Google
This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct
to make the world's books discoverablc online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.
Äbout Google Book Search
Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs
discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web
at|http: //books. google .com/l
Google
IJber dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Uiheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nu tzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in Partnerschaft lieber Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche Tür Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials fürdieseZwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter|http: //books . google .coiril durchsuchen.
■1
THE LIBRARY
OF
THE UNIVERSITY
OF CALIFORNIA
EMIL FISCHER COLLECTION
PRESENT^D BY HIS SON
■f.*Z • ' ' ' — • '^
Pro; üerrnann Rscht
Basel
ROtlmeyerstr. 22
ANNALEN
DER
CHEMIE
UND
PHARMACIE.
HEBAUSaEGEBEN UND BEDIOIBT
VON
FRDBDRIGH WÖHLEK, JCSTDS LIEBK
UND mmkm kopp.
BAM) GLVn.
LEIPZIG UND HEIDELBERG.
O. r, WUia'JBB*80HXI VXBIiAOMSHANSIiVJra.
V 4
u-
ANNALEN
DER
CHEMIE
UND
PHARMACIE.
HESAUSGEGEBEN UND BEDIGIRT
VON
nilEDRIGH WÖHIEK, JVSTÜS LIEBIG
UND HERMANN KOPP.
NEUE EEIHE. BAM)
LEIPZIG UND HEIDELBERG.
O. r. WINTMB>80B31 VDBIJLOSHAJNBIiirNa.
187L
•*4'
if ,
Cheznlstry Libt
QD 1
BIOCHEM.
LIBRARY
Inhaltsanzeige des CLVII. Bandes.
Erstes HefU
"' Seit©
Ans dem Laboratoxiuai des Prof. Strecker.
Ueber die St>altting des Gafie^&s dtu^h Barythydrat;
Ton Franz Rosengarten und Adolph Strecker 1
üeber Strychninoz&thyl-Yerbindnngen; von Dr. Budolf
Messel 7
Ueber Snlfornaleinsäure ; yon Demselben 15
Ueber einige aus Asparaginsänre ehtstebende Pkrodnete;
von Dr. Engen Schaal 24
Ueber Brenzweinsnlfdsäfire; von Dr. Theodor Wie land 34
Verbindungen ehiiger Aldehyde xnit Amiden; ron Dr.
Ludwig Medicns • 44
Ueber die Gröfse der Atome; von W. Thomson 54
Ueber Essigpiperidinverbindungen; von K. Kraut 66
Ueber die Einwirkung des Wassers auf das Eisen und des Was-
serstoffs auf das Eisenoxyd ; Tön H. Sainte-Glaire Deville 71
Ueber Gewinnung und Zusammensetzung des Hyoscyamins; Yon
H. Hoehn und E. Reichardt 98
Ueber die Einwirkung des Phenols auf Ammoniak; yon M. Ber-
thelot .. . , . 109
Apparat zur Wasserbildung; von F. Wöhler 111
Umwandlung des Chlorals zu Aldehyd, durch umgekehrte Substi-
tution; von J. Personne ; 113
Seite
üeber einige nene bromhaltige Derivate des Cumarins ; von W. H.
* Perkin 115
Vorläufige Mittheilungen; von Eduard Linnemann . . . 119
■ i
Z w e i t e s Heft.
Untersuchungen über substituirte Phenol^. :.
1 . Ueber Chlorphenolsulfosäuren ; von TheodorPeter-
sen und B. Baehr-Predari 121
2. Einwirkung von . conceBtrirter Salpetersäure auf die
Chlorphenolsulfosäuren; von Denpelben. . . 154
3. Dinitrochlor^henol von \69^ Schmelzpunkt; von Theo-
dor Petersen . ..... . . . . . . 165
. .4.. Ueber. die Constitution, der . Nitrochlorphenole ; von
Demselben . • ; . . . . 171
Studien über die Constitution des Diamyl^s ; von W. v. Schneider 185
Hittheilungen aus. dem chemischen Uoiversitätslaboratorium zu Kiel.
üntersuchimg der Fleischfiüssigkeit ' von Pfaocaena com-
munis; von Dr. Oscar Jacob^en 227
. .Untersuchung des . indischen G-eräniumöls ; von Dem-
selben 23^
Untersuchung eineB sehr dichten schwedischen Torfs; von
Demselben 240
Ueber einige Verbindungen des. Chlorais mit Alkoholen
und mit Amiden; von Demselben 243
■ •
Drittes Heft.
8eite
Untersuchungen aus dem Uniyersitätg-Laboratorium in Erlangen :
I. Ueber die Destillationsproducte eines Gemenges von
buttersaurem und essigsaarem Kalk ; von Dr. Fer-
dinand Grimm 249^
n. Ueber die Fettsäuren des ungarischen Weinfuselöls
und einige CaprinsäurederiTate; von Demselben 264
ni. Synthese des Kautenöls; Ton E. v. Gorup-Besa-
nez und F. Grimm 275
lY. Kleinere Mittheiluogen 282
1) Beiträge zur Kenntnifs der Gholsäure . . 282
2) Eine vortheilhafte Darstellungsweise der Gly-
cocholsäure 286
3) Ueber einen enormen Thongehalt einer
menschlichen Lunge . 287
4) Zur Warnung 289
Untersuchungen aus dem chemischen Unirersitätslaboratorium zu
Halle :
52) Ein Zink-Calcium-Doppelsalz der Aethylenmilchsäure
als Mittel zur Beindarstellung dieser Säure; Ton
W. Heintz 291
53) Ueber die Producte der Zersetzung der Aethyliden-
chlor- und derAethylenjodpropionsäure beim Kochen
mit Kalkmilch; von Demselben 295
54) Ueber die Natur der Milchsäure des Fleisches; von
Demselben 314
Ueber die Einwirkung von Salzen auf Weingeist; von K. Kraut 323
Ueber die Naphtylpurpursäure und ihre Derivate; von Dr. Erwin
von Sommaruga 327
Apparat zur Gondensation von Ammoniak bei Vorlesungen; von
Friedrich C. G. Müller 348
Ueber die Synthese des Coniins; von Hugo Schiff . . . . . 352
Aus Fhosphorsalz krystallisirte Titansäure ist nicht Anatas; von
A. Knop 36d
Seite
Neues Auflösungsmittel des Indigotins ; von A. A. de Aguiar und
Alex. Bayer 366
Ueber die bromhaltigen Derivate des Essigsäure - Anhydrids ; von
H. Gal .' . ; 369
] .
. 1
X/ü
ANNALEIS
' ' 'DER
CHEMIE UND PHARMACIE.
qi^YILBliDdetB erstes Qefi
Aus dem Laboratorium des Prof. Strecker.
üeber die Öpaltung des Caffeidins durch
Barythydrat ;
von FrQ.vA Rosengarten und Adolph Strecker,
Durch Einwirkung von Barytbydrat auf Coffein erhielt *)
der eine von uns vor mehreren 40hren eine als Caffeidin
bezeichnete Base, welche sich nach folgender Gleichung von
dem Caffein ableitet :
Caiaretn • CaiFeidm.
Nebenbei entwich tfethylamin und Ammoniak, und in
*• •• ■ » • '
der Mutterlauge vom schwefelsauren Caffeidin fanden sich
noch weitere, nicht naher bestimmte Substanzen.
Vor drei Jahren veröffentlichte**) Otto Schul tzen
in einer kurzen Hittheilung die bemerkenswerthen Resultat9i
f welche er bei .d^r vollständigen Zersetzung des Caffeidins..
durch Barythydrat erhalten hatte. Er fand, dafs neben kohlen-
t saurem Baryt, Ammoniak und Methylamin dabei ameüensanrer
*) IHose AntiAieii CXXm, 360.
) Zeitschrift für Chemie 1867, 614.
▲nnal. d. Uhflui. a. Pharm. CLVII. Bd. 1 Heft.
2 Rosengarten u. Strecker^ Über die Spaltung
Baryt und ein krystalliniscber Körper von der Zusammen-
setzung G8H7N92 auftreten. Letzterer Körper^ von neutraler
Rea^ction, vereinigt sich mit SalzsSure i)nd . Schvrefe}s(ujra z)|
krystallinischen Salzen [G3H7NO2 . HCl und (GsHtNOs)» . SO4H8].
Es gelang Schnitzen nicht, Platin- oder Golddoppelsalze
desselben zu erhalten, und er hältihi)^ wahrscheinlich aus
diesem Grunde ; für verschieden von Alanin und Sarkosin»
und vermuthet, dafs derselbe das der Fleischmilchsaure ent-
sprechende Alanin sei.
Gegen diese Auffassung spricht jedoch zunächst das
von Schultzen selbst beobachtete Verhalten des Körpers
gegen salpetrige Saure, indem er dadurch nicht etwa ia Fleisch-
milchsaure, sondern in eine Nürosaverbindung verwandelt
wird, deren Kalksalz nach Schultzen 's Analyse der
Formel *) (G3H5(NO)N9i{)2 6a + aq. entspricht.
Wir theilen im Folgenden die Resultate mit, welche
wir bei einer Wiederholung der Versuche erhalten haben*
Die Zersetzung des Caffeidins durch Barytbydrat erfolgjt
nur langsam ; nach 40 ständigem Kochen schien sie beendigt,
indem nur noch Spuren alkalisch reagirender Dämpfe auf-
traten. Nach dem Ausfällen des Baryts mit überschüssiger
Schwefelsäure wurde die Lösung ^ abfiltrirt und destillirt,
wobei mit den Wasserdämpfen eine Säure überging., die
durch ihre Reactionen und die Analyse d^s Barytsalzes, als
Ameisensäure sich auswies.
Die stark eingeengte Lösung schied auf Zusatz von
Weingeist eine allmälig krystallinisch erstarrende Masse aus,
welche ein schwefelsaures Salz war. Enthielt die Lösung
*) In der angeführten kurzen Anzeige ist durch Druckfehler der
Körper als Nitroverbindung von der Formel (6sH5(N9)0,),€a -|- ftq*
bezeichnet. Nach einer brieflichen Mittheilung des Hrn. Schultzen
berichtige ich oben diese Angaben«
de$ Caffatdins durch BaryikpdraU i
suvicil übersdbfilsige Scb'wefeisäQriB, so entfitand nur <$ine
UHter dctm Weingeist sich abscheidende 8yii])[)artigfe' Schichte.
Das abgeschiedene schwefelsaure Salz wurde durch Kochen
mit Bleioxydhydrat von Schwefelsäure befreit, aus der Lösung
das reichlich gelost» Blei durch Schwefelwasserstotf nieder-
geschlagen und das Filtrat verdunstet. Beim Stehen bildeten
sich farblose harte / äfirg sclimeckende Krystalie, die sich
ohne RüdKstand sublimiren Kefsen. Ihre Zusammensetzung
ist die von Schultzen angegebene.«
0,22i2 Qtm. Sabfltanz gaben mit chromsaurem Blei Terbrannt 0,3293
Zohlengäore und 0^151.7 Walser^
Gefunden O^H^NOs
Kohlenstoff . 40,6 40,4
Wasserstoff ' 7,6 7,9.
Wir können dagegen die Angabe, dafs dieser Körper
keine Verbindungen mit Gold- und Platinchlorid bilde, nicht
bestätigen.
Versetzt man die saizsaure Lösung der Körpers mit
Plalinchiorid und verdunstet sie Aber Schwefelsäure oder
an trockener Luft, so bilden sich bei gehöriger Concentration
gröfse honiggelbe Krystall^', diä in Wasser tind in Wein-
geist seh^ lefcht löslich sind, mit einier Mischung voii Aether
und Weingeist ohne grofsen Verlust gewaschen werden
können. Sie «eigen Aid gröflste AehnHchkeit mit dem aus
Sarkosin darstellbaren Platindoppelsalz, mit dem. sie auch
in der Zusammensetzung übereinstimmen.
0,713a Grm, verloren bei 110.® 0,0413 Wasser. oder 6,78 pC. ^
0,3673 Grm. des trockenen Salzes hint^rliefsen 0,1226 Platin oder
33,37 pC.
Das Barkosin-Platinchlorid nach Lieb ig, €8H7NO,.HGI -f PtCls,
enthält d6r Beoh&ung nach 5,7 pG. Walser und 83,4 pC.
Platin im trockenen SaJz.
Auch mit Oojdchlorid erhielten, wir beim. Verdimsteii
gelbe nadeiförmige Krystalie, die in kaltem Wasser wenig.
4 Rosengarten u. Sireckery Wer die Bpaltung
in koohendem reichlich löslich sfaid. Beim Abdampfen mengt
$ich den- Krystallen ein wenig metallisches Gold bei.
0>&198 Grm. Erystalle lunterliefeen beim Glühen 0,1483 Gnn. oder
46,3 pC. Gold.
Der Fonnel €,HtNO,.HCl + AnC^ entspricht ein Gehalt voa
45,8 pC. Gold. ,
Das Verhalten des Sarkosios gegen Metalloxydß ist biil
jetzt nicht näher untersucht worden; seiner^ Analogie mit
dem Glycocoll zufolge lafst sich .erwartei^» dafs es 1 Aeq^
Metall aufzunehmen im Stande sein wird^ und einige Versuche
haben diefs denn auch bestfitfgt. Aus Kreatiir dargestelltes
Sarkosin löst beim Kochen Kupferoxyd unter tief blauer
Färbung auf; die Lösung scheidet beim Erkalten blaue, gut
ausgebildete rhombische Krystalle aus.
0,8560 Grm. derselben verloren bei 160® 0,1106 Grm. oder 12,9 pC.
Wasser.
0,3463 Grm. bei 160® getrockneter Substanz hinterliefsen beim Ver-
brennen 0^1150 Kupferoxyd oder 33,2 ,pC.
Der Formel €«HeOuNO, -f- HaO entspreobon 13,1 pQ. KryqbUlwajEjser
und 33,1 pC. Kupferoxyd im trockenen Salz.
■.•..; • •». . . . . •
Der aus Caffein erhaltene Körper verhielt sich gegen
Kupferoxyd in gleicher Weise, wje daS; Sarkosin aus
Kroatin.
0,2128 Grm. der dunkelblauen Kupferrerbindung verloren beint
Trocknen 0,0283 Grm. oder 13,3 pC. Wasser.
0,1656 Grm. der getrockneten Verbindung gaben 0,0540 Kupferoxyd
oder 32,6 pC. '
Endlich haben wir noch das Sarkosin aus Caffein in
Kreatin übergeführt. Wir versetzten eine wässerige Lösung
desselben mit Cyanamid in concentrirter Lösung unter Zusatz
▼on wenig Ammoniak. Beim ruhigen Stehen schied sich
eine reichliche Krystallisation ab^ welche in den Eigen-
schaften utidi der Zusamniensetzung mit dem Kreatin über-
einstimmte.
d^ Caff^dtn»^ durch BaryihyiraU i
0,3330 Gnu» verloien bfai 100^. io^em sie «ich. jmlehweifli Ittthten^
0,0408 Grm. oder 12,25 pC. Wasser.
0,2826 Grm. der getrockneten Substanz gaben beim Verbrennen
mit chromsanrem Blei 0,3807 Kohlensäure nnd 0,1845 Wasser,
oder 36,7 pC. Kohlenstoff und 7,25 p€. Wasseratoff.
Das krystaUisirte Kroatin enthalt nach der Formel €4HeNsO, -f H,^
12,1 pC. Waaser, und im trockenen Zustand 36,6 pC. Kohlen^
Stoff und 6,9 pC. Wasserstoff.
Während Volbard«) angiebt, dafs er aus 100 Th.
Sarkosin durch Cyanamid nur 20 Th. Kroatin nach seinem
Verfahren erhalten liabe, bekamen wir aber 130 pC. um-
krystalHsirtes Kreatin^ indem wir die ursprunglich **) vpn
«inem von uns , angewendeten Verhältnisse bei der Bildung
des Glycocyamins befolgten.
Wenn es schon bierpach feststeht ^ dafs der von
0. Schnitzen aas Caffein durch Barythydrat als EndproducI
erhaltene Körper mit dem Sarkosin (Hethylglycocoll) iden-
tisch ist, so wird diese Ansicht durch. das von 0. Schnitzen
antersuchte Verhalten desselben gegen salpetrige Säure
noch weiter bestätigt. Während nämlich die Verbindungen^
welche NH2 enthalten, durch salpetrige Säure in wässeriger
Lösung im Allgemeinen in Oxyverbindungen übergeführt werden,
entstehen bei derselben Einwirkung aus Methylamid N.€Hs. H
enthaltenden Körpern Nitrosoverbindungen :
A.NHt + N9,H = A.9H + H,0 + N,
A.NH.€H, + NöjH = A.NGHjCN^) + H,0.
Die Entstehung der Nitrosoverbindung aus dem fraglichen
Körper zeigt daher ebenfalls, dafs derselbe NH.GHs.G^HaGg,
also Methylglycocoll ist.
Unsere Versuche bestätigen daher im Wesentlichen die
von 0. Schnitzen erhaltenen Resultate, und nur in Betreff
*) Chem. Centralblatt 1869, 364.
**) Strecker, Jahresbericht für Chemie u. s. w. f. 1861, 630.
9, Rosenffarien u. Str^eker^ Mer die Spaltung u,8.w^
der Natttr des alanihartigen Körpers sind wir zu abweichenden
Resultaten gelangt.
Die Zersetzungsgleichung des Caffeins ist daher die
schon von Schnitzen gegebene :
eine ganz normale Spaltung, insofern auf beiden Seiten der
Gleichung gleich viel Molecule vorhanden sind.
Das Kroatin liefert bei gleicher Einwirkung ebenfalls^
Methylglycocoll; Kohlensäure und Ammoniak, dagegen fehlen
hierbei Methylamin und Ameisensäure; beide Körper zeigen
daher nahe Beziehungen zu einander, wie der eine von
uns *) schon vor 10 Jahren hervorgehoben hat.
Versucht man aus obigen Spaltungsstücken das Gaffeln
wieder aufzubauen, so kann man zu folgendem Ausdruck
für die Structur desselben gelangen :
CIN— G ' GHj ,
N — GH, — GO
welche mit der Structurformel **) des Kreatinins :
NH — GO
I
HN=G
I
NGH,— GHg
einige Aehnlichkeit hat.
Vielleicht gelingt es, durch Anwendung anderer Spaltungs-
mittel aus dem Caffein zweifach-methylirtes Guanidin zu er-
halten, ähnlich wie das Kreatinin (wenigstens nach seiner
Umwandlung in Kreatin) einfach-methylirtes Guanidin giebt»
*) Strecker, diese Annalen CXVm, 151.
**) Vgl. Strecker's Organ. Cliem., 5. Aufl., S. 588.
Ueb^r Strychninoxäthyl-Verbindtingen;
t
von Dr. Rudolf MesseL
Wie Wartz gezeigt hat, vereinigt sich das salzsaure
Aethylenoxyd mit Trimethylamin zu dem Chlorid einer Am-
moniumbase, welche mit dem aus der Galle, Gehirn und
Eidotter dargestellten Cholin (Neurin) identisch ist.
Es war nun zu versuchen, ob auch complicirtere Nitril-
basen sich in analoger Weise mit salzsaurem Aethylenoxyd
vereinigen würden.
In dieser Absicht habe ich zunächst Strychnin, dann
aber auch Chinin mit salzsaurem Aethylenoxyd behandelt«
und theile vorlaufig die mit ersterem erhaltenen Resultate mit.
Es war nach Analogie mit der Bildung des Cbolins,
welche nach der Gleichung
CH,(OH)
C,H4(0H)a + N(CH3), = I '
erfolgt, zu erwarten, dafs das Strychnin sich nach folgender
Gleichung mit dem salzsauren Aethylenoxyd vereinigen wörde :
C„H„N,0, + CACOH)« = C„H„N,OsCL
Die Darstellung gelingt leicht nach folgendem Verfahren:
10 Grm. gepulvertes Strychnin wurden mit 2,4 Grm.
salzsaurem Aethylenoxyd nnd Weingeist in einer verschlosse-
nes Glasröhre, auf 130 bis 160^ ungefdhr einen Tag lang
erhitzt, und dann langsam erkalten lassea..
Bein\ Oeffnea d^r Röhre zeigte sieb kein Druck. Ich
habe nur einmal das Entweichen einer Spur eines brenn«^
baren Gases, wahrscheinlich Aethylenoxyd, wahrgenommto. '
An der Wandpng der, Röhre hatten sich beim Erkalten
grofse primatische Krystalle der neuen Yerbfaidung angesetzt.
Der Inhalt der Röhre wurde ^nit Weingeist ausgespült, durch
Erwärmen in . einer Poroellansch^le der Weingeist entfernt
und der Rückstand mit kaltem Wassep «umgezogen. Hierbei
6 Messel^ über Strychninoxäthyl' Verbindungen.
blieb d^s wenige uiws^rseUte'^yobifiii ztträc^; die leicht
lösliche Chlorverbindung kry$tal|isirte aus der concentrirlen
Lösung in weifsen seideglanzendeii JBüscheln.
Von den lufttrockenen KjTstaUeti verloren bei 100*'1,20W Grm.
0,0520 Wasser, entsprechend . 4,3 pC. Wasser. ,
Die Analyse der bei 100^ getrockneten Substanz ergab folgende
Resultate:
0,4490 Gkm. lieferten 0,1549 Cblorsilböh
Ztrei Verbrennungen, welobe oüt chromsaurem Btei, Kupferoxyd
und vorgelegtem metallischem Kupfer ausgeführt "tnirden, Qn
gaben :
0,2770 Grm. lieferten 0,6715 Kohlensäure und 0,1710 Wasser.
0,2370 Grm. lieferten 0,5775 Kohlensäure und 0,1435 Wasser.
Bei der dtickstofibestimmTing mittelst Natroskalk gaben 0,2120 Grm.
Substanz 0,0995 Plathk
^ ZasaminensteUung der Resultate in Procenten :
Berechnet
Gefunden
^88
276
66,58
. 66,21
66>46
H„
27
6,51
6,86
6,72
N.
28 •
6,76
6,64
» ' ^
Cl
85,5
8,56
8,53
* —
o.
48'
n,59
mm^
—
:
' 41415
100,00.
H,0
18
■
* •
432,5 4,16 WASser, 4,80 Wasser.
Die wässerige Lösung des vorstehenden Salzes giebt
auf Zusatz von Ammoniak keinen Niederschlag.
' Chromsaures Kali und conoentrirte Schwefelsaure fUrben
^eselbe schön violett; bei längerem Stehen verschwindet die
Farbe wieder.
Beim Kochen mil concentrirter Salpetersäure oxydiHoder
iiitrirt sich die Verbindung; bei nacfaherigem Vermischen mit
Wasser entsteht ein gelber flockiger Niederschlagt Das
Stryx^hnin glebt eitie ähnlichia Reactfött, so Ms <vielleieht zo-^
näübst Strychnin bei obrgem P^ocelfa eufückgefoildet wird. '
Messet ^Merßtrifobjimoa^i^
\i
Wendel man jwr; Vi«rilwiil0. £kl)petei!9iiire Mj mrfarbt
sich die Flüssigkeit schön gelb ; 4uf c^Zneeto von/ Wimen eiit'^
steht dann kein Nißdepsehkg ^ cUgegW ;4atet jCiftnabtorfiir die
Farbe ia R(Hb ubi««-,: . ' ,r. ; ,, ,; , .
Piatincbiorid. fallt selbst 'aus sehr verdaHBleii Leeilnge^i
ein krystaUiaisches!» s^höpi ornhgefarbeneii Doi^pebais.
0,3575 XSarm. dieses l)i9i 110^ getrovfcki^stäii finÜses hSutdriieAleii beim
Glühen 0,0605 Platin, entspreohend der Formel C|^Hs|I^|Cl
+ PtCl,.
, Berechnet Gewänden
Platin 16,94 pC.' ' 16,92' pC.
0,7155 Grm. des lufttrockenen Boppelsalzes verloren bei 110^ 0,0055
Wasser =s 0,V6t8 pC, Wohl riiar 'li7grösco|)i8ches Wässer. ' *
Eine concen^irte Lös^ng des Chlorids giebt mit Schwe-
felcyankalium. nach 12 ständigem Stehen gro&b darchsichtige
Erystalle, welche an der Wand des Gefafses ziemlich fest
haften; iil verdünater Ldsänjg daueri die; Bildung der Kry-
stalle viel länger^ und diese sind daoin meist klein und nicht
so gut ausgebildet. ^^ ' -^ . : .:
JodkaUum tel*2eiigt in der Lösung- ^des^Chlbrids sogleich
keinen Niederschlag ; i nach ISstündigem^tehen' hatten sich
lange dorohsiebtige Krystallnad^ln (des Jodids) auisrgeschiädeifi.
Wird das Chlor des Chlorids vorsichtig doyohsalpetet^
saures Silberoxyd aus^öTIt'^' <so erhält man^ «n$ 4w ziemlich
concentrirten Lösung harte 'KrystalfaMdeln •des'* Stcfchfiinex»
äthylnitrates. * >
Die drei letztbeschriebetten' Verbindungen mifdeii keiner
Analyse «nlerworfen, ^sondern» nur äiif ih^e Reinheit, d.' h;
Abwesenheit von Str^chninl >dttrch Yef setzen mit Ainmontak
geprüft« ' . '• • V " ;•..•.!.:' in.-:
Sbyck^inoMthylaMlfat^ -Hi<lZür i DärsleUtog di^es Sakee'
wurde dielLösosg . der ChiM*verbindong'' nnt^ lreh^iefelaa«rbni
Siiberexydi hiin^ Zeit Mg^ekssriit i uuil ''Ms- hierbei Jn ,Ldsung
gegangene Säber mi^S)ähwefelwa«SOT«t«ff.'niederge(srchlägenw
"Erat .bm «tarkei' iCönoefrtrfitiem b$l<t«n sich iitl Filtrat
voHkommen weifsd grofee Ki^«taNe de^r Sulfates.
■ Diese» Sähe Ist in Wesseir aQ^ehndend loslich,' ebenfalls
lost es sich leicht in warmem Weingeist; ftnd' det' weingeisti-
feo Lösung scheidet es ticb «aber beim Erkalten sofort in
kleinen .walzenförmigen nndeutUdhen Krystallen ab.
Die Formel leitet sich aus seiner Bildungsweise folgender-
mafsen ab :
2 (C,sH8,N,0aCl) + SO^Ag^ = (C„H8,N,0»),S04 + 2AgCL
Dieselbe verlangt 9,37 pC. Schwefelsäure (SO3).
0,9860 Grm. Substanz verloren bei 100®. 0,0855 Wasser. .
0,412 Grm. der bei 100® getrockneten Substanz gaben 0,1135 schwe-
feisauren Baryt.
' ' Berechmet Gefunden
Sel^wefelsH-are 9,87 pC. - ; 9,46 pC.
2 Molec. Wasser ,8,67; „ 7,8 , ,
Stry)ohnin0xätht^lht/drat. — Ich versuchte zuerst die Base
aus ihrer Chlorverbindung durch Behandlung ihrer wässerigen
Lösung mit Silberoxyd zu* isoliren.
Es mufs hierbei Erwärmen, sowie ein Ueberschufs von
Silberoxyd y^rmieden werden , weil die freie Base dadurch
leicht verändert wird; die Flüssigkeit nimmt dann eine tief
rothe Färbui^ an.
Das von Chlorsilbef getrennte stark alkalisch reagirende*^
Filtrat wurde etwias eingeengt, worauf es unter der Luftpumpe
zu einer breiartigen Masse erstarrte.
Diese w«r in Wasser leicht löslich ; Weingeist flllie dar-
aus, ein schtnatzig-weifses. Pulver. Die wasserige Lösung
dieses Pulvers war, frisc^ bereitet^ ohne jegliche Seaction
auf Lackmuspapier und absolut geschmacklos, während sämn^t^
liehe, vorher erwähnten Verbindungett einen eigenthumliohen,
Anfangs- Süfsliehen, dann scharf Mieren Gesehma'cfc haben.
Salpetersatures Silberoxyd erzeugle jbeim Zusammenstehen
mit ddr wässerigen Lösung ^ dieses KAfpers einen schwarzen
Me^B^ly^ Hier ^sPi^hninomSa^hVärbikiu^ It
Kiedecsciilag, v^u^^fMl '^h die ilüflif kait g^riln ArUe. >>Ain-i
monlak gab in dem.Tiltt^te keineh NiederscMi^. ^^
Mit Chlorbai;yttin und AmB^o^jai^' Tfr^eUi aclrie4ea: sich
nach einiger S^eit weifse körpige JCryst^lle aus« s^
Ammoniak allein Yergnderte die Lösung nicht,. ,
Platinchlorid fällte sowohl die freie, als die mit Salzsäure
versetzte Verbindung.
Von letzterem Salze hinterliefseh 0,1^22 Grm. beim
Glühen 0,0333 metallisches Platin, entsprechend 17,32 pC.
Platin.
Es scheint, idaftf bef der Zeriegfung des Chlorid^ mit
Silberoxyd zugleich ein Theil der Base uiiter Austreten von
Wasser sich in eine .."Pinj/lverhinctunff terWandelt halte, ähn-
lich wie die Bromäthylba^en von A; W. -Hofmanri*) mit
Silberoxyd und Wasser zum TheH in Vinyfbaseri ver wandelt
werden. Nehmen wir hiernach ffir das' Platindoppelsalz die
Formel ^ j » • .
an, so berechnet sich hieraus der proceotif^e, Plating^bali
zu 17,4 pC. ,. : :»
Der in Weingeist lösliche stark alkalisch reagijrend^
Theil der Base wiirde mitSaks^r^ und, Wasser versetzt,
dann n^it Thierkohla zu entfärben versucht, was allerdings
nicht vollkommen gelang, und die sich auS; dem Filtratejab-
scheidenden Krystalle mit Platinchlorid gefällt.
Dieses Platindoppelsalz war nicht wie das ursprüngliche
schön orangefarben, sondern mehr schmutzig-gelb und färbte
sich am Lichte noch dunkler.
0,3390 Grm. des bei 100^ getropkueten Salzes hinter-
liefsen beim Glühen 0,0580 Platin, entsprechend 17,11 pC.
*) Jsliretbeticht für Chemie u. b. v. t 18^0, S44>:
12 Messtt, üifkr. 8&fychhmoxä^yl'^V4rhindunffen.
PtaMn. . Nach der bereits ü^gegebeaeiii ^ Formel d^ PUtki«^
doppelsalzes.teh'edineiii sich 16,04 pC.' Platin« ...
0,5650 "Grni. des Muftircrekefnen Salzes verioren bei 100<^
0,0260 Wasser, enf^reclfend 4,60 pC. Wasser.
Für V/i Mol. Wasser berechnen sich 4,42 pC. Wasser,
wahrend das früher erhaltene Platihdoppelsalz wässerfrei war.
. Bei zwei Yerbrennunffen der auf beschriebene Weise
erhal^.^nen Base fand ich eineu geringeren KohlenstofTgehalt,
als sich aus der Formel berechnet.
: Erst spater gelang es nur,; attsh $m dieser Verbiaflung
4urjch wiederholtes^. Auflesen in Weingeist und Fallen mit
A^tber die Base iii schaeeweifsen Krystallen zu erhalten«
weshalb; ich die Res^U^te der Analyse des unreinen Prä-^
parates nicht mitlheile. Das aiys der i^einen Base durch Auf-
lösenden Salzsäure und ^u^fällen ,mit flAtinchlprid erhaltene
Doppelsalz war eben so schön orangefarben, wie das früher
beschriebene.
Wegen der leichteh Verdnderlichkdt der freien Base
durch Silberoxyd scfhien: deren Darstellung aus dem Snlfatd
durch Ausfällen der Schwefelsäure mit Barytwasser vortheil-
hafter. ! .'.
Das Sulfat wurdö deshalb mit einer kochend gesittigtto
Barytlösung zersetzt und die geringe Menge des ubcrschüs*
sigen Baryts durch wenige Blasen voii Kohlensäure *) nieder-
geschlagen.
*) Ich leitete zu einer kleinen Probe yoq der Lösung der freien Bmo
Kohlensäure. Nachdem die Lösung zur Yerjagung der freien .Koh-
lensäure eine Zeit laiig gekocht wurde, stellte ich dieselbe auf
eln<;r Uhraehale. ia den Bssiccator.
Der Inhalt des Uhrglases war bis zum nächsten Morgen voll-
ständig zu einer durchsichtigen rothen glasigen Masse erstarrt,
welche auf Zuwcta^ Ton Säuve .reiohlioli Kohlidnsäture entwickelte.
Die klare L5s»ngp des fFdeii Sfi7cbiiiiioxalliyIhydFafo
worde eingedampft, in Weingut gelöst nnd mit Aether aas-
gefällt
Zunächst schlägt sich in geringer Menge,, ein brauner
amorpher Körper nje4er, der sich an der Wand des iSefafses.
fest ansetzt; so dafs die fast völlig entfärl)te Flüssigkeit klar
abgegossen werden kaiin.
Auf weiteren Zusatz von Aether scheiden sich alsbald^
besonders rasch befm Schütteln def Flitesigkeft, blendend
welfse, zu kleinen Busbfaeln VäfeihleKryst&lle der freien
Base ab. ' ^
0,6465 Örm. dieser Ittystalli 'VerioreA bei-l^Ö^ Kf^ObiO WaBser.
0,1973 Gnu. hiervon wurden mit ohromsaazemBM, Kdpferoxyid und
Torgelegtem metallische^i Kupfer verbrannt ; dieselben ergaben
0,5060 Kohlensaure und 0,1300 Wasser.
Aus der Formel C83H28N2O4 bei^chhe» sich in P^odenteh
Berechnet • '' GeMiden • '
<'^' IH^— — .— »^^^■^T*«
C„ 276 69,70 6f9,80
H,e ^ •• 7,0? :•• 7,28
^f ' . 28; 7,07 '*
O4 64 . i6,l6i .
i,_
396 100,00
. • • . >.
2}L Mol. Wasaer 45 10,2 10,43
.. r. ■ ti.i « *- > ■ . .. • t 7
441
Das Strychnin verhält sich hiernach gegen isalzsaured
Aethylenoxyd analog dem* Trlmethylainin ,' indem- es sich da-
mit zu einer Ammoniüntbase Verbindet Auch hWbei'zefgt
es sich, trotzdiem dafs es 2 At fitickstofi enthält, tisiein-
säurig^ Ba»e. 8d lange diei Structur des Strycbnfns nicht
niker bekannt ist, läfst sieb avch dieMnä)»(rei Gcinstittttiiui«
der Base nicht entwickeln; doch ihönnan wir nach Analogie
mit dem Cholin folgende Formel anaehmeai:
CH, . K(C,i'^„NO,)Cl, .....
ü^&r Üii^ d^lphyBilHoffisöhe'JViTkunff ded Btrgtbmnoxäthyl''
" ■• ' '• ' «'. ; ii '. •' « .' . thiürids, ' - /*,•!. '• \^ ' " .
Methyl- und Aetbyls.trychnin-Yerbindungen wirken dem
<!!iirai:e aüäallend ähnlich, wie schon Professor Schroff in
Wien im Jähre 1866 hinsichtlich des Methylstrychnihs nach-
wies, was seitdem durch Brown iind Fr.aser, durch Joly et
und An. CjB ho Urs. bestätigt wurde«
..'Yersuclfe njil ^.tryc^njpo^xäthylphjorjid, welche im pbysio-
Ip^is^ep ;^n^jifpte^.4^s .^jej^ril^PrQfes^or Yi^ro^dt ausgeführt
wurden, ergaben Folgendes.
Zur Yiillen. $chi\qllßj^ Wiri^upg ist djfe su}>cuUuie Ioje<;tion
des Giftes notbwendig« . .
Hittelgrofse Frosche gehen lei Anwendung von 3 bis 4
lliUigramfii ^u Qrundi^,; Jj^er schon, sehr viel kleinere Posen
lähmen die motorischen Nerven stundea^, ja tagelang voll-
standig, wahrend die Mu$keln bei directer Reizung durch
Inductionsströme . sich sehir kräftig eontrahirem. Das Herz
wird selbst bei letalen Dosen nicht afficirt. Wenn bei nicht
letalen Dosen das Thier ' liach stunden- oder tagelangem
Scheintod allmäiig erwacht, so stellt sich häufig eine oft
lang dauernde tetanische Steifheit ein. Die Refiexempfind-
lichkeit ist alsdann zugleich gesteigert, so dafs Berührungen
der Haut Krämpfe i^islösen. ,
. Ob h^fbei.tStrycbnjn frei wird,, wie Schroff bezüglich
€|es Methylsjtryfjhnins vermuihet, kann. ich. nicht angebeii.
Dafs das bei diesen Yetmidben aiigewiinidteStychnino^tthyK
Chlorid Spuren von Stryjchnin. noch enthalten habe^ ist sehr
unwahrscbeinlieh, da die iufserste Grenze der .Wahrn^m-
bärk^ durch den Gesokmaok bei einer Verdünnung von
1 Theil zu 70Q0 Th. Wasser erreicht schien.
Reines Strychnin schmeckt in 700,000 Th. Wasser ge-
löst noch deutlich bitter»
Das Stryebniaoieathylchlorid sokmeckt anfanglich süfs und
hat einen bitteren Nachgeschniack; hm sehr starker Verdün-
nung bemerkte ich nur den sufsen Geschmack;
üeber Sulfornaleinsäure; '
» ". !
In gleicher Weise wie die Fum^r;$$^re. beim Kochen, mife
einer Lösung yon neutralem schwefligssiuremKali sulfpfyimar-
saures Kali bildet *), g^,h4 unter denselben Bedingungen «ucli:
die Maleinsäure eipe Vef'bindiu^ ein. , ... , •.
Ich habe die hierbei entstehende Säure näher unter-^..
sucht und theile nachfolgende Re^ltate mit,
23,2 Grm. Maleinsäure^ welche durch Destillation aus
Aepfelsäure erhalteh würden, kochte ich mit 110 CG. einer
Lösung von neutralem schweiBigisaufe^i Kali (bereitet aus
100 Grm. CO3K2 in 400 CC. Wasser) ^lehrere Stunden lang
in einer Betorte mit Rückflufskühler, . -^ .
Die so erhaltene Flüssigkeit schied beim ruhigen Stehen
farblose grofse, leidlich gut ausgel)ildetß, doch nicht mefsbare
Krystalle eines Kalisalzes von folgender Zusammensetzung aus.
1,1910 Grm. lufttrockene Krystalle verloren bei 100° ,0,1415 Wasser,
oder 11,8 pC.
0,4995 Gimiv iei tOO^'getrocknetefe Kalisalz gaben 0,3160 ^chWefel-
:wi)pres.K«,li^ . ... ' ', .• : '• » . .. i ...;.■ *:..) .
0,5015 Grm. bei 100° getrocknet^ Substanz . wm*den mit Kali und
Salpeter geschmolzen und gaben 0,4412 schwefelsauren Baryt.
Das Salz war mithin durch directe Addition von C2H^(COOH)2
+ KgSOs entstanden.
*) Vgl B. Credner, Inaugural-Dissertation ; Tübingen 1869.
JEA Mensel j iA'€t^SutfoimaUMi»äur4.
1 . . '
. >; ^ ' Bflv^ohxMt
. ;■'- . ..
• GefmidöA '
* ,
-:; .^''
SM'. :''0^' -u * 48(1 • '
'llib^ ••-
i.
H;.' '•:» 4* ;
. Mö '
- . ^ . .
' -1*
1 . 1 <•
Kg 78
28,47
28,43
S 32
11,70
12,08
O7 112
40,85
—
274
100
2H,Q,,. .36.
310
.11,05 . ., .
. . :n,P
Aus der sauer reagir^iKieTi ^Losüüfg dieses Salzes wurde
durch Neutralisation mit kohlensaurem Kali das neutrale sul-
fbmalßinsaure Kali erhalteh. ' • ' ' ' -
W^Ütraläs sulfomätetnsditres Jföff. — Die liÖsung dieses
Sälailes reagfri schwach alkalisch;' beim langsamen Verdunsten
an der Lufl wurden darauf durchsichtige itrasserhaltige Kry-
rtille' terhältteh. ' ' . .
1,4010 Grm. derselben Tdrf6teii*erst bei 170^ das fTasser Vollständig
; s |. umd sswÄT 0,0810 odear ^,78- pQ.' .
0„4480 Grm^ des getrockneten Salsef^ M'^^^ 0,3700 sch^^^aanre^.
Kali, entsprechend 37,43. pG. Kalium.
' Die Formel des Salzes is( demnach C^HaK^^OT -}~ HkQi
wonach der Wassergehalt 5,46 pC, qnd der Ealiumgehirlt des
trockenen Salzes 37,5 pC. betragt.
Beim Zusammenbringen des direct erhaltenen sauren
. j ' ' * • *i " ' . . • > , ,.','■ . •
Kalisalzes mit emer Bleizuckerlösung entstand ein gelblich-
weifser schwerer Niederschlag, welcher beim Kochen kryslal-
Iinisch wurde.
Purcb Zerlegen dieaes. 9ije,c|Qri5ol^lage0 mit Scbwefelwas-
serstoff wurde nicht die freie Salfcmaleins^re, sondern ein
Kalisalz mit 1 Aeq. Kalium erhalteh %
Saures sulfomaleinsaurea Kali. — Das vom Schwefelblei ge-
trennte Piltrat wurde zur Yerjagung des Schwefelwasserstoffs
*) Der durch Bleizuckerlösung entstandene Niederschlag war also ein
Bleikalidoppelsalz.
Me$»ely über Sul/bmaleinsäure. 1?
gekocht und mit Weingeist bedeckt, worauf bald kleine durch-
sichtige Krystalle des erwähnten Salzes ausgeschieden wur-
den. In concentrirter Lösung mit Weingeist vermischt, wird
es als breiartige Masse gefallt, welche an der Luft erhärtet:
1,0135 Grm. des krystallisirten Salzes verloren bei 170^ nur 0,0010
Wasser; das Saks war demnach wasserfrei.
0,5155 Grm. lieferten 0,1865 sobwefelsatireB Kali oder 16,89 pC*
Kalium.
Der Formel C4H&KSO7 entsprechen 16,52 pC. Kalium.
Beim Erhitzen auf dem Flatinblech bläht sich das Salz
eben so wie das Schwefelcyanquecksilber zu einer sehr volu-
minösen Hasse auf.
Neutrales sulfomalewsaures Bleioxyd. — Dieses Salz er-
hielt ich beim Fällen des sauren Kalisalzes (mit 1 Aeq. Ka-
lium) mit Bleizuckerlösung.
In der Kälte gefällt bildet es einen voluiiiinösen weifsen
Niederschlag, welcher beim Stehen oder Kochen krystallinisch
wird. Es ist in Wasser wenig löslich, leicht in Essigsäure.
Eine Bietbestimmung des bei 150^ getrockneten Salzes
ergab aus 0,4685 Grm. 0,4210 schwefelsaures Bleioxyd, ent-
sprechend 61,38 pC. Blei.
Die Formel CAHsPbsSOr veriangt 61,43 pC. Blei. — Das
Salz, welches ich zu einer Wasserbestimmung verwandte, war
wahrscheinlich nicht lufttrocken.
Es verloren 1,3595 Grm. bei 150^ 0,3670 Wasser »
26,99 pC.
Sulfomaleinsaurer Baryt — Barytsalze erzeugen in den
Lösungen der sulfomaleinsauren Salze einen weifsen pulverigen
Niederschlag, welcher in kaltem Wasser wenig, reichlicher
in heifsem Wasser löslich ist.
Das aus dem Kalisalze dargestellte Barytsalz wurde bei
130^ getrocknet; 0,4525 Grm. hiervon lieferten 0,3925 schwe-
felsauren Baryt, entsprechend 51,01 pC. Baryum.
Die Formel C^UsBa^SO^ bedingt
Aanal. d. Gbemie n. Pharm. CLVII. Bd. 1. Heft. 2
18 Measelj über Sulfomalemsäure.
Berechnet Gteftnideai
Baryiim 51,31 51,01.
Kalhsalzs der Sulfomaletnsäure. — Kohlensaurer Kalk
sättigt die freie Sulfomaleinsaure nicht vollständig; es resultirt
hierbei eine sauer reagirende Flüssigkeit, welche eingedampft
selbst bei längerem Stehen nicht krystallisirt , sondern (be-
sonders leicht in dunner Schichte) als feste durchsicbtige
Hasse erstarrt. Durch Weingeist wird ein Salz in yerdünnter
Lösung als Pulver, welches vom Weingeist getrennt leicht
wieder zusammenklebt, in concentrirter Lösung als Syrup
gefällt.
Es ist diefs jedenfalls ein Salz mit 2 Aeq. Calcium, wie
es die Sulfobemsteinsäure unter gleichen Bedingungen auch
bildet.
Ein neutral reagirendes Kalksalz kann aus dem beschrie-
benen sauren Salze durch Neutralisation mit Kalkmilch und
Ausfällen des überschüssigen Kalkes durch Kohlensäure er-
halten werden.
Die concentrirte Lösung stand mehrere Wochen, ehe
sich Krystalle gebildet hatten ; die ganze Flüssigkeit erstarrte
dann plötzlich, vielleicht durch den Einfiufs einer strengen
Kälte, zu einer festen Krystallmasse.
Ohne Zweifel wird diesem Salze die Formel
zukommen.
Bulfomaleinsaures Süberoxyd. — Zur Darstellung dieser
Verbindung wurde das saure Kalisalz (mit 1 Aeq. Kalium)
durch Ammoniak neutralisirt und mit salpetersaurem Silber-
oxyd gefällt.
Das sulfomaleinsaure Silberoxyd stellt einen schweren,
in kaltem Wasser etwas, reichlich in heifsem Wasser lös-
lichen Niederschlag dar.
Es kann auf 100^ erhitzt werden, ohne seine Farbe zu
verändern ; hierbei verli^ es kein Wasser.
Messet^ über Sulfomaldnaäure^ ^
0,2190 Grm. ^itben beim Fällen mit Saksftore 0|1810 Chloreilber.
Es hat daher die Formel CAHsAgsSO?.
Berechnet Gefanden
Silber 62,43 62,24.
Nach obiger Darstellungsweise erhalt man zwar ein
reines Präparat; sie hat aber den Nachtheil, dah ein Theil
des Silbersalzes verlören geht.
. •» ■ '
Das sulfomaleinsaure Silberoxyd ist in Salpetersaure leicht
löslich, ohne durch Ammoniak wieder ausgefällt zu werden^
mithin auch löslich in bei obigem Verfahren sich bildendeni
salpetersaurem Ammoniaif.
Vielleicht wäre die D/arstellung desselben aus der Baryt-*
Terbindung durch Zersetzen mitf^alpetersaMrem Silberoxyd
▼ortheilhafter.
&ilf&malf%n8äHre. — Die schon bei Gelegenheit der
Bildung des sulfomaleinsauren Kalkes erwähnte freie Sulfo-
mlileinsiure wurde durch Zerli^gung des Silbersalzes mittelst
Schwefelwasserstoff erhalten.
In der concentrirten Flüssigkeit setzten sich bei längerem
Stehen unter der Luftpumpe undeutliche Erystalle ab.
•A
Beim Schmelzen der Sulfomaleinsaure oder ihrer Salze
mit Kalihydrat liefsen sich als Buckbildungsproducte erv^arten :
a) Maieinsaurel . , . «^ ■ « ^
' „ ^ \ durch Austreten von S0% + HgO.
b) Fumarsaurej
c) Bemsteinsaure j^ n t) SOs.
Auf Af pfelsäure konnte wohl nicht gerechnet weo'den,
da deren ^Ikali^alze beim Erhitzea mit überschüssigem Kali-
hydrat in Essigsaure und Oxalsäure zersetzt werde.^ t. f^^V^^fX
auch beim Erhitzen für sich unter Austreten von Wasser in
fumarsaure Salze übergehen.
2»
I
20 Mets elf über Sulfomahtnaäure.
Der Versuch zeigte, dafs wenn Solfomaleinsäure bis zum
Schmelzen mit Kalihydrat erhitzt wird, nur Fuihsfrsäurä entsteht.
Ein Theil der Schmelze wurde mit Salzsäure gekocht,
wobei sich reichlich schweflige Säure entwickelte ; Schwefel-
saure war in der Lösung nicht nachzuweisen, mithin hatte
sich auch keine Bernsteinsaure gebildet.
Der übrige Theil der Schmelze wurde in Wasser gelöst,
die schweflige Säur6 durch Schwefelsäure verjagt.
Beim Stehen der sauren Lösung schieden sich deutliche
K^rystalle lius, welche reine Fumarsäure \^aren. In Wassef
gelöst gaben sie selbst in sehr visrdünnter Lösung einen
weifsen Niederscfhiag von fumarsaurem Silberoxyd.
' Das trockene Salz verpufite beim Erhitzen mit Hinter^
lassung einer tief sammetschwarzen Kohle.
. 0,3315 Ghm. 4es bei 100^ getrockneten Salzes gaben 0,9880 Chlor-
silber oder 65,37 pC. Silber.
Das fumarsßttre Silberoxyd, C^HsAgsOi^ e^thä)t.65,45. pC
Silber. <,
Um die in der Mutterlauge enthaltene Fumarsäure noch
zu gewinnen (nachdem die ausgeschiedenen Krystalle für
sich gesammelt waren) neutralisirte ich die Flüssigkeit mit
Ammoniak und trennte das fumarsaure Ammoniak von schwe-
felsaurem Kali und schwefelsaurem Ammoniak durch Weingeist«
Aus der weingeistigen Lösung krystallisirt das fumar-
• . * •
saure Ammoniak in grofsen durchsichtigen rhombischen Tafeln.
• 1
Sulfobemsteinsäure.
Diese Säurö wurde nacb der Methode voii F^ehling*)
dargestellt, utn sie mit den ihr isomeren Säuren, der Sutfd-
inaleÄi- utid der Sulfofumarsäuire zii vergleichen.
. . - • . i'."i i
*) Diese Annalen XXXVHI, 285 ; XLIX, 203.
'I.
M es seif über ßulfomaltmsäure. ^21
Aus dem Kalksalze dieser Säure mit 2 Aeq. Ca erhielt
icii durch Kochen mit Kalkmilch und Ausfallen djes über-
schüssigen Kalkes durch Einleiten von Kohlensäure ^eutraien
sülfobernsteinsauren Kalk.
Die Losung dieses Salzes erstarrte eben so wie die des
neutralen sulfomaleinsauren Kc^es erst nach mehrwöchent-
lichem Stehen zu einer harten Krystallmasse, nachdem ich
einen Krystall des sulfomaleinsauren Kalkes in die Flüssigkeit
geworfen hatte.
Das neutrale sulfobernsteinsaure Kali^^ welches durch
Kochen des Barylsalzes mit kohlensaurem Kali erhalten wurde,
habe ich einer Wasserbestinimuhg unterworfen.
1,1110 Grm. enthielten 0,1645 Grm. oder 14,81 pC. Wasser.
3 Mol. Wasser entsprechen 14,70 pC.
Durch Zersetzung des neutralen sülfobernsteinsauren
Kali's mit salpetersaurem Silberoxyd erhielt ich einen weifsen
schweren Niederschlags von sulfohernsteinsaurem dilberoxyd.
Es ist schon in heifsem Wasser reichlich, in stark verdünnter
Salpetersäure, Ammoniak und salpetersaurem Ammoniak leicht
löslich, wie ich mich durch Versuche überzeugte.
• *
Das Silbersalz, aus reinem Alkalisalz dargestellt, ist
ebenso beständig, wie das sulfomalernsaure Silberoxyd; ent^
hält es dagegen überschüssiges Alkali, so wirkt das sich
bildende Silberoxyd allerdings zersetzend auf das entstandene
Silbersalz ein.
Wenn Fehling^) angiebt, defe sich der gebttdefid
Niederschlag von snlfobernstoimsawrem: Silberoxyd beim; Aus-
waschen vollständig unter grüner FärbuQg zersetzt, sot: hat
er kein reipes Präparat in Händen gehabt.
*) Gmelin, HAndb. d. Cheiiue,y,,273.
2Z Messet, Über Sulfotnaietfi^äure.
Beim Schmelzen der Sulfobernsteinsäure mit Kali liefsen
sich dieselben Producte, wie bei der Sulfomaiem- und der
Sulfofomarsäure erwarten.
Auch hier erhielt ich nach der bei der Sulfomaleinsaure
angegebenen Methode nur Fumarsäure, welche wiedeilim an
dem Verhalten ihres Silbersalzes erkannt wurde.
Da der Gedanke nahe lag, dafs die gebildete Fumar-
säure erst als secundares Zersetzungsproduct aufgetreten und
aus Aepfelsäuro entstanden sei, so mufste ich zur Bestätigung
meiner Ansicht ein etwas abgeändertes Verfahren wählen.
Zu diesem Zwecke wurde sulfobernsteinsaures Kali
längere Zeit in constanter^ möglichst concentrirter Kalilösung
gekocht.
Die Flüssigkeit entwickelte beim Versetzen mit Schwefel-
säure ebenfalls schweflige Säure; sie wurde darauf stark
eingeengt und mit verdünntem Weingeist ausgezogen.
Nach dem Verjagen des Weingeistes wurde der Rück-
stand iii Wasser gelöst und mit Chlorbaryum versetzt. Hierbei
entstand ein Niederschlag, welcher, aufser Schwefelsäure^
Oxalsäure enthielt, in dem Filtrate liefs sich Essigsäure nach-
weisen; beide sind wohl als Zersetzungsproducte der Aepfel-
^äure aufgetreten.
Das mit Chlorbaryum versetzte Filtrat schied beim Ver-
dampfen sehr harte gelbltchweifse Krystalle ab, welche nicht
m^ in. Wasser löslich scbieoen.
Ich habe dieselben auf 120 bis 13(y^ erhitzt, wobei sie
kein Wasser verloren:^
0,1955 Grm. dieses Salzes ergaben 0,1560 schwefel-
sauren Baryt oder 46,8 pC. Baryum.
Die erwähnten Krystalle waren das Barytsalz einer Sulfo-
säure und verhielten sich dem sulfoessig^sauren Baryt durchaus
M^89€ly über Sidfomaldnsäure. SS
{rieich. Der sulfoessrgsaure Baryt verliert die Hälfte seines
Krystallwassers erst bei 150^ die andere Hfilfte bei 250^
Der Ferrael C2H2Ba8S05 -f HaO entsprecben 46,75 pC. Baryim,
womit aucb das Resultat meiner Analyse fibereinstimmt.
Vergleichen wir nun die Salze der Bernstein-, Malein-
und Fumarsulfosaure unter einander, so finden wir bei den
neutralen Kalisalzen der beiden letzten Sauren einen Erystall-
wassergehalt von 1 Mol., bei dem der Sulfobernsteinsaure
von 3 Hol.
Das basische fileisalz der Sulfofumarsäure, entstanden
durch Neutralisation der freien Säure mit Ammoniak und
Fällen mit Bleizuckerlösung , enthält nach C r e d n e r
5 Aeq. Blei.
Fehling hat durch Versetzen der Sulfobernsteinsaure
mit so viel Ammoniak, dafs die Flüssigkeit nur noch schwach
sauer reagirte, ein basisches Bleisalz mit 4 Aeq. Blei erhalten.
Der Grund dieser Verschiedenheit liegt wohl nur in der
stärkeren oder schwächeren Abstumpfung der freien Säure
durch Ammoniak. Nach Fehling's Angabe wird dem Blei-
salze mit 4 Aeq. Blei durch Kochen mit Essigsäure 1 Aeq.
Blei entzogen, was wohl zu dieser Annahme berechtigt.
Gredner^) nahm auf Grund der Verschiedenheil der
Blei- und Silbersalze der Sulfofumarsäure und Sulfobern-
steinsaure an, dafs beide Säuren nur isomer seien.
Nachdem es mir gelungen ist, entgegen der irrigen An-
gabe Fehling*s, auch das Silfoersalz der Sulfobernsteinsaure
darzustellen, und ich dasselbe in seinem Verhalten den Silber-
salzen der Sidfomalein*- und Sulfofumarsäure als absolut
gleich characterisirt habe, finde ich keinen wesentlichen
*) Inangoral-Dissertation; Tübingen 1869.
24 Bchaal^ über einige aus Asparayinsäure
0rund mehr für Gredner's Ansicht, sondern halte die drei
Sauren Sulfomaleinsaure, Sulfofumarsäure und Sulfobemstein*^
saure für identisch, und kommt denselben die Constitutioas^
formel : ^ . .
COOH
I
CH.SOj.OH
I
COOH
gemeinsam zu.
Für die mir bei den vorliegenden Arbeiten von Seiten
des Herrn Prof. Strecker zu Theil gewordene werth-
volle Hülfe spreche ich meinem hochverehrten Lehrer
meinen wärmsten Dank aus.
üeber einige aus Asparaginsäure entstehende
Producte ;
von Dr. Eugen Schaal.
Darstellung von Asparagin aus Asparaginsäure*
Bekanntlich ist die Asparaginsäure (die optisch-unwirk-
same Modification) aus den Ammoniaksalzen der Aepfelsäure,
Haieinsäure oder Fumarsäure von Pasteur'**') sowie von
Dessaignes ^^) synthetisch dargestellt worden ; dagegen
hat man das Asparagin bis jetzt noch nicht künstlich erhalten.
Ich habe diefs nun nach folgendem Verfahren auszuführen
versucht. Zuerst war es die Aufgabe, den Monäther der
*) Diese Annalen LXXXII, 324.
**) Daselbst LXXXHI, 83.
Asparagipsäure zUigewinnen., wßlpber. i)ei der Einwurkuug
von Ammoniak voraussichtlich Asparagin gebon wurde , iviß
folgende . Gleichung as^igt :
(COOH fCOOH
CjHjiNHj + NHs = C,HB^N^, + Q^H^O.
IGOOGjHi ' ICONH,
Reine Asparaginsaure (durch Behandeln von Asp'aragih
mit Barytwasser erhalten) wurde zunächst in die Monosilber-'
Verbindung verwandelt (sie. enthielt 48.4 pC. Silber« war daher
mit etwas Disilberverbtndung yejrmengt)> und diese in einer
Retorte mit Jodäthyl und etwaa Weingeist, versetzt im
Wasserbade gelinde erwärmt, wobei sehr rasch die Um-
setzung vor sich ging, was sich leicht art den» gebildeten
Jodsilber erkennen liefs. Durch stärkeres Erwärmen wurde
überschüssiges Jodäthyl mit dem Weingeist verjagt, hierauf
die Hasse mit Aether behandelt, wobei eine schmierige
Masse zurückblieb, aus der sich aber mit Weingeist leicht
der Asparaginsäureäther vollends ausziehen liefs, welcher von
dem Jodsilber durch Filtration getrennt wurde.
Aus der ätherischen Lösung schieden sich bald Krystalle
ab, dagegen aus der alkoholisjchen erst nach langem. Stehen.
Bei einem im Winter angestellten Verisuche fanden sich auch
in der alkoholischen Lösung (des optisch - unwirksamen
Aethers) nach wenigen Tagen KrysJtalle. .
• ' • ' 1 . * * * '
Sowohl der Rückstand des ätherischen als auch der
des alkoholischen Auszugs, wurde mit starkem wässerige^
Ammoniak versetzt; in der e^steren. zeigten sich minimale
Kryställchen nach einiger Zeit, dagegen in der alkoholischen
selbst nach Jahresfrist nichts«
Bei einem erneuten .und ifiit einer, gröfserer)Jl^enge aijiT
gestellten Versuche erhielt ich aus Asparaginsäureäther
deutliche Krystalle von Asparagin in genügender Menge.
Sie waren in ihren physikalischen Eigenschaften, sowie in
26 Schaalf'iiher einige aus Asparaginsäure
* ■ ■ •
Birem chemischen Verhalten, mit dem natärlichen Asparagita
durchaus Qbereinstimmend;
Auch ihre Zusammensetzung -enfspricht der Formel
C4H8N2O3 + H2O.
0,1695 Grm. der , lufttrockenen Erystalle verlpren bei
IPO^ C. 0,Q2Q5 Wasser, entsprechend 12,0 pC. Wasser.
Gefanden Berechnet
Wässer 12,0 12,0.
Bei der Stickstoffbestimmung mit Natronkalk gaben 0,147
Grm. bei 100^ getrockneter Substanz 0,4935 Platinsalmiak,
entsprechend 21,22 pC. Stickstoff.
OefUndexi ' Berechnet
StickBtoflf 21,22 21,26.
Einwirkung von Salzsäure hei hoher Temperatur auf
Asparagin.
Durch Einwirkung von trockener Salzsäure verlieren
bekanntlich^ wie A. Kohler*) und J. Preu**) gezeigt
haben, sowohl Leucin als auch Alanin^ welche durch blofses
Kochen mit Salzsäure durchaus keine Veränderung erleiden,
i Mol. Wasser und gehen in Leucinimid und Lactimid über.
Es war zu erwarten, dafs die diesen Amidokörpern in
manchen Beziehungen so ähnliche Asparaginsäure auch eine
analoge Veränderung erleiden würde.
Zunächst wurde Asparagin in einem L i e b i g 'sehen
Trockenapparat direct der Einwirkung trockenen Salzsäure-
gases ausgesetzt, und die Hasse im Paraffinbad nach und
nach bis zu 180^ C. erhitzt. Bei 140^ fing die Masse an
sich stark aufzublähen und verlor viel Wasser. Nach drei-
tägigem Erwärmen blieb eine weifse harte trockene Hasse
*) Inauguraldissertation, Tübingen 1864 ;' diese Annal. CXXXIV, 367.
**) Ih&uguraldissertatioii, Tübingen 1861 ; diese Axinal. CXXXIV, S72.
entstehende Prod^dfe. . 'HT
xarück, die nim zuerst gepulyert und dann mit kaltem Wastselr
behandelt wurde ^ wobei der grMi^ere Theil ungelöst blieb^.
Der Rückstand wurde wiederholt mit Wasser ausgehoebl,
bis naoh sechsmaligem Kochen dos Filtri^t sich beim Erkalten
nur noch schwach, trübte. Die HiBfle d^s in kaltem .WaSser
unlöslichen Theils blieb so zurück. Beim . Erkalteq der
kochenden Lösung schied s||i^h eiue in kaltem Wasser scbiwer
lösliche Substanz ab.
Die Analysen der schwer ' löslichen Substanz ergaben
Folgendes :
■> . ... -,
Bei der Verbrennung mit Kupferoxyd, clilorsaurem Kali
und vorgelegten Kupferspänen gaben 0,1897 Grm. Substanz
0;313 Kohlensaure un<) 0,0815 Wasser. Bei der Stickstoff-
bestimmung mit Natronkalk gaben 0^2245 Grm. Substanz
0,4462 Platinsalmiak (oder 0,191 Platin). Diefs ist in
Procenten :
• 45,0 Kohlenstoff
4,8'Waa96rBtaff
12,4 Btickstoe
Auf die bisher angeführte Weise konnten^ hut wenige
Gramme Asparagin in Arbeit genommen werden, und auch
diefs war schwierig, weil die sich aufblähende Masse wieder-
hob die Röhren des Liebi gesehen Trockenapparats ver«
stopfte. Bei einigen wiederholten Darstelttingeii wurde nun
das Asparagin in . einer Abdaropfschale im Wasserbad mit
überschüssiger ciUBcenlrirter S^lz^iure gekocht, die möglichst
trockene Masse in ejne Retfirte gQb^achti .durch deren Tub^lus
fortwahrend ein Strom getrockneter Kohlensäure eingeleitet,
und die Masse im Paraffinbade auf 120^ C. erhitzt. Nach
etwa 10 ständigem Erhitzen wurde die. Temperatur erhöht,
worauf bei 140^ von Neuem Salzsäure «nd Wasser austrat,
9^ Schaalf ßlter .eMff^ aus A^araginsäure
•bis schliefilith , -. nach mehrtägigem Srhltzeor • und bis auf
.200^ C. gesteigerter WarQ»^, die Masse trockea wunde Md
keine sauren Daqipfe oiehr. bemerklich . waren.
Die fernere Behandlung war dieselbe wie oben. 30 Grm.
gaben so eiwä 34 Grm. der rohen.Masse.
Eü zeigte sich, dafs bei 'langsam steigender Tempe^ratar
und mSglichst lange daaerhdeni Erhitzen (bis zu 0 Tagen)
hauptsächlich die unlösliche Substanz gebildet wurde. Wird
^u; viel A$paragin in Arbeit genommen, odeor gleieh Anfangs
zu rasch auf eine höhere Temperatur erwärmt, jo, b^aunit
^icb die Masse.
< >
Analysen der in Wasser schwer löslichen Substanz^
• . ' ** . . •■ ■ 1. ■ '
4 »205 Gm), lufttrockener Substfinz verloren bei. 130^ Cu
.getrocknet 0,116 Wasser,- -also 9,63 pC.
Ferner gaben 0,2842 Grm. Substanz bei der Verbrennung
mit Kupferoxyd, chlorsaurem Kali und vorgelegten Kupfer-
spänen 0,493 Kohlensäure und 0,0945 Wasser.
Ferner gaben 0,3293 Grm. Substanz mit chromsaurem
Blei, .Kupferoxyd unjd vorgelegten Kupfersppnen verbrannt
0,5715 Kohlensäure und 0,112 , Wasser.
; 0,3463 Grm. Substanz lieferten mU Natronkalk verbrannt
0,7698 Platinsalmiak und 0^355 Platin, entsprechend 13,96
und 13,905 pC. Stickstoff.
Dieser Verbindung kommt folgende Formel zü : CieHjiNiOg ;
•sie ist hiermit als ein Anhydrid anzusehen, welches 4 Mo).
A^äraginsäure unter Wasseraustritt vereinigt enthält ; nämtitsh
Ci6H,8N40,o 4 Mol. Asparaginsäure
CigHi4N40ot
treten als Wasser aus.
entstehende Produöie. r • i^
Ke procentMdbä B^eehnong ist fdlgenfde : -
Berechnet GeHandeh '
': Ö 47,80'. . ' 47,«Ö '47;»d
3,69 3,78
' 13,96 13,90
« { « •>
H
3,45
N
13,80
0
35i45
.100,00.
Ein Theil der in Wasser* «chwerlöslichen Substanz
wurde' in Wasser und Amincmiafcgeldsty. das 'freie? Ammoniak
▼erdampft und nun mit Silberlösuiig versetst4i Von tfem rbicH^
lieh erfolgten gewaschenen und getrockneten- Niederschlag
gaben 0,2725 'Grm. Verbrannt 0,0485 Orm.^ Entsprechend
17,8 pC. Silber.
Das Silbersalz enthalt hiernach auf obige Menge mit 16 C
etwa 1 Aeq. Silber.
Die Analysen der in Walser mlösUcken Subslanzeii^ er-
gaben Folgendes : 1 « > ,
1,4025 Grm. der lufttrockenen Substanz wogen nach dem
Trocknen bei 100 bis 120^ G. 1,2295 Grm.; also Wasserver-
lust 12,3 pG. — ' *
Bei eiirer zweif<;iA Pörtioh von 0,46{«>Gi'm. liinterbli^beir'
nach deriiTVocknen' 0^4345^ Grill. 5 also Wäs^ervertüsl 12,6 pC.
Zur ErtfiittelQiig^'^äs Kohtehslöff- und Wässierstoffgehell^
wurden. 0,3315 Gm. ded getrockneten Salzes mH Eikpfer^'
Oxyd (cMorsaüreni KäU und vorgelegten Kupfferspatieri) ^Ver-
brannt; diese gaben 0,5873 Grm. Kohlensäure und 0^1098 Grm*
Wasser, oder 48,32 pC. Kohlenstoff und 3^ pG. Wassersfoffl
Eine zweite Probe von 0,3273 Grm. Subsfanz gab mit
chromsatrem Blei, Ktipferoxyd und Torgel4gteri*tip*er6päiie»
verbranftt 0,5875 Griii. Kohlensaure ^nd k>;1065«m. Wä^sery
also Kohlenstoff 48;95 pC., WÄSserstoff S;6 pOJ - '
Bei der Stickstdffbesthtimung' ^mi« - NäflrowkÄlfc gäbew
0i25«8«!rni; Stfbstanz 0,5686 Grm: PhAinsbWniafc öifet (^*W*
30' Schaal^ über einige aus Aeparagineäure
Grm. Platin; .dief^ ergiebt fir PMUasaImitd£ 13>75 pC, für
Platin 13,64 pC« Stickstoff.
Die Resultate dieser Analysen sprechen für folgende
Formel :
8 Mol. Asparaginsäore = CtsHseNeOag
CjjHjieNgOiy
es tr«tw algo »ns Hm O««.
Die proöentische . Zostmmeiisetzmig dieses bei 100 big
120^ C. getrockneten Productes ist also :
.. gerechnet Q^tanäen ,
* C 48^6 : 48,^9 . 48,9&
H 3,30 3,68 3,60
N 14,10 13,76 13,64
0 34,24 — —
100,00.
Der Wassergehalt der luftti^ockeneh Substanz beträgt
nach obiger Formel 12 Mol.
Die unlösliche sowohl als auch die schwerlösliche fiub-
sliaoa sind daher aus Asipturagii^iöurci ^^\ev .Apsitret^ii von
Wasser entstanden; sie jgehian ,bei der 6ehaBfil^ng mit
Ammoniak Qder Barytwasser wieder in Asparaginsäpr^ t^ber.
In Ammoniak lösen sie sich sehr leicht au(; diefiösun^ giebl
mit Barytlpsiiüg eiqen schwerlösliclien Ifie^erschlag, dessen
Analyse, au keiner eiiiifqclien Formel fuhrt Kocht maxi die
dmmoniafcaKsche Lösung anhaltend: mit Baryt wasser und falH
bierauC den. Baryt mit Schwefelsäure gen^u aus» so entstehen
beim • ; Vefduiyiten Krystalle von Mparaginsäure. Dieselben
\yar.eA Vq^^i^rei and zeogten folgende Zusummensetzung.
Bei der VerbrpmDUiig mit ch^rosaurem Bleioxyd, Kupfer«-
(»cyd und y^rgelegtea Kuf^ferspAnen gaben 0,3812 Grm. der
trockene» gubstanas 0,5128 Grin« KeUensaurcf und 0,18d3 (rrau
mtstehmde Produde. 9t
Wasser 9 enlsprecbendr 36,69 pC. Kohlenstoff Qn4 ^$28 pC.
Wasserstoff.
Bei der Stickstoffbestimmiing mil Natronkalk g^lkiii
0,1604 Grm. Substanz 0,1 18 Grm. Platin, entsprechend 10,44p€;:
Stickstoff.
Die hieraus berechnete Formel ist C4R7NO4, also die 'der'
Asparaginsaare.
' Berechne* Gefunden
G , 36|1 36ki&9
H 6,3 §,28
^ . 10,6 10,44
0 48,0 ' " —
■■ -. . '• . . . " '
100,0.
Kupfer salz aus Asptitraginsäure,
Sowohl beim Kochen der Mutterlauge, als auch dieser
weifsen Kryslalle mit gefälltem Kupferoxyd wurde ein schwer
lösliches, in hübschen Nadeln krystallisirendes ultramarin-
blaues Salz erhalten. Dieses Salz verlor bei 100 bis 110^ C.
21,09 pC. Wassa*: l>er Kupfergebalt in dem so getrock-
neten Satz belnsig 29^94 pC; bei 120 bi^ 130^ C. längere Zeit
getrocknet verlor es 32,53 pC. Walser, zeigte ab^r schon
leichte Sporen von Zersetzung; biii 120^ C. hätte eä 27 pC.
Wasser verloren. .^ -
Die Angaben von Dessaignes, dafs das asparagin-
saure Kupfer bei 160^ C. getrocknet werden könne, haben
sich bei mir nicht bewährt, indem drei Proben zwischen 130
und 140^ C. sich zenSetzten und bei einer vierten bei 128^ G.
die Zersetzung hegann.
Der Kupfergehalt des bei 120 bis IßO^ C. .getrockneten
Salzes betrug 34,32 pC. Hiermit stimmt das s<thon bekannte
asparaginsaure Kupfero^yd annähernd. Es enthält nämlich
5 Mol. = 31,64 pC. Kt*ystallwasser, und 32,4 pC. Kupfer im
3B Schaal^ über einige aus Asparaginsättre
wasserfreien Salee. Der etwa« gröfeere Verltrsi beim Trock-
nen, sowie in Folge davon der gröfsere Kupfergeiialt obiger
Anftlyse erUaren sich aus der beginnendeh Zersetzung des
S^H. •* ' .
Weder das Zinksalz noch das Cadmiumsalz dieser Aspa^
raginsaare konnte in Kryslallen erhalten werden.
Das neutrale Silbersalz wurde erhalten durch Fallen der
schwach alkaliscli reagirenden Lösung von Asparaginsäure
in verdünntem Ammoniak mit salpetefsaurem Silberoxyd. Ein
Ueberschufs von Ammoniak oder Siiberiösung löst den Nie-
derschlag wieder auf. Das weifse körnige Salz wurde über
Schwefelsäure getrocknet.
4,7175 Grm. verloren im Luftbade bei 90 bis 100^ C.
getrocknet 0;017 Grm^.Wasser^ filso 0,36 pC.
0,6598 Grm. des Siibersalzes gaben geglüht 0,4102 Grm.,
also 62,17 pC. Silber.
Nach der Formel CiHaAg^NOi beträgt der Silbergehalt
ßas optiij^he. Verhalten dieser Asparaginsäure,
Die Lösung dieser. Asparagin^Snire in Ammoniak erwies
sich als nicht circularpokurifitrend.
Eben so verhielt sich die ammoniakalische Lösung der
in Wasser unlöslichen Substanz.
Die aus Asparaginsäure unter Austreten von Wasser ent-
stehenden Anhydride nähern -sich . in der Zusammensetzung
den einfachen, durch Austreten von 1 oder 2 At. Wasser
aus einem Molecul Asparaginsäure abzuleitenden Anhydriden
G4H5NO3 und CdHsNOg, welche in 100 Theilen verlangen :
•C4 41,70 ' C4 49,50
• JI9 4,35 Hg 3,10
N 12,18 . N 14,40
^» 41,70 Oj 33,00
. • 100,00 ■ 100,00.
entstehende Producte. dB
Sie sind ibrigens ofizweifelhaft Oondensationsproiducte
und enthalten stets nC« auf ttN. Sie %eheti daher aucK
bei der Behandlung mit Ammoniak unter vorüb ergebenster
Bildung von complioirterenPrOdücten) deren Bai^yumverbin-
dungen iii Wasser theils ttülöslich , theHs «ohwerlöslteh sind;
zuletat in Asparaginsiüre über.
Aehnliche Körper wurden von Dessaignes*) durch
Erhitzen von apfelsaurem Ammoniak auf 200^ C. erhalten ;
eben so erhielt Fast eur **) eine in Wasser unlösliche Sub-
stanz, deren Zusaminensetfciiag der Formel CstigN^Os entsprach;
J. Wolff ^^'*^) endlich bekam nach eineqn ähnlichen Ver-
fahren aus äpfelsaurem Ammoniak eine in Wasser schwer'^
Zö^^tcA^ . Substanz , , deren. Zusammensetzung sich der Formel
C4H3NOS nähert. , Diese letzteren Bildungsweisen gehören zp
den interessanteren, weil selteneren Umsetzungen, bei wel^
eben ein Austausch der Atomgruppen im Holecui stattfindet.
Sie sind in dieser Hinsicht durchaus analog der Entstehung
des Taurins durch Erhitzen von isätliionsaurem Ammoniak^
Der Stickstoff, welcher zunächst als Ammonium mit Sauerstoff
und Carbpxyl verbunden war, trat in directe Verbindung mit
dem Kohlenstoff des Kerns über. Es ergiebt sich diefs dar-
aus, dafs. diese Producte durph Aufnahme von Wasser nicht
in Aepfelsäui^e und Ammoniak, sondern in Asparagtnsäure
übergehen.
Aepfelsaures Ammoniak ,
reo. OH
JCO.ONH4,
giebt zuletzt unter Austreten von Wasser
C0\
"" ..
V
*) Jahresbericht für Chemie tu s. w. f. IS^O, 414.
**) Daselbst t 18l>.7„ 309^
***) Daselbst f. 1850, 41S.
Anoftl. d. Chem. u. Pharm. GLVII. Bd. 1 Heft. 3
9l| Wieland, über Bremweinmlfoa'dure.
Dies« Verwandlung erfolgt «ber nur dnjrcb Zusammen-
^ßt^n mehrerer Molepule MiiMer Bildung oondensirterer Prorr
4«c*e. . ' ■
Die .vor9teheiMle Arbeit wurde Im Lf^boratoriuqi des Herrn
PrciL Dr. gtreckeT ausgeführt* Für seine, freundliche
Unlerslützung sage ich demselben m^iaen besten Dank.
. . I
Ueber Brenswein^ulfosäurQ;'
von Dr. Theodor Wielahdl
I I
Verschiedene bereits vorliegende Thätsachen *) scheinen
darauf hinzudeuten, dafs die ungesättigten KbhienstolTverbin-
düngen, in welchen inan zwei Atome Kohlenstoff doppelt
gebunden annehmen kann, ahnlich wie sie Sich direct mit
!ä AL Wasserstoff, Chlor oder Brom, öder auch mit 1 Mol.
Ciilor-, Brom- öder Jodwasserstoff vereinigen, so auch 1 Möl.
saures schwefligsaures Alkali direct aufnehmen können. Zu
diesen tCörpern gehören auch die drei isomeren Brenzcitro^
nensäurerij CöBeÖd; und ich habe daher äüf die Aufforderung
und unter Leitung des Herrn Prof. Strecker das Verhalten
dieser Säuren gegen schwefligsaure Alkalien näher unter-
sucht. Ich befolgte hierbei folgendes einfache Verfahren.
Eine Lösung von neutralem schwefligsaurem Kali "(tCSOsK)
wurde mit 1 Hol. der betreffenden Säure in mäfsig concen-
trirter Lösung in einer Retorte mit aufwärts gerichtetem Hals
und damit verbundenem RückÄufskühler einige Stunden lang
*) Vgl. Valet, über Ph'enylpf opioüBäure ; diese Annalen CLIV, 62;
Credner, über Salfof amarsäure , Inaugaraldidsertation , Tübingen
1869.
\ •
Wieland f über JSrenzweinattlfoBifufß. 35
gekocht. Die Lösung entwickelte hierauf beim Versetzen
mit Schwefelsaure keine schweflige Säure mehr , und wurde
«daher durch Eindampfen das Kaliumsalz dargesteiK.
Das aus der Iia<^onsäure dargestellte Kaliumsalz krystal-
^isirte nicht, sondern gab beim Eindampfen einen Syrup, aus
dem durch Alkohol ein Salz von gummiartigem Aussehen
abgeschieden wurde, das zur Analyse nicht, tauglich erschien.
Blei- und Baryumacetat gaben mit der Lösung einander ähn-
liche, amorphe, kleisterartige Niederschläge, die sich schwer
auswaschen liefsen , und zu spröden glasigen Massen ein-
trockneten. Auf diese Salze mufste deshalb in Betreff der
Darstellung der Säure verzichtet werden. Dagegen fiel durch
Chlorcalcium aus der neutralen Lösung nach kurzem Stehen-
lassen ein krystallinisches , in heifsem Wasser leicht-, in
kaltem schwer-, in Alkohol unlösliches Calciumsalz, das durch
Umkrystallisiren aus kochendem Wasser gereinigt und der
Analyse unterworfen wurde.
0,383 Grm. des bei 160^ getrockneten und bei dieser Temperatur
keine Wasserabnahme mehr zeigenden Salzes gaben bei der
Verbrennung mit chromsaurem Blei 0,0723 Wasser und 0,2d63
Kohlensäure ä 1J,10 pC. H und 21,10 pC. C.
Es stimmte der Gehalt an Kohlenstoff und Wasserstoff
mit dem eines Caiciumsalzes , das 1 Hol. Wasser enthält,
überein, und in der That verloren 0,897 Grm. des bei 160^
getrockneten Salzes noch 0,030 Grm. Wasser, das sind
3,34 pC, nach 3 ständigem Trocknen bei 180^.
Die Formel (C5H5S07)8Ca(i + UsP verlangt C und H :
Berechnet
Gefunde]^
C,j
120 21,58
21,10
H,, •
12 2,16
2,10
St
64 11,51
«
o„
240 -40,17
—
• Ca,
. 120 2^1,58
SM. 100,00.
3»
dö Wielandi Uh'er Brenzweinstdfosäure.
Der WasBörgehalt ist bereobAet za 3,24 pC.
CrefVindeii wurden . . ; . . .'3,84 „
Das b0i 180^ getrocknete Sals ist: wasserfrei wti wirü
bei i90 bis 200^ unter Bräunung zersetzt.
0^5313 Grm. desselben gaben mit Ealinnibydrat und Salpeter gß-
schmolzen dorcb Fällen der sauren Lösung der Schmelze mit-
Baryumchlorid und Glühen des Niederschlags 0,440 schwefel-
saures fiaryum, entspreoh^d 12,10 pC: S. •
0y4465 Gi?n. djQSseljbfen jgaben .mit Schwefelstture geglüht; 0,3892
schwefelsaures Calcium ss 22,35 pC. Ca. Desgleichen 0,22^
^ Grm. 0,153 Calciumsulfat, entsprechend 22,49 pC. Ca.
Es fuhren diese Wahlen zu der Formel des wasserfreien
Salzes (CöHöSOt)« . Gas :
Berechnet
Gefunden
Cio 22,30
£[|o 1 ,86
— ■
S, li,90
12,10
0,4 ' 41,64
— .
L IL
Ca, 22,30
22,35 22,49
100,00.
Ich bestimmte noch den Wassergehalt des lufttrockenen
und des bei 110^. getrockneten Salzes.
0,7865 Grm. . des lufttrockenen Salzes hatten nach 5 stündieeuk
Trocknen bei 180<^ rerioren 0,1465 Grm. Wasser = 18,63 piÖ.
Die Formel eines Salzes von der Zusammensetzung
CioHioCasSgOii + 7 HgO verlangt 19,00 pC. Wasser; gefunden
18,63 pC. Wässer.
Das bei HQ^ getrocknete Salz :
L 0,6465 Grm. desselben hatten .. nach 5 stündigem Trocknen bei
180* Terloren 0,0453 Grm. Wasser.
IL 0,689 Grm. nahmen nach eben so langem Trocknen bei 180^
ab um 0,049 Grm.
Diese Zahlen stimmen mU dem Wassergehalt eines Salzes
der Formel CioHioCa3S20i4 + ^HaO überein. Für diese Zu-
sammensetzung spricht auch der Calciumgehalt.
»«■
Wielandy über Brenzureinattlfasäur^ 37
0,37jB6 Grm.
(110<>) gaben 0,267 Calciom^tilfat
Berechnet
Gefunden
Cjo
120 20,91
—
Hio
10 1,74
—
Ca,
120 20,91
20,75
s.
64 11,15
—
Ou
224 S9,03
I. TT.
(H,0),
36 6,26
7,00 6,24
574 100,00.
Ich suchte nun darch Oxalsäure das Calciumsalz zu zer-
setzen, um die freie Säure zu erhallen. Diefs gelang nicht,
da ein Theil des sich bildenden sauren Salzes nicht zerlegt
wurde und neben freier Oxalsäure Calcium in Lösung blieb.
Besser gelang die Darstellung der freien Säure mittelst
Schwefelsäure und verdünntem Weingeist, in dem die Säure,
wenn auch nicht reichlich, sich löst. Die vom Gyps abfiltrirte
Lösung gab beim Eindampfen undeutlich ausgebildete Kry-
^tallC; deren geringe Quantität, die grofse Löslichkeit in Was-
ser und die Schwierigkeit, sie von Schwefelsäure oder dem
sauren Calciumsalz Vollständig zu befreien, eine genaue Ana-
lyse derselben nicht erlaubte.
Die Säure giebt bei theilweiser Neutralisation mit kohlen-
saurem Kalium oder Ammoniak saure, warzenförmige Kry-
stalle darstellende Salze, die in Wasser leicht, in verdünntem
Alkohol schwieriger, in starkem Alkohol nicht löslich sind
Das neutrale Kaliumsalz krystallisirt, wie oben angeführt
wurde, nicht. Eisen-, Kupfer-, Quecksilber-, Zinksalze fällen
die Kaliumsalzlösung nicht. Blei- und Saryumsalze geben
die oben erwähnten gelatinösen, in Essigsäure löslichen
Niederschläge.
Die durch Einwirkung von Kaliumsulfit auf Citraconsäure
entstehende Säure ist^ soweit ich sie untersuchen konnte, ia
38 Wielandj über Brenzweinsulfoaäure.
ihren chemischen Eigenschaften mit der vorigen identisch»
Das gelöste Kaliumsalz giebt mit Metallsalzen dieselben aus-
fallenden oder gelöst bleibenden Salze. Durch Chlorcalcium
wird daraus ein in Hinsicht auf Löslichkeit und krystalliniscbe
Beschaffenheit dem vorigen gleichendes Salz ausgeschieden^
aus dem ich durch Schwefelsaure und verdünnten Weingeist
wie oben die freie Saure darstellte. Ich habe dieses Kalk-
salz quantitativ untersucht.
0,2734 Gnn. des lufttrockenen Salzes gaben bei der Verbrennung^
0,1887 Kohlensäure und 0,070 Wasser.
Diese Zahlen sprechen für ein Salz von der Vortdel
CioHioCa3S20i4 -f- 7H2O.
Berechnet Gefanden
Cio 120 18,07 18,82
H,4 24 3,51 2,93
Ca« 120 18,07 —
ß, 64 9,64 —
, i •
0,1 336 50,60 —
664 99,99.
Der Wassergehalt dieses lufttrockenen Salzes wurde mit
0,5425 Grm. bestimmt, die nach 5 stündigem Trocknen bei
180<> 0,053 Wasser verloren.
Berechnet wurden 19,00 pC.
Gefunden 19,41 „
Das bei 180^ getrocknete (wasserfreie) Salz (0,435 Grm.
gaben 0,3335 Grm. CaSO«) enthält 22,60 Ca.
Berechnet wurden ...... 22,30 pG. Ca.
Geftmden 22,60 pC. Ca.
Bei der dritten Sulfosäure aus der Mesaconsäure haben
mich die Untersuchungen der chemischen Eigenschaften auf
keine Reaction gefuhrt, durch die diese Sfiure sich von den
zwei abgehandelten unterscheiden liefse.
Wielan'df über BrenzweinndfosMure. 9$
Das Galdoniftflle MliMt wieder krystalHnkrche Hmen, die
dieselben Losliöhk^lSTerfaillnine «eigen ^ wve die swei enl*
sprecbeltden- sdion besprochenen Salse. leb beetimnile darin
den Geh&h an KryslallwaS[$er, KoMenstoff, Wasaefatoff, Cal-
cium nnd Schwefel. '
Bei 110^ getrocknetes Salz :
L 0,2748 Grin. gaben 0,1217 Caldumsalfat = 20,37 pC. Ca.
n. 0,5200 Grnf. gaben 0,370Y CalciTmisulfat = 20,96 pC. Ca.
0,2823 Grm. gaben 0,2225 Barynmsnlfat = 10,73 pC. S.
. 0,3935 Grm. mit chromsaurem Blei verbrannt gaben 0,2945
Kohlensäure und 0,0715 Wasser.
Ein Salz der Formel CioHioCasSaOu -j- "^ ^^^ verlangt
nachstehende Zahlen, womit die gefundenen Daten ziemlich.
. « • '
stimmen :
Berechnet
Cio
120
20,91
Hu
14
2,44
Ca,
120
20,91
8.
64 .
11,15
o„
256
44,60
1
Gefunden
20,40
2,00
I. II.
20,96 20,37
10,73
574 100,01.
Das lufttrockene Salz enthielt 19,Q6 pQ. Wasser (l,p)^
Grm., 5 Stunden bei 180^ getrocknet; verloren 0,2130 Grm.)^
Berechnet wurden auf Salz mit 7 Hol Krystallwasser 19,90 pC.
Aus der Zusammensetzung der Calciumsalze geht hervor,
fCOOH
dafs dem Hydrat der Su^osäuren die Formel c,He{so«OH
[COOH
zukommt, wonach man sie von der Brenz'weinsäure ableiten
{COOH
COOH 2^'^^™'"*'
Ob alle drei Säuren identisch sind, kann ich mit abso-
later Sicherheit nicht sagen; sollten, was die Theorie aller-
4ßl Wi^i a n d.^ Uhr Breniweiik^idfösämh
lUngs mobf unwabr&deinlich. macht, bomerieen unter ihnen
vorkommen , sa zeigen sie «cb jedenfalb. blofs ia kleinen
Differenzen der physikalischen Eigensofaiftenv- deren Unter-r
SQcbung an chenfkiscb-reinefn Sfiuren ich Bicht; machen konnte«
Die Brenzweinsäure hat ohne Zweifel die rationelle
Formel :
I . .
GH— CO,H, .
für welche insbesondere die durch Simpson entdeckte
Synthese aus Propylencyanid und Kaliumhydrat spricht.
Hieraus würden sich drei isomere Sulfosäuren ableiten
lassen, nämlich :
CHj.SOgH CHa CHg
CH.COjH CH.COjH C ^^);«„ .
III l^^i**
CH, . CO,H ChI®^«^ CHj . COjH
Ich gebe den Sulfosäuren den Namen Brenzweinsulfo-
säuren, da ich nicht zweifle, dafs die aus der Brenz Wein-
säure darstellbare Sulfosäure (aus Brenzweinsäure und rau-
chender Schwefelsäure) mit einer oder allen drei beschrie-
benen Säuron identisch ist.
* ' Wenn drei einfach-gechlorte oder gebromte Brenzwefn-
säuren existireU; was die Theorie voraussehen läfst, so zweifle
ich nicht) dafs sich daraus drei isomere Sulfosäuren durch
Einwirkung neutraler schwefligsaurer Alkalimetalle darstellen
lassen,: und ich behalte mir vor, die aus den Brenzeitronen-*
säuren dargestellten Sulfosäuren noch näher auf die Frage
hin zu untersuchen, ob sie den theoretisch denkbaren drei
Sulfobrenzweinsäuren entsprechen *).
^ Aiüfler diesen drei isomea^en Säuren sind noeh zwei atidere yon
Wieland^ über JBren8XOßtnw^cf9äur<$. 41
VerwandNilk^ äiir^ St^^aäurm däreh sckrfidiewdei' Kciittitt^
htfiraL
Bei der Einwirkung von Ealiumhydrat auf die Sulfo-
sauren waren im Voraus zwei von einander verschiedene
Wandlungen derselben denkbar. Es konnten entweder , wie
diefs bei der Phenylsulfopropionsaure iind merkv^urdiger
Weise bei der mit den in Frage stehenjden Säuren hpmo-
logen Sulfofumarsäure der Fall ist, die Reste des eingetretenea
Schwefligsaurehydratmoleculs' sich vereinigend austreten upd
mit Ealiumhydrat zu schwefligsaurem Kaljuni und Wasser
zusammentreten :
C,hJsO,*.OH + KOH = CaHÄJ^QQg + HSO,.OK +.HtO) .i
indem die ursprünglichen Säuren sich regenerirten , oder
war anzunelimen, dafs die Affinitäten des Kohlenstoffs durch
H und Hydroxyl gesättigt bleiben und der Jlest SO^ (Sulf-
oxyl) austretend sich mit Kaliumhydrat direcjt vereinige und
schwefligsaures Kalium bilde : .
rco,H rco«H
[C0,H IC0,H
Ich kochte im SUbertiegel eine geaäittigte Ld^ung von
Kaliuittbydrat r mit dem aus der Ilftconsaure dai^'^t^IHen'
Kaliomsalz^. infißm ick einen b^devteuden U^bersphufs von
ersterem anwandte, so lange, bis die Masse krümelig w.ttnd€i,
und prfifie dann, durch Zusatz von lübersphds^iger Scbwefel-
der ZuBammensetzang CbH8S07 denkbar, die ans der Lipin-
sftare :
OH,
CHjCOjH
durch Substitntion yon SOsH gegen H sich herleiten lassen.
42 WieläAdy' iä>er Brenzweinsulfosäure.
saare. Die ^twickelung, von scjiweflig/^r SAure zeigte, Mt»
die Reaction vor sich gegangen i^ar.
. Die geschmolzene Masse. löste ich in Wasser, erw|[rmte
mit in geringem Ueberschufs zugesetzter Schwefelsaure, ver-
dampfte bis zur Ausscheidung von Kaliumsulfat, und schüt-
telte die von demselben getrennte Flüssigkeit längere Zeit
mit Aelher.
• ■ ' ■ . 1 ... ■ / *
Die durch sechsmalige Cohpbation gewonnene ätherische
Lösung hinterliefs beim Verdampfen wenig eines krystallini-
sehen Rückstandes , der zwar zeigte, dafs die entstandene
Säure in Aether löslich ist, aber zu wenig und zu sehr ge-
färbt war, als dafs er hätte zur Analyse verwendet werden
können.
Ich schüttelte deshalb die bei der Behandlung mit Aetl^er
zurückgebliebenen Salze mit Alkohol und noch etwas Schwe-
felsäure, um die organische Säure frei zu machen, und flitrirte,
nach längerem Digeriren und Schütteln ab. Nach Yerjagung
des Alkohols fällie ich durch kohlensaures Baryum die
Schwefelsäure aus und trennte vom Baryumsulfat durch Fil-
tration das in Wasser leicht lösliche Baryumsalz der organi-
schen Säure. Dasselbe zeigte sich; aus der eingedampften
Lösung erhdltenv undeutlich kryilaliinisch und konnte« seiner
Löslichkeif in kaltem Waslsei* wegen nicht rein erdalten
werden. Durch iSchw^felsäure isersetzt lieferte es die freie
Säure.
Diese bildet harte kleine Krystalle , die in kaltem Was^
ser sehr leicht, in Alkohol und Aether schwer löslich sind.
Es .gelang mir nicht, sie ganz rein darzustellen. Dagegen
bestimmte ich den Silbergehalt des durch Behandeln der
Säure mit Silberoxyd erhaltenen Salzes.
Dasselbe zersetzt sich bei 100^, weshalb ich es zuerst
unter der Luftpumpe und dann, bei 65^ 6 Stunden lang
trocknete.
Wie lan?d;^ üb^ ^rskrweinäütßsäure. 49
0,4588 6nn. gaben dann 0,3628 AgCl, «ntspreefaend 59,50 pC. Ag.
Diesd Zahl stimmt übereia mit dem Silbergehalt des
neutralen Salzes einer Säure, die von H. Simpson *) aurch
Zersetzung von Bicyänhydrin mit Kaliümhydrat erhalten wurde.
* ' :' fCo:öH' • ••' '' '' '■'' '•'
Dieselbe hcit die.Forfl[iel C,9,|0H ». ., -: 'i-yj i
, Ico.op , . .. ,
fCÖjAg
Das Sübecsalz .entfaält üwel Atome JSilbäjr^ .GjSiAQü . r
woraus sich : '
. 59,61 pO. öiRret beifiiAiieti •* * ' ' i ' ' ' *' '
(59,50 pC. gefanden).
Von der Itaconsäure unterscheidet sich diese Säure (Oxy-
brenzweinsäure) durch ihre gröfsere Löslichkeit und durch
den blänIiclL-^weif$enIfied^schlag, welchen Kupferi^ze in
maximo in der neutralisirten Lösung er^zeugen. In ihren
Reactionen kommt sie mit der von Simpson beschriebenen
Oxypyroweinsäure überein. Ob sie damit identisch ist, weifs
ich nicht,, da.icä den' Schmlftlsputikt der reinen Säurey' den
Simpson £ar seine S&ure tei 133P fasdy nickt bestimmen
konnte. .
leb haha aus dw Sulfornesaeailsättretauf die letztere der
oben beschriebenen zwei Metb^denl «benfalis- da« sohwefel*^
freie Säure dargestellt und ihr Silbersalz auf den Silberge-
halt analysirt. Sie wird durch K^upfersalze aus neutralisirter
Lösung gefallt und iät viel leichter löslich als die Mesneon-
säure.
Das hifttrookei^e Balz unter: d^r Lnftpampe und diilm fänf : Stondiftn.
bei QQ^ getrocknet verlor yon 0,2292 Grm. 0,0X02, was gleich;
4,45 pC. «Wasser ist 0,219 Grm. dieses trockeüen Salzes
gaben 0,176 AgCl, entsp|p6chena 60,45 pO: Ag. > '' '"
Ein Silbersalz von der Formel (CsHeAg^Os) + tIaO
verlangt :
*) Diese Annalen CXXXIV, 74.
44 ..V .MMdicuß^ "^erhindufigm
^ , Ag 69,61 pC. erfunden .60,46 pC.
, H,p 4,74 pa. » . ., 4,45.pC.
Pie aus der Qitraconsaore entstandene Sulfosaure. giebl
eine im Aussehen .und den Reactionen vpn der Simpson-
sehen sich nicht unterscheidende Oxypyroweinsäure , die ich
durch Umkrystallisiren aus Aether fast rein erhieit.
, Ich bin genöthigt, dieise Untersuchung im Augenblick
abzubrechen, hoffe iab er später auf dieselbe zurücknikommen
und genau feststellen zu können, wie diese Oxysäuren zc^
der Simpson'schef) sich; yerbalten. ]
•'".' ' ' i,i
Verbindungen einiger Aldehyde mit Amiden;
von Dn Ludwig Medicusy
. <A98lBt«nt,ain oiheini^cben LaJ)oratoriBin iB<.Wili»barg. .
Aji die früher von Roth t) und Scfcuster *♦) be^.
schriebenen iYerbiQdwfigeii des Benzoe-* und Anisylaldehyds .
mit primären Monamiden schliefsen sich folgende VerbuiduiH*:
geh an, welche icii im Laboratorium des Herrn Professor
St r e c k e r dargestellt wid • untersucht habe.
Einwirhuna.vonOe^anihal catf Benzamid,
. DaS) terwendeie; Oefkanthftl wurde dardh;tDestfllali(]fli des.
Ricinusöls erhalten , wobei es durchaus unnöthig ist, das Od
mit Sand SU mengen; die.Destiltation g«ht ganz ruhig vor
sich| bis gegen Ende der Rctorteninhalt zu steigen und sich
aufzublähen begannt, worauf mai^^^die Destillatiop unterbricht.
D^r Inhalt d^r Vorlage wifd^zur Abscl^^idung des QenaMhals
*) Diese Anualen CLIV, 72.
**) Daselbst CLIV, 80.
etiH^er Aldehyde mäAmiaen. 45
mit saurem sdhwefiigte^rem Natron g^^ehättelt^ und 'die i86
erhaltene Verbindung dies^ kleiden^ S6l*p«r; das -saure schwef^
%saure NatronrOemaltaly .dureHjFibralieii .TbR'ider ElSssigf-
keit getrennt Man befreit die Kryställe Ueranf durch Bihut-
teln mit Aether vott AcroIeiA, das lik^ßn selA* bartnäckifif
inhaftet, und unterwirft dann die Verbindungi nach di^ip Ver-
dunsten des Aethers, der Destiliation nik einer' ooneentrirten
Wasser igen Lösung von kohlensaurei^JCfalcpq... SIi|ip>^r]^jilt in
der Vorlage zw^i 3cbichten : die obere ist Oenanthal, die
uitere Wasser; sie werden durch eine» 'Scheidetrichter
getrennt. *- '
Das Benzamid war aus Benzoylchlorid' und Ammoniak
nach der gewöhnlichen Methode dargestellt/
Es wurden nun in e^*ne Retorte 2, Mol, Beinzi^mid a^uf 1 MoL
Oenanthal gebracht und dieselben bei. aufgeriobfietem) Retor-
tenhaUe über {«eiem .Feiler . elrhflat'.i .Mit^id^i) fteiorte^v war
eine lange Glasröhre verbunden, die als Rückflsifsa^ärei
dienen sollte. Man hat hiebt ndtl^g, starl^ zu erhitzen; sowie
das Benzamid geschmolzen ist, beginnt, die Einwirkung vinter
Wasseraustritt : biegt man die , Räckflufsröhre am . oberen
Ende um und legt eii^^tleagensrohr Vorrso'kc^ n^^^^
Wasser leicht auffanget; ^- '' : -iviV ti<t
Man erifftzt so ungefMr 4 bis 5 - Stunflätt ; ^ci dib EIniJ
Wirkung ziemlich beendigt* ist; doch erbälf man Me Uf)^ $Ö-'
suchte Verbiifdung an-eiti , Ständern llteis' fti^et MMah; ^twas
Benzamid und Oenanthal ünvM)uiiden' Wie^e^ torl ' Es scheini
Siclt sogar die' MeÄgfe dar mvierKuÄdenien K9rp^
rem Erhitzen itiu ->sti^igernv k^ dal!» ttlsä' lyohl gl^icliteiti^
theilweise eine RGckbUdung vor sich geht/' ^' '* '
Beim Erkititeii «erstarrt der Refbkeiiinhah "riemliefa 'voll-
ständig; M^enn die Einiit'irkttiig nfcftt'zu'Ifmgle da^iertei fi^afi
löst nun iit kiedefndenf Alkohol und 'erhint -giefich behöll Er-«
kalten die gesuclite Verbihdangf iti weißön' flbckigeh Massen;
4$ yMeäicuß^ V^ri^i/^w^gw >
die durch öfl^restlinkryfMiUimr^ aus. üiedendem Alkohol
Iciicht rei^ erjhiil^n .wercLe n kQ^eiu
■
^lef er^lritreiMder AUalyfe die fÜgpeirden Resaltatö :
JfyiX ^er. VfitiTciniiiii^g mit dirAmsinireni Blei- ond.EupfeKoasyd (untet
Yorlening von KapferdrehsplUien) ^ergaben 0,3856 Grm. Su)>*
siftnz i,057ä Kohlensäure' und 0|2864 Wasser.
' ' B^i''ft6r^l^tidkstofi%eBtimxüung (mit Natronkalk) ergaben 0|475B Grm.
. Sobatanz OfödaiiPlatiiisalmiak.' ^
' Das Res^ltat^ ist ftbd :
. i ' -Berachiiai - -Gefunden
r, -C«:. , Ri^. .,. . 74,77
Hm 7,69 8,11
: Nt, • r8,28 ;...„, 7,88
Ot .. 9,47 . -
Man hat also folgende Umsetzuhgsgteichung :
' C,äuÖ + 2 07^7110 = C,iH„N,Ö, + H,Ö
Oenänfkal ■ • .• Beuftamid.
' Ab CoastHatidiüforiti^l ' des «rbaltenen Productes ergiebt
^•"" • ^"\NHCOC,H» '
da dem Oenanthal die Qonstitution CeHis . COH und dem
'■'■'' *f'.' .'i * 5' \ ■'
Öenzämid die Constitution CeHs.CO.NHg zukommt.
■ I i:
Die Verbindung kann als Oefumthylidendibenzodiamid
be^eichnel. werden , also- als ein seeundäres Diamid, in dem
x\^ dier Sj&c^ vertretbaren WasserstpQalonie durch zwei ein-
werthige und einen z^jeiwertbigen Rest vertreten sipd, durch
zwei BeiNfoyl upd eiq Penantby;liden.
jt|^i6.$ul)stanziwar b^ ipO^ getfppknet;.i^ie.«n^ieU ^^
KrystallwfMiser j setMen sich jedoch . bei die^r T^ipperi^ur
schon in geringem ;)Mafse zu v^fluphtigen?
,Da3 'Qeiuinthy|J4^ndibei)zodianfid..isl; in Wa^r Mfil^lich;
l^hwer )9s1m^ s^st in «siedendem Ael,ker, .I^cht löslfch io
45i^eodefi .Weiugei^« . Es scheiijet ;sich bekn Eif)(a)Mn ans
<)e(i 4fP(9U^g|?n i^' weirsen flockig.Tkrysfal)iQischeii Mi^asen 9iVi».
e^mg^^ Mdehyde mit Atniden» 47
Ec| schmilzt ba vorisichU^m Erhilxen roküe .Zdrsdlsulig bei
128^ Der Gerach imoh Oenantiitl. haftete ihm hlurbiaekigr an
und war »e\bB% durch öfteres UmkrystalUaireiitmchi. yollfetan-
dig zn entfernen. . . ^ ,
^^ »
Das Oenanthylidendibenzodiamid ist * YdHi^ nenfhil. Es
löst sich nicht in Kalilauge niid wird selbst von kochender
Kalilauge nicht angegriffen; beim Kochen mit Salz^fture zer-
fällt es leicht durch Wasseraufnahme unteir: Jl&ckhild^ny von
Oenanthal und Benzamid. Von kalter Salzs&ure wird es nicht
gelöst.
Einwirkung von Oenanthal auf Nitrobenzamid,
Die Einwirkung des Oenanthals auf Nitrobenzamid ver-
lauft der Einwirkung desselben auf Benzamid ganz iänalog;
man erhält die Entsprechende Nitroverbindung untör Austritt
von Wasser nach der Gleichong : '
Ocoaaiithat Nitrobelizamid. ,
Berücksichtigen wir wieder die Conslfttition des Oenan-*
tbals und des Nitrobenzamids^ -so ehalten wir fQr^ die neue
Verbindung folgende Constitutionsformel :
r^TT pw/NH.CO.CA.NOa
v^eö« . ^«\NH . CO . aa* . NO, •
Sie ,ware .hieicnach als Oenc^thyUdmdimononifrah^nzo'*
diamid zu bezeichnel|•^
Zu ihrer Darstellung wurden 2 MdL Nüriri^enzamki
(durch Bin Wirkung TOti . Nitr»bettxof Ichknrid auf wteseriges
Aminoniak erhalten) mit 1 Mol. Oenanthal erhitzt, .wie diefa
für das Oenanthylidendibenzodiamid näher besehrieben ist«
Die Einwirkung geht genau so. vor:aioh , ;tind «an erhält
ebenfnUs ans. dem erstarrten Retortoninbab, durch Auflösen
in siedendem Alkoht)!, das Qenaidliyttdesidmonomtmbenzo*«
diamid; das siob beim Erkahen der Lösasg in. feinen Nidel«*
4S^ -'iiediöus, Verbindungen '
cUnTAbsdItaidet. Durch öher^s UinkrystalHsirdn attts «ibileA-^
d«mi Alkdlol ist es leieht rein aU' erbahetiJ
-i Die/KIryÄftlte ent&i^Heti kirin KrystaUwasser; doch ^söhteit
sich auch diese Verbindung, wie die vorige^ bei 100^ scboü
in gerjoge^ Ha$?p, zit,; verflach tigen.
Die KpUensto^- «imd Waasei^toffbQstimmiuif^, wie oben erwtthnt
Torgenommen, ergab für 0,3832 Grm. Substanz 0,8181 Kohlen-
Bätire find- 0,2136 WaÄser.
• Wir haben aläo:
;.! . .! . ■ BeBreokBQt'! « ■ Qeftmd6ft
C,i 08,88 58,23
HjM 5,61 6,19
,. N4' . ;.-. 13,08 -: "
Og 22,43 ~
P^s Oenantfi.yUdendimjOiiomtrobeiiizodiamid: ,^iy wie da»
Öeqan^iymendib^fizodiamid» in Wasser uniöslicli ; es last sich
schwierig in siedendem Aether,^ leicht in siedendem Weia-t
geist. Aus diesen I^sungen scheidet es sich beim «Erkalten
in weifsen feinen Nädelchen aus. Es schmilzt bei'Torsich-
tig^m Erhitzen m^^setzt bei 170^; bei raschem Erhitzen
zersetzt es : sich*' Es i«t .durii^h ümkrystallisireif leicht geracbr-
los zu erhalten. . < ' ;,..,.:
Auch das Oepaiithylidendimononitrobenzodiamid ist eine
neutrale Verbindung. Es löst sich nicht in Kalilauge ; beim
Köchen mit concentrirter 'Kalilauge wird es nicht verändert.
In kalter Salzsäure ist es unlöslich, wird jedoch beim Kochen
Dut.Salzibaiirü soEdrt :zersetzt, indem «s unter Wasü^auf-
nahine wiedär inl seine GpmpoÜ4efnten, in Oenaiilhal and Nitro-'
benzanid, .zrtfMii; welch letzteres dann eitie weitere Zer«*
legung (erleiden kann. •
Das Oenhnthylidendhnononitrobenzodiamid wurde in ab^
sohitem Alkohol, gelöst, der 'mit trockenem Ammoniakga^
gesättigt war 9 und .in diese Lösung Schwefelwasserstoffgas
eingeleitet; Es tpat ühter Schwalelabscheidung Redhotioii'
einiger Aldehyde mit Amiden. 49
ein; Nachdem vom Sckmrefel tbfiUrirt war^ wurde die alko-
holische Lösung ' mit Wasser werdtXzl und so* daraus ein
Körper 'gefiUlt/ ^r niii Gemenge der Nfkroverbinduhg ttn4
der gesttchften' Amidoverbindung gewesen' zu sein scheint^
die sich ipcht trenirenj ließien , da si^ ^iph in^.eziphur^ auf
Löslichkeit gleich verhalten. Diefs Gemenge wurde noch-
mals der Reductibn unterworfen; auch hier konnte die Amido^
ver&indung^ nodh afebl roiaf ethalien werden^ idodh-^war die
Reduction weiter vorgeschritten.
Die Analyse. vergab 66 pC. Kohlenstoff und 7,6 pC.
Wasserstoff, während bei vollständiger Verwandlung von
NOä in NHa das Froduct^ 68,5 pG. Köhlensföff ^und <6 pC.
Wasserstoff enthaften morste. ' ' '
Aus Hangel an Dlfateriäl murste der Versueh leider hier
abgebrocl^en ^j^^d^n^ so /daC$ also :das, Reducti0nspr9d.nct
nicht in reinem Zusti^pde vorlag.
Nachdem nun die Art der Einwirkung) der Aldebydfe
auf die primären Monamide sowohl für die Aldehyde aus
der ReifaPß dei aromaäscb^ ^lAstanzen, ^1s auch ~aus der
Reihe der Eettkorper erwiesen war, blieb es noch von
bitereasev..die Art. der. Einwirknftg der \Mdehyd.e aef die
Diamide, und zwigr zunächst auf die primären, zu stttdiren.
Bis jetzt waren auch hier blöfs die Ahgalien Sc Äi ff 's ♦)
bekannt, der bemerkt, dafs die Einwirkung nur dann statt-
finde, wenp in. den Ainiden .bereits Wasserstoff durch or-
ganische Radicale vertreten sei. Er hat auf diese Weise
z.B. das Oenanlhyli(knswlfocarbanilid,. C^H^9.,CH
dargestellt».-. ■• .-.''> ,/ r .:•••.' .\ l ..
*) Die»o Annalen CXLYJXXy'MOL '■ r . S . ' V
Annal. d. Chem. n. Pharm. OL VII. Bd. 1. Heft 4
50 . Medicus^ VeYbindungm
E» «war nun ft priori ani{*nfehm©8, <lafe Äich die primären
Diatnide den primären MonamWen analog verhahdn würden
(wie diefß öuch durch die Uetersachimg ftewte*^« wtirdts);
docb. war immerhin noch die Frage nicht beantwt^rlel, eb
sich 1 Möi. eines primären Diamidö, t(!J|^* , mit 1' Möl. Al-
dehyd unter Austritt von 1 MpL Wasser vereinigen wurde
au ein«r:Yert)iodorig yIJJjJJCH^X^ : Ätefc der aUfeMethen
Gleichung :
Ander^rscils war auch (der^ bpb^en Cotd^nsationS'^
producle nach Art der Schiff 'sehen condeasirten Harnstoffe
gar nicht zu geidei^en) die MögUohkeit gegßhen, dafs
2 Mol. t(^'S* sich mit \ Mol. X.COH unter Auslrilt von
1 Mol. Wasser zu einem Körper J^J^JCH.X verbinden wür-
nNH,
den, nach der Gleichung : '
AehnKche Körper sind t^ ß. der Aethylenhia^KtoS;
t^eln^TT, iinH H^r Toluvlfinharnstofr. V
CO
>JJ^icA, und der Toluylcnharnstoff, InhKs^-
Einwirkung voti Bittermandelöl auf Oxamid und Oxamethan.
Bittermandelöl wirkt auf Oxamid nicht ein ; wenigstens
konnte selbst bei mehrstündigem Erhitzen keine Reaction
bemerkt werden. Jedoch gelingt es, ein aldehydisohes Sab«*
stitutionsprodttct des Oxamids xu erhalten, sobald man Bitter«
mandelöl auf Oxamethan wirken lalki.
emiffer Atdeht^de.mü Aimden» 51
Das 0;Bainfthaii ::diffi0lzt sich 'hierbei in OxalBlIiär tmd
Ozamid , und dieses, wird dann in statu naseendi leicht vom'
lütermandetöl angegriffen. Wir! haben: hier also Mgenim
iwei PlNRtön der Reacttoin : ' ' ^
1»
2 (.^»"»\oc,H J - ^^*m, Z • \ocJ^, ;..
Oxamethan Oxamid Oxaläther
ond
^*^*<^ + W. ,= c,o,<2>^'=« + ^^. ■■■. ■
Oxamid.
Es bildet sich also hierbei unter Absobeidung von 1 HoL
Wasser aus 1 Hol. Oxamid und 1 Mol. Bittermandii^löl i MoL;
ejoe^ 4^lbslituirten. Oxamidil, ies ; Benzt/Udenoxamida ; oder
aBgemein aus 1 Hol. eines Aldehyds und i Mol. eines
primären Diamids unter Austritt von 1 Mol Wasser 1 MoL
eines secundären Diamids, in dem zwei Wasserstoffatome
dureh einen zweialQmig^n S$urfrrei»t ^d4 ^.wei weitere durch
einen zweiatomigen Aldehydrest vertreten sind.
Zur Darst^IliiTi|^ Sei BeifizyKdenoxamids bringt man in
eine Retorte mit aufgerichtetem Halse zu 2 Mol'. Oxametbah
1 Mol. BittermandelöJ* Man fugt an den Hals ■ noch eine
gebogene RQhre an, um> das üb ergehende Wasser u. s. w.
auffangen zu können. Man erhitzt nun^ zweckmäfsig im
Paraffinbade, 4 bis 5 Stunden lang auf 150^, wobei ziemlich
viel FlüssigkniftrAbetgeht äml i<ml Koblerisiure« entweicht.
Sacfa Aem Erkalten hat Unan 4n der Hetortd eine ftalbfesl^'
Masse, die Oxamid, Oxamethan, Benzyi|denoxaaiid, Bit^elr«*»
maiidelölv.Oxatithdf lind- eine. BaiSe enthält.« m i '■
Die Vorlage enthält aufser Wasser , Sputeii * von Oxal^
tther unASiftermimdeldl noch iein^\ leichte^ mit Wässer-nicht
misdibare <Flä6Sigkeit.
Der Retorteainhajt wird am Besten zuerst mit A^ther
von diBT HavptmeHge des Bitter»4ndelols befreit und dar
4»
92 Mtätöus, V^6ifidtmg,m .
Eiekstand sodann mit^ siedendem AUooisol antfezogen, wobei
fittt. alles. Dxamtd ungelöst zurückbleibt. Die Lösung wird
»lil dieoi Wasserbade veHampft .«uiid der. Rückstand itnil
Aetherweingeist behandelt, wobei: Billeriiiäiidelöl^ Oxamethwi
und die Biise ki Lösung gehen., währenid fast/allßs Beiizyliden-
oxamid uiigelosi zurückbleibe. "
Das Benzylidenoxamid konnte durch Ümkrystallisiren ^u^^
Alkohol nicht rein erl>alten werden; leicht erhält man es^
rein durch Ümkrystallisiren aus siedeiidem Wa^er,'aus dem
es sich beim Erkalten allmäiig abscheidet.
■ "Die Analyse der i)ei lÖÖ^getföckneteri Substanz lieferte
foT^ncfc Resultate! ^ ^ * * ' ^ ' "^
^ " l^ei' äer Kohlenstoff- und Waskerstoffbe^tlminnng' mit clitbinsänteia
h..:'> .Blei gaHn 0,3$62 . Grm.. Snbetanz. 0^074 KgdiienB^orfir QJi^
, . , 0,1452' rWasser. » ....
Femer gaben Q,3273 Grm. Substanz 0|7300 Kohlensäure und 0,1377
' '• • ■ *• Wässer. • '•"- ''" '' -' ' '•• ''' ' ' ' - ' >'•'''*
»• ' Bei der-BtiÖk^ffKesknmiung"5ieffeWeö Or23Ö^'5^ 0,588^
Platinsa^}«^.. • -^ , ' *•.}•)' , ; . i '; v, . \' ."
. i , Pisse ,.B?Sult*lfi . empj[^fk. 4et.Jfin^eil , ftfl «{fjO»-
Bevech^et Gefunden
''\ c. ^^ QiM ^ ■ ,.6M7' 6i,47' ;- * ; *
i ;<; ■ •<[",; ;iOo;0Ol ^: ••■ ? ''iuir- <'. ■ ' : .'. = •::•:•; ;;-i.>"i
.1 '■ Bei ..der; 'i/!öP.faergegangmeh!.Waäs^0siaminttri:gä3eeHotfei^
2^4471 6rm^ ^ deiF<> lafltroekenen iKrtatialk 0,i296n Wasser^
onispr^ch'end.&^29-.pG-.. •'' , ••;::---,t:j.'. -0 ,1/.. >■•/ ,'b f- ^•.:''"
Für die Formiäl.:G9ll8J^902M^ %'H2Q ^bteediaen 'sichr
4,86 >pq-,)VRsser. ; . . ...-.'■ ^ u .:• . v .:
t'\\Dns £ens^M$mia^nhid j.isXi in siedendem: Waäier uitd^
Alkohol reichlich löslich. Aus Wasser krystatKsnrt es in?
Sffääda ;glani&enden Bläit^hetti^ 'die. ^f^Mak. Ki^taUnrässer
enthall«a und jsb weiten ilaarg'titid federfotigil^^Blreigt^sind.'
einiger Aldehyde fhit Ämiden. '53
Ans Alkohol scheidet es sieh inseidegldnzendeii, oft buicbel-
«rtig grappirten 'Nidelchen aun* In Aelher ist es nuir schwer
löslich und krystalltsirt datraus ebenfalls in Nadeloheft.
In ihrem Verhalten gegen Kalilauge und Salzsaure unter*
scheidet sich diese Verbindung wesentlich von den beiden
früher beschriebenen, was wohl auf der stark sauren Natur
der Oxalsäure beruht. Durch kochende Kalilauge wird sie
leicht zersetzt, indem sich durch Wasseraufnalime Bitter-
mandelöl und oxalsäures Ammoniak bildet, welch* letzteres
wieder durch die Kalilauge zersetzt wird.
Durch Salzsäure wird das Benzylidenoxamid selbst beim
Kochen weit langsamer unter Regeneration von Bittermandelöl
angegriffen. ^ .
Das Benzylidenoxamid beginnt beim Erhitzen über 200^
sich allmälig zu zersetzen , und schmilzt erst in höherer
Temperatur unter gänzlicher Zersetzung.
Die Untersuchung hat also ergeben ^ dsfs sich auch die
nicht substituirten primären Diamide den primärefn Honamiden
ganz analog verbalten, sowie dafs sich hierbei 1 Mol. Diamid
mit 1 Mol. Aldehyd unter Austritt von 1 Mol. Wasser ver-
bindet.
Wir haben also als allgemeine Umsetzungsgleichungeii
für Aldehyde und primäre Amide
ix.COH -f 2(Y.NH,) — HgO = X.Ch|^^-y
und
X.COH + y{^J-H,0 + X.CHgHJ^.
Für die primären^ Triamide würde demnach die Um-
Setzungsgleichung wohl lauten : ' '
2 (X.COH) + YjNH,^2HiO
Inh,
X.CH|jjjj./ '
'S4 Thomson, übef' die Größe c^er Atome,
Eis ist soriach eine ganz aBgemeiDe Eigensebaft dar
Aldehyde 9 dafs sie »ch mit Amiden unter Wasseraostritt z«
wohlcliaracterisirten neutralen Yerbindangen veremtgen.
lieber die Gröise der Atome;
- . . , •'...•
von W, Thom^Ofir *).
Der Begriff eines Atooies ist sß bestandig verknüpft
worden mit unglaublichen Voraassetzungen unbegrenzter
Widerstandsfähigkeit, absoluter Starrheit, mystischer Wirkuor
gen auf Entfernungen und von \ Untbeilbarkeit , dafs den
Chemikern und manchen anderen Naturforschern der neueren
Zeit die Geduld ausgegangen ist und sie ihn .den Gebieten
der Metaphysik überlassen haben, ein Atom selbst als etwas
bezeichnend, „das kleiner sei als irgend etwas, was man sich
vorstellen könne.^ Aber wenn die Atome über alte Vor-
stellung klei^ sind, warum sind nicht alle chesnischen Wir*
kungen unendlich rasch vor sich gehend ? Die Chemie ver-
mag nicht sich mit dieser Frage .und mit manchen ^anderen
von der allergröfsten Wichtigkeit zu beschäftigen, wenn sie
in Folge der Schwierigkeiten der fundamentalen Voraus-
setzungen daran verhindert wird, das Atom zu betrachten
als einen realen Theil der Materie^ welcher einen begrenzten
Raum einnimmt und einen nicht unmefsbar kleinen Bestand-
theil eines jeden den Sinnen wahrnehmbaren Körpers aus-
macht.
Es sind mehr als dreifsig Jahre her^ dab die Natur-
forscher durch eine kühne Behauptung Cauchy's befremdet
*) Aas d. Nature, No. 22, 81. March 1870 iB ßilliman*^ Amer. Joum.
of Scienee and Arts [2] L, 38.
Thomson^ ijAer cke Gröfse.der Atome. 53
wurdte, aaeh weleiier die bekannten prismatischen Farbe«
hei¥eiseny die „Spbire dar merkbaren Molecularwirkung'^ ia^
durebsi^gen fliLs£%eii vnd starreii Körpern sei Yergleichbar
■lit der Wellenlfingie :de8 Lichtes. Die inzwischen varflos-«
ienian dreifsig Jahre babea diese BehaopCüng nur bestätigt,
Sie haben eine grofa^ Zahl urtbeilafahiger Richfer hervOrgCH-
bracht, und aur Uj^tthigkait, in Fragen der Dynavifc au ur-r
theilen, kann noch einen Zweifel daran lassen, dafs Cancby'a
Schli^folgernng im WesentlicA^n f kbtig Ist. Aber die ^Sphäre
der Moleeuta^wirkung^ ist dem nicht mathematisch aasge-.
biMeten Geiste kein ganz klarer Begriff; und der Begriff,
welchen ein mathematisch ausgebildeter Geist damit verbindeti
ist meiner A^nsidit nach, durehaus irrig; denn icb habe
kemerlei Glaahen an Attractionett und Repulsionen, welche
auf eine . Entferam^ awjschen Krafteiiiitteipunkten nach ver^
sohiedenen Gesetzen wirken sollen. Was Caucby's Hathe«
natik in Wirklichkeit beweist, ist diefs: dafs in den. homogen
erficheineriden J^örpern, wie,z. B; Gins oder Wasser, anein-
anderslofsende ThfiiTe nicht gleichartige sind, wenn ihre
Dimensionen mäfsig kleine Bruchtheile der Wellenlange sind,
So sind in dem: Wasser aneioanderstofsende Würfel, jeder
von Ein Tauatodtbeil Centimeter Breite, merklich gleichartig.
Aber aneinandeFstofsende^ WttrCel von je Ein Zehnmilliontbeil
Centimeter mOsses . sehr merklieb verschieden sein. Wenn
in einer soliden Masse aus Mauerwerk von zwei aneinander-r
tiegenden Strecken^ .deren, jede 20000 Centimeter lang ist,
die eine 999: Maift^rslejfie und zwei halbe Mauersteine, die
andere 1000 Hauerateine enthalt, so werden sieb so zwei
aneinanderslofsendo Würfel von 20000 Centimeter Breite, als
merklich gleichartig betrachten lassen. Aber von zwei atif*
einanderiiegcndeA .Strecken von 40 Centimeter Länge konnte
die eine Einen ganzen Hauerstein und zwei halbe^ die andere
zwei ganze Hanersteine. enlhalten, und anelnanderstofsende
56 ^ Thdmsran^ über "die Or*öfsß der Atome.
Wärfei von 40 Cehtimeter Breite würiten sdir -merkliefal an-"
gleichartig sein. Kurz : die dynamiscAe Optik l$fst keine!
Ungewifsheit bezüglich der Notbwendigkeit des Zn^g^änd-«
nisses^ dafs der Durchtaesser eines 'Möleculs, oder' der^ Ab-*«
stand zwischen dem Mittelpunkt' ^ eSiies Ifolectils und dmA
Mittelpunkt eines anstofsehden Holeculs inGlas, Wasser bdei^
irgend einem anderen luiserer (Ußrohsichligbn ftOssigen oAvi
festen Körper, gcölüser ist als ein Zehiitausendtheil der Weilen*^
Idnge oder ein Zweihunctertmttliont'heil eities GentimeteFS.*: '^
Durch Versuche über die C<Hitaot-El60tricitöt von Metallen,
welche ich vor acht bis zehn Jalüren angestollt' und 4n einein^
in den Proceedings of the Uterary ieind PhiliMsophical Sodiety
öF Maikdiester. veröffentlichten Schreiben an Dr. Joule- be**
scfhrieben habe, fand ich, dafs Platteif von Zink und Kupfer^
welche durch einen feinen Draht mit ^»ander verbunden
sind, sich, gegenseitig so anziehen, wie es gleicbgestahete
Stücke Eines Hetalles Ihun würdeii; die mit den beiden Platten
eines galvanischen Elementes verbunden ^ind, ^welches etwa
drei Viertheile d^r electromotorischen' Kraft eines D an iell*^
sehen Elementes hat.
Messungen, die in den Proceedings of the Royal Society
für 1860 veröffentlicht sind, zeigten, dafs die Anziehnnn
zwischen parallelen Platten Eines Metalles, die in einer, im
Verhältnisse zu ihren Durchmessern kleinien Distanz und mit
einem solchen Element in Verbindung erhalten werden, enlf^
q)rechen würde einer Anziehuqg in dem Betrage des G&*-
wichtes von zwei ZehntausendmilliotttbeilMi eines Grammes
für eine -Flache der sich gegenüber befindlichen Oberfiachen,
welche 'dem Quadrate des Abstandes*^ zwischen denselben
gleich ist. ><Denken wir uns eine Hailte vkmi Zink und eine
Platte von Kupfer, jede von einem Quadrateentimeter Flache
and einem Hunderttausendtheil Centimeter Dicke, mitjeeinär
Ecke mit einer Hetallkugel von. einem Hunderttausendtheil
.Tho'ma^eny üb^die OrSfse der Atante. 87
Ceiitimeter Durchmesser in Berührung gebracht. Denken wir
ans die^ m solcher Weise in metallischer Verbindung unter
einander erhaltenen PMten erst tipeft von einander abstehend^
aasgenommen an den die kldile Kuget^ berührenden Ecken,
und dann ällinälfg gädi^ehiv' It^ sie einander parallel und in
ehiem Abstände von einem 9cindertta«föendt:heil Centimeter
sich g^egenö'ber stehen. In dieser Stellung werden sie tklh
gegenseitig mit einer Kraft anziehen^ welche im Ganzen dem
Gewiehl« v0n zwei' Grammen gteiebkommt. Dur<di abiätract6
dynamische Betraehtungen und- die Theorie der Energie lätii
sich leicht der Beweis' datür fftbren^ dafs die durch die ver^
änderliche Attractionskraft wähirend 'der Bewegung, durck
welche wir uns diese Stellung als erreicht giedacht haben,
gethanene Arbeit gleich fst der von einer constanten Kraft
von 2 Grammen Gewicht bei Aeat Wirkimg durch einen Raum
von einem Hunderttausendtheil Centimeler; d. b. 'kwet Hun-
derttauaendtheilen eines Centimeter* Gramms. Denken wif
uns weiter eine zweite Ziiikplatte dur^ah ein ähnliches Ver-
fahren an die andere Seite 4eir Kvpferplatte gebracht, ein«
zweite Eupferplatte an di6 abstehende Seite dieser izweiteii
Zänkplatle, und so fort, bis eine SauIe gebildet u^. bestehend
aus 50001 Zinkplatten luid 9QQ00 Kupferplatten , welche
durck lOOQOO Zwischenräume g^rennt sindj und so dafs
jede Platte und jeder Zwischenraum, fiih Hunderttausendtheß
eines Centimeters dick ist. "Die -ganze Arbeit, weiche durch
electrische Anziehung bei der Bildung tlieser Saute getban
wird, beträgt zwei Centimeter-fGramm. *
Die ganze Masse Metall ist acht Gramm. Also ist ddr
Betrag der Arbeit ein Yiertheil eines Gentimieter- Gramms für
je ein Grm. MetalL Nuh sind 4030 Centimeter-Gramme Ar*-
beit, gemafs'Joule's dyilamischem AequitBlent der Wärmjs,
der dafür erforderte Betrag - dafs 1 -Gramm Zink oder Kuj^fer
um 1° C. erwärmt ii^erde. Ali») könnte die durch die;electriseha
S6 .Thomsan^i^er cUe^röfse der AiovrH.
Anziehung gethanene Arbeit die Substanz nur um j^j^ eines
Grades erwatmeni' Aber, nun .wollen wir uns die Dicke jedes
Aletallj^ti^oke^iind. Jedes Zwis<;heiiraumes /ein Hund^tmiUiontheil
ßin0s, Ceinlimeiers anstatt einea'Iiun.dorttfiusendtlietle.s betragend
^enk,^. I)ie Arbeit wurde einmillionfoch. yergröfsert werden,
mrenn nipbt ein HunderlniiUioBtbeU .(»ines Cetttjmeters der
Kleinheit eines Moleculßs nahe kommt« Die äquivalente
Warmemeifigje wurde . a]$o hinreichen 9 die Temperatur des
Materials um 62^ zu erkdben*. Diefs ist kaum^wenn äberhaupl;
ziilässig. nach deDO; was wir über die Yerbindungswdrme Ton
Zink und Kupfer wissen oder vielmehr nicht wissen. Aber
denken wir uns, dafs die Hetallpktten und die Zwisobenraume
noch viermal dünner wären, d.h.einyierbundertmilliontheil einej^
Centimeters dick. Die Arbeit .und die ihr äquivalente Wärme
würde auf das Secbszehnfache yergröfsert. Sie wäre also
990mal so grofs, als zur Erwärmung der Masse um 1^ C.
erfordert wird, was viel mehr ist, als möglicher Weise dureh
das Eingehen von Zink und Kupfer in moleculiare Verbindung
Itervorgebracht werden kann;'. Wäre i» Wirklichkeit die
Verbindungl^wärme annähernd etwa so grofs, so müfste ein
Gemenge von Zink- und Kupferpulver, wenn an irgend einer
Stelle zum Schmelzen, erhitzt^ durch die ganz.e Masse hindurch
in Flufe geratheU) da mehr Wärme frei wurde, als für das
vollständige Scfamelien jedes der beiden Metalle nöthig ist;
^bensi), wie euie grobe Mehge Schiefspulver, wenn an einer
Stelle entzündet, durch, die ganze Masse hindurch < ohne weitere
Anwendung von Wärme verbrennt. Denkt man. sich also
Platten von Zink tind voni Käpfer von einem . Dreihundert*
milliontheil Centimeter Dicke> abwechselnd' nahe .an einand«*
.gebracht, so würde Dieses einer chemis^chen Vl^rhlndung sehr
nahe kommen, wenn man wirklieb aus jedem der Metalle so
dünne Platten machen könnte, ohne. die Atome su' spalten»
Thomsony über die Orofse def Atome. S9
Die Theorie der CapHIar-^AHracition- zeigt, dafs, Wenn
eine Blase — elne^ Seifenblase z. B. -^ giröfser und größef
aufgeblasen wird, Arbeit rerrichtet Wird durch das Ausdehnen
eines Bintchenis, wielches der Ausdehnung so Widersteht, wi^
eine elastische Membran mit eliner coftstanfenf' coiltractil^n
Kraft. Diese contractile Kraft tet iri Rechnung zu fiehihen
ab eine gewisse Ans^ahl rbn Krafleinheiten ffir die Einheit
der Breite. Beobachtuhj^en über das Aursteigeh TOh Wksset
in CaplIIarröhren 2ef^ii, dafs 'die cohtt*^ctiIe Kraft eines
dünnen Wasserhfiutchens etwa 16 * Milligramme Gewicht auf
1 Millimeter Breite ist. Also tst-dfe'Ärheitj welöhe bei der
Ausdehnung eines Wasserhautchens auf hegend einten Grad
von Oünnheit verrichtet wird, in MiHimeter-MHligrammen
gerechnet, gleich dem Sechszehnfach^n von der Anzahl Qua-
dratmillimeter , um welche die Fläche vergföfsert wird, vor*
ausgesetzt , dafs das Hautcheh nicht dabei so dünn wird^
dafs irgend eine merkliche Verminderung seiner üorrtl^ötileh
Kraft statt bat. In eineui Aufsatze: „lieber den therinischeii
Effect bei der Ausdehnung eines Fiüssigkeitshäutchens^,
welcher in den Proccedings of the Royal Society für April
1858 veröffentlicht ist, habe ich aus dem zweiten Gesetze
der mechanischen ^Theorie der Wärme den Beweis dafür
abgeleitet, dafs ungefShr halb so viel mehr Energie, in der
Form von Wärme, dem Häulichen gegeben werden mufs, um
für es Temperaturerniedrigurig während der Ausdehnung zu
verhüten. Also Wird die innfere Energie einer Wassermasse,
welche in der Form eines Häntchens frei constanter Tempe-
ratur erhalten wird, um vierundzwanzig Milligramm-Mlliimeter
gröfser für jedes Quadratmillim6ter, um welches seine Fläche
gröfser wird.
Denicen wir uns nun, lös sei ein Häutchen gegeben von
einem Millimeter Dicke, und die Fläche desselben werde auf
das Zehntausendundeirifache rergröfsert : die für je ein
69 Thoms^ony über die Grofse der Äiqnie.
iQuadraUnillimetor des ursprünglichen Häuichens, d. i. lur je
^n Milligramm der Masse» ,. gethanene Arbeit würde 1^10000
MiUimeter-Milligramiifie sein. Die hierfür äquivalente Wärme
entsprjrcht mejir als Vx^ C. Erhöhung der Temperatur der
.^ubstan«. Die Dick^, aufweiche das Hautchen hei der soeben
geo[Lac)^ten, Vorausset^ui^g gebracht wird» ist sehr nahe ein
Zehntausj^ndth^l eines Hillimeter,ST Die gewöhnlichste Beob-
achtung j^iner Seifenblase (welche bezüglich der contractileu
Kraft ohne Zweifel nur sehr wenig vpn reinem Weisser ver-
/schieden. ist) zeigt, dafs in Folge der Verringerung der Dicke
•auf ein . Zehniausendtbeil eipes. Millimeters «keine merkbare
Vejcminderung der contractilen Kraft statt hat; insofern, als
die Dicke, welche das erste Maximum von Helligkeit um
den schwarzen Fledc herum , da wo die Blase am Dünnesten
•r
ist, giebt, nur etwa ein Achttausendtheil eines Millimeters ist.
Der sehr mäfsige Betrag an Arbeit, zu welchem die vor-
hergehenden Schätzungen fährten, ist mit dieser Deduction
ganz in Uebereinstimn^ung. Aber denken wir uns nun, da«
Uautchen werde noch weiter ausgedehht, bis seine Dicke auf
ein ZwanzigijfiiUiontheiL eines Millimeters verringert sei^ Die
hierbei verrichtete Arbeit beträgt das Zweitausendfache von
der so eben berechneten. Die äquivalente Wärme ist das
1130 fache von der Wärmemenge, welche dafür erfordert
ivird^ dafs die Temperatur der Flüssigkeit um 1^ C. erhöht
werde« Diefs ist weit mehr, als wir als einen möglichen Be-
trag von Arbeit, die bei der Ausdehnung eines Flüssigkeits-
£äutchens gethan werde, einräumen können. Ein kleinerer
Betrag von Arbeit, welcher auf die Flüssigkeit aufgewendet
wird, würde diese unter gewöhnlichem atmosphärischem Druck
in Dampf verwandeln. Die Schlufsfolgerung ist unvermeidlich,
dafs. ein Wasserhäutehen beträchtlich an contractiler Kraft
einbüfst, bevor seine Dicke auf ein Zwanzigmilliontheil eines
Millimeters verringert ist. Es ist kaum möglich, nach irgend
Thomson, über die Ordfae den' Atome. 61
einer denkbardft^ Holecnlartheorie, daft irgend eine* beträchV^
Höhe Abiialiin« der contrac^ilen Kraß statthaben kdriite, i/o
hn^e niehrerdHolecAle m d^ Ridhtunjp'd^r DBdke TdThlindeh
sindf. 'Es ist "ialsö' wtihrscheinlichV däfe -lif einer Dicke roif
eitieiki Zvränzigtiitlliötitheil ttilfimeter bei 'H^asser nicht ittehr
ibehrere ifolecole vorhilnifenf sind. *" :J « r ,
IMe mecbanfschfe'Thi&örie der Qlgi9e\ 'die ' vor hunderk
Jahren därch Duniel fierheilulli angedeutet wtfrdii, ist lii
deii letifteii f önf und zwanzig iMhreii durch H e r a pl at^h ; Jo 1 1 e;
Ciausios und Hä^Well tu $6 grdfser' TonkMnUenh^il
äusgearbeifet' word^ y AiTs wir jetzt in ihr genfigfetide'Br^
kllMngen^fär alle ViichUchemisi^heii Btg'enifeM^ d^lr Gaisli
finden/ Wie scfhiv^larig eä ifuidi' S6in mag, sich irgend ein6
T^tellMgr darüber zu machen', ' wiiii Ar eine Art Ding das
Holecul sei, ; so können' wir eis ^^bh ii]# 'eine festgestellt
wissenschaftliche Wiahrlreit ' be^ractiten , ^Hfs ^in < ۊs aus
HoleculiM b^st«hi, di^'sieh M^^^^a ünd-Toh ihre^ g^rade^
finigen, mit aoristtinteh ' iQedchwindigkeiten iltircMatofeheii
Kähnen «bget^t werden durch Snsamhi^tdCse oder-gä^isti^
Mtige EihWirkun^^y Welche so ^eUcfti siMj dsfll^ Hib rnfttlerid
IiSttge de^ üafi^ ger^d^tnr^ri-Theiie der ^äüiiif ^iA§s^ jtdi^Ä
MoleeuTes vielMä) gröfsei^ isi V^ a%s ddr diirldhäehnltfifche Ah'-^
stand* der HKtteltifurikte je ^iwer^ liächstfiis'^^nder Hdecnfe^' zu
irgend einer Zeit.' IV'ehn wir für emtn Atrg'enbKcfc^ahrifehtneii,
die MUecule^ieieifi härte elastüsch^Kugelh/iEille TOh^ek*selbMI
Gröfse/ und* Ulf dnaitd^r nur ' durch 'Akllchef'^'l^erühnM^
BiAflttfs 0tisübend> so haben wir 'förjedbV'MdIäMtPeinNch^!iitir(6
Zickzack^Bahn,' zu'sammebg'esetziatiis gcradelinigenTheilf^rt'init
pKtzlteh^ Wechsiftln' der'Rtchiting. Auf -diese ^braüssetztitig
bin bewdst "Glaüsi'us durch eine einfache *Aii^endüng'ilöi^
Wahrscheinlichkeilsrechnung, dafs die durthschriftiHcheLffrige
der freien B^bn eines l^ärtik eis zwischen 'eineirt'Zuisöi^
stofs und dem folgenden zu llem* Durchmesser jerf^r' fiu^cll
€S Thom&onf über die Größe der 4U>mf.
Ir ; deH^selb^n YerbäUnißs« s\ek\^ wi^ d^ g^^ize Baum., in
;vrelGhea» sich die Kugeln beiveg^n, zu dem AcbifiicbeD von
jder SuGKune der Vqlome der Kugeb». Es (oigt bieraujs, dafs
dfe Zabl ^er Kugebi Jn : der Yolnineinb^it. gleich isX dem Qu«^
drate ^ie$^s. YejrfaiilUussea gelheiH durch: i daß Vollem .^mpit,
Kugel, deren Halbmesser gj^^ich ist.djei^er ^urchsciiniUlichi9fl
Län^ge de^ freiep Bab^^ Aber ,viri|r'kQimefi nicht gt9pben,
^aff f di^ .f^inzelnen Uplecuile der G^se: im^.^ltgeB^inen.ode?*
apjcb nur m irgend einem. 69s ^rte .el«5ti|(che Kvgfl)B:4ie|en«
^Q.'zwei der wh-bewegenden Pai^tikeln oder 9foI^cttIe;inus9jM|
irg^ndme auf einander einwirken, sa dab .aie, wenn sie aeh^
nahe an einander voi^eig#ben , . belraehtUcbe Ablenkungen
von d^r Buhn nnd Abänderung der Gesohwipdigk^.fur jffdeff
liervorbfingen werden» Pjese g^agenseitige Einwirkung (welelp^e
«eis Kraft bezeichnet wird») M^ verschieden in verschiedenen
«AbstlUid^ni .nndipiifs ,fnit. 4^9^ Abstand J9 solcher W:^ifiPb
andern., defs einem beaUmmtep &^ejlz9 .QnM^prepben wjrd^
War^n di^ Partikel harte; elastische Kerperi welpbe auf ein**
ander, nur durqhj Berührung wirken^, so wOrid^ df^^Gepe^
der Kraft sein ; keine Kraft, wenyi deji? Athstan^ yontlitte zu
jHiHe: grafserr j^tfals die Sninme der Halbipe«seri qnd unendliiPji
grofse , Abstofsung f^r jütden Abstand» welcher kleiner ist a|f
Summe d^ Utilbm^^er« Piese. Hypothese, mit df^ schi^offen
Abgrenzung zwischen keiner Kraft und- unendlich grofser
Ipfaft, s^^^ii^t eine Hildening zu benötbigen. Oime for jefi^t
^uf d|e .TheQr^; der Wirbel ^ Atome einzugehen ! darf ich
wenigstens s^gen, dafs weiche elastisclie festei Köipercben«
welche nifcht. nothwendig kugelförmig sein müssen,. :mehrver'-
spreei^en,, ^\ß absolut harte elastische Kugeln. Uiiid gX^fk^
li9berweis^ sind wir .nicht lediglich ui;isei;er ;L9iiioe in B«^
ziehuag dasrauf überlassen, was wir , hinsichtlich des Gesedtzes
der Kraftr Nslsi wahrscheinlich zu betrachten haben. ; .Wareya
die Fariikel harte elastische Kugeln,' so würde die durdn
Thotnäon, Üb^dü GrSße d^ Aiom^ 68
selmilUiöhe 'Zdt ä^wisöheti tWei auf eimiWder: felgändeii Zu*
sammenstMs^n de^ diirehscbnilUicfac^ Gesohrvpindigkeit 4ler
Partik^äl; üiiif ekekrt prcrporttonal sÄh. '^Aber- MaxürelTB
Versuche fifrei^die« A^evfderytijgr der inneren Reibung der Gase
Hfil der Aendertmg der Temperälur bew«fseii, Mi die Aiilitere
Seit zwfddien einem Zusainmeatitofisuiid dem ^folgenden ^un*
abhängig 'i9t ' v^n der GeschwirKügkeit, • wenn -wir taia Zn^
aaninienf^löfi^e «luf iiiej^fgeft^ wectaislseiligei^ ßinwirlEängeil
bet^iclinen^' welche mehr als istnen bestimmten <Sra'd Ton Ak«*
lenkung von 'derr &eirägimgsriii^hhing^''berverbrlng)^n. Dieseni
QtseXz^ koMite dftfrchweiclie^astiiishei Partikel (kugelförmige
<ider tiibht'ktigelf^mige) genügt« werilen; Aber, wie wir ge«*
aefaen haben, nicht diirüfa -harte ela^iache' Kugeln. Solche
Elnzehiheiteii gebeii jedoch ^er-das; iTtts lina hier in Betraiellt
kMnmt, hlilau»« Auf wais es uns jfetztWrikomiiit,' ist, rohe
Ahnihermgen- aii absolute Werthdb, in fieai^hung auf Zeit
oder Raum oder Masse^' ati eriialteti, Älcht Resuhate, dJ6
sieh anf feine ÜAtersi^lriäde bestehen. > Dvrch: Jeule's,
Ma% Wallis und > ^ GHadsius- 'Untbnsubbungeri < wissen
WHr^> dafs die dttrc^isohnHtltohe Gesefawinid^k^l' ddr Mole^
cule ^ven ^5iiiierhoff Or^et- Fettstoff edtr • atmosfrfairisoher
Luft, bei gei4Kdknli<^er Temperatur, und unter gewöhnltc&^em
Druck der AimDS^re^ istWBi5000& Ceirtimeter in der Seeunde
isty und f!die ; durckseUnitiliche 2eft zwischen liwei Zusammen-
stdjäen da FQflftattseltdfflfflionthei^ eineriSetendei: Hiernach \i\
die durehsohnittlldve lahg^ der Baiin jedeSf^lfdeeuIs zwisdhen
i^wei iZusammens^ofsen etwa . .^ww^i Centimeter. Nun mufs,
iaebdem.wir die lyor^lellung i^onhurleni Kugeln aufgegeben
haben, nach iwelchen die ilMinensionei; «ineS Mo^eula.und. di«
UntecscliefidttAg zwischeii^Ziisammekistofs und iNieht-Zusammen^
stefa vefik<>miiien/scharl')Sind^ .etwas Hom msaheinßnder Vinr
sisfereibiing an di^ StidLe ^dieser einfüeblen AuAdruftke treti^«
64 Thomsohf übet die Gr^ße 4^ A(onti§.
:. Zuerst isl au'J^v^erken, M» ^w^l f^iß.ih^'bem^m ^r
aammenstgfsi ietne. gegwsmUge ÄbMoftung au^übien oMii^m^
m Fo^erd^ren. dler Anstand : Kwi^sob^n ihroif MHIalpiiffliten^
naehdeiii ßr bieil z^u^ißinein Minpni«! [.Y«M(iringdr(: ^rar ^ wieder
begiimt iii^ dteib JMiAe^-ala:4ftQ.l^oljfi(eQl0 auaeinftnd^r-^i^hfaii
zn.mttckßen* DieäesoMiniitiuiii 4e^>:A(rstande5 nfirörde' gleiqh
iet. Simniß der Halbmieaiter aeiAv vi^eim ^ieuM^Iof^tile^üiiiefidT
Höh ihftrte iiel^sAis^be Kh^^h varea;;; nbeitfin .WlrJ^li^bkAil
bibeni^ wir, es ala ^^br^ yer«i9bie4«n .grofs ..^e) yßvßisiki^imw
ZaaaitimeQstöfsen •vQvailssHifieW^ii^. Belra^^e^ >.w}i\v nur; 4w
Feil ^leiebartigter ItotecuHe'^ ^ JlQniUeii :WJr also dteaHalbr^
HiQSser eines J(Oleciri€ttivd«hii|r.d9finb*0ii^ ^(s /yy^ridarontei;
dib Gßlfle . djta f durcAacbnittUebeti Jk1kf6es\ßniÄ^8\9aiies vei;-
steken^i wdch^r in ^me^sehr gro&eB ZaU von 7im$0mm^
sMMsen errekkt wird.? Dfe^ßofinitiott, -w^l^Aie i«b;fiftr diebMf
ttdsftiisleUetide BatricMungi anrfiMiine». i8t.^niQhti^$£e««fl.^di«A»
n^dern. so g^vfihU, ,daf$ die Darlß^gnng, 9v0teh«. i<A ubtsp
£H)e i Goitibinlitieii/ d^r. R^i9ullate.,v,a(n^.<Gi9uaj.ui mnd von
Maxnrelli'Zii ^ebien habfe, rt^g]i$bstiVjßreibfopht KiTiifd. .-^laeh^r
4^a iohfidiMi .pdlbm/Q&ser: eines: :<6:«i9iii.0lec(ils.'definin baibe^
nennen .iob:.da$.: De^Ite < d«i$ j Ifolb«»^$ei^/d^a ^Mrqhmesalur;
und dasi Volum* 6iner>Kj]g»l.voi)^di9nsbeUNyllfaU)n»ete^^
Durcbfiieasef: nenne. ieb/dai>yoliim:de^;Mi^»^ i '■■ ,! ..:
.;fiie :V^ri»u0hehVOn Cagrftt.^F4;:(le.ia TD>u)r, Bat^ad^y^
Riegaauilt und.f*Ai()lre»¥äiüberj<tie;iy9rdidituttg^4er (^
geatatlen ms )MUi\i^ ghabmii da.&;irg^eii4!:;eiifleai:diaR.g^
wohnlicben Gase vierz{gtaus^ndmal dicbtcir gemacht werden
könne, als es unter geVtrobnbIchem atmosphärischem Druck
und 4)ei ^gewidhniicber^ 'Temperalor üst v olin^. dafs das ^nu
V^Iiim 'auf et'^aa Kkineresögebrffeht wQrde; als: die Sotnmiä
der Vota nie der ^^Gasmoleonie, naeh'^der jetst gegebeMtr &ei
fittiilon, 'ist. Hiernach kann,' nach itfeia vorhin in Etwneriii^
gefiraöbten- grofisen Lehrsätze ClansiäsV die duüohsbhnitt^
"Th oinsi n j ^ier x^^ greifst- ^er jiiömei W
Hebe 'Littga d«r Bwlito liwiadbimi eineMr ZuJanMnenstttft^» uittt
eifiem fo^fen^oi»i^ieM-'9iefar ihf "das^ FQil(tafttst^rfdril«bl^ rom
dem Duröhit/es^r d¥iS> GttsdNdecub soln^ ^ und • dle'^ Zähl ieif
Moleeule in d^dr. YökititlBiiib«iti kann nidht: grdfis^r^^eih y'^liii
%000000 di\4dH dmh^daii Yrintf iHniT^Hiigti^ Aeüdhi.
HaldmeBsidr dkfib ^dtir^NscIniltUicbd ^iliikige '>tf^r' Blibln ibtr
Nehmen wir nun die vorhergehende SchaUunff, ..^^w^^
Centimeter, fäv die: duröJi&Qhniittlißhö Likige4er:Bahn ^Uoheh;
je ewei ZasammenaloKterii :fio ikoniniäl wirttuder Schlufafdlge-
rungi dftfo d^ Suj^dbrn^aei' des Gaamoleoiils nicht kleiner
sein kann als Jvvwvwin ^entiirieler j und die* Anzahl Von
Molfsculen in et^em QubjJ^^^J^/n^teir dfss G^s$$ (bef g^wöhn^
lieber Dichtigkeit) ^cht gjöfser al^.jß }<t Vj?} (4f i. da£i P.^qbs-Y
tausendi^i^Iio^fache voj^ 4?m.jl|[iWpn£aidi e^inef llillipni)., i^^
Die DjßbMg*^t<¥??.der ,J>,ekaf^p.le^^^^ fjäfi^jgfnj.ittfid./estein
Körper sind||ftnfhundjCjl-n |)is.^^««bff€|hi^jasspdraial,.?fr.;grQßJi.
als die Dichtigkeit der atmosphärischen Luft unter gewöhn-
lichem Druck und bei gewöhnlicher Temperatur, und die
Anzahl der Molecule in einem Cubikcentimeter mag also
zwischen 3 x 10^* und 10^® sein (d. i. zwischen dem Drei-
millionfachmiQionfacfaen' von dem Hitlionfachbn ' einer Ifillion
und dem HunderlmillionfachmilUonfachen von dem Million-
fachen einer Hillion). Hieraus lafst sich (wenn wir für
einen Augenblick eine cubische Anor^nun^ der Holecule
annehmen) der Abstand zwischen einem Mitleipunkt und dem
nächsten Mittelpijmkt .in . festen und flüssigen Körpern, als,
"'***•" iMoÖÖO ""'': ieÖOOÖÖOÖ O*««««"««»^ b«ftrBg«i«H
schätzen.
. r . * * 1
Die yieir Richtungen/ tn werchjßh, die angegebenen ße-
trachliingen angestellt würden^ fuhren alle im Wesentlichen'
«
Annal. d. Chem. n. Pharm. GLVII- Bd. 1. Heft. 5
9ßi Kraut, über. Es^^p^^eridmvpriindungm.
«oleciiUran Str^tor. GemeHicam.'erfebeil^ie^ in eiaer WeiM
wcftcbflF .wir nur: einen sehr liahen :Gred yo» Wahrscbein-*^
Uo^kßit jipu^prBphen. können , dte, Schltt&r0lg^ung , da& in
jedeoft gfwQtolieben ftwiMgren, dvebeichtjgee festen; oitei:
Hfibeintiari uodurcbsiabligfen JeAe* K^pi^r d<r mHtlere Ab^
stand zwischen den Mittelpunkten aneinanderliegender Mole-
enle kleiner ist als ein Hundertmilliontheil und gröfser ist
als eki ZwellausendmiUkmtheil eines Cenlimeteri»^
Um sich eine Vorstettsng su bilden von dem Grade der
Grobkärnigkeit, welcher durcb diese Scbhifrfotgerung ange->
zeigt wird, denke, man sich einef Regentropfen, oder, eine
erbsengrofse Glaskugel, vergröfsert bis zu der Gröfse der
Erde, so dafs jedes darin enlhahene Holecul in demselben
Verhältnisse TergrÖÜserl werde. Die so Tergrdfsert sich^
zeigende Strüctur würde grobk9rnfger sein als die eines
Haufens ton feinem Sebrot, a^er wahrscheinlich weniger
grobltörntg als die eines Haufens Ton' Gricket-Bällen.
üeber Essigpiperidiuverjbiiidungeii ;
von K. Kraut.
Eine wasserige Lösung von Piperidin bildet mit Mono-
Chloressigsäure sehr bald salzsaures Piperidin ' und einen
zweiten Körper, welchen ich als Esatgpipertdiniumoxydhydrat
bezeichne^. Man stelU denselben dar^ indem man ein Geihisek
von mindestens zwei Atomen wässerigem Piperidin und einem
Atom Monochloressigsäure einige Tage stehen läfst, das über-
schüssige Piperidin abdestillirt und den Ruckstand mit Silber-
oxyd schüttelt. Die vom Chlorsilber abfiltrirte Lösung ist
firewordenes) Pip^din' iöimrg»bl, rnid^ zinr Kr jisttiliisailidh ver^
dßimltL Zw KeisigvtBV'fffiitügi ein«« bif sweinirii|r^'UBi-
Icryslailisirea ail8 Hl^emgeisK :'>: ^' }
Das BssigpitieridioioiDflaiydhydrat' krystaliiiirf ;iri loflb«^
atfo^gieB gtamUnaendflDniMrbUsen Sfluleil; Dieaalben «Md
Meh &&.the*a Bealinimoiigeii rbömbiadi md 'Cirar bemiSdridcli^
Combiiiation von ' j^- , oo 1^, cx) P öo/ Säule uhd . Pinäkoid voa
mäbiger Aasdehi^qng; i^g T^^Sder :is| doD^ Waehrtbiim
der linken oberen vorderen Octaederfläche «nd derdietfi^r
enlaprecbenden gebildet Gefanden wurde, (mittelsl dei An-
leg;egonjoni6ber^y da 4io Kr]^t^l}? iiichl biQf ekbend apiegeliH
im Mittel von je zyfwiig AbIe«fiingeo) dict If^igwg . xweiev
Tetraederflächei^ m id^ v^n idi^r ^Baopta^e geaebnittenien
Eante =: 97^ IQ'.; Neigung dei^ Prisana^'a zum iPinidield a»
131^.3K jB^ezeicihnet man die^Hauplaj^^ mk a', >,die^ NebeAM
«xen mit b und c, so »t a : b :;C cs=:0|5847 nl 2 0,8858^'
Im Octaeder ijrurde sein;; der Wjinkel an der Pasis «s 82^j50'^
der Winkel an der ;br:iichydii(gonaIen Polkante «^ 127^$9'4
an der makrodiagonalen Foikanfe ^ 1220^ 37^ — Das Eaaig*
piperidiniumoxydhydrat reagirt völlig neuti^al.vnd jnblimirl
bei vorsichtigem Erhitzen unverändert; b^ei raschem Erhitzen
tritt alkalisch reagirender Dampf auf.
Neben Yitriolöl Krystallisirt Sublimirt
52,10 52,33
8,66 ' —
9,47 9,71
C»NH»0* 161 100,00.
Hieraus ergiebt sich folgende Gleichung fQr die Bildung
dieaer Körper.
2 (C»H*o . HN) + Cl . CBf* . <5o : O . H + tf . Ö . H
?« H . 0»OPH»^iHN /CHMCO . O.Ö + CTBt** . H»N . Öl.
5»
7C
84
52,17
N
14
8,69
15 H
15
9,32
30
48
28,82
M JEtio««'/ j 'äber^ J^^^gßrüBavtrTiin^ungerC
-fjn
\Ms$igp\p^iimkLnu9k$dhf}ii^\iU8ieiiA leicht MWim^^
•(vHls wfe^ger.JekdiA in WeiogeisL Es enlwicklBU erst beim
S^bmqUöB ttlii;^KiHhjdrat alkidiscbeii * Dampf, r
-cfiUfitftUfiixyde,. Säuren, und; Salse^ereeogeii VcvbindaMgeii,
in denen entweder der negative Wksaerstoff'diiroh ein MetaU^
odar !der l pnüive . diirchj «ifa ; Sfivrcvadical, oder . endlich beide
g^^üichafiiti^ V^rtreteik: aindi liii seiner iaaipetenmultea Losang:
MM^I Pho^pfaQnmltbsdaiksiuredifisfgQ Fbohefi^ welcii6 siok baid
in einen .gellten pulverigen Niedersphlag*: verwandeln.. Die
Lösung von Silberoxyd in wässerigem Sssigpiperidinium-
eocytfhydral sehetdet* bdim E'rW&rmeti ^riän schönen Silber-^
Spiegel- aus. V" '• ••■ -M^ •■■^' • ' ^ ••;-^' •
-i» '' Kupfetoxi/drSssTffpipetHatniumoxydh^ät ^ Wfisserigeir
Pi^idlniümo^ydhyd^af löst Küpferoxyd' ih'd^Wff^mä lang-
sein ttir Äti^btauen Flüi^lgkäit; a6s welehch* bextii VercJünstert
schöne blame glahfc^de Blatfi^^ der Käpffehrei^bindun^ an-
sehibrsen; ! Diei»elbiei¥'SindUns der wässerigen Lösung durchr
Weingeist Hiebt ¥fillbär. V fNe'-iüfttrockenerf Kry^talle' ver^
lÄ-en beiHeO» im LuflströiÄ 17,94 pG. ==* 4^ Aldthe BPty
(RiacbifUHg -^ö 17,47 pC:).'Öieses Wasser gehe schoiif nebeh
VWioMfast >vt>ltstänaig fori, ifi erhem'FÄW m§ auf 0,9^pe.^
dabei^^wiM^den die Kirystaile hialt und färben sich 'violett. -^
Das- gbtroöknete Salz eiUhalt :
* « • «
'j i*
14C
168
< 1
48,36 ,
47,62
2N'
28
8^06
■ tf ^^^tf
24 H
24
§,91
6,81
30
48
13,^2
—
CuO
79,4
22,86
22,79
Cu . 2 (O . C^NH«0) 847,4 100,00. '
''^' Das wasserfreie Salz ist also Kupferoxyd-Ejssigpigeridin^
es leitet sich ificht mehr voni^ssigpjp^ridinivmöxydhydrat,
sondern vom EssigpipWin, CW?-NvCH«.C50.0.H, ab; es
-faik dreilverHiigen/tniflil/irkf eralerejferl^niiiiig ffiiifiwUrtiiigioli
ßliOiMft^ tJSl^iftt Uanc^ktesieteAtf nrfaltl diettfiittiwalrifeiVg
4e» AmmoniBdii^itaiufi AimkMHrfvesl^itvfliiteiidmBrhilfl^
•€ler; &sig|ftiJHreveal |MUi^H< bindet,! iSefi^efav.lbefftliAliglrHwM
Essigpiperidiniumehlorid. — Bleibt beim Verdansteritide^
LösuBg vQii >Eitniffpt|itf ryifmpn^xvdhyA^^ SuMore Jieben
ViXriol^ ^nd Kalk fX% ftfi^hligf^ . ^If ryfAf^llKias?^ ? W??''' , ; ]
. , , Chlor.: berechne^ .^ . gefangen ^
ci. cw^HN;CH^. cö^.d?H- ;' '' '[ 19,^8 '• '^ -i'Mi ' *' ^
•' Chibr^hld^'Smffph^^^^^ ^"PäW ieitti Ver-
Tiiisctiiön der eönceiilrifieh Cikirngffei äl^ Öel iiii^deP Wnd' ki^-
stallisiü ans Vördärihtei'eh In Drds'eü, wetcbe SicAi ' a'u^ Heifseäl
Nasser iÄÄkrtsi8«lk^en'lbsserf.=^'''^- •■'"''••• -^'^ " ••■!':^ ' -«^ '-■■'■'
Neben TltriolöT oa"er1)ei'lööf
/ 28 0.^ .336 21,11, , . 21,76 ?1,78. '
4N 66 3,52 3,14
•J 'ii.*?'. i*.Ä'J|* :''' "' "'•' " ■• = • '''• *'• ' "H'tM rflh
3 •
. *• 159? =• iOftOOi- :'•<•-.[ iN. ?• v •' i ' z ^-^
Wi^derholle Anatys^n iiemt Verbindüftg, .Ybn, sVenfebier
den0r BerjBiihing berräJi^enAv\ergaben den. Göllgebatl. bief
niala JiöbßTiftte ;^ii.27»73-pC;; tauch wardolei ihreri;ZerkigtiAfc
dqrcJi $chMr«f^lM«äeErstofl!'.iiaTfff anderlei Essigpl;peridiBhim^
Chlorid: (mit 19,41 >C, Ghlfl^) isriialten« > Itea iGoUfaiab iHt
demnach 3 (HCl, AuCi»), 4C7NH'S0»; httte eä diAüfloriti^l
HCl, AuCl^ G^NH^'O^ so müfste der Gehalt an Kohle 17,39 pC,
der an Gold 40,78, an Chlor 29,40 p€. betr^^^n.) :Qbgleich
aus einerLösttngkrystallisirt, welche Qberschüssige Salzsöure
hielt, ^hid auf vier Atoiiie Essigpipbridin nur drei Atome
Salzsaure elii8fetreten.'5ö wkt ^^trt^6faeidk di^' Antiy^e mit
^'chel%ei<f ^dagegen könnte' äflerdlngs die V^hiäuiig' eib
VO JTiir a^f ^ ttber Skngpiperülifwerbmdtmgik.
lAloiait'WtBssi* iiieivv 'ilho mn A/ioinf Smgpiperidiiiiomoxyd*^
1iyihit.'.eiilUiIten« Ick febttAer^^higtm Fotmei^ den TofäBng'^
iirafl«i6t8ick«6iiii|fe(rnnf0eii4AQMitwo^ deiHenlifM) indem ma«
•ii*in(iM^ i)dn AtiNR »ddri aortt^leii Cblorfoldverlüftdanf sei
mit.«ineni^ Jbtom E88igpi|MriduiiomoxyidfcVdral MdaNffUg vbiv»
imndeil r . *
Die Yerehiigung mit noch zwei Atomeii der Chtorgold*
verbmdMQg bliebe dann weiter zu, erklären. , :
^ .^ Qiloriai^Ufß^Essi^piperjdin. — Fügt m«n zu deio 6e-
j^i^eh y;oi|. wg^serjg;^ Pip^^l(jin> un4 MoAophlpiressIgsäure,
^9cbdem, ^s ^inige Tifgß j{^filaiid€}p jiat, eine zur .ZerseUann^
des salzsauren Piperidins ausreichend^ J^enge. Baryt» destilljft
das Piperidin ab, fallt aus dem RApkstande (jlen pberschussigen
Baryt mit Kohlensaure, engt ein tmd- veratseht mH Weingeist,
so fallt diese Verbindung als lockerer weifser Niederschlag
zu Bod^iii wahrejod die zweite Hälfte des Essigpiperidinium-
oxydhyjlrats in Lösung bleibt., dieselbe. Verbindung wird
erhalten, wenn man Essigpiperidiniumoxydbydrat . mit über-
schüsstger Salzsiore zur Trockne verdunstet, zum Ruckstand
Barytwasser bis zur alkalischen Reaction setzt, einengt und
mit* Weingeist falltl Auch hier bleibt Bssigpiperidiniumoxyd-
^ydral in Lösung. -^ Die Verbindung lösl sieb leicht In
Wasser; ausi der Lösung kvystaliisirt beim^VerAinslen Chtor*-
baryom.' Jffch den ürooknea neben VHiriolöl rei'Ior sie bei
100^ >nooh 1,86 pC« Wasser, diso viel weniger als ' ein • Aiotn
.(Recfihungf 4,88 pC). , ' .
.. , .''..^1 'M . ... •»:,•::•'..:.'.: .gefunden ,-
Ifodi 0«HH*«Ö>,Ba01« ^ beredinet • ft. b. ' ' '
..... . .« . . Chlor. 20,2a • , . 20^14 • .
a und. b:^^d Producte^ fr;9ctianirti8r Fällung« — Es ist
^0 , (i^pji^jpbfijr) djf s wasspr«rnK?re j^sslgpipi^ridin ^ . , welches
0idi iffit di»ttf€ii}0ti)ftfriiMiiii^^ eiii Üm0lai]i4^'W«tcW
sich ^eiir^>ntitüi^Hdh^ eMtlAri^ wemi iMii^lif^yM«iitdb»f '^^^ >
kelracMet. Sie ist dann einlgarittafiMi «nttof dtrVicMiifldä^
^oti Mfigfsaur^ni fiatk "twA^Cblotdali^iMr^OiKblinV Ra*dboch
fV» «M); miridafii'l}ei^9r*l:ssigf{rfperfdii^^
4er«mmbliiak(dtocli6>Tlidl d«^ VbiMndutif ttiil CMoi^ ym^
HännÖTer, 12. November l87Ö,
, - - ' • ' •;•'.' (■•'•»Kl
.Uebar : die Einwirkuiig . des > i Wassers ;auf . das
Eisen «hddesfWiäsiserätöfiä äüf das ElSeü^
oxyd:
- van /!• ;SiBi9»torG!feiJre BefiiUe. > ;
; « <
" " " . r
'k'- ■ ' • ■!; M . *: - -»^' ■ '- •-• ••
Die mathematischen Wissensc)kaften ,: sind die logische
Entwickelung einiger Hypothesen oder Axiome , welche die
Sphopfimgen unseres Geistes sind unci deren Bezißhungen
ZU der uns umgebenden Natur, nichts Notjiweodjges ha^en^
w^nn 9u,ch diese Beziehungen ^nd die Beobachtung der .ä,ufse-^
ren Welt diQ ersten Erfinder der Geometrie inspiriren mufsr
ten. . In den Naturwissenschaften kann. hii\gegen un;$er; Geist
Nichts^ von ^^em ^schaffen, was den G|egenst^n^ uni^erer Unter-r
suchüng^ ausmacht, und die Itypothese ist hier ersetzt durch
die materielle, i^ufserhalb ;Uns .i^tatlhabende Thal^ache. Hier-?
■*r-
4 i ■ I *,' ; • . > » . . . ; ' « i »•
«)r-c^l^"i #6ia;-iiS!ir, 110».'» ■•'•• J '•' -^ •^' -' •• -• ' "-'^
1^ , b^vulit i «kl UofgalieiidrNr Uail^r^^Uect i»^»eli^Q[ d^niM^ibo^
und in dem anderen dieser beiden .^rQfsgn Zweige des mensch-
^«bftni:5fe>fs?«iifAVjw4wi:wflw^*M n.t '» •-.; t'-; : M- ^' . '
i: .: !lft{;4e«r -Niftlw^^te jeAenHypatjbefie mit
gewesen, das beifst eine Scböpfung unseres Geifiitesi >v4Miie
wir durch 6ewobnhei^.-;;i| ißtwas ^iridkbein . umgewandelt
baben; sie ist eine Fiction gewesen, die wir zu etwas Kor-
perlicbem gemacbt haben; sie ist immer unnützlich und oft
schädlich gewesen. Diese Hypothesen oder Kräfte (denn
das ist ganz dasselbe) , welche man als die Affinität und als
ätö > eitißrechemiB \i^deirspiel d^s^lböMv d[e Reptfbivkraft
ief^ yfWjrmß. S^t^io^ey ; 4i|^ CpbäsioiV ^^A \^^^^ . 4^^® bejsonr-
deren Agentien, die katalytische Kraft, die endosmotische
Kraft, die unwägbaren Flüssigkeiten u. s. w. , — alle diese
Hypothesen habeil)Siurteiiiü'g^\lii^^ .die Währen Probleme
der Wissenschaft unserer Beachtung ferner zu stellen. Man
glaubt dieselben gelöst zu hab^n^^ weil man ihrer unbekannten
Ursache den Namen einer Kraft gegeben hat.
'Di^ Ufelhode in'dehNaturwissenischaften, die immer die-
selbe ist wann es sich um die Materie' handelt^ mag diesö
Unbelebt' Öder brgahisirt seih,' möge es sich um das Feuer, iln(k
Steine' odei^ um 1*hiere bandeln, — 'dieise Methode ist diö
genaue' lifnd so ^^eit 'möglich nrnn^rische Bestim^^ dei*
Aet^n^icbkäiten und der Onähnlidfikeit^n , ' sie ist endliöli di4
^ei^tstellung der Anal(igieen,' aus weicher die Classifiiiätiotten
BerVörgelien. ' Sä&k fruchlbare Theorie ist ein gutes System
d^^sfe'n, Waid an Analogie istattbat, üiid ich will als an ein
schlageticlb' Beis^idr 'an 'dW Theorie erinherii,' Welche viel-
leicht die schönste unter den von uns erfafsten ist : an die
Undulationstheorie. Sie hat nur dieBeziehunge« festgeßtellt»
die Hypoth^§.^a)i^;..ld«i|p)Kdi9^ ;9eg«g{^djiW>t .,wel(eI)SW. .#«Pl»
^p 4tTt n«ps^ ffe nieJbrt!q(lwA«»r^M»?*.o!Ä'*hnnWl».* I^VTfil»
Messung, iltpr.flljysa^fJVRabeii^:?^^ 4*? jfiSf
liegt.
Nach diesem Ziele strebe ich seit fünfzehn Jahren In
meinem/Unterric^to , in der Sorbonne wie in. der Normal-
^cbttle. >U9d in., der ißiOreipLo fsbjiv^iqu^.jJMesem Ziel^. g\ü\abe
ich mieh d«rch »vorUegenUff Verdfnshäichiirig eiiver Busge-
a^limen, ileit- lang'ef Z^ft dntehommeneii Arbeü zu iifähern.
Ich habe iiereit& ^^ die, Ä^aiogieeq untersucht, Welche
die ßitsfß^nnemi 4er \ A^nd^upgen , de^, ZviiAmie» der
Matelfe ieigtn t die- Verbindung und dil» Vwdfölitiirtg der
'Dämpft; die 2etseuetit)g und die Veifflüc^tlgong/ ^amenllich
habe ich gezeigt, dafs die p^ogrei^Y,e Zec^etzting. einftr gas-
löroMgen SiitetAiiaiicharfteterisirt war: durch eine^Dis^Giatioiis-
; r». '.■
^ l4i^9iB.:8a7« 1^ di«iooi»lioii,faites,da:i^6^ d^vi^t lUt.SootiH^ chimi-
que; Fans, 1866; L«i9iQ»i»>«itf raf&iill^if fwW:1669;. . 1. 1
Wi SäifiU^Oläii't^'DiviUB, MinwitJknp des Walsers
teniston, die tith.bi MiHiiftietern Qiieck^ilbeHiMr<» m^eii; Kefir,
Wie die Tensren eitie« Dainpfei^. ' Dte'OiiterMciiMyiM- voA
Debray»), von Troost*»), wä Ha«tefe»1»lb *«•),
^h Ceritc*f); von TiraiHl)err^f)i rew Lltfafftf), von
^fealre»), ^ie Tersüche von CiH^ttr«, vdfr Würt« Ähil
Hroä Berlbelol liabeniiiislffe Birtin enreitert, welch«) li^K jdst
Wte^ef^ belretai habe, indem ich' durch-' die flisi^sun^ V(E>n
Pensionen 4}e^vorlte|^de Arbelt atiifgfeföfart habe.'
'Es4mndeit sich nm^ne ansehekiend get'gekkhntie P^^
%m die Chi wirtrungr, welche der Waaserdamjpf anf das Ksen
und dietfelafle hnsöbt, ^ die Blhwirltttfr^, aror deiche The ^
•h-ard isetne Clüssificafion gegfrMdethratte. leh hab^ sie "von
lü^um untersucht, end 'dabtf mti^> MeMvn^ in das ven Mt
Jettt «Q bes'ciireibefi^ Beebaefatongssyslem eingtfflhrt.
~ "Ich weMb tiieht, dafs eine Untersnchnng hierfifaer in deir
Hichtttn^ ,' Welche i^JeM värfölgfe,' yer^fferiilicht werden
lÄ^firet' Ich' kann al^ nni^, als auf einer voii der ¥o^ vrif ein^
^es^cMagenien yir&hig entfernti6n Bahii Hegend, 'dicf il^böneh
*) Compt. rend. LXTV, 603; LXVI, 194 [Unterauchungeji über die
Dlssociäliön des kohlenfuiufen Kalks und* von Bälzliydraten].
<») JCotopt; rend. LXH^'SÄ^tmd 795* LXVtl,li'95ttoc^ 1845 t^tet^
f u(^iuig^n 4lber die Ißli^tiirk^ng :der U\^ luaf <;ytM|1?er]|iai||inngfO])]»
^), Qoippt cei^d. L]^y, ^K)8 un^ ,19 jt (Xlntei^nchui^ea j^ber dAS Vor-
halten des Jodwasserstoffs in hoher Teptiperatur].
t) Coihpt. rend. L^Itl, 883; LilV, '606 [tTntersnchungen' üBer die
'Oitse&twidkelani^ ai»^ -iSbetfsftttigtoti LSsiihg«^ T0ti^<9Mii'«id Aber
■^ I . <^ . Distocia/eioi^ YOQ , 9i^zeDi . ii4it^r fiem Eitl^^ r^^j l^^^l^^^]-
ff) Annides de Fi^cole normale Y, 129! fCojpmt rend. IüXVJ, 1259 :
Untersuchungen über die Dissociauon von Verbindungen des
'"^^■' 'Anraiomaks mit MetaUdMoriden];
- tft) Cempt rend. LXIX, 347$ tiXX, 998 [thituMoliiatigeli Alter' die
Dissociation des kohlensauren Kalks und die Gonstruction eines
darauf gegründeten Pyrometers].
*) Ann« ohim. phyli. {4} XIX, 118 [Untetsuehungen über "die Tempe-
ratur der Flainme^imd/dis DiMooS«tiiMi]L : . . * 1 ,
XJiit^MclMMigAih i«tl^^ iMkkih
P€irftH»oii <ite BH&ui^^iies bfVeiHmydiilf tHA d^r ;Bfiii¥iirk«ifijj|r
^eilies'^stiiiychgil^ ifiM WtiMn^ tnd Wa«86fdiniiipr'ode^
^wii ^iEfiiilMsfiir^^uiid K«l»k»MM0^ auf meMlUsitttbs Ctoew^^Ml^
decken liefseir. -^ *' ' ' '
. Pill ypn :inir ii^iif^^;efi4f|t^nyHeMMMii^^ jie^r,,jrfnfach
DampfTorm dem Eisen zugferührt werden soll, wird in ejfliif
dem einen ^.ijide. ge/scblos^enes und in der Form eine^r Re^
torte u rnffeb Offenes jGlasrbhr ffebracht. Dieses Rohr. steht
mittelst einer kupfernen (IQlse in veiter Yerbindung mit
einem, das Eisen enthaltenden Ppraellanrohr. uad diese ^wei
Tneile des Apparates sind durch yollkbmrneh dichte; Ver»
kitturifiT mifemanÜer vereiniirL t)as andere Ende des For*
cellanrohres ist gleichfalls mit einer kupfernen ftölse ver-
sehen iind mit dnemV lii^def^e^^^its nach tfer fre Luft hin
mündenden Mafnbmeter^ Öder eineih Cllast^ht von' 90 CeMi-
mef^r Länge in Verbfndtrng/das' in eine' mit tl^UeekMIber ge^
f QHte Wanne taüchtv -Sinei , t^bett ah ' das ^Haüometer ähge-
löthetä seilliche Tubillatärg'esMHet; das Inrfere 'dii^ Appa^-
rates mit einer Geifsler'schen oder Spreng ei 'scffae^
JUufiiHimpie f *>. i1n,-Viirtiin4tf»S^ «ujitetsen. . line: V^riehtung,
.fv^i^be Mfiiitpr M4ijv)9eiWteUeii. al^lsu bösphveib^it JsV Ü^
,f<«ttet inir>:meinQ,R4bir)Qi ^it^ iffg«n4 «{nem (ißs und Mmeiitr
K(4r IpiV r^iv^m: Wv^sf^rtOfflW« M iuli^ti. ;:Pie.:HU5eii| Jfi
, -^ • >«. 'I- •« I . . . J i •»;«.; tf , ii ' r , ' , / ^ «. •' . . ■ ■ . -^ .».<..
**) Die Yon mir benutzte SprengeTsche Pumpe ist von Harrison
in London construirt und yon Alver^niat in der Art abgeändert
worden y dafs sie sich meinen A^ärateii anpafst; fUr ^^se' ziehe
ich sie der Geifsler^schäs'JEHiit^lyQr^ •' - '^> .
StJ .\S.ÄA«^4?.Gi*s«>#üÄftit7M JBKttiflA^ii^ d^^.^M«*^^«
'»
we
lim
<ntetetr0 (d«^ P0rceHaii9otiffr|nii>umm«l ^fiim ^finA^nf >«««Mttfllt
Terhütet wird, .ir)>V.ii n^ytl .'ib
'<ÖÄlW8aeF'^!ri'K^'^öaft 'W'Wäsfei^; waches» B^ IjtiÄftatti«-
l^I«raftr etiiÄ^W WlHI*'\iiiäzw4i^ Steife- Bei 'feiÄÄ ttedWi
geren; als die der umgebenden Luft ist, damit keine'^Cclh94ü^
«ktil^^^'^äs'^DaK^r^/^aäfs^rhltb albser^K^brt^ vor kiclif Vehen
-iH i:jj'.'.i, *ui--' 1 ib nl In:? y .r« .«i:-..'»! {'•>:,">•) f^j«'*;! if'}ni'j uion
en, bediene ich mich eines Oel* oder besser. Ouecksilber-
Dades, da^, durch eir^cn Gasbrenner ^erhitzt wird, für we|.cheyi;i
-.Vf^f nir. ',iii nf> ^ji:.,/*J!..>y i}:.»M,i) htii?. ^V^t-' «&<!*' ^ ^-■■'» ttii'-itli
der Gasverbrauch mittelst des yortremicpen ;Apparates von
Schloesing regulir| wird*).; ,, . , ,
iM i J?Ä! fly?:>^?n?tV^\?^Ieffl8mMiT.m 36p^fflld ^Q? bed^W
^H^ep^,^^il^^9f^Sflnl^S^Fl^^SMj^^ i"n,: ejner ^Q^iflc^
j9ij./r?,QfOs,^.,y^ff^tlic^^p YprijgfJtftffyfb^r die, Dpmpfr
:. ' W^MVdft» liseii-iiioht^tfuf^^fie^ ^^
^44DV'^i'h{tai wbiHl^ «dlt;^%r8^tkd4«4P4«S'^
-^hi 0itifabhys,^ d^ Cl^tittfti^tet'' weiteis €lft)ird)ir. AYi-detn^^irfto
dSnd^ 4$ege iih -di^iiieis ¥etoH^fdhil% 'ütt;' a» 4ai^' ändlätb
Ende kitte ich den Apparat , welcher es mit dem Manometer
in Verbindung setzt; in die Hitte'',^ fn d'eh cfrhitzteri ' Tlieil,
n- '- ! n ♦ •« fT »V ..i
•,,'•/» ••■'':'''. .i.f ..•[.:•*, ;i.i:.nin )<; -»t.ii {.:i.' i' l <•'*■
•■,:■.• ' ' /.*:';• r: {.»•*-t - 'A M >■•' I.mi? J:i";t'i'. • r« ',.-.1 -f;
•*) Ann. chim. phys. [«].LWH,*i2M^I-./ . ^.-'Jl.ii •-:.. j< «l/i
loMgi» ^jcIln4Al8^'ISfcellV>^€ilMle#}44«lllllh Mihänmilt&dllfSkliim
btififljto'*);»'^ -J: .l^i^ iv^O ;ri;!! }r:."^>b ni , n/.-«/' b-i*;JO'3 Tjb
Iiie obernHlD 4w^ gelegenen conmnlen Temperaluren
Ä^fden VrliaYten* durcn^'ltrhttzön'^'äes'lE'ör^^^ in (xe-
fäfeen^^'^Ä '^wiEflchln ÖaclmiiimJampr (Sw^'*^
(1040^) nefrvörge^rachr' wirill** ^ öarf'iJ^iri'k ^ i)elindei ' sich" in
einem Grapniitiegel, wie er bei der Stahlfabrikation ange-
wendet wird ; der Tiegel enthält ungefähr 20 Kilog^ramm
Vetair/ An seinem ooeren Tfeeile**isi* cler ihegel ^mil zwei
ist in einer Hohe von o bis o Centimetern über dfesen
ist, in welcher sich das'!^irik ver'äfichiet.^^ baVMetaA
diieser Enrichtüng iri- delii ItJTafseV als d'er'Öampl' sich' vep-
ussigt, m den Tiegel zurück.
i ./Der P.?dn}iumjjflipt)f,,,^f d^^eineR ßueck^^^^^^^ Ji^^
Bohr bringt man d«s m dem V«rf!a<^e dienende Forcellan<n
rohr. An das obere Ende der Flasche ist ein 50 bis QQ^f^en^^
timeter lanjf.?r^jF|}nl;ejalauf ^erlicaLjai^^ jujwelphem
sieh d^ .C^da?^iip4rapif^.T.er^i.cM^^^^ .d^r '^tcjljfv
^b^r yvelcht^ hinaus fl/ej5e,,y!ef.^iph)tung! ni^lm;^hr'istf^ ^tj.
hqrl .diesep |lohr a,uf,,^rqlhgliyi«n^', ,^V,f eif». t- PfT Tijsgjsl,
*) Dieses Eisen wird in der Art erhalten, dafs man Eisenoxyd, durch
Glühen des reinen salpetersauren Salzes dargestellt, bei -etwa 800^
reducirt Es ist ein metallischer glänzender Schwamm. Schon
hk 4^*» kaim'Äa^ auMh*2teröeteu%' de^^^^ Wässerö gefcil^etö'^ Oxyd
des Eisens -sich taft- lÜr Kie^isUüre de^ Gläro^ veireinig'eny tv'elches
letztere dann^-einiefWiiÖil^ gdbb Fääflu^^aiihifem't. ' '''^
der entere voran, in denselben Ofen gestellt, w^Iebisit mH«*
telsl /oben Fetrol^un^^ oder sphweren O^söls gebeizt w^cd*).
Graduirte Hähne, lass^ das Miner^öl, in. bekfinnter Menge
zutreten ond^gesti^leil^ dje Temperatur des , Ofens genau auf
dem, Punkte zu erhalten, velcben man haben will, und zwar
in SO consjaoler Weisie,, yrie jch diefs ni^ht «erwartet haben
wurde.
* • .
fj ' '//:
Für alle di« Temperatureo.« welche 1040^ fibersteig,eiu
erhjtze ich meine. Pprcellanrohre unmittelbar Jn der Flamme
des, Hineraldls und erhalle ich, die Temperatur mittelst mei-
ner lEraduirlen Hahne copslant. . IHiin erreicht ,auf diese. Art
den Schmelzpunk) des Eisens, welpher unterhalb der Tenipe-\
ratur liegt I bei welcher das. Porcellan vollständig erweicht^
wenn dieses dick und strei\gflussig ist. ,
Ich. behandele also., kurz gjesagt. ganz reines Eisen mit
Wasserdampf von bekannter Tension und bei .bekannter Tem-»
peratur, wobei das Eisen selbst während der ganzen Dauer
eines Versuches bei' ^onstant'^ Temj^eräitur erhalten ivird
und diese Temperatur vöh eih^rar Tersuöhe zii einem anderen
zwischen iS(P lind ungefähr' fÖOO^ verschieden' sein kann.
Dnter diesen Umständen habe ich die fblgenden Resultate*
erhatten. '
t) Uiiierwifft man irgend ^in Gewicht Eisen der Ein-
Wirkung des Wasserdampfes, so wird das Elsen oxyäift, bis
daß die Tension äiii' frei gewordenen Wasserstoffs einen, hei
liicht wechselnder Temperatur unveränderlichen Werth er*
reicht. Diese Tension kann ein sehr kleiner Bruchtheil voa
dem barometrischen Drucke sein.
■4— ^.^iWi^—^ia««
*) ^Qrr Wiesnega ist niir für dje HevfiteUM]^ .meiner Apparate
sehr behülfllch -geweaeOf Beaüglie^ meincir Yorriditung lilr das
Heizen mit Mineralöl vgl. Compt rend» JaXYIIL
€Mvf dasißim^v^idfis. W^s8^ntQfi$\a^f dßB)Eüejif03gß4. 39
Mangel jd!^ fiisons,, ai^f^^Iql^^ ix^ Re9Cti<^ statt/SaM» ,9^
ff efulirte .Hypothese zu der Erklärung . der, Erscheinqng Nichts
beitragen kann.
, ilcb liii)»0.:b)er^)s in isdiiiei«. I^epoiis .de, li S^ffHjejbe , cUiii^
qm gezeigt,. diai^ 4er Kipflufis d#F MAfȴen ^r^ ficUiger ge^
fiftgti ;deßA YerballQyHifse^ d^/ G^WM^fate^def fuif eii^indfir (dnr
wirkej^idQii SutM^tiMHizea iin 'fast, abseliiter! Wpfef) Ni der Deihi
lang der chemischen Erscheinungen be^eUigt .werden m^üf^j
d^nn iftrallen 4ep. Fällen «r. in w^Iqhen man sie durch einen
prüfenden Versuch pd er eine genaue . Messung contrpliren
konnter, hat sich ; diese Vprstc^Ilung als unrichtig erwjesen.
Eine einzige Eri^fsheipung, ,di^ jetz^ inich beschäftigende, ent-;
zog sich A^r yon mir gegebenen Beweisführung, jWeine Ver-
suche gestatten mir, definitiv eine unbestimmte und irrige
Auffassung zu verwerfen, Welche destfngeäcntet angenon^men
worden ist, ohne daß man irgend einen Beweis zur Uritisr-
Stutzung derselben gefordert hätte.
la dem vorliegenden Falle kann 1 GriQ. Wasser mit 10,
mit 100, mit lOOQ .... Grm. fein zertheiltem und zum Roth-
glühen erhitztem Eisen {n Berührung gebrach^. werden, ohne
dafs mehr davon zersetzt wird, als das was dafür nöthig ist,,
dafs die Tension des Wasserstoffs in dem demselben ange-
wiesenen Räume den gröfsten Werth erreiche«, welcher der
Temperatur des Eisens entspricht.
Kur^ gesagt : das Eisen verhält sich bei meinen Ver-
suchen so, wie wenn es. einen den Gesetzen, der. Hygrometne.
gehorchenden Dampf (den Wasserstoff) ausgäbe.,
2) .W^QH :d6r M^ste,0iu«l{> de« Wei^r^oflfs.,^ i^eleher
einer bestimmten und unveränderlichen Temperatur entspricht.
ilii^ärfe 1>fu<ik^baM Wieder h^ d^bK^'di'e OlemH^ii Girier
flifä^ii^Hengrcf Aeif" Walsers, wdleh^* in der RetoH^ ^eMärtipft:;
TuÜrt man irasc^ ^ssersloff zu, so äafs der Druck füf
einen Augenblick vergröfsert wird, so vermihderl sich der-
smfi'iXhxmi tind^ dasSQi^i^ksilb^)' >'stc$igi > Widder^ in 'dem
Mii^oläe«är; fkiri^i/dnä Qrs()Tarif]^
Tv<[ihränä < ein« '^#i9$e' -MengfeF ' v^orhereirtisliahd^efn Eisend
oxy^s" iich HAvtHAfl änd -Wämser' 'bildet , ^as darfn In dei^
RMoHd verdichtet Wird; • . . n. v. s ..:
'''^Der in Berührung ' mit dem' 'Ets'eh entivicfkölte Wässer-
s'iöff Verhält sich älsd* noch die ' Gesetze der tty^römelrfc
b'efolgenil, wie ilieis Wasser in einem' VerarJdäflichen'l^äume
Cef cöhstäntäY Temperalur (hüt^ weldheä ^u Öärftpf WirdodeiT
sich vernichtet, jsö dars der RaVm stets gäs^^^^
. .,i?J.Jsj Was^erdampf unter .einem bestimmten Druck bej
eip^^, po.p^^^antei)! T^mjperatqr mit Eis^n in Berührung^ so kann,
man den ganzen Raum, in welchem ^as feuchte Wasserstoff-
gas eingeschlossen ist, auf jede beliebige Temperatur brin-
gen (vorausgesetzt^ dafs man keine Verdichtung von Wässer
veiranlafst), öline dafs die^ Tension innerhalb dieses Raumes'
sich ändert. Wenn man'z. B. den Apparat erhitzt' uiid die
Tension des Uases gröfser wird, so conäensiri s\c\i der Was-'
serStoff auf dem Eisenoxyd und seine Tension nimmt wieder
den gröisteii Werth an, welcher der Temperatür entspricht^ ^
auf welche das Eisen gebracht ist. ' ' '' ' ' ' * *
* Das ist eine otferibare Analogie mit dem Princip Walt 's,
nna eine neue Anwendung eines der wichtigsten Gesetze
der Hygrometrie: ' Man findet 'hier tlieselbe Erscheinung
yitkiiit;; dte'^D'tg^brliy för di^^Dfs^0fcia1i<[)A dds t^hl^ns^ren
auf das Exwn und des Wa99er9toff0 auf das Eiaenoxyd. 81
Kalks festgrestellt hat, welcher Is am her t in seinen Unter-
sochongen über die Dissociation der ammoniakalischen Ver-
bindungen begegnet ist und die Lamy in so glücklicher
Weise für die Bestimmung der Temperaturen angewendet bat.
In dem Vorstehenden habe ich die hauptsächlichen Re-
sultate meiner Untersuchungen angegeben, unter Beschran-
kiiiig auf die Erforschung der Gesetze, welche die Zerlegung
des Wassers durch das Eisen beherrschen, wenn die Tem-
peraturen des Wassers und des Eisens sich nicht ändern.
In der folgenden Mittheilung gebe ich die Zahlen, welche
ich für wechselnde Temperaturen bestimmt habe, und ich
werde sie unter dem Gesichtspunkte der allgemeinen Betrach-
tungen discutiren, auf welche ich in dem Anfange dieser
Mittheilung eingegangen bin.
Schliefslich möchte ich noch hervorheben, dafs ich wäh-
rend der Ausführung dieser langwierigen Untersuchungen
nur durch Eine Ueberzeugung geleitet worden bin. Meiner
Ansicht nach müssen alle Zustandsänderungen der Materie
untereinander sehr nahe Analogieen haben, weil sie alle durch
eine und dieselbe Erscheinung : die Entwickelung oder die
Absorption von latenter Wärme, beherrscht sind. Die neuere
Mechanik zwingt uns, diesen Wärmewirkungen eine über-
wiegende Wichtigkeit beizulegen. Dadurch, dafs man sie
vergleicht und. mifst, wird man ohne Zweifel Stahl's präch-
tigen Traum verkörpern können, welchen so viele und so grofse
Geister während längerer Zeit für eine unbestreitbare Wirk-
lichkeit hielten : diesen Traum, welchen Lavoisier durch
die schönste und vollständigste Analyse zu Nichte gemacht
hat, und welchen dieses synthetische Genie, wenn ihm die
Zeil dazu geblieben wäre, vielleicht so umgestaltet hätte,
dafs daraus ein Gesetz für die Wissenschaft geworden
wäre.
AbdaI. d. OhMB. a. Pharm. OL VII. Bd. 1. H«fl. 6
ii ■ Saint e-Clatre'Deville:^ JSSinwirtaaig des Wassers
> - > • - • ■
Ich habe in der vorhergehenden Hittheilung gezeigt,
welchen Gesetzen die durch die Berührung zwischen Eisen
• ' ' ' * •>•''..,'.''■ ^ "' * ■ • » ' •'
und Wasserdampf hervorgebrachte Entwickelun^ von Was-
serstofT gehorcht , wenn die Temperatur des Eisens und die
Tension des Wasserdampfes sich nicht ändern. Ich will hier
darlegen, welche Erscheinungen siph zeigen, wenn m^n das
Eisen nach einander auf die Temperaturen, von 150, 265,
360, 440, 860, 1040^ und endlich auf die' höchste Tempe-
ratur erhitzt, welche das Pprcellan ohne Aenderung seiner
Form noch ertragen kann ; und zwar i) wenn man die Ten-
sion des Dampfes constant bleiben , und 2) wenn man sie
sich andern läfst.
i) Die Tension des Dampfes bleibt constant ««^ = 4,6"^°*,
entsprechend der Temperatur (fi. — Bei 15Ö® wird das Eisen
deutlich angegriflen. Aber die Einwirkung .schreitet so lang-
sam vjor, dafs genaue Messungen sehr schwierig werden.
' ■ '' ' ' ■ " ' ' , ' ' ■ • . . ' ' •
Ich will nur sagen, dafs diese langsame aber vielleicht be-
trächtliche Einwirkung, des Wasserdampfes auf das bis unge-
fähr 150^ erhitzte Eisen dazu diei^^n kann, die sonderbare
Thatsache des Anfressens dqr auf DampfschifTen gebrauchten
Kessel durch das destillirte Wasser zu erklaren.
Bei der Temperatur von 200^ wird die Tension des
feuchten Wasserstoffgases constant, wenn sie den Werth von
iWf^ Quecksilberdruck erreicht hat. Erst nach unünter-
brochenem Erhitzen während mehrerer Tage und Nächte
erhält man ein definitives Resultat.
• • .- '" - ,•'••'* •■■ , '. •••■...
Bei 265^ erhält man die Maximal -Pression innerhalb
etwas kürzerer Zeit und zwar = 68,8""°*.
Bei der Temperatur des siedenden Quecksilbers, 360^
(abgesehen von den kleinen Schwankungen; die auf den Ver-
*) Compt. rend. LXX, 120h
auf das Eisen und dei WcMs^atoffs^auf da$ Eüenoxyd.' 83
änd^erupgen des Barometerstandes beruhen), entwickelte flieh
Wasserstoff, bis das feuchte Gas eine Tension «=? 45"^ er-
reicht hatte. Dieses Maximum wird schon rascher erlangt :
einige Stunden genügen, und oft kann man selbst zwei Beob-
4
achtungen an demselben Tage ausfahren.
In siedendem Schwefel, 440®, kommt die Tension des
Wasserstoffs noch rascher auf ein, 30,4°^ betragendes
Maximum.'
In siedendem Cadmium, 860®, erreicht in weniger ;als
einer Stunde die Tension des Wasserstoff^ 17,7™°^ und steigt
nicht hoher.
In Zinkdampf, 1040®, stellt sich innerhalb noch kürzerer
Zeit die Tension ies Wasserstoffs zu iZJST^ fest.
Endlich konnte bei einer dem Schmelzpunkte des Eisens
sehr nabejiegenden Temperatur die Tension innerhalb wehi-
ger Minuten auf 9,7°^ sinken.
Bei allen diesen Versuchen habe ich bemerkt, dafs die
Absorption des Wasserstoffs, wenn die Tension des Gases -
gröfser gemacht worden war als die Maximaltension, um. so
langsamer vor sich geht, je weniger hoch die Temperatur
des Eisens ist.
Bei 860®, 1040® und 1600® ungefähr, kommen die Ten-
sionen immer, imd sehr rasch, zum Maximum, mag der Druck
zunehmen oder abnehmen, das Eisen sich oxydiren oder das
Oxyd sich reduciren.
Ich habe immer Sorge dafür getragen , dafs das Eiäen
in einem sehr grofsen Ueberschufs im Verbältnifs zu dem
mit ihm zusammengebrachten Dampfe vorhanden sei, um
besser constatiren zu können, dab eine Wirkung der Masse
bei der Erscheinung keineswegs mit ins Spiel kommt. — lieh
stelle in der folgenden Tabelle alle die experimei^tellen Daten
zusammen, auf welche ich mich gestützt habe. .
6»
84 8.ainte^0laire DtvillB^ Einwirkung des Wassers
9 S
• .a
m Od
i|
•s 1
SO 3
o
gft «
^3
^«
S "ä •
Hl
.2 ö ©>
BD a> '4>P
H «
0
o
OQ
o
a
a
Vi
o
w so ^
o o So
I
o 00 o o e< o o
O O OD 00 C> CO CO
tO «O C* K» CO ^^ «-<
8
e« ^ 00 00 M «^
lO ^ o o 04 o» kO
c» «o ^ e^ T-i
8
o o»
lO
A •-« C* CO
^ «9 «-( ipK
a
«o oo O ^ ^ 00 t^
O 00 kO O t«> CO o>
O «D ^ CO «-( ^
1
o
o
rl 04 e« CO
^ '^ 5 $ i i
gl
I
•8
»Ö
all
s 5
b4 •<
auf das Eisen und des ffoiserstoffs auf das Eüenoxjfd. 85
Bei dem ersten Anblick dieser Tabelle ergiebl sich isM
merwartele Resnltat , ddfs das Bisen um so weniger das
Wasser zersetzt, auf eine je höhere Temperatur es gebracht
ist Nichts ist leichter, als zu constatiren, in welchem ShuM
die Erschcinmig vor sich geht. Wird, nachdem das, das
Eisen enthaftende Poroellanrohr auf nahezu 400^ efhitzt ist
(während das Wasser die Temperatur 0<^ hat) bis die Ten-
sion des Wasserstoffs 30 oder 40^°" erreicht, dann das Rohr
nach und wach bis au den höchsten Temperaturen erhitzt,'
so sieht man das Quecksilber in dem Manometer um so höher'
steigen, je höher die Temperatur ist ; aufserdem wachst der
Druck in regelmafsiger Weise während des Erkalteps des
Apparates. Will man sich der figürlichen Sprache der Chemie
bedienen, so hat man zu sagen, dafs die Affinität des Eisens
zu dem Sauerstoff des Wassers mit steigender Temperatur
abnimmt. Ich werde in einer späteren Mittheilung zeigen,
welche Schlufsfolgerungen man aus dieser Tbatsache in der
Thermochemie ziehen kann*
Ich habe diese Versuche nicht Ober 1600^ etwa hhiaus
verfolgen können. Aber construirt msn die Curve, welche
den Gang dieser Erscheinung repräsentirt, indem man die
Temperaturen des Eisens als Abscissen und die entsprechen-
den Haximal*Tensionen des Wasserstoffs als Ordinaten nimmt,
so sieht man, dafs die Curve sich der Abscissenaxe in regel*
mäfsiger Weise nähert, und dafs bei einer Temperatur,
welche uns nicht unerreichbar wäre, das Eisen nicht mehr
das Wasser zersetzen könnte.
Ich habe weiter oben ersehen lassen, dafs die Zersetzung
des Wassers durch das Eisen um so rascher vor sich geht,
je höher die Temperatur des Metalles ist. Also kommt auch
die Zeit unter diesen Umständen in sehr deutlicher Weise
86 Säint^'Claite D.evtUef EitHvirkunff des Wassers
mii ins SpidL ; Aber wie ich diefs früher bereits *) atisge-
siirpcbeii habe . : : die 'Zeit toiim Miidbt zu; der BrfcUrang sol-^
eher : wisaenschafUieber Tbatsach<$n. dienen; ' mit andereli
Worten; : sie kann .niobt als eine Uraacbe angenommen "wer*
den. Wir massen die Zeit betrachten ab eine Heihe von
Ersqheinnngm 'messend^ welche in demselben Sinn oder in
entgegengesetzten RiehtmfenTor sich gehen ^ und deren
algebraische Sunwe die Gesammtwirkung ansmaoht : von
J^sCibeinungen , deren Natur dafür erkannt sein mufs, dafj»
der: SinSufs der Zeit in wirklich : rationeller Weise gedeutet
werdi^ könne#
Wenn wir uns von der Analogie leiten lassen/ so können
wir uns fragen, ob die Einwirkung des Wassers auf das
Eisen und die des WassersloOs auf das Eisenoxyd einige
Beziehungen zu der Erscheinung der Cemenfation haben.
Näöh den Versuchen, welche Graham und welche Troö^t
und ich über die Durchdrihgbarkeit der Metalle für die Gase
veröffentlicht haben, kann man verniuthen, dafs die Cemen-
tatjon auf Grand . einer wahren Auflösung eines Gase's in
einem festen Körper vor sich geht. Wenn die Reduotion
des Eiseno^yds nur in dem Inneren desselben nach vor-
gangiger Auflösung des Wasserstoffs in den äufseron Schichten
vor sich geht, wenn die an der Oberfläche des Eisens be<-
wbrkte Oxydation. in die Tiefe des Metalles eindringt, so wie
der Kohlenstoff in den Stahl l^ei der Cementation oder wie
der Sau^stoff in das Gafseisen bei der Entkohlung desselben»
so ersiebt man sofort, da(s die beiden Erschetnangen« in der
einen und- in der entgegengesetzten Richtung, bei hoher
Temperatur rascher vorschreiten müssen als. bei niedriger»
*) YgL meine Le<;ons profess^es devant la Soci^t^ chimique aar la
dissociation (Paris, 1866)) p. 278.
auf da9 Eisen und des Wasserstoffs auf das Eisenoxid. 87
2y ' Zt|6 Tension des Wasserdampfes hletbt constant,
gröfser als 4,6°*™, und kleiner , als dem Maximal- Druck
für die Temperatur der Umgebung entspricht.'— Statt die
Retorte, welche das Walser enthält, auf 0^ zu erhalten,
bringe ich sie auf eine constante und hioreifibend lange an-
dauernde Temperatur mittelst eines raschen Stromes Wasser
aus den Reservoirs der Stadt Paris. Unter diesen Umständen
erhalte ich die in der folgenden Tabelle zusammengestellten
Resultate :
Temperatur
des Eisencr.
Temperatur
des Wassers,
1.
Tension des
feuchten
Wasserstoffs.
Tension
des Wasser-
dampfs,
Tension des
trockenen
Wasserstoffs,
K
200«
10,8°
205,0™™
9,7«"™
195,3»™
360
10,6
85,8
9,5
76,3
440 .
11,6
:. 68,0
10^1
■ 67,9
860
15,4
36,9
13,0
23,9
1040
16,0
81,8 ^
12,7
' 19,1
1600?
*
19,0
28,0
> * >
16,3
11,7
Um die in dieser Tabelle enthaltenen Zahlen zu ver-
wertheh, müfs maii sie mit denen der vorhergehenden Tabelle
vergleichen.
Sind die Tensionen h und ^i *) des Wasserstoffs , bei
0^ und bei <^, den Tensionen e und Cx deis Wassers bei 0^
und bei i^ proportional? Um hierüber zu entscheiden,
braucht man nur die für diese nämlichen Temperaturen er-
haltenen Zahlen mit den Werthen des Bruches ~^A zu
e
Tergleiohen.
' * • -
Da die Tension des Wasserstoffs rascher wächst als die
Tension des Dampfes; ist der Betrag dieser Zunahme derselbe
für alle Temperaturen des Eisens?
*) Vgl. in den vorhergehenden Tabellen in den Colnmnen-Ueber-
schriften die Bedeutungen dieser Buchstaben hy ^, e, eirund f.
88 Sainte-Claire Dtvillt^ ISnwirkung des Wassers
I.
n.
m.
• IV.
Temperatur
Tensionen des
Tensionen, bereclinet
Belaüve Yergrofse-
des
trockenen Was*
nach der Formel
rang der Tensionea.
Eisens.
8«r8to£b für die
Temperatnren f.
e
h^ — h
et — e
200«
195,3«m
214|8?*»
;29,75
265
835,1 *) j
256^
15,7
360
76,3
83,4
7,33
440
57,9
56,6
5,83
860
23,9
36,8
1,32
1040
19,1
25,4
1,23
16QP?
1«,3
85,1
0,56
Die, anter sich ganz verschiedenem Zahlen der Columnen
II und III beweisen, dafs keine Proportionalität zwischen den
Tensionen des Wasserstoffs und den entsprechenden Ten-
sionen des Wasserdampfes statthat, wenn die Temperatur
des Eisens constant bleibt. Nun sind die Hassen oder rela-
tiven Gewichte des Wasserstoffs und des Wasserdampfs ihren
respectiven Tensionen proportional, und man hat hieraus zu
schliefsen, dafs die Proportionalität zwischen den Gewichten
der zur Einwirkung kommenden gasförmigen Substanzen und
den bei dem Vorgang hervorgebrachten Effecte, das heifst,
dafs die Berthollet*sche Hypothese hier wiederum nicht
zutrifft.
Die Columne lY der letzten Tabelle zeigt uns ein sehr
unerwartetes Resultat. Nicht allein wird das Wasser in hoher
Temperatur unvollständiger zersetzt, als in niedrigerer Tem-
peratur, sondern die niedrigste Temperatur ist es, bei wel-
cher die Tension des Wasserstoffs am Raschesten wächst^
wenn die Tension des Wasserdampfs zunimmt.
*) Dieser, für die Temperatur des Wassers = 17,8<* und die Tension
des Wasserdampfs e^ ss 15,7™"^ erhaltene Druck ist eine noch
. nicht genügend controlirte ZahL
auf das Eisen und des Wasseretßffe auf das Eisenoxyd. 8d
Dieses (als (leichfdrmig angenommene) Wachsen der
Tension des Wasserstoffs für je 1 Millimeter in der Tension
des Wasserdampfs {^^^) geht voh dem Werthe »,8™"
in den 0^6™°^ aber , wenn die Temperatur des Eisens von
200^ auf 1600^ ungefähr steigt. Man darf voraussetzen, dafs
diefs Gesetz regelmäfsig fortgelte, und dafs das Wachsen
hl — h bei einer hinreichend hohen Temperatur ss 0 werde»
In diesem Falle würde sich die Tension des Wasserstoffs
nur noch der Tension des Wasserdampfs wie ein indifferentes
Gas hinzufügen, und das Gesetz bezüglich der Mischung
von Gasen und Dampfen, welches für die Hygrometrie fest-
gestellt ist, würde auch noch seine Anwendung für die jetzt
von mir untersuchten Erscheinungen finden.
Ich habe mich bei der Idarlegung meiner Versuche wohl
gehütet, die Vorstellung von einer Art Gleichgewicht zwi-
schen dem Wasserdampf und dem Wasserstoff mit ins Spiel
zu bringen : von einem Antagonismus zwischen den Ursachen
der Erscheinungen, welche die umgekehrten Reactionen des
Wassers und des Wasserstoffs bei Anwesenheit von Eisen
und von oxydirtem Eisen hervorbringen.
Das Wort Oleichgewicht kann nur dann angewendet
werden, wenn es sich um eine Kraft handelt, welche der
Gröfse und der Richtung nach bestimmt und durch das Pro-
duct aus einer Masse und einer Geschwindigkeit definirt ist.
Was die Vorstellungen von einem Antagonismus zwischen
den Ursachen betrifft, auf welchen die chemischen Reactionen
beruhen, so implicirän dieselben die Existenz eigenthümlicher
Kräfte, die der Materie zustehen sollen und- auf welche die
Kritik Anwendung findet, welche ich 1867 in meinen Le^ons
i la Societe chimique ausgesprochen habe. Ich erlaube mir,
hier einige Satze aus der damals von mir gegebenen Darlegung
zu wiederholen :
90 Bmin te-Glaire Deville, Einwirkung des - Wassers
^Dteeinzigf^ Kraft, ton welcher Wif" Bewafstsein haben,
tet die' moralische Kraft': der Wille.- Was wir auch tfaan
mogea : es smd.impaer Willensacte^ ajif welche wir alle
physikalischen Erscheinungfen beziehen und mit welchen wir
solche ErscheiAlingen' vergleichen, die'wirzo erklären glau-
ben, indem wir siel von allgememen oder eigeiithünilichen
Kräften ableiten. Die in verschiedenen Sprachen gebrauchten
Wörter würden schon einen Beweis für diese Behauptung
abgeben : die lateinischen Ausdrücke vis, vites, virtus^ welche
zugleich Kraft und Huth bedeuten, Aie YtörieT Attfactian
und Repulsion^ die ursprünglich eine Wirkung der Hand be-
deuten, welche einen Gegenstand heranzieht oder von sich
abstöfst; dessen Druck oder Widerstand unsetf'en Organen
fühlbar werden, um dem Willen nachzugeben. Wie soll
man sich vorstellen , dafe ixe Materie die Materie anziehe»
wenn nicht unter der Voraussetzung, dafs in dieser eine
Menge kleiner Hände seien, wdche ihre Wirkung entweder
direct oder mittelst starrer Vereinigungen indirect ausüben?
Bei aufmerksamer Ueberlegung wird man sehen, daf$
man sich für die Materie eine Wirkung, eine Kraft, eine
Ursache einer Bewegung irgend welcher Art nur unter der
Bedingung vorstellen kann , dafs man der Materie auf Grund
einer Hypothese eine Art von Willien beilegt."
Ich i^eicde in einer nachfolgenden Mittheilu.ng zeigen,
dafs die.Regelmäfsigkeiten.in.den Zahlen, welche den Vor-
gang der Zersetzung des Wassers durch das Eisen beherr-
schen, auch, und zwar mit denselben Werthen der Constanten,
auf den Vorgang der Zersetzung des Eisenoxyds durch den
Wasserstoff Anwendung finden.
acuf dat Eiamt tmd dn Weaietkofft auf da$ Bitenox^d, 91°
Zur VervollsilndigQiigr der gedrängten Darlegang meüher
Dnlersuchongen Imbe ich nur noch die Resullate anzugeben,
welche ich erhalten liabe, indem ich Wasserstoff auf Eisen-
»
oxyd einwirken lieft«
Die von mir in dieser Richtung angestellten Versuche
sind noch wenig zahlreich, aber die daraus abzuleitenden
Schlufsfolgerungen sind sehr klar und übereinstimmend mit
denen, welche ich för die in entgegengesetztem Sinne vor
sich gehende Einwirkung des Wassers auf metallisches Elsen
in den beiden, vorhergehenden Hittheilungen darlegen konnte.
Das Oxyd des Eisens, mit welchem idi die Versuche
bei hohen Temperaluren anstelle, mufs nothwendig das mag-
netische Oxyd sein. Ich bereite dasselbe in ()er Art, dafs
ich schwammiges Eisen, wie es durch Reductiön von Eisen-
sesquioxyd mittelst Wasserstoff erhalten wird ,' in Wasser-
dampf auf etwa 800^ erhitze. Das fin dieser Weise bereitete
Oxyd ist amorph, schwarz, an seiner Oberflache einige rpthe
Punkte zeigend, welche ohne Zweifel auf der Bildung &ner
sehr kleinen Menge von Eisensesquioxyd beruhen.
- - * •
So dargestelltes Oxyd des Eisens wurde in . drei Poreel-
lanrohre gebracht, welche einerseits mit meinen manometri-
schen Apparaten, andererseits mit einem Apparate, der voll-
kommen reinen Wasserstoff zutreten liefs , • iii Verbindung
standen.
• • • "*
Eines dieser Porcellanrohre wurde in einem mit Mine-
ralöl geheizten Ofeni auf eine Temperatur von nahe 1600^
erhitzt. Das zweite wurde in Zinkdampf (1040^) und das
dritte in Cadmiumdampf (860^) erhitzti
*) Compt read. LXXI, 80.
93; Sainte-Clmire Deoille, Emwirlnmg dea Waaters
P
« ä -Sa
» " -j -5 3
» 'S -S > 0
'S 3 Ml S I
irl H
j!l
i
s ^
fit
1
o-
°l
1 -s s
s-
i'ts
°i
1
^ 1 i
»-
1.
■a £ -o
■3
^ S
= • =
i^
f 11
2 -. «
li
u
'-^
ri :
g!S
« «
c- n- .o*
- 1 3
r
1 °
i^S
s
g
^1|
1
lf
'
S ■=!
1
s^
l o.
o o o
J § -
■V %
r- ^-
2" g 2'
:|
nß
•ifl
i
T
S 3 <r
fl
£
1
2 S
O KO
11 ►
t
|s
w— -
• — — '
<U (S m
u
■^ -s 1
>
•sl
-o o »
.2
■g i -B
a
1 s
&
3 1
^11
t
13
«
g 2
311
s -1.1
iS 5 I
6 " 'S
i i«l
1.1
s a
II
In
all
jii
■I ja
g ■§ *
11 £
auf das Eism und dei Waaserstoffs auf das Euenoxyd. ilS
betriohiltclien Uebergewtohtef des Ebenoxyd» kommt der
Wasserstoff wieder zum Vorschein und giebl er Bnveränder^
lieh di^Zthlen^ weioh^ ieh in der vorstehenden Tabelle mit-
getheät habe.
Ete ergiebt sich hierans^ dafs alle die Gesetze, welche
sich fftr die Bildnifg des Wasserstoffs bei dem Zusammen-*
brinf en einer geringen Menge Walser mft einer groben
Henge Eisen geltend machen, sieb eben so und mit denselben
Consianten bei den angegebenen Temperaloren wiederinden,
wenn man eine geringe Menge Wasserstoff auf eine grofse
Menge Eisenoxyd einwirken Uftt.
Ich habe die Richtigkeit dieses Princips noch in einer
anderen Weise für den Fall dargethan, dafs das Eisen in
siedendem Schwefel auf 440^ erhitzt ist.
Eisen, welches bereits zu Tensionsbestimmungen gedient
halte, die bei 360^ ausgeführt waren, wurde während dreifsig
Tagen und dreifsig Nichten undauernd auf 440® erhitzt, wab*
rend ein Strom Ton Wasserdampf, mit. der mittleren Tensioa
von 15 bis 16°™, ober seine Oberfläche strich. Der feuchte
Wasserstoff wurde in dem Mafse, als er frei wurde, mittelst
einer SprengeTiüchen Pumpe weggenommen, welche wüh-^
rend des Tages fortwahrend in Wirksamkeit war und es er«*^
möglichte, das Gas jn einer graduirten Glocke aufzusammeln.
Zuletzt zeigte die Pompe an, dafs das Freiwerden von Was-
serstoff gar nicht mehr oder doch nicht mehr in merklicher
Weise statthatte.
fai wdchem Augenblicke nun auch die Wirkung der
Pumpe unterbrochen werden» 4« h* weiches auch das Ver-
hülnifii zwisiAeiir iem oxydirlen und dem melallisoben Eisen
sein mag, so wird — vorausg:esetzt, dafs noch eine merk-
liche M(enge metallischen Eisens vorhanden ist -^ die Tensmo
des Wasserstoffs unverinderlich und gleich dem Ursprung-
94i ßainte-Cl4iire Devill^ Eiltwirkung des Womutm
lieben Werlha derselben,. weMiidäs Wutfeir; in der Retoiia
bei 0^ erhutten wird. . . :, -
Das nrBprfingltch angewendete Efsen wog * 7,80 €hrm.
Die bei dem letzten dieser Versuche aofgesammeHe Heiige
Wasserstoflf ibetr^g, :82$S GCL^ geroessen bei^ gewöhnKcher
Temperatar und unter »gewöhnliohen^ Dnicju D|is 4tnn iH
^em Rohre befindliobe JBisenoxyd wog iiP;25 Cfitm.:, abar
dieses letztere Gewicht warifi Folge .^inesZvtfalM^s.nioht
ganz genau b^timmt^ leb habe diese Substanz analysirt und
gefunden, dals 1^16&,Grm/ derselben. i, §98 .Grm,. geglühtes
Eisensesquioxyd gaben *), wonach die. Zusammeosßtsnng jst i
Eisen 73,8
Sauerstoff 26,Sf *
* 100,0. '
i * • fi \ . ■• - • . V •
Dieses Oxyd ist amorph, schwarz, magnetisch aber nicht
polar wiirkend. Concentrirte Schwefelsäure' greift es bei der
Siedehitze derselben oberflächlich äh, indem' sie 'es mit einer
Schichte von wasserfreiem schwefieilsaüreni Salz überzieht.
Concentrirte Salpetersäure Wirkt auf es in der Kälte fast gar
nicht und in der Hitze nur sehr wenig ein. Chlorwässer-
stofl^äiire löst es leicht in der Kälte, unter Bildung einer
• ' . . •
dunkelbraunen FIflssigkeit, welche mit Kali einen schwarzen
Niederschlag gieb't. Ich habe bei dem Auflösen dieses Oxydes
y \
*) Die Analyse war in der Art yersucht worden, dafs 1|5 Grm., die«
ses Oxydes bei Bothglühhitze mit einem Strome Wasserstoff be«
handelt wurden. Obgleich der Versuch dreimal wieder angefangen
wurde und seohszehn Stunden dauerte > war doch, das Oxyd noch
lange nicht vollständig reducirt Es ergab auf diese Art nur
24,6 pO. Sauerstoff, und das, Vas dabei als reducirtes Eisen er-
halteli. wurde , liefSi bei der Brfiandlnng • mit Yevdfiimlor Salpeter*
säure, noch einen erheblichen Bückstand ron Oxyd. Ich muTst^
ein weniger bequemes aber sichereres Verfahren zur Analyse ror-
sieh^; weldies^ darin bebteht, die gailze Masse zu Sesquioxyd
wiüBawandeln. . , //
auf das Eisen undde$ Waasisrsioffs auf das Eisemxyd. 95
in Chkurwaf serstoffsiiiFe niemals eine bemerkbare Menge
seratoff erhalten.;
Die ffir dieses Oxyd gefundene ZasammenseUung ent^
spricht sehr genau dem» Aeqnivatentverbältnifs Fe^Os« Mcb
welchem* sich 73^7 pC« Eisen und 26,3 pC^ Sauejt^toff be-»
rechnen *)s Die Verbindung 2FeQ, FcfOs köniite einem
sweifach-basjschen Salae yerglichen werden.
Wenn man die Reihe aller der Oxyde dargestellt .haben
wird^ die bei allen Temperaturen von 200® bis zu 1600® er-
halten Werden, so wird es Interesse bieten, für sie die Zu-
sammensetzung, die Dichtigkeit und endlich die' Verbindungs-
warme zu untersuchen, welche sie bei der Einwirkung einer
ond derselben Saure, der Gfalorwasserstöffsiure z. B., ergeben.
- Wenn alle diese Oxyde dieselbe Zusammensetzung hatten,
alle z. S. miagnetisches Oxyd wären, so wfirden sie vermuth-
lich in der Art unter eihähder Verschieden sein, wie es die
ydh Hitsch'crlic'h, Du,mas, Gh. Saintfir-Claire De-
▼ ille^ Favre u. Silbexma;nn, B^erth^lot, und anderen
Chemikern nntersucbteji verschiedenen Modificationen des
Schwefels sind; sie wuryden wahre imomere. Sabstfina^ensein,
vielleicht in unendlich grofser .Anzahl, deren physikalische
Eigenschaften in ^stetiger .Weise sicli andern w&rden , von
denen der bei 200^ l>is^ zu denen der bei 1600^ entstandenen
VeFbinduttg. : ., / .
Wenn alle diese Oxyde nicht dieselbe Zusammensetzung
besäfsen sondern diese successive durch die Formeln 3 FeO,
FegOs, 2FeO,Fe208, FeO^Fe^Os ausgedraekt wäre, so ist
, •• . -.
*) leh' kann lackt d«für enntehen/ da£i das /in {»«l&et A^arate ge^
kra^ckt« Eisen nickte selbst m^k langem Bekandeki mit Wasser-
Stoff, Sporen von magnetischem Oxyd ehtkalten kabe. Die ana-
lyslrte Sabstanz War fkeilweise Bei 860* mittelst Wasserdanpf
oxydirt worden, beror sie bei 440* vollständig oxy^irt .w|urde....
96 Sainte^Claire I>€tilley Etnwirhmg des Watsen
es wabrscbeiitlich , dafii die Biivkingf derselben eine sprang«»
weise stattfindende wäre. Es wäre dann zu. emtittein, ewi«^
sehen welchen bestimnilen Temperatnrgrenzen jedes zu er-
kalten wfire, und diese Untersuobung wfirde von dem Ge-
sichtspunkte der aÜgemeinen Chemie ans Wichligkeil habe»
und einem jüngeren Chemiker einen vortrefiichen Gegenstand
abgeben, sich in- derartigen genaueren Forseirongett zu: rer»
suchen.
Zusammenfassung und Schlußfolgerungen. — Ich habe
ein Verfahren angegeben, um Vorginge zu vergleichen,
welche sich bisher jeder Messung entzogen haben und die
ipan bis jetzt unter Zuziehung nur eingebildeter Kräfte er-
klärt bat
Bei Anwendung dieses Verfahrens auf die Oxydation
des Eisens durch das Wasser habe ich erkannt :
i) Dafs die Zunahme der Tension des Wasserstoffs, welcher
bei Einwirkung des Eisens auf das Wasser frei wird, eine
stetige ist, wenn man die Tension des Wasserdampfes in
progressiver Weise sich ändern lirst, ohne die Temp^*atur
des Eisens sich ändern zu hissen ;
2) dafs die Tension des Wasserstoffs, welche einer nu"*
veränderlichen Tension des Wasserdampfes entspricht^ in^
stetiger Weise abnimmt, wenn die Temperatur progressiv*
steigt ;
3) dafs dieselben Gesetze z« beobachte» sind bei dem
umgekehrten Vorgange der Redudion des Eisenexyds durch
den Wasserstoff.
Diese Resultate sind eines sehr einfachen mathematischen
Ausdruckes fähige welchen ich entwickeln werde, wenn ich
eine zur Bestimmung der darin enthaltenen Constanten mit
einiger Genauigkeit genägend grobe Anzahl von Versuchen
ausgeftihrt habe.
auf das la$en und äes Wastferstoffs auf das Euenoxyd. 97
Es iS&i sieh, fitaraus schliefsen>, dafs man für dje BiHwir**
knngen gewisser Mätalle ouinerifche , Beziehungen <vrird
feststellen können, welche gegründet sind auf. die Tienatonen
des durch Zersetzung des Wassers unter artgemessen ge-
wählten Bedingungen der Temperatur, des Druckes und selbst
chemischer Reactionen erhaltenen Wasserstoffs.
So wird man die, numerisch bestimmten Einwirkungen
Yergleichen können, welche das Eisen, das Kupfer und selbst
das Platin auf das^ Wasser iiusfiben. Ich habe nämlich ge-
funden, daf« das leUtera Metall das Wasser mit einer sehr
• • . . . • . .* »
grofsen Leichtigkeit unter den folgenden Umständen zersetzen
kana : wenn, man unterhalb', der Dunkelrothglühhitze einen
Strom von Wasserdampf über ein Gemenge von Platinschwamm
und Cyankalium leitet, sq entwickelt sich viel Wasserstoff
und es bildet sish unter anderen Frodücten eine grofse Menge
■ .1 •-.•'.''■ •
Platixikaliumcyapür.
Von der Ueb^rzeügupg geleitet, dafs alle auf Zustands-
anderung beruhenden ErscHeintingeri : Verbindung, Zersetzung^
Uebergang in den starren, den flüssigen oder den gasförmigen
Zustand, welche alle voii einer Entwicketung oder einer Ab-
sorption von jaf enter Warme begleitet sind, unter sich durch
eine gemeinsame Ursache verknüpft sind, deren Wirkungen
wir aufzusuchen und zu messen haben, — von der Ueber-
zeugung auch geleitet, dafs die Feststellung der Analogieen
der sicherste Weg ist, nicht um zu der Efkenntnifs der
Grundwahrheiten wirUicb. zu gelai^gen, aber doch um sich
dieser Erkenntnifs ohne Crefahr' für die Wissenschaft zu
• i * i ' * . , 1 f ,
nähern,.— habe ich, ohne irgend eine Hypothese zu machen,
die voQ mir erlangten Resultate den ^rscbeihiingeh der Hy-
grometrie vergfichen. Diese Methode schliefst die absoluten
Theorieen aus; aber sie eröffnet, durch das inductive Verfah-
ren, neuen Versuchen die Bahn; und da die Analogieen selbst
die Differenzen, welche vorauszusehen sind, anzeigen, so läfst
Aiiiial. 4. Chenii« n. Pliarm. CLVII. Bd. 1. lieft. 7
dS . Hoehn u, ßeiökardt^ii&er {jfewinnunff'
sie der Analyse und der* Kritik freies Bpiei^'^elohe^^dann
Iftehts 'Ktt zerstören , aber Alles zu' disi^utiretiv festzustelM
md «II' vertdllkommnen hielte > ' '
t • ' ; • ■ . • »
vt,: :
Üeber Grewinnung und Zubammensetzujig
des Hyoscyamin«^ b i.. . ?; s
• . * •.'... ^ » •}
von H. Hoehn und E. tleichardL
» % .
Hoehn hat schon früher Untersuchungen fiber das Hyo-
scyamin unter Leitung von H. Ludwig {ausgeführt und im
Arch. der Pharniacie *) veröffentlicht. Die dort gegebenen
Resultate, namentlich hinsichtlich des Goldsalzes und des
reinen Alkaloi'des^ stimmei^ nicht untereinander^ so ds^fs es
nahe lag, anzunehmen, das in so kleinen Mengen gewinnbare
Alkaloid sei noch nicht rein erhalten worden oder sonstige
Zersetzungen waren eingetreten. Es gelang damals ferner,
das Hyoscyamin zu spalten. Als nunmehriger Assistent bei
E. Reichardt nahm Hoehn deshalb die$;e Untersuchungen
von Neuem auf ^ und es wurden folgende Resultate erhalten.
Darstellung des Hyasoyamins.
Ditf Angabe der Darstellung ist wegen der äufserst ge-
ringen Ausbeute an Alkaloid von Wichtigkeit^ zur Bearbei-
tung waren 20 Pfd. Bilsenkrautsamen aus Ungarn 1)ezogen
worden. Da bei der früheren Darstellung der bedeutende
Oelgehalt die Gewinnung wesentlich hinderte, das Oel selbst
auch alkaloidhaltig befunden worden war, so wurde der
• • ■ ; • , . ••.
^—rn .
*) Bd. CXLI, S* 216 ff., 1870.
und Jüisamimnsetiffi^^dßSr flyf^cj/ofnWh roP^
: UcöK^e- Menge. )[|A^ifit^ .-..,/, ... -j., ..v ._. ., ,i|.,^^ .. ... ,.; .,
Da:daf sdfaffrefelflHire: Hyo^amm leiphl in. Alkc^ol. lo^llpli
.ist, word6'4«r ientdUe SamenüpniUtf s^ SOipilKl^lkotM»^, w^lckjer
mü Scih^elcflriUire «chwa^ langjosiwri ii^fn«] wi<|df^r.)iQl||ib9-
htttdielt^ iiiirchaJangi9Y^r:Euiwiiikmf|g:i4^/:|si|eivtf yepfW^n^eMn
Alkohols mit den folgenden Partieen den Samen ypUqf auß-
langend. ; Hie. alkohoHaob^n «Flfts/ilgl^eiMHT. .|r^iH»>fi IQ&n za-
-naehsf darck Dtttillaitan ifoo iVV^oingeiMj- der, BOQb/M:fMJg
>AIkokid;iel)Uialietod«-OealilI|ition«rtiokflit4in^; .wurdf ^ /sod^ii« Jm
.Wasserbader/voltetattdig dM<in beirjob.;^ WAbrei^d.^df^r.Df^ä-
lation trübte sich allmaUg d€r.i«jifiMi^'g€r:w0r^QnfI^)B$,ckftfl|d
dnrch flicfa'ahschtidendethtmjge.Theile; 0«ii)Ucb, nac^MolIiger
. Eatfffl^BJting des.t.Alkobak i binterbU^b;» oin^üUar« f IQssis^^t,
walche fiUrIri i^rande^' um. die.abg^diifidßiMii.barzigQn^l^fifle
-sm bemtigen; Uitt.aadaAn.idas Alkalold f^tf^vrt vögUab^tirifiin
«verhaken, W9fde^diQ Filtog desselben durcb. jEi^bif^are
. aMgefttkrL Das .obian: erhultenß' «phwefelsaur^ W4ssecige
Filtrat .wurde de6kklh;>inH, Natron ,fiist neiitrjilisirt^; nm :^s
. I^kermafa devx Sab^sefielsäure' zo jbü^seiljgen i «nd nun :Qm\-
säarelösung bis zur vollständigen .FUlungi rzngefOgXi #df9h
ist >em. starker: > Ueb^i^abirfs -^der ) deibsimfe! ;8H < .Teinpeiden.
Be^' NiedetHinhIiigi i^urd« hferaDiC. abfiltrjrt ^i gut «lU^eYKas^ton
mdiäuf povösen TtMRpktten von der grolstennUeftgQ Yim--
ser befreit ^ : dodann dar . noch fauchtl» Rfickstand ; lait eioam
Ueberarafe Von. Kalkbydrat ^r^mengt der «riederhoUen^.:Be-
- liandbiBg .mit < atarbein Weingeist [unterworfen 9. : bis, ikeiae b^-
merketowerthe.Aiifnibme m&br' statUtodM Sie ajkoboUsfi^n
Fläsaigkcaten . vtlrdfn nnobmils mit .SchWjefobAur^ «oiuw/i
^igesaiii^rt^.;der AlkoboiabdestiUirt und dar fiä^katand %m%s\
Jko<^ 2mei )mil AetheK; wied^bolt geschüttelt»: :umvorl^9dntie
7*
iOO Bothn u..lleichardt^ Uier Gewmw^ff
^Müge tmd firbradeTheile m beseRigen,>eiidlii(h mit Natron
iiä Uebennafs-V^s^tzt und ifonmehr ^urch erneofea 'Schäl-
lein niitAether— zwei- bis dreimal ifen^^e-^ das AHcdlolfd
in letzterem f^ldst.' Die ätherische Lösung Wörde noch
dnigeniale %i!t Wiisser gesobüttelt nnd 'Sodahn jgfdtrennt der
DesfSITattoii utAefirUrfen^ -das Hyosoytimäi hintebblieb: yäOig
Tieihv älü' fbsl fai^tesA «lartige Flüssigkeit, welche' bei iäng«-
reflfi 9t«)heA ober fiöhwetelHiare ^rstirtte. Die M«nge Mrügr
" Iftieb der' froher ^balteiien Ausbeute war* dlef& zu wenig
«nd' wurden äeshMbv: die Viilrate fOni igert)sauFeA Nieder-
i;cMage 'v^duft^etiy bis auf 'wenig Bfiiskstand, mit> AUoiltüb^-
sfittfgt und- sofeirt mit Aelber ausgesclitttelt» wodurch noch
^' fall 1^5 Grnl. AIkai<Jld erhalten wurden. . . -
* Bai fäde Oti enthielt nach firQhereF Erfahrung awßh
' Alkdloid/ es wut»de deshalb wiederholt mit schvcfebalilrem
lYassär geseliütlelt^ letzteres ziemliohi weit «ingedilaBtet, dann
lihltAlkäti «ber^Ütigt und ebenfalls ;tf«rcii AetherTom Alka-
löfd^befrdt. Die Ausbeute bverbei betrug circa 0^ Gim.;
diVlitertiuf Vereinten Mengen Kyoscifamin wogen 4i63jGrm.
«i^ 0,0458* pC^ des Samens. Die ton Boehnibei fröhären
t>ai^t6)lungeri erzielte Ausbeute betAig^0,04» bis 0^060 pC.
•elWIfe tii'eniger reines «Alkaloid* . !
'• * Die Anwendttng der Gerbsäure ab Sfilhmgsmittui geschah^
•um ttf0gll«lt8ti'>teiifesAULal6ld zu erhalten:, .und jUaniefÜlUh
--iiuoh ,-' «m ' mOj^lielie Sersetaungen dessdUen • aic« veirhindern.
Die »ßeinhäit des Prodüctes libfs.Nrcbts m wftnsdhefi: übrig;
dageg^ war dieTdIluhg durch Gerbsäure unvoiisttuiBgv 'und
-en würde sich bei de^ Darstellung iim Qrofsen ^ fieUeioht
^^Mbpfehlen/ dib erävsü «cfawefelsdurebalteäden Destiilafions«-
-yfickstende ^vbii^der -diriioteft'Behandluiigi iler SMien>jiRt«n-
' geiiueMe^m Altiohal^ nach' Btitfernuag«. deii i sich' lahdtiuiideadea
^ hmigfen Theil^; mH Kalk oder^ AlkaHi Mdit vottsludigp. bu
und JZusammen$9tzuAff des HyosQi^a/oiin^ ''\ 1§I) \
neutralisti^ dann ftsi zur Tro^ekiie zo Vi0rd9n$ten qn4('daopi).
mit eiaeni Uebermab Vito Kalk- yeyaetzl''SQfoi1 <)0RiBDhi|nf|«!|f
limg mit AlMhtd' oder direot ndl Aetber su onterBrerfeiv die
Anwradufig dar GerbsSufe abbr zu nnf erlassen.
• > l . . ...
■ • . ■ ''.;>• '■:.'•• ■ . . . . I
^ Ifyöscyamin^ <
1 Nach Eiitferirang de»,Aether8 hinterblieb das Hyoscyamin
als eine ölig-dicke farblose Flüssigkeit / wetcbe erst nach
längerem Stehen krystallinisch erstarrte. Das fest gewor-
dene Alkaloid ist weich, wie Wachs, und zeigt warzenahn-
liche Erystallgruppen ; es schmilzt bei 90^ C. l^sjost sich leicht
in Weingeist« Aether, Chloroform, Benzin, 'sehr leicht ih
Wasser und erweitert sehr stark die Pupille des Auges.
Die wasserige Lösung des Hyoscyamins reagirt stark
alkalisch, giebt in concentrirtem Zustande mit AlkalJen' gefällt
Niederschläge. Jodwasser bewirkt kermesbraiine Fällung,
Gerbsäure auch bei stärker Terdfinnüng weifsflockigen Nie-
derschlag , Quecksilberchlorid ' weifise Fällung^ ', Goldchlond^'
gelbbriaune, im Ü^bermäfs leicht ldslidh;'bei llngerem Steheü
scheint sicK der Göldniederschlag zu zerseliiien und es freteh
deutliche Kryi^tahir der später zu Bäkclireibeiideh' -Hyoscii!r->^'
säure auf. Platinchlorid schlägt das Hyoscyatiofrh'nfeder, seM '
bald zu weicher ttasse sich 2;usamrnenball^rtd.
Behandelt rtmn aw äthariscber iLdsunf r abgescluedenea
Hyioscyamin mit ßeitzin, so h|nterbleibt immer ein Theilsyrup-
artig, als ob vorhandene Fcmchtigjieit dar vollständigen Lösung
in Benzin entgegenträte. Die Benzinlosiing giebt auch in
weit kürzerei" Zeit nach dem EindiinstenlSestes Alkaloid, sa
dafs die zuerst auftretende syrupartige Mödification des.Hyo-
8cyamiM;wohI «in Hydrat repräsegliren dürfte. - j
Beim 'Erhitzen des Hyoscyamins tritt zuerst der dgen-
thümliche, äufserst narcotische Geruch des Alkaloide^L) auf.
i^^ E€f^ekn'yu. Rdicrhar4tyühvt Oewinnung
s^hr'biilä' und 'in kleinsten llengeif noch benierbbar dsUt-^^
licii^ -Gärttch niadli BenisoyK- oderS^Kcylverbinduiigen.
:i.h !;• ;0^>tdO GiM. ihei-fi» liia 90f^i€. getrbekmeUa B^sciTialhaim .galien^
mit NatronkiOk geglüht vu 8..w. 0,076 Pt.=9 5^09 pC N. .
n. 0,1510 Grm. gaben 0,0637 Pt = 6,05 pC. N.
in. 0,2450 Grm. Hyoscyamin mit chromsaurem Bleioxyd yerbramit
gaben 0,6060 CO' und 0,2010 HO = 67,35 pG. C und
9,12 pG. H.
^^•IV. 0,197b 4rifiK. i^iAMtimil |;Kb6ii..t),48dO ,C(y :ancli. 0,11590. HO
f ! . =r;,Ä7,5.pC. C.wnd 8,9 pC^ H; . . j..},
I >
^ y. p,207Q Grm. gaben 0,5145 CO* und 0,168Q HO = 67,83 pC. C .
und 9,03" pC. H.
^ gefhuden
i t . . I
I. H; m. IV. V.-' • ^ ^^bwchnot^^
,C - ,, - 67,4 ,67,5 67,8.. C?« ^67,9
H — — 9,r 8,9 9,0 H«8 8,7
N -'-^l ■' öjl 'r— '' -i--' -^ '1* • • N •• -5,3 '*'•
AU ' - 0« . lß,-l.
j: Dle.^pirifcheEprmel des Hyoscyamins wurde demnacb
^ , jn^timalz. TT Die. saj[z|saure Lpsung, de^ Allcaloides giebt
n)^iP.'f^tinchlo''i<l einen sicl^ sebrtbald haraig zusammenballen-
df^ . N üaderscblag, welcher mit Wasser abgewaschen werden
kanji, in Alkohol sehr leicht löslich ist und nach Verdunsten
def,; Jetzieren.: ui|fi Xrc^cknen. .bei 100^ C. deir . Untersuchung
uifjjerwqr^en w^T^!^ . ! / , - ,i •
I. 0,1825 Grm, ij^latinsalz gab^n 0/)3a2 Pt ^ 9p,93 pC.
n. 0,1280 Grin. gaben 0,0270 Pt = 21,09 pC. '
f. • HL 0)3870 ' Gmtt : igadbeb ' Biit dhzömsaaoMm : ' BteioJ^d • > T^thtannt
... . p,4750 Cq^, und .0,1615 B[0 ;»= 38,J}7 pC C und.6,34 pC. ja.
'Auß der geftmdenen Menge Platin berechnet sich der Stickstoff zu
'• '' '2,98 pC.,' das Chlor zu 52,66 pC. "^ '"' ' ' ' ' '
•''••' gifondto
-5 . L n.h HL .
pt 20,9. 21,1, — —
Cl — — — 22,65
C — .' /-i- '.- sSvÖ -..'"'*v .^
. :-.r^ -. -T-, — . 5,3 . — .
"N — — — ' 2,98
41«
M-
(' ■'..'
.1
, belehnet
. Pt
20,95
Cl»
22,60
.1080..
«8,20
H»*
• • <
' 5,09
■ N'
2,97
• 0«!
10,19:
und Znßßnmmis^ifiu^g ße9 Jffi/q^cyimirf^, i^
HCl + PlCl^ bestätigt .d^mmi^ difi oben erhaltene FomfA
des Alkaloides. ^
Peim Glühen des FlatjnsalzQS entwickelte sich stets der
schon oben berührte cbaracteristische Geruch nach Benzoyl-
oder Salicylverbindungen.
Schwefetsaure» Eyosq/amin, t^^^H'^NO«, HO, SQ^ 4-4 HO-
— Durch fast vollständige Neutralisation des Alkaloides mit
Schwefelsäure erhalten l^rystallisirt die Verbindung nach
längerem Stehen über Schwefelsäure oder aus alkoholischer
Lösung in strahlig gruppirten weifsen glänzenden Nadeln,
welche sich bhiie Zersetzung bis 110^ C. erhitzen lassen,
* ' ''(■'»' • ■
0,1830 Grm. des über Bchwefelsädre getrockneten Salzes Verloren
bei detft Tfoekneii ün Ldfteferom bei 70^ C. 0,00^ Wasser,
bei ];0Q bifli l^^^C jjloc]^ weitere 0^0050 tmd bei 110^ G. noch
0|0025, in Summa 0,0170 Grm. == 9,3 pC^
Die Formel C'^H'^NO«, HO, SO» + 4H0 verlangt für
4 At. Wasser 10,2d pC, welche demnach bei 110^ C. fast
ohoj^ Zersatzuii(g entj^lehen. warei^; weitere Erhitzung ergab
Zersetziingsersflieinungen« . .
Der Trockenterhisl bei 70^ C. beträgt 5,19 pC, bei 100
bis 105^ C 7>98 pO.; 2 Atome Wasser entsprechen: bei
gegebener Formel "5;14 pC, 3 Atome 7,81 pC, sei dafe
man das Austreten dieser Wassermengen in äquivalenten
M^gcn.Sfihjrjru^ verfplgpji feann.^ ,
Der obige Trockenrückstand ergab bei der Bestimmiing der Schwe-
felsäure 0,0607 BaO, SO» = *ll,4pC. SO», oder 12,67 pC. für
' • ' dais entnrässert^ 'Salz; '
C»<»H«*NO^ SO« + 4H0 enthält 11,43 pC- SO« und
CWH'^NOS SO» 12^74 pC.
O^lSS'^Orm. .s^w^felsamBS HyDsoyatnin ^en 0,0ä08 BaO, SO*
.. ^ 1|1,28 jpC. SQ8, ...
JBgo$cyaminoUarui , G^^'H^O^, HCl + 4H0. — Das
salzsaure Hyoscyamia kryslallisirt. keineswegs so leicht^ wie
404 H'&ehn t«. Beichärdt, übM^ Oemtmuhg
<lasr scbwefelsaiire Salz; es wurde bei dein Eintlrooknen
«dir Bis salsähnlidhe Hfts^e erhalten. -
0,246 arm. gaben 0,1048 AgQ = 10,54 pG. GL *
Die obige Formel mit 4 At. Wasser verlangt 10^52 pC.
Diese äbereinstimmenden Jlesultate geben fiir das IIyo-
scyamin die Por^iel C'^H^^If 0^^ die früheren Untersuchungen
Von H 0 e h n führten zu C^^H^^N^O^ , so dafs wahrspheiolich
noch ein anderer stiqkstoffreicherer Körper beigemengt war;
das damals, dargestellte Goldsalz des Hyoscyan^ins führte zu
der Formel C^«H««NO«, HCl, AuCl«, jedenfalls also völlig ver-
schieden von der zu gleicher Zeit erhaltenen Formel, des
noch unreinen Hyoscyamins. Bemerkt wurde in dieser Arbeit
schon oben, dafs das Goldsalz, bei mikrosoopischer Prüfung
leicht sichtbar, sich zersetzt und die strahligen Krystalle der
Hyoscinsäure bald auftreten.
* ■ « ,
Spaltung des Hyoscyamins*
Dieselbe wurde von Hoehn gleichfalls schon frühenkös-*
geführt und die dabei auftretende Säure einer Untersuchung
unterworfen; jedoch war die Menge sehr gering und war
damals zur Zersetzung starke Kalilauge verwendet worden»
welche sehr leicht weitergreifende Umsetzung hervonrofen
kann. i . •
Analog dem Verfahren' von Kraut bei Zerlegifng des
Atropins wurde jetzt Barytwasser gebraucht, welches sich
auch wegen der weit leichteren und vollständigen Beseitigung
jdes Baryte empfiehlt. Circa 0,9: Grm. HyospyainiH: wirden
mit gesättigtem Barytwasser mehrere, Stno^en g^kooht mnd
das übergehende DestUlat aufgefangen ; dasselbe roch wenig
narcotisch und reagirte schwach alkalisch. Bereib nach einer
Stunde witfr sämmtliches Hyoscyamln,. welches zuerst dlig auf
der Flüssigkeit schwtnun, vtsrschwimdeB. : '
. und Zuiam^eHteifUnff. deä, £^o$cjfmiiiiUk iOft
Der Baryt wurde nach dem BrludMl der Flüssigkeil
durch Einleiten vonEohlensäure entfernt und das Filtrat ver-
dunstet, wobei eine amorphe, wenig gelblich gefärbte Hasse
hinterblieb. Dieselbe wurde mit wenig Wasser und etwas
Salzsäure versetzt und mehnnals mit Aether aunjge^chütielt ;
nach Aella 'Verdiensten des AeÄers' hinterblieb eine stark
saure syrupdicke'J^ussigkeit von intensivem, der E|enzoe->
säure ähhlichem, jeaocti nicht völlig gleichem Ceruch. jSdhr
bald trat über ^chwefjelsäure Krystalli^atioQ ein» so dafs die
ganze Masse in langem zq> Bäsobeln gruppirten ^ stark glän->
senden Nadeln ei^sttorrte.' Die" Menge 'derselben betrug circa
P,5,G«9n^ : Dia Spaltung -sphl also K^öiOg.aMlog der des Atro-
pfns voT sich^ nm^d^neonen .iW'<Ue iPc Hyoscin tndl
»t
Eyoscinsäure.
Diese so eben der (jjeiwinni^i^^aa^h.beschrie^ejae Sl^re
war von Hoehn schon früher erhalten worden und ergab
damals einen Schmelzpunkt von 98 bis 100^ C, eine reinei^e
Probe lOOf bis 103^; die jetzt unmittelbar völlig rein gewon-
nene besafs einen Schmelzpunkt von 104 bis 105^ C. Vor-
sibUig erhitzt läfst sich'^die hyosdiiisiute lEum Theil uhzer-
Si^zlsttbiimiren^ wo6d' Sättn der; Yo^ei* Benzoesäure ähnAche
(Seruch auftritt, Welcher üc\i ^ch bei stärkerem Ethitzen
d^ Hyds^ämins^ zeigt i^^'Afo Dämpfe 'tfer Säure reizen zum
« I
'] ' \-i\'.
I « '
In Alkohol und Aether, ist (ii^ Hyöscipsäure leicht lös-
lieh, auch in heifseih Wasser, scheidet sich jedoch beim Er-
kalten gi^ofsentheils wieder aus,
L 0,1310 GbniL Säure im SaaerstoffstrpmrYef]»rannt. gaben 0,3125^
CO* und b,i()76 h6'= GÖ^OÖ pö'.'C und 6,44 pC. fi.
' • 'It-'^lÖ^O^GÄiii 'sW'äa1>efi''i]f,3Ö8Ö'^ und ö;0765 HO «
, Ö - 6.4 . 6,6 ^ H^«.. 6,03 .
U" 2o,o4.
Durch 'K^utralisatLoti m^ Baryt wurden nach dem Ein-
dunsten, der Losung .warzenähnliqha Buscbel kleiner spiefjsiger
Krystalte erhdten. Das vojjig^ neutrale Salz erffab ;
X 0,1850 6rm. bei 100^ getrocknetes B^uryts^k verloren beim £r<r
' iu >l:c <'1ütsieh MB*IÖ0^Wl60^(:f/t>;Ö06<) äO'=;=' 3,2b^ ' '
-.uiVk l>le>Qefltiifain:p9^''<ae» Biai^ liP«n^ Sälz ergab
,, ,ii.. ..in ,0|09ö^{C^noL.iPa9,#p»:=^(90,3^,J8aQ, „i i't> ...
.1 Die iPorm^ airO,iG^'^0^!+ &JIO verJangt' 30j4a pCl
BaO, ohd !^' At Wasser '«iKsprechen*i8,82^^.,-weIclie d^iii'^
nach durch das Erhitzen des Salzes bis 160^ C. äusgetriebeki
worden waren.
Die Formel der Säure würde demnach C^^H^^O^ ,oder
nrfch\leihBäryisalie C**&^^'^ H^ äeib; "\ ' ' ; '
" Kraut fand für die Atropasäure die Zusammensetzung
C^^0% isomer , der Zin^mtsäure ; der Schmelzpvnkt xle^.Atropa^
säure w^rde jiei iQ6,5^ CJ. bepbachtet. ..
welche nach Hlasiwetz erst bei 128 bis 130^ C. sphqüIiSl
und sodann wieder krystallinisch erstarrt. Die Phloretinsäure
ist, zweibasisch und beobachtete Hlasi.wets^^ zwei Barytsalze^
2 ¥aö', 'CJi^fl^Ö*^ 4 ^ H^ und BaO, C^srÖ^ =iap, HO', C%«ÖS
Weitere Untersuchungen der Hyoscinsäure werden über das
elMraig^ P.^ajpge 'Verhalten erst Aufschliifs ,geben^
Die Fhlpretinsäare Ipst sich weit leichter jn. W;a«ser: und
krystallisirt daraus in langen q)r&deii Sfiuldn (Hl'asiwetz);
die RyosdnllSflro >irerhi[U gich to^^
Atitipffsdttre;' •"■ • • ••'»•" ' •• ; 'V- ■ ■'■>■'' • •. i>' unr.-n . j
' Mit Ammonfflik nehitrftUsirt ^ krystaUisfrtitineiiiri Vendbnslenl
etile smer ' reagirtode Ü«Bse, Hil deii > Foiiindo dei^ refaieni
Hyoscinsanr<^ sehr ahnlhdi;''^ mederuih' diialo^ rfea Bedtmohk
tongefi Tön Krariil beS/der Ati^asaiirei' ' •.> uf i^ r .^ !
Essigsaures* Bliioxyd Ifäilt i Hyoseinsanrai ftrofafloildg^
weifSy ab Essigsäure lanfsam löslidi ; ./Salpelersaures SMber-
oxyd giebt einen weifseb Aockigeii IHedbrscblag.
''k >'. ff"
Hyosötn.'
Pas bei der EinwiflMiing. von iB^irytwa^ser aqf .HyQScy-
atnin Erhaltene DestHfol tetfgirle' schwach alkalisch; es wurde
mit wenig Salzsäure verdunstet , wobei eih geringer Ruck-
stand bliebe welcher in Alkohol ^ gelöst mit ^ Flätincblorid
Sparen von Platinsalmiak gab, dais alkoholische Filtrat aber
beim Verdunsten schöne grofse— Taf^ mA saulonfftrmlge
Krystalie eines Platindoppelsalzes ausi^objed. . Di^ Menge war
zu gerinjg und nur ein Beweis^ dafs mit den Dämpren ein
kleiner Theil iei gebildeten Bftse übergegangen war/'
Di^ Hyoscinsäure war aus dem mit. Sala^aure versetzten
Rückstand der Einwirkun|r des Baryts auf Hyoscyamin durch
Schütteln' mit' Aether eiitnommeh w6rldefli;^'nunme/ir' wurde
der iii Aetlier unlösliche Tfreil hi Wasser gefeslV die Salz-
säure durch Schuftein ihif^ frisch gejfällteth'sntjäröxyd''^^^^
fernt und das Filtrat' verdünstelfi ' 1)a' sf^h' nier^ei'nöcti^etwas'^
BiBi'yt absüfi1öd'(naeli)^ {früherer Angabe 'idui^h 'Söhliendäure
emfernt) \ '^Hitde der R^ckstand^ in Alkohol anfgenciiffmen
und durA nöobmaßf e Einwk^kon^ von^Köb}ensiGR*e derselbd^
VolliAMMigl iim\h ^lHic\t Bi)ldämpfe^'>ded' Filtratslirnt^rblieb^
eine slslrknärcoiiiicb riechende SUg^e flüssigltdt ¥on '«tartLer
iHi»^Iischer R^aefiob,: ütier^SDHwiKeliiyt^e ^ikrysiMllfliscb ^rsttt''^
rend : das Hyoscin. Die Mööge bötrtig'ciw« <J,S 'G^ift. '^^' *
.. r
fDft Hoekn u. Beiehardit über O^toinnung
HÜ Si&siakreiitiiilralifjri wurde efütlaichl Kerfliebliehefl;,;,
in feinen Nadeln krystallisirendes Salas .erhalten, nj^elehes beM
bu&dto Weiteren .-UntersttGÜung aofort .difrcb PlalinoUorid
in das Ddppelaah'l ubeffuhrt , wurde. Dai^. HyosoM^dati«-^.
ohiorifl ist aeÜKT leicht; lösltcii «/ Wasser y auob^ in^ Weingeist:
lösUch, fast onlöslich in.:absel]]ile.m.AHE€rhol, luld^kryslalU«*?
Ukrliiii schop awsgebii^deten rhombischen. iTAfeln«' . ^
' il.^' Oy'STOO GnBi diBS bei tlOO® 0. ipsirbckaBten Hjrösoinchkdds/
gaben 0,2ö40 Aj(5C},.=^; 26,0» pC.Chlijr.
n. 0,0936 6nn. Flatindoppelsalz bei 100^ C. getrocknet gaben
0,0306 Pt = 32,69 pC.
ni. 0,0688 Grm. desselben Salzes gaben 0,0221 Pt = 32,12 pC.
IV. ^ 0,3'4&ö €rnn. gaben bei der Vetbi^ennting mit diroÜisBCorem
'.. :. »loieixyd; !0,304e .CO* und O^^äßOt HO =?= 2^,76 pa.C.fmiL:
4,7 pC. H.
Ai]9 der gefundf ne^ Menge ipiatip berechnet sich der Stickstoff zu
4,6i pC. nnd 4,69 pC, das Chlor zu 36,06 und 84,81 pC.
gefanden
II.
Pt &2,59 3Sf,12 -i- Pt '82,3»
. .C; :'— ' :; -^> 23,75 . .C". .23,60 .
^ / :~ .; — . ^/70 .. H" . 4>69
N ^.(f»61 4,59) . — N 4,58
CV ^(3^05 34,81)'"-- Cl» ' 84,90.
.'s.». * f- '
Demnach wäre rdie , Formel des Hyoscinplatinchlorids^
== C^^fli^N, HCl,^ JPICIS /ii'ejenig^ .des Hyoscins = C^^hisjjjJ^
DajS, Hyoscinqhl(y:ii, gemafs die^eq Formeln =;= C^^H^NÖ,
verengt 26^2 pdpi,g^^^^^
Geieittore . ' Er QiitteliuigdQ der v Ijiigfinthämlichkeiten ; Aeß ;
Hyoswis lAitosen für spater und für mehr Mf ^ia) yioprbeK)
hialten hleibieii. Er^Srmt- man.üypscmpU^in^WarylrHiit conr<r
^Atitirter Kalir iQcier NatronlA0gei,i so Ir^teii.sebr be4?ttK4n^
alkidmh- DeQgineiide: Pimpfe aitf. ^ Diei Abw^fi^nbfiil : ißß^
Simerstofs. 'in dctio Sp«liuiigsprodu0|e dfi^p^M.iieK^fld^n ßiu^mn
tigen .decAilUrbaren Albulolden bifV : . . . : r .
I..I fii.^^ .1. 1^ .^^hi 1 ., ^u- ,. .berechnet
> und ZumxmnienstÜMmff des Sykai^mmi. < iSH
- ( W. Lo«SBn'be0baolllele^dib^Igall«^g|leudlQ Spallnof JAi
.^tropinsMüUt Stlaiiwe irio. mit Bai)t,'jiihdi dfe.'freMUii^
Zerlegimgr.dte floMaalaa8'>viiiii'HyoacyaniilDf: wm Awtoki aebr
datttlkh dia' HabaFateetrisliKchfin b^stattäi ,der. Hyoatriaaaiin»
-be6b«^tetiii#wM^,i Übt äiif «iaicjitaVariiaHeti aphlielüeft^ '
.'Die Zetiej^mig 'dea-H^aacyamlBa: ist .niäh ldaar;baspBOfllMr
llen Pradaefeü folf eHide r; : -^ ;/: ,. . '
. . , , ,C">«-|JO«.-
0,9 Grm. Hyoscyamin niOrsten.nach Rechnung 0^560 Grm.
Hyoscinsäure und 0,34 Grm. Hyospin liefern; erhalten ^.ur-
den circa 0,5 Grm. Saqre und 0,3 Grm. Base. Bei der
ersten Spaltung des Alkaloides durch Hoehn erhielt Derselbe
aus 0,4 Grm. 0,240 Grm. Säure; die.Berechnupg erfordert
0,249 Grm. ,
J.e>n.a, im November 1870. ...
■ » • < • ... . t . '. . ...•••.., 1' .>
• • • . 5 » * ' ... I- •• * . . , ' «II...:. .'-•»»..
/ » s >
n.: . *7 ; • . "^■•
Ueber die Emwirkung ' de^^Pbeöols auf'
Äiümoniak;
• ♦ " " .•• % f i i >
1 1 t
' . : -a ■ ' ■■ * , • 'T* — fr-"-: •• '> ', ./i,',!iiO.
uMan lehrt Jbk AUg^nieiaen , dafs 4a8i MunmaniakaK^eto
nlODol^aidr! b^i iioher 'l^.amperatm m Aiftitiii^uaiwalidele..;..
}9f mir p^iaige Zweifel an der Richtigkeit .4i^afirjReac-
tion aufg^t^fispa ^j^W , habe kbigeaph^p?^?ft(fS,PJiQnpl;iiMl
*) Balletm de la soci^t^ chimique de Paris, n. 8., XIII, 314.
QßlO B e r^th^v t^ EimDiriunjgr.\d48' Phe9toh^^)3Luf Ammaniah
^J^fßonüäqpiSijgesiAigt'.n^ m einlein. rziige-
^i^dUbdsttienf) Rohre, fi4 Stutiden. hindiurclic m( «260$!. erhütm.
'i)«r lohatt dh» Roiirefif/iiOflk idam dirit jrelidiniittir ^ichwefet-
'siliM.gesoliüttett, ditr traaierigä Tlidil)JdeeailiJri,. filUirt^ slir
Bw^i&^ishg detf.Utaten Stiiivbii llkendtimft iAelher ^(«Mii«l-
Heit^ 'd^eadtirl'>urid); aberraala £|t»vt.. — . Zu-ü^t iHfü^hrigen
Flüssigkeit, welche das Anilin enthidleii iBulsle^i.lMibeiicih
einen Uebets^hiofe von Kair gesetzt und .rfe dann wiederam
mit Aether geschüttelt.' Ddr letztere ^gab bei Behandlung
mit einer wässerigen Lösung- von Chlorkalk eine schwache
vio}eUe,Färbung, -7- Ich habe übrigens mich davon über-
zeugt, dafs^das ursprünglicbe ammohfakaUsche Fben^^ der-
selben ^Üeibe yon Beliandiungen unterworfen, keine Reaction
a^f Anilin g£Jt)J Xber. man brauchte nur ein oder zwei Tau-
sendtbeile Anilin zuzusetzeh, uni aii dem Ende der Behandt-
lung eine dunkelere Färbung zu erhalten,' als die, welcbe
-das auf 280^ erhitzt gewesene ammoniakalische Phenol ersBb.
Ich habe den Versuch wiederholt' und nun auf 360^ er-
hitzt; die schliefslich erhaltene Färbung war kaum deutlicher
als bei dem vorhergeheaden'Yersuch«
Das Phenol ergab auch keine Spur Anilin , als es mit
<;hlQviYa9S&ri[^^>||s^irQm oder mit jojd.i^a^erstoflTs^ureni Ai^mo-
niak gemischt währei^d mehrerer Stunden auf 360^ erhitzt
wurde.
Es geht aus »'oieSen Beobachtung^ hervor, dafs das
ammoniakalische Phenol sich weder bei 280 noch bei 360^
:2ta Anilfnri«iirwandck; aber es liefert tkie kau» beatiAmbare
Han|f0^4ieerir>'B«Be^^^sii^ es.« in: Folgte leinet Yenliireiiiigiiitg,
sei es auf Gruhtf einer secundären ReaictlDn.
^'•'^Vftfgekkhrt liererte das Anilin 'beT Sastündigenl Erhitzen
'^t iö'fhdlteh 1(fasker»uf8t0<> keine -Spbr PhenoL -' *
• t' ^ > -.i
W.öhler, -Appami »tr .y^^eHmum^, %\l
y>U\,\i v.f)
^16 EliiHchtäng' dieses Apparates, ''veritiHtelit 'deirsen imi
den- Anßng'erh 'dii ßil3uh(f deii Wasse»"bä der Verbreii-
irmig Ton* WUs^trstoffgiit' s^hr'tinEiibiinlli^li zefffed'l&ßf^ %'e-
iarf nlit' Wehiger Worte' irtr EritlSrung-l:'' ■ ''■ ■'"
a ist ein Gasbehäller, am Besten TOii Glas,' ' ' ' "'"'' '
'' b (^ CblorcalcinnR'Dbr, ^ '" ' '"' ' '
' ' cbin trichtlr Von Eflas Ton 6' bis- S'Cehtimeler Htln-
ÄÄrig, angeschiriolJieri äh' ■'■ "^ ■■■ - "'" '■ ' " ""
' d ein R<)hr von'lAigtef9bir i Centimetärburchtfie^br tJnJl
'/i bis 1 Metef tihige, liiinööna' in'''' ^' '''' ■ '"^'
ebeitimmt zur Aufnahike des gebüdäte'ti Wasseb/ - '
f ein Aspirator, der auch zweckmSrsig aus eioem
Schwefelsaore-Ballon mit. «inßm mit Quetscbhahn ver-
sehenen Heberrohr bestehen kann.
Stall der kleinen Vorlage e kann man auch ein kurses
Bohr mit doppelt durchbohrtem Kork anwenden, sowie auch
IIB WJShlerf Apparat zur WasserhUdtmy.
der Trichter, stirtt undas Bobr d a^igelötbet z« sein, ver-
mittelst eines Korks in dasselbe befestigt werden kann. —
In der Abbildung sind alle Röhrenleitnngen , des Raumes
wegen, verkürzt dargestellt.
Pie Wasserstoffflamme unter dem Trichter, die man aus
einer weiten Mündung brennen Ififst, vergrofsert man nur
altmdlig, um das Springen desselben zu verhüten. Die Con-
deasatioa des Walsers ist durch das Ausfliefsen des Aspira-
tors leicht so zu regulireh, daU, nicht Waii^erdii^mpf bis in
diesen gelangt. \ ■■')
Von 20 Liter Wftsserstoffgas bekommt man in ungefähr
Vs Stunde 15 bis 16 Gramm Wi^ser, ohne, dafs man etwas
Anderes zu thun hat, als den Gasbehälter nachfüllen zu
lassen. ^ »
Der Apparat ist auch noch zu manchen anderen Yeiv«
anschaulichungen anwendbar, z. B. um die gleichzeitige Bitdunf
von Wasser und von Kohlensäure bei der Verbrennung voiii
j^eiichtga^s f od^ eiQ^I* ,Stearin|b^rae zu ^sßigen. M^n schaltet
dann zwischen « ,:und.f eine Ji'l^sche voll j^kji^asser e^, ijn»
welches das AMeHuf|gsrp)ir. yofi e bjs »ul d^n B|t|dc(n Jai^^hi^
und läfst unter detm, Trjychter .eijne Ga/^amme -od^ri ein^^
Stearinkerze br^npen^^^ j, ;, . . : ; , i . ::
Eben so einfach lafst sich ddmit dip Vprl^jr^n/Q^ng von
Kohlenpxydgas zu, Kphlen&äi^e. .i^igjei^i^ :^t^t deSj I^olj^rs e
wird dann eine grofse Flascbf^ VQU.Kfflkvy;asser ei^esetzt;
^n(j| $tatt,dßs Chloi;pa)qiui|[fro;h^s Jf^B^^ eipe zwei^ Flfsche
voll Kalkwasser ein$et^t^n,.^fim ^qj^ig^n, dafs das Kohlen-
oxydgas fteirvop KQhl(^n?aure ;st, . , , JF.
'. t i. I •' »•
... :j n .
■ ' ' ' ■ ' 1 * ' ■ . ■ 1 »■•
118
ümwaDdlimg des Chlorals zu Aldehyd, dutch
umgekehrtiB Substitution;
* • ' > *
. von J, Perso/me*)* . »
' ' ". ' . \ ' .»•
Die UmwimdlBfig der GUorea^ifsättreti zu {[eWobnlicker
EssigMliirey welbhe Meisen 8 Erhalten hat, indem er nittelsl
Ketrifunatnelgara Wassü^ftoff an die Siell(9' des Chlora dieser
YiarbindiiQ^en einfqhrie, Uefs .miclt denken , dafs es mdglici
sein werde; ein ahnliches Resultat mit dem Chlorai CJBCUO^
%u erfal^heB «nd dasselbe in di(^ser Weiiie 2a Alddhyd CiHA
lUnzuwtiEidelli , ton welcher tjlpischen Verbindung sieh <lie
eratera ab&uMt^t spkMttt. .
Diese Umwandlung kann nkshl in .einer alkalisehenf Flös^
sig^eil. vor sieb gehen;. es.lst;nändiob l]iekAnnt,.wie«netfgisch
die Alkalien das wässerige Chlorai .zu. Chferdorm. und Ameir
aenaaure on^wanddn. Aber sie geht mtl.grefster Leicktigkeil
bei Anwendung von Zink in einer sauren Fiäteigkek vor sich.
Man braucht. nur ^waii ZinkspineSn eine, imttelst Sckwefel«*'
aiure oder Sabaaure aiigeaiuerte Lösung von Chioralhydral^
bringen, um bald den Geruch des Aldehyds wahrzuitehmen«
Operirt man in einer Retorte» welche mit einer mittelst Bis
gul abgeiiühlten. Vorlage versehen ist, und beachtet man, die
Säure nur in sehr kleinen Mengen nach und nach zuzusetzen,
wahrend der Bauch der Retorte gegen 50^ erwärmt ist, so
lafat sich eine hinlänglich grorse Menge Aldehyd heryor-
bringen, dafs man es rectificiren und so viel Aldehyd*^Amr
moniak darstellen kann, um alle Eigenschaften , welche be^
zuglich der Malur desselben keinen Zweifel lassen^ nach-
weisen zu können«; Aufaer dem. Aldehyd > entsteht unter
diesen' Dnistinden eim i^etcficbtUehe Menge der mit dem
Annal. d. Ghem. u. Pb«rm. GL VII. Bd. 1. H«ft. 8
Sit Peraonne, Umwandlung des Chlorab
/ilieh^^ polyjrf^ren Verbindungen , und namcintlii&lp FaritMet-
hyd, welches auf der destiUirten Flfissigkeit al3 ölige Schichte
aufschwimmt.
Dieser Versuch zeiget, dafi^ das GhKral C4HCISO8 aller*-
dings von dem Aldehyd C4H4O2 iierivirt, welches es durch
vmigekehrte Substitution regeneHrt, ebea 90 wie das niit dem
Chlond 'isomere DichloraciolyleUorur CiHClgC^Cl von iler
Essigsaure derivirt^ weil das letet^re, w«nn in Wasser mit
NatDomamalgam behandelt^ sich: 20 Bsaigsiüre CSfig VLWh-
s^andeilt. ' . .. 1:« .••.:.
' leih haboi Aufserdem« die Verbindung des AmmentakS' mit
idem wiBserfreien CMlorat^C^HCl^a, NHg, oder das dreifadn-
gechlorte Aldehyd- Ammoniak dargestetlt^- welche VerbinAmf
dem Ald^hyd-rAmnuHiiak^ C4H4O2, NH3, giiiks T^gleiehbar ist.
. ' Diese^Verbindimg >wird in der« Art erballen, daft man
gmt^ langsam < Iroekeitea Ammonlakg«» in ' ein Gefifs^ • 4reten
ttfsi, welches eine ^iH* klein« Meiige gtttMBibgeköhlle* was^
«erfreies Cbloral etthilt. Sie ist ein weifser, schmelzbarer
und fläebtiger Körper^ ijhr.G^r«^ ist idem ^iea AMehryd**
Amonofriaks tergleiehbarf bei Beiiandlonf mit xonoentrirter
^Schwefelsäure giebt sie wieder wasserfreies GMor-al unter
BNdung'Wn schwefelsaurem Ammioniak; «ndlioh wkd f4e
durch Wasl»er zU GUor^rm und ameisensamrem AmiiioniiilL
rsersetst«- ■■■■••'. ' • ■ • ■ . . .'
Wenn man bcSiufs der DariteHung dieser Verbindung
mit Mengen TonChknral operirt, welphe mehr als 2 bis 8 Grm.
-lielragen , und das AivMiomakgas nicht seiur lauf sam suge^
leitet wird, Ke erhittt sich die Masse, wen man au A sehr
gut abkafcit, und denn erhalt man immer avbisr dmn IIa«pt<-
product (dem dreiftieh^^geeMorten Aldehyd «*Aminoiuak) eine
<aiemHek gt&ts^ Heiige' einer synlpat tigen PttlsigUeit. Die
Untersuchung der letzteren hat mich ersehen lassen, dafs sie
aus Chloroform CgHCls, welches dureb^Destilhlkinabgeschie-
letzteren jMi(«ttKelfll wASMvfriier tPhosphdfistai«' €f mfArasaer-»!
&toff8tar0:ierMlieoJhiito. : Dm Aofmoitfdi kpM lioh.soidt bei
dar fijimiriiimgf Mf;WttifiefffifeiM CMstfab je mob den iiiw
4tiliiden .dis^ol!«ilvdeinieyu»i irereinigen ^ od^ 41» %8ttdBj|
defffelkeii gemifs dl^r J6biehtm|[^ ^ m: ük: / t f> ^ J /
Yeranlassen. . ..,..• ,.:, •.♦;;j|im.jc .. ...
' ObgW'oh 4ito* BOdBig deal^CUiral» idarokmdief^ecte
EiAWurkmig'.des. GbkiMt auf ^a :Aldeliy4'4iocli'n{fc]ifr>l«edl8M
werdei ftoMite^ «dmiieii inir idi^ok die jiin/yoi^tehendefe ünt^
gelegt^) Tbttiiadteo y ' jniflkiinnieB miL . difcr > VeneiH' i Iwkafinleil
y^rbindohgi'idea. Gbiorali mit*- dam« Imleifaeb-rBihwefliftfiureii
Nalroa ,>. aidilrden geriiitstaaii Z^^eifel^ ateht/ ilhe^ >di6'>^afcfb
Gonalitatioii Jea idrataveli Kdtpeaa.aiitlaisbii.': dafimab liaiM
Uah idaa. Cblorali ateidreifildh-^geaMöritaiiAddebyiibatraokten
aiafaj : '^ .'^ ; - :M'.»V '"5 ;»i" \ :'<-tV.'/. ;iiii f';:.i J f !:. 'mI
üeber einige neue bromnaltige .Derivate
, T' .des Cumarms; . ,
von W. H. Perkin*y
Im Verfolge meiner Bestrebungen^ eine kjarere Einsicht
in die Constil^ot}oi> . des. Canifirin^. ^u erj|^aj[tcifi ^ ^^|)9 . ffh in
der leizten Zeit die Einwirkunir des Broms au( diese Subn
< i". . • • ' 1 •:• " j-r, I i. .^ 4 . Tfi , .;r M j 'Ulli : ; *
Stanz untersucht, und we,nn, Quch die yon mir , erianglen
Resultate xu^ch nicht viel neues Lieht. i^^S diti^en Gegenstand
^ • jMutaab dP'the Qkemioal -iooietfjr* {»}:^3]ä) 068.
1
j
116 PerkiUf Uief* einige neue
werfeifi^'baite iöb cto «beb ffif iemgemeisea, die -VD^rliegendö
korze Mttthirilvngf -ober meiire Versucher jrä liMr^h^fi.
i^ Brom : TereWft mb mit Cutnarm rteeh, ofan^ dtfils Bröm^
wasierstöffsfiure in erheblicher Menge 'entwickeh ^drde; die
üaiur cfeS'f^odilctes ist jedoeh eine ^wechselnd^' je nach der
Art, wie der Versuch ausg^efdiirt wird. Ich liabenocb niehl
alte Producte dieser Einwirkung^ untersucht^ aber' die folgen-
den Resultate erhalten.
'i' i SeitA'hmin Mwa . 14^ Tbeile gepulvertes Cuiharin zu
i6Theilelii£nonl, nacli: Torgtngtgeiii- Zusaä von ScbwefelkelH
ienstolF«feu beiden Körpern, dohfnteriäbtdte«tesultirende Losung
bei:'freiwilligem Verdxinstmi einen- kry^talUvisehto Rückstand;
Diei^kr iRäekstand Icarni von: seeundarenProduoten* Ji
der Art'befeeitj werden, daß > raail ihn erst mit vetvaas« kakem
Alkohol wasdit und ihn dann ans deatäeben Lösungsmittel
unikpfstallisSi^' Diese lefstere Operation- ist* sio rasdh 'als
möglich und mit Anwendung von nur geringer Erwärmung
auszuführen.
Die Analysen von Präparaten^ welche in dieser Weise
dargestellt und im leeren Räume getrocknet waren, ergaben
Zahlen, welcl^e zu .der Formel .C9H60iBr2 stimmen : . .
^ •^^^^i
berechnet
gefunden
c.
108 " S5,29
' ' 35,23 35,79
u.
6 . 1,96 ^
: ,r .2,16 2,14
0,
32* 10,46 *
•
Br,
160 52,29
52,35
• ^ ' •' 306 100,00.'
' Dieser Körper wird also durch dir ecte Vereinigung von
Brom und Cumarin gebildet. Ich Schlage vor, ihn als
Cumarin- Dibromta zu bezeichnen.
Das Cumarin • Dibromid schmilzt bei etwa 100^ C. unter
theilweiser Zersetzung, und giebt bei weiterem Erhitzen
Bromdampf aus. . Es ist leicht löslicb in Alkohol und krystal-
bromhaliiff€ \Derivat€ dea Cumarins. iff
MSidiefter Löiittff m4iirchriob%QR«dhitfeli PHsmon». >ISei
dem Kochen mit Alkohol zersetel ea sith rMch; J>%B9^b^ifHt
em,' wenn die alkoheli^che LöMngr dem Licht eusgesetzt
wird, wobei Abs Bcom auf das LäsungsmiUel einrauwirken
ackekit aiiil GamariAinLöffling^^ bleibt i Es i§t? flueh jnAelbeP
mid in SchwereifcioUenslDff löslick. ;■ . /
: Wird eki'iGemisehei YOd Brdm'4tad:CumariR in dein(Verr4
hiitniase. von S Theilen des erstdrea auf 1 Theil «Ids leU?^
leren { ntdi vorgängiger MisehAng' .^l)eider .Substanzen mH
Schwefelkohlenstoff, in einem aageschiticdfcenen Rohre währ
rend einj^er Stünden auf etwa 140^^ C. erhitzt, so verschwin-
det der gröfsere Theil ^es Broiüt^ aber nicht die ganze
Menge, da die Flüssigkeit noch eine orangegelbe Färbung
zeigt. Bei dem Erkalten krystallisirt das resultirende Pro-
dact, und gewöhnlich bilden sich zwei Arten von Kryslailen ;
bei dem Oeffnen des Rohres entweichen grofse Mengen
Bromwasserstöffsiure: ' '^ •
Det Inhalt des KoWes^iöste sieh, Aabhdeni der SV^hwefef»
kohienstoff Verdunstdü gelassen War', in siedendem -Alkohol^
und die Losung isblii^ bei däkü ErkMien' -K<rys(a)te^ au9.
Diese ergaben nach Üfei-^ oderviermatrgem UmkrystnItii^ircM
aus Alkohol und. aiaoh dem Trocknen: bei 100^ C> bei der
Analyse Zahlen, welche der Formel CoHiBi^Oi ea&prechen' s
•
^bei;eohiiet . ' . >■
; . :>gefgndeiL
'1.; /
cT
lOS. • 3(^3
- -SM» 35,41
35)7,8
H*
* 1.81 „ ,
■n- MS: .Mi
. 1,50
Br,
169,, , ,52.63 ...,
— . 62,97,
' >.."""!
0,
32 10,63
1 » fc •
•
« . •
304 100,00.
• • ' * • : , . . ■ • ,.'._.. . . . ^ . i . . ' . f
Diese Substanz ist also Cumarin, in welchem 2 At. Was-
serstoff durch Brom ersetzt sind, und kann als Dibromo^
Cumarin bezeichnet werden. — Diese Verbinduog schmilzt
bei. 174^0; lUod destilliri fast. ohne Verdaderimg« Sie lost
lid ' Perkin^ über eihig^'neuA
^Y
iS(ieb lelobt in-sieflendewAlkobol^ «M :1sry8tBUlsMtittte.4kMiil
L6Burr^s«rilläI in kldneii Nadeln^ </,.::
Die Flu»'sigkeJtT''*aiui weleb^' däsrSibroniöcaiMffia i^iMi*^
krystaliirirt ist; cinthaU'niiehr oder wenigst win eiaiarzwdteD
Snbisttfniii^ iWiglche dircb Vei^dunstenbasea einest Theilfis doa
Alkohols und Umkrystallisireh deis iki n^ied^boUefo^rystai«)
Knatfonen' sich «Dssihei«(endeii^ OProdmMe&r^lhailen i^^rden
kann. I>ie^b Subistäni wird niobl >leicbf i in i etwas /gtofaea^eif
NengeerhaUei). Keiner Anaiyäe lergab ai» ZaUt»^ welche
zu dtsr Fdrinel C^H^BrO^Mslininien i't .v. , ' * j. -of*.»., -
'^- • yC^ '/ 1Ä8 . . 'j: 48^...-' . '; ;: 40,2#; ... =^1,74-. ;. ^ :j
Ol 32 . 14,22 _
.. , . .j . 225, . 100^00. , , . ,. ,,
Es ist dieses Product also Cumarin^ ja ^Qlc))ft[;n.i:<A^
WasÄerst^flt dur^fc ft-iCHn^^^nseMj^ ipt^,^« ßromi^mn^fm- —
jLeUter^s -sdhmim; b^ HQ? Q. , ;B3. i^t.,<Jeifi|t^ lQ«lich ii|
WeJngwMte/das Ril^rapiofiiimariu,« (^^j.kryslaUisirl; in. 4««^)^
(iichtig^ii Prismen, w^^q o/t-,&ebparg/9krü(iimt siad. *[
"'■' Mit Kalibydrat erhitat'lMi siohiso#»U dasfirmnotiimafiii
iili» dlaa> l}ibrom6buiiiafrifi untorBHdhnf efiner giften höäun^^
und wenn^män kurze^Zeit kocht, werden krystaflirasche Pro-
ducte erbalten. Diese 'beistehen aus den Kaliumsalzen neuer
Säuren, welche vielldcht gebromte 'Ciiroarsaufen sind. Ich
bin mit der Untersuchung derselben beschäftigt.
Es verdient wohl bemerkt zu werden, dafs das Cumarin-
Dibromid dieselbe Zusammensetzuncf besitzt wie das Helilot-
saure- Anhydrid; in welchem 2 At. Wasserstoff durch Brom
ersetzt smd :
. ' ^ Cömariii'-Dibrimiid ; ' ^ Anh^^rid «Cor. Dibrohi^eIiU»ti»iurfe. > '.
, bromkcdtig^ Dertuiüe des, Gumnr%n$. ii9
DochgiMlbe ioh :iiicbt/ \ifd$ mtn. diefiß ^beidan Korper
Mentisefa befinden Wif4# .
».--.■ »::
> . I
Vorlätifi'ge Mlttheilungön ;
r t . .
von Eduard Linnemann.
Die Mittheilungen des Herrn W. Sorokin ^Qber das
Verhalten einiger Haloidverbindungen des Aelhylens und
Fropytens gegen JediVai^sei^^toff^ veranlassen mich j aus der
nun bald bis zu einem weiteren Abs'dbtässe gelangten Fort-^
Setzung der „UntersIvcMng Ha&t den Aufbfau der Fettalkohole
aus ihren Anfangsgliedern^ nachfolgende Resultate im Abs-
zöge als weitere vorlaufige Mittheilungen bekannt zu geben :
1) Aus ameisensaurem Kalk wurde bei trockener Destil-
lation Hethylaldehyd , aus diesem Methylalkohol; Jodmethyl
und benzoesaurer Methyläther erhalten.
2) Das Isobutyljodür geht beim Behandeln mit Chlorjod
direct in die Chlorverbindung des Trimethylcarbinob über.
3) Das einfach- gebromte normale Brompropyl ist iden-
tisch mit Propylenbromid.
4) Propylenbromid , Methylchloracetol und Monochlor-
propylen setzen sich mit Wasser in Haloidsäuren und Ace-
ton um.
5) Fropylenbromid wird von Jodwasserstoff in Isopro-
pyljodur, Methylchloracetol aber einfach in Aceton umge-
wandelt.
6) Fropylenbromid wird von Wasserstoff in saurer und
alkalischer Lösung in Fropylen verwandelt, Methylchloracetol
weder in dem einen , noch in dem anderen Falle verändert
7) HonobrompropyletibitHtiid wird von Wasserstoff in
saurer Lösung in Honobrompropylen verwandalt, das isomere
Tribromallyl aber in Propylen und von Jodwasserstoff in Iso-
propyljodur übergeführt.
8) Das einfach -gcbromte Isobutylbromur ist identisch
mit der Bromverbindung des Butylqns aps bobntylalkohol.
9) Entsprechende Versuche mit Propylenchlorid , Mono-
chlorpropylen, ein fach- gebromten normalem Butylbromür und
Butylenbromid aus normalem Butylalkohol sind noch nicht
ganzlich beendet oder werden noch unlerhommeh.
10) Die Isobutter^äurQ ist in Isohutylaldehyd und Iso*
butylalkohol übergeführt worden. , .
.Lemberg, den 1. December 1870^
;>
Aaqge^ben cm .'14.- Jaiiiu^r 1)8,71.
» /
I •.■
ANNALEN
DER
CHEMIE UND PHAEMACIE
CLVn. Bandes zweiteg Heft.
Untersuchungen über substituirte Phenole.
Aus dem Privatlaboratorium von Theodor Petersen in Frankfurt a. M.
1. üeber CMorphenolsulfosäuren ;
von Theodor Petersta und M. Baehr-Predaru
Seildem Kekule g^ezeigt hat, dafs durch Einwirkung
von Schwefelsäure auf Phenol mit Leichtigkeit mehrere iso-
mere Snifosäuren erhalten werden, wonach, wie es die
Theorie ja auch voraussetzt, die Reaction in diesem Falle
nicht wie bei der Bildung der Aethylschwefelsäure verlauft,
erschien es namentlich von Interesse, substituirte Phenole in
derselben Richtung zu untersuchen, worüber bis jetzt nicht
allzuviel bekannt ist
Wir wählten zu dem Ende das einfach-gechlorte Phenol,
und zwar dasjenigCi welches Dubois zuerst darstellte. Das
Hauptproduct der Einwirkung Von einem Aequivalent Schwer
feisäure auf dieses ist die Orthochlorphenolsulfosäure (1, 2, 3);
daneben wurde eine isomere Säure (1^ 2, 4) beobachtet.
Auch mit der Nitrirung dieser Sulfosäuren haben wir uiis im
Verlaufe unserer Arbeiten beschäftigt.
Annal. d. Chemie* n. Pharm. CLVII. Bd. 3. Heft. ' 9
122 Petersen t*. Baehr-Predariy über
ChlorphenoL
Dubois hat zuerst das einfach-gechlorte Phenol darge-
stellt. Er bediente sich dabei Anfangs des Sulfarylchlorids *)
SO2CI2, dessen Einwirkung auf organische Verbindungen er
zur Zeit studirte. Die Einwirkung des Sulfurylchlorids auf
Phenol findet bei gewöhnlicher Temperatur nach der Glei-
chung :
C«HeO + SOjCIj = CeHgClO + HCl + SO,
Statt. Das Hauptproduct dieser Umsetzung ist ein weifser
krystallinischer Körper von durchdringendem Geruch, der bei
218^ siedet, bei 41^ schmilzt, in Alkohol, Aether, Benzol,
in wässerigen, sowie caustischen^ nicht aber in kohlensauren
Alkalien löslich ist. Später stellte Dubois dasselbe Mono-
Chlorphenol durch directe Einwirkung von Chlor auf kalt
gehaltenes Phenol dar ^*). Beim Nitriren liefert es leicht
Honochlordinitrophenol von 81^ Schmelzpunkt.
Schmitt und Cook***) erhielten ebendasselbe Mono-
chlorphenol aus dem der trockenen Destillation unterworfenen
Platindoppelsalz des salzsauren Orthodiazophenols, aus ami-
dirtem Orthonitrophenol bereitet; '
CßH^O^ II HCl = CeHjClO + Nj. -^
Da nun femer Amidophenol aus Orthonitrophenol, nach
Körner f), mit Kaliumdichromat und Schwefelsäure Hydro-
chinon liefert, so ist der Dubois 'sehe Körper Orthömono-
chlorphenol.
Ein zweites Monochlorphenol, wahrscheinlich Hetachlor-
phenol , von eigenthümlich aromatischem Geruch, gewannen
*) Zeitschrift für Chemie, 1866, 705.
**) Zeitschrift für Chemie, 1867, 205.
***) Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft I, 67.
t) Bull, de TAcad. royale de Belgique XXIY, 166. -
CUcrphenohulfoBäuren» 123
Schmitt und Cook aus dem zweiten Diasophenol, welcbee
«US flüchtigem Nitrophenol dargestellt worden, als dicke ölige^
übrigens noch nicht näher untersuchte Flufwigkeit von 175
l»i8 180^ Siedetemperatur*
Zur Darstelluqg. unseres Cblorphenojs bedienten wir uns
reiner , tschön krystallisirter ^ {arbloser Carbolsäure. Nach
vielen kleineren Versuchen erhielten wir bei Einwirkung von
gewaschenem trockenem Chlor auf Phenol, welches constant
auf der Itemperatnr von 0^ gehalten wurde, die reichste Aus<-
heute an Monochlorphenpl, während bei stattgefuodener Ein«
Wirkung unter höheren Temperaturen betrachtliche. Menge«
höher gechlorter Producte auftraten. Wir nahmen 3 Pfund
Phenol in Arbeit, welches mit ein wenig dcstillirtem Wasser
versetzt war, soviel als es aufnahm; es wurde dadurch das
sonst bald erfolgende Erstarren zu einer festen Erystallmasse
verhindert. Kolben sammt Inhalt waren vor Beginn der Ope-
ration tarirt , so dafs nach wiederholtem Unterbrechen des
Chloreinleitens und Abrauchenlassen der freien Salzsäure
annähernd die Gewichtszunahme an eingeführtem Chlor be-
stimmt werden konnte. Man wusch, das erhaltene dunkel-
rothe Liquidum mit Wasser und wenig verdünnter Kalilauge
zur Entfernung der anhangenden Salzsäure, entwässerte mit
Chlorcalcium, destiUirte über, stellte noch über entwässerten
Kupfervitriol und filtrirte durch Schiefsbaumwolle. Bei der
fractionirlen Destillation dieses gechlorten Products ging zu
Anfang bei 180 bis 190^ weniges Phenol, darauf bei 210 bis
2200 der gröfsere Tbeil über. Producte über 220^ traten in
verhältnifsmäfsig geringen Mengen auf und wurden gleich
von vornherein gesondert. Eine Reihe kleiner Quantitäten
Zwischenproducte liefsen sich bei dem oftmaligen Fractio-
niren derart scheiden, dafs zuletzt das Ganze wesentlich in
zwei Theile, einen kleineren von 180 bis 200^ Siedetempe-
\ 9»
124 Petersen u. Baehr-Fred^tri, über
vMt^ und die Haopimeiige» bei 210 bisf .220^ siedend, ge-*
spalten tr^ar.
Letzterer Theil vom annähernden Sieidepunkt des Mono-
chlorphenols zeigte bei Zusatz von frisch entwässertem
Knpfervitriol immer noch Spuren anhangenden Wassers, wa&
bendthigte, nochmals zu entw^sern. Nach erfolgter Filtration
ging nun bei der Destillation fast die ganze Flüssigkeit was-
serhell bei constantem Siedepunkte von "215 bis 220^ über.
Das nochmals rectificirte Product von 216 bis 220^ Siede-
punkt, dicköligem, stark lichtbrechendem Ansehen und wider-
Ifchem Gerüche, ergab bei der Chlorbeslimmung beinahe den
Chlorgehalt des Monochlorphenols.
Auch das von Seifart*) aus schwefelsaurem Ortho-
amidodichlorphenol mittelst Kaliumnitrit abgeschiedene Dichlor-
phenol siedet nach dessen Angabe bei 218 bis 220^ bei 65^
Schmelzpunkt. Fischer's**) Dichlorphenol aus chlorirtem
Phenol siedete bei 209 bis 210<' und schmolz bei 43^ Das
von Cahours***) durch Destillation eines Gemenges von
Dichlorsalicylsaure , Kalk und Sand erhaltene Dichlorphenol
war ein Oel.
Beim Stehen im wohlverschlossenen Kolben erstarrte
wiederholt anscheinend Alles bei etwa Of^, wurde aber schon
bei 8^ wieder flüssig. Es. gelang indessen, bei der herr-
sehenden niedrigen Wintertemperatur, einen kleinen flüssigen
Theil abtropfen zu lassen, der dann nicht wieder erstarrte.
So war es möglich die trockensten Krystalle beinahe auf
den von Dubois angegebenen Schmelzpunkt von 41^ zu
bringen. Dieses feste Monochlorphenol CßHöClO krystallisirl
. *) Piese Annalen SQpi^.-Bd. VII, 20B.
**) Daselhst Snppl.-Bd. VII, 181*
♦**) Diese Anpaleu LH, 342.
Cldorphenolstäfosäuren. 426
in schönen durchsichtigen farblosen Nadeln, die oftmals kreuz-
förmige Verwachsungen zeigen und einen constanten ^ede-^
punkt von 218^ besitzen. Es hat einen intensiven, höchst
unangenehmen, Sufserst anhaftenden Geruch, der kurze Zeit
eingeathmet heftige Kopfschmerzen erregt. Ebenfalls hat
das Honochlorphenol die ätzenden, sowie auf der Epidermis
Blasen erzeugenden Eigenschaften in weit höherem Grade,
als das PhenoL . Setzt man die Krystalle einige Zeit der
Luft aus , so ziehen sie Wasser an und zerfliefsen. Da$
MonQchlorphenol löst sich kaum in Wasser, leicht in Alkohol,
Aether, Benzol, Schwefelkohlenstoflf, Chloroform, wässerigen
und caustischen, nicht in den kohlensauren Alkalien.
Der durch Abtropfenlassea bei niederer Temperatur ge-
wonnene flüssige Theil zeigte sonst alle Eigenschaften des
krystallisirten Honochlorphenols. Das wasserhelle , stark
lichtbrechende Oel vom spec. Gewicht 1,306 bei 20,5^ kochte
bei 218 bis 219^. Für die Siedepunkte sind stets die direct
gefundenen Zahlen ohne Correctur notirt.
1. Angewandte Substanz 0,5171 Grm. (krystallisirt).
CUorsilber 0,6924 Gnn. *).
2. Angewandte Substanz 0,1811 GfUL (krystallisirt).
Kohlensäure 0,3682 Grm.; Wasser 0,0755 Grm.
3. Angewandte Substanz 0,3110 Grm. (flüssig).
Chlorsüber 0,3607 Grm.
4. Angewandte Substanz 0,2344 Grm. (flüssig).
Kohlensäure 0,4715 Grm.; Wasser 0,0880 Grm.
*) Mit chlorfreiem Kalk geglüht Carius' Methode der Chlorbe-
stimmung ist in vorliegendem Falle schwer ausführbar, wegen
der Neigung des Chlorphenols, explodirende Nitrokörper zu bilden«
Bei einem Versuche ti^t schon bei 110^ Explosion ein.
126 Petersen u. Baehr-Predari, über
Berechnet
Gefonden
1.
2.
55,45
3.
4.
c.
72
56,03
54,86^
H.
5
3,89
—
4,63
—
4,16
a
35,5
27,62
28,33
—
28,66
—
0
16
12,46
—
—
—
—
128,6 100,00.
Die Verbrennungen geschahen in angeführten Analysen
wie in der Folge mit Kupferoxyd, eventuell bleioxydhaltigem
Kupferoxyd, mit gleichzeitig vorgelegten Kupferdrehspänen,
zuletzt stets im Sauerstoffstrom. Bei der so ausgeführten
Elementaranalyse des Chlorphenols ist Vorsicht anzuwenden,
da sich hierbei leicht ein explosiver Körper bildet, der wohl
nichts Anderes ab das bekannte Acetylenkupfer ist. Es" kam
einmal vor, dafs das Verbrennungsrohr, nachdem die Zer-
legung augenscheinlich beendet, mit starker Detonation zer-
q)litterte.
Die schöne Methode der Hydroxyleinführung von Wurtz,
Dusart, Keknle und Barth wurde auch auf das Mono-
chlorphenol in Anwendung gebracht. Den oben erwähnten
Versuchen Körner's zu Folge durfte hier die Bildung von
Hydrochinon erwartet werden.
In caustisches Kali, dem so viel Wasser zugesetzt war,
dafs es bei 160^ flüssig blieb, wurde im eisernen Tiegel nach
und nach bis gegen ein Drittel des angewandten Kalium-
hydrats Chlorphenol eingetragen. Es fand bei jedesmaligem
Eintragen eine lebhafte Reaction statt, der üble Geruch ver-
schwand sogleich und die Temperatur stieg auf 190^ Nach
erfolgtem vollständigem Eintragen erhielt man die Temperatur
noch kurze Zeit auf 180 bis 190^, bis das Aufschäumen der
Schmelze, die nun eine braune Farbe angenommen hatte,
vorüber war. Nach dem Erkalten wurde die feste braune
Masse in Wasser gelöst, mit Salzsäure neulralisirt, die ausge-
Chlarphenolsulfosäuren» 127
scliiedene braunschwarze harzige Materie durch Filtration
getrennt, das khre rothbraune Filtrat 4 bis 5 Hai mit einer
genügenden Aethertnenge ausgezogen , darauf von den ver-
einigten Aetbermengen der Aether abdestillirt. Im erhaltenen
Syrup waren mehrmals schon Krystalie bemerkbar. Derselbe
wurde auf dem Wasserbade noch mehr concentrirt^ von an-
hangender Feuchtigkeit mögKchiBt befreit und der Sublimation
zwischen Glasschaläi unterworfen. Zu Anfang dieser Subli-
mation ging nach Carbolsäure riechendes Oel über, die dar-
auf folgenden Theile erstarrten beim Erkalten zu einer fast
weifsen^ strahlig krystallinischen Masse ^ woraus durch Um-
sublimiren ein noch reineres Product zum Theil in Blättchen
erfolgte , aus Aether in kleinen säulenförmigen Krystallen
anscbiefsend, welche mehrfach die von Hesse*) am rhom-
bisch krystallisirenden Hydrochinon beobachteten Formen
P.ooPoo.ooPoo deutlich erkennen liefsen. Das reinste
Material ergab bei der Analyse fast genau die Zahlen des
Dihydroxylbenzols.
Angewandte Substanz 0,2381 Grm.
Eohlensämre 0|5650 Grm.; Wasser 0,1245 Gnn.
Berechnet Gefanden
c.
72
65,45
65,07
H,
6
5,45
5,80
0,
32
29,10
—
110 100,00.
Der erhaltene Körper war leicht löslich in Wasser,
Alkohol, auch in Aether, schwer löslich in Chloroform und
besafs einen deutlich süfsen Geschmack. Die Schmelzpunkte
mehrerer Proben schwankten zwischen 100 und 130^, auch
die Erstarrungspunkte wechselten Sehr^ offenbar durch geringe
Mengen anhangender öliger Theile bewirkt. Die Reactionen
*) Diese Annalen CXTV, 297. Groth will neuerdings ein rhombo-
edriseh krystallisirtes Hydrochinon beobaclitet haben.
r
!
128 Petersen u. Baehr-Predari, über
auf di^en Körper waren im WeseiiUiekdtt die des Hydfo^
cbiBons. Verdünntes EisencUorid bewirkte zuerst dent&oh
gröne Färbung, die bald in gdb und braun übergnigf ^alrf
Uhrglasern bildeten sich möhrmais schone und reichliche
Krystalte von grünem Hydrochinon; bein Erwärmen der mit
Eisenchlorid versetsten Lösung , auch bei Anwendung sehr
geringer Mengen des Körpers» trat sofort der characterislischä
Chinongeruch ein. Mit Silberlösung erfolgte schon in der
Kälte schnelle und reichliche Reduetion Ton Silber, mit Chlor*»
kalk braune Färbung 9 Dass^be mit Kalkhydrat, mit tösig»*
saurem Kupfer in der Kälte gelbe Färbung, beim Kochen
Ausscheidung von Kupferoxydul; Ammoniak bewirkte raSch
von der Oberfläche her braune Färbuag, zuweilen mit grünem
iltich, Bleiacetat keine Fällung, höchstens g^inge Trübung«
Zu bemerken ist noch, dafs auf Zusatz von sehr verdünntem
Eisenchlorid mehrmals im ersten Augenblick ein«f schnell
vorübergehende schwache violette Reaction sich einätelUe,
wonach das Chlorphenol geringe Antheile von dem dem
Resorcin entsprechenden Körper zu enthalten scheint, wofür
auch andere Thatsachen sprachen. Allen angestellten Reac«
tionen standen eben dieselben mit reinem Uydrochinon, Re-
sorcin und Brenzcatechin zur Seite.
Kalischmelzen wurden sowohl mit dem festen ^ als mit
dem flüssigen Theile des Monochlorphenols angestellt, jedoch
konnte kein wesentlicher Unterschied in den erhaltenen Pro-
ducten wahrgenommen werden.
Ortkoclilorplienolsnlfosäuren.
Zur Darstellung von Derivaten dieses Chlorphenols, welche
noch die Schwefelsäuregruppe enthalten, schlug man folgenden
Weg ein. Eine gröfsere Fortion Orthochlorphenol wurde in
einem Kolben nach und nach mit der äquivalenten Menge
Chlarphenolaulfäsäuren. 129
rauchender Scbwef^mire Tom spea G0wichi>i^9Qi y&rseifA
ond laehlig geschultelU Das zuerst farblofte Iii{i»duin lärbta
sicli. beiai allinikligeii Scj^wjefelsäuresiisats bald «oMo roseii'*-
roth , wabei die Temperatur bis auf 75^ stieg. Die Farbe
ging auf erfolgten Ziisata der . g^men Seh wefdsiiiremwige
in düokelroth über, die dicyiöSBiggewopdeiie. Masse nahm
nach dem Erkalten jedoefa wieder eine etwas hellte Farbe
aa. Nach 24 atöndigpem Stehen bei gewöhnlicher Ten^ratiHr
war ein Theil der Flässigkeii su Drusen nadeliger Krystalle
erstarrt, nach weiteren 2 mal 24 Stunden Alles zu einer
festen, beinahe weifsen Krystallmasse vereinigt. Das so er*
hflltene Product wurde in wenig Wasser aufgeneinmen, worin
es sich leicht klar auflöste. Bei weiterem Wessersusats trat
geringe Trübung ein , von weni^ unverändert gebMehenem
Honochlorphenol herrührend, welches nach kurzem Stehen
in ölige Tropfen zusammenging und so gesondert werden
k<»mte. Der klaren. Lesung, welche mm auf weiteren Was*
serzusatz keine Trübung mehr zeigte, setzte man eine ge«-
Bügende Menge von BaryumcartMHiat zu, um neeh vorhan'*
dene freie Schwefelsaure zu entfernen, darauf , zum Fiitral,
behufs Darstellung von Kaliumsalzen, welche, ähnlicA wie bei
den Phenolsulfosauren , auch in diesem Falle als besonders
gut krystallisirend erwartet werden durften, Kaliumearbonat
in der Kälte bis zur Neutralisation. Das ausgeschiedene
Baryumcarbonat wurde abiltrirt, die klare Flüssigkeit auf
dem Wasserbade entsprechend eingeengt und einen Tag sich
selbst überlassen. Nach dieser Zeit war eine Krystallisalioii
schön sternförmig grup^rter Saulchen angeschossen, welche
indessen bei spateren V<»rsucheM nicht wieder auftraten. Die
Zusammensetzung dieses Kaltumsalzes ist GeHiClSO^K; auch
durcb Umkrystallisiren fiel es wasserfrei aus.
Bei allmaligem weiterem Einengen der Flüssigkeit erfolgte
reichliche Ausscheidung emea anderen . Salzes in platten.,. oft
i30 Petersen le. Baehr-Predari, über
spietsigen^ aach nicht soheR kreazförmig Yerwachsenen Ery*
ataUen. Nach Entfernen dieser Krystallmassen aus der Lauge
und w^terem langsamem Verdampfen ergaben sich noch
reicUiche Mengen dieses Salses* Die gesammelten KrystaU-
nassen worden mit wenig Wasser gewaschen und umkry«^
stallisirt. Lafet man dieselben Aber SchwefeMure stehen,
so verlieren sie bald Krystallwasser und erscheinen dann
anfterlich verwittert; dasselbe geschieht auch bei längerem
Stehen an der Luft. Sie sind nach der Formel CeEUClSOJC
-|- 2HsO Eusammengesetzt.
Nach Abscheidong des zweiten Ealiumsalzes waren nur
sehr leicht lösliche Salze in der Matterlange verblieben. Die
bei weiterem Verdampfen zuletzt bis zum Syrup erhaltenen
Ausscheidungen erschienen* zur näheren Untersuchung jedoch
wenig geeignet.
Um von der bei der ersten Darstellung nur in ver-
hältnifsmäfsig geringer Menge aufgetretenen ersten Krystalli-
sation, welche offenbar das Kaliumsalz einer von der zweiten
verschiedenen Sulfosäure darstellte, eine bessere Ausbeute
zu erhallen, wiederholte man mit einer neuen gröfseren
Portion Monochlorphenol den Versuch der Schwefelsaure*
einführung unter Erwarmen auf dem Wasserbade. Solben
mit Monochlorphenol und äquivalenter Menge Schwefelsaure
wurden einen Tag lang im Wasserbade erwärmt. Das Ein*
wirkungsproduct zeigte eine etwas dunkler rolhbraune Fär-
bung als bei der ersten Darstellung , krystellisirte aber nach
gleicher Zeit und unter denselben Erscheinungen. Der Zweck
dieses Versuches war aber in so fern verfehlt, als nach dem
Entfernen der überscbössigen Schwefelsäure, Neutralisiren
mit Ealiumcarbonat und allmaligem Erystallisirenlassen der
Lösung gar keine Krystallisation des gewünschten ersten
Salzes, sondern von Anfang an nur das zweite Salz erschien,
und sdbst die bei Versuch I erhaltenen leichtlöslichen Sake
(MorphrnohulfosHuT^n. ^ 131
nur ia verschwindend kleiner Menge aitfltnilen. Indessen wir
in Folge der Imigeren Einwirkung der Schwefelsinre bei
100^ C. die Umselaang eine fast vollständige gewesen , d«
das früher beobaohlele unaBgegriffene Chlorphenol jetal ret^
schwnnden war. ^
Wird MonoehlorphenoI'iiBt SchWefeMore einer heileren
Temperalnr ausgeaetet , so tritt Gasentwid&elung nnd gleidb-
z^ig starke Yerkohlimg eäi. Wendet man mehr als die
defli angewandten Chlorpl^nol äquivalente Meilge Schwefel-
säure an, so Wierden reicUidh Disulfosäuren gebildet.
In eben derselben Weise wie. die beschriebenen KaliMk-
salze gelang es, durch Neutfalisiren der freien SulfosäHre
Ait Baryumcarbonat und Verdampfen zur KrystaiUsatton meh^
rere Baryumsalse zu erhalten , welche indessen weniger g^ui
krystallisirten , und zur Trennung von isomeren Sulfosäuren
weniger geeignet schienen. Wir wenden spater darauf %^
rückkomme«.
Die beiden oben angeführten gut characterisirten Kalium^*
salze entsprechen nun, wie aus den nachfolgenden Unter-
suchungen deutlich hervorgehen wird« denen der zuerst von
Kekule dargestellten Para- und Heta*-Phenolsulfosäure, wes^
halb hier in Kürze letztere angeführt und mit unseren Säuren
verglichen sein mögen.
K e k u 1 e 's Phenolmetasulfosäure war das Ein wirkungs-
product von Schwefelsäure auf Phenol bei gewöhnlicher
Temperatur; die Parasäurebildung wurde durch längerje Ein-
wirkung bei 100 bis 110^ veranlafst, auch schon beim Um**
krystallisiren des Metakaliumsalzes beobachtet, :Woraus her-
vorgeht, dafs jene Hodification aus der Anfangs gebildeten
Metasäure derivirt, also eine Umlagerung des Schwefelsäure-
restes in der Weise stattfindet , dafs derselbe bei erhöhter
Temperatur seine MetaStellung (1,3) mit der ParaStellung
(1,4) vertauscht, wodurch hier offenbar in der symmetiischen
438 Petersen «. Baehr-Predari, über
liagerüngf «in vcAIsttodigerer GleichgewichtSKUstand bergen
erteilt wird, als bei Stellung 1,3. Game amders T^hfilt es
sich bei unserem bereits substitutrten Phenole^ 4em Mona-
€hIorf>lienol , welchem das SobsUlutioiisverbaltnifs 1|2 bu«
kommt. Wenn der neu eingeführte Schwefelsaurerest hier
am Leichtesten in den Wassersto^iats 8 tritt, woönaob die-
Mm zwdfach-substituirten Phenole oder d^tfetachlorphenol-
svlfosaure also die Stellung 1, 2, 3^ zukommt, so ist das eine gä«z
i^eränderte, al^er nidht weniger natürliche Stellung, drei nebten
einander substituhrto gegenüber drei nicht sufa«rtituirten Platzen^
Vertauschte nun in diesem Falle beim Erwarmen der Sohwe-
f ^tsaurerest s&me Stelle 3 mit 4 , so würde hierdurch ein
fferingerer Gleichgewichtszustand in der Verklang eintreten.
In der Tbat findet bei Einwirkung von Schwefeli^atfre auf
Orthomonochlorphenol bei gewöhnlicher Temperatur seho« vor>»-
herrsehend Bildung YOn Metasäare und nur wenig Parasaure
(1,2,4) statt, beim Erwärmen auf 100^ fast ansschliefslich
M^asäurebildung.
Das Verhalten ist hier also umgekehrt, wie bei dem ein-
fachen Phenole. Debrigens haben unter Anderen v. B a r t h *),
Baeyer**) und Hübner ü. Biedermann***) schon
darauf aufmerksam gemacht, dafs, der früheren Kekule-
sehen Annahme entgegengesetzt, bei Eintritt eines Wasser-
stofTsubstitutes in die schon ein Gleichartiges enthaltende
Verbindung, die Stellung des neuen Substitutes eine dem
ersteren vorzugsweise oder wenigstens häufig genäherte sei.
Wir glauben , dafs die Stellang zweier und mehrerer Sub-
stitute von H zu einander je nach deren Natur wechselnd
*) Diese Annalen CXLVIII, 44;
**) Diese Ännalen Suppl.-i3d. V, 84.
***) Diese Annalen CXLVII, 271..
CMarph^wilmdfa&äuren, 133
ist wtd auch Q^ NQt* SO^ ^ « • in dieiavelbeti Körper «n :var^
seUedeneii EMt2»n sicke&ii^teUen: können^
Die beiden nufter des eogefAhrtieA noch migUchpB^
Modiftcfttionen def OrDiae^erpJbenQlsQlfofitoire stt. isoliren gar
Umg nicht, wed^r «na YOrerwaknlen leicht )$9li€lien KaUum^
salzen, iio>eh an« deni^fMryvwiklaen» Awk KeJKuJe ist ei
bis jetat nioki gelimge»» die dfitte FhenolsiilfoeiiirA aiiisor
lireiu Solommanoff *); welcher sich. ^ebenfalls damit be<*
schaftigte, glaubt dieselbe festgestellt zu haben ^ aus seinen
Resultaten ist jedoch deren selbstständiger Character nicht
recht klar zu stellen. Ueberhaupt scheint hiernach der
Schwefelsaurerest sich weniger leicht wie Cl neben die
Hydroxylgruppe zu placiren.
Bei der molecularen Umlagerung der isomeren Sulfo«-
säuren des Phenols nimmt Keküle eine fteaction zwischen den
Holeculen derart an, dafs ein Molecül seinen Schwefelsäure-^
rest an ein benachbartes abgiebt, wobei diejenige Modification
gebildet wii'd, die unter den gegebenen Bedingungen am
Meisten Beständigkeit zeigt. Aehnlicbe Verhättnisse finden
bei der a- und /?-Naphtalinsulfosäure statt, deren Entstehungs-
verhältnisse die Herren Sterz und Weit h*^) unlängst be-
sprachen. Angesichts der beobachteten leichten Ruckbildung
▼on Naphtalin und Schwefelsäure ertheilen sie in diesem
Falle dem Wasser die Rolle des Reactionsträgers.
ct^Chlorphenolaulfosäure.
{Orthomonochlorphenolmelarnonosulfosäure.)
Zur Reindarstellung der freien Säure wurde aus der
klaren wässerigen Lösung des Rohproductes durch Zusatz
•) Zeitschrift für Chemie, 1869, 294.
•*) Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft III, 197.
134 Petersen u. Baekr^Predari^ über
▼onmöfliclisl wenig basischem Bleiaoelat zBerst4ie freie Seh we-
felsaare ausgefällt, sodann das Filtrat mil Schwefelwasser-
stoff behandelt nnd nach Entfernung 4es in geringer Menge
gefallenen SchwefelUei's sur Syrupconsistenz auf dem Was-^
serbade eingeengt. In kurzer Zeit krystaliisirte aus diesem
Syrop di» freie S&mre in schönen grofsen tafelförmigen glän-
zenden Krystallen, welche bei TÖlIkommener Durchsichtigkeit
beinähe farblos waren.
Dieser Weg , die freie Sulfosäure zu gewinnen , ergab
ein sehr gutes Resultat; das Bleisalz selbst wird wegen
seiner Leichtlöslichkeit zu schwierig erhalten. Die später
auch aus dem Baryumsalz abgeschiedene freie Säure war
weniger schön.
Die erhaltene freie Säure wurde nochmals in Wasser
gelöst und durch Verdunsten |m Wasserbade von Spuren
noch anhängender Essigsäure befreit. Die dann wieder er-
haltenen Krystalle ergaben nach dem Trocknen über Schwe-
felsäure bei der Analyse folgende Zahlen :
1. Angewandte Substanz 0)5340 Grm.
Verlust bis HO® 0,0485 Grm.
2. Angewandte Substanz 0,2145 Grm.
Kohlensaure 0,2413 Grm., Wasser' 0,0674 Grm.
Für Wasserstoff nach Abzug des Krystallwassers
bleibt 0,0504 Grm.
Gefunden
— 30,68
— 2,59
Berechnet
Ce
72
31,07
H5
5
2,21
Cl
35,5
15,75
s
32
"^ 14,12
04
64
28,25
HjO
18
7,94
9,08 —
226,5 100,00.
Chhrphenolsulfosäuren. 135
Es ist za bemerken, dafs die Säure schon bei etwa 100^
anfangt, sich schwach *za hersetzen, indem der Geruch nach
Chlorphenol stärker wird, weshalb wohl dem kleinen däbM
stattfindenden Verluste zuzuschreiben ist, dafs die Wasser-
bestimmung etwas zu hoch ausfiel.
Nach diesen Bestimmungen besitzt die krystallisirtio Sulfo-^^
säure die Formel :
CJE5C1S04 + H,0.
Sie löst sich äufserst leicht in Wasser, zerfliefst sogar bald
an der Luft; etwas schwerer ist sie löslich m Alkohol und*
Aether^ noch schwerer in Schwefelkohlenstoff, woraus beim
langsamen Verdunsten kleine kurze säulenförmige, anschei-
nend rhiwibische Krystalle anschössen; von Chloroform und
Benzol wird sie nicht gelöst. Der Geruch der reinen Säure
ist dem des Chlorphenols ähnlich, jedoch bedeutend schwä-
cher; ihr Schmelzpunkt liegt bei 75 bis 76<> C. Schon bei 120^
beginnt beträchtliche Zersetzung unter Bräunung und unter
Entwickelung von übelriechenden Dämpfen. Die Chlor-
phenolsulfosäure, sowie ihre sämmtlichen Salze, geben, ähn-
lich wie Salicylsäure, mit Sisenchlorid eine prachtvolle und
äufserst intensive bläulich-violette Färbung, die auch längere
Zeit der Luft ausgesetzt nicht verschwindet. Selbst in der
gröfsten Verdönnung tritt diese Reaction noch deutlich her-
vor; in der Wärme geht die Tiolette Farbe rasch ia bräun-
lichgelb über. Wird zur Reaction mit Eisenchlorid eine
mehr concentrirte Lösung der freien Sulfosäure oder eines
sulfosauren Salzes verwendet, so verschwindet die violette
Farbe selbst bei längerem Erhitzen nicht. . Auf Zusatz von
Säuren oder Alkalien verschwindet die Farbe sofort» die
Lösung färbt sich gelbbraun; dasselbe tritt bei langem
Stehen an der Luft ein. Städeler^) gkbt dieselbe Reac-
*) Diese Annalen CXLIY, 2%.
136. Petersen u. Baehr-Predari^ über
tiOD für PheBotouIfosiiire an; nach. Monnet*) färbt sich
auch Benaoteotfosäsre mit Eisenchlorid violett. Süberldsoiig
wird bei längerem Stehen an der Lnft langsam, rasch beim
Erwärmen, von d«r Solfosaiire redacirt.
Die Chlorphenolsulfosaure reagiii stark saaer nnd trdbt
aus kohlensauren Alkalien die Kohlensaure in der Kälte aus.
Sie ist eine einbasische^ jedoch zweiatomige Sfiure; ihre Salao'
enthalten in der Regel an Stelle von H der Gruppe HSO5
ein univalentiös Metall; unter besonderen Umständen kann
'jedoch auch der Wasserstoff der Hydroxylgruppe ersetzt
werden.
Zur noch bestimmteren Feststellung d«s Charaoters die-
ser Mofiochlorphenolsulfosaure haben wir das noch näher zv
characterisirende Kaliumsalz derselben in ganz ähnlicher
Weise, wie bei dem Chlorphenol beschrieben, der Einwir-
kung von überschässigem, bei 160^ geschmolzenem Kalium-
hydrat ausgesetzt, um so wo möglich CI und HSO3 (resp.
KSOs) durch HO zu ersetzen. Beim Eintragen entstand leb-
haftes Aufwallen und Gelbfärbung. Man erhitzte noch kurze
Zeit, liefs rasch erkalten, löste in Wasser, neutraiisirle mit
Salzsäure und filtrirte die ausgeschiedene braune harzige
Substanz ab.
Dem Flltrat wurde durch mehrfaches Extrahiren mit
Aether der darin lösliche Theil entzogen. Der nach erfolg-
tem Abdestilliren des Aethers gebliebene, schwach nach
Essigsäure riechende Syrup wurde, möglichst ausgetrocknet,
der fractionirten Sublimation zwischen Glasschalen unter-
worfen. Nach' Entfernung der ersten nach Carbolsäure rie-
chenden Partieen wurde -bald ein Sublimat erhalten, welches
namentlich nach nochmaligem Um(^blimh*en im Wesentlichen
^B Bigeiisehaften der Pyrogallussaure zeigte. Die reichlich
*) Bnll. de la soc indust. de Mulhofuse 1861.
Chihrphenohutfbiäuren. iSUt
-gebiMeleii weifsen Alitiqken sebnutlzea bei beiliiifif li5%
färbten sich mit Kalkmilch schön violett, dann braun, amI
Eisenchlorid tiefbraun, mit Eisenvitriol intensiv und bleibend
blao, durch wenig doppelt- kohlensaures Natron in violett
übergehend, mit Aetzkali braun'.
)Bei den tnehrmflfls* veiederhdten Versuchen, besonders
%c3 litwus längerem S«hinet2<en, konnte neben ^rogullassaure
auch ffydfoöhfnen ericafivfll ^trerden; enliFKch tet da bemefttMiy
^slfb in eintm ¥«tne auch eine scimetr >vorA6erg«iien4e blaue
-Rewcfion, wi« sie dör CkHussitir« zuksmiBt^ »mit 'Eisenchierid
BB tyeobat^hten war. Aus IMjodpheaol !imd Dfbromphemfl
ertiielten Hlasi-w^^z tuiü We^eis^k-y*) beim Sdimebei^
'mit KftMumfhydrait keine Pyi^ögidtussaure^ dagegen kleine Men*
gwi ton "Brenzo^leehin.
Nach Feststellung dieses Resultats kann es kaum mehr
'ctnem Zweifel ' oriteriiegen , ttafs die 'unlersuefefe Suifosdur^
drei Wasserstoffplätze nebeneiinander isubstituirt enthält ^ wkA
zwar Hydroxyl, wie üblich, an die «^rst^ Stelle gesetzt Chlor
und der Schwefelsäurerest die. beiden folgenden Stdlen ein*
nehmen. Somit rangirt diese Ifonochlprphen^lmoiiosulfosAure
in die Reihe der Metasäuren, was dadurch noch augenfälliger
wird, als ihre meisten Salze beim Erhitzen unter mehr oder
weniger starkem Aufblähen schmelzen und ihr Kaliumsalz
aus wässeriger Lösung mit 2 HoL Wasser krystaliisirt, ge^
rade wie das zuerst von Keknie dargestellte phenolmeta«^
Sülfosaure Kalium. Der vorlietgenden S^lfosäure gebührt
daher die vollständige Bezeichnung : Orthochlorphenolmeta-
monosulfosäure. Kürzer mag sie a-ChlorphenolsulSosfiure
heifsen.
Beim Behandeln mit starker Salpetersäure (1,40) giebt
diese Sulfosäure oder ein Salz derselben, etwa das Kalium-
*) Berichte der deotschen dißmiscbeii GesellBchaft II, 525.
ABAftl. d. Chem. a. Pharm. GLYII. Bd. 2. Heft. 10
138
Petersen u. Baehr-^Predari, über
«als;, leicbl Duboi»' DunfrocUorpheiiÄl ^on 81^ SelHMbt»
' Satze. '
Kaliumsaize.
; I
Doppelt^ewäBeertea KaHumealzj C6H4CISO4K + SH^O.
— . Dieses sohdnea SaUßg^ erhalten ans der Sulfosäurelösimg
durch Sattigen jnil Kaliumcarbonat und Verdampfen,. ist schon
mehrfach .gedacht word^. Bei wiederholtem Umkrystalli-
siren aus Wasser sind Krystidlindividaen voii mehr wie Z(#-
lange erhalten worden, weichte jedoch ooch rascher wo 4^
kleineren : Krystalle einen Th03 ihres Wassers schoQ naph
kurzem Stehen an der Luft abgaben: und dadurch aofserlich
verwittert erschienen. Die Krystalle bilden platte > oftmals
^iefsige, farblose^ gläiizettde Individuen, welche häufig, grup-
penformig v^einigt^ auch wcdtl kreuzförmig verwachsen sind
und ziemliche Sprödigkeit besitzen.
Die Erystallform gehdil, wie
ausden Messungen folgt, welche
Herr F. Hessenberg die
Freundlichkeit liatte anzustel-
len, dem monoklinen System
an, und zwar sind die Formen
der Pyramide P (in beistehen-
der Figur ist die HemipyramidiD
-f- P niit a, — P mit ai be- '
zeichnet), des Klinopinakoids
60 P cx> (b) und des ersten Pris-
mas cx> P (c) beobachtet worden.
Die Messungen ergaben :
a : b = 119^30'
b : c = 139032'
« : c a= 126<»80'.
Ghlorphemlsulfoiäßur^n*. 139
Hieraus resultiit dn sdiiefer Aciisf nwinkel
und das Terhältnifg der drei Achsen (a Orthodiagonale,
b Klinodiagonale^ c Hauptachse)
a : b ; 0 a= 0,84877 : 1 : 0,52149.
Die beiden in der Fiächjec an der Kante ym 126^30' lie-
genden Winkel x und y messen :
: y == 94«23*'06''.
Di(S Fläcbefl — P sind meistens verhaltnifsmäfsig stark ent-
wickelt, wodurch die Krystalle dann einseitig zugespitzt er-
scheinen. Die Krystalle spalten gut nach den Flächen des
Klinopinakoids.
Wie nachfolgende Analysen ergeben, krystallisirt dieses
Kafiumsalz mit 2 Mol. Wasser, welches bis 110^ C. vollstän-
dig abgegeben wird, doch schon theilweise.beifn Liegen an
der Xuft, rascher flker. Schwefelsäure unter Verwitterung
der Krystalle fortgeht. Es wurde bei mehrmaligenr Gndn7-
stallisiren immer wieder mit 2 H2O erhalten , während das
phenolmetasulfosaure Kalium bei dieser Operation bekannt«-
licli allmälig in Parasalz übergeht. 1 Theil wasserfreies Salz
bedarf zur Auflösung 2,24 Theile Wasser von 100^ und
9y25 Theile von 20^; es ist in Alkohol schwer löslich^ in
Aether unlöslich. Seine wässerige Auflösung bewirkte , wie
zu erwarten stand ^ keine Drehung des pol«risirten Licht-
strahles.
1. Angewandte Substainz 0,6015 Orm.
Verlust bis 100<> 0,0695 Grm.
.„ ^ 110<» 0,0711 Grm;
„ j, 150<» 0,0711 Grm.
Kalrainsulfat 0,1845 Grm. ^. . . . '
• ■.:'■.■■'. /
Die Alkalibestimmung wurde durch einfaches Abglühen^ bei schwa-
cher Boihglühhitze im Platiniiegel bewerkstelligt Nach dem
ersten Abglilhea' 'beliandelte mim den kohligen Bfickstaud, ahn-
10»
540 Petersen ti. Bnehr-Predarty über
lieh wie EamtneTer*), zaeist mit leinigeBL Tropfea Sobwe-
fels&ure, zuletzt mehrmals mit Ammoniumcarhonat, und erhielt
auf diese Weise bessere Resultate, als durch Abglühen mit
Ammonlumnitrat, wie beKanntlich H. Hose yorschreibt.
2. Angewandte Substanz 1,026D €rrm. (2. X^arstellong).
Verlust bis 200« 0,1332 Grin. ■
8. AngewancHe Stfbstaaz 0,5072 Grm.
Verlust bis 140O p,oe«2vOrm;
4. Angewandte Substanz 0,4380 Grm.
Kohlensäure 0,4120 Grm.; Wasser 0,1205 Grm.
¥i^ Wasserstoff naoh Abzug des Kr^taUwassiqzs
bleibt 0,0647 Grm.
5. Angewandte Substanz 0,3570 Grm.
Chlorsilber 0,1858 Grm.
6. Angewandte Substanz 0,6496 Grm.
Baryumsullat 0,5447 Qflrm.
Die Aussobeidnng der gesammten Schwefelgäur« resp. Zersetzung^
der Sulfosäure unter Nitrirung gelingt leicht yermittelst Sal-
^^eterjsättre von 1,4 spe'c. Gewicht.
Berechnet
**
Gefunden
1. 2. 3. 4. 5. 6.
C« 72 25,48 — —' _ 25,60 — "—
H4 4 1,42 -- ^ • -^ 1,63 — -—
Ol M,5 12^7 — ;.--:/ — — IMÖ —
.K 39 15,80 . 13,75 — . — — — —
S 32 11,33 — — — — — 11,52
O4 64 22,66 — __ t^ — — _
!2Hj|6 'SB 12,74 11,82 12,97 12,46 — -* •*-
^82,'5 100,00.
Einfach- gewässertes Kalmmsalz^ C6H40IS04'E -f- H^O.
— Aus starkem Weingeist krystaliisirt das zweifach'^g'ewäs-
serte Kaliumsalz b^onders nadi vorhergegangenem Entwäs-
sern mit 1 Hol. Krystaliwasser in schonen farblosen glan-
zenden quadratischen Täfelchen. Dieselben wurden luft-
trocken oder kurze Zeit über Schwefelsaure getrocknet der
Analyse . unterworfen.
*) iSitfeuaigribQr. d» <Gea.: z. Aef. d» gQ0» NKtunr. bu Marbni^, 1868, 1.
Ghiorpkmwtnt^iffäurm* . / iAk
VeKluB:fc Wa 150<» a,0259 arm.
Zaliomsalfat 0,1237 Gnn. ,
2. Angewandte Substanz 0,3945 Grm.
Verlust bis 150° 0,0325 Grm.
• KalhiiAsuifÄt 6,1245 ' Gi?m.
9. Abgewvndte SbbstäAS a,öB95'Grmb
> 'KaliamsulfaA O)i742.0vlnu;i .
•o -1 : :• ;. •■ . i'- 1 t .'•',:• ■ ' • '.fi
i 5: >
Berechnet
Ca'
72
27,23
H*
4
1,51
Cl
35,5
13,42
£
39
14,74
S
82
12,10
O4
64
i24,2ö
ja,o
18
6,80
« I ■ . >
14,84 14,16 14,47
6,93 8,24 —
264,5 100,00.
Wasserfreies Kaliumscdz^ C6H4CISO4K. ^ AuB abso-
lutem Alkohof oder auch aus starkem Alköbof neben dem
€ben erwähnten einfach -geWässerten Kaliumsal^e scheidet
sich endlich ein wasserfreies Salz in kleinen dorchsichtigetr
farblosen Nadelchen atis.
1. Angewandte Substanz 0,3555 Grm.
Bis 150<^ keine G^wicbtäaboalMlxe. - .
KaUunuraJI^t 0,1224 Grm. *
2. Angewandte Substanz 0,2045 Grm..
Kohlensäure 0,2181 Grm.; Wasser 0,0345 Grm»
Gefunden
' ^ 1. "^ ^2^
*- 29,08^ ■
— 1,8(7 .
15,44 -
•
Berechnet
' ' <
c.
72' '
2^,21
H4 '
4
1,62
Cl
35,5
14,40
K
39
15,83
s
32
12,98
04
64
25,96
246,5 t00,m
Petersen u. Baehr-Predari^ über
Natriumsalz, C6H4CIS04Nä. — Refni» Wäsiierige Sulfo-
saare, in der Kälte mit Natriumcarbonat neutralisirt, liefert
nach entsprechendem Verdampfen auf dem Wasserbade das
Natriomsalz in schönen farblosen, seideglänzenden, oftmals
gruppenförmig vereinigten Nadeln auskrystallisirt. Aus dem
Baryumsalz konnte durch Wechselz^rsetzung mit Natrium-
sulfat dasselbe Salz erhalten werden. Es krystallisirte auch
nach dem UmkrystaUisiren aus Wasser, worin es ziemlich
leicht löslich, wasserfrei, und ist schwer in Alküht)!^ sehr
wenig in Aether löslich.
1. Angewandte Substanz 0,2860 Grm.
Bis 150^ keine Gewichtsabnahme.
Natriamsolfat 0,0860 Grm.
2. Angewandte Sabstanz 0,2819 Grm.
Bis 170^ keine Gewichtsabnahme.
Natriamsnlfat 0,0835 Grm.
Gefanden
- " • Berechnet 1. 2.
9,97 pC. Nft ;,.. 9,74 9,59 pC. Na.
Die Eigenschaft des starken Aufblahens bei der Zer-
setzung kommt diesem Salzen in hohem Grade zu, ein Ver-
halten, welches überhaupt den Salzen, dieser Sulfosäure
eigenthümlich ist.
Ltihmmsalz , C6H4CiS04Li -(~ H2O. — - Die Darstellungr
des Lithiumsalzes erfolgte aus dem Baryumsalz mittelst äqui-
valenter Menge von Lithiumcarbonat. Erst bei beinahe Syrup-
consistenz krystallisirt dasselbe ans seiner wässerigen Lösungf
in körnigen Aggregaten, welche zuerst an d^ Luft, zuletzt
kurz über Schwefelsäure getrocknet der Analyse unterworfen
wurden. Dieses Salz löst sich sehr leicht in Wasser, schwer
in Alkohol und noch weniger in Aether. ,
1. Angewandte Substanz 0,5884 Grm.
Verlust bei 140<> 0,0490 Grm.
2. Angewandte Substanz 0,3615 Grm.
Lithiumsulfat 0,1165 Grm.
' GUorjAmiolstdfosäuren^ 149
Berechnet _ QeiaiAen
3,01* pC. Li und 7,74 pC. H,0* 4,70 pC. Li nnd 8,32 pC. H|0.
Ammoniumsalz, -CeHiCISOiNH«. - — Au8 der mittelst
Baryuinsalz und Ammoniumsttlfat erhaltenen nnd gehörig
concentrirten wässerigen Lösnhg krystallisirt es mit Leichtig-
keit in schonen seideglänzenden langen» Nadeln^ welche
leicht in Wasser, -schwer in Weingeist und, nicht in Aether
löslich sind. Das Ammoniamsalz schmilzt bei 230^, gegen
290^ tritt Schwärzung und dann Zersetzung ein. Es gab im
lufttroekenen Zustande bei mehreren Versuchen kein Wasser
beim Erhitzen bis 150^ aus.
Aflgewandte* Substanz 0,2590 Grm. (bei 140** getrocknet).
Angewandt 10 CC. Nörmalschwefelsäure. Zurücktitrirt 7,65 CC.
Also 2,35 CC. durch Ammon gesättigt. '
.Berechnet •,' ■- . i.Oetaiden.
6,22 pC.N ; .6,35pC..N.,
Baryumsah^ CeH^qiSO^.^a.CaH^CjSOA. — Die freie
Sulfosaure wird mit Baryumcarbonat in .der Kälter langsam;
rasch bei gelindem Erwärmen in das Baryumsalz. überge-*
führt, das in Wasser schwerlöslichste von den untersuchten
Salzen der a-ChiorphenoIsulfpsäure. Die Hauptmasse des-
selben wurde beim allmäligen Verdunsten der wässerigen
Lösung in Krusten oder in körnig-rtraubigen Aggregaten von
kleinen glänzenden Nädelchen erhalten. Die schönsten
Krystalle gewann man bei, ganz allmäligem Verdunstenlassen
einer verdünnten Lösung. Diese Krystalle besitzen ziemliche
Härte^ lösen sich schwer in Wasser, noch schwerer in Alko-
hol, gar nicht in Aether, konnten aber selbst. aus der mit
Thierkohle behandelten Auflösung nicht gan? farblos erhalten
werden. Sie beginnen schon bei 180^ übelriechende Dämpfe
zu entwickeln und zersetzen sich darauf unter Aufblähen.
Dieses Baryumsalz kryslallisirt auffallenderweise wasserfrei;
auch die nur kurze Zeit an der Luft getrockneten Krystalle
gaben beim Erhitzen höchstens Spuren von Wasser ab;
144 Petersen u. Baekr^yPredari^ über
1. Asgewaddte Substanz 0,9949 Orm.
Bis IW kein Wasser. BarymnstaÄt : 0,4190 Änri.
2; Aiigeifrandte Substanz 0^3957 G^m.
Barymnaiilfat: 0»1640 <äriD.
. |. Angewioidte Substanz 0,^17£| Gnu. r .
EoblBnsäure 0,5951 Grxn.; Wasser 0,1056 Grm.
Gefunden.
Beredmet
' ■
c„ ■
144
2«, 10
H»
8
1,45
Ba
137
24,81 .
ci.
71
12,86
St
64
11,59
0,
128
23,19
: ' «
■*"
1. 2. .3..
— -i- •' '26,28
. — ; — I '. 1,89
1(4,9« : 24,äa: '-*-.
552 100,00;
Dibaryumsalz , OeHsCISO^Ba -^ ZH^O. — In derselben
Weise, wie Städeler*) durch allmäligen Zusatz von Baryt-
Wasser zur heifsen gesäUiglen Lösung seines phenolsulfosau-
ren Baryums ein schönes basisches Baryumsalz erhielt, ge-
lang es, aus Yoranstehendem Öaryumsalz eine analoge Ver-
bindung darzustellen, worin also aufser dem WasserstolT der
Schwefelsäuregruppe auch der Hydroxylwasserstoff durch
zusammen ein bivalentes Baryum ersetzt sind. Diese Ver-
bindung fallt aus der heifsen concentrirten Auflösung des
a-chlorphenolsulfosauren Baryums auf Zusatz von gesättigtem
Barytwasser schnell in kleinen glänzenden Nädelchen aus,
die sich sehr schwer in Wasser wieder auflösen. Ihre Lö-
sung reagirt schwach alkalisch, weshalb verdünntes Eisen-
chlorid nur im ersten Moment die violette Keaction hervor-
ruft, die bald in Braun von gefälltem Eisenoxyd übergeht.
1. Angewandte Substanz 0,2822 Grm.
Verlust bis 160» 0,02B7 Grm.
Boryumsulfait 0,1715 Qvm.
■I I 1«
0 Diese. Annalen GXLIV, 998.
Gkiorpbtnoliulfasihirgn.
a6,ia pC. Bß.; 9^4ß pC B^O 86»74 pG. .B»;^ 1(^,17 p€. Mfi*
Caiciumialz, CßH^ClSOi. Ca. CgH4ClSÖ4 + »HjO. — Bas^-
^be vmrde aus dem Baryumsalz mit Calciamsuifal dargestellt/
und swap hier wie m liU^ Ffilten ^ wo das BarymnsällK ' alisr*
Aii$!gaiigfspil»kl diehle^ hiit«&gewogeheit^ äquivalente» M^gen
denSalae &dreifcdtL BasCalciumsaiz: krystallisivt aus cbnoen-
XmUm wäaseoigen Lösungen im längeren oder käirsereii^ wacK^
s^rlMfiet; ofiL- au; Drusen. gruppirtenNddelohen^ ist ^seiir leiöM
Idfiltck in Wasser , schwer loslicb in Alkohol, s«hr w^enigf'
Itelkfa; in Aetlu»r.
X. ÜBgewandte SabBtaDs;Qy4d05 Gbrni. ;.
. . Verlwt bia 160VP,Q380 Gw.
2. Angewasidte Bttbstanz 0,422a Q-rm,
Verlust bis ISO'* 0,0320 Grm.
Calciumsulfat 0}1145 Gnu.
Berechnet Gefunden
8,14 pC. Ca; 7,33 pC. HjO 1. 7,91 pC. HgO.
2. 8,15 pC. Ca; 7,59 pC. H^a
Magnesitimsah^ CeH^ClSOi. Mg. CeHiCISO* + 6H2O. —
Dieses Salz wur4e ^benEalls au$ Baryumsal? mittelst Magne-^-
siumsulfat erhalten. Aus seiner sehr concentrirfeen wässeri«^
gen Auflösung: krystalHsirt es mit & Mol. Krystallwasser in
flachen weifsen Täfelchen oder zugespitaten flachen Nadeln^
Eß bat groCse Neigung zu effloresciren, löst sich leicht in
Wasser, ziemlich gut in Alkohol, ist aber unlöslich in Aether.
1. Angewandte Substanz 0,47.83, GrnL
Yerlust bis 160° 0,0850 Grm.
Magnesiumpyropbosphat 0,1008 Grm. .
2. Angewandte Substanz 0,1742 Grm.
Verlust bis 160<> 0,0320 Grin.
Berechnet ' ' Gefemden ^^
4,3« pC. Mg; 19,74 pC. BgO 1. 4,65 pG. Mg; 17,76 pC. fl,0.
.■■'.. / 2. 18,87 pC. Bio.
i46 Petersen u. Baehr-Predari^ über
Dafs hier in beiden Analysen das Krystallwasser etwas
niedriger als der Formel entsprechend gefunden worden, er-
klär! sich dadurch, dafs das Salss schon wandet Luft, rascher
über Schwefelsaure etwas vom K|;y,stallwasser abgiebti was
am äufserUchen^ Verwittern desselbien ^erkannt werden J^oniile«
; Basisches Bleimby a[CetkClSQi^VbXS4.ClSOi] + 2¥bO
-<fr4HiO. :^ Bei Versetzen der conceitrivten* Lisang -des
a-cblorphen<dsulfosauren Kaliums mit neutralem oder aueli
basischem Bleiaoetat entstand* eine nur unbedeutelide Fall«ftgv
welche nach .einiget Stehen Wieder verschwand. Später
nach 12 Stunden war aber eine Ausscheidung von kleinen«
netten , fast farblosen harten Krystallen erfolgt, in welchen
keine Essigsäure entdedkt werden konnte; die ausgeführte
Blei- und Wasserbestimmuiig pafst auf obige Formel.
Angewandte Substanz 0,3535 Grm.
Verlust bis 150» 0,0120 Grm.
Bleiaulfat 0,21ß5 Grm.
Berechnet Gefunden
«^«
43,31 pC. Pb; 3,02 pC^ HgO 43,48 pC. Pb; 3,39 pC. HgO.
£in anderes Bleisalz kryställisirt zu erhalten, gelang bei
der Leichtlöslicbkeit dieses undnuch a'nderer neutraler Schwer^
metallsalze der Chlorphenolsulfosäure nicht.
Knpf ersah, C6H4CISO4 . Cu . C6H4CISO4 + 6H2O. — Zur
Darstellung dieses Salzes wurde die wässerige Lösung des
Baryumsalzes mit äquivalenten Mengen Kupfersulfät zerlegt.
Aus dem Filtrat von olivengrüner Farbe konnte jedoch kein
zur Anaylse geeignetes Salz erhalten werden^ indem das
Kupfersalz in Wasser äufserst leicht löslich ist. Die aus der
wässerigen Lösung gewonnenen festen Hassen wurden nun
in Alkohol aufgenommen, worin das Salz ebenfalls mit oliven-
grüner Farbe leicht löslich ist, und daraus durch Verdunsten-
lassen bei gewöhnlicher Temperatur kleine grünlichweiise
Nadeln erhajlen, die kurz über Schwefelsäure getrocknet
Okhrphmohulfösäuttn. 14T
and der Analyie utilerworfevi die Ziisenibiefisetsiifig; nat^b
roremtehehder Ferm^l ergfeben. ' •
' . Asgiwandto Subetans 0,5027 Qma.
ViMjUist'lMS %J^ 0^795 Gnu.
Kif^ewxjrd 0,0686 Utax, . / .
Berechnet Gefunden
■•^
10,S2 pC. Cu; 13,41 pQ. H,0 10,89 pC. Cu; 15^1 pC. H,0.
. Auch.bier wpp: wohl duroh das Trocknen über Schwefel-*
sjittre weniges KrysiaUwa#ser verloren. Die Zersetzung des
Eiipfersalzes beginnt schon bei 160^; seiqe wässerige Iiösung
wird in i^t Warme theilw^ise reducirt.
Silbersalz, — Aus der concentrirten Auflösung des a-
ohlorphenolsnlfosauren Kaliums oder Ammoniums fällt mit
Sübersalpeler ein flockiger- weifser Niederschlag; welcher
sich jedoch binnen Kurzem schwärzt. Terdännte Lösungen
wer<ten mit SilberniVrat nicht gefällt. Eeim Verdunsten der
Lösung fiber Schwefelsäure schieden sich nach einiger Zeit
zwar kleine nadeUBrmige Kry^tällchen des Silbersalzeig aus;
sie waren aber von gleichzeitig ausgeschiedenem Silber
braun und grau gefärbt und fettr Analyse nicht geeignet»
Diese Verbindung ist sehr leicht löslich in Wasser^ leicht in
Weingeist, etwas schwerer in Aether. Ihre Auflösung schei-
det in der Kälte langsam, in der Wärme rasch metallisches
Silber aus.
Aethyl^a- Chlorphenolsulfosäure,
{a- Chlorpheneiohulfosdure.)
KaUumsah, GBH3Cl(C2H5)S0iK. — Um an St^e des
Wasserstoffs im Sehwefelsäwr^este der ««-Chlorphenolsolfo-
sänre Aetbyl einsnfuhlren , stellte - man Versuche mit dem
Kalinmaalz der Sulfosäure an* In einem Kolben wurden zuh-
örst äquivalente Mengen, von Kaliumsalz und Jodäthyl, denen
148f Peiersen.M^B^ehrTPrfdarij über
em^ groSs&Kei P^rtieit Alkgbol »Mgegje)ien:'W«ry 4fik \mBiger»m
Einwirkung bei 100^ derart «beirlasflefiv dirls ^hßl twfwärt».
gegebener Stellung, efaies mit dem KollMi veriMindenen Küh-
lers das stete Zurückfliegen des ]>eslilf«td vermittelt; sowie
durch ein eng ausgezogenes Verbindungsrdhr des Köhlers
mit dem Kolben der Druck.im Inneren erhöht war<. Die in
der Wärme ]|(are Lösung erstarrte beim Erkalten zu einer
beinahe w^eifeen KrystallfiiasSe^ aus wdbfaer titöii^ d«ireb frac-
tienirte Kryställisation das* beschriebene, «inftreh^- gewftsserffe^
und wasserfreie Käliumsalas gewarnt, während nur SpnteA rm
Jodkalium entstanden und nichV die gewUilschtei Aetherbildinig
erfolgt war.
Weitere Versuche, die Moaoathylverbinduiig dKrzustelleRy
fielennieht gunstig aus» Dagegen : gelang: efi beiia ZusaniK
menbriogen von entwässertem Kaliumsalz ^^ d^m ne^h ein
Aequivalent Kalhimhydrat zugefügt wor4^9 .uppi n^pgUcher-*
weise zweimal die Aethylgru^e einsttföhr^Of/ini^ dem doppel-
ten Aequivalente Jodathyl^ wßlches Gen^eifge einea T^g im
zuf eschnioUeneu Rohre der Temtperatur von 140^ unterwor-*
fen war, das Kaliumsalz derjenigen «HQMorphenolsulfosäure.
zu erhalten, welche: den Wasserstoff der Hydroxylgruppe
durch Aethyl ausgetauscht enthält* Das EinwirJiungsproduci
hattie ein krystallinisch-breiiges Aussehen uud war nur sehwach
gelblich gefärbt. Die erste Behandlung desselben mit Aether
ergab keinen darin löslichen Theit. In Alkohol löste sich
das Ganze, wenn auch ziemlich schwer, auf; bei ganz all-
mäligem Verdunstenlassen krystallisirte dann abwechselnd
Jodkalium , unzerlegtes Kaliumsalz und ein eigenthumliches
neues Salz in kleinen Krysta%ruppen, welches man zuerst
aus Weingeist, darauf aus Wasser iimkrystaHisirte;
Diese Verbindung, das Kaliumsalz der ttfaylirten ö^Chlor-«^
phenolsulfosäure , krystaUisirt aus seiner wäsisieFigen neutral *
reagirenden Lösung in schönen, sterAförBa% vetetefen, feinen
/ ßhiorpi^Mhulfosäuren. i49
•gMdegl&pgquden: SwMm ^ » snd ist debr teidbl <iii Wasser^ Eiei»*-
Keli schwer in W^Bfi^iEft- «wi , |f*r nicht m Aefber ISdKdi.
Sie schmitet feef 260^« Orbt sich 4iber sobon Tt)l<ber etwss
kraanJich.
. .1. . Jaig0iriai4t« fSaMine O^b^Mmu^. die ntir %Tireii iMn
. Wasser beim Trocknen verloren KftttexL ergaben: ;
Kaliumsulfat 0|0.810 Grm.
2. Angewandte Substanz 0,2915 Grm.
' ' Eoblensäurie 0,^618 tjrrmi; Wasser 0,0802 Grm.
«
. Qerecbnet
•••■•'•
Gefunaeii"
cT
?6. .
#4,9§
- . '»3,85
H,
8
2,92
— 3,05
Cl
35,5
12,93
— —
E
39 ■
14,21
14,32 —
S
32
11,66
— —
O4
64
— • — t
23,ti
— — •
>.
- 274,6 100,00.
Das Salz wurde als wasserfrei befundeii. Der Kohlen-
stoff fiel ofienbar wegen immer noch anhangender Spuren
von Kaliumsalz der Sulfosäure zu niedrig aus. Auch diese
Verbindung zeigte \ die schöne irioletle Reaction mit Eisen-
chlorid.
laomate der u^CU&nphmobu^oaättre,
Der Theorie nach sind vier Monosulfosäuren des Ortho-
monochlorphenols, vier des Metamonochlörphenols (1, 3) und
2wei des Paramonochlorphenols (1,4) möglich.
Da nun das durch Einwirkung von Chlor in niederer
YemperatuT aäf Phenol erhaltiene Monochlorpbenol die Ortho-
stellung %'esit2t , so würden davon Tier isomere Sulfosauren
ileriviren. Nur die eine abge^handelte 1)ftdete sich in grdCse-
ter Wenge, in liöherer Temperatur sogar fast ausschließlich.
Eine zweite Modification, welcher offenbar die Stellung
1, 2, 4 zukommt, wird durch ihr von den KaUumsabsen der
iSO Peier$jen u. Baehr^Predari^ Über
uy-*Siure we«eitflioli veraehiedeliet Kaiitesals mber Zweifel
. gestellt I äe mag als /9-^CblorpiieBoba)ft9flfitt^e bezeiehiiet wer-
ben.. -Zur Gewinnung der freien ^^Sainre fehbe es an Mate-
rial. Die dritte und vierte Modification scheinen sich aus
sehen eben entwickelten Gründen ifibcfrhanpt liur schwierig
zu bilden; ihre Feststellung gelang nicht. Die nach dem
Auskrystallisiren des er- und /7rKaliumsa1zes in Versuch I ge-
bliebenen leicht löslichen Kaliumsalze enthalten nach mehr-
fach ausgeführten Ealiumbestimmungen offenbar Dikaliumsalze
der or- und j9-SqITosäure , worin also analog dem beschrie-
benen Dibaryumsalze auch der Wasserstoff der Hydroxyl-
gruppe substituirt ist. Da das verwendete Chlorphenol sehr
rein gewesen, so mufsten auch etwa gebildete Ahtheile von
Dichlorphenolsulfosäuren verschwindend klein ausfallen und
sich daher der Beobachtung entziehen. Eine Dichlorphenol-
sulfosäure ist übrigens von Eplbe und 6 au he*) schon
beschrjyeben worden.
ß-^ChlorpfhenoUulfoi^ure.
{(hrtiumönoeklorphenolparamonoiulfosävre.)
m
Kaliumsalz f C6H4C1S04K. — Diese Verbindung, deren
Darstellungsweise bereits oben angegeben, krystallisirt aus
ihrer wasserigen Lösung ^ie kleinen säulenförmigen Erystal-
len, die zu regelmafsigen netten Rosetten verwachsen sind
und eine gröfsere Harte besitzen, sowie in Wasser etwas
/schwerer, löslich sind, wie das a-Kaliumsalz. Sie geben die-
selbe schön violette Reaction mit verdünntem Eisenchlorid,
wie die q-Säure. Das Parakaliumsalz ist in Alkohol schwer
löslich^ in Aether unlöslich. Die mit demselben ausgeführte
Ealischmelze lieferte Pyrogallussäure , was insofern auffallend
*) .Difls» Amialen CXLYU^ 76.
CUorphenoliuifoäiuren. -151
^schefoen mtfsy als b«i dein fftlr die Pttaiiure. bedKngten
Sabstitationfverhälttiifs dei (Mors und des SciiiraMMore-
resles 2, 4 dss Auftreten eines anderen Körper»; ^e der
Pyrogajlnssdurer erwartet werden kennte. Fafst man jedoch
dabei die Beobachtung der leichten Umsetzung von Parasfiure
jn Metasaure scbcNn bei der Teaaperatur.Ton 100^ ins Auge,
ep nsufste bei der beträchtlich höheren Temperatur dei" Kali-
echmelze eine Umlagerttng des £MiwefelSaurerestes tot iit
Zerlegung . offenbar nodh : leichter eiiltreten und da» Pyro^
^«Hussaure entstehen. Das mit PyrogallussiiHrä direet in
Beziehung stehende Lagerungsverhältnifs 1, 2, 6 erscheiitf
für diese Sulfosäure, ihrem ganzen yerhalten, nachy unwahr-
scheinlich.
. I . . ....
Uebrigens lafet «ich das i^-^Kaliumsalz aus «Wasser unvev^
ändert umkrystallisken. Es bleibt,; bis 250^ erhitst, unyer*
ändert, bräunt sich darauf ein wenig, zersetzt sich aber erst
über 350^ unter Schwärzung und schwachem Aufblähen.
1. Angewandte Substanz 0,2600 Grm.
Kohlensäure 0,2792 Grm.,* Wasser 0,0465' Grm.
2. Angewandte Snbstapb 0,4415 Grm» ' '
• JKaliumsKOfat 0,1540 Gnu.
Gefunden
Berechnet
c,
72
29,21
H.
4
1,62
Cl
- 36,5
14,40
K
39
15,83
S
. 82
12,98
0« •
64
25^96
1. 2.
29,28 —
1,94 —
— 10,61
246,5 100,00.
Unterwirft man das Parakaliumsalz der Einwirkung von
Salpetersäure (1,40), so. wird gerade wie bei der Metaver-
bindung der Dubois*sche Mottochlordinitrokfirper gebildet.
192 Petersen «« Baehr-Predari^ über.
Andfere Mie der ß^^Särnft könnten wtfgm Mangel flu
MaAcml irar in ^ringer Menge itorgestellt werden.
Owß BtrymnfBlE wurde ms KaliomsalE und Ohlorbftrymft
1a Uitteiig-^krystallinisciien: Aggregaten oder kleinen 2tt Dru-
den, yerwaehsenen Nedelehen , welebe «nsc4ietnend leichter
Joslifih in W«Bsear, «wie das entsprechende ce-Baryninsalz -sinA^
-erhalten. Dareh ¥>ersetzeii der heifben concentrirten Losung
iHleses SalseB mit Barytwasser scfaeidel sich , wie es beim
Mettitbaryiunsalse dds Fall i^, oin in Wasser sehr adiwer
jösKehes DiharyanisBle als kömig-krystaUInliseher Nieder-
schlag aus.
Die Sake der Schwermetalle der Paras£ure sind, so weil
beobachtet, leicht löslich. Die Eupfersalzlösung ist oliven-
grm; ans der Losung des Silbersalzes wird in der Kälte
langsam, beim Erwärmen rasch Silber reducirl.
Es erübrigt endlich die Bemerkung, dab bei Verarbei-
tung der rohen Chlorphenolsulfosäure von Versuch I auf
Baryumsalze nach dem Auskrystaliisiren des a-Baryurosalzes
noch zwei leichter lösliche Baryumsalze aus den letzten
Mutterlaugen krystallisirten , doch nicht in so erheblicher
Menge, um eingehend untersucht werden zu können.
Die erste dieser Krystallisationen, dem aus /Sf-Kaliumsals
erzeugten Baryumsalz ziemlich ähnlich, erschien in kleinen,
beinahe weifsen, warzenförmig grnppirten Nädelchen, welche
bei der Analyse nachstehende Zahlen ergaben.
1. Angewandte Sabstanz 0|8225 Grm.
KohlenB&ure 0,3205 Qrm. s= 25,79 pC. C.
Wasser 0,0680 Grm. = 2,34 pC. H.
2. Angewandte Substanz 0,3541 Grm.
• Verlnst bis 2W 0,0178 Grm. = 4,94 pC. HiO.
3. Angewandte Bnbsta&c 0,4330 Grtiii
Baryumsalfat 0,1745 Grm. = 24^63 pG. Ba.
Chlorpkenohulfosäur^n. i53
Di© Formel Cj^aCyStgOsö» + »»O yeBlwgt ^(^W pQ. C| l|7^pa H,
.3,15 pC. H.0 und 24,03 pC. Bft,
Ein Theit dieses, Baryamsalzes wurde pnit einer äquiva*
lenten Menge von Kaliumsuifat zerlegt und die erhaltene
Kaliumsalzlösunff zur Krystallisation verdunstet. Das dann
erhaltene, ziemlich leicht lösliche Kaliumsalz, zeigte allerdingif
ein von den früher beschriebenen verschiedenes Ansehen,
war aber, zu einer gei^auer^n Untersuchung nicht genügend.
■ .■« j'*» ...•»-■ ■'
Eine weitere geringe Krystallisation eines Baryumsalzes folgte
dem letztangeführten in seideglänzenden Fidern, welche
sich an der Luft bald färbten und bei der Baryumbestim-
mung nachstehende Werthe ergaben :
Angewandte Substanz 0,3150 6rm.
Verlust bis 160<> 0,0205 Grm. = 6,51 pC. H,0.
BaryumBulfat 0,1180 Grm. = 22,03 pC. Ba.
Die Formel CisHsClaSgOgBa -f 2HgO yerlan^ 6,12 pC. HaO und
23,30 pG. Ba.
Es mufs vor der Hand unbestimmt bleiben, welcher
Chlorphenolsülfosäure ^die. beiden letzten Verbindungen an-
gehören.
Chlorplienoldisalfosäaren*
DifittKosimfen des Ortboofatorphenols sind der Theorie
pach secHs möglklh. Ztf Hvret Mdling Mt eiii«^ doppelt Iso gvofM
Menge von ScbwefelfiräiH'& erforderlich) wfefür die-Mönosol*
fosäuren, auch geht diese Bildung nicht* gerade sohwe# Ten
Statten» doch Jag, es meht ini^seffem Pli^e, qiis. ^«»^rlich
mit diesen Körpern 9a beipblftisf^*
Euie iolche. Difülfiosa&ret weHohe ))ei Antwe^do^g ^n^
Schn^feMttrefihers^ussefi anf tChtprphenpl uu4 längerer ]gin-
wirkttQg ib0l ICß^i enlAiin^n: wur, Fiordf^ ii}f)es«ifn . iri ihri«!ff
BnryMisabe ontersn^hi. ^ Biei dem /QMIter .ßipgf^hf^Itefl^ea Verc-
fahren 4hr $oUei^i«r«dAriMUii«g> ^npl^ die.^^ijbd^ng, wf
DimUteausen I)eineb0 vermi(e4«n; vißrimi: 4i€r'^bei yewbepr
▲anal. i. Chemie n. Pharm. CLVII. Bd. 2. Heft. 11
154 Petersen u. Baehr^Predari^ Einwirkung von
tung der Monosulfosaaren auf Kaliamsahe etwa anhingende
kleine Menge von Disulfosäure blieb auch gleich Anfangs
fast ganz bei dem überschussigen Baryumcarbonat. Die
disulfosauren Baryumsälze sind sehr schwer löslich, daher
auch ziemlich leicht von den moiiosulfosauren zu sondern.
Das erwähnte, iii weifsen krustenförmigen Aggregaten er-
haltene, anscheinend wasserfreie und in Wasser sehr schwer
lösliche Baryumsalz ergab bei der Analyse die folgenden
Werthe :
* Angewandte Substanz 0,4110 Grm. (über Schwefelsäure getrocknet).
Verlor bis 150° kein Wasser.
Baryumsulfat 0,2290 = 32,60 pC. Ba. ' '
Formel CaHgClSjOyBa verlangt 32,34 pC. Ba.
2. Einwirkung von concentrirter Salpetersäure
auf die Chlorplienolsulfosäuren ;
von Denselben.
Da diti . Nitrirung der erbaUe^fn Chlorphen<)]salfo8Suren
in mehrfacher Be;Eiehiing von . Iniere^aie eri^cbeinc^n isufstei
80 haben; vir audi. dieiiem.Geg^n^tande eine -nuCoierksiime
Bearbeäung ^ewMinot.
iV^ir^ trogen die feste Stilf6saore> wie sie direet ans
Chlorphenol und Schwefei^Aire isriialteii' worden, in kleinen
Por^orteift in Sarpetersiore-Von 1/40 apeb. Gewicht unter
m
guter Abkühlung eiili ZuerM- erfc^gile robige^ AÜdaung;
Md'^aber' begann dteAttsachefdüng etotfs Hellgelben körüiig*
krystätlinischen odeir fein -nadelformi^ii, in kaltebi Waisaer
last uffldMioheln,* feeikien' SehfWefel mehr enthaltenden Nitro*
prochotes.- -Man filUenäeh einiget' Zeit mit kaHem MTäaaer
t «
1 1
conc. SalpeterBäur^ 0uf die ChhrgheriQhulfofäuren* 155
und ßütsksi d^mit i^t fj|)M;iMia)i ChlorpHim rijdcihw40 Fillrat
lieferte beim bng^mpn yerrdufi^en noeli wenige etwas
gröbere: und> ]angt)llilterige ^ry^tnUe d^s^Jlnem Subfitens,
später eine Krystallisation von Oxalsäure^
Der eine von uns . hat schon im vorigen Jahre die
Notiz *) bekannt gegeben, dafs bei diesem Nitrirangsprope&
Chlordinitrophenol von 80 bi^, ,819 Schmelappun^t auftritt,
also aus, der Sulfos$ure der SchweCelsi|urerest ausgeschieden,
dagegen zweimal die Nitrogruppe eingeführjl wird. Diesell^e
Erscheinung beobachteten Darmstaedter ,und Wich^I-
h aus **) be.imNitriren der a-Naphtol^ulfosäure. . Es ist bereits
früher be^ierkt worden, dafs dieses ChlordinitrQphenol durch
Nitriren unseres Chlorphenols erhallen wurde;. das aus der
Salfosaure erzielte Product fallt. sogleich viel rei[ner .auf^.
Obgleich die nitrirte Substanz im Wesentlichen die
Eigenschaften des genannten Chlor diniti'ophenols zeigte , lag
doch die Vermuthung nahe, dafs es Antheile anderer Nitro-
körper enthalte.' Das Orthochlordinitrophenolkalium ist in
kaltem Wasser sehr schwef loslich, dabei sehr krystallisations-
fähig. Wir versuchten daher, dieses schwer lösliche Kalium-
salz von etwa vorhandenen, leichter löslichen Kaliumsalzen
durch fractionirte Krystallisation zu trennen, Vaisi in der
That gelang.
Man ubergpfs das Nitroproduct mit viel Wasser, sättigte
mit Kaliumcarbonat und engte die tief blutrothe Lösung durch
Verdampfen entsprec/h^d efai. Sdhon^Wälireiid des Erkaltens
^diosseii die hc^ebn>th6n langen feinto Nadeln d«s Ortho^
^lilordtnilreplieiiolkaliurilis reichlich an,* ein herHichei* Anblicfi.
Iftfch vollständigem Erkaltefi und Stehen Ober Nacht war
^er gröfste Theil dieses 'Salzes aus der. Lösung krystallisift;
*) Berichte der deutschen cheviisQhea.Gl^aelbohaft B, 693.
♦•) Diese Annalen CLU, 298. : .
11*
1S6 Petersen ti. Baehr-Predari, Einwirkung von
nach weüerdm Eitien^eiA erfoigfte ilär m^lir Wietiijgredi daVon^
wohl aber später 6in zfegelrotlies kitniges und zuletzt ein
lelcbl lOsliches «hmoberröthefs KtiliQtnsais, dieses in feinen
flachen kurzen Näddlchen.
Man i'einigie die Salze sorgfältig durch häuGges Um-
krystallisiren und' sserlegte sie darauf iii wässeriger Auflösung^
mitteilet V^rdiQnnter Salpetersäure. Das erste Salz lieferte
dergestalt reifes 'Dinitfochlorphenol voii 80 bis 81^ Schmelz-
punkt, aus dem zweiten wurde ebenfalls ein Moiiochlör-
dinitrophenol voVi 114^ Schmelzpunkt, aus d^m dritten ein
Dichlornitrophenol von 106^ Schmelzpunkt abgeschieden. Die
Menge der beiden letzteren; offenbar neuen Nitrokörper be-
trug zusammen etwa 10 pC. vom Ganzen, der dritte war
dabei in der geringeren Menge vorhanden.
Eine Nilrochjorphenolsulfosäure konnte man bei diesefi
Versuchen nicht erhalten. Wir behandelten umgekehrt das
erste Dinitrochlorphenol mit coocentrirter Schwefelsäure»
* ' . . - ■•■,•- • • • * ■ ■ ' ■ • ■
Hierbei erfolgte unter Auflosung Ent Wickelung von NOg^
später . schieden sich kleine kornige helle Kryställphen aus^
wahrscheinlich die gewünschte Säure, von deren Isplirung
jiahm man Jedoch vorläufig Abstand, . . „
Dinitrochlorphenol von 80,5^ SchmelzpünkL
( a-Chlordinitrophenol, Faust und S a a m e. )
Diese :V6rblnduBg wurzle jKuerst von ]^uhois*) aus
j^em .Orthochlorphenol von: 41^ :&obiii^l^|AiDki und 2i8^
$iedepBn)Lt dargestellt, später vop Fnasl wi:Saam0^*)
iRUS Monqnitrpcblorphenal von $6 bis. 87^ Schni,el2;pmik|i^wd
aus fificbtjgem.Nitrophenoli, «»letal von. Engelblii:dt «itd
*) Zeitechrifl fiOr Chemie 186t, 205.
**) Diese Annalen SuppL-Bd. Vn, 190.
conc. Salpetersäure auf die ChhrphenqUulfosäuren. 157
L a t s c h i n 0 f f *) aus ar Dinitrodichlorbenzol durch Ein-
führen von HO gegen C\ mittelst Sodalösung. Wir erhielten
dieselbe sowohl aus Orthochlorphenol als auch aus a- und
/^-Orthochlorphenolsulfosäure durch Nitration, und zwar am
Einfachsten aus ihrem Kaliumsalze durch Zerlegung mit
Salpetersaure.
Dieser schöne Nitrokörper von hellgelber ; fast schwe-
felgelber Farbe ist in kaltem Wasser nur sehr wenig löslich,
reichlicher, doch immer noch schwer, in heifsein und daraus
in feinen Nadeln oder langen Blattern krystallisirend. Von
Schwefelsäure und Salp.etersaur^ wird er leicht aufgenommen
und aus solcher Lösung auf Wasserzusatz zum gröfsten Theil
und körnig-krystallinisch wieder niedergeschlagen. Er löst
sich leicht in Weingeist und Aether, daraus in schönen pris-
matischen Krystallen anschiefsend , wie schon Körner be-
obachtete, ebenfalls leicht in Chloroform^ und kann daraus in
ziemlich grofsen harten, Anfangs gan^ klaren glas'glan;^enden|
spater leicht .trübe. werdenden prismatischen Krystallen er-,
halten werden , die aufserjich , auch mX ihrer gewöhnlich
dankelgelben Farb^ an Kandiszucker erinnern.
Das Krystallsystem^ dem dieser Körper angehött, ist das
monokline mit den beolMchteleii Formen 0 F. —P*-f-Poo*
ooF.ooPoo.^ Zwei und mehr Individuen sind häufig nach
ooPoD verwachseiiv wonteh äiich Spaltbarkeit; der Bruch
ist DUiscfaeKg. '
Die monokline Krystallform leitet sich aus den folgenden
Messungen ab, welche Herr F. Hessenberg an mehreren,
besonders nett ausgebildeten Krystallen anzustellen die Ge-
fälligkeit hatte, nämlich :
*) Zeitschrift für Chemie 1870, 234.
158 Petersen n. Baehr-Predari, Einwirhmg vcn
+J>oo : ooPcx)
OP : coV
OP : — P
— P
ooP =
OO P : c» P = 64034'
OP:+Poo = 137<>40'
OP:c»i^cX> = 109<>30'
Aus diesen drei Winkeln als
Grundwerthen folgt
und das YerhSItnifs der drei
Diagonalen
a : b : 0 *) s» 0,59553 : 1 : 0,7a07a
sowie ferner :
112050'
100<*16'12"; gemessen 100^7'
132«44'22" ; gemessen 132<>0'
147031'60''.
Die Krystalle sind wasserfrei. Der Schmelzpunkt dieser
Säure liegt nach mehreren Versuchen bei 80,5^ (Sl^Dubois,
Faust und Saame; 80^ Engelhardt und LatschinofO«
der Erstarrungspunkt bei 68,5^^(69^ Dubois, Faust und
Saame); bei etwas höherer Temperatur sublimirt sie in
kleinen Nadeba, bei raschem ErUtzen erfolgt Verpuffung.
Sie ist mit Wasserdämpfen flucktigf und verbreitet einen eigen*
thümlichen safranartigen Geruch. Das . Pulver : derselben
sowie ihrer Salze reizt zum Kiesen, welpbe Eigenschaft sie
mit anderen nitrirten Phenolen theilt. Ihr Geschmack ist
bitter. . An der Luft färbt sie sich rot^ilich, wahrscheinlich
durch Ammoniakaufnahme, und erlheilt den Gegenständen,
womit sie in Berfihrung kommt, eine intensiv rothlichgelbe
Farbe. Gläser, welche zu ihrer Aufbewahrung dienen, wer-
den bald gelb beschlagen.
^) a Orthodiagonalci b Klinodiagonale, c Hauptaxe.
canc, Salpetersäure auf die Chhrphenclmlfoeäuren. 159
Balze. — Die Salze dieses Dinitrochlorpheiiols krystal-
lisiren im Allgemeinen leicht und schön, sind gewöhnlich
gelb oder rolh, sowie schwerlöslich In Wasser, Alkohol and
Aether; bei starkem Erhitzen verpuffen sie. Sie färben in-
tensiv röthlichgelb. Zu ihrer Darstellung bediente man sich
der koUensatiren OxydC; frisch gefällt bei metallischen Basen.
Dubois giebt nur wenige kurze Notizen ober dieselben;
analysirt wurde das Bäryumsal2 von Faust und Saame^
das Natriumsalz von Engelhardt lind Latschin off.
Kaliumsßhy C6HgCI[N02]20K. — Lange feine glänzende,
bei durchfallendem Licht schön morgenroth gefärbte ; bei
auffallendem Licht fast weifs erscheinende, in der Flüssigkeit
einen grünlichgelben Hetalilüstre zeigende Nadeln. Sie sind
sehr schwer löslich in kaltem Wasser, leichter in heifsem,
w^ig in Alkohol, fast unlöslich in Aether. Die Salzlösung
ist orangerotfa, gesättigt fast blufroth.
Angewandte Substanz 0,5456 Grm:
Ealiamplatinclilorid 0)5505 Grm.
Berechnet Gefanden
15,21 pC. K 15,13 pC. K.
Ammoniumsatz, C6H2Cl[N02j20NH4. — In kaltem Wasser
und Weingeist ;siemlich schwer, doch leichter wie das Kalium-
salz lösliche, orange- bis ockergelbe, bei auffallendem Licht
grünlichweifs erscheinende feine glänzende Nadeln. Sie
sind wasserfrei und sublimiren langsam über 120^, verflüch-
tigen sich auch' allmälig mit Wasserdämpfen.
Natriumsälz- C6H2CltN02]20N^ + SHaO. — Wird aus
Wassei* als scharlachrothe , zu Drusen gruppirf e Krystalli-
sation gewonnen^ welche in ihrem Habitus ah Flechtenarten
erinnert, in kaltem Wasser schwer, leichter in heifsem, ziem-
licb schwer in Weingeist und fast gar jiicht in Aether lös-
lich ist. Aus weingeistiger Lösung erhielt man kleine rothe
Nädelchen. Das wasserfreie Salz ist mehr gelbroth.
i60 Petersen u* Baehr- Predari^ EHnwirkung von
VejiJiQ^t bis 140^ 0,()g^3 -acm,^ NAtriam8Ulfat,0,U20.Gfifi.
Bereclmet Gefunden
Na , 7,81 . 7,93 ..
~ . ^EfsjO 18,34 " ' 10,26/
,^ ^aryj^maaZ«/ C6H2Cl[NO2]aO*Ba,C6HgCl[N0i]2O +,H20.
— Feine seideglänzende, gewöhnlich, verfilzte Nadeln von
hell safrangelber Farbe. Sie sind selbst in heifs^m Waj|ser
säbr schwer löslich, ebenfalls schwerlöslich in Weingeist.
Angewandte Substanz 0,4750 Gnn.
- Verlust bis 160° 0,0160 Grm.} Baryuinsulfat 0,1900 Grm.
Berechnet •' Gefunden *
Bft .: a3,^2 . 28,62 .
HjO. 3,05,. %Zl.
Bleisak, C6HäiCl[NO«]20.Pb.C6H2Cl[N02]20 +H20.i-
Auch in heifsem Walser aufserst schwer lösliche, feine sei^
deglänzende gelbe Nädekhen, getrocknet etwas dankler
gelb. Durch Bleilösnng fällt aas der Anilösung eines dinitro-
chlorphenylsauren Salzes ein flockiger, fast orangerother Nie-
derschlag.
Angewandte Substanz 0,3271 Grm.
Verlust bis 120° 0,0090 Grm.; Bleisulfat 0,1669 Grm.
Ueber 120° erhitzt trat schwache Zersetzung ein. '
Beirechnet Gefunden
Pb 31,86 , , . 32,70
H^O 2,73 2,75.
Kupfersalz, QHaClfNOilgO . Cu . CeHjClLNOgjtO + aHaO.
— Safrangelbe, in Wasser ziemlich schwer lösliche Nadeln.
Bei langsamem Yerdansten der Lösang erhielt man nette
platte Säulchen von braungelber Farbe.
Angewandte Substanz 0,2766 Grm.
Verlust bis 150<* 0,0192 Grm.; Kupferoxyd 0,0398 Grm.
Berechnet * Gefunden
Ou : 6,74 ' • 6,96
ÖHjO 11,88 11,62.
oonc. Salpeiersäure auf die Ckhrphenolstüfoaäuren^ 161
Bäiersalz, CJiiCl^1ilOi]iOXg. — Die Anfifisang des Di«
üitTDciilorphenol-^Kaliums oder -Anunoniums giebt mit Silber-
nitrat einen carmoisinrothen Niederschlag, der, Hus heirsem
Wasser Ufnkrystallisirt, feine hochrolhe, das Licht grüngelb
reAeetirende Nadeln des Stlberaalzes Hefert Es ist wasser**
frei, sehr schwer in Wasser, etwas mehr in Weingeiilt auf-
löslich. . '
AeihyU^lz oder Dinitrochlorphenetoly C6H8CI[NO^j^QC3H5.
— Wird leicht beim. Behandeln der Silberverbindung mit
Jodathyl erhalten, jund iifcheidet sich aus alkoholischer Auf-
lösung in langen flachen, beinahe farblosen seideglanzendei|
Nadeln oder bei langsamem Verdunsten in wohlausgebildeten
schiefrhombischen tafelförmigen blafsgelben Krystallen aus.
Der Aethyläther dieses Dinitrochlorphenols schmilzt bei 54
bis 55^, erstarrt wieder bei 44^, ist in höherer Temperatur
flüchtig und riecht ziemlich stark, aber nicht unangenehm
safranartig. Er ist fast unlöslich in Wasser, leicht löslich in
Alkohol, Aether und Chloroform.
Dinitrochlorphenol von H4^ Schmelzpunkt.
Dieser Nitrokörper wurde aus der gelinde erwärmten
Auflösung des vorerwähnten ziegelrothen Kaliumsaizes durch
verdünnte Salpetersäure in hellgelben Blättchen abgeschieden.
Er ist schwer löslich in Wasser, doch beträchtlich löslicher
als sein eben beschriebenes Isomeres, leichtlöslich in Alkohol,
Aether und Chloroform. ^ Aus viel Wasser erfolgte seine
KrystalUsation in feinen haarförmigen Nadeln, in flachen
Säulchen aus Alkohol, aus Chloroform in netten blafsgelben
quadratischen Tafeln.
Der Schmelzpunkt dieses Phenols wurde bei 114^, der
Erstarrungspunkt bei 104^ gefunden ; über den Schmelzpunkt
erhitzt sublimirt es in zarten glänzenden Blättchen , auch mit
Wasserdämpfen verflüchtigt es sich langsam, dabei in Blatt-
163 Petersen tt. Baehr*Predariy Einwirkung van
eben. oder fiacben Nadeki sich wieder ansetzend« Es riecht
schwach safranartig*^ stechend. Beim Erwärmen nnt Salpeter-
säure blieb es unverändert, ist daher wahrscheioiich auf
ein anderes Chlorphenol und zwariairf Parachlocphenol zu
beziehen.- Die Sialze sind beträchtlich lösliche ab diejeüiK«
gen. des vorhergehenden Phenols, krystallisireh auch nicht
so schön und besitzen meistens eine hellrothe Farbe.
Faust und Saame^) beschrieben ein Dinitrochlor-
phenol von 111^ Schmelzpunkt; aber weder die ang^eg^ebe-
nen Eigenschaften der Säure, die in unregelmäfsig sechs-
seitigen Tafeln aus Chloroform krystallisirte, noch diejenigen
ihrer Salze passen auf unsern Körper.
• ' . . • . , •
Kaliumsalz, C6H2C1[N02]20K + H2O. — Zu kleinen Wärz-
chen gruppirte oder ästige, an gewisse Flechtenarten erinnernde
ziegelrothe Aggregate, die ziemlich löslich in Wasser sind;
• *
schwer in Weingeist und kaum in Aether. Wasserfrei ist
dieses Salz blendend carmoisinroth.
1. Angewandte Substanz 0,5155 Grm.
Verlust bis 140^ 0,0802 Grm.; Kaliumsulfat 0,1655 Grm.
2. Angewandte Substanz 0,4184 Grm.
Verlust bis löÖ« 0,0261 Grm.; Kaliumsulfat 0,1350 Grm.
5 3; Angewandte ÄUbsttoiz OjäaSdi Grtti.
Chlorsilber 0,1718. Gmn.
.. 4.: Angewandte Bubstanz 0,3406. ^|^*I^. \ ;. . .
Kohlensäure. 0,3250 Grm.;. Wasser 0,0485 Grm. -
Gefunden
, ^ I iiiiitn nli.i ^>i ■ i I • • tl ^
1. 2. 3. 4.
'-. •' j--' ' 5.^ ' - 26,02
;— — — . 1,58
— — .: , .13'16" : . ^
14,3^ . 14,47! .. ^ ' \ ^
5,86 6y24 ; — . . —
*) Diese Annalen Suppl.-Bd. VII, 196.
Berechnet
' ^ Ce •
26,23
H,
1,46
Gl
12,93
K
: X4,21
H,0
• ß|55 ,
conc. Salpetersäure auf die Chlorphenohulfoaäuren. 163*
Ammoniumsah y CeHgClfNO^jaONH* + H<0. — Orange-
gelbe, in Wasäer ziemlich lösliche Nadelchen, die beim Trock-^
neu miler Abgabe des Krystallwassers sieb röthen. Sie
verfläöhfigen üch allmilig über 120<^.
' Angewandte Substanz 0,3421 Grm.
. Terltwt.big 100® 0,ÖJL80 43^^n.
Bereohnet Gefiuiden
HjO 6,88 5,27.
. Baryumsalz, CeHaClpIfpgjaO . Ba . C«H2Cl[NOs}]aO + 2 HgO-
4
— Krystallisirt aus heifsem Wasser in kleinen ockergelben
Nädelchen, die getrocknet orangeroth werden.
Angewandte Substanz 0,2972 Grm.
Verlust bis 160° 0,0174 Grm.; Baryumsulfat 0,0580 Grm.
Berechnet Gefunden
Ba 22,54 22,92
2H2O 5,92 5,75.
Siliersah. t- Wurde durch Fällen der wässerigen Auflö-
sung des Ammoniumsalzes mit Silbernitrat als rother Nieder-
schlag erhalten, der aus heifsem Wasser in kleinen körnigen
hellrothen Krystallchen anschofs.
Mononitrodichlorphenol van i06^ S<?hmehpunki.
Das in Wasser am Leichtesten lösliche Kaliumsalz aus dem
nitrirten Chlorphenolsulfosäurengemenge lieferte beim Zer-
legen seiner wässerigen Auflösung' mit Salpetersäure ein
Mononitrodichlbrphenol als krystallinischen flockigen hell-
schwefelgelben Niederschlag, leicht löslich in Alkohol, Aether
und Chloroform, sehr schwer löslich in Wasser. Es kry-
stallisirt aus viel heifsem Wasser in kleinen flachen hellgel-
ben Nädelchen oder Blättchen, ebenfalls in Blättchen aus
wässerigem Weingeist, aus Alkohol bei langsamer Verdun-
stung in ästig vereinigten Nadeln, welche bitter schmecken,
wie alle diese Nitrokörper und geruchlos sind. Schmelzpunkt
106®, Erstarrungspunkt 96^ Höher erhitzt, sublimtren feine
164 Petersen u. JBaehr-Predarh •Einwirkung von
Nadd<;hen; bei rsscheiit starkem EnhitzQn erfolgt Yerptiffung.
Aach diese Verbindung ist mit Wasserdainpfen üw^Mg^ da-^
bei einen schwache^) nicht unangenehmen moschnsaji'tigeii
Geruch entwickelnd. Von mäfsig conc. ^clm^felsliure . w|i?4
sie auch beim Erwärmen unter Auflösung nicht verändert,
erwärmte starke Salpetersäure verwandeil sie in Dinitro-
chlorphenol von 80 bis 81^ Schmelzpunkt.
Die beiden Dichlornitrophenole von S e i f ar t ^) (Schmelz-
punkt 125<^) und Fischer, Faust und Saame^) (121 bis
122^ Schmelzpunkt) erscheinen beim Vergleichen der ähgege-
benen Eigenschaften der Sauren und Salze vom vorliegenden
verschieden.
Angewandte Substanz 0,2410 Grm. ; über Schwefelsäure ge-
trocknet
Chlorsüber 0,8284 Gnu.
Berechnet Gefunden
CeHsCLjNOgO 34,13 pC. Cl 33,71 pC. Cl.
Die gelb oder roth gefärbten Salze sind, so weit unter-
*■'-'•
sucht, in Wasser ziemlich leicht auflöslich.
Kaliumsalz ^ C6H2CI2NO2OK. — Krystallisirt aus Wasser
in kurzen flachen, oftmals drusenförmig grtippirten, lebhaft
zinnoberrethen Nädelchen, die im reflectirten Lichte einen
grünlichgelben metallischen Glanz zeigen. Sie sind selbst
in kaltem Wasser ziemlich leicht auflöslich, weniger in Wein-«
geist, kaum in Aether. Das .Salz ist wasserfrei.
r
1. Angewandte Substanz 0,4330 Grm. (vor dem Trocknen
0,4390 Grm.).
Eaüumsulfat 0,1511 Orm.
2. Angewandte Substanz 0,4282 Grm. (rot dem Tcocknea
0,4318 Grm.). : . ...
Eaüumsulfat 0,1526 Grm.
*) Diese Annalen Suppl.-Bd. VII, 198..
^*) Diese Annalen Suppl.-Bd. YD, 180, 195.
canc. Salpetersäure auf die Gfdorphenolsulfosäuren. 165
•'•>.' :. . ' -f ; • • ^ :Oefanden"
'••:/: . B^reeljtiet. . • 1, . ' , 2.
K. 15,85 , 15,64 15,97.
Ammmiffimßßh. -^ H(>ob£el))e Nactejbcben.
Bavt^wnäah^ CeH^Cl^NOsO ; Ba w GeHsPJftNOftO 4r H2O, . -^
Wird aus hiraßein Wasser in kleiften neHea . saaleaförinigäa
(nränge^elben Krystalleti erhalten, wetoh^ in Wasser und
W^fijgfeist äemlichTis^h wer. löslich sind.«
'• ,Ang!efTWi^ Substanz 0,2625 Gnu.
" -•, ; Vertofit bi» ^60« 0,0085 Gnn. .
Bar^umsulfat 0,1070 Grm.
, Berechnet Gefunden
Ba' • '* '24,08 • 25,95 *
'H,0 3,16 3,24.
Sübersäh.-' Der' aus Ammöniutnsalzlösung durch Silber-
nitrat gefällte röthe Niederschlag kr^stallisirte aas viel heifsem
Wasser in rSthlichgelben seidegfänzenden Nädelchen.
i.r.
i •.. 'ijy . . /«
3,; . Dinitrochlorphenol von 69^ ■. S,Qlunelzpiinkt ;
.' ' ' vom Tkeodor Feteram*.
.t> . . ' l .<\ < < i
Der Sehwefelsäorerest der Chlorphenekolfosain-en wird
npoli- bei Binwirkaag bdtrifcbUieh veMfinnter^rSalpetersäuivö
als s6khet\m''i;4ß^'9p^ei Gbw4 laiohtLentferntv fdrtgeseteto
Yersoche in dieser Richtung^M^n mich aber aäf ein- wei-
t^es liitdrMsantes- ßihitrocMdrpbenoI) geföhrti
Ich arb^eiteto diesmal mit einer >SäI{>elersäiife von. mxt
i^ 0p0c. Gbew. imdkMifte^ dabei ^ebr^rgni: ab. ^BeLAmvienv
dung noch idbwfedheret*' Silore >^Melten'Faual und Säam«
Hononitrochlorphenol. Die in kleinen Portionen emgetragene
rohe Chlorphenolsuifosdnre loste sich bfaM Enlwickehing
166 Peieraent Dtmirocblorpheiwl
Ton rothen Dampfen, rahig auf; dann schied sich ein kry-
stallinischer gelber Nitrokörper aus, der mit kaltem Wasser
weiter gefällt und damit gewaschen wurde. Ich verwandelte
denselben mittelst Kaliumcarbonat in KaHumsat2 und beför-
derte die wasserige Lösung desselben £ur Krystallisation.
Und siebe da, es erscheint ein ganz anderes Kaliiimsals^ wAe
erwartet, auch sckwer Töslich in kaltem Wasser, doch nidit
so schwer wie das Dubois'sche, nicht in feinen hocbrolton
Ifadeln, sondern in flachen glänzenden braunrothen Blättern»
die nach mehrmaligem Umkrystallisiren aus heifsem Wasser
überaus schön und characteristisch ausfielen. Ihr wässerige
Auflösung ist tief braunroth. Ich bemerke bei dieser Gele-
genheit, dafs die Verschiedenheit der verwandten Nitrokörper
des Phenols in den . Kaliumsahen am meisten in die Augen
jsu springen pflegU Bei wiederholten Versuchen wurde die-
«es Salz auch wohl mit dem nadelförmigen gemengt erhalten,
indessen allmälig bei 100 Gramm davon angesammelt.
Durch Zerlegung mit Salpetersäure erhielt ich Dinitrochlor-
phenol von 69^ Schmelzpunkt.
Man braucht dasselbe nur kurze Zeit mit starker Salpe-
tersäure, etwa von 1,40 spec. Gew^ oder selbst schwächster
Säure bis zur Auflösung zu erwätmoB, oder aber nur mit
ziemlich starker Schwefelsäure eben so zu behandeln, so
ioird es in das Ismnire von 80^5^ Sohmdzpt^nht Hiet^g^hrt.
Nach dem Ausf^Uen mit Wasser und Binden m Kali .^rlolgt
nun die ' Aassoheidung des laftgnadellermiq;0n rothen KatiuBiT
salzes<der Aubois^sdhen. Sfiiire. . . :: ,.-, , ,, ,/
Dieser neue Nitrojkdrper:, defn ich äbrig^ns anQhfbei.B^ft
haadlung von Ofatorphenol mit nicht zu starker Salpetensäure
zu beobacblen. Gelegenheil hatte,^ sdieJnt mir i4ei)lisetb f^Mih
«H demjenigen, deisea Bügel ha r d fc > «nd> L e.ta cth i ft oSiJ^)
•'! r i . . . f »• . . f . '. ,.r.: ...-., :
*) Z^iißdbm ^ Chemie. ^87.0, 234«.
«.'•. . •' .•.;t
von 69^ Schmelzpunkt 167
kurzlrdi Bi^wähnung thaten ; wenigfstend stimmeir die'SeVmelz-^
pankte beinahe dberein. Sie erhielten nämlich aus den beiden
isomereif DinitrodidiIoi4>enz(>len ven Jvn^gf leise b bei Be^
handlung mit 'SodaKsungf auch zwei Dinitrodhloi^henole a
ißfi ScbmelfepunfktD und ß (70<> Sehmelzpunkt).
Die Mullerläiigen vöii den KrystalUsatiönen des braan-
rotheh bläiterigeh ' Diniirochlorphenolkaliumsi lieferten bei
weiterem Verdunsten dasselbe ziegelröthe Dinitrochlorpbe-
nolkalium, dessen in der vorigen Abhandlung Erwähnung
geschah, und iwär in derselbeh/ällerdiiigs germgen relati-
ven Menge, wie frfiher. Aus dieser Thatsache, sowie dar-
aus, dafs ich dieses dinitröchlörphenol na(/h dem wieder-
holten Behandeln mit Salpetersäure unverändert wieder
erhielt' und nicht in das Isomere von 80^ Schmelzpunkt
überführen konnte, folgere ich, dafs es sich von einem
anderen Chlbrphenol ableitet, als Orthocblorphenol^ und zwar
von Parachlorphenol; denn das früher verwendete Chlor-
phenol hatte bei deit ffaüschmelzen nie Brenzcatechin, wohl
aber nach mehreren Heactionen etwas Resorcin neben dem
Hydröchinon geliefert. Aus reiner a-ChlorphenoIsulfosäure
ferner konnte' ich Miesen liitrokörper 'nicht einhalten: Die
Conrstitution desselben scheint mir daher ami YTahrscheinüch'^
sten 11^ ' Vi zu sein«
Die letzten Mutterlaugen enthielten hoch geringe An-
theile leicht löslicher Kaliumsalze von KttrökSrpern/ indessen
"vrir das frfiher bedbaehteti9 Dichlortiitrophenoi bei ^hiem üd
• • » • . ,
dessen Gewifihung angestellten Versuch nicht roin au er^-
halten; ' • :..••..•.•••...••[
v • •' • '
• . ^ '■ ' 1^ : . < . • • • • . , . •. •. • • • . . • •
Das neuo; aus seinem Kaliumsalz abgeschiedene Dinitror
Chlorphenol ist in kaltem Wasser «ehr wenig «uflöslich, mehr
i
168 Petersen, Dinitrochhrphenol
in beifa^.; und läryslidlisirt daraus in feinen ^ ofiE * bS^öhelr
oder kred^förmigf vereiniglen Nadjdln. . Es i^Mbrigens etwa«
leiiehter IdsUeh ilK Wasser «rie ^scjin Isomeres yon SO? ft^melzr
punkt Die Saure wird leicbt aufgenolomeii >VQn Alhohot
und Aether undr fcrystallisirt daraus jn (prismiitMciben , Krj^
stallen; noch leichter wird sie voi| Chloroform ^a^fgalöst,
doch aus solcher Auflösung erst bei Syrup.consistenz strah-
lig--krystalUnisch wieder ausgeschieden. Sie ffirbt sich an
der Luft röthlich.
Die^sies Phenol schmilzt bei 69^, erstarrt wieder bei 60^,
sublimirt bei weiterem Erhitzen langsam in . feinen Nadeln
und verpufit in höherer Temperatur. Es ist mit Wasser-
dampfen fluchtig.
Sehr merkwürdig ist die leichte Umwandlung ifk sein
Isomeres (or) durch Auflösen in Salpetersäure oder Schwefel-
saure unter gelindem Erwärmen, ein Verhalten, welches sich
denjenigen des a^ und /^-Dinitrochlorbenzols an die Seite
stellt, indem diese beiden substituirten Benzole nach Jung-
fleisch''^) leicht ineinander übergehen.
Die Sähe dieses Phenols krystallisiren gut, sind gewphn-
lii^fa gelb o<ler roth von Farbe und in Was$er schwer lösr
liish, doch im 'Allgemeinen etwas löslicher wie diejenigen
der isomeren a-Säure. Zu ihrer Darstellung; dienten die
kohlensauren Hetalloxyde.
Kaliumsaln, CSiC\]ßO%yQli. — $s kry^tallisirt aus
beifsem Wasser in. ziemlich langen und breiten^ anscheinend
rfhombischeU; QJialtern von bräunlich-granatrother .Farbe m^
pfacMvollem goldenem, ins Gräne spielendem M(;tallglan£.
Besonders schön ist das Farbenspiel nach dem Auskrys^Ui«*
siren in der Flüssigkeit. Die Krystalle sind wasserfei,
schwer löslich in Wasser, doch etwas leichter wie die
>k*i
^ Vgl.' Ja&r6lfb«r. fUr Ohenie n. n. W. f. ISaS, 346^
««Verbindimg , Mehr sdbWBt 'hl AlkoBol, kMrai in A^her.
Ihre wasserige AnflAsung' isl-braunrolh. bis dukelMufreMi
girffirbl. ' .1''^ ":.''i . ■',/. . ,• :,.'■{•: ,^ .{V ;-,
' • Die* Ahatysöti gaben folgende ReßiiUafe. ' ' ' ' •
••• ' ' " 1. Angewandte Suböteilz 0,5740 Gim; '^ ' " *"'• ' ' -
Kaliumsulfat 0,1935 Grm. . , .
- Ich enniiielto deni AILkli^elEÜt fi^. jdieBQm' und khnfidi«!! Fälleii rasch
nnd siclier dnrcli,J)igcriren niit wenig Sc^iwpfelsäure,, Yey*r
dampfen,, Abrauchen, Wiederanfeucliten mit einigen Tropfen
SchwefelsSufe -und TiOTsiißlrtigüs ' Abglühen- mit. Ammodiuni«
carbonat bis zum cpnstjantpn. Gewicht.- . . •. .
2. Angewandte :Si»b6tanz,0|i285 Gem.
Chlor^ilher Q>|^425 Giern.
3. Angewandte Substanz 0,3086 Grm.
Kohlensäure 0,3150 Grm.; Wasser 0,0365 Grm.
Geflmden
Berechnet
c.
72 .
29,07 .
H,
, 2
0,78 .
er
35,5
13,84
K
B9
16,21
N,
28 ,
10,92 '■'" ■
Os'
80
31,18
1 1. ß.. s. .
.— -^ 27,84
— — .1,35
— 13,99 ^ ~
f.
• 15,14 — —
256,5 100,00.
Natrium8alz\ C6H2CI[NO«]80Na -f 7H2O. — In Wasser
ziemlich schwer lösliche ziegelrothe, voluminöse, flechtenar-
tige Erystallisalion^ die aus Weingeist in kleinen rolheii
Nadelchen zu erhalten ist. Aus Wasser habe ich das Natrium-
salz nicht in rothen Nadeln beobachtet, wie Engelhard!
und Latschinoff von dem ihrigen angeben.
Angewandte Substana 0,4500 Gtm.
Verlust bis 140** 0,1675 Grm.; Natriumsulfat 0,0902 Grm.
3erechBBt. Gefunden
Na 6,27 6,49
7H80 34,38 35,00.
Annal. d. Chem. n. Pharm. CLVII. Bd. S. Heft. 12
170 Petersen, Dinüroohlorphenol von 69^ Schmelzpunkt.
Jbnmonütmgah, C^iC\\SOt]iGNÜo — Wird aus heifsen
Was&er in schönen^ giänsenden, ockerg^elben , langen, fla-
chen, schiefrhombischen Nadeln oder BUttchen erhalten.
Es kryslallisirt wasserfrei, ist in Wasser und auch in Wein-
geist ziemlich löslich, auch flüchtig, doch schwerer wie sein
Isomeres (a).
Buryumauh, C6H2Cl[NOi J2O . Ba . CsHsClCNO^laO + H2O. —
Feine seideglänzende citrongelbe, in Wasser sehr schwer,
in Weingeist schwer lösliche Nadeln, welche nach dem
Entwässern hell orange gefärbt sind.
Angewandte Substanz 0,3426 Grm.
Verlust bis 150^ 0,0098 Grm.; BarfumsnlfEit 0,1353 Grm.
Berechnet Gef^inden
Ba 23,22. 23,23
HjO 3,06 2,90.
Silbersalz, C6H2CI[NOj80Ag. — Wird durch Fallea der
Ammoniumsalzlösung mit Silbersalpeter als scharlachrother
Niederschlag abgeschieden, der in Wasser und Weingeist
sehr schwer auflöslich ist. Aus viel heifsem Wasser kry-
stallisiren kleine blätterige Krystallchen von granatrother Farbe,
welche bei auffallendem liichte grünlichgelb metallisch glän-
zen und wasserfrei sind.
Aethylsalz oAet {ßyDinüroMorphenetol^ C6H2CI[N02]20C2H5.
— Das Silbersalz wird schon beim Uebergiefsen mit Jod-
athyl zerlegt, durch gelindes Erwarmen die Beaction vollen-,
det. Der weingeistige Auszug liefert dann fast farblose,
lange flache seideglänzende Nadeln oder Blätter. Das /?•
Dinitrochlorphenoläthyl schmilzt bei 5P^ erstarrt wieder bei
38^, später sublimirt es. Sein Geruch ist ziemlich stark und
nicht gerade angenehm safranartig. Es ist beinahe unlös-
lich in Wasser, leicht löslich in Alkohol, Aether und Chloro-
form.
«1
' ' ' ' '
4. Ueber die Constitution der Nitrochlorphenole ;
von Demselben,
Da die Zahl der bekannten , gleichseitig nitrirteif and
gechlorten Phenole nanmehr eine ganz ansehnliche gewor-
den, so will ich dieselben Jetzt kurz im Zusanunenhaiyci vor-
fahren and dazu ihre Constitution discutiren.
Ich mufs, mit einer Verhandlung über das flüchtige I^i-
trophenol beginnen, ob dasselbe nämlich als ein Metakorper
(1>3) oder ein Parakörper (1,4) aufzufassen . ist. Zahlreiche
Schlüsse über den inneren Bau der nitrirten Phenole ver-
langen zuerst Klarheit über diesen Gegenstand. Zuletzt hat
sich R i e s s darüber geiufsert *). Er sieht das flüchtige
Nitrophenol als Paraphenol an und stützt diese Annahme auf
die Thatsache« dafs ein nach- Gra ehe entschiedener Para-
körper, die Hethylparaoxybenzo^saure; beim Nitriren dasselbe
Dinilrophenol liefert wie die beiden, bekannten Mononitro-
phenole, wobei doch wobl eine Nitrogruppe an Stelle der
Carbiui^ylgruppe getreten sei. Ich erachte den letzteren
Schlufs für nicht zutrefl^end; denn bei jener tief eingrei*
fenden ReacHon kann ebensowohl CO^ von seinem H abgespalten
und ein andres H nitrirt worden sein. Die Methylverbin-
dung eben, desselben Dinitrophenols entsteht in der That
beim Nitriren des Methyläthers der Salicylsäure, wodurch
jener Schlufs weiter entkräftet wird.
Nach dem gegenwärtigen Stande unserer Erfahrungen
mufs ich vielmehr das .flücl^tige Nitrophenol für eine Meta-
Terbindung ansehen, hauptsächlich aus den folgenden Gründen.
1. Die beiden bekannten Nitrophenole liefern nach den
Untersuchungen von Körner u. A. ein und dasselbe Dini-
*) Berichte der deutsclien chemisclieii (Hsellschaft JSi, -781.
12»
172 Peterseuj über die Constitution
trpphep^Iy was mil der Stellang 1»3 dep fl^chlig^n Nitror
phenols sehr gut harmonirt; wenn letzteres 1,4 wäre, durf-
ten fuglich wohl einmal zwei v^ri^chiedene Dinilrophenole
erhallen worden sein. Auch die Pikraminsaure geht durch
DeaniVdihing in dasselbe Dinilröpheiior übei^, tind tetuieser
s^eht die Amidbgrnppe', Wie' mir scheint,' ^ohl 'aii' Stelle 4^
da' bd^heilweisbr Redücfiön ded Dinitrophendl^ liach Kor'*
ner ebenfalls die äufsere Nttrögrnppe amidirt wird. ' Edr^
ü'^T ^) hat sich'denn anöh entschieden f&r ÜicT Mcitastellung
deii flüchtigen Nitrophenols absgesprbchen. Alicfa die neueren
Arbeiten von Cle mm *♦) über mirirte Benzole spteehen
f&r dt^se Ansiciit, namehtifch seine Becfbichtung , dafft ^o-^
Wohl aus gewöhnlichem Dinitröphenol durch Umtausch von
Cr gegen HO,' als auch aus Chldrben^ol durch Nitriren ein
und dasselbe Chlördinitrobeniol entsteht.
' 2. ' Nitrophenotsulfosätire bereitete K e k u 16 aus Bächti^
gern Nitrophenol und Schwefelsaure; Kolbe und 6 au he
Gedienten sich zu deren Darstellung d^r Phenolpahisnlfosaurei
Nachi den über beide Producte vbriiegenden Beschreibungen
bin ich geneigt/ sie für identisch und 1,3,4 eonstitüirt an-^
zusehen. Wie dem aber auch sei^ die letztgenannten Herren
sagen' ausdrucklich *^^), dafls nur die längere Zeit auf 100^
erwärmte Thenolsulfosäure, also Kekbl'e*i5 Parasaurei 1,4,
das nitrirte Phenol , die bei gewöhnlicher Temperatur be*
reltete Sulfosaure, d. 1. Metasdure 1,3 dagegen wem'g oder
gar nichts von Nitrophenolsulfosdure zu liefern im Stande sei»
Dieses VerhaUen ist auffallend, wenn das flächtige Nitro-
phenol 1, 4, aber leicht begreiflich, wenn letzteres 1, 3 an-
genommen wird.
*) Zeitschrift für Chemie 1868, 322.
**) Berichte der deutschen chemischen (Gesellschaft III, 126.
***) Diese Annftlen CXLVH 72.
: der IfitfH>chlarphenol&.i ^ > ^ 173
3. Ein gewissermafsen Verwantitei' des fiilcbtigen Nitro-
pheno^^^e. gcrwöhtliciie Nitarobeneaesäiire^ ibesitat^ beiläufig
iftemerki^ ebeiifsUs^ die MetasteUmig^i [!a nacbiTlo^bergegaiigeU
fie'r Ami^ung' oder Arolirülig au» d^rselb^ili'leicht Oxy])eiK<
TOiöifw&'^nt^äiit^' iiidh> Sf e y d r's ^} itcboher BebbachlwigiliK
Metdkörp4r. ^Icb uirteAaftso niebt^ nocb dsfrauf airfmertäam
zu faiflicben , • dafs S e hun i it ^'*^) da# Dibzopbeilol^ Jodpbenol
und Cblorpbenol aus'fluchligem -Nitropbeior.äu^ensdbelididb
für Metakörper halt, ohne indessen den directen Nachweis
davon angiegeben zu haben.
Auf ein. anderes sqbr brauchhareji Beweismittel werdq
ich im Zusammenhange mit ande;ren Thatsacben npch zu
reden kpinmen. . v ,
Somit lefe icb hei d^n: folgenden Betirac^btungi^D f6r das
Bochtige Nitropbenoli :die Metastdlong zn Grunde ^ Mf^vdci
jedoch: weile^e Vecsiiche zur endguteigen JEntsebeidi^^;
dieser wichtigen, EVage: in. Angriff, nebmen. .Soteher Pbenolei
welche gleickzeitig . CUor und ^e. NArOgcuppe enthaltea»
sind nunmehr neun resp.. eilf aufzuföbren«
MonocTdormononitrophenole, : ?
Bekannt ist liur ieiÄes^. w^ljtfb^'F.attHt und S.aame *?♦)
sowohl durch vorsichtiges Nitriren von Orthochlörphenqlj aW
auch durch Einfuhren von Chlor in. das flüchtige Nitropheivo)
darstellten« Es ist nach . deiner Auffassung 1,2^3 9 d. L
a-OrthochlornUrophenöl ; Schmelzpunkt 86 bis 87^ Biei wei«
terem j^itilren yjsrwandelli es'^ieb inD^ubois' Dinitrochlor-n
pbenol. -. . '• -'^ .'.•.', . ..i
*) Berichte der deutschen chemischen' GeseÜBchäft III, 114.
**) Berichte der deutschen chemische^ Gesellschaft I, 70 und II, 51.
***) Diese AnnaJen Suppl.-Bd. VII, 191.
174 Petersen, über die Constitution
• . Monöoklordihiirophenole.
'. 1. Dinitrochlorphenol Von 9f^fir^ Schmelzpunkt, von
Dut^ois aus Orthochlorpbenal, Ton Paust und Saame aoc4l
ans fiuchtigem NHropbefM)! durch Chloriren und darauffolgende»
Ktriren, von Engelhardt und Latschiiioff ana a-Binitro«*
dichtorbenzol mit Natriumcarbonat, und wie im Vorhergeben-
den entwickelt, aus den Orlhochlorphenolsulfosänren erhalten^
ist <^enbar 1,2,3,4 oder d-^Orikochlordinürophenoh
Ich mufs an dieser Stelle wieder eine kleine Einschale
tung machen. Dichlorbenzol von 53^ Schmelzpunkt, woraus
Jungfleisch seine beiden Dimtrochlorbenzole und Engel-
bar dt und Latschinoff die entsprechenden Dinitrochlor-
pbenole erhielten, mufs ein Ortbokörper sein, wenn daraus
a-Dinitrochlorphenol gebildet wird, in welchem Cl gegen
HO ausgetauscht wurde. Das feste Dibrombenzol von 89^
Schmelzpunkt besitzt aber nach den neuesten Beobachtungen
von M e y e r '*'^) die Parastellüng; denn nach F i 1 1 i g 's Methode
mit Jodmethyl und Natrium^ darauf mit Kaliumdichromat und
Schwefelsäure behandelt, entsteht daraus Terephtalsäure«
Da nach Mayer**) aus Monobromphenol und P6r5 dasselbe
Dibrombenzol erzeugt wird, so mufs auch das aus Brom und
Phenol resultirende Monobromphenol 1,4 sein, eine Annahme,
welche schon Kekule in seinem Lehrbuche***) gemacht
hat. Die Eigenschaften des Monobromphenols sind übrigens
von denen des Orthomonochlorphenols auch sehr verschieden,
jenes ein leicht zersetzbares, bei — 18^ noch nicht erstarren*
des Oel, dieses ein ganz constanter, bei 41^ schmelzender
krystallisirter Körper. Körner erhielt indessen bei Ein-
*) Berichte der deutscben chemischen QeBellschaft III) 753.
**) Diese Annalen CXXXVII, 221.
•**) Bd. n, S. 563.
der Nürochhrphenole. 175
wirkmigr TOii Kohlenslure and Ifatrimn ftiif Monobromplienol
OxybeiHioMitire *) , «iiiMi ReprdgeBtanten der Metareihe^
woraus weiter folgt, dafg das gowdhnlielie Monofcromphenol
b^lrdchtliche Mengen von Metabromphenol enthUt Wk*d
Phenol jodirt, 00 entsteht, ebenfalls nach Körner, Ortho-
ond Metajodphenol , nach HIasiwetz und Weselsky^)
unter Umständen anch ParajodphenoL Bei einmaliger direeter
Einfahrung von Gl, Br, J, NO« und SOs in Phenol ist die
Reaction also jedesmal verschieden , and Ewar entstehen^
•wie es scheint, regelmäMg^ wenigstens ■ zwei Isomere neben
einander, bald das eine, bald das andere in überwiegender
Menge, je nach den fiaberen l^stinden, nUmlich bei
Cl Br J NO, SOs
1,2 1,3***) h% 1,2 1,3 .
1,4 1,4 1,3; 1,4 1,3 ' 1, 4.
Jeder substituirende Theil geht eben seinen besonderen Weg.
Dafs Cl and NO« bei der Substitution in einem und dem-
selben Körper verschiedene Plätze einnehmen, wiesen auch
Beils lein und Kuhlbergf) für das foluol nach. Wfnn
aber das gewöhnliche Dichlorbenzol 1,2 und das gewöhn-
liche Dibrombenzol 1,4, so müssen sich danach im Benzol
zwei Chloratome mehr anziehen^ wie zwei Bromatome.
2. Dinitrochlorphenol von 69^ Schmelzpunkt (dasjenige
von Engelhardt und Latschinoff [ß] von 70^ Schmelz-
punkt sehe ich vorlaufig als identisch mit dem meinigen an)
geht durch Auflösen in Salpetersäure, ja schon in Schwefel-
*) Zeitschrift für Chemie 1868, 327.
^ Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft II, 523;
***) Ich glaube, dafs auch 1,2 direct gebildet wird (siehe unten),
t) IHese Annalen CXLYI, 388 und CL, 296;
176 Peterstn^ über die ' Gonetüution
nintb «wter Erwärmen i&' ai^PhimoU {fm SOijS?: SMünolfiptiiihl
ober, mvfts al^ eine dem leteierM terwandt^i Lageswig /be»>
fiitsebvs I^ Mie räö{.<hiför^f:d«Gk in diesem Fatte' idie -bainleB
JJßEiregrapipeii zuAachtft neben' 'di& Gruppe. HSO^- trliten;;-ii«4
4filin:ersfc SOs «ibhi abßpfiltöte, fdie ConsUlutioo dieses Bhenuli
dffher iy2i,4S ist, Yfti\cher idiküs ß-^OrthooU^dim^fJiß
AnsdFftck gebre« Pai /?r-Diob^or4iaiti'oben«ol 'vonvEngelrr
biardt ud Llaiachinoff ist danti ebeofdlls i,2>4i^9 ^M
lejQbt; «ymmelrijchie) ftellnng, - nimliah :4ie M^tk benaohbactcti
Cllvon den beiden?? benaohbarlemNOi) Je ikirc^ H geschied^
l>as orDicblordinitrobenzolsehe icb,. wie aus dem -VoRbet'*
gehenden folgt^.ak i, 2,3,4 ;äti;:l>ei Ersetzung von Cl,diirdh
HO wird in diesem Falle das von NO^ entferntere Ci (1)
betroffen, bei dem j(?-DichlordinitrobenzoI kann das eine oder
andere Chloratom jene Rolle spielen, es bleibt sich bei der
von. mir' vorgeschlagenen Stellung^ gleich.
3. Die früher mit dem Chlorphenol aasgeführten Kali-
schmelzen reagirten nie aaf Brenzcatechin , doch deuteten
hielirere Thatsachen, namentlich die wiederholt beim Ver-
mischen mit EisenchloKd im ersten Augenblick beobachtete
Violettfärbung darauf hin^ dafs neben dem reichlich gebilde-
ten Hydrochinon etwas Resorcin vorhanden, dem Orthochlbr^
phenol also ein wenig Parachlorphenpl anhängend gewesen.
Das Dinitrochlorphenol des ziegelrothen Kaliumsalzes ~ von
114^ Schmelzpunkt ist ferner nicht zufällig, sondern bei meh-
reren Nitrirungen von Chlorphenolsulfosäure in relativ glei-
cher, wenn auch nicht sehr grofser Menge erhalten worden.
Es verwandelt sich beim Erwärmen mit Salpetersäure nicht
in a-Orthochlordinitrophenol, sondern bleibt unverändert; bei
zu heftiger Einwirkung wird Oxalsäure gebildet, einmal
wurde auch Pikrinsäure beobachtet. Ich bin daher geneigt^
dieses Phenolderivat von Parachlorphenol abzuleiten und
a^Parachlordinitrophenol 1,2,3,4 zu nennen.
der Nürooblorphenole, fTJ
4. Faust undSaame gßwaiinen-iftiifteineiilRihäatande,
4^f iMin'.AbitoläMren^ 'Yon. fluehtigiettk CblornHropfeenol mit
'Wa$^ei^4wipfoWz|irufikgi^liQbf n? war; durch weUer^s.XitrirM
eiH: DittKrochlotTiheili^/ HOfk lilR S^hmtilzponlit, : iuia Wksser
in g^^OnfiilSteheik^rittis .CUarofecmiii HUreg^rnftbigtiiscMdifl^
'•^itigM ;!|Mrlll>'fcliYalaUiliFend^iS!eif art : eb^B dasselBe. ma
0rtti)n{ttophßMl {(aUerdiilga wohl pjohii^ant f jainem^i mafteni
dlniti'ophooölbaltjgein) flureb Cblonir^a tind; Nilrirem! Meine
aiilaAglieilei ¥erimitluiiig>jh dafa /es mü dem voRhei^ciheiideii
,Ti6Ui6idii< ideiltischv hat^aidi Dieht: bestätigt; daau -differireii
:dü6 v<on; Fallit/ «id Saaine beschiiebeiien SabeowesentHoh
von jeniem loh biii nilii der Ansicht, dafa in >dJfBsdih «Nttco*«'
kdrp>^ Cl lavf iei einen und 2N0^ auf der iandereli Seile
iiraiittelbahiiebi^ti'HO stehen, das: Derivat also als i, 2, 5,6
eider yrOrthochhrdiniiraphmol aufzufassen bly was mir uni
sawahrscheMichererschleint, als weder. FautSt und Saame^
noch Seif arjt bei dessen Bildung unter Anwendung von
rother rauchender Salpetersäure Pikrinsäure bcfobachtet ztt
haben erwähnen,.
5. Griefs*) beschrieb schon vor längerj^r Zeit ein
Pinitrocblorphenol von i03^ Sdimelzpunkt, welches er aus
stark gechlortem, offenbar Di- oder selbst Trichlorphenol
enthaltendem Phenol durch heftige Nitration bereitet hatte.
Stenhouse**) erhielt ebendasselbe aus Pikrinsäure und
Chlorjod. Nach den über diese Verbindung vorliegenden
Angaben ist sie von den vorher aufgeführten verschieden.
Wenn Pikrinsäure 1,2,3,4 ist, so bleibt nach meinen Aus-
einandersetzungen nur übrig, in diesem Falle Ci an Platz .3
anzunehmen und NO2 bei 2 und 4, diese Substanz daher als
a^Metachiordinitrophenol 1,2,3,4 zu bezeichnen.
*) Diese Axmalen GIX, 286.
**) Daselbst CXLV, 362.
176 Petersen, über die Camtitution
I .
Die Nitririing des Phenols gehl auch inil rauohendeir Sal^
petersäure nur an drei. Pifitzen vor sieh, 2wei Wasfersloffj^ätEe
werden nicht angegriffen ; man wird unwillkürlich an das dr^
Acetylen des Benzote dabei erinnert -Sind im Phenol bereits
£wei Wasserstoffpiätze geehlort^ so kann durch Salpetersäure
noch einmal die NiteogHuppe eingeführt werden^ bei heftiger
Nitrirung wird nach memen und lüehver^ ' anderen Beob-
achtungen eines von den zwei Chloratomen nemlich leidit
dinrch NO2 ersetzt, das dem HO angelagerte, wie mir scheint,
am Sehwersten. Pikrinsäure entsteht schwierig aus den
Dinitrochlorphenolen, bei zu heftiger Einwirkung der Salpeter-
säure bildet sich gewöhnlich Oxalsäure. Uebrigens habe ich
Pikrinsäure «us^ Dinitroehlorphenol von 114^ Schmelzpunkt
beobachtet; wenn in diesem das C| an Stelle 4 steht, wie
ich annehme, so ist es in dieser äufseren Stellung auch wohl
zum Austausch geneigter. Ich bin im Stande, drei isomere
Dichlornitrophenole aufzuführen.
1. Aus Orthonitrophenol entsteht nach Seifart*) leicht
durch Chloreinwirkung digechlortcs Orthonitrophenol^ nach
meinem Dafürhalten 1,2,3,4; es mag a^Orthonitrodichlor"
phenol heifsen. Schmelzpunkt 125^. Nach ' erfolgter Ami-
dirung und Azotirung liefert es nach demsdlben Chemiker
Dichlorphenol von 65^ Schmelzpunkt und 218 bis 220^ Siede-
punkt^ welches ich als 1,3,4 auffasse. ^
2. In reines digechlortes Phenol von 43^ Schmelzpunkt
und 210^ Siedepunkt führte Fischer einmal die Nitrogruppe
ein, umgekehrt in flüchtiges Nitrophenol Faust und Saame
zweimal Chlor. Die letzteren verwandelten auch Chlornitro-
phenol (siehe oben) durch Chlor in Dichlornitrophenol.
*) Diese Axinalen Sappl.-Bd. YII, 198.
der Nttrochlarphenole. 179
Dic»e Körper zeigten dieselben Kigeoiiohafkeii und scbmoiien
bei ISl bis 122^. Wenn Qächtiges NitropbeiKri 1,3, so ftl
dieses Derivat avgenscheiiiKcb ly2,3,4 lind Hs-a^Metanürtf^
dwkl0rph9n^ rä bexeteiiiieii. Sohtnilt und Glutz*) er-
hielten ebendasselbe Phenol durch Ghloriren von Nitropheiiol-
soUosiure (siehe oben), wobei 8(h leicht abgespalten wird.
Aueb 4ie8e Bildungsweise spricht für meine Ansicht INcblor-*
phenol von 43? Schmelzpunkt würde daher 1^2/4 sein; wel**
ober Meinung meines Wissens auch Kekule ist. Wenn
aber das gewöhnliche Dichlorphenol und das gewöhnliche
Dinitrophenol offenbar verschieden gelagert und ersteres
wahrscheinlich 1,2,4 ist, so ergiebt sich daraus ein neuer
Beweis für die Hetastellung des fluchtigen Nitrophenols.
1
Da Chlorbenzoesäure nach Dembey **) Oxybenzoe-
säure liefert,, also 1,3 ist, so mufs Dichlorbenzoesaure 1,3,4
sein; denn ChlorbenzoesSure und Parachlorbenzoesäure 1,4
geben nach Beilstein und Kuhlberg^^*) dieselbe Di-
chlorbenzoesaure. In der digechlorten Benzoesäure ziehen
also zwei Chloratome einander an, und es zeigte dieses Bei-
spiel das Entgegengesetzte wie im genannten Dichlorphenol
und die für jeden Fall eigenthümliche Art der Substitution.
3. Das aus dem Chlorphenolsulfosäurengemenge durch
Nitriren in geringer Menge gewonnene Dichlornitrophenol
von 106^ Schmelzpunkt verdankt seine Entstehung augen-
scheinlich einem Dichlorphenol, welches dem angewandten
Chlorphenol anhaftete, woraus sich auch die etwas hohen
Chlorbestimmungen des Chlorphenols erklären. Seine früher
angegebenen Eigensciiaften weichen erheblich von denjenigen
*) Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft II, 52.
**) Diese Annalen CXLVm, 221.
***) Daselhst CLII, 224.
ISO PeteraeHy 0.$r die XJonäitution
der': beiden: voitibehehdeii^IXoblormtr^^keiiol«^: ak '<B^i Eili4
inArkung" voft €ör)ceiitrirter iSalpelerssHlre , eüastebt 1 diirftiU
«f^DinitröcMorflheAQl; ; Idi;inufi 4iaiiaeh dieiAiisicht<9<@rtretekH
4«fs sich digseh Nilrokör^Qi^ voü ^^«t Qooh uaböi|rä;U6n
DichlorpbeaolM 1,2^3^4 .weldhesb hcd ./d^m sebr; votsiaMg)^
Chloreinf&fareii: in : das^: eAälfete Bherial sicb^ neben rOxSio?
«blorpbenoi; febUdet ibaUe; tindriaabfingeod« gäbliebean nwar^
ableitet: <unjd als .^^^ Pa/ramtrodichlcrphenol lv2,3^4 mdme^
fieifiS'^ ist.^i •"•'.' ' ? 'I ■'•»:.:; • : . > // -' J i'I "Mn:. ,. '»)
TricTilormonönitropkenplßVLTid^ Trtchlordiniirophenole, , ^
., . Aq^ dpm Aethylaibar d^s» Trichloxpbenols .i^q^ ,^7 bJs ^8^
ScbmpUpunkt, wohl 1,2,3^4, erbielt Faust*) b^^Eiqwir;-
kung eines Gemiscbes von raucbender Salpetei;säure und
Schv^efelsäure in der Kälte einen Körper, den er für die
j- ' ■ ■ . •' . • . •■ ' .. ••' ''
Aethylverbindung von Trichlornitrophenor oder Trichlörnitro-
phenetol halt, aber nichi analysirte; bei Einwirkung' dessel*
ben Säuregemisches in gelinder Wärme entsteht nach den;^-
selben Beobachter das Aethylsalz des triclilordinitrophenojs
oder Trichlordinitrophenetol , in welcher Verbindung wohl
deis a^Trichlordinitrophenol 1,2; 3, 4, 5, 6, und zwar die beiden
Nitrogruppen bei 5 und 6 angenommen werden darf.
• ■ ' r • ■ . •
Ich stelle die behandelten Nitrochlorphenole nach meiner
Auffassung noch tabellarisch zusammen, wie folgt :
-. ■ . ■ • • -■ ■ .»■'
*) Diese Annalen CXLIX,.152.
v.^^
>der Nüroohlofpl^mafle*
181
C(-Orthochlor-
nol. Schm. 86,So,
^Fim«,t Wpd . . .... ;
S^aaine'
. CeHO ,1
. H
: . ■ H ' .'•- '• • •'
^1 / Mo^pciilpti^oniomtiroif^fpole.
» < •
,<r
> .V
I. .
>l
<»
Monochlordinitroplienole.
.Ö^Qlib^idiliit- ■ s . l|f-*Örtta6o|»ior^ < y-(0):thQebItt}-. j d^ U etftolüpr
dinitrophenol. • dinitrophenol. -"'-" — ^ ' "**"'* — ^ — "
Dnböis, Petersen; 7(K
.Va.09tiiiod ■ Bngelhardrt
ft&atee. E&; iinaLatschi
gelharat und^ aoff.
LätfioKitto^ff, i'i! '
Petersen und
BÄUt
'»'*,
m::;
arPaüeptehSorfii
dinitrophenol. dinitrophenol. dinitrophenol.
^pj^mf l9p, . 141Q, :: l^chni^fcip . jlCJH», . ac£n«e^sp. . H4?i
700 Faast nnd Griefs, Petersen
Bngelhardrt .. SA»iQ.e.o , 3t^«.nhoiiie. .,- undBäh.r« .
. r
CeäO
Cl
NO,
NO,
H .
H
^r-Orthonitro-
'dichlofpheaol.'
BcshmeUp. 125<>,
- Belfert.-
C«HO
KOg
Cl, .
Cl
. H
H
- ■ •>
O-Trieblor- ■
teOQonitrepbe*'
DQlf nach
Fanft.
CeHO
Cl
Cl
Cl (^
NO,
H
a-Triehlordl-
sitrophenol ,
naeb Fauit.
CeHO
Cl
Cl
NO,
NO,
CeHÖ
-Cl
H
NÖ,
NO,
CgHO
C«HO
Cl
H
H '
! ,N0,
^ NO,
bicWöriQonomteopllenole.
a'^BCetunitro-
dichlorphenoT.
NOj
Cl
NO,
H
ä
CjHO
.NO,
NO,
'' Ol
H
i;
{{«Paranitro-
dichlorpbenol.
I *
Faust und
. , • .3a-aine. ■
CgHO
. , NO, .
Cl
■ y ^ • :; H
H
Trit!lilörmoiionitroph6n<$!e«
gjcbiQ. 121^, Schnielzp, 106o^
• Fischet',' Pete^8en '
und Bäbr.
C,HO
. Cl'
Cl
NO,
H
H
Triofalordiiutröprlienole.
182 Peiersen^ ^Aer die Constitutum
Nach meiner yoTherjfegangeiieii Aaseinanderselzviig
kommt dem digechlorten Phenol Ton 43^ Schmelzpunkt die
Stellung 1,2,4 zu. Digebromtes Phenol von 40^ Schmelz-
punkt scheint ebenfalls 1>2,4 zu sein; es liefert beim Nitriren
Dibromnitrophenol (a-Melanitrodibromphenol 1,2,3,4, wie ich
glaube) von 117 bis 118^ Schmelzpunkt nach Körner*);
ebendasselbe Phenolderivat entsteht nach Brunck**) aus
fluchtigem Nitrophenol durch zweimalige Bromeinfuhrung.
Es correspondirt augenscheinlich mit dem Dichlornitropbenol
von 121 bis 122^ Schmelzpunkt (o-Metanitrodiohlorphenol).
Noch auf zwei weitere offenbar correspondirende gechlorte
und gebromte Nitrophenole , welche durch die Arbeiten von
Körner und Brunck bekannt geworden sind, möchte ich
gleichzeitig aufmerksam machen. Dinitrebromphenol von
78^ Schmelzpunkt, aus flöchtigem Nitrophenol durch Broipiren
und Nitriren erzeugt, ist das augenscheinliche Gegenstöck
des a-OrthocblordinitrophenoIs von 80,5^ Schmelzpunkt. Da
es auch aus dem rohen Honobromphenol durch Nitriren er-
halten wurde, sollte man danach geneigt sein, das Honobrom-
phenol 1, 2 zu schreiben, was mit anderen Erfahrungen («iehe
oben) indessen nicht fibereinstimmen würde, wenn man nicht
annimmt 9 dafs das Honobromphenol ein Gemenge der drei
nach der Theorie möglichen Isomeren ist, bald das eine,
bald das andere vorwiegend. Dinitrophenol liefert beim
Bromiren nach Laurent***) Dinitrebromphenol von 110^
Schmelzpunkt, nach ^neiner Auffassung Parabromdinitrophenol
1,2,3,4 und entsprechend dem vorbeschriebenen a-Para-
chlordinitropbenol von 114^ Schmelzpunkt In beiden wird
€1 und Br ziemlich leicht durch NQt ersetzt und Pikrinsäure
*) Zeitechrift ftir Chemie 1868, 322.
**) Zeitschrift für Chemie 1867, 202.
) Bevue sdentif . VI, 65. .«
.» "
\ der NitrocUorphentde* 183
g«bildel, iralches V^irMten niraHi Annahme un<te«tfilzt. In
den erwilmten FlUen Itegi nm der Schmelspunkt des g^
eUorten DeriTal^ um 3 . bis 4^ höber eis deijenige des ge^'
hromlem; ein Verbiltnifs, welches man als Gesetzmifsigkeii
ansnseben get^wird» und ireicbes einen gewüs niehl »^
nnterschäUienden Beweis fSr rdie genau eorrespondirende
Lagerung dec betreffi^en Yerbindnagen , welche ich nocdi
einmal neben einander xu stellen niobi unterlasse, abgiebt. ^
^sä
1
CA,
Bg
_
'-4* '
«'
0» '
•
CO
P
O
o
:» ::
^
^.
e*5g
sg
i
sg
-•§
•••§■
S'
a-
•
a
.g
f£
R
f£
S:
•
* •
o
e
O
e
0«
O
00.
O
c-
■^
t*
TH
T-J
t
»H
•■4
'S
■• '
fl •
mi^
•Tj
o
S
§
f
«^
,4
•€
i
1
■
t
1
1
i
1
.1
a
8
8
o
n
Q
PQ
•g
IS
«
• K
QQ
o
O
o
9^
o
CO
o
■^
rH
•^
00
1-*
C9
*-«
1
^^
1-3
o
1
i
l.
ra
,4
*a
o
i
1*
I.
1
1
1
1
1
o
c
•■■4
s
^
2
^
^
**.
■
1841 Petersen, über die, öonnütuAon der Nttrochlorphenole.
mitisoheii Verbindung«}! wichtig genug i; «m iseblidMtcfa' den
Wunsch besmders üuszusprechen, die FBohgeteoiSen mdcfalen
täeüw Beotongen weiter prüfen und- discutiren. ' Die <(Jnter-*>
Mcbtog^njlber Bubstituirte> insbesond ere nilrlrle nienoie^ werde
ich fortseteen» sunicfast dirdcte Tefisuehe über die Stellung
der NilrogTiip^e im- fidditigen 'Nitnophenor ansteAen^ eowie^
versuchen, aus Di^^hlorbenzoesäure ^Dichlörbehsol 1,3 abcu-
scheiden, welcher Versuch Indessen, seine Schwierig-
keiten*) haben durfte, daneben. auch die Darstellung einer
Chlornitrophenolsulfosättre aus Chlornitrophenol in Angriff
nehmen. " - : .
Frankfurt a. M.,..October 1870i
*) Nach Yersachen yon Beilstein tind £uhlberg (diese Annalen
CLII, 230) wird aus DichlorbenzoSsfture bei Behandlang mit con-
centrirter Balpeterscbwefelsäure nicht CO, abgespalten, sondern
Hübner^s a-ChlomitrobenzoSsänre gebildet.
165
Studien über die Constitution des Diamylens ;
von W. «?. Schneider.
Guthrie*) hat meines Wissens zuerst den Namen
Olefine zur Bezeiqhnung der Kohlenwasserstoffe CnHsn ge-
braucht. Ich nenne dieselben Olene. Die bis jetzt bekannten
Olene lassen sich wesentlich in zwei Klassen trennen. Die
erste Klasse umfafst alle diejenigen, welche aus Verbindun-
gen von der Zusammensetzung CaH2n+iR **) durch Ausschei-
dung von HR gebildet werden können. Ich nenne sie Mono^
olene. In die zweite Klasse lassen sich diejenigen Kohlen-
wasserstoffe CqHjq einreihen, welche durch Polymerisirung
Yon Gliedern der ersten Klasse entstanden sind. Ich nenne
sie Polyolene.
Die gegenwartige Abhandlung beschäftigt sich mit dem
Studium der Constitution eines Polyolens , dessen Molecul
durch Vereinigung von zwei Holeculen eines Honoolens ent-
standen ist. Es wird daher wohl als gerechtfertigt erschei-
nen, wenn ich mich zunächst mit der Frage beschäftige, wie
das entsprechende Monoolen constituirt ist. Da die Ansichten
der Chemiker über die Monoolene im Aligemeinen noch nicht
in Uebereinstimmung gebracht sind, so möchte es sich
empfehlen, die verschiedenen Ansichten neben einander zu
stellen, und die Thatsachen, welche zu deren Stütze dienen,
bezüglich ihrer Beweiskraft mit einander zu vergleichen.
Von den bis jetzt bekannten ist das einfachst zusammen-
gesetzte Monoolen das Aethylen.
*) Chem. Soc. Qu. J. XIH, 129 (1861); diese Annalen CXIX, 88
Anm. (1861).
**) Unter R verstehe ich ein einatomiges Radical.
Annal. d. Uhem. ■. Pharm. OL VII. Bd. 2. Heft. 13
186 Schneider, Studien über die Canstäuium
Wenn wir in der allgemeinen Formel CJi^^ znnichsl
n s=5 1 setzen; so resultirl freilich die Verbindong CHs, das
Methylen, welche das erste Glied der Reihe der Monoolene
bilden würde. Dieses konnte aber trotzdem, dafs sich meh-
rere Chemiker anf verschiedenem Wege bemüht haben, es
darzustellen, bis jetzt nicht gewonnen werden.
Meines Wissens hat es zuerst Per rot*) versucht, das
Methylen darzustellen, indem er voraussetzte, dafs CH3CI in
höherer Temperatur in CHg und HCl zerfalle. Er bekam
neben Sumpfgas und Kohlenoxyd hauptsächlich Aethylen.
Er spricht deshalb die Ansicht aus, dafs das Methylen ioi
freien Zustande nicht existiren könne, dafs vielmehr im Ent-
stehungsmomente zwei Molecule desselben sich zu einem Mole-
cul Aethylen vereinigen **).
Zu ähnlichen Resultaten gelangte Butlerow***), als
er es versuchte, dem von ihm entdeckten Methylenjodör f )
die zwei Atome Jod durch Alkalimetalle zu entziehen. Später
liefs Butlerow ff) auf Methylenjodor Quecksilber, Kupfer,
Quecksilber und Chlorwasserstoffsänre, Kupfer und Wasser
einwirken, allein auch diese Versuche ergaben höhere Pro-
ducte der Reihe CJi^n'
0 1 e w i n 8 k y fff ) erhielt beim Behandeln von Methyl-
alkohol mit Phosphorsäureanhydrid wesentlich Propylen.
*) Perrot, Ann. chim. pbys. [3] XLIX, 94; diese Annalen CI, 375
- (18Ö7).
**) Genau genommen könnte man nach dieser Bildnngsweise des
Aethylens dieses selbst schon als ein Polyolen ansehen. Da aber
dieses aus Verbindungen CsHgR unter Abscheidung yon HR ge-
bildet werden kann, so rechnen wir es zu den Monolenen.
***) Butlerow, diese Annalen CXI, 242 (1859).
t) Daselbst CVn, 110 (1858).
tt) Butlerow, Zeitschrift für Chemie lY, 465 (1861).
ttt) Mitiheilung yon Erlen meyer, Zeitschrift for Chemie 1862, 519.
des Diamylme. I8T
Wenn man sich von der Constitution des trots dieser
negativen Resultate möglicherweise existenzfähigen Methylens
eine Yorsteilang machen will, so kann dasselbe nur dem
fiohlenoxyd entsprechend constituirt sein :
Nach den bisher gemachten Erfahrungen müssen wir
sagen, dafs sich zwei Kohlenstoffatome nicht mit einander
vereinigen lassen , wenn je zwei ihrer Affinitäten durch ein
Sauerstoffatom gesättigt sind, dafs dagegen die Vereinigung
derselben sehr leicht von Statten geht, wenn statt des Sauer-
stoffatoms etwa zwei Wasserstoffatome vorhanden sind.
Das Ölen C8H4, das Aelhylen, tritt als Zersetzungspro-
duct sehr vieler kohlenstoffhaltigen Verbindungen, wenn die-
selben hohen Temperaturen ausgesetzt werden , auf. Die
einfachste Bildungsweise ist die aus Weingeist, wenn der-
selbe mit wasserentziehenden Substanzen behandelt wird,
oder ans Aethyljodür, bei der Behandlung mit weingeistigem
Kali.
Bei der Betrachtung der Constitution des Weingeistes
und des Aethyljodürs
GH3 GHf
CH, CH,
I I
OH J
Weingeist Aethyljodür
könnte man sich denken, dafs bei der Bildung des Aethyleni
im ersten Fall Hydroxyl, im zweiten Fall Jod mit einem
Atom Wasserstoff von dem Kohlenstoffatom wegtreten, mit
welchem die genannten Radicale verbunden sind, demnach
4lie Constitution des Aethylens durch die Formel
/CH,
(.CH
«
«usgedrfickt wird.
13 •
i8S Schneiderf Studien über die Constitution
Diese Ansicht ImtKoIbe*) zuerst ausgfesprochen and
er vertritt dieselbe noch heute, wie in seinem Yortrag über
die chemische Constitution der Kohlenwasserstoffe S. 28 zu
lesen ist. Er denkt sich in dem Aethylen zweiwerthigen
Kohlenstoff als Grundradical und erklärt das Aethylen für
Methylen, in welchem ein Atom Wasserstoff durch Methyl
vertreten ist :
H r'
Lothar Meyer **) ist der Ansicht, dafs das freie
Aethylen die Constitution besitze, welche durch die Formel
CH,
I
= CH
ausgedrückt ist. Er spricht sich dahin aus, dafs in Körpern,
weiche so leicht wie Aethylen und seine Homologen Ver-
bindungen eingehen , die Annahme einer mehrfachen Ver-
einigung der Kohlenstoffatome, welche sehr leicht durch die
Verwandtschaft irgend eines anderen Elementes, z. B. des
Chlors ; gelöst werden könne, Schwierigkeilen habe. Nach
ihm scheint sich in diesen Fällen die Annahme ungesättigter
Affinitäten dem Verhalten der Stoffe viel besser anzupassen.
Sie hat, wie Lothar Meyer meint, in sich durchaus keine
philosophische Schwierigkeit : „dafs einmal unter besonderen
Umständen eine oder mehrere Affinitäten ungesättigt bleiben^
kann nicht auffallen; viel eher' würde es wunderbar sein,
wenn solche ungesättigte Affinitäten nicht vorkämen.'^ Diese
Annahme ist nach Lothar Meyer aufserdem noth wendige
zur Erklärung der Isomerie der zwei verschiedenen Verbin-
dungen CgHsCl, von denen die eine Regnault ***) aus
*) Kolbe, Vortrag über die Constitution der Kohlenwasserstoffe,,
Braunschweig 1869, S. 28.
**) Lothar Meyer^ diese Annalen CXXXIX, 285 (1866).
***) Regnault, Ann. chim. phys. LVin, 308 (1836).
des Diamjflen*. 189
Elaylr die andere H^roiU-Harniteky *) aus Pheegen
und Aldehyd orAieit.
Wir wissen gegenwärtig,, naeh VeroffeallicbiiBg der' Ver^
suche von Kel^ule und Tfa. Zinke**), Ms die von Hur-
niU-Harnilzky beschriebene V^bindung gar nichl exi-
süii ; dieser von Lothar Meyer: angeführte Fall zwmgl
uns .also nicht im Geringsten^ ungesdtligte AiBnilelen fikisu«*
jiebnien.
Erlenmeyerhat, gestutzt auf die oben angeführten
Resultate» welche Perrol einerseits und Bpitlerpw ander-*
seits bei ihren Versuchen der Darstellung, von .M/^tbylen ge-
wonnen hatten, schon in der Zeitschrift f#r Chemie 1862| 28
das Aethylen für. eine Yerbin^^ng rctn ipv Constitution
CHji
h
erklärt..
Dafs diese Annahme nicht allgemein als richtig, ja nicht
einmal als wahrscheinlich angenommen worden ist^ geht aus
verschiedenen Pubiicationen^ die in d^n folgenden Jahren
gemacht wurden, deutlich genug hervor. Erlenmeyer
hat deshalb im Jahre 1866 in den Verhandlungen des natur-
historischen Vereines ,zu Heidelberg seine Ansichten durch
Hittheilung von Versuchen, die in seinem Laboratorium von
Dr. B. Tollen s und von ihm selbst ausgeführt wurden, zu
stützen gesucht.
Es ist eine unbestrittene Thatsache, di^fs von der Zu<«>
• • • - • •
sammensetzung C2H4CI2, C2H4Br2, C2H4O je zwei Verbindun-
gen existiren, die nicht identisch, sondern isomer sind. Als
Ursache der Isomerie von Aethyliden und Aethylenchlorur
*) Harnitz-Harnitzky, Compt. rend. XLVHI, 649 (1859).
**) Kekjil4 und Th. Zinke, Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft zu Berlin, 1870, HI. Heft, 129.
idO Schneider, Studien über die Constitution
einerseits und Aetliylidenoxyd und Aelliylenoxyd anderseits
haben bisher die meisten Chemiker ^ wie schon die Namen
de? Verbindangen andeuten, das Vorhandensein von zwei
isomeren Radicalen von der Zusammensetzung C^Hi ange->
nommen. Wanklyn und Thann *) gelang es aus der Ver-»
bhidung des Aethylens mit Jod und der mit Chlor das erstere
mit Hülfe von Natrium wieder abzuscheiden. Das so erhal*
tene Aethylen hat alle Eigenschaften des schon sehr früh
bekannten ölbildenden Gases. Von dem Aefhylidenchlorür
war durch R eg n a ult **) bekannt, dafs es ober Kalium desttlllrt
werden kann, ohne im Geringsten angegriflTen zu werdem.
Tollen 8^^ brachte unter günstigeren Bedingungen (Er-
hitzen auf 180 bis 200^ im zugeschmolzenen Glasrohr)
Natrium mit Aethylidenchlorur zusammen. Er war der An-
sicht mancher Chemiker; dafs die Kohlen wasserstoiTe C2H4
mit derselben Bildungsweise der Affinitätsäquivalente ihrer
Bestandtheile austreten, wie sie in den Verbindungen vor-
handen ist, d. h. dafs die Kohlenwasserstoffe im freien Zu-
stand an denselben Stellen, wo sie z. B. in den Chloruren
mit Chlor in Verbindung stehen, ungesättigte freie Affinitäts-
äquivalente besitzen. Er erwartete deshalb aus dem Aethy-
lidenchlorur einen von dem Aethylen verschiedenen Kohlen-
wasserstoff C^Hi zu erhalten.
Erlenmeyer war der entgegengesetzten Meinung und
erwartete, als Teilens diese Versuche in seinem Labora-
torium ausführte, aus dem Aethylidenchlorfir denselben Koh-
*) Wanklyn und Thann, diese Annalen CXH, 201 (1859).
**) Regnault, diese Annalen XXXHI, 316 (1840), („^ther hydro-
chloriqne monochlorur^" R.) aus Ann. cliim. phys. LXXI, 360
(1839). „La liqueur proyenant de Taction du chlore sur T^ther
hydroohlorique chauffi^e avec le potassinm distille sans subir
d'alt^ration, et le potassium conserve son brillant m^tallique.'*
***) Tollens, diese Annalen CXXXYII, 311 (1866).
des DiamyUns. 191
len Wasserstoff wie aus dem Aetbylenciiloriir, d. h. Aelbyleiu
In der oben erwfthitteii Abhandlimg enlwickell Brlen«»
meyer die Gesicbtspunkte, von denen er bei dieser Voraus**
Setzung aasging. Dieselben sind aucb noch gegenwirtig mit
die Hauptstätspunkte fär die ConstitHtioii , und zwar f flr die
doppebe Binihing der beiden Kohlenstoffatome im Aethylen«
Da Erlenmeyer es für unmöglich hält, dafo in irgend
welchen Kohlenstoffverbindungen Atome Kohlenstoff vorkom-
men, welche eine impaare Anzahl freier Affinitfttsfiquivalente
besitzen , so kann nach ihm , wenn in dem freien Kohlen-
wassenstoff C9H4 zwei frde AiBnitätsäquivalente angenommen
werden, derselbe, nnr durch die folgende Formel ausgedröcki
werden e
C-H
\H (!•);
denn die einzige Kohlenstoffverbindung, in welcher wir beut0
gezwungen sind freie Afflnitdtsäquivalentb anzunehmen, ist
nach Erlenmeyer df^s Kohlenoxyd, und dieses enthält deren
zwei an einem Atom Kohlenstoff.
Ist dagegen das freie Aelhylen ein gesättigter Kohlen-
wasserstoff ^ so ist nach Birlenmeyer für denselben nur
die einzige relative Constitution möglich ^ welche durch fol-
gende Formel ausgedrückt wird :
r — H
p — -H.
Das Experiment, welches von Teilens angestellt wurde^
hat gelehrt, dafs durch Natrium aus Aethylidenchlorür das-
selbe C2H4 frei gemacht wird, wie aus Aethylenchlorfir, d. h.
aus beiden Chlorüren wird Aethylen ausgeschieden. Kommt
nun diesem Aethylen die mit I. oder IL bezeichnete Consti-
tution zu? Ist das im freien Zustande bestehende Aethylen
192 Schneider 9 Studien über die Constitution
eine vollständig oder partteH gesättigte Verbindting ? E rien-*
meyer entscheidet diese Frage durch .nachfolgende Be-«
tracblung : : . >
Aus den Versuchen von Regnault ^) und Tollen«
ist bekannt, dafs vom Kalium und Natrium das Aethyliden->
cblorür vireit schwieriger zersetzt wird , als das Aethylen*
cUorur, ivährend man bei der Annahme ■ . ■
CH»
I
==CH
fär die Zusammensetzung des Aetbylens erwarten SM>llte^
dafs es umgekehrt sein mäfste. Fragt man 'sich, wie es
kommt , dafs das Natrium schwerer auf Aethylidenchlorur
wirkt, so könnte man sagen : weil in beiden Fallen eine ge*
sättigte Verbindung gebildet werden mufs und weil diese
aus dem Aethylenchlorur auf eine einfachere Weise gebildet
werden kann, wie aus dem Aethylidenchlorur. In dem
Ersteren
CHjCl
brauchen nur die beiden Chloratome weggenommen zu wer-
den, um eine Verbindung der frei gewordenen Kohlenstoff-
afSnitäten zu ermöglichen. In dem zweiten Falle
CHClj ' ' '
müssen nicht nur die beiden Chloratome entfernt werden,
sondern es mufs auch noch ein Atom H von dem einen
Kohlenstoff zu dem anderen übertreten, es mufs also in dem
letzteren Falle unstreitig mehr Arbeit geleistet werden, als
*) Ann. chim. phyg. LXYI , 360 (1839) : »Qua^d on chauffe du
potassium dans de la liqueur des Hollandais, il se ddgage iin
m^ange de gaz hydrogbne et de gaz chlorure d^aldöhydbne, et le
potassium se change en ohlorur«.**
4e8 Diamylen», 193
in dem ersten. Es ist demiMiQh sehr wahrscheinlich, dafs
das Aethylen eine gesättigte. Yerbindang ist; denn wollte
man sagen, es könne umgekehrt aiis dem
CH, t- Cl
durch einen analogen Procefs
I "
., =cca- • ■ •••'.:
gebildet wer4^n, so iQufate h^m A^ttoflencblorir eine.gföfeerä
Arbeit geleistet w^i^den, de^i. dagsi Sxperunaut: wid^aprieiit«
Ferner hat Erlenmeyer Versuche angestellt, die dazu
dienen sollten, zu ermitteln, ob das Aethylen nicht die Zu*
sammensetzung
CHs
I
= CH.
besitze. .
Er dachte sich • nämlich, däfs, wenn das AethyUn nach
der oben angegebenen Formel- zusammengesetzt sei , es sich
wie Ammoniak verhalten müfste. Es müfste, wie dieses^ sich
mit Methyl und Jod verbinden. Er hat Methyljodur unter
allen nur denkbaren und herstellbaren Bedingungen mit
Aethylen zusammengebracht, aber in keinem Falle eine der-
artige Verbindung bewirken können.
Aus allem Erwähnten schliefst Erlenmeyer, dafs die
Radicale Aethylen und Aethyliden in ihren Verbindungen
verschieden sind: dafs das Radical Aethylen in seinen Ver-
• •• •• -' ^ ■'•••..■ • "-, •
bindungen die Constitution
— CH,
I '. •;
. -CH,
besitzt, dagegen das Radical Aethyliden der Constitution
CH,
=:CH
entspricht; dafs ein Kohlenwasserstoff von der Constitution
194 Sehneiderj Studien Über die Constitution
I
= CH
nicht im freien Zustande existenzfähig sei^ mid dafii das freie
Aethylen eine gesittigte Verbindung ist von der Constitntipn
^ — H
Bntlerow nnd Ossokin- *) kamen bei Gelegenheit
ihrer Untersuchungen über die Constttution des Aethylen»
zum Schlafs, dafs dem Aethylen die Formel
ICH.
zukomme, wenngleich die von ihnen ausgeführten Versuche
die Constitution
/CHa
ICH
als möglich erscheinen lassen. Nach verschiedenen Erwfigun«»
gen nehmen sie jedoch an, dafs, während das
rcH,
ICH,
ursprunglich vorhanden sei, es wahrend den von ihnen be-
schriebenen Verwandlungen in
fCH.
\CH
übergehe.
Die Annahme, dafs die Aethylengruppirung eine Vm^
Setzung zu der Aethylidengruppirung erleide, erscheint ihnen
um so wahrscheinlicher, als die Versuche von Carius die
leichte Umwandlung dieser Gruppirungen in einander schon
dargethan haben.
Aus dieser Arbeit war jedoch noch nicht zu ersehen^
ob Bntlerow und Ossokin das Aethylen im freien Zu-»
Stande als gesättigte oder ungesättigte Verbindung betrach-
ten ; die von ihnen angegebene Formel
*) Bntlerow und Ossokin, diese Annalen GXLV) 267 (1868).
kann einmal ala
oder auch als
d€$ Diamylms. i9i
rcH,
Ich,
GH«
CH,
— CHt
— CH,
beirachtel werden.
In nenester Zdt häl Batlerow *), wie es in dem Be-^
riehle aber die SiUtmg der rnsaiioheli chemieeben Gesell-
acbaft vom Vis« Mai 1870 beifei, ebie Abbandlimg Aber dia
angesättigten Kohlenwasserstoffe eingereicht. In diesem
Berichte lesen wir : „Die Ansicht der meisten Chemiker
Iheilend, dafs eigentlich freie Affinitäten des Kohlenstoffs nicht
existiren, sondern dafs in den ungesättigten Kohlenstoffver-*
bindungen eine Bindung je zweier oder je dreier Affinitäten
stattfindet y hat Batlerow unternommen, diese Ansichten
durch Facta zu begrdnden.^
Wir können demnach annehmen, dafs auch Butlerow
gegenwärtig das Aethylen als gesättigte Verbmdung
CHt
CH,
betrachtet.
Was nun das Propylen anbetrifft, so hat Erlenmeyer **)
die einfachste BiJduQgsweise desselben bei Einwirkung von
weingeistigem Kali auf Pseudopropyljodör aufgefunden. So*
woU diese. BUdungswtise als aveh die weiter von ihm beob-
achtete bei der Einwirkung von Jodwasserstoff auf AUyl*
jodür führten ihn zu der Annahme , dafs das so gebildete
*) Butlerow, Berichte der deutschen chemischen GeseUschaffc zu
Berlin, 1870, XI. Heft, 622.
**) Erlenmeyer, Zeitschrift für Chemie 1864, 647; diese Annalen
CXXXIX, 226 (1666).
i^ Schneider, Studien üker die Constitution
m
Propylen nichts aniJeres sei als methylirtes Aethylen; er
drückte dessen Constitution durch folgende Pprmel.aus : .
CH«
II
I
Dafs auch diese Annahme sich nicht allgemeiner Zustimmung
zu erfreuen hatte, beweist eine Abhandlung ron Bulle k'ow!*^),
welche zwei Jahr» spXter erscibieil. Es heifst in derselben :
„Tür die FcHrmei ton Proprien OsH^ Md y£er jFÜIo
cbemigöher Striietttr denkbar : ■ ;
^CH, JCH, ^CH' ^C" .
Ic^,' : IcH" ; Ich,' Ich,.
Das sind vier Formeln für Propyli^n, , welche jiä ewei
•QffßTip Affinitäten besitzen. Die exste uqd dritte Form mub
von: Torne herein als höchst, unwahrscheinlich verworfep
werden, da wir bis jetzt noch niemals eine Verbindung l^e^lH
achtet haben^ in. welcher Kphlenstofiatpine mit einer unpaaren
Anzahl offener Affinitaten vorkamen. Die zweite Formel isjt
nach Butlerow's eigener Ansicht zu verwerfen, weil sie
voraussetzt^ dafs das Propylen bei Zufuhr der Wasserbestand-
theile normalen Propylalkohol lieferte, was nicht der Fall ist
Eben so ist nacli den von Butlerow angestelUeh Be«
Irachtungen die Formel 4 für das Propylen nicht wahr^
scbeinlich.
Ans der ersten nnd dritlen Form lassen' sich aber gesät«
iigte Verbindungen cehsfruiren t;
/CH,
H8C< I und CH
\CH, II
CH»
*) Butlerow, diese Annalen CXLV, 271 <186a)*
des Diamylms, - \9t
Die letzte Formel bt die', ^etejie'der Erlenmey er-
sehen Anitahme entspricht. Wenn dieselbe richtig ist , was
auch B tt 1 1 e r o w in neuester Zeit anzanebmen scheint y so
ist damit . zugleich festgestellt, dafs die Constitution des Pro-
pylens aus Amylalkohol durch dieselbe Formel ausgedruckt
Verden mufs, da Butlerow*) die Ideatitat desselben mit
dem Propylen aus Allyljodür nachgewiesen hat*
Wie es sieh mit dem Propylen terhalt, das Olewinsky
aus Methylalkohol und vielleicht Bntlerow aus demMelhy-
lenjodur erhalten hat, ist heute noch nicht ^u entscheiden
möglich. Am Nächsten liegend ist hier die Annahme, dafs
sich drei Methylenmolecule zu der Verbindung :
/CH,
H,c<r
\CH,
mit einander vereinigt haben.
Es ist abrigens auch möglich, dafs sich zuerst Aethylen
gebildet hat, und dafs sich mit diesem ein Molecul Methylen
in folgender Weise vereinigt :
HCH,
OH,
- CH, CH
1 +
1 - II
CH,
CH,
oder dafs sich die Anfangs gebildete Verbindung
y'CH, CH,
H,C< I in
\CH, CH
CH,
umsetzt.
Ergiebt sich, dafs das Propylen aus Methyl- oder Methy-
lenverbindungen mit den oben erwähnten identisch ist, so
bat man keinen Grund mehr, die geschlossene Kette von
') Butlerow, diese Annalen CXLV, 271 (1868).
i98 Schneider^ Studien über die Oonetüution
3 CHt fesizubailen ; dann ist e» wabrsclidnlich , dafs Aber-
faaupt nar eise eiosige Form Ton Propylen exiatirt«
Für das nächst höhere Ölen C4H8, das Botylen, nahm
Butlerow*) früher neun verschiedene mögliche Formen
«n, welche alle je swei offene Afinitäten besitzen sollten. In
neuester Zeit**) ist Batlerow sa der Ueberseagong ge-
kommen , dafs nar drei Formen möglich sind. Er nennt sie
4Bwar ungesättigte Kohlenwasserstoffe, aber d^ Formeln nach,
^ie er dafür giebt, sind es gesattigte Verbindongen :
1.
CHa
CH,
in
II
CH,
Die erste Form wäre athylirtes Aethylen, die zweite methy-
lirtes Propylen oder Dialhyliden , die dritte dimethylirtes
Aethylen.
Wenn man es für möglich hält, dafs auch eine geringere
Anzahl als 6 Atome ***) Kohlenstoff geschlossene Ketten
zu bilden im Stande sind, dann giebt es noch zwei gesättigte
Formen für das Ölen C^Hs :
4. 5.
CH3 H,C — CH,
I mid I I
CH H,C -" CH,
/\
H,C— CH,
Yon denen die letztere Form als Diäthylen aufzufassen wäre.
2.
3.
CH,
1
HaC CH,
CH
\/
Ih
C
CH,
CH,
*) Butlerow, diese Annalen CXLIV, 19 (1867).
**) Bntlerow, BuIL de TAcad. imp. dea soienoea de Si P^texs»
boarg 1870, Tome XY, 3. s^rie.
^^**) Butlerow ist der Ansicht, dafs geschlossene Ketten erst bei einer
Anzahl yon 6 Atomen Kohlenstoff Torkommen k(}nnen.
de9 Diamyl^n$. iW
Nach den Ihitersaeliongeii von Butlerow *) ig| ei
anzweifelhafk , dafs die Botylene aus Gfibrongsbotylalkaliol^
aus Trimethylcarbinol und aus valeriansauren Salzen (durch
Electrolyse) unter einander identisch sind und der drillen
Form entsprechen.
Das Bulylen aus Erythrit von de Lnynes**) (Siede-
punkt 3^ C, des Bromürs XbS^C.) und das von Lieben***)
aus dem Butylalkohoi aus Chlorither dargestellte, scheinen
auch identisch zu sein und der Formel 2 zu entsprechen*
Zuletzt ist von W u r t z f) ein Butylen (Aelhylvinyl-*
bromür , Siedepunkt 166^ C.) durch Vereinigung von Vinyl
mit Aethyl dargestellt worden, welches wohl als das normale
der Form 1 entspricht.
Was das Olen C5H10 (Amylen) anbetrifft, so mufs maa
nach den Untersuchungen von Erlenmeyer ff) die Formel
CH,
II
CH
I
HaC -- CH
I
CH,
als den Ausdruck der relativen Constitution des aus inactivem
Ciährungsamylalkohol gewonnenen Kohlenwasserstoffes an*^
nehmen^ d. h. es ist Aethylen ^
CH,
II >
CH,
•) Butlerow, diese Annalen CXLIV, 18 (1867); Berichte der deut-
schen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1870, H. Heft, 95.
••) de Luynes, Ann. chim. phys. [4] H, 386 (1864).
•**) Lieben, diese Annalen CL, 87 (1869); Zeitschrift fOr Chemie
1869, 426.
+) Wurtz, Compt rend. LXVHI, 84.
tt) Erlenmeyer, diese Annalen Suppl.-Bd. V, 837 (1867); Zettschrift
für Chemie 1867, 118.
200 Schneider y Studien über die Constitution
in welchem ein Atom Wasserstoff clarch Pseudopropyl er-
setzt ist.
Wie es sich mit der Constitution der Kohlenwasserstoffe
ton der Zasammensetznng* C5H10 verhall /die auf anderem
Wege erhalten sind, ob sie mit dem Amylen aus dem Gäh-
mngsamylalkohol identisch sind und ihnen somit die von
Erlen meyer aufgestellte Constitutionsförmel zukommt, oder
ob sie von diesem Amylen verschieden sind, ist noch nicht
nachgewiesen worden. Immerhin ist es wahrscheinlich, dafs
das von Wurtz^) durch Vereinigung von Aethyl mit AUyl
dargestellte Ölen Normakmylen
I
CH,
I
CH
II
ist, und dafs das von Beilstein und Rieth**) durch Ein-
wirkung von Zinkäthyl auf Chloroform dargestellte Ölen
möglicherweise folgende relative Constitution besitzt :
CHa
I
CH
II
CH .
I
CH,
I
CH,
Wenden wie uns nun zur Betrachtung der Polyolene^
so sind zwar Polymerisirungen von Aethylen , Propylen,
Butylen beobachtet worden, aber die Producte sind bis jetzt
nicht untersucht. Ich gehe daher gleich zu dem Polyolen
*)' Wurtz, Zeitschrift für Chemie 1862, 164.
**) Beilstein und Rieth, diese Annalen CXXIV, 282 (1862); Zeit-
Schrift für Chemie 1862, 613.
v: ^ des JXafmflmäx 20«^
über^ welches dumh^ Vereinigung von zwei Moleculen Amy-
len entsteht und d99 ich einer näheren Untersuchung unter-
worfen habe. . »
Die Leichtigkeit, mit der das polymerisirte Amylen, das
sogenannte Diamylen (B a I a r d 's Paramylen)y nach Bauer*),
ebenso wie das Amylen nach Cahours**) und Anderen zwei
Atome Brom aufnimmt,- würde dafür sprechen, dafs das
polymerisirte Amytely, wie das Amylen selbst, zwei doppelt
gebundene Kohlenstoffatome enthalt, und man könnte anneh-
men, dafs die BiMung des Diamylens iit der Art vor sich
geht; dhfid lA jedem Amylen^oli^cül ein Wasserstoffatom
seiften 'Hatz ändert, wie es folgisnde Formeln deütfich
nracfeen : '
H.C — CH
HjC — CH ' I
(I CH
ch;, ^ II I.
CH,,, . CH
• (I ' • ■ 1
. CH . .. CB«
.1"' '" 1 . .
. :.. HtCr.r.cH' e,c — CH
I !■ .
CHg CHg
Man könnte sich das Diamylen afuch in der Art eiftstaii*-
den denken , dafs sich ein Wasserstoffatom aus CHg des
einen Amylenmolecüls mit CH des anderen vereinigt, dadurch
die doppelte Bindung aufgehoben wird und die beiden Amy-
lenmolecule auf diese Weise sich durch einfache Bindung
aneinanderlagem, wie dieses die folgende Formel zeigt :
*) Bauer, Siteungsber. d. E. Acad. d. Wissenschaften zu Wien, XLIIIy
87 (1861).
**) Ctfbouxsi Compt rend*. XXXI, 291 (.1860).
Annal. d. Clicra. n. Pharm. OLYII- Bd. 2. Heft. 14
290 . Schneider j Studien über die Constitution
OB,
CH, 1^
• „^ irx IB^O—Ca'
H,C — CH I
I CHt
CH I
CH« - in.
HCH, CH,
I I
H,C — CH HaC -- CH
I 1
CH CH
CHg CH,
Zwei Amylenmoleeule Diantj^on.
Betrachtet nran aber die merkwürdig einfache und leichte
Bildung des Diamylens, welche, wie Erlenmey.er*). ge-
zeigt hat, beim Schütteln von Amylen mit Schwefelsäure un-
ter starker Abkühlung schon vor sich geht, so kann man
nicht wohl annehmen, dafis vor dem Eintreten der Verbin-
dung in den beiden Amylenmoleculen noch Platzwechsel
von Wasserstoffatomen stattfindet, sondern man mufs es für
wahrscheinlich halten, dafs die Vorbereitungen nur in einem
Oeffnen der doppelten Bindungsstellen bestehen und eine
directe Aneinanderlagerung zweier Amylenradicale stattfin-
det, indem vier Kohlenstoffatome eine geschlossene Kette mit
einfacher Bindung bilden.
Bei dieser Annahme wären zwei Gonstitutiensformeln
für das Diamylen denkbar :
H,C C£^
\/
CH
I HsC CH, H,C CH,
H,C CH \y \y
ra. I I oder IV. HC CH
HC CH, ^ I I
I HC CH
HC .11
/\ H,C CH,
H,C CH,
Diamylen Diamylen.
*) YerhandL d. natarlu8t.-med. Vereins zu Heidelberg, HI, 197 (1865).
des DiatkytmB. 308'
Für diese Vermuthung sprechen noch gans besonders
die Ergebnisse des von mir anternomm^en Studiums der
Oxydationsproducte des Diamylens.
Bei der Oxydation mit saurem chromsaurem Kali und
Schwefelsäure unter den weiter unten anzugebenden Vor-
jsichtsmafsregeln erhält man neben Kohlensäure und Essig-
saure ein Gemenge von einem indifferenten und einem sau-
ren Körper. Nach Bindung des letzteren durch Basen
bleibt ein indifferentes Oel, das die Zusammensetzung C10H20O
hat.
>
Die ölige Säure, welche sehr schwach saure Eigen-
Schäften zeigt, besitzt die Zusammensetzung C7Hi402.
Die Bildungsweise des Körpers CioHmO bei Zugrundp-^
legung der Formel I für das Diamylen wäre die folgende :
• ■ ' '• ' .
H.C — CH H.C— CH
I I
CHg . CHg
I , i
CH CH
I I
i I
ojC — CH ^a^ "^ QiSL
I I
CH, CH,
Diamylen Verbindung CioH^qO.
Bei Zugrundelegung der Formel U für das Diamylen
hätten wir für die Verbindung C10H20O folgende Formel :
14*
JKHIL' Schneider, StiHlie»^übp' 4i^ GonsiiUUian
i -• — , • .•
r ^ I
CH». ; ; - CH,
I ^ I
, . ,| . I
' HjC — CH HjÜ — CH
- ., ^ • - , •• f- . .1
* ** CH CH
iO £
.^ -f '. .. . ., ;, , .... CP»:' ....•'• ,. CHg i:i . ..
Diamylen Verbindimg CioHgoO.
Pie Bildungsweise einer mit satir^n Eigenschaften, be-
gabten Verbindung von der Zusammensetzung Citi^Oi neben
Essigsäure und Kohlensäure läfst sich mit den Formeln I
oridllfölr da$ Diamylen schwer demonstriren.
Nach der Formel I würde sich die Verbindung C7H14O2
in folgender^ Weise bilden müssen :
H31C -— CH HgC — CHT' H^G — CH
.1 I . I
CH, CHj CH,
1 1*1
; CH CH CH
^- I ■ o<| . 0<|
CH CH CH
I I ■ L
• CH, CH, CH,
I I I
H,C — CH H,C — CH OH
, ^ . I '
CH3 CH3
Diamylea Verbindung CioH^qO Verbinduiig C7H14OS.
Die£fes wäre aber ein Alkohol, der wohl keine sauren
Eigenschaften zeigen würde.
Nach der Formel 11 müfste die Verbindung C7H14O2 in
4er Weise entstehen, dafs die Gruppen
/CH
0< I und CH,
\CH,
hinwegokydirl Würden und das CH hi Garboxyl COOH über-
ginge.
- • . ^ "•
In dieJ^em Falle müfste die Verbindung C7H14O8 eine
kraftigere Säfnre seni und neben ihr k6niite nicht gleichzeitig
Essigsäure*) gebildet werden.
Nachstehende ' Formeln machen das " ^ t)bein ' Erwähnte
deutlich :
J ■» •.'!»! l
CH, CH, CH,
•■•■•• I '; •■• •■ ■• I ji--> ■•'/■" S-. )|'
H,C — CH ,, H,C — CH ,. H,C — CH
CH, ,, CH, ,, . _^ CH,
I
1' /
i,
> • -■
'! ' ill T
IL- ' I -^ I •'" I •
I I .
CH CH
GH2 CHg
Dlamylen Verbindung Verbindung
CjoHwO . ■ CÄ4pr
Es lassen sich die entstandenen .Verbindungen CioHsoO
und C7H14O2 am Besten und Ungezwungensten durch die
Formel III und IV für das Diamylen, die schpn aus den oben
angegebenen. Gründen, als die wahrscheinlichsten anzuneh-
men sind, erklären. i ; '■,:
Wenn man sich denkt, dafs das Oel C10H20O entstanden
ist, wie es folgende Formeln deutlich machen :
*) Berthelot hat zwar in neuerer Zeit (diese Annalen SuppL-Bd.
VIII/ 44) angegeben, daft AcetylenuriA Ae^ylefi^cMnsh eine Lösung
Ton fjeifier CArpnudtiirtfJn J&saigslkire rerwan^)t.vv;efd6|i;{<fff' fi^
aber .auch bei dieser Gelegenheit, dafs die Wirkung einßs Ge-
misöhes von saurem chromsaurem Kali unQ ächwefelskute öma
ganz andere ist.
206 Schneider^' ßtudUn.Ohtr die Constitution
V ■ ^^
CH CH
f ■ I
HC--.--CH, :a h^__CH,
HC HC
/\ /\
H,C CH« HaC CH,
Formel IH für das Diamylen Das Oel CioH,oO
4
oder
H,C CH. HaC CH, HjC CH» HaC CH,
HG CH HC^ ^
HC CH HC y CH
I I • II
HjC CH, H,C CH, ^
Formel IV für das Diamylen Das Oel CioH,oO,
80 Sieht die Säure CtHuOj zu dem Oel CioH^oO in folgen-
der Beziehung :
HaC CH,
CH OH
o ' ^ o '
H,C*^ — CH H,C— — -CH
HC CH, HC CH,
HC HC
/\ /\
HaC CHa H3C CHa
Das Oel Ci^HioO Verbindung CyÄnO,
oder
HaC vHa« «HaC CHo • • HaC CH,
\X \y ■ \X
HC CH HO CH
I o I I O I ^•
HC ^ CH HC— ^— CH
II II.
H2C CH, H||C— — — CH,
Oel C,oH,oO Verbindung C7H14O,.
Der schwach saure Charactcr dieser eigenlbumlichen,
mit der Oenanthsäure isomeren Säure, fär die wir xlen Namen
Amethensäure yorschlagen, läfst sich leicht verstehen« wenn
deBDi&myUka.' VlSI
kerSeksiithtigt, dafg 8i0 ein Carboxyl entMlt, In wdicbem
-6iäe SsoeärsloffiFfflnitllt dnrch-ein' Atom Wasserstoff ersetiKt-M«
Die weniger wesentliche Frage, ob das Diamylen der
Formel HI oder lY entspricht, liefs sich im Augenblick nicht
Bntscheiden. '
r«
ParsUBung des Diamylens.
Das Diamylen wnrde nach Erlenmeyer's*) Yerfidi-
ren dargestellt. Das hierzu angewandte Amylen siedete
zwischen 35 und 37« C. (720,5™ Bvometerstand bei 16,8® R,).
Zur Ueberfuhrung des Amylens in Diamylen wendet
man am ZwQ^Amafaigstea , wie Erlenmeyer gezeigt hat,
ein Gemenge Ton 2 Vol. Schwefelsaure (spec. Gew. 1,84)
und 1 Vol. Wasser an und zwar von dieser Mischung auf
1 Vol. Amylen 2 Vol. Man bringt je 50 Grm. Amylen (je
kleinere Mengen man zur Operation anwendet, um so reich-
lieber ist die Ausbeute an Diamylen, um so weniger bleibt
unverändertes Amylen übrig) mit der erforderlichen Schwefel-
säuremiscbung zusammen und schüttelt dieselbe in Glascylio-
dern, die mit gut schliefsenden Glasstöpseln versehen sein
müssen, unter steter Abkühlung in Eiswasser, wobei man
von Zeit zu Zeit die Glasstöpsel lüftet, um die bei der
ersten heftigen Reactipn sich bildenden Dämpfe des Amylens
entweichen zu lassen. Sehr zweckmäfsig ist es , wenn man
die Schwefelsäure sowohl als auch das Amylen, bevor man
sie zusammenbringt, gut abkühlt; die Reaction geht dann
um so weniger heftig vor sich.
*) Erlenmeyer, Verbandlungen des noturliist-med. Yeieins zu Hei-
delberg, m, 197, 1866.
^966 Schneider^ jS^Mmo &ber\dte Constüuibn
VA'.W' .Die |[b^ d9F Scbwßf^bflmiQ l^efiB4]tcl|0;Oi(teeUofakji^«r4ie,
calciam ffetoocknet war, dei; fractionirten DestillaMoQ ;ttnter-
. vorteil* , • . . • ' - • 5 . , 'j
Das Product, welches zwischen 150 und 170^;{äbörginf ,
wurde besonders aufgefangen und wiederum fractionirt de-
stiliirt. Die Hauptmenge ging hierbei zwischen 152 und 160^
über. Dieses Product wurde einer nochmaliiren Fractioni-
rung unterworfen, wobei das Meiste bei 150 bis 155,5^ und
Hte5j5Vbiii-16?^-8bOTg1iig.'^*' i'- • '^' ^ ''^' ^ '^-'-'"^ '■-^'
Diese beiden Fractibnen wurden mit allen Yorsichts-
üiafsr^gelii einer dritten Destillation unterworfen^ um zugleich
den Siedepunkt des Diamylens bei- dorn Ifänchener Bbrome-
to^sfand^ (721°^, 16,2^ R.) zu bestimmen. Das- MeiflVe jpxiSg
liiortel zwischen 150 und 1630 über/ .,-
Das bei 150 bis 153^ aufirefangehe Prodiict würde der
Elementaranalyse unterworfen. Eine ganze" Reihe von Ele-
mentaranalysen ergab nicht Übereinstimmeride Resultate,
trotzdem, dafs sie mit der gröfsten Vorsicht ausgeführt wur-
den. Man erhielt immer zu wenig Kohlenstoff, zugleich war
das Wasser im Chlorcalciumrohr stärk sauer. Erst bei An-
Wendung einer Yerbrennungsröhre, die die ganze Lange des
Ofeni$ einnahm, erhielt man günstige Resultate :
. . • • • • • ' »
Analyse. Substanz angewandt 0,2460 Grm.; diese ergaben 0,7704
COg und 0,3170 HjO; waö 85,41 pC. C und 14,-31 pC. H ent-
spricbt. ZahlenweFtiie,-die qat-den .t^ete&ciienttuikeaii-läiev-
einstimmen.
CjoHjo yeriangt : . . ,..
" • C ' "86,71 pC.
H 14,28 pO.
Das dargestellte Diamylen wirkte auf das polarisirle
Licht nicht ein. Sein speci&sches Gewicht ist bei 0^ =^ 0,8416,
bei 20<> 0,8248. " ..-v... . i ,:'n .-., i.i>
Oxydation des DiamylenA,
Aaf Sl fivm;* Diam^BB Wordf^ 880 ^(Mh Sobwef^saure
-{spec. ^GcMr;^ 4i84j),)488: Gri». imueä bhnmisMr^ Küü utfd
654 Grm. Wass^ flsgfeirehdtt^ ' »' ' ••:. * - i»' ' • '^
Man f^liae idie Oxydmion'iii folgfcM^ W«lM mi«i Die
4chwe{e>1stl^r^) wwdd toit* »dtth ibiforderlicM Wl80«ir-'^
miadil^i das^^tiemisoh voUkMAiiuaii^ A^uhin'wtd liiminf -^Hx
-SEü' dbin> DfBViytami ini4^ tOxyd4tiohi^d(b^n ''^^^\mt)i\: Difs
'fiwr^i chromsäure^fiali Wurde in gröfliereii-Kir^ftthiidn zujgfesetüt
' : ^ Der 'tei'diitkmskolbei» 'wiirdb^ mit «i^iüem- mn^g^kehtf^eii
Liebig'schen Kühler in der Art värbiiaden, dafi^ sreb £Wi^
so^n- de«' leUfertn' und dew ib 'Hieii iKolb^n iviMäenden
Vorstofs ein Stock Cad«}|ftboitt«€hIeudii befand i' w&lc^he V^¥^
bindung' das B^vregieiL 'lie^i Ox^diiliMiskoibeitt'^^er^glk^to.
Den fioltien brachte man hierauf id ein Geflife iitilt kutem
Wasser liiül'sdbättelte iM von Z^il ztt Zeit. Dji^Reädti^
ging, sehr* lungsam 'vor 'Bicb. Drei bi«' tier '^ag^* liefs
man den Kolben -ffti-kiriteA'- Walser < stehen; bis siöh A^
Ffflsisigkeit in deinsMben bPMh gefari^l bade. '-Hiei'flyf er-
hitzte inan/ drei bis vier T^ge^^iu äfteiti «WaMerbade, bis die
ChrbmsaiiP^ldsuäg'gamTektualriiwarJ ^ '< ' >i
Da man- 2Wei OxydsüdAMLoAbeh' iminter zo gleieher 2e3t
iib Giangb hatt»', eo iMr es^wOgiioh^ in einer :Woche 140
Grm. Dlamyfen :zu eacydii»ett. >< ' ^ *
Es bildete sich eide' Dii»iilioh'.be^e«lendi3^ dank^lbrauti-
grün gefärbte Oelschicbt, die auf der Oberflftdie: dbr grfinen
wisberigen -Fttssigkeit' 'SQbWantifni* Sie Mirde 'auf nach-
stdiewSe Art von der WässeHgen Flfii^igkeit getrennt.
Man. folko; den Oxydatttons^biben b^is in dei^ Hals hineih
4Dii deatiliirteni Wasser (; <tei dalb die- ölige tfässe sich' in
dem Halse desKölbensi änimraBieUe. MilteUt einer einfachen
Vorrichtung, wie man sie bei Spritzflaschen anwendet^ wurde
(3i0 Schneider^ Studien Mer die Constitution
das Oel ans dem Kolben heransgespritzt, natürlich auch etwas
▼on der gränen Flüssigkeit.
Diese öt{g*karzige Masse brachte man aus airomttichen
. Kolben '9asftmi|ieo und trennle jie mittelst, eines Scheidetrich«-
ters von der grünen wässerigen Flüssigkeit.
: Pie; gaoise' Menge des so gewonnenen Oxydationspro-
4ttctes, welches die verschiedenen bei der Oxydation ent-
stehenden Kürzer — mit Ausnahme der Bssigsiiare, welche in
4er wasseirigen Flüssigkeit zurüakgeblieben war und der
.entwichenen Kohlensäure. ^ enthielt , .wurde in Alkohol
(9QP/o) gelöst. Misn erhielt hierbei eine dunkelgrün ^tfärbte
durchsichtige. Flüssigkeit
Um die gebildeten Säuren von dem indifferenten Oele
^u trennen, wurde Natronhydrai aiig^etzt, und zwar bis zur
alkalischm Reaction, Jiierauf. mit taigekehrtem Kühler drei
Tage lang gekocht, unter stets erneuertem Zusatz von Na^
tronbydrat, :bis die Reaction constaat alkalisch blieb.
Die an Natron gebundenen^ in alkoholischer Lösung be-
findlichen Säuren wurden von dem entstandenen Niederschlag,
welcher ihauptsachlieh. aus Chromoxyd bestand, abfiltrirt.
Durch Destillation >entfernte jnan den gröiisten Theil des Al-
kohols. Mit dem Alkohol ging .zu gleicher Zeit das in dem-
selben aufgelöste indiffereate Oel über, das sich neben den
jiji Natron /gebundenen Saunen in :der Lösung befand. Bs
«cheidet sich nämlich in dem .alkoholischen Destillat, auf
JSnsat« von ^ebr viel Wassör, eine beträchtliche Menge dieses
jndifferenten Oels ab. .
Wie bemerkt, hatte man den.» Alkohol nicht ganz.abdiH-
stillirt; somit enthielt die. in dem Kolben zurückgebliebene
.Flüssigkeit noch Alkohol. Man fügte viel Wasser hinzu, es
iSchied sieh hierbei eine üeknlidk bcMcbffiche Menge eines
violet gefärbten Oels ab. . Diese: vioietle Oelschioht (a) wurde
rfef DiftmulßBs. , ,\ >. Mi
mittelst eines Scheidetrichters Ton d^ uotff can wiraerigen
Schicht (b) getrennt. u
Die gelb gefärbte wfisi^erige Schicht (b) wurde mit viel
Wasser versetzt imd der Destillation unterworfen« Man be-
zweckte auf ' diese IfVeise , tfas inditferente Oel vollständig
wegzusefaaffen« Man erhielt in dem' wässerfgen Destillat
nHHaieli von ilfesiditi Oel eine nidht geringe Mengö, ^Ae auf
der Oi^erMidke ^ Walsers schwamm.
wram «^i^r saiH^*«B~^ ^m^mm ^tm ■■■■■■■■ « *
Die in der Retorte schliefslicb zurückgebUebene Fiössig-
.kßit, welctie die Säuren, an lüatroii gehi^nden enlhiel||,. ivurde
auf dem Wasserbade zur völligen Trockne eingedaoipCt,
hierauf die Irpckeae Hasse fein zerrieben und mit verdünn-
ter Schwefelsäure (i : 3) zersetzt. Man erhielt hierbei ein
sauer reagirendes Oel (c).
Die violet gefärbte Oelscbicht (a) destillirte man n^it
Wasserdämpfen; es ging dabei sehr langsam gelbes indiiTe-
rentes Oel über. JMan setzte diese Destillation mehrere
Tage fort ; dabei ballte sich in dem Destillationskolben die
violette Oelschicht zu einem, harzigen Klumpen, zusamm^n^
worauf die Wasserdämpfe auf diese Hasse nicht mehr ein*
wirken konnten^
Ulli das Qe} (e) g^z rein, zu erhalten, wurde dasselbe
mit Wasserdämpfen überdestillirt. Hierbpi fing, .mau das
gonz farblos üb^gehende Oel in zwei Fraktionen auf« Nach-
dem diese beiden Fractionen über Chlorcalciüm getrocknet
wairen« wurde ein Theif der beiden Froducte über fireiem
Feuer d^r. Fractionirung unterworfen.
FracttQn I ergab dabei folgende Productei :
I. a) JSO.bi« 200«
b) 200 bis 220 .
0) 220 bis 230.
'zt2 Schneider/'Studük über die Constitution
''<r^iPi^tidh'Ti^'etgai : ^' ^^^-^-'-^ •'• ^-^ <•-' ■^••'-'
n. a) 193 bis 200<> .^>i'-Ji? •:■ *J -*•' >^
r-:'H^ ,\tp7' " ' •' W200bi9 3?O .r. . „. ...... .. r
, ,/ - , c) m bia 23a .,
taranalyse unlerworfen,uriif^ ! WgfN.e .*hJie*w-«rtfce c§W^ ;ii
. 0^3975 Grm., Substanz lieferten 0,7120 CO, und 0,2929 Hsp, was
■ -^^'- * 63,ii iK^'e-Ttna il9,ö8 ßG/fi entsp^dit/- " ■' •'■ '■ '•
-üru>^19g2 'Gitoi' 'Sübfitenz !-gttSieai;0^'e531 CO, -'«^
Dafs die beiden Analysen nicb^ gQa? ^.übßr.ejnsliini^jeDdß
Resultate lieferte|i, röhrte, wie, es sich später zeigte, nur
davon her, dafs das Oel nicht ohne Zersetzung über freiem
Feuer sich destilliren lafst. Da man aber nicht ganz sicher
war, dafs man es nur mit einer Säure zu ihün habe, so
wurden von den Fractiohen I und II (dfe mit Wässerdäm-
pfen destfllirt, somit unzersetzt' waren) Ammoniaksalze dar-
gestellt.
Die beiden Ammoniaksalze wurden mif sälpetersaurem
-Silber zersetzt. Die erbalt^eti Silbersalze lieferten folgende
'-Za-hlehirerSie': ' -' ""'-^ • ''•' -'— i-- • ' • '
' l^erteh OffrFraöUon I : 0,3043 (^^m. Sifiieysals^licCeiteix 0^1461 Ag
:o-'./: • '.=P= 4^»0ö;l^-Ag.-. ., ,,... :.,..': ;...>:. . ^ . ;. ,.
, SUberff^^ dff Fracfiion H : Q,348Q ^pn^ Sjlbers^ lieferten 0,1572 Af;
* =i* 45,17 pC. Äg. .
Es ergab zudem eine Elemenlaranälyse* eines Silbersal-
zes, das aus dem mit Waiiserdämpfen ubetdestilMrten gerei-
nigten Oel (e) dargestellt' war, folgende Werthe :
r ■ 9
0,2137 Grm. Silbersalz lieferten 0,2759 CO, und 0,1103 H^O, was
35,21 pC. C und 5j73 pO. H entspricht
Die Formel C^HisAgOs fordert theoretisch :
o>' . i J
.. ) fif^ fff<^mf^ . .
Kohlenstoff
36,44 pC.
Wagsentoff
5,48 n
-" Süber
4Ö,5Ö n
Sanentoff
13,50' ,
■.Y.
9i%
Dte^e EleiQ^nlaranalyse des Gesammtproducles (destillirl
mit Wi^iSerdSinpfen) , sowie die Silberbestiipinungen der aus
beiden Fractionen gewonnenen Silbersalze ze^PH* Pi^f^> 4ß^\'^
lieb, dafs/.das^iOe} {if}i naeliöcim e«' n|ii yfttßs^rdmvtW' de-
sÜIUrt nad.sai vom; Ctifiom luici sonstigen Veruqreipiguogeiüii.
befreit war, nur ein Product darstellt. l.^^. ..;
Djqse gaiire Q^iHuQs) für die.i^rlr, den Nami^n:. Amc^en-
säare vorgeschlagen haben, besitzt, yf}ß dieses schon .in ipfi^
Einleitung bemerkt wurde, nw einen sehr schwach sauren
Character. Ist sie an eine Base, gebunden, so wird sie durch
GQg wieder, >irenigftten$ zfm Th^ m$g!^chißif^, 'L^tei
man sehr lange in eine isolrbe : SiäzUsung . COr ei)i> soika^d)
man die Säure scbllefsiltcih .ganz; fr^ machen. . .: t .,y.'
/Die Afüetbenstlird iA leichter ial« Nasser; : Bei ^f 20^
wird sie dickflüssig, erstarrt aber nicht. Auf das .polad^iiA0.
Licht wirkt sie nicht ein. In Alkohol und Aether ist sie
leicht löslich. Was die einzelnen Salze dieser Saure anbe-
trifit, so sind sie sämmtlich sehr wenig chat'acteristisch; uiitf'
haben hauptsachlich nur insofern Interesse, als sie sSmmtlich
in ihrem Verhalten ^n Beweis för den schwach sauren
Character dieser Saur^ liefern.
Das Kalium*, Ammonium-, Calcium- und Hagnesiumsalz
sind krystallinisch , in Wasser löslich. Natrium-, Baryum-,
Strontium- und Kupfersalz bilden in Wasser lösliche guromi-
artige Massen:- iJile^ksilber-, Cädinium-, Zink-, Blei*- vnd-
Silbersalz stellen weifse amorphe pulverige, in Wasser nicht
oder nur sehr wenig Idslichfe Niederschlage dar*
Es ist oben die Ansicht ausgesprochen worden, dafs
der Amethensaure eine der beiden Constitutionsformeln .:
H4 Schneider^ ßtudÜnüAer die Constitution '
OH
HC— ^— CH, H,C CH,
' I ^ TT I '
I. H,C CH oder Bu HC— ^— CH
I . I -^ I .
OH HO CH
zukommen ittQ^se. » ! .
Um diese Fraget 2a enteokefden, wurde die Ametben^
itivate mii saurem chrömsiiorem Kali und Schwefelsfiui'e
oxydirt.
"^ iHaii ging von der Yoraosselzung aus, dafs entweder
nach Wegoxydirung von
rä' Kohlensäure nnd Essigslure, ein Atom Saaerstoff und
€ffn OH, oder nur ein OH in die Verbiffdong eintreten würde,
wie folgende Formeln es verdeulKchen.
L Es tritt ein 0 Und ein OH nach Wegoxydirung von
der <Sroppe
CH
H,C CH,
in die Ver))iQdung ein :
OH OH
Hj|C— ^— CH ftC— ^— CH
II II
I. HC CH, HC— ^— OHg
CH HO
H3C ^Ha
Ametbensättrey
in diesem Falle müfste die Ametbensdure der Formel I ent-
sprechen. .
II. Es tritt nur ein OH nach Wegoxydirung von
CH
H3C CH*
in die Verbindung ein :
äti Diämylens. '^ 215
. .. .^L L . I I ....,' •
HCi~^— CH HC— ^— CHT
HO CH HO OH
. ; ./\ ... ••.
HaG CHa
' - t
Amethensftore. '
. -. ■». •
Zu diesem Zwecke wurde zuerst eine quantitative Be-*
Stimmung der bei der Oxydation auftretenden Kohlensäure
ausgeführt und zwar in folgender Weise : '
In einem Becherkölbchen befand sich ein Gemisch von
Schwefelsäure, saurem chromsaurem Kali (in gröfseren Kry-
stallen), Wasser und Amethensäure. Das Kölbchen war mit
einem umgekehrten L i e b i g 'sehen Kühler verbunden , an
dessen aufsteigendem Ende eine Woul forsche Flasche an-
gebracht War, die eine Mischung von Chlorbaryum und
Ammoniak enthielt. Zwischen der Woulfe'schen Flasche
und dem Kühler war noch ein Kölbchen eingeschaltet, für
den Fall, dafs die Chlorbaryummischung zurucksteigen wärde.
Zur Oxydation wurden 1,2355 Grm. Amethensäure an-
gewandt. Es erfordern dieselben, wenn die Gruppe
CH
H3C CHs
zu Kohlensäure und Essigsäure oxydirt Werden und zugleich
10 und 1 OH zum Rest hinäsutreten soll, 1,14 Grm. Sauer-
stoff; mithin waren 7;07 Grm. saures chromsaures Kali, 9,42
Grm. Schwefelsäure (spec. Gewicht 1,84) und 7,5 Grm. H2O
«erforderlich.
Die Oxydation war allem Anschein nach binnen vier
Tagen beendigt; es entwickelte sich wenigstens nach diesem
Zeiträume keine Kohlensäure mehr. Man erhielt :
2,2120 Grm. BaCOs, was 0,490 Grin. CO, entspricht
nnd 0,1312 Grm. BaSO«, was 0,024 Grm. CO« entspricht,
mithin 0,514 Gtm. COjj
theoretisch hätte man 0,41 Grm. COa erbauen müssen.
i^j Schneider, Studij^ Uhflr ^ Consittution
Der U^^rschufi; i)n CO2, der bei dieser) Oxydation er-
halten wurd^ stammt. wahrscheinlich, von eineri weiteren Zer-
Setzung der Amethensäure her.
Die im Eölbchen befindliche grüne,, zum Theil harzige
Masse wurde mit viel Wasser versetzt. Map erhielt eine
gruiie Losung und eine geringe Menge einer in WasservUn-
löslichea harzigen Masse.
ji. ■_/ f i i' ■ . • ;■{•• i ' '
Die grüne Lösung wurde so. lange unter Zosatz von
Wasser destillirt, bis das Destillat nicjit mehr sauer reagirte.
Hierauf neutralisirte vian dasselbe mit kohlensaurem ]!fatron.
u,nd dampfte^ es bis zur Trockne. ab. ^ Das erhaUene Salz
wurde in sehr wenig Wasser gelost^ mit einem Tropfj^n Sal*
petersäure angesäuert und. mit salpetersaurem Silber versetzt.
Der entstandene ^Niederschlag löste sich zum. Theil in heifsem
Wasser; man filtrirte und liefs ihn erkalten, worauf das essig-
saure Silber in schönen deutlichen Nadeln herau^krystalli- .
sirtc. Man ersah also aus diesem Versuche, dafs die Arne-
thensäure zu Essigsaure, Kohlensäure und einer h9fzigen
Masse oxydirt wird, Diese harzige Masse wurde.mit. Alko-
hol und Schwefelsäure gekocht, bis sie sich darin löste.
Aus dieser Lösung gewann man eine kleine Menge einer
kfystalljnjsphen Säure, Man prüfte dieselbe, ^uf Bernstein-
säure, erhielt dabQi jedoch nicht die für diese Säure oharao-
teristiscfie Eisenreaction.
Es, konnte nämjich leipht bei der. Oxydation der Ame-
thensäure entweder eine der oben angegebenen Verlun4ua-
gen .entstehen, oder auch Bernsteinsä.yre. in dem Fall, wenn
die. Amethensäure der Formel U entspricht^ dagegen Malon-
säure, falls ihr die Formel I zukommen würde.
Die Entscheidung der Frage , ob die Amethensäure der
Formel I oder II entsprechet war jedoch auf dem. Wege der
Oxydation mittelst saurem chromsaurem Kali und Schwefel-
säure nicht leicht mit Sicherheit . ^u bewerkstelligen! da 4ie.
. .V \de^ Diamyltns.. . 21T
Verfir]>etlung' der 4übei entfilandeneit biarzigefi Musfe sehr
schwierig war imd zugleieh sehr wenig UntersachUfigs«
materinl lie&rle.
In Fo%e desaen wurde rin anderer Weg eingeschlagieii,
um obige Frage zu lösen.
Es wurden zu diesem Zwecke 9 Gfm.: Amethensdure
mä concefitrirter Salpetersäure in eine wenig aufsteigende
Retorte, die mit einem Lieb ig'scheti Kähfer verbunden war,
gebracht und S. Tage gekochte Bs entwickelte sich hierbei
eine reichliche Menge ^yod Zersetzungsproducten der Sat?
petersiiure; aomit wurd^ die Amethensäure von der Salpeter-
sSure angegriffeii. D» .übergehende DestHlat wurde von
Zeit zu Zeit in die Retorle zurückgegoss^n. Da nach aoht-»-
tSgigem Kochen noch imiber unoxydirtes Qel mit den Dampfen
der Salpetersaure überging, so wurde noch eine kleine
Menge Salpetersaure hinzugebracht und weitere zwei Tage
gekocht, worauf alles Oel verschwunden war.
Der gröfste Tfaeil der Salpetersaure wurde hierauf ab-
destiiifart, der Rest in eine Porcellanschale gebracht und
mit viel Wasser äbgedTämpfl. Man erhielt als Rückstancf
eine krystallihiscfae Masse und ein röthHch-gblb gefärbtes
Oel. Auf Zusatz von Wasser losten sich die Krystalle und
auch ein Theil des Oels. Nachdem die Salpetersöure mit
den Wasserdampfen vollkommen vertrieben war, dampfte
man die Flüssigkeit, in der, wie erwähnt, das röthlich-gelb,
gefärbte Oel zum Theil gelöst, zum Theü ungelöst enthalten
war, ziemlich weit ein, filtrirte hierauf durch ein nasses
Filter und trennte auf diese Weise die wässerige Flüssigkeit
von einem Theil des röthlich-gelb gefärbten Oels. Das wässerige
FilU'at wurde weiter eingedampft. Beim ErkaHett desselben
schieden sich Krystatle aus^; zugleich wurde die Mutterlauge
durch sieh i^usscrhddendes Oel getNibt. - Man lieft die tfas^
über Schwefelsäure stehen, bis* altes Wasser verdunstet war^
Annal. d. Chom. n. Pharm. CLVU. Bd. 2 Heft. 15
318 Schneider^ Studien über die Cofistitutum
oad saugte dann mittelst des Bonsen 'sehen Waschapparats
da» Oel von den Krystallen vollkommen ab.
Das röthlich-gelbe Oel ist in Alkohol und Aether leicbl
IMick und scheint ein Nitroproduet der Ameäiensäare
zu sein.
Nach einer Untersackung erwiesen sich die Krystalle
als oxalsanrer Kalk. Der Kalk stammte von dem Chlor-«
calciim, welches in geringer Quantität in der Ameth^isaore
inspendirt war. Die Ameikensdare war nimlich über Chlor-«
ealeium mehrfach getrockner worden.
Die Oxydation mittelst Salpetersäure war somit weiter
gegangen, als man erwartet hatte, und somit lieferten auoht
diese Versuche keinen Aufschlufs über die Frage ; ob For-*
mel I oder II der Araethensäure zukomme.
EinwirTcung von Fünffach - Chlorphosphor auf Ämeihensäure.
Es wurden auf 5 Grm. AmetheasSure 16 Grm. PCls
angewandt, in der Voraussetzung^ dafs das OH durch ein.
Cl und der Sauerstoff möglicherweise durch 2C1 ersetzt
würde. In diesem Falle müfiste man ein Chlorür von nach-
stehender Formel erhalten (bei Annahme der Formel I für
die Amethensäure) :
OH Cl
HC— "—CH, HC-Cl a-CH,
H,C CH H,C CH
CH CH
H^C CH3 H3C CHg
Fonnel I fSr die Amethensäure.
PGU wirkt in^der Kälte nur sehr langsam auf die Arne-
thensAure ein; erwfirmt man auf dem Wasserbade, so geht
die Eeaction etwas rascher und lebhafter vor sicb^ dabei
entwickeln sich Salzsäurediinpfe«
Na€b laugerer iBehandtung' d^r > Siure nlit P(% loMe*
sich von letzterem ein Theil in der Säore; der. grdlMrd
Thefl de$ PCI$ blieb ot veränderte Sefaon aua diefem Um-
stände komile man voravsieben, dali wabrsoheinlicfa nur daa^
OH dnrch Cl ersetzt wird.
Die Flüssigkeit wurde von dem anveränderten PCls
abgegossen und zu derselben Wasser hinzugefugt, wobei
sich ein farbloses Oel ausschied, das nur um sehr wenig
schwerer als Wasser ist. Da man daher dasselbe nicht gut
mittelst einer Barette von dem Wasser, trennen, kcuinte,
so wurde es in Aether gelöst. Die ätherische Lösung liefs
man über Chlorcalcium trocknen^ deslillirte hierauf den
Aether ab und leitete zuletzt noch durch das Oel trockene
Luft, um die letzten Spuren von Aether wegzuschaffen^ •
Das gebildete Chlorär ist farblos, sehr wenig beständig ;
es zersetzt sich sehr bald unter Entwickelung von Salzsäure
und Bräunung. Mit Chlorcalcium in Berührung jgebracht
geht die Zersetzung noch rascher vor sich.
Eine Chlorbestimmung des in beginnender Zersetzung
sich befindlichen Productes lieferte folgende Werthe :
0,2194 Grai. Substanz ergaben 0,0287 Grm. CI, wogegen die Formet
C^HitClO 0,0524 Grm. Cl yerlangt
Das indifferente Od*
Es ist oben angegeben worden, wie man eine gröfsere
Quantität dieses indifferenten Oels erhalten hatte.
Nachdem man dasselbe von der wässerigen Flüssigkeit
mitlelst eines Scheidetrichters getrennt hatte, wurde es ftb^
Chlorcalcium getrocknet. Eine Portion des getrockneten Oels
unterwarf man hierauf der fractionirten Destillation.
Man erhielt folgende Fractionen :
1) 160 bis 180<>
2) 180 , 200
8) 200 , 210.
15»
3S0t Sehneider, Studio über die Constitution
Beber 210^ fing das Oel an fich %u briimen; somit Iral
Zereetsong ein.
Es wurden die drei Fracttonen 160bisi80S 180 bis 200^
and 200 bis 210® einer noebmelifen Fractionimng iiMerworfen;
hierbei fing man folgende Prodacte aof :
t. f lJ.14ftlrifl 170<^
2) 170 j, 180
•3) 180 , 190
4) 190 n 200
5) 200 „ 210.
Die Fractioii 170 bis 180® ergab bei der Elementaranalys»
folgende Werthe :
0,1726 Grm. Substanz lieferten 0,4758' CDs und 0,1975 HsO, was
'.' 75,18 pC C und 1^71 pC. H entsiniobt
Die Fraction 180 bis 190® ergab bei der Eiementaranalyse
folgende Werthe :
.;.. 0,1166 (Sbrm. ^ubstumi gaben. 0,8ai5 CO, und 0,1373 H«0,\wa»
.76,23 pC. C und 12,86 pC. H entspricht
Die Hauptmenge war . bei 180 bis 190®, etwas weniger bei
170 bis 180® übergegangen.
Die für die Fraction 180 bis 190® bei der Elementaranalyse
erhaltenen Zahlen stimmen mit denen für die Formel CioHtoO^
ganz gat fiberein :
gefanden berechnet ftir CioH^O
KoblenstoBf 76,26 76,92
WasiWtQff 12,-86 12,82
Sauewtoff ^ ■ . ^^»25.
Es war somit zu verjDanthen , dafs dj6ser Körper mit
4ev Diamylcinoxyd (CioHtoO) von Bauer *), welches der-
selbe dur<A Sinwirkuog von . fein gepulvertem essigsaurem
Siiberoxyd auf Cio%(^r9 (Diamylenhromur) erhalten b«!»
identisch sei.
*) Bauer, Sitzungsberichte d. C Acad. der Wissenschaften zu Wien»
XLV, 276.
Bei der fractionirten PestillatiojQ begann Baaer's Pro-
duct bei 165^ zu sieden und der Siedepunkt stieg dann
langsam, 2üTetz( unter firäunurig' dei^ Rückstandes, bis über
200^ Die Hauptmasse giifig dabei von ITObislSO*^' aber
Dieses Product ergab nach Bau er t6,7 pC. C und 13,5 pC.H.
Mein Product ging hauptsächlich bef fSO bis ldb<» über
uiid diese Fraction' ergab' bei der Analyse Resultate, "die,
wie wir gesehen haben , mit der Formel C10H20O seW gttt
stimnieit. •
Das Oel hat itii unreinen Zustande eine gffCkiUch-geilto
Farbe; wird es äberUl^r Chlorcalcium vollständig getrochiiet,
oder lilst man e? Urngere Zeit stehen , so bildet es eifife
ToHkommen farblose^ leicht 'l)ewegli6he' Flüssigkeit, dte
leichter . als Wasser ' istl ^JSs bat einen penetranten /an
€Ampher sehr stark erinüernden iSeruch. ' '--'^ ..'.•!
Mit Wasser läffsl es- sieh tiicht mischen; es ist in Al-
kohol und Aether sehr leicht löslichi Auf dasr pblarisf^te
Licht wirkt es nicht ein. Es bat; bfei 0^ «in specifisches
Gewicht 0,9409. Bet-^ 17^Wifd; da^ Oel tuchi:färt^ Es
brennt mit einer stark leuchtend^ rufsenden Flarofmie» •
Ammoniakalische Silberlösung wird durch dasselbe. sehr
leicht reducirt; - ; • ^
Hit einer wässengen Losung von saurem schwefligsaurani
Natron gesohüttelt bildet die^s. üöt keine kryj^taHisi^öbe
Nex\mAw!g* Auch bei höheren -Temperifturen .wJrkliea;v die
J>^iden/Kö^er»iiiehiaafeii|aBderreü.: ' ; . . . »•/
Es: .erschien: aja. Isehri'WahiiscbeliiyeiL, /dafo dieiies^Oel
CioBiaO^ wekhed) ick: gUiehlalla als DiMbyleiNKyd te^cüchate
will , ein^ Zili:i6QlMmpBQdttet 4»^ der iOxyf ation.ade&.DialRylBps
bilde^ iUdd 4iesei Veemitfhung ;dvr€fa rdüs BxpefimAt; ..au
bestätigen, wurde- das Oel weitel' öxydirt; lAän erwiHefe
hierbei die Bildung jdter AmethiäBSiure» .: ^^ -i
-222 Schneider, Studien über die Constitution
Oxydation des Diamylenoxyds.
Es worden 18 Grip, Diamylenokxyd zur Oxydation an-
gewandt;, dieselben, erfordern 12 Grm. Sauerstoff, um in die
.Verbindung Q7H14O3 übergeführt zu werden; mithin mufsten
78 Grm, saures* Qhromsaures Kali und 105 Grm. Schwefel-
saure angewandt werden, die in einem Liter Wasser auf-
gelö^ wurden. .
In der Kälte ging bei dieser verdünnten OxydatioiAs-
jBischung gar keine Reaetion Yor sibli; auch beim Erwirmen
kam es zu keiner heftigen Einwirkung. Acht Tage, wurde
die Oxydation über freiem Feuer fortgesetzt, bis die Flüs-
sigkeit ganz grün gefärbt war. Auph nach diesem Zeil-
räume war noch ein kleiner Theil des Oels unoxydirl ge-
blieben.. Bei der Oxydation des Oels wurde, ebenso wie
JbfDi der Oxydation dßs : Diamylens , eine reicWidie Kohlen-
. siur^bildung bemerkt.
Es bildete sich bei der Oxydation eine harzige Masse,
£e auf der Oberfläche der Flüssigkeit schwamm. Die grüne
Flüssigkdt wurde von der harzigen Masse getrennt, mit
.destHlirtem Wasser versetzt und so lange destillirt, bis das
Destillat nicht mehr sauer reagirte. Dasselbe wurde als-
•dann mit kohlensaurem Natron neutralisirt und zur Trockne
.eingedampft«: Eine kleine Menge des Salzes mit verdünnter
Schwefeisiure zcnetzt ergab kein OeL Es war somit in
der sauren Flüssigkeit . keine elige Siure getdst, wie wir
das bei der OxydaUba des Diamylens beobachtet hatten.
Bar abrige TImiI des: Salzes wurde in sehr wenig Wasser
gelost, mit einem Tropfes Sdpetersliire «egesiuert und mit
:ttlpetenaurem SiUier -zersetzt Der entstandene Niederschlag
*inrJieifiem Wasser gelöst ergab beim Erkalten essigsaures
Silber in sehr schönen Nadeln. Es haHe sich also bei der
des Dißiinylena.. 82S
Oxydation des P«l8, eben fio wie bei der Oxydation des
Diamylens, KoUensaure und Easigsänre gebildet.
Wenn aicb npn Aitetlienalitre bei der. Oxydaiioii ge^
bildet hatte, so mufste «dieselbe in der harzigen Masse
enthalten sein, da, wie wir eben bemerkten, dieselbe in
dem sauren Destillat nicht aufgelöst war.
Die harzige Masse wurde von der Flüssigkeit getrennt,
getrocknet, fein zerrieben und mit Alkohol gekocht. Da sie
sich in demselben nicht ganz löste, so wurde Schwefelsaure
(1:3) zugesetzt und wiederum gekocht, bis sie sich voll-
kommen gelöst hatte. Man fugte kohlensaures Natron hinzu»
wodurch das Chrom ausgefällt wurde, und kochte hierauf
so lange mit umgekehrtem Kubier, bis keine Kohlensäure
mehr entwich. Die Flüssigkeit wurde von dem Niederschlag
abgegossen und der Alkohol abdestälirt. Der Rückstand,
zur Trockne abgedampft und mit verdünnter Schwefelsäure
zersetzt, eingab ein sauer reägvendes Oel, welches durch
Destillation mit WasserdänpCen von der übrigen Flüssigkeit
getr^int wurde.
Das , Oel besafs denselben Geruch wie die^ Amethen-
sinre. Es wurde dasselbe zur . Darstellung eines Ammoniak*
Salzes benutzt und aus diesem durch Zersetzen mit Salpeter-
saurem Silber das Silbersalz erbalten.
£me Silbesbestimmiaiig dicBes Balzes ergab folgende Zahlen :
0,2067 Gnn. Salz lieferten 0,0935 Ag =s 46,23 pC. Ag*
Eine Elementaranalyse dieses Salzes ergab folgende Werthe ;
0,3i052 Gm. SlOff lieferten 0,3980 CO, vnd 0,1561 H«0, was
35,56 pC. C und 5,63 pC. H entspricht
C^B^^k^ft^ verlangt geftmden
'Kohlenstoff '35,44 35,56
Wasserstoff 6,48 5,63
. ttiber 46,66 46,23
..flauwitoff l»,60i —
Man siebt also, dafs bei der Oxydation des indifferenten
Oels^ CioHsaO neben Kohlensäure und Essigsäure dieselbe
8S4 Schneider, Studien Über die Constitution
Stiire wie bei der Oxydation 4es Diamy lens, d. h. Ametben-^
- » .
säure gebildet wird, und dafs dieses Oel somit nur als
Zwiscbeaproduet bei der Oxydatioti des Diamylens auftritt.
Einwirhung von Fünffach- Bromphosphor auf das Oel .
C10H20O.
L^fst man Brom, wie Bauer*) gezeigt hat, auf die
ätherische Lösung von Diamylen einwirken und zwar bei
einer Temperatur von — 17^ C, so bemerkt man keine
Gasentwickelung ; das Brom addirt sich zum Diamylen hinzu,
man erhält das Diamylenbromur CioHgoBrs.
Es lag in meiner Absicht, aus dem Oel CioH^eO (Dir;
amylenoxyd) das Diamylenbromur darzustellen. Ich liefs zu
diesem Zwecke auf das Oe^l CioHsoO Fänffachr^ßromphosphpr.
einwirken.
• - . ■ . ' - --
Theoretisch .bedürfeii 13,3:. Grm» yon dem OelCtoHgoO
S6Grm. PBrs, um in CioHttoBra uberg'efähri zu werden. Han
liefs zuerst Fünffach -Bromphosphor auf das Diamyleiioxyd
bei — 15^ einwirken, da, wie Bauer gezeigt hat, bei ge~
wohnlicher Temperatur Diamylenbromur sehr imcht zersetzt
wird. Es zeigte sjch aber, dafs PBrs bei so niedriger
Temperatur auf das Oel gar nicht eitiwirkt^ dagegen geht
bei gewöhnlicher Temperatur die Reactioh sehr ruhig und
sehr langsam unter Bromwasserstoffentwickelung voir sich.
Die hierbei entstandene braunrothe Flüssigkeit wurde
mit Wasser versetzt; man erhielt ein schwarzbraun ge-
färbtes Oel, welches mit viel Wasser gewaschen wurde. Man
löste das Oel in Aether, trocknete diese ätherische Lösungr
über Chlorcaicium , destillirte hierauf den Aether ab und
leitete durch das Oel längere Zeit Luft, um auch die letzten
^ Bauejr, SitraiBgdber. d* E. ▲cftd. d^iWiilBemiQll^ m Wlez^.ZIilli; 9K
• d»9 DianiifleM. MS*
Spuren des A0tb0r$ zu .entfcimeii. ; ¥09 . der s^c^ erhaltm^
braunen öligen Flössigfkeit wurde , aui9 ftrombestimmUBg
gemacht ;
,0,16.02 Gnn. Sabstanz lieferten 0,0390 ßr == 24,34 pC. Br.
Die Formel C|oH|^Brg yerlangt 58,33 pC.^Br. ^ i. . <
C|oH|oBr « 36,48 » » , ,
GioHioBr, „ 63,33 n ,^
Das Product war somit jedenfalls noch nicht rein; man
vermutheite neben dem' gebildeten Broihäi^ noch ünVeran-
dertes Diämylenoxyd: Üni es völlig rein ziir'erhaltei](, #ürdd
das Oel mit Wasserdämpfen überdestiltirt und in zWei Prac-
. . • , • ' ' ' ■ '
fionen aufgefangen. Die 6rste war leichter als Wässer, war
somit unverändertes Diamylenoxyd; die zweite Fractibn War
dagegen schwerer als Wasser und mufste somit die Brom-
verbindung enthalten. Dieses schwerere Oel wurde vom
Wässer 'getrennt und fiber Chlörcalcium gelrocKiii^. '
0,2<5äi Grm; äeses(&lBgaW 0,(^84 Bif =ii- 33,04 |)'d' Bt.'' '"'•'
Eine Elementaranalyse dieser Bromverbinddiig ergab fblgenäe Wörtne \
0,ai60 :Qnä. Substanz liefi^rten . 0^6790 GOt-und %WM B^,
was 58,60 pC. C und .9,ß3 pC. H eBlspricht . \ .. . .
Der Formel GioHtoBr, Der Formel Ci^ifit
entsprechen entsprechen
Eohlenstoif 40,00 64,79'
Wasserstoff 6,66 ' 85,67 •
Brom 53,33 $6,48.
Der Formel Qi^B^fit^ entsprechen '
Kohlenstoff 81,66
Wasserstoff 5,01
Brom 63,33.
Die bei der Elementaranalyse erhaltenen Zahlen stimmen
am Nächsten mit denen für die Formel CioHioBr berechneten
dberein. Die Differenz wird wohl nur davon herrühren,
dafs in dem analysirten Producte neben der Bromverbindung
immer noch etwas Diamylenoxyd enthalten war^ welches
ftt^ Behneider, Studifen üb^ d. Constitution d. Diamylens»
dtofch einmalige Fractionärung mit WasserdSmpfen nicht
tdllig- weggeschafft werden konnte *).
Die Bildung des erhaltenen Monobromdiamylens Täfst
sich sehr einfach in der Art erklären,, dafs man bei Be-
handlang des Diamylenoxyds mit PBrs die Bildung von
Diamylenbromür annimmt, welches sich unter Bromwasser-
stoffentwickelung in Monobromdiamylen zersetzt.
Aqs diesem Monobromdiamylen wird sich . jedenfalls
durch Behandeln mit alkoholischer Aetznatronlauge das
von Baaer;*^) dargestellte Rutylea CioHis darstellen lassen.
Mangel an Material verhinderte mich diesen Versuch aus-
xuführem
Die Jner mi^fetheilten Untersuchungen wurden im Lalyo^
ratorium. deis Herrn Prof. Erlenmeyer, ausgeführt, dem
ich bei dieser Gelegenheit für seinen unermüdlichen Beistand
und 4Miiie ihätige Hülfe, die er mir zu Theil werden liefs,
meinen herzlichsten Dank ausspreche.
*) Der Bromgehalt entspricht dem VerhältnifB 92,6& pC. GioHigBr
auf 7,84 pC. C|oH|oO, wonach der Kohlenfttoffgehalt des Genienges
56,85 betragen müilite.
**) Bauer, SitEungsber. d. E. Acad. d. Wissenschaften zu Wien,
LI, 1, 1860.
1 .
' - < •:; II
. J:
txt
' ' . ' . t • ■ • ...
Mittheilüngen aus dem chemisclien ÜjiV"
versi^^-L^bpratorium zu Kiel. .
:'t
Untersuchung der Fleiischflüafiigkeit von Phocaenä
communis;
• 1 . • . ... ■ ■ > ^
von Dr. Oscar fJacobsen»
Schon im Jahre 1850 wies Price*) in dem Fleisch
eines Walfisches (Balaenoplera musculus) einen, wenn
auch, wie er angiebt, nur geringen Gehalt ai| Kroatin nach.
Seitdem haben yielfältige . Untersuchnngen im Aligemeinen
eine grofse Uebereinstimmung anter den Bestandtheilen der
Fleischfiüssigkeit irerschiedener Säugethiere heraiisg erteilt;
aaf die der Fiscbsaugethiere sind sie aber meines Wissens
nicht wieder ausgedehnt worden. Es schien mir daher von
hinlänglichem Interesse, die Flüssigkeit des Deiphinfleisches,
die ich bereits , früher als Material für die Darstellung des
Kreatins benutzt hatte, auch auf ihre übrigen Bestandtheile
zu untersuchen, selbst für den Fall, dafs diese Untersuchung
nnr einen ferneren Beleg für jene Uebereinstimmung
liefern sollte.
Ich verfuhr dabei wesienüieh nach derselben Methode,
nach welcher Iiimp rieht **) die FJeischflüssigkeit des
Pferdes untersuchte» iifid welche iifh küxtiioh ebenfalls auf
Fferd^fleiscli i^ngewandt habe«
Das frische fettfreie Fleisch von einem jungen Delphin,
lÖ Kilogrm. an Gewicht, wurde zerhackt und nach dem
Anrühren mit kaUem Wasser zwaim$il sehr stark anageprefst.
*> Diese AmuOen LXXVI, 962.
**) DaselbBt CXXXm, 294.
2täi Jacobaeriy Untersuchung der Fieiechßissigheü
Die. zur Gerinnang des Albamins einmal aufgekochte Flössig-
keit war nach dem 'Filtriren fast farbloiC Sie wurde mit
der zur F&llting der Phosphersiore ebeil' 'arusVeichenden
Menge Barytwasser versetzt und das Filtrat in flachen
Schalen aqf dem Wasserb^de ipögliph^t schnell v^dunste^
wobei noch einmal von - einigen Flocken eines gefärbten
eiweifsartigen Körpers abfiltrirt werden mufste. Aus der
schliefslich bis auf etwa 300 Grm. eingeengten Flüssigkeil
hatte sich nach dreitägigem Stehen in der Kälte eine reich-
Tiche Krystallisation von Kreatin abgesetzt, bas. Kroatin,
mit wenig kaltem Wasser gewasichen und auf einer porösen
Thonplatte getrocknet, bedurfte nur eines einmaligen Um-
krystallisirehs , um vollkommen farblos erhalten zu werden.
Die Menge des gewonnenen reinen, bei 30^ , getrockneten
Ereatins betrug 6,1 Urm. '
Kreatinin liefs sich in der letzten , bei der Ileinigung
des Kreatins abfallenden Mutterlauge durch Alkohol und
Chlorzink nicht nachweisen*
Die Flüssigkeit, aus der sich das rohe Kreatin abgesetzt
. •> •'■',■■ ■ • " ^ . •' . •'
hatte, wurde noch etwas weiter verdunstet, so dafs sie nach
dem Erkalten eine dickflüssige, von ausgeschiedenen kleinen
Srystallen etwas körnige Masse bildete. ' Diese Krystalle
bestanden aus Chlorkalium, dem nur noch Spuren von Kreatin
beigemengt waren. Nach Zusatz von ^tw^s sehr verdönntem
Weingeist liefs siöh die Flüssigkeit davon a'bseihen, worauf
sie Init einer reicfaßdien Menge starkem Alkohöt geschfittelt
und dadurch in zwei Schichten getrennt wurde'^). In ddr
*) Dextrin wurde hierbei nicht abgeschieden, dagegen war Deztrjn
"— neben Inosit ~ reichlich in der Lunge desselben Thieres
ottäteltoii; 'Bei ^Misr ganü^ gleidien yeraH)6ztciBg Von $€^«RÜo^fin.
Pferdefleisch (yon einem gut gentthrten, etwa zehnj&hrigen Pferde)
erhielt ich ebenfalls kein Dextrin. Auch Limpricht^s Unter-
suchungen zeigen , dafo dieser Korper nur zuweflen im* Pferde-
fleisch Torkonunt. / • . : .-
van Phocafmm ö^mmürÜs^ t2S
oberen äUfohpliMki» .Sohiobl . bewirkte Terdäaiife SchmehU
siore ; «itteii ' kryeteUinMoiren' Hieder ichlag; • « Derielbe bestMiA
wesentlich aus schwefetefoireni KaU^ vmi : welUtem- sich durck
Vlr^slalliBalion , el^as^ schwefelsaures ; Natron tretinen • Jiefs:
Kreialinin/wiir moht zugegen^ , ;
Yen dem snuern aUiobelis<^n f {((rat wf^rde^der All^Jtiol
abdestillirt und der Rückstand mit Aether g^schättelfr«. Pie
farblose A^hejTSQbicht hinterjllers bei der Destillation . «iireine
Milchsäure, . aus; welcher üfi Qrm, krystall|$|rter . fleische
mik^hsaur^r Salh; gewonnen wurde , ^ entsprechend 7.4S Grm«
Milchsaure. Aus der durch Aetber von Milchsäure befreiten
• ■ » .1
und mit etwas Alkohol versetzten Flüssigkeit schied sich
allmälig ein Bodensatz ab , der unter dem Hikroscop sehr
kleine undeutliche Nadeln, mit spärlichen gröfseren Krystall-
blättchen untermengt, erkennen liefs. . Er bestand aus un«*
reinem Sarkin und .etwas Kreatin,; die aus der heifsen
wässerigen Lösung leicht getrennt erhalten wurden. Die
Menge des erstercui betrug 0,53 Grm.; die, des Kreatins war
äufserst gering, doch konnte sowohl durch die Beobachtung
der Krystallform wie durch die Prüfung auf Schwefel nach-
gewiesen werden, dafs es kein.Taurin beigeniefigt enthielt*
Die von dem Sarkihbodensatz getrennte Flüssigkeit wurde
zunächst mit Bleiessig, dann das Filtrat mit essigsaurem
Quecksilberoxyd gefSSillt. Der BleiniederscKlag lieferte nach
der Verlegung durcb Schwefelwasserstoff u. s. w. nichts
Erystailinisches ; dagegen erhielt ich aus d,em in heifsem
Wässer vertheilten Quecksilberniederschlag nach gleicher
Behandlung mit Schwefelwasserstoff ynd Verdampfen des
» •* • ' .".•.*■
vom Scbwefelquecksilber getrennten . Filtrats eine weitere
beträchtliche Menge unreinen Sarkins , im stark gefärbten
Zustande 0,86 Grm. wiegend.
Dieselbe successive Fallung mit Bleiessig und mit essig-
saurem Qnecksilberaxyd wurde endlich auf die wieder in
230 Jacobsen, Ui^immtokimg der FlekehßUsigkeit
Wasser ftVMt lulbflüssige Hatoe angfivraiidt ^ welche bei
der ; BehandliBgr der Mvttorlaagre vom ifoben Kreetm mii
AHiohal (tie oatere Sdiichl gebildel hatten
Der Bleiniedersehlffg; gab hach der Zersetzungr dnrch
Schwefelwasserstoff und Verdanstong des FStrats leicht' er-^
kennlrare ErystaDe Von tnosü. Er enthielt hingegen weder
H&^sftnre, noch Xanthin.
Der eintnai aus Yerdflnntem Weingeist üihkrystalUsirte
Inosit wog nur 0,0d Grm., so dafs wohl die bekannten
Readtioneh dieses Körpers konnten erhalten werden, auf eine
bestätigende Analyse aber verzichtet werden mufste.
Ans dem Qüecksilberniederschlag wurden noch etwa
0,2 Grm. unreines Sarkin gewonnen. Das Filtrat von diesem
Qüecksilberniederschlag hinterliefs nach der Behandlung mit
Schwefelwasserstoff beim Verdunsten eine braune Extract-
masse,' aus welcher auf keine Weise taurin *) noch sonst
ein krystallisirter Körper erhalten werden konnte, aufser
Chlorkalium , welches sich in geringer Menge allmalig in
sehr regelmäfsig ausgebildeten mikroscopischen Oclaedem
absetzte.
Das bei diesem Gange der Untersuchung in verschiedenen
Antheilen erhaltene Sarkin war noch stark gefärbt. Zu i;einer
Reinigung und Trennung von etwaigem Xanthin wurde der
von Neubauer angegebene Weg eingeschlagen. Ich erhielt
2,37 Grm. völlig farbloses salpetersaures Sarkinsilberoxyd,
entsprechend 1;05 Grm. reinem Sarkin. Aus dem Filtrat
schieden sich nach schwacher Uebersattigung mit Ammoniak
nur wenige gelbliche Flocken von Xanthinsilberoxyd aus,
an Gewicht kaum 0,015 Grm. betragend.
1
*) Bei der enttprechenden Behandlm^ des Pferdefleisches krysttUlisirte
auf Zusatz von Alkohol Tatizin, und' zwar erhielt ich aus 10 Eilogim.
Ftoisch 0^7 QfB. toldb» kryttaUisIrtea Tanzia,
vim Phoßcuna cqmfnwisn . 28i
loh stelle inNfiqbfolgenidem.dielKeilgea: der vei^iedeiieii
Be^tandtheile auiammeii, die ich aus lOQQO Tbeilefn. Delphin*
fleisch erhielt, ohiie.zu verkennen idafs ihre qnantitatiyie^
Bestiomung auf grorse Qenaoigkeit keinen Ansprach, muchepf
kann. Vielleicht gewinnen diese Angaben «Iwas an,:Werlh9
wenn ich die bei ganz gleicher Verart^eitvog eia^SiS^pickfiii
Gewichts Pferdefleisch erhaltenen Mengen zur Vergleichung
daneben stelle :
Delphinfleisch
PferdefieiflGh
Kreatin 6,10
7,60
ßartin 1,05
1,28
Xanthin Sporen
0,11
Inosit 0,08
0,30
Mllchsftore 7,45
4,47 .
Tanrin —
0,70.
Bei einer früheren Arbeit erhielt ich aus 5 KilQgrm«
Delphinfleisch (yon einem sehr grofsen. Exemplar von Pbo«
caena cpmn^unis) 3^ Grm. Kreatin, also aus 10000 Theilen
6,4, eine Menge, die mit der obigen nahe übereinstimmt; ^
Ebenso weicht 4i9 'Menge des Kreatins, welche ich aus
Pferdefleisch erhieU (7,6), wenig von derjenigen ab ^ die
Lieb ig angiebt (7,2)» Sehr abweichend ist aber die An««
gäbe von Seh er er (3,88), und noch gröfsere. Differenzen
bestehen zwischen denen von Neubauer und Früheren über
den Kreatingehalt anderer Fleischarten. (Vgl. Zeitschr. f.
analyt Chem. II, 28.) Neubauer hat nachgewiesen, didfs
das Kreatin in warmer wässeriger Lösung leicht in Kreatinin
übergeht, und vermuthet in dieser Zersetzung den Griind
jener Verschiedenheit. Als einziger Grund dürfte- sie indefii
nicht genügen, ein so weites Auseinandergehen der Angaben
zu erklären, oder es müfsten ganz beträchtliche Mengen.
Kreatinin . da^ in zu geringer Menge gefundene Kreatin be-
gleiten» Ic^ möchte wenigstens in dieser Beziehung jkervor*-
iSi Jäeifbseü, üntersuchwi§
0
lieben, iMk ich^ in dem Pferdefleiscii ond <leiii euerst^ver-
afbeiletiBii Selpbinfieis^k not ilefa^ gerikige Mengten '/ bei def
ebeil ttiitgetheiHen Untersuchung sogar keirre Spar von
Kreatinin habe liaehitreiAen können. Aus dem PferdetetseÜ
erhielt ich ea noch am Reieblicbsten, nämlich aua lOKilpgrmr«
ftftt 0^!^ 6rm. Kreatinibchlorzink. '
[JntersuchuDg des indischen Geraniumöls;
von Demselben.
Das zur Untersuchung verwendete käufliche Geraniumöl
war ziemlich dünnflüssig, von grünlich-gelber Farbe und
iMgenelim rMenartigem Geruch. Es reagirte sehr schwach
saner.' Sein Spec. Gewicht war bei 20^ ==i 0,887. '" •
' is gelang nicht, durch längeres Abkülilen auf 10 bis
^ eine feste Subslan^ daraas abzuscheiden. Das Oel zeigte
»
durchaus keine Wirkung auf das polärisirt^ Licht. -^ Dasselbe
^iebt auch R. Baur an (Wittstein 's Vierte^ahresschrift
Bd. XVII, Heft 3), während sich aus den Angaben von
Gladstone (Jahresber. für Chemie u. s. w. f. 1863, 546)
ein specifisches Dreliungsvermögen von (a)=—l,92® berechnet.
- Bei der fractiomrten Destillation ging zwischen 90^ und
120*^ nur etwas Weingeist über (ungefähr 8 pC. von der
ganzen Menge des rohen Gels), dann stieg das Thermometer
rasch bis über 200^ Die 1)ei Weitem gröfste Menge destillirte
zwischen 210 und 240^ Bei 250^ bUeb nur noch ein ge-
ringer brauner tKckflüssiger Rückstand^ der bei stärkerenif
Erhitzen stechende, sauer reagirende Dämpfe iausgab.
~ ' Ein aus anderer Quelle bezogenes Gerähhimöl war
ätwas dfickflüssigef, als das erste ^reagirte deutficfaer sauer
des indischen OeräniumSls. t33
und zeigte bei 20^ das spec. Gew. 0,910. Es enthielt keinen
Weingeist^ so dafs unterhalb 200^ fast gar kein Destillat
erhalten wnrde; dagegen blieb selbst nach dem Erhitzen
auf 270^ eine beträchtliche Menge in der Reterte zurück.
Pieser Rückstand bestand. we)Sientliqh aus einem fetten Oel^
welches durch wiederholtes Waschen mit Weingeist von dem,
geringen harzigen Residuum des Geraniumöls selbst befreit
werden konnte. R. Baur bemerkt in seiner citirten Ab-
handlung über das Rosenöl, dafs das Geraniumöl sehr hftufig
mit Nufsöl verfälscht in den Handel kommt. In dem vor-
liegenden Falle betrug die Verfälschung reichlich 20 pC
In beiden Oelsorten liefsen sich Spuren von Kupfer
nachweisen, die an der grünlichen Färbung des Oels be-
theiligt sein mögen.
Die besonders in dem zweiten Oel enthaltene freie Säure
wurde durch Schütteln des unterhalb 210^ erhaltenen Destillats
' . .' ' ' '
mit Kalilauge und Destillation der verdunsteten Flüssigkeit
mit Schwefelsäure abgeschieden. Sie erwies sich als
Baldriansäare.
• • •
Im Widerspruch mit der Angabe Glads tone's (Jahresber.
für Chemie u. s. yf,. für }863, 548), dafs ^das Geraniumöl
mehrere, durch Destillation, kaum zu trennende Körper eni*
haltet, wurde a^s dem ^ei 210 bis 240^ destillirten Haupt-
antheil des rohen Oels durch wiederholte fractionirte Destil-
lation mit Leichtigkeit als einziger wesentlicher Bestandtheil
eine ganz constant ^bei 232 bis 233^ siedende Flüssigl^eit
erhalten.
- 0,3097 Grm. dieser Substanz gaben beim Verbrennen mit Kupfer:-
oxyd und Sauerstotf 0,8T95 CO, und 0,3285 H,0.
0,2205 Grm. gaben 0,6328 CO, und 0,2320 HgÖ.
0,2390 Grm. gaben 0,2520 HjO. .1
,\i>i%^^% Grm. ,gal)ea^.Q,'8J49a CO^iind 0,6310 Hj^b. • -
Diese Daten führ^ zu der Formel ^^roÖtsO. • '
▲nnal. d. Chemie n. Pharm. CLVII. Bd. 2. Heft. 16
294 Jacobsetii UnterMUchunff
' : , Qefonden
, Berechnet .1. IL IIL IV..
C 77,92 ' 77,45 78,27 i-' 77,68
H 11,69 11,78 11,69 ' 11,71 11,96
O 10,39 10,77 10,04 j^ 10,36.
Danach ist dieser Körper,' das Geraiiiol, isomer mit
dem Borneol iind mit den wesentlichen Bestandtheilen des
Cajepntöls (Blahchet, diese Annalen XIX, 224), des Hopfen-
ols (Wagner, Journ. Kr pract? Chemie LVIII, 351), des
Corianderöls (Kawali er,/ diese Annalen LXXXIVj 351) und
des'Oels von Osinitöpsis asteriscoidäk (Görup'-ßesähez,
diese Annalen LXXXIX, 214).
Das Öeraniol, CioHisO, ist eine färblose, stark licht-
lirechende Flüssigkeit von sehr angenehmem Rosengeruch,
mit Alkohol und Aether in allen Verhältnissen mischbar, un-
löslich in Wasser.
Es wird bei — 15^ noch nicht fest. Sein Siedepunkt
(232 bis 233^) liegt höher, als der irgend eines jener iso-
< ... * ■ ■ ' . '
niereh Körper. Es ist optisch unwirksam.
An der Luft verändert es sich nur sehr allmälig unter
' - . ' • ' * • i
Aufnahme von SaüerstofiP, undhinterläfst dann bei der Destil-
lation eine braune dickflüssige Masse, wie sie auch aus dem
' - • • •
rohen Geraniümöl in Wechselnden Mengen zurückbleibt.
Das spec. Gewicht wurde bei 15<> = 0,ÖS51, bei 21^
= 0;8813 gefunden.
Mit Chlorcalcium bildet das Geraniol eine krystallisirbare
Verbindung, in der eis gewissermafsen das Krystallwasser
vertritt. Man erhält sie , wenn man frisch geschmolzenes
und gepulvertes Chlorcalcium mit Geraniol auf höchstens 50^
erwärmt und die. \\i trockener Luft filtrirta Lösung längere
Zeit auf - 10° abkühlt.
0;740 Grm. dar so erhaltenen , durch Pressen «wischen
Fliefspapier möglicM von . aEhäng^ndem Geraniol befreiten
des tndißdhen Qeranmm'ob» 239
Krystfflle gaben. 0^471 Chlorsaber*^ #iilsprechentl 15,74 pC.
<Mor. Die ForimlۊGI4- GK^fsO ieriangi 46,94 pC. CMer^
Die Verbindung" wird durch stärkeres Erhifzen und durch
Wasser sofort zerstlzli • .
Läfst mdh €^i*äniol auf schmelzendes KälihydrätfropfeDi
so entsteht b'aldriansatrres Kali. In* geringer Menge mrd
BaldnansätTri^ iuchb^ längerem Kochen des Geraniols mit
Barytwas^r o'der Kaliiaügfe ^ebüdet: Beim S6hötteln mft
JJHJter neutrujer Lösung, von äberomqgani^jure^^i Kali Icifl siel^
das Geraniol vollständig auf. Die filtrirte Lösung enthalt
baldriaiisaufes Kafi und, fallis die -^Erwaritiung nicht ver-
mieden wurd^,'zugleibh Medrigere-Glieder d'er Petlsdurereihe,
namentlich Essigsaure. Tragt man Geraniol allmäiig in ein
heiffies Gemenge vott-rchremsi^ukieaL» K^i und verdünnter
Schwefelsaure eä», so destillirt eine stark saure FUssigkeÜ^
welche neben wänig Bsldriansaure last nur Essigsaure enlr
halt; — im- Rückstand ist. Bemsteinsdiire etsthaiteu, die sich
durch groise Mengen :Aelh€E daraus iEnisaiehen lafst« <
Beim Erhitzen von Gefraniöl ihitSälpetefsfiure vom ispeö.
Gewicht ^1,20' tritt bei einem gewissen Pünklö eihe aufsersi
heftige Ein^^irkung ein; es wird neben verschiedeneil 'flflcb-
ligen Producten, unter denen liich NitrobbiVzol und Biausiure
befifnden, zunächst eine gelbe harzartige Säure gebllfet, und
nach längerem Kochen enthält die Flüssigkeit niir OxatsäUi^e,
aber keine 4er CaiÄphersai^e entsprechende VerlNndutig.
EtwSrnit man hur h\ä Höchstens 80® und uMerbricht die
Einwirkung der Sälpetersäure vor dem 'Eintreten der stürmi-
sehen Reaction durch Wässerzusatz, so entstehen verschie-
dene flüssige, campherartig riechende Prodücte, deren- Sied(>-
piinkie theils niedriger, theilil hökser IJegien^ als der des
^eraniols. ■ ^ y '■. '■
2S6 Jacobson ^ Dniersuehynff
Bei deär'DeMillatUMi des. Geraniols -fiber. Pho$pfiorsfiure-
aahydrid oder Chlorzink wird ein KoblenwMserstoff von der
Formel QpH^^gßbildet; -- das Geranien» .
Salzsäuregas wird vom Geraniol sebr reichlicb absorbnri
unter ßildungr einer dem Borneolqblorid entsprechenden Ver-
bindung. Ueberhaupt zeigt das Geriiniol in seinem chemi-
schen Verhalten grofse Uebiereinstimmung mit dem isomeren
Bprneol, gleich welchem es nach seinen meisten KeacUpneD
als ein einatomiger Alkohol *^-y|o betrachtet werden kann*
, Der physikalische Unterschied ; dals da^ Geraniol. flussig
und optisch unwhrksam ist, wiederholt sich in fast allen seinen
Derivaten.
Oeraniolchlortd , C^oHnCL ^ Wenn man Salzsauregas
dorch Geraniol leitet, oder letzteres mit .starker: wässeriger
Salzsäure in geschlossenen Glasrohren stundenlang auf 80 bis
dO^ erhitzt, so wird reichlich Chlorwasserstoff aufgenommen^
und es entsteht eine ^itneFlussigkdt, die durch Wäschern
.mit kohlensaurem Natron von der nberjschussigen Salzsäure
befreit werden kann. Es re^ultirt stets dieselbe Chlorver-
bindung, mag man wässerige oder trockene Salzsäure
«nwen4en i. und ni9g . djiis Durchleiten des. Gases unter Ab-
kühlung geschehen , , oder ol^ne dafs eine Erwärmung yer-
ipiedeDy wurde.
Das gewaschene ind mit Thierkoble behandelte Gera-
niolchlorjd ist eine ölartige.Fiussigi^eit von geUblicher Farbe
und eigemthümlioh campherartig aroin,atischem Geruch. Sein
spec. Gewicht ist b^ei 2Q^ = i^QiO. Es ist optisch inactiv
und wird frei -- 15?. nicht fest^. ,
Sohou bei längere« Erhiteöii ,mif 100^ tritt theilweiiie
Zersetzung ein; bei dem Versuche, es zu destiliiren, entweiokt
beständig Salzsäuregas, bJ9 bei etwa 170^ der bisher nicht
des indisoheh Gerantumöh» 297
sersetzte^TbeS seinen Siedepunkl erreiebt la baben scheint
nridnnn gefar reichlich Salzsäure enibindeL
Alkoholisehfi Kalilaoge oder AmaionlakfiCkssigkeit zersetot
das Geraniolchlorid in der Kälte nar langsam» löicbt beim
Erhitzen in sugesohmolzener Glasröhre. Auch beim Erhitzen
mit Wasser auf 180 bis 200^ tritt Zersetzung ein; es entsteht
neben Salzsaure ein Körper , der als der Aether des Gera-
niols betrachtet werden kann.
Salpetersaures Silber in alkoholischer Lo/siing fällt schon
in der Kälte augenblicklich und ^vollständig.
1,2580, Grm. d^ Qeraniolchlorids gäben bei dieser Fällung 1,0655
ChloTsilber, entsprechend 20,94 pC. Chlor, während die Formel
C10H17CI 20,58 pC. verlangt.
Durch die Leichtigkeit, mit der das Geraniolchlorid Dop-
pelzersetzungen eingeht, bietet es einen einfachen Weg zur
Darstellung anderer analoger Verbindungen.
Geraniolbromid^ CioH^Br, und Oeramdljodid^ C10H17J,
entstehen, wenn man das Chlorid in alkoholischer Lösung bei
gewöhnlicher Temperatur mit Bromkalium oder Jodkalium
zersetzt. Aus der von dem gebildeten Chlorkalium abfiltrirten
Flüssigkeit scheidet Wasser die betreffenden Verbindungen
als schwere ölartige Flüssigkeiten ab. Sie zeigen noch
leichter Doppelzersetzung, als das Chlorid. Das Jodid bräunt
sich an der Luft und am Licht.
Aehnliche, leicht zersetzbare Flüssigkeiten sind das Gera^
ntolcyanid und da^ Geraniolrhodamdj die sich auf ganz ent«*
sprechende Weise mittelst Cyankalium und Rhodankaliufn
darstellen lassen.
Es wurden aufserdem mittelst der betreffenden Kalisalze
noch das baldriansaure, das zimmtsaure und das benzoeisaure
Geraniol dai^esiellt Es aiild arigenehm riechende ölartige
Flüssigkeiten. Das zimmtsaure und das behzoesavre Geraniol
sind dickflfisaig^ ohne indefs aelbsl bei -- 10^ fest zu werA».
03d Jac'ob^eny Untersuchung
lassen sich ebenCtUs darstellen darch meterslündigea Er*
hitzen des Geraniob wi% vberschüsslger Zimintsaure oder
Benzo^äore auf 200^ und Waschen des Products mit ver-
gönnter Sodaldsnng.
Kein^ dieser Aether ist unverändert destiUirbar.
Oerantöläiher , C20H34O. — Erhitzt man Geranioicblorid
mit Geraniol oder auch mit seiner drei- bis vierfachen Menge
Wasser in zugeschmolzenen Rohren einige Zeit auf 160 bid
200^, so wird der Aelher des Oeraniols gebildet. Derselbe
entsteht ebenfalls bei der Zersetzung des Geraniolchlorida
durch alkoholische Kalilauge. Man mufs diese Zersetzung,
damit sie vollständig sei, durch längeres Erwarmen im Was-
serbade unterstützen; das durch Wasser abgeschiedene und
getrocknete Product ist über Aetzkalkstückchen zu rectificiren.
Der durch wiederholte Destillation gereinigte Geraniol-
ather ist eine farblose, auf Wasser schwimmende Flüssigkeit
von eigenthümlich pfefferminzartigem Geruch, bei 187 bis
190<^ siedend.
0,2755 Grm. gaben bei der Verbrenimng mit Kupferoxyd nnd
Sauerstoff 0,8305 CO, und 0,2885 H,0.
Berechnet Geftmden
C 82,76 82,21
H 11,72 11,64
O 5,52 —
Gerantolaulfid , C2oH3iS,, entsteht bei der Zersetzung
des Chlorids mittelst einer alkoholischen Ld3ung von Einfach-
Schwefeikaliom als eine gelbliehe, in Wasser untersinkende
Flässigkeit von ausnehmend unangenehmem Geruch, welche,
wie alle übrigen untersuchten Geraniolderivate, keine Wir-
kung auf das polarisirte Licht ansäht.
Mit Quechsitberehlorid gieb( es, fibnlkh detn Aelhyl«
Sulfid, eine in Albriiol unlösliche Verbmdvng. Es Mtst sich
«idtt destilliren ; beim Erkiteen entweicht schweflig» Säure,
d48 indtMchen Oeraniuwiöh. 239
und das Destillat besteht gröfstentheils • aus dem Terp^n des
Geraniols. m- -
Geranien^ CioHie« — Läfst man Geraniol auf schmelzen-
des Chlorzink tropfen, oder destillirl man es über Phosphor-
säureanhydrid, so geht ein Kohlenwasserstoff aber, der bei der
*
grofsen Differen2 der Siedepunkte von dem noch unzersetzten
Geraniol durch Destillatron leicht getrennt werden kann.
Nach wiederholter, 2;uietzt über metallischem Natrium
vorgenommener Rectification siedete dieser Kohlenwasserstoff
bei 162 bis 164o.
Er bildet einei farblose, leicht bewegÜQhe Flüssigkeit,
Yop'^eiigeiithamlichein) An frische Möhren erinnerndem Geruch^
hat bei 20^ das spec. Gewicht 0,842 bis 0,843 und ist optisch
unwirksam.
0,1995 Grm. gaten bei der Verbrenming 0,6450 COg und 0,2255 HjO.
0,2020 Grm. gaben 0,6497 CO, und 0,2270 H,0.
Gefunden
Bereebnet 1. 2.
C 88,24 88,18 87,72
H 11,76 . 12,56 . . 12,48.
Die Daropfdif^te wurde bei 237^ bestimmt und = 4,93
gefunden.
An der Luft wird das Geranien unter reichlicher Ozon-
bildung rasch oxydirt. Hit Salzsäure bildet es ein flüssiges
Chlorhydrat. Ein Hydrat wurde nach der von Wiggers
für das Terpin angegebenen Darstellungsmethode nicht er-
halten.
Salpetersäure bildet dieselben zahlreichen Oxydations-
producte, wie aus den isomeren Terpentinölen. .
340 ,Jaeoi0.enj UrUersuchung
4
Uhtersücliung eines selir dichten schwedisclien
Torfs;
von Demselben.
Nachdem Bolle y *) in bituminösen Scbiefern Paraffin
nachgewiesen hatte, war es nicht unwahrscheinlich, dafs die-^
ser Körper auch in den übrigen fossilen Materialien prä-
existire, die bei der trockenen Destillation Paraffin, d. h. feste
Kohlenwasserstoffe von der Formel GnH^n liefern. Zunächst
aus diesem Gesichtspunkt unternahm ich die Untersuchung
«ines auffallend dichten Torfs aus der Nahe von Hör in Scho-
nen, der mir jene schon von Bolley ausgesprochene Ver-
muthung besonders nahe zu legen schien.
Der Torf war von gleichmafsig braunschwarzer Farbe
und gab eine stark harzglänzende Schnittfläche. Nur in
Handstücken, die höher liegenden Schichten entnommen
waren, unterschied man deutliche Ueberreste der Torfmoose;
in dem dichteren und dunkleren Torf der unteren Schicht
waren fast nur noch einzelne gröfsere Holzstücke zu erken-
nen. Das spec. Gewicht des letzteren, von solchen Holz-
stücken befreiten Torfs war 1,07. Er verlor beim Trocknen
seines Pulvers bei 100^ 11,5 pC. Feuchtigkeit. Der getrock-
nete Torf hinterliefs 5,02 pC. Asche.
0,397 6rm. gaben bei der Verbrennung mit chromsaurem Blei 0,748
Kohlensäure und 0,232 Wasser.
Der aus «0,523 Grm. erhaltene Platinsahniak gab 0,062 metallisches
Platin.
Es berechnet sich daraus folgende Zusammensetzung :
^) Diese Annalen CXY, 61.
eines sehr diehtmi schwedücAe^ Torfe,
m
Aüch^nbestandÜLeile . . • 5,0^ pC,
Kohlenstoff 51,38 «
Wasserstoff .,;.,.. 6,49 „
Stickstoff . ... . . . 'l,"68 „
Sauerstoff ....... 35,43
n
1Ö'0,ÖÖ pC. '
Die Analyse der 'Asche ergab :
EaU . .
Nation ;"■
Kalk .
Magnesia
Thonerde
Eisenoxid
Mangan
1,50
0,68
' 20,75
6,60
17,34
Spuren
ScltweflBUiUre . \"
Chlor . . . .' .♦
lifidiehtf KietrelBlorB
Pho^phors^ure .i^.y-
Kohlensäure , . . ^
Unlösliches (Sand) .
1,55
Ö,ÖT'
jä,5a'
0.42.
8,43
33,50
99,26.
Abgesehen etwa von dem ungewöhplich grofsen Gehalt
an Kalk und Eisenoxyd, weicht danach die Zusammensetzung
weit weniger von derjenigen der gewöhnlichen Torfarten äb^
als ich nach den aufseren Eigenschaften, namentlich in Be-*
treff des Kohlenstoffgehalts, erwartet hatte.
Ich versuchte, durch Erschöpfung des getrockneten Torf-
pulvers mitAetber etwaiges ParßfBn Zugewinnen. Der feste
Rückstand des aus 50 Grm. erhaltenen ätherischen Auszugs
betrug 1,63 Grm. 9 also 3;i26 pC. vom trockenen Torf. Er
war grünlichgrau gefärbt, bpi gewöhnlicher Temperatur
hart, beim Erwärmen klebend, begann übrigens erst bei 70^
zu schmelzen und glich also mehr dem ätherischen Extract,
welches Bolley aus Steinkohlen, als dem paralffinhaltigen,
welches er aus bituminösen Schiefern gewann. In. der Thajt
gelang es nicht, selbst aus dem Aethera^szug gröfserer Men-
gen eine Substanz vpn den Eigenschaften des Paraffins abzu-^
scheiden. Die Bestandtheile des Rückstandes waren sauer-
stoffhaltige Harze, die ganz mit den von Mulde^r*) beschrier
*) Diese Annalen XXXTT^ 306.
iitö Jae^bsenj ünter^uokung
benen Torfharzen über em stimmten. Benzol nahm aus dem
Torf eine etwas gröfsere Menge H^rz auf, ab Aether. Das
in Benzol lösliche, in Alkohol und Aether unlösliche, durch
Thierkohle nicht ganz zu entfärbende Harz (Deltaharz nach
Mulder) schmolz nahe bei 70®. Ich fand darin 81,03 pC.
Kohlenstoff und 11,98 pC. Wassersto^, Zahlen, die m^ den
Yon Hui der angegebeneq (80,77 und 12,15) so nahe über^
einstimmen, wie man für so unreine. Substanzen erwarten
darf. Alkoholische Bleizodkerlösang fällte einen Theil der
in Aether und Alkohol löslichen Harze.
Aus dem heifsen alkoholischen Filtrat schied sich beim
Erkalten ein ungefärbtes, bei 74 bis 75® schmelzendes Harz
aus (Mulde r 's Gammaharz). Nach wiederholter Abschei-
dung aus heifsem Alkohol blieb dasselbe auch beim Trock-
nen fast färblos, und zwar erhielt ichi es in mikroscopischen,
zu sternförmigen Gruppen vereinigten Nadeln krystallisirt.
Es durfte das einzige der von Mulder unterschiedenen
Torfharze sein, bei welchem er nach wiederholter Reinigung
zur Aufstellung einer Formel hätte berechtigt sein können.
Ich habe nachträglich verschiedene holsteinische Torf«
arten untersucht und in keiner Paraffin gefunden, sondern
stets nur ein Harzgemenge, welches sich ton dem obigen in
keiner Weise unterschied. Es scheint mir dadurch bestätigt
zu werden, was schon Mulder aus dem Vorkommen der-
selbeh Harze in den verschiedenen niederländischen Tbrf^
arten schlofs, dafs diese Harze wirkliche Producte der Torf^
ttlTdung und nicht Pflanzenreste seien. In UebereiristimmUng
mit dieser Ansicht fand ich den Torf der oberen Schicht
harzärmer; er enthielt 2,5 bis 2,7 pC. iii Aether löslidhe Harze.
W. Schmidt *) erhielt aus einem russischen Torf
10,7 pC. einer harzigen Masse, „die sich in Nichts von ge-
*) PolTtechnisöhes CentralblaU 1860, 1^3.
eines sehr dickien schwedieeken Torf 9, 494ft
Wdfcirficheni' f^icblenharre untertchied^ ; er folgferl dliraus^
dsfe der Haragehalt des Torfen direct von den elngpeiaf erten
■Fiehtenistammen' berrölire. B» mag dabitigeatelh bleiben', db
4lefa in einzelnen Fällen theilweise der Fall isl, doch soheini
•mir der Zusats, d^iflr.die^e fScbfenatänmie seibat ,,keine Spür
von Harz^ mefbr enthielten , nicttt e4>en fSr ^se Hypotlieee
SU spreeben.
|l ■ HIMllI
ft
Ueber einige Verbindungen des CKTorals mit Alko-
TOn Dffß$elh^n^
Nachdem Lieb ig- schon in seiner ersten Abhaadlan|;
über das Chloral die krystallinische Substanz, die durch Ver-
einigung desselben nut Walser entst^t, für identisch erklärt
hatte mit dem direct durch Einwirkung von Chlor auf abso-
luten Alkohol entstehenden Froduct; wurde dieses letztere
auch in neuerer Zeit, wo sich ihm wegen seiner arzneilichen
Verwendung eine erhöhte Aufmerksamkeit zuwandte, unter
dem Namen Chloralhydrat in den Handel gebracht. Erst
J. Personne (Compt. rend. LXIX, 1363) wies nach, dafs
die direct durch Chlor aus Alkohol erhaltene krystallisirte
Substanz nicht das wirkliche Hydrat, sondern ein Alkoholat
des Chlorais sei, welches auch durch directes Zusammen-
bringen von Chloral und Alkohol erhalten werden k&nhe.
Ich habe die Verschiedenheiten der physikalischen Eigen-
Schäften dieser Körper in ziemlich genau mit den Angaben
Personne's übereinstimmender Wei^e bestätigt gefunden.
C7i&/omMy^ra/,' vollständig tr(>cken, schmilzt bei 50 bis 51^
und siedet bei 89<> <F er sonne giebt46^ und 96 bis 98^ an).
S/IA tfacob^en, über tinigiß Verhmdungm
ChlpT^ßsohohh nach: ^qr Melhode .^n Ronss^i«
^UFcb oft wied^rholles Pressan . fischen Fliefspapier und
JDißi^tUta.ti<m sorgfaltig gereiDigl^ sclmiilzt bei 56 J)is 57^.
Roas.sin giebt aiif^ dafs der Siedeppnkt seines Frodiicts dordb
4ia8!ie Reil)igc^Dlf bis auf 145^ ateigjß (jCompf;« rend. LXIX, 1144).
W^n nicht diir^h etnen Druqkfßhler 14S für 115^ gesets^
ist, so ergab meine Siedepunktsbestimmung ein sehr abwei-
chendes Resultat; ich fand, dafs die Verbindung vollständig
zwischen 115 und 117^ öbergehl.
0|2380 Grm. meines Chloralalkoholats gaben 0,5303 Chlorsilber
i= 65^8 pC. Chlor.
0,3700 Grm. gaben 0,8225 Chlorsilber = 55,00 pC. Chlor.
Die Formel C^HCisO . CsHeO verlangt 55,06 pC. Chlor,
die des wirklichen Hydrats nur 64,35 pC.
Die Existenz dieses AlkohoTats liefs die ahnlicher Ver-
bindungen des Chlorbis mit anderen Alkoholen vorhersehen,
deren ich einige durch directes Zusammenbringen der Be-
standtheile und \tiederhöltes Pressen der erstarrten Verbin-
dung dargestellt habe.
Chloralmethylalkoholat ^ C2HCI3O . CH4O, — bildet eine
dem Hydrat sehr ähnliche krystalliniscbe, etwas hygroscopische
Masse, schmilzt nahe über 50^ und siedet bei 106^.
Chloralamt/lalkoholat , C»HClaD. . C6lli20 , .— krystalli-
sirt in langen, ausgezeichnet schönen j[fadeln, ist fast unlös«»
lieh in Wasser, leicht löslich in Alkohol und Aether. Beim
Erhitzen mit Wasser wird die Verbindung nicht zersetzt^
sondern sinkt als schwere Schicht zu Boden, die unter der
Flüssigkeit erst bei starker Abkühlung wieder erstarrt.
Der Sphmelzpunkt liegt bei ungefähr 56^, der Sieder
punkt bei 145 bis 147^.
Chlonodeetylalkohol i C»HClaO . CuHs^O, — wird in wei-
chen warzigen Gruppen mikrotfcoptscher Nadeln erhalten.
des^ ChloYah mit Alkoholen und mä Ämiden, %i^
wenn mim CelykAcohot in' ^inem geringen Uebers^hnfs Ton
Chloral hi der Warme XosX tthd langsüfeh erkalten Itfst.
Coticentrirl« Sehwefölsättre «ersetzt die Atkölfolate nn4
bildet Chloral mtd die befteffende Aethersehwefelsäure.
Mit den AlkbhOlen^ der tfrortjatl^cfaeii Hefte verbindet
sich das Chloral nicht.
Eine andere Reibe einfaphßr Additionsverbindungen bil*
det das Chloral mit den Amiden.:
G^fora/ -^cfiteinid,C2HCl30.Cä8H5PNr— Chloral und
Aceiaroid zu . gleichen Moleculargewichten zusapnmengef-
bracht verbinden $ich unter starker Erhitzung. Es ent-
steht eine farblose Flüssigkeit , die gleich darauf zu^ einer
blatterigen Krystallmasse . erstarrt. Die Verbindung ist in
kaltem Wasser schwer löslich, so dafs man $ie durch Aus-^
waschen leicht von überschüssigem Chloral oder Acetamid
vollständig befreien kann. Heifses Wasser löst sie ziemlich
reichlich.; beim Erkalten scheidet sich die Verbindung, in
deutlichen rhombischen Krystallen aus , die kein Krystall-
Wasser enthalten. In Alkohpl ist sie leichter löslich, als in
» , . • ■'. . . . . • . ■ • • .- • . ■ '.
Wasser; Aether löst sie n.icht. Das Chloral- Acetamid. schqdilzt
erst bei 158^; es Idfsl sich nicht unverändert verflüchti|[en^
sondern zersetzt sich bei weiterem Erhitzen, wobei zuerst
wesentlich Chloral, dann Acetamid als Destillationsproduct^
auftreten.
0,4073 Grm. der Verbiodung gaben 0,8450 Ghlorsilberi entsprechend
01,28 pC. Chlor. ' ' > ^ :'....•
Die obige Formel verlaögt 51,67 pC.
Chloral' Benzamid , C2HCI3O . C7H7ON. — äenzamid
wird beim Erwärmen von Chloral leicht aufgelöst; im nach-
sten Augeiiblick begingt ebiiß krystallinisehe Ausscheidung^
und bei Anwendung gleicher Ifelecukirgewi^e erstarrt beim
Erkalten die ganze Masse. Die entstandene V^indüng läfst
944 Jaeobs$eu^ über einige Verbindußgtn
sipb ans. Alkohol jaml^ryslaUisireQ. und :bild^ Aai^R ^htee. rti^m«*
bische .D^crt c^cfa^oiMs^ Tafeln. Sie ist. ^si unlpslich in
kaUeqi» schwerlöslioh in beifsem 'W^^Sj^r., a|is.welche«i sie
beim Erkalten unveraAdert in. kleiaea Sehfif^p^li ki:ystaUisirU
Ihr 3cbiiielzpunki liegl^ b«i \^^r hei vueiteri^m Brftitzen
verfallt sie in Chloral und Benzamid.
0,3920 Gim. gaben 0,6340 Chlorsüber = 39,98 pG. Chlor.
Die Formel verlangt 39,66 pC.
ChloraUSarnstoff. — Setzt man Chloral zu einer über-
schüssigen nahezu gesattigten' Harnstotflösung, so scheidel
sich bald eine zusammenhängende krystallinische Masse aus,
die durch Pressen und Umkrystallisireh aus heifsem Wasser
von überschüssigem Harnstoff leicht befreit werden kann. An-
statt der so erhaltenen kleinen Krystaltschüppen erhalt man
dieselbe Verbindung in ziemlich ^rofsen und wohlausgebildeten
harten KrystalllBn, wenn man die Harnstofflösung mit einer
wasserigen Lösung von Chloralhydrat oder Chloralalkoholal
solcher Verdünnung zusammenbringt, dafs die Krystallisation
ersr nach mehreren Tagen oder Wochen beginnt. Die Kry-
stalle gehören dem rhombischen System an (ooP2.Poo, so-
weit ich zu bestimmen vermöchte'). Sie sind in Wasser und
in Aliioh'ol in der Hitze sehr leicht, in der Kälte einiger-
ihafsen schwer löslich. Bei 150^ schmelzen sie unter Zer-
Setzung; es entweicht Chloral,' lind der Rückstand enthält
*. • •"•.•■.
Cyanursäure. Auch beim Erhitzen der wässerigen Lösung
auf 140^ findet Zersetzung statt, unter Bildung von ämeisen-
saurem Ammoniak und Chloroform.
0,3160 Grm. der Verbindung gaben 0,6ö55 Chlonülber s= öl,Ä7 pC.
Cblor.
0,4390 Grm. gaben 0,9100 Chlorsüber = 61,24 pC. Chlor.
Der Stickstoffgehalt wurde nach der Heintz'schen Methode der
Hamstoffbeslsnnraiig durch EMtzen mit Sehwefelsanre ermittelt :
' 0,Sie5 Onn. gaben 0,4T40 PlfllaiistliiiiAk'sr I3,6t pa StidlsioilEL
O^ßaft Ona. giOyen 0,6660 Platinialnyinir ^ l^U pG. Btiok4t«ft
... des Cklorcda mü Alkoholen, tmd mit Amiden. 94f
: D«ii«eh l^nmi den Verbfai^iing idto^Vprinel (hsHCIsO;,
C0H4Na zu, welche 51,32 pQ. C^or iiad 13,50 pQ* Sjykskgtoff
Terlanfft. ... , ,
Bei Anwendung ,.^iner höchst concentririen Harnstoff-
lösung entsteht uk geringer Menge neben dieser ^ersten Harn-
Stoffverbindung noch eine zweite« die sich in stark perlmutter-
glänzeT^den Schuppen zuerst abscheidj^t Sie ist selbst in
der Hitz^ fast unlöslich in Wasser, etwas reichlicher löslich
in einer heifi^en AuQösung vonChloralhydrat ^d er von löslichem
Chloralharnstoff. Man exWi dies^lb.e Verbindung in reichr
lieberer Menge durch Zusatz von überschüssigem Chloral zu
einer gesättigten Harnstofflö^Qng, "v^bei sie Sich sbfött als
undeutlich krystallinische Masse abscheidet. Denselben unlös-
lichen Chloralharnstoff erhält man endlich durch Erhitzen
▼on trockenem Harnstoff mit Chloral auf 100^, Waschen mit
heifsem Wasser, Auflösen- in -Alkohol und Verdunsten der
alkoholischen Lösung.
In Alkohol und in Aether ist die Verbindung leicht lös-
lich; beim Verdunsten dieser Lösungen krystallisirt sie in
kleinen sechsseitigen Tafeln oder in gröfseren flachen Nadeln
von lebhaftem Perlmutterglanz. Sie beginnt erst bei 190^ zu
schmelzen und zersetzt steh daftei in ^dersblben Weise, wie
der in Wasser lösliche Chloralharnstoff.
0,4235 Grm. gaben 1,0,030 Chlorsilber = 58,27 pC. Chlor.,
0,2015 Grm. gaben 0,4813 Chlorsilber = 59,04 pC. Chlor.
0,2020 GrnL gaben 0,2546 Platinsalmiak ^ 7,90 pC. Stickstoff.
Die Formel 2 (CaHgUO) , CPH4N2 verlangt 60,00 pC.
Chlor und 7,89 pC. Stickstoff.
Die beschriebenen Verbindungen des Chlorals mit Amiden
werden von verdünnten Säuren nicht angegriffen, beim Er»
wärmen mit Alkalien aber werden sie leicht zersetzt. Es
entstehen dabei dieselben Zersetzungsprodücte , welche aus
ihren einzelnen Bestandtheilen erhalten wurden; das Chloral-
t48 Jaüob$en, Verhb. des QdaraU mk AlkokcieK v. s. w.
Aootifllid' z. B/Keferl ntl Eaiihiogne Clilorofonii , Annroniak,
H9\%Hme§ vnd amei^ensaoreft Kali.
Die Verbindungen entsprechen also nach Zasaroroen-
felzung und Zerietzungsweise dem Chloral-Ammoniak und
nicht etwa den von Strecker entdeckten Körpern, welche
durch Vereinigung von Aldehyden mit neutralen Amiden
unter Austritt von Wasser gebildet werden (diese Annalen
CLIV, 80), oder den von H. S chif f (Compt. rend. LXV, 8(M)
all oondonsirte HarnstofTe bezeichneten, Verbindungen , die
I , *
Junen Körpern an die Seite zu stellen sind.
Kl Ol, den 18. August 1870.
' I ' !*■»
B <e ri'chtigung.
Bd. CLVI, S. 321, Z. 5 v. o. ist hinter der Formel einzuschalten : , wo-
bei Og zweiwerthig tmd der S sechswerihig sein müfste.
Ausgegeben am la Febn^w 1871.
ANNALEN
DER
CHEMIE UND PHAEMACIE.
CLYII. Bandes drittes Heft.
Untersuchungen aus dem Universitäts«
Laboratorium in Erlangen.
llitget^ilt Von Prof. t. Gornp-Besanez.
• t
L Ueber die DestiUatianspröducte eines Gemenges
yon buttersaurem , und essigsaurem Kalk;
von Dr. Ferdinand Grimm,
Durch trockene Desüllation des BaryUalzes der soge-
nannten Butteressigsinre erhielten L i m p r i c h t und v. Usl a r *)
einen bei etwa. 4* 6ß>^ G. siedenden Körper von der Farmel
C^HeO *♦) luJHpsßhlf öineii bei; rj- 110^ C siedenden :
CbHioO ; Propiony esMioh Pr^pylengas, Friedel***), der
ebenfalls ein Gemenge yon bnllersaurem Kalk nnd essigsaurem
Kalk der Dealillafioa unteriKarf, ^'hJeU dabei neben anderen
Srodooten eine von :ihm. als Butyryln^ihylUr, b0zeichi|iete
Flüssigkeit von -f- m^ Siedepunkt und mit jener desPropions
vaon Limpricbt und v, Uslar nbereinitjpin^ender Zusam*
meiisetzBBg. In einer . sppti^en Mittbeilungi i) gjebt er an.
*) Ddese Anwalon XCI,y, 327.
**) C = 12, 0 = 16.
***) Diese Annalen CVm, 126 nnd Zeitschr. f. Chemie XU, 486.
t) Compt rend. XLVU, 552.
Annal. d. Cham. u. Pharm. GL VII. Bd. 3. Heft. 17
' 1
250 Grimm, ü^r . die Df&iiUationsproducte
dafs, wenn die bei der trockenen Destillation des buttersauren
Kalks übergegangene Flüssigkeit oft wiederholter Fractionirung
unt^rworfeji yverfi^, man dftbei gegen. -f~'i44^-C» siedendes
Btth/ton'y gegen -f 128^ C. isiedfeftdes Butyrykthylüry gegen
-f- HP C. siedendes Butyrylmethylür und Butyral erhalte,
welches gegen -f- 95^ C. in's Sieden komme.
Nach unserer gegenwärtigen Kenntnifs von der Con-
stittttioR und i%u Bildungsweiseiv >4ei^ sogenanntpn gftmischieii
Ketone liefs sich erwarten, dafs bei der trockenen Destillation
eines Gemetiges gleicher Hole<3aIe buttersaureB und . Bssig-
sauren Kalks ^ich >fjLlnl^hst;:d£MS>;^^i&ch^0,,S^tfn : Fropyh-
CO bilden werde nach der Forq^elgleichung :
CäoJ CjHaOJ ICHs
Der theoretisch berechnete Siedepunkt dieser Kelons :
lOP C, denn : ' ^ '^ '
Methyläthylketon Siedep. = 78,5®
' ' Meiäiylpropyiketött ■''■,;• '•=il01<>- ' i ..' !
Stimmt ab^ ^eder' mit jenem d&s Pröpi^s^wLimp rieht
find vi Üsiar^, n^öh mit jenem des ButyryUnethylflrs voii
F r i e d el ,' ^elchij beiden isomeren Körper opt^ri gUicUenv
öder nahezu g*Iei^ben ' BBdiitt<gfMig€n erhalten waren ^ woU
aber ' emsprtöht ei^ genau jenem' des*f«ffVra»kland uni
Dtippia ^)' aus filhylacetöhkölitenBaurem AetfaTl erbaltenent
äthyUyhn'' Aceton», y' ' '•»' * ' • i ': «• ' ' : ..
Iti^ det^ 'Abtf^ht, dte Beziehungen «das- Propions; iiion
Lim^ribht und Uslar eü dem^ theoretisehiiu erwartendeB
Propylmethylketon^ und des letzteren zum äihylirten Aceton
Frankland 's und Duppa's näher jfe^tzustelferi, wtfrden auf
1 1 '
*) Di©#e Annalen CXXXVIII, 204.
'eines Oemenge^ vm iMieraaurem u. smg$marem Kalk. 2S1
Ajfiregtif^ des Herrn Pf of. v. Gorup uii4 ih dessen Labo-«
ralorivm «ine Reihe. vonVersaidien ftusgeffihrl, der^it Resallate
ifih in Nachstebendein mir mitzutfaeile» erlaube.
Propylmethyik^ton^t \C0 .
Ein inniges Gemenge gleicher Midecule ^emisohrreinen
l^tt^ersaiiren und essiigfiiaureiY.KfilM wurde in. mük.Than be-
S4^Ungenen Gla^rptorten. der. Destillation unterworfen. Dioj
Masse schmolz, i^t bald^ blähte sieb auf, bräunte und
sjcjbwärzte sieh geg^Ur das Ende ;dear Destillation,/ wahrend
^ine brtunlicbetFiussigloit von aceton^irtigein Geru^ über*:
%vag und .zi^licb rel^hJijQh brennbnre Gaie^ worunter Pro«.
pylen^ entwichen.
Die flüssigen Destillattonsprodncte^ nach dem Entwässern
mittelst geschmolzenen kohlensauren Kalfs für sich destillirt,
begannen bei 4- äO<) C. bu siedln, utid waren bei 320^ C. mit
Hinterlassung dne^ schwarrzen: Rückstamdärs vollständig über-
destillirt, ohne innerhalb dieser weiten Temperatnfgrenzenf
«inen irgendwie constanlen Siedepunkt erkennen zu lassen«
Bei abermaliger Rectification wurde der zwischen 4- 85^
«ind 120^. C. siedende Antheil für sich aufgefangen und mit
einer concentrirten Lösung von saurem schwefiigsaurem
JNatrium geschüttelt, bis eine breiartige Masse entstand, die
iieiolangfirem Stehen an einewf.kiihlen Orte zu einer weifsen
KrystaUmas^e.eralarrte. Diese wurde abgepreCsIf mil eineif-
Losung, Y^n kohlensaurem Niatiriuivk aersetzt und die abge-'l
schiedene ölige Flüssigkeit übar {feschmolzenem kohlensaureiD/
TSfiüWi enttvassert, und. jodaa* der ,OestiIlation unterworfen.
Auch.QW blieb jadqoh die Queoksilberiilula des Thermo>ri
meters. nirn^eatdi : Jange gmug^atatbuft*,. läatn eiAe genaue'
Trennung' durrCh EraQtion|ren denken asu ketanen; es wurde
dfiher di^sebwefiigsanriiDopf elv^bindung der Ketoiie abermabr!
17»
2521 Qrimvij über die Destillaticneproducie
dfirgesteltt^ und in oben erwähnter Weise durch Natrium-
carbonat zerset;&t. Das abgeschiedene Liquidum, nach dem
Entwässern mit eingesenktem Thermometer der Destillation
unterworfen, begann bei -{-80^ C. zu sieden, die Temperatur
stieg rasch auf 96^ C, blieb dann zwischen 96 und 103^
kurze Zeit stationär und stieg schliefslich auf 110^, wo dann
Alles übergegangen war.
Erst durch mehrmals wiederholte fractionirte Destillationen
gelang es, eine Flüssigkeit zu isoliren, die nun constant
zwischen -f-^^ und 101^ C. Vollständig überging.
Drei Verbrennungen derselben, von welchen die erste
mit chromsaurem Blei, die beiden anderen mit Kupferoxyd
und Sauerstoff ausgeführt wurden, lieferten folgende Werthe:
I. 0,232 Grm. gaben 0,591 Kohlensäure und 0,247 Wasser.
II. 0,127 Grm. gaben 0,325 Kohlensäure^ und 0,1365 Wasser.
III. 0,2357 Grm. lieferten 0,6015 Kohlensäure und 0,250 Wasser.
Diese Zahlen führen zur Formel Cj^HioO, wie die nach-
stehende Zusammenstellung der berechneten und der gefundenen
Werthe ergiebt :
C5
berechnet
60 69,76
69,48
gefunden
"""■'iL
69,79
69,66
Hto
10
11,62
11,85
11,93
11,7&
0
16
18,62 .
--
—
—
86 100,00.
Nach den Resultaten der Analyse ebensowohl, wie nach
den. Eigenschaften ist nicht daran zu zweifeln, dafs der
Körper das nach der DarstellimgsweiBe theoretisch zu er»
wartende Frop^lmethylkeion darstellt.
Es ist eine farblose, ieicht bewegliche, das Licht stark
brechende Flüssigkeit von acetonartigeni, aber weit weniger
penetrantem Gerüche. E» siedet constant zwischen -f*^ ^^^
101® C, und hat bdi 1«,5<^ C. das specifische Gewicht 0^8078/
Bs löst sich leicht In Alkohol und Aether, sehr wenig in
eines Gemenges van huUerscoirem ti. essigsaurem KaÜc. 2^
Wasser, reducirt ammoniakalische Silberlösung nicht und
wird bei längerem Stehen mit kohlensaurem Kalium an der
Luft nicht verändert Mit doppelt*schwefligsauren Alkaliesi
vereinigt es sich leicht zu schön krystallisirenden Verbin-
dungen, die im trockenen Zustande luflbestandig sind, aber
schon durch kochendes Wasser, leichter noch und bei ge-
wöhnlicher Temperatur durch die Lösungen kohlensaurer
Alkalien zersetzt werden.
. Zwei unter sich gut stimmende, Moleculargewichtsber
stimmungei^ des schwefligsauren Propylmethylketon-j[fatrium8
gaben im Mittel 11,75 pC. Natrium, eme Zahl, welche mit
der für die Formel
CftHeNaO, SO, H- 1V,H,0
berechneten genügend übereinstimmt (berechnet 11,55 pC).
Versuchen wir nun, das Verhäitnifs des PropyImethyl'<-
ketons zu den bislang bekannten isomeren Verbindungen,
die hier in Betracht kommen können, festzustellen. Natürlich
kann hier nur von solchen Isomeren die Rede sein, welche
mehr oder weniger unzweifelhafte Ketone sind; es kommen
von diesem Standpunkte aus in Frage : Asa Propion Lim-
pricht's und Uslar's, das Butyrylmethylür Friedel's (beide
unter ahnlichen Bedingungen, wie das Propylmethylketon,
nämlich durch trockene Destillation butteressigsaurer Salze
erhalten), das äthylirte und das dtmetfiyltrte Aceton von
Frank'lan.d und Duppa *) und endlich das Aethylpropionyl
Freun d's **), welches durch Einwirkung von Chlorpropionyl
auf Zinkithyl dargestellt wurde. Von vorne herein sollte
man erwarten, dafs von diesen Verbindungen das Propren
und das Butyrylmethylür mit dem Propylmethylketon identlfeich
sein würden, wie denn auch der von Friede! fär seine
*) Diese Amialen GXXXVni, 216 u. 882.
2^ Grimm, über die Destillixtionsproducte
Verbindung gewählte Name dafür spricht, daEs er eine nifi
Propylmethylketon gleiche Structur för dieselbe voranssbtzl^
denn es i^t '
2} = {:
r
Allein, wenn man voraosäetzt, dafs die Siedepunkte für
das Propion von Limpricht tmd v; üslar und für dai
Butyrylmethylür richtig bestimmt sind, so kann von einer
Identität der beiden letztgenannten Verbindungen mit dem
Propylmetbylketon nicht mehr die Rede sein, da das Propyl--
methylketon bei lOP C, das Propion dagegen bei HO*' Ci
und das Butyrylmethylür bei 111^ C. siedet. Was übrigen^
die sonstigen Eigenschaften des letzteren betrifft, so hat
Friede! darüber so gut wie gar Nichts mitgetheiit, so dafs
eine weitere Vergleichung einfach unmögliofa ist. Dagegen
stimmen die von Limpricht und v. Uslar beschriebenen
Eigenschaften ihres Propions mit Ausnahme des Siedepunktes
mit denjenigen des Methylpropylketons überein; aber diese
Uebereinstimmung wäre werthvoller, wenn das Verhalten des
Propions zu ammoniakalischer Silberlösung, Welches ja für
die Ketone.so wichtig ist, bestimmt worden wäre, was aiber
nicht geschah. Lassen wir . vorläufig das Verhältnifs des
Propions zum Propylitielhylketon dahingestellt und ziehen
wir die übrigen Isomerieen in Vergleich, so ergiebt sich für
das dimethylirte Aceton und für des Aethylpropionyl nicht
nur genau bestimmbare* Verschiedenheit der Structur, sondern
auch Verschiedenheit der Eigenschaften. Es siedet, nümlich
das dimethylirte Aceton schon bei 93,5^ €. itnd vereinigt
sich nur schwierig mit i doppelt -- schwefiigsauren Alkalien ;
während das Aethylpropionyl zwar den gleichen Siedepunkt
zeigt, wie das Propylmetbylketon, allein sich mit doppelt-
schwefligsauren Alkalien durchaus nicht verbinden läfst.
Dagegen läfst eine Vergleichung des Propylmethylketons
eines Gemenges von MHersäWerh u. essigsaurem \Kal1c. SS5
Qnd des^ Stbylirten ^Acetons vöti Pränkland und Dtif^pä
ttber^'dre Idehtitttv beider Vei4)indtin^en.ke!ffen Zweifel. In
der Thät ' stiihitr^n äpeciflsrehes <}^wicht ; Siedepunkt und
chemische Eigenschaf(en bei beideii Vetbkidungen so voll-
findig wifaf- nur inimer tn6giicfb' überein ; det Siedepunkt
iOl® C. üst'dör furdas-Pföpylmöthylköton theoretisch sicil
berechttendef und afnch der für die Sttlittur dies Slhyfirtea
Acetons von F'rftnklahtif und Auppa geg^öbene Formel'^
iiusdrück ! ' : ' •
. . tcCHsO ,
ist dm,We/5ep nach identisch mit der Formel für das Pro-
gylmethyllfetpn:, dt^ nach allen gegebenen Prämissen ^»atby^
lirtes HethyP ,iind ^ropyP identisch sind. Endlich ist
auch . die . l^Uduqg des Propylmethylketons aitf dem von
Frankland und Duppa eingeschlagenen Yftge leicht
yerständjich I wenn< di^ ReiilcUon nach folgender Gleichung
erfolgt : . -
H,
C,{^«^* + 2KH0 = KsCOa + ^«^JO + C.^^jjj
0C,H5
Es ist aber :
.)
Ha
O-
rCHs
CÄ - ^'^
p TT oder == I
&«• ;. IqH.
.(.CaH,
CO .
Die Theorie läfst überhaüpi für gemischte Ketone itt
Forme! C5H10O nur nachstehende drei Isomerieen zu : '
, ./ rCH,{C,H«) .iCHCCHe)». fCH^CCp,) . . . , .,
^CO 7C0 ^CO ;
¥oni diesen Isomeren ^i^t .i«. ^thylirtes Aceton,; identisch mh
dem von mir dargestellten Propylmethylketon ; IL das di-
methylirte Aceton Frankland's und Düppa's, welches von
256 ' Grimm, über die DestiUaiionaproducU
diesen Ghenükern dorch Zersetzung von dimelhylaceton^
kohlensaurem Aethyl. erhalten wurde und auph wohl als
laopropybnethyüceton zu bezeichnen wäre; UL.endlich ist das
von Freund dargestellte PropionyläthyL
Die Theorie läfst demnach für ein viertes Keton, etW4|
das Propion von Limpricht undUslar, keinen Baum. Um
die Eigenthumlichkeit dieses letzteren zu retten, müfste man
annehmen, dafs dasselbe kein Keton, spnderf ein aldehydr
artiger Körper sei, für welche Annahme aber alle sicheren
Anhaltspunkte fehlen. Doch lälst sich auch die Möglichkeit
nicht von der Hand weisen, dafs 'der höhere Siedepunkt
darin seinen Grund hätte, dafs der Körper noch nicht ge-^
nügend rein gewesen wäre, wofür der bei den Analysen
durchschnittlich zu gering gefundene KohlenstofiPgehalt (Ana-
lyse Nr. 2 68;94 pC. für 69 J6 pC.) geltend gemacht werden
könnte.
Isoamt/lalkohoL Es liefs sich erwarten, dafs das Propyl-
methylketon durch nascirenden Wasserstoff in einen secundären
Alkohol : Isoamylalkohol, übergehen werde nach der Formel-
gleichung :
{
CHg 9
C3H7 1C3XI7 ICH]
CO + 2H = ^CH(OH) = (CH,
CHs ICH, JCH(OH)
CHj
Bei den Versuchen, diese Reaction zu realisiren, wurde
jedoch, als zunächst das Keton mit Natriumamalgam und
etwas Wasser behandelt wurde, das erstere sehr wenig ver-
ändert, so dafs nach dreitägiger Einwirkung nur eine se^br
geringe Veränderung im Gerüche nachzuweisen war. Die
geringe Löslichkeit des Methylpropylketons iii Wasser liefs
auch bei Anwendung von Zink und Essigsäure, sowie mittelst
der von Lorin*) vorgeschlagenen Methode zu keinem b^
*). Diese Annaleii CVIU, 355.
eines Oemenges von butUrsawem u* esfig^ßurem Kalk. 957
friedigenden Resultate gelangen. .. Ejn besseres wnrde ^raielt,
als nach der inzwischen von, Friede! beschrleibenea Mer
Ihode *> verfahren wurde. , i , *;
Metaflliscbes Nairitim in kfeinen Stftckchen 'wurde auf
eine etwa 1 Centimelertohe, über Wasser siebende' SchicA^e
Ton Metbylpropylketcm! gebracht, 'wobei daf Ar gesorgt wurdei
dafs das ffeton imnier wasserhaltig' blieb , was man dadurch
bewerkstelligte, d«6 das natronhaltige Wasser von Zeit au
Zeil durch ' frisches eraetzl worde, was schon deshalb -ndthigf
ist, weil' auch sehr verdftnnte* Natronlauge dem Pr^ylmethyl^
keton fast alles Wasser entdefai. Bin viel -wisserreicheres
und für die Reaction . geeigneleres Keton erhalt man aber,
wenn man dasselbe mit Wasser destiUirt, oder' ^Meh von
der unteren, natronhaltigen Wasserschiehte ahdestüHrt. Nach
dieser llelhode geht die Reaction awar langten aber: stetig
von statten, und ich erhielt: so ein Prodiict,: ^«lehes Sich
durch fractionirte Destillation leicht in zwei constant siedende
Flüssigkeiten trennen jiefs^ eine zwischen 118 bis 120^ C.
und eine zwischen 225 bis 230^ C. destillirende. Leider
war die Menge beider Antheile so gering, '4af$ an^n nüheres
Sludiiim derselben nicht gedacht wordea.. konnte. Der .bei
118 bis 120^ G;. siedende Antbeil', jedenfalls der gesuchte
Isoamylalfcoboly.basris einen, von dem dea Pro|piy.lmeibyIke!lQna
wissentlich verschiedenen, eloigermafeen .to jenen! des Amyl-
alkohols erinnernden, aber weit, wenin^ ttnangenehmetf
Geroch* Die bei 225 bis 23&^ siedende Flüssigkeit war
jedenfalls das e»lspre«li.ende jPsnaÄson, doHsgOi (Propyl-ri
oiethylpinahon) ; anfaiglioh fiuasig, «rstarrH», es . beisi ruhigeni
Stehen nach einigjen .Tagen ur. einer ^weifaan kr.ysialiinisehe»
Masse; die heim gelin Aeft Er w&rmen Isebmolz, dann aber erst
*) Zeitschrift für Chemie XII, 485.
258 'Orimm, über die DestillationsprockiCte
nach längerer 'Zöü, auch-wehit die- Temperatur tfef unter
den Schmelzpunkt herabging; wieder fest wurde.
Wir haben bereits weiter oben acrseinaiidergesetzt , dafe
dafi Melbylbutytyl Friedel's theoreliseh mit dem Propyl-
melhyiketoti inciamfiienfane , sein Siedepunkt aber hoher
(1:1 i9..Gw) gefunden sei^ .me jener des letzteren. Bin iw
Behandlung, des: If ethylbutyryls mit naaoirendem Wasserstoff
erhielt Frtede^l «linen zwisohen 120 nod 123® siedenden
Si^cnndärienAlkoliolv von. dessen Eigenschaften er leider naok
der ijenseila der:' Vpgesen SO' häufigen Gepflogenheit i|ttr
aufserdtiWeniges innd Fragmeefarisches- anhiebt, und figt denri
binstt ; .^Bei derBehandlung desHetbylbutyrybi mit Wasser-^
Stoff entsteht auch ein Pinakon^ Welches eine zähe^ bei 220
bis. 225? siedende FläsSigkeit darstellt.'' Es liegt nahe^ an«-
zunebmen;^ idaf^ Melhylbutyryl unreines PropylmetkyUieton
und Frieders Pinahon unreines Methylpropylpinakon war*
'• ! I . . . . • H • , ..•»,/, ' ;
^; . li
Aethy7methj/Ueetöny <C0 .
Das • Atelhylinethylketan wurde zuerst t^n Pitt ig^*) in
reinem Zustande dargestellt und beschrieben. : Er erhieil es
ans dem Aceton des Bbndels, und aus der auf dem rohen
Aceloii sebwimmehdeii Flössigkeit, durch Mctionirte Des^
hition^ als ein > zwischen --f^T&nndT?® G. siedendes Liquidum.
In nicht YOllkemmen reinem Zustande scheint es aber schon
Chancel**) durch trocketie Destillation des buttersanren
Kalks erhallen su haben/ Das von ihm als Balyral bezeichnete
Bestiflat ist jedenfalls nicht das Aldehyd der Bnttersäüre^
wogegen schon seine Unfähigkeit^ sich mit Ammoniak m
verbinden^ sowie seine ^Bestöndlgkeit spricht, w»Shrehd seine
*) Diese Annalen CX, 18.
**) N. J. Pharm. Vn, 118.
(<
eines Oem^gm f>m' bufferecei^rem u. esnigsäurefH Kalk. "tSSÖ
sonstigen Eigenschnften , tiatnientKch -aber seine F§higkeit,
sich mit doppelt -schwefligsaüren Alkalien zu verbinden, es
liinreicKend' als KetoU 'ehar(a€ter»riren. S^ntheti^bb* Wtil'de es
^n FVeund^) attH Zinkltliyl vmid Gbtoi^aceiylv tiikr spater
▼on Popoff **) dargestellt; welcher . zugleich zeigte , dafs
es von keinem Einflasse auf die Naturites Aethylmethylketons
sei, ob es durch Einwirkung von CHlorpropionyl auf Zink-
methyl, oder von Chloracetyl auf Zinkäthyl dargestellt werde.
Pop off stellte endlich fest, dafs das Aetbyimethylketon bei
der Oxydation durch Ealiumdichromat und. Schwefelsäure,
dem allgemeinen Gesetze der Oxydation der E^tonp folgend,
nur Essigsäure liefert.
Qjei dem Versuche, aus den niedriger siedenden Pro-
ducten der trockenen Destillation, des buttersauren und essig-«
sauren Kalks die von Li mprichl und v. Uslar als Propylal
bezeichnete, dem Propiooaldehyd ,und Dimethylaceton isomere
Verbindung durch fractiofiirte Destillation zu erhalten, konnte
aus der vaüständig entwässerten Flüssigkeit kein Kprper
erhalten werden, der bei -|- 66^ C. eine einigermafsen con^tante
Siedetemperatur gezeigt hätte; wohl aber wurde eine ziemliche
Menge eines Liquidums gewonnen, das ziemlich constant
siedete, und zwar zwischen 75 und 80^ C. Eine vorläufige
Analyse einer Probe der zwischen 76 und 80^ C. über-
gehenden Flüssigkeit ergab der Formel CiHgO annähernd
entsprechende Werthe, jedoch fiel der Kohlenstoff etwas zu
gering aus (66,21 pC. füf 66,66 pC). Es wurde daher das
Liquidum einer nochmaligen Rectification unterworfen und
zu den Analysen nur die zwischen 77 und 79® C. überge-
gangenen AntheilOj sie betrugen etwa Vs des Ganzen, ver-
wendet. •
<
*) a. a. O.
**) Diese Aimalen CXXXV, 283.
dS^ Orimm^ über die Desiähtion^producie
li 0,295 Qua, g^ben 0!,7170 S^oUeiiBäure und 0,300 Wasser.
IL 0,228 Grm. Substanz. gaben 0,551 Kohlensäure und 0,235 Wasser.
Die Formel de« Aekbylmetbylketons , CJA^O^ verlangt
oajcbsteheiide mit den -gefuDdenen ziuiammengeefeelUe Werthe :
^gefimden
berecbnet - y "" ' « '
C4 48 ' 66,66 66,28 66,36
Hg 8 11,11 ' 11,29 11,44
O 16 22,23 — —
72 100,00.
Der auch diesmal etwas zu niedrig gefundene Kohlen-
Stoffgehalt lafst immer noch eine geringe Beimengung von
Aceton vermulhen und macht es fraglich, ob überhaupt eine
vollständige Trennung des letzteren durch fractionirte Destil-
lation, wenn nicht grofse Itfengen von Material zu Gebote
stehen, zu erreichen ist. Doch ist der Unterschied zwischen
den gefundenen und den berechneten Wertben so gering,
dafs man wohl mit Sicherheit den Körper als Aethylmethyl-
keton ansprechen kann , zumal er in seinen Eigenschaften
mit den von Fittig, Freund und Popoff beschriebenen
in allen wesentlichen Punkten übereinstimmte.
Er stellte eine farblose bewegliche Flüssigkeit dar, von
starkem . Acetongeruch und brennendem Geschmack, löste
sich schwer in Wasser und wurde aus der wasserigen Lösung
durch kohlensaures Kaliuf[n und durch Chlorcalcium voll-
ständig wieder abgeschieden; in J^elher und Alkohol löste
er sich in allen Verhältnissen. Sein spec. Gewicht bei 15,3^ C«
wurde = 0,8063 gefunden. Sein Siedepunkt lag zwischen
+ 77'^ und 79^ C.
Hit doppelt-schwefligsauren Alkalien verband er sich zu
in Wasser ziemlich löslichen Salzen, die aus mäfsig concen-
trirter Lösung in schönen glänzenden Blättchen auskrystalli-
8irten.
eines Gemenffes vcn buffereaurem u. eesiffsttttrem Kalk. 26i
Dorcb OxTf dation der noch Torbandeneti ziemlieh gerin-
gen Menge des Aethylmethf lacetens mit Kaliiimdichromat
Bnd verdönnler Schwefelsinre wurde ein Destillat erbalten,
welches den ekn^ableFistischen Gemch der Essigsflure besafsJ
Es wurde dasselbe mit kohlensaurem Kalk neutralfsirt, und
80 das Kalksalz dargestellt
0,260 Grm. desselben gaben 0,208 CrSO«, entsptechend 24^45 pC. Ca.
Ffir estigsanfen Kalk bexeobnen sich 26,31 pC. Caleiam.
Weiter oben wurde bereits erwähnt, dafs es nicht ge-
lang , aus den volikömmeh entwässerten niedriger siedenden
Destillaten einen bei 66® C. siedenden Körper zu erhalten»
ZnfflRig machte ich jedoch die Beobachtung, därs ein gerin-
ger Wassergehalt die Siedetemperatur des fraglichen Aceton-
gemisches in der Weise beeinflufst, dafs danVi ein grofser
Theil desselben zwisehen 65 and 66® C. «berdeslilüH ; da
nun «ach gewohnliches Aceton , das niir oberflächlich enl-^
wassert wurde, erst über 60® an sieden beginnt, da ferner
auch die von Limprichl und v. Uslar für den Kohlen*-*
Stoff- and Wasserstoffgehalt gefandenen Zahlen (a. a. 0.)
von den fflr das Propytol CsH^O berechneten ziemlich be*
deutetid ab wetehen ; so dQrfke dte' Annahme wohl berechtigt
sein, dafs der als Propylal bezeichnete Körper ein wasser-*^
haltendes Gemenge von Diraethylaoetoa und dem ..seinem
Siedeponkte . nach zanichsl liegenden intermediären Keton^
dem Aethylmetbylfceton« war. .
i Dimeihylheicn und Dtpropylketon.
Da das Gemenge von essigsaurem und buttersaurem Kalk,
nie ein vollkommen inniges' und^ gleichmafsiges s^in kann,,
auch wenn man, was überhaupt zweckmäfsig ist, nur kleinere
Mengen desselben auf einmal der Destillation unterwirft, und
da sich überhaupt unter gewissen Umständen die ketonbil-
963 Grimm^ iiiec die D€8(äiaiion9produeU .
demleii Alomgrapp^n der BssigsSiire und BuMeraäofe nicht zu
Terekiigen, gondern. pur die ihrer Saore zQgebörigeA (digeaW
Ucben K^tfjpe zu bilden jclieineD-; «o wird es eridirlicb/ dtde
bei der Irockenen QestiUalion derartiger Geneige neben de»
Torgenanntea ioterme^iairen Ketauett Mch' nichl unbeirachtr^
liehe Mengen Ton Aceton (Dimelhylketen) and,J?trfyHcm {Di«r
prppylketon) gebildet werden. .
Es lag nicht in meiner Absieht, mich mit einem dieser
Ketone eingehender .zu beschäftigen ; |ch, bese^rinjktc^ mich
darauf^ die Gegeniyaft des, erstehen zu cpnst^tiren und letz-
teren^ behufs einer Prüfung auf seine Verbindbarkeit mit dopn
[jelt-schwefligsauren Alkalien, aus weiter unten entwickelten^
Gründen darzustellen.
-•/.'■■ . • ■' ' • .' .
L i m p r i Q h. t *) . gieb.t \ gelegentlich einer Unter^chuni^
d^ b^ber 4iede«den DesiUi^ioiv^odttete deg.b«ttersanr«n^
Kalks an 9 dafs sich. das .fiotyrontwjt de^eU-scbweQigseiuren.
Alkalien, verbinde, und gründet darauf die Trennang desselben
und de» Butyrals von denj b^her isiedentd^n Koif pem. Trotzr .
dem aber erhielt- er bei der,ReieljfiefniQ9i des 'iinverbundea.
gebfiebeneniAntheils ebenfalls) Batyren,. so dafs tdesDifief^h» einer
wirkliche Trennung^ auf /di^se Weiser nicht wohl ::bewefkr^
atfUigt werde« konnte^
: Nun mivchle ich • h^ tielegeutieir tTer Be^ehiftigiing mit
KelOD^n die Beebaöbtung , '- daf^ mit Ausnahme des ftatyren^
nur diejenigen einigermafsen genauer Studirfe» Kefone die
Eigenschaft besitzen, sich mit doppelt-schwefligsauren Alka-
lien zu verbinden, bei weichen eines der beiden Alkohol-
radicale Methyl ist, welchen also die allgemeine Formel
CO } zukommt, So vejreimgen sich aitfser. den einfache*^
I '
.*) Di980 Autoalcfi QYm, 164.
eines Gemenges von buttersaurem u^ essigpaurppi iC^k» 9ßS^
rm methylba]tigf|n Ketonen, MethylbiUylhetp9%yMefhfi\cqproyl''
heion, und ^et/ifflnorii/lketon mii doffellrS(\hw^e^i^mi^eja, Jikh*
kalienj währ^ad. diesp Eig^i>scjb.a|t. dem.^ejgpnyiph;?»! ^tjWl
d^r Propionsäure. y dßm jPi'd*%^Ae/jc>«t, ferpef ,<JeiD.;?o»AB]a^-?
lerow dargestellten Propylathylketon und dem Dibutylketon
abgeht. '• '•=• ""''''■
Da nun für das haoh seiner^ eheroiscben Struotur zwi**
sehen inne liegende Dipropylketoh^ oder :Botyros' «in. anderes
Verhalten gegen doppelt-schweiigsaureAIbatien: nicht' ^ahr-«
scheinlieh ist, wurde das zwischen -l^bis 146^iib^rgehehdei
Butyron , dessen Eigenschaften mit den in Lehrbüchern an-
gegebenen im Allgemeinen. übereinstimmten, mit einer con*
centrirten Lösung von doppelt-schwefligsaurem Natrium an-
haltend geschüttelt, und acht Tage .lang zur . etwaigen Aus-
Scheidung von Krystallen an einen kühlen Ort gestellt. Eiii
zweiter Theil das Destillates^ wurde in gleicher Weise mit
doppelt-schwefligsauren) Amman bejiandelt. Bei beiden Ver-
suchen zeigte sich nach der angegebenen Zeit weder eine
Spur von Krystalliss^ion > noch .waj*. di^ ^fi^ohei^pg < einer
öligen Verbindung ztt erkennen. .:. . ,, ,,.. . ^
Bei der. entschiedenen Lüekdnkaftigkeitr.Bntf^Fer.'Kenint'^
nisse über daä .But^yfo« \^äre überhaupt -^ibine abei^maligfi
genauere • Untersuchung ' desselben sehr atti^PktzsL/ Es ;wane
dabei namentlich genauer, als es bisher; nlöglieh frar^da^
Verhältnifs zwischen den drei Isomeren. : den) eigentlichen
Butyron , d em diäthylirten ^ Aceton ^ von ^ r a^n 1^ I a n d und
Duppa*), und d^in von Fittig**) durch Pestillationei^eSr
Gemisches von Valeraldehyd und Aetzkalk erhaltenen Ketone
festzustellen. ' ' ^
in
^) Daeelbßt CX^ 71.
'•• :) 'iijj'T * T
2fi4 Grimm, über die Fettsäuren des imgarischen
Es ist bemerkenswerth , dafs das von Frank land nnd
DopplEi aus dem diäthylacetonkohlensauren Aethyl dnrch
Einwirktingr Von alkoholischer Kalilauge dargestellte diäthy-^
lirte Aceton, dem nach seiner Entstehung und unserer Aus-
drucksweise die rationelle Formel {CO zukommt, wel-^
Ich,
ebes demnach die Hethyigruppe enthalt, mit einer concen-
trirten Lösung von zweifach -seh wefligsaurem Natrium zwar
eine. Verbindung eingeht, aber eine ölige ^ welche auch bei
0^ kaum Anzeichen von Krystallisation zu erkennen giebti
IL. Uel^er die Pettsäuren des ungarischen Wein-
fuaelöls , und . einige Caprinsäur ederivate ;
von Demselben:
Das werthvoUe ftohmaterial zu den folgenden Versuchen
stammte aus einer Weinsteinfäbrik in Pest. Herr Professor
¥• Gotup-^ Besähe ^4 Wiricher durch die Freundlichkeit eines
seiner früheren Assistenten, des Herrn Dr. Adolf Schmitt;
DT d«n Besitz' desselben gelangte, hatte die Gate, es mir zur
Verfugunf 8tt stellen« • ^ '
Das rbhe Weitifuselöl war von dunkel-w^eingelber Farbe,
Sefht uhangiehehmetn,' intensivem, ekelerregendem Gefuch und
Bailebei +20^C. ein spec. Gewicht von 0,85.
ti.i.'-'i--' •
Zur Darstellung der fetten Sauren wurden zunächst
25 Pfd. des Geis in Arbeit genommen, und nachdem die unter
140^ C. siedenden Antheile, die aufser Wasser, Aethyl- und'
Amylalkohol; sowie eine geringe M'en^e Zusammengesetzter
Aether enthielten, abdestillirt waren, die Ruckstande, die
WeinßudSlaünd einige Caprmsäuredtrivaie. 863
fife^r die Hälfte. dier ursprängiieheEn Flüssigkeit betrqgeii, mit
slieffker' Natronlauge längere Zeit im Sandbade digerirt and
aaletsi gekocbt.
Von den sieb bildenden zwei Schiebten wurde' die
obere abgehoben imd aus der unteren, welche die Naftron»^
«eifen der. fetten Säuren nebst ^ibersohössigem Natron fentr
hielt, AiiTch verdünnte Schwefelsäure die fetten Säuren als ein
hraunes, sehr übefariechendes Oel abgesehieden ; snr weiteren
Reinigung wurde dasselbe mit verdönnteip Ammoniak veiv
seift, lind naehdem sich dabei abscheidende fettariige Körper
abgeschöpft waren ^: die ammoniakalisehe Lösung. mit Chlor«^
baryum ausgefällt. .
Der sehr voluminöse Niederschlag wurde hierauf durch
Leinwand colirl und ,;Ewisohen Fliefspapier. geprefst , wobei
er eine schmutzige J'ärbiHig und etwas schmierige Consistenz
annahm., . welche von anhangenden fettartigen Körpern her-
rührten, ; Um diese zu entfernen , wurden die Bary tsalz^ mit
Salzsäure zersetzt und die abgeschiedenen Säuren abermals,
und zwar mit einer verdünnten Lösung von kohlensaurem
Natron verseift. Durch zweimalige Wiederholung dieser
Operation wurde endlich ein Fettsäuregemisch erhalten, wel-
ches bei etwa ~f- 20^ C. erstarrte. Behufs . weilerer Reini-
gung wurde nun dasselbe der fractionirten Destillation unter-
worfen*. Es begann unter sehr raschem Steigen des Ther-
mometers lers^t bei 225^ C. zu sieden; das Thermometer stieg
während der Destillation , indem dabei die Flüssigkeit in der
Retorte eine immer dunklere Färbpng, annahm, fortwährend,
bis es 280^ C. erreichte, bei welcher Temperatur mit Hinter «^
lassung eines, zähen braungefärbten Rückstandes alles Fluch-
tige übergegangen war.
Zur vorläufigen Orientirung über die Natur der in dem
Gemische enthaUenen Satiren wurde, ein kleiner Thejl des
Destillates der fraeltoriirten Fällung unterworfen;
▲nnal. 4. Chemie n. Pharm. CLVII. Bd. S. Heft. 18
266 GrimTHy über die FeU^äuren des ungarüoTim
Dngerehr 10 Grm. wurden iiiAikohd gelöst und ^eine
heifs gesätägte Lösung von Aetzbaryt in Wasser , etwa 0,6
Grm. Baryum entsprechend, in die ebenfalls.. zürn Kochen
erhitzte alkoholische Fettsaurelösung gegosseui. ; Beim Er-
kaliea krystallisirten die Barylsalze inr. schönen; glänzenden
Nadeln aus; die Fällungen wurden abfiUarift, mit btwils Alko**
hol gewaschen, und bei 100^ C. getrocknet zu den Ifotecular?^
gewicbtsbestimmungen benutzt. l>it fractionik'te Fällung
wurde fortgesetzt^ so lange die Lösung noch saure Beiiotiokl
zeigte, U0d bei der Analyse der emzelnen Fällungen bezug*-
liefa des Baryuragehaltes folgendes Resultat erzielL.
I. 0,3305 Grm. Salz gaben 0,162 BaSO« =.28,84t|>e; 3a»
H. 0,29l6 Gfm: 6ak gaben 0,1435 BaSO« » 28,95 p€. Biü
m. 0,403 :Gnn. Salz gab^n <i,m B&SO4 ^ 38,^6 pO. IS^ '
- TV. 0,3095 Grm. SäLb gaben- 0,182 mö04 t=s 28,95 pC. Ba. • » •
• V. 0,293 'Grm. Salz gäben 0,161 BaSÖ^ =s S0,27 pa' Ba. • •
VI. 0,190 brm. ^ki\A gaben 0,107 BaS04 == 33,10 pC; Ba.'
Die Berechnung verlangt für die hier in Betracht kom-
menden fetten Säuren nachstehende Werthe :
•■•■,■ • ' •
1. Für caprinsaures Baryum 28,60 pC. Ba.
2. 'Für pelargonsiaures Barjrum 30^37 pC Ba.
3. •Für-eaprylÄauie»Bai*yum 32,28 pC. Ba.
Die Fallung V konnte daher entweder ein Gemisch von
caprinsaurem und caprylsaurem Baryum, oder aber pelar-
gonsaüres Baryum sein. TJm hierüber Gewifsheh zu erlangen,
wurde abermals eine fractionirte Fällung vorgenommen und
zwar eines zwischen 230 und 255^ C. siedenden Antheils der
fetten Säuren.
L 0,3085 Grm/ gaben 0,1605 BaS04 = 28,68 pC.'^Ba.
n. 0,104 Grm. gaben 0,051 BaS04 = '2i3',72 pC. Ba.
^m. 0,2566 GWn. gabeü 0,1269 BaSÖ4 = 28,85 pC. Ba.
IV. 0,282 Grm. gliben 0,155 BaSO« ^ 38,60 pa Ba.
V. 0,232iGto. gaben 0,127 Ba^4 ^.,32,}j5 pQ. -Bnv
^ I
, Wetnfuselöls und einige' Oäprinsäurederitfate. 1267
Aus diesen Resulttftem folgt, Ms die Sioren des ungn-
tischen Weinfoselöls. der Hauptsache nach aus Tiel Caprin«-
«äure 0iit wenig Caprylsaure und ^ielldcht ganz geringen
Mengen Oenanthyisäure bestehen, sowie dafs Felargonsaura
^entweder gänzlich fehit, oder doch nur in Quantitäten voif-
faflnden ist> die bei der in Arbeit genemmenen Menge des
ftohniaterials ^ch dem Nachweis ^ntsiähen mufsten«
Zu denselben Resultaten gelangte Fischer *) f«r die
'^urch Zersetzung des rohen Oenanthöles mittelst Barythydrat
tiargestellteh feiten Säuren; nur scheinen dieselben reicher
^n Cbprylsäure gewesen zu sein.
Auffallend ist jedenfalls das Fehlen der Zwischenglieder
-Aer Capryl- und Caprinsäure : der Pelargonaäure ^ üb bis
Jetzt überhaupt noch sehr wenig studirt ist und gewöhnlich
unter Umständen erhalten wurde, die die Möglichkeit nicht
ausschliefsen , dafs das als Pelargonsäate Bezeichnete nur
^in Gemenge von Capryl- und Caprinsäure war, wie denn
'«ueh die Butteressigsäure als ein Gemenge erkannt wurde.
Zur Trennung der Caprinsäure von der Caprylsaure und
^ur Reindarstellung der ersteren, wurden A\b aus dem Baryi-
salze abgeschiedenen Säuren der fractionlrten Destillation im
Kohlensäurestrom unterworfen, die über 260^ C. übergehende
Partie immer für sich aufgefangen, und zuletzt die nun
schon ziemlich reine Caprinsäure erst bei sehr niedriger
Temperatur, dann bei gewöhnlicher Temperatur wiederholt
abgeprefst* Es wurde auf diese Welse eine ansehnliche
Menge vollkommen reine Caprinsäure gewonnen, deren Eigen^
Schäften mit den in den Lehrbüchern beschriebenen im All-
{gemeinen übereinstimmte.
Der Schmelzpunkt der so dargestellten Säure lag bei
-|- 30^ C. ; bei dieser Temperatur schmolz sie zu einer klaren
*) Diese Annalen CXVm, 312.
18
26B Grimm, Über die Fettsäuren des ungarischen
farblosen Fld»iigkeit, die bei -f- 29,5^ C. bereits wieder zu
erstarren begann. Bei der Destillation ging sie zwischen
4- 268 und -f 270<^ C. über, wobei sich die Flüssigkeit ia
der Retorte durch partielle Zersetzung allmälig dunkler färbte»
fiowney*) bestimmte den Schmelzpunkt der Caprinsaiire
zu -f'27^ C, Gorgey *^) dagegen fand ihn, wie ich, bei
-{- 30^ G% liegend, lieber den Siedepunkt der Caprinsäure
sind meines Wissens frühere Angaben nicht vorhanden.
Ein näheres Studium der Caprylsaure lag nicht in meiner
Absieht. Ich erhielt sie überhaupt nur in geringer Menge
als eine zwischen 230 und 240^ C. siedende Flüssigkeit, die
bei gewöbniichar Temperatur nicht erstarrte und in ihren
Sigenschaften mit den von Fischer ***) angegebenen ubetv
einstimmte.
Aetker der Caprinsäure.
Von den Aethern der Caprinsäure war bis nun nur das
caprinsäure Aetfayl bekannt ^ welches von Rowney, und
übereinstimmend damit spater von Fischer als eine bei
243^ C. siedende Flüssigkeit von unangenehmem Obstgeruch
beschrieben wurde.
Caprtnsäures Methyl, ^^^^q^] 0. — Dasselbe wurde
durch Einleiten von trockenem Salzsäuregas in eine Auflösung
von Caprinsäure in Methylalkohol bis zur Sättigung erhaltei^.
Es wurde aus der Lösung durch Wasser abgeschieden, mit-
telst verdünnter Kalilauge von anhängender Säure befreit^
mit Wasser gewaschen, durch kohlensaures Kalium entwäs-
sert und der Rectification unterworfen.
*) Diese Annalen LXXIX, 286.
*•) Daselbst LXVI, 290.
***) a. a. 0.
Wemfuselols und einige Üaprinsäürederivatei^ 269.
Die DestiSatioh begafnn bei 2J0^ C, die Temperatur slieg
jedoch rasch auf 223» C. , blieb zwischen 223 und 225^ C.
läpgfere Zelt stationär, und stieg zttleUl^ indem der iet2te
Rest überging, auf 230<^ C.
Der zweite Theil des zwischen 222 und 225» C. sieden-
den Aethers zeigte bei wiederholter Rectification den con-
stauten Siedepunkt 223 bis 224», und stellte so gereinigt eine
fiirblose^ angenehm nach Frachten riechende Flüssigkeit dar,
die leichter als Wasser und darin unlöslich war, sich aber
leicht in Alkohol und Aether löste. Mit wasseriger Kalilauge
efrhitzt zerfallt das caprinsaure Methyl in Methylalkohol und
Caprittsaure.
Caprinsaurea Ämyl, cjf [0. — Dieser Aether wurde
analog dem vorigen durch Einleiten von Salzsäuregas in eine
Auflösung von Caprinsaure in überschüssigem Amylalkohol
erhalten und durch Waschen mit yiel Wasser, um den Amyl-
alkohol zu entfernen, Schütteln mit verdünnter Kalilauge und
sphliefslicb durch Rectification gereinigt.
Fast die gan?e Flüssigkeit ging von 275 bis 290» C.
unter partieller Zersetzung über, ohne einen constanten Siede-
punkt zu zeigen. Ein solcher konnte auch durch wieder-
holtes Rectificiren nicht erzielt werden, was wohl darin seinen
Orund haben mag, dafs mit einer geringen Menge Substanz
gearbeitet wurde, so dafs durch die Abkühlung von den
Gefäfswänden aus ein bemerklicher Einflufs auf den Stand
des Quecksilbers im Thermometer sich geltend machte.
Das caprinsaure Amyl ist eine farblose Flüssigkeit von
sehr schwachem Geruch , leichter als Wasser und darin un-
löslich , leicht löslich in Alkohol und Aether und mit stark
rufsender Flamme brennend.
Der Caprinsäureamyläther ist jedenfalls in beträchtlicher
Menge im ungarischen Weinfuselöl enthalten, da das aus dea
270 Grimmy über die Fettsäuren des ungarischen
Aethern derselben abgesebtedene Alkobolgemisch groüsen-*
Ibefls ans Amylalkohol besteht und aurser der Caprinsaurei
keine andere Säure in erheblicher Menge darin enthalten ist *)»:
Gaprii
non
Das bislang noch nicht dargestellte Caprinon oder Di-*
nonylketon wird bei der trockenen Destillation des caprin*-
sauren Kalks in reichlicher Menge ^ eben so aber auch als
Nebenproduct bei der weiter unten zu beschreibenden Dar-
stellung des Methyhmtylketons erhalten. Das nach beide»
Methoden dargestellte Keton wurde wiederholt aus Alkohol
umkrystallisirt , bis es einen constanten Schmelzpunkt zeigte
und dann der Analyse unterworfen.
I. 0,297 Grm. gaben bei der Verbrennung mit Kupferoxyd und
Sauerstoff 0,873 Kohlensäure und 0,364 Wasser.
n. 0,362 Grm. in gleicbeu Weise verbrannt gaben 1,077 Kohlen-
säure und 0|44Ö Wasser.
Die Formel des Caprinons CigHssO verlangt nachstehende,
mit den gefundenen zusammengestellte Werthe :
*) Es lag nicht in der Absicht des Herrn Dr. Grimm> die Alkohole,
des ungarischen Weinfuselöls in den Elreis seiner Versuche za
ziehen. Dieser Aufgabe unterzogen sich die Herren Halenkö'
und Knrtz in der Hoffiiung, daraus Propyl- und Butylalkohol zu
gewinnen^ Bei den angewandten Mengen (es konnte das Alkohol-
gemisch aus etwa 30 Kilo Fuselöl zur Verwendung kommen) er-
wies sich diese Hoffnung jedoch trägerisch. Die zwischen 96 bis
120® übergehenden Partieen, wiederholten fiactionir^n Destilla-
tionen unterworfen, erwiesen sich zum gröfstei} Theile als Gemenge
von Wasser^ Aethylalkohol und Amylalkohol. Wenn daher Pro-
pyl- und Butylalkohol in dem Weinfuselöl vorkommen, ^o sind
sie darin jedenfalls in geringer Menge enthalten . und k^nlien nur.
bei Anwendung sehr grofser Mengen nachgewiesen werden. Herr
Trommsdorff erhielt aus 5000 Pfd. Kartoffelfaselöl nur 4 Pfd.
eines Gemenges von Aethyl- und ButylalkohoL G.-B^
Wemßueläli und einige Xkiprina&wedirieaie. SZi
Berechnet ' T '" ri
C,9 228 80,86 80,16 80,11
H„ 38 ' 13,47 13,61 ' 13,66
* 0 -16 ' ' 6,68 ' — —
l82 '■ 100,00.
Das Caprinon stellt perlmutterglänzende weifse^ sich wie
Cholesterin anfühlende Erystallblattchen dar, welche leichler
wie Was«er und darin unlöslich sind, sich in Aether und in
fcoobendem Alkohol aber lösen. Aus. der kochend bereitetea
alkohQlischen Lösung, scheidet sich beim ErknUen derselbeii
^in grofser Theii des Caprinons wieder ab» Rasch an der
Luft erhitzt fangt es Feuer und. breuQt mit staric lejuchtender^
rufsender Flamme. Das Caprinon schmilzt bei 4* ^^ C. unfl
erstarrt wieder bei -|r- 56^ C. Es läfst sich wenigstens zum
grofsen Theile unzers^tzt destilliren; Jedoch konnte der Siede-,
punkt nicht genau bestimmt, werden > weil er ubjßr 350^ C;
liegt (berechnet 3$8^ C.) u^d eiu In^truipent zur Messung
höherer Temperaturen nicht, ^m Gebote stand. /
Das Caprinon lEeichnet sich durch grofse Beständigkeit
aus; so konnte es mit einem Oxydationsgemische von 8 Thei-
len chromsaurem Kalium, 3 Tfaeilen Schwefelsäure und
10 Theilen' Wasser mehrere Stunden latig gekocht werden^
ohne eine merkliche Veränderung zu erleiden. Eben so
verhält es sich ge^en verdünnte Salf^etersäure ; concenlrirte
Salpetersäure jedoch wirkt beim Erhitzen sehr heftig ein;
es findet reichliche Bntwickelung von Untersalpetersäure statte
und neben anderen Producten, die wahrscheinlich Nitrokör^er
sind, bilden sich Caprinsaure und wahrscheinlich auch Capryl««
saure.
.0,067. GcilQ^-'deB 9saß AJkohoI umkrystallislrten Barytsalzes det auf
diese Weise erhaltenen Säuren gaben 0,033 BaS04) entsprechend
28,82 pÖ. Ba, während sich für caprinsaures Baryum 28,6 pC.
Baryüm herechneti.
372 Grimni^ i^er die Fettsättren de» ungafüehin
Die Multerlaiige der Krystallisatton des caprinsaaren
Baryoms enthielt jedenfalls noch eaprytsaures Baf ynm , wel-
ches aber, da eine Reinigung desselben bei der geringen
Menge nicht auszuführen war, der Analyse nicht mil Aus-
sicht auf einigen Erfolg unterworfen werden konnte.
CaprinylcUorür, ^loHiaOj ;
Die Darstellung des Gaprinyichlorififrs wurde nactr detl
Arei Qblichen Methoden versucht : durch ^Einwirkung vm
Phosphorchlörür und Phosrphorchlorid auf CaprinsSure; uiid
Von Phosphoroxychlorid auf caprinsauren Baryt. Von diesen
drei Methoden konnte aber nur die hier ' als zweite aufge-^
führte als brauchbar erkannt werden. Die Anwendung VOil
Phosphorchlorur ßeferte allerdings die reichste Audbeüfd und
gestattete im Allgemeinen leichte Ausführuhg; aber defr be«*
deutende Gehalt des; Destillats ati Phosphor, der bei det
leichten Zersetzbarkeit des GaprmylcMdrüi's nicht- Kuenlf eignen
war^ machte diese Methode unstatthaft. Die' zullltitt genaimtci
Methode hat den Nachtheil, dafs siQ bei dem hoti^ Moleciilar-
gewicbt der Caprinsaure eine se)ir groifse Quantität cfiprin-^
sauren Salzes auf eine verhaltnifsmäfsig. ^ehr geringe Mei^e
Phosphoroxychlorid verlangt, so da£5 n^r ein Tbfil deit ß^Iziei
mit letzterem in Berührung kommt rund ^nwirJ^ten kanq.
Zur Bereitung des CaprtnylcUorurs ans Caprinsaure tmd
Phospbbrchlorid v/erden 6 Gewichtstheile des letsf^veli idl«<
maiig in kleinen Portionen zu 5 Gewichtstheilen Coprinsiure
gebracht, welche in einer Uibulirten Betorte bis* zum beginn
nenden Schmelzen erwärmt worden war.. Nadb jedesmaligeni
Zusatz von Phosphorchlorid trat eine heftige Beaction-ain^
die Mischung erhitzte sich stark, wihrend Salzsäure und
etwas Phosphoroxychlorid übergingen; die Temperatur stieg
dabei rasch auf 200^ C , wo eine weniger stark rauchende
ni^d^ii^jdie T0ffrp3H'4i4ur:auf 800^ C. gesüesteii^wafy.ieiri« ^U'v
hßld ersifMtrwier Körper, d^stillirt^^ Bioe liedeiilellde'MeagAi
8.e]iwiirxen Rflokßlaiides li^fis hwr, aebon eine Zarsatzuog* wih^:
rend.dtfr De^tillittoa' vertnutlien , : 4ie 4mn iaider Xlait sejto;
l^ßlröchtVcl}. :w|ir$. dqnti bei mneia Yersoelte , daft Cblfi^ür
durch Recj^<;aMoo m reinigjen^ wurde nur ei»^ ganz gQffiog^
Quantität eines schwach stechend und unangenehm riecjien-
den Körpers erhalten, der zwischen 200 und 220^ C. de$til-
Ilrte, und seinem Siedepunkte nach das gesuchte Chlorur
sein myfste. Jedenfalls aber war es. noch nicht rein , und
möglicherweise mit Caprinsäureanhydrid gemengt, wie nach-
Stehende Chlprbeslimmung schliefsen, läfst. ,
t*' ^.. *'*• * * •#■ .1'»..*
0,309 Gm..g«Jben nüt cjblorfreiem Aetzkalk 0,210 ChIo^fi}l)er =k 0,051%
bi und entsprechen 16,79 pC. Chlor, während die Berechnung
•~ ' für Caprinjflchlötüt 18,65 pO' reiflailfet. •
1 1
Da die Unbeständigkeit des Caprinylchlorürs seine Rei-
nigung durc^ . fractionirte Destillation unmöglich mischte,
wurde dieselbe auf andere Weise versucht, parauf fufsendt
dafs die Chlorüre und Anhydride der höheren Glieder der
Fettsäurereihe durch Wasser weniger rasch zersetzt werden,
wie die niedrigeren, wurde von dem durch Einwirkung ,yoa
Phosphorchlorid auf Caprihsäure erhaltenem .Gemische das
Phosphoroxy Chlorid abdestillirt und der erkaltete Ruckstand
mit ungefähr 4 Theilen Wasser zusammengebracht. Er sapk
sofort unter, ohne dafs ,eine Einwirkung beider. Körper auf
einander wahrgenommen werden konnte. Nach einmaligem
Schütteln mit dem zugesetzten Wasch was^er verschwand der.
stechende Geruch, den der Körper vorher zeigte, vollständig,
X *
» ■> * 4
und machte einem schwachen, nicht unangenehmen Platz,
der aber beim Erwärmen eines schnell herausgenommenen
Tropfens stark ekelerregend wurde. Während dieser Mani-
pulationen jedoch , die möglichst rasch ausgeführt wurden,
2V4 Ortmm^ FettsSuren d. ungarischen WeinfüselöU u. s. ta.
b^ann 4ie fiiAwirkungf des Wassers/ die sieb zanädist dnrcb
Entweichen von Salzsäuredänipfen bemerklieb maebte / md'
in- wellig Augenblicken sa heftig würde, dafs ein Theil der-
Fiussigkeit ans dem Gefarse herausgeseblendert wnrde.
Sebliefsticb blieb eine auf- der Oberflficbe d«s Wiassers
sobwiminende afa'ge Flüssigkeit zurück, die beim Erkalten
erstarrte und grefseHtheils aus Gaprinsäure b^tand.
Nach allen Beobachtungen, die ich luber Caprinylcblorür
mächen konnte, erscheint dasselbe als eine schwach aro-
matische, nicht stechend riechende Flüssigkeit, die schwerer
's. I » '
als Wasser ist^ über 200^0. siedet,, und sich mit Wasser
sehr bald unter starker Erhitzung in Caprinsäure und Salz-
säure umsetzt. Alkohol wirkt ebenfalls heftig darauf ein;
wahrscheinlich, entsteht dabei caprinsaures Aethyl, dessen
Geruch beim Schütteln des Productes der Reaction mit ver-
dünjdter Kalilauge leicht wahrgenommen werden kann.
■ - ■ ''i . • ■
Versuche j, Caprinsäureanhydrid darzustellen, blieben
,''.•'■ • > ' . • •
ohne entscheidenden Erfolg. In dem über 300^ C. siedenden
Antheile des Productes der Einwirkung von Phosphorchlorid
auf Caprinsäure war seine Gegenwart vorauszusetzen. In der
l'hat erhielt ich eine weifse krystallinische , bei -|~ ^^^ C-
schmelzende Hasse ^ die sich aus ihrer Lösung in heifsem
Alkohol beim Erkalten in schönen weifsen Blättchen aus-
schied. Es gingen ihr aber alle characteristischen Merk-
male eines Anhydrids ab. Weder kochendes Wasser, noch
mäfsig verdünnte Kalilauge wirkten merklich darauf ein.
Ihre Menge war fiberdiefs zu gering, um sie genauer zu
Studiren.
S9$
m. ' SyntHese des BautepcJIs:
von E. V, Oorup-Besanez ond J". Grimm.
Die reichlichen Mengen Ton Caprlnsräare , welche einer
von uns ans deni üngariiSchen Weinfuselol erhalten' hatte,'
setzten uns in den Stand, Tersnche ztnr Entscheidung dei^
Frage über die Constitution des Rautenöls anzustellen. Diese
Versudie fahrten zur synthetischen Darstellung des Raufen-^
ols, über welche wir in einer vorläufigen Mlttheilung an die
deutsche chemische Gesellschaft^ bereits unter dem 13. Juiü
berichteten *).
Seither aber sind von Gieäecke und Fittig**) Be-^
obachtungen veröffentlicht, welche vor Eeiininiß^ahnie unse-^
rer Mittheilung angestellt waren und zu Resu)ta!ten fährten,
welche von einem anderen^ als dem von uns gewählten Ge-
sichtspunkte aus» nicht nur die .querst von gtreckfir. ge-
gebene Auffassung des Rautenöls. als eines gemiscMen Keto-
Bes, als Nonyhnethylketon oder Caprinylmeihylür ^ bestätigen»
sondern auch das einzige Bedenken, welches dieser Auffassung
auch nach unseren Beobachtungen im Wege stand, beseitigen.
Da nun die Angaben von Glos ecke und Fittig, ob-
gleich in allen wesentlichen Punkten mit unseren Beobach-
tungen übereinstimmend, doch in einem Punkte davon ab-
weichen, und wir in der Lage sind, die Gründe hierfür
anzugeben , da anderseits unsere erste Mittheilung nur als
eine vorläufige zu betrachten war und die analytischen Daten
nicht enthielt; so dürfte es gerechtfertigt erscheinen,, hier an
dieser Stelle eine ausführlichere Mittheilung unserer Beob-
achtungen mit den analytischen Daten zu geben.
*) Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 1870*, X» 5181
**) Zeitschrift für Chemie Xni, 428.
Qorup'Besanez u. Orimm^ Synthese
Durch die bisherigen Versuche war ein voller Beweis
.'-'■■ ■ '
für die Richtigkeit der von Strecker adoptirten Formel
des Rautenöls {CO nicht erbracht. Ein solcher war aber
{CO ni
Ich,
geliefert, wenn ßs gelange das Rautenol künstlich und syn-
theiisich mitti^t emer j^ner Methoden da^zusteUen , welche
Freund, Williams upd Fri^del. zur Synthese. gewisser
Ketcme mit ciq schönem Erfolge in Anwendung brachten«
Wenn jQämlijch das gereinigte Rautenol wirklich Gq^rinyl-*
methylur (Nonylmethylketon) ist, oder dieses Keton als Haupt-
bestandth eil enthalt; so konnte erwartet werden, dafs man an
bei der trockenen Destillation eines Gemenges gleicher Mole-
Cttle caprinsouren . und essigsauren Kalks erhalten werde,
oach.der, Gleichung :;
CeHijCOl CHaCO) fCjHjg
Öa'^Og + Ca"lO, = 2^C0 + 2(CaC0,).
. . C»Hi9C0J CHsCO) . (CHfl
Zur ' experimentellen Prüfung dieser Suppesition wurde
in nachstehender Weise verfahren.
' Nicht zu grofse Quantitäten (300 bis 500 Grm.) eines
möglichst innigen Gemenges von chemisch-reinem caprin-
saurem und essigsaurem Kalk zu gleichen Moleculen wurden
aus mit Thon beschlagenen Gtasretorten der Destillation unter-
worfen. Die Mischung sclimölz bald, blähte sich auf, schwärzte
sich, und es ging zuerst eine acetonartig riechende Flussig-
keit , später aber ein schon im Retortenhalse erstarrendes
Oel über. Durch fractionirte Destillation des Uebergegange-
nen wurde erhalten :
1) Ein unter 2200^ C. siedendes Liquidum.
2) Eine von 210 bis 245^ C. übergehende Flüssigkeit.
3) Ein erst über 300^ C. siedender fester Körper
(Caprinon).
deB Rauienöh. 2tt
Da der von 210 bis 245<^ C. üb^i^geg&ngene Anfh^il da»
Caprinylmethylär, wenn es überhaupt gebildet war, enthalten
mnfste; so versuehten wir dasselbe zunficfast durch Schütteih
^it. einer concentrirten. Losung von doppelt-schwefligsaurem
Natrium in die schwefiigsaure Doppelverbindung überzufuhren
und von den sonstigen etwaigen Bestandtheilen des Destilbts
zu trennen* In Uebereinstimmung aber mit. den seither yer»
öffentlichten Beobachtungen von Gi es ecke und Fitiig
fanden wir bald, dafs auf diesem Wege das gewönsdhte
Ziel nicht zu erreichen sei. Wir erhielten auf diese Weise
eine näheztt feiste Masse, welche sich nur schlebht abpressen
liefs. Niehl glOcklicher waren wir, als wir das Destittat mit
dop^elt-schwefligsaurem Kalium und ddppelt-schwefli^^urem
Ammonium schütfetten ; dagegefi' ethtelteh Wir die schweflige
saure Ammoniak «Doppelverbindüng sebr teiehl und völlig
rein, indem wir in die mit Ammoniak versetzte alkoholische
Losung des zwischen 21(y und 045^ G. Uebergegangeneü
sehwefligsaurei €}tfs bis zur-Sfiftigüng eiriteit^len. tue Lösung
•erwirmte sich dabei und beim Erkalten krystaliisirte die
Doppelverbindung in scfadnen perlmultergUnzeriden weißten
Krystallblättchenf ans* Dieselben liefsen sich ohne ScHwierig'»
keit aas kochendeni Alkohol nmkrystalUsiren^ iind waren, • wie
nachstehende, mit der im hiftverdäAnten Räume Ober Schwer
felsänre getrockneten Substanz vorgenommene 9chwefelbee
stimmnngen ergaben, in der Tbat achwe/ügsaiarea Oaprinyf*"
fnetkylür-'AminoniaJe. ' . '
I. O,40BS 6HnD. gaben 0)8403 iehwefeteaurßli Bar^m ±=0^04673 B
=» 11,58 pa , . . •
H. 0,51.25 Gn». gabflfn jp,4a93 schwefelsanr&g Baiyw as 0,Q^6d3:6
= 11,10 pC.
m. 0,1625 Gnn. gaben 0,134 scbwefelsaares Baryum s= 0,0184 B
= 11,32 pC.
IV. 0,3472 Grm. gaben 0,291 schwefelsaures Baryum '=: 0,0401 Ö
«= 11,64 pC. ••"■•'■ • '• ' '
^8 Oorup-Besanep u. Grimma Synthese
Piese Zublen entsprechen der Eoiiael
wie nacfaslehende Zusanimenstellangen zeigen. : ,
Gefunden
Berechnet
IL m. IV.
• Cn
132
46,15
H^
28
9,79
-Oi
80
27,98
N
14
4,89 •
8 .
32
. 1M9
11,58 11,10 11,32, . 11,6^
236 100,00.
Das. scl^wefligsaure Caprinylmeihylär - Ammoniak sieltt
blendend :wejf$e, ^ieh e|was fettig anfühlende geruchlose
.perlomtterglän^ende Krystallhlattcben dar« welche sich unter
dem Mikroscop al^ durchsichtige, rhombiscbei dem Cholesterin
nicht unähnliche, nur länger gestreckte Tafeln erweisen. Es
ist luftbestand jg, zersetzt sich aber schon bei, gelindem Ery-
wärmen, wobei- sich der Geruch nach Rautjenöl hemerkUch
macht« Basch erbitst schmilzt es, bräunt sieh und verbrennt
ohne Rückstand« |l$iHes Wasser löst es, wenngleich langsam,
zvr klaren Flus^gkeit; wird dagegen die wässerige Lösung
^ekocbti so trübt sie sich und es.sclpeidea. sich Oeltröpfchep
Affi^. ,In kochendem Alkohol Ist es löslich:, fällt aber, beim
XrkaUen d<^ Lösung in Kry^UbUit^:!hen heraus. Von Aether
dagegen wird, es kaum gelöst Verdjuonte caustische, so wie
Jioblensaur^ Alkalien scheiden darauf bei gelindem Erwärmen
alsbald Caprinylmetbylör aus.
Zur Darstellung des letzteren wurde die Doppelverbin-
dung in Wasser gelöst und mit kohlensaurem Natron erwärmt.
Das Caprinylmethylär schied sich alsbald ölig an der Ober-
fläche der Flüssigkeit ab. Es wurde, nachdem sich die dar-
unter stehende Flüssigkeit geklärt hatte, mittelst der Pipette
abgehoben, durch kohlensaures Kalium sorgfältig entwässert
und hierauf der Destillation unterworfen. Das Thermometer
Jtieg , ohne, dab alwa« .überging, rasch, aitf 223^ & , ; blidb
dann bei 224® C. stationär, und es ging J>ei dicfser Temperff ^
tar das Oel vollständig fiber^
Die Analyse desselben lieferte nachstehende Werthe :
L 0,2715 Grm. Substanz mit Knpferozyd tmd Saueratoi^ ver'braimt
gaben 0,7715 Koblensäure und 0,323 Wasser.
n. 0,123 Grm: 'in gleicher Weise verbrannt lieferten 0,352 kohlen-
saure und 0,144 Wasser.
Diese Zahlen führen zur Formel des Caprinylmelhylürs
Cii%20; wie nachstehende Zusammenstellung der berechneten
und gefundenen Werthe ergiebt :
! . gefunden : < /
77,49 78,00
13,21 18,06
170 100,00.
Das synthetisch gewonnene Caprinylmethylür stellte ein
farbloses und sehr stark lichtbf echendes öliges Liquidum von
eigenthümlichem, an den der Gartenraute erinnernden Geruch
dar. Sein specifisches Gewicht betrug bei -(-. 17,5^ C. Q,8295.
Bei einer Temperatur zwischen 4~ ^ ^^^ 4"^^^*« ers^rrte e$
zu einer Erystallmasse, welche erst zwischen -^ 15 und 16^ C.
wieder schmolz. Von Wasser wurde es nicht merklich ge^
lost, yon Alkphol dagegen leicht aufgenommen. Bei der
« #'*,''■'■-■ •«.
Destillation siedete es constant bei 4^ 224^ Q. , ,
Kaufliches Rautenöl, aus einer sonst zuverlässigen^ Quelle
bezogen, der. DestjUatioif unterworfen, liefs unter 200^ C, bei
etwa 160 bis 175PC.» eine beträchtliche Menge Terpentinöl
übergehen. Von 200 bis 245^ G. dagegen ging ein Destillat
über, welches im Wesentlichen aus Caprinylmethylär bestand.
Es wurde in gleicher Weise, wie das synthetisch dargestellte,
in die schwefligsaure Ammoniak-Üoppelverbindung überge-
führt, was eben so leicht gelang und die vollständige Ueber-
^260 Gorup'Besanez tt, Oritnm, Synthese
^insiiramiing- ^et- Eig^eni^chafleiB beider eonsta^t. Die- Ana-
lyse .bestätigt^ die Identität.« ' > :
L 0,187 Gnn. gaben 0,1515 BclilreldsaiiiieB Baaryom » 0,090868
: . ./.'==? IM? pP-,, .. ; :
n. ^ 0,394 Crnn» gaben P|329& Bchwefelsaores BarTum :^ 0,04523 S
== 11,47 pC,"
U][. 0,108 Grm. gaben 0,091 8ch;i¥f»felBfiqres Barnim ss^ 0,0^249 S
= 11,49 pC.
ly^ 0|4375 Gnn.. gübep 0,348 BchwefelsaureB Barynin = 0,04778 S
' = 10,d2'pC.
"V. 0,223' Grm. gaben mit Natronkalk Verbrannt 0,169 Ammotiiuni-
platinchlorid = 0,01059 N «=.4^75 p€.
Alle die6e Werthe fähren zur Formel des schweflig-
-Ammoniaks :...
geflinden
sauren
1
Caprinylmethyli
• berechnet
Ca
132 46,15
Hm
28 9,79
0,
80 , 27,98
N
14 4,89
i. '*^
32 11,19
*T-
I. n. m. IV.
4,75 — — —
11,12 11,47 11,49 10,92
286 100,00.
Das ' aus ' der schwefligsauren Doppelverbinduhg des
natürlichen Rautenöls abgeschiedene Cäprinylmethylär stimmte
In allen Punkten mit dem syntTietisch dargestellten überein.
Bei der Destillation ging es vollständig zwischen 224 und
226<>C. über. Das spec^ Geiiwchl betrug bei -f 18,7* C.
0,8281. Auch Schmelz- und Erstarrungspunkt lagen inner-
halb derselben Temperaturgrenzen.
Der Analyse unterworfen lieferte es folgende Werthe :
L 0,209 Grm. Sat)8tanz mit Kupferoxyd und Sduersto^ yerbrannt
lieferten 0,591 Koblensäive und 0,246 Wasser.
. II, 0^257 Gim. glkh^n in gleicher Weis« t^orbrioint 0,728 K(^lea-
säure und 0,3005 Wasser.
lU. 0,3275 Grm. mit cbromsaurem Blei yerbrannt gaben 0,922
" KohiensÄure und 0,891 Wasser:
1
t
des Bautenöb/
•n
Gefunden
Berechnet
L
n.
m.
c«
132
77,64
77,13
77,25
76,80
H«
22
12,94
13,08
12,99
13,26
0
16
d,42
—
—
—
S81
170 100,00.
Der etwas zu niedrig gefundene Kohlenstoff der Ana-
lyse in. dürfte in einer nicht ganz vollständigen Verbrennung
seinen Grund haben, erscheint übrigens nach den yon Gie-
secke und Fittig erlangten . Resultaten bedeutungslos.
Harbordt*) machte gegen die Auffassung des Rauten-
öls als eines Aldehyds geltend, dafs dasselbe bei der Be-
handlung mit Oxydationsmitteln, als welche er dickromsaures
Kalium und Schwefelsäure, so wie verdünnte Salpetersaure
anführt, nichts wie diefs für Aldehyde characteristisch sei,
eine Säure mit einer gleichen Anzahl von EoUenstoffatome^
sondern Caprinsäure liefere. Konnte dieser Befund gegen
die Aldehydnatur des Rautenöls mit Recht geltend gemacht
werden, so konnte er andererseits von denjenigen Chemikern,
welche das sogenannte Popo.fT'sche Oxydationsgesetz der
Ketone *^) als ein unumstöfslich festgestelltes zu betrachten
geneigt sind, als ein Gegenbeweis der Auffassung desselben
als Caprinylmethylür angesehen werden. Seit aber G le-
se cke und Fittig gezeigt haben, dafs die Angabe Har-
bordt*s nicht richtig sei und das gereinigte Rautenöl bei
der Oxydation mit dichromsaurem Kalium und Schwefelsäure
in der That die nach dem PopefTschen Gesetze zu erwar-
tenden zwei Säuren, nämlich Pelargonsäure und Essigsäure^
liefere, mufs auch dieses letzte Bedenken schwinden.
. »
*) Diese Annalen CXXHI, 293.
*) Zeitschrift für Chemie XI, 619.
Annal. d. (Them. «. Phnrm. CL.VII. Bd. S. Heft. 19
2S2 Gorup-Besane»j Jel&inere Mütheäungen.
IV. Kleinere MittheüuDgeiu
1) Beiträge zur Eenntiiifs der Cliolsiiire.
1) Einwirkung von Phoftphorchlorür auf Ghohäure^ C24H40O5»
— Trägt man gepulverte Cholsäure in Phosphorchlorür ein,
80 findet eine von mäfsiger WSrmeentwickelung begleitete
Reaction statt; es entweicht reichlich Chlorwasserstoff, die
Cholsfiore löst sich allmälig auf und nach Beendigung der
Einwirkung fallt beim Vermischen der dicklichen Flüssigkeit
init Wasser eine weifse harzartige Masse heraus. Mit Was-
ser zum Kochen erhitzt schmilzt dieselbe und entwickelt
einen unangenehmen, einigermafsen an den des Phosphor-
wasserstoffs erinnernden Geruch. Beim Brkalten erstarrt sie
zu einem grauweifseU; leicht zerreiblichen Klumpen.
Zur Reinigung wurde das Product der Einwirkung mit
erneuertem Wasser so lange ausgekocht , als das letztere
noch saure Reaction annahm, dann in der Warme in kohlen-
saurem Natron gelöst ; es fand dabei starkes Aufbrausen statt
und gleichzeitig entwickelte sich abermals ein an Phosphor-
wasserstoff erinnernder Geruch. Aus der schwach gelb ge-
färbten filtrirten Lösung fiel beim Uebersättigen mit Salzsäure
ein weifser körniger Niederschlag heraus; derselbe, durch
wiederholtes Lösen in Soda und Fällen mit Salzsäure so wie
durch Behandlung mit Aether weiter gereinigt, erwies sich
ah eine eigenthiimliche phosphorhaüige Säure. Getrocknet
stellte dieselbe ein weifses stäubendes Pulver dar, welches
unter dem Mikroscop die Gestalt feiner, stark lichtbrechender
Körnchen, aber keine Andeutung von Krystallisation zeigte.
Sie schmeckte nur ganz schwach bitterlich, war geruchlos,
unlöslich in kaltem und kochendem Wasser, löslich in Alkohol
und Chloroform, nur wenig löslich in Aether. Beim Erhitzen
Gorup-Bssanezy JcMnere MtUheüungen. ytSi
■auf Plfttinblecb schmolz sie, brtiünte sich, ühg Feuer ond t^-
brannte unter Aosstofsang äicker weifser Dimpfe mit gfrfin^
lieber Flamme. Es blieb eine schwer verbrennliche , von
Phospborsäare stark sauer reaigirende Kohle zurücli. Hit Zucker
und Schwefelsäure gab sie die Fette nko fernsehe Galten*
Teaction.
Mehrere Analysen der von verschiedenen Bereitungen
herrührenden Säure gaben ZaUen, die der empirischen For-
mel C72Hn4P80i5 annähernd entsprechen. Wäre diese Formel
die richtige, so könnte die Ein wniiung nach folgender For*
melgleichung verlaufen :
3 (C^H^eOa) + 2 PCls s= Ct,H„,P,0,5 + 6 HCL
Leider aber bieten die Eigenschaften der Säure keinerlei
Garantie für ihre Reinheit dar. Eben so wenig, als es ge^
lang, die Säi|re selbst krystaUisirt zu erkalten, gelang die
Darstellung krystallisirbarer Salze. Die in Wasser löslichen
Alkalisalze scheinen während des Abdampfens partielle Zer«-
setzung zu erleiden und hinterlassen haridge gelbgefärbte
Ruckstände, welche vollkommen amorph erschienen und bei
der Analyse kerne brauchbaren Zahlen lieferten. Die Salze
der Säure mit schweren Metalloxyden sind amorphe Nieder-
schläge und meist basische Salze; auch diese erwiesen sieh
zur Moleculargewichtsbestimmung der Säure ungeeignete
Unter diesen Umständen verzichtete ieh auf eine weitere
Verfolgung des Gegetaslandes, der bei dem Interesse, wel-
ches die natürlichen phosphorhaltigen Verbindungen d^
thierischen Organismen in hohem Grade beanspruchen, bd
günstigerer Sachlage des Verlockenden genug halte. Ich
möchte an dieser Stelle darauf aufmerksam machen, dafs die
bis nun bekannten phosphorhaltigen Bestandtfaeile des Gehirn^
und Nervennttrks ausnahmslos durch ungewöhnlich hohe
Moleculargewichte ausgezeichnet sind. Es scheint, dafs mit
dem Eintritt des drei-* oder fünfwerihig fungirenden Phos-
19»
38A .OorUp'-B^aaHeZy kleinere Miäheüungmi.
^ors Diehrer^ Moleoule pho^p^freier Verbindungen « i W
4)ondenslrteii piiosphicurhaltlgeii Moieculen verankert werden
können. '■ . ■ .
' Auch will ich schliefelicfa erwähnen, dafs man auch bei
üer Behandlung von Gk^hsterin mit Pha$phorchlorür phoar
phorhaltige neutrale^ leider schwer zu reinigende Körper err
fbält, lye fihnlieb dem sogenannten Myelin Virchow's die
Eigenschaft besitzen, mit Wasser «tärkmehlartig aufzuquellen.
i) Einwirkung von ^chtnehendemAeiakali auf Cholsäurem-r-
Jf ach. einer Angabe C. G« Lehm ann 's *) soll die Chol-
saure bei der Behandlung mit sch^ielzondem Aetzkali Fair
mitinsäure y Propionsäure ,' Essigsäure . und Ameisensäure
liefern. Indem er hierauf als einer constatirten Thatsache,
■lut welche. man sich, aber in. der Literatur vergeblich nach
einem Gewährsmann umsieht, fufst, folgert er auf eine nahe
:Besiehung der €hoIsäure . «ir Oelsäure und gründet darauf
-eine Hypothese der Bildung der Gallensauren im Organismus.
Die Darstelhing einer gröfteren Menge Cholsäure, welche
ioTisprdnglich zu 'anderen Zwecken unternommen war, gab
Gelegenheit, diese Angaben experimentell zu prüfen.
1 Theil > Cholsaure und 3 Theile Aetzkali wurden mk
wenig Wasser in einem geräumigen Silberkessel derart Aum
Schnkelzen erintzt, dafs in die Schale zunächst das Aetzkali
gebracht und hierauf dasselbe mit wenig Wasser bis zur
•Lösung erhitz wurde ; erst dann wurde die Cholsaure in kleBien
Partieen zugesetzt. Die Erscheinungen während dieser Ope«*
ration waren gana ähnlicb denjenigen^ welche Hlasiwefz
«nd Barth gelegentlich ihrer Abhandhing Qber die Zer*-
setzungsproducte einiger Harze durch schmelzendes KaU
iieschreiben. Die Masse begann bald zu schäumen, stieb
«igenthumlich aromalii^ch riechende Dämpfe a«6 und es ent«*
•j-k<
*} Handbnoh der pfaTdologisoheai ChMnie 1859, e9.
Qorup-Besunezj Heinere MiUheüungen} 285'
wickelte. 8ich reichlich Wassersloffgas. Die Operation irurde
unterbrochen, als der Schaam begann zusammenzusinken,
die erkaltete Hasse mit Wasser behandelt, und endlich die
filtrirte wässerige Lösung mit verdünnter Schwefelsäure über-,
sättigt. Auch nach längerem Stehen schied sich aurser Ery-
stallen von schwefelsaurem Kali Nichts aus, was als Nieder-
schlag fetter Säuren hätt.e gedeutet werden können. Die'
Losung wurde daher der Destillation unterworfen. Das'
Destillat reagirte entschieden sauer und zefgte den unver-,
kennbaren Geruch der fluchtigen Fettsäuren. (Senau mit
chemisch-reiner Soda neutralisirt und im Wasserbade abge-
dampft hinterliefs es einen Salzrückstand , der mit Schwefel-
säure abermals der Destillation unterworfen wurde. Im
Destillate würden durch die Moleculargewichtsbestimmung
des Silber- und Barytsalzes Propionsäure und Essigsäure
nachgewiesen. Ameisensäure war darin nicht enthalten!
*•.'■■.■ > »
Der Rückstand von der ersten Destillafion wurde so
" ,-. _ . , '■ , .•,'--.
lange mit Aether ausgeschüttelt, al^ äerseH^e noch saure
Reaction annahm ; die ätherischen Auszüge wurden vereinigt
und der Aether im Wasserbade abdestillirt. Im Rückstande
konnte ebenfalls Propionsäure und etwas Essigsäure nach-
gewiesen werden, aber durchaus keine Palmitinsäure. Herr
Dr. H. Rof Shirt, der diese Versuche auf meine Veranlas-
sung wiederholte, kam zu gleichen Ergebnissen. Er fand'
Propionsäure und Essigsäure zu annähernd gleichen Mole-'
culen.
. ' ■ . ' ...»
Uebereinstimmend fanden wir beide aufserdem, däfs ein
grofser Theil der Cholsäure bei diesen Versuchen in ein
amorphes braunes, beim Erkalten sprödes Harz von den
Characteren des Dyslysina verwandelt wird, welches sich
gegen chemische Agentieii aufserordentlich indifllereht ver-
hält.
286: Qorup'-Beianezy Heinere M%tlheilu/n§en,
2) Eine vortheilliafte Darstellnngsweise diftr Ölyeochot-
säure.
Meinen Erfahrungen zufolge besitzt, die nachstehend
beschriebene Darstellungsweise der Glycocholsäure ^ vor den
von, Strecker*) und von Hoppe-Seyler **) ange-
^ebenen, den Vorzug der gröfseren Sicherheit, der bequeme--
ren , Ausführung und der besseren Ausbeute.
Ochsengalle, so wie sie aus der Blase kommt, wird in^
VVasserbade bis nahe zur Trockne verdunstet^ der Ruckstand
mit Weingeist von 90 pC. extrahirt, der Alkohol durch Ver-
dunsten oder durch Destillation verjagt, und der nothigenfalls
mit Wasser noch verdünnte Rückstand mit Kalkmilch ver-
* ♦ ' *
setzt; man erwärmt gelinde, wobei sich der grofste Theil
des Pigmentes an Kalk gebunden niederschlagt, und filtrirt»
Das meist nur . schwach weingelb gefärbte Filtrat versetzt
man nach dem Erkalten mit verdünnter Schwefelsaure bis
zur bleibenden ^Trübung (jeder Ueberschufs ist zu vermeiden)
und läfst in der Ruhe stehen. Nacli wenigen Stunden ist
die ganze Flüssigkeit zu einem Krystallbrei von Glycochol-
säure erstarrt. Man wirft denselben auf ein Filter, filtrirt,,
am Besten untj^r Anwendung der Wasserluftpumpe, wascht
mit kaltem Wasser aus und prefst die meist schon ganz farb-
lose Säure zuerst zwischen Fliefspapier, dann mit einer Holz-
schraubenpresse aus. Zur weiteren Reinigung löst man die
Säure in viel Kalkwasser auf, und versetzt wieder mit ver-
dünnter Schwefelsäure bis zur bleibenden Trübung, wo dann
die Glycocholsäure in blendend weifsen feinen Nadeln völlig
rein herausfällt
. *). Lehrbuch- der orgaaischen Chemie, 5. Aiifl. , ^.815 und diese
Annalen LXVII, 14.
**) Handbuch der physiologischen und pathologisch - chemischen Ana-
lyse, 3. Aufl., S. 159.
Oarup^ BtsaneZf kleinere MitiheHungem ^SSt
Hoppe**SeyIer \kUX die Saare zur Reinigung aus der
alkoholischen Lösung durch Verdunsten derselben bei ge^
wohnlicher Temperatur umkrystallisiren. Auf diese Weise
die Glycocholsäüre.krystallisHrt au erhalten, wollte mir nie«*
mals gelingen. Sie blieb dann stets, wie auch Strecker
gefunden, als harzige Hasse zoröclr.
Bei der von mir angegebenen Darsteliungs weise kommt
es zuweilen TOr, dafs sich nach dem Versetzen des Filtrats
Yom Ealkniederschlage mit yerdunnter Schwefelsaure bis zur
bleibenden Trübung, nach einigen Stunden eine ölige dick-
. liehe Masse am Boden des Gefafses abgeschieden findet,
während die darüber stehende Flüssigkeit sich allmälig klärt.
Nach mehreren Tagen bis YTochen jedoch verwandelt sich
diese Masse ebenfalls in Krystalle von Glycocholsäiire. Bs
ist mir nicht gelungen, die Bedingungen zu ermittein , von
«
welchen diese Anomalie abhängt.
3) lieber einen enormen Thongehalt einer menschlichen
Lunge.
In den letzten Jahren wendet die pathologische Anatomie
den sogenannten Ihhalationskränkheiten und insbesondere den
Gewebsveränderungen der Lunge, durch in selbe gelangende
fremdartige Stoffe, wie Eisenoxyd, Kieselstaub u. s.w. eine beson-
dere Aufmerksamkeit zu. In einem derartigen, von Fror Zen-
ker beschriebenen Falle, welcher eine besondere Bedeutung
durch den Umstand erlangte, dafs durch sein gründliches
Studium die Frage -: ob staubförmige, in der Ltift suspehdirte
Körper von den Luftwegen aus, in das Innere des Lungen-
parenchyms, d. h. nicht nur in die Höhle der Alveolen, sondern
in deren Wand und in das interstitielle Gewebe einzudringen
vermögen, — gegenüber bis dahin, immer noch geltend
gemachten Bedenken — zum endgültigen Abschlüsse gebracht
388 Qorup- B es anez^ kleinere - MiUheäunffen.
wnrde, fand ich liei der chemischen Unlersacbong der Liinge
des betreffenden IndividunmS) einer ArbeiteriD in einer
Fabrik, in welcher die zum Einlegen dea feinen Blattgoldes
bestimmten, durch Einreiben^ mü Bof lischroth rolh gefärbten
9üchelofaen von Fliefspapier gefertigt werden , in 57 Gmt.
der Lange, resp. in der aalzaanren Lösung der Asche dieser
Gewichtsmenge, 0,828 Grm. l^isenoxyd. 1000 Grm. dieser
Lunge. enthielten mitbin 14,5. Gi^m, Eisenoxyd« .Mit Berück-
sichtigung der absoluten Gewichtsverhaltnisse der beiden.
Lungen und unter der Voraussetzung gleichmafsiger Ver->
theilung läfst si%h der Oesammtgehalt beider Lungen ün
Eisenoxyd auf nicht weniger wie 21 bis 22 Orm. anschlagen*
Ein kaum weniger interessanter Fall kam vor Kurzem
zfi meiner Eenntnifs; auch dieser wurde von Prof. Zenker
studirt und mir die chemische Untersuchung überlassen. Es
handelte sich hier um die Lunge eines Arbeiters in einer
Ultramarin fabrik, der^ wie das chemische Ergebnifs aufser
Zweifel setzt, nicht dem. Staube des Ultramarins selbst, son*-
dern der zu seiner Bereitung dienenden Mischung ausge-
setzt war.
Die chemische Untersuchung dieser Lunge ergab nam*
lieh die Anwesenheit einer bedeutenden Menge von kie-'
eehaurer Thonerde , Quarzsand und mebr Eisenoxyd ^ wie
normal. ,
2^7 Grm..Lmige gaben .3,1935 kieus^lsaure ^honcfde, 0,3298 . Qui^sr
sand und 0,329 Eisenoxyd.
Von dem in der Lunge,. enthaltenem Thone waren auf-
schliefsbar : .
a. b,
durch Salzsäure durch conc. Schwefelsäure
Thondrde . . . 1,460 Grm. 0,1369 Grm.
Eieseierde . . ^2d0 „ 0,3066 ^
2,750 Grm. > ' 0,4485 Grtn.
Für iOOO ThjeUe- Lunge berocbneii' siofa demnaeh an
Timnerde, IQeselerde lEind Sand i0^91 Grin. Ifimail iiiaii dai
Gesamintgewioht beider Lunjgeft Ht rnnder Zahl za i500 Cirm*
und gleichartige Yertbeilung dealnhalatioiisstaubes in 4en-*
selben an , «o beträgt die darin mitkaken»^ Menge van Then
und Somd. 20,86 Grm. .
Bei der Behandlung der Lunge mit rauchender Salpeter-
saure gab sich nach Zerstöfuhg der organischen Substanz
ein sehr fein susrpendirter schwarzer Körper zu erkennen^'
der sich bei näherer Untersuchung als itohle tmswies,
' ^4) Zur Warnung;.
Die schweren Unglücksfälle, welche in den letzten
Jahren durch Nitroglycerin veranlafst wurden, sind noch in
Jedermanns Gedächtnifs. Wenn aber die Gefährlichl^eit die-*
ses explosiven Körpers als allgemein bekannt vorausgesetzt
werden darf, so sucht man doch.and^rseits^ vergeblich nach
Angaben über die furchtbaren Wirkungen, welche auch sehr
kleine Mengen Nitroglycerin, unter . gewissen Verhältriissm
veranlassen können, und welche diesen Körper viel gefähr-
licher erscheinen lassen , wie den in den Lehrbüchern so
sehr betonten ChlorstickstofF,
Zur Warnung theile ich .nachstehenden, in meinem Labo«-'
ratorium vorgekommenen Fall einer Nitroglyoerinexplosion
mit : Einer der Praclicanten steUle eine kleine Quantität
Nitroglycerin nach der< bekannten Methode dar, und con-»
stattrte mehfere der in den Lehrbücberh angegebenen Eigen?«
thümlichkeiten desselben. So wurde bestätigt gefunden, dafs
das Nitroglycerin/ in dOoner Schicht flach ausgegossen, sich
nur schwierig entzQnden läfsA und ^ie Schiefspuivei^ iheik
weise abbrennt Etwas davon in einer Porcellanschale er-t
wärmt nnd mit einem brennenden Holzspaha berührt, brannte
X0Q Oorup-Beianeäj kleinere^ MüAeHunt^en}
ebenfalls nur mit prasaetedem Geränsbb «tK. Dadurch. xBver-
aichtUeh gemacht vwfiel der Fracticuit (ich halte eben dat
Loeiii Teriaaaen) auf den Gedanken:, etwa 10 Tropfen dea
Präparats 'in eineaa schmiedeeisernen Keaaelchen, wie aelbe
als Sandbäder verwendet werden ^ durch eine ontergestellte
grofse Gasflamme rasch zu erhitzen. Zuerst liefs. sich pras«
selndes Geräusch vemeM^n , gleich darauf aber erfolgte
eine furchtbare Detonation. Als ich auf den Knall sofort in
das Laboratorium eilte, bot sieb mir folgender Anblick dar.
Sammtliche 46: Fensterscheiben eines geschlossenen
Arbeitsraumes, in welchem der Versuch angestellt wurde,
waren zerlrümmert; kaum fand sich ein gröfseres Stück
Glasscherben vor, wie eine Erbse. Das eiserne Kesselchen
war zerrissen und ein Theil desselben durch die Fenster des
benachbarten Arbeitsraumes förmlich geschossen und einige
Fufs davon liegend; der andere Theil war dötienförmig zu-
sammengedreht. Der eiserne starke Trager des Bunseh-
schen Lampen Stativs' war rechtwinkelig abgebogen und zur
Hälfte scharf durchgeschnitten , der obere Theil endlich des
Bunsen*schen Brenners ebenfalls zerrissen und wie ein
Strohhalm ausgefalzt. Ton drei anwesenden Personen erhielt
durch einen glücklichen Zufall hur die unniittelbai* vor dem
Arbeitsraume stehende eine leichte Verletzung durch Glas-
scherben, während die übrigen, aber ebenfa'Hs in unmittel-
barer Nähe befindlichen, mit heiler Haut davon kamen.
Offenbar war hier der Fall eingetreten, -den E« Kopp
als eine Bedingung der Explosion in deiner Hittheilüng in
den Compt. xend« LXHI, 169 mit folgenden Worten be-
schreibt : ^
IMbX man einen Tropfen Nitroglycerin auf eine mäfsig
heifse Gnfseisenplatte fallen,' so verflüchtigt er 'Sich rahig;
ist die FhUe rothglöhendv so entzündet sich der Tropfen
anmittelbar und breiint eben so wie ein Fuiverkom ohne
Oor up^B^ tan tf is » Jchinire JdiUheäungen» ^i
Geräusch ab« Wenn dagegen du Platts ni^it rolhfflUhend,
isidßsee» doch soheifa isf^- dafs düs Nitroglycerin ^fori in^
Kochen kommtj eo zersetzi sieh der Tr qpfen, unter Deienatiön*
Erlangen fm November 1870.
. » • . • • •
Untersuchungen aus dem chemischen üni-
. versitätslaboratotium zu l Halle.
52) Ein' 2ink- Calcium -Dpppelsak der Aethylen-
milchsäure als Mittel, zur Reindarstellung dieser
• • • • ■ 'Säure j" ••• «•-•
von W. Eeintz.
Bei der Zersetzung der Aethylenjodpropronsäure durch
Kochen mit Silberoxyd und Umwandlung der entstandenen
Saure in Zinksalz ist von Socoloff^) ein schwerer lös*
liches Zinksalz in kleiner Menge beobachtet worden ^ dessen
Natur er nicht weiter ermittelt hat, welches er aber für
hydracrylsaures Zink hält *♦). Seitdem W i s 1 i c e n u s **♦)
nachgewiesen hat, diafs eine Hydracrylsäure im 6 ei Ist ein-
schen f) Sinne nicht existirt, dafs vielmehr das Product, wel->
ches Beils^tein dafür gehalten hat, ein Gemisch gewesen
ist, war es. nicht ohne Interesse, die Natur der darin ent-
haltenen Saure zu ermitteln.
*) Diese Aimalen CL, 171*
**) Ebendaselbst S. 173*.
•**) Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft IH, 809*.
- t) nfese AitoAleÄ CXXII, 36»* ' ,. . - .
Sßii- BeintZy über ein Zinh^Caltium'^Düppelsah
Bei meinen Untersuchung«!! über' die Zersetzttngspro«
ducte der Aethylen-Joäpropionsaure durch Kochen mil Kalk^
milch erhielt ich von Jenem Kdrpör bei Un^wandlunf des
Kalksalzes in Zinksalz eioe freilich 4[iur.$ehr kleine Mfngfe,
nämlich nicht ganz 0,2 Grm. der reinen Krystalle. Trotz«»
dem ist es mir gelungen, die Natur derselben vollkommen
sicher festzustellen.
Die Elementaranalyse der bei selbst 140^ C. nicht an
Gewicht vierlierenden Krystalle ergab afuniiclist folgende Zahlen.
0,1538 Grm. gaben 0,i6t3> Kofalen^af^, 0^0629 Wasser,
und im Schiffchen blieben 0,0588.
Der Umstand, dafs dieser Glühräckstand während er
glfihta nieht gelb gefärbt war, li^fi^ mich Kalk dMii ver'*^
mnlhet), und ein quantitativer Versuch mit einigen Decigram-«
men des Salzes ergab in* der •7hat neben Zink auch die
Gegenwart von Kalk.
Um daher die Gesammtkohlensäure zu ermitteln brachte
ich den Rückstand yom Schjffchen in einen Tiegel und be-
stimmte die Menge der durch Glühen, im Geblase noch aus-
treibbaren Kohlensäure. Eß blieben 0,0455 Grm. Rückstand,
also wurden noch 0^0133 Kohlensäure erhalten. Nimmt man
nun an, das analysirte Salz sei ein Doppelsalz, in welchem
beide Metalle zu äquivalenten Mengen enthalten sind, so er-
giebt sich aus den obigen Resultaten folgende Zusammen-
setzung:
gefünd
en
berechnet
^Kohlenstoff
30,96 ''
30,24 12 C
VT^Mserstoff
4,56
4,84 20 H
Zink
14,04
.,. .14,10 l^
Calcium
8,64
8,68 1 Ca
Sauerstoff
41,81
41,65 12 0
100,00 100,00.
Leider machte ein zufälliger Umstand die Bestimmung
des Zinkoxyd^ und Kalkgehalles des Glüiiruokstandes un-
V 4er ji0th^efHnilch84iur;e., .20ff
inöglich, md so fehtt lär.die Ria^Mgkieii 4er ahigea Annfihiw
ittamer ,QOch d^r jen^dgäHige Beweis« t
Es ist RiMT aber gelqngeii, denselben in einer andereo
Weise beizubringen.
BekanntUob ist sowohl das Kallc- wie das Zinksalz der
AetbylefimileHsaofe anfserprdei^Iii^b l^icAt in Wa^^r löslieb.
Mischt man aber concentrirte Lösungen ani^bernd aquivar
lenter Mengen beider Saline ^ s^ entsteht, je nach dem. Grade
der Concentratioa naipb längerer oder Itarzerer Zeit ein kri-
stallinischer Njed^rs^lag, und dieser IllictAersQblag enthli)t
sowohl Kalk als Zink« Dentüobe Krystalle : erhalt man, wenn
mn de«! JNtederiSchlag in oiogliuhst wenig Wasser beifis lö|t
und die liöismig :uher.Schwefelsibire verdunslein Ißfst I>ureh
Abkühle« einer koebeind heifo igesiittigten Lepung kaifn der
Kerper nichl . w.Qhl umkry^tailisirt werden , weil er in- d^r
Kochhitze nur wenig löslicher ist, als in der Kalt«» Diese
Krysit^Ue sind von denen nicht . ^u unterscheiden« deren An««»
lyse oben angeführt ist. Sie zeigen sich wie Jene wasserfrei,
nnd die Analyse ergab j, dab/ darin in 4er Tbat flquivalente
Mengen Zink and. Calcium: enthalten ^nd. ^
, 0)3460 6rm. verloren bei 140^ C. nicht ßu Gewicbty
jbinterliefsen stark geglüht 0,1026 Röckstand, und dieser Rück-
stand, d.er sich ohne jedes Brausen in Salzsaure löste, ent^r-
hielt 0,0430 Kalk, welcher aus. der ammoniakalischen Lösung
dnrcb oxatsaures Kali gefallt worden war. Der geglühte
Kalk war allerdings. nicht gtmz frei von Zink, obgleich, um
dessen Hitfällung zu hindern ^ vor Zusatz des Oxalsäuren
Salzes ein bedcMtender Ueberschufs von Ammoniak hinzuge-
fügt, und wahrend des Stehenlassens , Filtrirens und Aus*-
waschens (wobei wieder ammoniakhaltiges Wasser verwen-
det wurde) die Verdunstung, desselben möglichst verhindert
worden war. Indessen erzeigte. Schw:efelaimiipnnim in der
ammoniakiilisch gemachten saliSi^uren Lösung des gewogenen
2M Hetntz, über ein Zinh-^CtdctiM^Doppelaalz
KMlb ntiF^ eine kaum merkbare Trübongr, welche nach länget
rer Zeit sich zu einigen wenigen Flocken ansammiske, die
auf keinen Fall mehr als einem Milligramm 2inkoxy^ ent-
sprechen konnten.
Berücksichtigl man diese geringe Verunreinigung nicht,
so folgt aus dem Versuch ein Gehalt von i3,82pC. Zink und
von 8,88 pC. Caldum.
Hiernach unterliegt es keinem Zv^eifel mehr, dafs das
-untersuchte Sal2 ein wasserfreies Doppelsalz Ton Stbylen^
miichsaurem Zink' mit ätiiylenmilchsaurem Kalk ist*
Auf die Existenz dieses verhSltnifsmifsig sebwerloslidhon
Doppelsälzes kann eine Methode zur Reindarstelhmg der
Aelhylenmilchsäure gegründet worden, uÄd zwar in folgen*-
der Weise. Die unreine freie Saure wird in zwei gleiche
Theile getheiHf. Der eine wird mit Kalk, der andere mit
Zinkoxyd gesättigt und beide Lösungen -vermischt SiAd die
Lösungen concentrirt genug, so fällt schoii ein Tbell des
Doppelsalzes nieder. Durch Verdunsten der Mutterlauge ^-
hfilt man noch mehr davon. Das gut gewaschene , eventuell
umkrystallisirte Salz kann durch Schwefelwasserstoff vom
Zink, durch die genau abgewogene Menge Oxalsäure von
der Kalkerde befreit werden. Diese Methode hat mir gedient,
aus einem unreinen Kalksalz der Aethylenmilchsfiure, welches
wedet aus der wässerigen noch selbst aus der alkoholischen
Lösung in Krystalle äberzuföhren gelang, reine Aelhylenmilch-
säure in reichlicher Menge zu gewinnen.
Schliefslich mögen noch einige Bemerkungen über die
Eigenschaften des äthylenmilchsauren Zink -Calciums Platz
finden.
Die Krystalle desselben sind immer sehr klein^ mag man
sie durch Verdunsten der Lösung im Vacuum oder im Was-
serbade sich bilden lassen. Sie sind in kochendem Wasser
nur wenig löslicher als in kaltem und bedürfen 11,5 Theile
der Aethylenmäehiäure. • 295
Wasser von 15^ C. zur Lösung. In Aelher und. selbst in
Alkohol sind sie auch in der Kochhitze ganzlich unlöslich.
Beim Erhitzen entwickeln sie anfänglich weifse Dimpfe von
stechend saurem Geruch, während sie ohn6 wesentliche Far^
^enänderung nicht eigentlich schmelzen, sondern zusammen-
fintem. Bei Verstärkung der fiitze tritt Gelb«, Braun-»,
Schwarz-Färbung ein unter Ehtwickelung von leicht ehtzflnd*
lichen, leiuchtend brennenden Dämirfen. Bndlich verbrennt
auch die Kohle, und ehd bei lebhafter Glühhitze gelbes , in
der Kälte farbloses Gemisch von Zink-» und Calciumoxyd
bleibt iSuröck.
Halle, den 8. Dec^mber 1870.
53) lieber die Producte der Zersetzung der Aethj-
lidenchlor- und der AethylenjodpropionsUure beim
Kochen mit Kalkmilch;
von Demselben.
Am Schlufs meiner Abhandlung über die Einwirkung
des Ammoniaks auf a Chlor*- und /} Jodpropionsäure *) habe
ich es als wahrscheinlich bezeichnet, dafs zwar die Aethylen«
haloidpropionsäuren beim Kochen mit fixen Basen neben
Aethylenmilchsäure eine der Diglycolsäure entsprechende
Dimilchsäure liefern werden ^ nicht aber die Aethylenhaloid-
propionsäuren. Im Folgenden sollen die BesuUate der dort
nach dieser Richtung in Aussiebt gestellten Versuche be--
schrieben werden.
*) Diese Annalen GLYI, 25*.
S$6 Heiniz, ,Zets€tsMg' d* AHhplidenehlor^ u.
Zersetzung der Aethylidenchlorpropionsäure,
yf\vA AeÜiylidenchlorpropiQiifiaiire mU etwas öber^sohiu^
j%er Kalkmilch so lange gekocht, bjs.einp mit. Salp^ieraaure
angesäuerte und mit salpetersäjArem Silber von allem CMor
hefreile Probe der Flüssigkeit,, na^b EntCernong des .Silbers
durch Schwefelwasserstoff mit AnHPimialp: einigte Ze^ geHoehli
j^uf Zusatz von Salp^te^rsliire m^. von aalpet^rsi^tirem.SUb^f
keinen Niedersjshlag mehr giebt, so liele^t, die yom Chtor
liurch SUbeFo:i^d^ yo^ SJiber dprcli^^chwefeli^aüfperstpffi vom
überschussigen Kalk durch Kohlensäure befreite,. ai^«niefiMi|
concentrirte Flüssigkeit h^m l^rkalten eine^ reichliche Kry-
stallisation von milchsaurem Kalk, und diefs wiederholt sich
beim Verdunsten der Lösung mehrmals.
Die zuerst angeschossenen Krystalle besafsen alle Eigen-
schaften dieses Salzes, sowie auch seine Zusammensetzung.
I . . ......
0,3B6'l 0tm'.d<9]^ Itifbtröekeiieii BaHdtänz verloren bei 100 bis 105^
^,0962 Wasser und hinterliofsen gegltjiht Q,06X7 Kalk, ent-
sprechend 28,60 pC. Wasser und 25,68 pC. Kalk (letzteren
im waftseirfreien 8alze) ; (beSreCbneib 29,2 pG. und 25,7 pC).
Zuletzt blieb ein Rückstand, welcher nicht zur Krystalli-
sation gebracht werden konnte. Es fand sich indessen, dafs
darin noch eine merkliche Menge Chlorcalcium enthalten'
war. Offenbar war die Chlorpropionsäore noch nicht anhal«
. . « ■ ...
tend genug mit Kalkmilch gekocht worden, also zürn kleinen
Theil noch unzersetU g'eblieben. Bei dem vielfachen Ab-
dampfen der Lösung war dann hoch etwas Chlorcalcium und
freie Milchsäure entstanden; deren Anwesenheit die Krystalli-
sation eines kleinen Theils des milchsauren Kalks ver*
hinderte.
In der That : nach nochmaliger Entfernung des Chlors
durch schwefelsaures Silberoxyd u. s. w. konnte von Neuem
milchsaurer Kalk mit allen seinen Eigenschaften abgeschieden
werden. . v .
d. Ä€tkjfl0njodproptanaä9ire durch Kalkmü6h. 39T
^ Yoil Neuenn aber blieb eine iriGhtkrystallisirelideMtailer*
laufen weldke aber. Mch wieder Chlorcalcimn enthielt
Dieselbe Operation wurde daber noch einmal wiederholt.
Aber auch diesmal wieder blieb eine freilich nur Sufserst
kleine, etwa 0,1 bis 0,2 Grm. betragende Mengfe nicht kry*-
staliisirehden Rückstandes. Auch hierin waren von Neuem
• ' • , ■ . * ' ■ ' #♦
merkliche Mengen Chlor direct durch Zusatz von Silberlosung
zu entdecken. Ja selbst beim Einäschern des mit kohtensau-
rem Natron gemiscliten Yerdampfrfickstahdes 9er von äem
hierbei niedergefallenen Chlorsilber abflltrirten, mit Schwefel-
Wasserstoff vom Silber befreiten Flüssigkeit fand sich *m, der
geglühten Masse nochmals wenn auch nur eine Spur Chlor.
Die beim Umkrystallisiren des sammtlichen auskrystalli-
sirten Salzes aus der letzten Mutterlauge angeschossene Quan-
tität desselben war, wie die folgende Analyse ergiebt, e})en-
falls reiner milchsaurer Kalk.
0,2139 Grm. yerlpren bei 100^0,0.616 tmd hinterliefsen 0,0389 Kalk,
a. i 28,80 pC. Wasser i und 25,54 pC. !Ealk (ber. 29,2 und
25,7 pC).
Eben so wallen die Eigenschaften desselben von denen
des milchsauren Kalks in keiner Hinsicht verschieden.
Aus diesen Tetsuchen ersieht sich, dafs die erste der
im Eingange tniisgesiprochenen T^rtnuthungen sich in der
Tbat bestätigt hat. Zu dem Versuch waren 40 Grm. Chlor-
propionsäure angewendet 'worden. Wäre also neben milch-
saurem Kalk das Kalksalz einer Dimilchsäure in nur einiger
Menge entstanden, so hätte sich diefs auch selbst bei delr An-
nahme, die äufseren Eigenschaften dieses letzteren konnten
denen des milchsauren Kalks zum Verwechseln gleich sein,
doch durch die Analyse der verschiedenen Proben von milch-
saurem Kalk, namentlich durch die Kalkbestimmung, heraus-
stellen müssen.
Es ist daher d^r Schlufs erlaubt : bei Zersetzung der
ABBftl. d* Chern. n. Pharm. CLVII. Bd. 3. Heft. 20
298. .HeihtZf Ztr9etzun^ d^ AethyUäenchlor*^ ü.
AelhyUdeilehlbrpropionsäure durch Kodien mit Kalkmilch ent-
steht neben Chlorcalcium nur athylidenmilchciffurer^ kein di««
äthylidenmilchsaurer Kalk,
Zersetzung der Aethylenjodpropionsäure durch Kalkmilch.
Kocht man Aethyienjodpropionsaure mit etwas mehr
Kalkmilch als zur vollständigen Umwandlung derselben in
Jodcaicium und milchsauren Kalk erforderlich ist,, eine bis
zwei Stunden^ so ist der ganze Jodgehalt derselben durch
salpetersaures Silber in salpetersaurer Lösung fällbar gewor-
den. Die Zersetzung ist also vollendet.
Es gelingt leicht, durch Zusatz von frisch gefälltein, gut
ausgewaschenem Silberoxyd, welches man allmälig zu der
alkalischen Flüssigkeit hinzusetzt , die . Gesammtmenge des
Jods in Jodsilber zu verwandeln.
Man filtrirt, leitet durch das klare Filtrat Kohlensäure
und, falls etwas Silber gelöst war^ einige Blasen Schwefel-
wasserstoff, kocht auf und filtrirt nochmals. Beim Erkalten
der durch Verdunsten der neutralen Lösung bis auf ein klei-
nß$ Volum erhaltenen farblpsen Flus3igke]it scheiden sich
kleine nadelJörmige Krystalle in Menge aus.
Um sie zu reinigen kann man Anfang« mit etwa 50pro-
centigem , später mit immer stärkerem AUu>hol waschen«
Durch Umkrystallisiren aus Wasser oder noch besser ver*
dünntem Alkohol kann das Sahi leicht vollkoromen rein er-
halten werden.
Die Analysen desselben führten zu folgenden Zahlen :
L 0,3868 Grm. der lufttrockenen Substanz verloren bei 110^ 0,0321
Wasser.
n. 0,2159 Ghrm. der wasserfreien Substanz gaben 0,2881 ETohlen-
süure, 0,0798 Wasser und 0,0599 KaUc.
HL 0,2104 (xrm. erlitten bei 110<> einen OewichtSTorlust von 0,0172
und hinterliefsen geglüht 0,0538 Kalk.
lY. 0,2840 Grm. der wasserfreien Substanz lieferten 0,3748 Koblen-
Bttvre, 0,1046 Wasser und 0,0796 Kalk.
(L Ae&ylmjodpropionsäurs durch K^lkp^iloi. 989
Hi^raoF ergiebt ^ieh folgende S^sammenselsuiig: der
was^er^eien Sobstana :
. 4gefiiiiden
n.
IIL
IV.
berecl
[inet
Kohlenstoff
36,39
- ►
36,99
36,00
6 C
Wasserstoff
4,11
—
4,0Sl '
4,00
8 H
Calöium
19,82
19,89
20,02
•20,00
1 Ca
Sauerstoff
89,68
39,90
40,00
5 0
lOOiOO 100,00 . lOO^OO*
IKe Verbindung enthält ein Motecul Kryslallwasseri Etf
sind gefunden 8,2&^ und 8,18 pC< Die Theorie verlangt
8,26 pO. '■■
Das bei 110^ getr^dinele SaU Isann bis 140^ Q. nnd
darüber erhitzt werdwvohne eu^ schmelzen oder an Gewicht
abzonefameiü»
Steigert man abW ' Ae Wdnm bis gegen 160^ C, so
sintert es zusammen, ohne ^iek wes^nlHcb za'fi^ben. An'
Gewiobt > verlieft es bei die^cir femperatur «nd gelbst bei
i75^ nur sehr unbed^itend. Bei |95^ erleidet es scboelieir
Gewiohtsyerlust/eirtwickelt aber gleichzeitig riechende Dampfe^
und färbt sich gelblich. Bndlicb schmilzt ^ zu einer fast>
farblQsen dickSussigon Flflssigkeit, löst sich dann etwas auf
und einwickelt unter Braun- und Schwarzfärbung einen mit
leuchtender Flamme bre^nnenden Dampf* Der Rückstand ist
leicht weifs z« brennen.' -»
In Wasser ist diese Verbindiing. ziemlich leicht löslich,
weit leichter als der diglycolsaure Kalk. In starkem Alkobpl
löst sie sich, aber selbst in der Hitze nur wenig auf. Die Lösung
wird beim Erkalten milchig getrübt. Krystalle setzen sich
daraus nicht ab. Dagegen löst 50 procentiger Alkoliol in. der,
Kochhitze reichlich yon dem Salz auf. Beim Erkalten der
Lösung scheidet es sich zwar nur langsam, aber in grofser
Menge in Ifadelform ab, In Aetber ist das Salz nicht aufiöslich»!
20»
iÖÖ Heiniz^ Zersetzung d. Äethylidenchlor^ u.
Die Ztisammensdzung und die bisher beschriebenen Ei*
genschaften dieses Körpers lassen die Annahme eu, dafs et*
diathylenmiichsaurer Kalk sej, weichet in ganz analoger Weise
aus Aethylenmonojodpropionsaure neben, wie ich später zei-
gen werde, athylenmilchsaurem Kalk entstehe, wie der di-
glycoisaare neben glycolsaurem Kalk und Honochloressig-
säure.
Demnach schien auch die zweite der im Eingang ausge-
S|)rocheneo Vermuthungen der IV'ahrheit : zu entsprechen.
Die weitere . Untersuchung des analysirten Kalksal^es beweist
jedoch; dafs seine Constitution dennoch eine andere ist.
Es läge nalie, die Darstellung der vermeintlichen Dtäthy-
letnnilchsäure sowie anderer Salze derselben zu versirclien.^
Allein alle Bemühungen in dieser Richtung sind fehlg«schla«*
gen. Sie sind es eben, welcher zuia yer$tän4Bifs Aer wahren
Naflur jenes. Kalksalzes gefuhrt haben« : « . ,
Um diö freie Saute darzustellen habe ibh äquivalente
Mengen dieses Salzes und Oxalsäure in Wassdr gelöst und-
die Losungen genuscht. Die Mischung stiefs 'isofort sauren
Geruch aus , welcher an den der Essigsäure erinnerte , dem
der Acrylsäore aber vollkommen glich. Es war nicht anza--
nehmen, dafs die Diäthyienmilchsäute öine leicht flüchtige
Säure sei, da die homologe Diglycolsaure sieh erst bei hoher
Temperatur und unter Anhydridbildung verflüchtigt.
Der folgende Versuch liefert aber den Beweis, dafs aus
jenem Kalksalz leicht eki acrylsaures' Salz erhalten werden
kann.
Wird es nämlich in Wasser gelösri tind die heifte Losung
mit der ebenfalls heifsen Lösung der äcpiivalenten Menge
Salpetersäuren Silbers versetzt, so sonderf sich bei nicht z»
grofser Verdünnung beim Erkalten ein in farblosen Nadeln
fcrystaliisirtes Silbersalz- ab , das auch, obgleich dabei stets
JU J^sthj^l^Kffodfrapionsäure durch Kalknähfi. 80i
Sehwärzang eintritt, aus kocifaendem Wasser umkrystaUlsirt
werden kann.
Dieses Sälz ist liichfs Anderes als acfylsaüres SHber. Eg
besitzt alle Eigenschaflen desselben, auch die, beim Erhitzen
zxk Terpnffen, Seine ZiwammensetzuBg habe ich wie folgt
gefunden. Es wurde vor der Analyse bei 95^ getrocknet,
wobei das lufitröckene Sdl^ nur um lähige Zehntel Pi^ocent
«bnimrat.' • '
* l/ ''0,2810 GhrmVliiirteriieften 0,167© ßübeil ' ' ^ ./
H. 0,2247 ©ttn. WsOeAieCBm 0,ia49 »n>er.
m. 0,2077 Grm. gaben 0,1535 Kohlensäure, 0t036& Waaser unA
.. . 0,1250, ßüber.
Hieraus ergiebt sich : , .,
• » . ■ TT • . • ; ; ,
.. gefunden
^ ' "-7-^ -=r— — ^^e— ^ berechnet
KohlehstoÖ' — -^ ' 20,15 20,11 3 C *
Wtöflersto^ ' 1-' ' ' ± • i;8f9 ' 1,68' 3H '
• ßiJber 69,64 •60,04 • 60,18 ' • 60;3S 1 Ag-"*
öauewtoff . -«i ^ 17,78 . = - ; 17,«8 .2 0' i
100,00 f- . 100,00. . . '
L war einfach im Tiegel verbrannt worden. :> '?
II. wurde, im fiehiffobe» in einem ]ßobr , geg|£UU und di? geringe
Menge des. auB demselben hinausgeschleuderten, am Rohr
anhaftenden Silbers als Chlorailber gewogen.
Bei in. war das Salz mit Sand gemischt worden, der vorher mit
SalBsäure ausgekx>eht| mit Wüßtae »gewaschen und geglüht
worden war,. , , •■ • « ',
Der Verlust an Silber bei I. war durch, . die .eintretende Yerpuffung
veranlafst worden.
Auch wenn man eine kalte Lösung des beschriebenen
Kalksalzes mit salpetersaurem Silber fallt, erhält man liichü
Anderes ats äcrylsaures Silber. Das kalt gefällte Salz ist sehr
voluminös und bedarf zu seiner Reinigung selir anhaltenden
Auswaschens. Das an der Luft getrocknete Salz verliert bei
95^ C. nur wenige Zehntel Procent an Gewicht. Die Be-
stimmung des Silbergehaltes ergab Folgendes :
ÄOä MBintZi iieirettzung d. Ä^ihylidenohl&r^ w.
: -1' 0^1877 Gftfl. gftB6n 0,1100 Silber. ' '
IL 0,2226 Grin. gaben 0,1339 Silber.
^ .; I. war für ;, aiqk i^a ^sinfacben,- IL mit tss} Sa«^ ge^tM^lM^ im doppeU
ten Tiegel geglüht worden. Dem entsprechend waren dort
* ' nur 58,60 pC, hier 60,18 pC. Silber gefunden worden^
^ ' WasserJf^eies: diftthjrleDmikllBtNuFes Silber hätte : 57,4& ]I0.
. Silber liefern müssen. ■ ,
Es bleibt fiber: zu beweisen, dab das analysirte Kalksak
wirklich eine andere Säure enthält, als die in diesem Silber-
salz vorhandene. Jenes Kalksalz kpnnte ein Mplecul Wasser
so fest binden, dafs es ohne Zersetzung der Säure nicht
Hustreibbar wäre.
Der acrylsaure Kalk aber besitzt ganz andere Eigen-
Schäften, als jenes Kalksalz. Er verliert nach Claus*) bei
100 bis 110^ nicht ganz. 6 pC. Wasser, und das über Schwe-
felsäure getrocknete Salz hinterläfst gegiäht zwischen 30 und
31 pC. Kalk. Das beschriebene Kalksalz verliert, wenn es
über Schwefelsäure getrocknet ist, unter 100^ nicht wesent-
lich an Gewicht, zwischen 100 und 140^ aber giebt es etwas
über 8 pC. Wasser ab und das so getrocknete Salz hinterläfst
nur etwa 28 pC. Kalk.
Enthielten also jenes Kalk- und das analysirte Silbersalz
dieselbe Säure, so könnte diese mit der bisher bekannten
Acrylsaure nicht identisch, sie mufste mit ilur isomer sein.
Folgender Versuch lehrt jedoch, dfifs die bei Zersetzung
des Kalksalzes durch eine Säure entstehende flüchtige Säure
verschieden ist von der in dem Kalksalz selbst enthaltenen*
Ich habe oben bemerkt, dafs wenn man dasselbe mit
Oxalsäure gerade zersetzt, die Flüssigkeit den Geruch der
Acrylsaure annimmt. Destillirt man die von dem Oxalsäuren
Kalk abfiltrirte Flüssigkeit bei möglichst niederer Temperatur^
so bleibt ein syrupartiger Ruckstand, während eine stark
-n-
*) Diese Annalen S&ppl-Bd; II, 127.
ä» A€tkyl€njödpropion3äur0 dwreh KalkmüA. 808
fiwier rtecbende niiii sohneekafide Fläesgkeft übergebt Neih-
trikUsirt tna» 'letztere mit Kalk ,u«d ianipft: mui; die Ldsun|r
ein, so krystallisirt nicht das ursprängfliche KalksaU» sondern
ap/y^S(Mir^r Kßlk.von f iin« den Eigen^cbi^ft^ wi^ ihn Claus
be^hreibt« AMcb ergab die: Analyse die vollständige Yerr
schiedenheit desselben von jenem Sals.
0,2122 Orm. der über Schwefelsäure getrockneten Substanz gaben
0,2948 KöfelensUnre, 6,0755 Wasser tmd 0,0631 Kalk.
Hieraus ergiebt sieh :
/
: i ■ - .
berechnet
gefVindeji
. . . i . '.
C«H«CaÖ* C«H*GaO»
Kdileomtoff..
37,89
39,6& : 3ß .
\yasserstoff
3,95
3,30 4t.
Calcinm
21,24.
21,98 20
Sauerstoff
36,92
35,16 40
100,00 100,00 100.
Allerdings, bat die Analyse weniger Kohlenstoff und
Caleium und , mehr Wasserstoff und Sauerstoff ergeben, als
die Formel des acrylsauren Kalks verlangt, aber doch bedeu*
tend mehr Kohlenstoff und Calcium und dagegen weniger
Wasserstoff und Sauerstoff, als iif. dem wasserfreien neuen
Kalksalz enthalten ist. Es ist aber wohl zu beachten, dafs
dieses Salz noch ejn Molecul Wasser bindet, welches nicht
über Schwefelsäure, vielmehr erst um 100^ entweicht. Wäre
das analysirte Salz das ursprungliche Kalksalz gewesen, so
hätte die Analyse nahezu ergeben müssen :
Kohlenstoff
33,03
Wasserstoff
4,59
Calcium
18,35
Sauerstoff
44,03
100,00.
Das Salz hatte ich nicht umkrystallisirt und war es des-
wegeQ wohl nicht vollkommen rein. Es mufs ihm etwas des
Kalksalzes der Aethylenmilchsaure angehaftet haben; denn
80i .Jleintz^ Zeraetawng d* AethyKdenchhr'* ti.
4ie9e Siore J6t «tit* des WassenMinirfeii^ «owie «och ta etiMn
liUftstfoafad kttider Tempenitur von tlO bis 120^ nickt gätlac
unfittcbtig.: .'^ ■
Dafffabfei" bei der Zersetzon^ das Kälksalzes durch Okkl-
'Store neben Aeryßäürö Aeibylenmilichsiiire äAtsteht, ergiebt
das Folgende.
Wird der syrupartige Rückstand , welcfa^ bei vorsichti-
ger Destillation einer mit Oxalsäure gerade» zersetzteB Lösung
des fraglichen Kalksalzes zurückbleibt, mit Kalk gesattigt, so
entsteht eine .YerbiDdang, welche in Krystalle zu verwandeln
mir in keiner Weise gelang. Obgleich ich bei meinen Ver-
suchen, den äthylenmilchsauren Kalk zu krystallisiren, oft Ver-
geblichkeit derselben da zu beklagen hatte,, wo das Vorhan-
densein desselben aufser allem Zweifel war, so hatte ich
doch zweifelhaft bleiben können, ob die bei Zersetzung jenes
Kalksalzes durch Oxalsäure entstehende nicKt destillirbare
Saure Aethylenmilchsäure sei, wenn ich nicht in der Exi-
stenz des schwerer löslicheh Ziiik-Calciumdöppelsalzes (siehe
den vorstehenden kleineti Aufsatz) ein Mittel gefunden hätte,
zur Gewifsheit zu kommeri:
Wird nämlich der erwähnte syrupartige Rückstaad mit
Wasser und basisch-kohlensaurem Zink im Wasserbade zur
. ■ "• ■ ' ■
Trockne verdampft, die filtrirte Lösung des Rückstandes in
zwei gleiche Theile getheilt, der eine mit Kalkmilch zersetzjk
und das Filträt vom Kalküberschufs befreit mit der andern
Hälfte wieder vereinigt, so erhält man beim Verdunsten Kry-
stalle^ welche von den dort beschriebenen in keiner Weise
verschieden sind.
Dafs dem so ist, bestätigt folgende Analyse :
0^2^86 (^m. Yodoren b^; 105^ iwr 0,000^ an Q«wichl .- Dcpr Rest
hinterliefs geglüht 0,0707 Rückstand und dieser Rückstand
lieferte 0|02d5 EaUt. (Oef. S^Sß pC. Calcium und 13,88 Zink;
ber. 8,Q8t pC. Ca und ^10 Zik.)
B^i diQfer; g^anw, Uifb€ir.0in8li«iilliifig; dei^ AeiulMe
schien mir eine Kohlenstoff- und WMsersloShMyiiiiniiiig
ganzlich unnütz.
Es ergiebt sich daher aus diesen Versuc^b^n mit voll-
kommener Gewifsbeit, dafs^'rieh bei- Zersetzung^ des weiter
oben beschriebenen Kalks^ilzes durch eine Säure Acrylsjure
und Aethylenmilchsfiure Widet.
Pur die Deutung der Niatur d^selben bleiben aber den-
noch zwei Mögflichkeiten' bestehen. Entweder enthalt es eine
Saure, die Diathylenmilchsäure, welche, wenn sie in das
Hydrat oder in gewisse änd^e Salze nbergefiihrt wird, iil
Acrybäure -und Aetbylenmilcbsaure zerfallt^ oder es ist ein
Doppetealz von diesen 1)eidefi Säuren.' -
'•>.'••• f. ••■
Wenn letzteres der Fall ist, so. mufs nach Zersetzung
, . • . . • » ■ ■ ' ■ • ■ . . ■• ' ■
des Kalksa)zes mittelst Oxalsäure durch Wiedersättigung mit
Kalk dasselbe von Neuem gebildet werden. Bei diesem, Verr
such entsteht ein Salz, welches in der That alle Eigenschaften
des ursprünglichen Kalksalzes besitzt. Die Resultate folgen-
der Analyse lehren, dafs es auch eben so zusammengesfetzt ist«
0,20 tS Qnn. verloren bei 110» zuletzt 130^ 0,0166 Waaßer =i 8,25 pO^
und der Rückstand hinterliefs geglüht 0,0519 Kalk = 18,10 pC.
« , • • •
der wasserfreien Substanz. Theoretisch berechnen sich' '8,26
und 28,00 .pC.
Dasselbe Resultat erhält man, wenn man deMilHrte Acryl<r
säure mit Kalk sättigt und ungefähr diO: äquivalente Menge
athylenmilchsaurea Kalk hinzufügt. Das beim Verdunsten
dieser Losung krystallisirte Salz hat folgende analytische
Resultate geliefert : ^
0,2256 Grm. verloren bei 110 bis 130° 0,0189 =ar 8,38 pC. an Gk-
wi«^t; beim; Glühen ^hinterblieben 0,0582 Kolk «» 28,10 pC.
Das fragliche Kalksalz ist als^» nicht diäthyle&mUchsaurer,
sondern acry)->-äthyIet«i¥iilohgattrer Kalk. Es ist einfach ein
Doppelsaibi z;weier einbasischer Säuren * der ^^M^lsäure und
306 Me^tfitZy Zets€tisunff d. Aethyhdenchlor'- u.
lier AelbyleilflnilclMfiiircl; die Sti^ditf^ d^i Kbtpen ist nicht,
me ich' «rst Teriniitbete^
CEP. OH - • '
CH«
Ca, Boadem^Q^ . ^
CO
CH
YersuchCy andjsre Dpppelsalze der Acryl- und A^hylen-
milchsaure darzustellen, haben kein günstiges Resiilta| gehabt»
Selbst bei dem Versuch,. den acryl-athylenmilchsauren Kalk
in das eo^prechende Barytsalz, direct fiberzufübren, ist es
mir nicht, gelungen, den Nach weis, zu fuhren, dafs die erhaW
tene Barytverbindung wirklich das gewünschte Doppelsalz. sei.
Digerirt man nämlich eine Lösung des Kalksalzes mit
einem Ueberschufs von frisch gefälltem oxalsaurem Baryt län-
gere Zeit, so enthält die Lösung endlich keinen Kalk mehr.
Pas Filtrat kann im Wasserbade zum Syrup verdunstet wer-
den, ohne zu krystallisiren. Auch mit Hülfe von Alkohol
und Aether gelingt es nichts daraus Krystalle zu erhfilten.
Digerirt man die Lösung dieses Barytsalzes mit schwefelsaurem
Kalk, so liefert die abfiltrirte Flüssigkeit die Krystalle des
ursprünglichen Kalksalzes.
Bei der Analyse des so Wiedergewonnenen erhielt ich
folgende Zahlen ?
0,2715 Grm. der bei 90^ C. getrockneten' Substanz, bei welcher Ope-
ration sie nur einige Zehntel Prooent an Gewicht verlor ^ er-
litten bei 110 bis 180^ C. einen Gewichttverli^at .von 0,0224.
In der Glühhitze hinterblieben 0,0702 Kalk, entsprechend
8,25 pC. Wasser, nnd 28,18 pC. Kalk (von der wasserfVeien
Substanz). Die Theorie rerlangf 8,26 und 28,00 pC.
Werden äquivalente Mengen von dem beschriebenen
Kalksais und von ZSnkvIlrjol' in wässeriger Losung {femischt,
und die vom gefatlten Gyps* abfiltrirt« FlQssigkeit im Wasser-
bade zum Syriip verdunstet') so gdsteht derselbe aßiiiMig m
dL Aeihyltnjodpropionsäure. durch Kalkmüeh. WT
;einer kryttalKnisobeii M«S06, die noch 6'ypt "enlhfilti Löst
-nan dieselbe in einer gwing^enllen^e Wasser und fügt dann
absoluten Alliohol hinzu, so bleibt dos gtobiidele Snksals in
lidsttttg. . <
Als ich aber die aTköho/Rsche Flüssigkeit nochmals ini
Wasserbade znr Trockrte bringen «rollte , bildete ^riofa schon
während der Verdunstung am Flussigkettsrande ein weifser
porcellattahpliefaer Absatz, in weilehetn die ganve Hasse beioa
Abdampfen zur Trockne überging.
Der Ruckstand loste sich nun iiipht mehr gao9 in Was*
ser. Es dürfte i¥obl der eine Bestan4theil des Doppelsalzes,
iias acrylsaure Zink, in das basische Salz uberg4^gangen sein;
eine Umwandlung^ welche yon.CUus >a dem i^ein^ acr.yl*
sauren Zink beobachtet worden ist.
• , ......
. Ist diefs d^r Fall, so mufs das lösliche Zinksalz, welches
bei .Verdunstung der von jenem durch Filtration geschiedenen
Flüssigkeit resultirt, athylensiilcbsaures Zink sein. .
In der That, wird dieses lösliche Salz in Kalk^alz rer--
wandelt, so zeigt sich dieses identisch mit dem von Soco-*
loff*) glycerinaldehydsaurer Kalk gfsnannt^ Salz, auf* wel-
ches ich spater als auf 4»$ zwjcite Hauptunasetzungsproduct
der Aethyienjodpropionsaure beim~ Erhitzen ; mit Kalkmilch
zurückkommen werde. Es ist wie dieses sehr leicht löslich
und schiefst bei freiwilligem Verdunsten der fast syrupdickeyi
Lösung in grofsen farblosen rechtwinkeligen Tafeln jEin. . /
Die Analyse ergab !
0,2499 Grm. verloren zuerst bei 30^ C, dann bei sehr allmftlig, end-
lich bis 143^ C. gesteigerter Temperatur 0,0358 = 14,33 pG.
Wfesser. 'Beim <3H(Öien hinterblieben 0,0553 ä 26,83 pC. Kalk
(von*. der wasserfreien Substam). I)9a Soooloff'adiß Kalk-
sais soll enthalten 14»! 7 pC. Wasser und 25,6S^,pCX Kalk.
»' ''•. ',.1. " ..•*«•» !•
*) Biese AnbalenCL, 18^^
906 .HeintZy Zersetzung d. Aethj^denehhr^ u.
^ Dsfffi ; dieses, Sfrlz dieselbe Säure enthalt, wfe-tfasarr dem
voi'stebetideit Ueinen AufsaiB bcisieliiiriebene «Ziok^^akiiim«-
fioppolsab, ergiebt^sick difräa^, dafs' die Loisiid^ dessiälbe»,
zur Hälfte in Zinksalz verwandelt, bei genügender Cone«ntrii^
ii^n diß lAbscbeidung, eben; j($iKes Doppelaal««^, veranliKbt.
Diä beaebrlebenen, Aa^'Ziel,' iandisfe acryl-^älhylenmilc^
saure- Doppelsalze ^u erzeiigbn^ erstrebenden telrsücbe haben
•durch ihreih Mifserfotg mich abgeschreckt , ine noch welter
zu verfolgen. " •
Es bleibt hur noch übrig; zu ermitteln, ob der acryl-
ilhylenmllchsaure kalk neb^ Jbdcalciam das feiiizigfe Pfo*-
düct der Einwirkung von Kalkmilch auf Aethylenjddpropion-^
säure ist, oder, weniif nicht, was siöh aufserdefm bildet.
Wird die Flüssigkeit, aus welcher bei Darstellung des
acryl-äthylenmilchsauren Kälks dieser mö^Iichsr herauskry-
stalliäirt i^t; bis zur dünnen ^Syrupcohsistenz abgedämpfl
und mit deni gleichen Volum Alkohol versetzt, so scheide!
sich noch mehr jenes Salzes aus, und die davon getrennte
Flüssigkeit enthält aitr noch sehr weiug- davt^ii. ^
Fügt man nun noch mehr Alkohol hinzu, bis Trübung
eintritt^ die beim Schütteln nfoht mehr vei'schwihdet/ so isetzen
sich aus dem Filtrat sehr langsam andere geft^ihte Krystalle
ab, welche mit verdünntem Alkohol gewaschen werden kön*
hen. Es ist schwierig, kleine Mengen von acryl-äthylenmilch-
^saurem Kalk von diesem zweiten Kalksalz zu trennen, weil
dieses sowohl in Wasser als in Alkbhor bedeutend leichter
löslich ist, als jenes. Doch gelingt es leicht, eine ansehnliche
Menge von diesem Körper reiri, darzußielieii, wenn man die
gröfseren der gebildeten Krystalle, vi^etche eine Länge von
etwa 1 bis 2 Linien und namentlich grofsere Breite besitzen,
also nicht nadeiförmig erscheinen, aussucht und für sich
nochmals aus wenig verdünntem Alkohol umkryslalHsirt.
d* Aethyien^propionsäure dnroh Kalkmilch. SO^
' Da» Mi gfewmiMnd Ktilutis: hat voUirMiinm die'Bigren-
ichaften, welche nach Socoloff*) dem KaUcsals der ren
Im Glyeerinftldehydsfiare genannten, ans Aetbyl0njodpro-
pionsfinre durch Silberoxyd erzeagien Sfiure eigen sind. Ba
besitzt auch dieselbe Zusammensetzung, wie folgende analy-
^h^ Resultate darthua :
. ..!.. Q,9155 Gm^ des lafjttrocl^enen KrystallpulTO» yerlpreA bei 30
bis 40^ C. schon langsam Erystallwasser und darauf bei
höherer -Temperatur hi« 100* 0. ohne zusammenzusintern
. iin j6i<inzen. 0,0449 Waaser« Beim GlttkieQ des Bfickftitede»
. hinterblieben 0,0.Q91 Kalk. ,
II. 0,2317 Grm. der lufttrockenen Substanz lieferten 0,2382 Kohlen-
•' säure und 0,1172 Wasser.
Uemacb besteht das krystalUsirte Salz aus :
gefilnfcA berechnet
Tc
14 H
1 Ca
8 O
100,00 100,00.
Es enthält aber zwei ttolecule oder 14,17 pC. Erystall-
wasser. befunden sind 14;23 pC.
Diese Resultate stimmen mit äehen von Socblo ff voll-
kommen überein. HaYi bat nur zu berücksichtigen, dafi^ die-
ser das wasserfreie' Sallz der Analyse unterworfen hat, ich
das krystallisirte.
Um möglichst viel eines reinen ithylenmilchsauren Sal-
zes zu erhalten, mufs die Acrylsäure aus der Mischung der
Kalksalze entfernt werden. Zu deiii Ende fällt man die wäs-
serige Lösung des unreinen Kälksalzes mittelst Schwefelsäure
und Alkoh'61, fällt im FiTtrat die überschüssige Schwefelsäure
mittelst Barythydrat genau aus und destillirt den Alkohol und
einen- Theil der Atrylsäure ab.
Kohlenstoß
28,04 : ,
S8,36
Wasserstoff .
5,62.
■ . f>^x :
Calcium
15,66
. »6>7.5
Sauerstoff
50,69
60,39
*) Diese Annalen GL, 185*.
31ft Seintz.t Zersetzung d^. Aeihylidenchhrr u*
Als bei «^^«eiii Versuch die «ben vom Alkohol befreite
f lässtgkeit erkaltete > schied sieb daraus : eine kleine Menge
eines Körpers «tus^ der sieh von jeder unorganisoben Sub*
«tanz, frei aeigte und beim Erwanncm acbon im Wasserbade
Obgleich ich 200 Grm. Jodpropionsaure in Arbeit
genommen hatte ^ erhielt ich von diesem Körper doch nur
wepjge Decigrammoo Ich bin daher aufser Stände, die Con-
4sAitation desselben endgültig festzustellen. Doch dürfte es
nützlich sein, die wenigen Beobäöhtdngen, welche ich damit
habe machen können, in dem Folgenden kurz anzuführen.
Die Substanz kana wegein ihrer Sdhwerlöslichkeit mit
Wasser gewaschen und mit Hülfe von vielem Wasser (da
sie auch in heifsem Wasser schwer löslich ist) umkrystallisirt
werden. Bei Anwendung einer zur Lösung ungenügenden
Menge kochenden Wassers schmilzt sie unter Wasser zu
einer farblosen, darin untersinkenden Flüssigkeit. Der
Schmelzpunkt liegt zwischen 50 und 60^ C.
Aus Wasser krystallisirt erscheint dieser Körper in Form
sehr kleiner mikroscopischer, concen|trisch gruppirter flacher
Nadeln*
Auch in Alkohol und Aelher ist er etwas löslich, beson-.
ders in der Wärme. Beim Erkalten der heifsen alkoholischen
Lösung scheidet er sjch in mikroscopischen, maulbeerartigen
Anhäufungen aus. Am Deutlichsten werden die Krystalle bei
freiwilligem Verdunsten der ätherischen Lösung. Sie bilden
dann theils kugelförmig, theils federförmig aggregjrte mikros-
copische Nadein. Die Reaction ist schwach, aber deutlich
sauer. Ammoniak löst die Substanz.
Die Analyse, welche freilich Qur mit einer sehr fcleinea
Menge Substanz ausgeführt werden konnte, führte zu folgen-
den Resultaten :
d. AMlkylen^dprapknaäuTt durch Kalkmilch^ 31i •
n, 0,.1«08 Gnn. gab^B 0,2§20 KoUen8äi:|re und. 0,0845 Wfuwer.
Hieorao« fplgt folgende ZamnneiisetEttng :
gefanden
j jj^' berechnet
Kohlenstoff 47,88 47,83 48,00 }8 G
Wasserstoff 5,82 5,84 5,78 26 H
Sauerstoff 46,'30 '46,33 46,22 ' 13 0
100,00 ' 100,00 100,00.
War die Substanz völlig rein, woran ich kaum zu iwei-
feln vermag, da sie nicht nur gut ausgewaschen, sondern
auch umkrystallisirt war und unter dem Hikroscöp vollkom-
men homogen erschien ^ so darf man sie vielleicht als aus
sechs Moleculen Acrylsäure und einem Holecul Wasser ent-
standen ansehen ; denn 6 CWO« + H«0 = C^^H^^O^».
Leider besafs ich von dem beschriebenen Körper nicht
mehr, als zu den beschriebenen Versuchen verbraucht war«
Die von dieser Substanz geschiedene Flüssigkeit habe
ich durch mehrfaches Einkochen mit Wasser von der Acryl-
säure möglichst befreit,, und, da ich damals die Existenz des
in der vorstehenden Arbeit beschriebenen schwerer löslichen
Zink-Galciumsalzes noch nicht kannte, versucht, mit Hälfe
derselben die zuerst von Wislicenus beobachteten Kry-
stalle des athylenmilcbsäuren Zinks darzustellen.
Zu dem Zweck wird jene Flüssigkeit mit überschüssigem
basisch-kohlensaurem Zink im Wasserbade mehrmals möglichst
zur Trockne gebracht, endlich die filtrirte wässerige Lösung
des Rückstandes im Wasserbade bis zum dicken Syrup ver-
dunstet, ^uf Zusatz von Alkohol löst sich Alles auf, aber
nach einiger Zeit beginnt das athylenmilchsaure Zink sich in
kleinen Krystallen auszusondenr. Der gröfste Theil desselben
bleibt indessen gelöst und wird durch 'Verdunsten wieder
als Syrup gewonnen. Löst man jene Krystalle in wenig:
3(12 H^intZyZerseUung d. Aetkjflidenehhr^ u.
Wasser und uberMfst man die Losonf der Verdunstung fiber
Schwefdsfiare, so bilden sich bald Krystalle, deren Zusate zu
jenem schwierig kry sUdUsireiiden Synip die Krystalliilation
des darin enthaltenen unreinen Salzes befördert. Die hierin
gebildeten Krystalle können mit Alkohol gewaschen und um*
krystallisirt werden.
Verfährt man wiederholentUch in dieser Weise mit dem
syrupartigen Ruckstande, der beim Verdunsten der alkoho«>
lischen .Waschflussigkeiten bleibt, so gelingt es^ 4en gri^feten
Theil desselben in krystAllisirtes athylenmilchsaures Zink
überzuführen.
Wird die letzte. Mutterlauge zur Halfjte mit Kalkmilch in
Kalksalz urngewandell,. so gelingt es leicht, fast. die ganze
Menge des Restes in reine Krystalle de^ in dem. vorstehen-
den kleinen Aufsatz beschriebenen Zink-Calcium-Doppeisalzes
überzuführen. Im Wesentlichen ist also die organische Sub-
sfänz dieses Restes nichts Anderes als Aethylenmilchsaure.
Dafs übrigens jenes Zinksalz Sthylenmilchsaures Zink ist,
ergiebt sich aus folgenden analytischen Resultaten, welche
mein Assistent, Herr Alb recht,' erhalten hat..
I. 0,2491 Orm. der bei 125^ getrockneten Substanz binterlieljsen
geglüht 0,0632 Zinkoiyd.
. JL 0,1.980 Gm. derselben lieforten 0^2^ WMser mi4 0,0659^
Zinkoxyd,
n. 0,3056 Grm. gaben 0,3281 Kohlensäure und 0,1104 Wasser.
Hieraus ergiebt sich :
gefunden
berechnet
29,63 6 C
4,11 10 H
26,75 ** i Zn
B9,51 6 O
L
n. .
. IIL.'
Kohlenstoff
—
—
29,29
Wasserstoff
—
4,06
4,03
Zink
26,79
' 26,72
—
Sauerstoff
. •
—
.—
' .. . '100,OQ.
Des aus der wässerigen Losung krystallisirte , an der
liuft getrocknete Salz verlor alhnttig bjs 125^ erhit?it 22^34p6.
d. Aethylenjödpropicnaäure durch Kalkmilch. 313
Wasser. Dteft entspriofit vier Moleculen (berechnet
2»,86 pC*).
Schon Ober Sofawefelsiore verliert das Salz Krystäil-'
wftsser^ indem es verwittert;
Dafs das Zinksalz der Aethylenmilchsäure , obgleich
äufserst leicht löslich/ gut krystaltisirt, ist neuerdings schon
von Wislic^ii'üs'*) nachgewiesen worden, dessen mit obigen
Aniilysen stimmende Angabe über die Zusammensetzung des
betreffenden Salzes mir leider erst vor ganz kurzer Zeit zu-
gekommen ist.
Bei Einwirkiing von kochender Kalkmilch auf Aethylen-
joidpropionsiare entsteht n^cb meinen Untersuchungen neben
einer nur geringen Menge einer Schwer löslichen Säure
keine Diäthylenmilcfasdtire, sondern nur ' AethylenmilchsSure
und etwas Acrylsaure, welche beiden, Säuren aber mit
Kalk ein Doppelsalz bilden können, welches die Zusammen-
setzung des diäthylenmilchsauren Kalks nachahmt. Jene ent-
steht aus der Aethylenjodpropionsäure durch Eintritt von
Hydroxyl an Stelle des Jods, diese durch Austritt von Jod-
wasserstoff.
Die von W i s 1 i c en u s ♦♦) Piirteidipimal- und Dihy dacryl-
saure genannten Körper habe ich unter den Zersetzungspro-
ducten der. Jodpropionsiure durch Kalkm^ch durchaus nicht
auffinden können. . Iph b^erke, .dafs ich namentlich darauf
geachtet habe, ob eine . irgend merkliche Mengp eines uur
löslichen .Kalksal?;es dabei entsteht Ich habe ^ solches
nipht auffiliilen können. , .
Die ff^st unlösliche Säure, welche i^ nur in sehr kleiner
Menge erhielt, die ich also auch nur in sehr unvollkommenein
Grade stufen, konnte^ ist schwerlich eme jener Säuren gewesen;
*) Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin m, 810*.
**) Ebendaselbst
Annal. d. Chemie n. Pharm. CLVII. Bd. S. Heft. 21
314 HeintZj über die Natur
die Farad ipimalsaure nicht, weil diese Stare gleich bei ihrer
Bildung als Kalksalz unlöslich hatte sein mässen, die Difajd*-
acrylsäure nicht, weil Wisliceuus ohne Zwetfel die grofse
Schwerlöslichkeit derselben würde bemerki und erwähnt
haben.
Ich finde vorlaufig keine Erklärung fdr die Difi^erens
unserer Beobachtungen, als die, dafs. bei Anwendung deft
oxydirenden Silberoxyds, dessen, wie es acbeini, Wisli*
cenus sich stets als Zersetsungsmittel bedienl bat, andere
Körper entstehen , als bei Anwendung von Kaikmilch. In
jenem Falle kann offenbar die Oxydutioiiswirkttng des Süber-
oxyds den Vorgang compliciren, obgleich allerdings die Zu-
sammensetzung jener von Wislicenus beobachteten Smtrea
auf eine solche Wirkung keineswegs hinweist.
Halle, den 12. December 1870;
54) üeber die Natur der Milchsäure des Heisclies ;
yon Demselben.
Es ist eine TOr 23 Jahren von Lieb ig*) gemachte
Beobachtung, dafs der Wassergehalt des Ziitik- und des
Kalksalzes der Milchsäure aus dem Fleisch verschieden ist
von dem der gleichen Salze der Gahrungflimilchsaure. Wäh-
rend jene nämlich resp. 2 und 4 Aequivalente Krystallwas-
ser binden, sind in diesen resp. 3 und 5 Aequivalente davon
enthalten.
BngelhardI**) hat später die Constanz dieser Zu-
*) Diese Annalen LXII, 328*.
*•) Daselbst LXV, 869*.
der Mtchiäure des, Fkiacbes* 31$
s«mm^«etsiHig84J8€arjeHd( .dargelhuo. lind > gleiebaeMig mielqffiir .
wieioQi Affy Meh. 4&0»:L.öiU4)hk0it der ' beEeichneten Sdze
<ltff8mrt. Sr «taute daiMf die VerDMhii«g,dftft dk Iwid
MitebsäiHTM weht ideiirtis(ab'nnd^ und. diese Veilinttthttnf darf
jetzt wohl als Thatsicbe betrachtet- werden^) miohdem die Eri^ .
scbeinuagen, worauf sie sidi stälat, vielfach. Bestatigmigr ge«*
fonden haben« , .
Die aeveren cheniseh«!* Theorii^n lassen die 'Möglich-*
keit iler Existens nur. zwei^ Milohsjuren, ^der Aethylen^r.and
ÄfittiyljdeiHiiiLebsilirey ;(u, und da die^GihrungliAilehsäare atis^
GrändeO) die ick als bekennt y^anssetzen darf, als leltfere
erbanni wurde; so Jag. es nulie, diei ffleiiebmilehsaiure eis *
Aetbf leiM^^bsaw^ ettziUM^^t .
Dieser gedefibengerig war jas^ofonbarv wdtober Wisli-*^
e^nus ^).9ur S.yi|ti>^9e der FleisofamHcbsAire ans dem Gly-
«oleyanbydrin, also aus ß!mm Aethylenderfvat erfährt hat.
Sf» erschien denn ensere KenntnUlS' der MUchsfieren ab-*
gesehk>ssen« Da entded^te S q o o 1 a l.f ff) eine rSaur e von
der Zusaiemenset^ung .der; K ilohsiittre , die. eis Iteie Saure
4ea bßiden: bekannten JHilehsawren \oUkoaiRlctt Ähnlich isty
deren Salve sieb aber v^m den enlepmcbenden, .dieser Sterett
in Wassergehalt und Lesliclfceit wesentlich' säntdüttcheiden.
Seeoloff erklirte diei^ Saure, weil sie ml dem- Glyeerin
durch dieilll^-Jodpr^pionstane biüdureb entsteh^, für den ersten
Aldfhyd-des.Glycerbitff ebne sich die Ifübejoiii geb^/ 4a»
auffaUend^ Umstand aa erklären , :dafs an Kdrper, der efa:
Aldehyd umt soll,, der also kein Carboxyl e^balty doch einC'
so ai^gesj^dieM Saure M. >
Diesci's Umstaady so wie fJülgeUauietf uagen, welche ^roa
dieser Saure indessen bekannt geworden sind^ haben Wisli«*
*) Diese Annalen CXXVm, 1*.
♦^ Daselbst :CL, 167*-
21 #
3i6< : . HedntZy^ üim^ die 2Jtiiur
c«nB8^) .verailafst^ die* 'Frage za Metten': ek-^dMft trirklieb'
dieSteischmilciislare irih öheiiiUrebei IiMl^iAiMi s^\ und ilitir
verdanken mr:Vie Ketiwtnifs der Ikataaehe; dafe tti- derThät
dära: fletsohimtehaeiire Zkik Ai(oh> Alkohol in «in 4af in sehr
leifUtvondineini dariWvsdiiliri^r ^iieheai Ms>^riefgi' tvtrrd^iv
kann. .'^Die* idnfititat» 'dea .'etateren mit der va«is /^-^ödpre*
pionsaore entstehenden Säure hat Wislicenns nicht alreng^
beweiseii'köhnem' VieiMoht geiingt>^ «S'ihm'ij^ mit Hülfe
dbr Methode j welobe. loh in idär' ersten dar^vovKeg^ddn^dref'
Arbeiten: (Nr« 63) zur ' B^inifaräellttif g. der Aiaihy teil«iUehti#(nre
angegeben' hab^^ loh selbst »bri^e veraocht^d^en« Beweis- ei»
fährea< ^kbler -die Natinr> der kleinen iMengenfti* a^u Gebote
stehenden fleischmilchsauren Kalks hati'Wie'feh gleieb "selgi^it
werdet *4nir denselben -bia jefst umtiöglieb' gemaeUt; '
- wAndererseita^fond aber Wi^sti^i^ettna^j' dieirsi'das in AK
koh4)l'i sohirec: IdsUohe Zinl^aaAz -n>i«bt '^derttfseb idi mit^deiki-
äthfiidenmiiebil^därani Zlafbii^Bs isr «irar« beAetftendUcbWerer
Idslichiii Wasser midAlkoholv als nicfhBng^Hardt*^
gäbe tias fiiliseliiniMisaiire Zihk f allein es nimmt «fnrawi^iy
nieht 'drei' Aefoivalente' Wasser anf. ' AofserdeifT^ beobachtete^
evv'^»f^ iveniiden- dreioMiliHisdopen nnr die FleisohmDchsfini'e
a«& idtel PokiriBatibns€fben e* d^s 'liiehts Klrehend^ wirkt. ' < '
ii'. «inliFolg^ dessen nimmt r Wisli6'enui<*^) drei'Hedifi--
aafienen der: lIilchsim'e^an,itellatt »sieh« aberidt6 Hiltheilnii^
sdÄer, ithioiielisclMii Ansichften^ (kber dIsBan' Oe^renitaiid vok
Liider sind Bsir /die beiden zaletct citiatenArbditen^von- Wis^
lieen^nsi ^tiian leiner Zeit iieugekommen^-zn welober loh
meine Untersuchung in ähnlicher. Richtung aeboto'^HWeifge^
fardertl ballie,^ uBSte^^-Mäh über mich -gewinnen asuhdiinen^
S4e.'Hegf<n('t8d}:liis^m'< n •>■. •" • -- • :'..,/••;<•«•••..• '•* .
iL I ^ .
•) Zeitschrift für Chemie XIH, 159^ H ■'/ - '
^*') Berichte der deutschen chemischen Gesellschstft 1^^ 811*<
« o
der Müciiääur^ d^9 'Msüi>ie$. *Sli7
Der UmstftiHt, dafriKe Aelhyl^nmildisäare,' wie die vor-
sietienden Aufsitze beweisei^, unter gewissen Umständen leicht
Doppelsalze bilden känii, dafs sie namentlich mit Acrylsäure
ein Kalkdoppelsalz liefert, hat mich zu der Yermuthjang ge-
führt, die fl^i^chmilchsavren Salz p, welche inihr^n Eigen-
schaften, namentlich in ihren LosUchkeitsverbd}tnissej), ^ft^djigh
ilie Mitte halten zwischen den athyliden- und äthylenmilch-
sauren (ich nenne so die von dem Glycerip derivirende
Säure), möchten Doppelsalze djeser beiden Säuren sein. Ich
^abe destialb versucht, ein^. dieser Doppelsalze künstlich zu
. . . ' . 1 i * » #.■..«.•■*•■<■ ...» .
erzeugen.
' Friri'^t'man äquivalente Mengen voti ätHylen- und äthy-
lideifimilchsaui-em 2ink lii li^sung,' sei es ut^Wittelbar oder iri-
dem tnan ä(}uivalente Mengen 'der freien S&ure mischt und
mit Zlnkoi^yd Sättigt, s6 krystalTisirt iH ' all^n * F'ällen , ' mögen
die geinlschteh ' ' Silz^ ' eiiifacH zut Kr y^allisation getracHt,
oder wfederholebllich ' durch Verduristö« ' der "Lösung" ' zur
Trockne gerächt '&nd dann erst krysVallsifrt^'w^^ zuerst
ein schwei' ' lösliches 2itaksalz' mit all^ii -^Efigenschaften uiid
auch der Zusanirtiensetziing des äthyfideiimilchsäliren Zinks
faeriausi Wird nber die ' davon g^etreni^te Müttertau^e bis" zti^
dünnen Syi^üp eftigöd'ahipft und längere 2^it sich selbst über-
lassen, so scheidet sich in der syrupartigen f*Iüss{gk^it efiife
freilich yerhältnifsmäfsig nur sehr kleiii'e IMenge el^es vi^l
leichü^r Idriltbe^ 2itoksiiliE€i^ iids, dafs hlit etneih Gemisch von
f leiehen Vblumen Alkbhöl iiUrd Wasser dhriei^ bedevCendbh
Vertust gewaschen wefdeil kann. Auf diese Weiiiid'kä'ntr das
äthyienmfllehsaure'Ztnk^^dftB bekürthllicH 'äögdt in starketn Al^
koholi sehi< feicM 4dsli«(ifi|m; leibht etiYf^nt' wetd^e^^^ '^ ^''-'^
Dieses Zinksalz enthält zwei Aequivalente Wasser, d. 'h.
. Meine Vecii^be, welcbe.tioh -oh^e .Aitöwabl isfimmtfiiah
.ftnfähr«(, ei^gab^it -t ,
.-• ,: : .' r ' -• H '
B18 HeintZj über die S'iMT
1. 0,21M Gkm. Terlonn bei 1^ 0^027^ Wasier ea 12,81: pC; int
der GlilhhitBO hmlierlili^ben .9,0625 ^ $3^38 pC. Ziokoxyd
2. 0,§26,5 Grm. gaben bei 105<^ 0,0422 = 12,93 pC. Wasser.
3. 0|2711 Grm. gaben bei 105^ 0,0341 == 12,58 pG. Wasser.
4. 0,1810 arm. gaben bei i05<* 0,02ä4 = 12,93 pC. Wasser.
* Jede dieser Einzelbesümihungen wurde mit Substanz aus-
grefährt, welche von einem besonderen Versuche herrührte«
Ich machte mir selbst den Einwand, dafs vielleicht da»
äthylidenmilchsaure Zink unter günstigen Umstanden, nament-
lich wenn eine andere sehr leicht lösliche Substanz zugegen
ist, mit zwei Aequivalenten Wasser krystallisiren möchte»
In der Meinung, wenn diefs ^er F4|U wire, mü^se das
Wasser darin zum Theil so lose gebfinden ^ein , dafs es .in
der Kochhitze der Lösung gar niobt aui^enommen werden
könne, habe ich eine Lösui^ dieses Salzes kochend einge-
dampft; bis sich eine genugende ll^ng^ diivon abgeschieden
hatte. 0,2279 Grm. desselben i welches möglichst schnell
von der kochend heifsea llutkerlauge befi^eiti abg^prjpGst und
dann an der Luft getrocknet worden war, verloren aber bei
105^ 0,0413, also 18,12 pC, Wasser. Dp athylidenmUcb-
saure Zink bindet also auch in d^r Kochh^ze iiicht zwei,,
sondern drei Aequivalente Wasser« Jenes Jiiur. gegen 13 pC
Wasser enthaltende Salz mufs nothwendig von ihm wesent-
lich verschieden ^eio.
Dafür spricht auch eineXösliohkeilsbesliiimiiuig, welche
zu dem ResuJtat fuhrt«, dafs ein Theil davon in .6^2: Tbeilen
Wasser von 14^ C. löslich ist« Es. ist diefs nahesu die Lös-
Jiohkeit, welche nach Bn.gelfa9.rdt, das fletsqhmilcbtanre
Zink in der Kille (genaue Temporatnrangabe fehlt) besitzt
(1:5,7)., .
Hiernaph wird die Voraussetzung, von der ich bei meinen
Versvehen ausging, dafs nümlich dus fleisehmilchsaure Zink
ein Doppelsalz der beiden Milchsäuren sei. Sehr wabrsoheinllcb.
der MilohBäure des Fleisches. 3i9
Für eine Mischaiig beider Salze kann es eben so wenig,
wie das künstlich erzeugte Ton gleichem Wassergehalt, ge-
hallen werden, weil es nur zwei Aequivalente Wasser bindet,
während das dthyiidenmilchsaure Salz drei, das atbylenmilch-
saure sogar vier Aequivalente davon aufnimmt.
Leider ist es mir wegen der äufserst geringen Ausbeute
lei der künstlichen Darstellung dieses Doppelsalzes bisher nicht
möglich gewesen^ es einer allseitigen Untersuchung zu unter-
werfen. Offenbar ist es mir nicht gelungen, den Weg zu finden,
auf welchem diese Verbindung in reichlicher Menge entsteht.
Ich habe aber noch eine Mittheilung zu machen, durch
welche die eben besprochene Ansicht von der Natur der Fleisch-
ttiSchsdure eine weitere Bestätigung zu erhalten scheint.
-Doreh Wisiicenus wissen wir, dafs aus dem fleischmilch*
sauren Zink durch Alkohol ein Salz ausgezogen werden kann,
welches alle Eigenschaften des äthylenmilchsauren Zinks
besitzt.
Ich habe schon vor vielen Jahren einmal die bisher
nicht pnblicirte Beobachtung gemacht, dafs unter Umständen
aus dem Fleisch eine Säure erhalten wird, die an Zink ge-
bunden und aus vielem Wasser krystallisirt ein Salz mit allen
ffigenschaften und von der Zusammensetzung des äthyliden-
milchsauren Zinks liefert
Neuerdings habe ich diese Beobachtung zu wiederholen
Gelegenheit gehabt. In der Absiebt, die Identität des äthylen-
nulchsaoren Zinks mit dem in Alkohol leicht löslichen Theil
des fleischmilchsauren Zinks darzuthnn, hatte ich aus Fleisch
dargestellten milchsauren Kalk in das Zinksalz umgewandelt
imd dieses, da ich dabei auf seine Schwerlöslichkeit aufmerk-
sam wurde, zuerst aus der wässerigen Lösung krystallisiren
lassen.
Das ausgewaschene Salz war beinahe reines äthyliden-
nilchsaures Zink. Denn
^aO Beim», über die Natur
0,34^4 Grm. verloren bei. lOdP 0,0618 Wasser ss 17,84 pO.
Noch einmal aus Wasser umkrystallisirt ergab es bei dw
Wasserbestinimung Folgeiides :
0,4936 Grm. verloren 0,08S!4 Wasser == 18,11 pC.
Das umkryslallisirte Salz war ohne Zweifel nahezu reiq.
Dem entsprechend ergab sich auch. die. Löslicbkeit nahezu
gleich der, welche nach £ n g e 1 h a r d t das gahrungsmilcli-
saure Zink besitzt. Ich fand, dafs ein Theil sich in 55,2
Theilen Wasser von 16^ C. löst. Engelhardt giebt für dfl^
gahrungsmilchsaure Zink die Löslichkeit 1 : 58 an. Die Tem-
peratur der Lösung hat er leider nicht bestimmt.
Die Mutterlaugen des fleischmilehsaiiren Zkiks» welche
von dem äthylidenmilchsauren Zink getrennt worden, lieferten
beim Verdunsten ein Salz von demWassergeliaU des ILeisch-
milchsauren Zinks. Ich eiihieit bei der BesMmmung de$. Waa^
sergehalts der zwei folgenden Krystallis^tione^n folgende
Zahlen :
0,2122 Gim, gaben .0,0276. =» 13,01 pC. Wi^ser.
0,2146 Grm. gaben 0,0283 = 13,19 pG. Wasser.
Zuletzt aber hinterblieb in der Mutterlauge k^ine wesent-
liche Menge eines noch leichter löslichen Zinksalzes, so d&b
es mir nicht möglich war, die. Gegenwart auch der Aetby-
lenmilchsäure in der Milchsäure des. Fleisches au^sqr Zweifel
zu setzep.
Offenbar war in meinem Falle die Aethylidenoulchsäure
in der untersuchten Fleischmilchsiaure vorwaltend, wahrend
in Wislicenus' Satire die Aethylenmilohsattre in gröfserer
Menge vorhanden war.
Es scheint nun einfach, die Resultate dieser Versuche
dahin zu deuten, dafs Aethylen-- und AeihyUd^milehsattre ia
ihren Salzen durch zweiwerthige Metalle zu DoppeUaUen
verbunden werden können, und dafs diese Doppelsalze eben
die fleischmilchsauren Salze seien ; dafs also die aus dem
der M(Ich$ßiT0\de^\lW^€s. S9i
aiiir^n, v^lche^z« B. «it Sink d•iiseU^iA9flpf^fll«^biMell,
welches mU IMlferem^i .lcün»ll]<^^: IKi^dw^oImms :41er ';bei4aii
MilcIiMm:«» erzeugt wer4en ikmin^ » «Yt : .i.x ; ,7 : i
AUeJA es sind Tii«Maoheii{:,¥arton4^il,r<idie)jri^t !:firli«r
ben, d$s JeisplimUphseiire- Zink ^fwr ^ «dfip^ii^ gia haUen li»H
dem Uasilicli darf e^lMfP> Zipfcdopp^i^^l^ 1' i
W i s 1 i c e n a s verdanken^ .ff If : 410- JKenfiliiJi^ des; UiB^MUr
des, dalsdie Ftoi4(^miLobsiare$ielb(rt> rehei^JlOiWk» Are* Salze,
die PolarisaUansebene desi JUehts^ :ablenkt , n Jene^ tMk. orechta,
diesenaöh liiAs^ ekieGigeDtiohilftysinelche. dieAj^^kf^^n^^^
A^hylidetinUelisiire niehl ibetlevu /. tr. . r . ) .ü .
Obgleich die.\kteiQe)Mieoge'^4es!!'iek> %vk Qebote s^heilr
den Zuiksalzes • der MUeJhsiuKe { aias iFJeiseh ssum urd&eren
Theil aus; Alhylidenmilclisattremi'Sateubiealflfnd^ >«Ouhebe ich
doch dierJbhsksdrehung iler-Polirisaiiensidbeodl de« Lichts
durch dAs. ieisßbmilchsaiare Zink besittigeotkejaBei».^' Drehung
derselbeii um beiMhe:i^.naOh^lißfcS'$0(¥ri^)Ferbeiifeeivirettung
war deutlich, zibbeobaehien. -, •; ,.>! ^ - . >, « /ii', .: •%
Die freilieh wa klefne Mi^nge dea^^köi^tlieh d^rgdat^H^en
Salzes (utogeflhr 1^5 Grp; staodea. niiry/ZU((ifi<ilHile).izeigte
keine Sptir yo» £i*vrirkaog nirfidas |tolarisji;tejL»^t.
Das fleiscbmltehitoiViBrSfltBl^VeMidiit^isdoea Wasserge
bei 105^ merklich langsamer, als das künstlich: dargestellte, t
Auf^erde'm kann ersteres'&ui^ Wa&ser'unlkryställisirt'wer-
den, <yttnö seihe ilusammenset^üri^ 'hieHclich'' isa anidern';
letzteres hicht^). ' Ans diesiem kann o&iiie älle^ Zt^bifel durch
'I'»: . . ;•»! 't>.'./. r
Mittel 13,1 pC. Wasser entWtendeii fleischmilchßauren Zinks er-
halten war, 13,25 pC, in dem durch Umkrjstallisiren des künst-
lichen- Salzes ge^onnetien Zirkksalz '«uiiiial''l'l^,l<, eilt a^der'es Mal
nidiiP&diM ÜMfciryMUttrireii leiell reines Ühylideniiiiloksaares
«Saite eriftilteii iireniM.' Jenes Slilz Isl dagegen viel bestdndh-
gen Sdlbfit 'Wenn menf «s aar ' Hälfte* milleht Sbhwefelwas^
aeratoff Tom Zink befreit und die Ldsong verdunaiel, so kry-
sMItsirt iricht'Athylidenntllehsattres Zink herans, sendern an-
'TerfindeHesfleüehmileksavres Zink (ich fand darin 12,7 pC.
Wasser), und die da?on gelreimde M«tterhiig6 liefert mit
-Zinkexyd gesatll^' dassefre Sala*
Bei KrystaiKsflion des fleisehmikhsaforefi Zinks kabe ich
^ft, nachdem < ein Theil des Salzes auskrystallisirt war, die
fanze Flüssigkeil zu^ einer durchscheinenden Gallerte geste-
hen sehen. Unter dem Hikroscop beobachtet man dann neben
-den kleinen gestrecklen sechsseitigen Tafeln des milchsau-
ren Zinks AuftevH satte lange biegsame Nadeln. Mese Er-
seheinviig ' «eigt dafs künstlich erzeugte Salz nlenuils; Ob und
wie diese Nadehi sich in 4ler Zusammeiisetzung von den
Tafeln untersdieiden, habe ich noch nicht untersuchen kön«-
neu» Die Monge der mir au Gebote stehende Substanz war
zur Bewerkstelligung einer Scheidung zu gering.
Die beiden Zinksaize sind nach allen diesen Beobach-
tungen beskiaimt ^yenschieden. Das käilstlich gebildete ist
offenbar ein Doppelsalz* Die zwei Mildisfittren sind darin
durch ein zWeiwerthiges Metallstoin » eii^em grofseren Mole-
cul verbundM^t'.
Die Frag/Q. aber^ wofür man das fleischmilcbsaure Zink
zu halfen habest ist nicht mit gleicher Sicherheit zu beant-
worten. Der Ufnstand^ dafs aus der MUchsfiure des Fleisches
einerseits Aethylen-» andererseits Aethylidenmilchsaure ab-
geschieden ist, macht es aber höchst wahrscheinlich, dafs
diese beiden Sfinren jene in irgend einer Weise zu^mmen-
setzen. In welcher aber, das mufs Vorläufig Hypothese bleiben.
Ifach Allem. durfte aber. die Hypothese die gröJTste Wahr--
scheinlichkeit haben, dafs die beiden Sinren in ähnlicher
I
^ d$r Milchsäure des Fleisches. * S3&
WelM mit eihitWIer verknüpft sind, yfi» in der TrailbeMiore
die Saehti« ' - vnd Liiiks«i^eiiHiiure j dte stob bekbtmtlich ats
Arehi Mo^en «egar unter Wirmeentwickl»lttiig VwUndäfi kitn
-neu.* l>^ ZiMminenbflfit der^beü knAn-niif' kedingf ii^hi
diirok'4ie ki den Gerbortylen stMindeiHle' doppelte BiiWhimf.
Etwa folgendes Schema wird die Yorsteliang klar macbett,
welcbe mir davon Torscbwebt :
0—0 V
HO.C— C.OH
I I
: HO. HC CörOH
II sz Traubens&ure.
HO. HC CH.OH
HO.C-C.OH
0—0
In gleicher Weise wfirde die Fleischmilchs&ure dbrcb
die folgende Formel ausdruckbar sein :
o— o '
' I • ^« '' * ••
HO.C— C.OH
• • ' . • • I ' I • . ' • ■ .:
HO. HC CH«
i '
H»C CH*.OH
Halle, den 19. December 1870.
TJeber die Einwirkung von Salzen auf W exn-
geist; . ..
' von K. Kraut. > ' i
leb hübe berdts vor einigto JäH^feh die Beoba<^htung
initgelbeilt , dfrfs essigsaures Zltikbxyil^darch Weifigie«st mit
grofser Leichtigkeit tnnter BSdong vdn Essfgaiher wid Aus-*
3j^ ,Krauty iihrdie EinX^rhmg
^heii4|iiKf yonZink4»xy4feiydrat^ zersetzt Mrifd»'* YeiMclld,
.v^,elcbej^t[ dieser Zeit > im hiesigen Labortlorittiii' aag^sieUt
n^urdeai.i^gebeii emfgf^ Anbalkfipankte t wie. -diese Zecletoueg
.durc^. Xemf eFatiir^:ßauer'4ea^ l^xh\\WMiM9S$Ä A^sWi du-
and^ IfirkendeP: S^bstanaea :.iiii4. Aft des Salzes b^iftfliiüst
wird, ....'.■.. ...,./. • ,.• . • ; '- .•.••;
•' '
1) Wirkung des essigsauren ZiriJcoxyds auf Weingeist —
Versuche von Ad.iPrinzhorn ausgeführt
Das angewandte essigsaare Zihkoxyd war durch zwei-
jähriges Stehen neben Yitriolöl wasserfrei erhalten, hielt
44,30 pC. ; Zinkoxyd (Rechnung 44,26 pC.) und )öste sich
ohne allen Rückstand in Wasser, was bei dem bei höherer
Temperatur gcitrockneten nicht der Fall ist.. Der . Weingeist
wurde mit Hülfe von Kupfervitriol entwassert , noqhmals.mit
geschmolzener Pottasche behandelt und unmittelbar vor jedem
Versuche destillirt. Alle Versuche wurden in zugeschmolze-
nen Röhren angestellt.; nach dem Erkalten wurde der Inhalt
des Rohres mit Wasser verdünnt , zur Verflüchtigung von
Essigather und Weingeist erWarmt, das ausgeschiedene Zink-
oxydhydrat ausgewaschen, zur Trennung Von Glasiqilittern in
Salpetersaure gelöst und nach dem Verdunsten und Glühen
gewogen.
a) Die Einwirkung des essigsauren Zinkoxyds auf Wein-
geist beginnt bei Abwesenheit von Wasser schon bei, ge-
wohnlicher Temperatur, aber verlauft dann aufserordentlich
langsam, so dafs bei 7Vs-monatliöhem Liegen eines Gemisches
von 1 Aeq. des Salzes noiit 25 Aeq. , Weingeist nur gegen
8 pC. des essigsauren Zinkoxyds zersetzt waren.
.6) Diei EiBwirjuing ißt bei 1Q0^ . rbetracUKefe jrascher,
aber wird, dvrch. Erhitzen über die^p T^mperaMir hinaus noch
besehleonigt, wie folgende Verbuche zeigen: :.: ?
mi ÄiÄÄ Mf Weingeist ^
Eßsiggaureg 'W«&igebrt'^ 'DAuiör <(«<► Tömpei ' Atfcgesctiedenes
Zinkoxyd Erhiizens ratur Zinkoxyd, in Pro-
. ' ,\ ; . ,.j ^ttwi«9 '/..'i 'VI ^'jts^piten .^eg.ttlge-
, . ^ wi^idten
•• .'r '! •
' ' c) Erhitzt' ihan'i Aeq. ei^sigsaures Zinkoxyd mit 10 Aeq.
Weingfeist auf lOÖ^, so werden ausgeschieclert m *
5 10 15 30 50 Stunden
t2) Bei gleichbleibender Temperatur (100^) upd g-leioh^r
Dauer. des Erhitzens (10 Stunden) zeigte sjch die Mengß dea
ausgeschiedenen,^ ZiQkoxyds ia.iolgender. Weise von ,der
Hasse des wirkenden W^ingeists abhängig : <
1. ,2,5. 10 , 20. Aeq. Weingeist . ,
18,0., 26,6 49,5, .. 64,75 . 74,3 pC. Zinkpxyd. ..
2) Wirkung des valeriansauren Zinkoxyds auf WeingeisL —
Versuche von M. Kind.
Der •Öj^Ägehalt des hebeh'Sbhwefflsäärö getrorökneten
und ohne Rückstand in Weingeist löslichen Salzes Wurde'
ara^0;6 pe; -IpRechnW^r '== 30,81 ^C.) ermittelt. — Als
1- Aeq: dörf' Salzes' Aft f(y Äeq/W^eiiigök' auf ^^^^
wurde, betrug die Menge des ausgeschiedenen Zinkoxyds iii'
- liö^efihif ' • l'Ö^ ' U ^'^O-' '■'' "BO- ^^^'*50'«^tind^n -^
'. : .. •. '47,8-;- •; :6j2i4'!... — 7i,8 • /^Af^{^
- Dafs dfe^Versttche bis zu liiehr iAls 1 pC.^Vön efrfiAiäil*
übweidheh läid- gi6 ^^halterieri 'Z^^en hier ^^nWeiM^'^Ssfg^
sauren ZtnKoxyd ntir'als annah^rbigswefsä richtige üe^^bhtet
Werdön können;^ rührt h^ptsäcHlich • tfavbii Ih^i» / ' dafe 'eih^
eft^r^'ünlörbr^Mitih^ des Er^Ir}t2:eh^' hfötit Mih^edyr'iieerdeii
k0n^e^ uM -<Uid\»ih die'Zbil däli^' t^geViVeitigälr'SlnW^kun^
«ine mi^s^ehchmene xhirüe. -''v^^^'-^^ -i^- ^^ ■■^'" '''^'
9?^ Krßu^iübir die Efnwirkmg
. . 3) Ameisensaurea Xinkoxyd und WtmgeüL
Das ammensaure Salz wurde aach darch zweijähriges
Stehen neben Vitriolöl nicht wasserfrei erhalten, sondern
verlor dabei nur einige Procente Wasser und eignete sich
daher nicht zu yergleichenden Versuchen. Bei 10 stundigem
Erhitzen von 1 Aeq. der Krystalle mit 10 Aeq^ Weingeist
hatten sich 16 pG. des Salzes unter Bildung von Ameisen-
äiber zersetzt. Als dieselbe Mischung 10. Stunden auf 200^
erhitzt wurde, betrug die Menge des ausgeschiedenen Oxyds
91,6 pC:, aber beim Oeffnen des Rohres entwichen gasförmige
ersetzungsproducte. Sie waren frei von Kohlenoxyd und
hielten auf 0,00533 Grm. "Wasserstofi^ 0,116 Grm! Kohlen-
säure, also beide tiase im Verhaltnjfs von 1 : 1^1,8. Die
Ameisensaure zerlegt sich unter diesen Umstanden also ge-
rade auf in Wasserstoff und Kohlensaure. — Wasserige
AmeisensdurQ wird beim Erhitzen auf 200^ nicht zersetzt
Von puderen Salzen habe ich folgende mit Weingeist
erhitzt.
Esaigsaur^fi Ammoniak, rr Kach Tatundigem Erhitzen
auf 100^ ,war der Geruch*, d^s Esfiigdt^hjeirs deutliqb zu ,er-
b;ennen. ^ .
JSssigaaures Natron. — Nach der gleichen Dauer des
Erhitzens auf 100^ war keine Einwirkung bemerkbar.
Essigsaure Magnesia. — Die Zersetzung zwischen 1 Aeq.
des 4ra<^enen Salzes ynd 2,5 oder 10 Aeq? Wemgeist be-
schr4;)kt0 sfch bei 10 ständigem ^hitzeo au( lOP^ aof wenige
Procente; aus einem. Gemisch vpn 1 A^q. des Salzes und
10 Aeq. Weii^geist . wurden b^ 15 stundigem .Erhitzen auf
200 bi9,22Q^ 2^,4 pC, 4er vorhanAeneii HagQfoaia at^escIii^dM.
Mamgeauref Qu^haüieroxydyl. «—Es Tjurfe 1 Aaf»
Salz mit 10 Aeq. Weingeist eihifzt. Keine Zersetzwg JM
van 8alua^ airf Wan^msü. . • 397.
100^ hmm b0mepkbflr/o b«i 130<^j »»cli tSsIfindifemBrliitz^ii;
«jof 200 bis 220^ war viel M«t«U aunffe^qbiedeii^j AUebyd^
EssigaUier, freie BsfiigsiiHrei abeirkQine Fludigkieit ym b$be^
rem SiedeponlUe, gebildet. : ;;; ;
JS^igsßure^ Silb^oa^d* *^ S^GsTib. >ii|jt ,20 Cj6« Wein«
gei8i28 Standen auf 100^ erbiUt, bild^kn geg^nSp&Safig:«
ather, daneben auch Aldehyd ued} meteUk^obe^* Silbei^.
>-«n
Endlich habe ich noch ver^ucl^, durch Erhitzen von
Milchsdureathylätfaier mit essigsaprem Zinkoxyd Acetylomilch-
säoreäther zu erbalten. £s fand, in 7 Stunden bei 100® keine
Einwirkung statt; bei 160® wurden Essigäther und milchsaures'
Zinkoxyd erzeugt.
Hannover, 3. December 1,870.
...|"l'l'f 'fl l'l *J,- . ,,! '
^ « " 71 • ! I * ; • ( <
üeber die Naplitylpurpnrsäure und ihre
Derivate:
Yon Dr. Efwian' cöfs Shmmarugu.
Hlasiwetz hatte gefunden und in einer vorläufigen
Notiz veröffentlicht, dafs, wenn man das Binitroiiaphtol mit
Cyankalium in eine Naphtylpurpursäure verwandelt , sich
gleichzeitig ein blauer indigoähnlicher Körper bildet '^). Die
Entstehung einer solchen blauen Verbindung hatte ich später
bei der Darstellung der Kresylpurpursäiire gleichfalls be-
merkt^, ihufste aber auf ihre Untersuchung' verzichten, da
*) Anzeiger deif Wiener Academie 1869, 118.
**) Wien. Acad. Ber. LX, 140.
SS^ Sommar^yOf über di^- N^^kij^pmrpwrsäMre
ilre MmgB iekr-gfemlf, md, wie es tdues, *ehr weehsehid
war. Mi BWlnNUiphliri dwgegen gib ene reieUicbere Aqb-
bavle^ end 4* Üa bbnie TeÄüidM^r nöglieherweise mu^
der Naphtylpiirpiirsiiire benrorging, m gewam ein ge-
mnierei StadiMider pmtm Reaeüon ein erhöhtes Interesse.
Im Folgeaden ' UMle fdi die ResnUate einer hiermf bes&g-
lichen, ^kmül^silreta f^iMlS&ten DaterSnchmg mit.
Die Umsetzong des Binitronaphtols mit Cyaakaliam yer-
Uöfk, was die ftnfsere Erscheinung angebt, ziemlicb ähnlich
derjenigen, die man bei der Bildung der ^henyl- und Kresyl-
' ''"1 'j'^. j
pnrpurslure beobachtet. Allein man slöfst bei der Reindar-
Stellung der Prfiparate auf viel gröfsere ächwierigKeiten, wie
dort, weil die naphtylpurpursauren Salze Viel weniger gut
krystallisiren. Bei jeder DarsteTlung defselbeh tritt gleich-
zeitig der oben erwähnte violette Körper auf; allein er ist
von verschiedener Reinhett'der Farbe, je nach der Weise,
wie man operirt. Ich habe mich zur Darstellung dieser Ver-
binduagen eines .Bioitroi)aphtols , bedient ,' wi^Iches aus der
Fabrilc der Herren Mendelsohn. und Martins bezogen
war, und welches nach mehrmaligem Umkrystallisiren die
von der RecboiHig verlangte Zusainmehsetzdng zeigte *). Es
ist vortheilhaft , nicht allzogrofse Mengen auf einmal mit
Cyankalium zu zersetzen, wenn man den violetten Körper
schnell rein erhi^Uen will, und dabei besonders mit nicht zu
concentrirten Lösungen zu arbeiten.
. Ich begaan meiuQ Versuche damit, einen heifsen dünnen
Brei des Bii[iitrpnapl^tol^ in eine siedende Cyankaliumlösung
einzutragen , und so lange in der Nahe des Siedepunktes zu
erhalten, bis Alles zu eiiier, homogenen, dunkel rothbraunen
Lösung geworden war, die sich unter starker Ammoniakent-
wickelung nach etwa 10 Minuten bildete, wenn 50 Grm. in
*) Q«fanden C b 51,89, H ss 2,80; bereehnet'C as 51,88,' H as 2;56 pC.
und ihre Derivate» 329
einem Liter Wasser gelöst angewendet wurden. Wenn man
in einer Porcellanscfaale operirt, so bemerkt man nach be-*
endigter Operation in der an den Wfinden sich hinaufziehen-
den Flüssigkeit einen fein suspendirten violetten Nieder*
schlag, welcher sich nunmehr von der noch heifsen Flüssig«^
keit ab§ltriren lafst. Man entfernt das Filtrat (A), ehe esr
durch die Waschwasser verdünnt worden ist, und wascht den
Tliederschlag auf dem Filter so lange mit siedendem Wasser,
bis dieses vollständig farblos ablauft. Die Filtrate dampft
man bis etwa auf die Hälfte ein ; aus ihnen krystallisirt rohes
naphtylpurpursanres Kali. Der Niederschlag auf dem Filter
ist, wenn er völlig ausgewaschen ist, von einem prachtvollen
Violettblau mit grünem Metallglanz. Ich will von dem Kör«-
per wegen der aufseren Aehnlicbkeit seiner Verbindungen
mit dem Indigo fortan unter dem Namen (Naphtyl-) Indophan
weiter sprechen. -— Später habe ich mit gröfseren» Vortheiie,
was die Ausbeute betrifft, mich des Ammonsalzes des Bi-
nitronaphtols bedient, und folgende Vorschrift kann ich als
zweckmafsig empfehlen. Man bringt in einen geraumigen
Kolben etwa 30 Grm. Binitronaphtol , dazu etwa 2 Liter
Wasser, erhitzt bis zum Sieden und trSgt so viel Ammon
ein, bis man eine vollständige Lösung erzielt hat. In diese
tröpfelt man die heifse c(Hicentrirte Lösung von 45 Grm»
reinem Cyankalium. Während dieser Zugabe kommt die
Flüssigkeit meistens in ein beträchtliches Schäumen, und bald
sieht man, wie an den Wänden des Kolbens sich die violette
Verbindung hinaufzieht, deren gröfste Menge in der dunkel-
braunen Flüssigkeit suspendirt wahrgenommen wird. In etwa
10 Minuten ist die Reaction beendet. Man bringt sofort Alles
auf ein gut durchlassendes Filter, und wascht den Nieder-
schlag, der zurückbleibt, so lange mit siedendem Wasser, bis
dieses ungefärbt abläuft. Das Präparat erscheint nun als ein
violetter Schaum mit prächtig grünem Metallglanz. Es ist
Annal. d. Chem. a. Pharm. ÜLVII- Bd. S. Heft. 22
330 Sommaruya^ über die Naphtylpiarpur säure
inzwischen noch keineswegs rein ; denn es ist im Wesent-
lichen ein Gemenge von freiem Indophan und dessen Kalium-
Verbindung. Wascht man es lange noch mit siedendem
Wasser, so beginnt dieses sich wieder zu färben von einer
Spur aufgelöster Verbindung ; ein kleiner Znsatz von kohlen-
saurem Kalium zu dem Waschwassier verhindert diese Lösung,
wahrend doch eine kleine Menge das Ablaufende braunlich
färbender Verunreinigung entfernt wird. Zur Gewinnung
des reinen Indophans wird nun der Niederschlag vom Filter
genommen und in einem Kolben mit sehr verdünnter Salz-
säure erhitzt, wieder filtrirt und so lange gewaschen, bis im
Filtrat keine Salzsaure mehr nachzuweisen ist. Soll die
Kaliumverbindung dargestellt werden, so wird das gut aus-
gewaschene Rohpraparat eben so in einem Kolben mit wäs-
seriger Kalilauge erhitzt, filtrirt und bis zum Aufhören der
alkalischen jleaction gewaschen, wozu grofse Wassermengen
erforderlich sindv Eben so erzeugt man aus einem Schlamm
von reinem Indophan durch Behandlung mit Natronlauge die
Natriumverbindung* Diese beiden Verbindungen sind es vor-
nehmlich, die so indigoahnlich aussehen. Das Austrocknen
derselben läfst man nicht auf dem Filter, von welchem sie
trocken schwer abzulösen sind, sondern auf Porcellan, am
Besten unter der Luftpumpe, vor sich gehen. Bei der trocke-
nen Substanz tritt der starke Kupferschimmer noch viel
schöner hervor. Das reine Indophan ist von violetter Farbe,
und hat, wie erwähnt, einen grünen Metallglanz.
Naphtylpurpursaure Salze,
Das Filtrat (A) enthält, zunächst das Kalisalz der Naphtyl-
purpursaure, welches, wie bei allen bisher dargestellten Pur-
pursäureverbindungen , der Ausgangspunkt für die übrigen
Salze ist. Es ist schon bemerkt worden, dafs die naphtyl-
purpursauren Verbindungen vermöge ihrer viel gröfseren
tmd ihre Derüate, 331
LoslicUeit und geringeren Krystallisationsfäbigkäil riel ^cbwie»
riger rein zu erhalten sind, als die purpursaoren Verbindon"*
{^en, anderer Radicale. Auch besitzen sie weder die äufeere
Sobönbeit noch die reinen Farbentöne der Lösungen der
bisher dargestellten Verbindungen. Nur jenei^ melallisch
grünen Schimmer haben sie noch mit ihnen gemein. Dampft
in%n das erwähnte Filtrat ein , so bildet sich bei passender
Concentration eine dunkelbraune krömliche Ausscheidung
von naphtylpurpursaurem Kali, die, wenn man sie zwischen
Leinwand abprefst (zuletzt in einer Schraubenpresse), eine
dunkelbraune, grfln schillernde Masse darstellt. Durch Zer-
reiben, Auflösen in siedendem Wasser und mehrmaliges Um-
stallisiren wurde das Salz gereinigt. Unter dem Mikroscope
betrachtet besteht es aus kleinen Biältchen von' unregel-
roäfsiger Begrenzung, braun von Farbe mit durchsichtigen
Rändern und einer rdunkleren Hüte. Nur wenn man es in
feuchtem Zustande abgeprefst hat, zeigt es den erwähnten
inetallisehen Reflex; war es blofs durch Ausbreiten auf Papier,
welches die Mutterlauge einsaugt, getrocknet, so hinterbleibt
es ohne diesem Glanz matt und dunkelbraun. Ich habe es
zu wiederholten Haien dargestellt und analysirt.
Wenn es sich blofs um die Gewinnung dieses Salzes und
nicht auch zugleich die des Indophans handelt, so ist es viel
zweckmäfsiger, die Zersetzung des Binitronapbtols mit Cyan-
kalium in weingeistiger Lösung vorzunehmen. Man löst zu
diesem Ende das Binitronaphtol in etwa dem 40 fachen Ge-
wichte gewöhnlichen Weingeists, verbindet den Kolben mit
einem Rückflufsköhler , und läfst allmälig die concentrirte
Lösung des Cyankaliums, die man mit so viel Weingeist ver-
setzt hat dafs das Salz nicht eben herausfällt, in^ die kochende
klare Lösung einfliefsen. In dieser bildet sich Anfangs
orangegelbes Binitronaphtoikalium , welches allmälig ver-
schwindet, während die Flüssigkeit eine tiefbraune Farbe
22»
333 SommarugcL, über die Naphtylpurpursäure
ftfmimint. Nach etwa halbstöndigem Kochen wird man die
Umsetzong beendigt finden. *
Unter diesen Umständen bildet sich keine Spur Indophan.
Man destillirt einen Theil des Weingeistes , der stark nacb^
Cyanäthyl riecht, wieder ab, sammelt die beim Auskühlen^
der Laugen sich bildenden krumlichen Ausscheidungen auf
einem Leinwandfilter, prefst sie, und krystallisirt aus Was-
ser um.
Aus diesem Kalisalze entsteht das Ammoniaksalz beinr
Vermischen seiner concentrirten Lösung mit einer Salmiak-
lösung. Es ist dieses Salz gleichfalls eine dunkelbraune^
undeutlich krystallinische Verbindung , die sich bei einigem
Stehen ausscheidet und aus Wasser umkrystallisirt werden
kann. Abgeprefst hat es einen etwas intensiveren Hetall-
glänz als das Kalisalz. Seine Lösung ist dunkelrothbraun. Die
Verbindungen mit^Baryum, Calcium und Strontium sind dun-
kelbraune amorphe Niederschläge. Ganz ähnliche Fällungen
entstehen, wenn man eine Lösung des Kalisalzes mit Metall-
salzen zersetzt. Alle diese amorphen und ziemlich schwer
löslichen Verbindungen konnten nur durch Waschen und
Pressen gereinigt werden. Die Naphtylpurpursäure läfst sieb
aus ihren Salzen eben so wenig unzersetzt abscheiden, wie
die bisher in den betreffenden Verbindungen angenommenen
Purpursäuren des Phenyls, Kresyls u. s. w.
Zu der hier folgenden Zusammenstellung der Analysen
dieser Salze bemerke ich nur, dafs sie sämmtlich zwischen
100 und 110^ C. so lange getrocknet waren, bis sich keine
Gewichtsabnahme mehr zeigte.
Kalisalz.
a) In wässeriger Lösung bereitet :
0,3195 Grm. Substanz gaben 0,5415 CO, und 0,0685 H,0.
0,3050 Grm. Substanz gab^ 39 CG. N bei 22<» C. und 758 MM.
0,4054 Grm. Substanz gaben 0,1230 K,804.
Und ihre Derivate. 333
b) In alkoholischer Löflung bereitet ':
0,3270 Grm. Substans gaben 0,5610 CO« und 0,620 H,0.
0,3390 Grm. Substanz gaben 43,75 GC. N bei 16<^ G. und 741 MM.
0,4635 Grm. Substanz gaben 0,1405 E^SO«.
Ammonsalz.
t),2895 Grm. Substanz gaben 0,0^95 HgO und 0,5365 CO,.
0,2570 Grm. Substanz gabfen 47^5 CG. N bei 753 MM. uad 14« 0. <
BarytsaU.
0,3004 Grm. Substanz gaben 0,4645 CO, und 0,0705 H^O.^
0,5145 Grm. Subetanz gaben 0,16€5 BaSO«.
0,3470 Grm. Substanz gaben 42 CC. N bei 13,5^ C. und 744 MM.
Kalksdlz,
0,3095 Grm. Substanz gnben 0,5950 CO, und 0,0815 H,0.
0,4^70 Grm. Substanz gaben 0,1350 Ca&04.. i
Diese Zahlen führen übereinstimmend zu der Formel
CuH^NaO^ für dre wenngleich nicht isplirbare Nupbtylpur-
pursdure. In folgender Art verhallen sich Rechnung und >V^7
such ;
Kalisalz, CuHeKNgO*.
a. b.. berechnet
C 46,22 ' 46,77 46,64 '
H 2,21 2,11 2,12 '
E 13,60 13,59 i3,78
K 14,34 14^66 14,84.
Ammonsaiz, C||H4(H4N)N804.
gefunden . berechnet
C 50,23 50,38
H 3,82 ' 3,81
' N ' ■ ^1,56 ' 21,37.
Barytsalz, C|iHebaNa04.
gefunden . 'berechnet
C 42,14 42,24
H 2,26 1,92
Ba 21,54 21,92
K 13,98 13,44.
334 Sommaruga^ über die Naphit/ipurpursäure
Kalksaiz, CiiHoOaNaO«.
gefunden heieehtiet
C , 50,10 50,00.
H - 2,79 2,27 ..
Ca 8,12 7,58.
Hierbei fallt nun sofort auf, dafs dieser Formel nach di&
Purpursaure des Naphtyls nicht nach demselben Beactions-
Schema entstanden sein kann, wie die Phenyi- und Kresyl-
purpursaure. Diese beiden deriviren von den dreifach-
nitrirten Alkoholen des Phenyls und Kresyls, und es ist der
Vorgang :
CeH8(N02)aO + 3 CNH + H,0 == CsHßN.Oe + CO, + HsN;
Trinitrophenol Plienylpurpursäure
C^HjCNOOsO + 3 0NH^ + H2O = C^HyKgO; -f CO, "+'H8N.
*v*
Trinitrokresol EresylpttTpürs&ate
Die Formel der Nöphlylpurpursfiüt^e CnH7N304 läfst nur
die Gleichung zu :
>CioH6(NO,)80 + 2 CNH + H,0 = CnH^NsO* + CO, + H.N,
Binitronaplitol Naphtylpurpursäure
und aus dieser wurde folgen, dafs, die Menge der sich
an der Reaction betheiligenden Cyanverbiudung sich nach
der Anzahl der JNO2- Gruppen richtet, welche die nitrirte
Verbindung enthält. Nun besitzen wir aber eine Unter-
suchung von Pfaundler und Oppenheim *) über die so-
genannte Metapurpursäure, die diese beiden Chemiker aus dem
Binitrophenol dargestellt haben. Sie stünde im Widerspruche
mit dieser Annahme, wenn die Formel und Reactionsgleichung
richtig wäre, die für sie angegeben werden :
CeH4(N0,)s|0 + 3 CNH + H,0 ;= C8HeN404 + CO« + H,N.
Binitroplienol Mefapurporsäure
1»
*) Bull. soc. chim. [2] IV, 99; Jahresbericht für Chemie u. 8. w.
f. 1866, 627.
und ihre Derivate. ^ 3ä5
Diese Gleichung^ von Pfaundler und Oppenheim
ist nur ans einer Analyse des Kalisalzes abgel61|;iet. Es er-
scfaien daher nothwendig , sich von der Richtigkeit dieser
Formel zu überzeugen, und ich habe hn Vereine mit Herrn
Benedikt die Versuche dieser beiden Chemiker wiederholt.
Nach den Angaben von Grüner*) wurde eine Quantität
Binitrophenol dargestellt, und nachdem es idurch die Analyse
auf seine Reinheit geprüft worden war**), mit einer auf
60^0. erwärmten Lösung von Cyankalium behandelt, genau
so wie Pfaundler und Oppenheim beschrieben. Sie
gaben an, dafs sich die Flüssigkeit unter Ammoniakentwicke-
lung braunroth färbt und beim Erkalten Krystallfiimmer von
leicht zersetz! ich em metapurpursaurem Kali abscheidet, wel-
ches nach dem Waschen mit Wasser und behutsamem Um-
krystallisiren der Formel CsH^KIf^Oi + H»0 entspriclit. Es
sei nach dem Trocknen über Schwefelsaure tief dunkelroth
mit grünem itletallglanze, und löse sich in Wasser und Alko-
hol mit intensiv kirschrother Farbe. Nach unseren Erfah-
rungen ist die Reaction bei 60^ C, selbst wenn man sie sehr
lange unterhält, nur unvollkommen, und die so gebildete Ver-
bindung enlhäll eine wechselnde Quaiftität; Bihitrophenol-
kalium, welche beim Umkrystallisiren wohl ein Vel*halt^
bedingt haben könnte, durch das Pfaundler und Oppen-
heim zu der Vermuthung gefuhrt wurden, das Salz zersetze
sich hierbei. Wenn sich Binitrophenol mit Cyankalium voll-
ständig umgesetzt hat, wozu es wenigstens einer Temperatur
von 7Q^ C. bedarf (man kann auch die Flüssigkeiten siedend
zusammenbringen), so erhält man ein« purpurbrauoe Fluss^-
keit, aus der sich das Salz in undeutlichen krümlicben Kry?-
stallmassen ausscheidet, die nach dem Pressen und Umkry-
•) Jotim. f. pract. Chemie CH, 222.
**) Geftmden C 39,31, H 2,40; berechnet C 39,13, H 2,17.
.^36 Sommaruffa, über die Naphtylpurpuraäure
stallisiren von purpurbrauner Körper- und meUUgrüner
Flächenfarbe sind. Wegen seiner grofsen Löslichkeit bedarf
es beim Umkrystallisiren nur wenig Wasser; im Uebrigen
krystallisirt es gut und giebt eine dunkelrothe Lö&ungi die
mehr ins Gelbliche als Violette zieht. Es verträgt eine Tem-
peratur von 100^ C» und wurde auch bei dieser getrocknet*
Wir fanden bei der Analyse :
0,3136 Grm. Substanz gaben 0,4150 CO» und 0,0645 H,0.
0,4130 Grm. Substanz gaben 67,5 CC. N bei 22,5<» C. und 744,5 MM.
0,4090 Grm. Substanz gaben 66 CC. N bei 20® C. und 745 MM.
1,1560 Grm. Substanz gaben 0,4125 IL^^O^.
Bei der Analyse eines Präparates von einer anderen
Bereitung :
0,4015 Grm. Substanz gaben 0,5220 COj und 0,0750 HjO.
0,2775 Grm. Substanz gaben 44 CC. N bei 13« C. und 747 MAl.
0j4600 Grm. Substanz gabeü 0,1715 KjSO^.
Hieraus berechnet sich : - .
0 35,67 35,47
H. 2,28 2,24
K 16,42 16,71
N 18,31 18,09 18,51.
Die Bildungsformei und Gleichung von Pfaundler und
Oppenheim verlangt :
c
36,84
H
1,84
K
15,00
N
21,54,
während, wenn das Salz nach der Gleichung :
CeH4{N08)80 + 2 CNH + HsO = C^H^NsO^ + CO, + H3N
ZU Stande gekommen ist , die Rechnung für dasselbe er^
fordert :
c
36,05 •
H
1,71
E
16,73
N
18,02.
und ihre Derivate. 337
Man sieht, dafs hier besonders im Stickstoffgehalt eine
Differenz von 3,2 pC« vorliegt , die im Zusammenhange . init
unseren Analysen entschieden für die letztere Bildungsglei-
chung und damit für die Formel C7H0N3O4 als die der Meta-
purpursaure spricht. . .
Nicht unerwähnt darf ich lassen, dafs auch die Chryso-
cyamminsäure, die aus der Chrysamminsäure entsteht, gegen
meine Ansicht zu sprechen scheint. Finkb, der sie darge-
stellt bat*), erklärt ihre Bildung nach der Gleichung :
CyHjNaO« + 3CNH + 2H,0 = C^HsNaO« + 2NH, + CO.;
Clirysaiuminsäare ChrTSocyamminsäure
allein dieses Schema der Zei^etzung ist fürs erste niclit ge-
nau dasselbe, wie daij für die andere «l^urpursauren. Weil
sich hiemach 2 Hoiecule Was^r Ati der Reaction betbeiligen
und 2 Mölecute Ammoniak austreten sollen-; zum anderen
ist, wie man jetzt nach der Untersuchung von Graebe und
Liebermann Grund hat anzunehmen, die Formel der
Chrysamminsäure Ci4H2(N02)4(OH)2(08); und endlich ent-
fernen sich die von Finkh gefundenen Zahlen öfters so
weit von den berechneten, dafs sie einen Zweifel an der
Richtigkeit seiner Formel wohl zulassen **).
Nach meiner Untersuchung würde daher folgen , dafs.
die sogenannten Furpursäuren keineswegs immer von* sche-
matisch gleicher Zusammensetzung sind , sondern dafs sich
diese nach der Nitroverbindung richtet , von der man aus-
ging. Man kann sich beispielsweise die Umsetzung in folgen-
der Weise versinnlichen :
*) Diese Aniüileri CXXX1% 229.
**) Diese YerbiAdimg^n sollen demnttehst im Idesigen Laborfttoiium
noch einmal dargestellt und analysirt werden, / .
338 Sommarugay über die Naphtylpurpursäure
••••••^••••^••«^♦•••^** •••••••
HC «= CNiOi CiNH
,-H
'— N
-fi>»
HC=CN
HC CNO, + 'C% H I 4- 21o= HC CNO, "— H +H8N+CO,
II » l„i^i II II .
HOC — CNO, CN: H : HOC— CNO,
Trlnitrophenol
Isopurpnrsäore ;
.Hlasiwetz,
CiN H
HO;==CN|0,
HC • h}^(s;;T^' i
II : « • . CN jH
HOC — CH
Binifrophenol
+
H
Y-
HCsaCNii^C
HC C
HOC— CH
— N=0
NO, +H8N4.COa
Metapttrpnrsäure ;
Pfaundler und Oppenheim.
Jls wäre sonach die Phenylpurpursäure von dem Tri-
niUrophenol dadurch ojnterjsehieden^ da£s in ihr GsHsNsO.fur
NO» steht; in der Metapurpursfture dagegen befände sieh
CHN^O für. NOa« Die Piirpursaurea. sind ohne Zweifel zu-
gleich NUroverlündungen (wodurch sich, ihre explosive Zer«-
ßetzbiarkeit erklärt)^ und zwaj enthalten < sie um i Holecill
(NO2) weniger^ als die Nitroverbindungen, aus denen sie eat»-
standen sind* Die; Umsetznng von Tri-^ Bt- und Mononitro*-
verbindupgen verliefe nach folgenden allgemeinen Schematen :
C„H„(N0,)80p
-}- C3H3 N3
+ H, O
'■Ca+,H,t4.j(N0,),JJ,0p 4.1
- c • O,
- • H, N
C.+Ä»+.(NO,),N,Op.,
C.H,(NO»),Op
+ H, O
-c o,
- H, N
-C. j., H,^, (NO,),NOp _,
C,H.(NO,)Op
+ CH N
+ H, 0
-C,+tH„+,(NO,)NOp+,
— C O,
- a. N
»!■»■■ ^« TIP» II
= C„Hy(NO,)0,_,
(p — 1 = 0 , für einatomige Alkohole.)
Hieraus würde folgen, dafs einfach-nitrirte Verbindungen
Derivate geben mufsten, welche statt der Gruppe (NO2) die
.Gruppe (NO) enthalten, und z. B. wäre für Hononitrophenyl-
alkohol der Vorgang :
CeH5(N0,)0 + CNH + H,0 = CJEL^(JAO)0 + H,N + CQ|.
. und ihre Ihrwaie, 339
Der dirercte Versuch , den ich mit den beiden isomeren
Mononitfophenoleff ausgeführl habe, i^eigt jedoch , dafs sie
ttnier denselben Bedingtiii^en^ wi6 den bei Bi<- und Trinitro-
^erbiiidungen etngl^haltenen , gar- hiebt zersetzbar sind,
«ondenn nur in die Kalisalze verwandelt werden. Die Um-
setzung scheint e^st dann erfolgen zu 'können, wenn durch
das Vorhandensein zweier oder mehrerer (N02)-6ruppen die
ganze Verbindung zersetzlich^r geworden ist.
■ • • • _ • . .
Zersetznngsprodnete der Naphty^Ipnfpvrsäiire.
I. Oxydation mit Salpetersäure.
Beim ZusummeBbringen naphtylpurpnrsaurer SaUe mit
falpeterfeäure scheidet "Sich zunächst ein dunkelbrauner
amorpher, fldckigharzigei^ Körper« aus, welcher beimfinge-
rean Erhitzen des Gemiseh^s allmftlig Wefscbwindet. Die
Flüssigkeit ist oritnge^elb', etwas^ trübe/ und scheidet in de^
Ruhe gielbe kfirnige Krystallmassen aus,' die nach dem Um-
JKrytstallisIreii' aus v^dünntem Alkohol atialyaiüt ivufden und
Zahlen gaben, w^ekibe^' was hier wahr^heinlich- ist, ein Ge-
misch von Mononitro* und Bfnitironaphtol vermuthen lassen.
C,oH7(NO,)b C,oHe(NOs),Ö
. Monönitronaphtol Binitronaphtol ' gehinden
C . .63,49 . . ÖJ,28 . .68i65
,^ H . . 3,70 8,56 . . 3,46. ...
Die Mutterlaugen von diesem Körper enthalten Oxalsäure« .
IL Behandlung mit Aetzkali in der' Sitze, ' '
Wenn man 1 Theil naplitylpurpursaures Kali mit 3 Thei-
len Aetzkali bis zum Schmelzpunjite des letzteren erhitzt, die
Schmelze in Wasser löst, mit Schwefelsäure überi^attigt; filtrirt
und die Flüssigkeit mit Aether auszieht, so erhält man nach
dem Verjagen des Aethers einen krystallinischen Rück-
stand, der, wie ich gleich angeben kann, ein Gemenge dreier
340 tommarugaf über die Naphiylpurpuraäure
Säuren : der Hemiwellith^aure, PbUkaura und Benzoesäure
isj. Es i&l. durch. B aey er's auageseichfiejle Untersuqbung *)
.bel^annt^ in welchem Zusammenhange die drei Verbindungen
stehen, dafs die t^ine aus der anderen hervorgehen kann,
jind es ist daher sehr erklärlich , dafsidie Mengen 4er ein^
zelnen wechselnd sind, Jq nach der Dauer den SchmeLiefla;
Ja. dafs, wird dieses lange genug . unterhalten , Kuer9t die
Hemimellithsäure, dann die Phtalsaure ganz zerfällt und nur
Benzoesäure übrig bleibt. Nur bei sehr vorsichtig geleiteter
Operation findet man die er^tere; ziemlich laicht dagegen
wird ein Gemisch von Phtalsaure und Benzoesäure er-
halten.
Der rohe krystallinisehe Rückstand, der naidi dem Ver-
dunsten des Aelhers hinterhleibt|. wurde behufs der Trennung
Jn si^endem Wasser gelost und; dje Lösung mii «ssigBfturen
Slcioxyd ve^'Setzt. Im Niederschlitge bafinden aicb die Heinir
melUthsäure und. die Phtalsaure, im Filirat <iie Benzoesäure.
JNach dem Entbleien -mit verdünnter Schwefelsäure, kann sie
aus der Flüssigkeit wieder mit Aether ausgesebultell werden.
Das gereinigte Product gab bei der Analyse :
berechnet für CqB^O^ Benw>Ssäare
C 68,25 * 68,85
H 4,89 4»92 (Schmelzp. 123^ C).
Der Bleiniederschlag wurde mit siedendem Wasser an-
gerührt und mit Schwefelwasserstoff zersetzt; die Säuren
wurden dann durch Eindampfen erhalten. Die Trennung der
Hemimellitheaure von der Phtalsaure. ist nicht ganz leicht.
Am Besten gelang sie noch durch Ueberfübrung des Ganzen
in die Ammoniaksalze. Die Phtalsaure, deren Menge immer
viel gröfser ist als die der Hemimellithsäure , giebt ein beim
langsamen Verdunsten in grofsen , tafelförmigen Krystallen
^ Diese Aimftlen SuppL-Bd. YU» 1»
und ihre Derivatei
34f
«nschiefsendes Salz, während das schwierig, und stralilig^
krystallisirende Salz der Hemimellithsäure mit einem Rest
des phtalsauren in den Mutterlaugen bleiM. Nachdem so gut
als möglich durch Aussuchen mit derPincette das phtalsaure
Salz entfernt war, wurden die Laugen verdünnt und mit
Salzsaure wieder zersetzt.
Nach Baeyer's Beobachtung krystaHisirt die im Was-
ser ziemlich schwer lösliche Hemimellithsäure viel langsamer
als Phtalsaure ; wenn sie mit dieser zusammen vorkommt,
wahrend diese beim Erkalten der warmen Flüssigkeit bald
wieder anschiefst. Ferner bewirkt Salzsäure eine Ausschei-
dung der Hemimellithsäure aus ihrer Lösung in Nadeln ; die
Phtalsaure wird so nicht gefällt. Nach diesen Andeutungen
wurde vorgegangen, die Hemimellithsäure isolirt, ihre Eigen-
schaften übereinstimmend mit der Beschreibung dieser Säure
von Baeyer gefunden; aus derselben, unter Beobachtung
derselben Erscheinungen, die er angiebt, das Silbersalz dar-
gestellt und mittelst der erhaltenen Zahlen die Identität der-
selben constatirt. Die Phtalsaure ferner wurde sowohl als solche
als auch in der Form ihres Ammon- und Silbersalzes unter-
sucht.
Hemimellitlisaares Silber :
geflinden
berechnet
C 20,10
20,00
20,33
H 1,10
0,98
0,57
Ag 61,10
60,80
61,02.
Phtalsaure, Cfifi^,
•
gefunden
berechnet
C 57,64
57,75
57,83
H 8,92
3,90
3,61.
Phtalsaures Ammon,
C8H,(NH,),0, :
gefunden
berechnet
C 48,32
48,00
5,86
6,00.
342 Sommaruga^ über die Naphtylpurpursäure
. PhtalBaorea Biljber, Qß^ki^Oi i
gefuDden
berechnet
€
24,99 -r
36,26
H
. J,05
Ag
55,75 55,84
56,84.
Indophan,
• ■ „ • • . . ' • . •
Dieses interessante; schön. gefärbte Umsetzungsprodoct
des Binitronaphtols bietet der Untersuchung schon darum
einige Schwierigkeiten, weil es nicht immer gelingt, die
nämliche Reinheit und Beschaffenheit der Substanz zu er-
zielen. Es ist schon früher angegeben, unter welchen Be-
dingungen dieser Körper sich bildet. Dem ist hinzuzufügen,
dafs die Schönheit und das Feuer der Farbe fast die einzigen
Anhaltspunkte sind zur Beurtheilung der Reinheit dieser
Verbindung , die weder krystallisirt , noch sich in gewöhn-
lichen Lösungsmitteln löst; dafs sie öberdiefs abhängt von
der völligen Reinheit des Binitronaphtols, der Coocentration
und der Dauer der Erhitzung der Lösungen, aus denen sie
sich abscheidet. Concentrirte lang gekochte Lösungen
liefern den Körper meistens von einer schmutzig- oder braun-
violetten Farbe, und es gelingt hinterher nur sehr unvoll-
kommen, durch Behandeln mit heifser verdünnter Potasche-
lösung; darauf mit verdünnter Cyänkaliumlösung und zuletzt
mit heifsem Alkohol, färbende Verunreinigungen daraus zu
entfernen. Dieser ungleichen Reinheit entsprechen dann
auch ziemliche Differenzen , besonders' im Kohlenstoff- und
Stickstoffgehalt. Die Eingangs angegebenen Verhältnisse
liefern den Körper am Schönsten und Reinsten. Zu den
Zeichen seiner Reinheit gehört, dafs er, auf einem Uhrglase
mit concentrirter Schwefelsäure Übergossen, sich mit schönster
Purpurfarbe auflöst. War die Kaliverbindung von einem ins
Violette ziehenden. Blau, so ist die kalifreie Verbindung, die
und ihre Derivate. 343
beim Verdünnen der SdhwefelsSureldsang mit Wasser in
Flocken heraosfalit, oder die beim Behandeln derselben mit
irgend einer verdännten Hinaralsäure entsteht, von dem
prachtvollsten Violett. Ausgewascl^n und getrocknet schrom-*
pfen beide Verbindungen aufserordentlich ein, und bilden
dann dunkle Stücke mit einem fuchsin-^ibnlichen Metallglanze.
Die gewöhnlichen Lösungsmittel, Wasser, Alkohol, Aether,
Benzin , SchirefelkohLenstoff, uehoi^ kaum Spuren auf, nur
in englischer Schwefelsaure . und warmem Eiaesajg löst sich
die Verbindung ziemlich leicht; auch geschmobsenea. Nat>h*
talin löst, wenn auch nicht viel; lauf. Die Lösungen sind
purpurroth; aus keiner jedoch scheidet sich der Körper
krystallinisch ab, noch ist er nach Art des Indigo sublimirbar.
Ich führe hier zunächst die bei d^r Analyse erhaltenen
Zahlen an. Die Verbrennungen geschahen stets im Sauer-
sloffslrome, die Stickstoffbestimmungen nach Dumas' Methode,
und zwar sowohl mit Kupferoxyd, als auch mit einem Ge-
mische von chromsaurem Kali und chromsaurem Bleioxyd*
Nach der Will- Varrentrapp'schen Methode wurden zu
niedrige und nicht gut stimmende Zahlen erhalten. Fast jede
Analyse bezieht sich auf eine Substanz von anderer Bereitung,
die zwischen 115 und 120^ C. getrocknet war.
0,3700 Grm. Substanz gaben 0,0875 H^O und 0,9075 CO,.
0,3285 Grm. Substanz gaben 0,0840 H,0 und 0,8040 CO,.
0,8116 Grm. Substanz gaben 0,0740 HfO und 0,7595 CO,.
0,3248 Grm. Substanz gaben 40,22 CC. N bei 736 MM. und 14^ C.
0,3315 Grm. Substanz gaben 41,0 CC. N bei 743 MM. und 16<> C.
In 100 Theilen :
C 66,49 66,89 66,75
H 2,63 2,62 2,84
N — 14,12 14,10.
Auf weniger andauernd getrocknete Substanzen beziehen
sich die folgenden Resultate :
■ 1 ■ ■
344 8ommaruga\ über die Naphtylpurpursäure
0,3635 Örm. 6ubstan!z gaben 0^,0970 H,0 und 0,8600 CO,.
0,8140 Orm. Substanz gaben 0,0780 HtO und 0,7485 COs.
0,2a3a Gnn. Substanz gahea 27,5 CC. N bei 743 MM. und 16<> C.
In 100 Theilen :
C . 64^49 64,57 —
H 2,96 2,76 -r-
N — — 13,40.
• .• • •
Hieraus berechnen sieh, gestuUt auf die Metallgehalte
der unten stehenden Verbindungen mit Kalium und Natrium,
die Formeln :
gefunden (im Mittel)
66,71
2,69
14,11
und
Gj,HioN404+H,0
gefunden (im Mittel)
64,53
2,85
13,40.
Die Analyse der Kaliumverbindung ergab :
0,3620 Orm. Substanz gabei^ 0,0825 H9O, 0,7500 CO, und 0,0555
KjCOs.
0,4080 Otm. Substanz gaben 0,0975 H,0, 0,8625 00, und 0,0620
K2CU3.
0,3210 Grm. Substanz gaben 34,25 CC. N bei 749 MM. und 18,5<^ C.
C„H9KN404 + H,0
#
CMH10N4O4
. berechnet
H
N
^ 67,00
2,54
14,21
G»,
HioN404+H,0
berechnet
C^
H
N
~ 64,08
2,91.
13,59
C
H
E
N
gefunden
'ö7^8V
2,53
8,66
58,96
2,65
8,59
12, U
berechnet
58,66
2,44
8,66
12,44.
Für die Natriumverbindung wurde erhalten :
0,2805 Grm. Substanz gaben 0,0660 H,0, 0,6145 CO, und 0,0350
NajCOg.
und ihre Derivate^ MS
0,^37ärGTin. SiiJ)Rfeai»z glftlj^n 0,07^5 H^O, 0^7405 CO, und 0,0430
\ -i ''■ ' X ge£iind-eii>- : berechnet :
- ; ; . 0 , ßl»l?! TTl^ee .. •;..,: ' i60;82
.. . H . . 2,ei , : .2,48 .... 2,53
Na 6,41 , 5,52. 6,30.
Die Zersetzung sproducta des Indophans mufste man au«
grofseren Mengen , als ich sie bisher zur Verfugung, hattei
darstellen können, wenn sie zu Schlüssen auf seine Constitution
verwerlhet werden sollten. Unter ihnen . befindet sich ein
braunrother Körper, der aus der Behandlung* mit Salpeter-!
säure hervorgeht, sich, in Alks^lien mit rothbrauner Farbe
löst, kein Nitro- sondern ein Oxydationsproduct zu sein
scheint, welches vielleicht in einer ähnlichen Beziehung zum
Indophan steht, wie das Isalin zum Indigo» Das Indophan
mit Kalk und Eisenvitriol zu reduciren gelang nicht. Mit
alkoholischer Kalilösung erwärmt verwandelt es sich in
einen dunkelgrünen Körper; es ist jedoch schwer, die Re-
action auf einem bestimmten Punkt zu erhalten. In ihrem
weiteren Verlaufe erhält man braungelbe Lösungen, die beim
Absättigen humusartige Körper fallen lassen. Schmelzendes
Kali giebt dieselben Zersetzungsproducte, wie bei derNaphtyl-
purpursäure. Es ist nicht leicht, die Constitution einer Ver-
bindung zu erklären, für deren Vergleich es an ähnlichen
genauer bekannten bisher vollständig fehlt *).
*) Nur die Naphtocyaminsäure Mülilhäaser's (diese Annalen CXLI,
214), die nach einer sehr complicirten Gleichung aus dem Binitro-
naphtalin mit CyankaHum entstehen sofl (2CjoH6N204 + 12CNH
+ 9HaO = Cs8Hi8Ä80» + 4C02 + ÖH8N), könnte mehr ein dem
Indophan analoges Product, als eine den Purpursäuren entsprechende
Verhindung sein. Mühlhäuser's Verbindungen gaben sämmtlich
blaue Lösungen, und haben mit den purpursauren Verbindungen
nur deb Metallglanz im troek^nen Zustande gemein. Es ist be-
• merfcetisWerth, dafs MühlhÄufier's Zahlen, von Präparaten ab-
geleitet, die sich offenbar nur sehr schwer reinigen lassen, sich
Annal. d. Chem. ü. Pharm. CLVII. Bd. 3. Heft. 23
346 Sommaruffa, über die Napktylpurpursäure
Bis man solche in gröfserer Zahl kennt , dürfte jedoch
das folgende Schema die Bildung und Structur des Indophans
zu erklären geeignet sein. Das Indophan entsteht offenbar
aus der Naphtylpurpursäure. Es ist geeeigt, dafs seine Bil-
dung, wenn man in weingeisliger Lösung operirt, ganz ver-
mieden werden kann; man findet ferner^ dafs Lösungen der
Naphtylpurpursäure bei langem Kochen und besonders bei
Gegenwart von freiem Alkali sich unter Ausscheidung von
Indophan zersetzen. Ebenso bemerkt man seine Bildung,
wenn man naphtyipurpursaures Kali mit Aetzkali zu schmelzen
beginnt. Nach der wie ich glaube empirisch festgestellten
Formel des Indophans müfsten sich 2 Molecule der Naphtyl-
purpursäure bei seiner Bildung umsetzen und man hätte dann:
2CUH7N8O4— 2N0— 2H»0 = C«jHioN404
Naphtylpurpursäure ludpphan.
Formeln nähern, die einen ganz analogen Vorgang beim Binitro*
naphtalin, wie beim Binitronaphtol erkennen lassen. Ich vermutfaey
derselbe sei ;
2C,oHeNs04+4CNH+2H80 = C^Hi^N^O« + 2 CO, + 2 HsN.
Danach hätte man für die Naphtocyaminsäure :
C„Hi4NeOe + H,0
gefunden
55,37
3,78
18,65 ;
für die Baryumverbindung
CjgHisbaNeOe + H,0
berechnet
C
55,46 ■
H
3,40
N
17,64
für die Kaliumverbindung
C„H„KN,0, +
H,0
berechnet
gefunden
C 51,36
50,33
H 2,91
2,96
K 7,58
16,87
N 16,34
16,87
berechnet
gefunden
C 48,57
49,03
H 2,76
3,08
Ba 12,60
9,49
N 15,45
16,20.
Die Schwierigkeit der Bestimmung das Kaliums und Baryoms hebt
Mühlhäuser in einer Note selbst hervor. Es scheint, dafs auch
die Ton ihm eingeschlagene Methode nicht vor Verlusten schützt.
und ihre Derivate. ^T
(OH)-N
-^2H,0-2NO= . II
In ein StrucUirschenia überseUt :
(OHJ— NO,
Ih^ j -N = CZ^ ^ ^ iHs j ~CO-NH
2 Mol. Naphtylpurpursfture Iftdophan.
Emmerling^ und Engler*) isl es bekanntlich durch
«ine scharfsinnig ausgedachte Reaction gelungen, das Indig-
blau aus einer Nitroverbindung, dem Nitroacelophenon , da-
durch darzustellen, dafs dem letzteren Wasser und Sauerstoff
entzogen wird* Bei der Bildung des Indophans geschieht
die Reduetion der Nitroverbindung durch eine Cyanver-
bindung, es tritt auch hier Wasser aus; aber statt wie
•dort Sauerstoff, eine Sauerstoffstickstoffverbindung (die sich bei
Gegenwart von Wasser und Alkali weiter umsetzt). Das
Product kann daher dem Indigo nicht völlig analog sein;
wohl aber kann es noch den chemischen Habitus desselben
besitzen, und ein solcher läfst sich wohl erkennen, wenn
man das Bildungsschema des Indigoblaus mit dem obigen
Tergleicht :
CO— CH3 ^^—CO— CH
-2H,0~0,= II
r* TT """^'Oj g^ TT — N
'^•"4_c0— CH3 ^«^_CO-CH
2 MoL Nitroacetophenon 1 Mol. Indigblau.
Wien, Laboratorium des Professor Hlasiwetz, im
December 1870.
*) Ber. d. deutsohen ehem. Oesellsohaft III, 885.
23
e4ß Mülltr^ Apparat zur Condensatüm
Apparat zur Cöndensation' von Ammoniak
bei Vorlesungen;
von Friedrich CG. Müüer*),
'Jltiin-ii.,-
Der Apparat besteht in seinem Hauptlfaeile aas zwei
starken Glasröhren a und b von 16 MM. Durchmesser und
*) Die Venuuchanlicliimg der Verdicbtang de« AmmoniakgaseB doroh
Druck zax FliiBB^;keit, and der Kälteeraeiigung,|»eiui ea wieder
Gasform annimmt, ist suhon in Bezng aaf die practiscLe Auwen-
^von Ammoniak B^i VoriesUkgißn, - S^
lie»ieh^n|f$i^e)se^d imtf 10 eil. lilln^e. Dieiell^M sind' üiHetf
aSUgeüchmolzerj ^nd oben durch ^dai^ ilö>hi^^y^^ dd^ mmr
find cc mit dinaTider veri^midehf. - dd 'veriluft 'b^i 1 ih^i^iriei
«ngfere Rdhre"in«i von 1 MM. Durchmesser Wd'i^ «li dÜBS^
Stalte W)it der -naeh o^en Yereiigteh Röhre^ ar zu^atniheligfeM
sofhtifK)lzen, i^o dafs mm bis auf den-Sod^ derselben reicht;
Bkre zueile V^elfblhdung v^n a Anid b- \fffd 5«^^ dör 'laus der^
Abbildunjgr ierMchUiehen -Weise durch die'Ovärrdhrb co liei^
IfersMli; Welche In <le^ Mitte mit dem OiasJMbn h' vefs^e»
fsl. ^ Ä ilsl uun bis zu V» mit 'eirierlyei 8^ vollständig gfe-^
«ätfFgtön Lösmf^ V(m Am'mdftia3£ ib Alkobol gieiattt und ivlrd^
durch Korke oben Uftd linten > befestigt, ,1^ dfre^ Axe eines
4närkeli' Fufscylindet'sA von 30 CM: Höbe önd '{'Gif. Weä:4
-eingesetzt. Durch den Oberen- Kork, der zUjgfteioh ideti X^yHn^
^er A rerscHii^st^ geht der fUfber g und ^air tloiir IT bis
«lif den Böid en' von A ', welches Ibtittere - niit ^m KiAlßm 0
hl VerbStidung ^6ht. ' .' ! -
. « • . ' . ' • ' ' . '}
Um den Versuch iauszufähren, fWlt nmn durcS eine dritte
itn oberen Kork befindliche, in der Zeichnung nicht sichtbare
Oefinung 'den Cylihder A zu Vd wit warmem Wasser, dreht
den Hdhh h auf xind sti3llt das Röhrende b in den- Wasser
ond einige Eis'slficke enthaltenden Fufscylinder 6; darauf
i>rihgt man daä Wasser in C rasch ins Sieden. Die durch
ff cntweichendeil Dämpfe bringen dann allmälig auch das
Wasser in A zum Sieden. Ist dieses eingetreten, so wird
das Ammoniakgas aus seiner Lösung in ä ausgetrieben; eü
')■/
dung.eai* .Eisfabrikation von Interesse., Herr Müllfir, mein
Assistent, hat die gute Idee gehabt, den Apparat dazu, statt von
Me1»ll, in kleinem Mftftsfabe von Glas ztt Terfärtigeh, to dafe: die
T^gÄDge 9u seb^nvsipd; Iflb. kfwi ßi bestHtigen ^ , d,af& diesoir
Apparat, , der hier ungefähr in Vs ^^""^ natürlichei; Gröfse abgebildet
ist, sich in öehr instriictiver Wöise 4ü diesem Verstiche eignet.
3S0: Müll er y Appßtßl zur Qmdensa^ißn
^twickeilt' Hch in: grof^ten. blasen, entweicht durck cc* mi
veniipbtei.^idv unter meinem eigenen I>rucifc in b« In Kur«en^
ist t),.bei fiep angfsgebenen Gröff^nverhallnjfiiiWt zur Hälfte
HHi liquidem Amnaoniak gefjüUt« Die ersten. Triopfen er^^ein
nen schon 90^, aber erst bei 100^ wird 4a^ Gas ra$ch auar
getrieben« Ea ist fut, in 4ein Wasser in A Kophsalz aufsu*-»
losten ^ weil dudurcb bei den gegebenen, DirtM^verhaUniasei^
die Siedetemperatur auf 103 bis 104^. steigt jii^d in Foig^ *
desseii eiq0 grofsere Menge, liquiden Ammoniaks erhaltea
wird. Die: Siedetemperatur des Alkohols liegt ja« untjer dent
Drttek des flflasigen Ammoniaks bei 0^ njcbt we^ Qber, 100^-
Walser würde unter demselben Druck erst . bei wpg^fäbr,
130^ sieden i Wßahalb die Anwendung v^on wässerigen^ Am**^
moniak bei sdiei^em Versuche nicht möglich tst*
. Venttehrl sick die Flusfiigkeit in b nicht mehr, so u^tei;«^
bri^t mftn das Sieden iü C* Jetzt zjeht man mittelst des
Hebers g die Hälfte des beifsen Wassers .aiis A . und gvefst
dafür kaltes Wasser zu, jedoch zur Erreichung einer all-
maligen Abkühlung so» dafs es sich mit dem heifsen mischt.
Man. wartet dnige Augenblicke und wiederholt dieselbe Ope^
ration dann noch zweimal. Zuletzt giefst man zur vollslän-^
digen Abkühlung Eiswässer zu und entfernt den Cylinder B.
Es beginnt sofort die Resorption des Ammoniaks in a, die
aber wegen der geringen Oberflücha des Alkohols und der
^beiiauf schwimmenden gesättigten Schicht sehr langsam vor
sich. gehen würde; der Appiirat könnte Stunden lang stehen^
ohne dafs sich die Flüssigkeit in b bedeutend verminderte.
Um nun eine rasche Resorption zu bewirken, dazu dient die
innere Röhre mm. Dreht man nämlich jetzt den Hahn h zu,
so ist der Baum über dem Alkohol vollständig abgeschlossen.
Da nun das in ihm befindliche Gas' verschluckt wird', tritt
eine Störung des vorher im. ganzen Apparate herrschenden
Gleichgewichts ein , und alsbald strömt das Gas aus b oben
von Ammoniak bei Vorlesungen. 3&1
durch d und durch mm. Sowie es unten in a eintritt, wird
es verschluckt. Die durch die ersten eintretenden Blasen
erzeugte Bewegung des Alkohols bewirkt schnell eine völ-
lige Resorption im Räume oberhalb desselben, und das flus-
sige Ammoniak siedet nunmehr in b wie im luftleeren Räume.
fifne mit Wasser gefüllte -Probiihröhre llber b geschoben, ist
in wenig Adgeriblichen angefroren.
Df e Dauer des Yerstfches ' beträgt ehie halbe Stunde,
wenn das Wasser in € bereits mm Sieden erhitzt war.
Isft:d6r Apparat einmal g^fdltt' und' hergerichtet, so kann er,
wier man einsieht, 'beliebig oft von Neuem gebraucht werden.
Etwas umständlich ist die Fftllung desselben mit einer gesa^^
tigfen Losung von Ammoniak in absolutem Alkohol, und
zwar so, dafs alle Luft aus ihm entfernt und er mit Ammo-^
niakgas gc^fälit ist. Die BeStshreibung der FuIluHg w-örde zu
weitläufig Werten, zumal Jeder das Verfahren sich selbst
wird 'ausdenken kennen^ Aifeerdem kann 'bemerkt werden,
dafs er- von dem Diener des hiesigen Laboratoilums, H. Mahl-
mann, auf Bestellung verfertigt wird. Die Ausführung des
Versuchs bietet keine Gefahr dar^ sobald der Apparat gut
gearbeitet ist und man namentlich die Lothungen hat langsam
abkiühlen lassen. Die Röhren a und b ertragen einen Druck
von 15 Atmosphären, während der Druck im Apparate nuif
6 beträgt. Um jede Gelahr zu beseitigen, kann man diiA
Röhre a, soweit sie aus dem Cylinder A ragt, Anfangs mit
einem Di^ahtnetz oder Tuche umgeben. Ein Zerspringen det
Verbufi4migsröhren dd und ec ist wegen des kleinen Calibers
weder wahrscheinlich , noch gefährlich. . Die übrigen Theile
befinden sich in den Cylindern A und B, so dafS; wenn auch
durch irgend welche Ursache ein Zerspringen stattfände,
Niemand durch fortgeschlenderte Splitter' verletzt werden
könnte.
■ . . tili .'l'U.'l)
862 , 8oh iffy üb^r die ^ St^nHies^
, lieber die, Synthese des Couims:
Ton Hngö Schiff.
ii'
. ^ Im Nacbfolg^nden gebo ich einige weitere-JKolji^^n ^im* Yert
vollstandigung der vor Kurzem: veröfffi|)Uipl|len vorläufigem
HiUheiiung (Ber« d.d. cbem. Gesßils€^..1ßTß^?4^)p. .^eit^pieinen
Untersucbangen über die be| Binwtfkgng d^s AwmanialuiTaiif
Aldehyd^ sich )ifl|]0nd^|i Oxyiddtoe (di§|Re ABiMlan ignppI.-Bd.
yi, 1) und. ihre ZerseUungi^rodact,« . st^nd ef ^bei mw f6M^
dafs Coniin und Chinolin Cwahr^cdi^inlich auch Mieotio:un4
Pjperidin) dieser Korperhlasse ^ugehpr^n ^p^^sen. B.^zugJich
des Coniins lag eia wichtiger Anbi)Uspii(dLt v^r, naii^lich di^
von mehreren Forschern Jbeol|aQhi^lte,AuftretQ9 vo« BiiUerr
fäiire bei der Oxydation dieser .^a^e.. Ich,vei$|iohte zwaehst
die Darstellung des. Ooqilos darc}i ßiawirkuog d^ Ammo^
niaks auf cpndensirten Battersäureald^hyd« Npraial^ Bvtyral*
dehyd, durch Erhitzen vonCaloiun^utyral mit Qateiunoforjniat
erbalten, geht beim Er warmen mit ooncentrirter wasseriger
Salzsäure im geschlossenep Rohr bereits bei 70 bis 90^ ii|
pondensirte Producte über. * Pip dicke grünbraume Flüssig-^
keit zeigte bei klpiperen llenge« keinen canstanten Siede*
piinkl; ein Theil war überhaupt aiaht;ohae,weäeFeZerfieti(itng
destilUrbar. Die unterhalb 250^ ; übergegangenen Aatheile
wurden im geschlossenen Robir mitrUTeingeistigem Ammoniak
auf 100^, zuletzt kurze Zeit a«f i40 bis 150^ erhiut Bb
bilden $ich hierbei jedoch meist Pf pductje eioer weiter geheiir
den CondensAtion , welpbe bei - der DestiUntM^ Wasser und
Ammoniak verUeren. .Die übergeheaden dicken .Oelp haben
pinen an Coniin erinnernde^ Geruch, sind «her nur zum TheO
in Salzsäure löslich und geben harzige Chloroplatinate, welche
nicht zum gewünschten Resultate- gelangen liefsen.
de9 Coming: \ . ^. HftSi
In einer aQd^rell VersQchi^reib« tiefe man BatyraIdeHy4
während der MonM6 Juli und Anglist- bei einer: tiiitUerdil
TemperMiHr tod elwa 30^ C. mir weingeistigi^m Ammpniak
In Beröhrung un^ erbilzte . zulqtzl .nur ei^en. Tag lang, imf
iW\ Die gelbe Fi(tesigkett nurde : in z^ei gleiche Tbeite
getheilt, deren einer mit einem kleinen Ueberscbufs an ßai^r
saure yersetzt wurde. Es sollte hierdurch der etwaigen
condensirenden Einwirkung des Ammoniaks während des Ein^
dampfens vorgebeugt und zugläiüfa ein TheA de^ Animoniakii
als Salmiak abgeschieden werden. Von diesem Antheil wurde
nun der Weingeist neb^t dein nLcbt angegriffene^ Aldehyd
abdestillirt, und in die so gewonnene Flüssigkeit destillirl^
man , Weingeist , An^mQniak und.QiJtyraldehyd. aus dem/iiicbt
angesäuerten Antheil»
Der trockene Röckstand des ap^psäuertipn Antheils war
eine braungelbe, wohl durch Anwesenheit von viel Salmiak
krystallinische Hasse. Sie wurde mit ziemlich concentrirter
Katronlauge auf dem Wasserbado schwach erwärmt, bis kein
AmmQniak mehr entwich. Mach mehrmaligem Waschen mit
kaltem Wasser löste man in absolutem Weingeist, entfernt«
gelöstes Atkali durch Einleiten von Kohlensäure, verdunstete
auf ein kleines Volum , löste in Salzsäure und filtrirte von
einer kleinen Menge unlöslicher harziger Substanz ab.
Der ■ Buckstand des nicht angesäuerten Antheils wurde
siur Entfernung des Ammoniaks auf dem Wasserbade erwärmt
und dann in Salzsäure zu . einer möglichst neutralen Flüssig*
keit gelöst — Bei der Behandlung mit Platinohlorid zeigte
es sich, dafs dieser Antheil sich genau so verhielt wie der
vorher angesäuerte. Es hatte bei dem Eindunsten der am-^
moniakalischen Flüssigkeit keine weitere Condensaticm statt-
gefunden und die weitläufigere Behandlung der anderen Portion
wäre durchaus nicht nölhig gewesen. Es zeigte .sich nur
J54 Sc h tffy üb€r die Synthese
der eine Unterschied, iats der nicht anfesäuerte Aiitheii eine
kleine Hefige AmmoniiitnbutypQU eiithieU.
Befi der fracllonirten FSlInng mit Pliilinehlorid el^biett man
üiinäühst ifraugfelbe flöckigf^ki7^ta1iiTiis<;he Nf^derscMIge voii
21,4 bis 21,5 pC. Plätingeh*», d^ren C- uhd' H-Bestimmüngf
2»r "Formel:- ■- ' '-i- ■■■ - .-->-. > • • .: • -t- ■ j
führte. Die. in diesem Salze enthaltene Bs^se entspricht einer
.Condens^Üou von ^ißr JAolefiulea Butyrald.^b^^
C"H«»n6 = 4W8O + NH8 ^ 3H«0.
Tetrabatyräldin
Diese Base bildet unter den angej^ebenen Verhältnissen
den kaüpttheil der Producte der Einwirkung des Ammoniaks
auf feutyraldehyd. — Weder die Base noch ihr Chlörhydrak
sind kryslallisirt. Die Base verliert bei höherer Temperatut
Wasser und verwandelt isTch in sauerstofffreie basische Ver-
bindungen, welche bis jetzt nicht näher untersucht worden
Äind. • • . .
Wurde nun die Mutterlauge dieses Chloröplatinats unter
Zusatz weiterer Mengen von Flatinchiorid allmälig bei 60 bis
70^ auf dem Wasserbade concentrirt, so erhielt man zunächst
Zwischenproducte mit 24,1 und 27 pC. Plafingehalt und dann
andere • Chlorplatinate mit 27,9, 28,5, 28,6 bis 29,5 pC.
Platin. Löste man dieselben in Weingeist; so blieb etwas
Platinsialmidk ungelöst und Wässer fällte nun deutlfch kry-
Stallinischiß gelbe Flocken. Zur weiteren Reinigung wurde
das Chloroplatinat in Alkohol gelöst, das Plalini durch Schwe-
felwasserstoff gefällt, das Chlorhydrat auf dem Wasserbade
eingedunstet und die mit etwas Salzsäure versetzte filtrirtö
Lösung von Neuem mit Platinchlorid gefällt. Aus Weingeist
ümkrystallisirt drhielt man endlich das Chloroplatinat als gelbe^
Krystallpulver. Die C-, H- und Pt-Bestimmung führte zur
Formel : ^
2 (C«H"NO), H«PtCl«.
< de» Geniin», 9&&
Die darin enthaltetie Base entsieht dupcli ZuBammentriH
▼on awei M4>Ieettien Btttyraldebyd ; ' ^ . - . ? ' : i
Dibutyraldin .. ^. ... , , ,.
Uiiler den «n^grebeniBn Verhaltniaseri ? bädel <^rese i Base
Hilf dem kleineren Antheit 4es foser^eineage»;*
Das Chloroplatkiat reründert * sieb äei iOO^.nicht Wirü
M aber langsam. ftiif 140. bia 160^ erhf&zt, jafalräont es sieb,
yeriieit iWasBer> sobnditet. und ieiitwiqk«& leinen. hetiubenden
Geruch naci^ G^nüft, vihrend zogMeh Platin reducirt wirdi
Erhitele.inan; eine/ klehte Menge dels Ghloirepilatinay in.eineiR
Glasretdrldien int'Qelbadev so konnte der Vorgang deutlich
lieobadlitet werden aittnd: man bemerkte das Auftretea dtig^r
Tropfe» im* iHals der Betete« Diese Zersetzung 'findet jedoch
nur partüalUtattv Die Gesa mmtmenge des CUoroplätiitats wurde
nun durch SphwefelwaäserstoiF> zersetzt, aiis dem Gblorhydrat
nach tlem Eindampfen die frdeiBase dur^eh eoneeiltrirte Kailift
lange aligeschteden und .unter Zusatz von feinem Q»arzsamt
aus dem Oelbade destillirt. Es ging Wasser, Amraoniak und
ölige Froduele über, welche d^ii Cieruöh naeh Goniin im
lidchsten Qrade zeigten« Das Destillat wurde zur möglichsten
Bntfemung des Ammofriliks schwach erwärmt und dann mit
Salzsaure behandelt^ welche eine theerartige Substanz unge-*-
löst Itefs. Nadi der^ Filtration dieser Lösung konnte beob-^
aeht^ werden, dafs sich das Filter beim langsamen Trocknen
an. der Luft violett «^färblei Die concentrirte Salzsäurelösung
wurde.dsrch concentrirtes Platinchlovid in Chloropfotinat um*
gewandelt Imd dieses endlich durch Umkrystallisiren aus. Al^
kohol äte. orangefarbiges Krystattpolver erhalten. Die C«; H**.
Hnd Pt-Bestimmong führte zur Formel detGoniinpIatinchloridsi
In der weingeistjgien Lösung fand stehnoch ein anderes
Chlproplatinat, welches, durßh Abdampfen in t undieiitliah kry-
356 Schiff.^ UbeP^ die^ Synthese
^tiiUinii^cii^, Fol'n» eriiatten wurde «fidnur 20,5^ <pGw Platin
enthielt, wahrscheinlich das Cbldropladiftti einer 'fitfsebaherer
Condensation, welche liei der Zensetzang das Dibutyraldins
entstanden war.
' . ' Die we*4g eK Gramm Cotör^iatinchlorid^ welche ^cMf eTsIich
erhalten wurde»^^ aersetsste - lÄan aiiHeUt ff ali und zog in» freie
Base' durch A^thleri alusi Ein^> andere ^kleine^M^nge Vfrurde
una^der zuAhfinng AbdesfHliiieR iWdiigdisiigen.Ldiiimg des
nicht angegriffenen Bulynrftfehyds: ei'bälleini' In diesifr böning
hatte sich nach drei Meinaten: eine rieue Diesige' vion -Dibutyr*^
aldin gebildet V Welciiei» direct ainf'Coniihv0riBU"beitet'i#ilrdei
Scfaliefalicb faa^e idi iitdessen nur etwa' 2 CG. inkie^ mell
Wasser und eine Spur Weingeist enlfaa}let»deil''GDniitt6^
Welchem aüfserdem noch eine kieioie Menge eiheFb^rrsigtii
Substanz beigemengt war. Da mit' iiid&eT kleinen ilfenge an
eine Reinigung behufs Analyse und BeatiaiinHirig i der ^hysi<«
kflUschen Eigenachaften niekt >zii. draken wai*, ^ banukzle
man dieselbe zu einzelnen Reactionen und zii Verglitungs^
vecsuchen.
Die kuttstUch dargestellte Base ist> votfi b^nMeingdber
Farbe, färbt sich indessen an der Lnft^ bald> bräunlich und
wird dabei dickäusatger. Sie beailzt dea Centingoroeh im
höchsten Grade; ein mit Salzatttre befeuchteter Stab bewirkt
dicke NebeL Die Base isl sehr w^lg in Wasaer lö^ck; did
Lösiing bat einen scharfen brennenden) w^iger. bhteven Ge«
schntack, sie trübt sloh beim j^ch warben firwarjnei mikhig
uttd wird beim Abkühlen wieder klar; a«f Lackknua. reieigirt
sie alkalisch. -^ Hit jodbaltigem Jodkatiom entsteht eiii brau«
ner zusammenbaltender nnd. in ibersohöisigMnt^Jddkalittm
nicht löslicher Niederacklag. — Die. freje Salzafiur^enhal«*
tende Lösung färbt sich beim Verdunsten zwiebelroth, später
Violelt, bei GregenWart von^oncentrirter Sakatore blaügrin. —
B^iffi Verdunsten mier einer Gloeke n^b^m. ooiici^utHrter
dwg Ooniina.
»5T
ßdivrefelsMice facM; sieh leidere, tief roth. -^ Die« Base fiUlt
Oxydfafydnit aus .Lösanga»^' WRi Eupfersuifat «Qd iOxyd aus
der Losuhg van. SiIb«rnitFat -^ Uiti Sublimat antstefat ein
4ieker gelber, sich zu «iaer aBähen Masse vereinigeiider Nie^
dcracMag« ^4— „CUorwasser • bewirkt < iii der wässerigen Ldsang
dar Base «inen ^w^seriy ki« Saktsiiureilösliöfaen' NiedevsdMag»
t^ Bine geringe Menge -der Base In einen Trdpfen Goldchleriä
ffdbrftcht bevirirkt einen' zaken : gelben- Niedersohlag , «ter sieb
k» Veidauf einiger Stunden lief violett färbl,iwiibrmd a&u^
gleich 'Gold; redaoirt wird t)^> Diese Reactionefi' sind« gant
diejenigen des Coniins ; ich glaabe jedoch adf folgende Dtffe^
renaen.;aiifai0rksaffi:-«mackeii äa seilen. Netdvliehes Goniin
färbt sich 'miiconcentrirter Salzsäure beim Verdunsten reiii
m^hls^;!; die Künstliche^ Base ergab: immer nor grünblaue
Ffirbiiiig.^^.IHe Fällung des'Silberoxyds tritt' mit nälörliciiem
G<Hii]nv:bei miülef er Tendperalur sogleich) ein; das könslltche
Ceniin bewirkte dieiReaction erst nach einiger Zeil, sogleiob
jedoch-bei sehiüiracher.Ei^armwg' (6twä'40^)« «^tiDie oben
erwähnte Tioiette Färbungj mit i Goldchlorid Ulit ntil-natöit^
lichem-Ceniui viel- schneller eiB' als mit künstlichem.« -^End-
Uck war das CbloreirlatiBatJn Wasser weniger leicht loslidn
Was die physiologische Wirkung betrifft, so besitzt dai$
könstliche Coniih äensetbeh bbtäübendei), nach kurzer Zeit
Sie GerüchsrierVerl abstumpfenden Geruch Wie das natürliche!
Im Verlauf der Arbeit bewirkte elä mir' mehrmäi^ heftiged
Kopfv(reh' und Blütcoftgestiohen. — Eift Fink/' Wietchem
man eiAeh' kleinen Tropfen unlc^r diö Zunge gebracht hatre;
starb nach 5 bis 6 Minuten. -^ Frosche, tnit welchen meiti
". f
^\ Diese für das Comin l^islier nicht beobachtete Beaction tritt in
entfernt ähnlicher Weise auch für Nicotin ein. Chinolin, Amyl-
* amin Hriid fti'imethylätnili ergiebt nichts AehnKches, wöhlabei' ei*-
IMX man xxaX < Anilin soglei^ Qine tief violette Fttrbiuig« . :
968 Schiff j über die Synthese
firoder dinigd Ver^lebhsvepssche anstirilte, zrigleii sogideh
VctrgifiHngSftymptome ; dßt Teil tritt hier aber hei Winter«*-
köschen erst nach 12 bis 20 Stunden . ein. Bei yersnchen
-bezüglich der Nervenreizbarkeit , bei. welchen der eine
Sehenker zttffi Vergleich vor der Vergiftung unterbQBden
.wurde» Ergaben, isich Resultate, welche mein Bruder als für
Vergiftung mit Coniin (und für einige andere hier nicht in
.jßdtradit komtnende narcotiache Gifte) charaoteristiscb be*»
irachtet Bei aüen diesen Versuchen wurde ein TrepfiNi
Coniin . entweder auf die Zunge oder unter die Haut dei
S'bierea gebracht.
Ob die oben erwähnten kleine» Dtiferenzen in den Reac-»
lionen in der Unreinheit des Materials , namentlich in der
noch beigemengten harzigen Substanz, ihre Erklirung finden,
oder ob hier doch noch eine der feineren Isomerieen vor-
liegt, kann nur durch ein vergleichendes Studium mit grdfae-*
ren Mengen entschieden werden. Ich bin mit der sehr zeit*»
raubenden Arbeit der Darstellung gröfserer Mengen beschftf-
iigl f und hoffe in nicht zu langer Zeit Weiteres darüber
miltheilen zu können. — Sobald ich mir genügendes Material
verschafft habe, soll auch üntersueht werden, wie sich das
aus Gährungsbutylalkohol darzustellende Aldehyd bei gleicher
Behandlung verhalt» Es bleibt ferner zu entscheiden, ob
das Dibutyraldin mit dem Conydrin von Wert heim iden-
tisch oder nur isomer ist.
Der unter dem Einflufs des Ammoniaks erfolgende Zu-
sammentritt mehrerer Aldehydresidua kann in^ zwei wesent-
lich verschiedenen Weisen statthaben , je nachdem ent-
weder der Stickstoff oder der Kohlenstoff das Bindeglied der
Kette bildet. Wie ich früher dargethan habe, wirken Alde-
hyde mit Leichtigkeit auf primäre und secundäre Amine ein
und ersetzen den an Sticksoff gebundenen (typischen) Was-
eerstoff dieser letzteren durch Aldehydresidua, wahrend zu-
/OH
des Canäna^ 859
gleich Wafser elioiinurl wird. .I9 dieser- Weise kJhaHif
z* B. Aoetaldehyd auf , geYfö\Lnliqke$ AM^kyiBmatonisk
/OH
CH'— CH\jju2 einwirken und eine ?erbindang bilden, welche
mit Crotonaldebydammoniak isomer ist :
CH— CH»
II -^
CH— CH viiCTi *
Diese beiden Verbindungen sind bis jetzt nicht besqhriebeii
worden, wohl aber existirt eine Verbindung, welche die
Residua des Acet- und des Crotonaldehyds in sich vereinigt^
und diefs ist das früher von mir beschriebene Oocytridldm
(diese Annalen Suppl.-Bd. VI, 5). Ich habe bereits damals
angegeben, dafs diese Base durch Einwirkung von Aldehyd
auf Aldehydammoniak erhalten werden kann, und ich fand
/OH
mich hierdurch veranlafst, der Base die Formel C^UK^ij_. /n2ii3\8
zuzuschreiben (daselbst S. 7). Die inzwischen entdeckte
Bildungsweise des Crotonaldehyds führt indessen für das
Oxytrialdin zur Constitutionsformel
I. <^H*^CH^K = CH— CH = CH— CH» *
und mit dieser Verbindung isomer wäre das Produet der
Einwirkung des Acetaldehyds auf Crotonaldehydammoniak^
sowie das Ammbniakderivat eines dreifach - condensirten
Acetaldehyds ;
CH^— CH
CH— CH» II
n. II ^^ HL CH — CH
CH— CH>^ fi=s CH— CH» Ütt riTT/OH
CH
-CH^
Ich glaube zuerst in etwas bestimmterer Weise dargethan
?Q haben (a. a* 0. S« 20), dafs die Oxyaldine durch Wasser«-
entziehung sauerstofffreie Basen Uefern, welche in die Reihe
der Anderson 'sehen Pyridinbasen gehören, und Baeyer
hat später (zum Theil in Gemeinschaft mit Ador) durch die
8$Ö 8 chiffi über die' Synthese
S^i^tyse' deV PJküIiris «nd OoiKdins <He Zifv<eifel gehoben^
Wetehe in : dieser Beziehong noch ȟbrig bleiben' konnteni
Pie U.ntersuqbpngeii Ton Anderson und von B a e y e r 4enXt^
auf die Existenz isomerer Pyrid.inbasen ; diese Isomerieen
lassen sich indessen' sebr leicht aus der Isomerie der ent-
sprechenden Oxyaldiiie ableiten. So fähren z. B. die drei
oben angeführten Oxyaldine zu den folg^den vier Isomeren
'. • . . CH*
. GH :.;
Jl
CH
: \ .. •-•
CH
cfi«
Ich habe früher (a. a. 0. S. 22) die Analyse bines
Chloroplatinats mitgetheilt , welches ich damals auf Pikotin»
C^H'^N, bezog; dasselbe war indessen ohne Zweifel das
PUtinsidz einer JBase C^H^N,, «nd wahr^heinjüch der dureb
Formell. ausgedruoklQn. Man .sieht leicht' ein, dafs siQh für
diese Formel noch andere »bomeriiBsen iergeb^y sob$ld man^
annimmt, dafs das Hydroxyl den Wasserstoff z^r Wasserr.
bildung auch aus entfernter liegenden Gruppen entnehmen'
könne.
Das hier, für das Oxytrialdin Bemerkte findet zunächst
auf das Oxytetraldin (a. a. 0. S. 10) Anwendung. Die
Formel, welche Ich früher für dies^ Base gegeben habe,
nimmt bereifs eine Verkettung diirch KohlenstoiF an (a. ». O;
8. IT), aber bezüglfch der Function des Stichstoff und Sauer-'
Stoffs scheint mir jene Formel nicht mehr zulässig. Ich nehme
init Baeyer an^ dafs das Oxytetraldin von zwei Croton«'
11. ■ .
IILä
. ULb.
CH« .
CH*
CH»
CH
/CH
GH .
i, ....
. GH- ■ * • • :
Cfl
1- ■
CH
CH
CH
l
,1... .•
C
|h
1
OH
CH
GHa
NH»
• J
!^><iS=JcfWCH---ÖH* ' •■ • '■'■■'■^
4i}4^ydresiidaen ; nbtuteiton » siei^ Malog den Farmein 'für
Oxytrialdin gelangt man daher zu folgenden zwei Vwm^h
für Oxytetraldin : / ' '
XJH-CH =? CH— CH« . CH-CH = CH-CH^JJ^,
Die Formel IL fuhrt durch Entwässerung zu zwei noch
^midwasserstoff enthaltenden Basen; da nun das von Baeyer
tihd Ädöi* (diese Annaien CLV, 294) aus Oxytetraldin dar--
^gestellte Cöllidin' keinen solchen typischen Wasserstöif mehr
enthält, so mtlfi^' dies'e Base von Formell, abgeleitet werden,
und die. Formel des Collidins, welche Baeyer und Ador
^us ihren Versuchen nicht ableiten zu können glauben, ist
«ehr wahrscheinlich die folgende :
Andere isomere Basen können' noch entstehen, wenn ein
Acetaldehydresiduum . in verschiedenartiger Weise mU dem
Residuum eines dreifacb'COndensirten Acetaldehyds, C^H^O,
zusammentritt.
Zu obiger Forihel des Collidins fuhrt auch seine Bildung
aus Chloräthylideh (Krämer), wie sich aus Folgendem ergiebt :
l CB?»— CHCi« -f. CH»— CHCl« = 2HC1 + CH«— CH==CH— CHCl»;
^ CH»— CH=sCH---CHCa* , T^' " „ „p ' , CH8--CH==;CH-Ciaci\T^„ ,
*^^' CH'—CH = CH— CfiCJ/"^ "~ ^^^ + CH«— CH = CH— CH/^
In glei^fa^r Wda:6 erklärt sich die Bildung des Piköllnä
MS Tribromallyl : »»^ ; :
{CH»'^i-«*. fCH*Äf i ••■ "'
CHBr oder ^CH« .
CHBr« ' ICHBr« "
Dfbromdiallylamin und Fikolin eilialteh Eiei'nach die Con-^
IrtituHönsformeln : ' ' • '•
CH« = CH— CHBr\„„ CH» = C = CH\t^ ^ ^ " ' '-
CH« = Cyai-r-CHBr/^** CH«==:,QH-rCH/^ ^ i
\ • »j • f • ; . . ' » ■ * k
Aaul. d. Chem. u. Pharm. CLVII. Bd. 3. Heft. 24
862 Schiff, über 'die Sjfntk€9e des Goniins.
und Icrtetere Formel erktit maii^ ebierifelU« ims deiiir AcroMfii^
«fMkiOnlak -
CH»=CH— CH<Cl2^
CB[«=CH— CH/^ •
Die eben entwickelte Pikolinformel steht iii nahem Zu-
sammenhang mit Körner's Pyridin formet :
'^ Wenden wir fiun -die im YQirher^^^endeo dargrole^te^
Yerhältnisse auf. die Synthese des Coniins. an« ,so M^efi. wir
zunächst die folgenden . bejden, Verk|ßt(ung^n/ .zwe^^^^ ^Yf^^T
alde^ydresidua : , . j
€HS— CH*— CH«— ch/ ch—ch«— ch«— ch<^!:S
Diese beiden Buiyrpxyii|dine können durch Entwasserungr
drei isomere Coniine bilden >: ^' '
^ ^' CH»— CH«— CH«— CH/^
CS— CH«— CH«— CH^ CH— CH^— CH«— CH»
CH— CH«'— CH = CH— NH» CH— CH«— CH VCH = NH.
.Formel lU, ist wohl diejenige des natürlichen Coniins,
ifi welchem noch em ersetzbares WasserstofTatom.. vorhanden
und für welches durch Wertheim nachgewiesea ist, dafs
die Gruppe C^H^f (Conylen) als ziveiwerthig .functiofiirt.
Mr^itere Untersuchungen werden "darthafn,= ob d») kun^tlictie
Coiiiin Tielleicht einesf von^.den IsoiW^rcin ienthalt Andere
Isomere des ßutyrylconiins können noch mit Isobutylaldehyd
ijlf^gr mil.ßjner ßmhm^ xQlfi l\^l^^ ent-
stehen. Eine grofse Anzahl anderer isomefqcilVQrJiHnAQYigm
werden ferner nock entstehen können i» wenn die Besidua
von Acet- oder Propionaldehyd mii dennpjsi^uen von normalem
odgr, ^npff»lfim Cqp^^flti r^sp^ yal^wMehyd, der
Einwirkung des Ammoniaks in verschieden|^rtjgi&^e(i:iiJ!y'#jpc|
zusammentreten. . :' • fri
Florenz,' btituto Isu'periore, Januar 187 1 .
. ^ • i • '
•' « 4 • t
363
Aus 'Phösphörsalz kt/ställisirte Titänsäüre
isit nicht Anatas:
' • von j<. Kiiop.
X-"
Dve^ Miauen Versuche ron 6. Rose ^tber die Dänsiel^
hmg feryslftHisirier K^er irerinittebt des* Lölkrohres^ be^«^
iSotideiiB 'fiber die der I'itanMäure in ihren versohiedeneii
«ttofröptscbe» ZmMhdM (Monitsber. d. Kgl. Adademie'der
Wissetiscli. zu BefUn, J«Hi 1867) regten mteh'>anv dieselbeir
Versuche im gröfseren Hafsstabe mit eine Ai ^errbt*«cheA
€[äsiN;bm0]2o}en^'den ich fm Leboralbriunfi deg mineralogischen
Cabinels am Carlsruber Pi^lyteohmkui» habe aufsteHeii lasseh;'
zur AtrsMtfmng^^zijF' bringen. Die Wirk^^g dieses Ofens ist
€rine sehr befiiedi^ende. loh- habe da^in z. B. den Tridynril'
inil Leiohtigkeff, Sowohl dtirch Sehmrizen von Borax- oder^
Pböjspkorsalz mft' Silicaten als aiich litit Kieseiguhr, giil kry^
flialii^ipi dairsteiien können. • >
&iifs 'ioh die von Rosb besohriebenfen Krystallisalionen
iir grOfsereii' Quäntitfiten ztl erbalien* wünscbke, lag in dei^
HoSiivki^, to grofse-lndividuen aus den Schmelzen zur Aus^
ficheiittfng gelangen -zu lassen ^dafs an ihnen gomometrische'
Messurigeb vorgenommen werden konnten, ^oder daih durch
Erzeugung n^unnigfalVigerer Fiäefaem^ombinationen, durch Be-
dtimmurig des spe'eifischen Gewichtes und anderer physika«^
WithtT Eigensehaften gewisse Unsicherheiten dc^ Urtheils
b^eiUg'f 'werden' mdehten, mit "dienen die Koobacfatungf
mikroscopisüher Objeote btähaflet ^zü'sein pflegt. - -
Titansäuire ist aus Boraxschmelze leicht und sehdn kry-
9tallislrt zu erhalten. Die Erystalle stellen «ich dar tiieils
als woblgebitdeie Combinatioiten ooP.P, theäs in OestaW
langer feiner Prismen (Sagenitfornfi) oder khiefdrmtger Zwil-^
Ihvge.- Tilansdure aus PböSptiorSiiissehmelzb krystallisirt ^oll
364! Knopy aus Phosphoraalz hrystallisirte Titansäure
nach 6. Rose tafelföi^ige Kry^ialle gei?enj welehie er aV?
dem Anatas angehörig betrachtet. Indessen ist der Beweis
dafür nicht geliefert. Rechtwinkelige Parallelopipede; wie
sie in den aus Phosphorsjik* ausgeschiedenen Krystallen vor-»
liegen, würden nur unter der Bedingung etwas über ihr
Kryslfdlsysti^ aussagen^ wcHda man. vorau^ietceo idorft^' daf»
j«^) zwei>€ki 'AMn. auflr.etend^. Para^tUüchMi ete«/ sl^ic)^
Aneahl von: Molecfklarebene» ekiacblössen , in Folge .464f^f^.
lUeEm^eAläAgen , die relttiv^n. Holi^ciiJkicdiaMiYl^eqk üdßir. Aiseft**«-
y^rbäUnißso: dur^t^lUeQ.. < Diese >: El^4ing«ftf9n sm^ aber- äf
WirkMablwt.nilchrt erMlU,. ; ,- . - /
Von d^Qi Y<M[i Roiae läi? AnliM igehaUenj^n. Körper Iiabi»
ipk^eine^QiiantUät vontetwaiO Grm* A0^vg^\^%\M^%rifs^fi^\^v^
^jn^r.Kry«4«lIe bi^iefi 0twa Vs MUIim^ü grof^^o^te ^ten^
lüng.^«: iVoa sotcben Dioi^sion^ti . sind; «ia v^ti bpniggelb^r
Efttb/Bv durcl^iphtig; TOd(!v.&nf gte^artig^iQ ,DeiwBnl^iin9|. .i Ite
Vei'jiBHen zum polarisirleni Llcbto ,$pjrighlRy^t^U:GiaAi$t^fi
eines quadratischen Systems. W^oa ,de? ised^^ßlw iOry^lgll^
anob nicht. grof$ ge^ug ist«, umtibn aaph dem rophtiTiaMlig
zii:. einander atehen4i^a, Riphtungi^n . ohne ferneren .Apparat
orieptir^ß za können, ßo ist.dpohijilfy^ WahrsobeinUchl^fil^ vor*
handßnv da& wenn.rniin eine Suiopß; von Kry/^lalien der Art
auf ein@. , .ebene Unterlage :sM*eiU,.,'aUeMdrei Axenncbtiiogen
in yersqhiedenen Indiyldu^.^9ll|f)a,l>zu;di0iser UiMerUge ver-
treten s^eiii. werden. ' So oft, man *mia A^^ Yerjsuch aiich
wiederholt, zeigen allet.Indivijduen stetes ausg^ff^i^hnetie PoJarlr-:
sationsfarbeo bei gekr^u^tein.Nikol, , P^s d^eii^Qt .weiijig^stans^
mit grofser Wahrscheinlichkeit, au^ ein rhümhi^ohes l^y^tem^^
Entscheidender für di^^ Erkennung der : Natur dieses
Körpers ist die ^Bestimmiiiig des . speci(i^<?hen. Gew^chtea»
Wahrend AnataSi die. geringst^: ßigenachwere unter den- tri**
morphen Hodificationen der.Titaasaure zeigt „ nämliph 3^890
luis 3,9^7^ erhifilt ich l^^i^dr^ei V^rsucbeo für d(^ aip Phos*?.
$>/ nicht ^Aiiatoß* 36S
phorsalz aaskryst^Hisirten Körper das specifische Gewicht .2;9.
Für diese Beslimiiiungeh würden 2,299 6rm. Substanz ange-
wandt. Ein.e (renidaitig^ Stibstmiz war jpnit dem Hikrjoscope
unter den Krystallen nicht zu entdecken. Sie zeigte sich
durfcliap^borgog^n, . Qb> iiiun ^ di^spr Kprper e^iiie n^u^ )lodi-
fiicati^ii* .der Tü^nsajire oder, iejite. chemisch^ Verbindung sei>
d43 U^fs ^»iehni;r tdurch 4i^. /Aw^Y^ ^ntsphejfleii, . FiCir <kia
Z^reo^rdctr^Iben, ,wuirde.. 919% Menge von niah^ .1 ^rni. imi^
]uM%fiS9mß^J^^ Wfg»splvl<}ss^fli, was-leicbl i|ii4; vpllfl^n^dig
ff^l^nSTr .^ie Uare. Schmelz^. WMrde, i;iacl) de9iErsfi|9*i[eii cu^
Erkalten; n^ft ^^Izsaiuie tser/j^tzt undf: diß: Löffiing- mit u^pf
schässig^m ^«iraoni^k^VÄrJetzt,, ©10 Jit^nsäjurq Q^WftlUtanAig
jyDt.giit41^;)^()firfr FprjHv Aa'.P%^^ enthielt aber nocji PÄt?^?
phorsäure, welche als phosphpi^^JUir^rArnmofljßliT.T^Ik^rde be"?*.
I^timoitw^rd^ , Pif^e .in^^^ .der ^JguQg in {Salpetersäure
geilöst gi^b n4tii)npIy^4^n^tire^\P;A9imo9iak 'Aw,\(pi^ Pbo^^hoiv
siure cbf^pter^^isphen: < gQ%i;t, B^iederiiahjag.. . Pje.; Ar^alys;e[
TiOj 63,78
•- . ' •' :■ -= ^»Oß '^»''^ ' 36^41= '*^- '■ '• ^'
eatsprecbepd demJLeq^iyale^ltye^hä^niff. S-TiO^riT^ . .
_ ßTiO, 123. aiif. 109 bw.chiiet ,6M^ ..i .,
i'Ö, 71 \ ,, „ 36,6
'- • 194 • ' ■' i ' • 100,0.' ' ■ ■'' '
Nach diesen Rei^ltat^nsind iiie'Ms j'hosphorsalzsclvmelze
krystallisirtäh t«f^if^inigeti)ridividtfenÄ;m '^natö«, sondern
pho8phor$aure Tttan^ut^. ' - ' • ' lt..;. ; . .. ,
' Ob üie von Gustav WuAdcJr (Journal f. präkt. GhienfC
[2] il, lÖW), -206 tf.)'-tinteir analogen Verhältnissen« rfarge-
stellten, In äirer Form tnit'pliosphorsafirer Titahsafif^*Gber-^
einstimmenden Krystalle von Zinn- und Zirkonsaure ebenfalls
phospborsaure Verbindungen sind, oder nicht, das, müssen
fernere Versuche aufklaren.
Carlsruhe, 12. Januar 1871.
366 Aguiar u. Bayer^ ntu^s Außösungamittel
* * ' * i ■ . . . - . ■'",.* *■*:>.■■'-, t -..•.. .
Neues Auflösunffsmittel des Indigotins ;
. von A. A. de AguMr ymA Atea^: Bayer*).
.« »
- Ui^i Aisf sich mit der Reindar^tellühg de^Indlgotinar
beschdftfg'f hat, murs ohs beistihiitiert , dailä dfe'bis jetzt än-*-
ifewandten Methoden kein frefrietllgenlles ''R^sttltftt -geben,
und £waf 'aus dem Grunde , Weit keine recht geeignet Ist/
i^ine ordeHtKchle Krystallisalion zu liefiBm-, ohne dafs diese
mit Zi^rsetzungsproducttn verunreinigt wäre. Trotäs der
Vorzöge, welche die Mietlibde von Frifzsch'e -bietet, unrf
trenn wir diri' Ende aucb ddrch^ Sublimation erkdnnb^re Kry*-'
iitatle ek^halten, so sind dieseMethodeVi' doch 'nicht A^cii voh
dem oben erwähnten Uebelstand. ^ ; = • /
Man wird deshalb leicht die iYiditigk^U eines Verfohrens
einsehen, Welches iins das reine Indigotli^ Hefert*, ohne dafs
^nan n5thighat, zu so langwie)^ig«n Op)erationen seine Zufiucht
zu nehmen. Durch eine Reihe von Versuchen, welche wir
über das Indigotin angestellt haben., ist es uns gelungen,
ein Lösungsmittel zu finden, welches das Indigotin in grofser
Menge- aufnimmt und- es in schönen Krystallen ahschiefseir
läfst, wahrend die anderen Stoffe, mit welchen der Indigo
des Handels verunreinigt ist, in Lösung bleiben.
Eine d^f'wioht^sLen . Eigenschaften des ladigotins ist,
d^fjs es von den gewöhnlichen Lösungsmitteln ni^ht aufge-f'
nommen wird. Weder Wasser, noch Alkohol, noch Aether,
H^ßdev leite noch ätherische Oele oder verdünnte S^iuren und
Alkalien., losen es in. der Kalte oder Wiripe. aof.. YiTenn
conci^ntrirte Schwefelsaure es löst, so ist eis doch aus. diesem
^ ko!^ dem Jomal de «ciencias mfttliematlcacr, pliysicas e nataraes,
in Uebersetzung aus dem PortugieuBcheii duroli H. -Seh neide r
und K. J. Bayer mitgetbeüt
d^ Jndigotin9^ :. 36?
I^^ui^initM ix^eht.'iunyeritiiidjert ' ab$«h^i4N^r > . and: w^m
Kreosot und Phenylsäure es bei ihrem Siedepunkte ing^r
rin^er Qifantitat aufnehmefi ,^ so scheidet es.sicb aus diesen
Flüssigkeiten iiar in, Flocken aus. Essiffsäureanhydridc. dem
• . « • I . • . f I ' • . . i ,■*.'■• ' • i ■ . \ -■ i . . . • ' i < . • I ' . . .1 • , >
man ^inen. Tropfen concentrirter Schwefelsaure hinzufügt, ist
das ■ einzige Lösungsmittel, welches das. Jndigotin i^nyeranderi
lost. , DiesQ Lösung stellt eine tiefblaue Flüssigkeit dar, ai?s
welcher sich da^ Indigotin bpi Zusatz von Wasser unver»
ändert abscheidet. . ,
Dieser Weg war bis jetzt der einzige, welcher uns die
ursprQngticbe Substanz gleich liieferte , otihe dal^^ ^s nöthig
ivär, Äas''lhd5^blati jrüerst zü'r '' ' ' '''"''
Das neue Auflösungsmittel, welches wir entdeckten/ ist
eitt «teniR^h gewöbnliohes «nd bekanntes: Product, «ine erga-
itisitififrififlsev^dii^jsiiöb beideii Zeraetbung . des Indigo idbrcb
die Hitze bildetv!^bdeQr^be8S6ri,;;Wfeiiii -Kälilf^drat^ «nd^ llitee
jfjieicbzpilig auf rdpnJadigjp. wirken ;,^s.is^^ d^ ^Aniyn, /Piese
FJüssJgkeit , liefert ^s ,.döß .jlndfgiptin^ jii|i^ ^J^^äuflichen^. ^%^
rein, scJto^^nfiqh 4er ersten Kjryslj\|li§ayoD,. wcmn das ^and.el?r
EF9,^Wpf. tWi .S^lPfp :Oif«Hl^l war,;,^^9j|er .nach ,% zw^t^a
Kg^ta|iisatiPU , ^mJ^h/^i weniger gut , w^r, ,-r , Fff: v^rf^hr^r}
Wir pulverisiren den käuflichen Indigo , übergiefs€^ ibi)
in einem Kolben mit reinem Anilin, und erhitzen die Flüssig-
keit ziim Kochen. * Die organische Base löst fast äugen-
Slickhcli den Farbslötf' und ' verwanaelt sich in* eine tiefblaue
Flüssigkeit, die der einef concenlrirlen Losung von Indigo in
Schwefelsäure ähnlich sieht. Wir ßltriren durcn Papier und
behandeln den Rückstand auf gleiche Weise so oft, als sich
das Anilin noch färbt; in dem Mafse als sich die Lösung
abkühlt, innerhalb einiger^^Tündeh, schiefsen die meisten
Indigokrystalle an, während die Flüssigkeit eine schwarze
Farbe annimmt, was uns eine vollständige Trennung von den
SOS Äguiar u. Bay^r^ tii Auflösung smitiel d. Indigotins,
Zum Zwecke sehr genauer' XfhtersucHungen lö^en wir
die eiliältenen Eryställe zum zweitenmale in Anilin , Welche
lids(^ung nach dem Crk'alien das Ihdigöiin so reih liefert, wie
man es auf andere Weise nicht erlialten kann. Diese Rry-
jSlalle geben wir auf eiii Filter, waschen sie mit Alkohol,' um
sie vollständig von Anilin zu befreien, und trocknen sie bei
HO» C. ■
> ' • . .»
So dargestellt, zeigt sich das Indigotin in seinem ge-
wöhnlichen Habitus mit kupferrothem . B^eflex qf^d t sehr leb-
haftem Glpz* . ,, , ,, ,..
'■: Chemisdh i^ein.isiies eine der schöflsten;'S|ibfitaaaei^ die
di&.Cheimekemit, ^ond- wseileifert .61^ .dürck sein AlissiHKln
mit dem durch Sübli^aAioii. erjialtenen -Iiidigplin;
Wir^ suchten atich noch andere Ffössi^keftäni , die das
Anilin ersetzen könhlän, sind jedoch '2^ keinem gfönstigen
Resultate gekommen; wir batUn indessen dabei 'Cißl^g'enheit
zti bemerken, dafs sowohl' Benzol älsauclt Ohlordformdas
Indigotin in ^eringet* Menge beim ErWilrmen äuflösren li^nd
dieses beim Erkalten wieder in Form vdh Flocken fallen
lassen. ■' ^' -'^ ' ' ' - '■ ^ - - '■ •=•- = • ' l "^-
Auch fanden wir, dafs — wenn , auch das .Gegentheil
behauptet wird — . sowohl Alkohol als auch namentlich Ae|her
bei der Siedehitze' das Indigotin in geringer. Menge zp lösen
im Stande ist ... .
I
'I
869
lieber die bromhaltigen Derivate des Essige
: , . sli^re- Anhy dj;id3 ; .
•i: V ■>»
IT
Alle bis jeiit gWmafehien' Ver^iiclie, Aelrom- oder dilor-^
fcaltigen DeHvöle d^i- 'Säure -Anhydride' zu erhaltcir, sind
fruchtlos gewesen; bekanntlich findet' kdini^ Sübstitotiöti 'statt,
wenn man dä$ fironf) diriBCtz. Bl auf ßssigsäüre-Antiydriil
einwirken läf^, sondert dieää Verbindung zersetzt sich ut^ti^
Bildung '^inei^ Gemischtes Von Acetyliyromur und'Monobrom-
foslgkurö/ M folgende Fdfmel gieht fär difese * Reactioft
, einen Ausdrobk : '-'^ ■ '-■' '' '"'''' ''"' ''"'--■ •••■•'•-^
CgHeOe + 2 Br = CAOjBr + C4H8Br04**).- '^*' - >*'.
Bei der 'Unmöglichkeit, eine directe Substitution zu be-
wirken, war also daran zu denken, wie man auf einem Um-
wege die bronihaltigen Derivate der Säure -Anhydride dar-
stellen, könne. Die jjntersucliung diesei:.penvate bot ^m so
mehr Interesse, als man hoffen durfte, unter ihnen das erste
Substitutipnsdie^ zu, finden, wodurch das Aequi,yalen| der
Säure-Anhydride in .definitiver Weise festgestellt würdet
hydri^« «i^egß^«fi^:,9llgefnejiie yer/ahren besteht fiarin^..d«f>
Chlorür eines Säureradicals auf das entsprechende ^«^li'iijode^
Natronsalz , einwirken 911 lassen; mc^ii begreift l^icl^t, .dafs bei
Anwendung eines CÜlörfirs, in Hvelchem bereUls" Wasserstoff
düi^cr dW' stafrslituirt-lsV, ein 'Äi^fty'drl^^ sich ttldert''H)^it(f;
in welchem ein oder mehrei'e'Ae({ui^Ätentb* Wasserstbtf 'dur6n
dieselbe Anzahl von.Aequi^hleh^eii Ghlor ' ers.^tzV sein werden.
> I >■■
-*« — ^:! • .1. -'f ,.Si -• . >'* i' i".' % u- • .)•;;■,.',". »•';<*
*^*b<«r^t:WdJLXXV272.''^ •^-<'^' '^ -^ - -•' -• ^--^ 'i'^'««
Annal. d. Chemie u. Pharm. CLVU. Bd. 8. Heft. 25
870 Oalf über die bromhaltigen, Derivate
Die hier mitzutheilenden Versuche beziehen sich nur
auf das Essigsäure-Anhydrid, und bei der Schwierigkeit, die
chlorhaltigen Derivate des Acetylchiördris zu erhalten, habe
ich mich der bromhaltigen Def ivaie desselben Radicals bedient.
Ich habe einfach-gebromtes Acetylbromür (C4H2Br02, Br)
auf geschn[ioUenedi n^nd gepulvertes es^ijig^aures Natroj^ ein-
wirjien . gelasisen.; das Geimische _erhitz),e< sich und ich iMlb^
i^asi .6fi|iZ;e 4er Diß^itiVation uip^erworf^a; 9S ging eine Piusstgr
k€|^ übQr,. welche nach der Rf^c^fication bei 437^ in^.Sf^defi
Jkam; jdji^ Temperatur stieg ajimälig bis zii 24$?; hier bliel?
sio stalionär, und ich kpnnte .eipe^FlCb^igkeit aujrsamn(i^lii»
welchi? bei. der Analyse Z^hlien ^rgab., ..die d^ Fftcro^' <i?^
zweifach-gebromten Essigsäure-Anhydrids, CBHA.^rs06,..eatr
sprechen :
^. 1 j^ • , . berechnet . .geftmdQji^ ; .,
Kohlenstoff 18,4 ' ^ 18,0
Wässerstoiar 1,5 1,8
Br<)in • 61,5 * ' '' " ' 6i;3: "'
Die zwischen 137 und 250^ siedende Flüssigkeif besteht
grofsentheils auf Essigsäure-Anhydrid.
Die Bildung dieser Körper erklart sich leicht : es ist
nämlich wahrscheinlich/ dafs bei der Einwirkung des ein-
Tach-gebromten Acetylbromurs auf das essigsaui'e ^Nlitron
zuenJt eihfach-gebk*omtes Essigsaure^Anhydrid gemtfii' der
CleSfeKun^ : ^ ' • ^
imtsj^l^l und diese V«rbif,fMng sieb unter dem Ein^u^SQ <|er
lYiripeJn fqlge^jd^r Arl »mset?t :
Das zweifach - gebromte Essigsäure - Anhydrid erstarrt
noch nicht bei 0^ In Wasser gegossen sinkt es ;|;^^'ßQden
und verschwindet iMd allmälig unter • Um weodhiBg zi| Mono-*
I I.
des Essigsäure- Anhydrids. 371
bromessigslure. Man kann diese letztere Säure gut krystal-
lisirt erbalten, indem man das zweifach-gebromte Anbydrid
der feucbten Luft aussetzt. Die neue Verbindung löst sich
in Alkohol unter Freiwerden von Warme und Bildung von
Monobromessigsaurefither.
Es begreift sic{(\, 4<^fs win h«i ,iM*^^4ang vpA>fwei-
bch^ und von dreifach^gebroiptem- A<^fity)b^pniujr,)df|^ ^4er^
fach-gabrpml^ ^^igsaare-^nhydrid QdeT.4ȧ Qibroinessjgw
«aureT^Anbydrid mi das feahsfaob«^gte|l|rasijte((]ßlHijgsffiiy|<vrAAhr
bydrid od^r das '^ribcoinef^jgsaui^Q-i^Anhydfi^.f^flljl^il^^w
Ich habi9- nicht g^piu^t» dies§ Uiit^siichwgini.,,iw#il(ßr«f9i^
setzen ZM soUani, du. i^b hei Am .B^gi^n^ : literseH^a« b«upi^
fachlich , die Atisjifbt h^tte ,, 4i0 GeiyinQiinv ^f^r :^r>jp4fWg
CABrol}^* zu versuchen ; weichet sich^öiii-sMiihllteTi^btt
der von mir beschriebenen Reaction bildet, aber welche sich
leider unter der ^i|awirkuQg| d^^Wi^nne-in der von mir an-
gegebenen Weise zersetzt.
Ausg;ege)>eu a|u ^0. Mta 1871.,
■\nir(in U',-0 f>-:! " .r. ,f-' ; '^ .ii'r\ -ij)' • «:• . ' ;)'- • i ' •*..;•, '
i:i«i./n:iA "i^iMO *•'.:,: -ii '.!••• ..'" '^' * Ji^iii^ 4», »■.;,. ' .*;:/«'■ :.!
i^-.iir 1^-":] 'fy\V,l',.'^ ^-{'^ { ':;'... •;:•' .i M-; ' .'•• i.:-' .: . • •"'•! % \-
:/A/ .• {5:.) ^i '.''■ ■"•..;'«/ ü ;/ !:• • • "i'» ^ r: ' •. i -«r ■[.■'* .-,
''D^i'J^n^e^ön m^, wblelt^ wfi^^^^ diBi^ teietän zwanzig
'3äWe Ih' Gießet^ 'iit/dianH- in 'fl^id€lbet?'#r die '^
d^-AKitäl^iJ tMtig^g«weseh ti!;!^ ViM fl[fi d«r Weiterfühfutig
Ti«^eWefl''dö!$h'^6'Rä«ksi<3ht Auf dib Vdilöndung ' 'anderer
IkM'^btJsöhiftisre^nAer AilmiteA Verhindörf. E)ie Annalen Wer^
den fdi^lt^ln^MBft^hen redigiH^ wo d^^an voh uns hier-^
ffit^^dib H^i^'ett BrtewiDley er lindiVb iUii r di'^getr'e^^
VMÜ^gge^ f dr ^}e Ittiftaleti könü^n #te bi^h^^an jedeto der
Ufl^mmP^mafimi^^ Hwer4en.
r o li '.
'• •• 1 1 '\H . ' '»IT
• 1
F. miler! J.'L!^!gf Elopp.
ANNALEN
DER
CHEMIE
UND
PHAKMACIE.
HERAUSGEGEBEN UND BEDIGIKT
VON
F.W0HLER, J. LIGBIG, H. KOPP,
E. ERIENMEYRR, J. VOIHARD.
BAND OLVIII.
LEIPZIG UND HEIDELBERG.
0. 1*. 'WINTBB'SCHE VBBIiAäSHANDI.nNQ.
1 S7L
ÄNNALEN
DER
CHEMIE
UND
PHARMACm.
HESAUSGEOEBEM UND KEDIOIBT
VON
F. WÖHLER, J. LIEBie, H. KOPP,
E. ERLENMEYER, J. VOLHARD.
NEUE REIHE. BAOT) LXXXH.
LEIPZIG UND HEIDELBERG.
C. F. WUTTBB'SOHXI TBBIiA08HANDI<VN0.
IS 7L
Inhaltsanzeige des CLVlll. Bandes.
Erstes Heft.
Seite
Ueber Isomerieen der aromatischen Säuren; von H. Hübner.
1) Beiträge zur Eenntnifs der Brom- und Dibrombenzoö-
säure; von Ed. Angers tein 1
2) Ueber die Entstehungsbedingungen der Orthomono-
brombenzoSsäure ; von L. H. Friedburg . . . 19
Sohlufsbetrachtungen zu den vorhergehenden Unter-
suchungen; von H. Hübner . 33
Ueber die Einwirkung von Chlor auf Aldehyd; von G. Krämer
und A. Pinner 37
Beiträge zur Eenntnifs der Schwefelstickstoffsäuren ; von Ad. Claus 52
tJeber Maulbeerblätter aus Turkestan; von Dr. E. Reichenbach 92
Ueber Seidenraupenkrankheit, nachträgliche Bemerkungen zur vor-
stehenden Abhandlung; von Jus tu s v. Liebig 96
Ueber den Siedepunkt und das specifische Volum des Allylalkohols;
von B. Tollens 104
Umwandlung von Ameisensäure in Methylalkohol; von Ad. Lie-
ben und A. ßossi 107
Zur Bestimmung der Kohlensäure im Brunnenwasser; von Karl
Knapp 112
Ueber die Excremente der gemeinen Fledermaus; von Dr. Popp 115
Ueber Buttersäure verschiedenen Ursprungs; von C. Grünzweig 117
Ueber die Zersetzung von Cyan durch alkoholische Salzsäure; von
J. Volhard . 118
■ANNALEN
DER
CHEMIE UND PHAEMACIE.
• • • .
<;;i.ym. Si^3id&/i erstes Heft*
' r . , . • , • . . . J
I .'
Ueber Isömerieen der aromatischen Säuren :
•* • * , . ''
. YQU B. Jäülmer.
• ,1 'T» » tS •%
IV..
Die nachfolgenden, auf meine Veranlassang ausgeführten
Üttfersiithungen bedftrfen an einigen Punkten noch des Aus-
bäiies ; da es mir aber in der nSchsten Zeit nicht mSglicli
Sil, ilenseiben vorzunehnieh, so ihuftten sienn' dieser iPälssung
▼eröffentlibht werden.
1) Beitiräge zur Keni^tnifa der Brom- ijiid, I)il[):fqi](iT[
.; : be»zog»äi;re ; : . ., . >
von Edi An^erstein. '" -^
• .4.*
L üeftc^r die dttrek EfnwfrkEMg' ton Brotti atff henzö8-
sanires Mlber entsteheiAde Bi^omflelizoSsftnre:
I • • .' * •
Peligot gab die ^ste DJethode zur Darstellung, eu^r
Brombenzoesaure an *). Er hefs Brom auf trockenes benzoe-*
saures Silber einwirken. Es fehlen jedoch seinen Angaben
alle analytischen Belege.
*} Diese Annalen XXYIU, 246.
Aanal. d. Gtaem. ■. Pharm. OLVIII. Bd. 1. Heft.
2 Afifferstein, Beiträge 9ur Kenntnifs
Die Gründe, welche mich zur genaueren Untersuchung
dieser Säure veranlafsten, sind folgende :
.^ Peligot: giebt den SehmeUpunkt seiner auf ^obigem
Wege erhaltenen Brombenzoesäure auf 100^ an. Ware
dieselbe unzweifelhaft rein gewesen, so könnte sie wohl die
noch unbekannte Bromsalylsaure seifi, da die Brombenzoe-
säure und Parabrombenzoesäure einen ungleich höheren
^ ^' — -
Schmelzpunkt zeigen (153^ und 251^). Es wäre aber auf-
fallend, dafs der Eintritt von. Brom den Schmelzpunkt der
Benzoesäure hinunterdrücken sollte. Auch war die Mög-
lichkeit vorhanden, dafs die Atomgruppe (COOAg) den Ein-
tritt des Broms in anderer Weise , wie das Carboxyl der
Benzoesäure und das Methyl des Toluols, beeinflufst.
• * r ♦
, Eine ^Iche Auffassung d^s, Hergangs schien, nif aad}
der merkwürdigen Angabe, von Bei necke*), welcher ge^
funden zu haben, glaubt, dafs. b^i der Einwirkung von Brom;
auf Benzamid zwei isomere Brombenzpesäuren entstanden
seieU; durchaus nicht unmöglich (siehe Seite 26).
Die hier besprochene Ansicht schien ferner durch
Kekule*s Untersuchung der Peligot'schen Brom1)enzoesäure
unterstützt zu werden^. Kekule untersuchte die Ein-
wirkung von schmelzendem Aetzkali auf Brombenzoesäure
und erhielt unter diesen Umständen Salicylsäure. Auch
Kolbe undXautemann geben an, dafs i^ie eben so wie aus
Metachlorbenzoesäure (Chlonndylsäpre) aus der der Brom-
benzoesäure entsprechenden .Chlorbenzoesäure mit Aetzkali
Salicylsäure erhalten hätten ***). Diese Chemiker scheinen
*) Zeitsclirift für Chemie 1866, 367.
**) Diese Annalen CXYII, 159.
«**) Daselbst CXV, 186.
; dtfr Brom^ und Dibromhenzoesav^e. : ^ 8
4i«8 Britsteben der AetBOxyberisodsfior^ (Sialibykfture) freilich
nur viiiUel9l>^r bekannle» Elsenchloridfarbaiig iraetigeWieMl
2a haben« ' . , ..
' : Beid^nkt' iriait, dafs alle- neueren Arbeitdn^ besonders die
Untersuehmigen Von Baustein iber «die isomeren Chlors
iienzofisiuren, ge»ägt )M4ien, dafs man aus 'der>BenzoSsäure
liei «rnniHelbarer Vißriretwig von Wiissersloff im KoMen-^-
irrassersiöff detsel6eni|ii&€meder del' Metareihe dieser Stor^
erhall '(mit der -einen Ansnahnle deb imgufahrcen Versnchi
"von ReineekeX s^ wird man' einsehen, dafs e9 nftAippiisl;
•die Brombenzoesäöre von Peligol genauer cu'ünteraröhlam
' Wjlhrend ich mit dieser Unlersüchmg b^esehaftigt war,
•erschien eine Arbeit von Barth*), in welcher aiisgdföhi^.
wird, dafs nmn aub Brombensoesäurej Aber deren Darstiillung
Mchts angegeben ist, beim '8idlmel28ri:«iit Kalihydrat geringe
Mengen von Salicylsäure bekäme^ Sehr sohneil aaf diese
Abhandlung folgte aber eine andere von Wislicenut-imd
Dembey**), in weicher hachg^wiesiMi warde, dafs die der
Srombenzoäsinre entspreohende GUorbeni^odsflure;ans BenzoS^
^äiire und Antimonohlorid erhalten, beim Schmelzen mit Kali
nicht Salicylsfiure, sondern Oxybenzoesaure liefert Wisli"*
eenus utfd Dembey habiän in ihrer Abhandlung:' endlich
auch darauf aufmerksam gemadit, dafe man ^ns dem Ent«*
etehen der violetten Färbung, bei Zusatz von ' Eisenchlorid
zu der gelösten i^nd angesäuerten Schmelze von Chlorbenzoe-
säure mit Kali, durchaus nicht auf das Vorhandensein von
Jletaoxybei^oesfture schliefsen darf. Es ist einleoehtend,
dafo beim Schmelzen von Chlor* oder Brojilbenzoesiäre nil
Kali sehr leicht Phenol entstehen kann, welches,^ wie bekamst,
Inii SiseneU(Hfid ebenfalls einifs blaurotfae Färbung gaebt :
: OÄCicooK;-|r-8(K<)a?),==:i qÄOH+:CO(OK)fc:rfKca,'
' i ■ . • ■ . • < ♦
*} Diese Aimalen CÜ^Vm, 32:
4 Angetsiein^ BeUräge zur. Kenntntfa
Wäre dii^ Salicylsattre nicht Aach%, so. konnte
Mobt diircji DestiUfltion mit Wn/siser das* Ptenol y«i jhr
trennen und dasselbe dann im Destillat nachweisen,.,
; Ein V^sudi mit rein^.SalieyLsiaiurt} hi^t mii\ 4ber ge-
zeigt, da& «in von Wnss^rdfimpCen «dtgeriaseQ wird* ^
:. TroiKdeni^i e«: hiernacli scheinen möobte, .«i£i;.an|8lwdi^
beim S^bmeUen von Kali mit der nach B^ligo.t idargeälellintt
ft^ombenzoE&äure J;eäi^ HaUcylatare, «ao wäfd Sditd^^SSnadi^
gewiesen werdien^ dafa: unter diesian' Umständen allerdingfl^
Salicjtatarotentstehtff diese: BUdnng aber keinun Rucki^bhifo
auf'dia-Natttr der Bfombenzoesattre anläftt.
. . Zpr Daratellnng.' d^ firombentoesänre :wähU«;iöfer fol-
gernden-^ Weg ^' . •/ ■:•:.•• ■'.•';■,; •:•>
. .: Bensoeaanres Silber, erbatten durch Au^flUen vdn beh^
speaanrem BaryuAiMasit adlpeleraaniieai Silber., wunde, gut
ausgewaschen und. i¥<>llständig.j^etrodheet^. -in eine«^ ge^
adilossenen GefBTse der Binwirkung von . dromdaampf im
Seaneulichte aliagesetzt. Die.auC der Masse dei9 Silbersalsaa
aich bOdende Kmate limfete mehrroak. aerstofiien nnd.ge^
löckeM^ werden V ivenn die ünilaetztting eine aadglichtft vellr
ständige werden aoUle. Wird über dem Siibetlselz der
Dampf vjm Brom deotlitih aichtbari, ao ist-die fiinwirJiaag
beeedigti ^ Wiabräcbeinlieh na$b folgendeB Uleichnngen
^ersieh . geht ^ - , c- .
V r , CeP4Bi<?OOA^:4- ^ir =»* Ce^4B^K3PQ»+>gBr.
Ana dem -hellgelben Gemisch der gefaroBüen Saure uiM
IBromsiiher wurde die Säure mM Aetheraniigezögen und
ikraelbe in Wasaerbade «bdestiUlrt;
Da aber das. benzeeaaure SiOep lekM etwas Eenohtigheil
surfiekhält, so i^t meikt etwas BMzieiSsäiup^ mH der Brom-
benzofiaäure vermischt. Diese Benzo^äqre. übersah Peligot,
Ii^d es ,13) bekannt, dafs eine verhäUnUtanäfsig kleina Bei-
d«^ B^^nt' und Dür^mbenzöeaäurei 5 >
miscbaBg von: Benz^t^eiaure itü Schmetepmlkl^icr Brom^l
benzoesäure oft unter 100^ hinabdräckt (siebe S«rte 22)/
Es ist daher erklär lieb , w^Rn.Peligot den SobmeUptinkt
seiner yfie e» scheint nicht gereinigten Brombenzoesdure
zu niedrig angiebt.
Fast alle Benzoesäure kann man entfernen, wenn man
•das Säuregemisch vier bis fänf Stunden lang mit Wasser
4^t)itirt« Pie mit Wü^serMmpfe«! leichter fl&<^t^e.B^nzoe-
45äure ist dann ziemlich vollständig in dto Yorlag^o^ getriebep^,
. ) Die.: in dem Kcdben zurückbleibende Säure fährte ich
^urch Kochen mit in Wasser aufgeschlämmtem kohlensaurem
fiaryum in das Bäryumsalz über. Diesel wurde wiederholt
umkryslallisirt und dann die Säure aus dem Salze abge-^
ischieden. __.. ^
Diese Säure zeigte genau denselben Schmelzpunkt, wie
die aus Brom und Benzoesäure erhaltene Brpmbenzoesäure
(152 bis 153^). . Die Säure nahm erst nach wiederholtem
Vmkrystallisiren aus Wasser das Ansehen der gewöhnlichen
Jlonobrombenzoesäure an. Um die Reinheit der Säure zu
bewei^^n, würdig, fönende ^VerbrefinuQgjausgeföhr^^^ ; ^
0^09^ Gtm. ßänre |pi>en 0,0490 Waeser» entsprechend 0,005812«
Wasserstoff, und 0>3228 Kohlensaure, entsprechend 0^0880^.
" Kohlenstoff: * ..:.... :> j ;
i- •;
• '
Berechnet
j . . • '
^Sf^funden
^r
• -84 • -
^1,89
- •• 42iofe
H5
5 .
. ^,«8-
- 2,M.'
Br
80 ,.
3.9,80
— .
0,
32
15,83
: — .
201 100,00.
Das Bäryumsalz bildet kleine farblose, gleite Nadeln
und enthält, wie folgende Wasserbestimmung zeigt, 4 MoL
Krystallwasser.
Das zti^ischen Papier abgeprefiste^ drei Ta^^e an der
/ ♦
6; An/f^r'Stein^ BtüHi^ mtrJS^ninxfs
Luft fetrotfks^le Sab seigte auf 140^^ ^J^hitoi folgende»
0,997a Gnn. Bab verloren 0,4443 Wassen^
Berechnet ' <5^efnn3en
* ^ . •
(C7H4Br08),Ba 537 88,18 -^ -
+ 4H,0 73 H,82 ,ia,18
« •
Mit dem wasserfreien Baryamsab nachtiB ich einei Brom^
und eine -Bäryuaibestinimung :
. '0,2379 Grm. Salz* gaben 0,1666' BromsUber, etttiiprediena:4,070T
Brom. ,. . ^ ; .'. .
0| 1 150 Gr09» Sah . Uef(ßrten . 0,0495 scbwefe^jiaiir^s ' BaxyuQi. | < /m^
sprechend 0,0291 Baryiun.
"•^" . •' .■•' ..' 1».. '
Gefunden
1
Berechnet
c,
84 . 31,29
H/
4 1,49
Br'
* 80 29,79"
0,
82 51,92
i^a-
68,5 25,51
* * -
268,6 100,00.
29,71'
25^17
Es war nun noch nöthig, das noch unbekannte BiAryiim-
sab der nach dem Reinecke'scben Verfahren dargestellten
Brombenzoesänre mit dem obigen Sab zu vergleichen.
Ich erhielt aus dieser Säure eb^blls platte gerade
glanzende Nadeln^ die auch, wia folgende ßestimmung nach-
weist, 4 Mol. Krystallwasser enthielten.
0,4504 Grm. Salz yerloren nach zweitftgigem Trocknen über
Schwefelsäure bei 140^ 0,0517 Wasser.
Berechnet Gefunden
(C,H4BrO,)Ba >Ö37 88^18 :>-''
+ 4H»0 . . .72 41,^2 11,47
609 100,00. / .
' Da die Brombeqzoesaure aus Brom und Benzodsaure
> dgr Bürom-'tmd ßiSrombeniMägäure. 7
«vr. 2^ttviilS'4ies[e >Aiika«liuiig ^esühriebeii' ^vnri^'^)^ noch
flicht gtniitiAr ,.ttj||^9iicbt! war^:;flo hibe ich idtevso schaif
4;e)(enn2eMi9)0i0 SromottoobensoesSuE^ msr- der Peltgot'^
^hea Brpoibensod$aur0t durff stellt
XHQiBr<mhwt6ßBiwie Wurde durch Auflasen, in starker
ßalpelBi^lNvr^ in die Nittroßiiire üb^rgi^föhrt und> diese diirdi
Sättigung mit kohlens^ttresA Natrium iiridäs Natriumsalz ver-»-
mndelV Da9; Salas z$^gpt0 genau idteselbeä* lUgenschafteiil,
wie das bekannte /9-bromnitrobenzoesaure Natrium. ' Aüsd^r
stark eii^eengte^; IfOS^ng dea.^lzes krysttillisirt 4wsselbe
in langen Nadeln « die leicht die ganze Flüssigkeit ersturre^
machen; bjßim UmrAhren ve|rs<?hwinde|i 4i^ Nadeln un4 &s
bilden siqh kleine Tafeln. Wir4 c|ip.gef^^^iste Losung djesßr
Tafeln mit ^«inem .solchen Krysti^ll i)/ßruhrt^ so erhalt xam
fysi augenblicklich, grofse langgestr^kto flache KryßtaUeu
Die aus diesem ^galze abgescbi^depß.S^ure schmilzt genaui
früheren Angaben entsprechend i^% b«i 439 4>ia 140^.
Nach dieser Untersuchung muls mpn die nach Pel ige t!s
Weise, dargestellte Brombienzpesäiire. fo^ die b^e^njitei ß^»
fromund Benzoesäure darzustellende halten.
IL Yersach mv Prüfon^, ob bei der Umwandlong dei>
/^-BronmitrobfiniQO^Bäiiref - in : MetaainiAoh^iizASsäiire noek
atidere ^müobeaMSaänreii entatehen.
< . . ■ ' ..'' ' . • Jt ^
In neuester Zeit findet' man oft Fälle aufgeführt, die
• * • - • ■
hns Beispiele daför liefern, däfs Verbindungen bei Verhält-
nifbmäfsig sehf milder Behandlung mit gewissen Heagentien
in isomere Verbindungen fibergehen. Ich erinnere nur aii
*) In letzter Zeit hat Reinecke in der Zeitschrift für Chemie über
brombenzoSsanre Salze übereinstimmende Untersuchungen mit den
hier begohriebenen Toröff^ntli^ht . . . »
**) Diese Annalen CXLIII, 234.
8 An ^erstBinj BBÜräge • zur Xknntnifs
:dag beffchluDgswertiie Smspiel 4eB Oeberganfs der Hydroa
inellithsiurö »ia IfohydrbmelliUisfiorciy >Ji»eiA«8 ^wir Baeyef
verdanken*). Sehr Jiekaiml ist auch die Umti^indkffig VM
Oleinsäure in die isomere BIftIdinalurew Aus di^M G^attde
bieb ich es für tiöthig') die oben angfefdlinci Früge =2a be-
ItiitWorien, ute die U^bergdnge^ der firombenaodsiure ih ihre
4aonaereii .Abköihmlinge' nach allen RiehtaDgen'''hin isa €r^
ioraehen und' sie so fftr tbeotettoebe Bölrackttiligenf iminer
geschickter zn Maehen.
'^ ' Zd diesem Ztrecke Wufden -%M5' (Sm. ganz rdhes»
schöii krystallisirtes und farbloses bromi^itrobenzoSsanres
Natrium, dessen 'Säure genau btfi 140 bis i41^ schmolz, 1ft
einem geräumigen Kölbcfh mit Zinn und Salzsäüi*ä gekobbt;
mid 2wa^ So lange tttiter ^^Züsatl voii neuen Mengen 2^tifa
«iid etwas Alkohof (üin 'di^ sebwerlftsliche BromämidbbenzoS-
^Ure^in Ldsuiig zu halten und so der WaSserstoffeinWirkiin^
zugängtieiier' zii ihacfaen) bis sieh beim Bi^kaHeri und Ver-
dünnen keifte Bromamidobenzoesäure nrelir äbscliied. Hierauf
iVürde ilas ^inn vollständig mit kbÜlenfsaurem Natrium aus-
gefällt und der Niederschlag sehr gut mit kochendem 'Wasser
ausgewaschen. Die stark eingeengte Lösung wurde dann
mit Essigsäure angesäuert und ' mit essigsaurem Kupfer ge-
fällt Es wurde sogleich ein- kaum ISslichbr hellgrüner
Niederschlug des metaamidebenzoe^uren Kujifers erhalten,
den man. leicht vollständig mit Wasser auswasclyen kannte.
Dieser Niederschlag wogr gut getrocknet 1,6 Grm., und.dft
man ihn nicht auf ein gewogenes Filter, gebracht hatte,
sondern ihn nur, um sein Gewicht zu bastiminon, mögUchsl
vollständig vom Filter entfernte, so mufs diese Zahl kleiner
als das Gewicht des gebildeten Kupfersalzes sein, und kommt
*) Zeitschr. f. Ghem. 1868, 720; aaoh Bdriohtci d. ^dtitsohen ehem.
Gesellschaft, BerUn 1868, 119.
d^r B)mm^ und BiCrümb(m£<>i8(ku'$.- '4
duk^ die gsfiMidme: Menge 3ate der l&r die ttti^vräiiäeM
Mengfe ibroranitrobeoMdsäiire»' Natrium berefchbeftetl^ lldiigö
vota 2)1 firmv Kikpferjsalz iehr 'neAe/ ^ ''■' '^ ^' '
B8 kam nun daü^aof an ^ ni^teüi^eteen , " ob Aitm ^Siof H
einzig und «Umi Metaamldobbnaoesiure H\i Uin diesen nicki
gans lelcbtfen üia^^Tiüeis'ra If^fern^ ^wwde ikis^HnirfetlMiTz init
Sbbwefelwmssersloff «ersetzt nnd äfe^wräiserige :Ld)siinf del*
Amidosaure aber Schwefelsaure vollstfindig ' e^f etnoektieti
Bs ent^nden ziJQfichi^^Krystalibtfitter; 'Wie ^ie -die A'nfthranil-
faxem banfig bildet. iIMese zmgto^i nicht dureb I^apii^r ver-^
fiSchiigt und obgleieh ^sie bräunlicb Wären^^' ^^ Schmelz-^
pnn]it:i38 bi» i4(Fj sablimirl bildeten 4k^ ^öhuf^if glin^
sende Nadeln, diis bei Mi Us 143^ «ebüielzeh; Die Sehtip^
pen . gingen umkvystailisirl in lange- derbe Nadeltf Äber^
Aus der HuUerlange^'Kus deH 8iGb>£uersl die BMfter abge-^
sefciedenr liatten y biHietim sich beim gliiz^en fiintröcknen
buige b^HiniianeHNadelnv - Diese' schmeben^ sowohl Air iAiA\
wie durch Papier rerflöcbligt, irodnrcb sie farbloir« ^wurden,
bei 141 bis 143^ , und zwar die sttblimfpte Sfiure^ stets bei
etwas höherer Temperatiin
Aus diesem, Versuche geht deutlieb herrer, ^ftfs bei der
Umwandlung der /?*Bromiiitrobenzodsdure in Amidosiure ntir
eine, die MetaämidöbenzödsAureyentst^.
Jlan'wird diesen Versnob fär sehr beweisend hätten^
wenn man bedenkt^ wie i^hr gerade der ^^hmelzpunkt von
Amidosiuren durch Verunreinigiinrgen oder bei VcvtnOngung
mit anderen Amldosauren hinuntergedrüekt wird. '
(i .•.;■•;■.' ?-:?
III. DibropbenzoSsäjnre, Dibrowd^olM^zo^tereiii«^
Dibromamidobenz.Q$ciäi|]?0« : ,.
. s •
• ■ . • . • • • » '' • ••. - ~ . . , .
Ich stellte zuerst immer, um zur Dibrombenzöesäüre zu
gelangen, Monohrombenzoesäure dar,' die ich dann durch
ifi Än^fir.^^e^in^ B^äfägß zur. Kmntni/s
iiuiiteriQ; BfOinsQMHiitKMni» in Ditirombjea20)§8iiir& uberfulift^..
Sp^taf ging. i0bgl^iQbi von der. Bdiu^esaiire sur Dibrom-
benzoesöure über, da ich ffind, 4Ms .ttiiler dtesew
die tieagiel des.üls NjQbdDfurodiu^t auftretenden Bromanil»
CCcßrAPt.) ; viel geriftger jst» als biei der Binvirkisg von Broii»
fittf MonobretfibeHzoSamiffe^ Al^ «vrecikmäsige VerUOtRiKe
8ur földiiog < der (HbrcHttbenzoesäureir baben sieh lolgeiide
'5. Grm« Bettze^tire wurden mü 13,1> Gbrn. Brom in
zuges^hn^oizetten böhmi^cheiK Glasröhren , . ^ n^Uh^ aöfiserdem
^iir Hälfte «ib W«sser gef&Ut ivareii, M ladge aaf !^ Us
2SW eifhüjZi,. bt$ dii9 Farbe des Broms, fasi garas verschMrnn^
deniwrar. Nach dem Oefltaen dc^r BAhren gofs ich die ober
4ier $äwre befindliche Flüssigkeit ab .Und schmolz .dto unreine
DibrQ^beozQes»ire heratt$^ ^ Diese: .Saure .wurde daiui ge->
pulvert und dur^^h Itegor^s Kochen .mit kohlensaur«ni:Baryu«
ii) das Baryumsalz ubergieluhrt« Dia. aus derGlasriofare ^abf^
gegossene. Flui'sigk^it ist. mit gelben iFteck^n vönBromanil
bedeckt u^i.enibäljti; etwas gdloste Dibrombenzöesaüre; Um
diese zu gewinnen sättigt man mit Na^onJauge, wobei sich
4urcb Bildung vo9=br0mi)QiUaureiii Natrium '(C«Brs04Na^) die
Losung violett färbt» . Durch SaUsanre fällt man dann die
Dibrombenzoesäure..ws,i .die i^enfalls in: ; das Bacyumsaln
übergeführt wird , ivelcbes sieh am Besteh tw ' Reuiigung
der Säure eigoelf. Aber au^h dieses Sabs ist .nnr höchst
schwer vc^ dem mono?* ,,und tHbrombensoesaur^i. Saryunt,
mit welchen man :es immer vermischt erhäh^ zu trennen.
Es ist daher nicht zu verwundern, dafs Rein ecke die
Dibifo^benzoesäure fn* dem (remisch der Brombenzoesäuren
vollständig übersehen hkt.
Auch mir ist ^.nifr'mit der grofsten Muhe gelungen,
das dibrombenzoesaure Baryum in kleiger Menge Jn reinem
Zustande zu erhalten. Man mufs zu diesem Zwecke grofse
cbr JBr^m^ und Dibrombenzoesäur^^ ii
U^gtSk.Yonßf^zoßßßfifVe ,brQmireii,,. die gidb^piptan .Siur«9
kijaci Baryiim^alz ul)erfü^rQO und .Ypa di^es^i^r.die au^jd^r
eingeengten Lösung krystallisirende Salzmasse sammeln. Dwifß
kann die IfuUeriauge eingedampft und eine aweite Krystalii-
Mion ebenfalls gesammelt und zu der ersten gegfeben wer-
den. Diese brombenzoesauren Baryumsalze werden dann
gelöst und das zuerst sich ausscheidende Salz: wird abfiltrirt
und als hauptsächlich aus tribrombenzoesaurem Bäryum be-
stehend entfernt. Die sich dann abscheidenden mittleren
Krystallisationen sind ziemlich reines dibrombenzoesaures
Bai*ytim und können durch Vmkrystalllsiren vollständig ge-
reinigt werden. Auch hierbei ist es zwecknläf%, die ersteil
Mengen der sich aus heifser Lösung abscheidenden Nadeln
zu enlfernjBn.
«
Aus dem reinen Baryumsalze wird die Dibrombenzoe-
säure durck Salzsäure abgeschieden; sie bildet dann kleine
Kadeln, die bei 223 bis 227^ schmelzen und unzefsetzt subli-
mirbar sind. Die Säure ist in kaltem Wasser wenig löslich,
leicht in Aelher und Alkohol, ajis welchen sie b^i langsamem
Verdunsten in feinen büschelförfiriggruppirten Nadeln anschiefst.
Mit Wasserdämpfen ist sie nicht flüchtig. Eine Brombeslim-
HiiiQg der Säure ergab :. ,; :,) .. '
0,2396 Grm. Säure lieferten 0,3195 Brpmsilbepr, entsprechend 0,136^9
Brom. ,
Berechnet
Gefunden
1. '•. :. • ■■•
c,'
84 30,00
H«
4 1,43
—
Br,
1
160 57;i4
• ' '56,72
Oi
32 11,43
• ä '
280 100,00.
Dibrdmienzaesaürea Baryüm^ (C^H0Br2COO)^Ba -f* 2.HkO.
•^ Das auf oben: erkrähiite: Weise dargestellte lUäfombeiiz^e«
saure Baryara bildet, feine inivchsichtigfe kurze Nadeln,* die
iit
Anger sie i% Beiträge zur* Kennthife
itVitr gtfVi^Xm Verutfifr'eifligang QiMhircb&icfhtig und |e^
kHimiDl ^sfcbeitr^i Das Salis ist in Wusser siemHch sehWei^
IMich.
d' •« ■>.
0,187^ Ginn. Sala Yi^-loMii, bitdfafdem flile zWel Tage ÜIMir SdiiMftl*
BUhxfQ im, Kxwccutor. gelegeo hat^n,.bei 140,bl9.445^ 0,0104
Wasser.
;: 1 > J'
>rp-
Berecbnet
' ■ i
(C7HjBr,08),Ba 695
' 4- 2HgO 36
95,08
•4,'9Ö'
i\\
Gefunden
6,45
i.
■VT.
731 100,00.
• . ' ■ • f • • .
■•••-'■■••• - ■ - ' • . " . : . . ■ .^ . , . . .• s
Voo . dem wasserfreien BBryuinsal^ wurde eine . Brpin**
und. eine BaFyumbestimmung gepiachf ; . .. .^
0,1738 Grm. Salz gaben 0,1878 Biomvlber , entspecbend 0,0794
Brom.
0,6948 Grm. Salz gaben 0,2368 schwefelsaures Baxyom', entdpro'
, • Qfrefid. 0,1398 Baryum., ; . ^ ':'..♦
Berechnet Gefunden
.Cu...
168
24,46
H,
6
0,86
Br«
•
320
46,04
O4
64
8,93
Äa
137
19,71
45,63
!H>,ed
695
100,00-
» •
Das Natriamsalz der Dibrombenzo^dure ist Idiebl löslich
und krystalKsirt schlecht. '■ -
Das hellgrüne Kupfersalz wird aus einer Losung von
dibroRibenzoesaurem Ammoniak mit essigsaurem Kupfer ge^
fallt.
Das Silbersalz bildet einen weifsen Niederschlag. Das
Caiciumsalz krystallisirt in schönen glanzenden Blfitlchen.
• Ich versuchte auch durch .Einwirkung von Brom auf
moBobrombeuizodsaures Silber zur Dftrorabenzodsiure lu ge-
langem Zii diesem Zwecke wulrde brombelizoösaures SUbec
cJer Brom- und J},ibronilfßntoe9äur,^. |3
i0 .^ekie ve^chljeftlitir^i .geripinige r Flasche , gebrafhi ß94
gleichzeitig in dieselbe eine mit Brom gefällte offene. Eolu'^
gestellt un.d dann die Flasche dem Sonnenlichte ansgf^setzt.
Nach 14 Tagen wurde die Säure von äem entstandenen Brom-
Silber auf dieselbe Weise getrennt und gereinigt ^ wie es
oben bei der Öarstellurig der Fe Ijigot 'sehen Brombenzoe-
säure angegeben worden ist. Es zeigte sich^ dafs durphaus
keine weitere Bromsubstitulion statlgefundep hatt.e , da die
dazu verwandte Brombenzoesäuire immer den Schmelzpunkt
vou .153^ behielt. Es bildeten sich dabeisein paar Tropfen
eines mit Wasserdämpfen flüchtigen Öeles, welches die Augen
sehr stark angriff. Leider war es in zu geringer Menge
Torhanden, um eine Uatersuchung zu gestatten. Aus der
oben angeführten. Abhandlung von Rein ecke geht hervor^
dafs er dieselben Erfahrungen gemacht hat.
Dibrömnitrob'enzoSsäure^ C6H2Br8NÖiCOOlH.
• »«>•» . • ', , I . ' » < ' ' '. • "• • • 1 • ' ' . . . ■ ' »
Da Dibrombenzoesäure so schwer zu rein\gen. i^t^
so suchte ich nach einem Verfahren, um die nitrirten
Brombenzoeisäuren zu trennen.^ Es zeigte sich bald, dafs die
Natronsalze derselben zur Trennung wohl geeignet sind. Es
wurde daher noch etwas verunreinigte Bibrombenzoesäure
getrocknet und^fein zerrieben in möglichst cöncenfrirte Sal-
petersäure eingetragen.'
Der Eintritt,, der Nitrogrunpe geht hier nicht so. leicht
vor sich, wie nach den Angaben von Hübner uBd Qhly^).
bei der Monobrombenzoesäure. Bei dieser nämlich mufs
* • • • ■ * t
. '. 'v ' , - • • ••*•-■•;> • ' • » tf
beim Eintragen in Salpetersäure gekühlt werden , * während
bei der Dibrombenzoesäure eine Einwirkung überhaupt erst
beim Erwärmen eintritt. Der vorhergehende Eintritt des
.{
*) Diese Annalen CXLIII, 23a.
14 Anger sie in, Bet&äge zut Kenntnt fs
b, ... •
römi^ erschwert die WasserstofferseYzühg durch die Kilro'-
gnippel' * ■ -
Hat man die Dibrombenzoesäuro vollständig in der Sal-
petersäure gelöst , so wird die überschüssige Salpetersäure
im Wasserbade abgedampft und der Kuckstand in. kohlen-
saurem Natrium gelöst. Die ausgezeichnete Krystallisations*
fähigkeit des dibromnitrpbenzoesauren Natriums roieicht das-
selbe zur Darstellung der reinen. Saure sehr geeignet. Auch
hier wurden die zuerst sjch abscheidenden Krystallisationen
and die letzten Mutterlabgen entfernt. Die mittleren Kry-
stallisationen mehrere Haie umkrystallisirt lieferten das reine
Natriumsalz. Aus diesem fällt Salzsäure die Dibromnitro-
benzoesäur'e als eine flockige weifse Masse, die bei 162^
schmilzt. Sie ist ziemlich schwer in Wasser löslich und
krystallisirt daraus in weifsen Nadeln, die stark erbitzt ver-
pufiTen. Die Säure ist njcht unzcrsetzt fluchtig. Zur Brom-
bestimmung und Verbrennung verwandte ich das reine
Natriumsalz. * .., .
Dibromnitrobenzoesaure^ Natrium, C^H^Br^NO^COONa
* . * ' . *
-f- 3 HsO. — Die Darstellungsweise des Salzes ist schon oben
angegeben. Das dibromnitrobenzoesaure Natrium krystallisirl
in zwei Formen. In cpncentrirten Lösungen, schnell erkaltet,
bildet es grofse glänzende Blättchen, während es aus ver-
dännteren gern in langen feinen Nadeln anschiefst. Es ist
• • •
dieses Verhalten sehr ähnlich dem des monobromnitrobenzoe-
sauren Natriums.
Das Salz yerpufl*t bei starker Erhitzung unter Zurück-
lassung sehr voluminöser Kohle. Es ist für ein Alkalisal;^
einer aromatischen Säure in Wasser schwer löslich, und he*
sitzt, zwischen Papior geprefst, einen starken Seidenglanz.
Bei 145^ yerloren 0,3430 Grm. Salz nach dreitägigem Liegen über
Schwefelsäure 0,0447 Wasser* -
d&r Brom- und JHhromhenkoiwMrty- *15
Berechnet Gefunden
CTH,Br,N04Na 347 86,53 —
+ 3H,0 54 13,47 13,03
401 100,00.
0,9834. Grm. Salc gaben 0,3348 Ebhlenstttire , :eiitiq>i^cfaend Öi09131
Kohlenstofi; ; und 0,0295 Wasser, ßnltsjprechend 10,00336 W¥*^'
Stoff.
0,291.9 Grm. Salz gaben 0,3168 Bromsilber, entsprechend ,0,1348
Brom.
a, 0,2862 Grm; Säte gaben 0,0563 schwefelsaures Natrium, ent-
spre^beiLd 0,0182 Natriftm. :,•;=./.
b. . 0,751 Ö.iGrm. Balz iWerten 0,1543 sdiwbfelsaures Naiarfam, ent-
sprexihend 0,0499 Natrium.. :;.<':.
. Berechv(et , iGefüfedepi ,. '*.; . J
23,81 — ., .
0,85 -^
46,18 —V
c,
84
24,20
H,
2
0,58
B^
160
46,11
N ,
14
4,04
0,
Na
'64
!23
18,45
'6,62
6,35 6,64
347 100,00.
Dibromnärobenzoiaaurea Baryum^ (C6H26r2N02C00)8Ba
-j- 2 H2O. — Mao erhält das Baryumsalz leicht durch Kochen
der reinen Säure mit in Wasser aufgeschlämmlem kohlen-
saurem Baryum. Es krystallisirt in schönen feinen Nadeln,
die zwischen Papier geprefst einen starken Seidenglanz an-
nehmen. ,
0,9593 Grm. Salz verloren, nachdem sie drei Tage an der Luft ge-
legen hatten, bei 150° 0,0357 Wasser.
Berechnet Gefunden
- ■
(CyH,Br,N04)8Ba 785 95,62 —
4.2H,0 36 : 4,38. ^ ' 3^72 ' '
821 100,00. ♦
0,9110 Grm. wasserfreies Salz gaben 0,2661 schwefeidaures Baryum,
entsprechend 0,1564 Baryum. .. ' t
i$ A^n^^rMein^ Beitrage zur ,Kenwtkifs
Berechnet Qeftmden
■/>«
(Cf H,Br,N04)j| 64« 82,66 : — .
Ba 137 17,46 . 17,16
78.6 100,001.
Das Silbersais diMr Dibrombenzoesiure ist in Wasser
schwer löslich und scheidet sich daraus in weifsen Flocken
ab. Unter dem Mikroscope zeigen diese sich aus kleinen
Nadein zusammengesetzt, die sich hald am Lichte; bräunen»
Neutrales essigsaures Kupfer fallt aus einer Lösung von
dibromnitrobenzoesaurem Natriom das schwer lösliche hell-
grüne .Kii{tfersal2* D4is Bleisalz bildet ein weifses Pulver^
während das Strontiumsalz in sehr langen häarartigen Nadeln
krystallisirt^ diesich durch einen_ starken Seideglanz aus^
zeichnen.
Dibromamidobenzoesäurey C6H26rsNH2COQH.
Wird die Dibromnitrobenzoesäure oder .ihr Nfttriumsals
in bekannter Weise mit Zinn und rauchender Salzsäure be*
handelt , so tritt eine ziemlich schwache Einwirkung ein»
Kocht man das Gemisch nicht zu lange und verdünnt dann
die etwas abgekühlte Flüssigkeit mit Wasser, so scheidet sich
die sehr schwer lösliche Dibromamidobenzoesäure ab, welche
Sich, naturlich wegen ihres grofsen Gehaltes an Brom, nicht
mit Salzsäure' verbindet. Die Dibromämiäobenzo^saure kann
mit kaltem Waisser ausgewaschen uiid aus kochendem ümkry-
stallisirt werden, woraus sie sich in weifsen Flocken abscheidet»
Die Flocken scheinen unter dem Mikroscop betrachtet aus
sehr feinen Ni^leln zu bestehen. Jn wasserhaltigem heifsem
Alkohol ist die Säure leicht löslich und scheidet sich in deut-
lichen Nadehi daraus ab. Sie schmilzt bei 196^ und ist nicht
unzersetzt flüchtig. Eine Brombestinmung ergab :
. ^.0,2312 QrtOk, Sftore ^abea 0^9956 Brewül^eic, «nitspreohend 0,1267
Brom.
dßr Bromr und Dibrombenzo^äure. f7
Berechnet
Gefanden
c,
84
28,47
-r-
H,
5
1,69
—
Br,
160
«4,23
54,36
N
U
4,74
0,
32
10,87
—
295 100,00.
Die von der abgeschiedenen Dibromamidobenzoesaure
abfiltrirte Flüssigkeit wurde nun mit kohlensaurem Natrium
gefallt, das Natriumsalz sehr gut ausgewaschen und einge-
dampft, darauf mit Essigsäure angesäuert und mit essigsaurem
Kupfer gefällt. Es bildete sich sogleich der hellgrüne Nieder-
schlag des^ metaamidobenzoesauren Kupfers. Wurde das so
gut wie unlöslieha Kupfersalz mit Wasser vollständig ausge-
waschen und in wenig Wasser vertheilt mit Schwefelwasser-
stoff zersetzt, so schieden sich aus der vom Scbwefelkupfer
abfiltrirten und dann eingedampften Lösung bald die Nadeln
der Metaamidobenzoesäure ab. Ich liefs die Lösung' voll-
ständig trocken werden, um zu sehen , ob sieb verschieden*-
artige Krystalle abscheiden würden; das war aber nicht, der
Fall. Die so dargestellte Metaamidobenzoesäure wurde d^r-
ßuf zwischen zwei Uhrg|ä$ern durch Papier verfl^phtigt Sie
bildet dann lange, vollständig fdrblo9e Nadeln , d^e sogleich
den für die Metaamidobenzoesäure bezeichnenden Schmelz-
punkt von i40 bis 143^ zeigten. Die Säure konnte sehr
leicht durch Lösen in Salzsäure und Behandlung mit wepig
Lösung von salpetrigsaurem Kalium in Salicylsäure überge-
führt werden, die sich durch die bekannte rothe Eisenreaction
erkennen liefs. Die Säure war so scharf gekennzeichnet,
dafs analytische Belege unnöthig schienen.
Dieses Ergebnifs läfst Sich sehr wohl mit den jetzt gül-
ligen Anschauungen über die Abkömmlinge des Benzols ver-
einigen.
Anna), d. Che», n. Ph»rm. GL VIII. Bd. 1. Heft. 2
18 Angersteifif Beiträge zur Kenninifs ti. s. w.
Man könnte unter anderen Bildern folgendes, abgesehen
von allen anderen einschlagenden Fällen, zur Veranschau-
lichung wählen :
COOH COOH
o o
äSO, o \ NO, a
o o Br
m
o o Br
Brombenzo&sfttire
Bromnitrobenzodsäure.
COOH
COOH
o o
Bro o Br
o \ NO,
Br o o Br
Dibrombenzoteätire
DibromnitrobenzofiBäorö.
Die grofse Schwierigkeit der Bereitung der Dibrom-
benzoesäure hat mich gehindert, diese Säure in grorsenr
Mengen darzustellen. Daher ist es nicht möglich gewesen,
die Abkömmlinge dieser Säurb so gründlich nach allen Seiten
hin zu untersuchen, dafs jeder Irrthum ausgeschlossen wäre.
Die hier vorliegenden Versuche müssen wesentlich als Vor-»
arbeiten betrachtet werden.
Göttingen, März 1869.
2) [Jeber die Entstehungsbedingungen der Ortho-
monobrombenzoesäure ;
▼on L. H. Friedburg.
Ifene ünterracliang der roben BrombenzoSsftvre auf eine
4Uidere ab die bei + 155^ C. scbmelzende Orthomonobrom*
benzoSsänre.
Das Ergebnirs dieier Untersuchung ist eine Bestätigung
-der früher von Hühner und Petermann*) ausgeführten
Yersuche, es ist daher eine Widerlegung der von V. von
Richter**) in einem Beitrage zur Beslimmung der chemi-'
jchen Oerter in der Benzolgruppe gemachten Angaben.
Seitdem durch Hühner und Angerstein nachgewie^
«en ist, dafs die von Peligot***) durch Einwirkung von
Brom auf trockenes bcnzoesaures Silber dargestellte Brom-
benzoesaure gleich ist mit der, welche Reinecke f) zuerst
dargestellt hat, durch mehrtägiges Erhitzen der höthigen
Mengen von Brom mit Benzoesäure und Wasser in zuge<>
«chmolzenen Glasröhren bis auf + 200 bis 230® C, bedient
man sich, wie bekannt, mit Vortheil des Rein eck e'schen
Verfahrens zur Bereitung gröfserer Mengen roher Brom-
fcenzoesäure.
Nach öfterem Umkrystallisiren erhält man die Saure rein,
so dafs sie sublimirt wie unsublimirt den Schmelzpunkt
-]- 155® C. zeigt Das Umkrystallisiren der Säure wurde
unter verschiedenen Bedingungen und mit verschiedenen
*) Diese Aniuden CXLIX, 131.
**) ZeitBchriffc fOr Chemie 1869, 456.
^***) Compt rend. m, 9; siehe «ach diese Annaleii CXXXVi 106.
t) ZeitS6hxift fOr Chemie 1865, 116.
2*
ZO Friedburg j über dii$ Entaiehungabedingungen
LösungsmiUeln (Alkohol und Wasser) mit demselben Erfolgte
vorgenommen; immer erhielt ich die Säure in einheitlichen
sehr langen, flachen und biegsamen Nadeln, wahrend da»
Schmelzen plötzlich und unveränderlich bei 4~ ^^^^ C- statt-
fand. Es wurde eine Verbrennung der Säure ausgeführt,,
welche ihre Reinheit beweist, da sie folgende Zahlen ergab t
0,1560 Gna. Sftnre , über Schwefels&ure getcocknet, gaben 0,2395
GOs, entsprechend 41,69 pC. G, und 0,0410 HgO, entsprechend
2,92 pC. H.
Berechnet
Gefunden
c,
84
41,79
41,69
H,
5
2,49
2,92
Br
80
39,80
—
0.
32
15,92
—
201 100,00,
Das Schmelzen der unter verschiedenen Umständen krystaÜi-
sirten Säure, welches plötzlich und durch die ganze Masse
immer bei -{'ihh^C stattfand, beweist in Verbindung mit
der Verbrennung die Reinheit der wie oben beschrieben
dargestellten Säure vollständig, welche wir als Orthomono-
brombenzoesäure bezeichnen wollen.
Um nun die bei 4- 155^ C. schmelzende Orthomono-
brombenzoesäure weiter auf ihre Reinheit zu untersuchen^
stellte ich das Barytsalz dar, welches ich durch Kochen der
Säure mit chemisch-reinem kohlensaurem Baryum und ent-
sprechendem Einengen der Gltrirten Flüssigkeit in blendend
weifsen, warzenförmig vereinigten Nadeln erhielt. Dieselben
wurden einigemal umkryställisirt , traten aber immer wieder
in derselben Form auf. Die daraus durch Salzsäure abge-
schiedenen und gut ausgewaschenen, dann getrockneten
Säuremengen, brachte ich wieder in Lösung und darauf
unter vielen verschiedenen Umständen zur Krystallisation.
^lle Mengen zeigten stetig den Schmelzpunkt -|* ^^^^ C.
der Otihamonohrombenzo^säureM 24
Da neben der bei 155^ schmelzenden Brombenzoesäure
oft noch sehr niedrig schmelzende Säoremengen entstanden^
so hielt ich es für nöthig, zu zeigen, dafs Benzoesäure^ die
^er Brombenzoesäure von der Darstellung her beigemischt
ist; den Schmelzpunkt der Brombenzoesäure beträchtlich her-
abdrücken kann. Dafs in dem rohen Sauregemisch Benzoe-
säure vorhanden ist, kann beim Kochen desselben mit Was-
ser beobachtet werden. Es geht mit den Wasserdämpfen
zunächst Benzoesäure über.
Es wurde 0,1 6rm. reiner, stetig bei 4" ^^^^ C- schmel-
lEender Orthomonobrombenzoesäure zehnmal abgewogen und
^le zehn Mengen getrennt zurückgesetzt. Dann nahm ich
reinste, bei 4- 121^ C. stetig schmelzende Benzoesäure und
wog davon folgende Mengen ab :
0,2 0,18 0,16 0,14 0,12 0,10 0,08 0,06 0,04 0,02 Grm.
Je eine dieser Mengen wurde mit je 0,1 Grm. Ortho-
monobrombenzoesäure auf das Sorgfältigste im Achatmörser
zusammengerieben. Ich erhielt auf diese Weise zehn Mischun-
gen von bekanntem Verhältnifs. Von jeder Mischung machte
ich drei Schmelzpunktbestimmungen, um möglichst mittlere
Werthe zu bekommen. Die Schmelzpunktbestimmungen wur-
den folgendermafsen angestellt. Die erste Schmelzpunktreihe
wurde mit denselben Röhrchen und mit demselben Gemisch
ausgeführt wie die zweite, nur mit dem Unterschiede, dafs
die zweite Schmelzpunktreihe für Säuremengen gilt, die
schon einmal geschmolzen, also inniger gemischt waren; es
dienten zu dieser zweiten Reihe die Röbrchen, mit denen die
ersten Schmelzpunkte bestimmt, in denen also die Säurege-
mische schon einmal geschmolzen und dann wieder erstarrt
waren. Die dritte Schmelzpunktreihe wurde, unabhängig
von den beiden ersten, mit anderen Theilen der abgewoge-
nen Mengen vorgenommen.
Ich erhielt auf diese Weise folgende dreifsig Schmelz-
punkte :
22 Friedhurg^ über die Entstehung sbedingimgen
*-•
Ol
©
U9
CO
CO
00
Sj
o
©
ob
o>
©
•H
«M
^
©
kO
©
«M
©
CO
C«
CO
e
©
©-
1
1
»H
C4
t^
G4
<5
^H
O»
O»
»H
1-4
CO
O
OO
»o
^^
©
Cl
»H
C4
©
9
©"
1
1
1
CO
v-l
00
«^
Oi
o>
©
00
CO
09
©
▼-«
©
f-4
T-1
C4
O
©
1
1
•
©
CO
1-*
l>
»^
o»
©
©
lO
©
©
«M
1^
T-«
T-1
«^
©„
o
©
1
1
1
©
0
*-•
t«-
»1
Od
©
©
C4
C1
t«-
lO
1M
1-H
*-•
«-4
©
9
©
©
1
1
1
©
CO
©
CO
»H
o»
©
©
^
▼-«
t*
^
^4
«-4
»^
©
»H
e
©-
cT
1
1
1
©
e^
©
tO
VH
Ci
OQ
©
«
CO
O
55
€4
^^'
T-«
©
©
»H
o
•«
_»•
TH
»H
1—1
©
o
©
1
Od
OO
OD
04
©
©
4^
oo
©
©
vH
»H
f-«
»1
vH
Ys^
o
©
©"
1
OO
GO
•
kO
OO
©
©
»-4
©
©"
©
1
oo
©
•
00
©
t
00
e
<o
©
•
s
■ •
05
\ 1
1
3o +
'Oo+
.g
i 'S
■i^'>IM
—^
\ 1^3
• •
• •
>•
• r^ ••
1
il
P 9
1
2
• •
'S
1
►
' a
2
a
s
a
i 1
'S «^
1
1
QQ
GQ
'S
GQ
0
M>
^ 2
^
o
•2 a
t
O
l-t
•
•
w
a •§
;^
O
fS
QQ
der Orthomonobromhenzoesäure. 23
Der Schmelzpinnkt der reinen Orthoinonobrombenzoe*
siiire Hegt bei -f- ^^^^ C!. , der ScbmelEpunkt der reinen
BenEoesaare liegt bei -f- 121p C. ; die geringste Verunreini-
gong der Orthomonobrombenzoesfiare durch Benzoesäure
belauft sich in unserer Versuchsreihe auf 20 Procent , und
hier liegt der Schmelzpunkt der Mischung schon sechs Grad
unter dem Schmelzpunkt der Bemohäare. Bei der gröfsten
Verunreinigung, die gewählt wurde, bei 200 Procent, liegt
der Schmelzpunkt des Gemisches noch tiefer^ nämlich bei
-|-96^C. Diese Thatsachen scheinen mir ganz besonders
erwähnenswerth zu sein.
Man sieht also, dafs man sich nicht wundern darf, bei
der Bereitung der Brombenzoesäure niedrig schmelzende
Gemische zu erhalten.
Monobrombenzoesäure vom Schmelzpunkt ^ 155^ C.
wurde mit sehr wässerigem Kalihydrat zusammengeschmolzen.
Schon durch diesen mit kleinen Mengen ausgeführten Ver-
such liefs sich die Bildung von Salicylsäure *) leicht nach*
weisen. Wird die Schmelze in viel Wasser gelöst, mit
Schwefelsäure angesäuert und die Lösung destillirt, so geht
mit den Wasserdämpfen Salicylsäure über, die sich nach
dem Einengen ihres Natriumsalzes durch Säuren in langen
farblosen Nadeln aus demselben abscheiden liefs , die bei
-4* 156^ C (uncorrigirt) schmolzen und deren wässerige
Lösung mit Eisenchlorid die schön rothblaue Färbung gab.
Im Destillationsruckstand findet sich eine sehr schwer lösliche,
sehr klein krystallisirende Säure, welche bei -f- 250^ C. zu
schmelzen schien, demnach Paraoxybenzoesäure sein könnte.
— Ich habe diese Versuche nicht weiter verfolgt, da die
Versuche bei Schmelzhitze oder auch nur bei hoher Erhitzung
durchaus nicht geeignet sind, um zu entscheiden, ob man es
*) Siehe auch y. Bichter, Zeitschrift für Chemie 1869, 456.
24 Friedburg^ über die EnUtehungabedingungen
mit Einer Säive oder mit eipem Gemisch isomerer Sauren zu
thuA . hat. Das Schmelzen mit K^li kann hier um so weniger
Aafsehljifs geben, da v. Bar tb *). gezeigt hat, dafs Phenol mit
Kali geschmolzen Salitsylaäure und Oxybenz^'isäure giebt»
Aus Brombetlzoesäore und Kali kann aber beim Zusammen«^
schmelzen leicht Phenol entstehen. Ferner hat Kekule**)
neuerdings gezeigt, dafs ein Gemisch von Phenol mit Schwer
feisäure 9 wenn es bei gewöhnlicher Temperatur sich selbst
überlassen bleibt; Anfangs fast ausschliefslich, und selbst nach
Wochen vorzugsweise Hetasulfe^pbenol enthält« Bdm ^Er-*
warmen des Gemenges entsteht aber das Parasulfopbenol^
und wenn man längere Zeit auf 100 bis 110^ erhitzt/ so ist
schliefslich nur Parasulfophenol vorhanden.'
Also kann unter ungünstigen Verhältnissen schon bei
mäfsiger Erhitzung Uebergang einer Verbindung in eine
andere isomere erfolgen.
Um nun die wichtige Frage noch einmal zu bestätigen,
dafs die zwei von H ü b n e r, Ohly und Philipp ♦♦♦) unter-
suchten Bromnitrobenzoesäuren sich von. der einen hier so
vielseitig geprüften Orthomonobrombenzoesäuce ableiten»
wurde diese sorgfältig gereinigte Ortbomonobrombenzoäsäure
(Schmelzpunkt 155^) in folgender Art verarbeitet.
Orthomonobrombenzoesaure wurde trocken in rauchende
Salpetersäure getragen, ganz in der Kälte , und erst als die
zugegebenen Mengen sich nicht mehr lösen wollten, wurde
sch\vach erwärmt, bis zur gänzlichen Lösung. Dieselbe
wurde nun in viel kaltes Wasser gegossen, wobei sich äugen*
blicklich eine gelbe kleinkörnige Masse ausschied, von der
die Mutterlauge abfiltrirt wurde. Dieser schwerlösliche Theil
*) Diese Annalen CLVI, 93.
**) Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft II, 331.
***) Diese Annalen CXLIII, 230.
der Ortkemonohrombm^iaäure, 25
wurde dann noch wiederholt mit Wasser ausgfekocht,* bis su^
letzt nor ein sandiger Röcksland blieb. Um festzii&teUeni
dafs dieser Theil die o-Bromnitrbbensoesäure sei ^ wurde
zunächst der Schmehcpunkt dieses Theik bestimmt. Derselbe
lag bei 4- 250^ C. Ferner wurde von dieser .fiiüre eine
Brombe&timmung gemacht Dieselbe gab befriedigende AuSf
kunfl : .
0,27725 GniL Säjire, über Scbwefolsaare g^trooknet, gab^ 0,213^^
AgBr, entsprechend 32,22 pG. Br...
Berechnet Gefunden
c,
84
34,16
H4
m
4
1,62
Br
80
82,52
N '
14
5,69
0«
64
26,02
32,22
246 100,00.
Schliefslicb wurde das Ealksalz der a * Bromnitrobenzoe-»
säure dargestellt, welches in langen Nadeln krystallisirt. Diß
daraus wieder abgeschiedene freie Säure schmolz bei4'2S0^C*
Nun wurde der oben erwähnte Theil der Säure unter»
sucht, welcher sich in Wasser leicht gelöst hatte. Er wurde unter
Zusatz von reinem kohlensaurem Natron zur Krystallisation ein-
gedampft. Durch wenige Umkrystallisationen erhielt ich leicht
ein schönes Natronsalz in langen spiefsigen, gelblich klaren
Krystallen, an denen ich die früher von Hübner, Ohly
und Philipp *) beobachteten Erscheinungen wiederfand.
Berührt man nämlich eine übersättigte Lösung dieses Salzes
mit einem vorher herausgenommenen Krystall desselben ^ so
erstarrt dieselbe zu einem ganz festen Brei. Rührt man dann
kräftig mit einem Glasstabe um, so zerfliefsen die Krystalle
and man erhält eine dünnflüssige Lösung, aus der sich vier-
*) Diese Annalen GXLUI, 235.
26 Friedburg, über die EnUtehmgabedingtingen
seitige hellgelbe klare Tafehi abscheiden. Die aas den
Natronsahs abgeschiedene Sdure schmolz stetig bei 4- ^^ ^*f
es ist diese Saure die /S«-Bromnitrobenzoesäure.
Die Thatsache, dafs sich aus der bei -|- 155^ C. schmel«*
senden Ortbomonobrombenzoesaure beim Nitriren zwei wohl-»
unterschiedene BromnitrobenzoSsaoren bilden , wie diefo
Hühner, Ohly und Philipp*) zuerst gefunden, Hühner
und Petermann **) später bestätigt haben, fand sich hier
also vollständig begründet.
Jedenfalls ist nach diesen ausführlichen Untersuchungen
erstens höchst wahrscheinlich, man kaifn sagen sicher ge-
stellt, dafs durch Behandeln von Brom mit Benzoesäure in
der Eingangs erwähnten Weise nur eine Brombenzoesäure,
eben die bei -f- 155^ C. schmelzende Ortbomonobrombenzoe-
saure entsteht. Zweitens ist unzweifelhaft diese bei 155^
schmelzende Brombenzoesäure kein Gemisch isomerer Säuren,
sondern nur eine Säure. ^ Drittens entstehen aus dieser einen
Säure zwei Bromnitrobenzoesäuren.
Einwirkung von Brom auf Benzamid.
Es war zu vermuthen , dafs wenn man Benzamid mit
Brom und Wasser in zugeschmolzenen Glasröhren behandelte,
sich eine Honobrombenzoesäure bilden würde, nach der
Gleichung :
CeH^H . CONH, + BrBr + HHO = CeH^BrCOOH + NH^Br.
Es blieb zu untersuchen, welche Monobrombenzoesäure
man auf solche Weise erhielte , da ja ganz verscliiedene
Honobrombenzoesäuren entstehen, je nachdem das Brom in
das Benzol zu der Gruppe CH3 sich einfugt und dann der
*) Diese Aimalen GXLIII, 232.
**) Daselbst CXLIX, 132.
der Orthamonobrombenso'isäure^ 27
Methylrest oxydirt wird (Paramonobrombenzoosdare)^ oder ob
das Brom unmittelbar neben die schon fertige Carboxyl-
gnippe eintritt (Orthomonobrombenzoesfiure). Vielleiclil
konnte die schwach sanre Gruppe CONH2 eine Bromsalyl*
saurebildung bedingen.
Durch Einwirkung von Fünffach* Chlorphosphor auf Ben*
Eodsaure dargestelltes B^usoylchlorid wurde mit concentrhrtem
alkoholischem Ammoniak zusammengebracht, und auf diese
Weise, durch folgendes Umkrystallisiren des gut ausge**
waschenen Productes, das Benzamid in farblosen glänzenden
Krystallen dargestellt, deren Schmelzpunkt bei -f* 125^ C. lag»
Lieb ig und Wohl er*), die zuerst die Darstellung de»
Benzamids und seine Eigenschaften lehrten, geben den
Schmelzpnnkt zu -f< 115^ C. an, und alle mir bekannt gewor«»
denen chemischen Lehrbikher führen diesen Schmelzpunkt
auf. Ich mufste also Zweifel über die Reinheit meiner Ver-
bindung hegen und eine Verbrennung daräber entscheiden
lassen. Es fand sich, dafs
0,2456 Grm. angewandter Yerbrndong ergaben 0,6296 GOf, ^i^tspre-
chend 6d,91 pC. C, und 0,1288 H,0, entsprechend 5,82 pG. H.
Berechnet
Gefunden
c,
84 69,42
69,91
Ht
7 5,79
5,82
0
16 13,48
—
N
14 11,31
—
121 100,00.
Es ist hiernach festgestellt, dafs der Schmelzpunkt des Benz-*
amids nicht, wie allgemein angegeben, bei -f- 115^ C, son-
dern bei -l- 1^^ C* li^S^ ^on diesem Benzamid wurde ein
Theil mit entsprechenden Mengen Brom und Wasser in einem
zugeschmolzenen Glasrohr einen Arbeitstag hindurch bis auf
4- 120^ C. erhitzt. Es zeigte sich kein Bromdampf und kein Druck
0 Diese Annalen III, 268.
28 Friedhur^j über die JSntgtekunffsbedingungen
In der Glasröhre. Die in der Röhre enthaltene feste, zum
Tbeil an die Wandungen angeschmolzene gelblichweifse
Masse glich ganz der Masse, welche man darch Behandeln
von Benzoesäure mit Brom und Waaser in verschlossenen
Röhren erhält. Das in der Röhre Enthaltene wurde auf ehi
Filtruin gebracht , gewaschen ^ möglichst fein zerrieben und
mit vielem Wasser gekocht. Es schied sich etwas Bromanil
«US. Die Flüssigkeit wurde heifs filtrirt und bedeckt stehen
gelassen. Die sich ausscheidenden Krystalle glichen auf
das Genaueste den Krystallen der Orthomonobrombenzoesaure.
Eine. Schmelzpunktbestimmung ergab -j- 153^ C. Nach oft-
maligem Umkrystallisiren aus Wasser fand sich der Schmelz-
punkt der geschmolzenen, ungeschmolzenen oder sublimirten
Verbindung zu + 155^ C. Es wurde eine Verbrennung vor-
genommen, welche folgende Zahlen lieferte :
0,2228 Grm. angewandter Sttttre ergaben 0,8408 GOs« <öntsprecheild
41,65 pC. G, und 0,0477 £[,0, entsprechend 2,38 pG. H.
Berechnet
Gefunden
c,
84 41,79
41,65
H.
5 2,49
2,88
Br
80 89,80
—
0,
32 15,92
201 100,00.
Es ergiebt sich somit der Schlufs, dafs durch Behandeln von
Benzamid mit Brom und Wasser in zugeschmolzenen Röhren
bei einer Temperatur von -f- 120^ C. die bekannte Ortho-
monobrombenzoesaure entsteht. Reinecke*) giebt an,
dafs er Benzamid mit Brom und Wasser gekocht habe, wo-
durch er eine Umsetzung in Brombenzoesäure und Brom-
ammonium bewirken konnte. Die erhaltene Säure schien
ihm aber ein Gemisch von zwei isomeren Säuren zu sein.
^) Zeitschrift für Ghemie 1866, 367.
der Orthom&nobrombenßoSiäure. 29
danach wiederholten Umktystalfisirungen der Sehnelzpunkt
TM anfänglich + 149<) C. bis nahe an -f 200^ C. stieg. Es
aeheint, ak habe Rein ecke durch Hinzaffigung einea lieber«»
acfaasaea an Brom 2um Benzamid neben der Monobrombenaoe*
sänre auch bromreichere Sänren erbalten* .
Stellt man die drei Bildungsweisen der Orthomonobrom-
benzoes§ore, die aus benzoesaurem Silber und Brom *), die
aus Benzoesäure und Brom, und die aus Benzamid und Brom^
zusammen, so sieht man, dafs die Atomgruppen
(COOAg) (COOH) (CONH.)
das Brom bei seinem Eintritt in den Benzolkern iii derselben
Weise beeinBusseti. Immer erhalt das Brom dieselbe Steile
zum Carboxyl.
Endlich will ich hier noch zwei erfolglose Versuche
anfuhren, da sie in nahem Zusammenhang mit den vorher-
gehenden Versuchen stehen.
Einwirkung von Brom auf Benzonitril.
Die Erfahrung hatte gezeigt, dafs die Gruppen COOH,
CONH2 und COOAg eine Orthomonobrombenzd€s§urebiidung
veranlassen , während die CH3- Gruppe eine Parasäure er-
zeugt**). Das Verhalten der CN- Gruppe des Benisonitrils
(CeHsCN) konnte vielleicht eine Hetastellung des Broms be-
dingen. Es wurde deshalb das Benzonitril mit äquivalenten
Mengen Brom in zugeschmolzehen Röhren behandelt und
nach geschehener Einwirkung der Röhreninhalt mit Aetzkali
und Wasser gekocht.
*) Gompt rend. III, 9 (und diese Aimalen XXVIII, 246. D, Red.)
**) Zeitschrift für Chemie 1867, 328.
30 Friedburff, über die EniHehwngsbedingungen
Es scbted sich dann ein rothbräoner dickflöiwiger Kör-
f er abi Derselbe wurde in Alkohol gelöst und die Lösung
mit Wasser verdünnt; es s^tste sieb dann allinaitg eiae m&ro«
scopisch-krystallinische Verbindung ab. Dieselbd schien sich
sehr schlecht reinigen zu lassen. Durch Kalilauge wurde sie
:selbst bei 120^ kaum angegriffen, eben so wenig durch Oxy-
dationsmittel. Aus der Kalilauge konnte eine kleine Menge
«iner bei 230 bis 235^ schmelzenden Saure abgeschieden
werden. Es scheint demnach, als verhalte sich das CN im
Benzol gegen Brom wie das CHs und bedinge die Bildung
iler Parabrombenzoesäure.
Ferner darf nicht unerwähnt bleiben , dafs dieses ge-
i)romte Cyanbenzol nicht zu derselben Reihe zu gehören
^scheint, in welche das von Limpricht und v. Uslar*)
«US Sulfobenzamid und Fünffach - Chlorphosphor erhaltene
€hIorphenylcyanür (C7H4CIN) gehört, welches nach Angabe
der genannten Herren beim Kochen mit verdünnter Salpeter-
säure Chlorbenzoesäure geben soll.
üntersucbungen über Darstelluiij; der Hetamonobrom-
benzoSs&ure (Bromsalylsäure).
Die voraussichtlich einfachste Darstellung der Bromsalyl-
säure war die aus der Salicylsäure^ durch Behandeln der-
selben mit Phosphorbromid und darauf folgendes Ktfehen mit
Wasser. Behandelt man Salicylsäure mit Phosphorchlorid, so
erhält man Chlorsalylchlorid, behandelt man dieses mit Was-
ser, so entsteht die Chlorsalylsäure. Bei gleicher Behand-
lung der Salicylsäure mit Phosphorbromid erhält man aber»
wie L. Henry**) das schon beobachtete und wie ich be-
*) Diese Aimalen CVI, d5.
**) Berichte der deutschen chemischen (^eseUscbaft II, 274.
der Orthomofiobrombenaöisäure. 31
stitigen kann, nicht Bronsalylsiure, sondern Bronsalioylsfiare*
Auch wenn der Hethylather der Salicylsäure in lugeschmok
xenen Glasröbren mit Fünffacb^^Bromphosphorauf -f- 150^ C.
•erhitzt wird, entsteht keine Bromsalyisaure.
Es lag nahe, hier den so viel benotzteh, Ton Griefs*}
entdeckten Weg einzuschlagen , die Diazometinamidobenzoe-
säure darzustellen, um aus dieser durch Behandeln mit con-
eentrirter wässeriger Brömwasserstofisäure vieHeicht zu einer
Hetabrombenzoesäure zu gelangen, deren Bildung durch fol-»
gende Gleichungen wahrscheinlich War :
^ c'h 'nHh'cOOH + NOOH = • V + 2{H,0).
CeH^NjCOOH '
3L I . + HBr «= Nj + CÄBrCOQH + CÄNH,COOH»
CeH^NHCOOH
% r
Diese Gleichungen haben in der Ortho* und Para-Reihe
zu sehr wichtigen Ergebnissen geführt, da bekanntlich
Griefs^^) auf diese Weise die Ortho -Jod- und Ortho-
Chlor - Verbindungen , B e i 1 s t e i n ***) die entsprechenden
Para- Verbindungen erhalten hat Freilich haben die genann-
ten Forscher eine ungleich weniger einleuchtende Auffassung
ihren Umsetzungen zu Grunde gelegt, während die vor-
stehend angeführte von Kekulef) herrührt und einzig er-^
klärt, warum bei geringer Abänderung des Versuchs, indem
man z. B. Brom anstatt Brom wasserstoffsäure anwendet, nicht
l>ibrombenzodsäure entsteht, wie Cunze und Hübner ff)
nachgewiesen haben, sondern ebenfalls Monobrombenzoesäure,
*) Diese Annalen CXIII, 334; siehe aach CXYII, 1.
**) Zeitschrift für Chemie 1866, 217.
) Daselbst 1865, 143.
t) Daselbst 1866, 689.
ff) Diese Annalen CXXXV, 108.
32 JFriedburg, über die Entstekungshedingungen
Dieser Versoch kann »Is Beweis für die Ansicht von Kekule
angesehen werden.
Wie die oben erwähnten Gleichungen angeben wurde
verfahren, nur verwandte ich, der einfacheren Handhabang^
wegen, nicht freie Auihranilsäure und freie salpetrige Saure,
sondern schwefelsaure Anthranilsäure wurde mit salpetrig-
saurem KaUuiii in äquivalenten Mengen ganz in der Kälte
behandelt. Es gelang nicht, die Diazoverbindung der
Anthranilsäure darzustellen , da sie sich selbst bei niederen
Temperaturen augenblicklich zu zersetzen scheint. Die Ver*
bindung zeigt daher in diesem Punkt ganz auffallende Unter-
schiede von ihren Isomeren, der Orthodiazoamidobenzoesaure
und Paradiazoamidobenzoesaure. Nachdem das salpetrigsaure
Kallufin ganz in der Kälte zur schwefelsauren Anthranilsäure
gegeben war^ fugte ich eine entsprechende Menge starker
Bromwasserstoffsaure von bekanntem Türe hinzu, auch unter
möglichster Ealthaltung der Mischung. Die Bromwasserstoffsäure
wirkte stark ein unter lebhafter Stickgasentwickelung. Schon
jetzt, nachdem die Gasentwickelung beendet, die Einwirkung
also vorüber war, llefs sich leider in der Flüssigkeit das Vor-
handensein bedeutender Mengen von Salicylsäure durch die
schöne, tief blauröthe Färbung mit Eisenchlorid nachweisen.
Es kam nun zuerst darauf an, die Salicylsäure aus der Flüs-
sigkeit zu entfernen. Die Lösung wurde mit chemisch-reinem
.1*'' *■ *
kohlensaurem Kalk gekocht, filtrirt, das Filtrat eingedampft
und mit Salzsäure am Kühler destillirt, um die letzten Men-
gen der mit den Wässerdämpfen flüchtigen Salicylsäure ab-
zutreiben. In den Kochkolben wurde von Zeit zu Zeit destil-
lirtes Wasser gegeben, weil die im Kolben sich abscheidende
geschmolzene Säure die Salicylsäure hartnäckig zurückhielt.
Nach sehr langer Andauer des Versuchs zeigte sieh
immer noch Salicylsäure im Destillat, während der Rückstand
wesentlich aus Nitrosaiicylsdure bestand.
.dtT (hthom&nol^ombenfioeaäure. 39:
Demnach scheint hier, wje ersichtlich ist, der H^gangr
nicht hl , Toraosgesetzter Art erfolgt tu sein , sondern der
Yerknppelte Stickstoff der MetadiazoYerbindung halte sicli
bereits mit dem Wasser umgesetzt, ehe die Bromwasserstoff'"
säure zur Wirkung kommen konnte.
Göttingen, Augast 1870.
Schlufsbetraclitungen zu den vorhergehenden Unter-
suclnmgen;
TOn J7. Hübner.
Die yielfach in neuerer Zeit auftauchenden Betrachtungen
über die sogenannten chemischen Ortsbestimmungen, zu wet«
chen auch die Ergebnisse d^r vorliegenden Abbaadlung bet^
nutzt worden sind, veranlassen mich zu nachfolgenden Be^
merkungen.
Ich habe bisher keinen sehr grofsfsn Werth auf diese
Ortsbestimmungen legen können, da sie mir zu abhangig
von dem Bild der Formel erscheinen.
Halt man für das Wesentliche an der Benzolformel den
Gedanken, dafs der Kohlenstoff in ihr so unter sich gebunden
sein mufs, dafs die einzelnen Kohlenstoffatome einwerthig
und die übrig bleibenden Werthigkeiten des Kohlenstoffs
vollständig gleichartig erscheinen, also bei Sättigung mit
gleichen Bestandtheilen dieselben Verbindungen geben, so
ist es gleichgültig, ob man diesen Gedanken durch den
üblichen Ring oder das Prisma darstellt. Jedes dieser und
noch andere Bilder halte ick bis jetzt für gleichberechtigt,
da sie dem Begriff der Benzolformel genügen und sich alle
am Benzol beobachteten Verhältnisse mehr oder weniger
anschaulich aus ihnen ableiten lassen.
▲Baal. d. Cham. n. Pharm. CLVIII. Bd. 1. H«ft. 3
6 6
d4 Hübn er, Schfufsb^trachiüngen
Die^e Gedatik^ii, die der ftenzötformei zir Gi'iinde liegen,
ttiufs man auch als das^' Wesen tfer Ke knie -sehen th^brte
feetf^cbten, wie diefs Ihr Verfasser *) deutlieh ausgesproelieil
hat^ nicht aber eiive'der bildHchen Darstellntigen des B^nzdts*
Bei Benutzung des einen oder änderen fiildes wfrd'^aber die
sogenannte Ortsbestimmung wesentlich beeinflußt. *
Zum Beispiel scheint mir . der hübsche Beweis von
Graebe**) für die von Erl enmey er***) erdachte Naph-
talinformel streng genommen nicht auch einen, r^on der
Ringformel unabhängigen Beweis für die Phtalsaureformel
abgeben zu können. Dieser Beweis beruht
6 darauf, dafs in d^ Seistehenden Naphtalin-
^ formet nur zwei benachbarte Punkte, nicht
aber gegenüberliegende, wie 3 und 6, eine
r . .
fflr die Naphtalinformel h&thige Bindung liefern können.
Dreht man aber die Punkte 3 und 6 um einen fechten
Winkel aus der Papierebene heraus, d. li. bildet man die
Benzolprismen und lagert sie zu Naphtalin aneinander, so
» ■ ■ ■ .
können nun auch die neu gebildeten Kanten 3^6 die Ver-
bindung d6r Benzolgruppen bedingen, und beim Zerfäll des
Naphtalins können in 3 und 6 benachbarte Carboxylgrnppen
bangen bleiben.
Mir däucht demnach, dafs man bei diesen Ortsbestim-
mungen ein unbewiesenes Bild als feste Grundlage benutzt
hat und daher diese Bestimmungen naturlich mit diesem be-
sonderen Bild stehen und fallen.
So wichtig und zweclunäfsig für die Uebersichtlichkeit
also solche Ortsbestimmungen mit Beziehung auf ein be-
stimmtes Bild seih können, so darf man sie doch nieht, wie
*) Bexichto der deutgchen ehem. GesellBchafk 1869, 362.
•*) biege Annalen CXLIX, 26.
***) Daselbst CXXXVn, 346. ' ' '
zu deß voncher^ißheiiden Untersudhtmgen. 35
4i^fs käQ&g gescM^I^^ iniV deiV: v|el unmitteUarer und linab-
Mngig ^<)Q diesen .Hijdern msi ^n Y^rsuphen abgelciteteii
.S^lu^en in einß Reil^e setzem und far gleiciy .^yerlässig
bewiesen halten^
Ich glaube fblg^^nde Beispiele ^on^' Beweisen machen
ibrenr Grad der Suveriässigkeit für die Bestitünning. der Be^
tieliungen in der gegenseitigen Lage der Atome raefatdeatHeb.
Wirklich soweit att möglich diirch den Vörtbch, ' un*^.
abhängig von einer Formel, bewiesen sind z. B;'fo1j^^dö
Beziehungen : ' * "'
Zunächst kann man durch unmittelbare Vertretung der-
selben BenzoIwasserstofTatome die zusammengehörigen Reihen
isomerer ßenzolabkömmlinge herleiten. Ferher kann ban
durch die Versuche von Graebe nachweisen , dafs das
Naphtalin aus zwei Benzolgruppen besteht. BndUcb zeigen^
um ein drittes Beispiel zu wählen , die hier bestätigten Ver-
suche, dafs durch die Vertretung je zwei zu einander ver-
schieden gestellter Wasserstoffatome im Benzol isomere'
Verbindungen entstehen.
Die aus diesen letztgenannten Versuchen mit Hülfe von
besonderen Formeln ableitbaren Gesetze., wie diese von
A.Ladenburg*) oder in noch weit beengeqderer Weise von
V. Meyer **) in neuester Zeit hergeleitet worden sind, halte
ich dagegen für weitaus weniger bewiesen, als die eben
angeführten Schlösse ♦♦*).
, *) Berichte der deutsclien ehem. Gresellschaft 18Q9, 140.
**) Diese Annalen CLYJ, 266.
****) Ich habe früher, ehjt». die Abhandluiig von Ladenburg enschienen
war» in meiaeB VoFlfMsangen dad Yeirbältniüb der. zwei isomeren
BromnitrobenssoßBllureii hftufig amPnamaTerBinnlieht und stimme
überhaupt der zuerst, von Laden bürg veröffentlichten Ansicht
beL Ich habe mich aber absichtlich auf die Fassung in 4er Ab<*
3*
36 HübneTf Schlufahetrachtungen
Die SchlnfsfoTgerang von' Ladenburg, nach der die
sogenannte ParasteHong m 1,4 sein soll, ist wenigstens ans
den beiden meist gebrauchten Benzolbildern gemeinsam ab^
leitbar.
Dagegen hat V. Hey er nicht nur diesen' Gedanken *)
«ns unseren Versuebea abgeleitet, sondern aus der Ring-^
forme] heraus beweisen wollen, dafs wir keinen Unterschied
an Verbindungen beobachten können, in denen Bestandtheile
einmal durch zweifach-, im anderen Fall durch einfach-ge-
bundenen KohlenstoiT zusammenhangen , wie in \, 6 n. 1, 2*^
Alle, solche Betrachtungen können sehr nutzlich und
anregend sein ; aber zur Klarung der Sachlage, glaube ich,.
miifste man viel sirenger aU bisher die mehr und minder
bewiesenen Dinge auseinander halten, damit man nicht sichere
Schlösse für unsicher, und unsichere , trotz üblicher Ver-
wahrung, doch zuletzt für sicher halt.
Mir scheint bis jetzt immer noch der von Kekule und
• Baeyer eingeschlagene, von der Formel unabhängige ViTeg
zur Bestimmung des chemischen Ortes der beste zu sein»
Nämlich zu untersuchen, ob sich die gleichartigen Atome
beim Eintritt in das Benzol oder andere Verbindungen fliehen
oder anziehen. Tielleicht haben die entgegengesetzten An-
sichten von Kekule und Bäeyeir beide ihre Berechtigung,
handlnng diese Annalen GXLIX, 129 beochrSiikt — in der liegt^
. dafs in den zwei Bromnitrosäuren die Carboxylgruppe zur Nitro-
gruppe und zum Brom nicht bemerkbar verschieden steht, sondern
nur die verschiedene Lage des Broms zur Nitrogruppe die Unter-
Bchiede der Säuren bedingt — da ich die angefcihrte bildliche
Versinnlichung, wie gesagt, für viel weniger bewiesen halte als
die einfachen Folgerungen, also um mich möglichst wenig von
sicherem Grund zu entfernen, abgesehen daron, dafs jene Abhand-
lung hauptsächlich soddere Dinge beweisen sollte.
*) Beitrag zur Kenntnifs der Isomerie in der BenzoSsäurereihe. Von
£d. Angerstein. Göttingen 1869 (März).
s(U dm vorhergehtnden Untersucht^ngen» \ 97
und. die Stelle, W9 ein Atom eintritt wird bediogl durch die
Anziehung des Ortes und die Lockerung der zu vertretendeii
Atome. Die übernriegende Wirkung gjebt den Ausschlag
odor beide Wirkungen bedingen eine «liltlere Stellung. Frei-
lich ist es bis))er noch nicht möglich gewesen, diese Gedanken
^nugend durch Versuche zu prüfen.
Göttin gen, Janipar 1871.
■ • ' ' . .• • • '
üeber die EinwirkuDg von Chlor auf Aldehyd;
von G. Krämer und A. Pinner.
In Folge einer Untersuchung über die Destillalionspro-
ducte des Rohspiritus, welche wir gemeinschaftlich, vor
längerer Zeit, unternommen hatten *), wird der bis dahin als
weriblos betrachtete sog. Vorlauf wegen der sehr bedeutenden
in ihm enthaltenen Mengen von Aldehyd technisch verr
werthet und durch fractionirte Destillation ein fast reinejr
Aldehyd gewonnen. Da der Vorlauf, abgesehen von einige^
in ganz geringen Quantitäten vorkommenden Körpern, im
in^esentlichen aus Alkohol, Aldehyd, Paraldehyd und zuteilen
Acetal besteht, so hinterbleibt naturgemafs bei der. Fractio-
fiirung ein Froduct, welches ebenfalls ein Gemenge aller
dieser Substanzen ist, nur dafs die Quantität des Aldehyds
45elbst beträchtlich vermindert worden ist. Dieser Rückstand
scheint jeder Verwerthung unfähig zu sein , zur Essigsaitt^e*^
fabrikation ist er ungeeignet, weil nach sehr kurzer Zeit die
Essigbilder untauglich, ^krank^ werden, ja selbsf zum Ver-
*) Krämer und Pinner, Berichte der deutschen ehem. Gesellsch.
1869, 401 und 1870, 75.
Sä Krämer ü: Pinner ^ über die Einwirkung
brennen 'ist er nicHl xn Verwenden, weil ertJabiei ^nen un-
drträglid^en Geruch verbreitet. Durch die schone Entdeckung^
Liebreiches d^r anästhetisirenden Wii^kti'ng des Chlorals ist
die Darstellung dieses Körpers in grofsf em Harsstabe in Aüf-^
ijrchwang gekommen'; und es' lag dah^r der'Gedahke nahe^
jenen werthlosen Rückstand für die Fabrikation' dfes Chloralir
nutzbar zu machen, vorausgesetzt , dtife d!e in demselbenr
enthaltenen Bestandtheilo; namentlich der Aldehyd und Par-
aldehyd, bei der Einwirkung von*6htor Chloral oder wenigstens
leicht zu entfernende Producte liefern,
Erwagi man jAie Theoria der Entstehung des Chlorals^
dafs zuerst zwei Chloratome den Alkohol in Aldehyd ver-
wandeln :
CjH.O + Cla = CÄO + 2 HCl,
und dafs dann erst die Substituirung von drei Chtoratomen
für Wasserstoff erfolgt :
"'" CÄO + 3C1« =i CjClgHO + 3HC1,
60 v^arän wir wohl tu der Annahme berechtigt, dafs sowohl
Aldehyd als Paraldehyd sich an der Chloralbildung betheiligen
Würden. AUdn schon vor längerer Zeit hat Wnrti*)
die Einwirkung^ Ton Chlor auf Aldehyd üiiteri^acht und g6^
funden, dafs durchaus kein Chloral gebildet wird. DägfegCR
fand er als Producte der Einwirkung zwei Kdrper, Aciefyl-
chibrid und eineri bei etwa 120^ siedenden, den er nach
seiner Analyse als eine Verbindung von Aldehyd und AcetyK
bhlorid, C2H4Ö.C2H8CIO, intcrprelirl , gestützt auf die ver-
meintliche Existenz d6s btTlslenten Aldehyds oder Acraldehyd^'
C4R8O2, der bekanntlich vor Kurzem von Kekul6 ab Croton-^
aldehyd, C4H6O, erkannt worden ist. • '
Diese Untersuchung von Wui^tz könnte uns nicht ab^
halten, noch einmal die Einwirkung von Chlor auf Aldehyd
*) WurtZy diese Annalen CII, 93.
von Chlor, at^f. Aldehyde Q$
'S« studiren, weil.WiurU Cblor auf jil>er«okäs9igea AMehyd
ejowirken lids (ei* gO£s namlieh überschüssigen Aldehyd i$
ehlorgefaUte BaUoas), während bei Alkohol die Bildang ^0S
Chlorsls. erst bei erschöpfender Einwirkung des Chlors er«-
folgt; Cerner weil das Chloracetyl nur als gatis unwesentliches
Reaötionspreduct entstandfin sein konnte, denn er konnte es
nicht diüect nachweisen, sondern schlofs Rur aus dem «ach
Zusalz von Wasser und Silberoxyd anfirelenden SUbecaceM
•auf die Bildung desselben; endlich weil es uns. nicht wahrr
scheinltch schien, 'dafs.die Ghlorirung des Aldehyds in^ We*^
isentlichen so von Statten ginge , dafs das Wasserstoffatom
der Gruppe GOH im Aldehyd durch Chlor ersetzt würde.
J>ie beiden Körper > die Würtz erkalteB, mufsten aber in
-solcher Weise ^istanden sein (Chloracetyl CHs— COCl und
C8H4O . CHs— COCi). Bekanntlich lagert sich das Chlor, wenn
es in sauerstoffhaltigen Körpern den Wasserstoff substituirt,
vom Sauerstoff so entfernt wie möglich an, und es lafst sich
die gröfsere Stabilität derjenigen Sauerstoff und Chlor zu-
gleich enthaltenden Körper, in denen diese beiden negativen
Elemente an verschiedenen Kohlenstoffen sich befinden, vor
denjenigen, in welchen ein Kohlenstoffatom beide, bindet,
leicht erklaren. Dazu kommt, dafs es nicht gelingt, im
Chloral, welches \instr^itig die Constitution CCI3— COH be-
sitzt, den neben dem Sauerstpff befindlichen Wasserstoff
durch Chlor zu ersetzen, selbst nicht bei Destillation mit
Antimonpentaclilorid. Es war also eine erneute Untersuchung
der.Producte der Einwirkung von Chlor auf Aldehyd und
naiQentlich bei erschöpfender Ghlorirung geboten.
In . einen etwa 100 Grm. reinen Aldehyd enthaltenden
Kolben wurde 24 Stünden lang ein mäfsig starker Ghlbrstrom
geleitet. Mit dem Kolben war ein RäckQufsköhler verbunden,
mit dessen oberem Ende ein Absorptionsapparat für die ent-
weichenden Gase in Verbindung stand. Wegen der sehr
40 . Krämer ti. Pinner ^ über die Eintoirhung
sIlirkM Warmeentwickelang; die' duroh die äufserst keftigf«
Reäclion stattfand, wurde der Aldehydkolben im Anfnife
'4er Operation in eine Kaltemischnng^ gestelH vnd erst geg^en
Ende derselben nach und nach im Wasserbade auf 100^
erwärmt. Nachdem wetii'sre Chlorhlasen in den Aldehyd
getreten waren, beofiachteten wir eine nicht unerhebliche
Ausscheidung von Hetaldehyd, etwa Vs Grm., der bei spdfereii
Operationen giesammelt wurde. Ob der Metalflebyd durch
die Reactien entstanden oder ob er bereits in unserem hW
dehyd enthalten war und durch das eintretende Chlor nur
unlöslich gemacht wurde, müssen wir" dahin gestellt sein
lassen. Unser Aldehyd war nicht aus Aldehydamihoniak
dargestellt, sondern durch oft wiederholte fracäonirte Destil-
lation. Sein Siedepunkt lag bei 21 bis 22^ und seine Dampf«-
dichte wurde zu 22,3 gefunden *).
Substanz 0,1163 Grm.
Barometerstand . ' . . 0,7585 Meter
TempQtator der I/uft . .16®
Temperatco: des Dampfes . 109^
Volumen des Dampfes.
Höhe der Quecksilhjersäule
Dichte auf H bezogen 22,3
Dichte auf Luft bezogen 1,55
Bei fortdauernder Einwirkung des Chlors löste sich der
Metaldehyd wie<ier auf und es war oft nicht leicht, denselben
zu gewinnen. Nach einiger Zeit trabte sich die Anfangs
wasserhelle Flüssigkeit und zugleich begann die Entwickelung*
von Salzsäuregas, ohne dafs eine Spur Chlor entwich. Nach
24 Stunden war die Reaction vollendet, selbst von der 100^
heifsen Flüssigkeit wurde das Chlor nicht mehr absorbirt.
153 CC.
4
0,365 Meter.
Theorie
22
Theorie
1,53.
*) Alle bei dieser Untersuchung ausgeführten Dampfdichtebestim-
mungen vrurden in dem äufserst handlichen und bequemen Appanit
von Hof mann auBgeftthrt
von GhUtr /»{/* Aldehyd. 4i
Auf die .Abkühldngf des Aldeiiydr wAh^end der Rei^otion
ifl grofse Sorgfalt «i Torwenden, steigt die TemperaHiir 2|i
schnell > so verkohlt der Aldehyd.^ ja selbst bei sorgCsltifei»
Kühlen gelingt es nur selten , «in hellfarbenes ProducI z«
eraieleov gewöhnlich erhilt :Hiäi eine diekltehie, bjfanng^arhle
Fiässigkeit. Naeh beendeter Reaetion wird die Masse, beim
Kaltwerden meistens fesL ;. •
Wir haben an unseren späteren Operationen nieht mehr
chemteoh reinen Aldehyd angewendet, sondern den in 4ier
hiesigen S« bering 'sehen Fabrik kinflichen Aldehyd .abso*
latus, der nur. sehr geringe Mengen Ton Paruldehyd wd
Alkohol enthalt* Paraldehyd selbst ist ein von^ügliches Mtir
terial zur Chlorirung^ da die. Reaction in gleichem Sinne
verlauft, aber nicht so heftig ist, wie bei gewöhnlichem Al-
dehyd. Es genagt alsdann zu» Kühlen kaltes Wasser voll«*
kommen.
In dem Kolben hatte sioh die Quantität der Subälana
dem Volumen nach etwa- verdoppelt, dem Gewicht nach
mehr als verdreifacht. Die braune Masse zeigte zwei
Schichten, eine untere dunklere, fast feste» und eine obere
hellere, flüssige.; Diese obere Schicht besteht f^i^s mit :• Salz-
säure und den Körpern der. unteren Schicht gesa(Ugtem
Wasser. Da aber die Trennung der beiden Schichten nur
höchs^ unvollständig zu bewerkstelligen war, zogen wir es
vor, die ganze Masse der Destillation zu unterwerfen. Da^
Therfl(M>meter steigt schnell bis 90^ zwischen 90 und 100^
gehen beträclitliche Mengen über, dann steigt die Tempemtuf
der übergehenden Dampfe ziemlich rasch auf 160^ und
zwischea 160 und 180^. geht, die Haupi^ienge über.. Alsdann
erhebt sich, noch die Temperatur bis fast. 240^ > liUein die
erhaltenen Producte sind Zer^elzungsproducte und iif dem
Kolben bleibt eine .ziemlich grofse Menge Kohle zurüi^k., ;
Das Abspalten v^n Wasser m^cht die Bildung von Qjilpr-
41^ Krämer u^ Pinn^r^ über die Einwirkung
fioi^lyi' von Vornherdii' • $ebr tin wahrscheinticK , und in der
Thmiist es nris avcii: nieht gelunfen, dasselbe '>nach2ttwäsdBy
«trwobl wir i zteiftilfeh b^deutömie. QmnlitateR> von Aldehyd
der Chloriraagf unterwarfen. . In gleicher Wdise haben wir
was rergebMhrbemdht, 4ea Körper CiBjCIOB am erhalten.
i Als Hauj^tp^oductider'' Einwirkung -wufde bald der
zwischen 160 und 180^ siedende Tfaeil der Masse erkanni
und Verschiedene Wieget zuK'fteindnrsteUung' eingeschlagen.
Als einfachstes und am^ > schnellsten ahhi Ziele führendes
Mittel ist Fractioriirung : zu^'eiM^feblen. ^SobotteH man die
ganze Masse mit ScbwefeisaurB , so gelingt es nioht, die
obenauf schwimmende braime Oelschicbtf yori'der S^hwefdr-
säure zu trennen; man isl genölbigt, die Substanz mit der
fidhwefelsfiure der Destillatioä zu unterwerfen und. zerstört
-dadurch einen betrfichllibheii>: Tfaeil der Substanz. Durch
Fraction irung aliein gelingt es bald, einen bei 163 bis 165^
friedenden Körper abzuschäiden^ welcher. sich als Crötonchloral
ibder Trwhlarcrotohaldehyd erwies. 7
• ' . Orotonchilpral.
'- Das Grotonohioral ist ein farbloses Oel^ mit eigenthöm-
fichem, erttferht an gewöhnliches Chloml erinnerndem G6rücfa,
dtis -unter War^eentwickelung Wasser aufnimmt. Versetzt
ntanf «s mit et waä Wasser, so vermischt les sich sogleich
ni^ht damit; sondert' bleibt als Ischw^res Oel adf dem Boden
liegen ^ rührt man es dagegen stark um , bder lafst man es
'bihige Stünden damit in Berührung; so erstarrt es zu einem
k>ystalt]hischen Körper. Genau dieselben Erscheinungen
zeigt das gewöhnliche tihloral. Mit Alkohol vermischt es
steh unter' bedeutender Tempisraturerh^hung , ohne jedoch
•eiiie ki'y^alli^ende Verbindung; zu liefern. Durch AlkaKen
wird es leicht zersetzt. Durch rauchende Salpetersäure wird
es ivi die ettfsprechettde dreifach* gechlorte' Saure übergeführt.
von CMor auf Aldehyd. ^ > 43^
TL» as^igff «ich als^ in alten aefom^hemisbben BigänMHaften
ffls cori^gpöndirefid mit dem Tfiehioraldohyii der-Aethylreill^
init detki bekannten CMeraL
die 'Analysen führten vbl fol^nden Refiiliateii :; /.
1) 0,6843 Gnn. gaben 0,6770 00,'.«: 0,1846 C».:i|ii4 0^41^7' ?gO
= 0,01708 H.
2) 0,5840 Grm. Substanz gaben 0,5840 CO, ^ 0^1593 O, und 0,1484
HjO == 0,0165 H.
3) 0,3014 arm. Substanz gaben 0,3044 CO, := (),0822'C, und' 0,0884
H,0 :^ 0,00927 H.
m
4) 0,3415 Qtikl. Sttbstiliit galy^n ^0^8335 AgCl .» 0,206^ CL '.(
.b). 0,447? arm. Bnbstimz gaben 1^1060 AgOl ^ 0,2736 Cl. .
Daraus berechnet siph .die. ]?orniel .: ^«DsClaO.^
4 *) .
yer8U0b :
1)
2)
3)
C
1
?6,98.
27,28
27,56
H
Cl
2,49
•
2,82
8,07
."•
Theorie :
. i' f
«;
'27,66
«
K
H.
1,73
» ^
r
Cl, . ,
. 61,38
• . ' ••
1 '
0
9,23 .
60,4 61,11.
» • I «
100,00.
Eine Dampfdiclitebeatimihung im Anilindampfo hatte
folgendes Ergebnifs :
Substanz . . . . . . . 0,0857 Grm.
Barometerstand. ..... 0,758 M.
'" Tfemperatur der Luft .... 55« ' ' "
Temperatur des Dampfes . . . 186^ . > ^
Volumen des Dampfes . ...» . 62,3 OC* ;
Höhe der Quecksilbersäule . : ,
.a. im Dampfbade . . . . 0,481 M.
b. aufserhalb des Dampfbades . 0,050 M.;
Spannung der Quecl^süberdämpfe . 0,012 M.
Daraus berechnet sich die Dichtigkeit :
' * atif H bezogen 06,01 ' Thebrf^' '86,7S
auf Luft bezogen 5,98 ' Theorie« '6^02. • > ' '
44 Krämer »» Pinner, über die Eiavnrhung
Die Bildung^ des CrotondilQrals b^l der CbloriruBg deg
Aldehyds ist leicht versiändUeh, seitdepfi Kekule nachgo-
wiesen bat, dafs der Aldehyd durißh wasserent^^ehendQ
Agentien aufserst leicht unter Verlust «ines Moleculs Wasser
in Crötönaldehyd übergeht :
{ohÖISS "" CH,-CH=CH-CHO + H,0.
Eines ,der wirksamsten Mittel, diese Condensation zu
bewirken, ist gasformige Salzsäure. Sobald aber das Chlor
Wasserstoff ersetzt, whrd Salzsaare frei; diese bewirkt natür-
lich die Ueberführung des Aldehyds in Crötönaldehyd , wel-
cher nun das Objeot der Einwirkung des Chlors geworden
ist. Man kann also, streng genommen, den Aldehyd selbst
gar nicht chloriren, sondern nur sein erstes Condensations-
product. Freilich mufs eine anfangliche Substituirung im
Aldehyd selbst stattgefunden haben, um die zur Condensirung
nöthige Salzsäure entstehen zu lassen. Ob alsdann ein solcher
im Anfangsstadium substituirter Aldehyd durch das anströmende
Chlor sich schliefslich bis zum Chloral substituiren läfsl, oder
intact bleibt, oder endlich selbst zu einem minder gechlorten
Crötönaldehyd sich condensirt, der schliefslich Crotonchloral
liefern wurde, können wir mit Sicherheit nicht entscheiden.
Es ist jedoch wahrscheinlich, dafs sich neben demXrofon-
chloral eine geringe Menge gewöhnlichen Chlorals bildet,
weil wir von einem Theile der gegen 100^ siedenden Partien
ein Hydrat erhalten haben, dessen Zusammensetzung einer
Verbindung von Crotonchloral und Aeetylchloral zu ent-
sprechen scheint, beide als Hydrate aufgefafst :
1) 0,6366 Grm. Substanz gaben 0,4767 CO, = 0,1300 C, und 0,1567
HjO = 0,0174 H.
2) 0,2750 Grm. Substanz gaben 0,672 AgCl = 0,1662 Cl.
Die Yerhinaung (CsHCiaO + H«0)'+ (C4H^Cl30 -f- HjO)
verlangt folgende Zahlen :
von Chior auf Aldehyd. 45
•
Versiidt 9
Theorie :
1) 2)
c.
20,17
20,67 —
H,
^21
2,73 . -^
CU
59,66
— 60,43
O4
17,96
— • —
100,0a
Da wir jedoch die Zersetzungsproducte dieses dem
Aeufsern nach dem weiter unten beschriebenen Crotonchloral-
hydrat vollkommen gleichen Körpers wegen der allzugeringen
Quantität nicht untersuchen konnten , so enthalten wir uns
jeder Schlufsfolgerung, die aus diesen Zahlen gezogen werden
kann. Wenn es nun auch grofse Wahrscheinlichkeit für
sich hat, dafs geringe^ Mengen von Cblorai gebildet werden^
so wollen wir doch nochmals hervorheben, dafs als eigent-
liches Endproduct der Reaction nur das Crotonchloral zu
betrachten ist; denn selbst die gegen 100^ reichlich über-
gehenden Massen bestehen zum bei weitem gröfsten Tbeil
aus dem Hydrat des Crotonchlorals.
Jedenfalls sind stets geringe Mengen niedriger gechlorter
Producte vorhanden , wie ja auch, bei der Darstellung ge-
wohnlichen Chlprals solche minder gechlorte Aldehyde sic&
bilden, und gerade diese scheinen die Reindarstellung unsere;;^
Körpers durch fractionirte Destillation zu erschweren.
/ .
CrotonchloralhydraL
Wie bereits erwähnt verbindet sich das Crotonchloral^
analog dem gewöhnlichen Chloral, mit Wasser, und liefert
ein krystaltisirtes Hydrat. Es läfst sich leicht aus Wasser
Bmkrystallisiren und ist mit Wasserdämpfen leicht ' flüchtig.
Es geht stets mit den ersten Dampfen über und kann so
leicht das Kühlrohr verstopfen. Da bei der Chlorirung des
Aldehyds sich Wasser abspaltet, so ist naturgemafs ^chon in
dem Rohproducte eine reichliche Menge von Crotonchloral-
hydrat enthalten.
46 Krämer ti. Pinner, über dU Einwirkung
Dieses Hydrat bildet aus Wasser umkrystallisirt dünne,
blendend weifse, seideglanzende iSlattchen, die, hartnackig'
etwas Wasser zurückhalten. Es schmilzt bei 78^* Seine Zu->
aammensetzühg ist :
CClj— CH=CH-.COH + H,0 oder CCls— CÄ=CH— Ch[^^ .
. . Ih; 1,0935 Gro}. Substapi gal>en 0,9958 CO« = 0,2716 C, und 0,3648
HgO = 0,0405 H. . '
..., ^^) 0,5454 Grm. Substaaiz gaben Q,4760 CO, = 0,1298 C, lind 0,1702
" ■ ' ' HjO =i 0,0189 H. '
.< I
3) 0,3380 Grm. Substanz gaben 0,V485 AgOl = 0,1851 CI.
Versuch :
•* t
Theorie :
1) .
. 2)
c«
25,06
24,84
23,80
H»
2,61
3,70
8,46
Cl,
• 55,60
—
• --
o.
. 16,73
^•
.—
^ • 54,80
100,00.
Das Crofonchioralhydrat ist in kaltem Wasser schwer,
in . heifseni ziemlich leicht löslich , anfserordentlich leicht
löslich in Alkohol, aus dem es unverändert äüskrystallisirt.
Seine Dämpfe^) greifen die Schleimhäute, namentlich die
Augen heftig an.
*) Eine Gasvolumgewichtsbestimmung f&htte zu der Zabl 24,58, Welche
zu dem «Moleoulargeiwicht Cfi.filfi% ^s 191,5 ungefftbt sieh. Tor-
. . Jifiliwie 1:8.. Demnach wird «s sehr wahrscheinlich, dafs in dem
Dampf des Orotonchloralhjdrats neben Wassergas Kohlenoxyd,
BalzsUure und das unten zu besöhfeibeiide' DidhloraHylen ent-
halten sind t • . V.
C^ClaP =. CjHjCl, + HCl + CO. .
Ein Molecul Crotonchloralhydrat zerfällt nach £eser Annahme in
4 Mölectde uiid erfüllt demgemftfs den lUium toh 8 Volumen.
Die heredhnete Dichte wäre dann 23,94, ^ftinden 24,58«
i^n Chhr a»f)dläehyd^ t 4S
I^whim'alfylani j
Söwoikl das €rototteUonil ^U sein Hydrtit ivrerden doreU
Alkalien leicht zersetzt. Die' klare wassclri([pe^ Lfisung- ir^bt
sich auf Znsatz verdünnter KalHliuge ttiKter beträchtlicher
Erwärnttingf, und am ßodeti setzt siöh ein schweres, nach
Chioroform riechendes Oel ab. Gemäfs der Zersetzung des
gewöhnlichen Chlorals durch Kalilauge in Chloroform und
Ameisensaurer t
waren wir zu dem Scbliif$ berecb^l,: dfifs, dieses. ßpaUf^)gST
product, welches sich schon durch seinen Geruch zu ver-
rathen schien, das Chloroform des Allyls sei :
CCI3— CH=CH— GHO + Ena =s <JCls— CHmrCHi + CHOOK.
In der That scheint im ersten Augenblick ein solcher
Körper zu entstehen ; allein er zersetzt sich sofort weiter
unter Abspaltung eines Moleculs Salzsäure :
CCi,— CH=CH,=CC1,=C=CH, + HCl.
• • • • - ,
Untersucht man die vom Oel getrennte Lauge, so findet
man neben Ameisensaure reichliche Mengen von Chlorwasser-
stoffsäure. Diese weitere Zersetzung findet auch statt, wenn
durch starkes Abkühlen jede Erwärmung vermieden wird.
Um die Quantität der gebildeten Salzsäure zu bestimmen,
wurde eine gewogene MengB des reinen Hydrats ntit Baryt-
hydrat zersetzt. War die Menge des Barythydrats so gewählt,
dafs sie nur zur Bildung von ameisensaurem Baryum ge-
nügte, also V» Mdecul BaH208 auf 1 Holecul Crötonchloral-
hydrat, so gingen bei der Destillation der wässerigen Sishicht
sehr erhebliche Mengen des Crotonchloralhydrats über; die
Zerscit2uhg war erst beendet, als auf 1 Molecul Crotonchiorill^
hydrat ein Molecul Barythydrat angewendet würde :
SCAClaO + i2Bafi,0, = 2GjH,CI, + BaCCHO,)» + BaC^i + ÖjO.
Allein auch dieser Korper ist ' nicht sehr stabil. Voll-
kommen trocken verliert er alsbald seinen «Bgenefamen Ge-
48 Krämer u. Pinner i über die Minvnrhung
ruch, stöfst Salzsäuredaoipfe aas und riecht nach Phosgen.
Br üiedet b«i 78^^ Zwei Cbtorbestimmangen fahrten za
folgenden ResulMen :
l) 0,5564 6r^ Siii>8taiiz ga^en 1,4505 4gCl =. 0^5d§ €L
9) 0«39a5 Grm. Sabstanz gaben 1,0383 AgOl =* 0,2569 CL
Dem Körper CsHsCIg entspricht :
Versuch :
Theorie : 1) 2)
Cl 65,14 65,16 64,47;
Zwei DfiRipfdichtebestimmungen bestätigten ' Tollkommen
die oben erwähnte Zasammensetsang.
-^ 1. Substanz . v . . . C^0^3 Giln*
Barometerstand • * . •
Temperatur der Luft .
■ Ten]|>eratur des Kampfes
,. .. Volumen des Dampfes
Höhe der Quecksilbersäule 0,4955 M.
Daraus berechnet sich die Dampfdichte zu 55,62.
2. Substanz 0,1419 Grm.
0,7645 IL
20^ G.
lOQ« C. . :,
68,4 CC. ,
0,7716 M.
80« €.
100»» C.
81,0 CC. .
Barometerstand
Temperatur der Luft .
Temperatur des Dampfes
Volumen des Dampfes
Höhe. 4-er Quecksilbersäule 0,4145 M.
Daraus berechnet sich die Dampfdichte zu 56,44.
Versuch :
Theorie : 1." 2.
" > auf Luft boEogen; 8, TS 8^66 3,92
auf H bezogen 54,5 55,62 56,44.
Spater hat Herr J u d s o n *) , welche die Abkömmlinge
der gleich zu erwähnenden Trichlorcrotonsdure einer ein-
gflbeiid<en UntersuchiHig unterworfen bat, dieses Qhlorid aus
dem SilbejTsalze der Saure dargestellt und. bei einer Ver^
brennung 33,00 pC. C und 2,45 pC H gefunden , während
die theoretische Menge 3ß;02 pC. C und 1,83 pC. H beträgt.
'^) 'J)«dtiott,: Beritthte d. dAVtsehen oh«m. GeseUseb. 1870, 789.
von Chior auf Aldehyd. 4d
Das Diehlorallylen nimmt mit grofser Leichtigkeit zwei
Atome Brom auf, ist aber nicht im Stande, mehr Brom auf-^
zunehmen und bis zum Abkömmling des Batylwassersloffs
hinauf sich zu bromiren. Schliefst man die zwei Atome Brom
enthaltende Verbindung mit noch zwei Atomen Brom ein
und digerirt bei 100^, so wird die Flüssigkeit farblos; beim
Oeffnen der Röhre entweicht aber sehr viel Bromwasser«-
stoffsaure , so dafs nunmehr keine Anlagerung von Brom,
sondern eine Substitution stattgehabt hat. Wir haben dieses
Prodttct nicht weiter untersucht.
J)iohlatdibrompropi/len.
Wie eben bemerkt, nimmt das Dichlorallylen mit Leichtig-
keit zwei Atome Brom auf und bildet dieses substituirte Pro-
pylen. Es ist eine schwere wasserklare, nicht unangenehm
riechende ölige Flüssigkeit, die bei 190^ unter geringer
Zersetzung siedet. Da wir bei der Darstellung dieses Körpers
die Menge des aufgenommenen Broms bereits bestitiimt hatten,
so begnügten wir uns mit einer Chlorbrombestimmüng.
0,4160 Grm. Substanz gaben 1,0345 Ag(Cl,Br) und 0,6787 Ag.
Daraus berechnet sich 26,6 pC. Gl und 60,1 pC. Br. Der
Körper CsHsClsBr, enthiÜt 26,39 ^G. Gl und 59,48 pG. Br.
Trichlorcrotonsäure,
Das gewöhnliche Ghloral geht bekanntlich durch rauchende
Salpetersaure in die dreifach-gechlorte Essigsäure über, in
ganz gleicher Weise verwandelt sich durch dasselbe Agens
das Crotonchloral in die dreifach-gechlorte Crotonsaure.
Versetzt man Crotonchloral mit etwa zwei Theilen
rauchender Sälpetetisinre, worin es sich mit Leichtigkeit lost;
und überläfst es etwa 12^ Stunden sich selbst, indem man eis
zweckmäfsig in kaltes Wbsser stellt, um eine mögliche
heilige Reaction zu vernieiden , so erhalt man die Säui^.
▲nnal. d. Chemie a. Pharm. CLYin. Bd. 1. Heft. '4t
50 Krämer u. PinneVf über die Einwirkung
War das Cretoncbloral ganz rein, 60 erfolgt sogleich keine
Einwirkung) aber nach einiger Zeil tritt eine mehr <»d0r
minder heftige Entwickelang von rothen Dampfe auf. Tritt
aofort auf Zusatz der Salpetersäure diese Einwirkung ein^
so war das Chloral nicht rein. Nach vollendeter Reaction
destillirt man die überschussige Salpetersaure ab und sammelt
die bei 234 bis SSe'^ siedende Siure.
In reinem Zustande, d. h. aus reinem Crotoncbloral be*
reitet, krystaUisirt die Saure leicht in farblosen böschei-
förmigen Nadeln, die bei 44^ sdimeizen und bei 40^ er«
starren. War sie dagegen aus unreinem Chloral bereitet,
so zeigt sie wenig Neigung zum Krystallisiren , selbst nach
mehreren Tagen ist sie noch flüssig, und nur ein hineinge-
worfener Krystall reiner Säure vermag sie zum Krystallisiren
zu bringen. Sie löst sich in 25 Theilen Wasser auf,
während sie selbst ein DritUheil ihres Gewichts Wasser
aufzunehmen vermag*
Die Analysen führten zu folgenden Resultaten :
1) 0,6713 Grm. Substanz gaben 0,6232 00, = 0,1700 G, lu^d 0,1525
HjO = 0,0169 H.
2) 0,3730 Grm. Substanz gaben 0,8500 AgCl = 0,2103 Gl.
Der Formel C4H3Ci802 entsprechen :
Versuch :
Theorie : 1) 2.)
25,32 —
2,51 —
— 56,37
100,00.
Von Herrn Judson sind verschiedene Salze, der Aether
und das Chlorid dieser Saure in der oben erwähnten Arbeit
beschrieben worden*
Durch nascirenden Wasserstoff wird in der TricUor-
erotOBsaore das Chlor wieder durch Wassersioff erseUt
C4
25,33
H,
• 1,58
eis
66,31
0,
16,78
vtff» « Chhr. auf Aldehydä 51
Es gelingt leicht durch Zink uud Salzsäure, zwei H an die
^etle von zwei Gl zu bringen, wahrend das dritte Chloratom
nur anfserst schwierig sich austauschen läfst.
Monochlorcrotansäur^.
Sie ist das Endproduct bei der Behandlung der Trichlor-
<;rotonsäure mit Zink und Salzsaure , und scheidet sich nach
einiger Zeit in schdnen Krystallen aus der Lösung ans. Sie
besitzt einen eigenthOmlichen aromatischen Geruch, ist sehr
jlfichtig und läfst sich mit Wasserdämpfen leicht destilliren.
Sie schmilzt bei iOO^
Die Analysen führten zu folgenden Zahlen :
1) 0,8650 Gnu. Substanz gäben 0,4204 CO« == 0,1146 C, und 0,1160
H,0 = 0,0129 H.
2) 0,4120 Grm. Substenz -gaben 0,4846 AgCl = 0,1199 OL
Der Formel 641156102 entsprechen :
Versuch :
Theorie : 1) 2)
40,21 ^
4,62 —
— 29,09
100,00.
Die Monochlorcrotonsäure nimmt Brom mit Leichtigkeit
au{^ wodurch ihre Ungesättigtheit zur Genüge bewiesen wird.
Wir haben die Producte der Einwirkung nicht näher unter-
sucht, weil Herr S a r n 0 w, Assistent im hiesigen Laboratorium,
mit dieser Säure sich eingehend zu beschäftigen beabsichtigt.
Er wird auch versuchen, die Crotonsäure selbst daraus
darzustellen.
C4
89,88
H,
4,15
Cl
29,46
0,
36,66
4»
52 Claus, Beiträge zur Kemttnifs
* "
^Beiträge zur Kenntnifs der Schwefelstickstoff-
säuren ;
von Ad. Claus*)»
II.
■ ■ . . V
:. Vpr einem Jahre habe ich in einer Mittheilung unt^.
dem gjieicben Titel *^) eine Reihe von Schwefelstickstoff-»
säuren beschrieben, die ich mit dem gemeinsamen Nameit
„Sulfammonsäuren^ umfafste, und von denen ich hervorhob,
dafs sie sich ihrem chemischen Charakter nach ganz wesent-
lich ^von deu übrigen von Fremy***) entdeckten inter-
essanten Schwefelstickstoffverbindungen unterscheiden. —
Hit dem Studium der letzteren habe ich mich seitdem un-
unterbrochen beschäftigt. Freilich haben die grofsen
Schwierigkeiten,, die sich diesen Untersuchungen entgegen-
stellen, mich gegenwärtig noch nicht bis zu djem Punkte
gelangen lassen, dafs ich eine vollständig erschöpfende Hit-
theilung über a^^6 die zahlreichen Verbindungen, welche
dieser interessanten Eörperklasse angehören, zu liefern im
Stande wäre ; allein die von mir bis jetzt erzielten -Resultate
möchten doch wohl entschieden genügen, um über die com-
plicirten chemischen Vorgänge bei der Bildung dieser Ver-
bindungen, sowie über die chemischen Beziehungen der-
selben in einfacher Weise ein klares Licht zu verbreiten.
Und ich glaube mit den folgenden Mittheilungen um so
weniger zögern zu sollen,^ als die schon bei mittlerer Tem-
peratur so störend hervortretende leichte Zersetrbarkeit der
*) Aus den Berichten der tt«turforsclienden Gesellschaft zu Freibnrg
i. Br. 1870, V, 181 vom Verfasser mitgetheilt.
**) Diese Annalen CLII, 336.
***) Daselbst LVI, 315.
der Schtoefylsiicka^ffstfuren. 93:
tneistm SchwefelstiGksIc^arper e^ geboten erscbeiaen liefe,'
4ie weitere Forts^kzung meitier Arbeiten auf diesem Gebiet
bi8 zum Eintritte der kälteren Jahreszeit zu Tersohieben.
Die erste Frage, deren experimentelle Erledigung mir
Ton gröfsier Wichtigkeit für die Gewinnung eines richtigen'
Heberblicks zu sdn schien, war die^ warum Frem^r beim
yermisohen der neutralen Lötungen von schwefligsaureni*
und salpetrigsaurem Kali andere Prodiicte erhalten hatte^ als'
beim Einleiten' von schwefliger Säure in alkalische Losungen
von salpetrigsaurem Kali? — Die wohl am Niächsken liegende
Antw(»*t hierauf, dafs man es im ersteren Fall mit einer
Reactien in neutraler ^ im zweiten Fall dagegen mit einer
Reaction in stärk alkalischer Lösung zu thun habe, ist
^sebon durch meine früheren Angaben ausgeschlossen; denii
^nmal habe ich constatirt, dafs sich, sobald aus der neutral
Teagirenden Mischung die Ausscheidung von tetrasulfammon-
saurem Kali beginnt, sogleich auch proportional derselben-
alkalische Reaction einstellt, und zweitens habe ich gezeigt^
dafs unter sonst gleichen Umständen , auch nach Zusatz eines'
sehr bedeutenden Ueherschusses von freiem Aetzkalij keine
Aendemng im Verlauf der ersteren Reaction bewirkt wird. — '
In gleicher Weise war auch schon eine andere Erklärung^
die man in der beim Neutralisiren der freien Base durch'
schweflige Säure erzeugten Wärmeentwickelung hätte suchen'
können, durch meine früheren Versuche widerlegt , nach
denen, wenn die beiden Salze in kochend heißer^ sei es n^eu-^
ifaler oder a^aZt^cÄ^r Lösung, in dem früher hervorgehobe«-
nen Verhältnifs von 4 M. zu 1 M. vermischt werden, beim'
Erkalten immer nur die Ausscheidung von trisulfammon-^'
saurem Salze erfolgt; doch mufs ich speciell hierzu hervor«
heben, dafs dieses nUr Bezug hat auf die Frage, ob sulf^
ammonsaure Sake einerseits oäer die übrigen Schwefelstick-
slofi*körper andererseits gebildet werden , und dafs für £e*
Sit' Ol4BU0^ Beiträge zur Kenntnifs
Bitlstehmig der lelztiereti dttrcli die Temperäiur t^en so Modi-»
ficaiionen bedingt werden^ trie das für die ersteren gut, vo»
denen ja bekannt ist, dafa je nacb der niederen oder höhe-
ren Temperatur entweder teira- oder tristtfammensafures Kali
vorherrschend auftritt. — Eine dritte Erklämngsweise end-*
lieh, die a priori aneh ziemlieh naheliegend war, hat sich
dagegen der Hauptsache naefa als satreffend erwiesen : die
Erklärung nämlich, däfs das Mengenverhäüm/s der zur
chemischen Wirkung gebrachten schwefligen Säure gegen»
fiber der salpetrigen Säure das Maßgebende sei, und zwar
in der Art, dafs wesentlich aulfammonsaure Sähe ersengt
werden^ wenn die schtce/lige Säure in bedeutend übermigen^
der Menge vorhanden ist, da£s dagegen die übrigen Schwe-^
felstickstoffverbindungen namentlich dann entstehen, wen»
dieses nicht der Fall ist. Man kann dahw nach beiden
Methoden, sowohl dadurch, dafs man fertig gebildetes schwef-^
ligsaures Kali mit salpelrigsaurem mischt, als auch dadureb^
dafs man das erstere Salz durch Einleiten von schwefliger
Säure in mit salpetrigsaurem Kali gemengte Kalilauge erst
bildet, beide Arten von Schwefelstickstöffkörpern beliebtg er-
halten^ wie man das ja von vorne herein nicht anders hätte
erwarten sollen. Und dafs sich, wie es Fremy ganz rich-
tig beobachtete, die eine Methode (Vermischen der Salz—
lösungen) am Besten zur Darstellung der sulfammonsauren,
die andere dagegen (Einleiten von schwefliger Säure) am
Besten zur Gewinnung der übrigen Schwefelstiekstoffsalze
eignet^ das rührt eben daher, dafs man im letzteren Fall
natürlich nicht gleich von vorne herein einen Ueb^schafs
von schwefliger Säure erzielen kann, und dafs in Folge der
Anwendung von sehr concentrirten Losungen, zumal bei der
Gegenwart des vielen noch nicht gesättigten Kalihydrats die
Ausscheidung der letzteren Salze ziemlich bald erfolgt; wäh*
t^eA man ujtegekehrt beim Vermischen der neutralen Löaun«-
rfer Schwefthticksioffsauren* 55
gen, namentGch die Losung des schwefiigsauren Kalfs nicht
so'concentrirt anwenden kann, dafs die Krystallisation der in
Wasser leichter löslichen letzteren Salze, wenigstens bald
einträte. Wird aber beim Vermischen ein grofser lieber-
sehufs von schwefligsaurem Kali angewandt, so dafs die Bil-
dung von Sttifammonsauren Salzen begünstigt wird, so schel«^
den sich diese, die in Wasser sehr schwer löslich sind,
sofort in grofsen Hassen aus, selbst bei Anwendung ziemlich
verdünnter Lösungen. — Indessen ffanss schlagend genau
entspricht diesen Betrachtungen der Verlauf der Reactionen
doch nie, insofern immer und unter allen umständen wenig-
stens geringe Mengen von sulfammonsauren Salzen entstehen,
durch deren Auftreten natürlich der Ueberblick über die
Vorgange bedeutend getrübt wird. Ich kann auf die Details
der zeitraubenden Versuche , die ich beim Stndhim dieser
Verhaltnisse ausfuhren mufste, hier nicht näher eingehen^
und gebe im Folgenden zur besseren Uebersicht nur kurs
die Resultate.
Zunächst wurde für die Prüfung der Reaction, die beim
Vermischen der neutralen Salze eintritt, mit concentrirten
Lösungen von genau bekanntem Gehalte eine Versuchsreihe
ausgeführt, in welcher von Mischungen, die 8 Molecnle
schweflige Säure auf 1 Holecul salpetrige Säure enthielten^
ausgegangen und in den folgenden Mischungen gradatim die
Menge der ersteren vermindert, bis das Verhältnifs 1 zu 1
erreicht war , und dann eben so die Menge der letzteren
vermehrt wurde, bis umgekehrt Mischungen von 1 Molecul
schwefliger Säure mit 8 Moleculen salpetriger Säure resul-
tirten. Im Allgemeinen erfolgen in allen den Gemengen, die
mehr als 1 Molecul schwefliger Säure auf 1 Molecul salpetri-
ger Saure enthalten, nach kurzer Zeit beträchtliche Krystaüi"
sationen von tetrasulfammansaurem Kali^ am Reichlichsten
in denen, die genau oder annähernd 4 Molecule schweflige
56 Clauij Beiträge mr KemUni/s
Säure auf i MoUctd salpetrige Säure enthalten. In den an
salpetriger Saure reicheren Losungen ^ die aUo weniger als
1 Molecut schweflige Saure auf 1 Molecul salpetrige Säare
enthalten, tritt dieselbe Krystallisation allerdings auch ein^
aber in bedeutend geringerem Mafse, und in 4len an sal-r
petriger Säure reichsten Mischungen erst nach längerer Zeil,
nur höchst selten gar nicht. Filtrirt man nun von diesen. Aus-
scheidungen ab, so erfolgt bei längerem Stehen nach and
nach eine neue reichliche Abscheidung, aAer von total ver^
echiedenen JSry stallen f' ^ie sich durch ihre charakteristischen
Formen leicht mit einem weiter unten genauer zvl beschreib
benden Schwefelstickstoffsalz, das nieht zu den sulfamman-
sauren gebort, identificiren lassen. — Allein dieses selbe Salsi
ist auch, wenn freilich in bedeutend geringerer Menge, aus
den meisten der ersteren Lösungen zu erhalten, und nur die^
jenigen Mischungen ^ die über 4 Molecule schweflige Säure
auf 1 Molecul salpetrige Säure halten, liefern diese KrysUUl^
nicht. Also cdlein in dieser letzten Beziehung läfst sieh eine
scharf marhirte Grenze feststellet Tetrasulfammonsaures
Kali krystallisirt immef* zuerst heraus, wenn überhaupt eine
Abscheidung erfolgt, und aus den an salpetrigsaurem Kalt
sebx reichen Lösungen, in denen das erster e, eigentlich aus«-
nahmsweise, nicht stattfand, konnten überhaupt keine Schwe—
felslickstoffverbindungen erhalten werden. Nach wochen-»
langem Stehen schied sich aas ihnen durch Oxydation enl-<>
standenes schwefelsaures Kali ab. — In ganz ähnlicher Weis«
erhält man beim Einleiten Ton schwefliger Säure in die alka^
lische Auflösung von salpetrigsaurem Kali niemals eins der
übrigen Schwefelstickstoffsalze ohne gleichzeitige Ausschei«»
düng von sulfammonsauren Salzen, was wohl nur so zu er*
klären ist, dafs auch beim langsamen und nur kurzen Ein—
leiten doch an einzelnen Stellen der Flüssigkeit die zu ihrer
Bildung günstigen Bedingungen eintreten.
ehr Bckmefdatich^ff^ca^rm^ . 57
leb hab« auch in dieser Ricbtung ünler den $w^hü^.
dmsieit Bedingungen zu wiederholten Malen lange Verauchs--
reiben auagefubrt, indem Lösungen der verachiedensten Gen-;
Centrationen, mit d^n v^raebiefen^ian Gebalten an Kalibydral
angewandt, und zu den verscbiedensten. Zeiten das Einleiten
der scbwefligen SSure unterbrocbeiR wurde. Bei voraiehtiger
Leitung und rechtzeitiger Unterbrechung der Operation kann
man freilich die Menge der sulfammonaauren Salze, bia zv
einem gewissen Grade berabdrücken ; aber derartige Salze
(jond weiter unten wird gezeigt;, weshalb ich nicht bestimmen
konnte, weldkes dieser Salze das sieh vorzugsweise bildende
ist) U'eten immer auf, und eine Anfaogsgrenze für ihre BU-*
düng konnte ich nie auffinden. Auf einige diesär Yersuefaei
werde ich im Späteren noch ausfuhrlicher zurückkommen
müssen» hier seiinur als wichtigaUs Be$uUat herTorgehoben^
4ßfs bei Anwendung hinlänglich verdünnter .Lösungen durch
ausreichend la^ig^ fortg^eettste^ Einleiten von. schwefliger Säur^^
ah Endproduct nur reinea trisulfammaneaures Kali erhaben
werden kann^ dafs also von den übrigen ScJmefehtipkato^-^
salzen wenigstens die ursprünglich bei der Reaction entstehen*
den (siehe weiter unten) durch fortgesetztes Behandeln mit
schwefliger Säure in dieses Salz übergeführt werden können.
Und gerade in dieser Thatsache, die für die oben aufgestellte.
Behauptung das schlagendste Argument liefert, scheint mir
nun auch der wesentlichste Anhaltspunkt zu liegen, der das
Verhaltnifs und die Beziehungen der übrigen Schwefelstick-*'
stoffsäuren zu den Sulfammonaauren in höchst einfacher und
klarer Weise zu erkennen gestattet. Denn wenn, wie di^
früher von mir entwickelten Zusammensetzungen und die
daraus abgeleiteten Constitutionen der Sulfammonsäuren be-
dingen, die Reaction der schwefligen Saure gegen die sal»
petrige Saure» bei welcher sie entstehen, nichts Anderes als
eine Reduction der letzteren durch die erster e ist, wobei
58 Claus, BeUräffe eur Ketmtnifs
schliefslich nur Hiebt Ammoniak, «ondern, wenn ich so sage»
darf, subMitwU Ammaniumverbindungen (NK, 4 [SO3K] ; NH2,
3 [SOaK] ; NHs , 2 {SO3K]) resultiren ; so müssen die am»
d«m salpelrigsauren- Kali durch Einwirkung geringerer
Mengen schwefliger Siure entstehendem Producte einfach ala
iniermediäre ZwischenTorMiidungen erscheinen, in denen die
Bedudion der salpetrigen Siure nicht so weit^ wie in den
Snlfanunonsäuren, gegangen ist, in denen mit anderen Worten
der Stickstoff zum Theil noch, mehr oder weniger, direct mit
Bauerstoff verbunden geblieben ist, wie ich das ja schon
früher aus anderen Betrachlungen abgeleitet und vermuthungs-
weise *) ausgesprochen habe. In der That stimmen damit
nicht nur die Reacüonen dieser Körper ^ sondern auch ihre
Zusammensetzungen öberein, und der Binfachheit wegen be-
zeichne ich diese Gruppe im Gegensats zu den y^Su^ammon^
säuren^ mit dem Namen y^Sulfoxyazoeäuren^ ^ wahrend ich
die Bezeichnung y^Schtoefelstiekstoffsäuren^.tXsAie allgemei-
nere für beide Gruppen beibehalte.
Wenn im Vorhergehenden gesagt ist, dafs man nach
den beiden von Fremy zur Gewinnung von Schwefelstick-
stolTsalzen angegebenen Methoden beliebig die eine oder die
andere Art derselben erhalten könne, so gilt dieses doch
nun nicht so ohne Weiteres für die Darstellung aller Sulf-
oxyazoverbindungen , insofern es mir, bis jetzt wenigstens^
nur für eine einzige derselben gelungen ist, sie direct durch
Vermischen der neutralen Salzlösungen zu gewinnen; und
diese letztere ist, wie sich aus dem Folgenden ergeben wird,
gewifs keins von den ursprünglich entstandenen Froducten,
sondern sie ist vielmehr unbedingt erst durch aecundäre Zer-
setzung eines anderen Suffoxyazosalzes, das sich aber wegen
*) Vgl. diese Anaalen €LU, SdS.
4^ SeKwefristicJtst^ffsäurmi. 99
seiwei Im^tm Löalichkeit w -dar nioht stark alkaKsobeii
Flässigküil gar nieit auagesehteden bMe, entatandeii. — ¥üt
die Darstellung dier im FcigenAen nüier beschriebme» Ter^
bindungen hab« ich dalier imaier di« afulere MeiAodß , Sinn
leiten von schwefliger Säure in stark alkalische, sehr canceu'^
Uirte Losungen von saipetrigsaure» Kali *) angewendet. Im
Ganzen seheinen die reducirenden Vorgänge, welche hierbei
erfolgen, ademlich complicirter Natur zn sein; denn je nach
den Umstanden erhalt man als Aussoheiduiig Salzgemenge^
welche sich sowohl in ihren chemischen wie physikalischen
Eigenschaften gan» verschieden zeigen , so dafs man darauf
auf die Existeiiai einer gröfsereu Anzahl derartiger inter*
mediärer Meductvonsproduate (ßulfoxyazosäuren) schliefsea
Biochte« Und das ist auch ganz gewifs richtig ; allein die-
selben, entstehen nicht alle durch, wenn ich so sagen darf
caordinirte Reactionen, sondern es sind, so weit meine Ver-^
suche ergeben, nur zwei Verbindungen^ die als die Ursprung'^
lieh entstehenden zu betrachten sind, und die anderen entstefaea
erst durch secundäre Zersetzungen aus diesen^ und könnea
auch, wie ich sicher habe nachweisen können, durch andere
Beactionen, als Einleiten von schwefliger Säure^ aus den erste-
ren erhalten werden. Ich bezeichne die beiden Salzge«-
^ Um es niclit an ganz genauen Angaben, die eine etwaige Wieder-
holung^ meiner Untersacimng erleichtem können, fehlen zu lassen,
sei liierzu erwähnt^ dafa ich meistens mit Lösungen der folgenden
Goncentration arbeitete (wenn auch nicht immer ganz genau ab-
gemessen) : 200 Grm. (gewöhnliches , käufliches) Kalihydrat ia
200 (X7. Wasser gelöst, mit salpetriger Säure nahezu gesättigt
und nach dem Abfiltciren der ausgeschiedenen Thonerde mit
200 Grm. Ealihydrat, in 100 CG. Wasser gelöst, gemischt; oder
200 Grm. salpetrigsaures Kali (durch Schmelzen von Salpeter dar-
gestellt) und 200 Grm. Kalihydrat zusammen in 300 bis 400 CG.
Wasser gelöst.
#Q Cla^Sf Btüräge sswr Kenntnifis
menge*), von denen- ich bei allen den folgenden Umer-
floctfiungen.jittsgegangen bin, und für der^n Darsldlvng sich
die Bedingungen ziemlicii genau fesMetten lassen, in Brman-
gelang geeigneter rationeller Namen mil A und B.
Salxgement^e A*
Zar Gewinnung dieses Prodactes wird ein rascher Strom
gereinigter schwefliger Säure durch eine Lösung von sal-
petrigsaurem Kali (siehe Anm. S. 59), die von aufsen nicht
abgekühlt ist, geleitet, bis die Ausscheidung von Thonerde^
hydrat (vom käuflichen Kalihydrat herrührend) einzutreten
beginnt; die mittlerweile ziemlich heifs gewordene Lösung,
die zugfeich eine eigenthümlich schmutzig-gelbe Farbe an-
genommen, hat, wird sofort von der Thonerde abfiltrirt, und
erstarrt dann nach einiger Zeit beim Erkalten zu einem voll-
standigen Krystallbrei, der so dicht ist, dafs beim Umkehren
des Gefafses Nichts herausfliefst. Durch heftiges Schütteln
wird die Masse beweglich und die natürlich noch sehr stark
arlkalische Mutterlauge Wird durch Pressen der auf ein lei-
nenes Tuch gebrachten Masse, oder besser und vollständiger'
noch auf Trichtern mit möglichst kleinen Filtern , die mit
Bunsen 'sehen Saugapparaten in Verbindung stehen, ent-
fernt. — Die Mutterlauge enthält noch viel unverändertes
salpetrigsaures Kali und kann nach Zusatz neuer Mengen
Kalihydrat noch mehrmals zu der gleichen Reaotion verwen-
det werden. Die ausgeprefate KrystaUmasse erscheint unter
dem Mikroacop als aus Meinen Nüdelchen oder dünnen Säul"
chen bestehend und schein! demnach eine homogene Substanz
zu repräsentiren. Allein dafs das letztere nicht der Fall ist,
*) Dafs sich niemals nur ein einzelnet Sah erhalten läfst, sondern
dafs sich immer mehrere neben einander bilden, ist schon mehr-
mals hervorgehoben worden.
äer.Sehceifielsaekih ff säuren. Oi
4|iTa» kasn . man .neli Mejit «Iwneitgen , .weiin nian
^yatallbuehen mit. kiltem Wasser behandelt; deaii «tn TAeä
deaaelben ^ Msl siciii »srkUimifsmäßig leSekt in wenig kaltem
Wauer auf^ wlifarefid der muierey bald grafeere, bald gering-
gare Th^ fast voükommen tadöslioh darin ist — Die letz»»
Uanen. nnl&riielieii Krystaile siird. der Zasammensetzniigi« sowie
ftren BigensdhalIeD nach reinies irisulfamnumsaures Kali, Ton
dem ich es jedoch dahing^esteiU sein lassen mufs, ob dieses
Sfdx sich als solehes von vornherein in der Erystallmasse
befindet^ oder 4di es erst nachtrif lieh durch die Binwirkmiff
des Wassers aas urspringrlich vorhandenem tetrasulfixnm&n^
^ur£m Kali entstanden isl, oder ob endfich- beides der Fall
ist. Aniaogs schien mir das letztere das Wahrscheinüchste/
da ich ia der dnrch Ausziehen der Masse A mit kaltemf
Wasser enhidtenen Losung stets nicht unbedeutende Mengen
▼on schwefelsaurem Kuli nachweisen konnte, und eben so
auch immer in der aus "dem Krystallbrei ausgepf efsten Mutter*^
lauge dasselbe Salz fand und dessen Auftreten in beide»
Fallen am^ Einfachsten von der Spaltung des letrasuifammon-^
sauren Kali's in tristttfamoMmsauFes und- schwefelsaures her^
leiten zu müssen, glaubte. Allein dieser letztere ScMufs tri£Ft
doch nicht zu , da die Schwefelsaure im einen Fall ja eben
so gut auch als ein Nebenproduct bei der Bildung der Sulf^
oxyazosäure entstanden Scan, wie im anderen Fall von einer
Spakung eben dieser Satire beim Attidsen in kalteraf Wasser
herrühren kann« Uebrigens mufs ich dazu bemerken, dafs-
die - Naehweisang der Schwefelsäure in diesen Lösungen'
dnrishaus keine leuAte und nur bei grofser Vorsieht eine
sichere ist^ weil sie natirtich nur nach dem Ansäuem^OT'-
genoomien werden 'kann, wodurch aber schon fast momentan
Zersetzungen der Sutfoxyazöverbindungen eben unter Bildung^
van Sehwefehäure bewirkt werden. Ich habe im Anfang
meiner Untersuchungen der Entscheidung dieser - Frage grefi^
62 Clau9y BeAräffe zmt KehntnXfs
Wicbtigkeil l>eilegen £a niiäMiir geglaöhi , inBofom «iwi aw
4em Auftreten von TrisiilEimnioiisiure bitte sobliefsen körnieii^
4afs diese und die betreffende Sfilfoxy«zoiiare ans der Sin-*
Wirkung bestimmler Mengen sckireffiger Siure aüfbeMimmle
liein|[6n salpetriger Sfiure nebmi einander, alse beide xueamr
mjemdm tfuiffr Readiott , . bervorgingen« AUdnaeitdem ich
fand^ dafs man den Krystalibrei A, wem man Um sanmi der
Mutterlauge mit vielem. Wasser nbergiebt und längere Zelt
neeb schweflige S&ure einleitet, mUetändiff in mne^ trüuif*
^mmmeauus Kalt uberfubrmi kann, .da sckeinl mb*; die Frage
nur mebr von untergeordneter Bedeutung zu- sein, niid man
wird, bis sichere Beweise für das. Gege&theil erbracht sind,
yfoU am Einfachi$ten die Auffassung vor der Hand gellen
lassen, dafs, von der Bilduag der Sulfoxyaaosäuren gana
imabkängig , mit geriageii Mengen von <fiesen edär von sal-^
petrigsaurem Kali an eintelnen Stellen der FMisaigkeit die
rasch eingeleitete, schweflige Sasoreim üebersckufs in Reae*
lion tritt , und d%ts' dadurch theils dired trisulfanunonsaures
Kali, Iheils tetrasulfammonsaures Sidz gebildet wird^ wdehes
dann in der heitsen Losung, wenigstens partiell, gleichfalls
in jenes übergeht^
Neben diesem trisulfammonsanrem Kali ist also nun in
dem Salzgemenge A wenigstens noch ein Sekwefelsiickstoffsalz
enthalten, welches sich einmal durch seine Leichtlöslicfakeii
in kallem Wasser ebarakterisirt und sich dann andererseits
als eine, nicht zu den snlfammonsauren Salzen g:ebörige Ver<-
bindung dadurch zu erkennen gidM, diiTs die ausgeprefsla
Masse A schon beim Erwärmen nach dem schwachen Ali'*
säuern mit ganz verdünnter SalssüiHre, odw in der Kälte
beim Uebergjefsen der festen Subetan^s mit verdünnten Säu-
ren Stickaa^dgas entwickelt, -r Allein weiter kann ich von
dicisem SaLie selbst nich.ts Näheres angeben; denn dasselbe
%u iseliren ist mir nicht gehmgen jond wird wohl M6h nicht
d& SolwefehiiekstoffsäurM. 93t
ffdiiig^n können , weil e$ nur bei Gegenwart von aber-*
iM^höfisigem Kali «xislensfähig tu sein scheint und schon beim
Auflösen tn JcaUem Wasser unter Bildung neuer andeter
iVerbmdungen terfäüi, Lafst man nimlidi die kalt erhaltene
Lösung, zu deren Herstellung aus A nur wenig Wasser ge**
aammen war , stehen^ so scheiden sich im Verlaufe von eini«*
:gen Stunden daraus grofse Krystalld von ganz charactefistischer
Form aus, die ein neuea Salz reprasentiren, welches sich
auch ncich auf verschiedenen anderen Wegen erhalten läfst
und das weiter unten als C ausföhrlicb beschrieben werden
wird« Dafs. dieses Salz in der That nicht die ursprüngiiiA
in A enthaltene Sulfoxy azoverbindung ist , geht deutlich aus
«einen Eigenschaften hervor; denn «s ist in kaltem Wasser
Jast voUaiandig unlöslich ^ und entwickelt nur beim lieber-*'
giefsen inü coneentrirter Salpetersäure^ aber »i«^ beim JEr^
wärmen mit verdünnter Salzeäure^ Stickoxydgas, — Zugleich
«her entsteht aufser diesem Sabs bei unserer Reaction noch
^in weiteres neues Salzy das ich jedoch bis jetzt nicht ge-
fiauer habe untersuchen können und das nur schwierig zu
«rhalten ist, weil es in Wasser leicht löslich und anderer-
seits leicht zersetzbar zu sein scheint, so dafs, wenn man
4lie von den Krystallen C abgegossene Lösung zum Krystal-
lisiren langsam verdunsten Idfst, in lier Regel, ehe etwas
lorystallisirt, Zersetzung und damit saure Reaction durch Bil<^
4lung von saurem schwefelsaurem Kali eingetreten ist. Bnd«^
lieh ist es möglich, dafs neben diesen beiden. Schwefelstick-*
stoffsalzen bei der Zersetzung der in A enthaltenen Salf«-
4>xyazoverhindung durch Wasser auch noch Schwefelsäure,
resp. saures schwefelsaures Kali abgeschieden wird ; denn
ich erwähnte schon oben, dafs sich immer diese Saure in
^er wasserigen Lösung vorfindet, und aufserdem beobachtete
ich ölter, dafs die von dem trisulfammonsauren Kali ab-
Ifiefsende Lösung, die Anfange alkalisch reagirte, nach eh»«'
C4 Claus, Beäräffe zur Kenntm/a
ger Zeüf nodi ehe jdie KrystaUisalion von C erfolgte, netOral
geworden war, was sich mir durch die Antiabme enier Zer-
Setzling anter Bildung von saurem schwefelsaurem Kali er-
klaren läfst. AHein nicht immer ist diese Beohachlung zu
machen, und das begreift sich leicht, wenn man bedenkt,
dafs ja die Aikalinitit der Lösung von dem der Krystall-«
BMSse A mechanisch anhangenden Kalihydrat herrührt,
welches beim Auspressen nicht entfernt wurde, und dafs es
daher eigentlich ein Zofall ist ^ wenn dieselbe gerade so
ausfällt, dafs sie dunA' das sich bildende saure schwefel-
saure Kali genau neotralisirt wird. Ist nun die anhaftende
Kalimenge grofser, . als dem letzteren entspricht, so wird man
meistens natürlich die Abnahme in der Stärke der alkalischen
Reaction kaum wahrzunehmen im Stande sein. Ist sie aber
geringer^ so dafs saure Reaction eintritt, dann erhalt man
gar keine Krystallisation mehr, weder von 0 noch von einem
anderen SchuxefelsUcki^ffsalzy sondern dcmn zerfaUen diese
vollständig und man findet nur schwefelsaure Salze. Es ist
daher zum Gelingen dieser ganzen Reaetiön^ wie sie im
Obigen beschnehen wurde, noikig, dafs eine bestimmte Menge
von Kalihydrät dem Salzgemenge Ä nach dem Auspressen
noch anhängen bleibt.
Nicht minder interessant sind die Reactionen, welche
das Salzgemiseh A beim Behandeln, mit warmem und kochen-
dem Wasser zeigt. Uelyergiefst man dasselbe nämlich mit
seinem 4- bis 5 fachen Volum warmem Wasser, dessen Tem-
peratur jedoch nicht kdher als 50^ C. sein darf, so löst es
sich darin beim Schuttein vollständig auf , und zwar, wie es
scheint, ohne Zersetzung zu erleiden, da beim Zutröpfeln
von verdünnter Salzsäure in die Lösung, sobald die Neutrali-
sation, überschritten ist, Stioko:»ydgasentwickeIong erfolgt.
Nach dem Erkalten • krystaltisirt das trisulfammonsaure Salz
imd geringe Mengen des unveränderten primären Sult-
der Bchw^ftlstickBtoffsäuren. 6S
oxyazosalzes heraus, wag daran erkennilicb, dafti diese Aus-
scheidongreiii nach dem Trennen von der Lösung, mit Salz-
fldore Slieköxydgas entwickeln. In der Lösungf selbst aber
tritt nacb einiger Zeit diese Reaction nicht mehr eiU; so dafs
in ihr der bei weitem gröfete Theil des ureprünglichen Sulß'
oaiyazo$alz€B ebenfalls die oben beschriebene Umsetzung er-*
fahren bat, nur dafs in diesem Fall wegen der grofsen Menge
Wasser, cäe zum Lösen des trisulfammonsauren Kali's nöthig
war, das Salz C nicht herauskrystallisirt. — Erhitzt man nun
diese letztere Lösung einige Zeit zum Kochen^ so wird sie
Mauer und die ßehwefelstickstoffsalze seheinen vollkommen
zersetzt} es VküX sich wenigstens keiiie Krystallisation der-
selbeii mehr erhalten, wie das beim Kochen des reinen Sal-
zes C mit Wasser genau eben so der Fall ist. -^ Uebergiefst
man dagegen das Salzgemenge A etwa mit seinem zweifachen
Volum Wasser und erhitzt direct zum Kochen, so löst es
sich scheinbar ohne jede Reaction auf, und man erhalt aus
der erkaltenden Lösung eine reichliche Krystallisation eines
neuen Sulfoxyazosalzes^ das spfiter unter D beschrieben wird,
und in der Lösung befindet sich noch ein weiteres Schwefel-
stickstoffsalz, dessen, genaue Untersuchung noch nicht beendet
ist; oheTj und das ist das Interessanteste bei dieser Reaction^
das trisulfammonsaure Kali ist vollständig verschwunden
(wenn lange genug gekocht wurde). Es ist also kaum zu
bezweifeln^ dafs hier durch die gegenseitige Einwirkung des
irimlfammensauren und des ursprünglich in A enthaltenen
Sulfoxyazosalzes wenigstens eins der beiden neuen Salze ent'^
gtanden ist Es ist natürlich klar, dafs wenn dieser Schlufs
richtig ist, dabei dte beiden ersteren Salze in ganz bestimm^
tem gegenseitigem Verhältnifs wirken müssen, und wenn ihre
BUduQg von einander unabhängig geschieht, so folgt weiter,
dafs nur in äufserst seltenen Fällen gerade dieses richtige
Verhältnifs vorhanden sein kann, dafs vielmehr in den mei-*
Annal. d. Chemie n. Pharm. CLVIII. Bd. 1. Heft. 5
66 ClßUSj Beiträge zur Kenntnifs
sten Fällen da^ eme: 'Oier daß andere 8<dz im Uebio^iobufs
sein mofs. Und in der That trifft das auch vmderum zuu
-^ Ist nämlick das Salzgiameiige A genau naeh der ob&k
angegebenen Vor^ehriflt dargestellt, so ist stets da^urspriing^
Uehe Sulföxyctzoaah im Ußber schüfe gebildet, und in Fülge
dessen erhall man neben der KrystalliiatiQn D immer noch
Aussdieidungan Ton C, die aiobsobon; durch ihre>£'orm. mit
blofsßm Auge sicher erkennen lassen. SßXzi man nun dem
Gemenge A vor dein, Losen , in h4i^end:em Wasser i^ock
reinqs trisulfammonsanres Kali zu^ so wird dadurch, je nach
der Menge des letzteren, dae Auftreten von C mehr und mehr
vermieden. j und wird endlich ein größer ücberechufs pon
trimlfammonsaurem Kali.i%m genommm so sieh! maA Ae^
een beim Erkalten der gekochten Löanng unv0rä9idert als
erste KrystaUisßUon wieder berausfaUen, während nun BatttT'«-
lieh gar keine KrystaUe von C mehr erscheinen* Dieselbe
Reaction läfst sich auch so ausfuhren, dafo das trisolCattmon*
saure Kali, das in dem Gemeyigo A enthalten ist, gar nicht
Theil daran nimmt. Paza wird A mit kaltem Wasser extra«
hirt und die Losung mit reinem trisulfamaftonsaurem Kali
l^ekocht; allein dabei mufs die etBieve sofort nach ihrer Dar-
stelbmg möglichst rasch verwendlet werden, weil, sobald in
ihr die oben erwähnte Umsetzung unter Bildung des Salzes C
stattfindet, das gewünschte Resultat nicht mehr erzielt werden
kann; denn das Salz C setzt sich beim Kochan mit tristtlf-
ammonsaurem Kali nicht in gleicher W^ise u«, und in dieser
Thatsache liegt wohl ein weiterer schlagender Beweis^ dafs
dieses ScUz G nicht als solches in dem Gemenge A enthalten
ist. -- Es bedarf hiernach wohl kaum dei' Erwähnung» dafs
es von gröfstem Interesse sein mülj^te^ die Zusammensetzung
des ursprunglich in A enthaltenen Sulfoxyazosalzes genau
festzustellen, um mit Hülfe derselben den im Obigen beschrie-
benen Reactionen durch Gleichungen Ausdruck geben zu
.der 8iihn!0f^Uti€fe9$offsJaurm, * Vf
kennen V h^dm ^w ißt 0» mki wiP uchQifk^,gen^g^:hi9 jf^m
«eo, iDi ivei^eitah ^mrt^ ^qH^Mshk Hi(^QfArk9ptei^:WÜ^4«ir
«i^nctkmet^.^ von :N<ii9m/ Mafff tfie^m Purtt aairödi^ormnpw *ri
^ie sich nachweisen liefsen , nochmals kurz zusammen^ : f^§
Salz krystallisirt in kleinen, durchsichtigen, glanzenden Saul*
ohen, dem trisulfammonsaiiren KciU -röllkommen gleichförmig;
SisrI fiiolnaa .retaf tn^ oder niiü scfiwncte joUcalMPhem W^99^er in
4er Ki)ti^ leicht]:auE) nrj» e^^ ^^hetnt^.iabne im «r^t^nhAug^iH
l»Hek eine, Verlind6riing^vZUNj«rl«idexl^) ;kftn^ aus diefN^
Losung. 9iM^)v wie idi ^gelroQI^ >haUe , durcb Zusatz von EaK^
Jiydrat ^nsgeMlU werben i, «ortd^rn: xetffiUJit -in karz^er iZßil in
Sinei andere S^büv&fetoti^kstoffaaUe; TT' iBeim Kooben. mft
inTassertwird eA.«cb0«ll initeti: Anpahmeasaunitr Rejaic^oa nni
luner JSildung, von ^a^reiQ' sohweG^lsaurei}! ^^\\ jimmWi^
Mflb4em es ! n^orher . die* erstere SpaUung erMU^ M baj^eo
«eh^iajt« ~ BeimKachoi mit teis«lfai»moiMa«r^w Kali ift wjs^
Mriger Losung setzen ' mchbmde» SftUe ' vm zu zi^ei neu^9
^ohwefalstiefcAoirsakien ohne. .jed0 iMfAhrAiehmbare ..B^^ctiQn,
4l0<$h . in ^ur ' Vollendung dieser - Uwetzung einige. • ,M jnuteil
4iftbi|]t<9iidfs^ KQOhßli .iK)tMwendig. .^ Ift seiner; ^HUchqng mit
^ttlAmm^nsimregi Kiili. in fe^^. Eßrm ^nt^wiok^Ü ej» M«di
^u^ajBi^enk^nukien mit . verdäniiter 39)^dure ^ $A)p0t0rsaurii
4>der SfihiMefetoaure.SitiqliO^ydgiiisii undrdie.gi0ji:^bi;Entwi^k(^r
lilQg^ erfolgt tM$ der erMtAmten IiSsung • bauoi ^^\f^%n^ > eiMi
ganz. geringen Uebfirsabus^es . freier yer^unnteivSaUsäwr«;:«
J^tsstereia FAlIe^ b^^gwit:. di^ E^twicMnng «unäohst gavs
Mbtwach. jiini der ObevOAche;^ n«d s«izl sich« in dum ll«l»9
^rker wterdeiiidy 'als .dyrcb die ^Z^rff^tliung, aiwres jsohiyßf«}^^
saqr«a Kiili er^en^l; wird / schnieU darob die ^ganze» Flüssig^
5»
SS Claus, Beihräge eur KennMfs
keit . BlhdHTch fori: '-^ Im' Anfmge > indiner Ifniersuchnngren
Ifi^be ich von d^m Cemenge A zahlreiche Aiiarlysen aosge-
führte ^ie jedoch selbt^verstindlich fAr verschiedene Dar-
sttiUnngen nicht zu dbereinslimmenden Resoltalen föbreii
konnten. Es sei nur erwfflint ; Ms der KaliiMigehalt von
33 bis 36 pC. , d6r Schwefergehall zwiseben 18 nnd 33 pC;
vafriirte. -^ (Trisnlfammonsaurea Kall enthält 3<,4 pC. K «nd
25,7 pG.S.)
Salzgemengfi^ B.
Wird in eine aikaifecbe Lösung von salpetrigsaurem KaB
(Conc^ntration wie oben) ' scbwefligsaures Gas so eingeleitet^
^/» man stärkere» Erhitzen der Ftüßsighdi äureh gutes
Kuhlen des dieselbe enthaltenden Gefäfses vetm^tdei, so be*
ginnt, jedoch erst nach ziemlich lange lortgesets^tetn^Binleilen^
AieLdsong sich zu trüben, indem sich kleine seideglinzende
Krystalinadehi ausscheiden , und ehe man nur Zeit hat^ die
Einleitung des ßases zu unterbrechen, ist die ganze FlGs-
filfgkeit zu einem dicken unbeweglichen KrystaHbrei erfetaHH
Aus diesem wird die' stark ilhaliscbe Hntterlaiige eben^so
wie bei A mdgliehst «vollkommen entfernt, und man ^hah
nun die' ausgeschiedenen Kk^yätalle als eine auifaDend geringe
Menge in Form eines KrystHllkuchens, der unter dem Mi-
krdscope betrachtet dem Gemenge A «vollkommen gleich er-
Sielreint.' Er bestecht au^ durchsiehtigen glähaenden Nadel»
^der kldnen Sdulcheii; die lii dem ursprüngKehen Brei, wie
.zn PHz Tereinigt , eine ve^h^lmiflnnäfsig sehr bedeutende
Menge M^tl^rlange aufgesaugt hatten.- Nach dein ^ Ausprea-
seifi' erstarrt' die*' letztere in der Riegel nach' mebtstindigetti
Sieken- von Neuem noch einmal dur^. Ausscheidung der*
sebkn ' Kryslalle ; aach aus ihr kann man • nach Znsati
frischer Ealiiaiengen durdi weitere Einwirkung ««son scbwef-
Hgiär Säure noch mährmals* die gleibhe Reaction erzielen.
Die «nf tifwem. W^ef. er^hiUteiie l^sUuiz bezei^b»^ k^
ttU B. 3ie reprisentirl,: wie A, 019 -Saizgemengeij .welchaff
|4^'& ai^# trisulfafnnimB^urem Kaliy th^ auß, tinem Bulf^
QQsyaeo^ßlze in WQeMBllidBD VerhäUidss«a') besteht : AUeifi
de^, UU^ere vi v^rn £?6fi» in A mthatienm gmz ^hamkieri*^
sü^h t7er^AtW^| ufid. d0| .wie ii^biobBaauagfefülirt babe, did
Bfldang von Iristttfammonafii^'eni SaiM, als. eine für sich gan$
^elbMiändig. vor sich gehende zu betraehten ist, so babdn
Uer die geändd^tm B^dihgmgm der Heaction, wraigstemi
für die Sra^iigitng .der Sulfoxfaaoverbftndniigen , einen v^fi^
ßenüich v^änibftien V^fflaaf derselben bewirkt. — Wn Sicher^
hffii . j ed^eb Ütfst / sieh . bierf fir mur d$r UrUerachied in 4er
Tismperatkr als gemderie Vef/mchßbedingmsl hervorh^l%
wahrend naraentUob die Sragei^ .in wie weit «ni den Mengen
von schwefiiger ßäm'ey YfeAckß :ä^ salpetrigea Saore gegei^>
aber zur Wirhuiig. kommen, gUkhfalle em\^esentlicike» Mo^
mefti zu silphen. ist , : dnrph d^n Vereuch »^hi nißhf jerledigt
werden :kann. ^ Denn wenn: s^b: anoh leicht con^tiren lafad
dafs lär die Darstellung dea Salsgemenges R läftg^e Zeiky
also bei >glelph ^ sitrker .Gaseütwicklong ,a«ch . eine gpöfsere
Menge lon schwefiiger Sfture. eingeleitet werden mufs, akf
znr Erzielung des mit A beztiahnetenProduOtes ndthig ist;
so ist «bimit doch naaÄ bei Weiikim nicht enisMedm^ daft
nun auofa an d^r Bildung des in B norhandknen Siulfox^^
ekzasalzes em^ -gröfsere Menge von ßchtoeßiger Säure der
salpetrigen Säurte gegenüber Theil ^nehmen mü^ey als an
4er Bildung 4er »in A yorhandenen HülfQxyazQirerbindung.
Denn es wird ja in bHden Fallen neben den Snlfoxyazosalze«
nach trisutfanmomawes Kali' erzeugt, und erst dadureJk,
da&.maa in den einzelnen /Fallen die Mengeinvmiättnü^
i^mABl des letzteren gägmUbir den er^terän und weiti^r der
erstfiren. unt^ 6m<m4er> feststellen könnte ((was aber kaua^
jnoglich seba durfte)., wOrde iBian hcyre^btigt f^in, eini^ii der?
tt^gew $(Muts tmi' iet gänhsn, faib^Ukupt zur Anw^iidang^
ki^tidmettdeli Menge vorn mhYf^fügefr Stbrö £«^ üeheif« Ja di*
gteidh nSfa^r tu beschreibenden EigeDfi€baft«ii des 6»meng«i^
B ihsfcbeA eä ih d^r tbftt Wahrscheiblfefc,' 'tfai^ gfenide Jtnit
ddr Bildung -äes m ihm enthaltenen Suffbxi^dzomhs^g ein»
iMniffermeU gfebendd Rediiction doi** Sfllpetrigen ^S^ure ye^«-
banden anz^unefattieny dafli also tikrvk au^A €^e relisaiV'ffe-^
¥ing€re Menge ^thu>eßig^'Mu\^6nikbfgwü'My als dief» tiftr
dte'Entötidhung des in A Torhandenefi SulfoJtyaso^alfles •der
FiaH MJ' Und di<il'4r^d«m i&lir Absdiöidung ;der Gemenges
B das £mleiten einer grdfsafeh Menf e schwefliger Siitr»
«»^tiordert Wird, a!^ zu' der des ^Gemenges AfdiE^s find^^ seine
Eridärung einfaeh v diarin , dafs tm ^r^eren Falle hH weitem
der gröfste TiieÜ der eingeleHeteh Säure Ififr die > Bildmig
Ydn> trisulfammonsaurem Kali- zur Verwendung l^ttimt
Ueber die Zusammensetzung de» tSalzgiduiefi^es B kaiin
Ich leider nichts Näheres angeben; ^d^nn^s gelingt eben-*
Sowenig ^ dasselbe in gianBr%iiieni>'Zli6taiid,^ namehtlicli A'ei
ton anhängendem KaHhydi^irtV' ^^^ Analyst geeignet* aih er*
iiulien,. wie es ai<^gU«h isty «us damsett^n dieieinz^büen
telze ifu tretiilen^ ohhä ti^f^ > siei ißtkn' Theä' ^ei^setatf werdiß^u
-^ ZuAfichst beim Zimaimen^komnienJ' mit Wasser in der
Kitte verfadh ^h da» Genifenge B fast genau Wie A. iESitt
'Theü nemlieh tö^^ sich beim 6chQ,tteln tei&ht^auf) ^Wihrend
der ändere TJuiH, un^d das üt immer der v^eitme gfößeref
wigdöst zurAckbteibt ; der letztere ist wieder trijAllamaKMi'i*
jaures Kali. Aus der wasserigen/ seh wach «alkaliseh reagi^
reniden Lösung fallen nach einiger Zeit, Wenn-nian dieselbe
Mit möglichst wenig Wasser bereitet hat, Krystalle yon defui
Salz heraus^ welches- ich votlaofig mit C' bezeichnet» halM^
und ''die davoff abgegossene ItfUtterlauge liefert n^n b€te
Bindunsten noch e^ toeitereäSalz, das aus ätifterst feiiieii
Kfidelehen besteht^ die^zä efnflfr YOltkommen klei^rabnlicjiM
der SchwefelsHcJesioffsäitren. 71
Hasse mit einander verfilzt sind. Dieses letztere Salz nenne
ich vor der Hand E, Dafs es nicht das in B ursprünglich
enthaltene Sulfoxyäzösalz ist, wird ans dem Folgenden mit
Sicherheit hervorgehen. — Die charakteristischste Reaction
zeigt das* Gemenge B bdm Erwärmen mit Wasser, lieber-
giefst man es nftdiUch mit etwa seinem doppelten Volum
Wasser und erhitzt, so genügt die Wassermenge auch beim
Kochen nicht, um eine vollständige Lösung zu bewirken.
Aber platzlich , manchmal wahrend des Aufkochens schon^
in der Regel aber erst mehrere Secunden nachdem man
das Kochen unterbrochen hat', sieht man von den nicht
gelösten Krystallen aus eine lebhafte Reaction eintreten.
Indem sie sieh auf einmal lösen, geht von ihnen eine leb-
hafte Gasentwickelung aus, die ganze Flüssigkeit schäumt
dann fast momentan so lebhaft auf, dafs in der Regel ein
Thefi derselben aus dem Gefäfs hinausgeschleudert wird, und
es resultirt njin eine klare ^ sauer reagirende Flüssigkeit.
Das Gas, welches sich hierbei entwickelt, besteht, wie ich
auf das Bestimmteste nachgewiesen habe , der Hauptsache
nach aus Stickoxyd und Stickstoff; freien Sauerstoff enthält
es demnach bestimmt nicht, ob aber nicht geringe Mengen
^0n Stickoxydul darin vorhanden sind, will ich nicht mit
Sicherheit absprechen. Aus der *sauer reagirenden Lösung
setzt sich beim Erkalten eine schöne Krystallisation von
disulfammonsaurem Kali ab, und die davon abgegossene Mut^
terlauge enthält nur noch saures schwefelsaures Kali; aber
keine Spur von Ammoniak. Das letztere ist von besonderer
Wichtigkeit; denn sieht man von dem disulfammonsauren
Sali ab; das unzweifelhaft nur aus dem trisulfammonsauren
Salz durch secundäre Einwirkung des entstandenen sauren
schwefelsauren Kali's gebildet wird , so ist es klar, da/s das
in B enthaltene Sülfoxyazosalz beim Kochen mit Wasser nur
in edhwefelsaures Sah und Stickozyd und Stickstoff' zerfaÜen
73 Claus^ Beüräge zur Kenränifs
ist, und daraus folgt dann weiter, daCs in ihm mehr Sauer-
stoff enthalten ist, als zur üeherführung seines Schwefel-
gehalts in Schwefelsäure nöthig ist* Für die ganze Auf-
fassung dieses Vorgangs, in dem so recht klar der Unt.er*
schied einer Sulfoxyazosaure den Sulfammonsäuren gegen-
über gipfelt I mufs es von Wichtigkeit erscheinen, das Ver-
bältnifs vom Stickoxyd zum Stickstoff in dem entwickelten
Gas zu bestimmen; allein die vorläufigen Bestimmungen, die
ich bis jetzt gemacht habe, haben zu k^nem sicheren Re-
sultat gefuhrt, theils wohl wegen der Schwierigkeiten, die
sich bei der angewandten Methode der Ausführung ent-
gegensetzen mufsten, theils vielleicht auch wegen der Ge-
genwart von wechselnden Mengen Stickoxydul. In gleicher
Weise war auch durch Yergleichung der gebildeten Scbwe-
felsauremenge mit dem entwickelten Gasvolum Nichts zu
erreichen, da ja stets ein wohl nicht genau zu bestimmender
Antheil der entstehenden Schwefelsaure von der Spaltung
der Trisulfammonsäure herrührt. Hat man das Gemenge B
mit kaltem Wasser ausgezogen und aus der vom trisulf-
ammonsauren Kali abfiitrirten Lösung das Salz C auskry-
stallisiren lassen , so liefert die davon abgegossene Lösung,
in welcher das als E bezeichnete Salz enthalten ist, beim
Kochen nicht mehr die eben beschriebene Reaction. Und
damit ist denn wohl der Beweis geliefert, dafs das in B
enthaltene Sulfoxyazosalz durch Auflösen in kaltem Wasser
ähnlich, wie das in A enthaltene, eine Zersetzung erleir'
det. Allein in wie fern die Bildung des Salzes C dabei
betheiligt ist, das wage ich noch nicht zu entscheiden,
namentlich nicht zu behaupten | dafs dasselbe auch hier als
ein Spaltungsproduct mit E zugleich aus dem für B eharaC'-
teristischen Sulfoxyazosalz hervorgeht. Denn einmal ist die
Menge des Salzes C, die aus dem Gemenge B erbalten wer-
den kann , immer eine verhältnifsmäfsig sehr geringe und ia
tiUr ScbwefelstidcstoffsßureH, 78
auMiebf n FaUea konnte ieb sogar daf Auftreten ^i^s^s Salzei;^
gar nichl beobiichten« £a wäre daher immerbiii denkbar^
dafo überhaupt die KryalalUsationen C auch in diesem Falle
nur von i/temselben SulfoxyaM$dU herrührten , . welcbes den
einen tceaentlioh^n Be^iandtkeU v^n A ausmachl, und welphee
dann in der Regel in kleiner Menge in B.entliaUen anzu^
nehmen wäre, wahrend . andererseits, anch das Ausbleiben
iLer Krystallisation C daher sich.. erklären Ufsfse^ dafs für die
Darstellung der betreffenden liO^ufpgßn «i» v<s/ Wa/58|er an<*
gewendet und dadurch eine zu verdünnte Ldsuffg erhalten
worden wftre ^ um die KrystaUisation von C ^u gestatten»
Mit der letiteren BrUiruiig scheint' nun. freilich die ThaVr
Sache gana gut übereinaustimmeni daft ich eiAigeinal,*als dj^
SrystaUisatiott C nicit erfolgt war » beim Kochw dev aiAS B
durch Ausziehen mit kaUeaa Wasser edialtenen Lösung ab-*
weichende Resultate erhielt; d^rni. wahrend die nach Aufh
Scheidung der Krystalle C bleibende Xiösung durcl^ Kochet^
yuchi samr wird, trat in diesen Fällen sehneU saure Meacfian
wk, und diese wärde man leioht dm^sh die Zei^setzung deii
gelöst gebliebenen Salzes C erklaren . können. Allein ob-r
gleieJh ich die hier besdiriebene Reaction des Gemenges. 6»
gewifis mehr als 100 Mal ausgeführt habe, war^ doch die
Falle , in denen die Ausscheidung von C ausblieb, sehr ßeiten,
so dafs man diesdben wohl nur als Ausnahmen bezeiohnea
kann. Und im Uebrigen ist gerade diese Reaction eine so
difficile , und die Beobachtung durch die leichte Yeranderi«
liebkeit der Salze so erschwert:, dafs ich mir für die Ent-r
Scheidung dieser Frage noch specieUere Versuchsreihen vor«?
behalten mufs« — Wie d^m . aber auch sei , so viel siebi
jedenfalls fest, dafs die in den; Gemengen A W^ß 6M:t
haltenen Sulfoxyazosalze ganz weseAtlich von einander verr?
schie4en sind, da das erstere h^m Kochen mit trisulfammoA*
saurem E^li. sich mü diesem ohne Jede wßkmehmhare Re^
74 Claui, Beiträge eur Kenntnifs
aötibh isu fitkäi -Salrett üraiseftet, dns- lottere dagegen tm dtft
^^leichen Hettction unferEntwick^Iung von Stickoxyd und Stick*
Stoff lind unter Bildmigf von Schwefebäure för eich üerfälU
- *' Die üb^igeii Reactioiien von B stfmmen mit denen toii
Hk' triäder Aber ein. ■ Be(m Erhitzen der tipockenen Sobstani;
&h der Lufl tritt Entv^ickelnng von ro^then Dampfen ein und
die Masse schmilzt imteir Schfiumen tx» schwefelsaurem Kaliv
In gleicher Weise ^'rd behn Ans&nern mit verdtfnhten Sin-
ren sofort Sticko:ieyd^ft&entwJckeil.
Hit dem' Ndmen Tcm ^sulfaismenutem Kali^ hat Premy
ein Product bezeichnete welches er auf dt« nämliche Weise^
wie ich £ur DariiteHuiig des Gemenges A verfahre, erhalten
bat , mit ^m einzigen tfiiterschied , ^ dafs er dabei das Ein-
leiten von ffebweiiger Säure etwas lihigerfortsetate. Diese»
Product jedoch, da^ ich «u oft wiederhoiten Malen , genau
nach der Vorschrift Fremy's^ verfahrend, dargestellt habe,
ht durchaus nicht y Wie Fremy meint, ein emfaches Salzy
es ist vielmehr ebenfalle emOemengey naAziiveit ein Gemenge^
in dem in der Regel diä Beetandtheile der (meiden im Oberen
beeehriebenen Gemiecke A and B enthalten sind. Damit
acheinen allerdings einige der von Fremy für gein sulfazin-
saures "Kali angegebenen Reactionen im directen Widern
epruch zu stehen. Allein gerade dieee fand loh bei ge-
nauerer Unter6U<^ung nnrA^ bestätigt', wikUretnA andere T^tU-
Säcken gar keinen Zweifeh daran gestatten, dafs ich - dieselbe
Substanz, wie Premy; unter 4en -Händen halte. Zu den
ersteren unricMigen eder nicht genauen Angaben Fremy 's
gehört zunächst die, y^dafs das Salz leicht Uelioh in Wasser
und daraus krystallisirbar m^. • Wenn damit, Was zu ver-
minthen, ki haltem Wasser gemäint sein isoU, so ist, wie
Ulis dem Vorste^efiden hervorgeht, der erste Theil der An^
gäbe nur theüweise richtig und den letzteren' Theil 4er An-
gabe hat Fremy in seinem folgenden Satz selbst widerlegt;
aem ^t fahrt föM :' '^^'k^raim' ^ick ^Hnde^^ heim Auj^
^ Bod^ffkd&teä Leiter ^''„'Erlrflt^i^^ ÄttfdUüiig^
von äülftisfaisiitti'ein Kftfi^'IäfMgf^re'li^' Sfeden, so Wird di«^
iiliirk^ffllrfkllsschä mti^sigic^H V.^; . satf er. "^ Siä emiflit dann
tiür ik)hWefiMfaul<ef Küli und Atififini6ytiak6te Endprodukt« ; et^
entwidkelff ^lOk dabei -«abei^srtoffgä^.^«^^ Die Bildung- von
AmmonitO, ii(i blef ftir' did 'Reacti^» beitfi anh^ltmdm Skdeü
HfMgTjiitiiL^t^tr yAxTkm'' iA der sauren
FMssi^keil ^cti äilmaUg^' sifersetz^Aden diaiAfafmncfnsauren Ittli
\L^t, dkis ^M, Me ob«n e^wfihntv^ bei^nur ^^fKutbligfem^Auf'
köbhe«, Wobei kein AmnMfniäk j^iM^'WiW,^^^
eräalren kan«/ KWüi di&An^äbS dytßaHierm^^sMmtckS-
img' ist ' WftH 'iß»kjC^fkne¥%lärUdk^^ tWWl dtt^ isie i«eh nur Siö^
nebei^ber geiiAaeht fsV; ^Hichefnft sie mir me^'affa dem
Zweck, eine glatt ^äf^ehende Gleicbui^g fär die Reaotidn
isti geben, als 'auf W&klieber Beof^eklung -hervorg^egangen
tXL sein. -^ Ob -Freiny i^s seinem sütfadnsauren Kali bein^
KoGheii mit Was^> die tebhifte Entwfckelung fon ^iokoxyd
und Stiekstoff, wie Me d^ ißemenge B liefert, >4^baltenliat^
ist a^s seinen Mllfbeilahgenfiielrt zu eirsehen;^ Ich habe
siid blfi rtetnen-Ve^tibhen' bald 5|h'«^^öeJÄ«r, bald in i/O^ni^
per deufüök&r^'^Ü^ l^badMen kennen, und es wird j«
fludk baunvauffistlertd e^sebeinen kdilnen/ Weiin dieselbe
üntep UmfiHffinden gd^ nicht eilitiritt.- Wenn «ber^ überkmipt
du EntHficUl^n^ tMBr^&a^esiA9Mni^i\ m besteht <hiS8e)b^
imme^im ^W^enDkJben' Mt SO^ts&snyd mdmckstoffs •
I " ' . ' • • • ,■ • ! • ! ,•1.1
1 j > >
» ' •
Disutfhydroxyazosaures Kali ; ||
'i'h I
aurß« Kalt :
3(aOaK)+ 2iH,0
Ha» eriiäb* diese Verbindung; :dureh ihre ganz dbaräk'*
terislisdhe Kr^stälU^Mf Idüht erkenntUich; aaP^ek'schiedeii^
T6 Clau9f Beäräge zmt Kmaiatfk
Weise« Zonicbsl, wie schea erwähnt ,: av den Gemengen
A ond B, Torzfiglicli an^d^m eüBteren,. wenn man dieselbea
mil wenig kaUem Wasser schüttelt nnd die erhaltene Masse
9acb einigen Minnlen filfrirt; ans der Lösung krystallisirt
m«st sehen im Yerlanf von 2 his 3 Stunden das Sala in
schönen greisen Krystallen heraus, die man nnr einigemal
mit kaltem Wasser abzuwaschen braucht , ipn sie in gans
reinem Zustand zu erhalten* — In gröberen Mengen kann
man das Salz ferner in der Weise dwsteUßn, dfdlB man
gav wie für die Parstellnng des; fiemenges B verfahrt, zu
der ziemlich warm gewordenen {lösung abier, ni^ch ehe sich
Thonerdehydrat. auszuscheiden anfängt,, etwa das. gleiche
Volumen kaltes Wasser setzt und non noch kurze Zeit
schwePigsaures Gas. einleitet;, die Lösung mufs, wenn
man das Einleiten unterbriobt, noch deutlich filkalische Re-
action zeigcin. : Nach mehrstündigem Stehen im Kalten be-
ginnt sie dfinn Krystalle auszuscheiden und nach dem
Stehen über Nacht ist. regelmafsig eine sehr ansehnliche
Abscheidung erfolgt. Dieselbe besteht auber. den schweren
grofsen Krystalle C immer. ^ocb ^^ nicht unbeträchtlichen
Mengen feiner Na4?ln (namentlicb trisulfammonsaures Kali),
welche letzteren man «bernapb dem Abgiefsßfi der Mutter-
lauge durch secbs«^ bii aQhtmalig^s Schütteln, nut kaltem
Wasser, leicht vollständig abschMmmen ,und.^o entfernen
kann. — Endlich laasen sich • difi .KryiStiille C mich ' durch
Verroisehen von neutralem schwefligsaurem und salpetrig-*
aaurem Kali erbalten, wenn mau wieniger ats.,4 Mol. des
ersteren Salzes auf 1 Mol. des letzteren in nicht zu ver-
dünnten Lösungen verwendet. Wie schon oben erwähnt
ist dieses Salz C die einzige. Sulfoxyazoverbiodung, die ich
bis jetzt auf diesem Wege darstellen konnte; dasselbe ent-
stehjtaber dabei immer:- nur in verhältnifsmäfsig sehr geringer
Menge , während, sulCanmipnsaur0 . Sf^. bedeutend
det SthwefehticksUyff^urm. Tt
^ wiegend auftrelein. Dal deren AasscÜeiddng aber gro&en«^
-' llieflg^ Wteit' froher' als Ae KrystdlKsatiön von C erfolgl; M^
^ ^ kann - knan' dto ^ j^raterert der Itaußtsäche nieh dadurch trennen^
"^ daft Mm «Re gemiacHte '^Alling von dei^ im Verlauf • von^ 4
^ bia 5 Standen geMleheii Kl^staUmaaae . a%filtrirt — Die «nach
r weitei^eäf 10« bia l'lfeBtQndflgeni'StJBhert lerusgesehtAdenen Kry^
stalle C aind dann freilich dochiftimer wieder mit Aeuge-
bildeten sulfemmonaaareti Sulzen gemengt; allein die geringen
Mengen der letzteren/ deren feine ieichte Nadeln- beim
SchMeln mit Wasser vollständig anfg^chlämmt werden,
lassen 4sicb nunanf diese Weise schnisll entfernen.
Das nfach der dnen dder anderen der beaehrie1>eneh
Methoden geWdMene Säte besteht aua achwereif harten, oft
eineti viertel Zoll langen yduk-ohisrtehtigeh glänzenden Kry«
stallen, die ala siehr -stark verlängerte Ocitaßder erscheinen)
deren stumpfe WinkM aber immer' fast voUatfindig abge-^
mndet sind , so ''dafs". die Pörm* derselben aufs 'lebhafteste
an die von Wetzsteinen erinnert. In Icaltem Wasser ist ea
80 gnt wie untösHch, in warmem Wasser dagegen löst es
meh beim längeren S^ütt^lh alfmälig in nicht seht- grofser
Menge auf ^ 'doch mttfs man für die letztere Reaotion sehr
vorsichtig daranf «ehen^ dafis die Temperatur 40 bis 60^ C»
iiiobt fibersteift; deft*' sobald 'diefeies geschieht, tritt sofort
Zersetzung ehf, die '^Flüssigkeit ^ wftd 'iflark sauer und nun
Werden sehr groTs^'Menfgen der KrystaHe unter vollkomme-
nidr Z^raeteung,- aber eline «wefitere wahrnehmbare Reaotion,
aufgenommeiV. Dabei wird jefdöeh nicht eine vällkommeno
Zersetzung in dem 'Sinne bewirkt, daCs die Verbindung
in schwefelsaures K'tlli lind Ammoniafk, i\io ^änzKch %et^
fiele , aondeni ' fivdem sich saures sohweTeiSflur^s Kali ab«
apalfet , eatotebt^in neues* ^chwefelstickstoffsalz , das weiter
untett' beachrieben' werden wird. -^ Ifeii kann also nur
tfmrch. AnWäfidüng grofsär Vt)rsibht i^iemlicli verdünnte
79 Claus y .Bpiträyßjsur, Kgmtfkiß
}aSi9a«, :«9^ %9i%V\ siß ijiiiicb. einigiM: iZ^it^ ßaur^ IUacMp^ mifl
iiia gki9he^Z.Qf90|«inigr;W0s9Ji«^ 1^ Ki^^fi lowirki^. ifirdi
tfl . >f i90««rirt0i. T!T Pierildii»^. ]Le3Ung^gfobt4(!v^^^ eM
w/egjso. ihrer . grx>fseo YjerduaüUQg , . 19U: nffutml^n Blairs
Baryt- und. Silb^süLEao keina ^miingan^ abilxJ^tarasMnt
jat 0Sy iwie dur^b 4j[e ^S^ganwavt, ain^aiBaryMpIzia« d0r.Zer«-
fall ictor VerbinduAg: biascIilauDigl w4. Gtofst .man nmlii^li
zu einer gaa»- erkalteten liö«iing//daKaeJbeni di#; l<d,iiuiigneii»aa
Barytaalfiea^i f^o.kan« .maa jn diev Re§^ s^b^a'mf^h ainigen
NinutaQ . A»% Sintratea- . eJMr TrAbung; itoah. gebildeten
4H)hifefebai)ren Bairyt .urabdiaehmeq« die num, da .augleicb die
l«öflnng fiatteC'>wird,jBcbnelI fortachmtat; Weidet man no<A
warme Ldaungien an oder.(e9wäfmt^^:maiv; '^cb .nur wX.iAw%
40^ C.J ao ^erfolg! ; die Auatcb^idnag.: vi^n achiireralaiinreBi
Baryt foat. momtealnn : : eine M^^rtfX .4nf tra^lA^e Benotion,
welche ^eigt^ wie di«IWgwgdea Bary}s(i fleh mitSehw^fel-
«anra zmnnldaiiphem viPb^wafelpajDr^v-^Qf^rYl an yerbinden,
die Büdnng von Sebweffitpäure wt^rsläla^ ^ >Dar^ Hinan*
fOgeo eineS: Tropfens Ineier: Saure w der feinen uen^alen
lioauag wird der Z^rfaU derVnrbMuiKg^gleidifatia mpmentan
liewirjkt. -^ J)ficbt minder«* ala ip isainnr., wässerigen Mtonpg,
ist. das Sala C in,fi9^^ Pßrm rdqroh anjn^ |ifni$(«f>»^ tfa'WfiJ*
ß^tändi^gkfii^ nuBe^i^l^hnfiii wd «amenUiiQb, weinn xnpuvdaaw
Mibe . durch/ sorgfaltigje^ Abqp^ileK» : mit: Wisser i^an«; reim,
be9^n4ßrßßb$0lut frei y^f^^jed^r Spur qUcaUscher fißoction
4i^rges|elU (lal, .tritt .4inf^^ fast,, rreg^hnüfsig einer j^den
{[^anerenv^nteisa^^bnng in .^nfsersl ^rapdap W^e . ent^
|[egeq/. Ich bnb^ leider ippbr als- eini|ial 4ip:aehr uniMPB^
nehme Bcfabrnng nuiafaen mus^ent dafa 4i^ a^bona^en Ery^Mto»
wenp iph aia nach dem Abpr^as^n .zwtocben FliefspapMr
bmm eine halbe Stunde unter «daaiRecipienlen dfer. Luftpumpe
^der im Bjpiiccator Abef Schw^f^kaur^ gehalten hatte ^ mir
9iiter den Biäii4en, ehe 4ch zujt .Wege gataiig^ kounte, i^
fliner .undorcbiii^tige^;, cauer.fepigifepdi^n Jllasse zerfallefi
wao^^n. Hangt slf^g^gen. den KrystnUeo. i^h freies KifU.ltQf
e«>. zeigen: sie sich wesit. beständiger, und .((asselb^, g;i)t fuc^
für ihre «fässjerigen Lösungen,, und wjy9 ül^e)rl\»]p1;di<i^egßnr
wart von freier Base die BrhaU|>arkeit der, meisten ^chwelelr
sUckstoffkörper begünstigt, so kann,, man. ^d^^'^ftUC sogar
ifk einer ^koehenfl^n.KQlüösu'ng auflo^ex» ui^d. daraus ^ wie e9
scheint, unverändert unihryatallmren. Die auf diese Weise
erhaltenen jKryf lalle ,zeigeu freiljch ni^^ iRehr. gaoz die
«rsprungliobe charakteristische Form; ^ie scheidefi sjcb: au^
der erJ^aliten den Lösung /bI» ^pf eiif er. Seite jEUsanunenge-
vachseae Spie&e aus, und eulhalteft immer freie«; |Cali ^Iut
geschloss^, das msn durch hloGses .Waso|ien mit Wassex
nie ganz entfernen kann; endlioh kafin ma^.sie oft.wocb^r
lang auCb^wahren, ohne daf&.sipsijch zersetzen.; „^ll^in ^^^Si^
Yerschiedenbeitßn M^Hf^ doch, eni^ßhißde'ß nur mit der
Wirkung von meckani^eh anhä^endmk- KßU. ^^sammep .und
rubren niolu eiwa^doJ^r^ dafsjsich.emneußSf^ anderem Sehw^eU
^tcJcstoffmlz . gebadet . hätte : denn ! als , ich < .diese . Erystalle
analysirte ( natur^cb ,nach gutem . Au^iwaschen. mit kaltem
Wasser), fand ich ihren. Kaliumgehalt .allerdings um einige
Froeeute höher ^ qk d^^ -des reinen JSalzeß C; allein als i^h
sie noeh ejnaial aus he|fsem Wasser .: unduryi^tallisirt hatte^
was ohne Zersetzung- gßUng^ ^rgah.sich o^n hpi der Analyse
der n&wi JKry^tcUle der Kaliumgehalt germger^ t^ls im ersten
FaU* Dmeelhe VerhäHmM. niederhalte eich für die ztim dritten
Male umkrgetaUisirten iKrysißlle^ und als iqh di^e nochmals
mit heifaem Wasser, behandelt^^ ) da erfolgte Zer^etzmg^ di^
Itö^ngvHwde muer^, -r. Beim Erhjtzjen, namentlich weni^
PM die Temperatur ziemlich rasch ^eig!$n:^äfst, .erleidaa
so Ctaus, Beitrage zur Kinninifs
die reinen Erystalle In der Kegel schon «wischen 80 nnd
90^ C. plötzliche Zersetzung', die unter Ausgabe von sauer
teagirenden Dfimpfen und Auseinandersprengen der Erystalle
Terpttffüngsartig eintritt; durch ganz langsames Steigenlassen
der Temperatur fn einem gröfseren Luftbad gelingt es aber
doch manchmal untbr günstigen Umstindeii , die Temperatur
über 100^ C. in die HShe zu treiben, ohne dafs diese Ver-
puffung erfolgt y und auf diese Weise ist es mir gelungen,
nachzuweisen, dafs die Krystalle Krystallwasser enthalten,
und das letztere zu bestimmen. Ich gebe hier nur die Zahlen
aus denjenigen Verisuchen, bei welchen sich nachweisen liefs,
dafs die fiber 100^ C. erhitzte Substanz noch voUsiändiff
neutral reagirte. Für ganz absolut genau möchte ich aber
selbst diese Zahlen nicht einmal ansehen; denti ob wirklich
In einem dieser Versuche das sämmiliche Krystallwasser aus-
getrieben war, daffir habe ich keine Controle finden können.
Wenn man nämlich die auf 100^ C. erhitzten, ganz verwitterten
Erystalle nach dem WIgen noch einmal in das Luftbad bringt
und einige Zeit auf der Temperatur von lÖO bis 105^ C.
erhalt, so zeigt sich bei der nächsten Wigung regelmäfsig
eine Wiederzundhme des Gewichtes , ein sicheres Zeichen,
dafs die glelrocknete Substanz bei dieser Temperatur Sauer-
stoff aufnimmt. Und dafs' man nun gerade den Punkt treffen
isolltie, bei welchem die Entwässerung vollendet, siber die
Oocydation noch nicht begonnen wäre, das mufste ein enormer
Zufall sein, dafür giebt es kein Kriterium. Ja es ist sogar
leicht mbglich, dafs ein solche Punkt gar nicht erfafst
werden kann y ' gar nie eintritt, insofern die Oxydation viel-'
leicht für einen Theil immer schon erfolgt ist, ehe der andere
vollkommen' entwässert iät Im Ganzen jedoch wird bei vor-
sichtiger Ausffihning der V^ersuche der dadurch bedingte
Fehler natfirlich kein sehr grofser sein können; und das
feigen- auch in der That die folgenden Resultate, die mar.
der Schwefthtickatoffsäuren, Sii
wenn ich die enorme Mühe, welche mich ihre Erzielang
gekostet hat, bedenke, das irgend Mögliche erreicht zu
haben scheinen :
0,573 Gnn. yerloren 0,0581 s: 10,18 pC.
0,721 Grm. rerloren 0,0723 = 10,02 pC.
0,7407 Qrm. rerloren 0,0850 == 10,1 pC.
0,837 Grm. rerloren 0,0836 = 9,99 pC.
0,426 Grm. rerloren 0,0432 = 10,1 pC.
0,334' Gzm. Verloren 0,0l(46 » 10,4 pG.
0,913 Grm. rerloren 0,0230 » 10,8 pC. *).
Die mit den mcht entwfia^erten Krystallea (nach IVock**
nen ub^r Schwefelsaure im . kef en Raum) aiisgefuhrteil
Analysen ergaben :
E als Mittel ans 36 Bestimmungen 25,3 pC. (Max. 25,8; Min. 25,0 pC.)
B ids Mittel ans 16 Bestimmongen 21,2 pC. (Max. 21,6 ; Min. 20,7 pC.)
K fds Mittel .aas 14 Bestimmiingen 4,6 pG. (Max. 5,0 ; Min. 4,4^ pG.)
Die hier angeführten StickstofTbestimmongen sind vo-
lumetrisch gemacht worden. Drei Analysen, in denen die
Sticksteffbestimmung durch Glühen mit Natronkalk ausgeführt
wurde, ergaben 1,5, 1,56 iind 1,47 pC. N als Animoniak.
Es wurde also bei dieser Reaction gerade Vs des -Süchatojf-
geiaües in, die ^ Form von Ammoniak überffeführL Diese
Thatsachen zusamnienf enommen führen für das Salz C zu
der Formel : K2NHSsOr + 2H|0, welche erfordert : .
*) Diese sieben Bestimmungen sind aus einigen 60 Analysen die
einzigen, welche mir ohne Eintreten der Yerpuffung und ohne
Sttu^rwerden der Babstans >gegl8<dct sitid. Die Differenz zu der
vnten berechneten Zahl schwankt zwischen 1 und 1,8 pC. ; aber
das absolute Gewicht des Sauerstoffs, dessen Aufnahme diese
Differenzen bedingt,' ist ein sehr geringes. Die Analysen zeigen,
dafs je grösser die Mengö der /angewandten Substanz ii^ auch um
80 gröfser der Fehler geworden ist, und auch das stimmt voUr
kommen zu der oben entwickelten Ansicht. . In der letzten Ana-
lyse, wo der Fehleir bei sehr geringer Menge Substanz 1 pC. be-
trfigt, ist derselbe bewirkt inTolge der Aufnahme von 2 Milligimk
Sauerstoff. — Nur um diefs zu zeigen, sind hier die Zahlen aus-
führlich angegeben.
Anaal. d. Ghem. u. Pharm. CLVIII. Bd. 1. Heft. 6
^ Claus, Beiträge zur JCennini/s
berecbpet
f
gefandea
K, 78
25,47
,',... 2?.3'.
N ' 14 "
4,6
4,6
•
H 1
9 .
S, 64
20,98
21,2
0, 112
1 4
, f
2 HjO 36
11,8
1
10,8
•f
. 305.
Zur Controle wurden mit der getrockneten Substanz,
wie sie bei den Wasserbeslimmungen erhalten wur, noch
drei Kalium-' «nd eine Schwefelbes^irnmung ausgeführt; die
Resaltate sind, verglichen niit den berechnetem Zahlen , die
folgenden : • ' ' - '
bereclinet gefunden
■fN
78
14
28,99
I.
28,85
28,7
in.
28,65
1
H
1
• * »-
« "T**
• — .
—
64
112
«1
23,78' .:.
1 «
*
1
1 • •
1 J
r . ■
23,3
• »
26i9..
t
/Wenn, schein diese Zahlen, an und füfi sich kaum eioen
Zweifel an der Richligkieit der' hier fegebenen Formel ge-
statten, so wird: sich dieselbe wohl nocli.4inzweifelliafter
hervorheben aus der weiter unten zu gebenden Erklärung
für die Zersetzung , die unper Salz unter verschiedenen
Umstanden, wie oben beschrieben » «rleidet^ und ans der
Untersuchung des neuen SchwefelstrckstoflTkdrpers , der sich
bei dieser Zersetzung bildet. . Aber aufserdem möchte ich
noch besonders hervorheben^ dafa auch die tn^kwürdtge
Eigenschaft^ nur Vs ^** Stickstoffgehaltes beim Glühen mit
Natronkalk in Form von Ammoniak auszugeben, ebenfalls
mit der obigen Formel aufs Schönste übereinstimmt; denn
wenn man der Einfachheit wegen von Krystallwasser absieht
zu
der SchwefeUtieksiQffsäuren., 83^
«nd die Zersetzung, statt init Natropkalk, mit Natron schreibt^
«0 ergiebt sich die Gleichung :
KjiNHggO, + Na^O = K,S04 + ^a,S04 + NH, oder
3(K,NHS,0t) + 3Na,0 = 3(K,S04 + NajjS04) + NHs +. N,;
Für die theoretische Auffassung unseres Salzes endlick
:scheint mir diese Formel auch ganz leicht zu einem ein-*
fachen Schlufs zu führen^ namentlich wenn man die An-*
nähme der einwerthigen Gruppe (SO3K), wie ich sie früher
für die Sulfammonsäuren abgeleitet habe /für die Sct^wefel«
stickstoffkörper festhält. Wir haben hier diese Gruppe zwei-
mal, verbunden mit dem zweiwerthigen Rest (NOH). — Ohne
Jetzt zunächst auf weitere Erörterungen über die Natur
dieses Restes (ob in ihm drei- oder fünfwerthiger Stickstoff
«nzunehmen, derselbe also /n— 0— H\ oder |N^jj|
schreiben ist) einzugehen, benutze ich für das Salz C die
(NOH)
Formel : II und nenne dasselbe dkulfhydroxyazosaure^
2(S0aK)
XaU.
0
Wenn man die im Obigen gegebene Beschreibung mit
•den von Fremy a. af 0. 8.329 gemachten Angaben über
^as von ihm sogenannte y^tieutrale sulfazotinsaure Kali^ ver-
gleicht) so wird.n^an leicht zu der Verqnuthung kommen
können, dafs die beiden von uns unterauchten Salze identisch
seien. Ich bin in der That von deren Identität überzeugt»
trotzdem dafs viele von Fremy gemachte Beobachtungen
init den meinigen nicht übereinstimmen, ihnen sogar wider-
sprechen , und trotz der g^wifs nipht geringen Differenzen
in unseren analytischen Resultaten (Fremy fand. im Durch-
ischnitt 28,5 pC. K^ili , also nur 23,6 pC. K gegen 25,3 pC.
und 24,2 pC. S gegen 21,2 pC — der Stickstoffgehalt da*»
%egexk stimmt sehr gut : 4,55 pC. gegen 4,6 pC). Da ea
indessen nach den oben mitgetheilten Untersuchungen wohl
6»
84 Clau$y Beiträge zur Kenntnifs
kaum mehr sweifelhaft sein kann, dafe die abweicbendeti
Beobachtungen Fremy's daher röhren^ dafs er sie an nicht
genügend gereiniglem Material machte, so gehe ich hier
nicht weiter auf dieselben (Beobachtungen, wie die, dafs
das Salz sich erst bei 200^ C. zersetze — dafs beim Ver-
dampfen seiner Losungen nach Zusatz von Metalloxydsalzea
beide Salze getrennt auskrystallisiren , während er doch
selbst erst 9 Zeilen vorher sagt, beim Sieden seiner Lösung^
zerfalle das Salz sogleich — dafs verdünnte Säuren das-
Salz in der Kälte nicht zersetzten und in der Wärme Stick-
oxyd entwickelten u. s. w.) ein. Nur eine von Fremy ge-
machte irrige Angabe mufs ich noch einmal hier hervorheben^'
weil mich dieselbe verahlafst hat, den von Fremy der Ver-
bindung beigelegten Namen zu ignoriren und ihr statt dessen
i^ine neue Benennung beizulegen. Das ist nämlich die An-
gabe, dafs unser Salz durch Behandeln mit Kali in eine
andere Verbindung, die Fremy baeiseh-^fazotinsaUres KaÜ
genannt hat, übergehe. Ich habe schon oben Seite 79 ana-
lytisch bewiesen y dafs dieses nicht der Fall ist, und werde
weiter unten bei Beschreibung des letzteren Salzes zeigen^
dafs diese beiden Salze idoht in der von Preiiiy vermutheten
Beziehung stehen^ dafs sie nämlich ganz entschieden nicht die
nämliche Sfture enthalten. Und gerade um diesen Irrthum
nicht ferner noch durch die denselben ausdrückende Fremy*-
sehe Bezeichnung zu sanctioniren, wird man es gerechtfertigt
fttden, wenn ich die noch dazu ganz empirische Benennung
Premy^s durch einen, wenn auch ziemlich complicirten , so
doch rationellen Namen ersetzt habe.
Zur weiteren Charakteristik des disulfhydroxyazosauren
Kali's cfüge ich noch hinzu, dafs dasselbe, auch im ent-
wässerten Zustand, beim Erhitzen über 100^ C. an Gewicht
verliert; es entwickeln sich sauer reagirende Dämpfe, aber
Jceine schweflige Säurcj die Masse schmilzt, bei fortgesetztem
der SchwefeUtiehetoffsäMrm, 85
Brhitzen entweichen geringe Mengen iron schwefelsaiirem
Ammoniak und scbliefslich treten Schwefebauredämpfe auf,
indem neutrales schwefelsaures Kali resuUirt. Beim Ueber^
^iefsen mit concentrirter Salpetersfiure erfolgt sehr energische
Beaction (im Gegensatz zu den sulfammonsauren Salzen)»
Ströme von rothen Dämpfen entweichen und aller Schwefel
ynisA leicht in Schwefelslure übergeführt» so dafs man diese
Beaction vortrefOich zur quantitativen Schwefelbestimmang
einwenden kann«
NOH,
Sulfhydroxi/laminsaures Kali, \
ßOaK
(Sulfazidinsaures Kali Fremy*s).
Dieses Salz entsteht, wie schon Fremy gefunden hat,
^us dem disulfhydroxyazosauren Kali bei allen den Zer-
setzungen, die früher erwähnt wurden, beim freiwilligen
Zerfallen der reinen Krystalle, beim Kochen ihrer Lösung
und beim Zersetzen durch verdünnte Säuren. — Seine Bil-
dung ist vollkommen analog dem Uebergang von tetrasulf-
4Bimmonsaurem Kali in trisulfammonsaures, und dem von
diesem in disulfammonsaures, indem ein Molecul Wasser
dabei zerlegt wird :
oder
NOH NOH,
II +H,0=*K,S04+ I
2 (SOaK) SO,H
NOH NOH,
II + Hj|0 = KHSO4 + I ?
2 (SOjK) SOaK
Man sieht, nach dieser Gleichung soll bei dem Vorgang
gerade die Hälfte des Sehwefelgehaltes als schwefelsaures
Salz ausgeschieden werden , und in der That stimmen die
quantitativen Untersuchungen, die ich ausgeführt habe, damit
genau überein. Es gelingt nämlich in diesem Falle leicht^
86 Clnusy Beiträge zur Kenntnt ß
die gebildete Schwefelsfiure quantitatit zn bestimmen, weit
man in der Kalte wenigstens mit schwach saurer Lösung^
operiren k^nn, ebne dafs die neugebildete Suirbydroxylamin-
säure schnell weiter zersetzt wird. Eine gewogene Menge der
frisch bereiteten Krystalle ^on disulfhydroxyazosaurem Kali
kocbl man einige Hinaten, um ihrer vollständigen Zersetzung
sicher zu sein. Dann lafst man vollkommen erkalten und
fallt nun mit Chlorbaryum die Schwefelsäure aus. Dabei hat
man noch den Vortheil, dafs die entstandene Snlfhydroxyl-»
aminsäure nicht verloren geht; denn diese kann man aus
dem sauren Filtrat leicht ebenfalls als Barytsalz erhalten.
Drei in dieser Weise ausgeführte Analysen ergaben
Mengen von schwefelsaurem Baryt, welche 11,2; 10,9 und
11,0 pC. S von dem angewendeten disulfhydroxyazosauren
Kali entsprachen, während sich nach der Theorie 10,49 pC. S
als in Schwefelsäure übergeführt berechnen. Das geringe
Plus von Schwefel (0,71; 0,41; 0,51 pC), das meine Ana-
lysen ergeben, erklärt sich leicht daher, dafs sich kleine
Mengen der gebildeten Sulfhydroxylaminsäure unter Bildung
von Schwefelsäure weiter zersetzen. Andererseits aber
sprechen die oben angegebenen Zahlen entschieden gegen
die von Fremy angenommene Formel seines neutralen sulf-
azotinsauren Kali's und nicht minder gegen die von ihm
a. a. 0. S. 335 für die Zersetzung dieses Salzes angeführte
Gleichung; denn nach dieser müfsten nicht weniger als
14;22 pC. Schwefel in Form von Schwefelsäure austreten.
Das sulfhydroxylaminsäure Kali habe ich bis jetzt nur
auf die von Fremy beschriebene Weise (a. a. 0. S. 334)
isoliren können. Nur fälle ich , nachdem die Schwefelsäure
aus den sauren Lösungen durch Chlorbaryum entfernt ist,
dired mit Barythydratlösung, ohne vorher mit Ammoniak-
lösung zn neutralisiren ; da jedoch hierbei die Ausscheidung
der Barytverbindung erst dann einzutreten beginnt, wenn
der SchwefelstkJcstoffaävren. 87
älkalischeBeaction' erfolgt ist, so "wird man begreiflicher-
weise nur schwierig ein 2u genauen Bestimmungen genügend
reines Barytsah erhalten können. — Und ohne dafs ichikitch
bis jetzt mit der Untersuchung desi^elben eingehender be-
schäftigt habe , kann ich aus meinen im Ganzen übrigens
nicht besonders' genau übereinstimmenden Analysen nur so
"^iei mit' Sicherheit schliersen, dafs es mehr Baryum enthält^
als dem Kalisalz entspricht. ^
Für das Kalisalz selbst erhielt ich die folgenden ana-
lytischen Resultate ; die mit Fjremy's Analyse vortrefflich
Übereinstimmen,:
berechnel
1
gefunden
'• '• I.
2fe,6
II.
25,7
'nr.
25,8
Fr emy
E
39 .
' 2Ö,8i
25,99
N
14
9,27'
9,5
9,3
■ ^
9,5.
H,
2
1,32
- — ,
• —
--
.1,5
S
32
21,19
21,1
21,4
21,5
21,75
O4
64
42,40
—
—
Die von Fr emy seinem sulfazidinsauren Kali beigelegt^
FcMrmel difi'ejrirjt von der meinigen nur um ein WasserstpfF-
atom, eine Diff'erenz, über die durch Analysen natürlich nicht
entschieden werden kann. Wenn man jedoch nach meiner
Auflassungs^eise von der Ani^ahme der Gruppe (SOsK)^ aus«*
geht, so kann damit nur der Rest (NOHs)^ angenommen wer-
den, ein einwerthiger Rest (NOHa), wie ihn Fr emy 's Formel
involvirt, liefse sich nur mit Zugrundelegung von vier-. oder
aechswerthigem 3tickstoff ableiten.«
Von allen anderen Schwefelstickstofl^salzen , die ich \Ak
jetzt kennen gelernt habe, ist das sulfbydroxylaminsaure Kali
in ganz' charakteristischer Weise und zwar nach mehreren
Richtungen verilchieden. Zunächst einmal dadurch^ dafs sich
aus ihm die Säure sdbst isoliren läfst^ohne sich, wie das
für sämmtKche übrigen Schtoefelstiehstcffmuren gut, in dem^
68 Clau9j Beiträge sur Kenntnifs
selben Augenblick zu zersetzen ; freilich scheint es nicht zn
gelingen, die Sulfhydroxylaminsäore in fester Form zu er-
Jialten, aber wie schon die eben ausgeführte Darstdlungs-
methode ihres Kalisalzes zeigt, kann sie in wässeriger Lösung
sogar kurze Zek gekocht werden^ ohne leicht und schnell zu
zerfallen. Beim anhaltenden Kochen erst, namentlich wenn
andere Sauren zugegen sind , erfolgt die Zersetzung. Eine
Gleichung für dieselbe wage ich noch nicht zu geben, denn
wenn ich auch qualitativ Ammoniak, Schwefelsäure und ein
den Yerbrennungsprocefs unterhaltendes Gasgemenge (Saner-
stofiP oder Stickoxydul) als Zersetzungsproducte nachweisen
konnte, so habe ich doch gegen die, Fremy's Angaben ent-
sprechende Zersetzungsgleichung :
(NOH«) — (SO,H) + K|0 = NHa + H,S04 + O
noch zu viele Bedenken, um sie ohne genaue quuntitatioe
Bestätigung für richtig , ja nur für wahrscheinlich gelten
lassen zu können.
Während ferner alle übrigen Schwefelstickstoffsalze
durch die Gegenwart von freiem Alkali weit beständiger wer-
den, als sie in neutralen Losungen sind, derart, dafs sich die
unbeständigsten derselben, die in reiner Lösung schon unter-
halb der Siedehitze zerfallen, in alkalischer Lösung längere
Zeit, ohne verändert zu werden, kochen lassen — gilt für
das sulfhydroxylaminsaure Kali gerade das Entgegengesetzte.
Das reine neutrale Salz kann aus seiner Lösung durch Ein-
dampfen krystallisirt erhalten und aus heifsem Wasser wie^
derholt umkrgstallisirt werden. — Sobald man aber seiner
Lösung freies Kali zusetsU und kocht^ erfolgt sofort vollkom"
mens Zersetzung unter Bildung von schwefelsaurem Kali, von
Ammoniak und unter lebhafter Gasentwickelung; dafs der
Schwefel des suifhydroxylaminsauren Kali's hierbei vollstän-
dig in Schwefelsäure übergeführt wird, habe ich quantitativ
bestimmt (gefunden als Schwefelsäure 21,2 und 21,13 pC.
4er Schwefdstickstof/säuren. 89
Schwefel des angewandten Kalisalzes). Das Üleiehe gib jedoch
nicht für die IJeherführung des Sticketoffe in Anunaniak;
denn erstreckte sich dfiese auf den ganzen SdektioffgehaU
des Salzes, so nufsten 11,25 pC. Ammoniak gefunden wer«*
den, wahrend bei zwei quantitativen. Analysen nur 4,8 pC»
5,4 pC. gefunden wurden. Diese Zahlen entsprechen 3,95 pC.
und 4,44 pC. Stickstoff, also mehr als Vs und weniger als
Vs des ffanzen Stickstoffgehalis {9,27 pC), so dafs dieselb^en,
Wenn anders sie richtig sind, auf eine nicht ganz einfache
vnd glatte y aber auch nicht constante R<eaction schlissen
lassen. Da aufserdem in dem sieh entwickelnden Gase an*
bedingt freier Stickstoff enthalten ist, während gleichzeitig
ein die Verbrennung unterhaltendes Oas auftritt (ein giim-*
mendes Holzspänehen erlischt nicht in dem entweichenden
Gasgemenge^ wird aber auch nicht zur lebhaften Verbrennung
entflammt)] so beweisen diese Thatsachen entschieden , dafs
die im Obigen für die freie Sulfhydroxylaminsäure bean-
standete Umsetzungsgleichung für die durch Kalihydrat er-
zeugte Zersetzung jedenfalls nicht gültig sein kann, und dafs
somit die von F rem y gemachte Angabe, das Salz entwickele
beim Erhitzen mit überschüssigem Alkali Ammoniak und
reinen Sauerstoff, nicht richtig ist. Andererseits aber stim-
men meine Beobachtungen auffallend überein mit den Resul-
taten, zu denen Lossen*) in seinen schönen Untersuchun-
gen über Hydrpxylamin für die Zersetzung der Verbindungen
dieser interessanten Base beim Behandeln mit Kalilauge ge-
langte. Er fand nämlich, dafs dabei stets etwas mehr als
Vs des Stickstoffgehalts in Form von Ammoniak entwickelt
wird, während in dem entweichenden Gas aufser Stickstoff
immer nicht m übersehende Mengm eines anderen, von Was-
*) Diese Alma^e^ SuppL-Bd. VI, 237.
90 Glau^y Beiträge zur Kenntnifs
ser leichter absorhirbaren Oases^ termuthlick Siickoxydul ^\
enthalten sind. Und wenn sich Lossen diese Thatsache
dadurch erklärt, dafs er die beiden durch die folgenden
Gleichungen ausg'edruckten Umsetzungen neben einander vor
sich gehend ännimnit :
• «(NHbO) ra.N, + Nflg + 3H4O lind
4(NHaO) i^ NjO rh 2NH»,+ 3P«0; .
80 wird man leicht einsehen, wie in ganz analoger Weise
das von mir für die Zersetzung der sulfhydroxylaminsauren
Verbindungen -beobachtete Verhalten in den folgenden Glei*
ebungen seinei^ einfachen Ausdruck findet ,:.,
^ 8[(N0H,) - (SO.K)] + 3KH0 ^ N, + NH, + 3K,S04 + 3H,a
4 [(NOHg)— (SOaK)] + 4 KHO = NjO + 2 NH, + 4 KjSO* + 3 H,0-
Ich hege keinen Zweifel, dafs sich der hier ausgedruckte
Zusammenhang der Sulfhydroxylaminsaure mit dem Hydroxyl-
amin Lossen's noch evidenter wird beweisen lassen durch
die Realisirung der folgenden Reaction :
in. (NOHj) — (SO,K) + KHO = K^SO^ + NHjO.
Und zwar wird sich das erreichen lassen, wenn man
genau auf 1 Mol. des. neutralen Salzes 1 Mol. Kalihydrat in
■
Anwendung bringt, so dafs danach die in den Gleichungen
IL ausgedruckte Zersetzung in zwei auf einander folgenden
Phasen verläuft, deren erstere; dem Schema III. entspricht,
während die zweite nach den Gleichungen ^I. sich auf das
neugebildete Hydroxylamin erstreckt. — Wenn ich nun auch
auf diese Weise das Hydroxylamin selbst oder seine ein-
fachen Salze noch nicht isolirt habe, so zeigen doch die mit
etwas Kalihydrat in der Kälte versetzten Lösungen des sulf"
hydroxylaminsauren Kali^s die von Lassen (a, a, 0. S.235)
*) Diese Stickoxydulbildung ist von Fremy bestätigt worden. Denn
die Verbindung, welche Derselbe in seinen neueren Untersuchun-
gen bei der Einwirkung von Natriumamalgam auf salpetrigsaures
Natron erhalten hat, ist unhedingt Nichts anderes als Hydroxyl-
amin (Compt. rend. LXX,' 61 ; vgl. Zeitschr. Chem. 1870» 139).
' ' ' ■
der Sehidefehiickstojfaauren. §t'
angegebenen Seaeiwnen des Bydroxylamtns gegen leicht re^
dHcirbare Metalhalze in so vollkommen' überetnstimmefider
Weise, daß eigentlich schon damit der directe Beleg für die
*
obigen Betrachtungen geliefert ist. Es gilt das namentlich
för die Beactionen hW Kopferoxyd-* und Silberoxydldsangen^
und da ich dieselben bis jetzt nnr quatilatfv ausgeführt habe^
§a kann ich den ausfuhrtichen Beschreibungen Lossen*s
Nichts weiter hinzufügen. Ueforlgens sind die tiämlichen
Beobachtungen auch schon von Friemy, wenigstens Ictir^,
erwähnt worden , und nur tut die gleichfalls von Fremy
angegebene Reaction^ tiach welcher die freie Sulfhydroxyl-
aibinsäüre sowohl wie ihre Salze beim Zusammenkommen
mit Hangansuperoxyd sofort unter lebhafter Gasentwickelung
zerfallen, könnte noch die vergleichende Untersuöhung der
Hydroxylaminsal^e wönschensWerth erscheinen. Auch über
die hierbei stattfindenden Vorgange kann ich gegenwärtig
noch keine genaueren Hiitheilutigen machen, nur so viel ver-
mag ich jedoch mit voller Bestimmtheit anzugeben, dafs das
sich aus der Reaction entwickelnde Gas durchaus nicht, wie
Fremy meint, reiner Sauerstoff ist, dafs also auch hier die
Zersetzung der Hydroxylamingruppe in anderer Weise, als
durch Bildung von Sauerstoff und Ammoniak erfolgt.
Wie ich durch den Namen Sulfhydroxylaminsäure aus-
gedrückt habe, halte ich die hier beschriebene Saure für die
wahre hydroxylirte Aminsäure der Schwefelsäure^ entsprechend
der Structurformel |H ; natürlich kann dieselbe nicA^ in die
SO3H
Classe von Schwefelstickstoffverbindungen gerechnet werden,
welche ich als Sulfoxyazosäuren bezeichnet habe, denn in
diesen wird man, wie ich am Schlufs dieser Abhandlung noch
besonders hervorheben werde, eben so Wie in den Sulf-
ammonsäuren^ fünfwerthigen Stichstoff anzunehmen gezwun-
ViZ Reichenbach, über Maulbeerbläiter
gen sein. In der Sulfhi/droxylammsäure dagegen ist ent^
'«cbieden dreiwerthiger Stickstoff enthalten^ und diese Betrach-
tung fährt denn zur Kenntnifsnahme einer drütm Gruppe
^n Schwefelstickstoffsäuren^ in welche zunächst diese jStij^-
hydroxylaminsäute und die bis jetzt noch hypothetische Aminr*
sphwefehäure zu rechnen sind , und welche ich die Oruppe
der Sulfaminsäuren nenne. Wenn ich dennoch in dieser
Abhandlung die Sulfhydroxylamiii^ätir«, resp. deren Kalisalz
hier bei den Sulfoxyazosäuren beschrieben habe, so geschah
4as lediglich deshalb, weil sie sich hinsichtlich ihrer Ent^
stehungsweise am Einfachsten an das disulfhydroxyazosaure
l^ali anschliefst. Sobald ich meine Untersuchungen über die
Schwefelstickstoffkörper wieder aufnehmen kann, werde ich
diesen Sulfaminsäuren meine besondere Aufmerksamkeit zu-^
wenden ; uud ich hoffe dann neben der VervoUstjffidigung
der obigen Angaben auch über die Darstellung der Amin»
Schwefelsäure berichten zu können.
(Der Schlafs der Abhandlung folgt im nächsten Heft.)
üeber Maulbeerblätter aus Turkestan;
von Dr. E. Reichenbach.
Zur Vervollständigung meiner ^Untersuchungen über
die Zusammensetzung der Maulbeerblätter in besonderer
Beziehung auf die Seidenraupenkrankheit *Y übergab mir
Herr Geheimerath v. Lieb ig Maulbeerblätter aus Turkestan,
*) Diese Annalen CXLIII, 83; wie auch ^Ueber Seidenraupenzucht
und Cultur des Maulbeerbaumes in China'*, München 1867, Verlag
bei Gotta.
aus Turkestan. 93
die Ton Herrn Adamoli, einem Italiener, mit verborgtet
Gewissenhaftigkeit an Ort und '^Stelle gesammelt wurden:
Herr Adamoli legte den Blättern eine in französischer
Sprache rerfafste Beschreibung der verschiedenen in Turkestaii
Tdrkommenden Maulbeerbaumsorten bei, die ich wiedei'zu-
geben mir erlaube. '
„Es konnten in Turkestau mehrere Arten vonManlbeer»
bäumen vor, die sich zieitilicfa schwer In Klassen einthelleh
hssen, theils wegen der zahlreichen Zwischenstufen^ di^
2wischen einer Abart und der andern auftreten, theils wegen
des Gewirres der Namen, welche die Eingeborenen den Ver-
schiedenen Sorten beilegen. Nichts desto weniger möchte
ich hier die möglichst genaue Eintheilung anfuhren; dte ich
2tt treffen im Stande war.
„Der wilde Maulbeerbaum, der durch Sam^n fortgepffanzt
wird und sehr verbreitet ist, heifst KasBok. Seine Fruchte;
die entweder weifs — Kounak — oder rolh — Karatöute — '
sind, haben grofse Kerne und wenig Fleisch. Man säet diese
Kerne und erhält daraus Setzlinge, die man dann weiter auf-
zieht, entweder um Blätter davon zu ernten, oder um sie zii
pfropfen. Die männlichen Setzlinge des Kassak,' weicht
keine Frächte tragen und Irkak genannt werden^ dienen
hauptsächlich zur Ernährung der Seidenwflrmer. Der Irkak,
welcher in grofiser Menge auf Feldern gepflanzt wird und
diese auch in regelmäfsigen Reihen begrenzt, erreicht keinen
grofsen Umfang. Man schneidet gewöhnlich seinen Stamm
in Manneshöhe ab und läfst vom Gipfel bis' zu den Würzein
Seitenzweige hervorschiefsen , die man jährlich eihmäl ab-
nimmt. Solche Zweige >vachsen in Hasse au^ gtofsen Knoten^
die sich unregelmäfsig über die Oberfläche des Stammesl
verbreiten.
„Gewöhnlich pfropft man den jungen Kassak in Mannes-
hÖhe und läfst die Krone aus dem Pfropfreis emporwachsen;
94 Reichenhach. über MaulbeerblcUter
^Hener lafs^ mao beimKas/sak di^ Z.w^ige an der Krone
wachsen, um sie dann einzeln isu pfropfen..,
g^Es.giebt fpigende verschiedene Arlei^ von Pfropfreisern :
der Marvaritak mit den feinsten Blattern und weif&en, klei-
nen,. gieniefs^aren Fruchten wird gewöhnlich in Garten ge-*
pflanzt und dient eben so gut den Wurmern , mit, seinen
Blättern, wie den Menschen mit seinen Fruchten. Ich glaube
|n ihm d|e gröfste Aebn||chkeit mü dem auf unseren Feldern
s^hr verbreiteten Maulbeerbaum mit wei&en Fruchten zn
finden, lieber den Ursprung d^Maryaritak weifa ich Kichts
und fjihre nur noch an, dafs er in Kosban den Namen Bidi^,
fnah li:ägt.
. 4,Der Khoraa oder Khoraamine^ der von der Umgegend.
Khiva's hierher gebracht wird, unterscheidet sich so wenig
vom Marvaritak, dafs er mit ihm sehr oft verwechselt, wird.
Seine Früchte sind klein und weifs, seine Blatter sehr ge-
sucht für die Seidenwurmer.
.per Balkhi stamipt aus Balk und unterscheidet sich sehr
deutlich von den übrigen Arten. Als Pfropfreis ist er aus-
«chliefslicb seiner Frucht wegen gesuabt, die, dick und flei-»^
$chig ist, weifse, beinahe unmerkbare Kerne, und einen feinen
(Jeschmack hat. Sein Blatt ist ein wenig lederartig. Der
Balkhi entwickelt sich sehr stark und nimmt riesenhafte Pro-
f • • • •
Portionen an. Man sieht ihn längs der Wege, an den Strafsen
und auf den Platzen der Städte und Dörfer; er bildet
gröfstentheils die Lustwäldchen , in .deren Schatten die^
llescheds stehen, kurz er ist einer dcir. verbreitetsten Zier*
bäume. Seine sehr reichlichen Früchte werden frisch oder
getrocknet gegessen und unter dem Namen Toute-maiz ver-
kauft. Man verwandelt sie auch in Mehl, das man in Wasser
zu einem erfrischenden Getränk auflöst oder mit Wei;5en-
mehl gjemischt zur Anfertigung eines Kuchens verwendet,
der Toute-calvä genannt wird. Der Balkhi gedeiht auch vor-
aus Turkestan. ^$
trefflich im Gebirge^ \vo < er stets dar Blalterefate w^gj^ii ge-
pflegt wj^d.. . : ,,.. ^
^Der /ScAaA-tou^^^.der, aus Persiei^ stacamt, ye^^st^t^ sich
kug^Hoin^ y V Xf:ägi s^hx dichte Blatter un(^ dicke, tiefrpthe
Fruchte, aus welchen ebenfalls erfrischende Getränke bereitet
werden. Der Schah-toute ist eine Maulbeerbaamsorte V die
wir auch in Europa besitzen und deren wissenschaftlicher
Name, wenn ich nicht ixr^^ Morusnigrq^ Varietas constan-
tinopolüana \mi^ . >
,,Der Markt aller Arten von Maulbeerstammeri findet ge-
wöhnlich Ende Winter, d. h. Ende Januar bis Anfang März
statt. Man findet dann Bäume von ansehnlicher Gröfse zu
den verhältnifsmäfsig niederen Preisen von 3Ö i)is 40 Kopeken.
„Hier wie in Europa liebt der Maulbeerbaum weder einen
2u feuchten noch zu trockenen Boden. Man findet ihn nicht
in Reisfeldern. Er gedeiht am Besten an Plätzen, die in
Ermangelung von Thau und atmosphärischer ' Feuchtigkeit
durch die wohlthätigen Bewässerungen aus' Kanälen befeuchtet
werden.* .
So weit der Bericht des Herrn Adamoli. — Nur von
fünf der eben beschriebenen Maulbeerarten belcakn^ ich sorg-
fältigst getrocknete und wohlerhaltene Blätter, aber leider in
einer so geringen Menge, dafs iclr-von Bestimmungen ihrer
Aschenmengen und von Aschenanalysen ganz absehen mufste
und nur Stickstofl*bestimmungen vornehi^en kennte. Diese
ergaben, dafs die fünf Sorten im Durchschnitt 3,73 pC. Stick-
stoff enthielten, also noch inehr, als die ah oben erwähnter
Stelle beschriebene^ japiine^sph^a iindr^o^iinesischen Blätter,
deren Stickstoflgehalt nur 3,29 pC. und 3,13 pC. betrug.
Das Resultat, der^ ein^c&^nen BestiniijAUjagen isjt fo|gen(ies :
. Die .Blätter des, Eassak enthalten 4,00 pC. Btidk^toff ,
/ j» » fi Marvaritak ^ 3,44 » » '
' rt^ „ • f, 'Khörtteminö^ 4',05 „
„ „ f, Schah-toute „ 3,81 » „
96 Liebig ^ über SeidenraupenkranJcheit,
Berechnet min wieder , wieviel Stickstoff oder Protein-
körper die Raupen in 1000 Pfund dieser Blatter zü fressen
bekommen, 'so erhält man folgende Zahlen :
In 1000 Pfand troökener Bt&tter de^ Kassak 40 Pftei StickatoiT
oder tbO. Pfund PtatainköipBr.
In iOOO Pfand trookenv Blatter des MarvAiitak U^J^ Pfund StiLok*
Stoff oder 215 Pfand Proteinkörper.
In 1000 Pfund trockener Blätter des Khorasmine 40 Va Pfand Stick-
stoff oder 268 PfWnd *IVotöinkbrper. ^
In 1000 Pf^d trockener Blfttter des Balklii SlTV« Bftmd BticksfcQff
oder 211 Pfand ProteXnköjper.
Jn 1000 Pfand trockener Blätter des Scbah-tomte 38 Pftind Stiokr
Stoff oder 238 Pftind Prote'mkörper.'
.■ • , ... ■ • »
t. , ■ . t ■ ^ ' •• ■ ....
Also wie die chinesischen und japanesischen, so bieten
,<•>■•,>■. ' . ■ • '
auch diese Blätter den Raupen eine nicht nur zu ihrer Er-
nährung ^ sondern auch zur SeidenproducÜon vollkommen,
hinreichende Menge Stickstoff dar , was durch die Thatsache
bewiesen ist, dafs in Turkestan noch niemals eine Krankheit
unter den Würmern verheerend aufgetreten ist und neben
der chinesischen und japanesischen die turkestanische Seide
eine der schönsten ist.
i.
_ München,: J|^u[uiar iSTi.
' »
■ t ■ / I *i m 09 äi -^
üeber Söidebraupenkrankheit , nachträgliche
JpemerJiuDgexi ?ur vorötehencien Abhandlung j
voii Justu^ T. lAebig.
Ich emp'fing die Maulbeerbifitter/ welche zu den vor-
stehenden Analysen dienten, durch die Güte des Herrn Geh.-
Rathes v. Kar eil. in St. Petersburg von Herrn v.. Struve
(Sohn des berühmten Astronomen), dessen Bekanntschaft zu
nachträgliche Bemerkungen tur vorstehenden Abhandlung. 9t'
•
machen ieb im Spfitsotnmer 1868 in Kissingen das Tergnugeil
hatte; wohin er die Nachricht der rttösischen Siege Iri Tat-*
kästaii dem htAen Kaiserpaare überbracbl hatte. In einer
Unfeitallnng Abef die Trodocte dieser wenig gelutnitten
Lflnder erwfifakite Herr vonStruveder Seidencnltnr, welcher
dort verbreitet sei; Md er ging auf meinen Wunsch, mir
einige Sorteh Haulböerblitter zum Behnfe einer chemisidhett
Vntersufchu^g zu verschaffen, aaf Am Zuvorkommendste an.
Leider war die üenge der Itldtter ^ welche vortrefffich
eingelegt, offenbar mehr einem Hertariütn als einem chemi-
schen Läbdrtftorium voii Herrn Adamali ssugedacht waren,
sehr gering, so dafe die ttelativen Terhältnisse der Aschen-^
bestandtheile nicht ermittelt werden konnten ; abefr die Hattpt--
sache, die Bestimmung des SticksloffgehliRs, wurde errefcht.
Es zeigte sich,' dafii die Manibeerbiatter iil Turkestan noch
i'eicher an stickstoffhaltigen Bestandtheilen sind, als die
chinesischen und japanesischen Blätter (siehe Dr. Reich en-
bach in diesen Annälen CXLHI, 91).
Drückt man den Stickstoff dieser Blätter in Proteinsub-
dtanzen aus (was sicherlich iricht richtig, aber zur Yergtei-
ehung wohl zulässig ist), so würden diese den vierten Theil
vom gattzen Gfewicht der trockenen Blätter attsmachen ^).
Ueber die Bedeutung dieses Stickstoffgehalts des Futters
der Seidenraupen für die Seidenproduction und die Gesund-
heit des Thieres habe ich mich in der Zeitschrift At^ lartd-^
wirthschaftlichen Vereins in Bayern und in der Torrede ztt
I>r. Reichenba eh's Werk : „aber Seidenraupenzucht und
*) Herr von Strave schrieb an Herrn von Kar eil : „Im ver-
gatigenen Jolure kam ich üaöh Tasdbkend Ende JuB, als es schosi
m spät war, die Blätter za beat^gen, da die Wtonecperiode sokon
verflossen war.« Man kann hiernach wohl sicher sein, dafs die
im Jahr 1870 gesammelten Blätter in der Fütterongszeit der
Würmer gesammelt worden sind.
▲nnal. d. OtaAin. m. Ftaarm. GL VIII. Bd. 1. Heft. 7
96 Liebigy über Seidenraup^nkrankheity
Cultur de» Maulbeerbaums io China'' (Hiancben 1867, J. G.
Cotta) eingehend ausgesprochen; meine Ansichten darüber
änd indessen vielseitig mifsverstanden worden*,,, ^ßn hat sie
so ausgelegt,, als ob ich den Grund (|er Seid^nraupenkra^k-
heit in einer Krankheit des Maulbeei^baums gesucht hittej
aber es ist mir gar nicht in den Sinu gekommen, die Maul-
be^bäume in den Gegenden, wo jdie Krankheit jberr^cht, für
krank, ^tt halten,, so wenig ich eincA Apfelbauin auf einßpi
mageren Bpdßn für krank halte, weil ,&r keine Früchte .tragt.
])Ieine .Meinung ist^ dafs der Maulbeerbapm, jw den Stoff in
genügender Menge zu erzeugen^ aus welchem die Raupe,
einer kleinen Maschine gleich, dje Seide spjnnt, genau so
behandelt werdea müsse, wie der Apfelbaum, wenn ^r
reichlich Früchte tragen soll.
Die Erfahrungen in der LandwirthschaGt lehren, daf$ ein
ursprünglich fruchtbarer Boden seine Fruchtbarkeit nach
einer Reihe von Jahren verliert, wenn man die darauf ge-
bauten Feldfrüchte hinwegnimmt, ohne die Bedingungen ihres
Waphsthums durch Dünger wieder, zu ers.^tzen. Das. Streu-
rechen in Wäldern, das i^t das Hinwegnduaen.der im Herbste
abfalienden.BIatter, ist von den Forstwirthen «ds eine Ursache
der Verminderung des Wachsthums der Holzpflanzen längst
erkannt. ; .
Es ist klar, dafs wenn man eineni Maulbeerbauniß jähr-
lich einen Tfaeil seiner Blätter nimmt, der Boden damit einen
Theil der Bedingungen zur Wiedererzeugung der , Blätter ver«*^
liert; so lange der Baum im Wachsen ist, hat der Verlust, *
den der Bpden erleidet, keinen merklichen Einflufs auf den
Baum oder die Beschaffenheit seiner Blätter, weil seine
Wurzeln in Folge ihrer Verlängerung und Ausbreitung mit
neuen Bodenschichten in Berührung kommen, die von den
zur Ernährung des Baumes erforderlichen Bestandtheilen
weniger oder noch nichts verloren haben.
nachträglich^ B'emarkunjfm zut ^ar$iekend^ Abhandlung, CSU
: D^ UmlBASdesi Bodens, .aiu Wi^ldi^fkm idierW
ihre Nahruns; empfangen , ist aber begrenzt , und -et* iriub^
wenn dffßie fii^ence erreicht ist , ki der Zufohr- an Nahrulng
eioe . YerniiftdenuilP eiatreten ; es dallerllange^ ehe ctiiefs lan
der aufseren BeschafiieAbeit des^Balima'.biesibrklioh'isl«, iited
wenn,: wie. die i^ärtoer. glaiAeti , ' dureh rdgelmlK^es Be-
schneiden,des Quam» der Wnrzellrieb verslirkl und.die Miaiqfd
dft durch die Worfeln .luigefäbftea Nahrong^fAr. di«l;atähen?t
g€blieh0nen Zweiji^e vermehrt : wird> so bleibt der jfnfiahten
besMi^ndei Menge! an Nahrung oder ihre Abnahme; im fiodefi
tvf iftoel^ lang!^) jbin {de(m Bei)haohter..feifborgem> ; Die {V6r^
niiidertoZiiCahr! voq Nahrung' ilhat cht Folge y ^^ d^flr dte iSV^
Zeugung derjenigen Bestandtheile, die zur .Htorvorhringttng
der tilamen und^Fruchte dienen,' abnimnrt; diese Bestandtheile
f^ittd es aber, w^che der Seidenwnrnl vorzugsweise .auseiter
Entwiokdang >bedarf. ' Riieraas -erklärt jrieh, wie- nnchi und
nach der »Maulbeierbaum,: ohne «igenUich krank zu^ sdn,
Blitter hervorbringt, die sich zur. voUen<.Emihrung der Sei^
denrnape nicht mehr eignen, und diefs kaiui nicht nhne £in**
flufs auf die;6)ßs»iidheil:des.ThierS'and seiner Nftchkx)mm.en
eein« ; . •-' '.■.[*•.' ^ U .- \ ■ ;.. »
Durch wechselnde WittefitngsverhfiUidsse in;: den vtt^
eehiedenen: Jahreszeilen,! Wä^me und Feuchtigkeit wird der
Gehalt der Bljätter an Nährstoffen verändert; sind diese yerhfllt4
eisse im Sommer» und Herhsl ungünstige so wird weniger Reserve-^
nab|i»ung^nn)fiattme fui^JseineU Bedarf im kommenden; Frflhr
ling angehattft und diese bei ihaacheti Arten viorweg.fQr die
EntMriokeltthgr der« Bl^en terhraucbt; in > der -Vegetation
gänstigen f Jäteeii kdnneä dagegen die* Baitine ein. fdr dfe
Wfirmer voilbommeft geeigneU^s Futter. Uefera. Dieser Wedh^
sei in der Se{deiiißucht.iivoh ;ungianalig^n..mit {ffiosligeh Jahreli
erwdckt rin. dem^gunsligen' »aturitob die fldffnurtg, :.daift das
Ue^el ! voKbergehend wäre , Und \ miur. verMnknt diSuOechla
7»
180. Litbi^f aber Seidenraup^remiAeit,
»k Nnraf/um: «lev Wieiierkdir der dchfidlielien Eta^ftis^e ^«ernd
päibegeghen. . :.. -■• ^■. '••' •■: ■ ^ •''• ^■••
^ ' in^den Gegpenden^ wo4ie Seidenrfiupeakrafiklieil llerr^elii;
h«be:idh4il» efin» Heb Urt^ehen der Krankhfeit die mangel**
kiAe 3«5oIiaffeiiiieil dea Futters bexei€iiiiel. ^
- hl €bina, Japan und. Turkestan M die Seidefiraopetm»
huinkheit unbekannt oder so gfvt wie «nbekaiint , und aaa
den beidiaii evstecen Lafidem^ wo der S^ideiibaii um einige
hnndert Jahre älter ist ab in Enrcipa, wetfs men , dafa dkyrt
der Baum « oder Slrauchy der das Fatter fOr die ' Ravflett
ttefert / genau so behandelt Wird ^ wie irt WeingegeMeii Üer
Weinateok; er wird gesoknittien «nd der Beden- sergMÜf
beanbeit^t und* gedfingu
' In Oberitalien imd Prankreieh wendernuin< dem Mattl-^
keerbaume kauai anehr Pflege z» ab einem Baeme im Walde«.
•> In-dem Verfahrea des odtaatetiechen und europftbeben
Seidenafichlers bemerkeB wir demnach einen wesentlichen
Unterschied. Der Erst^re verwendet die grofiste Sorgfalt tut
die Coltur des BavnieS) in dessen Organismus das Material
erseugl wird, ans dem sich der Körper desThiers aufbaut»
und welches den Stofl* für die Seide liefert; er weifs von
der Seidenraupenkrankbeit Niehls.
Der Andere trdgt litieht die geringste Sergei ffir die Bi9^
hdtttvg der natiirgesetBlicbeii Bedingungen seiner Seiden*
etnle und meinty dafe von dem Sausen oder der Reupie Alles
abhinge, -und erkämpft ohne iinterlah mit einen» Terborge«»
lien FeiedS) der seme Indvsirie au Ternichten drekl.
Man soHte denken > dafs der eurepdisehe Seidensäehter
ebne irgend eine vorgefafste Theorie das Behpiel des-ost-
ariialischai SeidenEtkhters befolgen müsse ^ Mi tiber ddn
6rund des Uebds sur Klairbeift m kcmknen, dafe 'er aunachsl
die Pflege des Maulbeerbaums in seine eigene Hand nehmen
und die Erzieinng des. besten futtere für seuie Seidenrnpen
nachträfflichtB^VMrkunjfm Murvaridehimden Ahhahdlung. iOi
sa.^isekiftr H«piptoi|fgiibo niß^lijBn/masBo^M Mit )dier RuiigUilK
miw^ Binft ifütgangw BfliiiMEiiifigfeii l^egintiM; .« - .^
,t iE^ riq[)inGiit föne . Meiif e ' yon Gru»4en dftfQri :da&<di0
Pj}zkdrp^rcheii| di^ man ii|) dor Xegcrt^sab 4i^ alleiMge Utv
^•die ;d«ff. Kr^nU^iV >d€tr Rai9e;i!M0i0bt, in {Mangelhaft:, «f«^
9Mr^(|ii.!XhidrM A^ ^geiiUiQtiei}}Bo4ei färiihrafiitvviick^limgl
lind Y^rbr^jtqng 6imIw. . .,/ <■ ■^ .;? .'.•?.•/■! (lif
Ba^ii^ splioii'^Rachm dafa oMa die Eier . mihrMcopifiab
miUffSQolit iWd idiej^nig^^ to^-Jer Zuoht aoaseUkdsliMwAee
denen sich solche befinden^ welche die Anaoicben der KrunJkH
heil bereit aa sieh tragen; allein^ der.<}rimd df»a Uebela^wird
di0Nt niobt^eAldeokti aiil;deasen K^imtnifs wleitt Alles etrkoikinit»
Wenn der Si^ideiibaii in Deniscblatd eben.a^ ^heblioli
Vi0)m Frankreich oder^Ilalien wäre, ao wfirden meiere agri^
ktttlttrohtemiacb^n tVerauächsfiiOianien tltog$l Jickdi^^s Gegcm^
Standes bemäehtigl habet; wir i^arddn Mvcirlasalge >WJtte«
mngsbieiQbaoblangen jiiiid jedes Jahr ganie Reihen vo» AnM
lysen der xar Föilemiig dteiMtiden rBlatter ip den versittiier*
die»en Stadien ihrer ^Biitwieki^ttBg uDd .:eine . Meng^ vofl
Venmchen über den JSkkflttfs der Phosphatß^ ' der Katisalfla^
dea. Kalks, u, a. w* aaC die rQMUtat derselbi^n haben. (Wdumi
eifiten guten Si^jtfc der Erkianüinifa ^lecUDsache der Seiddnr!
caupenkrankfaeit. ndher sein. : .Von aOem dem ist in Fiianlinß^
wd Italien niohlf das Allergeringste geaeheHen; ^ma« ist^UNT)
daa MiMoscep^ «icht hinajHS0ekxKiiimen.
.>; .Wenn, man im Aiig<e .behfilt, dafs der Sfftden«irm,dat
Maleripl, zur BiMnng der Seide: von den: dUaulbeerblatteirn
empfamg^ iniifs,;«e versteht man leicht den Ualersebied mdl
Bin8ufa::ii;pn stiqksioffreichem ttnd -eti^kstoShrmem .¥«Mler att£
d]^.k]örperliehe.B^sphaffeQbeit,.des Tbiers* :
.. ,Wenni ei^iie gegebene Menge Blatte* 9 ja China.» J^pM*
W4 Torkestan, .2. B. lOQO Grm«, werin 200 bis SSO.firmi
iOJ . / Lieht gi 'Mer S^denraupenkrMi^eitj '
9tfefc^ofllidt%e SöstaftdlMIe/ fSir dte veille Eiit#i€kertiiig «äner
gewisse« AtizahC,- sageii^ wir 100 W«rih6^ ttdtlrw^tfig ^f|i#y
so wird eine gleiefae .Anzabi- vofi ftiiipeii in Alais oderToV^
tdiia in AOOO ßtmi iev dortigen^ BMtÜeT ein 'gails&es Mittel
sCickstoffhalliger Bestanfttk^Se weniger empfangen^ »und ■ es-iifl
ginz-aiimöglicfa' zu glänton^ dafii ttnter- ^Üe^en^ migleiolien'
Sfitlfaribi^fipmbfllthfeseii Aie Btitirick^Iyitg d«r mgeMvAm^tkn
100 Thiere einen gleichen Verlauf btfbeii fednirte; 'In ddr
ßröft^e tmd Starke der Ttäere und in der 'Menge ihres 6e-
^IßFiNMsteä mäfo siidi liQ fiuiii^eii der be^er iertiiiif^tbb Tki^r«
ei#<0Rier8€hied zdgem 'i '^ J'i ' '
^*^Sämki>von gieMmdem «und krSftigön' Bitern werden |e^'
sunde' -Wörm^r tiefem, welche aueh'iiiit^ dem «lIckMöffarmedb
Votier ernährt Seide erieug^n^ ebwohl sleiUdit zu def^IeCchen
Em^ckelung wie besser amiihrte Thiere kommen. '>>'lKan itkt
8i<di3iiur ^enken^'dafs.wenn iar fbreni B6rper ein imm Üinspin-^
nen'^ges6gend^Yornitbides Seide liefernden Materials ange^
biiilt in, dann anfcre ihrer Kftl^perhestandlheile dazu terwendet
weirden mössen,' um di^n'^ vorbanden^ ^Mangä tä ergänzen«
Bin sicher Etngtiff' in den OrganiMus wird natOrlich den
sdhadfiehsten Einflnfs auf die Fortpflimzuiig und ihre Plrodtacte
dttfeer» RfOsseh. '^^Db Eier sokher Tliie^e kennen niohi die^
selbb'^^tiafRßtfhieHt bab^n^ w$e dievoti ausrdtehendernthr^
«en krifligen Thieren. tie E/fahfung lehrt, dafs die yon^
üftfnesis4;beh und japänesischen ' fiiern unmittelbar gezüchtete
Raupen, mit mangelhaftem Futfer ernährt, Seide liefern, die
s^ile eeneraliön^ aber aus den impertirten Eiern * ri^rfallt
b<dlai* nlmlklien Futter, wie man sagt^* der Krisinkb^it, in der
Aeifei vor "dem Einspinnen !nind • fiatefig noch fi^dher. Wikrtn-
^ün ftufsere UrsiiüUM dte' Krankheit erzeugten, so'' seilte man
meinen, diese mufsten/da ja alle Übrigen Verhältnisse iden^
tl^h sind, auf die aus importfrten Eiern jgeznehtet^ Thiere
in der f (eichen Weise eüawärken wie auf did aus europäischen
nachträglicht Bemerkungen zur vorstehenden Abhandlung. i08
fiiern erwachsekitfii; An der Regel abenverdcfti nitr die let^te-
reri krank. '
Das Söhllmmei iai, ilafo in den enropfiiachen Lfirtdern, in
welchen der Seidenbau Gegenstand disr 'Industrie ist, die
Coltur des Manlbe^rbbomfr, welcher die' Nahrurig, und die
anchl der Seidenrarupe, WelUhe die Seide liefert ^ nichi Wie
in China und Japail Isibh iii ein und derselben Hand befinden.
Der europaische' $el<knranpenafichter kümmert sich nicht
oder nur Seiten um die QueHtfit der Blätter, er sucht sie so
wohlfeil wie möglich zu bekommen, und der Besitzer der Bäume
hat nicht das geringste Interesse, die Qualität der Blätter
durch Düngung seiner Bäume zu verbessern, da die Anwen-
dung der Mittel, welche nothwendig wären, um die seide-
bildenden Stoffe in den Blättern zu vermehren, ihm beträcht-
liehe Ausgaben machen würde , ohne Aussicht auf Ersatz.
Zur Erhaltung seiner Industrie wird es der Seidenzüchter
doch zuletzt machei^ müssen,. iWie der Rübenzuckerfabrikant,
der früher seine Rüben von den Bauern kaufte, und der sie
jetzt 'Selbst baut, um seines Zuokerertrages sicher zu sein.
:' In in euerer Zeit scheint übrigens auch der Maulbeer-^
baüm ein^ Krtfnkheit tn verfallen, welche an manchen
Orten der Seidenzueht ein Ende zu machen droht; ich empfing
von dieser Krankfadt- zuerst Nachricht von Herrn Baron
Ctesseri (Caslel Pietro bei Trieht), der mir hierüber Fol-
gendes schreibt: „Seit einigen Jahren hat sich in unserer
tandsohaft eitle Krankheit der Maulbeerbäume entwickelt,
die immer mehr um sich greift; sobald der Baum davon
ergriffen wird, stirbt er nicht iallein ab, sondern er steckt
auch die benachbarten Bäame an, und zwar so, dafs in einem
Felde^die noch vorhandenen Bäame absterben, während über-
diefs dins Feld für dieselbe Speeies unfruchtbar wird. Die
Krankheit befällt zuerst di^ Wurzefai, auf denen sich mit
dem Mikroscope ein sehr feiner Filz wahrnehmen läfst; sie
/
t
iO^ T ollen s, über den Siedepunkt und das
h^fjßon in 4^n ^adi^beq Th^leir.^ Lfipd^ pi»4 pSajAZt «ick
jetzt nach Norden fort. Das Befallenwerden der Biume toü
der KraoUieH sobßint ii^abblngjg. m p^in v^q Fmicflitigkeit
i^dßr Trock^bfdl' dfg Stundorls.
Wenn swiicben ^er Beapbaffonbeit 4ar N«ttIbMrbI#tleri
dor BaupenkTanbbeit und der KrankbeU ißt Maolbeerbimn^
eiiie 9e^i6bimg lykUipb bestebti.so sphßint diese ^ ziemlich
nfi^nrffesetzlich zu sein; erst stirbt der Wnrm, der die Blatter
frifst, und dann der Bauni) d^ die Blttter geliefert bat.
üeber den Siedepunkt und das specifische
Volum des AUylalkohols j
von B. ToUeM.
I I ■ ' ■ I -^
Bei Gelegenheit der in diesen Anmalen B4 CLYI, 129
erschienenen Abhandlung von A. Henningjer und nir^über
den AUyIalkohol hat H. Kopp in. einer An^^e^rkong $iuf 4as
Interesse hingewiesen, welcbeai eine Vergkiichnng des sp^
cifischen V'Olums des Allylalbohols mit denijenigen des Ace-*
tons bietet, welche Beziehung durch die von uns ausgeführten
Bestimmungen nicht genügend aufgeklart war;
In Folge dessen b&be ich Yon Neuem völlig reinen Allyl-*
alkobol mit Kalk entwassert« Hierbei ,habe ich ^en am
einige Grade höheren Siedepunkt als 4en früher beobecbteteii
gefunden^ sp dafs ich nicht umhin kann« den damals unter-
suchten, nur einiiaal mit Baryt behandelten Alkohol noch für
etwas feucht zu halten, oder, da die An^ilysen ein gutes Re«*
eultat geliefert haben, den Fehler auf das Thermometer Z9
schieben.
Der AUyli^lkpbol zeigti den völlig consUnten Siedepunk
96 bis 97^ Unter 745,5 MM Druck») ging bei 95^ der
erste Tropfen über und der. rasch, erreichte Standpunkt 96^
blieb bis zuletzt. Ein apderes Mal ging erupter 756 MM.
Druck bei 97® (eorr.) äj^er^ v.
0,2787 Grm; giAÖii 0,elri9 CO« und 0,W7^ H«0/ ' •
Bereclinet Gefunden
" C« '"6^,()V er,97
Eine zweite nur zweimal mit Kalk behandelte Portion
begann bei 04 Vs^ zu sieden^ jedocn ging auch Von dieser äie
Hälfte bei 96^' über. ' Nach Zusatz' von etwas nasser destil-
Ibt der AUylaikiiiliol bmiSdfUis 91^, ^oimf dfl^Thermotiettft
auf 93 bis 96® steigt und endlich 100® erreicht. .^
Die Bestjminung 4e^ fipeq. Gew,. l^ab^^ io\k m .^n^ lott
«]i^|ß;^geQßn|;qa|f9;im<^ JIIatiKe.iind ji^XGh^\^$tiL wjs^fm
Px)ii)oiDetßr ausg^ubrt Die Aus(ifibp^ng:;dei5( Qlt/se», ]^abe ieli
zu 0,000026 angenommen I , welche Z«|hl.|ic)ij9US.(9lper/,ye)^Tr
flieicbuog der zwjatc]^ 0 und 3^® beobaoMet^P ApsdQlynung
des Wassers mit. der aus dem Tab0ileii b^rechpet^n wgyeb^v^
~ < 'iAii Wasser fafMe der Apparat befO<> ft,09@9 6rtei;/1rel
85<^ 6,050^ an Allylalkohol die unter 1. än^egebeMeh Mengten,
welche m iL Von dem EiAflafs der Gtasausdehnün^ Befreit
sliut. ' Aus n.' cl^gebto #i^h die in DI.- «u^efOblrten'' iBnl^
sprechenden spec. Gewichte.
'j . . . > i . « • •
' ^■' , »■ • •'*.:. ." 7'. ; - ., 'f'.i '• 's?' , J*" 'l
,••1 ■•• . , ' '\ •• •« -irv}*- .-x -■).i j'i V
*) Wasser destillirte unter denselben Bedingungen und aus demselben
Apparate bei 99^
M
T ollen B^ über 'den Siedepmikl u. f. to.
I t
• V- "
/•♦ H. •;::
lU. \
»
5,2942
0^942
.0,87019
13
. 6,2323
6,231053
•f •
0,86045
26
5,1748'
i < 1 > •
6,17144
6,85074
4t5 - •
-6,0Ä8
'5,05l8fe
''0,83107'
62
4,9822
4,9'741^
'0;8I832*
76,6 .
' 4,^109
4^901>S .
4),80631
87,5
4,8343
4,82333
' ' ■« t
0,79363
93,6 -
. 4,ß033
^79166
0,78832
7
Hieraas berechoel sich die^ fönende Formel zor Bestim-
mang der Aa^dehnong bei t^ : . ^.
Vt = V» +,0,00087^ t + 0,0000026 t«,
also fafst das Gldschen bei 97^ 4,7694 Grm. oiid das spec
Ge^w. beim Siedepunkte ist, jer^liche^ mit (fem des Wafsers
58
bei Qfi>^ 0^7846^ iworans .siöh dbs sp9oi V«lw» zu ^oTg "==
73,92 berechnet, was gut mit dem von Kopp gegebenen
W^rtke T3,9 öberälnstimiht. '- Es futigirt also der im Allyl-
rilkbK'oF afk HyiTirmyl vbrhüniffdtre Sau^Mtdff lAil dl^ih Widrilie
7;8, iVfifar^tid der San^slfoff ini CO dels isomeren Acetims
nHl '(le^"ZahM2;iMn RecHnung tritt.
' Der Sfede{]lttnkt 96 Bis 97<> steht fm Einklang mit ande-
reni fh^tsächen. Schott' 'tarige war mir auffallend, dafs bei
T^Higf^ri :GI(eicAh9it< /der.Siedeteiiiperftturen iii|d<»rer AUjlver-
bjiidMngenriftiB AUylclilqrör, ^rg^nür, rjodflr, ^fonniat, -welat
%. «• .^. .n^Uidei); m den .entspr^benden; Propylderiyaten bet-
o^9Qht9ti9^(, MiUfi^iAlkojioJe eii^e Aosnf^hme yomidiostir Hegtf
bilden sollten. ,. ,, .-, ,
»
Jetzt glaube ich als bewiesen ansehen zu können, dafs
alle Allylverbindungen bei derselben Temperatur destilliren,
wie die entsprechenden Propylderivate.
UinVäüdlüng ''Vjoii^ ÄmeiäenMti'fe' itf'" M^tliyli
alkohol :
•■ A •: Yta^'h' Adi Liißbm utid j?4;''iiW*w*)v^''-'^'/' '«'*»
. ••'• •.; * '.' ^i'4T•^^ V»: i- ''» 'sll^ '-'V^' '• '^-^ ^^^l» **5U,t ,:..ll
In unseren Untersächungen über den normalen Biityl-
alkohol'**), wobei wir ansehnlicne' Mengen von butter^fturerii
gemengt mit ameisensaurem Kalke der trockenen Destiliatioii
unterwarfen, beobachteten wir, dais der ernaltene rohe Butyr-
aldeh'yd auch danii,' wenn reiner bültersaurer K&ll^ zu seinem;
Bereitung angewandt worden war, eine fluchtige iildenydtfrtige
Substanz m geringer Menge enthielt. Durch, nascirenden
WasserstoflT liefstSn sich die flüchtigcreh Partieen des rbhen
Aldehyds, gleich dem Butyraldehyd selbst 7 in Alkohol ver-
wandeln, und als nun die so .erhaltenen Alkohole sEumBebüfe
leichterer Trennung mit Jodwasserstofllsäure behandelt wur-
» I •
den, erhielten' wir* ein' Jodur, das durch ' seinen Siedepunkt
Wie durch seine Zusammensetzung sich dem Jodmcthyl näherte»
Das Jodmethyl mufste 'oiDTenbar aus 'Methylalkohol und dieser
*) Der |^cade]|;ue de^. Wisseosotiaften zu Wdei^^in der ^it^UQf^ vom 19^
Januar mitgetlieiltr V. Anzeiger 1871, S. 14.
'■ '' '^ lin Janoarii^ * ^ther Aanalen (aUBgegebeif am- 14.' 'Januar 1871),
/^ B^l^d^-itu^t. Lij^tiremann ;^B89^1bet^^e0^1Ut.<^getfeigt« . P«^ id«^
.^ UnabbfLngigkeit uuserer Untersuchung, dax^aoh nicht. zweifelhaft
sein kanii, glauben wir das ^eclit zu hat)en/ sie hiei^ darzule^n.
Bei der geringen Differenz in den obigen Daten deT~PubHcatiöki
, und 'bev.49ii|c.U:pastanA» daff mif jiUeanf TjerQEujh/e.gestütBteUeber-
xeugxing .ycm.^s..]|{mwaiidlung. der Ajneii^enattuffe In Fortni^dehyd
und Methyl/il]^obol ßchpn. ein Jahr Yorher'gelegentUch unserer
Unterfuchung über, dm normten . BntylftllM)hol erlangt' hatten,
glauben /wi^, daü» «um bilU^erwelse.TUAs^reii-AwBrafih' auf Ent-
deckung dieser: Thatsaahe. n^dit geringer iJs :deii jLlnike.mann^s
anschlagen wird. ^. . ;
**) Der Becioht iibepc'di^sct Untersuchungen wird im.nMis/^n BOefte tnit-
getheilt werden. .. .:■ I \: :<D* Rid,
IQS Lieben «. Bossiy Umwandlung van
koQQt^ nfir ai]|9 Fprnpfildehy;d *) ontstandpn sein.' Wir wor-^
den also durch unsere Untersuphung dahin geführt, anzuneh-*
men, dafs der ameisensatire Kalk, den wir bei der angeführ-
ten OperaÜQfr' il», UAb^fscttufs F^elAivizum; boUei^auren Kalk
angewandt hatten, bei der Destillation Formaldehyd geliefert
hat, und dafs der Formaldehyd fähi^ ist ..wie die anderen
Aldehyde, sich mit nascireodem Wasserstoff, zu Alkohol zo
verbinden.
Bekanntlich Jiat Hof mann **) vor weqiiren Jaliren den
Formaldehyd entdeckt. Er. erhielt ihn. indem er einen mit
Holzg^istdan;ipfen beladenen Luflstrom auf ^ eine glühende
PAtinspirale streichen liefs. Die ai)ziehenden condensirlei|
Dämpfe enthielten .eine Substanz in Lösung, die ammoniak«,-!
lische Silberjlösung reducirt und you der Hof mann nach«-
wjes, (Js^fs sie Formfildehyd ist, indem er mittelst Schwefel-
Wasserstoff daraus ein Sulfür CsHeSs darstellte : «uch zeigte
er, dafs sie fähig ist sich in eine starre Modification zu ver-
wandeln, der wahrscheinlich die Formel CqH&O» zukommt und
die mit. deip schon früher bek^nn^sn ^., g. Pioxymethylen
identisch ist. Indessen ist über die chemischen Eigenschaften
des Formaldehyds bisher noch wenig und über seine physi-
kalischen nur so viel ^bekannt^ dafs er gasfprmig ist.
.pieTl^eoriei. liefs vorherseken, dafs das allgemeine Ver-
fahren zur Darstellang ^er Ketone, auf ameidensauren Kalk
angewandt^' ein Keton CH^O liefern werde, dajpi in diesem Falle
-rr
^) Wk gebtftucheti die Bezeiclitttfg Formaldeliyd statt Methylaldehyd,
:<' ' >#«ü fiieeboB sowie die 6ntsp)?eehenden Bezei^nungen Aoet-, Pro-
' pion«*,' -Bntyr- u. S; w. Alvtehyd nibht zu' V^rwechsluiigen Anlais
gie*bti ' Bekanntifieli rersteht ii. B. Eolbe nater Methylaldeliyd
den'T'oiii Anderen Aetbyialdidliyd geaalsiteB Köiper, unter Aethjl-
' aldehyd 'deii K?$q>0r> dot von Anderen Prbpylaldeliyd genannt
wird u. s. w.
'«tf^DÜBÜBe Annälen CXLV, 367/ Ferner' Berichte d. dentsehen ehem.
Oe^ellilchaft II, 152 und III, 584.
Ameisemäure in Methylalkohol. '- iOft
miC dem FiHmaldelryd zttsaAiindnfait •' l^ fl^ Tiitft ' frft
B* Xtildi^r^) diesen Versuoh ätijBresCelfr 'tttitf eirt 6ilb^o^y4
l^doeirende«^ DeBtlilal erhalten;' iMf« dte äij^fisdhtffteh' dcü
Hofmaym'ffdten Pormaldehydfii c« baben'^ditidii; 'Ufri'jiäaech
die Gegenw^ftTt^ dfeffei' Kdi^ers' über die' tlMf6re^Re 'W!alir^
»eheinliohkiail w erhel^Ä m^ expet'xtti^iHM ttiii^' 5feKerbeit
fesitosiMleM , wtre > es^ woM noöh > wüi^stft Mis^erth jj'e wiesen j
In derArl^ wie diiöfs'Refm«i^ii|fetllatt'Kat; eines der efaarlftk-^
lerialiseben UtA«i^irtifdIüf»g«predttete, wie etwä^dfe A^e Hodi*^
ficatian oder^daa SaHÜlr, dai'afAs dart«9tellifte; * ' '^ '
Wir onterWarfeti genau tnde^m^ete«^, 'wi« W 1>äFDiH<i
sieHung de» nonnaren Biny^aldehydi» be»(tAMei>eit^lifafbfett; iMn^
gepolterien < ameisemmtri^en Kalk , der - -Bei l-SiF gelrockntA
wordto war^ in PoHiöi^en zu lö Oftn. ada Meiert btosretbrteii
der treokeiien Dealiilatroi^. Dieientweiebendetierasö'nnd^&Ümpre
wurden diireh ein von XMfennacdtmg trmgebenea U^röbir^
daa unten mit emem AMkifsrehr versd^h war, gblelti^. hl
einer Operatlonsretbe Terartiieilefcfrt wir fOO,' iti^ eine^ tw(^iteiit
i5& Grniw amcfisenaauren Kalls. Dels an' Menge* sehr geringe
eondensirte Prodact besafs einen aldehydäHigeny sngleiüh aber
•ii(A ettipyreomatiBchen Geraeh. EastelTte einö wäfi^erbelle
und zum Tbeil wehf auch autf Wasser beklebende Flulsslgkeil
dar, auf <ier eine kleine briunif che Schiüht ach waihm. Mit
amnloniakulieöher SilberKsmig gflfb e^^ Wib sehen 'Huld e^
beobachlet Jial, eine starke Rednction.' Es lag niicht m uni^e-
rer Absicht, den Formaldehyd ^etbsl, dei*'lr6riufsäetzHcb hier
vorlag, ifenau^ ^d studiren, bes^der^ da man iü diesei* Be-
ziehung weitere Auftchlnsse vt)n H<yfn)ann öriiträrten'' darfl
Wir tiberfrugen atse- das gesammte Destillat in die etVira rwan-»
2{gfaehe 'Menge Wasser und setzten zur Umwähdinng ih AI-*
kohot |N)rtionenwei2(e iquivalente Mengen Natrhtihaälfalgam und
V
*) 2eits<ihH]rt fSärri^toie ^868, 265;
I ..
•j • -» -
HO L t$ ir\ßn\ w- E^€[8si,, .ümwanj^fuitg von
^w^^f^äf^^ zm wahrend jWgWeh dar^b Igi^wißser gekiftll
wA^*^<ff :4U;^cl^^f^fs^cl|.. jftb4^^^ ward, gab^ das Dje^llal
hoch^p^f^l^ «VifiliB Sllb^rxpdpqUqn, und dtose' lspiinl«;;a«B^
dm-Q^iiYJie|ler)iQl)i&$f|llKndImig^U Nutriuniiainalgam'iiiid Sehwe^*
f Qlg|^f e ,flM?kt, wnf i yfitßc^m^äm (gfiftraoM werji^n. Die wäs-
^^ff^i I^si|i)g rrv;wd^ 4anii ynrn 4ein nnlofsUcb)^. (Xel (das
l))0ilsyr wie lobjBi^.erwab^t,.' vQm, fQ^eA' Alde|iy«[..i5l4Bioailte, IbeHit
tijBlleic^ti yi0jjg[c^s|,.bei Aldehyd^e^ijod»^
Df!sqrei|4«{iV^ W^sfi^^off. ^nk;^nd9f^ war) ; lafeßttrif t, wd dqrqh
eine Reihe von Dj^iiP^hqo amd^f^QJ^t^ ^oq! hohlenaaio-eiQ
KaIiam^^u.l4e^l«rsli|I|,]Pra^I^«(,ßlP^ fldpiüti^e alk^^tische
S]ub4taii;(i%tilgfls^fa|jBHike,q v! dw all?,; RigÄWcbuft^n i des iM^
^lkqhi>Ifi M^st^ Purch Destm^tion .vifiu^ der Alkohol noch
von elwafi JiQ[lier';^e^ei;id€^i|[|^ JQ W^^er uifilösIipheoUvO^l» von
dt^r, Ni^iir.^es.frQhjer durch :^i)tr{(tioiibei?ei%tefi',Oe]es, ge^
trennt und, durph filehandlupg ( mit ge^chmpla^enem kohlensau-**
r^m ^i^Iiumj; sp^^i^^!.'''^ ^a)k;getrockiiet-.,;Er besafs den Ge^
rucb voa , qnreinenfk Hethylailkohol:, siedete unt^r Jbef tigern
Stofsen bei.6& bisi|67?, iifar in /^^a^^er. löblich und durch
Kaliu^qajfhma.^ da?)aus ab^cheidhar- -': Die, Mengen. Meihylalko-
l|ol, id4^.>^\V5 <Jw xw^rfreitften ^, &rm. mßmeinsmtßm Kalk
er^^i^. wu^4e,iibai^ug Svbift 4C^^ Obgleich : diese Zahl,
da wir, nicht, Auf quf^r^itativß Be«tiniiniin; fdfr» Ausbeuie aa^r-?
gegmgj9p w<^ep, mv alsm^ere Gr^nzei ^(^imMmgißomgrX
aie dpcfr,t4^ffl dj^ Aiisbwte ap Methylalkohol, jesip* an Form-
«I4fh,y4 we^jeli^iyMKeringP, i0, ; .. . . : . i - .
„ /! \Jm ,\fif{X <Ns\fu^; dcjs.; erlbia.IteQen Prpdl^ct^S'rYAUkpmmen
sichpr..zv.,^ifi, sphl^psfen vir. ^es uui rauchender Jodwasser*
stpffi^au];^^ : mit .der es ; sieb vojlkpinmexi : iQJis<^hl^ , ir^ eine . 61a9-
rö)ire| ein.^jv.jßip ;]geaclion^;,weJcbß scji^nhei ogeiröhnluAer
y#H(iBeraltpr; , «nter, ;jy)se>e|i!ung ; vpn ^ etwas . sphwerem , Oel
begann, wurde durch Erhitzen auf 100^ vervollständigt. Das
so erhaltene schwere Oel wurde..getreniit, gevrascheiH ge*
trocknel und desUyirt,. wffb(H;der grpf^^^^
44^ überging. Schon der Siedepunkt , der Geruch und das
bedeutende spec. Gewicht, so jgfrofs, dfafs Chlorcaicium auf der
Flüssigkeit schwamm, ;liefi^n\||^eiir(Z;if^eifel, dafs das Pro-
dttct Jodmethyl war. Die folgende Analyse bestätigt diefs.
". ' ^&!fö6 «Gm. |;tiheft d^OOb CO^mila O^ltel^iia-;).!:'^ '■ *" :X
. - 0,5031 ;Gtia.g^biB]i,',l>9|^Jb41»e^ii|iii)in^ ,C^ri^^84TC^820!$)4^gJ
und 0,0036 Ag. . , - , ...
JnlOO Tbeilen : , .. , , ^
. . Gefunden . QHs J
• ^- ' ' ^ KÖhl^nstbff ■• 8,71 '/'-'^ " 'i,4&- ' '
WaSdewtoflpi' •• Mö »''■' '^*-^' u:.»,:^ .j'^s.i'rt.w.w, J
• ■ i II
- Wie haben ^«dlielitaoi^k- aas JoifatttthtldisöhBrwän^
mit trockenem ^hsEidsaiireniüSitbair iin .das.;SO(^'€haraiti^stiscke
Ms%loxabd ik^tg^X&iffi^ weküßei bei stferkevem .BHiUaea
aibdealillirte und! ia der Vorlage sögleickiuid .yollstäfadlg ztt
weifsen 'Krystallen erstarrte. .- 1- :•- mu." .■"•-.« >/ i>:;'=i
A Durch diese 'Untersuchungen ibi^aoht8ii>^wir ab eirwieseuy
dafs das aus.ameisensaiiren Kalk dortofr troiekoiie. Destilfetio^'
aiudteD& Produöt wirkUbh Formddefcyd istjbwieabinrei^ er-
warten durfte, und dtfs dieser bisher nöoh wenig ^eisamite
Körper, gleiehr-^ällcin «brigen'iiAJdeXydetai,! steh' £recti mit
Waskerdtoff .acu Terbüdcii T^HUig/jud^m: er Methylalkohi^I
liefert.^ ? ■ ;. --^ / [ > . \ ••«^ri .L: .. yl.-': .•.:!•-' '■• .^
. SchliefsHch wollen :.wir'noehhbem6r.k6n.;::däfS;^weQB wir
auch den Formaldehyd nkht rein idärgeste&t häbeniund Tiel^
leicht seine Verdicktung in den; r beiekrlebeneii V^rsudheft
durch Gegenwart von etwas Wasser. Qnd^'i«i6n)4m(lerea ddn*^
densirbarea Snbstaqzen^erleiOhtelt werden •mddhtev es' Uocb
danach: wakrsobdinlich ist,^'dlid^srder^FoI«llaIdehyd: 'zu-^^enf
leicht condensirbaren Gasen gehört und sein Siedepunkt
schwerlich tief unter 0^ liegen dürfte.
.' >
tt
ii% Knappe tit^ SesHmmkn^ dihr Kohlensäure
Ztiif^Böstimmilii^'«ei^''Eohleüsäare itii" Bruii-
nenwassei;:
Zur Bestimmniig ! der irtwn KoHieMdiire in Warsser
Wu^de TM Hhi« Prof. wn'PHleftkü^fcrehiVeffirhrett tor-
geschlagen *), das an Einfachheit and Schnelligkeit dfer Aus-
führung alle früher gebrauchten Methoden äbertrifil. Es be-
ruht auf den gleichen Principien, wie v. Pettenkofer's Koh-
lensaurebestin^ung der atmo^pharischea liulU
Brunnenwasser wird mit Cbiercalciumlösung, Salmiak und
danmf Mit dnmh : hftetntanlen ilblD KsHcwaner vori betann-
tob Gektlb; versetat. N«chd«ih ^dis^rtgemsoht» Flissigkeil
zwölf StendenrgtaäilHideii kat^ mwird detrifddst gcblicbeiie Thoil
des ^Halfc» wt ,Mer OxaMoreitaiifig zurücktitrirt^ von der
jeder Cubik-'Centimeter 0,001 Gnu.; iKohlensiwra edtspridil,.
niete viObiaiisaurelösiiiig : wird : erhalten deroh Auflösen von
3^8B3B..6rtti. >kc|!8toUiairter Siure zu ^eiaem Liter.
- : Der >Fanki dehr tdlKf en NeiAriilisalioii des Etikwassers
wird, erkannt d«roh> Aeacti«Ni auf eni^GiidUcbes Curoumap«|»or.
BiiKHadklheiL dshr .llBlkade» itf jcNlocii kkist zwöIfstUDdige
Wirten, das daech.:diei;Eigensciiaftcii ides amorphen kidden*»*
sauren Kalks nötbig wird. Dieser ist bekanntlich in Wasser
}öriickyr«agilfc-alkflliAih^i>Qridfl wird durch die verdünnte Ojcal-
siare,: zersetzte 1 .Kaeh. Ungerem Stehen oder sofort bei»
lodhea nfmttt. er' far^leUinhHdie.FonnvaÄ end Ist dann ohne
Einflub aal die Tdtriining mit Sfiiare.
. Dieser ätorende Eiaflufo. des; amorphen koUensauren
Kalks. .\W8Kr bei^ttts lfei.der E;öhleafi«ui^ebesiimmllilg in deif
t » • *<
• ■ " • • •
*) Jonm. für prakt. Chemie LXXXII, 32; Fre Benins analytiflGhe
Chemie 6. Anfl., 8. 905;
'-im Btunnenwasser. il3
atmosphärischen Luft, von v; f^tlfinkofer- wahrgenotninen
worden, er halte 4elsbalb ^rtatt des Kalkwassera- Baryt wasser
angfew^ndet, weil der kohlensaiire Baryt den wesentffchen
Vortbei) bietet, dafs er nicbt atkaliadb reagirt tind von der
verddnnten Oi»l6fiiir& nicht angegriffen wird.
V«if Fr* Mohr ^) whrde nun diese Verbesserung der
Methode auf 'die BeatimMunf der Kohlensäure in Min^l- und'
aiidef en W&seern t übeftrargieft;
Mohr zeigte durch- Versiebe mit doppelt^keblensanremi
Natron;, Idaft mit Baryilwasser^ dfe Kohlensaure^ von Bicarbo-
naten . genau 'bestimmt werden kann.
Aehnliche Versuche wurden hier ausgeführt end- ergaben
in.Uebereiastimmnng mii deü Angaben von Mohr Folgendes :
In : ansgekoohlem :>d6stillirteni Wasser wurde ein bef^imm*^
tes Mafs Kohlensaure gelöst; 100 CC. dfesiea Wassers wur--
den mit Biirytwasi^eri fersetzt and dann mit Oxalsäure oder
Scblrefelaaiire'Vi^n^bökanhlem Gehalt zurücktitrirt.
Es wak-de hierdnrob der bereobnete Gehalt des Wassers-
an Kohlensaure wiedergefunden, und es erwies sich als gleich-
gdltigv ob nrnn das -Wasser sofort naich den/i Zusatz* von
Barytwasser titrirte, oder erst nach läi^i^rem Stehen oder-
nach dem Erhitzen ibis zmn Sieden« Es fand sich immer
dieselbe Menge Baryt durch Köhlens&üi^e gebunden.
In gleichet Weise ergab sich/ als man eine sehr verdAnnte
Löimig Ton kiorfalensaür em Natron (i,00& Grm^ im Liter) mit
SalasSure f enau neutredisirte und dte dadoreh frei'gewordcme,'
im Wasser gelöste Kohlensäure bestimmte, der berechnete'
KoUensäuregehaltdes NatPOAsai^«.'
Als man( jedocb im hiesigeit iBrunnehwasser die freie*
Kohlensaure mit Barytwasser messen wollte, zeigle sich^ dafs
man zum Zurilckätrivung genau so viel Oxalsäure iröthig hatte.
■ * ^ - - - - ^ - - - - ' • .
^ •■.■..•• . •. . ...'i
^ *)' Zeitschrift fSt* aiiiäl7tiB<^« 'Chemie in, 4; '
Aanal. d. Cb«mi« v. Pharm. CLVm. Bd. 1. Heft. 8
114 Knapp j zur BeMtimnmng dvr Kohlensäure
als dem zugfesetzten Barytwasser. eiüspracb. Das Wasser
schien . demiiacli kem^ KahleQsäure za enthalten.
Wurde jedoch dieses Wasser in einem Kolben ohne Zu-
satz von Baryt erhitzt« so tröbte es sich, Koblensänre entwich
und es zeigte sich dann ein Absatz von kohlensaurem Kalk.
Die auffallende Erscheinung, dafs diese Kohlensaure nicht
iron Baryt angezeigt wurd^, konnte nur von dem Kaifcgehatt
des Wassers herrühren. Man hatte es hier, offenbar wieder
mit dem amorphen kohlenaauren Kalk zu thun.
Je 500 CC. Wasser von der liiesigeti * Thalkirchner
Leitung wurden mit Chlorbaryumlösung und darauf mit B»^
rytwasser versetzt.
Eine Portion wurde sofort zurucklitrirt und dazu gerade
so viel Sdure gebraucht, eis das Barytwasser verher zur Neu-
tralisation nöthig hatte.
Der Kohlensiuregehalt schien demnach gleich Null;
Eine zweite Portion wurde gekocht und nadi dem Ab-
kühlen titrirl. Die Titrirung ergab ein^ Gähall von 0,129 Grm.
COa in 1000 CC.
Eine drüte Portion wurde nach achtstündigem Sieben
litrirt und ergttb 0,106 Grm. in lÖOO CC.
Eine vierte Portion nach dreiCiigstündigem SIehea titrhi
ergab 0,112 Grm. in 1000 CC.
Man sieht hieraus, dafs der amorphe köhleilsaure Kalk,
der durch den Zusatz von Baryt gefallt worden, nur sehr
allmilig krystallinisch wird und sich dem zersetzenden Ein*
flttfs der Siure. enlsieht.
Aber auch der kohlensaure fiaryt seheint durch die An-
wesenheit von kohlensaurett Kalk üi seinen Bigansehnften
etwas v^röndert zu werden. . -^
Denn wibrend beim. Zusatz voa Barylwasser zu kohlen-
saurem destillirtem Wasser sofort ein Niederschlag entsteht,
bringt in dem Brunnenwasser erst ein Ueherscl^uls von Bary^was-
im Brunnmwciss^r^ 115
ser einen Niederscfalag hervor; and^ine geringere Menge
Barytwasser bewirkt entweder gar keine., oder nur eine
scbwaefae Träbung.
Uniidiesen Einflufs des Kalks direct festzustellen, war-
den. 100' CG. der Koklensaurelösiing, die durch Einleiten von
Kohlensäure in destiUirtes Wasser hergestellt war, mit Chlor-
baryum und 5 CG. Gypslosung und darauf mit Barytwasser
-versetzt.
In dem reinen Kohlensäurewasser wurden in Uebereinstim-
mung mit der Rechnung 15,0 Mgrm. CO2 in 100 GG. gefun-
den. In dem mit Gyps versetzten wurden durch sofortige
Titrirung nur 4,8 Mgrm. GO2 in 100 GG. angezeigt.
Es ist also klar^ dafs man bei der Bestimmung der Koh-
lensäure in einem kalkhaltigen Wasser denselben Schwierig-
keiten begegnet; ob man zur Sättigung der Kohlensäure Kalk-
• • • ' ■
Wasser oder Barytwasser anwendet; man hat in beiden
Fällen mit den Löslichkeitsverhältnissen der amorphen Salze
zu kämpfen.
Bei Wasser, das wenig Magnesia enthält, beseitigt man
diese Schwierigkeiten am Einfachsten durch Erhitzen des
Wassers nach dem Zusatz von Baryt. Bei Wasser mit gröfse-
rem Magnesiag6halt wird man die von v. Pettenkofer schon
angegebenen Vorsichtsmafsregeln beachten müssen.
üeber die Excremente der gemeiüen Fleder-
maus.
Nach der Untersuchung des Dr. Popp*) bestehen die
Excremente ägyptischer Fledermäuse zu V5 aus krystallinischem
•) Diese Annal. CLV, 351.
8»
116 P<^PPi diB Exeremenie der Fledermaus.
Harnstoff und sind offenbar der Harn dieser Thiere. Unana*
femacht bHeb es, was aus dem Koth geworden ist. Da di^
Frage in physiologischer Hinsicht einiges Interesse darbot^ sfk
nahm Dr. Popp aueh eine Untersuchung der Excremente
der gewöhnlichen europäischen Fledermaus (Bhmolophus Bip^
posideras) vor, wozu Hr. Prof. Ehlers gefdHigst da»
Material lieferte von einer Localitdt, wo es sieb in einer
drei Zoll hohen Schicht angesammelt hatte.
*
Diese Excremente bestehen aus trockenen kleinen,,
länglichen Körnern von dunkelbrauner Farbe und sind offen-
bar der Koth dieser Thiere, gemengt mit den Zersetzungs-
producten des Harns, namentlich mit Ammoniaksalzen. iSie^
enthalten keine Spur Harnstoff, auch keine Harnsaure und
keine Oxalsäure. Die Hauptmasse scheint aus unverdaute»
Flügeldecken von Insecten zu bestehen. Kalte Natronlauge
zieht, unter starker Ammoniäkentwicklung, eine braune hu-
minartige Substanz aus. Bei 100^ getrocknet gaben sie
8,25 pC. Stickstoff, und hinterliefsen beim Verbrennen 6,25 pC.
Asche, enthaltend Kali, Natron, Kalk, Magnesia, Eisenoxyd^
Chlor, Schwefelsäure, Kieselsäure und 36 pC. Phosphorsäure.
Welche Bewandtnifs es nun mit dem auffallenden Um-
stand hat, dafs sich der Harn der ägyptischen Fledermäuse
nicht mit Koth gemengt findet, kann wohl nur durch eine
Untersuchung an Ort und St^e ausgemittelt werden. Dafs
der Harnstoff unzersetzt blieb, ist aus dem warmen trockenen
Klima erklärlich.
Göttingen, 1871.
IIT
üeber Butte^rsäure verschiedenen Ursprungs ;
von C. GrUnzweig.
(Vorläufige Notiz.) .
Sritdem man weifs, dals zvrßi ver^hredene Buttersäuren,
•die Normal- und die Isobuttersaure, existiren, war es natür-
lich von Interesse, die Buttersduren verschiedenen Ursprungs
näher zu untersuchen, um zu erfahren, welche von ihnen
IJormal- und welche Isosaure ist.
Bis jetzt ist eigentlich nur mit Sicherheit erfnittelt, däft
<lie Säure, welche bei der Gährung der milchsauren Salze
entsteht, Normalbuttersäure und — abgesehen von den syn-
thetisch dargestellten — i dafs die, welche durch Oxydation
4es Gährungsbutylalkohols erzeugt wird, Isobuttersäure ist.
Obgleich es als ziemlich wahrscbieinlich angenommen
iverden konnte, dafs die Buttersäure der Kuhbutter Normal-
säwe ist^ so war es doch nicht bestimmt nachgewiesen. Ich
bal^e mich durch nähere Untersuchusf derselben überzeugt,
da^fß sie in der That Normalsäure ist.
Redten ha eher hat in dem Johannisbrpd , der Frucht
von Ceratonia^ siliqua Li.nne , Buttersäure aufgefunden, aber
ihre Eigenschaften nicht näher bestimmt.
,Ich hiebe dieselbe, in grofserer Menge dargestellt? und
einm genaueren Studiun^ unterworfen. , £a h^t sich hierbei
«rgeben, dafs sie nicht Normal- sondern Isobuttersaure ist *)<
In dem Destillat der Tamarinden, in welchem Gorup-
Besanez die Gegenwart .von Buttersäure vermuthet, konnte
ich nur Essigsäure auffinden.
\ ■
*) Neben derselben fand ich wie Bedtenbacher Ameisensäure,
aber aofserdem aach Essigsäure und weni^ Oapron- und Benzol
säure.
118 Volhardy über die Zersetzung von Cyan
Blyth hat bei der Oxydation des Coniins Buttersaure
erhalten, ich habe dieselbe untersucht und als Normalbutter*
säure erkannt.
Die Details meiner Arbeit werde ich in einer ausführ*
liehen Abhandlung demnichst mittheilen.
Erlenmeyer 's Laboratorium in München, Harz 1871»
Ueber die Zersetzung von Cyan durch al*
koholische Salzsäure;
von J. Volhard.
Vor einigen Jahren haben Schmitt und Glutz*) ge-
funden, dafs die Umsetzung des Cyans in wässeriger Lösung^
durch Salzsäure in der gleichen Weise beeinflnfst wird, wie
durch Aldehyd **). Salzsäure wie Aldehyd bewirken rasche
Umwandlung des Cyans in Oxamid. Beide Reactionen haben
weiter das Gemeinsame^ dafs das Agens, welches die Bichtungr
des Umsatzes bedingt, an diesem keinen directen Antheil zu
nehmen scheint.
Wenn eine alkohoKeche Cyanlosung durch Salzsäure zu
analoger Zersetzung veranlafst würde, so mfilste das Cyan in
Diäthyloxamid fibergehen :
C,Nt + 2 HjO = CtOjH^N,
C,Nt + 2CH5OH = (VO,(Cya[,),H,N,.
Diefs ist jedoch nicht der Fall. Die Uanwandlung de»
Cyans durch Salzsäure in alkoholischer Lösung ist sowohl
*) Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft J, 66.
**) y. Lieb ig, diese Amuden CXin, 246.
dur€ih alkohoUseha Salzsäure^ 119
nach, den Prodacien, als nach der Roffe, welche die Salesänre
dabei apieh^ iresenilich ; veracbieden TÖit d^ Zersetzung d^s
Cyans in salzaaurer wässeriger Ldsung;
Leitet ma^ G):angas in absoloten. Alkohol, der zuvor nnt
Salzsäurcgas gesättigt wurde , so beginnt nach wenigen Au-
genblicken die Flüssigkeit . sieh zu trüben ; unfer sehr be«-
traohtticher Wämseentwickelnng scheidet sieh ein wdfses
krystaUinisohes Pulver ab, dessen Menge fortwährend zunimmt,
bis sich die Flussiglurit bei fortgesetztem Einleiten von Cyan-
gas allmalig zu einem kaum mehr beweglichen Krystallbrei
verdickt. Die Reaction tritt so rasch ein' und ist so energisch,
dafis i^ich dieselbe sehr wohl zum Yorlßsungsversuch eignet.
D^r ausgeschiedene krystalljnische Körper ist in Wasser
leicht löslich und besteht, wepn der angewendete Alkohd
mit Salzsaure vollkommen gesattigt war, lediglich aus Sal-
miak. War die alkoholische Saliji^äure mit Alkohol verdünnt,
so ist dem Salmiak mehr oder weniger Qxamid beigemengt«
Die aus der KrystaUmasse mit absolutem Alkohol au$ge«-
xogene Flüssigkeit giebt nach Yerdoniuing mit.WasSi^r ,auf
Zusatz VOR essigsaurem Natron und Qhlorcalcium keinen Nior
derschlag, enthalt also keine Oxalsäure. Ammoniakwasser
erzeugt in derselben^ einen allmalig entstehenden krystallini-
schen Niederschlag von Oxamid.
Um auch quantitativ den so erhaltenen Körper als Oxamid zn iden-
tificiren9 wurden 0,6865 Grtn. desselben durch Kochen mit Kali-
lauge zersetzt, das entweichende Ammoniak in titrirter Säure
aufgefangen und zurücktitrirt ; die Oxalsäure im Rückstand
wurde mit Chamäleonlösung titrirt :
gefanden berechnet für OtOaH^Ns-j^^i^t
Oxalsäure (CjO^H,) 101,8 102,3
Ammoniak (HsN) 38,1 38,6
Die Entstehung von Oxamid bei Einwirkung wässerigen
Ammoniaks weist auf die Gegenwärt von Oxalalher hin. Um
diesen in Substanz zu erhalten, wurde die alkoholische Flüs-
sigkeit mit einer concentrirten Chlorcalciumlösung vermischt.
120 Volhardy über die Zersetzunff van Cyan
Sflkfort schied sich über der Saltiosung in reichlicher
Menge eine Stherisehe Flds&igkeit ab^ die «bgeboben und
mehrmals mit Wasser gewaschen wurde. Sie war leichter
ials Wassert. Nach dem Trocknen mittelst Chlorealcium
der DestiUation nnteiworfen begann rie schon bei der
geringsten Erwärmung z» sieden,' uiid der Siedepunkt stieg
rasch, ohne irgend, stationär zu bieSyeli, bis übfer den Siede^
punkt: des Alkohols/ Purch. längeres ErhitsenJm Wasserbad
wurde der fifichtij)ere Theil möglichst. i»olistandig abdestillirt;
von 22,5 Grm. des getroickneten Aethergemisches büeben
18^ Grm. als bei 100^ nicht fiochtig zurück.
Bei Destillalioh dieslBS Räckstahdei ^ieg die Temperatur
^asch und ohne Haitponkte auf 179^;^ bis dahin war ötwa die
fiälffe der Flüssigkeit abdestillirt, die andere Hälfte ging fast voll-
ständig zwischen 179 und 18P (Barometerstand 720 HM.) über.
Sfe zeigte alle Eigenschaften des Oxai&thers , war schwer
entzQridlicb und brahnle mit blauer nicht leuchtender Flamme,
sank in Wasser unter ohne sich zu lösen, gab mit wasserigem
Ammoniak Oxamid, mft Alkalien Oxalsäure; und erwies sich
durch die Analyse als reiner Oxalather.
Zur Analyse wurde die durch Verseifung von 1,001 Gmi. des AetherB
erhalteiie Oxabttore niit Ohamlieoniösang titrirt.
gefunden bereclinet
Oxalsäure (0,0^) 61,7 61,6
Diese Umwandlung von Cyan in Oxaläther könnte unter
Bildung von Aethylchlorur oder von Aethyloxyd oder von
beiden vor sich gehen :
C,N, + 4CAOH + 4 HCl = CjOjCCAO), + 2 NH4CI + 2 CJB.fi\
oder
C,N, + 6C2H5OH + 2HC1 = CaOjCCjHjO), + 2NH4CI + 2C4H,oO.
Welchen Verlauf, die Umsetzung nimmt , mufste man
durch Untersuchung des fluchtigeren Theils der ätherischen
Flüssigkeit erfahren.
' duroh Mhoh^wh^^^ ßalsi^äur^. . 1131
. : Dies^ : ikf^Wß . ig^ringpret : «ipeeJ i ß^W. . «Is/ Witaäer,^ war
Jdicbt eoteui»dUc)i mA- hmM\^ miHilm^MeiMkrfrteigMiuiii-
ter Flamme. Nach längerer Berührung mitg^efMiIvertam Aetz^
kali konnte dieser Aether schon durch die Wärme der Hand
vollständig verflüchtigt werden, und, so lange noch ein Tropfen
von Flüssigkeit vorhanden, brannte der Dampf mit der charakte-
ristischea Flamme des Aetbylchlorürs. > ■ -
.••••' r '■ . • j ' c • ■'•...•.. . / :. . ., '«. , ..
Da eine etwa vorhandene kleine Menge von Aethyloxyd
durch das Aetnylchlorür mit verflüchtigt sich'hief der Beob-
achtung hätte entziehen können, wurde bei Wiederholung
des Versuchs die Von dem ausj^eschleäehen Salmiak abfiltrirte
alkoholische Flüssigkeit directum einer grölTseren Menge ver-
dünnten Amnioniäkwasseri^ aufgefangen, nach Entfernung des
'Oxamids Wurde mit verdünnter Schwefelsäure änj^esäuert
und bei sehr langem aufsteigendem Dampfröhr und guter
Kühlung destillirt. Die iersfen Theile des alköhofischeh De-
stillats schieden auf Zusatz vonicdncentrirter Chlorcalciumlösung
einige Tröpfchen eines Aethers ab. Der Geruch desselben
wies jedoch nicht auf Aethyloxyd^ sondern erinnerte an Amei-
senäthef. In der That wurden auch durch Verseifung des
Aethers und 'äariauf folgende Destillation mit verdünnter
tSchwefelsäure kleine Mengen einer sauren Flüssigkeit von
den Reäctiohen der Ameisensäure erhalten: el)eh so liefs sich
Ameisensäure äüfs Unzweideutigste nachweisen in dem Aetz-
kali; Welches,' wie oben erwähnt,' mit dem leicht fluchtigi^
l*heil des Aethergemi^ches zusiammen gestanden hatte. Aelhyl-
Oxyd, wenn es in irgend erheblicher Menge wäre vorhanden
gewäsen, hätte bei diesem Versuche der Beobachtung kaum
entfirehen können.
Demnach ist der Verlauf der Umsetzung des Cyai>s mit
alkohplischer Salzsäure durch di&erstere der obigen GlfßichMn-
gen auszudrücken; die Hauptproducte dersjQlben sind Oxal«*
.122 Thorpe h; Morton, über das Walser
ather, Sahiifak und- A^thylchlorüf, daneben enUlefat etwas
Ameiseiiillier mid w^anir der Alkohol nicht mit Salzsaare ge«
aätligfc war* Oxftmid.
. , . /
Ueber das Wasser des irländisclien Meeres;
von T. E., Thorpe und E. H. Morton.
Das Wasser des irländischen Meeres ist qnseres Wissens
noch nie analysirt worden. Wir fühlten uns deshalb zu einer
Untersuchung desselben veranlarst, in der Hoffnung, dadurch
einigen Aufschlufs über die durch die Nahe der Koste, be-
wirkte Veränderung in der Natur und Zusammensetzung^ des
Seewassers zu erlangen. Wir verdanken Herrn Kapitän
Temple das zur Untersuchung benutzte Wasser, welches
er in unmittelbarer Nähe des an der Bahama-Bank stationirten
Leuchtschiffes für uns einsammelte. D.as Schiff liegt unter
54021' N. B. und 4^1 1' W. L., sieben engl. Meilen W- N. W.
von Ramsay, Insel Man , und befindet sich in ungefähr glei-
cher Entfernung von den Kästen Englands, Schottlands und
Irlands. Eine starke von Süden, wabrscjieinlich vom atlan-
tischen Ocean kommende Meeresströmung geht während des
gröfsten. Theils des Tages .am Schiffe vorbei, so daft wir
annehmen dürfen, dafs wir es eigentlich mit Wasser aus deoi
atlantischen Ocean zu thun hatten , welches auf dem langen
Wege diirch den irländischen Kanal allen Einflössen der
benachbarten Küsten ausgesetzt gewesen war.
Wir erhielten das Wasser zu Anfang Januar 1870 und
begannen die Analyse sofort. Das spec. Glewicht, verglichen
mit luftfreiem destillirtem Wasser, war bei O^' C. 1,02721,
bei 15<^ C. 1,02484.
des irländisehen Me&tes. ^ 123
Diese Zahlen weiehen nur sehr wenig vom mittleren spec.
Gewichte des Wassers d^ attanlisühen^ Meeres i^b. 'Nach
▼. H er? n e r ist das letztere bei O^^ G. 1,0281^5 und 6 c k^ ei t z e r
fand das'speo. Gewicht 4es Wiissers vom Pas de Galats bei
i5,5<> 1,6271 und in der Nahe des Landes 1,0268.-
I. Summe der festen Bestandtheile, — Eine gewogene
Quantität des Wassers wurde zur Trockne verdampft und
der Rückstand bei 180^ C. getrocknet, bis das Gewicht coh-
stant war. Zur Vermeidung dies Fehlers, der hierbei durch
Zersetzung des Chlormagnesiums entstehen kann, wurde dem
Wasser nach Hob r's Vorschlag eine gewogene Menge koh-*
lensauren Natriums zugesetzt.
Gewicht des Gewicht des " In' 1000 Grm.
Wussers. < Bückatands Wlissw
1) 51,1564 QEm.. . 1,7309. Gan. . 33>8360
2) öOj-feOS „ 1,7178 'p 33,8411
' ' 'Mittel 83,83896.
Nach Forchhammer ist der Salzgehalt des nördlichen
Theiles des atlantischen Meeres zwischen dem 30. Breiten-
grade und einet vom nördlichen Scihottlilind nach dem nörd-
lichen Neufundland gezogenen Linie nur geringen Schwankungen
unterworfen. Der mittlere Gehalt betr^g^t 35,d7& 6rm. in
1000. Die Oesammtmenge^ der festen Bestandthi^l^ nimmt
daher in der Nähe des Landes^ merklich ab und in unserem
Falle kann diese Verminderung nur der ßelmfengung von
Flufswasser zugeschrieben werden. Wir finden dassielbe
Verhiltnifs bei der Nordsee wieder, deren Salzgebalt in der
Nahe der Küste, nach den Analysen von Clemm, Fi guier
u. Mialhe und Bischaf, in keinem Falle 33 Grm. pr»
1000 übersteigt (Minimum 30,5, Maximum 32,8).
IL B&stimniung'der Stkwefehäure,
Gewicht des Wassew < BaSO« * ' ' SO4 in 100^ Orm.
1) 102,272 Grm. 0,6447 Grm. 2,5972
2) 100,206 n 0,6295 „ ^ 2,5884
Mittel 2,5928.
i24 Thorpe u* Morton^ übm' das Wasser
AU, SOb f Qre4)hfi0^ wie es io^ alleren Analysen ilblich
ist« .i¥ur4le die Sohwef^Isinrcf 2,16075 Grm. pr. 1000 betragen.
Pie IMenge ^vohl keinem BestandtbeiU dee Sa^wassers ist
^alch^;$ch^aiMiuftgen naterwi^rfenii wie «die der Schwefel*
säure. Verachiisdene Ursachen, mögen hierzu beitragen,
worunter namentlich, die Ungleichmalsigkeit in der Zafubr
dieser Säure durch die Flusse, und der Umstand, dafs die
im Se€;wasser enthaltene Schy^efelsäure, häufig durch orga-
nische Substanzen zu Schwefelwasserstoff reducirt wird *).
Nach Forchhamm ejr, können diese Sc}iwa.nkungen im
atlantischen Meere bis zu 0,0145 pC. betragen (Maximum
0,2436, Minimum 0,2289 pC). Das Minimum übersteigt, wie
wir liehen, die Schwefelsäuren^enge im Wasser des irländi-
schen Meeres, eine Folge der Verdünnung des letzteren
durch Flufswasser. Bischof fand im Wasser des Pas de
Calais 0,2141 pC. SO3, was mit der von uns gefundenen
Zahl i Toliständig übereinstimintr
III. Gesaaantmenge dffs JCalktf. -r Die Bestimmung des
Kalks bot uns Anfai»gs einige ^ Schwierigkeiten dar, insofern
als inimer eine gewisse Menge JBagnesia mit dem Oxalsäuren
I![alk. niederfiel. Nur durdli wiederholte«« Auflösen, und Fällen
lies Nie4erscblags unter Zusatz von etwas oxalsaurem .Am-
moniak w^ren wir in^ S(an4i9^ denJoxal^aureH Kalk frei von
Itfagnesia zu erhallen. Der Kajk; wurdcr «la Aetzkalk ge-
Gewicht des Wassers
1) 153,138 Gnn.
2) 153,328 „ " ' '
a)' 153,266' „ ' •
• , . .; Mittel 0,^76|Ä.
Der Kalkgehalt des Wassers im atlantischen Ocean ist
etwas höher, nach Forchhammer 0|0597 pC.
CftO
\ In 1000 Gna.
0,0878 Gnn.
0,67466
1 •
0,0883 n
• 0,57589
0,0881* „ ' ''
'' 0,57482
*) Hayes, Siilim. Amer. Joum., März 1851, S. 241.
des irländüchen Mter^ea. 135
IV. Bestimmung der Magnesia. — Die Filtrale voti 4eA
Kalkbesthihmungeh 2 unA 3 gaben : » ) i
^Pyrophosphors. Magn^ftk '' 'MgO' m ^1000 Gffm:* - 1 ..'•'
2) . 0,8649 2,03275
3) 0,8642 2,03192
Mittel 2,03233.
In grofser iBntfernang vom Lande sbhwahkl die Magnesia
iai Meerwasser zwischen 0,2116 und 0,2209 piC.
V. Bestimmung des hohtensaureh Kalksl — Eine ge-*
wogene Menge des Wassers wurde unter stetem Ersatz des
Verdampfenden eine Stunde lang gekocbt und nach dem Er*
er gewogen. Dann würde durch ein trockenes
Filter filtrirt und der in Losung gebliebene Kalk in gewoge-^'
nen Mengen des Filtrats, aus denen die ihnen entsprechenden
Quantitäten des Seewassers leicht berechnet werden konnten,
bestimmt. .
Gewicht des Wassers CaO CaO in 1000 Grm.
1) 205,860 0,1130 0,54892
•^ M4,030 • ' ' :öiW73* O;5480e
I • I
■■^- ^- ' -Miftel 0,54Ö&0.
Diese Quantität vbn der OeseinmlMe^g'e des Kalks «bge-^
zogen giebt den an ^ohlens|^rQ^g^b^nde^en Kalk.^ Ofi^662
Grm.y ent^rechend 0,04754 .firiD. Calciuipci^boniit in lOOO
Grm. Wasser. Mit dem kohlensauren Kalk war beim^Kochea
nur eine geringe Spuf Magiie^ia. nieder.gefalle^., Q))wolfl djie
gefundene Menge, kohlensauren, K«)k^ mit älteren BestiiU'-
mungen von Bischof und Schweitzer iija YK'asser des
Canals vollkommen übereinstimmt, so betrachten wir sie doch,
wegen der Löslichkeit des kohlensauren Kalks in Lösungen
< . • ' ' '. • . ■ • •
von alkalischen Chlormetall^n , ^als zu niedrig. Es existiren
bis jetzt noch keine genügenden Data, nach denen das Re-
sultat corrigirt werden könnte. Nach John Davy enthält
das Seewasser nur in der Nähe des Landes kohlensauren
Kalk. In weiter Entfernung vom Lande konnte er keine
i26 Thorpe u. Morton, über das Wasser
Spar dieser Sabstaas entdecken und t. Bibr« erwähnt ihrer
nicht einmal in seinen zahlreichen AnaljDßea Yon Seewnnser
Ton verschiedenen Theiien der Welt,
yi. Bestimmung der Oesammtmenge der Chloride der
Alkalien. — Das Wasser warde mit etwas Chlorbaryum ver-
netzt, dann zur Abscheidnng des Barytüberschosses und der
Magnesia in einer Silberschale mit Kalkmilch gekocht and
filtrirt. Nach der Entfernung Abs Kalks wurde abermals
filtrirt und unter Zusatz von Salzsäure zur Trockne verdampft
Beim Auflösen binterblieb etwas Kieselsäure und eine Spur
Magnesia, die der Fällung entgangen war. Das Eindampfen
und Wiederauflösen wurde so lange wiederholt, bis sich der
Rückstand vollständig klar in Wasser löste.
Wasser Grm. gaben Chloride in 1000 Grm.
1) 57,1062 1,3875 27,15000
2) 57,1440 1,3920 27,21725
Mittel 27,18363.
Die geringe Menge Lithium , die durch das Spectroscop
deutlich erkennbar war, wurde wegen Mangels an genauen
Bestimmungsmethoden »icbt berücksichtigt.
VII. Bestimmung des Natrons und KaWs. — Da die
Ausfällung des Kali's mittelst PtCU keine genauen Resultate
giebt, wie schon Usiglio*) nachgewiesen hat, so zogen
wir die indh'ecte Besfimmungsmethode Tor, die viel rascher
ausführbar und bei gehöriger Vorsicht mindestens eben so
genlEiu ist; wie die andere.
Gemenge der In lOOO'Gnn. Wasser
Chloride- AgCl .. NaCI KCl . . Na K
1) 1,3875 ' 3,3848 1,3492 0,0383 * 10,3890 0,39300
2) ' 1,3920 3,3957 * 1,3540 ' 0,0380 10,4l60 0,38963
Mittel 10,4020 0,49131.
^) Ann, chiipa. pV»- [3]. XXYII, lOi,
des irländischen Meeres* 127
VIIL Bestimmung de^ Broms. — Wir bedienten qua
der von Fe^ling angegebenen- Methode, nach weiobor eine
zur Fällung des ^fizen Cblors nngenügende Mfipge Salpeter«
sauren Silbers angesetzt und der NiederSiCMag lingwe Zeit
mit der Flüssigkeit in Berührung gelassen, wird* Er enthält
dann alles Brom. Wir nahmen jedi^smal 1 Liter »s 1087.
Grm. Seewasser, Tersetzten mit V25 der zur vollständigen
Fällung nöthigen Menge Silberlösung und liefsen unter öfte-
rem Umschütteln eine Woche lang stehen.
Wasser gaben Silberniederscnlag
1) 1027'Ottn. 2,85068
2) 1027 \ 2,31020.
Kaeh der. Redaotion iin Wasserstoffstrom gaben .
Auf den ganzen
entsprechend Niederschlag be-
. AgClnnd Agdr Ag
AgCl rechnet
1) . 2,39584 1,78195
2,36790 2,81736
2) 2,11510 . . 1,5^640
2.08148 2,27347,
' . r 1 ' • ■
daher AgBr
Br in 1000 Grm. Wasser
1) ' 0,14029
* 0,05827
• • 2) ' 0,15501
' 0,06438
•'••>'
Mittel* 0,06133.
Wir versuchten oline Erfolg Jod im Wasser nachzu-
weisen.
IX. Bestimmung von Chlor und Brom gemeinschaftlich.
Wasser* AgOltindAgBr entiiAltena AgCl Clin 1000
.1) ,?5,6110 Orm. 1*9319 1,9283 r 18,6182
2) 25,6306 „ 1,9352 .1,9315., .Ij8,6348
. Mittel 18,6265.
. X. Bestimmungi. desi Arnmommks.' —.\ Von ,b73n^ Grm.
See Wasser wurden unter Zusatz Ton chemboh-ireinem'Aelz*^
natron ui^^efdhr 2 Liter abdestillirt. , Von diesen wurden
bei einer zweiten Destillation 365,78 Grm. aufgefangen,' die
alles Ammoniak enthielten. In der letzteren Portion wurde
das Ammoniak nach Nefsler's Verfahren bestimmt. Die
{28 Thorpe v. Mortt^n^ über das Wasser
ZUM Ye^pleicfa^ an^fewandte Lösung von schwefelsaarem Am-
moniak enthieU 0,0001 Grnf. Sth^kstoff kt i CC; Um dieselbe
Ffirbarig" am ^isenj^n, weiche durefa 50 GC: de» DestAluts
hervorgrebracbt wurde, waren nöthijjf 1)6,2; 2) 6,9; 8T6,2Ca
der Ammoniaklöjrnnfg; lilllel 6,4, entsprechend 0,000i0& iGrin.
Ammoniak in 1000 6rm. Wasser. ' '
' ■_r_ •■* ' % \ ■ * • ' *
" XL Bestimmung der Salpetersäure, -rr Der in der Re-
torte gebliebene Antheil von der vorigen Destillation wurde
filtrirt und mit dem Waschwasser vom Niederschlag auf dem
Filter auf ungefähr 20 CC. verdampft. . Diese wurden in ein
kleines Kölbchen filtrirt und zur Verjagung etwa aus der
Luft aufgenofflSficMii AmmoiRaks eine. SVonAe»- lang mit einem
grofi^en Ueberschufs von Aetznatron gekocht. In der erkal-
teten Losung wurde die Salpetersäure mittelst einer Zink*
Eisenptraie zu Ammoniak reducirf, daS dann abdestitlirt und
wie oben bestimmt wurde. Die schwefelsaure Ammoniak-
lösung entsprach 0^000112 NO3H pr. CC. Das Destillat mafs
96,3 CC. und 25 CCt desselben brachen denselben Farben-
ton hervor wie 19,Q; 17,'6; ,20,2 CC. der Ammoniaklösung;
Mittel 19,a ,.pji^er.: iq ,1000. Grm. Wasser^ Q,001569 Grm-
Salpetersaure.
XIL Bestimmung, d^s Eisensi 7^ DerNiedersch1ag> der
in der Retorte auf Zusatz des Aetznatrons entstand, wurde
in Schwefelsaure gelöst, zur Reduction des Eisetioxyds mit
Zink behandelt und das Eisen dann durch eine Lösung von
übermangansaurem Kali, die in 1 CC. 0,00106 Grm. Sauerstoff
entspfe*ach, bestimint. Ei wurde gefunden Fe^Os in 1000 Grm.
Wtfsser »:.0;00465.
Die folgende Tabelle ist eine Zusammenstellung der
_ . , . .• :: ■..i..i. ...» / . ' ..• . •
Resultate :
/ / /
des irlandisehen Meeres*
129
Cailor * . . . i • . ;^ . 18^650/
Bfom , ... . .,,./. 0,06133
Bchw^feLsIlttre (SO4) %59280
Kalk (total) 0,57^12
Kohlensaurer Kalk 0,04754
Magnesia . . . . . . •; . '. . . . . . 2,03233
Alkalische Ghloridö ....«,.<.<.. 27^8363
Kalium 0,39131
Natrium 10,40200
Eisenoxyd 0,00465
Ammoniak . 0,00011
Salpetersäure 0,00156
Gesammtmenge der festen Bestandtheüe ... 33,8385!5.
Stellen wir diese Be^taiKitheile nach der Voraussetzung
zusammen, dafs die stärksten Basen an die stärksten Säuren
gebunden sind, so ergiebt sich :
Chlomatrium . . « . •
. 26,43918
Chlorkalium
>■
0,74619
Chlormagnesium
3,15083
Brommagnesium . . . «
0^07052
Schwefelsaure Magnesia ,
. 2,06608
Kohlensaure Magnesia ,. .
Spur
Schwefelsaurer Kalk . .
1,33158
Kohlensaurer Kalk '. \ .
0,04754
ChlotHthium ..'...
• ■
Spur
Ghlorammoiiiuäi • .' . k .
- ,
0^00044
Salpetersaure Mi^esi»
, •(
0,00207
Kieselsäure
Spur
Kohlensaures Ilisenoxydul
'
. 0,00503
äumme
. 33,85946
Direct geftmden
33,83855.
Das %ut vollständigen Analyse verwandte Wasser wurde
im Winter gesammelt, un4 esiist von Interesse, ob seine Zu-
sammensetzung sich doroh alle Jahreszeiten gleich bleibt.
Annal. d. Chemie n. Pharm. CLVIII. Bd. 1. Heft.
130 Thorp^ tu Morton» über dw Wasser
Im Aofast des Jahres 186S hatte der Eine i^on aas nach
anhaltend schönem Wetter etwas Seewasser in der Nihe der
Bahamer Bank geschöpft. Folgende Bestimmungen wurden
gemacht.
L Sqmme der festen Bestandtheile. ^
1) 46,9516 Grm. gaben 1^026 festen Bflckitand,
2) 34,3920 n ^ 1,1704 ^ „
entsprechend in 1000 Gnn. Wasser 1) 34,1330, 2) 34,0319, Mittel
34,0821. . .
II. Schwefelsaure.
BaSO*
51,213 Grm. Wasser gaben 0,3275
1)
51,212
2)
67,12C
ni.
Chior.
Wasser
1)
51,1760
2)
51,1567
3)
51,0a48
0,3242
SO4 in 1000 arm.
2,6347
2,6130
M^tto)
2,6239,
AgCl
Cl in 1000
3,87SS
18,7344
3,8780
18,7376
3,8718
18,7340
Silbemiederschlag
3,8862.
3,8853
3,8790
Mittel 18,7353.
Daraus sehen wir, dafs das Wasser der irländischen See
im Sommer ^twi^s mehr feste Bestandtheile enthält, als im
Winter. Au# unserer Analyse tritt auch deutlich hervon
dafs es verduiinter ist als das Wasser des aUantischen Oceans
unter derselben geographischen Breite.
Nach Forchhammer sind im Mittel im Wasser des
atlantischen Oceans in grofser Entfernung Yom Lande ent-
halten :
Gesammte feste
Cl SO, CaO MgO Bestandthefle
Absolute Menge 19,865 2,362 0,588 2,199 35,976
RelstiTe Menge lOO 11,8» 8»d6 11,07 181,10.
Arrangireft wir unsere Resulttte iu desadben F«m, so
erhalteu wir für das urUftdiache Heer :
dei irländisöhen Meeres. 131
Cl
Abaoluto ] Sommer 1Ö^7S5
Menge l
iii 1000 GrmJWinter 18,627
Relatire ^Bommer 100
Menge jWi&ter.. |00
öö.
GaO
MgO
QesAmmte
feste Bestand-
theile
2,1«7
■ —
-—
34,088
2,1ÖI
0,575
2|032
83,838
11,67 .
*-
—
181,91
11>63
8,0^
10,93
182|09.
>*4-
Untersuchungen über die chemische Coiv
* • , ,
ötitution der Opiumbasen.
IV. Ueber die Einwirkung des Chlorzinks auf
Codein;
von il. Mntthiessen und W, Burnside*).
Bei VersiidieBy da^ Apomorphin kiaeh einem wohlfeilen
Verfahren darzosteUeiif erhttston Herr Mayer nnd der Eine
von uns Morphin miiChlomink, uro zu tchen, ob nicht durch
dieses Reagens die Elemente des Wassers zum Austreten
gebracht werden können (die Rti&ultate dieser Reaction sind
noch nicht Veröffentlicht). Da auf diese Art Apomorphin
erhalten wurde, so erschien es als möglich, dafs durch eine
ähnliche Rea(^ion auch das Äpocodeln^ d. \* Codein minus
den Elementen des Wassers, dargestellt werden könne. Bei
Ausführung des Versuches wurde eine neue Base erhalten,
welche sich bei der Analyse als Apocodein auswies.
Wenn chlorwasserstoffsaures Codein mit einem Ueber-
schufs einer concentrirten Lösung von Chlorzink etwa
*> Frooeediügs td the B^aS Bodety XlXf 71.
132 Maithiessen ii. Burnaide^ über die Einwirkung
15 Minuten lang auf eine zwischen 170 und 180^ C. liegende
Temperatur erhitzt wird, tritt ..jdie Zersetzung ein; bei dem
Abkühlen scheidet sich eine gelblich-braune theerige Hasse
aus der Flüssigkeit aus, welehe nach weiterem Erkalten zu
dünnen Fäden ausgezogen und so fast frei Ton dem über-
schussigen Chlorzink erhalten werden kann. Diese amorphe
seideartige Masse ist fast reines chlorwasserstoffsaures Apo-
codefn. Zur Darstellung der Base^ im reinen Zustand aus
dieser Substanz wurde das folgende Verfahren angewendet.
Das chlorwasserstpffsaure Salz wurde in heifisem Wasser
gelöst und durch Chlorwasserstoffsäure wieder gefällt. Die
Flüssigkeit mit dem ausgeschiedenen Salz wurde erkalten
gelassen, und das Ausgeschiedene nach dem Erstarren von
der sauren Losung getrennt. Dieses I«ösen und Wiederaus-
fällen mittelst Chlorwasserstoffsäure wurde mehrmals wieder-
holt, und das chlorwasserstoffsaure Salz zuletzt in Wasser
gelöst, mit kohlensaurem Natrium gefällt und die Base mit-
telst Aether ausgezogen. Bei dem Verdampfen der äthe-
rischen Lösung hint^blieb die Bascf als eine amorphe gunmi-
arlige röthliche Masse; diese wurde gepiilvert und im Was-
serbade getrocknet. Bei der Analyse der bei 100^ getrock-
neten Substanz (alte Verbrennungen : wurden mit Eupferoxyd
und Sauerstoffgas, die Stickstoffbestimmung dprch Erhitzen
mit Natronkalk ciusgefü'hrt) wurden Zahlen erhalten , welche
der Formel CigHidNOg entsprechen.
geftmden
76,89 76»70
. , . 7,12 . 6,91
4,97
281 J00,00. . ...
Die Reaction, welche stattgefunden hatte, ist also der
der Chlorwaserstoffsfture auf Morphin äbnUch : das Chlor-
berectinet
c..
216
76,87
Hl,
9
6,76 . .
N
14
.4,98 .
0,
82
11,39
des ChloreinJcs auf Codmi* 133
zink biitle die Elemente des Wassers zum Austreten ge-
brachte'
. Morphin Apomorplim
CisHgiNOj = HgO -f CisHigNO,.
• Code^LQ Apocoädöi
Die Base selbst ist I5slich in Alkohol, Aether und Chloro-
form , aber fast unlöslich in Wasser , und sie konnte bis
jetzt noch nicht in dem krystallinischen Zustand erhalten werden.
r
Das chlorwasserstoffsaüre $alz, erhalten durch Schütteln
der ätherischen Lösung der reinen Base mit Chlorwasser-
stoffsäure und Eindampfen der sauren Losung zur Trockne,
ergab 11,25 pC. Chlor, während sich nach der Formel
CigHgoNOaCi 11,18 pC. Chlor berechnen. Dieses Salz läftt
sich nicht in dem krystallinischen Zustand darstellen; es ist
leicht löslich in Wasser, und aus dieser Lösung wird
es durch concientrirte Chlorwasserstoffsäure wieder aus-
gefällt.
Bei Vergleichung der Einwirkungen verschiedener Rea-
gentien auf diese ßase mit den für das Apomorphin *) ge-
fundenen ergaben sich dieselben fast durchweg überein-
stimmend ; von den in wenigen Fällen sich zeigenden Ver*
schiedenheiten ist die deutlichste, dafs die von dem Apo-
codein mit Salpetersäure hervorgebrachte blutrothe Färbung
viel beständiger ist, als die ähnliche von dem Apomorphin
hervorgebrachte. Zwischen den beiden Basen existirt auch
eine deutliche Verschiedenheit bezüglich ihrer Beständigkeit,
welche für das Apocodein Viel gröfser ist als für das Apo-
morphin; das eristere läfst sich nämlich mittelst Ammoniaks
oder kohlensauren Natriums ausfällen, waschen und trocknen,
ohne dafs es eine deutliche Aenderung seiner Farbe erleidet.
*) Diese Annalen Suppl.-Bd. VII, 175.
Iä4 Matthiessen v. Burnaide, über die Einwirkung
Auch die chlorwassersloffsauren Salee eeigeti Verscbie^
denheit; denn das des Apomorphins kann leicbt krystallisirl
erhallen werden, während das des Apocodeins nur im
amorphen Zustande darzustellen war. Die Darstellung des
Apocodeins ist leicht und sicher^ und giebt eine sehr reich-
liche Ausbeute. Gans anders verhalt es sich mit dem Apo-
morphins dessen Darstellung langwierig ist und eine nur sehr
ungewisse Ausbeute giebt, weshalb auch der Preis dieses
schätzbareu therapeutischen Ag^ns noch so hoch ist. Die
Lösungen der beiden chlorwasserstoffsauren Salze zeigen die-
selben Verschiedenheiten, wie die Basen selbst. Auch die
physiologischen Wirkungen der chlorwasserstoffsauren Salze
sind verschieden, sofern nach Dr. Gee's Beobachtungen das
Apomorphinsalz ein sehr starkes Emeticum ist, während nach
Dr. Legg's Versuchen das Apocodeinsalz als ein mildes
Emeticum wirkt ; letzteres bringt auch an der InjectiQnsstelle
subcutane Abscesse hervor ^ was das Apomorphinsalz nicht
thut.
Es ist in dem II. Theile dieser Untersuchungen *) ge-
zeigt worden, dafs das Codein bei dem Erhitzen mit Chlor-
wasserstoffsaure zu. Methylchlorur» Wasser und Apomorphin
zersetzt wird. Die Einwirkung der Jodwasserstoffsaure auf
Narcotin , zur Elimination des in deni letzteren enthaltenen
Methyls, geht indessen energischer vor, sich ^ als die der
Chlorwasserstoffsäure. Es wurde hiernach als wahrschein-
lieh betrachtet, dafs mittelst Jodwasserstoffsäure aus dem
Codein nur CH^ in der Form von Methyljodur herausge-
nommen werden möge^ unter Zurucklassung der Elemente
des Wassers und Bildung von Morphin. Bei Anstellung des
Versuches wurde jedoch nicht eine Spur Methyljodur er-
*) Diese Aimalen Suppl.-Bd. VII, 177.
des ChlorzinJcs auf Godein. i3S
hallen, sondern die JodverbindQng einer jetzt noch weiter
zo untersuchenden neuen Base.
Das für diese Versuche angewendete Codem verdanken
wir wiederum den Herren M'Farlan zu Kdinburg.
Vorlesungsversuch ;
von Friedrich C. 0. Mutter.
Dafs sich das Quecksilber, eben so wie die übrigen
Metalle I beim Durchleiten des galvanischen Stromes er-
hitzt, Ififst sich gut mittels! folgenden einfachen Apparats
zeigen.
Ein Glasröhrcheit von etwa 6 MH* Durchmesser und 6 CM.
*
Länge wird durbh Ausziehen in der Mitte bis zu Vs MM.
verengt un4 darauf U förmig gebogen. Füllt man dasselbe
mit Qnecksin^er und taucht, nachdem es in einer passenden
Klammer befestigt, die Poldrähte einer mehrzelligen Zink-
kohleftbatterie ein, so wird das Quecksilber sofort in dem
verengten Theite bis zum Sieden erhitzt. Es bilden sich
kleini^ Dampfbläschen , die, dep Strom unterbrechend, einen
hellen Funken verursachen. Da sich der Dampf augenblick-
lich verdichtet, wiederholt sich die Erscheinung, und zwar
80 rasqb, dab man einen cootinuirlichen, sich oft im Röhr-
chen hin- und herbewegenden Funken zu beobachten glaubt.
Während des Versuches vernimmt man eia lautes rasselndes
Geräusch.
Chemisches Laboratorium in Göttingen.
mtm*
136
Erklärung.
Hehrere Fabrikanten von Nahrungs- und Arzneimitteln
benutzen, wie ich neuerdings in Erfahrung gebracht habe,
meinen Namen zor Empfehlung ihrer Producte in einer Weise,
welche auf eine Tauschung des Publikums berechnet zu sein
scheint; so unter anderem kündigt J. Paul Liebe, Apo-
theker in Dresden, die folgenden Präparate an : Liebig's
ungegohrenes Malzextract, Liebig's Malzextracte mit Eisen,
mit Jod, mit Chinin ^ mit Jodeisen u. s. w., Liebig's con-
densirte Hilch und ein Liebe-Liebig'sches Nahrungs-
mittel für Säuglinge. Diefs veranlafst mich zu der Erklärung,
dafs ich mit J. P. Liebe in Dresden und mit anderen Fabri-
kanten ahnlicher Producte in keiner Art von Verbindung
stehe, dafs ich ihre Präparate weder untersucht noch begut-
achtet habe, dafs ich weder der Erfinder eines Halzextractes
bin, noch eine Yorschrifl zur Darstellung einer condensirten
Milch gegeben habe, und dafs zuletzt J. P. Liebe und andere
Fabrikanten meinen Namen mit ihren Fabrikaten eigenmäch-
tig; ohne meine Erlaubnifs und selbstverständlich gegen mei-
nen Willen in Verbindung gebracht habeit.
Das einzige Präparat, welches mit .meiner Erlaubnifs
meinen Namen trägt, ist das in Fray-Behtos in Südamerika
fabricirte Fleischextract; den Ursprung des Namens Li ebig^'s
Fleischextrfict habe ich vor .6 Jahrra in cU^eii Annaien
CXXXIII, 125) auseinandergesetzt; er ist an die Bedingung
geknüpft, dafs die Fray-BentoS- Gesellschaft kein Extract in
den Handel bringen dürfe, bevor dessen richtige Besehaffen-
heit und Güte von mir und Herrn Prof. Dr. M. vonPetten-
kofer durch eine genaue Untersuchung begutachtet worden
ist; diese Bedingung wird auf das Gewissenhafteste einge-
halten, J. V. Liebig.
Berichtigungen.
Bd. GLVn, S. 295, Z. 4 y. n. statt Aetkylenhaloldpropiont. lies
Aeihylidenhaloidpropiotu,
S. 300, Z. 6 y. o. statt und lies aus,
CBPOH S5»^^
8 go
S. 806 *t(tU^ Ret CiL .
CH ^g
S. 314, Z. 2 y. o. statt dihydacryU, lies dihydracryls.
Ausgegeben den 19. April 1871.
ANNALEN
DER
CHEMIE UND PHAEMACIE.
<..
CLYlfL Bandes zweites Heft.
i**MM«*i
5S=
üeber den normalen Butylalkohol ;
von Ad. Lieben und A. Rossi*)*
Als Wurtz 1852 im Fuselöl den Butylalkohol entdeckte
und als ein Jahr darauf noch die Entdeckung des Propyl-
alkohols von Chancel und die des Caproylalkehols von
Paget folgte I da glaubte man 9u einer fast vollständigen
Kenntnifs der wichtigen Klasse der Alkohole CnHsbi-fiOH und
mittelbar der zahlreichen Körper, die sich aus ihnen ableiten
lassen, gelangt zu sein. Indessen mufste schon damals auf<^
fallen^ dafe der Siedepunkt des Butylalkohols erheblich tiefer
lag, als sich nach seiner Stellung in der Reihe erwarten
liefs. Bei dei; ausgesprochenen Analogie der chemischen
Eigenschaften des Butylalkohols mit denen des Aethyl- und
Amylalkohols schjefi es jedoch gar. keinem Zweifel zu unter-
liegen, dafs der ue,u entdeckte Körper derselben homologen
Reihe angehörte, und diese Ueberzeugung war damals so ein-
gewurzelt, dafs in manchen chemischen Handbüchern und
Abhandlungen geradezu der von Wurtz gefundene Siede-
punkt 109^, der sich mit der Stellung des Butylalkohols in
*) Eine kurze Mittheilung der hanptsächliclisten ftesiiltate findet sich
in den Compt rend. LXyiU, 1561, Juni 1869.
Aiiii«l* d. Chem. n. Phann. Bd. OLVIII. 2. Heft. 10
138 Lieben^ u* Rosaiy über den
der Reihe nicht vereinbaren liefs, durch einen besser stim-
menden ersetzt wurde. Seit jener Zeit hat sich jedoch
unsere KennUiiGs der Thatsachen , wie unser theoretischer
Gesichtskreis betrachtlich erweitert.
Friede! *) zeigte, dafs Aceton mit nascirendem Was-
serstoff einen Körper von der Zusammensetzung des Propyl-
alkohols liefert, dessen Verschiedenheit von dem Gahrungs-
piopylalkohol er. bald darauf nachwies ^*),.wahiieiid. ander*
seits Kolbe die Constitution dieses Körpers als eines secan-
dären Alkohols (zweifäch-methylirten rMe[thy]alkohols) inter-
pretirte. Bald darauf entdeckte Wurtz*^*) das mit dem
Amylalkohol isoniiere Amylenhydrat und eröffnete die Aus-
sicht auf eine grofse Anzahl solcher neuer isomerer Alko-
hole, voii denen wir hier noch besondei'S das Btitylenhydrat
nennen wollen, das von de Luyn es f) aus Ery thrit erhalten
wurde. Wurtz betrachtete dieselben als einä besondere
Klasse von 'Alkoholen , deren wesentliches Merkmal darin
liegt, däfs sie eben so wie ihre Aetheir sich mit Leichtigkeit
unter. Abgabe von CnH2u zerlegen. Kolbe ff) trat dieser
Ansicht entgegen , und an frühere theoretische Betrachtun-
gen ff f) über die mögliche Existenis voii primären, secun-
dären, tertiären Alkoholen anknüpfend, suchte er nachzu-
weisen, dafs das Amylenhydrat ein secundarer Alkohol sei.
Dieser auf die Oxydation' des Amylenhydrats und Betrach-
tungen über iSiedepunkte gestützte Nachweis war jedoch
kein strenger , erstens weil Kolbe das charakteristische
• »
**).BülL dö la.8oe.,RhiBa...dfl Psiri^ 1866, 2^7. .; - , - . : \
***) Compt. rend. LV, 370 (1862).
f) Compt. rend. LVI, 803 und Ann. chim. phys. [4] II, 385.
tf) Diese Annale» CXXXII, . 102. .
ttt) Daselbst CXm, 307.. ;■;.;:,.. . . ,
• ^ •. . , 4 1 .In'.
KeU^n mU gleich viel dalff der AlkohoVttidit^Mrolirty ficttderb
«eine Gegenwart nur vermuthet hat, und zweitens; weil
Wurtz*), der wenig früher als Kolbe gleichfalls die
Oxydation des Amylenhydr^ts untersucht hatte , nachwies,
4afs Amylen dieselben Oxydationspreducte jiafert .'S*» war
4i]sö immer noch möglich, \tie diefi^ aufsef Wu'rtz unter
anderem aucb^Kekule that, die Hydrate von (^n^2n als eine
l)esondere Klasse von Alkoholen anzusehen^ die aufserhalb
^er von Kolbe aufgestellten Categorieen stehe.i
Noch auf «inein etwas anderen Weg^e als demjenigen; auf
*dem Kolbe zur Prognose isomerer Alkohole; gelangt war,
mufste oittn zu ungefähr demselben Resultat geführt' werden.
Von den Ide^n der Yierwerthigkeit des Kohlenstoffs und der
gegenseitigen Bindung der Atpme ausgehend, welchen nament-
lich Kekule eine so breite Bahn in der Wissenschaft ge-
J)rochen hat, mufste man nolhwendig zur ErHennthiüSl geführt
iverden , dafs es nur einen Methyl- , einen Aethylalkohol,
zwei Isomere Propyl- , vier i isomere Butylalkohole u. s. w.
geben kann, und gelangte dazu, ihre Constitution theoretisch
zu entwickeln. Trotz scheinbarer Uebereinstimmung sind
jedoch diese Ideen und das Resultat, zu deinf' sie^ führen,
nicht gleich mit den von Kolbe gegebenen. Die Zahl der
Isofiierieea, die Kolbe als möglich annimmt, ist bet^dehtlich
gröfser als diejenige, welche man aus den letzteren Vor-
stellungen, die von. der Mehrzahl der . Chemiker heute ange-
nommen sind, ableitet**), und man darf daher hoffen, dafs
*) Compt. rend. LVIII, 971.
**) Um diesen Unterschied, der nicht immer gehörig gewürdigt wird,
kktr 1LXX. mftchen, genügt es, eiii Beispiel anzuftlhren, das wir einer
neueren Abhandlung K oll) e*8 (iiher die chemische Constitution
der organischen Kohlenwasserstoffe) entnehmen. NachKblbe giebt
«s nicht weniger als fllnfaehn isomere. C5H1«, wtthrend j^aeh unserer
.Ansicht,: — wenn man nttmUchToaider Yaerwertiugkeii des^ohlen-
10»
140 Liehen v. Bossi, über den
dti Expetimeit zwis^lieii diesen widerspreckeBdeii Anäekten
entscheiden wird.
stoflb ansgeht, die vier Yerwandtschaflsemheiteii als gleichartig
Voraiunetst, ferner kemem der KMoBsUdSKtame db fltennnradiealii-
oder wie immer geartetes Pririlegiam ertiieilt» — offenltar nur drei
isomere C^Hi^ exiatiren kömien, nämlich :
CETi üUg CH5 CHg
CH, \/ I
CH, CH H,C — C — CHg ,
CH, CHt I
in welchen sftmmtGdie funfisehn von Kolbe bereits enthalten sind.
Keknl^ seihst hat mancAimal die Grenzen Überschritten,
wslebe dnndi die angefBhiten Ansichten, an deren Beigriindnng
er einen so henrorragenden Antheil genommen hat, gesogen wer-
den. So hat. er z. B. die mögliche Existenz Yon drei (statt zwei)
iiomeren Propylalkoholen angedeutet (BnlL de la soc chim. de Paris^
N. 8. m, 198) y deren Yerschiedenheit man etwa durch folgende
Formeln ansdrfleken könnte :
1 IL m.
r*v^ CSf CHg
„ J, CT H — C — OH H — C — CH,.
: H-C~H , ,
6a . CH. OH .
Es ist klar, da& die Formeln IL und m. nur dann yerschiedene
Körper ausdrücken, wenn entweder die vier Yerwandtschaftsein-
heiten des Kohlenstoffii nicht gleichartig sind, oder wenn man der
relaftivMi (uns yQUig unbekannten) Lage der Atome kn Baum einen
. Einfluls zuerkennen wilL In beiden Voraussetzungen würden sich
übrigens die Isomeriefälle dann nicht nur aaf die obigen drei be-
iichrftnken. Beispielsweise könnte man im Sinne der zweiten Vor-
CH,
CH,
aussetzung „ L ^„ von L verschieden denken.
I
H
Unterschiede derart, wie der zuletzt angedeutete, bestehen viel-
leicht zwischen dem activen und inactiTeB normalen Propyl-
alkohoL
Wk glaiiben jedoch, dafs es dem Fortschritt der Wissenschaft
«m Förderliehsten ist, Yorlttufig an der einfachsten Hypothese, —
normalen ButylalhohoL 14i
■
Die wichtigste Aufgabe für den Forseber aof diesem
Gebiet murste darin liegen, den komerieen experimentell auf
den Leib zu rucken ^ also neue Alkohole darzustellen^ ' ihre
Constitution mit Sorgfalt zu ermitteln , und dadurch einen
sicheren Mafsstab zur Benrthöilung d(er Tersebiedenen schon
erwähnten Hypothesen zu gewinnen , von denen keine den
Charakter mathematischer Evidenz in sich trug. Nicht die
Theorie, sondern das Experiment miifs daröber entscheiden^
wie viele isomere Alkoholä existiren, welch« Const^iition
diese haben, und demnach weiter, welche Theorie die rieb«r
tige ist. . ; V
Als einen wichtigen Beitrag zur Lösung dieser Frage
dürfen wir die Arbeit von Butlerow*) über den tertiären
Butylalkohol anfuhren, den er durch Einwirkung von ^iiik-
methyi auf Kohlenoxychlorur oder auf Chloracetyl darstellte.
Mit Hülfe derselben Methode stellte er, sowie auch Popoff,
später noch andere tertiäre Alkohole dar.
Einer von, uns . lehrte auf synthetischem Wege (durch
Einführung von.Aethyl statt Chlor in gechlorten Aether) den
secundären ßtttylalkobol **) kennen , und wies nach, dafs
dieser Körper mit dem Butylenhydrat von de.Luynes, des-
sen Constitution bis. dahin nicht experimentell festgestellt war
(aufser in so weit diefs.der Name andeutet), identisch ist.
Es gewann dadurch an Wahrscheinlichkeit, wie dort näher
wobei man die vier Werthigkeiten des Kohlenstoffs als gleichartig
annimmt und von einem Einflufs der räumlichen Stellung der
Atottte absiebl^ •— > lestaihalten und nie «est ^anu ^ufiaigeben <Klec
zu erweitem, wenn neue genau fltudlrte Thatsachen ihre Unzu-
länglichkeit beweisen.
*) Bull, de la soc. chim. de Paris, N. S. II, 106.
**) Sitzungsberichte der Wiener Academie, JuH 1866; diese Annalen
CXLI, 236 und CL, 87.
142 Liehen u, Bössij über den
erörtert ist, dafs die sogenannten Hydrate von CQH2n keine-
besondere Klasse von Alkoholen bilden.
.. Von den vier isomciren Batjalkoholen, welche die Tbeori»
vom vierwertbigen Kohlenstoff und von der Atomverkettung
(in ihrer einfachsten. Eorm angewandt) vorhersehen liefs,
waren nunraehr drei bekannt und ihre Constitution war experi-
mientell mit .der Theorie in Uebereinstimmung gefunden wer-
jtei). Um so gröfseres Interesse knüpfte, sieh an die Bnt-
detikuQg des vierten, welcher der Theorie nach der. normale
priidare ButylaUcohoI (Propylcarbinol nach Ko.lbe's Nomen-
•
clatur) sein sollte. Dafs der Gährungsbutylalkohol nicht der
normale sei, also auch nicht derselben homologen Reihe an-
gehöre, wie der Aethyl- un.d Gährungspropylalkohol^ war
schon durch die froher erwähnte Anomalie des Siedepunktes
wahrscheinlich: es wurde bewiesen durch den von Erlen-
ipeyer*) gelieferten Nachweis , dafs der Gährungsbutyl-
•» .4«. • ••. *
alkohol bei der Oxydation Isobuttersäure liefert. Es ist
wahrscheinlich, dafs Schöyen **), als er Chlor auf Diäthyl
i;^irken liefs und das erste Substitutioiispröduct C4H9CI tn den
entsprechenden Alkohol verwandelte, den normalen Butyl-
alkohol in Händen hatte. Er hielt ihn damals für Gährungs-
butylalkohol, beschreibt jeidoch seine Eigenschaften nicht^ da
er hur sehr geringe Mengen und in unreineb Zustand er-
halten zu haben scheint, und begnügte sich damit ihn zu
oitydiren, wobei er Buttersäure erhielt.
Nun waren aufser den schon erwähnten Methoden,
welche den secundären und tertiären Butylalkohol , die
Acetonalkohoie und die sogenannten Hydrate der CnHgQ ken-
nen gelehrt hatten, in den letzten Jahren noch andere Metho-
den angewandt worden , um zur Kenntnifs neuer Alkohole
*) Diese Annalen SappL-Bd. Y, S37.
**) Daselbst CXXX, 233.
normalen Butytalkohoh 445
%n gelangen^ PeTönze und Cahoirrsr^ ferner Scfa or-
te mm er stellten aus den gesättigten Kohlenwasserstoffen
^iiH^a+8 durch Einfälirung von Gl, darin OH, statt H einige
Alkohole dar^ und Letzterer verlieh dieser Methode, indehfi
er die Alkobolradicale in Anwendung brachte, öinen: syn-^
thetischen Charakter. Linnemann und S i e r s c h bereiteten
MethyMthyl und Isopropyl^lkdhol, indem sie die nach Hen-
dius aus den Cyanfiren dargestellten Amine in Alkohole
xiberföhrten.
Btttlerow und Ossokin untersoehten die Einwirkung
von 'Glyedljod hydrin iiuf Zinkmethyl und Zinkäthyl. Linne-
nianrf reducfrte Essigsäure- und Propionsäiireanhydrid mit-
telst Natriumamalgäm zu Aethyl- und zu normalem Propyl-
ftlfcohdl.- 'Mittelist Einwirkirng von ifodwasserstoffsaure auf
€[Iycerin wurde von Brlenmeyer Isopropylalkohol und in
ähnlicher Weise vdu Erlenmeyer und Wanklyn aus
Mannit und Melampyrin Hexylalkohol erhalten. Cfaapman,
später Schorle mm er -unterwarfen den' durch Destillation
liQs^ ricindlsaurem Natron erhaltenen Alkohol erneuerter Unter-*-
suchiing u. s. Vf.
Allein alle diese Ai'beiten fährten nicht zur Kenntnil^
der noi^ialen Alkohole mit einziger Ausnahme des normalen
Tropylalköhöls , der auf angedeutete Weise einerseits von
Seharlemm^r *), anderseits Von Linnemann**) er-
liftlten wurd^^' während zugleich seifte angezweifelte Existenz
im Fuselöl tkirch neue Versuche von Pittig***) in Gemein-i-
sohafl mit König und Seb^ffer und von Pierre und
Fuchotf) aofser Zweifel gestellt. wurde.
*) Zeitschrift für Chemie 1868, 49.
•*) Diese Annalen CXLVlil, 251.
***) Zeitschrift für Chemie 1868, 44..
t) Compt. rend. LXVI, 302.
144 Lieben u* Rosai, vier den
Um nun die normalen Alkohole darzustellen, versuchten
wir von den ihnen entsprechenden fetten Säuren auszugeben
und sie zu Alkoholen zu reduciren. Sehon 1851 bat Wil*
liamson gelegentlich der Entdeckung der gemischten Ace-
tone die Vermuthung aufgestellt, dafs sich die Aldehyde wie
die Acetone darstellen lassen durften;, indem man ein aoiei«
sensaures Salz gemengt mit dem Salz einer f^ten Saure der
Destillation unterwirft *)• 1856 stellten unabhängig von ein-
ander einerseits Piria **) in der aromatischen, anderseits
Ritter unter Limpricht's ***) Leitung in 4er fetten Reihe
auf diese Weise Aldehyde dar. Wurtz f) und.Friedel ff)
zeigten 1862, dafs sich die Aldehyde durd^ nascirenden
WassersloiT in Alkohole verwandeln lassen. Die beiden
fieactionen combinirend mufste man von den Säuren. zu den
Alkoholen von gleichem Kohlenstoffgebalt gelangen, und da*
i^it war eine alte, lang angestrebte Aufgabe in. der Wissen-
schaft gelöst.
Wurtzf ff) hat diese Methode benutzt, um Valeriansiure
in Val.eral und dieses in Amylalkohol äberzufuhreUj und einer
von uns*) hat, lediglich um die chemische Natur der ans
Cyanamyl bereiteten Caprpnsäure festzustellen ^ dieselbe in
Capronaldehyd und Alkohol verwandelt. Merkwürdigerweise
jedoch wurde der offen daliegenfle Weg zur Synthese der
Alkohole bis 1867 sonst nicht betreten. Vielleicht wurden
Versuche angestellt,, die kein günstiges Res|iltal ergaben
hatten. In der That war selbst die Cvewinnung des Propion-
aldehyds aus Propionsäure : dj^rcb die angeführten Rittet""
*) Ann. chim. phys. [3] XL, 110.
**) Nuovo^Cimento III, 126.
***) Diese Annalen XCVII, 368.
t) Compt. rend. LIV, 915, auch 280.
tt) Compt rend. LV, 63.
ttt) A.nn. chim. phys. [4] 11, 441.
*) Diese Annalen CXXXTTT, 176.
normalen Butylalkokol. 145
sehen Versvche nicht sieber festgestellt y und Limpricht
schliefst seine Abhendiimg mit der Bemerkung, datis diese
.lleth(»le zur Darstellung der Aldehyde :wegen der gleieii«-
zeitig reichlich anbetenden bi*»izUehen Producta wohl seilen
Tonh^lbflfi sein durfte. Die ADgemembeit und practische
Anwdndbal?keit der Melhode schienen aber Vollends widerlegt
izu werden, als Slersok ^) 1^67 durch in ziemHdi grofsem
lidfsslab aü^gefdbrte Verbuche den Nachweis lieferte, däls
durch trockene Destillation eines Gemenges Ton propion^
sauri^m und ameisensaurem Kalk kein Propionaidehyd erbalten
wird. Wir hatten eine Iciise Ahnung von der Ursadie des
M ifslingens dieser Versuche , und glaubten daher nicht den
Sohlufs daraus ziehen au müssen, zu dem Sie r seh und
Xinnemann gelangten, dlrf^ nimfitth die besprochene
Methode zur- Gewinnung der Aldehyile und Alkohole ganz<>
liobtinbrauohber sei. In^merfain aber,- selbst wennHesge»
lang ^ aus den Sauren die Aldehyde und Alkofaoliß darzu-
steflen, blieb noch die widitige Prsge zu entscheiden, ob im
Laafe dieser^ Beactionen knne Umiaf|[erung der Atoitie ein-r
trat, ob also Toär normalen Säuren «isgefaend ^die entspre-»
ehenden normalen Alkohole oder ob isomere erhalten werden»
Daran knüpfte sich natürlich noch di& zweite Frage, ob die
bisher als normal betrachteten feiten Sfioren wiiiKlich atte
dierselben homologen Reihe angehören, oder ob einzelne von
ihne^ Glieder parallel iMiHender isomerer 'Reihen sind*
Darstellung des .ButyrqJdehyda^ . : :f
Um den normalen' ButyraldehYd,Mer uns zur Datsteilung
des Alkohols dienen sollte, zu geswinne«, muiUen wir ein
Oemenge von buttersaurem und ameisensaurem ^Katfe der
Destillation unterwerfen, daher zunächst uns reiven butteiv^
*") Diese. Aanslen CDLLII, 115.
{146 Liebßn u. üossi, über. den
jsaapen Kalk v<^scbaffen. Di<d Boitersaare, wie wir sie seihst
dufch Währung bereitet haben, und auch diejenige, die als
reine ButtersittFe bezogen wird 9 ist ein uäreiiies Produel.
J)4irch fra«tionirte Destillatioii: kann man sie annähernd; doch
:j)icht vollständig von den kiieddger und hoher siedendeii
.Saureii; die sie stets begleiten, befreiea. Man thiA am Besten
die Fractien 155 bis 165^^ oder bei Aoeh sorgfältigerer Arbeit
159 bir 164?9 in Wasser. zu lösen ^. von dein unlöslichen Oel
(höhere. Saure), falla noch welches zugegen sein sollte, zu
trennen and dann durch Sattigeii ait Kalkmilch in das Kedk--
salz zu verwandeln. B^im Abdampfe« der Lösung scheidet
sich der. buttersaure Kalk,: der iri beifs'era Wasser minder
löslich ist als in. kaltem und außerdem auch die Eigenschaft
hat von Wasser wenig benetzt zu werden,, wie. Schaum, an
4er Oberfläche ab und kann abgeschält werden. • Man ffihrt
mi dem Goacentriren . und Abschöpfen je nach dem Grade
deriB«inheit der angewandten Buttersaure mehr oder minder
lang fojrt; .die letzten Mutterlaugen: geben An der Regel kein
reines Product mehr^ Auch wenn es sich, am Sarstellang
reiner Buttertöure hi^elt, durfte es zweckviäfsig. sein ^ den
angegebenen Weg einzuschlagen and dkselber ausi dem ge-
reinigten . KalksalZ; .abzufiicheiden« Der Siedepunkt einer so
g^ereinigteii Gährangsbutter^äure wurdiein OhereinstiBimendeB
Beobacfatungen,^ wobei einmal die ganze Thermometer colonne
im Dampf war>:eia andiermal die Correetiom. nach Ko^pp fOr
den herausragenden Quecksilberfaden 3^ betrug, bei 163,2^
unter dem auf 0® reducirten Druck 74i8,7'MH. gefunden.
(Diese Angabe ist für Yjerschiebung ^ der Fundameiitalpunkte
und für Caüfiration des Thermometers corrigirt.) .
Ki<r:;unaer.e. Zwecke wurde der wohl aufisgeprefste, luft-
trockene und wenigstens sehr annähernd reine buttersaure
Kalk mit dem gleichen Gewicht ameisensaurem Kalk im Mörser
innig gemengt, das Gemenge bei circa 100^ : getrocknet und
• narinalen Butylalkohoi 14?
4«raiif in kleinen Portionen '2ti lOGrm. bu6 kl^iffen 6lasr^orteti\
die von unten und von den Seiten niit glühenden Koülen erbitei
üforden, der trockenen Destillatfon unterworfen. Dabei ent«<-
wievielten sieb Gase zugleich mit Dampfen, die müMelBt Kühlei%
und eines durch KaUemischung gekühlten Reciplent^n ver-*
dichtet wurden; die Mafse schmilzt , doch nicht vollst^dig,
und zuletzt, d. k. nach beiläufig dO Mfnutien langem Erhitzen^
bleibt kofalenaaurer Kalk als zusammengebacketiea weifseil
Pulver in der Retorte zurück. Wir haben für jede Darstel-
linfg von Butylalkohoi stets mehrere =1€0 6rm., im Glinzen
im Laufe dieser und der folgenden Untersuchungen einige
Kilogramme ; buttersaüren Kalk in dieser Weise verarbeitet.
Das condensirte Prodlict ist eine braunliche Flüssigkeit
?ott erstickendem aldehydartig eniy doch zugleich etwas empy*-
reumatischem Geruch; meist findet maft auch eine kleine
untere Schicht von* Wasser, da es nicht leicht ist grofsere
Mengen des Kalksalzes - vollständig zu tröckn^; Das Pro^
duct, welches etwa das halbe Gewicht von dem angewandten
Cakiumbutyrat zo hiiberi pflegt, wurde entweder noch feucht,
oder nach vorhergehender Trocknung mit Chlorcatelum , der
fractionirten Destillation unterworfen, wobei der -Siedepunkt
von 50 bis 200^ stieg. Was nach wiederholten' Destillationen
zwischen 70 und 80^ ufo ergeht) ist annähernd reiner Butyr^
aldefayd.' '• ''•• -•'•- '»' '- - ''■ - ^ •'- ' ' • • • -
Im Gattzeh b^trffgt VKe Hengis des^ Butyraldehyds bei-
läufig die IMIfte des Rohproduct«; die andere Hdifte besteht
zanv klemen Theil^ aus Aldehyden, besonders den niedriger
siedenden, zum gröfseren Theil aus ober 130^ siedenden
Substanzen, die keine Aldehyde sind und vorlaufig nicht
naher untersucht wurden. Wir haben uns überzeugt, dafs
die Menge der den Butyraldehyd begleitenden Aldehyde in
deni Mafse abnimmt, als grofsere Sorgfalt auf Reinigung des
buttersauren Kalks verwendet wird, und wir stehen daher
i48 Liehen u. Itoasi, über den
Qichl an, ihr Auftreten auf die VeFunreinigungen der ange-
wandten Battersaure zuräckza{uhren4 Dafs gleichwohl, wenn
man in der hesehriebenen Weise arbeitet^ aneh bei Anwen-
dung ton' reinem Butyrat eine niedriger siedende Substanz
(nämlioh Formaidehyd) sich stets, wenn auch nur in kleiner
Menge neben Butyraldehyd findet^ wird noch spater bespro-
chen werden. Di» Angaben Micbaelsoa's*^)., dafs bei
trockener Destillation eknes Gemenges von butteraiurem mit
arneisensaurem Kalk. Propionaldehyd neb^ Biltyjaldehyd er-
halten wird, halten wir für ntcht richtig, und vermiithen, dafs
eine Verunreinigung der von ihm. angewandten Buttersaure
mit Propionsäure *f) Veranlassung des Irrlhums gewesen sei
Auch die grofse Mannigfaltigkeit der Producte, die nach den
vorliegenden Angaben erhall««i wird, wenn man buttersauren
Kalk für sich der trockenen Destillation unterwirft, m&chte
vielleicht wenigstens theil weise auf Unreiitheit der ange*
wandten Buttersaure, zurückzufuhre» sein. Darüber sind Ver-
suche im Zug.
Der normale Butyraldehyd besitzt den charakteristischen,
durchdringenden y etwas zum Husten reizenden Aldebydge-
ruch, reducirt SUberpxyd und erfordert beUaqfig 27 Th^le
Wasser zur' Lpsuag» Er ^i^det bej circa 75^. Wir haben^
da unsere Bemfuhungen lediglich auf Gewinngqg d?s Alkohols
gerichtet waren , auf die Reindarstellung des Butyraldehyds
keine besondere SDrgfült vierv7en4^. Statt, diesen vollkom-
men zu reinigen^ ist es leichter und viel zweckmfifsiger, die
Reinigung und scharfe Trennung lieber erst; picA der Um-
*") Gompt rencl. LIX, 38$.
**) Wir haben uns überzeugt, dafe rohe Gfthmngabuttersfture EiemUoh
erhebliche Meogen Propionsäure und Essigsäure enthält ; die voll-
ständige Trennung der Propionsäure von der Buttersäure ist nicht
gasiz leloht eu erreiolien.
normcJen BuiylalkohoL 149
wiftfidhiiig des Aldehyds in Alkohol vorKunebmen. Die
scliarfste Tremumg von allen Nebenprodiid:en wird -erzielt,
wenn man den aus Aldehyd bereileten Alkohol in Jodür oder
Bromur verwandelt und von dem reinen Jodur ausgehend
dann die verschiedenen Bufylpräparate darstellt/
Die Anwendung des Bisalfits zur Reinigung des Butyr-
aldebyds haben wir gänzlich ausgeschlossen , und zwar aus
zwei Gründen : erstens weil si^ zwecklos ist, da auf diese
Weise eine Trennung von den begleitenden (namentlich bei
Anwendung nicht ganz reinen Butyrats) Aldehyden nicht
erzielt^ anderseits aber die Trennung von den höher sieden-
den empyreumatischen Prodncten ohnebin isehr leicht durch
fractionirte Destillation erreicht wird; zweitens weil man
dadurch in Gefahr kommt, das Product theilweise, eventueH
ganz« zu verlieren. Wir können uns vorläufig nicht mit Be-
stimmtheit darüber aussprechen, ob das Bisulfit, oder was
wir für wahrscheinlicher halten, die zur Absoheidung des
Aldehyds atts der krystatliniseben 'Verbindung - gewöhnlicb
angewandten Mittel an der Veränderung,- die der Aldehyd
bei )io)cfaer Behandlung erlddet' und wober sich höher sie-
dende Substanzen bilden, schuld sind. Gewifs ist es, >dafs
das Nairiambisuifit zuf Reinigung vieler Acetone ^ sowie dea
Bittermandelöls, des Valerals u. s. w. brauchbar ist; hin-*
gegen schein! es zweckmäfsiger , bei den normalen Alde-
hyden seine Anwendung zu vermeiden. Wir halten es ffir
sehr wahrscheinlich , dafs die Behandlung des rohen Alde-
hyds- mit Bisuifii die Ursache des totalen Hifslingens der
Yersaebe von Stersch ist. Letztere Versucbe bezieben
rieh allerdings nicht aufButyr-, sondern auf PropiOtialdehyd.
Allein die btiden Aldehyde scheinen in dieser Beziebilng
ein gimz gleiches Verhalten zu -aeigen, und die Methode, die'
itHs bei Darstelhing des Bulyfaidehyds und Butylalkohols
i59 Lieben u. Ri^ß^ij Uier. den
zum Ziele giefübri hat, iaX .gena« eben so.b'fauohbar fat G^^
wianung.des PropiWnaldehyds und PropylattLOibais«
•' ■ . , • ■ ; ^ . / . • . .
ButylalkohoL
Zur Umwandlung des ButyraMehyds: in Alkobel wird er
in. wässeriger Lösung mit Natriuitiama^am bebandelt; indem
mm d^fur sorgt, :dafs die Flüssigkeit, niemaki alkalische Re«(>*.
tion annehme.. Wenn man die Trennung des Butyraldehyds
durch, fraetl^BirtePestillalioii uiciht weit getrieben hat, so ist
es zwepkmäfsig, .aufser der zwischen .70 und 80^ destiUirea-
den Fracjtion des^'RohaMebyds-, die fast gans aus .Butyjralde^
byd besteht, auch noch die angrenzenden höher und niedriger
üied<enrden Fraotionf n , der gleichen Behandlung zu unter-
werfeii « . da man in diesem' Igalle noch erhebliche Mengen
Butylalkohol aus ihi^en gewinnen kann'. Da das Arbeiten
mit kleinen Mengen yprtheilbpfji: scheint, so haben wir je
10 Grm. Bulyral'dehyd mit 250 Grm. Wasser, welche zur
Lösung nahezu, doch laicht gaäiiaiisreicben, verseUst undjsucces*
sive ii^ Portionen von lOOGrm^ 700 Grm. einptocentiges Natrium-
amalgam (di^ Th^rie fordert ^ 6,4 Grm. Natrium) eingetragen;
zugieiph mit jeder fortion Natriumamalgam wurde, die äqui-
valente M^nge Schwefelsäure zugesetzt. Die R^ctton der
Flüssigkeit war stets schwach sauer; . Nach beendeter Ein-
wirkung wurde abdestiliirt, -lediglich nur. um das sdiwefel-
saiH'e Natron zq. beseitigen, ^ und das: Destillat wieder wie
oben portionenweise^ mit 300 bis 400 Grm. Ndtriumamalgam
und dier |iquiv$)enlen Menge Schwefelsäure biehandelt. Dann
wurde wieder abdestiliirt und die Produote verscUedener
Operatiop^ii vereinigt, um gßmenis$in\;:weitef verarbeitet zu
werben. Zunächst wir4 ein > in Wasser unlösliches Oel, das
in der:b0scbrie))i0n:^ Operii4iOQ imm^r entsteht, mittelst Fil-
trftUpn duroh ein feuchtes Fjlter entfernt ^uid. dann m$ dev
klaren wässerigen Lösung durch eine Reihe von Destillationen
' normalen Bülylälhöhol. ^ 151
4er Bblyiidkoh^lv ^er voraogswöise in der er^eb Dei»t»fiate^
firftctton' erithallien ist, atg^sctaieden;«' ' . . '\ .
Das erwähnte unlösliche Oel bildet sich stets nur in
kleiner Menge. Es kommt gegen 180^ ins Sieden, und dürfte
seiner chemischen Natur nach mit dem Pinakbn und dem
Hydraben^oin zusammenzustellen sein. :
Der Butylalkohol, dessen vollständige Abscheidung aus
der wässerigen Lösung durch Zusatz vqn kohlensaurem Kali
zu dönsuccessive erhaltenen ersten DeStillatsfractlonen er-
leichtert wird, ist eine wasserhelle und mit Wasser nicht
iQi^chbare Flüssigkeit,. 100 Grm. Butyraldehyd gaben in ver-
schiedenen Bereitungen 80 bis 90 Griii. rohen feuchten Butyl-
alkohol. Derselbe wurde durch geschmolzenes kohlensaures
Kali so viel als; möglich getrocknet' und der fractionirten
Destillation unterworfen. 6ei weitem das Meiste geht zwi-
sehen HO und 120^ über, und leicht gelingt es, aus der zwi-
schen IIa und 117^ destHlirenden Praction reinen Butyl"
alkohol zu isoliren. Schwierig ist es nur, dem Butylalkohol
die letzten Antbeile Wasser a;u entziehen *). Durch Digestion
*) Der •ßdhwiörig'keit, die Alkohole rollkommen zu trocknen, bin ich
im Laräfe- meiner Untersuchungen über diese Körper wiederholt
beigebet. Geschmolssenes kohlensaures Kalium und wasserfreies
' schwefelsaures Kupfer reichen für diesen Zweck nicht aus. Letz-
teres blieb beidreitägij^er Berührung mit einer Probe von 2 pO. Was-
ser enthaltendem normalem Butylalkohol auch im Aussehen ganz
unrerftndert. Kalk' und Baryt wirken besser. Doch kommt man,
wenn es siöh am Darstellung wasseifreier Alkohole handelt^ durch
einmalige Digestion selbst mit erheblichen Mengen vou Kalk,
BarylfljQdßr «ucL Natriiim' izcider Betgel nibht zum'Zfel. Bück-
sichtUchK des Natriums ist cK^an mehrfach und besonders von
: Qhapma]!;! hervorgehoben wo):den, dafs es seine Einwirkung auf
^v wassejrhaltigen Alkohol ke|A«sweig8 allein auf: das Wasser be-
., schränkt, und 4*^4, wtas^ q^ansolichen AäohoL übär eine^Menge
Ifatdum destilUrt, ,4ie mehr als ausreichend ist, um alles Wasser
in , Aet^patren- , siu :yi^wa]!ide|n , . . der übergehende Alkohol Wasser
i53 Lieben u. Rosai^ über den
mit KaJk oder Baryt , dftiin doFch ^mederbolte DesUIalioii
über Natriam wird diefa am Beaten erreicht. Ke. Zusammen^
enthält und Natriomalkoholat. im Rückstaad bleibt Diese Beob-
achtung ist ganz richtig und hat sich auch mir jm Laufe meiner
Arbeiten über Alkohole wiederholt aufgedrängt. Den SchluTs
aber, den Ghapman daraus zieht, dalls das Natriam deshalb zum
Trocknen der Alkohole unbrauchbar sei, kann ich nicht bestätigen.
Im Gegentheü scheint mir die wiederholte ^ Destillation über
Natritxm die empfehlenswertheste Hethode zu sein, um die letzten
Antheile Wasser einem Alkohol zu entziehen. Nach meinen Er-
fahrungen geht die Einwirkung des Natriums auf einen etwas
WaflBer enthaltenden Alkohol in der Welse vor sich, dafs eine
Theihmg stattfindet Es bildet sich zugleich Aetznatron . und ein
Natriumalkoholat, und bei der Destillation geht Alkoh,ol über, der
zwar noch Wasser, aber weniger als yorher enthält Behandelt
man das Destillat wieder mit Natriimi, so tritt wieder eine Thei-
lung seiner Einwirkung zwischen Alkohol und Wasser, wenn auch
diefsmal in anderem YerhältnifSi ein, und es geht bei der Destillation
ein noch wasserärmerer Alkohol' -über. Indem man so fortfährt,
kann man sieh der OewinnuD^g wasserftreien Alkohols unbegreazt
nähern. Dabei ist es einleuchtend, dafs keineswegs derselbe Er-
folg erzielt wird, wenn man eine gewisse Menge Natrium, die
weitaus gröfseirist als die aus dem Wassergehalt 'berechnete, auf
einmal zur Wirkung bringt, oder wenn man sie successive in
drei oder vier Portionen anwendet, indem nach jeder Behandlung
abdestillirtwird. Im ersten Falle ist der Eifolg bei weitem un-
günstiger. In der That ist es bekannt, .da& wenn man Aetzkali
oder Natron in absolutem Alkohol löst, sich Alkoholat und Wasser
bilden, während ein Theil des Aetzziatrons üich.wohl unyerändert
löst. Die Destillationen zwischen den supoessivea Behandlungen
mit Natrium haben nun den Zweck, das neben dem Alkoholat
entstandene Aetznatron zu eliminiren vavit dadurch seine Bück-
wirkung auf deu immer concentrirter . werdenden! zuletzt fast yoU-
kommen wasserfreien Alkohol unmdglich zu nui^hen.
Auf jede Behandlung mit Natrium lasse ieb Ineist no<^ eine
Digestion bei einer etwas unter Aer Siedehitze des Alkohols lie-
genden Temperatur folgen. Bei der dann folgenden Destillation
ist es nothwendig, im Oelbade hoth üb^r den Siedepunkt des
Alkohols zu erfaHoKn, bis eben- nichts mehr übergeht Der aus
Natriumalkoholat nebst etwas Aetznatron bestehende yoluminÖBe
Büekstand bleibt dab^ ganz w^ft und färbt sich erst beim
normalen ButylalhohoU 153
Setzung eines so bereiteten Prodnctes ergiebt sich ans den
folgenden Analysen, die zur Formel C4HioO führen :
L 0,3918 Grm. gaben 0,9245 Kohlensäure nnd 0,473 Wasser.
IL 0,4099 Grm. einer anderen Bereitung gaben 0,9663 Kohlen-
säure und 0,4993 Wasser.
IIL 0,461 Grm. derselben Bereitung wie in II. , aber nach noch-
maliger Behandlung mit Natrium gaben 1,0938 Kohlensäure
und 0»55d3 Wasser.
In 100 Theilen :
Gefunden « , .
^ Berechnet
I. IL m. CAoO
Kohlenstoff 64,35 64^3 64,71 64,86
Wasserstoff 13,41 13,63 13,33 13,51
Sauerstoff _ __ — . 21,63.
Die unter I. und IL analysirten Produete enthielten ohne
Zweifel noch eine Spur Feuchtigkeit. — Die Bestimmung der
Dampfdichte nach Dumas' Methode gab folgende Resultate :
Temperatur bei der ersten Wägung = 16®;
Temperatur beim Zusohmelzen = 167®;
Barometer =739,3 MM.;
Gewichtsüberschtifs des Ballons = 0,1522 (}rm.
Bauminhalt des Ballons = 171,5 CC.
Luftblase =: 0,5 GG.
Gefandene Dampfdichte =: 2,65. Die Theorie verlangt 2,56.
Der normale Butylalkohol ist eine wasserhelle Flüssig-
keit, die einen dem des Gährungsbutylalkohols ähnlichen,
doch etwas schwächeren und geistigeren Geruch besitzt. Er ist
mit Wasser nicht mischbar und erfordert, ahnlich wie der nor-
male Butyraldehyd, einen erheblichen Ueberschufs, von Wasser
um sich darin zu lösen. Dagegen löst er sich in concentrirter
Erkalten bräunlich. Durch Destillation mit Wasser gewinnt man
leicht den Alkohol daraus wieder, der also nicht verloren geht.
Die vorstehenden Bemerkungen über Trocknen von Alkoholen
mittelst Natrium dürften , soweit ich aus meinen Erfahrungen
Bchliefsen kann, in gleicher Weise für alle Alkohole gelten.
liehen*
a.nnal. d. Cham. n. Pharm. CLVIII. Bd. 2. Heft. H
154 Lieben u. Rossi, über den
wisseriger Salzsäure und Bromwasserstoffseare. Den Siede-
punkt *) fanden wir in wiederholten übereinstimmenden Beob-
*) Auf BestimmuDg der Siedepnnkte wurde bei der grofsen Wichtig-
keit gerade dieser Daten für Untersdieidaiig isomeier, parallelen
Beiben angebörender Körper besondere Sorgfalt yerwendet Sämmt-
licbe Bestimmungen in dieser wie in den folgenden Abbandlungen
über normale Yaleriansfture und Amjlalkobol wurden von dem-
selben Beobacbter und mit demselben Thermometer ausgeführt.
Basselbe, von Fastr^ ain^ in Paris yerfertigt, ist calibrirt nnd
erwies sich bei einer zur Controle yorgenommenen Calibrirang
mittelst Absprengung eines Quecksilberfadens als richtig. Es he-
«itzt ein sehr kleines oylindrisohes Reservoir, wodurch es rasch
die Temperatur annimmt und auch bei Destillation kleiner Fltis-
sigkeitsmengen richtige Angaben macht. Der Quecksilberfaden
ist dem entsprechend sehr dünn. Die Theilung, welche yon — 8®
\m 200® reicht, ist sehr schön und scharf, und da die Länge eines
Grads etwas über 1 MM. beträgt, so lassen sich Zehntelgrade ab-
schätzen. Es zeigt den Eispunkt bei 0,7 bis 0,8^ statt bei 0^ und
giebt im Dampf yon siedendem Wasser, bei auf 0^ reducirtem
Barometerstand 734,5 MM. , 99,8® an, während es 99,05® zeigen
sollte. Wegen Verschiebung der Fundamentalpunkte müssen da-
her von allen Angaben des Thermometers 0,75® abgesogen werden,
was bei den oben mitgetheilten Siedepunkten stets geschehen ist.
Die Bestimmung der Fundamentalpunkte wurde im Laufe der
Untersuchungen yon Zeit zu Zeit wiederholt und gab stets das
gleiche Resultat.
Bei den Siedepunktsbestimmungen befand sich das Thermo-
metergefäfii im Dampf. Wenn es anging» haben wir es immer
Torgezogen, auch den ganzen Quecksilberfaden oder doch ein
möglichst grofses Stück dayon yon den Dämpfen der siedenden
Ftüssigkeit umspülen zu lassen, um die Correction zu yermeiden
oder sie wenigstens gering zu machen. Ihr Werth ist stets be-
sonders angegeben.
Schliefslich braucht für Alle, die in solchen Bestimmungen
Erfahrung haben, kaum noch erwähnt zu werden, dafs sämmtliche
Siedepunktsbestimmungen, wenn wir auch Zehntelgrade ab Re-
sultat der Ablesung oder der Correction angegeben haben, doch
keineswegs auf Zehntelgrade sicher sind.
Wo nur beiläufige Temperaturangaben gemacht sind, sind dar-
unter die unmittelbaren Anzeigen des Thermometers ohne jegliche
Conreetion zu verstehen.
normalen PutyMkohoL 155
«cjitangen bei' 116^ unter dem auf 0^ reduoirlen Druck
740 MM. Dabei betrug die Correclion für den hecausragen»
•den Ooeeksilberfaden nach Kopp 1,1^
Ffir das apecifische Gewicht des normalen Butylalkohols
bezogen auf Wasser von gleichen Temperaturen wurde ge-
funden :
Temperatur 0^ 20® 40® 99,1»*).
Spec. Gew. 0,8242 0,8108 0,7998 0,7734.
Diese Resultate wurden spater durch Bestimmungen con->
trolirt, die mit einem Product vorgenommen wurden, dessen
Reinheit nooh gröfsere Garantieen bot Der in obiger Weise
•dargestellte rohe Butylalkohol wurde nämlich in Jodur ver-
'wandelt, aus dem reinen analysirten Jodör Butylacetat be-
reitet und aus dem reinen analysirten Acetat durch Ver-
seifung mit cöncentrirter Kalilauge in zugeschmolzenen Röhren
meder Butylalkohol gewonnen. Dieser Alkohol war, nach-
dem er durch Behandlung mit geschmolzenem kohlensaurem
Kali, dann durch successive Destillation über Kalk und kleine
Mengen Natrium von Wasser befreit worden war, voll-
kommen rein, wie sich schon aus seiner Bereitung ergiebt
und durch nachstehende Analyse bestätigt wird.
0,3253 Grm. gaben 0,772 Kohlens&ure und 0,3992 Wasser.
In 100 Theilen :
QeAinden Berechnet
Kohlenstoff 64,72 64,86
Wasserstoff 13,63 13,51
Sauerstoff — 21,63.
Für das specifische Gewicht eben dieses Butylalkoholay
bezogen auf Wasser von gleichen Temperaturen, wurde ge-
funden :
*) Die Bestimmung wnrde im Dampf Ton siedendem Wasser atisgo*
führt bei auf 0® reducirtem Barometerstand 736t4 MM.
i56 Liehen u. Boasi^ Über den
T6mpe»tar ©• 20» 40« 98,7«*) 98,9»*)-
Spec Gew. 0,8239 0»810ö 0,7994 0,7738 0,7735.
Diese Zahlen slimmeii in ▼ollkoramen befriedigender
Weise mil den froher gefundenen überein. So sehr gering-
fügig übrigens die Unterschiede sind, finden sie doch alle in
derselben Richtung statt, wodurch eine kleine Verschieden-
heit des Präparats wahrscheinlich gemacht wird.
Natrium wirkt auf den normalen Butylalkohol wie auf
alle anderen Alkohole unter Entwickelung von Wasserstoff und
Bildung glänzender Krystallnadeln von Natriorobutylat ein»
Das im Oelbad gegen 240^ (Oeltemperator) erhitzte, bemer-
kenswerth stabile Natriumbotylat scheint der Formel NaOC^Hi^
zu entsprechen. Ob das aus überschüssigem Butylalkohol
krystallisirte Butylat dieselbe Zusammensetzung hat, oder, wie
es wahrscheinlich ist, mehr Alkohol enthalt, wurde nicht
durch Versuche festgestellt.
Die wässerige Lösung des normalen Butylalkohols er-
wärmt und mit Jod und Kali ve^etzt liefert Jodoform.
Oxydation des normalen Butylalkohols, — Dieselbe wurde
mit Kaliumbichromat und Schwefelsaure genau in der Weise
ausgeführt, wie es einer von uns gelegentlich des secun-
ddren Butylalkohols beschrieben hat**), worauf wir für alle
Details verweisen.
In einer Operation, die lediglich zur Darstellung des
Butyraldehyds bestimmt war, wurde in der That dieser Kör-
per erhalten. Er wurde mit Natriumbisulfit verbunden und
durch kohlensaures Kali wieder aus der Verbindung abge-
schieden. Dabei schien er jedoch eine wesentliche Verande-
*) Bei den beiden letzten Bestimmmig^n befand sieb das Densimeter
im Dampf von siedendem Wasser bei dem auf 0^ rednoirten Baro-
meterstand 725 und 729,6 MM.
**) Diese Annalen CL, 116 n. 118.
normalen Butylalhohoh 157
rung erfahren zu haben. Nebten kleinen Mengen unverän»
derten Aldehyds waren höher siedende Substanzen erhalten
worden, die sowohl mit Chlorcaicium als mit kohlensaurem
Kalium Verbindungen eingehen zu können scheinen. Da diese
Versuche nur mit kleinen Mengen angestellt worden waren,
so war nicht daran zu denken, die hier entstandenen Körper
zu trennen und zu studiren. Es schien uns jedoch interessant,
dieselben weiter zu oxydiren, um zu sehen, ob höhere Säuren
als Buttersaure dadurch erhalten werden, wie man diefs von
CoQdensationsproducten des Butyraldehyds fär möglich halten
konnte. Der Versuch wurde in der Weise ausgeführt, dafs
die durch Veränderung des Butyraldehyds entstandenen Sub-
stanzen, ähnlich wie bei Darstellung von Säure aus Butylal*
kohol, mit wässeriger Lösung von Kaliumbichromat und Schwe-*
feisäure in Röhren eingeschmolzen und auf 85^ erhitzt wur-
den. Die Oxydation ging langsamervon statten als bei Butyl«
alkohol. Das Resultat der schliefslich mit den Silbersalzen
vorgenommenen Analysen war, dafs sich hauptsächlich nur
Bultersäure und keine höhere Säure gebildet hat. Es wäre
voreilig, daraus zu schliefsen, dafs die der Oxydation unter-
worfenen Substanzen keine längeren als aus 4 C gebildeten
Kohlensloffketten enthalten können , wohl aber folgt Araus,
dafs sie noch in naher Beziehung zum Butyraldehyd stehen,
aus dem sie hervorgegangen sind.
Bei der Oxydation des Butylalkohols war übrigens neben
dem Aldehyd in derselben Operation auch Säure erhalten
worden. Dieselbe wurde nach vorgängiger Trennung von
allen anderen Producten ^ur Hälfte mit Kali neUtralisirt und
denn abdestillirt. Die destillirte freie Säure und andererseits
die in dem i^ückständigen Kalisalz enthaltene Säure wurden
in Silbefsalze fibergeführt und diese analysirt.
0,4447 Grm. des aus der destillirten Särufe bereiteten Silbersalzes,
erst im Vacuum dann bei 100« getrocknet, hinterliefsen bei
i58 Lieben tc. Jtossij Hier den
sehr langsamem Erhitzen und sohliefslichem Glühen 0,248
Silber, entsprechend 55,77 pC.
0>2222 Grm. des Silbersalzes, das mit der Sttnre des Kalisahes. be-
reitet worden war, gaben, eben so behandelt, 0,1239, entsprechend
55,76 pC. Silber.
Die Uebereinstimmung der mit den zwei Säurefractione»
angestellten Analysen beweist, dafs die Oxydation des nor-
malen Butylalkohols nur eine einzige Sänre geliefert hat, und
diese ist Buttersäure, ßuttersaures Silber enthalt nämlich
55,38 pC. Silber. Die kleine Abweichung der Analysen vom
theoretischen Silbergehalt kommt von Spuren von Kohle her^
die beim metallischen Silber zurückgeblieben waren und die
sichtbar wurden, als das Silber in Salpetersäure gelöst wnrde^
Um endlich zu beweisen, dafs die durch Oxydation des hier
beschriebenen Butylalkohols erhaltene Saure Gährungsbutter-
säure und nicht Isobuttersänre ist, wurde dieselbe in das
Kalksalz übergeführt. Die bei gewöhnlicher Temperatur be-
reitete gesättigte Lösung desselben erstarrte zu einem Kry—
Stallbrei, als sie auf 80^ erhitzt wurde; ein Verhalten, das
bekanntlich für die Gährungsbuttersäure charakteristisch ist^
Gelegentlich der Darstellung des Butyraldehyda mittelst
buttersauren und ameisensanren Kalks wurde erwähnt, dafs
man aufser den empyreumatischen Substanzen neben dem
Btttyraldehyd noch andere Aldehyde und zwar namentlich
solche von niedrigerem Siedepunkt erhält. Aldehyde von
höherem Siedepunkt als Butyraldehyd finden sich höchstens
spurweise, was wohl daher kommt, dafs es leichter ist, die
Buttersäure von den begleitenden höheren, als von den nie-
drigeren Säuren zu befreien. Wie schon oben bemerkt, ist
die Menge der unter 70^ siedenden Producte nur dann etwas
erheblich, wenn die angewandte Battersäure keiner sorg-
fältigen Reinigung unterworfen worden ist. Werden diese
normalen ButylalkohoL 159
Producta eben so wie Batyraldehyd mit nascireadem Wasser-*
Stoff behandelt, so verwandeln sie steh in Alkoiiele von nie*
drigerem Siedepunkt, als der normale ButylalkohoL Die mii
diesen Alkoholen vorgenommenen Analysen mackten die
Glegenwart von Aethyl- und von Propylalkohol wahrschdn-
lieh; doch bei der Schwierigkeiti die einzelnen Alkcriiole voU^
ständig von einander zu trennen und von Wasser zu befreien,
gelangten wir nicht zu JEUverlässigen Resultaten , besonders
da die Menge dieser Nebenproducte in unseren Versuchen
imr gering war. Man kommt eher zum ZielO; wenn man die
Alkohole durch Behandlung mit Jodwasserstoflsäure oder voSX
Jod und amorphem Phosphor in Jodäre verwandelt und diese
der fracUonirten Destillation unterwirft. Die Gegenwart des
Jodäthyls wurde sehr wahrscheinlich gemacht. Am Leich-
testen ist es immer, die Natur des fluchtigsten Productes fest-
zustellen, während bei den Zwischenproducten Zweifel mög-
lich sind, ob sie bestimmt^ Körper oder Gemenge darstellen.
Bei einer Partie aus den flüchtigeren Alkoholen dargestellter
Joddre wurde für die flüchtigste Fraction ein noch unter dem
des Jodäthyls liegender Siedepunkt beobachtet. Die folgende
Analyse, die mit dieser unter 60^ siedenden Fraction ange-
stellt wurde, ist daher von einigem Interesse.
0,232 Grm. gaben 0,0915 Kohlensäure und 0,0555 Wasaer*
Diese Zahlen lassen , eben -so wie auch der Siedepunkt,
auf die Gegenwart von Jodmethyl schliefsen :
Qefunden CHsJ CgH^J
Kohlenstoff 10,76 8,45 15,38
Wasserstoff 2,66 2,11 3,20
Jod — 89,44 81,42
100,00 100,00.
«
Die Gegenwart von Jodmethyl in diesen Joduren weist
auf die von Methylalkohol unter den Alkoholen hin. Für den
Methylalkohol ist aber unter den vorliegenden Umständen
kaum ein anderer Ursprung denkbar, als aus Formaldehydy
160 Lieben u. Bosst^ über den
des in kleiner Menge neben dem Batyraldefayd bei der
trockenen Destillation des bnttersauren und ameisensauren
Kalks entstanden sein mnfste. Es erscheint diefs am so
eher wahrscheinlich, als wir gleiche Mengen von batter-
saurem und ameisensanreni Kalk, somit einen relativen lieber-
schufs des letzteren angewandt hatten. Der überschfissige
ameisensaure Kalk hat bei der trockenen Destillatton Form-
aldehyd geliefert. Uebw die Richtigkeit dieser Interpretation
sollen spätere Versuche entscheiden*). Sie wurde durch
die Anwesenheit des Formaldehyds erklären, dafs, wie weiter
oben bemerkt worden ist, bei fractionirter Destillation des
Rohaldebyds kleine Mengen unter 70^ übergehen, auch dann,
wenn reines Caiciumbutyrat Kur Bereitung angewandt wurde.
Buti/lchlorür,
Zur Darstellung des Chlorurs wurde der Butylalkohol
(der für diesen Zweck natürlich nicht erst vollkommen ge«
reinigt noch getrocknet zu sein braucht) mit gasförmiger
Chlorwasserstoffsäure gesättigt, während er durch Kälte*
mischung gekühlt wurde. Er absorbirt an HCl circa Va vom
eigenen Gewicht. Wenn er rein und trocken ist, färbt er
sich dabei nicht ; im entgegengesetzten Falle tritt Bräunung
ein. Der gesättigte Alkohol wurde dann meist mit . Zusatz
von etwas rauchender wässeriger Salzsäure, die sich mit dem
Alkohol mischt, in zugeschmolzenen Glasröhren erst bei 70^,
dann bei 100^ so lange erhitzt; bis die homogene Flüssigkeit
sich in zwei Schichten gespalten hatte, deren gegenseitiges
*) Seit den oben erwähnten , vor mehr als einem Jahr ausgeführten
Versuchen haben wir diesen intoressanten Punkt experimentell
aufgeklärt und die obige Yermuthung besUltigt gefunden. Biehe
Anzeiger der K. Academie der Wissenschaften zu Wien, Sitzung
Tom 19. Januar 1871.
Die betreffenden Versuche sind bereits im letzten Hefte dieser
Annalen GL VIII, 107 veröffentlicht worden. D, Red.
normalen ButylalkohoL 16i
Volumverhaltnifs sich nicht mehr änderte. Die untere Schicht
besteht ans Wasser, das Cblorwasserstoffsättre gelost hält;
die obere Schicht ist Chlorbutyl. Das Prodoct wird nun
zuerst mit rauchender Salzsäure, um etwa noch darin ent-
haltenen Butylalkohol zu lösen, dann mit alkalischem und
mit reinem HnTasser gewaschen , mit Chlorcalcium getrocknet
und der fractionirten Destillation unterworfen, die rasch zum
Ziele führt. Das Butylchlorür ist eine wasserhelle Flüssig-
keit, die sich in Wasser nicht löst und unter dem auf 0^ redu-
cirten Druck 741»3 MM. bei 77,6^ siedet. (Der Werth der
Correction für den herausragenden Quecksilberfaden nach
Kopp betrug hier 0,15^) Seine Zusammensetzung ergiebt sich
aus folgenden Analysen, die der Formel C4H9CI entsprechen.
0,3743 Grm. gaben 0,7076 Kohlensäure und 0,328 Wasser.
0,3813 Grm. gaben bei der Chlorbestimmung , durch Glühen mit
Kalk, 0,585 Ghlorsilber und 0,0034 Silber.
In 100 Theilen :
Gefunden Berechnet
Kohlenstoff 51,56 51,89
Wasserstoff 9,78 9,73
Chlor 38,25 38,38.
Für das specifische Gewicht des Butylchlorürs bezogen
auf Wasser von gleichen Temperaturen wurde gefunden :
Temperatur 0^ 20<>
ßpec. Gew. 0,9074 0,8874.
Buiylbromür»
Das Bromfir wurde ganz in gleicher Weise wie das
Chlorür durch Sättigen des Butylalkohols mit gasförmiger
Bromwassersloffsäure in der Kälte und Erhitzen in zuge-
schmolzenen Röhren unter Zusatz von wässeriger rauchender
Bromwasserstoffsäure dargestellt. Man erhitzte erst bei 80^
dann bei 100% bis das Volum der allmälig sich bildenden
unteren Schicht nicht mehr zunahm. Das gewonnene Brom-»
162 Lieben u. Bossi, über den
butyl wurde von der wässerigen Schicht getrennt, mit con-
centrirter Bromwasserstoffsaure zur Entfernong etwa noch
vorhandenen Btttyialkohols, dann mit alkaHsehem und mit rei*
nem Wasser gewaschen, mit Cblorcaicium getrocknet and
schliefslich durch fractionirte Destillation rein erhalten. Seine
Zusammensetzung C4H9Br ergiebt sich aus folgenden Ana-
lysen.
0,5493 Grm. gaben 0,6971 CO, und 0,324 Bfi,
0,3976 Grm. gaben, beim Glühen mit Kalk, schlielBlich 0,5465 A^Br.
In 100 Theilen :
Gefanden Berechnet
Kohlenstoff 34,61 35,04
Wasserstoff 6,55 6,57
Brom 58,49 58,39.
Der Siedepunkt des Brombutyls nach wiederholten, unter
einander genau übereinstimmenden Beobachtungen, die an
den Producten zweier verschiedener Bereitungen ausgeführt
wurden, Hegt bei 100,4^ unter dem auf 0^ reducirten Baro-
meterstand 744 HH. (Dabei betrug die Correction für den
Quecksilberfaden 0,15^)
Für das speciGsche Gewicht bezogen auf Wasser von
gleichen Temperaturen wurde gefunden :
TemperAtor 0<» 20^ 40®
Spec. Gew. 1,305 1,2792 1,2571.
Butyljodür.
Dasselbe wurde aus dem Alkohol entweder durch Jod-
Wasserstoffsäure , oder auch durch Behandlung mit Jod und
amorphem Phosphor in der für Jodathyl bekannten Weise
dargestellt. Nach dem Waschen und Trocknen wurde es
durch fractionirte Destillation gereinigt, die auch dann leicht
zum Ziele führt, wenn man zur Darstellung rohen Butylalkohol>
der selbst aus wenig gereinigtem Bulyraldehyd bereitet wurde,
verwendet hat. Beim Sieden tritt wie bei den meisten
normalen Butylalkohoh 16S
JodOren eine geringfügige Zersetzung ein, die jedoch weder
die Reindarslellung der Substanz, nocii eine geniiue Bestfm*
mung des Siedepunktes hindert. Die folgende Analyse ent*
spricht der Formel C4H9J.
0,723a Grm. gaben 0,6891 C(\ und 0,3227 H,0.
In 100 Theilen :
Gefunden Berechnet
Kohlenstoff 25,98 26,09
Wasserstoff 4,96 4,89
Jod — 69,02.
Der Siedepunkt des Jodbutyls hei dem auf 0^ reducirten
Barometerstand 738,2 MH. wurde bei 129,6^ gefunden, wobei
die Correction für den herausragenden Quecksilberfaden 1,3^
betrug.
Die Bestimmung des specifischen Gewichtes relativ za
Wasser von gleichen Temperaturen ergab :
Temperatur 0» 20« 40<>
Spec. Gew. 1,643 1,6136 1,5894.
(Diese Bestimmiuigen, wie aneh alle übrigen Angaben specifischer
Gewichte in dieser Abhandlang, sind nicht auf den leeren
Baum reducirt)
Sutyläthyläther und Butylen,
Das Verhalten des normalen Butylbromurs und -jodurs
zu Silbersalzen und besonders zu weingeistigem Kali hat ein
allgemeineres Interesse, in so fern sich die Frage daran
knöpft , ob sich die Spaltbarkeit oder die Nichtspaltbarkeit
der alkoholischen Jodure unter Bildung von C„H2n zur Cha--
rakteristik gewissen Klassen von Alkoholen benutzen läfst.
Schon frdher *) hat sich einer von uns dahin ausgesprochen^
dafs die sogenannten Hydrate von CqH2q keine gesonderte
*) Giomale de scienze natur. ed econ. II, 189, Palermo 1866, femer
diese Annalen GL, 122.
i64 Lieben u. Rossiy über den
Klasse von Alkoholen bilden , iWie diefs viele Chemiker an*-
nahmen , und dafs , selbst wenn man jenen Standpunkt auf«
{[iebt, die Spaltbarkeit der Jodfire in CnH2n und HJ nicht ein-
mal als Merkmal einer bestimmten Gruppe von Alkoholen,
wie etwa der secundaren, gfelten könne, dafs vielmehr sowohl
primäre als secundäre und tertiäre Alkohole einer solchen
Spaltung fähig seien, oder aus CnH2n erhalten werden können,
und dafs in dieser Beziehung kein absoluter, sondern nur ein
Gradunterschied zwischen verschiedenen Alkoholen bestehe.
Rucksichtlich der normalen Alkohole liegen jedoch noch fast
keine Beobachtungen vor, und es war denkbar, dafs sich
vielleicht unter allen Alkoholen die normalen durch die
Eigenschaft auszeichnen, dafs ihre Jodöre und BromOre unter
den Umständen, in denen die anderen CqHsq liefern, einer
derartigen Spaltung widerstehen. So hat z. B. Chapman*)
diese Ansicht vcrmuthungsweise ausgesprochen und sich da-
bei auf die Beobachtung gestützt ^ dafs normales Brompropyl
bei Behandlung mit alkoholischem Kali kein Propylen giebt.
Wir haben Natriumalkoholat und weingeistige Kalilösung
auf normales Butylbromur und -jodur wirken lassen und stets
haben wir Butylen erhalten, allerdings aber nur als Neben-
product. Eben so geben Silbersalze bei ihrer Einwirkung
auf normales Jodbutyl Spuren von Butylen. Es findet also
bezüglich der Abspaltung von Butylen zwischen den vier
isomeren Butylalkoholen nur ein Gradunterschied statt und
der normale Alkohol erweist sich als der stabilste.
In einem Versuch haben wir Butylbromur mit dem iVs-*
fachen der theoretischen Menge Natriumalkoholat, das mit
absolutem Alkohol noch getränkt war; in einer zugeschmol-
zenen Röhre auf 110^ erhitzt. Beim Oeffnen der Röhre in
der Kälte entwich kein Gas, beim Erwärmen aber entwickelte
*) Joum. Chem. Society, N. S. VII, 173, 1869.
normalen ButylalkohoL 165
sich eine kleine Menge Butylen. Das Hauptprodacl war
Butylithyl§ther, der darch wiederholte Destillation Ober
Chlorcalcium , dann dureh mehrmaliges Waschen mit Chlor^
caiciamlösung Ton Alkohol getrennt wurde.
Eine etwas gröfsere Menge Butylen wird erhalten, wenn
man einen Ueberschurs von alkoholischer Kalilösung auf
Brom- oder Jodbutyl wirken lafst. Als Butlerow*) ein
Verfahren mittheilte ^ wonach man aus GehrungsbutylJQ^ür
80 bis 90 pC. der theoretischen Menge Butylen erhält, haben
wir auf diese Versuche zurückgegriffen und normales Butyl-
jodür genau der von ihm angegebenen Behandlung unter-*
werfen.
10 Grro. normales Jodbutyl wurden mit 20 Grm. alko-
holischer Ealilösung (aus 5 Grm. Kali und 15 Grm. Alkohol
zu 90 pC. bereitet) und weiteren 5 Grm. gepulverten festen
Kali's in ein Kölbchen gebracht, das mit einem Ruckflufs-
kühler verbunden war; am oberen Ende des Kühlers war
eine Röhre befestigt, die tief in ein mit Kältemischung um-
gebenes Rohr tauchte. Die Reaction begann erst beim Er-
hitzen und zwar ziemlich heftig. Wir erhielten etwas über
1 CG. flussiges Butylen. Der Kolbeninhalt wurde nach voll-
ständig beendeter Reaction bis zur Trocknifs abdestillirt^
das Destillat zweimal hintereinander aus einem Salzwasser-
*) Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft m, 422. Später
hat Bntlerow, daselbst S. 623, eine Berichtigong zu jener ersten
Notiz mitgetheilt , wonach man eine geringere Menge Kali zur
Zersetzung des Jodürs yerwendet. Wir waren nicht mehr in der
Lage, Ton der Berichtigung Gebrauch zu machen. Die Bedeutung
des oben erhidtenen Resultats, wonach normales. Butjljodür viel
weniger Butylen liefert, als das isomere Gährungsjodür, dürfte
aber durch diesen Umstand eher erhöht als verringert werden j
denn der gröfsere Ueberschufs von Kali, den wir anwandten, hätte
eher eine noch voUstttnd^ere Spaltung herbeiführen müssen.
166 Lieben u. Rosai^ über den
bad über Chlorcalciumpulver desliUirt, und nachdem anf diese
Weise der gröfste Theil des Alkohols beseitigl war, laittebl
wasseriger CUorcalciamldsuDg der Batylathylither abgeschie-
den und noch mit frischer Cfalorcalciumlösung zweimal ge-
waschen. Seine Menge betrug etwas über SVs Grm. Dem-
nach haben, trotz des grofsen Ueberschusses von Kali in
diesem Versuch, Vs des angewandten Jodbutyls sich zu Butyl-
äthylather und nur Vs zu Butylen umgesetzt. Der Unter-
schied im Verhalten des normalen und des Gahrungsbutyl-
jodurs ist sehr evident.
Wir haben endlich, um zu sehen, ob auch das normalste
der normalen Jodäre^ nämlich Jodäthyl, bei Behandlung mit
alkoholischem Kali Aethylen liefert; in einem ersten Versuch
i2 Grm., in einem zweiten 50 Grm. Jodäthyl der gleichen
Behandlung, wie oben das Jodbutyl, unterworfen. In beiden
Fällen wurde eine kleine Menge eines brennbaren Gases
erhalten. Dasselbe mit Brom behandelt, lieferte eine sehr
kleine Menge einer schweren Flüssigkeit, die, nachdem sie
gewaschen und getrocknet worden war, bei 130^ siedete,
also Aetbylenbromür ist. Das Jodäthyl zerlegt sich noch
viel weniger, unter Bildung von CnHsny als das normale Jod-
butyl; immerhin aber ist mit diesen Versuchen bewiesen,
dafs, wie schon oben angedeutet wurde, in der Spaltbarkeit
der Jodöre verschiedener Alkohole kein absoluter, sondern
nur ein Gradunterschied stattfindet.
Das Butylen^ welches durch Einwirkung von alkoholischem
Kali oder Natriumäthylat auf normales Jodbutyl erhalten wird,
verbindet sich leicht mit Jodwasserstoffsäure. Das so ge-
wonnene Jodhydrat, nachdem es gewaschen und getrocknet
worden war, ging bei 115 bis 120^ über. Es wirkte bei
gewöhnlicher Temperatur energisch unter Wärmeentwicke-
luttg auf essigsaures Silber, das mit Eisessig befeuchtet wor-
den war, ein, und entwickelte^ dabei ein mit leuchtender
normalen ButylalkohoL 167
Flamme brennendes Gas, Batylen. Dieses VerhaUen und der
Siedepunkt zeigen deutlich, dafs das erhaltene Jodür secun-
dares Butyljodür ist, welches einer von uns früher ausführlich
beschrieben hat. Es war unsere Absicht, noch auf diese
Versuche zurückzukommen, um auch die physikalischen
Eigenschaften des Butylens naher zu untersuchen und nament-
lich seinen Siedepunkt mit dem des Butylens, das aus secun-
darem Jodbutyl bereitet wird, zu vergleichen. Wir sind
jedoch davon abgestanden, nachdem Saytze ff *) inzwischen
eine ausführliche Untersuchung über diesen Gegenstand an-
gekündigt hat. Saytzeff hat sowie wir gefunden, dafs
das aus normalem Jodbutyl bereitete Butylen sich mit Jod-
wasserstoffsäure zu secundärem Jodbutyl verbindet. Als
Saytzeff's vorläufige Mittheilung erschien, waren unsere
Versuche schon m^rere Monate alt; nur haben wir, nach-
dem wir gelegentlich der Entdeckung des normalen Butyl-
alkohols eine eingehende Untersuchung angekündigt hatten,
es nicht fürnöthig gehalten, die Resultate unserer Arbeit
einzelweise, nach Mafsgabe als sie gefunden wurden, zu ver-
öffentlichen.
«
Butyläthyläther. — Es ist diefs das Hauptproduct der
Einwirkung von Natriumalkoholat oder alkoholischem Kali,
4501 es auf Brom- , sei es auf Jodbutyl. Seine Bereitung und
Trennung von Alkohol ist bereits oben angegeben worden.
Er wurde mit Chlorcalcium getrocknet und durch fractionirte
Destillation alsbald rein erhalten. Die Probe zeigte, dafs er
keine Spur mehr von Brom oder Jod enthielt. Seine Zusam-
jnensetzung ergiebt sich aus folgender Analyse, die mit der
Formel C4H9O . CgHs übereinstimmt.
0,2264 Grm. gaben 0,5865 CO, und 0,2825 H^O.
*) Zeitschrift für Chemie, N. F. VI, 327 (1870).
168 Lieben u. ßossi, über den
]
In 100 Theilen :
Gefunden
Berechnet
Kohlenstoff
70,66
70,59
Wasserstoff
13,86
13,72
Sauerstoff
—
16,69.
Der Siedepunkt des Butyläthylathers liegt bei 91,7<^ (da-
bei der Quecksilberfaden ganz im Dampf) bei dem auf 0^
reducirlen Barometerstand 742,7 MH.
Fär das specifische Gewicht relativ zu Wasser von glei-
chen Temperaturen wurde gefunden :
Temperatur 0^ 20* 40®
Spec Qew. 0,7694 0,7622 0,7367.
JButylacetat.
22 Grm« Butyljodür wurden mit einem etwas kleineren
Volum krystallisirbarer Essigsäure und mit 22 Grm. essig-
saurem. Silber in eine weite Röhre eingeschmolzen. Schon
bei gewöhnlicher Temperatur trat beim Umschütteln die
Reaction unter starker Erwärmung ein. Um ihrer Vollstän-
digkeit ganz sicher zu sein, wurde noch durch 67» Stunden
auf 108^ erhitzt. (Bei der Leichtigkeit, mit der die Reaction
sich vollzieht^ ist übrigens die Anwendung eines zugeschmol-
zenen Rohres nicht nothwendig.) Beim Oeffhen der Röhre
entwich kein Gas; dennoch scheinen sich Spuren von Butylen
gebildet zu haben, die in der Flüssigkeit absorbirt sind. Der
breiförmige Inhalt der Röhre wurde der Destillation unter-
worfen, das Destillat mit Kali neutralisirt und die sich ab-
scheidende obere Schicht von Butylacetat mit Wasser ge-
waschen. Das feuchte, doch klare und von Wasaertröpfchen
freie Product wog 13 Grm. (statt theoretisch 13,87 Grm.).
Auch mit Bromfir geht die Bereitung des Acetats ohne
Schwierigkeit von statten, wie man aus folgendem Versuch
normalen BuiylaikohoL 169
sieht, den wir hier anführen^ weil Chapman und Smith*)
angeben, Mb die vollständige Zersetzung des norinalen Brom-
propyb, sei es mit essigsaurem Kali, sei es mit essigsaurem
Silber^ nur sehr schwer su erreichen sei.
25 Grm. Brombutyl wurden mit einem .kleineren Volum
Eisessig und mit 35 Grm. essigsaurem Silber in eine weite
Glasröhre eingeschmolzen. Bei gewöhnlicher Temperatur
trat diefsmal die Reaction nicht ein, wohl aber schon bei
mfifsigem Erhitzen. Um . einer vollständigen Reaction sicher
zvL seiu; wurde die Röhre noch durch 20 Stunden allmälig
ansteigend von 100 bis 130^ erhitzt. Beim Oeffnea entwich
kein Gas, doch war ein schwacher Butjlengeruch wahrnehm-
bar und bei gelindem Erwärmen entwichen Spuren eines
brennbaren Gases. Darauf wurde wie oben abdestillirt und
das Butylacetat durch Neutralisation mit Kali abgeschieden,
mit Wasser gewaschen und mit Cblorcalcium getrocknet..
Das reine getrocknete Prpduct wog 18,5 Grm. (statt der
theoretischen Menge 21,1 Grm.). Es enthielt keine Spur voa
Brom.
Das Butyiacetlit, das einen sehr angenehmen Fruehtge-
ruch besitzt, ging schon bei der ersten Destillation in deni
kleinen Intervall von 2^ vollständig über. Seine Zusammen-
setzung entspricht der Formel C4H9.C2H3O8, wie folgende
Analyse zeigt.
0,3666 Grm. gaben 0,8336 COi und 0,3415 H^O.
In 100 Theilen :
Gefonde» Beredmet
Kohlenfftof 62.02 . 62,07
Wasserstoff 10,35 10,34
Sauerstoff — 27,59.
•) JouriL Chem. Soeiety, N. S. VIT, 108.
AnnAl. A. Chemie u. Pherm. CLVm. Bd. 8. Heft. 12
170 Lieben u. ßoäsij über den
Der Siedepunkt wurde bei 12S4^ unter dem auf 0^
reducirten Druck 740 HM. gefunden. (Dabei betrug die Cor-
rection für den herausragenden Quecksilberfaden 0,5^)
Die Bestimmung des specifisehen Gewichtes, bezogen
auf Wasser von gleichen Temperaturen, führte zu folgendem
Resultat :.
Temperatur 0° 20° 40<^
Spec. Gew. 0,9000 0,8817 0,8659.
Butylbutyrat.
Für Bereitung des Butylbutyrats liefsen wir Jodbutyl
auf buttersaures Silber, das mit Buttersäure angefeuchtet war,
in einem Kölbchen einwirken. Die Reaction stellte sich beim
Ümschütteln schon bei gewöhnlicherTemperatur unter Wärme-
entwickelung ein. Das Kölbchen wurde dann noch am Rück-
flufskühler, der anderseits mittelst Quecksilber abgesperrt
war, durch mehrere Stunden erhitzt. Dann wurde abdestil-
lirt, das Destillat mit Kali neuträlisirt, das abgeschiedene
angenehm riechende Butyibutyrat gewaschen , mit Chlor-
calcium getrocknet und durch fractionirte Destillation leicht
rein erhalten. Die Ausbeute war sehr befriedigend. Die
damit vorgenommene Analyse entsprach der Formel C^Hg.
0,258 Grm. gaben 0,6295 CDs und 0,259 H,0.
In 100 Theilen :
GTefunden Bereclmet
Kohlenstoff 66,54 66,67
Wasserstoff 11,15 11,11
Sauerstoff — 22,22.
Der Siedepunkt bei dem auf 0^ reducirten Barometer-
stand 735,7 MM. liegt bei 165,5®.
(Die Correction für den Quecksüberfaden machte 1,2° aus.)
Für das specifische Gewicht, bezogen auf Wasser Ton
gleichen Temperaturen, wurde gefunden :
normalen Butylalhohal* 171
Tempenttur
0« . ^Q^
4(P
Spec. Gew.
0,8395 0,8717 .
0,8579.
Butylcyaniir.
•
Wir haben uns zur Bereitung dies Cyanurs sowohl de9
Chlor-, wie des Brom- und auoh des Jodbutyls bedient und
ischeinen sich alle drei in gleicher Weise dasa zu eignen^
"Sie wurden mit mehr als der dqaivaleiiten Menge gepulverten
Cyankaliums (durch Calcination Von Blutlaugensaiz und De-
-cantation. des geschmolzenen Cyankaliums vom Kohleneiseia
bereitet) und mit Alkohol von 85 pC. in Glasröhren einge-
schmolzen und durch zwei Tage auf 110^ erhitzt. Die v(m
•den Krystallen abgegossene Flüssigkeit wurde der fractio-
nirten Destillation unterworfen und aus den zuletzt über-
sehenden Destillatsfractionen durch Zusatz von Chlorcalcium-
Idsung das Butylcyanür abgeschieden, das dann noch mit
Chlorcalciumlösung gewaschen und mit Chlorcalcium getrock-
net wurde. Das getrocknete Butylcyanür, das einen sehr
widerwärtigen Geruch besitzt, ging schon bei der ersten
Destillation vollständig zwischen 136 und 141^ über, so dafs
sehr leicht ein Product von constantem Siedepunkt daraus
gewonnen wurde. Derselbe liegt bei 140,4^ unter dem auf
0^ reducirten Barometerstand 739,3 MM. (Die Correetion für
den herausragenden Quecksilberfaden betrug 1,3^.) Die Zu-
sammensetzung des gewonnenen Cyanbutyls ergiebt sich aus
den folgenden Analysen, die zur Formel C4H9.CN führen.
0,4551 Grm. gaben 1,2174 CO« und 0)4436 HgO.
0,276 Grm. lieferten, nach Yairentrapp^s nnd WilTs Verfahren
mit Natronkalk geglüht, 0,718 Platinsalmiak.
In 100 Theilen :
Gefunden Berechnet
Kohlenstoff 72,95 72,29
Wasserstoflf 10,83 10,84
Stickstoff 16,31 16,87.
12»
17S Lieben u. Rösai^ über den
Bei der Bestimmungf des Kohlenstoffs und Wasserstoffs war
kein metallisches Kupfer in den vorderen Theil der Röhre ge-
bracht worden. Vielleicht mag dieser Umstand an dem zo
hoch gefundenen Kohlenstoffgehall Antheil haben. Der wider-
wfirtige Geruch deutet auf eine mdgliche YerunreinigUDg mit
dem isomeren Bntylcarbylamin hin ; indessen würde diefs die
Zusammenselxung njcM ändern und eher den Siedepunkt be-
raiflttsaen, der jedoch bemerkenswertk constant war. Wir
haben I. da uns das Cyanbutyl hauptsächlich nur als lieber-
gangsglied zur Valeriansänre interessant war, die Ursache der
nicht vollkommenen Uebereinstimmnng der Analyse mit der
Rechnung nicht weiter verfolgt, doch glauben wir, dafs der
von uns angegebene Siedepunkt sich als richtig bewährea
dürfte.
Das specifische Gewicht bei 0^ wurde zu 0;8i64 ge-
funden.
Butylamin,
Chlorbutyl wurde mit einem Ueberschufs von festem
eyansaurem Kali und mit Alkohol von 85 pC. in Rohren ein-
geschmolzen und durch zwei Tage auf 100 bis 110^ erhitzt
Die alkoholische Flüssigkeit wurde dann mit festem Kali ver-
fetzt und durch zwei Tage am RückfluCskühler, der ander-
seits durch Quecksilber abgesperrt war, gekocht. Dana
wurde bis zur Trockne destillirt, auf den Rückstand noch
etwas Wasser gegossen, wieder abdestiilhrt, und die beiden
Destillate in salzsäurehaltigem Wasser aufgefangen. Die
schwach saure Lösung wurde zur Trockne verdampft und der
Rückstand mit starkem Alkohol ausgezogen. Es hinterblieb
ungelöstes Chlorammonium, während das Chlorfir der orga-
nischen Base sich auflöste und durch Abdampfen als sehr
hygroscopische Masse erhalten wurde. Dieselbe wurde warm
rasch mit Kalk gemengt und das Gemenge in ein kurzes
normalen Sut^lalkokoL 173
Yerbrennungsrohr eingefullf , in dessen vordenslen Tlidt'
Stucke Yon wasserfräiem BarrtNooxyd gebracht wurden.
Beim Erhitzen des Verbrennongsrohres destilliiie die freie
B^se ab und. wurde in einem durch I^ftUemischang' gekühlten
Becip^enten aufgelangen.
Wir erhielten dieselbe Base auch als Nebenproduct bei
der Bereitung der normalen Valeriansaure. Für; diesen Zweck
nämlich wurde nicht er^t das reine Cyanbutyl abgeschiedeny.
«ondern die alkoholische Flüssigkeit , welche durch Erhitzen!
von Chlor-, Brom- oder Jodbutyl mit.Cyankalium erhalten.
ifTorden war, mit festem Aet^kali gekocht. Beim Abdestil-
liren blieb valeriansaures Kali im Rückstand und der abd0stil-
lirte übelriechende ammoniakalische Alkohol wurde immer
wieder zu derselben Operation verwendet. Dieser Alkohol
enthielt das obige 'Alkaloid in Lösung, welches hauptsächlich
wohl einer Verunreinigung des Cyankaliums mit cyansaurem
Kali seine Entstehung verdankt, und sich in dem Alkohol,
der bei snccessfver Darstellung beträchtlicher Mengen Väle-
riansäure immer wieder zur Anwiendung kam , anhäufen
mufste. Durch Ansäuern mit Salzsäure und Destillation jenes
Alkohols wnrde ein Rückstand erhalten, der Salmiak nebst
dem Chlorür der heuen Base enthielt^ die mittelst stärken
Alkohols von einander getrennt wurden. Die freie Base
wurde dann wie oben aus dem sehr zerftiefslichen Chlörür
dargestellt. Die Untersuchung zeigte, dafs sowohl dieses als
das direct mittelst cyansauren Kali^s dargestellte Product
keineswegs aiisschliefslich aus Butylamin bestand, sondern
ein Gemenge der primären , secundären und tertiären Base
war. Die Flüssigkeit kam bei 76^ ins Sieden und der
Siedepunkt erhob sich bis 208^ Durch wiederholte fractio-
nirte Destilbtiön g'elang es, das Butylamin absascheiden ; die
Trennung des Di- und Tributylaniins scheint sich jedoch auf
diesem Wege nur onvollkommen erreichen 2u lassen. Da&.
17{ Liehen u: Bossi, über den
DAiitylaiiiia siedet bei ungefähr 158 bis 160<>, das Tributyi-
amm gegen 208^^ doch Iminen wir diese^ Angaben nur mit
Reserve machen.
Die fluchtigste Sobstanz, das Botylamin, ist ein sehr
hygroscopischer Körper, auf dessen Trocknung daher Sorg-
falt verwendet werden mufs. Nach wiederholter Destillation
über Baryt und frisch geschmolzenem Aetzkalf wurde seine
Zusammensetzung der Formel C4H9.H2N entsprechend ge-
funden, wie folgende Analyse (bei der metallisches Kupfer
vorgelegt worden war) zeigt.
0,2424 Grm. gaben 0,5856 00, niid 0,832 H,0.
In 100 Theilen :
Gefunden Berechnet
KohleMtoff 65,87 . 65,76
Wasserstoff 15,21 16,07
Stickstoff — 19,18.
Das Butylamin ist eine wasserhelle Flüssigkeü von stark
ammoniakalisohem Geruch, die (wohl von der Begierde sieb
mit Wasser zu verbinden) an der Luft raucht und dessen
Dampfe auf der Haut das Gefühl von Warme erzeugen. Man
kanix es nicht in verkorkten Gefäfsen aufbewahjren, weil seine
Dampfe bei gewöhnlicher Temperatur die Korke stark an-
greifen. Auch Caoutchoucstopfen werden^ obgleich viel
weniger als Korke, davon stngegriffen, so dafs sie bald auf-
hören, gi^t zu schliefsen. Es mischt sich mit Wasser in allen
Yerhältnissen und seine Lösung schlagt Blei-; .Aluminium-,
Magnesium-, Kupfer-, Silbersalze nieder. Die mit Kupfer- und
Silbersalzen erhaltenen Niederschlage lösen sich im lieber-
Schusse der Base wieder auf und eben so scheint sich auch
der Thpnerdeniederscblag zu verhalten.
Der Siedepunkt des Butylamins wurde bei 75^5^ bei dem
Druck 740 HM. gefunden (dabei war das Thermometer ganz
im Dampf), doch war. er nichi ganz consent.
normalen BuifflatkohoL 175
For das specifische Gewicht bezogen auf Wasser von
gleichen Temperaturen wurden die folgenden Werthe er-
halten :
Temperatur 0® 26*
ßpec. Gew. 0,7053 0,7333.
Durch Behandlung der freien Base mit Salzsaure und
Platinchlorid würde ein Doppelsalz dargestellt. Das Butyl-
aminchloroplatinat schiellBt in goldgelben Krystallblattern an,
die in kaltem Wi^sser wenig ^ . dipch . ziemlich . löslicli in . war-
mem W^asser und auch in Alkohol löblich sind.
P,416 Grm. hinterlieiken beim CUül^en. 0,^495 PIftiii , entsprecbjHi^
36,21 pC.
Die Formel [C^H, . HgN . Cl]„ PtCl4 verlangt 36,36 pC. Platin.
Wir haben oben erwähnt, dafs neben Butylamin auch
Di- und tributylamin erhalten worden ist, und dafs diese
Körper die höher siedenden Fractlonen ausmachen , welche
bei der Destillation der freien Base beobachtet worden waren.
__^ ■ . ■ '
Den Beweis dafür liefern die folgenden Analysen von Chloro-
platinaten, die mittelst jener höher siedenden Producte
bereitet worden sind.
Die gegen 160^ siedende Destillatsfraction; in Salz-
säure gelöst und mit Platinchlorid versetzt, lieferte lange
gelbe Nadeih; die in warmem Wasser schmelzen, bevor sie
sich auflösen und in kaltem Wasser nur wenig löslich sind.
0,322 6rm. dieses Cbloroplatinats gaben beim Glühen 0,0945 Platin,
entsprechend 29,85 pO. Ans der Formel des Dibutylamin^
chloraplaHnaU [(C4H9),H8N,C1]3, PtCl« berechnen sich 29,44 pG-
Platin. >
Die höchst siedende Fraction besteht aus Trlbutylamin,
welches nicht mehr mit Wasser mischbar ist, sich aber in
Salzsäure löst und durch Kali daraus als Oei gjefdllt wirft.
Die salzsaure Lösung mit Platinchlorid versetzt lieferte tu
Gruppen viNreinigte kleine Nadeln , die m warmem Wassefir
schmelzen^ wenig in kaltemy etwas mehr in warmem Wasser
und auch in Alkohol löslich' sind.
476 Liehen u. Bo^si, über den
0^1735 Grm. desChloroplatioats hlnterlie&an beim Gltthen 0,0437,
entsprechend 25,19 pC. Platin. Das Tributylaminchloroplatinai
[(C4H<,)aHN.Cl],PtCl4 enthWt 25,23 pC. Platin.
Das Aussehen der drei Chloroplatinate ist ziemlich Ter-
schieden, so dafs man sie nicht leicht verwechsein kann.
Constitution des normalen Butylalhohole und allgemeine
merJcungen»
Die vorstehenden Unti^rsuchongen lassen keinen Zweifel
darüber; dafs der hier beschriebene Butylalkohol von den
ärei bis dabin bekannten isomeren Alkoholen verschieden ist
Von dem Gdhrungsbutylalkobol , der in. allen seinen Eigen-
schaften ihm noch am Nächsten steht, unterscheidet er sich
in bestimmter Weise durch seinen höheren Siedepunkt und
durch die höheren Siedepunkte aller seiner Derivate, wodurch
die Möglichkeit eines Irrthums, wie sie bei einer vereinzelten
Siedepunktsbestimmung denkbar wäre, ausgeschlossen wird.
Seine Haloidderivate sind stabiler, spalten sich minder leicht
unter Abgabe von CnH2Q als die von den drei isomeren
Alkoholen abgeleiteten.. Schon nach diesen Eigenschaften
und mit Rucksicht auf seine Gewinnung aus Gahrungsbutter-
saure wird man nicht anstehen, in ihm den gesuchten nor-
malen Butylalkohol zu erkennen, dem die Formel
CHg
CH,
I «
CH,
«uk^Momt. Bestätigt wird dieCs. diiriCh die Oxydation,' wobei
JButyraldehyd und iSahruiigsbuttersaare erhallen werden. Es
pnag hier noch erwähnt werden, dafs einer von uns seift
VeröfFentlicbung di^ ersten Noti^i über die vorliegende Arbeil^
fnit Anwendung derselben Methode den normalen Propyl-
alkohol (aus Propionsäure, die aus Cyan&thyl berejleft wint-*
normalen Bubflalkohol. 177
den wur) dai^g-eaieUt. und jsuglieich geseigt lia^ da& attf nor-
«lalem Rropylcyanur GabriiagifcuUfirsiQre eriiaUei wird *):.
I>ajBil jst die CenstituliiHi der GihruDgsbiittersaiire dcfiatliv
fcfsIgestolM«
Wir sind nun- in den Stand gesellt aiil idtwechaelnder
Anwendung von zwei Methoden, namiich der hier beschrie-
benen Umwandlung der Saure in den entsprechenden Alko-
hol, die sich uns als allgemeine Methode bewährt hat, und
anderseits der bekannten Umwandlung des Alkohols . in
€yanär und die nächst höhere Säure, die ganze Reibe der
normalen Alkt)hole und Säuren, von den Elementen aus-
gehend, aufzubauen. Bekanntlich kann man die An>eisen-
säure, sei, es aus Kohlenojiyd, $ei 4ns aus Kohlensäure > also
aus den • Btementeti darstellen. Wir haben (Aen gezeigl
(siehe Anmerkung S. 160), dafs, mit Anwendung der-^
selben Metbede^ die hi«r beschrieben ist, aus AmeSsensfiur^
Formaldehyd und Methylansohol erhalten werden. Aus
Methylalkohol Itfsl sich (mittelst Oyaamelhyl) Essigsäure,
darauar Aldehyd und Aetfaylalkohot gewinnen. Der Aethyl»
alkohol liefert - Propionsäure , di^se den* normileK Propyl*^
alkohol, aus dem, wie oben ^wfihnt, Gähningsbattersäure
^*halten< wird. Aus GdhiungsbiUtersättre haben wilr deii nor?*
malen Butylalkohol berettet, und dieser hat um, wie wir
tereits niitgetheUt haben ^) und 'demnächst flusföÜrlicher
beschr^eiben iprerden, die normale Valeriansäure, weiterhin
den niNrroalen Amylalkohol md. endlich die normate Caproa«^
aiare gdiefert Wfar sind alsb iA i%iik systematischen Aufbau
diesOT Körperklasse ans den Elementen experinÖnteil- bereits
bis zur Dermalen Oapronsäure gelangt «md nicbfai steht im
Wege noch weiter vorzudriigen* *.
-a<
*) Compt' rend. LXX, 129.
**) Compt vend/LXXI^ jB69.
Noimidw: .
. OfthrmigSf
SecnndSvec
Butylalkohol
butylalkohol
Butylalkohol
CHj * ^Hg . UMj
CH(CH,),
CHg.C^^
, H
'H
Cb[
ck«.
OH
OH :
loH
siedet bm 116<^
1090
990
Diff.
7« IC
>o
178 Lieben ti. Rossi^ über den
Wenn inaii die Siedepunkte der nnnmebr bekanirten ym
isomren Buty lalkohole mit einander vergleiclit , flö ergiebl
sich, dab der tertiäre Butylalkohol den niedrigsten, • der nor«
male den höchsten Siedepunkt hat, und dafs in dieser Rieh-
long: aufsteigend. die Differenzen abnehmeik
Terta&mr
Bufylalkohol
fCH,
CH»^
CH,
lOH
17«.
• • ♦
AehnUche Unterschiede in diemselben Sinne beobachtet
man bei Vergleichung der Siedepunkte der entsprechenden
Derivate. Auch bei den isomeren feiten Säuren gilt dasselbe
Gesetz«.^ Die normale Bultersaure hat einen höheren Siede-
punkl ab die Isobuttersäure, unsene normale Väleriansaure
einen höheren als die bisher bekannte Saure.
Kiir eine einzige Ausnahme^ wenn mm sie als solche
betrachten will , verdient hier Erwähnung. In . derselben
Weise wie die primären Alkohole bei der Oxydation Alde-
hyde Jiefern, geben die secimdaren bekanntliok Acetone, und
man könnte danach erwarten, dafs die Acetonn bei. niedri-
gerer Temperatur sieden als die isomeren . Aldehyde. Es
findet jädoch das Gegentheil statt: Das geHröhnliohe Aceton,
das dsaxeh Oxydation aus demtsocwidaren Pfopylnlk#bQl er-
hatten wii^d,. siedet bei 56^,> der normale Propionoldehyd
jedenfalls unter 5Q^. Das Methy läthylketon , das ans dem
secundafen: Butylalkohol bei der Oxydation, entsteht , siedet
hei eirca 8Q^ wahrend der normale Bntyraldehyd hei tuge-
ffthr 75^ siedet. Es macht sich: hler< geltend, dafs .die Ketone,
trotzdem sie durch ganz ahnliche Processe wie die Aldehyde
aus analogen Körpern erhalten werden und trots^ ihrer weit-
gehenden Analogie mit diesen , gleichwohl eine andere
narmaltn BtüylaVcohol. 179
Kdr^klaMe bilden und mit den Aldehyden Jiicht mehr in
der Weise vergldcfabar sind^ wie es die iSMieren Alkohole
•di^ deren Aether wAer einander sind.
FSrdie Definition der normalen Alkohole geben die vor-^
stehenden und unsere folgenden, doch schon seit einem bal«
ben Jahr beendeten yntersuchungen über dea nonpalen
Amylalkohol folgcfide Merkmale an die Hand.
Vom Iheorettseken Standpunkt und. mit Rücksidht auf
die Verbindongsweise dee Atome betrachtet , sind die nor-*
malen Alkohole (und natirlich entsprechend die Aether,
Aldehyde, Säuren n. s. w«) durch eine derartige Constitution
cbaraklerisirt, dafs in ihnen die Cur alle primären Alkohole
charakteristische Gruppe CH2.OH mit einer Kette Ton Kohlen-
Stoffatomen verbunden isl| deren letztes mit H3,: alle zwischen-
liegenden je mit H« in Verbindung stehe«, alsa •
CH,
CH,
• • •
• • • •
CH,
CHj.OH
Für die von uns untersuchten Körper haben wir diese
Constitution erwiesei), so sicher überhaupt dergleichen bei
dem heutigen Stande der Wissenschaft sich experimentell er-*
weisen läfst.
Von allen Hypothesen absehend und blofs gestützt auf
Eigenschaften und Reactionen lassen "sich die normalen Alko-
hole als diejenigen definiren, welche unter allen isomeren
Alkoholen -
1) die* hdchsten Siedepunkte laben und wohl auch die
stabilsten sind, ' ^
2) deren einfache und zusammengesetzte Aethef sowie
Amine die relativ höchsten Siedepunkte haben, und deren
Haloidverbindungen sich am Wenigsten leicht unter Abspal-
tung von CnH^n zerlegen.
180 Zöller, üniersuehung
3) die liei Oxydation Siuren graben , welciie eben so
Tiele Atome Kohlenstoff enthatton , ond rieh Tor erentiielteB
isomeren Sauren durch höhten Siedcfpankt, wie es scheiiii
auch durch grofsere Widerslandsfäbigk^it b^i (ter Oxydation
auszeichnen.
Wir wollen' sehlieMch noch erwabneh^ dafs bald nacb
unserer ersten Veröffentlichung Aber den normalen Butyl-
alkofad A. S ay t2 e f I «) denselben Körper dorch Behandlung
eines Gemenges von Bnttersaare andChlorbotyryiinitlfatriuDi-
amalgam erhalten hat. Aneh L Inno mann**) giebt an,
denselben Alkohol aus Buttersaureanhydrid mitONatriumamal-
gam ehalten zu haben, ohne die experimentelle Begründung
bishar beizufügen. Ohne darAber eigene Erfahrung zu haben,
halten wir es doch ffir wahrschesnlidi, dafs sich unsere Dar<-
stellungsweise als die bequemste und ergiebigste erweisen
dürfte.
Untersuchung eines Hin>Älayathees ;
von Ph. Zöller.
Früher glaubte man, die verschiedefien Theesorten. seien
von verschiedenen Species der Theepflaoze abi^Uei^en ^ allein
diese Ansicht war nicht haltbar. Schon Siebold hatte er-
wähnt, es existire nur eine TheespecieSv.uAd Fortune er-
wies dieses durch seine Untersuchungen an Ort und Stelle
mit. alier Bestimmtheit.
*) Zdtsohrift für Chemie N. F., Vi, 107 (1870).
*•) Diese Annalen CLII, 127.
eines Himalayatiees» i8i
Iir der Tbät, : 7%«(i einensia Meteii sowohl den echv^krzen
ab anch den grünen l\iQe\ die Verschiedonbetl der im
Haiidei erscheinenden Tbeesorten ist nicht Folge verscbie^
dener Abstammung , sondern die. einseinen Sorten sind be^
diqgt : durch die Wirl^nngen, welqbeKliiiiQf Boden und fimltur-
Terfabren anf die Pflanze and die Qualität ihrer Blätter ans-*'
oben, durch die versefaiedenen Bereituogsweisen der.Blä|ter
za Thee und endlich durch das yerscbiedene Alter der zur
Bereitung der einzelnen Th^esorteir verwendeten Bldt^r. ;;
Bezöglieb des Klimas ist anzuführen, dafs die 'Thee*
pflanze ziemlieh bedeutende klimatische Schwankungen ohne^
Schaden ertragen kann. Dagegen zeigt sich die Qualität der
Blatter sehr abhängig von dem Culturverfahren und der
Bodenbeschaffenbeiti, ähnlich wie dieses beim Tabak, dent
Maulbeerbaum u. s. w. der Fall ist.
Von geringerer Bedeutung für die Qualität der Blätter
ist die Bereitungswefse, die im Aligemeinen mehr die Form--'
gebung und gehörige Austrocknung als eine chemische Ver-
änderung der Blätter bezweckt.
Einen sehr entschiedenen Einflufs auf die Qualität der
Theesorte hat dagegen cfid Auswahl der Blätter nach ihrem
Aber. Unter sonst gleichen Umständen liefern die jüngsten
Theeblätter den besten Thee, und es erklärt sich leicht die
bedeutende Kostspieligkeit der feineren Tbeesorten, wenn
man bedenkt , dafs grofse Pflanzungen dazu gehören , um
eine verhältnifsmäfsig geringe Quantität eines aus jüngsten
Theeblättern bestehenden Tbees zu liefern *).
*) Die naohfolgenden Zahlen (dieselben sind ans meiner „Unter-
sachnng von Buchenblättem in ihren verschiedenen Wachsthums-
Zeiten '^ abgeleitet; Liebig's Naturgesetze des Feldbaues, 8. Aufl.,
8. 365; landw. Versuchsstationen Bd. VI, S. 231) Zeigen, wie
Terschieden die Anzahl ungleich alter%;er Blätter ist, welche dazu
182 Zöller, Unter^ichunff
D«s Eoiwickelungsalier der Blatter labt «ich aber, wie
«i^ine : Untersachmigen der Asche von Bochenblattem ms
verschiedenen Entwickeltiagsstadien beweisen, aus der Aschen-
xasamiBiensetzuilg erkennen.
Ifeine Unlersachungen haben^ nainlich ergeben, dafs die
Aschenznsammensetsung während des Wacfasthums der Blätter
sich fortwährend ändert ; mit ^em Aelterwerden nehmen die
Blätter absolut und relativ an Kali und Phosphorsäure ab,
dagegen an Kalk und Kieselsäure zu. Werden dieselben
von 14 zu 14 Tagen untersucht, so ist die Abnahme an Kali
und Phosphorsäure und die Zunahme an Kalk und Kiesel-
säure stets ersichtlich.
Wenn also in der Tbat die besten Theesorten aus den
jfingsteA Theeblättern bereitet sind, wenn überhaupt die
Güte des Thees im umgekehrten Verbältnisse zum Alter der
Blätter steht,, so ist die Aschenanalyse ein verhältnifsmäfsig
einfaches Mittel, um die Qualität einer Theesorte festzustellen;
-ein hoher Kali- und Phosphorsäuregehalt und gleichzeitig ein
{geringer Kalkgehalt in einer Theeasche ergäbe, dafs der
gehört, um das gleiche (Gewicht Trockensubstanz zu geben , nnd
wie in dieser Beziehuiig schon ein geringer Altersunterschied Ton
grofsem Einflösse ist.
Es liefern 100 Pfand Trockensubstanz :
4,995,000 Stück gleichgrofser circa 1 Tag alter Buehenbl&tter (a)
3,144,700 „ n n 2 Tage „ „ (b)
1,532,350 n n n 3 i. » n (c)
833,350 n n n 4 „ „ „ (d)
430,450 „ „ „ 5 bis 8 Wochen alter
Bachenblätter (e).
Oder dasselbe Gewicht Trockensubstanz wird erhalten :
Ton 100 Stack frischer Buchenbl&tter (a)
» 63 „ „ „ (b)
» 30 „ n „ (c) ~
ji 16 » >i 71 (d)
» 3 „ „ „ (e).
eines Simalayaihees. i83
betreffende Thee eine gute oder sehr gute Sorte sei , wäh-
rend ein verhältnifsmäfsig hoher Gehalt der Asche an Kalk
und ein geringerer an Kali eine schlechte Theesorte ver-
rathen wurde. So sicher auch diese Voraussetzung schien,
so war sie doch durch die Untersuchung einer Theesorte
zu bestätigen, deren Bereitung aus jüngsten Blättern un-
zweifelhaft feststand. Eine solche Theesorte wäre natürlich
durch den Handel schwierig zu beschaffen gewesen, und man
darf es daher einen glücklichen Zufall nennen, dafs v. Lie-
big von einem Bekannten, der grofse Theeplantagen am
Himalaja besitzt, eine Probe von derartigem vortrefflichem
Thee erhielt, v. Lieb ig stellte mir trotz der Kostbarkeit
des Materials und seiner verhältnifsmäfsig geringen Menge doch
ein zur chemischen Untersuchung genügendes Quantum da^
von zur Verfügung.
Der Thee befand sich in einer sehr gut verschlossenen
Blechbüchse; er war vortrefflich erhalten, der Läiige nach
auf das Sorgfältigste und sehr fest und dünn gerollt, von
schön schwarzer Farbe. Sein Aufgufs mit heifsem destil-
lirtem Wasser hatte den feinsten Theegeruch und Geschmack,
eine dunkelgelbe Farbe, und wurde beim Erkalten rothbraun
und milchig trübe (nicht unähnlich einer Abkochung der
Binde von Königschina). Der Th^ entrollte sieh nur
schwierig und bestand aus schmal lanzettförmigen, noch
wenig entwickelten jungen Blättern, denen jedoch auch Ab-
schnitte schon weiter entwickelter, übrigens zarter Blätter
beigemengt waren.
100 Theile des fraglichen Thees enthielten 4,95 Theile
Wasser und gaben 5;63 Theile Asche. 100 Theile Asche
bestanden aas : -
184 Zöller, Untersuchung
Natron 0,65
Magnesia 6,47
Kalk 4,24
Eisenoxyd 4,38
Manganoxydnlozyd . . . 1,03
Phosphonttnre . -. . . . 14,56
Sohwefelsifcire Spur
. Chlor ... . . . . . . 0,61
. Kieselsäure 4,35*)
Kohlensäure 24,80
100,00.
Der hohe Gehalt der Ascbe an Kali und Phospliorsfiare
einerseits und der geringfe Gehalt an Kalk anderseito hatte
Qntwetfelhaft den Jagendzustand der 'zar fragtichen Thee-
Sorte verwendeten Blatter bewiesen, auch ohne dessen Fest-
Sttelluog dorcb ^ufweiqhen der let^tjere^. Allein die ange-
führte Zusammenselaiung der Asche, zeigte auch, dafs der
untersuchte Tbee nicht vprher schon, zum Aufgufs benutzt
und dani;L aufs Neue zu Theo .verarbeitet wordea war , —
eine Verfälschung, an die im gag^enen. FaU^ natürlich nicht
gedacht werden konnte, die .aber sonst häufig genug fabrik-
mäfsig betrieben wird.
Bei dem Reiehtbnm der Theeasche an Kali und Phos-^
phcMTSaure, bei dem Jugendzustande der den The^ bildenden
BMtter lag es nahe , vorauszusetzen , dafs der Thee einen
hohen Gehalt an Extract (an in Wasser lösliehen Bestand-
theilen) zeigen wurde; ferner dafs er reich an Stickstoff
und aller Wahrscheinlichkeit nach auch veriiattnitsmafsig
reich an Thein sein müsse.. IMe Untersuchung bestfitigta
vollkommen die gemachten Voraussetzungen.
*) Sandhaltig.
eines Himalayatheea. 189
Bei der Bestimmung des Extractes kam es mir nickt
darauf an, die Tbeeblätter vollständig zu erscliöpfen, sondern
mr die Menge von löslichen Bestandtbeiien zu erbalten^
welche in den wie fibiich bereiteten Theeaufgufs übergeben^
Es wurden daher 100 Crni. Theo zuerst mit 3 Liter kochen-
den destiUirten Wassers eine Viertelstunde infundirt, und auf
den BMtterrückstand dann noch einmal 3 Liter kochenden
Wasser aufgegossen und gleichfalls damit eine Viertelstunde
in Berührung gelassen. Durch Eindampfen der Auszüge
und Austrocknea des Rückstandes b^i 100^ C. wurde die
Extractmenge erkalten. Sie betrug, trotz der unvollkommen
nen Erschöpfung des Theos an seinen lösUchen Bestandtbeiien^
doch 36,26 pC.
Die Sticksloffmenge erhielt man wie gewöhnlich durch
Verbrennen mit Natronkalk, Auffangen des gebildeten Ammo-«
niaks in Normalsfture und Türiren. IMe Analyse ergab die
bedeutende Menge von 5,38 pC. Stickstoff im lufttrockenen
Thee«
Bekannilioh sind sich die Angaben über den Theingehalt
>
des Thees sehr widersprechend, und es erschien die genaue
Bestimmung des Th«[ns in unserer vortreCflidien Sorte voa
ganz besonderem Interesse; sie geschah durch ein förmlichefl
Aufschliefsen der Zellen des Thees. Um dieses zu bewirken
wurde der Theo bei 100^ ausgieiroeknet, dann zu einem fei«
nen Pulver zerrieben^ mit englischer nur wenig verdünnter
Schwefelsaure übergössen und bis zur Verflüssigung auf dem
Wasserbade belassen. Nachdem das Ganze mit etwas Was-
ser verdünnt war, nahm man die Schwefelsäure mit breiigem
Bleioxydhydrat hinweg und erschöpfte hierauf di6 Hasse
successive mit heifsem 86 procentigem Alkohol. Die Lösung,
welche hierbei resoltirte, war verhältnifsmäfsig sehr wenig
gefärbt, Sie blieb über Nacht stehen. Morgens zeigte sie
einen krystallisirten weifsen Absatz, der kein Thein war und
Anual. d. Chem. n. Pharm. Bd. OLVJII. 2. Htft. 13
{86 Zdll^Tj Untersuchung
toi T. Lieb ig för Theobromth hielt. Er wurde gesammelt
und mit etwas kaltem absolutem Alkohol gewaschen. Auf
Platinblech erhitzt hinterliefs 6f keinen Rnekstand ; seine ver-
dfinnte wasserige Lösung mit salpetersaorem Silberoxyd Ter-
aelzt gab die für das Theobromin charakteristische kryital-
linische Silberverbiiiditng. Weitere besiegende Y-ersuche
konnten wegen. der geringen Menge des Materials nicht vor<-
genommen .werden; allein es ist kaum daran zu zweifeln :
die Kryatalle %oaren Theobromin,
Das Vorkommen von Theobromin im Theo ist, so viel
mir bekannt^ lu^ zum ersten Male beobachtet worden. Es
scheint übrigens nicht in allen Theesorten vorzukommen;
denn zwei bessere Theesorten des Handels, ganz in der he^
schriebenen Weise behandelt, lieferten keine Spur von Theo-
bromin *). So bald es mir möglich , werde ich übrigens
noch eme Reihe von Theesorten anf einen etwatgen T^eo^
bromingehalt prüfen.
Pie vom Theobromin getrennte Flüssigkeit war leicht
mit etwas Blutkohle zu enifilrben. Beim Conceatriren **)
der entfärbten Lösung wurde der gröCste Theil des Theias
in schönen seideglänzenden Nadeln und völlig weib er-
halten; den Rest des Thetns konnte man jedoch nicht durch
weiteres Eindampfen rein abscheiden, denn der durch Ein-
wirkung der Schwefelsaure auf die Cellulose u. s. w. gebil-
dete Zucker wirkte nun störend ein; die Mutterlauge wurde
*) Während die Verflüssigung durch Schwefelsäure beim Himalaja-
theo verhältnifsmäfsig leicht geschah, zeigte sich solches bei den
zwei Handelssorten schwierig , außerdem waren die erhaltenen
alkoholischen Ansz&ge stark gefärbt Es scheint aadh in dieser
Beziehung das verschiedene Alter der Blätter von wesentlichem
Einflüsse zu sein.
**) Das Concentriren geschah Toniditig, allein trotzdem konnte eine
weitere Abscheidong yon Theobromin. nicht beobachtet werden.
eines Eimalayath^es, , VSfl
'daher weiter eingedampft und der .Rest des Tbeins dur£b
Aeiher ausgezogen.
Auf diese Weise erhielt Ich 4,94 Th. Thein von 100 Tb.
'des lufttrockenen Thees.
So hohe Zahlen für Stickstoff und Tbem, wie sie sieli'
aus meiner Untersuchung ergeben, bekam nur Peligot^)»
JSs müssen daher die von Peligot untersuchten Theesorten
^gleichfalls von ausgezeichneter Qualität gewesen sein.
Zuletzt war es noch von Interesse, zuzusehen, welches
ist der Gehalt des Extractes an Stickstoff und Asche, und
welche Zusammensetzung zeigt die letztere? Ferner, wie
:grofs ist der Stickstoff- und Aschengehalt, der wie ange«^
4jfeben mit heifsem Wasser ausgezogenen Theebläüer und wie
ist diese Asche zusammengesetzt?
Die Versuche zur Erledigung dieser Fragen wurden
gleichfalls unternommen und ich gebe im Nachfolgenden ihre
Hesultate im Zusammenhalte mit den übrigen Ergebnissen.
100 Theile lufttrockener Thee vom Himalaya enthielten :
Wasser 4,95
Stickstoff 5,38
TheiQ 4,94
Asche 5,63*
100 Theile desselben lufttrockenen Thees gaben beim
Ausziehen mit heifsem Wasser :
« ., . * ^ , f darin Asche ' 4,04
Xxtract (bei 100» C. getrocknet) 86,26 { . « .
^ e y »1^ ^j..j^ Stickstoff 8,56
{darin Asche 1,80
darin Stickstoff 2,26.
Es enthielten 100 Theile :
Lufttrockener Extract Ausgezogene Blätter
Thee (bei 100» getrocknet) (bei 100» getrocknet)
Stickstoff 5,38 10,09 8,48
Asche 5,63 11,46 8,06.
*) Diese Annalen XLYU, 860.
13»
188
Zoll er, Untersuchung
AschencasammeMetzung
Thee-
aeche
Kall 39,22
Katron 0,65
Magnesia • . . 6,47
Kalk 4,24
Eisenoxyd • • • 4,38 •
Hanganoxydaloxyd 1,03
Chlor 0,81
Phosphorsftnre . . 14,55
Schwefelsäure . . Spur
Kieselsfttire . • . 4,35*)
Kohlensäure Q. 8. w. 24,30
£xtraci-
asche
55,15
Asche des ausge-
sogenen Blatte»
7,34
0,68
0,69
3,18
11,45
0,95
10,76 '
1,73
9,53
0,43
1,97
0,81
Spur
7,89
25,41
Spur
Spnr
2,92
7,57 •>
26,31
26,28
100,00 100,00 100,00.
Es setzten sich tOO Theile Theeasche zusammen aas t
30,82 Asche der mit Wasser ausgezogenen Blätter
69,18 „
des -Extraetes
100,00.
Es berechnen sich aber :
In 30,82 Asche der
ausgesog. Blätter
In 69, 18 Asche
des Extraetes
Und hiemach ia
100 Theeasche
KaH
2,26
- 38,16
40,42
Natron
0,21
0,47
0,68
Magnesia • . • . •
8,53
2,17
5,70
Kalk . . .^ . •
3,31
0,66
3,97
Eisenoxyd . • .
2,94
1,20
4,14
Manganoxyduloxyd
0,61
0,30
0,91
Chlor
Spur
0,63
0,63
Phosphorsäure . .
7,89
5,46
13,35
Schwefelsäure . .
Spur
Spur
Spar
Kieselsäure . . .
2,33 *)
2,02
4,35*)
Kohlensäure u. s. w.
7,72
18,21
25,93
30,80
69,28
100,08.
*) SandhalÜg.
eines Eimalayatheee.
Die Uebereinstimmung der Zusammensetzung der auir
<Ier Asche der ausgezogenen Blatter und aus der Bxtractasche
berechneten Theeasohe mit der durch die Analyse direct
gefundenen Zusammensetzung der letzteren ist grofs genug,
«m zu ergeben, dafs bei den milgetheilten Analysen kaum
andere Fehler als die bei den Aschenanalysen überhaupt
unvermeidlichen Beobachtungsfehler gemacht wurden.
Ich knüpfe noch einige Bemerkungen an die mitgetheilten
«nalytisc)ien Ergebnisse.
Wenn noch ein Zweifel darüber bestanden hätte, ob der
(auch unter sehr günstigen Bedingungen) aufserhalb China
producirte Thee dem chinesischen in der Qualität gleichkäme,
— die vorliegende Untersuchung : würde diesen Zweifel be-
seitigt haben. Der untersuchte Thee aus Plantaben des
Himalayagehirgea ist dem besten chinesischen Thee an die
JSeite zu setzen. Ob aber der Gejialt des Himalayathees an
Theohromin ihn von dem chinesischen Thee unterscheidet,
oder ob der Theobromingehalt überhaupt nur zufällig in
einzelnen Theesorten vorkommt, bleibt vorläufig noch unent--
iichieden.
Die Resultate der chemischen Untersuchung bestätigen
aufserdem die Erfahrung der Theepflanzer, dafs die Jüngsten
Blätter der Theestaude die besten Theesorten liefern.
Ein hoher Gehalt an Kali und Phosphorsäure und ein
gleichzeitig geringer an Kalk wird daher nicht blofs auf den
Jugendzustand der Blatter, sondern auch auf deren hohen
Gehalt an in Wasser löslichen Bestandtheilen ^ an Thein und
an sonstigen Stickstoffkörpem schliefsen lassen.
Um den Jugendzustand der Blätter durch die Aschen-
analyse mit Sicherheit feststellen zu können, mufs man stets
die Kali-, Phosphorsäure- und Kalkmenge wie angeführt zu-
sammenhalten. Wie wir nämlich durch zahlreiche in München
4dö Zölter^ Untersuchung
«tigesteilte Yersoche *) erwiesen, hangt der Gehalt an Mine-
ralbestandtheilen in der Pflanze, besonders in den Wachs-
thnmsorganen, von dem Gehalte des Bodens ab. Ist der Bodei»
z. B. reich an Kali , so finden wir auch einen hohen Gehall
an ffati selbst in Terhältnii^marsig älteren Pflanzen; allei»
dann ist immer der Gehalt an PhosphorSanre und Kalk ent-
sprechend dem Alter der Pflanzen und ihrer Wachsthums-
Organe vermindert.
Was bei Betrachtung der Zusammensetzung der Thee-
asche noch besonders aufi*ällt und geradezu für dieselbe
charakteristisch erscheint, ist ihr hoher Oehalt an Eieenoxyd
und auch Manganoxyd. Die Bedeutung des Eisens für das
Pflanzenleben ist bekannt; allein auch das constante Vor-
kommen des Mangans in den Theeblättern durfte dafQr
sprechen, dafs dasselbe im Organismus der Theestaude
gleichfalls nothwendig sei, oder doch wenigstens solche
Functionen zu erfüllen habe, die unter seiner Mitwirkung am
Normalsten verlaufen.
Hinsichtlich der Einwirkung des siedend heifsen Wassers
auf den Theo, behufs der Darstellung des gleichnamigen
Getränkes, ergiebt sieh aus den Versuchen, dafs der beste
Thee offenbar am I^eichtesten an seinen mrksamen Bestand-
theilen erschöpfbar ist. Durch zweimaliges , je eine Viertel-
stunde dauerndes Ausziehen mjt siedend beifsem Wasser
wurden dem lufttrockenen Thee 36,3 pG, lösliche Be^nd-*
theile (Extract) entzogen; von seinem Aschengehalte fanden
sich 70 pC. und von seinem Stickstofigehaite 61 pG. in dem
Aufgufs. Von den einzelnen Aschenbestandtheilen ging, ab-
gesehen von dem Chlor, welches bis auf Spuren löslich
wurde, das Kali in d^r erheblichsten Menge in den Aufgufs
♦) Ph. Zöller, Jonm. f. Landw. I [2], 211.
eines Htmalayatheee* 191
über , dagegen nur wenig Kalk und verhaltnifimiafsig auch
wenig Phosphorsäure und Magnesia. Während sieh in der
Extraclasche auf 55 pC. Kali nur 0,95 pC. Kalk, 3,13 pC.
Ilagnesia und 7,9 pC. Phosphorsäure fanden, kamen in d^
Asche der aasgezogenen Blätter auf 7,3 pC. Kali 10^8 pC. Kalk,
11,5 pG. Magnesia und 25,4 pC. Pbosphorsäure; auch einen
Gehalt von 9,5 pC. Eisenoxyd zeigte diese Asche.
Aus den so eben mitgetheilten Zahlen ist aber auch
ersichtlich, mit welcher Leichtigkeit ausgezogene Theeblätter
von nicht ausgezogenen unterschieden werden können. In
ihrer Asche enthalten die ausgezogenen Blätter nur wenig
Kaliy dagegen viel Kalk (Magnesia und Eisenoxyd) und viel
Phosphorsäure. Man kann die oben erwähnten Blätter auch
nicht mix älteren Theeblättein verwechseln; denn in der Asche
dieser findet sich neben weriig Kali und viel Kalk nur sehr
wenig Phosphorsäure. Eben so leicht wurden sich durch
die Aschenanalyse auch die wieder zu Theo verarbeiteten
ausgezogenen alten Blätter erkennen lassen; ihre Asche ent-
hielte zwar etwas mehr Phosphorsäure als die der normalen
älteren Blätter, aber sie wäre sehr arm an Kali und aus-
nehmend reich an alkalischen Erden.
Die Angaben, welche früher schon von J. Lehmann
u. A. bezuglich des Ueberganges von Mangan und Eisen in
dän Theeaufgufs gemacht wurden, sind durch meine Unter-
suchung bestätigt worden. Auf die Bedeutung des Eisens
im Theeaufgusse hat aber v. Lieb ig in seinen chemischen
Briefen hingewiesen, indem er Bd. II, S. 182 sagte : „Wir
geniefsen in dem Thee ein Getränk, welches den wirkenden
Bestandtheil der wirksamsten Mineralquellen enthält, und so
gering auch die Menge Eisen sein mag, die man täglich
darin zu sich nimmt, so kann dieselbe auf die vitalen Vor-
'S.
gänge nicht ohne Einfiufs sein.^
192 Zoll er, Unterguc/iung
Die Wirkungeti, welche der Thee ab Gelränke auf den
menschlichen Organisnittf übt^ sind aoeh wenig auigekUrl;
man begnügt sich damit» den Thee als ein Erganzungsmiltel
der unvollkommenen Nahrang hinzustellen. -: Ohne zu ver-
kennen, dafs zur endgültigen Aufklärung der Wirkung des
Thees eine Reihe sorgfältiger directer Versuche nolhwendig*
ist, erlaube ich mir doch, auf Grund der mitgetheilten Unter-*
suchungsresultate , einige Hindeutungen in dieser Beziehung^
zu machen.
Der Theeaufgufs wirkt jedenfalls durch seinen Gehalt an
Nährsalzen; er ist reich an Kaliverbindungen, es genügt be—
züglich deren Wichtigkeit für die Ernährung auf die schönen
Versuche von Kemmerich hinzuweisen; daneben enthält
der Theeaufgufs relativ nur geringe Mengen von Phosphor-
säure und vermag daher durch seinen Reichthum an alkali-
schen Salzen die sauren Phosphate in verschiedenen Nahrungs-
mitteln in weniger saure überzuführen : also in solche , wie
sie zum Löslich werden der unlöslichen Eiweifsstoffe (Lie-
big, Ritthausen) und zur normalen Blutbeschaffenheit
gehören.
Der Theeaufgufs wirkt aber auch unzweifelhaft durch
seinen Gehalt an stickstoffhaltigen Bestandtheilen.
Von dem Thein weifs man durch die Versuche von
C« G. Lehmann*), dafs kurz nach der Aufnahme von
0,3 bis 0,6 Grm. Thein unter allgemeiner Aufregung und
bedeutender Steigerung der Herzthätigkeit die Harnstoffaus-
acheidung gröfser war. Da das Thein im Blute rasch umge-
setzt wird und sich nicht wieder im Harne findet, so läfst
Lehmann unentschieden, ob die Vermehrung des Harn-
*) Lehrbuch der physiolog. Chemie, Leipzig 1853, Bd. I, S. 151.
eines Bimalayaäieei* 193
Stoffes, sich von der Zersetzung des Tbeins oder vom Er^
griffensein des Gesammtorganismus ableite.
Das Thein ist übrigens nicht der einzige Stickstoffkörper
im Thee. Wird angenoiiimeii , alles Thein gehe bei der
Theebereitung in Losung aber, so reicht es doch nicht hin^
den Stickstoffgehalt des Aufgusses zu decken. 100 Theile
des untersuchten Thees gaben 3,56 Stickstoff an das heifse
Wasser ab; die in 100 Theilen Thee enthaltene Thein-
menge betrug aber 4,94 Theile, entprechend 1,73 Stickstoff;
es bleiben abo noch 2,14 Stickstoff, welche dem Thein nicht
zukommen. Nach der Untersuchung von Peligot gehört
der Stickstoffgehalt des Thees dem Thein und Casein an.
Berechnen wir daher die 2,13 Theile Stickstoff auf Eiweifs-
Substanz , so wurde der- Aufgufs von 100' Theilen des Hima-
layathees neben dem Thein noch 13,7 Theile Biweifs ent-
halten.
Die im Theeaufgusse vorhandene Eiweifsmenge kann
also unter Umstanden eine recht erhebliche sein und daher
bei dem Ernährungsprocesse ins Gewicht fallen.
Offenbar haben die äbrigen Bestandtheile, welche im
Thee noch enthalten sind, gleichfalls Theil an dessen Wirk-
samkeit, allein in welcher Weise sie wirken, darüber kann
man zur Zeit. kaum mehr als Vermuthungen ftufsem.
194 Claus, Beiträge zur Kenntnifa
Beiträge zur Kenntnifs der SchwefelstickstofF-
säuren;
Yon Ad. Ciaus.
(Schlafs der S. 92 abgebrochenen Abhandlung.)
Salz D.
'^ NH
Sulfazotinaanres Kali. KsUdlSA! . ^^ ,
Ich behalte für dieses Salz, weil die complicirte Formel
desselben wohl keinen einfachen rationellen Namen gestatten
möchte, den Namen bei, den ihm Fremy ursprünglich bei*
gelegt hatte; nor lasse ich dabei die Bezeichnung basisch^
wie sie Fremy zur Unterscheidung von seinem neutralen
Salz (dem disulfhydroxyazosauren Kali) gewählt hatte, aus
schon oben erwähntem Grunde fort. — Diese . Verbindung
erhalt man öfters unter bestimmten Umständen, die ich jedoch
noch nicht genau präcisiren kann , nach directem Einleiten
Ton schwefliger Säure in stark alkalische Lösungen von sal«
petrigsaurem Kali. Nach ein- bis mehrtägigem Stehen scheiden
sich dann neben den nadeiförmig krystallisirten Salzgemen-
gen A und B feste harte Krystailkrusten aus, in denen auch
immer die Formen des Salzes C enthalten sind. Die beste
und sicherste Methode, dieses Salz in gröfseren Mengen rein
zu gewinnen, ist jedoch unzweifelhaft die, von dem Salzge-
menge A auszugehen; dieses, am Besten frisch bereitet und
nur durch Auspressen von der Mutterlauge getrennt, also
noch stark alkalisch reagirend, wird in dem zwei- bis drei-
fachen Votum kochenden Wassers gelöst, die Lösung meh-
rere Minuten lang im wallenden Kochen erhalten, filtrirt und
zum Erkalten in flachen Gefäfsen hingestellt. Schon während
der Schtoefehtickstoffsäuren. 195
di98 Erkaltens tritt eine reichliehe Aasscheidting meist schöner
und regelmdfsig aiisgebildeter Krystalie, rhombischer Tafeln
ein, die sich beim Wachsen zn treppenäbnlichen Aggregaten
aneinander lagern und alimäHg eine fest zusammenhängende
harte Ernste ober den ganzen Boden des Gefißies bilden.
Von dieser giefst man möglichst bald, am Besten ehe sie nodi
vollkommen erkaltet ist, die Matterlange ab, vind erhält nun
aus der letzteren unter Umständen noch einmal dieselbe reine
Krystallisation ; in der ^Regel aber ist das nicht der Fall,
sondern meistens kann man schon in der zweiten Krystalli-
sation mit blofsem Auge die charakteristischen Krystallformen
des disulfhydroxyazoseuren Käli*s *) neben den rhombischen
Tafehi erkennen. Ein solches Gemenge der beiden Sialze
wird man natfirlich stets erhalten, wenn man die zuerst aus-*»
geschiedenen Kryslalle nichl zur rechten Zeit aus der Mutter-
lauge entfernt; dann bleibt (wenn man die Krystalle nicht
nach ihren Formen mechanisbh aussuchen will, was ich im
Anfang meiner Untersuchungen mehrmals wirklich ausgefuhrl
habe) zur Trennung kein anderes Hittel fibrig, als das Ge-
menge in kochender Kalilösimg anfsunehmen und nun au»
dieser Lösung in der oben beschriebenen Weise fractionirt
krystetllsnren zu lassen. Die als erste Ausscheidung erhal-
tenen Krystalle sind noch nicht ganz rein, sie enthalten
immer noch mechanisch anhängendes Kali , und man mufs
sie, wie ich mich durch wiederholte Analysen öberzeugt habe»
wenigstens drei- bis viermal aus kochendem Wasser umkry-
stallisiren, um dieses vollkommen zu entfemän. Ihre L'östmg
reaffirt dann freilich immer noch stark dOealüch ; allein diese
*) Die Entfltehuig dieses Salaes ist schon im ersten Theile dieser
Abhandlung 8. 66 erläutert worden. Dafs es trotz des längeren
Kochens der Lösung unverändert bleiben konnte, ist durch die
Gegentfart Ton freiem Kalifajdrat bedingt '
196 ClauMf Beiträge zur Kenntm/s
>
XUactüm gehcri unbedingt dem SoIm Meliat <ui, denn Tom
vierten Unkrystallisirea an lieferten die Analyien der anch
nocli dreimal weiter umkryatallisirten Snbstana ▼oUkommeB
gleichbleibende ResoUate* — Es aei noch erwUnt, dafa omui
beim langsamen Kryatalliairen des reinen Salses dasselbe oft
in grofsen, vcrilkommen ausgebildeten Rhomboedern ^hfilt
Die Kryatall^ des sulfaaotinsanr^n Kali*s enthalten keim
Kry^iMlboasHT i sie können bis aber 120^ C* erhitzt werden^
ohne eine Veränderung oder Gewichtsabnahme xu tarleiden^
auch lassen sie sich längere Zeit, unter Umständen monate»
lang, unverändert aufbewahren. In der Regel aber fangen
sie 4 bis 6 Wochen nach ihrer Darstellung an , ihre Durch-
sichtigkeit zu verlieren, zerfallen dann allmälig und zeigen
nun saure Reaction« Sind sie nicht rein, d. h. sind sie durch
etwas disulfhydroxyazesaures Kali verunreinigt, so erleiden
sie diese Veränderungen bälder, und in diesem Fall werden
sie auch beim Erhitzen auf 100^ C^ schnell zersetzt. Beim
Erhitzen auf höhere Temperatur (Aber 200^ C.) blähen sich
die Krystalle auf, springen auseinander und geben zunächst
Dämpfe von Stiokoxydgaa aus, dann entweichen geringe Men-
gen von Schweftiger Säure^ spater folgt 8ckw^el$aure8 Amnuh
niakf und endlich beim Glühen hinterbleibt, aber ohne da/e
die JUaese zum. Schmelzen gekommen wäre , nach Ausgabe
von Schwefeleäuredäf^pfen neutrales Mchwefelsaures Kali. — •
Beim Uebergiefsen mit concenUrirter Salpetersäure wird da»
Salz unter lebhafter Entwiekebmg von rothen Dämpfen
äu/serst energisch zersetzt^ und dabei der Schwefel leicht voll*
ständig zu Schwefelsäure ojcgdirt. Concentrirte Schwefd-
säure entwickelt schon in der Kälte Dämpfe von Stickoxgdgas.
Die Lösungen des sulfazotinsauren Kali*s geben mit den
Lösungen der meisten Metallsalze Niederschläge, mit Stron-
tian- nnd Ealksalzen dagegen, wie schon Fremy beobachtet
hat, nicht. Die Niederschläge scheinen jedoch keine constanta
der Sehtoefebtickstqffsäuren» f 97
ZosammenseUungr tu haben » oder sich wenigstens schnell
anter theilweisem Uebergung in schwefelsaure Sähe zn zer-^
setzen. Hit dem Barytsalz, durch Pillen mit einer Chlor-»
baryumlösvng erhalten, habe ich mieii «ingehender beschfif-
tigt; doch erhielt Ich bei den Analysen sehr beirSchtlicb
differurende Resnltale und das begreift sich leicht nach der
Srkenntnifs folgender Reactionen. Schon sehr verdünnt»
kalte Losungen von sttlfazotiasaurem Kali geben sofort mit
Cblorbaryum weifse klumpige Niederschllge. Setzt man
zu diesen gleich nach ihrer Entstehung verdönnte Salzsiure,
so lösen sie sich vollkommen klar auf, nach kurzer Zeit aber»
und die Linge derselben scheint von der Concentration der
Lösung abhängig zu sein, In der Regel nach 1' bis 2 Minuten
trübt sich die Flüssigkeit und es scheidet sich schwefelsaurer
Baryt aus *) ; Ififst man den mit Chlorbaryum erhaltenen
Niederschlag dagegen einige Zeit, etwa 10 bis 15 Minuten^
mit der Fällungsfiussigkeit zusammenstehen, oder erwärmt
man dieselbe zum Kochen , so erfolgt nun auf Zusatz von
verdünnter Salzsäure gar keine klare Lösung mekr^ es bleibt
eine stärkere oder schwächere Trübung von schwefelsaurem
Baryt. Und bringt man endlich die ausgefallene Barytver-
bindung direct auf ein Filter und wascht sie mit kaltem Was-
ser aus, so kann man nach dem Trocknen in dieser Substanai
ebenfalls nicht unbeträchtliche Mengen v<yn schwefelsaurem
Baryt nachweisen. Thatsachen, die wohl schlagend genug
die Unmöglichkeit genauer Bestimmungen darthun, und auch
die von Fremy angegebene Analyse seines KalibarytsalzeS»
*) Ich benutze diese Reaction jetzt, nm das sulfazotinsaure Kali auf
seine Reinheit' von disulfoxyäzosaurem Kali zu prüfen ; denn sind
Ton dem ietsierea Bals eiUek mtit gMtm geringe Mentfen rerhanden,'
80 tritt foM mementan . auf den Zugi^tz yon Salzsäure Bildung von-
ichwefeluturem Baryt ein, so dafs man dann kaum Zeit hat, nur
(Ur einen Moment die klare L5sung zu beobaöhien.
198 Claus, Beiträge zur Kenntnifa
'dessen hoher Gehalt an Base die Verimithiifig einer Bei-
mischung von schwefelsaurem Baryt schon an und für sich
'Wahrscheinlich macht, als werthlos erscheinen lassen.
Ans einer grofsen Reihe von • Analysen , deren nament-
lich, im Anfang der Unteriucknngen viele Eur Prüfung des
Salzes auf seine Reinheit ausgeführt wurden, hebe ich nur
die folgenden hervor, zu welchen sicher gans reine, beson-
<lers von freiem Kali freie, vier- bis fünfmal umkrystallisirte
^bstanz verwendet wurde :
K 83^8 8d,72 83,27 88,46 88,77 83,79
N 4^54 4,8 4,83 5,01 6,20 4,91
S 21,95 22,07 22,24 22,41 22,32 %%,^l.
Diese Zahlen ergeben im Mittel 33,6 pC. K, 4,83 pC. li und
122,4 pC. S, und dara.tts folgt so genau, wie nur zu wünschen,
das atomistische Verhältnifs von 5 Kalium zu 2 Stickstoff und
4 Schwefel: denn :
K 33,6 : 39 = 0,86 =5 5 . 17,2
N 4,88 : 14 = 0,35 = 2 . 17,5
S 22,40 : 32 = 0,70 = 4 . 17,5.
Die Formel E5HN2S4OU aber verlangt :
berechnet geftmden
88,60
, 4,8S
22,40
So genau diese Zahlen übereinstimmen, so mufs ich
^gestehen, dafs es mich dennoch nicht wenig genirt hat, dafs
Irotz der so einfachen und so leicht auszuführenden Methode
der Kalibestimmung nicht ein einsdgea Mal der berechnete
Frocentsatz von 33,85 pC. erreicht ist. Ich könnte freilich
in die Dutzend von Analysen anführen, in denen über 34 pC. K
gefunden wurden ; allein von diesen weifs ich jetzt mit Sicher-
»heit, dafs die für sie verwendete Substanz noch nicht hin-
Ki
195
88,85
H
X
—
N.
28 .
. 4,84
S4
128
22,22
Oi4
224
• —
der Schwefdstiokstoffsäuren* 199
reichend durch Uttikrystallisiren vom anhfingen4em Kalihydrat be.>
freit war, und andererMits liegen mir die Zahlen von wenigstena
eben ao vielen Analyaen, die mit ganz reiner Substanz theila voa
mir, thctils Vion. Herrn Lehranitapraotikanten Ko.ch aufa SorgfdU
tigate ausgeführt 9ind^ vofi in welchei^ der Kal|umg.ehalt constapt
zwischen 32,9 und 33,1 pC« gefunden wurde. Diese lei^ga
Differenz hat mich huigo jkeacbafMgt und mir sehr viel Mfihe
und Zeit für immer, wiederholte Kaliumbestimoftunfen gekostet«
Ja eine Zeitlang war ich sogar geneigt, aus derselben eine,
um ein Saueratoffatom reiohere Formel für das sulfazotinsaure
Kali abzuleiten (die Formel K5HN8S4O15, welche 32,95 pC. K^
4,72 pC. N und 21,62 .pC. S erfordert). Allein abgesehen
davon , dafs ich sicher^ bin , . für die oben angeführten Ana-
lysen (mit 33,6 pC. K) nur solches Salz benutzt zu haben^
dem gewiß keine l^ur von freiem Kali mehr anhing, dafs
also demgemäfs bei Annahme der letzteren Formel dem dort
gefundenen Pliie von über Vs pC, Kalium jede Erklärung
mangeln würde « bJA ich auf Grund der gleich näher zu
besprechenden Zersetzung, welche unser Salz beim Erhitzen
mit Basen erleidet, zur vollsten Ueberzeugung von der Un-
richtigkeit der letzteren Formel mit 15 Sauerstoffatomen ge-
langt, und ich glaubjB die geringe Differenz in dem Kalium-
gehalt, wie sie meine Analysen der Formel K5HN2S4O14.
gegenüber ergeben, ganz plausibel daher ableiten zu können,
dafs das basisch reagirende Salz , in dem unzweifelhaft ein
Theil des Kaliums, ähnlich wie im salpetrigsauren Kali, durch
Sauerstoff mit dem Stickstoff verbunden, und aUo gewiß nur
lose gebunden enthalten ist, beim längeren Kochen mit Was-
ser und besonders beim öfteren Umkrystallisiren geringe
Mengen von Kali abgiebt.
Während die in der obigen Zusammenstellung der ana-
lytischen Resultate angeführten Slickstoffbestimmungen volu-
metrisch durch Glühen mit Kupferozyd gemacht sind, habe
90d Claus, Beüräffß gur Kenntnifs
ich daneben noeli eine weitere Reihe von Analysen ansge-
fBhrt, nm m bestimmen , ob nnd wie viel Stkkätaff beim
Glfihen mit Natronkalk m die Form von Ammoniak tbet^
ffthrbar itt. Dabei wurden 1^; 1,45; 1,72; 1,80; 1,53;
1,51 pC. StickBtoff ab Ammoniak gefiinden, was kn Müui
1,57 pC. oder fast gment ebnem DrüUheil vom ganzen Stiek^
eloffgekaH des anlfiiaotinsaoren Kali'a entspricht. Und diene
Thatsache scheint mir nnn auf da» Enieehkdensie 'die Bichr
tigkeit der v&n mir gewählten Formel mö i4 Sauereioff-^.
aUfmen zu beweisen; denn ßtr »ie erldäri eich die Ammoniah-
hildung und auch das Verhälini/sfda/e gerade einDrittÜkeil
des Stickstoff s cde Ammoniak cttiftritt,^ gann naiürlieh nach
der folgenden Gleichung , in welcher jler Einlaehiieit wegen
statt Natronkalks Kaiihydrat geschrieben ist :
K5HN8840,4 + 8KH0 = 4(KJR0^) -f H,0 + N A oder
8 [K5HN,S40i4] + 9KH0 » 12<K||S04) + 8H,0 + 3KHs + 3N,.
För die andere Formel mit 15 Sauerstoffatomen dsgegeo
würde die gleiche einfache Zersetzung^ zu dem Schlasne
ffihren, dafs nur freier SHcketoff und etoar der gemze (sticht
Stoffgehalt in dieser Form ausgegeben werden mfifste; denn r*
KjHNAOjs + « KHO == 4 (K,804) + 2H,0 + N,.
Eine Bildung von Ammoniak könnte man in diesem Falle
nur so interpretiren, dafs gleichzeitig Sauerstoffverbindungen
des Stickstoffs entständen; und' um gerade ein Dritttheä des
Stickstoffs in Form von Animoniak abzuleiten , müfste man
annehmen, dafs nach den folgenden Gleichungen :
8 (N,) -f 3 HjO = 2 ÄHs + N40a tmd
IXfi^ ^ N,0 + ^NO oder « N, -+- NO + NO,
entweder neben Sticköosydul wenigstens Stiekoxgdf oder neben
freiem Stickstoff Stickoxyd und üntersaipeteTsäure gebildel;
wurden. -^ Während ich nun in aUsn meinen sehr oft wieder^
holten qualitativen Versuchen beim Schmalzen des snlfazotin-«
sauren Kali's mit Kalthydrat stets Ammoniak an/ifas
der SchwefelsHckstoff säuren. 301
nachweisen konnte, ist es mir nie gelungen, eine Sauerstoff'-
Verbindung des Stickstoffs dabei aufzufinden. Freies Stick-
stoff gas dagegen tritt neben dem Ammoniak stets auf, und
dessen quantitatioe Bestimmung würde am Einfachsten und
Sichersten die ganze Frage erledigen; allein ich bin mit der
Art ihrer Ausfuhrung noch nicht im Reinen. Jedoch nützt
auch der qualitative Nachweis des Stickstoffs doch so viel,
dafs er die Entwickelung von Stichoxgdul unwahrscheinlich
macht, und darauf schliefs^n lafst; dafs wenn Sauerstoffver-
bindungen des Stickstoffs wirklich gebadet würden , diese als
Salpetersäure oder salpetrige Säure in der Kalischmelze ent-
halten sein mufsten; das letztere ist aber ganz sicher nicht
der Fall, und an eine Zersetzung derselben in Folge starken:
Erhitzens ist auch nicht zu denken, da man für die vollstän-^
dige Entwickelung des Ammoniaks nicht lange und durchaus
nicht auf hohe Temperatur zu erhitzen braucht.
Schon bei der Beschreibung des Salzgemenges A wurde
hervorgehoben, dafs beim Kochen desselben mit Wasser, also:
bei der Reaction, durch welche das sulfazotinsaure Kali ge-
bildet wird, nicht nur die in A ursprünglich enthaltene Sulf-^
oxyazoverbindung eine Veränderung erleidet, sondern dafs
gleichzeitig auch das trisulfammonsaure Kali verschwindet.
Wenn nun dabei auch aufser dem sulfazotinsauren Kali immer
noch wenigstens ein anderes Schwefelstickstoff salz entsteht, das
ich aber bis jetzt noch nicht genauer untersucht habe und
über dessen Natur ich demnach noch nichts Näheres mit-
theilen kann, aufser der einen Thatsache, dafs es mit Sal-
petersaure rothe Dampfe entwickelt und also den Sulfoxy-
azosalzen zuzurechnen sein möchte. Und wenn damit auch
constatirt ist, dafs für die an und für sich schon wegen unse-
rer vollkommenen Unkenntnifs der ursprünglich in A enthal-
tenen Sulfoxyazoverbindung dunkle Reaction noch nicht im
Entferntesten vollkommener Aufschlufs erwartet werden kann,
Annal. d. Ghem. a. Pharm. GL VIII. Bd. 2. Heft 14
202 Claus, Beiträge aur Kenntnifs
80 glaube ich doch die Annahme als im höchsten Grade
wahrscheinlich hinstellen zu können , dafs an der Bildung
des sulfazotinsauren Kali* eben so wohl die ursprüngliche
Sulfoxyazoverbindung des Gemenges A, oder wenigstens ein
bei ^rer Veränderung abgespaltener Rest^ wie andererseits
das trisulfammonsaure Kali Theil hat. Abgesehen von den
hierfür sprechenden Gründen , die schon in den S. 65 ge-
gebenen Reactionen angedeutet sind, weist darauf namentlich
die complicirte Zusammensetzung des sulfazotinsauren Kali's
hin; denn sondert man aus dieser die viermal vorhandene
Gruppe (SOsK) ab , so bleibt als damit verbunden der Rest
(KHN2O8), den man sich nicht leicht einfacher als der Grup-
pirung (NH)(N02K) entsprechend constitairt denken kann,
und an diesen Rest sind dann die vier Reste (SO3K) in un-
symmetrischer Weise gelagert anzunehmen, nämlich an (NH)
drei, an (NO^K) einer derselben, wie es die Formel :
(NH) (NOjK)
111 I ausdrückt. Man sieht leicht, wie sich hier
3(80,K) (SOjK)
die eine Gruppe (NH).3(S03K) direct vom trisulfammon-
sauren Kali ableitet, wahrend die andere Gruppe (NO^K) .
(SO3K), in der noch die bis zu einem gewissen Grade unver-
änderte Bindung des salpetrigsauren Kali*8 enthalten ist, auf
eine primäre Sulfoxyazoverbindung des Gemenges A zurück-
zuführen ist. Auf den ersten Blick scheint diese Betrachtung
vielleicht etwas gewagt, allein Ich werde weiter unten bei
der summarischen Zusammenstellung der JResultate, zu denen
meine Untersuchungen bis jetzt geführt haben, ausführlicher
entwickeln, wie ich mir die Entstehung der Schwefelstick-
stoffkörper aus dem salpetrigsauren Kali gradatim von der
ersten Einwirkung der schwefligen Säure an abgeleitet denke;
und nach den dazu dienenden einfachsten Annahmen wird
die obige hypothetische Auffassung des sulfiucotinsauren Kali's
wohl kaum mehr etwas Ueberraschendes haben können.
der Scliwefelatickstoff säuren* 203'
Hier möchte ich fibrigens nach einen Punkt gleich herTbr*^
heben, nämlich den, dab die in den folgenden Abschnitten
zu beschrdbenden Derivate des sulfazotinsauren Kalfs, welche
«ui einem sehr interessanten Oxydalionsprocefs hervorgehen,
{NH) -^' (NO«K)
<lie von mir gegebene Structurformel :
bis
3(S0,K) (i80,E)
ZU einem gewissen Grade bestätigen, dafs durch sie wenig*
stens der unspmmetrieehen Oruppirun^ der' ^er Gruppen
^SOsK)^ den beidetk fkickstoffeUomen gegenüber, ^ne bedeutende
Wahrscheinlichkeit erwächst, insofern unter Ablösung von
•einem Sticksi&ffatüm und' unter Abspaltung vim einem Moh'^
4sul Schwefelsäure aus dem solfasotinsiaiuren Kalt eine neui
Verbindung erhalten wnrd, welche dreimal die Gruppe (SOjjK)
«of ein Stichstoffatom enthält
Fremy hat in seiner Abhandlung zu wiederholten Malen
hervorgehoben, dafs zwischen den Salzen, die ich im Obigen
als disulfhydroxyazosaures und sulfazotinsaures Kali bezeich-
net habe, ein enger Zusammenhang bestehe, indem das erstere
^urch Aufnahme von Kali in das letztere und das letztere
beim Behandeln mit schwachen Säuren und auch bei anderen
Beactionen unter Abgabe von Kali direct in das erstere
übergehe : und dem entsprechend hat er diese Verbindungen
«Is das neutrale und das basische Salz derselben Sulfazotin-
jäure bezeichnet. Diefs ist jedoch durchaus nicht richtig.
€egen die erstere Reaction, die Ueberführung des disulfhy-
^roxyazosauren Kali*s in sulfazotinsaures Salz , habe ich die
widerlegenden Thatsachen schon oben S. 79 und S. 84
ausführlich mitgetheilt. Und für den umgekehrten Vorgang
kann ich nur den Aufschlufs geben, dafs es mir mit reinem^
mehrmals umJcrystaUisirtem sulfazotinsaurem Kali kein Mal,
trotz mehrfacher Wiederholung, gelungen ist, beim Behandeln
der wässerigen Lösung dieses Salzes mit Kohlensäure oder
14»
204 Claus, Beiträge zur Kenntnifs
verdonnter Essigsaure eine Krystallisation von disulfhydroxy*
azosaurem Kali zu erhalten. Die Beobachtung Fremy's in
letzterer Beziehung wird wohl ihre BrklSrung einfadi darii»
finden y dafs er es für seine Versuche mit nicht retmem suif-^
azotinsaurem Kali (damit stimmen auch seine analytischen An-
gaben überein) zu thun hatte, sondern mit dem direct ge*
wonnenen, nicht weiter durch Umkrystallisiren gereinigten
Salze, in deip, neben freiem Kali, wie oben ausgeführt, fast
stets, kleinere oder gröfsere Mengen des disulfhydroxyazo-
sauren Salzes enthalten sind. Wahrend nun das letzter^e
Salz in Folge des Vorhandenseins von überschüssigem VitJL
(vgl. S. 79) von vorn herein seine charakteristischen. KrystaU-
formen nicfu zeigte, traten diese auf, nachdem in der Lösmig^
die alkalische Beaction durch die zugesetzte Saure neutraU-
sirt war. — Und nicht anders mag es sich wohl auch mit
der Entstehung der schönen Krystalle von disulfhydroxyaso-
saurem Kali verhalten haben, die Fremy nach dem Fallen
seines Salzes mit essigsaurem Blei oder mit essigsauren^
Baryt aus den von den Niederschlagen abfiltrirten Mutter-
laugen erhielt; doch will ich zugeben, dafs in diesen letzteren
Fällen bei der geringen Beständigkeit der sulfazotinsauren
Blei- und Baryumverbindungen immerhin kleine Mengen von
disulfhydroxyazosaurem Salz, bei der jedoch durchaus nicht
so einfachen Zersetzung der ersteren *) , möglicherweise ge-
bildet werden könnten. In dieser Beziehung habe ich meine
Untersuchungen nicht so genau ausgeführt^ um absolut sicher
ein Urtheil abgeben zu können, und an und für sich erscheint
mir dieser Funkt auch nur von untergeordneter Bedeutung
für die Beurtheilung der Natur der sulfazotinsauren Verbin-
*) DiEtfe diese Zersetzmig immer iinfer Bildung Ton ecKwefelsanreik'
8<dzQn> erfolgt, wurde ja oben Bcbon hervorgehoben; ob man eisig-
sauren Baryt oder Chlorbaryum anwendet, ist gleichgültig.
der Schwefelstickstoff säuren, 205
4anjjfeii, insofern ja meine Formel der Salfazotinsiure eben-
falls den Zerfall unter Bildung Ton schwefelsauren und di^
sulfbydroxyazosauren Salzen laicht erklaren liefse. r- Vchi
viel gröfserer Wichtigkeit ist dagegen die zuerst besprochene
Behauptung Fremy's, dafs das sulfazotinsaure Kali beim
Behandeln mit schwachen Sfiuren vollständig und geradeauf
in disulfhydroxyazosattres Kali äbergefnhrt werden könne,
und wenn mil Bezug hierauf Fremy (a. a. 0. S. 328) sagt :
^Es bedarf etwa 2 bis 3: Stunden, um 30 Orm. basisches
(sttlfazotinsaures) Salz in dieser Weise (durch Einleiten von
Kohlensäure) in neutrales (disulfhydroxyazosaures) übersm^
fahren^ y so mufs ich auf Orund meiner mit durch mehr^
-maliges UmkrystaUisiren gereinigtem Sah angestellten^^ ofh
mal s^ieder holten Versuche die Richtigkeit dieser Angabe direot
in Abrede steäen.
Oxysulfawtinsaures.Kcdi : K4N3S4OU.
(Sulfazotinsaures Kali Premy's.)
(N,0,) I N — 0 — NO
IUI ^ - I iir I
Auflösungen von sulfazotinsaurem Kali nehmen beim
vorsichtigen Behandeln mit schwachen Oxydationsmitteln eine
intensive violett^blaue Farbe an, und beim Erkalten Scheidet
sich daraus das neue Sah, das ick oxysulfazotinsaures Kali
nenne, in gelbeü, in der Regel warzenförmig gruppirten
KrystaUnadeln aus. Am besten wendet man, wie schon
Fremy angegeben hat, Bleisuperoxyd oder Silberoxyd für
diese Reaclion an, jedoch wird sie auch durch Chlor und
Jod hervorgebracht. — Zur Darstellung des gelben Salzes
übergiefse ich in einem gröfseren Reagensrohr reines sulf-
azotinsaures Kali mit etwa seinem fünffachen Volum destillirten
Wassers, setze etwas Bleisuperoxyd hinzu, und erwärmte
206 Claus^ Beiträge zur Kenntnifs
unter fortwährendem Schütteln und Bewegen auf eine Tem-
peratur von nicht über 4(F C. ; dann ist nach ganz littrser
Zeit das sulfazotinsaure Kali gelöst, and die Lösung hat eine
intesive, fast rein blaue Farbe angenommen. Sie wird schneit
durch ein kleines Filterchen iiltrirt.und zum KrystallisireT»
in's Kalte gestellt; nach 1 bis 2 Stunden ist sie dann schon
fast ganz farblos geworden, und neben sehr geringen Mengen
eines ganz, klein krystallisirten , an den Winden des Kry-
stallisationsgefäfses anhaftenden farblosen Salzes ist eine reich-
liche Krystallisation gelber Nadeln entstanden, die schnell
zwischen Fliefspapier abgäpre&t, leicht rein erhalten werden
fcann. — Um ein gutes Resultat zu erzielen, ist es jedoch
nöthig nur kleine Mengen, höchstens 4 bis 5 Grm« sulfazotin^»
saures Salz auf einmal zii verarbeiten, weil sonst dieses ent-
weder nicht vollkommen zur Zersetzung gebracht wird, oder
andererseits die Einwirkung des Superoxyds leicht zu weit
geht, in beiden Fällen aber neben den gelben Nadeln noch
andere Krystalle ausgeschieden werden, von denen die erste-
ren auch durch vorsichtiges Umkrystallisiren nicht zu trennen
sind. Verfährt man vorsichtig nach der gegebenen Vorschrift,
namentlich unter Einhaltung der Temperatur von 40^ C, so
geht die Reaction glatt vor sich *). Die Flüssigkeit wird
ßtarh alhalischf indem ein Molecql Kali^ydrat in freiem Zu-
stand abgeschieden wird» Schwefehäuure wird mcA< gebildet,
auch in dem Ruckstand der Bleioxyde ist, wenn der Versuch
genau ausgeführt wird 9 nach dem Auswaschen keine Spur
*) Die geringe Menge des klein krygtallisirten Sabes rülirt offenbar
-ron der Zersetsrang dvitth das Filtritpapier her. In Versnohen, in
de^ef^ ich nicht filtrirte , sop^em einfach .^inen Theil der Lösung
abgofSi erhielt ich dasselbe nicht; doch scheint mir das Filtriren
Yortheilhafter, weil man sonst zu Tiel von der Lösung yerloren
geben mnft. — Die Zersetzung durch -das Papier ist eine höchst
unbedeutende.
der Schwefebtickatoff säuren. TGrl
von Schwefelsäure nachzuweisen ; der Vorgang entspricht
offenbar der folgenden Gleichung :
K5N,HSA4 + 0 = K4N,S40,4 + KHO.
Mit Silberoxyd ist, wie ich mich des Oefteren überzeugte,
die Reaction die nämliche, nur ziehe ich Bleisuperoxyd vor,
einmal weil diesem leichter rein in gröfserer Menge zuhaben
ist, dann aber namentlich auch, weil man mit ihm die richtige
Ausführung sicherer in der Hand hat Silberoxyd wirkt
schon in der Kälte e.in, und wenn man einen Ueberschufs
desselben nur einige Zeit mit der Lösung in Berührung läfst,
so wird diese weiter dadurch verändert. Daher mag es denn
auch wohl rühren, dafs Fremy, der mit Vorliebe Silberoxyd
angewendet zu haben scheint, zu einer total irrigen Ansicht
über den ganzen Procefs gelangt ist. Fremy meint nämlich,
das sulfazotmsaure Salz würde dabei direct in zwei neue
Salze und in Schwefelsäure gespalten; während ich mit
Sicherheit nachweisen konnte, dafs direct als erstes und ein^
ziges Product der Oxydation, entsprechend der obigen
Gleichung; nur oxysulfazotinsaures Kali entsteht, und dafs
das zweite Salz, welches Fremy als das andere^ gleichzeitig
neben Schwefelsäure bei der Oxydation entstehende Spaltungs"
product betrachtet (er nennt es metasulfazilinsaures Kali, unten
wird es als trisulfoxyazösaures Kali beschrieben werden),
erst durch secundäre Zersetzung , die auch ohne die Gegen-
wart von Oxydationsmitteln erfolgt, aus dem oxysulfazotin^^^
sauren Kali sich bildet.
Die Krystalle des oxysulfazotinsauren Kali's sind wasser-
frei; die Analysen ergeben für die umkrystallisirte, bei 100^ C.
getrocknete Substanz die folgenden Resultate :
gefunden
berechnet "Hf! 5! in! W. V.
K4 29,10 29,31 29,40 29,02 28,93 28,97
N, 6,22 5,20 6,31 6,47 — —
84 23,88 23,91 24,0 23,68 23,74 —
Oi4 41,80 -.-- — — —
208 Claus, Beiträge zur Kenntnifa
Das Salz ist ungemein unbeständig. Beim Ansäuern oder
Kochen seiner Losung verschwindet die blaue Farbe schnell,
das Gleiche ist der Fall beim Zusammenkommen derselben
mit leicht oxydirbaren Substanzen. Die Untersuchungen über
die Einwirkung reducirender Mittel, das Studium der dabei
entstehenden Verbindungen habe ich begonnen, jedoch, ohiie
bis jetzt sichere Resultate erhalten zu haben , für günstigere
Zeit verschieben müssen. Im festen Zustand zerfällt die Ver-
bindung ebenfalls leicht^ oft ohne dafs man einen Grund da-
für angeben könnte; so ist es mir mehrmals begegnet, dafs
von einem frisch dargestellten Präparate, das zum Trocknen
auf Fliefspapier in einzelnen Partieen ausgebreitet war, auf
demselben Papierbausch unter derselben Glocke der eine
Theil der gelben Krystalle vollkommen zersetzt, und zu einer
weifsen, durch Gasentwickelung aufgeblähten Hasse zerfallen
war, während dicht daneben liegende Krystallhaufen voll-
kommen unversehrt blieben; das Hinzukommen von Staub
lächeint die Zersetzung sehr zu beschleunigen. Bei diesem
freiwilligen Zerfallen entwickeln sich Gase, unter denen un-
bedingt Stickoxydgas ist; wahrscheinlich ist dasselbe auch
bei der Zersetzung der Lösung durch Erhitzen der Fall, doch
ist, wie überhaupt, namentlich hier schwer Genaueres über
die Natur dieser gasförmigen Producte anzugeben ; da man
natürlich immer nur mit verhältnifsmäfsig sehr geringen
Mengen die Reactionen studiren kann. — Beim Erhitzen der
trockenen Substanz erfolgt schon bei 115 bis 120^ C. unter
schwachem Aufpuffen Zersetzung , von Gasentwickelung be-
gleitet; ob, wie Fremy angiebt, dabei Ammoniakdämpfe auf-
treten, wage ich nicht zu behaupten, wenn es der Fall ist,
so bilden sich jedenfalls nur Spuren von Ammoniak. Beim
Glühen mit Natronkalk oder Kalihydrat wird jedoch sicher
stets Ammoniak entwickelt, und zwar, wie quantitative Ana-
lysen ergaben y ungefähr in dieser Form ein Sechstheil des
der SekwefelsHckstoff säuren. 209
Stickstoffgehaltes — gefunden wurden in drei Bestimmungen
0,93, p,9i und 0;87 pC. SUckstoff als Ammoniak. — Auf den
ersten Blick erscheint diese Thatsache gewifs im höchsten
Grade auffallend, wenn man bedenkt, dafs in der Verbindung
hein Wasseratoff^ dagegen die ndthiye Menge von Sauerstoff
enthalten ist, um die Gruppen (SOsK) in schwefelsaure Ver-
bindungen ttbersttftthren, und man sollte a priori die Zer-
setzung nach der Gleichung erwarten :
K4N,S40u + 4(KH0) == 4(K,S04) + 2(H,0) + N,;
Allein so einfach verläuft die Zersetzung nicht, und die
richtige Erklärung, die übrigens bei der grofsen Unbestän-
digkeit des oxysulfazotinsauren Kali's ziemlich nahe liegt,
wird wohl die sein , dafs dieses Salz zuerst unter Abgabe
der Hälfte seines Stickstoffgehaltes und Ausscheidung von
schwefelsaurem Kali nach der weiter unten gegebenen Glei-
chung in trieulfoxyazosaures Kali übergeführt wird; diese
letztere Verbindung entwickelt aber beim Erhitzen mit Kali-
hydrat einen Dritttheil ihres Stickstoffgehaltes in der Form
von Ammoniak in ganz normaler Weise, und da in ihr nur
noch die Hälfte des Stickstoffs des oxysulfazotinsauren Kali*s
enthalten ist^ so stimmt damit ganz vollständig überein^ dafs
von diesem gerade Ve Stickstoff als Ammoniak auftritt, Ue-
brigens hege ich keinen Zweifel, dafs es bei der Sicherheit
der Ammoniaknachweisung gelingen wird, unter den Zer-
setzungsproducten, die das oxysulfazotinsaure Kali beim Er-
hitzen mit Kali oder Natronkalk liefert, auch die eine oder
andere Sauerstoffverbindung des Stickstoffs nachzuweisen.
Beim firewilligen Zerfall der festen Krystalle, beim Erhitzen
derselben auf nicht zu hohe Temperatur und eben so beim
Kochen der wässerigen Lösung wird nun immer unter Aus-
tritt eine» Viertheils des Schwefels in Form von saurem
schwefelsaurem Kali und unter Entwickelung von, wie ge-
sagt, noch nicht bestimmten gasförmigen Stickstoffverbin-
210 Ol aus, Beiträge zur Kenntnifs
^QBgen, die der Hälfte des Stick^loffgehaltes entsprechen,
ein neues Sökwefdstickstoffsalz gebildet, das leicht aus seiner
ifr j^erigen L&sung krystallisirt erhalten werden kann. — leb
nenne dasselbe seiner Zasammensetzung entsprechend :
Trisulfoxyazosaures Kab : EsNSsOio*
(Me&sulfazilinsaures Kali PremyV.)
NO
III
3 (SOaK)
Seine Bildung erfolgt, von einer genauen Angabe der
entstehenden gasförmigen Stickstoffverbindungen abgesehen,
nach der Gleichung :
2 (K4N,S40i4) + HjO = 2 (KHSO4) + 2 (KaNSsO^o) + N,0 •).
In gleicher Weise erhält man dieses Salz direct aus dem
sulfazotinsauren Kali, wenn man die Lösung des letzteren
mit Bleisuperoxyd oder Silberoxyd längere Zeit oder bis
zum Kochen erwärmt; doch ist dabei nach dem oben Gesagten
offenbar das Oxydationsmittel nur für die Bildimg des oxy^
sulfazotinsauren Salzes von Bedeutung und für die Ueber"
führung dieses letzteren in unser neues Salz, gering gesagt,
überflüssig. Jedenfalls darf man den Ausspruch Fremy's,
es sei das trisulfoxyazosaure Kali das Endproduct der Ein-
wirkung von Silberoxyd auf sulfazotinsaures Kali, wenn man
ihn überhaupt gelten lassen will, nicht so auffassen, als ob
dieses Salz das Product einer weitergehenden Oxydation sei.
*) Die Riditigkeit dieser .Gleichung jGand ioh dnrch Bestimmmigeii
der Schwefelsftoremenge bestätigt, welche beim Kochen der wäs-
serigen Lösung gebildet wird ; dazu braucht man nur eine ge-
wogene Menge des Salzes bis snim Farbloswerden mit Wasser zu
kochen und mit Ghlorbaryum zu fällen : das trisulfozyazosaore Kali
wird dadurch nicht gefällt — Zwei so ausgeführte Bestimmungen
ergaben 6,10 und 6,03 pC. Schwefel als Schwefelsäure; die obige
Oleichung verlangt 5,97 pC.
d^r Schwefelsttekstoff Satiren. 211
Das irisulfoxyasosaure Kali ist in koehendem Wasser
leieht löslich, es kamt Mngere Zeit in dieser hovang, ohne
Veränderung tu erleiden , gekocht werden , und krystallisirt
beim Erkalten derselben in glänzenden, durchsichtigen, farb-
losen/ meist sehr regelmifsig aasgebildeten rhombischen
Ttfeln , die den Krys^allen des sulfazotihsauren Kali's sehr
ähnlich sind. Diese Krystalle enthalten Krystallwasser , das
bei 100^ C. leicht entweicht. Sie entsprechen der Formel :
KsNSsOio + H,0 :
' geftmdeli
bereoliii4t
I.
n. m.
IV.
K« 2S,88
. 28,63
28,55 28,67 :
28,79
N 3,45
3,24
1
3,31
Sg. 23,70
1 • * S '
— 28,69
23,76
0|o 89,53
1
' —
H,0 4,44
6,04
5,20 5,01
4,71
Die Analysen
iei bei 100« C
;. getrockneten
Salzes er-
gaben :
'
' ■
gefonden
;
berechnet
I. TT.
ni. IV.
V.
K, 80,28
30,01 80,12
H97 80,24
80,12
N 8,62
8,62 8,71
— r
—
St 24,80
24,72 24,67
24,85 —
—
Oio 41,35
— —
— —
—
Beim Erhitzen nit Natronkalk wird aus dem Salz genau
der driHe Theil des Stickstoffs in Form van Ammoniak er--
halten; Tier Bestimmungen ergaben i,34, 1,25, 1,29,
.1,21 pC. Ammoniak, •*- eine Zersetzung, die ganz normal der
folgenden Gleichung entspricht :
KsNSaOjo + 8(KH0) =t 3(K,S04) + H^O + NH oder
8[KtNS»Oto.+ 8(KHO)] « 9(K,S04) + 3(H,0) + NH, + N^
Das eingehendere Studium dieses Salzes und seiner
weiteren Zersetzungen mufs ich . mir für später vorbehalten,
da ich fast das ganze Material, das ich bis jetzt zur Ver-
212 Claua^ Beiträgt gur Kenntnifs
fügmg hatte, far die analytischen Untersuchungen verbraucht
habe ; und zwar glaubte ich diesen um so gröfseren Werth
beilegen sn m&ssen^ als mit der genau festgestellten Zusüiü-
mensetzung dieses trisulfoxyazosauren Kali's eine sichere
Grundlage för die Auffassung des sutfaaotinsanren sowohl,
wie des oxysuifazotinsauren Salzes gewonnen ist.- Denn dafs dfe
^genetischen Beziehungen dieser drei Salze untereinander c/irecto;
platte mi häehst einfache sinij iMisi wohl nicht in Abrede zn
stellen, nachdem ich bewiesen habe, dafs bei der Oxydation des
sulf«zotinsauren Salzes zu oxysulfazotinsaurem Kali bei vorsichtig*
geleiteter Reaction keine Schwefelsäure gebildet wird, und dafs
bei dem Uebergang des letzteren indastrisulfoxyazosaureSalz
genau ein Viertheil des Schwefels als Schwefelsäure und die
Hälfte des Stickstoffs ausgeschieden wird. Dannmufs aber auch
weiter gerechtfertigt erscheinen, aus der Formel des trisulf-
oxyazosauren Kali's einen Scblufs auf die Gruppirung der
Schwefel- und Stickstoffatome in den beiden anderen Salsen
zu ziehen, und wie es in den oben angefahrte^ Formeln ge^
schehen ist, in denselben eine uneymmetrieche Bindung der
vier Sckwefelatame d^n zwei Stickstoff aiomen gegenüber
anzunehmen.
Mit den acht Schwefelstickstoffsalzen , die ich bis jetzt
genauer studirt und beschrieben habe» ist uns die Kenntnifs
Ton gewifs erst einem kleinen Theil der Verbindungen er-
schlossen, welche in diese interessante Körperklasse gehören.
Denn aufser den fünf weiteren Verbindungen, deren Bildangr
in der vorstehenden Abhandlung mehr oder weniger kurz
angedeutet ist, existiren sieher noch vi^Ie andere Schwefel-
stickstoffkörper, die auf anderen Wegen, z. B. durch Ein-
leiten von ^tickoxyd in alkalische Lösungen von schwefligr-
saurem Kali u. s« w., dargestellt werden können, und eben
d^ Schwefelstickatojfsäurenn, 2\%
80 scheinen auch die interessanten Pi-odacte, welche beim
Zosammenkommen von concentrirter Schwefelsaure mit ver-
schiedenen Oxydationsproducten des Stickstoffs erzeugt werden^
hierher gerechnet werden zu müssen; allein dennoch glaube^ich^
im Allgemeinen wenigstens, schon jetzt durch die ResoJtate mei-
ner Untersuchungen zu den wesentlichsten Gesichtspunkten ge-
führt zu sein, welche einen ziemlich klaren Einblick in diese»
bisher noch dimkele Gebiet der Chemie gestatten. — Bleiben
wir dafür zunächst bei unserer Reaction d^ gegenseitigen
Einwirkung > von salpetriger und schwefliger Saure in alka«*
lischer Lösung stehen , so ergiebt sich dafür die Auffassung
ah die einer Beductwn der enteren^ ohne da fe jedoch dabei
die letztere einer vollständigen Oosydation zu Schwefelsäure
anheimfiele. ^ Zugleich aber spidt^ wie ich schon früher her-
vorhob, der üebergang des dreiwerihigen Stichstoffs der sal^
petrigen Säure in fänfwerthigen Stickstoff eine nicht uner-^
erhebliche BoUe^ und für die erste Einleitung der ganzen
Reaction ist vielleicht gerade das Letztere ein Hauptmoment^
Wie nämlich die sälpetrigsauren Salze durch Sauerstoffauf-
nahme unter geeigneten Umständen leicht in Salpetersäure-
verbindungen übergehen, so ist es gewifs nicht schwer, sich
zu denken, dafs diesem Streben in gleicher Weise durch
Assimilirung von einem Molecul schwefliger Säure Genüge
geleistet werden kann, zumal ja die letzlere gleichfalls. die
Neigung, noch weitere zwei Atomitäten zu binden , in her-^
vorragendem. Mafse zeigt. So müssen die beiden in den
folgenden Gleichungen ausgedrückten Vorgänge in gewisser
Hinsicht als analog erscheinen :
NO,K + O =*= NO,K.
NO,K + SO, a= SO, . NO,K.
. Und in der That hahe ich es für durchaus nicht un-^
vipahrscheinlicb, dafs unter den beim Zusammentreffen von
schwefliger Säure und saipetrigsaurem Kali direct entstehen-^
214 Clau9^ Beiträge zur Kenntnifs
den Prodnden eine solche Verbindung von der leUteren
Formel : SOa.NOsK. «nflriU; eine Verbindung, die sich unter
günstigen Versucbsbedingungen vielleicbt ganz leicht isoliren
lafst. bi unseren Versuchen bei. der Gegenwart des vielen
freien Kalihydrats jedoch wird dieselbe natürlich nicht lange
bestehen können, sondern, wie ich mir denke, unter Anf-
nahme eines weiteren Moleculs schwefliger Saure in die
Verbindung (NOsK) . 2 (SO^K) übergehen, woiN»i dann selbst-
verstandUcb Wasserstoff aus dem an der Reaction Theil neh-
menden Kalihydrat ausgeschieden werden raufs, nach der
Gleichung :
SO,.NO,K + 80, + 2KHa =s (NOtK) . 2(80«K) + H^
Und damit wäre ,nun die Einleitung su dem wkkBehen Be^
ductionsproeesse gegeben. Den Wasserstoff selbst kann mui
sich weiter in der verschiedensten Weise auf das neugebS«
<dete Salz, oder auf die demselben vorhergehende Verbin-
dung (NOsK) . SOi, oder endlich auf unverändertes salpetrig-
saures Kali, entweder für sich, oder in Gemeinschaft mit neu
hinzutretender schwefliger Saure, wirkend denken ; man wird
sich wahrscheinlich nicht leicht ein complicirteres Bild von
den unter verschiedenen Verhältnissen vor sich gehenden
chemischen Processen machen, aU es m der Thai derWirhr-
liehheU entspricht. -^ Ailmalig .bilden sich dabei so viel Schwn-
felstickstoffsalze, dftfs diese in der verhältnifsmafsig geringen
Menge Flüssigkeit nicht mehr gelöst bleiben können, und die
schwerlöslichsten beginnen sich auszuscheiden« Dafs es für
die entstehenden Ausscheidungen naturlich nicht gleichgültig
aein kann, ob die Lösung von aufsen gekühlt wird oder
nicht, ob ursprünglich eine verdünntere oder concentrirtere
Lösung angewandt war, endlich ob man beim Beginn der
Ausscheidung das Zuleiten von schwefliger Säure unterbricht
oder nicht , bedarf wohl kaum der Erwähnung. In gleicher
Weise macht es einen groben Unterschied in Betreff des za
der Bchwefdstick^ffsäuren. 21&
erzielenden ProducleS; einen wie groben Uei^erscbufs von
freiem Kalihydrat man unter sonst gleichen Umstanden vom
vorn herein angewendet bat, oder nachträglich npph zasetzt.
Kurz eine sehrJang^ Reihe von genauen Untersuchungen 'Steht
mir in dieser Hinsicht noch bevor. Aber wenn ich auch bis jetzt
nur für die sichere Darstellung der beid^ oben beschriebenen
Salzgemenge A und B gfinz praeise Angaben mach^ konnte, s&
habe ich doch andererseits wenigstens so viel mit nicht ge*
ringerer Sicherheit zu erfahren Gelegenheit gehabt, dafs
unter veränderten Umstanden die Mannigfaltigkeit der ' ent-
stehenden Producte eine überaus grofse ist.
In dem Salzgemenge A, das bei verhältnifsmfifsig frühem
Unterbrechen der Einleitung von schwefiigsaurem Gas er*-
faalten wird und das beim Kochen mit Wasser unter Ver-
schwinden des. trisulfammonsauren Kali's in stdfazotinsaure^
Kali verwandelt wird, denke ich n^ir beispielsweise ein ahn-
liches Salz, wie das von der Formel (NO^K) . 2 (SO^K) ent-
halten, und danach wird man leicht verstehen können, wie
die oben für das sulfazoünsaure Kali abgeleitete Bildungsweise
aufzufassen ist, und wie für dasselbe Salz auch aus der fort-
gesetzten Behandlung der Lösung mit schwefliger Saure in
ahnlicher Weise seine Entstehung abgeleitet werden kann. —
Weiter aber glaube ich, dafs unter den direct beim Einleiten
von schwefliger Saure in die alkalischen Losungen von sal*
petrigsaurem Kali sich bildenden Producten auch solche von
bedeutend complicirterer Zusammensetzung smd^ solche die^
wie das ja auch für das.sulfazotinsaure und das oxysnlfazo-
tinsaure Kali gilt, mehrere unter einander verbundene Stick-
stoffatome im Molecul enthalten* Allein darüber kanp ich
noch keine bestimmten Mittheilungen machen, diese Verbin-
dungen mufs ich meinen späteren Untersuchungen vorbehalten ;
sie werden» so hoffe ich, den interessantesten Theil dieser
Arbeiten bilden, indeni sie uns mit .einer neuen Reihe von
2i6 Ciau8, Beiträge zur Kenntnijs
Stickstoffverbindangen bekannt za machen erwarten' lassen,
. iie den sogenannten organischen Koblenstoffverbinfdungen in
mancher Hinsicht an die Seite zu stellen sind.
Um eine bessere Uebersicht über die Schwefelstickstoff-
korper, soweit sich dieselben in meiner früheren und in der
obigen Abhandlung beschrieben finden, zu gestatten, habe
ich dieselben vorlfinfig in drei Classen eihgetheilt, die ich als:
1) sulfammonsaure Salze,
2) tulfoxyazosanre Salze,
3) sulfaminmure S^ite
bezeichnet habe. * Dazu mufs ich hier jedoch ausdrücklich
bemerJeenj dajs ich diese £Xntheüung nur als eine proviso^
tische^ die für die bessere Sichtung allein des bis jetzt facHseh
bekannten Materials dienen soll^ betrachte. Ich könnte schon
jetzt Thatsachen, die mir noch während meiner neueren Unter-
suchung bekannt geworden sind, anführen, welche mich selbst
von der Unzulänglichkeit dieser Mntheilung überzeugt haben,
und welche es mir entschieden nothwendig zu machen schei-
nen, eine bei Weitem grofsere Anzahl von Gruppen für die
SchwefelstickstofTverbindungen zu unterscheiden. — Allein
ich möchte hier nicht gerne eine Eintheilung zu Grunde
legen, die, vor der Hand wenigstens, nur auf theoretischer
Speculation beruht, und die sich noch nicht durch genaue
Beschreibung wenigstens einzelner Glieder für eine jede Ab-
theilung begründen lafst. Uebrigens allgemeine Gesichtspunkte
dafür, wie ich mir für später die Classificirung der Schwe-
felstickstoffkörper als passend und geeignet denke, werde ich
im Folgenden kurz andeuten.
1) Sulfammonsaure Verbindungen. Sie enthalten nur
fünßoerthigen Stickstoff, und zwar aufser dem Reste (SOsK)
nur mit Wasserstoff verbunden. — Beim Erhitzen mit Natron-
kalk oder Kali wird der ganze Stickstoffgehalt in Form von
Ammoniak erbalten. — Sauerstoff Verbindungen des Stickstoffs
: der Sofiioefflstickatoffsäuren. ' f 17
«ntstehen aus ihnen nicht — Biakannt sind drei hierberg^v
hörige Verbindungen, nämlich : Tetrasulfammonaaures Kaü^
1(H.4(S03K), trüulfammomaures Kali, NH3, 3(S0sK), —
4ind diaulfammongawea Kali^ NHs, if (SO3K). ^ Das Mono«-
«ulfammonaaure Kali NHA.(SOaK) wurde mit sehwefiigaaurem
Kali-Ammoniak gleich zusammengesetzt und wahrscheinlich
identisch (?).seia. .
2) Sulfax^azoiaure Verbindungen, Sie enthalten gleich«-
falls fünfwerthigen Stickstoff,.. aber au&er mit dem Reste
j(SOsK), wenigstens iKum Theil^ mü Sauerstoff verbunitn. —
Beim Glühen mit .Nftronhalk wird nur ein Theil des Stush-
Moffi in die Form von ^mmci«ifa& »hergeführt, und zwar,
wie es scheint, immer ßanz normal, gersi^ dem Wasserstoff"
geholt entsprechend , welcher nach der Oxydation der Reste
^SOaK) zu scbwelelsaurem Salze entweder aus der Verbin-
dung selbst y oder aus dem an der Zersetzung betheiligten
. Wasser resttltirt ; so daCi steta m^ben Ammoniak .freier 8iick^
^toff, aber keine Sauerstoffverbindung des Stickstoffs bei
-dieser Reaction auftritt^ --r die einzige scheinbare Ausnahme
-hiervon^ namfich die scheinbar abweichende Zersetzung d^s
oxysttlfazotinsauren Kati-Sy hat schon oben (S. 309) ihre, wohl
genügende, ErkUrung .gefunden» Bei geeignekn Seactionen
-entwickeln die sutfaxgaeosauren Sqdze Stiokoa^dgas. — Hier-
her gehären.i disulfhgdroxj^zosusaires Kali, N0H.2(S0sK),
— irisulfox^zosauf'es. Kali, N0«3(S0dK), -^ sulfazotin^
eaures Kali, (N3HK0s)«4(SO8K), — oagsulfaeoiinsaures Kali,
J!f802.4(S0sK).
Das erstere dieser Salze könnte man seiner Zusammen-
setzung nach wohl auch für eine Verbindung des dreiwer-
4higen Stickstoffs halten, und demgemtfs «Is DisulOiydroxyl-
«minsaures Kali bezeichnen ; allmn mit dieser Auffassung
«tehen die Eigenschaften dieses Salzes nicht im Entferntesten
im Einklang: Denn vor AUem geht ihm einmal die für dne
Annal. d. Obem. a. Pharm. OLVIII. Bd. 2. Htfu 15
218 Claus, Beärage zur Kamäufs
Häßdroxylamm und seime Derwaie $o charaderi^isehe Fähig-
Jceüy auf leicht redocirbare Metalloxyde redndrend zu unrkoiy
voÜiaminen ahi ond weiter ist das Verbatten des disalf*
faydroxyacosauren Kalfs, unier dem Etnflufa von freien Basen
an Beständigkeit gugunehmen, durch die Gegenwfurt von
Säuren aber augenbUeklicA gerteUi zu werden j gerade enir
gegengesetzt dem Verkalten, welches sich , aadi meinen Mit«-
tbethmgen über das sairbydroxylamiiisaiire Kali| für die
Hydrossylaminderivaie ableitet.
Was ferner das sulfazolinsanre Kali anbetrifft, so wird
man namentlich anter Berfieksichtigang der im Obiges fvr
dasselbe abgeleiteten Stmcturfonnel leicht so dem Schlafs^
gelangen, dafs es streng genommen nicht in diese Glasse der
stUfoxyazosauren Salze pajst, dafs es vielmehr ein Zwisehen-
gUed zwischen diesen und den sulfammansauren Salzen oder
eigentlich eine Vereinigung beider Gruppen bildete Man wird^
glanbe ich, mit Beziehung auf diese Verhältnisse spater,
wenn einmal mehr derartiger compltcirter Verbindungen be-^
fcannt geworden und unteraucbt sind, die SchwefelstickstoS'-
fcörper» welche nur i Atom Stickstoff enthalten, von den-
jenigen, welche 2 oder mehr Atome Stickstoff im Molecul
enthalten^ trennen, und für die letzteren zunächst neben eui-
fodiammonsauren und sulfoxydiazo$auren Salzen auch noch
eine Zwischengruppe zwisehen beiden annehmen müssen.
3) Sulfaminsaure Verbindungen, Unter diesem Namen
fasse ich vc^ der Hand alle Sehwefslstiekstoffkörper zusam*
men » welche dreiwerthigen Stickstoff enthalten ; bekannt ist
bis jetzt nur ein einziger derselben, nämlich das sulfhydroxyl-
aminsaure Kali, N0H8.(S03K). ^ Allgemeine Reactionen
dieser Gruppe anzugeben bin ich deshalb auch nicht im
Stande, und ich glaube sogar, dafs was diese, wie z. B. das
Verhflltnifs der Ammoniakentwickelung beim Glühen mit Basen
u« s. w. anbetrifft , so für diese ganze Gruppe gar keine
der Schwefelstichstoffsäuren. 219
TJehereinstimmung bestehen wird, sondern dafsj sobald weitere
Verbindungen, wie namentlich das eigentliche sulfaminsaure
Kaliy NH2.(S03K), oder das disulfaminsaure Kali, NH«
2(S03K), entdeckt werden, eine weitere Trennung dieser
Gruppe in Unterabtheilungen erfolgen mufs. Das Princip,
das für diese weitere Eintheilung anzuwenden wäre, Idfst
sich wohl schon aus dem bisher Gesagten mit Leichtigkeit
abstrahiren, und ich will hier um so weniger davon reden,
als mir die Bekanntschaft mit der Sulfaminsaure u. s. w.
wenigstens auf den Wegen, die ich bis jetzt verfolgt habe,
leider noch nicht so nahe bevorzustehen scheint.
Noch wahrend ich mit den im Vorstehenden beschrie-
benen Untersuchungen beschäftigt war, erschien die neuere
Mittheilung Fremy's über die salpetrige Säure*), aus der
mich natäriich der Theil, welcher über die Reduction dieser
Säure, speciell bei Einwirkung von schwefliger Säure, han-
delte, ganz besonders interessiren mufste, da ich selbst schon
zu dem Entschlnfs gelangt war, die Einwirkung von schwef-
liger Saure auf salpetrige Säure unter Ausscklu/s der Gegen-
wart von KaK zu studiren. Die wesentlichen Resultate, zu
denen Fremy bei dieser Reaction gelangt ist, nämlich die
JEntstehung von Ammoniak und Stickoxydgas, resp. Stickoxy-
duly eämmen , das bedarf eigentlich kaum mehr der Erwäh-
nung, auf das Vollkommenste mit den Ansichten uberein,
die ich Ober die Entstehung der SchwefelstickstofTkörper
entwickelt habe. Nur die Angabe Ftemy's, dafs bei der
Einwirkung der beiden freien Säuren aufeinander in der
Kälte dieselben Schwefelstickstoffsäuren erzeugt würden, de-
ren Kalisalze sich bei Gegenwart dieser Base bilden, scheint
mir eine mehr als gewagte Hypothese zu sein; denn einmal
scheinen diese Säuren (soweit ich bis jetzt mit Sicherheit
*) Compt. xend. LXX, 61; vgl. Zeitschr. Chem., N. F., VI, 138.
15*
220 Claus, Beiträge zur KenrUnifs
sagen kann mit einziger Ausnahme der Sulfhydroxylamin*
saure, die aber, wie ich oben gezeigt habe, nicht direci,
sondern erst auf dem Umwege von wenigstens zwei aecundären
Processen erhalten werden kann) überhaupt ohne Gegen'-
wart von Base (und zwar genügt nicht einmal die Gegen-
wart von allen Basen) nicht existenzfähig zu sein, und dann
zerfallen diese Säuren, wenn sie aus ihren Salzen in freien
Zustand versetzt werden, sicher nicht so, dafs ans derselben
zugleich Ammoniak und Stickoxyd erhalten werden könnte.
— Man müfste also bei der in der Kälte stattfindenden Ein-
Wirkung, die doch sicher keine tiefer gehende sein kann,
wenigstens eine Sulfammonsäure und eine Sulfoxyazosaure
neben einander erhalten. Das ist aber gewifs im höchsten
Grade unwahrscheinlich, und im Uebrigen ist ja vonFremy
auch nicht die geringste Thatsache angeführt worden, welche
seine Hypothese stützen könnte. Ich glaube, dafs in der
Kälte salpetrige und schweflige Säure sich direct mit ein-
ander vereinigen zu Verbindungen von der Zusammensetzung
N2O3.SOS und Nx03.2SOa*), die man wahrscheinlich (und
in dieser Richtung bin ich jetzt mit Versuchen beschäftigt)
erhalten kann, wenn man die Oase trocken zusammenbringt,
die sich aber mit nicht abgekühltem Wasser oder mit Basen
sofort weiter umsetzen ^ mit dem ersteren unter Bildung von
Stickoxyd (oder Stickoxydul oder Stickoxyd und Ammoniak)
und Schwefelsäure , mit den letzteren dagegen unter Bildung
von Schwefelstickstoffsalzen.
Von besonderem Interesse scheint es mir weiter , die
Mengen von Ammoniak zu bestimmen, die sich bei der Ein-
wirkung der beiden Säuren in der Wärme bei Gegenwart
*) Natürlich sind auch diese Verbindungen Schwefelstickstoffkörper;
aber eben so ^icher, wie dieses der Fall ist, repräsentiren sie
nicht die Säuren , deren Salze wir als Schwefelstickstoffsalze be-
zeichnen.
der Bchioefelstickstojfsäunen. 221
von Wasser unter verschiedenen Umständen neben Stickoxyd
bilden, und ich hoffe mittelst dieser Versuche, deren Aus-
fuhrung ich eben in Angriff genommen habe, weitere Belege
für meine Anschauungen über die Natur der Schwefelstick-
stoffsalze liefern zu können. — Bei Gegenwart von Kali
(mehr als zur Neutralisation der salpetrigen Säure nöthig ist)
gelingt es nze, auch nicht beim noch so langen Einleiten von
SchweBiger Säure, Ammoniak in nachweisbarer Menge zu
erhalten. Das kann ich nach öfters wiederholten Versuchen
mit aller Sicherheit angeben.^— Leitet man die schweflige
Säure langsam ein und hühU ah, so resultirt schliefslich nur
trisulfammonsaures und disulfammonsaures Kali, und die nun
fortgesetzt zugefuhrte schweflige Säure geht unverändert
durch die Flüssigkeit, sie vermag auch nicht in der Hitze
diese Salze zu zerlegen. — Leitet man andererseits die
schweflige Säure möglichst heifs und in möglichst schnellem
Strom in die alkalische Lösung von salpetrigsaurem Kali,
ohne zu kühlen, so tritt nach einiger Zeit lebhafte Entwich-
, hing von Stichoxydgas ein, aber Ammoniak ist auch in diesem
Falle nicht nachzuweisen, •— Durch Kochen der sulfammon-
sauren Salze mit Schwefelsäure erhält man dagegen, wie
früher nachgewiesen , leicht Ammoniak^ und in dieser Be-
ziehung bedarf es für die Uebereinstimmung meiner Versuche
mit den neueren Angaben Fremy's keiner weiteren Er-
klärung.
Freiburg i. Br., Juni 1870.
222 Clau8^ übef die Zersetzung
üeber die Zersetzung des Acroleinammoniakg
durch trockene Destillation;
von Demselben*).
Vor einiger Zeit hat B a e y e r **) Untersachangea über
die Synthese der Basen aas der Pyridinreihe veröffentlich^
in denen er das Picolin als ein Destillationsproduct des Acro-
leinammoniaks nachweist. Diese Hittheiiungen haben mich
veranlafst, meine früheren*^*) Untersucbungen über den
letzteren Gegenstand wieder aufzunehmen; zunächst um fest-
zustellen , ob die von mir beschriebene Base wirklich , wie
es Baeyer vermuthet und wie es auch die von mir aus«
gißführten Analysen nicht unwahrscheinlich erscheinen lassen,
ebenfalls Picolin gewesen ist. — Da ich von dem Platin-*
doppelsalz , das ich damals dargestellt hatte , noch eine ge-
nugende Menge in der Sammlung aufbewahrte^ so konnte ich
mit demselben leicht die Richtigkeit obiger Vermuthung
nachweisen. Schon beim ersten UmkrystalUsiren meines Dop-
pelsalzes aus kochendem Wasser erhielt ich die prismatt-
sehen Kry stalle^ wie sie Baeyer beschrieben hat, KrystaU-
wasser haltend. Die Bestimmung ergab 3,1 pC. Wasser
(Baeyer 2,9 pC.)- — Weitere Analysen erschienen nach
meinen früheren Angaben nicht nöthig. •— Beim längeren
Kochen mit Wasser scheidet das Salz, ganz wie es Baeyer
als characteristisch hervorhebt, einen hellgelben pulverför-
migen Niederschlag ab, der auch in siedendem Wasser un-
löslich, oder wenigstens sehr wenig löslich zu sein scheint.
*) Aus den Berichten der natorforschenden Gesellschaft zu Freibuig^
i. Br. 1870, V, 253 vom Verfasser mitgetheilt.
**) Diese Annalen CLV, 285.
***) Daselbst CXXX, 185.
des Acroleinammonütks durch trockene Deitillaiion. 223
Diese Beobachtung hatte ich dbrigens schon bei meiner 'frü-
heren Arbeit gemacht, di^elbe jedoch nur so weit berück-^
sichtigt, dafs ich zum Reinige des Salzes durch UmkrystsUi**
«iren nicht in kochendem Wasser löste , sondern dazu viele»
^ur warmes Wasser anwaniite, und aus dieser Terdunnten
Lösung die schnellte Ktystallisation durch Zusatz ^nm^ AI"
^i&o/ bewirkte. Daher erklart es sich deiin audi leicht,
dals ich Krystalle von anderer F<Hrm und ohne Krystallwasser
'erhielt, und ich glaube, dafs sich so durch Alkoholznsfttz
Oberhaupt dieselbe wasserfreie Krystaliisalteil bildet, die
Saeyer einmal auch an» rein wässeriger Lösung bekam und
für V die er die Form voft ^mebr iti dte Lange gezogene»
rhombischen Tafeln^ iingiebt.
Da Herr Professor Werber hier sich gerade niit der
loxicologischen Unt^suiChung der Knoehenölbasen beschaff
ligte,,so hatte . ich Gelegenheit, natürliches PicoUn (aus
Snochenöl) mit unserer Base aus Acroleinammoniak dired
zu vergleichen. Der Geruch des letzteren erschien . mir,
auch wenn die Basen aus ihren geretnlgtisn. Platinsalzen ans-«'
geschieden wurden, immer schärfer and durchdringender^
als der des ersteren; aber sonst, ist die Uehereinstimmung
lieider, namentlich in den Formen der PMinverbindungen,
wenn man dieselben unter gleichen Umstanden kryslallisiren
lafst , eine so vollstiadige , dafs mir die Identität derselbai
«ber allen Zweifel gehoben scheint« ^ Aufserdem hatte Pro-^
fessor Werber die Güte, auf meine Veranlassung auch die
toxicologisohe Wirkang der Base aus Acroleinammoniak mil
in seine interessanten Stadien zo ziehen. Auch in dieser
Beziehung zeigte sie so gut wie vollständige Uebereinstiai-
mung mit dem Knochenöl-Picelin. ..— Allein leider sind im
Ganzen die zu beobachtenden physiologischen Erscheinungen
nicht so characteristiscber Natur, dafs sie einen wirklich
mafsgebenden Schlufs auf die chemische Identität gestatteten.
221' Claus y über die Zerseissung
Bei meinen frdheren Untei-sachüngen hatte ich das rohe
Oel, daa man als Destillationsprödactdes Acroleinamnoniak»
erhflt , durch fractionirte DestiUation zu reinigen , resp. iiv.
seine Bestandtheile zu trennen, gesucht« Die aus den Frac»-
tionen, die einerseits von 100 bis 150^ C. und anderersdl»
von 150 bis 200^ C. äbergingen^ dargestellten Platindoppel-^
salze zeigten jedoch in ihrer Form und ihrer Zusammen--
Setzung eine solche Uebereinstimmung , dafs ich von meiner
ersten Ansicht, in dem rcriien Ode zwei verschiedene. Basen^
Tor mir zu haben, abkam ^ zumal die frühere Beobachtung,
nach der die eine derselben in Wasser unlöslich sein soUte,
sich als nicht richtig herausstellte. Daau kam nun noch,
dafs sich bei den wiederholten Reotificationen der hoher
(150 bis 200^ C.) siedenden Fractibnen nie. ein constanter
Siedq)unkt erhalten liefs. -^ Und da ferner dieselben im
Gegentfaeil immer wieder ,bei 120^ C. zu sieden anfingen^
während das Thermometer ohne Unterbrechung bis 200^ C.
stieg, und aus allen den verschiedenen Destillaten stets da^
nftmliche Platinsalz hervorging : so kam ich zu dem Schlufs,-
es mit einer nicht ohne Zersetzung destillirbaren Base zu
thun zu haben, von der wohl nur bei raschem Erhitzen ein^
kleiner Theil unverändert übergezogen werden könnte.
Demnach hielt ich die von 120 bis 150^ C. erhaltenen Frac-'
tibnen für den nahezu reinen Körper, und stand natürlich- in^
Folge der gemaehten Erfahrungen von deren weiterer Recti-«
ieation ab; bdite ich /liese ausgeführt; so würde ich schon
damals gefunden haben,, dafs meine Annahme eine irrige
war, und dann würde ich wohl zu demselben Resuljate ge--
kommen sein, zu dem inich nun erst meine jüngsten , in»
Folgenden beschriebenen Versuche geführt haben j daf»
aUei'dmgs eunäohsi aus dem Acrolnnammoniak eine nickt
untersetzt flüchtige Base .entstehty dafs aber die bei der
DesitUativn des rohen Oeks zwischen 120 und 160^ 0. über'
des Äcroldnammoniahs durch trockene Destillation. 22S
gehende Base äla Zersetzungsproduct der er^eren auftritt^
und ein neugebüd^er^ ohne Zersetzung und constant siedender
Körpep^ eben wie Ba eye r nachgewiesen haty Picolin ist.
Für die Unttouchang der zweiten Verbindung, die ne-^
ben Picolin in dem roken' Destillate des AcrolelnammoRiakS'
offenbar enthalten ist, wurden etwa 600 Grm. des letztere»
von Neuem der trockenen Destillation unterworfen. Um»
jedocb bei der Treanung der beiden Körper Verluste mö-g-«
liehst i zu. vermeiden, suchte ich einen andern Weg, als den
der fractiomrten Destälation einzuschlage» ; und zwar wurde
zu diesem Zweck das Oel so lange mit Wasser geschüttelt^
ids dieses, noch von dem ersteren aufzunehmen schien.
Allein dabei stdUe sich heraus^ dafs das Oel vollständig in
Wasser löslich. ist^ wenn auch viel Wasser dazu erforderlich
ist; denn nachdem etwa das hundertfache Volum Wasser
angewendet war, blieb nur eine kleine Menge eines dicken,,
kaum mehr beweglichen Theeres zurück, wie solcher schon
unter den^ zidetzt beim stärkeren Erhitzen der Retorte über-*
gehenden Destillationsproducten des Acroleinammoniaks deut-
lich wahrzunehmen ist. — Die erhaltene wasserige Losung^
wurde d^auf mit Satzsaure neutralisirt, fiUrirt und auf dem»
Wasserbade zu einem kleinen Volumen eingeengt,' wobei sich
der widerliche, bei allen Zersetzungen des Acroleins sowie
seiner Verbindungen auftretende charActeristisehe Geruch,
auf den ich schon mehrmals aufmerksam gemacht habe, in
unausstehlichem 'Grade verbreitet. •- Die eingedampfte Flüs-
sigkeit, auf der* »ich wieder dünne harzartige Hftute, jedoch
nur in höchst geringer Menge , gebildet haben , wird noch-*
mals fillrirt und dann nach Zusatz eines Ueberschusses von
festem Aetzkali mit Aetber ausgeschüttelt , endlich wird aus
der abgehobenen Aetberlösung , nach dem Entwässern mit
Gblorcalcium, der Aether im Wasserbade abgedunstet. — Ist
nun durch diese Behandlung mit Wasser der ursprüngliche
226 Claus, über die Zersetzung
Zweck y die Entferniiiig des PicoIin*s aus dem Oele, aooli
flicht erreicht, so hat man doeh mittelst d^r beschriebenen
Manipulationeo wenigstens alle Verunreinigungen; besonder!
Schwefelammoniüra, kohlensaures Ammoniak and die theer-
«rtigen Substanzen entferni, und in dem erhaltenen Oele hat
man alsO; vielleicht abgesehen ¥on geringen Mengen Aether^
ttur die basischen Products der. Acr^letn-Ammoniak-Destil^
latioB in reiner Farm. — In der Thal lassen sich aus diesem
Präparat die beiden darin enthaltenen Basen leicht trennen t
man braucht nur die stark verdännte Losung der salzsauren
Salze mit Platinohlorid zu behandeln^ dann bleibt das Pieelin-^
plalinsalz gelöst, die Platinverbindung der anderen Base falb
heraus. — Indessen ist mir . diese so höchst einfache Tren-
nungsmethode leider erst bekannt gewerden, nachdem ich
das mir zu Gebote stehende Material bereits auf andere
Weise verarbeitet hatte« Ich habe nämlich wieder zur frac«*
tionirten Destillation gegriffen, und wenn die dabei OThaltenea
Resultate auch wahrscheinlich keine ganz ungetrübten haben
werden können, so theile ich sie doch im Folgenden einst^
weilen mit, weil es immerhin einige Zeil dauern wird^ bia
ich wieder die nöthigen Mengen von neuem Material zu be^
schaffen im Stande bin. Jedenfalls] behalte ich es mir vor,
spater die nöthigen Ergänzungen folgen zu lassen.
Die Fractionirung des gereinigten Oeles führte ich diefs-
mal so aus, dafs ich langsam und vorsichtig, gerade nur bis
150^ C. erhitzte. Das erhaltene Destillat wurd« im Wesent»
liehen für die oben erwähnten physiologischen Versuche ver-*
wendet ; es betrug kaum Vs des gereinigten Oeies. -- Um
möglichst alles Picolin zu entfernen, erhitzte ich den erkal«*
teten Ruckstand von Neuem auf 140^ C. ; dabei gab er jedoch
schon wieder bei 120^ G. Dämpfe aus, und das wiederhotte
sich noch dreimal, nachdem jedesmal vorher wieder voll«*
ständig erkaltet war : die erhaltenen Destillate waren fast
des Acroleinammoniaks durch trockene Destillation. 22T
reines Picoliii. Man wurde mit diesein fortgesetzten Er-
wärmen, dessen Erfolglosigkeit für die Erzieliing der voU-^
standigen Eritfetmung des Picolins nicht mehr za bezweifeln
war, aufgehört, und nur einen kleinen Theil des Bäckstan-»
des opferte icb noch, um die früheren, oben hertorgehobe«-
nen Beobachtungen über die Zersetzung bei der fortgesetzten
Destälation zu bestätigen. Jn der That gelang es auch.leicbty
4iesen ganzen Theil idurch immer erneuerte Destillation der
höber siedenden Fractionen sehltelslicb in dne Reibe von
Destillaten, die wesentlich aus Picotin bestehen, und in thee*^
rige und balbverkohlte Rückstände in den Retorten tu ver-»
wimdeln.
Den gröfseren Theil des beim Erwarmen auf 150^ C.
gebliebenen Rückstandes behandelte ich mit Salzsaure, allein
ackon dabei zeigte sich, dafs eine Veränderung durch das
Erhitzen bewirkt war : denn das auch offenbar dickBüssiger
gewordene Oel loste sieh nicht mehr . vollkommen in der
Saure auf, sondern schied vielmehr eine nicht unbeträchtliche
Menge harzartiger Prodncte aus, die sich offenbar erst in
Folge von Zersetzungen gebildet hatten. Die filtrirte salz-*
sanre Lösung, die eine dunkle, fast schwarzbraune Färbung
besitzt, giebt mit vielem Wasser verdünnt auf Zusatz von
Platinchlorid, einen klumpigen dicken, wie es scheint ganz
«nkrystallinischen braunen Niederschlag, während die von
ihm abfiltrirte hochgelbe Lösung nach dem Eindampfen salz-*
saures Picolinplatincblorid in ziemlicher Menge krystalli***
siren läfsl.
Den Niederschlag reinigt man zunächst; indem man ihn
so lange mit lauem Wasser wäscht, bis dieses keine gelbe
Färbung mehr annimmt, dann behandelt man ihn mit war-
mem Alkohol, wodurch er in eine hellere, nunmehr schwach-
braungefärbte lockere Masse verwandelt wird. — ' Bei zwei
Platinbestimmungen ergab die so gereinigte und getrocknete
HiS Claus, Über die Zersetzung
Substanz einen Gehalt van 31^2 pG. und 31,4 pC. Hatm,
— einen Oehalt, der genau der Zusammensetzung des Platm"
Salzes des AcröMnammaniaks entspricht! (Die Formel ver-^
langt 31,3 pC.)
Beim Kochen mit Wasser wird dieses Salz zersetzt und
zwar, wie es scheint, unter Bitdung von Picolinplatinsalz;
«Hein klar, das mufs ich gestehen, ist mir der Vorgang noch
durchaus niiht. Erwärmt man nämlich das gepulverte Sals
mit Wasser zum Aufkochen, so verwandelt es sich in eine
dunhelrothe klumpige^ wie eoagulirtes Mweifs zusammenge-*
ballte Masse, die nach dem Filtriren und Erkalten eine hel-^
lere rothe Farbe zeigt und nun bei der Analyse 31,&
bis 31,6 pC. Platin ergiebt. — Zugleich wird das Wasser
stark gelb gefärbt, und wenn man nur eben aufgekocht und
schnell kochend heifs fiitrirt hat, so setzen sich aus dieser
Lösung zunächst schon vor dem vollständigen Erkalten (man
hat kaum Zeit zum Filtriren) undeutlich krystallinische, auch
halb coagulirt erscheinende Massen eines gelben Platinsalzes
ab, welches bei der Analyse 32,2 und 32,3 pC« Platin
ergab; und später beim vollständigen Erkalten der Lösung
folgt dann eine Krystallisation von Picolinplatinsalz ! — Wird
nun weiter «dieses gelbe Salz (mit 32^2 pC. Platin) von
Neuem mit Wasser gekocht, so zeigt es unter Annahme einer
dunhelrothen Farbe wiederum die Erscheinung des Coagu^
Krens : es entsteht dabei ebenfalls wieder eine gelbe Lösung,
die neue, jedoch geringe Mengen von salzsaurem Picolin-
platinchlorid enthält und nach dem Erkalten und Auswaschen
erhält man den coagulirten Rückstand als eine hellgelbe^
Aarte, spröde Masse, die unverändert einen Gehali von 32,2
pC. Platin bei der Analyse zeigt. Diese Substanz aber,
eben so wie die zuerst erhaltene zusammengeballte Masse
(die 31,5 bis 31,6 pC. Platin enthält), kann man Jetzt mit
Wasser kochen, ohne dafs sie sich bemerkbar verändere}
des Acroleinammoniahs durch trockene Destillation» 229
erst nach sehr lanfcem Kochen färbt sich das Wassjer gans
scjkwach gelb und beim Eindampfen dieser Lösung bleibt ein
geringer Rucksland einer hellgelben. Platinverbindong , die
sich nicht wieder in Wasser löst ^ von der ich jedoch bi6
jetzt nur zu geringe Mengen erhalten habe, um an eine
weitere Untersuchung derselben denken zu könnea
Wenn sich nun auch wohl nicht in Abrede stellen Ufsti
dafs diese von mir untersuchten Plalinverbindungen der nicht
flüchtigen Base nicht alle vollkomnien rein gewesen sind,
so glaube ich doch nut vollem Recht aus den mitgetheiltet
Analysen den Schlufs ziehen zu .können, dafs diese nicM
linzersetzt destillirbare Base in ihrer ZusammeBsetzung dem
Acroletnammoniak näher steht , als dieses für das Picolin
gilt; aller Wahrscheinlichkeit nach ist sie sauersU^ffhaUig^ und
entweder dem Acroleinammoniak isomer, oder sie bildet viel-
leicht in dieser Beziehung, ein Zwischenglied ewischen Acro-
letnammoniak (CeHaNO) und dem Picolin (CsHtN) : ffir das
letztere sprechen entschieden die Platinbestimmungen, die
32,2 pC. Platin lieferten und die mit jedenfalls nur höchst
geringe Mengen Verunreinigungen entliahender Substanz
ausgeführt wurden.
Ferner ist es namentlich nach meinen neueren Resultaten
wohl unzweifeUiaßj dafs diese Base bei der Destillation unter
Zersetzung neben theerartigea Producten Picolin bildet. Und
damit wird es nun mehr als wahrscheinlich, dafs das Picolin
nickt als directea Zersetzungsproduct des Acrolemamfnqniaks
selbst entsteht, sondern erst aus dem secundären Zerfall
dieser nicht /nichtigen Base^ von der immer bei der Destil-
lation ein Theil unverändert mit übergerissen wird , hervor-
zieht; für di^e Yermuthung spricht sogar ganz entschieden
die Thatsachcj dafs die Ausbeute an rohem Oel, die man
bei der Destillation des Acroleinammoniaks überhaupt erhält,
stets eine verhaltnifsmafsig ungemein geringe^ ist, während
d3Ö Liebermann ti. Kretsokmer^ Nachträgliches
$ekr grojee Mengen von Kohle in dem Destillationsgefafs %vt^
ruckbleiben : und nicht minder stimmt damit die Beobachtung-^
die ich mehrfach tu machen Gelegenheit hatte, überein, dafs,
je nachdem man das Erhitzen bei der Zersetzung des Aero-
lefnammoniaks schneller oder langsamer ausführt, in dem er-*
haltenen Oele im erateren Falle eine geringere^ im letzteren
Falle eine grdfsere Ausbeute an Ptcolin (und natürlich umge—
kehrt an der nicht destillirbaren Base) erhalten wird. —
Endlich lafst sich vermuthen, dafs auch aus dem unlöslichen
Fiatindoppelsalz der primären Base beim Kochen mit Wasser
Picolinpiatinsafas gebildet wird. Za diesem Schlüsse führen
wenigstens die oben angegebenen Beobachtungen; allein
die hierbei stattfindenden Vorgänge sind jedenfalls nicht so
einfacher Nalur, und erfordern noch eingehendere Unter-»
SHcfaungen, zu denen mir im Augenblick noch die nölhige
grofsere Menge von Material fehlt.
Freiburg, October 1870.
Nachträgliches über den Propargyläther ;
von C. liehermaim und 0. Kretschmer,
Vor einigen Jahren beschrieb der Eine*) von uns unter der
Bezeichnung Propargyläther eine durch die Einwirkung al-*
koholischen Kali's auf Tribromallyl entstehende Verbindung^
deren Substitutionsproducte damals genauer untersucht wur-
den, während der Aether selbst aus Mangel an Material
*) Liebermann : Ueber Allylenyerbindungen , diese Annalen.
CXXXV, 266.
über den Fropargyläther. TAi
Bicfat genügend bjearbeitet werden konnte. Wir haben um
so mehr geglaubt, diese Lücke ausfüllen zu müssen^ aU wir
einige neue Entstehungsweisen des Propargylathers auffan«*
den, so dafs dieser sich, ähnlich wie das AHylen, als das
Endproduct der Reaction des alkoholischen Kali's auf e^ine
gröfsere Anaahl uim Theil isomerer Verbindungen erweist
Nach don bisherigen Beobachtungen entsteht der Pro«*
pargyläther aus :
GsH^rt Tribromi^lyl (Lieb ermann);
CaH^Cl, Trichlo]:fa7drin (Baeyer) ;
CgH^CLBr, Monochlorpropylenbromid (Oppenheim);
CsHgCl.Brs Monpchloralljlbromid , dem Vorigen isomer (Op-
penheim).
Wir habeifi gefunden, dafs er sich ferner :
aus C3H4CIS Dichlorglycid und
„ C3H4Brs AUyIenbfbrömid (isomer mit Dibromglycid) beun
Kochen mit «Ikoholischem Kali und
aus CsHuBrf.OCtHs (Propargylätherbibromid) mit Natriumamalgam^
bildet
Der zu unseren Versuchen dienende Propargylather
wurde iheils aus reinem krystallisirten Tribromallyl , theils
aus Trichlorhydrin dargesleilt Bei Anwendung der ersteren
Verbindung kocht man 4 bis 5, bei Anwendung der letzteren
7 Stunden ain aufsteigenden Kühler mit aikoholischem Kali^
welches zwar einen grofsen Ueberschufs an,KaU im Vergleich
zur berechneten Menge, aber nur so viel Alkohol enthält,
dafs dieser zum Lösen des Kali's in der Kochhitze eben hin«-
reicht Nach vollendeter Einwirkung destillirt man den AI>-
kohol in einzelnen Portionen ab; man findet den Propargyl-
ather in den ersten Antheilen des Destillats aufgehäuft. In-
dem man das Uebergehende von . Zeit zu Zeit mit einem
Tropfen Silberlösung prüft, gelangt man an einen Punkt, bei
welchem der destillirende Alkohol zw|ir noch durch wider-o
wartigen Geruch die Gegenwart von Propargylather anzeigt.
232 Liebermann u. Kreisehmer^ Nachträgliches
4iber mit Silbersolation keinen Niederschlag mehr henrorraft
Wenn man aber solchen Alkohol von Nettem desttilirt und
nur die ersten Fractionen auflangt, so kann man mit' Silber-
Idsung eine neue Fällung des Aethers hervorbringen« Diefa
fährt daher, dafs ein grörserer Ueberachtifs an Alkohol die
Silberverbindung löst. Auch Wasser ond überschüssige
Aöilensteinlösnng vermindern die Fallung namentlich dann,
wenn kein Ammoniak hinzugefugt wird. Die PrAfang a«f
Propargylälher mufs daher immer mit einiger Vorsicht ange-
stellt werden, liefert aber bei richtiger Ausführung stets ein
aehr scharfes Resultat. Man verfahrt so, dafs man eine con-
«entrirte, nicht mit Ammoniak versetzte Lösung von salpeter-»
aaurem Silber zur alkoholischen Lösung des Fropargyläthera
tropfenweise zusetzt. Einige Augenblicke bleibt das Gemisch
völlig klar, aber beim Umschüttehi Urübi es sich und scheidet
deutliche wcifse Sitternde Krystallblätter ab, die sich bald
so vermehren, dafs bei einiger Concentration die Lösung
erstarrt. Diese krystallisirte Verbindung lafst sich sehr gut
-filtriren und auswaschen ; im Filtrat ruft Ammoniak meist
«och eine geringe weifse amorphe Fällung von Silberpro-
pargyläther hervor. Die krystallisirte Verbindung geht durch
Ammoniakzttsatz in die amorphe fiber.
Die oben erwähnte schwierige Auffindung des Fropar-
gyläthers in verdünnten Lösungen hat Linnemann*) die
Entstehung desselben aus Trichlorhydrin. und alkoholischem
Kali übersehen lassen« Linnemann erhielt nach der Ein-
wirkung von 100 Grm. Trichlorhydrin auf 200 Grm. Kaii
*) Diese Annalen CXXXIX, 19. Linnemann*8 Arbeit ist 15.M&a
1866 datirt; sie war also der RedactioH der Annaleii eingesandt^
ehe Baeyer*s Notiz über die Bildung von Propaigjläther ans
Trichlorhydrin (diese Annalen CXXXVUI, 196) im Druck vorlag.
Hierdurch erklärt «sich der Widerspruch der scheinbar letzten
Untersuchung gegen die frühere.
über den Prüpar§yläiher, 233
ia möglichst^ wenig Alkohol durch Wasserzusatz 45 Grm.
«ines^ als „Gemenge von zweifach - chlor wasserstoffsaurem
-Glycidather und äthylchlorwasserstoffsaurem Glycidäther^
bezeichneten Oeles. Hierbei mufs der gröfste Theil des
scbofi ^ebild^en FropurgyUtiiers in dem alkoholischen Was-
4Sier, weljches nicht untersucht wurde, geblieben sein, da sich
fropargyläth^r mit grofser Leichtigkeit in verdünntem Al-
kohol löst .'Das genannte Oel schied nun mit Nätriumajkoholat
in Alkohol erhitzt zwar noch Kochsalz ab , doch gab der
^bdestillirte Alkohol trotz seines Geruchs ^ welcher Linne-
«lann die Gegenwart von Propargyläther vermutlien liefs,
deinen Niederschlag mit Silbertösung. Diefs Resultat lafst
sich nur lius dem Verhalten verdünnter Lösungen des Prö-
pargyläthers erklären, da auch Dichlorglycid unter diesen
Umständen den Aether liefert.
Zur Darstellung des Propargyläthers eignet sich das
Tribromallyl besser als das Tricblorhydrin, sowohl wegen der
gröfseren Adi^beate, ab wegen der schwierigen Zersetzung
4er gechlorten Zwischenstufen. Aus 100 Grm. Tricblorhydrin
-wurden 14 Grm. der krystallisirten Silberverbindung ge-
wionnen, während 100 Grm. rohes Jodallyl; welches ungefähr
«die gleiche .Menge CsHs wie 100 Grm. Tricblorhydrin entf-
hält, nach der Umwandlung in Tribromallyl 25 Grm. der-
iselben Silberverbindung lieferte.
\hx\ den Propargyläther rein zu gewinnen, verwandelt
man seine krystallisirte Silberverbindung durch Uebergiefsen
mit Ammon in die amorphe und wäscht so lange mit Wasser
41US, als das Filtraf noch eine Silber- oder Ammoniakreaction
zeigt. Der Filterrückstand wird mit Wasser in eine Retorte
{geschlämmt und nach Zusatz terdünnter Schwefelsäure der
freigemachte Aether abdestillirt. Nach dem Trocknen mit
€hlorcalcium und erneuter Destillation gab die Analyse fol-
Ifende Werthe :
A.nBaI. d. Ghem. u. Pharm. CLVIU. Bd. 2. Heft. 16
234 Liebermann u. Kretechmer^ Nachträgliches
0>3547 Gzm. Substai^ gaben 0,9180 CO, und 0,3024 H,0.
Berechnet
Gefanden C,Hs.O.GA
C 70,59 71,43
H 9,52 9,63.
Da die Zahlen wegen der Flüchtigkeit der Substanz nicht
leicht ganz scharf zu erhalten sind und um jeden Zweifel
an der Moleculgrofse der Verbindung zu heben, wurde die
Dampfdichte itach Hofmann 's Methode im Wasserdampf
genommen.
SubstBos • 0,0618 Gnn.
Barometer 752,5 MM.
Temperator der Lnft . • . « 15^ C.
Qnecksilberböhe im Bohr . . . • 484 MM.
Gef. Dampfvolum 52,4 CC, nach denk
Erkalten bei ementem Erwftrmen . . 52,5 CC.
Gefanden Berechnet .
auf WaMerstoff se 2 bezogen
41,77^" ^'41,8 42,0.
Der Aetber ist eine leicht bewegliche Flussi^eit voi»
penetrantem Qeruch^ in allen Verhaltnissen in Alkohol, etwa»
in Wasser löslich. Er ist leichter als Wasser. Sein Siede«
punkt wurde bei 80^ gefunden, doch erwies sich die destil-«
lirte Probe leider zu spöt als etwas alkoholhaltig. Brom re-
agirl unter Zischen auf den Aetben Läfst man dasselbe
mittelst eines Buff'schen Capillarbebers zufliefsen, so wird
es genau in dem Verhaltnifs : Br^ zu CsHsO • C2H5 unter Ent-
färbung und ohne Bromwasserstoffentwickelung absorbirt.
Ein Tropfen überschüssigen Broms färbt die Losung für
längere Zeit braun. Die Verbindung C8H3Br20 . C%VL^ ist
schwerer als Wasser. Mit Natriumamaigam in wässeriger
Lösung bleibt sie unverändert, in alkoholischer geht sie sehr
langsam in Propargyiather zurüek ^ welcher nach dem Ab-
destilliren durch alle seine Reactionen nachgewiesen wurde.^
Sie zeigt also dasselbe Verhalten ^ welches Marko wni-*
über den Propargyläther, 235'
koff*) am Allyratberbibromid und Tollens*'*^) am Allyl-*
ftikoholbromid kennen gelehrt hat.
Der Aetber aus Tricblorhydrin erwies sich in allen Re-
actionen mit dem aus Tribromallyl identisch. Wir haben
denselben auch aus Dichlorglycid dargestellt, welches jeden-
falls die erste Phase bei der Erzeugung des Aethers aus
frichlorhydrin bildet. Die Reinheit des auf die gewöhnliche
Art dargeslellteii Dichlorglycids von Trichlorbydrin wurde
durch den Siedepunkt. und folgende Analyse festgestellt :
0,3417 Grm. SnbBtenz gaben 0,4051 CO, und 0,1262 H,0.
Berechnet
Gefunden G,H4,C]t
C • 32,33 32,44
H 4,0 3,6.
Die krystallisirte Silberverbindung des so dargestellten
Propargylathers besafs dieselben physikalischen Eigenschaften
und denselben Silbergehalt wie die Silberverbindung des auf
die gewohnliche Art erhaltenen.
Es schien uns yon einiger Wichtigkeit, das dem Dibrom-
glycid isomere Allyiendibromid auf sein Verhalten gegen al-
koholische Kalilauge zu untersuchen. Zu seiner Darstellung
leiteten wir Allylen, aus Allylensilber mit verdünnter Schwe-
feisäure entwickelt, in Brom, das in Schwefelkohlenstoff ge-
löst war. Selbst bei bedeutendem Bromüberschufs erhalt
man neben einer furchtbar stinkenden, wahrscheinlich schwe-
felhaltigen Substanz Allylenflibromid , dessen Siedepunkt und
Bromgehalt festgestellt wurden. Nach längerem Digeriren
desselben mit alkoholischem Kali wurde auch hier Propargyl-
äther mit allen ihm eigetithumlichen Reactionen erhalten.
Nach den bisherigen Ansichten *^*) , welche die Con-
*) Jahresber. für Cbemie n. 8. w. für 1865, 492.
**) Diese Annalen CLVI, 167.
***) Siehe namentlich Baejer^s Bemerkungen zu Lieber™*'!^'*
Aufsatz über AUytenderivate (diese Annalen CXXXY, 129).
16»
236 Liebermann u. Kretschmer^ Nachträgliches
stitotion des Allylens durch CH--C— CU3 and die des Pro*
pargyläthers durch CH— C~CHs.OC2H5 aasgedrückt auf-
fassen, erscheint diese Bildung von Propargyläther völlig
anomal. Von den beiden für das Allylen wegen seiner Ent-
stehung aus Dichloraceton Chlorid und Natrium *) einzig mög-
lichen Constitutionsformeln :
CH— C— CH. und CH,— C— CH,
hat allerdings die erstere alle Wahrscheinlichkeit für sich,
1) weil sie das Allylen als ein Homologes des Acetylens er-
scheinen lafst, und 2) weil in ihr noch 1 Atom H vorhandea
ist, welches durch die Eigenthömlichkeit seiner Lage als zum
Austausch gegen Ag geeignet angesehen werden mag ; wäh-
rend gegen die zweite schon der aufgehobene Zusammen-
hang mit Acetylen und die Gleichheit aller vier H-Atome,
von denen doch nur eins durch Ag ersetzbar ist, spricht.
Aus der ersteren Formel für das Allylen lassen sich aber
nur folgende drei Formeln für ein Allylendibromid ableiten :
CHBrg—C—CHa
CH— CBrs—CHa
CHBr = CBr—CHj,
von denen keine eine Umwandlung der CHs-Gruppe in den
Complex CHg.OC^Hs gestattet. Will man daher die sehr
wahrscheinliche Formel CHs— C— CH des Allylens beibe-
halten, so bleibt nur übrig, die des Propargylathers in
CH— CH = CH . OCjHj oder in
CH— C(OC,Hß) = CH,
abzuändern, man müfste denn meinen, dafs hier ein isomerer
Propargyläther vorliegt. Obwohl wir wegen der Schwierig-
keit der Allylendarstellung in gröfserem Mafsstabe nicht
über so bedeutende Mengen des aus Allylendibromid darge-
stellten Aethers verfügten, als zu einer Untersuchung über
feinere Isomerieen nöthig sind, so glauben wir doch, uns
*) Borgehe und Fittig (diese Annalen CXXXHI, 111).
über den Propargyläther 237
nach onseren B^obacbtungen gegen die Annahme einer hier
istattfindenden Isomerie aussprechen zu müssen.
Indem wir anf diese Betrachtungen, zu welchen die
letzterwähnte Bildung des Propargyläthers auffordert, hin-
weisen, möchten wir denselben doch deshalb kein zu grofses
Gewicht beilegen, weil die Atomumlagerung in Verbindungen
wie Allylen und Propargyläther oder ihren Bromadditions-
producten nicht unmöglich erscheint
Von den Metallsubstitutionen des auf verschiedenen
Wegen erhaltenen Propargyläthers haben wir zunächst die
obenerwähnte ' krystallisirte Silberverbindung untersucht.
Baeyer*), welcher sie zuerst beobachtete, vermuthete für
diese die Zusammensetzung des amorphen Silberpropargyl-
äthers, mit welchem er sie überhaupt als identisch ansah.
Wegen ihres schon oben beschriebenen Verhaltens gegen
Ammoniak sahen wir sie für eine Doppelverbindung der
amorphen Verbindung mit Sift)ernitrat an. In der That spaltet
sie bei Zusatz von Ammoniak unter Abscheidung des amor-
phen Niederschlags salpetersaures Silber ab. Die Analyse
ergab folgende Zusammensetzung :
L (Mit Propargyläther aus TribromaUyl.)
0,3520 Grm. Substanz gaben 0,2743 AgCl.
0,3858 Orm. Substanz^ gaben 0,3008 AgCl.
0,2987 Grm. Substanz gaben 0,2404 CO« und 0,0774 HgO.
0,3300 Grm. Substanz gaben 9 GC. N bei 10® und 758 MM. Druck,
n. (Mit Propargyläther aus Trichlorhydrin.)
0,2568 Grm. Substanz gaben 0,1987 AgCL
Hieraus berechnet sich die Formel : 2(CsHsAg.OC2H5)
4- AgNOs.
c
H
21,57
2,89
Geftmden
L
— 58,73 58,66
3,2 - -
analen QT^OLTOl, 196.
TT.
58,17
Berechnet
21,75
2,53
58,69
2,53.
♦)
Diese Aj
239 Liehermann u» Kretsehmerj Nachträgliches
Beim Versetzen einer alkoholischen Propargylalberlosung*
mit einer ammoniakaliachen Lösung von Chlorsilber fallt elm
weifser käsiger Niederschlag, welcher ebenfalls eine Doppel-
Verbindung ist Derselbe wurde nach dem Auswaschen mil
Wasser im Exsiecator getrocknet« Beim Zusammenbringen
mit Salpetersaure entweicht Propargylither, es geht Silber
in Lösung und Chlorsilber bleibt suruck. Die folgenden Ana*
lysen ergeben seine Zusammensetzung als :
(C,H,Ag.OCtH^ + AgCL
0,3160 Gnn. Substens hinterlielMn bQim.ErwIrmeii mit Salpetei&-
Bfture 0,0895 AgCl; ans dem FUtnt fällte Salzsäure 0,1675
AgCL
0,3016 Grm. Sabotanx hinteriielaeii beim Erwärmen mit Salpeter^
Bftore 0,0860 AgCL
GeAmden Qerecbnet
Aga 28,3 28,5 27,30
Ag 39,9 — 41,10.
Längere Behandlung mit Ammoniak zersetzt die Ver-
bindung; durch fortdauerndes Auswaschen mit demselben
kann ihr fast alles Chlorsilber entzogen werden. .
Die Knpferverbindung des Propargylathers wurde durch
Fallung mit ammoniakalischer Kupferchlorfirlösung als amor-
pher gelber Niederschlag erhalten und gab folgende Zahlen :
L (fiÜi FropargylÜher ana TribromaUyl)
0,8384 Grm. Sobatanz gaben 0,1835 CuO.
IL (Mit Fropaigjlftther aas Trichlorhydrin.)
0,3157 Grm. Substanz gaben 0,1715 €uO..
0,5034 Grm. Substanz gaben 0,2265 HgÖ und 0,7405 CO,,
m. (Mit Propargyläther aus AUylendibromid.)
0,2897 Grm. Substanz gaben 0,1552 CuO.. ;
Diese Zahlen führen zur Formel (CaHi . OC8H5)CÜ2.
Gefunden
L IL IIL; Berechnet
C — 40,11 — — 40,89
H — 5,00 — — 4,83
Cu 43,02 — 43,36 42,8 48,30,
über den PropargylUther. 239
Aus Kapferehlorflr erhält man Hoch 6hne Ammoniak eine
amorphev nicht nfiher unterauohte Kupferverbindung.
Die Formel der Kupferrerbindungf, in der Ca (63,4) f&r
1 Atom H steht, zergt, dafs diese eine wahre Kopferoxydul*
Terbindung ist, und dafs zwei IKoleoule des Aethers dur^
4ie Eupferatome zu
OOtHs OGsH|
zusammengehalten werden. Hierin liegt der Grund , wes-^
halb Kupferoxydsalze die FiUlung nicht hervorrufen. Be-
rficksichtigt man nun die Aehnlichkeit , welche die Silber-^
oxydsalze mit dem IfCupferchiorür in ihrer Wirkung auf Ace-*
tylen, AUylen, Propargyläther u. s. w. zeigen, und betrachtet
man im Zusammenhang mit der für den Kupferpropargyläth^
Cestgestellten Formel diejenige der ; Doppelsalze des Silber-
äthers, deren einfachster Ansdr^ick :
^(CAAg.OCjHa) + AgNO, und
2(C,H8Ag.0C,H5) + AgCl
ist, so kann man kaum umhin, anzunehmen, dafs auch die
Silberatome zwei Molecule des Aethers zu :
CtH,— Ag— Ag—CsH,
O.CA OC,Hj
verbinden, d. h. dafs Ag (Atomgewicht as 106) als mehr-
werthiges Element auftritt. Jeder Schein von Zufälligkeit
wird zudem den Formeln obiger Verbindungen genommen,
wenn man sie mit denen zweier schon langer bekannten
Doppelsalze ähnlicher Abstammung vergleicht. Bohrend*)
hat gezeigt, dafs man durch Fällung von gebromtem Ace-
tylen mit Silbernitrat eine krystallisirte. Verbindung erhält,
die er als C4Br3Ags -f- 4aq. (das Krystallwasser j^eht im
Vacuum fort) beschreibt und die offenbar 2 (CgBrAg) -f- AgBr
ist, und Berthelot**) fand, dafs sich beim Einleiten von
•) Diese Annalen CXXXV, 264.
••) Bull, 800. ehim. [2] V, 176* 413.
24D Liebermann u. Kretschrrter^ Nachträgliches
Allylen in ikmaiofniakalisches Chlorsilber die Verbindung
CeHeAgsCl bildet, welchef sich als ^(CsHsAfr) + AgCI an-*
sehen Ififst. Endlich hat Glaser*) eine Silberverbindong^
2(AgC2.C6H5) 4^ AgaO beschlrieben, welche der Kupfer-»
Yerbiiidung (C2C6H5)sCu -j- ^uO vollkommen entspricht*
Giebt man die Berechtigung unserer Auffassung de»
Complexes 2(C3H8Ag) in obigen Verbindungen zu, so mufs
natürlich die Formel des gewöhnlichen Allylensilbers und
Silberpropargylathers verdoppelt werden.
In jüngster Zeit hat nun VTisIicenus**) die Ansichl
ausgesprochen, dafs Silber (Ag = 108) als sweiwerthiges
Element zu betrieichten sei. Und sicher bietet diese Annahme
füf die systematische Betrachtung der Silberverbindungen
vielfach grofse Erleichterungen, indem sie das Silber mit
den ihm chemisch nächststehenden Elementen, namentlicb
dem Kupfer und Quecksilber, in Znsammenhang bringt; wah-
rend sie allerdings andererseits den Isomorphismus vieler
Silber- mit Natrium- und Kaiiumsalzen unberücksichtigt lafst»
Nach dieser Ansicht ist
AgCl
1 und
Aga
Chlorsilber
AgNOa CnCl
1 dem 1
AgNOt CuCl
Silberoitrat Kupferchlorür
AgO
Silbersuperoxyd
dem CuO
Kupferoxyd
analog. Allylensilber
und Silberpropargylather sind dann
durch die Formeln
Ag.CaHs
1
Ag.CaHj
Ag.CsHj.OCjHs
und
Ag.CsHj.OCjHj
mit dem oben Erörterten in Uebereinstimmung. Es bleibt
aber, Wi^licenus* Vorschlag als annehmbar zugegeben,
*) Zeitschrift fOr Chemie 1869, 97.
**) Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft IV^ 63.
über, den Propargyläiher. 24t
ilfe Frtge offeti, ob die Straclur der bisher als Doppelsalz^
mgesehenen Silberverbindangen, selbst auch nur derjeiiigen,
in welchen kein anderes Metall neben Silber Torhanden ist»
wie Wislicenus will aus der Werthigkeit des Silbers er-
klart werden darf. Wislicenus stütet sich auf die Existenz
lies Doppelsalzes AgNOs -^ AgJ und des Berthelot'schen
Argenfacetylchlorfirs C^HAg -f* AgCl, welche er als :
AgNO, AgC,H ,
I und I
AgJ AgCl '
antfafst. Offenbar bestehen aber mehrere Reihen solcher
Doppelverbindungen :
L . (AgX, AgT).
AgNOj, AgJ (Preufsy WUlioenus u. s« w.).
AgNO,, AgBr (Risse).
AgOH, AgFl (Pfaundler).
G,HAg, AgCl (Berthelot).
U.' 2 (AgX), AgY.
(?) 3(AgN0s), AgJ (Weltsies, Bisse u. s. ir.).
^(AgCy)AgNOa) (W^^hler).
2 (C,H, Ag)AgCl (Berthelot).
2(C2BrAg)AgBr (B ehrend).
2(CsH,Ag, 0C,H5)AgN0, (Liebermann n. Eretschmer),
2(G8H,Ag, OCsHs)AgGl (Liebermann u. Kretschmer).
in. 2(AgX), Ag,0*).
2(Ag,C0,) + Ag,0 (H. Rose).
2(AgC,CeHe) + Ag.O (Glaser).
Liefse sich nun auch die Structur von Verbindungen
der ersten Gruppe aus der Zweiatomigkeit des Silbers ab-
leiten, ohne sie als Doppelsalze aufzufassen, so ist diefs für
die der zweiten Reihe offenbar nicht möglich. Es bleibt
also nur übrig, entweder alle Verbindungen, der ersten so-
*) Vielleicht gehören hierhin auch das sogenannte halb- und das
fOnftelübeijodsaure Silber : 2(AgJ04) + Ag^O und 2(Ag,0)
+ AgJ04.
242 Liebermann ti« Kreteehmer^ nachträglichea
wohl ftis der zweiten Reibe, «la gewöhnliche Doppelstize zu
betrachten, d. h. als Verbindungen , deren Bildung wir zwar
ganz im Allgemeinen einer weiteren Affinität einzelner Ele^
mente zuschreiben mochten, für deren gemeinsame Betrach"*
tung es aber bisher an einer umfassenden Ansicht fehlt, oder
in einer anderen Werthigkeit des Silbers den Schlüssel für
ihre Siructur zu suchen. Nimmt man die speeifische Warm<e
des Silbers als mafsgebend an, so darf man kein anderes Atom-
gewicht als 108 für diefs Element einführen. Bei jeder Annahme
paarez Affinitäten stöfst man auf dieselbe Schwierigkeit in Er-
klärung der Reihe II wie bei der angenommenen ZweiwerthigkeiL
Gegen Ag (108) als dreiwerthig spricht der Umstand, dafs
wir alsdann keine Verbindung kennen würden, in welcher
ein einzelnes Atom Silber enthalten wäre, und dafs solche
Verbindungen nach dem, was wir über das Silbersuperoxyd
wissen, auch kaum bestehen dürften. Es bliebe also nur die
Annahme übrig , dafs das gewöhnlich einwerthige Silber
auch dreiwerthig auftreten könne. Hiernach würden sich
die erwähnten Verbindungen leicht erklären lassen, z. B. :
1. AgNO,.
2. JAg = AgNO,.
3. CjH^Ag = AgCsHj.
4. CaH,Ag — AgC,H,.
AgCl
Ag-AgC,.C,H5
6. 0(1 • I
^Ag — AgC, . CeHj.
• • ' ■ '
Man stöfst aber hier auf die Schwierigkeit, dafs man dadurch
gewissermafsen verschiedene Oxydationsstufen des Silberß in
so ähnlichen Verbindungen, wie beispielsweise 3 und 4^ an-
nimmt. Auch scheint uns, dafs die Theorie der wechselnden
Atomigkeit vorläufig nur mit äufserster Vorsicht benutzt
werden darf.
über den Propargyläther. 243
Wir gelangen daher su dem SchlufSi: zwar mit Wislir-
cenua die Zweiatomigkeit des Silbers anaunehmen, trotzdem
aber die Auffassung der besprochenen Verbindungen ala
Doppelsalze aufrecht zu erhalten.
Im Anschlufs an die beschriebenen Verbindungen des
Propargylathers wollen wir noch erwähnen, dafs Berthelot
für die Hetallverbindungen des Acetylens und Allylens eigen-
thümliche Silber- und kupferhaltige Radicale annimmt, die er
Cuprosoacetyl, Argentacetyl u. s.w. nennt; und die nach ihm
in Oxyde, Chloride und Salze übergehen. Von den für die-
selben aufgestellten Formeln stimmen die Ton den Radicalen
[C8HAg(C2HAg3)] und [CsH3Ag(CsH3Ag2)] abgeleiteten Salze
mit den Silberdoppelverbindungen^ des Progargyläthers über-
ein, während diejenigen der Radicale C2Ag2H und CaHsAgg
in die obige erste Reihe gehören. Diese Verbindungen sind
jedoch, so viel sich aus den bezüglichen Abhandlungen ent-
nehmen läfst, bis auf die beiden oben von uns citirten nicht
finalysirt worden und konnten daher hier nicht weiter in
Vergleich gezogen werden. Wir theilen B er thelot 's Auf-
fassung dieser Verbindungen nicht. Die leichte Ausscheidung
des Kohlenwasserstoffs, welche bei allen diesen Verbindun-
gen, ganz wie bei freiem Acetylen- und Allylensilber, auf
Säurezusatz eintritt, sowie die leichte Zerlegung der jeden-
falls ihnen völlig analogen Silbernitrat- und Chlorsilber-Silber-
propargyläther durch Ammoniak oder des schwefelsauren
Argentallyloxyds durch Wasser, der Uebergang des soge-
nannten Argentallyloxyds *) in Argentallylen scheinen anzu-
deuten, dafs hier nur lose Aneinanderlagerungen stattfinden.
*) Berthelot a. a. O. Eben so zersetzt Wasser die Verbindiing
2(AgOy) -\- AgNOs unter Zaracklassong von AgCy.
244 SchrtdeTy über die
welche einfacher aus der Doppelverbindungeti erzeagenden
Polyvalenz der Metalle erklart werden können.
Berlin, den 28. März 1871. Organ. Laboratorium der
Gewerbeacademie.
Ueber die Oxypikrinsäure (Styphninsäure) j
von Dt. J. Schreder.
Im Jahre 1808 beschrieb zuerst Chevreul*) eine der
Pikrinsäure ähnliche Nitrosäure, die er aus Fernambukextract
erhalten hatte. 1846 wurde diese Säure von Er d mann**)
und fast gleichzeitig von Böttger und Will***) näher
untersucht. Erdmann war zu ihr bei seiner Arbeit über
das Euxanthon gelangt. Böttger und Will hatten gefun-
den, dafs sie aus mehreren Harzen , dem Asant, Galbanum^
Sagapenum, entsteht; und in der neueren Zeit empfahl Sten-
housef) das Extract des Sapanholzes als das beste Mate-
rial für ihre Gewinnung. Die Säure erhielt wegen ihres ad-
ütringirenden Geschmacks den Namen Styphninsäure. Ihre
Formel wurde übereinstimmend zu C6H3(N02)sOs gefunden»
Sie enthält also um ein Atom Sauerstoff mehr als die Pikrin-
säure, und wurde demnach auch als Oxt/pikrinsäure be-
zeichnet.
•) Anniaes de Cliim. LXVI, 246 ; LXXIII, ^3.
**) Journal für practische Chemie XXXYII, 385, und diese Annalen
LX, 245.
♦**) Diese Annalen LVm, 273.
t) Daselbst CXLI, 224.
Oxypihfinsäure. 2^5
Die FragQy von welcher Verbindttag dieses Niltoproduci
stammt, ist bisher weder durch das Experiment zu lösen
Tersucht, noch theoretisch discutirt worden;.
Nur K. Wagner^) sprach gelegentlich seiner Unter«
suchung der Brenzmoringerbsaure , die er als Brenzcatechu-^
saure erkannte die Vermulhung aus, die Styphninsaure
könnte^ die dieser Verbindung zugehörige Nitrosäure sein»
Bekanntlich aber giebt es aufser dem Brenzcatechin noch:
2wei Isomere von der Formel CeHeOa : das Hydrochinon^ und
das Resorcin. Bezuglich . der Oxyphensäure theilte wir
Professor Hlasiwetz, unter dessen freundlicher Leitung
ich diese Untersuchung ausgeführt habe, mit, dafs er schon
Tor längerer Zeit vergeblich versucht hat, aus ilur die Oxy^
Pikrinsäure zu erhalten. Noch weniger Aussicht auf dieseii
Erfolg bot das Hydrochinon, welcheß durch Salpetersaure zu-
erst in Cfainhydron übergeht; und es wurde deoinach viel
wahrscheinlicher, dafs das Besorcin die Stammverbindung
der Styphninsaure sei. Man kann in dieser Vermuthung durch
die Ueberlegung bestärkt werden, dafs aus der Mehrzahl der
Styphninsaure liefernden Substanzen bereits Resorcin gewon-
nen worden ist, und ich habe daher eine Quantität Styphnin-
saure dargestellt und sie zunächst mit dem ^ kürzlich von
Stenhouse**) erhaltenen Trinitroresorcin verglichen. Zu
diesem Vergleich stand mir ein Trinitroresorcin zu Gebote,
welches von Dr. Weselsky im Verlauf seiner Untersuchung
einiger Abkömmlinge des Resorcins dargestellt worden war.
Die Styphninsaure gewann ich nach der empfehlenswer-
then Vorschrift von Stenhouse aus Sapanholzextract in
reichlicher Menge. Das Rohproduct wurde wiederholt durch
Umkrystallisiren aus Wasser und Alkohol gereinigt. Es war
*) Diese Annalen LXXXIV, 285.
**) Chem. Centralblatt 1870, 676.
246 Sehreder^ über die
aber so lange in seinem Aeufseren und seiner Art zu kry*
stallisiren von dem Trinitroresorcin etwas verschieden, als^
nicht eine kleine Beimengung einer zweiten verunreinigenden
Verbindung durch partielle Fällung der heifsen Säurelösung"
mittelst Bleizucker entfernt war. Ais in die von dem geringe»
Niederschlage abfiitrirte Flüssigkeit Schwefelwasserstoff ge-
leitet, dann filtrirt und das Filtrat mit Salpetersäure versetzt
wurde ) fiel die Nitrosäure in körnigen sandigen Erystallen
heraus, während: sie bis dahin in feineren weichen naddl-
förmigen Krystallen erschienen war. Die etwas dunklere
Färbung, die das sandige Präparat noch hatte^ verschwand
beim Erwärmen mit etwas concentrirter Salpetersäure; dann
wurde es mit kaltem Wasser gewaschen und aus verdünntem
Alkohol umkrystallisirt. Nunmehr zeigten Styphninsäure und
Trinitroresorcin im Aefseren und bei allen Reactionen genao
die gleichen Erscheinungen, so dafs die Identität dieser bei-'
den Verbindungen als feststehend betrachtet werden darf.
Die Analysen ergaben :
Styphninsäure Trinitroresorcin
(Schreder) (Weselskj)
C^HgNjOs berechnet gefunden
C 29,38 29,42 29,41
H 1,22 1,64 1,62
Das Trinitroresorcin kann durch freiwilliges Verdunsten
einer verdünnten alkoholischen Lösung in prächtigen grofsen
schwefelgelben Krystallen erhalten werden, die nach einer
Messung, welche ich der Gefälligkeit des Herrn Professor
Ditscheiner verdanke, folgende Verhältnisse zeigen«
Oxyjnkrinsäure*
247
11t
tu
M
//Jt
Krysiallfonn : HezagonaL Optiich neg»tiT«
a : o = 1 : 1»60553
f 8B 84*62' 5= xy = yz = xz.
Beobachtete Flttchen : Die Endfl&che 111,
die «eehiseitige Pyramide 100 . 221, '
. daa sechsseitige Prisma 211.
beobachtet
berechnet
100 . 221 « —
100.121"» 116«6'
100 . 121 SS 64<>54'
111.100= 58<>ö'
111.211 Ä 90*0
100 . 211 = 81<>55'
112.211=: 60*0
100.122 SS iieno" — —
100.001 = 94040 — —
Die krystallographische Uebereinstimmung beider isl so*
mit eine vollständige.
Triamidoresorcin.
Erwärmt man in einem geräamigen Kolben Trinitroresor-»
ein mit Zinn und Salzsäure, so hat eine stürmische Reaction
statt; die, wenn sie zu Ende ist, eine etwas dickliche FIös-
sigkeit von meist dunkelrother Farbe hinterläfst. Diese Farbe
Trinitroresorcin
Styphüinsänre
öons'
50*12'
116*7'
116*8'
Ö7<>68'
67*66'
90*0
90*0
31048'
82*2
60*0
m^.
249 Schreder j über die
wenigstens mufs sie haben, wenn die Umsetzung vollständig
gewesen sein soll. Ist die Flüssigkeit nur grünbraun, so
mufs noch mit neuen Mengen Zinn und Salzsaure erwärmt
werden, bis sie roth geworden ist. Alsdann krystallisirt sie
«uch beim Erkalten , wenn sie concentrirt genug war, von
■selbst, oder doch auf Zusatz neuer Mengen von concentrirter
Salzsäure. Das Product ist ein etwas gefärbter, aus feinen
Prismen bestehender Krystallbrei , welchen man zuerst auf
einen Trichter abtropfen läfst, und hierauf auf porösen Thon-
platten von der sauren Lauge befreit. Zur Reinigung löst
man es in möglichst wenig Wasser, filtrlrt, und versetzt das
Filtrat wieder mit concentrirter Salzsäure. Nur auf diese
Weise läfst sich die in Wasser sehr lösliche Substanz ohne
Verlust umkrystallisiren. Sie wird wieder auf porösen Thon-
platten vorgetrocknet ^ dann mit Alkohol gewaschen und
schliefslich unter der Luftpumpe getrocknet. S(e ist völlig
farblos, zeigt in ihrer breiigen Form einen schönen Atlasglanz
und oxydirt sich in ihrer wässerigen Lösung an der Luft
äufserst rasch unter schöner rother Färbung. Die Analyse
-ergiebt die Zusammensetzung des salzsauren Triamidoresor-
•cins verbunden mit Zinnchlorür. Das Salz war im Vacuum
getrocknet. Im Wasserbade beginnt es bereits sich zu zer-
setzen.
1. 0|308 Grm*. Substanz gaben 0,175 Eohlensfture und 0,087
Wasser.
2. 0,647 Grm. Substanz gaben 0,967 Silberchlorid.
8. 0,5695 Grm. Substanz gaben 0,182 Zinnoxyd.
4. 0,67 Grm. Substanz gaben 0,215 Zinnöxyd.
<;eH(0H),(NH,)8 . 3 HCl + SnCl, + H,0
berechnet gefunden
C, 15,25 15,49 —
Hj4 2,96 3,13 —
Sn 25,02 25,18 25,24
CI5 37,64 36,96 —
Oxypikrinsäure. 249
Aus dieser Zinndoppel verbindunisf läfst sich zunächst das
salzsaure Triamidoresorcin leicht gewinnen, wenn man aus
der wasserigen Lösung derselben das Zinn durch Schwefel-
wasserstoff entfernt, und das vom Schwefelzinn ablaufende
wasserhelle Filtrat unter der Luftpumpe eindampft. Bei
passender Concentration krystallisirt dann die Verbindung oft
in sehr schönen grofsen, etwas gelblich gefärbten Krystallen.
Aus concentrirten Lösungen erhält man zu Drusen vereinigte
Nadeln. Die Verbindung ist sehr leicht löslich in Wasser.
Aus einigermafsen concentrirten Lösungen fällt sie auf Zu«
Satz von Salzsäure schnell heraus. Sie färbt sich an der
Luft bald rotb, zersetzt sich trocken sowohl wie gelöst schon
beim Erwärmen auf 100^ wobei sie zuerst roth; dann braun
wird. Versetzt man eine Lösung der reinen Verbindung mit
Ammoniak, so bemerkt man zuerst eine gelbliche, schnell ins
Braune und Gröne übergehende Färbung, und bald darauf
erfüllt sich die Flüssigkeit mit feinen grau-grönen Nädelchen,
die einen schönen metallischen Glanz besitzen. Hit Aetzkali
entsteht in der wässerigen Lösung eine aus dem Röthlich*
gelben bei Berührung mit der Luft schnell ins dunkel Königs-
blaue übergehende Färbung. Auch wenn man eine mit aus-
gekochtem Wasser bereitete Lösung über Quecksilber mit
Ammoniak zusammenbringt, färbt sie sich bald, und wird zu-
letzt fast undurchsichtig blau. Die Analysen der im Vacuum
getrockneten Substanz ergaben folgende Zahlen :
1. 0|298 Grm. Substanz gaben 0,28 Kohlensäure und 0|135
Wasser.
2. 0,304 Grm. Substanz gaben 0,285 Kohlensäure und 0,135
Wasser.
3. 0,568 Qrm. Substanz gaben 0,867 Silberchlorid.
4. 0,2995 Grm. Substanz gaben 36,75 CG. Stickstoff bei 754,4 MM.
Bar. und \Z^ C.
t
Annal. d. Chemie o. Phann. CLVIll. Bd. 8. Heft. 17
250 Schreder, über die
Der Formel C6H(OH)i(NH2)s.3HCl + H2O entspricht :
berechnet gefunden
Cß 25,49 "25,62 " 25,55^ j
Hu 4,95 6,03 4,93 |
N, 14;86 14,41 —
Cl, 37,68 37,74 —
Salzsaures Amidodiimtdoresorcin.
Mit diesem Namen I^ann man eine Verbindung bezeich-
nen, welche dem salzsauren Amidodiimidophenol parallel ist.
Heinzel*) erhielt diese letztere bei der Behandlung
einer Lösung ^on salzsaurem Triamidophenol mit Eisenchlorid
in der Form kleiner brauner Krystalle, die im reflectirten
Licht einen blauen metallischen Glanz zeigen. — Eine Lösung
von salzsaurem Triamidoresorcin färbt sich auf Zusatz von
£isenchlorid dunkel-kirschrotb, und giebt bei einiger Concen«
tration sofort, /bei gröfser er Verdünnung auf Zusatz von Salz-
säure eine Ausscheidung kleiner dunkelrother Nadeln mit
blauem metallischem Glanz, der Verbindung Heinzel's ahn-
lich. In noch einfacherer Weise entsteht der Körper, wenn
man durch eine Lösung des salzsauren Triamidoresorcins so
lange Luft saugen läfst, bis sie ganz dunkelroth geworden
ist. Schon wahrend dieser Operation erfüllt sich meistens
die Flüssigkeit mit den schönen rothen Nadeln, die fast
quantitativ erhalten werden, wenn hinterher noch etwas
Salzsäure zugesetzt wird, was ihre Löslichkeit in Wasser
•
vermindert. Sie sind in kaltem Wasser nicht allzu löslich
und lassen sich durch Eindampfen einer solchen Lösung nur
zum kleinsten Theil wieder erhalten. Die Hauptmenge zer-
setzt sich unter Bildung einer braunen Ausscheidung. Läfst
man aber eine kalt bereitete Lösung unter . der Luftpumpe
verdampfen., so kann man die Verbindung in prachtvollen^
*) Journal ffir practische Chemie C, 216.
Oxypikrtnsäure. 25 i
5 bis 6 Millimeter langen flachen ^hmalen Nadeln erhalten.
.Aetzkati verwandelt die rothe Farbe ihrer Lösung in eine
<lunke]königsblaue. Die Analyse fuhrt zur Formel CeNfgNsOsCl
^bet 100^ getrocknet) und die Bildung der Verbindung ist
^lemnach offenbar :
+ 4 HCl + FejCl4.
\NH8.HC1
Die Analyse ergab :
1. 0,2865 Grm: Substanz gaben 0,391 Eoblensäurd und Ojlll
, Wasser.
2. 0,3005 Grm. SubsUns gaben 0,40,5 Eoblensftui» und 0,118
Wasser.
3. 0,3195 Grm. Substanz gaben 62,5 CG. Stickstofif bei 752,4 MM.
Barometerstand und 16'* C.
4. 0,393 Grm. Substanz gaben 0,2975 Silbercblorid.
OH
iOH
'
OH
lOH
CoH/nH,
.HCl
+
Fe,Cle =
CeH^NH\
NH,
.HCl
INH/
^NHj
.HCl
iNHj .
HCl
OH
t
OH
CeH{NHv
•
Inh,.
HCl
berechnet
gefunden
Ca
37/46
87,21 86,83
He
4,22
4,3 4^7
Ns
22,16
22,53 —
Cl
18,73
18,70 —
Unter den Reactionen des salzsauren Triamidoresorcins
ist erwähnt, dafs eine mit Ammoniak versetzte Lösung des-
selben bei Luftzutritt kleine grüne melallglänzende Nadeln
ausscheidet. Dieselbe Verbindung bildet sich auch^ wenn
mit Ammoniakdämpfen beladene Luft durch eine solche
Lösung aspirirt wird, und endlich verwandeln sich mit Was-
ser zu, einem Brei angerührte Krystalle des rothen salzsauren
Triamidoresorcins augenblicklich in diese Verbindung, wenn
man Ammoniak hinzutröpfelU Dieselbe ist so ,g;ut wie ,unlösr
lieh in kaltem Wasser^ besitzt besonders in aufgeschlämmtem
Zustande den dunkelgrünen Hetaliglanz in hohem Grade, ist
17»
254 Hlasiwetz^ über die Basicität
in Weloker er dies^ Verbindungen- neu formulirt, von der
Anirahme «u^ehend , sie seien ^gesättigte Abkömmlinge des
Hexylwas^erstoffs CeHu, .und zwar Derivate eines sieben-
sftQrigen Alkohols C6H7(OH)7, der indefs, weil er zwei
Hydroxylatome an eiilein Kohlenstoffaiom gebunden enthält^
wahrscheinlich nicht existenzfähig ist. Beim Versuch ihn
darzustellen wic^l er sich eben so wie. die Aldebydalk4)hole . • . .*
in Watöer und sein erstes' Anhydrid CeHTJ/Qm zerlegen.
Dieses ist der Traubenzucker.'^
Gegen die in meiner und Habermann 's Untersuchung
y^zur Kenntnifs einiger Zuckerarten"^ *) vorgeschlagene
Slructur des Traubenzuckers
HO.HjC CHj.OH
I I
HO .HC CH . OH
II
HOCc=COH
erhebt er den Einwand, dafs die in ihr beßndlichen COH-
Gruppen keine Aldehydgruppen sind, und es mufs zugegeben
werden, dafs, indem wir von diesen Gruppen die Möglichkeit
ableiten zu können glaubten, ^die Reductionswirkungen, und
das in manchen Stucken aldehydartige Verhalten der Glu-
cose^ zu erklären, es der Erläuterung bedurft hätte, es seien
damit nicht Aldehyde gewöhnlicher Art gemeint, sondern
Verbindurfgen , die sieh bei einigen Reductionen wie Aide-*
—0
hyde verhalten und doch nicht die Gruppe — C— u , son-
dern die Gruppe — C— Ö— H enthalten, die in unserer For-
I
mel steht.
Das Brenzcatßchin, die Gallussäure, Pyrogallussäur e sind nur
die auffallendsten Beispiele zahlreicher solcher Verbindungen,
*) Diese Annalen CLY, 120.
der Gluconsäure und Lactonsäure, 255
aus deren Formeln hervorgeht, dafs es nich; immer aus-
schUefslich von der ersteren Art der Bindung des 0 und H
an C abhängt^ ob ein Körper in seinen Reductionswirkungen
ein aldebydartiges Verhalten zeigt, sondern dafs auch die
zweite dieser Bindungsformen ihn zu solchem Verhalten be-
fähigen kann.
Nimmt man dann fär diese in unserer Fotmel gebrauch-
ten Gruppen eine andere Function als für die übrigen OH
enthaltenden an, so hat es weniger Befremdendes, dafs der
Wasserstoff in ihnen auch von der Substitutionsfähigkeit durch
das Badical der Essigsäure ausgeschlossen ist, wie bei dem
Versuch von Schützenberger und Naud^n,
Ich will mich jedoch diefsmal nicht dabei aufhalten, die
in unserer Arbeit entworfenen Formeln zu vertheidigen, da
sich bald eine passendere Gelegenheit bieten wird, auf sie
zurückzukommen. Bei der Fortsetzung dieser Arbeit sind
wir zu neuen Thatsachen über das Dextrin und die Stärke
gelangt, welche eine Erweiterung der theoretischen Betrach-
tungen gestatten werden.
In diesen Zeilen möchte ich blofs darauf aufmerksam
machen, dafs Fittig bei seinen Deductionen^.so logisch sie
auch sind, wenn man seine erste Hypothese zugiebt, von
einem Verhältnifs sich zu vergewissern versäumt hat, welches
für die Richtigkeit seiner Formeln v^n gröfstem Belang ist,
mit dem sie, wie ich glaube, stehen und fallen.
Er sagt (S. 15) : „die* reddcirenden Eigenschaften des
Traubenzuckers und sein Verhalten bei weiterer Oxydation
aharakterisiren denselben scharf als Aldehyd.^
256 Hlasiwetz^ über die Bancität
yfig kommt demselben sonach die Foraiei
CHj.OH
I
CH.OH
I
€H.OH
I
CH.OH
I
CH.OH
CHO
zu.^ Und dann schliefst er weiter (S. 17) :
„Bei vorsichtiger Oxydation des Traubenzuckers wird,
wie bei allen Aldehyden, die Gruppe CHO in Carboxyl CO.OR
verwandelt, und es entsteht eine einbasische^ sechsatoraige
Säure, CeHisO? :
CHj.OH
I
CH.OH
CH.ÖH
I
CH.OH
I
CH.OH
CO. OH
„Dieses ist die vonHlasiwetz und Habermann vor Kur*
zem durch successive Einwirkung voa Chlor und Silberoxyd
auf eine Lösung von Traubenzucker erhaltene einbasische
Gluconsaure.''
Man siebt also, es ist eine nothwendige Consequenz von
Fittig's Anschauungen, dafs die Gluconsäure einbasisch
sein mujs*
Wir unsereslheils hatten angegeben :
„Die Basicitätsverhaitnisse der GluconsSure sollen ge**
legentlich noch genauer untersucht werden. Das Bleisals
zeigt, dafs 4 Atome Wasserstoff durch Metalle ersetzt wer-
den können. Die anderen analysirten Salze weisen für die
Gruppe Ce nur den Ersatz eines Wasserstoffatoms durch
''*5tall aus.**
der Gluconsäure tmd Lacionsäute. !^5T
^Es mufs indessen bemerkt werden, dfafs die Lösungen
dieser Salze eine entschieden saure Reaction auf Lackmus
zeigen/
War schon in dieser Bemerkung der Zweifel angedeutet,
<iafs die Gluconsäure nur einbasisch sei, so haben uns kurz-
lich angestellte Versuche die Gewifsheit Verschafft, dafs sie
zweibasisch ist. Es lafst sich z. B. das einbasische Kalksalz
derselben leicht iu ein zweibasisches yetyfzxiAtlnf wenn man
fn eine nicht zu verdünnte lauwarme Lösung desselben E^alk-
milch vorsichtig so lange eintragt, als das suspendirte Kalk-
hydrat beim Umschwenken noch schnell verschwindet. Filtrirt
man rasch, sobald eine bleibende Trübung eintritt, und erhitzt
das klare Filtrat, so scheidet sich sofort, und wenn der Siede-
punkt erreicht ist fast vollständig, das zweibasische Salz als
ein weifser, dicker, undeutlich krystallinischer Schlamm aus,
den man schnell waschen, filtriren und pressen mufs. Trotz-
dem vermeidet man schwei*, dafs das Salz ein wenig über-
schüssigen Kalk enthält. Scheidet man es nicht durch Erhitzen
seiner Lösung aus, sondern läfst diese unter der Luftpumpe
eintrocknen, so erhält man es als gummiartige rissige Hasse,
die zerrieben selbst in kochendem Wasser sich nur spuren-
weise löst.
Wir erhielten für das bei 120^ getrocknete Präparat
bei der Analyse folgende Zahlen :
CaHjoCaOj
c
29,5 '
30,7
H
4,4
4,2
Ca
18,0
17,1.
Die bei der Darstellung durch Erhitzen von dem zwei-
basischen Salz ablaufende Lauge löst wieder Kalkhydrat, und
das Filtrat liefert erhitzt noch eine gewisse Menge der Ver-»
bindung.
258 HlasiwetZy über die Baaicität
Hatte man gleich' Anfangs etwaii zu viel Kalkhydrat zu-
gebracht, .&o kann sich der gröfste Theil derselben gleich so
aasscheiden, dafs man aus dem erhitzten Piltrat nur noch
kleine Mengen erhält. Salmiaklöspng löst das Salz mit grofser
Leichtigkeit auf, und darum erhält man es auch nicht, wenn
man mit einer ammoniakalisch gemachten Chlorcalciumlösung
es darzMStell^fi versucht.
Das einbasische Barytsalz hatten wir nicht mehr zur Ver-
fügung^ um e^ auf ein analoges Verhalten gegen Aetzbaryt
zu prüfen. Allein man kann sich für die Darstellung des
zweibasischen Barytsalzes auch des einbasischen Kalksalzes
bedienen.
Versetzt man dessen Lösung mit Barytwasser und erhitzt
das Gemisch zum Sieden , so scheidet es sich in weifsen
Flocken aus. Bei 120^ getrocknet wurde darin gefunden :
CeHjoBaOy
C 21,0 21,7
H 3,2 3,0
Bft 42,8 41,4.
Mit derselben Bestimmtheit wie von der Glucönsäure
sagt Fit t ig auch von der Lacionsäure aus, dafs sie nur
einbasisch sei.
„Die Lactonsäure, welche Hlasiwetz und Barth aus
dem Milchzucker und dem Arabin durch eine ähnliche Reac-
tion wie die Glucönsäure aus dem Traubenzucker erhielten ....
ist sehr wahrscheinlich nach einer der drei sehr ähnlichen
Formeln :
CHj — 0 — CHg CHj.OHCHj.OH CO. OH CH,. OH
II ^ 11 .11
C.OH C.OH G.OH
{h.oh ^„ K^ ^ Ko
CH.OH CH/ CH/
CO. OH CO. OH CHj.OH
der Oluconsäure und Lactonaäure, 259
consliluirt, vOn denen wieder die erstere die gröfsere Wahr-
tfeheinlichkeit för sich hat, weil nach ihr sich die Bildung*
von Schleimsaare bei weiterer Oxydation der Lactonsanre
am Ungezwungensten erklftrt/
„Die Lactonsäure ist jedenfalls 6ine einbasische^ vier-
atomige Saure. • . •>. .^
£s war nun zwar, als ich mit Barth diese Säure dar-
stellte, uns nicht gelungen^ andere als einbasische Salse zu
erhalten; wir hatten die Frage nach ihrer Badcitat nicht zu
erledigen vermocht ^^ jedoch auf die Wahrscheinlichkeit hin*'
gewiesen, dafs sie mehrbasisch sei *).
In der That zeigte sich jetzt, dafs zweibasische Salze
des Kalks, und Baryts genau in derselben Weise entstehen
wie bei der Glüconsaure.
Das Kalksalz gab bei der Analyse :
CeHgCaOe
C 32,7 33,3
H 4,0 3,7
Ca 18,9 18,5. '
Das Barytsalz bildet sich auf Zusatz von Barytwasser zu
einer Lösung des einbasischen Kalksalzes schon in der Kälte **)•
Nach diesen, iden Behauptungen Pitt ig 's so wider-
sprechenden Erfahrungen kann ich mich nicht entschliefsen,
die von ihm ausgedachten Formeln anzunehmen , so wenig
ich* auch auf den in unserer Abhandlung entworfenen be-
stehe, wenn sie mit den Thatsachen nicht im Einklang sind.
Sind diese in genügender Anzahl vorhanden, so ist, wie
Jeder zageben wird, der Entwurf solcher Schemata der
muheloseste Theil einer Arbeit.
*) Vgl diese Annalen GXXII, 106.
**) Das Verhalten dieser Säuren wird nnnmehr dazu benutzt werden
können, sie mit Umgehung des 8ilberoxyds darzustellen.
260 Erlenmeyer y über die Büdung
leh habeschon erwähnt, dafs wir ncMsh weitere tu sam-^
meld im Begriffe sind. Auch ein experimenleiler Yergleicb
der Mannilsäure v, Gorup's mit der ihr gteich zusamme»**
gesetzten Giuconsiure ist vorbereitet
Eine wesentliche Bereicherung unserer Kenntnisse über
den Zucker ist uns kurzlich durch Hoppe-Seyler gewor-
den, welcher gezeigt hat^ dafs aus der Glucose so leicht
Milchsäure entstehen kann^ wenn man sie nnt Natronlauge
«rwarml *). Und da es Aethylidenmilchslure ist, die sieb
bier bildet, so sind wahrscheinlich im Zucker die Radicale
CH3 und CH.OH vorhanden. Dann konnte man haben :
H,C CH, H,C OH, ' CH3
HO.HC CH.OH HO.HO CH.aH CH.OH
I I daraus | 1 und |
HOC — COH HOC — O — COH COfi
II II II
0 — 0 O 0 o
Glucose Gluconsftare Milchsäure.
Indessen wird einzig und allein die Synthese im Stande
sein, die Structurformeln der Zuckerarten und ihrer Derivate
endgültig festzustellen. .
\ I " '-' " !■
üeber die Bildung einer Methyloisäthion-
säure;
von E. Erlenmeyer.
Nach unseren heutigen Anschauungen sind zwei isomere
methylirte Isathionsäuren möglich :
*) Berichte der deutschen chemischea Gesellichitft in Berlin, 1871, 346.
einer Meihyloisäthionaäure. 26 i
I. n.
CH3
CHgOH CHOH CHjOH
I . I I
I .1 .1
SOjOH SOgOH SOgOH
Isäthionsänre.
Man konnte voraussetzen^ dafs eine dieser beiden Saaren
resp. ein Salz derselben durch Vereinigung vioi» Propylen-
oxyd (methylirlem Aethylenoxyd) mit saurem «chwefligsaurem
Alkali entstehen müsse, wie ich in Gemeinschaft mit Dr. Darm •
staedter (Zeitschn f.Chem. ^8689 342) aus Aethylenioxyd
und saurem schwefligsaurem Alkali isathionsaures Salz er-
hallen habe.
Pas Experiment ^kal diese Vorausaetzmg heslatigt und
Herr Friedrieh Carl wird dentnächst die nähere Beschrei-»
bung der t^etreffienden Versuche und Producte folgen lassen»
Wir sind damii besphaftigt, durch dieselbe Reaciion^
welche eine Allgemeine zu sein scheint, die analogen kohlen-
^toffreicheren Verbindungen aus den entsprechenden Olen^
Qxyden darzustellen. Andererseits werden wir versuchen^
den Pseudopropylalkohol durch Behandlung mit Schwefel
saureanhydrid u. s. w. in MethfJoisathionsaure überzufahren»
und da sich hier voranssiehtlicli die er^e Verbindung bilden
wird, wie es die folgende GieichuBif versinnlicht :
CH, CH,
I I
€HOH CHOH
I I
C&3 GHj
I
+ SOgO = SOgOH
so wird sich wolil entscheiden lassen, ob dieselbe identisch
oder isomer Ist mit der Sfture, welche wir aus Propylenoxyd
erhalten haben.
Es Ist möglich, dafs die von Schwarz (Ben d. deutsch.
cliem. Ges. III, 693) und die von Falk (Journ. für pract.
262 Erlenmeyery zur Fleischmilchsäure,
Chem. CX, 274) dargestellten Sauren der Quintangruppe in
ahnlicher Weise von einander verschieden sind, wie die oben
mit I. und II. bezeichneten der Propangruppe; freilich wohl
kann hier die Isomerie auch in einer Verschiedenheit der
KohlenstofTkerne ihren Grund haben.
Zur Fleischmilchsäure;
von Demaetben. .
Im Verlaufe meiner Untersuchungen über die Milchsäuren
verschiedeneii Ursprungs , mit deneil ich schon seit längerer
Zeit beschäftigt bin, habe ich besonders beatögliob der Fleisch-
milchsäure einige Beobachtungen gemacht, die mit Angaben
anderer Forscher nicht im Einklang stehen.
So giebt Engelbardt (diese Annalen LXV, 363) an,
<lafs sich fleiscbmilcbsaures Zink in 2,23 Th. ^kaltem und
eben so viel kochendem Alkohol löse. leh fand die Löslich**
keit in Alkohol weit geringer als in Wasser.
Nach Dosios (diese Annalen CXLVI^ 168) soll die
Fleischmilehsäure dul'ch chromsavres Kali und Salpetersäure
einerseits und Salpetersäure för sich andererseits zu Halon-
säure oxydirt werden. Es ist mir trotz genauer Befolgung
des von Dosios angegebenen Verfahrens weder in dem
einen, noch in dem anderen Fall gelungen, Malonsäure unter
den Oxydationsproducten der Fleischmilchsäure nachzuweisen.
Ferner hat Wislicenus (Ber. d. deutsch, ehem. Ges.
II, 620) mitgiBtheilt, dafs siph das Zinksalz der Fleischmilch-
säure durch Zusatz von starkem Alkohol zu seiner warm
concentrirten Lösung in ein schwer löbliches krystallinisches
Salz, welches ausfällt, :und ein amorphes gelöst bleibendes
Erlenmeyer^ zur Fietschmüchsäure* 263
spalte. Bei Wiederholung dieses Versuches fand ich, dab
die weingeistige Mutterlauge von dem krystalliniscben Sabs
buchstäblich bis zum letzten Tropfen krystallisirte.
Trotzdem dafs zu der heifs gesattigten Lösung des Zink»*
salzes mehr als das zehnfache Volum starken Alkohols hin-
zugesetzt worden war, blieb die Lösung auch nach dem Ab-
kühlen noch längere Zeit ganz klar. Erst nachdem ich einige
Kryställchen in die Lösung hatte fallen lassen, bildeten sich
nach Verlauf einer Stunde den Wegen entspi*echeiid, welche
die Kryställchen genommen hatten, vier ganz isolirt und auf-
recht stehende Röhren, deren Wände aus einem Netzwerk
feinnadeliger Krystalle zusammengefugt waren; von diesen
Röhren aus schied sich dann sehr allmälig eine äufserst volumi-
nöse, aus haarfeinen Nadeln bestehende Krystallmasse ab^
die den Kolben ganz erfüllte und den Inhalt zum Gestehen
brachte. Diese Masse fiel über Nacht zu einem sandigen Kry-
stallpulver zusammen , das sich auf dem Boden des Kolbens
absetzte.
Dieses Zerfallen der nadeiförmigen Krystalle zu einem
Kryslallpulver einerseits und der Krystallwassergehalt des
Zinksalzes, den ich fand, andererseits entsprechen so voll-
kommen den Angaben von Engelhardt, dafs man glauben
sollte, wir hätten dasselbe Salz in Händen gehabt. Die Diffe-
renz in der Löslichkeit in Alkohol liefse sieh vielleicht durch
meine Beobachtung erklären, dafs das Zinksalz unter Um-
ständen stark übersättigte alkoholische Lösungen zu bilden
vermag.
Die Abweichung meiner Beobachtungen von denen von
Dosios einerseits und Wislic onus andererseits liefse sich
allenfalls verstehen, wenn man die Annahme macht, dafs die
Fleischfiüssigkeit manchmal zwei verschiedene Milchsäuren
enthält, von welchen die eine sowohl bei der Oxydation
Malonsäure liefert, als auch ein in Alkohol lösliches nicht
264 ErlenmeyeTy zur Fleischmüchsäure.
krystajlisirendes Zinksalz bildet, dafs aber diese beiden Milch-*
silurea sieht iamer nebeneinander yorkommen«
Ob die eine oder die andere oder mehrere der bekannten
MOchsiuren verdoppelte Molecnle enthalten, wie es Heintz
(diese Annalen CLVII, 323) annimmt, oder wie ich es früher
(Ber. d. deutsch, ehem. Ges. III, 342) angedeutet habe, läfst
sich vielieicht durch Bestimmung der Dampfdichte der Aethyl-
ester ermitteln; Ich halte es Qbrigens auch für möglich,
r
dafs es Verbindungen C3H6O3 von anderer Constitution, z. B.
so wie es Socoloff (diese Annalen CL, 185) angenommen
hat, oder von folgender Constitution giebt, weiche ebenfalls
wie die gewöhnlichen Carbonsduren den Charakter von Säuren
besitzen können :
CHg CHjOH CHjOH
/COH und /CH oder sogar /COH .
<< I < I o< I
\CHOH \CHOH \CH,
Entsprechend diesen könnten dann auch noch Sauren exi-
stiren , welche mit der Propionsäure metamer wären. E$
wird eben in meinem Laboratorium Propylenoxyd dargestellt,
um zu sehen , ob es sich nicht durch geeignete Oxydations-
mittel in eine solche isomere Propionsäure überfuhren läfst.
Ausgegeben am 20. Mai 1871.
ANNALEN
DER
CHEMIE TTNI) PHAEMACIE.
CLYin. Bandes drittes Heft
Ueber Acridin;
von C Graebe und H. Caro.
Wie wir in einer kurzen Notiz *) vor einiger Zeit mit-
getheiit haben, ist es uns gelungen, aus dem rohen Anthracen
eine Verbindung von basischen Eigenschaften zu isoiiren.
Derselben haben wir den Namen Acridin gegeben , da sie
auf die Epidermis und die Schleimhäute stark reizend ein-*
wirkt. Sie findet sich in geringer Menge in dem halb festen,
halb flüssigen Product, welches beim Fractioniren des Stein-
kohlentheers ungefähr zwischen 300 bis etwas über 360^
Siedepunkt erhalten wird und zur Gewinnung des Anthracens
dient. Aus dieser Masse, also aus dem rohen, noch nicht
mit Lösungsmitteln behandelten Anthracen, gewinnt man das
Acridin durch Ausziehen mit verdünnter Schwefelsäure und
Fällen der erhaltenen sauren Lösung mit Kaliumbichromat.
Es bildet sich, ein schmutzig-brauner Niederschlag, welchen
man wiederholt mit viel Wasser auskocht. Beim Erkalten
der heifs filtrirten Auszüge scheiden sich orangegelbe Kry-
stalle des chromsauren Acridins aus. Diese werden gut aus-
*) Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 1870, 476.
Annal. d. Chemie a. Pharm. CLVIII. Bd. 8. Heft. 18
266 Graebe u. Garo^ über Acridin.
gewaschen^ durch Erwärmen mit Ammoniak zerlegt und die
in Freiheit gesetzte Base durcli Waschen mit kaltem Wasser*
vom gebildeten chromsauren Ammoniak befreit Gewöhnlich
ist das so erhaltene Acridin nicht sofort rein und besitzt
nicht den richtigen Schmelzpunkt 107^ Kleine Mengen las-
sen sich leicht durch Umkrystallisiren aus kochendem Was-
ser Ton den fremden Beimengungen befreien. Wegen der
Schwerlösliohkeit des Acrtdins in Wasser ist es aber bei
etwas gröfserer Menge vorzuziehen, dasselbe in das chlor-
wasserstoffsaure Salz überzufuhren, indem man es in heifser
verdünnter Salzsaure löst. Zu der filtrirten Lösung fugt man
concentrirte Salzsäure hinzu, um eine reichlichere Ausschei-
dung zu bewirken, da das chlorwasserstoffsaure Acridin sich
in reinem Wasser viel leichter löst^ wie in Salzsäure. Die
gebildeten gelben Krystalle werden mit verdünnter Salzsaure
ausgewaschen und dann durch Ammoniak zerlegt. Auch das
iü der Mutterlauge enthaltene salzsaure Acridin läfst sich
durch Eindampfen der Lösung und weiteres Umkrystallisiren
meist leicht von den der Base anhängenden ölförmigen Be-
gleitern trennen.
Das reine Acridin ist eine farblose Verbindung, doch
ist es häufig und besonders wenn es gröfsere Krystalle
bildet, etwas bräunlich gefärbt. Aus wässeriger Lösung
scheidet es sich in Blättchen oder breiten Nadeln aus. In
deutlich ausgebildeten Säulen, die sich häufig kreuzförmig
durchschneiden, erhält man es bei langsamer Krystallisation
aus verdünntem Alkohol.
Herrn Dr. P. Groth verdanken wir folgende Angaben
über dieselben.
„Die bräunlichgelben durchsichtigen Krystalle sind kleine
rechtwinkelig vierseitige Prismen des rhombischen Systems,
deren Kanten oft nur schmal abgestumpft erscheinen durch
Graebe tu Caro, über Acridin.
267
^
l ^ a.
4dji5 vertioale Prinna, wahrend ein stampfes Doma die Endi-
^UDg bildet.^
KryiiaiUysUm : zhombiscb.
a t b : c = 0,6656 : 1 : 0,3346.
Vorkommende Flächen : a = ooPoo,
b = O0PcX), p==ooP, q = PcX).
Winkel ^
berechnet beobachtet
p : p an 1X3«30'
p : b « 123<>lö
q : q =e US^O* 143^5
q : i) == 108<^30.
Das Acridin schmilzt bei 107^ C. , beginnt aber schon
^egen 100^ in breiten grofsen Nadeln zu snbliiniren und
€ber 360^ erhitzt destillirt es unverändert. Mit den Wasser-
•dämpren verfluchtigt es sich ziemlich leicht. Es löst sich
vvenig in siedendem und kaum in kaltem Wasser, dagegen
leicht in Alkohol, Aether, Schwefelkohlenstoff und Kohlen-
VFasserstoffen. Die verdünnten Lösungen zeigen im reflec-
iirten Licht eine schöne blaue Färbung. Es besitzt schwache,
taber deutlich mit Lackmus wahrzunehmende alkalische
Beaction.
Die freie Base wie ihre Salze wirken selbst in sehr
verdünnter Lösung heftig brennend auf die empfindlicheren
Theile der Haut. Noch stärker greifen sie die Schleimhäute
an. Der Staub oder die Dämpfe derselben verursachen in
^geringster Menge eingeathmet einen starken Reiz zum Niesen
und in etwas gröfserer Menge auch zum Husten. Vermuth-
lieh ist die brennende Wirkung der hochsiedenden Theile
•des Steinkohlentheers auf die Haut überwiegend dem Gehalt
m Acridin zuzuschreiben.
Da3 freie Acrid.in besitzt, einen eigenthümlichen Geruch,
der besonders beim Erwärmen deutlich auftritt.
18»
268 Qraebe «. Caro^ über Acridin,
Die Analyse des Acridins fährt xor Formel C12H9N, die,
wie aus der Untersuchang der Salze und der durch Reduo-
tion entstehenden Verbindungen her^vorgeht, mit grofser
Wahrscheinlichkeit zu verdoppeln ist Wir nehmen deshalb-
auch in dieser Abhandlung die Formel CsiBigN« an, behalten
uns aber vor, durch weitere Untersuchungen ihre Richtigkeit
zu prQfen.
1) 0,2357 QnxL gaben 0,7453 CO« und 0,1172 H,0.
2) 0,2155 Gnn. gaben 0,6831 CO, nnd 0,1064 Rfi.
3) 0,2226 Grm. gaben 0,7061 CO, und 0,1059 H,0.
4) 0,2869 Grm. gaben 19,6 CG. Stickstoff bei 12,2« nnd 760,9 MM^
Barometerstand.
5) 0,4080 Orm. gaben 27,0 CC. Stickstoff bei 14,0<' nnd 752,3 MldL
Barometerstand.
gefanden
^ ^
86,24
86,45
86,51
5,52
5,48
5,29
8,09
7,75
—
334 100,00.
Verhauen des Acridins, •— Das Acridin zeichnet sich
durch aufserordentliche Beständigkeit aus ; es ist uns deshalb
bisher nur gelungen, eine Reihe von Salzen und Derivaten
darzustellen, aber keine Zersetzungsproducte zu erhalten, die
einen tieferen Einblick in den chemischen Bau desselben
gestatten. Salpetersaure verwandelt das Acridin in die untea
beschriebenen Nitroderivate. Schwefelsäure wirkt bei 100^
noch nicht ein , über 200^ erhitzt bilden sich Sulfosauren.
Mehrere Analysen des Baryum- und Bleisalzes nähern sich
den Zahlen, die der Trisulfosäure entsprechen* Da es uns
aber bisher wegen der Leichtlöslichkeit der Salze nicht ge->
lang, gut charakterisirte Verbindungen zu erhalten und die
analytischen Resultate ziemlich erhebliche Abweichungen
unter einander zeigen, so müssen wir es unentschieden las«
sen, welche Sulfosdnren entstanden sind.
Oraebe V,. Caro^ über Acridin, 269
KaUhydrat verändert das Acridin weder beim Schmelzen
in einem offenen Gefäfs, noch mit wenig Wasser yermengt
beim Erhitzen im zügeschmolzenen Rohr auf 280^. Concen«
irirte Salzsäure wirkt bei derselben Temperatur nicht auf
\Acrtdin ein. lieber glühenden Zinkstaub und Natronkalk
läfst es sich unzersetzt desttlliren. Auch geg^n Oxydations^
mittel zeigt es grofse Beständigkeit. Am Leichtesten wird
Acridin von Natriümamalgam verändert und in die unten
-beschriebenen Reductionsproducte ^verwandelt. Durch Ein-
wirkung Von chtorsaurem Kali und Salzsäure wird eine braun-
rothe Substanz gebildet, aus der sich kein krystallisirbarer
Körper abscheiden liefs. Jodäthyl wirkt nicht substituirend
auf Acridin, sondern addirt sich hinzu.
Salze des Acridins.
Hit den stärkeren Säuren bildet das Acridin Salze, die
sich durch Krystallisationsfähigkeit auszeichnen, aber in
wässeriger Lösung nicht sehr beständig sind. Selbst bei den
Verbindungen der Schwefelsäure und Salzsäure tritt beim
Kochen mit viel Wasser theilweise Spaltung efai. Das Acetat^
welches in Lösung durch Eintragen von Acridin in verdünnte
Essigsäure erhalten wird, liefs sich nicht durch Abdampfen
in fester Form gewinnen^ da hierbei ein Zerfallen eintrat und
sich Krystalle von freiem Acridin ausschieden. Mit Kohlen-
säure verbindet sich das Acridin nicht und es wird daher
durch Vermischen eines Acridinsalzes mit kohlensaurem
rlt^atron die Base in freiem Znstand erhalten. Die unten an-
geführten Thatsach^n "* sprechen für die Existenz zweier
.Beifaen von Salzen, wie sich diefs namentlich bei den Ver-
bindungen mit Salzsäure und Jodäthyl zeigt.
Die Acridinsalze sind ausnahmslos gelb gefärbt und iht*e
sehr verdünnten , im durchgehenden Licht fast - volikom-
inen farblos erscheinenden Lösungen zeigen im reflectirten
270 Qraebe u, Caro, über Acridin.
Licht eine prachtvoll blaue Färbung^. Diese geht am so
mehr in eine gfrune über, je concentrirter die Lösungen sind^
und bei stark gelb gefärbter Flüssigkeit ist diese Erscheinung-
nicht mehr wahrzunehmen.
Acrtdtnsulfat , C24HigN2, HjSOa + H2O. — Aus einer
Lösung von Acridin in verdünnter Schwefelsaure scheiden
sich, wenn' nur wenig überschüssige Säure vorhanden ist^
beim Erkalten goldgelbe Nadeln oder bei langsamer Kry-
stailisation ziemlich grofse Säulen des neutralen schwefel-*
sauren Acridins aus. Beim Liegen über Schwefelsäure ver-
wittern sie, halten aber noch ein Holecul KrystaUwass^r
zurück und sind obiger Formel entsprechend zusammenge*
setzt.
1) 0,2227 Grm. gaben 0,5210 CO, und 0,0989 H^O.
2) 0,4409 Grm. gaben 0,2116 BaSO«.
4) 1,2200 Grm. gaben 0,6300 BaSO«.
berechnet gefunden
C 64,00 '63,80 ^
H 4,89 4,90 —
S 7,11 6,74 ■• 7,09.
Erwärmt man das Acridinsulfat auf 90 bis 100^, so ent-
weicht das Krystallwasser , aber gleichzeitig verflüchtigt sick
Acridin. An einer Glasschale, mit welcher das Salz bein>
Trocknen bedeckt war, hatten sich farblose Nadeln der freien
Base angesetzt. Ein ähnliches Zerfallen findet in geringen»
Mafse statt, wenn das schwefelsaure Acridin mit viel Wasser
längere Zeit gekocht wird.
Das Acridinsulfat löst sich sehr leicht in heifsem Wasser^
weniger in kaltem und schwer in Alkohol.
Saures schwefelaaurea Acridin, (C84HisN8)2, 3 H^SOi,
scheidet sich aus stark schwefelsaurer Lösung auf Zusatz von
Alkohol in Form gelber Nadeln aus. Nach dem Auswaschen
mit verdünntem Alkohol ergab die Analyse Zahlen, die za
obiger Formel führen.
Graebe u. CarOy über Acridtn. 271
1) 0,2&82 Grm. gaben 0,5629 CO, und 0,1030 HgO.
2) 0,2302 Grm, gaben 0,4983 CO, und 0,0908 HgO.
3) 0,6979 Grm. gaben 0,5131 BaS04.
4) 0,2311 Grm. gaben 0,1664 BaSO^.
5) 0,4018 Grm. gaben 0,2988 BaSO«.
6) 0,2500 Grm. gaben 0,1721 BaSO^.
berechnet gefunden
' C 59,87 59,46 59,03 — — ^
H 4,86 4,43 4,38 — —
S 9,98 10,10 9,89 10,11 9,46.
Das saure Salz löst sich sehr leicht in Wasser und
schwer in Alkohol. Durch Umkrystallisiren aus Wasser geht
es in das neutrale Salz über.
Salzsaures Acridin, CsjiHigNg, 2HCI + 211^0, bildet
sich durch directe Vereinigung von Acridin und Salzsäure
bei Ueberschurs der letzteren. Aus der heifsen wasserigen
Lösung krystallisirt es beim Erkalten in bräunlichgelben, oft
mehrere Zoll langen Säulen. Um es rein zu erhalten , mufs
man*es mit verdünnter Salzsäure auswaschen, da es an
Wasser leicht Chlorwasserstoff abgiebt. lieber Schwefel-
säure verwittern die Krystalle und ihre bräunlichgelbe Farbe
geht durch Wasserverlust in eine rein gelbe über. Das
lufttrockene Salz enthält noch zwei Molecule Krystallwasser,
welche nicht ohne Verlust von Salzsäure auszutreiben sind.
Bei wochenlangem Liegen im Exsiccator verliert es gleichfalls
etwas von seiner Säure.
1) 0,2808 Grm. lufttrockenes Salz gaben 0,6752 CO, und 0,1375
2) 0,2671 Grm. lufttrockenes Balz gaben 0,1735 AgCl.
3) 1,0322 Grm. lufttrockenes Salz gaben 0,6357 AgCl.
berechnet für «.^^r.«^^«
C,,H,8N„ 2 HCl + 2 H,0 -g^^""^'^
C 65,01 65,56 —
H 5,42 5,44 —
Cl 16,03 16,06 15,31.
272 Oraebe u. Caro^ über Acridin.
Das salzsaure Acridin ist in Wasser leicht löslich und
zwar in heifsem viel mehr wie in kaltem. Salzsaure ent-
haltendes Wasser löst es in geringerer Menge und Alkohol
schwer. Bei einer ganzen Reihe von Analysen des chlor-
wasserstoffsauren AcridinS; welches aus neutraler Lösung
krystallisirt war, wurden für Chlor Zahlen erhalten, die zwi-
schen 13 bis 15 pC. schwanken. Das basische Salz CgiHigNs,
HCl würde 9,6 pC. verlangen. Freie Base war in den ana-
lysirten Substanzen nicht zu erkennen.
Salzsaures AcridiwPlaiinchloridj C24Hi8N2, 2HCI4-PICI4,
fällt auf Zusatz von Platinchlorid zu einer kalten Auflösung
von Acridin in überschässiger Salzsäure als gelber krystal-
linischer Niederschlag, der aus mikroscopischen Nadeln be-
steht. Mit kaltem Wasser ausgewaschen ist er obiger Formel
entsprechend zusammengesetzt.
0,2767 Grm. gaben 0,0668 Pt.
berechnet gefunden
Pt 26,44 26,31.
In Wasser ist diese Verbindung kaum löslich, beim Kochen
zersetzt sie sich nach und nach.
Sahsaures Acridin- Goldchlor id^ C2iHi8N2,2HCl-f-2AuCl3.
— Goldchlorid bringt in den Lösungen von salzsaurem Acri-
din eine in Wasser unlösliche gelbe krystallinische Fällung
hervor. Die Analyse des lufttrockenen Salzes fuhrt zu obiger
Formel.
1) 0,3606 Grm. gaben 0,1393 Au.
2) 0,1917 Grm. gaben 0,0740 Au.
berechnet gefunden
Au 38,78 38,63 38,60.
Salzsaures Acridin - Quecksilberchlorid, CsiHiaNg, 2 HCl
-f- HgCl2, entsteht wie die vorher beschriebenen Doppelsalze
durch Vermischen der Lösungen beider Bestandtheile und wird
als gelber krystallinischer, in Wasser unlöslicher Nieder-
schlag erhalten.
Oraebe tr. Caro^ über Acridin. 273
0,2440 Gnn. gaben 0,0845 Hg,0]«.
berechnet gefunden
Hg 29,3 29,5.
Saures chromsaures Acridin , CJ4H18N2 , 2 Cr04H2. —
Dieses zur Gewinnung des Acridins benutzte Salz scheidet
«ich auf Zusatz von Kaliumbichroinat zu der Lösung eines
Acridinsalzes als gelber Niederschlag aus, der, aber Schwe-
felsaure getrocknet, obiger Formel entsprechend zusammen-
gesetzt ist
0,3611 Grm. gaben 0,0950 Cr,Os,
0,5522 Grm. gaben 0,1445 Cr,0,.
berechnet gefunden
Cr 18,30 18,09 17,96.
In viel kochendem Wasser ist dieses Salz löslich und
beim Erkalten krystallisirt es in orangegelben Nadeln aus.
Kaltes Wasser löst nur sehr wenig.
Beim Umkrystallisiren aus Wasser, welches kein über-
schüssiges Kaliumbichromat enthält, wird eine chromärmere
Verbindung erhalten.
Wird das trockene Salz erhitzt; so verflüchtigt sich die
freie Base unverändert und Chromoxyd bleibt zurück.
Salpetersaures Acridin ist ein in Wasser leicht lösliches
und in gelben Nadeln krystaliisirendes Salz.
HyperJodide des Acridins. — Setzt man zu der Auf-
lösung von jodwasserstoffsaurem Acridin in verdünntem Alko-
hol oder in Wasser eine alkoholische Jodlösung, so entsteht
ein braunrother krystallinischer Niederschlag. Durch wieder-
holtes Umkrystallisiren desselben aus heifsem Alkohol läfst
sich ein Salz von der Formel C24H18N2, 2HJ -f^ J2 rein er-
halten.
1) 0,2572 Grm. gaben 0,3165 CO, und 0,0556 Bfi,
2) 0,4026 Grm. gaben 0,4520 AgJ.
274 Oraebe «• Caro, über Acridtn.
berechnet
gefanden
c
34^12
33,60
H
2,37
2,40
J
60,18
60,05.
Dieses HyperJodid bildet braunrothe Tafeln, die bei
langsamem Krystallisiren sehr grofs werden und dann fast
schwarz aussehen. Gepulvert erscheint es bell braunroth.
In kochendem Alkohol ist es leicht löslich, weniger in kaltem.
Wasser fallt es aus der v alkoholischen Lösung als braunen
krystallinischen Niederschlag. Beim Kochen mit Wasser
zersetzt es sich langsam; Jod entweicht und Jodwasserstoff-
saures Acridin geht in Lösung. Dieselbe Umwandlung er-
leidet das feingepulverte Salz schon in der Kälte durch eine
wässerige Lösung von schwefliger Säure.
Folgende Analysen eines mit viel überschüssigem Jod
dargestellten und einmal aus Alkohol umkrystaliisirten Hyper-
Jodids zeigen, dafs sich gleichzeitig noch jodreichere Ver-
bindungen bilden; doch enthält dasselbe noch überwiegend
das Salz mit zwei Atomen Jod, dem in geringer Menge ver*
muthlich das HyperJodid, C24H18N8, 2HJ -f- J49 beigemengt ist.
0,3645 Qrm, gaben 0,4282 CO, nnd 0,0733 HtO.
0,2520 Grm. gaben 0,2992 AgJ.
berechnet für
gefunden CMHigN,, 2 H J + J, Cj^HigN,, 2 HJ + J^
G 32,08 34,12 26,2
H 2,23 2,37 1,8
J 64,05 60>18 73,0.
Jodäihylverbindungen des Acrtdins.
Beim Erwärmen von Acridin mit Jodäthyl bildet sieb
eine rothe Krystallmasse, welche, wie sich beim Umkrystalli-
siren aus Wasser zeigt, aus zwei Verbindungen besteht. Die
eine ist in Wasser ziemlich schwer löslich und krystailisirt
in röthlichgelben , ziemlich grofsen Nadeln , die andere»
Oraebe w. Caro, über Acridin. 275
weiche kloine rothe Nadeln bildet, löst sich leicht in Wasser.
Beide Verbindungen sind scfa>ver rein zu erhalten , da sie
sich beim Umkrystallisiren verandern. Die leichtlösliche
geht nach und nach in die schwerlösliche über und aus
beiden bildet sich bei häufigerem Krystallisiren wieder Acri-
din. Die Analysen haben daher auch nur annähernde Re-
sultate ergeben, doch lassen sie es kaum zweifelhaft erschei-
nen, dafs der leichtlöslichen Verbindung die Formel C24Hi8N2^
2 CsHsJ und der Schwerlöslichen die Zusammensetzung
CS4H1SN2, C2H5J zukommt Wir beschränken uns auf diese
kurzen Angaben, da wir, sowie uns gröfsere Mengen Acridin
zu Gebote stehen werden, die Versuche, diese beiden Ver-
bindungen vollkommen rein zu isoliren, wieder aufnehmen
wollen.
Nürpdertvate des Acridins,
Erwärmt man Acridin mit Salpetersäure von ungefähr
1,45 spec. Gewicht, so wird es sehr leicht nitrirt und je
nach der Länge der Einwirkung in Bi- oder in Tetranitro-
substitutionsproducte verwandelt. Bei unseren Versuchen
entstanden immer beide Nitrirungsstufen neben einander, die
sich leicht trennen lassen , da das Tetranitroacridm nicht
mehr die Fähigkeit hat sich vp\\ Säuren zu verbinden. Man
verdünnt deshalb nach dem Nitriren mit Wasser, das Tetra-
nitroacridin scheidet sich als orangerother Niederschlag aus
und die beiden gleichzeitig entstehenden Binitroacridine finden
sich als Salpetersäure Salze in Lösung. Um diese sicher
vollständig gelöst zu erhalten , erwärmt man die FIfissigkeit
und fiitrirl heifs. Aus dem Filtrat scheidet man durch Am-
moniak die Binitroaeridtne aus und trennt sie von einander
durch Umkrystallisiren aus Alkohol. Beim Erkalten der heifs
gesattigten Lösung scheiden sich zuerst goldgelbe Blättöhen
aus, die man für sich abfiltrirt. Bei längerem Stehen
276 Graebe u. Caro, über Acridin,
oder Bindampren erhält man daiin warzenförmige Krystall-
aggregate beigemengt. Die Krystalle, welche sich zuerst
ausscheiden und der schwerer löslichen Verbindung, die wir
als a-Binitroacridin bezeichnen wollen, angehören, lassen
fiich leicht durch Umkrystallisiren rein erhalten, was durch
eine Schmelzpunktbestimmung zu erkennen ist. Schwieriger
ist es , das zweite Derivat , das /^-Binitroacridin , so weit zu
reinigen, dafs bei weiterem Krystallisiren sich der Schmelz-
punkt nicht mehr ändert; und hierzu war ein ziemlich oft
wiederholtes Umkrystallisiren nöthig.
a^Binitroacridin, C24Hi6(N08)2N2, krystallisirt aus Alko-
hol in goldgelben glänzenden Blattchen, die Aehnlichkeit
mit dem Chloranil haben. Es schmilzt bei 214^ und lärst
sich unverändert in Biättchen sublimiren. In Wasser ist es
unlöslich, löst sich wenig in kaltem Alkohol, etwas mehr in
siedendem, wenig in Aether und ziemlich reichlich in Chloro-
form.
0,2049 Grm. gaben 0,5086 CO, tmd 0,0712 £[«6.
0,2211 Grm. gaben 0,5520 CO, und 0,0774 H^O.
gefunden
67,69 68,09
3,86 3,84
berechnet
Cm
288
67,92
H,.
16
3,77
N,
56
13,21
0«
64
15,10
424 100,00.
Mit Säuren bildet es Salze, die denen des Acridins ähn-
lich sind, aber in verdünnten Lösungen die schöne blaue
Flttorescenz dieser nicht zeigen.
Das schwefelsaure Salz scheidet sich beim Erkalten
einer heifsen wässerigen Lösung in gelben Nadeln oder
Säulen aus, ist in heifsem Wasser sehr leicht löslich, weniger
in kaltem. Das salzsaure Salz bildet gelbe, in Wasser leicht
lösliche Säulen, eben so das jodwasserstofisaure Salz, welches
Oraebe u. CarOj über Aoridin, 27T
mit Jod ein HyperJodid bildet, das dem entsprechenden des
Acridins sehr ähnlich ist.
ß^Binitroaeridtn wurde, wie oben angegeben, erhalten.
Es krystallisirt in harten BtSttchen oder Tafeln, die sich
hiuOg, besonders so lange die Verbindung nicht gana
rein ist, warzenförmig gruppiren. In heifsem Alkohol ist
es sehr leicht, weniger in kaltem löslich, und iii Wasser löst
es sich nicht. Es schmilzt bei 154^
Mft Sauren bildet es Salze, die denen der vorhergehen-
den Verbindung gleichen, nur eine etwas ins Braunliche
fibergehende gelbe Farbe besitzen.
0,2161 Qrm. gaben 0,5852 00« und 0,0739 HsO.
berechnet gefunden
C 67,92 67,67
H 3,77 3,79.
Tetraniiroacridin, Cs4Hi4(N08)iN8 , bildet sich, wie er-
wähnt, neben den vorhergehend beschriebenen Derivaten
beim Erwarmen von Acridin mit concentrirter Salpetersäure.
Am Reichlichsten entsteht es bei Anwendung eines Gemisches
von Schwefelsäure und Salpetersäure, mit welchem man daa
Acridin während einiger Stunden auf dem Wasserbad er-
wärmt. Auf Wasserzusatz scheidet es sich als gelbrother
Niederschlag aus, der mit heifsem Wasser ausgewaschen
und dann aus Eisessig umkrystallisirt wird. Es wird so in
röthlichgelben Tafeln erhalten. In Alkohol, Aether und
Benzol löst es sich schwer, reichlicher in siedendem Eisessig»
Ein Schmelzpunkt liefs sich nicht beobachten. Mit Säuren
verbindet sich, wie schon erwähnt, diese Verbindung nicht»
0,2122 Grm. gaben 0,4363 CO, and 0,0567 H^O.
berechnet gefunden
c«
288
56,03
56,07
Hu
14
2,72
2,96
N.
84
16,36
—
Oe
128
24,89
—
514 100,00.
278 Graebe u, Caro, über Acridin.
Eydroacridin^ C24H20N2.
Acridin wird in wasseriger oder alkoholischer Lösung^
sowohl in der Kälte wie beim Erwirmen durch Natriuai-
«malgam. leicht redncirt: Es entstehen hierbei {gleichzeitig
2wei Verbindungen , die sich mit Säuren nicht vereinigen.
Pa sie a.uch in Wasner unlöslich sind, so lassen sie sich
durch Behandeln mit verdünnter Salzsäure oder. Schwefel*
uaure leicht von Acridin qnterscbeidßn und trennen. Man
wendet zur Reduction des Acridins zweckmäfsiger eine
alkoholische wie eine wässerige Losui^ an, da das Acridin
sich in Wasser zu wenig löst, und unterstützt die Reaction
durch Erwärmen. Während in der Kälte mehrere Tage
nöthig sind, um die Umwandlung zu vollenden, genügen
hierzu einige Stunden, wenn man Acridin in alkoholischer
Lösung mit Natriumamalgam am aufsteigenden Kühler er-
wärmt. Es beginnt nach kurzer Zeit die Ausscheidung einer
weifsen Substanz , der sich beim Erkalten farblose Säulen
beimengen. Der Fortgang der Reduction läfst sich leicht an
einer herausgenommenen Probe erkennen, die man mit Was-
ser verdünnt und mit einer Säure versetzt. Wird die Flüs-
sigkeit noch stark gelb gefärbt, so ist noch unverändertes
Acridin vorhanden. Ist die ganze Menge oder der über-
wiegende Theil der Base reducirt, so destillirt man den
gröfsten Theil des Alkohols ab, versetzt mit Wasser und
einer Säure bis zur deutlich sauren Reacion, um noch bei-
gemengtes Acridin in Lösung zu bringen. Die ungelöst
gebliebene Masse extrahirt man siedend mit Alkohol, das
Hydroacridin wird aufgelöst, während eine weifse Substanz,
von der unten die Rede sein wird, zurückbleibt. Aus der
alkoholischen Lösung scheidet sich beim Erkalten oder Ab-
dampfen das Hydroacridin aus. Hat es noch nicht den rieh-
Qraebe u, Caro, über Acridin, 279
tigen Schmelzpunkt, so genügt ein einmaliges Umkrystalli-*
siren aus Alkohol; um es vollkommen rein zu erhalten.
Die Analyse fuhrt zur Formel C24H20N2.
1) 0,2191 Grm. gaben 0,6885 COg und 0,1215 H,0.
2) 0,2411 Grm. gaben 0,7572 CO» und 0,1387 H^O.
3) 0,5852 Grm. gaben 30,0 CC. N bei 8<* C. und 759,3 MM. Baro-
meterstand.
berechnet gefunden
C24 288 85,71 85,70 85,68
H20 20 5,96 6,16 6,39
' Ng 28 8,33 ' 8,04 —
336 100,00.
Das Hydroacridin krystallisirt in farblosen Säulen, löst
sich ziemlich wenig in kaltem Alkohol, leicht in heifsem
Alkohol und Aether und nicht in Wasser. Es schmilzt bei
169^ und läfst sich in Säulen sublimiren, stärker erhitzt
«lestillirt es, aber zersetzt sich dabei immer etwas und ent-
bält dann Acridin. Leitet man es durch eine rothglühende
RöhVe, so setzt sich in dem kalt gehaltenen vorderen Theil
derselben Acridin ab , welches bei vorsichtiger Operation
Tollkommen frei von Hydroacridin ist. Auch beim Erhitzen
Ton Hydroacridin in einer zugeschmolzenen Röhre auf 300^
ist nach einigen Stunden ein Theil in Acridin verwandelt.
Verdünnte Salzsäure und Schwefelsäure greifen es auch
beim Kochen nicht an. In conoentrirter Schwefelsäure löst
es sich in der Ksilte auf ujßd wird aqf Zusatz von Wasser
unverändert wieder ausgefällt. Erwärmt man ßber die
Lösung in Schwefelsäure nur kurze Zeit auf 100^, so erhält
man beim Vermischen mit Wasser keine Ausscheidung mehr,
sondern eine gelbe Lösung, aus der Ammoniak Acridin fällt.
Wird Hydroacridin mit einem Ueberschnfs von chrom-
saurem Kali und Schwefelsäure in sehr verdünnter wasseriger
Lösung erwärmt, so scheidet sich das schwerlösliche Acridin-*
280 Oraebe tr. Caro^ über Acridin.
Chromat aos ond die Flässigkeit enthält schwefelsaures Chrom-
oxyd.
Natriamamalgam verwandelt das Hydroacridin in kochen-
der alkoholischer Lösung zum gröfsten Theil in das oben
erwähnte weifse Nebenproduct, welches wir als unlösliches
Hydroacridin bezeichnen.
Beim Erwärmen von Hydroacridin mit Jodwasserstoff-
siure (127<) Siedepunkt) auf 200 bis 220<> findet keine Aus-
scheidung von Jod statt, dagegen enthalt die Röhre die jod-
wasserstoffsauren Salze von Acridin und einer zweiten ent^
weder flüssigen oder niedrig schmelzenden Base.
Der Bildung und dem Verhalten nach zeigt das Hydro*
acridin die vollkommenste Uebereinstimmung mit den Wasser-
stoffadditionsproducten aromatischer Verbindungen. Sehr
auffallend ist aber, dafs durch Aufnahme von Wasserstoff
eine Base in eine Verbindung übergeht, die keine basischea
Eigenschaften mehr besitzt. In Bezug auf dieses Verhalten
nimmt das Acridin eine vollkommen isolirte Stellung ein,^
wenigstens ist uns keine Verbindung bekannt, die eine ahn-
liche Erscheinung zeigt. Es könnte diese Beobachtung zur
Ansicht führen, dafs beim Uebergang von Acridin in Hydro-
acridin die beidef^ dreiwerthigen Stickstoffatome in fünf-
werthige übergehen, indem jedes ein Atom Wasserstoff auf-
nimmt und sich beide unter sich verbinden, oder; wenn schon
verbunden, inniger aneinander lagern. Das indifferente Ver-
halten gegen Säure und die leichte Umwandlung in Aoridia
würde sich durch diese Annahme erklären lassen. So lange
wir aber über die Constitution des Acridins selbst vollkom-
men im Unklaren sind, wird sich die Berechtigung dieser
Annahme nicht entscheiden lassen.
Graehe u, Caro, über Acridin, 281
unlösliches Eydroacridin,
Es würde oben angeführt, dafs neben Acridin eine weifse
in Alkohol unlösliche Verbindung entsteht. Wir bezeichnen
sie als unlösliches Hydroacridin, da sie zweifellos ein Reduc-
tionsproduct des Acridins ist, und zwar wahrscheinlich ein
wasserstofTreicheres , als das vorher beschriebene. Hierfür
spricht die schon angeführte Beobachtung, dafs es aus diesem
durch weitere Einwirkung von Natriumamalgam gebildet wird.
Durch die Analyse gelang es nicht, die Formel festzustellen,
da die Verbindung sich weder umkrystallisiren noch subli-
miren liefs und daher nicht von beigemengten Quecksilber-
kügelchen zu trennen war. Folgende mit der noch etwas
Quecksilber enthaltenden Substanz ausgeführte Analyse unter-
stützt aber die Ansicht^ dafs sie mehr Wasserstoff enthält,
als das lösliche Hydroacridin.
0,2298 Grm. gaben 0,6358 COg und 0,1162 HgO, entsprechend
75,45 pC. C und 5,61 pC. H.
Hiernach würde sich der Kohlenstoffgehalt zum Wasser-
stoff verhalten wie 24 zu 21,5, so dafs vielleicht die Formel
CS4H22N2 dem unlöslichen Hydroacridin zukommt. Dieses
löst sich weder in Alkohol, Aether, Benzol, Schwefelkohlen-
stoff, noch in Chloroform. Dagegen wird es von kochendem
Nitrobenzol nach und nach aufgenommen^ scheidet sich aber
beim Erkalten nicht wieder aus und hat sich hierbei in Acri-
din verwandelt, welches sich durch eine verdünnte Saure
dem Nitrobenzol entziehen läfst.
In concentrirter Schwefelsäure löst es sich bei gelindem
Erwärmen auf und wird hierbei gleichfalls zu Acridin oxy-
dirt. Beim Erwärmen verflüchtigt es sich ; das Destillat oder
Sublimat ist aber in Alkohol löslich, und besteht, wie sich
durch Behandeln mit einer Säure erkennen läfst, aus einem
Gemenge von Acridin und Hydroacridin.
Annal. d. Chem. a. Pbarm. Bd. OLYin. 3. Heft. 19
283 Oraehe u, Borgmann^ Notiz über Eugenol
Notiz über Eugenol und Bimethoxybenzoe-
säure ;
von C Graebe und JE. Borgmann.
Aus einer vor längerer Zeit begonnenen Untersuchung
über die Oxydation der Phenole, welche wir verschiedener
Umstände halber nicht vollenden konnten, theilen wir folgende
Angaben mit, da von unserer Seite aus die Arbeit vorläufig
wenigstens nicht wieder aufgenommen werden wird. Die
Beobachtung, dafs der Cresolmethyläther sich am Besten za
der ervtsprecbenden Methoxybenzoesäure *) oxydiren läfst,
wenn man ihn in Eisessig gelöst mit Kalinmbichromat er-
wärmt, veranlafste uns, auch das Verhalten des Eugenol-
methyläthers gegen dieses Oxydationsgemisch zu untersuchen.
Wie sich erwarten liefs, entstand hierbei Bimethoxybenzoe-
säure. Der durch Erwärmen von Eugenolnatrium mit Jod-
methyl erhaltene Hethyläther, eine farblose bei 237 bis 239^
siedende Flüssigkeit, wurde in Eisessig gelöst und mit
2 Theilen gepulvertem Kaliumbichromat zwei bis drei Tage
auf dem Wasserbad erwärmt. Dann wurde mit Wasser ver-
dünnt, Aether hinzugefugt, um den ausgeschiedenen unver-
änderten Eugenolmethyläther leichter von der wässerigen
*) Dafs wir die Bildung yon Anissäure bei der Oxydation des
Methyläthers von Cresol aus Theer constatirt hatten, wurde von
Marasse gelegentlich als Priyatmitth eilung (diese Annalen CLII,
59) angeführt. Wir haben mit der Publication dieser Thatsacbo
gezögert, da wir bei einer Wiederholung des Versuchs neben
Anissäure noch öine zweite Säure beobachteten und wir zur Fest-
stellung der chemischen Natur derselben uns erst neues Material
verschaffen mufsten. Inzwischen erschien eine Abhandlung von
Körner, welcher nachwies, dafs neben Anissäure die Methoxy-
benzoesäure aus dem Methyläther des Cresols aus Theer erhalten
wird, so dafs dieses aus den beiden isomeren Cresolen 1,4 und
1,3 besteht
und Bimeihoxybenzoeaäure. 283
Flüssigkeit trennen zu können und um letzterer alle gelaste
Bimethoxybenzoesäure zu entziehen. Die getrennte ätherische
Lösung wurde mit einer Auflösung von Ammoniumcarbonat
geschüttelt und die alkalische Flüssigkeit Concentrin. Auf
:Säurezusatz schied sich eine krystallinische organische Säure
;aus, weiche aus heifsem Wasser umkrystallisirt wurde.
Die Analysen der erhaltenen Säure fuhren zur Zusam-
«fiensetzung der Bimethoxybenzoesäure C6H8(OCH3)2(C02H)»
1) 0,2255 Grm. gaben 0,4917 CO, und 0,1147 H,0.
2) 0,2196 Grm. gaben 0,4793 COg und 0,1080 HjO.
berechnet gefunden
Ce 108 59,34 59,69 59,42
Hxo 10 5,49 5,66 5,47
O4 64 35,17 — —
182 100,00.
Die Bimethoxybenzoesäure hat in ihrem Aussehen grofse
Aehnlichkeit mit der Anissäure , löst sich wenig in kaltem,
reichlicher in heifsem Wasser und sehr leicht in Alkohol
und Aether. Sie krystallisirt und sublimirt in glänzenden
farblosen Nadeln und schmilzt bei 179 bis 180^. Ihre
Lösungen werden durch Eisenchlorid nicht gefärbt Sie
besitzt den Charakter einer organischen Säure und treibt
Kohlensäure aus den Carbonaten aus.
Bimethoxybenzoesaurea Silber ^ C6H3(OCH3)2 . CO2 Ag. —
Bimethoxybenzoesäure wurde in Ammoniak gelöst, das über-
ischässige Ammoniak durch Erwärmen verjagt und dann die
Lösung mit Silbernitrat versetzt. Es schieden sich feine
farblose Krystalle aus, die aus heifsem Wasser umkrystalli-
sirt in büschelförmig vereinigten Nadeln erhalten wurden.
Sie lösen sich wenig in kaltem, reichlicher in heifsem Wasser.
0,2135 Grm. gaben 0,0804 Ag.
berechnet gefunden
Ag 37,61 37,63.
19»
284 Oraebe u. Sorgmann^ Notiz über Eugenol u. s. w^
Durch Oxydation des Eqgenolathylathers , der bei 251^
and nicht bei 240^ siedet, wie Cahours angiebt, wird eine-
der Bimethoxybenzoesinre ahnliche Säure erhalten, die wir
aber nicht weiter untersucht haben.
Das Verhalten des Eugenolmethylathers gegen Chrom»
säure liefert eine neue Stutze für die Ansicht, dafs den»
fOH
Eugenol die Formel GeH,{oGH, zukomme, welche Erlen-*
meyer*), gestützt auf die Bildung von Jodmethyl beim
Erhitzen mit Jodwasserstoff und von Protocatechusäure **^
beim Schmelzen mit Kalihydrat, zuerst aufstellte.
Das Eugenol direct zu einer Säure zu oxydiren^ gelange
uns eben so wenig wie beim Cresol. Beim Behandeln des-
selben mit Kaliumbichromat oder freier Chromsäure und Eis-
essig entsteht, wie beim Phenol und Cresol, eine braune
onkrystallinische chromhaltige Masse, die sich weder in Was-
ser, Alkohol, Benzol noch anderen Lösungsmitteln löst und
«US der sich auf keine Weise eine bestimmte chemische
Verbindung erhalten liefs. Beim Erhitzen derselben entweicht
Kohlensäure und Wasser; der Ruckstand verglimmt an der
Luft und verwandelt sich in reines Chromoxyd. Das Eugenol
schliefst sich also auch in dieser Beziehung den anderen
Phenolen an.
*) Zeitschrift für Chemie 1866, 466.
**) Hlasiwetz und Grabowski, diese Aimalen CXXXIX, 95»
Graebe, über Pyren. 285
üeber Pyren;
von Carl Graebe.
Wie ich in Gemeinschaft mit Liebermann vor einiger
Zeit mittbeilte ^), erhielten wir aus der braunschweiger
chemiscben Fabrik in Braunschweig ein Gemenge fester
KohlenwasserstofTe , welches bei der Destillation des Stein-
liohlentheers bis auf Coaks aus den zuletzt äbergehenden
Antheilen gewonnen war. Dasselbe hatte einen mittleren
Schmelzpunkt von ungefähr 150^, eine intensivere gelbe Farbe
als dem rohen Anthracen eigentbümlich ist, begann erst über
360^ zu destilliren und ging der Hauptmenge nach bei einer
höheren Temperatur als dem Siedepunkt des Anthracens. ent-
spricht über. Beim Behandeln mit Schwefelkohlenstoff blieb ein
hoch schmelzender Kohlenwasserstoff ungelöst, der sich durch
dieses Lösungsmittel leicht von den anderen Bestandtheilen
trennen liefs. Liebermann untersuchte denselben und
constatirte seine Identität mit dem von Laurent **) ent-
deckten und später von Galletly***) schärfer charakleri-
sirten Chrysen. Ich übernahm die Bearbeitung der in den
Schwefelkohlenstoff übergegangenen Substanzen, die den
gröfseren Theil des ursprünglichen Materials ausmachten.
Nachdem eine Reihe von Versuchen, die dahin zielten, durch
Krystallisation aus verschiedenen Lösungsmitteln und durch
Destillation reine Körper zu gewinnen , erfolglos geblieben
ivaren, gelang es durch Benutzen der Beobachtung, dafs ein
Theil des Gemenges mit Pikrinsäure eine gut krystallisirende
*) Berichte der deutschen chemischen GeseUschaft III| 152.
**) Ann. chim. phys. LXVI, 136.
***) Jahresbericht für Chemie u. s. w. f. 1864, 632.
286 Oraebe^ über Pyren,
Verbindung liefert, einen Kohlenwasserstoff von der Formel
CieHio za isoliren.
In eiper kurzen Abhandlung *) , welche die ersten Re-
sultate dieser Untersuchung enthält, habe ich demselben den:
von Laurent einem Begleiter des Chrysens gegebene»
Namen Pyren beigelegt. Ich ziehe es vor^ diese Bezeich-^
nung und keine neue zu wählen, da der von Laurent
beschriebene Körper ^ nach der Art der Gewinnung und
nach den angegebenen Eigenschaften zweifellos als ein Ge-
menge zu betrachten ist, dessen wesentlichsten Bestandtheil
der von mir in reinem Zustand isolirte Kohlenwasserstoff^
ausmacht. Durch die Anwendung dieses Namens verschwin-
det aus der chemischem Literatur eine in jeder Beziehung^
ansicher erforschte Verbindung und ihre Stelle wird von
einer genau charakterisirten eingenommen, während die ur-
sprüngliche Zusammengehörigkeit der Bezeichnungen Chrysen
und Pyren erhalten bleibt. Dafs Laurent für das Pyren
zur Formel C15H12 gelangte, während ich dem Kohlenwasser-
Wasserstoff GieHio diesen Namen beilege, kann keinen Ein-
wand bieten, da Laurent's Analysen werthlos sind. Sie
ergeben bei Berücksichtigung des richtigen Atomgewichts^
des Kohlenstoffs für dieses Element und Wasserstoff zusam-
men nur 98 pC.
Ich habe das Pyren nicht so ausführlich untersuchen
können, wie ich es beabsichtigte, weil die Ausbeute an rei-
ner Substanz eine sehr geringe ist. Die im Folgenden mit-
getheilten Angaben werden aber wohl genügen, um diesen
Kohlenwasserstoff als ein bestimmtes chemisches Individuum
zu charakterisiren und ihm mit einiger Wahrscheinlichkeit
seine Stellung im chemischen System anzuweisen.
*) Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft III, 742.
**) Ann. chim. phys. LXVI, 186.
Graebe, über Pyren. 287
Darstellvaig des Pyrens, — Aus der oben erwähnten,
Yom Chrysen abfitrirten Lösung der Kohlenwasserstoffe in
Schwefelkohlenstoff wurde der letztere durch Destillation
entfernt und als Rückstand eine braune feste Masse erhalten,
d«r nur wenig ölige Substanzen beigemengt waren. Dieselbe
löst sich ziemlich leicht in heifsem, viel weniger in kaltem
Alkohol und sehr reichlich in Aether, Benzol und Schwefel-
kohlenstoff. Eine Reihe von Krystallisationen lieferten Koh-
lenwasserstoffe von unter 100^ bis aber 200^ Schmelzpunkt.
Durch Pikrinsäure entstand sowohl in der helfs wie in der
kalt gesättigten alkoholischen Lösung ein rother Niederschlag.
Ursprünglich stellte ich die zum Isoliren des Pyrens benutzte
Fikrinsäureverbindung durch Zusammenschütten heifs ge-
sättigter alkoholischer Lösungen beider Bestandtheile dar.
Die nach dem Erkalten erhaltene Krystallmasse wurde so
oft aus Alkohol umkrystallisirt , bis den rothen Nadein der
Pyren*-Pikrinsäure keine Krystalle von Kohlenwasserstoffen,
die sich in einer Lösung von überschüssigem 95 procentigem
Alkohol nicht mit Pikrinsäure verbinden, mehr beigemengt
waren und bis der aus einer Probe ausgeschiedene Kohlen-
wasserstoff bei fortgesetztem Krystallisiren seinen Schmelz-
punkt nicht .mehr änderte. Bei späteren Versuchen ergab es
sich aber als zweckmäfsiger, kalte gesättigte Lösungen von
Kohlenwasserstoff und Pikrinsäure zusammenzuschütten. Es
inrerden bei diesem Verfahren zwar sehr grofse Mengen von
Alkohol erfordert, aber die Pikrinsäureverbindung wird so-
fort fast rein erhalten. Ich blieb daher bei dieser im Fol-
genden genauer beschriebenen Darstellungsweise stehen.
Durch Erwärmen der von Schwefelkohlenstoff befreiten
Kohlenwasserstoffe mit Alkohol, Abkühlen und Fillriren wer-
den die kalt gesättigten Lösungen dargestellt und diesen dann
so lange eine heifse oder kalte alkoholische Pikrinsäurelösung
hinzugefügt, als sich der entstehende rothe krystallinische
288 Graehe, Über Pyren.
Niederschlag noch vermehrt. Derselbe wird abfiltrirt, gut
mit Alkohol ausgewaschen und durch Erwärmen mit Ammo-
niak zersetzt. Den ausgeschiedenen Kohlenwasserstoff befreit
man durch Waschen mit Wasser vom pikrinsauren Ammo<*-
niak und krystallisirt ihn aus Alkohol um, bis er bei 140 bis
142^ schmilzt. Da die alkoholischen Lösungen, aus denen
die Pikrinsäureverbindung gefällt wurde, nicht gleich zusam-
mengesetzt waren, so wurde bei den verschiedenen Ver-
suchen das Pyren nicht gleich leicht vollkommen rein er*
halten. Bei den meisten genügten wenige Krystallisationen
aus Alkohol, bei einigen war aber eine nochmalige Ueber-
fuhrung in die Pikrinsäureverbindung nöthig. Zur Darstellung
der Derivate ist Pyren, welches nach obiger Methode ge-
wonnen ist und bei ungefähr 130^ schmilzt, hinreichend rein;
auch wurde selbst bei noch niedrigerem Schmelzpunkt keine
Differenz in den Analysen erhalten.
Zusammensetzung des Pyrens. — Die Analysen des
Pyrens führen zur Formel CieHio , welche durch die Zusam-
mensetzung der Pikrinsäureverbindung und der unten be-
schriebenen Derivate bestätigt wird.
1) 0,2530 Grm. gaben 0,8795 CO, und 0,1164 HjO.
2) 0,2120 Grm. gaben 0,7351 COj und 0,0984 HjO.
3) 0,2110 Grm. gaben 0,7316 COg und 0,0960 HgO.
4) 0,2014 Grm. gaben 0,7025 CO, und 0,0891 HgO.
berechnet gefunden
Cie 192 95,05 94,81 94,57 94,58 95,13
Hio 10 4,95 5,11 5,14 5,05 4,92
202 100,00 99,92 99,71 99,63, 100,05.
Eigenschaften des Pyrens. — Beim Erkalten einer heifs
gesättigten alkoholischen Lösung krystallisirt das Pyren in
Blättchen, die grofse Aehnlicbkeit mit dem unter gleichen
Umständen erhaltenen Anthraco'n haben. Wie diesem haftet
ihnen häufig eine gelbliche Färbung sehr energisch an^
Graebe^ über Pyren. 289
Diese lafst sich durch Bleichen einer Lösung des Pyrens in
Benzol durch Sonnenlicht und nochmaliges Umkrystallisiren
aus Alkohol entfernen. Aus Benzol und Aether oder beim
langsamen Krystallisiren aus Alkohol wird das Pyren wie
das Anthracen in ziemlich grofsen rhombischen Tafeln er-
halten. Es schmilzt bei 142^ läfst sich nur schwierig subli-
miren, wobei es kleine Tafeln, die sich zuweilen spiefsförmig
aneinander gruppiren, bildet. Bei einer wesentlich höheren
Temperatur wie 360^ destillirt es unverändert. In kaltem
Alkohol löst sich das reine Pyren wenig; mit anderen leichter,
löslichen Kohlenwasserstoffen gemengt, wird es in gröfserer
Menge von Alkohol aufgenommen. Heifser Alkohol löst es
ziemlich reichlich, und Benzol, Aether und Schwefelkohlen-
stoff sehr leicht. Sehr charakteristisch ist für das Pyren
seine Pikrinsäureverbindung; durch welche es sich von allen
auf ihr Verhalten gegen Pikrinsäure untersuchten Kohlen-
wasserstoffen unterscheidet. Nach Berthelot's *) Ver-
suchen lieferte bisher beim Vermischen kalt gesättigter
Lösungen von Kohlenwasserstoffen und Pikrinsäure nur das
Naphtaiin eine Fällung, während die der Naphtalinpikrinsäure
entsprechenden Derivate anderer Kohlenwasserstoffe sich in
alkoholischer Lösung entweder gar nicht bilden, oder nur
aus heifs gesättigtem Alkohol sich beim Erkalten ausscheiden.
Der Naphtalinpikrinsäure stellt sich nun die Pyrenpikrinsäure
an die Seite. Während aber erstere eine gelbe Farbe be-
sitzt, besteht letztere aus rothen Nadeln. Von der orange-
rothen Acenaphtenpikrinsäure, mit welcher sie einige Aehn-
iichkeit hat, unterscheidet sie sich erstens durch die viel
geringere Löslichkeit in Alkohol, und zweitens wesentlich
durch die Farbe.
*} Jabresbericlit für Chemie u. s. w. f. 1867, 604.
290 Oraebe, über Pyren.
In Bezugs auf das Verhalten schlierst sich das Pyren im
Aligemeinen dem Anthracen und Naphtalin an. Es ist mir
bisher nicht gelungen, durch Oxydation ans demselben eine
Säure zu erhalten. Bei Einwirkung von sehr verdünnter
Salpetersäure bilden sich nur Nitroderivate , durch Chrom»
säure dagegen entsteht ein Chinon. Jodwasserstoff verwan-
delt das Pyren in den Anthracenhydrüren entsprechende
Hydroverbindungen.
Brom bildet die unten beschriebenen Derivate. Durch
Schwefelsäure wird das Pyren beim Erwärmen leicht in
Sulfosäuren verwandelt. Bei den geringen Mengen , die ich
bisher in Arbeit nehmen konnte, gelang es mir nicht, reine
Verbindungen zu erhalten. Die Analysen des Barytsalzes
stehen in der Mitte zwischen den für die Mono- und die
Bisulfosäuren berechneten Zahlen.
Pyrenpikrinsäurej CieHio + C6H2(N02)30H, entsteht, wie
oben angegeben, durch Vermischen der alkoholischen Lösun-
gen beider Bestandtheile, oder durch Auflösen der berech-
neten Mengen von Pyren und Pikrinsäure in siedendem
Alkohol. Aus heifsem Alkohol scheidet sie sich beim Er-
kalten in langen glänzenden rothen Nadeln aus. In der-
selben Form wird sie aus Aether, Benzol und anderen
Lösungsmitteln erhalten. Sie löst sich sehr wenig in kaltem
Alkohol, leichter in heifsem und ist in Aether und Schwefel-
kohlenstoff ziemlich reichlich und in Benzol sehr leicht lös-
lich. In Bezug auf Beständigkeit verhält sie sich wie die
entsprechende Naphtalinverbindung; sie kann mit einem stark
wasserhaltigen Alkohol gekocht werden, ohne sich zu ver-
ändern. Heifses Wasser dagegen zerlegt sie langsam und
Alkalien oder Ammoniak rasch in ihre beiden Bestand-
theile.
Die Analyse führt zu obiger Formel.
0,2071 Grm. gaben 0,4631 CO» und 0,0634 HgO.
Oraebe^ über Pyren. 291
])erechnet gefunden
C 61,25 60,98
H 3,04 3,39.
Zu derselben Zusammensetzung gelangt man auch durch
Zerlegen der Pyrenpikrinsäure mittelst Ammoniak und Wagen
des ausgeschiedenen Kohlenwasserstoffs und des durch Ein-
dampfen des Filtrates erhaltenen pikrinsauren Ammoniaks.
1) 1,0770 Gnn. (bei 110° getrocknet) gaben 0,5025 Pyren und
0,6150 pikrinBaores Ammoniak.
2) 0,6386 Grm. (bei 110** getrocknet) gaben 0,3017 Pyren und
0,3652 pikrinsaures Ammoniak.
berechnet gefunden
CieHjo 202 46,88 46,56 47,04
CßHaNgOy 229 53,12 53,14 53,25
— ^ m-i !■ - - - - - - I I , I ■
431 100,00.
Die Pikrinsaureverbindung liefert also eine Bestätigung
für die aus der Analyse des Pyrens hergeleitete Formel und
stimmt mit den entsprechenden Derivaten aller anderen Koh-
lenwasserstoffe darin überein, dafs sie aus gleichen Hole-
culen beider Bestandtheile gebildet ist. Dafs die von Lim-
pricht*) beschriebene, von dieser Regel abweichende Ver-
bindung des Anthracens als ein Gemenge anzusehen ist, hat
schon Fritzsche ausgesprochen, und ich schliefse mich
dieser Ansicht vollkommen an, da ich ebenfalls das Auftreten
zweier verschiedenen Anthracenpikrinsäuren nicht beobachten
konnte.
Nitroderivate des Pyrens.
Pyren wird durch Salpetersaure aufserordentlich leicht
nitrirt; schon eine Salpetersaure von 1,2 spec. Gewicht, die
mit ihrem vierfachen Volumen Wasser verdünnt ist, verwan-
delt beim Kochen dasselbe in Nitropyren. Durch Einwirkung
*) Diese Annalen CXXXIX, 309.
292 Graebe^ über Pi/ren.
von concentrirter Salpetersäure werden Binitropyren und
Tetranitropyren gebildet. Das Auftreten einer Säure liefs
sich weder beim Behandeln mit verdünnter noch mit concen-
trirter Salpetersäure nachweisen.
Nüropyren, CizR^^iOi), — Pyren wird mit einem aus
ungefähr gleichen Volumen Salpetersäure von 1,2 spec. Ge-
wicht und Wasser bestehenden Gemisch ein bis zwei Stunden
auf dem Wasserbad erwärmt. Es färbt sich dabei röthlich
und schmilzt zu einer Masse, die beim Erkalten erstarrt.
Dieselbe wird mit Wasser ausgewaschen und aus heifsem
Alkohol umkryslallisirt. Beim Erkalten scheiden sich gelbe
Nadeln, bei langsamem Krystallisiren zuweilen dicke gelbe
Säulen des Nitropyrens aus. Es schmilzt wie der Kohlenwas-
serstoff bei 140 bis 142^, zersetzt sich bei stärkerem Erhitzen,
so dafs sich nur kleine Mengen unverändert sublimiren lassen.
In kaltem Alkohol löst es sich wenig, etwas reichlicher in
heifsem und leicht in Aether und Benzol.
0,2280 Grm. gaben 0,6527 COg und 0,0827 HgO.
berechnet
gefunden
Cie
192
77,74
78,07
H»
9
3,64
4,03
N
14
5,67
—
0,
32
12,95
^
247 100,00.
Binitropyren f Cj6H8(N02)2j wird durch Kochen von
Pyren mit Salpetersäure von 1,45 spec. Gewicht erhalten.
Es bildet sich nach kurzer Zeit eine in der Wärme ge-
schmolzene dunkle Masse, die sich bei einem grofsen lieber^
schufs von Salpetersäure zum Theil löst. Sie wird mit
Wasser gewaschen und mit Alkohol, in dem sie fast unlöslich
ist, heifs extrahirt, um etwas beigemengtes Nitropyren zu
entfernen, und dann aus siedendem Eisessig krystallisirt. Beiai
Erkalten erhält man sie als feine gelbe Nadeln.
Oraebe, über Pyren. 293
0,2316 Grm. gaben 0,5580 CO, und 0,0627 H^Ö.
0,2569 Grm. gaben 0,6168 CO« und 0,0753 HsO.
0,3005 Grm. gaben' 23 CO. N bei 10^ und 768 MM. Barometerstand;,
berechnet gefunden
c..
192
65,75
65,70
65,48
H.8
8
•
2,74
3,00
2,93
Ni
28
9,59
9,89
—
0«
64
21,92
—
^
292 100,00.
Beim Erwärmen geht die gelbe Farbe des Binitropyren»
bei ungefähr 150^ in eine braune ober und höher erhitzt
zersetzt es sich zum Theil, so dafs sich ein Schmelzpunkt
nicht sicher beobachten liefs. Binitropyren löst sich wenige
in Alkohol, Aether und Benzol, reichlicher in Eisessig. Bei
längerem Kochen mit Salpetersäure von 1,5 spec. Gewicht
wird es in Tetranitropyren verwandelt. >
Tetranitropyren , Ci6H6(N08)4. — Die durch längeres
Kochen von Binitropyren mit concentrirter Salpetersäure er-
haltene feste Substanz wurde mit Wasser ausgewaschen und
aus Eisessig krystallisirt. Es bildet glänzende gelbe Blätt-
chen oder breite Nadeln, löst sich kaum in Alkohol, sehr
wenig in Aether, Benzol und kaltem Eisessig , etwas mehr^
doch immerhin wenig in siedendem Eisessig. Etwas über
300^ schmilzt es und läfst sich nur schwierig unzersetzt
sublimiren. ^
0,1650 Grm. gaben 0,3007 CO, und 0,0260 H,0.
berechnet gefunden
C 50,26 49,76
H 1,57 1,75.
Bromderivate.
Brom wirkt auf Pyren ähnlich wie auf Anthracen. In
Dampfform vek'wandelt es den gepulverten Kohlenwasserstoff
in Bibrompyrenbibromid, so dafs gleichzeitig Substitution und
294 GraebCf über Pyren,
Addition stattfindet. Auf in Schwefelkohlenstoff gelöstes
Pyren wirkt es nur substituirend und bildet im Ueberschufs
angewendet Tribrompyren.
Bihrompyrenbibromidj CjeHgBrs:, Brg. — Fein gepulvertes
Pyren wird in dünner Schicht mit einem Schälchen, in dem
^ich das Brom befindet, unter einer Glasglocke einen Tag
«tehen gelassen. Man mufs so viel Brom anwenden, dafs nach
Verlauf dieser Zeit noch ein Ueberschufs unabsorbirt vor-
handen ist. Diesen lafst man an der Luft sich verfiächtigen
und krystallisirt das erhaltene Product aus siedendem Nitro-
benzol. Es scheiden sich beim Erkalten schwach gelb ge-
färbte Nadeln aus, welche sich in Nitrobenzol und Anilin
ziemlich reichlich löseU; in Alkohol, Aether und Benzol aber
fast unlöslich sind.
0,2640 Grm. gaben 0,3645 CO, und 0,0408 H,0.
0,2400 Grm. gaben 0,3445 AgBr.
berechnet gefanden
37,65
1,71
61,08
520 100,00.
Tribrompyren j Ci^^'iRt^, — Läfst man Brom zu einer
Auflösung von Pyren in Schwefelkohlenstoff tropfen, so ver-
schwindet es rasch, wahrend Bromwasserstoff entweicht und
ein fester Körper sich ausscheidet. Man fugt so lange Brom
zu, bis der Schwefelkohlenstoff deutlich durch dasselbe ge-
färbt ist und diese Färbung beim Schütteln nicht mehr ver-
schwindet.
Der gebildete Körper wird abfiltrirt, mit Schwefelkohlen-
stoff ausgewaschen und in siedendem Nitrobenzol gelöst.
Beim Erkalten scheiden sich farblose Nadeln aus, welcha
man durch Aether von anhängendem Nitrobenzol befreit.
Ci.
192
36,92
Hs
8
1,54
Br,
320
61,54
Graebej über Pyren. 295
0,2621 Gm. gaben 0,4180 CO« und 0,0440 HsO.
0,2039 Grm. gaben 0,2596 AgBr.
berecbnet gefunden
Ci6
192
43,74
43,51
H7
7
1,59
1,87
Br,
240
54,67
54,19
439 100,00 99,67.
Das Tribrompyren ist in Alkohol, Aether und Schwefel-
kohlenstoff fast unlöslich^ löst sich wenig in siedendem Ben-
zol und leicht in heifsem Niirobenzol und Anilin. Beim
Erhitzen lassen sich nur schwierig kleine Mengen unver-
ändert uberdestilliren, wahrend der gröfste Theil sich zersetzt*
Pyrenchinon, Ci6H8(02)".
Pyrenchinon bildet sich bei Einwirkung von Chromsaure
auf Pyren. Diese Oxydation erfolgt viel schwieriger wie
bei Anthracen. Während letzteres^ wie Liebermann'und
ich fanden, in Eisessig gelöst bei gelindem Erwärmen mü
Ealiumbichromat schon in Antbrachinon verwandelt wird,
verändert sich das Pyren selbst bei lange fortgesetztem
Kochen unter diesen Umständen nicht. Freie Chromsäure in viel
Eisessig gelöst wirkt nur schwierig. Trägt man aber die
Chromsänre in fester Form in eine heifse Lösung von Pyren
in Eisessig, so tritt sofort Reaction ein, die bei einigen Gram-
men Substanz und raschem Zufügen der Chromsänre sehr
heftig wird. Man mnfs daher ein geränmiges Gefäb anwen-
den und das Eintragen der Chromsänre so regniiren, dafs
kein zu heftiges Aufschäumen hervorgebracht wird. Der
gröfste Theil des gebildeten Pyrencbinons scheidet sich wäh-
rend der Reaction ans ond dnreb Wasserzosatz fiilll man
das noch in Lösung befindliche« Das erhaltene reibe Pulver
wird mit Wasser gewaschen nnd ans Eisessig nmkrystal-
lisirL
296 Graebe, über Pyren* •
0,2083 Grm. gaben 0,6324 CO, und 0,0724 HjO.
0,2119 Grm. gaben 0,6473 COj und 0,0726 HgO.
0,2270 Grm. gaben 0,6904 CO, und 0,0839 HjO.
berechnet
gefanden
c.«
192
82,76
82,80
83,28
83,04
Hg
8
3,45
3,88
3,86
4,10
0,
32
13,79
—
—
—
232 100,00.
Das Pyrenchinon wird aus Eisessigr in Nadeln oder Säu-
len erhalten, die je nach der Dicke der Krystalle eine hell-»
oder dunkelrothe Farbe besitzen. Aus essigsaurer Lösung
durch Wasser gefällt scheidet es sich als ziegelrother Nie*
derschlag aus. Es löst sich sehr wenig in Alkohol, Aether,
Benzol und Schwefelkohlenstoff, ziemlich leicht in heifser
Essigsäui^e und sehr leicht in Nilrobenzol. Beim Erhitzen
subh'mirt es in rothen Nadeln, doch zersetzt sich dabei ein
grofser Theil. Von dem sehr ähnlichen Chrysochinon Lie-
bermann's lafst es sich durch das Verhalten gegen Schwe*
feisäure unterscheiden. Es löst sich in derselben in der
Kälte mit brauner Farbe, während für das Chrysochinon nach
Liebermann eine intensiv blaue Farbe der Lösung charak*
teristisch ist.
In Bezug auf Verhalten ist es dem Anthrachinon an die
Seite zu stellen. Durch glühenden Zinkstaub wird es zu
Pyren reducirt. Beim Kochen mit Zinkstaub und Kalilauge
geht es mit rother Farbe in Lösung und scheidet sich aus
derselben beim Stehen an der Luft wieder aus.
Pyrenhydrüre.
In Bezug auf die Leichtigkeit der Wasserstoffaufnahme
steht das Pyren in der Mitte zwischen Naphtalin und Anthra-
cen. Natriumamalgam reducirt beim Erwärmen in Alkohol
gelöstes Pyren nicht. Selbst nach lange fortgesetzter Ein-
• Graebe^ über Pyreh. 297
Wirkung hatte sich das Pyren nicht verändert, wie aas den
Eigenschaften hervorging und aufserdem durch die Analyse
bestätigt wurde. Jodwasserstoffsaure verwandelt dagegen
das Pyren in Pyrenhydrüre. Bei diesen Versuchen wurde
wässerige Jodwasserstoffsäure von 127^ Siedepunkt in grofsem
Ueberschufs angewandt und auf 1 Gewichtstheii Kohlenwas-
serstoff etwa Vs Theil amorpher Phosphor zugefügt. Bei
längerem Erhitzen im zugeschmolzenen Rohr auf 150 bis
160^ verschwand ein Theil des Phosphors und das Pyren
war theilweise reducirt. Die gebildeten Körper liefsen sich
aber weder von einander trennen, noch frei von Pyren er-
halten. Beim Erhitzen auf 200^ während 8 bis 10 Stunden
war kein Pyren den Hydrüren mehr beigemengt. Auch in
diesem Falle entstanden verschiedene Reductionsproducte.
Durch wiederholtes Umkrystallisiren aus Alkohol liefs sich
ein in Säulen oder Nadeln krystallisirender Kohlenwasser-
stoff isoliren, dessen Analyse zur Zusammensetzung des
Pyrenhexahydrürsy CieHie, führt.
1) 0,2002 arm. gaben 0,6746 CO, und 0,1441 HgO.
2) 0,2213 Grm. gaben 0,7432 CO, und 0,1603 HjO.
berechnet gefunden
Cie 192 92,3 91,9 91,6
Hie 16 7,7 8,0 8,1
208 100,0.
Dasselbe löst sich sehr leicht in Aether, Benzol und sie-
dendem Alkohol, etwas weniger in kaltem Alkohol und
schmilzt bei 127^
Vom Pyren unterscheidet es sich wesentlich dadurch,
dafs eine alkoholische Lösung mit Pikrinsäure versetzt keine
Verbindung beider Körper liefert. Beim Durchleiten durch
eine glühende Röhre, verwandelt sich das Pyrenhexahydrür
wieder in Pyren. Dafs gleichzeitig noch wasserstoffreichere
Kohlenwasserstoffe entstehen, beweist folgende Analyse eines
▲nnal. d. Chem. n. Pharm. CLVIII. Bd. 3. Heft. 20
298 Oraebe, über Pyren. .
aus der Mutterlauge des yorigen erhaltenen, bei 70 bis 80^
schmelzenden Körpers»
0,1997 Grm. gaben 0»6670 CO« und 0,1530 H,0, entsprechend
91,08 pC. C und 8,51 pC. H.
Constitution des Pyrens,
Die angeführten Thatsachen werden wohl die Ansicht
rechtfertigen, dafs die Structur des Pyrens eine ähnliche ist,
wie die Ton Napbtalin und Anthracen. Das Verhalten gegen
Chromsäure und verdünnte Salpetersaure spricht in erster
Linie dafür, dafs in dem Pyren keine Seitenketten vorkom-
men, sondern dafs es aus geschlossenen Systemen von Kohlen-
stoffatomen besteht. Ich glaube daher, die schon in meiner
ersten Publikation ausgesprochene Yermuthung, dafs das Pyren
als Phenylennaphtalin, CioHeCCeH^), anzusehen ist, als wahr-
scheinlich beibehalten zu dürfen. Es würde dann demselben
folgende oder eine ähnliche Formel zukommen, die die Ana-
logie mit Naphtalin , Anthracen und Chrysen deutlich zur
Anschauung bringt.
H H
c c
HC C CH
c c c
.= \/\
C CH
I 11 •
HC CH
\/ ■
C
H
Dafs das Pyren verschieden von dem isomeren Diacetenyl-
phenyl, C^Hs-C-C— C^C.CeHs, von Glaser») ist, geht
*) Diese Annalen CLY, 159.
Oräebef über Pyttn. 29^
auf das Bestimmteste aiis einem Vergfleich der Ergensehafteil
derselben hervor. Diesef beiden Verbindungen zeigen ^ wie
^iefs schon Glaser für das Diacetenylphenyl hervorhob, von
:allen bekannten Kohlenwasserstoffen den relativ gröfsten
£ohlenstoflgehalt.
Königsberg in Prenfsen, 1. April 1871.
üeber Chrysen;
von C. Liebermann,
In der vorhergehenden Abhandlung hat Graebe das
<2emisch fester Kohlenwasserstoffe beschrieben, welches bei
-der fabrikmäfsigen Destillation des Steinkohlentheers bis auf
Coaks als letztübergehendes Product gewonnen wird. Aus
•diesem lafst sich durch Behandlung mit Lösungsmitteln,
namentlich mit Schwefelkohlenstoff, leicht ein schwerlöslicher
Kohlenwasserstoff Ton einer Anzahl leichter löslicher abson-
<lern. Der erslere bildet den Gegenstand der nachfolgenden
Untersuchung.
Die Darstdluiig des schwerlöslichen und hochschmelzen-
•den Kohlenwasserstoffs aus dem vorerwähnten Rohmaterial
^schah auf folgende Weise :
1 Kil. des grob zerriebenen rohen Products wurde im
Kolben mit IVs KU. trockenem Schwefelkohlenstoff kalt zu-
sammengebracht und unter wiederholtem Umschätteln während
24 Stunden damit in Berührung gelassen. Nachdem hierauf
4ie dunkelgelbe Flüssigkeit abfiltrirt worden, wurde die
rückständige feste Substanz (300 Grm.) zwischen Filtrir-
papier stark ausgeprefst und von Neuem mit 600 Grm.
Schwefelkohlenstoff in derselben Weise behandelt. Nach
Verlauf eines Tages blieben noch 230 Grm. fester Substans
20»
300 Liebermann^ über Chrysen.
ungelöst, die nochmals mit 400 Grm. Schwefelkohlenstoff zu-r
sammenge^tellt, der sich nunmehr nar noch hellgelb färbte^
aof 180 bis 190 Grm. bei 240^0, schmelzenden Kohlen*
Wasserstoffs zusßmmensch wanden.
Bei dieser Reinigung ging eine ziemliqb bedeatend&
Menge des hochschmelzende.n Antheiis gleichzeitig mit den
niedrig schmelzenden Kchlenwasserstoffen in Lösung. Dieser
Verlust wurde aber nicht berücksichtigt, da es nur auf die
Reindarstellung des Ungelösten ankam und eine gröfsere Menge
Materials vorhanden war.
Die Einheitlichkeit des so erhaltenen ungelösten Ruck*
Standes ergab sich daraus, dafs derselbe nach dem Lösen
und fractionirten Auskrystallisiren sich immer in denselben
Formen ausschied, die gleichen chemischen Reactiohen zeigte
und seinen Schmelzpunkt in so weit constant bewahrte, dafs
derselbe für. die zuerst ausgefallenen Krystalle bei 246 bi»
248^ für die durch Abdampfen der letzten Mutterlaugen er-
haltenen bei 240 bis 242^ lag^ eiiie Differenz, die nach den
am Anthracen gemachten Erfahrungen aar auf. höchst uhbe-r
deotende Verunreinigungen hinweist.
Die durch Ausziehen der rohen Masse gewonnene Sub-»
stanz stellt ein intensiv gelbes körniges Pulver völlig vom
Ausseben der Schwefelbturaea dar, welches. beim Reiben
stark electrisch wird. Aus den kochenden Lösungen in
den Um 150^ siedenden Ai^theilen des Steinkohlentheeröls
fallt sie beim Erkalten in glänzenden deutlichen Krystalk
schuppen^ die nach dem AbfiUriren noch stark gdb erscheinen.
Obwohl sich diese Färbung durch häufiges: Umkryslaliisiren,
namentlich, unter Zuhulfenahme von Aether, sichtlich vermin-^
dert, schwindet sie doch nie völlig auf. diese Weise. Auch
das Aussetzen gesättigter oder. schwach übersättigter Lösungen
an das Tageslicht bewirkt keiile vollständige Entfärbung des
Kohlenwasserstoff. Die Sublimation empfiehlt sich zur Reinigung
Liebermunn, über Chrysen. 301
flicht, da sie sehr trage verläuft und eine geringe dabei
stattfindende Zersetzung sich durch Rothfärbung der ge*
schmolzenen Masse kundgiebt. Bei der Destillation gröfserer
Mengen ist man sogar genöthigt, um Zersetzung zu ver-
meiden, einen indifferenten Gasstrom zum Uebertreiben anzu-
wenden, und trotzdem schmilzt das nicht weiter gereinigte
Destillat durch Beimischung von Zersetzungsproducten dann
oft um 10^ niedriger als vor der Destillation.
Von den vielfachen Analysen ^ die ich mit dem mehr-
mals umkrystallisirten gelben, Kohlenwasserstoff angestellt
iiabe, will ich die folgenden als Beispiele anführen :
0,1886 Grm. Substanz gaben 0,0918 H^O und 0,6494 COf.
0,2655 Gnn. Substanss gaben 0,1294 H,0 und 0,9158 CO,.
0,2124 Grm: Substanz gaben 0»1082 H,0 und 0,7839 CO,.
Gefunden f^r^^^
C 93,90 93,94 94,21 94,78
H 5,35 5,39 5,37 5,27
99,25 99,33 99,58 100,00.
Der Kohlenwasserstoff ist wie die meisten seiner Deri-
vate im höchsten Grade sehwerverbrennlich. Dennoch glaube
ich die Verluste der Analysen, in welchen die Summe des
Kohlen- und Wasserstoffs nie 100 pC. erreicht, nicht diesem
Umstand, dem aufs Sorgfältigste begegnet wurde, zur Last
legen , sondern aus ihnen auf eine geringe Verunreinigung
des Kohlenwasserstoffs mit einem sauerstoffhaltigen Körper
^chliefsen zu müssen, welcher vielleicht die Ursache der
Gelbfärbung ist. Es gelingt auf verschiedenen Wegen durch
chemische EinwiriKung den Kohlenwasserstoff rein weifs zu
gewinnen und dann werden bei der Analyse auch etwas
bessere Zahlenwerthe erhalten. So liefert das Erhitzen des
gelben Körpers mit stariter Jodwasserstoffsaure und rothem
Phosphor auf 240^ welche in der Absicht Wasserstoffaddition
zu veranlassen unternommen war, eine zusammengeschmolzene.
302 .Liehermann, über Chrysen,
schön blau fluorescirende Masse, welche nichts anderes ab^
der unveränderte Kohlenwasserstoff nach Zerstörung der gelb*
färbenden Substanz ist *). Dieser scheidet sich ans den
Lösungsmitteln in weifsen, schwach blau fluorescirenden Blatt-
chen ab und snblimirt in silberweifsen Schuppen. Sein
Schmelzpunkt Uegt bei 250^.
6,1918 Grm. Sabstanz gaben 0,0954 HtO nnd 0^6613 CO,.
0,2030 Grm. Substanz gaben 0,0998 H,0 und 0,7012 GOs*
Gefunden ^?,^''Ä*
,, , für CigHj,
C 94,16 94,19 94,73
H 5,62 6,47 5,27.
Unter Berücksichtigung der gewöhnlichen Fehlergröfse
bei der Kohlen- und Wasserstoffbestimmung ist hiemach das
beiderseitige Atomverbdltnifs gleich 3 : 2.
Die Zusammensetzung 9 der hohe Schmelzpunkt und die
Löslichkeitsverhältnisse des Kohlenwasserstoffs lassen keinea
Zweifel; dafs derselbe mit dem von Williams **) aus Stein-
kohlentheer und dem- von Gn 1 1 e 1 1 y ***) durch directe Destilla-
tion der Steinkohle erhaltenen Chrysen identisch ist. Ich bin mit
Gmelin der Ansicht, dafs auch den von Robiquet und
Colin t) und Pelletier und Walter ff) aus Vogel's
flüchtigem Bernsteinbarz, von Laurent f ff) aus dem Theer
von Oelen und Fetten, von Berthelot aus Tannenholztheer
erhaltenen Substanzen dasselbe Chrysen in mehr oder minder
*) Es ist nicbt unmöglicb, dafs aucb der von Pelletier und
Walter (Ann. chun. phys. IX, 89) beschriebene weifse , durch
20 maliges ErystaUisiren des rohen (Bem8teiiv)0hr]r8ens erhaltene
Körper, den sie für Idrialin halten, weifses Chrypen war.
«
**) Journal für practische Chemie LXVlI, 248.
***) Chem. News X, 243.
t) Ann. chim. phys. IV, 326 (1817).
+t) Ann. chim. phys. IX, 89 (1843).'
ttt) Ann. chim. phys. LXVI, 13Q und LXXII, 415.
Liebermann, über Chrysen, 303
iinreinem Zustand zn Grunde liegt, der sich im ^ligemeinen
dorch die Höhe der Schmelzpunkte charakterisirt. Dieser
liegt nach Laurent bei 230 bis 235^ nach Pelletier und
Walter bei 240<>, nach Galletly bei 244^. Nach meinen
.Beobachtungen schmilzt das wiederholt umkrystallisirte gelbe
Chrysen bei 246 bis 248^ , das weifse noch etwas höher bei
250^, und dieser Punkt dürfte als der wahre Schmelzpunkt
des Chrysens anzusehen sein. Ich würde kein Bedenken
tragen, auch den Ton Berthelot künstlich dargestellten und
von ihm Chrysen genannnten Kohlenwasserstoff, welcher
beim Hindurchleiten ven Benzol durch rothglühende Röhren
neben Diphenyl entsteht , mit dem von mir untersuchten für
identisch zu erklären, zumal Berthelot in der Lage war,
Cbrysene verschiedenen Ursprungs zu vergleichen, gäbe
nicht B er t hei ot *) ausdrucklich den Schmelzpunkt seines
als völlig rein betrachteten synthetischen Chrysens bei 200^
liegend an. Die Erklärung, welche Berthelot den ab-
weichenden Angaben Laurent's über Chrysen gab, dafs,
Yf\e sehr wahrscheinlich, dessen Chrysen noch anthracen-
haltig gewesen sei^ reicht zur Aufklärung des Schmelz-
punktunterschiedes nicht hin. Schmölze reines Chrysen
bei 200^, so würde eine Beimischung von Anthracen
(Schmelzpunkt 215^) diesen Punkt nicht um mehr als 20<^
über den des höchst schmelzenden Antheils erhöhen können.
Daher darf, bis die Schmelzpunktsangabe berichtigt ist,
Berthelot 's künstliches Chrysen nicht als Chrysen, wenig-
stens nicht als der reine, den bisher mit diesem Namen
bezeichneten Substanzen zu Grunde liegende Kohlenwasser-
stoff, wie Berthelot will, angesehen werden.
Wenn durch die oben erwähnte Darstellung des Chry-
sens in völlig weifsem Znstande die Ansicht, als wäre das-
*) BuU. Boc chim. VI, 276.
304 Liebermann f über Ohryeen.
selbe ein gelber Kohlenwasserstoff, widerlegt ist , und daher
der Name desselben nicht mehr ganz zutreffend erscheint,
so habe ich doch geglaubt, diesen der gröfsereii Bequem^
lichkeit wegen im Folgenden beibehalten zu dürfen.
Eigenschaften und Formel des Chrysens. -— Das Chrysen^
ist in kalten Lösungsmitteln, Alkohol, Aether, Benzol, Eisessig
sehr wenig, etwas mehr in Schwefelkohlenstoff löslich. In
der Hitze wird es von hochsiedendem Steinkohlentheer oder
Ton Eisessig stärker gelöst, und fällt beim Erkalten in locke-
ren glänzendgelben Krystallschuppen aus. Gröfsere Blättchen
▼on beistehender Form A erhält man aus kochendem Alko-
hol. Es darf als der am Schwersten lösliche der bekannten
Kohlenwasserstoffe bezeichnet werden. Es sublimirt in For-
men, welche denen des Anthracens ausnehmend gleichen.
Sein Siedepunkt Hegt weit über dem des Quecksilbers. In
kalter concentrirter Schwefelsäure löst es sich wenig, beim
Erhitzen stark mit grüner, bei Anwendung grofser Mengen
heifser Schwefelsäure mit schmutzig violetter Farbe, unter
Bildung von Sulfosäuren. Chlor wirkt in der Kälte wenig,
beim Erwärmen bildet sich ein in weifslichen Nadeln unter
theilweiser Verkohlung sublimirbares SubstitutionsproducL
Brom erzeugt in einer Lösung von Chrysen in Schwefel-
kohlenstoff gebromtes Chrysen. Gewöhnliche Salpetersäure
wirkt selbst beim Kochen nur langsam ein und giebt einen
gelben 9 zuletzt einen orangerothen Nitrokörper; rauchende
löst Chrysen schon in der Kälte und bildet eine gelbe, durch
Wasser fällbare Nitroverbindung. Kocht man Chrysen mit
Chromsäure in Eisessig , so erhält^ man ein schön orange-
rothes Chinon. Bei sehr grofsem Ueberschufs von Chrom-
säure bildet sich Phtalsäure; Pikrinsäure und Chrysen
in Benzol mit einander gekocht geben eine Verbindung^
welche beim Erkalten der filtrirten Lösung in langen bräun-
lich orangefarbenen Nadeln krystallisirt.
Liebermann, über Chryeen. 305-
Weifses Cbrysen entsteht aofser nach dem oben ange-
gebenen Verfahren noch bei Ojcydation des Chrysens durck
Chromsäure in geringer Menge als Nebenprodact, und sehr
reichlich beim Kochen des Kohlenwasserstoffs in mit wenig
Salpetersäure versetztem Alkohol. Der Schmelzpunkt des-
selben liegt bei 248 bis 250^ Concentrirte Schwefelsäure
wird beim Erhitzen mit ihm rein blau gefärbt; seine Pikrin-
säur ever bin düng ist rein orangegelb. Im Uebrigen verhält
es sich ganz wie das gelbe Chrysen, nur dafs es von dea
meisten Reagentien der concentrirten Schwefelsäure, der
Salpeter- und der Chromsäura weniger leicht angegriffen wird*
Mononitrochrysen entsteht aus weifsem Chrysen nur in sehr
geringer Menge, wohl aber aus gelbem Chrysen. Trotz die-
ser Unterschiede, von denen der letztere einigermafsen auf-
fallend erscheint, glaube, ich nicht , dafs das weifse Chrysen
eine isomere Hodification des gelben ist^ wie sie z. B. Para-^
anthracen und Anthracen bilden, sondern halte beide für
identisch. Durch Schmelzen geht das weifte Chrysen nicht
in gelbes Zurück.
Laurent 's Chrysen formel, C^Hg, ist schon von 6a 1-
letly wegen der Znsammensetzung der Pikrinsäureverbin-
dung, die derselbe CisHis -f- C6H2(N02)30H fand, in CisHis
verändert worden. Ich habe geglaubt, die Analyse dieser
für die Moleculargröfse des Chrysens wichtigen Verbindung
wiederholen zu müssen.
0,2287 Grm. Sabstans gaben beim Erwärmen mit Ammoniak 0,1155
Kohlenwasserstoff = 50,5 pG. Chrysen. Galletlj^s obige
Formel verlangt 49,9 pC.
Die Krystalle der Pikrinsäureverbindung sind für das
Chrysen sehr charakteristisch. Sie werden schon von kaltem
Alkohol zu Pseudomorphosen von Chrysen zersetzt.
Diese Thatsache schien mir merkwürdig, weil Berthe-
lot angiebt, dafs man Chrysen mittelst der Pikrinsäurever-
306 Liebermann, über Chrysen.
blndang nachweisen könne, indem man den KohlenwasserstofT
mit alkoholischer Pikrinsaurelösang kocht. Ich habe seine
Angaben aber bei Anwendung einer mit Pikrinsäure etwas
üöersätttgten Lösang darchaas bestätigt gefunden. Die orange-
gelben Nadeln werden also durch mit Pikrinsäure übersät-
tigten Alkohol weniger leicht zersetzt.
Aufser der Pikrinsänreverbindungynöthigt.aber auch das
unten beschriebene Chinon Ton der Formel CigHioOs^ welches
ohne Kohlenstoffabspaltung aus dem Chrysen entsteht und
durch Erhitzen mit Zinkstaub wieder in dasselbe zurückgeht,
die Zusammensetzung CisHis für diesen Kohlenwasserstoff'
anzunehmen. Auch durch alle seine iufseren Eigenschaften
ist er als Endglied der um CiHg aufsteigenden Reihe : Naphta-
lin, Anthracen, Chrysen charakterisirt.
Mononitrochrysen. — Kocht man gelbes Chrysen mit
absolutem Alkohol, dem wenig Salpetersäure von 1,4 spec.
Gewicht zugesetzt ist, gerade wie es B o 1 1 e y *) zum Nitriren
von Anthracen angegeben hat^ so färbt sich der Alkohol
allmälig orange durch Aufnahme eines entstandenen Nitro-
products. Die Einwirkung geht aber so langsam vor sieb,
dafs erst nach 24 stündigem Kochen ein erheblicher Theil
des Chrysens, von welchem man mehr anwendet, als selbst
der kochende Alkohol löst, verwandelt ist. Das Nitroproduct
läfst sich durch seine Leichtlöslichkeit in Alkohol leicht von
dem unangegriffenen Kohlenwasserstoff trennen. Nach dem
Filtriren destillirt man ^ den Alkohol so weit ab , dafs sich
beim Erkalten neben etwas Chrysen orangefarbene Krystalle
abscheiden. Dann wird kalt filtrirt, und aus dem Filtrat die
orangerothe Nitroverbindung durch Wasser gefallt. Wegen
der Unlöslichkeit des Chrysens in dem kleinen Volu-
men kalten Alkohols können nur Spuren von Chrysen mit-
*) Berichte der deutgchen chemischen Gesellschaft III, 811.
Liebefmanriy über Chrysen. 30T
gefallt werden. Aus Alkohol umkrystaliisirt und bei 80^
getrocknet gaben :
0,2775 Grm. Substanz 12 CC. N bei 6<> C. und 772,6 MM. Druck.
0,2020 Grm. Substanz 0,6015 COg und 0,0850 H,0.
Geftinden
Berechnet für
C.8Hi,(N08)
c
79,46 —
79,12
H
4,07 —
4,03
N
— 5,32
5,18.
Wie bemerkt wird stets nur ein kleiner Theil des Chry-
sens in Mononitrochrysen übergeführt. Versucht man den
unangegriffenen Rest von Neuem für sich zu nitriren , so
gelangt man bald .an einen Punkt, bei welchem fast gar keine
Einwirkung mehr bemerkbar wird. Man hat dann im Wesent-
lichen weifses Chrysen, das man sich auf diesem Wege leicht
in gröfserer Menge und durch kurzes Kochen mit Kali zur Zer-
störung von Spuren der Nitroverbindung, sowie durch eine nach-
folgende Krystallisation schneeweifs verschaffen kann. Leider
habe ich diese Beobachtung erst gegen Ende der vorliegen-
den Arbeit gemacht, und daher die im Folgenden beschrie-
benen Verbindungen mit gelbem Chrysen dargestellt. Ich
habe mich aber überzeugt, dafs weifses Chrysen sie in völlig
gleicher Weise hervorbringt.
Die, nur aus gelbem Chrysen In nennenswerlher Menge
stattfindende Bildung von Mononitrochrysen erklare ich dahin,
dafs die geringe Verunreinigung das Chrysen angriffsfähiger
macht. Sobald mir gröfsere Mengen von Mononitrochrysen
zu Gebote stehen, werde ich aber versuchen, von diesem aus
zum Chrysen zurückzugelangen.
Tetramtrochrysen. — Eine weilergehende Nitrirong des
Chrysens erreicht man, wenn man diesen Kohlenwasserstoff
mit rauchender Salpetersäure übergiefst und die entstandene
Lösung nach mehrstündigem Stehen mit Wasser fällt.
308 Liebermann^ über Ohrysetu
0,2916 Grm. Sabstanz gaben 0,5521 CO, und 0,0651 H,0.
0,3321 Grm. Substanz gaben 0,6338 CO, und 0,0718 H,0*
0,3497 Grm. Substanz gaben 48,8 CC. N bei 18,9*' C. und 768,8 MM.
Druck.
0,4740 Grm. Substanz gaben 54,3 CC. N bei 22<> C. und 760,7 MM.
Druck.
Gefunden ^r'Ä^?'
C 51,63 52,03 — — 52,94
H 2,46 2,41 — — 1,96
N — — 13,37 13,04 13,78.
Tetranitrochrysen bildet ein gelbes, scbwerlösliclies Pulver.
Bei der Reduction mit Zinn und Salzsäure verharzt es. Von
der Vorstellung ausgehend, dafs die Nitrogruppen um einen
deshalb leichter abspaltbaren Benzolkern gruppirt seien, ver-
suchte ich durch Erhitzen der Verbindung mit Salpetersäure
bei 170^ zu einem Derivat des Naphtalins oder Anthracens
zu gelangen. Es wurde aber nur eine stickstoffhaltige zer-
fliefsliche Säure erhalten, welche zu weiterer Untersuchung
ungeeignet schien. Beim Erhitzen des Tetranitrochrysens mit
Chromsaure wurde ein grofser Thcil der Substanz zerstört,
der Rest besafs noch annähernd die Zusammensetzung der
angewendeten Verbindung.
Schon Laurent *) stellte durch Kochen von Chrysen
mit Salpetersaure Nitroproducte dar, von denen das rothe,
nach ihm Binitrochrysen CiJA^i^üO^t ^ nach dem von mir
benutzten Atomgewicht des C^rysens also Trinitrochrysen
wäre. Für das von ihm dargestellte gelbe Product lafst die
Analyse keine einfache Formel zu.
Bromchrysen. — Die Einwirkung von Brom auf unter
Schwefelkohlenstoff befindliches Chrysen findet unter starker
Bromwasserstoffentwickelung statt. Man erhält, aus Benzol
umkrystallisirend, prachtvolle weifse Krystallnadeln. Leider
*) Ann. ohim. phys. LXVI, 140 und LXXU, 426.
Liebermannj aber Chrysen. 30^
konnten für dieselben keine oonstanten Zahlen erhalten wer-
den, mochten nun 2, 3 oder 4 Holecule Brom mit einem Hole-»
cul Chrysen zasammengebraeht werden. Auch durch fractio-
nirtes Krystallisiren konnte keine Verbindung von einfacher
Zusammensetzung erhalten werden. Die bei der Brombe-
Stimmung gefundenen Werthe (43,4 bis 45,1 pC. Br bei
Anwendung von 2; 48,0 bis 46,7 pC. b^i 3 Holeculen Br)
deuten auf ein Gemisch von Di- und Tribromchrysen hin
(CigHioBr^ berechnet 41,45 pC. Br; Ci8H9Br3 berechnet
51,61 pC. Br).
Chrysochinon. Wegen der vielfachen Aehnlichkeil
des Cbrysens mit Anthracen war die Bildung eines wohl-
charaklerisirten Chinons desselben vorauszusehen. In der
Thal gebt die Oxydation des Cbrysens durch Ghromsfiure
bei Anwendung von Bisessig als Lösungsmittel leiclit von
Statten« Man mufs aber gut umkrystallisirtes lockeres Chry-
sen anwenden, wenn sie voUständij; und gleichmäfsig sein
soll. Alsdann ist es nicht nöthig, so viel Eisessig anzuwenden^
um den Kohlenwasserstoff von vornherein vollständig zu
lösen^ da diefs beim Fortschreiten der Reaction allmälig von
selbst geschieht. Man giebt zu dem Gemisch von Eisessig
und Chrysen stets nur geringe Mengen Chromsäure auf ein-
mal, wartet die Reaction ab und erhitzt dann zum Sieden.
Nachdem die Lösung grün geworden, setzt man nach theil-
weiseni Abkühlen neue Mengen Chromsäure, im Ganzen so-
viel hinzu ^ dafi^ ihr Gewicht das IV2 fache des angewandten
Cbrysens beträgt. Zur Entfernung von Spuren ungelösten
Cbrysens filtrirt man kochend durch ein im PI an tarn our'-
schen Trichter befindliches Faltenfilter, fälit aus dem Filtrat
das Oxydationsproduot durch Wasser aus und fittrirt und
wäscht kochend. Nur so entledigt man sich einigermafsen
der schwer löslichen Chromverbindungen, welche dem Nie-
derschlag hartnäckig anhaften. Dieser bildet ein schöii
310 Liebermann, über Chrysen.
orangerothes, beim Trocknen dunkler roth werdendes Polver.
Diei Ausbeute an dieser Verbindung kommt bei richtig ge*
leitete? Darstellung dem angewandten Chrysen an Gewichl
fast gleich. Sie ist dann noch mit einer geringen Menge
einer farblosen Verbindung verunreinigt, die sich unter dem
Hikroscop als sehr regelmäfsig gjebildete Krystallbiättchan
von der charakteristischen Form des Chrysens zu erkennen
^ebt Um vollkommen, reines Material ffir die Analyse zu
gewinnen« wurde .daher das Rohproduct mit .wenig kalter
concentrirter Schwefelsäure aufgenommen und durch Asbett
filtrirt. Die weifsen Blattchen bleiben ungelöst^ während das
Cbrysochinön in Lösung geht» Das Filtrat wird durch Was-»
ser gefällt, der entstandene Niederschlag getroeknet und in
kochendem Benzol gelöst» Durch Verdampfen des letztere
erhält man die Substanz in schönen rothgelben Naddn. Das
Umkrystallisir^n aus Benzol mufste stets mehrmals, wiederholt
werden, um die Substanz völlig ascben(chrom*)frei zu er-*
halten.
0,2098 Grm. Substanz gaben 0^0768 H,0 und 0,6412 CO,.
0,2339 Grm. Substanz gaben 0,0910 H9O und 0,7155 CO,.
0,2627 Grm. Substanz gaben 0,0981 H,0 und 0,8023 CO,.
Gefunden Berechnet für
C 83,36 83,43 83,29 83,7^
H 4,04 4,32 4,15 3,88.
Das bei der Chrysochinondarstellang in rein wei£sea
Blättchen gewonnene Nebenprodiict ist weifses Chrysen. E»
schmilzt bei 250^. Für sich mit Chromsäure und Bisessig
exydirt liefert es sehr schönes Chrysochinon.
Eigenschaften des Chrysochmons» — Die Verbindung isl
in heifsem Alkohol, Benzol und Eisessig zwar nicht stark
löslich , aber doch bei Weitem mehr als Chrysen. Beim
Erkalten scheidet sie sich nur aus Alkohol gut aus in läng«»
liehen rhombischen Blättchen. In Aether und in kaltem
Lieb ermann f über Chryaen. 311
Schwefelkohlenstoff ist sie sehr schwer löslich. Der Schmelz-
punkt scheint bei 220® zu liegen, lafst sich aber wegen der
dunklen Färbung der Substanz nicht genau beobachten* Er-
hitzt destillirt sie mehr als sie subliroirt, zugleich bildet sieb
viel Kohle. Das Sublimat besteht aus kleinen orangefarbenen
Nadeln, das Geschmolzene erstarrt zu langen gelbrothen
Krystallen. Kalte concentrirte Schwefelsäure löst das Chryso-
chinon mit prachtvoll kornblumenblauer Farbe. Dieüs Erken-
nungszeichen ist charakteristisch und so scharf, dafs sich schon
unwägbare Stäubchen Chrysochinon dadurch aufs Bestimmteste
erkennen lassen. Man mufs sich aber vor Anwendung auch
nur wenig rauchender Säure hüten , welche die Farben-
reaction beeinträchtigt. ' In der blauen Flüssigkeit ist das
Chrysochinon nur gelöst, denn Wasser fällt es unverändert
wieder heraus; erst beim Erhitzen mit concentrirter Schwefel-
säure geht es nach vorhergehender sehr charakteristischer
Rothfärbung der Lösung in eine Sulfosäure über. Kali löst
Chrysochinon in der Kälte nicht, beim Kochen geht nur ein
geringer Theil in Lösung, den Säuren als orangefarbige
Flocken fällen. Salpetersäure in Alkohol greift Chrysochinon
nicht an, rauchende löst es als Nitroverbindung. Ueber-
mangansaures Kali erzeugt PHtalsäure. Brom in Schwefel-
kohlenstoff gelöst wirkt, geringe Mengen Bromwasserstoff
entwickelnd, nur sehr wenig ein.
Das rothe Chinon eignet sich vorzfiglich zur Entschei-
dung, ob ein Kohlenwasserstoff Chrysen ist.
Um darzulegen, dafs das Chrysochinon wirklich das
Chinon des Cbrysens sei, wurden nach drei Richtungen Ver-
suche angestellt, welche die Reduction des Chrysochinons zo
Chrysen; die Reduction zu Chrysohydrochinon und das Ver-
halten gegen Phosphorsuperchlorid betreffen.
Erhitzt man Chrysochinon in der bekannten Weise mit
Zinkstaub zum Glühen, so erhält man einen Kohlenwasserstoff
312 Liebermann, über Chrysen.
▼on aHen EigenschaRen des rohen Chrysens. Sein Schmelz-
put)kt, der zuerst bei 225^ beobachtet wurde, stieg durch
einmaliges Umkrystallisiren auf 240^. Das Chrysen konnte
durch ChromsSure in Cbrysochinon zurückgeführt werden»
Chrysohydrochinon. — Beim Kochen von Chrysochinon
mit Zinkstaub und Kalilauge erhält man eine gelbe Flüssig-
keit, aus der Sauren bei Luftabschlufs fast. farblose Flocken
von Chrysohydrochinon fallen. Es ist etwas beständiger als
Anthrahydrochinon , geht aber allmälig in sein Chinon zu-
rück. Trocken auf 200^ erhitzt verwandelt es sich schnell
in Chrysochinon. Dieser Uebergang läfst sich auch sehr
schön durch Uebergiefsen des Chrysohydrochinons mit con-
centrirter Schwefelsäure wahrnehmen, welche dasselbe mit
gelbgrüner Farbe löst. Beim Schütteln mit Luft oder bei
gelindem Erwärmen geht diese Lösung allmälig in die charak-
teristische königsblaue von Chrysochinon in Schwefelsäure
übeh
Dichlor chrysochinon und Decachlorchrysen, — Die Ein-
wirkung von Phosphorsuperchlorid auf Chrysochinon liefert
zuerst chlorirend gechlortes Chrysochinon, erst später wer-*
den auch die SauerstofTatome durch Chlor ersetzt und ge-
chlortes Chrysen gebildet. Wird 1 Mol. Chrysochinon mit
2 Mol. PCI5 und einem Ueberschufs ' von Phosphoroxychlorid^
in welchem sich das Chinon löst, kurze Zeit auf 200^ erhitzt, so
ist das Product der Einwirkung eine nicht krystallisirende,
in Alkohol, Aether, Benzol fast unlösliche ^ in Schwefelkoh-
lenstoff und in Phosphoroxychlorid lösliche grüne Substanz.
Da sie sich aus dem Phosphoroxychlorür durch Wasserzusatz
harzig abschied^ wurde diese Lösung langsam in Alkohol
getropft, der hellgelbe flockige Niederschlag mit Alkohol
ausgewaschen und bei 100^ getrocknet.
0,1926 Grm. Substanz gaben 0,0466 H^O und 0,4728 CO,.
0,2435 Grm. Substanz gaben 0,2247 AgCl.
Liehermanfiy über Chrysen» 313
^ - , Berechnet für
C 66,92 — 66,06
H 2,70 — 2,44
Cl — 22,83 21,71.
Die Analysen stimmen ziemlich gut zu der Formel des
Bichlorchrysocbinons ; die Reaclion verläuft hier also in etwas
anderer Art, als in der von Graebe*) beobachteten Ein-
wirkung des Phosphorchlorids auf Bichlornaphtochinon und
andere gechlorte Chinone, indem hier vor der Ersetzung der
Chinonsauerstofie durch Chlor Substitution eines Theils des
Wasserstoffs stattfindet. Bei gröfserem Ueberschufs von Phos-*
phorsuperchlorid wird auch der Sauerstoff durch Chlor ver-*
treten. Da ich einen sehr grofsen Ueberschufs von Phos-
phorchlorid anwendete, und 12 Stunden bei 220^ erhitzte, bin
ich aber nicht zu dem erwarteten Pentachlorchrysen , son-
dern, indem eine weitere Chlorirung durch das Phosphor-
superchlorid stattfand, zum Decachlorchrysen gelangt. Das-
selbe fiel durch Wasser als gelbrothe harzige, sehr schwer
lösliche und nicht krystallisirende Substanz, welche in reinem
Schwefelkohlenstoff gelöst nach dem Filtriren durch Ver-
dunsten des letzteren gewonnen wurde.
0,2064 Grm. Substanz gaben 0,5104 AgCl.
0,2065 Grm. Substanz gaben 0,0114 HgO und 0,2819 COj.
Gefunden ^Jf^??'''* ^^
C 37,24 — 37,69
H 0,62 — 0,35
Cl — 61,19 61,96.
Um zu einem Spaltungsprodyct des Chrysens zu ge-
langen, habe ich die Einwirkung der Chromsäure über die
Bildung des Chrysochinons hinaus fortzusetzen versucht. Es
ist mir aber nicht gelungen, die zunächst entstehende hell-
*) Diese Annalen CXLVI, 1 und CXLIX, 8.
Anoal. d. Ohem. u. Pharm. CLVIII. Bd. 3. Heft. 21
•314 Liebermann, über Chrysen»
{reibe Substanz, welche ein zweites Chinon des Chrysens za
sein scheint, in einem ihre Reinheit verbfirgenden Zustand
zu erhalten. Dagegen kann man leicht als Endproduct der
Reaction Phtalsäure nachweisen, welche ich durch Constatirungr
ihrer eharakteristischsten Eigenschaften festzustellen mich
begnügte.
TetramtrochrysocMnon. — Beim üebergiefsen von Chryso-
chinon hiit rauch^tider Salpetersäure entsteht Tetranitro--
(öhrysochinoii. Nach mehrstündigem Stehen wird die sal-
j^etersaure Lösung 4tirch Wasser orangegelb gefälH. Beina
Erhitzet^ schwäch vei'pttffeiid^, in tlen ikieisteti Lösungsmitteln
SöhWelflösKche Vei^ind^ing.
0,216« Grm. Bubetaiiz ^gaben 2e»9 OC. N bei li,b^ 0. «ad 762 MM.
Druck.
Berechnet für
N 12,6 12,8.
Die im Vorhergehenden gegebene Beschreibung einiger
Abkömmlinge des Chrysens, welche ein ungefähres Bild von
dem Verhalten dieses kohlenstoffreichsten der bis jetzt be-
kannten Kohlenwasserstoffe zu geben bestimmt war, konnte
wegen der Schwierigkeit, welche das Arbeiten mit dem-
selben darbietet, nur aber wenige seiner Verbindungen aus-
gedehnt werden und daher den beabsichtigten Zweck nur
unvollkommen erreichen. Bei vielen Chrysenabkömmlingen
ist es wegen der übergrofsen Schwerlöslichkeit, der gerin-
gen Krystallisations- und Sublimationsfähigkeit, der Höhe und
Unsicherheit der Schmelzpunkte unmöglich, durch Beobach-
tung physikalischer Eigenschaften feinere Unterschiede fest-
zustellen. Hiernach könnte es gewagt erscheinen, schon jetzt
eine Ansicht über die Constitution des Chrysens auszusprechen.
Wenn man aber das ganze Verhalten des Kohlenwasserstoffs
Liebermännf über Chryaen^ 9i$
t ■ *. •*
berucksicbtigl, welches ihn auGs ScliSirfgte ulS: ein Glied di^
aufsteigenden Reihe Naphtalin-AntJu-aoenkenn^c^ichnet, fernor
«eine Oxydation zu Chrysochinon und' dessen .Ruckyerwaod^
lüBg in Chrysen, welche das Vorhandensein fetler Gruppe»
«nsschiiefst , sowie 'endlich seine Ueberfübrutt^ in Pbtalsa^ore
ins Auge fafst; so ist man geiidfhijgt, ihm «venig^tens ein^
A&xa Ifaphtalin «n4 Antbraeen afanliche Constitutioii zuzur-
schreiben, wie diefs auch schon ßtrecker ^), vorgeschlagen
bartr Es bleiben dann noch mehrere Structvrformeln möglicby
Ton deQ«)n, falls Berthelot's «ynihetisch jaus Benzol dar-
gestelltes Chrysen sich mit d«m hier. b|6schriebenen als
identisch erweisen sollte, die folgj^nde :
HC
-Cü
wf
I^H
\
/
C:
= C
HC
— c
■■V:
CH
X
11 >-
X
X
HC
-.cm
: CH
\
/
\
/
HC:
= CH
HC PS
CH
«(Chrysen aus AJ&a drei Benzölringen I, U/ HI unter H<- Austritt entstanden)
•deii Vorzug verdienen würde.
Berlin, im Mai 1871. Organisches Laboratorium der
Ciewerbeacademie.
"' «
üeber künstliches Alizarin;
von W. H. Perkm"^*).
Den Farbstoff, welcher entweder nach Xjraebe^s und
L i e b e r m au n 's ursprungiicbem Yerfahren oder aus der
.*) Dessen Lehrbuch der organischen Chemie, S. 7 $2.
**) Im Auszug aus Journal of the Chemical Societjf [2] YHI, 183,
21»
316 jPerkini, über Jcünstliches Altzarin.
Sulfosiure des Anthrachinons erhalten wird, habe ich stel»
als Alizarin angesprochen. Man hat jedoch die Identität
dieses Stoffes mit Krappalizarin in Frage ziehen wollen. leb
habe deshalb einige Versuche hierüber angestellt und die
zwei Producte aufs Sorgfältigste nebeneinander geprüft. Zu
diesem Zweck verwendete ich sowohl gereinigtes sublimirte»
als unsublimirtes künstliches Alizarin und zum Vergleich
gereinigtes sublimirtes Alizarin aus Krappextract.
Beide^ natürliches wie künstliches, krystallisiren inNadeln^
welche gewöhnlich gekrümmt sind, namentlich wenn sie
klein sind.
Beide bilden mit caustischem Alkali violette Lösungei»
von gleichem Farbenton.
Auf gebeizten Zeugen bringen beide die gleichen Farben
hervor, die gleichmäfsig die Behandlung mit Seife ertragen;,
beide besitzen gleichen Färbewerlh.
In Alkohol gelöst erzeugen sie mit essigsaurem Kupfer
purpurfarbige Lösungen von genau gleicher Farbennüance.
Hit dem Spectroscop untersucht erzeugen ihre kalischeir
Lösungen die gleichen Absorptionsbander.
Endlich giebt das präcipitirte Alizarin aus Anthracen
bei Zersetzung mittelst Salpetersäure Phtalsäure.
Nach den erwähnten Reaclionen — andere prägnante
Reactionen von Alizarin sind mir nicht bekannt — müssen
wir künstliches und natürliches Alizarin als identisch ansehen»
Man wollte künstliches Alizarin nicht als Ersatzmittel für
Krapp gelten lassen, die Krappfarben würden nicht durch
reines Alizarin erzeugt, es wirkten dabei noch andere Farb-
stoffe mit. Nun ist aber neben Alizarin die einzige färbende
Substanz des Krapps, welche die Schönheit der Farben nicht
beeinträchtigt, das Purpurin.
Dieser Körper ist von Alizarin in vielen seiner Eigen-
schaften verschieden; er löst sich z. B. in Alkalien mit hell-
Per kl n, über künstliches Alizarin. 317
tother Farbe, wahrend Alizarin eine schön violette Lösung
f iebt. Seine Lösung in Alaun ist blafsrolh mit gelber Flno-
rescenz; Alizarin ist in Alaun nahezu unlöslich. Seine opti-
schen Eigenschaften sind auch sehr charakteristisch und von
<ienen des Alizarins verschieden; ganz besonders ist diefs
der Fall mit seiner Lösung in Alaun, deren Spectrum im
grünen Theil zwei Absorptionsbdnder zeigt; Alizarin giebt
solche nicht. Professor S tokos hat gezeigt, dafs diese
Unterschiede so ausgesprochen sind , dafs man Alizarin und
Purpurin nachweisen kann in einer Krappmenge nicht so
grofs wie ein Stecknadelkopf. Es ist daher die Entdeckung
eines jeden dieser Farbstoffe auf einem mit Krapp gedruckten
Stuck nicht schwer.
Dr. Schunk^) bemerkt, er sei durch eine lange Reihe
von Versuchen zu dem Schlufs gekommen, dafs das End-
resultat der Krappfärberei lediglich in der Verbindung von
Alizarin mit den verschiedenen angewendeten Beizen bestehe;
er empfiehlt als leichtesten Weg, Alizarin im Kleinen rein
zu bekommen , das Ausziehen desselben aus Krappdrucken.
Ich habe auch in dieser Beziehung einige Versuche ge-
macht und auf fertigem Krappdruck nur Alizarin gefunden,
selbst mit dem Spectroscop konnte ich Purpurin nicht ent-
decken.
Man kann sich davon leicht überzeugen, wenn man aus
einem mit Krapp gefärbten Stoff die Beize durch Salzsäure
entfernt und den Farbstoff auf dem Zeug mit Kalilauge be-
handelt Man wird dann eine blauviolette Lösung erhalten,
wie mit reinem Alizarin. Wäre Purpurin in irgend nachweise
barer Menge vorhanden, so würde die Farbe der Lösung
«ich mehr und mehr dem Purpurroth nähern, entsprechend
dem Procentgehalt an Purpurin. Ich will damit nicht be-
^) Journal of the Chemical Society XII, 202.
318 P^rhirif übet künstliches Altzarin.
liftupien^f d»fs dieser Farbstoff niemals auf mit Krupp oder
€iairffncin> gefärbten Zdugen vorkomme, aber darüber kana
'..■■•••, ^
keiti Zweifel siein, je aehler und brillianter die Farbe, desto
reiner isi das Aiiaarin, das sieh mit den Beizen Yerbunden hat*
Ich erwähnte schon der Absorptionsspectreri von Ali-
zarin und Pnrpürin; es ist hier noch eine dritte Substanz zxt
besprechen, die unter gewissen Umständen ein Absorptions-»
spiectrum giebt, dem des Alizarins so ahnlich, dafs man sier
bei der Prüfung mit dem Prisma leicht mit Alizarin ver-
wechseln könnte; ich meine die Sulfoxanthracfainonsäure
CuHßOaOH.SOaH,
. Auf dem hier folgenden Holzschnitt ist zu sehen, dafs
diese Säure in alkoholischem Kali gelöst zwei Absorptions-
bähder von nahezu gleicher Lage giebt, wie bei Alizarin
unter gleichen Umständen. Sie läfst sich jedoch von letz-
terem unterscheiden, wenn zur Untersuchung Lösungen in
wässerigem Kali angewendet werden ; dann giebt sie ein
drittes Absorptionsband nahe bei E, das wenn auch nicht
sehr dunkel, doch vollkommen deutlich ist. Alizarin in was—
serigem Kali bewirkt eine mehr gleichmäfsige Lichtabsorp-
tion und die Bänder sind nicht so scharf wie bei der alko-
holtschen Lösung. Nach Professor Stokes ist auch in die-
sem Fall ein drittes Absorptionsband zu bemerken^ das aber
Bö schwach ist,, dafs es sich in der allgemeinen Dunkelheit
fast verliert, .
; In ihren chemischen Eigenschaften unterscheidet sich
4iO Sulfoxantbrachinonsäure wesentlich von Alizarin, deno
sie ist in: Wasser löslich und unlöslich in Aether, während
Alizarin sich gegen diese Lösungsmittel umgekehrt verhält«
Perkin, über künstiiches Alüarin.
I. Alizariu in alliQbaliecheni Kali.
IL SvlIbzanthrachinonBänre in aJkoholiscbem Kali,
m. 8a]foiBnthrachinoiisatire in irBBeerlgeni Kali.
IV. Pnrpimn in achwefetaanrer Thonerde.
üeber einige Derivate des Anthracens;
von Demselben*).
Einwirkung von Schwefelsäure auf Dichluranikracen,
Dichloranthracen löst sich in raachender Schwefelsäure zu
ler schön grünen Flüssigkeit unter Bildung einer Sulfosäure.
*) Jonmal of the Chemie*! Society [2] IX, 16.
320 PerkiHy über einige Derivate
Zur Darstellung dieser Saure giebt man 1 Theil Dichlor^-
anthracen zu etwa 5 Theilen rauchender Schwefelsäure und
erwärmt diese Mischung kurze Zeit auf dem Wasserbade.
Man giefst sie dann allmälig in ein mehrfaches Volum Was-
ser und behandelt sie mit kohlensaurem Baryt, bis alle
Schwefelsaure neutralisirt ist. Die saure Lösung, vom schwe-
felsauren Baryt abfiltrirt, wird auf ein kleines Volum einge-
dampft. Nach genügender Cöncentration gesteht sie beim
Erkalten zu einer schleimigen Masse von orangegelben Ery-
stallen , die man zur Entfernung der Mutterlauge auf einen
porösen Ziegel bringt.
Diese Säure selbst wurde nicht analysirt, aber nach der
Zusammensetzung ihrer Salze kommt ihr offenbar die folgende
Formel zu :
Ci«HeCl,|jjg(^» ;
ich schlage deshalb vor, dieselbe DUulfodichloranthracensäure
zu nennen. Sie ist leicht löslich in Wasser; durch Zusatz
einer geringen Menge von concentrirter Schwefel- oder
Salzsäure wird sie aus der wässerigen Lösung gefällt. Sie
hat stark sauren Geschmack und Charakter. Die verdünnten
Lösungen der Säure und ihrer Salze sind merkwürdig fluo-
rescirend, doch nicht so stark wie eine alkalische Lösung
von reinem Aesculin. Die Farbe der Fluorescenz ist blau.
Disulfodichloranthracensaures Natron. — Man erhall
dieses Salz durch Neutralisation der Säure n(iit Natriumcarbo-
nat, oder aus dem Kalk- oder rohen Barytsalz durch doppelle
Zersetzung. Um es aus dem Barytsalz darzustellen, wird das
Froduct der Einwirkung von Schwefelsäure auf Dichlor-
anthracen mit kohlensaurem Baryt vollständig neutralisirl ;
man giebt dann schwefelsaures Natron zu, und zwar etwa
halb so viel trockenes Salz^ als man Dichloranthracen ange-
wendet hatte, kocht, filtrirt und dampft ein. Nach einigem
de9 Anthracena» 321
Sieben scheidet sich das neue Natronsah in kleinen orang^e-
rolhen Krystallen aus; diese werden zwischen Fliefspapier
%n\ abgeprefst und durch eine oder zwei Krystallisationen
gereinigt. Sie lösen sich leicht in Wasser zu einer orange-*
farbigen Flüssigkeit.
Die Analyse des bei 150^ C. getrockneten Salzes führ!
2U der Formel :
berechnet gefunden
C 37,25 37,11
H 1,33 1^0
Na 10,20 9,83.
Diauffdichlorantkracensauren Baryt erhalt man in rei-
nem Zustand am Besten durch Zersetzung der Lösung des
reinen Natronsalzes mittelst Chlorbaryum; es scheidet sich
als glänzend canariengelber, in Wasser fast unlöslicher Nie-
derschlag aus.
Die analytischen Resultate stimmen ziemlich gut zu der
Formel :
gefunden
berechnet T S! Sl Iv! v! VL vST
C 30,99 — . — — 30,26 30,13 30,65 31,09
H 1,11 — _- — 1,48 1,54 1,62 1,64
Ba . 25,28 24,96 25,05 25,22 — — — —
Fugt man Chlorbaryum zu einer heifsen Lösung von
disulfodichloranthracensaurem Natron, die mit Salzsäure stark
sauer gemacht ist, so benierkt man anfanglich keine Ver-
änderung, nach kurzer Zeit aber scheidet sich das obige
Barytsalz als orangefarbener krystallinischer Niederschlag ab»
Das so erhaltene Salz erwies bei der Analyse einen
Gehalt von 25,32 pC. Baryum.
Disulfodichloranihracensaurer Strontian wird durch Ab-
dampfen einer mit Chlorstrontium versetzten Lösung von
322 Perkin, über einige Derivate
dtsulEodichloranlhracenraurein Natron in gelben Krusten er-
ktUen, die lieh Khwer in WessM* außösen. Die Analyse
ergtb 17,21 pC. Strontium; 17,77 pC. berechnen sich ans
der Forniel :
Disulfodichhranthraeentaurer Kalk. — Man kann diese»
Salz dirtict aus dem Product der Einwirkung von Schwefel-
säure auf Dichioranihracen erhalten, indem man mit kohlen-
saurem Kalk neulralisirt , den Ciyps abfihrirt und das Filtrat
zur Trockne verdampft. Der Bückstand wird mit Wasser
ausgezogen, fihrirt und wieder abgedampft; er ist gelb ge-
färbt unil leicht löslich in Wasser. Man kann es gut ver-
wenden, um daraus durch Umsetzung mit Soda das Natron-
salz darzustelleti.
Eimcirhung der Schwefelsäure auf Dibromanlhraceit.
ÜiliromantliraGen lüsl sich in raoehender Schwefelsäure
unter Bildung einer Sulfosäure; diese wurde zwar nicht in
reinem Zustnnd erhalten, aber nach der Untersuchung ihrer
Salze kommt ibr zweifellos die Formel :
zu; wir nennen sie daher DinulfodibromanlhracemäUTe.
DisulfodlbfomantkracmaauTes Natron. — Zur Darstellung
dieses Salzes löst man 1 Theil Dibromanthracen kalt in etwa
6 bis 7 Theilen rauchender Schwefelsäure und läfst die
Mischung ein oder zwei Stunden stehen. Man giefst sie dann
in das sechs- bis siebenfache Volum Wasser , rührt gut um
und neutralisirt mit kohlensaurem Baryt Man giebt dann
schwefelsaures Natron zu, etwa 5 Theile trockenes Salz auf
12 Theile angewendeten Dibromenlhracens , erhitzt zum
Kochen , concentrirt die vom schwefelsauren Baryt abfiltrirle
Flüssigkeit durch Abdampfen auf dem Wasserbad und stellt
des Anthracens, 323
sie zur Kvystallisaiion bei Seite. Nack dem Abpressen der
HuUerlaufi:e wird das Salz durch zwei- bis dreimaliges Um-
krystaUisiren ans Wasser gereinigt ; es krystaliisirt in gelben
mikroscopischen Nadeln und isf leicht löslich in Wasser.
Die Analyse ergab 1) 8,70, 2) 8,85 pC. Natrium , wah«-
rend die Formel :
^i4Öeßi2|NaSOft
8,52 pC. Natrium verlangt.
DisulfodibramanthracensAurer Baryt wird genau in der
nämlichen Weise dargestellt, wie das entsprechende Salz der
Disulfodichloranthracensdure. Man erhält es als blafsgelben
Niederschlag. Es ergab bei der Analyse 21,41 pC. Baryum;
21,71 pC. berechnen sich aus der Formel :
Bemerkenswerth ist die Unlöslichkeit dieses Salzes. Wird
die mit Salzsäure stark sauer gemachte kochende Lösung
des Natron^alzes mit Chlorbaryum versetzt, sD bleibt die
Mischung einige Sectmden klar, trübt sich dann rasch durch
Bildung dieses Salzes ^ das sich selbst bei heftigem Sieden
nicht wieder auflöst, ungeachtet die Flüssigkeit einen Ueber-
schufs von Salzsaure enthält.
Oxydation der Disulfodichlor- und Disulfodibromanthra"
eensäure. — Unter dem Einflufs oxy dir ender Agentien zer-
setzen sich diese Sulfosäuren rasch, indem sie Chlor oder
Brom gegen Sauerstofl* austauschen und in Düulfanthra^
chinonsäure übergehen :
Ci4HeCl,g®g« + 0, = C, A(0,)-g®gj + ClCl
C, ABr.gSO. + o, = C. A(O0"g|g» + BrBr.
Der gleiche Erfolg wird erzielt, wenn man sie mit con-
324 Per hin, über einige Derivate
centrirter Schwefelsaure erhitzt *), indem folgende Reactionen
stattfinden :
CiÄCl,g®g» + H,S04 - CuHe(0,)"{g^g« + 2HC1 + SO,
C|,HeBr,g^gj + 2H.80, = C,Ä(0,)-g|gj+BrBr+2SO,+ 2H,0.
Eine Quantität Disuifanthrachinonsäure, dargestellt durch
Erhitzen von Disulfodichloranthracensaure mit concentrirter
Schwefelsäure, wurde in Barytsalz verwandelt und analysirt.
Die Analyse ergab 1) 26^90 ; 2) 26,89 pC. Baryum; die
Formel CuHeOsBa'' 2S0s verlangt 27,23 pC. Baryum.
Das Barytsalz der Disuifanthrachinonsäure, obwohl los-
licher als die Barytsalze der obigen Dichlor- und Dibrom-
disulfosäuren wird doch, wie diese aus der heifsen Losung
bei Gegenwart überschüssiger Salzsäure niedergeschlagen;
eine so dargestellte Probe ergab bei der Analyse 27,01 pC»
Baryum, berechnet 27,23.
Graebe und Liebermann **) haben gezeigt, dafs
Dichlor- und Dibromanthracen durch Oxydation ebenfalls ihr
Chlor oder Brom gegen Sauerstoff auswechseln und Anthra-
chinon liefern ***).
*) Graebe und Liebermann haben bereits die Einwirkung Ton
Schwefelsäure auf Dichlor- und Dibromanthracen untersucht. Sie
fanden (Berichte der deutschen chemischen Gresellschaft III, 63),
dafis jene Chlor- und Bromyerbindungen durch Erwärmen mit
rauchender Schwefelsäure ohne weitere Oxydationsmittel in Anthm-
chinondisulfosäure übergeführt werden, unter Austreibung von
Chlorwasserstoff resp. Brom. D, Red.
**) Diese Annalen Suppl.-Bd. VII, 280.
*^*) Versuche zur Darstellung höher gechlorter Anthracenderirate führ-
ten auf einen ziemlich unerwarteten Fall solcher Oxydation.
Eine Quantität Dichloranthracon wurde in Eisessig aufge-
schlämmt; in diese Mischung wurde Chlorgas geleitet. Beim
Stehen schied sich in groüser Menge ein weifser Körper aus, der
aus Benzol krystallisirt der Analyse unterworfen wurde; er ergab
80,65 pC. Kohlenstoff und 4,14 pC. Wasserstoff. Es war in der
des ÄnthracenSn 32&
Wahrend dieser Versuche fiel mir oft die merkwürdige Fluo*
rescenz vieler Antbracenderivate auf; Anthracen selbst, rein
und in grofsen Krystallen, ist einer der anv Schönsten fluoresci-
renden Körper , die ich kenne, obwohl sonderbarer Weise
seine Lösungen verbältnifsmafsig schwach fluoresciren *), Da
Anthracen und sein Chlorderivat, welch letzteres sowohl fesl^
als in Lösung fluorescirt, fluchtig sind, schien, es mir von
Interesse, dieselben in dieser Richtung auch im Gaszustand
zu untersucheii» Bis jetzt scheint aus meinen Versuchen her-
vorzugehen, dafs dieselben als Dampfe nicht fluoresciren , jn
ein Lichtstrahl, welcher eine vierzöliige Schicht dieser Dämpfe
passirt hatte» behielt sein Vermögen, fluorescirende Lösungen
leuchtend zu machen.
Schmilzt man Anthracen in eine lange luftleere Röhre ein,
die mit Platinpolen versehen ist, und lafst die Entladung eines
Inductionsstromes durch die Röhre, so bemerkt man aufser
der prachtvollen Fluorescenz der Anthracenkrystalle nichts
Besonderes. Bei der Prüfung mit dem Spectroscop zeigt das
Licht Kohlenstofl*- und Stickstofi*iinien, letztere durch einen
Ruckstand von Luft in der Röhre verursacht. Wurde aber
die Röhre etwas stark erhitzt, so dafs der Kohlenwasserstoff
sich verfluchtigte, so verwandelte sich die gewöhnliche Parbe
der Entladung in ein prachtvolles tiefes Azurblau ; merkwür-
That Anthrachinon , für welches sich 80,77 pC. Kohlenstoff und
3,85 pC. Wasserstoff berechnen; diefs verdankte seine £ntstehung^
offenbar der Gegenwart einer kleinen Menge Wasser in dem an-
gewendeten Eisessig, gemäfs der Gleichung :
CuHgCl, + 2 H,0 + CI, = CiÄOj + 4 HCl.
*) Das Anthracen , das ich 1^ei diesen Versuchen anwendete , war
chemisch rein, die Analyse ergab folgende Zahlen :
I. II. berechnet
Kohlenstoff 94,31 94,37 94,38
Wasserstoff 5,68 5,78 5,62.
826 Mayrhofer^ über das Verhalten
•
diger Weise giebt dieses blaue Licht ein yolikommen con-
tinuirliches Spectram; es besteht aus Bla« mit etwas Grün.
Dichloranthracen giebt bei gleicher Behandlung ein ähn-
liches Resultat, erleidet aber belräcfatiiche Zersetsung, während
Anlhracen nur wenig zersetzt wird. Diese sonderbare Licht*
Wirkung scheint nicht von dem fluoresciränden Charakter der
Stoffe abhängig zu sein , da Naphtalin einen ganz äfanlicheii
Effect h«rvort>ringt, ebenfalls blaues und continuirliches Licht,
obwohl nicht so hileiisiv. Es ist jedoch zu bemerken, "dafs
dieser Kohlenwasserstoff hierbei beträchtliche Veränderung
erleidet, indem er braun und dfig wird.
Anihrachinon in gleicher Weise In einer Yacuumröhre
•erhitzt, giebt ein grönlichblaues Licht mit schwachen Sohlen*
4Sloff8treifen«
Eine Lösung ron Disulfodichloranthracensäure den Strah*
len des Nordlichts ausgesetzt, wurde stark leuchtend, wie zu
erwarten war; Mondlicht andererseits äurserte darauf keinen
bemerkbaren Einflnfs, eben so wenig auf eine alkalische
Losung von Aescutin.
üeber das Verhalten der Arsensäure gegen
Salzsäure ;
von Joseph Mayrhofer.
Die rohe Salzsäure, welche gewöhnlich im hiesigen Labo->
ratorium gebraucht wird, ist arsenfrei; sie stammt aus der
'Chemischen Fabrik Heufeld, woselbst nur Sicilianischer Schwe-
fel verarbeitet wird. In Folge der Verkehrsstockungen im
verflossenen Winter kam zeitweise rohe Salzsäure aus einer
der Arsensäure gegen Salzsäure. 327
tiiesigen Fabrik, in welcber Pyrite zvr Darstellung der Schwe«*
feisaure dienen^ zur Verwendung. Diese Salzsaure enthalt
0,056 pC. arsenige Saure. Herr Professor Volbard i^ran*
lafste mich bei dieser Gelegenheit, di^ verschiedenen Methoden
2ur Entfernung des Arsens aus der rohen Salzsäure einer
Prüfung zu unterziehen.
Ueber das Verhalten der Arsensäure gegen Salzsäure
giebt H. Rose (Poggendorff's Annalen CV, 573) an :
,,Wird ekle ooncc&trirte wässerige Lösung der Arsenik-*
säure selbst «k roachander Satesiore versetzt, der Destillation
«nterwiorfen^ so entweiclit keine arscoiohte «Saure, oder viel-»
«ehr das derselben enlspröhende Chlorid.
^^Nur zuletzt «rhält man eine höchsl geringe Spnr davon,
find wenn man dann das Destillat in eine sehr verdünnte
Lösung v.on Jodkalium leitet, so wird dieselbe sehr sehwach
l^elblich, gefärbt; es hat sich also dann Chlor gebildet, aber
so weirig , dafs man die Bildung desselben nur auf diese
Weise edcennen kann,
„Eben so wenig erhält man im Destillate arsenichte Säure
oder nur äufserst kleine Spuren, wenn man zo einer Losung
von Arseniksäure Chlorwasserstoffsäure und dann eben so
viel «coneentrirte Schwefelsäure hinzufügt und das Ganze der
Destillation unterwirft.^
Nach diesen Angaben sollle man vermuthen, arsenhaltige
Salzsäure müsse durch Digestion mit etwas Braunstein und
nachherige Destillation leicht von Arsen befreit werden können.
Die Abscheidung des Arsens aus der Salzsäure gelingt
jedoch in dieser Weise nicht vollständig.
Wird eine mit arseniger Säure verunreinigte Salzsäure
der Destillation unterworfen, so geht die ganze Menge des
Arsens in das Destillat über; der Arsengehalt des Destillats
ist zu Anfang am gröfsten, er nimmt allmälig ab, ohne jedoch.
328 Mayrhofer^ über das Verhalfen
ganz zu verschwinden, wenn eine irgend erhebliche Menge
▼on Arsen vorhanden ist.
Wird dagegen eine wässerige Salzsäure von 1,09
bis 1,1 spec. Gew. mit etwas Braunstein digirirt, oder mit
Chlor behandelt und dann destillirt, so bleibt fast die ganze
Menge des Arsens zurück , aber Spuren von Arsen lassen
aich immer im Destillat sowohl durch den Marsh 'sehen
Apparat, als auch durch Schwefelwasserstoff nachweisen^
auch wenn man die Destillation in einem Kolben oder einer
Retorte, deren Hals in die Höhe gerichtet ist, vornimmt; und
swar finden sich, wenn das Destillat in mehreren Theilen
gesondert aufgefangen wird, in jedem Theil desselben Spuren
von arseniger Säure oder Arsensäure, kein Antheil des Destil-
lates ist vollkommen arsenfrei.
Entweder wird also durch die Behandlung mit Chlor die
arsenige Säure in der salzsauren Lösung nicht vollständig zu
Arsensäure oxydirt, oder die Arsensäure wird, im Wider-
spruch mit den oben erwähnten Angaben H. Rose^ durch
Salzsäure allmälig zu fluchtigem Arsenchlorur reducirt.
Folgende Versuche geben hierüber Aufschlufs.
Reine rauchende Salzsäure (500 CC.) wurde mit einer
concentrirten Lösung von reiner Arsensäure (2 CC.) versetzt
Die Arsensäure war frei von arseniger Säure; ihre Lö-
sung wurde, nach Zusatz von Wasser, doppelt- kohlensaurem
Kali und Stärkekleister durch den ersten Tropfen einer Hun-
dertstel-Normaljodlösung gebläut; auch von Salpetersäure
war dieselbe vollkommen frei befunden worden.
Obige Mischung wurde In einer geräumigen Retorte der
Destillation unterworfen. Zur Aufnahme der gasförmig ent-
weichenden Salzsäure war etwas Wasser vorgeschlagen.
Das Destillat enthielt von Anfang bis zu Ende der Destil-
lation beträchtliche Mengen von Arsen.
der Arsenaäure gegen Salzsäure. 329
Das bei Beginn des Erbltzens entwickelte Gas färbte Jod-
kaliomkleister blau, entfärbte Indigolösung und roch ganz
deutlich nach Chlor. Die Reaction auf Chlor wurde jedoch
bei fortschreitender Destillation schwacher und in den späte*
ren Antheilen des Destillates war Chlor nicht mehr nach-
weisbar. Dafs dennoch die Zersetzung der Arsensäure und
demgemäfs die Entwickelung von Chlor fortdauerte, zeigte
sich, als der Hals der Betorte in die Höhe gerichtet und mit
langem aufsteigendem Rohr verbunden wurde. Wässerige
Salzsaure und Arsenchlorur mufsten so gröfstentheiis con-
densirt zuräckfliefsen , während etwa mit den Dämpfen ge-
mengtes Chlor übergehen konnte.
Das entweichende Gas färbte sofort Jodkaliumstärkeklei*
ster blau und entfärbte Indigolösung.
Es ist leicht erklärlich, dafs sich Chlor in dem bei
Destillation ohne Dephlegmator erhaltenen Destillat nicht
nachweisen liefs , es war ja gleichzeitig Arsenchlorur und
Wasser vorhanden.
Die Arsensäure wird um so leichter durch Salzsäure
zersetzt, je weniger Wasser zugegen ist.
Verdünnte Salzsäure von 1,04 spec. Gewicht giebt, wie
Fresenius und Souchay*) fanden, mit Arsensänre
destillirt in dem zuerst Uebergehenden keine Spur von Ar-
sen; erst wenn die Salzsäure bei fortgesetzter Destillation
eoncentrirter geworden ist, verflüchtigte sich etwas Arsen.
Salzsäure von 1,1 specGewicht giebt, wie ich gefunden
habe, bei der Destillation mit Arsenaäure Spuren, rauchende
Salzsäure mit Arsensaurelösung beträchtliche Mengen von
Arsen im Destillat; trockene Arsensäure endlich wird durch
rauchende Salzsäure schon in der Kälte zersetzt.
*) Zeitschrift für analytische Chemie 1862, 448.
AbhäL d. Chemie n. Pharm. CLVIII. Bd. 3. Heft. 22
330 Mayrhofevy über das Verhauen
Ich übergofs trockenes Arsensäureanhydrid in einem
Kölbchen mit rauchender Salzsäure, leitete durch diese
Mischung, ohne m erwärmen^ trockene Kohlensäure und lieb
*das Gas sodann in Wasser eintreten.
Das Wasser zeigte nach kurzer Zeit den Geruch und die
Reaclionen des Cblorwassers.
Leitet man über trockenes Arsensäureanhydrid bei ge-
wöhnlicher Temperatur trockenes Salzsäuregas, so füllt sich
nach kurzer Zeit der ganze Apparat mit grün-gelbem Chlor-
gas an, die Salzsäure wird anfänglich in beträchtlicher Menge,
später sehr langsam yon der Arsensäur^ aufgenommen, doch wird
allmälig die Arsensäure yollständig zersetzt. Die YoUkommene
Zersetzung von 45 Grm. Arsensäure erforderte etwa 100 Stun-
den. Das trockene weifse Pulver wird zuerst feucht, dann
allmälig vollkommen flussig; es bilden sich zwei gesonderte
Flussigkeitsschichten , eine untere ölige und eine darüber
stehende' wässerige Schicht. Das Oel wurde von der wässe-
rigen Flüssigkeit getrennt, mit Chlorcalcium entwässert und
der Destillation unterworfen. Es ging bis auf einige Tropfen
constant bei 128® C. (Barometerstand 716 MH.) über; das
Destillat war erst milchig getrübt, wurde aber bei längerem
Stehen klar.
Es war reines Arsenchlorfir.
Eine zum Vergleich destillirte Probe von Arsenchlorür
zeigte den nämlichen Siedepunkt und gleiche Trübung des
Destillats.
Die wässerige Schicht erwies sich als eine Auflösung
von Arsenchlorür in gesättigter wässeriger Salzsäure. Auf
Zusatz von concentrirter Schwefelsäure entwickelte sie Ströme
von salzsaurem Gas , während sich ölige Tropfen von Arsen-
chlorür am Boden ausschieden.
Zur Analyse der erhaltenen öligen Substanz wurden 3^,298 Gim. in irSs-
serigem kohlensaurem Natron aufgelöst und auf 500 CC. Yerdünnt.
der Arsensäure gegen Bahsäure. 331
In abgemeBBenen Mengea dieser Lösung wurde der Gehalt an
arseniger Säure mittelst titrirter Jodlösong, das Chlor gewicht»*
analytisch bestimmt
gefunden berechnet AsCl«
As 41,2 41,35
Ol 58,29 58»65.
Um zu sehen, ob bei dieser Zersetoung der Arsensiure
«ieht etwa das der Arsensäure entsprechende Chlorid gebildet
«nd festgehalten werden könne, wiederholte ich den Versuch»
kühlte aber dabei das Gefafs, in welchem sich die Arsensäure
i)efand, durch eine KaUemischung auf — 20^ ab.
Auch bei dieaer niederen Temperatur entwickelte sich
sofort Chlorgas, überhaupt verlief die Zersetzung ganz wie
bei gewöhnlicher Temperatur.
Eben so wenig bildet sich das der Arsensäure ent-»
sprechende Chlorid, wenn man bei niederer Temperatur durch
Arsenehlorür Chlorgas leitet.
Arsenchlorör in einem Liebi gesehen Kugelapparat bei
— 20^ längere Zeit mit Chlor behandelt färbte sich grüngelb.
Nachdem ich jedoch durch trockene Luft das Chlor aus dem
Apparat verdrängt hatte, war die Färbung des Arsenchlorüra
^eder verschwunden und das Gewicht desselben hatte nicht
■zu-9 sondern um einige Milligramme abgenommen.
Der Widerspruch zwischen den Ergebnissen meiner Ver-
suche und den Angaben H. Rose's liefse sich vielleicht in
4er Weise erklären, dafs H. Rose viel Arsensäurelösung
mit wenig Salzsäure destillirte. Doch fand ich, dafs noch
Arsen in nicht unbeträchtlicher Menge verflüchtigt wurde,
eis ich gleiche Volumina concentrirter Arsensäurelösung und
rauchender Salzsäure der Destillation unterwarf.
Eine von A. Bettendorf *) angegebene Methode zur
Befreiung der rohen Salzsäure von Arsen, welche darauf be-^
*) Zeitschrift für analytisclie Chemie 1870, 105.
22*
dß% Krautj über die Versetzung
ruht, dars Arsen aus einer Salzsäuren Losung von arseniger
Säure durch Zinnchlorür als metallisches Arsen mit wenig
Zinn Yerbunden niedergeschlagen wird, habe ich wiederhol!
ausgeführt.
Die mit Zinnchlorür gefällte, ßltrirte, danach mit Wasser
bis zum spec. Gewicht 1,12 verdünnte und sodann destillirte^
Salzsäur« gab mit Schwefelwasserstoff keinen Niederschlag
und im Marsh 'sehen Apparate selbst bei 3Vs ständigem»
Dnrchleiten des Gases durch die glühende Röhre, nur einen
so geringen Anflug, dafs derselbe nicht als Arsen tdentificirt:
werden konnte; doch giebt diese Methode, wie schon B etten-
dorf anfahrt, nur bei der stärksten rauchenden Säure befrie-»
digende Resultate*
Auch Salzsäure, welche mit etwas Wasser yerdfinnt^
wiederholt und längere Zeit mit Sehwefelwasserstoff^
behandelt und filtrirt worden war, lieferte bei mehrstün-»
diger Probe im Marsh'schen Apparate einen so geringen
Anflug 9 dafs eine Reaction auf Arsen damit nicht auszu—
führen war.
München, Laboratorium des Prof. Volhard.
Ueber die Zersetzung des Phosphorchlorürs
durch Wasser;
von K. Kraut.
Beim Bectificiren yon Phosphorchlorür hat man häufig
Gelegenheit zu bemerken » dafs sich an der äufseren Seite
des Retortenhalses ein leichter röthlich - gelber Ring von
Phosphor bildet, welcher^ besonders bei unvollständigem Ab-
l^ühleu; da auftritt; wo der Retortenhals einerseits mit der
, des Phösphorchlarürs duroh Wasser, 833
^ttfsereii feuchten Luft, andererseits mit dem Dampfe des
Ohlorörs in Berührung ist. Eine Abscheidung von amorphem
Phosphor aus PhosphorchlorSr bemerkt man auch zuweilen
•an den Wandungen zugeschmolsener Röhren^ in denen Phos«*
phorchlorur bewahrt wird. Destiliirt man endlich Phosphor*-
^hlorur, welches durch öfteres Rectificiren völlig gereinigt
wurde, nach dem Aufbewahren in ungenügend verschlossenen
CrefAfsen oder selbst nach mehrmaligem Umgiefsen, so bleibt
wiederum Phosphor zurfick. Soweit mir bekannt, ist Casse L-
mann (diese Annalen LXXXIII, 267) der einzige Chemiker^
welcher diese Ausscheidung von Phosphor erwähnt; et
«chreibt sie einem Zerfallen des Phosphorchlorurs beim Auf-
bewahren unter gleichzeitiger Bildung von Pho^horchlorid
ÄU (5PCl» = 2P + 3PCIö).
Die Erscheinungen, welche bei der Zersetzung des Phos-
phorchlorurs mit Wasser eintreten, lassen erkennen, dafs
Casselmann's Annahme nicht richtig ist und dafs die er**
wähnten Ausscheidungen von Phosphor durch die Gegenwart
von Wasser bedingt sind. — Natürlich wendet man bei diesen
Versuchen frisch destillirtes und vom überschussigen Phos-
phor freies Chlorür an.
1) Tropft man solches Chlorür unter stetem Umrühren
in Eiswasser, mit der Vorsicht, dafs man die Ablagerung von
linzersetztem Chlorür am Boden vermeidet, so erhält man
eine ganz klare oder kaum sichtbar getrübte Flüssigkeit, aua
der sich, wenn überhaupt, so doch erst bei mehrlagigem
Stehen eine äufserst zarte Phosphorhaut scheidet. Hier er-
folgt also die Zersetzung ganz oder fast ganz in der bekannten
Weise.
2) Tropft man dasselbe Chlorür in siedendes Wasser, so
bringt jeder Tropfen lebhaftes Zischen und Feuererscheinung,
sowie eine dicke Abscheidung von amorphem Phosphor her-
vor. Bei Anwendung mäfsig warmen Wassers läfst sich die
334 Kraut, Zersetzung d. Phosphorchloriirs durch Weisser^
Feuererscheinung vermeiden und doch eine erhebliche Aus-
scheidung von Phosphor bei Temperaturen erhalten, bei wel-
chen die phosphorige Saure sich noch nicht zersetzt.
3) Eine Abscheidung von Phosphor in rothgelben Tro-
pfen erfolgt femer, wenn man Phosphorchlorur mit wenig^
Wasser, oder, was offenbar gleichbedeutend ist, mit etwa»
phosphoriger Saure destillirt. Dabei bleibt ein Ruckstand,,
welcher nach dem Austreiben alles Phosphorchlorurs durch
trockene Kohlensaure in Wasser gelöst , das. Verhalten der
Orthophosphorsäure zeigt. Seine wasserige oder essigsaure
Lösung fällt Eiweifslösung nicht.
Die besprochene Reaction läfst sich entweder auffassen
als eine zwischen Phosphorchlorur und Wasser vor sich
gehende, ausdrückbar durch die Gleichung :
5PC18 + 12H«0 = 3H».08.PO + 2.P+ 15HC1,
oder richtiger als eine solche zwischen Phosphorchlorur und
phosphoriger Säure :
PCP + 4 H« . O« . PHO = 3 H» . O» . PO + 2 P + 3 HCl.
Es ist dieser Zersetzung gegenüber schwer verständlich,
wie Nacquet*) durch Einwirkung von Phosphorchlorur
auf Phosphor igsäurehydrat Phosphorigsäureanhydrid erhalten
konnte.
Das Phosphorbromür verhält sich beim Destilliren mit
Phosphorigsäurehydrat ganz wie das Chlorür, nur scheint die
Zersetzung bei etwas höherer Temperatur einzutreten. Auch
die von Carius beobachtete Zersetzung des Chlorthionyls
mit warmem Wasser oder mit nicht mehr als dem gleicheu
Mafs Wasser ist wohl ein entsprechender Vorgang und viel-
leicht durch die Gleichung :
S0.C1«+5H«.0». SO = 4H«.0«.SO«+2S+2HCl
ausdrückbiir.
Hannover, April 1871.
5B
*) Nach seinen Grandziigen der modernen Chemie, Berlin 1868, 218;
Gmelin's Handbuch, 6. Aufl. I, 2, 114.
335
Untersuchungen über Isomerie in der Benzoe-
reihe.
Vierzehnte Abhandlung^.
lieber die Bestimmung des chemischen Ortes in
einigen Toluolderivaten ;
von F, Beihtein und A. Kuhlberg.
In einer früheren Arbeit *) haben wir nachgewiesen,
dafs im Dinitrotoluol die beiden Nltrogruppen an der Para"
und MetasXeWe sich befinden. Zugleich zeigten wir, dafs
beim Nitriren der Acetylverbindungen des gewöhnlichen,
festen (Para*)Toluidins, der substiluirte Wasserstoff der Ortho^
stelle angehört. Es war nun interessant zu erfahren, in wel-
cher Weise sich die isomeren Toluidine bei gleicher Be-
handlung verhalten wurden.
L Derivate vom Dinitrotoluol ausgehend.
Ehe wir an die Beschreibung des eigentlichen Thema's
unserer Arbeit gehen, sei es gestattet, über einige Körper
zu berichten, mit denen wir im Laufe unserer Untersuchungen
bekannt wurden.
p-Chlor-m-Nitrotoluol C6H3(Cl)p(NO0m - CH3. In unse-
rer bereits citirten Abhandlung zeigten wir, dafs durch par-
tielle Reduction des Dinitrololuols mit Schwefelammonium
zunächst die an der Para-stelle stehende Nitrogruppe redu-
cirt wird. Ersetzt man die Amidogruppe durch Chlor, so
entsteht offenbar Parachlor^MetaniirotoluoL
*) Diese Annalen CLY, 13.
336 JBeilitein u, Kuhlberg^ über die Bestimmung
Um diese Verbindung darzustellen wurde nach dem Yon
Griefs *) angegebenen Verfahren operirt. Das ß^Nüroto^
luidin C6H3(NH2)p(N02) . CHa **) wurde an Salpetersäure ge-
bunden, das salpetersaure Salz in die Diazoverbindung
C7H(i(N02)N2 . NOs übergeführt, die Lösung des letzteren
mit absolutem Alkohol versetzt und mit Platinchlorid gefällt.
Der Anfangs voluminöse Niederschlag fiel bald etwas zusam-
men; er wurde mit absolutem Alkohol gewaschen und über
Schwefelsäure getrocknet. Den gut getrockneten Nieder-
schlag zerlegten wir, mit der 10- bis 12 fachen Menge ge-
glühter Soda oder geglühten feinen Sandes innig gemengt,
durch Erhitzen in Röhren von schwer schmelzbarem Glase
im Gasofen für die Elementaranalyse. Das stark gefärbte
Destillat wurde durch Wasserdampf abgetrieben und nach
dem Abfiltriren und Abpressen durch Umkrystallisiren aus
Alkohol gereinigt.
0,656 Grm. gaben 0,5465 AgCL
Berechnet Gefunden
G^H^NO, 136 ^ —
Cl 35,5 20,7 20,6
171,5
p^Chlor^m-Nitrotoluol krystallisirt in langen, glänzen-
den, schwach gelblichen Nadeln. Unlöslich in Wasser, leicht
löslich in kochendem Alkohol, wenig in kaltem. Schmelz-
punkt 38^ Verflüchtigt sich leicht mit den Wasserdämpfen.
Ein Gemisch von Kaliumbichromat und Schwefelsäure, die mit
dem doppelten Volumen Wasser verdünnt war, wirkte selbst
nach dreitägigem Kochen nicht ein.
Die Bildung des Körpers ergiebt sich aus der Gleichung :
(C^HefNOJNg . CI), . PtCl* = 2 C^HeCNOOCI + N4 + CI4 + Pt
jh-Chlor^m^Toluidtn entsteht beim Behandeln von p-Chlor-
m-Nitrotoluol mit Zinn und concentrirter Salzsäure. Nack
*) Diese Annalen CXXXVII, 52 u. 80.
**) Daselbst CLV, 15.
des chemischen Ortes in einigen Toluolderivaien. 337
«rfolgter Reduction erstarrt die Masse zum Kryslallbrei , den
man mit Wasser ubergiefst^ aurkocht und filtrirt. Beim Er*»
kalten erhält man farblose, glanzende KryslallblStter. Die-
selben sind zinnfrei und bestehen aus dem salzsauren Salze
des p-Chlor-m-^ToIuidins.
1. 0,495 Grm. verloren über Schwefelsäure 0,044 Wasser.
2. 0,480 Grm. verloren über Schwefelsäure 0,0445 H^O und |^ab«n
0,350 AgCl.
Gefunden
Berechnet 1. 2.
Cl 19,7 — 19,9
HjO 9,2 8,9 9,2.
Das Salz entspricht daher der Formel C7H8(N08)C1 . HCl + HgO.
Das salpetersaure Salz bildet lange breite Kadeln. Es
ist wasserfrei. Die/m6 Base ist fest, schmilzt aber schon
bei verhältnifsmäfsig niedriger Temperatur.
Ueber Parajod^Metanitrotoluol und Derivate von A. Heyne-
mann«
1) Um p^Jod-m^Nitrotoluol C6H3Jp(NO*)m . CH3 darzu-
stellen, bereitet man nach Griefs schwefelsaures Diazonitro-
tolnol und zerlegt die wasserige Lösung des letzteren mit
Jodwasserstofflösung. Da hierbei eine sehr heftige Reaction
eintritt, mufs die Lösung des Diazokörpers gut abgekühlt und
der Jodwasserstoff nur in kleinen Mengen zugesetzt werden.
Das Prodttct ist stark gefärbt und wird, nach dem Waschen
mit Natronlauge, durch Destillation mit Wasser gereinigt, was
nur ziemlich langsam erfolgt. Die ersten Antheile des Destil-
lats sind flussig und bestehen aus einem Nebenproduct der Reac-
tion, wahrscheinlich m-Nitrotoluol. Die Reaction verläuft int
Allgemeinen nach der Gleichung :
[C7He(N0,)NJ, . SO4 + 2 HJ = 2 C,H«J(N02) + N4 + HjSO*.
Zur Analyse wurde die Substanz aus Alkohol umkry«»
stallisirt.
0,3365 Grm. gaben 0,300 AgJ.
338 Beilstein u. Kuhlberg ^ über die Bestimmung
Berechnet Gefanden
CjHeNO, "l36 I^ —
J 126,5 48,2 48,2
262,5.
p^Jod-m-Nitrotoluol kann ans Alkohol in schonen^
schwach gelblichen Krystallen erhalten werden. Es ist in
Aether und Schwefelkohlenstoff sehr leicht löslish. Schmelz-
punkt 60,5 bis 61^ Für sich erhitzt kommt es bei etwa
286^ in's Kochen , wobei es sich aber stark zersetzt. Mit
Wasserdämpfen kann es unzersetzt überdestillirt werden^
doch geschieht diefs nur sehr langsam. — Durch Behandeln
mit Chlor wird in diesem Körper das Jod nicht ausgetrieben»
Als man in die geschmolzene Substanz Chlor einleitete, wurde
letzteres verschluckt, indem offenbar ein weiteres Substitut
lionsproduct entstand.
2) Parajod^Metatoluidin C6H3Jp(NH2)m . CH3 erhalt man
durch Reduction des Jodnitrotoluols mit Zinn und Salzsäure»
Das Reductionsproduct wurde ohne Weiteres mit überschüs-
sigem Aetzkalk destillirt und die äberdestillirte Base an Sal-
petersaure gebunden. Aus dem nöthigenfalls durch Umkry-
stallisiren aus Wasser gereinigten Salz erhalt man die freie
Base durch Fällen mit Ammoniak. Dieselbe ist fest, sehr
leicht löslich in Alkohol, Aether und Schwefelkohlenstoff.
Aus der mit Wasser versetzten alkoholischen Lösung kry-
atallisirt die Base bei langsamem Verdunsten in farblosen,
nadeiförmigen Krystallen. Sie schmilzt bei 48 bis 49^ und
siedet bei 273^ unter starker Zersetzung.
Das salpetersaure Salz C7H6Jp(NH2)m . HNO3 krystallisirt
beim Erkalten einer heifsen wässerigen Lösung in perlmutter-
glänzenden Blättchen. Bei zu langem Erwärmen mit uber«
6chüssiger Säure färbt sich die Lösung roth und die alsdann
anschiefsenden Krystalle sind auch gefärbt.
0,3506 Grm. gaben 0,2747 AgJ.
des chemischen Ortes in einigen Toluolderivaten» 339
Berechnet Geftmden
J 42,9 42,34
iOOO Theile Wasser Yon 16^ lösen 9,5 Theile des Salzes.
Aus der Constitation der beschriebenen Base ergiebt
sich> dafs bei einer Ersetzung der Amidogruppe in derselben
durch WasserstofiF Parajoäioluol erhalten werden mufs^ da»
bereits von Körner *) genau beschrieben ist. Es würde
diese Reaction eine weitere Bestätigung der angenommenen
Constitution der Base sein. Leider gelingt es nicht, den Kör-
per in der angedeuteten Weise zu zersetzen. Das salpeter-
saure Salz des p-Jod-m-Toluidins läfst sich durch salpetrige
Saure nur sehr schwierig in die Diazoverbindung überführen
und letztere ist so unbeständig, dafs sie durch Wasser be-
reits in der Kälte zersetzt wird. So wurde ein gelber Körper
erhalten^ der in heifsem Wasser leicht löslich war und daraus
in feinen gelben Nadeln krystallisirte. Einer Verbrennung
nach ist dieser Körper Binürojodkressol C6HJ(N02)s(HO).CH3.
Hiermit stimmt die Beobachtung überein , dafs der Körper
in Natron löslich ist und daraus durch Salzsäure gefällt wird.
Er schmilzt bei 165^ und verpufft bei stärkerem Erhitzen.
Behandelt man das Product der Einwirkung von salpetriger
Säure auf das salpetersaure Jodtoluidin mit Wasser in der
Wärme, so entsteht der Nitrokörper viel leichter.
3) Parabrom^MetanürotoluolCi^}iilir^{^0%)ja>C^z» Zunächst
wurde das salpetersaure /9-Nitrotoluidin in die Diazoverbin-
dung übergeführt und die wässerige Lösung des letzteren
mit Bromkalium und dann mit überschüssigem Bromwasser
zersetzt. Das Perbromid C7H6(NO^)NsBr.Br2 schied sich zu-
nächst als ein gelbes Oel ab, das aber bald krystallinisch er-
starrte. Es wurde auf die Filterpumpe gebracht und nach dem
Waschen mit Wasser, worin es ganz unlöslich ist, gut abge-
^) Zeitschrilt für Chemie 1868, 327. 1
I
340 Beilstein ti. Kuhlberg ^ über die Bestimmung
prefst und dann mit absolutem Alkohol zersetzt *). Die Ein-
wirkung erfolgt nach der Gleichung :
CeH8(N0,)„N,BrBr, . CH, + CÄO
= CeH,(N0,)„BrpCH8 + N, + C^O + 2 HBr.
Man destillirt zunächst den überschüssigen Alkohol bei
möglichst niederer Temperatur ab , verdünnt dann mit viel
Wasser und treibt das gebildete Bromnitrotoluol mit den
Wasserdampfen ober. Zunächst gehen ölige Tropfen über
(m*Nitrotolttol ?X die man gesondert auffangt, die dann über-^
destillirenden Krystalle werden abfiltrirt und aus schwachem
Weingeist umkrystallisirt.
0,2665 Grm. gaben 0,3775 CO, ufid 0,078 H,0.
Berechnet Gefonden
C» 84
38,9
38,6
He 6
2,8
3,2
NO, 46
21,3
—
Br 80
87,0
—
216 100,0
p^Brom-m^Nürotoluol krystallisirt aus schwachem Wein-
geist in feinen gelblichen Krystallnadeln, bei langsamem Ver^
dunsten entstehen dicke kurze Prismen. Schmelzpunkt 45^
Es geht mit den Wasserdämpfen leichter über, als die ent^
sprechende Jodverbindung. Gegen Lösungsmittel verhält es
sich ganz wie letzteres.
4) Das Parabrom-Metaloluidin C^J&r^ißVL^ja • CH3 wird
durch Reduction des Bromnitrotoluols mit Zinn und Salzsäure
genau eben so dargestellt, wie die analoge Jodbase. Die freie
Base schmilzt bei 30^ und erstarrt nur sehr schwer..
Das Salpetersäure Salz der Base ist in Wasser schwer
löslich. 1000 Theile Wasser lösen bei W 9 TheUe Salz.
0,354 Grm. gaben 0,266 AgBr.
*) Vgl. G rief 8, diese Annalen CXXXVII, 60 und 90.
des ehemischen Ortes in einigen Toluolderivaten. 341
Berechne Gefunden
Br 32,1 32,0.
Nitrirt man gewöhnliches (Para-)Bromtoluol, so nimmt
nach den Versuchen von Hübner *) die Nitrogruppe die
Mcstastell^ ein ; es müssen sich also, vom Parabromtoluol aus-
gehend , die so eben beschriebenen Verbindungen ebenfalls
darstellen lassen. Nach Hüb n er schmilzt das so bereitete
rohe Bromtoluidin bei 30 bis 31^, was mit dem Obigen über-*
einstimmt. Nach Körner**) liefert das reine krystallisirte
Parabromtoluol nur eine Nitroverbindung, aus welcher er ein
bei 27^ schmelzendes Bromtoluidin darstellte. Nach Wrob-
levsky ***) liefert das feste Parabromtoluol aber zwei
Nitroderivate C7H6Br(N02), von denen das eine bei 43^
schnoilzt und also wohl jedenfalls identisch ist mit dem so
eben beschriebenen p*Brom-m-NitrotoIuol. Nur war das aus
diesem Bromnitrotoiuol bereitete Bronftoluidin flüssig und er-
starrte erst bei — 2^ Es ist aber sehr wahrscheinlich, dafs
dieses a-Bromtoluidin vor Wroblevsky nicht- Völlig rein
v^ar und durch geringe Beimengungen am Krystallisiren ver-
hindert war. Wenigstens stimmt die Löslichkeit des salpeter-
sauren a-Bromtoluidins von Wroblevsky (1000 Theile H2O
lösen bei 11,5^ 8,27 Theile Salz) sehr nahe überein mit der
Löslichkeit des salpetersauren Salzes vom eben beschriebenen
p-Brom-m-Toluidin.
IL Derivate des Pars^lnidins.
1) DinifTO'AcettoluidC^^^{^Ot\ . NH(C2H30) . CH3 bildet '
sich in geringer Menge beim Eintragen des p-Acettoluids in
rauchende Salpetersäure von 46^ B. In gröfserer Menge er-
hält man dasselbe durch Anwendung einer Salpetersäure von
*) Diese Annalen CLIV, 802.
•*) Zeitschrift für Chemie 1869, 636.
•**) Daselhst 1870, 166.
342 Beilstein u. Kuhlberg^ aber die Beitimmung
49^ B. Da hierbei die Reaction eine sehr heftige ist, so
mufs man für gute Kühlung sorgen, auch das p*Acettolaid,
namentlich zu Anfang, nur in sehr kleinen Portionen ein-
tragen. Auf 1 Theil des Toluids wendet man 4 Theile Sal-
petersäure von 49^ B. an. Nach beendeter Lösung fallt man
mit Wasser, oder besser mit Schnee, wodurch eine sehr er-
hebliche Temperaturerniedrigung eintritt, welche jede oxy-
^irende Wirkung der Salpetersaure verhindert und anderer-
j;eits alle gebildete Verbindung so vollständig fällt, dafs das
Filtrat weggegossen werden kann. Man wascht das Product
mit Wasser, dann nach dem Trocknen mit Aether und kry-
4Stallisirt endlich aus Weingeist wiederholt um.
1) 0,2685 Grm. im Vacuum getrocknet gaben 0,110 H^O und
0,449 CO,.
2) 0,2235 Grm. gaben 0,090 H^O und 0,372 CO,.
Gefunden
Berechnet
ir*^
"■'*^.
c.
108
45,2
45,6
45,4
H,
9
3,7
4.5
4,5
N,
42
17,6
—
—
0,
*
80
33,5
—
—
239 100,0.
BinitrO'p^Acettoluid bildet lange blafsgelbe Krystallna-
^eln. Es ist in heifsem Alkohol viel leichter löslich, als in
kaltem, Schmelzpunkt 190,5^.
2) J9thtVro-p-To/iit<29itC7H5(NHt)p(NOs)9 bildet sich leicht,
vrenn man das Acetylderivat in Alkohol vertheilt, mit einer
äquivalenten Menge festen Aetzkali's versetzt und kurze Zeil
zum Kochen erhitzt. Man fällt mit Wasser und krystallisirt
^as Product aus Benzol und schliefslich aus siedendem Schwe-
felkohlenstoff um.
1. 0,2715 Grm. gaben 0,0955 H^O und 0,429 COf.
2. 0,293 Grm. gaben 53 CG. feuchten Stickstoff bei 13,5<> und
758,8 MM.
des chemischen Ortes in einigen Toluolderivixten. 343
Berechnet
c,
^4^^ ^2^6
H,
7 3,6
N»
42 21,3
O4
64 32^6
Geftmden
T 2?
43,1 —
3,9 —
— 22,1
197 100,0.
Dinüro^P'Toluidin krystallisirt in gelben Nadeln^ die
sich in kleinen Mengen unzersetzt sablimiren , lassen. Eg
schmilzt bei 166^ [nach F, Tiemann *), der denselben
Körper durch Reduction von Trinitrotoluol mit Schwefelam-
moniam erhielt, bei 168*^]. Es ist in Alkohol , selbst sieden-
dem, schwer löslich. In Benzol, namentlich in kochendem, ist
es leichter löslich, in Aether ist es so gut wie unlöslich.
1. 7,8725 Grm. einer bei 18^ gesättigten Lösung in GS^ hinterliefsen
0,0260 Rückstand.
2. 8,7075 Grm. gaben eben so 0,0270 Rückstand. (Andere Dar-
stellung.)
1000 Theile Schwefelkohlenstoff lösen bei 18^
1. 2.
3,3 3,1 Theile.
Nitrirt man nach dem von uns angegebenen Verfahren**)
p-Acettoluid durch Lösen in Salpetersaure von 46^ B., so
bildet sich auch immer etwas von der Dinitroverbindung, und
giebt man sich nicht die Mühe, erst reines Hononitro-p-Acet-
toluid darzustellen, sondern zersetzt ohne Weiteres das Pro*
^uct durch Kochen mit einer äquivalenten Menge Aetzkali in
Alkohol gelöst, so enthält das durch Wasser gefällte Nitro-
p-ToIuidin stets Dinitrotoluidin beigemengt. Ein anderer
Theil des Dinitrotoluidins bleibt aber in Lösung und scheidet
sich aus derselben ab, sobald durch Eindampfen der Alkohol
*) Berichte der deutschen ehem. Gesellsch. 1870, 219. Der daselbst
1870, 202 angegebene Schmelzpunkt 160^ beruht auf einem
Druckfehler.
**) Diese Annalen CLV, 23.
344 Beiliiein u. Kuklbergj über die Bestimmung
entfernt ist. Weil das Dinitrotoluidin in Alkohol bei weitem
schwerer löslich ist, als das Mononitroioluidin, läfst sich schon
auf diesem Wege eine Trennang bewirken. Oder man er-
hitzt das Gemeege mit mfifsig starker Salzsäore znm Kochen
und lafst erkalten. AUes Mononitrotoluidin, weil stärker ba*
sisch, bleibt in Lösung nnd fast alles Dinitrotoluidin bleibt
ungelöst zurück.
Durch ein Gemenge von Zinn und Salzsfiure wird das
Dinitro-p-ToIuidin nur langsam reducirt. Wie es scheint bil-
det sich hierbei keine Triaminbase, sondern Toluylendiamin.
Salpetrige Säure ist auf das in Alkohol oder in concen-
trirter Salpetersäure yertheilte Dinitrotoluidin ohne Wirkung
bei gewöhnlicher Temperatur. Läfst man aber salpetrige
Säure auf in absolutem Alkohol vertheiltes Dinitrotoluidin bei
Siedehitze einwirken, so löst es sich und es bildet sich ein
neuer Körper, vielleicht ein neues Dinitrotoluol.
3) Orthonitrö-Parabromtoluol C6H3(N02)oBrp . CH3 er-
hielten wir, als wir das nilrirte p-Toluidin in das Perbromid
des Diazokörpers verwandelten und letzteres mit absolutem
Alkohol zerlegten. Es wurde durch Umkrystallisiren aus
schwachem Weingeist gereinigt.
0,283 Grm. gaben 0,399 00, und 0,084 H^O.
Berechnet Oefanden
C 38,9 38,4
H 2,8 3,2.
0-Nitro-p-BromtoIuoI krystallisirt in feinen, schwach gelb-
lich gefärbten Nadeln. Schmelzpunkt 33 bis 34^
4) Orthonitro'ParaJodtoluol C6H3(N02)oJp . CH3. — Das
nitrirte p-Toluidin wurde in das schwefelsaure Diazosalz um-
gewandelt und letzteres mit wässerigem HJ zersetzt. Das
sich hierbei ausscheidende Oel erstarrt nach einiger Zeit.
Man prefst es ab und krystallisirt es wiederholt aus Alko-
hol um.
des chemüchen Ortes in einigen Toluoldertvaten. 34&
0,232 Grm. gaben 0»273 CO, und 0,047 HjO.
Berechnet Gefunden
" C 31,9 32,0
H 2,2 2,2.
0-Nitro-p-JodtoIuol ist in kochendem Alkohol leicht lös-
lich and krystallisirt daraus in gelben flachen Nadeln. Es
schmilzt bei 55 bis 56^ und lifst sich nur schwer durch
IVasserdampf übertreiben. In Schwefelkohlenstoff ist es
aafserst leicht löslich.
in. Derivate des Metatoloidins.
Nachdem festgestellt war, dafs das gewöhnliche (Para-)
Toluidin beim Nitriren ein Derivat liefert; in welchem die
Nitrogruppe an der Orthostelle steht, war es interessant, die
beiden übrigen Toluidine einer gleichen Behandlung zu unter-
werfen.
1) Orthonifro-Metaacettoluid CeH8(N02)oN„H(C8HaO) . CHg.
— Reines» wiederholt aus Wasser umkrystallisirtes Heta-
acettoluid wurde in kleinen Antheilen in gut abgekühlte Sal-
petersäure von 45^ B. eingetragen , dann mit Schnee gefallt
und das Product mehrmals aus Wasser, schliefslich aus Alko-
hol umkrystallisirt.
0,2945 Grm. gaben 0,602 CO, und 0,141 H,0.
Berechnet Gefunden
C 65,7 65,6
H 5,2 6,1.
0-Nitro-m-Acettaluid ist selbst in kochendem Wasser
sehr schwer löslich und krystallisirt daraus in mikroscopischen
kleinen Nadeln, die bei 196 bis 197^ schmelzen. In Alkohol
ist es leichter löslich und krystallisirt daraus in citronen-
gelben kleinen Nadeln. Erhitzt man den Körper mit einer
genügenden Menge verdünnter Schwefelsaure (1 Vol. H2SO4
und 3 Vol. H2O), so löst er sich endlich vollkommen auf und
Ammoniak fällt dann das
Annal. d. Chem. u. Pharm. CLVIII. Bd. 3. Heft. 23
346 Beilaiein u. Kuhlher g^ über die Bestimmung
2) Ortlionilro'Metatohiidin, CeHaCNOOpCNHa)« • CH3. —
Man kann auch die Acetylverbindung durch Kochen mit
Alkohol und der theoretischen Menge Aetzkaii zerlegen und
die freie Base durch Wasser ausfallen. Man reinigt die Base
vollends durch Umkrystallisiren aus Wasser oder wässerigem
Weingeist.
1) 0,233 Grm. gaben 0,1205 H,0 und 0,468 CO,.
2) 0,210 Grm. gaben 33 CC. feuchten N bei 16,5<> und 755,5 Mlf.
Gefunden
Berechnet
Ct
84
55,2
H.
8
5,2
N,
28
18,4
0,
32
21,2
152 100,0.
0-Nitro-m-Toluidin ist in kochendem Wasser sehr schwer
löslich , und krystallisirt daraus in citrongelben kleinen
Nadeln, die beim Trocknen eine filzige Hasse bilden. In
Alkohol ist es leicht löslich. Aus einer kochenden Lösung
in verdünnter Salpetersäure krystallisirt die freie Base in
langen, flachen, gelben, glänzenden Nadeln. Die basischen
Eigenschaften des Körpers sind also nur sehr schwach*
Schmelzpunkt 127 bis 128<>.
Genau in der bereits mitgetbeilten Weise *) haben wir
diesen Körper durch Behandeln mit salpetriger Saure und
Alkohol in ein Nitrotoluol verwandelt, welches sich als iden-
tisch mit Orthonitrotoluol erwies. Es zeigte denselben Siede-
punkt wie dieses, erstarrte sehr leicht bei 0^ und ging, mit
Chromsäure oxydirt, in gewöhnliche (Ortho-)Nitrobenzoe-
säure über.
Demnach bildet sich auch beim Substituiren des Wasser-
stoffs im Metatoluidin ein OrihoAmy^X. Dieser Umstand isl
*) Diese Annalen CLV, 24.
des chemischen Ortes in einigen Toluolderivalen. 34T-
für die Darstellung der Ortboderivate von grofser practischer
Bedeutung. Da das rohe Toluidin ein Gemenge von Para»
und Metatoluidin, in beiden Formen aber^ virie wir sehen,
jdentifiche Stellen subslituirt werden , so bedarf es für die
Darstellung der Orthoderivate nicht erst eines mühsamen
Trennens der beiden Toluidinmodificationen.
3) Metajodtoluol CeHiJm.CHs. — Salpetersaures m-Tolui-
<4Kn wurde in das Diazoderivat übergeführt und letzteres mit
Jodwasserstofflö^ung zersetzt Es wurde durch Destillation
«nit Wasser übergetrieben und hierauf rectificirt.
0,337 Grm. gaben 0,360 AgJ.
Bereclmet Geitmden
J 68,2 57,7.
Metajodtoluol ist eine farblose Flüssigkeit, die constant
«ind unzersetzi bei 204^ siedet. Spec. Gewicht = 1,697 bei
:20^ Erstarrt nicht bei — 14^ Ein Gemisch von Kalium-
Dichromat und verdünnter Schwefelsaure führt selbst bei
«mehrtägigem Kochen das m-JodtoluoI in keine Säure über.
Der gröfste Theil des letzteren verbrennt einfach zu Kohlen-
:8äure und Wasser.
4) Nitrirtes Metajodtoluol C6H3(N0m)Jqi . CH3 erhalt man
•durch Eintragen von m-Jodtoluol in rauchende Salpetersaure.
Auf Wasserzusatz fallt dann ein bald erstarrendes Oel her-
aus, das man durch wiederholtes Umkrystallisiren aus Wein-
geist, reinigt.
0,316 Grm. gaben 0,277 AgJ.
Berechnet Gefunden
J 48,2 47,3.
Nitrirtes m-Jodtoluol bildet kleine mikroscopische Nadeln^
die bei 103 bis 104^ schmelzen und in kochendem Alkohol
ziemlich leicht löslich sind.
23»
31ft Beiiiiein u. Kuhlberg, über die Beatimmung
lY. Derivate des Orthoteluidfiis.
1) Metanitro-Orthoacetioluid CTHeCNOi)^ . NH(C2H302>
stellten mr aus o-Acettoluid genau so dar, wie die analoge
Hetaverbindung. Gereinigt wurde der Körper durch wieder-
holtes Umkrystallisiren aus Alkohol. In kochendem Alkohol
ist er leicht löslich, aber schwer in kaltem. Er krystallisirt
aus Alkohol in kleinen rhombischen WOrfeln. In kochenden»
Wasser ist er sehr schwer löslfch und kryst&Hisirt daraus in
kleinen Nddelchen oder kurzen dicken Säulen. Schmete-
punkt 101 bis 1020. Durch Kochen mit Alkohol und der
äquivalenten Menge Aetzkali liefert er
2) MetanürO'Orthotoluidin ^ C7H6(N02)m.(NH2).. — Zur
Reinigung wurde die mit Wasser ausgefällte Base in mäfsig
starker Salzsäure gelöst und mit Ammoniak gefäUt. Dieses.
Verfahren wurde wiederhivlt und die Base endlich aus Was«^
ser umkrystallisirt.
0,271 Gtm. gaben 0,5dO COg und 0,13ö H,0.
Berechnet GefUnd^«
C 55,2 55,3
H 5,3 5,5.
m-Nitro-0-Toluidin bildet lange, feine, safrangelbe Nadeln
und ist in kochendem Wasser schwer löslich. Es löst sich
leicht in Säuren und wird aus der Lösung durch Ammoniak
gefällt. Seine Salze sind sehr wenig beständig. Schmels«
punkt 133 bis 134^
Zur Bestimmung des Ortes der Nitrogruppe in der BasQ
wurde dieselbe in bekannter Weise mit Wasser und salpetriger
Säure behandelt, und dadurch ein Nitrotoluol erhalten, das
vom ersten bis zum letzten Tropfen beim Siedepunkte des
Metanitro-^Toluoh überginge und ganz wie dieses bei einer
Temperatur von — 20^ flüssig blieb. Das daraus gewonQeii&
Toluidin war flüssig, wie Metatoluidin , nur zeigte das daoüt
{bereitete Acetylderivat nicht den Constanten Schmelzpunkt
des chemischen Ötie^ in emigtn Thiuolderüaten. 3<fö
^es in*AcettoluidS. Die kleine Menge Safostanz , übelr die
ivir fiberhaupt verfügten, geiAattete nicht, die Ursache der
istörefiden Beimengung zu entdecken.
Das Resultat unserer Beobachtungen ISfst sich in dem
folgenden Satz zusammenfassen : Substituirt man Wasser-
stoff im Acetylderivai des Fara- oder Metatoluidins , so wird
Jler Wasserstoff der Orthostelle ersetzt y sübstüuirt man aber
im Orthotoluidin , so findet die Vertretung dn der Metastelle
^täit. Diese Thatsache erinnert vollständig an die wichtigen,
von Hüb n er in der Benzo£sanrereihe entdeckten Thatsachen.
Hühner zeigte, dafs beim Nitriren von Para* oder Meta-
•chlorbenzoesaure die Nitrogruppe an die Orthostelle geht,
<iafs aber beim Nitriren von Orthöchlor- (oder Brom-)Ben-
2oesfiure atoei isomere Säuren entstehen, vrelche beide die
JNitrogruppe an der Metasteile enthalten. Danach wäre es
Wahrscheinlich, dafs Orthotoluidin beim Nitriren ebenfalls
^wei isomere NitrodeHvate liefern müfste, und in der That
4Sicheint die Reaction auch so zu verlaufen. Zur völligen Eni-
Scheidung dieser Fragen gehören aber gröfsere Quantitäten
<ies nur aufserst mühsem zu beschaffenden Materials, als uns
Zü Gebote Standen.
3) Orthojodtoluol ^ C6H4J0.CHS, wurde in bereits ange-
führter Weise ^us Orthotoluidin bereitet.
0,3062 Grm. gaben 0,437 CO, und 0,100 HgO.
__^Berechnet^_^ Gefunden
C7 84 88,6 38,8
H7 7 8,2 3,6
J 126,5 58,2 —
217,5 100,0.
Orthojodtoluol ist eine farblose Flüssigkeit von 1,698
spec. Gewicht bei 20*^, die genau bei derselben Temperatur
(204^) siedet, wie Melajodtoluol. Atich das specifische Ge-
wicht ist dasselbe und merkwürdigerweise wird es durch
350 Beilsiein ti. Kuhlberff, über die Bestimmung
ein Gemisch Ton Kaltambichrom«! ond Schwefelsaure, die
mit dem doppelten Volumen Wasser Yerdünnt ist, ebenfalls
nicht in eine Sfiure übergeführt, während doch Orthochlor-
oder -Bromtoluol leicht in substituirte Benzoesäuren umge-
wandelt werden.
Durch Lösen in rauchender Salpetersaure und Fällen mit
Sebnee liefert o-Jodtoluol ein bald erstarrendes Oel, au»
welchem nach wiederholtem Umkrystallisiren aus Alkohol ein
bßi 108 bis 109^ schmelzender und in kleinen Nadeln kry-
stallisirender Körper erhalten wurde, wahrscheinlich ein
Nitrojodtoluol.
y. Isomere Toluylendiamine.
Durch die bisherigen Versuche ist die Existenz von
mindestens vier isomeren Nilrotoluidinen nachgewiesen. Von
diesen entsteht eins durch partielle Reduction des Dinitro*
toluols, die drei anderen durch Nitrirung der drei isqmeren
Toluidine.
1) Parameta-Toluylendiamin^ p-m-C7H6(NH2)3. — Diefi^
ist die bisher bekannte Form des Toluylendiamins , welche
von Hof mann*) zuerst genauer untersucht ist und durch
Reduction des Dinitrotoluols entsteht. Nach Hofmann's
Angaben schmilzt es bei 99^ und siedet gegen 280^. Um
weitere Anhaltspunkte zum Vergleichen der isomeren Formen
zu haben, analysirten wir das
schwefelsaure Sah, OiU6{JiU2)2 . H2SO4 + 2 HgO. — Das-
selbe krystallisirt aus Wasser in langen, prismatischen, glas-
glänzenden Krystallen , die sich leicht röthen. Es wird aus
seiner wässerigen Lösung durch Alkohol in Krystallen gefällt.
1) 0,4332 Gnu. yerloren nichts über Schwefelsäure, aber bei 130^
0,0598 Hj|0 nnd gaben 0,3971 B^SO«.
*) Jahresberidit iür Chemie u. s. w. f. 1861, 512.
des chemischen Ortes in einigen Toluolderivaten. 351
2) 31,9383 Gnn. einer bei 19,5^ gesättigten Lösung gaben 1,787
BaSO^.
Berechnet Gefunden
SO, 36,4 36,5
. 2H80 14,1 ' 13,8.
100 Theile H2O lösen bei 19,5<> 5,58 Theile Salz. Das Kry-
stallwasser entweicht nicht über Schwefelsäure.
Beim Erhitzen mit Braunstein und Schwefelsäure liefert
»
dieses Toluylendiamin keinen chinonarligen Körper.
2) Paraortho'Toluylendiamin y p-o-C7H6(NH2)2. — Wird
durch Reduction des nitrirten p-Toluidins mit Zinn und Salz-
säure erhalten. Die durch Schwefelwasserstoff entzinnte
Lösung wird zur Trockne verdunstet, der trockene Rückstand
mit pulverisirtem Aetzkalk innig gemengt und im Verbren-
nungsrohre geglüht. Man erhitzt zunächst nur sehr schwach,
um das meiste Wasser auszutreiben, und dann stärker, so
dafs die Base uberdestillirt. Ein zu starkes Erhitzen schadet
nur, in so fern die dann übergehende Base mehr oder weni-
ger braun gefärbt ist.
Das freie p-o- Toluylendiamin bildet, durch Destillation
erhalten , blendend weifse Schuppen , schmilzt bei 88^5^ und
destillirt constant und unzersetzt bei 265^ Die Base ist in
kaltem Wasser ziemlich leicht löslich, noch viel leichter in
siedendem, so dafs eine heifse Lösung beim Erkalten meist
zum Brei erstarrt. Die wässerige Lösung der Base ist sehr
wenig beständig und färbt sich an der Luft schon nach
mehreren Stunden schwarz. Die völlig trockene Base ist
beständiger. — - Das sahsaure Salz krystallisirt in langen
Nadeln, die in Wasser äufserst leicht löslich sind. «
Das schwefelsaure Salzj C7H6(NH2)2 . HsSOi + 172^0,
wurde durch Zerlegen des trockenen Salzes mit concentrirter
Schwefelsäure und Umkrystallisiren aus Wasser bereitet. Da
es aber röthlich gefärbt war, wurde es in Wasser gelöst
352 Beil siein u. Kuhlberg^ über die Bestimmung
imd mit Alkohol gefällt. So bereitet stellt es prachtige,
blendend weifse^ perlmutterglanzende Schuppen dar.
1) 0,2627 Grm. verloren über Schwefelsftnre 0,0167 H,0 tind dann
bei 150<> noch 0,0096 H,0 und gaben 0,2469 BaSO«.
2) 23,411 Grm. einer bei 19«5° gesättigten Lösung gaben 2,108
BaS04.
Berechnet Gefanden
1 HgO 7,3 M
V,H,0 8,6 3,6 ^
SO, 36,4 35,9.
100 Theile H^^O lösen bei 19,5<> 9,29 Theile Salz.
Die freie Base sowie deren Salze oxydiren sich an der
Luft weit leichter, als das p-m-ToIuylendiamin und dessen
Salze. So war die wässerige Lösung des schwefelsauren
Salzes tief himbeerroth geworden, was möglicherweise auf
die Bestimmung der Löslichkeit des Salzes nicht ohne einigen
Einflufs geblieben sein kann.
3) Metaortho^Toluylendiamin^ m-o-C7H6(NH2)2. — Das
nitrirte Hetatoluidin wird von dem Gemenge von Zinn und
Salzsaure sehr lebhaft angegriffen. Man übergiefst dasselbe
mit concentrirter Salzsäure und giebt nach und nach das Zinn
(etwa die doppelte Menge) hinzu. Die heifs filtrirte Lösang
setzte beim Erkalten glanzende blafsgelbe Tafeln und Blatter
ab. Dieselben erwiesen sich als Zinnchhrürdoppelsalz des
m-a-Toluylendiamins, C^]^^(JH^^)2 . 2HC1 . SnCl«. Die Kryslalle
waren wasserfrei.
1,298 Grm. gaben 0,6805 SnO, und 1,9175 AgCl.
Berechnet Gefunden
Sn 41,2 41,2
Cl 37,2 36,5.
Das Zinndoppelsaiz wurde mit Schwefelwasserstoff zer-
legt und das trockene salzsaure Salz mit Aetzkalk destillirt
Das freie m-o-jToby&ncfiamth ist farblos, krystallisirt, schmilzt
gegen 80^ und siedet constant und nnzersetzt bei 270^ Die
freie Base ist an der Luft noch unbeständiger, als das p-o-
de8 chemischen Ortes in einigen Taluclderivaten. 353
Toluylendiamin, und färbt sich, seibsl im trockenen Zustande,
sehr bald dankelMao» weshalb auch der Schmelzpunkt sich
«licht immer scharf bestimmen läfst.
Das schwefelsaure Salz, CTHeO^Hg)^ . H2SO4, ist wasserfrei
und pulverifif. In kaltem Wasser ist es wenifif löslich, leichter
in heifsem, doch scheidet die heifse Lösungf beim Erkalten
nichts aus. Durch Alkohol wird das Salz aus der wässerigen
Lösung pulverig gefällt«
1) 0,419 Grm. des mit Alkohol gefSUten Salzes gaben 0,446 BaSO«.
2) 16,166 6nn. einer bei 11,5*> gesättigten Lösung gaben 0,142
BaSO«.
Bereclmet , Geftindeii
SO, 36,4 36,5.
iOO Theile H^O lösen bei 11,5<> 0,84 Theile Salz.
Wir lassen zu besserer Uebersicht eine Zusammenstel-
lung der isomeren Toluylendiamine folgen :
Para-Meta
Para-Ortbo
Meta-Ortho
Schmelzpunkt . . .
99«
88,50
80<>
Siedepunkt
280»
265°
270<>
Das (bildet . . .
lange Prismen
Schuppen
ein Pulver
fi,S04-|entbttlt . .
2H,0
1V,H,0
—
Sabs fl00Th.H,O
lösen . . .
5,58 Th.(b. 19,5°)
9,29 (bei 19,5«)
0,84 (bei 11,5<>)
St. Petersburg, März 1871.
üeber eine neue Basis aus dem Fleischextract ;
von Dr. H. Weidel.
I.
Durch seine classische Untersuchung der Bestandtheile
des Muskelfleisches wurde t. Lieb ig auf die Herstellung
354 Weidely über eine neue Basis
eines Extracts aas der Fleischfldssigkeit geführt, welches
sich nachgerade unter unseren Nahrungsmitteln vollständig
ehngebörgert hat.
War ein solches Extract auch schon viel früher vo»
Proust und Parmentier vorgeschlagen und empfohlen^
so ist es doch v. Liebig's hervorragendes Verdienst, nicht
nur seine Herstellung im Grofsen ermöglicht, sondern auch
zu umfassenden Untersuchungen über seinen Werth und seine
Wirkungsweise Veranlassung gegeben zu haben.
Es ist meine Absicht nicht, alle die bisher vorgetragenen
Ansichten über die Function des Fleischextracts zu resumiren,
welches man schliefslich nach theoretischen Gründen und
directen Nahrversuchen zu jenen Substanzen zählen zu müs-
sen scheint; für die man, um sie von den eigentlichen Nah-
rungsmitteln zu unterscheiden, den Namen ^GenufsmitteP zu
gebrauchen gewohnt ist, Substanzen ^ welche durch ihre
Gegenwart die Umbildung und Assimilation anderer Nahrungs-
mittel veranlassen, fördern und beschleunigen, „die Arbeit
ersparende und in gewissem Sinne Kraft erhöhende Nähr-
stoffe sind^ (v. Lieb ig); „die nicht wirkliche Kraft geben^
sondern höchstens das Gefühl der Kraft durch eine eigen-
thümliche Wirkung auf das Nervensystem^ (Voit).
Als es sich darum handelte, die Wirkung des Fleisch-
extracts als Genufsmittel auf bestimmte darin vorhandene
Verbindungen zurückzuführen, war es sehr natürlich und
gewifs das Nächste, dem Kreatin und Kreatinin einen Haupt-
theil dieser Wirkung zuzuschreiben.
Wenn indessen, wie dem entgegen besonders Voit be-
hauptet; die Wirkungen des Fleischextracts nicht von diesen
Verbindungen herstammen sollten, seine Wirkungen selbst
jedoch als zweifellos betrachtet werden dürfen, so mufste man
entweder mit den anderen bisher bekannten Bestandtheilen sie
zu erklären suchen, oder wenn, da man von keinem der-
aus dem FleiachextracU 355
selben eine ungewöhnliche Wirkung auf den Organismus^
kennt, das nicht anging, durch eine erneuerte Untersuchung
des Extracts die Substanz aufzufinden trachten, mittelst welcher
man die Zweifel in dieser wichtigen Frage lösen könnte.
Eine solche^ Untersuchung schien schon darum nicht ohne
einige Aussicht auf Erfolg, weil es ja sein konnte, dafs man
bisher noch manche Substanzen nur darum übersehen halte,
weil zu kleine Mengen Materials zur ^Verfügung standen.
Durch die Käuflichkeit des Extracts ist man der lästigen
und abschreckenden Vorarbeit überhoben, grofse Hassen von
Fleisch selbst ausziehen zu müssen und kann die Operation
dadurch abkürzen.
Die im Folgenden mitzutheilenden Resultate einer solchen
Untersuchung, die ich auf Veranlassung von Prof. Hlasi-
wetz und mit seiner freundlichen Unterstützung ausgeführt
habe, werden darthun, dafs die Vermuthung, es fehle in
unseren Kenntnissen von den Bestandtheilen des Fleisch-
extracts noch irgend ein ganz wesentlicher, nicht unbegrün-
det war.
Es ist gelungen, denselben aufzufinden und seine Zusam-
mensetzung berechtigte zu der Vermuthung, dafs er auch
der Träger wenigstens eines Theils der Wirkungen sei, die
man von dem Fleischextract kennt.
Directe physiologische Versuche, die Herr Hofrath
Brücke zu veranlassen so gefällig war und für iiie ich
ihm zu gröfstem Danke verpflichtet bin, sind indessen noch
nicht so abgeschlossen, dafs diese Vermuthung zur völligen
Gewifsheit geworden wäre.
Ich werde am Schlüsse dieser Abhandlung die betrelTen-
den Beobachtungen mittheilen.
Die angestellten Vorversnche übergebend beginne ich
denn gleich damit, eine verläfslicbe Vorschrift anzuführen»
356 Weidelj über eine neue Basis
diesen tiefen Körper, fftr den ich den Naweti Cämin von-
ischlage, aos dem Fleischextract zu gewinnen.
Das Yerwendete Extract war achtes amerikanisches and
▼on einer renommirten hiesigen Firma bezogen.
Als Herr y. Lieb ig Kennlnifs von meinen Versuchen
erhielt, hatte er die Güte, mir noch eine ansehnliche Menge
Extract zur Verfugung zu stellen, und ich bin auch ihm
dadurch den wärmsten Dank schuldig geworden.
Die Lösung des Fleischextracts in etwa 6 bis 7 Theilen
warmen Wassers, wird zunächst mit concentrirtem Baryt-
wasser vorsichtig ausgefällt, so dafs man einen Ueberschufs
hinzuzubringen vermeidet. Entsteht nach kleinen abfiltrirten
Proben kein Niederschlag mehr, so trennt man durch ein
leinenes Tuch von der Flüssigkeit, die man hierauf mit
basisch-essigsaurem Bleioxyd nach dem Abkühlen völlig aus-
fällt.
Der Niederschlag, der nun entsteht, ist von lichtbrauner
Farbe und enthält neben anderen Bestandiheilen fast die
ganze Menge des vorhandenen Carnins in der Form einer
fileiverbindung, welche sich glücklicherweise durch ihre Lös-
lichkeit in siedendem Wasser von den anderen mitgefallenen
Bieiverbindungen unterscheidet. Nur eine gewisse Menge
Chlorblei geht mit in die Lösung , wenn man diesen
Niederschlag, nachdem er abfiltrirt und zwischen Leinwand
in einer Schraubenpresse ausgeprefst wurde, wieder mit
viel Wasser zu einem Schlamm zerreibt und diesen in einem
grofsen emaillirien eisernen Topf zum Kochen erhitzt.
Man fiitrirt die Flüssigkeit ab und kocht den Rückstand
noch mehrere Male aus.
Das beim Abkühlen schon sich trübende Filtrat wird nun
wieder bis zum Sieden erhitzt und mit einem starken Strom
Schwefelwasserstoff behandelt. Man trennt vom gebildetea
aus dem Fleischecatractn 36?
SchwefeUdei und dampft die Bunme]» «choQ sehr entfärbte
Flüssigkeit bis auf ein kleines Volum ein«
Manchmal. sckeidel sich nua b^ einigem Stehen schon
ein Theil des Cavnins in. der Ferm eines* kfümlicheB ^ noch
sehr gefärbten Krystallsehlammes ans.
Diefs soheiat von djef m Extrakt vprhandenei^ wech->
selnden KocksaUmenge. und der dadurch mjdbr oder minder
grofsen Menge von Salasaure abzuhängen , die nach diesen
Operationen mit in die Flüssigkeit gelangen muls , in der
sich das Carnin befindet
War eine solche Ausscheidung erfolgt, so trennt maa
sie und versetzt die übrige Flüssigkeit mit einer ziemlich
Goncentrirten Lösung von salpetersaurem Silberoxyd, wodurch
ein sehr voluminöser Niederschlag fällt, der aus Chlorsilber
und der Silberverbindung des Carnins besteht Man filtrirt
wieder, wascht Um mii kaltem Wasser aus , rührt ihn noch-
mals zu einem Brei an ^und behandelt ihn mit Aetzammoniak^.
dem man ein gleiches Volum Wasser zugesetzt hat. Das
Chiorsilber geht in Lösung, und man behält die in Ammoniak
fast unlösliche Silfberverbindung des Carnins zurück, die end-*
lieh nach dem Auswaschen, wieder unter fast siedendem.
Wasser mit Schwefelwasserstoff zersetzt wird.
Die vom 5ehwefelsilber getrennte Flüssigkeit giebt nun
beim BiMampfen wieder eine krümliche krystalUnische Aus-
scheidung von Rohcarnin, welches zum ScUufs mä Thier-
kohle entfärbt wird.
Diese letzte Reinigung schmälert ein wenig die Aus->
beute, weil die Kohle aufser dem Färbenden auch etwas Car-
nin zurückhält. Indessen entfärbt es sich leicht, und aus der
fast wasserhellen Flüssigkeit scheidet es sich bald beim Aus-
kühlen in kreideweisem Drusen und krümlichen Gruppen
äufserst kleiner , mikroscopischer , unregelmäfsig begrenzter
Krystalle aus.
358 Weidel^ über eine neue Basis
Nach der Menge des erhaltenen Rohprodocts kann man
den Gehalt des Fleisch extracts an Carnin auf circa ein Pro-
<;ent schätzen. Das Carnin ist in kaltem Wasser sehr schwer
löslich I in siedendem leicht und völlig, und fällt beim Aus-^
kahlen schnell wieder heraus; selbst aus sehr verdünnten
Lösungen kann es nicht in gröfseren Krystallen' erhalten
werden. Die Krystalle sind fast immer zu Drusen oder
Klämpchen verwachset und erscheinen nach dem Trocknen
als glanzlose, kreidig lockere Massen.
Alkohol und Aether lösen es nicht auf. Die lufttrockene
Substanz verliert bei 100^ noch Wasser.
Der, Geschmack ist anfanglich kaum wahrzunehmen^
hinterher jedoch , besonders wenn man ihn in einer Lösung
versucht; entschieden bitterlich.
Die Reaction ist völlig neutral. Eine Carninlösung wird
von neutralem essigsaurem Bleioxyd nicht verändert. Blei-
«ssig giebt einen weifsen flockigen Niederschlag, der sich
in heifsem Wasser völlig löst. War die Lösung des Carnins
2uvor mit neutralem essigsaurem Bleioxyd versetzt, so be-
wirkt Bleiessig keine Fallung. Es wird in der Hitze zerstört.
In einer Röhre erhitzt giebt es unter Hinterlassung einer
«ufgeblähte^n Kohle ein unbedeutendes Sublimat. Auf einem
Platinblech bräunt es sich, entwickelt ein mit bläulicher
Flamme brennendes Gas, und verbreitet einen Geruch eigen-
Ihümlicher Art, der indefs keineswegs der bekannte vieler
stickstoffhaltiger Thierkörper ist, und hinterläfst eine schwer
verbrennliche Kohle.
Die Analysen, die ich hier mittheile, beziehen sich auf
Substanzen verschiedener Bereitungen, welche vorher anhal-
tend bei 100 und 110^ getrocknet waren.
I. 0,3035 Grin. Substanz gaben 0,4776 Kohlens&ore und 0,112
Wasser.
aus dBm Fleischextract. 359 '
U. 0,3B48 Grm. SubstaHE gaben 0,4501 EohleDSfture nnd 0,1021
III. 0,2169 Gnn. Sabstanz gaben 0,3421 KohlenBlluie und 0,0774
Wasser.
IV. 0,2083 Grm. Snbitana gaben 52,4 CC. Stickstoff bei 17,1" C.
und 746 MM.
V, 0,2079 Grm. SnbBtani gaben 62,9 CC. Btickstoff bei 17,9> C.
tind 746,6 MM.
"VI, 0,2105 Grm. Substanz gaben 54,2 CC. Stickstoff bei IT,!» C.
und 745,9 MM.
In iOO Theilen :
N — — — 28,64 28,62 28,68.
Hieraus berechnet sich die Formel C7HgN40s; sie verlangt
beieulmet gefunden im Mittel
C 42,80 42,95
H 4,00 4,02
N 28,56 28,64.
Die luflb-ockene Substanz verlangt die Formel CiHsN40a
-|- U3O, wie die Krystallwasserbeslimmungen zeigen.
L 0,3127 Gem. Sabstanz Terloren bei 110° 0,0279 WaaBer.
IL 0,2277 Grm. Snbstanz Terloren bei I10° 0,0198 Wauei.
In 100 Theilen :
L IL C,HgNA + ^0
HiO 8,92 8,69 8,41.
Diese Formel unterscheidet sich von der des Theo-
bromins (CiHgN40t) nur durch den Mefargefaalt eines Atoms
Sauerstoff.
Sahsaures Camin. — Bereitet man eine Lösang von
Camin in warmer starker Salzsäure, so liefert diese beim
Auskühlen bald hübsche glasglönzende Nadeln der Salzsäuren
Terbindung, die das Eigenthümliche hat, dafs sie, wenn man
de, nachdem sie von der Lauge befreit ist, wieder last, nicht
sofort in den früheren Nadeln erscheint, sondern eine schlam-
360 Weidel, über eine neue Basis
mige Ausscheidung giebt, die erst beim liingeren Stehen sieb
wieder in die früheren Nadeln vollständig verwandelt.
Die Lösung des Camms in starker Salzsäure, gekocht,
färbt sich bald immer intensiver braun und wird endlich
unter Ausscheidung dunkelbrauner Flocken ganz zersetzt.
Das Salzsäure Carniii ist wasserfrei; die Chlorbestim*
mungen gaben :
I. 0,2926 Grm. Substanz gaben 0,1853 Chlorsilber.
n. 0,3210 Grm. Sabstanz gaben 0,1985 Ghlorsilber.
In 100 Theilen :
I. n. CtHsN^O, + HCl
Cl 15,34' 15,30 15,26.
Salzsaures (jarnin-- Platinchlorid erscheint als ein feinem
sandiges goldgelbes Krystallpuiver» welches sich beim Stehen
einer mit Platinefalorid versetzten Losung des Salzsäuren
Carnins allmälig ausscheidet. Die Analyse ergab :
0,281 Grm. Sabstanz gaben 0,0982 Platin.
In 100 Theilen :
C^HsN^Oa + HCl + PtCl4
Pt 34,74 34,61.
Camin - Silberverhindung. — Salpetersaures Silberoxyd
fallt eine Carninlösung flockig weifs. Der Niederschlag löst
sich weder in Salpetersäure noch in Ammoniak bemerklich
auf. Nach dem Auswaschen und Trocknen bei 100^ wurde
für die ziemlich lichtbestundige Verbindung gefunden :
0,3417 Grm. Sabstanz gaben 0,2682 Koblensäore und 0,0532 Wasser.
0,3255 Grm. Substanz gaben 46,4 CC. Stickstoff bei 17,1« C. und
741,9 MM.
0,3484 Grm. Sabstanz gaben 0,1470 Silber.
In 100 Theilen :
2 (CjHyAgN^Os) + AgNO.
C 21,39 21,65
1,80
16,23
41,82.
H
1,72
N
16,19
Ag
42,19
aus dem Fleischextract. '■ 361
Die Formerdteser Verbindung ist etwas verschieden toq
der Silberverbindung des Sarkins*) und des Theobromins **)•
C6H4N4O + AgNOa (Sarkinverbindung).
C7Hf AgN^O, (Theobrommverbindung).
2 (CyHyAgN^Oa) + AgNO, (Carninverbindung).
Beim Erhitzen des Carnins mit concentrirter Jodwaföer«-
stoffsäure bräunt sich diese zwar von ausgeschiedenem Jod;
allein die beim Auskühlen bald erscheinenden nadeiförmigen
Krystalle zeigten nach passender Reinigung einen Jodgehalt,
welcher schliefsen liefS; dafs das Salz noch dem Carnin und
nicht dem sauerstoiTärmeren Theobromin, welches durch die
Reduction hätte entstehen können, zugehört
Mit concentrirtem Barytwasser kann man das Carnin
stundenlang kochen, ohne dafs sich die Flüssigkeit erheblich
trübt, oder Ammoniak (Methylamin und dgl.) entwickelt wird.
Nach dem Entfernen des Baryts durch Kohlensäure erhält
man die ganze angewandte Carninmenge wieder.
Charakteristische Zersetzungen erfährt das Carnin jedoch
bei der Behandlung desselben mit Chlor oder Brom, und mit
Salpetersäure.
Fugt man zu einer nicht zu verdünnten heifsen Lösung
des Carnins gesättigtes Bromwasser, so tritt bald eine kleine
Gasentwickelung ein, während die Farbe des Broms ver-
schwindet. Hat man zuletzt einen Jcleinen Ueberschufs von
diesem hinzugebracht und concentrirt das Ganze auf dem
Wasserbade, so beginnt bald nach dem Auskühlen die Bil-
dung von farblosen glänzenden nadeiförmigen Erystalien der
Brom Wasserstoffverbindung eines zweiten Körpers, der sich
ans der concentrirten Lösung derselben sofort als blendend
*) Strecker, diese Annalen CYUI, 135.
**) Daselbst CXVIII, 170.
Annal. d. Chemie a. Pharm. CLVIIJ. Bd. 8. HefU 24
362 Weidel y Ober eine neue Basis
weifses Krystallmehl ausscheidet, wenn man sie vorsichtig-
mit Yerdünnter Aetzlaage neutralisirt.
Ein Ueberschufs des Alkali's löst die Verbindung wieder
auf, die sich mit kaltem Wasser ohne grofsen Verlust waschen
lafst, und deren Eigenschaften schon darauf hinwiesen, dafs
sie das Sarkin Strecker 's sei; eine Vermuthung, die auch
die Analyse vollständig bestätigte.
0,2909 Grm. Substanz gaben 0,4688 Koblengäiure nnd 0,0786 Wasser.
0,2200 Orv. Substanz gaben 79,5 GG. Stickstoff bei 18,20 G. und
748,3 MM.
In 100 Theilen :
C5H4N4O (Sarkin)
C 48,98 44,18
H 3,00 2,89
N 41,08 41,18.
Eben so zeigte auch die Analyse des vorhin erwähnten
bromwasserstoffsauren Salzes die Identität mit der Brom*
Wasserstoffverbindung des Sarkins.
0,2965 Grm. Substanz gaben 0,3003 Koblensäure und 0,0676 Wasser.
0,2974 Grm. Substanz gaben 0,2538 Bromsilber.
In 100 Theilen :
C4H4N40 + HBr
C 27,62 27,64
H 2,50 2,30
Br 36,84 36,68.
Nur darin fand sich eine Differenz mit den von Strecker
beschriebenen Eigenschaften des Sarkins, dafs mein Präparat
von neutralem essigsaurem Bleioxyd nicht, wohl aber von
basischem weifs, voluminös gefallt wurde, während das
Sarkin auch durch Bleiessig nicht fallbar sein soll (Stre-^
cker).
Es ist jedoch bemerkenswerth , dafs diese Fällung nicht
eintrat, wenn die Flüssigkeit zuvor neutrales essigsaures
Bleioxyd enthielt; die Fällung durch das basische Salz löst
sich in Bleizuckerlösung auf.
aus dem FleiachextrcuiL - 363
Der Angabe Strecker 's widerspricht auch, dafs Sta-
vieler '"^) aus den basischen Bleiniederschlägen, die er ans
-den Auszügen des Fleisches, der Leber, Milz, der Drusen
find des Hirns erhielt, Sarkin gewinnen konnte.
Erhitzt man Carnin mit Salpetersäure von gewöhnlicher
<!oncentration , so lange bis die erste ziemlich heftige Ein*
lyirkung vorüber ist, so erhält man aus der auskühlenden,
^twas verdünnten Flüssigkeit ziemlich grofse wohl ausgebil-
-^lete Krystalle, die beim Liegen an der Luft opak wurden;
-ein für salpetersaures Sarkin, nach St recker's Angaben,
^charakteristisches Verhalten.
In der That bewies auch die Analyse sofort, dafs die
Verbindung diese Zusammensetzung habe.
Es wurden für die bei 100^ getrocknete Substanz ge-
funden :
0,2979 Gnu. Substanz gaben 0,3237 Kohlensäure und 0,0711 Wasser,
0,2092 Grm. Substanz gaben 64,4 GC. Stickstoff bei 17,8^ C. und
754,9 MM.
In 100 Theilen :
CJH4N4O + NHO,
G 29,65 30,15
H 2,66 2,51
N 35,34 35,17.
In den Mutterlaugen fand sich etwas Oxalsäure und
kleine Mengen eines undeutlich krystallinischen gelben
Körpers.
Die Ueberführung des Carnins in Sarkin schien f3r seine
Zusammensetzung so bezeichnend, dafs auf weitere Versuche,
^s umzuwandeln, nicht noch gröfsere Mengen des kostbaren
JHaterials verwendet wurden.
Empirisch genommen unterscheidet sich Carnin von.
Sarkin durch den Betrag von C2H4O2, Essigsäure.
*) Diese Annalen CXVI, 102.
24
364
Weidelf über eine nette Basis
CyH8N408 Carnin
C5H4N4O Sarkin
Diff. C,H4 O,.
Es ist indefs nach dem Vorausgehenden klar, dafs da»
Carnin nicht etwa die essigsaure Verbindung des Sarkins^
sein kann; denn dem widerspricht seine Fähigkeit Salze zuw
bilden und seine Beständigkeit bei der Behandlung mit Baryt*
Wasser.
Vielmehr hat man im Carnin ein neues Glied der nach^
gerade schon so zahlreichen Reihe von Verbindungen, die
im Zusammenhange mit der Harnsäure und dem Harnstoffe-
Stehen, und in letzter Linie auf den Harnstoff zuruckbezogen
werden können.
6. Hüfner *) hat zuletzt folgende Zusammenstellung^
gegeben :
CO
IM
CN
(CHg.HO.CO)
Harnsäure
CO
CN
H
CO
Sarkin.
Hl
N {cO(CH,CH.|uj
Kreatin.
Mit denselben Atomgruppen, nur in anderer Zusammen*
Stellung, construiren in ihrer letzten Publication über das
Caffeidin **) Rosengarten und Strecker das Caffein in
folgender Weise :
NCHj — CO — NCHa
I I
CN-C CH. .
II I
N CHg— CO
*) Journal für praktische Chemie [2] HI, 1.
-^) Diese A nnalen CLVII, 6.
aus dem FleisohextracU 365
Man könnte auf für das Sarkin annehmen :
I -CH,
CO
■"— CN
«nd dem entsprechend wäre das Carnin :
^ — CH, — COOH I — CHji— CH— OH
CO oder CO
I _ CH, — CH3 i — CHg— CH— OH
■"— CN ^— CN .
Wie dem ancb sei, die Umsetsung des Gamins in Sarkin
"dnreh Brom erfolgt, scheint es, nach der Gleichung :
C7H8N4O3 + 2 Br = CßH«N40 . HBr + CHaBr + CO,.
Auf die mögliche Bildung von Monobromessigsäure wurde
Hücksicht genommen. In dem ätherischen Auszug der mit
^romwasser behandelten Flüssigkeit war sie indefs nicht
nachweisbar.
Sarkin giebt, wie ich gefunden habe, eine Farbenreac*
tion, die etwas Charakteristisches hat, und die, unter Um-
45tänden, zu seiner Erkennung mit benutzt werden könnte.
Erwärmt man kleine Mengen von Sarkin mit frischem
Chlorwasser und einer Spur Salpetersäure, so lange bis die
schwache Gasentwickelung, die sich einstellt, aufgehört hat,
verdampft dann vorsichtig auf dem Wasserbade zur Trockne,
und setzt den weifsen Rückstand unter einer Glocke einer
Ammoniakatmosphäre aus, so färbt sich derselbe in kurzer
Zeit dunkelrosenroth.
Ich hatte dieselbe Reaction zuerst beim Carnin beob-
achtet.
Es ist klar, dafs sie indefs bei diesem auf Rechnung des
Sarkins kommt, welches sich bei dieser Behandlung zuerst
bildet.
366 Weidelf über eine neue Basis
IL
Eine genaue Scheidung der aufser dem Carnin in»
Fleischexlract noch vorhandenen Beslandtheile ist nicht ganr^
leicht.
Da ich indessen dem schon Bekannten wenig Neues hin-
zuzufügen habe, so will ich hierüber möglichst kurz sein.
Der erste in der Lösung des Fleischextracts mit Baryt--
wasser erzeugte Niederschlag ist hauptsächlich phosphorsaurer
Baryt und wenig schwefelsaurer.
Der in siedendem Wasser ungelöst gebliebene Theil des^
Bleiniederschlages enthält den Inosit, kleine Mengen von
Milchsäure, etwas Bernsteinsäure ^ die bisher noch nicht ge-
funden war, und hauptsächlich eine amorphe extractartig&
Substanz, davon ein Theil sich in Alkohol löst, der andere
unlöslich ist. Ich habe vergeblich versucht sie in reine Prä^
parate zu verwandeln, und besonders aus ihnen Inosinsäure^
zu gewinnen.
Dampft man das Filtrat vom ursprünglichen Bleinieder-
schlag etwas ein, so fällt noch eine krystallinische Bleiver—
bindung heraus, die mit Schwefelwasserstoff zersetzt fast nur
Milchsäure liefert.
Entbleit man endlich die vom nülchsauren Blei abfiltrirte
Flüssigkeit und dampft bis zum dünnen Syrup ein, so erhält
man beim Stehen das Kreatin mit kleinen Mengen Ereatinia
als feinen Krystallschlamm, den man von der dicken Mutter-
lauge nur mittelst der Bunsen*schen Pumpe befreien kann..
Diese Mutterlaugen verdanken ihre dickliche Consistenz.
leimartigen und dextrinartigen Substanzen, welche bekannt-
lich, was die Menge angeht, die Hauptbestandtheile des Ex-
tractes sind.
Sarkin konnte ich in irgend erheblicher Menge nicht
auffinden. Ich mufs es dahingestellt sein lassen, ob es ab
solches im Extract nicht immer vorkommt, oder ob das bis-
aus dem Fletscheoötract. 367
her gefundene aus einer Zersetzung des Carnins hervorge-
gangen war.
III.
Was schliefslich die physiologischen Wirkungen des Car-»
nins angeht, so sind die darauf bezuglichen Versuche noch
nicht zahlreich genug; um aus ihnen die letzten Schlösse zu
ziehen.
Bs scheint, dafs es, me bei allen den schwach irritiren-
den Mitteln von alkaloidartigem Character, ate deren Reprä-
sentant das GafTein. gelten kann , sehr von der individuellen
Disposition und Empfänglichkeit abhangt, ob sich Wirkungen
Oberhaupt einstellen und welchen Verlauf sie nehmen.
Was Herr Hofrath Brücke darüber bis jetzt zu er-
mitteln in der Lage war, hat er in einem Briefe an Prof.
H las i wetz mitgetheilt, den zu veröffentlichen mir gutigst
gestattet wurde.
„Nachdem einige Vorversuche an Thieren gezeigt hatten,
dafs das Carnin keine heftig wirkende Substanz sei, nahm ich
fünf Centigramme ohne jede Wirkung. Am folgenden Tage
nahm ich ein Decigramm ohne eine andere Wirkung, als
eine vorübergehende Steigerung der Pulsfrequenz, die übri-
gens auch andere Ursachen haben konnte , da es mir nicht
möglich wurde, mich wahrend der Versuchszett ruhig zu
verhalten. Nun nahmen die Herrn E . . . . und P jeder
einen Decigramm, aber mit entgegengesetztem Erfolge, indem
bei dem einen (E . . . .) nur eine geringe Beschleunigung,
bei dem anderen (F . . . .) nur eine geringe Verlangsamung
des Pulses eintrat.
„Zwei Tage später nahm Herr F zwei Decigramme.
Hierauf stieg die Pulsfrequenz schnell, so dafs sie sich binnen
• 10 Minuten von 78 auf 90 Schläge hob, dann sank sie wie-
der und zwar unter die Norm , so dafs 25 Minuten später
nur 70 Schläge in der Minute gezählt wurden, dann stieg
368 Weidely über eine neue Basis
sie bis 78, fiel wieder iiin wieder 2u steigen und 50 Hinaleii
nach Beginn des Versuchs wieder die Zahl von 67 Schiigen
in der Minute zu erreichen ; dünn fiel sie wieder und betrag
70 Minuten später nur 72, dann hob sie sich binnen 10 Mi*
nuten bis zur Norm und hielt sich von hier an zwischen den
Zahlen 76 und 78.
Die starken Schwankungen hatten also zusammen einen
Zeilraum von 1 Stunde 40 Minuten ausgefüllt. Es war etwas
Kopfschmerz und vorfibergehend leichter Schwindel vorhan-
den. Dagegen nahm Herr S einmal ein Deei-
gramm und des Tags darauf zwei Decigramme ohne jede
deutliche Wirkung. Sein Puls hielt sich während der gan-
zen 3 stündigen Versuchszeit zwischen 58 und 60 Schlägen
in der Minute. Seine Versuche wurden von 6 bis 9 Abends
angestellt; der Schlaf war wie gewöhnlich.
,,Hit dem salzsauren Carnin stellen die Herren F
und V. H Versuche an.
,,Herr F nahm Dosen von V29 1 und 1 Va Decigramm
und beobachtete Schwankungen in der Pulsfrequenz, die aber
einerseits nicht bedeutend genug, andererseits in Rücksicht
auf die Zeit ihres Eintretens nicht constant genug waren^
um zu bestimmten Schlüssen zu berechtigen. Herr v. H
nahm zwei Decigramme salzsaures Carnin. Nach 10 Minuten
begann die Pulsfrequenz zu sinken. Sie sank von 72 auf 64^
welche Zahl IV» Stunden nach Beginn des Versuchs beob-
achtet wurde. Nun aber hielt sich die Pulszahl durch andere
IVs Stunden zwischen 64 und 66, weshalb es in Rücksicht
auf die übrigen Versuche zweifelhaft bleiben mufs, in wie>
weit die Verlangsamung der Caminwirkung zuzuschreiben ist.
,,Hich ausgenommen waren Alle, die sich an den Ver-
suchen betheiligten, junge Leute zwischen .20 und 25 Jahren..
Ein paar von uns glaubten bemerkt zu haben, dafs der Puls
in Folge der Caminwirkung kleiner und härter wurde*
aus dem FieiachextracL 369
„Um über die physiologische Wirkung des CarniRs etwas
Sicheres aus^usagel^ wurde es notbwendig sein, die Versiiehe
siü reichlichem Haberiale in gröfiserer Ausdehnung anzastelien«^
Wien, im April 1871, Laboratorium des Prof. H 1 a s i w e tz.
Zur Constitution der Allylverbindungen ;
von Friedrich Gerofnont.
Die interessante Frage über die relative Constitution der
Allylverbindungen, welche in letzterer Zeit zu lebhaften Dis*
oussionen führte, gab Veranlassung zur Anstellung einer
Reihe von Versuchen, unter denen mich besonders zuletzt
die Einwirkung der Bromwasserstoffsäure auf das Allylbro*
müt beschäftigte.
Von der Ansicht ausgehend^ dafs das Radical AUyl nicht,
wie von verschiedenen Seiten angenommen wird, Methyl ent-
bält; sondern dafs dem Allylbromür die durch folgende
Formel :
CH,
II
CH
I
CHjBr
ausgedruckte Constitution zukomme, liefs sich nach dem Vor-
gang von Reboul*) erwarten, dafs durch Addition von
Bromwasserstoff zu Allylbromür zwei Verbindungen von fol-
gender Constitution :
I
I. CHBr und H. CH,
I I
CHjBr CHjBr
Propylenbromür
(Methyläihyldnbrom^) Trimethylenbiomür
*) Diese Annalen CLV, 29.
370 Oeromont, t/ur Constitution
und zwar, je nach den Bedingungen, die eine oder die andere^
oder beide gleichseitig, entstehen können. — Diese letztere^
Annahme habe ich in der That durch das Experiment be-
stätigt gefunden. Von dem Allylbromfir ausgehend ist e^
mir gelungen, beide Bromüre darzustellen.
Mit Versuchen in dieser Richtung beschäftigt^ erhielt icb-
eine Abhandlung von Kolbe*) : „Ueber die Structurfor-
mein und die Lehre von der Bindung der Atome, in welcher
derselbe, unter Andek'em zur Erörterung seiner Ansichten da»
Beispiel eines gechlorten Propylchlorids wählt; und d»
Claus **) in einer mir dieser Tage zu Gesichte gekommenen
Abhandlung die Absicht ausspricht, Versuche zur Erlangung^
dieses Chlorids anzustellen , so sehe ich mich jetzt veranlafst^
die Resultate meiner Versuche, so unvollständig diese auck
im Augenblicke noch sind, zu veröffentlichen.
Das Allylbromär verbindet sich aufserordentlich leicht
mit Bromwassersloff. Die Reaction ist, bei Anwendung einer
sehr concentrirten Bromwasserstoffsaure, in zugeschmolzenei»
Röhren bei 100^ in wenigen Minuten der Hauptsache nach
vollendet. Aus dem auf bekannte Weise behandelten Pro—
duct erhalt man durch Destillation eine bei 140 bis 164^
siedende Flüssigkeit, welche zwei Bromure von gleicher pro*
centischer Zusammensetzung enthalt. Durch sehr häufiges
Fractioniren lafst sich diese Flüssigkeit in einen niedriger
siedenden Antheil, das bekannte Propylenbromur (Methyl*
äthylenbromür), und in einen höher siedenden zerlegen.
Dieser letztere, ungefähr Vs der ganzen Menge bebetragende
Theil enthält das Trimethylenbromär.
Das reine Trimethylenbromür siedet constant bei 160 bis
163^ (unter 719 MM. Druck, nicht corrigirt); das spec. Ge*
wicht dieses Bromurs wurde bei 0^; = 2,0177 gefunden»
*) Journal für practische Chemie, K. F. m, 180.
**) EbendaselbBt 271.
der AUylverbindungen. 37t
Die beiden gleichzeitig entstehenden Bromäre lassen sieb
durch ihr Verhalten gegen alkoholisches Kali sehr leicht
neben einander erkennen. Das Propylenbromür giebt nnt
einem Ueberschufs von alkoholischem Kali Allylen, das Tri^
inelhylenbromur dagegen nur Allyläthyläther.
Durch essigsaures Silber bei Gegen wart von Eisessig
wird das Trimethylenbromür leicht unter Bildung eines Essig-
saureesters angegriffen. Der reine Essigsäure^-Trimethylen-
ester ist eine farblose^ aufoerst schwach aber angenehm rie-
chende, in Wasser untersinkende Flüssig^keit, welche constani
bei 203 bis 205^ (unter 717 MH. Druck, nicht corrigirt) siedet.
Durch* Verseifen dieses Esters mit Barythydrat erhält
man den Trimetbylenglycol als eine dicke, süfs schmeckende,
nach vorläufiger Beobachtung zwischen 208 und 218^ destilli-
reride Flüssigkeit.
Die Zusammensetzung der beschriebenen Verbindungen
wurde durch die Elementaranalysen ermittelt.
Die Versuche, welche bis jetzt mit dem Trimethylenbro-
mfir gemacht wurden, lassen wohl kaum bezweifeln, dafs
demselben die durch Formel II ausgedrückte Constitution zu-
kommt. Der aus dem Bromür erhaltene Glycol ist demnach
der Alkohol der Aethylenmilchsäure resp. Malonsäure.
Durch eingehenderes Studium der Derivate und Oxy-
dationsproducte dieses Glycols hoffe ich in kürzester Zeit
diese Ansichten durch weitere Thatsachen zu stützien und
behalte mir daher die Fortsetzung dieser Untersuchungen
vor. Auch werde ich versuchen, Natrium auf das Trimethy-
lenbromür einwirken zu lassen , weil ich an die Möglichkeit
glaube, bei dieser Reaction einen Kohlenwasserstoff von fol-
gender Constitution :
/ \
HgC — CHg
das Trimethylen, zu erhalten.
Erlenmeyer's Laboratorium in München, Ende Mai 1871
372 Bayer^ Beüräge zur Kenntnifs
Beiträge zur Kenutnifs des Indiums;
von K. J. Bayer.
Bei der Reindarstellung einer pröfsereii Menge von la-
diuiDoxyd suchte ich vergeblich unter den bekannten Metho-
den nach einer sichern und rasch sum Ziele fährenden, reine»
Indiumoxyd zu erhalten. Erst im weiteren Vorlaufe der Ar-
beit, ist es mr gelungen, eine solche aufsufinden. Dieselbe
beruht darauf, dafs die löslichen Indiunfverbindungen durch
saures schwefligsaurei Natron beim Kodieii vollständig ge-
fällt werden, was die Lösungen der das Indium begleitenden
Metalle nur zum Theil thvn, und gar nichts wenn viel Ara-
monsalze zugegen sind«
Um auf diesem Wege reines Indiumoxyd zu erhalten,
verfahrt man folgendermafsen : Das Freiberger Zink, welches
das geeignetste Materiid dazu ist, w«rd in roher Salzs&ure
gelöst, so, dafs ein kleiner Theil daven ungelöst zurück-
bleibt; mit diesem zurückbleibenden Zink digerirt man die
Lösung in der Kälte 24 bis 36 Stunden, wobei sich alles
vorhandene Indium auf dem Zink niederschlägt; man giebt
sodann die klare Chlorzinklösung vorsichtig ab, trennt durch
Abschlämmen die Metallmasse von dem noch unangegriffenea
Zink, setzt einige Tropfen verdünnte Schwefelsäure hinzu,
um d^ gebildete basische Chlorzink eben zu lösen, und
wascht den nun zurückbleibenden Metallschlamm so lange
mit heifsem Wasser durch Decantation aus, bis sich keine
saure Reaction mehr zeigt. Dieses Hetallgemiseh wird nun
mit Salpetersäure behandelt, dabei scheidet sich gewöhnlich
etwas Zinnoxyd aus; ohne dieses abzuiltriren setzt mam
Schwefelsäure im Ueberschufs hinzu und dampft ein, bis alle
Salpetersäure forlgetrieben ist; das Blei wird hierdurch als
schwefelsaures Bleioxyd unlöslich abgeschieden, und die
des Indiums. 373
übrigen Metalle^ wie In, Zn, Cu, Cd und Fe gehen beim Be-»
handeln mit Wasser ab schwefelsaure Salze mit etwas Blei
in Lösung. Man fiUrirt, wäscht den Niederschlag gut aus,
und versetzt das von Kupfer etwas grün gefärbte Filtrat mit
Ammoniak in grofsem Ueberschufs; Cu, Zn und Cd werden
gelöst, während alles In und Fe mit nur wenig Zn, Cd, Pb
und Cu zurückbleibt. Diesen Niederschlag löst man nach
gutem Auswaschen in der möglichst kleinsten Menge Salz-
säure, versetzt mit saurem schwefligsauf em Natron im lieber-
Schüsse und kocht so lange, bis fast aller Geruch nach schwef-
liger Säure verschwunden ist
Alles Indium scheidet sich nun völlig frei von Cu, Zn, Cd
und Fe als ein weifses, sehr fein Itrystallinisches Pulver aus.
Man filtrirt dieses sofort ab, am besten mit der B uns en 'sehen
Wasserluftpumpe, und wäscht es mit heifsem ausgekochtem
Wasser aus. War viel Eisen zugegen, so scheidet sich leicht
noch ein Theil desselben durch die Einwirkung der Luft mit
aus und mengt sich dem Niederschlage bei ; durch Filtration
in einer Atmosphäre von Kohlensäure oder besser durch noch-
malige Fällung mit saurem schwefligsaurein Natron, sind auch
die letzten Antheile desselben vollständig vom Indium zu
trennen.
In dem so erhaltenen Indtumpräparate können sich nocb
schwefligsftures Bleioxyd und Natron vorfinden; und zwar
rührt ersteres daher, weil auch Bleilösungen durch sehwef-
ligsaures Natron gefällt werden; letzteres von der Eigen*-
Schaft der unlöslichen Indtumverbindungen, Kali und Natron
mit niederzureifsen. Auf eine sehr einfache Weise gelingt
es leicht diese Verunreinigungen fortzuschaflen ; am besten
dadurch, dab man den erhaltenen weifsen Niederschlag in
wässeriger schwefliger Säure löst, was sehr leicht unter Zu-
rücklassung der geringen Menge des verhandenen schweflig-
sauren Bleioxyds vor sich geht, und nach dem Filtriren die
374 Bayfir^ Betträge zur Kenntnifs
Flüssigkeit kocht. In dem Mafse als die schweflige Saure
«ntweicht, schlagt sich das Indium völlig rein wieder nieder.
Will man den Niederschlag auf einen Gehalt an Blei pröfen,
so löst man ihn in verdünnter Schwefelsäure auf, dampft zur
Trockne und löst die Masse in Alkohol. Bleibt dabei ein
Ruckstand , der sich nach ' längerer Digestion nicht mehr in
Alkohol löst, so kann dieser PbO . SO3 sein, wovon man sich
Jedoch im Speotrahpparat überzeugen mufs.
Das |iuf die angegebene Weise erhaltene Präparat bil-
det einweifses, fein krystallinisches, leichtes Pulver; aus der
Auflösung in wässeriger schwefliger Säure kann man es beim
«Ilmäligen Verdampfen derselben in gröfseren, unter der Lupe
erkennbaren Krystallen erbalten.
Säuren, selbst verdünnte, lösen es leicht unter Abgabe
Ton schwefliger Säure auf; es ist deshalb dieses Präparat be-*
sonders zur Darstellung anderer Indiumverbindungen geeignet»
Zur Analyse dieser Verbindung wurde folgender Weg^
eingeschlagen. In ein etwa 8 Centimeter langes Röhrchen
von sehr dünnem Glase, welches bei einer Weite von circa
"9 HM. nur 0,9 Grm. wog, schmolz ich die im luftleeren
Räume über Schwefelsäure getrocknete Substanz ein und er-
hitzte sie in einer zugeschmolzenen Verbrennungsröhre mit
'Salpetersäure von ungefähr 1,2 spec. Gewicht, nachdem ich
das Röhrchen durch Schütteln zerbrochen hatte, Anfangs in
iiochendttm Wasser^ später bei 120^ C. zwei Stunden hng.
Reim Aufmachen der Röhre war kein Gasdruck bemerkbar.
Die erhaltene Flüssigkeit enthielt eine kleine Menge eines
ausgeschiedenen weifsen Körpers; sie wurde mit Salzsäure
zur Trockne verdampft, um alles zu lösen und die Salpeter*
-säure zu verjagen, der Ruckstand mit Wasser und Salzsäure
tiufgenommen und mit Ammoniak das Indium gefällt. Um alle
Schwefelsäure aus dem Niederschlage zu entfernen, wurde
<liese Fällung nach gutem Auswaschen des erst erhaltene»
des Indiums. 375
Ifiedersohlages wiederholt, dieser sodann in Salpetersäure
Torsichtigr gelöst y das Filter gut ausgewaschen , Lösung und
Filtrat in einem Platintiegel unter den üblichen Vorsichtsmafs-
regeln zur Trockne gebracht und geglüht« Das erhaltene
Indiumoxyd betrug 61,48 pC,
In den vom Indiumoxyd beider Fällungen erhaltenen
Flüssigkeiten wurde nach dem Eindampfen und Ansäuern mit
Salzsaure die Schwefelsaure mittelst Chlorbaryum bestimmt.
Auf schweflige Säure berechnet ergaben- sich 21,56 ^pC.
Der Rest konnte nur noch Wasser < sein, was auch der
Yersuch bestätigte. Nachdem ich mich überzeugt hatte, dafs
<ias schwefligsaure Indiumoxyd erst bei 280^ anfängt sich zu
zersetzen, aber schon bei 260^ alles Wasser ausgiebt^ führte
ich die Bestimmung desselben im Bunsen'schen Thermostal
bt\ 260^ aus ; sie ergab 16,47 pC.
Da nun, wie Bunsen durch die Bestimmung der speci-
fischen Wärme nachwies, dem Indium das Atomgewicht 56,7
und nicht 37,4 zukommt, mitbin das Indiumoxyd die Formel
IngOj erhält, führen die gefundenen Resultate zu der Formel
2In,0a.3S0, + 8H0.
Berechnet Qefonden
InsO« 62,06 61,48
SO, 21,68 21,56
HO 16,26 16,47
100,00 99,61.
Bei 100^ C. verliert das schwefligsaure Indiumoxyd
3 Aeq. Wasser, bei weiterem Erhitzen aber keine weiteren
bestimmten äquivalenten Mengen; ist die Temperalur bis zu
280^ gestiegen, so fängt es an schweflige Säure auszugeben^
und erhitzt man zum Rothglühen, so bleibt nur noch ein
durch etwas reducirtes Indium graulichgelb gefärbtes Oxyd
zurück.
Seiner vollkommenen Unlöslichkeit in Wasser wegea
eignet sich das schwefligsaure Indiumoxyd auch sehr gut zur
376 BayeVj Beiträge zur Kenntntfs des Indiums,
qnentitativeti Bestimmung und Trennung des Indiums von dei»
anderen Metallen. Man hat nur nöthig, wenn viel Eisen zu«^
gegen, die Fällung ein zweites Mal zu wiederholen» um es>
vollkommen frei davon zu erhalten. Den Niederschlag löst
man nach dem Auswaschen in Salzsäure und fällt mit Am-
moniak; im Falle Blei dabei ist, wägt man dieses mit, löst
sodann in Salzsäure, dampft mit Schwefelsäure zur Trockne^
nimmt mit Alkohol auf und bestimmt auf gewöhnliche Art
das Bleioxyd als PbOSOs. Zu erwähnen ist noch^ dafs das
FbOSOg immer, wenn auch nur geringe Mengen von Indium
zurückhält.
Was die Trennung des Indiums von dem aus saurer Lö-
sung durch Schwefelwasserstoff fällbaren Metalle anbetrifft^
so kann ich nur das von Meyer Gesagte bestätigen, dafs es
sich nur von ,den aus sehr saurer Losung fällbaren mit
einiger Genauigkeit trennen läfst.
In der Hoffnung, eine dem schwefligsauren Salze analoge
Verbindung des Indiumoxyds mit salpetriger Säure zu erhalten.,,
versetzte ich die Lösung des Chlorurs mit salpetrigsaureiü
Kali. In der Kälte blieb alles klar; beim Kochen aber fiel
allmälig ein weifser Niederschlag; während salpetrige Säure-
entwich. Auch diese Fällung erfolgte vollständig; so dafs im^
Filtrate kein Indium mehr nachzuweisen war.
In dem Niederschlage konnte weder salpetrige Säure
noch Kali nachgewiesen werden; die Untersuchung ergab,
dafs er nach der Formel In^Os, 3 HO zusammengesetzt ist.
Es ist mir eine angenehme Pflicht, Herrn Geheimeratb
Bunsen für die Theilnahme, mit der er meine Arbeit be*
ehrte, hiermit noch meinen innigsten Dank auszusprechen.
Heidelberg; 187L
Ausgegeben am 21. Juni 1871.
Druck TOD Wilhelm Keller in Oiefeen.
'f