tarsten Begriffe der Wissenschaft dazu anzuwenden braucht.
Ich w31 nur tioch Eins bemerken. Ein berühmter deut-
scher Chemiker glauhte die organische Chemie als die Che-
mie der susammengesetzien Radicale definiren zu können ; wenn
er damit aussprechen wolHe, dafs die unorganische Chemie
die (Xtemie der einfachen Radicale sey, so hat er sich ifteiner An-
sicht nach geirrt. Viele unorganische Säuren enthalten in der
That zusammengesetzte Radicale ; «abgesehen von den Wasser-
stoffisfiuren des Schwefels , des Selens und des Tellurs , der
VieselsHure, der Borsfiure, den Wasserstoffsäuren des Fluors,
des 'Chlors, des Broms und des Jods, der phosphorigen
Säure enthalten alle durch Metalloide gebildeten Säuren sauer-
stoffhaltige Atomgruppen, die dem Acetyl, dem Benzoyl u. a.
sich ähnlicih Terhalten. Die Salpetersäure und die salpeter-
sauren Salze z. B. enthalten offenbar die Gruppe NO^ und
können auf den Typus Wasser bezogen werden :
Salpetersäure ^H*!®
W^asBTSrßie St^teraiiire . . jj^^jo
^alpejter^iure Met#sal^ . . ^mVI^'
Ich werde andergwo Gelegenbeit finden , dieAea fiegear
€laiid EU entwickln, welcher mir die .ToUe Aafineriuwnikeit
der ChenAer zu verdienen scheint.
•—»^
.Untersuchung^ de3 Orber Badesalzes;
v(m FraiherBi r. Bibra.
Das i|ogeiiannte lpiff€r ßudesaU wiiid S[eit einigen <l[a^^
lin vfirschiQdenep Qpsj^it^lem upd acioti in ^e^ Fxivf^prsa^s Jf^
Yortheü apge^^epdcjt , so ijirerden zjun Bei8ji{ißji j{^k Jujipfir
hospitale zu Würzburg jährlich 36 Centner desselben zu Bä-
dern verbraucht.
Ycirzugsiweise zeigen ^ioh di^ {yit ^^qselben ^berj^iteten
JBäder irirkspa gßgen Scrophe)n , qhrofjjsche fBJhef^i^aUsp^,
Gicht, chronische .Hautkrankheiten lyi^ yetsc|](je4fsn^ ^>W^?
der Syphilis.
Durch eiiiige ^lückliglie ^Erfpjge j|ieser Bäder, welche
ich Gelegepheit h^tte, zu ,bpo))^qh|e9, l^in jch yßtf^Jis^^ wor-
.den, .di|£ißQlbe eii^er^U^ler^chupg 2;u untei;^^fj|^n, ;^u4$;m da,
ßo .viel mir :bQkani|t, ,po^h J^eine volls^f^dig^ ^n^se 4le^-
»eibßn vprh^Qden .i^t.
Ich habe die Bezeichnung Orber Badesalz beibehalten,
da das Sa}z unter diesem Namen bekannt ist, und unter dem-
selben,in ^^nflland^l gebracht >vird. j^s.wjrd bereitjet, indem
12»
180 o. BibrOy ünknwhmg de»
man die Matterlauge der Soole weiter eindampft, aber es ist
mir nicht bekannt, bis auf welchen Punkt das Einengen fort-
gesetzt wird, und ob man stets dieselbe Concentration einhält.
Das Salz, wie es in den Handel gebracht wird, stellt eine
nicht vollkommen weifse, feinkörnige Salzmasse dar, welche
Feuchtigkeit anzieht, indessen nicht zerfliefst.
Weil das Salz selbst aus einem Gemenge verschiedener
Substanzen besteht, wurde die zu allen Versuchen nöthige
Menge aus vier verschiedenen Fässern genommen, und die-
selbe fein zerrieben, so gemengt, dafs ich sicher seyn konnte,
in den verschiedenen Parthien des Gemenges eine ziemlich
gleichartige Masse zu haben.
Ich habe durch die qualitative Untersuchung in dem Salze
nachgewiesen : Kali , Natron , lithion , Kalkerde , Magnesia,
Eisenoxyd, Thonerde, Schwefelsäure, Chlor, Jod, Brom, Bor,
Kieselsäure, eine Spur Phosphorsäure. Baryt, Strontian, Kupfer,
Arsen und andere metallische Körper habe ich nicht finden
können. Hingegen enthält das Salz eine sehr geringe Menge
einer organischen Substanz und eine Spur Ammoniak.
Quantitative Analyse*}.
C/Uor. — 1,000 Grm. des getrockneten Salzes wurde
in Wasser gelöst mit etwas Salpetersäure versetzt, filtrirt -und
mit salpetersaurem Silber niedergeschlagen.
Chlorsilber : 1,780 =r Chlor : 0,44006
für 100,000 Salz : 44,006.
Ein zweiter Versuch ergab 1,781 Chlorsilber.
Schnöefdsäure. — Dieselbe Menge des Salzes in Wasser
gelöst, mit Salzsäure angesäuert, filtrirt und mit Chlorbarium
behandelt, gab stets wechselnde Mengen schwefelsauren Baryt,
*) Ea wurde f&r alle eiazelne UolerBUchaDgen das Salz bei -{- 80^ R.
fo lange getrocknet, bii es nicht mehr an Gewicht verior.
(hher Badesalzes. 181
wenn nicht gleiche Mengen Wasser zur Lösung Terwendel
wurden; es zeigte sich zugleich ein in Wasser unlöslicher
Rückstand, welcher fast gänzlich aus schwefelsaurem Kalke
bestand.
Es wurden daher 10,000 Gnn. des Salzes mit verdünnter
Salzsäure digerirt, bis sichAUes gelöst hatte, und hierauf mit
Chlorbarium behandelt.
Ich erhielt schwefeis. Baryt : 4,000 = Schwefelsäure 1,3742
Tür 100,000 Salz 13,742 Schwefelsäure.
Wurden 10,000 Grm.'mit Wasser behandelt, der unlös-
liche Rückstand mit Salzsäure gelöst, wieder eingedampft und
die Kieselerde abgeschieden, so erhielt ich durch Fällung mit
Chlorbarium im Mittel von drei gut stimmenden Versuchen
0,4934 Schwefelsäure, was, da dieselbe an Kalkerde ge-
bunden war, 8,400 schwefelsaure Kalkerde für 100,000 Salz
ergiebt.
Kieselerde» — 100,000 Grm. des Salzes wurden mit Sal-
petersäure gekocht, zur Trockne verdampft, mit Salzsäure und
hierauf mit Wasser behandelt, filtrirt , der Rückstand geglüht.
Es wurde erhalten :
I. Kieselerde 0,720
n. „ 0,713
0,716 im Mittel.
Thanerde^ Eisenoxyd, Kalkerde ^ Magnesia. — 100,000
Grm. des Salzes, vorher zur Abscheidung der Kieselerde wie
angegeben behandelt , wurden mit Sahniak versetzt und hier-
auf unter Abschlufs der Luft (unter einer Glocke mit Kalk-
wasser} mit Ammoniak behandelt. Es fiel ein gelblich gerarbter
Niederschlag, welcher aus Eisenoxyd und Thonerde bestand.
Er wog :
Thonerde und Eisen 0,030.
Es vnnrde hierauf die von diesem Niederschlage abfiltrirte
Flüssigkeit so weit mit Wasser verdünnt, dafs sie genau ein
i^ V. Bibra^ Unteriuchuiilf des
Lttät ürög, hierafar 100,000 CC. nbgemesgeti , ifaitBiti diM
tOj'tnb (xrin. des Salzes eiits^rechetide Men^fe.
Dit^e mite iöh itiit Ueesaiii-eni Aminofdiik.
Kohlensaure Kalkerde : 0,618 = Kalkerde 0,3438,
ftif 100)MD ÖÜz 3^43^ itUketde.
Dää t^tltbt von de^ Kälkerde erjfab liiit pbosp1iorsäid*em
Natron und Ammoniak behandelt
Pkospliofsiittre talk^rde : 1,200 = Talkerde D,4359)
für 100,000 Salz : 4^dS9.
noUtiim, ffd^vun, — 1,000 Grm. des Satzes wurden in
Wässer gelöst, tiltrift, mit Bärytwasser versetzt und gekocht,
wiedißir filtrirl, der Barytüberscnufs und der Kalk durch kdti-
lehsaures Ammoniak gerällt, faltrirt, zur Trockne verdämpft, .
geglü&t, mit Salzsäure behandelt uhd nochmals geglilht,
gewogen.
Chlomatrium und Chlorkalium 0,720.
Hierauf würde in wehig Wässer gelost, unter Zusatz von
iiberscl&'iis'sTger natirichloridlösuhg bis zur Trockne verdampft
iind mit Wefhgeisl von 80 pt). übergössen. I^acli einigen
Stunden Ruhe durch ein tarirtes Filter filtrirt, mit Weingeist
von der angegebenen Stärke gewaschen und bei -f dO® R.
getrocknet.
Kaliumplalinchlorid : 0,775 = Chlorkalium 0,2368,
Chlorkaliüm und Chlorna^iütn 0,7200
Chlorkalium 0,2368
Rest Chlomatrium 0,4832
für 100,000 Salz
Ghlorkalium 0,2868 Kali 14,963 Kalium 12,424
Chlomatrium 0,4832 Natron 25,690 Natrium 19,098.
Es sind diefs &h Bei^Uhto^ile ää^ Örber Badesalzes,
wache ich quhtmfAiv beibtld^t Mbe. ^ dbh ^K^e^ habe
ieh Mch belügt, ihi^e AiiW^senheit naoUzifwds&n.
Orber B^Oembte^. 489
LUhim. — 100,000 Grm. des Sakes wurden ipH Sa^-
säare und Wasser gekocht, filtrirt, zur Trockne verdampft, mit
Alkohol aasgezogen und wieder verdampft. Hierauf mit
gleichen Volumen Alkohol und Aether bebandelti wieder ver-
dampft und mit 1 Tbeil Alkohol uod 3 Theilen Aether mm^
gecogen. Nach Verdampfung des Alkohol- und Aßtberaus-
inges zeigte die Wasserstoffgasflamme uitzweifelhaft die
characteristische dunkelcaraiinrothe Fdrbung. Versuche iny
dessen, mit erneuten Mengen von 100,000 Grm. des Splzes
das CUorlithidn quantitativ zu bestimmen, zeigten zvrar immer
mit Bestimmtheit die Anwesenheit dieses Körpers, gaben aber
in ipmntitativer Beziehung keine so Übereinstimmeade KesuK
täte, dafs ich ihnen Vertrauen schenken konnte.
Jod. ~ 20,000 Grm. des Salzes wurden mil AJkobol
digerirt, der Auszug verdiwpft, mil Wasser geUM und mit
etwas Salpetersäure und Stärkddeister behandelt. Es tritt»
wenn reine Salpetersäure angewendet wurde, eine nmr zwei"
Ceihafte Reaction auf Jod ein.
Wurde aber /eine Sänre genommen, welfchte Unfcsrsslpeter*
sivre enthielt, oder wurde duridi Erwirmen einer solchen
Säure Untersalpelersänre durch die Probeflösaigbeit geleitet,
so tritt sogleich eine intensive blaue Fäii)ung auf und es
konnte dieselbe auch bei Anw^dung von bedeutend weniger
Sdz hervorgerufen werden.
Diese von Orange bekannt gemachte MelJiode zur Snt-
Cramung des Jodes ist aekr vetrireffliGti. Ich kab^ in yer-
sohiedeBai Ouellenwasaern und Brunnen der fitadt Nttmbieirg
iordi sie ganz unzweifelhaft Jied nachgewiesen , obgleiejb ioh
■idit mehr als ein Liter des Waasei» angiewendet Juibe. AJkJn
bisweilen tritt, wenn keine blaue Färbung eraotieint, eine
sdiwach rätUjohe Faif)e auf, welche, wie idi glaube, zu
IrrAimeni veranlassen kann, wenn man Aß auch auf Joid
bezidien wdlte. Ich habe nämKcli frisch destiUirtes Wasser
184 0. Bibray ünier$uchmg des
mit der reinsten Stäriie versetzt und auf Znsatz tob Utttersal-
petersäure oder untersalpetersüurehaltiger Salpetersäure d>en-
falls eine Spur solcher röthlicher Färbung erhalten. Vielleicht
bedingt eine Zersetzung der Stärke diese Färbung. Freilich
scheint in neuerer Zeit Jod sich allenthalben und in allen
Körpern befinden zu wollen. Es wäre aber ohne Zweifel als
eine Calamität zu betrachten, wenn selbst frisch destillirtes
Wasser nachweisbare Spuren von Jod enthielte.
Brom. — Durch AuQösen von 10,000 Grm. des SafaEes,
Abdampfen der Lösung, Ausziehen mit Weingeist, und Be-
handlung des abgedampften Rüdestandes mit wenig Wasser,
Aether und Chlor, wurde die durch Brom bedingte rothbraune
Färbung erhalten. Die quantitative Bestimmung habe ich zu
machen gesucht, indem ich in 10 Fläschchen von gleicher
Gröfse gewogene Mengen von Bromkalium vertheilte (yon
5 Milligramm bis zu 50} hierauf 25 Grm. Wasser und 10
Vol. Aether und ebensoviel Chlorwasser zusetzte, die 25 Grm.
Wasser als ebensoviel Volumina betrachtet. Die auf diese Weise
ertialteneFarbenscala wurde verglichen mit der Färbung, welche
auf gleiche Weise von 10,000 des Salzes erhalten worden war.
Es stand die Farbe zwischen 5 und 10 Milligramm der
Probelösung; hieraus würde sich ergeben für 100,000 Salz :
Bromkalium 0,075.
Bor. — 100,000 Grm. des Salzes wurden mit einer Menge
Wasser übergössen, welche nicht hinreichte, dasselbe ganz
aufzulösen, hierauf unter Zusatz von Salzsäure gekocht, heifs
flitrirt und der Ruhe überlassen, nachdem Krystalle aqge-
schossen waren wieder kochend eingeengt und noch kochend
filtrirt. Dasselbe Verfahren mehrmals wiederholt, mufste nach
und nach den gröfseren Theil der andern Salze ausscheiden,
während die Borsäure , löslich in der kochenden Flüssigkeit,
in den letzten Antheilen derselben befindlich seyn mufste.
Wurde ein Theil dieser Flüssigkeit, welcher durch Salzsäure
Orber Badeial9e$. i89
angesäuert war, mit Curcomapapier gepräfl, so flirbte sich
nach dem Trocknen daisselbe rolhbraun.
Die zur Trockne gebrachte und mit etwas Schwefelsäure
befeuchtete Substanz zeigte in der Wasserstoffgasflamme eine
grüne Färbung. Die Anwesenheit einer Borverbindung war
also nachgewiesen.
leh bemerke zu der Probe mit Curcumapapier, dafs es
mir nicht ganz unnöthig erschien, mich dnrch Gegenproben
mit reiner Salzsäure- nnd mit Borsäurelösung zu überzeugen,
ob die rotbbraune Farbe des Curcumapapiers wiridich von
der Anwesenheit von Borsäure herrührt, oder ob dieselbe
nidit durch andere Einwirkungen entstanden ist. Täuschungen
sind nicht unmöglich, wenn man nicht die characteristische,
von der Borsäure erzeugte Farbe ins Auge gefafst hat
Die Gegenwart einer Spur von Phosphorsäure im Salze
konnte nur durch molybdänsaures Ammoniak nachgewiesen
werden.
Nach dem Vorstehenden enthält das Orber Badesalz
Chlor
44,006
Schwefelsaure . . 13,742
Kalium .... 12,424
Natrium . : . . 19,098
Kalkerde .... 3,438
Magnesia . \ . • 4,359
Kieselerde . . . 0,716
Thonerde und Eisen 0,030.
Ich habe folgende Zusammenstellung versucht :
Chlomatrium 49,339 Gl 30,241
ChlorkaUum 23,679 „ 11,255
Chlormagnesium .... 3,410 „ 2,512
Schwefelsaure Kalkerde . 8,400 SO' 4,934
Schwefelsaure Magnesia . 13,284 » 8,804
Kieselerde 0,766
Thonerde, Eisen .... 0,030
t88 Roekleder u. Schwärst^ aber mn^e Bitterstoffe.
Verbindungen von Jod
n » Brom
„ ^ Liihion
^ D Phospiiorfiäare
Organische Substanz
li würde diese Zusammenstellung ganz gut stimmen,
wenn statt der gefundenen 4,359 Magnesia 5,449 gefunden
worden wilren, aber ich habe die Bestimmung des Chlors und
der Sdiw!dfelsäore tur zuverlässiger als die der Magnesia
gehaKen und die fehlende Menge der letzteren ergänat.
Ueber einige Bitterstoffe;
von Er. Rochleder und Dr. R. Schtoarz.
I. <A e s c u 1 i n.
An dem Holze der Quäandtna Moringa wurde zuerst die
Beobachtung gemacht, dafs es durch Ausziehen mit heifsem
Wasser eine Flüsdgkeit gab, die im dmrchfallenden Lichte
gelb, im reflectirten Lidite blau erschien. Ein ähnliches
Verhalten fand sjutter Frischmänn bdder Rinde von
Aeiculus H^ipocmtamm und Nolde am rothen Sandelholze
und Qnassia'» Hdz.
Nach lingerer Zeit /beschrieb Raal) den Sieli^ der diesen
Dichrolsmos in den genannten Flüssigkeiten veruraadit, unter
dem Kernen Scbillercfteff. Martins nannte ihn Bfcolorin,
KastU'or Polychrom« Raab glaubte, der SchiUerstoiT sey
mit einer Säure verbunden als basisches £alz in den Pfianzen
enthalten und gab an, mem könne ihn nein erbalten, wenn
Roekteder u. Sckwar»^ iU>er einige BiUeirHof^. 187
seine öoncenfrirle wässerige Ldsmig mit Ka|rfenrilriol und
dkilrauf mit kohlensamrem Kali versetzt werde , wodurch alles
Fremdartige sieb Ascheiden liefse.
Es wQjfden mehrere Methoden zur Darstellmi^ des Aetfcaliii
vo^eschlagen von Martins, St. George, Minor, Kalli-
brhnil^r nUd Trommsdorff. Das Verfahren von Minor
ist das einfachste und wohlfeSste, und wurde von uns zur
DarstelHing des Aesculin in Anwendung gebracht.
Man kocht die zerideinerte Rinde der Rofokastattien mit
Wato^r aus, füHt das abgeprefste Decoct mit Bleizuckerldsung,
tttrirt von dem Niederschlage ab, leitet Schwefelwassersto^^as
in die filtrirte Flüssigkeit, scheidet das Schwefelblei durch
ein Filter ab , verdampft die klare weingelbe Flüssigkeit auf
dem Sandbade zur schwachen Syrupconsistenz und nberMfiA
sie der Ruhe an einem kühlen Orte. Nach mehreren Tagen
ist aVes m einem Brei von Krystallen erstarrt, den man aal
Leinwand bringt, abtropfen läfst, uln die braiuie Mutteriaufe
zu entfernen, und unter langsam v^st&rktem Dmdte ausprefst.
Man krystaflisiTt den ausgepreßten Rückstand drei- bis
vterknal aus heifsem 40 grftd. Alkohol und eben so oft aus sie«
ielidem Wasser um, ukid wäscht die zuletzt erhaltenen Ery««
sMdle mit kaheih Wasser imf dem Filter aus, bis beilän% ein
Diltthefl derselbeüi «afgdtöst sfaid. Der ungelöste Theil M
reines AeseMn. Aus ihm Muttertaugen kanh man das AescnBn,
das sie eiktballein, gewinnen, indem man den Alkohol abde-
mSOiti^ das Wasser im WasseiiHide abdmtstet, und die Rück'^
Mnde binsteHt. Das Aesculin schetdet sich etwas gefärbt in
Krystallen uas.
Bas i^bie Aesculih besitet eine blendend wetfse Farbe^
eitocheint in Form von Prismen , die oft kugelförmig gruppiil
sind, ist bitler und getiicblos. Man findet angegeben, dafs
das A^s^mlhi diirdi MetaNsalze nicht gefäHt werde. Wir
fanden, dafs dreibasisch - essigsaures Bleioxyd das Aesculin
188 Roekleder n. SchioarZy über einige Bitieretoffe.
aus der wttsserigen Lösung fällt. Der Niederschlag ist blab*-
gelblich, und zersetzt sich beim Auswaschen theilweise. Im
Uebrigen fanden wir alle von Trommsdorff über die Eigen-
schaften des Aesculin gemachten Angaben bestätigt
Das Aesculin wurde von Trommsdorff analysirt, der
aus den Resultaten seiner Analysen die Formel CieH^Ou be-
rechnete. Die Analysen , die wir mit dem Aesculin anstellten»
gaben Zahlen , die mit denen, welche Trommsdorff fand,
sehr nahe übereinstimmen. Trommsdorff bemerkte, dafs
es unmöglich sey, das Atomgewicht des Aesculins festzustellen,
da es keine Verbindungen eingeht, die zu solchen Bestimmungen
geeignet erscheinen. Wir haben daher auf einem andern
Wege gesucht diese Bestimmung auszuführen, und zu diesem
Zwecke die Zersetzungsproducte des Aesculins untersucht.
Die Zersetzung, welche das Aesculin durch die Einwir-
kung von Mineralsäuren erleidet, scheint zu diesem Zwecke
Anhaltspunkte zu geben.
Wird Aesculin mit Salzsäure oder wenig verdünnter
Schwefelsäure gekocht, so erhält man humusartige Producte,
wie sie unter ähnlichen Verhältnissen aus Zucker entstehen,
und eine kleine Menge von glänzenden Krystallen, die der
huminartigen Masse beigemengt sind. Wendet man eine ver-
dünntere Säure an und wird die Temperatur nicht bis zur
Siedhitze gesteigert, so erhält man bessere Resultate.
Am zweckmäfsigsten wurde folgende Methode befunden :
Man übergiefst Aesculiif mit so viel Wasser, als nothwendig
wäre , um in der Siedhitze das Aesculin zu lösen , und setzt
demselben den 8. Theil (dem Volumen nach} von Schwefel-
säurehydrat zu. Die Schale wird mit dieser Mischung auf
dem Wasserbade erwärmt. Das Aesculin löst sich auf, die
Flüssigkeit Tärbt sich gelb , und nach kurzer Zeit setzen sich
nadeiförmige Krystalle an den Wänden der Schale ab, deren
Menge fortwährend zunimmt. Wenn die Flüssigkeit durch
Rochleder u. SchioariHj über einige Biüenicfflf. 189
Verdunsten so concentrirt wird, dafs die Schwefelsäure eine
weiter eingreifende Zersetzung bewerksteOigen würde, was
ans der Färbung der Flüssigkeit an den Rändern zu ersehen
ist, nimmt man die Schale vom Wasserbade und läfst sie bei
einer Temperatur von 8® bis 10^ C. durch 24 Stunden ruhig
stehen. Man trennt die Krystalle, die sich während dem
Stehen vermehrt haben, durch ein Filter von der sauren
Flüssigkeit. Sie wird mit kohlensaurem Bleioxyd versetzt,
so lange noch ein Aufbrausen bei Zusatz einer neuen Menge
dieses Salzes entsteht, dann erwärmt und vom schwefelsauren
Bleioxyd abfiltrirt. Sie ist schwach grünlich gefärbt, und ent-
hält eine Spur Bleioxyd. Man setzt Thierkohle zu, eriiitzt
zum Sieden, filtrirt und erhält so die Flüssigkeit vollkommen
frei von Blei und entfärbt. Sie hinterläfst im Wasseitade
verdunstet einen schwach gelblichen, sehr süfs schmeckenden
dickflüssigen Syrup, der nach beiläufig vierzehn Tagen zu
einer Masse von weifsen Krystallen erstarrt.
Die obenerwähnten prismatischen Krystalle müssen von
einer kleinen Menge eines braungelben Farbstoffes gereinigt
werden, der ihnen hartnäckig anhängt. Man löst sie zu die-
sem Zweck in siedendem Wasser auf, giebt Thieriiohle hinzu,
und filtrirt nach einiger Zeit die siedende Lösung von der
Kohle ab. Die Krystalle scheiden sich aus der Lösung wäh-
rend des Erkaltens aus. Sie besitzen so nur einen schwachen
Stich ins Gelbe. Unter I. ist die Analyse so gereinigter Sub-
stanz angegeben, die mit Salzsäure aus AescuUn dargestellt
worden war. Unter IL findet sich die Analyse der ebenso
gereinigten Substanz, mittelst Schwefelsäure aus Aesculin
bereitet.
Die Krystalle dieser Substanz , die wir Aetcuktin nennen
wollen, sind sehr schwer im Wasser löslich; selbst kochendes
Wasser löst nur kleine Mengen , die sich beim Erkalten aus-
scheiden, in Form von Nadeln und Blättchen, die grofse
MO Bcehhi^r u. Sohwßr^, «M* einige MiUer^iflfiß.
J^vSoYäsdä mit BenspäffiiUqre zeigen. Auf eiiviip JfäIßT ge-
4M|pmett und getrocknet, überziehen m das Papier in Forip
«einer ciilbergUMi^Bendei^ Haujt, 4ie sich leicht ^b^en Itfst.
J>as AeaK^leti» U)st sich wenjg in kaltepQ, leichf i« Me^e^dcnw
Wejng/sist und scheinet sich joßich dcp ßrJti^ten ^<^nA#i|^
wiedcpr ab. ^s besitzt den Character emef sehr sch^^aql^
.Sajore. WaciAar, 4ei9i etwas 44^Ii ziv^^iei^t wurj^e, lö^t i»r
.9elb^ i^t Leichtigkeit auf^ Diese Lösu^^ge^ sin4 gojli4g^U>
gefärbt^ a^ ^atz leiner Säjore verschwindet (^ie Färbte uf^
es entsteht ejn fiKedierschls)g des gelösten AesQuletins ^l sQir
4egl|Uu;iende^ , 4ünnen Nadeln. Da(s das Aesci^eiMn ei^e ^ef^f
.aciNvr^che ß'Ai^e ist, geht aus seinem Yei^fdjten zu AmniOiai^|c
hensor. Lösjk 9ian Aesculetin in der .((Idnsten erfordei^^bieni
Wi6fpge voA' aNfinder Ainm(N[iiakAUß$igkeit aufj 90 sohep^ct^
•sic)^ beim Er^o^ten das A^p9ioniaksal|! ja gläf^z^de^, c^itrqn-
:gelben 91ättchen aus. Sammelt «pi^an .<]iese ^ ^em jP^ter,
prefst sie zwischen J[4Öschpapier und l^st ßie ^n p.«^ $(Ha-
d€^ ßxi der Luß liegen , so verflücli^tigt si<^ 4f^ Anmnoniak,
iU9d ,das Aeacidetin jb]<eibt weils und unyerändert 2(\irüc|s. Jfijie
^eariqgsten Meiiigen eines Alkfdi oder e^ner alkalischen fyiß
reiduen hin, das Aesculetin oder seine Ai^ö^iffigein g^lb ^u
Tarben. Enthält der Alkohol , in den mt^n es auflöst , eine
Spur JKalk, me .dies öfters der Fall ist, so Hrystalli^sirt i|a(^
dem Eiskalten das Aesculetin in schön gelben Krystfdlen ,f\us,
.die kaum eine bemerkbare tfenge Kalk beim X^l^reiMLen
hinterl^iasen.
lyiU man das . Aesqule^in von jec|er Spur des ^aiitn^^cmg
unbmgenden Earbefjtqffes befreien, so kann ummi (|ies ppir .auf
die Art erreichen, dafs man es mit etwas AmmoQi^ J^e-
feuchtet, (fie j^elbe ])fasse auf ein Filter I^ingt und m^t .wenig
Wasser witscht. Wenn der dqlte Tbejd der gelben iSßßße ifn
Wasser sich gelöst hat, ist aller Farbstoff mit eifiem Theil
Aeiscule^n w;eggQnqn|men. Man löst dep, ai^f de^ :Filt4^r
Roekledet ». Sehwara^ Uker §Mge Säi$f0iäff$. IM
men Tlieil in der fiMiigen Menge Wmmt, Mtet dw
Losung Satesänre zn «nd filtrirt die aiNSgescluedeneH, fari^
lose» KrysAaUe toh der Flüssigkeit ab , die ebenMIs farblos
erscheint , während der erste Antheil , der nd^en Aeseidelin
FariMoff enthält, nach Zusatz von Saksivre ekte »dihliche
oder violette , hei gr^fserer Vetdümiung g^elbe FArhng mar
^mmt. Die Analyse von Aoscid^tin, das auf diese Weise
gereinigt war, ist unter ill angeftflirt.
EMiilzt schmilzt das Aesculetin, bräunt steh dabei md
wird bei fortgesetzter Einwirkung der Wärnae grdfstnlkeüs
zerstört. Es bleibt viel Kohle Buriek, während man «iiie
geringe Menge ehies, mh gelbem l)renElichen Oele durch-
tränkten SuMimates erhält, von, wie es jcbeifft, der Eersdtzung
entgangenem Aeseutetin, .
Eine wässenge Lösung des Aesculetin wird durch Eisen-
chlorid dunkelgrün gefärbt, ohne dafs ein Niederschlag ge-
bildet würde. Da sich Aesculin in heifsem, mit Eiseuchlorid
versetztem Wasser beim Kochen mit grüner Farbe löst, so
ersieht man, dafs unter diesen Umständen das Aesculin zer-
setzt wird und Bich Aesculetin hildet.
Wir kssen hier die Analysen «les Aesculetin folgen. S>0»
Aes<)uletin war bei lOO^' C. getcodfiuet.
I. 0,3315 Substanz gaben 0,7385 CO« und 0,405 Wasser.
n. 0,3670 „ , 0,818 COa „ 0,448 „
ra. 0,4255 „ „ 0,944 CO, „ 0,439 „ -
Dies entspricht folgender procentischer Zusammensetzung :
Berechnet
Gefanden
•
'"- '■"•
'l. ^
"•"TaT^
"HC
18 Aeq. E<AIenst6ff
108 60,67
60,75
60,78
60,51
6 „ Wasserstoff
6 3,37
3,51
3,47
3,62
8 „ Sauerstoff
64 35,96
35,74
35,75
35,87
Atomgewicht 478 iOO^OO 100,00 100,00 100,00.
192 Rpohleder u. SohiDarm, über emige BiUersiaffe.
Nach mehreren vergeblichen Versuchen, eine Yerbindnng
des Äesculetins mil verschiedenen Metalloxyden hervorzubrin-
gen, mnbien wir bei den Verbindungen des Aesculetins mit
Bleioxyd stehen bleiben.
Wird eine siedende , wässerige Lösung von Aesculetin
mil einer Bleizuckerlösung vermischt, so entsteht ein volumi-
nöser Niederschlag von citrongelber Farbe, gelatinös wie Thon-
erdehydrat. Er wurde mit siedendem Wasser gewaschen.
Während dem Trocknen bei 100^ C. schrumpft er sehr zu-
sammen und hat ein dem Gummigutt täuschend ähnliches An-
sehen. Gepulvert gleicht er dem chromsauren Bleioxyd.
Er zeigte folgende Zusammensetzung :
0,715 Substanz gaben 0,733 00« und 0,1405 Wasser.
0,2655 „ „ 0,131 Bleioxyd.
Berechnet Gefunden
106 Aeq. Kohlenstoff 648,000
48 „ Wasserstoff 48,000
60 „ Sauerstoff 480,000
11 „ Bleioxyd . 1129,118
Atomgewicht 2305,118 100,00 100,00
C,o8H4.0eo + 11 PbO = 6 [C|,H.O,o] + 11 PbO.
Höchst wahrscheinlich war das Salz ursprünglich nach der
Formel CitHgOio + 2 PbO zusammengesetzt und hat durch
das Auswaschen eine beginnende Zersetzung erlitten« Man
kann die obige Formel als einem so entstandenen Gemenge
zweier Bleisalze angehörig betrachten und schreiben :
5 [CuH.Oio + 2 PbO] + [C,aH,0|o, PbO].
Nach Abzug des Bleioxydes berechnet sich die damit ver-
bundene organische Substanz auf folgende Art :
Berechnet Gefnnden
18 Aeq. Kohlenstoff 108 55,10 55,17
8 „ Wasserstoff . 8 4,08 4,28
10 „ Sauerstoff 80 40,82 40,55
Atomgewicht 196 100,00 100,00.
28,12
27,95
2,06
2,17
20,81
20,54
48,99
49,34
Rochleder ti. ScAtoars, über einige Bitterstoffe, 193
Vergleicht man diese Zusammensetzung mit der des freien
Aesculetin, so sieht man, dafs es hier in Berührung mit Blei-
oxyd und Wasser zwei Aequivalente von Wasser aufgenom-
men hat, die bei 100® C. nicht hinweggingen.
Fällt man eine alkoholische Lösung von Aesculetin mit
alkoholischer Bleizuckerlösung in der Wärme , so erhält man
einen pulverigen, schön citrongelben Niederschlag, der mit
heifsem Alkohol gewaschen und bei lOO^' C. getrocknet, fol-
gende Zusammensetzung zeigte :
0,418 Substanz gaben 0,401 00« und 0,046 Wasser.
0,287 „ „ 0,1655 BleioxyA
Berechnet
Gefunden
80 Aeq.
Kohlenstoff 1060,000
29,00
28,71
40 r,
Wasserstoff 40,000
1,07
1,19
60 ,
Sauerstoff 480,000
12,88
12,44
19 »
Bleioxyd 2123,022
57,05
57,66
Atomgewicht 3723,022 100,00 100,00
C,soH4oOeo + 19 PbO = 10 CC„H,0.) + 19 PbO.
Auch hier scheint das Bleisalz ursprünglich die der For-
mel C|gH40« 4- 2 PbO entsprechende Zusammensetzung ge-
habt, beim Auswaschen aber Bleioxyd verloren zu haben.
Nach Abzug von 57 und einem halben pC. Bleioxyd berechnet
sich für die organische Substanz folgende Zusammensetzung :
Berech Del Gefanden
18 Aeq. Kohlenstoff 106 67,50 67,55
4 „ Wasserstoff 4 2,50 2,80
6 , Sauerstoff 48 30,00 29,65
Atomgewicht 160 100,00 100,00.
Hier sind ans dem Aesculetin zwei Aequivalente Wasser
ausgetreten und die Formel des freien Aesculetin CjtHeO« mufs
demnacli geschrieben werden C]8H40e + 2 HO.
Wir gehen jetzt zu der süfs schmeckenden Substanz
zurück, die bei der Einwirkung der Säuren auf Aesculin
Ann. d. Cheml« a. Pluurm. LXXXVII. Bd. S. Heft. 13
194 Rochleder u. Schwarz, Über einige BiUerett^e.
neben Aesculetia gebildet wurde. Die Krystalle, welche bei
100® C. schmelzen, wurden bei dieser Temperatur getrocknet
Sie gaben bei der Analyse folgende Zahlen : 0,4595 Substanz
gaben 0,6375 CO, und 0,2865 HO.
Diefs entspricht folgender Zusammensetzung :
Berechnet Gefundeo
12 Aeq. Kohlenstoff 72 38,09 37,71
13 » Wasserstoff 13 6,87 6,92
13 „ Sauerstoff 104 55,04 55,37
Atomgewicht 189 100,00 100,00.
Diese süfse Substanz ist demnach ein Kohlehydrat. Sie
enthält bei 100® G. getrocknet ein Aequivalent Wasserstoff
und Sauerstoff m^hr, als der bei 100® C. getrocknete Trau-
benzucker. Der Geschmack ist viel intensiver süfs, als der
des Traubenzuckers. Mit einer Lösung von Kupferoxyd in
Kali erwärmt, entsteht augenblicklich die Reduction zu
Kupferoxydul.
Wir wollen hier die. Resultate anführen , welche uns die
Analysen des reinen Aesculins gegeben haben. Das Material
vvar zu jeder Analyse von einer andern Bereitung genomdien
worden :
L 0,3285 Subst. gaben 0,6260 Kohlensäure u. 0,1595 Wasser.
U. 0,3220 „ ^ 0,6145 „ „ 0,1530 ,
III. 0,ap35 „ ^ 0,5765 „ „ 0,1380 „
IV. 0,3155 „ „ 0,1465 Wasser.
Diefs giebt auf 100 Theile berechnet folgende Zusammen-
setzung :
- Berechnet Gefunden
i. IL lU. IV.
42 Aeq. Kohleofitoff 252 52,07 51,96 52,01 51,79 —
24 „ Wasserstoff 24 4,96 5,39 5,27 5,04 5,1^
26 , Sauerstoff 206 42,97 42^65 42,72 42,17 —
Atomgewicht 484 100,00 100,00 100,00 100,00.
Roehleder u. Schivar»^ iber einige BUientoffe. 195
Die Formel des Aesculfns imterscfaeidet sich von der deis
PhloridziDS nur im Saaerstofigehalte :
C41H14O10 + Oe = p4i^t40it%
^hloridzin. Aeicalin.
Vergleichen wir die Zusammensetzung des Aescnlins mit
der des Aesculelins und der sidsen Substanz, die durch Spal-
tung desselben entstehen , so ergiebt sich folgender Zusam-
menhang :
C4lHl40,e = C,8H40« + 2 [Ci^HioOiq]
Aoicttlin. Aescöletin«
Durch Aufnahme von 8 Aeq. Wasser entstdit
Cj.H^Oo + 2 HO und 2 [C,»H,sO„].
Aescoletin im wasserfreien Zustande gedacht = C|8H40«
läfst sich als Zimmtsäure (wasserfi*eie} betrachten, in der
drei Aeq. Wasserstoff durch eine gleiche Anzahl Aequivalente
Sauerstoff vertreten sind :
^CuH^— H, + Os =^3;5406^
waMerfr. ZimmU. wasserfr. Ae«culetiiL
Nimmt das Aesculetin zwei Aequivalente Wasser auf, wie
diefs bei der Darstellung des Bleisalzes in wässeriger Flüs-
sigkeit der Fall ist, so hat es die Zusanunensetzung der
Moringerbsäure :
3»Ha0^4- 2 HO = JWIjOh|^
Aeacaletio. Uoriogerbsflore,
mit welcher es die Eigenschaft gemein hat, durch Eisen-
chlorid grün gefärbt zu werden, mit Bleioxyd und mehreren
anderen Basen gel^e Salzä zu bilden.
Phlorid2in ^ärfällt bekanntUch unter dem Einflüsse von
SSaren in Zucker und Phloretin.
Das Phloretin hat die Zusammensetzung CsoHmOio* Das^
Aroygdalin, welches in Pflanzen vorkömmt, die denen zunächst
im System stehen, welche Phloridzin erzeugen, zerrdllt in
Zucker, Blausäure und Bittermandelöl. In den Spiräaceen,
13*
196 Rochleder ti. Sohtoarsi^ über einige BUteniaffe.
die den Amygdalin und Phloridzin producirenden Pflanzen
so nahe stehen, ist salicylige Säure enthalten, oder kann
wenigstens durch Destillation mit Wasser erhalten werden.
Die salicylige Säure ist Bittermandelöl, zu dem 2 Aeq. Sauer-
stoff hinzugetreten sind :
CuHeO^ + 2 0 = CmH^
BittermandelöL ' Salicylige Sfiare*
Das Phloretin ist Bittermandelöl, das Kohlensäure und
Wasser aufgenommen und deren Elemente gebunden hat, ohne
Sauerstoff abzuscheiden :
^soHmOjo^ =2CCmH>00 + 2 CO, + 2 HO.
Phloretin. Biuermaadelöi.
Das Aesculetin ist Bittermandelöl, das Kohlensäure auf-
genommen hat unter Ausscheidung des vierten Theiles des
Sauerstoffes derselben, oder was dasselbe ist, Bittermandelöl
verbunden mit Oxalsäure :
^3^HjO^ rrJuHjO^
Aesculetin. Bittermandelöl. OzaUflure.
Das Saligenin enthält die Elemente des Bittermandelöls
mehr denen von zwei Aequivalenten Wasser :
_CmH«04^=JCjJ^^ 2 HO.
Saligenin. Bittermandelöl.
Das Salicin enthält Saligenin und ein Kohlehydrat =:
CiiH,oOio. Das Populin enthält Saligenin, Benzoesäure, die
mit der salicyligen Säure gleiche Zusammensetzung hat, mit
einem Kohlehydrat gepaart :
^4oH«0^ ==CmH^+ CMHeO, +^CMtH^oO^
Populin. Benzoösiure. Saligenin. Kohlehydrat.
Es zerrällt nach Piria in Zucker, Saligenin und Benzoe-
säure unter Aufnahme von vier Aequivalenten Wasser.
Von diesem Standpunkte aus stehen Salicin, Populin,
Amygdalin, Phloridzin und Aesculin in einem äufserst innigen
Zusammenhange.
Rochleder u. SchwarZy über einige Bitterstoffe. 197
Trommsdorff stellte für das Aesculin die Formel
CieHfOioauf, oder was dasselbe istCgsHisOso- Die procentische
Zusammensetzung, die dieser Formel entspricht, ist nahezu
dieselbe, welche die von uns aurgestellte Formel C4sHt40i«
verlangt.
Berechnet Berechaet
C,, 51,89 C4a 52,07
H„ 4,86 «,4 4,96
0,0 43,25 0,. 42,97
100,00 100,00.
Der Kohlenstoff ist nach unserer Formel um 0,18 pC.
höher, der Wasserstoff um 0,1 pC. gröfser, als der von
Trommsdorff berechnete. Er fand im Mittel seiner Ana-
lysen etwas mehr Kohlenstoff, als seiner Formel entspricht,
und sein Wasserstoff stimmt mit dem von uns gefundenen
überein.
Die Formel von Trcfinmsdorff als der richtige Aus-
druck der Zusammensetzung des Aesculin betrachtet, würde
die Spaltung im Aesculetin und Kohlehydrat auf folgende Art
vor sich gehen :
Cs^HiwOio ^ CijHnOn + CipH^Ot
Aescalin. Kohlehydrat. Aesculetin.
Auf diese Weise würde das Aesculin in nahe Ueberein-
stimmung mit dem von Kawalier in unserem Laboratorium
untersuchten Arbutin aus Arctostaphylos twa ursi gebracht
werden.
Bei 100^ C. getrocknetes Arbutin = C^aHssOjg. Es zer-
nUlt durch Emulsin in C^,oO, und CitH|40i4 unter Auf-
Arctuvio Traubenzucker
nähme von 2 Aeq. Wasser.
Das Arctuvin CsoHioO^ unterschiede sich von dem Aescu-
letin =5 C^oHfO» durch 3 H die es mehr, und 2 0 die es
weniger enthielte als das Aesculetin nach dieser Formel.
i98 Rockleder u. Schwär», über einige Büteniafe.
Das Aesculetin könnte als ein dem Terpentinöl analoger Kdrper
angesehen werden , in dem 9 Aeq« Wasserstoff durck eben,
so viele Aequivatente Sauerstoff ersetzt wären :
C^H, Og_ = CtoHae — 9 H + 9 0.
Aesculetin.
Die Formel CsoHfOg verlangt abei; einen Kohlen- und
Wasserstoffgehalt, der mit den Analysen des Aesculetins nicht
wohl stimmt :
Berecbnel
*C 20 60,30
H 7 3,52
0 9 36,18
100,00.
Es wurden aber 60,51— 60,73-60,78 pC. Kohle und.
3,62 — 3,51 — 3,47 pC. Wasserstoff gefunden , also mehr
Kohlenstoff und weniger Wasserstoff, als der Formel entspricht.
Dies bat uns veranlafst, die Formel von Trommsdorff
durch eine andere zu ersetzen, mit der auch die durch
Spaltung des Aesculins hervorgehende Menge von Aesculetin
und Zucker besser übereinstimmt.
Die Einwirkung des Emulsins auf das Aesculin und einige
andere Punkte werden in einer nächstfolgenden Publication
erörtert werden.
II. F r a X i n i n.
In der Rinde von Frcuovuu excelsior entdeckte Keller
I
eine krystallinische Substanz, die er für ein Alkaloi'd hielt.
Buch n er legte dieser Substanz den Namen Fraxinin bei.
Man erhielt diese Substanz durch Auskochen der Rinde
mit Wasser, Fällen des Decoctes mit Bleiessig, Filtriren, E^t*
fernen des Bleies durch Schwefelwasserstoff» Abfilteren vom
Schwefelbl^i und Verdunsten der Flüssigkeit, wobei dfis Fraxinin
in Prismen von bitterem Geschmack, auskrystallisirle.
Rochleder u. Schwarz, über einige BiUerstoffe. 199
Um diese Substanz zur Untersuchung darzustellen, wurde
Bschenrinde imt Wasser aufgekocht, das Decoct mit Blei--
zuckerldsnng gefällt, der Niederschlag durch Filtriren entfernt,
die filtrirte Flüssigkeit mit Bleiessig gerallt» der Niederschlag
ahfiltrirt, die Flüssigkeit mit Schwefelwasserstoff behandelt,
das Schwefelblei durch ein Filter getrennt und die Flüssig-
keit eingedampft. Es blieb ein bitteres, braungelbes Extract,
in dem sich nadelformige Krystalle zeigten. Da diese von
der Mutterlauge mechanisch nicht wohl zu trennen waren,
wurde das Extract mit kochendem Alkohol behandelt, der die
Krystalle löste, von den übrigen Bestandtheilen aber wenig
aufnahm und sich dadurch weingeti) ffilrbte. Durch Verdun-
sten des Alkoholauszuges erhielt man schwach bittere Kry-
stalle, die in Weingeist gelöst mit Thierkohle behandelt wur-
den. Auf diese Art erhielt man vollkommen farblose Krystalle
einer Substanz, die in ihrem Geschmack und allen Eigen-
schaften mit dem Mannit die gröfste Aehnlichkeit besafs. Eine
Analyse bestätigte , dafs dieser Körper wirklich Mannit war :
0,3340 Substanz gaben 0,4825 Kohlensäure und 0,230
Wasser.
Diefs entspricht der Zusammensetzung des Mannazuckers :
Berechoei Gefunden
6 Aeq. Kohlenstoff 36 39,55 39,38
7 „ Wasserstoff 7 7,69 7,64
6 „ Sauerstoff 48 52,76 52,98
Atomgewicht
91
100,00
100,00.
Berechnet
Gefunden
8 Aeq. Kohlenstoff
48
39,66
39,38
9 „ Wasserstoff
9
7,43
7,64
8 » Sauerstoff
64
52,91
52,98
Atomgewicht 121 100,00 100,00.
Dtes Fraidnin von K'eller kömmt also entweder nicht zu
jederzeit in der Rinde von Fraamius excel$ior vor, oder wird
300 . Rochleder ^ Nachschrift vu der
auf diese Weise überhaupt nicht krystallisirt erhallen. DaTs
ein Bitterstoff in der Rinde enthalten ist, ist gewifs, ob er
aber in Krystallen zu erhalten sey, müssen fortgesetzte Be-
obachtungen zeigen.
Wir werden in Kurzem die Resultate der Untersuckong
einiger anderer Bitterstoffe vorlegen.
Nachschrift zu der Untersuchung tiber Aesculin ;
von Fr. Rochleder.
Wir kennen gegenwärtig folgende Körper , die sich in
Berührung mit Emulsin oder verdünnten Mtneralsduren bei
erhöhter Temperatur in ein Kohlehydrat und ein oder zwei
andere Producte spalten.
I. Gruppe.
Amygddin .... Spaltet sich durch Einwirkung von Emulsin
nach Wöhler und Liebig inBlausäure,
Bittermandelöl und Traubenzucker.
Salicin Spaltet sich nach Piria unter Einwir-
kung von Emulsin in Saligenin und
Traubenzucker.
Phloridzin .... Spaltet sich nach Stafs unter Einwir-.
kung verdünnter Schwefelsäure und
Wärme in Phloretin und Traubenzucker.
Rhodeareünsätire . . Spaltet sich nach Kaiser durch Ein-
wirkung von Salzsäure in Rhodeoretinol
und Traubenzucker. Spaltet sich durch
Einwirkung von Schwefelsäure C^er-
Uniersuchung über AescuUn. 201
dttnnter) bei erhöhter Temperatur, so
wie durch Berührung niit Emulsin in
Rhodeoretinolsäure und Traubenzucker,
nach Mayer.
Bubergihrmsawre . . Spaltet sich durch Einwirkung von Mi-
neralsäuren, nicht durch Emulsin in
Alizarin u. Traubenzucker (Rochleder)..
ArbuUn Spaltet sich durch Einwirkung von Enml-
sin nach Kawalier in Arctuyin und
Traubenzucker.
Papulm Spaltet sich nach Piria durch Einwir-
kung von Alkalien in Benzoesäure und
Salicin, verändert sich nicht durch
Synaptase.
AßMeuUn Spaltet sich durch Einwirkung von ver-
dünnten Mineralsäuren bei erhöhter
Temperatur in Aesculetin und Zucker
(Rochleder und R. Schwarz).
IL Gruppe.
CamcoMäure . . . Spaltet sich durch Einwirkung verdünn-
ter Mineralsäuren bei erhöhter Tempe-
ratur in Chinovasäure und Zucker (Roch-
leder und Hlasiwetz).
Omovagerbsäiure . . Spaltet sich durch Einwirkung verdünn-
ter Schwefelsäure bei erhöhter Tem-
peratur in Chinovaroth und 2kicker
(Hlasiwetz).
Oaüäpfdgerbsäwre . Spaltet sich durch Einwirkung verdünn-
ter Schwefelsäure bei erhöhter Tempera-
tur in Gallussäure u. Zucker (Strecker).
Die in der ersten Gruppe zusammengestellten Körper
unterscheiden sich von den Gliedern^ der zweiten Gruppe
Mt Roohlederj Nach$chr^t «» der
dadoreh , dtfir sie entweder ganz indifferent sind, wie Amyg-
dalin, Saifcin, Phloridzin, Arbutin, Populin und Aesculin, oder
ttafsenl schwach saure Eigenschaften besitzen, wie die Rub-
erythrinsfiure. Nur die RUodeoretinsiHire besitzt deutlicher
ausgesprochen die Natur einer Säure. Alle diese Körper
lassen entweder ihr Atomgewicht durch Verbindungen mit
Bhsen' nioht^ besliinmen> oder wenn es bestimmbar ist , ist ea
8^^ Uoeh' und entspricht den für diese Köi-per angenommenen '
Pomeüi'.
Anders verhfilt es AdA mit den Gliedern der zweiten
Gi^ppe^ deren AlOBigewioht sich bestimmen läfst. Aus den*
Analysen der Sdze dieser SAurenf läfst sich ihr Atomgewicht
ableiten.
Die Glieder der ersten Gruppe enthalten also ein Kohle-
hydrat^ das IS Aeq. Kohlenstoff^ und Wasserstoff und Sau«*^
sloff zu gleichen > Aequivalenten erhält. Unter Aufnahme von
Wasser tritt > es als Zucker aus. Man kann diese Körper mit
Laurent mit dem Namen Glocosamide bezeichnen.
Die Körper der zweiten Gruppe enthalten vermöge ihrer
Zusammensetzung kein Kohlehydrat mit 12 Aeq. KohlenstofH
Ihr Atomgewicht mttfste sonst ein wenigstens doppelt oder
drlsifach so hohes seyn , als es durch ihre Salze angezeigt
wird. Niemand ist es in den Sinn gekommen die Formel des
Alkohols zu verfünffachen und C^oHsoOio zu schreiben^ weil
beim Durchleiten seiner Dämpfe durch ein erhitztes Rohr
Naphtalih entsteht^ dasSOAeq. Kohle enthält. Dadurch^ dafs
diese Säuren unter Unständen ein Kohlehydrat mit 12 Aeq.
Kohle liefern , ist demnaoh noch lange nicht bewiesen ^ dafs
sie dn solches fertig g<»bildet enthalten.
Das Kartoffelfttselöl mit Schwefelsäure behandelt giebt
Gi^HiO) dessenungeachtet hlBit es die Formel C,oH|tOs und
nicht C«oH4sOa.
UrUersuchmg über iUicutti. 208-
Wiffum diese Säuren, und wahrsdieiBtich noob mehrere
andere anter Einwirkong verdünnter Mlneralsäuren bei er»
lichter Temperatur Zucker liefern^ viele andere Säuren nicU,.
i^ upbekaiint und kann, durch Willkür in der Aendenin^
der Forraebi nicht erklärt werden* Es ist eben so unbekannt,
warum bei der trockenen Destillatton viele Sub^tansen ein
dem. Zucker procentisch gleich zusammengesetztes Produef, da»
j^ssigsänrehydrat) liefern, wäiireBd andere ähnliobe K^h-per
keine Spur davon unter denselben Verhältnissen geben^
Wenn man auf diese gedaditen Säuren , aasgehend^ von
der. Annahme , dafs sie ein kohlehydrat mit 12 Aeq. Kohle
epatbalten, neue FormeUi berechnet, wie diefe Strecker bei
der Gerbsäure gethan hat , so wird man in Zukunft für jede
solche Säure zwei Formeln haben, eine von ihren Salzen,
eine zweite von ihren Zersetzmigsproducten abgeleitete, die
sich nicht auf einander zurückführen lassen. Ob damit etwas,
g^onnen ist, wage ich zu bezweifeln.
Ich kann nicht umhin, hier auf eine von Laurent ge-
machte Zusammenstellung der erwähnten Glucosamide und
mehrerer Gerbsäuren die Aufmerksamkeit zu lenken.
Die Zusammensetzung von mehreren Gerbsäuren war
joichi vereinbar mit« den Ansichten von Laurent« Er h&^
rechnete daher neue F^ormeln für mehrere derseOien. .
Laurent behauptet, dafs alle der Gallussäure ähnlichen
Säuren wie diese 5 Aeq. Sauerstoff enthalten mübten, und
ajje der Galläpfelgerbsäure entsprechenden wie diese 26 Aeq.
Sauerstoff (nach der Formel der Galläpfelgerbsäure von
Laurent}.
Nachdem ich in den letzten Jahren mit mehreren Säuren,
die man Gerbstoffe zu nennen pflegte, bekannt geworden war,
und sah, dafs sie so, wie alle andern bekannt gewordenen
Säuren dieser Art entweder nach der Formel Ci^HaOn zu-
sammengesetzt waren, oder der Formel CifHeOn entsprachen,
304 Rochleder^ Natiuehrifi %u d. Untersuchung ub.Ae$cuUn.
oder CisHsOn waren, welche letzteren sehr leicht eine Süure
von der Formel CuHfOn oder C|4HeOn liefern, so glaubte
ich, daTs in diesem gleichgrorsen Kohlegehatt und nahezu
gleichgrofsem Wasserstoffgehalt die Aehnlichkeit dieser Säuren
begründet wäre, so wie ich die Aehnlichkeit von Kali und
Natron in der Aehnlichkeit von Kalium und Natrium und die
Verschiedenheit von Manganoxydul und Quecksilberoxyd in
der Verschiedenheit des Mangans vom Quecksilber gegründet
glaubte.
Laurent stellt nun als Grund der Aehnlichkeit den
gleichgrofsen Sauerstoffgehalt auf, und macht es dadurch
ganz unbegreiflich , warum Indigo , Alkohol , Bleisuperoxyd
und Bittermandelöl so unähnliche Körper sind, da sie doch
alle 2 Aeq. Sauerstoff enthalten, oder soll vielleicht künftighin
Alkohol =:CeH90s, Bittermandelöl CisHjsO« und Bleisuperoxyd
PbsO« geschrieben werden?
Es ist möglich^ dafs die Formeln aller Gerbsäuren^ wie
sie von Liebig, Pelouze und Andern aufgestellt wurden,
unrichtig sind. Die Formeln^ die ich für die Gerbsäuren
gegeben habe^ mögen falsch seyn^ das will ich dem Herrn
Laurent zugeben, denn Niemand ist unfehlbar, und die
Gerbsäuren sind schwierig zu untersuchen. Jedermann wird
sich Dem verpflichtet fühlen, der diese Irrthümer durch ge-
wissenhafte Untersuchungen aufdeckt und bessere Formeln
an die Stelle der irrigen setzt, dafs aber mit der Anwendung
des Ein Mal Eins, wie es Laurent handhabt, ohne experi-
mentelle Grundlage Nichts gethan sey in der Wissenschaft
und für dieselbe^ darüber kann kein Zweifel seyn.
ao5
lieber den Kaffee als Getränk in chemisch-*pbysio«-
logischer Hinsicht;
von Dr. JuUua Lehmann.
Von der Zeit an^ wo der Kaffee als Genufsmittel eine so
grofse Bedeutung im socialen Leben erlangte , lenkte er das
allgemeine Interesse vieler Forscher auf sich , die sich dann
verantafst fühlten, über die Wirkungsweise desselben (hefls
blofse Hypothesen aufzustellen, theils ihre Ansichten darüber
durch analytische Belege zu bekräftigen.
Payen suchte noch vor wenig Jahren den Werth des
Eaffeeabsudes für die Ernährung in dessen Stickstoffgehall
darzuthun; er ging dabei wahrscheinlich von dem Gesichts-
punkte ms, dafs der Stickstoff einer Substanz der Mafsstab
ihres Ernährungsvemiögens sey. Seitdem man aber weifs^
dafs die Bestimmung des Stickstoffes in dieser Hinsicht nur
dann mafsgebend ist^ wenn letzterer in Form von Protein-
Substanzen vorhanden ist, und dafs die im Kaffee befindliche
Proteinsubstanz, dasLegumin, nur in höchst geringen Mengen
in das Absud mit übergeht, und daher der meiste Stickstoff
desselben von Caffein herrührt, so ist man genöthigt, diese
Ansicht fallen zu lassen und sich auf eine andere Art eine
Erklärungsweise zu suchen.
Bück er wendete nun später, um die Wirkungsweise
des Kaffees zu erklären , seine Aufmerksamkeit dem nach
Genufs von Kaffee ausgeschiedenen Harn zu, und fand, dafs
die Hamstoffausscheidung dadurch vermindert werde.
Lehmann hingegen, der sich von der Reaction des
Gaffeins auf den Organismus überzeugen wollte, erhielt
gerade ein vollkommen entgegengesetztes Resultat, nämlich
eine bedeutend vermehrte Harnstoffausscheidung.
908 Lehmann^ über den Kaffee als GeMmk
Je mehr sich nun die Resultate von Untersuchungen
irgend eines Gegenstandes widersprechen, desto mehr murs
man sich zu neuen Forschungen ^artbeir hingezogen fühlen,
um endlich durch Thatsachen, die aus genauen und vielseiti-
gen Prüfungen hervorgegangen sind, die Wahrheit an das
Licht fuhren zu helfen.
Der Mangel at Genauigkeil und Acidauer, an veraus-
geschickter Beseitigung ganz besonderer VerMItnisse und
Schwierigkeiten bei gewissen Untermckmgea war wohl httufig
der Grund falscher Resultate, die «ns dann eben so falsche
Ansichten über Gegenstände auMrängten , oder richt^e wie-
der verdunkelten. Auf diese Weise mdgen woU a»ch die
ganz verschiedenen Ansichten ttber die eigentbüoiliche Wir-
kungsweise des Kaffees auf den Organismus entstanden seyn,
und wir befinden uns daher ttber eine Substanz noch voU-^
kommen im Unklaren, die von so angdieurem Einflufs a«f
eine zufrieden gestellte Existenz der vielen BGIlionen von
Menschen ist, bei denen das Schicksal den Mangel desjenigen
Stoffes einU^eten liefs, durch dessen Austausch sie sich nur
allein in den Stand einer vollkommen normalen Lebenswcdse
hätten setzen können.
Verschiedene Beobachtungen , hauptsächlich aber die be-
deutende Consumtion des Kaffees, sowie der instinctmäfsige
Genufs desselben gerade vt>n der armen Bevölkerung, vo6
denen die Meisten nicht im Stande sind, ihrem Körper vor-
züglich im Verhältnifs zu ihren Kraftäufserungen eine hin-
reichende Qmsa&VkX (dastischer Nahrungsmittel , die der Körper
itt seiner ungehinderten Existenz nöthig hat, ^ reichen,
führten mich ebenfalls zu der Ansicht, dafs wahrscbeinlid»
der Kaffee durch eine Verbingsamiuig des Stoffwechsels eine
•igenllich fllv den Körper ungenügende Nahrung genügend
zu machen im Stande sey.
«1 chmmsch^hynologiicher Bkukhi. dOT
Bei vorliegender Arbeit hatte ich mir daher zur Aii%d>e
gestellt, durch abhaltende und genaue Uniersuehung die Wu^-
kuogaweise d^s KafEeeabsadjes auf den Orgamwnus, im Alt-
gemeinen fiber hauptfiäcblich diejenige, welcbe er auf 4e«
SU>ff>ve€l^ßel aiißiibt , m fitudiren , und dann naher auf die
beiden characterustisohen Bestandteile dee Kafleeabsudes, das
CeSe'in und das empyreumatische Qel einzugehen, um dadurch
Z9 erforschen, welchem dieser beiden Steffi» die oder jene
Wirip^ng des Kaffeeabsudes zukommt
Da nun für die Lehre vom StoiTwechsel eines Individuums
uiehts raabgebender ist, als genaue Untersuchungen des in
«
einer gewissen Zeit gelassenen Ham/B, so beschränkte ich mich
auch hauptsächlich bei dieser Arbeit darauf.
Jedoch bei derartigen Untersuchungen ist es durchaus
nicht hinreichend, wenn, wie es nur zu häufig geschieht,
dfun Individuum , während es seme gewöhnliche Lebensweise
fortführt, die Substanzeq gereicht werden, dann die Consti*«
ttttiofi des Harns festgestellt und diese Operation vielleicht
nur zwei- oder dreimal oder an mehreren Individuen nur
einmal angestellt wird.
Denn wenn man bedenkt, dafs schon bedeutende Diffe«
renzen in den quantitativen Verhältnissen der Harnbestand-
theile durch geringe physiologische Bedingungen hervorge-
rufen werden, wie z. B. hauptsächlich durch die QuanliUlt
und Qualität der Nahrungsmittel, sowie auch durch verschieb
deae körperliche Anstrengungen, Gemüthsbewegungen etc.j
so wird man leicht einsehen , dafs es bei der Prüfung einer
Substanz' auf den StoiTwechsel des Körpers, das erste Be^
dürfnifs ist, eine constante, vollkommen gleichmälsige Diät,
i^id eii^e, soweit es thunlich ist, geregelte Lebensweise in
jeder Beziehung während der ganzen Zeit der Untersuchimg
dem Individuum gesetzmäfsig zu machen. Hierbei ist aber
noch besonders dafür Sorge zu tragen, mehrere Individuen.
206 Lehmann i über den Kaffee ab Getränk
der Untersüchang zu unterwerfen und nicht etwa, wenn nach
dem ersten, zweiten oder dritten Tage der Eingabe der Sub-
stanz keine deutlich hervortretende Reaction zum Vorschein
kommt y die Untersuchung schon einzustellen und daraus zu
folgern, dafs die Substanz in der oder jener Beziehung keine
Wirkung ausübe. Denn nur ^zu häufig fand ich, dafs dieselbe
erst nach mehreren Tagen deutlich zum Vorschein kam. War
sie dann eingetreten, so fuhr ich so lange mit der Unter-
suchung fort, bis ich durch mehrere gleicbmäfsige Resultate
die Wirkungsweise mit Sicherheit constatiren konnte.
Gelingt es nun, zu derartigen ^beiten gerade solche
Individuen zu erlangen, welche sich den nölhigen Anforde-
rungen streng unterziehen, eine wochenlang gleichmäßige
Diät forlzuftihren im Stande sind, und so wenig wie möglich
während der Untersuchungsperiode extravagiren, so ist damit
schon eine grofse Schwierigkeit beseitigt und es können dann
hauptsächlich nur noch pathologische Verhältnisse seyn, welche
den Untersuchungen sehr störend in den Weg treten. Aus-
dauer, Genauigkeit und Vielseitigkeit in denselben sind die
Bedingungen, welche derartige Arbeiten gelingen lassen
können.
Um nun die Wirkungsweise der Kafieeabkochung und
seiner einzelnen Bestandtheiie auf den Stoffwechsel kennen
zu lernen, bestimmte ich stets die in 24 Stunden gelassene,
sorgfältig gesammelte Menge Harns, und hielt es für hinreichend,
die drei wichtigsten Ausscheidungsproducte in demselben :
den Harnstoff, das Chlomatrium und die Phosphorsäure quan-
titativ zu bestimmen.
Die Methoden, welche ich dazu anwandte, sind die von
Lieb ig angegebenen, durch welche der Harn erst zur vollen
Bedeutung gelangen dürfte , weil sie allein dem Arzt und
Chemiker möglich machen, nicht nur in äufserst kurzer Zeit
grofse Reihen von Untersuchungen durch höchst einfache
m ehmkeh^iOijfiiologiieher BmskkL 909
Manipulationeii zu bewerkstelligen, sondern weil sie auch den
bedeutenden Vorzog besitzen, vorzüglich bei vergleichenden
Analysen fortwährend genaue Resultate zu liefern, die .wir
Qftch den altem Methoden trotz des sehr grofsen Zeitaufwan-
des nicht inuner im Stande waren zu erreichen.
Die Methode, das Chlomatrium und den Harnstoff im
Harn zu bestimmen, beruht auf Folgendem :
Wenn man eine noch so verdünnte Lösung von Harn-
stoff mit' einer Lösung von salpetersaurem Queclisilberoxyd
versetzt, so erhalt man augenblicklich einen weifsen, flockigen,
käsigen Niederschlag, der aber bald krystallinisch wird.
Dieser Niederschlag ist eine Verbindung von salpetersaurem
Harnstoff mit Quecksilberoxyd und zwar UrNO« + 4 HgO. Es
wird also salpetersaures Quecksilberoxyd durch Harnstoff ge-
fällt, nicht aber das Quecksilberchlorid. Enthält daher eine
Flüssigkeit neben Harnstoff zugleich auch Chlornatrium, so
kann auf Zusatz von salpetersaurem Quecksilberoxyd der
weifse Niederschlag von Harnstoff nicht sogleich erfolgen,
bevor sich nicht alles in der Flüssigkeit anwesende Chlor-
natrium mit dem salpetersauren Quecksilberoxyd zu salpeter-
saurem Natron und Quecksilberchlorid umgesetzt hat; fügt
man mehr von dem salpetersauren Quecksilberoxyd zur Flüs-
sigkeit, so entsteht dann der Niederschlag vonUrNOs+4HgO.
Sobald sich also durch mehr Zusatz von salpetersaurem
Quecksilberoxyd eine Trübung in der Flüssigkeit zeigt, ist
alles Cidomatrium mit dem salpetersauren Quecksilberoxyd
umgesetzt. Hierauf gründet sich nun die Bestimmung des
Kochsalzes im Ham^ welche also im Wesentlichen darin
besteht, dafs man zu dem zu untersuchenden Harn eine Lö«
sang von salpetersaurem Quecksilberoxyd von bekanntem
Crehalte bringt und sich bemerkt, wie viel man davon ver-
braucht, bis die bleibende Trübung eintritt. Die verbrauchte
▲nul. d. Chams« a. Phami. LXXXVn. Bd. S. H«ft. 14
MO Lekmumn^ M^r den Ktffm ak €kMnk
Onantilil der Salpetersäuren Quecksilberoxydldsunif fptlbi den
Anhaltspunkt zur Bestimmung des GebaKes der PIQssigkeif
an ChlomaArium.
Beitinmimg des Barmfüffs,
Wie oben gesagt , erfolgt ein Niederschlag , wenn man
zu einer Lösung von HamstofT salpetersaures Quecksilberoxyd
setzt, welcher auf 1 Atom UrNO« 4 Atome HgO enthält. Kennt
s
man nun den Quecksilbergehalt der zugesetzten Lösung genau,
und weifs man die Grenze, wo genug von derselben zugesetzt
ist, so dafs aller Harnstoff geföllt ist, so läfst sich daraus der
HarnstoiTgehalt bestimmen. Einen geringen Ueberschufs von
zugesetztem salpetersaurem Quecksilberoxyd zu der zu unter-
suchenden Flüssigkeit kennt man ran dem gelben Niederschlag,
den dieselbe auf einem Chrglas mit einer Lösung von koh-
lensaurem Natron giebt. Es ist also das erste Erscheinen
dieses gelben Niederschlags mit kohlensaurem Natron ein
sicheres Zeichen, dafs aller Harnstoff vollkommen gefallt ist.
Da nun phosphorsaure Salze mit salpetersaurem Queck-
silberoxyd ebenfalls einen welfsen Niederschlag geben, so
würde defshalb ihre Anwesenheit in der zu untersuchenden
Flüssigkeit eine bedeutende Fehlerquelle abgeben, wefshalb
Sie immer vor der Titrirung des Chlornatriums und Harnstoffs
entfernt werden müssen. Man mifst sich zu diesem Behufe
i Vol. des Harns ab und setzt dazu 1 Vol. einer Mischung
von ein^ kaltgesättigten Lösung salpetersauren Baryts und
Barytwassers; hierdurch werden die phosphorsauren Salze
ausgefüllt ; man filtrirt und im Filtrat wird auf die angegebene
Weise der Kochsalz- und HamstoffgehaU bestimmt. Zur Be-
stimmung der Phosphorsäure wendete ich die ebenfalls von
Lieb ig angegebene Methode an *^.
^) Diese Annaleo LXXVIII, 150.
Von eleu Unteriuobaiiffw» wel^ icli an vni müiinlichen
hdividoen, 6. M. mid H. S. anstellte, war es bei den zn«
nicbst folgenden neine Aafgidi^, das normal« Mittel derjenigea
vQatttrtat des m 104 d tun den ge lasa enen uovhs nnct des nfunn
t^dliclien BrnnHof»^ (MmmirimHi und der Pheiphorsänre
festzQsteUen , wdohe Im einer weiter unten angerührten Diftt
«Am Ge$wf^ fw Kofe^ au^geficbieden worden. leb setzte
bei dieser Piüt die Untersuchon^ so lange fort, bis sieh
mehrere Tage nach einander die quantitalivon Verhältnisse
der drei Au^seb^idtingsproducto si^miyeh gleich blieben.
6. M., 33 Jahr alt, von sehr gesimder Ck>nst)lution
und 102 Pfund Körpergewicht. — Se(ne Ernährungsweise
\9wr in 4^n leUten Jahren eine der ärmeren Bevölkerung
entsprechende, die nieist aus Brod, Kartoffeln , vielem Kaffee,
Butter I maachnuil Käse» aeltener nur ans Fleiach bestand;^
seine tägüche Besehttftigung, sowie seine ganne Lebeosweiae
waren im Allgemeinen a^hon sehr geregelt, ao dafs tv sich
ganz gqt zu darartigen Untersttchungen eignete.
Während der ganaen Uatersuchung^periode versetzte ich
seine Diit in einen gams i^tehmiirsigen Zustand, indem «eh
ihm täglich dieselbe Qualität und Quantität an festen und
flitesigen Kahrungsmitteln reichte« Des Morgens erhielt er
8 Loth Weifsbrod mit BnUeTi de« Mittws 1» hoiV IHeisch «la
Bftftfatfiak mit 8 Loth in Wasser gekochtem Bnlla und eben
a^ viel Bre4 , de^ Abenda 84 ho^ Brod mit Butter. An
flOsslgen Ifi^hningsmitteln nahm er während dßß Tag^s 5 ifis
6 CHäser Wasser, des Abends 2 kleine Gläser einfaches Bier
zu sich.
Pfr Mann bi^It diese Diät viele Wochen so ani » sfets
mit der Veräohening} dafs er im ganzen Jahre alle Tage so
fort leben könntet ^hne dieser Nahrung üherdrüssig ^u wer-
den, Die QuanlH{iten der festen Ausscheidongsprqdupte sind
k^ allen Vntefs^cbungen fn firammen bestimmt.
14 #
Lai>a«», tUr dem Kafa alt OdrUi
Haatuae der
VntertuOimg elmt
Kcffu^
«m^.
Datum
Cub.
Ceot.
üfin
BeacUoo
Ȋure
Chlor-
Barn-
■loff
Mii
t9.
1030
klar, weiDgclb
3,166
8,389
S2,906
20.
1130
alkalisch
trübe, starker Bodcniati
;<,H2
9.591
21.
2020
alktllscb
3.732
23,664
22.
1808
■lUlriJoh .IrObe, alarker Bodcneali
3 64^
13,328
25,229
23.
2010
BJkoliich ItrQbc, starker BoiIensflU
4,S>
24.
1695
3,8!«:
8,051
24,860
25.
1284
klar, weingelb
3.842
i,m
27.
1856
sauer
5,796!l2,.341
aa
1458
klar, weingelb
*.2W
9,429
29.
1532
4 156
8,892
26,250
30.
1453
3,i«IH
9,245
S1.
1312
4,098
10,001
27,991
Jttni
1.
14ß3
iKucr
4,210 9.25)
27,584
I 7220 I I 120,700,46,818 |136,160
H. S., 28 Jahre alt, von gesunder CoDslitulion and 141
Pfund Körper^fewicht, war an ziemlich krfiflige Nahnmgsmiltel,
aber ebenfalls an einen täglichen GeßuCi von Kaffee gewöhnt.
Während der Untersuchung wurde seine Diät, überhaupt
Mine ganze Lebensweise, wie bei Ersterem geregelt, nur mit
dem Unterschied, dafs er des Mittags ISLoth Fleisch erhielt.
RetuUate der
Kaffeegenuft
DHnm
Cent.
UriB
BMctJon
BeMDdera EiKciuchaftai
Pboa-
Chlor-
natriom
Hara-
stoir
1».
lt»3
laoer
klar, weingelb
B,2H1
7,246
25,016
3,405
21.
1750
■Ikaliich
3;756
9,462
26,343
•Ikaliacb
4,202
8,444
23.
muer
3,991
6,346
28,*14
4,223
10,541
26,992
2b.
1579
4,1 SS
11,201
29,101
4,371
9,414
29,42b
-450(
toOftl
sa
1599
■tuet
3,H9t
9,870
31,110
1674
«aucT
9,573
4,.57<
10,052
1549
■aller
4,489
9,a31 1 31,25t
8177
23,105
49,327
156,490
m chemischrfhyiiologUcher Umsicht 213
Die störenden Wirkungen, welche die ganz veränderte'
Diät, hauptsächlich wohl die Entziehung des Kaffees auf den
Organismus hervorgerufen hatte, und welche sich bei beiden
Individuen mehr oder weniger durch ein Gefllhl von Nüch-
ternheit und Schwäche kuiid that^ zeigten sich auch in dem
in den ersten Tagen gelassenen trüben, alkalisch reagiren-
den Harn.
Am stärksten trat die störende Wirkung bei 6. M. her-
vor* Erst nachdem sich der Organismus an diese Lebens-
weise gewöhnt zu haben schien, wurde der Urin wieder
vollkommen normal und das nüchterne Gefühl verminderte
sich bei Beiden, ohne jedoch bei dieser Diät gänzlich zu
verschwinden.
Das Mittel Tür die Quantitäten der Auscheidungsstoffe
bestimmte ich bei diesen, sowie bei den folgenden Unter-
suchungen allemal erst aus den Resultaten, die ich erhielt^
nachdem der Organismus wieder in seinen normalen Zustand
zurückgekehrt war und die bedeutenden Schwankungen in den
quantitativen Verhältnissen des Harns aufgehört hatten.
Es betrug bei :
G. M. pro Tag 1444 CC. Urin, 4,140 PO, 9,363 NaCl 27,232 ür
H. S. pro Tag 1635 CC. Urin, 4,421 PO. 9,865 NaCl 31,298 Ur
Um nun zuerst die Einwirkungen der Kaffeeabkochung
auf den Stoffwechsel im Körper kennen zu lernen, erhielten
diese beiden Individuen vollständig dieselbe Diät fort, nur
mit dem Unterschied , dafs sie hier anstatt der zwei Gläser
Wasser des Morgens und zwei Gläser nach dem Mittagsessen
Kaffeeabsud Qede Portion aus 1^ Lolh Bohnen bereitet) zu
trinken bekamen.
Vom ersten Tage dieser Diät an verschwand bei Beiden
das Gefühl fortwährender Nüchternheit vollkommen ; sie waren
aufgeheitert und zur Arbeit wohl disponirt. Der Harn blieb
dabei ganz normal.
214
Lehmann^ über den Kdffte al$ Oeirnnk
Untersuchung den Banu wm 0. M. nat^ Kaffeegenufs.
m
m
«Bfe
«Ell
phor^
sfture
SM
Harn-
itolf
Datum
Cub.
Urin
ReacCbli
Besondere EigenaciuAeB
Chlor-
nalHitni
Joni
4.
5.
6.
7.
8.
2103
nuer
1480
9
1620
•
1500
n
1846
n
1520
»
webgelb» klar
n
n
»
n
n
•
n
n
n
n
4,113
3^669
3,822
3,782
3,876
2,036
13,755
9,570
8,380
11,543
11,201
8,255
86,181
24,311
25,185
24,000
34,113
23,300
9.
10.
li.
12.
13.
1340
9
1620
n
1560
n
1520
n
1332
M
9
9
9
9
9
9
9
9
9
2,673
3,572
3^430
2,818
3,024
6,932
6,285
8,070
6,469
7,001
21,440
19,440
21»360
20,984
2Öi35t
l 7363 I
I
1 15,526,34^57 |103|475
Untersuchungen des Roms ron H. S. nach Kaffeegenufs.
Datum
CobT
Cent.
Reaction
Urin
1594
saner
1812
9
1789
9
1921
9
1934
9
Besondere Eigenschaften
Pfao».
phor-
8<ure
Ohlor^
natrUim
llani-
Stoff
Juni
3.
4.
5.
6.
7.
weingelb» klar
9
9
9
9
9
9
4,212
4^<)10
3,825
3,154
3,203
10,170
11,285
9,354
8,411
9,052
30,992
29,104
27,243
24,532
8.
9.
to.
11.
12.
2112
1946
1989
2002
1979
9
9
9
9
V
9
9
9
9
9
9
9
9
9
«
3,025
2,981
2,899
3,201
2,912
8,515
8,910
9,102
8,808
8,769
22,001
21,453
22,211
21,360
21,415
10028 |15,018|44,098 1 108,440
Das Mittel von dem in 24 Stunden gelassenen Harn und
seiner festen Bestandtheile betrug :
von G. M. : 1512 CC. Urin, 3,106 Phosphorsäure, 6,951
Chlornalrium, 20,695 Ur;
von H. S. : 2005 CC. Urin, 3,001 Phosphorsfture , 8,819
Chlornatrium, 21,888 Ur.
Aus diesen Resultaten ersieht man, dafs die Kaffeeab-
kochung bei beiden Individuen auf die quantitativen Verhält-
nisse der drei Hauptbestandtheile in den ersten Tagen der
m chemi$ch''fAifmloffi$eher Bmsicki, 215
Untersttcbimg nur geringen Einflofs h«Ue. Eine vollatttndige
Wiricung spricht sich bei G. M. erst am 7. Tage und bei
H. S. am 6« Tage der Untersuchung aus, und fcwar auf die
Weise I dafs sich die Quantität des Harns im Ganzen wohl
vermehrt hat, aber dennoch eine bedeutende Verminderung
der darin befindlichen drei festen Stoffe eingetreten ist
Demnach ist nicht mehr zu bezweifeln, dafe die Hauptwir»
hing des Kaffees auf den Organismus sich durch eine Yer-
laogsamung des Stoffwechsels chaiaeterisirt *}.
Um nun die andern Wirkungen des Kaffees deutlich her-
vortreten zu lassen, gab ich einem jeden der Individuen früh
und Nachmittags jedesmal einen Absud aus 3 Loth Kaffee-
bohnen. Es stellte sich hierauf eine sehr vermehrte Hens-
thätigkett, iweherer Puls, Aufgeregtheit, Schweife, Angst and
rufaif durch unangenehme und verwirrte Träume, folgten.
Bei 6. M. traten die Symptome der Wirkung des Kaliees
in einem viel stäriseren Grade, als bei H. S., hervor«
Bei den nächstfolgenden Untersuchungen, die ick anstellte,
war es hauptsächlich meine Absicht, zu erforschen, welchem
der beiden characteristischen Bestandtheile : ob dem Caffein,
oder dem empyreumatischen Oel, diese oder jene eigenthüm-
Vi^e Wiiiningsweise des Kaffeeabsudes zuzuschreiben sey,
und von welchem dieser beiden haupIsSeMich die den Sloff«*
Wechsel veriangsameiide herrühre.
*} Wenn der ^toftwedbwd durch den Kaffeegenufi verlangiamt wird,
fo würde bei gleicher Menge Nah run^f das Körpergewicht lunehmen
mttiaeti, oder derKaffioe würde dieWiiitong haben, daft daslndiTi^
iuoan mü dMi Kaffee ein kleioerei YerhSknifr Toa festen tfabrwK»*
mitieln bedarf» als •ohne denselben. Der Hr. Verfasser ist vlelleieht
geneigt, seine amsichtigen Versvche nach dieser Richtung hin,
welche eine wichtige Frage nntfafst, CQ verTollstindigten.
' L L.
216
Lehmann^ Übet den Kaffee ah Qeirätik
Um nun zuerst die Wirkungsweise des Caffei'ns kennen
zu lernen, benutzte ich von Neuem den 6. M. Ich versetzte
ihn dazu vorher so lange in die Normaldiät zurück , bis die
Quantitäten der drei Aosscheidungsproducte wieder so ziem-
lich ihren früheren Höhepunkt erreicht hatten, und gab ihm
dann erst wie folgt die Gaben Caffein in Wasser gelöst früh
und Nachmittags anstatt des Kaffeeabsudes ein.
üniersuchungen des Harm tan O. M. nach Oenvfs ton CaffeSn.
Gab.
Datum Cent.
Urin
Reaction
PhOB-
Befondere Eigenschaften phor-
•finre
Chlor-
natrium
Harn«
Stoff
7uni
20.
21.
22.
1650
1960
2024
fauer
weingelb, klar
* 9 9
''SM
4,013
3,925
3,742
8,690
11,387
9,376
26,413
25,843
25,264
23.
24.
25.
26.
2120
1690
1889
2013
3,854
3^21
3,643
3,756
10,967
8,557
9,101
9,561
24,199
24,231
23,901
24,023
1
7712 i
'
1
15,074
38,186
96,354
Das Mittel^flir einen Tag :
1928 CG. Urin, 3,768 Phosphorsäure, 9,546 Chlornatrium,
24,088 Harnstoff.
Bei der Entziehung des Kaffeegenusses , also bei der
normalen Diät, trat bei 6. M., wie früher, das nüchterne Gefühl
wieder ein und verschwand nur unvollständig bei der Ein-
nahme von Caffein.
Die Quantitäten der drei Hauptbestandtheile, welche nach
einigen Tagen wieder den früheren Höhepunkt bei der Nor-
maldjät erreicht hatten, verminderten sich durch die Ein-
nahme des Caffei'ns von Neuem, jedoch nicht in dem Mafse,
wie durch das Kaffeeabsnd. Man konnte daraus schliefsen,
dafs noch ein Bestandtheil im Kaffee seyn müsse, der den
Stoffwechsel im Körper verlangsamt.
m chemiMch^hysiologitcher Bimichi. 217
Aedere Wirkungen auf den Organismus von dem tag-
liehen GenuTs der 4 Gran Caffem wurden aufser einer etwas
vermehrten Herzthätigkeit nicht wahrgenommen. Ich gab
daher dem G. M. am letzten Tage 8 Gran davon, und diese
verursachten dann frequenteren Puls, starke Herzthätigkeit,
Zittern, fortwährenden Drang zum Urinifen, wobei immer nur
sehr geringe Quantitäten an Harn gelassen werden konnten.
Zu gleicher Zeit trat eine sehr erregte Phantasie ein, später
Verwirrung der Gedanken, Visionen und überhaupt ein
eigenthümlibh berauschter Zustand, dem ein sehr fester
Schlaf folgte. Zur Bestätigung der Wirkungsweise des Caf-
fe'ins auf den StoiTwechsel reichte ich noch einem anderen
Individuum bei gleichmäfsiger Diät 6 Gran desselben täg-
lich, und erhielt folgende Resultate :
L. B. , bei einer Diät ohne CafTein = 1200 CG. Urin,
7,790 Chlornatrium, 3,910 Phosphorsäure, 25,150 Ur.
L. B., bei einer Diät mit CaiTein = 1340 CG. Urin,
6,890 Chlornatrium, 3,705 Phosphorsäure, 22,230 Ur.
Ich setzte die Untersuchung 8 Tage aus und begann sie
dann von Neuem.
Bei einer Diät ohne Caffein = 1250 CC. Urin, 6,980
Chlornatrium, 3,855 Phosphorsäure, 25,010 Ur.
Bei einer Diät mä CalTeui = 1276 CC. Urin, 6,790
4-
Chlomatrium, 3,690 Phosphorsäure, 20,800 Ur.
Aus den oben angestellten Untersuchungen geht wohl mit
ziemlicher Sicherheit hervor, dafs das Caffein den Stoffwechsel
nicht bescUeymgty wohl aber verlangsamt,
(Der Scblofii dieser Abbandlnn^ folgt im nSchften Heft)
fll8 Buohntr^ übet emm neuen gMen Fwibetoff
lieber einen neuen gelben Farbstoff in der Faul-
baum-Wurzelrinde ;
VW IVof. L. A. Bmdkner*).
Ich erlaube mir, der k. Academie eine vorläufige Mit-
theilung über einen von mir in der Wurzelrinde vonüAaoifitM
FrcmguHa entdeckten gelben und flüchtigen Farbstoff zu machen.
Bei der Besichtigung der im pharmakognostischen Kabinet
unserer Universität längere Zeit aufbewahrten Wurzelrinde
genannten Baumes habe ich nämlich die Beobachtung ge-
macht, dafs das anfangs weifse Papier, worin diese Rinde
eingewickelt war, nach einiger Zeit eine deutlich gelbe Farbe
angenommen hatte. Als ich der Ursache dieser Veränderung
nachforschte, bemerkte ich, dafs die innere Fläche der genann-
ten Rinde mit einer Menge prächtiger, goldgelber und seide-
artig glänzender Kryställchen , die man besonders gut mit
dem Yergröfsenmgsglase wahrnehmen konnte, und welche
auf fSrisch getrockneter Rinde fehlen, bedeckt war.
Diese Kryställchen rühren, wie ich mich durch Versuche
überzlsugt habe, von einem in der Wurzelrinde vorhandenen
flüchtigen Farbirtöff her, welcher, tschon bei gewöhnlicher
Temperatur sich zum Thefl vetfiüchägend , mit der tieit her-
aussubliniirt and auf der Oberfläche der Rinde zu den beob-
Hchteten Kryställchen sich terdichlel.
Dieler sdräne ^dhe Farbstoff, der mir eigteliiüRdich sn
seyn scheint, und den ich defshalb BkmiMxmMn üennen
will, kann auch aus der Wurzelrinde entweder durch unmit-
telbare Ausziehung derselben mit Aether, oder durch vorher-
*) Aoi deD Anieigen der k. bayerischen Academie d. Winenschaflen,
XXXYI, 409 (vom 22. Aprfl 18^).
ffi der FmAmxm'^WwtiArMm* 219
^hevde Digvtltton mit Abohol^ Verdampfen del; alkohoUflcbeA
Auszuges und danmffolgende öftwe fiehwidlifngf des idkoholi-
sehen Ejotraotes mü Aether erhalten werden. Beim Verdunsten
des AiAheni bleibt er mit einem fbtteil Körper und| wie ea
isdnint, euch mit einer hanigtn Sid)st&na g^emeii|ft nla itfimigei
Mhndidigeibe AnhäliAingen zurück ttnd kann von seklen Bei«
aengongca durch Pressen der nodi fetiehten Masse zwiaebet
Fliebpapief, wiederhollea Anfidseli in Aelher ele. lum TheU
beErek werden. Indessen scheint es auf diese Weise kaum
möglich zu *eyn, ihn im röliig reinen Zustand an erhaUen»
Besser ist es, däsu seine Flüditiglteit zn benutzen und das
rilDohoiiaolHitkerisclie Extract in einem Apparat) 4en Mohr
zur Bereüung der Benzoesäure Torgeschlagen Imit, einer Sik-
UimflMoii zu unterwerfen, wobei er sich innerhalb der Pa-
piertule ala stark glSuzeiides , hellgelbes , krystaUinisches
Sttklknat anlegt und dabei das ganze Papier gelb färbt
Alleili audi dadurek konnle tob bisher nur eine geringe Menge
tles reinen Farbstoffes erhallen, wefshrib ich vor der Hand
nuf das nttere 6tudiam desselben Verzicht leisten nmfaie.
Auiser den sdien erwähnten Eigenschaften des Rhamno-
*
zantfciiis habe ich bisher »och Mgende daran wahrnehmen
können :
Es ist geschmacklos und stickstoffireL Beim Erhitzen in
einer Röhre wird es unter theilweiser Verkohlung in einen
gelben Dampf verwandelt, der ach beim Erkallen su Kry-
stiffleben mid mitmiter auch zu ölartigen, erst nach und nadh
krystallinisch ersUerrenden Tröpfeken verdichtet. Dafii dieses
SnUimat kein Pyroproduct, sondern der unveränderte Fntk^
Stoff ist, wind Airch die Thatsacke bewiesen^ daCs derselbe
sdmi bei gewöhnikdier Temperatur fki Bestreben hat^ aiek
zu verflüchtigen und in Kryställchen zu sublimiren.
Das fihamnoxanthin ist, wie die meisten gelben Pflanzen-
220 Buchner j Über einen freuen gelben Farbstoff
färben, am Lichte veränderlich; damit gefärbtes Papier etc.
wird am Sonnenlichte sehr schnell gd)leicht.
Vom Wasser wird das reine Rhamnoxanthin nur sehr
wenig gelöst; die heifs bereitete Lösnng ist nur schwach
gelblich gefärbt und trübt sich beim Erkalten unter Ausschei-
dung des gröfsten Theiles des aufgelösten Rhamnoxanthins.
Seine Auflöslichkeit wird aber, wie diefs bei vielen anderen,
an und für sich schwer löslichen Körpern der Fall ist, durch
andere in der Rinde vorhandene Stoffe begünstigt, so dafs
dieser Farbstoff in einem wässerigen Auszug der Rinde in
nicht unbedeutender Menge angetroffen wird. In Alkohol und
auch in Aether ist das Rhamnoxanthin schon bei gewöhnlicher
Temperatur und noch mehr in der Wärme leicht löslich.
Vom Ammoniak und den fixen Alkalien wird das Rham-
noxanthin mit prächtiger purpurrother Farbe aufgelöst, welche
Eigenschaft es mit einigen anderen gelben Farbstoffen und
namentlich mit der C^rysaphamäwre (^dem gelben Farbstoff
der Rhabarber und der Wandflechte) theilt, wovon es aber
in mehrfacher Beziehung verschieden ist. So unterscheidet
es sich von der Chrysophansäure unter Anderem durch seine
gröfsere (Tüchtigkeit und viel gröfsere Löslichkeit in Alkohol
und Aether. Beim Sättigen der alkalischen Lösung mit einer
Säure wird das Rhamnoxanthin wieder mit hellgelber Farbe
ausgeschieden.
Concentrirte Schwefelsäure löst dasselbe ebenfalls, wie
die Chrysophansäure, mit schöner purpurrother bis blutrother
Farbe auf; wird diese Lösung mit Wasser verdünnt , so
scheidet sich daraus ein hellgelber, in Alkalien mit Purpur-
farbe löslicher Niederschlag aus, von dem ich aber noch nicht
bestimmt weifs, ob er aus unverändertem Rhamnoxanthin
besteht.
Das Rhamnoxanthin scheint unter mir noch nicht näher
bekannten Umständen in einen anderen, ebenfalls flüchtigen
«I der FaiiBHnm--Wyndrmdß, 2SH
Farbstoff modificirt zu werden , der , anstatt in rein gelben,
in morgenrothen , dem Alizarin nicht unähnlichen lockeren,
federartigen Krystälichen snblimirt, sich aber sonst wie das
Rhamnoxanthin verhält.
Das Rhanuioxanihin kommt übrigens nicht blors in der
Wurzelrinde, sondern auch, obwohl in geringerer Menge, in-
der Stammesrinde und im Samen von Rhamnus Frangula vor;
auch in der Rinde und im Samen von Bhanmm caiharUcus
habe ich ein wenig davon aufgefunden. Aber die zum Gelb-
färben benutzten unreifen Beeren der letzteren Pflanze und
diejenigen von Rhamnus infectorius^ die sogenannten Gelb-
beeren oder Avignonkömer, enthalten kein Rhamnoxanthln,
sondern die ersteren das Rhamnin Fleury's, welches blafs-
gelb ist, sich in Aether nicht löst und von Alkalien nicht mit
purpurrother, sondern mit rein gelber Farbe gelöst wird, und
die letzteren, je nach ihrer Reife, einen oder zwei gelbe
Farbstoffe QChrysorhanmm und Xantharhanmm nach Kane),
welche durch Alkalien nur etwas dunkler, aber nicht purpur-
roth gefärbt werden.
Ich werde trachten, eine gröfsere Menge Rhamnoxanthin
zum Zwecke einer näheren Untersuchung desselben darzustellen,
deren Resultat ich in nicht zu langer Zeit der k. Aca-
demie vorlegen zu können hoffe.
Analyse einer Schlacke vom Nickelschmelzen der
Dorotheahfitte bei Dillenburg;
von V. Winter.
(Von Hrn. Prof. Weltxien milgelbeilt)
Die in Rede stehende Schlacke bildete sich im Laufe
vorigen Jahres auf genannter Hütte beim Verschmelzen von
m IFtfiftfr, ämäs9e mmt MUodka axm
ftHMeten Niiielorseii (^ekwefel**, Araenmekcly aidfllbalti«
g«ii Kiesen) utor Kalk«« und 0u«rzzu8cklag in KnHsmofeii»
wie sie ancb beim Kqiferschinelgeii angewaadi warben. Sie
flierst mit der rohen Nickelspeise in den Tieg^ol ab iiadi wkd
wie die Schlacke beiai Kapferslaiaschindhiaii abgehoben, so
daTs die Irkallniig aiemlich raseh erfolgt
Die Schlacke ist durch und durch krystallinisch ; an einzel-
nen Stellen befinden sich Krystallgruppen, deren Form Jedoch
wegen unvollständiger Ausbildung nicht zu bestimmen war.
Die Farbe ist schwarz und auf frischem Bruche eisenschwarz;
das speciflsche Gewicht betrug bei 15* 9,465; Hfirte s= 5,5.
Das feine Pulver wird vom Magnet schwach angezogen. Vor
dem LOthrohre schmilzt sie zu einer schwarzen, metallisch-
glänzenden, dem Magnete folgsamen Kugel. Mit Phosphorsalz
zeigt sie Eisenreaction unter Abscheidung eines Kieselskeletts.
Durch Glühen erleidet sie keinen Gewichtsverlust
Beun Behandeln mit Salzsäure zerfällt sie in eiiien lös-
lichen Theil von 40,70 pC. und einen unlöslichen Theil von
59,30 pC«, und es zeigte sich bei wiederholten Versuchen
dieses Verhältnifs constant
Der lösliche Theil enthält :
pC, Sancntoff
Kieselsäure 33,85 17,93 17,93
Thonerde 6,25 2,92 2,92
Eisenoxydul 42,85 9,52
Kalk 10,38 2,98
Magnesia 2,88 1,11 ) 14,46
Kali 1,36 0,23
Natron 2,40 0,62
Kupferoxyd 0,43
Oxyde d. Nickels, Kobalts, Mangans 0,43
100,83.
NicM$cinuben der DorotkeMUU bei Dälenburg. MS
Das SaueratoffvrerhUtiiirs der Sfture verhUt sich su dem
der Basen wie 17,93 : 17,38 , also annähernd wie f : 1; die
Verbindung entspricht daher einem Singidosflicat und die
Formel wäre alsdann )
AIH)* SiO* + 5 CFeO, CaO, MgO, KO, NaO)« SiO«.
Rechnet man jedoch die Thonerde als Vertreter der
Kiesebäore, so ergiebt sich das Sanerstoffverhältnifs der Säuren
EU dem der Basen wie 20,85 : 14,40, also nahe wie 3 : 2,
einem Halbsilicat entsprechend, wofür dann die Formel seyn
ivlirde *
CFeO, CaO, MgO, KO, NaO)» (AIH)% SiO«).
Der onlösUehe Tbeil enthält :
pC. Sauerstoff
Kieselsäure 45,73 24,22 24,22
Thonerde . . .' 4,43 2,07 2,0T
Eisenoxydul 17,06 3,79
Kalk . . 21,36 6,10
Magnesia 8,38 3,23 ) 13,57
Kali 1,13 0,19
Natron 1,02 0,26
Knpferoxyd 0,15
Oxyde d. Kobalts, Nickels, Mangans 0,47
99,74
Das SanerstoiTveiliäHnirs der Säure zu den Basen ist wie
24,22 : 15,64, also nahe wie 3:2, was einem Halbsilical
entspricht, wofür die Formel ;
Al»0», 2 SiO« + 10 (PeO, CaO, MgO, KO, NaO)« SiO«
Betrachtet man jedoch die Thonerde als Vertreter der
Kiesdsänre, so ergiebt sich das SauerstoffverhäKnIfs der
Säure zu dem der Basen wie 26,29 : 13,57, wie 2 : 1, einem
Bisilicat entsprechend, wofür dann die Formel wäre :
3 (FeO, CaO, MgO, KO, NaO) + 2 (SiO*, Al«0'}.
iP4|9
Analyse des Gehäusedeckels der Helix pomalia
(^Weinbergsschnecke) ;
von Dr. Wilhebn Wicke.
Eine Analyse des Gehäuses der Helix pomatia wurde bereits
von Joy in Bd. LXXXII, S. 365 bis 367 mitgetheilt Er fand
dasselbe zusammengesetzt aus 96,5 pC. kohlensaurem Kalk
und 1,5 pC. organischem Gewebe. Es schien mir wahrschein-
lich, dafs jenes Schalenstück, womit die Schnecke im Spät^
herbste ihr Gehäuse verschliefst, eine andere Zusammen-
setzung haben könnte, da schon das ganze äufsere Ansehen
ein anderes ist Die innere und äufsere Fläche des Deckels
ist mit vielen kleinen Wärzchen bedeckt , die sich in Form
von Kömchen ausscheiden, wenn man die Substanz mit mäfsig
concentrirter Essigsäure ttbergiefst. Später jedoch , nachdem
der kohlensaure Kalk zersetzt ist, lösen auch sie sich auf,
aber ohne Brausen. Ich vermuthe, dafs der phosphorsaure
Kalk, welcher bei der Analyse erhalten wurde, vorzugsweise
in diesen Wärzchen abgelagert ist, und dafs dieselben ihrer
gröfseren Festigkeit wegen eine Art schützender Krusten
bilden. An der Stelle, wo sie fehlen, findet man die Deckel
sehr oft angegriffen, wahrscheinlich durch kohlensäurehaltiges
Wasser, was darauf einwirkte. Da den Deckeln die feine
organische Haut fehlt, womit das Gehäuse umkleidet ist, so
kann als Ersatz dafür die Bedeckung mit jenen Wärzchen
angesehen werden. Sie finden sich auch an der innem con-
caven Fläche des Deckels und mögen hier als Schutz gegen
die von dem Thiere secernirten Flüssigkeiten dienen.
Da den Deckeln noch organische Substanz anhing, so
wurden dieselben zuerst mit verdünnter Kalilauge erwärmt
und darauf sorgfältig abgewaschen, wodurch ein völlig reines
Wicke 9 Analyse eines l^ochusdeckels. 225
Material erhalten wurde. Die Analyse ergab dann flir ihre
Zasammensetznng :
3 CaO, PO» 5,73
CaO, C0> 94,24
Eisenoxyd nnd phosphors. Talkerde Spuren
99,97.
Analyse eines Trochusdeckels ;
von Demselben.
Bei den Trochoideen, heimisch im indischen Ocean und
im Kittehneere, ist das Gehäuse während der ganzen Lebens-
dauer des Thieres mit einem Deckel versehen. Gehäuse nnd
Deckel werden hier höchst wahrscheinlich dieselbe Zusammen-
setzung haben. Letzterer bestand aus :
CaO, CO» 98,72
Organische Substanz, Spuren von
phosphorsaurer Talkerde . . 1,28
100,00.
Ueber das Yorkommen der Famarsäure in Corydab's
bulbosa ;
von Demselben.
Die Fumarsäure wurde vonSchödler in Cetraria islandica,
von Probst in Glaucium luteum und von Winckler in
Pumaria officinalis nachgewiesen.
Anoal. d. Ch«ni. n. Pharm. LX XXVII. Dd. 2. üeft. 15
226 Wiche ^ Mer das Vorkommen der
Die Gattungen Fumaria und Corydalis machen bekanntlicli
die wohlcharacterisirte Familie der Fumariaceen aus. Di6
FamilientthnUchkeit ist bei beiden Unterfamilien sowohl in
den Vegetations- als auch in den Reproductionsorganen deut-
lich ausgesprochen. Ich durfte daher die Vermuthung hegen,
auch in Corydalis die der Fumaria eigenthümliche Säure an-
zutreffen. Der Versuch fiel bestätigend aus. Etwa 3 Pfund
des Krautes wurden ausgeprefst; der Saft zur Entfernung
des Stärkemehls und Ciilorophylls einmal aufgekocht, dann
colirt und überhaupt für die Gewinnung des Präparats die
von Winckler dafür vorgeschriebene Methode befolgt. Nur
auf eins mufs ich dabei aufmerksam machen, dafs näm-
lich, wenn man den durch essigsaures Bleioxyd gefällten
Nied^sehlag von der Flüssigkeit getrennt hat, diese nicht
wegzuschüften ist, da sich nach Verlauf einiger Tage eine
reiehHche Krystallisation von fumarsaurem Bleioxyd in war-
zenförmigen Gruppirungen an der Wand des Gefäfses absetzt.
Erfolgt keine Vermehrung derselben mehr, so giefst man die
Flüssigkeit ab, sammelt das Abgesetzte, pulvert es fein und
zersetzt unter mäfsigem Erwärmen durch verdünnte Schwefel-
säure. Ein einmaliges Behandeln der Lösung mit Kohle reicht
dann hin, um ein fast farbloses Filtrat zu erhalten, woraus
nach zweckmäfsiger Concentration die reine Säure sich
absetzt.
0,114 Grm. mit dieser Säure dargestelltes Silbersalz
wurden in verdünnter Salpetersäure gelöst und das Silber als
Chlorsilber gefällt. Erhalten wurden 0,1008 Grm. Chlorsilber,
worin 0,0758 Silber, entsprechend 0,0814 Silberoxyd. Das
Salz enthielt demnach 70,14 pC. Silberoxyd, während die be-
rechnete Menge 70^21 pC. beträgt.
Eine Elementaranalyse wurde nach dieser Bestimmung
um so weniger nothwendig erachtet, als alle Reactionen,
welche für die Fumarsäure characteristisch, so namentlich
Rimariäwre m CarydaUi Intlbosa. 227
auch die, beim Erhitzen sich in schneeweifsen Nadeln, als
wasserfreie Parafamarsfiure zu sublimiren, zutrafen.
Nach der gewonnenen Quantität zu schätzen , mufs die
Bildung von Fumarsäure ein Hauptmoment in der Vegetations-
thätigkeit der Pflanze seyn. Da sie sich in zwei Repräsen-
tanten der Familie findet, so wird man ihr auch eine botanisch-
physiologische Bedeutung beilegen dürfen, da höchst wahr-
scheinlich die Fumarsäure auch in den iindem Corydalis- und
Fumariaarten enthalten seyn wird.
Das Auftreten der Fumarsäure in Glaucium luteum (Che-
lidonium glaucium} ist ebenfalls ein in botanischer Hinsicht
interessanter Umstand, da diese Pflanze mit Fumaria und
Corydalis demselben Verwandtschaflskreise angehört. Also
eine Bestätigung des Lieb ig 'sehen Gesetzes, dafs die ein-
zelnen Pflanzengruppen zumeist durch die in ihnen . gebil-
deten Säuren characterisirt werden.
Die neueren Systematiker haben sich gegen die Abtren-
nung der Fumariaceen von den Papaveraceen erklärt. Die
Chemie sanctionirt diesen Act, da sie für beide Familien
das gemeinsame Band einer gleichen physiologischen Thätig-
keit auffindet
Steht die Chelidonsäure in einer einfachen Relation zur
Fumarsäure, so wäre eine neue Uebereinstimmung gewonnen.
Sie läfst dieOs ihrer Zusammensetzung nach ahnen und be-
stärkte diese Y^mulhung noch dadurch , dafs in dem jungen
Kraute von Chelidonium majus wenig Fumarsäure, dagegen
vorherrschend Aepfelsäure gefunden worden ist. Zu der
Aepfelsäure steht aber die Fumarsäure bekanntlich in einem
sehr engen Verhältnifs^ da 1 Atom Aepfelsäure — 1 Atom
Wasser = 1 Atom Fumarsäure ist.
15
228 Arppe^ über das brenzweinsaiure
Ueber das brenzweinsaure Ammoniak und dessen
Veränderung beim Erhitzen;
von A. E. Arppe.
(Aas deo Acta Societakis Scientiaram Fannicae.)
Es ist bis jetzt nur Eine Verbindung von Brenzweinsaure
mit Ammoniak bekannt gewesen, nämlich das zweifach-saure
Salz : NH*0, C»HH)» + HO, C»H»0», welches aus einer Mi-
schung der Säure mit wässerigem Ammoniak in schönen Kry-
stallen sich abscheidet. Da diese saure Verbindung sogar benn
freiwilligen Verdampfen einer stark ammoniakalischen Lösung
erhalten wird, könnte es scheinen, als ob die Brenzweinsaure
ein neutrales Salz mit Ammoniak zu bilden nicht im Stande
wäre. Eine solche Verbindung existirt dessenungeachtet und
zwar entsteht sie , wenn man Ammoniakgas in eine durch
Alkohol bewirkte Auflösung der Brenzweinsaure einleitet.
Löst man Brenzweinsaure in Alkohol von 0,80 spec.
Gewicht auf und läfst trockenes Ammoniakgas in diese Auf-
lösung einströmen, so fangt zuerst das zweifach-saure Salz
sich zu bilden an und setzt sich so rasch und in so grofser
Menge ab, dafs es das Gasleitungsrohr, auch wenn dieses
einige Linien weit ist, verstopft und zuletzt einen von glän-
zenden, feinen Krystallnadeln fast erstarrten Brei darstellt.
Nachdem das Bipyrotartrat sich gebildet und abgeschie-
den, wird dasselbe durch fortgesetztes Einleiten von Am-
moniakgas wieder aufgelöst; da aber dieses Verschwinden
des zweifach-sauren SaLses von einer gleichzeitigen Bildung
einer neuen schwerlöslicheren Verbindung begleitet ist, wird
eine vollständige Auflösung nicht erhalten, sondern es bleibt
ein wenig von einem weifsen Pulver ungelöst, dessen Menge
durch vollständige Sättigung mi| Ammoniak bedeutend zu-
nimmt. Dieser Körper ist :
tmd dessen Veränderung beim ErhUzen. 229
Neuhtdes brenzweinsaures Ammoniak.
Die Darstellung desselben kann sehr erleichtert werden,
wenn man das Ammoniakgas in die alkoholische Auflösung
der Säure nur so lange zuströmen läfst, bis die Bildung des
zweifach-sauren Salzes eingetreten ist, dessen vollständige
Abscheidung aber in der Art bewirkt, dafs man mit Ammoniak
gesättigten Alkohol zugiefst, so lange ein Niederschlag ent-
steht. Hierauf wird das Einleiten von Ammoniakgas erneuert
und damit fortgefahren, bis die Auflösung fast klar erscheint.
Diese Lösung wird in ein anderes Gefäfs gegossen und mit
Ammoniakgas vollständig gesättigt., — Bei diesem Verfahren
wird die Operation bald beendigt und man ist zugleich vor
jeder Verunreinigung durch möglicherweise ungelöst geblie-
benes zweifach - saures Sabs vollkommen gesichert. — Das
Präparat wird auf ein Filtrum. aufgenommen, mit Alkohol
einige Mal geschüttelt und auf Fliefspapier getrocknet.
Es stellt ein weifses, etwas zusammengebackenes, kry-
stallinisches Pulver dar, welches unter dem Mikroscop als aus
kurzen, nicht näher zu bestimmenden Prismen bestehend er-
scheint. In Wasser löst es sich mit der gröfsten Leichtigkeit
auf, ist schwerlöslich in kaltem Alkohol, wird von kochendem
unter Eatwickelung von Ammoniak und Bildung des zweifach-
sauren Salzes zersetzt.
Mit Kali übergössen entwickelt es Ammoniak in reich-
licher Menge, und nachdem der Ammoniakgeruch einmal ver-
schwunden, kann derselbe durch Erhitzen nicht wieder her-
vorgerufen werden, zum Beweis, dafs man hier mit keiner
Amidverbindung zu thun hat.
Schon bei einigen Wärmegraden riecht es schwach nach
Ammoniak; bis zu + 90® oder 100® erhitzt stöfst es ammo-
niakalische Dämpfe aus und verwandelt sich dadurch in das
zweifach-saure Salz, welches nahe bis 140® ohne eine Ver-
änderung zu erleiden erhitzt werden kann. Bei einer 140^*
230 Arppßi über das brenzweintaure Ammoniak
übersteigenden Temperatur werden demnach die Verwand-
lungsproducte des einfach- und des zweifach - sauren Salzes
identisch seyn. Bevor ich aber zur Auseinandersetzung dieser
Veränderung übergehe, will ich ein Paar Versuche anf&hren,
die ich zur analytischen Ermittelung der Zusammensetzung des
neutralen Salzes ausgeführt habe.
1) 1,537 Grm. des neutralen Salzes hinteriiefsen nach
dem Erhitzen zu + 135 bis 140* 1,367 oder 88,94 pC, und
2} 0,928 Grm. erhitzt nur bis zu + 115<» hinteriiefsen
0,837 oder 90,19 pC. des zweifach-sauren Salzes.
Wenn aber zwei Aequivalente der Verbindung
NIFO, C*H*0»
durch Verlust von NH» in NH*0, C»HH)» + HO, C»H»0» über-
geführt werden, so geben 100 Theile der ersteren 89,76
Theile der letzteren Verbindung. Man sieht hieraus, daCs
schon bei 140^ eine Zersetzung eingetreten war.
Wird das zweifach-brenzweinsaure Ammoniak in eine mit
Thermometer und Vorlage versehene Retorte gebracht und
diese auf einem Sandbade einer allmftlig gesteigerten Hitze
ausgesetzt, so können folgende Erscheinungen beobachtet
werden. Bei etwas über + 140^ zerfliefst^ das Salz zu einem
zähen Syrup, dabei ammoniakalische Dämpfe ausstofsend; dar-
auf fängt es an eine dunklere Farbe anzunehmen und unter
Blasenbildung zersetzt zu werden, bis es bei + 150® ganz
ruhig fliefst. Die Zersetzung schreitet nur langsam fort; die
Masse kann zu + 2&fi erhitzt werden , bis sie ins Kochen
geräth ; bei + 276<' hält sich der Kochpunkt eine längere Zeit
unverändert; erst bei + 295<* geht die Z^setzung rasch von
Statten. In der Retorte bleibt ein pechschwarzer, stark glän-
zender, vor dem Erkalten nach Ammoniak riechender, kohliger
Rückstand.
Das Destillat besteht anfangs aus ammoniakalischem Wasser,
von einem krystaUisirenden Stoffe, welcher sich nach dem
ttnd dessen Yerändknmg beim ErkUzen. 231
Verdankten abscheidet, begleitet; darauf gebt eine alkatisoh,
nachher eine sauer reagirende ölige Flüssigkeit, welche beim
Erkalten bis zu 0^ oder durch Verdunsten erstarrt, Über;
zuletct erhält man ein neutrales Oel, das schon im Retorten*
halse fest wird (wovon dasselbe durch Schmelzen bei gelinder
Wärme in die Vorlage gebracht werden kann). Bei dieser
Operation braucht man die Vorlage nicht zu wechsdn; denn
das ammottiakab'scbe Wasser kann durch Verdunsten entf^ml
werden, ohne dabei eine Einwirkung auf die krysialUsireBde
Substanz auszuüben, welche vom Anfange bis zum Ende der
Ofenlitm von nämlicher Beschaffenheit ist.
Der hier erwähnte krystallisirende Körper ist rohes
Bipyrotartramid
Coder Bipyrotartamid , was man zu Bipyrtramid vediürzen
könnte)^, welches in diesem Zustande dne gelbliche Farbe
und einen schwach brenzlichen Geruch besitzt. Um es rein
zu erhalten wird es mit Wasser durchfeuchtet , in gelinder
Wärme gelöst, durch Erkalten wieder in feste Form gebracht
and zwischen Fliefspapier sorgfältig ausgepreist. Diese Ope-
ration wird wiederholt, bis der Zweck erreicht ist. Die Farbe
verschwindet dabei ohne Schwierigkeit, der Gen^ch dagegen
hängt fester an und ist schwerer zu beseitigen. Nur durch
längeres Aufbewahren über Schwefelsäure ist es mir gelungen
denselben vollkommen zu entfernen. Umkrystallisürungen aus
Auflösungen in Aether und Alkohol tragen zu dessen Ver-
schwinden wenig bei.
Das so gereinigte färb- und geruchlose Bipyrtramid hat
folgende Eigenschaften. Es besitzt einen kühlenden, schwach
bitteren und sauren Geschmack; wirkt in Wasser gelöst auf
Lackmuspapier wie eine Säure; hat aber im Uebrigen nicht
die Eigenschaften einer eigentlichen Säure ; so z. B. vereinigt
es sich nicht mit Ammoniak , und wenn es KoUenstture aus
332 Arppe, iAer das brenuDemsawe Ammotdak
dem koUensauren Ammoniak austreibt, was zuweilen geschieht,
so rtthrt dieses von einer Verunreinigung her.
Es schmilzt bei + 66^ fiiefst dann wie ein Oel und hin-
terläfst auf dem Papier einen bleibenden Fettfleck. Beim Er<^
kalten gesteht es zu einer krystallinischen, fettig anzufühlen-
den Masse von blätterigem Bruch. Die Krystallisation geht
von einem Mittelpunkte aus und es bilden sich dabei, besonders
wenn die Menge nur gering ist, sehr regelmäfsige kreisrunde,
strahlige Scheiben.
Es verdampft schon auf dem Wasserbade, kommt aber
erst bei 280^ ins Kochen , ohne doch einen Constanten Koch-
punkt zu besitzen; bei ungefähr 300^ verfliegt es rasch, mit
Hinterlassung eines kohligen Rückstandes. Bei der Destillation
erhält man es gewöhnlich als eine dichte krystallinische Masse;
wird aber die Erhitzung vorsichtig geleitet , so sublimiit es
sich theilweise in dünnen glänzenden Blättern , nicht unähn-
lich dem Naphtalin, oder auch setzt es sich in deutlich aus-
gebildeten Krystallen ab.
Aus seinen Auflösungen in Aether, Alkohol und Wasser
krystallisirt es in feinen glänzenden Nadeln. Dabei ist aber
zu bemerken, dafs das unreine Bipyrtramid bei der gewöhn-
lichen Zimmertemperatur lange Zeit flüssig bleiben kann, wenn
es nur eine Spur Wasser enthält, was wohl auf der Gegen-
wart eines brenzlichen Oeles beruhen mag. In Schnee gelegt
nimmt es auch dann die feste Form bald an.
Die aus der wässerigen Lösung abgeschiedenen Nadeln
habe ich mit Beihülfe des Mikroscops etwas näher bestimmt.
Sie gehören zum rhombischen System und bilden sechsseitige
Tafeln, gewöhnlich in der Richtung der Brachydiagonale stark
verlängert. Man kann sie betrachten als Gombinationen der
Flächen 0 P, oo P oo, oo P. Pie Neigung der Flächen oo P
zu einander ist = 92» 3(y und 87« 30^; die von c» P zu
c» P cx) ist zu 133^' gemessen worden. Seltener sieht man
wid denen Yeranderwy beim EMi%en, 333
aiiTserdem vierseitige rechtwinklige Tafeln, wahrscheinlich durch
das Hinzutreten der Fläche oo P oo gebildet Die Krystalle
scheinen vorzugsweise parallel oo P und 0 P spaltbar zu seyn.
Das Bipyrotartramid enthält kein Krystallwasser. Es wird
in grofser Menge von Wasser aufgenommen und krystallisirt
nach dem Abdampfen wieder wasserfrei aus. Auch von
Aether, Alkohol, den gewöhnlichen Säuren und Alkalien wird
es leicht aufgelöst. Beim Kochen mit einem grofsen Ueber-
schoTs einer concentrirten Kalilösung wird das Bipyrotartramid
zersetzt, unter reichlicher Entwickelung ammoniakalischer
Dämpfe und Verwandlung in zweifach - brenzweinsaures Kali,
welches Salz, nach dem Sättigen der alkalischen Lösung mit
Essigsäure, in seiner leicht erkennbaren Form fast augen-
blicklich auskrystallisirt.
Die Znsammensetzung des Bipyrotartramids wurde durch
Verbrennung mit Kupferoxyd und Natron*Kalk auf gewöhnliche
W&se bestimmt; vor dem Kupferoxyd war im Verbrennungs-
rohr eine Schicht Kupferdrehspähne eingelegt.
I. 0,5147 Grm. der getrockneten Substanz gaben 0,9995
Kohlensäure und 0,286 Wasser.
II. 0,3835 Grm. einer anderen Bereitung gaben 0,744 Koh-
lensäure und 0,213 Wasser.
Ul. 0,4897 gaben 0,2714 Wasser (die Kohlensäurehestim-
mung ging verloren).
IV. 0,452 gaben bei der Stickstoifbestimmung 0,360 metal-
lisches Platin.
Diese Analysen führen zu folgender procentischer Zu-
sanunensetzung :
6,16
Kohlenstoff
52,96
52,91
Wasserstoff
6,17
6,17
Stickstoff
—
12,60
Sauerstoff
28,27
28,32
100,00.
2S4 Arppcy Über da$ brensttemsaure Ammoniak
Werden dem Bipyrotarlrat NH*0, C»H«0» + HO, C»HKH
4 Aequivalente Wasser entzogen, so entsteht die Verbindung
CioH'NO*,
welche folgende aus den Aequivalentzahlen berechnete Zu-
sammensetzung besitzt :
Kohlenstoff
60
53,10
Wasserstoff
7
6,19
Stickstoff
14
12,39
Sauerstoff
32
28,32
H3 100,00.
Das Bipyrtramid ist, was seine Entstehungsweise, Zusam-
mensetzung und einige andere allgemeine Verhältnisse betrifft,
eine dem Bisuccinamid ganz entsprechende Verbindung. Wie
dieses so vereinigt sich auch das Bipyrtramid mit Bleioxyd
und giebt damit eine Art basische Verbindung. Digerirt man
Bleioxyd mit einer Lösung von Bipyrtramid , so wird es in
grofser Menge davon aufgelc^st, während ein geringer Thefl
als ein weifses Pulver ungelöst bleibt. Beim Filtriren der
Lösung, auch wenn diese bedeutend verdünnt ist, wird das
Papier auf eine sonderbare Weise davon angegriffen; es
schwillt nämlich auf, wird schleimig oder gallertartig und
trocknet zu einer harten, hornähnlichen Substanz, welche an-
gezündet unter Reduction von metallischem Blei wie Zunder
verglimmt.
Die Bleiverbindung reagirt übrigens stark alkalisch und
wird von Wasser zum Theil zersetzt. Beim Verdampfen in
einer trodinen Atmosphäre verwandelt si& sich, wenn auch
sehr langsam, in eine glänzende, spröde, gummiähnliche
Masse, welche von Wasser milchig gelöst, von den Alkalien
unter Abschtidung von Bleioxydbydrat zersetzt wird.
Die Zusammensetzung wurde aus einer Analyse gefolgert,
bei welcher 0^823 Grm. , die über Schwefelsäure im Exsiccator
getrocknet, bei + 100^ vollkommen entwässert wurden; der
und dessen Verändenmg bem Erhiizen. tSi
Rückstand, 0,T78 Grm., Miirde etwas stXrker erliitzt und
nachdem schon etwas über 100^ eine geringe Zersetzung
sich beobachten liers, verbrannt. Es blieb eine Mischung von
Blei und Bleioxyd übrig, zusammen 0,520 Grm. ausmachend.
Das Oxyd wurde mit EssigsSure aurgelöst , von dem itetaD
abgeschlämmt, dieses gewogen und gleich 0,432 Grm. beg-
ründen. In Allem enthielt die Verbindung demnach 0,5533
Bleioxyd und 0,045 Wasser und man kann sie betrachten als
bestehend aus :
Berecbnel Genroden
2 Aeq. Bipyrtramid 226,0 27,24 27,30
5 « Bleioxyd 558,5 67,33 67,23
5 „ Wasser 45,0 5,43 5,47
b29,5 100,00 100,00.
Das weifsa Pulver, welches von Wasser aus dieser Ver«
MndvBg abgeschieden wird, scheint nur Bleioxydhydrat zu
seyn; denn es enthält 87,64 Bleioxyd und nur sehr wenig
einer organisdien Substanz.
Mit Süberoxyd habe ich das Bipyrtramid nicht vereidigen
kfionen. Sowohl nach der von Laurent und Gerhardt
•^gegebenen Methode flir die Darstellung des Bisuccinamid-
Silberoxyds (Ginelin, Haadb. V, 289), als auch durch directe
Behandlung des Silb^oxyds mit Bipyrtramid werden nach dem
Verdunsten Krystalle erhalten, welche kaum 4 pC. Silber
enthalten.
Was endlich die zweckmsrsigste Darstellungsweise des
Bipyrotartramids betrifft, so habe ich in der Hinsicht einige
Versuche angestellt, deren Resultate hier angeführt werden
mögen.
Da , wie man sich leicht überzeugen kann , das Bipyro-
tartramid schon bei + 150* oder etwas darüber aus dem Am-
moniaksalze entsteht, könnte es überflüssig scheinen, das Salz
236 Arppe, über das brenuDemsatire Ammoniak etc.
der DesliOatioii za unterwerfen. In der That erhält man auch
das Bipyrotartramid, wenn man die bei ungerahr + 150<^ eine
Zeit lang erhitzte Masse nach dem Erkalten mit Aether, wel-
cher anzersetzt gebliebenes Salz ungelöst läfst, behandelt und
die Lösung zur Krystalhsation verdunstet. Dieses Verfahren
ist aber aus dem Grunde nicht zu empfehlen, weil der Inhalt
der Retorte schon bei 150^ stark gefärbt und die förbende
Substanz mit Tom Aether aufgenommen wird. Man erhält
dem zu Folge ein rohes Präparat, welches schwer zu ent-
färben ist; der brenzliche Geruch dagegen ist nur schwach
und verschwindet leicht
Ffihrt man die Destillation des brenzweinsauren Salzes
in einem Strome von Ammoniakgas aus, so treten keine
wesentlichen Veränderungen ein : die Bildung des kohligen
Rückstandes wird dadurch nicht vermieden und das Destillat
wird weder reiner, noch in gröfserer Menge als gewöhnlidi
erhalten.
Wenn man dagegen die Destillation bei einer möglichst
niedrigen Temperatur vornimmt, so kann man alle Uebelstände
beseitigen und unmittelbar ein schneeweifses Destillat erhalten,
während in der Retorte nur Spuren des kohligen Rückstandes
sich zeigen; und wenn auch die Operation sehr langsam vor
sich geht, so gewinnt man doch an Zeit, da nicht nur die
Ausbeute gröfser, sondern auch die Reinigung des Destillats
ausnehmend erleichtert wird. Das Ergebnifs einer bei un-
gefähr + 150^ auf dem Sandbade mit einer einfachen Spiri-
toslampe bewerkstelligten Destillation war folgendes : 32,5
Gnu. Ammoniaksalz waren nach einer Destillation von 36 Stun-
den in Bipyrotartramid verwandelt. Das Destillat betrug 22
Grm.; aus der Retorte wurde mit Wasser 2,06 Grm. eines
braungefärbten Präparats ausgespühlt; der kohlige Rückstand
wog 0,4 Grm. In Allem hat man demnach erhalten 24,06
statt 24,64 Grm. , wie die Rechnung erfordert.
237
Chemische Notizen;
von Demselben.
1. DarsfeOimg der Bamtäwe. — In einem gerttumifeB
kupfernen Kessel werden 20 Loth Borax in 70 Pfund Wasser
aufgelöst, in die Lösung zwei leinene zogebuiidene Beulel,
jeder 3} Pfund trockene Taubenexcremente enthaltend, ge-
bracht und eine Stunde lang unter Umrtthren gekocht Darauf
werden die Beutel entfernt und etwas abtropfen gdassen.
bi der kochenden Boraxlösung wird | Pfund krystallisirter
Safaniak aufgelöst, der Kessel nach einigen Minuten Tom Feuer
entfernt und erkalten gelassen. Nach 12 Stunden hat sich
ein rechlicher, graulich-weifser Niederschlag von hamsaurem
Anunoniak auf dem Boden des Kesseb abgesetzt. Die oben*
stehende, klare, stark braungeflirbte Flüssigkeit wird mit einem
Heber entfernt, neues Wasser zugegossen und diese Operation
erneuert, bis die Flüssigkeit fast farblos geworden ist Dar-
auf wird der Niederschlag wieder mit einer verdünnten
Boraxlösung gekocht, wobei sehr viel von -einer schleimigen
Masse ungelöst bleibt Die Lösung, die jetzt durch Papier
filtrirt werden kann und schwach bräunlich gefärbt ist, wird
erwärmt und in eine warme Mischung von 1 Loth Schwefelsäure
mit 2 Loth Wasser gegossen. Nach dem Erkalten hat sich
die Harnsäure krystallinisch abgeschieden. Sie ist hellbraun
gefärbt und wird gereinigt durch Auflösen in Kali, Ein-
trocknen der Lösung, Wiederholung derselben Operation und
Zersetzung mittelst Schwefelsäure. Ich habe auf diese Weise
i Procent ganz schneeweifse Harnsäure ans den Tauben-
excrementen erhalten und glaube die hier beschriebenen Mo-
dificationen in der Darstellungsweise dieser wichtigen Säure,
zu deren Gewinnung man wohl nur selten Gelegenheit findet,
die mehr ergiebigen Schlangenexcremente anzuwenden, als
practisch empfehlen zu können.
996 DebuSj 4iber chemische VenoanäUchafL
2. Darsteüung der Breiv^chleimsäure. — Die Bereitung
dieser Säure wird aufserordentlich erleichtert durch die Auf-
wendung der von Mohr angegebenen Methode fiir die Cre-
wioBiiiig der Beezoöaäure. Die doreh DestiUatio^ 4ai Scbleim-
säure gewonnene robe theerige Flüssigkeit wird auf c|wi
Wasserballe «ur TrockAe verdunstet , der schwär^ Rackst(iB4
in einer Porcellanschale mit flachem Boden ausgebreitet wd
diese wie der Mohr' sehe Apparat zugerichtet. Bei geUi^dei
Wärme, ungefähr 140<^, auf einem Saadbade hat sieb nach
duigen Stunden die Brenzschleimsäure in dem Pppierhuta
verdichlet und stellt bteadeudweifse , längliche Kry^a|iblättef
dar, licht unähnlich der sublimirteu Benzp^aäura
lieber ehemische Yerwandlschaft ;
von H. Debus.
in.
bi einer aus Wasser, Chlorcalcium und Chlorbarium be-
stehenden Flüssigkeit bringt eine verhältnifsmäTsig kleine
Menge kohlensaures Natron einen Niederschlag hervor, der
je nach den Gewichtsverhältnissen der zusammengemischten
Körper entweder ans kohlensaurem Kalk, kohlensaurem Kalk
und Baryt oder nur aus kohlensaurem Baryt besteht. Einen
hervorragenden ^nflufs auf die Zusammensetzung dieses Nie-
derschlags äubert das Verhältnirs des Chlorcalciums zum
Chlorbarium, und um diese Abhängigkeit der Verwattdtschaft
von der Masse kennen zu lernen, wurden die in dieser Mit^
theilung beschriebenen Versudbe unternommen.
Debusy über chemis^ Verwmdiiokaft 989
Zur Darstellung der Qöthigeii Auflösungen wurden auf
300 Grm. Wasser immer 50 Grau, krysiallisirtes Chlorbariuaai
und bestimmte, jedoch in den einzelnen FäUen Yerschiedene
Mengen eines nicht vollkommen trocknen Chlorcalciums an-
gewandt. Bei der Fällung derselben ist es erforderlich, dafa
jedes Theilchen der zugesetzten kohlensauren Natronlösung
während der Mischung dasselbe Verhältnifs zwischen Chlor-
barium und Cblorcaicium vorfindet, und dafs nach dem Ver-
such diefs Yerhältnirs nicht merklich oder wenigstens nicht
so stark geändert ist, dafs dadurch eine Störung des Rfisultats
entstanden seyn könnte. Beide Bedingungen werden erreicht»
wenn man das Fällungsmittel 40- bis lOOmal verdünater
nimmt als die zu fällende Auflösung, und nur eine verhältaifA*
mäfsig kleine Menge desselben einer grofsen Quantität der
letztem zufügt. Als Fällungsmittel wurde daher zu allen
Versuchen 50 Grm. einer Flüssigkeit angewandt, welche auf
100 Grm. Wasser nur 0,400 Grm. neutrales kohlensaures Na-
tron enthielt.
Um die durch den Zusatz der Natronflüssigkeit gebildeten
Carbonate vollkommen niedergeschlagen zu erhalten, ist es
erforderlich , dafs die Auflösungen vor dem eigentlichen Ver-
such mit den erwähnten Carbonaten des Kalks und Baryts
vollständig gesättigt werden. Um diefs zu bewerkstelligen,
wurde so viel kohlensaures Natron einer Chlorcalcium-Barium-
lösung zugesetzt, bis eine starke Fällung entstanden war, und
das Filtrat von der letztern, welches so viel kohlensauren
Kalk and kohlensauren Baryt zurückbehalten hatte, als dasselbe
auflösen konnte, zu dem eigentlichen Versuch verwandt.
Diese Methode schliefst sich eng an das von mir in Bd. LXXXV,
S. 110 dieser Annalen beschriebene Verfahren an.
Der durch das kohlensaure Natron hervorgebrachte Nie-
derschlag wurde nach sorgfältigem Auswaschen mit kohlen-
säurefreiem Wasser in verdünnter Salzsäure gelöst, der Baryt
240 Debus, iAer ehSiitehe Verwmiisckafi.
mH Schwefelsäure und im Filtrat von demselben der Iblk mit
Ammoniak und oxalsaurem Ammoniak niedergeschlagen.
I. Zur Bereitung der Versuchsflüssigkeit wurden 300 Grm.
Wasser, 50 Grm. Chlorbarium und 13 Grm. Chlorcalcium ge-
nommen. Die Analyse derselben gab auf 0,631 Grm. schwe-
felsauren Baryt 0,129 Grm. kohlensauren Kalk. Diefs ent-
spricht dem Yerhältnifs :
CaGl : BaCl = 1 : 3,93.
50 Grm. der kohlensauren Natronflüssigkeit mittelst eines
Tropfglases in die bewegte Auflösung eingetropft gaben einen
Niederschlag , der kohlensauren Kalk und nur eine Spur koh-
lensauren Baryt enthielt.
IL Die Yersuchslösung wurde aus 600 Grm. Wasser,
100 Grm. Ghlorbarium und 22 Grm. Chlorcalcium zusammen-
gesetzt. Die Analyse derselben gab auf 1,145 Grm. schwe-
felsauren Baryt 0,179 Grm. kohlensauren Kalk. Hieraus das
Yerhältnifs :
CaCl : BaCl = 1 : 5,16.
Die ganze Auflösung theilte man in zwei gleiche Theile.
Zu dem ersten Theil wurden 50 Grm. der kohlensauren
Natronfiüssigkeit mit dem Tropfglas langsam zugesetzt und
der Niederschlag nach 24 Stunden abfiltrirt und analysirt.
Derselbe gab 0,046 Grm. schwefelsauren Baryt und 0,178
Grm. kohlensauren Kalk. Hieraus ergiebt sich das Yerhältnifs,
in welchem die Chloride durch das kohlensaure Natron zer-
setzt wurden :
CaCl : BaCl z= 1 : 0,20.
Zu dem zweiten Theil wurden 50 Grm. des Fällungs-
mittels auf einmal zugesetzt und der entstandene Niederschlag
nach 24 Stunden abfiltrirt. Derselbe gab 0,020 Grm. schwe-
felsauren Baryt und 0,194 Grm. kohlensauren Kalk.
Debus, über ckemiscKe Verwandtschaft. 241
Hieraus berechnet sich Tür das Verhaltnirs der gefällten
Chloride :
CaCl : BaCI = 1 : 0,083.
IIL Die Versuchsflüssigkeit wurde aus 300 Grm. Wasser,
50 Grm. Chlorbarium und 9 Grm. Chlorcalcinm bereitet Die
Analyse derselben gab 1,414 Grm. schwefelsauren Baryt und
0,196 Grm. kohlensauren Kalk.
Diesen Zahlen entspricht das Verhältnifs :
GaCl : BaCl = 1 : 5,7.
50 Grm. der kohlensauren Natronlösung mit einem Tropf-
glas eingetropft , der Niederschlag nach 24 Stunden abfiltrirt
and analysirt gab 0,266.Grm. schwefelsauren Baryt und 0,092
Grm. kohlensauren Kalk.
Mithin hat man ftbr das Verhältnifs der getällten Chloride :
CaCl : BaCl = 1 : 2,32.
IV. Die Versuchslösung wurde aus 600 Grm. Wasser,
100 Grm. Chlorbarium und 13 Grm. Chlorcalcium dargestellt.
Eine unbestimmte Menge derselben gab 1,280 Grm. schwefel-
sauren Baryt und 0,112 Grm. kohlensauren Kalk.
Hieraus ergiebt sich :
CaCl : BaCl = 1 : 9,2.
Diese Flüssigkeit wurde in zwei gleiche Theile getheilt
und beide in derselben' Weise durch Eintropfen der kohlen-
sauren Natronlösung mit dem Tropfglas gefällt. Der Nieder-
schlag in der ersten Portion wurde 24 Stunden nach seiner
Bildung abfiltrirt und analysirt. Derselbe gab 0,291 Grm.
schwefelsauren Baryt und 0,095 Grm. kohlensauren Kalk.
Diese Zahlen geben fär das Verhältnifs der durch koh-
lensauren Natron zersetzten Chloride :
CaCl : BaCl = 1 : 2,46.
Der Niederschlag in der zweiten Portion , welcher drei
Tage nach der Fällung abfiltrirt wurde, gab 0,291 Grm.
schwefelsauren Baryt und 0,093 kohlensauren Kalk.
Annat. d. Chemie a. Pharm. LXXXVII. Bd. 8. Hfl. 16
343 Debus^ über ehemücke VenoanäiickafL
Mithin das VerhiUnirs :
CaCl : BaCl = 1 : 2,51.
Aus diesen beiden Yersnchen geht hervor, dafs es für
das Resultat gleichgültig ist, ob der Niederschlag ein oder
mehrere Tage mit der Mutterlauge in Berührung gelassen wird.
V. Die zum Versuch dienende Auflösung wurde aus
600 Grm. Wasser, 100 Grm. Chlorbarium und 10 Grm. Chlor-
calcium bereitet. Die Analyse derselben gab 0,788 Grm.
schwefelsauren Baryt und 0,052 Grm. kohlensauren Kalk.
Hieraus das Verhältnirs :
Caa : BaCl = 1 : 12,3.
Zu der einen Hälfte dieser Flüssigkeit wurde das kohlen-
saure Natron mit einem Tropfglas zugesetzt, und der ent-
standene Niederschlag nach 24 Stunden abfiltrirt. Derselbe gab
0,327 Grm. schwefelsauren Baryt und 0,095 Grm. kohlen-
sauren Kalk.
Demnach für das Verhältnifs der gerallten Chloride :
CaCl : BaCl = 1 : 2,78.
Zu der andern Hälfte wurde die ganze Menge des Fäl-
lungsmittels auf einmal zugesetzt und nach eintägigem Stehen
filtrirt. Der Niederschlag gab 0,089 Grm. kohlensauren Kalk
und 0,284 Grm. schwefelsauren Kalk.
Verhältnifs der zersetzten Chloride :
CaCl : BaCI = 1 : 2,58.
Aus diesen Zahlen, sowie aus den Versuchen II ergiebt
sich, dafs man unter den angeführten Versuchsbedingungen
unabhängig von der mechanischen Ausführung der Versuche
ist, d. h. es ist gleichgültig , ob man das Fällungsmittel lang-
sam oder schnell, auf einmal oder nur in kleinen Quantitäten
den Auflösungen zusetzt, die erhaltenen Resultate variiren
wenig mehr, als den gewöhnlichen Beobachtungsfehlem ent-
spricht. Man hat :
Debuiy über chemische Vencandtschaft 243
Versuch 11 Versuch V
CaQ : BaCl CaCl : BaCl
Kohlens. Natronlösung auf einmal
zugesetzt 1 : 0,08 1 : 2,58
Kohlens. Natronlösung mit einem
Tropfglas eingetropft .... 1 : 0,20 1 : 2,78.
Es ist schon mehrmals bemerkt worden, dafs die Auf-
lösungen nach der Fällung 24 Stunden stehen gelassen und
dann erst filtrirt wurden. Der so erhaltene Niederschlag be-
steht aber aus zwei Theflen. Eine Portion schlägt sich au-
genblicklich nach Zusatz des kohlensauren Natrons nieder,
während eine andere, jedoch viel kleinere Menge der Carbonate
erst im Laufe von 12 Stunden in mikroscopischen Krystallen
an den Wänden der Gefäfse abgesetzt wird.
In den folgenden Versuchen wurde der Niederschlag
augenblicklich nach der Fällung abfiltrirt.
VI. Zur Darstellung der Auflösung wurden 300 Grm.
Wasser, 50 Grm. Chlorbarium und 8| Grm. CUorcalcium
angewandt. Man hat :
CaCl : foCl =s 1 : 6,03.
Der durch Eintropfen von 50 Grm. der kohlensauren Na-
Ironlösung erhaltene Niederschlag gab 0,339 Grm. schwefel-
sauren Baryt und 0,090 Grm. kohlensauren Kalk.
Folglich flir das Verhältnifsder gefällten Chloride :
CaCl : BaCl = 1 : 3,05.
VII. Zur Bereitung der Versnchslösung wurden 600 Grm.
Wasser, 100 Grm. Chlorbarium und 13 Grm. Chlorcalcium
genommen. Dieselbe gab in der Analyse auf 1,070 Grm.
schwefelsauren Baryt 0,094 Grm. kohlensauren Kalk. Diefs
entspricht :
CaCl : BaCl = 1 : 9,1.
Zwei gleiche Theile dieser Auflösung vnirden durch Ein-
tropfen gleicher Volumina der kohlensauren Natronlösung
16»
244 Debuii Über chemische Vencandiichafi.
gefttllt. Der Niederschlag des ersten TheOs gab 0,330 Gmi,
schwefelsauren Baryt und 0,069 Gnn. kohlensauren Kalk.
Diese Daten entsprechen dem Yerhältnifs :
CaCl : BaCl = 1 : 3,0.
Der Niederschlag des zweiten Theils gab 0,322 Gnn.
schwefelsauren Baryt und 0,069 Gnn. kohlensauren Kalk.
Yerhältnifs der zersetzten Chloride :
CaCl : BaCl = 1 : 2,92.
Vin. Es wurden 300 Grm. Wasser, 50 Grm. Chlorbarium
und 4,4 Grm. Chlorcalcium zur Bereitung der Versuchsflfissig-
keit genommen.
In derselben verhielt sich :
CaCl : BaCl = 1 : 13,7.
Der durch Eintropfen der kohlensauren Natronlösung er-
haltene Niederschlag gab 0,368 Gnn. schwefelsauren Baryt
und 0,073 Grm. kohlensauren Kalk.
Demnach fdr das Yerhältnifs der durch das, kohlensaure
Natron zersetzten Chloride :
CaCl : BaCl = 1 : 4,04.
IX. Die angewandte Auflösung wurde aus 300 Grm. Wasser,
50 Grm. Chlorbarium und 4 Grm. Chlorcalcium bereitet. Die
Analyse derselben gab auf 2,003 Grm. schwefelsauren Baryt
0,106 Grm. kohlensauren Kalk.
Diese Daten entsprechen dem Yerhältnifs :
CaCl : BaCl =: 1 : 15,0.
Der durch Eintropfen der kohlensauren Natronlösung er-
haltene Niederschlag gab 0,378 Grm. schwefelsauren Baryt
und 0,061 Grm. kohlensauren Kalk.
Yerhältnifs der zersetzten Chloride :
CaCl : BaCl = 1 : 3,83.
II.
Debusy über chemische VerwandUchafL 245
Bezeichnen wir das Yerhältnifs des Chlorcalciums zum
Chlorbarium in der Versuchsflüssigkeit mit «(^■^-^=«\
und das VerhältniTs, in welcl^m die genannten Chloride durch
das kohlensaure Natron zersetzt werden mit /*( ■^^= ß\
dann bekommen wir die folgende Uebersicht der oben gefun-
denen Resultate.
A. Der Niederschlag 24 Stunden nach seiner Bildung
abfiltrirt :
a ß
I. 3,93 0
5,46 0,20]
, 0,08(
in. 5,7 2,33
,y ) 9,2 2,46,
*^- I 9,2 2,51
112,3 2,58|
12,3 2,781
B. Der Niederschlag gleich nach seiner Bildung abfiltrirt :
VI. 6,03 3,05
VIL I *'* 3,0
^"' \ 9,1 2,921
YUI. 13,7 4,04
IX. 15,0 3,83.
Wenn in einer Auflösung von der oben angegebenen Be-
schaffenheit die Menge des Chlorbariums fünfmal gröfser als
die des Chlorcalciums ist, dann wird durch kohlensaures Na-
tron fast kein kohlensaurer Baryt geftDt. Ist die Quantität
der Barytverbindung 5,7mal gröfser als die des entsprechen-
den Kalksalzes, dann werden auf einen Theil des letzteren
2,3 TheOe der ersteren niedergesdilagen. Es scheint also
zwischen den beiden ganz nahe liegenden Verhältnissen
1 : 5,1 und 1 : 5,7 eine Grenze zu geben, wo ein plötzlicher
Wechsel in den betreffende Affinitäten stattfindet. Wächst a
V.
246 DehuSf über chemische VerwandUdiaft.
Yon 5,7 bis 12,3, dann sieigt der Werth von ß yon 2,3 auf
2,78 , also so wenig , dafs man sich zn der Ansicht hingeneigt
füllt, dafs man es hier mit einem constanten Yerwandtschafts-
verhfiltnils zu thun hat, weichen bd iigend einer Grenze in
em anderes überbringt , und da£s . die Abweichungen yon
demselben in störenden Einflüssen zu suchen sind. Man
wird in dieser Ansicht bestärkt, wenn man sich zu der zweiten
Versuchsreihe wendet.
In VI ist das Verhältnifs des Ghlorcaiciums zum Chlor-
barium gleich 1 : 6,03, in VII = 1 : 9,1 und in beiden Fällen
wurde auf einen Theil Chlorcalcium 3,0 Theile Chlorbarium
durch das kohlensaure Natron gefällt; die zu VIII und IX an-
gewandten Lösungen ergaben bei einer verschiedenen Zusam-
mensetzung fast dasselbe Verhältnifs zwischen den durch
das kohlensaure Alkali zersetzten Chloriden.
In der zweiten Versuchsreihe, wo die Niederschläge
gleich nach Zusatz des Fällungsmittels hervorgebracht und ab-
filtrirt wurden, wo also die Büdung und Abscheidung des
kohlensauren Kalks und Baryts gleichsam in demselben Mo-
ment erfolgte, stehen die letzteren in einem einfachen stö-
chiometrischen Verhältnifs.
Durch kohlensaures Natron wurden gefällt :
Berechne!
rAt.CaCl:liÄt.Baä
VI. 1 : 2,80
VII W' 2'®^
^"- 1 : 2,80
2,80
lAt. CaCl: 2AtBaCi
VIII. 1 : 3,74 . 1 : 4,04
IX. 1 : 3,74 1 : 3,83.
Das neulich von Bunsen aufgestellte schöne Gesetz*),
dafs wenn einem Körper A gleichzeitig mehrere andere»
«) Dieie Annaleii LXXXV, 13a
Debui^ über chemi$eke VerwanäUchaft, 247
Körper B , B^ , B^' etc. zur Verbindung- dargeboten werden,
dafe sidi dann dar Körper A von B, B', B'' etc. solche Men-
gen auswählt, dals die neu entstandenen Verbindungen
CA + B}, (A + BO, (A + B'O in einem einfacben
AtoneBTerhifltnirs zu einander stehen etc., beherrscht also,
wie die obigen Versuche darthun, auch die durch doppelte
WaUverwandtschaft in FHissigkeiten hervorgerufenen Erschei-
nungen. Es wird entweder nur kohlensaurer Kalk gefUlt,
eder kohlensanrer Kalk und kohlensaurer Baryt in einem ein-
fachen AtomenverhiQtmfs. In wie weit diefs von der Mischung
der Versuchsflüssigkeiten abhängt, zeigt die obige Tafel.
Läfst man die Auflösungen nach der Fällung mehrere
Stunden stehen, dann wird nach und nach eine kleine Menge
kohlensanrer Kalk und kohlensaurer Baryt niedergeschlagen.
So lange die beiden letzteren aufgelöst sind, stehen dieselben
in einem bestimmten Atomenverhältnifs zu einander. Setzt
sidi nun der kohlensaure Kalk schneller ab, als der kohlen-
saure Baryt, dann wird diefs Verhältnifs geändert, der noch
aufgelöste kohlensaure Baryt kann auf das Chlorcalcium wir-
ken , kohlensauren Kalk erzeugen, um das frühere Verwandt-
schaftsverhältnifs wieder herzustellen, und so wird dann die
einfache stöchiometrische Beziehung zwischen den Bestand-
theilen des anfänglichen Niederschlags aufgehoben. Dieser
schon von Bunsen erwähnte Umstand erklärt die Differenzen
zwischen den Besullaten der ersten und zweiten Versuchs-
reihe.
Wenn die erwähnten Niederschläge Doppelsalze von koh-
lensaurem Kalk und Baryt darstellen, dann ist es bemerkens-
wertb, dafs in denselben die gewöhnlichen Verbindungsver-
hältnisse der kohlensauren Salze gänzlich übersprungen sind.
Die Carbonate der starkem Basen vereinigen sich nämlich
vorzugsweise zu gleichen Atomen ; so ist z. B. der sogenannte
Baryto-</alcit nach der Formel BaO, COt + CaO, CO« zu-
248 WandeslebeHf chemUAe üniersuekimg der
sammengßsetzt. In den hier beschriebenen Versuchen wird
dagegen durch das kohlensaure Natron entweder nur Kalk
und kein kohlensaurer Baryt, oder ein Atom kohlensaurer
Kalk mit ein und einem. halben Atom kohlensaurem Baryt, oder
ein Atom kohlensaurer Kalk mit swei Atomen kohlaisaurem
Baryt gefallt. In meinen früheren Arbeiten über Verwandt-
schaft, wo ich Kohlensäurewasser auf eine Lösung von Baryt-
und Kalkhydrat einwirken liefs, standen die Mengen der ge-
fidlten Carbonate in keiner einfachen stöchiometrischen Be-
ziehung zu einander. Meine Versuchsmethode giebt aber im
Sinne des Bunsen 'sehen Gesetzes nur dann scharfe Re-
sultate, wenn das Fällungsmittel vielmal verdünnter als die
zu fällende Flüssigkeit und nur soviel davon genommen wird,
dafs das Gewichtsverhältnifs der BestandtheOe der Versuchs-*
lösung nicht wesentlich geändert wird. Die Schwerlöslichkeit
des Baryt- und Kalkhydrats in Wasser erlaubte es nicht, diese
Bedingungen scharf einzuhalten, und daher weichen die dort
gefundenen Resultate mehr oder weniger von Bunsen's
Gesetze ab.
Chemische Untersuchung der Mineralquelle zu
Langenbrücken im Grofsherzogthum Baden;
von F. Wandesieben.
(Von Hrn. Prof. Weltcien mitgetheilt.)
Aus dem Liasschieferlager , das, reichlich Schwefelkies
und Bitumen enthaltend, in dem den Uebergang vom Schwarz-
wald zum Odenwald bildenden Hügelland^ zwischen Bruchsal
und Wiesloch östlich der Bergstrafse entlang sich erstreckt,
kommen an verschiedenen Stellen kalte Schwefelquellen zu
Tage, unter denen an Menge des hervorquellenden Wassers,
Mineralquelle w Langenbr&eken. 249
wie auch an Gehalt der heilkraftigen Stoffe, diejenigen die
ausgezeichnetsten sind, welche südöstlich von Langenbrücken
hervortreten und die Badeanstalt speisen.
Die Quellen waren seit lange bekannt , nnd der Besuch
dersdben, ihres auffallenden Erfolges in'verschiedenen Krank-
heiten wegen, stets ein sehr frequenter.
Die Badanlagen selbst liegen in einem von Ost nach
West gerichteten Thalgrunde, und sind umgeben von ange-
nehmen Gartenanlagen und Spaziergängen; dabei sind die
klimatischen Verhältnisse die günstigsten, die Temperatur ist
regelmäfsig milde, nicht geneigt zu schnellem Wechseln*
Von 14 im Bereiche der Badanstalt etwa 100 Schritte von
einander entfernt entspringenden Schwefelquellen sind die
drei wichtigsten :
Der Kurhrunnen , von welchem fast nur allein getrunken
wird, und dessen Wasser zu nachstehender Analyse diente;
die Gasquelle, welche das Wasser zu Schwefelwasserstoff-
Binathmungen liefert, und die Springquelle, der erste arte-
sische Brunnen im Badischen, 120 Fufs tief, dessen Wasser
hauptsächlich zur Bereitung der Bäder benutzt wird.
Eine chemische Uutersuchung des Kurbrunnens wurde
bereits vor einem Vierteljahrhundert von Geiger vorge-
nommen und veröffentlicht; da aber seit jener Zeit mancherlei
Veränderungen, namentlich zweckmäfsigere Fassungen der
Ouelle vorgekommen sind, so war eine neue Analyse Bedürf-
iiifs, und wurde vielfach gewünscht.
Mein verehrter Lehrer, Herr Prof. Dr. Weltzien, hatte
die Güte, mir die Ausführung einer solchen zu übertragen,
und folgen nachstehend die gefundenen Resultate, die theils
in dem chemischen Laboratorium der polytechnischen Schule
in Karlsruhe, theils an der Quelle selbst erhalten wurden.
Das Schwefelwasser des Kurbrunnens hatte am 10. und
11. Aprfl d. J. eine constante Temperatur von + 8^,5 C. bei
850 Wandeiteben, ckemüche Uniermehung der
zwischen «f 5^ bis 10^ schwankender Lufttemperator. Das
apec. Gewicht des Wassers beträgt 1,00152 bei 14» C.
Das Wasser ist frisch von der Qaelle genommen kry-
stallheB, perlend ; an der Luft stehend wird es trübe, milchig
von sich abscheidendem Schwefel; es reagirt seiner freien
Kohlensäure wegen schwach sauer.
Seine hervorragendste Eigenschaft ist der starke Ge-
ruch nach Schwefelwasserstoff, dessen Daseyn unstreitig durch
die Einwirkung des Bitumens auf den Schwefelkies bedingt
wird. Bei der qualitativen Untersuchung ergaben sich fol-
gende Bestandtheile :
KaU, Natron, Magnesia, Thonerde, Eisen, Mangan (Spu-
ren), Hydrothionsäure, Kohlensäure, Schwefelsäure, Kiesel-
säure, Chlor.
QuantUaUce Atudyse.
BBstimmung des GesammtquaniumM der fkoen Besiandäieäe.
— Eine bestimmte Quantität Wasser wurde in einer tarirten
Platinschale über dem Wasserbade zur Trockne verdampft,
und beträgt die Menge der fixen Bestandtheile in einem Liter
Wasser = 0,540 Gnn.
Der Gang der quantitativen Analyse zerfiiel im Allge-
meinen in die Bestimmung des durch Kochen einer bestimm-
ten Quantität Wasser entstehenden Niederschlags, so wie der
in der abfiltrirten Flüssigkeit enthaltenen Bestandtheile :
12 Liter Wasser von dem Kurbrunnen wurden bis auf
ein Minimum vorsichtig abgedampft, auf ein gewogenes Filter
gebracht, der Niederschlag mit ausgekochtem destillirtem Wasser
ausgewaschen, und im Luftbade bei 125^ G. getrocknet; er
betrug 4,634 Grm.
In verdünnter kalter Sabsäure gelöst, wurde der darin
unlösliche CaO + SO* mit kochender Salzsäure behandelt,
und dann nach einander daraus die SO* und der CaO nach
der bekannten Methode bestimmt.
Mmeralqueite zu LangenbrUcken. 251
Die Menge des gefundeneii CaO + SO' beträgt 0,199.
In der nit etwas NO* versetzten Lösung ward das FeH)* mit
HW niedergeschlagen, schnell filtrirt, in dem Filtrate unter
ZusatE von Sahniak mit oxalsaurem Ammoniak die Kalkerde
gefilllt, so wie das davon erhaltene Filtrat mit phosphoraaureni
Natron-Ammoniak versetzt, um die Magnesia zu fallen.
Die erhaltenen Resultate waren :
FeH)« = 0,164 Fe*0« 0,164
CaO+CO* = 3,958 = CaO 2,216
2 MgO+PO»= 0,912 = MgO 0,193.
Im Filtrate von dem durch Kochen des Wassers ausge-
schiedenen Niederschlage wurde durch Abdampfen zur Trockne
die Kieselsäure erhalten. Ihr Gewicht betrug = 0,157 SiO'.
In der Lösung ward die Thonerde vorsichtig mit H'N
gefallt. Ihr Gewicht war = 0,014 Al^O».
Das Filtrat eingedampft und geglüht, die geglühten Al-
kalien gelöst, und daraus das Kali als KCl -f PtCl^ ausge-
schieden. Die gefundenen Mengen waren :
KO = 0,120
NaO = 0,239.
Die Bestimmung der SO' und des Cl wurden in [beson-
deren Wassermengen gemacht.
Sie betrugen : SO» = 0,816
Cl = 0,084.
Als Controlle der Analyse im Ganzen wurden die fixen
Bestandtheile durch Abdampfen des Wassers direct bestimmt,
und die Quantität des direct gefundenen Gewichtes mit der
Summe der durch vorstehende Analyse gefundenen fixen
Bestandtheile verglichen.
Das Hauptmoment der Untersuchung bildete jedenfalls die
Bestimmung des SchwefelwasserstoffSs und der Kohlensiure.
253 Wandeileben, chemUche üniersuehmg der
Sie wurden an der Quelle selbst vorgenommen. Die Be-
stimmung des Schwefelwasserstoffs wurde nach der von Du-
pasquier empfohlenen Methode für Sulphhydrometrie mit
Jod gemacht; woniach eine weingeistige Jodlösung von be-
stimmtem Jodgehalte und Volumen in schwefelwasserstoff-
haltiges Wass^ gebracht Jodwasserstoff bildet , Schwefel aus-
scheidet, und ein Ueberschufs von Jodlösung leicht durch
Stärfcmehlkleister erkannt wird. Die Bestimmung wurde un-
term 9. , 10. und 11. April d. J. zu verschiedenen Tageszeiten
und unter Beobachtung der Aufsentemperator häufig wieder-
holt und immer constant gefunden.
Das Gewicht des Schwefelwasserstoffs beträgt in einem
Liter 0,0068 Grm. = 3,596 GG. Schwefelwasserstoffgas.
Die Kohlensäurebestimmung wurde mit BaGl und H'N ge-
macht, der Niederschlag von BaO + GO* und BaO + SO*
geglüht, gewogen, und die früher bestimmte Menge SO* von
BaO + GO* abgezogen.
Die Kohlensäuremenge in einem Liter Wasser ist ss
1,519 Grm. GO*.
Beitknmmg der freien Kohlensäure, — Die Gesammtmenge
der Kohlensäure in 1000 TheOen Wasser beträgt 1,5190
Gebundene Kohlensäure :
1} an Kalkerde . . . 0,1217
2) an Magnesia . . 0,0195
3) an Eisenoxydul . . 0,0037
In Summa 0,1449
Es enthalten demnach 1000 Theile Wasser
freie Kohlensäure 1,3741.
Diese 1,3741 Gewichtstheile freie Kohlensäure entsprechen
(1 TheO = 1 Grm. angenommen} bei + 8^,5 G., der Tem-
peratur des Wassers, 724,299 Gubikcentimetem.
Zueammensidbmg. — 1000 Gewichtstheile Mineralwasser
enthalten :
MmeralqueBe tu I/mjfenbrüekm. 253
A. Fixe Bestandlheile.
Chlor -Natrium 0,0109
Schwefelsaures Kali .... 0,0201
Schwefelsaures Natron
Schwefelsauren Kalk .
Kohlensauren Kalk .
Kohlensaure Magnesia
Kohlensaures Eisenoxydul
Thonerde
Kieselsäure ....
Manganoxydul . . .
0,0317
0,0783
0,2774
0,0355
0,0098
0,0012
0,0131
Spuren.
B. Flüchtige Bestandtheile.
Schwefelwasserstoff .... 0,0068
Freie Kohlensäure .... 1,3741.
Diese entsprechen in gasförmigem Zustande (1 Theil ss
1 Grm. angenommen} :
Schwefelwasserstoff . . 3,598 CC.
Kohlensäure .... 724,299 CC.
Zur Bestimmung seltener vorkommender Körper in Mi-
neralwässern wurden an der Quelle selbst gröfsere Mengen
Wasser eingeengt.
Reactionen auf Jod und Brom lieferten negative Resultate,
dagegen wurden zwei ebenfalls seltenere Körper nachgewiesen
and auch quantitativ bestimmt.
Es sind diefs Arsen und Lithion.
In einem Wasservolumen von 80 Maas bad. , das auf ein
Minimum eingedampft worden, wurde das Arsen als Schwefel-
Arsen gefällt, in Königswasser gelöst, die Arsensäure als
arsensaures Magnesia-Ammoniak gefällt, und daraus das metal-
lische Arsen berec)inet.
Es wurde gefunden 0,025 (2 MgO + AsOO = 0,012 As.
Die vom Niederschlage abfiltrirte Flüssigkeit ward mit BaO+HO
im Ueberschufs bei Gegenwart von freiem H*N versetzt, der
überschüssige BaO + HO mit H«NO + CO« gefällt , filtrirt,
wodurch alle Körper, die nicht in die Gruppe der Alkalien
gehören, entfernt wurden.
254 BoUetfy Über die Anafyie der
Mit HCl versetzt wurde die Lösung in einer Platinschale
geglüht, um alle Ammoniaksalze zu verjagen, der geglühte
Rückstand in Wasser gelöst, das KCl mit PtCl> alsKCl+PtCl«
entfernt, das überschüssige PlCl» mit H«NO + CO* durch Glü-
hen reducirt, der Rückstand mit ätherhattigem Weingeist aus-
gewaschen, das darin gelöste LiCl geglüht und gewogen.
Die Menge desselben betrug : 0,330 LiCI.
üeber die Analyse der schwer zerlegbaren Cyan-
verbindungen ;
von Dr. P. Bolley.
Es ist bekannt, dafs viele Doppelverbindungen des Cyans,
namentlich die des Cyanzinks,Xyaneisens, Cyanmangans, Cyan-
nickels und Cyankobalts sehr schwer zu zersetzen sind. Wer
i'e Zerlegungen solcher Körper, sey es mit concentrirter Schwe-
elsäure, oder Königswasser, oder durch Erhitzung bei Luft-
zutritt vorgenommen hat, konnte sich überzeugen, dafs alle
diese Methoden in Bezug auf Schnelligkeit und Leichtigkeit
der Ausführung Vieles zu wünschen übrig lassen , des Vor-
schlags der Zersetzung mit Quecksilberoxyd nicht zu gedenken,
weü dieser Methode es an auch nur annähernder Genauigkeit
gebricht.
Ich habe gefunden, dafs das Zersetzungsverfahren, das ich
in Kürze hier angeben will, äufserst einfach, fördernd und so
genau ist, als man nur immer wünschen kann. Es beruht auf
dem Verhalten der Cyanmetalle zu Ammoniumoxydverbindungen
in der Hitze. Der Vorgang dabei ist : dafs sich Cyanammo*
nium bildet, das sich verflüchtigt und sich dabei zum Theil
zersetzt, und dafs die Basen der Cyanverbindung mit der
Säure der Ammoniumverbindung vereinigt zurückbleiben.
Unter den Ammoniumsalzen habe ich zuerst den Salmiak
angewendet, bei demselben aber gefunden, dafs er defshalb
nicht ganz zweckmäfsig ist, weil er die Bildung von Chloriden
veranlafst, die bei der zur Zersetzung erforderlichen Tem^
peratur zuweilen, wenn auch nur zum kleineren Theil, selbst
wieder zerfallen. Diefs ist z. B. beim Eisencyanid der Fall,
wo das gebildete Eisenchlorid nicht selten beigemengtes Eisen-
oxyd enthält, das aus dem Chlorid durch Hitze entstanden, und
9chwer %erleghat$n Cyanverbmthmgen,
debhalb em unbeliebtes Product ist, weil es sich schwer in
Sinren löst. Zudem ist die reducirende Wirkung des Salmiaks
eine in dieser Anwendung nicht günstige.
Dagegen zeigte sich mir das schwefelsaure Ammonium-
oxyd und namentlich ein inniges Gemenge von drei Theilen
desselben mit 1 Theil salpetersaurem Ammoniumoxyd als voll-
kommen entsprechend.
Ich zerreibe die vorher gewogene Menge der in Unter-
sQchunff zu nehmenden Cyanverbindung mit der drei- bis
vierfachen Menge des genannten Salzgemisches in emer Por-
cellanreibschale, bringe das Pulver mittelst eines Glanzpapiers
in eine kleine tubulirte böhmische Retorte , spüle den Mörser
mit etwas Ammoniumsalzpulver nach und giefse auch dieses
in die Retorte. Den Hals derselben schiebe ich in eine pas-
sende langhalsige Vorlage ohne weitere Dichtung. Eine ge-
wöhnliche Weingeistlampe reicht vollkommen hin, um in we-
nigen Minuten, während welcher man, am Hals der Vorlage
anfassend, den Retortenbauch Über die Flamme hält, die Zer-
setzung vollkommen zu bewerkstelligen. Die Vorlage ist za
empfehlen, weil mit dem Cyanammonhim und dessen Zer-
setzungsproducten zuweilen fnicht immer} kleine Spuren des
Metalls mit übergerissen werden, das einen der mit Cyan ver-
bunden gewesenen Bestandtheile ausmachte. Die in der Vorlage
verdichtete Flüssigkeit wird in einer Porcellanschale abgedampft
(wenn man will zur Verflüchtigung der Ammoniumverbindun-
gen erhitzt} und der Rückstand mit etwas Salpetersäure zer-
setzt In die Retorte wird destillirtes Wasser gegeben und
deren Inhalt in ein Glas ausgespült, die Retorte ausgewa-
schen und der Flüssigkeit Wasser (oder, wenn nöthig, etwas
Salpetersäure} zugesetzt, bis man eine klare Lösung erhält,
zu welcher man den Inhalt der Porcellanschale hinzufügt. In
dieser Flüssigkeit wird die Bestimmung der Metalle, die sich
als schwefelsaure Salze darin finden, auf die gewöhnUche Weise
vorgenommen.
Solche Zersetzungen gehen so vollständig vor sich, dafs
ich in der Retorte nie eine Spur von Blausäure entdecken
konnte, und die dazu nöthige Hitze ist so gering, dafs nicht
die geringste Gefahr für das Gelingen des Versuchs, weil
etwa die Retorte springen könnte, vorhanden ist. Ich habe
die nämliche Retorte zu wenigstens 15 Versuchen gebraucht.
Wenn die Mischung möglichst vollständig geschehen ist, so
findet bei dem genannten Verhältnifs von salpetersaurem
Ammoniumoxyd nur ein Verglimmen, höchstens eine Reihe
sehr unbedeutender Verpuffungen statt (namentlich bei Ber-
linerblau}, die indefs gefahrlos sind und das Resultat des Ver-
suches nicht beeinträchtigen. In mehreren Ferrocyan- und
256 PffrogaOmiäitre im Hobeuig.
FerridcyaiiTerbmdoiigen, die ick in Parallelversudien auf diese
Weise zerlegte, habe ich das Eisen und Kali genau ttberein-
stimmend bestinunt.
PyrogallussSure im Holzessig.
Professor Pettenkofer hat die Beobachtung gemacht,
dafs der etwas eisenhaltige Holzessig aus dem Condensations-
apparate der Holzleuchtgasanstalten an der Luft eine grüne
Farbe annimmt, die durch Zusatz eines Eisehoxydsalzes noch
erhöht wird. Giefst man von diesem eisenhaltigen Holzessig
einige Tropfen in 1 oder 2 Quart kalkhaltigen Brunnenwassers
(es mufs so viel kohlensauren Kalk enthalten , dafs die freie
Säure nentralisirt wird), so förbt sich nach einigen Minuten
die Flüssigkeit blau , welche Farbe sich auf Zusatz von Am-
moniak in Violettroth umwandelt. Der mit etwas Eisenoxydsalz
versetzte Holzessig giebt mit Ammoniak eine tiefviolettrothe
Flüssigkeit. Die Substanz, welcher diese Farbenreactionen an-
gehören, ist in neutralen Lösungen durch essigsaures Blei
Mbar. Hr. August Pauli, Assistent bei Prof. Pettenkofer,
hat auf dessen Veranlassung und unter dessen Leitung eine
Untersuchung unternommen, und es ist ihm gelungen, den
fraglichen Körper zu isoliren. Derselbe ist weifs, krystallisirt
in feinen Nadeln, ist sehr leichtlöslich in Wasser, Weingeist
und Aether, reagirt sehr schwach sauer, reducirt bei gewöhn-
licher Temperatur mit gröfster Leichtigkeit Silbersalze; auf
dem Platinbleche erhitzt schmilzt er, verbreitet unter theil-
weiser Sublimation den Geruch nach frisch sublimirter Pyro-
gallussäure und gesteht beim Abkühlen wieder zu einer kry-
stallinisch strahligen Masse; er verbrennt mit stark leuchtender
Flamme und bietet auch im Uebrigen aUe Reactionen der
Pyrogallussäure dar. Hr. Pauli wird die Darstellung und
Analyse dieses merkwürdigen Bestandtheiles des Holzessigs
in Bälde in diesen Annalen veröffentlichen. Bei der groi[sen
Bedeutung der Pyrogallussäure für die Photographie ist diese
neue Ouelle dafür (roher Holzessig enthält etwa 2 pC. davon}
von gröfstem Interesse. Aus der näheren Untersuchung wird
sich auch ergeben, dafs der Gehalt des Holzessigs an Pyi^o-
gallussäure die Ursache ist, warum bisher in der Färberei die
Beize mit holzessigsaurem Eisen nicht durch gewöhnliches
essigsaures Eisen ersetzt werden konnte.
J. L.
Aiuge^eben den 20. Aogust f853.
ANNALEN
DER
CHEMIE vm PHAßMACIE.
I
LXXXVn. Bandes dritten Heft.
Zur Yolumetrischen Bestimmung der Mangan*
verbindungen ;
von Gnslae Krieger.
Gewöhnlich pflegt man bei quantitativen Analysen die
Bestandtheile der zu untersuchenden Substanzen dadurch von
einander zu trennen, dafs man ihr Verhalten gegen ver-
schiedene Reagentien benutzt, um sie in einer gewis-
sen Reihenfolge, die sich nach den zu trennenden Stoffen
richtet, in unlösliche Verbindungen zu verwandeln und
aus dem Gewichte dieser das Gewicht der in der zu
untersuchenden Substanz enthaltenen BesCanfltheile zu be-
rechnen. ''
Wo sich jedoch die einzelnen Bestandtheile einer Ver-
bindung nur schwer und unvollständig von einander trennen
lass^i und wo es gar nicht auf eine wirkliche Scheidung,
sondern nur darauf abgesehen ist, das relative Verhältnifs
der einzelnen Bestandtheile zu einander zu bestimmen, wendet
man eine andere Methode an. Man wägt nämlich eine
bestimmte Menge der zu untersuchenden Substanz ab, ver-
wandelt sie in Verbindungen oder Zersetzungsproducte von
bdiannter Zusammensetzung und berechnet mit Hülfe des
Aequivalentengesetzes aus dem ursprünglichen Gewichte
und dem spätem Gewichte jener Verbindungen oder Zer-
Auuü. d. Chem. a. Pbann. LXXZVil. Bd. 3. Heft. 17
258 Krieger f vur vchMeiriicken Bestimmung
setzangsproducte das relative VerhältniTs der Bestandtheile
selbst
Analysen der letzteren Art nennt man indirecte, im Ge-
gensatz zu den ersteren, den directen.
Auf einem Verfahren der letzteren Art beruht die neuer-
dings von Prof. Bunsen angegebene volumetrische Methode
zur Bestimmung vieler Substanzen, die bisher uur unvoll-
ständig uad schwierig oder selbst noch gar nicht mit Schärfe
getrennt werden konnten. Namentlich giebt diese Methode
ein Mittel an die Hand, die höheren Oxydationsstufen des
Hangans und ähnlicher Metalle mit Leichtigkeit zu unter-
scheiden und quantitativ zu ermitteln. Ich habe daher mit
Hülfe jener Methode auf Prof. Bunsen 's Veranlassung in
dessen Laboratorium den Einflufs zu ermitteln gesucht, den
die verschiedenen basischen Oxyde in höherer Teropera^tur
auf das beim Glühen an der Luft entstehende Mangftnoxyd-
oxydul ausüben, um nicht sowohl die Natur dieser Oxyda-
tionsstufen selbst, als ganz insbesondere auch die Formeln
festzustellen, welche sich für jeden Fall der einzelnen Mangan-
trennungen ergeben.
Da die naiEhfoIgenden Untersuchungen ohne die Kenntnil^
j^er Methode unverständlich bleiben würden, so will ich
dieselbe zuvor kurz anführen.
Das Princip, welches dem ganzen Verfahren zu Grunde
liegt , läuft einfach darauf hinaus , dafs man eine den zu be-
stimmenden Stoffen äquivalente Menge Jod aus einer Lösung
von Jodkalium ausscheidet und dieses mittelst schwefliger
Säure titrirt.
Die Ausscheidung des Jods aus der Jodkaliumlösung ge-
schieht dadurch, dafs man aus der zu untersuchenden Sub-
stanz mittelst Salzsäure Chlor entwickelt und dieses in die
Jodkaliumlösung leitet, wobei jedes Aequivalent Chlor ein
Aequivalent Jod frei macht.
dar Mangmverbmdmigen. 359
Man siehl hieraus, daCs sich die Methode nur auf eine
gewisse Klasse toq Stoffen anwenden läfst, nämlich nur auf
solche, in denen wenigstens Ein Bestandtheil mit Salzsäure
behandelt Chlor entwickelt.
Um das ausgeschiedene Jod mittelst schwefliger Säure
zu bestimmen , bedarf man einer genau titrirten Lösung von
Jod in Jodkalium, die auf die in Prof. Bunsen's Abhandlung
näher beschriebene Art bereitet und mit doppelt-chrömsaurem
Kali genau «auf ihren Gehalt an freiem Jod geprüft wird. Die
angewandte schweflige Säure darf auf 10,000 Theile
Wasser höchstens 3 bis 4 Theile schwefliger Säure enthal-
ten. Aufserdem bedarf man noch einer sehr verdünnten
Lösung von Stärke, die vollkommen klar seyn mufs und
nicht, wie man es mitunter angeführt findet, mit Al-
kohol versetzt seyn darf. Am besten bereitet man sie
jedesmal frisch.
Die Bestimmung des Mangansuperoxyds geschieht einfach
auf folgende Weise : man wägt einige Decigramm der Probe
in einem kldnea Kölbchen ab, füllt dasselbe zu zwei Datteln
mit reiner concentrirter Salzsäure an und Idtet vermittelst
dnes Ableitungsrohres, das mit dem Kölbchen durch ein
vnlkanisirtes Kautschuckrohr verbunden ist, das beim Erhitzen
sich entwidKelnde Chlorgas in die Jodkaliumlösittig* Ein
Aequivalent Superoxyd scheidet dabei ein Aequivalent Chlor,
und dieses v^iedenun ein Aequivalent Jod ab, welches in der
überschüssigen Jodkaliumlösung gelöst bleibt und die vorher
völlig farblose Flüssigkeit braun Tärbt.
Nachdem die Chlorentwickelung aufgehört hat, giefst man
die Losuig, die das ausgeschiedene Jod enthält, in ein grofses
Becherglas und setzt dazu so viele der in einem Stöpsel-
cylinder abgemessenen scfawefligsauren Normalflüssigkeit, dafs
die braune Farbe vollkommen verschwindet, wobei man die
17»
260 Krieger^ vur vahmiein$chm
an den Winden des Cylinders adhärirende Säure jedesmal
mit destiUirtem Wasser nach^ült, das Mersgefilfs aber vor
jeder neuen Füllung mit der schwefligsauren Flüssigkeit
ausschwenkt.
Nun kommt es noch darauf an, den Ueberschufs der zuge*
setzten schwefligen Säure zu bestimmen. Dieses geschieht nach
Zusatz von 3 bis 4 Cubikcentimeter Stärkelösung durch Zutröpfeln
der titrirten Jodflüssigkeit. Sind bis zum Eintritt der Bläuung
t' Burettengrade nothwendig und sind in einem Burettengrade
a Jod enthalten , so beträgt die zur Zerstörung der n Mafse
schwefliger Säure erforderliche Jodmenge z + a . t% wobei
z die dem Mangansuperoxyd äquivalente Menge des ausge*
schiedenen Jods bezeichnet. Ermittelt man dann mit der
Bürette die Jodmenge a . t, welche zur Zerstörung von einem
Hafs schwefliger Säure nöthig ist, so ergiebt sich :
z + a.t' = n.a.t und
z = a (nt — tQ.
Da ein in Freiheit gesetztes Aequivalent Jod genau einem
Aequivalent Mangansuperoxyd entspricht, so ist ferner :
MnO, : J == X : a (nt — tO und
In 100 Theilen der Probe sind daher an Superoxyd
enthalten :
100 a (nt — tp . MnOt
"A"- J
In ganz ähnlicher Weise ergiebt sich die Gleichung zur
Bestimnmng des Manganoxydoxyduls, das sich beim Glühen
aus allen Oxydationsstufen des Mangans an der Luft bilden
kann. Sie ist :
der Manganverbindwigen. 261
Könnte man annehmen, dafs die Bildnng des Hangan*
oxydoxyduls aus den übrigen Oxydationsstufen des Mangans
durch Glühen an der Luß unter allen Umständen vor sich
ginge, so wurde der Mangangehalt stets nach der zuletxt ent-
wickelten Formel gefunden werden können, wenn nur die zu
untersuchende Verbindung vor der volumetrischen Bestimmung
hinlänglich lange bei Luftzutritt einer höheren Temperatur
ausgesetzt wurde. Allein es scheint nicht unm(^lich, dafs
die Zusammensetzung des Manganoxydoxyduls sich bei hö-
herer Temperatur unter dem Einflüsse stärkerer Basen dadurch
ändert, dafs die stärkere Basis Manganoxydul verdrängt und
dieses dabei in Oxyd übergeht. Für diesen Fall würde die
zuletzt erwähnte Formel durch die nachstehende auf Man-
ganoxyd berechnete Gleichung zu ersetzen seyn :
^ _ a (nt — tQ . MiitOi ^jp
•I
Es bedarf daher einer besonderen Untersuchung, um zu
entscheiden, in welchem Falle die zweite und in welchem die
dritte Formel angewendet werden mu£s. Zur Lösung dieser
Frage wurden folgende Versuche angestellt :
L Besthnmuhg des Mangans m Verbindung mU Eisen.
Wenn eine Auflösung Mangan und Eisen enthält, so läfst
sich der Gehalt an Mangan sehr leicht auf folgende Weise
in derselben bestimmen : man fällt beide Metalle, das Eisen
als Oxyd^ durch kohlensaures Natron und digerirt die Fällung
einige Zeit auf der Kapelle, damit alle überschüssige Kohlen-
säure ausgetrieben und die Basen vollständig gefallt werden.
Der wohlausgewaschene Niederschlag wird getrocknet und
geglüht. Man bestimmt nun in den so erhaltenen gemengten
Oxyden den Mangangehalt, indem man eine bestimmte Menge
A davon abwägt, dieselbe in das Kölbchen bringt^ mit Salz-
säure Chlor daraus entwjpkelt und dieses in die Jodkalium-
262 ' Krieger^ utt vohmmirUdken BeMÜmmung
Wsung leUel. Das ausgeschiedene Jod wird dann auf die
angegebene Weise litrirl.
Es wurde zunichsl ein Gemenge von Eisenoxyd und
kohlensaurem Manganoxydol bereilel. Das erstere wurde auf
folgende Weise erhalten : reiner Klayiersailendrahl wurde in
Sdpetersäure gelöst, die Lösung von der ausgeschiedenen
Kieselerde und Kohle getrennt, durch Ammoniak gefilllt, der
Niederschlag gut ausgewaschen und geglüht.
Das bei diesen wie bei allen folgeiiden Versuchen ange-
wandte Manganoxydoxydul wurde aus schwefelsaurem Han-
ganoxydul breitet, welches vollkommen von . Kupferoxyd,
.Eisenoxyd und Kobaltoxyd frei und noch aufserdem durch
mehrmaliges Umkrystallisiren gereinigt war. Die Lösung des
Salzes wurde durch kohlensaures Natron gefüllt, der Niedtf«
schlag gut ausgewaschen, getrocknet und bei Luftzutritt an-
dauernd geglüht.
Ein Gemenge von 0,1898 dieses Manganoxydoxyduls und
von 0,1901 Grm. Eisenoxyd vmrden in Salzsäure gelöst,
durch kohlensaures Natron gerällt, der Niederschlag eine Zeit
mit der darüber stehenden Flüssigkeit digerirt, dann durch
Decantatioii und später auf dem Filter mit kochendem Wasser
gut ausgewaschen, getrocknet, bei Luftzutritt längere Zeit
geglüht und die erhaltene wasserfreie Masse in einem wohl-
verschlossenen Probirröhrchen aufbewahrt. 0,3406 Grm. dieses
Gemenges dienten zur Analyse, bei der folgende Rechnungs-
elemente gefunden wurden :
n = 2. t' = 29,2. t SS 49,3. a =s 0,002685.
A = 0,3406.
Substituirt man diese Werthe in die Formel 11, so erhält man :
Gefvndcti Aagewandt
Mn^O« 49,92 49,96
FeiO, 50,08 50,04
100,00 .»iQO,00.
i&r MmgQH0e$6mdtmgen, 963
Der Versuch beweist, dafs das Manganoxydoxydul beim
Glühen mit Eisenoxyd in seiner Zusammensetzung keine Ver-
ttndenttig erleidet
II. Bestimnmag des Mangans m Verbindimg mit Tkonerde.
Die Thonerde, welche zu dem Versuche diente, war fol-
gendermafsen bereitet : eine Auflösung von reinem, eisen-
freiem Alaun wurde in der Hitze durch überschüssiges koh-
lensaures Natron gefällt und eine Zeit lang damit digerirt, um
die sich bildende basisch -schwefelsaure Thonerde möglichst
zu zerstören. Der wohlausgewaschene Niederschlag wurde
in Salzsäure gelöst^ durch Ammoniak geßilU und stalle
geglüht.
Eine Auflösung, die aus 0,5381 Manganoxydoxydul und
aus 0,4054 dieser Thonerde bereitet war, wurde durch koh-
lensaures Natron gefallt, der Niederschlag eine Zeit lang mit
der Flüssigkeit digerirt, durch Decantation und später auf
dem Filter gut ausgewaschen , getrocknet und geglüht. Zur
volumetrischen Analyse dienten 0,8358 Grm., welche folgende
Rechnungselemente gaben :
n = 5. t' = 42,9. t = 47,5. a = 0,002685.
Substituirt man diese Werthe in die Formel II, so er-
hält man :
Gefottden Angewandt
Mn,04 57,05 57,02
A1,0, 42,95 42,98
100,00 100,00.
Es erleidet also auch ia diesem Falle das Manganoxyd-
oxydul beim Glühen mit der Thonerde keine Veränderung,
und es scheint daher die Folgerung gerechtfertigt, dafs die-
jenigen Basen, die 3 Atome Sauerstofi" enthalten, überhaupt
keine Yeräadening in der Zusanmiensetzung des Manganoxyd-^
oxyduls bei dem Glühen mit demselbe« hervorbringen.
864 Krieger^ 9mr volumeirkehen Beitinummg
in. BesHtnmung des Mangan$ neben BeryUerde,
O4&OO Gmi. reine Beryllerde und 1,2136 Manganoxyd-
bxydol gaben, in Salzsöure gelöst und durch kohlensaures
Natron gefiUlt, einen weifsen Niederschlag, der beim Glühen
die Farbe des reinen Manganoxydoxyduls annahm. 0,2502
Grm. zur volumetrischen Analyse angewandt gaben nach-
stehende numerische Werthe :
n = 2. t' = 43,3. t = 46,4. a = 0,0027272.
A = 0,2502.
Substituirt man diese Werthe in die Formel II, so er-
giebt sich folgendes Verhältnifs :
Angewandt Gefunden
Mn,04 88,99 89,03
BeO 11,01 10,97
100,00 100,00.
Da, wie ich gleich zeigen werde, das Manganoxyd-
oxydul beim Glühen mit stärkeren, 1 Atom Sauerstoff halten-
den Basen in Oxyd übergeht, > so schliefst sich daher Beryll-
erde in ihrem Verhalten gegen Manganoxyduloxyd mehr den
Oxyden an , welche auf 2 Atome Metall 3 Atome Sauerstoff
enthalten.
lY. Bestimmung des Mangans nehm Kupfer.
Zur Bereitung des Kupferoxyds wurde reiner Kupferdraht
in Salpetersöure gelöst, das salpetersaure Salz zur Trocknifs
eingedampft und bis zur völligen Zerstörung der Säure ge-
glüht. 0,2232 dieses Kupferoxyds mit 0,1267 Grm. Mangan-
oxydoxydul in Salzsäure gelöst und durch kohlensaures Natron
gefttUt^ gaben einen Niederschlag, der mit kochendem Wasser
erst durch Decantation und dann auf dem Filtrum gut aus-
gewaschen, getrocknet und bei Luftzutritt geglüht wurde.
Von demselben dienten 0,2824 Grm. zur volumetrischen
der Mang(m»ertnndtmgm. 265
Analyse , aas welcher sich folgende Rechnungselemente er-
gaben :
n = 2. I' = 55,5. l SÄ 56,9. a = 0,0027272.
Substitoirt man diese Werthe in die Formel 11 , so wird
X stets ijmal zu grors erhalten. Nach der Formel III dage-
gen ergab sich folgende Uebereinstimmung :
GefondeD Angewandt
MntOt 35,23 35,41
CnO 64,77 64,59
100,00 100,00.
Hieraus ersieht man, dafs das Kupferoxyd als stärkere
Basis wirklich an die Stelle des Manganoxyduls tritt , wobei
letzteres vollständig in Oxyd verwandelt wird.
Man erhält also hier auf künstlichem Wege eine analoge
Veri>indQng, wie sie wahrscheinlich im Crednerit und in der
Knpferschwärze natürlich vorkommt.
V. Bestimmung des Mangans m Verbindung mit Blei.
Die Bestimmung des Mangans neben Blei geschieht ebenso,
wie eben beim Kupferoxyd angegeben ward. Man fällt beide
Metalloxyde aus ihrer Auflösung durch kohlensaures Natron,
wascht den Niederschlag mit kochendem Wasser gut aus,
trocknet ihn und glüht ihn zuletzt in einem Porcellantiegel.
Das zu den Versuchen angewandte Bleioxyd war aus reinem
Blei dargestellt, welches ich durch Glühen von essigsaurem
Bleioxyd erhalten hatte. Die Lösung des Bleies in Salpeter-
säure wurde durch kohlensaures Natron geräUt, der Nieder-
schlag mit kochendem Wasser gut ausgewaschen, getrocknet
und geglüht. Eine Lösung von 0,2700 dieses Bleioxyds und
0,1858 MnaO« in Salzsäure gab durch Fällung mit ITaC ein
kohlensaures Oxydgemenge von heller Farbe , das nach lan-
gem fflühen an der Luft eine . dunkle , gelblichbraune Masse
386 Krieger j Mir vohmetruckeH Bestimmung
bildete. 0,4619 Gm. davon gaben, bei dem nachstellenden
Versuch benutzt, folgende numerische Werthe :
n = 2. t' SS 56,5. t s 84,2. a = 0,0027272.
Nach der Formel III berechnet ergab sich folgendes
Resultat :
Gefunden Angewandt
Mn,0, 41,17 41,67
PbO 58,83 58,33
100,00 100,00.
Das Blei tritt also auch als stärkere Basis an die Stelle
des in Oxyd übergehenden Manganoxyduls.
VI. Bestimmutig des Mangans in Verbindung mü Cadmiwn,
Beim Glühen mit Cadmiumoxyd wird ebenfalls alles Man-
ganoxydoxydol in Oxyd verwandelt, indem das Cadminmoxyd
an die Stelle des Oxyduls tritt. Aus einer Auflösung, die
Cadmium und Mangan enthält, Tällt man daher ebenfalls beide
Metalle durch kohlensaures Natron und verfährt ganz so, wie
es bei der Scheidung des Mangans von Kupfer und von Blei
angegeben ist. Das zu dem Versuche angewandte Cadmium-
oxyd war aus reinem Cadmium bereitet. 1,4149 Grm. dieses
Cadmiumoxyds mit 0,2166 Manganoxydoxydul zusammen in
Salzsäure gelöst und mit l^aC gefällt gaben einen hdlen Nie«-
derschlag, der nach dem Glühen ein dunkelbraunrothes Pulver
bildete. Von diesem Pulver dienten 0,9402 Grm. zur Analyse,
die folgende Rechnungselemente , lieferte :
n = 2. t' = 21,8. t = 48,9. a = 0,0027272.
Substituirt man diese Werthe in die Formel III, so er-
giebt sich :
Gefunden Ang^ewandt
MntO, 13,87 13,66
CdO 86,13 86,34
100,00 100,00.
der MangMüerAmAmgen. 387
VU. Be$tbmmmg des Mangans m semen Verbindungen wni
WismnA.
Das zu dem Versuche benutzte Wismuthoxyd war durch
Glühen von reinem kohlensaui^m Wismuthoxyd bereitet.
0,3624 Grm. desselben wurden in Salzsäure gelöst und mit
einer Lösung von 0,2477 Grm. Manganoxyduloxyd in Salz-
säure vermischt, beide Metalle durch kohlensaures Natron
kochend gerällt und der Niederschlag eine Zeit lang mit der
darüber stehenden Flüssigkeit digerirt. Nachdem derselbe
durch Decantation und nachher noch auf dem Filter mit ko-
chendem Wasser gut ausgewaschen war, wurde er getrocknet,
bei Luftzutritt geglüht und davon 0,6177 Grm. zur volume-
trischen Analyse angewandt. Diese gab folgende Werthe :
n = 2. l' = 52,9. t = 100,9. a = 0,0027272.
Daraus ergiebt sich nach der Formel III :
Gefanden Aogewaodt
Mn,Oa 41,36 41,41
BiOs 58,64 58,59
100,00 100,00.
Das Wismuthoxyd übt also beim Glühen auf das Man-
ganoxyduloxyd denselben Einflufs wie das Kupferoxyd, Blei-
oxyd und Cadmiumoxyd aus und reiht sich daher in dieser
Beziehung mehr den stärkeren Basen von der Form RO als
den schwächeren Verbindungen RfOf an.
VIII. Bestimmung des Mangans in Verbindung mü Zink.
Das zu dem Versuche angewandte Zinkoxyd war aus
reinem destillirtem Zink, in welchem sich keine anderen Me-
talle nachweisen liefsen , bereitet. Die Lösung des Metalls
in Salpetersäure wurde durch kohlensaures Natron gefiillt,
der NiedeiiscUag mit kochendem Wasser gut ausgewaschen,
getrocknet und gegUlbl. Von diesem Zinkoxyd wurdan
368 Krieger^ mtr wAaneiriidien BesHmnmng
O^SOM Grm. mit 0,3733 Gnn. Manganoxydnloxyd «isammen
in Salzsäure gelöst, die Lösung kochend durch kohlensaures
Nairon gefldlt, die Fällung eine Zeit lang in der Wärme
digerirt, dann gut ausgewaschen, getrocknet und geglüht
Zur yolumetrischen Analyse dienten 0,4754 Grm., welche fol-
gende Rechnungselemente lieferten :
n = 2. t' = 32,1. t = 85,8. a = 0,002685.
A = 0,4754.
Substituirt man diese Werthe in die Gleichung III , so
erhält man :
Gefanden Angewandt
MutO, 49,60 49,72
ZnO 50,40 50,28
100,00 100,00.
Zu einem zweiten Versuche wurden 0,1992 Grm. Zink-
oxyd und 0,2838 Grm. Manganoxyduloxyd aufgelöst und auf
die eben beschriebene Art und Weise behandelt. Die zur
Analyse angewandten 0,4278 Grm. lieferten folgende Rech-
nungselemente :
n = 2. t' = 14,9. t = 67,3. a = 0,002685.
A = 0,4278.
Nach der Formel 111 berechnet ergab sich :
Gefunden Angewandt
MntOs 59,53 59,57
ZnO 40,47 40,43
100,00 100,00.
Das Mns04 geht daher bei dem Glühen mit innig bei-
gemengtem Zinkoxyd ebenfalls vollständig in MnsOs über.
IX. Bestimmung des Mangans neben Magnesia,
Zur Bereitung der Magnesia wurde reine schwefelsaure
Talkerde , die ganz frei von Eisenoxyd und von Erden war,
•ufgeltet und durch kohlensaures Natron gefällt, der Nieder-
der Manffmwmbmhmgen. 389
scblag mit kochendem Wasser gut ausgewaschen , gelrocknet
und geglüht. Ein Gemenge aus der so erhaltenen Magnesia
und aus Manganoxydoxydul in Salzsäure gelöst und durch
kohlensaures Natron geräUt gab einen weifsen Niederschlag,
der durch Decantation und auf dem Filtrum mit kochendem
Wasser gut ausgewaschen , getrocknet und geglüht wurde.
0,2936 Grm. dieses so erhaltenen Gemenges wurden erst Eur
volumetrischen Analyse angewandt und nachher die im Kölb-
chen bleibende salzsaure Lösung von Mangan und Magnesia
noch einer Gewichtsanalyse unterworfen. Die Titrirung ergab
folgende numerische Werthe :
n = 2. t' = 52,8. t = 84,2. a = 0,002685.
Die Gewichtsanalyse lieferte 0,1874 Manganoxydoxydul
und 0,2707 pyrophosphorsaure Magnesia, was 0,1938 Man-
ganoxyd und 0,0992 Magnesia entspricht. Substituirt man
die bei der Titrirung erhaltenen Rechnungselemente in die
Formel III, so erhält man folgende Zahlen :
Volumelrisch beatiminl GewichUanalyM
Mn«0, 66,54 66,01
MgO 33,46 33,78
100,00 99,79.
Das Manganoxyd spielt also auch in diesem Falle ganz
die Rolle einer Säure.
X. Bestimmung des Mangans nAen Baryt
Um ein ganz reines Barytsalz zu erhalten, wurde Chlor-
barium 5- bis 6mal mit Alkohol ausgezogen, dann in Wasser
gelöst, zweimal umkrystallisirt und zuletzt gelinde geglüht.
Ein Gemenge von Manganoxydoxydul und Chlorbarium gab,
in Salzsäure gelöst, mit kohlensaurem Natron einen weifeen
Niederschlag , der beim Glühen eine dunkelbraunrothe Farbe
annahm. 0,4597 davon ergaben bei der volumetrischen
Prüfung :
i76 Krieger^ fUir eohtmelritehen BeiÜmmung
n Ä 2. l' = 41,1. I = 79,9. a = 0,002685;
A = 0,4597.
Aus der bei der volumetrischen Analyse im Kölbchen
bleibenden setesauren Lösung von Mangan and Baryl wurden
0^1942 Grm. Manganoxydoxydol und 0,3715 schwefelsaurer
Baryt erhalten, was einer Menge von 0,2006 Manganoxyd
und 0,3141 kohlensaurem Baryt entspricht. Es ergiebt sich
daher bei der Gewichtsanalyse 0,0552 Grm. mehr, als die
angewandte Menge betrug. Dieses röhrt daher, deSs der
kohlensaure Baryt für jedes Aequivalent des vorhandenen
Manganoxyds ein Atom Kohlensäure verliert, während der-
selbe als unverändertes kohlensaures Sal2 in Rechnung ge-
bracht wurde. Berechnet man aus den bei der Titrirung er-
haltenen Werthen nach der Formel III die Menge des Man-
ganoxyds, so erhält man 0,2006 Grm. Diese 0,2006 Grm.
Manganoxyd müssen aber 0,0551 Grm. Kohlensäure austreiben,
also in. der That genau so viel, als dem oben gefundenen
Gewichtsüberschufs entspricht
Die untersuchte Masse enthielt demnach :
Volometriflch besUmmt Gewichtsanalyse
MntO, 43,63 43,67
BaO 41,72 41,75
BaO + C(H 14,65 14,55
100,00 99,97.
XI. BesÜmmung des Mangans neben Siraniian.
Um ein vollkommen reines Strontiansalz zu erhalten,
wurde Chlorstronthim in Alkohol gelöst, wobei etwas Chlor-
barium curttckblieb, die alkoholische Lösung zur Trocknifs ein-
gedampft, in Wasser gelöst, durch kohlensaures Natron ge-
flUtt, der Niederschlag gut ausgewaschen^ wieder in Salpeter-
säure gelöst und das Eur Trocknifs eingedampfte salpetersaure
Salz wiederholt mit Alkohol extrahirt, um die letzten Spuren von
der MangmweriAidungm. 271
Kalkerde zu entfernen. Aus dem so gereinigten Salse wurde
durch kohlensaures Ammoniak eine Fällung von kohlensaurem
Strontian bereitet. Ein Gemenge von diesem kohlensauren
Strontian mit Manganoxydoxydul gab, in Salzsäure gelöst, mtt
NaC einen Niederschlags der wie die früheren Fällungen
behandelt wurde. 0,4239 Grm. desselben dienten zur toIu^
metrischen Analyse, die folgende numerische Werthe lieferte :
n = 1. t' = 0,8. t = 72,9. a = 0,002685.
A = 0,4239.
Nach der Formel III berechnet erhält man hieraus 0,1218
Grm. Manganoxyd. Die Gewichtsanalyse der im Kölbchen
bleibenden Lösung von Mangan und Strontian gab 0,1167
Hn^O« und 0,4163 schwefelsauren Strontian, was einer Menge
von 0,1207 Manganoxyd und 0,3346 kohlensaurem Strontian
entspricht. Man erhält also auch in diesem Falle bei der
Gewichtsanalyse 0,0314 Grm. mehr als die angewandte Menge
betrug, und zwar aus ganz demselben Grunde, wie bei der
Bestimmung des Mangans neben kohlensaurem Baryt. Jedes
Aequivalent Manganoxyd treibt nämlich ein Aequivalent Koh-
lensäure aus. Vergleicht man die Resultate der Titrirung mit
der Gewichtsanalyse, so erhält man :
Volnmetrisch beslimmt Gewichlsanalyte
MntO, 28,60 28,37
SrO 18,49 18,42
SrO + CO, 52.91 52,70
100,00 99,49.
«
XII. BesUnummg des Mangans neben der Kalkerde.
Um reine Kalkerde darzustellen wurde Kreide in Saks-
saure gelöst, aus der Lösung Eisen und Thonerde durch
Ammoniak gefällt und zu dem Filtrat kohlensaures Ammoniak
gesetzt. Der wohlausgewaschene Niederschlag wurde ge-
trocknet und längere Zeit stark geglüht. Ein Gemenge aus
1272 Krieger^ nur vobimeiriichen Besiimmmig
der so erhaltenen Kalkerde und aus Manganoxydoxydul wurde
in Salzsäure gelöst und auf die gewöhnliche Weise behandelt.
Da jedoch der kohlensaure Kalk beim Glühen einen Theil
seiner Kohlensäure verliert, so wurde der geglühte Nieder-
schkg vor der Tolumetrischen Analyse im Wasserbade einer
Behandlung mit kohlensaurem Ammoniak unterworfen, um die
beim Glühen ausgetriebene Kohlensäure wieder zu ersetzen.
Von der so behandelten Hasse dienten 0,5723 Grm. zur Ana-
lyse, aus welcher sich folgende Rechnungselemente ergaben :
n = 4. t' = 41,6. t = 51,2. a = 0,0027272.
A = 0,5723.
Nach der Formel III berechnet erhält man hieraus 0^2801
Manganoxyd und 0,2922 Kalk und kohlensauren Kalk. Die
Gewichtsanalyse ergab 0,2721 Manganoxydoxydul und 0,3694
kohlensauren Kalk, im Ganzen also 0,0785 Grm. mehr,
als der Annahme entspricht, da(is die gesammte Kalkerde als
kohlensaures Salz in dem Gemenge vorhanden war. Nimmt
man an, dafs das vorhandene Manganoxyd sein Aequivalent
Kohlensäure austreibt und sich mit dem frei gewordenen Kalk
an der Stelle der Kohlensäure verbindet, so müssen 0,2721
Manganoxydoxydul, die sich beim Glühen mit der kohlensauren
Kalkerde in 0,2814 Oxyd verwandeln, 0,0774 Grm. Kohlen-
säure austreiben, mithin fast ganz genau so viel, als der
obigen Annahme zufolge wirklich ausgetrieben wurde. Die
Versuche gaben folgende Zahlen :
Volometrisch bestimml Gewichtianalyfe
MutO, 48,94 49,23
CaO 17,13 17,45
CaO + CO, 33,93 33,37
100,00 100,05.
der Manganverbmdungefu 273
Man kann die Eigenschaft des Manganoxydoxyduls, beim
Glühen mit stärkeren Basen in Oxyd überzugehen, sehr gut
zur Darstellung der letzteren Oxydationsstufe anwenden.
Wenn man nämlich den Verbindungen des Manganoxyds mit
Basen die letzteren durch eine schwache, das Manganoxyd
nicht zersetzende Säure entzieht, so erhält man das reine
Oxyd als RüdLStand. Die Zinkverbindung eignet sich zu
diesem Zweck am besten, da sich das Zinkoxyd selbst nach
dem starken Glühen noch leicht durch Essigsäure extrahiren
lälst. 0,2957 Grm. eines so erhaltenen, bei 150^ getrockneten
Productes gaben folgende Zahlenwerthe :
A = 0,2957. n = 3. t' 46,6. t = 73,5. a = 0,002685.
Nach der Formel III erhält man hieraus für x den Werth
0,2938, der sehr wenig von A abweicht
Hält man die Stellung, welche dem Manganoxyde bisher
in der Oxydationsreihe des Mangans angewiesen worden ist,
mit dem chemischen Verhalten desselben zusammen, soweit
sich dasselbe aus den vorstehenden Versuchen ergiebt, so
läfst es sich nicht verkennen, dafs diese Substanz ganz im
Gegensatz mit der bisherigen Annahme weit mehr die Rolle
einer Säure als die einer Basis spielt. Von den Salzen, in
denen das Manganoxyd als Basis auftritt, sind fast nur die
schwefelsaure Verbindung und deren Doppelsalze bekannt.
Alle diese Verbindungen zeigen einen so geringen Grad von
Beständigkeit, dafs sie nur zum Theil und immer nur mit
grorsen Schwierigkeiten krystallisirt erhalten werden können,
und dafs schon eine blofse Verdünnung mit Wasser oder eine
geringe Temperaturerhöhung hinreicht, die Verwandtschaft
der Säure zur Basis aufzuheben. Dagegen zeigen die eben
beschriebenen Salze, worin das Manganoxyd als Säure auftritt,
eine solche Beständigkeit, dafs sie selbst in der starken
Rothglühhitze der Zersetzung vollkommen widerstehen. Nimmt
man noch hinzu, dafs diese OxydaÜonsstufe den angeführten
Ann. d. Chemie n. Pharm. LXXXVII. Bd. 3. Hoft. 18
I
A
274 Krieger^ zur volumeir. BettSmmumgd, Manganverbindungen.
Versuchen zufolge sogw die Kohlensäure austreiben und
ersetzen kann, so mufs man die Ueberzeugung gewinnen,
dafs dieselbe eher manganige Säure als Manganoxyd genannt
zu werden verdient.
Fafsl man das Resultat dieser Versuche zusammen, so
ergiebt sich leicht der Weg, den man bei der volumetrischen
Bestimmung der mit andern Körpern gemengten Manganoxyde
zu befolgen hat. Weifs man , dafs neben der Manganverbin-
dwig nur noch Eisenoxyd oder Thonerde vorhanden ist, so
genügt es, die Verbindung einfach an der Luft zu glühen
und die bei der volumetrischen Prüfung erhaltenen Zahlen-
resultate in die Formel 11 zu substituiren. Ist eines der an-
dern oben betrachteten Oxyde vorhanden, und darf man
überzeugt seyn, dafs dessen Menge mehr als ausreicht, um
ein manganigsaures Salz zu bilden, so führt man den Versuch
auf dieselbe Weise aus , wendet aber die Formel III zur Be-
rechnung an.
Ist endlich die vorhandene Basis unzureichend zur Bil-
dung eines manganigsauren Salzes, oder kennt man die
Menge derselben nicht, so löst man eine gewogene Probe P
mit einer die Hälfte ihres Gewichts betragenden Menge Zink-
oxyd (N) auf, Tällt mit kohlensaurem Natron, bestimmt die
Menge des Niederschlags nach längerem Glühen desselben
an der Lufl und wendet von diesem Niederschlag das Ge-
wicht p zur Prüfung an. Bezeichnet man die bei dieser vo-
lumetrischen Prüfung gefundenen Elemente wie oben, so
ergiebt sich der Procentgehalt an Manganoxyd in der Probe
P aus der Formel :
_100N a (nt — t^) Mn,Os
^ ~ Pp ^ J
ZJ5
lieber i&a Kaffee als GetHJDk in chemisch-physio-
logischer Hinsicht;
von Dr. JttUua Lehmatm.
(Sdlob der S. 217 ■bgebrocheDeo Abhandlung.)
Nach Beendig^ung dieser Untersuchung suchte ich nun
die Wiriningsweise des empyreumalischen Oels auf den Or-
ganismus kennen zu lernen ; ich versetzte dershalh den G. M.
nochmals in die Nonnaldiät, bis die Quantittlten der Ausschei-
dungsproducte wieder ihren Hftbepunkt erreicht hatten, und
gab ihm dann anstatt des Wassers diese empyreumatischen
SloSe des Kaffees zu trinken. Um diese zu erhalten, destillirte
ich eine gewisse OnantitSt gerösteter Kaffeebohnen so lange
mit Wasser, bis der Räckstand geruchlos geworden war.
Das Destillat besaTs genau den Geruch and Geschmack
wie Kaffeeabsud.
Der G. M. erhielt davon IS^ich 4 Gläser, worin sich
ungeräbr das empyrenmaliscbe Oel von 4 Loth gerösteten
Kaffeebohnen befand.
Untemckungm da Harns von 6. M, nach Qmvfi des aiq)yreu~
mafyt^en Od» des Kaffees.
Di>sn>
Cenl.
Urin
Resctinn lieaoDilere Eigcnarharien
phor-
sSare
Chlor- Hiirn-
nnlnum sloff
a
9.
10.
1526
1669
1630
..»
weingelb, klar
4,250
4.321
3,718
8,67fi
10,303
9,325
25,647
26,910
23.025
11.
13.
13.
14.
1744
1650
1943
1830
3.528
3,486
3,402
3,501
12,356 1 21.840
8,730 19,536
10,641 19,800
9,501 19,771
7157
13,917
1
41,228
60,947
276 Lehmann, über den Kaffee als Gelrank
Im Mitlel pro Tag :
1789 CC. Urin, 3,479 Phosphorsäure, 10,307 Chlomatrium,
20,271 Harnstoff.
Die Einnahme des Destillats brachte eine angenehme Auf-
regung und einen gelinden Schweifs im Körper des G. H.
hervor, und das nüchterne Gefühl verschwand wie bei Genufs
von Kaffeeabkochung vollkommen. Die Wirkung des empy-
reumatischen Oels auf die Himthätigkeit schien sich weniger
auf die Phantasie wie gerade auf den Verstand zu äufsem^
was ich später durch mehrere andere Versuche noch bestätigt
fand. Den Wassergehalt des Harns sieht man im Ganzen
sich wieder vermehren, während eine bedeutende Verminde-
rung der Phosphorsäure, hauptsächlich aber des Harnstoffs
eingetreten ist. Auf die quantitativen Verhältnisse des Chlor-
natriums schien dasselbe keinen Einfluls zu haben. Die ein-
getretene bedeutende Verminderung der festen Bestandtheile
im Harn nach Genufs von empyreumatischem Oel zeigt, dafs
dasselbe stärker auf die Verlangsamung des StoffwechselSs
einwirkt, wie das Gaffein, und ihm demnach diese Wirkung
des Kaffeeabsudes hauptsächlich zuzuschreiben ist.
Bei einer doppelten Dosis von Destillat, die ich dem
G. M. zu trinken gab, bekam er Congestionen, starken Schweifs
und Schlaflosigkeit.
Bei zwei anderen Individuen, denen ich d)enfalls einige-
mal von dem Destillat zu trinken gab, zeigten sich ganz ähn-
liche Wirkungen wie bei G. M., aber nebenbei bekamen sie
kurz nach Einnahme derselben Stuhlentleerungen. Es scheint
demnach, dafs es diese empyreumatischen Stoffe sind, welchen
die häufige Wirkung des Kaffeeabsudes, die Darmbewegung
zu beschleunigen, noch zugeschrieben werden mufs.
Werden nun alle Resultate der Untersuchungen und Be-
obachtungen zusammengefafst, so geht aus ihnen hervor :
m ehemisch^phytiologischer Hinricht. 277
i} Dafs der Genafs von Kaffeeabsud zwei Hauptwirkungen
auf den Organismus ausübt , die in ihrer Art wohl schwer
mit einander in Einklang zu bringen sind , nämlich : das 6e-
fäfs- und Nervensystem in eine gröfsere Thätigkeit zu ver-
setzen, während es die Ums^zung der Formbestandtheile
m
bedeutend verlangsamt.
2) Dafs die das Gefars- und Nervensystem erregende
Wirkung des Kaffeeabsudes und so die für uns sehr werth-
voUen Eigenschaften desselben : den durch angestrengte
Thätigkeit ermattenden Geist wieder neu zu beleben, überhaupt
demselben eine gröfsere Elasticität zu ertheilen, zum Nach-
denken zu stimmen, sowie ein allgemeines Gefühl von Wohl-
behagen und Aufheiterung hervorzubringen — nur durch die
gegenseitige Modification der speciellen Wirkungen des darin
enthaltenen empyreumatischen Oels und des Caffeins hervor-
gerufen werden.
3} Dafs die Verlangsamung des Stoffwechsels^ welche
diese Abkochung im Körper verursacht, hauptsächlich eine
Wirkung des empyreumatischen Oels ist, welche das Caffein
nur dann mit Letzterem theilt, wenn es in gröfseren Quanti-
täten darin enthalten ist.
4} Dafs vermehrte Herzihätigkeit , Zittern, Harndrang,
Kopfschmerzen, der eigenthümlich berauschte Zustand, Delirium
u. s. w. Wirkungen des Caffeins sind.
5) Dafs eine vermehrte Function der Schweifsdrüsen
und der Nieren, die beschleunigte Darmbewegung, eine er-
höhte Thätigkeit des Verstandes, welche allerdings bei -stär-
keren Dosen in einen ungeregelten Gedankengang ausarten
kann und Congestionen , Unruhe und Schlaflosigkeit hervor-
bringt, durch das empyreumatische Oel hervorgerufen werden.
Ist die Kaffeeabkochnng zu stark, d. h. hat man sie auf
die Weise bereitet, dafs sich darin eine für den Organismus
zu grofse Quanßtät des empyreumatischen Oels oder des
278 Lehmann^ über den Kcfee aU Geirank
CaOeins vorfindet, so treten die speciellen Wirkungen der
einen oder der andern Substanz deutlich hervor und wir
empfinden dann Zittern, gröfsere Herzthädgkeit oder Coa-
gestionen u. s. w.
Werfen wir nun nochmals einen Blick zurück auf die
beiden Hauptwirkungen des Kaffees, die wir bei einer Reihe
anderer Substanzen ebenfalls zum Vorschein kommen sehen,
nur in modificirter Weise, wie bei Thee, Kakao, den Spiri-
tuosen u. s. w. , so sehen wir dieselben von dem allgemeinen
Gesetz : dafs eine vermehrte körperliche und geistige Thätig-
keit eine in demselben Grade vermehrte Aasscheidung nach
sich ziehe, vollkommen abweichen.
Ob diese Substanzen die Fähigkeit besitzen, das ganze
Gefäfs- und Nervensystem in einen eigenthümlichen Zustand
von grdfserer Thätigkeit zu versetzen, ohne dafs dabei die
Formbestandtheile unseres Organismus schneller in die End-
producte des Lebensprocesses zerfallen , oder wie dieser Ge-
gensatz von Wirkungen in unserem Körper zu erklären ist,
werden vielleicht spätere Zeiten zur Aufklärung bringen.
Schluftbeirachiimgen.
Ein Jeder, der das unumstöfsliche Gesetz kennt, dafs der
Frocefs der Ausscheidung unseres Körpers mit dem der Zn-
sichnahme von Stoffen , welche zu Wiedererzeugung unserer
Organe nöthig sind, in geradem Verhältnifs stehen mufs,
wenn das Leben seinen ungestörten Fortgang haben soll;
ein Jeder, der weifs, dafs eine Verminderung oder Vermeh-
rung seiner geistigen und körperlichen Anstrengungen eine
Verminderung oder Vermehrung seiner Ausscheidungsproducte
und somit auch seiner Nahrungsstoffe bedingt, der wird die
Krafläufserungen , das geschäftige Leben und dabei häufig
den gesunden Leib der ärmeren Classe nicht begreifen kön-
nen, wenn er dieses blofs in ein Verhältnifs mit der sehr
ffi chemisch'-piysiohgischer HinHchi. 279
geringeD Menge wirklicher Mahrungsstoffe bringen will, die
die einzelnen Individuen derselben ihrem Körper zu reichen
im Stande sind. Mit Recht auch müfsle häufig die Existenz
dieser Armen unbegreiflich scheinen, hätte ihnen die Natur
weiter keine Mittel zur Unterhaltung ihres Leibes und ihrer
Kräfte in die Hand gegeben, als nur die wirklichen Nah-*
rungsstoffe.
Denn da sich gerade die Armuth in einem Mangel der-
selben characterisirt, so würde sich auf diese Weise nur zu
bald ein gestörtes Gleichgewicht zwischen Ausgabe und Ein-
nahme einstellen, der Stoff würde immer mehr und mehr,
endlich bis zur vollständigen Auflösung des Lebens ver-
schwinden, und sonach die Existenz dieser Armen bedeutend
verkürzen. Aber der natürliche Instinct ist hier wieder zu
Hülfe gekommen, er hat sich sogar in anderen Erdtheilen
Bahn gebrochen, um den an Stoff leidenden Individuum den:
Genufs von Substanzen zu verschaffen, welche, ohne directe
Nahrungsmittel zu seyn, dennoch eine zu spärliche Nahrung
mehr oder weniger vollwerthig für den Körper zu machen im
Stande sind, und auf diese Weise der sonst unausbleiblichen
Stöning des Gleichgewichtes hemmend in den Weg treten.
Die Fähigkeit, einen gewissen Mangel an Nahrungsstoff
für uns unfühlbar zu machen, besitzen diese Substanzen durch
die Wirkung : die Umsetzung der Formbestandtheile unseres
Körpers zu verlangsamen, demnach die Ausgabe und somit
die Einnahme wirklicher Nahrungsstoffe zu vermindern.
Es sind hauptsächlich Kaffee, Thee, Kakao, die empyreuma-
und alkoholhaltigen Getränke u. s. w., welche diese eigen-
tbümliche Wirkung auf den Organismus ausüben. Höchst
meriiwttrdig ist es, dafs die meisten dieser Substanzen noch
in einer anderen Wirkung, welche für das sociale Leben von
so grofser Wichtigkeit ist, übereinstimmen, nämlich eine
Sieigerung des ^Nervenlebeni zu verursachen.
280 Lehmann^ 1ß>er den Kcfee ali Geirank
Da man nun die Beobachtung gemacht hat, dafs die
meisten Nationen, mdgen sie sich im civilisirtesten oder in dem
rohesten Zustande befinden , mögen sie unter dem Aeqnator
oder in den Polarländern ihre Heimath haben, an einem
Genufs von Substanzen hängen, welche ein gesteigertes Ner-
venleben hervorrufen, und wenn man zu gleicher Zeit bedenkt,
dafs immer ein gewisser Theil einer jeden Bevölkerung an
Armuth zu leiden hat, so wird man sehr leicht die allgemeine
Verbreitung derjenigen Substanzen als Genufsmittel und Yolks-
bedürfnisse ansehen, welche zwei für uns so werthvoUe
Wirkungen, einen gewissen Mangel an Stoff unfUhlbar zu
machen und zugleich das Nervenleben zu steigern, in sich
vereinigen.
Wirft man einen Blick auf die Aneignung dieser Sub-
stanzen , so wird man finden , dafs meist Eine derselben als
allgemeines Genufsmittel bei einer Bevölkerung eingeführt
wird, während dann die anderen mehr nebenbei und haupt^
sächUch von den Wohlhabenden genossen werden«
In den Ländern, wo die Cultur der einen oder der an-
deren dieser Substanzen zu Hause ist, fmdet man dieser dann
von der Bevölkerung den Vorrang als Solcher eingeräumt,
wie z. B. in Arabien dem Kaffee, in China dem Thee, in den
vielen Wein producirenden Ländern dem Wein. Hingegen
wo diefs nicht stattfindet, ist die Wahl fast nur allein auf den
Kaffee oder den Thee gefallen. ^
Warum nun gerade von den nervenerregenden indirecten
Nahrungsmitteln der Kaffee und der Thee, besonders in
Europa bevorzugt werden, hat wohl hauptsächlich darin seinen
Grund, dafs diese beiden Getränke selbst bei anhaltendem
Genufs im Allgemeinen einen viel weniger störenden Einflufs
auf den Organismus haben, wie z. B. die Spirituosen, welche
bei anhaltendem Genufs der Verdauung hinderlich im Wege
stehen, Entzündung der Magenschleimhaut, Leberkrankheit,
ifi chemüch-fhymlogucher Bmiieki.^ 281
Abmagerung n. s. w. hervorrufen. Aber nicht allein des-
wegen dürfte der Kaffee und der Thee den andern so sehr
bevorzugt werden, sondern auch wegen ihrer für uns so
werthvollen eigenthtimlichen Wirkung auf das Nervenleben,
die nur diesen beiden Getränken durch die vereinte Wirkung
des Caffeins und ätherischen Oeles eigenthümlich ist. Denn
während hierdurch der Verstand und zu gleicher Zeit die
Phantasie höher belebt werden und so der Mensch zu geisti-
gen Arbeiten besser beßlhigt und nicht so schnell ermüdet
wird, sehen wir durch die Spirituosen hauptsächlich nur die
Phantasie erregt, die bei einem geringen übermäfsigen Genufs
in eine Verwirrung der Gedanken ausartet, und durch eine
Ueberreizung des Nervensystems später eine allgemeine Hin-
fälligkeit ftthlen läfst.
Uebrigens zeigt die unheilvolle Neigung, die Spirituosen
nur zu leicht im Uebermafs zu geniefsen , wodurch dann das
körperliche und geistige Wohl untergraben wird, dafs die-
selben viel weniger wie der Kaffee und der Thee als indirecte
Nahrungsmittel und Nervenerreger benutzt werden können.
Trotz dem^ dafs der Genufs des Kaffees und des Thees
gleich hoch im Preise zu stehen komml, so hat dennoch ein
Thdl der Bevölkerung Europas, hauptsächlich die Engländer,
den Theegenufs zum Volksbedürfnifs erhoben, während bei
einem anderen Theil, hauptsächlich bei den Deutschen, der
Kaffeegenufs als unerläfslich gehalten wird.
Diese eigenthümliche Bevorzugung des einen oder des
andern dieser beiden Getränke von einer Nation, sowie die
Sitte der Orientalen den Kaffee mit dem Satz zu trinken, und
die eigenthümliche Art der central -asiatischen Steppenvölker,
der Burälen, Mongolen u. s. w. , den Thee gehörig mit Salz-
wasser auszukochen, dürfte sich wohl nicht als eine blofse
Gewolinheitssache erklären lassen, sondern in einem tieferen
Grunde zu suchen seyn.
388 Lehmann, tifrer den Kaffee ah Getränk
Eine aufinerksame Betrachtung der qualitativen und quan-
titativen Zusammensetzung des Kaffees und Tbees, die ver-
schiedene Art ihrer Zubereitung zum Genufs, sowie die Wir-
kung ihrer Hauptbestandtheile auf den Organismus, in ein
Verhältnifs mit der Emährui^sweise der verschiedenen Na-
tionen gebracht, kann vielleicht darüber einigen AufschhiTs
geben.
Vergleicht man zuerst die Zusammensetzung der Thee-
blitter und des gerösteten Kaffees, so findet man, dafs beide
drei Substanzen mit einander gemein haben, welche durch
ihre Wirkung auf den Organismus von grofser Bedeutung
sind : es ist diels das Thei'n , ein ätherisches Oel und Pro-
teinstoffe. Der wesentliche Unterschied zwisdien beiden
liegt nur hauptsächlich darin, dafs im Kaffee noch aromatische
brenzliche Producte enthalten sind, und dafs sich im Thee
grdlsere Quantitäten The'i'n, vorzüglich aber ätherischen Oels
vorfinden.
Unter den verschiedenen Wirkungen, welche diese
Bestandtheile auf den Organismus hervorrufen, sind haupt-
sächlich drei von besonderer Wichtigkeit :
1) Die Verlangsamung des StoDwechsels , welche durch
das Thein, hauptsächlich aber durch die brenzlich- aromati-
schen Stoffe des Kaffees hervorgerufen wird.
2} Die erhöhte Thätigkeit des Nervensystems und der eigen-
thümlich erregte Zustand des Gehirns, eine Wirkung, deren wir
nur durch die gegenseitige Modification der speciellen Wir-
kungen des Thei'ns und ätherischen Oels theilhaftig werden.
3} Durch den Gehalt an Protei'nstoffen dem Körper als
wirklidie Nahrungsmittel zu dienen.
Da nun im Thee ein gröfserer Gehalt an ätherischem
Oel ist, als im Kaffee, in letzterem aber noch die aromatisch-
brenzlichen Producte, so müssen auch in den beiden Geträn-
ken die Wirkungen, welche durch diese Substanzen hervor-
«PI ekemiich'phf/siohgitcher Bmticht. 283
gerufen werden, deutlicher durch das eine, ivie durch das
andere zum Vorschein kommen. Es wird demnach der Kaffee
einen stärkeren Einflufs auf die Verlangsamung des Stoff-*
wechseis ausüben können, während der Thee hauptsächlidi
seine Wirkung auf das Nervensystem äufsem wird.
Um die drei oben angeführten Wirkungen des Kaffees und
Thees vollständig zu erhalten, müfste man sie in Substans
geniefsen.
Diefs geschieht aber nur bei den wütigsten Nationen.
Dafs diets nun vorzüglich von ihrer Ernährungsweise über-
haupt und ihrer ganzen Lebenswdse abhängt, ist ganz nattirlich.
Die Forderungen, welche für den Körper an den Kaffee
und Thee von den diese Getränke geniefsenden Nationen ge*
stellt werden, sind sehr verschieden. Durch die Art der
Zubereitung oder des Genusses derselben sieht man, dab
manche dadurch unwillkürtich alle drei Wirkungen zu erzielen
suchen, andere wieder blols zwei oder auch nur eine einzige«
Den Ori^talen und Arabern ist der Genufs des Kaffees
eines ihrer gröfsten Bedürfnisse mit. Um ihre karge Diät,
die sie häufig nothgedrungen sind zu führen, weniger fühlbar
zu machen, haben sie vielleicht unwillkürlich die eigenthüm-
liehe Gewohnheit, den Kaffee mit dem Satz zu trinken und ihn
$0 durch den nicht geringen Gehalt des Satzes an Protein«-
stoffim und unorganischen Bestandtheilen zu einem sehr nahr-
haften Getränk zu machen. Wenn auch die plastischen Be-
standtheile darin nicht in so bedeutender Quantität enthalten
smd, um ihren Körper vollständig zu ernähren, so kommt
ihnen hier wieder der ganze Gehalt an Gaffern und den
brenzlich-aromatischen Stoffen durch ihre indirect ernährende
Eigenschaft zu Hülfe, um diesen Mangel mehr oder weniger
auszugleichen und ihnen zu gleicher Zeit die eigenthümlich
nervenerregende Wirkung im vollsten Mafse mit zu Theil
werden zu lassen.
284 Lehmann, Über den Kaffee aU Getränk
So wie bei den Orientalen und Arabern der Kaffee zu
gleicher Zeil als Nat^rnngsmittel eingeführt ist, findet dasselbe
bei den central - asiatischen Steppenvölkem , den Buräten,
Mongolen u. s. w. mit dem Thee statt. Sie bereiten den
Thee som Genars auf die Weise , dafs sie die Blätter zuerst
fein zerreiben und nachher mit Steppenwasser, welchem sie
noch Kochsalz zugesetzt haben, auskochen. Nachdem sie
dann die Abkochung von dem Bodensatze abgegossen haben,
setzen sie ihr Butter und Milch zu; können sie sich etwas
Mehl verschaffen , so rösten sie es erst und rühren es auch
mit hinein. Von diesem Getränk geniefst eine Person 20 bis
40 Tassen täglich. Aber auch ohne Mehl und nur mit ein
wenig Milch, dient ihnen der Thee allein oft Wochen lang
ohne andere feste Nahrung zur Erhaltung. Man sieht hier
wieder, dafs diese Völker von der Natur auf eme Art der
Zubereitung des Thees angewiesen sind , wodurch sie , ohne
es zu wissen, diejenigen Substanzen in das Getränk mit ttber-
fiihren, welche fbr sie ein grofses Bedürfnifs sind, nämlich die
Protei'nsubstanz , die durch das Auskochen mit Salzwasser
löslich wird, und dadurch noch ein grofser Theil der anor-
ganischen Bestandthefle. Sie stellen sich also ein ebenso
nahrhaftes Getränk auf diese Weise aus dem Thee dar, wie
die Orientalen u. s. w. aus dem Kaffee. Auch hier dürfte es
der bedeutende Gehalt an Thei'n seyn , der diese vielleicht
nicht hinreichende Nahrung dennoch hinreichend für den
Körper macht. Was die werthvoUen Eigenschaften der ver-
einten Wirkung des ätherischen Oels und Caffei'ns anbetrifft,
so geht diesen Völkern dieselbe verloren, indem sie durch
das Kochen ersteres vollständig entfernen. Viel lieber ver-
lieren sie aber wohl diese Wirkung des Thees, als die direct
ernährende , die bei dem grofsen Mangel anderer Nahrungs-
mittel für sie von gröfster Wichtigkeit ist.
mckemi$ckifhjf$iologiichir Bk$iohL 285
Geht man nun näher auf diese beiden Getränke in Europa
ein, so ist in diesem Erdtheile die Art der Zubereitung der-
selben von der vorigen sehr verschieden. Man sieht dabei
gleich, dafs es uns durchaus nicht darauf ankommt, die
nahrhaften Substanzen daraus zu beanspruchen, sondern die-
jenigen, welche indirect zu ernähren im Stande sind, und
diejenigen, welche die Tür uns so werthvoUe Wirkung auf
das Nervensystem , hauptsächlich die Himthätigkeit , hervor«
bringen.
Um nun eine Erklärungsweise für die eigenthttmliche
Bevorzugung des Theegenusses von den Engländern u. s« w.
zu finden, während die Deutschen leidenschaftlich an dem
KaffeegenuTs hängen, ist es zuvörderst nöthig, die Zusammen-
setzung dieser Getränke nach unserer Sitte zubereitet näher
zu betrachten.
Vergleichen wir eine Tasse Kaffee und eine Tasse Theo
von gleicher Qualität, so finden wir in ersterer mehr Caffein,
aber viel weniger ätherisches Oel als in letzterer.
Schon die Art unserer Zubereitung des Kaffees zum
Genufs geht darauf hinaus, neben dem empyrenmatisch-ätheri-
schen Oel noch so viel Caffein wie möglich aus den Bohnen
in das Getränk mit überzuflihren, während wir bei der Be-
reitung des Theeabsudes hauptsächlich den ganzen ätherischen
Oelgehalt des Thees dem Wasser mitzutheilen suchen, den
Theingehalt jedoch dabei weniger berücksichtigen.
Hieraus ersieht man, dafs der Thee ein Getränk ist, bei
dessen Genufs es uns besonders darauf ankommt , die durch
das Caffein modificirte Wirkung des ätherischen Oeles auf
das Nervensystem und die Himthätigkeit hervorzurufen, bei
dem Kaffeegenufs hingegen, vorzüglich auf die den Stoffwechsel
verlangsamende Wirkung Ansprüche zu machen, welche darin
durch das empyreumatische Oel und den gröfseren Caffei'ngehalt
zum Vorschein kommt, und nebenbei noch die für uns so
986 Lehmann j Über den Kafee äU Getränk
werthvone Wirkung auf das Nervenleben, wenn auch nicht
m so hohem Grade , wie durch das Theeabsud zu erhallen.
Die Engländer, welche in ihrem Lande so viel Fleisch
produciren, oder sich überhaupt so viel davon zu verschaffen
wissen, dafs es selbst dem Individuum der niedern Qasse
möglich wird, sich fast täglich neben anderen an Proteinstoffen
reichen Substanzen sich dieses Genusses theilhaftig zu machen,
und so ihren Körper meist normal zu ernähren im Stande
sind, haben natürlich weniger nothwendig, zu Genufsmitteln
ihre Zuflucht zu nehmen, welche vorzüglich indirect ernährend
wirken, wie der Kaffee. Da sie aber wohl das Bedürfnifs
ftthlen, in ihrem ganzen Nervensystem eine gröfsere Belebt-
heit und eine Steigerung der geistigen Productivität hervor-
zurufen, so ist die Wahl bei ihnen auf den Thee gefallen,
der diesem Bedürfnifs am Besten entspricht.
Betrachten wir nun die Ernährungsweise der ärmeren
Bevölkerung Deutschlands, so sehen vrir leider, dafs die ein-
zelnen Individuen derselben das Fleisch, die nahrhafteste
Substanz für den Körper, nur als einen selteneren Lecker-
bissen kennen und überhaupt ihrer Unbemitteltheit w^fen
nothgedrungen sind, die an blutbüdenden Bestandtheilen rei-
chen Nahrungsmittel durch eine an denselben sehr arme
Kost, die Kartoffeln u. s. w., mehr oder vreniger za ver-
drängen. Ihre Nahrung besteht demnach meist aus Stoffen,
die durch AnfiUlung des Magens wohl den Hunger stillen,
aber die zu gleicher Zeit nicht vollkommen im Stande sind,
den Körper, vorzüglich bei einer angestrengten Thätigkeit, za
ernähren.
Der körperlich und geistig schlaffe Zustand , der durch
solche mangelhafte Ernährung herbeigeführt wird, würde sich
mch bei der deutschen Bevölkerung bedeutend fühlbarer
machen, wenn sich dieselbe nicht den Kaffee als Genufsmittel
angeeignet hätte, der nicht allein bis zu einem gewissen
•n chemiiclhpkjfsiolagiitAer Bbnickt 287
Grade den Mangel an Stoff unftthlbar macht , indem er den
Sloffwechsel verlangsamt, sondern auch zu gleicher Zeit das
ganze Nervensystem in eine gröfsere Thütiglceit and in eine
aufgeheiterte Stimmung versetzt, die der unbemittelten Classe
weniger ihre gedrückte Lage fühlen lafst.
Eine äufserst schnelle Verbreitnng und eine von Jahr
zu Jahr steigende Consumtion des Kaffees geben uns Zeugnifs
seiner bedeutenden Wichtigkeit, die er im socialen Leben
erlangt hat.
Wo zu Anfange des vorigen Jahrhunderts derselbe als
Getränk nur bei festlichen Gelegenheiten sehr wohlhabenden
Leuten als Leckerbissen diente, steht er jetzt gerade in den
Landern, wo Cultur und Intelligenz herrscht, wo aber xu
gleicher Zeit die Nahrungsmittel sparsamer und theurer wer-
den , der Bevölkerung als allgemeines Genufsmittel der ärme-
ren Classe als Bedttrfnifs da.
Von der Totalproduction an Kaffee, die sich jährlich auf
600 Millionen Pfunde beläuft, verbrauchen wir in Europa, in
dem Erdtheü, wo in verschiedenen Ländern die Kraftäufse-
rangen im Verhältnifs zu den Nahrungsmitteln aufsergewöhn-
lieh grofs erscheinen müssen, allein fast zwei Drittheile dieser
ungeheuren Quantität.
Aber ganz besonders grofs ist dieser Verbraoch von
Kaffee in Deutschland, so dafs sich die Quantität, die aHein
im Jahre 1851 für die Bevölkerung der Zollvereinsstaaten
nöthig war, auf 100 Millionen Pfunde, also den sechsten Thefl
der ganzen Production belief.
Bei jeder Zdlermäfsigung, der der Kaffee in Deutschland
unteriag^ sahen wir Millionen von Pfunden unwillkürlich von
der Bevölkerung mehr verwerthen.
Werfen wir einen Blick zurück auf die Zeit, wo uns der
Westen mit den Kartoffeln, einem Nahrungsmittel, was nur
unzureichend den Körper zu ernähren im Stande ist, versorgte,
288 Lehmann^ Über den Kaffee aU Gebrank
80 seben wir in derselben Periode aus dem Osten den Kaffee
einwandern. Und so fällt denn wieder die allgemeine Ver-
breitung des Kaffees in Deutschland mit der Zeit zusamm^,
wo die Cultur der Kartoffeln ihren Aufschwung erhielt.
Die Gonsumtioh an Kartoffeln und Kaffee sehen wir von
dieser Periode an Hand in Hand bis in die Jetztzeit fort-
gehen. Instinctmäfsig steigert der Arme den GenuGs von
Kaffee, je mehr er gezwungen ist, die Kartoffeln als sein
Hauptnahrungsmittel anzuerkennen.
Die Surrogate des Kaffees.
Zur Zeit der Ck>ntinentalsperre machte sich der Mangel
an Kaffee in Deutschland zum ers^n Male fiufserst empfind-
lich, jedoch die Nothwendigkeit, ein solches Getränk dennoch
zu besitzen, wufste Substanzen im eignen Vaterlande aufieu-
finden, welchen man durch Rösten einen dem Kaffee ähn-
lichen Geschmack zu ertheilen suchte.
Trotz dem, dafs diese für den Continent so drttdiende
Lage vorüberging und der Kaffee vollständig wieder seine
Rechte hätte geltend machen können, trotz seiner bedeutend
vermehrten Production in den Golonien und den ZoUermäfsi-
gungen, welche er in den verschiedenen Ländern erlitt, die
natürlich eine gröfsere Billigkeit für dieses Genufsmittd nach
sich ziehen mufsten, sah man dennoch die Gon^umtion an
Surrogaten nicht wieder abnehmen, sondern sich von Jahr zu
Jahr vermehren , so dafs sich jetzt der Verbrauch derselben
auf Hundert Tausende von Centnern jährlich beläuft.
Dafs, wie Knapp, wohl auch im Sinne mehrerer anderer
Schriftsteller, sagt, diese Surrogate keinen von den Stoffen
enthielten, die im Kaffee für die ärmere Bevölkerung von so
grofsem Einflufs sind, und dafs die Möglidikeit des so aus-
gebreiteten Genusses, derselben auf Armuth und Unwissenheit
beruhen, die in plumper Selbsttäuschung die Farbe für den
«PI chemisch'^hyiiologischer Bmsicht. 289
Gehalt nehmen y läfst sich theflweise widerlegen , wenn man
einen genauen Blick auf die Zusammensetzung der Surrogate
wirft, und sich van dem Gedanken frei macht, dafs nur das
Gaffern der aUein wirksame Stoff im Kaffee sey.
Betrachtet man zuerst das Material, was zu den Surro«
gaten verarbeitet wird, so läfst sich ersehen, dafs man bei
der Wahl desselben ganz willkürlich verfährt, indem eben-
sogut Wurzeln, wie Samen und Früchte der verschieden-
artigsten Pflanzen dazu verwerthet werden.
So willkürlich man nun bei der Wahl des Materials ver-
fahrt, so mannichfaltig auch die Surrogate seyn mögen, so
gleichmäfsig findet man überall bei der Darstellung derselben
dieses verschiedenartige Material einem und demselben Procefj '
unterworfen, nämlich dem der Röstung, wodurch man in ihnen
brenzlich- aromatische Stoffe erzeugt, deren sich ja auch im
Kaffee vorfinden und die durch ihre Wirkung, den Stoffwechsel
zu verlangsamen, für die ärmere Bevölkerung von so grofser
Wichtigkeit sind.
Indem wir also in den verschiedenartigsten Pflanzentheilen
durch Rösten nur einen dem Kaffee ähnlichen Geschmack zu
erzielen suchten, theilen wir ihnen dadurch zu gleicher Zeit
unwillkürlich eine der werthvollsten Eigenschaften des-
selben mit.
Wenn auch in dieser Hinsicht die Surrogate dem Kaffee
sehr nahe zu stehen kommen und man den viel lieblicheren
Geschmack des letzteren unberücksichtigt läfst, so entsteht
dennoch zwischen beiden durch den gänzlichen Mangel der
Surrogate an Caffein eine breite Kluft.
Durch den Genufs der Surrogate werden wir also wohl
der indirect ernährenden Kraft des Kaffees theilhaftig, aber
es geht uns dabei die höchst werthvoUe Wirkung desselben
auf das Gefäfs- und Nervensystem, hauptsächlich auf die Hirn-
AniiAl. d. Chem. a. Pharm. LXXXVII. Bd. S. Heft. 19
290 Gerhardt u. Ck%o%ia^ Zusatz zu dm Untersuchungen
thUUgkeit verloren, die darin blob dorch das Vorhandenseya
von CaiTe'in und empyreumatischem Oel hervorgerafen wird.
Da nun die Surrogate im Verhältnifs zum Kaffee um das
6- bis Sfache billiger sind und dieselben gerade , wenn aoeh
nur theilweise, die Wirkung des letzteren besitzen, welche
besonders von der ärmeren Bevölkerung beansprucht wird^
so dUrRe es nicht so sehr verwundern , wenn man bei der-
selben, mehr oder weniger auf den besseren Geschmack und
die eigenthümliche Wirkung auf das Nervensystem verzichtend,
den Kaffee durch die Surrogate in einem gewissen Mafse
verdrängt sieht.
Zusatz zu den Untersuchungen über die wasser- .
freien Säuren*);
von Ck. Gerhardt und L. Chiona.
(MiUheilang von Gh. Gerhardt)
Man hat seit längerer Zeit zwischen den verschiedenen
in der Chemie bekannten Säuren gewisse Molecular- Unter-
schiede erkannt, welche diese Körper in einbasische , zwei-
basische und dreibasische Säuren unterscheiden liefsen. Nach
den Ansichten, welche der eine von uns kürzlich entwickelte,
läfst sich dieser Unterschied in der Constitution in folgender
Art ausdrücken, wenn man alle sauerstoffhaltigen Säuren, un-
organische wie organische, auf das Wasser als Typus bezieht :
eine einbasische Säure ist aufzufassen als Ein Atom Wasser,
in weichem die Hälfte des Wasserstoffs durch eine Atom-
*) Auch in diesem Zusatz sind die Formeln in Gerhardts Schreib-
weise (vergl S. 57 f.) ausgedrfickt.
über die wMerfrem Säwren. 291
gmppe C^in zusammengeaeizles Radical} ersetzt ist, eine
zweÜMflisehe Säure ist aufzufassen als zwei Atome Wasser,
in welchen die Hälfte des Wasserstoffs dusch eine solche
Gruppe ersetzt ist ; nach denselben Ansichten ist eine was-
serfreie Säure, eine einbasische oder eine zweibasische, auf-
zufassen als Ein Atom Wasser, in welchem der ganze GehaK
an Wasserstoff durdi dieselbe Gruppe oder durch zwei ver-
sdiiedene Gruppen ersetzt ist. Die folgenden Formeln ver-
deutlichen diese Verschiedenheiten in der Constitution :
HJO '^fl*^ ShIoI^ c:So!ö SO.JO CA0.JO
1 Atom EtfigtSare- Wauerfreie Wasserfreie Wasserfreie Wasserfreie
Waaer. hydrat. Esatgstore. Easigbenaois. Sch«refels. BemsleiM.
Hi
H
Ol SO,Oi C«H<0, 0
2 Atone So^wefelsiart- Benutaintfiufe-
Wasser. hydrat. hydrat«
Man ersieht aus dies^ Formeln, dafs die zweibasischen
Sünrdiydrate, wie die Schwefelsäure oder Bemsteinsäure, allein
fähig sind , unter dem Einflufs von Agentien , durch welche
Wasser entzogen wird, direct wasserfreie Säiren zu geben.
Man kennt jetzt die chemische Reaction , mittelst deren wir
wasserfreie einbasische Säuren dargestellt haben; aus dieser
Beaction ergiebt sich, wie es uns scheint, mit Gewifsheit die
Vftschiedenheit in der Constitution der beiden Klassen von
Säuren.
Wir theilen jetzt nachfolgende eben so überzeugende
Tbatsachen mit. Wenn man, anstatt die einer einbasischen
Säore entsprechende Chlorverbindung und ein Alkalisalz einer
andern einbasischen Säure (Chloracetyl und benzoäsaures
Kali z. B.} auf einander einwirken zu lassen, eine solche
Chlorverbindung und ein Alkalisalz einer zweibasischen Säure
auf einander einwirken läfst, so erhält man keine wasserfreie
19»
292 Gerhardi u. (7Ato«sa, Zmali ssu den Uniersuchungen
Doppelsäure, sondern eine Mischung von zwei einfachen
wasserfreien Säuren. Behandelt man z. B. bemsteinsaores
Natron mit Chtorbenzoyl , so erhält man nicht wasserfreie
Bernsteinsäure - Benzoesäure , sondern eine Mischung von
wasserfreier Bernsteinsäure und wasserfreier Benzoesäure.
Ebensowenig erhält man wasserfreie Doppelsäuren, wenn man
in derselben Weise mit den oxalsauren, kohlensauren, kork-
sauren, f eltsauren u. a. Salzen verfährt. Die Ursache daflir
ist sehr einfach ; da die Salze der zweibasischen Säuren alle
die Elemente der entsprechenden wasserfreien Säure und[*
aufserdem die Elemente eines Oxyds enthalten, so finden
zwei gesonderte Phasen bei der Reaction statt : 1} Spallang
des Salzes zu wasserfreier Säure und* zu Oxyd ; 2} Einwir-
lAng des so abgeschiedenen Oxyds auf die Chlon^erbindung,
wie in dem Fall, wo ein ^alz einer einbasischen Säure ange-
wendet ist , wo die Reaction sich in Einer Phase vollendet.
Der einzige Unterschied, welcher hiernach in der Mole-
cularconstitution der wasserfreien ^einbasischen Säuren und
der wasserfreien zweibasischen Säuren, z. B. der wasserfreien
Essigsäure und der wasserfreien Schwefelsäure, besteht, wenn
wir beide auf 1 Atom Wasser als Typus beziehen, liegt somit
unserer Ansicht nach in dem Umstand , dafs bei der wasser-
freien Schwefelsäure die zwei Atome Wasserstoff im Wasser
durch eine einzige und urUheübare Atomgruppe SO^ ersetzt sind^
während bei der wasserfreien Essigsäure diese zwei Atome
Wasserstoff durch vuoei gleich zusammengesetzte Gruppen
ersetzt sind, die aber keineswegs nothwendig neben einander
vorhanden seyn müssen, sondern deren eine auch durch
eine andere ähnliche Gruppe vertreten seyn kann (wie bei
der Essigsäure ^ Benzoesäure , der CSuminsäure-Zimmtsäure}.
Wir werden in einer demnächst erscheinenden Abhandlung
auf die untheilbaren Atomgruppen zurückkommen, welche mit
2 H oder mit 3 H äquivalent sind.
aber die icaseetfreien Säuren, 293
Das Verhalten der Säurehydrate zu dem Phosphorsuper-
chlorid, welches sich als Chlorphosphoryl , dessen Sauerstoff
durch Chlor vertreten ist^ betrachten läfst, läCst auch erkennen,
ob sie einbasische oder zweibasische sind, und bestätigt voU-
konunen unsere Ansichten über ihre Constitution. Es geht in
der That aus flnseren Versuchen hervor, dafs bei der Ein*
Wirkung des Phosphorsuperchlorids auf die zweibasischen
Sfiurehydrate zwei Phasen stattfinden, während die Einwirkung
auf die einbasischen Säurehydrate in Einer Phase vor sich
geht. Behandelt man z. B. 1 Atomgewicht Bemsteinsäure-
hydrat mit 1 Atomgewicht Phosphorsuperchlorid, so bildet sich
waiüerfreie Bem«teinsäure , Chlorwasserstoff und Chlorphos*
phoryl (das Phosphoro^chlorid von Wurtz}; behandelt man
dann die wasserfreie Bernsteinsäure mit einem zweiten Atom-
gewicht Phosphorsuperchlorid, so erhält man Chlorsuccinyl
und Chlorphosphoryl.
1. Phase : CAO, .0, H^O+PClaClsrrC^H^O. . 0 +P0Cls+2HCI
2. Phase : C4H4O, . 0 +PCUCl,=C4H40a . CU+POCl,
ChlorsDccioyl. Chlorphos-
phoryl.
Wenn man Phosphorsuperchlorid auf ein einbasisch^
Säurehydrat einwirken läfst, so erhält man niemals eine was-
serfreie Säure; in diesem Fall bildet sich sofort die entspre-
chende Chlorverbindung, Chlorwasserstoff und Chlorphosphoryl.
Das Chlarmcdnyl ist eine neue Substanz, welche die
Aufmerksamkeit der Chemiker verdient. Es ist eine das
Licht stark brechende, an feuchter Luft rauchende Flüssigkeit,
welche durchdringet, an den Geruch von feuchtem Stroh
erinnernd riecht und deren spec. Gewicht = 1,39 ist. Sie
hat die Zusammensetzung C4H4O2CI2. Sie siedet bei 190®.
Wir konnten die Dampfdichte dieser Substanz nicht bestim-
men, da ein kleiner Theil derselben sich stets bei längerem
294
Gerhardt u, Ckiözza^ Zusaiz zu dm Unienuckungen
Kochen zersetzt und etwas kohligen RttckstUMl läfst. In Be-
rührung mit feuchter Luft wird das Ghlorsuccinyl zu krystal-
lisirter Bemsteinsäure. Anilin wirkt mit Heftigkeit darauf eh,
unter Bildung von Succinanilid. Auch wasserfreier Alkohol
wirkt unter Temperaturerhöhung darauf ein, wobei sich
Chlorwasserstoff reichlich entwickelt und Belffsteinsäureäther
entsteht.
Das Qdarpyröcüryl ist eine andere Verbindung dieser
Art, welche wir aus wasserfreier Pyrocitronstture (Citracon-
säure} erhalten haben. Auch es ist ein rauchendes, das Licht
stark brechendes Oel, welches dem Ghlorsuccinyl ähnlich
riecht und dessen spec. Gewicht = 1,4 4^ei 15^ ist. ^Es
kocht bei 175^, zersetzt sich aber nocn leichter als das Chlor-
succinyl. Seine Zusammensetzung ist G5H40aCl3. Durch Al-
kohol wird es sogleich zi]i Pyrpcitronsfturefither , durch Anilin
wird es zu glimmerartigen Blättchen von ItaconanQid.
Wir haben ähnliche Versuche angestellt, indem wir das
Fhosphorsuperchlorid auf Camphersäure, Weinsäure, Fettsäure
u. a. einwirken liefsen; wir konnten leicht die erste Phase
der Zersetzung bewerkstelligen, in welcher sich die ent-
sprechende wasserfreie Säure unter gleichzeitiger Entwicklung
von Chlorwasserstoff und von Chlorphosphoryl bildet, aber
wir konnten die diesen zweibasischen Säuren entsprechenden
Chlorverbindungen nicht isoliren, da der Siedepunkt dieser
Verbindungen weit über ihrer Zersetzungstemperatur liegt.
Was die unorganischen Säuren betrifft , so lU^erzeugten
wir uns, dafs sie zu dem Phosphorsuperchlorid dasselbe Ver-
halten zeigen, wie die organischen Sätfren. Welches auch
die unorganische Säure sey, eine wasserfreie, ein Hydrat, eine
an Basen gebundene — stets geht bei der Einwirkung auf
Phosphorsuperchlorid ein Austausch vor sich zwischen dem
Sauerstoff der Säure oder der Base und einem Theil des
iäfer die u>an$erfreien Säuren, 295
CMers im Soparchlorid. Da ?Cl^CU zu POCIj wird, ist
dts Cblorphosphoryl ein constantes Prodact dieser Reaction *}.
Destillirt man z. B. Schwefelsäurehydrat mit Phosphor-
snperchlorid, so erhäh man eine sehr stark rauchende Flüs-
sigkeit, welche Chlorphosphoryl und wasserfreie Schwefel-
säure enthält; Aetzbaryt kommt^ in Berührung mit dieser
Flüssigkeit ins Glühen •*).
Läfst man Phosphorsuperchlorid über schwefelsaures
Quecksilberoxyd streichen, so bildet sich Quecksilberchlorid
und eine flüchtige Flüssigkeit, deren veränderlicher Siede-
punkt ([zwischen 80 und HO®} und Reactionen ***J auf eine
Mischung von Chlorphosphoryl und Chlorsulfuryl (SOiCl,,
Regnault's adde chhrosulfurique^ hinweisen; zugleich ent-
wickeln sich etwas Chlor und schweflige Säure f } , die ohne
Zweifel von einer secundären Zersetzung des Chlorsulfuryls
herrühren.
Die Einwirkung des Phosphorsuperchlorids auf die Wol-
fhimsäure ist auch derselben Art; es geht Chlorphosphoryl
über, welches mit etwas Chlorwolfram und Chlorwolframyl
WOaG« verunreinigt ist, aber durch eine einzige Rectification
chemisch rein erhalten werden kann; der gröfste Theil des
Wolframs bleibt in der Retorte in Form von Chlorverbindungen
zurück, weiche mit Wasser Chlorwasserstoff* und ein Gemenge
von Wolframsäure und blauem Wolframoxyd geben.
*) Doch moffl man das schwefligsaure Gas ansnchmen , welches nach
Kremers sich direct mit dem Phosphorsupercblorid verblödet.
*^3 Chlorphosphoryl wirkt nicht auf Baryt ein.
***) Die ersten Portionen des Destillats fällen Barytlösung bei weitem
reichlicher, als die letzten.
i) Dfts schwetigsaure Gas bleibt tfaeilweise in der Flüssigkeit gelöst ;
seine Gegenwart wird vorzugsweise ^vahrnehnbar, wenn man diese
letztere in Wasser zertheilt.
296 Gerhardt tf. Chios^za^ Uniersudumgen
Endlich geben wasserfreie Phosphorsäare und Phosphor-
superchlorid bei ihrer Einwirkung auf einander nur voll«
kommen reines Chlorphosphoryl.
Es ist nach dem im Vorstehenden Mitgetheilten klar, deSs
die vermeintlichen Verbindungen von wasserfreien Säuren und
Phosphorsuperchlorid, derQp Ejustenz .vor einiger Zeit ange*
kündigt wurde *^j nichts anderes sind als Chlorphosphoryl
oder einfache Mischungen dieser Substanz mit andern ähn-
lichen, seit langer Zeit bekannten Chlorverbindungen.
Untersuchungen über die Amide;
von Ch. Gerhardt und L. Chiozza.
(Von Ob. Gerhardt mitgetheilt.)
In meiner Untersuchung über die wasserfreien organischen
Säuren *^) habe ich darzulegen gesucht , dafs die Mehrzahl
der bis jetzt genauer untersuchten organischen Verbindungen
sich von einer kleinen Anzahl Typen ableiten läfst , die der
unorganischen Chemie entlehnt sind , wie das Wasser , der
Chlorwassersloflr, das Ammoniak u. a. Die von einem jeden
dieser Typen sich ableitenden Verbindungen haben, wenn
man sie als Glieder von Reihen betrachtet, nicht geradezu
identische Eigenschaften, aber die Eigenschaften derselben
verändern sich stetig, in der Art, dafs sie um so gröfsere
Verschiedenheit zeigen , ein je gröfserer Abstand die Stellen
*} Compt. rend. XXVIII, 86 und 389.
**) m^ae Annalen LXXXVH, 57 n. 149. Auch in der obigen Mitthei-
lang ist Gerhardt's Schreibweise der Formeln (vergl. S. 57 f.)
beibehalten.
aber die Ämide. 297
von einander trennt, welche die mit einander verglichenen
Verbindungen als Glieder in der Reihe einnehmen. Nach
dieser Betrachtungsweise leiten sich also von demselben Typus
saure, basische und neutrale Verbindungen ab; die sauren
Verbindungen nehmen ihren Platz am einen Ende der Reihe,
die basischen am entgegengesetzten Ende, und die neutralen
Verbindungen, welche den Uebergang zwischen den beiden
vorhergehenden vermitteln, gruppiren sich in der Mitte.
Wenn man zur Abkürzung der Ausdrucksweise die beiden
Enden der Reihe als das positwe und das negaiipe unter-
scheidet, so kann man sagen, dafs es Gruppen von Atomen
oder organische Radicale giebt, wie z. B. das Aethyl, das
Methyl, das Phenyl, welche, wenn sie an die Stelle des Was-
serstoffs in den oben genannten Typen eintreten, positive
Derivate hervorbringen , d. h. Verbindungen , welche sich
mehr oder weniger den Basen ähnlich verhalten; während
andere Gruppen oder Radicale, wie z. B. das Acetyl, das
Benzoyl, das Cumyl^ durch eine ähnliche Vertretung negative
Verbindungen entstehen lassen, d. h. solche, die sieh mehr
oder weniger den Säuren ähnlich verhalten. Dieser Satz
scheint mir jetzt vollkommen erwiesen zu seyn für die Ver-
bindungen, die sich von dem Typus Wasser oder Oxyd ab-
leiten, und welche die Alkohole, idie Aether, die Säurehydrate
und die wasserfreien Säuren in sich begreifen; er ergiebt
sich nicht minder deutlich bei Betrachtung der von dem Ty-
pus Chlorwasserstoff sich ableitenden Verbindungen, welche
jenen verschiedenen organischen Oxyden entsprechen.
Was die von dem Typus Ammoniak sich ableitenden Ver-
bindungen betrifft, so haben die Chemiker — ohne Zweifel
von dem Gedanken geleitet, dafs die chemischen Eigenschaften
in den Derivaten eines und desselben Typus constant seyen
— bis jetzt auf das Ammoniak nur solche Verbindungen als
Derivate bezogen , welche deutliche alkalische Eigenschaften
296 Gerhardt u. CAto««a, Untersuchungen
besiteen. In letzterer Beeidiung haben die schönen Unter-
sochungen Hofmann's die Wissenschaft mit einer beträcht-
lichen Aneafal von Verbindangen bereichert , aber aDe diese
gehären offenbar nur auf das Eine Ende der Reihe , nändich
das positr?e , «n welchem auch Alkohol und Aether und im
AUgeneinen di^enigen organisdien Oxyde stehen, welche
8i(A den Basen ähnlich verhallen und dieselben Radicale ent-
halten, wie diese alkalischen zusanunengeselzten Ammoniake.
Sind nun, wie ich dieses annehme, die Eigenschaften der
Derivate eines und desselben Typus nicht constant, sondern
innerhalb der Reihe veränderlich , so müssen auch von dem
Ammoniak sich ableitende Verbindungen existiren, deren Plati
an dem negativen Ende ist , an demselben Ende , wohin die
Säurehydrate und die wasserfreien Sänren gehören; mit' andern
Worten, dieselben Gruppen von Atomen oder organischen
Radicale, w^fae durch die Substitution an die Steile von i
oder 2 Atomen Wasserstoff des Wassers die Säurehydrate
und wasserfreien Säuren hervorbrii^en, müssen sich auch an
die SteHe von 1, 2 oder 3 Atomen Wasserstoff des Ammoniaks
substitmren lassen, um so neutrale und mehr oder weniger
saure, von dem Ammoniak sich ableitende Verbindungen her-
vorzubringen. Unter diesem Gesichtspunkt lassen sich die
bereits bekannten Amide der einbasischen Säuren als so ent-
standen betrachten, dafs in ihnen das erste Atom Wasserstoff
des Ammoniaks durch eine säurebildende Atomgruppe (Benzoyl,
Acetyl, Cumyl} vertreten ist. Man weifs in der That, dafs
die Amide schwache Säuren sind, welche 1 Atom Wasser-
stoff gegen Quecksilber^ Silber u. a. austauschen können.
Aber um den Beweis vollständig zu führen blieb es noch
übrig, auch die beiden andern Atome Wasserstoff in dem
Ammoniak in derselben Weise zu ersetzen*
Dieses versuchten wir, Chiozza und ich, nun auszu-
führen, vermittelst folgender Versuche.
über die Amide, 299
Im Anfiing dieser Forschungen nahm ein wesentlicher
Punkt unsere Aufmerksamkeit in Anspruch, nämlich die Dar-
stellung d^r IQ unseren Versuchen nöthigen Amide, welche
nach den gewöhnlichen Verfahningsweisen oft mühsam und
langwierig ist. Wir wenden ein sehr einfaches und in der
Ausführung rasch zum Ziele fahrendes Verfahren an, welches
darin besteht, käufliches festes kohlensaures Ammoniak direct
mit den Chlorverbindungen zu behandeln, welche den Säuren
entsprechen, deren Amide darzustellen sind; die Einwirkung
findet sofort statt, Kohlensäure entwickelt sich, und durch
blofses Waschen mit kaltem Wasser wird das Product von
dem bei der Einwirkung gebildeten Chlorammonium befreit.
Man kann sich so mit der gröfsten Leichtigkeit grofse Mengen
Benzamid,^ Cuminamid, Sulfophenylamid *") und andere Amide
darstellen. Die für diese Darstellungen nöthigen negativen
Chlorverbindungen erhält man mittelst Phosphorchlorid PCI5
oder Phosphoroxychlorid. An der Stelle dieser Chlorverbin-
dungen kann man auch die entsprechenden wasserfreien
Säuren anwenden.
Die so entstehenden Amide, welche wir primäre Amide
nennen wollen, lassen sich betrachten als ein Molecul Am-
moniak, in welchem 1 Atom Wasserstoff durch die negativen
Radicale Benzoyl, Cumyl, Acetyl, Salicyl, Sulfophenyl u. a.
ersetzt ist.
*3 In den Compt* rend. XXXV, 690 theilten Gerhardt undChancel
mit, dafs bei Destillation eines snlfobensidsauren Salzes mit einem
fdiwichen Ueberschnis an Phosphoroxychlorid eine dem Chlorhen-
zoyl analoge Verbindung (dUorure phenyUulfureux) erhalten werden
auf welche Ammoniak heftig einwirke, unter Bildung einer dem
Benzamid entsprechenden, in Wasser unlöslichen, in Alkohol leicht
löslichen, aus der heifsen ammoniakaliscben Lösung in perlmatter^
glfinzenden Blfittchen krystallisirenden Verbindung. Letztere, zuerst
als Fhenylsul/mid benannte Verbindung ist die oben als Sulfophenyl-
amid bezeichnete. Dt R.
300 Gerhardt u, Chio»%a^ ütttertuchungen
(CH,01 (G,H,Oi,
N H [ N 1 H
[Hl f H
Beuorlamid. SaUcylauid.
IC.H,S0,
N I H
/ H
Suirophenylamid.
Um mit den vorhergehenden Verbindungen die secundären
Amide hervorzubringen, d. h. Verbindungen, die aus 1 Holepul
Ammoniak durch Vertretung von 2 Atomen Wasserstoff durch
negative Radicale sich ableiten, erhitzen wir die primären
Amide mit einer äquivalenten Menge Chlorbenzoyl , Chlor-
cumyl, Chlorsulfophenyl u. a. ; es entwickeln sich dann reich-
liche Dämpfe von Chlorwasserstoff und als Rückstand bleibt
das gesuchte secundäre Amid. Diese Operationen mufs man
bei einer bestimmten Temperatur ausführen, denn bei
allzustarker Erhitzung zeigen gewisse Amide leicht eine
secundäre Reaction, welche die Bildung von Nitrylen zur
Folge hat.
Was die tertiären Amide betrifil, die sich als 1 Molecul
Ammoniak , in welchem 3 Atome Wasserstoff «durch negative
Atomgruppen vertreten sind, betrachten lassen — so ist ihre
Darstellung im Allgemeinen leichter als die der secundären
Amide; denn diese, mit deutlicher ausgesprochenen sauren
Eigenschaften als die primären Amide, geben leichter Metall-
salze , auf welche die Chlorverbindungen des Benzoyls , Cu-
myls, Acetyls u. a. schon in der Kälte einwirken.
Auch diese neuen Amide bringen wir also durch Zer-
setzung nach doppelter Wahlverwandtschaft hervor, d. h.
durch dieselbe Zersetzungsweise, welche auch die Aetherarten,
die Basen und die wasserfreien Säuren entstehen läfst.
Unter den neuen Verbindungen, welche wir erhalten
haben^ heben wir hervor :
über die Amide. 301
Das BeiaoyUaHeylamid
IC,H»0J
N C,H,0 ,
/ H \
eine in äufserst feinen Nadeln krystallisirende, in Wasser on-
lösliche, in Alkohol wenig lösliche, in Alkalien leicht lösliche
Substanz. Die alkoholische Lösung derselben röthet Lackmus.
Sie bildet leicht mit Silber, Blei, Kupfer u. a. Salze.
Das ChmyhaUcykamd
IC, H, 0,,
N C,oH„0
f H
ist dem vorhergehenden Amid ähnlich.
Das Benwyliulfophenylcmid
ICeHsSO,
N C,H,0
f H
krystallisirt in schönen abgeplatteten Nadeln, die sehr sauer
sind, sich wenig in Wasser, leicht in Alkalien lösen; es bildet
leicht mit Basen Salze. Das Silbersalz oder SäberbensiayU
svifophenylamid
ICeHsSOti
N C,HsO
( Ag
erhält man in schönen farblosen Nadeln, die in heilsem Wasser
löslich sind.
Das Dibensioylsulfaphenylamid
ICeHsSO,,
N C,H50
fC,HsO
krystallisirt aus der Lösung in Aether in prächtigen diamant-
glänzenden kurzen Prismen mit den Flächen des Octa^ders.
Diese Verbindung verhält sich zum Benzoylsulfophenylamid
wie die wasserfreie Benzoesäure zum Benzoösäurehydrat.
9QS Gerhardt ti. Chiozzi, Untersuchungen über die
Das Cumjflben»ayl$ulfophenjflamid
ICe Hs SO.
N |C, H» 0
fC,oHuO
krystaUisirt ia verfilzten Prismen.
Das Dibennoyfphen^amid CDibenzanilid}
N C,HsO
kXo \
bildet schöne glänzende Nadeln, die in kaltem Alkohol nur
wenig löslich sind.
Wir sind eben mit der genaueren Untersuchung der
vorhergehenden Verbindungen und mehrerer ähnlicher Sub-
stanzen beschäftigt. Da die Zahl der organischen Säuren,
welche Chlorverbindungen und wasserfreie Säuren geben,
ausnehmend grofs ist, so kann man fast bis ins Unend-
liche die Substitutionen durch negative Radicale abwechseln
lassen und so eine wunderbar grofse Anzahl neuer Verbin-
dungen hervorbringen. Es unterliegt wohl keinem Zweifel,
dafs viele in den Pflanzen enthaltene stickstoffhaltige Säuren
den oben besprochenen Verbindungen ähnlich constituirt sind.
Nächstens werde ich über die Diamide (Amide der
zweibasischen Säuren, wie z. B. das Oxamid), die Amid-
säuren und die Hydramide (wie z. B. das Hydrobenzamid}
Näheres mittheilen. Die Amidsäuren entsprechen offenbar
dem Ammoniumoxydhydrat; ihr Platz ist, wenn man sie vom
Standpunkt der Reihenbildung betrachtet, das entgegengesetzte
Ende, wie das, wo Hofmann's Basen (das Teträthylam-
moniumhydrat u. a.} stehen.
i
309
lieber das Vorkommen des Aldehyds unter den
Producten der Destillation des Zuckers;
von C. Völckel.
In meiner Abhandhmg ttber die Producte* der Destillation
des Zackers (diese AnnaleaLXXXY, 59) ist imter demi Namen
ngelbKche FUmigkeU^* eine flüchtige Flüssigkeit beschriebett^
welche bei der DestiUatioii des Ziickeressiga zuerst üba:fdii>
schoB bei 30^ C. zu kochen beginnt, und gröfstentheils zwiaehen
60 and 65^ C. überdestillirt. Bei nöherer Untersuchung zeigt«
es sich^ dafs diese Flüssigkeit Aceton, ein fliichAiges. gelbge«
färbtea Oel, sowie höchst wahrscheinlich Aldehyde enthüH.
LeiEteres gab sich schon durch den charakteiistischea Genichy
das Yerhallen gegen Kaliläsung und Salpetersäuren Süberoxyd**
AnuDonifft zu erkennen. Holzgeist konnte in dieser Plitssig-
keit nicht nachgewiesen werden.
In der oben erwähnten Abhandlung liefe ich unentschieden^
ob wirklich Aldehyd unter den DestiUationsproducten des
Holzes auftrete, weil ich geleg^tlick noch einige weitere Yer**
suche in dieser Hinsicht anstellen wollte. Es wurde nämlicl)
bei der ersten Untersuchung der gröfsere Theil der gelblichen
Flüssigkeit dazu verwandt, um zu erfahre, ob Holzgeist unter
dea DestUlatioosproducten des Zuckers voricomme, oder nicU;
der kleinere Theil, der fUr die specielle Erkennung des Aldehyds
bestimmt war, ging bei einer versuchten Trennung des Acetons
von dem AUehyde mittelst fein gmebenea Chlorcalciums^ bc^
der Abscheidung mit Wasser in Folge einer zu starken Er-
hitzung verloren. Der ganz positive Nachweis einer sehr
geringen Menge Aldehyds unter den Destillationsproducten
des Zuckers erschien mir zu jener Zeit^ wo ich noch zu sehr
mit der Untersuchung der übrigen Prodncte der trockenen
Destillation des Zuckers und des Holzes beschäftigt war, nicht
304 Völckel, Über das Vorkanmen de$ Atdehydi
80 wichtig) dafs ich gen^de noch einmal eine Reihe von De-
stillationen des Zuckers vornehmen sollte, besonders da bereits
schon von Hefs undScanlan die Bildung des Aldehyds bei
der Zersetzung organischer Körper durch höhere Temperatur
nachgewiesen war. Diese Lücke in meiner früheren Unter-
suchung habe ich nun aber seither auszufüllen gesucht.
Bei der Destillation des Zuckeressigs geht zuerst eine
gelbgefärbte Flüssigkeit von einem durchdringenden, dem
Aldehyd ähnlichen Geruch über. Diese wurde für die weitere
Untersuchung im Wasseitade rectificirt, unter Zusatz von einer
kleinen Menge einer Lösung von kohlensaurem Natron, um
die anhängende Säure zu neutralisiren , hierauf über Chlor-
calcium entwässert und destfliirt, und das zuerst Uebergehende
besonders aufgefangen. Diese Flüssigkeit hat noch einen
schwachen Stich ins Gelbe. Sie läfst sich in jedem Verhilt-
nifs mit wasserfreiem Aether mischen. Wird diese Mischung
mit wasserfreiem Ammoniakgas gesättigt, so zeigen sich in
kurzer Zeit farblose Krystalle^ die alle Eigenschaften des
Aldehyd-Ammoniaks besitzen. Es kann demnach nun nicht
der geringste Zweifel mehr herrschen, dafs Aldehyd bei der
Destillation des Zuckers > jedoch nur in sehr geringer Menge,
sich bilde.
Das Aldehyd ist nun auch sicher in kleiner Menge in den
• Destillationsproducten des Holzes vorhanden, demnach in dem
rohen Holzgeist enthalten, und wohl die Ursache, dafs Holz-
geist, welcher durch Destillation über Kalk von den schwer
flüchtigen Oelen, wie Furfurol, befreit und hierdurch farblos
erhalten wurde, sich wieder färbt und eine braune Substanz
absondert, wenn Aetzkali darin aufgelöst wird.
Hit der Bildung des Aldehyds bei der Destillation des
Zuckers steht wohl in innigem Zusammenhang das Vorkommen
einer kleinen Menge Ameisensäure in dem Zuckeressig. Beide
tmier den Producfen der DesiiüaHan des Zuckers. 305
zasammen enthalten nämlich gleiche Aequivalente Wasser-
stoff und Sauerstoff :
1 Aeq. Aldehyd = C4H4O,
1 Aeq. wasserhalt. Ameisensäure =r C^H^O«
Es läfst sich nun die gleichzeitige Bildung von Aldehyd
und Ameisensäure bei dem Erhitzen des Zuckers eben so leicht
einsehen, wie die Bildung der Kohlehydrate, Essigsäure,
Assamar, Furfurol.
Die gelbe Farbe der bis 65^ C. i&bergehenden Flüssigkeit^
die nach der früheren und der jetzigen Untersuchung haupt-
sächlich aus Aceton und Aldehyd besteht, rührt von flüchtigen^
leicht veränderlichen, gelb gefärbten Oelen her, die haupt-
sächlich von 80 bis 160<^ C. überdestilliren und eine von dem
Forfurol abweichende Zusammensetzung besitzen.
Diese Oele entstehen bei der Destillation des Zuckers
nur in sehr geringer Menge. Sie besitzen einen starken^
durchdringenden Geruch, und werden von den Alkalien, ja
sogar schon von den kohlensauren Salzen derselben, in braune
Körper, die in Kali nur *wenig löslich sind , umgeändert. Die
wahre Zusammensetzung dieser flüchtigen Oele konnte bis jetzt
nicht ermittelt werden, da die geringe Menge, in der sie er-
halten werden, keine weitere Trennung zuliefs.
Bei der früheren Untersuchung wurde nur der Theil der-
selben, welcher zwischen 140 und 150<^ C. überging, der aber
jedenfalls sehr mit Furfurol, dessen Siedepunkt bei 162^ C.
liegt, verunreinigt ist, analysirt. Es wurde nun auch der Theil
dieser flüchtigen Oele, der von 80 bis 100<» C. überdestillirt,
der Analyse unterworfen.
0,2065 Grm. dieser Flüssigkeit gaben 0,479 Grm. Kohlen*
säure und 0,182 Grm. Wasser.
In 100 Theilen :
Annal. d. Chemio u. Pharm. LXXXVtl. Bd. 3. lieft. ^0
306 Völckel, über doi Verhalim des Kreosots
KoUenstoff 62,72
Wasserstoff 9,69
Sauerstoff 27,59
100,00.
Die ganze Menge dieser ölartigen Flüssigkeit, welche aus
den DestiUationsproducten von 8 Pfund Zucker erhalten wurde,
betrug nur 2 bis 3 Gramm. Diese Flüssigkeit ist leichter als
Wasser, und in demselben, besonders bei dem Erwärmen^
ziemlich leicht mit gelber Farbe löslich.
Diese ölartige Flüssigkeit ist, wie bereits schon an einem
anderen Orte bemeriit wurde, in den Froducten der Destillatioa
des Holzes vorhanden, und nebst den Furfurolen die Ursache
der gelben Farbe des rohen Holzgeistes.
lieber das Verhalten des Kreosots zu Kalk in
höherer Temperatur;
von Demselben.
Bei dem Vermischen von reinem wasserfreiem Kreosot
mit fein geriebenem^ frisch ausgeglühten Kalk bemerkt man
keine Erwärmung, überhaupt keine Einwirkung. Bei dem Er-
wärmen geht erst bei dem Siedepunkte des Kreosots eine
farblose Flüssigkeit über, die reines unverändertes Kreosot ist
Steigert man die Temperatur, so wird das mit dem Kalk verbun-
dene Kreosot ersetzt. Es destillirt bei dem Erhitzen über freiem
Feuer eine gelbgefärbte, ölartige Flüssigkeit in geringer Menge
über, während der Rückstand in der Retorte sieh mehr und mehr
schwärzt. Gegen Ende der Destillation entweichen mit stark
leuchtender Flamme verbrennende Gase. Das erhaltene gelb-
gefärbte Destillat wurde zuerst im Wasserbade erwärmt Es
SM KM m höherer Tempenäur. 907
gehen hier einige wenige Tröpfen einer farblosen Flüssigkeit
über, die dem Gerüche nach Aceton ist. Die rückständige
Flüssigkeit wurde hierauf mit Kalilauge geschüttelt, um das
unrerändert mit übergegangene Kreosot zu entfernen^ und
alsdann mit Wasser destillirt. Die übergehende Ölartige
Flüssigkeit ist schwach gelblich gefSrbt. Sie hat einen aro-*
matisehen Geruch und brennenden Geschmack. Sie ist unlös*
lieh in Wasser 9 leicht löslich in Alkohol und Aether, und
verbrennt mit stark leuchtender rufsender Flamme. Das speo.
Gewicht der über Chlorcalcium entwässerten Substanz ist as
0,976 bei 20« C.
Dieselbe beginnt bei 120<^ C. zu kochen. Der Siedepunkt
erhebt sich aber rasch auf 180^ C. Es destillirt nun der
gröfste Theil der Flüssigkeit, noch schieb gelblich gefärbt,
bis 200« C. über, lieber 200* C. gehen noch wenige Tropfen
einer Flüssigkeit Über, die fast das gleiche spec. Gewicht
wie das Wasser hat, denselben Geruch wie das Kapnomor
besitzt, und demnach wohl Kapnomor ist.
Für die Analyse wurde die von 180 bis 200^ C. überge-
gangene Flüssigkeit in zwei Portionen aufgefangen.
L 0,192 Grm. der ersten Portion, von 180 bis 190« C. über-
gegangen, gaben 0,548 Gnu. Kohlensäure und 0,147 Grm.
Wasser.
n. 0,343 Grm. der zweiten Portion, von 190 bis 200« C.
übergegangen, gaben 0,996 Grm.. Kohlensäure und
0,266 Grm. Wasser.
Diefs giebt in 100 Theilen :
I.
n.
Kohlenstoff 77,72
79,16
Wuserstoff 8,49
8,«0
Sauerstoff 13,79
12,24
100,00
100,00.
20*
306 Völckel, iAer das Verhalten de» KreosoU
Es ergiebt sich hieraus , dab die von 180 bis 200« C.
Übergehende Flüssigkeit mehrere Zersetzungsproducte des
Kreosots enthält. Die geringe Menge derselben — 100 6nn.
Kreosot, mit dem gleichen Gewichte Kalk desiillirty gaben nur
10 Grm. — gestattete aber keine weitere Trennungsversuche.
Diese Flüssigkeit hat grofse Aehnlichkeit mit derjenigen, die
Reichenbach unter dem Namen Kapnomor beschrieben hat
In concentrirter Essigsäure löst sich dieselbe leicht auf;
Wasser scheidet sie unverändert wieder ab. Concentrirte
Salpetersäure greift dieselbe schon bei gewöhnlicher Tem-
peratur sehr heftig an. In concentrirter Schwefelsäure löst
sie sich unter Erwärmen mit rothbrauner Farbe unter Bildung
einer gepaarten Schwefelsäure auf.
Diese Zersetzungsproducte des Kreosots finden sich auch
unter den Destillationsproducten des Hobses. Sie sind sowohl
in dem bei der Destillation des Theers zuerst übergehenden
leichten Theeröle, als auch in dem darauf folgenden schweren
Theeröle enthalten.
Das Vorkommen dieser Zersetzungsproducte des Kreosots
in dem leichten Theeröle ist die Ursache, dafs das nur mit
Aetzkali gereinigte leichte Theeröl bei der Analyse stets
weniger Wasserstoff liefert , als einer Mischung der Mesityl-
oxyde : CeHsO mit den Mesitylenen : CeH« entsprechen
würde.
Diese ölartigen Flüssigkeiten lösen sich, wie ich mich
durch directe Versuche überzeugt habe, mit dem Kreosot in
concentrirter Kalilauge auf. Durch Zusatz von Wasser wird
wohl ein Theil derselben abgeschieden; eine vollständige
Abscheidung gelingt jedoch erst durch längeres Kochen.
Das käufliche Kreosot enthält daher, wenn es nicht nach
dem in meiner Abhandlung *} beschriebenen Verfahren
^) Diese AnDalen LXXXVI, 66.
zu Kalk in höherer TempercOur. 309
gereinigt worden war^ stets mehr oder weniger von diesen
Zersetzungsproducten des Kreosots. Das spec. Gewicht eines
solchen anreinen Kreosots wird geringer seyn, als das von
mir für das reine Kreosot gefundene i,076. Die Analysen
werden auch einen gröfseren Gehalt an Kohlenstoff und Was-
serstoff, als dem reinen Kreosot entspricht, liefern.
Ein derartiges Kreosot untersuchte v. Gorup-Besanez*},
wie sich diefs aus dem dort beschriebenen Verhalten des
Kreosots, besonderiT gegen Essigsäure und Kalk, ergiebt.
Nach V. Gorup-Besanez löste sich das von ihm ana-
lysirte Kreosot nur zum Theil in gewöhnlicher Essigsäure auf.
Reines Kreosot wird aber sehr leicht nicht blofs von con-
centrirter Essigsäure, sondern auch von gewöhnlicher Essig-
säure vollständig aufgelöst. Eine solche Lösung in über-
schüssiger Essigsäure läfst sich mit Wasser vermischen, ohne
dafs eine Trübung erfolgt. Da nun, wie bereits angegeben
wurde, die oben beschriebenen Zersetzungsproducte Ats
Kreosots, so wie das Kapnomor nur in concentrirter Essig-
säure und nicht in gewöhnlicher löslich sind, so wird ein
damit verunreinigtes Kreosot sich auch nur zum Theil in ge-
wöhnlicher Essigsäure auflösen. Die Löslichkeit des Kreosots
in gewöhnlicher Essigsäure, so wie in ganz verdünnter Kali-
lauge, kann als ein Kennzeichen der Reinheit desselben an-
gesehen werden.
Nach V. Gorup-Besanez tritt bei dem Vermischen
des Kreosots mit Kalk eine Erwärmung und Färbung ein.
Bei der Destillation geht schon bei 100 C. eine milchige
Flüssigkeit über, zwischen 180 und 190<^ C. eine aromatisch-
riechende, auf Wasser schwimmende Flüssigkeit, und sobald
die Temperatur auf 203^ C. gestiegen ist, ein schweres Oel.
Die Erwärmung, welche von v. Gorup-Besanez bei dem
*) Diese Anoalen UXXVI, 223.
310 Völckelj Ober da» Verhauen de$ Kreosots
Vermischen des Kreosots mit Kalk beobachtet wurde, röhrte
wohl von einem Wassergehalt des angewandten Kreosots her.
Die bis 206^ C. übergegangenen Flüssigkeiten waren wohl auch
sicher schon fertig gebildet in dem Kreosot vorhanden; denn
<he Verbindungen des Kreosots mit Basen zersetzen sich erst
bei einer Temperatur, die über dem Siedepunkte des Krea*
sots liegt.
y. Gorup-Besanez analystrte das von 203 bis 206^ C.
übergegangene Oel, ohne aber dasselbe von dem allfiKUig mit
übergegangenen Kreosot durch eine Behandlung mit Kalilauge
zu befreien. Die von ihm gefundenen Zahlen fallen zwischen
die der obigen Analysen I und II . der Zersetzungsproducte
des Kreosots durch Kalk.
Obgleich das Kreosot eine leicht veränderliche Substanz
ist, so ist es mir doch ebensowenig wie v. Gorup-Besanez
geglückt, wohl characterisirte Zersetzungsproducte zu erhalten.
Das Verhalten des Kreosots zu chlorsaurem Kali und Salz-*
säure habe ich nicht untersucht.
Das Kreosot wird, wie bereits an einem anderen Orte
bemerkt wurde, schon durch die Wärme verändert. Bei
jeder Destillation einer gröfseren Menge Kreosot bleibt ein
stark gefärbter Rückstand, der ähnliche Harze enthält, wie
die von v. Gorup-Besanez durch Einwiricung von Silber-
ojEyd auf Kreosot erhaltenen. Diese Harze sind auch in dem
Holztheer vorhanden.
V. Görup-Besanez ist es nicht gelungen, eine con-
staute Bleiverbindung des Kreosots zu erhalten. Die von mir
analysirte Bleiverbindung wurde durch Fällen einer verdünnten
ammoniakalischen Lösung des Kreosots mit einer gleichfalls
verdünnten und mit Ammoniak vermischten Lösung von essig-
saurem Bleioxyd erhalten.
Das Kreosot löst sich schwierig in verdünntem Ammoniak,
ziemlich leicht in Ammoniak von gewöhnlicher Stärke; noch
au Kalk m höherer Temperaiur. 311
schneller erfolgt die Veri)indang des Kreosots mit dem Am-
moniak, wenn man das Kreosot zuerst in dem mehrfachen
Volumen Alkohol auflöst.
Eine Anflösung des Kreosots in Ammoniak färbt sieh in
Berührung mit der Luft Um daher die Anflösung des Kreo-
sots so schnell wie möglich zu bewhrken, wurde bei der
Darstellung der Bleiverbindung Tür die Analyse eine kleine
Menge Kreosot , 1 bis 2 Grm. , in 6 bis 8 Grm. absolutem
Alkohol gelöst, die Lösung mit concentrirtem Ammoniak ver-
mischt, und diese mit 100 bis 200 Grnu Wasser verdünnt.
Diese verdünnte Kreosotlösung giebt mit einer gleichfalls ver-
dünnten und mit Ammoniak vermischten Lösung von cssig-
saurem Bleioxyd einen weifsen Niederschlag.
Die auf diese Art erhaltene Bleiverbindung hatte bei
wiederholter Darstellung dieselbe Zusammensetzung.
Aus der Untersuchung von v. Gorup-Besanez geht
ferner hervor, dafs auch in dem von ihm untersuchten
Kreosot die von Reich enb ach beschriebenen Körper , das
Picamar und das Cedriret , nicht enthalten waren , da das
Kreosot bis 220<» C. vollständig überdestillirte, wie das Kreosot,
das zu meiner Untersuchung diente. Wäre nämlich Picamar
darin vorhanden gewesen, so hätte, da der Siedepunkt des-
selben nach Reichenbach bei 270<^ C. liögt, bei der De-
stillation des Kreosots der Siedepunkt sich auch eben so
hoch erheben müssen. Die Bildung des Cedrirets hätte
V. Gorup-Besanez bei der Einwirkung von chromsaurem
Kali und Schwefelsäure auf das Kreosot auch beobachten
müssen.
312
lieber das Wurmsamenöl ;
von Demselben.
Bei einer früheren Untersuchung dieses Oels (diese An-
nalen XXXVIII, 110} fand ich, dafs dasselbe der HaupUnenge
nach aus einem sauerstoffhaltigen Oele besteht, dem aber eine
kleine Menge eines anderen, gleichfalls sauerstoffhaltigen
Oels beigemischt ist. Die kleine Menge, die mir für jene
Untersuchung zu Gebote stand, gestattete damals keine weitere
Trennung dieser beiden Oele. Da man sich nun gegenwärtig
das Wurmsamenöl leicht aus Fabriken, in denen Santonin im
Grofsen dargestellt wird, verschaffen kann, so habe ich eine
nochmalige Untersuchung desselben vorgenommen.
Das Wurmsamenöl für die folgende Untersuchung erhielt
ich aus der chemischen Productenfabrik von Engelmann
und Böhringer in Stuttgart. Das Wurmsamenöl war, wie
ich es erhielt, dickflüssig und stark gefärbt Bei der Recti-
fication mit Wasser ging dasselbe gelb gefärbt über. Es
wurde defshalb mit einer alkoholischen Lösung von Aetzkali
vermischt und nach längerer Einwirkung unter Zusatz von
Wasser destillirt. Aber auch auf diese Weise konnte das
Wurmsamenöl nicht ganz farblos erhalten werden.
Das über Chlorcalcium entwässerte Oel beginnt bei
170<^ C. zu kochen; das Thermometer steigt jedoch auf
175<^ C. Es destillirt nun unter langsamem Steigen des Ther-
mometers ungefähr die Hälfte des Oels bis 180<^ C. über.
Von da erhebt sich der Siedepunkt nach und nach bis auf
220<» C. Während der Destillation färbt sich das kochende
Oel mehr und mehr , und es bleibt bei 220^ C. eine kleine
Menge eines starkgefärbten, ganz dickflüssigen Oels in der
Retorte zurück. Das destillirte Oel hat einen Stich ins Gelbe ;
das zwischen 200 und 220<^ übergehende Oel ist stärker
Yölckel, über das WurmsamenöL 313
geGirbt und dickflüssig. Wenn man den Theü des Oels, der
zwischen 180^ C. und 200^ C. übergeht, besonders aufiangt
und nochmals destillirt, so geht nun der gröfsere Theil davon
zwischen 175 und 180<^ C. über, ein kleinerer Theil v(hi 180
bis 200^ C, und der Rest bis auf eine geringe Menge stark
gefärbten Oels von 200 bis 220« C. Durch wiederholte De-
stillationen läfst sich nun das Wurmsamenöl so weit trennen,
dafs der gröfste Theil desselben von 175 bis 180<^ G. über-
geht, und der kleiner^ Theil von 180 bis 220<^ C.
Aus diesen Erscheinungen bei der Destillation des Wurm-
samenöls ergiebt sich nun, dafs dasselbe grö&tentheils aus
einem Oele besteht, dessen Siedepunkt bei 175^ C. liegt, und
nur eine kleine Menge eines gelb gefärbten, durch die Wärme
leicht veränderlichen Oels enthält.
Zur weiteren Reinigung wurde das von 175 bis 180^ C.
übergehende, noch schwach gelb gefärbte Wurmsamenöl über
etwas festes Aetzkali rectificirt. Hierbei färbt sich sowohl
das kochende Oel, wie das Aetzkali. Das destillirte Oel ist
dann farblos. Die Destillation über festes Aetzkali wurde
noch einigemal wiederholt, da bei nur Einer Destillation noch
ein Theil des leicht veränderlichen Oels der zersetzenden
Einwirkung des Aetzkalis entgeht. Das auf diese Art ge-
reinigte Wurmsamenöl hat nun einen constanten Siedepunkt;
es destillirt nämlich vollständig zwischen 174 und 175^ C.
ober, bei 0,712» Barometerstand.
Aus dem kleineren Theile des Wurmsamenöls , der von
180 bis 230^ C. übergeht, läfst sich durch Destillation über
festes Aetzkali, wodurch das dickflüssige gelbe Oel verharzt
wird, noch von diesem Oele, dessen Siedepunkt zwischen
174 und 175<^ C. liegt, abscheiden.
Ich habe mich, bevor das Wurmsamenöl dieser Behand-
lung mit Aetdcali unterworfen wurde, zuvor überzeugt, dafs
der Haupttheil des Oels keine Veränderung hierdurch erleidet.
314 Völckelj über das Wurmsamenöi
Es wurde nämlich das bei der ersten Destillation des Wurm-
samenöls zuerst übergehende Oel einige Male für sich ohne
Aetzkali umdestiHirt und immer nur das zuerst übei^ehende
Oel aufgefangen. Dieses gab bei der Analyse*} dieselbe
Zusammensetzung wie das Wurmsamenöi, das der Behandlung
mit festem Aetzkali unterworfen worden war.
Für die Analyse wurde das zwischen 174 und 175* C.
übergehende Oel in zwei Portionen aufgefangen.
I. 0,241 Grm. Oel der ersten Portion gaben 0,706 6rm.
Kohlensäure und 0,246 Grm. Wasser.
IL 0,224 Grm. Oel der zweiten Portion gaben 0,655 Grm.
Kohlensäure und 0,228 Grm. Wasser.
III. 0,2495 Grm. von dem Oel, das nicht mit Kali behandelt
worden war, gaben 0,731 Grm. Kohlensäure und 0,256
Grm. Wasser.
Diefs entspricht :
berechnet gefonden
i. ^ li ~"" iiL
12 Aeq. Kohlensoff 900 80,00 79,90 79,74 79,87
10 « Wasserstoff 125 11,11 11,32 11,30 11,32
1 „ Sauerstoff 100 8,89 8,78 8,96 8,81
1125 100,00 100,00 100,00 100,00.
Das auf die oben angegebene Weise gereinigte Wurm-
samenöi hat einen viel reineren, feineren Genich, als das
rohe Oel. In Berührung mit der Luft Bkthi es sich nicht.
Es ist unlöslich in Wasser, leicht löslich in Alkohol und
Aether, und brennt mit stark leuchtender rufsender Flamme. Das
spec. Gewicht ist ss 0,919 bei 20^ C. In concentrirter Schwefel«
säure löst es sich unter Erwärmen auf. Die Auflösung ist
dickflüssig, stark gefärbt, in kurzer Zeit entwickelt sich dar-
aus schweflige Säure. Von concentrirter Salpetersäure wird
das Oel , besonders bei dem Erwärmen , sehr heftig ange-
*) Die Analyfe III ist yon dieser Substanz.
Völckel, aber das WurnuamenöL 315
iffeiiy und grörsientheik in eine gelbe harzige Substanz
umgewandelt, die sich nach Zusatz von Wasser abscheidet.
Bei dem Kochen mit verdünnter Salpetersäure entsteht die*
selbe Substanz, sowie Oxalsäure. Die Bildung einer beson-
deren Saure wurde nicht beobachtet. Das Oel absorbirt unter
schwachem Erwärmen und geringer Färbung frockenes sab-
saures Gas. In kurzer Zeit bilden sich feste harte KrystaDe,
die jedoch bei der geringsten Menge von Wasser wieder
zerfliefsen. Bei dem Auspressen zwischen Papier verschwin-
den diese Krystalle unter der Hand, indem sie Wasser aus
der Luft anziehen. Es war daher nicht möglich, diese lose
Verbindung des Wurmsamenöls mit Salzsäure zu analysiren
und daraus das Aequivalent des Wurmsamenöls zu bestimmen.
Das in dem rohen Wurmsamenöl noch enthaltene dick-
flüssige, gelb geßirbte, leicht veränderliche Oel konnte ich
nicht im reinen Zustande erhalten, um seine Zusammensetzung
zu bestimmen. Vergleicht man aber obige Analysen mit den
früheren des Wurmsamenöls, das nicht mit Kali behandelt
wurde, und aus dem das zweite Oel demnach nicht abge-
schieden war, so. ergiebt sich , dafs das leicht veränderliche
Oel weniger Kohlenstoff und Wasserstoff, dagegen mehr
Sauerstoff enthalte, als das hier beschriebene. Die früheren
Analysen geben nämlich , wenn sie nach dem neuen Aequi-
valent des Kohlenstoffs umgerechnet werden, in 100 Theilen :
Kohlenstoff 76,91 77,80 76,69 76,90
Wasserstoff 10,46 10,83 10,62 10,56
Sauerstoff 12,63 11,37 12,69 12,54
100,00 100,00 100,00 100,00.
Vor einiger Zeit erhielt ich aus einer hiesigen Apotheke
Wurmsamenöl, das nach der Rectification mit Wasser farblos
wurde, nnd in Berührung mit der Luft in einen schön kry-
stallisulen farblosen Körper sich umwandelte.
316 Völckel^ iiber das WurmsamenöL
Das fragliche Wurmsamenöl besitzt den characteristisdi^
Geruch des Wumisamens , der aber doch von dem Gerüche
des vorigen Oels etwas verschieden ist. Das über Chlorcal-
cium entwässerte Oel beginnt bei 150* C. zu kochen; der
Siedepunkt erhebt sich aber nach und nach auf 220<^ C- Das
zuletzt — von 210 bis 220<> C. — übergehende Oel erstarrt
schon bei gewöhnlicher Temperatur zu einer krystallinischen
Masse. Das zuerst überdestiUirende Oel, in einer grofsen
Oberfläche der Luft dargeboten , geht in kurzer Zeit in den-
selben krystallinischen Körper über, und zwar krystallisirt
jeder Tropfen dieses Oeles.
Da das Oel, vrie ich es erhielt, schon verändert, nämlich
theilweise bereits in den krystallinischen Körper übergegangen
war, und defshalb eine Analyse keinen weiteren Aufschlufs
geben konnte, so vmrde diese unterlassen.
Der feste Körper, in den dieses Wurmsamenöl übergeht,
krystallisirt in farblosen Prismen. Er schmilzt sehr leicht,
und destillirt zwichen 210 und 220* C. unverändert über.
Er hat ganz den Geruch des Pfeifermünzöls und ist auch,
wie die folgende Analyse zeigt, nichts anderes als Menthen-
campher.
0,207 Grm. Substanz gaben 0,587 Grm. Kohlensäure und
0,233 Grm. Wasser.
Diefs entspricht :
berechnet gefunden
10 Aeq. Kohlenstoff 750 77,27 77,17
10 „ Wasserstoff 125 12,61 12,54
1 „ Sauerstoff 100 10,11 10,29
975 100,00 100,00.
Es liegt nun die Vermuthung nahe, dafs dieses Wurm-
samenöl mit Pfeffermünzöl verfälscht war. Allein einerseits
ist das Wurmsamenöl gegenwärtig billiger, als das Pfeffer-
münzöl, anderseits konnte ich auch bei mehreren Sorten
Yölckely aber dai Wurm$amenol. 317
Preffennttnzöl keine derartige KrystaUisation bei Berührung
mit der Lnft beobachten. Da das Wurmsamenöl von dem
hiesigen Apotheker schon vor mehreren Jahren aus einer
chemischen Fabrik bezogen worden war, so gaben Nachfor-
schungen keinen weiteren Aufschlufs.
Kritisches und Thatsächliches über die Reaction der
frischen Milch ;
von J. Schlofsberger.
lieber diejenige Eigenschaft der Milch, welche sich dem
ersten Anscheine nach am einfachsten und unzweifelhaftesten
feststellen lassen sollte, nämlich über ihre ReacHon auf Pßart'
zenfarbenj herrschte von den ersten brauchbaren Untersuchung
gen jenes Secrets bis noch in den Anfang des letzten Jahr-*
zehnts hinein eine durch ihre vielen Widersprüche verwirrende
Mannigfaltigkeit der Angaben. Nicht nur dafs von gleich
anerkannten Chemikern die einen die normale Milch im
schroffen Gegensatz zu der jetzt herrschenden Ansicht sauer
(so Berzeliüs, Peli^ot, Lassaigne}, die anderen die-
selbe neuiral oder aikalüch gefunden, und so bald jene bald
diese als ein Kennzeichen einer guten , gesunden Milch an-
gegeben hatten, wurden insbesondere auch über die in 'oder
aufser dem Thiere gelegenen Ursachen dieser Abweichungen
die verschiedensten Beobachtungen und Yermuthungen mit-
getheilt.
Dieser früheren Zerfahrenheit der Meumngen war seit
etwa 10 bis 15 Jahren, durch Donna, Simon und durch
Versuche der Giefsener Schule vel*anlafst , die Lehre gegen-
über gestellt worden, dafs bei der ganz frischen normalen
318 Schlofsberger, KriiistAei und natiäMichei
Milch die AJkäeiceim die allgemeine Regd bflde. Mab hatte
aUmälig eine gründlichere Einsicht in das Wesen und die
Bedingungen der Milchsäoregährung gewonnen und die grofse
Geneigtheit des MilchzudEers zur Metamorphose in jene Säure
kennen gelernt; in den Monographieen von Donna, Simon
u. A. war eine grofse Anzahl von Beobachtungen zusammen-
gestellt, welche die alkalische Reaction der gewöhnlichsten
Milcharten, zugleich aber auch deren Neigung zu baldiger
Säuerung (an der Luft) nachwiesen. Hierauf gestützt und
von hier aus vorschnell generalisirend ging man über
die vielen gegentheiligen Angaben früherer und auch ein-
zelner neuerer Chemiker mit der scheinbar befriedigenden
Erklärung hinweg, dafs in diesen Fällen entweder KrcaikheUen
des milchenden Thiers oder aber ein terepaieUe Prüfen der
Milch die Veranlassung zu dem ausnahmsweisen Erfunde ge-
geben haben. Wir finden denn auch diese Doctrin ganz all-
gemein in den neueren physiologisch- chemischen Werken,
z. B. in Simon's med. Chem. Bd. 11, S. 276 und 292; in
Scherer's Artikel „Milch ^ in Wagner's Handwörterbuch
S. 452 und 465; in Lehman n's phys. Chem. 2. Aufl. Bd. II,
S. 325 u. s. w. Die neueren Beobachtungen von Pätit und
d'Arcet, die thatsächliche Zweifel gegen die allgemeine
Geltung jener Lehre zulassen, blieben beinahe unbeachtet,
und wenn in der jüngsten Zeit Fälle von MUch wahi^enom-
men wurden, die schon beim Melken sauer reagirte, so wur-
den sie für so grofse Ausnahmen erachtet , dafs man sie
eigens beschrieb (so Moleschott, zwei Fälle saurer Knh-
mflch bei Stallflitterung, im Arch. für phys. HeUkunde 1852,
S. 697J.
So wenig ich in Abrede stellen möchte, dab in manchen
der früheren Angaben von saurer Beaction allein das Unter-
suchen von an der Luft sauer gewordener Milch die Schuld
getragen, und dafs in einzelnen Fällen auch pathologische
iO^ die Beactim der friächm Mäek 319
Verhidtiiisse beteiligt gewesen seyn mögen (ttbrigens wurde
z. B. bei den an der s. g. Cocote leidenden Kühen die Milch
eonstant und slark alkalisch von Guibourt o. A. gefunden),
so werden doch die nachstehenden zahlreichen Beobachtungen
beweisen, welche bedeutende Einschränkungen die gegen«
wärtige allgemeine Lehre von der alkalischen als der nor-
malen Reaction der Milch zu erleiden habe. Wir werden
sehen, dafs sie nur für die meneckUcke Milch noch ihre r«&
GttiigkeU behält , dafs dagegen schon bei der Milch unserer
pßa9»enfre$eetulen Hausthiere grotse Abweickungen auftreten,
und dab die Milch der FMschfreeeer vielleicht eben so gut
normal sauer ^ als die des Menschen normal alkalisch ist.
Die von mir mitzutheilenden Untersuchungen haben auf
meine Bitte hin Herr Hofrath Dr. Elsa fs er am Stuttgarter
Katharinenspital , Herr stud. Rattenmann in der hiesigen
gebortshiilflichen Klinik und Herr Prof. Dr. Rueff an der
Academie zu Hohenheim anzustellen die Güte gehabt. Die
Lackmuspapiere wurden sorgfältig bereitet, die Milch wurde
unmittelbar aus der reinen Brustdrüse oder dem Euter weg
uatersucht, indem entweder durch Druck ein Strahl Milch auf
das Reagenspapier gespritzt, oder letzteres in die frisch ge-
molkene Milch eingetaucht wurde. In zweifelhaften Fällen
wurden die von Donne empfohlenen Gegenproben nicht un-
terlassen. Von Wichtigkeit ist die Bemerkung des Herrn'
Prof. Rueff, dafs rothes befeuchtetes Lackmuspapier in der
StalUuß allein in kürzester Zeit sich etwas bläut (durch die
ammoniakalischen Dünste); manche Täuschungen k(>nnen da-
durch veranlafst worden seyn.
Die Versuche mit mensdUicher Milch wurden an Schwange-
ren, Gebärenden und Wöchnerinnen zu den verschiedensten
Zeiten vorgenommen ; die meisten derselben erfreuten sich guter
Gesundheit , doch fanden sich darunter auch einzelne an leich-
terem Unwohlseyn Leidende, so wie einige Syphilitische. Die
320 Schlofsbergerj KrUUchei und ThaUw^Kches
Versuchsperiode erstreckte sich auf die Monate Mai und Juni
dieses Jahres. In dem Stuttgarter Gebfirhaus wurden 385
Proben angestellt; es fand sich nichi Einmal eine eature^ und
nur 45mal eine neutrale , in allen übrigen Fällen eine mehr
oder weniger ausgeprägte {Malieehe Readian. In der Klmlk
des Herrn Prof. Breit wurden 272 Beobachtungen gemacht;
nur zweimal ergab sich leichte Säuerung der Milch; der
Grund derselben lag überdiefs vielleicht nur in einer nicht
ganz vollständigen Reinigung der Brustwarzen, die Tags zu-
vor mit etwas ranziger Butter eingerieben worden waren.
In allen übrigen Fällen war auch hier die frische Milch nie
sauer, im Gegentheil allermeist deutlich alkalisch, zuweilen
war die Entscheidung zwischen völliger Neutralität und
schwächster Alkalescenz zweifelhaft. Die Fälle von neutraler
Reaction ereigneten sich , wie mir besonders Herr Hofralh
Elsäfser berichtete, bei Personen, die zu anderen Tagen
deutlich alkalische Milch gezeigt hatten.
Sehr abweichend von diesen, die gegenwärtig geltende
Lehre für die menschliche Milch aufs Neue bestätigenden
Ergebnissen fielen die zu Hohenheim gemachten Versuche an
TMeren aus. Herr Prof. Rueff bemerkte unter 94 Prüfungen
unter seinen Augen gemolkener Kuhmikh U Fätte van eäuer^
Uoker oder eetbet etark saurer Reaction. 46 Proben von
'Siulenmäch lieferten 19 Fälle, die Lackmus rötheten. Bei
Schaafen wurde eben so oft sauere^ als neutrale oder alkalische
Milch, und bei Fteiechfressem (Hunden und Katzen) immer
nur saure Mikh wahrgenommen. Schon Dumas hatte gefun-
den (Compt. rend. Dec. 1843), dafs die Hundemilch beim
Erhitzen gerinnt, wie es bei der Kuhmilch nur auf Säure-
Zusatz oder bei voller Milchsäuregährung geschieht, und
Ben seh hatte (diese Annalen Bd. LXI, S. 222 u. 227) die
Milch der Runde entschieden sauer gefunden.
über die ReacÜM der frischen Milch. 321
Da die eben berichteten Ergebnisse durchaas an gesun-
den Thieren, unter normalen äufseren Verhältnissen und an
yöllig frischer Müch [während des Melkens selbst "*")] erzielt
worden sind, so ist die gegenwartige herrschende Lehre von
der Alkalescenz der normalen Thiermilch in ihrer allgemeinen
Fassung nicht mehr haltbar. Ich sehe mich daher veranlaTst,
auf die Yermuthungen älterer Chemiker zurückzugehen, welche
freilich den Grund der häufigen Säuerung frischer Milch in
sehr Yerschiedenen Verhältnissen suchten.
Eine der ersten gröfseren Arbeiten über die Milch sind
die am Ende des vorigen Jahrhunderts von Parmentier
und Deyeux unternommenen Untersuchungen (deutsch von
Sc her er 1805); wir verdanken denselben namentlich die
Bnächt in das Wechselvolle der quantitativen Mischung der
luldi selbst bei Individuen derselben Art und unter ähnlichen
Umständen; sie geben nun auch (1. c. S. 131) die Notiz,
dab die Rundemilch bei pflanzlicher Nahrung säuerlich , bei
Fleischkost alkalisch werde. Doch wird diese Angabe durch
die Versuche von Bensch (1847 in Giefsen angestellt)
durchaus widerlegt, indem gerade bei ausschliefslicher Fleisch-
f&ttenmg dieReaction dieser Milch stark sauer war; Bensch
vennuthete eher bei vegetabilischer Kost neutrale oder alka-
lische Reaction (diese Annalen Bd. LXI, S. 227). Es würde
sich dann in dieser Hinsicht bei der Milch ein analoger Ein-
fiufs zdgen, wie bei dem Harn, der bekanntlich durch Pflan-
zenkost alkalisch, durch animalische Kost stark sauer wird.
Die Hunde und Katzen, deren Milch Herr Prof. Ruef f geprüft
und immer' sauer gefunden hatte , waren zum Theil auch mit
Yegetabilien (Brod etc.) gefuttert worden. Bei der mensch-
lichen Milch, die immer alkalisch (oder neutral) ist, scheint
*) Zwiflcben den ersten und leuien Portionen der beim Melken aos'^
i;etriebenen Milch zeigte sich kein Unterschied in der Reaction.
Ana. d. Cheml« o. Phnna. LX XXVII. B4. 8. Heft. 21
323 Sehlofiberger, KritUehu 9md TkattäcUidiei
auch die Fleischnahnin; nichl den Eiaflufs za haben^ dafe äe
die Alkalescenz vennindert oder aufhebt. Doch wären gerade
hierüber noch bestimmte Versuchsreihen sehr erwünscht
Etwas spHter hatte Hermbstädt (Archiv für Agricidt-
Chemie Bd. VI, S. 36 n. f. und John's TabeUen 1814, S. 92)
behauptet, dafs nur diejenige Milch, welche lange in den Eu«
tem yerweilt habe, schon beun Melken Lackmus röthe ; daher
solle man dieses nur an der Morgenmilch der Kühe wahr-
nehmen. In Hohenheim fand man sowohl an der Morgen-
als Abendmilch zuweilen saure, zuweilen alkalische Reaction.
Die Möglichkeit einer Sfiuemng der Milch bei langem Ver-
weilen in den Eutern ist aber vielleicht nicht bestreitbar.
Lassaigne (Jonm. de Chim. med. Paris 1825. T. YIII,
p. 143} fand die Kuhmilch 40 Tage vor dem Kalben no^
alkalisch; je näher der Geburt zu, um so mehr soll diese
Qualität in die entgegengesetzte übergehen. Seine Versuche
bedürfen sehr der Bestätigung.
Die Milch von Eselinnen hatte Pöligot immer (in 15
Fällen} und im ganz frischen Zustande sauer gefunden.
Chevallier u. Henry(Journ. deChim.möd. 1839, p. 145 u. f.}
überzeugten sich häufig in den Ställen selbst von der sauren
Reaction der Milch von Kühen, Ziegen, Eselinnen. Dagegen
wollte Donne bei allen diesen Thieren und bei sehr ver-
schiedener Fütterung durchaus nur alkalische Milch gesehen
haben (Donne, über die Mflch; übers. Minden 1838, S.26}.
Offenbar konnte die Zahl seiner Versuche keine grofse seyn,
sonst hätte er sich wohl überzeugt, dafs auch der völlig
frischen Milch jener Thiere nicht selten eine saure Beschaffen-
heit zukomme.
d'Arcet undP6tit stellten bei diesem Widerspruch der
Angaben eine gröfsere Reihe von Prüfungen an (Joum. de
Pharm. XXV, p. 333 u. 401} und fanden während des Melkens
die Kuhmilch bei Staüfmterung HeU sauer (so die Milch aus
über die ReacUon der frischen Mäch. 323
den KahgläUen von Paris ohne Ausnahme), dagegen bei
Kühen, die auf die Weide gingen, nur alkaUech. Sie folgern
daraus , dafs die normale Milch alkalisch sey und bei freier
Bewegung und grünem Futter stets alkalisch secemirt werde.
Die in Hokenheim gesammelten Erfahrungen bestätigen
letztere Angaben nur in soweit, als auch sie die Milch der
Kähe (und anderer Pflanzenfresser} bald alkalisch und neutral,
bald sauer erweisen; in anderer Beziehung stehen sie aber
den Angaben von d'Arcet und Petit direct gegenüber, wie
aus folgenden Detailangaben ersichtlich werden wird :
A. Versuche an Kühen :
i) Bei Stallfütterung mit Heu, Spreu und Runkelrüben :
unter 20 Fällen nur 4mal schwach stiuerlich und einmal stark
sauer.
2} Stallfütterung mit Topinambur und Fulterrogen (Juni,
Abendmilch) : in 39 Fällen 8mal schwach sauer^ nie stark sauer.
3) Stallfütterung mit grünem Fuiier (erster Schnitt von
rothem Klee) : unter 35 Beobachtungen (Abendmilch) 16mal
schwach, und 16mal stark sauer; und nur 3 Fälle neutrall
B. Versuche an Siuten (zur Zeit des Abfohlens) :
1) Stallfütterung (Hafer und Heu, April) unter 9 Fällen :
Imal säuerlich, nie sauer.
2) Stallfütterung (Hafer und Heu, Mai) unter 11 Fällen :
keia einzigesmal Lackmus geröthet.
3) Theilweiser Weidegang; Morgens und Abends nach
Heuftttter : unter 9 Fällen einmal sauer.
4) Vollständiger Weidegang, ohne alles Heu, nur noch
6 Pfund Hafer täglich : 15 Beobachtungen, und aUe sauer,
nämlich 6 stark und 9 schwach sauer.
C. Versuche an MnUerechafen :
1) April; die Milch Morgens im Pferch untersucht (voll-
ständige Weide) : alle Mflch sauer (8 Fälle).
21*
324 Schlofsberger^ Vktenuchmg der $. g. Bexenmüch.
2) 1 bis 8 Tage nach dem Lammen bei ausscUierslichv
Stalinittening : alle neutral oder nur zweifelhaft säaerlich.
3} 8 bis 14 Tage nach dem Lammen bei ansschliefslichem
Weidegang, aber Nachts im Stalle : unter 8 Fällen 2 sauer.
4} Bei aosschliefslicher GrikifUtenmg im Stidle : alle
FiQle sauer.
Jedem wird sich aus den vorstehenden, umsichtig er-
hobenen Thatsachen der ungemeine EinflnCs des grünen Futters
(sey es im Stall oder auf der Weide) auf die Säuerung der
Milch aufdrängen. Dagegen unterlasse ich vorläufig jede
Vermuthung in Betreff der Ursachen des Unterschiedes, wel-
cher durch grünes und durch trockenes Futter in der Qualität
der Milch erzeugt wird. Die Fragen endlich, ob die saure
Reaction von Milchsäure, von Säuren der Butter oder von
sauren phosphorsauren Salzen herrühre, und ob die Milch in
den genannten Fällen schon sauer abgesondert wird oder nur
ungewöhnlich schnell, also schon im Euter sich säuert, sind
zu einer gründlichen Beantwortung noch unreif.
UntersuchuDg der s. g. Hexenmilch;
von Demselben.
Die Brustdräeen der Neugeborenen männlichen oder weib-
lichen Geschlechts sondern nicht so gar selten ein weifsliches,
milchartiges Fluidum ab, welches der Volksaberglaube als
Hexenmilch bezeichnet. Eine genauere Untersuchung dieser
nach Entstehung und Bedeutung gleich räthselhaften Secretion
schien mir nicht ohne Interesse, als sich unlängst in der hie*
sigen Klinik die Gelegenheit darbot, bei einem männlichen
Neugeborenen im Verlaufe einiger Tage etwa eine Drachme
jener Flüssigkeit zu sammeln.
Sehlofsberger, VfUenuchung der s, g. Hexentnäch. 325
Dieselbe hatte das Aussehen einer gewässerten Milch,
reagirte deutlich alkalisch^ zeigte unter dem Mikroscop die
normalen Milchktigelchen, keine Colostrum- und keine Eiter-
körperchen. Ueberrascht war ich, bei den damit angestellten
Zuckerproben (von Trommer, Moore, Pettenkofer etc.}
eine sehr starke Reacihn auf Zucker zu erhalten. Beim Er-
hitzen für sich gerann die Flüssigkeit nicht; dagegen schie-
den sich durch Säuren und ebenso durch Lab deutliche Flo-
cken ab. Hr. Hauff fand bei der quantitativen Untersuchung
in 100 Theilen :
96,75 Wasser
0,82 Fett
0,05 Asche
(2,83 Casein, Zucker u. Extractivstoffe).
Das Brustdrüsensecret des Neugeborenen ist daher auch
chanisch als milchartige, nur sehr wässerige Flüssigkeit erwiesen.
Ich erinnere dabei an die von mir in den Annalen LI, S. 431
beschriebene Milch männlicher Thiere. Das Secrei derBruif"
druMen scheint immer zuckerhaltig zu seyn , ob es nun zur
Ernährung der Jungen dient, oder als völlige Abnormität und
Naturspiel ohne jede weitere Bedeutung erscheint.
Ueber die Regeneration der Hippursfiure;
von Dessaignee*).
Unter den zahlreichen Versuchen, die ich vor einigen
Jahren in der Absicht, die Hippursäure zu regeneriren, ange-
steUt hatte, ist einer, an welchen mich die schönen Unter-
suchungen von Gerhardt und Ghiozza über die zusam-
mengesetzten Amide^) wieder erinnerten, und ich unterbrach
^ Compt. read. XXXVO, 251.
**) Vergl. 8. 296. D. R.
326 DeisaigneSf Über die BegenetuUan
für einen Augenblidc meine Untersuchungen über die von
der Nitroweinsäare sich ableitenden Substanzen, um die Re-
sultate genauer keinen zu lernen, welche sich aus jenen
während längerer Zeit vernachlässigten Versuchen ergebet
Ich hatte Chlori)enzoyl auf die V^bindung aus GlycocoU
und Zinkoxyd (CaH^NO«, ZnO) auf zweierlei Art einwirken
lassen : 1) indem ich die Mischung in einer Tcrschlossenen
Röhre auf 130® erhitzte , und 2) indem ich die Einwirkung
langsam in einem fflas mit eingeschliffenem Stöpsel vor sich
gehen liefs. Bei diesen zwei Arten zu verfahren bildete sich
Hippursäure, und obgleich — aus Ursachen, deren Aufzählung
hier zu weit führen würde — ich bei beiden Versuchen, die
ich indefs auch nur mit wenig Substanz anstellte, nur eine
sehr kleine Menge dieser Säure erhalten habe, so konnte ich
sie doch leicht isoliren, reinigen und mit Sicherheit erkennen.
Die Form der Krystalle, der characteristische Geruch beim
Verbrennen derselben auf Platinblech und der kohlige Rück-
stand, endlich die reichliche Entwicklung von Ammoniak beim
Erhitzai mit Kali unterscheiden diese Säure in der bestimm-
testen Weise von Benzoesäure. Ich erhielt nicht genug davon
um sie analysiren zu können, aber ich habe eine kleine
Quantität des Silbersalzes dargestellt, welches dieselbe Kry-
stallform und dieselbe Löslichkeit in Wasser zeigte, wie das
mit natürlicher B^pursäure bereitete Silbersalz. Das bei 100^
getrocknete Salz hinterliefs beim Glühen 38 pC. Silber; die
Theorie erfordert Tür das hippursaure SilberoJtyd 37,75 pC,
während das benzoösaure 47,16 pG. Silber enthält. Es bleibt
somit kein Zweifel an der Regeneration der Hippursaure, und
der Vorgang läfst ^ich durch folgende Gleichung ausdrücken :
Ich hatte den Versuch zuerst mit Cblorbenzoyl und Gly-
cocoU für sich angestellt, aber ohne Erfolg. Die Einwirkung
der H^jffutMäure. 327
geht, je nach der Temperatur und der Zelldauer, entweder
m heftig oder gar nicht vor sich, und der freiwerdende
Chlorwasserstoff kann ein Hindemifs für die Verbindung ab-
geben.
Man kann die Hippursäure als eine secundäre Säare
betrachten, welche z. B. eine ähnliche Constitution besitaBt
wie das Benzoylsalicylamid von Gerhardt und Chiozsa,
wie diefs ans der Yergleichung der beiden folgenden Formeln
deutlich wird :
lCuH.04] (C4 H,04.
N CuH,0j N C,,H.O,
f H \ / H
BeDsoylsalicylamid. Hippanlare.
lieber die Zusammensetzung der Quarzporphyre ;
von Dr. r. Tribokt aus Neufchatd.
Seit sich die Aufmericsamkeit der Geologen mehr den
jnetamorphischen Bildungen zugewandt hat, ist die Wissen-
schaft mit sehr wichtigen Aufschlüssen bereichert worden.
Das sonderbare Auftreten von Fossilien, die schon bei mäfsiger
Temperaturerhöhung zerstörbar sind und doch inmitten von
Schichten auftreten, deren Ursprung ein unzweifelhaft plutoni-
scher ist; das Vorkommen von Petrefacten in Gesteinen, die
sich mehr den krystallinischen als den sedimentären Bildungen
anreihen ; die allmüligen Uebergänge endlich, welche sich von
geschichtete Petrefacten fuhrenden Lagen bis in massige
krystallinische Gesteinsbildungen verfolgen lassen — diese
und viele andere Erscheinungen sind erst richtig erkaani
-werden^ seit man sokhen örtlichen Umbildungen bereits ab-
gesetster Gesteine ein sorgfüttigeres Stadium gewidmet hat.
328 V. Triboleiy Oper die Zu$ammen$eiwiig
Solchen Enscheiiioiigen des MetamorpUsmus gegeBüber
gewinnt das merkwürdige Gesetz der vulkanischen Gesteins-
bildung ^ welches sich aus Prof. Bunsen's Untersuchungen
über die chemisch-geologischen Verhältnisse Islands ergeben
hat, eine ganz besondere Bedeutung. Nach diesen Unter-
suchungen murs man zwei vulkanische Heerde annehmen, die
das Material zur Bildung der zahllosen Gesteinsabänderungen
hergegeben haben, die dem gröfsten Theile der älteren und
jüngeren unveränderten Vulkanenproducle eigenthümlich sind.
Als Zusammensetzung der Silicatmasse, welche den Inhalt
dieser beiden vulkanischen Heerde bQdet, hat sich aus jenen
Untersuchungen ergeben :
I. Fttr den normaltracfay- 11. F&r den nomalpyroie-
tiscbea Heerd :
nücben Heerd :
§i 76,67
48,47
Äl, te 14,23
30,16
Ca 1,44
11,87
Hg 0,28
6,89
&aNa 7,38
2,61
100,00 100,00.
Wenn alle unveränderten vulkanischen Felsarten den
Mischlingggesteinen aus diesen beiden Sflicabnassen, oder
diesen Silicatmassen selbst entsprechen, so folgt daraus, dals
man aus einem einzigen gegebenen Bestandtheil einer solchen
Felsart, am besten der Kieselsäure, alle andere mit Hülfe der
nachstehenden Formeln leicht berechnen kann :
<?> S^ = «
nn fLP?_±i? j- ^Vf + ^f . tt Pb + tn _ .
'^"J (a + 1) ■+" (a + 1) +•• (a + 1) "^
worin S die Procente der Kieselsäure des zu untersudienden
Gesteins, s die Procente der normaltrachytischen und a die
Procente der normalpyroxenischen Masse ausdrüdit, a aber
der Quarzporphjfre. 339
das Gewicht der nonnalpyroxenischea Masse auf i der nor-
maltrachytischen Masse and endlich Po P/ • • p») so wie
to t, . . . ta das Procentgewicht der übrigen Bestandtheile
der normalpyroxenischen und normaltraohytischen Masse be-
deutet Die erste Gleichung giebt den normalpyroxenischen
Antheil, der nnt 1 nonnaltrachytischer Masse zu mischen ist,
um die gesuchte Gesteinszusammensetzung zu geben. Die
zweite Gleichung dient zur Berechnung der theoretischen
Gesteinszusammensetzung selbst Da man auf diesem Wege
für eine grofse Zahl von Gesteinen die Durchschnittszusam-
mensetzung theoretisch berechnen kann, so müssen sich auch
die Abweichungen, welche durch metamorphische Einflüsse in der
gegebenen Zusammensetzung herbeigeführt werden, mit Sicher-
hdt bestimmen lassen. Professor Bunsen's Untersuchungen
und die aus dessen Laboratorium hervorgegangenen Arbeiten
haben nach dieser Richtung hin besonders über die zeolithi-
sehe und pneumatolytische Metamorphose neue und uner-
wartete Aufschlüsse gegeben. Bei der Wichtigkeit, welche
daher jenes Gesetz durch die darauf gebauten Schlüsse schon
jetzt erlangt hat, mufs es von grofsem Interesse erscheinen,
die Tragweite desselben noch über die Yulkanenperiode hin-
aus bis in die älteren plutonischen Bildungen hinein zu ver-
folgen. Dr. Streng hat in dieser Beziehung auf Professor
Bunsen's Veranlassung eine Untersuchung über die grani-
tischen und syenitischen Gesteine unternommen, welche zu
dem wichtigen Ergebnifs geführt hat, dafs dasselbe Gesetz,
welches die vulkanischen Gesteine beherrscht, auch für diese
älteren Eruptivgebilde in seinem ganzen Umfange gültig ist.
Ein ganz gleiches Resultat hat die nachfolgende Arbeit
über die quarzführenden Porphyre ergeben. Da es bei Unter-
socbimgen der vorliegenden Art vor Allem darauf ankommt,
die Durehschnittszusammensetzung der Gesammtmasse eines
Gesteins, d. h. des Teigs und der darin ausgesondert auf-
SM r. Tribolei^ über die Zmammeiueizung
irelenden Krystalle and Ausscheidimgen gememschtfilidi zu
befitiimnen » so mufs die Menge der zu pulverisirenden Sub-
stanz in einem um so gröfseren VerhfiltniCs gewählt werden,
ab die Mengung der Aussonderungen eine weniger gleicli-
förmige und innige ist
Auf die Einzelnheiten der Analyse selbst hier naher
einzugehen, hatte ich für überflüssig, weil die dabei befolgte
Methode dieselbe ist, welche Dr. Streng in seinem ^»Beitrag
zur Theorie der Tulkanischen Gesteinsbildung^ ausführlicher
beschrieben hat. Die Quarzporphyre, deren Verbreitung eine
sehr ausgedehnte ist, bilden eine Gruppe von Gesteinen, die
besonders durch L. v. Buch's Arbeiten eine grofse geolo-
gische Bedeutung erlangt haben. Sie bestehen, wie bekannt,
aus einer feldspäthigen Grundmasse, worin Quarz und Feld-
spathkiystalle von sehr verschiedener Gröfse mehr oder
minder scharf von dem Teige abgegrenzt in gröfserer oder
geringerer Häufigkeit eingesprengt liegen« An zufäUigen Ge-
mengtheilen sind sie ziemlich arm; zu den häufigsten ge-
hören Hornblende, Glimmer und, wie besonders in der Um-
gegejnd von Heidelberg, verschiedene Formen der Kieselsäure.
Ich wende mich zuerst zu der Analyse eines Forphyr-
gesteitts, das eineu grofsen Theil des Thüringer Waldgebirges
zusammensetzt. Dasselbe durchbricht den Gneis und gehört
der lavendelbbuen Varietät an, die sich durch grofse Poro-
sität und Zähigkeit auszeichnet und dieser Eigenschaften
wegen zu Mühlsteinai verarbeitet wird. Die Grundmasse hat
ein zerfressenes Ansehen, ohne jedoch die Merkmale einer
fc^esehrittenen Verwitterung an sich zu tragen. Die einge-
betteten fleischrothen Feldspathkrystalle, an denen sich selbst
hie und da die characteristischen Zwillingsbildungen deutlich
erkennen hssen, ertheilen dem Gestein, das an Quarzausson-
derungen nicht eben reich ist» eine deutliche Porphyrstmctur.
Analyse ergab :
der Quarsporphjfre.
Gefonden
WaMeifrei
Nonultracbytw
MaMe
Kieselerde
75,07
76,06
76,67
Eisenoxydal
Thonerde
2,311
12,24)
15,74
14,23
Kalkerde
0,76
0,77
. 1,44
Magnesia
o;2i
0,21
0,28
Kali
Natron
7,001
1,11 j
0,60
8,22
7,38
Wasser
100,00
100,00.
331
99,30.
Eine ganz gleiche Zusammensetzung zeigt das Porphyr-
gestein, welches die den Thonschiefer durchbrechenden
Bnichhäuser Felsen in der Nähe von Brilon zusammensetzt.
Es gleich! einem feinkörnigen Granite und enthält eine Menge
kleiner, von der Grundmasse wenig geschiedener Quarz- und
Feldspathkrfstalle, der Menge nach ungerähr in gleicher An-
zahl Es ist weniger schwer zersprengbar und im Bruche
mehr eben. Die Zusammensetzung war folgende :
Gefanden NormaUrachytische
IL Wasserfrei Masse
Kieselerde 77,91 78,01 76,67
Esenoxydul 1,83 j
Thonerde 12,00J ' '
Kalkerde 0,21 0,21 1,44
Magnesia 0,55 0,55 6,28
SaH
Natron
7,38 7,38
Wasser 0,54 100,00 100,00.
Eine andere Analyse wurde mit dem gewöhnlich als
granitisdher Porphyr bezeichneten Gestein angestellt, welches
bei ZmniDatd in Böhmen vorkommt. Die Gmndmasse des-
selben wird durch ein dichtes Qemenge von Krystallen fleisch-
rothen Feldspaths und rauchgrauen Quarzes ziemlich zurück-
332 ü. TriboUi, über die ZMommefutiumg
gedrängt Häufige Einsprengungen einer chloritähnlichen
Substanz geben dem Ganzen ein granitartiges Ansehen. Das
Gestein besitzt eine braunrothe Grundmasse^ grofse Härte und
Zähigkeit und erscheint im Bruche ziemlich uneben. Bei der
Analyse wurden erhalten :
Geftmden
IIL
WuNffr«'
IfomuJlradiytiMh«
Mute
Kieselerde
74,21
75,18
76,67
Eisenoxydttl
Thonerde
1,941
13,37 j
15,51
14,23
Kalkerde
1,00
1,01
1,44
Magnesia
0,46
0,47
0,28
KaU
Natron
4,151
3,56 1
1,18
7,83
7,38
Wasser
100,00
100,00
Auf der Insel Arran im Osten von Nordengland kommt
ein Porphyr vor, über dessen Alter man noch nicht im Klaren
ist. Er durchbricht einen rothen Sandstein , von dem es bis
jetzt ungewifs ist, ob er den Devonischen Schichten angehört
Das gelbe Gestein enthält viel weifse Feldspathkrystalle und
krystallisirten Quarz. Es besteht nach meiner Analyse und
einer von Hrn. C. Rothe ausgeführten Gontrolanalyse im
Mittel aus :
Gefiinden Auf wasserfreie Nach d. Theorie
IV. Substans berechn. berechnet
Kieselerde
72,17
71,89
71,89
Eisenoxydul
Thonerde
1,50
16,05
17,48
16,93
Kalkerde
2,37
2,36
3,21
Magnesia
0,83
0,83
1,40
Kali
Natron
6,071
1,39)
1,62
7,44
6,57
Wassor
100,00
100,00
102,00.
der Quar^porphyrt. 333
Der Berechnttng zufolge würden in diesem Gestein mit
einem Theil normaltracbytischer Masse 0,204 Theile normal-
pyroxenische Substanz gemischt seyn. Behält man die Be-
zeichnungen der Formel QX) bei, und nennt man AgA, . . . A«
die in der Einheit des untersuchten Gesteins enthaltenen Be-
«
standtheile, so giebt der Ausdruck t. ^ (a + 1} A.— ap«
die ans dem Mischlingsgestein berechneten Bestandtheile der
nonnaltrachytischen Zusammensetzung, nämlich :
Aus d. Porphyr von Auf den isländiichen
Arran berechnet Tnicbyten berechnet
Kieselerde 76,68 76,67
Thonerde u. Eisenoxydul 14,89 14,23
Kalkerde ...... 0,42 1,44
Magnesia (— 0,41) 0,28
Kali u. Natron . . . 8,42 7,38
100,00 100,00.
Die folgenden Porphyre Y und VI stammen aus dem
Waldenburger Kohlendistricte Schlesiens und sind von Prof.
Bunsen selbst auf etwa der halben Höhe des Sattelwaldes
gesammelt, da wo an dem zur Spitze des Berges führenden
Wege der Contact des Porphyrgesteins mit dem angrenzenden
Conglomerate sichtbar ist. V entspricht dem unveränderten
Porphyr, in dessen vorherrschender Grundmasse Feldspath-
krystalle nur sparsam eingebettet liegen, Onarzaussonderungen
aber ganz zu fehlen scheinen. Auch andere Beimengungen
sind darin nicht aufgefunden. Die Analyse gab :
Gefanden Normaltrachrtische
y. WaMcrfrei Matte
Kieselerde 76,60 77,09 76,67
Eisenoxydul 2,49 j ..^^ j^oq
Thonerde 12,38 ^^'^ **»^
Kalkerde 1,02 1,03 1,44
Magnesia 0,20 0,20 0,28
Kali 4,28i
Natron 1,94
6,26 7,38
Wasser iS» 100,00 100,00
100,44.
S34
V. Tribolet, 0ter die Zusammen^tswig
Der Porpbyr VI stellt eine offenbar pneumatolytisch ver-
ttnderte Varietät dar, die sich vom Contact des angrenzenden
Gesteins aus einige Fufs weit verfolgen läfst, und die sich
durch eine lichtere Farbe^ geringeren Zusammenhang und ein
erdiges zersetztes Ansehen characterisirt. Dem änfsera An-
sehen nach gleicht das Gestein vollkommen dem durch noch
Ihätige Fumarolenwirkung zersetzten Trachyt von LaugarfjaD
am grofsen Geisir, welchen Bunsen S. 64 seiner Abhand-
lung beschrieben hat. Die nachfolgende Vergleichung läfst
keinen Zweifel darüber , dafs die Erhebung des Sattelwalder
Porphyrs von Fumarolenwirkungen begleitet gewesen ist, wie
man sie bei den vulkanischen Gesteinen Islands beobachtet,
ja noch täglich auf der Grenze der fortwährend thätigen Fu-
marolenfelder vor sich gehen sieht.
ITnieneUter
Daienetiter
Zersetcter
ZeneUter
Trachyt von
Langarfjall
Porphyr von
Satlelirald
Trachyt von
iangarQall
Porphyr roa
Satteiwald
VI.
Kieselerde
: 75,48
76,60
75,84
74,28
Thonerde
12,97
12,83
13,71
15,12
Eisenoxydul 2,6 i
2,49 (Pe) 3,21
2,01
Kalkerde
1,01
1,02
0,70
0,63
Magnesia
0,03
0,20
0,14
0,25
Kali
5,43
4,28
1,24
3,42
Natron
2,72
1,94
1,94
1,33
Wasser
0,32
1,06
2,18
3,00.
Die folgende Analyse wurde mit einem Porphyr angestellt,
der in der Nähe von Dossenhem bei Heidelberg vorkommt.
Das untersuchte Handstück zeigt in dem überwiegend vor-
handenen Teig kleine Krystalle von Feldspath und Quarz ein-
gebettet, welche von Gameol-, Chalcedon- und Quarzdrusen
begleitet sind. Das Gestein ist hell lavendelblau, auf dem
Bruche uneben und von grofser Zähigkeit. Die Porphyr-
erhebung, welcher diese Gesteinsvarietät angehört, bildet einen
der Quanporphffre. 335
mächtigen Stock, der aus Gneis, Granit und Syenit henror-
bricht, und zu Berg^uppen ansteigt, die durch ihre Form
gegen die angrenzenden Höhen von buntem Sandstein auflhl-
lend contrastiren. Die Beschaffenheit des Gesteins wechselt
aufserordentlich nach den Localitäten. Bei Ziegelbausen
nimmt es eine blutrothe Farbe und ausgezeichnet kugelige
Absonderung an. Am-Oelberg geht es in Homsteinporphyr
Über, der eine dichte homogene, am Stahl Funken gebende
Masse bildet. Am Raubschlörschen dagegen herrschen darin
wieder Feldspathkrystalle vor, die theilweise in Kaolin ttber-
gegangen sind. Von dem aufliegenden bunten Sandstein ist
der Porphyr gewöhnlich durch Tuff und ausgezeichnet schöne
Conglomerate getrennt. Die Analyse gab :
Kieselerde
Gefanden
vn.
77,92
Waiierfrai
79,46
Eisenoxydul
Thonerde
2,69
10,00
1
12,94
Kalkerde
0,76
0,78
Magnesia
KaU
0,36
5,20
0,37
5,30
Natron
Wasser
1,13
1,15
1,15
100,00.
99,21.
Man sieht, dars auch dieser Porphyr im Wesentlichen mit
der normaltrachytischen Zusammensetzung übereinstimmt Nur
der Kieselsäuregehalt zeigt sich etwas zu hoch. Diefs scheint
darauf hinzudeuten^ dafs die im Gestein eingesprengten kleinen
Chalcedon- und Quarzdrusen von aufsen durch Infiltration zu-
gefiihrte Kieselsäure enthalten. Ist diefs wirklich der Fall,
so läfst sich die Menge dieser vielleicht aus zersetztem Feld-
spatb stammenden, in den Drusenräumen abgesetzten Kiesel-
erde im Durchschnitt bestimmen. In der normaltrachytischen
SS6 r. Triboletf After die Zuiammeiuebmg
Hasse sind 23,33 pC. Basen enthalten , welche 76,67 pC.
Kieselsäure fordern. Die im untersuchten Gestein von Dossen*
heim enthaltenen 20,54 pC. Basen würden aber 67,50 Kiesel-
erde aufnehmen müssen, um in normaltrachytische Hasse
überzugehen. Das Gestein würde demnach bestehen aus :
YIIL
a) Fremde zugetührte Kieselerde . . 11,96
b} Si der normaltrachytischen Masse 67,50
c) Basen der normaltrachytischen Masse 20,54
100,00.
Diese Berechnung zeigt, dafs derKieselsäureüberschufs nicht
von Infiltrationen allein herrühren kann, da die durchschnitt-
liche Menge der Quarzdrusen bei weitem nicht 11,96 pC. der
Gesteinsmasse bilden, und die unbedeutenden Kaolinbildungen,
die der Porphyr von Heidelberg aufzuweisen hat, keineswegs
hinreichen, eine solche Kieselsfiuremenge zu liefern. Das
Gestein mufs daher ursprünglich Kieselerde aufgenommen
haben. Ob diefs durch Verschmelzung mit einem kieselsaure-
reicheren Silicate, oder mit einem Kieselgestein (Sandstein,
Quarzfels etc.) geschehen ist, läfst sich ebenfalls bestimmen.
Denn wenn das Gestein aufser Kieselerde keine andern Stoffe
aufgenommen hat, so mufs der aus b und c in VIII beste-
hende Theil des Gesteins die normaltrachytische Zusammen-
setzung zeigen. Man erhält, in der That :
Normaltrachytifche
Zusammensetiang Berechnet
Kieselsäure 76,67 76,65
Thonerde u. Eisenoxydul 14,23 14,71
Kalkerde 1,44 0,89
Magnesia 0,28 0,42
Natron u. KaU . . . . 7,38 7,33
100,00 100,00.
Der Porphyr von Rennas in der Gegend von Elfdalen,
welchen Delesse untersucht hat, so wie der von Wolff
analysirte Porphyr von Halle stimmt der Durchschnittszusam-
der Quanspcrphyre. 337
mensetzung nach vollkommen mit den untersuchten Gesteinen
überein, nämlich :
Renoas
Kieselerde 78,00
Thonerde und Eisenoxyd . • 15,00
Kalkerde und Magnesia ... 1,00
Alkalien 6,00.
Halle Gefunden Theorie
Kieselerde 77,53 77,53 76,67
Thonerde 10,30) -oßo 4^90
Eisenoxydul 3,38) *"*'** *^'^
Kalkerde 0,56 0,56 1,44
Magnesia ? ? 0,28
Kali 4,27 ( ^ «o 7 00
Natron 3,96 { ^>^^ ^>^
100,00 100,00 100,00.
Fafst man die Ergebnisse dieser Untersuchung zusammen,
so ergiebt sich, daTs die von späteren Metamorphosen ver-
schont gebliebenen Qnarzporphyre die Durchschnittszusammen-
setzung der normaltrachytischen Silicatgemenge besitzen und
durch Aufnahme von normalpyroxenische Masse in Mischlings-
gesteine übergehen, die sich nur wenig von der normaltra-
chytischen Zusammensetzung entfernen. Das nachstehende
aus den sämmtlichen aufgeführten Analysen gezogene Mittel
zeigt eine solche Uebereinstimmung mit der von Prof.
Bunsen aus isländischen und kaukasischen Gesteinen abge-
leiteten Zusammensetzung der normaltrachytischen Masse, dafs
man an dem Daseyn einer gemeinschaftlichen Quelle aller
dieser den verschiedensten Fundstätten und Altersperioden
angehörenden Gesteine nicht zweifehi kann :
Ouarzpoq>hyre NormaltrachytUche Gesteine
Kieselerde 77,00 76,67
Thonerde u. Eisenoxydul 14,71 14,23
Kalkerde 0,64 1,44
Magnesia 0,34 0,28
KaU u. Natron . . . . 7,64 7,38
100,33 100,00.
Heidelberg den 9. August 1853.
Annal. d. Chem. n. Pliann. LXXXVII. Bd. 3. Heft. 22
338 Edlund^ über die Eimcirkmg des Magnetismus
lieber die Einwirkung des Magnetismus auf einen
gradlinig polarisirten Lichtstrahl bei dessen Gang
durch comprimirtes Glas;
von Prof. Edlund zu Stockhcdm.
Aus einigen Untersuchungen, welche man in den Annales
de Chimie et de Physique S^r. 3, T. XXVIII, p. 493 und in
diesen Annalen Bd. LXXVI, S. 197 mitgetheilt ßndet, hat
Matteucci die Schlufsfolgerung ziehen zu können geglaubt,
dafs die bekannte, von Faraday entdeckte Drehung des Po-
larisationsplanes des Lichtes in eipem Glascylinder^ der sich
zwischen den Polen eines starken Electromagnets befindet, bei
der Umwechslung der Pole, nach der einen Seite hin gröfser
sey als nach der andern, wenn der Glascylinder während des
Experiments solchergestalt zusammengedrückt wird, dars die
Dichte des Glases in einem gegen den Lichßtrahl winkel-
rechten Plane in verschiedenen Richtungen verschieden ist.
Wir werden durch einige einfache Experimente zu erweisen
suchen, dafs die gedachten Versuche zu einer solchen Schlufs-
Folgerung nicht berechtigen.
Matteucci stellte seine Experimente folgendergestalt
an : ein Lichtstrahl wurde durch Reflexion polarisirt und ging
darauf durch eine doppelte Quarzscheibe von der Constmctioii
SoleiTs hindurch. Der Lichtstrahl ging darauf durch das
zwischen den Polen eines Electromagnets befindliche Glas-
parallelepiped und wurde endlich von einem in den Mittel-
punkt eines graduirten Kreises eingesetzten Nicolas Prisma
aufgenommen. Mittelst einer der in einefm gewöhnlichen
Polariscop ähnlichen Construction wurde der Polarisationsplan
des Lichtes bestimmt durch die Drehung des Analysirers, bis
dafs die beiden Hälften der Quarzscheibe die sogenannte
aitf einen gradKmg polarisirfen lAchUkxM etc. 339
empfindUche Farbe (teinte de passage) bekamen und einander
ganz gleich wurden. Wenn der Analysirer so eingestellt
wurde, dafs die beiden Hälften der Quarzscheibe gleich gefärbt
waren, und dann das Glasparallelepiped in der Mitte zusammen-
gedrückt, ohne den Electromagnet in Thätigkeit zu setzen,
so zeigte es sich, dafs die beiden Hälften der Quarzscheibe
ungleich gefärbt wurden, daher der Analysirer nach der
einen oder der andern Seite gedreht werden mufste, damit
eine gleiche Farbe an den beiden Hälften wieder entstehen
sollte. Die Lage des Analysirers, in welcher die Quarzscheiben
nach der Zusammendrückung des Glases wieder gleich wur-
den , sey mit a bezeichnet. Wenn man darauf den Electro-
magnet in Thätigkeit setzte, so war eine neue Drehung des
Analysirers nothwendig, damit gleiche Farben entstehen konn-
ten. Die Lage des Analysirers , bei welcher diefs eintraf,
sey mit b bezeichnet. Wenn man dann die Pole des Magnets
umwechselte , so mufste das Prisma nach entgegengesetzter
Seite gedreht werden, bis zu einer gewissen Lage c, jenseits
des a in Bezug auf b. Es ergab sich nun , dafs der Winkel
zwischen a und b dem Winkel zwischen a und c niemals
gleich war. Der eine dieser Winkel war oft doppelt so
grofs wie der andere. Es zeigte sich aufserdem als constant,
dafs das Drehungsvermögen des Electromagnets am gröfsten
war, wenn der galvanische Strom eine solche Richtung hatte,
dafs der Magnetismus eine Drehung nach derselben Seite
bewirkte, wie das Zusammendrücken allein. Matteucci
glanbt durch diese Versuche bewiesen zu haben, dafs der
Hagnetismus den Polarisationsplan eines durch comprimirtes
Glas gehenden Lichtstrahls mehr nach der einen als nach der
andern Seite dreht.
Man sieht leicht ein, dafs die Farben, welche die Quarz-
scheiben im Analysirer zeigen, gröfstentheils von den Inter-
ferenzfarben bestimmt werden, die in dem comprimirten
22»
34D Edlundf über die Emu>irkung de$ Magnetismus
Glasparallelepiped entstehen, und man kann mit beinahe
völliger Sicherheit im voraus finden, dafs in den meisten
Fällen, um gleiche Farben an den beiden Quarzscheiben zu
erhalten, der Analysirer mehr nach einer als nach der andern
Seite gedreht werden mufs, auch wenn das Drehungsver-
mögen des Magnetismus in entgegengesetzten Richtungen
gleich grofs wäre. Die Drehung des Analysirers kann also
kein zuverlässiges Hafs der Drehung des Polarisationsplanes
abgeben, und es ist daher unmöglich, nach der erstem die
letztere beurtheilen zu können. Auf eine entscheidende
Weise scheinen folgende Experimente diefs zu beweisen.
Der Apparat, welchen ich hierbei benutzte, war von
derselben Beschaffenheit wie der von Matteucci ange-
wandte, nur mit dem Unterschiede, dafs der Lichtstrahl, ehe
er durch die beiden Quarzscheiben ging, durch ein NicoTs
Prisma polarisirt wurde, welches in dem Mittelpunkte eines
graduirten Zirkels eingesetzt war, wogegen die Polarisation
bei den Versuchen Matteucci's durch Reflexion bewirkt
wurde. Statt des Sonnen- oder Tageslichts benutzte ich das
Licht einer stark leuchtenden Lampe. Der von der Lampe
kommende Lichtstrahl ging zuerst durch das genannte NicoFs
Prisma, dann durch die Doppelscheibe Soleil's, deren eine
Hälfte den Polarisationsplan der verschiedenen Lichtstrahlen
gleich viel rechts wie die andere links drehte, und zuletzt
durch das comprimirte Glas und das dem Auge sich am
nächsten befindende analysirende Prisma. Ehe jedoch das com-
primirte Glas in den Weg des Lichtstrahls eingesetzt worden^
wurde der Analysirer so eingestellt, dafs die beiden Hälften
der Quarzscheibe die empfindliche Farbe erhielten und ganz
gleich wurden. Bekanntlich waren hierbei die Principal«
sectionen des NicoT sehen Prismas und des Analysirers mit
einander parallel. Als darauf das comprimirte Glas hinein-
gesetzt wurde, mufste der Analysirer ebenso wie bei den
auf emen gradlinig polarisirlen Lichtstahl eic. 341
Versuchen Matteucci's nach einer oder der andern Seite
gedreht werden, damit die Onarzscheiben gleich werden sollten.
Diese Lage des Analysirers sey mit a bezeichnet. Darauf
wurde das erste NicoTsche Prisma um eine gewisse Anzahl
Grade nach der einen Seite gedreht, und der Analysirer mufste
dann eine andere Lage (b) erhalten , damit wieder gleiche
Farben an den beiden Quarzscheiben entstehen sollten. Zu-
letzt wurde das erste NicoTsche Prisma um gleich viele
Grade nach der andern Seite gedreht, und man mufste nun
den Analysirer bis zu einem gewissen Punkte c, jenseits des
a in Bezug auf b, drehen, um gleiche Farben zu erhalten.
Die angestellten Versuche stimmten alle darin überein, dafs
die Winkelabstände zwischen a und b und zwischen a und c
niemals gleich grofs waren , was doch der Fall hätte seyn
müssen, wenn die Drehung des Analysirers als ein Hafs der
Drehung des Polarisationsplanes sollte dienen können. In
Uebereinstimmung mit den Beobachtungen Matten cci*s zeigte
es sich aufserdem , dafs man den grdfsten der erwähnten
Winkelabstände erhielt ^ wenn die Drehung, welche die Com-
primirung des Glases allein verursachte, nach derselben Seite
hin geschah wie die Drehung des Polarisationsplans durch das
erste Nicol'sche Prisma. Obgleich also der ursprüngliche
Polarisationsplan gleich viel nach der einen wie nach der
andern Seite gedreht wurde, mufste doch der Analysirer
mehr nach der einen als nach der andern Seite gedreht wer-
den, um gleiche Farben an den beiden Quarzscheiben her-
vorzubringen. Hieraus folgt, dafs die nothwendige Drehung
des Analysirers nicht nur von der Grdfse der Drehung des
ursprünglichen Polarisationsplanes beruht, sondern auch von
dessen Lage in Beziehung auf die Richtung^ worin das Glas
seine gröfste oder kleinste Dichte hat. Es ist klar, dafs das-
selbe Verhältnifs auch stattfinden mufs, wenn die Drehung
des Polarisationsplans, wie bei den Experimenten Matteucc i*s,
342 Edlund, über die Einwirkiwg des Magt^tismm
zuerst im Glase durch die Einwirkung des Magnetismus vor
sich geht. Irgend eine Ausnahme kann ebenso wenig dadurch
entstehen, dafs der Magnetismus, gemärs der neuesten Unter-
suchungen, für die verschiedenen Lichtstrahlen ein verschie-
denes Drehungsvermögen besitzt. Hieraus ergiebt sich also,
dars man nach der Drehung des Analysirers im vorliegenden
Falle die wirkliche Drehung des Polarisationsplans jiicht direct
ermesssen kann, diese letztere mag nun geschehen seyn ent-
weder vor dem Eintritte des Lichtes in das comprimirte Glas,
oder erst während des Durchganges durch dasselbe *).
Wir theilen hier einige der angestellten Versuche mit :
Nr. 1. Das comprimirte Glas wurde so hineingestellt, dafs
der ursprüngliche Polarisationsplan einen Winkel von etwa
10 Graden mit der Richtung machte, in welcher die Dichte
des Glases am kleinsten war. (Dieser Winkel ist bei den
folgenden Versuchen mit A bezeichnet.} Um gleiche Farben
hervorzubringen, mufste nun der Analysirer links gedreht
werden. Der Drehungswinkel (w) war bei verschiedenen
Einstellungen folgender :
38S0
39,8
38,0
38,0
Mittel 38«,5.
*) Da den VerBUchen gemüfs, welche Wertheim, durch die Unter-
suchung Matte ucci's daiu veranla&t, angcBtellt hat (Gompt. rend.
XXXII, 289), der Magnetismus den Polarisationsplan des Lichts nicht
dreht, wenn das Glasparallelepiped nach seiner gansen Lfinge su-
sammengedruckt wird und nicht blofs an der Mitte, wie bei den
Versuchen Matteucci's, so ist es höchst >vabrscheinlich , da(s die
von dem Letstgenannten beobachtete Drehung in dem Theile des
Glases, der nicht comprimirt war, vor sich gegangen. Wie diese
Drehung bei der angewandten Methode in verschiedenen Richtungen
verschieden erscheinen konnte, das erkifirt sich durch die hier mit-
getheilten Versuche.
a^if einen gradUnig polaruirten Lichtitrahl etc, 343
Als darauf der ursprüngliche Polarisationsplan 20^ rechts
gedreht wurde , also in einer Richtung der Drehung entge-
gengesetzt , welche die Compression des Glases allein ver-
ursachte, mufste der Analysirer aufs Neue die Lage verändern.
Bei mehreren auf einander folgenden Einstellungen war dieser
Drehungswinkel (wQ :
7^0
8,0
7,0
8,0
Mittel 7«,6.
•
Als hingegen der Polarisationsplan 20^ links gedreht
wurde, d. h. nach derselben Seite mit der Drehung, die von der
Compression des Glases herrührte, mufste der Analysirer bei
verschiedenen Einstellungen unter folgenden Winkeln (w^O
gedreht werden :
150,3
13,7
12,0
12,5
Mittel 13S4.
Die Drehung des Analysirers war folglich in diesem
Falle fast doppelt so grofs wie in jenem, obgleich die wirk-
liche Drehung des Polarisationsplanes bei der ersten Gelegen-
heit eben so grofs nach der rechten Seite hin war, wie bei
der letzten nach der linken. Die folgenden Versuche stim-
men mit dem ersten vollkommen überein.
Nr. 2. A = 30«; w= 69«,5; w' = 9o,3; w" = 15o,7.
Die Drehung des Polarisationsplanes nach der rechten oder
linken Seite war bei diesem Versuche = 50^
Nr. 3. A = 80%- w = 39^5; w' = 5^7; w'' = 38<».
Die wirkliche Drehung des Polarisationsplanes = 20^.
344 Schunckj über Rubian und
Nr. 4. A = 90«; w = 16«,8; w'5=23«,4; w"= 45«,5.
Die wirkliche Drehung des Polarisationsplanes = 25^
Nr. 5. A = 0%- w= 15^4; w'=.17«,9; w"=:30«,6.
Die wirkliche Drehung des Polarisationsplanes =3 25®.
Bei den zwei letzten Versuchen, in welchen der Polari-
sationsplan vor der Drehung winkelrecht gegen oder parallel
mit der Richtung war, in welcher das Glas am wenigstens
zusammengedrückt war, hatte man vielleicht erwartet, dafs
w hätte gleich Null werden müssen, und w' = w'^ Dafs
diefs nicht geschah, hat wahrscheinlich seinen Grund in der
Unmöglichkeit, das Glas so zusammenzudrücken, dars die
Richtung der grörsten Dichte gegen die der kleinsten voll-
kommen winkelrecht wird , so wie dafs die Dichte von jener
zu dieser symmetrisch abnimmt.
Schliefslich ist zu erwähnen, dafs das Glas ohne Zusam-
mendrückung keine Veränderung der Farben, welche die
Quarzscheiben durch die Umdrehung des Analysirers zeigten,*
hervorbrachte.
lieber Rubian und seine Zersetzungsproducte ;
von E. Sckunck *).
Schunck hat seine Untersuchungen über Rubian, die in
diesen Annalen früher mitgetheilt wurden **^ , fortgesetzt und
zunächst die Einwirkung der Alkalien und der alkalischen
Erden auf Rubian genauer untersucht.
Nur die (ixen Alkalien wirken zersetzend auf das Rubian
ein. Ammoniak verändert nur die Farbe der wässerigen
*) Im Ausz. aus Phil. Mag. [4] V, 410 n. 495.
**) Diese Annalen LXXXI , 336.
seme Zersetumgsproduete. 345
Lösung aus Gelb in Blutroth, ohne Inders selbst bei längerem
Kochen das Rubian zu zersetzen.
Auf Zusatz von Aetznatron zu einer Rubianlösung wird
die Farbe der letzteren blutroth, aber beim Kochen der Flüs->
sigkeit färbt sich diese durch Alizarinbildung purpurroth. Bei
längerem Kochen scheidet sich, wie die Flüssigkeit concen-
trirter wird^ ein dunkel -purpurfarbiges Pulver ab, welches
hauptsächlich aus einer Verbindung von Alizarin und Natron
besteht, die in Aetznatron unlöslich ist. Nach längerem
Kochen und Zusatz einer genügenden Menge Natron ist das
Rubian vollständig zersetzt; wird die Flüssigkeit nun mit
Schwefelsäure übersättigt , so entfärbt sie sich fast vollständig
unter Ausscheidung orangefarbiger Flocken. Diese bestehen
nach dem Auswaschen mit kaltem Wasser hauptsächlich aus
AKssarinj Rubireiinj VeranUn und einer neuen als RMadin
bezeichneten Substanz.
Zur Trennung dieser Substanzen schlägt Schunck fast
denselben Weg ein, welchen er in seiner früheren Abhand-
lung zur Trennung der Zersetzungsproducte des Rubians durch
Säuren beschrieben hatte. Das Gemenge wird mit siedendem
Alkohol behandelt, wobei stets ein dunkelbrauner flockiger
Körper ungelöst bleibt, welchen Schunck für ein secundäres
Zersetzungsproduct hält (vergl. S. 346 f.}. Der filtrirten dunkel»
gelben alkoholischen Lösung wird essigsaure Thonerde^ zu-
gesetzt, der dunkelrothe Niederschlag, eine Verbindung von
Alizarin und Verantin mit Thonerde, mittelst Salzsäure zer-»
setzt und das Alizarin und das Verantin in der von Schunck
früher angegebenen Weise mittelst essigsauren Kupferoxyds
von einander getrennt und gereinigt — Die von der Thon-^
erdeverbindung abfiltrirte, noch gelb gefärbte Flüssigkeit giebt
auf Zusatz von Schwefelsäure und vielem Wasser einen gelben
flockigen Niederschlag, welcher nach dem Auswaschen wieder
in siedendem Alkohol gelöst wird ; essigsaures Bleioxyd fällt
346 Schunck, über Rubian und
aus dieser Lösung einen ins Purpurne spielenden braunen
Niederschlag, Rubiretin und Verantin mit Bleioxyd verbanden.
Dieser Niederschlag giebt bei der Zersetzung durch siedende
Salzsäure ein braunes Pulver, welches nach dem Auswaschen
mit kaltem Alkohol behandelt wird, wo sich das Rubiretin
löst, der gröfste Theil des Verantins aber ungelöst bleibt;
das aus der Lösung durch Abdampfen enthaltene Rubiretin
kann von etwa beigemengtem Verantin durch wiederholtes
Auflösen in kleinen -Mengen kalten Alkohols befreit werden.
•— Die von der Bleiverbindung abfiltrirte, noch gelbgefärbte
alkoholische Lösung enthält die als Rubiadin bezeichnete Sub-
stanz; zur Reindarstellung der letzteren wird die Lösung mit
Wasser versetzt, der entstehende gelbe Niederschlag in der
gerade nöthigen Menge siedenden Alkohols gelöst, der sie-
denden Lösung Bleioxydhydrat zugesetzt, welches Verun-
reinigungen (namentlich Rubiretin} entfernt, und die heller
gelb gewordene Flüssigkeit siedend-heifs filtrirt, wo sich dann
bei dem Erkalten Rubiadin in kleinen gelben Nadeln aus-
scheidet. Noch etwas von dieser Substanz kann durch Ver-
dunsten der Mutterlauge gewonnen werden, doch nur weniger
rein und als ein amorphes gelbes Pulver. — Die von dem
Gemenge von Alizarin, Rubiretin^, Verantin und Rubiadin ab-
filtrirte saure Flüssigkeit enthält noch ein Zersetzungsproduct.
Wird die darin enthaltene Schwefelsäure durch kohlensaures
Bleioxyd neutralisirt und das Filtrat zur Trockne abgedampft,
und der Rückstand mit Alkohol behandelt, so bleibt schwefel-
saures Natron ungelöst und das Filtrat hinterläfst bei dem
Abdampfen eine braune zähe Hasse, welche in ihren Eigen-
schaften mit der durch Einwirkung der Säuren auf Rubian
erhaltenen zuckerartigen Substanz übereinkommt. Als ein
Zersetzungsproduct dieser letzteren Substanz durch die länger
dauernde Einwirkung des Aetzalkalis betrachtet Schunck
die oben erwähnte, in Alkohol unlösliche, dunkelbraune flockige
seine Zer$eHungsproducte, 347
Substonz (vergl. S. 345); dieselbe enthielt 68,20 pC. Kohlen-
stoff und 4,35 Wasserstoff, und S c h u n c k hält sie für iden-
tisch mit der von Mulder durch Einwirkung von Salzsäure auf
Rohrzucker dargestellten Ulminsäure, Tür welche der letztere
die Formel C40H14OJ9 aufgestellt hatte.
Rubian wird durch Kochen mit Baryt in derselben Weise,
doch etwas langsamer, zersetzt wie durch Natron. Nach der
Beendigung der Zersetzung mittelst Baryt finden sich die
meisten Producte mit Baryt verbunden als ein purpurrothes
Pulver. Die 'davon getrennte rothe Flüssigkeit wird beim
Einleiten von Kohlensäure entfärbt^ während sich gelbe
Flocken zusammen mit kohlensaurem Baryt niederschlagen;
das von diesen Ausscheidungen getrennte Filtrat hinterläfst,
nachdem durch Aufkochen etwas noch gelöster kohlensaurer
Baryt ausgeschieden ist, beim langsamen Verdunsten eine
hellbraune amorphe Verbindung A der zuckerartigen Substanz
mit Baryt. Das Gemenge der gelben Flocken mit kohlen-
saurem Baryt wird zusammen mit dem eben erwähnten pur-
purrothen Pulver mit Salzsäure' behandelt , und die ungelöst
bleibenden orangefarbenen Flocken, die wiederum ein 6e-»
menge von Alizarin ^ Rubiretin, Verantin, Rubiadin und dem
dunkelbraunen flockigen secundären Zersetzungsproduct sind^
wie oben angegeben behandelt. — Bei Anwendung von
Schwefelsäure an der Stelle von Kohlensäure behufs der Ab*-
scheidung des Baryts aus der rothen Flüssigkeit erhält man,
nach Neutralisirung der überschüssigen Schwefelsäure mittelst
kohlensauren Baryts, eine Flüssigkeit, die beim Verdunsten
eine Verbindung B der zuckerartigen Substanz mit Baryt
hinterläfst, mit ähnlichen Eigenschaften wie die Verbindung
A, doch nur mit dem halben Gehalt an Basis. — Bei der
Analyse ergaben sich für diese Verbindungen der zucker-
artigen Substanz mit Baryt die Zusammensetzungen :
348 Schunek^ über Rubian und
Verbindung A.
Gefanden
Berechnet
Kohlenstoff 22,43^ 22769
'C„ 22,20
c„
22,84 '
Wasserstoff 3,39 3,26
H|| 3,39
H..
3,17
Sauerstoff — 27,06
0„ 27,14
0.,
25,39
Baryt — 46,99
2 BaO 47,27
2 BaO
48,60
100,00
100,00
100,00.
Verbindung B.
•
Gefanden
Berecbnel
Kohlenstoff 29,41
30,01 C„
30,17
Wasserstoff 4,68
4,62 H.o
4,19
Sauerstoff —
33,49 0,0
33,54
Baryt —
31,88 BaO
32,10
100,00 100,00.
Für die Verbindung il schwankt Seh unck zwischen den
Formeln CmH||0,i, 2 BaO = C|sH,oOio, BaO + BaO, HO
und CisHioOjo, 2 BaO, betrachtet indefs letztere als die wahr-
scheinlichere.
Zur Feststellung der Identität des durch Alkalien aus
Rubian gebildeten Alizarins und Rubiretins mit den durch
Säuren daraus erhaltenen gleichnamigen Körpern analysirte
Schunck diese Substanzen. Das krystallisirte Alizarin (mit-
telst Natron erhalten} verlor bei 100® 17,96 pC. Wasser, und
das bei 100® getrocknete ergab (alle Verbrennungen wurden
mittelst chromsauren Bleioxydes ausgerührt} 69,07 pC. Koh-
lenstoff und 4,70 Wasserstoff. Das mittelst Natron dargestellte
Rttbiretin ergab bei 100® getrocknet 68,60 pC. Kohlenstoff
und 5,32 Wasserstoff ; das mittelst Baryt dargestellte 68,59 pC.
Kohlenstoff und 5,24 W^asserstoff. — Das Verantin wurde
nicht in zur Analyse genügender Menge und Reinheit er-
halten.
seine Zersdsumgeproducte. 349
Das RubkuUn gleicht sehr dem unter den Producten der
Einwirkung von Säuren auf Rubian sich findenden Rubianin.
Es krystaUisirt aus der alkoholischen Lösung in kleinen
gelben oder orangefarbenen Nadeln ; doch reicht schon ge-
ringe Verunreinigung hin, seine Krystallisation zu verhindern,
und dann erhält man es in kleinen körnigen Massen oder
als ein gelbes amorphes Pulver. Auf Platinblech erhitzt
schmilzt es und brennt es dann mit Flamme ; bei vorsichtigem
Erhitzen zwischen zwei Uhrgläsem kann es fast vollständig
sublimirt werden, das Sublimat besteht aus stark glänzenden,
gelben und orfngefarbenen glimmerartigen Blättchen. Es ist
unlöslich in Wasser; in Alkohol löst es sich reichlicher als
Rubianin. In concentrirter Schwefelsäure löst es sich mit
gelber Farbe und durch Wasser wird es in gelben Flocken
wieder abgeschieden; bei dem Kochen der Lösung in Schwe-
felsäure wird die Farbe gelblich-braun, etwas schweflige Säure
vrird entwickelt und Wasser fällt nun einen gelblich«-braunen
Niederschlag. Durch kochende Salpetersäure wird das Ru«
biadin unter Zersetzung gelöst. Gegen Alkalien verhält es sich
ähnlich wie Rubianin. Ammoniak und kohlensaures Natron
verändern die Farbe des Rubiadins in der Kälte nur sehr
wenig; beim Kochen lösen sie es mit blutrother Farbe; aus
diesen Lösungen wird es durch Säuren in dicken gelben
Flocken gefallt. Bei dem Verdunsten der ammoniakalischen
Lösung an der Luft scheidet sich das Rubiadin in Form eines
gelben unkrystallinischen Häutchens ab. Die ammoniakali-
sehe Lösung von Rubiadin giebt mit Chlorbarium erst nach
einiger Zeit einen schwachen dunkelrothen Niederschlag,
mit Chlorcalcium sogleich einen reichlichen hellrothen Nie*
derschlag. Die alkoholische Lösung von Rubiadin giebt mit
essigsaurem Bleioxyd keine Fällung, mit essigsaurem Kupfer-
oxyd nach einigen Augenblicken einen dunklen bräunlich-
rothen Niederschlag, während die überstehende Flüssigkeit
350 Schunekj iAer Bubkm tmd
gelb geflrbt bleibt. Eine siedende Lösung von EiseneUorid
wirkt aufRubiadin nicht wesentlich ein. Die Analyse desRu*
biadins ergab :
Gehuden
Berechiiet
Kohlenstoff
71,22
CnlififC^^'li^
Wasserstoff
4,83
H„ 4,47 H., 4,06
Sauerstoff
23,95
0. 23,89 0„ 23,99
100,00 100,00 100,00.
Schon ck schwankt zwischen diesen beiden Formeln,
und erklärt die Bildung des Rubiadins, je nachdem die eine
oder die andere zu Grunde gelegt wird, durch die Glei-
chungen :
C^eHs40,o + 2 HO = C„H„0, + 2 C,»H„0„
Rubian. Rubiadin. Zucker.
CieHjiOjo = C44H15O11 + Ci^HiiOii +7 HO.
Schunck betrachtet nach allem diesem die Zersetzung
des Rubians durch Alkalien als mit der durch Säuren überein-
stimmend, mit dem einzigen Unterschied, dafs durch die
Alkalien neben den andern Zersetzungsproducten Rubiadin,
durch die Säuren aber Rubianin gebildet wird.
Schunde untersuchte femer die Emtoirkung ton Fer-^
menim auf JfaiUait, da schon früher vermuthet wurde C^ergl.
diese Annalen LXXXI, 336 f.), dafs sich der Farbstoff der
Krappwnrzel durch eine Art Gährung bilde.
Zur Darstellung der eigenthümlichen in der Krappwurzel
enthaltenen Substanz, welcher die Eigenschaft zukommt, das
Rubian zu zersetzen, verfährt Schunck in folgender Weise.
Krapp wird auP einem feinen Seihetuch mit Wasser von ge-
wöhnlicher Temperatur oder besser etwa 38^ (auf je 1 Pfund
Krapp etwa 4 engl. Quart destillirtes Wasser) übergössen,
und dem wässerigen Extract sofort etwa das gleiche Volum
seine Zerseizungsproducte. 351
Alkohol zugesetzt, wo sich dunkle röthlich- braune Flocken
abscheiden. Nach dem Absetzet^ dieser Flocken wird die
gelblich-braune Flüssigkeit decantirt, die Flocken werden mit
frischem Alkohol übergössen und auf einem Papierfilter mit
Alkohol ausgewaschen bis dieser fast farblos abläuft. Der
Filterrückstand ist dann eine dunkle röthlich-braune Hasse,
wie coagulirtes Casein anzufühlen. Die so dargestellte Sub-
stanz besitzt in eminentem Grad das Vermögen, das Rubian
zu zersetzen. Auf Zusatz derselben zu einer Rubianlösung
wird diesQ im Verlauf weniger Stunden zu einer hellbraunen
zitternden Gallerte, die vollkommen geschmacklos und in
kaltem Wasser unlöslich ist; die als Ferment dienende Sub«
stanz quillt dabei auf und zertheilt sich in der Rubianlösung,
ohne wirklich gelöst zu werden. Die Rubianlösung bleibt
bei dieser Umwandlung vollkommen neutral; keine Gasent-
wicklung findet dabei statt und der Zutritt der atmosphärische
Luft ist dafür nicht nothwendig.
Ist das Rubian durch hinlänglich langes Stehen seiner
Lösung mit einer genügenden Menge der als Ferment die-
nenden Substanz vollkommen zersetzt (was man daran er-
kennt, dafs die Gallerte kaltem Wasser nicht mehr gelbe Fär-
bung mittheilt}, so wird etwas Wasser zugesetzt und die
ungelöst bleibende Gallerte mit etwas kaltem Wasser aus-
gewaschen. Das Abfliersende ist fast farblos; der Filter-
rückstand enthält neben dem angewendeten Ferment AHunin,
VeraiUmj Rubirefmj eine dem Rubiacin ähnliche und als Ru^
biaftn bezeichnete Substanz, eine dem Rubianin und Rubiadin
ähnliche und als Rubiagin bezeichnete Substanz, und einen
als RubuuUpm benannten Körper.
Behufs der Trennung dieser Substanzen wird das Gemenge
mit siedendem Alkohol behandelt und das Ungelöst bleibende
(Ferment) mit siedendem Alkohol ausgewaschen. Das röth-
lich-gelbe alkoholische Filtrat wird mit essigsaurer Thonerde
S52 Schunckf über RMan und
gefällt, wo sich Alizarin, Verantin und Rubiafin in Verbin-
dung mit Thonerde als gelblich-rother Niederschlag ausschei-
den, bei dessen Behandlung mit kochender Salzsäure orange-
farbene Flocken QF) ungelöst bleiben. — Die vom Thonerde-
Niederschlag abfiltrirte Flüssigkeit ist dunkel - bräunlichroth ;
auf Zusatz von Schwefelsäure und vielem Wasser schlägt sich
das . darin Gelöste in Form eines gelben Pulvers nieder,
welches mit siedendem Wasser ausgewaschen werden kann.
Dieses Pulver wird dann in siedendem Alkohol gelösi und
die siedende Lösung mit überschüssigem einfach-essigsaurem
Bleioxyd gefällt, wo ein dunkel -purpurfarbiger Niederschlag
(N) entsteht. Aus der von diesem siedend -hcifs abfiltrirten
dunkelgelben Flüssigkeit fallt ein Zusatz von vielem Wasser
einen orangefarbenen Niederschlag, Rubiagin und Rubiadipin
mit Bleioxyd verbünden. Dieser Niederschlag wird mit Schwe-
felsäure gekocht, wobei er gelb wird, und nach dem Aus-
waschen der Schwefelsäure mit Wasser wird er mit sieden-
dem Alkohol behandelt^ wo schwefelsaures Bleioxyd ungelöst
bleibt; die entstehende gelbe Lösung hinterläfst beim Ver-
dampfen ein Gemenge von Rubiagin und Rubiadipin. Bei dem
Behandeln dieses Gemenges mit kaltem Alkohol wird das
Rubiadipin gelöst und durch Verdunsten der Lösung als eine
dunkelbraune weiche fettige Hasse erhalten; das ungelöst
bleibende Rubiagin wird durch Behandehi mit einer geringen
Menge warmen Alkohols von einem Rückhalt an Rubiadipin
befreit, und dann in siedendem Alkohol gelöst, aus welcher
Lösung es bei freiwilligem Verdunsten derselben als citron-
gelbe, aus kleinen krystallinischen Körnern bestehende Masse
erhalten wird. — Der Niederschlag JV besteht aus den Ver-
bindungen von Rubiretin, Alizarin, Verantin und Rubiafin mit
Bleioxyd; er wird mittelst kochender Salzsäure zersetzt und
die ungelöst bleibenden gelben Flocken werden nach dem
Auswaschen mit Wasser mit kaltem Alkohol behandelt, welcher
J
seine SSerieiurnffeprodude. 353
vorzugsweise Rubireiin aufnimmt (durch wiederhohes Behandeln
des Abdampfrttckstandes dieser Lösung mit kaltem Alkohol und
Beseitigung des Ungelöstbleibenden kann das Rubiretin reiner
eriialten werden} ; was der kalte Alkohol ungelöst zurückläfst, wird
mit den Flocken F vereinigt. Dieses Gemenge wird in siedendem
Alkohol gelöst, und die Lösung mit essigsaurem Kupferoxyd
gefiUlt, wo sich ein schmutzig -purpurftrbiger Niederschlag
ausscheidet, welcher aus Yerantin, Rubiafin und einem Theil
des Alizarins in Verbmdung mit Kupferoxyd besteht, während deir
gröfste Theil des Alizarins in der purpurfarbigen Flüssigkeit ge-
löst bleibt, daraus mittelst Salzsäure und Wasser gefällt Und durch
Umkrystalhsiren gereinigt werden kann. Der Kupferoxyd-Nie-
derschlag wird mittelst Salzsäure zersetzt, die ungelöst blei-
benden rothen Flocken werden in siedendem Alkohol gelöst,
die siedende Lösung mit Zinnoxydulhydrat versetzt, welches
sich darin hellbraun färbt. Aus der von der Zinnverbindung
siedendheifs abfiltrirten hellgelben Flüssigkeit scheidet sich
nach dem Erkalten das Rubiafin in glänzenden gelben Plätt-
eben und Nadeln ab, die durch Umkrystallisiren gereinigt
w^erden. Die Zinnverbindung wird mit kalter Salzsäure be-
handelt; das ungelöst bleibende röthlichbraune Pulver wird
mit Sahcsäure und nachher mit Wasser ausgewaschen und
dann mit siedendem Alkohol behandelt, wo eine dunkelbraune
Verbindung von Yerantin und Zinnoxydul (die durch Säuren
nicht zerlegt wird} ungelöst bleibt , während Yerantin und
Alizarin in Lösung gehen , deren ersteres sich aus der sie-
dendheils filtrirten Flüssigkeit beim Abkühlen derselben theU-
weise als braunes Pulver abscheidet.
Dieselben Producte, welche eben besprochen wurden,
bilden sich auch, wenn der Auszug von Krapp mit kaltem
oder lauem Wasser stehen gelassen wird , bis sich ein Coa-^
gulum in ihm gebildet hat; wird das Coagulum auf ein feines
Seihetuch gebrächt und dann mit siedendem Alkohol behandelt,
AnnAl. d. Ohem. o. Pharm. LXXXVU. Bd. 3. H«ft. 23
354 Sohunck^ über BnAian und
jBO bleibt Ferment nngelOst, und in Lösung gehen dieselben
Substanzen 9 welche auch durch die directe Einwirkung des
Ferments auf Rubian entstehen.
Die von dem gallertartigen Gemenge der durch das
Ferment hervorgebrachten, in Wasser unlöslichen Substanzen
getrennte Flüssigkeit enthält noch eine beträchtliche Menge
Zucker. Auf Zusatz von wenig Aetzbaryt entsteht ein rö(h-
iich*weifser Niederschlag, wahrscheinlich pectinsaurer Baryt«
Aus dem Filtrat wird nach dem Entfernen des Baryts mittelst
Schwefelsäure , der überschüssigen Schwefelsäure mittelst
kohlensauren Bleioxyds, und des Bleis aus der Flüssigkeit
mittelst Schwefelwasserstoffs durch Verdunsten bei gewöhn-
licher Temperatur über Schwefelsäure ein bräunlich -gelber
Syrup erhalten , von denselben Eigenschaften wie der aus
Rubian durch die Einwirkung von Säuren hervorgebrachte
Zucker. •
Das durch Zersetzung des Rubian s mittelst Ferment er-
haltene Alizarin I verlor bei 100® 17,65 pC. Wasser, durch
Gährung eines Auszugs von Krapp mit lauem Wasser er-
haltenes II 17,77 pC; bei 100® getrocknet ergab es, das Ru-
biretin und das Verantin (l)eide letzteren durch Fermentation
eines Krappauszugs erhalten ; in dem analysirten Verantin ver-
muthet Schunck eine Beimischung von Alizarin) die Zu-
sammensetzungen
Alictrin
ßubiretin
Verantin
I.
II.
Kohlenstoff
69,59
69,59
67,92
66,32
Wasserstoff
4,26
4,03
5,46
4,25
Sauerstoff
26,15
26,38
26,62
29,43
100,00 100,00 100,00 100,00.
Die oben erwähnte Verbindung von Verantin mit Zinn-
oxydul läfst sich nicht in ihre Bestandtheile zerlegen ; sie löst
sich in Ammoniak und in kohlensaurem Natron mit dunkel-
brauner Farbe und wird durch Säuren wieder unverändert
seine ZerseUmgeproduete, 855
gefällt. Nach dem Reinigen durch Ausgehen mit siedendem
Alkahol, Lösen in kohlensaurem Natron und Fällen des Filtrats
mit Sänre bfldet diese Vert)indung dunkelbraune Flocken^
nach dem Trocknen eine schwarze brüchige Masse. Schunck
stellt darür (nach dem Trocknen bei 100<^ C.) die Formel
C5.H,eOse, 7 SnO = 4 CuH,Os + 7 SnO + 16 HO auf.
Gefiniden
Berachnet
Kohlenstoff
28,89 30,03
29,76
Wasserstoff
3,37 3,25
348
Sauerstoff
26,36 —
25,52
Zinnoxydol
41,38 —
41,54
400,00 100,00.
Der durch die Gährung von Rubian erhaltene Zucker ist
von dem durch die Einwirkung von Säuren auf Rubian ent-
stehenden nicht verschieden. Längere Zeit auf 100® erhitzt
zeigte er die Zusammensetzung C,tH|«0]o Cff^funden 43,84 pC.
Kohlenstoff und 6,23 Wasserstoff}; bei noch längerem Ver-
weilen bei dieser Temperatur bräunte er sich stark und ent-
hielt er nun 40,97 pC. Kohlenstoff und 5,72 Wasserstoff;
nach dem Auflösen des Rückstands in Wasser, Entfärben der
Lösung durch Zusatz von Rleioxydhydrat und Verdunsten des
Filtrats über Schwefelsäure blieb ein gelber Syrup CitH|sO,t
Cgefunden 40,68 pC. Kohlenstoff und 6,39 Wasserstoff).
Das Rubiaftn stimmt in seinen Eigenschaften mit dem
von Schunck früher"^) beschriebenen Rubiacin überein, hat
aber eine andere Zusammensetzung. Es krystallisirt aus der
alkoholischen Lösung in gelben glänzenden Blättchen and
Nadeln, läfst sich ohne erheblichen Rückstand zu kleinen
glänzenden Nadeln sublimiren, ist in siedendem Wasser nur
wenig löslich, wird durch kochende Salpetersäure und durch
coficentrirte Schwefelsäure ohne Zersetzung gelöst, löst sich
•) Diäte Annaien lAVI, 174.
23
356 Schunck^ über RuUan md
in cfuiatischen Alkalien mit rötUicher Purpurfarbe und in
kohlensauren Alkalien mit rother Farbe; seine alkoholische
Lösung giebt mit einfach - essigsaurem Bleioxyd einen schön
carmoisinrothen , mit essigsaurem Kupferoxyd einen orange-
farbenen Niederschlag. In einer Lösung von salpetersaurem
Bisenoxyd löst es sich mit bräunlicher Purpurfarbe, und nach
einigem Kochen der Lösung fallt Salzsäure daraus einen gel-
ben Niederschlag von Rubiacinsäure. Schunck stellt dafür
die Formel CtiH|,0« auf :
Gefanden Berechnet
Kohlenstoff 69,30. 69,31
Wasserstoff 4,56 4,69
Sauerstoff 26,14 26,00
100,00 100,00,
und erklärt die Bildung des Rubiafins aus dem Rubian durch
die Gleichung :
CmH,40,o + 3 ho = C„H,sO. + 2 C,tH,»0,t
Rubian. Rabiafin. Zacker.
RiMacin und Rubiacmsäure. — Schunck halte früher
für das Rubiacin die Formel C,|HeO]0) flir die durch Eisen-
oxydsalze daraus entstehende Rubiacinsäure die Formel
CsiHtOi« angenommen. Er hat beide Substanzen nochmals
untersucht. Zur Darstellung der Rubiacinsäure bedient er
sich der Farbebrühe, in welcher mit Krapp gefärbt wurde
und die noch Krapp enthält. Der braunen trüben Flüssigkeit
wird nach Abscheidung der holzigen Theile des Krapps Salz-
säure zugesetzt, und die sich abscheidenden braunen Flocken
werden mit salpetersaurem Eisenoxyd behandelt bis sich Nichts
mehr auflöst; die röthlich- braune Lösung wird nach dem
Durchseihen mit Säure versetzt, der entstehende gelbe Nie-
derschlag nach dem Auswaschen in siedendem wässerigem
kohlensaurem Kali gelöst, und das aus der Lösung beim Er-
kalten auskrystallisirende rubiacinsäure Kali durch eine Säure
seine Zer$etzungsproducie. 357
zersetzt. Der so erhaltenen Rubiacinsäure ist Inders manch-
mal Rubiacin beigemengt, welches Schunck auch aus ge-
brauchter Farbebrtthe für sich erhielt , indem er die Flüssig-*
keit mit Säure versetzte, den Niederschlag mit siedendem
Alkohol behandelte, das aus der entstehenden tiefgelben Lö-
sung beim Abkühlen sich abscheidende orangefarbene Pulver
wieder in siedendem Alkohol löste, der kochenden Lösung
Zinnoxydulhydrat zusetzte und heifs filtrirte, wo sich beim
Erkalten Rubiacin in hellgelben Nadeln abschied. Er nimmt
jetzt fttr das Rubiacin die Formel Cs^HnOjo, für .die Rubia-
cinsäure C,aH«0j7 an; er ist der Ansicht, dafs das Rubiafin
bei seiner Umwandlung in Rubiacinsäure durch Eisenoxydsalze
zuerst zu Rubiacin werde, und dafs die Rubiacinsäure durch
desoxydirende Mittel, wie z. B. Schwefelwasserstoff, zuerst
20 Rubiacin und dann zu Rubiafin werde.
Rubiagm ist dem Rubianin, Rubiadin und Rubiafin nach
Eigenschaften und Zusammensetzung sehr ähnlich. Bei dem
freiwilligen Verdunsten der alkoholischen Lösung scheidet es
sich in Form kleiner citrongelber rundlicher Körner aus,
welche nach dem Zerdrücken sich unter der Loupe als aus
kleinen concentrisch gruppirten Krystallnadeln bestehend er-
weisen. Manchmal zeigt es einen Stich ins Orangefarbene,
was wahrscheinlich auf einer Verunreinigung beruht. Auf
Platinblech erhitzt schmilzt es zu einer bräunlich-rothen Flüs-
sigkeit und verbrennt es dann mit Flamme unter Zurücklassung
eines schwer verbrennlichen kohligen Rückstands. In einem
Röhrchen erhitzt giebt es eine geringe Menge eines krystal-
linischen Sublimats, welchem Oeltröpfchen beigemengt sind.
Langsam zwischen zwei Uhrgläsern erhitzt schmilzt es ohne
zu sublimiren. Es ist fast unlöslich in siedendem Wasser;
in siedendem Alkohol löst es sich leichter als Rubianin und
selbst als Rubiadin^ und krystallisirt aus der Lösung nicht
358 Schuncky über RMan und
beim Erkalten, sondern nur beim freiwilligen Verdunsten.
Es löst sich in concentrirter Schwefelsäure mit dunkler röth-
lich-brauner Farbe, und die Lösung schwärzt sich beim Er-
hitzen unter Entwicklung von schwefliger Säure. In siedender
Salpetersäure löst es sich unter Entwicklung salpetriger Säure
EU einer gelben Flüssigkeit, auf welcher einige Oeltröpfchen
schwimmen; beim Erkalten dieser Lösung scheidet sich
ein nicht näher untersuchter Körper in hellgelben glänzenden
Krystallen ab. Rubiagin löst sich in kochender Essigsäure
und scheidet sich beim Erkalten der gelben Lösung in kleinen
Nadeln ab. Durch Ammoniakflüssigkeit wird es roth gefärbt
und beim Sieden langsam gelöst ; die blutrothe Lösung ver-
liert beim Verdunsten Ammoniak und hinterläfst das Rubiagin
in Form kleiner gelber Krystalle. Leichter löst sich, gleich-
falls mit blutrother Farbe, das Rubiagin in kohlensaurem Na-
tron. Aus seinen alkalischen Lösungen wird es durch Säuren
in citrongelben Flocken gefällt. Seine ammoniakalische Lö-
sung giebt mit Ghlorbarium und Chlorcalcium geringe Nieder-
schläge ; die Flüssigkeit bleibt bei Chlorbarium roth , bei
Chlorcalcium carmoisinroth. Rubiagin löst sich in Baryt* und
in Kalkwasser mit blutrother Farbe und wird, durch Kohlen-
säure wieder gefällt. Die alkoholische Lösung giebt mit
essigsaurem Bleioxyd zuerst nur dunkelgelbe Färbung und
nach einiger Zeit, wenn die Lösung nicht allzu verdünnt war,
einen orangefarbenen körnigen Niederschlag, die Bleioxyd-
verbindung des Rubiagins; entstand kein Niederschlag, so
scheidet sich auf Zusatz von Wasser ein orangefarbener
flockiger Niederschlag aus, welcher nach dem Auswaschen
mit Wasser in siedendem Alkohol nur wenig löslich, in sie-
dender Lösung von essigsaurem Bleioxyd aber mit dunkel-
gelber oder Orange-Farbe leicht löslich ist. Auf Zusatz von
essigsaurem Kupferoxyd wird die alkoholische Lösung des
Rubiagins bräunlich-gelb, und nach einiger Zeit bildet sich
Meme Zeneisfmgiproduch. 359
ein orangefarbener Niederschlag. Bei dem Behandeln von
Rubiagin mit einer kochenden Lösung von Eisenchlorid wird
die Lösung dunkler, doch nicht so dunkel wie bei Anwendung
von Rubiafin oder Rubiacin , aber das meiste Rubiagin bleibt
ungelöst; bei dem Erkalten der heils filtrirten Flüssigkeit
scheidet sich etwas unverändertes Rubiagin in kleinen gelben
Kömchen ab.
Hinsichtlich der Zusammensetzung des Rubiagins schwankt
Schunck zwischen den Formeln Cs,H,40|« und C44H„0ib;
er bezweifelt aufserdem die absolute Reinheit der analysirten
Substanz.
Rubiagm : Gefonden Berechnet
Kohlenstoff 68,10 C,, 67,13 C44 68,57
Wasserstoff 5,14 Hm 4,89 H,, 4,41
Sauerstoff 26,76 O.o 27,98 0., 27,02
100,00
100,00 100,00
Bleioxydr-Verhmdung :
(Bei 100« getrocknet}
Kohlenstoff
Gefunden
31,29
Berechnet
C„ 30,91 CtT'^^Z
Wasserstoff
2,67
H,4 2,25 H|, 2,04
Sauerstoff
12,60
0,. 12,89 0„ 12^3
Bleioxyd
53,44
3Pb0 53,95 4PbO53,70
100,00 100,00 100,00.
Je nach der Annahme der einen oder der andern dieser
Formeln erklärt Schunck die Eildung des Rubiagins aus
Rubian durch die Gleichungen :
Cs.H,40,o + 4 HO =C„H,40,o + 2 0,^,0.,
Robian. , Rubiagin. Zacker.
C,eH,40so =C44H„0|, + C„H„0n + 5H0.
Rubiadipin bildet sich stets bei der Gährung des Rubians.
Im Allgemeinen gleicht es dem Rubiretin, von dem es sich
indefs darin unterscheidet , dafs es auch nach längerem Er-
hitzen weich und zähe bleibt. Es hat das Ansehen eines
360 Sehunck, itber Bnämn md
bräunlich -gelben Fetts. Auf Platinbiech erhitzt schmilzt es
zu einer braunen Flüssigkeit und brennt es dann mit glän-
zender Flamme und mit Hinterlassung eines kohligen Rück-
stands; in einem Röhrchen erhitzt stöfst es, wie ein Fett,
beiTsende Dämpfe aus. Durch siedende Salpetersäure wird
es nicht wesentlich angegriffen, aber durch heifse Schwefel-
säure wird es verkohlt. In siedendem Wasser wird es zu
aufschwimmenden Öligen Tropfen. Es löst sich in caustischen
Alkalien mit blutrother Farbe, aber die Lösungen schäumen
nicht beim Erhitzen, wie es Seifenlösungen thun. Die aih-
moniakalische Lösung giebt mit Chlorbarium nur einen gerin-
gen Niederschlag. Die alkoholische Lösung giebt mit wenig
essigsaurem Bleioxyd versetzt die Bleioxydverbindung als
einen blassen röthlich-braunen Niederschlag, welcher in sie-
dendem Alkohol unlöslich, aber auf Zusatz von überschüssi-
gem essigsaurem Bleioxyd zu der siedenden Flüssigkeit mit
dunkler bräunlich - rother Farbe leicht löslich ist; aus der
letzteren Lösung wird die Bleiverbindung durch Wasser wie-
der gefällt. Die alkoholische Lösung des Rubiadipins giebt
mit essigsaurem Kupferoxyd keinen Niederschlag. — Nach
der Analyse der bei 100<^ getrockneten Bleioxydverbindung
drückt Sehunck die Zusammensetzung derselben durch die
Formel C^ffl^^Osj PbO aus, bemerkt aber zugleich, dafs sich
nach dieser Formel für das Rubiadipin die Bildung desselben
aus Rubian nicht erklären lasse.
Gefimdeo Berecknel
Kohlenstoff 50,89 50,60
Wasserstoff 6,93 6^74
Sauerstoff 10,83 11,26
Bleioxyd 31,35 31,40
100,00 100,00.
Die Zersetzung des Rubians durch Ferment betrachtet
Sehunck als im Wesentlichen mit der durch Säuren oder
seine Zersetzwigiprodacie. 361
Alkalien übereincrtimmend. Drei Theile Rubian werden durch
das Ferment gleichzeitig in verschiedener Weise zersetzt; der
erste Theil Rubian verliere Wasser und werde zu Alizarin;
der zweite verliere Wasser und gebe Rubiretin und Verantin
nach gleichen Aequivalenten ; der dritte nehme Wasser auf
und gebe Zucker und Rubiafin, oder, bei Aufnahme von
1 Aeq. Wasser mehr, Zucker und Rubiagin. An der Stelle
des durch Säure entstehenden Rubianins und des durch Al-
kalien entstehenden Rubiadins treten, wenn Ferment das zer-
setzende Agens ist, Rubiafin und Rubiagin auf. Das Rubia-
dipin^ welches sich nur in geringerer Menge bilde, labt
Schunck bei dieser Retrachtung unberücksichtigt. Rei den
Zersetzungen des Rubians durch diese verschiedenen Agentien
scheinen sich die Zersetzungsproducte ungefähr in demselben
Mengenverhältnifs zu Mden : Alizarin in der kleinsten Menge,
Rubiretin und Verantin in etwas gröfserer, Zucker, Rubiagin
und Rubiafin in der gröfsten.
Den gewöhnlichen Procefs des Färbens mit Krapp be-
trachtet Schunck als beruhend auf einer Rildung von Farb-
stoff durch die Einwirkung des im Krapp enthaltenen Ferments
auf das Ruban.
Er stellte femer Versuche darüber an, welche Umstände
auf diese Zersetzung des Rubians durch Gährung verzögernd
oder beschleunigend wirken. Die Zersetzung der Rubianlösung
durch Ferment wurde durch Erhitzen des Gemenges zum
Sieden verhindert. Es ergab sich als das einzige Mittel, dejr
Einwiriiung des Ferments auf Rubian Einhalt zu thun , das
erstere im feuchten Zustand zur Siedetemperatur des Wassers
zu erhitzen (gleich starkes Erhitzen des vorher getrockneten
Ferments vernichtet seine Wirksamkeit nicht ganz, sondern
schwächt sie nur}. Der Zusatz verschiedener Substanzen,
die man gewöhnlich als antiseptische bezeichnet — wie
Schwefelsäure, arsenige Säure, essigsaures Rleioxyd, Queck-
362 5c Alf II ci, über Aufttoi loid
ttlberchlorid, Terpentinöl — wlihrend der Gilhrung hebt die
Einwirkung des Ferments nicht auf, sondern verlangsamt und
modificirt sie nur. Je mehr die Einwirkung des Fermente
auf Rubian verzögert wird , um so mehr Rubiretin und Ve-
rantin und um so weniger Alizarin bildet sich; durch Zusatz
kleiner Mengen Alkalien während der Gährung wird die Ein-
wirkung des Ferments wenn nicht beschleunigt, jedenfalls
nicht versögert, und die Menge des gebildeten Alizarins ist
dann gröCser, die des Rjabiretins und Yerantins kleiner.
Durch faulendes Eiweifs, Casei'n, Leim oder Hefe wird
das Rubian nicht wesentlich verändert; Emulsin bildete bri
längerer Einwirkung auf Rubianlösung etwas Alisarin; die
albuminartige Substanz ans der Wurzel von Helianthus tube-
rosus wirkte in geringem Grade. Schunck betrachtet das
in der Krappwurzel enthaltene Ferment nach seiner Wirkung
auf Rubian als eine eigenthümliche Substanz und bezeichnet
es als Erythrozjfm (ßQv&Qog roth , ^vfifj Ferment}.
In der oben angegebenen Weise durch Fällung mit Al-
kohol dargestellt bildet das Erythrozym eine chocoladefari)ige
kömige Masse. Beim Trocknen backt es zu harten, fast
schwarzen Klumpen zusammen. Getrocknet auf Platinblech
erhitzt verbreitet es üblen Geruch, wie brennendes Hörn, und
brennt es dann mit wenig Flamme und unter Hinterlassung
von viel Rückstand, welcher bei längerem Erhitzen zu grau-
lich-weifser Asche wird, die fast nur aus kohlensaurem Kalk
(gesteht Erythrozym quillt, feucht in Wasser eingetragen,
auf, ist aber in der röthlich-braunen Flüssigkeit nur suqien*
dirt, nicht gelöst enthalten. Wird die wässerige Flüssigkeit,
welche das Erythrozym suspendirt enthält, gekocht, so scheidet
sieh dasselbe in Form schmutzig-rother Flocken ab ; derselbe
Erfolg tritt auf Zusatz von Alkohol oder von Salzen (Chlor-
natrium oder Chlorammonhim z. B.} ein. Schunck betrachtet
das Erythrozym als eine wahre Verbindung einer organischen
seine Zersefyutigsproducie. 363
•
Substanz mit Kalk. Beim Behandeln desselben mit Säuren
selbst mit Essigsäure, giebt es Kalk ab und es bleiben gelb-
lich-braune Flocken, die in Wasser nicht mehr so wie das
ursprüngliche Erythrozym aufquellen (selbst nicht auf Zusatz
von Kalkwasser} , und sich in caustischen Alkalien mit blasser
Purpurfarbe auflösen; die ammoniakalische Lösung giebt mit
den meisten Salzen von Erden und schweren Metallen röth-^
lich-braune flockige Niederschläge; bei dem Kochen der Lö-
sung in Aetznatron entwickelt sich Ammoniak. Durch siedende
Salpetersäure und durch concentrirte Schwefelsäure wird das
Erythrozym zersetzt. Bei längerem Stehen der wässerigen
Emulsion in der Wärme zersetzt sich das Erythrozym unter
Gasentwicklung und eigenthümlichem , nicht eben fauligem
Geruch; im Anfang der Zersetzung wirkt es auf Rubian
energisch ein, aber wenn es zu einer rothen flockigen
Masse geworden ist, ist seine Wirksamkeit in dieser Be-
ziehung sehr geschwächt; in dem letzteren Stadium wirkt
es auf Zuckerlösung zersetzend ein, die dadurch sauer
reagirend wird. /
Das zur Analyse verwendete Erythrozym war dargestellt
worden durch Fällung eines mit lauem Wasser bereiteten
Krappauszugs mittelst Alkohol, Auswaschen des Niederschlags
mit siedendem Alkohol und dann mit kaltem Wasser, bis das
Waschwasser einfach -essigsaures Bleioxyd nicht mehr fällte,
und rasches Trocknen bei 100® C. Nach der Analyse zweier
Präparate von verschiedenen Darstellungen stellt Schunck
dafür die Formel CseHj^N^O*© + 4 CaO auf.
Gefuii(]9n
Berechnel
Kohlenstoff
40,93
41,20
40,48
Wasserstoff
4,22
4,68
4,09
Stickstoff
3,26
—
3,37
Sauerstoff
37,90
—
38,57
Kalk
13,69
13,48
13,49
100,00 100,00.
364 V, Planta u. KekulS, chemücke Notizen.
Bei der Gi&hrung^ gelbst verlierl diese Substanz nach
Schnnck zuerst die Elemente der Kohlensäure und des
Wassers^ dann auch die des Ammoniaks.
Schliefslich erörtert Schunck noch die Frage, ob in
der Krappwurzel Ein Farbstoff oder mehrere gebildet werden.
Er beharrt bei seiner schon früher ausgesprochenen Ansicht,
dafs die färbende Wirkung des Krapps lediglich auf dem
Alizarin beruhe, und dafs, was man von andern Farbstoffen
darin noch aufzufinden glaubte, nur unreines Alizarin sey.
Die als Purpurin, Krapp-Purpur oder Oxylizarinsäure bezeichnete
Substanz sey namentlich nur ein Gemenge von Alizarin und
Verantin. Aufser dem für die Unterstützung dieser Ansicht
schon früher Angeführten *) theilt Schunck auch noch
Analysen des nach Wolff und Strecker's Methode berei-
teten Purpurins mit, wonach sich die Zusammensetzung des-
selben als die eines Gemenges von Alizarin und Yerantin in
veränderlichen Verhältnissen betrachten läEst.
Chemische Notizen;
von Dr. A. t>. Planta und Dr. Aug. Kekule.
I. Analyse der Schwefelquelle von Serneus.
Unfern des Dorfes Serneus im hinteren Theile des Prat-
tigau, eines Seitenthaies des Rheins im Kanton Graubünden,
entspringt eine schon seit langer Zeit als Heilquelle benutzte
Quelle.
*) Vergl dme Annalen LXXXI, 349.
o. Planta u. KekuU^ chmmche Nathen. 365
Sie liefert nach unseren Messungen in 1 Minute 45,000
Cubikcentimeter Wasser. Ihre Temperatur wurde am 5. und
6. October 1852 bei 10«,5 und bei 7« Luflwärme zu 7» R.
gefunden.
Das Wasser reagirt von freier Kohlensäure vorüber*
gehend sauer, riecht lebhaft nach Schwefelwasserstoffgas und
setzt auch in den zum Sammeln dienenden Becken feinen
Schwefelschlamm ab; es zeigt im Uebrigen keinen besondern
Geschmack.
Das spec: CSewicht wurde = 1,00073 gefunden.
Die un Allgemeinen nach dem jetzt üblichen Verfahren
ausgeführte Analyse ergab folgende Zusammensetzung (die
kohlensauren Salze als einfache Carbonate berechnet) :
In 1000
Theilen
a. Fixe Be$UmdAeäe :
Kohlensaurer Kalk . • 0^2385
Kohlensaure Magnesia . 0,1097
Kohlensaures Eisenoxydul 0,0003
Im Pfand
: 7660 Gran
Schwefelsaures Kali
Schwefelsaures Natron
Chlomatrium . . .
Kohlensaures Natron
Thonerde . .
Kieselerde . .
Phosphorsäure .
Baryt, Strontian
Fluor ....
Jod, Brom . .
Mangan • . .
Quellsäuren . .
0,0391
0,0447
0,0018
0,1026
0,0012
0,0077
1,8321
0,8420
0,0027
0,3005
0,3437
0,0142
0,7877
0,0095
0,0596
Spuren
nicht nachweisbar.
Summe d. fixen Beslandth. 0,5460
direct bestimmt 0)5380
4,1920
4,1318
dfi6 f>. Planta u. Kekuli, ehemudie NaHun.
In 1000 Im Pfund
Theilen « 7680 Gran
b. mehUge BestandAeäe:
Kohlensäure, die mit den
Carbonaten zu Bicarbo-
naten verbunden ist . 0,1625 1,2487
Wirklich freie Kohlensäure 0,1323 1,0167
Sogenannte freie Kohlens. . . . 0,2949 . . . 2,2654
Schwefel wasserstoflgas .... 0,0004 . . . 0,0032.
Auf Volumina berechnet beträgt bei der Quellentemperalur
und bei Normalbarometerstand :
1000 GC. 1Ffd.«32Cab.ZolI
enthalten enthfilt
Cubiccentim. Cnb. Zoll
Die wirklich freie Kohlensäure . 69,00 2,266
Die sogenannte freie Kohlensäure 154,00 4,928
Der Schwefelwasserstoff . . . 0,287 0,009.
11. Analyse zweier Kalksteine.
Die untersuchten Steine stammen von Zizers im Kanton
Graubünden , wo sie , mehr oder weniger dünne Zwischen-
lager im Flysch bildend, vorkommen.
Nr. 1 ist ein schiefriger, Nr. 2 ein blättriger dunkel-
blaugrauer Kalk von erdigem Bruch. Beim Brennen werden
beide schmutzig -gelb und verhalten sich sehr mager. Sie
werden von Praktikern als guter Wetterkalk- und selbst ohne
Cementzusatz zu Wasserbauten gerühmt.
a. Analyse des ungebrannten Siemes»
I. iL
Specifisches Gewicht 2,72 2,69
In SaUsäure lösliche Bestandtheile :
Kohlensaurer Kalk . .
Kohlensaure Magnesia .
Kohlensaures Eisenoxydul
Thonerde
Manganoxydul u. Oxyd
Summe
77,72 55,59
0,84 1,15
1,49 2,75
0,25 1,23
0,09 Spur
80,39 . . . 60,72.
V. Planta u. KeknU^ chemM^ NaiUm. 367
I. n.
Jfi Salzsäure unlöslicher Theü :
Kieselerde i6,79 35,23
Thonerde 0,48 1,76
Eisenoxyd 0,97 0,41
Sparen von Kalk etc. und
Verlust 0,35 0,38
direct bestimmt • . . 18,59 . . . 37,78
Wasser 0,54
Spuren von Chlormetallen, 1 • / . 1 50
schwefeis. u. phosphors. / * * >
Salzen u. Verlust 0,48
100,00 100,00.
b. Analyse des gebrannien Siemes ^}.
Kalk 67,74 42,07
Magnesia 0,61 0,74
Eisenoxyd 3,10 2,79
Thonerde 1,42 1,58
Kieselerde 3,46 3,22
Sand (in Salzsäure unlöslich) 23,64 50,02
Chlormetalle etc. u. Verlust 0,03 —
ioojöo ioo;42;
IIL Analyse von Gallensteinen.
Die untersuchten Steine stammen aus der Gallenblase
eines Mannes, der, etwa 60 Jahre alt, seinem Leben selbst
ein Ende machte.
lieber die durch sie veranlafsten Krankheitserscheinungen
können wir Nichts mittheilen, da das betreffende Individuum
niemals einen Arzt consultirte und da nach Mittheilungen des
Kreisphysikus, dessen Geralligkeit wir die untersuchten Steine
verdanken, aufser der Gallenblase kein Organ einen auffallend
abnormen Zustand zeigte.
*) Kalk uDd Magnesia sind aus dem ungebrannten Stein berechnet,
alles Uebrige direct bestimmt.
368 V. Planta u. KekuU^ ehemiid^ Natiun.
Die Gallenblase war dicht mit den Steinen angefüllt, so
dafs sie theilweise mit Gewalt von der Haut mufsten losge-
löst werden.
Das Gesammtgewicht aller Steine (etwas uns nicht zuge-
kommenen Gries ungerechnet) betrug 12,5 Gramm ; es waren
in Allem vierzig, darunter i^echs gröfsere von 1,8 bis 1 Gramm
Gewicht.
Sie hatten die Gestalt von durch Aneinanderliegen un-
regelmäfsig polyedrisch gewordenen Kugeln und bestanden
der Hauptmasse nach aus schwach gelb gefärbtem krystal-
linischem Cholestrin von durch Structur und Färbung er-
kennbarer schichtweiser Ablagerung. Im Innern endiielten
sie eine braune körnige Substanz (Gallenfarbstoff-Kalk?} mit
einzelnen freistehenden Cholesterinkrystallen.
Die Analyse wurde, um vergleichbare Resultate zu er-
halten, nach demselben Verfahren ausgeführt, das von Hein *}
und Sth am er *^} angewandt worden.
I. IL
Absolutes Gewicht 1,79 1,56
Specifisches Gewicht .... 1,0814 0,789»*»)
Zusammensetziung in 100 Theäen :
Trockenverlust 4,89 5,02
In Alkohol jCholesterin . . 90,82 90,11
lösliche Stoffel verseifbares Fett 2,02 1,90
Rückstand!!" Ammoniak löslich . 0,20 0,54
In Ammoniak unlöslich 1,35 1,56
Aschef) 0,28 0,33
In Wasser lösliche Stoffe . . . 0,79
Verlust —
0,54
100,35 100,00.
*) Journ. f. pr. Chem. XL, 47; Pharm. Centralbl. 1847, 354.
**) Arch. Pharm. [2] LIX, 159; Pharm. CentrtlbL 1849, 932.
***) Der Stein war inoerlich hohl , daher sein niedriges spec. Gewicht.
t) Die Aiche bestand im Wesentlichen aus kohlensaurem und phos-
phorsaurem Kalk, sie enthielt etwas Eisen und Spuren von Kochsalz.
369
lieber die Verbindungen des SchwefelSlhyls und
des Schwefelmethyls mit Chlormetallen;
von A. Lohr *).
Man betrachtet gewöhnlich das Mercaptan als Alkohol,
dessen Sauerstoflgehalt durch Schwefel ersetzt ist, und nimmt
an, dafs das s. g. Schwefeläthyl (der Schwefelwasserstoff-
äther} zum Mercaptan in derselben Beziehung stehe, wie der
gewöhnliche Aether zum Alkohol. Da sich der Alkohol und
der Aether mit gewissen Chlormetallen zu krystallinischen
Verbindungen vereinigen, suchte ich analoge Verbindungen
mit Mercaptan und Schwefeläthyl und den entsprechenden
Methylverbindungen hervorzubringen. Ich will hier zunächst
Resultate über die Verbindungen mittheilen, welche Schwefel-
äthyl und Schwefelmethyl mit gewissen Chlormetallen bilden.
Schfoefdäihyl und Quecksäberchlorid , CaH^S, HgCl. —
Fügt man zu einer wässerigen Lösung von Quecksilberchlorid
einige Tropfen Schwefeläthyl, oder eine Lösung desselben in
Alkohol oder in Aether, oder das Wasser womit das Schwe-
feläthyl gewaschen wurde, so scheiden sich beim Umschütteln
reichlich feine durcheinander gewirrte Krystallnadeln ab.
War zuviel Schwefeläthyl zugesetzt worden, so scheidet sich
am Boden des Geräfses eine zähe weifse Masse aus, welche
in Berührung nit frischer Quecksilberchloridlösung zu Na-
debi wird.
Diese Nadeln wurden durch Filtration getrennt, mit kal-
tem Wasser und Alkohol gewaschen und zwischen Fliefs-
papier getrocknet. Ihre Lösung in siedendem Alkohol gab
beim Erkalten schöne lange feine Krystallnadeln.
*) Compt. rend. XXXVI, 1095.
Annftl. d. Ob«iiii« a. Pluunn. LXXXVII. Bd. S. H«fl. ^ 24
870 Loir^ Ober die Verbmdungm de$ Schw^däikyls
Die so erhaltene Verbindung isl farblos; sie bricht das
Licht stark; sie riecht sehr unangenehm; sie ist specifisch
schwerer als Wasser; bei 90^ ist sie vollständig zu einer
farblosen durchsichtigen Flüssigkeit geschmolzen, welche beim
Erkalten zu einer Masse von Krystallen wird , die von meh-
reren Mittelpunkten aus sich strahlenförmig verbreiten. In
einer Röhre über der Weingeistlampe erhitzt wird diese Ver-
bindung zersetzt; sie giebt einen erheblichen kohligen Rück-
stand, metallisches Quecksilber, und dicke übelriechende weifse
Dämpfe. Diese Dämpfe brennen bei Annäherung eines ent-
zündeten Körpers mit grüner Flamme, unter Bildung von
schwefliger Säure und Chlorwasserstoff. — An der Luft ver-
liert die Verbindung Schwefeläthyl, und die Krystalle werden
an der Oberfläche undurchsichtig; wahrscheinlich beruht der
Geruch der Verbindung auf einer ähnlichen theilweisen Zer-
setzung. — Durch langsames Verdunsten der Lösungen dieser
Verbindung in Aether und in Holzgeist erhielt ich schöne
schief-rhombische Krystalle; die Prismenflächen waren zu ein-
ander unter 11^ \2' und 103<^ 40' geneigt, die Neigung der
Basis zu zwei Prismenflächen beträgt 73® 10^
Durch Schwefelwasserstofi* wird diese Verbindung unter
Bildung von Schwefelquecksilber zersetzt ; bewerkstelligt man
diese Zersetzung, indem man einen Strom trockenes Schwe-
felwasserstoflgas auf die Krystalle einwirken läfst, so ent-
wickeln sich reichliche Dämpfe von Chlorwasserstoff und
Schwefeläthyl verdichtet sich. — Salpetersäure greift die Ver-
bindung selbst in der Kälte an , unter Entwicklung röthlicher
Dämpfe; die bei dieser Einwirkung entstehende Flüssigkeit
enthält keine Schwefelsäure. Dasselbe zeigt sich bei Einwir-
kung der Salpetersäure auf Schwefeläthyl. ~ Siedende Schwe-
felsäure zersetzt die Verbindung unter Schwärzung der Flüs-
sigkeit. — Kali und Kalk färben die Krystalle gelb. —
und des Schw^dmeAifis mU ChhrmeiaUen. 37i
Anunoniak giebt mit einer
ätherischen
Lösung der
Verbindung
Chlorquecksilber-Amidqaecksilber.
Die Analyse dieser
Verbindung
fuhrt zu
der
Formel
C4H.S, HgCl.
Geftinden
Berechnet
Quecksilber
55,68
55,36
Chlor
19,«4
19,67
Schwefel
8,43
8,85
Kohlenstoff
12,68
13,33
Wasserstoff
3,06
2,79
99,69 100,00.
Schmefdääiyl und PkUmchhrid CCaH^S),, PtCl,. — Diese
Verbindung entsteht unter denselben Umständen wie die vor-
hergehende, und zeigt auch ähnliche Eigenschaften und Re-
actionen. Sie schmilzt bei 108^. In einem Schälchen erhitzt
brennt sie mit grüner, stark rufsender Flamme und hinterläfst
sie metallisches Platin. Ihre alkoholische Lösung fällt die
Kalisalze. Ihre Zusammensetzung ist (CaHsS}«, PtCIf.
Gefunden Berechnet
Platin
37,81
37,95
Chlor
26,43
27,38
Schwefel
12,74
12,33
Kohlenstoff
18,84
18,49
Wasserstoff
4,58
3,85
100,40 100,00.
Als bei den vorhergehenden Versuchen Schwefelmethyl
an der Stelle von Schwefeläthyl angewendet wurde, bildeten
sich krystallinische Verbindungen von demselben Aussehen,
denselben Eigenschaften und Reactionen , wie die vorher*
gehenden. Es wurden in ihnen nur der Quecksilber- und
der Platingehalt bestimmt , und 61,09 pC. Quecksilber und
42,74 pC. Platin gefunden. Die den oben angegebenen ent-
sprechenden Formeln verlangen 60,24 pC. Quecksilber und
42,64 pG. Platin.
372 Berthelot y über die Einwirkung des Ammoniaki
Ich werde später noch Verbindungen des SchwefeKthyls
und Schwefehnethyls mil andern Chlormetallen und Jod-
metallen beschreiben.
Ueber die Einwirkung des Ammoniaks auf amyl-
ätherschwefelsauren Kalk;
von M. Berihelot*^.
Erhitzt man amylätherschwefelsauren Kalk mit einer alko-
holischen Lösung von Ammoniak auf 250^, so geht eine Zer-
setzung unter Bildung eines Amylaminsalzes vor sich.
Dieses erhellt aus folgenden Thatsachen. Als die Sub-
stanzen in einem verschlossenen Getäfse während zwei
Stunden erhitzt worden waren , wurden sie mit Kali destillirt
und die entweichenden Dämpfe in wässeriger Salzsäure con-
densirt. Diese Flüssigkeit wurde dann zur Trockne verdampft,
in der Kälte mit wasserfreiem Alkohol behandelt^ die Lö-
sung von neuem eingedampft , der Rückstand mit Alkohol
behandelt und die Flüssigkeit in der Hitze mit Platincblorid
versetzt. Beim Erkalten schieden sich Krystalle ab, deren
Analyse zu der Formel C|oH,sN, HQ + PtClt führte :
Gefunden Berechnet
Kohlenstoff 19,4 20,5
Wasserstoff 5,2 4,8
Platin 33,9 33,6.
Die Zersetzung läfst sich in folgender Weise ausdrücken :
^^''^Cio, SOsi + NH. = C.oH„N, HO, SO. + CaO, SO..
Sie entspricht ganz der vergleichenden Zusammenstellung,
welche Wurtz für die Aethylbasen und die Aetherarten
*) Gompt. rend. XXXVI, 1096.
auf amyläiherschwefdsauren Kalk. 373
gegeben hat. Im vorliegenden Falle trifR die Analogie um
so mehr zu, da dasAmylamin — welches bisher nur mittelst
einzelner Amylätherarten (des Cyansäureäthers, Bromwasser-
stoffäthers u. a.} dargestellt wurde — sich bei der Zersetzung
der amylätherschwefelsauren Salze bildet, gerade so wie sich
Aetherarten bei der Zersetzung der ätherschwefelsauren,
amylätherschwefelsauren und .ähnlicher Salze, nach dem von
Felo uze angegebenen allgemeinen Verfahren, bilden :
^"°cio,' SO,i + Cy • K = CioHn . Cy+KO, SO.+CaO, SO,.
^'""cio Soi+^« • H = CioHn . H,N, HO, SO, + CaO, SO,.
Durch Erhitzen von ätherschwefelsaurem Baryt mit Am-
moniak auf 250^ und Behandeln des Products in der vorher-
gehenden Weise wurde ein zerfliefsliches, in wasserfreiem
Alkohol lösliches salzsaures Salz erhalten^ dessen Flatindoppel-
salz bei Behandlung mit Kali ein entzündliches alkalisches
Gas gab. Hier hatte sich ohne Zweifel Aethylamin gebildet.
Bereitung von reinem Kalihydrat.
Wenn man Salpeter mit metallischem Kupfer zum Glühen
erhitzt, so wird die Salpetersäure vollständig zersetzt und
man erhält ein Gemenge von reinem Kali mit Kupferoxyd.
Auf diese Weise kann man sich zu analytischen Zwecken
sehr bequem reines Kalihydrat. bereiten, da es sehr leicht ist,
sich vollkommen reinen Salpeter zu verschaffen. Auf 1 Theil
zerriebenen Salpeter nimmt man 2 bis 3 Theile Kupfer in
Form von käuflichem Blech, von der Dünne^ dafs es sich mit
der Scheere in kleine Stückchen zerschneiden läfst. Diese
füllt man mit dem Salz in abwechselnden schmalen Schichten
374 Bereämg von reinem Kalikydrai.
in einen eisernen Tiegel und setzt diesen, bedeckt, etwa
I Stunde lang einer mäfsigen Rothglühhitze aus. Nach dem
Erkalten wird die Masse mit Wasser behandelt, womit sie
sieb stark erhitzt, die Kalilauge in einen schmalen, verschliefs-
baren Cylinder gegossen, vollkommen klären gelassen und
dann von dem abgesetzten Kupferoxyd mit einem Heber
klar abgezogen. Sie enthält keine Spur Kupfer aufgelöst.
Um sie frei von Kohlensäure zu erhalten, bewahrt man sie
am besten auf die von Dr. Mohr angegebene Art auf; man
verschliefst nämlich die Flasche mit einem Kork, durch den
ein an beiden Enden offenes, mit einem gröblichen Gemenge
von Glaubersalz und Aetzkalk gefülltes Rohr luftdicht ge-
steckt ist.
Es wird am zweckmäfsigsten seyn, sich für diese Ope-
ration einen kupfernen Tiegel machen zu lassen ^ weil bei
Anwendung eines Tiegels von Eisen ^ namentlich eines von
Gufseisen, das Kali ein wenig durch Kohlensäure und Kiesel-
säure verunreinigt wird. — Eisen zersetzt den Salpeter eben
so vollständig wie Kupfer; aber wegen dieses Gehaltes an
Kohlenstoff, Silicium, Phosphor etc. ist es zur Bereitung von
vollkommen reinem Kali nicht anwendbar.
Bei dem obigen Verhältnifs von Salpeter und Kupfer
wird letzteres zum Theil nur zu Oxydul oxydirt. Man kann
es bei einer neuen Bereitung von Kali zum zweiten Mal
anwenden, indem man dann auf 1 Theil Salpeter 1 Theil von
diesem Oxyd und i Theil metallisches Kupfer nimmt. Zuletzt
kann man es, nach dem völligen Auswaschen, zur Bereitung
von Kupfervitriol benutzen.
W.
875
Phosphortitan.
H. Rose hat bekanntlich eine Verbindung von Titan-
chlorid mit PhosphorwasserstoflF dargestellt *). Sie ist ein
brauner, amorpher Körper, von dem er angiebt, dafs er bei
der Sublimation einen äufserst dünnen kupferfarbenem Ueber-
zug von metallischem Titan hinterlasse. Da es sich nun seit-
dem gezeigt hat, dafs der auf gleiche Weise aus der ana-
logen Ammoniakverbindung entstehende kupferfarbene Körper
nicht metallisches Titan, sondern Stickstofftitan ist, so schien
es wahrscheinlich, dafs jener Körper ein kupferfarbenes Phos-
phortitan seyn könne. Hr. Ea st er aus Baltimore hat diese
Verbindung von Rose dargestellt, und zwar in einem so
eingerichteten Apparat, dafs er sie gleich nach ihrer Bildung
dampScirmig mit Phosphorwas5erstoSgas durch ein bis zum
Glühen erhitztes Glasrohr treiben konnte. Es wurde hierbei
keine Spur von einem kupferfarbenen Körper erhalten, son-
dern das Glas bedeckte sich mit einer sehr dünnen Lage von
einer grauen, halb metallisch glänzenden, kaum ablösbaren
Substanz, die sich als Phosphortitan erwies. Es ist ausge-
zeichnet durch den ganz aufserordentlich blendenden Glanz,
mit dem es auf schmelzendem Salpeter oder chlorsaurem
Kali verbrennt. Zu einer quantitativen Analyse reichte die
erhaltene Menge nicht hin. — Durch Glühen eines Gemenges
von Titansäure, Phbsphorsäure und Kohle im Kohlentiegel bei
Nickelschmelzhitze konnte dieses Phosphortitan nicht erhalten
werden.
W.
*) Pogg. Ann. XXIV, 141.
376
Campher aus SassafrasöL
Bei Versuchen, welche Hr. Faltin über die Einwirkung
von Chlorgas auf Sassafrasöl anstellte, fand derselbe, dafs dieses
dadurch, unter Bildung von viel Chlorwasserstoffsäure, in eine
dicke zähe Masse verwandelt wird, die nach der Neutralisirung
mit Kalkmilch bei der Destillation eine kleine Menge Campher
giebt, in Eigenschaften und Zusammensetzung vollkommen
identisch mit dem gewöhnlichen Campher. Ohne iie Einwir-
kung von Chlor konnte er aus dem Oel nicht erhalten werden.
Wahrscheinlich entsteht er aus einem in dem Sassafrasöl ent-
haltenen sauerstofffreien Oel. Diese Beobachtung hat darum
einiges Interesse, weil der Sassafrasbaum zu den Laurineen,
also zu derselben Familie wie der japanische Campherbaum
gehört. W.
Reaction auf Anilin.
Vermischt man Anilin oder eui Salz desselben, selbst in
sehr kleiner Menge, auf einer Porcellanfläche mit einigen
Tropfen concentrirter Schwefelsäure und einem Tropfen einer
Lösung von chromsaurem Kali^ so nimmt das Gemische nach
einigen Minuten eine rein blaue Farbe an , weit verschieden
von der, welche Strychnin unter gleichen Umständen hervor-
bringt. Nach einiger Zeit verschwindet jedoch diese Farbe
wieder. Diese Reaction ist von Hrn. F. Beifsenhirtz ent-
deckt worden. W.
Ausgegeben den 29. September 1853.
Drack von Wilhelm Keller iu OiefBen.
ANNALEN
DER
CHEMIE
UND
PHAÜMACIE.
Herausgegeben
Ton
Friedrich Wähler^ Jwtus lAebig
und Hemumn Kopp.
Neue BeQie. Boad XII.
XMit einer FigwreiitafeL)
Heidelberg.
Akadeniliehe Verlagtbiiehlwiidliing too C. P. Winter.
185 1
ANNALEN
DER
CHEMIE
UND
PHARMACIE.
Herausgegeben
von
Friedrich Wähler^ Juatiu Liebig
und Hermann Kopp.
Band LXXXVTII.
(Mit einer FignrentafeL)
Heidelberg.
Akademische Verlagsbuchhandlnng von C. F. Winter.
ISIS.
Inhahsanzeige desLXXXVIlL Bandes.
Erstes Heft
Seile
Chemifcbe Untaraochimgen über die Respiration def ScUammpeis-
gere (Cobitii fottilis); von Dr. M. Banroert 1
Deber voltametrische Mesrangen; von Heinrich Meidinger . . 57
Ueber einen verbenerten Apparat lu Gasanalysen ; von Dr. E. F r a nk-
land und W. J. Ward 83
Verbindungen des Qaecksilberoxyds mit AUantoTn; von Dr. H. Lim-
pricht 94
Gflunng des AllantoTns 100
Ueber den Harnstoff als Maafs des Stoffwechsels; von Prof. Th.
Bif choff m GieÜMn 101
EinflaCi des Kochsakes anf die Hamsloffentleemng. Berichtigung
und Znsata; von Demselben 109
Versncha &ber die Ausscheidung des Harnstoffs ; von A. G. Siegmnnd 112
Kftnstliche Bildung krystallisirter Mineralien auf nassem Wege; von
Dr. H. Vohl 114
Ueber das electrolytische Geseti; von H. Bnff 117
Ueber die Berechnung der Azenwinkel der iweiaxigen Krystalle;
von E. Wilde 134
Ueber die Bildung von Amarin, Furfurin und einer neuen Base, des
Anilins; von C. Bertagnini 127
Ueber den der BenioMlure entsprechenden Alkohol; von S. Can-
nisiaro • 129
\
Sdto
Apparat imn Gradoiren cyliDdrifcher Glaigefltfte; von Carl Wesl-
hoff ans Soett tSl
Ueber die Bildmig des Stickatoffbeaioyls auf Hipporaiare; tob Dr.
Lioipricht nad von Uslar 133
Die Anwendoog von Kopferritriol aar Conterrirang von Thierbilgen ;
TOD Dr. Wilhelm Wicke 135
VorliaSge Notia Aber den gelben FarbstoCf derOnercilronrinde; von
L. Bigand 136
Zweites Heft
JahreMbericht ai/r Ergänzung der im Jahr 1853 in den Anmalen
erschienenen AbhandUingen,
A. Physik,
Seite
Verdichtung von Gasen an starren Körpern 137
Wirmeentwickelong beim chemischen Processc * . 141
Mechanische Wirknogen cfaemisoher KrAfke 179
Ueber die specifische Wirme gasförmiger Snbatanien .....' 184
Spfciflsche Wfirme des amorphen Phosphors 186
Verdampfang des Wassers 187
Ueber das Gefrieren des Wassers im luftverdiknnten Banm «id die
dubei dureh das Verdwslan des Eises ecae«gte KClte . . • 188
Wirmeleitong 191
WirmestraUoüg 909
Herapath'a JodchiniMali 909
Optisch -chemische üntersnchnngen 209
2nr Photographie 919
B. Chemie,
a. Unorganische Chemie^
Ceber mm neoe Oiydattesstnfe dee WaMersteffi and ihr Verfailtp-
nifs inm Qaon 991
Seite
Ueber den Einflofii de« WtMer« bei cbenifcben ZeneUnngcn . . 294
Ueber kaDstlich krystallUirten Kobleoftoff 396
Ueber die Einwirkuog der Kohlensfiare nnd der Borsftnre auf Ladi-
moftinktar 327
Ueber das Gefrieren and Sieden der Hydraie der Schwefelfl<are . 228
Gewionnnf^ dea Tellor im Grolsen ani den Siebenbftrger Goldenen 231
Ueber daa Didyni nnd seine Verbindungen 232
Ueber die Riobsiure, die PelopsAnre und die Tantalsflnre .... 245
Ueber die Einwirkung des Ammoniaks aof einige arsenigsanre Me-
tellsalxe 249
Ueber das Aeqniyaientgewicbt des Chroms 251
Ueber molybdfinsaure SaUe 252
Ueber die isomerischen Verbindungen des Schwefelantimons . . . 255
Ueber die Verbindungen det Schwefelantimons und Antimonozyds . 259
Ueber das Wismuthozydnl 260
Ueber das vermeintlich neue Metall Aridium 264
Drittes Heft.
Ueber schwefligsaure Knpferoxydulverbindungen 265
Ueber die Einwirkung des Salmiaks auf Kupfer 268
Ueber die Zusammensetsnng des phosphorsanren Qnecksilbavxyds . 272
Ueber schwefelsaures Quecksilberoxyd 273
U6ber die Verbindungen der beiden Sinrett des Selens mit den bei-
den Ooeckflilberoxyden 274
b. Organische Chemie.
Ueber einige Verbindungen des Cyans mit Kupfer 278
Ueber die Einwirkung des Schwefelwasserstoffs auf die Pikrinsäure 281
Ueber die Bildung der salicyligen Säure in den Blftthen der Spiraea
ulmaria 284
Ueber das feste Zersetsungsproduct bei Destillation der Stearinsäure
mit Kalk 285
Ueber die Constitution des Stearins 287
Ueber die ZusammenseUnng des Rindstalgs . , 295
Seile
Üeber die Butter 300
Ueber die Verbindangen des Glycerins mit den Sparen 804
Ueber neue Bildnngiweisen der Aetherarten 313
Ueber die Spaltungen des Gyaniilarefithers 314
Ueber das Stannmetbyl 316
Ueber Methplumbäthyl 318
Ueber einigt Stibäthylverbindungen 323
Ueber den Caproylalkohol 325
Ueber die Einwirkung der Kohlensäure auf Chinin und Cinchonin . 326
Untersuchungen über die Harmala-Alkalofde 327
Ueber einige neue basische Zersetsungsproducte Ton Pflanxenbasen • 336
Ueber eine neue Bildungsweise des Toluidins 340
Ueber die yerscfaiedenen Arten des Terpentinöls und die Einwirkung
der Hitze auf dasselbe 342
Ueber das Entstehen von Theer aus öibildendem Gase 349
Ueber die Darstellung der Collodinm wolle 351
Ueber das Laurin 354
«
Ueber einige Bitterstoffe 356
Ueber Pinus sylvestris 360
Ueber eine krystaUisirbare organische Substanz aus dem Blute . . 377
c. Analytische Beitrfige.
Ueber die Bestimmung des Ammoniakgehalts in Wasser . . • • 301
Ueber die Erkennung der Salpetersäure . 394
Ueber die Bestimmung des Salpetergehaltes im Schieispulver . . ' . 395
Ueber die Beduction des Arsens und des Antimons aus ihren Ver-
bindungen durch Cyankalinm 397
Ueber das Verhalten des Schwefelarsens gegen kohlensaures Alkali 401
Erkennung des Strychnins 402
ANNALEN
DER
CHEMIE UND PHARMACIE.
LXXXVIIL Btndei erite« Heft.
Chemische Untersuchungen über die Respiration des
Schlammpdzgers (^Cobitis fossilis^;
von Dr. M. Baumert^').
Die zur Gattung Cobitis gehörenden Fischarten zeichnen
sich bekanntlich durch eigenthttmliche Respirationserscheinun-
gen aus. Beobachtet man z. B. Schlanunpeizger, welche sich in
offenen^ mit Wasser geffilUen Glasgeftrsen befinden^ so sieht
man diese Thiere in unregelmälsigen Intervallen zur Ober-
fläche des Wassers emporsteigen und atmosphärische Luft
durch den Mund einziehen. Im nächsten Augenblick, wäh-
rend der Fisch zum Boden des Behälters zurückkehrt , ent-
weichen aus seiner AfteröiTnung grofse Gasblasen in mehr
oder minder beträchtlicher Menge. Bisweilen wiederholt sich
dieser Vorgang mehrmals in kurzen Zeiträumen , bisweilen
vergehen aber auch Stunden, ja halbe Tage, bevor der
Schlammpeizger zum zweitenmale die Oberfläche des Wassers
aufsucht.
' Nicht viel weniger unregelmäfsig ist bei diesen Fischen
die Kiemenrespiration. Im Allgemeinen, selbst bei Jüngern
Individuen auffallend langsam, setzt sie nicht selten eine Zeit
*) Im Aufxag tof einer DiMertalionMchrifi vom Verfuser mttgeUieilt
Annsl. d. Chemie n. Pberm. LXXXVIU. Bd. 1. Heft. \
2 Baumert j ehemüehe ünkrmchmgen aber .
lang vollkommen aus. Solche Pausen treten besonders ein,
nachdem der Fisch durch den Mund atmosphärische Luft ein-
genommen hat. Alsdann liegt er ohne bemerkbare Bewe-
gung der Kiemendeckel regungslos auf dem Boden des Ge-
fafses und erst allmälig und mit steigender Schnelligkeit
beginnen die Kiemen von neuem ihre Function.
Diese scheinbar so regellosen Respirationsthätigkeiten
haben schon seit längerer Zeit die Aufmerksamkeit der Na-
turforscher erregt. Ich verweise in dieser Beziehung auf die
Arbeiten von Erman*) und Bischof**).
f. Verfahren f um die vom Wasser absorbirten Gase sti
gewinnen.
Die nachstehende Methode ist zuerst von Bunsen
benutzt worden und führt bei einiger Uebung eben so schnell
als sicher zum Ziel. Sie ist in kurzem folgende :
Ein Glasballon von 1 bis 2 Litres Capacität dient zur
Aufnahme des auszukochenden Wassers. Mit demselben wird
der zur Aufsammlung der Gase bestimmte Apparat durch ein
dickes Rohr von vulkanisirtem Kautschouk luftdicht verbunden
■
(siehe Fig. 1 der Tafel). Zur Herstellung dieses Apparats
wählt man eine Röhre von leicht schmelzbarem Glase aus, deren
Wandungen 1^ bis 2 Mm. dick sind und deren Durchmesser
20 bis 25 Mm. im Lichten beträgt. Es ist besonders darauf zu
achten, dafs die einzelnen Theile des Apparats in richtigem
Verhältnifs zu einander stehen. Der Theil a der Röhre, be-
stimmt, die Gase des im Ballon befindlichen Wassers aufzu-
nehmen, mufs so geräumig seyn, dafs er von der ent-
wickelten Luft höchstens zur Hälfte angefüllt wird; aufserdem
♦) Gilben'a Annalen der Physik Bd. XXX, S. 112.
♦*) Journal für Chemie und Physik von Dr. J. S. C. Sdiweigger.
Bd. XXn, S. 78.
10 RnpiraHon des Schtammpeiigers, 3
ist aber auch die Länge der Röhre a der Grölbe der Queck-
silberwanne anzupassen. Die Dimensionen des RöhrenstOcks
f d^ wddies das beim Erwärmen sich ausdehnende Wasser
des Glasballons aufnehmen soll, sind so einzurichten, dafs
Btcb voüendeiem Auskochen das Niveau des Wassers unge-
fldur die Mitte der Kugel c erreicht hat Bei d und e wird
die Röhre hinreichend verengt, damit sie an diesen Stellen
dordi die Löthrohrflamme leicht abgeschmolzen werden kann.
Es ist hierbei wesentlich, das Lumen des Glascylinders durch
Zusammenfallenlassen des Glases zu verdicken; ohne diese
Vorsicht ist der Apparat äuTserst zerbrechlich und würde
ikberdiefs während des Zuschmelzens durch den Luftdruck
nach innen durchbohrt werden* An das offene, ausgezogene
Ende f der Röhre wird ein kleines Rohr von vulkanisirtem
Eautachouk befestigt.
Es kommt nun zunächst darauf an, den Glasballon mit
der zur AufsanunluAg der Gase bestimmten Röhre in einer
Weise zu yerbin4en, welche die Communication beider Theile
leicht zu unterbrechen oder wieder herzustellen gestaltet.
Diefs erreicht man am einfachsten durch einen kleinen mas-*
siven Glascylinder, der in die weile Kantschoukröhre, ohne
diese auszufüllen, hineingeschoben werden kann. Nachdem
nämlich die letztere an den Hals des Ballons luftdicht be-
festigt worden ist , wird der Glasballon mit dem auszukochen-
den Wasser voUgeftillL lieber die Ligatur a (siehe Figur 2)
wird eine zweite b um die Kantschoukröhre geschlungen
und so weit zugezogen , dafs der als Ventil dienende Glas-
stab nicht in den Ballon hinabgleiten kann. Jetzt wird eben-
falls die Kantschoukröhre voll Wasser gefüUt, der massive
Glascylinder in die Röhre eingelassen und durch eine starke,
luftdicht schliefsende Ligatur d (Figur 2} in der Mitte zu-
sammengeschnürt. Zuletzt wird der in Figur 1 abgebildete
Apparat mit semem untern Ende g in die Kantschoukröhre
4 Battmeri^ elemäefte Dhtersuekimgen vber
eingesenkt und durch eine starke Ligatur gleichfaUs luftdiclil
mit ihr verbunden.
Die nun folgende Aufgabe ist, den mit dem Glasballon
vereinigten Apparat luftleer zu machen. Hierzu bringt man
beide in eine horizontale Lage. Bei dieser Stellung des Ap-
parats fliefst das über dem Glasventil im Kautschoukrohr be-
findliche Wasser in den Theil cg der Röhre (Fig. 1) und
erfiillt diesen etwa zur Hälfte. Dasselbe wird durch zwei
kleine Spiritusflammen allmälig und gleichförmig erhitzt und
so lange in starkem Kochen erhalten, bis man annehmen
kann, dafs die im vorgelegten Apparate enthaltene Luft voll-
ständig durch den Wasserdampf verdrängt ist. Dazu reicht
bei den gegebenen Dimensionen ein 5 bis 6 Minuten langes,
ununterbrochenes Kochen hin. Ist man von der LufUeere des
Apparats überzeugt, so läfst man das vordere Ende der Kaut-
schoukröhre h durch einen Gehilfen luftdicht zusammenpres-
sen, entfernt im nächsten Augenblick die Lampen und schmilzt
die Röhre bei e mit dem Löthrohre ab. We^n das Auskochen
des im Ballon enthaltenen Wassers nicht nur gelmgen, son-
dern auch gefahrlos seyn soll , mufs der kleine mit dem
Ballon verbundene Apparat luftleer seyn. Diefs giebt sich,
nachdem der Apparat vertical gestellt und in dieser Stellung
befestigt ist, theils durch das von selbst fortdauernde Kochen
des Wassers in der Röhre gc d zn erkennen , theils erst,
wenn die Ligatur bei d (Figur 2) durchschnitten und damit
die Communication zwischen Ballon und Apparat wieder her-
gestellt ist. Alsdann wird die starke Kautschoukr$hre von
der äufseren Luft kräftig nach innen gedrüdct und es
tritt sogleich eine lebhafte Gasentwicklung im Wasser des
Ballons ein. Man fängt nun an, den Ballon albnälig zu er-
wärmen und bringt das Wasser in demselben zum Kochen.
Letzleres mufs so lange fortgesetzt werden, als sich neben
Wasserdampf noch Luftblasen entwickeln. Durch die Grofee
die Resptraüm de$ ScMammpeiagers. 5
and die Form der emporsteigenden Blasen Iftfst sich dieser
Zeitpunkt leicht erkennen. Immer aber ist es rathsam , das
Kochen noch etwas länger fortzusetzen, weil das Wasser den
letzten Antheil Luft und zumal den Sauerstoff mit grofser
Beharrlichkeit zurückhält. So lange übrigens die mit Wasser
sich allmälig flUlende Röhre gcd die Temperatur von iOO^
noch nicht erreicht hat, so lange femer die starke Kaut«
schoukröhre nach innen comprimirt ist, so lange ist eine Ex-
plosion durchaus nicht zu befurchten. Durch künstliche Ab*
kühlung läfst sich der Erwärmung der Röhre gcd vorbeugen ;
der zweite Punkt kann dadurch sicher erreicht werden , dafs
der Theil a (Figur \} der Röhre mindestens noch einmal so
grofs genommen wird , als das Gesammtvolum der im Wasser
enthaltenen Gase es erfordert. Hat man sich schliefsUch über«
zeugt, dafs sich nur noch Dampfblasen entwickebi, so schmitet
man die Röhre bei d (Tigur i) mittelst des Löthrohrs ab,
um später die eingeschlossenen Gase in das Eudiometer über«
zafüllen.
Nach diesem Verfahren erhält man allerdings die gesammte
Luftmenge, welche das Wasser enthielt, jedoch nicht aus-
schliefslich in dem zur Aufnahme derselben bestimmten Röh-
renstücke a (Fig. 1). Ein Theil dieser Luft erfüllt aurser-
dem noch den über dem Wasser befindlichen Raum der
Kttgefaröhre gcd. Diese letztere Quantität könnte man nach-
träglich für sich messen, wenn nicht das mit der Luft in Be-
rührung stehende Wasser während des Erkaltens einen Theil
dieser Luft von neuem absorbirte und wenn nicht überdiers
der Eintritt des Wassers in das Eudiometer während des
Ueberfüllens zu beftirchten wäre. Eine geringe Abänderung
reicht indessen hin, den eben beschriebenen Apparat auch
zur Bestimmung der absoluten Luftmenge tauglich zu machen.
Für diesen Zweck werden die Theile d und e der Röhre
nicht abgeschmolzen, sondern auf andere Weise vor dem
6 Baumeri, dumtnAe üniermM)kmigen über
Zutritt der äurseren Luft bewahrt. Es kommt dann nur dar-
auf an 9 den Verschlurs so einzurichten, dafs er nach Belieben
angebracht oder entfernt werden kann, ohne dafs dadurch
die Gapacitit der Röhre a beeinträchtigt wird. Hierzu dient
eine kleine metallene Zwinge (Fig. 3}, die ans zwei Platten
besteht, welche durch eine Schraube fest gegen einander
geprefst werden können. Die innere Fläche der Platten ist
nicht eben, sondern steigt nach der Mitte sehr sanft an.
Dadurch wird die Kautschoukröhre h längs der Hauptachse
besonders stark zusammengeprcfst und sicher geschlossen.
Diese Zwinge wird, nachdem der Apparat wie früher lußle^
gemacht worden ist, und während der Gehilfe l>ei k die
Kautschoukröhre zusammengedrückt hält , zwischen den Punk-
ten f und h eingeschoben und mittelst der SchraiAe zugezo-
gen. Die Röhre a ist graduirt und durch exacte Kalibrirung
ihr Gesammtinhalt, so wie der zwischen zwei TheSstrichen ge»
legene Raum bestimmt. Der untere Theil dieser Röhre wird
mit der Kugelröhre gcd durch eine vulkanisirte Kautschouk-
röhre verbunden, in deren Lumen ebenfalls ein massiver
Glasstab eingeschoben ist Auf diese Weise ist der in*
Figur 1 abgebildete Apparat in zwei Theile getheilt, die be
d durch einen Kautschoukverband zusammenhängen. Vor dem
vollendeten Auskochen des im Ballon enthaltenen Wassers ist
natürlich das bei d eingeschobene Ventil geöffnet. Die früher
weiliäufig geschilderten Operationen, um die Luft des Wassers
zu gewinnen, bleiben bei dieser zweiten Methode dieselben,
mit dem Unterschied, dafs der luftleer gemachte Apparat mit
der kleinen Metallzwinge verschlossen und die Röhre bei d
nach vollendeter Auskochung wiederum nicht abgeschmolzen,
sondern durch eine feste , um das Glasvental gelegte Ligatur
vor dem Zutritt der Luft bewahrt wird. Von noch gröfserer
Wichtigkeit ist es dagegen, die Gröfsenverhältnisse der ein-
zelnen den Apparat bildenden Tbeile zweckentsprechend aas-
die RespiraÜaH des Sdilanmpebgen. 7
SttwäMen, denn es hängt die Genauigkeit der Methode aufser
von den früher erörteFten Bedingungen in diesem Falle auch
noch davon ab, dafs in demselben Augenblicke, in welchem
die Kugelröhre ged von dem Wasser vollkommen ausgerüUt
ist und eben die Grenze des Ventils überschreiten will, dafs
dann auch wirklich alle im Wasser des Ballons befindliche
Luft durch Kochen in die Röhre a hinaufgetrieben worden
Ist. Einige vorläufige Versuche sind am sichersten im Stande,
die einzelnen Theile des Apparats auf die zweckentsprechende
Gröfse zurückzufllhren. Daher ist es gut, sich bei allen Ex-
perimenten desselben oder möglichst gleicher Ballons zu be*-
dienen. Nach vollendeter Auskochung wird die um das Ventil
gelegte Ligatur unter Quecksilber gelöst, das Gasvolum nach
Verlauf von einigen Stunden gemessen und nach Ueberfüllung
in das kleine Eudiometer seine nähere Zusammensetzung er-
mittelt.
Nach diesem Verfahren lafst sich aus einer und derselben
Quantität Wasser sowohl das absolute Volumen der Luft als
das relative ihrer Bestandtheile bestimmen, ohne dafs das
ausgekochte Wasser durch Absorption das Resultat zu stören
vermag. Die Methode ist in der practischen Ausführung bei
einiger Uebung eben so leicht als präcis; bei einem Ballon
von 1 bis 2 Litres Inhalt dauert der Versuch kaum drei
Standen.
Um die vom Wasser aufgenommene Luft zu untersuchen,
habe ich die von Bunsen eingeführten, jetzt allgemein be-
kannten Methoden benutzt.
Ehe ich mich indessen zu den Untersuchungen der Re*
8pirationq>foducte selbst wende, wird es nöthig seyn, noch
einige, die im Wasser enthaltene Luft im allgemeinen betref-
fende Fragen mit kurzen Worten zu berühren.
8 Baumeri, ehemi9cke IhiknwAmigm Übet
Bekanntlich hän^, wenn Wasser mit Gasen in Bertthning
tritt, zu welchen es keine chemische Verwandtschaft besiixt,
das relatiTe Verfaftitnifs, in welchem die Gase vom Wasser
anfgenonunen werden, von folgenden Bedingungen ab :
1. von der Beschaffenheit des Wassers, insofern dieses
chemisch rein ist oder nicht;
2. von der Löslichkeit der einzelnen Gase im Wasser;
3. von dem Verhftltnifs, in welchem die dem Wasser
dargebotenen Gase gemengt sind, und
4. von der Temperatur.
Da nun einzelne dieser Bedingungen in hohem Grade
variabel sind, so folgt schon a priori, dafs die rektiven Vo-
lume der einzelnen Gase, welche in dem auf der Erde ver-
breiteten Wasser enthalten sind , unmöglich immer und überall
gleich seyn können. Denn selbst wenn das Wasser überall
in unausgesetzter Berührung mit der constant zusammen-
gesetzten Atmosphäre stände und daher eine der Temperatur
entsprechende Sättigung des Wassers mit den Bestandtheilen
der Luft erwartet werden müfste, würden doch die relativen
Gasvolume der absorbirten Luft sich ändern, sobald eine
Aenderung der chemischen Beschaffenheit des Wassers ein«
tritt. Bekanntlich ist aber das Wasser unseres Erdballs in
Bezug auf die in ihm enthaltenen Substanzen von sehr ver-
schiedener chemischer Zusammensetzung. Diese letztere be-
dingt auch in der That die vorzüglichsten Schwankungen,
welche die relativen Volume des vom Wasser absorbirten
Sauerstoffs, des Stickstoffs und der Kohlensäure darbieten«
Handelt es sich um genaue Resultate, so müssen diese, ob-
wohl unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht bedeutenden,
Schwankungen dennoch berücksichtigt werden, zumal wenn
kleinere Mengen Wassers für sich gewissen verändemdeii
Einflüssen unterliegen, wie diefs bei den nachfolgenden Unter-
suchungen der Fall gewesen ist. Alsdann werden solche im
die Re^mraÜan des Sehkmmpebgers. 9
Grofsen geringfügige Einflüsse eine relativ bedeutende Ver-
änderung der aufgenommenen Luft hervorbringen. Es dürfte
daher hier der Ort seyn , einige der verschiedenen Bedin«-
gungen nüher zu besprechen^ die im Laufe meiner Versuche
durch ihren wesenflidien Einflufs auf die Luflbeschaffenheit
des Wassers besonders hervorgetreten sind *).
Zunächst hat sich ergeben, dafs das aus der Oder ge-
schöpfte Wasser in Folge der reichlich darin enthaltenen
Exiractivstoffe eine Veränderung der relativen Volume des
Sauerstoffs und der Kohlensäure erleidet, so zwar, dafs bei
längerem Stehen der Kohlensäuregehalt der im Wasser ent-
hdtenen Luft auf Kosten des Sauerstoffs zunimmt. Es hat
sich femer ergeben, dafs die im Wasser enthaltene LuA
durch Berührung mit Holz, wie diefs z. B. bei dem Trans-
port des Wassers in hölzernen Gefäfsen der Fall ist, neben
der Zunahme des Kohlensäuregehalts eine weitere Abnahme
ihres Sauerstoffs erleidet, bedingt durch die Absorption des
Sauerstoffs durch das Holz selbst. Aufser diesen Ursachen
giebt es noch mannichfache andere, die auf die Zusammen*
Setzung der im Wasser enthaltenen Luft von mwklichem Ein-
flasse sind. Leider sind diese nicht immer einer genauen
Ermittelung zugänglich. So bewirkt der Wechsel der Tem-
peratur, die Berührung des Wassers mit einer an Kohlen-
säure beladenen Atmosphäre, wie letztere in bewohnten Räu-
men sich bildet u. s. w., eine Summe von Störungen in der
ursprünglichen Luftbeschaffenheit des Wassers, ohne dafs man
immer im Stande ist, diese nachtheiligen Wirkungen auszu-
scUiefsen, oder dieselben im Wege der Rechnung zu elimi-
niren.
*) Ich mofs auf die ansfohrlicheron analytischen Belege in diesen Mit-
tbeilungen verzichten und in dieser Bezichnng auf die Dissertations-
schrift sclhflt verweisen.
10 Baumeri^ fAemudU Oniersudnmgen über
Es mutBle mir deblialb für die nachfolgeBden Experimeiile,
die wegen ihrer Mannichfaltigkeit grobe Ouantitäten Wassers
erfOTderten, von Werth seyn, ein Verfahren aufzufinden^
welches jeder iiigend merkbaren Veränd^ung der absorbirten
Lufl vcNTbeugt und daher gröfsere Wassermengen vorräthig
zu halten gestattet. Nebenbei konnten die Untersuchungen
nur an Einfachheit und Präeision gewinnen, wenn nicht jedem
einzebien Experimente eine wiederholte Untersuchung der
ursprünglichen 9 im Wasser enthaltenen Luft vorausgehen
durfte. Ein Verfahren , welches den obigen Anforderungen
entspricht» kann der Theorie nach nur darin bestehen, ehem£sch
reines Wasser mit Luft vollständig zu sättigen und es sodann
in einem Räume von gleichbleibender Temperatur, dessen
Luft die normale Zusammensetzung unverändert beibehält,
aufzubewahren. Ich werde bald Gelegenheit haben, auf die-
ses Verfahren ausfährlicher zurückzukommen. -Für meine
Zwedie muGste ich aus mehreren Gründen von dem Gebrauche
dieser Methode abstehen. Einmal stand mir keine Räumlich-
keit zu Gebote, deren Temperatur und Atmosphäre constant
blieben; femer überzeugte ich mich bald, welche beträchi-
Ik^e Zeit erforderlich ist, um eine nur einigermafsen bedeu-
tende Menge Wassers mit Luft zu sättigen; und endlich er-
fwdert die grofse Löslichkeit der Kohlensäure in Wasser
gewisse Vorsichtsmafsregeln , die bei gröfseren Quantitäten
Wassers viele Unbequemlichkeiten verursachen.
Ich habe daher dieses Verfahren in der Weise modificirt,
dafs ich ungefähr 50 Quart frisch destillirten Wassers in
einem unbewohnten und der freien Luft zugänglichen Räume
in kleineren Portionen mit Luft schüttelte, ohne übrigens die
vollständige Sättigung des Wassers abzuwarten. Nachdem
ich die wiedervereinigten Portionen mehrere Stunden stehen
gelassen hatte, füllte ich das Wasser in gläserne, mit sehr
sorgfältig eingeriebenen Glasstöpseln versehene Flaschen und
die Re9piraiüm des SMammpeügere. il
bewahrte diese wohl verschlossen über kleinen^ mit dem
nfimlichen Wasser gefüllten Glascylindern umgestürzt auf.
Die Temperatur des Locab suchte ich möglichst constant zu
erhalten. Ich will zunächst zur BeurUieQnng dieser Methode,
deren ich mich fast ausschliefsiich bei den spätem Versuchen
bedient habe, einige analytische Belege geben.
Der Inhalt der ersten Flasche wurde unmittelbar nach
vollendeter Füllung sMmmtlicher Fkschen in den zum Aus-
kochen bestimmten Ballon entleert und die absolute Menge
der in diesem Wasser befindlichen Luft, so wie deren rela-
tive Zusammensetzung ermittelt. Der Inhalt der zweiten
Flasche ist am dritten Tage, der dritten am neunten Tage und
der vierten am 22. Tage nach der Füllung der Flaschen aus*
gekocht und untersucht worden.
Es folgt hier die Zusammenstellung der durch die vier
Analysen gewonnenen Resultate :
1. relaUve Volume :
I. IL III. IV.
Stickstoffgas 61,60 61,50 61,10 60,88
Sauerstoffgas 29,21 29,45 29,32 29,64
Kohlensäuregas 9,19 9,05 9,58 9,48
100,00 100,00 100,00 100,00.
2. obto/tf/e Vohme in 100 Theilen Wasser bei 0^ C. und
1 M. Druck in CC. :
I. IL in. IV.
Stackstoffgas 1,1507 1,1711 1,1247 1,1613
Sauerstoffgas 0,5457 0,5606 0,5397 0,5654
KoMensäuregas 0,1717 0,1723 0,1763 0,1806
1,8681 1,9042 1,8407 1,9075.
Man wird die Uebereinstimmuug dieser vier Analysen
genagend finden, wenn man die mannichfachen Fehlerquellen,
die bei der Gewinnung der Luft aus dem Wasser unvermeid-
lich sind, berücksichtigL Jedenfalls sind die gefundenen
12 Baumert, ckemuche Uniersuchimgen über
Zahlen nicht abweichender unter sich, als die Differenzen,
welche verschiedene Untersuchungen desselben Wassers in
Bezug auf seinen Luftgehalt darzubieten pflegen. Dieser
Grund schien mir entscheidend für die Tauglichkeit der Me-
thode. Ich habe daher die nachfolgenden Experimente, so
weit sie die Respiration der Fische betreffen, gröfstentheils
in der Weise ausgeführt, dafs ich einen grofsen Glasballon
mit frisch destillirtem Wasser füllte, dieses längere Zeit mit
Luft schüttelte, es sodann in kleinere Flaschen vertheilte, und,
wie oben angegeben, aufbewahrte. Sobald die analytischen
Resultate mehrerer Versuche übereinstimmten, begann ich die
Respirationsexperimente. Während der Versuche überzeugte
ich mich durch wiederholte Untersuchung von der gleich-
förmigen Beschaffenheit des Luftgehalts. Immer habe ieh,
sobald eine Abweichung von den früheren Bestimmungen sich
herausstellte, entweder den Grund derselben zu erforschen
mich bemüht, oder, wo dieses nicht gelange und dennoch
eine dauernde Veränderung in dem Luftgehalt des Wassers
sich ergab, die mit diesem Wasser bereits ausgeführten Ex-
perimente theils ganz bei Seite gelegt, theils sie mit einer
darauf bezüglichen Bemerkung mitgetheilt. Es sind daher
die hier mitgetheilten Analysen fast immer, als die am ge-
nauesten übereinstimmenden, aus einer gröfseren Reihe von
Versuchen ausgewählt worden.
Ich erwähnte bereits oben eine andere Methode, um eine
constante. Zusammensetzung der vom Wasser absorbirten Lufl
zu erreichen. Obgleich ich mich ihrer aus den dort angege-
benen Gründen bei den Respirationsexperimenten selbst ent-
halten mufste^ so ist dieselbe doch von unzweifelhaftem Werthe,
wo es sich um gewisse theoretische, die Absorptionsverhält-
nisse angehende Fragen handelt. Es sey mir daher erlaubt,
hier nochmals auf dieses Verfahren zurückzukommen.
die RespkaHan des ScMammpeiMgers. 13
Wie bereits erwähnt^ läfst sich eine constante Zusammen-
Setzung; der vom Wasser absorbirten Luft dadurch erreichen,
dafs man chemisch reines Wasser bis zur Sättigung mit reiner
atmosphärischer Luft bei derselben Temperatur schüttelt«
Hierbei ist jedoch zweierlei von wesentlicher Bedeutung :
1} Wird , wenn nicht besondere Vorkehrungen getroffen
werden, die im Wasser sehr lösliche Kohlensäure bei län-»
gerem Schütteln grofser Luftmassen in Yerhältnifsmäfsig sehr
bedeutender Menge auf Kosten des Sauerstoffs und Stickstoffs
absorbirt (als Beleg können obige vier Analysen dienen} und
2) zeigt sich bei diesem Verfahren, welches mehrere
andere, auf die Absorption der Gase influirende Bedingungen
ausschliefst, wie nöthig es ist , den Einflufs, welchen die Tem-
peratur auf das relative Absorptionsverhältnifs der Oase aus-
übt, zu berücksichtigen. Um der excessiven Aufnahme der
Kohlensäure vorzubeugen, habe ich das frisch destillirte
Wasser nochmals in einem Kolben mit langem, engem Halse
mehrere Stunden gekocht. Damit das ausgekochte Wasser
während des Erkaltens nicht von neuem Kohlensäure aufneh-
men konnte, wurde der Kolben nach beendeter Auskochung
sogleich mit einer langen Röhre, die befeuchtete Aetzkali-
stücke enthielt, in Verbindung gebracht. Zur Sättigung dieses
Wassers liefs ich einen von Kohlensäure möglichst befreiten
Luftlerem längere Zeit durch dasselbe streichen. Zur Ent-
fernung der Kolilensäure ist die atmosphärische Luft durch
mehrere mit befeuchteten Aetzkalistücken angefüllte Röhren
hindurchgeleitet worden. Die Absorption der Luft suchte
ich durch wiederholtes Schütteln des die Flasche zur Hälfte
füllenden Wassers zu befördern. Die Temperatur schwankte
in den letzten zwei Stunden vor der Beendigung des Ex-
periments zwischen 10^,0 bis 10^,4 C. Die mittlere Tempe-
ratur war daher 10<^,2 C. Die Analyse gab folgende Zusam-
mensetzung der vom Wasser absorbirten Luft :
14 Baumert, ckmnkehe ünkreuekmigm ttar
Stickfltoffjfäs 66,22
Sauerstoffgas 33,76
KoUensiuregas 0,02
100,00.
Ein zweiter Yersudi, der in derselben Weise wiederholt
wurde, nur dafs das frisch destillirte Wasser, bevor es mit
kohlensäurefreier Luft gesättigt wurde, nicht von neuem
ausgekocht war, ergab bei einer Temperatur des Wassers
von 9*,7 C. :
Stickstoffgas 64,85
Sauerstoffgas 33,45
Kohlensänregas 1,70
100,00.
Mit Hilfe der Absorptionscoefficienten dieser drei Gase
läfst sich leicht prikfen, ob das Wasser in diesen beiden vor-
liegenden Fällen die der angegebenen Temperatur gröfst*
möglichste Luftmenge aufgenommen hatte. In diesem Falle
wird das relative Verhältnifs, welches zwischen den drei
Gasen stattfindet, oder, da wir von dem Volum der Kohlen-
säure ganz absehen können , das Verhältnifs zwischen dem
Volum des Stickstoffs und des Sauerstoffs in einer bestimmten,
durch die Absorptionscoefficienten dieser Gase gegebenen
Relation bestehen müssen. Nach den genauesten Bestimmun«
gen ergiebt sich aus den zahlreichen Versuchen Bunsen's,
dafs 1 Volum Wasser bei 3<^,2 C. und 760 Mm. Druck auf-
nimmt *') :
von Stickstoffgas 0,02189
von Sauerstoffgas 0,045526
von Kohlensäuregas 1,5184,
*) Die in der neuesten Aoflage von Pouillet-Muller'a Physik an-
gegebenen Absorptionscoefficienten stimmen mit diesen nicht voll-
kommen fiberein, weil sie «ans einer geringeren Anzahl von Ver-
suchen abgeleitet worden sind.
die Rnpitaikm des SeUammpeisgett. IS
dafs 1 Votam Wasser von \9^fi C. und 7ii0 Mnu Druck
aufnimmt :
von Stickstoffgras 0,01515
von Sauerstoffgas 0,03253
von Kohlensäuregas 0,8545.
Unter der durch theoretische Gründe und durch Unter-
snchungen des Regenwassers vielfach gestutzten Voraussetsung,
dafs die Absorptionscoäfidenten dieser drei Gase in umge-
kehrt proportionalem Verbilltnisse mit der Temperatur abneh-
men, läfst sich für jeden zwischen diesen Temperaturen lie-
genden Wärmegrad der Absorptionscoäf&cient durch Inter-
polation leicht ermitteln.
Die nachfolgenden Coefficienten sind daher durch Inter-
polation bestimmt :
1 Volum Wasser von 10^,2 C. und 760 Mm. Druck
nimmt auf :
an Stickstoffgas 0,019023
an Sauerstoffgas 0,039982
an Kohlensäuregas 1,2356.
1 Volum Wasser von 9P,7 C. und 760 Hm. Druck
niaimt auf :
an Stickstoffgas 0,019229
an Sauerstoffgas 0,040378
an Kohlensäuregas 1,2558.
Wenn nun in den vorliegenden zwei Analysen das Wasser
vollständig mit Luft gesättigt gewesen ist, so müssen die den
Sauerstoff-, Stickstoff- und Kohlensäure ^ Gehalt in Volum-
procenten ausdrückenden Zahlen, durch ihre der Temperatur
entsprechenden Absorptionsco^fficienten dividirt, Quotienton
ergeben, deren Summe zu den einzelnen Quotienten in dem-
selben Verhältnifs steht, wie ein beslimmtos Luflvolum zu
dem Volum seiner einzelnen Bestandtheile. Bezeichnet man
z. B. den AbsorptionscoeCficienten des Stickstoffs mit A, den
18 Baumert, ekmii$^ Unknudmngmi Über
des Saaerstoffs mit B und den der Koblensänre mil C, und
drückt man die entsprechenden Qaotienten durch die Bach-
staben a^ ß, y mSj so erhält man in der ersten der beiden
Analysen :
66,22 33,76 ^ 0,02
Es verhült sich nun (a+ß+y) : a = 100 : x (Stickstoff)
C<H-/>+}') : /I = 100 : Xi (Sauerstoff)
(a+/>+/) : }^ = IPO : X, (Kohlensäure).
Die Zusammensetzung der Luft, welche das Wasser im
ersten Falle absorbirt enthielt, berechnet sich hiemach :
Beredinete ZogammenaeUnng Mittlere Zasanmenteltaiif
der im Wawer enthalt. Luft der atmoapUrisdieii LafI
Stickstoffgas 80,48 Stickstoffgas 79,04
Sauerstoffgas 19,52 Sauerstoffgas 20,96
100,00 100,00.
Für den zweiten Fall berechnet sich die Zusammen-
setzung der vom Wasser absorbirten Luft zu :
Mittlere ZuaammensetxnBg der
Berechnet atmoiphflrischen Luft
Stickstoffgas 80,03 Stickstoffgas 79,0396
Sauerstoffgas 19,66 Sauerstoffgas 20,9600
Kohlensäuregas 0,31 Kohlensäuregas 0,0004
100,00 100,0000.
Die Abweichungen zwischen der berechneten und der
wirklichen Zusammensetzung der atmosphärischen Luft müssen
s äufserst gering erscheinen, wenn man bedenkt, dafs eine
sehr kleine Differenz, z. B. von 0,001, in dem Absorptions-
coeffidenten des Sauerstoffs eine Schwankung von beinahe
einem halben Procent in dem berechneten Sauerstoffvolum
h^Tomift. In der That existirt eine, diese Sicherheit ver-
bürgende Bestimmungsmethode, wenigstens was den Absorp-
tionscoefBcienten des Sauerstoffs betrifft, bis heute noch nicht.
Professor Bunsen, dessen Methode die seiner Vorgänger
die Resfiraiiom des SMmm^dtgers. 17
an Genauigkeit nnd Sicherheit übertriflTt, hat stets eine Ein-
wirkung des Sauerstoffs auf das zum Experiment nöthige
Quecksilber wahrgenommen, die sich durch Ausscheiden einer
schwarzen, flockigen Masse zu erkennen gab. Dabei war
da^ Quecksilber vor dem Versuche auf das Sorgfältigste ge-
reinigt worden. Ich glaube daher, dafs die obigen Zahlen
der wirklichen Sättigung des Wassers mit Luft bei den an-
gegebenen Temperaturen als sehr nahe kommend betrachtet
werden dürfen.
Zu ganz ähnlichen Resultaten gelangt man, wenn reines
Regenwasser, dessen Temperatur ermittelt ist, auf seinen
Luitgehalt untersucht wird. Es ist hierbei durchaus erforder-
lich, dafs das Wasser weder durch Staub , noch auf andere
Weise verunreinigt ist, und bis zur Zeit des Auskochens in
onunterbroöhener Berührung mit der Atmosphäre gestanden hat.
Das Regenwasser, dessen Luftgehalt ermittelt wurde,
vrar in Schalen von Porcellan aufgefangen, und zwar früh
zwischen 5 und G'Uhr, nachdem es die ganze Nacht mit
wenigen Unterbrechungen geregnet hatte. Die Temperatur
des Wassers war 11^4 C.
Stickstoffgas 64,47
Sauerstoffgas 33,76
Kohlensäuregas 1,77
100,00.
Legen wir wieder die der Temperatur 11^4 C. entspre-
chenden Absorptionscoefficienten zu Grunde, so berechnet
sich die Zusammensetzung dieser Luft im Verhältnifs zur
atmosphärischen zu :
Stickstoffgas 79,80
Sauerstoffgas 19,86
Kohlensäuregas 0,34
100,00.
Annal. 4. Chtm. a. Pharm. LXXXVIII. Bd. 1. Heft. 2
18 Baumert^ chemUche Vnlersudiungen über
Im Allgemeinen geht aus diesen Versnchen hervor, dafs
die Temperatur auf die relative Zusammensetzung der vom
Wasser absorbirten Luft den allerentschiedensten Einflufs hat,
ein Einflufs, der bisher gewifs zu wenig beachtet worden ist
und der in der Verbindung mit den übrigen früher angege-
benen Ursachen es kaum zweifelhaft läfet, dafs die im Wasser
enthaltene Luffc unter den ' gewöhnlichen Bedingungen nicht
so unbedeutenden Schwankungen in Betreff ihrer Zusammen-
setzung ausgesetzt ist.
lieber die Haut- und Kiemenrespiration des Schlamm-
peizgers und anderer Fische.
Im Folgenden habe ich die gasförmigen Producle der
Haut- und Kienienrespiration gemeinschaftlich untersucht, da
ich kein Mittel fand , beide Processe zu isoliren, ohne gleich-
zeilig die Fische in widernatürliche Verhältnisse zu versetzen.
Die Experimente selbst sind unter zwei^ für die Fische we-
sentlich verschiedenen Bedingungen angestellt :
1. in Gefafsen , deren Wasser während der Versuchs-
»
dauer durch hermetischen Verschlufs vor dem Zutritt der
Atmosphäre bewahrt wurde, und
2. in einem Apparate, welcher dem Fisch in jedem Zeit-
theil eine bestimmte Quantität frischen Wassers lieferte ^ ohne
dafs Letzteres in directer Communiqation mit der Atmosphäre
sich befand. In beiden Fällen war es unerläfsliche Bedingung,
die Darmrespiration während der Dauer des Experiments aus-
zuschliefsen. Dafür sorgt indessen der Schlammpeizger selbst
und ohne alles Zuthun, indem er nur dann durch den Darm
Gase entweichen läfst, wenn er atmosphärische Luft direct
durch den Mund eingezogen hat. Defshalb findet man selbst
nach 24slündiger Isolirung des Thiers in vollkommen mit
ÜB RnpiraHon des SMammpeizgers. 19
Wasser angefiillten und hermetisch verschlossenen Flaschen
kaum eine Spur von Gasblasen in der Nähe des Glaspfropfens.
DaTs in solchen Fällen keine Absorption des entwichenen
Gases durch das Wasser stattgefunden hat, kann erst später,
wenn von der Natur der Danngase die Rede sfyn wird^
näher nachgewiesen werden.
A. Versuche in htfldichi eerschlosienen Gefäfsen.
Zu diesen wurden Flaschen von 3 bis 7 Liter Inhalt
gewählt, deren Oeffnung durch einen sehr sorgfältig einge-
schliffenen, gut schliefsenden Glaspfropfen verschlossen wer-
den konnte. Die Flasche wurde mit Wasser vollkommen an-
gefüllt, der Fisch hineingebracht, der Glaspfropfen sogleich
eingesetzt, und, nachdem man sich von der Abwesenheit
jeder Luftblase überzeugt hatte, von AuCsen mit einem luft-
dicht schliefsenden Kitt umgeben. Es wurde Sorge getragen,
die Temperatur während der Yersuchsdauer möglichst constant
SU erhalten« Nach beendetem Versuch wurde das Wasser
mittelst eines Hebers in den zum Auskochen dienenden Ballon
gefüllt, wobei der längere Heberarm bis auf den Boden des
Ballons herahgesenkt wurde , um den Gonlact der Luft mög-
lichst zu vermindern. Das Auskochen wurde dann sogleich
vorgenommen.
Bevor ich mich zu den hierher gehörenden Versuchen
wende, deren Gegenstand die Schlammpeizger waren, scheint
es mir zweckmäfsig, einige Respirationsbeobachtungen, die
auf demselben Wege an Schleien (Tinea chrysitis) und Gold-
fischen (Cyprinus auratus) gesammelt vnirden, vorauszuschicken.
Jedenfalls ist bei diesen beiden Fischarten der Respirations-
vorgang weit einfacher^ als bei der Gattung Cobitis, die eben
noch eine supplementäre Darmrespiration besitzt. Die Schleie,
so wie der Goldfisch, gehören aufserdem derselben Familie
2*
20 Baumert^ tikmnUd^ üntenrndm^gen Über
an und Beide besilzen eine für solche Versuche hinreichende
Lebenszähigkeit.
a. Untersudiungen über die Retpiration der SMeien.
Ich habe mich zu diesen Experimenten wieder des
destillirten und mit Luft geschüttelten Wassers bedient Auch
war das Wasser wie früher beschrieben aufbewahrt "Und zu
drei verschiedenen Zeiten , beim Beginn , in der Mitte und
am Ende dieser Versuchsreihe genau untersucht worden.
Folgendes ist die absolute und relative Zusammensetzung der
in dem bAiutzten Wasser enthaltenen Luft :
100 Volume Luft bei 0^^ und 1 M. Druck enthalten :
Nr. I Nr. II Nr. III MiUel
StickstolTgas 65,00 64,73 64,92 64,88
Sauerstoffgas 30,96 31,23 31,05 31,06
Kohlensäuregas 4,04 4,04 4,03 4,04
100,00 100,00 100,00 100,00.
Das Volum der in 100 Volumtheilen Wasser enthaltenen
Luft bei 0^ C. und 1 M. Druck beträgt in CC. :
l. U. IIL Mittel
Stickstoffgäs 1,078 1,154 1,227 1,153
Sauerstoffgas 0,514 0,557 0,587 0,553
Kohlensäuregas 0,067 0,072 0,076 0,072
1,659 1,783 1,890 1,778.
Ich lasse nun die Versuche folgen, welche mit Schleien
in der oben beschriebenen Weise angestellt wurden :
Schleie Nr. I athmete 6 Stunden in 6290 CC. Wasser
von + 8« C. Die Schleie wog 222,8 Gramm.
Schleie Nr. II athmete 11 Stunden in 6290 CC. Wasser
von + 5* C. Die Schleie wog 192,5 Gramm.
Schleie Nr. III athmete 12 Stunden in 6290 CC. Wasser
von + 10<» C. Die Schleie wog 192,5 Gramm.
die ResfriraHon des Schlammpeizgers, 21
Schleie Nr. IV athmete 13 Stunden in 6290 CC. Wasser
Ton + 5^ C. Die Schleie wog 192,5 Gramm.
Schleie Nr. V athmete 14 Stunden in 6290 CC. Wasser
von + 11^ C. Die Schleie wog 190,0 Gramm.
Die folgenden Zahlen geben die absolute Luftmenge und
deren relative Zusammensetzung an :
100 Volume Luft bei 0^ C. und 1 M. Druck enthalten :
I. II. III. IV. V.
Stickstofigas 66,75 68,32 68,23 65,03 62,89
Sauerstoffgas 20,20 15,21 11,02 6,37 6,24
Kohlensäuregas 13,05 16,47 20,75 28,60 30,87
100,00 100,00 100,00 100,00 100,00.
100 Volumtheile Wasser enthalten bei 0« C. und 1 M.
Drude in CC. ein Luftvolum von :
I, II.
Slickstoffgas 1,147 1,156
Sauerstoffgas 0,347 0,257
Kohlensfiuregas 0,224 0,279
1,718 1,692 1,661 1,755 1,868.
Wenn wir die durch die Analysen gefundenen Zahlen
statt auf 100 CC. auf das gegebene Volum des Ballons be-
ziehen, in welchem die Fische geathmet hatten, nämlich auf
6290 CC, so läfst sich der ganze Respirationsvorgang der
Schleien in prägnanter Weise veranschaulichen. Der Ueber-
sichtlichkeit wegen geschieht diefs am besten in der Form
nachstehender Tabelle :
III.
IV.
V.
1,133
1,141
1,175
0,183 ,
0,112
0,116
0,345
0,502
0,577
22
Baumert j chemisehe Vnienudnmgen über
Natur der Gase
Die Schleien
haben
Dif-
fe-
renz
Verhaltnifs
de« abior-
birten
SaueratofTs
zum absor*
birten
Stickstoif
OslOO
VerhSltnifa
des absor-
birten
Saneratofia
znm pro-
dttcirten
Stickstoff
OslOO
Ganze«
Stickstoffgas
Sauerstoffgas
Kohlensfiuregas
Ganzes
Stickstoffga«
Sauersto^as
Kohlensfiuregas
Ganzes
Stickstoff
Sauerstoffgas
Koblensäuregas
Ganzes
Stickstoffffas
Sauerstoffgas
Kohlensfiuregas
Ganzes
Stickstollgas
Sauersto^as
Kohlensfiuregas
ill,79
72,53
34,75
4,51
ill,79
72,53
34,75
4,51
111,79
72,53
34,75
4,51
111,79
72,53
34,75
4,51
111,79
72,53
34,75
4,51
108,04
72,11
21,83
14,10
106,44
72,72
16,18
17,54
104,50
71,30
11,52
21,68
110,34
71,76
7,03
31,55
117,48
73,90
7,29
36,29
3,75
5,35
7,29
1,45
5,69
0,42
12,92
100 : 3,25
18,57
1,23
23,23
0,77j
27,72
9,59
0,19
13,03
100 : 5,29
17,17
100 : 2,77
27,46
27,04
1,37
31,78
100 : 1,02
100 : 4,99
I
}
I
}
I
}
Die Resultate, welche sich aus dieser Zusammenstellung
hinsichtlich der Respiration der Schleien ableiten lassen, sind
folgende :
1} das Volum der producirten Kohlensäure beträgt bei
normaler Respiration etwa {'jf vom Volum. des absorbirten
Sauerstoffs. (Wenn in den letzten zwei Versuchen das
Volum der erzeugten Kohlensäure dasjenige des absorbirten
Sauerstoffs nicht nur erreicht, sondern selbst überschreitet,
so mufs diefs, wie auch der Erfolg zeigt, einem, durch die
ungünstigen Verhältnisse bedingten, abnormen Respirations-
gangü zugeschrieben werden.}
die Re^iratüm iei Scttkmmpeiigers.
Terhiltnir>dM
■bMrbirten
Tem-
Ge-
wi cbt
Zeit der
1 Grm.
Schleie
1 Grm.
Schleie
pereUir
der
hat io
bat in
>ar ppodacir-
du
Schleien
lion
lea KoUen-
0 = 100
Wai-
Cr».
Standen
StuDde
■biorbirt
Swade
producirt
8' C.
232,8
6
0,0003 N
100 : 74^2
5' C.
192,5
11
0,00966
0,00717
0,000089
100 : 70,16
10» C.
193.5
12
0,00876
0,00615
100 : 73,91
0^)00532
0,01005
0,00743
5* C.
192.5
13
0,000307
Di« Schleie be-
fand «ch lei-
100 :- 97,55
0,01107
0,01060
dend , erholte
lieb Bpfiier
wieder.
lOi'C.
190,0
14
0,000515
Die Schleie
»larh am fol-
100 : 115,73
0,01032
0,01194
geoden Tage.
2) Das Volum SauerstoB', welches 1 Gramm Schlcio in
einer Stunde absorbirt, beträgt (iurchschnillHch 0,01 CG,
3) Ob die Schleien bei der Respiration eine gewisse '
Menge Stickstoß' absorbiren oder entwickeln , scheint nach
dieser Tabelle nicht mit Gewirsheil hervorzugehen. Wir kön-
nen jedoch die DiB'erenzen, welche die Versuche hinsichtlich
des Stickstoffs nachweisen, füglich auf Rechnung der dem au-
gewandten Verfahren unvermeidlich anhiingenden Fehler setzen,
um so mehr, als die ' Bestimmung des Stickslolfs von der
Summe der begangenen Fehler afftcirt wird. Jedenfalls sind
die quantitativen Veränderungen, welche das Volum des Stick-
stoffs erleidet, nur sehr unbedeutend.
24 Baumerij ckemuehe Vniersudumgen über
b. Untenuchungen über die Respiraiion der GoldfUche.
Die Untersuchungen der Luft, welche das Wasser ent-
hielt, bevor es zum Experimente diente, ergaben das nach-
folgende Resultat :
Es sind in 100 Volumen enthalten bei (fi G. und 1 M.
Druck :
Nr. I Nr. II Nr. Dl Mittel
Stickstoffgas 64,^9 64,50 64,13 64,41
Sauerstoffgas 32,56 32,43 32,86 32,61
Kohlensäuregas 2,85 3,07 3,01 2,98
100,00 100,00 100,00 100,00.
Das Volum der in 100 Volumtheilen Wasser enthaltenen
Luft beträgt bei 0« C. und 1 M. Druck in CC.
Nr. I. Nr. II Nr. III Mittel
Stickstoffgas 1,175 1,167 1,152 1,165
Sauerstoffgas 0,592 0,587 0,590 0,590
Kohlensäuregas 0,052 0,056 0,054 0,054
1,819 1^810 1J96 1,809.
Die Versuche, welche mit den Goldfischen in der ange-
gebenen Weise angestellt wurden, sind die folgenden :
Nr. 1 athmeten 3 Goldfische von 42 Grammes Gewicht
5 Stunden lang in 3720 CC. Wasser von + %^ C.
Nr. 2 athmeten 3 Goldfische von 35 Grammes Gewicht
8 Stunden lang in 3720 CC. Wasser von + H^ C
Nr. 3 athmeten 3 Goldfische von 42 Grammes Gewicht
10 Stunden lang in 3720 CC. Wasser von + Hi^ C
Nr. 4 athmeten 3 Goldfische von 35 Grammes Gewicht
11 i Stunden lang in 3720 CC. Wasser von + 12® C.
Nr. 5 athmeten 3 Goldfische von 42 Grammes Gewicht
14 Stunden lang in 3720 CC. Wasser von + 13<» C.
die RespinUi&n des SMmmpwtfen. 25
Es sind in 100 Volumen Luft enthalten :
Wr. I Nr. n Nr. II! Nr. IV Nr. V
Stickstoffgas 65,00 65,82 68,22 68,30 62,73
Sauerstoffgas 26,89 22,30 12,52 12,54 4,02
Kohlensäuregas 8,11 11,88 19,26 19,16 33,25
100,00 100,00 100,00 100,00 100,00.
«
Das Volum der in 100 Volumtheilen Wasser enthaltenen
Luft beträgt bei 0^ G. und 1 M. Druck in CG.
Nr. I Nr. II Nr. lU Nr. IV Nr. V
Stickstoffgas 1,153 1,166 1,162 1,141 1,110
Sauerstoffgas 0,477 0,395 0,214 0,209 0,071
Kohlensäuregas 0,144 0,210 0,328 0,320 0,588
1,774 1,771 1,704 1^670 1,769.
Wenn wir wieder die durch die Analyse gefundenen
Zahlen statt auf 100 CG. auf das gegebene Volum des Ballons
beziehen, in welchem die Goldfische geathmet hatten, nämlich
auf 3720 GG. , so ergeben sich folgende in derselben Tabellen-
form zusammengestellte Resultate :
2»
Baumert, diemiiehe ünlertttekmgeH Über
Luft
vor
dem
Ver-
suche
Luft
nach
dem'
Ver-
suche
Dif.
fe-
renz
Die Gold-
Bsche haben
Vcrhältnifs
des absor-
birten
Sauerstoffs
zum ab-
sorbirten
Stickstoff
0«= 100
VerhSitnifs
des absor-
birten
Sauerstoffs
zum pro-
ducirten
Stickstoff
0 = 100
Natur der Gase
ab-
sor-
birt
pro-
du-
cirt
Ganzes
StickstoflCns
Sauerstongas
KohlensAuregas
67,28
43,33
21,94
2,01
65,99
42,89
17,75
5,35
1,29
0,44
4,19
3,34
1
100:10,50
1
•
Ganzes
Stickstofoas
Sauerstongas
Kohlensfiuregas
67,28
43,33
21,94
2,01
65,88
43,36
14,69
7,83
1,40
7,25
0,03
5,82
•
100: 0,41 1
■
Ganzes
Stickstofeas
Sanerstol^as
Kohlensfinregas
67,28
43,33
21,94
2,01
63,38
43,23
7,95
12,20
3,90
0,10
13,99
10,19
100: 0,71
1
►
Ganzes
Stickstoi^as
Sauerstoffgas
Kohlensfluregas
67,28
43,33
21,94
2,01
62,12
42,45
7,77
11,90
5,16
0,88
14,17
9,89
100: 6,21
1
}
Ganzes
Stickstotfffas
Sauerstoffgas
Kohlensfinregas
67,28
43,33
21,94
2,01
65,81
41,29
2,64
21,88
1,47
2,04
19,30
19,87
100; 10,57
•
Im Allgemeinen ergeben sich aus dieser Tabelle in Bezug
auf die Respiration der Goldfische dieselben Resultate, welche
für die Schleien gewonnen wurden. Das Volum der erzeugten
Kohlensäure beträgt bei normaler Respiralionsthätigkeit 7 bis
8 Zehntheile vom Volum des absorbirten Sauerstoffs; nur in
dem letzten Versuche, nach welchem die Goldfische in Folge
der zur normalen Respiration mangelnden Bedingungen zu
Grunde gingen, erreicht das Volum der Kohlensäure das des
absorbirten Sauerstoffs. Hinsichtlich des Stickstoffvolums gilt
das bei den Schleien Erwähnte. Ein wirklicher Unterschied
in der Respiration der Schleien und Goldfische scheint nur
die RespiraHon des SMammpeisgers.
27
VerhSUniffl
d. absorbir-
ten Sauer-
stoffs zur
prodocirten
Kohlen-
sSnre
O » 100
Ge-
Zeit
1 Grm.
1 Grm.
Tem-
wicht
der
Gold-
Gold-
pcra-
der
Reapi-
Bscfahat.fiscbhat
lur des
Gold-
ration
in einer in einer
Was-
ische
in
Stunde
Stnnde
sers
in
Stun-
absor-
p^n-
Grm.
den
birt
cirt
Bemerkungen
100: 79,71
100: 80,27
100: 72,83
100: 69,79
100:102,95
8» C.
42
5
0,0021
0,0200
0,0159
11« C.
35
8
0,0258
0,00010
0,0208
iijoc.
42
•
10
0,00024
0,0333
0^242
12« C.
35
iii
0,00218
0,0352
0,0245
130 c.
42
14
0,0034
0,0328
0,0338
Am Ende das Experiment«
schienen die Fische sehr
leidend, zwei von ihnen
starben den andern Tag,
der dritte Fisch erholte
sich wieder.
in Rücksicht auf die Rcspirationsintensität zu existiren. Wäh-
rend eine Gramme Schleie in einer Stunde durchschnittlich
O^Oi CC. Sauerstoff absorbirt^ beträgt bei den Goldfischen das
absorbirte Volum Sauerstoff 0,02 bis 0,035 CC.
c. Untersuchungen über die Respirotian der Schkunmpeizger*
Zu den ersten vier Versuchen wurde das destiliirte Wasser,
dessen Luflbeschaffenheit bereits aus den mitgetheilten Ana-
lysen bekannt ist, benutzt. Der mittlere Werth der dort an-
gegebenen Zahlen ist als mafsgebend bei der Zusammen-
stellung der Tabelle zu Grunde gelegt worden. Die Versuche
28 Baumert^ ckemi$cke UfUersuekungen
selbst sind bei den Schlammpeizgern genau in derselben
Weise ; wie die früheren, angestellt.
Nr. 1. Ein Schlamropeizger von 85 Grammen Gewicht
respirirte 2 Stunden lang in 3970 CC. Wasser von + 9^ C.
Nr. 2. Derselbe Fisch athmete drei Stunden lang in
3970 CC. Wasser von + 13* C.
Nr. 3. Derselbe Fisch athmete fünf Stunden lang in
3970 CC. Wasser von + 11« C.
Es sind in 100 Volumen Luft enthalten :
Nr. I Nr. n Nr. III
Stickstoffgas 61,74 62,81 62,87
Sauerstoffgas 23,98 21,18 8,86
Kohlensäuregas 14,28 16,01 2^,27
100,00 100,00 100,00.
Das Volum der in 100 Volumtheilen Wasser enthaltenen
Luft beträgt bei 0^ C. und 1 M. Druck in CC. :
Nr. I Nr. II Nr. III
Stickstoffgas 1,139 1,124 1,159
Sauerstoffgas 0,442 * 0,379 0,163
Kohlensäuregas 0,264 0,286 0,521
1,845 1,789 1,843.
Wenn wir wieder die durch die Analysen gefundenen
Zahlen, statt auf 100 CC. auf das gegebene Volum beziehen,
in welchem die Fische geathmet haben, nämlich auf 3970 CC.,
so erhalten wir folgende in derselben Tabellenfonn zusam*
mengestellte Resultate :
die Re^rinOkm de» ScMmmpeiatere.
29
|fl |f? Ifl
s s
MSPSPO
w ••« a
CO
*8
8S
cn
<3>**
/ 2
SS
CO O i^
■^ OD lO.
CO
•' V ^-
s
-I
s
8
8
<x>
8
I
OD
8
8
p^
»A
Mb
CO
CO
e
•
•
•
p
p
S
s
i»
O«
09
lO
P
pp
oo
i
k
11
^co
«lO
CO
9
3 «'s--« r
S t^
S-»
3 S*?
5??
B-ll
^ 5 a
si
?
CO
sll&lsif
& 7P
8M?&^f|
T I »T
s V
7g
si
8
tr.
. • S' a. N
n eu"* t a r
ft
CA» 2.
S|.s-1 1 i
30 Baumerij chmmseke ümerwelmmgen Über
Zu den nachfolgenden f&nf Versuchen ist eine neue Quan-
tität Wasser verwendet worden. Die Luft, welche vor den
' Experimenten aus dem Wasser gewonnen wurde» ist nach den
drei Analysen folgenderweise zusammengesetzt :
Es sind in 100 Volumen Luft enthalten :
Nr. I Nr. II Nr. HI Mittel
Stickstoffgas 64,65 64,42 64,54 64,53
Sauerstoffgas 32,02 a2,21 32,30 32,18
Kohlensäuregas 3,33 3,37 3,16 3,29
100,00 100,00 100,00 100,00.
Das Volum der in 100 Volumtheilen Wasser enthaltenen
Luft beträgt bei 0<» C. und 1 M. Druck in CC. :
L II. III. Mittel
Stickstoffgas 1,206 1,220 1,205 1,211
Sauerstoffgas 0,596 0,610 0,603 0,604
Kohlensäuregas 0,062 0,064 0,059 0,062
1,868 1,894 1,867 1,877.
Die Versuche j welche in derselben Weise, wie früher^
angestellt wurden, sind folgende :
Nr. I athmeten zwei Schlammpeizger von 86,4 Grammes
Gewicht 3 Stunden lang in 6700 CC. Wasser. Temperatur
+ 13« 0.
Nr. II athmeten zwei Schlammpeizger von 96,8 Grammes
Gewicht 4 Stunden lang in 6700 CC. Wasser. Temperatur
+ 13* C.
Nr. III athmete ein Schlammpeizger von 58,4 Grammes
Gewicht 8 Stunden lang in 6700 CC. Wasser. Temperatur
+ 9« C.
Nr. IV athmete ein Schlammpeizger von 58,4 Grammes
Gewicht 11 Stunden lang in 6700 CC. Wasser. Temperatur
+ 100 C.
die B$»piraiion de$ SMammpeitgen. 31
Nr. V athmeten zwei Schlammpeizger von 106 Grammes
Gewicht 14 Stunden lang in 6700 CG. Wasser. Temperatur
+ 120 c.
Nachdem das Wasser des Ballons, in welchem die
Schlammpeizger geathmet hatten, ausgekocht worden war,
wurde die Luft analysirt und folgende Zusammensetsung er-
miltelt :
Es sind in 100 Volumen Luft enthalten :
Nr. I Nr. D Ifr. HI Nr. IV Nr. V
StickstofTgas 64,52 61,84 63,06 v 63,58 58,09
SauerstofiTgas 28,87 22,42 21,24 20,82 12,20
Kohlensäuregas 6,61 15,74 15,70 15,60 29,71
100,00 100,00 100,00 100,00 100,00.
Das Volumen der in 100 Volumtheilen Wasser enlhalte-
nen Luft beträgt bei 0^ C. und 1 M. Druck in CG. zu :
Nr. I Nr. II Nr. III Nr. IV . Nr. V
SlicksloDTgas 1,217 1,170 1,198 1,179 1,132
Sauerstoffgas 0,544 0,424 0,403 0,386 0,238
Kohlensäuregas 0,125 0,298 0,298 0,289 0,579
1,886 1,892 1,899 1,854 1,949.
Wenn wir wieder die analytischen Belege statt auf
100 CG. Wasser auf das Volum des Ballons beziehen , in
welchem die Schlammpeizger geathmet hatten, nämlich auf
6700 GG., so erhalten wir die in der nachfolgenden Tabelle
zusammengestellten Zahlen :
32
Baumert^ ek«nttdie ünletmidkmgem <i6er
Natur der Gase
Luft
Tor
dem
Ver-
such
Luft
nach
dem
Ver-
such
Diffe-
renz
Die
Schlamm-
peizger
haben
Verfatitmla
dea abaorbir-
ten Sauerstoffs
zum absorbir-
ten Stickstoff
0 = 100
ab-
aor-
birt
pro-
du-
cirt
Ganzea
Stickatof^aj
Sauerstoi^s
Kohlensfiuregas
Ganzes
Stickstoffgas
Sauerstoffgas
Kohienafinregas
Ganzes
Stickato^na
Saueratoffgas
K<Alensfiureg«s
Ganzes
SUckstolApis
Sanersto^as
Kohlenaiuregas
Ganzes
Stickstoflbas
Sauerstoffgaa
Kohlenafiuregas
125,76
81,14
40,47
4,15
125,76
81,14
40,47
4,15
125,76
81,14
40,47
4,15
125,76
81,14
40,47
4,15
125,76
81,14
40,47
4,15
126,36
81,54
36,45
8,37
126,77
78,39
28,41
19,97
127,24
80,27
27,00
19,97
124,21
78,99
25,86
19,36
130,58
75,84
15,95
38,79
0,60
1,01
1,48
1,55
4,82
4,02
2,75
12,06
0,87
13,47
2,15
14,61
5,30
24,52
0,40
4,22
15,82
15,82
15,21
34,64
*
. 100 : 22,80
100 : 6,45
100 : 14,71
100 : 21,61
1
Aus diesen die Schlammpeizger betreiTenden Versuchen
ergiebt sich ein erheblicher Unterschied zwischen 4len Respi-
rationsproducten dieser Fische und denen der Schleien und
Goldflsche. Zwar werden wir erst im Folgenden eine ge-
nauere Vorstellung von dem Gesammtrespirationsprocefs der-
selben erlangen können ^ da die obigen Resultate im Zusam-
menhange mit den Producten der Darmrespiration und bei
Berücksichtigung anderer, dem Schlammpeizger eigenthüm-
liehen Respirationserscheinungen sich viel weniger auffallend
darstellen. Dasjenige, was indessen aus obigen Versuchen
schon hier gefolgert werden kann, ist ungefähr Folgendes :
di$ Ee^fbüKm des 8dUmnmpeissger$.
3S
VerUlteifii
des absorbir-
tMiSAnentofSi
smprodacir*
tea SMunoU
0-100
Vcrililloifs
des abforbir-
tMSaaeniofi
s. prodacirten
KoUensiiire
0-100
Tempe-
rator
def
Waffen
Gewicht
def Pi-
fchef in
Gnn«
Zeit
der
Refpi-
ratioa
io
Stan-
den
T
I 6rm.
1 Grm.
Schlamm- Schlamm-
peiiyer
hat in
i Stunde
peiager
hat in
1 Stnnde
abforbirt
prodttcirt
100 : 9,95
100 : 104,97
100 : 131,17
100 : 117,44
13* C.
13« C.
9* C.
86,4
96,8
100 : 104,10
100 : 141,27
I
10» c.
«• c.
S8,4
8
58,4
10,6
11
14
I
0,0155
0,0071
0,0311
0,0018
0,0288
0,0033
0,0227
0,0035
0,0165
0,0015
0,0162
0,0408
0,0338
0,0236
0,0233
1. Das Volumen der prodacirten Kohlensäure, welches
unter normalen VerhäUnissen bei Schleien und Goldfischen
1% bis 1^ yom Volum des absorbirten SauerstoflTs betrugt,
id>ertrifit bei einer verbältnirsmälsig kurzen Respirationsdauer
bereits das Volum des aufgenommenen Sauerstoffs, ohne dafs
die Scblammpeizger dabei irgend welche Merkmale des Un-
behagens zeigen. Während . die Schleien und Goldfische in
derartigen Fällen zu Grunde gingen j blieben die Scblamm-
peizger nach dem Experiment munter. Sobald der Verschlufs
des Ballons^ in welchem sie geathmet hatten^ entfernt worden
war, stiegoQ sie zur Oberfläche des Wassers empor und ent-
liefsen aus der Afleröffnung schnell hinter einander eine
Ann. d. Chemie n. Pharm. LXXXVIII. Bd. 1. neft.
34 Baumert 9 ^emüehe Unknudumgen iAer
grofse Menge Luftblasen. Auf die Zusammensetzung dieser
durch den Darm entleerten Luft werde ich später, wenn von
der Dannrespiration die Rede seyn wird, zorückkommen.
2. Das Volum Sauerstoff, welches 1 Gramm Schlamm-
peizger in einer Stunde absorbirt, schwankt zwischen 0,015 CG.
und 0,036 GG. Im Allgemeinen scheint die Req)irations-
intensitfit dieselbe, wie diejenige der Goldfische. Die gröbe-
ren Schwankungen derselben erklären sich aus der Unregel-
mäfsigkeit der Respiration^ welche den Schlammpeizgem eigen-
Ihümlich ist
3. Das Volum des ausgeathmeten Stickstoffs ist, die Fälle
ausgenommen, welche sich innerhalb der Fehlergrenzen be-
wegen, vermindert, so dafs es in der That den Anschein
hat, als ob die Schlammpeizger eine gewisse Quantität dieses
Gases absorbirten. Auch auf diese Frage kann ich erst im
späteren Verlauf der Untersuchung näher eingehen, nachdem
ein vollständiger Ueberblick über den Respirationsvorgang
dieser Fische ermöglicht worden ist.
B. Venuche m Geßfsen^ durch toelcbe ununierbrod^en
Wasier drcuürie.
Wenn die Versuche in luftdicht verschlossenen, mit
Wasser gefUUten Gefäfsen im Allgemeinen dem normalen
Respiralionsvorgange der Fische nicht vollkommen Rechnung
tragen, indem namentlich bei längerer Dauer des Versuchs
und bei kleineren Quttntitäten Wassers die Luftbeschaffenheit
des letzteren wesentlich alterirt werden mufs, so ist diefs
ein Ud>elstand, der sich leider leichter wahrnehmen, als be-
seitigen läfst Die natürlichen Bedingungen setzen bei der
KiemenrespiraUon nicht nur den Zutritt der Atmosphäre, son-
dern deren ununterbrochene Erneuerung auf der Oberfläche
des Wassers voraus. Auf diese Weise erfolgt durch Diffu-
die Biipiralkm des 8eUmmnpei»ger$. 35
sion einB schnelle Ausgleichung der durch die Respiration
veränderten Luft.
Diesen Vorgang naturgetreu durch das Experiment wie-
derzugeben, würde nur dann möglich seyn, wenn eben die
Absorptions- und Diflbsions-Gesetze , welche hier in Betracht
kommen, bis ins Kleinste erkannt wären. Nach dem jetzigen
Stande der Wissenschaft glaubte ich zuverlässigere Resultate
zu gewinnen, wenn kh den Zutritt der Atmosphäre vollständig
ausseUofk.
Bei diesem Entschiurs leitete mich : 1} die bereits von
A. V. Humboldt und Proven^al ermittelte Thatsache, daTs
üe Fische in einem an Sauerstoffgas verhältnifsmäfsig sehr
armen Wasser zu leben vermögen; 2} die Wahrscheinlich-
keil, dars bei relativ groCsen Wassermengen und kurzen
Respirationszeiträumen ein dem normalen nahekommender
Athmungsprocefs auch nach diesem Verfahren erwartet wer-
den di&rfte; und 3} die Ueberzeugung, dafs die durch den
Zutritt der Atmosphäre zum Wasser bedingten Fehler gröfser
seyn würden, als diejenigen, welche aus der benutzten Ver-
suchsmethode entspringen.
Die auffallende Abweichung, welche das Verhaltnifs des
absorbirten SauerstoiTvolums zum Volum der ausgeschiedenen
Kohlensäure in den mit Schlammpeizgem unternommenen
Versuchen ergab, bestimmte mich indessen, den Respirations-
procets dieser Fische unter möglichster Nachahmung der
natürlichen Bedingungen weiteren Experimenten zu unter-
werfen. Diefs schien mir um so nöthiger, als ich diesen
Fischen zugleich mit dem Abschlufs der atmosphärischen Luft
den Gebrauch der ihnen eigenthümlichen Darmrespiralion ent-
zogen hatte. Ich habe daher noch eine weitere Reihe Von
Versuchen mit Schhunmpeizgem eingeleitet und zwar in
einem Aspirationsapparat, durch w'elchen das zum Athmen
3*
96 Baumert^ chemii^ Ünlersuchungen über
dienende Wasser in beliebiger Menge erneuert werden
konnte, ohne dafs der directe Luftzutritt störend auf das
Resultat einzuwirken vermochte. Diese Erneuerung des luft-
haltigen Wassers mulste auch besonders defshalb wttnschens-
werth erscheinen, weil gerade der Schlammpeizger in luft-
dicht verschlossenen, mit Wasser angeflUlten Getäfsen seiner
gewöhnlichen Weise zuwider häufig Athem holt. Dem Princip
nach ist der Apparat ein gewöhnlicher Aspirator, nur ist er
durch zwei eingeschaltete Flaschen Tür den erwähntjen Zweck
möglichst brauchbar geworden. Sämmtliche Korke der be-
nutzten Flaschen sind an ihrer untern Seite, mit der sie das
Wasser berühren, von dünnen Kautschoukplatten überzogen,
um jeden Einflufs des Korks auf die im Wasser befindliche
Luft zu verhindern. Ich stelle mit Uebergehung des analy-
tischen Zahlendetails die Resultate dieser Experimente in der
nachfolgenden Tabelle zusammen. Der Rauminhalt der Flasche,
in welcher die Fische unmittelbar respirirten, ist als Einheit
angenommen und demgemäfs die übrigen Zahlen Statt auf
100 CC. auf 6360 CC. bezogen worden. Der Tabelle ist
überdiefs noch eine Spalte beigefugt, in welcher die Menge
des in einer Stunde durch diese Flasche geflossenen Wassers
angegeben ist, so dafs sich hieraus sehr leicht die Gesammt-
menge der einzelnen , während der Respiration in Betracht
kommenden Gase durch Rechnung feststellen läfst. Das
Wasser, welches zu den Versuchen diente, war frisch destfl-
lirt und kurz vor dem Experiment mit Luft geschüttelt wor-
den, ohne übrigens die vollkommene Sättigung desselben mit
Luft abzuwarten. Nur der erste Versuch ist mit Oderwasser
angestellt, welches über Nacht in einem offenen Glasgeflärs
gestanden hatte. Jedesmal ist die Untersuchung des Wassers,
welches noch nicht zum Athmen gedient hatte, bei der Mit-
theilung der analytischen Resultate vorangestellt worden.
die Respiration de» Schtammpeiigerti
Hjavci K2°SO KSSO mw^a P>)»»tp Vtvaiffi tiaaa
",S?E =S?E £.BSE £,SFE £,SFE E.PC. oBSl.
Iff
i?f m in Iff |ff fff
j.»3S -«.83 »8^1 j,jies ^8ZS ►.BIS »S9S
:;tgfe S8i5s sfess sess aass st'a'a sssa
lim
Sa aS £3 ^ä
i i
if II li 11 11 ii II
,= ,« -= I 3— f S-P
I
38 Baumert^ chemkche UuierMuchmnffen über
Wir gelangen durch diese Zusammenstellung im Allge-
meinen SU denselben Schlursfolgerungen ^ welche wir oben
bei der Respiration der Schlammpeizger angeführt haben.
Es kann daher hier um so mehr darauf zurückgewiesen wer-
den , als wir im letzten Theil einen Totalüberblick der Re-
spirationserscheinungen dieser Fische , so weit erstere der
Chemie angehören, zu geben versuchen werden.
üeber die Darnireipiraikm des SMammpmgen.
Bereits im Eingange ist hervorgehoben worden, daCs der
Entleerung der im Nahrungscanal enthaltenen Gase die Auf-
nahme atmosphärischer Luft vorherzugehen pflegt« In der
Regel folgen beide respiratorische Acte innerhalb weniger
Secunden auf einander, selten tritt einer von ihnen allein auf.
Niemals habe ich die Darmexhalatton beobachtet, wenn der
Fisch in einem Gefälse lebte, das vollkommen mit Wasser
angefüllt und hermetisch verschlossen war. Aus diesen
Gründen ist es zur Gewinnung der Darmgase erforderlich,
dem Fische den freien Zutritt zur Atmosphäre offen zu er-
halten. Man kann diefs> ohne die normale Athmungsweise
des Fisches zu stören , sehr leicht auf folg^de Weise er-
reichen.
Ein kleines Glaskölbchen, dessen Hals vor der Glas-
bläserlampe verengt worden ist, wird mittelst eines Rohres von
vulkanisirtem Kautschouk mit dem Halse eines Glastrichters
in Verbindung gebracht. Die Basis des Trichters darf den
innem Raum des Behälters^ in welchem der Fisch athmen
soll, nicht vollständig ausfüllen , viehnehr mub ein angemes-
sener Zwischenraum zwischen dem Trichterrande und der
Peripherie des Behälters offen bleiben, durch welchen der
Schlammpeizger ungehindert zur Oberfläche des Wassers und
damit zur atmosphärischen Luft gelangen kann. Redpient
und Trichter werden zuerst mit Wasser gerüllt, über den
die RespkaÜim des Schlammpeissgere. 39
Rand des lelsleren eine niattgescUiffene Glasplatte geschoben
und sodann unter dem Wasser des Behälters umgestürzt.
Ist bei dieser Operation keine Luftblase in den Trichter ge-
langt f so wird der ganze Apparat auf passende Weise fest-
gestellt und dabei der Trichterrand emige Zoll in das Sperr-
wasser herabgedrückt.
Auf diese Weise gelangen die Gasblasen, welche die
Schlammpeizger bdm Herabtauchen entweichen lassen, mit ge-
ringem Verlust in das Innere des Trichters und sammeki sich
alUnälig im Redpienten an. Ist letzterer mit Gas gefüllt, so
wird er an dem verengten Halstheile mit dem Löthrobr ab-
geschmolzen. Gewöhnlich geben fünf bis sechs Schlamm-
peizger mittlerer Gröfse so viel Luft aus, dafs ein Recipient,
welcher 3 bis 4 Unzen Wasser fafst, in einer, höchstens
zwei Stunden davon erfüllt wird. Auf diese Weise ist die
Luft, welche zu den nachfolgenden drei Analysen benutzt
wurde, gesammelt worden. Das Gefäfs, in welchem die
Schlammpeizger lebten, enthielt nahezu 12 Liter Oderwasser.
Die Aufsammlung erfolgte in gleichen Zeilabschnitten , d. h.
von je drei zu drei Tagen, während welcher Zeit das Wasser
nicht erneuert und die Fische mit Regenwürmem gefüttert
worden waren.
Die nachfolgenden drei Analysen zeigen die Zusammen-
setzung der durch den Darmcanal ausgeschiedenen Luft :
100 Volume derselben enthalten :
I. n. in.
Stickstoffgas 87,77 85,82 87,95
Sauerstoifgas 10,46 13,71 11,92
Kohlensäuregas 1,77 0,47 0,13
100,00 100,00 100,00.
Um nun den Einflufs zu ermitteln, den das längere Ver-
weilen der Luft im Darmcanale auf deren Zusammensetzung
ausübt, brachte ich in demselben Behälter nach abermals drei
40 Baumert j d^emtiche Unienu^nngen Über
Tagen ein Netz von Bindfaden unterhalb des Wasserspiegels
an. Sechs Stunden hindurch blieb den Fischen auf diese
Weise die directe Communication mit der Atmosphäre abge-
sperrt; vergeblich versuchten sie, nicht ohne Zeichen von
Unruhe, das Netz zu durchbrechen. Nach dessen Entfernung
schnappten die Schlammpeizger in kurzen Zwischenräumen
wiederholt nach Luft und zugleich war die Gasenlleerung
so reichlich, dafs zur Füllung eines Recipienten von der oben
angegebenen Capacität fast nur halb so viel Zeit erforderlich
war, als bei dem früheren Versuch. Die Zusammenstellung
dieser jetzt gewonnenen Darmlufl war folgende :
Es enthalten 100 Volume dieser Luft :
Stickstofigas 90,48
Sauerstofigas 8,12
Kohlensäuregas 1,40
100,00.
Bei einem zweiten derartigen Versuche, der gleichfalls
sechs Stunden dauerte, ergab die analysirte Luft Folgendes :
Stickstofigas 92,19
SauersloOgas 7,76
Kohlensäuregas 0,05
100,00.
Aehnlich ist die Beschaflenheit der Darmlufl, wenn der
Schlammpeizger längere Zeit in luftdicht verschlossenen, mit
Wasser gerüllten Gefäfsen respirirt hat. Ein solcher Fisch
von 58,4 Grammes Gewicht athmete 8 Stunden lang in
6700 CC. Wasser von + 10« C. Vor dem Versuche bestand
die Luft des Wassers aus :
Stickstofigas 64,53
Sauerstofi'gas 32,18
Kohlensäuregas 3,29
100,00.
die RespmUion des Schlammpeiageri. 41
Nach dem Versuche ms Stidkstoffgas 63,06
,) 9 9 ,, Sauerstoffgas 21,24
„ „ 9 ,, Kohlensäuregas 15,70
100,00.
Nach 8 Stunden wurde deir Schlammpeizger sogleich in
den zum Auffangen des Gases vorgerichteten Behälter gebracht«
In der ersten halben Stande hatte der Fisch nicht weniger,
als sieben Mal, durch den Mund atmosphärische Luft einge^
nommen. Nach kaum | Standen war der Recipient YOn der
Darmluft angefüllt. Die Zusammenstellung dieser Luft war
in diesem Falle folgende :
In 100 Volumen dieser Luft :
Stickstoffgas 91,07
Sauerstoffgas 6,29
Kohlensäuregas 2,64
100,00.
Ehe aus den vorbeigehenden analytischen Resultaten ein
sicherer Schlufs auf die Beschaffenheit der gasförmigen Pro-
ducte der Dannrespiration gezogen werden kann, mufs vor
Allem der Einflufs, den das Sperrwasser, so wie die in ihm
enthaltene Luft auf die Zusammensetzung der betreffenden
Darmgase ausübt, näher ermittelt werden. Die Veränderun-
gen , welche di6 Darmgase unter den beim Auffangen gege-
benen Bedingungen erfahren haben konnten, hängen ab :
i) von der Temperatur des Wassers; 2} von dem relativen
Volumverhältnifs des im Wasser aufsteigenden Gases zum
Abscnrptionsmittel (dem Wasser); 3) von der Zusammen-
setzung des im absorbirenden Mittel bereits enthaltenen Gases,
und endlich 4} von der Zusammensetzung des freien Gases
selbst (der Luft aus dem Darm). Da nun die im Wasser
absorbirte atmosphärische Luft während der Dauer des Ex-
periments fortwährend ihre Zusammensetzung ändert, theils
wegen der Kiemenrespiration und Hautperspiration der Fische,
4S Baumert^ ekfmuAe Vnienudmfigen aber
theib, wdl die äofoere Luft zum Wasser beim Zutritt hat;
da ferner die durch den Darm der Fische entleerte Luft ihr^
wirklichen Zusammensetzung nach unbekannt ist und überhaupt
aus physiologischen Gründe gewissen, wenn auch nur ge-
ringfügigen Hodificationen unterworfen seyn dOrfte, so möchte
es kaum gelingen, weder auf dem Wege der Rechnung, noch
dem des Experiments eine wirklich exacte Lösung der uns
besdiäftigenden Frage herbeizuführen. Wir werden uns aber
dw Wahrheit möglichst niihem können, wenn wir unsere
Versuche mit Rücksicht auf die oben angegebenen Gesichts-
punkte vervielfältigen und das Für oder Wider, welches sich
aus diesen Versuchen ergeben wird , bei der endlichen Fest-
stellung unserer Schlüsse gehörig berüdosichtigen.
Aus den Arbeiten RegnaulTs uqd Reiset's geht her-
vor, dafs bei warmblütigen Thieren unter den normalen Ver-
hältnissen die Menge des eingeathmeten Sauerstoffs nur wenig
die Quantität der ausgeathmeten Kohlensäure übersteigt. Wir
haben bei der Kiemenrespiration der Schleien und Goldfische
etwas Aehnliches gefunden. Bei den Schlammpeizgem ist
das Volum der exspirirten Kohlensäure unter gleichen Ver-
hältnissen merklich gröfser, wie bei Schleien und Goldfischen,
ja es überwiegt nicht selten unter normalen Bedingungen das
Volum des absorbirten Sauerstoffs. Es mufste daher (wenn
wir anders die Darmrespiration dieser Fische mit den allge-
meinen chemischen Respirationserscheinungen auf eine Stufe
stellen können) sich die Vermuthung aufdrängen, ob nicht
die so bedeutende Differenz zwischen der Zusammensetzung
der atmosphärischen Luft und jener Darmgase auf einer Ab-
sorption von Sauerstoff und Kohlensäure durch das Sperr-
wasser beruhen möchte. Da nun die Kohlensäure im Wasser
bei weitem löslicher ist, als Sauerstoff, und überdiefs in re-
lativ geringer Menge in den Darmgasen gefunden wurde , so
konnte eine besonders reichliche Absorption d^ Kohlensäure
die RespiraiioH des ScUammpehgerM. 43
prästiniirt werden. In dieser Voransselzung habe ich unter
Zttgmndelegong obiger Analysen künstlich bereitete Gemenge
von atmosphärischer Luft und Kohlensäure über Quecksilber
in ein System zusammenhängender Glaskugeln gefüllt, diese
nach der Füllung durch das Löthrohr zugeschmolzen, von
einander getrennt und die einzelnen Kugeln unter dem Trich-
ter des zum Auffangen der Darmgase dienenden Apparats
geöffnet. Hierdurch suchte ich den äufseren Vorgang, wel-
eher bei der Darmrespiration der Fische beobachtet wird,
möglichst nachzuahmen. Als Recipient diente ebenfalls ein
Glaskölbchen von der bereits angegebenen Capacität Zuerst
wurde ein Gemisch von 4 Volumen atmosphärischer Luft und
1 Volumen Kohlensäure auf diese Weise in den Recipienten
übergefüllt und 3 Stunden lang mit dem Sperrwasser in Be-
rührung gehissen. Der Inhalt des Recipienten ergab, in das
kleine Eudiometer übergefüllt^ folgende Zahlen :
In 100 Volumen :
fJraprüDglichea Gemuch Ifach dem Vennch
Slickstoffgas 63,23 Stickstoffgas 71,06
Sauerstoffgas 16,77 Sauerstoffgas 18,72
Kohlenaäuregas 20,00 Kohlensäuregas 10,20
100,00 100,00.
Das relative Verhältnifs des Stickstoffs zum Sauerstoff,
ersterer gleich 100 gesetzt, berechnet sich hieraus :
UriprflD^dief Gemifch Nach dem Veriach
Stikstoffgas 100 Stickstoffgas 100
Sauerstoffgas 26,52 Sauerstoffgas 26,33.
Ein anderes Gasgemenge im Verhältnifs von 6 Volumen
atnosphärischer Luft und 1 Volum Kohlensäure , wie früher
gesammelt, ergab nach einstündiger Berührung mit dem Sperr-
wasser folgende Zusammensetzung :
44 Baumert f ckemüche üniersuchangen über
In 100 Volumen :
Unprfinf liebet Gemisch Nach dem Versnck
Stickstoffgas 67,75 Stickstoffgas 73,67
Sauerstoffgas. 17,97 Sauerstoffgas 19,10
' Kohlensäuregas 14,28 Kohiensäuregas 7,23
100,00 100,00.
Das relative Verhältnirs des Stickstoffs zum Sauerstoff
beträgt :
UraprOnglichei Gemisch Nach dem Versach
Stickstoffgas 100 Stickstoffgas 100
Sauerstoffgas 26,52 Sauerstoffgas 25,93.
Dasselbe Gasgemisch aus 6 Volumen Luft und 1 Volum
Kohlensäure nach zweistündiger Berührung mit dem Sperr*
Wasser hatte folgende Zusammensetzung :
In 100 Volumen :
Uraprikngliches Gemisch Nach dem Versach
Stickstoffgas 67,75 Stickstoffgas 74,21
Sauerstoffgas 17,97 Sauerstoffgas 19,55
Kohlensäuregas 14,28 Kohiensäuregas 6,24
100,00 100,00.
Das relative Verhältnifs des Stickstoffs zum Sauerstoff
beträgt :
Ursprflogliches Gemisch Nach dem Versach
Stickstoffgas 100 Stickstoffgas 100
Sauerstoffgas 26,52 Sanerstoffgas 26,34.
Diese Versuche weisen eine nicht unbedeutende Ab-
sorption der Kohlensäure durch das Sperrwasser nach, wäh-
rend das Verhältnifs des Stickstoffs zum Sauerstoff nicht ver-
ändert worden ist.
Es wirft sich jetzt die weitere Frage auf, in wiefern die
im Sperrwasser absorbirt enthaltene Luft einen Einflufs auf
die Zusammensetzung der Darmgase während ihres Dnrchtritts
geltend machen könne. Um der Lösung dieser Frage näher
zu kommen, liefs ich atmosphärische Lufl in analoger Weise,
die ReipktUian dei SMimmpeisgers. 4S
wie die Schlammpeizger die Danngase, durch das Sperrwasser,
in welchem diese Fische mehrere Tage gelebt hatten , htn-
durchtreten, sammelte sie im Recipienten und liefe sie wieder
2 Standen in diesem mit dem Wasser in Berührung bleiben.
Die Analyse ergab für diese Luft fast genau die ursprüng-
liche Zusaaukiensetaning, nfimlich :
In 100 Volumen :
Stickstoflgas 79,30
SauerstolTgas 20,70
Kohlensäuregas 0,00
100,00.
Der geringe Ueberschurs von 0,03 Kohlensüure beruht
auf einem Beobachtungsfehler, welcher in der geringen Menge
der zur Analyse benutzten Luft seine Erklärung findet.
Nach diesen vergleichenden Versuchen scheint demnach
der Gehalt der Darmgase an Kohlensäure ursprünglich wirk-
lich bedeutender gewesen zu seyn , wenigstens sind die in
den angegebenen Verhältnissen bereiteten Gasgemische durch
den Verlust an Kohlensäure der gefundenen Zusammensetzung
der Darmgase einigermafsen näher gerüdit. Dagegen läfst
sich zufolge dieser Versuche die in den Darmgasen auftre-
tende Verringerung des Sauerstoffs nicht durch Absorption
erklären, ein Umstand, der an und Tür sich hinreichen würde,
die Richtigkeit unserer Voraussetzung in Zweifel zu ziehen^
ganz abgesehen von der Unsicherheit einer jeden durch
blofse Analogieen gestützten Schlufsfölgerung. Ich habe es
daher vorgezogen, die angedeuteten Schwierigkeiten, welche
bei der uns beschäftigenden Frage Statt finden , auf einem
anderen W^e zu umgehen, und glaube diefs in dem nach-
folgenden Experiment erreicht zu haben.
Ich nahm eine Retorte von ungeftihr ftlnf Liter Inhalt,
fällte sie mit frisch destillirtem Wasser und suchte durch
I
mehrere Stunden hindurch forlgesetztes Kochen die letzten
4t BaiiMtrf, ^emkeke ünktituAmgm Itber
Spuren yon Luft dem Waaser zu entliehen. Nachdem das
Wasser unter AbschluTs der Luft erkaltet war, ftillte ich den
Bals der Retorte mit einigen Grammes ausgekochten «nd
wieder erkalteten Wassers an und gab der Retorte eine
Lage, bei welcher der Grund derselben nach oben gerichtet
war. Alsdann lieCs ich einen Schlammpeizger , um den ich
einen Faden geschlungen hatte, in die Retorte hinabgleiten.
Der Mangel an absorbirter Luft zwang den Fisch, im Retor-
tenhalse in die Höhe und zur atmosphärischen Luft emporzu-
steigen ; zugleich hatte die Kiemenrespiration fast ganz auf-
gehört. Während der Dauer des Experiments, d. h. während
einer reidilichen Stunde, hielt sich der Fisch unausgesetzt
didit unter dem Wassemiveau im Halse der Retorte auf; Ims-
weilen stredtte er minutenlang den Kopf zum Wasser heraus,
um wiederholt Luft zu schöpfen. Indessen sammelten sich
die aus der Aftermttndung ausgestofsmien Gase im Grunde
der Retorte an, und zwar in kurzer Zeit in solcher Menge,
dab der Fisch schon nach 1| Stande aus der Retorte herans-»
gezogen werden konnte. Es war jetzt nur noch nöthig, den
Hals der Retorte mit einigen Tropfen gut ausgekochten
Wassers wieder voIlzufiUlen und sogleich den zur Gewinnung
der absorbirten Luft dienenden Apparat mit der R^rte in
Verbindung zu bringen. Durch eine Ligatur wurde die in
der Retorte gesammelte Dmnluft gehindert, während der
Apparat luftleer gemacht wurde, zu entweichen. Erst als das
Vacuum voDendet und der Apparat in die entsprechende
Stellung gebracht worden war, trat die aus dem Darm ent-
leerte Luft, nachdem die Ligatur geöfihet war, in den luft-
leeren Raum ein. Nun wurde das in der Retorte befindliche
Wasser von neuem ausgekocht und endlich der zum Auffan-
gen der Gase dienende Recipient abgeschmolzen. Es bedarf
keiner Erwähnung, dafs letzterer dem Volum des Gases an-
gepafst war. Auf diese Weise mufste ich die aus dem Darm
entleerten Gase in ihrer nrsprungiichen Beschaffenheit erhal-
len, ohne dafs sie durch Absorption verändert seyn konnten.
Die verhältnifsmaTsig äufserst geringe Oberfläche, an weicher
die Atmosphäre mit dem Wasser in der Retorte während des
Athmens des Fisdies in Berührung gewesen war, Itonnte nn-
mSglich auf das analytisdie Resultat von bedeutendem Bin*
finsse seyn«
Die Untersuchung der auf diese Art gesammelten Dann-
gase ergab folgendes Resultat :
In 100 Volumen :
Stickstoffgas 88,23
Sauerstoffgas 10,61
Kohlensäuregas 1,16
"100,00"
Ein zweiter, in derselben Weise angesteHter Versoch
ergab :
In 100 Volumen :
SUckstoffgas 87,03
Sauerstoffgas 11,18
Kohlensäuregas 1,18
100,00.
Wir kommen somit zu dem Schlufs , dafs die durch den
Darm der Schlammpeizger exspirirte Luft in der That die aus
den Analysen sich ergebende Zusammensetzung besitzt , dafs
der Sauerstoffgehalt derselben zwischen 10 bis 13 Volum-
procenten schwankt , dafs endlich die Menge der Kohlensäure
2 Volumprocente nicht übersteigt Die geringen Unterschiede,
welche die einzelnen Analysen nachweisen, erklären sich
ungezwungen aus der mehr oder minder vorgeschrittenen
Umwandlung, welche die in den Nahrangscanal aufgenommene
atmosphärische Luft erfahren hat.
48 Baumerij eftoMtoft« ünietmi^migm vber
Ihrärsdto hingt diese Umwiiidhing aufs lonigste Ton
gewissen physiologischen Bedingungen ab, z« B. der Energie
des Athmungsprocesses , dem Alter, der Nahrung d^ Fisehe
n. dgL mehr. Wir milssen weiter schliefsen, dafs diese Gase
durch das Sperrwasser und die in diesem enthaltene Luft
wesentlich nicht alterirt worden sind. Dieses Resultat bestätigt
ferner die bereits von Bischof gefundenen Zahlen, sowie
es die Ansicht Erman's, der zufolge dieser Vorgang in
unmittelbarer Verbindung mit dem Respirationsprocesse be*
steht, mit neuen Beweisen versieht.
Endlich dürfte dem Schlüsse nichts entgegenstehen, dafs
auch die durch die Analyse gefundenen Zahlen fär die Zu-
sammensetzung der Darmgase, welche die Schlammpeizger
bei längerem Aufenthalt in luflverschlossenen Gefäfsen ent-
wickeln, richtig sind und also auch die noch weitere Ab-
nahme des Sauerstoffs, die daraus hervorging, wirklich Statt
gefunden hat. Wir werden im nachfolgenden Theiie, wo wir
den ganzen Respirationsprocefs der Schlammpeizger behan-
deln, noch einmal auf diese Versuche zurückkommen müssen,
weil sie von dem Zusammenhang der Kiemen- und Darm-
respiration der Fische eine deutliche Vorstellung geben können
und ein wesentliches Moment bilden, die scheinbar abnorme
Kiemenrespiration der Schlammpeizger auf einfache und natür-
liche Weise zu erklären.
Dritter Theil.
Nachdem in dem vorhergehenden Abschnitt die speciellen
Untersuchungen über die Respiration des Schlammpeizgers
abgehandelt worden sind, sollen nun die sich ergebenden
Folgerungen gezogen und schliefslich die naturhistorische
Seh!«
49 gehörig.
1
Schleien.
HaUir der Gase
a
o
fifi 3.
Ganzes
StickstofbM
Saoentoffgas
Kohlensturegas
Ganzes
Stickstofoas
Saoentongaj
KoUenifiuregafl
Ganzes
Siickatoffgas
«tur der Gase
184
11
5
1,1
(
18,
5,i
18,'
12,
o
SB
■IJ
■.«
I
•3
8
e
4)
U
U
O
►
s
s
o
u
B
B
je
ja
u
CO
g
•s
s
s
« S 4*
= ^§
• B b
J
£§
.S B
«)
Cd
die Res/riraUan de$ ScUammpehgen, 49
Seite unseres Gegenstandes mit wenigen Worten berührt
werden.
Zar Benrthdlong des normalen Athmungsprocesses wäre
streng genommen die Zurückfühnrng der analytischen Resul-
tate auf das dem Plufswasser entsprechende mittlere Luft*-
volum erforderlich. Es geht jedoch aus dem Früheren her-
vor, dafs die Zusammensetzung der vom Wasser absorbirten
Luft unter den alltäglichen Verhältnissen nicht unbedeutende
und jedenfalls gröfsere Schwankungen erleidet, als die atmo-
sphärische LufL Wenn wir aus diesem Grunde den Wasser-
thieren im Allgemeinen schon ein stärkeres Accommodations-
vermögen für Luftveränderungen zuerkennen müssen, so wird
diels in noch höherem Grade vom Schlammpeizger angenom-
men werden können, einem Fische, welcher in den stehenden
Gewässern ein sauerstoffarmes, mit Kohlensäure und Grubengas
beladenes Medium einathmet. Die Schwierigkeit, die mittlere
Luflbeschaffenheit des Wassers in Zahlen genau wiederzu-
geben, kann wohl an dieser Stelle um so eher umgangen
werden, als die zu den Respirationsexperimenten benutzte
Luft nicht wesentlich von der ungefähren mittleren Zusam-
mensetzung der im Flufswasser enthaltenen Lütt abweicht«
Legen wir die aus A. von Humboldt's und FrovenfaTs
Versuchen sich ergebende mittlere Zusammensetzung der aus
dem Seinewasser gewonnenen Luft zu Grunde, die in 100
Volumen ungefähr 65 pC. Stickstoff, 31 pC. Sauerstoff und
4 pC. Kohlensäure ergiebt, so zeigt der Versuch, wie wenig
die zu den hierher gehörenden Experimenten benutzte Luft
von jener des Seinewassers differirt.
Interessanter dürfte es seyn, diese Versuche auf ein und
dasselbe absolute Luftvolum zurückzuführen. In der anlie-
genden Tabelle sind die Zahlen, welche den in verschlossenen
Ballons ausgeführten Experimenten entsprachen, auf ein Luft-
volum von 1000 CG. Wasser bezogen worden. Sie sind nach
Anoitl. d. Chamie n. Pharm. LXXXVIII. Bd. 1. Heft. 4
50 Baumert^ chämische ÜiOersu^^umgen über
der Zeit geordnet, welche die Fische in dem geschlossenen
Räume zugebracht haben.
Läfst man die Menge des absorbirten Sauerstoffs als Mafs
der Respirationsintensität gelten, so zeigt sich, dafs Eni
Gramme Schlammpeizger unter den gegebenen Verhältnissen
ein ziemlich wechselndes Volum von diesem fiase in einer
Stunde absorbirt. Dasselbe schwankt nämlich zwischen 0,0023
bis 0,0091 CG. Ein Gramme Goldfisch absorbirt in der
Stunde zwischen 0,005a bis 0,0094 CG. Sauerstoff, während
Ein Gramme Schleie beträchtlich weniger, nämlich 0,001 CG.
Sauerstoff in der Stunde aufnimmt. Wir wissen nun zwar,
dafs im Allgemeinen die absolute Intensität der Respiration
nicht allein bei verschiedenen Individuen, sondern selbst bei
demselben Thiere bedeutend wechseln kann, ohne dafs man
immer im Stande wäre , die Ursache dieses Wechsel mil
Sicherheit zu bestimmen. Gewifs übt aber die Art und die
Menge der eingenommenen Nahrung den entschiedenste»
Einflufs. Dieses Moment würde in dem vorliegenden Falle,
fUr sich allein genommen, viel eher zu Gunsten der Schleien
angezogen werden müssen; denn während die Schleien und
Schlammpeizger *eine mehr als ausreichende Menge Regen-
würmer verzehrten, begnügten sich die Goldfische mit aufser-
ordentUch kleinen Quantitäten Semmel oder Oblaten. Es
kann daher die gröfsere absolute Respirationsintensitäl,
welche die Goldfische besitzen, schwerlich auf Rechnung
eines durch die Nahrung beschleunigten Stoffwechsels geseist
werden. Zu der verhältnifsmäfsig grofsen Lebhaftigkdt der
Goldfische, so wie zu dem relativ gröfseren Wärmebedürfnifs
derselben, steht die kleine Menge der aufgenommenen Nah-
rung in auffallendem Mifsverhältnifs. Dals die Schlammpeizger
mehr Sauerstoff verbrauchen , als Schleien , hängt wohl mit
dem gröfseren Gefäfsreichthum der Schlammpeizger zusammen ;
während andererseits der mangelnde Rhythmus ihrer Athem-
b^F^uqgen 41® gröfseren Schwankungen hinsicl^tlich des
fll|fge^o^un^nen Snuersloffvoiams erklärt, lieber das Volum-
verhältnirs der ausgeschiedenen Kohlensäure und des aufge-
nommenen Sauerstofis habe ich bereits früher einige Andeu-
tongen gegeben. Der Umstand, dafs das Volum der aus-
geathme^ei^ Kohlensädre das absorbirte SauerstofiVolum bei
dei| Schlammpeizgem sehr bald nicht nur erreicht, sondern
in einer grofsen Zahl von Fällen selbst übertrifft, niufste mich
anfänglich an dem normalen Verhalten der Fische während
dieser Ejfperimente zweifeln lassen. Ich dehnte daher meine
Versuche auf Goldfische und Schleien |kus.
Es war hierbei meine Absicht, den Respirationsprocefs
der Schleie und des Goldfisches nur ebensoweit zu verfolgen,
als diefs zur Beurtheilung desselben Vorganges beim Schlamm-
p^jzger nöthig war. Und in diesei* Beziehung, glaube ich,
sind diese Versuche nicht ohne Interesse. Nachdem ich mich
nämlich überzeugt hatte, dafs der Schlammpeizger unter den
gegebenen Bedingungen bereits nach 4 bis 5 Stunden ein
das Sauerstoffvolum übertreffendes Volum Kqhlensäuire aus-
scheidet, nachdem ich mich ferner versichert hatte, dafs der
Schlammpeizger unter diesen anscheinend ungüi^stigen Ver-
hältnissen keinerlei nachtheilige Folgen verrieth, kam es mir
darauf an , das Verhalten anderer Fische in gleicher IVeise
ißm Experiment zu unterwerfen. Aus diesem Grunde habe
ich die Versucl^sdauer bei Schleien und Goldfischen sogleich
mi 5 his 6 Stunden ausgedehnt, und als das Experiment
innerhalb dieser Grenze nqch eine Absofption de|9 Sauerstoffs
nachwies, die Versuche bi^ zu jenen^ Termin verlängert, bis
zu welchem die SQ|ilammpe|zger ohne sichtbares Unbehagen
in dem ge/schlossenen Baume geathinet hatten. Der Erfolg
hat zweierlei herausgestellt : 1} daCs bei den Schleien und
Goldfischen das Volum der producirten Kohlensäure jenes
des absorbirten Sauerstoffs später erreicht, als bei den
4*
62 Baumert^ chemische Üntersu^Amgen Über
Schlammpei2gern , und 2) dafs diese Fische alsdann so be-*
deutend leiden , dab sie in Folge des Experiments zu Grunde
gehen. Es ist wohl kaum zweifelhaft, dafs bei normaler Re-
spiration der Fische ebenso wie bei andern Thierklassen eine
gewisse Menge des absorbirten Sauerstoffs zur schliefslichen
Bildung von Wasser und anderer Excretionsproducte ver-
braucht wird ; daher denn auch bei ihnen das aufgenommene
Sauerstoffvolum gröfser ist, als das der gebildeten Kohlen-
säure. Bei denjenigen Versuchen, welche unter nahezu nor-
malen Verhältnissen, d. i. bei kurzer Respirationsdauer, an-
I
gestellt worden sind, finden wir auch in der That eine solche
Relation zwischen dem Sauerstoff- und Stickstoff-Volum. Wo
hingegen das Volum der ausgeschiedenen Kohlensäure das
des absorbirten Sauerstoffs erreicht, oder wohl gar übertrifil,
tritt bei Schleien und Goldfischen wenigstens ein abnormer
Procefs der Kohlensäureausscheidung ein.
Bei den Schlammpeizgem Mst sich die schnelle Zunahme
der ausgeschiedenen Kohlensäure und das geringe Unbehagen,
welches niemals zu schlimmeren Symptomen oder gar zum Tode
Veranlassung gegeben hat, auf eine einfache Weise mit der
Darmrespiration in Zusammenhang bringen. Die durch den
Darm entleerte Luft ist wesentlich anders zusammengesetzt,
als die atmosphärische. Ihr Sauerstoffgehalt ist bedeutend
verringert , während die Bildung der Kohlensäure durchaus
nicht in gleicher Weise zugenommen hat. Diese Absorption
des Sauerstoffs , welche die Vergleichung der eingenommenen
und ausgestofsenen Luft bei der Darmrespiration immer nach-
gewiesen hat, scheint mit dem längeren Verweilen der Luft
innerhalb des Organismus zu wachsen. Unter den gewöhn-
lichen Verhältnissen schwankt der Sauerstoffgehalt der durch
den Darm entleerten Luft zwischen 10 und 13 Volumprocenten ;
nach weiterem sechs- bis achtstündigem Verweilen der Luft
im Darmcanale sinkt deren Sauerstoffgehalt bis auf 7 oder
ie RupiraUon des BchUmmpeügers. 53
6 Volumprocenle herab. Da nun aber eine dieser SauerstofT-
absoqition proportionale Kohlensäureausscheidung durch den
Darm bei den Schlammpeizgem nicht Statt findet, so müssen
wir schliefsen, dafs der Schlammpeizger den mit der atmo-
sphärischen Luft durch den Mund aufgenommenen Sauerstoff,
nachdem dieser im Organismus seine Function erfüllt hat,
grdfstentheils, soweit er nämlich zur Bildung von Kohlensäure
verwendet worden ist, durch den Kiemen oder die Haut wie-
der ausscheidet. Daraus würde sich die schnelle Zunahme
der Kohlensäure, der Ueberschufs derselben, welchen die
Athmnngsproducte nachweisen, und vielleicht auch die Leich-
tigkeit, mit welcher ihre Anhäufung im Wasser vertragen
wird, erklären lassen« ^
Denn dafs bei den Schlammpeizgem so wenig, wie bei
Schleien oder Goldfischen^ die im Wasser sich anhäufende
Kohlensäure an und fllr sich als Ursache der nachtheiligen
Zufalle zu betrachten ist, ist durch die Versuche von A. von
Humboldt und Proven^al erwiesen.
Ein fernerer Grund, der mich bewog, die Schleien und
Goldfische sogleich längere Zeit in verschlossenen Gefäfsen
respiriren zu lassen, war die Hoffnung , auf diese Weise die
etwaigen Schwankungen, welche den Stickstoffgehalt berühren,
für die Untersuchung erfafsbar zu machen. Die obige Ta-
belle ergiebt hinsichtlich des Stickstoffs weder bei den Schleien,
noch bei den Goldfischen eine nennenswerthe Veränderung.
Auch in dieser Beziehung dürfte sich vielleicht die Respiration
der Fische derjenigen anderer Thierklassen anschliefsen.
Dagegen haben die Schlammpeizger in der grofsen Mehrzahl
der Versuche Stickstoff absorbirt, denn das Volum des absor-
birten Stickstoffs überschreitet hier unzweifelhaft die Grenzen
der unvermeidlichen Fehler. Es wäre nicht unmöglich , dafs
diese Absorption des Stickstoffs mit der Darmrespiration in
einer gewissen Beziehung stünde, so zwar, dafs die aus dem
54 Baumert^ chemische ünienuekwigen über
Verdauungscanal in die Bluibahn gelangte Sauerstoifinenge
durch eine nach den Gesetzen der Absorption und DiiTnsion
bedingte Menge Stickstoff ersetzt würde, die das Cnrculations-
system dem Nahrungscanale zurückgiebt.
Ich wende mich jetzt zu den Schlüssen , welche aus der
zweiten Versuchsreihe , die mit Schlammpeizgem untemom*-
men wurde, gelzogen werden können. Durch die forgesetzte
Bewegung deir Kiemen und der Haut mit frisch zufliefsendem
Wasser wftren die Y erhfiltnisse , unter denen die Schlämm«
peizger bei diesen Experimenten lebten, von den vorigen
Versncheh Wei^enl!lich verschieden und den normalen Respi-
i^tionsbedingungen möglichst nahe gebracht worden.
In der folgenden Tabelle sind die früher ermittelten
Zahlen ebentalls auf eine Einheit von 1000 CG. Wasser
bezöget.
die Resfiratian de» Schlammpeiasgers.
55
Nator der Gase
Zeit
der
Respi-
ration
in
Stan-
den
Loft
vor d.
Yer-
SQch
in 1000
CC.
Wasser
Luft
nach d.
Ver-
such
in 1000
CC.
Wasser
1 Grm.
Schlamm-
peizger
hat in
einer
Stunde
absorbirt
1 Grm.
Schlamm-
peizger
hat in
einer
Stunde
producirt
Menge
des
dnrch-
geflos-
senen
Was-
sers
Ge-
wicht
des
Fi-
sches
in
Grm.
3
14,14
10,55
2,92
0,67
14,07
10,54
2,15
1,38
0,000061
0,00471
0,00434
3
15,38
10,16
4,94
0,28
15,32
10,13
4,16
1,08
0,000229
0,00596
0,00575
4
14,49
9,30
4,68
0,51
14,22
9,05
3,83
1,34
0,00102
0,00348
0,00340
41
15,59
10,14
5,06
0,37
14,84
9,77
3,69
1,38
0,00134
0,00506
0,00368
5
17,07
11,15
5,59
0,33
16,83
10,99
4,90
0,94
0,00054
0,00236
0,00208
5i
14,41
9,49
4,66
0,26
13,49
8,99
3,34
1,16
0,00149
0,00393
0,00268
61
16,58
10,66
5,42
0,50
16,44
10,53
4,93
0,98
0,000384
0,00145
0,00142
G«niet 3 14,14 14,07 3074- 54,5
Stickstoffgas
Saneritoflgas
Kohlensfluregas
Ganzes 3 15,38 15,32 3006 43,5
Stickstoffgas
Sauerstoffgas
Kohlensäurcgas
Gaues 4 14,49 14,22 4110 61
Stickstoffgas
Saoeratoffgas
Kohlensäuregas
Ganzes 4) 15,59 14,84 4526 61
Stickstoff'gas
Sauerstoffgas
KohlensSuregas
Ganzes 5 17,07 16,83 4973 58,5
Stickstoffgas
Sanerstoflgas
Kohlensäuregas
Ganzes 5i 14,41 13,49 5421 61
Stickstoffgas
Sauerstoffgas
Kohlensfluregas
Ganzes 6| 16,58 16,44 6558 52
Sticksto%as
Sanerstoflgas
Kohlensfiuregas
Die Folgerungen, welche sich aus dieser Tabelle ableiten
lassen, sind im Allgemeinen dieselben, welche bereits hin-
sichtlich der Schlammpeizger besprochen worden sind. Bei
allen 7 Versuchen hat eine Absorption von Stickstoff Statt
gehabt, die in den letzten 5 Fällen jedenfalls zu grofs ist,
um auf Rechnung der Beobachtungsfehler gesetzt werden
zu können.
56 Baumer i^ ehem. Uniermtckungm lAer die RespiraHan eic.
Auch das Volum der producirten Kohlensäinre erreicht
nahezu um dieselbe Zeit das des absorbirten SauerstoiTs. Da-
gegen scheint die Intensität der Respiration in diesen Ver-
suchen etwas geringer, denn das Volum des absorbirten
Sauerstoffs schwankt zwischen 0,0014 bis 0,0059 CG.
Die Menge des durchfliefsenden Wassers habe ich mög-
lichst in der Weise zu regeln gesucht, dars in einer Stunde
ungefähr 1000 CG. durch den Apparat hindurchtraten. Es
erhielt demnach jeder Gramm Fisch in je einer Stunde durch-
scbnitUich 1000 CG. Sauerstoff mehr, als er in dieser Zeit
absorbirte, eine gewifs hinreichende Menge, um den Respira-
tionsprocefs auf normale Weise zu unterhalten.
Im Allgemeinen scheint ein wechselseitiges Ineinander-
greifen beider Respirationsarten zur Erhaltung des normalen
Lebens dieser Fische durchaus nothwendig, so zwar, dafs bei
hinreichender Nahrung und sauerstoffreicbem Wasser beide
Arten der Respiration in Thätigkeit treten, während ein sauer-
stoflBirmes Medium, oder ein mit andern Gasen geschwängertes
Wasser, wie es sich in Morästen findet, besonders die Darm-
respiration begünstigt.
Mit grorser Wahrscheinlichkeit läfst sich annehmen, dafs
die Perspiration durch die Haut bei den Fischen im Allgemei-
nen eine wichtigere Rolle spielt, als bei warmblütigen Thieren.
Wenn auch bisher keine entscheidende Versuche für diese
Thierclasse vorliegen , so lassen die Beobachtungen , welche
Regnault und Reiset an Fröschen gemacht haben, ein
analoges Verhalten bei den Fischen vermuthen. Es ist meine
Absicht , diese Frage zum ferneren Gegenstand der Unter-
suchung zu machen, und ich zweifle nicht, dafs die hier ab-
gehandelten Respirationserscheinungen, welche der Schlamm-
peizger darbietet, nicht wenig dabei an Klarheit und Ver-
ständnifs gewinnen werden.
57
lieber voltametrische Messungen;
von Heinrich Meidinger.
Die Bestinunung der Stromstärke out Hülfe des Volta-
meters hat sich bekanntlich als nicht gam zuverlässig er-
wiesen. Die einzelnen Versuche zeigen bei geringen AIh
andeningen Unterschiede, welche gröfser sind, als die möglichen
Beobachtungsfehler; auch sind sie zuweilen von einem höchst
auffallenden Ausbleiben des Einen der Zersetzungsproducte^
des Sauerstoffs, begleitet ^ so dafs es bedenklich wird, aus
solchen Angaben auf die Gröfse des Stroms Schlüsse zu
ziehen. Es konnte wohl eine interessante Aufgabe genannt
werden, das eigenthümliche Verhalten der electrolytischen
Producte des Wassers nochmals einem Studium zu unter-
werfen, um die Bedingungen, welche die Unregelmäfsigkeiten
im Auftreten beider Gase characterisiren , zu ergründen und
wo möglich vermeiden zu lernen. Ich habe zu diesem Zweck
in dem physikalischen Kabinet zu Giefsen, unter freundlicher
Unterstützung des Herrn Prof. Buff, eine Reihe von Ver-
suchen angestellt, durch welche es mir, wie ich glaube,
gelungen ist, die wesentlichen, zum Theil noch nicht bekann-
ten Ursachen jener Erscheinungen nachzuweisen.
Im Allgemeinen hatte man bisher schon die Beobachtung
gemacht, dafs Intensität des Stroms , femer Temperatur und
Cbncentration der Säure , in der die Zersetzung vorgenommen
ivurde, sowie endlich Gröfse der Pole die Menge der erhal*
tenen Gase auf die mannigfachste Weise modiGcirten. Bei
sehr vielen voltametrischen Untersuchungen sind jedoch Was-
serstoff und Sauerstoff stets zusammen als Knallgais aufge-
fangen worden. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dafs
anf diese Weise die Eigenthümlichkeiten , welche ein jedes
der beiden Gase für sich bei der Zersetzung bot| der Beob-
58 Meidingerj über toUamefruche
achtung enigifigen. Es erschien hier wohl manches ganz
regellos, was bei getrennter Entwicklung als Gesetzmäfsigkeit
erkannt werden konnte. Femer mögen auch jene genannten
vier Factoren in ungleicher Weise zur Wirkung gekommen
seyn, so dafs sich die &scheinungen , welche das Auftreten
des Einen oder des Andern von ihnen für sich allein charao
terisiiten, nicht verfolgen liefsen. Bei den folgenden Unter-
suchungen wurde defshalb ganz besondere Rücksicht darauf
genommen , erstens, dafs die Entwicklung der Gase stets ge^
treimi von Statten ging; zweitens, dafs die Einflüsse, welche
latensitlit des Stroms, Temperatur und Concentration der
Siure, so wie zidetzt Gröfse der Pole auf die Menge der
giebildeten Gase üben, der Reihe nach untersucht wurden,
stets unter Abänderung des Einen Factors, während die Be-
dingongen für die andern die nämlichen blieben.
Ehe ich jedoch zu meinen Versuchen selbst übergehe,
halte ich es für ndthig, einen Blick auf die Apparate zn
werfen, deren ich mich bei den Untersuchungen bedient
habe; es sind diefs das Voltameter selbst und die Tangenten-
bussole.
Die Zersetzungsflüssigkeit in dem Voltameter bestand
aus Schwefelsäure; durch die Güte des Helrm Prof. Will
war es mir ermöglicht, dieselbe im chemischen Laboratorium
durch Destillation in vollkommener Reinheit darzustellen.
Reagentien liefsen weder auf einen Gehalt an Chlor, noch
an Blei, noch an StickstoflVerbindungen schliefsen. Durch
Mischen mit destillirtem Wasser ward sie bis 1,3 spec. Ge-
wicht verdünnt^ dem bekannten Concentrationsgrad , den
Faraday empfiehlt. Die Menge der Säure betrug 2 bis 3
Liter; sie befand sich in einem geräumigen Becherglas, so
dafs Füllung und Umstülpung der Aufianggläser mit Bequem-
lichkeit vorgenommen werden konnte und auch Temperatur-
verttnderungen durch die Wirkung des Stroms zn vemach-
Messungen. 59
lässigen waren. Die Cylindergläser, in denen die Gase auf-
gefangen wurden^ hatten gegen 300*^® Inhalt und waren
srehr genäa getheilt. Der Raum zwischen xwei Thfcöstrtchen
betrug 2^; doch, konnten bei einiger Uebang noch Zehntel
eines CG. geschätzt werden. Mit Quecksilber gefllUte Glas-
röhren, an derem Ende ein Platindraht eingcscUmolzen war,
vermittelten die Zuleitung des Stroms. An dem Platindraht war
das bei den drei ersten Versuchsreihen als Pol dienende
Platinblech von 40°^ Länge und 33"^ Breite befestigt.
Was die Tangentenbussole betrifft, welche zur Messung
des Stroms diente, so war sie nach Web er 's Vorschriften
eingerichtet und bestand aus einem 0,401 Meter weiten Ringe
von 5™° Breite und 7°™,5 Dicke, in dessen Mitte eine Nadel
von 37°^,5 Länge aufgehängt war. Die mir unerläfslich
scheinende Prüfung des Instruments habe ich auf folgende
Weise ausgeführt :
Zwei Kupferdrähte von gleichen Dimensionen wurden
neben einander in den Strom eines Bunsen 'sehen Elementes
eingeschaltet. Ein jeder für sich mit der Tangentenbussole
verbunden gab ganz dieselbe Ablenkung der Nadel; es
folgt hieraus, dafs beide genau gleichen Leitungswiderstand
hatten. Da aber der Leitungswiderstand der Tangenten-
bussole bei der bekannten Dicke ihres Ringes verschwin-
dend klein war gegen den jener beiden Drähte, so ergiebt
sich, dafs die Bussole, in Verbindung mit Einem dersel-
ben, nur vom halben Strome umflossen wurde, hingegen
vom ganzen Strome in Verbindung mit beiden Drähten zu-
gleich. Die Tangente des Ablenkungswinkels mufste im letz-
teren Falle doppelt so grofs seyn, wie im ersteren. Ich
habe folgende Versuche darüber angestellt :
60
Meidinger, über voUamelrii^
Swuer Strom
Halber Strom
Doppelte Tangente
dea halben Stroma
V^AJA , .
tff 58*42'
— 1,64471
tg 40*39'
= 0,85861
1,71722
0,07251
to 51<»6'
=s 1,23931
tg 32*48'
— 0,64445
1,28890
0,04859
tg 42*13'
= 0,90727
tg 24*55'
= 0,46453
0,92906
0,02179
tg30*6'
= 0,57968
tg 16*31'
= 0,29653
0,59306
0,01338
tg 17*6'
s 0,30764
tg 8*49'
= 0,15511
0,31022
0,00258
Es ergiebt sich aus diesen Versuchen, dafs die Tangen*
ienbussole mit einem kleinen Fehler behaftet ist. Derselbe
wächst mit der Gröfse des Ablenkungswinkels. Die erhaltenen
Ablenkungen sind demnach alle etwas zu gering ausgefallen.
Aus dei\ hier angeführten Versuchen habe ich für dieses In-
strument folgende Interpolationsformel berechnet, mit deren
Hülfe sich die beobachteten Ablenkungen auf die wahren
leicht reduciren lassen.
m = m' + 0,0635 m'» — 0,00589 m'».
m' bedeutet hier die Tangente der durch den Versuch
gegebenen Ablenkung ; m die Tangente der gesuchten wahren
Ablenkung.
Unregelmäfsigkeiten in der Stromstärke wurden durch
einen Regulator corrigirt, so dafs während der ganzen Dauer
eines Versuchs die Nadel eine feste Stellung behielt; letztere
konnte bis zu einem Zehntel eines Grades mit Sicherheit
gelesen werden, einige Uebung erlaubte es ein Zwanzigstel
zu schätzen, da die halben Grade noch unmittelbar angegeben
sind. Man fixirte die Nadel gewöhnlich auf einen Theilstrich ;
Mesiuttgen. 61
es konnte so die einmal gregebene Stellung sicherer beibe-
halten werden. Nach Beendigung des Versuchs wurde mit
Attsschlufs der Zersetzungszelle die Nadel nochmals auf die
beobachtete Ablenkung gebracht und sodann durch Umkehrung
des Stroms die Ablenkung auch auf der andern Seite des
Nullpunkts gelesen. Das Mittel beider Beobachtungen galt
für die wahre Ablenkung während der Dauer des Versuchs.
Als Stromerzeuger * diente die B u n s e n ' sehe Kette , welche
je nach der Stärke des Stroms von 3 bis zu 12 Elementen
angewendet wurde.
Es folgt nunmehr zuerst eine Reihe von Versuchen, die
bei verschiedener Stromstärke angestellt wurden , und die aus
einer weit gröfseren Zahl ausgewählt sind, welche im Allge-
meinen zu gleichen Resultaten Tührten. Die Ablesung der
Gasvolume geschah stets nach einigen Stunden, wo Luft und
Säure nahe gleiche Temperatur angenommen hatten. Die
Dauer des Versuchs wurde mit einer Secundenuhr genau be-
stimmt; die erhaltenen Volume auf ein gemeinschaftliches
Maafs reducirt, nämlich auf eine Ablenkung von 45^, eine
Minute Dauer, den mitttleren Barometerstand von 336''',9 und
0 Grad Temperatur.
Es bedeutet hier :
a = Ablenkung der Nadd.
Z = Dauer des Versuchs.
Ba^ Barometerstand auf 0^ reducirt.
t =5 Temperatur der Luft beim Ablesen der Gas-
volume.
«9
Meidinger, über voüameiritche
Erstß Veriuchsr^ihe.
a
Z
Ba
t
BeebadiM
Aedadr*
39«
6,6
331
15,7
H. 258,1
0. 108,6
44,26
18,63
32»
8,5
330
18
H. 254
0. 114,1
43,94
19,72
27«30'
9,5
331,7
13,4
H.. 229,3
0. HO
43,46
20,40
21»
14
330,7
14,3
H. 244
0. 118,2
42,33
20,52
18»
17
331,6
13
H. 248,4
0. 122,2
42,22
20,78
16»
19
329,7
17
H. 248,9
0. 122
42,10
20,63
13»24'
. 23
331,5
21
H. 248
0. 122,4
41,35
20,41
12»
27
327,4
17,7
H. 256,2
0. 128,1
40,84
20,42
2«
120
329,3
23
H. 187
0. 94,2
40,22
20,26
Es ergiebt sich aus dieser Tabelle, dars die SauerstolT-
volume bei höheren Ablenkungen eine Abnahme erleiden.
Der Wasserstoff zeigt das entgegengesetzte Verhalten ; seine
Quantitäten wachsen mit den Stromstärken. Es folgt hieraus^
dafs nirgends eine Proportionalität beider Gase existirt. Das
Verhalten des Wasserstoffs schien sich vielleicht aus der Un-
genauigkeit der Tangentenbussole erklären zu lassen; denn
da die Ablenkung der Nadel zu gering gemessen wurde, so
mufste der reducirte Werth des Gasvolums natürlich zu hoch
ausfallen. Vermittelst der vorhin erwähnten Interpolations-
formel berechnete ich somit die wahren Werthe der Tangenten
und zwar Tür drei der in der Tabelle angegebenen Versuche,
für eineAblenkung von32^, 18^ und 12*'; es stellte sich heraus,
dafs die Ablenkungen 32057', IS^IS' und 12ol0' hätten seyn
sollen. Die hieraus berechneten reducirten Werthe sind
Mearngm, 6S
42,36, 41,49, und 40,32; die beobachteten waren 43,94,
42,22 und 40,84. Die reducirten Werthe des WaaaentaSa
werden denmacb wohl etwas modificirt, doch findet stets no^h
ein grober Verlost dieses Gases statt, welcher von der Iut
tensität des Stroms abhängig zu seyn scheint. Bemerkt murs
noch werden, dafs die Versuche beiläufig in der. Ordnung,
wie sie gegeben sind, angestellt wurden; es wird sich später
zeigen, dafs diefs von einiger Wichtigkeit war.
Ein kleiner Verlust scheint stets dadurch zu entstehen,
dafs die Case nicht Zeit genug gewinnen , in den Röhren
aufzusteigen und sich anzusammeln. Von den Stellen, wo
sie sich entwickeln, bildet sich ein Strom in die Höhe, dem
auf den Seiten eine Strömung in die Tiefe entspricht, welche
Gasbläschen, oft haufenweise, bis an die Mündung der Röhre
treibt und so die Veranlassung giebt, dafs sie sich in der
übrigen Säure verbreiten und der Messung entgehen. Es
wurde dieser Vorgang fast in demselben Grade bei starken,
wie bei schwachen Stromkräften wahrgenommen und er schien
sich nicht vermeiden zu lassen, selbst wenn man die Platin-
platten sehr hoch in den Röhren erhob. Indessen kopnte
dieser Verlust nur äufserst wenig ausmachen und er über-
stieg in keinem Falle die Grenze der Beobachtungsfeldf r.
Es folgt jetzt eine Reibe von Versuchen, die bei weit
auseinanderliegenden Temperaturen der Zersetzungsflttssigkeit
angestellt wurden, während die Stromstärke soviel als möglich
auf gleicher Gröfse blieb. Ich stellte hierbei den ganzen
Apparat in ein mit Wasser angefülltes eisernes Gefiifs und
erhitzte ihn durch eine Kohlenpfanne bis zu einer bestimmten
Temperatur. Beim Beginn des Versuches wurde die Pfanne
entfernt, der Apparat kühlte sich dann zwar etwas ab, doch
betrug die Abnahme der Temperatur nie mehr als 3 bis 4
Grade. T bedeutet hier das Mittel aus der Anfangs- und
Ende*Temperatur der Säure.
64
MeiäingePt iAtr 9<^fameiritdie
Zweite Ver$wdureike.
Z
Ba
Beobaeblel
Bedudrt
20
22
35
67
66
80
82
90
17
50
67
34*3'
33«
32«
34*27'
38042'
43«
40«4'
40«1'
40«
12»
12«6'
8
8,5
7
4,5
4
4
3,75
28
H»57' 22
20
329,7
327,3
330
330,15
330,5
330,7
331,6
331,5
332,2
329,4
328,1
329,4
16,5
17,4
18
18
16,5
16,6
21,2
23
22,8
17,3
15,9
18
H. 227
0. 92,6
H. 247
0. 107,5
H. 254
0.114
H. 229,7
0. 111,5
H. 191,4
0. 95,7
H. 203,6
0. 102
H. 166
0. 83,6
H. 164,8
0. 82,6
H. 154
0. 79
H. 263,3
0. 180,6
H. 206
0. 106
H. 190
0.101
44,08
17,94
43,43
18,90
43,94
19,72
43,98
21,36
44,26
22,13
44,91
22,46
45,09
22,71
44,53
22,32
44,54
22,84
40,68
20,17
40,71
20,95
40,65
21,52
a)
+ 8,2
+ 5,63
+ 4,5
+ 1,26
0
b)
0
-0,33
-0,11
-1,15
c)
+ 0,34
-1,19
-2,30
Aus diesen Versuchen g^eht hervor , dafs TempentDrTe^
schledenheiten auf die Mengen des ausgeschiedenen Wasser-
stoffs keinen bestimmt ausgeprägten Einflufs haben. Um so
auffallender sind die Differenzen, welche sich in den Volumen
des Sauerstoffs zeigen. Hohe Temperaturen bewirken, daß
sich dieses Gas in dem ihm zukommenden Verhsllnib ent-
wickelt; ja von einer gewissen Temperatur an ttbertriflt es
Mei9ungm. 65
in seiner Verdoppelung den Wasserstoff. Bei starken Strömen
liegt diese Temperatur höher als wie bei schwachen. Die
letzte Spalte der Tabelle zeigt unter d die Differenzen an,
welche sich in den Volumen des Wasserstoffs und des Sauer-
stoffs , letzteren verdoppelt , aussprechen. Durch eine Kälte-
inischung konnte in einem Falle der Versuch bei einer Tem-
peratur von iP angestellt werden. Hier ist der Verlust an
Sauerstoff sehr bedeutend.
Ich mufs hier noch auf eine Erscheinung aufmerksam
machen, welche sich stets bei höheren Temperaturen — und
je höher dieselben waren, um so auffallender — gezeigt hat.
Während man vermuthen sollte, die entwickelten Gase wür-
den sich unter diesen Umständen nur um so schneller er-
beben und Strömungen sich weniger leicht ausbilden können,
fand fortwährend um beide Röhren eine lebhafte Gasentwick-
lung statt, während der ganzen Dauer des Versuchs. Zu-
teilen schienen sich diese Gasbläschen sogar in der ganzen
Säure zu bilden. Die Entwicklung ging in so bedeutender
Menge vor sich, dafs man sie unmöglich aufgelösten Lufl-
theilchen zuschreiben konnte. Ich werde auf diefs Verhalten
zurückkommen.
Ich wende mich nun zu einer drittjsn Versuchsreihe,
welche die Abhängigkeit der entwickelten Gasvolume von
dem specifischen Gewichte der Säure darthun soll. Bei den
in der vorigen Tabelle angeführten Versuchen hatte sich die
Säure durch Verdampfen mehr und mehr concentrirt. Das
anfängliche spec. Gew. war 1,3; zuletzt betrug es 1^4. Der
erste und der vierte Versuch in der folgenden Tabelle sind
genau bei den eben erwähnten Concentrationen angestellt,
nnd zwar der erste bei 1,3; der vierte bei 1,4. Der zweite
nnd dritte Versuch sind bei einer itaittleren Goncentration
ausgeführt. Der fünfte Versuch endlich fand bei 1,07 spec.
Annal. d, Chemie u. Pharm. LXXXVIII. Bd. 1. Heft. 5
66
Meidinger^ über eoUameiriidie
Gew. der Säure statt. Die Temperatur der Säure bei diesen
Versuchen war eine mittlere von 20^,
Dritie Versuchsreihe.
a
Z
6a
t
Beobachtet
Redadrt
40«
6
331,2
13,1
H. 239,6
0. 99,8
44,64
18,59
40»3'
6
332,1
; 19.2
1
H. 244,6
0. 100
44,64
18,26
40«
6
331,8
23
H. 244
0. 94
44,02
16,96
40«
6
332,3
22
H. 245
0. 87
44,4
15,74
39M8'
6
327,8
22
H. 244,4
0. 121
44,81
22,18
Diese Versuche lassen keinen «Zweifel , dafs bei höheren
Concentrationsgraden die Menge des ausgeschiedenen Sauer-
stoffs abnimmt; die Quantitäten des Wasserstoffs hingegen
scheinen keine Aenderung zu erleiden.
Eine Erscheinung ist bis jetzt unerwähnt geblieben, von
welcher man erwarten murste, dafs sie auf die Entwicklung
des Sauerstoffs von Einflufs war ; es ist diefs die Bildung jenes
merkwürdigen Körpers , welcher bei der Electrolyse der
Schwefelsäure stets auftritt^ des Oions. Soviel ich nach dem
Gerüche urtheüen konnte, bildete es sich) bei schwachen Strö-
men nur in geringem Grade, ebenso in sehr verdünnter Säure,
und bei höheren Temperaturen fast gar nicht. Ein sehr in-
tensiver Strom, eine niedere Temperatur und vorzugsweise
eine sehr concentrirte Säure erregten einen bis zum Uner-
träglichen sich steigernden Geruch; er schien mit einem
Worte vorzugsweise unter den Umständen zu entstehen, wo
sich grofse Differenzen in den Sauerstoffvolumen zu erkennen
geben. Es war demnach sehr natürlich^ dafs der Verlust an
Muiungen. 67
Sauerstoff, den man unter obigen Umstanden beobadilet,
bald allein auf Kosten der Bildung von Ozon geschrieben
wurde. In diesem Falle mufste jedoch das Ozon ein sehr
verdichtetes Gas seyn, dessen Volum geringer war, als das
des Sauerstoffs, der zu seiner Bildung diente. Das Ozon
wird durch hohe Temperatur zersetzt; d. h. der characteri-
stische Geruch, sowie die oxydirende Kraft verliert sich. Um
die Richtigkeit der Hypothese zu ei^ründen , dünkte es mir
das Zweckmäfsigste, es durch Hitze zu zerstören. Der Sauerstoff
mauste dadurch in Freiheit gesetzt werden und, falls er sich
in verdichtetem Zustand im Ozon befand, das gegebene Vo-*
lum vergröfsern. Eine Glasröhre von beiläufig einem Meter
Länge und 6 Millimeter Weite wurde zu diesem Zwecke am
einen Ende zugeschmolzen, am andern mit einer Theilung
versehen, so dafs bis ^^ gelesen werden konnte. Sodann
wurde sie im Zersetzungsapparat bis an den Anfang der
Theilung mit Gas angefüllt und hierauf mit dem offenen Ende
in ein hohes, mit Wasser angefülltes Glasgefäfs gesenkt, wo-
durch der Rest der Säure austreten mufste. Was etwa davon
noch hängen blieb, konnte durch wiederholtes Schütteln mit
dem eingedrungenen Wasser entfernt werden. Nach einiger
Zeit wqrde das Volum gelesen und sodann zur Zerstörung
des Gases übergegangen. Der Procefs bestand einfach darin,
dafs eine Spirituslampe längere Zeit auf eine beliebige Stelle
der Ghsröhre einwirkte. Durch diese OperationiM|rde er-
fahrungsmäfsig das Ozon vollständig vernichtet. Gleichwohl
ergab sich bei wiederholter Messung keine Aenderung des
Vdums. Dieser Versuch, mehrmals erneuert, führte stets zu
demselben Resultate. Es folgt hieraus, dafs eine Bildung des
Oums in dem entwickelten Sauerstoff die Veranlassung zu
dem Verschwinden dieses Gases tUcki geben konnte.
Nach der Lösung dieser Frage schien eine zweite nicht
minder interessant : wieviel wohl an Oson sich in dem ent-
5*
68 Meidinger^ über voUameirüdie
widtelten Sauerstoff befinden mochte. Ich verschaflne mir in
dieser Absicht eine genau getheilte Glasröhre, die 42^ fafste
und mit Sicherheit ^Y"^ erkennen iiefs. Es schien nun das
Einfachste, nachdem bis gegen 39<^® Sauerstoff entwickelt, die
übrige Säure durch Wasser ersetzt und das Innere der Röhre
gereinigt war, vermittelst eines Stückchens Jodkalium, das
von unten in die Röhre gebracht wurde , und Schüttebi der
Isösung, die Entfernung des Ozons zu bewirken. Dasselbe
ward zwar , wie die intensiv braune Färbung zeigte, jedesmal
vollkommen zerstört, allein es ergab sich, wahrscheinlich von
an den Fingern und an dem festen Jodkalium anhängender
Luft, regelmäfsig eine kleine Volumzunahme. Es folgte dar-
aus schon, dafs die Menge Ozon in dem Sauerstoff nicht
grofs seyn konnte. — Den Versuch modificirte ich jetzt so,
dafs ich eine lange Glasröhre mit gelöstem Jodkalium füllle
und das in eine gekrümmte Spitze ausgezogene Ende unter
die Oeflhung des getheilten Glases brachte. Ein Strahl Jod-
kalium spritzte in die Höhe und zerstörte das Ozon fast mo-
mentan. Das Volum konnte kurz darauf gelesen werden,
indem das getheilte Glas ganz mit Wasser bedeckt blieb und
nie mit den Fingern angegriffen wurde. Bei Versuchen, die
auf diese Weise mehrmals angestellt wurden, ergab sich bei
34«« bis 38«« Gas ein Verlust von 0««,1. Die Menge des bei
meiner Versuchsmethode dargestellten Ozons war demnach
eine sehr geringe. Ich mufs noch hinzuAlgen, dafs die Zer-
setzung des Wassers hier unter Umständen geschah, welche,
wie wir später sehen werden, ein noch günstigeres Verhällnifs
für die Menge Ozon versprach, als wie es bisher erwartet
werden konnte.
Aehnliche Versuche sind übrigens zum TheU bekannt;
erst im vorigen Jahre haben Fremy und Becquerel*)
•) Ann. chim. phys. 1852 [3] XXXV.
Mesiungen. 69
über diesen Gegenstand geschrieben, und auch Baumert*}
hat gezeigt , welche geringe Mengen Ozon , selbst bei tage-
langer Entwicklung, sich bilden. Für diese Untersuchung
war es jedoch von besonderer Wichtigkeit, nachzuweisen,
dals das Verschwinden des Sauerstoffs bei der Eleclrolyse
zwar in gewissem Zusammenhang mit der Bildung des Ozons
steht, dafs aber die Quantitäten dieses Körpers, wenn auch
mefsbar, so doch sehr gering sind, und d&fs sie endlich durch
Zerstören bei Erhitzung das gegebene Volum des Sauerstoffs
nicht verändern.
Es lag jetzt nahe , den Grund von dem Ausbleiben des
Sauerstoffs in einer LösUchkeit des Ozons in der Säure zu
suchen. Die Reaction mit Jodkalium liefs in der That auf die
Anwesenheit des Ozons in der Flüssigkeit schliefsen. Sogar
bei grofser Verdünnung der bei den Zersetzungsversuchen
gebrauchten Säure mit reinem Wasser ergab sich eine tief
braune Färbung. Aber ein Umstand machte sich geltend^
welcher die Möglichkeit, dafs diese Reaction von (hon her-
rühre, trotzdem völlig ' zurückwies : die Säure zeigte sich
nämlich durchaus geruchlos. Weder durch heftiges Schütteln
derselben, noch dadurch, dafs ein Strom Luft in sie geblasen
wurde, konnte auch nur im geringsten der Geruch des Ozons
wahrgenommen werden. Und doch mufste die Menge dieses
Körpers, welche sich bei den vielen Versuchen gebüdet halte,
sehr beträchtlich seyn. Im Ganzen genommen mochten mehr
als 1000^ Sauerstoff verschwunden seyn. Es blieb demnach
nichts anderes übrig, als die intensive Reaction auf Jod-
kalium einer Bfldung von Woiserstaffhyperoxyd zuzuschreiben,
und bei der Beständigkeit, welche dieser Körper in ver-
dünntem Zustand, mit Säuren gemischt, sogar bei höheren
*) Pogg. Ann. Bd. LXXXIX, 1. Heft.
70 Meidinger^ üb^ voUameirische
Temperaturen besitzt, war es erklärlich, daf^ er sich in
solchen Quantitäten ansammeln konnte.
Folgende Thatsachen werden wohl im Stande seyn, allen
Zweifel zu verbannen, der noch über die Identität dieses
Körpers mit HOi herrschen mag.
i} Der positive Pol, welcher längere Zeit zmr SauerstofT-»
entwicklung gedient hat, zeigt nach Beendigung der Electro*
lyse die merkwürdige Eigenschaft, an allen seinen Punkten
einen gasförmigen Körper zu entbinden , ganz in der Art,
wie es bei einem sehr schwachen Strom der Fall ist. Diese
Gasentwicklung dauerte in der vidgebrauchten Säure mehrere
Wochen hindurch, so dafs es möglich war, das Gas in einer
Röhre aufzufangen und nach seinen chemischen Eigenschaften
zu prüfen. Es fand sich reiner SauerstoiF. Derselbe konnte
unmöglich anders, als durch Zersetzung des HOs entstehen;
es ist diefs vollkommen die Eigenthümlichkeit , welche
Thenard dem HO^, in verdünntem Zustand, mit Säuren ge-
mischt, in Berührung mit sehr reinem Platin beilegt. So
rein aber , wie bei der Electrolyse am SauerstoiTpoI , ist das
Platin, wie bekannt, kaum auf eine andere Weise darsa-
stellen. Uebrigens besitzt der negative Pol jene Fähigkeit
nicht, oder nur in sehr geringem Grade; auch verliert sie
der positive Pol auf der Stelle, sowie man ihn nur einen
Moment in eine reine Schwefelsäure hält, die noch nic^t zur
Electrolyse gedient hatte.
Auch unter der Luftpumpe dauerte der Procefs mehrere
Tage in unveränderlicher Stärke fort.
2) Setzt man die Säure einer höheren Temperatur aus^
so bemerkt man bald, wie sich Gasbläschen anfangen zu ent-
wickeln , bei steigender Temperatur in immer reichlicherer
Menge; zuweilen erscheint die Säure durch die mächtige Ent-
wicklung fast milchig getrübt, bis zuletzt^ nach längerem Auf-
wallen der Flüssigkeit, der Procefs nachläfst und dieselbe in
Meinmgm. 71
gewölnliches, ruhiges Sieden geräth. Erst in diesem FaUe
hört die Reaction der Säare auf Jodkalium vollstttndig auf.
Eine lange Glasröhre, wie sie früher zur Zerstörung des
Ozons gedient hatte, wurde mit der Säure gefüllt und in
dieselbe umgestürzt. Hit einer Spirituslampe wurde das her-
vorragende Ende scharf erhitzt, so dafs, nachdem die Säure
zum Sieden gekommen war, Dämpfe anfingen sich zu bilden
und die Säure fast gänzlich aus dem Rohre trieben. Auf
diese Weise konnte dasselbe zu wiederholten Malen mit
Säure, die noch reich an HOi war, gefüllt und stets mehr
Gas entwickelt werden. Nachdem einige Zeit fortgefahren
war, hatten sich über 10^ Gas gebildet, das sich wieder wie
rdner Sauerstoff verhielt. Auch dieses Verhalten characte-
risirt das HO3 vollkommen. Es kann somit keinem Zweifel
unterliegen, dafs sich aufser Ozon auch noch HOi und zwar
in sehr reichlicher Menge in der Zersetzungszelle bildet. — Ich
brauche kaum darauf hinzuweisen, dafs die Gasentwicklung,
welche stets bei den bei höheren Temperaturen angestellten
Versuchen beobachtet wurde, hierin ihre Erklärung findet.
Ganz in der Weise, wie das HOi erst bei höheren Tem-
peraturen vollständig zu entfernen ist, ebenso bildet es sich
auch noch, sowie das Ozon, bei höheren Temperaturen. Es
vrurde ein electrischer Strom durch reine Säure von 1,3 spec.
Gew. geleitet, die bis auf 200^ erhitzt war; sowohl eine
Reaction auf Ozon, wie auf HOt ergab sich in diesem Falle.
Beide Körper scheinen, wenigstens was ihre Bildung in der
Schwefelsäure betrifil, nie vereinzelt aufzutreten; das Ozon
sicherUch nie, ohne dafs sich nicht zugleich eine reichliche
Menge von HOt gebildet hätte. Selbst in chemisch reinem
Wasser treten beide Verbindungen zugleich auf. Um diefs
nachzuweisen, wurde das Wasser durch eine Batterie von
42 Bunsen 'sehen Elementen zersetzt; es fand zwar inuner
noch eine nur $ehr geringe Gasentwicklung statt, sie war
72 Meidinger, über tcHamdruehe
jedoch hinreichend, um mil voller Sidierheit den Geruch des
Ozons und die ReacÜon aof ein Jodkaliumkleisterpapier wahr-
nehmen zu können ; nach einer Stunde der Entwicklung wurde
ebenfalls das Wa$9er durch Jodkaliumkleister intensiv blau
gefärbt. Ich mufs noch bemerken, dafs der Versuch nur
dann gelingt, wenn man die Sauerstoffentwicklung an einem
kurzen, dünnen Platindraht als positivem Pol vornimmt. Bei
Anwendung einer Platinplatte war weder der geringste Ozon-
geruch zu entdecken, noch ergab sich eine Reaction auf HO«.
In ähnlicher Weise habe ich auch mit jener Kette das
Verhalten der concentrirten Schwefelsäure untersucht. Im
ersten Augenblick der Zersetzung bildete sich der penetran-
teste Ozongeruch und konnte HOi in der Säure nachgewiesen
werden. Diefs hörte jedoch nach kurzer Zeit auf, die Säure
wurde sehr heifs, es entwickelte sich lebhaft Schwefelwasser-
stoff und die ganze Flüssigkeit trübte sich milchig durch Ab-
scheiden von Schwefel. Hier ist es hauptsächlich von In-
teresse, dafs beim Beginn des Versuchs sowohl Ozon, wie
HOt und zwar in reichlichen Mengen sich bUdeten.
Scheint es nach den verschiedenen hier mitgetheilten
Thatsachen nicht in hohem Grade wahrscheinlich, dafs die
Entstehung des Ozons, wenigstens was dieselbe in der Zer-
setzungszelle betrifft, vollkommen an die des HO» geknüpft
ist, indem sie erst dann erfolgt, wenn sich schon eine hin-
reichende HOiSchicht um den Pol gelagert hat, die dann
bei der weiteren Zersetzung noch höher oxydirt wird?
Man erkennt aus der vorhergegangenen Darstellung, dafs
die Fehler, welche bei voltametrischen Messungen begangen
werden können, hauptsächlich den veränderlichen Mengen
des entwickelten Sauerstoffs zur Last fallen und daGs man
defshalb in den meisten Fällen wohlthun wird, seine Bestim-
mung ganz zu vernachlässigen. Wenn auch der Verlust, der
durch die Bildung von HO» entsteht, durch günstige Anordnung
Menungm. 73
auf ein Minimum zu bringen ist , so ist ihm doch nie gam
Yorsobeugen und diefs reicht hin, die Messung unzuverlässig
zu machen.
Femer aber ist auch zu erwarten, dafs die Gegenwart
des H0t9 das sich bei laufenden Versuchen in reichlicher
Menge ansammelt, und das eine so hohe Fähigkeit besitzt,
andere Körper zu oxydiren , einen grofsen Einflufs äufsem
wird auf die Quantitäten Wasserstoff, welche sich bei der
Hectrolyse erzeugen. Es läfst sich vermuthen, dafs dieser
Einfluls um so bedeutender seyn wird, eine um so gröfsere
Oberfläche der Wasserstoff bei der Zersetzung der Säure
darbietet, je vertheilter er sich erhebt, mit einem Wort, je
geringer die Slromttärke ist, bei der er sich entwickelt
Vielleicht wären auf diese Weise die Differenzen aufzuklären,
welche sich in den Wasserstoffmengen bei Aenderung der Strom«
stärke aussprechen. Ich bemühte mich defshalb, vorerst nach-
zuweisen, dafs eine Oxydation des Wasserstoffs in einer bei
Yoltametrischen Untersuchungen häufig gebrauchten Säure
stattfindet, sodann aber, dafs diese Oxydation in gewisser
Hinsicht von der Stromstärke abhängig ist, d. h., dafs sie
durch eine grofse Vertheflung des Wasserstoffs während der
Zersetzung befördert wird. Beide Beweise liefsen sich leicht
nach einem ähnlichen Verfahren , wobei sich alle Beobach*
tangsfehler ausglichen, in wenigen Versuchen mit grofser
Schärfe führen.
Zwei Voltameter wurden zu gleicher Zeit in den Strom
eingeschaltet ; in dem Einen befand sich die bisher angewen-*
dete Säure , in dem Andern eine frisch bereitete , von HO»
fireie. Bei einer Ablenkung von 5® wurden in diesem 240^
Wasserstoff entwickelt, in jenem hingegen blofs 234^. Es
kann keinem Zweifel unterliegen, dals die verlorenen 6^
Wasserstoff auf Rechnung der Oxydation durch das HOt zu
schreiben sind. Bei diesem Versuche wurden die bei allen
74 Meidingerj über eoUametrüche
früheren angewendeten Platinbleche benatzt Kn zweiter
Versuch wurde bei einer höheren Ablenkung von 13* ange-
stellt und mit Polen, welche aus Platindrähten von i Zoll
Liiige bestanden. In diesem Falle strömte in einer gege-
benen Zeit eine verhttltnifsmäTsig gröfsere Menge Electricitil
von jedem Punkte des Pols aus , die Gasentwicklung mofste
riso in gröfseren Blasen vor sich gehen. Wirklich erhielt
ich jetzt in dem ersten Voltameter 229^ Wasserstoff, in dem
letzteren 231®^, demnach blofs 2^* mehr. Um hierüber noch
mehr Sicherheit zu erhalten, theilte ich meine bisher benutzte
Säure und stellte einen ähnlichen Versuch wie vorher an;
nur dars diesesmal die Entwicklung in der Einen Hälfte an
einem Platindraht, in der andern Hälfte hingegen an einem
Platinblech geschah. Bei einer Stromstärke von 4® wurdes
hier 225«« Wasserstoff, dort 232«« entwickelt; trotz dergleichen
Beschaffenheit der Säure in beiden VoUametern wurden den-
noch in dem Einen , vermöge der gröfseren Vertheilung des
Wasserstoffs^ 7«« mehr oxydirt, als in dem andern.
Es erhält hier auch folgende nicht uninteressante Beob-
achtung ihre Erklärung. Stellt man in die Röhre, welche
sich bei der Electrolyse mit Wasserstoff ganz gefüllt hat, die
Polplatte hinein, welche zur Entwicklung des Sauerstolfi
diente, und zwar so , dafs sie mit ihrer unteren Kante die
Säure noch berührt, so bemerkt man nach kurzer Zeit ein
Steigen der Säure in der Röhre, die Platte ist bald fast gänz-
lich von derselben bedeckt; erhebt man dieselbe über den
Spiegel, so ergiebt sich wiederum ein Verschwinden des
Wasserstoffs. So fand in einem Falle nach 2 Tagen eine
Verminderung des Wasserstoffs von 232«« auf 213«« statt,* in
einem andern Falle schon nach 24 Stunden ein Differenz von
234«« auf 2i0««. Es ist nicht zu zweifeln, dafs diefs auf einer
Oxydation des Wasserstoffs auf Kosten des in der Flüssigkeit
befindlicben HOi beruht, welche durch die Gegenwart des
Me$9vngen. 75
reinen Platins vennittelt wurde. Die Erscheinnng wurde nicht
beobachtet, wenn man den negativen Pol anwandte , ebenso-
wenig, wenn die mit Wasserstoff gefüllte Röhre in reine
Säore getaucht und der Versuch in der vorher beschriebenen
Weise eingeleitet wurde.
Die hier mitgelhleilten Beobachtungen ergeben zur Ge«-
nüge, von wie grofseiii Einflurs die Gegenwart des HOt in
der Zersetzungsflüssigkeit auf die Mengen des entwickelten
Wasserstoffs seyn kann.
Ehe nun fernere Versuche angestellt wurden, um zn er-
kennen, ob bei Anwendung einer stets reinen, von HOs freien
Säure die Differenzen in den reducirten Wass^rstoffvolumen,
welche sich in der ersten Versuchsreihe bei Aenderung der
Stromsttfriie ausgesprochen hatten, nunmehr verschwunden,
war es noch von Wichtigkeit, zu ermitteln, ob die Grobe der
Pole überhaupt von Einflufs bei der Electrolyse ist. Bei einem
schwachen Strom, wie ihn ein einziges Bunsen'sches Ele-
ment erzeugt, ist bekanntlich eine Gasentwicklung nicht wahr^
zunehmen, sobald man Platten anwendet. Es kann diefs blofs
auf einer Löslichkeit der Gase in der Säure beruhen, denn
von kleinen Platindrähten sieht man wirklich Gasbläschen auf«*
steigen. Es läfst sich vermuthen, dafs unter allen Umständen
eine gewisse Menge Wasserstoff von der Säure gelöst wird^
was alsdann an deren Oberfläche in die Luft ausdunstet.
Ferner wird diese Menge um so gröfser seyn, je mehr Ober-
fläche das Gas bei seiner Entwicklung der Säure darbietet,
mit einem Wort, um so gröfser der Pol ist, an d^n es ent-
steht. Ob jedoch dieser Einflufs auf die Messung von Be-
deutung ist, diefs mufste der Versuch entscheiden» Derselbe
liefs sich nun ganz in der Weise der früheren mit zwei Völ-
tametem anstellen; beide wurden diefsmal mit vollkommen
reiner, frisch bereiteter Säure von 1,3 spec. Gew. gefttUt;
in dem Einen entwickelte sich der Wasserstoff an der
76 Meidinger^ über eoltametrüche
bekannten Platinplatte, in dem andern hingegen an einem
kleinen Draht. Bei einer Ablenkung von 4® erhielt ich hier
243"» Wasserstoff, dort blofs 240^. Dieser Versach, den ich
mehrmals mit ungefähr gleichem Erfolg wiederholt habe, ist
entscheidend, er führt zu der bestimmten Regele dirfi der
Wasserstoff bei voUamdrischen U$Uersuckungen si^ an einem
kleinen Pole au eniwickebi isi. Auch vermeidet man dann
alle Strömungen in der Auffangröhre und jeden sichtbaren
Verlust^ der dabei durch ein Entweichen von Gasbläschen
stattfinden könnte.
Zu der folgenden Versuchsreihe wurde eine neue, voll-
kommen reine Säure von 1,3 spec. Gew. bereitet — C^ie
andere hatt£ sich bei dem vielen Gebrauche auch sonsU;
verunreinigt) — und dafür gesorgt, dafs sie nach jedem
einzehien Versuche längere Zeit ausgekocht wurde , um aach
die letzte Spur von HO« zu entfernen. Diesen Zeitpunkt zu
erkennen, wurde zuweilen die Reaction auf Jodkalium ange-
wendet; fast eben so sicher wird man mit einiger Uebung
gehen, wenn man während des Kochens auf die Entwicklung
der Sauerstoffbläschen achtet. Sowie ein regelmäfsiges Sieden
vom Roden des Gefiifses aus beginnt, ist der Procefs beendet;
ein Stückchen reines Platin, was man in die Säure wirft,
kann dazu beitragen, denselben zu beschleunigen. Meine
Säure, von der ich gegen 1 Liter zu den folgenden Versuchen
anwandte, war gewöhnlich von HOs befreit, wenn ich sie in
zwei Rechergläsem eine halbe Stunde lang über Spiritus-
lampen setzte. Das anfangliche spec. Gewicht wieder herzu-
stellen , wurde sie vor dem ersten Versuche gewogen und
nach jedem Kochen die fehlende Menge durch destillirtes
Wasser ersetzt. Die geringe Menge Schwefelsäure, welche
weggegangen war, konnte hierbei vernachlässigt werden.
Um die Redingungen, unter denen die einzelnen Versuche
angestellt wurden , für alle Ablenkungen gleich zu machen,
MBSsungen.
77
wurden solche Stromstärken gewählt, die sich wie 1:2:4
Terhielten und die Gröfse der Pole in ein gleiches Verhältnifs
gesetzt. Es waren diefs einfache Drähte, in Glasröhren ein-
geschmolzen, deren Längen H°™, 22«*" und 44"™» betrugen.
In diesem Falle strömte während einer gegebenen Zeit gleich-*
viel Electricität von jedem Punkte der Pole aus, demnach
mufste überall die Gasentwicklung gleich intensiv seyn, die
Bläschen stets in derselben Gröfse aufsteigen. Aufserdem,
dafs bei der Kleinheit der Pole eine mögliche Löslichkeit des
Wasserstoffs sehr herabgestimmt war, wurde auch noch der
Oxydation hinlänglich vorgebeugt^ die von einer Spur zurück-
gebliebenen HOt ausgehen konnte. Jedenfalls konnten bei
der Proportionalität der Pole mit der Stromstärke beide ge-
nannten Einflüsse nur in gleicher Weise zur Wirksamkeit
gelangen; Fehler mufsten sich defshalb heben. Die Tem-
peratur der Säure war hierbei eine mittlere von 20^.
Vierte Versuchsreihe.
Ba
Beobachtet
Bedodrt
PoIgrAiie
8»31'
39
8«25'
40
s-ay
39
8*33'
38
16»30'
20
leoso*
19
i6«44'
19
30«»57'
9
31»
9
334,6
334
333,3
333,1
333,7
333,5
333,1
329,2
327,6
18,7
18
18,5
18,7
18,3
16
18,5
18,3
17,7
H. 264
0. 42
H. 268
0. 41
H. 264,2
0. 54
H. 258,8
0. 55
H. 271
0. 55
H. 253
0. 40
H. 262
0. 53
E 254
0. 61
H. 255,2
42,01
6,69
42,11
6,44
42,08
8,6
41,91
8,91
42,46
8,62
42,23
6,57
42,47
8,6
43,16
10,35
43,10
a.
f 4 mm
10«"
4mm
10«"
20™»
ÄAmn
20»»
b.
c.
78 Meidinger, Über voUameiriiche
Die bei gleichen Ablenlningen angestelilen Vors«^
stimmen in hohem Grade unter einander überein; 0^^ scheint
der äufserste Fehler zu seyn, der aus unsicherer Eins^'^Ilang
oder Ablesung der Nadel , aus Temperatur - und Barometer-
beobachtungsfehlem , sowie aus einem ungenauen Ablesen
der Gasvolumen entspringt. Es zeigt sich sogleich, dafs die
bei den niederen Ablenkungen entwickelten Gasvolumen einen
viel höheren Ausdruck gewonnen haben, als in der ersten
Versuchsreihe. Das Mittel aus obigen Beobachtungen giebt f&r :
a = S^^ den reducirten Werth 42,03
a = 16«34' ^ „ „ 42,38
a = 30«59' „ „ „ 43,13.
Die nach obiger Interpolationsformel berechneten wahren
Ablenkungen sind aber
8ö33' 16«51' 31*54',
denen die fast übereinstimmenden reducirten Gasvolumen
41,69, 41,62 und 41,60 entsprechen.
Es erübrigt jetzt noch, einen Blick auf die Volumina zu
werfen , welche in der letzten Tabelle für den Sauerstoff er-
halten worden sind. Die in der letzten Spalte angeführte
Polgröfse bezieht sich blofs auf dieses Gas; es ergiebt sich
eine aufserordentliche Verminderung desselben bei Verkleine-
rung des Pols. Diefs findet vielleicht in einem ähnlichen
Verhalten des Sauerstoffs bei sehr starken Strömen, wie die
erste Tabelle zeigt, seine ErUäning. Es scheint nämlich das
Ausbleiben desselben oder , wie wir jetzt wohl sagen dürfen,
die Bildung von HO3 nicht sowohl von der absoluten Strom-
stärke, sondern von der Intensität der Electricität , die aus
jedem einzelnen Punkte des Pols strömt, abhängig zu seyn.
Durch Verkleinerung des Pols wurden die Bedingungen immer
günstiger; um so mehr mufste es auffallen, dafs -von einer
gewissen Grenze an durch noch weitere Verkürzung des Pols
das Volum des entwickelten Sauerstoffs wieder zunahm, d. h.
Heutmgen. 79
wendiger H0% gd»fldet wurde. Die Anwendung eineg ein-
zigen Punktes als positiver Pol führte auf die Erklärung
dieser Erscheinung. Ich stellte den Versuch nSmlichbei
einem ziemlich starken Strom von 12 Elementen an und
hierbei bemerkte ich, dars die Zersetzung von einem
lebhaften Zischen , wie bei Berührung des Wassers mit glü-
henden Metallen, begleitet war und dafs die Nadel der Bus-
sole sich in steter Schwankung befand. Durch den grofsen
Widerstand, welchen der Eine Punkt der überströmenden
Electricität darbot, vnirde derselbe zum Glühen gebracht; eine
Folge davon war, dafs die Berührung theilweise gehemmt
wurde. Diefis zog eine momentane Unterbrechung« des Stroms
nach sich, bis sich das Platin hinreichend abgekühlt hatte,
um die Säure wieder zu benetzen und die Leitung des Stroms
herzustellen, worauf sich denn die Vorgänge erneuerten.
Dafs sich unter diesen Umständen weder viel HOt» noch viel
Ozon bilden konnte, ist klar. Ein etwas gröfserer Draht wird,
wenn auch nicht mehr zum Glühen gebracht, so doch stark
erhitzt und dadurch die Bildung des Hyperoxyds vermindert.
Für eine gewisse Ablenkung mufs es endlich eine Polgröfse
geben, bei der sich die Bedingungen zur Bildung dieses
Körpers am günstigsten herausstellen. Ist diese einmal ge-
fanden, so hat es keine Schwierigkeit, Tür jede andere
Stromstärke die geeignete Polgröfse zu bestimmen. Strom-
stärke und Polgröfse wachsen nämlich proportional. Meine
Versuche ergeben für eine Ablenkung von 8<W die gün-
stigste Polgröfse zu 10°^ bis 11°^, bei einer Dicke des
Drahts von 0^,45. In diesem Falle ist der Verhist wirklich
erstaunlich grofs; er beträgt beiläufig } des berechneten
Gasvolums und ich glaube — {ßi'd Versuche vmrden , wie
bemerkt, bei einer Temperatur von 20^ angestellt) — dafs
er bei einer niedrigeren Temperatur noch zu vermehreB ist.
Vielleicht wäre es so möglich , den Sauerstoff gänzlich zum
80 Met ding er, über voUameiriiche
Verschwinden zu bringen und das Ozon in reinem Zustand
darzustellen. Diefs sind jedoch Untersuchungen, die man nur
im Winter anstellen kann , wo eine sehr niedrige Temperatur
auf längere Zeit ohne künstliche Mittel zur Verfügung ist
Der Geruch nach Ozon ist unter den so eben erwähnten
günstigsten Bedingungen zur Darstellung des Wasserstoff-
hyperoiryds sehr penetrant; doch zeigen die früher gerade
nach dieser Methode angestellten Versuche^ dafs trotzdem
seine Quantitäten nur höchst unbedeutend sind.
Auch durch eine gröfsere Concentration der Säure läEst
sich die BOdung des Hyperoxyds in hohem Grade befördern,
wie sich aus der dritten Versuchsreihe ergab. Indefs hat
diefs seine Grenzen. Vergleichende Versuche erwiesen, dafs
ein spec. Gew. von 1,4 das günstigste ist zu seiner Erzeugung.
Es wäre wohl die Frage aufzuwerfen, ob die Darstel-
lung des WasserstoflThyperoxyds auf electrolytischem Wege
in die Praxis eingeführt werden könnte ? Ich glaube diefs
bejahen zu dtirfen. . Unter obigen Umständen ergab sich bei
einer Stromstärke von 8^3(y, wie sie beiläufig drei Bunsen'-
sche Elemente hervorbringen, bei einer mittleren Temperatur
von 20^ in 40 Minuten ein Vertust von 93^ Sauerstoff, oder
eine entsprechende Bildung von HOi. Eine niedrigere Tem-
peratur und eine Concentration der Säure von 1,4 durfte
diesen Verlust auf 100*^ steigern. In zwei Stunden sind
dann schon 300^ 0 in HOt übergeführt ; in einem Tage be-
trägt die Menge 3600^ Sauerstoff. In Grammen ausgedrückt,
sind es 1,4324 . 3,600 = 5,16 0. Dieser Sauerstoff hat
sich mit HO zu HO» vereinigt; es ist somit die Menge 0
doppelt zu nehmen und das Gewicht von 2 . 3600^ H hinzu-
zuAgen; letzleres macht 0,069 . 7,200 s= 0,64 Granun.
Demnach 2 . 5,16 + 0,64 = 10,96 oder in runder Zahl
11 Gramm Hyperoxyd im Laufe eines Tages.
Mt&sungm. 8i
Indem ich nun zum Schlosse die Resultate meiner Yer-
suche zusammenfasse, so ergiebt sich folgendes :
Die Electrolyse des mit Schwefelsäure verdünnten Was-
sers ist stets mit einer Bildung von Ozon und WasserstolT-
hyperoxyd verknüpft. Ersterer Körper entsteht in so geringen
Mengen, dafs der Einflufs, den er auf die voltametrische
Messung ausübt, zu übersehen ist. Das Wasserstofihyperoxyd
ist wesentlich die Ursache von dem Ausbleiben des Sauerstoffs
während der Zersetzung. Da die Bildung dieses Körpers
onter keinen Umständen zu vermeiden ist, so kann die volta-
metrische Messung des Sauerstoffs keinen Anhalt geben für
die Gröfse der Zersetzung. Man darf defshalb in der Regel
kein grofses Gewicht darauf legen.
Femer wirkt das Wasserstoffhyperoxyd in der Weise
oxydirend auf den Wasserstoff ein, dafs, so lange es sich
in der Säure befindet, die voltametrische Gasbestimmung des
Wasserstoffs unsicher wird. Vor jedem Versuch mufs darum
die Säure durch Auskochen von der letzten Spur des Wasser-
sloffhyperoxyds befreit werden.
Die Entwicklung des Wasserstoffs selbst ist an einem
nicht allzugrofsen Draht als negativem Pol vorzunehmen, um
die LösUchkeit desselben in der Säure auf ein Minimum zu-
rückzuführen und um Strömungen in der Entwicklungsröhre
vorzubeugen, welche einen Verlust des Gases nach sich zie-
hen können.
Bei diesen Vorsichtsmafsregeln ist das Voltameter ein
höchst bequemes und zuverlässiges Mefsinstrument starker
galvanischer Ströme.
Annal. d. Ofaem. a. Phurm. LXXXVUI. Bd. 1. H«ii. 6
82 Frankland u. Ward, über emen eerbesserim
lieber einen verbesserten Apparat zu Gasanalysen;
von Dr. E. Frankland und W. J. Ward. ,
(Gelesen Tor der Chemical Society ra London.)
Ungeachtet der anericannten Wichtigkeit der Untersuchung
gasförmiger Substanzen hat doch erst seit verhältnifsmäfsig
kurzer Zeit dieser Zweig der analytischen Chemie die Beach-
tung erlangt, die ihm in der That zukommt
Als Bnnsen bei seinen bewundernswürdigen Unter-
suchungen über die aus den deutschen Hohöfen ausströmen«
den Gase *} die besten zu jener Zeit bekannten Methoden
zur Analyse dieser Gase anwenden wollte , fand er diese
Methoden so unvollkommen und ungenau , dafs er die Gas-
analyse in ihrem ganzen Umfang nochmals durcharbeiten und
auf neue Grundlagen basiren murste. Et begann mit der
Construction der Eudiometer selbst, und indem er den ein-
fachen Weg einschlug, die Längen -Eintheilung der Röhren
unabhängig von dem Volum auszuführen und dann erst die
Röhren zu calibriren und das wirkliche Volum jeder ein-
zelnen Theflungs-Einheit zu bestinmien — erreichte er einen
Grad von Genauigkeit in der Messung der Volume, die Niclits
zu wünschen übrig liefs. Er beseitigte dann die Fehler-
quellen, welche durch das Einbringen flüssiger Absorptions-
mittel in die Röhren verursacht werden, indem er diese Ab-
sorptionsmittel im festen Zustand anwandte, in Form von kleinen
Kugeln, die an Platin- oder Stahldräbten befestigt sind; auf
diese Art bleiben die inneren Wandungen der Eudiometer-
röhren frei von anhängender Verunreinigung, und die Con-
vexität des Quecksilbers in diesen Röhren bleibt ungeändert.
Durch weitere Verbesserungen in der Wahl der anzuwenden-
*) Pogg. Ann. XL VI, 193 u. L, 8t u. 673.
Af^forai m 6a$(molyMen. 63
den AbsorptionfiiniUel , durch die Bestimiming der Grenzen^
innerhalb welcher die Verbrennung bei der Explosion von
Gasen auf Zusatz von Wasserstoff oder Sauerstoff voUständig
eintritt, und die Beachtung vieler anderer wichtiger Umstände,
die auf die Genauigkeit der Messung der Volume von Gasen
Einflufs haben, erhob B u n s e n diesen Zweig der analytischen
Chemie %u einer Vollkommenheit, welche — wie die zahl-
reichen von Bunsen selbst, von Pleyfair, Kolbe und
andern ausgeführten Untersuchungen bezeugen — kaum noch
weitere Verbesserung als möglich oder wttnschenswerih er*
scheinen liefs, so weit es sich um Genauigkeit der Resultate
handelt.
Doch war es, um diese von Bunsen eingeführte Me*
thoden mit allem Erfolg anzuwenden, ncKhig, einen eignen
Baum von nahezu constanler Temperatur fast ausscUielsUch
zu diesen Untersuchungen zu benutzen , und defs man eine
halbe bis eine ganze Stunde zwischen je zwei Volumbestim^
mnngen verstreichen liefs, damit das in dem Endiometer ent-
haltene Gas genau die Temperatur der umgebenden Luft an^
nehme. Von so wenig Emflufs diese Umstfinde auf die Aus-
fftbrung nur gelegentlich vorkommender Gisanalysen sind,
so s^r machen sie sich geltend, wenn eine grofse Zahl
solcher Analysen ununterbrochen auszuflduren ist, denn die
Opfer an Zeit and die Störung in der Benutzung einer ge*
gebenen Lecalitfit werden dann druckend.
Eine Beseitigung dieser Uebelstände verdanken wir
Regnault *}, weldier die Endiometer- Röhre in ein mit
Wasser gefülltes Getätg einschlofs und so bewirkte, dafs die
Ausgleichung der Temp^aturen des Gases und der Umge-
bung desselben in wenigen Secunden vor sich ging ; er ge-
^ Vei^i. diMO Annalen LXXIII, 129. D. H.
6*
84 Frankland u. Ward, über einen verbesierien
wann damit eine bedeutende Ersparnifs an Zeit bei der Gas-
analyse und beseitigte die Nothwendigkeit, ein eigenes Zimmer
ausschlierslich dieser Art von Untersuchungen zu widmen.
Dieser Chemiker hat femer die verschiedenen Operationen
mit Gasgemengen durch eine zweokmäfsige Theilung des Ap-
parats erleichtert j indem er in dem einen Theil desselben
die Absorptionen vor sich gehen läfst und den andern zur
Messung der Gasvolume benutzt; femer auch noch dadurch^
dafs er die Gase stets mit Wasserdampf gesättigt mifst Leider
werden diese grofsen Yortheile in einem- gewissen Grad da-
durch beeinträchtigt, dafs ein etwas geringerer Grad von
Genauigkeit, als nach der Bunsen 'sehen Methode, damit
erzielt wird; Regnault läfst das Volum des Gases während
Einer Analyse constant seyn, und mifst den Drack, welcher
dazu nöthig ist^ dieses Volum des Gases nach den verschie-
denen Operationen, die man damit vornimmt, constant seyn
zu lassen, indem er bestimmt, wieviel Millimeter Quecksilber-
höhe über oder unter dem Drack der Atmosphäre er beträgt.
So wenig sich gegen das Princip dieses Verfahrens einwen-
den läfst, so hat es doch in der Praxis den Nachtheil, dafs
beträchtliche Volumänderangen dnn^ nur kleine Zahlenunter-
schiede ausgedrückt werden , wenn man diese mit den nach
Bunsen 's Methode sich ergebenden vergleicht. Dieb ist
namentlich der Fall hinsichtlich der ersten Volumbestimmung
bei einer Analyse, deren ganz genaue Feststellung meist weit
wichtiger ist, als die der späteren Ablesungen.
Um deutlicher zu machen, was wir hier meinen, geben
wir die Einzelnheiten einer Bestimmung eines geringen Ge-
halts an Kohlensäure in einem kleinen Gasvolum nach beiden
Methoden :
Apparat «n Gasanaly$en. 85
Nach Bunsen's MeOiode :
Vol. redac
Diff. der aufO'^C. a.
Quecktil- Barometer- 1 Meter
Volum Volum Temp. berstSnde stand Druck
''"GiTorocSi) (330.2 0« C. 550,4- 760 - 69,20
nach der Absorption i
der Kohlensäure[327,8 0<> ^ 549,6 „ 760,1 „ 69,00.
(trocken) ]
Nach RegnaulVs Methode :
Druck Temp. Barometer Corrig. Druck
^"cSo**** ^1- ^'2 O'C. 760,0- 69,2
Mach d. Absorption]
der Kohlensäure — 686,5 0« , 760,1 „ 69,0.
(feucht} \
Procentgehalt an Kohlensäure : 0,28.
Nehmen wir an, die erste Beobachtung nach jeder dieser
beiden Methoden sey mit einem Fehler von ^ Millimeter be-
haftet gewesen, und das Volum des angewendeten Gases sey
midiin bei dem Versuch nach Bunsen's Methode zu 330,1
Vol. abgelesen worden, während bei dem Versuch nach
Regnault's Methode die Ablesung — 686,3 gewesen wäre.
Der Procentgehalt des Gases an Kohlensäure hätte sich dann
ergeben :
nach Bunsen's Methode zu 0,260
nach Regnault's Methode zu 0,145.
Der Fehler würde somit bei ersterer nur 0^02 pC. , bei letz-
terer aber nahezu das Siebenfache betragen, und im letzteren
Falle könnte sogar der Gehalt an Kohlensäure gänzlich liber-
sehen werden.
BemiAt, diesen Nachtheilen abzuhelfen und zugleich die
Vortheile beider Methoden mit einander zu vereinigen, setzten
wir uns die folgenden Aufgaben, deren Lösung uns als vor-
zugsweise wünschenswerth für einen guten Apparat zu Gas-
analysen erscheint :
86 Frankland «. Ward^ über emen verbesserten
i) Die Bestimmang der Vofaiine von Otsen soll so ge-
macht werden, dafs sie gänzlich unabhängig yon dem Druck
und der Temperatur der fiufseren Luft ist
2} Bei den Bestimmungen der Gasvolume soU die Cor-
rection für die Tension des Wasserdampfs und fttr die Ver-
änderungen in dem specifischen Gewicht des Quecksilbers
gleich mit einbegriffen seyn.
33 Jede Voliimänderung soll durch eine möglichst grofse
Zablendifferenz ausgedrückt seyn.
4} Um die Unannehmlichkeiten und den Zeitverlust durch
langwierige Rechnungen, Nachschlagen von Tabellen u. a. zu
vermeiden, sollen die unmittelbaren Ablesungen entweder so-
gleich das wahre Gasvolum corrigirt ergeben, oder doch eine
Zahl, aus welcher das wahre Volum sofort durch eine mög-
lichst einfache Rechnung abgeleitet werden kann.
Der Vorthefl , welcher durch die Lösung der ersten und
der zweiten Aufgabe sich herausstellen würde, ist einleuchtend
genug, denn dann liefse sich die Analyse von Gasen ohne ein
dazu besonders bestimmtes Zimmer von constanter Temperalur
ausführen, und die Genauigkeit der Resultate wäre unabhängig
von den Fehlern , mit welcher die Resultate über die Aus-
dehnung der Gase durch Wärme, die Spannkraft des Wasser-
dampfs und den Ausdehnungscoäffidenten des Quecksilbers
behaftet seyn mögen. Die Lösung der dritten und der vierten
Aufgabe erscheint kaum weniger wichtig, so fem die erstere
gröCsere Genauigkeit in den Ablesungen sichert, und die
letztere Zeit ersparen läfst und den Beobachter in den Stand
setzt, die corrigirten Resultate seiner Versuche in dem MaCse,
als diese vorschreiten , gleich zu übersehen — ein Vortheil,
der am besten von denen gewürdigt werden kann^ welche
eine grofse Anzahl von Gasanalysen hinter einander zu
machen hatten.
Afparai 9u Güionaljfsen. 87
Bei der Coustruotion eines Apparats, welcher den vor-
bergeheaden Aufjgfaben Genüge leisten soll, diente uns
die sinnreiche und äufserst zweckmäfsige Einrichtung von
Regnault und Reiset als Ausgangspunkt, und mit diesem
letzteren Apparat hat der unserige, obgleich er auf ein anderes
Princip basirt ist, doch in seinen mechanischen Vorrichtungen
viele Aehnlichkeit.
Unser Instrument, welches Fig. 4 der Tafel abgebildet
ist, besteht aus dem dreifüfsigen Gestell A, welches wie
gewöhnlich mit Stellschrauben versehen ist und die verticale
Säule BB trügt; an der einen Seite der letztem ist die be-
wegliche Oueoksflberwanne C mit Winde und Getrieb aa
befestigt*}, und an der anderen Seite der Glascylinder DD
mX seinem Inhalt. Dieser Cylinder ist 36 Zoll lang und von
4 Zoll innerem Durchmesser; sein unteres Ende ist in die
eiserne Fassung c fest eingekittet, deren untere Fläche gegen
die als Unterlage dienende Platte d, wenn ein Ring von
vulkanisirtem Caoutchouk zwischen gelegt ist, vollkommen
wasserdicht aufgeschraubt werden kann. Die kreisrunde
eiserne Platte d ist durch drei Oeffnungen durchbohrt, in
welche die Hülsen eee eingeschraubt sind, die durch die
Platte hindurch mit dem unten befindlichen Stück EE com-
miiniciren. Dieses letztere ist mit einem doppelt durchbohrten
Hahn f und einem einfach durchbohrten Hahn g versehen, so
dafs die in die Hülsen eee eingekitteten Röhren unter ein-
ander und mit der Ausflufsröhre h beliebig in Verbindung
gesetzt werden können.
F, 6, H sind drei Glasröhren, welche in die Hülsen eee
fest eingekittet sind. F und JET, die «nur wenig kürzer sind
als der äufsere Glascylinder, haben jede 15 bis 20 MM. in-
*) Dio Qaeckrilberwanne , mit Inbegriff ihrer röhreiiförmigea Vertie-
fung fr, kann sweckmäfiig ans Gatla-Percha angefertigt werden.
88 Frankland ti. Ward^ über emen foerbesserlm
neren Durchmesser und werden so nahe als möglich Ton
derselben inneren Weile genommen , um eine Yerschiedenhdt
der Capillarwirkung in ihnen zu vermeiden. Das Rohr G ist
etwas weiter, und man läfst es so hoch es angeht aus dem
Cylinder heraus sich erstrecken. H wird genau nach MSli-
meiern eingetheilt und am oberen Ende mit einem kleinen
Trichter t versehen, dessen engerer Theil mit einem genau
eingeschlifienen Glasstöpsel von etwa 2 MM. Durchmesser
verschlossen werden kann. Die Röhre F endet oben in das
Haarröhrchen ft, welches sorgfältig in die Rüchse des kleinen
stählernen Hahns / eingekittet ist. In die Röhre F sind
ferner bei m zwei Platindrfihte eingeschmolzen , um einen
electrischen Funken hindurchschlagen lassen zu können. Wenn
diese Röhre F in die Hülse e fest eingekittet ist, wird ihr
innerer Raum genau in zehn vollkommen glefehe Theile
getheilt, was sich ohne Schwierigkeil in der Art ausführen
Ififst, dafs man sie zuerst, durch das Zuflufsrohr fif, bis za
ihrer Vereinigung mit dem Haarröhrchen mit Quecksilber
füllt, dann das Quedtsilber durch das Abflufsrohr h ablaufen
lifst bis der höchste Punkt seiner convexen Oberfläche genau
bei einem (später als 10. Theilstrich zu bezeidinenden} Strick
steht, den man schon vorher so angebracht hat, dafs er genta
iem Nullpunkt der MiUimeterscale auf der Röhre H entspricht;
das Gewicht des hier ausgelaufenen Quecksilbers wird genau
bestimmt, die Röhre dann wieder wie vorher gefüllt und in
10 gleiche Theile getheilt, indem man je ein Zehniheil der
ganzen abgewogenen Quecksilbermenge auslaufen läfst und
jedesmal den Stand der höchsten Stelle der convexen Queck-
silber-Oberfläche markirX. Wenn man die geeigneten Vor-
sichtsmafsregeln hinsichtlich der Temperatur u. a. beachtet,
läfst sich auf diese Weise eine sehr genaue Eintheilung nach
Volum erhalten.
Apparat w Ga9analy$en. 89
Die Absorptionsröhre J ist durch die Klammer n gehatten
und commnnicirt mit dem Haarröhrchen k mittelst der Hähne
und des Verbindungsstücks Vlp ganz in derselben Weise,
wie dieCs bei Regnault's Apparat der Fall ist
Ist das Instument so weit vollendet, so mufs di^ Höhe
jedes der neun oberen Theilstriche auf der Röhre F über
dem untersten oder 10. Theilstrich bestimmt werden. Diefs
isrst sich innerhalb weniger Minuten sehr genau ausführen,
indem man mittelst der Stellschrauben den Röhren des In-
struments genau senkrechte Stellung giebt, die Röhre Q mit
Quecksilber filllt, den Hahn / und den Verschlufs an dem
Trichter i öffnet, und den Hahn f so stellt, dafs die Röhren
F und H mit dem Zuflufsrohr G communiciren. Dreht man
nun den Hahn g behutsam, so steigt das Quecksflber langsam
in den beiden Röhren F und H; steht der Gipfel seiner con-
vexen Oberfläche genau bei dem neunten Theilstrich auf F,
so unterbricht man den Zuflufs des Quocksilbers und liest
mit Genauigkeit den Stand desselben in H ab ; da der zehnte
Theilstrich auf F mit dem Nullpunkt der Scale auf E in Einer
Horizontalebene liegt, ist offenbar die auf der Theilung von
H abgelesene Zahl die Höhe des neunten Theilsirichs über
diesem Nullpunkt. In gleicher Weise" wird ftlr jeden der
anderen Theilstriche auf F die Höhe desselben über diesen
Nullpunkt oder dem zehnten Theilstrich bestimmt.
Ehe man sich des Apparats bedient, füllt man den weiten
Cylinder DD mit Wasser und die inneren Wandungen der
Röhren F und H werden (durch den Hahn / und den ver-
scUiefsbaren Trichter i) ein fttr allemal durch die Einbringung
weniger Tropfen Wasser in die letzteren mit dieser Flüssig-
keit benetzt Die drei Röhren werden dann unter einander
in Ve/bmdung gesetzt, und Quecksilber in 6 eingegossen bis
es in dem erweiterten Raum des Trichters i steht, welcher
letztere dann fest verschlossen wird. Steigt das Quecksilber
bis an den Hahn /, so wird auch dieser verschlossen. Die
90 Prankland u. Ward, über emm ^verheuerten
WSkmtk F und H sind nun anficheinend ganz niil Qoeokalber
gefttllt, aber eine dünne, nicht wahrnehmbare Schichte Luft
befindet sich noch zwischen dem Quecksilber und dem Glas;
diese wird hinweg^eschafit , indem man die Röhren F und H
mit der Au^nlsrdhre k in Verbindung setzt und das Qued-
riiber ausfliefsen läfst, bis ein loftverdünnter Raum von meh-
reren ZoUm Länge in beiden Röhren entstanden ist; tiUst
man dann das Instrument in diesem Zustand etwa eine Stande
hmg stehen/ so gebt die ganze eben erwähnte Schichte Luft
in den verdünnten Raum über und wird als eine kleine Lufl^
blase sichtbar, wenn man dann wieder Quecksilber aus der
Znflufsröhre O in die Röhren F und H treten läfst. Diese
Luftblasen lassen sich durch momentanes Oeffnen des Hahnes /
und desStöpselyerschlusses bei t, während G mit Quedcsilber ge-
fällt ist, leicht austreiben. Wird die Absorptionsröhre J nun mit
Quecksilber geflUlt, und mittelst der Schraubenverbindung bei l be-
festigt, so ist das Instrument ftir den Gebrauch fertig vorgerichtet.
Wo ein stetiger Zuflufs von Wasser aus einer grofsen
Wasserleitung zu Gebote steht, läfst sich die Temperatur des
Wassers in dem Cylinder DD vollkommen constant erhalten,
indem man einen Strom Wasser direct aus der Wasserleitung
an dem unteren Ende des Gylinders eintreten und an seinem
oberen Ende wieder ausfliefsen läfst. Bei Anwendung dieser
Vorrichtung fand der eine von uns bei einer ausfgedehnten
Reihe von Versuchen, dafs die Temperatur des Wassers in
dem Cylinder, welchem das Wasser aus einer Röhre der
Wasserleitung zu Manchester zugeführt wurde , während 12
Stunden nur um 0^*^02 C. variirte, eine Aenderungi welche
selbst bei den genauesten Versuchen kaum eine Correction
nöthig macht
Um die Art und Weise, wie unser Apparat angewendet
wird, zu verdeutlichen, wollen wir eine Analyse der atmo*
sphirischen Luft als Beispiel wählen. Nachdem einige Cubik-
zolle Luft, die von Kohlensäure befreit ist, in die Röhre /
Apparea mt Ofucmalffsm. 9i
gebracht ist, wird diese hvü behufs der Messung in die Hdhre
F übergeführt, indem man die Hähne VI öffnet und die Röhre
F mit der Ausflufsröhre h in Verbindung setzt. Diese lieber*
fiUlung kann^ wenn nöthig, dadurch unterstützt werden, dafii
man die Quecksilberwanne C hebt Wenn die Luft sammt
einigen nachfolgenden Tropfen Qa^cksilber volktändig in F
übelgegangen ist^ wird der Hahn / geschlossen und der Haha
f so gedreht , dafs er F und JJ mit A verbindet. Man läGit
Quecksilber auslaufen bis ein verdünnter Raum von 2 bis 3
Zoll Länge in E entstanden ist und das Quecksilber in F
gerade unter einem der Theilstriche steht; der Hahn f wird
dann gedreht und Quecksilber sehr allmälig von O zuflieben
gdassen, bis der höchste Punkt der Quecksilberoberfläche in
F genau bei einem der Theilstriche auf dieser Röhre einsteht,
wir wollen annehmen bei dem sechsten Theilstrich. Dieses
Einstellen der Quecksilberoberfläcbe und die darauf folgenden
Ablesungen lassen sich sehr genau vermittelst emes horizontal
gerichteten Femrohrs ausführen, welches in einer Entfernung
von etwa 6 Fnfs von dem Cylinder aufgestdlt und an einer
verticalen Säule auf- und ab verschiebbar ist. Die Höhe des
Quecksilbers in H mufs nun genau ermittelt werden, und
if enn von der hier abgelesenen Zahl die Höhe des sechsten
Theilstriohs über dem Nullpunkt der Scale auf H abgezogen
wird, giebt der Rest das wahre Volum des Gases. Um jedoch
dieses Volum mit den folgenden Ablesungen, die bei Einstel-
lung« des Quecksilbers auf anderen Theilstrichen auf F vor-
genommen werden, vergleichbar zu machen, wird die so er-
haltene Zahl — welche offenbar den dem Gas zukommenden
Druck angiebt — darauf reducirt, wie sie sich ergeben
würde , wenn das Gas bis zu dem zehnten Theilstrich auf F
ausgedehnt wäre. Da der Druck eines Gases dem Volum
desselben umgekehrt proportional ist, läfst sich diese Reduction
sehr einfach ausfuhren, indem man die unter den obigen
92 Frankland u. Ward^ über einen verbesserten
V<Mraii8Setzungen erhaltene Zahl mit /^ oder 0,6 multiplicirt ;
und durchgrängig wird jede Bestiinmung des Drucks , die für
das Einstehen des Oaecksilbers auf irgend einen Theilstrich
auf F vorgenommen wurde , so auf den dem als das normale
angenommenen Volum bis zum .zehnten Theilstrich entspre-
chenden reducirt, dafs man erstere Bestimmung mit einem
Bruch multiplicirt, dessen Nenner ^ 10 und dessen Zähler
s: der Zahl des Theilstrichs ist, für welchen die Bestimmung
Torgenommen wurde.
Da die Temperatur während dor ganzen Analyse con-*
staut erhalten wird , ist keine auf sie bezügliche Correction
nöthig. Da der Druck der Atmosphäre vollkommen ausge-
schlossen ist und auf die Volume oder Druckhöhen keinen
Snflttfs ausübt, ist eine Beobachtung des Barometerstands
nicht nöthig. Und da die Spannkraft des Wasserdampfs in F
der in H genau das Gleichgewicht hält, so führt auch in dieser
Beziehung der Apparat selbst die hierauf bezügliche Cor-
rection aus.
Wasserstoffgas wird dann in derselben Weise wie das
ursprünglich angewendete Gas in den Apparat gebracht und
das Volum nochmals bestimmt, dann der electrische Funke
mittelst der Platindrähte bei m durch das Gasgemenge schla-
gen gelassen und die durch die Verpufibng verursachte Vo-
lamverminderung bestimmt. Folgendes sind die Einzelresul-
fate einer in dieser Art ausgeführten Luftanalyse :
Vobtm der angewendeten Luft.
(Das Quecksilber stand in F bis zum 5. Theilstrich.}
Beobachtete Quecksilberhöhe in J7 673,0°^
Höhe des 5. Theilstrichs über dem Nullpunkt . . 383,0
Corrigirter Druck des Gases 290,0
Drucke reducirt Tür das Volum bis zum 10. Theil-
strich = 290,0 X 0,5 = 145,00„
2-
Äpparai «i OaHtnafysen. 93
Votum nach dem 2iusai^ tan Wasterstoffgcu.
(Das Quecksilber stand in F bis zum 6. Theilstrich.}
Beobachtete Quecksilberhöhe in IT 772,3°^
Höhe des 6. Theilstrichs über dem Nullpunkt . . 304,0 „
Corrigirter Druck des Gases .- 468,3 „
Druck, reducirt für das Volum bis zum 10. Theil-
strich = 468,3 X 0,6 = 280,98«
Vobun nach der Verpuffung.
(Das Quecksilber stand in F bis zum 5. Theilstrich.}
Beobachtete Quecksilberhöhe in 11 763,3™»
Höhe des 5. Theilstrichs über dem Nullpunkt . . 383,0 „
Corrigirter Druck des Gases 380,3 „
Druck, reducirt für das Volum bis zum 10. Theil-
strich = 380,3 X 0,5 = 190,15„
ResuUaie.
Volum der angewendeten Luft 145,00
Volum des darin enthaltenen Sauerstoffs . . . 30,276
Oder :
Procentgehalt an Stickstoff 79,120
„ „ Sauerstoff 20,880
100,000.
Um die Genauigkeit der Angaben des beschriebenen Ap«
parats ersehen zq lassen, fügen wir hier die Resultate einer
Reihe von Analysen bei, die mit derselben Probe atmosphäri-
scher Luft vorgenommen wurden. Letztere war vorher
mittelst Aetzkalis von Kohlensäure befreit worden.
L n. in. IV. V. VL
Sauerstoff 20,880 20,888 20,883 20,867 20,868 20,876
Stickstoff 79,120 79,112 79,117 79,133 79,132 79,124
100,000 100,000 100,000 100,000 100,000 100,000.
M Limp rieht ^ Verbiuhmgem des
Verbindungen des Quecksilberoxyds mit AUantoin;
von Dr. H. limpricht^
erstem ABslBtepten m Laibonitoriam sa CUMtlageii.
Eine wässerige Lösung des Allantoins mit überschüssigem
Ouecksilberoxyd gekocht löst eine gewisse Menge desselbra
auf; es bilden sich dabei vorzugsweise zwei Verbindungen,
von welchen die eine, A^ beim Erkalten der siedend
filtrirten Flüssigkeit , die andere, jB, beim Abdampfen der
Mutterlauge sich abscheidet.
A. Die heifse Lösung des Quecksilberoxyds in AUantoin
wird beim Abkühlen milchig, nach 12 Stunden hat sie sich
vollständig geklärt, unter Abscheidung eines weifsen Pulvers.
Unter dem Mikroscop erscheint es selbst bei SOOfacher Ver-
gröfserung nicht krystallinisch, sondern aus kleinen Kügelchen
bestehend. In Weingeist und kaltem Wasser ist es unlöslich,
in heiüBem Wasser löst es sich wenig, in Salzsäure, Salpeter-
säure und Schwefelsäure leicht. Beim Erhitzen schmilirt es
und bläht sich auf.
Zur Analyse wurde es bei 100^ getrodoiot und daaa
mit Kupferoxyd im SauerstofTstrom verbrannt Um gleich-
zettig das Quecksilber zu bestimmen, verfuhr ich nach der
von Nicholson*) angegebenen Methode, nur unterttefs ich
das Einschnüren des Rohrs ; wie die unten angeführten Ana-
lysen zeigen, erhält man a«ch ohne diese zeitraubende Ope-
ration hinreichend genaue Resultate.
Die Analysen wurden mit Substanzen verscUe4ener Be-
reitimg unternommen.
L 0,6968 Grm. Substanz lieferten 0,3325 CO,, 0,095 HO
und 0,323 Hg.
*) Diese Annalen LXII, 71.
Quecktäberamjfdi mü ÄämUom. 96
IL 0,7372 Grm. Substanz lieferten 0,38e& CO,, 0,106 HO
md 0,370 %.
m. 0,8215 Grm. Substanz lieferten 0,4255 CO, , Q»1095 HO
ond 0,421 Eg.
IV. 0,385 Grm. Substanz in Salzsäure gelost und mit Schwe-
felwasserstoff gerällt lieferten 0,229 HgS.
y. 0,493 Grm. Substanz lieferten auf demselben Wege
0,289 HgS.
Nach der Formel 3 (C8H»N400, 5 HgO
«
berecfauel
s
geftandai
' l
II. in.
IV. V.
c.«
144
14,51
14,28
14,40 14,12
— —
H.s
15
1,51
i,65
1,59 1,48
— —
N»
168
16,93
— —
— —
0.,
lao
12,09
— —
— —
5 HgO
545
54,93
54,84
54,19 55,30
55,26 54,5
992 100,00.
B. Dampft man die vom eben beschriebenen Körper ffli-
trirle Flüssigkeit im Wasserbade — über freiem Feuer schei-
den sich Quecksilberkügelchen aus — bis auf ein kleines
Volumen ein und läfst 24 Stunden stehen, so setzt sich ein
durchsichtiger terpentinartiger Körper daraus ab. Nach dem
Abgiefsen der darüber stehenden Flüssigkeit ISbt er aich in
lange Füden ziehen, zwischen Papier gelegt bleibt dieses fest
daran haften, auf einem Uhrglase ausgelnreitet und über
Schwefelsäure gestellt, verwandelt er sich in eine spröde
glasartige Masse, beim Uebergiefsen mit Wasser quillt er auf
und wird weifs und pulverig.
Nach den angegebenen Eigenschaften ist es nicht mög-
lich, diesen Körper ohne Anwendung von Wasser vollständig
von der Mutterlauge zu befreien, es ist daher auf die Resul-
tate der Analyse kein grofser Werth zu legen. — Die über
demselben stehende Flüssigkeit wurde so vollständig wie
96 Limpriehtf Werbmdungen des
möglich abgegossen, der Köqter dann über Schwefelsäure und
zuletzt bei 60^ im Luflbade getrocknet. Setzt man ihn einer
höheren Temperatur, selbst noch unter iOO^ aus, so schwärzt
er sich.
0,583 Grm. SubsUnz lieferten 0,454 CO«, 0,144 HO und
0,157 Hg.
Nach der Formel 5 CCsHsN40s), 3 HgO
berechaet gefnnden
c*.
240
32,39
21,23
H,.
25
2,23
2,74
r*JIO
280
26,11
0.,
200
18,65
3 HgO
327
30,50
29,06
1072 100,00.
Wie ich schon angeführt habe, verliert diese Verbindung
beim Uebergiersen mit Wasser ihre terpentinartige Beschaf-
fenheit und wird weifs und pulverig, zugleich ändert sich
aber auch die Zusammensetzung; es entsteht eine an Oned[-
silberoxyd reichere Verbindung 3 (C,HftN40s}, 4 HgO. Auch
diese schwärzt sich bei einer 100^ nur wenig übersteigenden
Temperatur.
I. 0^455 Grm. Substanz, bei 100^ getrocknet, lieferten
0,269 CO, , 0,072 HO und 0,205 Hg.
n. 0,389 Grm. Substanz , in Salzsäure gelöst und mit Schwe-
felwasserstoff gefällt, lieferten 0,207 HgS.
bereclinet gefanden
"iL
C,4
144
16,30
16,12
H..
15
1,69
1,75
N„
168
19,02
—
0,.
120
13,69
—
4 HgO
436
49^
48,66
883
100,00.
49,6
QueekmXberoxyd^ mU Äüanlom. 97
Ueberläfst man die von der unter A beschriebenen Ver-
bindang filirirle Flüssigkeit der freiwilligen Verdunstung,
so scheiden sich Krusten ab^ die dem blorsen Auge krystal-
linisch erscheinen j unter dem Mikroscop jedoch keine deut-
lichen Krystalle erkennen lassen. Es ist mir nicht möglich
gewesen, hier bestimmte Verbindungen zu unterscheiden ; ob-
gleich ich zahlreiche Analysen dieser Körper gemacht habe,
konnte ich doch nicht zwei erhalten, die dieselbe Zusammen-
setzung zeigten, oder in welchen ein einfaches Verhältnifs
zwischen AUantoYn und Quecksilberoxyd statt fand. Im All-
gemeinen zeigte sich ein geringerer Gehalt an Qu^ksilber-
oxyd, als in den oben angeführten Verbindungen; die Menge
desselben fiel bis auf i5 pC. Die Bildung der Körper A und
B hängt dagegen nicht von ZufSUigkeiten ab ; man erhillt die-
selben jedesmal , wenn man auf angegebene Weise verflihrt.
Eine wässerige Lösung des Allantoins wird nicht gefiült
durch Sublimatlösung, dagegen bringt salpetersaures Qaeck-
silberoxyd auch bei starker Verdtjnnung einen voluminösen,
nicht krystallinischen Niederschlag darin hervor*}. Seine Zu-
sammensetzung ist nach dem Trocknen bei 100^ 2 (Cf BftN40t},
5 HgO. — Die zu den folgenden Analysen dienenden Sub-
8tan2)en waren von verschiedenen Fällungen.
I. 0,8395 Grm. Substanz lieferten 0,343 CO,, 0,061 HO
und 0,507 Hg.
n. 0,3605 Grm. Substanz lieferten 0;i5 CO,, 0,041 HO
und 0,216 Hg.
ITI. 0,582 Grm. Substanz lieferten 0,241 CO,, 0,060 HO
und 0,345 Hg.
*) Vertetit man eine Kochialzlöiiiiig rar Bettimroang des Cblon mit-
lelit lalpetenaarem Qaeckiilberozyd mit AlUatoIii, statt mit Harn-
stoff, so erhält man dteselben Resaltate wie bei Anweadong des
lettteren.
Ann. d. Ch«mie a. PbArm. LXZXVIII. Bd. 1. H«ft. f
98 Limprtcki. VerbmdtMgen des
tV. i,005 Grm. Substanz lieferten mit Natronkalk geglüht
0,1581 NH,. (Nach Peligot's Methode bestimmtO
berechnet
I.
^efaoden
IL lU.
IV.
c..
96
11,38
11,14
11,35 11,29
Hio
10
1,18
1,07
1,03 1,14
N,
112
13,28
— —
12,93
0..
80
9,48
—
5 HgO
545
64,65
65,17
64,66 63,97
843 100,00.
Das Ailantoin zeigt also ein ähnliches Verhalten gegen
Sublimat und salpetersaures Quecksilberoxyd, wie der Harn-
Stoff; ob es auch wie dieser verschieden zusammengesetzte
Verbindungen mit dem Quecksilberoxyd eingeht, wenn man
die Lösungen sehr sauer macht, oder heifs mischt^ habe ich
wegen Mangels an Ailantoin nicht entscheiden können; die
angeführte Verbindung bildet sich immer beim Vermischen
einer kalten — einerlei ob verdünnten oder gesättigten —
wässerigen Allanto'inlösung mit einer Lösung von salpeter-
saurem Quecksilberoxyd von der Concentration , wie sie zur
Bestimmung des Harnstoffs dient !^}. Man kann diese Lösung
von salpetersaurem Quecksilberoxyd genau auf dieselbe Weise
zur quantitativen Bestimmung des AUantoins, wie zur Bestim-
mung des. Harnstoffs anwenden. Aus der Zusammensetzung
des Niederschlags ergiebt sich , dafs zur Fällung von 100
Milligrm. Ailantoin 172 Milligrm. Quecksilberoxyd erforderlich
sind; 10 CC. der Lösung des salpetersauren Quecksilberoxyds,
die 772 Quecksilberoxyd enthalten, werden mithin 448 Hilligrm.
Ailantoin fällen. Um aber einen deutlich gelben Niederschlag
auf Zusatz \on kohlensaurem Natron zu bekommen, ist ein
Ueberschufs von Quecksiiberoxyd in der Flüssigkeit nöthig,
•) VergK die«e Annalen LXXXV , 289.
QueduiberoxydM nrii ABaniam. 9§
und da man wegen der geringen Löslichkeit des ABantoin«
in Wasser immer mit sehr verdünnten Lösungen desselben
zu thun hat, so mnfs der Ueberschufs des Quecksilberoxyds
im Reagens noch bedeutender seyn, als bei der Bestimmung
des Harnstoffs. Nach einigen Versuchen werden durch 10 CC.
der Quecksilberlösung 360 bis 365 Milligrm. AUantoin ange-
zeigt, jeder Cubikcentimeter der Quedisilberlösung enthält
also einen Ueberschufs von 14,5 Milligrm. Quecksilberoxyd.
Aus der Eigenschaft des Allantoins, durch salpetersaures
Quecksilberoxyd geßillt zu werden, ergiebt sich, dafsLiebig*s
vortreffliche Methode der Hamstoffbestimmung in den Fällen
nicht anwendbar seyn würde, in welchen zugleich AllantoKn
im Harn vorkommt. Directe Versuche ergaben — wie vor-
herzusehen war — , dafs Menschenharn,, der mit AUantoin
versetzt wurde, jetzt mehr Ouecksilberlösung bis zur Erschei-
nung der gelben Färbung auf Zusatz von kohlensaurem Natron
bedurfte, als vorher, und zwar entsprach dieser Mehrbedarf
genau der Menge des zugesetzten AUantoins. So wird man
namentlich zur Bestimmung des Harnstoffs im Kalbsharn das
salpetersaure Quecksilberoxyd nicht anwenden können, da
dieser häufig Allantoin enthält; gewifs wird letzteres auch in
krankhaftem Harne gefunden werden *}.
Das AUantoin verbindet sich aufser mit dem Qtiecksilber-
oxyd noch mit einigen andern Metalloxyden. Ich habe diese
Verbindungen nicht genauer studirt, da ich diese Untersuchung
jedoch nicht weiter zu verfolgen gedenke, wiU ich die von
mir gemachten Beobachtungen hier anfügen.
Kupferoxyd md Aäaniom. — Kupferoxydhydrat wird in
der Siedhitze von AUantoinlösung aufgenommen. Die Flüssig-
*) ProfeMor StSdeler fand bei gehinderter Respirfttion im Hundebarn
AllantoTn.
iOO Limprichi, Verbmdwngen de$ QueckMeroxydt de.
keit besitzt eine blaue Farbe und setzt beim Verdunsten grün
gefärbte Krystalle ab , in welchen der Kupferoxydgehalt in
zwei Analysen zu 7,23 und 7^36 pC. gefunden wurde. Die
Formel 3 CC,BsN405), CuO verlangt 8,2 pC. CuO.
Bleioxyd wid AUaniom. — Schon von Lassaigne be-
obachtet. Aus der Lösung des Bleioxyds in Allantoin schei-
den sich beim Verdunsten Krusten ab; in zwei Analysen
wurden nach dem Trocknen bei 100^ 52,5 und 52,8 pC. Blei-
oxyd gefunden. Die Formel 2 (C,H5N40s) , 3 PbO verlangt
52,9 pC. PbO. Beim Uebergiefsen der Verbindung mit Säuren
fand ein geringes Aufbrausen statt, die Kohlensäure der Luft
scheint also zersetzend einzuwirken.
Zinkoxyd und AUanMn. — Allantom wurde mit Zinkoxyd
gekocht. Aus dem Filtrat krystalUsirte zuerst Allantoin, dann
blieb eine syrupdicke Mutterlauge, die mit absolutem Alkohol
gefällt und ausgewaschen wurde. Der Niederschlag — 0,093
Grm. — bei 100« getrocknet lieferte 36,5 pC. Zinkoxyd. Die
Formel C,&sN40s, 2 ZnO verlangt 35 pC. ZnO.
Kadmiumoxyd und Allantoin. — Bildet vne die vorige
Verbindung eine syrupartige Masse, die auf Zusatz von Wein-
geist zu einem weifsen, krystallinischen Pulver erstarrt. Die
Analyse wies in 0,403 Grm. 28,04 pG. Kadmiumoxyd nach.
Die Formel C8HsN40s , CdO verlangt 30,0 pC. CdO. Selbst
in heifsem Wasser ist das durch Weingeist getällte Pulver
nicht vollständig wieder löslich, sondern es bleibt eine an
Kadmiumoxyd reichere Verbindung zurück.
Gährung des Allantolns.
Eine Lösung von Allantoin , mit Hefe versetzt und bei
einer Temperatur von 30® stehen gelassen, war bis zum vier-
ten Tag stark ammoniakalisch geworden und enthielt kein
Gährung des AUant&ms. 101
Allantoin mehr. Sie enthielt nur Harnstoff und die Ammoniak-
salze von Oxalsfiure, Kohlensäure und einer als saurer Syrup
darstellbaren Säure, die wohl näher untersucht zu werden
verdient. W.
lieber den Harnstoff als Maafs des Stoffwechsels;
von Prof. Th. Bisehoff zu Giefsen '^).
Niemand zweifelt heut zu Tage wohl daran, dafs wenn
wir jemals eine genauere Kenntnirs der Erscheinungen des
•menschlichen und thierischen Körpers gewinnen sollen, diese
von einer Einsicht in den beständigen Wechsel der Materie
in demselben ausgehen mufs. Derselbe mufs nicht nur qua-
litativ, sondern auch quantitativ bekannt werden. Wir müssen
denselben in Mcbaft und Gewichi feststellen können, wenn
unsere Kenntnifs davon eine wissenschaniiche seyn soll
Zur Erreichung dieses Zieles ist schon Vieles geschehen,
aber es fehlt noch weit mehr. Namentlich ist dieses auch
der Fall rücksichtlich des Wechsels der stickstoffhaltigen Be-
standtheile der thierischen Körper, dem wir mit Recht den
gröfsten Werth bei den eigentlichen Thätigkeiten derselben
zuschreiben. Wir haben die stickstoffhaltigen Nahrungsmittel
in der neueren Zeit weit genauer kennen gelernt, als früher.
Ebenso hat man sich sehr viel und erfolgreich mit den stick-
stoffhaltigen Auswurfsmaterien, namentlich mit dem Harnstoff,
beschäftigt. Man zweifelt nicht daran , dafs dieser von jenen
abzuleiten ist, aber sowohl über die qualitative als quantitative
*') Oebersicbt der Resultate ans der Schrift nder Harnstoff als Maafs
des Stoffwechsels', Gielsen, Ricker'sche Buchbandiaog , 1853.
102 Bitchoff, über dm Bamstoff
Beziehung zwischen beiden herrschen die gröfsten ZweifeL
Während Einige den Harnstoff erst als das Endproduct einer
Reihe von Veränderungen der stickstoffhaltigen Nahrungs-
mittel betrachten , die sich nur in dem lebenden Thierkörper
und in den Actionen der Organe desselben entwickeln kön-
nen, sind Andere der Meinung, dafs sich das Blutalbumin
auch unmittelbar im Blute in Harnstoff umwandeln könne.
Nach der Ansicht Jener würde man weiter den Harnstoff,
abgesehen von einigen anderen unbedeutenderen stickstoff-
haltigen Excretionsstoffen, als das quantitative Maafs des Um-
satzes in den stickstoffhaltigen Organen des Körpers betrachten
können, was von unberechenbarer Wichtigkeit für die Er-
kenntnifs der Actionen derselben wäre; während natürlich
davon nach der Ansicht der Anderen keine Rede seyn könnte,
da die Menge des Harnstoffs alsdann nur von der zufkUigen
Menge des Blutalbumins abhängig wäre.
Die bisher angestellten Untersuchungen zur Entscheidung
dieser Fragen mufste man bei ruhiger Ueberlegung als durch-
aus ungenügend erkennen. Denn einer Seits war die quan-
titative Bestimmung des Harnstoffis von chemischer Seite bis-
her stets noch eine theils unsichere^ theils mühevolle und
zeitraubende Operation, die immer nur in verhältnirsmäfsig
wenigen Fällen ausgeflihrt war und ausgeführt werden konnte.
Anderer Seits war es dagegen gewifs, dafs auf die Zusam-
mensetzung des Harns und das quantitative Yerhältnifs seiner
einzelnen Bestandtheile so viele Bedingungen wechselnd ein-
wirken, dafs über die qualitative Bedeutung und quan-
titative Absonderung eines seiner Bestandtheile nur dann
eine richtige Einsicht zn gewinnen ist, wenn die Zahl der
Beobachtungen sehr grofs, und die Umstände, unter denen
sie angestellt werden, sehr mannigfaltig, aber bestimmt
und bekannt sind.
alt Maafs de$ Stoffwechsels. 103
Sollte daher die Beziehung des Harnstoffs zu den Lebens-
vorgängen genauer erforscht werden, und die Quantität, in
welcher er abgesondert wird, das Maafs der Umsetzung der
stickstoffhaltigen Körpertheile werden, so mufste eine sichere^
leicht und schnell auszuführende Methode der quantitativen
Bestimmung des Harnstoffs entdeckt werden.
Eine solche Methode hat aber Hr. Prof. v. Lieb ig in
der Titrirung des Harns mit einer Lösung von salpetersaurem
Quecksilber aufgefunden, von welcher er schon früher eine
Notiz bekannt gemacht hat^ welche aber erst in dem März-
heft dieser Annalen für 1853 vollständig beschrieben ist.
Mit Hülfe dieser Methode, nach welcher man bei einiger
Uebung eine Harnstoffbestimmung in einer Viertelstunde aus-
fuhren kann, habe ich nicht nur eine grofse Reihe von Un-
tersuchungen über den Harn des Menschen^ sondern ganz
vorzüglich über den eines Hundes und Kaninchens angestellt.
Ich habe die Quantität des Harnstoffs, welche der Hund unter
den verschiedensten Umständen der Nahrung bildete, täglich
während eines gönnen Jahres bestimmt. Dasselbe geschah
auch während eines Zeitraums von 5 Monaten mit einem
Kaninchen.
Bei dem Menschen habe ich nur die quantitativen Ver-
hältnisse des Harnstoffs unter den gewöhnlichen Lebensver-
« hältnissen, für längere Zeit und bei Personen verschiedenen
Geschlechtes und Alters zu ermitteln gesucht, wobei sich
allerdings schon erhebliche Abweichungen von den bisherigen
Angaben ergaben.
Vorzüglich bei den genannten Thieren habe ich mich aber
überzeugt, dafs die Verhältnisse der Bildung und Absonderung
des Harnstoffs weit wechselnder und mannigfaltiger sind , als
man bisher geglaubt hat, und dafs darauf so viele und wech-
selnde Umstände einwirken, dafs es wohl noch sehr vieler
und genauer Beobachtungen bedürfen wird, bis wir die Gesetze
104 Bisckoffy Hber den BanMof
dieser Absonderung und ihre Bedeutung genauer erkannt ha-
ben werden.
Inzwischen ist der Anfong gemacht, und ich glaube we-
nigstens einige Resultate erhalten zu haben, welche bisher
bestandene Zweifel beseitigen, neue Gesichtspunkte eröffiien,
und weiteren Beobachtungen zur Grundlage dienen können.
Ich rechne dahin Folgende :
1) Der Harnstoff ist zuverlässig unter allen Umständen
das Product des Stoffwechsels und der Umsetzung der stidL-
stoffhaltigen Körpertheile. Er entsteht nie aus einer directen
Umwandlung des Blutalbumins im Blute und Gefäfssysteme.
Nur allein aus dem Leim, wenn derselbe als solcher in das
Blut gelangt, was unter den natürlichen Lebensverhältnissen
vielleicht nie der Fall ist, bildet sich schon in dem Blute der
Harnstoff, und erscheint in diesem Falle nicht als Umsetzungs-
product der festen Körpertheile.
2) Obgleich indessen der Harnstoff auf solche Weise
stets erst aus dem StoiFwechsel, in den Organen hervorgeht,
so haben dennoclii die Nahrungsmittel, ihre Qualität und Quan-
tität, einen weit gröfseren Einflufs auf die Harnstoff bildung
und den Stoffwechsel als man bisher meist vermuthen konnte.
Allerdings wird der Harnstoff auch bei gänzlichem Mangel
aller Nahrungsmittel^ beim Hungern, gebildet und ausgeschie-
den; allein der Stickstoffgehalt der Nahrung ttbt auf die
Quantität einen so grofsen Einflufs aus^ dafs, als z. B. der
von mir beobachtete Hund in 24 Stunden 4000 Grm. Kuh-
fleisch ohne Fett und Knochen verzehrt hatte, er in derselben
Zeit 190 GruL Harnstoff ausschied , während dieselbe bei
500 Grm. Kartoffeln und 250 Grm. Fett auf 6 bis 8 Grm. her-
absank.
Stickstofffreie Nahrung^ z. B. Fett, hat den Einflnb,
dafs der Umsatz der stickstoffhaltigen Körpertheile unter allen
Umständen beschränkt wird. Zugleich vermindert sich dabei
a/f Maafs ths Sioffmet^ds. 105
auch in den meisten Füllen caeteris paribus die Harnstoff-
menge, aber nicht immer. Bei Ansschliefsung' aUer anderen
Nahrung nnd alleinigem Genufs von Fett ist Beides der Fall;
der Umsatz und dieHamstofihienge werden vermindert. Ebenso
bei einer gleichzeitigen sehr reichen Fleischnahrang. Bei einer
nnr eben zur Erhaltung des Körpergewichtes genügenden
Fleischnahrang beschränkt das Fett zwar auch den Umsatz^
allein die Menge des Harnstoffs nimmt dabei nicht nothwendig
ab, sondern sie kann sogar gröfser werden, als diejenige,
weiche bei derselben Menge Fleisch ohne Fett abgesondert
wird, aus einem sogleich weiter mitzutheilendem Grande.
3) Es hat sich nämlich weiter ergeben, dafs memaU die
ganze Menge des Stickstoffs der in einer gewissen Zeit um-
gesetzten Nahrungsmittel oder Körpertheile in dem Harnstoff
erscheint , sondern stets ein gewisser und unter Umständen
verhaltnifsmäfsig beträchtlicher Theil desselben in einer an-
deren Form aus dem Körper ausgeschieden werden mufs.
Dieses ist auch bei dem Hunde der Fall, obgleich der Harn
desselben keine Harnsäure und kaum Spuren von anderen
stickstoffhaltigen organischen Materien enthält. Ebenso wur-
den auch durch die Fäces nur sehr geringe Mengen von
Stickstoff ausgeschieden , und da dasselbe nach den ausg^
zeichneten Beobachtungen der Herren Regnault und Reiset
auch rücksichtlich der Lungen und Haut der Fall seyn soU,
so ist es schwer, sich eine richtige Vorstellung davon zu
machen, in welcher Form jener nicht im Harnstoff befindliche
Antheil des Stickstoffs der umgesetzten Körpertheile ausge-
schieden wird. Am wahrscheinlichsten ist es, dafs dieses
Deficit durch eine theilweise Veränderung des Harnstoffs noch
in dem Blute oder auch vielleicht in der Harnblase in koh-
lensaures Ammoniak herbeigeführt wird, welches entweder
dennoch durch Haut und Lungen, oder im Harne ausgeschie-
den wird. So zuverlässig die Beobachtungen der Herren
106 BiMckoff, über dm Harmioff'
Regfnault und Reiset auch sind, so glaube ich doch, dats
es bisher nicht möglich war, dieselben hinlänglich lange Zeit und
unter den nothwendigen Veränderungen der Nahrung anzu-
stellen, um rttcksichtlich der Ausscheidung von kohlensaurem
Ammoniak durch Haut und Langen ganz sicher zu seyn. Die
Gegenwart von kohlensaurem Ammoniak in dem Harn wurde
wenigstens dann sehr wahrscheinlich, wenn derselbe selbst
bei reiner Fleischdiät oder im Hunger schon ganz frisch alka-
lisch war und bei Zusatz einer Säure schäumte.
Die Quantität des StickstoiTs der umgesetzten Körpertheile,
die nicht im HamstoiT erscheint , ist im Ganzen eine auch
unter sehr verschiedenen Verhältnissen der Nahrung und des
Umsatzes sich ziemlich gleichbleibende. Relativ und selbst
absolut am gröfsten war sie bei einer ungenügenden Menge
stickstoffhaltiger Nahrung (250 Grm Fleisch). Hier konnte
sie über | des gesammten umgesetzten Stickstoffs betragen.
Bei einer zur Erhaltung des Körpergewichtes genügenden
stickstoffhaltigen Nahrung (500 Grm. Fleisch) betrug sie }.
Bei einer sehr reichen und übermäfsigen Fleischdiät war sie
selbst absolut kleiner, als in dem vorigen Falle, und vermin-
derte sich daher hier relativ so sehr, dafs sie kaum in Be-
tracht kam. Ich betrachte dieses als den vorzüglichsten Be-
weis , dafs das ursprüngliche Product der Umsetzung der
stickstoffhaltigen Körpertheile nur der Harnstoff ist, von
welchem ein gewisser Antheil noch eine weitere Veränderung,
z. B. in kohlensaures Ammoniak, erfahrt^ der bei wenig Harn-
stoff verhältnifsmärsig grofs, bei viel Harnstoff verhältniTsmäCsig
klein ist. Das Fett scheint unter Umständen den Einflufs zu
äursem, diese weitere Veränderung des Harnstoffs zu be-
schränken. Daher rührt es, dars, obgleich das Fett, wie ich
vorher erwähnte, den Umsatz, und daher die BUdung des
Harnstoffs im Ganzen beschränkt, dennoch bei Fleisch und
Fett die Harnstoffmenge gröfser werden kann, als bei
al$ Maafs des Stofficech$eU. 107
derselben Menge Fleisch allein , weil eben der SticbtolF der
umgesetzten Körpertheile in der Form des HarnstoOs verbleibt.
Ich glaube, dats das Fett diese Wirkung durch seine Bezie-
hung zum Athemprocers ausübt. Endlich übt auch das Wasser
auf dieses Deficit des Stickstoffs im Hamstoflf einen Einflafs
aus. Es steht nämlich
4} die Wasser- und Harnstoifinenge stets in einem
sehr genauen Zusammenhange in dem Harne. Kein Bestand-
theü des Harns hat einen so entscheidenden Einflufs auf das
spec. Gewicht des Harns, als der Harnstoff. Ein spec. schwerer
Harn enthält immer vielHarnstoiT; ein spec. leichter Harn ist
immer auch arm an HamstoiT. Dennoch hängt die Menge
des Harnstoffs, welche im Ganzen in einer gewissen Zeit
ausgeschieden Wird, auf das Genaueste mit der Wassermenge
zusammen, und viel Harn führt in derselben Zeit caeteris
paribus doch immer mehr Harnstoff aus, als wenige wenn
gleich das spec. Gewicht dabei noch so sehr sinken kann.
Dieser Einflufs des Wassers mag in Mehrerem begründet
seyn : in einer Beförderung der Auflösung und Ausziehung
des Harnstoffs aus den Organen ; vielleicht auch in einer Be*
förderung der Bildung des Harnstoffs. Ganz gewifs hat aber
das Wasser auch insofern einen Einflufs auf die Hamstoff-
menge, als von seiner gröfseren und geringeren Menge die
Zeit und Schnelligkeit der Entleerung des Harns abhängt.
Bei viel Wasser wird der gebildete Harnstoff sehr schnell
aus dem Blute und Körper ausgeschieden. Es bleibt nicht
viele Zeit zu einer weiteren Veränderung des Harnstoffs übrig,
und daher vermehrt sich seine Menge im Harn, während die
Menge des nicht in ihm gegebenen Stickstoffs der umgesetzten
Körpertheile geringer wird. Hieraus erklärt es sich vorzüg-
lich , wefshalb bei verschiedenen Mengen stickstofilialtiger
Nahrung (von Fleisch}, bei wenig, verhältnifsmäfsig und selbst
106 Bisehof fj Über d. Bmuioff ah Maafs d. SioffwecktA.
absolut rM Stidistoff im Harnstoff fehlt, bei sehr yiel Fleisch
dagegen wenig. Denn in ersterem Falle ist die Hammenge
ftufserst gering; in mehreren Tagen oft nur wenige CC; in
letzterem dagegen. sehr grofs und steigt auf 1200 bis 1500
CG. in 24 Stunden.
Es ist nach Allem Diesem zwar wohl gewifs , dafs man
die Menge des unter gewissen Umständen und innerhalb einer
gewissen Zeit ausgeschiedenen Harnstoffs, selbst da, wo der
Harn keine anderen stickstoffhaltigen organischen Bestand-
theile enthält, nicht als das directe Maafs der Umsetzung der
stickstoffhaltigen Körpertheile wird betrachten können. Den-
nodi wird er bei der Beurtheilung desselben immer die wich-
tigste Rolle spielen , und es wird nur darauf ankonunen , die
auf seine Bildung und Ausscheidung noch weiter einwirken-
den Einflüsse genauer zu erforschen» wozu ich den Anfang
gemacht zu haben hoffe.
Ich unterlasse es hier, noch auf mehrere andere interes-
sante Resultate aufmerksam zu machen, die sich bei einer
so lange Zeit fortgesetzten genauen und durch Maafs und
Gewicht controlirten Beobachtung eines Thieres in allen seinen
Functionen ergeben haben ; z. B. rücksichtlich der Frage, ob
die Galle ein Excret ist; über das Yerhältnifs der Ausschei-
dungen durch Nieren und Koth einer-, und durch Haut und
Lungen anderer Seits etc., und begnüge mich in diesen Be-
ziehungen auf die Abhandlung selbst zu verweisen.
I
109
EinfluTs des Kochsalzes auf die Harnstoffentleerung.
Berichtigung und Zusatz;
von Demselben.
In meiner Schrift : ^Der Hamitaff ah Maafs des Staf-
wtchseU^y deren allgemeinere Resultate der yorstehende Aofaat^
enthält , habe ich bei der Betrachtung des Einflusses, welchen
das Kochsalz auf die Entleerung des Harnstoffes ausübt, auch
darauf aufmerksam gemacht, dafs nicht alles genossene Koch-
salz durch den Harn wieder ausgeschieden wird. Diese Be-
merkung ist zwar richtig, allein das Deficit des Kochsalzes
im Harn ist nicht so grofs, als ich S. 114 der genannten
Schrift angegeben habe. Denn ich habe dabei irrthümlich
einer gesättigten Kochsalzlösung 36 pC. Kochsate zugeschrie-
ben, anstatt 26 oder genauer 26,47 pC. Die genossenen
400 Grm. Kochsalzlösung enthielten also auch nicht 144 Grm.
Kochsalz, sondern nur 105,88 Grm., und da 93^66 Grm. ent-
leert wurden, so fehlen auch nur 12,22 Grm.
Da die Frage nach dem Einflufs des Kochsalzes auf die
Bildung und Entleerung des Harnstoffes eine der wichtigeren
meiner Untersuchungen war, so habe ich mit dem zweiten
zu den mitgetheilten Versuchen benutzten Hunde noch eine
Reihe von Versuchen über dieselbe angestellt, deren von der
ersten Reihe etwas abweichendes Resultat ich bei dieser Ge-
legenheit mittheilen will.
Der Hund erhielt, nachdem er vorausgehend 7 Tage
lang täglich 1 Pfund Kuhfleisch ohne Knochen und Fett ge^
fressen hatte, wobei er sich an Gewicht gleich geblieben
war , während 12 Tagen täglich 1 Pfund Fleisch mit 50 Grm.
einer gesättigten Kochsalzlösung. Folgende Tabelle zeigt
den Erfolg.
HO Bischof f^ Etnfiufs des Kochsalzes auf die
COCOOOCOCOCOOOOOCO&OCO
CO
SS. sc
•* H -
I
v*
S(0 ^^ Qi^
OD CO
v^ v^ v^ c;«
s
» 9 a « «
9^
3* SS
B OD
«43
V«
Cl«
0);0"^c.ncnArfkQQp»-k
Uxcj^U^OOOCnOOCn
goooooooooo
(OIOtO(OlOiOtOlOtO(OtO
ui(Oiucjo^iocpMM.p^o
u^oooooooooo
1^
s
OJ*'^«OCßWlON3--;QD**
cnc00)c.not00i9OQCH<kO
o> cn u^ o» c« o> o> V« v^ c^ cji
*••«<«•• •» «• .*^ <*^ >»_ «•. "• _
*> >-^ CO
N» CO hd ^ io N» lO
lo c;« CO O CO «4 CO
OD CO
oo
<1 1^
Od
COi-^COCOi-k-COltOlCIOlO^
^»-^CoC^coiCOOd^»^Od
«•"*.«•'• »* «* <« ^ « •« ^
sssssssisii
n
o
CD
c;«
o
o>
I
e
c»
?
&
•1
1^
O)
'8
•4
3V)
^ rt <*
w^???
■
e " o D
?5F
B gl p.
as."
OB »o p
er
AI BS
^ B B
? Bj"
S--
B &•
OS
BI <^
o ***
S >
B S
s »^
c:b
CT
28
B-O
"^ *^ ft
» — • 8
o » ^
5-3:3
s
S'
0
ar-
s
^
s
9
w
(K)
9
0
3
Ci
V*«
l=r
•*
0
•
0
0
Ci
S
CO
<
N
Pw*
»
^*
9
**
s
g-
0
on
<
»
§
e
tt
B
9
£^
«B
0
99
OB
A
09
CO
0
feO
9
<IQ
►^
0
9
9
Ort
OD
•»3
•T
tf^
0
0
e
9
«
«)
-<
3
0
^a»
3
N^
CO
•
*^
er
9
c^
10
•
p^
s
^
a
Ä
_ ^
(A
00
0
CR
CO
0
9*
9
CD
•55
a
I
BamsioffenSeenmg. Benchügung «. Zu$at%. lil
Da dieser Hand im Durchschnitt bei 1 Pfund Fleisch Iftg«
lieh allein 22,50 Grm. Harnstoff entleerte, hier aber auf den
Tag 28,34 Grm. kommen, so ist der Einflufs des Kochsalzes
auf Vermehrung der Harnstoffmenge auch hier erwiesen.
Die verzehrten 6000 Grm. Fleisch enthalten 180,60 Grm. N
Die entleerten 340,61 Grm. Urin enthalten 159,20 „ ^
Es fehlen also 21,40 „ „
welche^ da der Hund nicht schwerer wurde, in anderer Form
entleert worden seyn müssen. Es kommen aber davon auf
den Tag noch nicht ganz 1,8 Grm. N; während bei 1 Pfund
Fleisch allein 7,56 Grm. N in dem Harnstoff fehlen.
Da der Hund sich an Gewicht gleich blieb, so kann hier
schwerlich, wie ich bei dem ersten Hunde aus seiner con-
stauten Gewichtsabnahme schlofs, die Vermehrung des Harn-
stoffs von einer vermehrten Umsetzung der stickstoffhaltigen
Körpertheile abgeleitet werden, sondern die Ursache liegt
auch hier wohl nur in der Erhaltung des Stickstoffs der um-
gesetzten Körpertheile in der Form des Harnstoffs und Ver-
meidung seiner Ueberfuhrung in anderweitige Verbindungen,
z. B. in kohlensaures Ammoniak. Und der Grund davon
kann auch hier wieder in der vermehrten Wasseraufnahme
und Abscheidnng kaum verkannt werden, da der Hund hier
täglich 564 Grm. Urin entleerte, während dessen mittlere
Menge bei 1 Pfund Fleisch allein nur 259 Grm. betrug.
Was die Entleerung des Kochsalzes durch den Harn be-
trifll, so verzehrte der Hund in den 600 Grm. gesättigter
Kochsalzlösung 158,82 Grm. Kochsalz. Er entleerte aber
145 Grm. durch den Harn, so dafs also noch 13,82 Grm.
fehlen. An den folgenden 4 Tagen, wo er nur 1 Pfund
Fleisch allein erhielt, schied er in abnehmenden Quantitäten
noch 6,84 Grm. Kochsalz aus, worauf die Menge desselben
bis auf die bei 1 Pfund Fleisch allein gewöhnliche gesunken
war. Da nun durch das Fleisch immer auch etwas Kochsalz
112 Siegmund ^ Venuche über die
cugefährt wurde, so tritt im Ganzen auch hier das auffallende
Resultat hervor, dafs das eingeführte Kochsalz nicht Attes
wieder ausgeführt zu werden scheint, insofern wir das De-
ficit nicht in dem Kothe suchen wollen, was wenig wahr-
scheinlich ist. Es scheint also hierdurch eine Zersetzung des
Chlomatriums in dem Thierkörper angezeigt zu werden.
Versuche über die Ausscheidung des Harnstoffs ;
von A. 0. Siegmwid^y
Der Verfasser hat einige Versuche mit Kanindien tlber
die Hamstofibienge angestellt, welche dieselben im Normalzu-
stand und bei Darreichung gewisser scharfer harntreibender
Mittel ausscheiden.
Die Kaninchen wurden zuerst mit Kohl (Brassica oleracea)
gefuttert, und der Harnstoffgehalt theils der einzebien Ham-
portionen , theils gröfserer angesammelter Quantitäten, nach
der Liebig' sehen Methode ohne Rücksicht auf das Kochsalz
bestimmt. Das Resultat war : 1} Die tägliche Hamstoffmenge
ist um so geringer, je geringer die Menge der Nahrung.
2) Der procentige Gehalt des Harns an Harnstoff ist um so
gröfser, je geringer die Menge der Nahrung. 3) Die Ham-
stoffmenge ist auch im Verhältnifs zu 1 Gnn. Nahrung um
so gröfser, je geringer die Menge der Nahmng. Die absolute
Menge des Harnstoffs war, als, wie es scheint, das Thier ad
libitum zu fressen erhielt ^ in 24 Stunden 1,599 Grm. , der
procentige Gehalt wechselte von 0,86 bis 1,70.
*) Im Auszug aus dessen Dissertation : De Ureae excretione nonnnlla
ezperlmentis Ulnstrata. Diss. inaug. Aug. 18^ Berol. 8.
Auncheidimg des BartutoffM. 113
Hierauf erhielt das Thier bei einer Nahrung von 150
und 180 6nn. Kohl täglich mit wechselnden Dosen von Cuhe-
ben im Ganzen in 9 Tagen 38 Grm. der letzteren. Die absolute
und procentige Hamstoffmenge stieg hierauf höher als jemals
früher. In 24 Stunden wurden 2^9 Grm. Harnstoff ausge-
schieden und der procentige Gehalt stieg auf 1 J8. Auch in
Beziehung auf 1 Grm. der Nahrung stieg die Hamstoffinenge.
Die Hammenge nahm relativ zu der Nahrung zwar auch zu,
allein doch nicht besonders. Eine Wiederholung des Ver-
suches, wobei das Thier starb, ergab dasselbe Resultat.
Ein zweites Kaninchen, bei welchem die absolute Harn-
stolhienge bei KohlfUtterung 3,248 Grm. in 24 Stunden und
der Procentgehalt des Urins 1,141 betragen hatte, erhielt
Extr. Cantharidum aethereum. Der Effect war derselbe wie
bei den Cubeben, die Harnstoffmenge und der procentige
Gehalt des Harns an Harnstoff nahmen zu. Jene stieg auf
5,471 Grm. in 24 Stunden, dieser auf 1,621. Auch hier wurde
der Versuch mit demselben Resultate wiederholt.
Der Verfasser theilt auch die anderen Erscheinungen,
welche die Cubeben und das Cantharidin zur Folge hatten,
auch in Betreff der pathologisch-anatomischen Störungen mit,
welche wir hier übergehen.
Der Verfasser hat den Körpergewichtsverhältnissen des
Thieres während der Versuche keine besonderen Folgen ge-
geben, obgleich er sie meist bestimmt hat, weil er sie bei
der Unsicherheit der Koth- und Harnentleerung fUr zu un-
sicher hielt. Dennoch sind die Gewichtsveränderungen be-
deutend. Denn das erste Kaninchen kam schon bei der
blofsen KohlfUtterung von 1443 Grm. auf 1135 herunter, und
als es nach der zweiten Cubebenfätterung starb, wog es nur
noch 893 Grm. Auch das zweite Kaninchen sank bei dem
Cantharidengebrauch von 1515 Grm. auf 1406.
Annal. d. Chemie u. Phann. LXXXVIU. Bd. 1. Heft. ' 8
114 Vokl, kwutütAe Bildung by^kdOtirter
Künsthche Bildung krystallisirter Mineralien auf
nassem Wege;
von Dn H. Vohl ♦).
Viele in der Natur vorkommende krystallisirte Mineralien
sind wir im Stande, ihren chemischen Bestandtheilen nach
nachzubilden, jedoch war die Structur bis jetzt noch nicht
unserer Willkür unterworfen. Die Hauptbedingung der Kry-
stallisation eines schwer- oder unlöslichen Körpers ist die
langsame Ausscheidung bei seiner Bildung, und will man einen
solchen Körper krystallisirt darstellen, so mufs man auf diese
Bedingung wohl Acht haben.
Um diese langsame Ausscheidung zu bewerkstelligen, hat
man verschiedene, mehr oder minder zum Zweck führende
Wege eingeschlagen^ z. B. Schmelzung, Verdunstung, Auf-
lösung in verschiedenen Lösungsmitteln u. s. w.
Schon seit mehreren Jahren habe ich mich mit der Nach-
bildung krystallisirter Mineralien befafst, und bin zu man-
chen interessanten Resultaten gelangt.'
Um eine unlösliche Verbindung möglichst langsam aus
den bildenden Flüssigkeiten auszuscheiden und dadurch eine
Krystallisation hervorzurufen, suchte ich dieselben möglichst
genau auf dasselbe spec. Gewicht zu bringen und sie alsdann
vorsichtig über einander zu schichten.
Bei diesem Verfahren erhielt ich selten befriedigende
Resultate, und zwar aus dem Grunde, weil durch die Erschüt-
terungen , die in einer grofsen Stadt vorkommen , die Flüs-
sigkeiten in eine zitternde Bewegung gerathen und dadurch
die Mischungszone sich zu rasch vergröfsert; ferner aber
*) Vergl. diete Ann. LXXXVII, 120. D. R.
ttmeraUen auf nasiem Wege. 115
aach dudurch, dafs der neugebildete ausgeschiedene Körper
fast immer ein gröfseres spec. Gewicht hat, als die beiden
bildenden Flüssigkeiten, in Folge dessen er zu Boden Tallt.
Durch dieses Hinabfallen kommt er erstens aus der Bildungs-
zone, kann sich demnach nicht mehr vergröbern, und zweitens
bringt er eine Bewegung henror, die der Bildung gröfserer
Krystalie sehr hinderlich ist.
Diesen Weg verliefs ich defshalb bald und suchte nun
die beiden Flüssigkeiten durch eine Zwischenschicht zu tren-
nen, welche das Hinabfallen des neugebildeken Körpers ver-
hinderte und die Mischung der beiden Flüssigkeiten ver-
langsamte.
Ich gelangte zu meinem Zwecke, wenn ich eine Mem-
brane, poröse Thonplatte, oder ein blofses BUttchen Filtrhr-
papier anwandte. Der Apparat, den ich anwandte, war höchst
einfach und bestand aus einem oben und unten offenen Glas-
cylinder, den ich an einem Ende mit einer der eben erwähnten
Substanzen verschlofs; alsdann wurde der Cylinder mft der
einen Lösung gefüllt und mit dem verschlossenen Ende in
die andere Lösung getaucht. (Je schwerer löslich der sich
bildende Körper ist, desto verdünnter müssen die anzuwen-
denden Lösungen seyn.} Es findet eine äufserst langsame
Mischung der beiden Flüssigkeiten Statt, in Folge welcher
sich der neue Körper krystallinisch ausscheidet.
Diese Methode ist schon bei vielen Körpern anwendbar.
So erhielt ich bei Anwendung der entsprechenden Lösungen :
ehromsaures Blei-, Wismuth- und Zinkoxyd, kohlensauren
Kalk und kohlensaures Bleioxyd, phosphorsauren Kalk und
arsen- und phosphorsaure Magnesia -Ammoniak in ziemlich
ansehnlichen, vollkommen ausgebüdeten Krystallen.
Augenblicklich habe ich eine Mischung von Chlorcal-
cium und Chlonnagnesium mit kohlensaurem Kali in Bertth-
8»
116 Vohl, künstticke Bädung kry$iam$irter
rang ; es haben sich auf der Membrane tafelförmige Krystalle
gebildet, wahrscheinlich von Bitterspath [Dolomit].
Eine solche Krystallbildung dauert gewöhnlich mehrereWo-
chen, und da die Lösungen, wenn man gerade nicht Metallsake
hat, durch ihre Verdünnung die Fäulnifs der Membrane nicht
zurückhalten , so lege ich dieselben vorher entweder in ver-
dünntes Kreosotwasser, oder in einen schwachen AufguTs von
Gallus.
Die eben angegebene Methode ist jedoch nicht imm^
und überall anwendbar, indem die Ausscheidung häufig noch
zu rasch fortschreitet und man nur höchst kleine Krystalle er-
hält ; defshalb suchte ich einen Apparat zu construiren, der mich
in Stand setze, die Ausscheidung nach Belieben zu verzögern.
Die Zeichnung Fig. 5 der Tafel giebt ein Bild von dem
Apparate , mit welchem ich sehr gute Resultate erhielt. Der-
selbe besteht aus zwei Teilen, aus dem Saug* und dem Kry-
stallisationsgefäfs.
A ist das Sauggetäfs, welches mit Salzwasser getuUt und
bei D mit einer Membrane verschlossen ist. (Kochsabswasser
nehme ich nur zur Verhütung der Fäulnifs.)
Durch die Röhre C ist A mit dem Krystallisationsgefäfs
B verbunden, welches mit der Auflösung eines Bestandtheils
des darzustellenden Körpers angefüllt und gerade wie A bei
jD, bei E vermittelst einer Membrane verschlossen ist. Ueber-
läfst man so hergerichtet den Apparat sich selbst , so bemerkt
man bald, dafs die beiden Membranen bei D und E nach
Innen zu j^edrückt, also concav werden und zwar in Folge
der Verdunstung durch die beiden Membranen. Wird nun E
in eine Flüssigkeit getaucht, so wird eine der Verdunstung
entsprechende Menge Flüssigkeit durch E nach B gelangen
und war letztere Flüssigkeit eine entsprechende Lösung des
andern Bestandtheils des zu bildenden Körpers, eine Aus-
scheidung in 6 stattfinden. Die Ausscheidung wird demnach
Mineralien auf nassem Wege, il7
proportional der Verdunstung bei D stattfinden. Bemerkt
man eine zu rasche Ausscheidung des Körpers, so hat man
nur D theilweise mit einer Auflösung von Siegellack in Al-
kohol zu bestreichen, wodurch die Verdunstung sofort ver-
mindert wird. Auf diese Weise ist man im Stande, die Aus-
scheidung beliebig zu verlangsamen. Aehnlich wie in diesem
Apparate ist der Vorgang bei der Ausscheidung der Krystalle
von oxalsaurem Kalk in den Pflanzen.
Ich habe eine Menge dieser Apparate in Thätigkeit, um
den Schwerspath, Eisenspalh, Kupferlasur u. s. w. darzu-
stellen, und werde ich nicht ermangeln, die Resultate sobald
als möglich mitzutheilen *}.
Ueber das electrolytische Gesetz;
von H. Buff.
In den Comptes rendus vom 17. October 1853 hat Herr
Leon Foucault eine Abhandlung mitgetheill, in welcher
er die Ansicht verlheidigt, dafs das Faraday'sche Gesetz
der festen electrischen Zersetzung kein strenger Ausdruck
der Thatsachen sey, dafs vielmehr die zusammengesetzten
flüssigen Leiter neben der electrolytischen noch eine zweite
ihnen eigenthUmliche^ von jeder chemischen Zersetzung unab-
hängige Leitungsfahigkeit besitzen.
*) Zu den beiden Geffifsen A und B kann man xweckmfifsig zwei
MedicingiSaer von 6 bis 8 Unzen Inhalt nehmen , die Böden der-
selben absprengen and die Hfilse mit einem Glasrobri welches die
entsprechende Biegung hat, verbinden und die Korke mit Siegellack
verkitten.
IIS Buff, Über da$ eleelrolyiüeke Oetete.
Er giebt awtr zu, dafs die bis jetzt bekannten Brfahnni*
gm iber electriscbe Ströme, welche durch Flüssigkeiten
gehen, ohne in diesen eine sichtbare Zersetzung herrorau-
bringen, nicht entscheidend sind ; eben so wenig vermag er
abtf Vergleichenden Versuchen über die in verschiedenen
nussigkeiten durch electrische Ströme erhaltenen, und diesen
Strömen proportionalen NiederschUige , eine genügende Be-
weiskraft beizumessen. Da er sidi insbesondere auf die von
mir in diesen Annaien Bd. LXXXV, S. 1 bekannt gemachten
Versuche bezieht, so erlaube ich mir, hierüber Nachfolgendes
zu erwiedem.
Wenn in Flüssigkeiten aofser dem vom Zersetzungs-
processe abhängigen Strome noch eine zweite eigenthümliche,
von der chemischen Zersetzung unabhängige electrische Be-
wegung eintreten kann, so murs diese, wenn überhaupt wahr-
nehmbar, bei der durch schwache Ströme bewirkten Blectro-
lyse am deutlichsten in der Weise hervortreten, dafs bei
abnehmender Stromintenaiiftt die Onantität der Zersetzung
nicht proportional, sondern in etwas gröfserem Verhältnisse
sich vermindert.
Aus diesem Grunde habe ich bei der eben erwähnten
Arbeit meine Aufmerksamkeit hauptsächlich auf das Verhalten
electrischer Ströme von geringer Intensität gerichtet, übri-
gens innerhalb ziemlich grofser Spielräume der Stromstärken.
Es ergab sich aus dieser Untersuchung, da[s innerhalb des
Umfangs solcher electrischer Ströme, welche aus einer Silber-
lösung binnen 100 Stunden nur 27 Milligrammen Siiberlösung
ausscheiden können , bis zu solchen , die in derselben Zeit
5226 Milligrm. abzusetzen im Stande sind, nichts auf eine
Abweichung in der vollkommensten Proportionalität der Zer-
setzungsmengen zu den Stromstärken hindeutet. Femer wurde
nachgewiesen, dafs auch bei diesen schwachen Strömen die
Quantitäten der Zersetzung in verschiedenen Zersetzungszellen,
Buff^ über das electrolpiische Ge$et%. 119
imabhilngig vom Concentrationsgrade der Flüssigkeiien , Bo
wie der Gröfse der eingetauchten Platten oder Drähte, che*
misch proportional sind. Die zu den Versuchen benutzten
Flüssigkeiten waren : Lösungen von Salpetersäuren Silber
und von Kupfervitriol, verdünnte Schwefelsäure und Wasser.
Hinsichtlich der Wasserzersetzung wurde noch insbesondere
dargethan, dafs sie unzweifelhaft selbst bei Strömen erfolgt,
deren Stärke einem Silbemiederschlag von nur 6,7 Milligrm.
in 100 Stunden entspricht.
Bs ist unbestreitbar, dafs Erfahruugsgesetze eine strenge
Geltung höchstens nur zwischen den Grenzen der angestellten
Versuche in Anspruch nehmen können. Es wäre daher inuner
möglich, dab noch viel schwächere Ströme, als die von mir
angewendeten, durch zersetzbare Flüssigkeiten wandern kön*
nen, ohne dieselben zu zersetzen. Dagegen spricht jedoch
eine Reihe sehr wichtiger Thatsachen, ohne dafs von früheren
Brfehrungen, wie Herr Foucault selbst hervorgehoben hat,
mch nur eine einzige daßr geltend machen läfst. Man weifs
längst, dals die' sogenannte Polarisation der in die Zersetzungs^
seile eingetauchten Ilatinplatten in nichts anderem besteht,
als in einem Absätze eines Theils der Zersetzungsproducte,
wodurch das Platin eine Veränderung seiner electromotori*
sehen Kraft, und zwar in entgegengesetztem Sinne der vorher
wirksamen electromotorischen Thätigkeit erfährt. Dieser Punkt
einmal festgestellt, läfst sich mit Sicherheit behaupten, dafs
überall da, wo die eingesenkten Metallplatten polarisirt wor*
den sind, eine chemisch - electriscbe Zersetzung vorausge-
gangen seyn mufste. Nun hat man aber noch keinen Strom
beobachtet, bei welchem (ohne Anwendung besonderer Vor-
kehrungen} die Polarisation der Platinplatten ausgeblieben
wäre. Selbst die nur unter Beihülfe der , empfindlichsten Werk-
zeuge wahrnehmbaren , durch Muskelcontraction erzeugten
Ströme, polarisiren die Platinplatten, so dafs sie durch diese
180 Buff^ über dm eledrofyiUcke GeseU.
Gegenwirkung nach kurzer Zeit fast ganz aufgehoben werden,
und dafs dann, nachdem die Muskelthäti^eit aufgehört hat,
em Strom in entgegenge9etztem Sinne erfolgt. Also auch
diese electrischen Ströme, deren Intensität so aufserordent-
lieh gering ist, dafs mehrere unter den geübtesten Experi-
mentatoren dieselben lange Zeit gar nicht wieder auffinden
konnten, zersetzen die Flüssigkeit , durch welche sie geleitet
werden.
Die Annahme einer Leitung der Electricität durch VlüB^
sigkeiten in ähnlichem Sinne, wie dieselbe in den Metallen
Tor sich geht, läfst sich daher, wenn man nicht wohlbegrün-
dete Thatsachen geradezu abläugnen will, höchstens nur auf
solche electrische Ströme oder vielmehr Stromtteile beziehen,
welche schwächer sind als alle bisher beobachteten. Aber
auch nur auf solche will, wie es scheint, Herr Foucaulk
seine Behauptung angewendet wissen, indem er sagt : ,^Die
eigenthümliche ^ derjenigen der Metalle ähnliche Leitfähigkeil
der Flüssigkeiten sey, wenn auch ohne Zweifel sehr schwach,
gleichwohl nicht ganz und gar Null^. Die Gründe ^ welche
ihn veranlassen, bei dieser Ansicht zu halten, sind theils rein
theoretischer Art, theils aber auch einem Versuche ent-
nommen.
Die ersteren, deren Gewicht mir nicht ganz klar gewor-
den ist, trage ich um so weniger Bedenken unbeachtet za
lassen, als in der neueren Physik Theorieen wohl als An-
näherungen zur Wahrheit betrachtet, aber nicht mehr für den
unbedingten Ausdruck derselben gehalten, daher nur so lange
gebraucht werden , als sie mit wohlbegründeten Thatsachen
im Einklänge stehen. Ich wende mich defshalb sogleich zu
dem Versuche, so wie den damit verknüpften Betrachtungen.
Zwei ganz gleichartige Zink - Flatinpaare wurden in ver-
kehrter Ordnung, d. h. je die gleichnamigen Pole mit ein-
ander, verbunden, und zwischen die einen oder andern der-
Buff, Über das tiedroh/UMehe Ge$etB. 121
selben ein Gdvanometer eingeschaltet Es ist klar, bemerkt
Foucault, dafs unter diesen Umständen, wie man auch
die Sache auffassen mag, kein Strom wahrnehmbar werden
konnte. Für diejenigen, welche eine besondere LeitAhig«
keit der Flüssigkeiten nicht zageben wollen , war nun zu-
gleich jede electrische Wirksamkeit im Innern der Kette
unterbrochen; für diejenigen, welche eine solche Leitfiihig-
keit annehmen, dauerte eine schwache Wirkung in jedem
Paare fort; sie mufste jedoch wegen des Gleichgewichts auf
beiden Seiten ohne Einflufs auf die Galvanometemadel bleiben.
„Angenommen jetzt^, fahrt Foucault weiter fort, „die Platten
des einen Paares wurden einander genähert, während die
des andern unberührt blieben. Nach der einen Hypothese,
welche eine besondere Leitfähigkeit verwirft, war hierdurch
keine Veranlassung zur Störung des Gleichgewichts gegeben.
Wohl aber nach der andern, weil der Leitungswiderstand zu
Gunsten des zweiten Paares vermindert wurde ; dieses mufste
folglich ein Uebergewicht gewinnen ; und so zeigte es sich
in der That aus der Ablenkung der NadeP.
Ich gestehe, von welchem Gesichtspunkte aus ich das Re-
sultat des hier beschriebenen Versuchs betrachten mochte, dafs
es mir unverständlich geblieben ist, wie durch die erwähnte
Veränderung in der Stellung der Platten des einen Paares das
Gleichgewicht gestört und wie insbesondere hierdurch der
Leitungswiderstand zu Gunsten des einen Paares vermindert
werden konnte, ohne dafs dieselbe Begünstigung nicht zu-
gleich auch für das andere eintrat.
Da jedoch dieses Resultat von einem so gewandten Ex-
perimentator erhalten wurde , und von ihm als vrichtigste,
wenn nicht einzige Stütze einer theoretischen Vorstellung
benutzt worden ist, so habe ich die Mühe nicht gescheut,
den Versuch mit aller Sorgfalt zu wiederholen.
122 9uff^ vAer dat dectrolffüs^e Ge$ei*.
Zwei lange Tröge wurden theOweise mit verdünnter
Schwefelsäure angefttllt und in jeden derselben zwei pordse
Thonzellen geslelU , welche von derselben Flüssigkeit ent-
hielten. In eine Zelle jedes Behälters wurde ein Zlnkcylinder
getaucht. Die Flüssigkeiten der beiden andern verband man
durch ein umgebogenes Platinblech, oder auch nur durch
einen Platindraht. Um diese aus zweien, in verkehrter Ord-
nung aneinandergereihten Paaren gebildete Kette zu schlieben,
verband man die beiden Zinkcylinder entweder direct, oder
durch Vermittelung eines sehr langen Multiplicatordrahts, der
in mehr als 18000 Windungen eine astatische Nadel umgab.
— Bei aller Sorgfalt, welche auf Reinigung des Platins ver-
wendet wurde, hatte man anfangs einen Ausschlag. Das
Oleichgewicht stellte sich aber gewöhnlich bald und voll-
ständig her, wenn man die Zinkcylinder durch einen kurzen,
dicken MetaUdraht in Verbindung setzte.
Nachdem so das Gleichgewicht gebildet und das Gtlm-
noneter eingeschaltet war, entfernte ich die eine Zinkzelle
von der ihr zugehörigen Platinzelle, und näherte sie dann
wieder. Die Nadel blieb unbeweglich in ihrer Ruhelage.
Nichts deutete auf einen Strom im einen oder andern Sinne,
wie grofs auch die angebrachten Veränderungen im Leitungs-
widerstande des einen Paares seyn mochten.' Zusatz von
Flüssigkeit oder Wegnahme aus dem einen Troge bUeb eben-
falb ohne allen Erfolg.
Man könnte einwenden, dafs das Galvanometer nicht
empfindlich genug war, die schwache electrische Bew^fung,
welche nach Herrn Foucault's Vorstdlungsweise einge-
treten seyn sollte, anzuzeigen. Es ist defshalb vielleicht
nicht überflüssig, hervorzuheben , dafs dem Instrumente aller-
dings ein sehr hoher Grad der Empfindlichkeit beigebracht
worden war. Wenn das eine Drahtende des Gewindes mit
einer aufserhalb des Gebäudes in feuchte Erde versenkten
Buff^ über das ehcirofyUsche Gesetz. 12S
Bleitafel in Yerbindang stand, das andere Ende zu einem
Stück Platinblech führt, das man in der Hand hielt, so erfolgte,
trotz der unvollkommenen Leitung, die doch nur durch die
Fufsbedeckung und den Boden des Zimmers, vermittelt wer-
den konnte, ein Ausschlag von 63®.
Es lie(s sich hiemach erwarten , dafs die geringste Stö-
rung im Gleichgewicht der beiden widersinnig verbundenen
Paare alsbald durch eine Ablenkung der Nadel angezeigt
werden mufste. Diese Anzeige trat jedoch niemals ein, wenn
der Versuch genau in der vorher beschriebenen Weise an-
gestellt wurde, wenn die Metalle, namentlich das Platin, in
besondere Zellen eingetaucht waren. Hatte man diese Vor-
sieht nicht getroffen, stand z. B. die eine oder andere
Platinseite im offenen Troge und wurde in diesem die Ver<*
Schiebung des Zinks vorgenommen, so entstand freilich eine
sehr starke Ablenkung in dem Sinne, wie Herr Foucault
angiebt. Der Strom, der sie veranlafste, war aber nur durch
die unvermeidliche Erschütterung der Flüssigkeit erzeugt
woi^flen, wodurch sich diese an dem Platin erhob und noch
ungebrauchte Theile der Metallfläche betaetzte. Dafs in der
That nur auf diesem Grunde die Stromentwicklung beruhte,
wird dadurch über jeden Zweifel erhoben , dafs man durch
Schütteln der Flüssigkeit in der einen Platinzelle, oder durch
Zusatz einer neuen Quantität dieser Flüssigkeit, ganz dasselbe
Resultat erreichen konnte, während Entfernung eines Theils
der verdünnten Säure aus dieser oder aus einer andern Zelle
ohne Einflufs blieb.
Da Herr Foucault von der Nothwendigkeit, die Platin-
platten vor den Schwankungen der Flüssigkeit zu schützen,
nichts erwähnt, so ist es nicht unwahrscheinlich, dafs er
diesen, übrigens keineswegs unbekannten Umstand über-
sehen hatte. Die Resultate, welche er erhielt, wenn auch
124 Wilde y über die Berecknung der Axenmnkd
an und für sich richtig, verlieren aber dadurch die Bedeu-
tung , die er denselben beizulegen versucht hat.
lieber die Berechnung der Axenwinkel der
zweiaxigen KrystaUe;
von E. Wade.
In einer in die Poggendorfrschen Annalen (Bd.LXXX,
S. 225} aufgenommenen Abhandlung habe ich nachgewiesen,
dafs die von Rudberg berechneten währen Axenwmkd der
zweiaxigen Krystalle einer Berichtigung bedürfen. Rudberg
hat nttmlich seinen Rechnungen die Tür die Lichtgeschwindig-
keit von Fresnel gefundenen Formebi zum Grunde gelegrt,
diese Formeln aber nicht im Sinne der Undulationstheorie,
wie Fresnel es wollte, sondern in dem der Emanations-
theorie genommen, und diefs in der Voraussetzung g^han,
dafs beide Theorieen zu denselben Resultaten führen müfsten.
Dafs dem nicht so ist, die Ergebnisse, die aus beiden her-
vorgehen, vielmehr verschieden sind, hierauf habe ich in
jener Abhandlung zunächst aufmerksam gemacht. Im Sinne
der Undulationstheorie habe ich dann die Richtungen, in denen
beide Frontebenen der Aelherwellen mit gleicher Geschwin-
digkeit durch die zweiaxigen Krystalle sich fortpflanzen^ als die
wahren Kry$tallaxen angesehen, und auf diesem Wege den
berechneten Axenwinkel des ArragonitS' in beinahe vollkom-
mener Uebereinstimmung mit den Messungen erhalten, wäh-
rend sich aus den Rechnungen Rudberg's die bedeutende
Differenz von 2^ ergiebt. in eben jener Abhandlung habe
ich auch noch den Axenwinkel des Topases berechnet, und
der iweiaxigen Krystalle. 125
denselben zwar in besserem Einklänge mit den Beobachtungen,
als Rudberg es vermochte, nichtsdestoweniger aber mit
einer Differenz von 7^ gefunden, wie ich diefs auch nicht
anders erwartet hatte , weil die Varietäten dieses Krystalles
ganz verschiedene Axenwinkel haben, seiner Bildung also
nicht ein allgemeines Gesetz, wie es von der Theorie vor-
ausgesetzt werden mufs , zum Grunde li^t. Die Yergleichung
der gemessenen Axenwinkel mit den theoretischen Resulta-
ten, fügte ich in jener Abhandlung hinzu, sey insofern von
folgenreicher Bedeutung, als nur auf diesem Wege über
die Wahrheit der von Fresnel behaupteten Theorie der
doppelten Brechung mit Zuverlässigkeit entschieden werden
könne.
Diese meine Abhandlung hat bei Hrn. Zamminer (diese
Annalen Bd. LXXVI, S. 121) eine nichts weniger als bei-
Tdllige Aufnahme gefunden, wie ich jetzt erst aus der letzten
trefflichen Arbeit des Hrn. Heufser (Poggend. Annalen
Bd. LXXXIX, S. 532) in Zürich ersehe. ,Er könne, sagt
Hr. Zamminer, in meinen Rechnungen weder eine Berich-
tigung der Rudberg'schen erkennen, noch sie überhaupt in
Harmonie mit der doppelten Strahlenbrechung bringen. Er
wolle nicht darauf eingehen, wie die aus der FresneTschen
Theorie hervorgehenden Formeln in die Sprache der Emana-
tionshypothese zu übersetzen seyen ; diefs aber sey offenbar,
dafs Rudberg ganz mit Recht die Fresnel* sehen Formeln
im Sinne der Emanationshypothese genommen habe, da es
doch wohl unier aUen Umstatiden Strahlen sind^ toas man eiehij
und nicht WeUebenen. Ich (Wilde) hätte schon daraus, dafs
ich bei dem Axenwinkel des Topases die Theorie und die
Messungen nicht übereinstimmend fand, entnehmen müssen,
dafs der von mir eingeschlagene Weg nicht der richtige sey.
Am wenigsten dürfte Rudberg der Vorwurf einer unrichti-
4
gen Anwendung der Theorie treffen u. s. w. u. s. w,*'
136 Wilde^ über die Berechnung der Axemoinkel
Es bedarf wohl kaum der Erwähnang^, dafs die Einwürfe,
die Hr. Zamminer hier macht, nur aus einer ungfenauen
AuiTassang der vorliegenden Sache entstanden sind. Denn
da er besonders diefs geltend macht, „dafs es doch wohl
unter allen Umständen Strahlen sind, was man sieht, und
nicht Wellenebenen^ , so scheint er daran nicht gedacht »i
haben, dafs man unter der Verbreitung des Lichtes dsfch
Strahlen eben nichts anderes, als seine Verbreitung durch
die Frontebenen der Aetherwellen verstehe. Da£s es übri-
gens weder Strahlen noch Wellebenen sind, was man sieht,
dafs wir vielmehr durch die von den Wellebenen im Auge
erregte Empfindung nur Gegenstände sehen können, darüber
will ich mit Hm. Zamminer nicht weiter rechten, sondern
ihn nur noch daran erinnern, dafs es doch wohl seine
Pflicht gewesen wäre, es nicht unerwähnt zu lassen, wie
mir nach meiner Ansicht von der Sache beim Arragonit ge-
lungen ist, was den Bemühungen Rudberg's nicht gelingen
wollte.
Seit der Veröffentlichung jener meiner Arbeit hat unter-
defs Hr. Heufser (aufser der vorhin erwähnten Abhand-
lung auch noch in Pogg. Ann. Bd.LXXXVII, S. 454), ^am
n üeberemaHmmung mii meiner Ansichi, die wahren Axen-
Winkel des Schwerspaths in verschiedenem homogenen Lichte
sowohl aus den von ihm selbst mit aller Sorgfalt ermittelten
Brechungscoefficienten, als auch aus den gemessenen jcAm»-
baren Axenwmkeln bestimmt, und auch bei diesem Krystalle
die Natur und die Theorie in demselben Einklänge gefunden,
den ich bereits beim Arragonit nachgewiesen hatte. Die
Wahrheit meiner Behauptungen ist also hierdurch wohl über
jeden Zweifel erhoben worden.
Hr. Heufser hat zwar schon die Güte gehabt, meine
Arbeit gegen das Urtheil des Hrn. Zamminer zu verthei-
digen (Pogg. Ann. Bd. LXXXIX, S. 538); da dasselbe ab»
der wiomaxigen KrysiaUe, 1S7
schon eine weitere Yerbreitong gefunden hat, wie ich ans
eben dieser Abhandlung des Hm. Heufser entnehme, so
habe ich es um so mehr für meine Pflicht erachten mflssen,
auch in denselben Annalen, in denen Hr. Z ammin er mich
des Irrthums geziehen hat, es zur Sprache zu bringen, dafs
ich in der vorliegenden Sache einen Irrthum nicht began-
gen habe.
lieber die BOdung von Amarin, Furfurin und einer
neuen Base, des Anisins;
von C. Bertagmni.
(Briefliche Mittheilaog.)
Nach der Beobachtung, dafs sich das Trinitro - Hydro«
benzamid durch die blofse Einwirltung der Wärme in Trinitro*
Amarin umwandeln läfst^ hatte ich die Hofiiiung ansgespro«
chen*3, dafs sich auch die anderen Hydramide durch dieses
einfache Hülfsmittel in isomere Basen umwandeln lassen. Ich
habe in dieser Richtung mit dem Hydrobenzamid , dem Fur^
Airamid und dem Anishydramid Versuche angestellt^ und bin
zn befriedigenden Resultaten gekommen.
Durch 3- bis 4 stündiges Erhitzen des reinen Hydro-
benzamids auf 120 bis ISO** erhielt ich eine nach dem Erkalten
glasartige Masse, die Nichts anderes ist als Amarin. Man löst
diese Masse in siedendem Alkohol und fügt einen Ueberschufs
von Salzsäure hinzu; weifse Krystalle des salzsauren Salzes
bilden sich bald in der Flüssigkeit, und wenn man dieselben
*) Diese Annaiea LXXIX, 378 f. D. R.
138 Bertagnini, über die Büdimg van Amariny Furfwin
Boch einmal umkrystallirt, so erhält man sie vollkommen rein
«
und kann aus ihnen Amarin von grorser Reinheit dar-
stellen. Die Analyse des Salzes Tührte zu der Formel
C^fHifN), HGL
Ich habe ebenso das Furfuramid in Fnrfiirin umgewandelii
indem ich es eine halbe Stunde laiig auf 110 bis 120^ er-
hitzte. Durch Auflösen der so entstehenden braunen Masse
in Alkohol und Zusatz von überschüssiger Oxalsäure erhiüt
man ein Salz mit allen Eigenschaften des zweifach-oxalsauren
Furfurins^ welches, auf die bekannte Art behandelt, reines
Furfurin giebt. Die Leichtigkeit, mit welcher das Furfuramid
zu Furfurin wird, erlajibt, diese Base direct aus dem Furfurol
darzustellen. Man braucht nur in, auf 110 bis 120^ erhitz-
tes Furfurol trockenes Ammoniakgas einzuleiten; das Furfurol
bräunt sich und nach einer halben bis ganzen Stunde ist es
in Furfurin umgewandelt.
Erhitzt man reines Anishydramid in einem Oelbad bis
gegen 120^, so schmilzt es zu einer gelblichen Flüssigkeit,
welche^ zwei Stunden lang auf 165 bis 170^ erhitzt, unter
Beibehaltung ihres Aussehens sich vollkommen in eine mit
dem Anishydramid isomere Base verwandelt, die ich als
Ani$m bezeichne. Zur Reindarstellung derselben löst num
das Product in siedendem Alkohol und setzt Sakssäure zu.
Bei dem Erkalten wird die Flüssigkeit zu einer Masse in
einander gewirrter Krystalle, die, von der Mutterlauge be-
freit und mittelst Kali oder Ammoniak zersetzt, die neue
Base im freien Zustand geben. Dieselbe krystallisirt in durch-
sichtigen Prismen, die in siedendem Wasser kaum löslich,
in Alkohol löslich und in Aether wenig löslich sind. Die
Lösungen dieser Base reagiren stark alkalisch und schmedten
bitter. Die Zusammensetzung der Base ist C48Ht4NtOe. Mit
den Säuren bildet dieselbe krystallisirte Salze von bestimmter
Zusammensetzung.
u$kd ,ei(utr t9$^e» Ba$e^ de$ Aßi^. 12p
Das [ff^si^wre Salz ^ry^alUaict la w^ifsen, #k^ glttn-
zeo^ K94f|In 9 i4ie jsic|i ,in njTassar nur wen^ ,. in AlK<kbql
leic]|t Jösen. Hei gewöjinliclier ü^emperatur ^c^trqckpet \faii
d^s Salz 4ie Zu^amipenctet^Wtg C^tHuNsQ«, HQ + 2| ^Q ;
Jtiei IQO® ,wird e^ ^rass^fri^ 0x^4 C|^HIs«l!(»Qf# HCl.
,Dfi^ PlaHpdojipelsiiI^ jb^t gläns^ade ^l^tchen vap
bb/sf^cir Qrangafarbe. Eis «Jöiit .sich wenig in AIfcpjipJ i^nd cieip?
ZpsamiQfinMtzi^g ist C4»|I,4NsO«, 4IC1 + PtCU.
■ «Ify^ i».iTi><
Ueber den der Benzoesäure entsprechenden
Alkohol ;
(Briefliche HittbeiliiDg.}
Das Oel, welches man durch die Einwirkung einer alko-
holischen Kalilösuiig auf BiUermandelöl erhält, bat die Zur
sammensetzung Cj^HtO^; es ist farblos, specifisch schwerer
als Wasser, bricht das Licht stark und siedet bei 204^ Ob-
gleich diß Zusammensetzun'g dieser Substanz der Formel der
eigentlichen Alkohole CnHn+sOg nicht entspricht, verhält
dieselbe sich doch gegen Reagentien wie ein Alkohol , als
dessen Aldehyd das reine Bittermandelöl C,4Hc0t zu be-
trachten wäre.
Durch die Einwirkung von gewöhnlicher •Salpetersäive
bei gelinder Wärme wird dieser neue* Alkohol zu Benzoyl-
waaserstoff, durch die Einwirkung von Chromsäure zu Ben-
zoesäure. Läfst man den Dampf dieses Alkohols über roth-
glühenden Platinschwamm streichen, so entsteht ein Oel,
welches specifisch leichter ist, als Wasser, yermuthlich Cj«!!«.
AanAl. d. Chemie u. Pharm. LXXXVUI. Bd. 1. Heft. 9
130 Canni*%aro9 üb. d. d. Benzoesäure eniiprech. Alkohol
Bei dem Einleiten von Chlorwasserstoff in den der
Benzoesäure entsprechenden Alkohol findet Wärmeentwick-
hing statt und man erhält eine Flüssigkeit, die sich in
zwei Schichten scheidet; die untere ist eine wässerige Lö-
sung von Chlorwasserstoff, die obere ist eine von dem Al-
kohol der Benzoesäure sich ableitende ätherartige Chlorver-
bindung C,4H,C1. Letztere ist eine das Licht stark brechende,
heftig riechende Flüssigkeit^ welche specifisch schwerer ist
als Wasser und zwischen 180 und 185* siedet. Durch die
Einwirkung von AetzkaH wird diese Verbindung zu Chlor-
kalium und dem Alkohol der Benzoesäure. Erwärmt man sie
mit einer alkoholischen Lösung von Ammoniak im Wasser-
bad ^ so wird sie zu Chlorammonium und zu einer Base,
welche krystallisirbar ist und bei einer höheren Temperatur
schmilzt, als der Schmelzpunkt des Toluidins ist.
Mischt man eine Auflösung des der Benzoesäure ent-
sprechenden Alkohols in Essigsäure mit einer Mischung von
Schwefelsäure und Essigsäure, so zeigt sich ein oben auf-
schwimmendes Oel, welches die Essigsäure -Aetherart jenes
Alkohols ist^ CjsHioO«. Diese Verbindung ist farblos, spe-
cifisch schwerer als Wasser^ siedet bei 210®, riecht sehr an-
genehm aromatisch, an den Geruch einiger Arten Birnen
erinnernd; durch Erwärmen mit Kalilösung zerfällt sie in
Essigsäure und den Alkohol der Benzoesäure.
Diese Alkoholart scheint der Typus einer ganzen Klasse
neuer Alkohole zu seyn, und ich bin eben mit der vollstän-
digeren Untersuchung derselben beschäftigt.
m
m
Appnrat zum Gradiiiren cyUndrischer Glaflg^fae;
von Carl Westhoff aus Soest.
(Von Prof. Weltsien mitgelhetlt)
In der neuern Zeit werden die volumetrischen Methoden
zur Bestimmung des technischen Werthes chemischer Han-
delsproducte in der Praxis immer mehr eiQgefbhrt. Zur Aus-
fuhrung derartiger Analysen sind aber immer eine gewisse
Anzahl graduirter GlasgefäCse nothwendig, deren Anschauung
oft mit Schwierigkeiten verbunden ist und' die zuweilen hin-
sichtlich der Genauigkeit noch manches zu wünschen übrig
lassen. Es wird daher nicht unwillkommen seyn^ einen Ap-
parat zu kennen^ vermittelst dessen sich ein jeder leicht die
nöthigen Gefarse graduiren kann, die bei nur einiger Sorg-
falt solchen^ wie sie aus der Hand eines geübten Mechanikers
hervorgehen, an Eleganz und Genauigkeit nicht nachstehen
werden. Ebenso kann man sich mit Leichtigkeit Eudiometer-
rohre u. s. w. herstellen.
Die Theilung wird mittelst FluTssänre in das Glas geätzt
Als Aetzgrund wählt man sehr zweckmäfsig Kupfer^techer-
fimifs (2 Theil weifses Wachs , 1 Theil Mastix , \ Theil As-
phalt, \ venetianischen Terpentin}.
Nehmen wir z. B. an, es wäre ein Rolir seiner Capacität
nach zu theilen. Dasselbe wird auf gewöhnliche Weise cali-
brirt, die Scala auf Papier übertragen, das Rohr mit Aetz-
grund überzogen und dann mit dem Apparate auf folgende
Weise in Verbindung gesetzt.
Die beiden mit den Zapfen Z und Z, (Fig. 6 der Tafel}
versehenen Rollen R und R, werden mit den beiden Enden
des Rohrs so verbunden, dafs die Axe desselben mit der der
Rollen und Zapfen möglichst genau zusammenfallt. Man er-
reicht diefs leicht durch dünne Holzbrettchen , die eine Oeff-
t^ Weiihoff^ Appami um Qradmren
nung bbinitts worin die Wkm mit BbSntil^ pifelf «Ml« die
dann concentrisch an die Rollen durch die Stifte $ und $,
befestigt werden. Die Zapfen % und %, ruhen in den Lagern
L und L, , die Feder f verhindert ein flin- und Herschieben
nach der Längenrichtung des Rohrs , wenn die Zapfen nicht
voIlständSg eingesetzt wären.
Die Röhre ist so eingestellt um ihre iMgetxäxt frei
drehbar; doch hat die Rolle R eine Yorrichtänjg, welche eine
nur theilweise Drehung zuläfst, die grttfser odbr kleiner, je
nach der Stellung des dreiatmigen , um i drehbaren Hebets
H ist.
Um jetzt die Scata auf diis Rohr zu tkbertfagen, wird iMS
Papier auf eitlen hölzernen Schieber vom Ouerschrtitt O nnd
20 bis 25 Millimeter Länge geklebt, d^r auf einem LineaA
vom Querschnitt u und ungerafar 1 Meter Länge verschiebbar ist.
Der Schieber mit dem Lineal so nahe als möglich, döcli ohne
dafs er dasselbe berührt , an das zu theflbnde Glasrohr ge-
rückt, der Schieber auf dem Lineal so geschoben. Ms der
Anfangspunkt der Scala mit dem vorher auf dem Rohre be-
merkten zusammenfMlt^. I>ann eine Nadelspitze zugleich an
das Rohr und auf einen, z. B. den ersten Theilstrich ge-
hallen; eine drehende Bewegung des Rohrs gegen die Nadel
erzeugt jetzt einen scharfen Strich in den AetZgruhd des
Rohrs, der senkrecht zur Längenaxe desselben ist. Auf diese
Weise trägt man die einzelnen Theilstriche nach einander
auf das Rohr ; man fUhrt hierbei mit der rechten Hand die
Nadel und macht mit der linken die hin- und hergehende
drehende Bewegung des Rohrs. Je nachdem man einen
längeren oder kürzeren Schenkel des Hebels aufstofsen läfst,
• wird der Theilstrich kürzer oder länger, was in bestimmten
Abschnitten gfeschehen zum bequemen Zählen der einzelnen
Grade nöthig i!st. SoH das Rohr , wie bei Eudmmetem , mit
einer von der Capacität unabhängigen, z. B. mit einer MilU-
mcienKtela irersehdii werden , so befeistigt hhhi eine sblche
auf deik Schieber, und yerfUhrt wie angegeben*.
Die Lager und das Lineal kann man leicht durch Stille
in jeder Stellung auf einen Tisch befestigen, doch ist t^
besser, den galizM Apparat auf einem besonderen Breflb so
anfzQslellen , dbfs ein Lager fest steht und das andere L^
wie dais Lineal in richtiger Weise in Nuten hin- nnd her»
geschoben werden und in jeder ndlfaigen Stdlung dufdl Keile
bjrfasligt worden können.
Ih den Aetzgrund des getheilten Rohrs werden nun aus
fr^r Hand die erforderhchen Zahlen und BuchstiBben ge*- i
schrieben und dasselbe dann einige Zeit, etwa 15 bis 20 Mi-
nuten, flufssauren Dämpfen ausgesetzt. Man mi9<ihl hierzu
in einem bleiernen Troge Flufsspathpulvei^ und Sckwefelsäilre
und erwühnl, bis sich reichlich Dämpfe entwickeln, und bringt
dann* das Rohr in diese. Nachdem man dann dasselbe mit
vielem Wasser abgespült, entfernt man den Aetzgrund durch
Reiben mit Terpentinöl und Alkohol.
Ueber die Bildung des Stickstoffbenzoyls aus Hip*
pursäure ;
von Dr. lAmpricht und ean Ustar'.
Erhitzt man Hippursäure in einer tubulirten Retorte mit
eingesenktem Thermometer, so sieht man bei ungeföhr 130^
die Säure schmelzen, bei 210^ zeigt sich im Halse ein gerin-
ger Anflug von Benzoesäure und bei 240^ geräth die Hasse
ins Sieden. Die einzigen sich hierbei verflüchtigenden Producte
sind Benzocfsäure, durch einen fremden Körper schwach roth
geflbrbt. Spüren von Blausäure und ein liquider Körper , der
sich als Stickstoffbenzoyl auswies.
IM Limpricht u. e. ÜMlar, Über die Bädungdes
Diefle gemengten Producte wnrden mit Wasser der De-
stillation unterworfen, wobei das StickstolFbenjEoyl mit Wasser
überging. Zur vollständigen Reinigung vnirde es Ür sich
ikber gebrannten Kalk rectificirt.
Es ist ein klares , stark lichtbrechendes Liquidnm; sein
Geruch ist dem des Bittermandelöls so ähnlich^ dafs wir es
im ersten Augenblick fttr dieses hielten. Sein Siedepunkt
war i92^ Dieser und seine Analyse zeigten jedoch, dals es
mit dem von Fehling*) bei der Destillation des benso^
sauren Ammoniumoxyds erhaltenen, sogenannten Stickstoff-
benzoyl identisch ist. Mit Kupferoxyd im Sauerstoffstrom
verbrannt, lieferten :
I. 0,4077 Grm. 1,212 C und 0,181 Ü.
IL 0,495 „ 1,473 „ , 0,220,
III. 0,209 gaben mit Natronkalk geglüht 0,413 Platinsalmiak.
I. U. ni. im Mittel
14 C 81,58 81,07 81,15 — 81,86
5 H 4,85 4,93 4,96 — 5,05
1 N 13,57 — - 12,42 13,39.
Da man diesen Körper aus der Hippursäure in ansehn-
licher Menge erhält und er im Geruch mit dem Bittermandelöl
so grofse Aehnlichkeit hat, so steht zu erwarten, dafs man
ihn in der Parfllmerie für das letztere anwenden wird> dals
also Kuh- und Pferdeham Tür die Parfümerie von Wichtig-
keit werden können.
Wird bei der Destillation der Hippursäure die Temperatur
von 250^ nicht iiberschritten , so bleibt in der Retorte ein
schwarzer, harzartiger Rückstand, der in der Kälte spröde ist,
aber schon bei gelindem Erwärmen weich wird; in Wasser
ist er kaum, in Alkohol und Aether leicht löslich. Ueberläfst
*) Diese Annalen XLIX, 91.
SHAstcffbmaoyU au$ Eippundwre. 135
man die alkobolische Lösung der freiwilligen Yerdnnstang,
so setzt sich nach einiger Zeit eine braunrothe, dickflüssige
Masse ab^ die nach dem Abgiefsen der darüber stehenden Flüs«-
sigkeit fest wird ; bei weiterem Verdunsten scheiden sich zu-
gleich mit dem Harze gelb und roth gefärbte Krystalle aus,
die sich bei der Untersuchung als Benzoäsäure ergaben. —
Da es uns auf keine Weise gelang, aus diesem Rückstande
auCser Benzoesäure andere, bestimmt characterisirle Körper
abzuscheiden, so haben wir für jetzt die nähere Untersuchung
desselben aufgegeben.
Die Anwendung von Kupfervitriol zur Conservirung
von ThierbSlgen;
von Dr. Wilhelm Wicke.
Der zweifelhafte Erfolg , welchen die arsenige Sfiure für
den besagten Zweck hat, ist bekannt. Abgesehen davon, dafs
sie durch langsame Zersetzung die Zimmerluft vergiftet^ wird
durch eine Arsenik -Emulsion eigentlich nur die Lederhaut
oder streng genommen nur die noch anhaftenden Fett- und
Fleischreste vergiftet, während die Epidermis und die Federn
einer ungehinderten Zerstörung der Speckkäfer — das Insekt,
was am meisten zu fürchten — preis gegeben ist. Früher
schon wurde statt der arsenigen Säure Eisenvitriol empfohlen,
und in Anwendung gebracht auf die gleich beim Kupfervitriol
zu beschreibende Weise. Man hat aber bald einen nachthei-
ligen Einflufs dieses Mittels darin erkannt, dafs helle, nament-
lich weifse Federn durch eine Abscheidung von Eisenoxyd
einen stark röthlichen Schimmer erhalten* Anders ist diefs
mit dem Kupfervitriol. Er kann in einzelnen Fällen aus den
Schäften der Federn krystallisiren, ist dann aber leicht mittelst
einer Pincette zu zerdriicken und zu entfernen.
dS6 Rigaud, gMtr Ifarbtiof der Qfßänaürmirmde.
iMfln wenyiet .den Kopferviirioi in fein g»|iBLYerlem
Stande an und reibt den feinen Staub mit Wasser zu einem
dicklichen Brei an. Damit wird dann die innere Wand der
-Haut befftrichen nnd mit 4er übrigen Arbeit mögliche rasoh
fortgefahren^ damit das Wasser nicht verdunstet, liefae man
die Masse eintrocknen, so würde die Haut eine unbecpieme
Särte erlangen und brüchig werden. Die fiälge werden durch
und durch mit .dam Salze imprägnirt und selbst in die Schafte
der Federn steigt er auf. Namentlich durch ihre Härte wi-
derstehen diese jetzt der Zerstörung, während zugleich das
Kiqpfar i&r die Thiere ein tödtlich wirkendes Gift ist. -^ Ser
Gustos des oldenburger i^useums^ J^err Wiepken, hat die£s
Mittel bereits seit mehreren Jahren mit dem besten Erfolge
in Anwendung gebracht. Er hat es zweckmäfsig gefunden,
dem Kupfervitriol ungefähr die doppelte Menge Alaun zuzu-
setzen, der durch seine Eigenschaft, mit organischen Geweben
unlösliche Verbindungen zu bilden , allerdings von Nutzen
seyn m^.
Vorläufige l^Iotiz Über den ,gß]i)m Farbstoff
der Qu w^itronrinde ;
von L. Bigaud.
Nfiqh meinen im Laboratorium zu Giefsen ^ngestdllen
Versuchen gehört der gelbe Farbstoff der Quercitronrinde,
der zuerst von Chevreul mit dem Namen Quercitrin belegt,
später von Bolley, der die quantitativen Verhältnisse des-
selben ausmittelte, Quercitronsäure genannt wurde, zu jener
Klasse von Körpern, die als gepaarte Verbindungen von Koh-
lenhydraten zu betrachten sind. Derselbe zerfällt nämUeh
^urc^ Behandlung mit verdünnten Säuren in einen andern in*
tensiv gelben Körper, den ich, der Analogie wegen, Quercetin
genannt habe, und in Zucker. Die Ausmittelung der quantitativen
Verhältnisse jener Körper, mit welcher idi noch ti^eschäftigt
bin, behalte ich mir vor, in ,einem der nächsten Hefte dieser
Annalen nachfolgen zu lassen.
AuBgegcben den 6. Oecember 1853.
?i.»>,»«v, -f.imw.^n^^
AIWALEN
DER
CHEMIE mro PHAEMACIE.
LXXXVIIL Bandes sweites Heft
Jahresbericht
rar Ergfliuiiiig der im Jahr 1853 in den Annalen
erschienenen Abhandlmigen.
A. Physik.
Verdlchtong von Gasen an starren Körpern.
Ja min and Bertrand*} haben die Verdichtung von
Gasen an der Oberfläche starrer Körper untersucht, indem
sie diese letzteren in Pulverform in Glasballons fUIlten, in
welche, nachdem sie vorher auf das Sorgfältigste ausge-
pumpt vrorden waren, gleiche Gasvolnmina nacheinander ein-
gebracht werden konnten. Hätte keine Verdichtung an der
Oberfläche der starren Substanzen stattgefunden, so hätte ein
mit dem Glasballon in Verbindung stehendes Manometer eine
mit den eingefüllten Gasvolumen in gleichem Verhältnifs fort-
schreitende Zunahme des Druckes anzeigen müssen. Der
Druck blieb aber immer hinter diesem Verhältnifs zurück in
ähnlicher Weise, wie man diefs bei der Absorption durch
poröse Substanzen wahrnimmt; am Wenigsten beim Wasser-
*) Compt. rend. XXXVI, 994.
Ann. d. Chemie n. Phtfm. LZXXVIII. Bd. S. Heft. IQ
138 VerdickHmg vtm Otum tm sUurrem Körpern
stoffgas, mehr bei der atmosphärischen Luft, am Meisten bei
der Kohlensäure. In den freien Raum des Ballons von
590 Cttbikcei^im. Gebalt drangen unter dem atmosphirisoben
Drucke :
Kohlensäure . . . 645 Cubikcentim.
Atmosphärische Luft 602 „
WasserstoflQifas . . 505 »
Diese Zahlen sind übrigens noch zu klein, da es nicht
möglich ist, die Leere bis zur wirklichen Wirkungsgrenze
der Luftpumpe herzustellen. Am DeuUichsten zeigt sich diers,
wenn man nach dem sorgföltigslen Auspumpen Kohlensäure
einflillt, dann abermals so weit als möglich auspumpt «id
eine zweite BeobaeMangnreihe anstellt Wenn man in beiden
Reihen nacheinander gleiche Volumina einnuite und nach
dem Manometerstande den Raumgehalt des Ballons berech-
nete, ergaben sich folgende Werthe :
in der ersten Reihe : 731, 696, 629, 627, 628 Gobikcentini.
in der zweiten Reihe : 644, 630, 621, 620, 616 „
Es behielt offenbar die pulverförmige Masse nach der
ersten Reihe trotz alles Auspumpens eine beträchtliche Menge
Gas zurttck.
Jamin und Bertrand beschreiben noch einen Versuch,
welcher vor den beschriebenen voraus hat, dafs er leicht an-
zustellen ist, und die gedachten Absorptionswirkungen auf
eine in die Augen springende Weise zeigt. Feiner Staub
von zerstofsenem Glase oder von Zinkweifs wird in einem
Mörser mit luftfreiem Wasser gemischt und mit der klaren,
keine Luftblase enthaltenden Mischung wird ein Glaskolben
mit langem Halse bis zu zwei Drittel der Kugel gefüllt. Nach
kurzer Zeit hat sich das Pulver zu Boden gesetzt und eine
Schichte klaren Wassers schwimmt darauf. Setzt man den
Kolben jetzt unter eine Glocke und pumpt aus , so füllt das
Wasser die ganze Kugel aus und steigt in den Hals des
VerdUkhmg wm Oa»em am äiarren K&rpem. 189
Kolbens, ohne Ms eine Lafkblase sich zeiget; es sinkt mit
einem heftigen Stofse zurück, sobald man den Hahn öflTnet
und die Luft wieder zutreten läfst Setzt man aber das
Auspumpen so weit als möglich fort, so erscheinen zahl-
reiche Luftblasen, welche durch den Hals des Kolbens ent-
weichen.
Magnus*) wurde durch die oben erwähnte Arbeit ver-
anlafst, die Resultate von Versuchen zu publiciren, durch
welche er die Verdichtung von Gasen an glatten Oberflächen
nachgewiesen und selbst die Gröfse des auf der Einheit der
Oberfläche verdichteten Gasgewichtes bestimmt hat. Das
Verfahren bestand darin, dafs er den AusdehnungscoefBcient
der Gase nach der ihm eigenthümlichen Methode **) bestimmte,
indem er das einemal ein Glasgeßtfs von 20'°°* Durchmesser
und 2S0f*^ Länge, das anderemal ein ähnliches Geftifs an-
wendete, worin sich aber 250 Glasstäbe von gleicher Länge
und von 1"^ Durchmesser befanden, bringt man die Ober-
fläche der Glasstäbe und die verringerte Luftmenge im zwei-
ten FaQe in Anschlag, so verhielten sich auf gleiche Luft-
mengen die Oberflächen in beiden Fällen wie 1 : 36.
Die Apparate worden beide durch den nämlichen Strom
von schwefliger Säure geftUlt und die Rechnung gab folgende
Aosdehnungsco^fBcienten zwischen 0* und 100^ :
ohne GlasfUbe mit Glafftäben
0,3822 0,389«
j
Wenn — den aliquoten Anthcil des bei 0^ an den Glas-
n
Stäben verdichteten Gases bezeichnet, hat man :
A + i^^ 1,3822 = 1,3896,
*) ^ogg. Ana. LXXXIX, 604.
••) Pogg. Abo. LV, 1.
10»
140 ' Verdkkiimg vom OoMti am tiarren Körpern.
4
also — = 0.00535. Das Gesammtvolum der Luft in der Röbre
n
mit den Glasstäben betrug 29447 Cubikmillimeter, daber der
verdicbtete Antbeil = 0,00535 . 29447 = 157,5 CubikmUlim.
Da nun die Oberfläcbe der Stäbe 196704 Quadratmilluneter
grofs war, so kommen auf einen derselben bei 0* Tempera*
tur 0,0006 Cubikmillimeter verdichteter schwefliger Säure,
vorausgesetzt, dafs die Gasverdichtung bei 100* verschwin-
dend klein ist.
Eine zweite vergleichende Bestimmung machte Magnus,
Indem er in das zweite GefiÜs an die Stelle der Glasstäbe
7 Gramm Platinschwamm brachte. Um sicher zu seyn , dafs
in dem letzteren bei der Füllung mit schwefliger Säure diese
nicht theilweise in Schwefelsäure übergeftthrt werde, wurden
die Röhren zuerst mit Wasserstofigas gefüllt, während der
Platinschwamm mittelst einer Lampe glühend erhalten wurde.
Nachdem so alle atmosphärische Luft ausgetrieben war,
wurde so lange schweflige Säure durchgeleitet, bis kaustisches
Kali dieselbe vollständig absorbirte. Es ergaben sich folgende
Ausdehnungscoefficienten :
Ohne PlatuBfehwamn Hil PlatiiitciiWBnuii
Schweflige Säure 0,3832 0,3922
also ~ = 0,0064; und es waren demnach 510,4 Cubikmilli-
n
meter Gas , also von 7 Gramm Platinschwamm mehr als drei-
mal so viel condensirt, als von den 250 Glasstäben. Jene
7 Gramm nahmen einen Raum von etwa 1,75 Gubikcentimeter
ein, und es hatte sonach der Platinschwamm etwa | seines
Volums an schwefliger Säure condensirt, während Kohle etwa
ihr 65faches Volum verdichtet. Wäre das Henry 'sehe
Gesetz richtig, wonach die Gasverdichtung dem Dnidte pro-
portional seyn soll, unter welchem das Gas steht, so würde
daraus folgen, dafs die Verschiedenheit der Verdichtung durch
Wänneeniwickehmg beim ckemüchen Processe. 141
ungleiche starre Körper Dur auf einer Ungleichheit ihrer
Oberfläche beruhe, und die Oberfläche des Platinschwammes
müfste etwa 195 mal kleiner seyn, als die eines gleichen
Volums Kohle. Magnus hat sich übrigens überzeugt, dafs
das Henry' sehe Gesetz in seiner Anwendung auf die Ab*
Sorption von Kohlensäure durch Wasser nicht vollkonunen
genau ist, und der genannte Forscher verspricht den aus-
führlichen Beweis zu liefern, dafs die Absorption wenigstens
zum Theil auf einer Anziehung chemischer Art zwischen den
Theilchen der starren Substanz und den Gasmolecülen beruhe,
sowie er auch die Absorption anderer Gase als der schwef-
ligen Säure unter den oben beschriebenen Umständen zu
Studiren gesonnen ist.
Wärmeentwickelung beim chemischen Processe.
J. Thomson*) hat die Grundzttge eines thermochemi-
sehen Systems entwickelt, indem er von den Grundsätzen
ausgeht, 1} dafs die Intensität der chemischen Kraft in dem-
selben Körper bei unveränderter Temperatur dieselbe ist,
und 2} dafs die ganze durch eine chemische Wirkung
erzeugte Wärmemenge ein Mafs für die bei dem Procefs ent-
badene chemische Kraft ist.
Die volle chemische Kraft eines StoSißs, gleichbedeutend
mit der ganzen Fähigkeit Wärme zu entwickeln, nennt
Thomson das thermodyname Aequivalent des Stoffes; iso-
dynam oder heterodynam heifsen Körper, je nachdem sie
gleiches oder ungleiches thermodynames Aequivalent haben.
Bndlich werden die Vorgänge der Wärmeentwickelung und
Wärmeabsorption mit dem gemeinschaftlichen Namen Wärme-
•) Pogg. Ann. LXXXVni, 349.
142 Warmeenhoickebmg beim chemkchem Pr^e^u^,
tönung bezeichnet Wir halten es nicht für geeignet, hier
die symbolischen Bezeichnungen anzuftthren, mit deren Hülfe
Thomson die einzelnen über Yerfoindangs* und Zersetznnga-
wärme gefundene Sätze in Gleichungen darstellt nnd ihre
gegenseitige Abhängigkeit nachweist Wir wollen abet die
Sätze selbst hier der Reihe nach folgen lassen , da «e eine
zweckmäfsige Uebersicht des dermaligen Stamies ukiserea
Wissens über die gedachte Materie bieten.
Die WärmetOnnng bei der Zerlegung einer Verbindung
ist' gleich, aber entgegengesetzt, derjenigen ^ welphe bei der
Bildung der Verbindung entsieht — Ist die Summe der thenno-
dynamen Aequivalente der Bestandtheile gröfser, als das
thermodyname Aequivalent der Verbindung, so ist die Bilduag
der Verbindung von einer Wärmeentwickelung begleitet, im
entgegengesetzten Falle tritt eine Absorption von Wärme ein.
Die resultirende Wanne ist aber stets dieselbe, man mag die
Verbindung successive oder auf einmal aus ihren Bestand-
theilen bilden. — Der Unterschied zwischen der Wärme-
tönung bei der Bildung zweier isodynamen Verbindungen von
ähnlicher chemischer Formel ist gleich dem Unterschied der
thermodynamen Aequivalente derjenigen Bestandthtile, durch
welche die chemische Verschiedenheit beider Verbindungen
bedingt ist
Indem Thomson von der Hypothese ausgelit , dafs die
neutralen Salze der meisten Säuren, die Chlorverbindungen
u. s. w., jede Klasse für sich genommen, isodyname Verbin-
dungen enthalten, gekngt er zu den folgenden, zum Theil
auf experimentellem Wege schon bestätigten Sätzen : Die
Wärmeentwickelung bei Verdrängung einer Basis durch die
andere in neutralen Verbindungen; ist unabhängig von der
Säure, also stets dieselbe, wenn nur die Basen die nibnliehen
sind. Wenn ein Metall ein anderes aus neutralen Lösungmi
scheidet, so ist die Wärmeentwickelung unabhängig vom
Wärmeetitunckelmig beim chemischen Processe. 143
LösangsmiUel , also stets dieselbe, wenn nur die Metalle die
nämlichen sind. — Wenn eine Säure eine andere aus neu*
traten Verbindungen scheidet, so ist die Wärmetönnng unab-
hängig von den Basen , also stets dieselbe » wenn nur die
Säuren die nämlichen sind. — Die Wlbmeentwichelung bei
Bildung einer in Wasser gelösten Chlorverbindung ist stets
um ein Bestimmtes gröfser, als die bei der Bildung der ent-
sprechenden Jod- oder Bromverbindung entwickelte Wärme, -^
Wenn swei Verbindungen sich zu zwei anderen, mit den
ersteren paarweise isodynamen Verbindungen «ersetzen (und
dieTs ist z. B. der Fall, wenn zwei neutrale Salze sich in
wässerigen Lösungen zersetzen}, so findet keine Wärme-
tönuqg. statt, wofern alle Verbindungen gelöst bleiben. —
Bildet sich dagegen ein Niederschlag, so tritt eine Wärme-
tönung ein und sie ist numerisch gleich, aber entgegengesetzt
der latenten Lösungswärme der Verbindung. -^ Durch dop-
pelte Zersetzungen kann man also die latente Lösungswärme
der in Wasser unlöslichen Salze etc. bestimmen.
In einem zweiten Abschnitt seiner Arbeit theilt T h o m-^
sen eine Reihe experimenteller Bestimmungen der Wärme-
mengen mit, wdche bei der Mischung von Säurehydraten
und Oxyden mit Wasser entbunden werden. Die Hydrate
wurden mit einer grofsen Mebge Wasser, im Durchschnitt
mit 600 Aequivalenten '(zwischen 1000 und 2000 Grammen)
Wasser gemischt. Das Wasser war in einem durch dreifache
Wände gegen das Einsickem der Luftwärme geschützten
Calorimeter; die Hydrate befanden sich vor der Mischung in
kleinen Glasfläschchen , in welchen sie constant auf einer
solchen Temperatur erhalten wurden, dafs nach der Mischung
die Temperatur des Wassers derjenigen des Hydrats ^eich
wurde. Dadurch fiel die specifische Wärme des Hydrats aus
der Rechnung. Die Temperatursteigerung des Wassers be-
trug selten über 1® C», der Unterschied in der Temperatur
144 Wännemiwick0bmf beim ckemtckm PraeeMse.
der Luft und der FlttMgkeileii seltea mehr ab 0^,5 C. Dia
Resultate sind, die Wärmemengen auf 1 Aequivalent der
Säure berechnet, die folgenden :
1. Schwefelsänrehydrate.
SO, + HO mit viel Wasser 1078 im Mittel aus 6 Versachen
S0,+2H0 » « « 678 « « „ 4 „
SOf + 4 IK) D ,, 9 393 9 „ 9 3 ,
S0, + 6H0„ ^ ^ 280 ^ ^ ^ 4 ^
Durch Abziehen der drei letzten Werthe von dem erste-
ren lassen sich folgende Wärmemengen berechnen, weldie,
wie man sieht, mit den von Favre und Silbermann für
dieselben Fälle direct gefundenen Werthen fibereinstinunen :
nach Thomfen aack Fayre tu SilberoMum
SO, + HO mit HO 400 396
SOt + HO mit 3 HO 685 685
SO, + HO mit 5 HO 798 800
2. Salpetersäurehydrate.
■ach üeb
110» + HOmitvielWaMer 945 im Mittel au 4 Veraadicn. 969
NO» +1^3 HO ,
NO» +3 HO •
NO» +4 HO •
NO» + 4,18 HO n
NO» +5 HO »
NO» +6 HO »
NO» +8 HO n
NO» +10 HO •
Zur Yergleichnng sind die Resultate der älteren Ver-
suche von Hefs ebenfalls beigesetzt.
3. Phosphorsäure.
PO, + 3 HO mit viel Wasser 690 im Mittel aus 5 Versuchen
PO, + 5 HO « „ „ 441 „ „ „5 „
PO, + 7 HO „ „ « 337 ,, ^ ,5 ,
PO, + 9 HO „ , „ 259 „ „ » 5 „
PO, + 11 HO „ , 9 193 aus einem Versuch.
» 9
710 •
9 7 1
9 9
511 •
» 4 ' 1
• 571
9 9
470 9
9 4 .
1 403
9 9
433 9
• 4 1
9 9
339 9
9 8 1
1 OOD
9 9
273 9
9 3 .
1 284
9 9
174 9
9 3 1
, 186
9 9
119 9
9 3 .
t
Wärmeetitwickehmg beim ekeiuMien Procesm, 145
der Mengung von wasserfreier Phosphorsttore mit
Wasser fand Thonsen im Mittel aus 4 Versuchen 2800
Wärmeeinheiten. Er hftlt diesen Werth jedoch fttr £U klein,
da die Säure eine nicht unbedeutende Menge rothen Phos«
phor enthielt.
4 Phosphorige Säure.
PO« + 3 HO mit viel Wasser 406 im Mittel aus 3 Versuchen
PO, + 6 HO ^ « « 304 „ „ ^2 ^
5. Essigsäure.
Ä + 2,78 HO mit viel Wasser 69 im Mittel aus 2 Versuchen
Ä + 3,46 HO „ ^ „ 61 ,, ^ » 2
Weinsäure gab gar keine Wärmewirkung bei Unter-
suchung einer concentrirten Lösung, welche sieben Aequi-
valente Wasser enthielt.
6. Kalihydrat.
KO + 6 HO mit viel Wasser 369 im Mittel aus 2 Versuchen
K0+ 8H0 „ , „ 251 , „ ^2 „
KO + lOHO „ „ „ 153 „ „ „2 „
K0+12H0 „ „ „ H6 « „ „2 ,
7. Natronhydrat.
NaO + 6 HO mit viel Wasser 489 im Mittel aus 2 Versuchen
NaO+ 8H0 , „ „ 261 , , „ 4
NaO + 10 HO ,, « „ 130 „ „ „ 4
NaO + 12 HO „ „ « 58 , „ „ 4
Als allgemeines Resultat ergidbt sich, dafs die Wärme-
menge , welche ein Hydrat bei Mischung mit Wasser ent-
widielt^ sowohl von der Natur des Radicals, als von der Wasser-
menge, welche das Hydrat bereits enthält und von der, welche
noch hinzukommt, abhängig ist, ohne übrigens dieser letzte-
ren Menge proportional zu seyn. Ein Maximum erreicht die
Wärmewirkung erst bei Zumischung einer unbegrenzten Was-
sermenge.
I«M WärmemOiticMung beim chrnrnschen Proeene.
Der let2te Salz lärsl sich freilich nicht direct beweisen.
Indem Thomsen zwei verdünnte Lösungen von Schwefel-
siare, die erste yon 80 Aequivalenten , die zweite von 90
Aequivftlenten Wassergehalt, respective mit 100 und 135
Aeqnivalenten Wasser mischte, erhielt er Wärmewirfconfen
von resp. 19 und 14 Einheiten auf ein Aequivalent Säure.
Bei diesen schon sehr verdünnten Lösungen war also offen-
bar das Maximum noch nicht erreicht.
In einer dritten Abtheilung seiner Arbeit hat Thomsen
versucht, den Formeln, welche die mit der zugesetzten Was-
sermenge steigende Wärmeentwickelung ausdrücken ^ tine
theoretische Unterlage zu geben. Er denkt sich die Molecüle
der Flüssigketten in kreisender Bewegung begriffen, welche
bei der Mischung verschiedenartiger Flüssigkeitai sowohl
bezüglich der Winkelgeschwindigkeit, als bezüglich der Grölse
des Schwingungsradius geändert werden könne. Indem Thom-
sen voriäufg nur eine Ausgleichung der Winkelgeschwindig-
keit der Molecüle zweier zusammengemischten FUissigkeiten
statuirt, nimmt er weiter an, dafs der bei dieser Ausgleichung
entstandene Verlust an lebendiger Kraft proportional sey der
durch die Mengung entstandenen Wärmeentwickelui\g. Mr^*
und Wr'^ip'* drücken die lebendigen Kräfte des rotirenden
Molecüls zweier Flüssigkeiten aus, und es berechnet sich
demnach die nach der Mischung resultirende Schwingungs-
geschwindigkeit o)" = ^y^ "t" ^ ^y , also der Verlust an
Mr + MV*
lebendiger Kraft :
V = MrV* +M'r' V* — C^r* + M'r' >)y ''»= ^I-Mg C^-^O*
Die Wärmeentwickelung W, welche diesem Verluste pro-
portional ist, setzt Thomsen :s V. Q. Bezeidinet M die
Masse von a Atoaien Wasser, M' die Masse von a' Atomen
Schwefelsäurehydrat, und setzt man M := am, M' s: a'm%
Wärmeeniwtekehfng beim ckemuehen ProceBwe. HT
— -- = n , so ist : W = . /' = — ^ — C, wenn
— • « + a'n Ä + 0
man bedenkt, dafs mV*(9) — 90H) ei^e Con^tante ist, so
laiq^e es sich um Mischung von Wasser mit Schwefelsture-
hydrat, handelt, und wenn man die Berechnung yon W auf
a' = 1, also auf Ein Atom Schwefelsäurehydrat bezieht Aus
dem Mittel der in der folgenden Tabelle enthaltenen Resultate
der Versuche yon Favre und Silbermann und von Abria
rnr die Fälle a = 1, = 2, = 3, = 4, = 5, sind C und N
nach der Methode der kleinsten Quadrate berechnet, so dafs
die Formel folgende wird :
W = CeO + so., HOO = .-^pijjjg 1065
und demnach sind die Werthe für die übrigen Fälle der fol-
genden Tabelle berechnet :
a
beredinet
Favre n. Silbenaaim
Abri
i
73
58
k
136
115
—
1
242
233
1
1
395
396
394
2
580
580
561
3
685
093
4
756
749
762
5
805
800
806
6
841
834
•
—
7
871
869
—
8
891
889
—
9
909
909
^^
Nur bei den drei ersten Werthen ist die Uebereinstim-
mpng unvollkommen, was sich indessen daraus erklärt, dafs
ein kleiner Fehler in der Bestimmung der Wassermenge hier
einen grofsen Einflufs üben mufs.
Es ist bekannt, dafs die Mischung von Schwefelsäure-
hydral und Wasser nicht ohne Aenderung des Volums vor
148 WärmemUwkkekmg beim chemUchen Proce$ie.
*
sich gebt Thomsen nimmt an, dafs die Molecttle der
nämlichen FIttssigkeit einerlei Gröfse haben, und er gelangt,
wenn (, ^, ('' die Halbmesser der das Molecül des Schwe-
felsflnrehydrats, des Wassers nnd der Mischung begrenzenden
Kngelflächen bedeuten, zu der Formel :
auf deren Entwiclielung wir hier nicht näher eingehen, a ist
die Anzahl der Wassennolectile, welche Einem Moledll des
SchwefelsSurehydrats zugesetzt werden, n hat die nämliche
Bedeutung, wie in der Formel S. 147. Ist nun N das Aequi-
valentgewicht, den Sauerstoff zu 1 genommen, p das speeifi-
sche Gewicht, so lassen sich die Halbmesser ^ der Molecüle
als die Kubikwurzeln aus dem Atomvolum, also durch die
Formel ^ =: | — I berechnen. Indem man die so erhalte-
nen Werthe von Qj ^', ff*^ in die obige Formel setzt, ergiebt
sich n s: 1,762, während es aus den Wärmewii^ungoi
n = 1,745 gefunden worden war. Wie wenig dieser Un-
terschied bedeuten will , zeigt sich sehr deutlich , wenn man
mit dem letzteren Werth von n rückwärts die bei def Mi-
schung von Schwefelsäurehydrat und Wasser eintretenden
Verdichtungsverhältnisse, also q^^ aus obiger Formel berech-
net und mit den Ergebnissen des Versuchs vergleicht.
Die bei der Salpetersäure beobachteten Wärmewirkungen
lassen sich in ihrer Totalität nicht durch eine Formel von
n
der Gestalt W := — ; — C ausdrücken: indem für den Fall
a + n '
NO^HO + 3 HO eine plötzliche Aenderung im stetigen Ver-
lauf jener Wirkungen eintritt. Für diese Verbindung gerade
tritt bekanntlich auch das Maximum der Siedhitze ein^ es ist
nämlich die Siedsitze der Säure (HO)« + 1 NO« :
86« Ära so; 121« Ar a ss 3; 100« für a s oo.
WärmeeniwieMmig beim ckemMim Proeeite. 149
Nimmt man N0s(H0}4 als selbststSndige chemische YerbiiMhuig
und alle Yersetzwigen mit Wasser als Hydrate dieser Ver-
bindung an, so kann man die Würmewiriiungen dnrch obige
Formel ausdrücken , indem man C = 474, n ^ 2|335 setit*
Es ergiebt sich folgende Yergleidiung :
NOs + (BO)a + 4 mit vielem Wasser
a
0
1
2
4
6
Aehnliches gilt für die Wärmewirkungen der Phosphor-
siurehydrate , wenn man POs + 3 EO ü\b selbstständige
chemische Verbindung, und in obiger Formel 0 s: 692|
n = 3,715 annimmt. Es ergibt sich dann folgende Ver-
gleichung :
POs + (HO). + s mit vielem Wasser
Venuch
472
RedMinng
474
341
331
275
255
175
174
121
132
•
'Vennch
Bechmiiif
0
693
692
2
446
450
4
352
333
6
264
265
8
199
219
fA sind in diesen Annalen *) schon wiederholt Hitthei*
lungen der Resultate gemacht worden, welche Favre und
Silbermann bei ihren Untersuchungen über die Wärme-«
entwickelung beim chemischen Processe erhielten. Wir
werden aus der ausfuhrlichen Publication**}, welche die
*) Anoal. d. Chem. u. Pharm. LX, 165; LXXII, 202.
"*) ADD. chiiD. phys. [3] XXXIV, 357 ; XXXVI, 5 ; XXXVII, 405.
fnwiiBteii Formeller nunmehr nach Beendig^nof üurer ndur
ab zehnjährigen Arbeit gegeben haben, die geraachtea Mit-
Ikeihingen ergänzen and auch solche Resultate nochmals
aufsebmen, welche entweder durch ihre Zusanunenstetlung
mit andern ein neues Interesse gewonnen, oder in der l^ztea
Redaction Aenderuugen erfahren haben.
Obgleich wir die mannichfaltigen vortrefflichen Apparate,
deren sich Favre und Silbermann in ihren Untersuchun-
gen bedienten, nicht ausführlich besöhreiben können, da nur
Zeichnungen eine solche Beschreibung hinlänglich verständ-
lich mach^ könnten, so wollen wir doch die Art des Ver-
fahrens in kurzen Worten angeben. Die Körper, deren
Verbindungswärme mit Sauerstoff bestimmt werden sollte,
wurden in einem Geftfse aus vergoldetem Messingblech ver-
brannt, welches in ein aus versilbertem Kupferblech beste-
hendes Wassercalorimeter tauchte. Das SauerstoffgnB strovite
trocken in den Yerbrelinungsraum ein und die gasföravgefl
ViTbrennnngsproducte durchströmten vor ihrem Austritt aus
dem Calorimeter ein schraubenförmig gewundenes Rohr aus
dünnem Kupferblech, und kühlten sich dabei vollständig auf
die Temperatur des Calorimeterwassers ab. Letzteres, etwa
zwei Liter an Volum, wurde durch Umrühren in steter Be-
wegung und dadurch in der ganzen Masse auf gleicher
Temperatur erhalten. Die Ableitung nach Aufsen war durch
eine den Calorimeter umgebende Hülle von SchwanenfeD
und eine zweite Hülle von Wasser auf einen constanten und
äufserst kleinen Werth von 0^002 Air f* Temperaturunter-
schied zurückgeführt — Die Anzündung geschah bei starren
Körpern durch kleine Stückchen brennender Kohle ; die tropf-
barflüssigen Körper wurden mit brennendem Asbestdochte,
die Gase mit brennendem Strahle in den Verbrennungsraum
eingebracht. Schwerer verbrennliche Substanzen erforderten
noch besondere Vorsichtsmafsregeln ; so wurde die Kohle
WirmemHoieMmg btm chrnrnmAm Pr9C999$. 161
ttber einen siebfönnigen Boden anff esoUchlel , dorch desfen
Oeffnnngen der Sauerstoff zuströmte; Zuckerkohle mubte
noch mit Holzkohle gemischt werden, um vollständig zn yer*
brennen. Die Oxydationswdrme der Holzkohle war dann an
dem Resultate in Abzug zu bringen.
Das Gewicht der verbrannten Substanz wurde, wo immer
möglich, dorch Wägen der Yerbrennungsprodttcte bestimmt.
Die Temperaturerhöhungen des Caloriraeterwassers wur-
den in bestimmten Zeitintervallen mittelst eines Kathetomelers
abgelesen, welcher noch ^ eines Millimeters angab, während
1* am Thermometer des CalQrimeters eine Länge von 8 Mü'^
Ibnetern emnahm.
Die in den folgenden Resultaten zu Grunde liegenden
Einheiten sind das Gramm, und die Wärmemenge, welche
erfordert wird, um die Temperatur von 1 Grm. Wasser von
0^ auf 1® zn erhöhen :
Verbrennungtwlrnie
Kohlenoxyd mit Sauerstoff 2403
Holzkohle „ „ 8060
Zuckerkohle » » 8040.
Von besonderem Interesse ist die Zusammenstellung der
Verbrennungswärme verschiedener Kohlenarten mit ihren
von Regnault bestimmten spec. Wärmen :
VerbrannoDgtwirmo fpecif. Wime
Bolzkohle . . 8080,0 0,24150
Kohle aus Gasretorten 8047,3 0,20360
Natürlicher Graphit . 7796,6 0,20187
Graphit aus Hohöfen . 7762,3 0,19702
Diamant . . 7770,0 0,14687.
Man erkennt eine stetige Zunahme der Verbrennungs-
wärme der Kohle mit ihrer specifischen Wärme.
Sumpfgas hat die Verbrennungswärme 13063. Für die
Verbindungen n(GiHi3 ergaben sich folgende Werthe :
i52 WärmeetUmidtehmg beim ekemi$ekem Proee$$e.
OelbOdendes Gas C« H4 11856 Die YerbindangCMHtt 11282
Amylen . . C,oHie 11491 Ceten . . C,«II,, 11078
Paramylen . C«oH,o 11303 Metamylen . C««!!«« 1002a
Favre und Silbermann haben aus diesen Resultaten
abgeleitet, dafs die Verbrennungswänne in dieser Omppe um
37,5 Einheiten abnimmt für jedes eintretende G1H9. Es ist
leicht, hiernach eine Tabelle zu berechnen, welche die Ver-
brennungswdnnen sämmtlicher Glieder dieser Gruppe Yon
CtH« bis C4oH«o enthttlt. Ffingt man bei der Verbindung
mit der höchsten Verbrennungswfirme an , so stinunea die
berechneten Glieder mit den beobachteten vollkommen ttber-
ein, mit Ausnahme des Ölbildenden Gases. Dab die Rech-
nung für diesen Körper eine kleinere Verbrennnngswarme
(11603} ergiebt, erklärt sich gentigend daraus, dafs bei der
Rechnung von tropfbar-flüssigen Körpern ausgegangen wurde,
also noch die ganze zur Vergasung erforderliche Wftrme zu-
gerechnet werden müfste, wenn die Zahlen unmittelbar auf
ein Gas passen sollten.
Aus den Verbrennungswärmen :
Methylalkohol 5307,1 Amylalkohol 8958,6
Aethylalkohol 7183,6 Aethalalkohol 10629,2
leiteten Favre und Silbermann die folgende Tabelle für
die Reihe der Alkohole n (GtHO + 2 HO ab :
Verbren-
Verhrn-
VerbiDdoDg
nQDgfwInne
Verbindung
■uiatwflnBa
20(C,HO + 2HO HOOO
10 (
:c.H,
0 + 2 HO
10000
19 »
„ 10910
9
j)
J)
9850
18 ,
„ 10616
8
D
»
9680
17 „
» 10723
7
Ji
9»
9480
16 »
, 10629
6
«
Hf
9240
15 «
, 10533
5
»
»
8958,6
14 „
„ 10440
4
»
»
8560
13 ,
„ 10345
3
9)
»
8020
12 ,
» 10245
2
T>
»
7184
11 »
„ 10130
1
»
»
5901.
Wdrw^BeniwieMimg Mn chemudken Praeetge. ISS
Die YerbrenHnngswfirme des Acetons wurde ss 7303
BiBheiten gefonden. Aas der Reihe der f0Um Slkirm wurden
folgende Verbindungen verbrannt :
Ameisensiiare i091 Valeriansänre 6439
Essigsäure 3505,2 Aethalsiure 9316,5
Buttersäure 5647 Stearinsäure 9716,5
woraus durch Interpolation folgende Reihe sich ergiebt :
aO.£C,Ht) + O4 9940 10 (CH,) + O4 8320
19 „ „ 9820 9 „ „ 8060
18 „ „ 9700 8 „ « 7780
17 „ ^ 9560 7 ,, » 7430
16 ^ „ 9420 6 , „ 7000
15 „ „ 9270 5 „ ,,6439
14 « „ 9130 4 „ „ 5623
13 „ „ 8950 3 ^ ^ 4670
12 „ „8750 2 „ ,3505
11 „ , 8530 1 ,, „ 1915.
Die mit diesen Verbindungen isomeren zusammengesetzten
Aetherarten sind yon Favre und Silbermann gleichfalls
in gröfserer Anzahl der Verbrennung unterworfen worden :
Ameisenholzäther 2 (CA} + O4 4197,4
Bssigholzäther 3 (CA) + 0« 5342,0
Ameisenäther 3 CC,HO + 0« 5278,6
Essigäther 4 (CA) + O4 6292,7
Butterholzäther 5 (Cfi^) + 0« 6796,5
Butteräther 6 (C^Ht) + 0« 7090,9
Yalerianholzäther 6 (CH,) H- O4 7375,6
Valerianäther 7 (CA) + O4 7834,9
Essigamyläther 7 (C,H,) + 0« 7971,2
Valerianamylätiier 10 (CA) + O4 8543,6
Aethals. Ceten 32 (CA) + O4 10342,2.
Die mannichfaltigen Zusammenstellungen isomerer Körper,
welche sich aus den beiden vorhergehenden Reihen machen
lassen; zeigen, dafs mit gleicher Zusammensetzung kemuweg^
Annal. d. Ch«m. n. Pharm. LXXXVni. Bd. S. Heft. 11
154 Wimmwnßwichihtt^ beim eheamehm Pno«ptif,
anch gleiche YerbreBaang^wänne vfrbup^ea j«l> wie sich
diefs euok aoeh ««g den folgeeden Werthen ergiebt :
Tereben CmHu 10663
Terpeatinöl C»oH|« 10653
Citroneadl C^Jd^ 10959
Phenylhydrat hat die Verbrennungswfirme 7B40,3.
In der zweiten Abtheilung ihrer Arbeit besprechen Favre
und Silbermann zonMchst ein merkwürdiges Resultat, wel-
ches die Vergleichung der Yerbrennungswfirme der Kohle in
Stickoxydulgas mit derjenigen in Sauerstofl^s ergab. Der
erstere Werth ist 11158, der letztere 8060, also bedeutend
kleiner, und man berechnet daraus, dafs bei der Abscheidang
von 1 Gramm Sauerstoffgas aus dem Stickoxydul 1154 Wärmen
einheiten frei werden müssen. Indem die genannten For-
scher die Zerlegung von Stickoxydul in Stickgas und Sauer-
stoffgas unter dem Einflufs der Hitze verbrennender Kohle
bewirkten, ohne zugleich das letztere Gas in eine neue Ver-
bindung eintreten zu lassen, und die Verbrennungswärme
der Kohle an dem Gesammteffect in Abzug brachten, fandoi
sie für die Abscheidung von 1 Gramm Sauerstoffgas 1080,5
Einheiten.
Für die Wärmewirkung bei der Lostrennung von 1 Grm.
Sauerstoffgas aus Wasserstoffhyperoxyd durch eingeführtes
Platin ergab sich als wahrscheiolichster Werth 1349 Einheiten,
und dieser ist wegen der im gebildeten Wasserdampf fortge-
führten latenten Wärme noch auf 1363 Einheiten zu erhöhen.
— Die Resultate für die Wärmeabsorption bei Zerlegung des
Silberoxyds durch die Wärme blieben sehr schwankend. Im
Mittel werden bei Zerlegung von 1 Gramm Silberoxyd 22,1
Einheiten absorbirt, was auf 1 Gramm frei werdendes Sauer-
stoffgas 320,8 Einheiten ausmacht. Es würde, hiernach zu
schliefsen, 1 Gramm Silber bei der Oxydation 23^7 Wärme-
einheilen entbinden«
Wärmemhoidtdmg beim chemi$^^m ?fpaeu$$. 15$
i 4er Zerlefung de« Kalluptth« durch die QMse werw
den auf 1 Granu» dea Kryatalls 306,t Einheiten abaorbürt;
ea werden bei Umwandlung von i GranuB Arragonit in Kalk-
apath 39^1 Einheiten entwickelt > bei der Zerlegung von
1 Granun Arragonit 299,3 Einheiten abaorbirt Di^se Zahlen
aind fibrigens Kittelwertbe aua noch a^hr achwankenden Ein-
zelreaultaten. Favre und Silbermann haben ihren Untfr-
anchongen über die Würmewirkungen bei dieaen Umwand-
lungen auch einen inleresaanten optiacheu Yerauch beigegeben«
Sie fanden, dara bei Brwilnnuug ^e^ Arriigonits im Polari«<
aationa^arat die beiden Pole dea Lemniacatenayatema aich
einander näherten ; allein noch ehe ihre wirkliche Vereinigung
daa Zuatandekommen einea . optiach einaxigen Mitiela anzeigte^
wqrde die Krystallmaase undurchsichtig*
Eine grofae Menge von Btatinunungen der Verbrennunga-
vvllrme, apecifiacken Wärme, latenten Wärme verachiedener
Körper, ao wie der Abaorptionawärme bei Verdichtung von
^aaen durch Kohle nahmen Favre und Silbermann in
einem Quecksilbercalorimeter vor, mit deaaen Beachreibung
aie die dritte Abtheilung ihrer Publication beginnen.
Bin Glaiiballon, mit etwa 1 Liter Queckailber gefUlt,
hutte 3 Q^ffnungen. In die erste derselben paEste eine Bohre
von dttnnem Eiaen- oder Platinblech von 2,5 bis 3 Centi-
meter Weite und 10 bis 11 Centimeter Länge. Sie war am
hinteren Ende geschlossen, allerseits von Quecksilber dicht
umschWsaen, theilweise mit Quecksilber gefüllt und bildete
den Raum, in welchen der Glasbehälter, der als eigentliche
Verbrenfiungskammer diente, eingesenkt wurde.
In die zweite Oeffhung des Ballons war eine Glasröhre
von vollkommen gleichem cylindrischem Caliber eingelassen.
Sie war horizontal gerichtet und auf einen Millimeterraabstab
aufgelegt, an welchem der Stand des Quecksilbermeniscus
mittelst eines Femrohres abgelesen wurde. Das Ganze bfl-
11 ♦
156 Wärmemiwiekehmg betm chemischen Ptoceese,
dete sonach ein grofses Thermometer, dessen GefÜb durch
die geeigneten HtiUen gegen den Einflufs der Umgebung
geschützt war. — In die dritte obere Oeflhung des Ballons
pafste ein Kolben, durch dessen Aufwärts- oder Abwärts-
schieben der Stand des Quecksilbers in der Thermometer-
röhre unter allen durch die Versuche gegebenen Umstanden
auf einen bestimmten Ausgangspunkt regulirt werden konnte.
Die Graduirung dieses Quecksilbercalorimeters geschah
in einer Weise, welche gestattete, von jeder Correction wegen
der specifischen W8rme der verschiedenen daran angebrach-
ten Körper abzusehen. Es wurde nämlich eine abgewogene
Quantitöt kochenden Wassers in die Kammer gebracht und
die Ausdehnung des Quecksilbers beobachtet, welche eintrat,
während das Wasser sich einige Minuten lang abkühlte. Aus
der mit einem empfindlichen Thermometer gemessenen Eod-
temperatur, der Anfangstemperatur und dem Gewicht der
Wassermasse konnte die Anzahl der ins Calorimeter über-
getretenen Wärmeeinheiten, und somit die Gröfse der Ein»
Wärmeeinheit entsprechenden Verrttckung des Quecksilber-
meniscus in der Thermometerröhre abgeleitet werden; sie
betrug 0,3 Millimeter flir 1 Wärmeeinheit. Bezüglich des
sehr lehrreichen Details der Vorsichtsmafsregeln, welche die
genannten Forscher anwendeten, um den Versuchen die
möglichste Genauigkeit zu geben, müssen wir den Leser auf
die Originalabhandlung verweisen.
Die mit dem beschriebenen Apparate gemessenen Wärme-
wirkungen bei Mischung von Schwefelsäurehydrat mit Wasser
sind in ihren Resultaten schon hinreichend vollständig früher*}
mitgetheilt worden. — Bei der Auflösung gasförmiger Säuren
und Basen in Wasser wurden folgende Wärmewirkungen
beobachtet :
*) Dieie Aonalen, LXXII, 202.
WarwieeniWfckehmg beim ckmmschen Proce$$$, 137
SalcsHiire .... 449,6 Schweflige Säure 120,4
Bromwasserstoflsäure 2ä5,6 Ammoniak . . 514,3
Jodwasserstoffsäure . 147,7
Bei der Auflösung von 1 Gramm Salz in Wasser wurden
die folgenden Würmemengen absorbirt (oder entwickelt, wo
das Zeichen f vor der Zahl steht) :
Schwefels. Kali
Natron
n
55
9
35,3
49,1
11,1
24,7
64,4
14,8
12,1
Jodkalium 29,2
Ammoniak
Kalk . .
Barvt . .
Zinioxyd
Eisenoxydul
Uranoxyd . f 10,7
Thonerde-Kali 23,1
Eisenoxydul-Kali
21,5
Thonerdeammo-
niak . .19,0
Saures schwefeis. Kali . 25,6
Chlorkalium 51,9
Chlomatrium .... 8,9
Chlorammonium . • . 65,1
Chlorcalcium «... 15^5
Chlorbariüm .... 16,9
Chlorstrontium . . . 24,9
Wasserfreies Chlorzink f 92,2
„ Eisenchlorür t58,3
„ Kupferchloridf 73,7
Bromkaliqm 37,8
Salpeters. Kali
Natron . .
Ammoniak
Kalk . .
Strontian .
Bleioxyd .
Silberoxyd
Phosphors. Natron
Pyrophosphors. Natron
Oxals. Kali . . .
39
70,5
45,5
65,9
27,1
41,2
14,9
31,1
52,3
21,9
39,7
Oxalsäure 67,0
Saures oxals. Kali . .62,1
Weins. Kali .... 17,3
„ Natron . . . 25,2
Weinsäure . . . .19,8
Weinsaures Natronkali . 40,9
Essigsaures Natron . .28,1
j9 liaut . o,d
„ Bleioxyd . 14,8
Saures essigs. Kali . . 19,3
Kohlens. Natron . . . 52,7
Saures kohlens. Kali .51,5
Wasserf. Schwefelkalium f 96,9
Die Messungen der Wärmewirkungen , welche bei der
Verbindung Ton Basen mit Säuren zu neutralen Salzen ein-
treten, konnten durch Zusetzen abgewogener Mengen der
ersteren zu einem grofsen Ueberschufs verdünnter Lösung
der letzteren gemacht werden, da die Erfahrung gelehrt hatte,
dafs bei Gegenwart einer hinreichenden Menge Wasser keine
weitere Wärmeentwickelung mehr bei der Verwandlung eines
neutralen Sakes in ein saures eintritt. Basen und Säuren
Aussen dabei in solcher Verdünnung angewendel werden.
156 Wärmeeniwiekekmg bMm ckemiiehei^ fVore»i«.
dafs ein weiterer Zusatz von Wasser kdnen merldielien
Wärneeffect mehr herrorbringen kann. Die in den folg^en-
den Verzeichnisse mit Sternchen versehenen Zahlen beri^ien
sich auf die Bestimmungen, bei welchen die Basen durch
Kali gefällt wurden und die Verbindungswirme der gefiUlteii
Basis aus der Differenz des Wärmeeffectes bei dem gedachtem
Versuche und bei der Verbindung des Kali*s mit der frei^i
Siiure abgeleitet wurde. Die übrigen Zahlen beziehen sich
auf Versuche, bei welchen die SSure auf 1 Qramm gelöster
eder vorläufig geHUlter Basis einwirkte.
Salpeters. Cadmium-
oxyd . 126,7
, Bleioxyd 82,5
9 Silberoxyd 53,5
Metaphosphors. Kali . 344,3
„ Natron 496,9
Pyrophosphors. Kali . 360,2
Natron 505,2
Schwefels. Kali . 342;8
Natron . . 520,1
Ammoniak. 665,0
Baryt . . 270,5
Kalk . . 669,8
Magnesia . 723,7. 719,9*
Manganoxy-
dul . . 346,2. 345,1*
9
7)
1)
n
Eisenoxydnl 306,7. 302,5»
Zinkoxyd . 253,0. 255,2»
Kobaitoxyd 310,4. 309,3»
Nickeloxyd 316,5. 314,7*
Kupferoxyd 194,5. 193,8*
Cadmium-
. 160,3. 157,2»
101,9
oxyd . .
Bleioxyd .
Silberoxyd 89,1
Thonerde . 644,0
Eisenoxyd 249,5
Salpeters. Kali . . 329,7
Natron . . 493,2
Ammoniak 526,7
Baryt . . 202,1
Kalk . . 605,1
Magnesia . 642,4
Manganoxy-
dul . . 310,6
Eisenoxydul 268,4
Zinkoxyd . 203,2
Kobaltoxyd 261,6
Nickeloxyd 274,8
Kupferexyd 159,5
Phosphors. Kali
Chlorkalium .
Chlornatrium .
Chlorammonium
Chlorbarium .
Chlorstrontium
Chlorcalcium .
Cblormagnesium
378,4
333,1
492,7
520,6
201,4
278,9
606,5
661,1
Sftlzs. Manganoxydul 320,7
9
Eisenchlorttr
Cblorzink .
Chiorkobait
Chlornickel
Chlorkunfer
Chlorcaamium
Chlorblei .
Chlorsilber
BromkaUum
Bromnatrium
Bromblei .
Bromsilber
JodkaUum .
Jodnatrium
Jedblei . ;
273,1
202,6
272,9
i73,6
160,4
128,1
101,1
197,9
329,9
489,1
99,d
290,4
333,8
486,8
183,»
Wdtmemiwiekehmg 60A11 dkemi$th^ Proe^tu, I5f
Jodsilber . . .
. . 275,8
fiasigfs. Kali . .
. . 297,3
^ Natron . .
. . 438,7
1» Ammoniak
. . 486,5
« Baryt
. . 174,5
„ Kalk . . .
. 524,1
„ Magnesia
. 613,5
„ Manganoxydul 285,2
9 Eisenoxvdul
,, Zinkoxyd
. 238,6
• '100,0
, Kobaltoxyd
. 344,1
9 Ntckeloxyd .
• intö^O
,^ Kupferoxyd
. 131,6
« Cadmiumoxyd . 117,9
, Bleioxyd
. 64,0
Ameisens. Natron .
, . 429,3
Valeriattl Natron
Citronens. Kali .
9) Natron
Oxala. Kali . .
„ Natron
Weins. Kali
4 Natron .
Kohlens. Kali
Schwefligs. Kali
Schwefelkalium .
natrium
mangan
sink
knpfer .
blei . .
Silber .
9
9
9
435,5
290,6
425,1
301,2
443,6
277,5
408,1
274,0
409,3
137,8
211,3
323,4
252,1
474,2
121,5
268,4
Die neun zuletzt angefiihrten Verbindungen wurden er^
halten, indem man die gasförmigen Säuren : Kohlensäuroi
sohweflige Säure und Schwefelwasserstoff auf die Basen ein-
wirken lieb.
Indem Favre und Silbermann trockenes Ammoniak-
gas und salzsaures Gas in der Kammer des Calorimeters zu
Safabiak sich verbinden liefsen, erhielten sie Tür 1 Gramm des
gebildete Salzes 743,6 Wärmeeinheiten. Bringt man den
Unlerschied der Auflösungswärme der einzelnen Gase und
des Salzes in Wasser noch in Anschlag , so berechnet sich
die Verbindungswärme der im Wasser gelösten Elemente für
1 Gramm Sflte tu 439 fiinheiten, während die directe Be-
obadhttmg 519 Einheiten ergab. Die genannten Forscher
sind der Ansicht , dafs durch Verdichtung von Ammoniakgas
in dem porösen Salmiak das Gewicht dieses letzteren ver-
gröfaert worden sei.
Versuche über Bildung saurer Salze, bei welchen nach-
einander 1,2,4 oder 8 Aequivalente der Säure zu 1 Aeq.
der Basis zugesetzt wurden, ergaben folgende Resultate :
iCO WärmeeHiwi0kehm$ beim ckemittAm Froeeem
Aaq. Kali mit Oitltiare Aaq. ifatron wa% Onübäim
1 Säure 301,2 i Säure 443,6
2 y, u. viel Wasser 650,4
4 ^ u. ^ » 682^
2
19
u.
viel Wasser 299,0
2
9>
u.
wenig «
367,8
4
9)
bei 16*
609,4
13«
648,0
«•
672,0
Aeq.
Kali
mit WeiDiiare
1 Sinre
277,5
2
»
u.
viel Wasser 476,9
2
»
u.
wenig „ ^
502,4
8
»
0.
viel „
506,0
Aeq. Ifatron mit WeiMiore
1 Säure 406,1
2 , u. wenig Wasser 616,9
4 „ tt. viel , 411,0
4 „ u. wenig , 624^9
8 „ u. viel „ 435;2
8 „ u. wenig ^ 618,9.
Jedesmal, wenn so viel Wasser angewendet wurde, dals
das entstehende Salz die Lösung nicht sättigte, war die
Wämieentwickelung nicht gröfser als bei Bildung des neu-
tralen Salces, wie viel Säureäquivalente auch angewendet
werden mochten. Es scheint demnach, dafs Säure in Ge-
genwart eines ihrer neutralen Salze beharren kann, ohne
sich mit demselben zu verbinden, ähnlich wie die Meta- und
Pyrophosphorsäure im Wasser gelöst bleiben können, ohne
sich zu der Verbindung PO« + 3 HO zu vereinigen. Auch
Schwefelsäure und Essigsäure, welche ganz bestimmte saure
Salze bilden, bestätigen den obigen Satz :
KtU mit Kaü mit
1 Aeq. Schwefelsäure 332,1 1 Aeq. Essigsäure 296,5
2 ,, « 332,9 2 „ „ 294,1.
Durch Mischung einer Lösung von 1 Aeq. sauren essig-
sauren Kalis mit 1 Aeq. Kali in verdünnter Lösung wurden
265 Wärmeeinheiten entbunden. Da 1 Aeq. Kali bei Ver-
bindung mit Essigsäure zu einem neutralen Salze 297 Ein-
heiten entbindet, so zeigt der Unterschied von 32 Einheiten,
dafs die Essigsäure des sauren Salzes sich gegen das Kali
nicht gleich einer freien Säure veriiielt. Die 32 Einheiten
Wärmeenhtkkebmg beim chemischen Proceese, 161
stenen die Verbindungswärme der Säure mit dem neatralen
zu einem sauren Salze vor. Saures schwefelsaures Kali und
saures schwefligsaures Kali gaben bei Mischung mit 1 Aeq/
Basis die nämliche Verbindungswärme, als wenn das iweite
Säureä<iuiyalent in freiem Zustand gewesen wäre, so dafs es
scheint, dafs die Einwirkung des Wassers den Bestand des
sauren Salzes bereits aufgehobea hatte.
Die Wärmeentwickelung bei dem Uebergang von neu-
tralem kohlensaurem Kali in doppelt-kohlensaures Salz be-
stimmten Favre und Silbermann auf zwei verschiedenen
Wegen. Sie fanden 70,7 Einheiten und 78,2 Einheiten.
Diese Zahl enthält übrigens neben der Verbindungswärme
auch die Verdichtungswärme des Gases.
Bei der Einwirkung von Kali auf Schwefelwasserstoff-
Schwefelkalium wird keine Wärme entwickelt, so dafs man
hiemach schliefsen mufs, dafs bei der Verbindung von
Schwefelwasserstoff mit Schwefelkalium noch einmal eben
so viel Wärme entbunden wird, als bei der Bildung dieses
letzteren, also 2 . 137,8 = 275,6.
Ein Gramm kaustischer Kalk in verdünnter Salzsäure
gelöst entwickelt 750,4 Einheiten. Da bei der Verbindung
von Kalkhydrat mit Salzsäure 606,5 Einheiten frei werden,
so erhält man flir die aus der Hydratisining des Kalks her-
vorgehende Wärmewirkung 143,9 Einheiten. Bei der Ein-
wirkung von Salzsäure auf gepulverten Kalkspath werden,
auf 1 Gramm Kalk berechnet, 82,7 Einheiten, bei Einwir-
kong auf gepulverten Arragonit 106,3 Einheiten frei Aus
dieser und der vorhergehenden Bestimmung berechnet man,
dafs bei der Vereinigung von 1 Grm. wasserfi'eien Kalks
mit Kohlensäure zu Kalkspath 750,4 — 82,7 s 607,7 B.
zu Arragonit 750,4 — 106,3 ss 644,1 E.
frei werden. Diefs macht auf 1 Grm. Kalkspath 373,5 E-
Arragonit 360,6 E.
IM Winmtkiwiökehmg beim chmmkckm Prometit.
Dtr Unlersdiied von 13 Binheileii repriUentirt die Wärthe-
Irirkutig, welcke bei dem Uebergtng vOn 1 Gmi« ArragOBÜ
in Kalktfpnth eintritt. Favre und Silbermann ecbenkeo
di^en Rteultate mehr Zutrauen » ate dem oben angdübrien
von 39,1 Einheilen.
WUsilerfi'eier Strontian mit verdünnter Salzsiltire giebt 525,6
ji Strontianhydrat » », j» ,, 278,9
Es werden also bei der Hydratisirung des Strontians frei 246,7.
Wasserfreies Bleioxyd mit verdünnter Salpetersäure 85,0
» » I» D Essigsöüre 64,1
« Zinkoxyd ^ „ Schwefelsäure 267,8
^ » » « Salzsiure 207,1
„ Kupferoxyd „ „ Schwefelsäure 206,6
„ II 9) 9) Salpetersäure 172,i.
Die Methoden, wonach Favre und Silbermann die
Verbindungswärme des Wasserstoffi) und der Metdle mit
SAu^rstoff, Chlor, Brom und Jod bestimmten, sind im We^
^entliehen schön in früheren Mittheilungen ^) beschrieben
worden. Wir begnügen uns daher nunmehr damit, die de-
Snitiven Resultate dieser Bestimmungen ttbersichtlich mitzu-^
theilen :
1 Grm.
Zink
Kupfer
Eisen
Blei
Silber
mü Siderfloff
1292,7511289,^
688,90/
1352,60} wasserfrei
266,ll(
68,60
mit CUor
in Lösung
1740,51. 1740,6
1078,11
1905,34
Kalium 1954,81 j^ |;..„„^
Nalrium 3l96;iir'* ^^^^''"«r
mit Brom
in Lara*g «ttaeffrei
2489,54
4101,15
waaierfrM
1547,5
922,7
1775,5
430,1
322,2
2587,7
4125.9
t Gm.
Wasserstoff 28404,0
2id6,ä0
Kalium
Natrium
Blei
Silb^
2190,86
3592,00
9322,0
(2303,9
|2312^
315,4
237,19
in UMm*
15004,22
1850,50
1858,50
3006,20
mit Jod
waMOfffm
— 3606,0
(1973,20
||961^
223,15
172,70
') <H«M kM. LXXil, a06 ; 207 a. aoe.
Wärmeentwkkebmg beim chmmciim Frv9B9m I6S
Die Methode, nach welcher die Bestraunung der Yerbiii*
dittigfwinne der Metalle mil Schwefel vorgenoiimien wurde»
ist früher *) ebenfalls mitgetheilt worden.
Die Reraltate waren folgende :
1 6nn.
in Lömmg
waMetfrd
Wasseratoif
—
2741,0
Kalium
1306,90
1170,8
Natrium
2101,74
Zink
—
644,31
Eiaen
634,02
Kupfer
—
285,40
Blei
—
91,88
Silber
—
51,15.
Bei der Verbindung von 1 Grm. Wasserstoff mit Stick-
stoff zu Ammoniak wurden frei , wenn das Ammoniak gelöst
wurde, 10488,1 Einheiten, wenn das Ammoniak gasförmig
bli8b 7576,0 Einheiten.
Das Ouecksilbercalorimeter wurde von Favre und Sil-
be rm a n n auch sur Bestimmung der specifischen und der laten-
ten Verdampfungswärme einiger Flüssigkeiten benutzt Diese
letzteren wurden mittelst einer Pipette, worin sie zum Siedeli
erhitzt waren, in die Kammer des Calorimeters eingeftahrt
und durch Beobachtung der Ausdehnung des Quecksilbers^
während die Flüssigkeiten sich auf eine Temperatur abktthlteh,
welche nur wenig die der Umgebung übertraf, die speci-
fische Wärme gefunden. — Die latente Wärme ergab sich
aus der Ausdehnung des Queclmilbers, welche die Dämpfe
der in der Pipette siedenden Flüssigkeit hervorbrachten,
während sie, aus einer lang ausgezogenen Spitze der Pipette
attsstrOmend , sich im ffintergmnde der Kammer des Gdlori-
Kelers verdichteten. Eine Correotion wegen Abkühlttqfr der
■ t tm*»
*) DieM Ado. LXXII, 206.
164 Wärw^eetUwieMimg beim chrnmichm Proee$sä.
nttttrigkeit von dem Siedepunkl auf die schlieMch g«mes-
sene EndtemperaCar konnte, da die spedfische Wanne vorhtf
bestimmt war, leicht angebracht werden. — Zur Probe der
Genauigkeit ihrer Methode bestimmten die genannten For-
scher zuerst die Verdampfungswärme des Wassers und fan-
den 535^77 Einheiten, während Regnault nach seiner an-
streitig vollkommneren , aber bei kleinen FIQssigkeitsmengen
nicht wohl anwendbaren Methode 536,66 Einheiten gefunden
hatte. Um die möglichen Fehlergrenzen kennen zu lernen,
machten Favre und Silbermann noch die beiden folgen-
den Bestimmungen :
mit ttberhitztem Wasserdampf 541 J7 Einh.
mit nicht ganz trocknem Wasserdampf 532^59 „
Bezüglich anderer Flüssigkeiten erhielten sie folgende Re-
sultate :
T
•inperatar-
Cr6BM0
Kohlenwasserstoff v.
Siedep.200bis210«
Kohlenwasserstoff v.
Siedep.240bis260*
HolJEffeist . .
Alkohol . .
Amvlalkohol .
Aetnalalkohoi
SchwefeUther
Bssigäther
Butterither .
Terpentinöl CP««H,«)
Jod CflUssiffJ .
(starrj .
0,48385
0,49680
0,6713
0,6438
0,5873
0,5059
0,50342
0,48344
0,49176
0,46727
0,10622
0,05412
20bi8200«
20bis240*
59,91
59,71
263,86
208,92
121,37
58,48
91,11
105,796
87,332
68,734
23,95
11,71 CSchmelz-
wttnne')
94,56 I —
ao5<
250«
Schweflige Säure .
Die Kesultato der Versndie t<mi Favre und Silber-
Mann ttber die Winnemenge, welche bei der Condenaalioa
von Gasen durch poröse Kohle frei wird, sind bereits firtther
WUrmeenhBiekdnng b^bn cAemifofteit Proeesie. 165
mitgetheflt worden *} ; wir tragen nur noch die intereiMnle
Thatsache nach, dafs bei der Condensation von 1 6nn.
schwefliger Säure 139,9 Wärmeeinheiten entbunden werden,
während die latente Verdampfungswänne nur 94,56 Einheiten
beträgt. Der Ueberschufs von 45,34 Einheiten scheint darauf
hinzudeuten, dafs die schweflige Säure in den Poren der Kohle
noch über ihre gewöhnliche Dichte im flüssigen Zustande ver-
dichtet^ ja selbst vielleicht in den starren Zustand überge-
führt wird.
Die Mittheilung der Resultate einer weiteren Versuchs-
reihe der genannten Forscher über (fie Wärme, welche bei
der Compression von Gasen frei wird, unt^lassen wir qi-
nächst, da dieselben vorerst nur TemperaturdiSerenxen ent-
halten, abgelesen an einem Breguet'schen M^tallthermo-
meter. Die Wärmemengen gedenken Favre und Silber-
mann durch Wiederholung der Versuche mit ähnlichen Ther-
mometern aus verschiedenem Stoffe, aber von ganz gleicher
Gestalt und Gröfse, zu finden. Eine der Versuchsreihen, bei
welcher die Verdichtung (C) von % auf 1 Atmosphäre, oder
die Verdünnung (D) von 1 auf Vs Atmosphäre ging, gab fol-
gende Werthe :
Kohlensäure G + 7S3
D — 7«,3
Kohlenoxyd C + 8«,6
D — 7«,3
Stickoxyd C + 6»,6
D — 6^6.
Dafs die Erwärmung bei der Verdichtung fast durch-
gängig gröfser ist, als die Abkühlung bei der Verdünnung,
beruht auf der Wärmeleitungsfahigkeit der Gase. Im erste-
ren Fall ist nur die halbe Berührungsfläche mit den ablei-
tenden Wänden der Pumpe vorhanden und das Metallthermo-
meter ist dagegen von der doppelten Anzahl von Molecülen
Lqn
C + 8«,8
D — 7»,6
Sauerstoff
C + 9«3
D — 7»,6
Wasserstoff
C + 13«,8
D — 8«,5
*) DieM Ann. LXXII, 309 o. 3ta
IM WifmeeniwidkAmg bmm chemi$ckm Prac€$M0.
«mgreben. Die Differencea sind bei dem Wmmrrtoff bei
Weileni am bedeutendsten, die LeitfMhigkeil dieses Körpern
für die Wärme ttbertrifll diejenige der übrigen Gase uage-
tähr in dem VerhSltnisse, wie die Leilfkhigkeit der Metalle
diejenige der übrigen starren Körper.
In der vierten Abtheihing ihrer Arbeit beliehen Favre
und Silbermann die Verbindungswftrme der Körper an-
statt auf gleiche Gewicbtsmengen, auf ihre Aequivalente, und
gelangen mittelst der vergleichenden ZusammensteUuQg d^
Resultate zu einigen interessanten Schlüssen.
Die folgende Tabelle enthält die Uebersicht der color»«.
sqhen 4eqm»almt€ einer Reihe von Verblutungen im waßser-
fweien Zustande :
VerhindiMgM mit
Meidle
Sanwftoff
Chlor Brom Jod
SchwM
Wasserstoff
344«2
23783
9322
—3606
374«
f^idinm .
100960
90168
77268
45638
Natrium.
94847
■
•_
Zink . .
. 42451
50296
,—^
. »
20940
Eisen . .
. 37828
49651
-— ^
i_
17753
Kupfer . ,
, 21885
29524
— -
— ^
9133
Blei . . .
27675
44730
32802
23206
9556
SUber . .
6113
34800
25618
18651
SSM
Es scheint ein Zusammenhang zwischen der Beständig-
keit der Verbindung und der Menge der yon dem Aequiva-
lent entwickelten Wärme zu bestehen. Dafs das calorische
Aequivalent des Wasserstoffs von dem des Zinks übertroffen
wird, kann nicht befremden, wenn man bedenkt, dafs das
Wasser schon durch den Einflufs eines Hitzgrades zersetzt
wird, welchem das Hagneteisen und das Zinkoxyd noch
widerstehen. Ein grofser Unterschied besteht zwischen den
calorischen Aequivalenten des sehr beständigen Chlorsilbers
und des unbeständigen Silberoxyds.
Wenn man ebenso, wie für die wasserfreien Verbindun-
gen, eine Zusammenstellung der calorisi^hen Aequivaleale der
WirmBeniwkäehmg beim ckemi$d^ Pna—if«
MT
Verbittdaiigfeii in verdttnnter Lbmmg macht, to eifiebMi sich
gewisse CQiistante Verhältnisse. Der Unterscliieii der calori«
sehen Aeqnivalente zweier Metalle mit Sauerstoff ist derselbe,
wie f&r £e Verbindungen der nflnalichen Metalle mit Chlor,
Brom, Jod oder Schwefel Favre und Silberm]ann nennen
diese Differenzen in Beziehung auf Kalium, den Madulm der
tfetaUß. Ferner ist, was eigentlich schon aus dem oben ange-
führten Resultate folgt» der Unterschied zwischen den calori-
schen Aeqoivalenten zweier Metallo¥de mit dem nämlichen MetaB
für sämmtliche Metalle ebenfalls constant. Pieser Unterschied)^
bezogen auf die Sauerstoffverbindung, heifst der Modmtm des
Metalloids. — Es leuchtet ein, dafs man, wenn diese Moduli
einmal bekannt sind, die calorischen Aeqnivalente auch solcher
Verbindungen Tür den Zustand der Lösung berechnen kann,
welche in diesem Zustande in der That nicht vorkommen.
Wenn man femer noch die Erfahrung mit zu Hülfe
nunmt, dafs Salpetersäure, Chlor-, Brom- und Jodwass^r-
stoffsäure, indem sie sich mit einer nämlichen löslichen
oder unlöslichen Basis zu einem löslichen Salze verbin-
den, eine gleiche Wärmemenge entwickeln, so lassen sich
selbst die Wärmeäquivalente solcher Metallverbindungen be-
rechnen, wdche, wie die des Bleies und Silbers, sämmtlich
unlöslich sind. Nach diesen Gnindsätzen sind die fehlenden
Glieder der folgenden Tabelle ergänzt worden :
Modal
Mmllf
Sauerüoff
Cblor
Brom
M
Scliwafel
Metallf
WawnUoff
_ .
40192
28404
15004
- 6247*
- 57;>1«
Ktlivm. .
76238
97091
85678
72479
50969
Nttrinm .
73510
94326
82616
69143
48340
— 2724
Zinii . .
35751*
56567
44857*
31348*
10581*
-* 40524
EitSB . .
32554«
53350
41640*
28167*
7364*
•- 43741
Kapfar • •
13664*
34500
22790*
9317*
— 11486*
-* 62591
Blei. . .
21808»
62661*
31248*
18049*
— 3461*
».
Silber . .
- 2808*
18049*
6636*
— 6563^»
- 28073*
—
Modttlai
des
—
+ 20834
+ 9273
— 4063
- 25219
«-.
Metalloids
1
•
168 WäimüMfUmiekülm^ig beim ehemüdkem Pröce$»e.
mit Sternchen beseichneten Werthe sind beredmete.
Die Unterschiede der obigen Zahlen nnd der entsprechenden
Werthe fUr die wasserfreien Yerbindongen kann man als die
theoretisch abgeleitete Ldsangswfirme dieser letxteren Yer^
bindungen betrachten. Die folgende Tabelle enthlilt diese
Werthe :
MetaU«
Saoentoff
Chlor
BroB
Jo4
Sdiwcilu
Wasserstoff
..M
_
..^
..^
8988
Zink . .
6700
..—
—
10359
Eisen . .
5274
..
10888
Kupfer . .
8201
f
~^
—
20619
Blei . . .
5867
2069
1554
5159
13017
Silber . .
8991
16751
18982
25214
33597
Betrachtet man die calorischen Aequivalente als einen
Mafsstab ftir die Energie der chemischen Verwandtschaft zwi-
schen den Metallen und Metalloiden, so wird man, von der
stärksten Verwandtschaft nach der schwächeren hingehend,
folgende Ordnung erhalten :
MetaUofde :
Chlor Jod
Brom Schwefel
Sauerstoff*
Metalle :
KaUum Blei
Natrium Kupfer
Zink Sflber
Eisen.
Die Zusammenstellung der calorischen Aequivalente nea-
traler Sahse bietet ebenfalls nicht uninteressante Verglei^
chungspunkte dar :
Metallozyde
Schwefel-
stnre
Calorische AeqaivaleDte
Salpeter- Sali-
siare iture
Store
• • •
Kali
ifatroD
Ammoniimioxyd
Magvefia
MaDgaooxydnl
BficMloxyd .
Kobaltoxyd .
Eiieaoxydul
Zinkoxyd
Kadoiinmoxyd
Knpferoxyd .
47
16083
15510
15656
31
15810
15283
15128
1
26
14690
13676
13536
20
14440
12840
13220
35
12075
10850
11235
38
11932
10450
10412
38
11780
9956
10374
36
10872
9648
9828
41
10455
8323
8307
64
10240
8116
8109
40
7720
6400
6416
13973
13600
12649
12270
9982
924S
9272
8590
7720
7546
5264
Wärmeeniwickeiwiig beim ckemtidken Fr0ee»9e,
189
Die Aeqoivalente nehmen f&r sämmttiche Sttnren nach
derselben Ordnung der Metalloxyde, und, wie es acheini, aach
nach der Energie der Verwandtachaft dieser Oxyde zu den
Sdoren ab. Aus der Reihe der schwefelsaoren Salze sind
die unlöslichen ausgelassen. Sie würden die Ordnung stö-
ren, indem sie weit höhere calorische Aequivalente haben.
Thonerde mit Schwefelsäure hat das calor. Aequival. = 10948
Eisenoxyd „ „ „ „ „ » = 6786.
In die Reihe der salpetersauren Salze gehören noch :
Kalk
28
16943
Strontian
58
16943
Baryt
76
15360
Bleioxyd
112
9240
Silberoxyd
116
6206.
Die calorischen Aequivalente der drei ersteren Rasen
sind grörser, als man es nach ihrem Verwandtschaftsgrad im
Vergleich mit den übrigen Rasen erwarten sollte.
Wir lassen noch die calorischen Aequivalente einiger
neutralen Salze, des Kalis und Natrons, folgen :
TaU
Nairoa
Rromwasserstoflsäure
15510
15159
Jodwasserstoffsäure
15698
15097
Phosphorsäure (HO)
16168
15407
. (2 HO)
16920
15655
, (3 HO)
17766
—
Ameisensäure
—
13306
Valeriansäure
13500
Citronensäure
13658
13178
OxalsSnre
14156
13752
Weinsäure
13425
12651
Kohlensäure
12878
—
Schwefelwassersloffsänre 6477
Ana. i. Ch.m. a. Phwm. LXXXVIII. Bd. 1. Bett.
6550.
12
170 WäiWiMnHtfiekrbmy beim ckemud^en Proeeut.
Die Sdiwefebtare und Phosphorsättre eniwickdn bei
ilureii VerbiiiduageB mit Basen mehr Wärme, als die Salpeter-
säure, die Chlor- 9 Brom- und Jodwasserstoffsäuren. Bei der
Phosphoffsäure wächst die Wärmewirkung mit der Zahl der
Wassenitome. Die organischen Säuren folgen in dieser Ord-
nung : Oxalsäure 9 Essigsäure, Valeriansäure , Ameisensäure,
Citronensäure, Weinsäure, Kohlensäure.
In einer fUnften und letzten Abtheilung ihrer Arbeit
machen Favre und Silbermann auf einen merkwürdigen
Unterschied in dem Wärmeeffect bei der Einwirkung von
Chlor auf Kalium aufmerksam, welcher eintritt, je nachdem
das Chlor vorher der Bestrahlung durch die Sonne ausgesetzt
gewesen, oder nicht. Bei der Verbindung von 1 6rm. Chlor
mit Kalium wurden die folgenden Wärmemengen frei :
Bestrahltes Chlor . 478,85
Nicht bestrahltes Chlor _. 439,70
Unterschied 39,15.
Eine Volumänderung des Chlors durch den Einflufs der
Bestrahlung konnten Favre und Silber mann nicht be-
obachten.
F a V r e *3 hat die Untersuchungen über die Wärmeent-
wickelung beim chemischen Processe unter einem andern
Gesichtspunkte weiter fortgesetzt. Er suchte die calorischen
Aequivalente solcher Verbindungen zu bestimmen, welche
der nämliche Körper mit einem zweiten in verschiedenen
Verhältnissen eingeht. Das Verhältnifs dieser Aequivalente
erleidet übrigens, wenn es auch an sich ein einfaches und
gesetzmäfsiges sein sollte, mancherlei Abänderungen durch
die verschiedenen Aggregatformen und die sonstigen Modi-
ficationen des molecularen Zustandes.
') Journ. Pharm. [3] XXIV, 241, 311 und 4U.
WärmuniwMtehnff beim ehmmtehm Froee9se. 471
Favre bedienie sich des obeii*^ erwfilnilen Qaedi«-
silbercalorimelers zu seinen MeBswagen^ und bescbäftiffte sieh
mnäcbflt mit den Verbindungen verschiedener Metallolfde
unter sich. Wenn es sich um Oxydation solcher Metalloide
handelte, deren Chlorverbindungen sich mit Wasser zersetzen,
diente hierzu jedesmal die unterchlorige Sfiure; es entstand
die SanerstoiTveitindung des Metalloids und Chlor wurde frei.
Um zuvörderst die Wärmewirkung bei der Bildung oder
Zersetzung der unterchlorigen Säure zu studiren^ leitete
Favre Chlor in verdünnte Kalitösung^ wobei die Reaotion
nach folgendem Schema stattfand : 2 Cl + 2 KO + x (HO)
= CIK + CIO, KO + X (HO). Die bei diesem Vorgang nn
Calorimeter gemessene Wirme enttielt die Verbinduagswärme
von Chlor mit Kalium (97091 E.) , von Chlor mit Sauerstoff
zu unterchloriger Säure, femer der unterchlorigen Säure mit
Kali, diese Summe vermindert um die Verbindungswärme des
Kaliums, welches in das Chlorkalium einging, mit SauerstoJF
C76238 E.).
Die Verbindungswärme der unterchlorigen Säure mit Kali
fand Favre aus direden Versuchen =r 227,2 Einheiten fUr
1 6rm. Kali, oder = 10678,4 Einheiten Tür 1 Aeq. des Salzes.
Da auf 2 Aeq. Chlor , welche die Lösung im Calorimeter
aufnahm, eine Wärmewirkung von 24161,3 Einheiten kam,
so ergiebt sich für die Bildung von 1 Aeq. unterchloriger Säure :
X s 24161,3+76238 — 97091 — 10678,4 s=-^7370Einheiten.
Eine andere, weniger zuverlässige Melhode der Bestim-
mung, nämlich durch gegenseitige Zersetzung von unter-
chloriger Säure mit Salzsäure, gab für die Bildung eines Aeq.
unterohloriger Säure eine Wärmeabsorplion von 7784 Einheiten.
Favre bemerkt noch, dafs bei der Beslimmnng der Ver-
bindungswärme von unterchloriger Säure mit Kali 22114 Ein-
*) Seite 155 dieiei Heftes.
12*
172 Wärmeentwidtelung bmm ehemi$ckm Proceg$e.
hmlen ansMI des obigen Werthes von 10678 Einheiten
erkalten werden, wenn man 2 Aeq. der Säure au i Aeq^ der
Baais setxe, anstait genau einfache Aequivalente zusammen
zubringen. Dafs sich aber kein saures Salz hierbei gebildet
habe und das zweite Aequivalent unterchloriger Säure nicht
zersetzt worden sey, gehe daraus hervor, dafs ein zweites
Aeq. Kali, zu der Lösung gebracht, nochmals 10678 Wärme*
einheiten entwickele. Das neutrale unterchlorigsaure Salz
scheine demnach in Gegenwart überschüssiger Säure eine
Zersetzung zu erleiden, an welcher sich diese Säuire selbst
nicht betheilige. Baiard habe schon auf die Unbeständigkeit
des genannten Salzes und seine Zersetzung bei Gegenwart
von überschüssiger Säure in chlorsaures Salz und Chlorkalium
aufmerksam gemacht.
Um hier nicht zu weitläufig zu werden, theilen wir
bezüglich der übrigen Verbindungen nur die Resultate mit,
indem wir den Weg ihrer Gewinnung nur hier und da an-
deuten; machen aber den Leser ausdrücklich auf die in
chemischer Beziehung interessanten Betrachtungen aufmerksam,
welche Favre vielfach seiner physikalischen Untermichung
eingeflochten hat.
Um die Wärmewirkung bei der Bildung von Chlorsäure
zn bestimmen, wurde trockenes Chlorgas in eine concentrirte
KaUlösnng geleitet, welche vorher mit chlorsaurem Kali und
Chlorkalium gesättigt worden war. Die Reactton ist die
folgende : 6 Cl + 6 KO + x(HO) = 5 CIK+ CIO«KO + xCHO).
Es ergab sich für die Bildung von 1 Aeq. krystallisirten
chlorsauren Kali's 23256,1 Einheiten, femer für die Vereini-
gung von 1 Aeq. Chlor mit 5 Aeq. Sauerstoff zu Chlorsänre
eine Absorption von 65234 Einheiten.
Die calorischen Aequivalente der verschiedenen Oxyda-
tionsstufen des Phosphors wurden verschieden gefunden, je
nachdem der Phosphor in gewöhnlichem Zustande, oder in
Wärmeentwiekehmg beim ckemitchen Procesie, 178
der amorphen Form als rother Phosphor angewendet wurde.
— Bother Phosphor, unter der Einwirkung unterchloriger
Siure verbrannt, also unter der Reaction :
P + 5 CIO + x(HO) = PO. + x(HO) + Cl.
gab für 1 Aeq. Phosphorsäure 181230 Einheiten , gewöhn-
licher Phosphor dagegen 209476 Einheiten; der Unterschied
von 28246 Einheiten kommt auf Rechnung der Wärme,
welche der Phosphor bei dem Uebergang aus der reihen in
die gewöhnliche Modification latent macht. In der That ist
die spec. Wärme des ersteren nach Regnault 0,16981,
die des leteteren 0,1887. Da ein Aeqnivalent wasserfreier
Phosphorsäure bei der Auflösung in Wasser 18986 Einheiten
entvrickelt, so drückt 209476—18986 = 190490 das calori-
sche Aequivalent der wasserfreien Phosphorsäure aus. Abria
fand 181408, Andrews 183904, und Favre deutet an,
dafs die geringere Wärmeentwickelung bei diesen Versuchen
einer unvollkommenen Verbrennung des Phosphors zuzu-
schreiben sei.
Das calorische Aequivalent der phosphorigen Säure fand
Favre aus dem Unterschied der Verbindungswärme des
Phosphors und der phosphorigen Säure, wenn beide sich
unter der Einwirkung unterchloriger Säure in Phosphorsäure
verwandelten. Es ergab dieser Versuch : 209476 — 69082
= 140394 f&r 1 Aeq. phosphoriger Säure aus gewöhnlichem
Phosphor. Für die unterphosphorige Säure fand Favre nach
derselben Methode 209476 — 161174 = 48302 Einheiten.
Die Versuche über Oxydation des Arsens ergaben fol-
gende calorische Aequivalente :
Arsensäure 110787
Feste undurchsichtige arsenige Säure . • . 75363
Gelöste undurchsichtige arsenige Säure . . . 71690
Undurchsichtige arsenige Säure mit gelöstem Kali . 9211
Glasartige arsenige Säure mit gelöstem Kali . . 10542
Wärmewirkunff bei dem Uebergang der arsenigen
Säure aus dem glasigen in den undurchsichtigen
Zustand 1331.
174 Wärmeeniwickehmg beim ckem$9d^en Proee$$e,
Die calorischen Aequivalente der arsenigen und der Ar-
sensänre verhalten sich wie 1 : 1,54, die der phosphorigen
und Phosphorsäure nicht viel verschieden davon, wie i : 1,49;
die der drei Säuren des Phosphors, von der onterpbosphorigen
Säure ausgehend, wie 1 : 2,91 : 4,36.
Um die Verbindungswärme des Phosphors und Arsens
mit Chlor zu bestimmen, bediente sich Favre der Zersetzung
abgewogener Gewichtsmengen dieser Chlorverbindungen durch
Wasser. Die calorischen Aequival^te waren :
Favre Abria Andrswi
Ffir Phosphorchlorid 100373 102368 109504
Phosphorchlorttr 94804 — —
ArsencUorttr 71883 — 74550
Diese Werthe sind sämmtlich kleiner, als diejenigen der
entsprechenden Sauerstoffverbindungen, während Favre und
Silbermann die calorischen Aequivalente der Chlormelalle
constant gröfser gefunden hatten, als die der Metalloxyde.
Bei dem Arsen ist der Unterschied geringer , als bei dem
Phosphor, was nicht auffallen kann, wenn mmi bedenkt, mit
welcher Energie das Arsen im Chlor verbrennt. — Zur Er-
läuterung des geringen Unterschiedes der calorischen Aequi-
valente des Phosphorchlorids und Phosphorchlorikrs führt
Favre an, daCs nach Cahours das Aequivalent der erste-
ren Verbindung 8 Volumen Dampf, das der letztere dagegen
4 Volumen Dampf entspreche , so dafs die geringere Dichte
des Chlorids die Zunähme des calor. Aequiv. bei dem Ueber-
gang aus Chlorür in Chlorid eriüäre.
Bei der Entstehung von 1 Aeq. Stickoxydulgas werdet
8724 Einheiten absori!>irt. Durch Einwirkung von metalli-
schem Kupfer auf Salpetersäure wurde diese theüweise zu
Stickoxyd reducirt. Der Reduction von 1 Aeq. der Säure ent-
sprach eine Wärmeabsorption von 80655 Einheiten. Bei der Um*
Wandlung von salpetriger Säure zu Salpetersäure und Stickoxyd
Wärmeentwiekekmg beim ckem$elun Processe. 176
(durch die Binwirlrang yerdOnnter Salpetersäure tuf §
Mures Silberoxyd} enlwidielte 1 Aeq. NOs beim Uebergang in
NOs 27269 Einheiten, so dafs aus der Vergleicbun; dieser
ZaU mit der vorhergebenden folgt, dafs bei dem Uebergang
von Stiokoxyd in salpetrige Säure 6614 Wärmeeinheiten ab-
sorbirt werden. Bs ist bemerkenswerth, dafs die Verbindungen,
welche bei der Entstehung Wärme absorbiren, nämlich das
Stickoxydul und die salpetrige Säure^ auch durch den Binflnfs
der Hitze zersetzbar sind, während das Stickoxyd und die
Untersalpetersäure in der Hitze beständig sind.
Favre macht von seinen Resultaten eine interessante
Anwendung auf die Bestimmung der Explosivkraft des Pul«'
vers, welche sowohl durch die Menge der entbundenen Gaae,
ab auch durch die im Augenblick der Explosion entwickelte
Hitze bedingt ist. Der letztere Factor, welcher aus der Ver«-
bindungswärme der Kohle^ zu Kohlensäure und des Kali's aus
dem Salpeter zu Schwefelkalium gebildet ist, wird dadurch
sehr gemindert, dafs die ganze Verbindungswärme des Stick<-
stoffs, Sauerstoffs und Kaliums zu Salpeter in Abzog kommt
i Gramm gewöhnlichen Pulvers entwickelt in Folge dessen
nur 530 Wärmeeinheiten. Enthält das Gemenge aber chlor-
saures Kali anstatt Salpeter, ist es CiO«KO + S + 2 C, an-
statt NO«KO + S + 3 C, so gestaltet sich das Verhältniti,
obgleich nur 6 anstatt 8 Gasvolumen entbunden werden, doch
weit günstiger; von i Gramm dieses Gemenges werden bei
der Explosion 1328 Wärmeeinheiten entwickelt.
Aus den Versuchen von Favre und Silbermann hatte
sich das calorische Aequivalent der schwefligen Säure ss 39373
Einheiten ergeben. Die Verwandlung der gelösten schwelligen
in Schwefelsäure nahm Favre im Calorimeter nach folgender
Reaction vor : SO, + x(HO) + Cl = CIH -h SO, + (x— OCHO).
Es entsprechen dem Uebergang von 1 Aeq. schwefliger Säure
in Schwefelsäure 27839 Einheiten; diefs giebt mit der vor^
176 WärwieeHimok0bmg beim cktmkekem Pree^u^.
hergeheüdeB Zahl 67212 Einheiten fttr den Uebergang tra
1 Aeq. natüriichen Schwefels in Schwefelsaure in verdünn-
ter Lösung. Favre vermittelte diesen Uebergang direct durdi
Auflösen von Schwefel in unterchloriger Säure nach der
Reaction : S + 3 CIO + XHO) = SO, + 3 Gl + xCHO).
Es ergab sich das calorische Aequivalent der Schwefdsdure
SS 64110 Einheiten. Der Unterschied gegen den aus dem
stufenweisen Uebergang hergeleiten Werth ist zu grofs^ um
allein in Beobachtungsfehlem seine Erklärung zu finden.
Ein Aequivalent unterschwefliger Säure mit unt^chiorqper
Säure oxydirt» giebt zwei Aeq. Schwefelsäure^ nach der Reaction
StO, + x(HO) + 4 CIO = 2 SOt + xCHO) + 4C1, und es
entspricht diesem Uebwgang eine Entwickelung von 93953
Wärmeeinheiten; diese von dem doppelten calor. Aequiv.
der Schwefelsäure, also von 134420 abgezogen, erhält man
das calor. Aequiv. der unterschwefligen Säure ss 40467 Ein-
heiten. Betrachtet man StOi als eine Verbindung von S mit
SOt und zieht von 93953 die Zahl 27839, welche die bei
dem Uebergang von SOi in SOt entbundene Wärme aus-
drückt, abj so bleibt 66114 als Oxydationswärme des in der
unterschwefligen Säure enthaltenen Schwefeläquivalents m
Schwefelsäure. Da die Spaltung unterscbwefliger Säure in
schweflige Säure und ölartigen Schwefel eine Absorption von
1097 Einheiten für 1 Aeq. abgeschiedenen Schwefels giebt,
dagegen 2707 Einheiten entbunden werden, wenn der Scbwefd
in pulverförmigem Zustande abgeschieden wird, so hat man
folgende calorische Aequivalente :
66114 + 1097 K 67211 fikr Schwefelsftnre in» ölarligem Schwefel
661 14 — 2707 « 63407 fflr SchwefelsCure aut pulverförmigem Sdiwefa!,
wie er aus den unterschwefligsauren Salzen abgeschieden
wird. Der Schwefel, welcher nach Deville bei Behandlung
von Schwefdblumen mit Schwefelkohlenstoff* unaufgelöst zu-
rikcUd^t, entwickelt, wenn er zu Schwefelsäure verbrannt
Wärmeenittiekehmg bmm ckemi$ekeH Proce$H. 1T7
wird, 64110 EinheHen, so dab es sckeint, als ob die beiden
znleiit erwähnten Arten des Schwefels einander ähnlich
seyen.
Die calorischen Aequivalente der verschiedenen Oxyda-
tionsstnfen des Schwefels verhalten sich demnach :
S + 0: S+0, : S + O« = 20233 : 39373 : 67212 = 1: 1,95:3,32
was nach Favre^s Dafürhalten nicht viel abweicht von dem
Verhältnifs der Sauerstoffäquivalente, nämlich 1:2:3.
Die auf ganz ähnlichem Wege erhaltenen calorischen
Aequivalente der selenigen Säure und Selensäure mit den
entsprechenden Oxydationsstufen des Schwefels zusammen-
gestellt, geben folgende Vergleichung :
Calor. Aeq. Verhältn. Calor. Aeq. VarhIlUi.
SOt 39374 1 SeOt 23206 1
SOt 67212 . 1,71 SeO« 36360 1,56.
Die calorischen Aequivalente des Selens sind nahe halb
so grofs, wie die entsprechenden des Schwefels, ähnlich wie
sich oben die calorischen Aeq. der arsenigen und Arsensäure
nahe halb so grofs, wie für die entsprechenden Oxydations-
stufen des Phosphors ergeben hatten. Alle übrigen bekann-
ten Erscheinungen sprechen dafür, dafs die Verwandtschaft
des Arsens und Selens zum Sauerstoff beträchtlich geringer
ist^ als resp. diejenige des Phosphors und Schwefels.
Bei der Oxydation der Oxalsäure durch unterchlorige
Säure zu Kohlensäure nach der Formel :
CtO, + 3 HO + CIO + xCHO) = 2 C0, + CI + Cx+3)H0
ergab sich die Oxydationswärme von 1 Aequivalent Oxabäure
= 30140 Einheiten, und hiernach hat man folgende calorische
Aequivalente :
Calor. Aeqaiv. Verhältniff
C + 0 14838 1
C + 0| 33410 2,25
C + 0, 48480 3,27
t78 WärmeenHtiekeiwtg beim ckemUekm Proceue.
Das Verhttltnifs dieser Aequivaleiite weicht betrichflidi
¥on dein}eiiigfen der in die Verbindoiig tretenden Sauerstoff-
äquivalente ab.
Im Allgemeinen sind die Verbindungen aller MetaUoi'de
mit Sauerstoff von Wärmeentwickelung begleitet. Eine Aus-
nahme hiervon bilden zunächst die Oxydationsslufen des
ChlorSy und es bietet sich sogleich die Bemerkung dar, dafs
Chlor und Sauerstoff sich nicht direct verbinden können.
Favre ist der Ansicht, dafs wenn man den Sauerstoff vor-
her in die Modificaiion überführen könne, welche ihn fär die
direcle Verbindung mit Chlor geeignet macht, man bei die-
sen Verbindungen ebenfalls Wämieentwickelung wahmehmen
würde. Der Sauerstoff würde aber beim Uebergang in jene
Modification Wärme binden und bei der Verwandlung in den
gewöhnlichen Gaszustand ebensoviel Wärme entwickeln. Die
Wärmeentwickelung bei der Zerlegung der Oxydationsstufen
des Chlors ist die bedeutendste Ursache der dabei auftreten-
den starken Explosionen, da die Gasentwickelung allein zur
Erklärung derselben nicht ausreicht. Auch die Oxydations-
stufen des Stickstoffs bilden von der obigen allgemeineren
Regel eine Ausnahme, insofern mit steigende Oxydation
abwechselnd Wärmebindung oder Wärmeentwickelung eintritt.
Bei' den Oxydationsstufen des Phosphors, Arsens, Schwe-
fels, Selens und der Kohle wachsen die calor. Aequiv. mit
der Anzahl der Sauerstoff äquivalente, welche in die Verbin-
dung eingehen, und bei den vier ersten Körpern nähert sich
das Verhältnifs der calor. Aequiv. demjenigen der Sauerstoff-
atome. — Bei den Chlorverbindungen der Metalloide hat sich
ein solches annäherndes Verhältnifs nicht herausgestellt ; auch
mufs es auffallen, dafs die Chlorverbindungen der Metalloide
geringere calor. Aequiv. haben, als die Sauerstoffverbindungen,
während bei den Metallen das Umgekehrte stattfindet.
Met^anische Wirkungen ekemwiJ^er Kräfte, 170
Aus der Verbrennung der verschiedenen Modificalionen,
in welchen der Phosphor und Schwefel vorkommen, hat sich
ergeben, dab bei diesen Körpern der Uebergang aus einer
Modifieation in die andere mit Wärmewirkung verbanden ist
Bei dem Uebergang von i Aeq. gewöhnlichen Phosphors
in den Zustand des amorphen rothen Phosphors werden
28246 Wärmeeinheiten entwickelt. Ebenso werden bei dem
Uebergang von i Aeq. gewöhnlichen Schwefels in die in
Schwefelkohlenstoff unlösliche Modifieation 3102 Einheiten
entwickelt. Noch bedeutender ist der Wärmeeffect^ wenn
der Schwefel sich zuvor nicht in dem gewöhnlichen, sondern
in dem ölartigen Zustand befand.
Mechaniscbe Wirkungen chemischer Kräfte. ^3
Obgleich wir den Lesern der Annalen nicht Mittheilung
machen können über die zahlreichen Arbeiten, die in jUngster
Zeit über die calorische Haschine erschienen, d. h. die Maschine,
in wdcher erhitzte atmosphärische Luft als Bewegungsmittel
▼erwradet wird, so können wir doch nicht umhin, eine unter
obigem Titel erschienene Arbeit von Joule hier aufzunehrnm^
worin dieser geistreiche Physiker eine vergleichende Zusam-
menstellung des Nuizeffectes derjenigen Maschinen giebt, in
welchen chemische Kräfte als letzte Ursache der Bewegung
dienen.
Die Maschinen, welche ihre Bewegung chemischen Kräften
verdanken, kann man in drei Klassen theilen. Die erste
Klasse umfafst die bewunderungswürdigen Maschinen, in wel-
chen chemische Kräfte unter Vermittelung. der Lebenskraft
^ken, die Kräfte des thierischen Organismus. Zur zweiten
*) Phil Mag. [4] V, 1 ; Instil. 1863, 164.
180 Medumudke Wuhmgen ckermsf^er Kräfte.
KlaMe gehören die Maschinen , in welchen die chemischen
Kräfte unter Vermittdunf electrischer Ströme thiitig and,
wie z. B. in den gewöhnlichen electromagnetischen Maschinen ;
in den Maschinen der dritten Khsse wirken die chemischen
Kräfte durch die Wärme, welche sie en^iinden. Zu diesen
sogenannten thermodynamischen Maschinen gehören die Dampf-
maschineui die von heifser Luft getriebenen u. s. w.
Die Art, wie sich die Muskelkraft in den lebendigen
Maschinen entwickelt,- ist noch in tiefes Dunkel gdiilUt«
Magnus war bestrebt, zu beweisen, dafs der Sauerstoff,
welchen ein Thier einalhmet, sich nicht unmittelbar mit dem
Blute verbindet, sondern dafs er von dieser Flüssigkeit
mechanisch zu den Capillargerafsen fortgeftihrt wird und sich
dann im Innern der Muskeln mit gewissen Substanzen zu
Wasser und Kohlensäure verbindet. Die Kohlensäure wird
an der Stelle des Sauerstoffs vom Blut aufgenommen und
durdi die Lunge ausgeathmet. Hiervon ausgehend, gelangt
man mit Lieb ig zu der Ansicht» dafs bei jeder Anstrengung
eines Thieres ein Theil der Muskelfaser sich mit SauerstoiT
verbindet, und die ganze bei dieser Verbindung entwickelte
Kraft in Muskelkraft umgesetzt wird, ohne einen Verlast in
der Form von Wärme. Dieser Schlufs, gestützt durch Ver-
mdäe^ welche Joule in einer mit Scoresby gemeinschaft-*
Uchen Arbeit publicirt hat, beweist, dafs der tlnerische Orga-
nismus unter dem Gesichtspunkt der Kraftöconomie eine
unendlich vollkommnere Maschine ist, als alle von Menschen
erfundenen.
Die electromagnetische Maschine bietet dnige Aehnlich-
keiten mit der lebenden Maschine dar und nähert sich ihr
durch den grofsen Antheil der chemischen Kraft, welche sie
SU mechanischen Effecten wirklich nutzbar machen kann.
Bezeichnet man mit a die Intensität des electrischen Stromes
bei dem Ruhezustand der Maschine, mit b die Intensität, wenn
Mechanische Wirhtmgem dkemiadier Kräfte. i8i
die Maschine in Bewegung ist, so ist der Antheil
«I
chemischer Kraft, welcher mechanisch nutzbiur wird, -- der
a
Antheil, welcher als Wfirme verloren geht. Joule hat durch
eigene Versuche gefunden, dafs Ein Gran Zink, welches in
einer DanielTschen Kette verzehrt wird, Ein Pfund Wasser
um 0^105 C. erwfinnt, und dafs die Wärme, welche 1 Pfund
Wasser um 1® erwärmt, einer mechanischen Kraft gleich ist,
die 1389 Pfund auf 1 Fufs Höhe heben kann. Die Arbeit,
welche der Auflösung von 1 Gran Zink in der Daniell*-
schen Batterie entspricht, ist daher gleich
^ _ 145,8 (a - b)
a
Für die dritte Klasse der Maschinen sind die wichtigsten
Vehikel der Kraft die Wasserdämpfe und die permanenten
Gase. W. Thomson hat in einer ausgezeichneten Arbeit
über die dynamische Theorie der Wärme bewiesen, dab,
wenn die bei der Zusammendrückung der elastischen Flüssig-
keiten entwickelte Wärme äquivalent ist der bei diesem Acte
aufgewendeten Kraft, der Wärmeantheil , welcher von einer
vollkommenen thermodynamischen Maschine beliebiger Con-
irtruction in mechanische Arbeit umgesetzt wird, gleich ist
dem durchlaufenen Temperaturabstande, dividirt durch die
höchste dabei vorkommende Temperatur, gerechn^ vom ab-
soluten Nullpunkt der Wärme an. Ist demnach in einer voll-
kommenen Dampfmaschine a die Temperatur des Kessels über
dem absoluten Nullpunkt, b die absolute Temperatur des Con-
densators, so ist jener Wärmeantheil durch , also durch
a
einen ähnlichen Ausdruck, wie bei der electromagnetischen
Maschine, gegeben.
Erwärmt 1 Gran Kohle beim Verbrennen 1 Pfund Wasser
um 0^,906 , so berechnet sich seine mechanische Kraft auf
188 JbdkoRMcihe Wfirkimfem d^ßmUdker Kräfte,
1261,45 Pubpfund, so dafs nach Thomson's Formel die
Arbeit einer theraiodynamischen Maschine ausgedrückt ist durch :
A _ 1261,45 (• — b)
es gilt dieser Ausdruck sowohl fUr die Luft- als für die Dampf-
maschinen, wenn man sich bei letzteren die Expansion bis
sur äufsersten Grenze getrieben denkt und von jedem Ver-
lust durch Reibung oder durch nutzloses Entw'eichen der
Verbrennungswärme der Kohle absieht.
W. Thomson hat zuerst auf die Vortheile aufmerksam
gemacht, welche die Maschinen mit heifser Luft bieten wegen
des grofsen Temperaturintervalls, innerhalb dessen sie func-
tioniren können. Die zuerst von Joule angegebene Maschine,
welche die von Thomson' s Formel geforderten Vonüge in
sich vereinigt, besteht aus drei Theilen^ einer Pumpe Air
Verdichtung der Luft, einem Recipienten und einem ExpaiH
sionscylinder. In dem Recipientra^ welchem die Luft durch
die Verdichtungspumpe zugeführt wird, erhdht sich deren
Spannung durch Einwirkung der Vi^ärme; sie tritt dann in
den Expansionscylinder , dessen Raumgehalt sich zu dem-
jenigen der Verdichtungspumpe verhält, wie die absolute
Temperatur der aus dem Recipienten austretenden Lnfl zu
der Temperatur derselben beim Eintritt. Der ExpansioBi^
mechanismus schliefst den Abflufs aus dem Recipienten
jedesmal ieib, wenn so viel Luft ausgetreten ist, als Ein Pubh
penstofs dem Recipienten zuführt. Auf diese Weise wird die
Luft aus dem Expansionscy linder bei dem atmosphärisciien
Druck und der in obiger Formel durch b bezeichneten abso-
luten Temperatur austreten.
Als Reispiel wählt Joule eine Maschine, welche oMt
15 Pfund atmosphärischem Druck auf den OttadrateoU und
bei 10* Lufttemperatur arbeitet. Die Expansion erstreckt sich
auf drei Viertel des Cylinders. Da die Wirkung der Ver-
Medkmisohe Wirhmgen ekeunud^er KHBtfU. 163
dichtinigspainpe sich amgekehrt verhallen nMifs, wie die der
Ex|>ansion, so durchläuft der Kolben der erstereti drei Vier-
tel des ganzen Weges , ehe die Luft .so weit verdichtet ist|
um durch ihren eigenen Druck in den Recipienten zu treten.
Die Temperatur, mit welcher sie dort eintritt, berechnet sich
nach Poisson's Formel*:
V V-»
= • (;=)'
zu 226^44, der Druck betrügt 105,92 Pfund auf den Qua-
dratzoll.
Nimmt man nun an, der Raumgehalt des Cylinders ver-
halte sich zu dem der Pumpe wie 4 : 3, so wird die Dichte
der Luft in beiden Räumen wie 3 : 4 sich verhalten, wenn
die Luftmenge im Recipienten constant bleiben soll. Die
Temperatur des letzteren mufs daher auf 392^,8 erhalten
werden, um dem Druck von 105,9 Pfund auf den Quadralzoll
das Gleichgewicht zu halten. Die Luft, welche bei den eben
angegebenen Verhältnissen von Temperatur und Druck in
den Expansionscylinder einströmt, verläfst denselben bei dem
atmosphärischen Druck und der Temperatur von 104^,5.
Bezüglich der Effectberechnung der Maschine ist es gleich-
gültig» ob man das in der Pumpe oder das im Expansions-
cylinder durchlaufene Temperaturintervall zu Grunde legt.
Geht man von letzterem aus und verwandelt die angegebenen
Temperaturen in absolute, indem man 273^ zufttgt, so erhält
■
man flir die Arbeit, welche bei der Verzebrung von 1 Gran
Steinkohle entwickelt wird :
^ ^ 1861,45 (gS.6-377.5) ^ ^^ p„f f„„j
Um eine Dampfmaschine unter den möglichst günstigen
Verhältnisse mit der oben behandelten Maschine zu ver-
gleichen, nimmt Joule an, dafs der Dampf noch bei einer
Spannung von 14 Atmosphären mit Sicherheit angewendet
184 Ueber die speeiß$oke Wärme gaafdrmiger StAsUm^em.
werden könne. Diese Spannung etitepricht zu Folge ifa» Ver-
suchen der französischen Academiker einer Temperatur yon
197<^,29 der Condensator werde auf 26*,7 erhalten. Man er-
hält, indem man diese Temperaturen wieder in absolute ver^
wandelt, als die bei Verbrennung von 1 Gran Steinkohle
entwickelte Arbeit
Es ist demnach die Maschine mit heifser Luft der Dampf-
maschine an Leistung überlegen, selbst wenn man erstere
unter mittleren, letztere unter den günstigsten Verhältnissen
auffafst. Die Vt^ärme der Luft, welche aus ersterer bei 104^,5
Temperatur entweicht, könnte noch auf unzählige Arten,
unter Andern zur Heizung, nützlich gemacht werden.
Joule giebt am Schlüsse seiner Arbeit noch einige
Vorschläge, nach welchen man, um die theoretischen Vor-
theile der heifsen Luftmaschine möglichst zu realisiren, die
Luft bei dem Uebergang aus der Verdichtungspumpe in den
Expansionscylinder durch den Feuerraum selbst könne strei-
chen lassen, damit sie die dort entwickelte Hitze in mög-
lichster Vollständigkeit aufnehme.
lieber die specifische Wärme gasförmiger Substanzen.
Regnaulf^) hat angefangen, die Resultate seiner viel-
jährigen Untersuchungen über die specifische Vt^ärme gas-
förmiger Substanzen mitzutheilen.
Die specifische Wärme (stets ftir constaiften Druck) der
Gase scheint sich, früheren Resultaten Gay-Lussac's ent-
gegen, mit der Temperatur nicht bemerkbar zu ändern. So
*) Cofflpi, rend. XXXVI, 676.
ÜAer die tpec^ehe Wärme gasförmiger Subeimvten. 485
fand Regnault für die specifische Wfirme der atmosphäri-
schen Luft, bezogen anf die des Wassers als Einheit :
zwischen — 30 und + lO* 0,2377
+ 10 „ 100 0;J379
„ + 100 „ 225 0,2376.
Bei Versuchen mit atmosphärischer Luft, bei welchen
der Druck zwischen 1 bis 10 Atmosphären wechselte, fand
Regnault die Quantitäten Wärme nahezu gleich, welche
dieselbe Masse Gas bei dem Erkalten um gleichviel Grade
abgiebt; dem Resultat der Versuche von Delaroche und
Börard entgegen scheint somit die specifische Wärme des-
selben Gewichts Gas unabhängig von der Dichtigkeit des-
selben zu seyn; doch will sich Regnault über diesen Punkt
noch nicht definitiv aussprechen.
Er bestimmte weiter noch die specifischen Wärmen, für
gleiche Gewichte und für gleiche Volume, folgender Gase
und Dämpfe :
Einfache Gase.
Specifische Wftrme fQr gleiche
Gewichte Volume Spec. Gew.
Sauerstofigas 0,2182 0,2412 1,1056
Stickstoffgas 0,2440 0,2370 0,9713 .
Wasserstoffgas 3,4046 0,2356 0,0692
Chlorgas 0,1214 0,2952 2,44
Bromdampf 0,05518 0,2992 6,39
Er hebt hervor, dafs die specifischen Wärmen des Sauer-
stoffgases, Stickgases und Wasserstoffgases, für gleiche Vo-
lume derselben, nahezu gleich sind, dafs aber Chlorgas
und Bromdampf andere , obgleich auch unter sich nahezu
übereinstimmende Zahlen ergeben.
ZusamaiengeseMe Oase.
Spec. üVirme flQr gleiche
Gewichte Volume Spec. Gew.
Stickoxydulgas . . 0,2238 0,3413 1,5250
Stickoxydgas . . 0,2315 0,2406 1,0390
Kohlenoxydgas . . 0,2479 0,2399 0,9674
Kohlensäuregas . . 0,2164 0,3308 1,5290
Aniuü. d. Cham. n. Pharm. LXXXVm. Bd. t. Heft. 13
186 Speeche Wärwie des atmnphm^ Phosphors.
•
Spec. Wirme fftr iMch«
Uewichte Volam«
SchwefelkoUeiuitoffdampf 0,1375 0,4146
Sptc Gew.
2,6325
Schwefiigsaures Gas .
. 0,1553
0,3^9
2,2470
Chlorwasserstoffgas
. 0,1845
0,2302
1,2474
Schwefelwasserstoffgas
. 0,2423
0,2886
1,1912
Ammoniakgas . . .
. 0,5080
0,2994
0,5894
Sumpfgas ....
. 0,5920
0,3277
0,5527
Oelbildendes Gas . .
. 0,3694
0,3572
0,9672
Wasserdampf . . .
. 0,4750
0,2950
0,6210
Alkoholdampf . . .
. 0,4513
0,7171
1,5890
Aetherdampf . . .
. 0,4810
1,2296
2,5563
Chloräthyldampf . .
. 0,2737
0,6117
2,2350
Bromäthyldampf . .
. 0,1816
0,6777
3,7316
Schwefeläthyldampf .
. 0,4005
1,2568
3,1380
Cyanäthyldampf . .
. 0,4255
0,8293
1,9021
Chloroformdampf . .
. 0,1568
0,8310
5,30
Chlorelayldampf . .
.0,2293
0,7911
3,45
Essigätherdampf . .
. 0,4008
1,2184
3,0400
Acetondampf . . .
. 0,4125
0,8341
2,0220
. Benzoldampf . . .
. 0,3754
1,0114
2,6943
Terpentinöldampf . .
. 0,5061
2,3776
4,6978
Dampf. V. Dreifach-Chior-
phosphor .... 0,1346
0,6386
4,7445
Cfalorarsendampf . .
. 0,1122
0,7013
6,2510
Chlorsiliciumdampf
. 0,1329
0,7788
5,86
Zinnchloriddampf . .
. 0,0939
0,8639 «
9,2
Chlortitandampf . .
. 0,1263
0,8634
■pben Pho(
6,8360
Specifische Wärme des auoi
iphors.
Regnault *} bestimmte die specifische
Wärme von
amorphem Phosphor, welchen Schrötter bereitet hatte und
•) Ann. eh. phyt. [3] XXXVIII, 139.
Verdampfung des Wa$$erM. IdT
dcor firei von der gewölinliclieii ModificuUon des Phosphors
war. Er fnad für die specifisohe Wärme des anorpheu Phos-
phors zwisehen 15 und 90® in zwei Versuchen 0,17051 und
0,16911, im Mittel 0,16981. Die specifisohe Wärme der ge-
wöhnlichen Modification des Phosphors im festen Zustand
hatte Regnault = 0,1740 zwischen — 78 und + 10^
Person =s 0,1788 zwischen — 21 und + 7®, Regnault
= 0,1887 zwisehen + 10 und + 30® gefunden, die derselben
in flüssigen Zustande E. Desains ss 0,2006 zwischen 45
und 50®, und Person c=b 0,2045 zwischen 51 und 44®. Die
specifische Wärme des amorphen Phosphors ist sonach kleiner
als die der gewöhnlichen Modification.
Verdampfung des Wassers.
De la Rive's Ansicht, dafs die längst wieder ver-
sohwundejien Gletscher der Urzeit durch Verdampfung der
Feuchtigkeit des über den Meeresspiegel emporgestiegenen
Erdreichs und die mit dieser Verdampfung nothwendig ver-
bundene Abkühlung erzeugt worden seyen, veranlafste Mar-
cet *} zu einigen Beobachtungen über Verdampfung von
Ilissigkeitenf und die sie begleitende Temperaturemiedrlgung.
— Er fittd , dftfa der Luft offen ausgesetzte Flüssigkeiten
stets kühler sind, als die umgebende Luft. Mit der Tempe-
ratur dieser letzteren nimmt der Unterschied zwischen der
Temperatur der Luft und der Flüssigkeit zu. Er betrug
5 bis 6<» bei 45« bis 50«» Lufttemperatur, 1<»,25 bis 1«,5 bei
20« bis 50« Lufttemperatur, nur wenige Zehntel eines Grades
bei 0« bis 5« Lufttemperatur. — Die Geschwindigkeit der
Verdampfung hängt von der Natur des Gefäfses ab. Wasser
*) Compt. rend. XXXVI, 339 ; huitit. 1863, 67.
13
188 lieber das Gefrieren des Wassers
und Alkohol verdampfen in glasirtem Porcellan schneller als
in ähnlichen Geftfeen von Glas oder Metall. Die Beobach-
tungen waren unter Umständen angestellt, unter welchen die
Verschiedenheiten in Strahlung und Leitung keinen Einflufs
äursem konnten. — Parallel mit der Geschwindigkeit der
Verdampfung geht auch die Temperaturerniedrigung, sie ist
am Gröfsten in dem PorcellangefUis. — Wenn alle sonstigen
Umstände gleich sind, scheint die Geschwindigkeit der Ver-
dampfung innerhalb gewisser Grenzen mit der Masse oder
Tiefe der flüssigen Schichte zuzunehmen. — Wasser, welches
so viel Kochsalz enthält, als das Meerwasser, verdampft lang-
samer und kühlt sich weniger ab, als reines Wasser. —
Wasser oder Alkohol, welche über mit diesen Flüssigkeiten
angefeuchtetem Sand in einer wenige Millimeter dicken Schichte
stehen, verdampfen viel rascher, als die reinen Flüssigkeiten
bei gleicher Oberfläche. Auch Sägespähne wirken ähnlich
wie Sand, wenn auch in geringerem Grade. In Folge dieser
Eigenthümlictakeit ist Wasser, welches mit Sand gemischt an
freier Luft steht, immer einige Zehntel Grad kühler, als
reines Wasser unter gleichen Umständen.
Ueber das Gefrieren des Wassers im luftverdflnnten
Raum imd die dabei durch das Verdunsten des Eises
erzeugte Kfilte.
Schrott er *} hat hierüber zahlreiche Versuche an-
gestellt.
13 bis 14 Grm. Wasser befanden sich in einem Uhrglas,
welches auf einem Dreifufs von Platindraht auf einem andern
doppelt so grofsen Uhrglas stand, das sich über einem mit
*) Wiener Acad. Ber. X, 527.
MI kiftoerdiimUen Rawn eie. 189
Sehwefelsftare gefüllten Gefäfse befand. Das gröfsere Uhr-
glas schützte das kleinere vor den von der Schwefelsäure
ausgehenden Wärmestrahlen, und die Schwefelsäure vor dem
etwaigen Hineinspritzen von Wasser. In das Wasser tauchte
ein sehr kleines Thermometer, welches mit Schwefelkohlen-
stoff, mit etwas Jod gefärbt, gefilUt war.
Bei raschem Auspumpen der Luft bis zu 4"^ Barometer-
stand waren schon nach 3 Minuten 13 Grm. Wasser, die
ursprünglich 14* warm gewesen waren, nach vorgängiger
Erkaltung auf — 1^ gefroren; als bis auf 6°^ Barometer-
stand ausgepumpt wurde, trat das Gefrieren nach 20 Minuten,
bei Luftverdünnung bis zu 12°^ Barometerstand nach 35 Mi-
nuten ein.
Bei Luflverdünnung bis zu 18°^ Barometerstand erkal-
tete das Wasser, dessen anfängliche Temperatur 17* gewesen
war, nach 30 Minuten auf 0*, nach weiteren 30 Minuten
bis — 1*, welche Temperatur sich eine halbe Stunde lang
Gonstant erhielt — Bei 15°^ Barometerstand sank die Tem-
peratur von anfänglich 18* warmem Wasser in iVt Stunden
auf — 3*.
Als der Cylinder eines Thermometers mit einem nassen
Schwamm umgeben war, sank bei 4ßF^ Barometerstand die
Temperatur von 14* auf — 10*.
Es bedarf mithin nicht einer so starken Luftverdünnung,
mn Wasser zum Gefrieren zu bringen, als es bisher ange-
nommen vmrde. In einem auf IS'^™ Barometerstand verdünn-
ten Raum gefrieren 13 bis 15 Grm. Wasser von 17* anftlng-
licher Temperatur in ungefähr % Stunde.
Bei allen Versuchen, wo das Wasser in einem Uhrglas
befindlich war, erkaltete das Wasser vor dem Gefrieren
mdirere Grade unter 0*; bei dem Gefrieren stieg natürlich
die Temperatur auf 0*. — Wenn Wasser in cylindrischen
Geflifsen, die unter 35™» im Durchmesser hatten und 20°>»
190 Ueber dbt Oefrierm de9 Waners
hoch gefUll waren, sa den Versuchen angewendel wurde,
bildete sich oben eine Eisschichte, ehe das tiefer einge-
senkte Thermometer auf 0* gesanken war ; unter der Kuerst
entstehenden trüben Eisschichte bildete SKh dann eine klare,
die sich allmftlig (manchmal erst hohle, mit der Spitse nach
unten gekehrte hexagonale Pyramiden seigend) bis mm
Boden des Gelüfses erstreckte.
Bin Thermometer, dessen CyHnder mit einem nassen
Schwamm umgeben worden war, zeigte in einem bis 3"*
Barometerstand verdünnten Raum nach 1 Stunde — 22^ nach
2 Stunden — 25^ nach 5 Stunden 42 Minuten — 34^ und
erhielt sich bei dieser Temperatur mehrere Stunden hindurch
unverändert, bis fast alles Eis verdunstet war; die Temperatur
der umgebenden Luft betrug 17*. Auch in mehreren andern
ähnlichen Versuchen sank die Temperatur des Eises zuletzt,
nach 8 bis 24 Stunden, auf — 30 bis — 34^ Eine raschere
Temperalnremiedrigung zeigte sich, wenn der Cylinder des
Thermometers, statt mit einem vorher benetzt gewesenen
Schwamm, mit einer compacten Eishülle umgeben war. Diels
liefssich erreichen, indem man in einem cylindrischen Metall-
geflifs Wasser, in welches der Cylinder des Thermometers
tauchte, mittelst einer Kiltemischung gefrieren lieb, und
dann nach schwachem Erwärmen des Metalls letzteres von
dem gebildeten Eise ablöste. Ein so mit Bis umgebenes.
Thermometer sank in einem bis auf 4™° Barometerstand luA-
verdttnnten Räume bei einer Temperatur der Umgebung von
14* innerhalb 15 Minuten auf — 26* und in den folgenden
10 Stunden auf — 32*, und ähnliche Resultate wurden bei
anderen Versuchen erhalten. Als der Recipient durch Um-
gebung mit Schnee erkaltet gehalten wurde, firi ein darin
befindliches, mit Eis umgebenes Thermometer zuletzt bis — 42*.
Bei Anwendung von wasserfreier Phosphorsäure an der
Stelle von Schwefdsäure , um das verdunstende Wasser zu
MM lufiverdkmUBn Baum elc, 191
absorbir^n, zeigte sich eine raschere und wohl auch stärkere
Erkaltung, lieber wasserfreier Phosphorsäure in einem auf
S*^ Barometerstand luflverdünnten Räume sank ein mit Eis
umgebenes Thermometer schon nach 45 Minuten bis auf — 31^
wShrend ein neben demselben hängendes nicht unter 12*
herabging.
Schrott er macht noch darauf aufmerksam, dafs man
beliebige Körper durch Umhüllung mit Eis und Verweilen-
lassen im luftverdttnnten Raum über Schwefelsäure bequem
längere Zeit hindurch auf einer sehr niedrigen Temperatur
erhalten kann.
Wärmeleitong.
Die experimenteilen Untersuchungen über die Wärme»
leitung in Metalien von Despretz und Langberg ^} sind
noch mit gewissen Unvollkommenheiten behaftet, welche
Wiedemann und Franz**} in einer demselben Gregen-
stand gewidmeten Arbeit durch die folgenden Vorsiohtsmafs^
regeln zu beseitigen bestrebt waren : 1} Die Stangen wurden
dadurch mit einer möglichst gleichmäfsigen Oberfläche ver*
sehen, dafs sie galvanisch versilbert und die Silberflächen
mittelst einer Bürste auf einen gleichen Grad der Politur
gebracht wurden. Diejenigen Metalle, welche keine unmittel-
bare galvanische Versilberung zuliefsen, waren vorher auf
galvanischem Wege mit einer sehr dünnen Kupferschiebte
überzogen, auf welche der dünne Silberüberzug dann präci-
pitirt wurde. 2) Die Temperaturen der an einem Ende constant
erwärmten Stangen wurden im luflerfüllten und im luftleeren
^} DieM Anntlen LVI, 180 nach Pogg. km. LXVI, f.
**) ^^m- Abo. LXXXIX, 497.
192 Wämt^kOung.
Räume untersucht, um den kleinen, aus der MiltheUnng iw
Wärme an die umgebende Luft entapringenden Fehler xu
beseitigen. Zu dem Ende waren die Stangen in der Axe
eines horizontal liegenden, luftdicht geschlossenen Glascylin-
ders angebracht, und nur das Ende, welches der constanten
Erwärmung ausgesetzt werden sollte, reichte durch eine
Stopfl>flchse aufserhalb des Olascylinders. Es war mit einer
doppelten HttUe von Metallblech umgeben, deren Zwischen*
räum anhaltend von den Dämpfen siedenden Wassers durch«*
strömt wurde. Länger als eine halbe Stunde war unter keinen
Umständen erforderlich, um die Stange auf diese Weise auf
eine vollkommen constante Temperatur zu bringen. 3) Die
Temperatur des die Stangen umgebenden Mediums wurde
dadurch constant erhalten, dafs der Glascylinder in ein Was-
serbad gelegt war, gebildet aus einer grofsen Wanne von
Zinkblech. Auf diese Weise blieb auch die Strahlung der
Stangen in die Umgebung immer die nämliche. Bei den
meisten Versuchen hatte das Wasserbad die constante Tem-
peratur von 12^ 4) Die Temperaturen an verschiedenen
Stellen der Stangen wurden mittelst eines Thermoelementes
bestimmt. Dasselbe hatte möglichst kleine Dimensionen und
kam nur mit einer sehr schmalen Fläche mit den Stangen
in Berührung. Das Andrücken geschah möglichst gleieb-
mäfsig und mit so starkem Druck, dafs der Ausschlag des
Galvanometers durch stärkeres Andrücken nicht mehr gestei-
gert werden konnte. Endlich brauchte die Berührung nur
wenige Secunden zu dauern , damit das Maximum des Aus-
schlags eintrat. Unter diesen Umständen war keine so grofse
Ableitung von Wärme zu besorgen, dafs die Wärmeverthei-
lung in der Stange dadurch wesentlich geändert werden konnte,
und ferner konnten in dieser Zeit sich nicht vermöge der
ungleichen inneren Structur der Wismuth- und Antimonstäb-
chen besondere Thermoströme ausbilden, welche sich in dem
Wärmßleäung. 198
einen oder snderen Sinne zu dem durch Erwärmung der
Löthslelle erzeugten Strome addirten. Eine Glasröhre, welche
durch eine Stopfbüchse in den die erwärmte Stange enthatr
tenden Glascylinder hineinreichte , trug an ihren^ Ende das
Thermoelement hebeiförmig angesetzt, so dafs letzteres durch
Drehen der CHasröhre um ihre eigene Axe an den Metallstab
angedrückt wurde. Im Innern dieser Glasröhre gingen die
beiden mit Schellack überzogenen Leitungsdrähte zum Gal-
vanometer. 5) Das Galvanometer bestand aus einem kleinen
magnetisirtett Stahlspiegel und zwei beiderseits angebrachten
Drahtrdllen, deren Axen in eine Linie rechtwinklig gegen die
Richtung fielen, welche der Erdmagnetismus dem Spiegel
anwiefs.
Bei den Stangen von sehr geringer Leitfähigkeit hätte
man innerhalb des Glascylinders keine deutlichen Beobach-
tungen mehr erhalten, da die ganze Strecke des. merklichen
Wärmeabfalls noch aufserhalb jenes Cylinders lag. Es wurde
darum zunächst ein Kupferstab der Wirkung der Wärme-
quelle ausgesetzt. Sein in den Glascylinder reichendes Ende
war hohl ausgedreht und in diese Bohrung wurden die schlecht-
leitenden Stangen in horizontaler Lage eingesteckt, so dafs
sie eine Verlängerung des Kupferstabes bildeten und von
diesem ihre Wärme erhielten.
Da nach Regnault's neuesten Untersuchungen die Inten-
sität des in einem Thermoelement erregten galvanischen
Stroms nicht in gleichem Yerhältnifs zu der Temperaturer-
höhung der Löthstelle steht, hielten es Wiedemann und
Franz für erforderlich, den Gang eines Qnecksilberthermo-
meters mit den Ablenkungen des Galvanometers zu verglei-
chen. An den eben erwähnten Kupferconductor wurde in
der Axe des Glascylinders ein 2 Centimeter langer und 5 Mil-
limeter dicker Stahldraht befestigt. Er war zur Hälfte seiner
Länge ausgebohrt, so dafs er das dünne cylindrische Getib
IM IFdi'JiMiMiviy >
etiles (K Zehntel Grede gelheillen QaeeksüktitbenMimlerB
mihiebmeii koniile. Der Zwischenraum einsehen dem GefiiCs
des Themometera «nd der StahlhoUe war mil OnecksiliMr
aiBgeDlIII nnd dasThermometer mit Wachs festgekittet Wnrde
nin der Kupferslab anfs^halb des Glaseyiindeni erwirmt, so
konnte man gleiohxeitig das Steigen des Thermometers ud
die Ablenkungen des Galvanometers beobachten, wenn das
Thermoelement die Stahlhttlle an der Stelle berührte, welche
der Mitte des Thermometergefiiihes entsprach. Die so er^
haltene Beobachtungsreihe gab durch Interpolation die folgen«*
den nisammengehörigen Werthe. t sind die Tempenrtnr^
ttberschüsse des Thermometers über die Umgebung, a die
entsprechenden Ablenkungen am Galyanometer :
t a DUferensea t a DMforeuea
t
a
25»
109
30»
132,5
36»
157
40«
181,5
45»
207
23,5
24,5
24,5
25,5
()• 0 20
5« 20 81,3
10« 41,3 22,2
16<» 63,5 22,5
20'' 86 23
Bs ist hierbei 20 bemerken, dafs die Drahtrollen des
Galvanometers von der Spiegelnadel immer so weit entfernt
waren, dafs die Ablenkung nie mehr als 2« bis 3« betrug,
also diese der Intensität des Stroms strenge proportional
waren.
Bei jeder Stange wurde das Thermoelement, von dem
ktthleren Ende angefangen, in Abstünden von 2 zu 2 Zollen
avfgesetit. Die niedrigste Temperatur war bei allen Ver-
suchen die der Umgebung, nämlich 12«, die höchste Tempe-
ratur am andern Ende der Beobachtungsreihe aber, je nach
dem Wirmeleitungsvermögen der Substanz, sehr verachieden.
Welches jedoch diese Temperatur bei einer Stange seyn
mochte, immer blieb der Quotient q der Summe eines Wer^
aus der Beobachtungsreihe und des zweitfolgenden, dividfart
Wärme9miung.
195
durch den dazwischen liegenden *) constanl. Dus Wlnne-
leilunggYermögen der untersuchten Substanzen änderte sich
daher innerhalb der vorkommenden Temperaturunterschiede
nicht. Offenbar bleibt jener Quotient der nämKche, wenn man
aHe Zahlen einer Beobachtungsreihe mit demselben Coeffi*
cienten multiplicirt ; der besseren Uebersicht wegen sind
daher alle Temperaturangaben auf denselben Ausgangspunkt
von 100 reducirt. Auch sind in die folgende Uebersicht nur
die von Wiederoann und Franz mitgetheilten Mittelzahlefi
aufgenommen.
13 im lufterfüllten Räume :
sn-
Kn» ^ ,.
Men-
El-
Plft-
Nea-
Mett-
Rote's
Wla-
ber
pfer QoW
■ing
sen
Stahl
tln
silber
Mlng
Zinn
Blei
HeUll
iiiTitlk
s
•
5»m
5iian
5mm
5<nBi
5mm
5mm
4mmj75
5mjn
6"»«,2
gmm^ 6n»n,2
6mm
6mm
0 100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
s
784
75,8
74,3
61,0
49,4
«,7
44,0
38,1
65,1
57,7
47,8
29,7
17,9
4
60,9
57,4
53,3
37,4
25,7
24,6
20,4
16,2
42,1
34,5
83,9
10,2
4,4
6
!!»*
48^
38,0
24,5
13,8
18.7
10,1
6,4
25,8
20,5
l«,l
*,1
8
SB,R
32,2
26,3
16,5
7,0
6,9
5,7
2,0
14,7
12,1
6,4
—
10
27,9
83,0
16,9
9,2
8,0
8,2
7,6
M
—
— .
IS
ao,4
15,5
10,8
4,8
—
—
—
M
M
—
—
14
14,-^
9,8
—
—
—
—
—
"^ ,
—
—
<!
»,0571
\%(m
f,09t
2,211
t«,441
2,448
2,670
2,877
8,179
8,297
2,508
8,5891
5,10A
23 im luftverdünnten Räume
0
8
4
6
8
10
18
24
100,0
86,4
78,9
68,5
53,9
45,5
88,4
31,6
100,0
82,0
68,8
56,8
45,3
35,0
25,6
q 12,08012,025
100,0
88,8
67,5
53,7
48^3
83,6
83,8
16,0
100,0
78,0
59,5
46,0
85,0
«7,0
80,5
15,5
100,0 100,0
67,1 1 64,0
44,5
29,6
19,0
18,6
41,7
26,9
17,2
10,9
100,0
64,8
48,8
29,0
80,8
18,4
9,6
100,0
63,1
38,0
24,0
15,8
8,9
5,6
3,3
100,0
79,8
61,8
47,0
35,2
85,8
19,1
18,8
100,0
78,2
54,2
39,5
28,5
20,5
14,2
8,9
100,0
65,8
48,1
87,8
17,6
10,7
5,6
100,0
60,1
36,2
28,9
15,6
8,5
5,3
2,082
2,070 12,172,8,176 | 2,181 | 2,846 [ 2,063
2,090 I 2,176
2,508
Die Metalle ordnen sich nach dem Vorausgehenden be-
züglich ihrer Leitfähigkeit folgendermafsen :
dQonere Stangen
Silber
Kupfer
Gold
Messing
Eisen
Stahl
Platin
Neusilber.
dickere Stangen
Messing
Zinn
Blei
Rose's Metaligemisch
Wismuth.
•) Diete Anoalen LXXXIV, 140.
IM
WärmMiung.
Die Stangen aus Platin, aus Rose'schem Metall und mas
Wismnth hatten keinen Sflberttbemig erhalten. Doch darf
man annehmen, dafs hierdurch keine bedeutende Differ^ix
der Wärmeabgabe an die Luft enlatand ; namentlich wird dieb
nir die Versuche im lafterfÜUten Räume gelten, da hier der
bedeutendere Theil der Wärmeabgabe ohnehin auf Rechnang
der directen Abgabe an die Luft kommt.
Nach den Formeln, welche die Fourier*8che Theorie
der Wärmeleitung liefert, haben Wiedemann und Franz,
indem sie zugleich die Galvanometerangaben mittelst der oben
angegebenen Vergleichungstafel auf wirkliche Temperatur-
differenzen redudrten, die Werthe des Quotienten q und die
relative Leitfähigkeit der verschiedenen Metalle, diejenige
des Silbers zu 100 angenommen, berechnet. Geringe Aende-
deningen in dem Werthe von q haben, nach der Beschaffen-
heit der Formeln, bedeutenden Einfiufs auf die Gröfse der
berechneten Leitfähigkeit. Die Resultate sind folgende :
Metrie
F&r den laflerfBIlteo
Raum
1
F&r den laftverdaiiB-
ten
Raum
I I
Silber
Kupfer
Gold
Messing . . : . .
Messing ^dicke St.) .
Zinn
Eisen
Stahl
Blei
Platin
Neusilber . . . .
Rose's Metall . . .
Wismuth . . . .
2,0456
2,062
2,066
2,200
2,154
2,264
2,393
2,405
2,445
2,597
2,772
3,434
4,565
100
73,6
53,2
23,i
24,i
H,5
11,9
11,6
8,5
8,4
6,3
2,8
1,8
2,0145
2,0195
2,027
2,058
2,051
2,076
2,144
2,1395
2,149
2,163
2,201
2,441
100
74,8
54,8
25,0
23,0
15,4
10,1
10,3
7,9
9,4
7,3
2,8
Die Frage, ob die LeitungsAhigkeit der verschiedenen
Metalle mit der Temperatur sich ändere und ob die an den
Metallstangen in gleichen Abstanden beobachteten Tempera-
Wärmeleiiimg. 19t
turen von einer geometrischen Reihe abweichen, war voir
Langberg*} bejahend beantwortet worden.
Bei den Versuchen von Wiedemann und Franz zeigten
die beim Eisen, Stahl, Blei, Rose's Metall und Wismulh gefun-
denen Zahlen eine unverkennbare Zunahme der Quotienten
q mit steigender Temperatur, mit Sicherheit jedoch nur bei
den im luflerfttllten Räume angestellten Versuchen. Da hier-
bei aufser einer Aenderung der Wärmeleitungsnihigkeit auch
andere Einflüsse sich geltend gemacht haben konnten, brachten
Wiedemann und Franz zur Erledigung der berührten
Frage anstatt der Metallstangen einen weit schlechter leiten-
den Körper, eine Glasstange von 6°^ Dicke, in den Apparat
und lasen sowohl im lufterfiillten, als im luflverdünnten Räume
die Temperaturen in Abständen von halben Zollen ab. Hier-
bei ergab sich :
im lafkerfQllten Raame im luftverdflnDten Raum«
q
3,97
z
t
0
73,5
0,5
20,0
1
5,5
1.5
2
2,5
%
90,2
q
42
2,e2
20
2,60
iO
2,55
5,5
2,45
3,5
Danach scheint mit zunehmender Temperatur die Lei-
tungsßUiigkeit der Körper für die Wärme abzunehmen.
Eine höchst interessante Zusammenstellung haben Wiede-
mann und Franz aus den von ihnen gefundenen Wärme-
leitungsvermögen und den von Riefs, Becquerel und Lenz
bestimmten Leitungsfähigkeiten derselben Körper für die
Electricität gemacht :
•} Diese AmMlen LVI, 192.
m
WärmMtmig.
•
Körper
LeitungsHhigkcit fär RlectricitCt
LdtfMiMwiC
i&r
nadi Rieb | nach Beo^nerd
nach Leu
WCnne
Silber . . .
100 100
100
100
Kupfer
Gold . .
66,7 ; 91,5
73,3
73,6
59,0 64,9
58,5
53,2
Messing .
18,4 j -
21,5
23,6
Zinn . .
10,0
14,0
22,6
14,5
Eisen . .
12,0
12,35 .
13,0
11,9
Stahl . .
11,6
Blei . .
7,0
8,27
10,7
8,5
Platin . .
10,5
7,93
10,3
H
Neusilber
5,9
—
6,3
Wismuth
■
—
1,9
1,8
Das Würmeleitungsvermögen einer Substanz unterschei-
det sich hiernach von dem für die Electricität nicht mehr,
als die für letzteres Vermögen von verschiedenen Beobachtern
gefundenen Werthe unter sich, und man kann daher den Satz
aussprechen : dafs die Metalle für ElecIricUai und Wärme
eter mheui §leicks rtkUn>e Leüfdhigkeü betU%en.
Tyndall*) hat die Leitungsrahigkeit einer grofsen An-
zalil von Holzarten und mehrerer anderer organischen Körper
für die Wärme mittelst eines äufserst sinnreichen Apparates
gemessen. Ein galvanischer Strom , welcher mittelst Tan-
gentenhoussole und Regulator constant erhalten wurde, gab
durch Erhitzung eines auf einem kleinen Räume mehrfach
hin- und hergebogenen dünnen Platindrahtes die Wärmequelle
ab. Zur vergleichenden Messung der Erwärmung, welche
die zu unit^suchenden Substanzen aHMhnen, diente ein aus
Wismuth und Antimon gebildetes einfaches Thermoelement
nebst zugehörigem Galvanometer. Zwei mit Quecksilber ge-
füllte Kammern standen einander in solchem Abstand gegen-
über, dafs die zu untersuchenden Substanzen, welche sämmtlich
in Würfelform ausgearbeitet waren, gerade dazwischen ge-
schoben werden konnten. Die einander zugekehrten Seiten
•) Phil. Mag. [4] VI, 121.
WärmdeihttHlt' 19»
jener Kammern waren aus Membranen gebildeti welche, ehe
die gedachten Würfel eingeschoben waren, dnrch den Druck
des Quecksilbers eine nach Aufsen convexe Form annahmen.
Wurden dann die zu untersuchenden Substanzen eingeschoben,
so trat immer eine gleichmäfsige und innige Berührung mit
den Onecksilberkissen ein. Die eine dieser Quecksilber-
kammern nahm unmittelbar die Wärme von dem erhitzten
Platindraht auf und gab sie an der Vorderseite an die eine
Fläche des eingeschobenen Würfeis ab. Die VorderDäche
der zweiten Kammer nahm die Wärme, welche durch die
Masse des Würfels in einer gegebenen Zeit drang, auf und
führte sie dem Thermoelement zu, welches mit seiner Lötk«
stelle in diese Kammer reichte und nur durch einen mem-
brandsen Ueberzug vor dem Amalgaroiren geschützt war*
Tyndall liefs bei allen Versuchen, nachdem der au prü-
fende Würfel eingeschoben war und man sich überzeugt
hatte, dafs die Galvanometemadel auf NuU stand, den galva^
nischen Strom genau eine Minute lang im Gang, und in dem-
selben Momente, in welchem er denselben unterbrach, schlofs
er den Stromkreis des Thermoelementes und beobachtete die
%rste Ablenkung am Galvanometer. Dann wurde der einge-
schobene Würfel entfernt und die Abkühlung der Quedisilber*
kammem und des Thermoelementes bis zur genauen Rückkehr
der Galvanometemadel auf Null a^ewartet, ehe ein neuer
Versuch vorgenommen wurde. Sowohl das Thermoelement
als die zu untersuchenden Würfet waren auf Elfenbeinspitzen
frei aufgestellt, um möglichst frei von dem wärmeleitenden
Einflufs der Holzunterlage zu bleiben. Die Abkühlung nach
jedem Versuche wurde mittelst Blasebälgen oder dadurch
beschleunigt, dafs man auf einer über das Thermoelement
gehaltenen Glasplatte einige Tropfen Aether verdampfen und
die hierdurch abgekühlte Luft auf die erwärmten Theile herab-
sinken liefs.
aoo
Wärrneleitung,
Bei den Holzarten geschah die Untersuchung der WSnae-
leitungsfShigkeit nach drei zu einander rechtwinkligen Rich-
tungen, nämlich a} in Richtung der Fasern; b) senkrecht zur
Richtung der Fasern, aber parallel den Jahresringen ; c) senk-
recht zu den Fasern und Jahresringen.
Die folgende Tafel enthält eine Uebersicht der bei ver-
schiedenen Holzarten in den drei genannten Richtungen
erhaltenen Ablenkungen der Galvanometemadel :
T
Amerikan. Birke
Eiche . . .
Buche . . .
Coromandelholz
Ouebec- Fichte
Beef-wood . .
Schwarzes
Ebenholz
Ahorn (Vogel-
auge-j . .
Lanzenholz .
Zebrahoiz . .
Buchsbaum
Tamarindenholz
Thekabaum
Rosenholz . .
Hazatlanholz .
Atlasholz . .
Braziletto . .
Heuschrecken-
holz . . /
Rubinholz . .
Feruholz . .
Königsholz
Pimpernufsholz
Lärche . . .
Prinzenholz .
Green heart .
Walnufs . .
Hängeesche .
Botany - Bay-
Eiche
• •
35»
34»
33»
33»
33»
33»
32»
310
3i»
31»
31«
31«
31»
3i«
30»
30«
30»
30«
300
30«
30»
29»
29»
29»
29»
28»
28»
28»
9»,0
9»,5
8»,8
9»,8
10»,0
iO»,0
9»,5
H»,0
10»,6
8»,2
9»,9
H»,l
9»,9
10»,4
10»,5
il»,9
9»,2
10»,0
10»,3
10»,7
i0«,3
10»,0
10»,0
H«,l
11 «,4
H»,0
H«,0
9»,9
Cacaoliolz . .
Hadagascar
Rothholz
Sandelholz
Tulpenbaum
Kampherholz .
Olivenbaum .
Gallle-Tanne .
Esche . . .
Grünes Eben-
holz . . .
Schwarzeicbe .
Apfelbaum
Cam-wood
Eisenholz . .
Kastanie . .
Sycamore . .
Pechtanne . .
ll»,0|Honduras-Ha-
hagony . .
Brasilienholz .
Eibenbaum
Ulme . . .
Mafsholder
Portugies. Lor-
beer . . .
Kugelholz . .
Spanisches Ma-
bagony . .
Schott. Tanne
Lorbeer . .
11»,0
H»,0
10»,8
12»,3
11»,0
11 »,4
10»,5
12«,0
12»,!
10«,0
12»,0
12»,1
12»,4
12»,6
12»,5
t2»,3
11 »,0
11 »,2
11 »,7
11 »,7
12»,0
11 »,0
13», 1
12»,e
13«,0
12«,0
12»,4
28»
28»
28»
28»
28»
28»
27»
27»
27»
27»
26»
26»
26*
26»
26»
25»
25»
25»
24»
24
24»
24
24»
23»
11»,9
i3«,6
10»,7
10»,0
11»,
8»,6
10»,5
10»,0
9»,5
10»,5
8»,0
10»,0
13»,4
10»,2
10», 1
10«,6
11 »,8
012
22
22
9»,0
11 «,9
11»,
10»,0
10»,0
012
10»,0
10«,0
11»,5
10^0
12»,
11»,3
11 »,7
M
10»,0
13»,2
H»,0
11 »,5
I2»,2
9»,4
12»,5
15»,0
12«,^
11 »,5
12»,2
12«,5
10»,0
13«,9
•,0
11 »,5
12»,0
H«,5
11 »,7
12»,5
12»,0
»,0
015
WämeleUunt. 201
Die LeilimgsMiigkeit ist in Richtung der Fasern bei
allen Hölzern entschieden ^m Grörsten. Ein Zusammenhang
zwischen der Dichte und Wärmeleitungsßihigkeit giebt sich
nicht zu eriiennen. Die Amerikanische Birke ist ein leichtes
Holz und leitet am Besten, Eiche und Coromandelholz ge-
hören EU den schwersten Hölzern und leiten ebenfalls gut,
Eisenholz, welches ein spec. Gewicht = i,426 hat, steht tief
m der Scale der Leitungsvermögen.
Eine Vergleichung der zweiten und dritten Columne zeigt,
dafs das Leitungsvermögen in der Richtung rechtwinklig zu
den Jahresringen durchaus gröfser ist, als parallel denselben.
An jedem Punkt, welcher nicht gerade in die Axe des Stam-
mes fällt, hat das Holz drei zu einander rechtwinklige Axen
der Wärmeleitung : die Axe der besten Leitung parallel den
Fasern, die der schlechtesten Leitung rechtwinklig zu den
Faseni, aber parallel den Jahresringen. — Eine Vergleichung
mit den von Savart aus den Tonschwingungen abgeleiteten
drei Blasticitiitsaxen lehrt, dafs die beiden Axensysteme der
Richtung nach coincidiren, und dafs die Axe der besten
Leitung mit derjenigen der gröfsten Elasticilät, die der
schlechtesten Leitung mit derjenigen der geringsten Elastici-
tat zusammenflillt. Ebenso verhält es sich, wie Tyndall
ohne weitere Versuche aus alltäglichen Erfahrungen ableitet,
mit den drei Axen der Cohäsion und der Durchdringbarkeit
durch Flüssigkeiten, welche sowohl der Richtung als ihren
quantitativen Verhältnissen nach mit den Wärmeleitungsaxen
zusammenfallen.
Bei der Untersuchung des Verhältnisses der Wärmclei-
tongsrähigkeit von Baumrinden zu derjenigen der entsprechen-
den Holzart erhielt Tyndall folgende Resultate :
Lim.
d. Cheml« a. Ph«nu. LXXXVIil. B4. S. Heft. 14
S02 WätmsMung.
EM^MctaMb AbMuBf bei
Ablenkung Anwendang det HolswftrMs
Rinde des Buchbaumes . 1^ 10«,8.
„ „ Eichbaumes . 7* H*,0
yj „ Ulmbauines . 7* H*,5
„ 9 Fichteabaumes 7« 13%0
Würfel von Holz, Bergkryslall und Gyps gabea unter
Reichen Umstände! d» Ablenkungen von 18«, 90« und i9*.
Tyndall erörtert, von welchem Binflufs diese äuEserst ver*
schiedene WärmeleitungsfÜhigkeit auf die klimatische Beschaf-
fenheit einer Gegend seyn müsse, je nachdem diese mit
Wald bewachsen sey, oder eine mit Quarzsand bedeckte
Bodenflfiche den Sonnenstrahlen darbiete. Auch hebt der
genannte Forscher hervor, welchen Schutz die geringe WSr-
meleitungsfähigkeit des Holzes und mehr noch der Rinde
den Gewächsen selbst gewähre. Auch die Hüllen der Thiere,
sowie alle den äufsern Temperatdireinflüssen blofsgestellteo
Theile seyen schlechte Wärmeleiter, wie unter andern fol-
gende Messungen zeigen :
Substanz Ablenkung
Wallrofszahn i^^
Elephantenzahn 17*
Fischbein 9*
Rhinoceroshom 9*
Kuhhorn 9^
Würfel von Siegellack, Sohlleder, Bienenwachs, Leim,
Gutta-percha, Caoutschouc, Haselnufskem , Mandelkern, Mus-
kelfleisch vom Schwein und Kalb gaben gar keine Ablenkung
unter denselben Umständen, unter welchen ein Würfel von
Quarz die Galvanometemadel um 90® ablenkte.
« Wärmestrahlung.
Es galt seither als eine ausgemachte Thatsaohe, dafs das
Steinsalz alle Wärmesirahlen, dunkle wie leuchtende, gleich
Wärtmrtrakhmg. 808
vcUflündifl^ durekkisse, and dab von der auf diese Substau
fallenden Wanne mir der zurückgeworfene Antheil^ etwa
0,077, flir den Durchgang verloren gebe. Provostaye
und Deaains'*} glauben sieb durch wiederhoUe Versuche
an il verschiedenen Steuisalzplalten ikberzeugt zuhaben, dafs
das Steinaals dunkle W&rmestrablen in etwas geringerer
Menge durchlärst» als leuchtende, und dafs es femer ein Aus-
sIrakiHngsvennegen besitzt, welches , wie diefs bei allen
andern Substanzen der Fall ist, dem Absorptionsvemögen
völlig gleich kommt.
Als Wärmequellen wandten die genannten Forscher eine
Lampe und einen mit Oel gefällten und nur wenig über 100*
erwärmten Würfel von Kupferblech an. Die Resultate variir-
ten zwar etwas bei den verschiedenen Steinsalzplatten; die
folgenden Zahlen aber drücken etwa die mittleren Verhält-
nisse aus, welche sich herausstellten :
Lampen wärme WSrme voo 105*
0 Ablenkang Verhältii. Ablenkung YerbiKltn.
Directe Strahlung . . 17,7 17,5
Strahlung durch die Platte 15,9 ' 14,55 '
Auf die Seitenfläche eines Würfels, welche vorher mit
schwarzem Papier überzogen war^ wurden zwei gleich grofse
Platten von Spiegelglas und Steinsalz fest aufgelegt und der
Würfel etwas Über 100<^ erwärmt. Die Strahlungen, welche
die freie Papierfläche, das Glas und das Steinsalz der Thermo-
säule zusendeten, verhielten sich, wie 1,00 : 0,90 : 0,94.
Da nun das Steinsalz von diesen dunklen Wärmestrahlen nur
0,835 durcUäfst, so kommen 0,105 auf Rechnung seiner
eignen Ausstrahlung.
Als die beiden Platten, anstatt auf schwarzes Papier, auf
eine Platinfläche aufgelegt wurden, verhielten sich die Strah-
*) Compt M9d XXXVI, 84 uvd 1073.
14*
204 Wäm^eilrahlimg.
hingen des 6Ia$es und Sleinralses , wie 0,90 : 0|90. h 4er
letzteren kleineren Zahl drückt sich das geringe Aasstrali-
hingsvermögen des Platins aus, welchem das Stehisalz nicht
wesentlich 2u Hülfe kommen konnte, wübren(f die Glasfläche
die durch unmittelbare Berührung empfangene Wäme reich-
licher ausstrahlte. Bezeichnet q den vom Steinsalz refiectirten,
e den von ihm ausgesendeten, t den von ihm dorchgelasse-
nen Antheil der Wfirmestrahlen , R das Reilexionsvermdgea
der Platinflfiche, so ist die ganze Wllrmewirkang 0 durch
das Steinsalz durch folgende Formel ausgedrückt :
Da aber R = 0,88; q = 0,07; t = 0,835, so erhfilt
man 0 = 0,294, was nahe genug mit dem durch den Ver-
such gefundenen Werth 0,30 übereinstimmt. Eine gleiche
Uebereinstimmung fand sich, wenn die Fläche des Würfels
anstatt mit Platin, mit gepulvertem Silber oder mit geschla-
gener Silberfolie überzogen wurde. Bei Anwendung eines
Ueberzugs von Kienrufs ergab der Versuch 0,99, die Formel
dagegen 0,94; allein hier konnte man zwischen der Stein-
salzplatte und den Rufstheilchen keine Luftschicht mehr an-
nehmen, was bei Aufstellung der Formel vorausgesetzt war.
Auch die schlechte Leitfähigkeit des Kienrufses machte diesen
Versuch etwas unsicher.
Für dunkle Wärme von etwa 100^ scheint also das Stein-
salz in der That ein Absorptionsvermögen von etwa 10 pC.
zu besitzen.
Spätere Versuche, welche Pro vostaye und Desains*},
zum Theil angeregt durch den Widerspruch Meltoni's •*),
anstellten, dienten nur zur Bestätigung des obigen Resultates.
*) Compt. reod. XXXVII, 16a
*•) fogg. Aon. I.XXXIX, 84; Cooipt. md. XXXVI, 7ÖB.
W6rm6*iraUung.
205
Unter Anderem fanden sie, dafs Steinsalz unter allen Einfall-
winkeln, welche kleiner als 30^ sind, etwa 0,06 bis 0,09 der
einfallenden Wärme zurückwerfe, und dafs unter einer Inci-
denz von 25® die Durchgangsfähigkeit des Steinsalzes beträgt
nir leuchtende Wärme 0,91
für dunkle Wärme 0,83.
Die erste Zahl ergänzt sich mit der reflectirten Wärme
zu 1, die letztere U|fst auf ein Absorptionsvermögen von
0,08 bis 0,09 für die dunkeln Wärmestrahlen schliefsen.
In derselben Publication theilen Provostaye und De-
sains Messmigen über die Reflexionsfähigkeit des Glases
(ur die dunkle Wärme mit, da ihnen der gewöhnliche ange«
nommene Werlh nicht mit dem allgemein anerkannten Ab-
sorptionsvermögen von 0|90 zu harmoniren schien. Sie fanden,
indem sie als Wärmequelle zuweilen einen mit Oel gefüllten
Würfel von 180® Temperatur, zuweilen ein mit der Wein-
geistüamme auf 230® erhitztes Kupferblech anwendeten, fol*
gende Resultate :
Rinfenwinkel
Refleclirte
W<nne
BerecbnetoEmi..; ""jSJ^J.Tmt'^
0» i
25»
60«
70»
75«
0,10
0,16
0,25
0,32
0,90
0,84
0,75
0,68
0,90
0,84
0,75
0,65
Die Uebereinstimmung ist, wie man sieht, eine vollstän-
dige. Dagegen mufs es auffallen, dafs man die erhaltenen
Reflexionswerthe durch die bekannten FresneTschen Fqr-
aoeln nur unter der Annahme wiedergeben kann, dafs der
Brechungscoäfficient der Wärmestrahlen von etwa 200® im
Glase etwa ss 1,95 sey, während doch die stärksten Analo-
gieen dafür zu sprechen scheinen, dafs die dunkeln Wärme-
*) Aon. chim. phys. [3] XXll, 368.
206 HeVapmtk'i JimMMmoIs.
straldeii gttiz allgemein von feringerer Breohterkeil rind,
als die leuchtenden.
Berapath^s Jodchiniiisals.
Stokes und Haidinger *} haben die optischen Eigen-
schaften des von Herapath gefundenen scbwefelsaoren
Jodchinins , über welches wir nach den Angaben des Ent-
deckers bereits Mittheilung in diesen Annalen *") gemacht
haben, ntfher beschrieben. Wir lassen hier von Haidinger'a
Bemerkungen nur diejenigen folgen, welche unsere früheren
Mittheilungen ergänzen :
1} Körperfarbe : Im gewöhnlichen Lichte in ganz dünnen
Krystallplatten blafsroth, zwischen rosen- und ziegelroth, in
dickeren Krystallen blafsolivengrttn oder grünlich grau, bei
zunehmender Dicke etwas gelblich. — Im polarisirten Lichte
das Bild, dessen Schwingungen parallel der Axe gehen, Mut-
roth bis schwarz, letzteres schon bei einer Dicke von 0,002
Zollen; das Bild, dessen Schwingungen rechtwinklig auf der
Axe stehen, farblos bis blafsgrün.
2) Oberflächenfarbe. Das parallel der Axe schwingende
Licht bei nahe senkrechtem Einfall grasgrün , bei gröfserem
Einfallwinkel spangrün, entenblau, dunkel stahlblau.
Besonders hebt Hai ding er hervor, dafs sf&in so viel-
fliltig bestfitigter Satz, wonach die Körper- und Oberflächen-
färben des nach gleicher Richtung schwingenden Lichtes
complementär sind, sich in der blutrothen Körperfarbe und
der grasgrünen Oberflächenfarbe des von ihm sogenannten
„Herapathits^ aufs Neue bewahrheite. Femer bemerkt der
*) Pogg. Ann. LXXXIX, 250.
••) Aniwl. d. Chem. u. Pharm. LUXIV, t4«K.
Berapath's JodMmmfd%* 907
geaiQüle Forsdier, dafs nch im Herapathit die Farben des
Jods und des Hydrocbinons gemischt wiederfinden, wie ans
folgender Zusammenstellung erhelle :
Hydrochiaoa Herspfttkit Jod
Körperfarbe senkrecht
zur Axe schwingend . dunkelviolblau grünlichweifs gelb
Körperfarbe parallel der
Axe schwingend . . tiefdunkelviolblau dunkelroth gelb
Oberflächenfarbe paralK
der Axe schwingend . tombackbraun grasgrün blau
Herapath*) selbst ist es gelungen, Platten seines Sal-*
zes von gleichmäfsiger Dicke und vollkommen polarisirendeh
Eigenschaften bis zu 0,6 Zoll Länge und 0,4 Zoll Breite dar-
xusteUen. Die grotse Wichtigkeit, welches dieses Präparat
als Ersats der Turmalinpfaitten und Nichorschen Prismen in
•ptischer Beziehung zu gewinnen verspricht, möge es recht-
' fertigen, wenn wir die von Herapath angegebene Darstel-
Ivngsmethode den Lesern der Annalen mit allem Detail
mittheilen, um auf diese Weise zu möglichst rascher Ver^
inreitung jenes Präparates beizutragen.
Es werden 50 Gran saures schwefelsaures Chinin in
zwei Unzen Holzessigsäure vom spec. Gewicht 1,042 aufge**
löst, sodann 2 Unzen Weingeist von 0,837 spec. Gewicht
zugesetzt, und in die Lösung, welche vorher auf 55^ erhitzt
wurde, 50 Tropfen einer Jodlösung allmälig zugesetzt, die
aus 40 Gran Jod in einer Unze rectificurten Weingeists gebil-
det ist Die Mischung hat dann bei 11<* ein spec. Gewicht
von 0,966, welches gerade geeignet ist, damit die gröfsere
Masse der kleinen Krystalle sich absetzt und nur die gröfse*
ren dilnnen Platten schwimmen bleiben. Die Lösung mufs
vollkommen klar,^ von dunkler Weinfarbe seyn und dann bei
8« bis iO*^ in vollkommenster Ruhe der Krystallisation über-
Magtx. [4] VI, 346.
aOS Berapaik'9 JodckmmmU».
lassen werden. Jede Erschtitlerung , auch die gewöhnliebe
des Zimmers, hindert die Ausbildung grdfserer Krystalle; wenn
die Temperatur auf 15® steigt, lösen sich die bereits gebil*
deten dünnen Platten wieder auf. Starke Verdampfung an
der Oberfläche giebt zu Strömungen im Innern der Lösung
Veranlassung, welche die Krystallisation stören; doch mufs
die OberflMche^ der Flüssigkeit grofs seyn, um einer hinläng-
lichen Zahl dünner Platten Raum zu geben. Herapath hing
das Gefäfs, welches die Lösung enthielt, mittelst Fäden an
einem ausgespannten Seile auf, oder setzte es auf einen
Mauerpfeiler in ein Bett von Federn oder Watte.
Wenn sich dttnne Platten an der Oberfläche bilden, so
erlangen sie in 12 bis 24 Stunden die gehörige Ausbildung
nnd Dicke. Herapath kittete die dünnen Glasplatten, aaf
welche die Krystalle zu liegen kommen sollten, mit etwas
Siegellack in schiefer Riditung an einen Glasstab, um so
gleichsam einen Schöpfer zu bilden , mittelst dessen er die
Platten sorgTältigst ans der Flüssigkeit hob. Mittelst Fliefs*
papier wurde dann alle anhängende Mutterlauge, aber ohne
die Krystallfläche zu berühren, möglichst fortgenommen, der
Krystall dann meist noch einmal in kaltes destüHrtes Wasser,
welches etwas Jod enthielt, getaucht, hierauf abermals mit
Fliefspapier und dann durch Hinstellen an die Luft, in mem
kühlen Raum von b^ bis 10® Temperatur, getrocknet. Ferner
wurde die Kryslallplatte einige Zeit unter eine Glasglocke
gesetzt, unter welcher sich ein Uhrglas mit etwas Jodtincinr
befand, um einen dunkleren Ton anzunehmen nnd vollstän«
diger zu polarisiren. Dauert aber diese Operation zu lang,
oder steigt die Temperatur während derselben zu hoch, so
verliert die Platte an Werth, indem sie dann allem durch*
gehendem Licht eine intensiv gelbe Färbung ertheiii
Zuletzt blieb nur noch übrig, dem Krystall eine zweite
Glasplatte aufzukitten, was, wie Herapath bemerkt, am
Opii$dt^ekmm»ehe Umigr$9Ufkkmffm. SO0
ZwedoDübigsten mittelst einer ülherischen Lösung von Canada-
Maam geschieht, welcher vorher etwas Jod zugesetzt wurde.
Der reine Canadabalsam greift den Krystall an, indem er das
Jod aussieht. — Herapath ben^t, daTs er bei Beachtung
aHer angefbhrten Vorsichtsniarsregeln ein Dutzend ,,kilnstlieher
Tonnaline^ in einer Stunde präparirt habe, und er ist der An-
sicht, daTs diese die natürlichen Tunnaline bald verdrSngen
werden, da bei letzteren viel mehr Licht verloren gehe, ds
bei den Platten des Chininsalzes.
Optisch -chemische UntersnchongeD.
Pasteur*} hat gefunden, dafs dasCinchonin durch Bin-
wirining der Wärme in eine isomere Verbindung ven ver-
änderten Eigenschaften verwandelt werden kann^ welcher er
den Namen Cmehaniem beigelegt hat. Um der Z^vtl^rung
dieser letzteren Verbindung durch die Einwirkung der Wärme
vonubeugen, erhitzt man schwefelsaures Cinchenin, welchem
etwas Wasser und Schwefelsäure zugesetzt werden. Es Ueibl
dann, auch nach Austreibung alles Wassers, bei einer niedri-
gen Temperatur geschmolzen und verwandelt sich, wenn es
drei bis vier Stunden bei 120* bis 130* erhalten wird, ganz
in schwefelsaures Cinchonicin.
Ganz in der nämlichen Weise bewirkt man die Umwand-
lung des Chinins in eine isomere Base, welche Pasteur
CMWofa genannt bat. — Beide Basen sind fast unldslich in
Wasser^ sehr löslich dagegen in gewöhnlichem und in abio*
lutem Alkohol; beide schlagen sich aos ihren Lösungen in
Gestalt flüssiger Harze nieder; beide lenken die Polarisa-
tionsebene rechts ab.
^) Compt. Md. XXXVII, ItO.
Die Widersprttehe 9 welche seitlier in den Angaben dar
Chemiker besttgtich der Bigenschtfken des Chinidins zu finden
waren, hat Paalenr durch die Bntdeokunf aufgeklärt, dafn
die unter diesem Namen bdmndette Substanz fast immer ein
Gemenge zweier AlkabKde Ton verschiedenen Eigenschaften
und in wechselndem Yerhiltnisse ist, welche der genannte
Forscher nun durch die Namen Chmk^ und Omchamäm
unterscheidet Die erstere Base ist wasserhaltig, efBoresci^
rend, mit dem Chinin isomer, lenkt die Schwingungsebeae
rechts ab und fkrbt sich bei successivem Zusatz von Chlor
und Ammoniak grün. Das Cinchonidin dagegen ist wasserfrei,
isomer mit dem Cinchonin , dreht die Schwingungsebene zur
Linken, und giebt unter den angegebenen Umständen nicht
grüne Färbung. Setzt man käufliches Chinidin nadi frischem
Umkrystallisiren warmer Luft aus, so eflloresciren die iby*
stalle des eigentlichen Chinidins alsbald und stechen mattweiis
gegen die klar gebliebenen Cinchonidinkrystalie ab.
Merkwürdig ist, dafs die beiden letztgenannten Baaen,
das Chinidin und Cinchonidin, sich unter gleichen Umständen,
wie das Chinin and Cinchonin, in die nämlichen isomeren Ver^
bindnagen, das Chinicin und Cinchonicin, umsetzen. Das Dreh-
vermag en der genannten sechs Basen verhält sich, wie folgt :
Chinin : stark links Cinchonin : stark rechts
Chinidin : stark rechts Cinchonidin : stark links
Chiaiein : schwach rechts Cinchonicin : schwach rechts.
Fasteur giebt diesem Verhalten folgende Auslegung :
Das Cbimamolektll ist zusanunengesetzt , bestehend aus zwei
oplidch wirksamen Kttrpem, deren einer stark links, der andre
achwach rechts ablenkt Der letztere widersteht einer isomeren
Umwandhing durch die Wärme und wirkt im Chinicin optisch
fort, während der erstere Bestandtheil unwirksam gewiwdaa
ist. Im Chinidin, dessen MolekUl ebenfalls als zusammengesetzt
anzusehen wäre, sind die beiden constituirendea Bestandtheile
recktodrehend I der eine stärker, der andre sckwäcber; der
erstere wird diurck Einwirkung der Wärme, bei welcher fiick
die Verbindung in Cbiniein verwandelt, unwirksam, so gut
wie der linksdrebende Bestandlheil des Chinins unter den
nämlichen Umständen. Es ist nun nicht nöthig, die ganz ent-
sprechenden Ansichten Pasteur's bezüglich der UmbiMan-
gen der Cinchoningruppe zu entwickehi.
Das CSiinoidm ist nach Fast cur stets ein Zersetznngspro-»
dttct, welches sich ans dem Chinin, Cinchonin u. a. durch Bin*
Wirkung des Lichtes (schon in der vom Stamme getrennten
Rinde benn Trocknen im Sonnenschein} oder erhöhter Tem-
peralor bildet.
Pasieur"*") fand noch Folgendes. Wenn man bei dea
oben beschriebenen Umwandlungen anstatt der schwefebanren
Sthe des Chinins und Ctnchonins sich der weinsauren Salze
bedient und die Wirkung der Wärme über den Punkt fortsetzt,
welcher Chinicin und Cinchonicin liefert, so wirft sich der
raodücirende Binflufs der Wärme endlich auf die Weinsäure.
Weinsavres Cinchomn z. B. wird zuerst weinsaures Cinchoni-r
ein, das Cänchonicin verliert dann bei fortdauernder Erhitzung
Wasser, fäiiH sich und verwandelt sich in Chinoidin. Die
Weinsäure aber ist nach 5 bis 6 Stunden anhaltenden Br«
hüzens auf 170^ C. theilweise zu Traubensäure geworden«
Wenn die in dem Kolben enthaltene schwarze harzige Masse
wiederholt mit siedendem Wasser behandelt, die PlQssigkwt
iltrirt nnd nach dem Erkalten mit überschüssigem Chk^calcittm
vMsetzt wird, so fällt die Traubensäure als traubensaurer
Kalk nieder. Das Cinchonicin wirkt bei dieser Umwandlung
niebt durch sane q^tischen Eigenschaften, sondern nur in »
fem mit, als es der Weinsäure Widerstandsfähigkeit gegen
die Hitze verleiht. Der Weinsäureäther, eine Vertindung de»
*) Compi. rend. XXXVII, 162.
813 Opihek^d^emiteke ütdtrMmckmugm.
Weinsiure »ii einem optisch unwirksamen Kdrper, aber Mug
eine höhere Temperatur zu ertragen, liefert unter Emwirkaiig
<ier HHze ebenfalls nicht unbetrftchtliehe Mengen van Tran-
bensiure.
Die so erhaltene Traubensiure hat alle BigeMchaftea
der gewöhnlichen, namentlich ist sie in die starkdrehenden
Rechts- und Links weinsfture zerlegbar; und es folgt Ueraiis
unmittelbar, dafs die Rechtsweipsäure , aus welcher ja die
Traubensinre erhalten wurde, theilweise wenigstens ttber-
fkhrbar ist in Linksweinsäure, während doch andrerseits noch
niemals aus einem unwirksamen Körper ein optisch wirkst*
mer kttnstlich dargestellt worden ist, und fast alle Produde
des Pflansenorganismus jene unsymmetrische Beschaffenheit
nach Art der Weinsäure zeigen.
Anfiierdem, dafs P a s t e u r unter den nämlichen UmsÜB-
den, wie bei den beschriebenen Versuchen, auch die Linka-
weinsäore in spaltbare Traubensäure verwandelte, also die
umgekehrte dm* obigen Umwandlung, nämlidi die theilweiae
Ueberflihrung von Linksweinsäure in rechtsdrehende ansfilhrte,
erhielt er auch noch eine vierte Modification der Wdnsäure.
Derselbe Procefs nämlich, welcher ihm Tranbensäure aus
Weinsäure lieferte, erzeugte auch eine Weinsäure, welche
vollkommen krystallisirt und Salze giebt , die an Sdiön-
beit weder den weinsauren noch den traiAensauren Salzen
nachstehen, aber optisch unwirksam und nicht nach Ari der
Traubensäure in optisch wirksame Säuren spaltbar ' ist Au
der Pittssigfceit nämlich, ans welcher man den niedergefatteneii
traubensauren Kalk sogleich abültrirt bat, setzt sich nach 24
Standen eine Krystaliisation von unwirksaihem weinsaurem KA
ab. Die Bildung der unwirksamen Säure geschieht auf Kosten
viorfaer schon gebildeter Tranbensäure; denn wenn trauben*
saures Cinchonin einige Stunden auf i70® erhalten wird, ver*
wandelt sich ein grofser Theil in unwirksame Weinsäure.
Opik€h'€k§mitcke UtUemmekmgm. Sit
SehHeTsKch bemerkt Paste ur, dab, wenn dem Typuf
der vier Weinsäuren : der rechisdrebenden, linksdrehendeiii
der Vereinigungr beider zu Traubensäure, und der unwirksa-
men, sich in der Folge, wie buchst wahrseheiirliob, noch eine
grofse Anzahl anderer Verbindungen anscbliefsen würde, man
leicht auf Schwierigkeiten bezüglich der Spaltung der dritten
dieser Hodificationen in die beiden ersten, die rechts- und
linksdrehende, hätte stofsen können. Diese Spaltung habe
sich bei der Traubensäure ganz zufällig in dem Doppelsalze
von Natron und Ammoniak dargeboten.
Bin allgemeines Verfahren aber der Spaltung ergebe
sich nunmehr als Consequenz der Entdeckung des ganz üb-*
gleichen chemischen Verhaltens isomerer, aber optisch ent-
gegengesetzt wirkender Substanzen gegen dritte optisch wirk-
same Körper, einer Entdeckung, welche in diesen Annalen*}
bereits besprochen wurde. Bezüglich der Traubensäure haben
das Chinicin und Cinchonicin diesen Dienst sehr vollständig gelei-
stet. Bei Anwendung concenirirter Lösung von traubensaurem
Cinchonicin l)esteht die erste Krystallisation immer zum gröfse-
ren Theil aus dem links wein sauren Salze, das rechtsweinsaure
bleibt in der Lösung. Bei dem Cbinicinsalze ist der Bffeet
der umgekehrte. Pasteur hält dafür, dafs diese Methode
der Verallgemeinerung fähig sei.
Bouchardat und Boudet**} haben das optische Dre-
hungsvermögen einiger organischen Basen gemessen und bei
dieser Gelegenheit auch die obige Erfahrung Pasteur*« b»^
stätigt gefunden, dafs die unter dem Namen Chinidin vor^
kommende Substanz keineswegs von einer diirchgehends gteick-
artigen BeschaiTenheit ist — In der folgenden Uebersicht be«
deutet e den Gewichtsantheil der optisch wirksamen Snbstanz,
*) Diete Annalen, LXXXiV, iSß.
^•) lonrn. Pliann. [S] XXIII, 38a
Sl«
0pii$A''€kemi9(dm fbämmcktmgm.
6 den Gewichtflanlhea des Lösungsinitleb, i die DiekCe der
Lösung, I die Temperatur, auf welche sich diese Dichte be-
zieht, (a) endlich das specifische Rotationsvermögeo, iär eine
Sffule von iOO>>>° Länge und für die Uebergangsfarbe :
SolMtMIK
Laranfiautlal
e
(«)
Chinidio . . •
Mumdio IQ Alko-
hol mil Saluiure
Chiaiilia (nach Pa-
•tear) , . . .
Schwefeil. Chini-
4m
Schwefels. Chini-
dia
Cod^in . . . .
Ifarcöin . . .
Alkohol
Geeftaerter
Alkohol
Ahaal. Alkohol
Gatinert.WaM»r
GeaiuertWaaMr
Alkohol
Alkohol
Alkohol
0,031357
0,031357
0,012703
0,03960
0^05
0,06349
0,01572
0,03125
0,968543
0,968643
0,987297
0,96040
0,95
0,93651
0,98428
0,96675
0,8567
0,8567
0,7839
1,01735
14077
03462
035426
13*
13«
13*
109»,5IL
140%7 »
ltO«,9 n
90»,9.
118«,2,
- 6»,7 •
03737 1-1 28*,t,
Die Messung, weiche Bouchardat und Boudet an dem
Ciüntdin anstellten, welches sie von Merck inDarmstadt er-
halten hatten, stimmt in ihrem Resultat mit der Messung Pa-
steur's so nahe überein, dafs die verschiedenen Beobachter
offenbar eine gleichartige Substanz in Händen hatten *J. Be-
trächtlich sind dagegen die Abweichungen des optischen Ver-
mögens der beiden Proben von schwefelsaurem Chinidin, de-
ren erste von Merck, die zweite von Henry und De-
londre herrührte. — Das optische Verhalten dieses Chinidins
ist übrigens dem des Chinins sehr ähnlich, da beide Substan-
zen *zQr Linken drehen und das Drehungsvermögen beider
ikirch Zusatz von Säure verstärkt wird. Wenn man noch
weiter in Anschlag bringt, dafs das Chinidin gerade wie das
Chinin durch mit Jod versetztes Jodkalium gefallt wird, und
der Niederschlag sich auf gleiche Weise unter dem Einflufs
des Sauerstoffs färbt, so spricht diefs nach Bouchardat und
Boudet für eine grofse Analogie zwischen Chinidin und Chinin.
*) Pastear*« Chinidin dreht die Pohu^sati^aaebepe nach reobtf(S.210).
D. R.
MS
Zur Photograpliie.
Es ist früher in diesen Annalen *} mitgetheilt worden,
auf welche Weise Nidpce de Saint Victor die Eigen*
Schäften der Joddämpfe, sich nur auf den schwarzen Theilen
einer Papierfläche niederzuschlagen, welche einen Kupferstich
oder eine auf anderem Wege aufgedruckte Zeichnung ent-
hält , benutzte, um Abdrücke von solchen Kupferstichen und
dergl. auf mit Stärkekleister getränktem Papier darzustellen.
Diese Abdrücke waren übrigens sehr vergänglicher Natur
und erst neuerdings ist es Niepce**} geglückt, eine Me-
thode der Fixirung aufzufinden.
Man taucht das Papier oder die Glasplatte, auf welches
das Jodstärkebild erhalten wurde, in eine Ldsung von sai-
petersaurem Silberoxyd; die Zeichnung verschwindet dann,
indem an die Stelle der Jodstärke nunmehr Jodsilber tritt
Setzt man nun die Platte dem Lichte aus, so wird das
empfindliche Jodsilber eher durch dasselbe afficirt, als das
salpetersaure Silberoxyd, mit welchem der vorher weifs ge-
bliebene Theil der Platte sich überzogen hat. Man bringt
das Bild alsdann mit einer LöiÄing von Gallussäure zum Vor-
schein und fixirt mit unterschwefligsaurem Natron.
Niepce bemerkt noch, dafs ein geschickter Photograph,
Bayard, noch eine andere Anwendung von den Joddämpfen
gemacht habe. Er lege den mit Joddäropfen imprägnirten
Kupferstich auf eine mit empfindlicher Albuminsohichte über-
zogene Spiegelplatte und bringe so negative Bilder hervor,
von welchen er dann beliebig viele und sehr gelungene
positive Abdrücke nehme, ohne dafs dem ursprünglich ange-
wendeten Stich bei dieser Methode der geringste Schaden
zugefügt werde.
*) Dieie Aon. LXVIII, 300.
—) Compt reod. XXXVI, 581.
tl« Zm Pkoiograpkk.
Talbot*) bat rieb seit ttngerer Zeit bemttht, Stidie
auf Slahlplatten allein durch die Wirkung des Licbtes und
chemischer Ageniien, ohne Beihülfe des Grabstichels, zu er-
halten. Die folgende Methode hat ihm , wenn auch nicht
YoIIkommene, doch schon gute Resultate geliefert. Die Stahl-
platte^ welche ftir den Stich bestimmt ist, wird zunächst in
Weinessig getaucht, welcher mit etwas Schwefelsiure versetzt
ist; sie wird auf diese Weise geeignet gemacht, die pholo-
graphische Schichte, womit sie überzogen werden soll, fest-
zuhalten. Nachdem sie getrocknet und etwas erwärmt ist,
wird jene lichtempfindliche Schichte, bestehend aus einer
Mischung von Leim mit doppelt-chromsaurem Kali, aufgetragen
und bei horizontaler Lage der Platte durch eine untergehal-
tene Weingeistlampe langsam getrocknet, bis die Oberfläche
eine schöne, gleichmäfsig gelbe Fari)e angenommen hat.
Wenn man wolkenartige Streifen bemerkt, welche durch eine
Art mikroscopischer Krystallisation hervorgebracht werden,
so ist diefs ein Zeichen, dafs man verhältnirsmäfsig zu viel
chromsaures Salz genommen hat, und man mufs von Neuem
beginnen, indem man diesen Fehler verbessert
Flache und durchscheinende Körper, wie Spitzen oder
Pflanzenblätter, welche abgebildet werden sollen, kann man
unmittelbar auf die lichtempfindliche Schiebte auflegen. Von
anderen Gegenständen, welche dazu sich eignen, mufs man
erst ein positives Lichtbild auf dem gewöhnlichen Wege her-
stellen und dieses auf die Stahlplatte legen. Man läfst als-
dann das volle Sonnenlicht eine bis zwei Minuten lang ein-
wirken und sieht nach, ob man eine getreiUe Abbildung, welche
gelb auf braunem Grunde erscheinen mufs, erhalten hat. Ist
diefs der Fall, so wird die Platte eine bis zwei Minuten in
kaltes Wasser gebracht, welches das Bild bleicht; dann taucht
*) Compt. reod. XXXVI, 78a
Imr PkoiogmpUe. 217
man es einige Augenblicke in Alkohol, Übt diesen denn
abtropfen und das Bild in mlifsiger Wurme langsam trock«
nen. — Das Lichtbild ist nun fertig; es erscheint weifs
auf braunem Grunde und tritt meist etwas erhaben hervor,
da das Wasser an den dnrch das Licht veränderten Stellen
das Chromsalz wegnimmt und die Leimschichte ^ indem es
auch diese theilweise auflöst, aufqnellen macht Giebt man
nun etwas verdünnte Salpetersäure auf, so wird diese zwar
zunächst vorzugsweise auf die vom Lichte getroffenen Stellen
einwirken, da hier das Wasser etwas vorgearbeitet hat. Sehr
bald jedoch greift sie auch die übrigen Theile der Platte an,
und sie ist darum zur Herstellung einer scharfen Gravirung
so wenig geeignet, wie die meisten anderen Flüssigkeiten,
welche den Stahl angreifen. Glücklicherweise hat das Pbtin-
Chlorid die Eigenschaft, die Leimschichte unverletzt zu lassen,
den Stahl dagegen anzugreifen; doch muGs es, wenn die
Gravirung gut werden soll, sehr genau mit einem bestimmten
Verhältnifs Wasser gemischt sein. Am Besten stellt man erst
«ne vollkommen gesättigte Lösung von Platinchlorid dar, fügt
dann noch ein Viertel des Volums Wasser zu, und corrigirt
den Concentrationsgrad mittelst einiger Proben. Man giefst
nun von dieser Lösung eine äufserst dünne Schichte auf die
horizontal gelegte Stahlplatte; nach zwei Minuten sieht man
das weifse Lichtbild sich schwärzen, ein Zeichen, dafs die
Auflösung des Stahls begonnen hat. Man wartet dann noch
zwei Minuten, lälst dann die Platinlösnng ablaufen, trocknet
mit Fliefspapier , wascht mit Wasser, welches Kochsaht auf-
gelöst enthält, und indem man mit einem feuchten Schwämme
kräftig reibt , entfernt man die ganze Leimschichte und es
kommt nun der erhaltene Stich deutlich zum Vorschein.
Tal bot bespricht noch eine Methode ^ nach welcher er
auf die Fläche der abzubildenden Gegenstände sehr zarte
Schattirungen zu bringen wufste. Er bedeckte nämlich die
Ann. d. Chem. n. Pbann. LZZXVIU. Bd. S. Heft. 15
21d Zur noiograpkie. ,
Mchtempfindliche Schichte der Stahlplatte iuerat mit einem
Kreppschleier oder schwarzer Gaze und setzte sie der Sonne
ans. Die Platte überzieht sich dadurch mit einer grofsen
Menge feiner dunkler Linien. Wenn man nachher einen
Gegenstand ebenfalls im Sonnenlicht sich abbilden Ififst , so
werden die Linien in den heuen Parlhieen, wo das Licbl
fortwährend stark einwirken konnte, wieder zerstört und
bilden zuletzt nur in den dunklen Räumen eine um so zartere,
feinere Schattirung, je feiner der Krepp war, womit man (fie
Platte bedeckte. Wenn man das Zeug mehrfach übereinander-
legt, kann man vielfach sich kreuzende, dunkle Linien erhalten.
Durch die vorstehende Mittheilung Talbot's wurde
Nidpce de Saint Victor*) bewogen, die Versuche,
welche er nach dem Vorgange seines Oheims, N. Ni^pce,
zu dem nämlichen Zwecke, der Gravirung von Stahlplatten
unmittelbar durch den Einflufs des Lichtes, gemeinschafUich
mit Lemaitre angestellt, bekannt zu machen. Er sagt :
„Nachdem die Stahlplatte mit Kreide geputzt ist, giefst man
eine Lösung von 1 Theil Salzsäure in 20 Theilen Wasser
darauf, wascht dann wieder mit Wasser ab und trocknet.
Hierauf trägt man mittelst einer mit Leder überzogenen Walze
eine Schichte von in Lavendelessenz gelöstem Asphalt (Juden-
pech, bitume de Judee) auf die polirte Platte, trocknet bei
mäfsiger Wärme und hält dann die Platte vor Licht und
Feuchtigkeit geschützt.
Man legt dann ein auf Albumin oder auf wachsgetränk-
tem Papier dargestelltes positives Lichtbild des Gegenstandes,
von welchem man eine Gravirung zu erhalten wünscht, auf
diefPlatte [und läfst das Licht^'einwirken, etwa eine Viertel-
stunde bei directer Sonne, oder eine Stunde bei diffusem
Tageslicht. Als Lösungmittel der? Pirnifsschichte wendet man
*) Compt rend. XXXVf, 906.
eiM Mifollung von 3 TheOeii reGtificirtem Naplitaia und 1
Tkeü Bevin an, entfernt sulelsl das Lteugamittd mit Was-
eer wid trocknet«
Dm da« enUtandene Lichtbild su graviren^ bedient sich
Lemaitre einer Lösung von 1 Raumtheil Salpetersäure in 8
Rnnrntheilen Wasser und 2 RaumtheUen AlkoboL Letzterer hat
die Wirkung, dafs das Aetzmittel die Platte sogleich angrein,
sobald es darauf kommt. Nachdem es kurxe Zeit gewirkt
hat, nimmt man es weg, wascht und trooknet Nachdem man
eine Wolke von Teinem Haristaub über die Platte hat nieder-
fallen lassen und durch Brwirmen das Harz zum Schmelzen
gekracht hat, ist dw Fimifs auf den nicht zu ätzenden Thei-
lern der Platte nun dergestalt befestigt, dafs man das Aetz*
mittel unbesorgt längere Zeit kann einwirken lassen und eine
inureicbend tiefe Gravirung des Lichtbildes erhält.
Chevreul*} bemerkt zu dieser Publication von Niöpce,
dafs es von Interesse sei, zu wissen, ob der Asphaltfirnifs sich
allein durch den Einflufs des Lichte«^ oder unter Mitwirkung des
Sauerstoffes der Luft verändere, wie letzteres bei den meisten
gefärbten Stoffen der Fall sey.
Lerebours, Barreswil und Lemercier**} haben
Lichtbilder anf lithographischen Stein übertiHgen, indem sie
diesen mit Asphaltfirnifs überzogen, mit einem negativen
Uchtbüd bedeckten, die Sonnenstrahlen einwirken lieüsen,
den Firnifs an den vom Licht betroffenen Stellen mittelst
Aether wegnahmen und tU)rigens den Stein nach den ge-
wöhnlichen Methoden der Lithographie behandelten.
Bertsch***} bemerkt, dafs er entdeckt habe, worauf
das häufige Mifslingen der CoUodionbilder und der Lichtbilder
•) Compt. rand. XXX VI, 911.
•*) logt. 18S3, 164.
••*) Compt. rand. XXXVH, 135.
15*
2a0 Zur PMagrapkU.
Überhaupt, bei Anwendung sehr empfiniHieher Reagenlian,
beruhe. Die Ursache sey eine Reduction, welche die Süber-
salze nicht selten auch in den vor dem Licht vollkooimeii
geschützten Räumen noch vor dem Einbringen in die dunkle
Kammer erleiden, eine Reduction, welche durch in der Luft
verbreiteten freien Wasserstoff, Phosphorwasserstoff, Sohwe-
Felwasserstoff, Kohlenwasserstoffe oder Dftmpfe fitherischer
Oele, kurz aller Körper, weiche leicht Wasserstoff abgeben,
veranlafst werde. Wo kurz vorher Anstriche mit Oelfarbe
oder TerpentinBrnifs gemacht worden seyen, kdnne man mit
Sicherheit auf dergleichen redncirende Wiricungen rechnen.
Um ihnen zu begegnen, genüge es, etwas CUor in dem
Räume zu verbreiten, in welchem man die photograpUscben
Arbeiten vornehme.
Heilmann*} hat einen besonderen Linsenappamt coii-
struirt, um mit Hülfe desselben aus dem negativen Bild un-
mittelbar positive Bilder in beliebig vergröfsertem oder ver-
kleinertem Mafsstabe zu erhalten.
Kingsley**} hat mittelst der neuen, so sehr beschleu-
nigten Methoden der Photographie gute Abbildungen in dem
Kalklicht -Mikroscop erhalten. Ein negatives Bild von 6 Zoll
Durchmesser bifdete sich in Einer Minute volftommen aus.
Kingsley beschreibt das von ihm zum Zwecke der Photo-
graphie besonders eingerichtete und verbesserte Gasmikro-
scop näher.
*) Compt rend. XXXVII, 136.
•♦) Phil. Mag. (4] V, 459.
221
B« CJheinl«.
a. UnorgaDische Chemie.
lieber eine neue Oxydationsstufe des Wasserstoffs und
ihr Verhältnirs zum Ozon.
Der riechende, mit stark oxydirenden Eigenschaften be-
gabte Körper, welcher bei der Electroiyse von Wasser ent-
steht, wurde von Schönbein als identisch mit demjenigen
betrachtet, welcher durch die Einwirkung electrischer Funken
auf Sauerstoff sich bildet, und mit letzterem unter dem Namen
(hon begriffen, der auch einer bei Einwirkung von Phosphor
auf sauerstoffhaltige Luft sich bildenden Substanz beigelegt
wurde *). W i 1 1 i a m s o n suchte schon früher zu zeigen **),
dafs das auf eiectrolytischem Wege dargestellte s. g. Ozon
von den auf die beiden andern Arten entstehenden Substanzen
verschieden ist, und dafs das erstere eine höhere Oxydations-
stufe des Wasserstoffs sey; er folgerte dies daraus, dafs
durch die Electroiyse von schwefelsäurehaltigem Wasser oder
der Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd entwickeltes
ozonhaltiges Sauerstoffgas, durch Ueberleiten über Chlorcal-
cium getrocknet, unter Verlust seiner auf dem Ozongehalt be-
ruhenden auszeichnenden Eigenschaften Wasser bildet, wenn
es durch eine glühende Röhre geleitet wird.
Baumert***) hat jetzt das auf eiectrolytischem Wege
entstehende Ozon auf das Genaueste untersucht. Es bildet sich
bei der Electroiyse von Wasser, dem man, zur Erhöhung
seiner Leitungstähigkeit , die verschiedenartigsten Substanzen
— Schwefelsäure, Phosphorsäure, Chromsäure u. a. — zu-
*) Ueber frühere Ansichten vergl. Williamspn's Abhandlung aber
die OzonUieorie in diesen Annalen LXI, 13.
**) Dieae Annalen LIV, 127 und in der eben angefikbrten Abhandlung.
•^) Pogf. Am. LXXXIX, d&
tXt Ueber eme neue OxydaÜonsihife des WaBser$tüf$
gesetzt hat. Am reicMfehsten ist 4» bei der Electrolyse
des Wassers sich entwickelnde Saaeratoff mit Ozon bdadea,
wenn dem Wasser schwefelsäurehaltige Chromsäure zugeselsl
ist. DaCs dieses Ozon Sauerstoff und Wasserstoff enthält^
bewiefs Baumert in der Weise, dafs er das getrocknete ozon-
haltige Sauerstofigas durch eine hinge enge Röhre streichen
lieb^ deren innere Wandungen mit einem hanchartigen Aitfug
von wasserfreier Phosphorsäure beschhigen waren (was am
leichtesten durch einen trocknen Luftstrom geschieht^ wel-
cher das eben gebildete Verbrennungsproduct des Phosphors
durch die Röhre treibt); die Phosphorsäure bleibt unverän-
dert, bis man die Mitte der Röhre erhitzt, wo das Ozon zer-
setzt wird und das entstehende Wasser die Phosphorsäure
auflöst. — Zur Bestimmung der Zusammensetzung des Ozons
schlug Baumert folgenden Weg ein. Er liefs den dectri-
sehen Strom auf chromsäurehaltiges Wasser in einer Vor-
richtung einwirken, dafs das Sauerstoffgas getrennt von dem
gleichzeitig freiwerdenden Wasserstot^ sich entwickelte;
das ozonhaltige Sauerstoffgas wurde behufs des Trocknens
durch reine Schwefelsäure und über mit Schwefelsäure be-
netzten Bimsstein geleitet, dann durch einen mit concentrirter
Jodkaliumlösung und einen mit concentrirter Schwefelsäure
gefüllten Kugelapparat In der Jodkaliumlösung schied der
mit den Elementen des Wassers zu Ozon verbundene Sauer-
stoff eine äquivalente Gewichtsmenge Jod ab (dieses freie
Jod wirkt später auf das entstehende Kali unter Bildung von
jodsaurem Kali und Jodkalium ein, wird aber auf den Zusatz
von Salzsäure seiner ganzen Menge nach wieder in Freiheit
gesetzt); das durch den Gasstrom der Jodkaliumlösung ent-
zogene Wasser wurde in dem mit Schwefelsäure gefüllten
Apparate zurückgehalten. Die Menge des mit den Elemmi-
ten des Wassers zu Ozon verbundenen Sauerstoffis wurde
aus der Menge des dadurch ausgescfaiedeneii Jods (Mummt,
tmd Ar Verhältnis »um Oion. 233
und dme Bestjaimaiig nach den Principien der von Ban-
0 (9 n*) angegebenen Methode ausgeführt. Die Menge des bei
eiaiMi Versuch zersetzten Ozons ergab sich aus der Gewichts-
cmHihme, welche der Jodkalinmapparat und der Schwefel-
sitapreappsand zusammen (nachdem der darin entiiaitene Sauer-
stoff durch atmosphärische Luft ersetzt war} nach Beendi-
gung des V^suchs zeigten. Alle Theile des Apparats, mit
welchen Ozon in Berührung kam, mursten wegen de^ zer-
stdrenden Wirkungen des Ozons auf organische Substanzen
dnreh Zusammenschmelzen oder Einschleifen der einzelnen
Glasröhren verbunden werden. Doch ist selbst bei der Blec-
trolyse von Wasser, worin schwefelsäurehaltige Chromsäure
aufgelöst ist, die Menge des sich bildenden Ozons nur gering,
eiwi 1 MiUigramm Ozon auf 10 Liter Knallgas; ein Strom
des so mit Ozon beladenen SauerstoiTs giebt mit Ammoniakgas
weifse Nebel von salpetersaurem Ammoniak.
Baumert emultelte auf diese Art die Zusammensetzung
des auf electrolytischem Wege gebildeten Ozons zu HOg :
, . . standen
berechnet j
Wasserstoff 4,00 4,34 3,76
Sauerstoff 96,00 95,66 96,24
100,00 100,00 100,00.
Der Zusammensetzung nach könnte man das Ozon für
eine Säure halten, aber die Bildung salzartiger Verbindungen
desselben gelang nicht Auf die Metalloxyde der Hagnesia-
gruppe scheint es ohne Einwirkung zu seyn; Quecksilber
oxydirt es, ohne sich mit dem gebildeten Oxyd zu vereini-
gen; den Farbstoff des Lackmus zerstört es ohne vorherge-
hende Röthung; an leicht oxydirbare Substanzen giebt es,
anter Ausscheidung von Wasser, leicht Sauerstoff ab.
*) Diese Ann. LXXXVI, 265.
234 Vd>er dm Emßi^t des WasMers
Von diesem electrolytisch dargestellten Ozon, einem Wn-
serstoffhyperoxyd , ist der gleichfalls als Ozon beieichaele
Kdrper verschieden, in welchen reines Sauersloffgas dofch
die Einwirkung electrischer Funken ttbergeffihrt wkd und
der als eine allotropische Modification des Sauerstoffs su be-
trachten ist. Baumert entwickelte durch Blectrolyse von
verdünnter Schwefelsäure, die etwas Eisenvitriol enthvsll.
Sauerstoffgas; er leitete dieses, getrennt von dem sich abschei-
denden Wasserstoff, zum Trocknen durch Schwefelsiure, zur
Beseitigung von Ozon und etwa darin vorhandenem Wasser-
stoff durch eine glühende Glasröhre, zur voHstftndigen Be-
freiung von Ozon über Jodkaliumstttcke und zum voUstündi-
gen Trocknen durch staubige Phosphorsäure; das so von
Ozon und Wasserdampf befreite Sauersto%as strich dam
durch eine Glasröhre, in welche Platindrtthte eingeschmolzen
waren, zwischen denen man electrische Funken (von einer
kmfUgen Inductionsspirale in rascher Aufeinanderfolge ge-
liefert) überschlagen lassen konnte. Unter dem Binflals der
electrischen Funken wurde das Sauerstoffgas ozonisirt und
erhielt es die Eigenschaft, aus Jodkaliumlösung Jod abzu-
scheiden; diese Eigenschaft wie den penetranten Geruch des
Ozons verlor das so veränderte Sauerstoffgas «wieder, wenn
man es durch eine auf etwa 200® erwärmte Glasröhre hio-
durchstreichen liefs.
Ueber den Einflufs des Wassers bei chemischen
Zersetzungen.
H. Ro.se hat seine Untersuchungen über das Vwhalten
des Wassers gegen Borsäure in borsauren Salzen *3 fortge-
*) VergL di«ie Ann. LXXXIV, 216.
bei chemitehm Zeneiwimgen, 235
setzt, und namentlich die Vertiin dangen der Borsäure mid
des Wassers mit Silberoxyd *) und mit Eisenoxyd **} im*
tersucht.
Werden concentrirte Lösungen gleicher Atomgewichte
sftlpetersauren Silberoxydes und einfach-borsauren Natrons in
der Kälte mit einander vermischt, so entsteht ein schmutzig-
gelber käsiger Niederschlag, welcher, wenn er ohne nusge-
waschen zu werden zwischen Pliefspapier ausgeprefst wird,
fast ganz aus einfach-borsaurem Silberoxyd AgO, BO« + HO
besieht, dem nur sehr wenig freies Silberozyd betgemengi
ist. Bei dem Auswaschen dieses Niederschlags mit kaltem
Wasser wird fast alle Borsäure entzogen, doch geht auch
Silberoxyd in Lösung über; in einem längere Zeit aüsge*
waschenen Präparate wurden 6 At. Silberoxyd auf 1 At. Bor-
sture gefunden. — Bei dem Mischen kochender concentrirter
Lösungen von einfach*borsaurem Natron und salpetersaurem
Silberoxyd entsteht sogleich ein brauner Niederschlag, wel-
cber beim Kochen mit der Flüssigkeit noch dunkler wird und
nur aus Silfieroxyd besteht.
Bei Mischung concentrirter Lösungen gleicher Atomge-
vrichte salpetersauren Silberoxydes und zweifach -borsauren
Natrons (gewöhnlichem Borax) in der Kälte entsteht ein
weifser Niederschlag, welcher, zwischen Pliefspapier auagei-
prefst, annähernd die Zusammensetzung 3 AgO, 4 BOt zeigte;
bei dem Auswaschen des weifsen Niederschlags mit kaltem
Wasser bräunte er sich oberflächlich, und die Zusammensetzung
näherte sich dann der Formel 4 AgO, 6 BO». — Bei Mischung
kochender concentrirter Lösungen beider Salze nach gleichen
Atomgewichten entsteht eine weifse, aber bald schmutzig-
grau werdende Fällung, welche, zwischen FUefspapier aus-*
•) Pogg. Ann. LXXXVIII, 482.
**) Pogf. AoD. LXXXIX, 473.
aas üeber kmUlkh hrfsiaUmtim KoUmüaf.
fcprelrt, die ZuMSimMsetsiuigf AgO^ BO» «f* HO ergab. Wird
al«r die Miaehiuig der kochendea Lösungen im Kochen er--
halten, so fkrbt sich der graae Niederschlag braun und dann
«shwarsbraun nnd isl nach dem Auswaschen mit heibem
Wasser reines Silberoxyd, was nur etwas Kohlensiore ans
der LbA angenommen hat.
Bei der FttHung von schwefelsaurem Bisenoxyd -Ammo*
takk mk überschüssigem einfach -borsaurem Natron in der
litte entstand ein vohiminüser hellbraune Niederschlagi wel-
cher, nicht aisgewaschen, sondern zwischeu^Fliefspapio' ye-
pselhi und bei 100* getrocknet, die Zusammensetzung 4(FeiOt»
BO« + HO) + (NaO, HO, + 2 HO) ergab. Rose betraohlel
ihn als ein wahres Doppdsalz, weil derselbe beim Trocknen
m der Luft keine Kohlensäure anzog; der Niederschlag wurde
durch Auswaschen mit kaltem Wasser dunkler, verlor das
Natron und viel Borsäure, und seine Zusammensetzung ent-
sprach dann nach dem Trocknen bei 100* der Formel (FotOa»
BO, + HO) + 5 (Fe,Ot, HO). — Bei dem Fällen des schwe-
felsauren Eisenoxyd-Ammoniaks mit überschüssigeib zweifach-
bonaurem Natron in der Kälte entstand gleichblls eine hell-
krawie voluminöse Fällung, bei .100* getrodmet 4 (Fe,Ot,
BQ, + HO) + (NaO, 2 BO, + 5 HO), welche durch Auswa-
sehen mit kaltem Wasser und nadiheriges Trocknen bei 100*
m (Fe^Ot , BO, + HO) + 8 (FetO,, HO) wurde.
lieber künstlich krystallisirten Kohlenstc^.
Despretz*) Ibeilt als Resultate auf dteseh Gegenstnud
bezUgUcher Versuche Folgende»^ mit Als in einem lufUeeren
Räume ein Kohlencylinder (aus reiner Zuckerkohle) einem
*) CMpt Md. xxxvD, aee, 443.
Ü0b. d Emw. d. KMmsimre «. Bwr9iti$n a. laekimuHnkhar. 9Bf
tos Pbtin bestehenden Drahtbüsdiel unter 5 bis 6 Centimetet'
Abstand gegenübergestelU wurde und ein taüftiger Indne»«
tionsBtrom anhdtend llbergelettet wurde, so dafs ein deo^
Irischer Liehtbogen fortwährend zwischen der Kohle «nd de«
Ptailin Torhanden war^ zeigte sich nach vierwöokenUiekesDi
Ueberstrtoien der Eledricität an den PlatindrüMen ein Absato
▼on KohlCi weidier tbeilwetse unier SOmaliger YergrdfeeriMf
kryslaHinische Structar, durchscheinende Oetaäderfragnmitey zu
erkennen gab ; dieser krystallinische Absatz erwies sich geg^i
Robin a)s in der Härte dem Diamantpulver nündestens sehr
nahe stehend. Bei einem ähnliehen Versuch, wo dem Kohn
lencylinder eine polirte PlatinpIaUe gegenüber gestdlt wurde^
schied sich an dieser Nichts Krystallinisehes ab. Als ai»
Kohlencyiinder als positives Polende und ein Platindrabt ab
negatives m schwach angesäuertes Wasser gesteOt «nd der
m
Strom einer schwachen D an iell' sehen Batterie wtdirend
linger als 2 Monaten hindurchgeleitet wurde, zeigte sich
der Platindrabt am negativen Polende mit einer schwarze«
Sdiichte bedeckt. Als mit Alkohol verdünnter flüssiger GUoth
koUensloff etwa 6 Monate hindurch der Einwirkung eines
schwachen electrischen Stroms unterworfen wurde, überzog
sich das aus Kupfer bestehende positive Polende mit« grün-
lichen Krystallen, das aus Platin bestehende negative Polende
mit einer briunliehen warzenfcirmigen , einzelne glänzende
Flächen zeigenden Substanz, welche an Härte dem oben be-
sprochenen krystallinischen Körper nahe kam.
\h\eT die Eäiwirkung der Kohlensfliire und der Per-
Mure auf Lackmualinktur.
Man betrachtete bisher die KoUensttire ood die Borsikire
als besonders schwache Säuren auch aus den Gnaid, ««il sie
33S D€ber da$ Offnerem umä Sieden
iKe LackmustinkUir nrnr weinroth flirben, während die stärke-
ren Säuren, wenn ne in einigennafsen erbeblicber Menge frei
▼orkanden sind, die Lacknrastinklur zwiebelroth fiirben. Nacb
Malagnti*} TerbaMen rieb indeTs die Kohlensäure und die
Boraänre ganz so wie die anderen Säuren, sofern auch sie,
wenn nnr in genügender Menge wirkend , zwiebelrothe Fär-
bng der LackmuslinkUir hervorbringen. Wird verdünnte
Lacknwitinktnr unter dem Druck von 1| bis 2 Atmonphärea
nüt Kohlensäure gesättigt, so färbt sich die Flüsrigkeit zwie-
belroth; bei dem Entweichen von Kohlensäure, im leeren
Räume oder durch schwaches Erwärmen, geht die Farbe ins
Weinrothe ttber. Kalt gesättigte Borsäurelösung färbt Lack-
imstinktur weinroth; beim Erwärmen dies^ Flössigkeit mit
mehr Borsäure wird aber die Färbung zwiebelroth, während
bei dem Erkalten der heifs gesättigten Lösung unter Aus-
scheidung von Borsäure die Färbung wieder weinroth wird.
— Die Einwirkung von SchwefelwasserstoflT in gröberer Menge
auf Lackmustinktnr läfst sich in der eben angedeuteten Rich-
tung nicht untersuchen, weil beim Sättigen von Lackmustink-
tnr mit Schwefelwasserstoff unter erhöhtem Druck der Färb-
Stoff nersetzt wird«
lieber das Gefrieren und Siedln der Hydrate der
SchwefelsCure.
Marignac^) hat hierüber Versuche mit folgenden
Resullaten angestellt.
Bei dem Erkalten von Schwefelsäure, die auf 1 Aeq.
wasserfreie Schwefelsäure etwas weniger als 1 Aeq. Wasser
•) Aaa. eh. pfcyi. [9] XXXVII, 900.
^ Anh. päfiL ms. XXUi 21».
enthielt, aaf — 4 bis — 6« krystallirirte das Hydrat SOt, HO
heraus, ond an wasserfreier Säure reichere Schwefelsäure bliefe
flüssig. Der Schmelzpunkt des durch mehrfSaches Krystalli-
siren gereinigten und durch die Analyse smer Znsanunen-
Setzung nach bestimmten Hydrats SO«, HO ergab sich bei
«f I0*,4; die früheren Angaben fiir diesen Schmelzpunkt und
auch Jacquelain's Bestimmung*}, wonach derselbe bei 0*
liegen soll, sind zu niedrig. Marignac findet die Ursache
dieser Irrthümer darin, dafs man als reines Hydrat SOg, HO die
durch Einkochen von wässeriger Schwefelsäure erhaltene Flüs-
sigkeit betrachtete; eine solche fand er bei — 0^,5 fest wer-
dend, aber die von dem flüssig gebliebenen Theil getrennten
Kryslalle zeigten einen höhern Schmelzpunkt, welcher nach
öfterem Krystallisiren auf + 10^,3 stieg. Die durch Einko*
eben concentrirte Schwefelsäure enthalt nach Marignac
stets etwa ^ Aequivalent Wasser mehr, als der Formel
SOt, HO entspricht.
Das durch Krystallisation möglichst rein erhaltene Hydrat
SO,, HO zeigte den Schmelzpunkt t0^,5; es bleibt nach dem
Schmelzen leicht selbst unter 0^ im flüssigen Zustand, und er-
starrt dann meist selbst nicht beim Schütteln, sogleich aber, un-
ter Erhöhung der Temperatur auf 10^,5, beim Hineinwerfen
von etwas krystallisirtem Hydrat. Sein spec. Gew. ist, bezogen
auf Wasser von derselben Temperatur als Einheit, 1,854 bri
0^", 1,842 bei 12«, 1,834 bei 24^ Es giebt bei der Destilla-
tion zuerst etwas wasserfreie Schwefelsäure ab und wiri
dabei zu der Säure von der Stärke, wie die Air durch Ete-
kochen concentrirten ; schon bei 30 bis 40« begtnnl es zu
rauchen, bei stärkerer Erwärmung nimmt die Bntwickelung
der Dämpfe von wasserfreier Schwefelsäure zu. Sieden
*) Diese Annalen LXXVI, 333.
MO UAm* d Gefirimm m. 8i$den d. BifdtM^ d. ad^wefebäu^
ioleuit hH 890* efauttreten , d)er der Siedepunkt wird eral
M 398* consUint, wo keine rauchende Säure mehr libergehl.
Ans mit etwas Wasser versetzter Säure bildeten sich in
dcff KÜte Kryslalie, die nach dem Trennen von dem flttssig-
gebiiebenen Theil und Umkrystallisiren bei 8*,5 schmohsea
md das Hydrat SOs» 2 HO waren. — In stark rauchend»
Säure bildeten sich schon bei gewöhnlicher Temperator Kry*
stalle, die von dem Flüssigen getrennt und wiederholt um-
krystallisirt bei 36* schmolzen und deren Zusammensetzung
der Formel 3 SOt, HO entsprach.
Ueber den Schmelzpunkt der wasserfreien Sohwefelsliiure
Hegen sehr widersprechende Angaben vor, und Marignac
selbst beobachtete so wenig übereinstimmende Resultate, daCs
er es Tikr wahrscheinlich hält, dieser Körper bilde verschieb
dene Modificationen von sehr differirendem Schmelzpunkt»
Reiiie wasserfreie Schwefelsäure zeigte bald den Schmelz-
punkt bei 15 bis 18® und rasche Verflüchtigung bei 100*,
thoils behielt sie bei letzterer Temperatur den festen Zustand,
wenigstens längere Zeit, und verflüchtigte sich dabei nur
langsam. Gleich nach ihrem Erstarren zeigt die wasserfreie
Säure den niedrigeren Schmelzpunkt, einige Tage qiäter
ist sie, wenigstens zum grofsen Theil, schwerer schmelzbar
geworden. Marignac ist der Ansicht, dafs zwei Modifica-
tionen der wasserfreien Schwefelsäure existiren; eine schon
bei 18® schmelzende, welche bei der Destillation und dem
Schmelzen der anderen Modification entsteht und einmal er-
starrt bald in die letztere übergeht; und dann diese andere
Modification, die erst bei etwa 100® schmitet und diefs wahr-
scheinlich n«r, indem sie durch Verflüchtigung in die erste
übergeht
S8I
Oewimrang des Tellur im Groben aus den Siebea-
bttrger Golderzen.
A. Löwe*) macht, nach einer Aufzfihlung der bisheri-
gen Versuche, das Tellur aus den Siebenbürger Golderzen
'zu gewinnen, und einer ausführlichen Mitth eilung der Yon
ihm zu diesem Zweck angestellten^ den folgenden Vorschlag.
Ans den in feinen Schlich verwandelten Erzen werden
die kohlensauren Sake durch Behandlung mit verdünnter Salz-
säure ausgezogen. Der so vorbereitete Schlich wird portio-
nenweise in das dreifache Gewicht concentrirter Schwefel*
siure in einen gufseisernen Kessel gebracht, wo sogleich
Einwirkung erfolgt, und dann wird zum Kochen erhitzt, bis
nicht mehr schweflige Säure sondern nur noch Schwefel-
säuredämpfe entweichen. Die zersetzte Masse wird in eineni
Wasser und Satesäure (um das Telluroxyd gelöst zu halten
und vorhandenes Silber zu füllen) enthaltenden bleiernen Ka-
sten gebracht und die Flüssigkeit nach dem Klären von dem
Bodensatz mittelst bleierner Heber abgezogen. Der aus
schwefelsaurem Bleioxyd, melallischem Gold und Quarz be-
stehende Bodensatz wird ausgewaschen, zu einem Bleiregulus
geschmolzen und das Gold aus diesem gewonnen. Das in
der Flüssigkeit befindliche Tellur wird durch metallisches Zink
gefällt, von diesem abgestrichen, dann mit heifsem Wasser
ausgewaschen, zur Entfernung von Zink mit verdünnter Salz-
säure digerirt und nochmals gewaschen, getrocknet und ge-
schmolzen. Das so dargestellte Tellur enthielt noch Antimon,
Arsen, etwas Kupfer und ziemlich viel Blei; zur Vermeidung
dieser Verunreinigungen wäre schweflige Säure an der Stelle
des Zinks zur Fällung vorzuziehen. — Das specifische 6e-
*) Wien. Acad. Ber. X, 727.
Veber da$ Didffm und Meine VerbmAmgen,
yricbl von Tellor, welches ia einem Strom von Wassersloff-
gas destillirt und geschmolzen war, fand Löwe ^ 6,180.
lieber das Didym und seine Vetbindangen.
Harignac*} hat das Didym and seine wichtigsten Ver-
bindungen genau untersucht.
Hinsichtlich der Trennung des Lanthanoxyds und desDidym-
oxyds verfuhr Marignac so, wie er es schon in seiner frtt*
heren Abhandlung ttber das Atomgewicht des Lanthans und
Didyms**) angegeben. Doch fand er es vorlheilhafl, der
Trennung der schwefelsauren Salze durch Krystallisation eine,
wenn auch noch sehr unvollständige, Scheidung der Oxyde
in der Art vorhergehen zu lassen, dafs man diese in einem
ziemlich grofsen Ueberschufs von Salpetersäure löst und
durch wiederholten Zusatz von Oxalsäure zu dieser Lösung
fractionirt ßllt. Die ersten Fällungen sind deutlicher rosen-
rofh und reicher an Didym als die letzten, nnd die Trennung
der schwefelsauren Salze durch Krystallisation gelingt ra-
scher, wenn von vornherein das eine Oxyd in grofsem Ueber-
schufs über das andere vorhanden ist.
Atomgewicht des Didgms. — Marignac erkannte, dafs
in seinen früheren Bestimmungen das Atomgewicht des schwe-
felsauren Didymoxyds zu hoch ausgefallen war. Er suchte
damals zu ermitteln, wie viel Chlorbarium zur Zersetsuug
einer bekannten Menge schwefelsauren Didymoxyds noth-
wendig ist, aber er fand jetzt, dafs selbst bei Anwendung
eines Ueberschusses von Chlorbarium (den er dann im Fittrat
und Waschwasser von dem gefüllten schwefelsauren Baryt
*) Aon. eh. phya. [3] XXXVIII, 148.
**} Dum Am. LXXI, SOe.
OMfer da* Diäifm wut $eme VeririnAmgen, 233
besonders besüntinte) der sich bildende schwefelsaure Baryt
schwefelsaures Didynioxyd mit niederreifst, welches durch
Auswaschen nicht entfernt werden kann. Die anscheinende
Menge des die Fällung einer bestimmten Menge Chlorbarium
bewirkenden schwefelsauren Didymoxyds ist um das Gewicht
des so mit niedergerissenen Salzes xu grofs, und das Aequi-
valentgewicht des schwefelsauren Didymoxyds wurde aus die*
sem Grund früher von Marignac zu hoch berechnet. In
der That war bei seinen frthem Versuchen (diese Annalen
LXXI, 3i3 f.) die Summe der Gewichte von schwefelsaurem
Baryt, welche erst bei der Zersetzung des schwefelsauren
Didymoxyds durch etwas überschüssiges Chlorbarium und
dann aus dem Piltrat und Waschwasser erhalten wurden,
etwas grdfser, als dem Gewicht des zur Fällung angewen-
deten Chlorbariums entsprach; unter der Voraussetzung, dafs
dieser Gewichtsüberschufs dem Gewicht des mit niederge-
rissenen schwefelsauren Didymoxyds entspreche, berechnet
Marignac aus seinen früheren Bestimmungen das Atomge-
wicht des schwefelsauren Didymoxyds (für 0 = 100) zu
1197,4; 1201,5; 1201,5; 1197,0, im Mittel 1199,4.
Durch die FäDung einer gewogenen Menge schwefelsauren
Didymoxyds mit oxalsaurem Ammoniak, Auswaschen des in
neutraler Flüssigkeit unlöslichen Oxalsäuren Didymoxyds und
Wägen des nach starkem Glühen des Niederschlags zurück-
bleibenden rein weifsen Didymoxyds fand Marignac in
100 schwefelsaurem Didymoxyd 58^22 ; 58,24 ; 58,29 ; 58,31 ;
58,29 pC. Oxyd, und das Atomgewicht des letzteren hieraus
^ 696,8; 697,4; 698,7; 699,3; 698,6, im MiUel 698,2.
Bei Versuchen, aus der Zusammensetzung des Chlor-
didyms das Atdmgewicht des Didyms abzuleiten, fand Ma-
rignac, dafs das Chlordidym, selbst in einem Strom Yon
Chlorwasserstoifgas getrocknet' oder zusammen mit reinem
Chlorammonium geschmolzen, beim Auflösen etwas Oxychlorid
Xnnftl. d. Chno. u. Phann. LXXXTm. Bd. S. Heft. 16
234 Veber das Diägm und j««m« Verbmdtm^m.
znr&ekliefs. Er verfahr debhalb so, dafs er in der Lönng'
von geschmolsenem Chlordidym^ nach Beseitigfimg des unge-
löst gebliebenen y das Chlor als Chlorsilber und das Didyn*
oxyd nach dem AusfSIIen mit oxalsaurem Ammoniak in der
eben angegebenen Weise bestimmte. Durch Vergleiebung
der entsprechenden Mengen Chlorstiber und Didymoxyd fand
er das Atomgewicht des ietzlercn = 703,5; 686,9; 696,3,
im Mittel 700,2.
Nach allen diesen Bestimmungen betrachtet Marignac
700 als das, wenigstens sehr annähernd richtige, Atomge-
wicht des Didymoxyds, und 600 also als das des Didyms
(to 0 = 100).
DidynL — Zur Reduclion des Didyms wurde Kabom mil
Hberschttssigem Chlordidym (welches vorher mit Chlorammo-
nium geschmolzen worden war} in einer PorcellanrcMire er*
hitzt. Das entstehende Product war, ungeachtet ziemlich
stark geglüht worden war, •mehr schlackig als geschmofasen ;
beim Bebandeln desselben mit kaltem Wasser lösten steh Chlor«
kalium und Chlordidym» und ein graues, stets VVass^stoffgas
entwickelndes Pulver blieb zurück, welches ein Gemenge eines
metallischen grauen Pulvers und eines grauUch-weiben kry-
stallinischen- Pulvers (wohl Didynioxychlorid) war; eine Tren-
nung dieser beiden Gemengtheile durch Schlftmaien gelang
nicht. Bei dem Einstreuen des Pulvers in die Flamme einer
Weingeistlarope erfolgte lebhafte Funkenbildung. — Bei einem
Versuch fanden sich in dem Reductionsproduct zwei kleine
Metallkörnchen von stahlgrauer Fmrbe und ziemfich ld>haftem
Glanz an der Brnchfläche, welche indels bald matt wurde;
sie zeigten sich unter dem Hammer vor dem Zerspringen
etwas dehnbar. Die Masse derselben schmolz vor dem Löth-
rohr nicht, sondern verwandelte sich in Oxyd ohne besondere
Verbrennungsersdieinung; sie schien das Wnsser in der Kidle
nicht zu zersetzen, verwandelte sich aber, vielleieht durch den
ütffttfr d0g Okfym mnd Meine Firbiudimgem. töi
•
Eanflpb des fUiiiasphllri0ciieD Saaer^toffs, bei längerem V«r*
weilen in Wasser in eine flockige Oxydmasse; in einer ver-*
dttnnten Säure bewirkte sie lebhafte WassersloOVntwickelung.
Marignac ist der Ansicht, nur das pulverfönnige, nicht das
suisammengescbmolzene Didym zersetsce das Wasser in der
KäUe.
Didymoasifd, — Das Didym scheint nur Ein basisches
Oxyd zu bilden; dieses labt sich durch Glühen des Salpeter-
säuren» Oxalsäuren oder kohlensauren Salzes oder des Hy-
drats darstellen. Nach starkem Glühen ist es rein weifs;
braune Färbung zeigt einen Gehalt an Hyperoxyd an. Was««'
serstoff wirkt bei der Rothglühhitze nicht darauf ein. Ist es
eininal von Hyperoxyd beAreit, so erhält es sich auch bei ge-
lindem Glühen an der Luft, selbst beim Schmelzen mit Sal-
peter, rein; aber wird es nach Zusatz von etwas Salpeter-
säure gelind geglüht, so tritt die dunkelbraune Färbung
wieder auf, die nur bei starkem Glühen verschwindet —
Das Didymoxyd ist eine starke Base; es löst sich selbst nach
heftigem blühen leicht in verdünnten Säuren unter beträcht-
licher Temperaturerhöhung; es löst sich beim Kochen in
wässerigen Ammoniaksalzen und treibt das Ammoniak dabei
aus; es zieht an der Luft rasch Kohlensäure an. In heifsem
Wasser wird es allmählig zu Hydrat. — Das aus einer Lö-
sung von Ghlordidym mittelst Kali oder Ammoniak gefäUte
Didymoxydhydrat ist gallertartig, getälUer Thonerde ähnlich,
sehr blafs - rosenroth , und schwierig auszuwaschen; beim
Trocknen ninunt es unter bedeutender Volumverminderung
eine gfaulich-rosenrolhe Färbung an. Im leeren Räume und
dann bei 100<^ getrocknet ergab es beim Glühen noch 15 pC.
Wasser, der Formel DiO, HO (welche 13,85 pC. verlangt)
annähernd entsprechend.
Die Didymoxydsalze sind meist rosenroth, manehmd mit
einem Stich ins Violette. Kaustische Alkalien und Schwefcl-
16*
89C Veb^r An IMfim tmd ieme VmbMhmgen.
•
anmomun fllUen daraus faUerlarlifea Oxydky<faral, einfaoli-
und zweifach-kohlensaure Alkalien kohlensaures Didymoxyd,
welches im Ueberschufs der Fällungsmittel unlöslich ist.
Durch kohlensauren Baryt wird das Didyanoxyd langsam,
aber yollstttodig, selbst in der Kfilte aus seinen Salzen nie-
dergeschlagen; oxalsaures Ammoniak fällt es vollständig aus
neutraler Lösung; OxalsSure ftHlt es fast yollatindig, wenn
^e Lösung nicht einen grofsen Ueberschufs von starker Säure
enthielt. Schwefelsaure' Alkalien bewirken in concentrirten
Didynoxydlösnngen augenblicklidi, in verdünnten nach dni-
ger Zeit einen Niederschlag von hell'-rosenrothen schwefel*>
sauren Doppelsalzen, welche in Wasser nur wenig löslich
und in einem Ueberschufs des Pällungsmittels noch schwerer
löslich sind; das schwefelsaure Didymoxyd- Natron ist am
wenigsten löslich. Phosphorsänre und Arsensäure bewirken
beim Kochen Niederschläge, die in Säuren wenig löslidi sind.
— Vor dem Löthrohr färbt das Didymoxyd den Borax und
das Phosphorsalz blafs-rosenrotb, ähnlich wie eine sehr ge-
ringe Menge Hanganoxyd; es färbt nicht das kohlensaure
Natron.
Didymkfperoxyd. — Es entsteht bei gelinderem dtthen
von oxalsaurem, kohlensaurem oder salpetersaurem Didym-
oxyd und ist rothbraun. Es löst sich leicht selbst in ver-
dünnten Säuren, unter Entwickelung von Sauerstoff; -mit Salz-
säure entwickelt es Chlor; durch Kochen mit Wasser wird
es sehr langsam zu Oxydhydrat; es zieht Kohlensäure aus
der Luft an und treibt das Ammoniak aus den Salzen des-
selben aus. Im reinen Zustand liefs es sich nicht erhalten ;
das Hyperoxyd von verschiedenen Darstellungen ergab bei
der Analyse, wo es in einer Mischung von schwefliger Säure,
Chlorbarium und Salzsäure gelöst und der entstehende schwe-
felsaure Baryt bestimmt wurde, nur 0,33 bis 0,53 pC. Sauer-
stoff, der beim Lösen in Säuren frei wird.
üeber das Diäym utul seme Verbinäuugeti. 237
feUHd^m. — Nach •dem Glühen von Didymoxyd mit
einem Ueberschufs von kohlensaurem Natron und Schwefel^
und Ausziehen der geschmolzenen Hasse mit Wasser bleibt
ein ^aulich-weifser unlöslicher Rückstand, der nach dem
Trocknen im luftleeren Räume bei dem Glühen in Wasser-
stoffgas Nichts an Gewicht verliert. Er löst sich unter schwa-
cher Entwickelung von Schwefelwasserstoff vollständig in ver-
dünnter Salzsäure; nach der Analyse ist er ein Oxysultür
Di,0,S :
berechnet
gefunden
Didym
•
81^2
'80,58 •"^
Sauerstoff
9,09
— —
Schwefel
9,09
y,»>y 0j5f
400,00.
Schwefeldidym wurde dargestellt durch Ueberleiten von
Schwefelkohlenstoffdampf, welcher durch einen Strom von
Wasserstoffgas mitgeführt wurde, über rothglühendes Didym-
oxyd. Das so entstandene Schwefeldidym war pulverförmig,
hell-bräunlichgrün; es stiefs mit Wasser benetzt den Geruch
nach Schwefelwasserstoff aus, ohne jedoch unter Wasser
Blasen dieses Gases zu entwickeln; durch selbst sehr ver-
dünnte Säuren wird es unter Schwefelwasserstoffentwicke-
lung zersetzt; auf einem Platinblech erhitzt verglimmt es zu
einem Gemenge von Oxyd und basisch-schwefelsaurem Salz.
2,742 Didymoxyd gaben 3,i24 Schwefeldidym, so dafs die im
ersteren enthaltenen 0,392 Sauerstoff durch 0,774 Schwefel
ersetzt wurdmi, während nach den Formeln DiO und DiS
0,784 Schwefel dafür hätten eintreten sollen.
Chhrdiäym, — Die Lösung des Didymoxyds in Salzsäure
isl rein rosenroth; hinlänglich concentrirt giebt sie beim
Erkalten rosenrothe Krystalle von gewässertem Chlordidyra,
wekbe oft ziemlich grofs werden und zerfliefslich sind. Diese
Krystalle sind rhombische Prismen von 78^, mit einer unter
238 lieber da» Didym und seme Verbmd»mge$^.
m
92* auf die Prismaflächen schief aufgesetzten Baals; an den
Enden zeigen sich, auf die stumpferen Prismakanten auf-
gesetzt, noch zwei Flachen, welche für sich eine Zotchtir-
fung hervorbringen würden und zu einander unter 67* ge^
neigt sind. Ihre Zusammensetzung ist DiCI + 4 HO :
berechnet gefunden
Didym 40,i8 40,25
Chlor 29,68 29,70
Wasser 30,14 ^ 31,78
100,00 101,73.
Diese Krystalje sind leichtlöslich in Wasser und in Alkohol.
— Eine Auflösung von Chlordidym kann nicht zur Trockne
abgedampft werden, ohne dafs Chlorwasserstoff entweicht
und ein Oxychlorid sich bildet, welches beim Lösen in Was-
ser als w^ifser krystallinischer Rückstand bleibt. Auch das
in einem Strom von Chlorwasserstofigas getrocknete und ge-
schmolzene, und das mit Chlorammonium gemengt geschmol-
zene Chlordidym hinterlassen bei dem Lösen etwas Oxychlo-
rid. — Zur Analyse wendete Harignac geschmolzenes
Chlordidym an, und brachte die Menge des darin enthaltenen
Oxychlorids in Abzug; die Resultate entsprachen der Fromel
DiCl :
berechnet g"^"?^^°
Didym 57,52 57,4» 57,61 57,59
Chlor 42,48 42,25 42,62 42,63
iÖpO 99,73 A)0,23 100,22.
Das unlösliche Oxychlorid verliert^ wenn im leeren Räume
getrocknet, bei 100<» kein Wasser, aber beim Glühen 10 bis
11 pC; bei längerem Glühen an der Luft scheint kein Chlor
daraus zu entweichen, es fUrbt sich dabei nicht braun. Die
Zusammensetzung ergab sich nicht constant, wie folgende
Analysen zeigen (wobei das Wasser aus dem Verlust be-
stimmt ist}, denen die der Formel DiCI, 2 DIO -f 3 HO ent-
sprechende Berechnung beigefllgt ist :
Deber da» Didfm und M^'me Verfwidtm^n. 2S8
berechnet • g^^"^^"
Chlordidym 37,52 35,60 31,48 36,62
Didymoxyd 50,35 53,36 55,64 52,09
Wasser 12,13 11,04 12,88 11,29
100,00 100,00 100,00 100,00.
Harignac hält es für möglich, dafs ein Theil des
Oxyds in diesen Präparaten nur beigemengt vorhanden ge*
wesen sey; längere Zeit der Luft ausgesetzt zogen dieselbea
Kohlensäure an.
Stdpetermtures Didymoxyd ist in Wasser sehr leichtlöslich ;
^ie verdünnte Lösung ist rosenroth, die Farbe der concentrirte-
ren zieht ins Violette. Eine syrupdicke Lösung erstarrt beim
Erkalten ^u einer zerfliefslichen Krystallroasse. Das Salz wird
erst über 300* wasserfrei, wobei es schmilzt; in diesem Zu-
stand ergab es 50,48 pC. Didymoxyd, während sich nach der
Formel DiO, NO« 50,91 pC. berechnen. Das wasserfreie Sal«
löst sich auch in 96procenligem Alkohol leicht, und die Lösung
wird selbst auf Zusatz von viel Aether nicht getrübt; doch
löst sich das Salz nicht in Aether für sich. — Wird das Salz
nach dem Schmelzen noch stärker erhitzt, so entwickelt -es
reichliche Dämpfe von Untersalpetersäure, wird dann teigig,
bläht sich auf, und hinterläfst eine weifse poröse Masse,
die später zu braunem Hyperoxyd wird. \\^r das Salz nur
bis zur beginnenden Zersetzung erhitzt worden, so zerfällt
es bei dem Auflösen in Wasser zu neutralem salpetersaurem
Salz und einem röthlich - weifsen unlöslichen Rückstand, der
Salpetersäure, ohne salpetrige Säure, enthält, und dessen
folgende Analysen (von zwei verschiedenen, bei 100® ge-
trockneten Präparaten) der Formel 4 DiO, NO« + 5 HO ent-
sprechen; Marignac läfst es unentschieden, ob der unter-
suchte Körper ein Gemenge eines basischen Salzes mit Oxyd
oder Oxydhydrat gewesen sey.
MO
Ihker äoi Dtdfm mttä mm
10 r arvMiMi^^efi«
fofandoB
Didymoxyd 69,35
«irs'^TMo
Salpetersäure 16,72
17,69 15,91
Wasser 13,93
— —
100,00.
Pkoaphonautes Didywioxyd. — Eine conoenirirte Lösunip
▼on Phoaphorsfiure giebt mil einer concentrirten Lösung von
salpetersaurein Didymoxyd erst nach 1 bis 2 Stunden einen
weifsen pulyerförmigen Niederschlag; bei Zusals von vielem
Wasser entsteht dieser Niederschlag sogleich, schneller auch
beim Kochen der Flüssigkeit. Der gröfste Theil des Didym-
oxyds wird dabei niedergeschlagen. Der Niederschlag ist
unlöslich in Wasser, wenig löslich in verdünnten, leicht lös-
lich in concentrirten starken Säuren. Im leeren Räume ge*
trocknet ist er 3 DiO, PO« + 2 HO ; er verliert sein Wasser
nicht bei 100% aber beim Glühen.
berechnet gefanden berechnet gefanden
3 DiO 70,29 70,19 3 DiO, PO» 93,00 —
PO, 29,71 — 2 HO 7,00 7,02
100,00 100,00.
Ar$en$(mres Duiymoxyd. — Arsensäure fallt die Lösun-
gen von Didymoxydsalzen in der Kälte selbst nach längerer
Zeit nicht, aber- beim Kochen wird fast alles Didymoxyd als
pulveriger Niederschlag ausgerällt. Einen Niederschlag von
derselben Zusammensetzung fällt neutrales arsensaures Kali
sogleich schon in der Kälte aus Didymoxydsalzen ; die auf
letztere Art gefällte Verbindung ist etwas gallertartig und
nach dem Trocknen noch etwas durchscheinend und rosen-
farbig. Das im leeren Räume getrocknete arsensaure Didym-
oxyd (von verschiedenen Darstellungen) zeigt die abnorme
Zusammensetzung 5 DiO, 2 AsO« + 2 HO; das Wasser ent-
weicht erst beim Glühen.
Dd^er da» Didj/m tmd seme Verbmdimgm^, Ml
berechnet U^ndan
Didymoxyd 53,03 52,94 53,34 54,04 53,98 53,50
Arsensäare 43,56 — — — — —
Wawer 3,41 4,32 3,86 3,88 — —
100,00.
KMmtaiares Dübfmoxgd. -— Der durch einfach- oder
Eweifach - kohlensaure Alkalien in Didymoxydsalzen henror-
gebrachte vohnoinöse rosenrothe Niederschlag isl in einem
Ueberschufs des Fällongsmittels unlöslich; ein ~ mit zweifach«*
kohlensaurem Ammoniak ans salpetersaurem Didymoxyd ge-
fällter Niederschlag ergab nach dem Trocknen im leeren
Räume die Zusammensetzung DiO, CO) + 2 HO, er hielt bei
iOO*^ noch \ Aeq. Wasser zurück^ hatte bei dieser Tempe-
ratur aber auch schon etwas Kohlensiinre verloren :
DiO
beradiMl
58,33
gefandea
58,39
DiO
beredwet
67,88
gefunden
68,46
CO,
22.92
22,95
CO,
26,66
25,63
2 HO
18,75
—
iHO
5,46
100,00 100,00.
Schwe/Ugtawet Didymoxyd, — Stark geglühtes, in Was-
ser suspendirtes Didymoxyd wird durch eingeleitete schweflige
Saure leicht gelöst; die Lösung ist rein rosenroth und trübt
sich beim Erhitzen unter Abscheidung eines leichten volumi-
nösen Niederschlags, welcher sich beim Erkalten wieder auf-
löst Wird die überschüssige schweflige Säure durch Kochen
ausgetrieben, so wird der Niederschlag pulverig und röthlich-
weifs und löst sich nicht mehr beim Erkalten auf; die Flüssig-
keit enUiält dann nur noch Spuren von Didymoxyd. Im leeren
Räume getrocknet ist dieser Niederschlag DiO, Sd + 2 HO :
berechnet f^efunden
Didymoxyd 52,83 53,36
Schweflige Säure 30,19 30,42
Wasser 16,98 —
100,00.
Ueber da» Mb^m und $eme Verimtdwtgen.
Sekmefebauret BUgmoxffd. — Den Wassergehalt des kry-
stallisirlen Salzes, welches Harignae schon früher (diese
Annalen LXXI, 310} beschrieben hatte, fand er jelsl bei |^e-
nauerer Untersuchang anders, ond zwar der ungewöhnlichen
Formel 3 (DiO, SO») + 8 HO entsprechend, nach welcher
sich 20 pC. Wasser berechnen, während 8 Versnche mit dem
kryslaUisirten Salz 20,04 bis 20,53, im Mittel 20,20 p€. Was-
ser ergaben; die yon Marignac früher angenommene For-
mel DiO, SOt + 3 HO verlangt 91,95 pC. — Aus einer Lö-
sung dieses Salzes scheidet sich beim Erhitzen und nament-
lich beim Kochen ein krystallinischer Niederschlag ab, welcher
die Zusammensetzung DiO, SO« + 2 HO hat (gefunden 14,76,
berechnet 15,79 pC. Wasser). — Die Löslichkeit des schwefel-
sauren Didymoxyds fand Marignac verschieden, je nachdem
das Wasser mit wasserfreiem Salz oder einem der Hydrate
zusammengebracht wurde; folgende Zahlen geben die unter
diesen verschiedenen Umständen auf 100 Wasser in den Lö»
sungen enthaltenen Mengen wasserfreien Salzes :
bei Anweodong vod
Di0,S0|+2H0 8(Di0,S0«) + 8H0
bei
DiO, SO.
12« . .
43,1
18 . .
. 25,8
19 . .
25 . .
. 20,6
38 . . ,
13,0
40 . . .
—
50 . : .
11,0
100 .. .
...
16,4
il,7
— 8,8
— 6,5
- i,i-
Das schwefelsaure Didynioxyd zersetzt sich nicht bei
dunkler Rothglühhitze, aber bei Hellrothglühen verliert es
bis zu } der darin enthaltenen Schwefelsäure; das rückstän-
dige basische Salz 3 DiO, SO« ist ein weibes, in kaltem und
kochendem Wasser unlösUches Pulver, welches sich in ver-
Oeber äat Didi^ wnf 9eme Verbmdungen. S43
dlinnter Salzsfiore selbst beim Kochen nur langsam, in con**
centrirteu Säuren aber leicht löst.
Aus der Mischung der Lösungen von schwefelsaurem
Didymoxyd und schwefelsaurem Ammoniak scheidet sich, je
nach der Concentration der Flüssigkeiten, nach kürzerer oder
längerer Zeit ein blafsrother krystallinischer Niederschlag ab^
welcher etwa die i8 fache Menge Wasser, aber eine gröfsere
Menge Lösung von schwefelsaurem Ammoniak zur Auflösung
nöthig hat. Er ist 3 (DiO, SO,) + NH4O, SO, + 8 HO.
berechnet ,, (r^"*^
Schwefels. Didymoxyd 67,6i 67,43 67,33 67,40
Schwefels. Ammoniumoxyd 15,49 15,87 — — •
Wasser _i6,90 _ _ _
iOO,(X).
Das Doppelsalz verliert bei 100^ 6 Aeq. Wasser (gefun-
den 12,51 und 12,09 pCJ.
.Aus der Mischung der Lösungen von schwefelsaurem
Didymoxyd und schwefelsaurem Natron scheidet sich fast so-
gleich ein röthlich-weifser pulveriger Niederschlag aus, welcher
etwa das 200 fache Gewicht Wasser, mehr noch bei (Segen-
wart von schwefelsaurem Natron, nöthig hat. Er ergab zwi-
schen 5 und 10 pC. wechselnde Mengen Wasser; das ge-
glühte Salz ist 3 (DiO, SO,) + NaO, SO, :
berechnet ^^"»^^
Didymoxyd 46,78 45,78 45,75
Natron 8,67 — —
Schwefelsäure 44,55 45,78 45,13
100,00.
Schwefelsaures Kali fallt aus schwefelsaurem Didymoxyd,
wenn die Lösungen concentrirt und namentlich wenn das
erstere Salz im Ueberschufs vorhanden ist, sogleich einen
weifsen pulverigen Niederschlag , welcher allmälig an Menge
2ilnimmt, körnigere und krystallinische Structur annimmt und
t44 V^ber da$ tMdym und seime VeHnndumgeH,
deadicher rosenfarbig wird; er löst sich in etwa dem 63 fa-
chen Gewicht Wasser. Nach dem Auskochen mit Wasser
ist der gegltthte Niederschlag 3 (DiO, SO,) + KO, SO. (ge-
fbnden 44,96 und 44,9 pC. Didymoxyd, berechnet 44,79;
vor dem Auskochen mit Wasser enthielt er geglüht nur 39
bis 42 pC. Didymoxyd); das nicht geglühte^ mit Wasser
lange ausgekochte Doppekalz scheint Wasser in dem Ver-
hältnifs 3 (DiO, SO,) + KO, SO, + 2 HO zu enthalten (ge-
fanden 4,93 und 4,66, berechnet 4,57 pC. Wasser).
Oxakameä Didymoxyd. — Dieses Salz wird aus neu-
tralen Flüssigkeiten als ein blafs-röthlichweifses Pulver getfUlt.
Wird es durch Erwärmung und Zusatz von Salpetersäure oder
Salzsäure aufgelöst, so scheidet es sich beim Erkalten der
Lösung kömig-krystallinisch, manchmal selbst in kleinen rosen-
rothen Krystallen ab; diese sind rectanguläre Prismen, an den
Enden durch Pyramiden begrenzt, deren Flächen auf die Kanten
des Prismas aufgesetzt sind. Das Salz ist unlöslich in Was-
ser, fast unlöslich in Oxalsäure und stark verdünnten Mineral-
säuren. Das lufttrockene Salz verlor bei 100® langsam 20 pC.
Wasser und ergab beim Glühen 44 bis 45 pC. Didymoxyd; das
bei iOO® getrocknete Salz hinterliefs beim Glühen 55,53 pC.
Didymoxyd. Ersteres ist hiernach DiO, 0,0, + 4 HO, letz-
teres DiO, C,0, + HO.
berechnet berechnet
DIO 43,75 DiO 55,45
C,0, 28,42 C,0, 35,64
4H0 28,13 HO 8,91
100,00 100,00.
Marignac beachtete bei seiner Untersuchung stets die
Möglichkeit, dafs die von ihm untersuchten Verbindungen
aufser dem Didym noch ein anderes MetaU enthalten könnten.
Für eine solche Möglichkeit sprechen indefs nur der Umstand,
dals sich bei dem Glühen einiger Salze stets nur ein so
lieber d. NMeäure, d. Pehpfämre v. d. fttMUMme. MS
Meiner Theil des Oxyds in Hyperoxyd verwandelt, ond dann
der ungewöhnliche Wassergehalt in dem, ttlnrigens deutUek
krystallisirenden, schwefelsauren Salz. Alle Versuche jedoet^
durch fractionirte Ffillung oder Zersetzung, od^ durch par-
tielles Auflösen der Verbindungen eine Beimischung eines an-
dern Metalls in denselben nachzuweisen, waren vergeblich.
Ueber die NiobsSure, die PelopsSore und die Tanlaisänre.
H. Rose hat vor mehreren Jahren *) Untersuchungen
über diese drei Säuren, welche in vieler Hinsicht eine ge-
wisse Aehnlichkeit besitzen , milgetheilt. . Er - hat diese seit-
dem in Verbindung mit Weber fortgesetzt und aus den von
Ihm neuerdings^ mitgetheilten Resultaten ergiebt sich, dafs
die als Pelopsäure und Niobsfture bezeichneten Säuren das-
selbe Metall zur Grundlage haben; die Tantalsäure ist von
diesen Säuren bestimmt verschieden.
Rose stellte die Niobsäure und Pelopsäure früher aus
den entsprechenden Chloriden durch Zersetzung mittelst Was-
ser dar. Die aus den Columbiten erhaltene Säure wurde mit
Kohle gemengt in einem Strom von Chlorgas erhitzt, und das
leichter flüchtige felopchlorid von dem schwerer flüchtigen
Niobchlorid zu trennen gesucht; die aus den getrennten Chlo-
riden dargestellten Säuren wurden dann oft wiederholt in
derselben Weise behandelt. Es fiel ihm bei den neuern Un-
tersuchungen auf, dafs auch bei der Anwendung von ver-
meintlich reiner Pelopsäure oder reiner Niobsäure fast nie
ein reines Chlorid, sondern Gemenge von Pelop- und Niob-
chlorid erhalten wurden. Bei der Bereitung des Tantalchlo-
*) Veryl. diese Animlen LX,- 206.
^) t'ogg. Ann. XC, 456.
2» Vebtr die NmMure, die Pelapaiure
lids ag« tenÜMltfleliea Tantalile« konote etwas iimliciies
sidil wahrgeoonmen werden; nur etwas Tantalsäure zeigt
sich hier manchmal dem Tantalchlorid beigemengt, wenn
nicht alle Voraichtsmafsregeln bei der Darstellung angewandt
worden waren.
Die nöthigen Vorsichtsmafsregeln sind nach Weber*s
Erfahrungen folgende. Die Tantalsäure wird mit Stärkmehl
oder besser Zucker gemengt, und das Gemenge bei abge-
haltener Lufl vollstttndig verkohlt. Die erhaltene porOse
Kohle wird in kleine Stücke zerbrochen glühend in eine
nicht zu enge Glasröhre gefüllt, die zwischen starkem Koh-
lenfeuer zum Glühen erhitzt wird, während ein Strom sorg-
Taltig getrockneter Kohlensäure hindurchgeleitet wird. Wenn
der Inhalt der Röhre auf diese Art vollständig von Wasser
befreit ist, läfst man unter fortwährendem Durchleiten von
Kohlensäure erkalten, ersetzt dann den Kohlensäureapparat
mit einem Chlorapparate, und erhitzt die Glasröhre erst wie-
der, wenn alle Kohlensäure und atmosphärische Lufl durch
das Chlorgas ausgetrieben sind. Das dann sublimirende Tan-
talchlorid ist rein gelb, wenn die Tantalsäure vollständig von
Wolframsäure befreit war; im entgegengesetzten Fall roth.
Ein Gehalt von Zinnchlorid im Tantalchlorid ist etwas scbwie^
rigor zu erkennen; ersteres bildet meistens schon vor dem
Sublimiren des Tantalchlorids gelbliche Tropfen. — Zur Rei-
nigung der Tantalsäure von klonen Mengen Wolframsäure
und Zinnoxyd schmilzt man sie am besten mit einem Ge-
menge von kohlensaurem Natron und Schwefel« behandelt die
geschmolzene Masse mit Wasser und wascht das Ungelöste
mit verdünntem Schwefelammonjum gut aus; die Tantalsäure
ist dann bis auf einen Gehalt an Natron rein, von welchem
letzteren sie am besten durch Schmelzen mit zweifach-schwe-
felsaurem Kali befreit wird. — Das mit diesen Yorsichtsmars-
regeln dargestellte Tantalchlorid ist rein gelb und frei von
Aei*C)iloTid (die Abwesenheit des letsteni giebi sich dadwreh
zu erk^nen, dafs das Tanlalchlorid sich beim Erhitzen in
einer Atmosphäre von Chlorgas vollständig verflüchtigt und
von einer Stelle zur andern treiben Urst) , wenn das zuerst
an den kälteren Theil der 6lasr(^hre soblimirte Chlorid niehi
erhitzt wird, so lange noch Bildung des Chlorids stattfindet;
wird das stiblimirte Tantalchiorid frUh^ erhitzt, so bleibt, wie
Rose gbubt durch Einwirkung des dann noch vorhande-
nen Kohlenoxydgases gebildet, etwas nicht flüchtige weifse
Tanlalsäure.
Mit denselben Vorsioktsmafsregeln wurden nun auch
die Chloride des Niobs und Pelops dargestellt, deren ersteres
weirsi voluminös, in der Hitze flüchtig aber nicht schmelzbar,
das letztere gelb und in der ffitze leicht schmelzbar ist. Die
Trennung des leichter flüchtigen Pelopchlorids von dem
schwwer flüchtigen Niobchlond wurde dadurch erschwerl«
dafs letzteres seiner voluminösen Beschaffenheit wegen die
angewendete Glasröhre leicht verstopft und dann, um dem
Chlorgas einen Durchweg zu verschalFen, erhitzt werden
raoCs, wodurch sich etwas von ihm dem Pelopchlorid bei-,
mengt; bei diesem Erhitzen, welches oft nöthig ist, während
sich noch durch die Bildung der Chloride Kohlenoxyd er-
zeugt, verhält sich das Pelopchlorid dem Tantalchlorid ähnlich
und zersetzt sich zum Theil unter Aufnahme von SauerstoiT.
Hinsichtlich des weifsen Niobchlorids und des gelben
PeiopcUorids ergab sich aber neuerdings folgendes. Reine
Naobsäure gab, wenn 1) die Menge der Kohle sehr grofs (3-
bis 4 mal so grofs} im Verhältnifs zur angewandten Säure
war, 2} alle Peuditigkeit durch starkes Glühen des Gemen-
ges in trockenem JlCohlensäuregase ausgetrieben worden war,
3} die Kohlensäure, nachdem das Gemenge in diesem Gase
erkaltet war, durch einen sehr raschen Strom von Chlorgas
attflgelrieben worden war, das erst nach dem votlslänuMgeu
MB Ueb0r d$e MoMkire, Me P^lapwämre
Aiistretlien aller atmopbilrischeii Liift aus den Clikm|»|wrate
nif eleitet wurde, und 4) sehr geringe Erhitsiing angewendet
wurde, nachdem alle Theile des Apparats so mit Chloiqgas
angeflillt waren, dafs «e intensiv g^lich-grün erschienen —
das reinste gelbe Pelopcfalorid, welches nach beendigter Ope-
ration und vollständigem Austreiben des Kohlenoxydgases
durch Chlor sich vollstfindig von einer Stelle sur anderen
verflüchtigen Uefs, ohne eine Spur von Niobchlorid zu s^*
gen oder Säure abzuscheiden. Solches reines gelbes Chlorid
konnte mit gleichem Erfolg, wenn alle angeführten Umstinde
genau eingehalten waren, aus reiner Niobsäure, reiner Pelop-
säure oder der Säure erhalten werden, die unmittelbar aus
Columbit abgeschieden worden war.
Aus dem reinen gelben Chlorid durch Zersetzung mit
Wasser erhaltene Säure gab bei Behandlang mit Zuckeckohle
und Chlorgas, wenn weniger Kohle als die zur Erzeugung
des gelben Chlorids nöthige Menge angewendet wurde, wie-
der weif&es und gelbes Chlorid, und zwar vom ersteren um
90 mehr^ um je geringer die Menge der angewendeten Kohle
und je höher die gleich zu Anfang der Operation ange-
wendete Temperatur war.
Rose kommt nach diesen Versuchen zu der Schlufsfoi-
gerung, dafs in diesen beiden Chloriden wie in den aus
ihnen mittelst Wasser dargeslelUen Säuren dasselbe Metall
enthalten ist. Dafs die beiden als Niobsäure und Pelopsäure
bezeichneten Säuren und die entsprechenden Chloride isomere
Verbindungen seyen, wird dadurch widerlegt, dafs in dem
gelben Chlorid mehr Chlor enthalten ist, als im weifsen. Die
Pelopsäure mufs hiemach auch mehr Sauerstoff enthalten als
die Niobsäure; eine Umwandlung der Niobsäure in Pelop«>
säure gelang indefs selbst bei Anwendung der stärksten
oxydirenden Mittel nicht. Auch vor dem Löthrohr ist das
Verhallen der beiden Säuren verschieden. Es scheint tadeb^
i$b d^rch gewisse aber nur wenige redneireiide Mittel der
dem geH>en Chlorid anriefen Sinre etwas Sauerstoff eniso-
gen werden kdniie. Ueber den CUorgehalt der Chloride und
den Sanerstofljjfehalt der Sauren theilt Rose noch NichU
Genaueres mit; er bemerkt nur, dafs das VerhäUnifs der
Saaerstofltaiengen in beiden Säuren, ans dem Chlorgehalt der
Chloride geschlossen, ein sehr anomales sey^ wie es sich
nur bei awei Oxydationsstufen des Schwefels wiederfinde.
Schliefslich bemerkt Rose, dafs der Name nur Eines
Metalls beiaubehalten sey, da die s. g. Pelopsäure und die s. g.
Niobsfiure Sauerstoffverbindungen desselben Metalls sind. Er
entscheidet sich für die Renennung Niobium, und da die sonst
als Peiopsäure bezeichnete, dem gelben Chlorid entsprechende
Säure die sauerstoffreichere ist, so bezeichnet er jetzt diese
als Niobsäure. Einen Namen für die bisher als Niobsäure
benannte I dem weifsen Chlorid entsprechende Säure hat er
noch nicht gegeben; die Renennung niobige Säure eignet
sich nach seiner Ansicht nicht dafür, weil die Zusammen-
setzung eine andere ist, als die sonst bei Substanzen von
ähnlicher Renennung stattfindende.
Ueber die Einwirkung des Ammoniaks auf einige
arsenigsaure Metallsalze.
Nach A. Girard*) lösen sich die arsenigsauren Salze
von Kobaltoxydul, Nickeloxydul und Eisenoxyd, namentlich
frisch geftillt, leicht in Ammoniak, aber ohne dafs eine be«
stimmte Verbindung sich bildet; aus der Auflösung scheidet
sich nach einiger Zeit das angewendete arsenigsaure Salz
unverändert wieder aus.
•) Compt. rend. XXXVI, 793.
▲na. d. OhMiüt a. Pham. LXXXVIII. Bd. t. HtflI. 17
ÜO Ueh. d. Bmm. d. AmmumMi auf atwmngi. MektBMobe.
Wfard arsenigBaiHres flfiberoxyd, elie es solMrer und körnig
geworden ist« mit Ammonwk i&beqfOMen, so Idst es sich in
diesem zu farbloser Flttss^eit, die auf 9«iisttz von etwas
Alkoitol nach einigen Tagen weifse durchsiehüge Krystnile
giebt, quadratische Tafeln, welche in Wasser und in Alkohol
imlösUchy in Ammoniak und (unter Umwandlung in arsen-
sanres Salz) in Salpetersäure löslich sind, bei 100* sich nicht
verändern^ aber stärker erhitzt Ammoniak und arsenige Säure
entwickeln und weifses, metallisches und schmelzbares Ar-
senmetall zurücklassen. Die Zusammensetzung entsprach der
Formel 2 AgO, AsO» + 4 NH, :
Bartcka»!
GefowlM
Silberoxyd
58,2
58,3
Arsenige Säure
24,8
25,2
Ammoniak
17,0
i6,7
100,0 100,2,
An der Luft fSrben sich diese Kryslalle unter Verlust von
Ammoniak gelb, und zuletzt schwärzen sie sich.
Arsenigsaures Kupferoxyd (Scheel e's Grün} löst sich
in Ammoniak leicht zu schön-himmelblauer Flüssigkeit Diese
giebt, mit etwas Alkohol versetzt, beim freiwilligen Verdun-
sten nach einigen Tagei| kleine blaue Krystalle, schief-rhom-
bische Prismen, welche sich an der Luft nicht verändern, in
Wasser unlöslich sind und die Zusammensetzung 3 CuO,
AsOft + 3 NHt + 4 HO haben. Diese letztere Verbindung
war schon früher, in anderer Art, von Damour dargestellt
worden. Girard ist der Ansicht, dafs sich die arsenige
Säure auf Kosten des Sauerstoffs des Kupferoxydes zu Arsen-
säure oxydire, und das so gebildete Kupferoxydul dann
durch die Einwirkung der Luft zu Oxyd werde. Beim Ver-
dunsten der Lösung von arsenigsaurem Kupferoxyd in Am-
moniak bei abgehaltener Luft schied sich unveAndertcs
Scheele's Grün aus.
m
Ueber dm Aequi^M^wiidit 4m Chwios,
R. Wildenstein'^} suchle dieses zu bestimmen durch
Zersetimig von wied^rhoU umkryslallisirtem und durch Glühen
entwässertem Cblorbarium mit emfacb- chromsau rem Kali und
Bestimmung des Gewichts des dabei entstehenden chromsau-
ren Baryts. So gaben :
100 chromi. | 100 cbromt.
re-
Baryt enljpre-
cheD |tC.
Baryt enti
Chlor-
Cbromtb
Chlor-
Chronu.
cfaen p4
iMirium
Baryt
Chlorbarinm :
barium
Baryt
Cblorbarii
1,5030
1,8357
81,87
1,3928
1,7068
81,57
i,8673
2,2826
81,80
1,2173
1,4891
81,75
1,T778
2,1783
81,61
1,3224
1,6193
81,66
1,8063
2,2068
81,78
1,2060
1,4763
81,83
1,6356
2,0063
81y52
1,1750
1,4388
81,66
1,5564
1,9018
81,84
1,2813
1,5663
81,80
1,2943
1,5813
81,85
1,3076
1,6013
81,66
1,3500
1,6523
81,70
1,5031
1,8364
81,85
1,0540
1,2904
81 ,-68
1,2614
1,5463
81,57
1,3876
1,7016
81,54
1,3590
1,6608
81,83
1,2425
1,5214
81,66
1,1810
1,4453
81,71
1,0040
1,2803
81,55
1,4194
1,7388
81,63
1,2525
1,5309
81,81
1,3900
1,7043
81,56
1,2559
1,5341
81,86
1,3148
1,6117
81,58
1,5970
1,9587
81,54
1,2306
1,5070
81,67
1,1279
1^3809
81,68
1,2741
1,5568
81,84.
Im Mittel entsprachen iOO Theile ehromsaurer Baryt
81,70 Theilen Chlorbarium =: 60,127 Baryt, und das Aequi-
valentgewicht des Chroms (ft&r 0 s= 100} ergiebt sich^ wenn
das des Baryts sb 956,77 angenommen wird, =s 334,48.
*) Journ. t pract. Chemie LIX, 27.
17*
Udier molyMiiiaaiffe. fiblfe.
Zenker hat Untersuchungen über zwei neue Doppel-
salze von Pbosphorsfiure und Molybdinsfiure *} und*^ über
noiybdänsaures Natron **} angestelltr
Wird der gelbe Niederschlag, welcher durch Phosphor-
sdure oder ein phosphorsaures Salz aus einer salzsauren Lö-
sung von molybdtfnsaurem Ammoniak oder durch Zusatz einer
Säure aus einer molydänsaures Ammoniak und Phosphorsäure
haltenden Flilbssigkeit gefiillt wird, in Aetzammoniak gelöst,
so scheiden sich aus der verdunstenden Lösung nach einiger
Zeit farblose Krystalle eines Doppelsalzes aus, später Kry-
stalle von molybdänsaurem Ammoniak. Die zuerst sich aus-
scheidenden Krystalle sind selten einfach (dann nadelFönnig
und glasglänzend}, meistens bilden sie seidenglänzende ßeher-
oder garbenförmige Aggregate. Sie lösen sich leicht in
heifsem, weniger leicht in kaltem Wasser zu schwach sauer
reagirender Lösung, die beim Kochen, oder bei mäfsiger
Temperatur der Einwirkung der Luft längere Zeit ausgesetzt,
Ammoniak entweichen läfst, während sich ein weifser, in
Ammoniak löslicher Niederschlag ausscheidet. Die trockenen
Krystalle verändern sich nicht an trockener Luft oder beim
Aufbewahren; im feuchten Zustand trüben sie sich an der
Luft leicht etwas und lassen sie dann beim Lösen etwas
weiEsen pulverigen Rückstand. Mit Salzsäure oder Salpeter-
säure Übergossen werden sie namentlich bei dem Erwärmen
zu einem gelben Pulver; ein solches scheidet sich auch bei
Zusatz dieser Säuren zu einer wässerigen Lösung der Kry-
stalle aus. Zenker stellt für diese Krystalle die Formel
•) J. pr. Cbero. LVni, 357.
*^ J. pr. Chem LYIll, 466.
Ueber molybddmamm Sähe. 253
(2 NH4O, 5 MoO, + 5 HO3 + (NH4O, PO, + 2 HO)
auf, wonach sie ein Doppelsalz des von Svanberg und
S t r a V e '^j beschriebenen molybdänsauren Ammoniaks mit
phosphorsaurem Ammoniak wären.
gefnirfeii
berechnet
im Mittel
Molybdänsäure
62,iO
62,64
Phosphorsäure
12,79
12,58
Ammoniumoxyd
13,83
13,S0
Wasser
11,18
li,28
100,00 100,00.
Dasselbe Doppelsalz liefs sich erhalten, indem eine Lö-
sung von krystallisirtem molybdänsaurem Ammoniak und einer
kleinen Menge krystallisirten phosphorsauren Ammoniaks in
beifsem Wasser der Verdunstung überlassen wurde, wobei
das Doppelsalz zuerst herauskrystallisirte«
Als eine salzsaure Lösung von Molybdänsäure nach Zu-
satz von wenig Phosphorsäure zur Syrupconsistenz eingedampft
und mit Kali gesättigt wurde, gestand die Flüssigkeit zu ei-
nem Magma von borsäureähnlichen Krystallschuppen, die aus-
geprefst und umkrystallisirt grofse, farblose, glasglänzende,
luftbeständige, anscheinend monoklinometrische Krystalle ga-
ben. Die wässerige Lösung derselben reagirt sauer und
giebt^ wie auch die Krystalle , auf Zusatz von Salpetersäure
oder Salzsäure eine gelbe Fällung; erhitzt schmelzen die Kry-
stalle leicht unter Abgabe von Wasser zu einem in der Hitze
gelblichen, beim Erkalten farblos und rissig werdenden Glas.
Für die Zusammensetzung dieser Krystalle betrachtet Zenker
die Formel
3 (KO, 3 MüO, + 3 HO} + (KO, PO, + 2 HO) + 6 HO
als der Analyse am nächsten entsprechend :
•) Dieie Aanalen LXVIII, 297.
254 Ihber maljfbddmmmm Sabe.
beredioet
fcToadM
Kali
17,96
17,77
Waaser
14,58
14,50
Phosphorsinre
6,88
7,24
Molybdäns«nre
60,58
60,48
100,00 iOO,00.
Ein Natronsalz der Molybdünsliure in groCsen leicht ver-
witternden Krystallen erhielt Zenker in folgender Weise.
Bei allmäligem Zusatz von Salpetersäure zu einer Lösung
von Molybdänsäure in kohlensaurem oder in ätzendem Natron
entsteht ein weifser voluminöser Niederschlag, der sich beim
Umrühren wieder löst, bis bedeutend viel Salpetersäure zuge-
setzt worden ist. Wird nur so lange Salpetersäure zugesetzt^
als der Niederschlag sich wieder beim Umrühren löst, und nicht
länger, als bis die Flüssigkeit saure Reaction angenommen
hat, so scheidet sich nicht dreifach-saures Sabs ab *^, sondern
es bilden sich bis zu 1 Zoll grofse, farblose, gtasglänzende,
monoklinometrische Krystalle, welche sorgfältig abgetrocknet
bei niedriger Temperatur durchsichtig bleiben, bei sehr wenig
erhöhter Temperatur aber oberflächlich verwittern. Sie lösen
sich weniger in kaltem, sehr leicht in heifsem Wasser; die
Lösung reagirt sauer; auf Zusatz von Säure zu der Lösung
entsteht ein weifser voluminöser Niederschlag. Beim Erhitzen
schmelzen die Krystalle erst im Krystallwasser, nach Abgabe
desselben entsteht eine trübe weifse, stellenweise blau ge-
erbte Masse, welche stärker erhitzt zu einer klaren gel-
ben Flüssigkeit schmilzt, die beim Erkalten ausgezeichnet
krystalliniscb erstarrt. Die geschmolzene Masse giebt nach
dem Auflösen in Wasser wieder Krystalle; die Krystalle lassen
sich aus der Lösung In heifsem Wasser leicht umkrystallisiren.
*) Wie diefs SYaoberg ond Strave angegeben hatten; dieae Annale«
LXVIH, 296.
lieber d. itemmißkm VerbmA. d. Sdkoefekmimums. 855
Dfis WMser entweicht bei 100^ zom grasten Theil, ein Theil
dloMelb«^ aber erst bei viel bdherer Temperatur. Zenker
legi diesem Salz (lufttrocken) (fie Zusamaeaaetzung 4 NaO,
9 HoO, + 28 HO bei :
berechnet gefunden
Molybdänsäure 62,65 63,16 fVerliisl)
Natron 12,31 11,87
Wasser 25,04 24,97
100,00 100,00,
und dem bei 100^ gelrodkneten die Zusammensetzung 4 NaO,
9 HoOs + 2 HO (der Gewichtsverlust des vorigen bei 100^
betrug 23,33 pC).
Wird eine Lösung des vorhergehenden Salzes mit über*
gchüssigem Aetznatron versetzt und zu Syrupconsistenz ein-
gedampft, so scheiden sich perlmutterglänzende Blättchen aus
und allmälig erstarrt die Lösung zu einem Magma perlmutter-
glänzender Schüppchen. Dieses Salz wurde zwischen Fliefs«*
papier getrocknet; es löst sich sehr leicht in kaltem Wasser,
die Lösung reagirt alkalisch. Erhitzt verliert es ziemlich viel
Wasser (es wurde nicht bestimmt, wieviel); es schmilzt ziem-*
lieh schwer und erstarrt dann beim Erkalten zu einer weifsen,
trüben, nicht krystallinischen, in Wasser ziemlich leicht lös-
lichen Masse. Im geschmolzenen Salz wurden 30,70 pC. Na-
tron gefunden; der Formel NaO, MoOg entsprechen 30,97 pC.
Deber die isomerischen Verbindungen des
Schwefelantimons.
H. Rose*} hat die krystallinische schwarze und die
amorphe rothe ModMcalion des Schwefelantimons untersucht»
haupisäcklich hinsichtlich der Umwandlungen dieser ModifieiH
tionen in einander.
*) r^f. Ann. LXXXIX, 122.
S56 Veber die wmetMkm VerbiMhmgmt
ScktDorzes S^iwefelixnHmim^ wefehes sich natttrltdi als
Grauspiefsglansera (Antimongtenz') findet, kann bekannCHch
auch- durch Zasammenschnielzen von Schwefel und Antimon
und langsames Erkalten der geschmolzenen Masse eriialteii
werden. Das spec. Gewicht eines auf letzlere Art bereiteten
schwarzen Schwefelantimons fand Rose bei 16' = 4,614,
nach dem Zerreiben zu sehr feinem Pulver =r 4,641. Er
beobachtete noch, dafs das fein zerriebene Pulver des kry-
stallisirten Schwefelantimons unter dem Hikroscop unkrystalli-
nisch , glasartig erscheint. Stücke desselben geben auf un-
glasirtem Porcellan einen rein schwarzen Strich; selbst das
feinste Pulver desselben zeigt schwarze Farbe. Das krystaUi-
strte Schwefelantimon ist, auch als feines Pulver, ein Leiter
der Electricität.
Rotkes Schfvefekmimum. — Die von Fuchs angegebene
Umwandlung des schwarzen Schwefelantimons in rothes durch
längeres Schmelzen des ersteren in einem dünnen Glase und
möglichst rasches Eintauchen des Glases in eiskaltes Wasser
fand Rose bestätigt; doch beobachtete auch er, dafs diese
Umwandlung nicht immer gelingt, und nur einmal erhielt er
auf diese Art die rothe Modification des Schwefelantimons in
einigermafsen gröfserer Menge. Als krystallisirtes 'Schwefel-
antimon in einer Röhre von dünnem aber schwer schmelz-
barem Glase, unter Ueberleiten von Kohlensäure, längere Zeil
bis zum Erweichen des Glases erhitzt und dann sammt dem
Glase in kaltes Wasser geworfen wurde, bildete das Schwe-
felantimon theils ein aufschwimmendes rothbraunes Pulver,
iheils ein grobkörniges schwarzes, mit Glassplittera gemeng-
tes Pulver. Letzteres gab auf unglasirtem Porcellan eines
braunrothea Strich; es wurde beim Fulrern um so rölher,
je feiner das Pulver war. Das spec. Gewicht der Studie
war 4,167 , das des daraus erhaltenen rothen Pulvers (nach
Berücksichtigung einer geringen Beimengung von Glisspiit-
de$ Sekwefefanüm&ns. 25Y
lern) 4,28. Fuchs* Beobacbtang, dab das amorphe Scfawe*
felantimon bfirter sey, als das krystallisirte^ fand Rose be*
sliligl; er fand ersleres noch etwas härter als Kalkspath.
Bei dem Einbringen von geschmolzenem krystallisirtem
Schwefelantimon in kaltes Wasser verbreitete* sich ein schwa-
cher Geruch nach Schwefelwasserstoff. Rose untersuchte
defshalb die so entstehende amorphe Modification auf einen
Gehalt an Antimonoxyd^ welcher indefs durch Reduciren des
amorphen Schwefelantimons mittelst Wasserstoffgas und Er-
mittelung, ob sich dabei Wasser bilde, sich nicht darin nach-
weisen liefs.
Rose erhielt beim Eintauchen von in Glas geschmolze-
nem krystallisirtem Schwefelantimon in kaltes Wasser mei-
stens nur Gemenge von der rothen und der schwarzen Mo-
dification, die im Ganzen ein schwarzes Pulver gaben. Beim
Eingiefsen eines dünnen Strahls bei starker Hitze geschmol-
zenen schwarzen Schwefelantimons in Wasser wurde ein
m
grobkörniges Product erhalten, das an allen Stellen auf un-
glasirtem Porcellan einen schwarzen Strich gab und dessen
Pulver schwarz war.
Wird schwarzes Schwefelantimon in einem Stück einer
Barometerröhre in einem raschen Strom von Kohlensäuregas
geschmolzen, so verflüchtigt sich etwas davon und bildet bei
der alsbaldigen raschen Abkühlung eine geringe Menge eines
zinnoberrothen Sublimats.
Das amorphe Schwefelantimon ist i^owohl als grobes
schwarzes wie auch als feines rothes Pulver ein llidilleiter
der Electricität.
Das rothe Schwefelantimon wird durch Erwärmen auf
200^ in die schwarze Modification übergeflihrt; das Pulver
zeigt dann unter dem Mfkroscop kryslaltinisches Ansehen
und (nach Berücksichtigung von etwas beigemengtem Ghs)
t59 üeber d. üamen$ehm Vmrbmd. tk Sduoefdamimomi.
dM 8pea Gew. Ifi6. Bei 180« wird das rotte Sckwefel-
anliinon swar Tiel dankler gefiirbt, nimmt aber beim BrkaUeii
wieder die ursprüngliche rolhe Farbe an. — Aach darck
Sliuren kann die rothe Modification in die schwarze überge»
führt werden. In kalter, mäfsig starker Salzsäure löst sich
das rothe Schwefelantimon in der Kälte nur wenig auf, fiirbt
sich aber darin allmälig schwarz; schneller geschieht diefs
beim Erhitzen, bei welchem aber auch zuletzt YollstHndige
LösiHig stattfindet. Beim Kochen der rothen Modification mit
so stark verdünnter Salzsäure, dab nur wenig gelöst wird,
erfolgt die Umwandlung in die schwarze Modification schon
nach einer Viertelstunde. Concentrirte Schwefelsäure, welche
mit rothem Schwefelantimon schon in der Kälte schweflige
Säure entwickelt, bewirkt die Umwandlung in die schwarze
Modification nicht; beim Kochen mit verdünnter Schwefel-
säure tritt diese Umwandlung nur langsam und unvollständig
ein. Beim Kochen mit verdünnter Weinsäure oder mit Wein-
stein und Wasser verändert das rothe Schwefelantimon seine
Farbe nicht.
Das aus Antimonoxydlösungen mittelst Schwefelwasser^
stoiT geßillte orangefarbige Schwefelantimon hält bekanntlich
nicht nur etwas von der Säure der Lösung hartnäckig zurück,
sondern auch mit noch gröfserer Hartnäckigkeit einen Ge-
halt an Wasser. In solchem, bei 190* getrocknetem Schwe-
felantimon wurden noch 0,61 pC. Wasser gefunden; bei 200*
wird es, unter Umwandlung in die krystallinische schwarze
Modification, wasserfrei. Auch durch den Einflufs von Säuren,
namentlich von Salzsäure erfolgt diese Umwandlung, doch
etwas schwieriger als die der durch rasches Abkühlen des
geschmotoenen Schwefelaiitimoiis dargeatelUen rothen Modi-
fication; durch Kochen nil Weinstein oder Weiosteinatwe
wird diese Umwandtang nicht bewhrkt. Das spec. Gewicht des
ml Schwefelwasserstoff gefkUtea rothen SchwefekmtiBiOBs
üeber d. Verbind, d. Sff^wefeJantfmens u. AnHmonoxydi, 31^
wurde elwM grdfser, als das des durch rasches AhküUen
beretteten, gefunden, im Mittel =s 4,421.
lieber die Verlmidiiiif eo des SdiwefelaiitinioM und
Antimonoxyds.
H. Rose*} zeigte^, dafs die Verschiedenheiten in der
Besehaffenheit und der Farbe der ans Scbwefelantimün tind
Anlimonoxyd zusammengeschmolzenen Verbindungen (des s. g.
TÜnim antimonii} besonders von dem schnelleren oder lang«
sameren Erkalten abhängen.
Wird wenig Oxyd mit viel Schwefelantimon zusammen-
geschmolzen und die Hasse in eine Porcellanschale oder
einen Porcellantiegel ausgegossen, so ist die erstarrte Ver-
bindung schwarz, krystallinisch und metallglänzend, und nur
an der Aufsenseite, namentlich wo die Abkühlung am rasche-
sten stattfand, schwarz aber glasartig und von metallischeni
Demanighnz. Die gbsartigen Stellen geben auf unglasirteai
Porcellan einen rothen» die krystallinischen einen schwarze«
Strich, Die krystallinisehe Verbindung leitet die Electricitit,
die glasartige nicht Letztere lälst sich rein erhalten, wenn
man die geschmolzene Masse in kaltes Wasser giefst; es
entstehen kleine spröde schwarze Kttgelchen, die auf Por-
cellan einen rothen Strich geben und vollkommene Nichtleiter
der Kectricität sind.
Bei dem Zusammenschmelzen von mehr Oxyd und weni-
ger Schwefelantimon läCst sich die entstehende Verbindung
doch noch krystallinisch eihalten, wenn man Sorge triigl,
dafs die Erkaltung nur dufserst langsam stattfindet. Es w«rde
so eine vollkonnen krystallinisehe graoschwarze Verbiidwif
*) Poff. Aon. LXXXIX, 316.
900 Ueber da$ WümMoxgdtd,
erki^teii, die ein Halbleiter der BlectricilMI war ond auf
unglasirtem Porcelian einen Strich von schwarzer aber ins
Rölhliche stechender Farbe gab. — In gröfseren Tropfen
auf kaltes Porcelian gegossen, erstarrte diese Verbindung zu
aufsen glasartigen und rdthlichen, innen kömigen und schwar-
zen Massen ; der äafsere Tbeil gab auf Porcelian einen schar-
lachrothen Strich und leitete die Electricität nicht, der innere
Theil gab einen schwarzen Strich und war ein Halbleit^ der
Electricität. — Wird die geschmolzene Verbindung in kaltes
Wasser gegossen, so erhilt man sie vollkommen glasartig,
im durchscheinenden Licht etwas röthlichi und sie giebt dann
einen gelbrothen Strich auf Porcelian.
Ueber das Wismutfaoxydul.
R. Schneider*} hat Untersudiungen über das Wis-
mulhoxydul angestellt Er bespricht die früheren Versuche,
dassdbe darzustellen, welche die gesuchte Verbindung gar
nicht oder nicht rein ergaben, und theilt seine eigenen Ver-
svche mil, die gleichfalls zum Theil nicht zum Ziele führten,
aber die Kenntnifs des chemischen Verhaltens des Wismuths
erweitern.
Weinsaure Wismuthoxydsalze und Doppelsalze zeigen
beim Erhitzen in einem Strom von WasserstoiTgas bis zu
100^, abgesehen von einem Verlust an Wasser, keine we-
sentliche Veränderung; beim Erwärmen auf 150 bis 160*
(namentlich bei den einfachen Salzen} oder gegen 200* (bei
dem weinsauren Wismuthoxyd - Kali} Mtt Veränderung unter
Braunwerden ein, zugleich aber immer von Anfang an aoch
die Kldung brenzlicfaer Producte. Eine Bildung von Wis-
*) Pogg. Ann. LXXXVIII, 45.
Oeber das WümuihoxsM. Mf
mattioxydid scheint nur vorübergehend statt zu tnden, itnd
es tritt unter weitergebender Zersetzung der Salze theil-
weise Reduction des Wismuthoxyds zu metallischem Wis*
muth ein.
Beim Erhitzen von schwefelsaurem Wismuthoxyd-Kati im
Wasserstoffstrom entweicht gegen 300* unter Bräunung des
Salzes Wasser und Schwefelsliure, bei etwas gesteigerter Tem*
peratur zugleich etwas schweflige Säure, und der schwarze
Rfkdistand enthttlt nun neben vielem Wismuthoxydul etwas
Schwefelwismuth.
Bei dem Erhitzen einer Ldsung von weinsaurem Wis«
muthoxyd in Kali mit Traubenzucker auf 70 bis 80* C. wird
das Wismuthoxyd direct zu metaDischem Wismuth reducirt
Wnrd einer mttfsig concentrirten heifsen Ldsung von 5
Theilen Wismuthoxyd in Salpetersäure eine concentrirte heibe
Lösung von 4 Theilen Weinsäure in Wasser zugesetzt, so
bleibt dio Mischung in der Hitze klar und scheidet nach dem
Abkühlen kleine glänzende Krystalle aus, die mit einer kal-
ten verdünnten (im Anfang mit etwas Salpetersäure versetz-
ten) Lösung von Weinsäure sich auswaschen lassen. Für
ihre Zusammensetzung giebt Schneider die Formel BiO,,
3 C4H,0s + 6 HO; die Krystalle verloren bei iOO* 9,12 pC.
Wasser, 5 Aeq. entsprechend ^berechnet 9^ pC.J. Für
das bei 100* getrocknete Salz fand er BiO,, 3 C4Hs0s + HO;
es verlor bei 160* 2,02 pC. Wasser, während sich für 1 Aeq.
2,05 pC. berechnen; über 160* bräunt und zersetzt sich das
Säte.
Bei iOO^ getrocknetes Sab ;
Wismuthoxyd 52,84 52,42 — —
Kohlenstoff 16,40 16,28 17,09 . 16,96
Wasserstoff 1,60 " 1,63 1,68 —
Sauerstoff 29,15 _ . _ _
100,00.
, Nach de» Uebergieteii dwses Sabes mt di^r 6* Ms
öfachen Menge heiüsen Wassers entsteht aof aUiiMUige& Zu-
aats von Kali anfangs starke weifse Trübung^ dann eine klare
Lösung, die durch Zusatz von Wasser oder einer gröfserea
Menge Alkali nicht getrübt wird. Löst man 1 Theil kry-
atallisirten ZinnchloriU^ und etwa 3 Theile Weinsäure in
einer genügenden Menge heifsen Wassers und veraetsi die
Lösung vorsichtig mit Kali, bis sie neutral reagirt, so Iftfsi
sich diese Flüssigkeit ohne Trübung kochen und mit Wasaer
verdünnen, und der durch ferneren Zusatz von wenig Knfi
CvorzUglich beim Erwärmen) darin hervorgebrachte weifse
Niederschlag wird durch Zusatz von mehr Kali wieder gelöst.
Aus der Mischung von weinsaurem Wismuthoxyd-Kali und
weinsaurem Zinnoxydul -Kali entstehen -^ bei mäfsiger Ver-
dünnung der Lösungen bald schon bei gewöhnlicher Tempe<>
ratur, bei gröfserer Verdünnung beim Kochen — braune Nie-
derschläge, welche Schneider als Doppelverbindungen von
Wismuthoxydul, Zinnsäure und Weinsäure betrachtet, in wel-
chen die Zinnsäure (ähnlich wie die Borsäure im B<Hraxwein-*
stein) die Rolle einer Basis zu spielen scheine, und die bei
Anwesenheit einer genügenden Menge Wasser in einem ge-
ringen Ueberschufs von Kali zu prächtig dunkelbraunen Flüs-
sigkeiten auQöslich sind; dieselben lassen sich nicht gut fil*
triren und auswaschen. Das Wismuthoxydul kann aus der
Verbindung mit Weinsäure und Zinnsäure nicht durch directe
Behandlung mit concentrirtem Kali abgeschieden werden.
Durch Zusatz gewisser Salze (kohlensaures Natron, schwefel-
saures Natron, Chlornatrium) lassen sich, nölhigenfalls bei
Unterstützung durch Kochen, aus der schwach alkalischen
Lösung des weinsauren Zinnsäure -Wismuthoxyduls braune
Verbindungen von Zinnsäure und Wismuthoxydul abscheiden,
die sich durch wiederholtes Lösen in kalihaltigem Wasser
und Ausfallen durch Zusatz von kohlensaurem Natron und
ÜA9r dm WimmMSagM. MS
Kooben rmk Weinstfare befreien und dann durch AiiswaidheB
mit ansgekochlcm Wasser reinigen laasen. Schneider
glaubt, dars sich hier im Wesentlichen eine Verbindung BiO«^
SnOt bilde. Bei Anwendung einer entiprechenden Lösung von
Zinnsesquioxyd an der Stelle von Zinnoxydul erhielt er in
tthnlieber Weise eine braune Verbindung, die er als BiOfi
8 SnOt betrachtet. Diesen Verbindungen von Zinnsfture «nd
Wismuthoxydul läfst sich die Zinnsäure durch Kali nur dann
voilelindig entziehen, wenn sie ohne Anwendung von Wärme
abgeschieden worden sind.
Zur i>arstellung des Wismuthoxyduls gab dals Verfahren
die genügendsten Resultate, die Mischung der Lösungen von
gleichen Aequivalenten Wismuthoxyd und Zinnchlorür in mit
möglichst wenig Salzsäure versetztem Wasser in eine mäfsig
verdünnte Kalilösung ku giefsen, so dafs das Kali immer im
Ueberschufs einwirkt, und dem hierbei entstehenden volumi-
nösen schwarzbraunen Niederschag, der' aus Zinnsäure und
lyismulhoxydul besteht, die erstere durch Behandlung mit
concentrirter Kalilösung (zuletzt bei mäfsiger Digestions-^
wärme} zu entziehen. Die Zusammensetzung des so erhal«'
tenen schwarzgrauen krystallinischen Pulvers, welches mit
heifsem hiftfreiem Wasser ausgewaschen, bei möglichst abge-
haltener Luft filtrirt, und durch Auspressen zwischen Pliefs^
papier und dann im luftleeren Räume über Schwefelsäure
und bei 100^ getrocknet wurde, entsprach (nach Abrechnung
einer kleinen, etwa 1 pC. betragenden, noch darin enthaltenen
Menge Wasser} nahezu der Formel BIO« (wenn Bi == 206,
für H = 1} :
berechnel , &tl .
Wismuth 92,86 92,98 92,95 92,82 92,64 92,60 92,69
SauerstoiT 7,14 — — — — — —
100,00.
Bei der Einwirkung stärkerer Säuren wird das Wis-
roulhoxydul zu Wismuth und Wismuthoxyd. Im feuchten
IM üeber doi ^mmäiMek nm$0 IMtD Aridium.
Zoilaad der Luft darfebolen mDoit es «enltch achMÜ Saaer-
sloff anf und ttbeniebt es sich mit weifse« Wisraathoxyd-
hydrat. Das iai leeren Räume gelrockneie Oxydul zeigt bei
gewöbnlidier Temperalnr nur gerioge Neigung sich hdher
BQ oxydiren, bei Lttfizutritt erhitat verglinunt es augenblick-
lich zu gelbem Wismuthoxyd. In einer KohlensSureatmo-
Sphäre geglttht giebl es das darin noch entfaallene Wasser
ah, und wird es zu etnem hellgrauen Pulver (dieselbe Yer-
inderong scheini durch längeres Kochen mit concenbrirter
Kalilösung einzulreten), welches sich dann selbst bei länge-
rem Liegen an der Luft nicht merklich höher oxydirt und
auch beim Glfthen an der Luft nur langsam sich v<rflsländig
ia Oxyd verwandelt«
Ueber das vermeintlich neue Metall Aridiian.
In dem Chromeisenstein von Röras glaubte Ullgren*}
ein neues Metall enthalten, dem er den Namen ArUHum bei-
'legle. Bahr**3 hat nun genau nach den Vorschriften Uli*
gren's.die Versuche des letzteren zur Darstellung des neuen
Metalls wiederholt, und ist zu dem Resultate gekommen, dafs
das sogenannte Aridium Eisen mit einem Gehalt von Phosphor
und wahrscheinlich etwas Chrom ist.
•) Diete Amwlea LXXVI, 239.
*•) J. pr. Chem. LX, 27.
Aittgogeben de« 18. Febrosr 1654.
AJ^ALEN
DER
CHEMIE UND PHAEMACIE.
LXXXYIIL Bundes drittes Heft
Ueber schwefligsaure Kupferoxydtüverbinduiigeii.
Päan de Saint-Gilles *) hat Untersuchungen über
die schwefligsauren Verbindungen des Kupferoxyduis mitge-
theilt. Einfache Verbindungen zwischen schwefliger Sfiure
und Kupferoxydul scheinen ihm eben * so wenig zu existiren,
wie solche zwischen schwefliger Säure und Kupferoxyd. Die
schwefligsauren Doppelverbindungen des Kupferoxyduls theilt
er in drei Klassen : I. Verbindungen, welche Kupferoxydul
und Kupferoxyd enthalten, und die bei Einwirkung schwefliger
Säure oder schwefligsaurer Alkalien auf überschüssig ange-
wendete Kupferoxydsalze entstehen ; II. Verbindungen, welche
Kupferoxydul und Alkali enthalten, und die bei Behandlung
von Kupferoxydsalzen mit überschüssigem schwefligsaurem
Alkali entstehen; und DI. complicirtere Verbindungen, die
durch die Vereinigung gleicher Aequivalente der beiden vor-
hergehenden Verbindungen entstehen.'
I. Schwefligsaures Kupferoxyd --KupferoxyduL — Durch
Einleiten eines hingsamen Stroms von schwefliger Stture in
eine Lösung von essigsaurem Kupferoxyd erhält man einen
gelben flockigen Niederschlag, welcher bei Einwirkung von
•) Compt. reod. XXXYI, 1066.
Ana. d. Chem. n. Phwm. LXXXVin. Bd. 3. H«ft. 18
mehr Siare sich wieder aufldsl; derselbe entetehl auch bei
Zusatz eines scbwefligsauren Alkalis za einem Kupferoxydaalx
bilt aber in diesem Falle fast stets eine gewisse Mengte
schwefligsaares Alkali zurücL Diese Verbindung verändert
sich nicht an trockner Luft; sie ist mlöslich in Wasser, ohne
Zersetzung löslich in schwefliger Säure und Essigsäure. Sie
löst sich auch in Kupferoxydsalzen unter smaragdgrüner Fär-
bung der Flüssigkeit, löst sich in Ammoniak unter blauer
Färbung, wird durch Kali zu einem grünlichen Gemenge von
blauem Oxydhydrat und gelbem Oxydul. Die Zusammensetzung
entsprach der Formel CutO, SO, + CuO, SO, + 5 HO :
berechi>el .gefunden^
3 Ctt 43,17 43,42 43,31
2 SO, 29,09 29,16 28,70
5 HO 20,45 20,16.
Diese gelbe Verbindung unterscheidet sich nur durch
einen Hehrgehalt von 3 Aeq. Wasser von der durch Ram-
melsberg*} und Rogojski**^} untersuchten rothen Vo--
bindung, welche letztere auch beim Verdampfen der Lösun-
gen der ersteren sich abscheidet, aber von dieser noch darin
unterschieden ist, dafs die Lösungsmittel der gelben Verbin*
düng auf sie nicht einwirken und Kali mit ihr ein bräun-
liches Gemenge von wasserfreiem Kupferoxyd und Kupfer-
oxydul giebt.
II. Unter den Verbmdungen des ichtoefiigsauren Kupfer^
oxyduU mit $chu>^lig$auren Alkalien sind die mit Kali und
namentlich mit Natron hervorgebrachten sehr unbeständig und
schwierig rein zu erhalten. Durch Behandlung von Kupfer-
chlorür mit überschüssigem schwefligsaurem Ammoniak erhielt
Päan de Saint-Gilles ein Salz Cu,0, SO, -h ? (NH4O,
SO,) + 10 HO, welches in feinen, in der Mutterlauge beim
♦) Pogg. Ann. LXVn, 397.
«*) Diese Annalen LXXX, 255.
I/06er Mchiotfligmmre MupferomifAiherbmdungen. 26T
BrwSmkW leiobl wieder lOsIichen Nadeln kryataUisirl und sich
dann beim Abkühlen in volumindsen Prismen abscheidet; an
kmtUßT Luft abaorbirl es rasch Sauerstoff, blftut sich und
riecht nach Ammoniak. — Durch Sättigung der Lösung des
vorhergehenden Salzes mit schwefliger Säure wird das schon
Ton Rogojski erhaltene, aus gleichen Aequivalenten der
beiden einfachen Salze bestehende schwefligsaure Kupfer-
oxydttl-Ammoniak erhalten , welches unlöslich in Wasser ist.
P^an de Saint-Gilles bestreitet, dafs durch längere Ein«
wkkuBg von schweflige Säure auf die letztere Verbindung
reines sehwefligsaures Kupferoxydul erhalten werde, wie Ro-
gojski behauptete; seiner Ansicht nach ist die Bildung des
dann entstehenden rothen Körpers von der gleichzeitigen
Einwirkung der Luft abhängig, und der rothe Körper selbst
sehwefligsaures Kupferoxyd-Kupferoxydul.
IIL VerbmAmgem eon Mclw>eftig$aurem Kupferoxyd" Ku^
pferoxjfdul und sdno^iffsaurem Kui^eroxyikU''Atkali. — Sät-
tigt man concentrirte Lösungen von schwefligsaurem Ammo-
niak and schwefelsaurem Kupferoxyd mit schwefliger Säure
ud mischt sie dann, so bleibt die entstehende schwefligsaure
Verbindung in der überschüssigen Säure gelöst und die Flüs-
sigkeit färbt sich nur grün. Nach einigen Stunden bildet
sich eine reichliche Krystallisation eines hellgrünen Salzes,
welches sich in der Mutterlauge nicht wieder auflöst Für
die Zusammensetzung dieses Salzes giebt P6an de Saint-
Gillea die Formel (CutO, SO, 4- NH4O, SO,} + (GutO,
SO« + CttO, SO«} + 5 HO; & giebt an, auch ein mit dem
vorhergehenden der Form und der Zusammensetzung nach
ttberaoatimmendes Kalisalz erhalten zu haben, welches aber
iger darzustellen ' und unbeständiger sey.
18*
!• _ •
MB IM«r
lieber die Eiawirkoiig des Salmiaks auf Kiffer.
H. Rilthausen^) liat die Binwirinuig des
aaf Xnpfer nnlenroeht
Der Salmiak wird dvtsh Kupfer nor serseCH, wemi die
Laft Zotritt hal. Ist aoberdem das Kupfer im Uebersdiois
Torhanden, so bildet sich stets ein weiße$ SaU. Beim Br-
hitaen einer kaltgesittigten SafaniaUösang mit fein xertheB-
tem Kupfer bis nahe xum Sieden, so lange als keine stnfca
Ammoniakentwickelung bemeikbar ist, wird eme lAsfmg er*
halten, welche, selbst wenn sie ganx faihlos war, sieh beim
Filtriren tief blau fiirbt und wenn sie sehr gesittigt ist sofort
kleine weifse Krystalle ausscheidet Bei langsamem Abktthlmi
der Lösung scheidet sich das weifse SaU in groben Khom*
bendodekaedem ab, denen sich etwas später Krystalle eines
blauen Salzes beimengen. Zur Reindarsleilung des weiCsen
Salzes kann man die nrspttngliche siedende Lösung unmittel->
bar in die Hälfte ihres Volumens Wasser filtriren, wo der
gröfste Theil des blauen Sabees und auch etwas Ton dem
weifsen unter Ausscheidung von gelbem Kupferoxydulhydral
zersetzt werden; nach nochmaligem Filtriren der noch war*
men Flüssigkeit scheiden sich beim Erkalten des Filtrats zaU-
reiche weifse Krystalle ohne alle Beimengung aus, die mit
Alkohol gewaschen und zwischen Fliebpapier rasch getrock-
net werden. Das weifse Salz wird durch Wasser unter get*
her Färbung zersetzt; durch Alkohol wird es nicht zersetzt;
in Säuren ist es ohne Zersetzung nicht löslich ; in concentrir-
ter heifser Salmiaklösung löst es sich unter Bläuung durch den
Sauerstoff der Luft. Die Krystalle oxydiren sich an der Luft
rasch oberflächlich und bedecken sich mit einer bläuUcli-
grünen oder violetten Schichte; bei 100^ verlieren sie selbst
*) J. pr. Che». LIX,
Sakdah9 auf Kupfer., 269
oaeh langer Zeit nur wenig an Gewicht unter brauner Fär«-
bnng and Verflüchtigung von etwas Ammoniak; bei stiirke<*
rem Erhitzen entweicht nur Ammoniak, kein Sahniak, etwas
KnpfercUorür, und es bleibt ein weifser Rückstand von Ku-
^^cldorttr. Die Zusammensetzung dieses weifsen Salses ist
Knpferchlorttr-Ammoniak, Cu,Q + NHg :
berecbnel f efanden im Mittel
Kupfer
54,70
54,3i
Chlor
30,63
30,38
Ammoniak
14,67
13,90
100,00 98,59.
Die Bildung dieses Salzes erklärt sich nach dem Schema
2 Cu + NH4CI + 0 == CujCI, NH, + HO.
Aus einer Lösung des vorhergehenden Salzes in mög-
lichst wenig concentrirter heifser Salzsäure schieden sich beim
Erkalten weifse Krystalle ab^ die sich an der Luft etwas
brttunten, beim Erhitzen kein Ammoniak sondern nur Sal-
miak gaben und Kiqiferchlorttr hinterliersen^ durch Wasser
unter gelber Filrbung zersetzt, durch Alkohol nicht verändert
wurden. Sie schienen 3 CuiCl + 2 NH4CI zu seyn (gefun-
den 48,4, berechnet 47,1 pC. Kupfer}. Versuche, die Ver-
bindung CufCl + NH4CI darzustellen, waren erfolglos.
Aus der Flüssigkeit, welche Kupferchlorür - Ammoniak
enthält, entsteht durch Einwirkung der Luft ein blaues SaU^
welches sich aus sehr gesättigten Lösungen in langen dünnen
Prismen, bei langsamerer Bildung aus weniger davon enthal-
tenden Flüssigkeiten in schönen grofsen Krystallen ausschei-
det, welche rhombisch zu seyn scheinen und durch vierseitige
Prionen mit auf die Prismakanten aufgesetzten Pyramiden
gebildet sind. Schön erhält man auch diese blauen Krystalle,
wenn man Sahniaklösung und Kupfer lange bei gewöhnlicher
Temperatur auf einander einvrirken läfst, wobei nur sehr
wenig, dem Kupfer fest anhaftendes Kupferchlorttr-Ammoniak
270 Debet dk ElmmMkmg des
entsteht Das bfame Siis aersetst sich» weM es Mdi wtA
Miitteriaiqfe benetil ist, rasch an der Luft und ilbenieht sieh
dabei mit eioer matten bliolich^grrttnen Schichte ; gut getrock-
nete gröfsere KrystaUe werden an der Luft erst nach Ubig»-
rer Zttt matt und sersetEt, ihr violettes Puhrer nach ttageren
Stehen an der Luft grünlich. Das blaue Sah wird dlirdi Wa«er
und durch Alkohol zersetzt; beim Kochen mit Wasser scheiden
sich Kupferoxydul und ein gelb-grttnes Pulver ab, während Sal-
miak und Ammoniak vom Wasser aufgenommen werden. In
Sahniaklösung ist es ziemlich reichlich aber unter theilwräer
Zersetzung löslich. In Säuren ist es ohne Zersetzung nidat
löslich. Bei 100^ verliert es unter dunkelbrauner Fäitang
Wasser und vielleicht auch Spuren von Ammoniak, beim
CStthen giebt es Sahniak, Ammoniak und ab Rtkkstand Kn-
pferchlorttr. Die Analyse des blauen Salzes ergab seme Z»-
sammensetzung aus Kupferchlorflr«- Ammoniak, Kupfercktoid-
Ammoniak und Wasser, Cu^Cl, NH. + CuCl, NH. + HO.
berechnet seAmdea im MittBi
Kupfer
45,54
45,62
Chlor
33,90
34,31
Ammoniak
16,36
16,65
Wasser
4,30
—
100,00.
Aus der Lösung des blauen Salzes in warmer Salisäure
oder Salpetersäure krystallisirt beim Erkalten die schon firfi-
her mehrfach untersuchte Verbindung CuCl 4- NII4CI + 3 HO,
deren Zusammensetzung Ritt hausen bestätigte :
berechnel gefunden
Kupfer 22,86 23,52 23,19
Chlor 51,20 50,80
Ammonium 12,97 1!),67
Wasser 12,97 —
100,00.
Sabmak» tmf Kupfer. 271
In der Vattoriange tchi blauem Salz ist noch ein ^Nbtat
Sah eathdten, deaseo Menge beim Stehen dieser Mutter«
lange an der Lnfl noch zunimmt; diese fkrbt sich dabei von
oben ans grttn. Aus solchen Lösungen, namentlich aus Sal*
miakülflsigkeit die wiederholt zur Darstellnng des blauen Sal-
zes angewendet wurde, krystaUisirt das grüne Salz bei niedri-
ger Temperatur in grorsen, schön ausgebildeten Würfeln, die
durch Wasser zu einem Manen, später gelblich - grünen Pul-
Ter werden und etwas Chlorkupfer, Ammoniak und Salmiak
an dasselbe abgeben, durch ^kohol in geringerem Grade
zersetzt, durch Säuren nicht ohne Zersetzung gelöst werden.
(Die Lösung in verdünnter heifser Salzsäure oder verdünnter
Salpetersäure giebt Chlorkupfer-Salmiak). Bei iOO^ bleibt das
grüne Salz unverändezt, beim Glühen entwickelt es AmaM>aiak
und Salmiak unter Hinterlassung von Kiq>ferchlorür. Das grüne
Salz besteht aus Knpferchlorid- Ammoniak und Chlorammo-
nium, CuCl, NH. + NH4CL
berechnet gefanden im HiUel
Kupfer 23,02 23,60
Chlor ...... 51,56 50,73
Ammoniak u. Ammonium 25,42 23,92 Ammoniak
100,00.
Dss s. g. Brmmschweiger Gfrim, das bisher allein be-
kannte Product der Einwirkung des Salmiaks auf Kupfer,
hält Ritthausen für ein secundäres Product. Es bleibt
bei dem Auslaugen des hellblauen Pulvers zurück, das bei
anhaltendem Kochen der Lösung des blauen krystallisirten
Salzes in wässerigem Salmiak unter Ammoniakentwickelung,
oder auch bei längerem Stehen dieses blauen Salzes mit sei-
ner Mutterlauge an der Luft entsteht (in welch letzterem
Fall es sich als hellblaue Kruste abscheidet^, und dessen Ent-
stehung von der Umwandlung des Kupferchlorürs in Kupfer-
eUorid und Kupferoxyd begleitet ist; bei dem Auslaugen
HB Ueber d. Zu$aammiM. d. pkotpkon, QmedMIberc^jfdM.
dietes heUbbuen PiÜTers mil heifimn Waner gAeu Gilor-
kapfer, Ammoniak und Salmiak in Ldsmig. Den «BgeHM
bleibenden Braunscbweiger Grin, bei 100* getrocknel, giebl
Rilthausen die Zuaammenaetamig CaCI, 3 CnO + 3 HO
(lisher halle man 4 HO darin an;enomnien}i nach den Herat»
lalen xweier Analysen von Prodnclen verschiedener Daniel-
longen :
beriNsbiiel V^^
Kupferchlorid 31,44 27,03 29,53
Kupferoxyd 55,97 59,90 59,60
Wasser i2,59 — —
100,00.
Ueber die Zosammenselsnng des phosphorsauren
Quecksilberoxyds.
R. Brandes*} unlersuchle das durch Fällung bereilele
Quecksilberoxydsalz der gewöhnlichen Phosphorsiure , wd-
chem bisher die Formel 2 HgO, PO« beigelegt worden war.
Eine aus überschüssigem Quecksilberoxyd mil reiner Salpeter*
silure bereitete Flüssigkeit wurde mit phosphorsaurem KaH
(durch Neutralisiren von kohlensaurem Kali mit Phosphorsiure
in der Wärme bereitet} gefüllt; der weifse pulverfSrmige Nie-
derschlag, welcher bd 100^ wasserfrei wurde, ergab die Zu-
sammensetzung 3 HgO, PO«.
fefonden
ber^Jio« (bei »^ getrodmei)
Ouecksilberoxyd 81,82 79,9 80,2^ ' 79,5
Phosphorsäure 18,18 18,5 18,0 —
Wasser — 1,4 — —
100,00.
•) Arcb. Phann. [2] LXXHI, 174.
Ueber schwefelsaores Qaecksilberoxyd.
Bigsfeldt*} hat über krystallisirtes neutrales Onedt-
aüberoxyd und die Darstellung von krystallisirbarem saurem
Sab Versuche angestellt.
Neutndes schwefelsaures Quecksilberoxyd — auf gewöhn-
liche Weise bereitet durch Lösen von Quecksilber in über-
schttssiger Schwefelsäure und Verjagen des Debersciraffses
der letztem durch längeres Erhitzen, bis eine Probe an der
Lufl nicht mehr feucht wird — wird, in dünner Schichte mit
einer es gerade bedeckenden Menge Wasser Übergossen,
anfangs gelb, aber nach einer Stunde etwa beginnt die Bil-*
düng deutlicher Krystalle, mitunter einige Linien grofser farb-
loser quadratischer Säulen. Wurde etwas zu viel Wasser
zugesetzt, so sind diesen farblosen Krystallen auch gelbe von
basischem Salz beigemengt. Die farblosen, durch Wasser
zersetzbaren Krystalle sind HgO, SO« + HO; das Wasser
entweicht bei 100^
berecbnel gefanden berechnet gefonden
HgO, SO, 94,27 — — FfoO 72,99 72,82
HO 5,73 5,25 5,67 SO, 27,0i 27^
100,00 100,00 100,I0~
Die nach dem Kochen des neutralen schwefelsauren
Ovecksilberoxyds mit Wasser vom Turpethum minerale ab*
filtrirte Lösung gab zur Krystallisation verdunstet silberglän-
zende sternförmig gruppirte, durch Wasser zersetzbare Blätt-
chen von neutralem schwefelsaurem Quecksilberoxyd Ä^ die
bei 100^ nur 2,06 pC. Wasser verloren. Auch aus einer zur
Krystallisation verdunsteten Lösung von neutralem schwefel-
saurem Quecksilberoxyd in Überschüssiger Schwefelsäure wurde
nur neutrales Salz in ähnlichen Blättchen B erhalten, die bei
iOO* 2,3 bis 2,8 pC. Wasser verloren.
•) Arab. Phaim. ß] LXXVI, 16.
fM üdmr diB Vm'Umhmgm der beidm Sdmrm
fcAndM (W 100* für.)
barechnel Ä B
HgO 72,99 71,98 72,89
SO, 27,01 29,33 27,43
100,00 101,31 100,32.
Delmr die Verbindmigra der beiden Siuren des Selaos
mit den beiden Qnecksilberoxyden
hat F. Köhler*} Untersuchungen angestellt
1} Emfack^demgMures Quecksilberoxyduly welches schon
Ton Berzelius beschrieben worden war> wurde durch FSl-
lung von selenigsaurem Natron mit salpetersaurem Qo^ck*
silberoxydul erhalten. Es ist ein weifses, am Lidit sich
nicht veränderndes Pulver, das weder im leeren Räume noch
bei 100* an Gewicht verliert oder die Farbe Ändert. Bei
stärkerem Erhitzen giebt es eine sehr geringe Menge Wasser
ab^ vrird strohgelb, entwickelt gelben Rauch, indem unter theil-
weiser Zersetzung des. Salzes Quecksilber und selenige Säure
subUmiren, und schmilzt zuletzt zu dunkelbrauner Flüssigkeit,
die sich unter Sieden vollständig verflüchtigt und zu braunen,
mit bemstein* oder schwefelgelber Farbe durchsichtig und
amorph erstarrenden Tropfen sublimirt. Es wird von Wasser
nickt angegriffen, ist unlöslich in kalter, löslich in heilst
Salpetersäure, wird durch Salzsäure von ausgeschiedenen
Selen roth, durch Kalilösung schwarz gefärbt. Die Zuflam-
menselittng dieses Salzes ist HgsO, SeOs.
berecluiel geftiDtei
Ouecksilberoxydul 78,92 79,50
Seienige Säure 21,06 20,34
100,00 99,84.
*} Pogf. Adb. LXXXn, 148.
dm 8ekn$ mii (km beUm QiMeltnlhraflyibfi* iW
Dieses Chdz im wasserfreien Zustand fand Köhler als
Stroh- bis citrongelbe erdige Masse neben andern O^^ck-
Silberverbindungen in den Ouecksilbererzen von San Onofrio
in Mexiko, und bezeichnet das natürlich vorkommende ak.
Onofirä.
Z) Satwe» selenigsaures Quecksilberoxydul entsteht aus
dem vorhergehenden Salz, wenn dieses über seinen Schmelz-
punkt (180^) erhitzt wird; es bildet eine dunkelziegelrothe,
undurchsichtige, im Bruche krystalliniseh - strahb'ge Masse,
vom spec. Gewicht 7,350 bei 13^5 C. Es zeigt im Allge-
meinen das Verhalten des neutralen Sabses^ wird aber selbst
durch kochende Salpetersäure nur wenig verändert, die das
neutrale Salz vollkommen löst. Es wurden darin die Be-
standtheile im Yerhältnirs 3 Hg^O, 4 SeO^ gefunden.
berechnel gefonden
Ouecksilberoxydul 73,74 73,51
Selenige Säure 26,26 26,24
100,00 99,75.
3} SdenMoures QuecksilberoxydtU. — Lösungen von seien-
saurem Natron und salpetersaurem Qnocksilberoxydul geben
einen weiTsen Niederschlag, wahrscheinlich wasserhaltiges
neutrales Salz, der aber beim Auswaschen allmälig gelb wird
ond sich in geringer Menge löst. Das bei 100® getrocknete
Salz ist schwach gelblich und wird am Licht bald grau. Durch
Kalilösung wird es sogleich geschwärzt, durch kochende Sal-
petersäure weifs gefärbt, aber sonst wenig angegriffen, durch
Sabsäure nicht in der Kälte, wohl aber in der Hitze von
ausgeschiedenem Selen roth geförbt In der Hitze verhält es
sich dem selenigsauren Ouecksilberoxydul ähnlich. Die Ana-
lyse f&hrte zu dem Verhältnifs 6HgsO, 5SeO„ und* Köhler
selbst befrachtet es als wahrscheinlich, dab das untersuchte
Salz ein Gemenge von 4 At. Hg,0| SeO» ond 1 At. 2 BgtO,
SeO« gewesen sey
y?t {7«ftir dfe fwtimthmfm der beUm Sämrm
OuecksAberoxydiil 79,73 78,60
Seleii5äiire 20,27 21,22
100,00 99,82.
4) Selemgsaures Queckiäberoxyd. — Im Widerspruch mit
Berzelius' Angaben, der durch Eintragen von Quecksilber-
oxyd in aelenige Säure ein sich ausscheidendes weifses neu-
trales und ein leichtlösliches krystallisirbares saures Salz erhal-
ten hatte, beobachtete Köhler, dafs wässerige selenige Säare
das auf trockenem Wege bereitete Qu^cksilberoxyd weder In
der Kälte noch in der Hitze angreift, und das auf nassem Wege
bereitete Quecksilberoxyd erst beim Erhitzen blafsgelb färbt,
ohne es aufzulösen. Auch beim Abdampfen von auf nassem
Wege bereitetem Quecksilberoxyd mit überschüssiger seleniger
Säure bis zur Trocknifs blieb ein Rückstand, der an Wasser
nur selenige Säure abgab, wobei dasselbe blafsgelbe Salz zu-
rückblieb. Köhler schreibt den Widerspruch zwischen sei-
nen und Berzelius' Beobachtungen auf Rechnung des ver-
schiedenen Concentrationsgrades der angewendeten selenigen
Säure. — Das blafsgelbe amorphe Salz verändert sich nicht
am Licht, löst sich selbst in heifser Salpetersäure schwer,
leicht hingegen in Salzsäure, giebt mit Kali gelbes Oxyd;
beim Erhitzen entweicht eine sehr geringe Menge Wasser,
es sublimirt ziemlich viel selenige Säure und reducirtes
Quecksilber, und der Rückstand schmilzt dann zu brauner
Flüssigkeit, die unter Hinterlassung von wenig Quecksilber-
oxyd zu schwefelgelben Tropfen sublimirt. Die Analyse ent-
sprach dem Yerhältnifs 7 HgO, 4 SeOi, einer Verbindung
oder wahrscheinlicher einem Gemenge von 3 At. 2 HgO, SeO«
und 1 At. HgO, SeO«.
berechnet gefunden
Quecksilberoxyd 77,28 76,99
Selenige Säure 22,72 22,52
100,00 - 99,51.
des 8elem$ mU dm Imdm Qited^äbetoxydm. STT
5} B<uuchr^9den$aur€$ Queckrilberox^d. — Ouecksilber*
Chlorid xenetsi sich nicht mit seleiuntirein Natron. Auf
trodieaem We;e bereitetes Qaecksilberoxyd wird selbst durch
kochende concentrirte SelensMure nicht angegriffen, während
frisch auf nassem Wege bereitetes Qaecksilberoxyd in beifiMr
Selensäure schnell seine Farbe ändert und sich zum gerin-
geren Theile auflöst. Das ungelöst bleibende Salz ist im
feuchten Zustand lebhaft roth, nach dem Trocknen an der
Luft und im Wasserbad etwas bräunlich. Es löst sich nicht
in kalter, wohl aber in heifser Salpetersäure, leicht in Salz-
säure, und giebt mit Kali gelbes Quecksilberoxyd. Beim Er-
hitzen giebt es, ohne zu schmelzen und unter schwarzbrauner
Färbung, erst wenig Wasser ab, dann erscheinen redudrtes
Quecksilber, selenige Säure und selenigsaures - Quecksilber-
oxydnl, endlich kommt der Rückstand unter Sublimation der
eben genannten Substanzen zum Schmelzen und erstarrt dann
wieder. Die Analyse gab die Zusammensetzung 2 (3 HgO^
SeOs} + HO, welche, abgesehen vom Wassergehalt, der des
Mineralturpeths analog ist.
berechnet
gefuadea
Quecksilberoxyd
82,64
82,75
Selensäure
16,21
15,52
Wasser
1,15
l,2i
100,00 99,48.
6} Emfach^teUnsmire* Quecksilberoxyd, — Die vom vor-
hergehenden basischen Salze abgegossene saure Flüssigkeit
gab beim Eindampfen in sehr gelinder Wärme kleine war-
zenförmige Gruppen von concentrisch-faseriger Structur, die
nach dem Trocknen auf unglasirtem Porcellan und dann im
leeren Räume als ein Haufwerk matter leichter Kömer' von
schmutzig graugelblicher,, am Licht sich nicht weiter än-
dernder Farbe erschienen, Wasser zersetzt dieses Salz
schnell zu ungelöst bleibendem rothem basischem Salz, wäh-
rend nur wenig als saures Salz sich auflöst. Erhitzt schmilzt
das 8«k lekht luiter Abgabe yoa Wasser, dann to» selenif er
Mure, redadrleai QMcbrilber, gelben Tropfen von seieaigf-
senrem QuecksHberoxydid und ffinterlassnng einer geringen
Hange Oxyd. Die Analyse ergab die Zosamnenseteang HgO,
SeOft + HO.
Quecksilberoxyd 59,86 59,25
Selensfiure 35,20 35,16
Wasser 4,98 4,04
100,00 98,45.
b. Orginitfche Chemie.
Ueber einige Yerbntdangen des Cyans mil Kiqifer.
Dufau*} hat die Verbindungen des Cyans mit Enpfer
antersucht und darüber folgende, zum Theil nnt den Resul-
taten früherer Beobachter nicht übereinstimmende Angaben
mitgetheilt
Bei der Fällung einer verdünnten Lösung eines Kupfer-
sabEOs mit einer gleichfalls verdünnten Lösung von Cyanka-
lium oder Blausfiure, so dals ein ziemlich grofser Theil des
Kupfersalzes unzersetzt bleibt, entsteht ein etwas krystalli-
nisch aussehender grüner Niederschlag, nach Dufau CutCy,
CuCy, HO. Dieselbe Verbindung entsteht bei der Einwirkung
eines Stroms von Cyanwasserstoffgas auf in Wasser suspen-
dirtes Kupferoxydhydrat^ wo sich ein zuerst gelber Nieder-
schlag bildet, welcher sich bald unter Cyanentwickelung grün
flrrbt Die Verbindung wird bei 100** ohne weitere Zer-
setzung wasserfrei; bei höherer Temperatur wird sie onler
Cyanentwickelung zu Halb-Gyankupfer. Sie löst sich l^ht
in Cyankalium, und die farblose oder schwach blfinliche Ld*
•) Compt rend. XXXVI, 1699.
nttg irM bdd ra einer perimattecglinsenden KrynteDoMMe
fOB Halb - Cyukupfer - CywkalnuB, das sich hierbei unler
Cyaneiilvrickehiiig bildet Durch AeUdcali wird sie au Ka*
pferoxyd ond Halb-Cyankupfer-Cyankaliui ; Säuren acheidea
daraus Halb-Cyankupfer, unter Bildung eines Kupferoxyd-^
sahes und Entwickelung von Blausäure. Ammoniak löst die
Verbindung zu einer blauen Flüssigkeit, die beim freiwilligen
Verdunsten grüne Nadeln der unten beschriebenen Verbin-
dung Cu,Cy, CuCy, 2 NH, giebt.
Wird ein Kopfersalz durch eine solche Menge Cyanka-
Unmlösnng von mittlerer Ck)ncentration zersetzt, dafs fast alles
Kupfer ausgefäUt wird, so entsteht unter reichlicher Cyan*
entwickelung ein ollvengelber amorpher pulveriger Nieder-
schlag von der Zusammensetzung 2 Ctt»Cy, CuCy, HO. — *
Diese wie die vorhergehende Verbindung wird leicht, durch
Temperalorerhdhung und namentlich bei Gegenwart von über*
schüssigem Cyanwasserstoff, unter Verlust von Cyan zu HaUn
Cyankupfer.
Die Darstellung des Einfach-^Cyankupfers gelang nicht.
Wendet man Cyanammonium an der SteDe des Cyanka-*
liums zur Fällung eines Kupfersalzes an, so entweicht gleich-
falls viel Cyan, aber der so entstejhende amorphe bläulich-
grüne Niederschlag enthält immer Ammoniak in chemischer
Verbindung und hat die Zusammensetzung CutCy, CuCy, NHg^
HO. Er verändert sich nicht an der Luft, bei 100* verliert
ei Wasser und Ammoniak; bei etwas stärkerer Hitze wird
er zu Halb-Cyankupfer. Er löst sich wenig in kaltem Wasser,
unter schwacher Bläuung desselben; beim Kochen mit Wasser
wird er ui^r Ammoniakentwickelung zu gelöst bleibendem
Halb-Cyankupfer-Cyanammonium und sich niederschlagendem
Halb -Cyankupfer, welches eine bräunliche Färbung zeigt,
aber der Formel CUfCy entsprechend susanunengesetzt ist. —
Die vorhergehende Verbindung löst sieh leicht in Ammoniak
zu einer himmelblauen Flttosigkeit, die bei freiwilligem Ver-
duilen whöiie grOne Nadehi von der ZosMWMWBaliyng CotCy»
CoCy, S NH, yiebt, welche sich «i der Luft nichl yerinden
and unlöslich in Wasser sind. Einfacher bereitet man diese
Verbindnng durch Zuleiten von Cyanwasserstoff »i Kupfer-
oxyd, welches in mit Blausäure versetxtem wüsserigem Am-
moniak suspendirt ist; das überschüssige Knpferoxyd löst sich
suerst auf| dann zeigen sich in der Flüssigkeit kleine grttne
glänzende Nadeln i bei deren Erscheinen man die Operation
unterbricht; mehr von der yeri>indung scheidet sich noch
beim Erkalten der Flüssigkeit aus. Dieselbe bildet sich auch
bei der Auflösung von Halb - Cyankupfer in Ammoniak; bei
AbschloTs der Luft bereitet ist diese Lösung farblos, bei Zu-
tritt von Sauerstoff fkitt sie sich rasch blau und giebt sie
beim Verdunsten grüne Nadehi der in Rede stehenden Ver-
bindung. — Die vorhergehende Verbindung löst sich in der
Wärme leicht in Ammoniak, und diese Lösung, durch Ein-
leiten von Ammoniakgas stets mit diesem übersättigt gdial-
ten, giebt beim Erkalten blaue Nadeln und Krystallbiättchen
von der Zusammensetzung CutCy, CuCy, 3 Nüg. An der
Luft fKri)t sich diese Verbindung unter Verlust von Ammo-
niak grün.
Fährt man bei der Darstellung der Verbindung CUfCy,
CuCy, 2 NH| durch Einleiten von Cyanwasserstoff zu in Am-
moniak suspendirtem Kupferoxyd noch fort, wenn sich schon
grüne Nadeln dieser Verbindung bilden, so lösen sich die
Krystalle derselben wieder auf und die Flüssigkeit entfürbt
sich dann allmälig. Durch Concentration und langsames Er-
kalten derselben erhält man schöne farblose* Nadeln des Dop-
pelsatees CusCy, NH4Cy, welches, wie die entsprechende
Kaliumverbindung, nur wenig in Wasser löslich ist und bei
längerem Kochen mit denselben zersetzt wird; bei 100* ver-
liert es Cyanammonium und bei etwas stärkerem Erhitzen
wird es zu reinem Halb-Cyankupfer.
281
lieber die Einwirkung des Schwefelwasserstoffs auf
die Pikrinsäure
stellte A. Girard*) Untersuchungen mit folgenden Resul-
taten an.
Wird eine kalt gesättigte alkoholische Lösung von Pikrin-
säure mit Ammoniak neutralisirt und dann mit Schwefelwas-
serstoffgas gesättigt, so fürbt sich die Pliissigkeit intensiv roth
und es scheiden sich kleine dunkefarothe Krystalle aus. Bei
dem Abdestilliren des v Alkohols aus der Flüssigkeit scheidet
sich Schwefel ab, und man erhält eine neue Quantität der
rothen Krystalle. Diese sind das Ammoniaksalz einer Säure,
welche sich auf Zusatz von Essigsäure zu der heifsen wässe-
rigen Lösung des Ammoniaksalzes nach einiger Zeit in schö-
nen rothen Nadeln ausscheidet, die manchmal zu tafelartigen
Aggregaten an einander gewachsen sind. Diese Säure ergab
die Zusammensetzung CuHsNsOio = C|sHs(N04)sN09 und
wird von Girard als Pikrammsäure bezeichnet.
berechnet g^°°^^°
Kohlenstoff 36,1 35,76 35,50 35,46 35,7
Wasserstoff 2,5 2,65 2,73 2,82 2,9
Stickstoff 21,1 2t,50 21,42 21,48 21,4
Sauerstoff 40,3 40,09 40,35 40,24 40,2
100,0 100,00 100,00 100,00 100,0.
s
Die Bildung dieser Säure erklärt sich nach der Gleichung
C,tH,(N04),0, + 6 SH = C,,Hs(N04),N0t + 4 HO + 6 S.
Die Pikraminsäure ist löslich in Alkohol (die kalt gesät-
tigte Lösung ist roth gerärbt; die Intensität der Färbung wird
durch Zusatz eines Tropfens Ammoniakflüssigkeit bedeutend
erhöht), fast unlöslich in Wasser, selbst in siedendem, löslich
in Aether. Sie schmeckt nur schwach bitter. Bei 100® zeigt
sie keine Veränderung, bei 165<» schmilzt sie zu einer beim
Erkalten krystallinisch erstarrenden Flüssigkeit. Stärker er«
*) Compt. rand. XXXVI, 431.
Auiial. d. Chem. n. Phurm. LXXXVUI. Bd. 3. Heft 19
382 Od^er die Emwirkung des SchwefdwoiserMiofs
hitst zereetst sie sich unter Bntwickelung^ theerartiger Dimpfe
und Hinterlassung eines Rückstands von Kohle; unter den
Zersetzungsproducten finden sich CyanwasserstoSsäure und
Ammoniak. Auf glühenden Kohlen zeigt die Säure lebhaftes
Verbrennen. In Schwefelsäure löst sie sich unter rother Fär-
bung, und aus der mit Wasser verdünnten Lösung wird auf
Zutröpfeln von Ammoniak die Pikraroinsäure unverändert wie-
der abgeschieden; gegen Salzsäure verhält sie sich ebenso.
Heifse concentrirte Schwefelsäure zersetzt und verkohlt die
Pikraminsäure. Concentrirte Salpetersäure zersetzt sie unter
reichlicher Entwickelung salpetriger Dämpfe; die Flüssigkeit
wird strohgelb und die Säure wird wieder zu Pikrinsäure.
Beim Einleiten von Chlorgas in eine wässerige Lösung von
pikraminsaurem Amriioniak scheidet sich ein gelber pulveriger
Körper ab, der in Wasser unlöslich, in Alkohol löslich ist,
und sich aus letzterer Lösung harzartig ausscheidet.
Die Pikraminsäure verbindet sich leicht mit Basen und
giebt damit im Allgemeinen krystallisirbare Salze; die unter-
suchten Salze waren wasserfrei, entsprechend der Formel
RO, C|)H4(N04))N0 zusammengesetzt. Das Kiüisab erhält
man krystallisirt durch Zersetzung einer heifsen Lösung des
Ammoniaksalzes mittelst Kali; es scheidet sich bei dem Er-
kalten in rothen, durchsichtigen, verlängerten rhombischen
Tafeln ab, weiche in Wasser ziemlich löslich, in Alkohol
wenig löslich sind, und erst bei ziemlich hoher Temperatur
unter schwacher VerpufTung und Hinterlassung eines Rück-
stands von Kohle zersetzt werden. Es ergab 19,9 pC. Kali,
die Rechnung erfordert 19,8. — Das Anmamaksals^ dessen
Darstellung oben angegeben wurde, scheidet sich beim frei-
willigen Verdunsten der alkoholischen Lösung in dunkel-
orangerothen rhomboedrischen Tafeln ab, welche in Wasser
und in Alkohol löslich, in Aether unlöslich sind. Das Salz
ergab 26,9 pC. StickstoiT (berechnet 37,0}. Bei längerem
auf die PikriMOure. 283
Kochen der wässerigen Lösung zersetzt sich das Salz unter
Ausscheidung eines braunen Pulvers. Das Salz wird bei
lOO* nicht verändert, bei 135*' verwittert es unter Verlust
von Ammoniak, bei 165<* schmilzt es und bei höherer Tem-
peratur zersetzt es sich. — Durch Fällung einer heifsen
Lösung von pikraminsaurem Ammoniak mittelst salpetersauren
Baryts scheidet sich das Barytsah in kleinen seideartigen,
aus rothen und goldglänzenden Nadeln gebildeten Büscheln
ab. Es ist in Wasser und In Alkohol wenig löslich. Es läfst
sich ohne Veränderung bis auf 200^ erhitzen; bei höherer
Temperatur detonirt es unter Hinterlassung eines kohligen
Rückstands. Es gab 27,9 pC. Baryt (berechnet 27^8). —
Das Kupfersak ist ein gelblich-grüner amorpher Niederschlag,
unlöslich in Wasser und in Alkohol , löslich in Säuren und
in Ammoniak; es detonirt schwach. Gefunden wurden darin
17,2 pC. Kupferoxyd (berechnet 17,3). — Das JSMfob wird
mittelst Zersetzung durch doppelte Wahlverwandtschaft als
orangefarbenes Pulver erhalten, welches löslich in Wasser,
unlöslich in Alkohol, löslich in Ammoniak und in Säuren ist,
beim Erhitzen explodirt, auch durch einen starken Schlag,
aber ohne grofses Geräusch, detonirt. — Das SäbersaU wird
durch Zersetzung des Ammoniaksalzes mittelst salpetersauren
Silberoxyds als ein ziegelrother amorpher Niederschlag er-
halten, welcher sich am Licht nicht schwärzt, unlöslich in
Alkohol und in kaltem Wasser ist, durch siedendes Wasser
aber unter Hinterlassung eines unlöslichen Rückstands zer-
setzt wird. Es zersetzt sich unter Schwärzung bei etwa
140®, und der Rückstand schmilzt bei etwa 165<*; auf glü-
henden Kohlen verbrennt es ohne zu detoniren. Es ergab
37,4, 37,6 und 37,1 pC. Silberoxyd (berechnet 37,6). — Die
löslichen pikraminsauren Salze geben mit Mangan-, Eisen-,
Kobalt- und Nickelsalzen keine Fällung, mit Quecksilbersalzen
einen rothen, in Säuren löslichen Niederschlag.
19»
284
lieber die Bildung der salicyligen Sfiure in den BIttthen
der Spiraea almaria.
Nach L. A. Buchner*} bildet sich die in den Spirfia-
blüthen enthaltene salicylige Säure aus Salicin. Die Biüthen-
knospen enthalten nur ftufserst wenig von dieser Säure,
schmecken aber der Weidenrinde ähnlich balsamisch zusam-
menziehend und bitter; bei der Destillation mit Wasser geht
mit diesem nur äufserst wenig salicylige Säure über, während
der Rückstand bei Destillation mit etwas zweifach-chromsau-
rem Kali und Schwefelsäure ein an salicyliger Säure viel rei-
cheres Destillat giebt.
Der mit heifsem Wasser aus den im Frühjahr gesam-
melten und getrockneten Blüthenknospen von Spiraea ulmaria
bereitete, gelbliche, angenehm riechende Auszug gab beim
Fällen mit essigsaurem Bleioxyd einen hellgelben Nieder-
schlag, in welchem eine sich anscheinend wie Citronsäure
verhaltende organische Säure, eisenbläuender Gerbstoff, ein
gelber Farbstoff, ein harzartiger Körper und eine gummiar-
tige Materie enthalten waren. Die von diesem Niederschlag
getrennte Flüssigkeit wurde nach dem Ausfällen des Bleis
mittelst Schwefelwasserstoffs eingedampft, wobei sie sich
bräunlich färbte, und hinterliefs einen stark süfs und zugleich
bitter schmeckenden Rückstand, welcher von Alkohol theil-
weise und unter Hinterlassung eines stark braun gefärbten,
geschmacklosen Extractivstoffs gelöst wurde. Die alkoholische
Lösung hinterliefs beim Verdampfen eine amorphe, zähe, stark
und anhaltend bitterschmeckende Masse, die mit concentrirter
Schwefelsäure rothe Färbung gab, deren Lösung, sich beim
Erwärmen mit Salzsäure unter Ausscheidung eines harzigen
Körpers (Saliretin?) trübte, und welche bei der Destillation
*) J. pr. Cbem. LIX, 51.
Ueber das Zerteturngsproduci bei DeMiütaiion etc. 285
mit zweifach-chromsaurem Kali und verdünnter Schwefelsäure
neben Ameisensäure auch Tröpfchen von salicyliger Säure
gab. Buchner betrachtet danach die aus der alkoholi-
schen Lösung erhaltene Masse als ein Gemenge von Sälicin
mit viel Zucker, welcher letetere das Krystallisiren des er-
steren verhinderte; die Reindarstellung des Salicins aus die-
ser Masse gelang nicht.
Nach dem Verblühen ist sowohl die saUcylige Säure als
das Salidn gröfstentheils verschwunden. -- Auch die Blätter
der Spiraea ulmaria enthalten neben viel Gerbstoff eine ge^
ringe Menge des Stoffs, aus welchem durch chromsaures Kali
und Schwefelsäure salicylige Säure entsteht.
Ueber das feste Zersetzungsproduct bei Destillation der
Stearinstture mit Kalk.
Rowney*) untersuchte das feste Zersetzungsproduct,
welches bei Destillation der Stearinsäure mit Kalk erhalten
wird. Er destillirte käufliche, mit ihrem halben Gewicht Aetz-
kalk gemischte Stearinsäure in einem eisernen Gefäfs im Sand-
bad; das Destillat schied beim Erkalten Krystalle ab; behufs
weiterer Reinigung mischte er diese nach dem Schmelzen
mit Aether, prefste die nach dem Erkalten abgeschiedenen
Krystalle aus, wiederholte diese Operationen mehrmals, und
krystallisirte dann das feste Product noch einigemale aus
Aether um. So erhielt er weifse Krystalltafeln, die in sie-
dendem Alkohol löslich, in Aether leicht löslich waren, bei
76^ C. schmolzen und bei 72® krystallinisch erstarrten. Durch
heifse concentrirte Schwefelsäure wird diese Substanz unter
EntWickelung schwefliger Säure verkohlt, durch Salpetersäure
*) Chem. Soc On. J. VI, 97.
286 üeber das Zeneiwungsprodud bei DesH/taHom etc,
selbst behn Kochen nicht zerselst, darch eine Mischong^ von
concentrirter Schwefel- und SalpeKersänre beim Erhitzen unter
Bildung einer flttchtigen öligen Säure zersetzt. Die Substanz
erga)) die Zusammensetzung :
faftmdeii berecho«
Kohlenstoff — 82,51 81,89 81,97 C. 82,35
Wasserstoff 13,85 — 13,66 13,72 H„ 13,72
Sauerstoff _ _ _ _ 0 3,93
100,00,
wonach diese Substanz der Znsammensetzung, wie auch dem
Schmelzpunkt nach mit dem von nussy*), Redtenba-
eher**) und Varrentrapp •••J untersuchten, durch De-
stillation der Stearinsäure oder der Margarinsäure mit Kalk
erhaltenen festen Körper nahe übereinstimmt. Rowney ent-
scheidet sich unter mehreren, der gefundenen Zusammen-
setzung nahe entsprechenden Formeln für GiaH,«0, auf Grund
der Untersuchung eines von ihm erhaltenen Substitutionspro-
ducts. Wird Brom der geschmolzenen Substanz zugesetzt,
so tritt sogleich Einwirkung ein, Bromwasserstoffsäure wird
frei und eine rothe ölige PIttssigkeit bildet sich, die unter
Wasser zu einer krystallinischen Masse erhärtet. Zur Reini-
gung von Brom wurde dieselbe mit verdünntem wässerigem
Ammoniak und dann mit kaltem Alkohol gewaschen ; aus ihrer
Lösung in kaltem Aether schied sie sich beim freiwilligen
Verdunsten derselben in Büscheln federiger Krystalle aus,
die aus mikroscopischen quadratischen Blättchen bestanden.
Diese Substanz schmolz bei 43 bis 45^ und ergab folgende,
am besten mit der Formel C,«HsfBrO übereinstimmende Zn-
sammensetzung :
*) DieM Annalen IX, 260.
*•) DMeliMt, XXXV, 5B.
*•*) Datelbft, XXXV, 80.
ü&ber äü CmmMmIumi des SieanM. 367
^^^^oden^^^ berechnet
Kohlenstoff 59,77 59,95*"^^ ib„ 59,70
WaMersloff 9J8 9,75 — H«, 9,58
Brom — — 27,93 Br 27,85
Sauerstoff _ _ _ o 2,87
100,00.
Das als C^aHttO betrachtete Zersetzungsproduct der Stea-
rinsäure bezeichnete Rowney als Siearm. — Jod wirkt
selbst beim Schmelzen auf dasselbe nicht ein.
lieber die Constitatioii des Stearins.
P. Duffy*} erhielt bei der Analyse von Stearin, wel*
ches durch 25 maliges Umkrystallisiren von Hammeltalg aus
Aether dargestellt war und seinen zweiten Schmelzpunkt **J
bei 62<*,5 hatte, folgende Resultate (die Verbrennungen wur-
den mittelst chromsauren Bl^oxyds ausgeführt} :
L IL IIL IV. V.
Kohlenstoff 77,40 77,37 77,05 76,81 76,99
Wasserstoff 12,18 12,42 12,23 12,40 12,27
Sauerstoff 10,42 10,21 10,72 10,79 10,74
100,00 100,00 100,00 100,00 100,00.
Das Mittel dieser Resultate ist, verglichen mit den Re-
sultaten Lecanu's'***) und Heintz'f) :
Lecanu Heintz Duffy
Zweiter Scbnielzpankt 62* 62« e2«,5
Kohlenstoff 76,90 76,74 77,12
Wassersoff 12,44 12,42 12,30
Sauerstoff 10,66 10,84 10,58
100,00 100,00 100,00.
*) Chem. Soc Qu. J. V, 303.
**} Vergl Doffy'g frfihere Abhandlung in diesen Ann. LXXXIV, 291.
•^) Dm» Ann. XII, 25.
t) DuelbM, LXXX, 29«.
386 Veber üe (htuäiiUlm des atemmt.
1 bis 2 Gmi. dieses Stearins wurden in einem kleinen
Kolben miltelst weingeistiger KalSösong verseift, der Wein-
geist fast vollständig im Wasserbade abdestillirl, and Wasser
zugesetzt) welches die gebildete Seife klar löste. Die Lö-
sung wurde nach dem Erhitzen im Wasserfoad, bis aller
Geruch nach Weingeist verschwunden war, durch schwach
ttberschttssige verdünnte Schwefelsiure zersetzt; die ausge-
fehiedene fette Säure wurde nach dem Erkalten abgenom-
men, gewaschen, bei iOO* getroduiet und gewogen. In zwei
Versuchen wurden so aus 100 Theilen Stearin 95J6 and
95,51 Theile fette Säure erhalten. Ein dritter Versuch ergab
95,50 Theile fette Säure'; zur Bestimmung des Glycerins wurde
hier die von der fetten Säure getrennte glycerinhaltige Lo-
sung von schwefelsaurem Kali bei Dampfhitze fast bis zur
Trockne eingedampft, festes kohlensaures Kali zugesetzt, das
Glycerin mittelst wasserfreien Weingeists ausgezogen, das
weingeistige Filtrat über Schwefelsäure im luftleeren Räume
verdunstet, bis das Gewicht d«6 Rückstands constant blieb;
das so erhaltene Glycerin betrug 8,94 auf 100 Theile des
angewendeten Stearins.
Im Mittel aus diesen Versuchen wurden also aus 100
Stearin 8,9 Glycerin und 95,6 fette Säure erhalten, die jedes-
mal bei 64<^,7 schmolz. Die fette Säure ergab bei der Ver-
brennung mit Chroms. Bleioxyd :
I.
Kohlenstoff 75,85
Wasserstoff 12,42
Sauerstoff 11,73
100,00 100,00 100,00.
Mit dieser Säure, die indefs keine ganz reine Substanz
war, bereitete Duffy das Natronsalz durch Lösen der Säure
in kochendem wässerigem kohlensaurem Natron, Eindampfen
zur Trockne, Ausziehen des Natronsalzes der fettwi Säure
IL
Mittel
75,74
75,79
12,54
12,48
11,72
11,73
lieber die ComsÜhOwn des Sieming, tSÜ
mit siedendem wasserfreiem Weingeist, Abdampfen dieser
Lösung; und das Silbersalz durch Zersetzen einer Lösung
dieses Natronsalzes mit salpetersaorem Silberoxyd, Auswa-
schen und Trocknen bei 100^ bei möglichstem Abschlufs des
Sonnenlichts. Das Silbersalz ergab 27,79 pC. Silber, das
Natronsalz 7^85 und 7,76 pC. Natrium.
Das Aequivalentge wicht der freien Säure (Salz, worin
1 Aeq. Metall durch 1 Aeq. M'asserstoff vertretenj berechnet
sich aus der Zusammensetzung des Natronsalzes zu 273, und
das des Stearins somit zu 285 (95,6 : 100 == 273 : 285>
100 Theile Stearin enthalten 77,12 Kohlenstoff; die daraus
entstandenen 95,6 fette Säure 72,44 Kohlenstoff; die Differenz
an Kohlenstoff (77,12 — 72,44" = 4,68) war in die Zusam*
mensetznng des Glycerins eingegangen. Dieses Resultat ist
unverträglich mit der gewöhnlichen Annahme, bei der Ver-
seifang eines Fetts trete an die Stelle von 1 Aequivdent
Lipyloxyd C,HtO 1 Aequivalent der angewendeten Base, und
2 Aeq. des so ausgeschiedenen Lipyloxyds bilden mit 4 Aeq.
Wifflser s. g. Glycerinbydrat C«HtO«; nach der letiteren Be*
trachtungsweise und dem eben angegebenen Aequivalentge-
wicht des Stearins müfsten nämlich ^ (3 Aeq. Kohlenstoff
auf 1 Aeq. Stearin) = 6,31 Theile Kohlenstoff aus 100 Th^
len Stearin in die Zusammensetzung des Glycerins eingehen«
Das von Duffy gefundene geringere Resultat wird aber
durch die früheren Untersuchungen ChevreuTs*) bestätigt,
wonach aus 100 (ungereinigtem) Fett 4,18, 4,69, 4,49 Koh-
lenstoff nicht in die Zusammensetzung der bei der Verseifung
zum Vorschein kommenden Säure, sondern in die des Glyce*
rins eingingen. — Mit der Erfahrung übereinstimmendere Zah-
len berechnen sich unter der Voraussetzung, dafs aus 1 Aeq.
Fett nicht 3 sondern 2 Aequivalente Kohlenstoff in die Zu-
*) Rechercbes sar les corpt gras, 333 bis 343.
ttO V€h0r *e CotuÜMiom (hs 8iemm$.
iMunenflelsiiiig dts CHyeeriiis eingehen; für das von Dnffy
•nlenochte Stearin berechnet sich die Menge Kohlenstoff,
die bei der Verseifung von 100 Fett in Form von Glyee-
rin anfiritt, nach dieser Annahme eu 4,21, und auch mit
ChevreuTs Versuchen stimmen die nach dieser AnnabiM
geführten Rechnungen nahe tiberein.
Nach der firüher angenommenen Lipyltheorie unterschei-
den sich s. g. neutrales Fett und die daraus abgeschiedene
Simre dadurch, dafs in der letzteren 1 Aeq. HO an der Stelle
von 1 Aeq. Lfpyloxyd CgHtO in dem ersteren enthalten seyn
soll; in einer gewissen Menge Fett und der daraus abge-
schiedenen Säure mtirste hiernach gleich viel Sauerstoff ent-
halten seyn. Die Erfahrung spricht auch in dieser Beiiehung
gegen die Lipyltheorie; 100 des von Duffy dargesteBten
Stearins enthalten 10,56 Sauerstoff, aber die aus 100 Stearin
erhaltenen 95,6 fetle Stture enthalten mehr, nämlich 11,21
Saverstoff. Auch in diesem Punht stimmen ChevreuTs iS-
tere Verasche mit diesen neueren Duf fy*s ttberein, dafs in
einer bestimmten Menge fetter Säure mehr Sauerstoff enthal-
ten ist, als in der Ouantitttt neutralen Fetts, aus welcher sich
jene Menge fetter Säure abscheiden läfst; und Duffy hSt es
fir das Wahrscheinlichste, dafs der Mehrgehalt an Sauerstoff
in der fetten Säure auf der Aufnahme «von Wass^ bei der
Veneifung beruhe.
Duffy analysirte ferner Stearin aus Hammeltalg, wel-
ches 32 mal aus Aether umkrystallisirt worden war, seine
drei Schmelzpunkte '^) bei 52^, 64^,2 und 69^,7 hatte und
eine bei 66^,5 schmelzende Säure gab. Dieses Stearin ergab
bei der Verbrennung mit chromsaurem Bleioxyd :
*) Vergl. Dnffy's frfthere Untersacbong in diegen Annalen LXXXIV,
291.
lieber die ConstUuHon des Stearms. 89f
L U. DL IV. y.
Kohlenstoff 76,53 76,56 76,02 76,20 76,28
Wasserstoff 12,27 . 12,11 12,10 12,16 11,95
Sauerstoff 11,20 11,33 11,88 11,64 11,77
100,00 100,00 100,00 100,00 100,00.
Stearin aus Ochsentalg, welches seine drei Schmelzpunkte
bei 51 ^, 63® und 67<> hatte, zeigte dieselbe Zusammensetzung :
L II.
Kohlenstoff 76,87 76,87
Wasserstoff 12,24 12,15
Sauerstoff 10,89 10,96
100,00 100,00.
Als Stearin aus Hammeltalg mit Bleioxyd und einer nur
Lösung des Stearins hinreichenden Menge wasserfreien Wein-
geists vier Stunden lang und unter hüufigem Umschtttteln mi
Wasserbad kochend erhalten wurde, wobei der verdanpfende
Weingeist von Zeit zu Zeit ersetzt wurde, trat keine Verän-
derung des Bleioxyds oder des Stearins ein, so dafs Versei«
fiong nicht vor sich zu gehen scheint, wenn nicht Wasser
zugegen ist.
Duffy theilt noch einige früher von ihm ausgeführte
Versuche mit, welche er noch in der Voraussetzung anstellte,
die Fette seyen den gewöhnlichen Salzen analog zusammen-
gesetzt und Verseifung bestehe in dem Eintreten von Alkali
an die Stelle von Lipyloxyd. Die Absicht war, Verbindungen
darzustellen, in welchen das Lipyloxyd statt mit W^asser zu
Glycerin, mit dem Oxyd eines Aetherradicals verbünden sey.
Zu diesem Ende liefs er die aus Alkalimetallen und Alkoholea
entstehenden Verbindungen (Alkohole, in welchen 1 Aeq. H
durch 1 Aeq. K oder Na vertreten ist} auf Stearin einwirken.
Bei dem Kochen einer Lösung von Natrium in wasser-
freiem Weingeist mit Stearin, dessen Menge der des Na«
triums beinahe äquivalent war, bildete sich eine Flüssigkeit,
die nach dem Erkalten gallertartig erstarrte. Der Weingeist
S9a Tcfrer die CowMmÜon deg SieariHi.
wurde dann im Wasserbade abdestiDirl, und die gebildete
Seife in Wasser gelöst. Auf dieser Lösung schwamm eine
ölige Schichte, die nach dem Waschen und Trocknen 23,4 pC.
▼om Gewicht des angewendeten Stearins wog; die Seife wurde
mit Salzsäure zersetzt und die sich abscheidende fette Sfiiire
getrennt, die 73,4 pC. vom Gewicht des angewendeten Stea-
rins wog; in der von der fetten Säure getrennten Flüssi^eit
war Glycerin enthalten, dessen Menge nicht bestimmt wurde.
— Die ölige Substanz erstarrte beim Abkühlen zu einer
durchscheinenden, bei 29^ schmelzenden Masse, die sich leicht
in Weingeist und in Aether löste und deren Schmelzpunkt
sich durch Umkrystallisiren aus Weingeist auf 33^7 erhöhen
Uefa; sie krystallisirte nicht aus der ätherischen Lösung,
wurde durch wässeriges Kali nicht merklich angegriffen, aber
durch weingeistige Kalilösung leicht verseift; bei der Deslfl-
lution ging sie bei 224^ unter theilweiser Zersetzung ttber,
wikrend ein schwarzer Rückstand blieb. Die aus der alko-
holischen Lösung erhaltenen Krystalle ergaben bei der Ver-
brennung mit Kupferoxyd die Zusammensetzung :
L n. nL
Kohlenstoff 76,53 75,12 74,99
Wasserstoff 12,50 12,85 12,88
Sauerstoff 10,97 12,03 12,13
100,00 100,00 100,00.
Hiernach betrachtet D uff y diese ölige Substanz als iden-
tisch mit dem von Redtenbacher*} untersuchten Stearin-
säureäther, und er fand auch ihre physikalischen Eigenschaf-
ten ganz mit denen des durch Einwirkung von salzsaurem
Gas auf eine weingeistige Lösung von Stearinsäure gebilde-
ten Stearinsäureäthers übereinstimmend.
Gasförmige Producte bilden sich bei der Einwirkung einer
Lösung von Natrium in Weingeist auf Stearin nicht. Wird
*) DieM Amuilea XXXV, 51.
ü^er die CatuHMUm des Siearms. MS
Stearinsäure an der Stelle Ton Stearin angewendet, so bildet
sich kein StearinsSuredther, sondern nur stearinsaures Natron.
Durch Einwirkung einer Lösung von Natrium in reinem
Amylalkohol auf Stearin in gleicher Weise wurde stearin-
saures Amyloxyd gebildet, welches bei 25^5 schmolz und
sich in jeder Beziehung mit dem durch Einleiten von salz-
saurem Gas in eine Lösung von Stearinsäure in Amyl-
alkohol gebildeten übereinstimmend verhielt. Unter seinem
Schmelzpunkt war es durchscheinend, weich und klebrig,
geschmölzen eine klare Flüssigkeit; es löste sich leicht in
Weingeist und in Aether, war aber aus keiner dieser Lösun-
gen in Krystallen zu erhalten; die alkoholische Lösung er**
starrte in einer Kältemischung gallertartig. Wässeriges Kali
wirkte darauf nicht ein, aber weingeisUges Kali bildete damit
rasch stearinsaures Natron und Amylalkohol.
Bei der Anwendung von Palmitin (mit dem zweiten
Schmelzpunkt 61^} an der Stelle von Stearin wurden ent-
sprechende Resultate erhalten. Es wurde Palmitin mit einer
Lösung von Natrium in Amylalkohol einige Zeit gekocht, die
Flüssigkeit dann mit einer Lösung von Chlorcalcium in Amyl-
alkohol versetzt y wo ein Niederschlag entstand, der Amyl-
alkohol nachher vollständig verjagt, ohne dafs etwas anderes
gleichzeitig entwich, der Rückstand nach einander mit was-
serfreiem Aether, wasserfreiem Weingeist und Wasser be-
handelt. Die ätherische Lösung hinterliefs beim Verdampfen
das Palmitinsäure Amyloxyd als eine dem stearinsauren Amyl-
oxyd sehr ähnliche, aber schon bei 13^5 schmelzende Sub-
stanz, deren weingeistige Lösung in einer Kältemischung un-
durchsichtig und gallertartig wurde, ohne indefs Krystalle zu
geben ; bei der Analyse mit Kupferoxyd und chlors. Kali
ergab das Palmitinsäure Amyloxyd :
IN Ü0kmr die CSomMmArm des Siem*u.
fefttB^Mi
Kohlenstoff
78,60
-77,30
Wasserstoff
12,91
12,88
Sauerstoff
8,49
9,82
100,00 100,00.
Die weingeistige Flüssigkeit enthielt Glycerin, eine kleine
Menge palmitinsaares Amyloxyd, etwas Palmitinsäuren Kalk
und Chloride; die wässerige Flüssigkeit enthielt nur unoi^-
nische Salze.
Wurde bei diesen Operationen mehr Natrium angewen*
det, als dem vorhandenen Stearin äquivalent war, so bildete
sich weniger Aether, und bei 2 Aeq. Natrium auf 1 Aeq.
Stearin trat gar keine Bildung eines Aethers ein.
Bei Anwendung von Lösungen von Kalium in Alkoholen
wurden dieselben Resultate erhalten, wie bei Anwendung
von Natriumlösungen. Eine wasserfreie Lösung von Ammo-
niak in Weingeist schien selbst bei längerem Kochen mit
Stearin auf dieses nicht verändernd einzuwirken.
Duffy untersuchte noch die Einwirkung des Phosphor-
superchlorids PCI» auf Glycerin. Bei Mischung der beiden
Substanzen wird Wärme entwickelt, die Mischung wird zähe
und beim Erkalten hart; bei der Behandlung derselben mit
Wasser oder besser mit kohlensaurem Natron erhält man
eine Substanz von beträchtlich gröfserem specifischem Ge-
wicht als Wasser und ähnlichem Aussehen wie geßllte Kie-
selerde. Bei dieser Einwirkung mufs man das Glycerin so
concentrirt als möglich anwenden, es in kleinen Portionen
und unter jedesmaligem Umrühren zu dem Phosphorsuper-
chlorid setzen und mit dem Zusetzen aufhören, sobald das
Pbosphorsupercblorid zersetzt ist. Bei Anwendung von ver-
dünnterer Glycerinlösung oder bei Zusatz von zuviel der-
selben auf einmal zersetzt sich das Superchlorid hauptsäch-
lich zu Phosphorsäure und Salzsäure, welche das erwähnte
VAer die Zummmtetueiwng dm RmdUtdffs.
neue ProducI auflösen und verändern. Bin Thdl dieses neuen
Products wurde bis zur vollständigen Entfernung von Salz-
säure und Phosphorsäure ausgewaschen; es enthielt alsdann
noch Chlor, aber keinen Phosphor. Salpetersäure wirkt in
der Kälte auf das neue Product nur wenig ein, löst es aber
in der Wärme leicht; kaltes wässeriges Kali löst es nichl,
siedendes wässeriges Ammoniak sehr langsam, siedende Essig-
säure gleichfalls sehr langsam; aus keiner dieser Lösungen
wird es durch Neutralisiren derselben wieder ausgeschieden.
In Alkohol und in Aether ist es unlöslich. Kaltes Wasser
wirkt darauf nicht ein, aber durch siedendes Wasser wird
es langsam gelöst, und die Lösung hinterläfst beim Abdampfen
einen* harten, durchsichtigen, Wasserdampf rasch ansiehenden
Körper, der an der Luft in einigen Tagen unter Absorption
eines gleichen Gewichts Wasser zu einer zähen, sauer reagi-
renden Masse wird. — In der salzsauren Lösung des neuen
Products lieb sich nach dem Neutralisiren kein Glycerin
auffinden.
lieber die Zusammensetzung des Rindstalgs.
Heintz*} fand bei der Untersuchung des Rindstalgs,
übereinstimmend mit Duffy (vergl. S. 291}, dafs das in
demselben enthaltene Stearin dieselbe Zusammensetzung be-
sitzt , wie das aus Hammeltalg erhaltene **}. Er stellte das
Stearin aus dem Rindstalg dar, indem er das geschmolzene
Petl in warmen Aether gofs, nach dem Erkalten der Lösung
das ausgeschiedene Stearin ausprefste, und diese Operation
mehrmals wiederholte. Für drei Präparate aus dem Talg von
drei verschiedenen Thieren fand er so folgende Schmelz-
*) Pogg. Ann. I.XXXIX, 579.
^*) Hetniz' Analyse des letzteren vgl. ii» diesen Am». LXXX, 39f.
pvBkte «ad ZaMoimenselziiii^ (lalle Aoalyse» wurden flut
Kttpferoxyd im Sauersloffgisstrom ausgeltihrt) :
L n. in.
Schmelipankt 61 «^SC. 61« 60V7
Kohlenstoff 76,61 76,54 76,35
Wasserstoff 12,61 12,30 12,32 -
Sauerstoff 10,78 11,16 11,33
100,00 100,00 100,00.
Bei der weiteren Untersuchnng des Rindstalgs befolgte
Heintz das von ihm bei der Zerlegung des Menschenfetts*}
und des Hammeltalgs**) eingeschlagene Verfahren, wendete
aber zur fractionirten Fällung der festen fetteji Säuren stets
essigsaure Magnesia an.
Der flüssige Theil der aus dem Rindstalg erhaltenen
fetten Säuren bestand wesentlich aus Oelsäure, enthielt aber
noch eine geringe Menge einer anderen Säure von niedrige-
rem Atomgewicht. Beide flüssigen Säuren sind vorzugsweise
in dem in Aether löslichen Theile des Bleisalzes der leichter
in Alkohol löslichen fetten Säuren enthalten, und lassen sich
in der Art von einander trennen^ dafs man ihre Barytsalze mit
Aether behandelt, wo der Ölsäure Baryt meist ungelöst bleibt,
während das Barytsalz der anderen Säure sich leicht auflöst
Das letztere Salz suchte Heintz durch wied^holtes Fällen
der ätherischen Lösung mittelst wenig Alkohol, bis der an-
fangs klebrige Nied^schlag flockig erschien, zu reinigen;
die so erhaltene etwas gelbliche Barytverbindung enthielt,
bei HO«» getrocknet, 45,62 pC. Kohlenstoff, 6,44 Wasserstoff,
33,38 Baryt; der Differenz dieser Zahlen mit den fiir 'das
Barytsalz der ähnlichen im Hammeltalg- gefundeneu Säure ge-
fundenen ungeachtet glaubt Heintz doch, dafs die im Rinds-
talg und im Hammeltag neben Oelsäure enthaltene flüssige
*) Diese Ann. LXXX, 297.
^) DaaellMt, LXXXIV, 297.
üebet die ZmtammenMeimmg des ttindei^lgM. diT
Siore identisch sey, und hill das aus dem Riailstalg darge-
slellte Barytsalz für die reiner erhaltene Verbindung.
Den von dem eben besprochenen Barytsalz gereinigten
Ölsäuren Baryt fand Heintz, nach mehrmaligem Umkrystalli-
siren aus Alkohol, der Formel BaO, Cs«HssOs entsprechend
zusammengesetzt :
berecboet
gelkadtn
KoblenstoiT
61,82
^^ 61^
Wasserstoff
9,44
— 9,45
Sauerstoff
6,88
— 7,45
Baryt
21,86
21^7 21,90
100,00 100,00.
Den festen Theil der fetten Säuren des Rindstalgs fand
Heintz, wie den entsprechenden der Säuren des Hammel«
talgs, aus Stearinsäure und Palmitinsäure bestehend; nur
schien im Rindstalg die Menge der Palmitinsäure gegen die
der Stearinsäure etwas gröfser zu seyn* Bei dem successi*
ven Scheiden der Säuren erhielt Heintz auch wieder Säuren
von den Eigenschaften der s. g. Anthropinsäure (Schmelz-
punkt 56®} und Margarinsäure (60®), die er als Gemenge
von Stearinsäure und Palmitinsäure erkannte.
Die aus dem Rindstalg erhaltene Stearinsäure (Schmelz-
punkt 69 bis 69^2) und Palmitinsäure (Schmelzpunkt 62®)
stimmten mit den aus Hammeltalg dargestellten vollkommen
tiberein; die Zusammensetzung ergab sich :
Stearmtäure.
Palmüitudure.
berechnet gf»"^».
berecbDet «•'"»^_
C„ 76,06 75,77 75,85
C„ 75,00 75,00 74,95
Hm 12,68 12,59 12,69
H„ 12,50 12,71 12,60
O4 11.26 11,64 11,46
O4 12,50 12,29 12,45
100,00 100,00 100,00.
100,00 100,00 100,00.
Heintz uniersuchte femer mehrere Verbrndungen der
Pabmtintäure y die er nach den fttr die Verbindungen der
Ann. d. Chaml« n. Fhftrai. LXXXVIII. Bd. 8. Hell. 20
Mir IIb ZMi-wii^i-y dm RmdH^.
Siearifistare .tMgewendelen Dttrstelhiiigswräen *) beratete;
die Paliniliiitiore war^ wo Nichts Aniteres benerkt ist, ass
KniiMg erhiltea.
Des pehniliiisaHre Nitren scheidet sich aus der dkoho-
Kschen Lösong als eine gaHertaiüge Masse ab, die aber bei
längerer Einwirkung einer hinreichenden Menge Alkohol m
bltttterigen Krysteften wird; getrocknet ist es farblos.
berechnet ^J^ü!^
C,t 69,06 68,67 —
H„ 11,15 11,15 —
0, 8,64 9,15 —
NaO 11,15 11,03 11,08
100,00 100,00.
Palmrtinsaiire Magnesia bfldet einen schneeweifsen, höchst
lockeren krystallinischen Niederschlag, der sich beim Srkalteii
der Lösung in kochendem Alkohol fast vollstindig wieder
abscheidet und dabei in mikroscopischen rechtwinkligen BMtl-
chen fcrystallisirt. Sie schmilzt bei etwa 190* C.
BwmIumI:
GeAMtfen;
km RindMalff. Au HanMltalK.
c„
71,91
71,27 — — —
H,.
11,61
11,61
0,
8,9»
9,48 — _ _
MgO
7,49
7,69 7,62 7,58 7,65
100,00 100,00.
Palmitinsaurer Baryt ist ein perhnutiergUnzendes weilses
krystallinisches Pulver, das sich beim Erhitzen vor de»
Schmelzen zersetzt.
Gefunden :
Beredmet : Am 4lindaUÜg. Aus Hammelmls.
C„ 59,37 59,04 — —
fl„ 9,59 9,74 — —
0, 7,42 7,45 — —
BaO _23,62 23,77 23,77 23,53
100,1» "* 100,00.
*} Meee Anantea IXXXIV, 399 ff.
Dd^er die ZM$ammmnh%m$ 4mm Rimhial^. 989
PalmilinMures BMoxyd ist ein ichaeeweifiies Pulver,
welches zwischen 110 and 120^ schmilzt und beim Erkalten
zu einer weirsen,* undurchsichtigen, nnkrystailinischen Masse
erstarrt.
Berechnet
Gefinden
c„
53,54
53,57 -
H.,
8,65
8,62 ■
0«
8,92
8,87
Pb
■
28,89
28,94 29
100,00 100,00.
Pabnitinisaures Kupferoxyd ist ein hell-grünlichblaues, sehr
lockeres, aus mikroscopischen Blättchen bestehendes Salz, das
bei allmdligem Erhitzen zu einer grünen, bei nur wenig
höherer Temperatur sich zersetzenden Flüssigkeit schmilzt.
GefaodeD
Beredmet
UVIIU
c„
66,96
66,65
H.,
10,82
10,78
0,
8.37
8,42
CuO
13,83
14,15
13,92
100,00 lo0,00.
Pvlmitinsaiu'es Silberoxyd ist ein amorphes weifses, volu-
minöses Pulver, das sich selbst im Tageslicht nicht schwärzt.
Beredmet:
Gefunden :
Am Rindflalf .
An« HanunelMlg.
c..
52,89
52,71 —
H..
8,54
8,53 —
—
O4
8,82
9,02
— ■
Ag
29,72
29.74 29,79
29,72
100,00 100,00.
Palmitinsaures Aethyloxyd schmilzt bei 24^2 C, und er-
starrt beim Erkalten blätterig -kryskallinisch; aus einer ver-
dünnten alkoholischen Lösung scheidet es sich bei 5 bis 10*
in langcin flachen Nadeln aus.
20*
SM Üeber äk BuUer.
Berechnet ^"^
C 76,06 76,06 75,91
H,« 42,68 12,73 12,66
O4 11,26 11,21 11,43
100,00 100,00 100,00.
Ueber die Butter.
Heintz*) bat die in der Butter enthaltenen nicht flQch-
tigen fetten SSuren untersucht, welche Bromeis **} als
Hargarinsäure und eine von der gewöhnlichen Oelsäure ver-
schiedene flüssige Säure betrachtet hatte. Da nach Heintz
die Hargarinsäure eine Mischung aus Stearinsäure und Pal-
mitinsäure ist ***3 , mufste letzterer annehmen , dafs die aus
der Butter abgeschiedene feste fette Säure Stearinsäure and
Palmitinsäure enthalte, und in der That gelang es ihm, aus
der von Brom eis selbst dargestellten, bei 54|® schmelzen-
den s. g. Margarinsäurc durch fractionirte Fällung der heitsen
alkoholischen Lösung mit essigsaurer Magnesia und Umkry-
stallisiren der aus den Niederschlägen abgeschiedenen Säuren
bei 69^ schmelzende Stearinsäure und bei 62^ schmelzende
Palmitinsäure zu erhalten.
Heintz untersuchte dann noch eine gröfsere Menge fri-
scher Kuhbutter auf die darin enthaltenen nicht flüchtigen
fetten Säuren. Die Butter wutde mit etwa dem vierten Theil
ihres Gewichts an Aetzkali verseift, die Seife in vielem ko-
chendem Wasser gelöst, in einem Destillationsapparat mit
verdünnter Schwefelsäure zersetzt und das Kochen so lange
fortgesetzt, bis der Rückstand nicht mehr nach flüchtigen Säuren
•) Pogg. Ann. XC, 137.
**) Diese Annalen XLIl, 46.
***) Vergl. diese Anoalen LXXXIV, 303.
\
Veber die Butler. SOi
roch. ' Der Büdistand bestand nach dem Erkalten aus einer
beinahe festen fetten Substanz und einer wässerigen Flüssig«
keit, aös welcher letztem durch Neutralisation mit kohlen-
saurem Kali, Eindampfen und Ausziehen des Rückstands mit
starkem Alkohol bräunlich gefärbtes Glycerin erhalten wurde«
Die abgeschiedene fette Säure wurde in wenig Alkohol
gelöst und die erkaltete Lösung von dem in fester Form A\h
geschiedenen abgeprefst, welche Operation mehrmals wieder^»
holt wurde. Die dabei erhaltenen alkoholischen Flüssigkeiten
wurden mit Ammoniak gesättigt und in der Wärme mit essig-
saurem Bleioxyd gefällt; der Niederschlag wurde mit Wasser
ausgekocht, getrocknet und in viel Aether zertheilt, das Un-
gelöstbleibende abfiltrirl und ausgeprefst und wiederholt in
Aether zertheilt und ausgeprefst, bis der Aether Nichts mehr
löste (das rückständige feste Bleisalz wurde mit verdünnter
Salzsäure wiederholt anhaltend gekocht und die . abgeschie-
dene fette Säure der aus der alkoholischen Lösung abge-
schiedenen und ausgeprefsten festen fetten Säure zugefügt^.
Bei dem Schütteln der ätherischen Flüssigkeiten mit Salzsäure
bildete sich eine untere, Chlorblei enthaltende, dickliche wäs-
serige Schichte, und eine obere ätherische, welche die Oel«^
säure in Lösung enthielt. Die obere Schichte wurde abge*'
sondert und filtrirt, aus dem Filb*at der Aether abdestillirt,
die rückständige unreine Oelsäure mit überschüssigem Ammo-
niak versetzt und mit Chlorbarium gefällt. Aus diesem mit
Wasser und dann mit Alkohol vollständig ausgewaschenen
und dann getrockneten Niederschlag zog Aether eine sehr
kleine Menge eines dem Ölsäuren Baryt beigemengten ande-
ren Barytsalzes aus; der Rückstand gab, aus der Lösung in
vielem siedendem Alkohol umkrystallisirt, ein blendend weifses
Salz, welches 22,30 pC. Baryt enthält, also noch nicht reiner
ölsaurer Baryt war, auch durch nochmaliges Behandeln mit
Aether und Umkryslallisiren aus Alkohol sich nicht reiner
an IMiT die BmUet.
erhtHet Heb. £«r weiteren Rebiigimg wnrde dieMt* Bmj^
sds f epolvert mit Aether und etwts Sahstture gescUttMl,
die obere Itheriiclie Schichte mit Amoioiiiik schwach aber-
MHigt «nd mit wttsaerigem esrigMoren Bleioxyd anhdtend
gesdittttett, die hierbei entsteheode obere tttherisdie Schichte
ibgpenommen, filtrirt und mit SafauXure geschüttelt, von der
mm wieder erhaltenen ätherischen Ldsnng der Aether abde--
slfHirt, der Rückstand mit Ammmiiak ttb^rsittigt md bhI
GUoiharittm gefUlt; der Niederschlag gab nach dem Ana--
waschen mit Wasser und dann mit Alkohol ond UmkryalaUi-
siren aus der Lösung in siedendem Alkohol ein blendend
weifses krystallinisches PuWer^ das Barytsalz der gewttn-
Uchen Odsiure mit der Zusammensetsnng :
boroduMt
Cu 61,82 61,53
Hm 9,44 MS — —
Oi 6,88 7,06 — —
BaO 81,86 21,97 21,93 22,09
100,00 100^00.
Die festen fetten Sftnren der Butter wurden von Heints
■ack dem Yon ihm firtther beschriebenen Verfahren *') sn
trennen geaueht. Die aas der heifiien alkoholischen Lttraag
bei firactionirter Fttllung mit essigsaurer Magnesia zuerst sich
niederachlagendo Säure war nach dem Abscheiden und mehr-
maligem Dmkrystallisiren nicht auf einen höheren Schmeb-
pinkt als A3|* zu bringen; nach nochmaligem Kochen wä
alkoholisdier Kalilösung, Verjagen des Alkohols, Ausscheiden
der Säure mittelst verdünnter Salzsäure und Umkrystallisireii
ans Alkohol war ihr SchmelqMinkt 64*. Diese Säure zeigte
sidi bei abermaliger firactionirter Fälhmg mit essigsaurer
Magnesia noch als ein Gemenge; die aus dem Niederschlag
') Di«M Aanaleii LlXXIV, 397 ft
ÜOer die Btmer. • 806
erhiHene Siore gchmobi bei 59^ die in Ldsniif gMiebet^
bd 6bi^. Die erslere Säure zeigte nach einmaligem Umkry«
stelliairen aus Alkohol den Schmelzpunkt 60|^ und ergiA
folgende Zusammensetzung :
berechnet
fefiuiden
c«.
76,92
76,51 76,58
H40
12,82
12,83 12,77
04
10,26
10,66 10,65
100,00 iOO,00 100,00.
Heintz betrachtet die Formel C4OH40O4 flir diese Säuroi
welche er als BMmäute bezeichnet, als die wahrscheinlichste^
wenn dieselbe auch insofern noch einige Unsicherheit biete,
als die analysirte Butinsäure noch mit etwas Stearinsäure ge«-
mischt war. Eine Bestätigung fttr die angenommene Fom«l
der Butinsäure fand er in der Analyse des Barytsalzes der-
selben, welche 20,27 pC. Baryt (berechnet 20,14} ergab.
In den bei der fractionirten Fällung der fetten Säuren
mit Magnesia sich später ausscheidenden Niederschlägen war
vorzugsweise Palmitinsäure enthalten, deren Identität Heintz
durch Reindarstellung und Elementaranalyse nachwies. Aus
der alkoholischen Lösung fetler Säure, die zuletzt übrig blieb
und durch essigsaure Magnesia nicht mehr gerällt wurde, er-
hielt Heintz, aufser Palmitinsäure, durch vielfach abgeän-
derte Scheidungsversuche auch eine geringe Menge einer
bei 45 bis 48® schmelzenden Säure, welche er als Myristm-
säure CssHii04 betrachtet; die Analyse der letzteren ergab :
. . ^ frefanden
berechnet •* j.
Cm
73,69
73,55
73,43
73,71
73,64
Hm
12,28
12,28
12,25
12,28
12,24
O4
14,04
14,17
14,32
14,01
14,12
100,00 100,00 100,00 100,00 100,00.
Eine Säure von den Eigenschaften der Cocjniänre &»d
Heintz unter den Verseifnagsproduct« der Butter nicht
SM * Veber die VerUmhmgm dm GlycermM
Br belHMshlel die Butter tis bestehend ans (Mein, Baifai,
Stearin, Pahnitin und Myristm; uter den festen Fetten ist
das PabnHin das vorherrschende. Br macht darauf aofinerk-
sam, dafs die aus der Butter darstellbaren festen fetten Sin*
reu alle nach der Formel C4iiH4a04 zusammengesetzt sind,
welche auch nach Lerch's Untersuchungen*} den darin
enthaltenen flüchtigen Sfturen zukommt. Er hiUt es für wahr-
scheinlich, dafs bei allen durch Verseifung von Fetten erhal-
tenen Säuren die Anzahl der Kohlenstoffatome durch 4 theil-
bar sey, und spricht die Yermuthung aus, dafs die von ihm
aus dem Wallrath dargestellten**), als Celinsäare C,«Hm04
und CocinsMure GttHs«04 beschriebenen Säuren, deren Koh-
lenstoffhtome nicht Multipla von 4 sind, noch Gemenge ge-
wesen seyen.
lieber die Verbindungen des Glycerins mit den Säuren.
Berthelot***) hat die Verbindungen des Glycerins mit
Säuren bearbeitet, von denen früher nur die von Felo uze
untersuchten Glycerinschwefelsäure und Glycerinphosphorsäure
bekannt waren, und das von Felo uze und Gölisf) aus
Butlersäure und Glycerin unter Mitwirkung von Schwefel-
säure erhaltene Butyrin, das einzige bisher künstlich darge-
stellte neutrale Fett.
Berthelot gelang es, das Glycerin sowohl mit den
eigentlichen fetten Säuren, als auch mit anderen organischen
und unorganischen Säuren zu neutralen Substanzen zu ver-
binden, die sich mit den Alkalien nicht vereinigen und theils
•) Diese Annalen XLIX, 212.
•*) Dieee Annalen LXXXIV, 906.
) Compt. rend. XXXVII, 996.
f ) Vernfl. diese Annalen XLVII, 252.
ifu/ dem Säuren. 906
krystaDisirbar^ theils flüssig sind. Diese Verbindungen ge^
hdren verschiedenen Reihen an; die der einen Reihe sind
mit den natürlich vorkommenden neutralen Fetten identisch;
die zahlreicheren der anderen Reihe sind den Aetherarten
analog. Alle diese Verbindungen lassen sich betrachten als
Stture + Glycerin — Wasser. Unter der Einwirkung von
Alkalien entstehen aus ihnen langsam wiederum die ange»
wendete Säure luid Glycerin; dieselbe Zerlegung zeigen sie
unter dem Einflufs von concentrirter Salzsäure. Bei Behand--
lung derselben mit Alkohol und ChlorwasserstoiT bildet sich
die Aetherart der voriier mit Glycerin vereinigten Säure und
das Glycerin wird frei; bei Behandlung mit Ammoniak bilden
sie Amide. Beim Erhitzen zersetzen sie sich meistens unter
Bildung von Acrolei'n ; einige sind indefs flüchtig, und andere
(Stearin, Olei'n, Margarin und Primitin) lassen sich, bei An-
wendung sehr kleiner Mengen derselben, im luftleeren Räume
unzersetzt verflüchtigen.
Diese Verbindungen bilden sich unmittelbar aus Säure
und Glycerin, wenn letztere Substanzen in verschlossenen
Grefäfsen bei mehr oder weniger erhöhter Temperatur längere
Zeit auf einander einwirken; fast alle bilden sich auch schon
bei gewöhnlicher Temperatur^ doch nur in sehr geringer
Menge. Manchmal kann man sie auch durch Zersetzung von
Aetherarten mittelst Glycerin erhalten. Endlich lassen sie sich
noch darstellen durch Einwirkung von GhlorwasserstoBgas
auf die Mischung der Säure mit Glycerin von Syrupconsistenz.-
Die einzelnen von Berthelot untersuchten Verbindun-
gen sind folgende.
Verbindungen des Glycerms mit nicht flüchtigen fetten Säuren.
Die Stearinsäure (die nach Chevreul's Methode dar-
gestellt war und den Schmelzpunkt 70® hatte) bildet mit
dem Glycerin drei Verbindungen, welche Berthelot als
906 ÜAer die VwhMmgem de» Qtj/cerku
Monotleariii, Dislearni und Tetnslearin mterscheidet; das
htsle betrachtet er ab mit den natflrlicli Torkommeiiden
Stearin identisch.
JfoMMtarM, C^AtO« = (^«Hg.O« + C«H,0« — 8 HO *),
entsteht, wenn gleiche Theile Glycerin and StearinsMure wih-
rend 86 Stunden auf 200* erhitst werden. Die Schichten von
Glycerin und Säure vermischen »eh diAei nicht mit einander;
die entstehende Verikindung ist gleichfalla unlöslich im Gly-
eerin. Nach dem Erkalten trennt man die tlber^-dem über-
sebttssigen Glycerin schwimmende feste Schicht, schmilzt sie,
setst etwas Aether und dann Kalkhydrat zu, um die nicht in
Verbindung getretene Stture zu trennen, erhitzt das Ganze
während einer Viertelstunde auf iOO*, und zieht dann mit
riedendem Aether aus. So erhält man das Monostearin ab eine
neutrale, weifse, in kaltem Aether sehr wenig lösliche, in
feinen, gewöhnlich zu rundlichen Körnern grupinrten Nadeb
krystallisirende Substanz, die bei 61* schmibt und bei 60*
erstarrt, im leeren Räume des Barometers sich ohne Zor-
seizung verflüchtigen läfst, an der Luft erhitzt aber sich unter
Bildung von Acrolein zersetzt; es brennt mit weifser, stark
leuchtender Flamme. Bei 100* mit Bleioxyd behandelt ver-
seift es sich nach einigen Stunden, unter Regenerirung von
Glycerin und Stearinsäure. Läfst man concentrirte Salzsäure
106 Stunden lang bei 100* darauf einwirken, so zerlegt es
sich fast volbtändig zu Glycerin und Stearinsäure; mit Alko-
hol vermischte Essigsäure bewirkt unter denselben Umständen
nicht die Zenetzung; dasselbe Verhalten zeigt auch das natür-
lich vorkommende Stearin.
*3 Sertlielot giebt die ZiuaninieiifeUuns der Verbindungen aiu Gly-
oeria nnd Stearinsiure ■nfaerdem aocb unter der Voranaaeteaas aa,
dala die freie StearinsAure C^J^i^^Oi w<re, wo H = ) Aeq. Waa-
■entoff; die Formel des Moaostearins wfire dann s. B. C,,H,«,0||
^ C,,H„,0, + a C,H„0, - 4 H,a
fnü den Sterm. 80?
Eine tfhniicbe Verbindungr erhält man, indem man bei
100® ein Gemenge von syrnpdickem Glycerin und Stearinsäure
mit Chlorwasaerstoffgas sättigt ; aber das so dargestellte Pro-
duct schmilzt schon bei 47® und enthält noch Chlorfaydrin
(die aus Chlorwasserstoff und Glycerin entstehende Verbin-
ihittg), das sich nicht daraus abscheiden läfst.
Wird ein Gemenge von Glycerin und Stearinsäure tirei
Monate lang bei gewöhnlicher Temperatur stehen gelassen,
so bilden sich Spuren von krystallisirbarem neutralem Fett.
Distearm, C,.H,gO,, = 2 CseHseO* + C.H.O. — 2 HO,
erhält man, indem man gleiche Theile Glycerin und Stearin-
säure lt4 Stunden lang auf 100® erhitzt, und das Product
in der oben angegebenen Weise mittelst Kalk und Aether
reinigt. Bs ist eine neutrale, weifse, körnige Substanz,* die
untei* dem Mikroscop schiefwinklige Blättchen zeigt, bei 58^
schmilzt und bei 55® erstarrt, beim Erhitzen Acrolein giebt,
und bei 100® mit Bleioxyd behandelt wieder Glycerin und
Stearinsäure bildet. — Dieselbe Verbindung erhält man durch
siebenstündiges Erhitzen des Gemenges von Glycerin und
Stearinsäure auf 275®, ferner durch Erhitzen von 1 TheM
Monostearin mit 3 Theilen Stearinsäure auf 270®, und endr
Kch auch durch 22 stündiges Erhitzen von natürlichem Stearin
mit überschüssigem Glycerin auf 200®.
refroslaorm, C,soH,4«Ou = 4 C^eHstO« + C«H«0« — 6 HO,
erhält man durch mehrstündiges Erhitzen des Monostearins
mit dem 15- bis 20 fachen Gewicht Stearinsäure auf 270®,
wo sich Wasser ausscheidet und im oberen Theil des Rohrs
verdichtet; das Product reinigt man in der oben angegebe*
nen Weise mittelst Kalk und Aether; es ist dann neutral und
besitzt die Zusammensetzung des natürlich vorkommenden
Stearins.
Mit Margarinsäure (aus Menschen fett dargestellt) erhielt
Berthelot zwei Glycerinverbindungen.
308 ü^ber die Verbmdungm de» Gbfcerins
Mmomargarm, C4oH«oO« == Cj^HsfO« + C«H«0« — 2 HO,
bildet sich, am leichtesten unter den festen Fetten, durch Er-
hitzen von Glycerin und Margarinsäure auf 100 oder 200*,
in sehr kleiner Menge schon bei gewöhnlicher Temperatur;
es schmilzt bei 56* und erstarrt wieder bei 48*. Es zeigt im
Allgemeinen dasselbe Verhalten wie das Stearin, wird aber
durch 106 ständiges Erhitzen mit einer Mischung von Alko-
hol und Essigsäure auf 100* theilweise, unter Bildung von
Margarinsäureäther und Glycerin, zersetzt, was die Stearin-
verbmdungen nicht thun.
Teiramargarm scheint sich beim Erhitzen des Monomar-
garins mit überschüssiger Margarinsäure auf 270* zu bilden,
konnte indefs nicht im reinen ZiTstand erhalten werden.
Die Palmitinsäure bildet mit Glycerin drei, denen der
Stearinsäure entsprechende und in derselben Weise darsn-
stellende Verbindungen : Manopalmäin CsgHssOg = CgtHstO«
+ C«H,0« — 2 HO, welches bei 58* schmilzt, bei 45* er-
starrt; DipabnUm CvoHioOj, = 2C,,H,;04 + C«H«0« - 2 HO,
bei 59* schmelzend, bei 51* erstarrend; TetrapabnümCi^4fiii^0i^
= 4 C|«H,«04 + CeH,0« — 6 HO, welches bei 60* schmflst,
bei 46* erstarrt und mit dem natürlich vorkommenden Palmiün
identisch ist. Die drei Verbindungen werden durch Bleioxyd
zu Glycerin und Palmitinsäure zerlegt; das Monopalmitin wird,
wie auch das natürliche Palmitin, durch 102 stündiges Erhitzen
mit einer Mischung von Alkohol und Essigsäure auf 100*
ilnter Freiwerden von Glycerin zersetzt.
Oelsäure (aus käuflicher Oelsäure durch zweimaliges Fil-
triren bei 0*, Umwandlung in Ölsäuren Baryt und Umkrystalli-
siren dieses Salzes aus Alkohol gereinigt} giebt mit Glycerin
bei 200* neutrales Monolem C4,H4oOs r= CseH^O« + CeHgO«
— 2 HO, eine ölige, bei 15* fest werdende Flüssigkeil von
0,947 spec. Gewicht, welche durch Bleioxyd nur langsam
und schwierig verseif! und (wie auch das natürlich vorkom-
mU den Säuren. 309
m
mende Olelfn) durch Alkohol und Essigsäure bei 100* nicht
zersetzt wird. Diese Verbindung. bildet sich auch durch an-
haltendes Erwärmen einer Mischung von Oelsäureäther, Gly-
cerin und Salzsäure auf 100^^ und selbst ohne die Mitwirkung
von Salzsäure beginnt die Bildung derselben. — Diolan
CfsH,40i, =: 2 C,«H,404 + CtHsO« — 2 HO erhält man
durch 22 ständiges Erhitzen von natürlichem Olein mit 61y-
cerin auf 200<^; es hat das spec. Gewicht 0,921 bei 21* und
beginnt bei 15* zu krystallisiren; man erhält es auch durch
Erhitzen von Monolein mit Oelsäure.
«
Verbindungen des Glycerins mit fluchtigen fetten Säuren.
Diese Verbindungen bilden sich unter denselben Um-
ständen, wie die im Vorhergehenden beschriebenen; sie sind
flüssig, neutral, riechend. Sie werden durch Alkalien, wäs-
serige Salzsäure und selbst Essigsäure oder Wasser zu Säure
und Glycerin zersetzt; durch eine Mischung von Alkohol und
Salzsäure werden sie zu Aetherarten und Glycerin. Alkohol
für sich, wenn in hinlänglich grofser Menge angewendet,
kann schon diese Zersetzung einleiten, bei 100* innerhalb
48 Stunden^ oder bei gewöhnlicher Temperatur unter Mit-
wirkung der Luft. — Zur Darstellung dieser Verbindungen er-
hitzt man eine Mischung der Säure mit Glycerin, setzt nach
I.« II Erkalten überschüssiges kohlensaures Kali zu, schüttelt
mit Aether, dampft den Auszug im Wasserbad ein und trock-
net im leeren Raum bei erhöhter Temperatur. Schon bei
mehrmonatlicher Einwirkung einer flüchtigen fetten Säure
(wenigstens bei Anwendung von Buttersäure) auf Glycerin
bei gewöhnlicher Temperatur tritt Verbindung in erheblicher
Menge ein. Endlich bilden sich diese Körper auch bei der
Einwirkung von ChlorwesserstofTgas auf eine Mischung von
Glycerin und Säure, oder auch von Glycerin und einem Aether
der Säure.
HO üeber die Vmimd$mgm ä§M Qljfcenn»
Bei Anwendonf von ValeriaasMare bfldete ntk bei 900*
MamnHderm C,«H|«0« sr C.^H.oO« + C«HtO« — 2 HO, eiae
neutrale, ölige, riechende Flüssigkeit, von i,iOO spec. CSe*
wicht, welche durch die Einwirkung von Anunoniak langMn
m Valeramid wird. Bei Einwirkung der wässerigen Säure
auf Glycerin bei 275"» bildete s»h DwaUrm CtAtOit
SS 2 CioHioO« +. C«H«0« — 2 HO , eine neutrale, diariige,
nnangenehm riecliende, bitter und aromatisch icAmeekcBile
FUkssi^eit von 1,059 spec. Gewicht.
Buttersäure bildete bei Einwirioing auf BberachiiMgcs
Glycerin sowohl bei gewöhnlicher Temperatur als bei 200*
Manohayrm CmH^O« = CsHtO« + C«H«0« — 2 HO, eine
neutrale, ölartige, bitter und aromatisch sckmeokande FlQssig-
keit von 1,068 spec Gewicht. Wässerige Säure bildete bei
275 und bei 200« Dümi^ CttHttO» ss 2CtHt04 + C.fli.0«
— 2 HO, eine neutrale, ölartige, ohne merkbare Zersetxung
bei 300» sich verflüchtigende, mit Alkohol und AeUier misch-
bare, in Wasser etwas lösliche Flüssigkeit von 1,061 spec.
Gewicht. Durch Erhitzen einer Mischung von 1 Theil Gly-
oerin auil 4 Theüen Butlersäure auf 200<» bildete sich BMjp-
t«Mi C,4H„0, = CftHtO« + CsH«0« — 3 HO, ein neulraleü,
Öbrtiges, unangenehm riechendes, mittehnärsig flüssiges Li-
quidum vom spec« Gewicht 1,064, welches in einer Lösung
von kohlens. Natron erheblich löslich ist und bei Behandlung
mit Ammoniak während 5 Tagen zu Butyramid wird.
Bei Einwirkung von Essigsäure auf Glycerin bei 100*
biUele sich Aoeim C|oH,oO, = G«H«0« -I- C^H,0« ^ 2 HO,
eine neutrale, schwach ätherartig riechende Flüssigkeü von
1,20 spec. Gewicht Bei 275« und bei 200^ bildete sich,
mochte das Glycerin oder die Säure im Ueberschufs vorhanden
und letztere wasserhaltig seyn oder nicht, ^^cWtfrtti Ci«H»Ot
SS C4H«04 + C«H«0« — 3 HO, eine neulrale, riecbendf,
stechend schmeckende, mit Wasser mischbare, bei 280« flüch-
tige Flüssigkeit von 1,184 spec. Gewicht.
ifwf dm Sämrmi. Sil
.VeHmubtngm dies Qhßcerim mä versdmdinen &rgam$cken
Säuren.
Bei Einwirkung von Benzoesäure auf Glycerin bei 800*
oder bei 275^ bildete sich Bensogcm C,oH„Ot = CuH^O«
4* CgHtOt — 2 HO, ein blondes, sehr ztthflUssiges, sich we-
nig oder gar nicht oxydirendes Oel von 1,228 spec. Gewicht.
Seine Bildung beginnt schon bei 100* and selbst bei gewöhn*-
ücher Temperatur; es bildet sich auch durch die Einwirfamg
Ton Chlorwassoiitoff auf eine Mischung von Glycerin and
Benzoäsäureäther , oder selbst bei direcler Einwirkung eines
grofsen Uebersckusses von Glycerin auf Benzo^sfiureiliier
bei 100^ Durch Alkalien wird es zu BensoesXure und Gly-
cerin, durch Alkohol und Chlorwasserstoff zu Benzo^ther
und Glycerin, welche letztere Zersetzung auch Alkohol allein,
wenn in grofsem Ueberschusse angewendet, bei iOO^ sowohl
als unler Mitwirkung 4er Luft bei gewdhnlicfaer Temperatur
bewirkt; durch Ammoniak wird es zu Benzamid.
Fettsäure bildet mit Glycerin bei 200« 8eMn C„H,«Ou
SS CfoHj.Os + 2 C«H,0« — 4 HO, einen neutralen, krystaHi-
sirbaren, durch Bleioxyd zu Fettsäure und Glycerin zerleg-
baren Körper. Camphersäure bildet Camphorm, einen neutra-
len, wie verdicktes Terpentin zähen, in Aether löslichen,
durch Bleioxyd zu Camphersäure und Glycerin zerlegbaren
Körper.
Verbmdy^gen dcM Glpcerms mä unorgani9chm Säutm.
Durch Sättigung von schwach erwärmtem Glycerin mit
Ghlorwasserstofl^as und 36 stttndige Erwärmung dieser Lösung
auf 100«, Sättigen der Flüssigkeit mit kohlensaurem Natron,
Schütteln mit Aether, Abdampfen der ätherischen Lösung,
DestiUnnen des Abdampfrttckstandes wird das bei 227« über-
destillirende CUorhydrin erhalten, das zur weiteren Reini-
gung noch einmal mit Kalk und Aether behandelt wird. Es
319 ÜAer neue BiUkmgewei§en der ÄeAeraHen.
ist ein iieatnles, erfrischend md ätherisch riechendes, zacker-
artig und dann stechend schmeckendes, mit Wasser und mit
Aether mischbares Oel von 1,31 spec« Gewicht und der Zu-
sammensetzung C^HfClO« = C«HtOe + CIH — 2 HO, welches
mit salpetersaurem Silberoxyd keine, wenigstens keine un-
mittelbare Fällung giebt, mit weilser grttngesäumter Flamme
unter Entwickelung salzsaurer Dämpfe brennt, durch Bleioxjd
langsam und schwierig zersetzt wird. Allen Glycerinverimi-
düngen, die durch Einwirkung von Chlorwasserstoff auf ein
Gemische von Glycerin und Säure dargestellt werden, ist
Chlorhydrin beigemischt, welches sich nicht vollständig daraus
entfernen läfst; Spuren von Chlorhydrin bilden sich auch bei
Einwirkung concentrirter Salzsäure auf die neutralen Fette.
lieber neue Bildungsweisen der Aetherarten.
Berthelot*) hat über neue Bildungsweisen der Aether-
arten Untersuchungen angestellt.
Bei 9 stündigem Erhitzen von reinem gewöhnlichem Aether
mit Benzoesäure in sehr starken zugeschmolzenen Glasrohren
auf 360® bildeten sich 30 pC. vom Gewicht des Aethers an
Benzoäsäureäther ; bei 3 stündigem Erhitzen einer solchen
Mischung auf 360<> bildeten sich 25 pC. vom Gewicht des
Aethers an Benzoäsäureäther; die Bildung des Benzoäsäure-
äthers begann schon bei 300<^,^ doch äufserst langsam. Bei
6 stündigem Erhitzen von Aether und Buttersäure auf 360<*
bildete sich Buttersäureäther, * bei 9 stündigem Erhitzen von
Aether und Palmitinsäure bUdete sich Palmitinsäureäther, wd-
cher den Schmelzpunkt 22® zeigte. In allen diesen Fällen trat
nie die ganze Menge des Aethers oder der Säure, welcher
*) Coropt rend. XXXVII, 8&5.
üeber neue BiUhmgeweuen der AeAerarten, 313
dieser Körper auch im Ueberschufs vorhanden seyn mochte,
in die entstehende Verbindung^ ein. — Bei möglichst starkem
Erhitzen von Wasser und Aether (bis zu 45(>*?) trat keine
Verbindung dieser beiden Flüssigkeiten ein.
Bei dem Erhitzen von Säuren mit Alkoholen auf 200 bis
250^ bilden sich leicht und rasch die entsprechenden Aether-
arten. So erhielt Berlhelot durch Erhitzen auf 250^ das
Palmitinsäure Methyloxyd, eine krystallinische Substanz ^ die
bd 28^ schmolz, bei 22^ erstarrte; das Palmitinsäure Aethyl-
oxyd, das bei 21^5 schmolz^ bei 18^ erstarrte; das Palmitin-
säure Amyloxyd, eine wachsarlige Substanz, die bei 9* schmolz.
Auch hier geht weder die ganze Menge des Alkohols noch
die der Säure in die entstehende ätherartige Verbindung ein.
Diese Verbindungen bildeten sich am reichlichsten bei Gegen-*
wart eines Ueberschusses von Säure, welcher dann mittelst
Kalk und Aether wieder getrennt wurde. Als die drei ge-
nannten Aetberarten wiederum während 14 Stunden mit dem
8- bis 10 fachen Gewicht Palmitinsäure auf 260* erhitzt wur-
den, erlitten sie keine Veränderung. — Bei 30 stündigem
Erhitzen auf 100® bildeten sich reichlich Benzoäsäureäther,
Bssigsäureäther und namentlich Buttersäureäther. Bei 102-
stündigem Erhitzen auf 100® bildete sich auch etwas Stearin-
säureäther, doch nur m kleiner Menge; unter denselben Um-
ständen wurde die ganze Menge der Stearinsäure zu Stearin-
säureäther, wenn Essigsäure zugegen war.
Bei 102 stündigem Erhitzen von Wasser mit Stearinsäure-
äther und mit Oleinsäureäther auf 100® zeigte sich eine be-
ginnende Zersetzung dieser Verbindungen, mit Ausscheidung
von Stearinsäure und Oleinsäure; Benzoesäureäther wurde
unter denselben Umständen nicht zersetzt. Bei 106 stündigem
Erhitzen von Essigsäure, die mit dem 2- bis 3 fachen Volum
Wasser verdünnt war, mit Stearinsäureäther auf 100® zeigte
sich Zersetzung des letzteren ohne Büdung von Essigsäure-
Aim. d. Ch«a. n. Phurm. LXXXVUI. Bd. 3. Heft 21
314 üeber die SptxUungen des Cyaneäureäthert.
Mher; unter denselben Umständen wurde der Buttersiare-
ftther und der Benzoäsäurettther IheSweise zersetzt Bei 106-*
stttndigem Erhitzen von raucliender Salzsflure mit Essigsäure-
äther, Bultersäureäther, Benzoßsäureäther, Stearinsäureäther
auf 100^ Würden die in diesen Aetberarten enthaltenen Säu-
ren in Freiheit gesetzt, unter Bildung von Chloräthyl. Doch
war die Zersetzung niemals vollständig, ausgenommen viel-
leicht bei dem Stearinsäureätber.
lieber die Spattungen des GyansAoreithers.
Wurtz*) hat Mittheilungen Über die Spaltungen der
A^therarten der Cyansäure gemacht. Die Zersetzung dersel-
ben durch Alkalien und durch Ammoniak, wo sich zusam-
mengesetzte Ammoniake und zusammengesetzte Harnstoffe
bflden , hatte er schon früher untersucht ^'). Er betrachtet
jetzt die Spaltungen, welche der Cyansäureäth^ unter dem
Binflufs 'des Wassers oder solcher Verbindungen erleidel»
welche sich vom Wasser CH»Os} durch theüweise oder
vollständige Substitution zusammengesetzter Atomgruppen an
die Stelle des Wasserstoffs ableiten lassen. Bei der Einwir-
kung des Wassers entwickelt sich Kohlensäure und es btldel
sich Diäthyl-Hamstoff; auch bdi der Einwirkung der erwähn-
ten, als Substitutionsproducte des Wassers betrachttaren Ver-
bindungen entwickelt sich häuBg Kohlensäure, und es bildet
sich eine Amidverbindung oder eine mit einer solchen iso-
mere Substanz, die sich dann als durch Umsetzung der er-
steren gebildet betrachten läfst. So ist das Carbamid mit
dem Harnstoff, das Diäthyi^Carbamid mit dem Diäth^Harn-
*) Compt. rend. XXXVII, 180.
'^) niese Arnialen LXXI, 32» und LXXVI, 317 ; ferner LXXX, 848.
Ü0ber die Spakfmgm des CpaBJfAureäiherä, 315
Stoff isomer, und WurU YernnnUcht die Besiehungen zwi*
sehen diesmi isomeren Substanzen durch die Formehi :
C.0, , N.H4 = N, I ^Q^
Carbamid. Harosloff.
DUthyl-Carbamid. Difttbyl-Hariutoff.
Mischt man Gyansilureäther mit s. g. Essigsäurehydrat,
so entwickelt sich Kohlensäure und es bildet sich Aeäiiflacet'-
amiäf welches Wurtz schon früher durch Einwirkung von
Aethylamin auf Essigäther eriialten hatte. Der Vorgang ist :
^*g»®« j 0, + CANO, = CO, + N j c!h|o,
EffifsSare. Gyanaänreäther. Aethylaoetamid.
Cyansäureäther wirkt aueh auf wwserfreie Essigsäure
ein. Schmilzt man etwa gleiche Volume beider Flüssigkeiten
in eine Röhre von grünem Glase ein und erhitzt die letztere
im Oelbad auf etwa ISO^*, so bildet sich Kohlensäure und
detkjfUiaeeiamid, nach folgender Gleichung :
C*h'o* 1 Ol + C.H,NO, = C,0, + N c!h!o,
Waiierfr. Enigi. CyaniSarvitlur. Aethyldlaoetaunid.
Bei der Einwirkung von Alkohol auf Cyansäareäther fin-
det keine Entwickelung von Kohlensänre statt, es bildet sich
didiei AHhyU^ürethan :
^*5*J0a + CANO, = C,oH„N04
AlkohoL Cyansiureätlier. Aethyl-Urekhan.
Gewöhnhcher Aether wirkt gar nicht oder nur äufserst
schwierig auf den Cyansäureäther ein. Wurden beide Flüs-
sigkeiten in starke Glasröhren eingeschmolzen auf hohe Tem-
peraturen erhitzt, so zeigte sich nach dem Oeffnim derselben
21*
316 UAer da$ AawwM%l.
keine Gesentwickeliiiig und bei der DestSblion fanden »ch
der gewöhnliche Aether vnd der Cyanainreilher nnverändert
wieder; eine nur sehr kleine Menge einer erst gegen 200*
sich verflüchtigenden Flüssigkeit hatte sich gebildet, welche
möglicherweise Diätiylr'UreOum seyn konnte, was aber nach
ihrem qualitativen Verhalten zweifelhufl erschien.
Warte beabsichtigt noch, die Einwirkung des Cyan-
ithers auf zusammengesetzte Aetherarten zu untersuchen;
von der Einwiikung auf Essigäther erwartet er, dafs
dabei Di&äiylacetamid nach folgendem Vorgang bilde :
B«igitber. CjaBffinrelther. Düthylaoetimid.
lieber das Stannmethyl.
Cahours und Riebe*} haben, anknüpfend an ihre
Untersuchung über das Stannäthyl^}, auch über die ent-
sprechende Methylverbindung, das Stannmethyl^ Mittheilungen
gemacht.
Lärst man Zinn auf Jodmethyl in verschlossenen Glas-
röhren bei 150 bis 180* einwirken, so ist innerhalb 15 bis
20 Stunden die Einwirkung vollendet, und die in den Röhren
enthaltene Flüssigkeit wird bei dem Erkalten fest Bei der
Destillation dieser Masse geht zuerst, von 195® an, eine
farblose, stark riechende, bei 0® nicht erstarrende Flüssig-
keit über, und dann, bei 220«^ bis 225<», das Meiste, etwa
I der angewendeten Substanz. Das bei 220® Uebergehende
wird beim Erkalten zu einer krystallinischen Masse, die durch
•) Compt rend. XXXVI, 1001.
**) Diefe Anoalen LXXXIV, 333.
ÜAer da$ SUummäkyl 317
Schmelzen, theilweises Erstarrenlasiien und Abgfiefsen des
noch Flüssigen schöne schief - rhombische Prismen giebt,
welche bei 34^ schmelzen, in Wasser ziemUcli, in Alkohol
noch mehr, in Aeiher nach allen Verhältnissen löslich sind.
Diese Verbindung ist Jod-Stannmethyl CaH«Sn, J. Aus der
wässerigen Lösung desselben fällt Ammoniak das Stannme^
Ihyl-Oxyd als einen weifsen amorphen Niederschlag, welcher
in öberschttssigem Ammoniak unlöslich, in überschüssigem
Kali löslich, in Alkohol und in Aether unlöslich ist; der-
selbe löst sich in unorguiischen und organischen Säuren
leicht unter Bildung krystallisirbarer Salze, von welchen
.Cahours und Riebe nur die Formeln angeben.:
(VI,Sn, Gl Chlorverb. C,H,SnO, NO« Salpeters. Salz.
C^HsSn, Br Bromverb. C,H,SnO, COs Kohlens. Salz.
C^HsSn, J Jodverb. CtHsSnO, CiO, Oxals. Salz.
C,HsSnO, SO, Schwefels. Salz. CASnO, C4HSO, Essigs. Salz.
Sie theilen weiter mit, dafs sie noch einige Skmnääiyl^
9al%e dargestellt haben. Das kohlensaure, das Oxalsäure und
das phosphorsaure Salz sind unlöslich, das essigsaure, das
weinsaure und das ameisensaure hingegen in Wasser ziem*
lieh löslich und krystallisirbar. Das Schwefel-Stannäthyl wird
durch Einwirkung von Schwefelwasserstoff auf Jod-Stanuälhyl
erhalten, wo es sich in farblosen, nur äufserst langsam er-
starrenden Tröpfchen abscheidet, die unlöslich in Wasser,
löslich in Alkohol sind.
Die sich gleichzeitig mit dem Jod-Stannmelbyl bildende,
gegen 200<* siedende Flüssigkeit ist die Jodverbindung eines
neuen Radicals, welches 2 Atome Stannmethyl zu einem ein-
zigen verdichtet zu enthalten scheint. Diese Jodverbindung
riecht durchdringend, und giebt bei der Zersetzung durch
Ammoniak ein Oxyd, welches mit Säuren krystallisirbare Salze
bildet.
Bei der Einwirkung des Zinns auf Jodäthyl entsteht
aufser dem sich vorzugsweise bildenden Jod-Stwmäthyl eine
818 Ttffrtfr da» SimmmAjfl
kleine Menge eines nadi Relt% riechenden Ods, welches im
gröberer Menge erhalten wird, wenn man die
schon nach einigen Standen nnteiiHricht. Dieses Oel ist
Jodrerbindung eines Radieals SniCCA), *} ; bd Bebandlnng
mit Ammoniak gid>t es ein amorphes Oxyd» welches by-
stanisiibare Satee bildet
Phosphorsinn giebt bei seiner Einwirinmg auf Jodittyl
mtter Jod - Stannäthyl and der Verbindang 8Bt(C4Hs},, J
noch eine der flftssigen^ schon Ton Ldwig durch Einwirkung
Ton Zinnnatrium auf Jodftthyl ertialtenen JodTerbindongen.
— Arsen wirkt auf das Jodithyl und auf das Jodmethyl ein
und giebt dem StibäAyl und dem Stibmethyl analoge Vertm-
dungen, welche unerträglich knoblauchartig riechen und bei
geringer Erwärmung an der Luft sich entzänden. — Arsen-
link wird dardi Jodäthyl rasch angegriffen und giebt eine
weifse krystallisirbare Sidistanz von der Zosammensetsung
C|tH|sAS) J + C4H«Zn, J. *— Arseidcafium eihitzl sich in
Berührung mit Jodäthyl; lelxteres kommt sogleich ins Koches
and man erhält leicht entsUndliche Producte. — Bltt wird,
Frankland's Angabe eatgegen, leicht angegriffen, wäh-
rend Jodädiyl auf Kupfer, Arsenkupfer und Phosphorkopfer
mcht einzuwirken scheint.
Jodamyl wird durch Zinii bei 180^ nicht aersetst; eriiShl
man aber die Temperatur auf 220 bfa 340^, so tritt rasch
EittwiriLung ein; die Producte woHen Cahours und Siehe
spüler besdireiben.
«B
lieber Hethplumbfithyl
hat Ldwig ^} aus einer gröfseren Arbeit über die Blet-
äthyle zunächst Folgendes mitgetheilt.
-
*) Vftrgl. Lflwig'f Uotcnriucfaimgeii in diaien AtfiMlen LUXIT, 333*
•*) }. pr. ChMi. IX, 804.
CWrer MetkplwnbäAyl, 319
JodiUhYl wirkt auf eine aus 1 Natrium mt 6 Blei be- ,
stehende Legirung, welche direct wie das Zinnnatriam *} be-
reitet wird, nach kurzer Zeit lebhaft ein. Schüttelt man nach
beendigter Reaction die Masse mit Aether, so bleibt nach
dem Verdunsten der ätherischen Lösung bei abgehaltener
Luft ein Gemenge von Badicalen zurück, deren Trennung
wegen der übereinstimmenden physikalischen Verhältnisse
nicht ausgeführt werden bmn. Die Radicale sind vollkom-
men farblos, ziemlich dünnflüssig, flüchtige von keinem stark
berv(Hrtretende9 Geruch, unlöslich in Wasser, leicht löslich
in Weingeist und Aetber. Sie rauchen nicht an der Luft'
aber angezündet verbrennen sie unter Entwickelung eines
starken Dampfs von Bleioxyd; sie jßntzüQden sich beim Ueber-
giefsen mit concentrirter Salpetersäure, und explodiren beim Zu-
sammenbringen mit Jod und besonders mit Brom mit grofser
Heftigkeit. Beim Verdunsten der weingeistigen oder ätheri-
schen Lösung an der Luft scheidet sich ein weifses, in
Wasser, Weingeist und Aether unlösliches amorphes Pulver
aus, welches mit Säuren krystallisirbare Salze bildet, und
in der Lösung befindet sich eine stark alkalisch reagirende
Base, das MeAplumbäthyl-Oa^d, dessen Radical PbsCC«!!»),
bei der Einwirkung des JodäthyU auf Bleinatrium in über-
wiegender Menge gebildet wird.
Methphmbäthyl'^Oxydy FbiCC^HJ,, 0. - Wird zu der
weingeistigen Lösung des Radicalgemenges so lange eine mit
Weingeist versetzte Lösung von salpetersanrem Silberoxyd
gesetzt, bis kein metallisches Silber mehr gerallt wird, so
enthält die vom Silber abfijtrirte Flüssigkeit das salpetersaure
üeltfbimbQiliyl-'Oxyd. Zur Darstellung des Oxyds schüttelt
man diese Lösung zuerst mit einer weingeistigen Kalilösung
und dann mit Aether, setzt eine genügende Menge Wasser zu,
*) Drase AüpatoD 1.XXXIY, dOS.
320 Heber MeOpkmbiOkjfl.
trennt die Ithertocbe Lösung des Oxyds, und yerdonstet
der letzteren den Aether in einem Destflktionsappnrat; reines
Hethplumbfithyl- Oxydhydrat bleibt als dickdlige nussigkeit,
die nach einiger Zeit zu einer krystallinischen Masse gesteht.
Die Basis ist in Weingeist and Aether leicht^ auch in Wasser
etwas weniges Idslich; sie ist flüchtig, and an einem darüber
gehaltenen, * mit Salzsäore befeuchteten Glasstab bilden sich
weifse Nebel. Beim Erwfirmen yerdampfl sie unter Verbrei-
tung weifser, heftig zum Niefsen reizender Dämpfe, welche
Eigenschaft auch dem Radical und sämmtlichen Verbindungen
zukommt. Die Lösungen der Basis reagiren stark alkalisch,
besitzen einen unangenehmen scharfen ätzenden Geschmadc
und bewirken ein höchst unangenehmes Gefühl im ganzen
Schlünde. Die Basis fühlt sich schlüpfrig an, wie KaUhydrat,
und zieht an der Luft Kohlensäure an.
Kohlensmtres MeihphmbäAyl'-Oxyd erhält man in glän-
zenden harten kleinen Krystallen, wenn man die weingeistige
Lösung des Oxyds langsam an der Luft verdunsten läCst. Die
Verbindung ist in Wasser fast unlöslich, auch von Weingeist
und Aether wird sie nur in geringer Menge aufgenommen.
Saksäurehaltiger Weingeist löst sie leicht unter Brausen.
Sie schmeckt stark breimend. Ihre Zusammensetznng ist
Pb,CC4H.),0, CO, :
berechnet
Sciu
Duen
c.,
u,.
0,
64,00
24,00
4,62
7,38
63,87
23,93
4,74
7,46
63,74
23,40
5,00
7,86
100,00 100,00 100,00.
Schwefikaures Meihpbimbäthyl''Oxyd wird rein erhalten,
wenfi zu der weingeistigen Lösung des Oxyds Schwefelsäure
tropfenweise gesetzt wird, so dafs die Basis im Ueberschusse
bleibt. Es entsteht ein blendend-weifser krystaUinischer Nie-
derschlag, welcher mit Weingeist und mit Aether ausge-
Veb0r JTellfrftoftUllityf . SH
waschen wird. D«s Salz ist- in Wasser, absolotem WeingeM
und Aether fast unlöslich, löst sich aber reichlich in mit Salx^
sMure oder Schwefelsäure versetstem Weing;eist. Aus d^
sauren Lösung krystalUsirt es in ziemlich grofsen, glänzenden,
harten octa^drischen Krystallen. Seine Zusammensetzung ist
Pb,(C,HOaO, SO. :
berecho«!
60,60
gefimdea
Pb,
bl,40
60,30 59,5 60,6 60,^
c..
20,90
20,30
20,33 — — —
H..
4,30
4,48
4,60 — — —
0
2,54
2,06
3,10 _ — —
SO,
■
11,66
11,74
11,67 — — _
100,00 100,00 100,00.
SalpeienaureB MethptumbäAyl'-Oxyd bleibt bei dem Ver-
dunsten der weingeistigen' Lösung dieses Salzes, die man bei
dem Zersetzen der weingeistigen Lösung der Radicale mit-
telst salpetersauren Silberoxyds in der oben angegebenen
Weise erhält, als farblose dickölige, butterartig riechende
und brennend schmeckende Flüssigkeit zurück, welche nach
einiger Zeit zu einer krystallinischen , fettig anzufühlenden
Masse erstarrt« Das Salz löst sich leicht in Weingeist und
in Aether, bei längerem Erwärmen der weingeistigen Lösang
scheidet sich etwas salpetersaures Bleioxyd aus; es zersetzt
sich beim Erhitzen unter schwacher Verpufliing. Seine Zu-
sammensetzung ist Pbi(C4H5)sO, NOs, wonach sich 15,13 pC.
Salpetersäure berechnen, während 14,65 und 14,89 pC. ge-
funden wurden.
CMo^MefhphmJMhyl erhält man, wenn man die Lösung
des schwefelsauren Salzes in mit etwas Salzsäure versetztem
Weingeist mit Chlorbarium fällt, das Ganze mit Aether schüt-
telt und dann Wasser bis zur Ausscheidung des Aethers
zusetzt Bei dem freiwilligen Verdunsten der ätherischen
Schichte krystallisirt die Chlorverbindung in schönen, langen,
898 tkhet M0ikpbmMM^,
0lirk gMtaMBden ütdelii, die sich leidit ia Aetibor and Wi
firifl Uiieii ud bei schwaehem Erwämen staifc fienCHartig
riecben. Bei dem Erhüsen der Verbindmig in einer engen
Gliflrölure Irilt sehon bei niederer Temperatur eise schwadie
VerpnAm; ein, anler Bildung von CUorblei und Absehet-
dnng von metallischem Blei. Die Zusammensetaong der Ver-
isl Pb,CC«H,),, Cl.
beradiMl
gefimdea
Pb.
62,93
"S^eTlSiTT
G..
2i,78
21,68 21,51
H..
4,56
. 4,85 4,71
a
10,73
10,54 10,58
100,00 99,63 99,54.
Bnm^Meikplumbäih^t wird in gleicher Weise, wie die
Yorbergehende Verbindung, erhalten ; nur löst man das sehwe-
lelaaure Salz in mit Schwefelsäure versetztem Weingeist auf
und fügt dazu eine weingeistige Liösong von Bromkaünm.
Das Salz, Pbt(C4Hs}s, Br krystallisirt aus der ätherischen
Ldsung gleichfalls in langen Nadeln; es ergab 20,96 und
21,23 pC. Brom, während sich 21,33 pG. berechnen.
JM - Me^pbanbälkyL — Setzt man zu . der mit etwas
Schwefdsäure angesäuerten weingeistigen Lösung des schwe-
felsauren Salzes eine weingeistige Jodkaliumlösung, schüttelt
darauf mit Aethor und scheidet die ätherische Lösung mit-
telst Wasser ab, so scheidet sich beim freiwilligen Verdnn-
aten der ätherischen Lösung des Jod-tf ethpkuabäthyls Jodblei
in beträchtlicher Menge aus. Bei rascher Verdunstung bleibt
•ein p^etrant riechender farbloser öliger Rückstand, aus wel-
'CJiem sich glejcbfalls bald Jodblei ausscheidet. Wird die noch
nicht zersetzte Verbindung mit Wasser destSlirt, so erfolgt
4te Anssckieiduiig des Jadbleis sogleich, während mit den
Waanerdtappfen eine farblose, dttsnSüssige^ höchst stechend
«nd #enf&Iartig riachnnde FiHssigkeit ttbei^igpekt, die nun keine
ÜMfer emige 9lbäAyh>mMidtmgm. 333
Zersetzung mehr erleidet snd ehie der Formel
Pb4(C4H«)]i, Jt, welche Ldwig indeft irar vortitalig mif-
#teit, entsprechende Zusammensetemig ergab :
bereehMt getadca
Pb«
3«,40
36,56
•€4«
25,02
25,11
H..
5,24
5,70
J.
3S,34
34,16
100,00.
Ueber einige StibAthylverbindimgen
bat Ldwig*}, nachträglich zn seiner Untersuchung des Stib-
äthyls**}, folgende Mittheilungen gemacht.
AnHmomgMoures Sübäthyloxyd, — Ueberläfst man die
ätherische Lösung des Stibäthyls der freiwilligen Verdun-
stung und entzieht dem Rückstand das gebildete Stibäthyl-
Oxyd durch eine Mischung von Aether und Weingeist, so
bleibt ein weirser pulverförmiger amorpher Körper, welchen
Löwig früher***} als ÄeihyUtibylsäute bezeichnet hatte.
Der von Stibäthyl an der Luft vor der Entzündung gebildete
weifse Rauch besteht fast ganz aus dieser Verbindung, welche
bei 100<> getrocknet eine *der Formel Sb(C4Hs},0, , 2 SbO.
entsprechende Zusammensetzung ergab :
.^-^,^^!!:!!^!!L^ Berechne
Antimon 68,33 69,04 69,66 Sb, 71,92
Kohlenstoff i2,58 12,67 •- C,, 13,38
Wasserstoff 2,70 2,77 — H,, 2,78
Sauerstoff — — — 0, 11,92
100,00.
Bei Zusatz von concentrirter Salzsäure zu der weingei-
stigen Lösung dieser Verbindung scheidet sich sogleich Chlor-
*) J. pr. Chem. LX, 352.
•*) DieM Annalen LXXV, »15.
^»^) DasoUift, SSO.
SM
Ü0bet emige SiMMfherbmdmgm.
Stibilhyl Sb(C«Bt),Clt ab ; SchweCelwaMentoff eizeugt in der
Ton CUor-Stibätkyl getreaiileii salcsanren Fltissigkeit einen
Niederschlag von Keimes, und beim Vermischeii ders^>en
mit Wasser füllt Algaroth «- Pu Wer nieder. Digerirt man die
Verbindung mit verdünnter Salpetersäure und dampft die Lö-
sung ab, so erhält man Erystalle von salpetersaurem Stib-
äthyloxyd. — Die Verbindung schmeckt bitter, ist in Wasser
und in Weingeist löslich ; die kalt bereitete wässerige Lösung
ist vollkommen dünnflüssig, wird aber beim Erwärmen dick
wie Stärkekleister, und trocknet zu einer porcellanartigen
serreiblichen Hasse ein, die mit Wasser übergössen etwas
Antimonoxyd ungelöst zurückläfst.
SulfanÜmomgiaureM Stibäihylsulfid. — Auf Zusatz von
Schwefelwasserstoff zu der wässerigen Lösung der vorigen
Verbindung entsteht ein hellgelber Niederschlag von höchst
unangenehmem, roercaptanähnlichem, lange anhaftendem Ge-
ruch. Ueber Schwefelsäure getrocknet ist er ein schönes
hellgelbes Pulver, welches im Wasserbade erhitzt eine braun-
rothe Farbe annimmt. Rauchende Salpetersäure zersetzt diese
Verbindung unter Feuererscheinung; über der Spirituslampe
destillirt giebt sie ein flüssiges , Destillat mit allen Eigen-
schaften des Schwefeläthyls. Beim Uebergiefsen der Ver-
bindung mit verdünnter Schwefelsäure scheidet sich unter
Bntwickelung von Schwefelwasserstoff und Bildung von schwe-
felsaurem Stibäthyl-Oxyd Kermes aus. Die über Schwefelsäure
getrocknete Substanz ergab die Zusammensetzung Sb(C4H5)tSs,
2 SbS«.
UCIUI
HUVH
Beredinet
Antimon
—
Sb,
64,28
Kohlenstoff
11,68
c„
11,%
Wasserstoff
2,59
H..
2,49
Schwefel
20,70
20,78
1
21,27
100,00.
üeber dm CaproffUkokot, 385
IKeselbe Verbindung ktnn auch direct dnrch ZiiMte von
frisch gefttlltem Kermes zu einer Lösung von Schwefel-SUb-
ftthyl, so dafs letzteres im Ueberschufs bleibt, erhalten wer-
den ; die braunrotbe Farbe des Kermes geht sogleich in hdl**
gelb ttber, und die so erhaltene Verbindung besitzt den Ge*^
ruch und aBe iibrigen Eigenschaften der durch Fällung er^
bdlenen.
lieber den Caproylalkohol.
In dem Fuselöl des aus Weintrebem bereiteten Brannt-
weins» welches zum gröfsten Theil aus Amylalkohol CioHi^Of
besteht, hatte Chane el*} auch Fropylalkohol C«H«Oi gefun-
den, welcher "in dem Theil des Fuselöls enthalten ist, der
leichter flüchtig ist als der Amylalkohol. In dem schwerer
flüchtigen Theil fand Faget^) den der Capronsiiure ent^
sprechenden Caproylalkohol CitH]40t. Er hat über die Rein«
darstellung desselben noch Nichts Näheres angegeben, son-
dern nur bemwkt, dafs die reinste Probe des neuen Alko-
hols bei 148 bis 154^ übergegangen war. Der Caproylalko-»
hol ist eine farblose, aromatisch riechende, das Licht stark
brechende, in Wasser unlösliche Flüssigkeit, von 0,833 mid
0,754 spec. Gewicht bei 0^ und 100<* und der Dampfdichle
8,53. Bei erhöhter Temperatur wird er durch Kali unter
Bntwickelung von Wasserstoff zu Capronsäure umgewandelt!
Sne noch mit Amylalkohol verunreinigte Probe von Caproyl-«
alkohol gab mit Schwefelsäureeine Aetherschwefelsänre, deren
Kalisalz — in zu geringer Menge erhalten, als dafs es bitte
gereinigt werden können — 40,4 pC. schwefelsaures Kali
ergab. Eine bei 154 bis 166^ übergegangene (unreine) Portion
*) Vergl. diese Annalen LXXXVD, 127.
»•) Compt. rend. XXXVII, 73a
3IS UAer d BimMt. dtr KMm$. a. (Mm u. OkuAmtm
4m. immb Alkohols gab bei Behtaäliuif nil svreifiA-cItfoni-
Moren Kali and Schwefelsäure CaproBsäure und efaie g«geii
140* hio siedende ölartige Fldssigkaii tob der Danpfdichta
7|S4 und der Zusanunensetnag GmHm04, welche der Capro»*
siniellher des Oenanthf lalkohols oder auch ier OManihyl-
siareMIher des Gq^roylalkohols seyn köBBto. Andere PortiiH
Ben Flüssigkeit, welche zwischen 166 und 195* ttbeiyagaa-
gen waren, schienen nach der Dampfdichte und der Zosam-
mensetxung zu urtheilen Mischungen von Oenanthyblkohol
CuHitOt und Caprylalkohol CieHicO« zu seyn.
Uebor die Einwirkaag der KoUeosiore auf Ctaam
und CinchoBiD.
Nach der Beobachtung von Langlois '^) lösen sieh
finisch gefldltes ChiBiB und Cinchonin in Wasser suspendirl
bei dem Einigten von kohlensaureai Gas auf; beim StA«i
der Lösungen an der Luft entweicht Kohlensiure, und ans
der einen scheidet sich kohlensaures Chinin in KrystaBen ab,
aus der anderen freies Cinchonin.
Zur Darstellung von krystallisirtem kohlensaurem ChiniB
lertheill L an gl eis das aus 10 Grrn. schwefelsaurem ChiniB
BBlIelsl AmmomA frisch gefillte Chinin gleich nach dem Aus-
waschen in 1 Liter Wasser^ leitet KohleBSäure zu bis zum
Klarwerden der Flüssigkeit, wekhe nun, obgleich mit Kohlen-
slure übersättigt, doch noch alkalisch reagirt. Bei dem Stilen
dieser Flüssigkeit an der Luft bilden sich bald Krystalle vM
kohlensaurem Chinin, deren Volum während 24 Stunden su-
nimmt. Die übersiehende Flitosigkeit enthält auch dann noch
kohlensaures Chinin, aber beim freiwflIigeB Verdunsten der-
selben scheidet sich nur Chinin aus.
*) Compt. reod. XXXVII, 727.
UiOermitlhmgen tber üe Bumiala^AlludoidB. 9BT:
Das kohlensaure ChiDin bildet durchsicliUge Nadeln, die
an der Lufl bald verwittern; es ist löslich in Alkohol, unlös-
lich in Aether, and 2eigt alkalische ReactiOD. Bei 110^ ent-
weicht die Kohlensäure daraus. Für die Zusammensetzung
dieses Salzes giebt Langlois die Formel CsoHnNO,, HO,
COt + HO :
berechoel
gefondei
Chinin
80,2i
80,4&
Kohlensäure
10,88
10,58
Wasser
• 8,91
—
100,00.
Langlois bestätigte noch, dafs bei dem Fällen emes
Chininsalzes mittelst kohlensauren Kalis oder Natrons der
Niederschlag freies Chinin ist, und das Aufbrausen dieses
Niederschlags mit Säuren von einem Gehalt am Fällungs-
mittel herrührt, welcher selbst durch längeres Auswaschen
nicht vollständig entzogen werden kann.
Untersuchungen Ober die Harmala - Alkalolde.
F r i t z s c h e *3 hat zur Beseitigung der Unsicherheit,
welche seine früheren Analysen **) über die Zusammen-
setzung der im Samen von Peganum Harmala enthaltenen
und daraus sich ableitenden Basen noch liefsen, den Kohlen»
stoiT- und Wassersto%ehalt derselben nochmals, mit Anwen-
dung gröfserer Mengen Substanz, bestimmt. Die Analysen
wurden im Hessischen Apparat ausgeführt, aber erst gegen
das Ende der Verbrennungen Sauerstoff zugeleiteL
Bannalm f aus Alkohol krystallisirt und nur ein wenig
bräunlich gefärbt, ergab die Zusammensetzung CieHi4N«0t :
*) Pelenb. Acad. Bull. XII, 17.
*•) VeryL dieM Aooalm LXIV, 360; LXtlU, 361 u. 36&.
»ümivriMChmom lAer dlh üflimnto ÄlhitaUi
berecbnet
KoUeDsioff 72,93 72,90 72,83
Wasserstoff 6,52 6,51 6,43
Stickstoff «3,08 — —
Sauerstoff 7,47 — —
100,00.
Blendend weifses, aus Alkohol krystaUisirtes Harmm er-
gab die Zusammensetzung Cs«H,iN,Ot :
bereclmet gefändeo
Kohlenstoff 73,62 73,73 73,78
Wasserstoff 5,64 5,62 5,64
Stickstoff 13,20 — —
Sauerstoff 7,54 — —
100,00.
Aus der wässerigen Lösung des salzsauren Salzes durch
Ammoniak geteiltes und bei 100^ getrocknetes NUroharmalUüi
ergab die Zusammensetzung C^eHjaNtO, :
Kohlenstoff 60,27 60,13 60,31
Wasserstoff 5,01 4,94 4,91
Stickstoff 16,21 — —
Sauerstoff 18,51 — —
100,00. .
Fritzsche vergleicht noch die aus den .neuen Formeln
sich ableitenden Zusammensetzungen der Verbindungen dieser
Basen mit den früher von ihm gemachten Bestimmungen,
und findet die Uebereinstimmung hinlänglich, um die neuen
Formeln als die wahren betrachten zu können.
Die Bildung des Nüroharmalidms aus dem Harmalin hatte
Fritzsche früher*) beschrieben. Bei neueren Untersuchun-
gen über die Einwirkung der Salpetersäure auf das Harmalin**^}
•) Dieie Anoalen LXVIII, 355.
*•) PetenU Acad. Bidl. XU, 33.
Onünuckunge^ Über iU Bi»rmak^AaküM&, 829
fand er, dafii die Darstellung des Nitroharmalidins ans dem
Harmalin auch ohne Mitwirkung von Alkohol geschehen kann.
Man üfoergiefst 1 Th. Harmalin mit 2 Th. Wasser, setzt eine
zur Lösung des Harmalins hinreichende Menge Essigstture
hinzu, und läfst diese Lösung in einem dttnnen Strahle in
24 Thefle kochender Saipetersilure von 1,12 spec. Gewicht
fliefsen. Sobald das Eintragen beendigt ist und die Entwiche-
lung rother^Dämpfe nachläfst, läfst man die Flüssigkeit mög-
lichst rasch erkalten und versetzt sie dann mit überschüssi-
gem Alkali, wo das Nitroharmalidin gefiillt und ein als haupt»
sücUichstes Nebenproduct gebadetes Harz aufgelöst wird.
Der Niederschlag wird ausgewaschen, in verdünnter Essig-
säure zerrieben und gelöst, und aus der filtrirten Lösung
durch Chlornatrium salzsaures Nilroharmalidin geflUlt, welches
mit gesättigter Chlomatriumlösung ausgewaschen, dann in
lauem Wasser gelöst und in dieser Lösung durch ein Alkali
zersetzt wird. So erhielt Fritzsche bei wiederholten Ope-
rationen stets ein von andern Basen freies Nitroharmalidin.
Andere Producte erhält man i>ei längerer Einwirkung
oder stärkerer Concentration der Salpetersäure ; es bildet sich
dann eine neue, als NUroharmidm bezeichnete Base, die aus
dem Nitroharmalidin entsteht und aus diesem auch direct
durch Einwirkung der Salpetersäure erhalten werden kann.
Läfst man die aus 1 Th. Harmalin, 2 Th. Wasser und
der zur Auflösung nöthigen Menge Essigsäure bereitete Flüs-
sigkeit allmälig in einem dünnen Strahle in 12 Th. kochende
Salpetersäure von 1,40 spec. Gewicht einfliefsen und erhält
nach beendigtem Eintragen, welches von einer stürmischen
Entwickelung rother Dämpfe begleitet ist, die Flüssigkeit
noch eine kurze Zeit im Sieden, so enthält dieselbe weder
Harmalin noch Nitroharmalidin, sondern vorzugsweise Nitro-
harmidin. Bei langsamem Erkalten der orangegelben Flüs-
sigkeit scheidet sich ein krystallinisches, vorzugsweise aus
AniiAl. d. Chem. a. Phftrm. LXZXVm. Bd. 8. Heft. 22
«^tomareni NitrekinDida bat teheades Prodoct ans» deoeii
Memge allmilig, naMeiitlidi bei dem freiwilligen YerdiuMlea
der Sinre, miiiBmit; deeh UeibI viel desselben in der Hat-
lerkuf e gelösl. Neben dem Nilrobarmidin bildet sich bei
der Einwirlauig der Salpetersäure auf das Harmtlin nocb ein
banartiger Körper, welcher beim Verdünnen der Flflssigkeit
BHt Wasser sich anfangs fein zerlheill, dann in Klompen x»-
sasunengebaltt ausscheidet; dieselbe Ausscheidung findet aoch
bei Meotralisation der Flüssigkeit mit Alkali statt, und der
harzartige Körper sdieidet sich sogleich ab, wenn man eine
geringere als die angegebene Menge Salpetersäure auf Bar-
«malin einwirken Ififst oder die Säure alhnälig au dem Har-
malin setst. Dieser hamartige Körper ist in Alkalien löslich.
— Zur Gewinnung alles in der salpetersauren Flüssigkeit ent-
halteaen Nitroharmidins kühlt man die erstere unmittelbar nach
vollendeter Einwirkung rasch ab und versetzt sie dann nnt
überschüssigem ätzendem Alkali, wo sich der harzartige Kör-
per mit tief rothbrauner Farbe löst und ein tiefgelber Nie-
derschlag von Nitroharmidin entsteht, welchem gewöhnlich
nur noch wenige Haraklümpchen beigemengt sind und der,
wenn die angewendete Salpetersäure chlorhaläg war, noch
eine andere Base enthält Zur Reindarsteliung des Nitrohar-
midins übergiefst man diesen Niederschlag mii heiüsem Was-
ser und setzt tropfenweise Salzsäure hinzu, bis Lösong ein-
getreten ist; diese Lösung wird heifs fiitrirt und nach dem
Erkalten so lange mit concentrirter Salzsäure vorsetzt, bis
eine durch Ausscheidung mikroscopisoher Krystalte bewiriite
Trübung darin entsteht; bei nachherigem ruhigem« Stehen
scheidet sich das meiste Nitroharmidin als salssaures Salz in
nadeiförmigen Krystallen aus , welche abfiltrirt nnd mit ver-
dünnter Salzsäure etwas abgewaschen werden. Aus der hö^
sung des salzsauren Nitroharmidins in siedendem Wasser fällt
Ammoniak, bei fortwährendem Kochen der Lösung und Um-
UtUerswJwngeH €öer die HarmeAi'Alkalaide* 331
rttbrett tropfenweise zugeselasl, die Base in gelben Flocken,
die sich in der siedenden Flüssigkeit bald in feine , leicht
auszuwasehende Nadehi verwandehi. Das so dargestdite Nitro-
hannidin wird nach dem Trocknen in heifsem starkem Alko-
bei gelöst, wo gewöhnlich noch einige Flocken eines dnn«-
kelfarbigen Körpers ungelöst bleiben; die heifs filtrirte alko-
holische Lösung läfst man möglichst langsam erkalten.
Das Nitroharmidin ist schwefelgelb, in Wasser bei ge-
wöhnlicher Temperatur nur sehr wenig, bei der Siedehitze
viel reichlicher löslich ; aus wässerigen Lösungen seiner Salze
durch Alkalien gefallt bildet es gelbe gallertartige Flocken,
die sich in der Flüssigkeit in der Kälte nur langsam, in
der Hitze schneller in feine Nadeln verwandeln. Es ist ge-
schmacklos; seine Salze haben einen schwachen, rein bitte-
ren Geschmack. Es löst sich in Alkohol in der Wärme viel
reichlicher als in der Kälte. Bei raschem Erkalten einer
alkoholischen Lösung scheidet sich das Nitroharmidin zuerst
in dunkler gelben octaedrischen Krystallen ab, die sich
schnell in Nadeln umwandeln. In Aether löst es sich nur
wenig; in heifsem Steinkohlenöl löst es sich in der Siede-
hitze reichlich und scheidet es sich aus dieser Lösung beim
Erkalten gröfstentheils in nadeiförmigen Krystallen aus; in
Steinöl löst es sich bei der Siedehitze in ziemlich bedeuten-
der Menge, in der Kälte fast gar nicht. — Aus Chlorammo-
niumlösung treibt das Nitroharmidin selbst beim Kochen das
Ammoniak nur in geringer Monge und langsam aus. Seine
Zusammensetzung ergab sich CteHnNsOe :
berechnet g^"°^"'
Kohlenstoff 60,74 60^ 60,77
Wasserstoff 4,27 4,t9 4,26
Stickstoff 16,33 16,00
Sauerstoff 18,66 —
100,00.
22»
38S ümterMitekmigm über die SarmakHMdMe.
Ei unteracheidet sich somit vom Nitrohamwlidin dadurch^
dafs es 2 Aeq. Wasserstoff weniger enthält. Wie das Nitro-
harmalidin als Harmalin betrachtet werden kann, worin i H
durch 1 NO4 ersetzt ist, so kann das Nitroharmidin als Har-
min betrachtet werden, worin gleichfalls 1 H durch 1 NO4
ersetzt ist. Doch liefs sich das Hannin nicht in Nitroharmidin
umwandehi.
Das 9al%$aure Nüroharmidin erhält man krystallisirt, wenn
man eine Lösung der Base in Essigsäure oder in warmem,
mit wenigen Tropfen Salzsäure versetztem Wasser mit einem
Ueberschusse von concentrirter Salzsäure versetzt; es schei-
det sich hier in feinen Nadeln ab, und concentrirte Lösungen
erstarren zu einem breiartigen Magma, welches mit verdünn-
ter Salzsäure ausgewaschen, zwischen Fliefspapier ausgeprefst
und in kochendem Alkohol gelöst wird. Die mit Blutkohle
digerirte und filtrirte Lösung giebt beim Erkalten nur schwach
gelblich gefärbte Krystalle des Salzes, welche tlber Schwefel-
säure getrocknet 4 Aeq. Wasser enthalten :
berechnel gefonden
Nitroharmidin 1 Aeq. 78,02 —
Salzsäure 1 „ 11,06 —
Wasser 4 „ 10,92 10,78
100,00.
Das salzsaure Nitroharmidin bildet mit Platinchlorid ein
Doppelsalz I welches sich aus einer kochenden verdünnten
Lösung des ersteren bei tropfenweisem Zusatz einer Platin-
chloridlösung in nadelfürmigen oder blattartigen Prismen aus-
scheidet und sehr schwer löslich ist. — Hit Quecksilber-
chlorid bildet das salzsaure Nitroharmidin beim Mischen kalter
Lösungen ein in gelatinösen Flocken sich ausscheidendes,
beim Mischen sehr verdünnter kochender Lösungen ein erst
beim Erkalten sich in hellgelben mikroscopischen , büschel-
förmig vereinigten Nadeln ausscheidendes Doppelsalz.
üniersit^$mffm ober die HarmaU^AlkaMie. 333
Bromwa9$er»iolfsaureM Nürohanmdin scheidet sich auf Zu-
saUs von Bromkalium- oder Bromnatriumlösung zu einer Lö-
sung des essigsauren Salzes entweder sogleich oder nach
einiger Zeit in gelben seideglänzenden Nadeln ab. — Jod^
$Da$Mer$toffäaures NUroharmüdin wird in entsprechender Weise
gebildet; doch findet dabei manchmal zugleich die Ausschei-
dung eines bräunlichen gallertartigen Körpers statt, welcher
wahrscheinlich eine unten zu beschreibende Verbindung von
Jod mit Nitroharmidin ist.
OyanwasserMtaffMaures NÜroharmUHn oder eine Verbin-
dung von CyanwasserstofT mit Nitroharmidin, wie sie Har-
malin und Nitroharmalidin eingehen, liers sich nicht dar-
stellen. Doch existiren sehr beständige Doppelsalze von cyan-
wasserstoffsaurem Nitroharmidin mit Eisencyanttr und Eisen-
Cyanid. Das Cyanürdoppelsabs scheidet sich beim Vermischen
kalter concentrirter Lösungen in gallertartigen Flocken, nach
dem Zutröpfeln einer Lösung von KaUumeisencyanür zu einer
kochenden Lösung eines Nitroharmidinsalzes oder einer kal-
ten aber sehr verdünnten sauren Lösung desselben in hell-
braunen mikroscopischen prismatischen , selbst in siedendem
Wasser nur sehr wenig löslichen Krystallen aus. Das Cyanid-
doppelsalz wird in derselben Weise bei Anwendung von
Kaliumeisencyanid erhalten , ist , aber in siedendem Wasser
löslicher und scheidet sich erst beim Erkalten in gelben kör-
nigen Krystallen aus. — Ein Doppelsalz von cyanwasser-
stoffsaurem Nitroharmidin mit Cyanquecksilber scheidet sich
in gelben prismatischen Krystallen aus einer kochend mit
einer Lösung von essigsaurem Nitroharmidin versetzten Lö-
sung von Cyanquecksilber beim Erkalten aus; bei Zusatz
von Ammoniak zu der Mutterlauge entsteht ein voluminöser
flockiger Niederschlags welcher, wenn die Fällung in der
Siedehitze vorgenommen wird, die Form feiner hellgelber
Nadeln annimmt. Die Zusammensetzung zeigte sich nicht
constant ; es wurden 23 bis 27 pC. Quecksilberoxyd erhalten.
SM OniarMokMMiii ifter di$ BaHMk^JUMMe.
MoiidMMtMr«loj^MNfr0f JWfngtf wMw scheidet eich bmn
Mischen yerdünnter kelier Lösungen von Nitroharmidinsalseii
wd Rhodankiliiun in sehr feinen, ziemlich farblosen Sjrystall-
iiideln aus, die in der heÜsen Flflssigkeit löslicher sind.
Neutrales sehw^fdiOttres NUpohanmdm erhält bmh durch
Anrühren von frisehgefiilltein fUtrohanaidin mit warmem Was-
ser nad Zusats einer nur voUstindif en Lömg unzureichaiden
Menge Schwefelsäure, wo es sich naoh dem Piltifren beim Br-
kalten in hellgelben Nadeln abscheidet; aHS der davon ge->
trennten Flttssigkeit setat sich nach Zusatz eines grofsen
Ueherschnssi^ vM concentrirt^ Schwefdsämre hei ruhigem
Stehen swres Salz in hellgelben Naddn ab.
Das HiJ^tUnrnnuir Närdiarmidm ist schwer löslich im
Wasser, schwerer töslich noch in verdünnter Salpetersäure.
Salpetersäure fällt defshalb die Lösuegen aller andern Sabe
des Nitroharmidias bald; das salpetersaure Sals scheidet sich
gewöhnlich zuerst iu hellgelben Nadeln aus, die sich bei
längerem Verweilen in der savren Flüssigkeit aUmälig in
dunkler- gelbe körnige rhomboedriscbe Krystalle verwandeln.
-^ Wenn man frisch-gefälltes Nitroharmidin mit kaltem W^as-
ser anrührt» einige wenige, zur Auflösung unzureichende Tro-
pfen Salpetersäure, dann vorsichtig verdünntes Ammoniak bis
zur beginnenden Ausscheidung von Nitroharmidin zusetzt» und
nun fiUrirt, so scheidet sich aus der ruhig stehenden Fitkssig*-
keit allmälig eine Substanz ab, die unter dem Mikroscop
lange gewundene und verflochtene, von einem gemeinschaft-
lichen Mittelpunkt ausgehende Bänder zeigt; nfich Fritz-
sche*s Vermuthung ist diese Substanz vielleicht basisches
salpetersaures Nitroharmidin.
Aus einer Lösung von Nitroharmidin in einer kochenden
Mischung von Alkohol und concentrirter Essigsäure scheidet
sich bei ruhigem Stehen eamgiovret NUmkarmidm in gelben
durchsichtigen regeUnäbigen (oetaedrischen?) Kryslalleu aus.
welche beim AbspHleii mit Wasser sich Irfiben und bei län-
gerem Liegen in Wasser (schneller in siedendem Wasser}
sich unter theüweiser Lösung und Ausscheidung von Nitro-
harmidin zersetzen.
Lösungen von NitroharmidiQsalzen geben mit einfach-
und mit zweifach -chromsanrem Kali krystaIHnische Nieder-
schlage der entsprechenden chromsauren Yerbindungen , die
beim Erhitzen un trockenen Zustande dieselben Erscheinun-
gen zeigen, wie sie Fritz sehe fär das chromsaure Har-
malin beschrieben hat; es bildet sich dabei eine gelbe, vom
Nitroharmidin verschiedene Base.
Hit dem Silberoxyd geht das Nitroharmidin eine ähnliche
Verbindung ein, wie das Nitroharmalidin*); sie wird bei Zu-
satz einer Lösung von salpetersaurem Silberoxyd -Ammoniak
zu einer vollkommen neutralen Lösung von salpetersaurem
Nitroharmidin als dunkel-orangerothe , ziemlich durchstphtige
Gallerte erhalten, die sich beim Trocknen zu braunrothen
Stücken zusammenzieht.
Das Nitroharmidin verbindet sich direct nvit Jod. Jodnüro^
harmidin wird erhalten durch Mischung der Lösungen von Jod
und von Nitroharmidin in Alkohol oder in Steinkohlenöl, wo es,
selbst bei Anwendung siedend heiTser Lösungen, sich sogleich
krystallinisch ausscheidet. Es ist ein lockeres Aggregat gelb-
brauner mikroscopischer Nadeln, in Wasser, Alkohol, Aether
und Steinkohlenöl in der Kälte fast unlöslich, in der Wärme
nur sehr wenig löslich. Es kann ohne Zersetzung bis 100^
erhitzt werden. Bei fortgesetztem Kochen mit Alkohol ver-
dampft etwas Jod und Nitroharmidin wird frei; rascher findet
diese Zersetzung beim Kochen mit verdünnter Schwefelsäure
statt. Die Analyse ergab die Zusammensetzung CieH^iNtOeJi.
*) VergL dieie Annaleii LXXII, 906.
^0^F %/^^P^^^ ^^^^PWP ^HWl© WB^W^^^wO äIW»^^^^^^^^^W^P**'*^^W^W
baredmet
NitrohariBidin 50,34 — —
Jod ... 49,66 4ßjb8 48JSi
100,00.
Mit Salxsänre scheint es ein schwaragefürbtes krystdlini-
sclies, sich onler Ausscheidung von Jod leicht zersetzendes
Sab zu bilden. Siedende concentrirte Essigsäure bildet damit
eine braune Lösung, die beim Eriodten dunkelgefärbte Kry-
stalle ausscheidet. In concentrirter alkoholischer Lösung von
Cyanwasserstoff löst es sich reichlich, und die Lösung giebt
eine nicht näher untersuchte krystallinische Verbindung.
Chlor und Brom scheinen sich nicht direct mit dem
Mitroharmidin vert)inden zu können, sondern wirken zer-
setzend darauf ein.
lieber einige neue basische Zersetzungsprodocte
von Pflanzenbasen.
Der Umstand, dafs nach Laurent's Formel CaiHigNOe
für das Morphin und der von Anderson für das Codein
festgestellten Formel CaeHtiNOe die Zusammensetzung dieser
beiden Basen um C^Ht differirt und eine Umwandlung der
ersteren in die letztere, durch Substitution von CtH« an die
Stelle von fl, oder wenigstens die Darstellung einer mit dem
Codein isomeren Substanz möglich erschien, — veranlafste
How*}, die Einwirining des Jodmethyls und analoger Sub-
stanzen auf Morphin und dann auf Codein zu untersuchen.
Ebtttirkung van Jodäihyl auf Morphin, — Fein gepul-
vertes Morphin wurde mit etwas Jodäthyl und mit wasser-
freiem Alkohol in zugeschmolzenen Glasröhren 6 Stunden
^ Cbem. Soc* QiL h VI, 135.
lang auf 100<^ erhitzt; nach dem Erkalten wurde der das
überschüssige Jodäthyl in Lösung enthaltende Alkohol von
dem weifsen krystallinischen Product getrennt, letzteres mit
etwas Alkohol abgewaschen und getrocknet. Die krystallini-
sehe Masse löste sich voUständig in heibem Wasser, und die
•
Lösung setzte beim Erkalten feine weifse Nadeln ab, die sich
bei der Analyse als jodwoitersiofsaurei AMigbnarfhm er-
wiesen. Die Krystalle enthalten 1 Aeq. Wasser (gefundeii
und berechnet 1,96 pC.}; das bei 100^ getrocknete Salz ist
C,4CH,N0«, HJ.
berechnel gefanden
Cs, 51,71 51,45
H,4 5,44 5,74
N 3,17 —
0. 10,87 —
J 28,81 28,59
100,00.
Das jodwasserstoffsaure Aethylmorphin ist das einzige
bei der beschriebenen Operation entstehende Product, und
seine Bildung erklärt sich nach dem Schema :
C,4H,9N0e + C^HjJ = C,sH„NO., HJ.
Es ist schwer löslich in wasserfreiem Alkohol, löslicher
in rectificirtem Weingeist, leicht löslich in heifsem Wasser,
Ittfibeständig. Seine wässerige Lösung wird weder durch Kau
noch durch Ammoniak getällt. Zur Isolirung der Base wurde
zu der Lösung des Salzes in warmem Wasser Silberoxyd ge-
setzt; sowie das Salz . vollständig zersetzt war, zeigte die
Flüssigkeit dunkele Färbung, und sie gab dann ein roth*
braunes, stark ätzendes Filtrat, welches beun Abkühlen oder
Concentriren keine Krystalle absetzte und beim Eindampfe«
bei 100^ einen durchscheinenden, festen, dunkelgefibrbten
Rückstand hinterliefs, aus welchem die Reindarstellung der
Base nicht gelang; letztere scheint unter dem Einflufs oj
render Agentien leicbt zersetzt zu werden.
S96 üeber euUge neue bäiieehe Zereeiwimgsproduete
Emwtrkimg em Jodmetkgl auf Morphin. — Als ia der-
selben Weise Jodmethyl mit Morphin and Alkohol znranmeii-
febracht wurde, schien schon nach halbstOndigem Erhitsen
iKe Btnwirkmig yollendet zu seyn; es hatte sich ein weiCses
krystallinisches Paber abgeschieden^ welches sich in heifsen
Wasser leicht löste und beim AlAtthlen der Lösung in gttn-
senden, quadratisch-prismatischen fert>losen Nadeln abschied.
Diese KrystaHe enthalten 2 Aeq. Wasser (gefunden ^15,
bereehnel 4,M pC.), welche bei 100* entweichen, und das
bei letzterer Temperatur getrocknete Salz ist CgeHsiNOi, HJ
= CgiQ^g NOe, HJ, jodwasserstoffsaures MeAybnorphüu
berechnet
gefaBden
c,.
50,57
50,47
H,,
5,15
5,36
N
3,27
—
0.
li,26
—
J
29,75
29,66
100,00.
Dieses Salz hat dieselbe Zusammensetzung, wie das bei 100*
getrocknete jodwasserstoffsaure Ciodeln, mit welchem es indeb
nur isomer ist. Denn die aus dem jodwasserstoffsauren Me-
thylmorphin mittelst Silberoxyd in derselben Weise, wie beim
vorhergehenden Salze angegeben wurde, abgeschiedene Base
ist auch wieder eine braune, durchscheinende amorphe Masse.
Ab die freie Base, wahrscheinlich in schon etwas zersetztem
ZustMid, gepulvert mit JodmethyPund Alkohol zusammenge-
bracht wurde, trat schon in der Kälte Einwirkung und Bil-
dung einer hellbraunen flockigen Substanz ein; bei dem Er»
hilien der Mischung auf 100* schied sich eine dunkele harz-
artige Substanz ab, und eine damit identische wurde nach Be-
endigung des Versuchs durch Abdampfen der weingeistigen
Flissigkeit erhalten. Diese harzartige Substanz gab an Was-
ser eine geringe Menge eines jodwasserstoffsauren SahKS ab,
wührend der Rückstand in £Eist allen Fftlssigkeiten unlöslidi
and rar in concentrirter Salpetersäure unter Zersetzungr Ite»
lieh war. How hat die Einwirkung des Jodmethyls auf M&*
thyhnorphin nicht vollstfindig untersucht, glaubt indefs durcii
seine Beobachtungen zu dem Schlufs berechtigt zu seyn, dafs
hier eine verwickeltere Reaction eintritt^ als die euifache Sub-
stitution von C,Hs an die Stelle von H.
Ebmairkung ton Cklaramyl auf Morphin. — Als Morphin
in derselben Weise mit Chloramyl und Alkohol erhitzt wurde,
war nach 3 Tagen die Base noch unverändert. Bei einem
anderen Versuch zeigte sich nach Stägigem Erhitzen auf 100*
die Bildung einer krystallinischen Substanz; die Erhitzung
wurde 14 Tage lang unterhalten und dann die Röhre ge-
öibet Die krystallinische Substanz gab nach dem Umkry«
stallisiren aus Wasser Büschel mikroscopischer vierseitiger
Prismen, welche bei 100<» getrocknet 10,83 und 10,93 pC.
Chlor eingaben und von How als salzsaures Morphin
Cg4H,9N0«, HCl betrachtet wurden, in welchem der Rech-»
nung nach 11,04 pC. Chlor enthalten sind. Die stattgefondene
Zersetzung glaubt er, unter Berücksichtigung des. im ange-
wendeten Morphin enthaltenen Krystallwassers, erklirbar durch
das Schema :
C»4H„N0., 2 HO + CioHnCl = C^A.NO., HCl + CioH.,0,.
Einwirkung von JodaAyl auf Codein. — Fein gepulvertes
Codein wurde mit ein wenig Jodäthyl und einer zur Lösung
der Base hinreichenden Menge wasserfreien Alkohols in eine
Glasröhre eingeschmolzen und diese in siedendes Wasser ge-*
taucht; nach etwa 2 Stunden war der Inhalt der Röhre durch
die Bildung einer weifsen krystallinischen Substanz beinahe
fest geworden. Nach dem Erkalten wurde die noch vorhan-
dene Flüssigkeit von der krystallinischen Substanz getrennt,
letztere mit wenig Alkohol gewaschen und zwischen Fliefs-
papier getrocknet Die so erhaltene weifse krystallinische Sub-
stanz löste sich leicht in kaltem Wasser, und sohied sich
840 üther eine neite BUnmgmoe^ de$ TobtidiHs.
au der LöMiig in Büscheln TOn weifsen seideirtigen feinen
Nadeln ab, welche bei 100^ getrocknet die ZasaminensetaEiuig
C|er*a NOe» HJ ergaben, somit jodwassersto/fiaures ilelAy/-
eoddn waren.
berechnet gefunden
C40 52,73 «2,59
H,. 5,71 5,87
N 3,07 -.
0. 10,57 —
J 27,92 27,91
100,00.
Die Lösung dieses Salzes gab mit Ammoniak oder Kali
keinen Niederschlag; beim Kochen mit Kali wurde sie zwar
trttbe, aber diefs schien auf ein^ weitergehenden Zersetzung
Bu beruhen. Durch Silberoxyd wurde aus dem jodwasser-
stoffsauren Salze das Aethylcodein frei gemacht, und bildete
eine staik alkalisch reagirende Lösung, die beim Eindampfen
etwas Kohlensäure anzog und einen durchscheinenden dun-
kelfarbigen Rückstand hinterliefs. Bei Versuchen, wo der
durch Abdampfen einer solchen alkalisch reagirenden Lösung
im leeren Räume gewonnene und als Aethylcodein betrach-
tete Rückstand wiederum mit Jodäthyl und Alkohol erhitzt
wurde, traten ähnliche Erscheinungen ein, wie sie bei dem
Einwirken von Jodmethyl auf Methylmorphin beobachtet wur-
den; auch hier schien die Zersetzung viel weiter zu gehen,
als bis auf die nochmalige Substitution von C4H5 an die Stelle
von H.
lieber eine neue Bildungsweise des Toluidins.
J. Chautard*) theilt hierüber Folgendes mit. Das Ge-
menge harzartiger Substanzen, welches bei der Einwiiiiung
•) J. plwmi. [3] XXIV, 166.
Debet eine neue Büdungeweise dee Tduidlni, 341
von Salpetersäure auf Terpentinöl entsteht, bei längerem
Kochen sfch in der Säure löst und durch Verdttnnen der
Flüssigkeit mit Wasser mit safrangelber Farbe ausgeschie-
den wird, enthält viel Untersalpetersäure, und entwickelt bei
Einwirkung von Kali ammoniakalische Dämpfe unter gleich-
zeitiger Ausstofsung eines eigenthttmlichen unangenehmen,
lauchartigen Geruchs. Es bildet sich hierbei eine organische
Base. Man nimmt die Zersetzung der harzartigen Substanz
mittelst Kali in einem Destillationsapparat vor Czweckmäfsig,
indem man der heftigen Einwirkung und des Aufschäumens
wegen das Kali portionenweise durch eine od förmige Röhre
zusetzt), und destillirt bis sich nur noch ein schwacher Am«
moniakgeruch entwickelt. Das Destillat wird mit schwach
überschüssiger Salzsäure versetzt, wo sich harzartige Materie
ausscheidet, und im Wasserbade verdampft; das rückständige
Gemenge der salzsauren Salze von Ammoniak und der neu-
gebildeten Base wird mit starkem Weingeist behandelt, wel-
cher das salzsaure Ammoniak gröfstentheils ungelöst läfst.
Die weingeistige Lösung wird Gltrirt, abgedampft und der
Rückstand mit wenig Wasser behandelt; die entstehende
wässerige Lösung giebt mit Goldchlorid einen reichlichen
Niederschlag, welcher nach einigen Minuten zu einer ver-
filzten krystallinischen Masse wird. Diese Krystalle schmelzen
im Wasser bei 50 bis 60^ und lösen sich bei etwas höherer
Temperatur auf, und beim Erkalten der Lösung bilden sich
glänzende gelbe Nadeln. Die Analyse der letzteren, im luft-
leeren Räume getrockneten Krystalle erwies, dafs sie Au Ci«
+ CmH^N, HCl waren, somit Toluidin CuHtN enthielten :
berecboel gefandeo
Kohlenstoff 18,85 19,17
Wasserstoff 2,02 2,35
Chlor 31,87 31,80
Gold 44,10 43,2(5
Stickstoff 3,14 3,40.
34S VAet ÜB vermAMmm Arten Je» TerpenthMi
Die hanmrtige Svbstanzi avs welcher sieh md diese Weise
des Teteidin dtrsieUen UUbi, kann durch yorsichiige Behend*
hingp des Golephoninms mitteUt Saipelersäure reicUicher er-
hatten werden; man erhält nebenbei Oxalsäure und durck
Verdunsten der Mutterlauge Terebinsänre. Reicher ah Unter«
salpetersättre kann die harzartige Siri>stanz noch erhalten w^-
den, indem man eine Mischung von concentrirter Schwefet-
aänre imd Salpetersäurehydrat darauf einwirken litst; dio
Einwirkung auf das schon gebildete Hars geht langsam tot
sieh und man kann sogar ohne Gefahr im Wasserbad er-
wärmen, während die Einwirkung jener Mischung auf Ter-
pentinöl oder Colophonium sehr heßig ist und Entattndung
veranlassen kann. Die harzartige Substanz wird dann mit-
telst Wasser niedergeschlagen und mit kochendem Wasser
ausgewaschen; nach dem Erkalten ist sie gelb und brüchig.
Ueber die verschiedenen Arten ies Terpentinöls und
die Einwirkung der Hitze auf dasselbe.
Berthelot*} hat Untersuchungen über die verschiedenen
Arten des Terpentinöls angestellt, zunächst zur Entscheidung
der Fragen, ob im Terpentin von verschiedenen Pinus-Arten
gleich anfänglich verschiedene isomere KoUenwasserstolFe
enthalten sind, die noch in ihren entsprechenden Verbindun*
gen verschieden sind, nnd ob das in dem Terpentin Einer
Pinusart enthaltene flüchtige Oel aus einem einzigen Kohlen-
wasserstoff bestehe oder ein Gemenge m^rerer sey. Zur
Beantwortung dieser Fragen mufste er das aus dem Ter-
pentin selbst mit besonderer Vorsicht dargestellte Oel unter-
suchen, denn auf das käufliche Terpentinöl haben verändernde
*3 Ann. eh. phys. [ß] XL, 5t
und die Emwirkung der SUie mif da$9dbe. 343
UiDfltttade schgii bei der Darslellanif eingewirkt Diese Um*
stände sind die Einwirkung der Wärme und die Ton Bei-
mengungen im Terpentin (Essigsäure, Ameisensäure, Hiurs«
säuren}. Die Wärme verändert das Terpentinöl nameatlicii,
wenn es in verschlossenen Geßifsen über 250^ erhitst wird,
und wandelt es in isomere Substanzen um (vergL S. 347};
stärkere unorganische Säuren wandeln das Terp^tinöl schon
bei gewöhnlicher Tesoperatur, schwächere organische Säuren
gegen 100® hin um.
FroMöiiichei TerpenUnöl. — Dieses Oel wird aps dem
Terpentin von Pinus maritima gewonnen. Um das hierin ent*
haltene Oel unverändert zu erhalten, mengte Berthelot das
Terpentin, wie es aus dem Baume ausgeflossen war^ zum
Zweck der Neutralisation der Säuren mit einem Gemenge von
kohlensaurem Kali und kohlensaurem Kalk und destillirte dann
im luftleeren Raum das Oel bei 80 bis 180<* ab. Das zwi-
schen 80 und 100® und das zwischen 100 und 180® über-
gehende Oel wurde jedes besonders untersucht.
Das zwischen 80 bis 100® übergangene Oel zeigte die
Zusammensetzung C,oH,e CfiT^funden 88,0 pG. Kohlenstoff und
12,3 Wasserstoff}. Es schien nur aus Einem Körper zu be-
stehen; die bei 80 und die bei 100® übergehende Portion zeig-
ten dasselbe spec. Gewicht 0,864 bei 16® und dieselbe lioks-
drehende Einwirkung auf die Polarisationsebene des Lichtes
([a] = — 32®,4} *}. Die mit diesem Oel bereitete feste
CUorwasserstoffverbindung , der s. g. künsUiche Campher
C|oH|ei HCl, schien gleichfalls nur aus Einem Körper zu be-
[a] = ^ , wenn a die fQr die f. g« Uehergaogifaiie beobachtat«
1 .«.a
Drebnog isl, welche durch eine, in der Gewiehtseinheil $ Gewiditf-
tbeile der optifch-wiriuameB Snbstrax enüialtende und daf apec*
Gewichl S zeigende Lösung ron 1 Decimeter Dicke bewirkt wird.
Wo eine optisch -wirkaame Snbstanx geradexu, nicht in LAsung,
unlersachl wird, ist s « 1.
344 ü^er die ver$ekiedeneH Arien de» TetpeiUmöle
gtehen und kein Gemenge zu seyn; sein DrehnngsrermSgeif
ergab sich [a] ss — 23^,9. — Bei der Darstellung dieses
kOnstiichen Camphers bildete sich auch flüssige Chlorwasser-
stoirVerbindung ([a] = — 28^0). Nach Berthelot's An-
sicht beruhte diese Bildung von fester und von flüssiger Chlor-
wasserstoffrerbindung in diesem Fall nicht auf der Präejdstenz
von zwei verschiedenen Kohlenwasserstofficn in dem Oel^ son-
dern darauf, dafs die Chlorwasserstoffsäure^ wfihrend sie sidi
mit dem Oel vereinigte, einen Theil des Oels im Augenblick
der Verbindung zu einer isomeren Substanz umwandelte. Er
fand, indem er ChlorwasserstoiTgas auf das Oel bei verschie-
denen Temperaturen einwirken liefs, dafs zwischen — 30
und + 30^ mit der steigenden Temperatur zunehmende, zwi-
schen + 30 und 100^ mit der steigenden Temperatur ab-
nehmende Mengen der festen Verbindung gebildet werden
(bei 100^ ist die sich bildende Menge dieser Verbindung nur
sehr gering).
Das zwischen 100 und 180* Uebergegangene besteht aus
sauerstoffhaltigen Verbindungen und einem Kohlenwasserstoff,
welcher letztere bei der Destillation im luftleeren Räume zu-
erst übergeht. Berthelot betrachtet diesen Kohlenwasser-
stoff, obgleich er nahezu denselben Siedepunkt hat, doch von
dem im bei 80 bis 100* übergegangenen Oel enthaltenen ver-
schieden, sofern er für «die feste Chlorwasserstoffverbindung
des ersteren [ci] = — 22*,3 fand.
Das Terpentin betrachtet er diesemgemäfs als von Anfang
an zwei isomere Kohlenwasserstoffe enthaltend. Das käuf-
liche Terpentinöl ist noch zusammengesetzter; bei noch so
oft wiederholter fractionirter Destillation gelang es nicht,
einen Körper daraus zu erhallen, der nicht bei nochmaliger
fractionirter Destillation Destillate von verschiedenen Eigen-
Schäften gegeben hätte; und dieses Zusammengesetztseyn
erwiefs sich fUr das käufliche Terpentinöl auch bei der
md au Sinmirkimg der Miiu auf daueWe, 345
Untenradumg deMdben durch LöfluagsmiUeK dieBerthelol
wiederholt in zur vollständigen Lösung anzureichender Menge
einwirken liers. Auch die ans dem kfiuflichen Terpentinöl
bereitete feste Cblorwasserstoffverbindung betrachtet Ber-
thelot als ein Gemenge von Verbindungen isomerer Sub-
stanzen , obgleich sie krystallisirt und unter dem chemischen
Gesiditspunkt als eine ganz scharf bestimmte Verbindung er-
scheint; das optische Drehungsvermögen der aus einer Lo-
sung in einer Mischui^ von Alkohol und Aether sich mch
einander abscheidende^ Krystalle der festen Chlorwasserstoff-
Verbindung fand er wechselnd^ [a\ zwischen — 20^5 und
— 24^,6. Aufser den optisch-linksdrehenden Kohlenwasser-
stoffen, welche bei etwa 160® sieden und s. g. Terpentinöl-
hydrat und künstlichen Campher (feste Chlorwasserstoffver-
bindung) bilden können, enthält das käufliche Terpentinöl
nach Berthelot*s Untersuchungen auch eine kleine Menge
damit isomerer, aber optisch -rechtsdrehender .Kohlenwasser-
stoffe, die erst gegen 250* hin sieden und die erwähnten
Verbindungen zu bilden unfthig sind.
Engli»eheg TerptnHnöL — Dieses wird^ wenigstens gröfs-
tentheils, aus dem Terpentin von Pinus australis gewonnen«
Bertlielot verschaflle sich zu London Terpentin dieser Art,
welches indefs schon einmal heifs filtrirt worden war. Bei
der Destillation desselben im luftleeren Räume bei 100® zeigte
das zu allen Phasen der Destillation Uebergehende die Zu-
sammensetzung CaoHie, aber das später Uebergehende drehte
die Polarisationsebene weniger (nach rechts) als das zuerst
Uebergehende ([a] wechselte von + l^^^fi zu 16^4}. Auch
die feste Cblorwasserstoffverbindung des Destillats drehte die
Folarisationsebene nach rechts (für die Cblorwasserstoffverbin-
dung des zuerst ikbeigegangenen Destillats ergab sich [a]
SS. + 9^,0). — Das käufliche englische Terpentinöl ist noch
zusammengesetzter, und giebt feste Chlorwasserstoffverbin-
Am. d. Ohemi« o. PhMrm. LZXXYUI. Bd. 8. H«ft. 23
346 üeber die ver&ehiedmen Arim dm Terpmiimib
inngeny deren optiadies DrelniiigsvenBSfaii zwiwhet [o]
s + 9«,9 und [a] s + 4«,2 veracliiedM ist
CUrometM. — Das aus den Schalen der Früdile Ton
Citrus medica in Sicilien durch Auspressen dargestellte (nieht
das durch I>estillalion mit Wasser erhaltene) Oel wurde tob
Berthelot gleichfalls unlersncht Bei der Destillation im
luftleeren Räume wurde suerst ein gegen 55* ttbetfehendes
Destillat erhalten^ von der Zusammenselsung C^^Hi« und dem
spec. Gewicht 0,8514 bei 15«; dann gegen 80* ein Destillat
von 0,8506 spec. Gewicht bei 15^ welches etwa 3 pC. Sauer-
stoff enthielt; ersteres drehte in einer iOO Millimeter dick«
Schichte die Polarisationsebene (f&r die Uebergangsfarbe} um
4* 56,4« (nach rechts), letzteres um «f 72«,5. Beide DestU-
late gaben mit Chlorwasserstoff gesiittigt optisch -unwirksame
Verbindungen. — Aus dem Rückstände in der Retorte kry-
stallisirte beim Erkalten eine eigentbtlmliche Substanz in farb-
losen Süchtigen Kry stallen, welche erst über iOO* schmoizen,
in Wasser fast unlöslich (die Ldsung zeigte Dicbroismus),
in heifsem Weingeist sehr wenig löslich waren (die Lösung
erstarrte beim Erkalten gallertartig)» und 58,0 pC. Kohlen-
stoff, 7,5 Wasserstoff nnd 34,5 Sauerstoff ergaben.
Als Resultat dieser Untersuchnngen betrachtet Berthe-
lot, dafs das durch denselben Baum gebildete flüchtige Oel
von der Zusammensetzung C,oHie oft ein Gemenge isomerer
Kohlenwasserstoffe ist, die sich in optischer Besiehung von
einander unterscheiden; nnd dafs das Terpentinöl selbst je
nach der Baumart, durch welche es gebildet wurde, Verschie-
denheiten zeigt. Er fügt noch hinzu, dab die aus den ver-
schiedenen Arten des flüchtigen Oels Cs^Hi« da^estellten
s. g. Terpentinölhydrate nur isomere, nicht identisdie Ver^
btndungen sind, sofern sie etwas (doch nur wenig) versdiie-
dene Löslichkeit in Wasser zeigen.
und die SSnunrkmg der BUie auf doisMe. ^ 347
Berthelot ttntersachle auch noch die Einwirkung der
Hitze «uf das Terpentinöl*}. Durch das Kochen unter g-e-
wöhnlichem Druck, so lange dasselbe auch fortgesetzt wird,
werden die Eigenschaften des Terpentinöls nicht geändert
(das Kochen wurde bis zu 60 Stunden lang so fortgesetzt,
dafs die Dämpfe stets verdichtet iifurden und die condensirte
Flüssigkeit in das DestillationsgeffUs ^urückflofs ; ein schwacher
Strom von Kohlensäure wurde anhaltend durch das kochende
Terpentinöl geleitet}. Erhitzt man aber das Terpentinöl in
Glasröhren eingeschmohEen über 250®, so nimmt sein specifi-
sches Gewicht zu und sein optisches Drehungsvermögen än-
dert sich; diese Umwandlung geht hn Allgemeinen bei etwa
300* am raschesten vor sich, und zeigt sich namentlich deut-
lieh beim englischen Terpentinöl, welches vor diesem Erhitzen
die Polarisationsebene nach rechts, nach demselben nach links ^
ablenkt. Die Umwandlung ist eine rein isomerische; sie geht
in verschlossenen Getäfsen ohne Absorption oder Entwicke-
lung eines Gases vor sich. Der Grad der Umwandlung
wächst mit der Intensität und der Dauer der Erhitzung, aber
er ist unter sonst gleichen Umständen bei Anwendung der
verschiedenen Oele CffHi^ ein verschiedener (Citronenöl wird
erst über 300® umgewandelt}.
Das umgewandelte Oel absorbirt in derselben Zeit mehr
SauerstolT, als das nicht umgewandelte. Es scheint ein Ge-
menge polymerer Substanzen von verschiedenem, bis über
360® steigendem Siedepunkt mit einer Substanz zu seyn,
wekhe im Siedepunkt und den chemischen Eigenschaften
von dem im ursprünglichen Terpentinöl enthaltenen Kohlen-
wasserstoiT nicht erheblich verschieden ist, aber auf die Po-
larisationsebene in anderer Weise einwirkt. Berth^lot be-
zeichnet die letztere Substanz als boierebmiikeH. Er stellte
*) An. cb. pkjB. IS] XXXn, 5.
23*
S48 ÜM>erd.f^$dkied.AHMd,Terpenii9iöbu,d.Emwirkete.
diesem dar darch sweistündiges Erhitzen von englischem Ter-
pentinöl auf 300*, Ueberdestilliren des unter 250* sich Ter-
flttchtigenden und Rectificiren dieses Destillats, wobei das bei
176 bis 178* Uebergehende besonders aufgefangen wurde.
Diese letztere Substanz hatte noch die Zusammensetzung
CtoH,«; sie war eine leichtbewegliche, das Licht stark bre-
chende, im Geruch an alte Citronenschalen erinnernde S«^
stanZy vom spec. Gewicht 0,8432 bei 22*. Sie dreht die
Polarisationsebene nach links, doch je nach der Dauer der
Erhitzung, welche zu ihrer Darstellung angewradet worden
war, etwas verschieden stark ; fftr ein solches Präparat ergab
ach [a] := — 10*. Sie bildet, wie das ursprüngliche Ter-
pentinöl, s. g. Terpentinölhydrat und zwei krystallisirbare
ChlorwasserstofiVerbindungen GioHi«^ HCl und Ci^Hi«, 2 HCl.
Sie wird durch Säuren in derselben Weise, wie das gewöhn-
liche Terpentinöl, modificirt. — Die nach dem Abdestilliren
des Isoterebenthens zurückbleibende Flüssigkeit enthält meh-
rere Substanzen von verschiedenem Siedepunkt; setzt man
die Destillation bis über 360* fort, so bleibt ein von Ber-
thelot als Meiaierebmiihen bezeichneter Rückstand, dessen
Menge um so beträchtlicher ist, um je länger und stärker
das Terpentinöl vorher über seinen Siedepunkt erhitzt wor-
den war. Das Metaterebenthen ist gelblich und zähflüssig,
in der Kälte schwach, erwärmt stark und unangenehm rie-
chend, von 0,913 spec. Gewicht bei 20*; obgleich es erst
über 360* kocht, ist es doch ohne bemerkbare Zersetzung
flüchtig; es dreht die Polarisationsebene, doch nur schwach,
nach links. Es absorbirt den Sauerstoff reichlich, und erhält
dabei die Consistenz des Colophom'ums. Es absorbirt 17,7 pC.
Chlorwa^serstoflgas.
349
Ueber das Entstehen von Theer aus filbfldendero Gase.
Magnas*} beobachtete , dafs reines Ölbildendes Gas
bei dem Darchgang durch eine rothgltthend^ Glasröhre einen
* Geruch nach Steinkohlentheer annimmt, und untersuchte die
hierbei stattfindende Zersetzung genauer. Auch yoUkommen
saaerstoflFTreies Ölbildendes Gas zeigte bei Rothgltthhitze die Bil-
dung Ton Theer, welcher somit nur Kohlenstoff und Wasser-
stoff enthalten konnte. Wurde reines Mbädendes Gas in einer
gekrttmmten Glasröhre aber Quecksilber abgesperrt, und dar
obere Thefl der Röhre erhitzt, so trat bei dunkler Rothglüh^
hRze die Bfldung von Theer ein, der sich in Tropfen ansam«*
melte. Der entstandene Theer war bald heller, bald dunkler,
und hinterKefs bei der Destillation stets etwas Kohle; das
rttckstftndige Gas betrug 84,4 bis 93,6, im Mittel 89,7 Volum-
procente des angewendeten öbildenden Gases, und bestand
zum gröftten Theil aus Sumpfgas, nebst etwas unzersetztem
Ifibildendem Gase, den Dämpfen von Theer und auch freiem
Wasserstoff, welche Bestandtheile sich in den dnzelnen Ver^
suchen in wechselnden Mengen ergaben. Wurde Ölbildendes
Gas der vollen Weifsglühhitze in einer PorceUanröhre aus-
gesetzt, so verdoppelte sich sein Volumen und der Gemoh
von Theer war gar nicht oder nur sehr wenig wahrnehmbar ;
das Gas bestand dann nach dem Erhitzen fast aus reinem
Wasserstoffgas, die Kohle hatte sich an den Wfinden der
PorceUanröhre ausgeschieden. Nur das ölbildendc Gas liefert
bei Rothglühhitze einen Theer, nicht aber das Sumpfgas;
dieses bleibt selbst bei der Temperatur ganz unverändert,
bei welche das schwerschmelzbarste böhmische Glas weich
wird, zerfidlt aber in der Weifsglühhitze auch zu Kohlenstoff
und Wasserstoffgas. Die Zersetzung des ölbildenden Gases
*) Pögf. Ami. XC, t.
350 üeber die Enisid^mtg vom Tkeer oms ölMdemdem Gate.
durch Hitze findet hiernacli in der Weise siait, dafk es äcii
xunfichst in der Rothglühhttze ni Theer nnd Sumpfgas zer-
legt« welche beide Zersetzongsproducte sich in der Weifs-
gltthhitze zu Kohlenstoff und Wasserstoff zersetzen.
Der aus dem Ölbildenden Gas entstandene theer, wel-
cher indefs ein Gemenge ist und nicht immer gleich ausflliU,
ergab bei der Analyse :
L IL in.
KeUetiMoff (M,ll «,46 93,40
Wasserstoff %,m fl,» «,81
100,18 9»,11 100,21,
also sieBdich nahe die ZiuMouDeBsetzuBg des Naphlkayas, wel*
oiies 98,75 pC. KoUenstoff und 6,25 Wasserstoff enthilt D^
Gemch des Tkeers ist auch den des Nai^ithaUni fOinlich, und
in dem Theer fanden sich auch bisweikn, besonders nadi
dem Verdmisten des fltkohligeren Theib> kleine weifse Krf-
•Inlle von Naphthalin. Man ktante daher den Theer als eine
Mischung von verschiedenen KoU^waseeriloifen betrachten,
welche mit dem Naphthalin isomer sind, oder «Is eine Anf-
Idsnng von Naphthalin in solchen isomwen Verbindunfen.
Unter der Voranssetzong, dafs das ölbiMende Gas nor
in Naphthalin und in Sump^as zerfalle, drftekt Magnus die
Zersetzung ans dnrch das Sehema :
8 Vol. AlbUdanilflf Gaa (C.H«}
= 6 Vol. Sonpfgat (C|H.) + 1 VoL Ifophlhaliodampf (C^H.)
wonach 75 pC. von dem Volum des angewendeten Ölbildeh-
den Gases als Sumpfgas zurückbleiben sollten. Bei den oben
erwähnten Versuchen war stets mehr Gas zurückgeblieben,
aber es hatte sich auch nicht aUes ölbildende Gas zersetzt
und ein geringer Theil des Theers war zu Kohle und Was-
serstoffgas zersetzt worden.
Magnus schliefst aus diesen Versnchen, dafs der bei
der Fabrikation des Steinköhlengases stets auftretende Theer
sich auf zwei verschiedene Weisen bildet, ^elte dirch Zer-
Deb^r Ok Dmrskthmg der CcOoUmmotte. 35i
idtiini^ des bereits eneug^tan Mbildendeii Gases« IheOs gleidi-
seitig mil diesem unmiUelbsr aus der Substanz der Kohle.
Dean wenn auch die KoUe nioht geeignet wäre, ölbildendes
Gas sa liefern, so würde sie doch, ebenso wie die meisten
▼egelabilischen Stoffe, wie Hob, Cellolose, Torf, Zucker,
WeiMttttre i»id viele andere, einen Theer od^ empyreama«*
tische Oeie bilden. Dieser letstere Antbeii des Theers ist,
da die SieinkoUen Stickstoff enthalten, auch stickstoffhaltig,
md liifefl das .^lin, Leucolin u. a. Der aus der Zersetzui^
des MbiMettdefl GasM entstandene Theer ist frei von Stick*
Stoff, nnd liefert vorangsweise Naphthalin.
Mfim die Darstdluig der CcAodimiiwoUe.
C. Mann») theitt hinssehHish der Darstellnng von CeHe«-
fHnmwoUe (ScUefsbaumwoUe, weiche sich in «IkehelhaltigMi
Aether leicht «nd voHstftndig löst) die ResulUiie seiner Ver«
snche mit. S^er Ansicht nach kommt es dabei vonttgUok
Mf die Cenceniralion der Schwefelsiare^ die Temperatur und
^e Zeil bei der DarsteHmg und die Gegenwart einer ge*
wissen Menge UntersälpetersHure in der Saipetersünre an«
Die mit dem Kalisalpeter znsanmennnnisehende Sdiwe*
fdsfinre darf nicht eine höchst concentrirte seyn, sondern
solche vom spec. Gewicht 1,830 bis 1,835 bei 15^5, welche
die Znsfmimensetisung 3 (SO^, HO) + HO hat. Der Sa^eter
nnd die Baumwolle brmidien nicht vor der Anwendung ge-
trocknet M werden. Man ttbergiefst 20 Theile gepulverten
Salpeter aul 31 Tbeilen Sdiwefelstture, rührt um bis der SaK
peter sergangen ist, trigt nach dem Erkdten der Mischung
Osler 50^ C. 1 Theil BaumwoHe in dieselbe ein tmd arbeitet
•> Fdcr*. KotA. BidL XI, Ml.
SSS Ü0b€r äk IhtMHtkmg d&r OaKaikwmolk.
diese g«t darcb, bedeckt dann dts Oeflli mir einer GlimilnllB
ond labt dis tense bei etwa 2ß bis 90* nngefthr 94 StmulM
bng sieben, bringt dum das Gemenge in einen Poredha*
mörser nnd wascht es mit kaltem Wasser bis imn Auf hdm
der sauren Reactien ans, nnd enHiebt dem Prodnet wtdüdk
noch durcb siedendes Wasser die leHlen Sporen des «Aiii-
genden schwefelsauren Kalis. Bleibt die BanmwoBe 5 bb C
Tage bei ungefkhr 90^ in der Mischimg Kegen, so gewinnt
dm CoHodinmwolIe nnr an Güte; eine 10 bis 90 Mmnten
lange Behandhing der Baumwolle giebt ein onroHlonimeneres
Präparat
Auch mit Natronsalpeter kann Collodiumwolle dargesteHt
werden; man nimmt daso Schwefelsfittre von der Znsammen*
selsung 3 (SOt, HO) + 3 HO oder dem spec. fkiwiAx 1,800
bei 15*,5. 33 Theiie solcher Schwefdsiinre, 17 Theiie Na-
tronsalpeter und I Thefl BanmwoHe ist em gutes YerhillniEs.
Da bei Anwondnng Ton Natronsalpeter am Mischung tedeii
bald krystallisirt, ist die Anwendung von Kaüsdpetar in prae-
Hsdier. Hinsicht vorzuaiehen.
Gute CoUodhunwolle erhdl man auch bei Anwendung
Ton M Theilen mner Schwefelsttare von der Zusammen-
setMUg S (SO,, HO) -h 2H0, aO TheUen Kalisalpeter, 2 Thei-
len Baumwolle, oder einer Misohung von 35 Theilen Schwe-
MsSnre SO,, 2 HO (spec. Gewicht 1,780) und 33 Theilen
Schwefelsäure 3 (SO, , HO) + 2 HO (diese Misdrang hat
das spec Gewicht 1,790 bei 15«,5), 17 Natronadpeter , 1
Baumwolle ; bei Anwendung der letztem Vorschrift ist darauf
SU sehen, dafs die Mischung der Sdiwefetsäure und des Na-
tronsalpeters vor iem Eintragen der Baumwolle lange genug
gestanden habe, dafs der Natronsalpeter gohOrig serselst sey.
Ein brauchbares Verhältnift ftkr Anwendung von Schwe-
felsäure und Salpetersäure ist : 13 Theiie Schwefelsäure SO,,
3 HO (1,632 spec. Gewicht), 12 Theiie Salpolersiurehydrat
üeber die Bar^Mmg der CpUodbamootte, 859
(l,&l24is 1,&16 sftc. Gewicht) und 1 Th^fl BmunwuQe^ wo
«um letztere mit der auf ungeföhr 5^ & fibgely^ten Sikare^
ttfsciiiiDg gfui durcharbeitet 9 das Gänse dann hp bedecktem
fiefitra gegen M Stunden lang bei & bis 8^ stehen iMfirt, die
Sditre Ri0f Hebet durch Auspressen fortsdiafft und d#e tVfAy
stindige Produet mit kaltem Wasser yoUkommen auswascht.
Auch daa VerhUtnirs 45 Theile Schwefebäure von 1*750 bis
1,758 spec* Gewicht, 42 Theile Salpetersämrehydrat und 4
Theil Baumwolle gi^ ein gutes Prüparat.
9ie Zeit asur Darstellung der Conodiumwolle Ufb sieh ah-
kürzen, wenn man die Baumwolle etwa 4 Stunde lang mil
4ieF siurehaltenden Mischung bei 40 bis 50« C. behandelt;
die Misehng ans 13 Tb. Schwefelstore yon ij689 spec« Gor
wicht und 12 Th. Salpetersäurehydrat TorMgt inders diee^
hdie Temperatur nicht, und die mit Qsr auf diese Art be-
reitete Schiefid>aumwoUe giebt ein Collodium^ weldies bei
dem Verdampfen der Lösung in alkoholhaltigem Aether auf
einer ' Glasplatte nicht em durchsiditiges, sondern eki opal»*
sirendes HSotchen zurttckläfst. Mann sdireibt dieb dem
Auftreten von UntersalpetersSure zu. Bei der Behandlung
der Baumwolle mit Mischungen von Schwefelsäure und Sal»
petersMure bei 0^ geht auch die Umwandlung zu Collodium--
wolle vor sich, doch nur langsam und unvollkommen; die
Temperatur von 5 bis 8« schien hier die günstigste zu seyn.
Die nach allen diesen Methoden dargestellte Collodium-
wolle, besonders die gleich nach dem Auswaschen stark aus-
geprefste und zwischen Fliefspapier von der noch anhängen-
den Feuchtigkeit möglichst befreite, löst sich sehr leicht in
einer Mischung von 7 bis 8 Theilen gewöhnlichem reinem
wasserhaltigem • Aether und 1 Theil absolutem Alkohol^ und
die Lösung Iftfst sich mit ebensoviel oder noch mehr Aether
verdünnen, ohne etwas auszuscheiden. Vollkommen trockene
CoUodiumwoIIe löst sich in dem A}kf holfither etwas langsam
Im Vebet dm$ Umrwk.
itf; irttt lie ib^ ftnl Walser «iifrftadrtel md ««ggepMlkl,
M Mit sie >iidi leiclit In einer MteehtiDg aus 6 üieileii
Wiiierflreieai Aellier und I Theil wasaerfircieoi A&ohol iiidet
ite AaiOaiinlr der CoUodimwoUe miToUaUiiidifer adw gar
ateU gMt Von Wasser oder von AftoM gaas fireier Aeflier
wirkt aof die GoBodiaaiwoQe fast gar iricirt 14teead eia. A«ck
wasaerfreier nad wassatMtiger Wei&gelBt Maen iat AHge-
laeteea die Collodiaaiwolle nicht; mr das darch 2stllndfge
Bdiandhittg von 1 oder S Tkeilen BananroUe aut 13 Thefl»
StfiweMsinre von l^OS *8]iec. <3ewiehl and 12 Theaen Sat-
l^eiefaMrehycbat bei 40 Ms 60» C. erhaltene Pripmil Ual
aksh ia abaolatem AUtohol m einer dicken klaren FKkaRgkelt»
welche aar einer GlassoheAe anstrocknend ein fuMoaes
ttnichen kintaitibt
Das ffer die DamieHnng von CoUadinn geeignelste Pri^
parat vei^^ etwas langsamer nnd mMger, iAb die eigenli'
liebe StMefsbanrnwolle, nnd kinterüfitt drtei nnr sellan einen
geitagen koUigen ftllkcsland. Es kmn bei 100» getrockttet
nnd ohne Verftnderung an der Lnft aufbewahrt werden«
Ueber das LaoriiL
Delffs*} bat den 1824 von Bonastre in den Lor-
beeren entdeckten, durch Alkohol ausziehbaren krystallini-
schen Bestandtheil untersucht, welchen der letztere Chemiker
als Laurin bezeichnete. Zu der Darstellung desselben wen-
dete Delffs immer die von der Hülle befreiten Cotyledonen
an; er läfst es dahingestellt, ob das Laurin auch in der Hülle
der Samen enthalten ist Er kocht die entschälten und zer-
stofsenen Lorbeeren zwei* bis dreimal mit 85- bis 90 pro-
centigem Weingeist aus, filtrirt siedendheifs in einem keils
*) J. pr. (3i«n. LVBl, 4SI
lieber das Laurm. 3&i
gehaltenen Trichtäf^ lifisl aUs detti erkalteten FHtrat in einem
bedeckten Geßrs während einiger Tage das Laurostearin sich
abscheiden, und überUfst dann die von diesem getrennte
Flüssigkeit der freiwilligen Verdunstung. Es scheiden sich
hierbei prismatische Krystalle aus, die mit Tropfen eines bald
dick werdenden Oels untermischt sind; die Krystalle werden
von Zeit zu Zeit herausgenommen und sogleich zwischen
dünnen Schichten Fliefspapier ausgepreist, bis das anhän-
gende Oel gröfstehtheils aufgesogen ist; mehrmaliges Um-
krystallisiren giebt dann das Laurin blendend weifs. So
dargestellt ist es geruch- und geschmacklos, und theilt beim
Kochen mit Wasser, in welchem es unlöslich ist, diesem
keinen tSeschmack mit Es löst sich ziemlich leicht schon
in kaltem Weingeist. Die Krystalle scheinen gerade rhom-
bische Prismen mit einem auf die scharfen Prismäkanteh auf-
gesetzten Doma zu seyn; die Flächen sind oft matt oder un-
eben. Die Analyse führte zur empirischen Formel CtJinO^ :
Kohlenstoir 77,«) 76,46 77,05 — ?7i06
Wasserstoff 8,77 8,«2 8,78 8,96 9,21
Sauerstoff 14,03 ^ _ _ _
100,00.
Verbindungen mit Metalloxyden liefsen sich nicht dar-
stellen; die weingeistige Lösung wird weder durch egsig-
saures Bleioxyd noch durch salpetersaures Silberoxyd gefdlU«
Ueberhaupt verhält sich das Laurin sehr indifferent Am
meisten findet Delffs seine Eigenschaften denen des von
Lenoir*) beschriebenen Lactucons analog, für welches der
letzt^e die Formel C4<|HatO« aufgestellt hatte; Delffs schlttgt
vor, letztere in C4oH0»Os abzuändern, wo die Zusammen-
setznngsdlfferenz des Lactucoiw und des Laurins die homOi-
loger Substanzen wäre.
*) Diete AmialeD LX, 83.
SS6
Ueber eiiage BiXbonloSe.
Rochleder imd R. Schwärs*} haben im Anschlufs
ihre in diesen Annalen LXXXVII^ 186 mitgelheilten Unter-
Sttchangen weitere Forschungen über das Aesculin nnd das
Saponin. ausgeflihrt.
Äesculm. — Wird die kall gesättigte wässerige Lösung
▼on Aesculin mit einer Lösung von Emulsin (ans sttlsen Man*
dein} vermischt an einen mfiCsig wannen Ort (bei 26 bis
80* C.} hingestellt, so beginnt bald eine Trübung in der
Flüssigkeit und es setzt sich am Boden des GefaCses nach
und nach eine Schichte eines weifsen pulverigen Körpers ab ;
die anfangs bittere Flüssigkeit verliert ihren bitteren Geschmack
und wird zuletst süfs. Der am Boden sich ausscheidende
Körper ist Äeiculeün, von welchem auch noch etwas in der
Flüssigkeit gelöst bleibt. Wird diese im Wasserbade ver-
dunstet und der Rückstand mit heifsem Weingeist behandelt,
so bleibt das Emulsin ungelöst, während Aesculetin und der
neben diesem gebildete Zucker in Lösung gehen; diese bei-
den Substanzen werden durch Behandlung mit wenig kaltem
Wasser, in welchem das Aesculetin schwerlöslich ist, oder voll-
kommener durch Fällen der siedenden Lösung mit Bleizucker,
Abfiltriren von dem Aesculetin -Bleioxyd, Entfernen des Bleis
durch Schwefelwasserstoff und Eindampfen der vom Schwefel-
blei getrennten Flüssigkeit zur Syrupsdicke, von einander
geschieden. Der so erhaltene Zucker gährt bei Zusatz von
Hefe, und reducirl die alkalische Kupferoxydlösung zu Oxydul.
Der bei 100* getrocknete Zucker ergab die Zusammensetzung
CitHitOi, (gefunden 40,50 pC. Kohlenstoff und 7,38 Wasser-
stoff, berechnet 40,00 pC. Kohlenstoff und 6,66*Wasserstoff}.
•) Wiea. Acad. Ber. XI, 334.
ÜAer einige BiÜersioffe. 357
Bei eineiö Versuch, die aus einer bestimmten Menge AescuUn
auf diese Weise sieh bildende Menge Zucker zu bestimmen,
wurde letztere (bei' lOO« getrocknet) sä 70,7 pC. vom Ge-
wicht des angewendeten Aesculins gefunden; nach dem
Schema :
C4AA. + 6 HO = C,gHeO. + 2 C„H„0.,
AmcdKu Aeicutotui TraubMMiGknr
berechnen srich 74,4 pC.
Sapomn. — Das urspriUiglich in der Sapanaria offid*
naMt lt. aufgefundene Saponin ist spiiter in vielen Pflanzen
nachgewiesen worden; namentlich ist es in der Wurzd von
Gypsophila Struthinm durch Bussy erkannt worden. Aus
der letztern Wurzel stellten Rochleder und Schwarz das
Saponin dar durch Auskochen mit 40gridigem Weingeist
und 34 stündiges Stehenlassen der siedend heifs filtrirten Lö-
sung an einem kühlen Orte, wobei sich ein weifser Absatz
von Saponin bildete, welcher auf einem Filter gesammelt und
mit Alkohol , dem Aether zugesetzt war , gut ausgewaschen
wurde. Das so dargestellte Saponin besafs^die für es an-
gegebenen Eigenschaften, war farblos, leicht löslich in Wasser
zu einer schäumenden Flüssigkeit, schwer löslich in kaltem^
leiehter löslich in heifsem Weingeist, unlöslich in Aether;
der Staub desselben rdzt heftig zum Miefsen. Das bei 100*
getrocknete Saponin ergab die Zusammensetzung Cs4HtoO|4 :
berechnet gefnadea
C,, 52,17 5M5"'^,55"*52^
H,o 7,24 7,30 7,03 7,48
0,4 40,59 40,25 40,42 39,89
100,00 100,00 100,00 100,00.
Dafs der Kohienstoffgehalt etwas zu hoch gefunden wurde,
rührt nach Rochleder und Schwarz von einer geringen
Yerunreitiigang mit schwer zu entfernenden harzartigen Kör-
pern und von einer Spur eines Zersetzungsproductes des
Saponins her.
Wl|d 4i0 wlMefige Lteimg des Stpomas mit etwas Sab-
siiire oder Sdiwefelsäure versetol und wm Sieden erhitst,
so trObt sie sich nach einigen Augenblicken und es schdden
sick gallertartige I weifs oder schwach gelblich geftrbte
Flocken ans, welche nach der Trennung von der Flüssigkeit
am sweckmäbigsten ^o gereinigt werden^ dafs nan sie in
siedender Bssigslittre löst, die Lösung siedend fiUrirt, das
Filtrat mit Wasser mischt und erkalten lälst, und Um dabei
sich aussehaidettden Flocken mit Wasser auswascht. Diese
Sabslani ergab mehrere Stunden lang bei 120 bis 185*
getrocknet die Zusammensetsung CitH,«0« as C,tII»Ot
+ HO, 34 Stunden lang bei 10(H getrocknet C«oHmO|,
B 5 C| AO, + HO.
kunkm*
CttadtB
banchMt
gefinideii
c..
63,16
63^
C» 67,41
67,04
H,.
8,77
8,57
U«, 8,61
8,88
0*
m
28,07
28/»
Ou 23,98
24,08
100,00 100,00. 100,00 100,00.
Rochleder und Sch.warz hdten dibse Snbstanx nach
ihm angeführten Eigenschäften, ihrer Ftthigkeit sieh in con-
centrirter Schwefelsäure mit rothbrauner, in weniger conoea-
trirter mit rother Farbe n lösen und mit AlkaUen und Erden
fai Wasser lösliche, bittere Verbindungen su bilden, für iden-
tisch mit der ChinoTasäure oder dem CSiinovabitter.
Die Flüssigkeit, aus welcher sich dieser Körper abge-
schieden hatte, enthidt neben der freien zur Z^setzung des
Saponins angewendeten Säure noch eine organische Substanz
in Lösung. Zur Darstellung der letalem wurde die Flüssigkeit mit
kohlensaurem Bleioxyd oder Bleioxydhydrat versetzt, das Filtrat
mit etwas Schwefelwasserstoffwasser versetzt, von dem Scbwe-
felbiei abfiltiirt und mit Thierkohle behandelt; nach dem Ver-
dunsten blieb ein fadeschmeckender, in Wasser leicht löslicher,
gelbbrännlicher Rückstand, der bei 100* getD^jctaiat die
Ud}er einige BiUereioffe. 99^
Zuflainmeitfetzuiig CitBuOn ergnb (gnaden 41989 pC. KoIh
lenstoff und 6,55 Wasserstoff, berechnet 42,10 pC. Kohlen-
Stoff und 6y44 Wasserstoff). — IMe Zernetfsung des Sapomns
dveh SKureQ beim Erhitzen drücken RoQhleder nnd
Schwarz aus durch die Glmchung :
Cu^fOti s= CisH^Og + C12II11O11
Sapotiin ChiiioTafiare Kohlehydrat.
Bestiminte VerbinduDfeB des Saponins mit Basen liersen
sidi nicht darateU^n. Die wässerige Saponiidösung giebt mit
aiafach-essif sawem Bleioxyd einen gallertartigen Niederschlag;
wird dieser abSItrirt und das Filtrat zum Sieden erhitzt, so
entsteht abermals ein weifiser^ etwas weniger gelatinöser Nie-
derschlag, der jedoch beim Apswaschen aufquillt und gela-
tinös und durchs^einend wird» Mit Alkalien eingedampft
wird das Saponin braun und löst sich mit brauner Farbe in
Wasser. Durch ^ Einwirkung von Säuren auf Sanonin lieft
sich die Substanz nicht erhalten, welche sich nach Fremy
aus dem in den Früchten der Rofskastanie enthaltenen und
als Saponin betrachteten Bestandtheil durch Erwärmen mit
Wasser bei Gegenwart von Säuren bildet und als Aesculin-
säure bezeichnet wurde.
In der Wurzel von Gypsophila ist auch noch Zucker und
Gummi enthalten , welche das Saponin verunreinigen können,
namentfieh z« B. wenn man letzteres so darzustellen ver-
sackt, dafs man die Wurzel mit schwachem Weingeist aus-
kocht und den concentrirten Auszug mit wasserfreien Wein-
gwt versetzt. Auch die Gegenwart freier schwächerer
Säuren, wie z. B. Essigsäure, ist bei der DarsteUung des
Saponins zu vormeiden, da es auch schon durch diese in
dorselben Art wie durch die stärkeren Säuren zersetzt wird
und dem Sv^onin sieb Gbinovasäure beimengf.
w»
am
Uaber Pions sylyeatris«
Kaw alier*} hat Untersochongeii tkber die iii ien
schiedenen Theilen von Pinus sylvestris enlhalleKeii eqpen-
thttmlichen Bestand theiie angestellt; das Material tu den Ün->
tersuchiuigen stammte von 60 bis 80 Jahre alten Binnen.
Die zerschnittenen Nadeln wurden mit 40grildtgem Wein»
geist ausgekocht, das weingeislige Decoct im Wasserbade
der Destillation unterworfen und der Hfickstand mit Wasser
vermischt Man erhält auf diese Art eine wässerige, etwas
trübe Flüssigkeit und eine dunkelgrüne, klebrige, vogelleim-
artige Harzmasse. Der gröfste Theil des flüchtigen Gels der
Nadeln geht mit dem Weingeist bei der DestiDation über,
und nur . ein kleiner Theil desselben bleibt bei dem Harze
zurück und theilt ihm seinen Geruch mit.
Das in Alkohol und Aether lösliche Harz wurde in 40-
grädigem Weingeist gelöst, die Lösung mit alkoholischer Blei-
zuckerlösung geßllt, der Niederschlag mit Weingeist gewa*
sehen, dann mit Weingeist zu einem dünnen Brei zenieben
und in diesen Schwefelwasserstoff eingeleitet; die Flüssigfceit
wurde dann mit dem Schwefelblei erhitzt und siedendbeifs von
dem letzteren abfiltrirt. Aus dem Filtrat schied sich beim
Erkalten eine gelblichweifse flockige Substanz aus, deren Lö-
sung in heifsem Weingeist mit Thieilcohle behandelt wurde,
und die aus dieser Flüssigkeit beim Erkalten sich ausschei-
dende Masse wurde durch wiederholtes Lösen in heifsem
Weingeist vollkommen gereinigt.* Die so erhaltene Substanz,
welche Kawalier als Ceropmsäure bezeichnet, Ist weift
und leicht .zejrreiblich, besteht aus mikroscopischen Krfstalien>
*) Wien. Acad. Ber. XI» 344
berechnet
gefunden
Ct.
65,80
65.50
H.«
10,36
10,33
0,.
12,19
12,65
BaO
11,65
11,52
Ueber Pvms $^eMiri$. 361
ist bei 100* C. voBkommen flttssig und erstaitl beim Erkalten
ztt einer dem Bienenwachs ähnlich sehenden Hasse. Sie
ergabt im leeren Räume bei gewöhnlicher Temperatur ge-
trocknet, die Zusammensetzung C9eH,405; ein Barytsalz der-
selben, erhalten^ durch Fällen einer heifsen weingeistigen Lö-
sung der Ceropinsäure mit essigsaurem Baryt, Auswaschen
des Niederschlags mit kaltem wasserhaltigem Weingeist und
Trocknen im leeren Räume ergab die Zusammensetzung BaO,
2 CscHsaO».
berechnet gefonden
C„ 74,4 74,24
H„ 11,7 12,17
0, 13,9 13,59
100,0 100,00.
100,00 100,00.
Die vom unreinen ceropinsauren Bleioxyd abfiltrirte wein-
geistige Flüssigkeit wurde mittelst Schwefelwasserstoff vom
Blei befreit und vom Schwefelblei abfiltrirt, welches das Chloro-
phyll aufnahm, so dafs die Flüssigkeit jetzt gelb erschien;
bei dem Abdestilliren des Alkohols schied sich ein halbfltts-
siges Harz aus, welches beim Schütteln mit Kaläauge und
vielem Wasser sich zu einer klaren braunen Flttssi^eit löste.
Wässeriges Chlorcaicium Tdllte aus der letzteren einen kör-
nigen hellgelben Niederschlag, der mit Wasser ausgewaschen
wurde; aus der vom Niederschlag getrennten, mit dem Wasch-
wasser vereinigten Flüssigkeit fällte Salzsäure, in geringem
Ueberschufs zugesetzt, einen schwefelgelb geförbten Nieder-
schlag in voluminösen Flocken, welcher durch Abfiltriren,
Lösen in verdünntem Kali, Behandehi dieser Lösung mit
Thierkohle und Fällen der abfiltrirten Flüssigkeit mit Salz-
säure rein und weib erhalten wurde. Derselbe zeigte im
Aeufsem viele Aehnlichkeit mit der Chinovasäure oder dem
Chinovabitter und wird von Kawalier als chiioüige Säure
bezeichnet; der im Vacuum getrockneten Substanz legt letz-
Ana. d. Cli«m. o. Pharm. LZXZVIU. Bd. S. U«:». 24
S62 lieber Pimm jyfeMlrM.
terer die Formel Ct4H|»0s, dem ebento getrodmeten, dmrdk
Lösen der chinov^en Sttare in KalkwiM^ und FSUen der
Lösung mit salpetersaurem Stiberoxyd bereiteten wetfsen Sil-
bersate, das beim Erbitsen verpafft > die Formel CmHj^Os
-f 5 AgO bei.
berachaet
fcfaste
beMduMl fefbadca
C.4
70,93
70,55
c,A,o, — —
H..
9,36
9,48
5 AgO 74,2 74,11
0,
19,71
19,97
■
100,00 100,00.
Die Beziehungen der chinovigen Säure, welche in den
Fichtennadeln nur in sehr geringer Menge vorkommt, zur
Chinovasiure erUiutert Kawalier durch die Gleichung :
C4Hi»0s + 0 — H = C,4H,.0e = 2 C, AO,
Cbinovif e SSiire. ClwioTatinre.
Der durch Chlorcaldum aus der allndiscfaen Harslösong
gefliUte Niederschlag, von welchem die rikalische Lösung
der chinovigen Siure abHtrirt war, löste sich grofsentheils
in Aether auf; aus der filtrirten Lösung wurde der Aetb^
abdestilKrt, der RüdEstand mit 40grfidigem Weingeist ge-
schüttdt, wobei viel Kallc mit wenig Harz verbunden zurück-
blieb, der Weingeist abdestillirt und der R&düstand mit salz-
sllurehaltigem Wasser behandelt, welches den Kalk löste und
ein briunlich-f elfoes weiches Harz zuröddiers. Das bei 100*
getrocknete Harz zeigte die Znsammensetzung C^oHitO« (ge-
ltenden 77,44 pC. Kohlenstoff und 10,63 Wasserstoff, berecb^
net 77,30 pC. Kohlenstoff und 10,80 Wasserstoff); Kawa-^
Her betrachtet es als ein Gemenge zweier Harze. Bei der
Destillation eines pulverigen Gemenges* dieses Harzes mit
Kalkhydrat ging ein ätherisches Oel über, dessen erste Por-
tion nach dem Rectificiren mit Wasser und TVocknen mit^
telst Ghlorcaicium dfe Zuslimmensetzung G9«Ht40^ und dessen
zw^te Portion nach gleicher Behandlung die Zusammensetzung
G4«H450 ergab :
Uelmr Pinu$ iyhe$irü. 363
tenchaM-
gcAadM
beMchmt
gvAindMi
c..
84,90
84,92
Cm 86,20
85,92
Hm
11,32
11,62
H«, 11,49
11,43
0
■
3,78
3,46
0 2,31
2,65
100,00 100,00. ^ 100,00 100,00.
Aus diesen Gemengen von sauerstofiffreiem und sauer-
stoffhaltigem Oel wurde durch Destillation über wasserfreie
Phosphorsfture das erstere rein erhalten. Bin zweimal über
wasserfreie Phosphorsäure destfllirtes Oel ergab die Zusam-
mensetzung C10H9 : ,
berechnet gefonden
C,o 88,24 8644
H> U,76 11,85
100,00 99,99.
Oasselbe Harz gab beim AuftrSpfeln auf Natron-Kalk, wa-
cher in einer Retorte auf 220* erhitzt war, ein dickflüssiges,
fist farbloses Destillat, welches nach dem Trocknen über ge*
schmolienem Chlorcalcium die Zusammensetzung C,e0H84Of
eigab (gefunden 81,25 pC. Kohlenstoff und 11,75 Wasser*
Stoff, berechnet 81,10 pC. Kohlenstoff und 11,35 Wasserstoff).
Der Rückstand in der Retorte gab bei Behandlung mit Waa*
ser eine Ldsang, ai|s welcher Salzsäure ein Harz fällte, das
durch Lösen in verdünntem Kali, Behandeln d^ Lösung mit
ThierkoUe und Fällen des Filtnrts mit Salzsäure gereinigt
wurde; es war dann in Alkohol eben so leicht löslich als
in verdünnten alkalischen Ftttssigkmten, erweichte bei 100*^
war zerrieben ein aschgraues Pulver, und ergab im leeren
Räume über Schwefelsäure getrodaet die Zusammensetzung
CsoHtoO» (gefunden 72,62 pC. Kohlenstoff und 9,82 Wasser-
stoff, beredinet 72,82 pC. Kohlenstoff und 9,71 Wasserstoff}.
Der in Wasser unlösliche Theil des Rückstands in der Re-
torte wurde mit verdünnter Salzsäure behimdelt, wodurch der
Kalk und Spuren von Natron entfernt wurden und ein Harz
sich ausschied, das sich Ittcht in Aether, sehr sdiwer in
24»
SM Ueber Fmm $yk>e^ri$.
Alkohol, fast gar nicht in alkalihalligfem Wasser teste; die
bratfne ätherische Lösung wurde mit Thierkohle behandelt
jind das Filtrat hinterliefs beim Verdunsten des Aethers ein
hellgelbes sprödes, bei 100^ erweichendes Han^ das im lee-
ren Räume getrocknet der Formel CiqHsO entsprechend zu-
sammengesetzt wal* (gefunden 79,09 pC. Kohlenstoff und
10,90 Wasserstoff, berechnet 78,95 pC. Kohlenstoff und 10,52
Wasserstoff}.
Die von der harzartigen Masse (S. 360) getrennte wäs-
serige, etwas trübe Flüssigkeit liefs sich erst nach Zusatz
einiger Tropfen Bl^izuckerlösung klar filtriren. Das Fillrat
gab mit Bleizuckerlösung einen Niederschlag, die davon ge-
trennte Flüssigkeit wurde bei Siedehitze mit dreibasisch-
essigsaurem. Bleioxyd gefällt, und dieser Niederschlag nach
dem Erkalten der Flüssigkeit abfiltrirt Das Filtrat Wurde
durch Schwefelwasserstoff von Blei befreit und dann in einem
Strome von Kohlensäure eingedampft, der Rückstand von Ex-
tractconsistenz mit einer Mischung von wasserfreiem Wein-
geist und Aether ausgezogen, und der nach dem Abdestilliren
der Lösungsmittel aus dieser Flüssigkeit bleibende Rückstand
so oft in neuen Mengen von mit Aether vermischtem was-
serfreiem Alkohol gelöst, bis er sich darin vollkommen lös-
lich zeigte. Nach dem Verdunsten der gereinigten Lösung
blieb ein licht gelbbraunes, in Alkohol, einer Mischung von*
Alkohol und Aether und in Wasser lösliches, in reinem
Aether unlöslidies, amorphes, intensiv bitteres, zu einem
gelblichen Pulver zerreibbares Product zurück, dessen wäs-
serige Lösung mit Schwefelsäure oder Salzsäure erwärmt
augenblicklich denselben Geruch, wie das Ericoiin*) unter
diesen Umständen, entwickelte, unter Aussdieidung eines sich
äufserst leicht verharzendrai ätherischen Oels. Kawalier
') VerRl. dieie Annslen LXXXIV, 966.
üeber Pmu$ syheiiris. 36S
nennt dieses Product Pmipikriny und legt der im leeren
Räume getrockneten Substanz die Formel C44R3COS) bei (die
Analyse I. geht auf in der oben angegebenen Art dar«^
gestelltes Pinipikrin, die Analyse IL anf solches, das aus
dem wässerigen- Decoct der mit Weingeist erschöpften Fich^
teanadeln in derselben Weise durch Fällen mit neutralem
und basischem essigsaurem Bleioxyd u. s. w. dargestellt
worden war) :
gefanden
berechnet
I. IL
C44
55,46
55,61 55,29
H,.
7,56
7,60 7,42
o„
36,98
36,79 37,29
100,00 100,00 100,00.
Das ipi leeren Räume getrocknete Pinipikrin wird bei
55« C. weich, bei 80« dickflüssig, bei 100<^ vollkommen
flüssig und durchsichtig; nach dem Erkalten erstarrt es ztt
einer bräunlichgelben, spröden, leicht pulverisirbaren Masse;
das Pulver ist lebhaft gelb und zieht schnell Feuchtigkeit
aus der Luft an.
Das bei dem Erwärmen einer mit Schwefelsäure versetz*
ten wässerigen Lösung von Pinipikrin mit dem Wasser tU)er-
gehende, den Sauerstoff der Luft rasch absorbirende Oel war
frisch dargestellt kaum gelblich gefärbt, wurde aber beim
Sieben über Chlorcalcium in einer halbgefliUten Glasröhre
dunkelbraun; Ka wall er giebt ihm die Formel C^oü^^Oit
= 3 GioHieOi + 40 (gefunden 73,66 pC. Kohlenstoff und
9,66 Wasserstoff, berechnet 73,77 pC. Kohlenstoff und 9,84
Wasserstoff), indem er das ursprüngliche Oel als CtoHjeOi
betrachtet. Das aus dem Rückstand im Destillationsgeftfifse
durch Filtriren abgeschiedene Harz wurde in Weingeist ge*
löst, und aus der concentrirten Lösung durch Zusatz von
Wasser und weiteres Eindampfen ausgeschieden; es war
dunkelschwarzbraun und spröde und gab ein rothbraunes,
366 üeber PiwM $yhe9iri$*
bei 100* klebendes Pohrer; dem bei 100* getrockneten Bmn
giebt Kawalier die Formel CtoHnOf Cff^funden 70,45 pC.
Kohlenstoff und 7,11 Wasserstoff^ berechnet 70^ pC. Koh-
lenstoff und 7^09 WasserstolF), und versnchl £ese durch
die Gleichung 3 Ci»BitO, — 12H + 8p = a CmHisOt n
deuten. Die vom Harz abBItrirte schwefelsSmrehaltige FMs-
sigkeil gab nach Wegschaffen der Schwefelsliure mittelst
kohlensauren Bleioxyds und des sich lösenden Bleis miltebl
Schwefel¥rasserstoff und Verdunsten des Filtrats einen süben^
nicht krystallisirbaren Zucker, der bei 100* erweichte und so
.getrocknet (nach Abzug von etwas Asche) die Ziisanunen-
setzung CisH|tO|t ergab (gefunden 39,06 pC. Kohlenstoff und
6,62 Wasserstoff, berechnet 40,00 Kohlenstoff und 6,67 Was-
serstoff). — Fttr die Zersetzung des Pinipikrins durdi ver-
dUnnte Schwefefcäure in der Wärme giebt Kawalier die
Gleichung :
C44HieO„ + 4H0 SS 2CuH„0„ + C,oH|.0,
Piaipikriii Zacker Eridool.
Bei der Darstellung des Pinipikrins (S. 364) blieb bei der
Behandlung mit einer Mischung von Alkohol und Aether ein
in dieser Flüssigkeit unlöslicher Rückstand. Bei dem Be-
handeln dieses Rückstands mit starkem Weingeist wurde der-
selbe in einen löslichen und einen unlöslichen Thefl zerlegt
I>er lösliche Theil erwies sich als Zucker, welcher sidi in
Krystallen abschied ' und bei IQQ® getrocknet die Zusammen-
setzung Ci,H,,Oii ergab (gefunden 42,30 pG. Kohlenstoff und
6,73 Wasserstoff, berechnet 42,10 pC. Kohlenstoff und 6,43
Wasserstoff); von dieser Znckerart enthalten die Fichten-
nadeln eine grofse Menge. Der unlösliche Theil, welcher nur
wenig betrug, schien unreine Citronsäiffe, an Terschiedene
Erden gebunden, zu seyn, wie Kawalier aus der Unter-
suchung zweier Bleisalze von verschiedenen Daistelhingen
schliefst, die durch Füllen der wüsserigen Ltfsug jener
Üeber Pinui ^heski^. M7
SubitüiE mittebt Bletzuckerlösung eriialten und I. im leeren
Räume, II. bei 100* getrodinet wurden;. I. enthielt 70,0 und
II. 73,0 pC. Bleioxyd, und nach Abzog dessdben ergab die
enthaltene organische Substanz die Zusammensetsung :
gefunden
beredmet
I.
IL
Cm
39,34
39,19
40,83
H,
3,82
4,64
4,26
0.,
56^
56,17
54,91
100,00 100,00 100,00,
welche Kawalier durch die Gleichung CiJi.,0^^ = Ci AOn
^ 2 HO auf Citronsfiure oder eine damit gleich zusammen-
gesetzte Säure zu beziehen sucht. Durch Zersetzen dieser
Bleisalze mittel^ Schwefelwasserstoff und Verdunsten des
sauren Filtrats im leeren Räume wurde ein amorpher, in
Wasser und Weingeist löslicher, auf Eisenoxydsalze nicht
reagirender Rückstand erhalten.
Der Niederschlags welchen Bleizuckerlösung in der von
der harzartigen Masse getrennten wässerigen Flüssigkeit her-
vorgebracht > hatte (S. 364}, wurde nach dem Auswaschen
mit Wasser mit Essigsäure iUl>ergossen, die mit dem 8 fachen
Volum Wasser verdünnt war. Der gröfste Theil des Nieder-
schlags löste sich auf; die gelbe Lösung wurde vom Unge-
lösten abfiltrirt und das Filtrat mit dreibasisch -essigsaurem
Bleioxyd geßlUt. Den hierbei entstehenden gelben, mit Was-
ser, ausgewaschenen und bei 100^ getrockneten Niederschlag
betrachtet Kawalier als CsgH„0|s + 3 PbO, und die darin
enthaltene organische Substanz Cs^HitHj» als 2 C,4H«0t 4- HO;
die aus solchem Bleisalz durch Anrühren mit Wasser, Zer-
setzen mittelst Schwefelwasserstoff und Verdunsten des Fil-
trats dargestellte Substanz, ein nach dem Zerreiben graues,
ins Bräunliche ziehendes Pulver, betrachtet er nach dem Trock-
nen bei 100« als C,«H,0, = CmH^O, + 2 HO.
3M Oeber Nnur $jfk>e$iH$.
bCfMBBOl
gconiQM
iMr«cinwt
§ttmim
Ca.
26,43
26,11
C« 51,ISi
51,24
H..
2,05
2,06
H, 4,87
4^96
0..
18,86
18,48
, 0, 43,91
43,78
3PbO
52,66
53,33
100,00
100,00.
100,00 100,00.
Diese Substanz bezeichnet Kawalier als Oxypmtdatm-
«dar«. Sie ist geruchlos, schmeckt stark zusammenziehend,
ist leicht in Wasser und Alkohol löslich. Die wässerige Lö-
sung wird durch Eisenchlorid intensiv grün geftrbt, durch
Bleizuckerlösung citrongelb , durch dreibasisch - essigsaures
Bleioxyd isabelirarben gefUlt; schwefelsaures Kupf^roxyd
giebt auf Zusatz von etwas Ammoniak einen dunkel -grün-
braunen Niederschlag y der in überschüssigem Ammoniak mit
dunkelgrüner Farbe löslich ist; salpetersaures Silberoxyd giebt
keine Fällung, aber nach Zusatz von etwas Ammoniak ent^
steht braunrothe Färbung und beim Erwärmen scheidet sich
metallisches Silber aus; Barytwasser bringt gelbe Färbung
und beim Erhitzen einen flockigen rothbraunen Niederschlag
hervor. Die Lösung der Oxypinotannsäure fällt nicht den
Lehn, erhält mit Salzsäure gekocht einen Stich ins Garmin-
rothe und wird trüb, wird nach dem Versetzen mit con-
centrirter Schwefelsäure ebenfalls roth und auf Zusatz von
Wasser scheiden sich dann Flocken aus. Die wässerige Lö-
sung der Säure wird auf Zusatz von Ammoniak intensiv gelb
und die Flüssigkeit nimmt an der Luft unter dunkelbrauner
Färbung rasch Sauerstoff auf.
Die von dem oxypinotannsauren Bleioxyd abfiltrirte Flüs-
sigkeit wurde siedendheifs mit basisch - essigsaurem Bleioxyd
gefällt und der Niederschlag nach dem Erkalten abfiltrirt, wie
schon S. 364 erwähnt wurde; die im letzteren Niederschlag
enthaltene Säure bezeichnete Kawalier als Piniiannsäure,
Zur Darstellung der letztern wurde das ausgewaschene chrom-
üeber Pmus gyloesirii. 369
geJbe Bleisfilz in Wasser zertheilt mittelst Schwefelwasser-
stoff zersetzt y^ die Flüssigkeil mit dem Schwefelblei erwärmt
and das Fiitrat in einem Strom von Kohlensäure zur Trockne
gebracht Für die freie (wie getrocknete?} Pinitannsäure
nimmt Kawalier die Formel CuHsO. =: C,4H«0e + 2 HO
an, für die in einem nach der eben angegebenen Weise dar-
gestellten und im leeren Räume getrockneten Bleisalz (wel-
ches 54 pC. Bleioxyd enthielt) enthaltene organisclie Subjstans
die Zusammensetzung CseHssO,, = 4(Cj4HeOe, 2 HO) + HO^
berechnet
gefimdea
berechnet
gefanden.
C,4
53,84
53,51
c„
53,06
53,11
H,
5,12
5,42
Us.
5^21
5,42
0,
41,04
41,07
o„
41,71
41,47
100,00 100,00. 100,00 100,00.
Die Pinitannsäure ist getrocknet und zerrieben ein schwach
rdlhliches, gelbes Pulver^ leicht löslich in Wasser, Weingeist
und Aether. Sie wird bei tOO« weich und klebng, bei 130«
bläht sie sich auf, zwischen 160 und 200® geht eine schwach*-
saure wässerige Flüssigkeit über, bei 240® hört das Aufblähen
auf und die Säure ist dann fest; bei stärkerem Erhitzen geht
ein dickes, braunes, theerartig riechendes Liquidum üben
welches bei der Destillation mit Wasser ein brenzlich rie-
chendes flüchtiges Oel giebt und eine pechähnliche Masse
zorückläfst. Die gelbe wässerige Lösung der Pinitannsäure
schmeckt schwach bitterlich, -zusammenziehend; mit etwas
Zinnchlorid versetzt und zum Sieden erhitzt ßrbt sie mit
Alaun oder Zinnsalz gebeizte Schafwollenzeuge dauerhaft und
schön Chromgelb bis citrongelb. Die wässerige Lösung der
Pinitannsäure filllt weder Leim noch Brechweinstein, wird
durch Batytwasser weder in der Kälte noch beim Kochen
geßlllt, durch Zusatz von Ammoniak nicht verändert^ aber die
ammoniakhaltige Flüssigkeit Tärbt «ich beim Stehen an der
Luft unter Sauerstoffabsorption rothbraun; sie wird durch
910 ÜAer PbmM tgloe$iri$.
Bsenchbrid Amkd-rolkbnwi gefllrbl, giebt mit Blejnckcr
einen schon in sehr wenig freier Barigvinre löslichen gelben
NiederachlAg^ oft basisch -essigsanr^m Bleiozyd in der KiRe
einen dtrongelben, bei Siedehitse einen fenrig-chronigdben
Niederschlags mit schwefelsaurem Kapferoxyd nach Zosata
wn etwas Ammoniak einen grangrllnen , in Überschüssigem
Anunoniak mit grüner Partie löslichen Niederschlag, wk sal-
petersanrem Silbmroxyd nach Zosata von wenig Ammoniak
eine grane Fällung, die sich sehr leicht unter Anssdiddung
ton Sübor EeneM. Concentrirte Lösungen der Pinitannsäure
geben mü ZinncMorid keinen, sehr verdünnte einen Mais-
gelben, Chlor enüialtenden NiedersdUag. IBt Salzsäure ver-
seist und erhitzt trübt sich die wässerige Lösung der Säure
sogleich. Die concentrirte wässerige Lösung der Säure färbt
sich auf ZutetK von concentrirter Schwefdsäuro roibbrann,
nnd Wasser fällt dann, je nach der eingetretenen Tempera-
^ tarerhöhnng, ciegelrothe bis braunrothe Flocken (war Ten*
perainrerhöhung vermieden worden, so fällt Wasser die Sämre
nnverändert in gelben Flocken3; ein solches dunkel* roth-
braunes Product ergab mit Wasser gewaschen und bei
100^ getrocknet die Zusammensetzung C^HitOt« (gefunden
58^22 pC. KohleostofT und 4,65 Wasserstoff, berechnet 58,33 pCL
Kohlenstoff und 4,63 Wasserstoff), welche Kawulier durch
CiiHtOt + 2 CuHcOo ausdrückt und durch Austreten von
Wasser ans der Pinitannsäure erklärt.
Durch Auskochen der mit Weingeist erschöpften Fichten-
nadehi mit Wasser^ den eine kleine Menge AetakaU zuge-
setzt war, wurde ein scfamutiig-grünliddHraunes Decoct er-
halten, aus wddimn SafaEsäure vobuninöse Flocken eines roth-
braunen, gelatinösen Körpers fällte. Diese wurden durch Aus-
kochen mit Alkohol von etwas Harz befreit, dann in mil
wenig Kali vOTsetztem Walser gelöst, und nach Beimischung
von Alkohol abennals durch Salzsäure gefUlt, dann mit Alko-
üeb€r Pimti sj^esln$.
böl gewaschen und bei 100* getrocknet Diese Snbstaas w«9
nach dem Zerreiben ein röthUcb-braunes Pulver, fast in rilen
Ldsongsmitteln, mit Ausnahme alkalischer Flüssigkeiten, onlds«
lieh, und ergab (nach Abzug von etwas Asche} die Zusam-^
mensetoung CgH^Os oder CieH|oOio (gefunden 51,00 pC.
Kohlenstoff und 5,46 Wasserstoff, berechnet 51,05 pC Koh«
lenstoff und 5,37 Wasserstoff).
B. Die Binde des Siammes.
m
Die Rinde des oberen llieils der Stumme, von Boike
gereinigt, wurde zerschnitten und in einem Verdrängung»»
apparate mit warmem Aether ausgezogen; der grttngefürbte
Auszug erstarrte nach dem Abdestäliren des grttfseren Thefli
des Aethers zu einer salbenartigen Masse. Die Lösung dieser
Masse in siedendem Alkohol gab nach Behandlung mit Thier^
kohle und siedendheifsem Filtriren beim Erkalten Veibe
Rocken, die ein schwach gelbliches Pulver und nach dem
Schmelzen dne dem Bienenwachs ähnliche Masse gaben»
Denselben Körper erhielt Kawalier durch Auskochen der
Rinde mit 40grädigem Weingeist, aus welchem Deooct er
sieh benn Erkalten in gelblichen, durch Thierkohle zu ent-
(Menden Flocken ausschied. Für die Zusammensetzung
dieses Körpers (nach dem Trocknen im leeren Räume} fand
Kawalier C^tHgaOs (gefunden 75,55 pC. Kohlenstoff und
11,32 Wasserstoff, berechnet 75,00pa Kohlenstoff und 11,11
Wasserstoff), glaubt jedoeh, dafs er mit dner an Kohlenstoff
reicbeMn und an Wasserstoff ärmeren Substanz veranreiBigle
Ceropinsäure (S. S60) sey.
Die Rinde wurde mit 40grädigem Weingeist ausgekocht,
die eingedampfte und eritaltete Lösung von dem ausgeschie*
denen waehsaiiigen Körper abiltrirt, aus dem Filtrat der
Weingeist gröfstentheils verdunrtet ond der Rückstand mü
Wasser vermischt; es bildete sich eine trtbe FlttseigkUit, die
37S üeber Pim$ »ghetiHs. . ,
■dt BleteickeridMng enten NiederacU^ gnb. Dieser warde
Bad dem Aaswaschen mit sehr yerdtiimter Essigsäure be-
bfindelty worin er sich grdbtentheils löste, unter Hinterlassung
eines dunkelgefUrbten , klebrigen Rückstands. Die filtrirte
Lösung wurde mit dreibasisch-essigsaurem Bleioxyde gefiillt,
der ausgewaschene Niederschlag in Wasser vertheilt mittdst
Schwefelwasserstoff zersetzt, die warm vom Schwefelblei ab-
üllrirte Flüssigkeit in einem Strome von Kohlensäure zur Trockne
gebracht. Dem zerriebenen und im leeren Räume getrockneten
Ktckstand giebtKawalier die Formel CstHuOts = 2 C|«H«0,i
-h HO (gefunden 48,57 pC. Kohlenstoff und 4,93 Wasserstoff,
berechnet 48,60 pG. Kohlenstoff und 4,81 Wasserstoff) und
beseichttet ihn als Pinkariatuumare, Dieselbe ist im trocknen
Znstande rothbraun, löst sich nach dem Trocknen sehr schwer
im Wass^; ihre wässerige Lösung fkrbt Eisenchlorid dun-
kelgrün. Fein zerrid^en und mit salzsäurebaltigem Wasser
gekocht wffd die Pinicortannsäure zu einem lebhaft rothen
Poher, das im teeren Räume getrocknet nach Kawalier die
Znsammensetzung C4aHt50ai =: C,aH,Oii + 2 C|«H«0|« hat
(gefunden 5i,56 pC. Kohlenstoff und 4,47 Wasserstoff, be-
rechnet 51,34 pC. Kohlenstoff und 4,45 Wasserstoff) nnd
durch Austreten von Sauerstoff und Wasserstoff in der Form
Ton Wasser aus der Pinicortannsäure entstanden ist
Der dunkelgefärbte klebrige Rückstand , welcher bei der
Behandlung des aus dem weingeistigen Auszug des Rinde
durch Bleizuckerlösung gefitliten Niederschlags mit verdünn-
ter Essigsäure ungelöst blieb, war rothbraun; er wurde mit
starkem Weihgeist erhitzt, die filtrirte Lösung nut' Schwefel-
wasserstoff behandelt, die vom Schwefelblei abfiltrirte Flüs-
sigkeit eingedampft-, der Rückstand noch einmal in Weingeist
gelöst, die Lösung von einigen Flocken getrennt und zur
Trockne gebracht. Es htnterblieb eine schwand)rattne kle-
brige Hasse , die sich in ammoniakhattigem Wasser bis anf
üeber Pmus syh&$iris. ST3
geringe Mengen löste; die fiUrirte Lösung gab mit CUoiv
barium einen rothen Niederschlags welchem (nach dem Trook*
nen im leeren Räume} Kaw alier die Zusamml^nseUnng
S Cs4H,«Ps + 4 BaO beilegt (gefunden 47,45 pC. Kohlen*
Stoff, 6,45 Wasserstoff, 32,92 Baryt; berechnet 47,20 pC.
Kohlenstoff, 6,23 Wasserstoff, 33,45 Baryt). Kawali er be-
zeichnet dieses, von ihm als isomer mit der chinovigen Säure
betrachtete Harz als Pimcarreän.
Nachdem' durch Bleizuckerlösong aus dem von Wachs
befreiten weingeistigen Auszug der Rinde das Pinieorrelin
und die Pinicortannsäure ausgefällt worden waren , brachte
in der davon abfiltrirten Flüssigkeit basisch '-essigsaures Blei-
oxyd einen schmutzig -gelben Niederschlag hervor. Nach
Kawalier ist dieses Bleisalz, im leeren Räume getrocknet^
C4fH„0„ + 3 PbO = 3 PbO + 3 C,«H,Ot, 2 HO. Die
durch Schwefelwasserstoff aus dem mit Wasser angerührten
Bleisalz abgeschiedene , durch Verdunsten der hdfs filtrirtea
Flüssigkeit in einem Strom von Kohlensäure erhaltene Säure
betrachtet er, nach dem Trocknen im leeren Räume, als
C„H„0„ = 2 C,.H,0, + 3 HO.
berechnet
gefnodeo
berechnet
gefoBden
C4.
34,69
34,17
C„ 55,65
55,45
H,.
2,77
2,86
H„ 4,92
5,30
0.,
22,17
21,99
0„ 39,43
39,25
3 PbO
40,37
40,96
100,00
100,00.
100,00 100,00.
Kawalier bezeichnet diese Säure als Cort^nnitafm$äure;
dieselbe giebt getrocknet ein lebhaft rothes Pulver, ihre wä»»
serige Lösung wird durch Eisenchlorid intensiv grün.
Die vom cortepinitannsauren Bleioxyd abfiltrirte Plus*
sigkeit war beinahe farblos; sie wurde mittelst Schwefelwas-
serstoff von Blei befreit und im Wasserbade verdunsiet. Der
honigdicke Rückstand wurde mii einer Mischung von wasser«
ST4 I7«kr Amt sghedns.
freite ABboM mtd Aether b^andell , in welchen iicb etwas
PkipikriB (voyL S. 365) «uBoste. Dcar migelSste TheU w«r
Znoke^, der wegen einer kleinen Menge niehl m entfernen-
der Vemnreinignng sdur schwierig krycrtalluwie rnid bei 100*
gelroftoet die Zosemmensetiung CnHitOu ergab (gefunden
99,68 pC. Kohlenstoff and 6,92 Wessersloi; boec^et 40^ pC
Kohlenstoff und 6,6T Wasserstoff>
Die mit Weingeist erschöpfte Binde gab mit Waeeer^
dem etwas Aetikali znges^t war, ein rothbrannes Decoct;
ans dem filtrirten Decoct fällte Salssänre ei^en rothen gela-
tinösen Niederschlag in groÜBra Flodcen. Dieser wurde wie-
derholt mit dOgridigem Weingeist ausgekocht. Bei 100*
getrodKuet hat derselbe nach Ka wall er (nadi Absng von
etwas Asche) die Zusammensetzung Ci«Hi»Oit, und der durch
FiUen der Lösung dieser Gallerte in ammoniakalischan Wasser
mittelst CUorbarium erhaltene flockige Niederschlag (ebmso
getrocknet) die Zusammenselsung CieHi^Ou, BaO.
b«recliDet fefimden beredmet getadea
C„ 47,52 47,39 C,. 32,37 31,93
H,» 4,95 5,09 H» 4,04 3,97
Ot> 47,53 47,52 0,^ 37,78 37,61
100,00 100,00. BaO 25,81 26,49
100,00 100,00.
C. Die Borke des Siammee.
Die Borke wurde mechanisch möglichst gereinigt und
lu groben Pulver cwstofsen. Dieses Pulver wurde mit 40-
gridigem Weingeist ausgekocht; beim Erkalten des siedend-
heifs filtrirten Decoctes schieden sich voluminöse Flodcen
aus, und die davon getrennte Flüssigkeit erstarrte naoh dem
Abdestilliren des gröfsten Theils des Weingeistes beim Erhalten
SU einer salbenartigen Masse desselben Körpers. Letzterer wurde
nach dem Auq>ressen durch Mischen der siedenden wein-
\
VAer PinuM nfloestris. 875
geisligm Lösong mit siedender weingeisl^rer Bleizockeiidsuiig^
heifs Ffliriren, Einleiten von Schwefelwasserstoff in das er*
kältete Filtrat (in welchem sich weifse Flocken ausgeschieden
hatten}, Erhitzen mit dem Schwefelblei, heifs Filtriren und
Erkaltenlassen oder Verdunsten des Ffltrats rein erhalten.
So dargestellt ist dieser Körper rein weifs, schmelzbar und
zu einer Masse vom Aussehen des Bienenwachses erstarrendi
Im leeren Räume getrocknet ist derselbe nach Kawalier
isomer mit der Palmitinsäure C^tflu^O^ (gefunden 75,07 pC.
Kohlenstoff und ^,60 Wasserstoff, berechnet 75,00 pC. Kok'*
lenstoff und 12,50 Wasserstoff}.
Die von diesem Wachs durch Ffltriren und Pressen ge*
trennte Plttssij^eit wurde mit Wasser vermischt und mit Blei«-
zuckerlösung versetzt, wo ein röthlich - brauner Niederschlag
entstand, der bei Behandlung mit verdünnter Essigsäure sieh
gröfstentheils löste. Die filtrirte rothe Lösung wurde mit
basisch -essigsaurem Bleioxyd gefällt, der braunrothe Nieder^
schlag in Wasser vertheilt mit Schwefelwasserstoff zersetzt,
und die warm vom Schwefelblei abfiltrirte Flüssigkeit in einem
Strom von Kohlensäure zur Trockne gebracht. Der Rück-
stand ergab nach dem Trocknen im leeren Räume die Zu*
sammensetzung C|4Hg,0g| ss 4 CieHyO, + 5 HO :
berechnet gefonden
Ce4 56,38 56,23 56,01
H„ 4,85 4,72 4,80
On 38,77 39,05 39,19
100,00 100,00 100,00,
und wird von Kawalier als Cortepinitannsäure (S. 373} be«
trachtet, die mit einer kleinen Menge eines dunkelgefärbten
Oxydationsproductes dieser Säure verunreinigt gewesen sey.
Die Flüssigkeit, aus welcher durch Bleizuckerlösung
diese Säure gefällt worden war, gab mit basisch-essigsaurem
Bleioxyd einen schmutzig^gelben, behn Kochen rothwerdeaden
376 lieber Pmus «yitoMirM.
Niederschlag, welcher im leeren Räume getrocknet 54^9 pC.
Bleioxyd cnthieU, während die damit verbundene Substanz
der Formel C|«H»0« entsprechend zusammengesetzt war Qge^
fmden nach Abzug des Bleioxyds 54,61 pC. Kohlenstoff und
5,i8 Wasserstoff, berechnet 54,24 pC. Kohlenstoff und 5^06
Wasserstoff). Die aus diesem Bleisalz durch Zersetzung mit-
teist Schwefelwasserstoff abgeschiedene Säure wird durch
Eisenchlorid dunkelgrün geflirbt; bei dem Verdunsten ihrer
wässerigen Lösung an der Luft nimmt die Säure Sauerstoff
auf, ohne ihr Ansehen wesentlich zu verändern.
In dem weingeistigen Decocte der Borke ist aniserdem
noch etwas Pinipikrin enthalten, jedoch kein Zucker.
Die mit Weingeist erschöpfte Borke wurde init Wasser
ausgekocht f dem eine kleine Menge AetzkaU zugesetzt war;
die so erhaltene dunkelrothe Flüssigkeit gab auf Zusatz von
Salzsäure einen voluminösen rothbraunen Niederschlag, wel-
cher mit Wasser gekoeht eine gummischleimähnliche Flüssig-
keit lieferte, aus der sich bei Zusatz von etwas freier Säure
die Flocken sogleich wieder ausschieden. Diese gallertartige
Substanz wurde mit Wasser ausgewaschen, mit alkoholhalti-
gem Aether ausgezogen und mit Alkohol ausgekocht, dann in
sehr verdünnter Kalilauge gelöst^ mit Salzsäure gefillit, und
die Flocken mit Weingeist ausgewaschen. Die so gereinigte
Gallerte besafs alle Eigenschaften der Gallerte der Nadeln
(S. 370 f.} und auch (bei 100® getrocknet und nach Abzug
von etwas Asche) die Zusammensetzung Ci«H|oOio C^efunden
51,18pC. Kohlenstoff und 5,39 Wasserstoff, berechnet 51,05 pC.
Kohlenstoff und 5,37 Wasserstoff). Die vereinigte ätherische
und alkoholische Flüssigkeit hinterliefs beim Verdunsten im
Wasserhad einen Rückstand, der durch Eisenchlorid dunkel-
grün gefferbt wurde^ nicht constante Zusammensetzung ergab
und von Kawalier als durch Sauerstoffaufnahme veränderte
Gerbsäure betrachtet wird.
ÜAer Pmu9 »yhestrU, 377
D. Dag Bob äei Skfmme$.
Das H0I2 des Stammes, von welchem die Borke und die
Rinde entfernt und der fiufserste Theil abgenommen worden
war^ gab fein zertheilt mit Weingeist ein Decoet^ in welchem
das Harz und etwas ätherisches Oel enthalten waren. Das
mit Weingeist erschöpfte Holz wurde mit Kali - haltigem
Wasser ausgekocht, wobei sich noch etwas Harz und gallert-
artige Substanz auflösten. Weder der weingeistige noch der
alkalische Auszug enthielten Pinipikrin oder Zucker oder
Gerbsäuren.
lieber eine krystallisirbare organische Substanz aus
dem Blute.
«
Funke*) hatte beobachtet^ dafs aus Blut eine krystalli-
sirbare, einen eiweifsartigen Stoff enthaltende Substanz er-
halten werden kann , wenn das Blut zur Zerstörung der
Blutkörperchen mit etwas Wasser versetzt und dann unter
dem Mikroscop auf einer Glasplatte mit einäm Deckblättchen
bedeckt gelassen wird. Diese krystallisirbare Substanz ist der
Gegenstand fortgesetzter Untersuchungen von Lehmann
gewesen.
Lehmann erhielt nach einer ersten Mittheilung **) diese
Substanz in gröfseren Krystallen^ indem er mit Wasser und Aether
gemischtes Blut in einen Cylinder brachte, welcher am ein^nEnde
mit Schweinsblase^ am andern mit einem Caoutchoucblättchen ver-
schlossen war^ durch letzteres wässerigen Weingeist zutreten
*) He nie nnd Pfeufer's Zeilschrift für ralionelle Medicin, neue
Fol^e, II, 199, 288.
**) Berichte der Geaellschaft der Wissenicbaften za Leipsig, 1852,
I. 23-
AuMl. d. Ohftin. Q. Pharm. LXXXVIU. lid. 3. Ile^t 25
378 Deber time kryMoKmtiar^ orpamteke
Uefs, bb das Bhl sich £« trtben tnlhi^, nmi dünn M IS bis
90^ Wasser darch die Blase» Weingeist durch das Gaoaldionc
aiKhinsten lieb, wo sich schöne Krystalle (bei MeersdiweiB-
cbenblnt bis so | Linien Durdtmesser) bildeten, die sich
auch durch Lösen in Wasser von 40 bis 50* nd Filtriren
der Lösung bei dieser Tenperatir, doch schwierig, noikry-
stallistren Uefsen. Die Krystalle v^iriiterten Sdinell aa der
Lnft; ihre Lösung gerann bei 8t bis 69* und wmde nicht
durch Essigslnre , wohl aber durch Weingeist, JGneralsänren
und aHe andern Reagentien , welche s. g. frotelnsubstansen
sonst prScipitiren , coagulirt. Lehmann betrachtete damals
diese Krystalle als aus eiweifsartigem Stoff mid unorganischer
Substanz bestehend , der Verhindnng von Chlomatriani und
Traubenzucker analog.
In einer weiteren Mittheilung *} hob Lehnann zu-
nilchst hervor, AbIs die Verdunstung der Flüssigkeit ohne
allen Einflurs auf die Bildung dieser Krystalle ist, und datis
im Gegentheil die Verdünnung des Blutes mit Wasser ein nicht
unwichtiges Mittel zur Herbeirührung der Krystallisation ist.
Denen entgegen, welche die Krystalle im Wesentlichen für
unorganische Salze hielten, machte Lehmann auf die ver-^
hältnifsmäfsig grofse Menge aufmerksam, in welcher die kry*
stallisirbare Substanz aus Blut erhalten werden kann; er er-
hielt aus Meerschweinchenblut unter verschiedenen Umstän-
den von 1,6 bis zu 7,0 pC. steigende Mengen dieser Substanz.
Die aus dem Blut der Carotiden und Jugularvenen von
Meerschweinchen erhaltenen Krystalle zeigten aufser der
am häufigsten vorkommenden Telraederform manchmal auch
Octaeder und andere Formen des reguliren Systems. Ihre
Farbe war zuweilen etwas dunkler, zuweilen etwas heller
roth; selten waren sie fast farblos; längere Zeit unter Wasser
*) Beneble <i. GeseUidi. d. Wiifeoseh. su Ui|>ag, 11» 79.
StAwim» m$ dem Blute. 379
bei LafbAichkib asfbenrihri pflegrlen sie eine violeUe Fir-
bung flnzvneliiiieii. An Aetker und Alkobol gaben die Kry*
stalle sehr wenig (nicht ganz 2 pC.) ab. In Wasser waren
sie sehr schwer löslich ; 100 gesättigte Lösung hiaterliersen
0,155 bis 0,184 festen Riiekstand. Durch Alkohol worden die
Krystalle nnlöslich in Wasser, meistens mit ziemlicher Bei-
behaltung ihrer Form; fast ebenso verhielten sie sich nach
aUmällgem Erhitsen auf 100*.
Die Svbstani der Krystalle erwies sich anfserordentlich
leieht zersetzbar, sowohl wenn sie aufgelöst als wenn sie
unter Wasser bei Zutritt der Lufl aufbewahrt wurden. Bei
24- bis 48slttndigem Stehen d^ frisch bereitet hellziegdrothen
Krystallsediments an der Luft bei mittlerer Temperatur wurde
es idlmfilig kirsdiroth, schmutzig - blauroth und fast schwarz,
worauf es zu zerfliefsen und in der überstehenden Flüssig-«^
keit mit dunkdbraunrother Farbe sich aufzulösen anfing.
Waren die Krystalle jedoch nicht mehr mit anderen Blutbe-
standtheilen gemengt und bestand die darüber stehende Flüs-
sigkeit nur aus Lösung reiner Krystalle, so blieben sie unter
Wasser oft 8 Tage lang und bei Luftabschlufs noch länger
unverändert. Auch in Lösung zersetzte sich die Substanz
der Krystalle weit langsamer bei Abwesenheit der anderen
Blutbestandthefle ; die Zersetzung beginnt hier stets von der
Ob^fläche der Flüssigkeit aus , und wird durch dunkefarothe
Färbung der ursprünglich pfirsichblttthfarboien Lörang an-
gezeigt.
Deber das chemische Vwhalten der krystalUsirbaren Sub-
stanz theilte Lehmann Folgendes mit. Die wässerige Lö-
sung der reinen Krystalle, welche keine Reaelion auf Fflan-
zetfarben zeigt, ist in der Hitze gerinnbar; bei OS* beginnt
sie zu opalisiren, bei 63^5 wird die Coagulation vollendet;
das Goaguium ist schwer zu filtriren. Durch Aether wird
die wässerige Lösung nicht coagulirt, mit einem gleichen
2b*
360 0«6er eime krfßsiaMklrbate argamtdie
Voluin wanerfreien Aftohob versetst aar opalifireiid. Darck
kalte concenirirle Salpeteraüore werden die Kiystaile dunkel,
hsl schwarz gefllrbt, und löiea sich beim Erwärmen siem-
lich leicht zu einer gelben FUlssigkeit auf; die wttssarige
Ldsung der Krystalle giebt mit Salpetersäure eine sehr be-
dentende weilse Fällung. Salzsäure und S<:hwefclsäare be-
wirken, gleich der Essigsäure, in der wässerigen Lösung
keine Trübung, verwandeln aber 3ire Pflrsichblüthfinrbe in
blasses Braungelb; die trockenen Krystalle werden von con-
oentrirter Salzsäure und Schwefelsäure nicht gelöst, sondern
zu einer schwärzlichen klebrigen Masse vereinigt. In Essig-
säure löst sich der krystaUisirbare Stoff ziemfich leicht mit
gelber Farbe, und wird* aus dieser Lösung darch gelbes und
durch rothes Blutlaugensalz in Flocken gefällt; bei Neutra-
lisation der essigsauren Lösung scheidet sich ein schmutzig-
blafsgelber Niederschlag aus. Aetzkali verwandelt die licbt-
rothe Farbe der Lösung der Krystalle in ein schmutziges
Gelb ; die Krystalle selbst sind in concentrirter Kalilauge an-
löslich, lösen sich aber leicht in Aetzammoniak zu einer
pfirsichblüthfarbenen Flüssigkeit , aus welcher Essigsäure das
Gelöste in Flocken fällt. Chlorgas entförbt die Lösung der
Krystalle fast augenblicklich und präcipitirt weilse Flocken.
Sabniak, gelbes und rothes Blutlaugensalz, Ghlorcalcium und
einfadi-essigsaures Bleioxyd verändern die Lösung der Kry-
stalle nicht ; basisch-essigsaures Bleioxyd macht sie opaKsiren
und auf Zusatz von Ammoniak scheiden sich schmutzig-weifse
Flocken aus ; salpetersaures Silberoxyd bewiiitt eine schwache
Opalescenz; Quecksilberchlorid giebt nur im Ueberschusse
zugesetzt einen weifsliehen Niederschlag; schwefebaures
Kupferoxyd scheidet erst nach einiger Zeit einen blafsgrün-
lichen Niederschlag aus; aalpetersaures Quecksilberoxydul
so wie zweibcb-chromsaures Kali bewirken erhebliche weide
Substanz am dem Blute. 381
Niederschläge; das Millon'sche Reagens giebt die bei Pro-
teinkörpern gewöhnliche Reaction.
Bei dem Erhitzen der Krystalle auf 160 bis 170* be-
ginnen diese sich zu zersetzen, unter Entwicklung eines
bornartigen Geruchs, der sich jedoch hier schwächer zeigt
als bei den anderft eiweifsartigen Stoffen ; es findet starkes Auf-
blähen und bei stärkerem Erhitzen Entwicklung entztindlicher
und mit heller Flamme brennender Dämpfe statt.
Da die Krystalle nicht luftbeständig sind, liefs sich der
Gehalt an Krystallwasser nicht genau bestimmen; er wurde
zwischen 15 und 19,9 pC. variirend gefunden. Die Tollkom-
meu ausgetrockneten Krystalle zogen an mäfsig feuchter Luft
bei etwa 15® 11,1 bis 11,3 pC. Wasser an.
In den getrockneten Krystallen wurde der Gehalt an
Asche zwischen 0,8 bis 1,3 pC. wechselnd gefunden; die
Asche enthielt zuweilen 45 pC. Eisenoxyd neben phosphor-
sauren Salzen; der lösliche Theil derselben reagirte neutral
und enthielt weder kohlensaure Alkalien noch Chtornatrium
oder Chlorkalium.
In einer dritten Mittheilung*} macht Lehmann fol-
gende Angaben ttber die Resultate der weiteren Untersuchun-
- gen, welche er über diese, jetzt von ihm als BdmatokrystaUm
bezeichnete Substanz angestellt hat.
Er überzeugte sich, dafs weder die Abwesenheit von
Fibrin noch die Anwesenheit von Serum zur Bildung der
Krystalle nothwendig ist. Wenn man z. B. fein geschnittenen
Blutkuchen von Meerschweinehen oder Katzen , Hunden u. a.
drei- oder viermal mit einem gleichen Volum Wasser anrührt
und auswascht, so kann man selbst aus den letzten Aus-
wascbflttssigkeiten, die gewifs nur Spuren von Serumbestand-
theilen enthalten, nach dem unten zu beschreibenden Ver-
*) Berichte d. GcwHacb. d. WineiMcb. sn Leipsif f. 18&3^ II, 101.
382 V^her eme krysiattiskbare €rgrtm$eke
fahren die schönslen und reinsten Krystalle «rfcallen; ans
dem Senun selbst waren aber auf keine Weise denen des
Himatokrystallins iknliche KrysfaOe in erhalten. DaEs die
Gegenwart von Fftrtn der Aasscheidung von BämatokrystalKn
eher i&rderüch als hinderUch ist, geht s. B. darans hervor,
dafs, wenn man aerscbnitlenen oder in einem feinen Brei
aerquelschten Bhitknchen von Mensohen, Hunden, Meer-
schweinchen, Igeln u. a. wlederholl mit Wasser answasdft nnd
dann an der Lnik am Lichte einige Zeil liegen lifst, der vor-
her dunkelblaorothe ROduitand sich aOmilig hellsinnoberrolh
fkrbt nnd unter dem Mikrosoep die schönsten Kryslatte
»eigt
Hinsichtlich der Ansscheidong des Hfinalokrystdlitts be-
stätigte es sich, dab diese nicht auf einer Verdnnstnng des
Lösnngsnntlels bemhl ; und der Umstand, dafs diese Ausschei-
dnng an derLnft stattfindet, veranlafste Lehmann zu unter-
suchen , ob der Sauerstoff oder die Kohlensäure der Lull hier
von Einflufs sey. Die Behandfaing des Bluts mit Sauerstofl^s
gtib nur wenige Krystalle, aber als in so behanddtes Blat
Kohlensäure eingeleitet wurde, trabte sich die Flüssigkeit bald
von ausgeschiedenen Krystäilohen des Hämatokrystallins. Al-
leinige Anwendung von Kohlensäure, ohne voigängige von
Sauerstoff, war von nur sehr geringem Einfluls auf die Bildung
der Krystalle. Von wesentlichem Biatufs erwies sich aber
noch die Binwirining des Lichts , sofern aus demselben Bhit
bei AbscUufs des Lichtes weniger, bei directer Bin Wirkung
des Sonneidichts aber am meisten Hämatokryatallia erhaltea
wurde.
Zum Zweck der Darstdlung des HämatokrystaHins mnfs
die Sauerstoffeinwirkang der Kohlensäureeinwirkuag voraus-
gehen ; soll möglichst viel Hämatokrystallin erhallen werden,
so ist das Blut mit Sauerstoff voUkommen zu sättigen, ehe
man Kohlensäure einwirken läist Oaonisirler Sanersloff war
Sttbsianz am» dem Bbiie. . 383
akne heoMridichea Efaiflub wf die Kryslam>fldung. Wasserstoff
konnte zum Zweck der Darsiellupg von Hfimatokrystallin die Koh*
lensiure nicht erseUten, schien aber ähidiches zu bewirken, wie
das Saneirstoffgas, sofern erst mit WasserstoQg[as und dann mit
Kohlensäure behandeltes Blot erhebliche Mengen Httmatokrystallio
lieferte. Durch Slickoxydulgas schien bei der Darstellung des
littmatokrystallins das Sauerstoffgas, wenn auch nicht vollständig,
ersetzt werden zu können. Kohlenoxydgas färbte das mit
Wasser versetzte Blut sehr dunkel, fast schv?arz, und ver«
nichtete in jedem Falle die Krystallisationsfähigkeit des Blutes,
noehte es nach Behandlung des Bluts mit Sauerstoff oder
vorher mit dem Blute in Berillhining gebracht worden seyn,
oder modite das mit KoUenojiyd impvägnirte Blut auch noch
so lange mit Sauerstpff und Kohlensäure behandelt worden
seyn; es wirkte selbst auf die schon gebttdeten Krystalle
zersetzend ein.
Als das beste Verfahren zur Darstellung der Krystalle
aus d^n Blut empfieht Lehmann folgendes. Das Blut wird
in einem tarirten Geräfse aufigefangen und, wo möglich vor
vollständiger Gerinnung, mit etwa dem gleichen Gewicht oder
Volum destiUirten Wassers gemischt j ^e der Blulkuchen sich
eontrahirt hat oder zu contrahiren (Serum auszupressen} an*
fängt, wird er mit einer Coop er 'sehen Scheere in mäbig
kleine Stacke zerschnitten. Zur weiteren Zerkleinemng des
Faserstoffs und möglichster Befreiung desselben von Blut-
klMrperchen iUUt ihn Lehmann in eine Spritze, deren offe-
nes Ende mit einer siebförmig dturcUi^cherten Platte geschlos-
sen werden kann, und preist ihn durch die Löcher der
letzteren auf ein Leinwfindflilter , aus w.elchem durch end-
Uobes Ausj^ressen die cmorreiche Flüssigkeit gesammelt wird.
3ei Anwendung gröbeirer Mengen Blut ist es vortheilhafter)
das ungewässerte Bbit erst vollständig gerinnen, den Blut-
kuchen siph contrahiren zu lassen und das ausg^refste
384 üeber eme knfMiallmrbare argmriMche
m
Seram abzogiefgen, ehe man denselben gfröblich zerschneide! und
in die Spritze bringt ; der auf dem LeinwandMter yerbldbende
Faso-Stoff wird dann mit so viel Wasser ausgewaschen, dafs die
durchgehinfene Cmorllttssigkeil etwa mit dem gleichen oder an*
derthalbfachen Volumen Wasser verdünnt ist Durch die in einen
Glaseylinder aufgesammelte Cmorflüssigkeit wird nnn eine
halbe Stunde lang Sanerstoffgas geleitet, so dafs sidi Gart-
wührend auf ihref OberIMche grofsblasiger Scliaum befindet
Leitet man dann Kohlensäure durch die Plilssig^dt , so be-
ginnt die Krystallbildung gewöhnlich schon nach 5 Minuten ;
wird die Behandlung mit KoUensinre 10 bis 15 Minuten lang
fortgesetzt, so wird die Tritbung sehr bedeutend und beim
blofsen Stehen hat sich dieKrystallsubstanz mi Veriaufyon zwei
Stunden voHatindig ausgeschieden. — Dodi scheidet sich das
HämatokrystalKn auf diese Art nur aus dem gewässerten
Blute von Meerschweinchen, Ratten, Mäusen und Oberhaupt
solcher Thiere ab, welche tetra«dri$ch krystallisirtes Hämato-
kryslaUin geben. Beim Blut anderer Thiere, deren Htimalo-
krystallin in Prismen, sechsseitigen Tafeln oder Rhomboädem
krystallisirt, lassen sich durch noch so lange fortgesetztes
Einleiten von Sauerstoff und Kohlensäiffe keine ErystaHe er-
halten; das in den letzteren Formen krystaHisirende Hämato-
krystallin ist weit löslicher, als das tetralMirische , ersteres
löst sich in etwa 90, letzteres in etwa €00 Theilen Wasser.
Zur Gewinnung . des in anderen Formen , als der Tetraöder-
form, krystallisirenden Hümatokrystallins ist jedoch auch die
Verdünnung der Cruorfittssigkeit mit Wasser unerläfslich ; um
das Hämatokrystallin weniger löslich zu machen und auszo-*»
scheiden, ist in diesen Fällen der Zusatz von etwas Weffr-
geist zu der gewässerten Cruorfittssigkeit, vor oder nach der
Behandlung mit Sauerstoff und Kohlensäure, nothwendig;
manchmal kann auch an der Stelle von Weiageisl etwas
Aether mit gleich gutem Erfolge zuges^^t werden.
•
Substm9 aus dem Bhiie. 38S
Das so dargestellte HimatokrystaUiii ist üidefs noch
rein ; es enthält noch andere Beslandtheile des Bluts (namenl*-
lieh, Lymphkdrperchen und Rudknente farbiger Blatz^Uen)
beigemengt, die sich durch ScUttmmen mit Wasser oder wis-
serigem Weingeist nicht vollständig entfernen lassen. Aus
der Lösung des Hämatokrystallins dassdbe in irgend grMMH
ren Mengen umkrystalUsirt zu erhalten, gefamg nicht. Unter
dem Kikroscop oder ii^ einer dttnnen Schichle in einer sehr
flachen Schale der freiwilligen Verdunstung überlassen, zeigte
die Lösung zwar wieder Krystallbildung , aber bei der frei»
wfliigen Verdunstnng grOfserer Mengen Lösung an der Luft
trat Zersetzung des HämatokrystaHms ein. Auch im leeren
Räume bildete die Lösung keine Krystalle und büfale dabei
ihre Krystallisationsflhigkeit sogar vollständig ein, was, wie
es scheint, mit dem Entweichen einer geringen Menge Kohlen*
säure in Zusammenhang steht, welches unter diesen lAnstän-
den stattfindet Einer im leeren Räume gewesenen LösM^f
von Hämatokrystallin liefs sich weder durch Behandlung mit
Kohlensäure, noch durch die mit Sauerstoff und Kohlensäure,
noch durch Zusatz von Weingeist oder Aether die Krystalli-
sationsfahigkeit wiedergeben.
Das aus Hnndeblut dargestellte Hämatokrystallin, wel-
chem noch Blutkörperchenhüllen u. a. beigemengt waren, gab
nach der Behandlung mit Alkohol, Aether und Wasser und
getrocknet bei der Analyse (nach Absug der Asche) fol-
gende Zahlen :
L n. HL
Kohlenstoff 55,41 55,24 55,18
Wasserstoff 7,08 7,12 7,14
Stickstoff 17,27 17,31 17,40
Sauerstoff mit etwas Schwefel 20,24 20,33 20,28
Trockene, mit Wasser, Alkohol und Aether ausgelaugte
Krystallsubstanz aus Hundeblut gab in 3 Versuchen 0,25S;
0,306 und 0,248 pC. Schwefel; ebenso dargestellte Krystall*
aus leenehweiacheiibliil Q^M; 0^405 md <VM6 |iC
MnrofeL
Lahnaaii*« Beaidtito tttier den Ascfaeagehall des Eioialo-
faryattBiiii'Mtf MewschweiBckeobkil wurden schon oben (S.381}
■ygeUieai. In den nril Aikokol» Aeihmr und aied^dem Walser
avagelraftai HinalokryaUUni ans Amdeblot fand er 0,718
bb 0,938 pC. Asche; in solchem, welches nnr im leeren
Banne f elracknet aber nioht mii den genannten Flttss^^i-
ttn extnMri worden war, 1,823 bia 1,392 pC. Ajche. Alle
Aschen enifaiellen haopIsttcUich Eisenoxyd, neben die-
aber Tenngsweise metaphosphorsaure Saiae (in dem 10»-
Kehen nnverinderten Httmatokrysiailin isl gewahnliche Phos-
j^KWsinre enthalten), an Basen Kalk» Magnesia und etwas
Krii, femer geringe Mengen von SckweMsilure, aber weder
Chlor nooh Matron. — Die Asche der KrystaDe ans Mear-
schwainchenbhit (I.) und ans Hundehlnt (IL) ergab die Zn-
sanmenseignng :
^
L
n.
Eisenoxyd . .
48,648
63,842
PhospborsBure .
18,750
19,814
Kalk ... .
'5,314
5,963
Magnesia . .
1,411
0,970
Chloriuliam
22,964
5,212
Sekw«feb. Kalk
2,364
3,456
99,491 99,259.
INe Alehe der coignXrten und ansgewascbeuen Krystallr
snbstans enthielt 91 bis 95,8 pG. Eisenoxyd und 9c|»ea diesem
nur phosphorsaure Salze.
Lehmann hebt ausdrücklich hervor, dafs die untersuch-
ten Proben Uimatokrystallin noch erhebliche und veränder-
liche Mengen HOHen- und Kemsubstanz der farbigen und der
farblosen Blutkörperchen enthieRen ; bei Veiauchen, die Menge
dieser Veronreinigungnn zu besUnnaen, wo die KrystaUe im
leeren Itanme gairocknel und gewogen, .dann, bi Wasser ge-
i
Suktkms^ aus dem BM^ 387
löst und die Hallen- und die Kernsubstanz als unlösliolie
schleimig^e Masse auf einem Filter gesammelt worden, ergab
sieb das Gewicht der letzleren zu 9,4 bis 16,9 pC. vom Ge*
wicht der im leeren Baume getrockneten Kry stalle.
Lufttrockenes prismatisches Hämatokrystallin aus Hunde-
blut verlor im leeren Räume 9,790 pC, und die getrocknete
Substanz zog an der Luft bei etwa 15® während 14 Tagen
wieder 9,545 pC. Wasser an; die letztere wieder wasserhal-
tig gewordene Substanz verlor bei 120® 9,097 pC. Wasser»
lieber die Hygroscopicität des Hämatokrystallins aus Meer^
sehweinchenblut vergl. S. 381.
Aether, Alkohol und dann auch Wasser ziehen aus dem
Hämatokrystallin verschiedene Substanzen aus, die indeb
meist schon Zersetzungsproducfe dieses Körpers sind, denn
das Hämatokrystallin geht hierbei in den unlöslichen Zustand
ttber, unter Abscheidung mehrerer organischer Materien und
saurer Mineralsalze. I und II sind die mit tetraädrischem,
III die mit prismatischem Hämatokrystallin (aus Hundeblut}
erhaltenen Resultate in Procenten ausgedrückt :
I. 11. IIL
Bxtract durch Aether und
wasserfr. Weingeist . 0,705 0,730 1,220
Bxtract durch Weingeist von
83 pC 1,225 1,236 0,610
Extract durch Wasser . . 0,623 0,322 0,3^
Ungelöstes 97,138 96,898 97,534
99,691 99,186 99,712.
In dem ätherisch-alkoholischen Auszug ist Fett enthalten,
welches von den Verunreinigungen herrührt. Der weiiigei-
stige Auszug röthet Lackmus und enthält saure phosphor-
saure Salze nebst organischer Materie; zugleich enthält die
Asche dieses Extracts immer auch etwas Eisen. Der wässe-
rige Auszug enthält je nach der Dauer des Kochens ver-
schieden viel gelöst, und bei wiederholtem Auskochen der
38B Üeber ekm krgtiatthirbm'e örganiicke
Snbsloui nril neaen Mengen Wasser wurde imnier noch
etwas gelöst.
Fihrirte Lösungen des prismatischen Hämatokrystallins
aus Hundeblut hinterliefsen 0,48 bis 3,15 pC. bei 120^ ge-
trockneten festen Rückstand.
Bei dem Coaguliren des Hämatokrystallins in einer vor
dem Sieden mit ^ ihres Volums an Weingeist versetzter Lö-
sung ergab sich , dafs nicht Alles Gelöste in das, Coagulum
ttberging, sondern 100 Th. des ersteren gaben 97,95 Th.
Coagulum. Die vom Coagulum abgelaufene Flüssigkeit zeigte
saure ReacUon auf Lackmus, und enthielt saure phosphor-
saure Salze von Alkalien, Kalk und Magnesia nebst einer
organischen Säure, welche mit den meisten Basen lösliche,
syrupartige, nicht krystallisirbare Salze bildet. Lehmann
betrachtet es hiernach als erwiesen, dafs sich bei dem Ge-
rinnen des Hämatokrystallins von dieisem saure phosphorsaure
Salze und eine saure organische Materie abspalten, und er
glaubt vorläufig die lösliche Krystallsubstanz als eine Ver-
bindung einer gepaarten Phosphorsäure ansehen zu dürfen,
welche beim Erhitzen in die coagulirte Materie und freie
Phosphorsäure oder saure Phosphate zerfalle*
Lehmann erinnert noch an Berzelius' Beobachtung,
dafs bei dem Gerinnen der, vorher schwach alkalischen,
Lösung des Globulins der KrystalUinse eine saure Flüssig-
keit entsteht, fügt aber hinzu, dafs nach seinen Erfahrungen
das Auftreten saurer Reaclion hier nicht durch Phosphor-
säure, sondern durch eine organii^che Säure verursacht wird.
Das Globulin scheint auf den ersten Blick auch darin einige
Aehnlichkeit mit dem Hämalokrystallin zu haben, dafs auch
das erstere aus seiner wässerigen Lösung durch Kohlen-
säure ausgeschieden wird; doch ist der Niederschlag des
Globulins stets vollkommen unkrystallinisch und löst sich,
Siikitan» äu$ dem BhOe,
wenn er mit der Flüssigkeit an der Luft steht oder Sauer-
stoff eingeleitet wird, wieder voltständig auf.
Als vier verschiedene, der Httmatokrystallin* Gruppe an-
gehörige Verbindungen unterscheidet Lehmann :
i) Das jnisnuiHsche Hämatokrystallin, aus dem Blute der
meisten Thiere, namentlich dem Milzvenenblute der Pferde
und Hunde, dem Blute der Fische, dem Blute des Igels u. a.
Lehmann rermuthet, dafs auch noch unter dieser Abthei-
Inng verschiedene Arten Hämatokrystallin jetzt zusammen*
gefafst werden und später zu sondern sind.
2} Das telraSdrüche Hämatokrystallin, das sich auch in
anderen Formen des regulären Systems zeigen kann, aus
dem Blute des Meerschweinchens, der Ratte und der Maus;
es ist die schwerlöslichste unter den verschiedenen Hämato-
krystallin - Arten.
3) Das hexaganale Hämatokrystallin, aus dem Blute des
Eichhörnchens; es bildet entweder grofse sechsseitige Tafi^ln
oder sechsseitige, rosettenförmig gruppirte Prismen, ist etwas
löslicher als das tetraödrische, aber viel schwerer löslich als
das prismatische.
4} Das rhomboidrische Hämatokrystallin, aus Hamster-
blttt; es krystailisirt bei aihnäliger Verdunstung in Rhom*'
holdem von etwa 60^ und 120., durch Einleiten von Satter^
Stoff und Kohlensäure in die Cruorflüssig^eit dargestellt in
äufserst feinen sechsseitigen Tafeln, und scheint hinsichtHcb
seiner LösUchkeit zwischen dem hexagonalen und prismati-
schen zu stehen.
Will man ein Blut unter dem Mikroscop auf seine Kry^
stellisirbarkeit prüfen oder eine reine HämatokrystalKn-Lösung
zum Krystallisiren bringen (welches letztere nicht immer so
leicht ist), so läfst man einen Tropfen davon einige Zeit ail
der Luft stehen und baucht ihn, wenn es gewässertes Blut
ist, einigemal an, läfst ihn dann so weit verdunsten, dafs der
MO Debet ekm knfeUUeMmre mjgmmeeke
ttmd des Tropfens eüisalrooknen (mlfaigi, wd kedackl ikn
dMiB erst mil dem Deckpttttehen ; die Fllbrigkeii bralel üdk
dion Aber den eingetrodaeteB Ring aus, an diesem btMen
•ick aber nun am leichtestai Krystalle und diese meist tob
rekti? bedeutender GrdEie.
Das prismalisdie HimatokrystalUn (rem tknMUn£) md
das telraMrisdie (dessen Reaetionen S.379r« angegeben
den} seifen in ihrem chemischen Verhaken keine
liehen Unterschiede and meist nur sokhe» die dnrdi die
gröbere Löslichkeit des ersteren rerarsacht sind. Dib Ld-
anng des prismatisdiea beginnt swiseheii A4 nnd 65* zn
gerinnen. Sahtstture nnd Schwefelsftnre geben darin, aber
nmr wenn sie concentrirt ist, Fillnngan.
Die Ton Panum mid von Melsens Ar das Albomin
hervorgehobene Eigenschaft, aus mit Essigsäofe angeainerter
Fltssigkdt dmrch neutral» Alkalisaise nnd aas einer mit sd-
ehem Salse gesättigten Lösung durch BssqpBlfmne geffllt sn
werden, kommt allen s. g. Protei*nsubslanxen nnd auch dem
Bimatokrystallin su. Das auf diese Art umgewandelte Hiomto-
krystsllin kann durch Lösen in Wasser und FiHen nmt Chler>
natriumi Chlorammonium, sdiwefelsanrem Natron a. a. frei
▼on Sfiure erhalten werden. Es bildet dann -einen blab-
bfiunlichen amorphen Niederschlag, welcher frisdi gefkBt in
feinem Wasser etwas anfquiQt nnd sidi dann leicht lOst
(durch Liegen an der Luft oder durch Biatrocknen wird er
in Wasser fast nnlOslich). Die Lösung kann ohne Trübung
gekocht werden, aber auf Zusatx von Alkälisah tritt be
schon um so niedrigerer Temperatur Füllung ein, je mdir
Salz sugeftagt war. Durch Weingeist wird die Lösung nicht
getrübt; ^IpelersHure und Schwefelsliure bewirken reichliche
NiederschUfige, Salzsäure nicht; schwefehMare tfagnesia, Alaun,
Schwefels. Kupferoxyd, Bis^dilorid, Zinnchlorttr und einlhch-
essigsaures Bleioxyd bewirken käne Fällung, wohl aber ba»
SitbUm» ms dem Bkth. 391
rifok^ei0ig0fliiM(i Bltlhxfij M^elersaoret Silberoxyd, Ottedi«*
sflbercblorid, salpetersaures Qaecksilberoxydut und Kalimn*^.
eisencyantlr. Bei der Umwandlung des Hilmatokrystalluis
durch AusnUen miUelsl Chlorammonium aus der essigsaureii
Läsung geht es vollständig in die abgeänderte ModificaUou
über» ohne dab eine andere organische Substani geMsl bUebe«
Wird eine schwach saure Lösung des umjgewandelleii
HäiMitofcrystallins mit rerdttnnter Kalilösung vorsichtig ne«^
Irriisirty so entsteht ein Miederschlag von wiederum abgeäa*
derten Eigenschaften, welcher sich leicht filtriren läfsl, aber
beim Auswaschen in Wasser wieder löst; die reine Lö8mi|
gUbi beim Brhitiett^ ein Coagulmn bräunlieber Flodten, aber
selbst der kleinste Zusatz von Essigsäure hebt diese Oeriiift»
bailGeit auf. Die wässerige Lösng wird gefällt durch Sal«
pelersänre, durch stark ttberschüssig^ Salisäure, durch Schw««
feisäure (letsterer Niederschlag löst sich in iberschtissiger
Schwefelsäure}; unter den Salzen bewirkt nur das salpeter»
saure QuecksUberoxydul einen permanenten Niederschlag,
andere Salze geben keinen oder einen im Ueberschufs des
FäUunfsuMttels lösUcfaen Niederschlag. Die Lösung scheidet
beim Stehen an der Luft allmälig einen nicht krystaliintschen
sehmntzig - fleischfarbenen Niederschlag aus; der in Wasser
suffpendirte Niederschlag wird durch Einleiten von KoUen*
säure gelöst und bei darauf folgendem Einleiten von Sauer»*
Stoff wieder ausgeschieden.
c. Analytitcbe Beitrif^e.
Ueber die Bestimmung des Ammoniakgehalts in Wasser.
Boussingault*} haf Untersuchungen fiber den Am-
moniakgehalt von Regen -y Schnee-, Flufs-, Quell- und
«} Ana. dk pkyi. [S] XtXVL, 257.
Sn Tefttfr die Bestimtmmg de$ AwmumiakgihnUi im Waster.
BruMDwasier angresleDt Seine Methode, iem Gehall etaes
Wassers an Ammoniak zu bestimmen, gründet sidt daraaf,
daCs bei der Destillation von Wasser, das nar wenig Admbo-
niak enthält, dieses sich schon in den ersten Portionen des
Destillats vollständig vorfindet Er destiUirt von 1 Liter Wasser,
welchem zur Zersetzung der darin enthaltenen Ammoniaksalze
und ZOT Bin'dung der Kohlensäure etwas Aetzkali zugesetzt
isl, 400 Cubikcentimeter ab, bei guter Abkühlung und mit
der Vorsicht, dafs Nichts von dem siedenden Wasser mecha-
nisoh in das Destillat übergerissen werde. Die Menge den
Aounoniaks im Destillat bestimmt er dann volumetrisch nach
Piligot's Methode, für ammoniakreicheres Wasser anter
Anwendung einer verdünnten Schwefelsäure, welche in 1 Lh*
ter 61,250 Grm. Schwefelsäurehydrat enthält und von weldier
10 Cubikcentimeter 0,212 Grm. Ammoniak zur Neutralisation
bedttrf(Mi,' und einer verdünnten Lösung von Aetzkali, von
welcher bekarait ist, wieviel Cubikcentimeter derselben ein
bestimmtes Volum der verdünnten Schwefelsäure neutralisiren.
Es brauchen z. B. 10 CC. verdünnte Schwefelsöure, nachdem
sie mit 40 bis 50 CC. Wasser vennischl und mit dnigen
Tropfen Lackmustinktur roth gefUrbt worden sind, 33»2 CC.
der Kalilösung, damit die Farbe der Flüssigkeit ins Blaue
spiele Cdie blaue Färbung der Flüssigkeit gebt später wieder
in Roth über; der zu treffende Punkt, wo die Menge der
verbrauchten KaUlösung notirt wird, ist der, wo die Flüssig*
keit in ihrer ganzen Masse zuerst bläuliche Färbung zeigt};
wenn 10 CC. der verdünnten Schwefelsäure, die mit ammo-
niakalischem Destillat versetzt und dann mit etwas Lackmus-
tinktur gefärbt wurden, nur 13,5 CC. Kalilösung (entspre-
chend 4,066 CC. Schwefelsäure} bis zum Eintreten der blauen
Färbung brauchen, so waren 10 — 4,066 =: 5,934 CC. Schwe-
felsäure schon durch das in dem Destillat enthaltene Ammo-
niak neutralisirt und letzteres beträgt 0,1258 Grm. (10 : 0^12
Debet die BeiHkamng des AmmouiakgehalU m Wasser. 393
^ 5,934 : 0,1258). Bei geringem Ammoniakgehalt der xu
prüfenden Flüssigkeit nimmt man die Schwefelsäure und die
Kalilösung noch verdünnter; die Glasgertfthe, welche man zu
diesen Versuchen anwendet, müssen vorher mit concentrirter
Schwefelsäure behandelt werden, weil namentlich noch nicht
gebrauchtes Glas etwas Alkali an saure Flüssigkeiten abgiebt;
von der alkalischen Lackmustinktur mufs man immer dieselbe
Anzahl Tropfen zur Färbung derselben Menge verdünnter
Säure anwenden, und endlich thut man wohl^ die verdünnte
Kalildsung durch Auflösen von neutralem schwefelsaurem Kali
specifisch schwerer zu machen, damit sie bei Zusatz zu der
sauren Flüssigkeit in derselben untersinke und sich rascher
damit mische.
Bei Versuchen, wo reinem (ammoniak- und kohlensäure-
freiem) Wasser bekannte Mengen Ammoniak oder Ammo-
niaksalz zugesetzt wurden, liefs sich nach dem obigen Ver-
fahren die Menge des in der Flüssigkeit enthaltenen Ammo-
niaks auf weniger als ^Milligramm wiederfindßn. War dem
Wasser eine kleine Menge stickstoffhaltiger organischer Sub-
stanz (z. B. Leim) zugesetzt, so ergab sich dadurch keine
in Betracht kommende Vermehrung des Ammoniaksaizes im
Destillat
Boussingault theilt die Resultate vieler einzelner Ver-
suche über den Ammoniakgehalt verschiedener Wasser mit,
die für die verschiedenen Arten von Flufswasser, Quellwasser
und das an verschiedenen Orten und Zeiten gesammelte Re-
genwasser sehr verschiedene' Resultate ergaben. Im Allge-
meinen enthielt das Regenwasaer mehr Ammoniak, als das
Ffofs-* und Ollellwasser, i Liter Regenwassa*, gesammelt
am Uebfrauenberg an den Vogesen, enthielt durchschnittlich
0,79 Milligramm Ammoniak (1 Liter Regenwasser zu Paris ge-
sammelt hingegen mehr, bis zu 3 Milligramm), 1 Liter Flufs-
wasser durchschnittlich 0,17 und 1 Liter Quellwasser durch-
Annal. d. Cham. u. Pharm. LXXXVUI. 3d. 8. Heft. 26 /
394 ÜOker die Erkmmmg der Sa^^Mmreämre.
schnittlick 0,09 MiHigramm Ammmiiak (die Versuche mit sol-
chem nrunnenwasser sind hier nichl berttcksichtigt« welches
ebne Zweifel mit faoleiMlen SubstaiuBen veronreioigt war;
1 Liter BnianenwtfSser von Paris hielt bis zu 34
Ammoniak). 1 Liter Meerwasser von Dieppe enthielt 0,2
gramm Ammoniak; 1 Liter Rheinwasser ^ bei Lauf erborg ge-
schöpft, im Juni 1853 0,49, im October 0,17 Milligrm. Anuno*
niak (bei dem letzteren kleineren Ammoniakgehalt filhrt doch
der Rhein in 24 Stunden 16245 Kilogramm Ammoniak bei
Lauterburg vorbei). 1 Liter Wasser von firisdi gefallenem
Schnee enthielt 1,78 Milligrm.; 1 Liter Wasser von zu glei-
cher Zeit^ gefallenem Schnee, der aber 36 Stunden lang anf
Gartenerde gelegen hatte, 10,34 Milligrm. Ammonidc.
Ueber die Erkeaniuig der Salpetersiare.
E. W. D a V y *) empfiehlt zur Eritennung der Sdpeter-
siure folgendes Verfahren, welches sich auf die Bfldung von
Nitroprussidverbindungen bei Gegenwart auch nur geringer
Mengen Salpetersäure und das Verhalten jener Verbindungen
zu Schwefelalkalien gründet. Der auf Salpetersäure au prtt-
fenden festen oder flüssigen Substanz werden einige Tropfen
einer concenlrirten wässerigen Lösung von gelbem Blutlao-
gensalz zugesellet, dann etwas reine Salzsäure (von etwa
1,15 spec. Gewicht); die Mischung wird alimälig auf 71^ C.
oder etwas stärker erhilzt^ und nach dem Abkühlen mit koh-
lensaurem Natron oder kohlensaurem Kdi neutralisirt, welche
indefs nur schwach überschüssig zuzusetzen sind; hei Gegen-
wart von vielem Niederschlag filtrirt man und v^^^it das
Fillrat mit 1 bis 2 Tropfen einer L(teang von SehwefelMnmo-
•) Phil Mag. [4] V, SSa
» ,
ütber 4. Betümmmg d. Salpeim^ffehaltes in SeUrfspuher, 395
niam, Sohwefelnatriaml oier Schwefelkaliuin, wo bei Anwe*
seoheil tob Salpetersäure eine vorübergehende parpame oder
violette Filrbang entsteht. Davy theilt mit, auf diese Art
die in jl^ Grain Salpeter enthaltene Salpeterstture nachge-
wiesen zu haben.
lieber die Bestinummg des Salpetergehaltes im
Schieüspolver.
Uchatius*} giebt hierftkr folgendes Verfahren an, als
rasch zum Sele fUirend ond genaue Resultate ergebend.
20 Gramme Pulver werden mit etwa 50 Grm. Bleischrot
in eine Flasche gebracht, 200 Grm. Brunnenwasser mittelst
einer tarirten Saugpipette zugesetzt, die Flasche wohl ver-
stopft und 8 Hinuten lang geschüttelt. Der im Pulver ent-
haltene Salpeter ist dann vollständig gel^t; die Lösung wird
durch graues FUefspapier filtrirt. 172 Grm. des Filtrats, mit
einer zweiten Saugpipette abgemessen, werden in ein Becher-
ghs ^gebracht, ein Thermometer eingesenkt und die Flüssig-
keit auf die dem angewendeten Brunnenwasser entsprechende
Normaltemperatur (vergl. unten) gebracht. Bin gttserner
Schwimmer wird nun eingesenkt , welche so construirt ist,
dars er bei einem Salpetergehalt des Pulvers von 75 pC.
(oder in ebier Lösung von 15 Grm. Salpeter auf 200 Grm.
Wasser) bc$i der Normaltemperatur gerade noch zur Ober-
fläche aufst^gt, während er in der nur mit 4 bis 5 Tropfen
Wasser verdünnteren Flüssigkeit zu Boden sinkt Mittelst
einer graduirten Saugröhre setzt man nun so viel einer
specifisch schwereren Probefiü$$i^eii Nr. 1 oder einer leich-
teren Nr. 2 zu (deren Zusammensetaung unten angegeben ist),
•} Wien. Acad. Ber. X, 748.
26'
396 Veber die BeMÜmmmg d&$ SalpetergekaUei
dafs der Scbwinuner in der Flüssigkeit das eben angegebene
Verhalten xeigt Ans dem dazn ndthigen Volumen der änen
oder der andern ProbeflHlssigkeit ergiebt sich , wieviel weni*
ger oder wieviel mehr Procente Salpeter, als 75, in dem
untersuchten Schieispulver enthalten waren.
(Bei Sprengpul^ern , welche etwir 60 pC. Salpeter ent-
halten, wägt man 25 Grm. anstatt 20 Grm. ab, verführt wie
oben angegeben, mufs aber das Endresultat mit f mnltipliciren,
um den Procentgehalt an Salpeter zu erhalten.^
Der ^Ifiserne Sdiwknmer ist birnförmig , mit einon nach
vollendeter Construction oben zugeschmolzenen Haarröhrchen
versehen, mit Qa^cksilber beschwert, so dafs er bei 14 bis
16* R. gleiches spec. Gewicht mit diner Lösung von 15 Grm.
reinem trockenem Salpeter in 200 Grm. Wasser hat.
För jede anzuwendende Quantität Brunnenwasser ist die
NürmaUemperaiinr zu ermitteln , bei welcher der Schwimmer
und eine Lösung von 15 Grm. Salpeter in 200 Grm. des
firaglichen Wassers gleiches spec. Gewicht haben , d. h. bei
wdcher der Schwimmer in dieser Lösung eben noch auf-
steigt, auf Zusatz von 3 bis 4 Tropfen Wasser aber* nie-
dersinkt.
Zur Lösung, die aus 20 Grm. des als Normalpulver an-
genommenen Pulvers von 75 pC. Salpetergehalt erhalt^a wird,
wären 200 Hilligrm. Salpeter zuzusetzen oder wegzunehmen,
um den Salpetergehalt um /y oder um i pC. zu steigern
oder zu verringern. Nimmt man von der Flüssigkeit, die aus
20 Grm. Pulver mit 200 Grm. Wasser erhalten wird und an-
nähernd 215 Grm. wiegt, wie oben angegeben nur | oder
172 Grm. zur Untersuchung, so sind dieser nur f . 200 oder
160 Milligrm. Salpeter zuzusetzen oder wegzunehmen, um
den Gehalt um 1 pG. zu steigern oder zu verringern. Hier-
nach wird die Prob^üssigkeii Nr. 1 , welche das an 75 pC.
Salpeter im Pulver Fehlende ersetzen soll, so bereitel, daCs
im Sehiefspulver. 397
man 20 Grm. Salpeter in 200 Gm. Wasser löst; 7,017 Grm.
derselben, welche auf der graduirten Saug^öhre 1 Volum*
einheit mUen müssen (die Volumeinheiten sind darauf indeb
auch noch in 'Zehntheile getheilt}, enthalten 160 Milligrm.
reinen Salpeter neben 6,857 einer Lösung, wie sie sich durch
Behandeln von 20 Grm. Normalpulver mit 200 Grm. Wasser
bilden m^fste. Der Zusatz von • je 1 Volumeinheit dieser
ProbeflUssigkeit Nr. 1 zu der in der oben angegebenen
Weise erlfaltenen Flüssigkeit, damit die letztere bei der Nop-
maltemperatur von gleichem spec. Gewicht wie der Schwimmer
werde, zeigt an , dafs das untersuchte Pulver 1 pC. Salpeter
weniger, als 7S, enthält. — Die Probeflüssigkeit Nr. 2, welche
einen Ueberschufs über 75 pC. Salpeter im untersuchten
Pdvw ausgleichen soll, wird durch Lösen von 10,184 Grm.
Salpeter in 200 Grm. Wasser dargestellt; der Zusatz von je
7,017 Grm. derselben, gleichfalls 1 Volumeinheit der Saug-
pipette füllend, zu der wie oben angegeben erhaltenen Flüs-
sigkeit, um sie auf gleiches spec. Gewicht mit dem Schwim-
mer zu bringen, zeigt einen Mehrgehalt an Salpeter von 1 pC.
über 75 in dem untersuchten Pulver an.
Uaber die Reduction des Arsens und des Antimons
aus ihren Verbindungen durch Cyankalium.
H. Rose hat Untersuchungen über das Verhalten des
Cyankalinms gegen die Verbindungen mehrerer Metalle unter-
nommen, um die für die analytische Chemie wichtigen That-
sachen festzustellen, und zunächst seine Resultate über die
Reduction des Arsens und des Antimons durch Cyankalium
mitgethe^t *).
^ PogS* Ann. XC, 193.
S98 lieber die Reducüon dei äneme tmd des AtOimm
Bei dem Schmelzeii von ArienyerMMtuigcii Hiit CyoH
kalium wird das Anen zuerst redocirt mid dann verflilelitigt,
so dars sich dasselbe quantitativ nidit gut aaf diese Art bo»
stimmen lifst. Ffir qualitative Untersochnng^n wnrde das
Cyankalium schon seit längerer Zeit angewendet, namendich
bei Aufsuchung des Arsens in suchen Verbindungett , in
denen es dnrdi andere Mittel schwieriger au rednctren ist.
Es gehdren hioher die Schwefel Verbindungen. Sowohl AsSt
als AsSf giebt, in der hieinsten Menge in einw Ulasrdhre mit
Cyankalium geschmolzen, einen Spiegel von metaBischem
Arsen* Es bildet sich dAei Schwrfelcyankalium , aber nicht
die ganze Menge des Arsens wird durch Cpnkaliam reduciit
und verflüchtigt. Es entsteht ein Schwefelsah des Arsens,
in welchem das Schwefelarsen der Zersetsung durch Cyan-
kalium widersteht. Aus der Lösung der geschnobenen Masse
in Wasser wird durch verdünnte Säuren unter Schwefelwas*
Serstoffentwicklung gelbes Schwefelarsen . gefällt Aus nrit
Schwefel gemengtem Schwefelarsen wird durch Schmelzen
mit Cyankalium kein Arsen abgeschieden und kein Arsen«
Spiegel gebildet.
Auch die Gegenwart leicht reducirbarer Metalle kann
die Sublimation des Arsens und die Abscheidung desselben
ganz oder theilweise verhindern; das Arsen scheidet sidi
dann mit dem redacirten Metalle verbunden ab, aus welcher
Verbindung sich bei einem gewissen Ueberschusse des Ar-
sens nur ein Theil desselben metallisch sublimiren kann. So
giebt arsenigsaures Kupferoxyd (Scheele's Grün} beim
Schmelzen mit Cyankalium nur einen geringen Arsenspiegel,
nach dem Mengen mit mehr Kupferoxyd aber keine Spur eines
solchen. Wird ein Gemenge aus arsensaurem Natron und
überschüssigem Bieioxyd mit Cyankalium geschmoiien, so
reducirt sich zwar alles Arsen zugleich mit dem Blei , aber
es zeigt sich kein sublunirtes Arsen. Bei dam Schmelzen
ami ikreft Verbmibtngm durch O^fankMum. 399
«
TM «neiuiaQrein Bleioxyd mit Cyankalium erhült man vid
mablirnttes metallisches Arsen, aber nach dem Mengen des
Sahses mit vielem Bleioxyd kann durch das Schmelzen mit
Cyankalium kein Arsenspiegel erhalten werden. Ein Gemenge
von fein zertheiltem Schwefelblei und Schwefelarsen AsS« giebt .
beim Schmelzen mit Cyankalium, selbst bei Gegenwart eines
bedeutenden Ueberschusses von Schwefelblei, einen schwachen
Arsenspiegel , aber wird vorher das Gemenge geschmolzen
oder nur bis zum Zusammensintern erhitzt^ so zeigt sich bei
dem Schmelzen mit Cyankalium kein sublimirtes Arsen.
Ebenso wird die Bildung von subltmirtem Arsen verhindert,
wenn bei dem Zusammenschmelzen von arsensaurem Natron
mit Cyankalium sehr viel Silberoxyd, Gold, Eisenoxyd, Nickel-
oxydul oder Kobaltoxydul zugegen ist; ist hingegen Hangan-
oxyd oder Manganoxydoxydul zugegen, welches beim Schmel-
zen mit CyaidLalium nicht redudrt wird, so entsteht ein starker
ArsenspiegeL Aus demselben Grunde zeigt sich auch ein
starker Spiegel von subUmirtem Arsen,, wenn ein Gemenge
von arsensaurem Natron und vielem Zinkoxyd mit Cyankalium
zusammengeschmolzen wird; eine Legirung von Zink mit
wenig Arsen giebt indessen beim Schmelzen mit Cyankalium
kein metallisches Arsen. Ist das arsensaure Natron mit sehr
viel Wismuthoxyd gemengt, so entsteht doch beim Schmelzen
mit Cyankalium ein Arsenspiegel, obgleich das Wismuthoxyd
dabei gänzlich reducirt wird; die Verwandtschaft des Wis-
mnths zum Arsen ist eine so schwache, dafs aus einer Legi-
rung beider Metalle das Arsen durch blolse Erhitzung beim
Attsschlufs der Luft abgetrieben werden kann.
Von keinem Metalle läfst sich aber das Arsen so voll-
ständig durch blofse Erhitzung trennen, wie vom Antimon,
und in allen Antimonverbindungen läfst sich ein geringer
Arsengebalt nicht sicherer auffinden, als durch Schmelzen der-
selben mit Cyankalium , wo die > kleinste Menge Arsen nach
MO VA0r dm Redudum dc$ Arwmu «. ite AnHmmu «fc.
der Redodfott voDsliadig verMchtigl wird. Audi in dem
Schwefekniiiiion läfsl sich ein sehr kleiner Gehalt an Schipefel-
araen leicht mittelst Cyankaliom entdecken ; in dem ktuflicken
Antimonium cmdnm kann inders der darin fast immer Tor-
kommende kleine Gehalt an Schwefelarsen anf diese Art nicht
nachgewiesen werden, weil darin gewöhnlich andi noch an-
dere Schwefelmetalle, namentlich Schwefelblei, enthalten
sind, welche dnrch das Cyankaliom gleichfalls redndrt wer-
den und deren Metalle das Arsen bei höherer Tenq»eratiir
fest au halten im Stande sind.
Aus den Verbindungen der Arsensäore mit den Alkalien,
den alkalischen Erden, der Magnesia und der Thenerde libt
sich das Arsen mittelst Cyankalium leicht reduciren und ab
metallischer Spiegel erhalten.
Das Axlmon wird in den antimonsanren AHcali^i AntA
Schmelzen mit Cyankalium vollständig reducirt und schmilzt
dabei fast ganz zu einer grofsen Kugel zusammen. Doch
liifst sich die Reduction des Antimons mittelst Cyankaliom
nicht zur quantitativen Bestimmung dieses Metalls aiiwenden,
weil während des Schmelzens sich eine kleine Menge des-
selben verflQchtigt, wahrscheinlich durch die Feuchtigkeit
des Cyankidiiums als Antimonwasserstoff. — Auch aus den
verschiedenen Modificalionen des Schwefelantimons wird beim
Schmelzen mit Cyankalium das Antimon, doch* nicht vollständig,
^ reducirt. Es bildet sich Schwefelcyankalium und ein Schwe-
felsalz des Antimons, aus welchem durch Cyankalium das
Antimon nicht reducirt abgeschieden werden kann; aus dem
Schwefelantimon-Schwefelnatrinm (Schlippe 'sehen Salz) wird
durch Cyankalium gar kein Antimon metallisch abgeschieden,
und auch nicht beim Zusammenschmelzen von kohlensaurem
und antimonsaurem Alkali, Schwefel und Cyankalium.
4M
Ueber das Verhalten des Schwefelarsens g^eh
kohlensaures Alkali
hat H. Rose gleichfalls Untersuchungen angestellt*}.
Bei dem Schmelzen eines Gemenges von Dreifach-Schwe-
felarsen AsSs und kohlensaurem Alkali in einer kleinen GIas<*
röhre erhält man einen Spiegel vion metallischem Arsen; die
geschmolzene Masse enthält ein Schwefelsalz aus FünOach-
Schwefelarsen AsS« und dem alkalischen Schwefelmetall, ne-
ben arsensaurem Alkali (5 AsSs = 2 As + 3 AsS«, welches
letztere mit dem Alkali das Schwefelsalz und arsensaares
Alkali bildet}.
Wird das Gemenge von Schwefelarsen AsSs Q^d kohlen-
saurem Alkali in einem Strome von WasserstoiTgas geschmol-
zen, so entsteht ein »starker Arsenspiegel, ohne dafs indefs
alles Arsen aus dem Gemenge ausgetrieben wird. Denn das
sich bildende Schwefelsalz aus AsSs und alkalischem Schwe-
felmetall wird durch Erhitzen in einem ^ässerstofistrome
nicht zersetzt, sondern nur das gleichzeitig entstehende
arsensaure Alkali, bei dessen Umwandlung in Alkalihydrat
Arsen entweicht, neben dem bei der Umwandlung von AsSt
in AsSs freiwerdenden Arsen. Das arsensaure Alkali wird bei
der Reduclion durch WasserstoiTgas zuerst zu arsenigsaurem.
Bei dem Schmelzen von Fünflach- Schwefelarsen AsS«
mit kohlensaurem Alkali bildet sich kein Sublimat von me-
tallischem Arsen, und es ist diefs das beste Mittel, AsSs von
AsSs zu unterscheiden; es bildet sich, ohne Abscheiden von
Arsen, neben arsensaurem Alkali ein Schwefelsalz von AsSs
mit alkalischem SchwefelmetaIL> Dasselbe Resultat erhält
man beim Schmelzen von AsS^ mit einem Gemenge von
kohlensaurem Alkali und überschüssigem Schwefel in einem
Glaskölbchen oder einem Strom von WasserstoiTgas, wo nur
*) Pogg. Ano. XC, 566.
40t Ertwtummg de$ Stydmku.
m BchweMwh tm AfS» entolehl und mr der flbenoUkmg
ivgesetsle Schwefet sick verflttchligt Schmilzt man aber das
nnffach - Schwefelarsen mil kohlensaurem Atkali in einem
Strome von Wasserstofl^, so erhält man einen Arseaspie-
gel ; das dabei^ sich bildende Schwefetsals des Arsens bleibt
nnaersetst, während aus dem entstandenen arsensauren Alkali
Arsen redocirt vnd sublfanirt wird. Die Rednction von Arsen
ans dem sich bildenden arsensauren Alkali geht auch tot
wkf wenn man AsS« mit kohlensanrem Alkali und Kohle in
einem CHaskölbchen zusammenschmilzt
Erkennung des Strychnins.
Als Brkennungsmittel des Strychniris*halten Otto, Le fort
und Thompson die Einwirkung von chromsaorem Kali und
concentrirter Scluvefelsäufe vorgeschlagen, wodurch eine vio-
lette und spftter gelbe Färbung hervorgebracht wird. Nach
W. D a V y *} bietet die Anwendung des rothen Blutlaugen-
salzes (Ferridcyankaliums} an der Stelle des chromsauren
Kalis Vorzttge, sofern die violelte Färbung beständig und
von der Gegenwart anderer organischer, mit dem Strychnin
zugleich in Lösung befindlicher Substanzen unabhängig sey.
Bin Tropfen einer Lösung, die nur wi«« Strychnin enthält,
giebt nach Davy auf diese Art noch eine zwar schwache,
aber hinlänglich deutliche violette Färbung **}.
•) J. pharm. [3] XXIY, 204.
**) Dm rothe Blutlangensali gieht bei obiger Reaction allerdings die«
leHM Färbung, wie dae cbromaaiire Kali, aber ebeDJOWeoig daa*
emd, wie die durch du letitere bervorgeb rächte; nur geht bei
Anweedung des enteren Saixet des Wechsel des Violett in Roth
nnd Gelb etwas langsamer vor sich, und in dieser Benebang ver*
das rotbe Blutlangansals einigen Vonng. D. R.
Regrlster
über
Band LXXXV, LXXXVI, LXXX VII und LXXXVIII
(der neuen Reihe Band IX, X, XI und XII}
oder
Jakrgang 185^ der Amulen.
(iaeliregister
A.
Acetanilid, untersucht von Ger-
hardt LXXXVII, 164.
Aoetidin, iintersiicht von Berthelot
LXXXVm, 810.
Aeetin, untersucht von Berthelot
LXXXVIII, 310.
Aesculetin, untersucht von Roch-
leder und Beb wars LXXX VII,
189; LXXXVni, 856.
AescuUn, untersucht von Roch le-
der und Bchwars LXXXVII,
186; liXXXVIU, 856.
Aetherarten, über neue Bildongs-
weisen derselben, Ton Berthelot
LXXXVIU, 813.
Aethylacetamid , untersucht von
Wurts LXXXVm, 815.
Aethylamin, Mittheilnng aber die
Bildang desselben von Wo hier
LXXXVI, 874.
Aethjlcodem, untersucht von How
LXXXVIII, 840.
Aethyldiaeetamid , untersucht von
Wurti LXXXVUI, 815.
Aethyfanorphin, untersucht von How
. LXXXVIII, 887.
Aethyfadicotin, untersucht von Plaii ta
und Keku)^ LXXXVn, 4.
Aethyl - Urethan , untersncl^t von
Wurts LXXXVUI, 815.
Aldehyd, über das Vorkommen dee>
selben unter den Producten der
Destillation des Zuckers, von
Völckel LXXXVII, 808.
Aldehyd - Ammoniak , Mittheilung
darüber vonWöhler LXXXVI,
875.
Aldehyde, über eine nene Bildung^
weise derselben, von Chtossa
LXXXV, S8S.
Allantoln, Verbindungen mit Qneck-
silberozyd n. a. untersucht von
Limpricht LXXXVIII, 94;
über die Gähmng desselben , von
Wöhler LXXXVUI, 100.
AUozan, über freiwillige Um-
setzung desselben, von Gregory
LXXXVII, 126.
Amaritt, über die BUdmg desselben
vonBertagniniLXXXVm,127.
4M
Saekregisier.
Aaiide, Onlemiehimgeii ftb«r die-
■elbeo von Gerhardt and
GhiossA LXXXVII, 296.
Ammoniak : Aber die Bestimmung
des Ammoniakgebalts in Wasser,
Yon Bonssinganlt LXZXVUI,
891.
Am/litiienchwefels. Kalk, Einwir-
kung des Ammoniaks nntersacht
vonBerthelotl^XXXVU, 872.
Analyse : Beitrfige zur analjrtischen
Chemie too Oibbs LXXXVI,
62; Analyse der schwer terleg-
baren CyanTerbinduigen nach
Bolley LXXXVII, 254; Ober.
Verbesserungen im Titrirrerfah-
ren, Ton Mohr LXXXVI, 129;
über eine volometriscbe Methode
▼on sehr allgemeiner Anwendbar-
keit, Ton Bunsen LXXXVI,
285; Tolumetrische Bestimmung
der ManganTerbiodungen nach
Krieger LXXXVII, 257; Tcrgi..
Gasanaljse.
Angelicasaure, Bildung ans Rautenol
und Zersetcimg durch Kali un-
tersucht von C h i o z X a LXXXVI,
261 ; wasserfreie, untersucht yon
Ghiosza LXXXVI, 260.
Angelicasiure-Bensoes&ure , wasser-
freie, untersucht von Chiotza
LXXXVI, 260.
Anilin^ Mittheilnng über eine Be-
action darauf, von Wohl er
LXXXVII, 876.
Anisin , Bber die Bildung desselben,
von Bertagnini LXXXVIU,
128.
Anisylige Sfture, Verbindungen mit
zweifach-schwefligs. Alkalien un-
tersucht v. B e r ta g ni n i LXXXV,
268.
Anisylwasservtoff, vei^. anisylige
8&ure.
Anthranilsaure, untersucht von Ger-
land LXXXVI, 148.
Antimon, fiber die Reduction des-
selben durch Cyankalium, von
H. Rose LXXXVUI, 897.
Antimoiioxyd , über die Verbindun-
g#i desselben 'mit Schwefelan-
timon, von H. Rose LXXXVni,
259.
Apophyllens&ure , untersucht von
Anderson LXXXVI, 197.
Aridiom, UnteFsnchungendar&bervoa
Bahr LXXXVIU, 264.
Arsen, fiber die Reduction desselben
durch Cyankalium, vonH. Rose
LXXXVIU, 397 ; über die Reduc-
tion desselben aus Schwefelarsen
durch kohlens. Alkali, v. H. R o s e
LXXXVIU, 401.
Arsenigs. Metallsalze, Einwirkung
des Ammoniaks auf einige unter-
sucht V. Gi ra r d LXXXVUI, 249.
Asphalt, fiber den aus dem Cantoa
Neuenbürg, v.V d 1 c k el LXXXVII,
139.
Aspirator, fiber einen neuen,, von
Andrews LXXXV, 263.
Assamar, untersucht vonVölckel
LXXXV, 74.
Athmen, Untersuchungen fiber das
des Schlammpeixgers , von Bau-
mert LXXXVIU, 1.
Azobenzid, untersucht von Zinin
LXXXV, 828.
Azophenylamin , untersucht von
Gottlieb LXXXV, 28.
Azosybenzid, untersucht von Zinin
LXXXV, 828.
B.
Barium , Aequivalentgewicht nach
Andrews LXXXV, 255.
Basen, Beitr&ge zur Kenntnifs eini-
ger fluchtigen, von Planta und
KeknULXXXVU, 1; über das
optische Drehnngsvermögen or-
ganischer Basen, von Bouchar-
dat u.Boudet LXXXVIU, 218.
Benxaminsäure, untersucht von Ger-
land LXXXVI, 148.
Benzanilid, untersucht von Ger-
hardt LXXXVU, 164.
Benzoesäure , wasserfreie , unter-
sucht von Gerhardt LXXXVII,
78; über den der Benaoesfture
entsprechenden Alkohol, von Can-
nizzaro LXXXVUI, 129.
Benzols. Kali, Mittheilnng darüber
von Gregory LXXXVII, 125.
BenzoSsfiure-Angelicasäure, wasser-
freie, untersucht von Chiozza
LXXXVI, 260.
BenzoSsäore - Cuminsaure , wasser-
freie, untersucht von Gerhardt
LXXXVU, 79.
Saehregisier.
405
BenioMmre - Eflsigvfture , wasser-
freie, untersacht von Gerhardt
LXXXVII, 81.
Benzoäsättre-Nitrobenzoeräiire, was-
serfreie, untersucht von Ger-
hardt LXXXVII, 158.
Benzodsanre - Pelargonsänre , was-
serfreie, untersacht von C h i o s se a
liXXXV, 231.
BensoSs&nre - Balicylsänre , wasser-
freie, untersucht von Gerhardt
LXXXVII, 161.
Benzoäsänre - Zimmtsänre , wasser-
freie, untersucht von Gerhardt
LXXXVII, 80.
Benxojcin, untersuch^ von Ber-
thelot LXXXVin, 811.
Benzoyl, untersucht von Gerhardt
LXXXVII, 162.
Benzoylsalicylamid , untersucht von
Gerhardtu.ChiozzaIjXXXVII,
801.
Benzoylsulfophenylamid , untersucht
von Gerhardt und Chiozza
LXXXVII, 301.
Benzoylwasserstoflf , Verbindungen
mit zweifach -schweflige. Alkalien
untersucht von Bertagnini
LXXXV, 183.
Bipyrotartramid , untersucht von
Arppe LXXXVU, 231.
Bittermandelöl, vergl. Benzoylwas-
serstoff.
Bitterstoffe, Untersuchung einiger,
von Bochleder und Schwarz
LXXXVII , 186 ; LXXXVUI,
356.
Bl&ttertellnr , analysirt von Schön-
lein LXXXVI, 201.
Blut, Untersuchungen über eine kry-
stalUsirbare organische Substanz
aas demselben, von Lehmann
LXXXVIU, 877.
Boletsäare, untersacht von BoUey
LXXXVI, 44.
Borsäure, über die Einwirkung der-
selben auf Lackmustinktnr , von
Malaguti LlCXXVUI, 227;
aber die Verbindungen derselben
mit Silberoxyd und mit Eisen-
oxyd, von H. Rose LXXXVIU,
226.
Braunstein, Prüfung desselben nach
Bunsen LXXXVI, 284.
Bnnzschleims&ore , über die Dar-
stellung derselben, von Arppe
LXXXVII, 238.
Brenzweins. Ammoniak and Ver^
änderttng desselben beim Er-
hitzen, untersucht von Arppe
LXXXVU, 228.
Brom, Bestimmung desselben nach
Bansen LXXXVI, 274.
Bürette, verbesserte von Mohr
LXXXVI, 181 ; über eine neue,
von Kersting LXXXVU, 38.
Butinsaure, untersucht von He in ts
LXXXVUI, 303.
Butter , Untersachungen darüber
von Heintz LXXXVIU, 800.
Buttersäure, wasserfreie, untersucht
von Gerhardt LXXXVII, 156.
Butylalkohol, untersucht von W u r t s
LXXXV, 197.
Bntyranilid, untersucht von Ger-
hardt LXXXVII, 166.
Butyridin, untersucht von Ber-
thelot LXXXVm, 810.
c.
Cadmiumverbindungen , Untersu-
chungen über einige, von Schü-
ler LXXXVII, 34.
Calluna valgaris, Untersachung der
Asche, von Böthe LXXXVU,
118.
Campher aus Sassafrasöl, Mitthei-
lung darüber von Wo hl er
LXXXVU, 376.
Gamphorin, untersucht von Ber-
thelot LXXXVIU, 311.
Canthariden, Untersuchung des Fetts
derselben von G ö f s m a n n
LXXXVI, 817.
Gapronsäure, wasserfreie, unter-
sucht von Chiosca LXXXVI,
269.
Caproylalkohol, untersucht von Pa-
get LXXXVUI, 325.
Caprylalkohol, untersucht v. M o s eh-
nin LXXXVU, IIL
Caprylsäare , wasserfreie , unter-
sucht von Chioftsa LXXXV, 229. '
Garbanilidsäure, untersucht von Ger-
land LXXXVI, 143.
Carvol, untersucht von VÖlckel
LXXXV, 248.
Cerit, untersucht von Kjeralf
LXXXVU, 12.
40f
Ceropifttiiire, «itanseht v«i Ka-
walier LXXXYIII, 860.
Oerozydy ToliiBictriache Tr«iuiiiBg
▼OD Laathaiioxyd nach Banaen
LXXXVI, 285.
Chinicin, nntenaeht von Pasten r
LXZXYUI, 209.
ChiDidin, nntenucht tob Paiteur
LXXXVIII, 210.
düBin, Aber die rothe Flrbuig des-
selben dorch Ferro^ankalinm, von
Vogel LXXXYI, 122; Einwir-
kung der Kohlens&nre nntenaeht
▼on L an gl o is' LXXXVIII, 826 ;
EiBwirirang der Wirme vnter-
raeht Ton Pastenr LXXXVÜI,
209.
ChinoTdin, mterracht von Patt enr
LXXXVUI, 211.
Chinovasinre (Chinovahitter) , Bü-
dnng ans Saponin nach Roeh-
ledernnd Schwan LXXXVm,
858.
ChinoTige Sänre, nntersncht von
Ka wall er LXXXVm, 861.
Chlor, Bestimmnng desselben mit-
telst Salpeters. Qnecksilberoxyds
nach Liebig LXXXV, 297;
Bestimmnng desselben nachBnn-
sen LXXXVI, 272.
Chloraeetyly nntersncht von G-er-
bar dt LXXXVII, 68.
Chlorammoninm , Einwirking des-
selben auf Knpfer , nntersncht von
Ritthausen LXXXVin, 268.
Chlorbntyryl y nntersncht von 0 er-
hardt LXXXVII, 71.
Chlorhydrat, Beobachtungen fiber
dasselbe von Wo hier LXXXY,
875.
Chlorhydritty nntersncht von Ber-
thelot LXXXVni, 811.
Chlorige. Salze, Analyse derselben
nach Bunsen LXXXVI, 277.
Chlorkalk, Prikfang desselben nach
Bnnsen LXXXVI, 277.
Chlomatrinmi Bestimmung dessel-
ben nach Lieb ig LXXXV, 297.
Chlorpyrocitryl, nntorsuebt von 0 er-
hardtundChioEsaLXXXVlI,
294.
Chlors. Salse, Analyse derselben
nach Bnnsen LXXXVI, 282.
Ohlorsnceinyl, nntersncht von Ger-
hard t u. C h i o t saLXXXVH, 298.
Chrom, aber das AaqoivaleBlgeiileiiC
desselben, von Wilde ntt ein
LXXXVIII, 261.
Chroms. Salse, Analyse denelbe«
nach Bunsen LXXXVI, 2T9.
Cinchonicin, nntersncht v. Pas 1« n r
LXXXVm, 209.
Cinefaonidin, nntessaehtv. Patten r
LXXXVni, 910.
Cinchonin, Einwirkung derK<Alett-
s&nre uatersncht von Langlois
LXXXVIII, 826; Einwirkmg
der W&rme nntersncht voa Pa-
stenr LXXXVm, 209.
Cinnamylwassersloff, Verbindnng mit
aweifiseh- schweflige Alkalien nn-
tersneht v.Bertagnini LXXXV,
271.
Citraconanilin , Aber einige Uater-
salpeten&nre haltende Derivate
desselben, V. Gottlieb LXXXV,
17.
Citraeonasophenylimid , nntenaeht
von Gottlieb LXXXV, 86.
Citracondtnicranil , nntenaeht von
Gottlieb LXXXV, 21.
Cod^Xn, Einwirkung von Jodathyl
untersneht von Ho w LXXXVIII,
889.
CoiUodiumwolIe, dber die Daretel-
Inng derselben, von Mann
LXXXVUI, 851.
Cortepinitannsiure , nntersaeht von
Kawalier LXXXVm, 878.
Corydalis bulbosa, enthalt Fnmar-
sftnre nach Wicke LXXXVn,
225.
Cotarnin, Einwirkung der Salpeter-
sSnre untersucht vonAndereon
LXXXVI, 196.
Cnminamid, untersucht von Ger-
hardt LXXXVn, 167.
Cnminol , Verbindungen mit swei-
fach - sehwefligs. Alkalien unter-
sucht von B e r tagni ni LXXXV,
275.
Cuminsfiare, wasserfreie, nntersncht
von Gerhardt LXXXVU, 77.
Cnmins&are - BenxoSs&ore , waseer^
freie, untersucht von Gerhardt
LXXXVII, 79.
Cnminsänre - Essigsäure , vrasser-
fbeie, untersucht von Qerhaidt
LXXXVn, 82.
CamyH>ensoyljiulfo|iheayiaasid , m-
StttAregiiier.
40T
temofat von Gerhardt und
ChioszA LXXXVIl, 802.
Ciuiiy]8«licylamid , untersucht von
Gerhardt und C h i o s s a
LXXXVIl, 801.
Cumylwaaserstoff, vergl. Cuminol.
CyankaÜum, über die Redootlon des
▲raens und des Antimons durch
dasselbe, ▼. H. Rose LXXXYUI,
897«
Oyansaio^i Aethylozyd, über die
Spaltungen desselben« von Wnrts
LXXXVIU, 814.
Cjranrerbindungen , Analyse der
schwer serlegbaren nach Bol-
ley LXXXVIl, 254.
Gyanverbindungen des Kupfers, un-
tersucht von Duf an LXXXVHI,
278.
D.
PestiUation , trockene des Zucken
uotersocht von V ö 1 c kei LXXXV,
59 ; über die Gase, welche bei der
Destillation des Zuckers sich hiU
den, vonVölckel'LXXXVI, 63;
ftber das Vorkommen des Alde-
hyds unter den Destillationspro-
dncten des Zuckers, von Vö Icke 1
LXXXVII, 808; über die Pro-
dncte bei der Destillation des
Heises, von V öl ekel LXXXVI,
66; über die flüchtigen Oele des
Bnchenholis-Theers, v. Völckel
LXXXVI, 881.
Diamant, über künstlich dargestell-
ten, V. Despretz LXXXVIU, 226.
Dibenaoylphenylamid , untersacht
von Gerhardt und Chiossa
LXXXVII, 802.
Dibensoylsulfophenylamid , unter-
sucht V. Gerhardt u. Chiozza
LXXXVII, 801.
Dibntyrin, untersucht von Ber-
thelot LXXXVUI, 810.
Didym, über dasselbe und seine
Verbindungen, von Marignac
LXXXVIU, 282.
Dinitranflin und Einwirkung des
Sohwefelammoninms auf dasselbe,
unlersQcht v. Gottlieb LXXXV,
25 ff.
Dioleln, untersucht von Berthelot
LXXXVUI, 809.
DipafanittQ, untersacht von Ber-
thelot LXXXVni, 808.
Distearin, untersucht von Berthe*
lot LXXXVIU, 807.
Divalerin, untersucht von Berthe-
lot LXXXVIU, 310.
Druck, Einwirkung desselben auf
das Bestehen von Verbindungen
untersucht v. Wöhler LXXXV»
874.
E.
Bis, über die durch das Verdunsten
desselben erzeugte Kälte, von
8 ehr Otter LXXXVIU, 188.
Eisen, Vorkonunen von gediegenem
in basaltischen n. a. Felsarten
nach Andrews LXXXV, 174]
vergl. Meteoreisen.
Eisenosnrdnl, Bestimmung nachB un-
sen LXXXVI, 288.
Elsenstein, Analyse eines vanadin-
haltigen, v. A. Müller LXXXVI,
127.
Electricitüt : über das Silber als
Einheit für die Messung des elec-
trischen Leitungswiderstandes, v.
Langsdorf LXXXV, 155; über
voltametrische Messungen , von
Meidinger LXXXVIU, 57;
vergL Tangentenboussole; über
das electrolytische Gesetz, von
Bnff LXXXV, 1; LXXXVIU,
117; über die Richtung des durch
Entladung angehäufter Reibung»»
electricität erregten Inductions-
stroms, V. B u f f LXXXVI, 293.
Erica camea, Untersuchung der
Asche von Röthe LXXXVII,
118.
Erythrozym, untersucht v. Schunck
LXXXVU, 862.
Essigsäure, wasserfreie, untersucht
von Gerhardt LXXXVU, 149.
Essigs. Kali, wasserfreies zweifach-
saures, untersucht v. Gerhardt
LXXXVU, 155.
Essigsänre-BenzoSsaure, wasserfreie,
unters, v. Gerhardt LXXXVU,
81.
Essigsäare-Cuminsänre, ifasserfreie,
unters, v. Gerhardt LXXXVII,
82.
Bssigsänre-Salicyliäare^ wasserfreiei
40»
Saekregitier,
uater«. ▼. Gerhardt LXXXVII,
162.
Kastgsäiire-Ztnimti&nre, waMerfreie,
nnters. ▼. Gerhardt LXXXYIl,
SS.
F.
Fanlbaam, Tergl. Rhamone Irangala.
Felaarten, über Stmetor and Zn-
aammensetiimg eini^r basalti-
acher ond metamorphiecher, Ton
Andrews LXXXV« 172.
FerrocyanwasBerstoffiiinre, Darstel-
loDg nach Lieb ig LXXXVII,
127.
Fette, kunatlich dargestellte, nach
Berthelot LXXXVIH, 804.
Fichte, vergl. Pinos sylvestris.
Fleisch, yergl. Froschfleisch.
Ftarsaaure, über Gef&(se inr Auf-
bewahrang derselben, von Sti^
deler LXXXVU, 137.
Fnurinin, .nntersacfat von Roch-
leder n. Schwärs LXXXVU,
198.
Froschfleisch, Aber die Bestandtheile
desselben, von Groh^ LXXXV,
2S3.
Fnmarsaare, in Schw&mmen nach-
gewiesen von B o 1 1 e 7 LXXXVI,
47 ; Vorkommen in Oorydalis bnl-
bosa nach Wicke LXXXVil, 225.
Pnrfarin, über die Bildung dessel-
ben, V. Ber^agnini LXXXVÜI,
128.
Fttrfnrol, DestUlationsprodnct des
Znckers nach Völckel LXXXV,
65; Darstellung desselben |iach
Babo LXXXV, 100.
G.
Gallensteine, nntersncht v. Planta
nnd Keknl^ LXXXVII, 867.
QasaaalTse, verbesserter Apparat sn
derselben, von Frankland nnd
Ward LXXXVIII, 82.
Gase, Verdichtung derselben an star-
ren Körpern untersucht von Ja-
min u. Bertrand LXXXVIII,
187, von Magnus LXXXVIII,
189; specifiscbe Wärme gasförmi-
ger Substanzen nach Regnanlt
LXXXVIU, 184.
Gehirn, Untersuchung des Wasser-
nnd Fettgehalts doreh J. Hauff
und B. Wafther LXXXV, 42;
ütttersnchnngen darüber v; Bi bra
LXXXV, 201 ; Untersuchung dea
Gehirns der Neugebomen von
Schlofsberger LXXXVI, 119.
Glycerin, über die Binwiikang von
.Phosphorsuperchlorid, v. Dnffj
LXXXVm, 294; Verbindangen
desselben mit S&nren untersagt
von Berthelot LXXXVni, 804.
Graduirea eylindrlseher Glasgela&e,
Apparat dazu von W^'thoff
LXXXVIII, 181.
Greenoddt, klnsthch daigestelk von
Schüler LXXXVII, 84.
Grün, s g. Braunschweiger, nn-
tersncht von Ritthausen
LXXXVin, 271.
H.
HimatokTystallin , unterendit von
Lehmann LXXXVm, 881.
Hannala-Alkalolde, nntersndit von
FritKSChe LXXXVm, 827,
828.
Harmalin, analysirt .von Fritisehe
LXXXVUI, 827.
Harmin, analysirt von Fritssche
LXXXVin. 828.
Harn, neue Methode zur Bestiaunong
des Kochsalzes und Hamstofis
darin, von Liebig LXXXV,
289.
Harnsäure, über die Darstellung dei^
selben, von Arppe LXXXVH,
287.
Harnstoff, VerMndnngen mit Queck-
silberoxyd n. a. untersucht von
Liebig LXXXV, 289; Bestim-
mung desselben nach Lieb ig
LXXXV, 812; über denselben
als Mafs des Stoffwechsels, von
Th. Bise hoff LXXXVIU, 101,
109; Versuche über die Aus-
scheidung des Harnstoffs, von
Siegmund LXXXViH, 112.
Harz, über ein neues fossiles, von
J. W. Mall et LXXXV, 185.
Helix pomatia, Analyse des Gehftnse-
deckels dnrch Wicke LXXXVH,
224.
Hemipinsiiare, nntersncht von An-
derson LXXXVI, 194.
Sackregutet.
409
HezAchlorhydroKyloii» ontwiaeht v.
Gorap-Besanes LXXXVI,
.141.
HiBzachlorxylony nntersncht y. G-o-
rup-Bdsanes LXXXVI, S41.
Hippnn&ure, über die Regeneratiaa
derselben , Ton DeeaaigDes
LXXXVn, 826.
Holz, über die Prodacte der Destil-
lation desselben, von V öl ekel
LXXXVI, 66; über die.flüchti-
l^n Oele des Bacbenbols-Theers,
von Völckel LXXXVI, 331.
Holsesftig, nntersncht t. VCIckel
LXXXVI, 67 ; Gehalt an Pyro-
gaUnssaure LXXXVII, S66.
I.
Imide, aber die Constitntion der-
selben , von Schlofsberger
LXXXV, 66.
Indactionsstrom, vergL Electricitat
Isoterebenthen, untersacbt y. Ber-
thelot LXXXVI II, 847.
Itaconanilid, Einwirkung der Salpe-
tersäure untersucht . y. G o 1 1 1 i e b
LXXXV, 40.
J.
Jod, Bestimmung desselben nach
Bnnsen LXXXVI, 271, nach
Kersting LXXXVII, 19.
Jodäthyl, Einwirkung von Zinn un-
ters. Y. Fr an kl and LXXXV,
382.
Jodmethyl, I^inwirknng Yon 2nnk
untersucht Yon Frankland
LXXXV, 846, Yon Quecksilber
untersucht von Frankland
LXXXV, 861.
K.
Kaffee, Untersuchungen über ihn als
Getränk in chemisch- physiologi-
scher Hinsicht, you Lehmann
LXXXVII, 205, 276.
Kakodyl der Valeriansäure, unter-
sucht Y. Gibbs LXXXVI, 222.
Kalibydrat, Bereitung Yon reinem
nach Wohl er LXXXVII, 373.
Kalksteine Yon Zizers in Graubnn-
den, analysirt you Planta und
KekuU LXXXVII, 866.
Ann. d. Chsmle n. Pharm. LXXXVUI.
Kapnomor, untenacht y. Völckel
LXXXVI, 99.
Kobalt, Scheidung Yom Nickel nach
Liebig LXXXVir, 128.
Kobaltsalze, über die Zusammen-
setzi|ng ammoniakalischer, von
Gregory LXXXVH, 126.
Kochsalz, YergL Chlomatrium.
Kohlensäure, über die Einwirkung
derselben auf Lackmustinktnr, Yon
Malaguti LXXXVUI, 227.
Kohlens. Amylozyd , Darstellung
desselben nach J. A. Bruce
LXXXV, 16.
Kohlenstoff, über künstlich krystalli-
sirten, y. Despretz LXXXVUI,
226.
Kreosot, untersucht Yon Völckel
LXXXVI, 91, Yon Gorup-Be-
sanez LXXXVI, 223; über das
Verhalten desselben zu Kalk in
höherer Temperatur, y. Völckel
LXXXVn, 806.
Kümmelöl, untersucht y. Völckel
LXXXV, 246.
Kupfer, Einwirkung des Salmiaks
auf dasselbe untersucht y. Ritt«
hausen LXXXVUI, 268; Cyan-
Yerbindungen desselben untersw
Yon Dufau LXXXVIH, 278.
KnpferoxydulYerbindungen,Untersn-
chung der schwefligsauren, Y.P€an
de Saint-Gilles LXXXVUI,
266.
Kupfenritriol, zur Consenrirung der
Thierbälge empfohlen you Wicke
LXXXVUI, 186.
Kynnrensäure, untersacht Yon Lie-
big LXXXVI, 126.
L.
Lackmustinktnr, über die Einwir-
kung Yon Borsäure und Kohlen-
säure darauf, you Malaguti
LXXXVUI, 227.
Lanthanozyd, Yolumetrische Tren-
nung Yom Ceroxyd nach Bnn-
sen LXXXVI, 286.
Laurin, untersucht Yon Delffs
LXXXVUI, 364.
Leitungswiderstand, Yefgl. Eleetri-
cität.
Lencin, Beaction desselben, you
a Ho ff mann LXXXVH, 128.
Bd. 8. Hell. 27
410
SaekregM^.
iilthioii, DAtteilmig »«• Triphyllift
nach H. Mfiller LXXXT, 95l.
M
Ifmgaetimiiii ? ib«r dto EiwwMnmg
deastttbeB aaf dven gnütaAg po-
laridrien LfeMstrahl bei deweii
Gang durch compridilfCas Ola«,
Ton Edland LX;XxVIi, M^
Uangatt, BeBtimmnai^ and Tretmimg
von anderen Mtlallan, nach Qibbtf
LXXXVI, n.
Manganhjperoxyd, Beätiramoiig des-
iclben nach Bingen LXXXYI,
»88.
Manganrerbindnngen, votnmetriaohe
Beftthnttinng nach Krieger
LXXXVII, «57.
Metali-Redaeiioneii, Über eigenthftm-
Hehe aaf nassem Wege, von Wäh-
ler LXXXT, 868.
Metaterebenthen, nntenacht y. Ber-
thelot LXXXYIII, 348.
Meteoreisen von CoSbjr's Creek, un-
tersneht von J^y LXXXVI, 89.
MetfapImaMthyl, nntersncht v. Lö-
wig LXXXVIII, 318,
Ifctbrfanorphini untersucht von Hew
LXXXVIII, 888.
Milch, ttber die Reaction der ftU
sehen , von Schlofs berger
LXXXVn, 817; Untersnchmig
der s. g. Hexenmiich von Dem-
selben LXXXII, 824.
Mineralien, iber die kttnstliche Bil-
dong krystallisirter aaf nassem
Wege , von Dreyermanri
LXXXVII, 120, ton Yohl
LXXXVm, 114.
Mineralwasser : Untersnchnng des
Mineralwassers zu Wolkenstein
durch Seyferth LXXXV, 878;
Aber den Jodgehalt des von Bir-
menstorf in der Schweiz, von
Bolley LXXXVI, öl; Unter-
snchnng des Orber Baidesalzes,
ton Bibra LXXXVII, 179;
Untersnchmig der Mineralquelle
zu Langenbrücken in Baden, ton
Wandesieben LXXXVII, 248;
Untersuchimg der Schwefelquelle
von Semens in Graabfinden, von
Planta n. Keknl« LXXXVII;
884.
MolybdlASiaire : ÜMtrssdiwigieii
llher DoppcäsalM von Moljrb&i.
s&ure und PhosporAnre und iber
■loly bdftne. Natron, von Z a n k e r
LXXXVni, S6S.
Mottobntyifai, untemcht von Bar-
thtlot LXXXVUI, 810.
Monoleln, untersacht von Berthe-
lot LXXXVin, 808.
Mottomargarin, ustenvcht ▼• Ber-
thelot LXXXVin, 808.
Monopahnitin, untarsncht von Btr-
thelot LXXXVUI, 808.
Monostearin, uncertueht nm Be^
thelot LXXXVni, 806.
Moaovalerin, unlersiMiht ven Bar-
thelot LXXXVUI, 810.
Morphin, Einwirkung von JodSthyl,
Jodmethyl u. a. untersucht von
How LXXXVIII, 838.
N.
NarceiCn, untersncht von Ander-
son LXXXVI, 18t.
Narcotin, Einwirkung der Salpeter-
säure untersucht von Anderson
LXXXVI, 187.
Nickel, Scheidung vom Kobalt nach
Lieb ig LXXXVII, 128.
Nickelschmelsen, Schlacke von dem«'
selben analysirt durch Winter
LXXXVn, 221.
Nicotin, Untersuchungen darüber r.
Planta u.KekuH LXXXVII, 2.
Niobsänre und Niobchlorid, Unter-
snchungen darüber von H. Hose
LXXXVni, 246.
Nitrobanzo^sfiure, wasserfreie^ un-
ters, von Gerhardt LXXXVII,
158.
Nitrobenso^säur^-BenzoSs&ore, was-
serfreie, untersucht von Ger-
hardt LXXXVII, 158.
Nttrobenzoylwasserstoir, Vefbindun-
den mit zweifach-schwefligs. Al-
kalien untersucht von B er t ag-
nin i LXXXV, 189.
Nitroharmalidin , untersucht von
Fritzsche LXXXVni, 828.
Nitroharmidin, untersucht v. Frita-
sche LXXXVni, 829.
Nitroslmmts&nre, wasserfreie, nnter-
sucht von Chiosaä LXXXVI,
260.
SaekregiMter.
4t i
0.
Oelbildendes Gas, aber die Enttto-
bnng TTon Tbeer ans demselben,
▼OD Magnus LXXXVIU, 849.
Oele« fiber die Yerbindongen ei-
niger flüchtigen mit sweifach-
fchweflig«. Alkalien, von Ber-
tagnini LXXXV, 179, 268.
Oenanthol, Verbindongea mit swei-
faeh-Bchwefligs. Alkalien, nnter-
SQcht T. Bertagnini LXXXV,
278.
' O]|gokla0 Ton Wolfaeh, analysirt t.
J. Moser LXXXV, 97.
Onofrit, ontersacht von Köhler
LXXXVIU, 276.
Opians&nre, untersucht von Ander-
son LXXXVI, 193.
Opianyl, untersucht von Anderson
LXXXVI, 191.
Opianylhydrat, untersacht von An-
derson LXXXVI, 192.
Opium, über einige krystaUinisehe
BestandtheUe desselben, von An-
derson LXXXVI, 179. «
Optik : über die Berechnung der
Axeawinkel der sweiaxigen Kri-
stalle, von Wilde LXXXVIU,
124.
Ozalaaophenylimid, untersucht von
Qottlieb LXXXV, 88.
Oxala. Kalk, vergl. Tbierschit.
Ozylisarinsänre, Mittheilung darüber
von Debus LXXXVI, 117.
Ozypinotannsanre, untersucht von
Ka wall er LXXXVUI, 368.
Oson, Untersuchungen darüber von
Baumert LXXXVlII, 22L
P.
FaUadkthyhimin , untersucht von
H. Müller LXXXVI, 866.
Palladamine, Untersuchungen über
dieselben v. H. Müller LXXXVI,
841.
Pailaddiamia, unters, von H. Mül-
ler LXXXVI, 868.
Padmitins&are , Verbindungen der-
selben untersucht von Heints
LXXXVIU, 297.
Pelargonsfture, VerbindungmitStiek-
ozyd UDtarsueht von C hl o s s a
LXXXV, 226; wasserfreie, un-
tersucht von 0 bloss» LXXXV,
281.
Pelargonsftnre-BenaoSsfture, wasser-
freie, untersucht von Chiossa
LXXXV, 281.
Pelopsaure und Pelopehlorid , Un-
tersuchungen darüber v. H. Rose
LXXXVIU, 246.
Phosphor, spec. Wftrme des anor*
phennach^egnauULXXXVIII,
186.
Phosphormaogau, Mittheilungen dar-
über V. Wöblef LXXXVI, 371.
Phospborozyohlorid , Darstellung
nach Gerhardt LXXXVU, 66.
Phosphorsäure, über die scheinbare
Flüchtigkeit derselben beim Ver-
dampfen in saurer Lösung, von
Fresenius LXXXVI, 216.
Phosphors. Natron, über die Ein-
wirkung der Salzsäure, von Fre-
senius LXXXVI, 216.
Phosphors. Qnecksilberoxyd, unter-
sacht von Brandes LXXXVIU,
272.
l(*hosphor8ulfnret, Beobachtang dar-
über von Wicke LXXXVI,
116.
Phosphortitan, Mittheilung darüber
von Wo hier LXXXVU, 376.
Photographie : Mittheilungen von
Niipce de Saint-Victor
LXXXVIU, 216; photographi-
sche Gravirung auf Stahl, nach
Talbot LXXXVIU, 216, nach
Ni^pce de Saint-Victor
, LXXXVIU, 218; Uebertragung
von Photographieen auf lithogra-
phischen Stein nach Lerebours,
Barreswil und Lemercier
LXXXVIU, 219; über das Miß-
lingen der Photographieen, von
Bertsch LXXXVIU, 219; Lin-
senapparat für Photographieen v.
Heilmann LXXXVUI, 220;
über Photographie mittelst des
Gaslichtmikroscops, von Kings-
ley LXXXVIU^ 220.
Pikraminsaure, untersucht von Gi-
rard LXXXVUI, 281.
Pikrinsäure, Einwirkung des Schwe-
felwasserstoff^ untersucht von Gi«
rard LXXXVUI, 281.
Pilssäure, untersucht von Bolley
LXXXVI, 44.
41t
Saekn§ui€r.
PtDicorrelin, tmMnaelit tob Ka wa-
lle r LXXXVIU, »78.
PhticortaMMiore, nnterraeht y. Ka-
walier LXXXVIU S72.
PiDipikriQ, nnienncht tos Kawa^
Her LXXXVni, WS.
PlBitaniM&iir«, «ntenneht von Ka-
w all er LXXXVIU, 868.
pfnns sylTesiris, UBtenndmiigeii
darfiber ▼. K a wali er LXXXVIII,
860.
Platin, AeqniTaleiitgttwiehl nach An-
drews LXXXV, 255.
Porphyre, vergl. Qnartpoip^re.
Pfopylalkohol, nnterraohtTon C h an-
cel LXXXVII, 127.
Pvrpnrin, T«rgl. Oxylisarinsiiire.
PtrogaBuseftore, Über das Vorkom-
men in Holsesaig LXXXVU, 256.
Qnanpoiphyre, fiber die Znaammen-
setsuDg derselben, 70d T r i b o 1 e t
LXXXVII, 827.
QaeckfiUberoxyd , Bestimmnng des-
selben in der Salpeters. Lösung nach
Liebig LXXXV, 807; über
phospborsaures , von Brandes
LXXXVIU, 272, über schwefeis.
von Eisfeldt LXXXVIU, 278,
aber selenigs. nnd selens. von
Köhler LXXXVIU, 274.
Qnecksilberoz3rdal, über selens. nnd
selenigs., v. K ob 1er LXXXVUI,
274.
Qnercitronrinde , Ober den gelben
Farbstoff derselben, vonBigaud
LXXXVIU, 136.
R.
Bapsöl, über die Sanren desselben,
▼on Stideler LXXXVII, 188.
Bantenöl, Verbindungen mit swei-
fach-Bcbwefligs. Alkalien unter-
sacht y. Bertagnhii LXXXV,
288.
Rhamnoxanthin , untersucht yon
Bachner LXXXVII, 218.
Bhamnns frangula, Farbstoff in der
Wunelrinde untersucht y. Büch-
ner LXXXVII, 218.
Rindstalg, über die Z
ttung desselben, von Heinis
LXXXVUI, 2«6.
Rabiaein nnd BubiaeinsKiire, nntei^
sacht yon 8c hnnck LXXXVII,
856.
Rnbiadin, untersacbtyonSchanelt
LXXXVU , 849.
Bnbiad ipin, untersucht y.SchuBck
LXXXVII, 859.
Rnbiafln, nntersucht yon Sehunck
* LXXXVU , 355.
Rnbiagin, nntersacht yon Sc hnnck
LXXXVU, 857.
Rubiaa, ttbor dasselbe and seine
ZersetKungsproduete, y. 8ch u ac k
LXXXVU, 844.
s.
JSinren, Beitrige sur Kenntaift der
Itoneren, y. Gottlieb LXXXV,
17; über wasserfreie oiganiaehe,
yon Chiossa LXXXVI, 269,
yon Gerhardt LXXXVII, 57,
149» yonGerhardt u«Chioiaa
LXXXVU, 290.
fiallc jlid, nntersucht von G e r h *r d t
LXXXVU, 160.
Salicylige Bäure, über die Bfldnng
derselben in den BIfithen von
Spiraea ulmaria, yon Buchner
LXXXVIU, 284; Verbindungen
mit sweifach-schweitgs. AlkaUen
untersucht yon Bertagnini
LXXXV, 198.
Salicylsaare , wasserfreie , unter-
sucht von G e r h ard « LXXXVII,
159.
SalicylMure - Benaoöslure , wasser-
freie, untersucht von Gerhardt
LXXXVU, 161,
Balicjlsfture- Essigsaure, waasetfimie,
unters. y. GerhardtLXXXVII,
162.
Salieylwasserstoff, vergl. sali^lige
Saure.
Salmiak, vergl. ChloTammoninm.
Salpeter, Besümrnung desaelben im
Schiebpniver nach Uehatius
LXXXVUI, 895.
Salpetersiure, Erkennung derselben
nach Davy LXXXVIU, 894.
Salpeters. Qnecksilberoxydnl , Ter-
bindungen des basischen Jidt aül-
Saokregüier.
41S
petera. 6«ls«i antersnoht tou
8t&deler LXXXVU, 129.
SapoDin, antenucht von Roch-
leder XL. Schwarz LXXXVIII,
857.
SaMafraaöl , fiber Campheraas dem-
selben, vonWöhler LXXXYII,
876.
BohiefsbaamwoUe cur Collodinmbe-
reitnng, vergl. Gollodinmwolle.
Sebiefspulver, Bestimmung des Sal*
petergehalts desselben nach Ucha^
tins LXXXVm, 895.
Sohlacke vom Nickelschmehe», ana^
lysirt von Winter LXXXVD,
221.
Sohnecke, vergl. Helix pomada.
Schwämme, Beiträge zur Kenntnils
der darin enthaltenen Säaren,
von Bolley LXXXVI, 44.
Schwammsanre, untersucht von B ol-
le y LXXXVI, 44.
Schwefel , Beobachtungen über
blauen, von Wo hier LXXXVI,
373.
SchwefelMhjl , Verbindungen mit
Chlormetallen untersucht von
Loir LXXXVII, 869.
Schwefelantimon, über die isomeri-
sehen Verbindungen desselben,
von H. Rose LXXXVIII, 266;
fiber die Verbindungen desselben
mit Antimonoxyd, von Demsel-
ben LXXXVIII, 259.
Sohwefelarsen , fiber das Verhalten
desselben gegen kohlens. Alkali,
von H. Rose LXXXVIII, 401.
Schwefelkohlenstoff, über die Auf-
findung desselben, von A. Vogel
LXXXVI, 869.
Schwefelmethyl, Verbindungen mit
Chlormetallen untersucht von
Loir LXXXVII, 869.
Schwefelsäure, fiber das Gefrieren
und Sieden der Hydrate derselben,
von Marignae LXXXVIII,
228.
Schwefels. Jodohinin , untersucht
von Haidinger LXXXVIII,
206; fiber die Darstellung des-
selben, v. Herapath LXXXVIII,
207.
Schwefel«. Queeksilberoxyd , unter-
sucht von Sisfeldt LXXXVIII,
278.
SehwefelwAseeratoff, Beeüamulng
desselben nach B un sc nLXXXVI,
278; Hydtot dessfilben beobach«
tet von Wo hier LXXXV,
376.
Schweflige Saure, Bestimmung der-
' selben nach Bussen LXXXVI,
278.
Scbwefligs. KnpferozydulverfaindQn-
gen, untersucht von P^an de
Saint-GillesLXXXVIIl4 865.
Sebin, nhtersneht von Berthelet
LXXXVIII, 811.
Selenäthyl und Verbindungen 4ea-
selben, nntersucfat von Joy
LXXXVI, 85.
Selens, und selenigs. Verbindungen
des Quecksilbers unlersncht von
Köhler LXXXVUl, 274.
Seminaphtalidin, untersucht von Z i-
nin LXXXV, 829.
Silber, über dasselbe als Einheit
für die Messung des electrischen
Leitungswiderstandes, v. Lange-
dorf LXXXV, 155; .Verhalten
des Salpeters. Salzes n. a. Ver-
bindungen zxL den beiden Blut-
langensaizen, v. K ü h n LXXXVII,
84.
Skleretinit, untersucht von- J. W.
Hallet LXXXV, 186.
Stannäthyl und Verbindungen, un-
tersucht v. FranklandLXXXV,
834 ff.
Stannmethyl, Untersuchungen dai^
über von Cahours nnd Riebe
LXXXVIII, 816.
Stearen, untersucht von Rowney
LXXXVIII, 287.
Stearin, fiber die Constitution de»-
selben, von Duffy LXXXVUl,
287 ; über die Zusammensetxmig
desselben, V. HeintvLXXXVH^
295 ; künstlich dargestellt von
Berthelot LXXXVIII, 807..
Stearinsäure, fiber das feste Zer-
setsungeproduct bei Destillation
derselben mit Kalk, v. Rowney
LXXXVIII, 285.
Stibäthylverbindungen , untetsuehl
von Löwig LXXXVm, 828.
Stickstoff , Bestimmung desselben
nach Qottlieb LXXXV, 19.
Stickstoffhensoyl, «her die Bildvbg
desselben ans Hippursänre, von
414
l^iW^^wl^Ww^^^W^ «
Li«ipri«hta.UslarLKXXY]II»
isa.
Btoyahniii, H«r dto BricaoaoBg da«-
MlbM BMh Dayy LXXXVill,
402.
T.
Mol.
tipUeatordnihte, UotanBcfanogen
Auribar Ton Baff LXXXTI, 1.
TiirtririfcBf «id Tmtelclilorid, Ub-
tenachnngen daiAber tob H.
Eote LXXXVllI, t46.
T«'kur, über üe Geviannng deitel-
ben im GroCwn siu dem Sieben-
bttfftf OoidcBian, rom. Low«
LXXXVm, 381 ; über die Wir-
' knof deetelbea «of den leben*
den OcgmiamH, von Hansen
LxxxYi, soa.
Tereyiimnion, nnteisnebt ▼(» An*
dereon LXXXYI, 188.
Terfkentindl, aber die venohiedenen
Arten und die Binwirknng der
Hitse «Df dneeelbe, yna Ber-
tbelot LXXXVm, 84S.
XetnUhytaainioniiiin , iüier ein Zer-
setsangsprodact desselben , yod
Weltsien LXXXVI, 288.
Tetramftrgmrin, nntenncht ron B e r-
thelot LXXXVm, 808.
Tetr^kelmitin, nntersncht von Ber-
thelot LXXXVin, 808.
Tetrastenrin, nntersncht von Ber*
thelot LXXXVUI, 807.
Theba3En, nntersncht von Ander-
son LXXXVl, 184.
Theer, aber die Entstehnog des-
selben «os ölbHdendeni Gase, von
Magn o s LXXXYUl, 848 ; vergL
Das&llAtUML
Xhermoehemische jünteiMelMuigen»
vergL bei Wärme.
Thiersebit, nntersncht ron Li e big
LXXXVI, 118.
Tbon, iMilgraoer von Wissloch, ana-
Ijsnt von J. Moser LXXXV, 99.
Titrinrerfahren, vergl. Analyse.
Toinidin, aber eine nene Bildnngt-
weise desselben, fon Ghantard
LXXXVUI, 840.
TracbTt, fiber eine isUadische qnan-
Ahrende Abänderung desselben,
ton Kjarnlf LXXXV, 267.
lieh dargestelk von Pasteor
LXXXVUI, 211.
Troebnsdeekel, enalytirt von Wieke
LXXXVU, 225.
Tnnnalin, s. g. ktinstlichery v«^g|L
eehwefds. Jodchinin.
Tyrosin, Beaction desselben, von
B. Hoffmann LXXXVH, 12t.
ü.
Uebermangaas8vre, Beobarhfngen
dariber vonWdhler LXXXVI,
878.
Unterehlorigs. Sabe, Analyse der-
selben'nuek Bnnsen LXXXVI,
277.
V.
ValerianslMire , fiber das Kakodyl
derselben, von Oibbs LXXXVI,
822.
Verbindnngen , Einwirkong des
Dmoks anf das Bestehen dersel-
ben nntersncht von W 5 hier
LXXXV, 874; organische metall-
.baltige Verbindungen, nntecenolii
von Frankland LXXXV, 829.
Verdampfnng, Versnche ttber die des
Wassers von Marc ei LXXXVUI,
187, über die des Kises von
Schrötter LXXXVni, 186.
Verwandtschaft, Untersaehnngen dar»
fiber von Debns LXXXV, 108;
LXXXVI, 156 ; LXXXVH, 288 ;
von Bansen LXXXV, ]87{
fiber mechanische Wirknngen che-
mischer Kr&fte, von Jonle
LXXXVUI, 179.
w.
Wftrme, Aber die W&rmeeatwicfclnng
bei chemischen Pvooessen, von
Thomson LXXXVUI, 141,
von Favre und Silbermana
LXXXVUI, 149; specüsche
Wärme gasförmiger 8ttbstan«en
nntersneht von Begnanlt
LXXXVUI, 184, des amorphen
Phosphors, von Begnanlt
LXXXVUI, 186; fiber Wfinae-
leitnng in Metallen, von Wie de-
Sachregister,
415
mann nnd Frans LXXXVÜI,
191 , in organischen Substanzen,
von Tyndall LXXXVIII, 198?
Cntersachnngen^ber Wärmestrali-
Inng von Provostaye und
D esain 8 LXXXVIII, 208.
Wasser, Versuche aber die Ver-
dampfong desselben vonMarcet
LXXXVm, 187, über das Ge-
frieren desselben im Inftverdüna-
ten Räume und die durch das
Verdunsten des Eises erzeugte
K<e, v.Schrötter LXXXVIII,
188 ; aber den Einflnfs des Wasser«
bei chemischen Zersetzungen, von
H.Rose LXXXVIII, 224; ftber
die Bestimmung des Ammoniak-
gehaHs in Wasser, von Bons-
singanlt LXXXVIII, 891.
Wasserstoff byperoxyd, fiber die Bil-
dung desselben bei der Electro-
lyse des Wassers, von Meidin-
ger LXXXVIII, 69; über ein
neues (HO3), von Baumert
LXXXVIII, 221.
Weinsäure , optisch * unwirksame,
dargesteUt v.Pa s t e u r LXXXVIU,
212.
Wickensamen, Analyse der Asofae,
von Cohen LXXXV, 288.
Wismnthozydnl , U^tertaehnngen
darüber von R. Sehn ei der
LXXXVni, 260.
Wnrmsamenöl , untersucht von
VölckelLXXXVU, 812.
z.
Zimmtsäure, wasserfreie, nntersncht
von Gerhwdt LXXXVII, 76.
Zimmts&or^ - Benzoesäure , wasser-
freie, nntersncht von Gerhardt
LXXXVn, 80.
Zimmtsäure - Essigsäure , wasser-
freie, untersucht von Gerhardt
LXXXVU, 83.
Zinkmethyl, untersoeht von Fr« sk-
ia nd LXXXV, 847.
Zinnjodür, Mittheilungen di^rttber
von Wöhler LXXXVJ, 874,
Zncker, trockene Destillation des-
selben untersucht von Yölckel
LXXXV, 69; über die Gase,
welche bei der DestiUation dies-
eelben sich bilden, von V öl ekel
LXXXVI,6t3; über das Vorkam-
men von Aldehyd uater den De-
stiUattonsprodncten desselben, von
Völekel LXXXVU, 903«
Autorenregister.
A.
Anderson, über einige kryttalU-
nitehe Betkandtheil« des Opinms
LXXXVI, 179.
Andrews, über die Stmctnr und
Zusammensetzang einiger basal-
tischen n. metamorphisehen Fels-
arten LXXXV, 172.
«— , Ober die Aeqnivalentgewichte v.
Platin und Barium LXXXV,. 265.
— , fiber einen neuen Aspirator
LXXXV, 263.
Arppe, Ober das brensweins. Am-
moniak und dessen Verinderung
beim Erhitzen LXXXVII, 228.
— , chemische Notisen LXXXVII,
287.
B.
Babo, Mittheilungen ans dem che-
mischen Laboratorium zu Frei-
bnrg LXXXV, 97.
— , über die Darstellung des Fur-
furols LXXXV, 100.
Bahr, iiber das vermeintlich neue
Metall Aridium LXXXVIII, 264.
Barreswil, rergl. bei Lerebours,
Baumert, Untersuchang über die
Respiration des Schammpeizgers
(Cobitis fossilis) LXXXVII], 1.
— , fiber eine neue Oxydationsstufe
des Wasserstoffs und ihr Verhalt-
ttifs zum Ozon LXXXVUI, 221.
Bertaguini, über die Verbindun-
gen einiger fluchtigen Oele mit
den sweifach-schwefligs. Alkalien
LXXXV, 179, 268.
— , über die Bildung von Amarin,
Furfurin und Anisin LXXXVIII,
127.
Berthelot, über die Einwitlrang
des Ammoniaks auf amylither-
schwefels. Kalk LXXXVII, 372.
— , über die Verbindungen des Gl jce-
rins mit S&uren LXXXVIII, 304.
— , über neue Bildnngsweisen der
Aetherarten LXXXVIII, 812.
— >, über die Terschiedenen Arten
des Terpentinöls und die Ein-
wirirang der Hitze auf dasselbe
LXXXVIII, 342.
-Bertrand undJamin, rergl. Ja-
min und Bertrand.
B e r t s c h , Vorsiehtsmafsregeln beim
Photographiren LXXXVIII, 219.
Bibra, über das Gehirn LXXXV,
201.
~ , Untersuchung des Orber Bade-
salzes LXXXVII, 179.
Bisch off (Th.), über den Harn-
stoff als Mafs des Stoffwechsels
LXXXVni, 101.
— , Einflafs des Kochsalzes auf die
Hamstoffentleeruug; Bericbtig^g
und Zasatz LXXXVIII, 109.
B 0 1 1 e y , Beitrage zur Kenntnils der
in den Schwämmen enthaltenen
Säuren LXXXVI, 44.
— , Torllufige Notiz über ein jodhal-
tiges Mineralwasser LXXXVI, 51.
-i-, über die Analyse der schwer
zei legbaren Cyanverbindungen
LXXXVII, 264.
Boucbardat und Boudet, opti-
sches DrehungsTermÖgen einiger
organischen Basen LXXXVIII,
213.
Boudet und Boucbardat, yergl.
Boucbardat und Boudet
Boussingault, über die Bestim-
mung des Ammoniakgebalts in
Wasser LXXXVIII, 391.
AtUoramgitter.
417
Brande», über phosphors. Qn^ck-
«ilbcroxyd LXXXVUI, f72.
Bruce (J. A.), über die Darttellniig
▼on kohlena. Amjlozyd LXXXV,
16.
Bachner, über einen nenen gelben
Farbstoff in der Faulbaum- Wursel-
rinde LXXXVII, 218.
— , über die Bildung der salicyligen
Saure in den Blüthen der Bpiraea
nlmaria LXXXVm, 284.
Buff (H.), über das eleotroljtische
Gesetz LXXXV, 1.
— , Tangentenboussole mit langem
Multiplicatordrahte LXXXVI, 1.
~, über die Richtung des durch
Entladung angehäufter Reibungs-
electricität erregten Inductions-
stroms LXXXVI, 298.
— , über das electroljtische Qesetz
LXXXVIir, 117.
B u n s e n , Untersuchungen über
die chemische Verwandtschaft
LXXXV, 137.
— , über eine rolumetrische Methode
von sehr allgemeiner Anwendbar-
keit LXXXVI, 265.
c.
Cahours und Riebe, über das
Stannmethyl LXXXVUI, 816.
Cannizzaro, über den der Ben-
zoesäure entsprechenden Alkohol
LXXXVni, 129.
Chautard, über eine neue Bildungs-
weise des Tolnidins LXXXVUI,
840.
Chiozza, über eine Verbindung
der Pelargonsäure mit Stickoxjd
LXXXV, 226.
— , über wasserfreie Caprylsäure
u. Pelargonsäure LXXXV, 229.
— , über eine neue Bildungsweis^
der Aldehyde LXXXV, 232.
— , über wasserfreie organische Säu-
ren LXXXVI, 259.
Chiozza und Gerhardt, vergl.
Gerhardt und Chiozza.
Cohen, Analyse von Wickensamen
aus Neufchatel LXXXV, 288.
D.
Dary (£. W.), Über die Erkennung
der Salpetersäore LXXXVUI, 894.
DaTj (E. W.), über die Erkennung
des Strychnins LXXXVIU, 402.
D e b u s , über chemische Verwandt-
schaft LXXXV, 103; LXXXVI,
166; LXXXVII, 288.
— , über Oxylizarinsäure (Purpurin)
LXXXVI, 117.
Delffs, über d. Laurin LXXXVUI,
354.
DespretTz, über künstlich krystal-
Usirten Kohlenstoff LXXXVIU,
226.
Dessaignes, aber die Regenera-
tion der Hippursäure LXXXVII,
326.
Dre?ermann, über die Bildung kry-
stallisirter Mineralien LXXXVU,
120.
Dufau, über einige Verbindungen
des Cyans mit Kupfer LXXXVIU,
278.
Duffy, über die Constitution des
Stearins LXXXVIU, 287.
E.
Edlnnd, über die Einwirkung des
Magnetismus auf einen gradlinig
polarisirten Lichtstrahl bei dessen
Gang durch comprimirtes Glas
LXXXVII, 838.
E issfei dt, über schwefeis. Queck-
silberozyd LXXXVUI, -273.
F.
Faget, über den Caproylalkohol
LXXXVIU, 326.
Favre und Silbermann, Unter-
suchungen über Wärmeentwicke-
lung bei chemischen Processen '
LXXXVIU, 149.
Frankland, über eine neue Reihe
organischer Körper, welche Me-
talle enthalten LXXXV, 829.
Frankland u. Ward, über einen
▼erbesserten Apparat zu GKuana-
lysen LXXXVIU, 82.
Franz und Wledemann, vergl.
Wiedemann und Franz.
Fresenius, über die scheinbare
Flüchtigkeit der Phosphori«ure
beim Verdampfen in saurer Lö-
sung und die Einwirknag der
Cblorwasserstoffsänre auf phos-
phors. Natron LXXXVI, 216.
Annal. d. Ühem. u. Pharm. LXXXVIII. Bd. 8. Heft.
2»
4f8
\
FritBsehe, Ünterraehnngen über die
HarnuU - AUuüoIde LXXXVUI,
827 f.
G.
Gerhardt, Untersachimgeii über
die wasserfreieo organischen Spa-
ren LXXXVU, 67, U9.
Gerhardt und Chiozsa, Znsati
sn den ünterBachnngen über die
wasserfreien S&oren LXXXYH,
290.
— , ünterraehnngen über die Amide
LXXXVU, 296.
Q e r 1 a n d, Über Anthranilsänre,
*Benxaminsaare und Carbanilid-
säure LXXXVI, 148.
Gibbs, Beiträge snr analytischen
Chemie LXXXVI, 52.
— , Notii über das Kakodyl der
Valeriansäure LXXXVI, 222.
Girard, über die Einwirkung des
Ammoniaks auf einige arsenigs.
Metallsalle LXXXVUI, 249.
— , über die Einwirkung des Schwe-
felwasserstoffs auf Pikrinsäure
LXXXVUI, 281.
G Ö fs m an n , über die Natur des Fet-
tes der Canthariden LXXXVI,
817.
Qorup - Besanes, Beitrag sur
KenntniTs des Kreosots und eini-
ger seiner Zersetsnngsproducte
LXXXVI, 228.
Qottlieb, Beiträge cur Kenntnifs
der isomeren Säuren LXXXV,
17.
•Gregory, ▼ermischte Notizen
LXXXVU, 127.
G r o h ^ , über die Bestandtheile des
Froschfleisches LXXXV, 288.
H.
Haidinger, über Herapath's
Jodcbininsals LXXXVIU, 206.
Hansen, Verrache über die Wir-
kung des Tellnrs anf den lebenden
Organismas LXXXVI, 208.
Hauff (J.) nnd R. Walther, ver-
gleichende Untersuchung des
Wasser- nnd Fettgehaltes des
Gehirns LXXXV, 42.
Heilmann, Linsenapparat suPho-
tographieen LXXXVUI, 220.
H e i n t s , Über die Zusammensetzang
des Bindstalgs LXXXVUI, 295.
— , Über die Butter LXXXVUI, 800.
Herapath (W. B.) , Darstellung
gröfirarer Kiystalle von schwefeis.
Jodchinin LXXXVUI, 207.
Hoffmann (R.), Reaction anf Len-
cin undTjTosin LXXXVU, 123.
How, Über einige nene basisehe
Zersetsnngsproducte von Pflan-
zenbasen LXXXVm, 886.
J.
Jamin nnd Bertrand, über die
Verdichtung von €kwen an star-
ren Kövpem LXXXVUI, 187.
Joule, über die mechanischen
Wirkungen chemischer Exitfte
LXXXVUI, 179.
J o 7 , über das Selenäthjl LXXXVI,
85.
— , Analyse des Meteoreisens von
Cosby's Creek LXXXVI, 89.
K.
Kawalier, über Pinus sylvestris
LXXXVm, 860
KeknU n. Planta, vgl.* Planta
nnd Keknl^.
Kersting, über. Jodbestimmung
LXXXVU, 19.
~ , über eine nene Bürette LXXXVU^
88.
K i n g 8 1 e y , Photographieen mit-
telst des Kalklichtmikroscops
LXXXVIU, 220.
Kjerulf, über eine isländische
qnarzfuhrende Abänderung des
' Trachyts LXXXV, 257.
— , über die Zusammensetzung des
Cents LXXXVU, 12.
Köhler, über die Verbindungen der
beiden Säuren des Selens mit
den beiden Qnecksilberozyden
LXXXVUI, 274.
Krieger, znr voinmetrischen Be-
stinmiung der Manganverbindnn-
den LXXXVU, 267.
Kühn, über das gegenseitige Ver-
halten der beiden Blntlangensalxe
Autorenregister.
419
and des Nitrats und der eiofachen
Verbrennungsproducte des Silbers
LXXXVU, 84.
L.
Langlois, über die Einwirkimg
der Kohlensäure aaf Chinin and
Cinchonin LXXXVIII, 826.
Langsdorf, das Silber als Einheit
für d. Messung d. electrischen Lei-
tnngswiderstandes LXXXV, 155.
Lehmann (CG.)« über eine kiy-
stallisirbare organische Substanz
ans dem Blute LXXXVIII, 377.
Lehmann (J.), über den Kaffee
als Qetränk in chemisch -physio-
logischer Hinsicht LXXXYII,
205, 275.
Lemercier|Tergl.beiLereboars.
Lerebours, Barreswil und Lo-
me r c i e r , Uebertragung von
Lichtbildern auf lithographischen
Stein LXXXVIII, 219.
Liebig, über einige HamstoffVer-
bindangen nnd eine neue Methode
zur Bestimmung von Kochsalz
u. Harnstoff im Harn LXXXV, 289.
— , überd.ThierschitLXXXVI,118.
— , über Kynurensäure LXXXVI,
125.
— , Darstellung von Ferrocjran was-
serstoffsäure LXXXVII, 127.
~, Scheidung des Nickels vom
Kobalt LXXXVII, 128.
— , Pyrogallussäure im Holzessig
LXXXVII, 256.
Limpricht, Verbindungen des-
Quecksilberoxyds mit Allantolüai
LXXXVm, 94.
Limpricht und Uslar, über die
Bildung des Stickstoffbenzoyls
aus Hippursäure LXXXVIII, ISS.
Löwe, Gewinnung des Tellurs im
Grollen aus den Siebenbürger
Golderzen LXXXVIU, 281.
L ö w i g , über Methplumbäthyl
LXXXVIII, 818.
— , über einige Stibathylverbindun-
gen LXXXVUI, 828.
Loir, über die Verbindangen des
Schwefeläthyls und des Schwe-
feUnethyls mit Chlormetallen
LXXXVU, 869.
M.
Magnus, über die Verdichtung
von Gasen an starren Körpern
LXXXVIU, 189.
— , über das Entstehen von Theer
aus ölbildendem Gase LXXXVHI,
849.
Malagnti, über die Einwirkung
der Kohlensäure und der Borsaare
auf Lackmustinktur LXXXVIII,
227.
Mall et (J. W.), über ein- neues
fossUes Harz LXXXV, 135.
Mann, über die Darstellung der
CoUodiumwoUe LXXXVHI, 851.
Marcet, über das Verdampfen des
Wassers LXXXVHI, 187.
Marignac, über dsis Gefrieren
und Sieden der Hydrate der
Schwefelsäure LXXXVHI, 228.
— y über das Didym und seine Ver-
bindungen LXXXVIH, 282.
Meidinger, über voltametrische
Messungen LXXXVIH, 57.
Mohr, über Verbesserungen im
Titrirverfahren LXXXVI, 129.
Moschnin, über den Caprylalkohol
LXXXVH, 111.
M o s er ( J.) , Analyse des Oligoklases
von Wolfach LXXXV, 97.
— , Analyse des hellgrauen Thones
von Wiesloch LXXXV, 99.
Müller (A.), Analyse eines vana-
dinhaltigen Eisensteins LXXXVI,
127.
Müller (Hugo), über die Gewin-
nung des Llthions aus TripbylUn
LXXXV, 251.
— , über die Palladamine LXXXVI,
841.
JV.
Ni^pee de Saint - Victor,
photographische Mittheilungen
LXXXVIII, 21»; photographi-
sche Gravirung auf Stahl
LXXXVHI, 218.
P.
Paste nr, Untersuchungen über die
Chinabasen LXXXVIH, 209.
420
Pa 8 1 e n r, über die Cmwandlang der
Wetn«iiire in Tranben^nre und
optiich - nnwirkMune WeinBäiire
LXXXVUI, 211.
P^an de Saint - Oilles, fiber
•ehwefliffs. KnpferoxydiilFerbia-
doBgen LXXXVUI, 266.
Planta undKeknU, Beiträge snr
KenntniA einiger flaehtigen Ba-
sen LXXXYII, 1.
_, ehemisehe Notisen LXXXYII,
864.
Provostaye und Desains, Un-
tennchnngen Ober Wärmeetrah-
long LXXXVni, 208.
R
Bagnanit, fiber die ipeeiflwba
Wiime gasföimiger Bobstansen
LXXXVIII, 184.
— , gpeeiflsohe Wlirme des amor-f
phen Phosphors LXXXVIII, 166.
Biehe und Gahours, Tergl. Ca*
honrs nnd Biohe.
Bigaad, Torl&nflge Notii aber den
gelben Farbstoff der Qnereitron-
rinde LXXXVIH, 186.
Bitthaasen, über die Einwir-
kung des Salmiaks anf KnpAr
LXXXVm, 268.
Bochleder nnd B. Behwars,
fiber einige Bitterstoffe LXXXVII,
186; LXXXVIII, 856.
Bot he, Analyse der Asche von
Erica camea L. und Callnna vulgär
risSalisb., sowie der entsprechen-
den Bodenarten LXXXYII, 118.
Böse (H.), über den Einflufs des
Wassers bei chemischen Zer-
setsungen LXXXVIII, 224.
— , über die Niobsäare, die Pe-
lopsäure und die Tantalsanre
LXXXYin, 245.
— , fiber die isomerisohen Yerbin*
düngen des Sehwefelantimons
LXXXVIII, 255.
.— , über die Verbindungen des
Schwefelantimons und Antimon-
oxyds LXXXVIII, 259.
— , fiber die Beduction des Arsens
und des Antimons aus ihren Ver-
bindungen durch Cyaiikalinm
LXXXVm, 897.
Böse (EL), fiber daaVeriudtta des
Schwefelarsens gegen koUeiia.
AlkaU LXXXVUI, 401.
Bowney, fiber das feste Zer-
setzungsprodnct bei Destillation
der Stearitts&nre mit Kalk
LXXXVin, 286.
S.
Baint-Gilles, rargL P^an de
Saint-Gilles.
Schlofsberger, Vernich einer
neuen Deutung der sog. bnide
LXXXV,. 65.
— , fiber das Gehirn des Neugebo-
renen LXXXYI, 119.
^t Kritisches und Thats&ehllches
aber ' die Beaction der frischen
Mflch LXXXYII, 817.
--, Untersnehang der s. g. Hexen-
mflch LXXXYII, 824.
Sobneider (B.), über das Wia-
muthoxydnl LXXXVIII, 260.
Bohönlein, Analyse des Blitter-
teUnrs LXXXYI, 201.
Sehr Otter, fiber dasGefHeren des
Wassers im luftrerdännten Baume
und* die dabei durch das Ver-
dunsten des Eises eneugte K£he
LXXXVIU, 188.
Schüler (E.), über die kfinstliche
Darstellung des Greenockits und
einige andere KadmiumTerbindnn-
gen LXXXYII, 34.
Schunck, fiber Bubian und seine
Zersetznngsproducte LXXXYII,
844.
Schwärs (B.) und Bochleder,
vergl. Bochleder n. Schwärs.
Seyferth, Analyse des Wolken-
steiner Mineralwassers LXXXY,
373.
Siegmund, Versuche über die
Ausscheidung des Hamstoft
LXXXVIII, 112.
Silbermann und Farre, vergL
Favre und Silbermann.
St&deler, über einige Verbindun-
gen des basischen Salpeters. Queck-
silberoxydnls mit Salpeters. Sauten
LXXXYII, 129.
— , über die Säuren des Bapsdls
LXXXYII, 188.
Aulorenregiiter.
421
S t &d e 1 e r, Qefäfie enr Aafbe wabrniig
der FlaCisaore LXXXYll, 187.
T.
T a 1 b 0 1 , photographische Gravirnng
auf Stahl LXXXVIII, 216.
Thomsen, thermochemische ün-
tarsnehangen LXXXVIII, 141.
T r i b o 1 e t , über d. ZnsammeDsetzong
der Qnarsporphyre LXXXVII,
827.
Tyndall, über die Leitangsfahig*
keit organischer Sobstanzen für
die Warme LXXXVIII, 198.
u.
Uc hat ins, über die Bestimmung
des Salpetergehalts im Schiefa-
pulver LXXXVIU, 396.
Dslar und Limpricht, vergl.
Limpricht und Uslar.
V.
V öl ekel, fortgesetzte Untersuchun-
gen über die Prodacte der trocke-
nen Destillation organischer Kör-
per LXXXV, 69.
— , über das Kümmelöl LXXXV,
246.
— , über die Gase, welche bei der
Destillation des Zuckers sich bil-
den LXXXVI, 63.
— , über die Prodncte der Destilla-
tion des Holzes LXXXVI, 66.
— , über die flüchtigen Oele des
Buchenholz - Theers LXXXVI,
831.
— , über den Asphalt aus dem Can-
ton Neuenburg LXXXVU, 189.
— , über das Vorkommen des Alde-
hyds unter den Producten der De-
stillation des Zuckers LXXXVII,
808.
— , über das Verhalten des Kreo-
sots zu Kalk in höherer Tempe-
ratur LXXXVII, 806.
— , über d. Wurmsamcnöl LXXXVII,
312.
Vogel, über die rothe Färbung des
Chinins durch Ferrocyankalium
LXXXVI, 122.
Vogel, über die Auffindung du
Schwefelkohletistoffs LXXXVI,
369.
Vohl, künstliche Bildung krystolli-
sirter Mineralien auf nassem Wege
LXXXVIU, 114.
w.
Walther (R), vergl. bei Hauff (J.).
Wandesieben, Untersuchung der
Mineralquelle zu Langenbrücken
in Baden LXXXVII, 248.
Ward und Frankland, vergU
Frankland und Ward.
Weltzien, über ein Zersetzungs-
product des Teträthjlammoniums
LXXXVI, 292.
Westhoff, Apparat zum Gra-
duiren cylindrischer Glasgefafse
LXXXVin, 181.
Wicke, Beobachtung über das
Phosphorsulfuret LXXXVI, 116.
— , Analyse des Geh&usedeckels
der Helix pomatia (Weinbergs-
schnecke) LXXXVII, 224.
— , Analyse eines Trochusdeckels
LXXXVII, 226.
— , über das Vorkommen der Fu-
marsäure in Gorydalis bulbosa
LXXXVII, 225.
— , Anwendung von Kupfervitriol
zur Conservirung von Thierbäl-
gen LXXXVIII, 186.
Wiedemann und Franz, über
die ^^meleitung in Metallen
LXXXVm, 191.
Wilde, über die Berechnung der
Axenwinkcl der zweiaxigen Kry-
stalle LXXXVIII, 124.
Wildenstein, über das Aequivalent-
gewicht des Chroms LXXXVIH,
261.
Winter, Analyse einer Schlacke
vom Nickelschmelzen der Do-
rothea - Hütte bei Dillenburg
LXXXVII, 221.
W ö h 1 e r , über eigenthümliche Me-
tallreductionen auf nassem Wege
LXXXV, 263.
— , Einflnfs des Drucks auf das Beste-
hen von Verbindungen LXXXV,
874.
PlliniiaCOpoet BaditStS. Royal-OcUv. feh. Rthlr. 2. 20 ngr. oder
fl. 4. 48 kr. rhein.
ttöchiOBietrisclier Comaieiltar tm Pharmacopoea Badensis ron Dr. Wilh.
Delffs. Royai-OcUv. geh. 7 Vi n«;r. oder 27 kr. rfaeiii.
16116 T6rfUinUlgSW6iS6 zur Prürung der Pottasche und Soda, der Aschen,
der Sauren, insbesondere des Essigs, so wie des Braunsteins, auf ihren
wahren Gehalt und Handelswerth. Für Chemiker, Pharmaceuten, Tech-
niker und Kaufleute, lediglich nach eigenen Versuchen bearbeitet too
Dr. Fr. Fresenius und Dr. H. Will, Assist, am chemischen Labora-
torium zu Giefsen. 8. geh Preis 26 Vi ngr. oder fl. 1. 30 kr. rhein.
Codex medicaaeilUrilU Genmiorinil, oder Versuch einer systematischen
Uebersicht der in den jetzt gesetzlich eingeführten Pharmacopöen Deutsch-
lands enthaltenen Arzneimittel, von Dr. J. H« Dierbach, aufserordent-
liebem Professor der Medicin an der Unirersitfit Heidelberg. 22 Bogen,
geh. Preis Rthlr. 1. 22V, ngr. oder fl. 3. rhein.
Huidbncll der pbaimaceiltiSCbeil Praxis , oder ausführliche Darstellung
der pharmaceutiscbcn Operationen, sammt den gewählten Beispielen ihrer
Anwendung von E. So u bei ran. Deutsch bearbeitet Ton Dr. Fr.
Schödler. gr. 8. Mit 2 Tafeln. Rthlr. 4. 5 ngr. oder fl. 7. 30 kr.
Die ersten Elemente der gesanmiten Hatnrlehre zum Gebrauche für höhere
Schulen und Gymnasien. Von Dr. G. W. Muncke, Grofsh. Hofrathe
und Prof. der Physik zu Heidelberg. Vierte verbesserte Auflage mit
zwei Kupfertafeln. 8. geh. Preis 25 ngr. oder fl. 1. 30 kr. rhein.
Die analytische Chemie, tabcllnrisch dargestellt von Dr. Ludw. Posselt.
Hoch. 4^ Geh. Kupferdruck-Velinpapier. Preis Rthlr. 1. 10 ngr* oder
fl. 2. 20 kr. rhein.
Tabellarische uebersicht der qualitativen chemischen Analyse, zum Ge-
brauche bei den praktischen Arbeiten im Laboratorium zusammengestellt
Ton Dr. L. Posselt In 3 Tafeln. In Umschlag. Preis 7 Vs ngr. od. 27 kr.
Chemische und mikroscopische Untersnchnngen zur Pathologie, angestellt
an den Kliniken des Julius-Hospitals zu ^ürzburg, von Dr. Job. Jos.
Scheerer, Professor extraordinarius der mcdicinischen Fakultät gr. 8.
geh. Preis Rthlr. 1. 7Vs ngr. oder fl. 2. 15 kr« rhein.
■fnl-
mmmmp
1
7.'v '. ;.i ■■.';i-. •.'-•".■■;'■- ■