THE J. PAUL GETTY MUSEUM LIBRARY
ANNALEN DES VEREINS
FÜR
NASSAUISCHE ALTERTUMSKUNDE
UND
GESCHICHTSFORSCHUNG.
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JH£ J. PAUL GETTY CENTPft
LIBRARY
ANNALEN DES VEREINS
FÜR
NASSAUISCHE ALTERTUMSKUNDE
UiND
GE8CHICHTSF011SCHUNG.
EINUNDZWANZIGSTER BAND.
18 8 9.
MIT 15 LITHOGKArillEKTEN TAFELN.
WIESBADEN.
WILH. ROTH'S BUCH- & KUNSTHANDLUNG
(HEINR. LÜTZENKIRCHEN.)
1890.
Inhalts -Verzeichnis
des einundzwanzigsten Bandes.
Seite
f. Register za den Annalen I bis XX I — XX
II. Sachverhalt und Dentung der alten Verschanzongen in Nassau. Von
A. V. Cohausen *
III. Das Fischbacher und Lorsbacher Thal. Von \. v. C 4
lY. Die Wallburg. Von A. v. C 5
Im Schlingswald. (,Taf. I) 5
V. Hügelgräber. Von A. v. C ♦>
1. Im Wald Halbehl (bei Münster im Taunus) 6
2. Bei Heckholzhausen (Taf. I) 7
3. Im Ruhehag. (S. auch XI, S. 38) «
VI. Zur Topographie des alten Wiesbadens. Von A. v. C •>
Die Thermen. (Friedrichstrasse 44) (Taf. 11, III u. IV) 9
Römische Gräber und Öfen l-^
VII. Die Reit- und Packsättel der Alten. Von Schlieben, Major a. D.
(Taf. V, VI u. VII) 14
VIII. Die Frankengräber von Schiersteiiu Von B. Florschütz 28
Verzeichnis der in etwa 15 Gräbern gefundenen Altertümer 33
IX. Der Hasselbacher Turm. Von A. v. Cohausen 34
X. Grenzan. Von A. v. C 38
XI. Hügelgräber. Von demselben (s. auch V, S. 6. Fortsetzung) 39
4. Niederwalluf 39
5. Aus der Umgegend Yon Usingen 39
1. Wilhelmsdorf 39
2. Eschbach 39
3. Wernborn 40
4. Im Usinger Wald Schweinhardt 40
5. Im Ptaffenwiesbacher Jungenholz 40
6. Schraidtholz -41
7. Taubenköpfchen •*!
8. Oberloh 41
9. Am ^Altenmark" 41
10. Capersburg Strickert 41
11. Am Süssenberg 41
12. Wormstein 41
13. Hinter der Altenburg 42
6, Im Niederhofheimer Wald Halbehl 43
Seite
XII. Karl Hartwig Grogor von Meusoliach. Lebensnachrichtcn von Dr. K. Seh wart z.
Für die Annalen bearbeitet von F. Otto 43
I. Juijend, 1781—1803 44
II. Dillenburg 1803—1814 52
Xlir. Chronogramm auf das Jahr des grosseu Brandes You Wiesbaden. Von F. Otto. 76
XIV. Wiesbaden im Sommer des Jahres 1796. Nach den Aufzeichnungen des
Wilh. Lautz. Mitgeteilt von F. Otto 77
Register der Namen 105
XV. Das nassanische Münzweseu. Von Jul. Isenbeck. Mit 7 Tafeln .... 107
Dritte Periode: 1800-1866.
Die I. Periode XV, p. 99, die II. Periode XVII, p. 145.
XVI. Die schlesische Armee in >assaa vom Anfang November 1813 bis zum
1. Janaar ISU. Von Dr. W. Sauer 197
XVII. Die .Schildhalter des Wappens des Herzogtums Nassau. Von demselben . 25.j
XVIII. Das Jahr der Zerstörung der Burg Lahneek. Von demselben 257
XIX. Schwursteine zu Niederbrechen. Von 0. Klee-Göttingen 258
XX. Waren die derlei uxorati coniugati verheiratete Geistliche? Von demselben 258
XXI. Feldzngspflicht der Hoftrompeter im 17. Jahrhundert. Von Dr. Forst . 260
XXII. Neuere, das Vereinsgebiet betreffende Litteratnr. Von F. Otto. . . . 262
XXIII. Vereinsnachriehten.
Bericht des Sekretärs (von Dez. 1887 bis Okt. 1889) 273
Bericht des Konservators Oberst von Cohausen über die Erwerbungen des
Alterturas-Museums in Wiesbaden während des Jahres 1888 .... 278
Bericht des Konservators Oberst von Cohausen über die Erwerbungen und
Untersuchungen für das Altertums-Museum in Wiesbaden während des
Jahres 1889 284
XXIV. Nachruf für den verstorbenen langjährigen Präsidenten, Herrn Ober-
medizinalrat Reuter, RUdesbeim. Von Prof. Otto 288
XXV. Verzeichnis der Mitglieder. (Aufgestellt Ende Oktober 1889) 289
Sendunynn, die für den Verein bestimmt sind, beliebe man (in den Verein, nicht an ein
einzelnes MHylied des Vorstandes zu adressieren.
DRCCK VON RUD. BECHTOLD * COMP.. WIESBADEN
BUCIIDRUCKF.RF.I k MTHOOR. ANSTALT.
Register zu eleu Anualeu I bis
1. Aufsätze über Geschichte und AUertümer im aUgemeinen.
2. Aufzeichnungen der nach Kreisen geordneten örtlichen Ge-
schichte und Altertümer.
Auch Vogels BeschreihuDg des Herzogtums Nassau,
Lotz-Sohneider, Baudenkmäler des Regierungsbezirks Wiesbaden und
A. V. Cohausen, Römischer Grenzwall, welcher die Kreise Usingen,
Homburg, Langenschwalbach, St. Goarshausen, Ems und Montabaur
berührt, haben ausführliche Register.
6„ 369 heisat Band 6, Heft 2, pag. 369.
1. Aufsätze über Geschichte und Altertümer im allgemeinen.
Alte Waffen vor Kaiser Wilhelm I. 18 278.
Nachruf an Kaiser Friedrich I. 20.
Besuche der Kronprinzlichen Herrschaften im Museum, am 16. April 1879
1. Dezember 1880. 17, 24.
Adolf von Nassau. Tod. Erinnerungen an ihn. 2„ 149. 6„ 369.
Adolf von Nassau und Diether von Isenburg. Vertrag. 10 1.
Albrecht von Nassau 1574. Lied auf denselben. 18 267.
Alemannen-Krieg. 15 15.
Altertümer, merkwürdige in Nassau. l„ 1.
„ im Museum erläutert. 1„ 227.
„ entdeckt am Rhein. 1„ 237.
Amulette. 9 123. 8 561.
Anathema auf altchristlichen Steinen. 14 169.
Aunalen des Vereins, seine Mitarbeiter. 17, 29.
Apollo, gallischer Ileilgott. 4„ 365,
Arnold, nicht Eberhard, Abt von Eberbach. 15 266.
Arusteiu, Nekrologium. 16 1.
n
Backenstreich im Recht und im Kultus. 0 341.
Baileleben im 14. Jahrhumlert in Wiesbaden. 13 344.
Bauernkrieg, 7ai >einer Geschichte. S 1. 12 21.
Bibliotheksordnung. 14 439.
Blutampulle in den Katakomben. 9 19S.
Bogner von Walter v. d. Vogelweide. 9 371.
Buchdruckerkunst und Werke. \„ 49. 6„ 392. 7, 263. 7„ 255.
Burffen und Burj'tVieden. 10 42.
Christentum, älteste Spuren desselben am Mittelrhein. 7„ 1. 9 132.
Christliche Bau- uu<l Kunstthätigkeit im 1. Jahrtausend. 12 1.
Crypta des heil. Bardo in Mainz. 3,„ 3.
Di'irfer, ausgegangene in Xassau. 4 88.
Drusus, wie weit er in Deutschland vorgedrungen. 1„ 201.
Eberbach, Grabstätten derer von Katzenelnbogen. 6 306.
Eichelstein in Mainz. 3 3.
Erbteilung des Grafen Philipp von Nassau 1554. 7„ 247.
Familien, die ältesten in den Rhein- und Donauländern. 4„ 464.
Feldzeichen der Römer. 2,„ 98.
Feuerwaffen, zu ihrer Geschichte. 18 227.
Friedberg, römische Inschriften. 14 282.
Fussringe aus Hügelgräbern. 18 203.
Gaue in Nassau. 3„ 10.5. 3,„ 91.
^ im Taunus. 1 1.
Gebetsrolle. 4„ 468.
Gebücke, Rheingauer und andere. 13 148. 15 374.
(Jerlach von Nassau. 14. Jahrh. 7„ 73.
Geschicht.s- und Altertumsverein, nassauischer, seine Geschichte. 11.
Gläser und deutsche Gläser. 12 320. 14 417.
Guttus. Mamilla, Veniculum. 15 272.
Hauptufervorsprung an der Mainmündung. 10 387.
Helme, ihre Gesichtsbedeckung. 1„ 77. 2„ 166.
Hexpnprozes.se, Urteil des Grafen Johann v. Nassau-Dillenburg darüber. 13 327.
St. Hildegard. 6 50.
Höhlen zu Steeten u. andere. 15 305. 17, 23. 17„ 73, 80. 19 173, 174.
20 30, 3ü9.
Holzbauten und Schnitzwerk, Einlagen. 13 355.
Hufeisen. 17„ 106. 20 334.
Hyazinth von Nassau-Siegen. 9 49.
Johann d. ä. von Nassau-Dillenburg. 20 88.
Ju<lt'nverfolgung im 14. Jahrhundert in Nassau. 8 107.
Ingelheim, römische BiM werke. 12 325.
m
Kimlorgebet 10 407. 9 177.
Kleeberg, Erklärung des Namens. 4,„ Gl 7.
Kostheim, Königspfalz. 10 383,
Kreuz -Archäologie. 8 347.
Kriegswesen in Nassau. 2,„ 91 — 96.
Landwehren 15 343, 370.
Lebensnaehriehten des Superintendenten Bickel. 19 54.
„ Gerning. 11 109.
»
»
V
Göthe in Ems 1774. 12 286.
Gh. F. Habel. 11 91.
F. G. Habel. 11 186.
„ M. Heckmann. 20 139.
„ Hergeuhahn. 13 393.
„ V. Ibel. 13 1. 14 1.
„ G. P. Kraus. 1 123.
„ Ciriacus Lentulus. 3 111.
„ G. W. Lorsbach. 13 19.
„ Luja. 11 77.
„ Nassauische. 10 113. 17 42. 18 1. '
„ J. P. Rubens Eltern. 12 265.
„ Savigny. 9 372.
y, Dr. K." Schwarz. 19 219.
J. Textor 1582. 1„ 259.
„ P. E. Thieriot. 18 89.
B. R. Vogel. 20 381.
Limburger Chronik. 6 407, 414.
Limes, der rechtsmainische. 15 295.
Lindauer Gerichtsweistum 1375—1409. 19 17.
Litteratur: das Vereinsgebiet. 17 55. 18 5. 19 1.
„ Annalen des Vereins, seine Mitarbeiter. 17, 29.
„ Vogels Nachlass. 17„ 70.
„ Handschriftliche Sammlung von Bodmaun u. Kindlinger. 4„ 457.
j, Kindlinger u, Habel. 17„ 65.
„ Geschichte des nassauischen Geschichts- und Altertumsvereins. 11 1.
„ Archiv und Regesten des nassauischen Altertumsvereins. 15 143.
Löss. 13 387.
llainübergaug bei Hanau-Kesselstadt. 15 281.
Marau bei Mainz. 10 378.
Meilensteine aus dem Rhein. 6„ 287.
Miltenberg, römische Inschriften. 14 341.
Münzen, deutsche. 1 87. 3 39.
„ preussischer Friedrichsdor 1797. 10 402.
„ griechische. 6 12.
Münzmeister in Wiesbaden, Münzen daselbst. i,„ 196 u. 614. 18, 196.
IV
Münzwe?en von Nassau. 1 S7. 15 99. 18 145. 19 115,
lies Mittelalters. 1 87.
Munimentum Trajani. 2,, 3.
Mubchelschmuck aus der Unio sinuatus 12 323.
Xalie, Gräber an der Nahe. 14 331.
Nassau, zu seiner ältesten Gesohiohte. 8 600.
„ Bewohner des südlichen Teils. 4„ 435.
Chronik des Hauses Nassau 151(3—1586. 19 59.
Fürst Karl Wilhelms Brief 1798. 15 399.
zur Gesohiohte des Hauses im 13. Jahrhundert. 18 233.
Erklärung von Ortsnamen. 4„ 382.
, Oranien, Yerni<tgensverluste 1758. 13 330.
Nauheim, Gräberfunde. 14 415.
Oderbruch, Altertümer daher. 12 326.
Pt'ahlgraben, älteste F>\vähnung 1043. 4,„ 611.
Refhtsijewohnheiten und Kultur im Mittelalter. 13 316.
Recht, römisches, seine erste Spur in Nassau. 4 101.
Reisen durch Nassau und andere 1442, 1574, 1655. 6 376 — 386. 17„ 61,
Rheinübergänge der Römer bei Mainz. 10 J57.
Ruländer. 9 375.
Ruprecht IV. von Nassau. 3 81.
Satvr, Cimbelnschlagender. 20 1.
Schanzen, alte. 15 372.
Schildbuckeln. 2,„ 57.
Schlösser und Schlüssel der Römer. 13 135.
Schmalkaldischer Krieg und Philipp von Nassau- Weilburg. 7 296.
Sohmelzschmuck. 12 211.
Seligenstadt, (Trün<lung von Einhard. 12 290.
Solms-Rödelheimisches Arohiv. 13 49.
Sonnenuhren. 20 316.
Sphinx, theologica-philosophioa 1631. 1„ 250, 252. 8 595.
Spinnen und Weben bei den Alten, 15 23.
Stachelschwein-Orden. 15 140.
Steinbaoh-Michelstadt, Basilika. 13 99.
Steinkrüge, Sphragistisches. 14 143.
Sternbund. 8 2!>3.
Sueven. 2„ 25.
Tacitus, Sittenschilderung. 9 164.
Territorien, nassauisi'he. 10 252.
Türkenkrieg und Wallrad von Nassau-Usingen. 20 112.
Veme, Gerhard II. von Savn, Statthalter über ihr. 3„ 36.
WaMonser im Taunus. 7 147.
Wallburgen. 15 343. 17„ 107. 18 208.
Wasserleitung, nimisehe, bei Mainz. 6„ 355.
Wendelring. 10 176.
Wiesbaden, beabsichtigter Einfall von Mainz aus. 18 85.
Win, Frenze in Iluuzig. 14 182.
Würfel. 15 393.
Ziegenverbot auf dem Westerwald. 18 275.
2. Aufzeichnungen der nach Kreisen geordneten örtlichen Geschichte
und Altertümer.
'i— 'I. Kreis Biedenkopf.
Battenberg, Ringwallspur auf dem Eisenberg. 15 358.
belagert 1391. 6 489.
Bauernmädchen, ihre Tracht. 15 417.
Biedenkopf, Altstadt, Umwallung. 15 360.
Breidenbach (1365.) 6 501.
Buchenau, Felskamm, die Burg. 15 371.
Hatzfeld (1365.) 6 501.
Holzhausen a. d. Dautphe, Grabhöhle auf dem Daubhaus. 19 173.
V 7» » -n Umwallung Hünkopf. 15 360.
y, n y, r» Hügolgraben auf dem Eichelberg. 19 173.
Hügelgräber, nur wenige. 18 300.
Philippstein, die Burg, erbaut 1390. .6 487.
Rachelshausen-Gunderod, herrschaftliche Hege, Wallgräben. 15 369.
Rodheim a. d. Bieber, Hügelgräber. 20 375.
„ 1, n n Ringwälle auf dem Dünsberg. 15 353.
» n T, n Verschanzungen, Denkmal des Grafen Wilhelm zu Lippe
von 1759. 20 377.
Warzenbach, österreichische Schanzen von 1759. 15 372.
n. Kreis Dillenburg.
Beilstein, Pferdezahl 1710 und 1880. 17„ 39.
Burg bei Herborn, Frankengräber. 2,„ 299.
Dernbach, Waffelform: der ITuchs predigt den Gänsen. 19 71.
Dillenburg, Schloss. 10 223.
„ Nachgrabungen daselbst. 4 238.
„ Dolch, daher. 4 197.
„ beschrieben in Sphinx etc. 1629. 1„ 250.
„ Beschädigungen 1758 — 1761. 10 250.
„ Urkunden von 1607 und 1622. 15 242, 248.
„ Hexenverfolguug 1559—1684. 19 105.
»
1
YI
Dillenburg, Ilexenverbreunung 1620—1631. 17„ 41.
Geschiohte Juhannes d. ii. 20 88.
Besitzergreifung des Landes 1806. 10 ISO.
hi.storisolie Linde am Schloss. 15 301.
Wuuder-Buohe im Scheider Wahl. 15 301.
Wallburg, lloiu- oder lliinenstein. 15 357.
Schlai-keuhalden und Waldsohmieden. 18 209
Driedorf, geschiohrliehe Xachrichten. 1„ 212. 2, 171.
Freibriet" von 1405. 6„ 367.
Erdbaeh, Höhlen, Steinkammer und Grab. 10 174. 20 30.
Herborn und an.lerwärts, Hungersnot und Sterben 1635 — 1637. 18 84.
Cfallische Goldmünzen in der Gegend gefundeu. 4 176.
Steinrim? und Ritterschlee. 15 357.
Herborn-Seelbach, Burgreste von Dernbach. 18 300.
H<>hn, Geschichte der Kirche und Pfarrei. 1 00.
Hörbach, die Wallstätte, Rucheslo und Steinring. 15 357. 2„ 100.
Kalte Eich, Klausenkippel und Schlackenhalden. 10 181.
Medenbach, Zinsen des St. Johannisstifts in Mainz im 13. Jahrhundert. 19 26.
Nenderoth, Pferdezahl 1610 und 1880. 17„ 39.
Scheidethai, die Hohe Warte, Umwallung. 15 359.
Steinring bei Horbach. 15 357.
Tringenstein, geschichtliche Nachrichten von der Burg. 3„ 24.
Waidenfels, geschichtliche Nachrichten von der Burg. 3„ 14.
HL Kreis Oberwesterwald, Marienberg.
Croppach, Abschnittswall, Burgwall. 15 362. 17„ 107.
Gebücke bei Alpenrod, Hachenburg, Kirburg, Limbach, Ober- und Nieder-Mors-
bach, Lochum. 15 374.
Grund, Pferdezahl 1610 und 1S80. 17„ 39.
Hachenburg, Urkunden. 15 155, 165, 158, 159, 208, 206, 186, 173, 230,
214, 242.
Liebenscheid, Pferdezahl 1610 und 1880. 17„ 39.
Marienberg, Pferdezahl 1610 und 1880. 17„ 39.
Marienstadt, Burgreste bei der Abtei. 10 186.
„ Flügelaltar. 2,„ 303. 9 330.
Urkunden von 1219—1227. 15 149, 152.
Münderbach-Höchsteubach, Landwehr. 15 369.
Niester-Möhrendorf, Wehrholz. 15 375.
Rotzenhahn, Alteburg, l.'berreste. 15 371.
IV. Kreis Westerb urg.
Bilkenhoim, Urnengraben. 2,„ 303. 3„ 91 217.
„ Umwallung des Urnenfriedhofes. 3„ 3. 15 371.
Emmcrich.-uliain, Pferdezahl 1610 und 1880. 17„ 30.
Emmerichenhain-Waigantshain, Wehrholz. 15 375.
VII
Gebücke, \Vallmerü<i, Ehringshauseu, Weitlenhahn, Arnsliuf'eii, Niederiihr, Dahleni-
Steinfreuz, Eberhahn, Montabaur, Wirgcs, Ininiendorf. 15 374.
Hübüngen (bei Neunkirchen), Kirche von 1385. 13 282.
Molsburg und ihr Adelsgeschlecht. S,,, 37.
Westerburg-Hachenburg, Schauzgraben. 15 366.
Wilsroth-Munderbach, Wallgraben, gen. Römergraben. 15 366.
V. Kreis Unterwesterwald, Montabaur.
Gebücke bei Dasen, Kutscheid, Grenzhausen, Helferskirchen, Uerschbach, Xord-
hofen, Marienrachdorf, (^uirnbach, Rückeruth, Schenkelberg, Wulferling,
Dierdorf (am alten Zollhaus), Gepickhäuschen, Hillscheid, Ilöhr, Ililgert,
Baumbach, Erlenhof. 15 374.
Graben, Trierischer von Freilingen nach Weidenhahn. 15 367.
Grenzau, Stoiuzeug. 15 415,
„ Niederlage der Koblenzer. 6 419.
Grenzgraben, Höhr-Grenzhausen. 15 366.
„ bei Neuhäusel um den Koblenzer Wald. 15 369.
Höhr, Hügelgräber am Bierhaus. 17„ 101.
Mahlberg bei Leuterode, ZuHuchts- und Wallfahrtsort. 15 354.
Molsberg, Ereignis. 6 453.
Montabaur, in Schloss, Bilder aus kurfürstlicher Zeit. 18 299.
„ Urkunden von 1670. 15 254.
„ Strasse nach Koblenz, Kreuz von 1589. 2,„ 341.
Münzfund bei Hergenroth. 1 32, 33, 35.
Pfahlgraben von OberstUeut. Schmidt. 6 107.
„ berührt den Kreis zunächst der Orte Arzbach, Cadenbach, Hillscheid,
Höhr, Grenzhausen, Stromberg. 6 453.
Seeburg, grosse Buche im Taufenbruch. 15 392.
YI. Oberlahnkreis, Weilburg.
Aldeudorf bei Merenberg, erobert 1361. 6 445.
Altankerhausen (Elkerhausen), dabei die Burg Sunneburg (Steuerburg) aufge-
schlagen 1387, zerstört 1388. 6 480, 499.
Dombach, Wehrholz. 15 375.
Eigenberg (Marenberg), Nachricht über die Burg. 2 180.
Etkershausen (Altankerhausen), von Balduin, zerstört 1353. 6 433.
Gräfeneck, gegenüber eine Burg, aufgeschlagen 1363. 6 499.
., Ofenkacheln von da. 20 141.
Gretenstein, die Burg aufgeschlagen und zerstört 1360. 6 442.
Hessenstrasse bei Böhstadt. 15 361.
Langhecke, Wehrholz. 15 375.
Mengerskirchen, Rentmauer, Wallburg auf dem Hansenberg. 15 356.
Pferdezahl 1610 und 18S0. 17„ 39.
Merenberg, Ringwall auf dem Almerskopf. 15 357.
„ Ringwallspuren auf der Höhenburg. 15 357.
vin
Merenbers. «lie von Mercnberij warfen einen Liinbm-o'er 1357. 6 440.
Oberriefenbaoh. Urkunden vun 14.^6 und 1 438. 15 171, 17'2.
Röhnstiidt. Wallburg, Riesenkopf im Burgwald. 1.') 361.
Runkel, neuere Befestigung auf der Schanz. 15 373.
„ Urkunde von 1480. 15 l'.H).
Sohadeek, erobert. 6 433.
Schupbach. lUdde. 20 369.
Steeten, Gletsohertopf. 17„ 77. 20 369.
„ Hohlen. 13 379. 15 305, 323 17„ 73, 82. 20 369.
Wallburg. 13 379. 15 338.
Villmar, Brand 1536, Urkunden 1586. 15 231. 17„ 53.
erobert an Limburg gegeben 1353, wieder erobert 1359. 6,„ 439, 440.
Weilburg-Elkerhausen, Gebück. 15 374.
beim Tunnelbau ein Ritterschwert gefunden. 4 199. #
„ Waldschmieden. 17„ 35.
„ Wehrhülz. 15 375.
„ Hügelgräber bei dem Windhofe. 4 197.
^ Fajeneefabrik. 15 416.
Winkels, umgrabener Burgsitz. 2 185.
YII. Kreis Limburg.
Ahlbach bei Hadamar, Urkunde von 1545. 15 217.
Alsdorf, alte Kirche, 3 Stunden von Camberg, 2 Stunden von Würges. l„ 245.
Camberg, Hügelgräber. 14 154.
„ Urkunden von 1486 und 1727. 15 192, 257.
wird Stadt 1357. 6 437.
Dauborn, Frankengräber. 19 180.
Dem, Hügelgräber im Wald Kippel. 19 178.
„ einer von Dern ersticht einen von Diez 1367. 6 451.
Dietkirchen, 48 Urkunden von 1339—1788. 15 155—245.
y, Nekrologium des Stifters St. Lubentii. 14 247.
Dombaoh, Wehrholz. 15 375.
Dornburg, Funde und Wallburg. 1„ 110, 284, 285 15 354.
Erbach bei Camberg, Urkunden 1474, 1486. 15 189 192.
Hadamar, Freibrief von 1405. 6„ 367.
„ Kampf um Hadamar 1372. 6 461.
Urkunden von 1595, 1596, 1687. 15 231, 232, 255.
„ Wallburg unterm Heidenhäuschen. 15 354.
Heringen, Hügelgräber. 19 179.
Kirberg, Burg und Felsen. 19 179.
„ Grenzgraben im Rudolfswald 1355. 15 365,
Limburg, St. Georgi Stiftskirche und Stift, Lieferung. 2, 153. 13 241, 324.
„ Erbauer, Grabmal, Besuch Otto d. Gr. 9 368, 366, 364.
j, südlicher Stadtgraben. 6 419.
, Greifenpforte, am Stein, Katzenturm, Frankpforte. 6 447, 486, 500.
IX
Limburg, Wilhelmiter Kloster. 14 302.
„ Fallstuhl. 0 338.
„ Turmuhr 1447. 13 .325.
„ Wappen, Feh.le 1380. 6„ 400. 6 478.
„ Stadtarchiv, Weistum 1374. 6„ 400. 6,„ 468.
^ Chronik nebst aiphabet. Ortsverzeichnis 1330 — 1398. 6,„ 409.
„ Urkunden von 1247, 1347, 1.Ö64, 1747. 15 158, 225, 260.
„ die Burg, Ladenbeschlag. 20 142.
Liudholzhausen, Urkunde von 1002. 15 256.
Niederbreohen, wird Stadt. 6,„ 452.
„ Schwurstein. 13 319.
„ Alteburg, Umwallung und Hügelgräber. 15 361.
Offheim bei Hadamar, Urkunden 1567, 1602. 15 227, 239.
Oberselters, Kirche 1448, Salzquelle 1655. 13 283. 18 142.
Reckenforst bei Dietkirchen, Landgericht 1361. 6,„ 457.
Rosabach (bei Steinfischbach, eingegangen), Urkunde 1601. 15 238.
VIIL Unterlahnkreis, Diez.
Ardeck, erbaut 1395, (auch schon 100 Jahre früher). 6,„ 493.
Arnstein, der Abtei Bücherverzeichnis. 18 28.
„ Lebensbeschreibung des Grafen Ludwig III. 12. Jahrhundert. 2„ 121.
4„ 412.
„ Urkunden. 15 394.
„ Nekrologium mit Ortsverzeichnis. 16 1.
Balduinstein, erbaut von 1353. 6,„ 432.
y, Urkunde von 1452. 15 177.
y, beim Schleusenbau gefundene Dolchscheide. 4 199.
Bärbach, Hügelgräber auf dem Tannenkopf. 15 383, 385.
y, Kronbuche. 15 392.
Biebrich, der Burgkopf. 15 371.
Brunneburg, Geschichte und Basilika. 4, 111. 15 415.
Burgschwalbach, Wehrholz. 15 375.
„ Hügelgräber. 19 180.
„ erbaut etc. 1360. 6,„ 494. *
Cramberg-Horhausen, Gebück. 15 375.
„ Gebück und Burg. 15 368.
Diez, Brücke durch Hochwasser weggerissen 1373. 6,„ 462.
^ kam an Nassau, als die Grafen von Diez ausstarben 1386. 6,„ 480.
Ebertshausen, Hügelgräber im Gilgenloch. 15 383.
Ems, römische Baureste, Gräber, bemalte Wand. 'S,, 221. 12 327.
„ römische Inschrift und Pfahlgrabenturm. 6„ 203.
y, Pfahlgrabenturm, neu erbaut. 13 354.
y, Frankengräber. 1 116.
„ Göthe in Ems 1774. 12 286.
„ Salzquelle 1655. 18 142.
Esterau. 4 73.
FachingeD, Kloster. 4 126.
Flacht, Hügelgräber im (uirtohen. 15 383, 384.
Guteaacker, Basaltkopf, ZuHuehtsort, mitten im Dorf. 15 371.
Ilahn^tätten, Hügelgräber. 19 180.
Huhlentels, erbaut 1355. 1„ 213. 2 185. 6,„ 434.
Homberg, Landgraben uud Gebückgraben. 15 367.
Katzenelnbogen, alte Strasse auf der Fuchsenhohl. 15 382.
Rinjrwall, Weissler Höhe, Steinnieisel dalier. 15 354. 15 415.
, Kachelofen aus dem Schloss von 1565. 12 326.
Kördorf, die Hauser Linde. 15 392.
Langenau, erst kürzlich aufgeschlagen, gebrochen 1356. 6,„ 489.
Langeuau, Seelbuch der Herrn, Urkunde von 1470. 15 188. 20 57.
Langscheid, Gebück und Schlaggraben. 15 368.
Laurenburg, \N'oher der Name. 1 120.
Nievern nicht, sondern Xauborn in der Wetterau 1291. 15 153. 17„ 64.
Pfahlgraben berührt den Kreis zunächst Fohl und Geissig.
Rettert, Wchrholz. 15 375.
Schaumburg, Geschichte der Herrschaft. 1„ 96.
Schönborn, dessen Adelsgeschlecht. 3,„ 11.
Schönborn-Lohrheim, Hügelgräber am Altenweiher etc. 15 383.
Singhofen, Alteburg, Abschnittswall. 15 361.
Spristerbacher Hof. Rent- oder Ringmauer. 15 354.
Welschneudorf, Waldgraben. 15 367.
Zollhaus-Mudershausen, im Schiesheimer Wald, Hügelgräber. 19 180.
IX. Kreis St. Goarshausen.
Braubach, Steinerhop, Wallburg unfern Falkenborner Hof. 17,, 107.
„ Ribenberg, Abschnittswall. 17„ 108.
„ Hügelgrabfund, Bonapartshut. 3,„ 214.
„ Hügelgrab im Wald Birmenstrauch. 2„ 171.
, Verhau, preussisches und Graben. 15 373.
Bornhofen, Kirche, erbaut 1435 und Geschichte. 8 598.
Camp, Urkunde von 1746. 15 259.
., Reizenhahn, Gebück. 15 375.
Caub, Gutenfels und Pfalzgrafenstein, Geschichte. 9 277.
„ Ordnung des Pfalzgrafen Ruprecht. 20 85.
„ Zinsen von Kloster Klusens 1394. 20 54.
Diethardt, befestigte Kirche und Burg Rabenstein. 17„ 108.
Dörscheid, Sternschanze von 1631 — 1632, gegenüber Wesel. 15 373.
St. Goarshausen, Rechtsgewohnheit. ß„ 387.
Gemmerich, Fund einer n'miischen Bronzelampe. 4 231,
Heppenheft, Abschnittswall bei Rettershain. 15 369.
HolzhauM.Mi an der Heide, Kastell und Villa. 6„ 203. 17„ 122.
. , römische Baureste im Kohlwald. 17„ 121.
XI
Lahnstein, Autopoudiuni und Einhornsage. 20 31.
„ Urkunden von 1342—1695. 15 157—255.
Züllrechnun'^ 1344, 134Ö und von 1500. 10 42. 20 52.
und Lahueck, Geschichte. 1„ 117.
Liersohied, in der Kirche, Grabstein von 1357. 2,„ 322.
Lipporn, Verschanzung, Ring, Abschnitts wall. 1„ 107. 15 361.
Lorley, Abschnittswall und Graben. 17„ 107.
Marienfels, römische Baureste und Funde. 1 40. 1„ 15!). 4 231. 17„ 116.
Marxburg, Ahler Hütte, Gebückhecken. 15 375.
Milien, Bonapartshüte, drei Stück. 3„ 222.
Nastätten, Hügelgraber im Walde Pfarrhufeu. 17„ 103.
Patersberg, Geschichte des Ortes 1501 — 1706. 18 45.
Rettershain, Burg Heppenheft, Abschnittswall. 15 360.
Sauerburg, Geschichte. 6„ 321. ^
Steinen Hop, Ringwall. 17„ 107.
Schönau, Kloster, die heilige Elisabeth und Egbert. 8 157.
„ . Güterverzeichnis aus dem 12. Jahrhundert. 19 19.
Urkunden 1330—1602. 15 154, 203.
Wellmich, Urkunden von 1361. 18 241.
Weisel, Schanze im Walddistrikt Turm. 15 363.
Pfahlgraben, berührt den Kreis zunächst der Orte Holzhausen a. d. Heide,
Obertiefenbach, Bettendorf, (Pohl), Hunzel, Berg.
X. Rheingau, Kreis Rüdesheira.
Aachener Schanze. 15 365.
Clausens bei Johannisberg, Zinsen in Caub, Lorch, Lorchhausen. 20 54.
Eberbach, Eberhard von Katzenelnbogen. 6„ 306.
„ Grabsteine, zuletzt in Mosbach. 2,„ 305.
Abte. 15 266.
Urkunde von 1698. 15 255.
., zur Geschichte der Abtei im 30jährigen Krieg. 17„ 28.
Eibingen, die heilige Hildegard, geb. 1008, gest. 1179. 6 50.
zur Geschichte des Klosters. 17,, 10.
Eltville, Kellerei-Rechnung. 19 42.
„ Kirchturm, Blitzschlag in denselben 1682. 19 122.
„ Sorgenlochs Grabstein. 1 24.
Salzquelle. 1655. 18 142.
Frauenstein, Blutlinde. 15 392.
Geisenheim, Hügelgrabfund bei der St. Antonius-Kapelle. 4 201.
„ Linde vor dem Rathaus. 15 392.
und Winkel, von den Franzosen geplündert 1602. 19 127.
Gerolstein, Burg an der WLsper. Mittelalterliche Funde. 3 180.
Groroder Hof, Fraukengräber. 2,„ 297.
„ Radschlossbüchsen. 15 408.
Hallgarten, Wallburgen: Heidenkopf, Ringmauer, Zange. 15 350. Sterzelpfad 4 156.
XII
Kiedrioh. Alteburg und Karrhaus im Petersthal. 14 122.
, Gewerbthätigkeit im Mittelalter. 14 418.
„ Wallburg, Heidenkeller, lö 350.
j, Kirohenstühle. 4 234.
q Kronleuchter, Jungfrau. 14 434.
, Michaelskapellr, Herstellung. 4 177, 210. 14 119.
, Salzquelle 16ö5. 18 142.
Kammerburg, Bliedeneck, Aachener Schanze. 17,, 132.
Kammerforst, Hügelgräber. 12 241.
Weissenturm, am Weg Ruhler Eiche. 15 393.
Lauxburg an der Wisper, alte Gewehre. 4 175.
Lorch, zweistämmige Buche. 15 391.
„ Zinsen an das Kloster Klüsen 1394. 20 54.
, Portal, karolingisches. 12 309.
„ Regesten der Hilehen von Lorch, seit 1400. 20 68.
Weistümer der Lehne der Hilehen bei Montabaur. 20 56.
Marienhausen, römische Inschrift im Kreuzgang. \„ 12. 4,„ 49. 6 40.
Mittelheim, Kirche. 3„ 95. 4 235.
Xiederwalluf, vorrömische Funde. 2„ 193. 18 197.
Nothgottes, Grundsteineinlage in der Kapelle. 4 174.
Oberwalluf, Hiigelgräberfunde.
y, Zehnte an das Petersstift in Mainz. 19 20.
Ostrich, zweistämmige Eiche im Wiesenwald. 15 391.
Rauenthal, Chronik 1671 — 1725. 19 117.
Rheinberg, Belagerung mit Gegenburgen 1279. 17„ 130.
Rheingau, Adel 1631. 19 69.
1, Beschreibung aus dem 14. und 15. Jahrhundert. 17„ 11.
r, Gebück. 13 148. 15 374.
„ Vizedom von Ingelheim. 19 121.
» Karte des Rheingaues von 1575. 17„ 34.
n Holz-Mark von Ingelheim. 19 142.
„ Sendbrief an die Rheingauer 1526. 17„ 16.
., Wein, Frenz- und Hunzig-. 14 182.
Rüdesheim, die Ober- und Niederburg. 20 11.
„ Ro.senburg, Votiv wiege daher. 4 175.
„ Brückenschlag durch die Deutschen 1691. 19 128.
„ Grab, römisches, unter der Schule. 4 175.
„ Hügelgräber im Kammerforst. 12 241.
y, Hügelgrabfund im Wald Horwitt. 4 24.
, Kirchenstuhl. 4 235.
, Ofenkachel aus dem 15. Jahrhundert. 18 294.
Rechnung des Vizedoms 1317 — 1318. 19 31.
Scharfenstein bei Kiedrich, Kronleuchter. 14 434.
Steinheim, Zehuten an das Petersstift in Mainz. 19 20.
Steinheimer Hof, Linde. 15 393.
XIII
Tiefenthal hat Oüter zu Wicker und Ilüchheim um 1300. 1!) 22.
„ Geschichte desselben. 3„ 71.
Voilraths, grosse Pappel. 15 391.
Weisseuturni, am Weg von Kammerforst, Ruhler Eiche. 15 393.
Wachhulder, Auszug der Bauern dahin 1523. 8 1.
XI. Landkreis Wiesbaden.
Biebrich (eigentlich Amöneburg), römischer Insehriftstein. 20 150.
„ Oeburtsbrief von 1767. 15 261.
Bierstadt, römische Inschriftsteine. 4,„ 32.
y, Urkunden von 1559. 15 224.
„ Frankengräber. 14 427.
„ römische Ansiedelung. 5,„ 1.
Breckenheim, Urkunde von 1438. 15 172.
Dotzheim, Inschriftstein. 4,„ 46.
„ Hügelgräber im Ruhehag. 2„ 65.
Eddersheim, Urnen und Bronze aus Hügelgräbern. 3„ 170.
Erbenheim, vorrömische grosse Urne. 12 319.
„ Gebück (Auringen.) 15 375.
„ fränkisches Totenfeld, -Gräber. 15, 386, 411.
„ Mammutstosszahn. 15 414.
Flörsheim, Grab, ganzes Skelett mit Bronze.
„ römischer Insehriftstein. 4,„ 31.
„ -Kostheim, Mainfunde. 18 299.
Frauenstein, Hügelgräber in den Kohlhecken. 1 37.
^ Inschriftstein. 4,„ 47.
Gräselberg bei Schierstein. 5„, 67.
Grundborn. 5,„ 27.
Hammermühle, Frankengräber. 17„ 104.
Hasselt. 5,„ 27,
Hochheim, Kasteier Landwehr. 15 370.
„ Perlen aus Frankengräbern. 12 347.
„ Gräber von Tiefenthal im 13. Jahrhundert. 19 22.
„ Urkunden 1475-1717. 15 189—257.
Hollerborn. l„ 138. o,„ 54.
Igstadt, Jupiter-Statue. 15 1 u. 412.
„ Glasgemälde. 15 413.
„ Frankeugräber. 14 431.
Landgraben an der Kurve. 4 177. 5,„ 59.
Mosbach „bei der Warte% Lager 1689. 19 125.
Münzberg. 5,„ 17.
Xaurod, Kellerskopf-Ringwall. 15 358.
Xeroberg (Dambachthal.) 5,„ 5. 5„„ 33, 35.
/Nordenstadt, am Weg nach Erbenheim römische Baureste. 3„ 222.
/ Rambach, die Burg, Abschnittswall. 15 359.
Rambach, Hügelgräber. 6„ 211.
Fund auf dem Kirchhof: Sreiubeil u. Ziegel, Legion XIV. 5,„ 38, 44, 201.
Roeder. 5,„ 59.
Schierstein, Fischerstation, Bouupartshut. 4 158. 14 431.
„ Frankengräber.
alte Kirche. 2„ 185.
i>
im Wald Ptuhl, Hügelgräber. 14 166
„ PlattengraB. 12„ 168.
Hü^el^rab, westlich Schierstein. 2„ 193.
^ römische Baureste. 2„ 186.
Sonnenberg, im Wald Fichten Hügelgrab. 15 381.
„ die Burg, Geschichte. 2,„ 3.
„ die Burg, gewonnen von Kuno v. Falkenstein 1367. 6 452.
Brief von 1795. 17„ 146.
Spelzmühle. 5,„ 59.
Steinkopf. 5,„ 27.
Wallau, Urkunde von 1365. 15 160.
Wellritzmühle. 5,„ 59. •
Wicker, Güter daselbst von Tiefeuthal, 13. Jahrhundert. 19 22.
Zinsen an das Johannisstift in Mainz, 13. Jahrhundert. 19 26.
Wiesbaden, römische Ansiedelungen in der Umgegend. 5,„ l.
XII. Untertaunuskreis, Langenschwalbach.
Adolfseck, Aarübergang, alte Schanze, Justinusfeis. 10 392.
alte Schanze. 15 375.
Geschichte. 3 63.
Bleidenstadt, Altenstein Wallburg? 15 351.
zur Geschichte des Stiftes. 2„ 80. 20 83.
„ Nekrologium des 15. Jahrhun<Iert3. 19 53,
Urkunde von 1537. 15 215.
Breithardt, gemalte Fenster in der alten Kirche. 2,„ 303.
Gebücke: Esch, Bechtheim, Neuhof, Ketteruschwalbach, Adolfseck, Wisper. 15 375.
Kloster Gronau, Altenberg, Wehrhecke. 15 375.
^ Erdring. 15 364.
Urkunde von 1545. 15 217.
77
Heftrich, Kastell Alteburg, Ziegelstempel Kohorte IV.
, Rieseneiche. 15 390.
Idstein, Topographie und Geschichte der Waldenser. 7 147.
„ Kirchengemälde. 18 272.
„ Synodialchronik von 1577—1595. 18 55, 273.
„ Urkunde von 1646. 15 249.
Kernel, Hügelgrab. 1 26—30.
„ die Wallburg Wall, nach der Wisper hin. 15 362.
Laufenselilen, Holzordnung. 7„ 239.
Frühliuj'sft'st Schaak. 15 396.
XV
Neuhof, Zehnten an (his Peterssrift in Mainz. ID 20.
Orlen, Zugmantel-Kastell. 4,„ 50.
Panrod, Altschloss im Rudolfswal.l. 15 362. 19 179.
Kirche erbaut 1320. 18 281.
.Pfahlgraben berührt den Kreis zunächst der Orte Kröftel, Ifeftrich, Dasbaoh,
Eschenhahn, Zugmantel, Orlen, Georgenthaler Hof, Born, Adolfseck,
Lindschied, Kernel, Ilupert, Stegerhof, Grauekopf^
Schlangenbad, französischer Überfall 1709. 19 136.
Schwalbach, Langenschwalbach, Attentat gegen Ibel. 14 1.
„ Badereise dahin 1584. 6„ 376.
„ Schauspieler. 18 27.
Strinz-Trinitatis, Altarfiguren. 4 232.
Strüth, Hügelgräber. 15 386.
Wallrabenstein, erbaut 1393. 6 495.
Kloster Wallsdorf, Altartiguven. 14 430.
Kirche erbaut gegen Ende des 14. Jahrhunderts. 13 282.
Waldenser in Idstein. 7 147.
Wehen, Wehrhecke. 15 375.
Zorn und Strüth, Hügelgräber. 15 386.
„' Schlackenhalde und Altschanz. 15 362.
Zugmantel, Kastell, luschriftsteine. 6 33, 36, 37, 45.
„ Ringwall. 15 364.
XIII. Kreis Usingen.
Bassenheim. 7 163.
Brandoberndorf, Hügelgräber. 17„ 102.
„ Landestracht. 17, 27.
Cranzberg, Geschichte. 7 163.
„ Holzkirche, Ringwall. 15 358.
Dreimühlenborn, Waldschmiede. 14 317. 15 124.
Emmerichshausen, Ofenuntersatz von 1719. 18 301.
Hattstein, Geschichte. 4 62.
^ wiederholt belagert und erobert. 6 475, 479, 493.
Hausberg, WuUburg. 15 358.
Hesselbach, Gebück. 15 375.
„ 3 Urkunden 1442, 1474, i486 und ein Lehrbrief 1730. 15 173 — 189.
Lochmühle, Kastell und Wachtürme am Bennerpfad. 17„ 123.
Obernhain, Dreimühlenhorn, Waldschmiede. 15 124, 411.
„ Drusen- oder Calosenkippel, fester Wohnplatz. 15 363.
Pfaffenwiesbach, davon östlich das Kastell Ockstadt. 12 321.
Pfahlgraben berührt den Kreis zunächst der Orte Crausberg, Pfaffenwiesbach,
Wehrheim, Kloster Thron, Obernhain, Arnoldhain, Reifenberg, Oberems.
Reifenberg, Geschichte. 4 3.
, Urkunden von 1411, 1470, 1573, 1583. 15 167—230.--
- Fehde mit Falkenstein 1374. 6 465.
»
XVI
Rod an iler Weil. Rentmauor Riugw.ill. lö 356.
. , _ Wehrhülz. lö 375.
^ ^ , Gebück. 15 375.
Kloster Thron, in Jer Nähe, ('berfall gegen die Limburger Kaufleute 1345. 6 449..,
Wehrheim, Redoute, Wehrholz. 15 375, 372.
, am Ptahlgraben, 3 Rittergräber am Grauenberg. 17„ 123.
Westerfeld, Urkunde von 1598. 15 233.
Winden an der Weil, Wehrholz. 15 375.
Wüstems, drei Hakenbüchsen. 18 301.
XIV. Obertaunuskreia, Homburg.
Altkönig, Ringwälle. 15 351. 17 109. 18 208.
Cronberg, ältester Teil der Burg. 6„ 362.
„ Urkunden 1390, 1413, 1614, 1620, 1620. 15 164—248.
„ Belagerung 1522. 4„ 470.
„ Silberner LiJffel. 4 176.
„ Schlacht, die Frankfurter geschlagen 1389. 6 484.
„ Salz(iuelle 1655. 18 142.
Hünerberg, Ringwall. 15 353. 20 6.
Ruders Kapelle. 20 51 u. 150.
Eppstein, Staufen röm. Befestigungy Abschuittswall, Höhle. 4 209. 15 372.
17 108, 114.
„ Rossert, 15 372.
Urkunden von 1366. 15 161,
ältere Geschichte der Herrn von Eppstein. 19 55, 141.
Falkenstein, Wappen. 6„ 399.
„ die Herrn von Falkenstein werden Grafen. 6,, 505.
Fischbach, christliche Inschrift. 13 192.
„ Hügelgräber im Distrikt Halbehl. 20 374.
Friedrichsdorf, Schnepfonburg, Ringwall. 15 363.
Hof Gimbach, christliche Grabplatte. 13 193.
Gickelsburg, Ringwall und Gebück. 15 359, 375.
Glashütte, Geschichte des Dorfes. 14 139.
Gonzenheim, römische Baureste am Steinkritz. 18 217, 218.
Humburg, prähistorische Funde. 18 197.
„ römische Funde und Baureste im Quellengebiet. 17„ 124.
„ römische Baureste und Strassen. 17„ 127.
y, römische Baureste in dfer Umgegend. 18 219.
„ hiess früher Dietenheim oder Tiedenheim, älteste Kirche schon 782.
2,„ 81. 13 194,
„ in der Nähe sehlug Hermann von Hessen die Buchener 1397, 6,„ 505,
y, Landwehr. 15 370.
Salzquelle 1655. 18 142.
Köuigatein, zu seiner Geschichte, 17,, 43.
„ Kugelherruhauö. 17„ 40. 7 211.
T»
XVI [
Künigsteio, Urkuude lÜTö, Lehrbriefe vun 1763 und 17ö9. 15 2ö3 — 2t)2.
„ Geriolitsbücher. IT,, 43.
„ Geriohtsschreiber vuu 1437 — 1549. 17„ 4b.
„ Geistliche. 17„ 49,
„ Brand 1509 17„ 50.
„ Pest 1504. 17„ 52.
„ Fluruainen. 17„ 51.
„ erstiejtjen von denen von Reifenberg. 6,„ 465.
Niederhöchstadt, Urkunde von 1737. 15 258,
Niedersteeten, GerichtsUnde. 15 392.
Obersteeten, Heidengraben. 15 370.
Oberursel, alte Linde am Schützenhof. 15 392.
„ Kulturgeschichtliches und Druckerei. 6„ 391.
„ Druckwerke. 7 263.
Goldgrube, grosse Wallburg. 15 359.
Lindenberg, Ringwall':' 15 353.
Bleibeskopf, Ringwall 15 353.
Alte Höfe, Ringwall 15 353,
„ Cüstine Schanzen. 15 372.
Pfahlgraben, berührt cien Kreis zunächst der Orte Köppern, Saalburg, Feldberg,
Glashütte.
Pfahlgrabentürme, am Weisseustein. 17„ 123.
„ auf dem Kiesshübel. 17„ 123.
„ am Einsiedel. 17„ 123.
„ auf dem Kliugekopf. 17,, 123.
Kloster Retters. 17„ 50.
Ruppertshain, Landgraben. 15 368.
Saalburg, Erhaltungs-Methode festgestellt. 14 431. 18 298.
„ Erhaltungsarbeiten, Gräberfund, Funde. 12 320. 20 8.
„ Tierknochen. 12 329.
„ Bronze, Weissmetall. 12 321.
„ Unio sinuatus. 12 323.
„ Brunnen, Funde, Sandalen. 18 298. 20 S.
„ Hypokausten, Brunnen. 19 164.
Eisenindustrie der Römer. 14 317. 15 124.
westlich davon Prcussenschanze. 15 372.
ihr zunächst am Pfahlgraben, Fund eines Ringes. 14 433.
Inschriften. 13 232.
Seulberg, Wölbtöpfe, Töpferei, Brennofen. 14 127.
Schloss Born, Pfarrsprengel. 20 42.
Kl. Schwalbach, Mauerreste, Yiergötter-Altar. 3„ 222.
XV. Kreis Höchst.
Hof Gimbach. 13 192.
Goldstein. 20 97.
1)
xvni
Höchst, Kirche erwähnt 700, Epitaphien. 2,,, 73.
Römerbrücke. 19 167. 184.
Funde im Mniu. 18 209.
^ Geschichte «les Kreises. 20 07.
Zollrechnun!? von löOO. 10 42.
Urkunden 1.Ö2.5— lt)öO. 1.5 212 2r)2.
y, Ziegel der Leg. XXII und des Jul. Primus.
^ befestigt um l.i.jß. 6 501.
erstiegen von ilen Cronbergern 1306. 6 501.
Hotlieim, R'»merkastell. 3,, 227.
, altes Kloster, St. Wendelskapelle. 17„ 130.
Abschnittswall. 20 0.
Kelsterbach, Schwedenschanze. 18 200.
Liederbach, Inschriftstein. 4,„ 30. 6 25.
Marxheim, unterirdische (ränge. 17„ 114.
römisches Kastell, Hoflieim auf dem Hochfeld. 3,, 227.
Nied, Heidenschloss im Nieder Wald. 3„ 214.
„ Ziegelplatte, Ziegelstempel der Leg. VIII, XXII und XXX. 2,„ 29'
4,„ 28. 6 46.
Handmühlstein. 3,„ 174.
, Weistum von 1487. 15 102.
im 30jahrigen Krieg. 20 107.
Oberliederbach, Urkunden von 1641. 15 249.
Schwanheim, Geschichte. 20 97.
^ Urkunden 1438, 1430, Weistum 1453. 15 172, 178.
^ Hügelgräber. 18 200.
XYI. Landkreis Frankfurt.
Heddernheim, Römerreste und Mithrastempel. 1 45. 1„ 161.
„ Mithrastempel. 2 3.
1»
Bronzetafel des Jupiter Dolichmus. 3,„ 176. 4 340.
y, Gigantensäule mit Inschrift. 18 302.
„ Inschriften. 4 16—27. 6 28—32. 17„ 145.
„ Töpferofen. 18 220.
»
ff
Keller. 18 220.
Doppelthor. 18 220.
Frankensräber. 12 319. 13 366.
XVII. Stadtkreis Wiesbaden.
Apollo Toutorix. 4,„ 34. 6 37.
Archivgebiiude, Mardellen. 15 380, 415.
Bäder, römische. 1„ 27.
Badeleben im 14. Jahrhundert. 13 344.
Bahnhofstrasse, Frankengräber. 3„ 222.
Besatzungsgeschichte. 5 53.
XIX
Biebricher Chaussee, Sfeinmesser, IIornstein-Lanzenspitze. 2,„ 303.
Bleirohr. 0 357.
Bürgermeisterei-Reohnung des 16. JahrhuiKh^rfs. 10 78, 188.
Cdstell. 3„ 131. 5 1. 5„ 1.
Clarenthal, Grabstein. 4 201.
Christliche Grabplatten. G 27. 0 3G0. 13 179 u. 365. 17„ 143.
Curve, römische Bauresre. 5,„ 65.
Dotzheimerstrasse, Frankengräber. 2,„ 302. 3„ 181.
„ nunischer Sarg. 10 405.
Fasanerie, Spiralhalsring, Hügelgräber. 2,„ 303.
Frankengräber. Dotzheimerstr., Bahnhofstr., Midielsberg. 2,„ 302. 3„ 181. 12 316.
Gedichte, zwei aus dem 16. Jahrhundert. 18 143.
Gemeindebad, Steinbeil. 4 202.
Geschichte von Wiesbaden, von Otto, 15 41.
Goldgasse, römisches Grab. 12 316.
Grundborn, römische Ansiedlung. 5,„ 27.
Heidenmauer. 1„ 41. 8 575. 12 317. 14 406. 15 411.
Hasselt, römische Ansiedlung. 5,„ 27.
Hollerborn, römische Ansiedlung. 1,, 138. 5,„*54.
Kupfermühle, Galgenberg erratischer Granitblock, Schädel. 15 414.
Kirchhofgasse, Inschrifrstein. 8 575.
Kirchgasse, römisches Diadem (Schwertscheide). 4 202.
Kranzplatz römische Grabsteine, Pfahlreste. 3„ 235.
Legionsstempel XXH. 6 42.
Landgraben, Landgebück Hainer. 15 370, 375, 390.
Lutherischer Pfarrer. 18 54.
Michelsberg, Frankengräber. 12 316.
Militärdiplom. 5 1.
Moritzstrasse, römischer Grabstein mit Inschrift. 8 577.
Münzmeister. 18 196,
Museum, n()rdlich neben demselben römische Gräber. 3„ 234. 14 427.
Platte, römisches Feldzeichen. 2,„ 98, 99.
Römische Gräber, Dotzheimerstr., Goldgasse, Museum, nördlich neben demselben,
obere Rheinstrasse.
Obere Rheinstrasse, römische Gräber. 2„ 337, ^
„ „ Römerstrasse. 2,„ 337.
Rodungen, Hainer, Neroberg, Wellritz. 15 390.
Röder, römische Baureste. 4 177. ö,„ 65.
Rentmauer, Ringwall bei der Platte. 15 351.
Salzquelle 1655. 18 142.
Schiersteiner Weg, Frankengräber. 2,„ 302. 3„ 181.
Schützenhof, römische Baureste. 4 199.
„ römische Quellenfassung. 3„, 234.
Seifenkugeln. . 1„ 27.
Schlachthaus 15, 380. 18 294.
XX
Schuldisziplin. 15 396.
Sinter. 18 21.
Siruua. 9 359.
Sonnenuhr. 9 358. 20 316.
Spelzmühle. 5„, 64.
Steinbeil, Steinmesser, Steinlanzenspitze. 4 202.
Steinerner Löwe. 4,, 474.
Steinkopf. 5,„ 27.
Syenitsäule. 13 365. 14 432.
Urkunden. 15 206, 252.
Uhrturm, Abbruch 1873. 13 367.
^Varme Damm, römische Altertümer aufgestellt. 14 432.
Wasserleitung, römische. 4 177. 5 etc.
Wellritzmühle. b,„ 59, 62.
Wiesbaden, zuerst erwähnt 828. 10 389.
, Wetterläuten, Flurprozession. 15 395.
„ Bronzering gefunden. 4 199.
„ alte Topographie und Funde im Stadtkreis. 3„ 232. 5 ganzer Band.
10 361. 11 Geschichte. 12 316. 13 344. 14 406, 427. 15 388.
17„ 137. 18 21, 231, 297. 19 187. 20 29, 380.
Würzburg, Ringwall. 15 351.
XYIII. Stadtkreis Frankfurt.
Günthersburg, römische Baureste. 18 220.
Landwehr. 15 370.
Erzherzog Johannes-Eiche. 15 392.
Rheinischer Städtebund 1380. 6 477.
Römisches Grab am Sandhof. 19 184.
Sacliverbalt und Deutung der alten Verscbanzungen
in Nassau.
Von
A. V, Cohausen.
Annal. XV, 343. XYII, 1, 107. XVIII, 208. XIX, 145. XX, 6, 9.
1. Die Steinwdllringe auf den Berggipfeln des Taunus, z. B. auf dem
Altkönig, gehören einer Zeit und einem Volk an, welches vor dem Erscheinen
der Römer das rechte Ufergelände des Maines und des Rheines bewohnte,
vorzugsweise Jagd und Fischerei, wenig Viehzucht und Ackerbau trieb, und
keine Grabwerkzeuge hatte, mit denen es Gräben und Erdwälle hätte aus-
führen kr>nnen. Die von Osten kommenden, plündernden Volkshaufen folgten
dem Thalweg, die Eingeborenen wichen nach dem Waldgebirge aus, in dem sie
sich mit ihrer Habe versteckten, oder aber die Ringwälle bezogen, welche sie
sich aus Steinen mit eingelegten Hölzern möglichst sturmfrei vorbereitet hatten.
Von diesen Zufluchtsorten aus konnten sie ihre brennenden Hütten und den
weiter ziehenden Feind in der Ebene sehen, oder, wenn er ihnen nachfolgte,
sich verteidigen. Dort und in ihren Gräbern — den Hügelgräbern — finden
wir, ausser dicken schwarzen Thongefässen, Schmuck und Waffen, von denen
sich meist nur die von Bronze erhalten haben, — welche bis zu einer Zeit
vor der Römerherrschaft, die wir die La Tene-Periode nennen, herabreichen.
Das schliesst nicht aus, dass wir in den Ringwällen auch Dinge finden, welche
einer späteren, ja einer neueren Zeit angehören: mit andern Worten, dass jene zu
allen Zeiten der Not als Zufluchtsorte aufgesucht wurden. Wir haben keine
Veranlassung, die ersten Erbauer Kelten zu nennen, sondern nennen sie Mattiaken,
wie die Römer sie nannten. Die Grabhügel aber setzen keine mit Ackerwerk-
zeug versehene Bevölkerung voraus, da sie aus feiner Erde bestehen, wie die
ist, welche man durch Abschälen von Waldrasen gewinnt.
2. Der Pfahlgraben. Durch die Besitzergreifung der Römer waren die
Thalebenen gegen jene von Osten anziehenden Raubhorden geschützt; Ackerbau
und Viehzucht blühten und mussten nur gesichert werden gegen die wilden
germanischen Stämme, die Chatten, welche jenseits des Gebirges in dem muhen
Waldland hausten und plötzlich in kleineren oder grösseren Haufen einbrachen,
sengten und brannten und namentlich Vieh, das sich am leichtesten fortbringen
liess, raubten.
Gegen sie und zum Schutz ihrer Landgüter und der Gehöfte der romani-
sierten Mattiaken legten die Römer den Pfahlgral)en an, mit seinen Kastellen
an den Hauptstrassen und seinen Schlagbäumen und Türmen an den Nachbar-
2
wegen. Hier erhoben sie Z<»lle, Hessen keinen Bewaffneten ein und fingen die
etwa doch Eingedrungenen ab, wenn sie die Beute fortzuschleppen im Begriff
waren. Der Pfahlgraben gab keinen unbedingten Schutz gegen die Einl)recher;
die Besatzung seiner Kastelle machte ihnen aber die Bergung der Beute so
schwer und das Gelingen so unwahrscheinlidi. dass oben darin der Schutz lag.
Er förderte also nicht etwa nur die Interessen der Römer, sondern auch die der
eingeborenen Ackerbauer und Viehzüchter.
In den Gräbern dieser Zeit, wie überhaupt in den Rümergräbern,
finden wir keine Waffen, nurThon- undGlasürefiisse. Bronze- und andern Schmuck,
Schlüssel und sonstiges Kleingeräte aus Eisen und Bronze.
3. Als das römische Heer immer mehr anderwärts rnttig wurde und als
die Römermacht auf dem rechten Rheiuufer selbst ganz aufgehört hatte, wurde
die Besetzung der Kastelle und Türme von den irmwohnern mit übernommen
und selbständig fortgeführt. Das geschah, wie es scheint, selbst da nocli, als die
Alemannen das Land inne hatten und statt der Chatten die Franken von Norden
vordrangen. Die Gräber der Landeseingeborenen behielten die Eigentümlich-
keiten der römischen, den christlichen wurden kleine Steinplatten mit Inschriften
und auch wieder Waffen bei":e;'eben. Die alemannischen Gräber können wir
von den fränkischen nicht unterscheiden.
4. Aber ohne die staatliche und militärische Zucht der Römer musste auch
die Ordnung und Ausübung der Grenzbewaehung und Grenzverteidigung
allmählich erlahmen und ganz aufhören, zumal als das von den Rötmern und
Romanen kultivierte Land erst durch die Alemannen und nach deren Zurück-
drängung durch die Franken eingenommen wurde und damit eine Zeit eintrat,
wo der Pfahlgraben unbewacht blieb, die Kastelle und Türme verlassen wurden
und zerfielen und die wilde Bevölkerung jenseits der Berge nach den Schätzen
der gesegneten Ebene begehrte. Da musste jeder neuangesiedelte Eroberer,
jeder freie Mann für seinen, seiner Hörigen und seiner Habe Schutz sorgen
und die Waffen zur Hand haben — mit denen ausgerüstet wir ihn in den
Frankengräbern finden. Es wurde daher zwar nicht jedes Geh()fte eine Burg —
aber Wohnungen, Ställe und Scheunen wurden mit Hagen und Gebücken um-
schlossen und dadurch fest gegen gewaltthätige Räuberbanden, wie gegen Bären
und Wölfe.
5. Erdwälle und Gebücke. Die Not lehrt beten; sie lehrt auch sich zu-
sammenthun und in Gemeinschaft handeln. Statt jedes Haus, jedes Dorf zu
befestigen, befestigte man später ganze Landstriche und verteidigte sie gemeinsam.
So entstand das Rheingauer Gebück, das sich von Niederwalluf über das Gebirg
bis Lorchhausen hinzog und dessen Durchgänge — wie einst der Pfahlgraben mit
Kastellen — mit Thorburgen und Bollwerken besetzt waren. Jede dieser An-
lagen war, wie die Zwischenatrecken, zur Instandhaltung und zur Verteidigung
je einer Ortschaft zugewiesen.
Da wo die Ortschaften nicht so zahlreich und nicht so reich waren, als die
im Rheingau und also durch weniger Mannschaften grössere Strecken zu ver-
teidigen gewesen wären, wie z. B. im Ufergelände des Mains, musste man sich
gegen die räuberischen Einfälle der ärmeren und roheren Bewohner jenseits der
Ilnlie mit atückweiscn Absperrungen und mit näher gelegenen Zufluchtsorten
behelfen; und als Ackerbauer konnte man das mittels Hacke und Srhippe,
indem man auf den sanften Ausläufern des Taunus an Berg/.ungen zwischen
Thälern Ciräben ausliol) und Wälle anschüttete und durch Pfahlwerk, durch
lebende oder tote Verliaue ergänzte. Wo das Gelände günstig, genügte ein
kurzer Al)schnittswall, wie z. ß. der n()rdlich der Hoflieimer Kapelle (XX, 9);
wo weniger günstig, musste ein mehr oder weniger rund umschliessender Erd-
wall angelegt werden, wie der im Schlingwald, von dem wir in diesem Bande
ein Beispiel westlich von Lorsbach geben. Auch von viel kleineren, nur zum
Schutz von Berg- und Hüttenbauten dienenden, haben wir im Drusenkippel
XV, 363, im Klausenkippel XIX, 181, Steinenhop XYII, 1. 107, Beispiele
gegeben.
Gegen die fortgesetzten Räubereien suchten sich zu Ende des 14. Jahr-
hunderts die Städte und ihre ackerbautreibende Bevölkeruns: durch Landwehren,
mit welchen sie ihr Weichbild umzogen, sowie durch das Geleitswesen nach Mög-
lichkeit zu schützen. So entstanden die Landwehren von Frankfurt, Mainz,
Wiesbaden und andere. Almlich dem römischen Pfahlgraben bestanden sie
aus Wall und Graben, an den Eingängen aus Türmen mit FHehhöfen; ähnlich
dem Rheingauer Gebück war der Graben und der unbesetzbare Wall mit ge-
bückten Hecken bewachsen. Denn was einst die rohen Chatten srethan, setzten
die Nachfolger ihrer Häuptlinge, die Überhöhische Raubritterschaft: die von
Hattstein, Reifenstein^ Cronberg und andere fort, indem sie Menschen und
Yieh raubten und gegen Lösgeld freiliessen
6. Allein viele Landwehren und Grenzgraben im Lande hatten wie
ja auch der Pfahlgraben keinen ausschliesslichen Defencezweck, sondern nur
den einer unbestreitbaren Grenzbestimmung zwischen den ungemein zahlreichen
Herrschaften, in die das Land zerteilt war; und wenn sie auch eine diebische
Holzabfuhr, einen unberechtigten Weidengang erschwerten, so waren sie doch
vor allem eine Rechtsgrenze zur Entscheidung der Frage, ob ein Verbrecher
diesseits oder jenseits gefangen und gehangen, ob ein Toter von der diesseitigen
oder jenseitigen Ortschaft begraben werden musste, oder ein Flüchtling eine
Freistatt fand.
7. Endlich führten auch die neueren Kriege zu Verschanzungen, wie zu
denen bei Dörscheid, Runkel, Warzenbach Annal. XV, 372, 373, 374, Rodheim
XX, 377; die meisten aber sind wie die, welche 1866 um Frankfurt angelegt
worden waren, als man die Preussen erwartete, alsbald durch den Ackerbau
wieder eingeebnet worden und verschwunden.
Wir haben wie von den älteren, auch von diesen, soweit wir sie fanden,
als von geschichtlichen Denkmälern, in unseren Annalen berichtet und fahren
damit auch in dem vorliegenden Band fort.
Das Fiscbbaclier und Lorsbacber Thal.
Von A. V. C.
Der Fiächbach, welcher von Ruppertsliain nach Fischbach fliegst, folgt
von da nicht ilem deutlich vorgezeichneten Thal nach Kelkheim, Münster und
Höchst zum Main, sundern durchbricht von Fischbach nach Eppstein ein zuletzt
enges Thal mit steilen Hängen, um sich bei letztgenanntem Ort mit der Krütfel
zu verbinden, dann als Goldbach, Schwarzbach, Krüttel, das Lorsbacher Thal zu
bilden und bei Okriftel in den Main zu münden. Durch diese Thalhildungen
ist der Stautfen vom Kcjssert getrennt und bildet einen bei der Hofheimer
Kapelle endenden, ringsum isolierten Rücken.
Er trägt zunächst der Reinach'schen Villa am grossen Mannstein die Spuren
einer kleinen Befestigung und ist 1700 Schritt nördlich der Hoflioimer Kapelle
von einem Abschnittswall durchschnitten. Wir haben jene Befestigung am
grossen Mannstein und auch eine Höhle daselbst Annal. XYH, 108, 114,
sowie den Abschnittswall Annal. XX, 9, beschrieben und letztere abgebildet.')
Der Lauf des Fischbaches und seiner Fortsetzung im Lorsbacher Thal
war durch mehrere Dämme unterbrochen und gestaut, er bildete grosse ^Yeiher,
welche diese Thäler noch ungangbarer machten. Die Dämme sind zwar durch
die Wiesenanlage verschwunden, aber die nicht unbedeutenden Felsarbeiteu für
den Wasserüberlauf sind noch sichtbar. Zwischen Fischbach und Eppstein,
etwa 300 Schritt oberhalb der Ölmühle, ist in den Büschen und Felsen der
westlichen Wegseite ein 2m breiter Kanal 2m tief in den Felsen geschroten;
der daran schliessende Damm mochte das Wasser bis nach Fischbach hinauf stauen.
Ein zweiter Damm scheint gleich unter Eppstein die vereinigte Krüftel und Fisch-
bach gestaut und bis in die Nähe der zur Bahn führenden Laufbrücke gehoben
und so dem alten Teil des Dorfes auf der Südseite Schutz gewährt zu haben.
Ein dritter Weiherdamm lag 1250 m von Eppstein abwärts. Dort sieht man
auf der linken Thalseite, an den Staufenfolsen gegenüber dem Heidenkeller,
grosse Felaeinschrotungen zum Zweck des Wasserüberlaufes, wenngleich der
Damm selbst verschwunden ist. — Ob noch eine vierte Stauung, wie die Sage
will, etwa unter der Schwärzmühle 1250 m oberhalb Lorsbach stattfand, wissen
wir nicht, wohl aber ist bei der Hammermühle unterhalb Lorsbach ein alter Weiher-
grund nachgewiesen, indem durch Grabungen auf dieser Strecke halbvermoderte
Stämme, Blätter und Früchte zumeist von der Buche zu Tag gekommen sind.
Der Damm, der das Wasser gestaut und die Thalsperre erzeugt, wird sich dann
an die bei der Hammermühle endende Schlucht antjeschlossen haben, an derem
') Es ma^ hier bemerkt sein, dass in «ler Generalstabskarte der kleine Mannstein 200 m
weiter nach WSW und in eine um 120' höhere Horizontale gezeichnet sein sollte.
oberen Ende der Abschnittswall seinen Anfan;^; nahm. Derselbe läuft von hier
quer über den Hofheimer Kapellenberg — wie wir dies an angeführtem Ort
beschrieben haben,
Der ebengenannte Tleidenkeller liegt auf einem niederen Bergvorspning,
welcher 1250 m unterhalb Eppstein durch ein rechts einmündendes Thälchen
gebildet wird. Die 120 Schritt lange und 10 bis 20 Schritt breite Ilochtläche
zeigt zwei seichte Gräben, die sie von dem aus dem Thal zur Iliihe gekrümmten
Weg trennen und mehr"re mir Lehm statt Mörtel gebaute Mauern, welche sich
aber weder zu einem Hergfried, noch zu Mantel oder Zwinger gestalten lassen.
Es scheint eine kleine frühmittelalterliche Burg zum Schutz des Weiherdammes
hier gestanden zu haben.
Es ist zu bedauern, dass in den Generalstabskarten und auch in den Forst-
karten die alten Namen sehr oft fehlen, oft falsch geschrieben, oder von der
Stelle, die sie benennen sollten, verschoben sind. So fehlt auf dem Felde nörd-
lich des Hofes Häusel die Bezeichnung Galgenfeld, welche deshalb von histo-
rischem Wert ist, weil der Hof Häusel, vor dem noch vor wenigen Jahren die
alte Gerichtslinde stand, einst die höchste Gerichtsstätte der Herrschaft Eppstein
war und als solche den Galgen zur Hand haben musste. Der Weg von da
ins Daisthai führt durck den heiligen Wald, nicht Hasen-Wald, oder wie die
Anwohner wollen Heissen Wald; dieser liegt zwischen den Einflüssen der Dais
und der Fischbach.
Gegenüber dem Plof Häusel liegt der Altehof, eine leise Umwallung
zunächst einer Quelle, die durch das Amsterthal in die Krüftel fliesst. Die
Umwallung wird in der That auch nichts anderes als ein landwirtschaftliches J '
Gehöfte umschlossen haben, das jetzt wieder dem Walde anheimgefallen ist.
Der folgende Bergrücken ist in seinem südlichen Teil der Burgfriede be-
namt, obschon eher der nördliche Teil zunächst der Burg diesen Namen verdient.
Wo der Heidenkeller liegt, haben wir eingangs gesagt; die auf der General-
stabskarte dem Höhenpunkt 1005 angeschriebene Bezeichnung Heidcnkeller
ist daher hier zu streichen. Ebenso ist weiter südlich der Name Schlingswald
bei dem Dreieckstein 932 durch Erbenwellen zu ersetzen und erst dem folgenden
Bergrücken, dessen Soitenthäler über und unter Lorsbach münden, ist der Name
Schlingswald zu geben; dahin wollten wir kommen, ura die Wallburg im
Schlingswald zu beschreiben.
Die Wall])urg.
Von A. V. C.
Im Schlingswald, Taf. I 2, 3, 4, ist 600 Schritt westsüdwesrlich von
Lorsbach, auf einem Bergrücken zwischen zwei Seitenthälern gelegen. Der
Rücken ist auf der Angriffsseite, gegen den ansteigenden Gebirgsstock durch
einen 200 Schritt langen Erdwall und zwei davorliegende Gräben abgeschnitten.
Die Höhenunterschiede zwischen den Grabensohlen und der Wallkrone betragen
5 biä 6 m. Voui Wall aus hat man über »len dicht mit Ileokeu und Dornen be-
wachsenen Graben hinweg, eine weite Aussicht über die beiden Thalliange und zum
westhchen, löOO .Schritt entfernten (iebiri^skamm, über den die Hüchstrasse zieht
und der beim Dreiecksstein llöO' Katzenlück heisst. — Man könnte da „Chatten-
lücke* etymologisieren. Auf der Südseite wird der Wall niedriger, hat hinter sich
einen Graben, aus dem der Boden entnommen, und vor sich den natürlichen
Abhang bis zu einem Wege, welcher mittelst einer Art Glacis gegen die Feldtlur
abfallend einen Graben ersetzt. Die Xordostseite zum Dorf Lorsbach sich ab-
senkend, ist nur durch einen l'/im tiefen, 9 m l)reiten Graben und einen l'/sm
über der Grabensohle erhobenen Wall gebildet. Seine Erde wurde aus dem vorderen
und auch aus einem hinteren Graben entnommen. — Auf der Xordnordwestseite
hat sich keine Befestigung erhalten, sie ist steil abfallend, sodass hier ein Verhau
genügt haben mag, indem man die Bäume als Maske stehen Hess und an sie
andere herbeigeschleppte, mit thahibwärts gerichteten Ästen, befestigte. Wasser
ist keines in unmittelbarer Nähe, wohl aber in dem südlichen Xebenthal, das
leichter zu erreichen als das m'Jrdliche ist — jed<jch auch in diesem zu finden.
Wie sich Hofheim auf dem östlichen Rücken des Lorsbacher Thaies gegen
einen von Norden kommenden Feind geschützt hat, so hat sich Lorsbach auf
dem westlichen gegen einen gleichfalls von Nt)rden auf diesem Rücken heran-
ziehenden Gegner in der Wallburg des Schlingswaldes einen Zufluchtsort bereitet.
Hügelgräber.
Vun A. V. C.
1. Im Wald Halbehl bei Münster im Taunus. Auf dem Ostabhang des vom
Stauten zur Hof heimer Kapelle hingestreckten Bergrückens liegen 100 Schritt
westlich von Münster 5 zu dessen Wald, und jenseits des Grenzweges 3 zum
Hof heimer Gemeindewald gehörige Grabhügel von 16 und weniger Durchmesser
und 2 und weniger Meter Höhe. Mit Beiziehung des Konservators und mit
Zustimmung der Herrn Bürgermeister Aumüller und Oberförster Kehrein
wurde am 27. Juli hier durch Herrn von Reinach einer der Münsterschen
Grabhügel regelrecht mit konzentrischen Gräben untersucht. Man fand 2 m
nordwestlich des Mittelpunktes auf dem gewachsenen Boden eine Gruppe von
sechs tragbaren Steinen, auf welchen zwei massive geschlossene Bronzearm-
ringe von 1 cm Dicke und 5 cm lichter Weite, sowie etwas weiter westlich
ein ebensolcher, aber 8 cm im Lichten messender Fussring lagen. Weiter fand
sich nichts als einige kleine Kohlenstückchen, aber keine Spur von Töpferei
oder Knochen. Es wurde noch ein zweiter, bereits in früherer Zeit ansre^rabener
Hügel untersucht und auch dieser bis auf viele Asche und einen menschlichen
Unterarmknochen ebenso leer gefunden.
Auffallend sind zwei Dioge: Der Distriktsnamen Halbe hl, welcher auch
dem 4'/l' km entfernten (Jräherfeld bei Ruppertahain, Ann. XX, 8-47, eigen ist;
für beider Benennung haben wir, auch im Zusammenhalt mit dem Namen des
5 km westlich gelegenen D(jrfes Eh 1 halten, keine Erklärung. Dann ist merk-
würdig der Mangel an jeglicher Tüpferei in beiden (.Jrabfeldern.
Wir kennen jetzt Gräber mit Bronzebeigaben ohne Tfipferei, aber auch
Gräber mit schönen grossen Thonurnen ohne Bronzebeigaben, und endlich solche
ohne jegliche Beigabe. Nur ThongeHisse fanden wir bei H(")hr, XVIf, 101, und
Bilkheim II, 303; III, Ol, 217; nur Bronze in den ebengenannten beiden
Ilalbehlcn; und ohne jegliche Beigabe waren die Gräber bei Ilahnstättcn
XIX, 180 und Holzhausen a. d. Dautphe XIX, 178.
Es wird eine interessante Arbeit werden, aus einer genügenden Zahl von
Beobachtungen die verschiedenen Gräber unseres Landes zusammenzustellen.
Hier sei noch bemerkt, dass 1.500 m westlich der Gräber in der Münsterschen
Halbehl auf dem Lorsbacher Kopf Bruchstücke von Mühl- oder Reibsteinen
aus Mendiger Lava gefunden worden sind, und dass das wasserreiche Ge-
lände östlich des Lorsbacher Kopfes für eine frühgeschichtlichc Ansiedlung sehr
geeignet war.
2. Bei Heckholzhauseo, 8 km westlich Weilburg. W'ir haben schon früher
darauf aufmerksam gemacht, dass in dem Lande rechts der Lahn Hügelgräber
selten sind, im Gegensatz der zahlreichen Gräber links der Lahn bis zum Main.
Es war uns daher sehr willkommen, als wir sowohl von Herrn (Oberförster
Hölzerkopf, als von dem Bergwerksbesitzer Herrn v. Lossen Nachricht über
solche Gräber erhielten, welche 8 km westlich von Weilburg im Walde Pfühl
zwischen Heckholzhausen und Merenberg liegen.
Heckholzhausen, dessen Bürgermeister Herr Seelbach uns führte und
bei den Nachgrabungen nützlich war, ist nicht uninteressant un<l sehr alt, da
es schon 879 genannt wird. Seine von einer alten Friedhofmauer eingeschlossene
Kirche liegt, einige Meter höher, nördlich der Landstrasse. Sie hat ein enges
viereckiges Chor aus der Übergangszeit. Hinter ihr nordwärts, auf dem Rand
der nach dem Kerkerbachthal abfallenden Höhe, erkennt man, zwar nicht in
anstehenden Mauern, aber doch an den Unebenheiten des Bodens die Überreste
der Burg Holzhausen. Sie kam, als der gleichnamige Mannesstamm der Besitzer
ausstarb, an die Schützen von Merenberg, welche davon den Namen der
Schützen von Holzhausen führten, reich begütert in Kamberg wurden und
nach denen das Badharus zum Schützenhof in Wiesbaden benannt ist.
Tausend Meter östlich von Heckholzhausen zieht sich der Wald Pfühl
von der Weilburger Landstrasse nach Norden aufwärts zu der Basakkuppe
Steinbühl und den Zechenhäusern, wo ein ergiebiger Bergi)au auf Braunstein
betrieben wird; reizende Braunsteinnieren, deren Kern mit schneeweissem Kalk-
spat erfüllt ist, sind da nicht selten.
Fünfzehn Grabhügel sind im Walde wie immer in unregelmässigen Gruppen
verteilt. An zweien derselben war unter besün«leren Umständen schon ein
Versuch gemacht, aber durch die Forstbehörde inhibiert worden. Die Funde
8
wurden in das Landesmuseum abgeliefert und bestanden einschliesslich der von
uns gefundenen in fulgeuden Stücken, Taf. I:
a. 1 Bronzering von 14 cm lichtem Durchmesser und 1 cm Dicke.
b. 13 Stück dünne Bronzegürtelzierdon, Abbild, .ö; dieselben bestehen aus
papierdickem, ursprünglich rautenHu-migem Blech, das konkav getrieben ist, sodass
es Nadelköpfen gleicht. Die spitzen Ecken der Raute waren in das Leder gesteckt
und durch Umschlagen festgenietet.
c. 1 BroDzenadel mit tropfenfiirmigem Kopf und einer durchbohrten Schwel-
lung, 4 cm unter demselben; die jetzige, jedenfalls nicht ganze Länge beträgt 13 cm.
d. 1 Bronzering, 17 Vä cm im Lichten, 0 mm dick, geformt aus einem
viereckigen Stab, nur in einer Richtung gewunden, an beiden Enden verdünnt
und hakenturmig ineinander greifend, sehr schön hellgrün, doch etwas mehlig
patiniert.
e. 1 Bronzearmring, verbogen, 12 cm L^mfang, 1 cm breit, mit einer stumpfen
Mittelkante und mehreren, in Gruppen verteilten, senkrechten Einschraramungen.
f. 1 Thouflaschenhals (Bauch und Bmlen fehlt), verziert mit einem tisch-
grätenförmigen Band; er stand in zwei Schale;n. Die Masse nicht schwarz,
sondern hellbraun, enthält Steinchen und dunklere, gebrannte Thonstückchen.
Wenige menschliche Knochen hatten sich durch das Kupferoxyd erhalten.
Der Hügel, welcher die letzten Gegenstände d, e, f enthielt, hatte 16 m
Durchmesser und 1.25 m Höhe und war an der Oberfläche wie im Inneren ohne
Steine und (jhne Kohle.
Südlich dieser Hügelgruppe lagen drei längliche Vierecke, durch leise
Erderhöhung umschlossen und markiert. Bei der Durchsuchung eines derselben
fand man
g. ein kurz und eng zusammengefaltetes Eiseuschwert, das ursprünglich
wenigstens 67 cm lang und 4^'a cm breit und auf beiden Seiten mit einer Mittel-
rippe versehen war. Durch die Behandlung mit Ferrugin wurde die Form und
auch das blättrige Gefüge des Eisens deutlich, aber durch die Beseitigung
des mit Eisen imprägnierten Thones ging auch der Zusammenhang verloren.
Mit in das Schwert war auch eine nur 19 mm breite, in Summa 42 cm lange
Klinge oder sonstiges Eisen eingefaltet. Es fanden sich keine Töpferei, keine
Kohle, nur kleine unbestimmbare Tierknochenreste,
3. Im Ruhehiig. Die jetzt 1888/80 im Bau begriffene Eisenbahn von Wies-
baden nach Laugenschwalbach durchschneidet 2500 m südöstlich vom Chausseehaus
oder 1500 m südwestlich von Klarenthai ein der Gemeinde Mosbach gehöriges
Waldrevier mit vielen Grabhügeln, im Ruhehag genannt. Im Jahre 1830 zählte
man deren an 20 Stück und Pfarrer Luja von Dotzheim, einer der verdientesten
Gründer unseres Vereins, hat damals und im darauffolgenden Jahre fünf derselben
untersucht und sowohl sein Verfahren dabei als seine Funde im 11. Annalen-
band, 2. Heft, pag. 65 beschrieben.
I> tadelt mit Recht die selbst in neuer Zeit noch empfohlene Art, Hügel-
gräber durch ein oder zwei radiale Gräben oder gar durch einen Schacht, vom
9
Gipfel aus, zu untersuchen. Das heisst Raubhau zu treiben, bei dem von einer
Untersuchung keine Rede sein kann. Er eniptiehlt die vom Stadtpfarrer
Wilheliui in Sinsheim schon in den 2()r Jahren geübte Methode mittelst kon-
zentrischer Gräben, eine Methode, die Luja und auch wir seit 1872 stets
anwenden.
Luja fand im Ruheiiag — der Name scheint wirklich alt zu sein — fünf
durch Raubbau verdorbene Hügel; von den fünf anderen durch ihn untersuchten
Hügeln fand er den einen, N 16 seines Plänchens, mit einem schweren (^uarz-
bluck gekrönt. Darin grosse und kleine, meist zerdrückte Thouurneu und Teller.
Die Hügel schienen ihm meist ganzen Familien anzugehören. In einem
erhob er einen sogenannten Bonapartshut, in Form einer halben Linse. Er fand
ferner einen geschlossenen Halsring, in den kleinere Ringe eingereiht waren, und
zwei Armringe.
In \V 14 fand er einen Ring; im übrigen war derselbe ebenso wie \V 12
ganz leer, ohne Gefässe und ohne Kohlen.
In einem Hügel W5 fiind sich ein gewundener Halsring, zweimal fünf
Armringe, an denen sich etwas Leder erhalten hatte und zwei bohle, um einen
Holzkern geschlagene Ohrringe, deren gewundenes Drahtende sich in das andere
Ende steckte.
In dem N3 benannten Hügel lagen 6 und 10 Armringe.
Indem wir die damals gemachten Funde aufzählen, bleiben die diesjährigen
an Zahl und Interesse zurück. Sie bestanden aus zahlreichen Thonbruchstücken
von Lernen und Schalen, die wegen des absichtlichen Zusatzes von Kieselsteinchen
und gebraunten Thonstücken, Aufmerksamkeit verdienten; sie waren teils gelblich-
braun, teils schwarz geschwählt, ohne Töpferscheibe gemacht. Ferner aus 5 teil-
weise zerbrochenen Bronzeringen, drei durch ilire Abmessungen und ihre cha-
rakteristiche Ausschleifung kenntlich und aus Bruchstücken, welche wegen der
anhaftenden Gusszapfen und dem überaus schlechten und blasigen Guss einiges
Interesse beanspruchen.
Diese Stücke, auf königlichem Boden und durch königliche Behörden er-
hoben, kamen in das Museum für vaterländische Altertümer in Berlin.
Zur Topographie des alten Wiesbadens.
Von A. V. C.
Die Thermen.
Seit sechszehn Jahren, seit der Herausgabe des XII. Annalenbandes 1873,
sind wir darauf bedacht, die Beobachtungen zu sammeln, welche benutzt werden
können, die Gestaltung und Beschaffenheit des Geländes im Geiste wieder her-
zustellen, auf welchem Wiesbaden allmählich entstanden ist.
Für die Gründung wie für die Fortentwicklung ist die heisse (iuelle
der Angelpunkt.
10
Nun kann mau eine Theorie aufstellen, in der Überzeugung und in der
Absicht, sie als Tharsache zur Geltung zu bringen, oder aber bescheidener sich
ihrer nur dazu bedienen, einstweilen, bis etwas besseres gefunden ist, die That-
sachen leichrer aneinander zu reihen und verständlich zu machen; mehr wollen
auch wir hier nicht:
Das Taunusgestein, der Sericit, der aus den Brüchen von Sonnenberg, des
Nerothaies und Dotzheims hier verbaut winl, hat einst das Mainzer Meeresbecken
als steil aufsteigendes Felsufer begrenzt, welches dem Streichen des Gesteines,
ja dem Zug des Taunusgebirges selbst entsprechend, eine gerade von SW nach NO
gerichtete Linie bildete.
In dieser Linie liegen auch die drei Ilauptquellen: des Schützenhofes, des
Adlers und des Kochbrunnens. Sie liegen nicht in einer Gebirgsspalte, denn
diese durchsetzt das Gestein mehr oder minder rechtwinklich, sondern sie liegen
am Ende der Felswand, längs deren sie aufsteigen.
Vor ihr liegen die L'nebcnheiten des Meeresgrundes, die sich bald ver-
mehren und vertiefen, bald füllen und ausgleichen, indem sich auf ihnen je
nach heftigen und sanften Strömungen, oder je nach Ruhe und Klärung Gerolle,
Sand, Thon oder Kalkgebilde absetzen.
Zunächst lagern sich an das Felsgestein des Sericits die Meeres-Sand- und
Strandbildungen, die wir am Ende der Schützenhofstrasse entblüsst sehen und
tertiären Sandstein nennen.
Dem Ufer ferner setzten sich dann noch mancherlei Kies, Sand, Mergel
und Kalk ab, von denen wir zunächst nur den Litorinellen-Kalk an der Hammer-
mühle und am Bierstadter Berg nennen. Über dem lagern sich ein grober
Taunusschotter und über diesem wieder die Kiese und Sande ab, die der Main zu-
gleich mit seinem Ufergestein, Granit und Hornstein, und mit den Knochen urwelt-
licher Wirbeltiere herabgewälzt hat. Wir finden letztere in den Kiesgruben von
Mosbach ziemlich häufig, nicht selten aber auch im Untergrund der Stadt,
manchmal ruhig bedeckt mit einem grauen lettigen Diluvialthon, der seinerseits
wieder bedeckt ist mit grobem Kies, ehe der Sinter sich in der Nähe der
Thermen über ihm ausgebreitet hat. Auf dem Ganzen ruht dann endlich das
letzte Diluvialgebilde: der Löss, aus dem wir die Ziegel streichen und unsere
Häuser bauen.
Die urweltlichen Wirbeltiere, die wir in dem Mosbacher Kies finden,
haben wir bereits in den Steetener Höhlen gefunden und im Band XHI, XV,
XVII und XX beschrieben.
Diese Tiere, wir nennen nur das Mammuth und das Rhinozeros, müssen
nicht notwendig bei uns gelebt haben; sie können ebensogut wie die am
Ufer der Lena gefundenen als Kadaver von wärmeren Gegenden hierher geflösst
worden sein. D'e Frage, wodurch jene Gegenden, aus denen die Flüsse sie
herbeigebracht haben, wärmer waren, beantwortet die Geologie damit, dass die
Alpen noch nicht bestanden und die warmen Winde aus Afrika ein warmes
Klima mit sich brachten, ebensogut wie der Golfstrom bei Bergen in Nor-
wegen Äpfel und Aprikosen gedeihen lässt. Jene Kadaver bestanden aber
nicht nur aus Knochen, sondern auch aus Haut und Fleisch, denn andern
11
Falles würden die Bewohner wühl Elfenbein und Kuui-hen benut/f-, nicht aber
die Sohulterblutter und Oberbeine in ihre Hohlen geschleppt und die Bären-
tatzen nicht verbranut haben, wonu die Trochloditen und ihre Hunde nicht ein
im Eis konserviertes Fleisch an ihnen gefunden hätten. Dass dies Eis und
das kalte Klima bei uns wirklich da war, erkennen wir wieder aus den Ge-
beinen der nordischen Tiere: des llenutieres, des Schneehuhns und des Bernsteins.
Wo aber diese Kälte hergekommen, erklären die Geoh)gen mit der einstigen
Tieferlage Xorddeutschlands, sodass das Meer, welches es bedeckte, mit dem
Eismeer, namentlich mit dem weissen Meer zusammenhing. Norddeutschland
war nicht nur zeitweis mit Eis bedeckt, sondern an seiner südlichen Küste
scheiterten die Eisberge und verbreiteten die arktische Kälte auch über den
Taunus.
Bei Steeten haben wir im Schutz der Höhlen den Menschen, seine Gebeine
und seine Kunstprodukte gefunden; im Mosbacher Sand fanden wir wenigstens
einen Vogelkochen, so gespalten wie es nur der Mensch vermag und zudem
alle jene nordischen Tiere, die wir mit ihm in der Steetener Höhle kennen
gelernt haben.
Auch im Untergrund von Wiesbaden haben wir Steinwerkzeuge und
Töpfereien gefunden, welche denen der Steetener Höhlen nahe verwandt, wenn
nicht gleich waren. Dass wir hier nicht mehr und nicht besseres fanden, hegt
in der offenen Gegend und wenn wir in den Mardellen am Archiv und am
Schlachthaus doch einiges Verwandte aufgefunden haben, so liegt das m den
Vorteilen, welche die Thermen an W^ärme und an Salz gewährten.
Wir nannten die warmen Quellen den Hauptanziehungs- und den Angel-
punkt von Wiesbaden. Ihre Existenz haben sie, wo sie hingelangten, beurkundet
durch den braunroten Sinter, den sie abgesetzt haben. Er ist selbstverständlich
jünger als das Gestein, in dem die Quelle heraufdrang und jünger als das,
auf dem er sich abgelagert hat.
Es ist von Interesse zu sehen, dass die Quelle mit dem Sinter zwar den
tertiären Sandstein durchdrungen hat, sich aber auf keiner Schichte ausgebreitet
hat, als auf dem groben Kies, welcher über den grauen lettigen Diluvialthon
sich gelagert hat. Auf den Thon selbst aber hat er sich nicht au.sgebreitet ;
wir schliessen daraus, dass er so wenig wie die Quelle bestand zur Zeit, als
dieser Thon abgesetzt worden war, sondern dass die Quelle erst ausbrach, als
sich auf diesen Thon der Kies und Sand abgelagert hatte, auf denen wir
den Sinter finden. Dieser Ausbruch würde dann in die Zeit fallen, wo die
Eiszeit aufhörte, d. h. wo Norddeutschland sich über das Eismeer erhob und
an die Stelle der nordischen Tiere diejenigen treten, welche jetzt unsere Wälder
und Fluren beleben.
Wie es aber kam, dass die Wässer sich erwärmt und das Gestein aus-
gelaugt haben — das erklärt die Geologie aus dem Vorschieben des Taunus-
gebirges auf einer tiefern Gesteinstläche, zwischen welchen das herabsickernde
Wasser das zermalmte Gestein auslaugt und sich selbst, mehr noch als durch
die Tiefe, erwärmt, ehe es heraufkommt. Das Vorschieben aber entsteht durch das
herabsickernde Regenwasser, welches mit den Bestandteilen des oberen Gebirges
12
beladen, in die Risse und Zwischenräume eindringt, da seine Mineralbestand-
teile absetzt, kristallisiert und vergrössert, und dadurch fort und fort neue Risse
bildet und so das Gebirge vorschiebt.
Wir sind uns des Gewagten unserer Schlüsse wohl bewusst und verlangen
nichts mehr, als dass sie durch zahlreichere Beobachtungen bewahrheitet oder
— umgeworfen werden.
Wir wollen nur darauf hinweisen, dass auch unsere Thermen eine Ge-
schichte haben und ihre Entstehung wenigstens geologischen Zeitsätzen ein-
gereiht werden kann.
Wenn wir es nicht durch die römischen Schriftsteller wüssten, so würde
der durch Römerbauten vielfach durchbrochene und um ihre Bauten angesetzte
Sinter es uns sagen, dass die Römer unsere Thermen benutzt haben.
Bei der jetzigen Kanalisation und bei der Anlage der neuen Trinkhalle
sind mancherlei römische und spätere Bauten aufgefunden wcjrden, die uns ver-
anlassen, auch auf einige frühere Thermen und Sinter -Erscheinungen zurück-
zukommen.
Abbildung Tafel II stellt die Lage um den Kochbrunnen dar.
a. Römisches Mauerwerk, 1,90 unter der Erdoberfläche, auf 116,86 über
der Nordsee, mit aufrechtstehenden, schlecht gearbeiteten Heizrohren, 5 Stück
30 X 1 1 X 15 und 28 X 12 X 12 cm, ohne Stempel.
b. Römisches Mauerwerk, aus dem unten Tegulä weit hervorstanden, um als
Wasserrinne zu dienen, Tafel III b; sie lagen auf 116,20, leiteten das Wasser nach
der Spiegclgasse und trugen die Stempel LEG XIIIIGM VJ und LE Xllll G M V
c. Taf. II. Ebendahin leiteten auch das Wasser viereckige, schön gearbeitete
Heizröhren von 37 cm Länge, 13xll'/2cm Breite und Tiefe mit X-förmigen
Löchern und mit dem Stempel der 22. Legion, Taf. III, Abbild. 1. Sie lagen
auf 116,b-2 und waren nicht verkittet. Ihr Wasser war Thermalwasser und ganz
frei von Sinter.
d. Taf. II. Ein Wasserbehälter, wahrscheinlich quadratisch, von 6,55 m
Länge und Breite, auf 117,57 geplattet, mit Ziegeln von LöVa X Vl-i X 3 cm auf
einem Thonlager gebettet. Die Mauerflucht des Behälters liegt parallel mit einem
dreieckigen Stück, auf welchem das Musikzelt steht, und scheint dasselbe noch
der letzte Rest des Gasthofs zur Blume (oder zum Sahnen?) gewesen zu sein.
Da der Btjden des Behälters fast ohne Sinter, die Seitenwände aber bis zu 25 cm
Stärke mit demselben überzogen sind, so ist es wahrscheinlich, dass er eines
jener Bäder war, welche, zwar mit Trennung der Geschlechter, sonst aber ge-
meinschaftlich benutzt wurden, Taf. III.
e. Taf. III. Es ist daselbst ein Krug gefunden worden, wie sie früher
als die c\iind(n-f<)rmigen Krüge bei den Mineralbrunnen in Gebrauch waren. Er
ist bauchig, nur an der Mündung gelb glasiert und hat am unteren Teil des
Halses ein kleines Loch, durch das die Luft eindringen kann, wenn man trinkt.
Es ist derselbe Krug, welchen aur-h Merian bei Schwalbach abgebildet hat.
Andere dort gefundene Ziegelstempel sind Taf. III, Abbild. 5 dargestellt.
13
Römische Gräber und Öfen: Priedrichstrasse 44.
Beim Abraum des Bauplatzes und dos Gartens fand sich 58 Schritt süd-
lich der Strasse eine Wand mit neben gezeichneten Schicliten:
im TjÜss eiui'ebettet drei Leichen ohne
Beigabe, doch in der Nähe römische ^^^^^^^^^^
Humua.
Töpferei. In <ler Nähe, mehr nach der ^|
S
LÖ98.
Strasse fand man gleichfalls im Löss einen ^
grauer
Kies.
roter Kies.
Doppelofen, mit Ziegeln überwölbt. Beide
bestanden aus einem Feuerraum, 1 m lang,
45 cm breit und 45 cm laug, der sich
nach vornen auf 76 cm erweiterte; wozu
er gedient hat, war niclit zu erraten.
Es fiel auf, dass die Gefässe, bis auf zwei schwarz, alle breit umgelegte
Ränder hatten. Zwei der grössteu waren als Reibschalen mit kleinen weissen
Quarzkörnern bestreut und auch in der Masse mit solchen versetzt. Taf III,
Abbild. 7, sind die Durchschnitte der Mündungen, sowie deren Halbmesser
gegeben. Die Terra sigillata-Bruchstücke sind von der schönsten, wie wir an-
nehmen ältesten Sorte, dunkelrot, hart, eines mit Relief verziert, ohne Töpfor-
stempel. Von zwei fein abgedrehten Säulen-Kapitalen bezüglich Basen aus feinem
(Mainzer) Litorinellenkalk passt das erstere zu einem 33 mm dicken, das andere
zu einem 28 mm dicken Säulchen. Dazu noch eine römische Tegula von 42 cm
Länge. Nur eine Flasche in Form der Grabkrüglein, aber ohne Henkel, war
ganz, 14 cm hoch, 12 cm dick und graubraun.
Die Reit- und Packsättel der Alten.
Ton
Schliebcn^
Major ft. D.
Über die Zeit, zu welcher die ersten Sättel von einzelnen Reitern oder
von grösseren Truppenkörpern in Gebrauch genommen sind, haben schon Voss,
Gessner, Salmasius, Pancirollus und andere Untersuchungen angestellt, ganz
besonders aber Scheffer in seinem Kommentar de re vehiculari, Beckmann im
dritten Teile seiner Geschichte der Erfindungen und Ginzrot im zweiten Teile
seiner Geschichte der Fuhrwerke ausführliche Mitteilungen gemacht. Wer die
Gründlichkeit und Belesenheit jener Herren kennt, wird von vornherein ver-
muten, dass ihnen nicht viele Stellen von Bedeutung entgangen sein werden
und nur eine schwache Hoffnung nähren, dass es ihm selbst gelingen werde,
unter den schriftlichen Nachrichten noch Neues zu entdecken. Anders dürfte
es mit den Aufklärungen aus den sich durch Ausgrabungen noch fortwährend
mehrenden Funden, aus Sammlung und Verwertung von Skulpturen und Ab-
bildungen stehen, welche die jetzt bekannten Resultate noch wesentlich ändern
können.
Vor mehr als zwanzig Jahren habe ich die damals bekannten Ergebnisse
zusammengefasst (Pferde des Altertums, S. 147), und obgleich seitdem nichts
wesentlich Neues beigebracht worden, findet man doch in späteren Werken
sehr sicher auftretende Angaben, welche die Lösung der Frage zu enthalten
scheinen. Sieht man aber näher zu, so sind die in der Regel sehr unbestimmt
gehaltenen Citate, wie „Hieronymus sagt" oder dergleichen, entweder gar nicht
aufzufinden — die Schriften des Hieronvmus umfassen vier starke Folianten —
oder sie sind geradezu falsch, nur nach einer freien deutschen Übersetzung
gemacht und beweisen daher gar nichts. Es dürfte daher angezeigt sein, das
vorhandene Material nochmals zusammenzustellen und, was bisher nicht geschehen,
durch nähere Untersuchung der für Esel und Maultiere bestimmten Pack- und
Reitöättel die Lösung der Frage nach dem ersten Aufkommen der Reitsättel
für Pferde zu versuchen, wobei es sich natürlich nur um Sättel mit festem
Hulzgestelle oder mit einem Sattelbaume, ähnlich wie sie heute üblich sind, nicht
um blosse Kissen handelt.
15
Die Schwierigkeit, den Fortschritt der Konstruktion zu erkennen, liegt zum
Teil darin, dass die griechischen und lateinischen Wörter, welche wir schlechthin
mit „Sattel" oder „satteln" ühersetzen könnten, im Laufe der Zeit trotz der Ver-
änderungen, welche die sogenannten Sättel erlitten, immer dieselben hlieben,
und in gleicher Weise auch bei verändertem Materiale nicht nur bei Pferden,
sondern ganz ebenso bei Eseln und Maultieren gebraucht wurden, sodass oft
gar kein Unterschied zwischen Reit- und Packsätteln, welche beide doch sehr
verschieden waren, gemacht wird. Unstreitig war der Packsattel beim Esel,
Maultier und Kameel seit den ältesten Zeiten bei allen orientalischen Völkern
völlig bekannt und daher der Gedanke, für diese Tiere den Packsattel so abzu-
ändern, dass er auch zum Reiten taugte, ein so naheliegender, dass man seine
Ausführung den Alten mit Sicherheit zuschreiben kann. Sie benutzten, Männer
und Frauen, Priester und Propheten (Richter 10, 3, 5, 10 u. a. 0.), vorzugsweise
den Esel, aber auch das Maultier zu allen ihren Reisen, während das Pferd
dem Kriege diente, sie hatten daher eine Vorrichtung, auf dem Esel bequem
zu sitzen, dringend notwendig, weit mehr als beim Pferde, dessen breiter und
fleischiger Rücken (duplex agitur per lumbos spina, Virg. Georg. III, 87) einen
angenehmeren Sitz bietet. Zum Reiten genügte allerdings vorläufig eine zusammen-
gelegte weiche Decke, anders war es aber, wenn der Esel zum Tragen von
Lasten dienen sollte. Man musste vor allen Dingen darauf bedacht sein, die
Wirbelsäule durch harte Gegenstände nicht zu verletzen; um aber grössere
Gepäckstücke sicher zu befestigen, musste man ein festes Gestell haben, und so
bekam der Packsattel eine andere Gestalt, als sie für das Reiten unbedingt
nötig gewesen wäre.
Dazu kommt, dass beim Esel der Sitz dicht hinter den Schulterblättern
nichts angenehmes hat und die Last deshalb, besonders bergab, vorteilhafter
etwas weiter nach der Croupe zu ruht. Oft sitzen daher die Reiter ganz auf
dieser, ähnlich wie es bei den indischen Reitochsen geschieht. In diesem Falle,
wenn die Orientalen wirklich so gesessen haben, ist selbst eine Decke schwer
zu befestigen, und doch ist immer vom Gürten und Satteln der Esel die Rede.
Auf allen Abbildungen finden w^ir immer die Decken oder Kissen mit Vorder-
und Ilinterzeug versehen, letzteres in Form eines Umlaufs, wie er beim Wagen-
pferde üblich ist, und sehr hochliegend, dagegen auffallenderweise den Gurt
um den Leib weggelassen. Bei dem angeführten Sitz ist dieser in der That
nicht gut anzubringen und auch nicht unbedingt nötig, da der Esel sich nur
im Schritt bewegte. Für Männer, welche diesen Sitz einnehmen wollten, ge-
nügte ein Vorder- und Ilinterzeug ohne Bauchriemen, um die L^nterlage einiger-
massen festzuhalten und beim Bergauf- und Bergabreiten am Ilerabrutschen
zu hindern. Unter Umständen genügte auch eine blosse Decke ohne alle Be-
festigung. So mag Jesus (Matthäus 21, 7) bei seinem Einzüge in Jerusalem
gesessen haben, da seine Jünger einfach ihre Oberkleider auf den Esel legten.
Als man jedoch zu einer Art Sattel überging, musste dieser seinen Platz dicht
hinter den Schulterblättern finden und ausser dem Vorder- und Ilinterzeug auch
einen Bauchgurt bekommen.
IC
Die älteste Enviihnung sogenannter gesattelter Esel findet sich in der
Bibel I Mos. 22, 3 (Abraluim), IV Mos. 22, 21 (Bileani), III Mos. 15, 9, II Samuel
II. U), 1 u. 2 und 17, 23, I König 2, 40 (David). An allen diesen Stellen
hat die Vulgata sagmare oder sagnia, die Septuaginta ni-.-v.y^ sr'.aätTi-.v oder
iri^avaa und der hebräische Text chabasch, umwickeln (vom Turban), also gürten,
satteln. Das Wort -jdtTs'.v ist wörtlich unser satteln, wie aber dieses Satteln
bestand, sagt uns das Wort nicht. Aber in den Glossen zum Talmud aus dem
ersten christlichen Jahrhundert kommt das Sprichwort vor (ßaba Mezia S. 27b):
.man pHegt nicht einen Sattel geliehen zu nehmen, weil er den Esel drückt,"
d. h. jedem Esel passt nur sein für ihn besonders eingerichteter Sattel. Die
Sättel jener Zeit bestanden also nicht aus blossen Polstern oder Kissen, sondern
hatten feste Gestelle und wurden besonders angepasst.
Unter Tr.otüaa und Stratum verstand man alles, was dem Tiere aufg'eleo't
wurde. Decke, Polster, Pack- und Reitsattel. Livius setzt strata ganz gleich-
bedeutend mit clitellae, da er YII, 14 u. X, 40 ganz dasselbe Faktum erzählt
und beide Wörter dabei vertauscht. Die hier gemeinten Packsättel unter-
schieden sich in ihrem Überbau von Reitsätteln dadurch, dass sie Vorrich-
tungen zur Befestigung des Gepäcks hatten und ziemlich hoch waren, sodass
sie zum Reiten kaum ausnahmsweise brauchbar waren. Deshalb Hess Marius
im Jahre 355 v. Chr., wie in jener Stelle des Livius erzählt wird, den Last-
tieren (mulis) die Packsättel (strata) abnehmen, sodass die Tiere nur eine Unter-
lage von zwei Filzdecken (centones) behielten, setzte auf diese die Trossknechte
und mischte unter sie Reiter auf Pferden, um dem Ganzen von der Ferne das
Aussehen von Reiterei zu geben. Dieselbe List wentlet 293 v. Chr. der Konsul
Papirius an, und noch Frontinua, welcher seine Strategemata Ende des 1. Jahr-
hunderts n. Chr. schrieb, hält II, 4, ü ein solches Vorfahren für brauchbar,
ein Beweis, dass sich die Verhältnisse in betreif der Packsättel nicht geändert
hatten. Es folgt daraus, dass diese hojh und überhaupt zum Reiten nicht ge-
eignet waren, aber auch, und darauf werden wir später Wert legen, dass die
Reiter auf Pferden noch am Ende des ersten Jahrhunderts sehr niedrige Unter-
lagen haben nmssten, wenn die auf Maultieren sitzenden Packknechte bei Be-
nutzung von zwei Filzdecken mit ihnen ungefähr gleiche Höhe hatten.
Weniger allgemein als Stratum ist der Ausdruck sagma. Vegetius im
4. Jahrhundert n. Chr. unterscheidet mulom. II, 59 sella und sagma und ver-
steht unter ersterem einen Reit-, unter letzterem einen Packsattel. Beide hatten
aber einen übereinstimmenden Unterbau, er sagt daher weiter: si enim ista
minora fuerint vel maiora, angustiora vel ultra modum lata, vel quae non con-
gruunt, graviter nocent und fügt noch hinzu, dass oft die Grcisse und Schwere
(enormitas) allein schon schädlich sei. Es kann hier nur von festen Gestellen
mit zu kleinen oder zu grossen Kammern und zu Hacher oder zu steiler Stellung
der Sattelbäume die Rede sein, also von Reit- und Packsätteln, wie sie heute
noch üblich sind. Sagma ist der Stamm unseres Wortes Saumtier, ausführlich
handelt darüber Schetfer de re vehic. II, 2, 10; ein Saumtier ist also ein
Satteltier. Die Abl)ildungen der Altertümer von Ilerculanum von Kilian zeigen
Tom. III, tab. XLIII einen Maultiersattel mit ausserordentlich hoher Vorder-
17
wulst, welche offenbar eine feste Kammer umschliesst; Ginzrot hat diese Figur
auf Tafel 84, 1 abgebildet.
Wenn Aelius Lampridius in Ileliogab. 4 von Matronen spricht, welche
auf einem equus .sagmarius reiten, so folgt daraus nicht, dass sagma auch ein
Reitsattel war, sondern dass ihre Pferde eigentlich nicht zum Reiten, sondern
zum Gepäcktrage^ bestimmt, sogenannte cantherii waren. Ganz ebenso heisst
es von Cato bei Seneca, ep. 87: M. Cato Censorius cantherio vehebatur et
hippoperis quidem impositis ut secum utilia portaret. Wenn in jenen Worten
tue Einfachheit und Bescheidenheit Catos gelobt werden soll, so liegen beide
nicht darin, dass er auf einem cantherius ritt, sondern dass er alles, was er
brauchte, in einem kleinen Mantelsacke bei sich hatte. Die Packsättel (clitellae)
hiessen nämlich bei den Griechen xav^r]Xtor und xavO'r^X-.oc;, auch xavO-o;, hiess
ein starkes Saumtier, welches die Römer cantherius nannten. Gewöhnlich war
dies ein Maultier, musste man aber Pferde zu diesem Dienst nehmen, so musste
man sie, wie Varro de re rust. II, 7 sagt, damit sie ruhiger gingen, kastrieren
und deshalb hiessen alle Wallache, auch wenn sie zum Reiten benutzt wurden,
allgemein cantherii und konnten dabei sehr edle Pferde sein. Von cantherius
soll auch der englische canter, der ruhige Galopp, nach Berenger, Geschichte
des Reitens, S. 90, den Namen haben.
Nach Scheffer II, 1, S. 14 hiess y.t^^oI jeder Winkel, das Wort findet
sich in unserem „Kante" und würde auf einen Sattel deuten, dessen beide
Seiten einen scharfen Winkel, eine Kammer bilden und nach unten dachförmig
abfallen. Das Synonymon clitellae soll von xXtro?, clivus kommen, beide Ab-
leitungen, durch mehrere Glossen bestätigt, würden wenigstens übereinstimmen.
Wie Voss anführt, hiessen auch die schrägen Balken eines Sägebocks, deren
Stellung Ähnlichkeit mit einer Sattelkammer hat, y.avO-r^X-.a, die rein sprachUche
Untersuchung lässt also den Schluss zu, dass dieser Packsattel hölzerne, in
Form eines Sägebockes zusammengefügte Sattelbäume hatte. Das Wort kommt
schon bei Aristophanes vesp. 169 vor, es dürfte diese Form also schon alt und
wahrscheinlich schon mit dem Esel und Maultier dereinst aus dem Orient nach
Griechenland gekommen sein. Die Sage lässt schon Semiramis aus den Sätteln
ihrer Saumtiere einen hohen Berg anschütten und auf diesem zum Gipfel eines
steilen Felsens emporsteigen, Diodor II, 13. — Über die Wanderung von Esel
und Maultier, wahrscheinlich von Ägypten her, findet man Näheres bei Lenor-
mant, Anfänge der Kultur I, 204 u. 206, bei Hehn, Haustiere, S. 70, und in
meinem Buche, über die Pferde des Altertums, S. 69.
Da alle diese Packsättel das gemein hatten, dass ihnen ein hölzernes
Gestell zur Grundlage diente, so erklären sich auch die verschiedenen Glossen,
welche xav\h;X'.a (sc. i')Xa), clitellae, avrr,'=? und äoTpdßai als gleichbedeutend
anführen; von der aotpißT) sagt der Scholiast zu Lucian Lexiph. sogar, dass sie
dasselbe sei wie OcXXa und aa7|ia. Wir sahen schon, dass ersteres einen Reit-,
letzteres einen Packsattel bedeutet, aber die astraba konnte unter Umständen
beiden Zwecken dienen und bedeutet sogar auch das Maultier, auf welchem man
reitet. Diese astraba hatte nach der Erklärung des Scholiasten einen aufrecht-
stehenden, meist hölzernen Sattelbogen, eine Rückenlehne, wehdie wesentlich
zur Sicherheit des Sitzes beitrug. Hesychius sagt: aitoäß-r; zb kz\ täv ^t.tm'^
iöXcrV 5 xpaToOoiv o'. y.aO".'öa=vo'., man sehe "Walz, rhetor. Graec, vol. YIII,
pag. 6t)0, Anmerk. 47. Sie eignete sich wahrscheinlich zum Reiten und Packen
in gleicher "Weise oder war doch für beide Zwecke nur wenig verschieden,
scheint auch vorzugsweise bei Maultieren verwendet worden zu sein, weil sie
der Lehne wegen grösser und schwerer, als die für Esel bestimmten clitellae war.
Bei Alciphron, ep. III, 3 und an mehreren anderen Stellen, welche der Thesaurus
ling. Graec. von Dindorf angiebt, steht äirpäßr] für gesatteltes Maultier, an
anderen gleichbedeutend mit oiXXa und acxYiia. Ihre FrfiDdung wird schon Oxylus
zugeschrieben, welcher zur Zeit der dorischen Wanderung lebte. Das Etymo-
logicum magnum sagt weiter: äiT&äßrj 37:1 oxs-joo: siprjta'. I'jX'.voo* r^Yyy^ tö kz\ twv
r-rwv r.ö'sasvov i'V/.ov, o xpaToOo'.v o'. y.aO-cCöaEvot. Will man bei diesen Worten
nicht an die hölzerne Lehne denken, so muss man unter t-jXov unbedingt den
hölzernen Sattelbaum verstehen, versteht man aber die Lehne darunter, so muss
erst recht ein hölzernes Untergestell vorausgesetzt werden, da ohne dieses die
Befestigung einer Lehne nicht möglich ist. Buttmann hat in seiner Ausgabe
von Demosthenes in Midiam 37, exe. 7 auch der astraba eine Untersuchung
gewidmet und eine Anzahl Schollen angeführt, aus welchen hervorgeht, dass
man diese Art Sattel für ein notwendiges und gewöhnliches Requisit für Esel
und Maultiere hielt und dass sie besonders von Frauen benutzt wurde. Bei
Scheflfer de re vehic. ist ein reicher Citatenschatz zu finden, aus welchem
gleichfalls zu ersehen ist, dass sie hauptsächlich bei Frauen beliebt, ihre Be-
nutzung von Männern dagegen mit dem Vorwurf der Weichlichkeit verbunden
war. Dass sie eine Lehne hatte, wird zur völligen Gewissheit durch eine Erklärung
des Scholiasten zu Demosthenes, welcher sie als eine Art y,adi5pa itrl TrXsbroo
el; Z'lo^ avf;/tov, w'jts twv xadi'oar^wv xarr/s'.v tä xöra bezeichnet, also als eine
Art Sitz, welcher in der Regel in die Höhe ragt und den Rücken des darauf
Sitzenden stützt. Es heisst hier „in der Regel", also nicht „immer". Völlige
Übereinstimmung und schematische Anfertigung solcher Stücke gab es im Alter-
tum nicht. Wurde der Sattel für eine Frau bestimmt, so befand sich also die
Lehne an der Seite, denn dorthin kehrte die Reiterin den Rücken, ob aber auf
der rechten oder linken Seite kann zweifelhaft sein.
Frauen ritten nur in seltenen Fällen auf Pferden, in der Regel auf Eseln
oder Maultieren und sassen dann quer auf denselben. Die Amazonen der
Fabel, wohl auch die, Avelche zu Alexander dem Grossen kamen (Arrian. anab.
VII, 13, 2), Camilla (Virg. Aen. VII, 803), Dido (ibid. IV, 135) und andere,
nur von Dichtern als Reiterinnen besungene Heroinen, selbst diejenigen Frauen,
welche der historischen Zeit angehörend, auf Pferden ritten, mögen nach Männer-
art gesessen haben. Die Frauen des Orients und alle übrigen, welche auf Eseln
und Maultieren ritten, sassen seitwärts. Die Fabeldichter sind dabei nicht mass-
gebend und widersprechen sich auch. Nach Ovid Met. II, 874 u. Fast. V, 607
sass Europa auf der linken, nach Lucian Dial. Zeph. et Xotus auf der rechten Seite,
auf dieser auch nach Achilles Tatius, Clitophon et Leucippe I, 1. Auch Skulpturen
sind nicht massgebend; ich habe eine grosse Menge von Beispielen gesammelt,
welche die Frauen zu Pferde und auf Maultieren bald rechts, bald links sitzend
19
zeigen, ganz oline IJntersoliied der Zeit oder der Nation, nur eins scheint mir
überall zutreffend, dass nämlich die Bilder stets so angefertigt sind, dass die
Frauen dem Beschauer die Vorderseite zukehren, also rechts sitzen, wenn das
Pferd nach rechts, und links, wenn es nach links schreitet. Bei Bildern kommt
es oft vor, dass durch den Abdruck die richtige Zeichnung gerade verkehrt
wird. Wahrscheinlich ist, dass die Eselreiterinnen auf der linken Seite sassen,
da sie das Tier nicht selbst lenkten, sondern durch einen Knaben führen Hessen,
dieser aber dasselbe wohl mit der rechten Hand leitete, selbst auf der linken Seite
blieb, auch von dieser aus der Frau beim Aufsteigen behülflich war. Dass aber
diese Reiterinnen nicht mit gespreizten Beinen, zsfy.ßior;,/, wie Achilles Tatius
sagt, sondern auf einer Seite sassen, geht aus zahllosen Bildwerken und aus
Ammianus Marcellinus 31, 2, 6 hervor, welcher bei den Hunnen diesen Sitz
erwähnt: Hunni equis muliebriter nonnunquam insidentes. Im Mittelalter ritten
bekanntlich die Frauen nach Art der Männer oder sassen hinter diesen seitwärts
auf demselben Pferde; erst im 12. Jahrhundert wurde der Quersattel eingeführt.
Während wir nun im Vorhergehenden gesehen haben, dass die astraba
besonders von Frauen benutzt wurde und gewöhnlich eine Seitenlehne hatte,
lassen andere Nachrichten sogar vermuten, dass sie auch ein Bret zum Auf-
setzen der Füsse hatte, welches oben befestigt, an der Seite horizontal herab-
hing. In der That giebt es derartige Bilder, welche allerdings erst im Mittel-
alter gemalt sind, besonders eines, welches die Jungfrau Maria in dieser Weise
darstellt. Eine solche Bank, deren Erfindung nahe lag, trug wesentlich zur
Bequemlichkeit und Sicherheit der Reiterin bei, war aber ohne festen Sattel-
baum undenkbar. Bei einer solchen Einrichtung könnte die als unverständig
verrufene Stelle des Isidorus- vollständig richtig sein, welcher, wie du Gange
anführt, sagt: astraba, tabella in qua pedes requiescunt. Es ist dabei nicht
nötig, wie von Beckmann, Gesch. d. Erfind. III, 116 geschieht, an Steigbügel
zu denken, wenn die Bank der Sitzenden auch ähnliche Dienste leistete.
n.
Wir haben bis jetzt vorzugsweise von Packsätteln und den für Esel und
Maultiere bestimmten Reitsätteln gesprochen, weil sie die ältesten und ursprüng-
lichsten zu sein schienen, und müssen jetzt nun von den Pferdesätteln handeln.
Wie lange man ganz ohne Unterlage auf dem Pferde gesessen und wann
und wo man angefangen hat, auf eine Verbesserung des Sitzes Bedacht zu
nehmen, lässt sich aus den schriftlichen Mitteilungen nicht feststellen, sicher
dürfte nur sein, dass einzelne Völker früher, andere später den Sitz auf dem
nackten Pferde aufgaben und eine Unterlage benutzten. Der allgemeinste Aus-
druck für diese ist s'fl-r'.ov, ephippium, wie sie aber beschaffen war, das lässt
sich aus dem Wort selbst nicht schliesson; trotz aller Veränderungen, welche
die Sache erlitt, blieb das Wort bis in die römische Kaiserzeit hinein üblich.
Schon Xenophon hipp. 7, 5 spricht vom Sitz des Reiters auf dem ephippium.
Zu seiner Zeit war es offenbar noch nicht unter allen Umständen ein notwendiges
Ausrüstungsstück des Reiters, da er die beiden Fälle auseinander hält, wo der
Reiter auf dem ephippium oder auf dem nackten Pferde sitzt und durchaus nicht
20
von solchen Füllen spricht, wo der Reiter das Pferd etwa nur in die Schwemme
oder auf die Weide bringen will. Dem auf dem blossen Pferde sitzenden Reiter
war ein hoher Rückgrat sehr unbequem. Xeuophon, hipp. I, II sagt: 'oo'fö?
Tj O'.-Xy; — hier muss unbedingt 'pä/'.c statt ^ot^')^ gelesen werden — r^; a-Xf,;
xal lx^,7.^■r^^^^T. {xa/.axojTspa xii :c-'y y^o-^wv, Virgil, Georg. III, 87 wünscht des-
halb eine duplex spina, welche Servius durch lata prae pingnitudine erklärt,
einen fetten, fleichigen Rücken, welcher sich zu beiden Seiten polsterartig erhebt.
Yarro VII, 5 verlangt ähnlich, dass der Rückgrat nicht hervorsteht. Dies ist
aber in der Regel keine Eigenschaft schneller und edler Pferde, es ist daher
wahrscheinlich, dass diejenigen Völker, welche sich durch schlanke Pferde mit
scharfem Widerrist und hohen Knochenfortsätzen im Rücken auszeichneten
und zugleich viel auf den Pferden sassen (Schlieben, d. Pf. d. Altert., 36, 40,
91 u. f.), wie die Scythen und Perser zuerst auf den Gedanken kamen, sich
einer Unterlage zu bedienen, während diejenigen, welche einen stärkeren und
fleischigeren Pferdeschlag hatten, die Bewohner der Ebene von Nisaea und
Thessalien das Bedürfnis nicht so dringend empfanden. Die Scythen ritten, wie
die früher schon angeführte Stelle Ammians besagt, öfters quersitzend nach
Frauenart, weil der Spaltsitz, besonders da sie keine Bügel hatten, sie schmerzte
und ermüdete. Damit stimmt überein, dass die Perser, wie Xenophon cyrop. VIII,
8, 19 (Athenaeus XII, 10; Curtius V, 1, 23) sagt, mehr Decken auf den Pferden,
als in den Betten hatten.
Welcher Art nun das ephippium Xenophons war, dürfte aus hipp. XII, 9
hervorgehen, wo es heisst: Xpf, 5s xal tö 's;:o/ov to'.oOtov "spöi'f O-a'. w; aTfaXsotspöv
T£ TÖv IztAx y.aO-fj'jOa'., xal rr,v i^pav töo 7;rTO'j {at] '^b/t'^^T.:. Was ist sro/ov? Jeden-
falls hiernach ein genähtes Polster, welches, um den Sitz mehr zu sichern, wahr-
scheinlich vom und hinten kleine Wulste hatte; es war also weder ein Sattel-
baum, wie Ginzrot II, 455 will, noch ein blosser Gurt, wenn man nicht Gurt
und Kissen als ein Stück ansehen will. Da das ephippium nicht noch ein be-
sonderes Stück sein kann, so müssen £'f'!--'.or und l'zo/ov völlige Synonyma sein,
wie auch die Etymologie zu bestätigen scheint. Es war also das ephippium
zu Xenophons Zeit ein genähtes Polster ohne Sattelbaum, da Xenophon nur
vom Nähen spricht.
Man darf aber annehmen, dass die Orientalen, namentlich die Assyrer, schon
in viel früherer Zeit eine Art wirklicher Sättel, wahrscheinlich nach dem Vor-
bilde der für Maultiere bestimmten — Esel scheinen dort ursprünglich nicht
heimisch gewesen zu sein, da sie auf allen Skulpturen fehlen — besessen haben.
Die Ausgrabungen bei Kujundschik, Khorsabad und Nimrud geben davon Zeug-
nis. Nach Layard, Niniveh und seine Reste, deutsch von Meissner, pag. 305 u. f.
haben die Pferde auf den älteren Skulpturen, welche ins zweite Jahrtausend
hineinreichen, mit Ausnahme der hinter dem Wagen des Königs geführten, weder
Satteldecken, noch Sättel; in späterer Zeit aber scheint eine Art von Kissen
eingeführt zu sein. Die Reiter, welche auf nackten Pferden sitzen, ziehen die
Knice bis zum Pferderücken in die Höhe, weil sie Schmerzen leiden, diejenigen,
»welche auf Kissen reiten, sitzen gestreckter; Steigbügel haben sie natürlich nicht,
lu dem grossen Bilderatlas von Weisser befinden sich mehrere derartige Ab-
21
bildungen, eine solche auf Taf. 12, Fig. 34', bezieht sich auf Salmanassar.
Jedenfalls sind diese Abbilduugen, wenn sirh ihr Alter auch nicht genau fest-
stellen lässt, vor Xenophon und selbst vor Cyrus hergestellt, der Schluss also
berechtigt, dass die Orientalen die Sattelunterlagen früher gekannt haben, als
die Hellenen. Bei den Persern kommt in den Ruinen von Persepolis keine
einzige Reiterfigur vor, weil bei ihnen, wie Xenophon, cyrop. I, 3 u. IV, 33
angiebt, die Reiterei bis auf Cyrus ganz unbekannt war, dieser erst wusste eine
solche Vorliebe für sie zu erwecken, dass edle Perser es bald für schimpHich
hielten, auch nur die kleinste Strecke zu Fuss zu gehen. Auf der Marmortreppe
in Persepolis ist nur ein Pferd ohne Reiter abgebildet, welches zum Hofstaat
des Cyrus gehört, es trägt eine einfache kleine Decke auf dem Rücken, während
drei ähnliche hinterher getragen werden. Bei den Persern späterer Zeit scheint
eine gewisse Weichlichkeit Platz gegriffen zu haben, auf welche sich der früher
erwähnte tadelnde Ausspruch Xenophons bezieht; es wird also in diese Zeit
die Einführung des Sattels fallen.
Nun sagt Diodor 17, 77 dass Alexander, als er auf dem Gipfel seiner
Macht stand, seine Pferde mit persischem Geschirr ausgerüstet habe. Es lässt
dies vermuten, dass er statt des ephippium einen persischen Sattel angenommen,
welcher, da sein Gefolge ein Gleiches gethan haben wird, sich nach Teilung
des Reiches mehr und mehr verbreitete. Dass unter und über diese Sättel
noch andere, zum Teil sehr kostbare Decken gebreitet wurden, ist nur darum
von Interesse, weil bei den Abbildungen die darunter liegenden Teile dadurch
verdeckt sind und uns die Beurteilung, welcher Art die darunter liegenden
Sättel gewesen seien, unmöglich gemacht wird.
Es verging seitdem noch lange Zeit, bis das ephippium, welcher Art es
auch gewesen sein mag, sich bei den Römern Eingang verschaffte und noch
eine längere, bis es bei der Reiterei eingeführt wurde. Im ersten Jahrhundert
n. Chr. spricht Varro de re rust. II, 7 vom ephippium, viele Völker aber, wie
die Libyer, ritten nicht nur auf nackten Pferden, sondern auch ohne Zaum und
lenkten ihre Pferde nur mit einer Gerte. Caesar, b. Gall. III, 2 sagt von den
Germanen seiner Zeit, dass sie nur auf nackten Pferden ritten und die Römer,
welche sich der ephippia bedienten, so verachteten, dass sie auch auf Schaaren,
welche ihnen an Zahl bedeutend überlegen waren, ohne Zögern einen Angriff
wagten. Die Verachtung der Polsterreiter hat sich in dem Worte poltron
erhalten. Ob sie diese Abneigung beibehielten, während sie als unentbehrliche
und oft den Ausschlag gebende Ilülfsvölker im römischen Heere Söldnerdienste
thaten, lassen wir vorläufig dahingestellt; die EmpHinglichkeit des Deutschen
für fremde Einrichtungen lässt das Gegenteil vernmten.
Nach Dio Cassius 63, 13 sollen die römischen Ritter sich zuerst unter
Nero des ephippium bedient haben. Es ist dies offenbar nur so zu verstehen,
dass bei den Musterungen, denn von diesen ist die Rede — 3v r^ ivrpf.n. TtFäv
k^tzänt'. — die Ritter früher zu Fuss mit den nackten Pferden erschienen, welche
so am bequemsten einer eingehenden Besichtigung unterzogen werden konnten,
unter Nero aber auf ihren vollständig ausgerüsteten, also auch mit dem ephippium
versehenen Pferden sitzend gemustert wurden. Noch unter Alexander Sevcrus
oo
im dritten Jahrhundert (Aelius Lampridius 50) ist vom ephippium die Rede,
unmüglich konnte dieses aber von derselben Beschaffenheit wie das Xenophon-
tische sein. Wir werden sogleich sehen, dass wirkliche Sättel sehr allmählich
aufkamen und lange noch neben dem alten Reitkissen im Gebrauch blieben.
Bei Pferden mit fleischigem Rücken — wir haben schon davon gesprochen —
wie sie fast alle römischen Denkmäler zeigen und bei der Unbekanntschaft mit
Steigbügeln leistet auch ein Reitkissen genau dasselbe wie ein Sattel, ist im
Gegenteil viel bequemer. Erst der Steigbügel und die Notwendigkeit, allerlei
Gepäck mitzunehmen und ohne Schaden des Pferdes zu befestigen, erfordert
einen Sattel mit festem Holzgestell und hervorragenden Sattelbogen, Lötfein,
Bauschen u dergl. Da uns über diese Dinge die Schriften keinen Aufschluss
geben, so müssen wir in den Bildwerken suchen.
Alle Schriften über unseren Gegenstand behaupten, dass auf den Säulen
Traians und M. Aureis vollständige Pferdesättel abgebildet seien, es ist dies
jedoch nur teilweise richtig. Die Sättel auf jenen Monumenten sind ihrer grossen
Mehrzahl nach kaum etwas anderes als die alten Ephippien waren; dieselben
entziehen sich zwar meistens dem Blick, weil sie unter grossen Decken ver-
borgen sind, soviel kann man aber ganz sicher sehen: der Sitz des Reiters ist,
wie wir schon bei Besprechung der strata für das erste Jahrhundert feststellen
konnten, auch hier nur ganz unbedeutend höher als der Pferderücken, sodass
oft keine Spur eines besonderen Gestelles — um dieses handelt es sich doch
— zu bemerken ist. So sehen wir es auf unserer Figur 2; die in Fig. 3 be-
findlichen Rosetten, welche bei Fig. 4 ganz tief sitzen, sind nur Zeugfalten;
diese entstanden durch das Anbinden der Überlegedecke an das Sattelkissen
oder an das Vorder- und Hinterzeug, wie aus Fig. 5 noch deutlicher zu sehen
ist. Bei Fig. 6 ist der Sitz höher und es könnte demnach hier schon ein Unter-
gestell vorhanden sein, wenn es sich nicht auch hier nur um ein etwas stärkeres
Reitkissen handelt, wie ein solches in Fig. 1 das Pferd eines Fürsten der Quaden
(nach Mommsen, V, 204) zeigt. Der Fürst allein scheint diesen Vorzug ge-
nossen zu haben, während die gemeinen Krieger dieser Völkerschaft auf nackten
Pferden und sogar meistens auch ohne Zügel ritten, wie Fig. 7 zeigt. Die
bisher genannten Abbildungen, welche sich auf die Mitte des 2. Jahrhunderts
beziehen, sind sämtlich nach den Zeichnungen Bartolos der M. Aurels-Säule
entnommen und zum Teil auch von Ginzrot aufgeführt, Fig. 9 dagegen nach
demselben Autor der Traians-Säule (Blatt 34 u. 35); eine ganz ähnliche Ab-
bildung findet sich bei Ginzrot II, Taf. 81, 4. Bei beiden sieht man ganz
deutlich einen vorderen, bei der unsrigen auch einen hinteren Sattelknopf und
einen grossen, ovalen Gegenstand, welchen ich für eine lederne Schutzdecke
für die Flanken des Pferdes halte, Ginzrot aber für einen glänzenden Metall-
schild, welcher zur Zierde dienen soll. Ich finde diese Unterlage äusserst un-
bequem und unpraktisch, wenn sie von Metall war, es sind aber viele derartige
Bilder auf der Säule vorhanden, bei welchen die Reiter auf so ausgerüsteten
Sätteln sitzen und Ginzrot behauptet, dass ähnliches zu seiner Zeit in der
Türkei noch üblich gewesen sei. Jedenfalls waren diese Gegenstände am Sattel-
gestell festgebunden. An der grossen Reiterstatue M. Aureis auf dem Kapitel
23
endlich sieht man, wie Fig. 8 zeigt, vor und unter dem Sitz des Reiters einen
Gegenstand hervorragen, der ein Stück einer wirklichen Satteltracht zu sein
scheint. Die Zeichnung ist dem Bilderatlas von Weisser entnommen, die Figur
findet sich indessen auch bei Montfaucon IV, 28, 1, jedoch so sehr von vorn
gezeichnet, dass die Hauptsache nicht deutlich zu erkennen ist. Man hat es
hier mit einer Porträtstatue zu thun und kann sich auf die Einzelheiten vor-
lassen; leider steht mir keine Abbildung in grösserem Massstabe zu Gebote.
Demselben Werk ist das Pferd des von Sapor gefangenen Kaisers Valerian
entnommen, Fig. 14 (bei Weisser, Taf. 16, 19), welches, auf der Felsenwand
von Natsch-i-Rustan eingehauen, der Sassaniden-Zeit und zwar der Mitte des
3. Jahrhunders angehört. In diese Zeit ist wohl auch das ganz ähnliche, un-
datierte Bild bei Ginzrot II, Taf. 76, 1 zu setzen, welches sich in Chapur
befinden soll. Hier sehen wir ein den alten deutschen Sätteln für schwere
Reiter und in der Hauptsache auch dem englischen Sattel sehr ähnliches Stück,
deren unbekleidetes Holzgestell in Fig. 18 zur Erklärung der einzelnen Teile
abgebildet ist. A, der Kopf, enthält unter Umständen eine Bausche oder einen
Knopf, B, das Hintergestell, C, der After, hintere Bausche, Sattelbogen, bisweilen
mit Löffel, D, Steege oder Trachten. Der ungarische Bocksattel dagegen besteht
aus a Vorder- und b Hinterzwiesel mit dem Löifel, c den Trachten. Dazu
kommen heutzutage die Bügel und die Bekleidung. Der deutsche Sattel hat
auf der unteren Seite ein starkes gepolstertes Kissen und ist oben mit Leder
bekleidet, der ungarische hat nur einen angeschnürten Sitzriemen (d) und darüber
ein Sitzkissen und ruht auf der zusammengelegten Decke.
Das Bild No. 11 ist aus Montfaucon IV, 30, 3 entnommen; es stammt
von der Colonna des Theodosius in Konstantinopel. Diese Säule ist jetzt
zerstörl^ aber sie wurde im 15. Jahrhundert, wo sie noch vorhanden war, von
Gentile Bellini, wie man allerdings behauptet, nicht ohne kleine Willkürlichkeiten,
gezeichnet. Derselben Säule, aber dem Atlas von Weisser ist auch No. 15
entnommen, welches das Pferd eines gefangenen Goten vorstellt. Hier, bei den
beiden letzten Bildern sieht mau einen wirklichen, nicht anzuzweifelnden Sattel,
aber sie gehören erst dem 4. Jahrhundert an. Nach diesen Abbildungen sind
also die Anfänge der Sättel mit Holzgestell vorläufig zwischen dem zweiten
und vierten Jahrhundert zu suchen.
Es giebt nun aber eine Anzahl anderer Bildwerke, welche bisher für
unseren Zweck fast ganz unbeachtet blieben, uns aber viel näher liegen und
einen viel sichereren Einblick gcwäliren. Es sind dies die Denksteine, welche
in den Museen von Mainz, Wiesbaden, Worms, Trier, Bonn uud vielleicht noch
an anderen Orten aufbewahrt werden, aber einstweilen gar nicht datiert sind,
wenn auch die Schriftzüge und andere Umstände es wahrscheinlich machen,
dass sie dem zweiten, höchstens dem dritten Jahrhundert angehören. Die wich-
tigsten Stücke dieser im Mainzer Museum, teils im Original, teils in guten Nach-
ahmungen vorhandenen Denkmäler sind von Lindenschmit, Tracht und Be-
waffnung des römischen Heeres, Tafel VII, 1, 2, 4 u. MII, 1 u. 2, ab-
gebildet. Sie zeigen, wenn auch teilweise beschädigt, wirkliche Sättel mit hoch-
aufragenden vorderen und hinteren Sattelbögen, wie aus unseren Figuren 17,
.24
12, 10 u. 13 und den in Mainz unter No. 217, 221, 222, 223 katalogisierten
Steinen zu ersehen ist. Fig. 17 ist eine Darstellung eines vollständigen Sattels
von dem dort betindliihen Grabstein No. 217. Die näheren Angaben über Fund-
ort, Inschriften und Einzelheiten sind bei Lindensohmit zu finden. Es ist un-
zweifelhaft, dass man es hier mit Sätteln mit festem Holzgestell und hohen
Löffeln zu thun hat. loh will noch erwähnen, dass im Wiesbadener Museum,
Raum IV, Xo. 6605 u. 13796 zwei Beschläge aufbewahrt werden, welche, in
Fig. 16 abgebildet, bei Kempten in der Nähe von Bingen mit römischen Sachen
gefunden wurden, sonst aber nicht datiert sind und möglicherweise die vordere
Kammer eines Sattels umfassten; sie messen in Höhe und unterer Weite etwa 20 cm.
Sehen wir nun zu, ob die schriftlichen Nachrichten damit übereinstimmen.
Gleichzeitig nämlich mit diesen Erscheinungen an den Bildwerken und späterhin
treten einige Bezeichnungen für Sattel auf, welche sowohl in lateinischen Schriften
als hauptsächlich bei den sogenannten Byzantinern vorkommen und das allmählich
dem wirklichen Sattel angenäherte ephippium bedeuten: Sella, sella equestris,
scordiscus, 'jsÄXa, osA/.ap'.ov, ?o(ja und i-f sopa, die beiden letzten dürfen aber nicht
unbedingt mit Sattel übersetzt werden. Achilles Tatius (I, 12), vermutUch aus
dem 3. Jahrhundert, braucht an drei Stellen das Wort iopa, kann aber nicht
den Sattel, sondern nur die Stelle des Pferderückens, auf dem der Reiter sitzt,
meinen, wie Xenophon hipp. I, 11 u. V, 5. Einmal nämlich wischt der Reiter
den Schweiss ab, ä~0[j.ärrovto? rr^; i5f»a? too? iopöjTac, wo nur der blosse Pferde-
rücken gemeint sein kann, das andere Mal wird er während des Jagens auf
dem Pferderücken bald ganz zurück, bald ganz nach vorn geworfen, zv. zffi i^pa?
STf a'.p'!^£TÖ ;roT£ (lev i:i' oopav 7.aToX'.'3i>a:v(»>v zozz oe zTil z[jx/r^Krs^j xoßi'jTtüv, was nicht
möglich ist, wenn ein Sattel auf dem Pferde liegt. Die dritte Stelle ist in
dieser Beziehung nicht entscheidend. Es ist also aus diesem Schriftsteller nichts
zu schliessen, man nmss iSpa hier einfach durch Sitz übersetzen und darunter
die Stelle des Pferderückens verstehen, auf welcher der Reiter zu sitzen pflegt;
wir brauchen heute dieses Wort genau in derselben Bedeutung. Dagegen ist
Zonaras HI, pag. 11, ed. Basil. 1557, wo er von der Ermordung Konstantins
spricht, also vom Jahre 313 und von diesem sagt: sxrsTrrwxs zifi iopa;;, in der
Übersetzung sella excussus est, wegen des ix kaum anders als von einem Sattel
mit hohen Vorder- und Hinterbauschen zu verstehen. Die sicherste schriftliche
Kunde bildet aber die Erwähnung des Sattels im Codex Theodosianus vom
Jahre 385 (lib. VHI, t. 5, 47 u. ebenso Cod. Just. lib. XH, t. 51, 12). Dort
heisst es: Quoniam veredorum (juoque cura pari ratione tractanda est, sexaginta
libras sella cum frenis, triginta (juinquo vero averta non transeat, ea ratione
ut si quis praescripta nnjderamiuis imperatorii libramenta transcenderit, eins
sella in frusta caedatur, averta vero tisci viribus deputetur. Ein Sattel, hier
sella genannt, welcher mit dem Zaum 60 Pfund wog — der vorhin beschriebene
deutsche Sattel wiegt noch nicht 20 Pfund — muss ein schweres Holzgestell ge-
habt haben, umsomehr, als er in Stücke geschlagen werden soll und der Mantel-
sack daran angebunden werden konnte. Wenn Nazarius in seiner Lobrede auf
Konstantin sagt, dass die sterbenden Reiter sich au ihren Sätteln festhielten — ■
moribundi sedilibus attineri — so können auch keine Decken, sondern nur feste
25
Gestelle gemeint sein. Zweifelhaft bleibt, ob die Wörter antilcna und postilena,
sowie antella und pustella (Isidurus 20, 16) wirklich, wie behauptet wird, die
Sattelbogen bedeuten; ein niehreres timlct man darüber bei Schetfer I, 11,
pag. 125. Die Ausdrücke xo'XoßYj und oz'.'5^>o-/.oöpßT) kommen in der Bedeutung
vorderer und hinterer Sattelbogen schon bei Mauritius tact. II, 8, edit. Upsal.
pag. 64 im 6. und beim Taktiker Leo im 8. Jahrhundert vor.
Ganz deutlich spricht auch Paulus Diaconus lib. 15 und ähnlich Jornandes 40
von Reitersätteln, von welchen Attila, als er seine Niederlage voraussah, emen
Scheiterhaufen errichten wollte; sie mussten, wenn sie brennen sollten, jeden-
falls hölzerne Gestelle haben: Attila ex equitatoriis ingentem pyram sellis eon-
struxit, ut ibidem se Gothis immiuentibus supposito igne cremaret. Die oft
gelesene Angabe, dass Hieronymus der erste sei, welcher von wirklichen Sätteln
spreche, trifft, da dieser Kirchenvater erst Ende des 4. Jahrhumlerts lebte, wenn
er von seiner Zeit spricht, auf ein sehr spätes Datum. Es ist mir nicht gelungen,
in seinem umfangreichen litterarischen Nachlass die betreffende Stelle aufzufinden.
Vegetius spricht, wie wir schon früher angeführt, sowohl bei Reit- wie bei Pack-
sätteln von der Kammer, welche genau passen soll und klagt über das zu grosse
Gewicht einzelner Sättel; er setzt also sicher ein Holzgestell voraus. Auch
Sidonius Apollinaris III, 3, wahrscheinlich im 4. Jahrhundert, spricht von Sattel-
bäumen: sellarum equestrium madefacta sudoribus fulcra resupinant.
Erst in der Taktik des Kaisers Mauritius Ende des 6. Jahrhunderts ist
zum erstenmale von Sätteln mit Steigbügeln die Rede und zwar sollen beide
Bügel auf der linken Seite, der eine an dem vorderen Sattelbogen, wie ge-
wöhnlich — w; 3i>o? sod — , der andere an dem hinteren befestigt werden, da-
mit hinter dem Reiter noch ein Kampfunfähiger das Pferd besteigen könne.
Die Stelle ist die eben citierte II, 8. Der nächste Schriftsteller, welcher den
Sattel mit Bügeln erwähnt, ist der 2 Jahrhunderte spätere Taktiker Leo, er
sagt VI, 10, ed. Meuvsii (Lugd. Bat. Elzevir. 1612), S. 57: r.; os 'M osXXa; oV.
axäXa? T.OT^pd? xal Mopöooxov, y.al -s5'.xXov xal a;Xo-öo7T^v, wobei zu bemerken ist,
dass -s5r/.Xov die Fussfessel und 'jsXo-ö-r.'T] ein Sack ist, in welchem Proviant
auf 3 bis 4 Tage mitgenommen wurde. Ob die Stelle nicht verdürben untl nach
V, 4, S. 51 zu verbessern ist in: Xwf/'joxov (Fussfessel und Riemen dazu), -so-.Xa
(Reservehufeisen) und asXozoofrjV überlasse ich den Philologen. Es ist hierbei
nicht nötig, die allgemeine Einführung der Steigbügel erst ins 8. Jahrhundert
zu verlegen, da die Stelle weiter nichts beweist, als dass sie zu Leos Zeit be-
reits stattgefunden hatte. Verschiedene Völker nahmen den Sattel zu ver-
schiedenen Zeiten an, eine Gleichmässigkeit der Construction gab es nicht einmal
in demselben Heere; die Sättel waren und blieben sehr verschieden.
Im 12. Jahrhundert spricht Nicetas Choniata von den Sätteln der Scythen
und nennt sie aotpäßa'. und huntlert Jahre später Pachymeres de Michaele Palaeologo
von Sätteln mit Bügeln: ävT'.ßa-.vs-.v Tä-.c; \i v/A'i^jrt. rrj; s-f-zotpioo; xX-aa^'-v.
Die bisherigen Erörterungen beziehen sich sämtlich auf Reitersättel, wie
sie im Kriege benutzt und in der Armee üblich waren, wo es auf festen Sitz und
praktische Beschaffenheit für Reiter und Pferd während eines laugen Feldzuges
26
ankam. Anders stand es für den Privatmann und den vornehmen Römer, welcher
eine Vergnügungsreise in aller Bequemlichkeit zurücklegen wollte. Dieser
brauchte nicht das ephippium, wie es für den Soldaten taugte, sondern wie
uns Demosthenes vom Midias erzählt, d-e bequeme astraba, sei es auf dem
Maultier, sei es auf dem Pferde, oder einen ganz ähnlichen Sattel mit Unter-
gestell, an welchem er auch einen Mantelsack festbinden konnte und nicht erst
zur Zeit des Traian oder gar des Theodosius, sondern schon Jahrhunderte vor-
her, wie wir von Horaz (Sat. I, 6, 105) und noch früher von Cato Censorius
(Seneca, ep. 67) wissen. Der Sattel des Iloraz, hinter welchem ein Mantelsack
befestigt war, hatte jedenfalls einen hölzernen Bock, wie die astraba, denn sonst
hätte er nicht vorn das Maultier an den Schulterblättern drücken können: nunc
mihi curto ire licet mulo, mantica cui lumbos onere ulceret atque eques armos.
Man beachte, dass der Mantelsack nicht die spina, die Wirbelsäule des Rückens,
sondern die lumbi, die Lenden, drückt; die erstere war durch die bis hintenhin
durchgehende Kammer geschützt.
Aus dem Capitulare Ludwigs IL, des Karolingers vom Jahre 866, cp. 10
ersehen wir, dass der Sattel bei den Franken allgemein übhch war, denn es
wird bereits die Strafe des Satteltragens — sellam ad suum dorsum — erwähnt,
welche sich von den Franken und Schwaben nach Italien verbreitete.
Die Geschichte des Sattels weiter zu verfolgen, liegt nicht im Plane dieses
Aufsatzes, wohl aber dürften noch einige Bemerkungen über das Aufkommen
desselben bei anderen europäischen Völkern am Platze sein.
Wenn Goropius Becanus, welcher im 16. Jahrhundert ein Werk Francica
verfasste, die Erfindung des Sattels den salischen Franken zuschreibt, so wissen
wir nach der vorhergehenden L^ntersuchung, dass lange vor ihrer Zeit der Sattel
bekannt war und dürfen seine Behauptung mit einer anderen von ihm gemachten
Entdeckung, nach welcher das Paradies dereinst in Holland gelegen habe, auf
gleiche Stufe stellen. Weit eher dürften wir an die Sättel bei den Quaden zur
Zeit M. Aureis anknüpfend, den im Osten Europas wohnenden Völkern an der
Donau und an den Ufera des schwarzen Meeres, lauter Reitervölkern, den Goten
oder den Arabern, die Erfindung oder Vervollkommnung des Sattels zuschreiben.
Denn nach der Völkerwanderung finden wir das kavalleristische Element in
ganz Westeuropa vollständig vernachlässigt; die Franken sitzen nach 732 in
der Schlacht bei Poitiers ab und kämpfen zu Fuss, während im Osten bei den
Gothen und Arabern allein noch grosse Reiterheere die Regel bilden. Erst all-
mählich finden sich diese auch wieder im Westen, zuerst bei den Arabern in
Spanien und bei den Gothen, dann bei den Austrasiern, von 755 an erst bei
den Franken und lange Zeit danach erst im rechtsrheinischen Deutschland, wie
von J. Brunner, der Reiterdienst und die Anfänge des Lehnswesens, Zeitschr.
f. Rechtsgeschichte, VIII. Band 1887 und in meinem Buche über die ritter-
iichen Übungen im Abschnitt von den Turnieren ausführlich dargethan ist. Es
ist daher nur möghch, dass die Franken, welche sich von dem angegebenen
Zeitpunkt an in allen ritterlichen Übungen hervorthaten (Monum. German. Ein-
hard, vita Caroli c. 22) vielleicht vor anderen benachbarten Völkern den Sattel
annahmen, welcher im Osten längst im Gebrauch war.
27
Wena bei Ginzrot II, 457 angeführt wird, dass Chnodomar, König der
Alemannen im 4. Jahrhundert sich hoch im Sattel aufrichtete und dabei auf
Amraian. Marceil. XYI, 29 verwiesen wird, so liegt dieser Stelle eine sehr freie
Übersetzung zu Grunde, im Text steht kein Wort von einem Sattel; es heisst
nur: equo spumante sublimior erectus; ebenso gut könnte man übersetzen: er
richtete sich in den Bügeln in die Höhe. Dasselbe gilt von der anderen, bei
Ginzrot II 454 angeführten Stelle aus Ammian. XXIII, 0, wo nur steht auro
lappilisque distincta ornamenta conspersit, obgleich es sehr wahrscheinlich ist,
dass sowohl Chnodomar wie Julian einen Sattel hatten.
Interessant für uns ist das Vorkommen des Sattels in Deutschland, wo
ursprünglich vielleicht eine Konstruktion eigener Erfindung in Gebrauch war.
Hier scheinen nämlich Bast und Baumrinde die Hauptbestandteile gebildet zu
haben, vielleicht dass man zwei Trachten, wie beim ungarischen Bock, von Holz
oder von biegsamer starker Baumrinde durch Holzstücke mittelst Bastes verband
und den Sitz durch Decken oder Felle polsterte. Die geringe Entwicklung der
Technik mag zu diesem Mittel gezwungen haben. Jahns, Ross und Reiter H, 32
macht darauf aufmerksam, dass im altfranzösischen bat und hast, im italienischen
basto und in anderen Sprachen ähnliche Wörter den Sattel bedeuten — bätard,
Bastard, ist fils de hast — dass Jeschute im Parcival auf einem Bastsattel ritt
und die lievländischen Bauern noch im 17. Jahrhundert ihren Sattel aus Holz
und Bast herstellten. Die Teile wurden vermutlich nicht fest gefügt, sondern
gebunden, ähnlich wie die schwedische Artillerie ihre Kummte aus beweglichen
Holzblättern verfertigte. Die nordische Mythologie lässt ihre Helden stets auf
Sätteln reiten, sie werden in der Edda 31, 37, 105, 114, 203, 205, 213, in
der Heimskringia I, 23, ed. Wächter, S. GO, in den Nibelungen, dem Waltari-
liede und an anderen Stellen erwähnt. Hermedur, Odins Sohn, gürtet den
Sleipnir fester und giebt ihm die Sporen, Edda, pag. 282. Nach Weinhold,
altnord. Leben, S. 495 wurde der Hengst mit Sattel und Zaum zu dem toten
Krieger ins Grab gelegt. Da besonders in den nordischen Eddaliedern Spuren
sehr alten Ursprungs enthalten sind, so können diese Vorkommnisse möglicher-
weise auf uralte, aus dem Volke hervorgegangen, nicht von anderen entlehnte
Erfindungen deuten.
Nachdem wir nun gesehen, dass der Reitsattel mit festem Gestell in seinen
ersten Anfängen im zweiten Jahrhundert noch neben dem alten ephippium er-
scheint, im dritten und vierten als gewöhnliches Ausrüstungsstück, im achten
Jahrhundert sogar mit Bügeln vorkommt, müssen wir weiteren Aufkhirungen
nicht nur durch die Auffindung neuer, sondern auch durch bessere Verwertung
längst vorhandener, aber in weiteren Kreisen nicht genügend bekannter Denk-
mäler hoffend entgegensehen.
Die Frankengräber von Schierstein.
Von
B. Flors:hütz,
Im Xorden von Schierstein, im Flur Eisenmänuchen und ungefähr 300 Schritte
vom Bahnkörper entfernt, steigt das Gelände zu einer massigen Erhebung an,
welche nach Westen von einer zur Höhe des Berges führenden Schlucht abge-
grenzt wird, und auf deren südwestlichem Ende jetzt der Kingofen des Herrn
Gastwirt Georg erbaut ist. Nach dem Hohlweg zu hat bereits früher eine
künstliche Abtragung stattgefunden, aber auch die Vorderseite der Erhebung
zeigt eine Änderung ihres ursprünglichen Protiles; man hat daselbst vor 10 bis
12 Jahren ziemlich viel Boden abgehoben, um den neu angelegten Schiersteiner
Totenhof damit aufzufüllen. Dieses Terrain nun bildet den bis jetzt in seiner
Gesammtausdehnung noch nicht festgesetzten Reihenfriedhof der alten fränkischen
Bewohner Schiersteins, der heidnischen Vorfahren der jetzigen Bevölkerung.
Schon früher war man am Nordwestende auf einige Gräber gestossen, die über
den Charakter des Platzes keinen Zweifel Hessen; in diesem Winter wurde bei
den Grundarbeiten für die Anlage des Ringofens, sowie bei der neben dem
Hohlweg von Süden nach Norden vorgenommenen Abstechuug des Lössbodens
zur Ziegelfabrikation eine grössere Anzahl derselben aufgedeckt, von denen ein-
zelne eine reiche Ausstattung zeigten.
Der Grund und Boden des Friedhofs besteht aus einer massig starken
Hunmsschicht, unter welcher ein hellbrauner Löss in grosser Mächtigkeit ansteht.
Letzterer erweist sich als ein sehr feinkörniger, durchaus homogener Nieder-
schlag und liefert ein ganz vorzügliches Backsteinmaterial; mit Ausnahme weniger
Kalkkonkremente ist er frei von allen Beimischungen und braucht keine weitere
Zurichtung. Die grösseren und kleineren Steine, die ihm entnommen werden
— meist Kopfstücke von Budenheimer Kalkstein — gehörten den Gräbern an,
zu deren Bedeckung sie dienten.
Die Gräber selbst sind in wechselnder Tiefe in den Löss eingeschnitten.
Einzelne liegen ganz seicht; doch ist gerade bei ihnen die erwähnte Erd-
abtragung zu berücksichtigen. Andere sind bis zu 2, ja fast 3 m unter der
jetzigen Oberfläche eingetieft. Sie sind nach unten massig verjüngt; ihre Sohle
beträgt durchschnittlich 60—80 cm. Ihre Richtung ist stets von Westen nach
Osten, sodass das Gesicht des Bestatteten der aufgehenden Sonne zugewandt
war. Eine durchaus regelmässige Reihenordnuug konnte aber nicht nachgewiesen
29
werden. Wohl wurden dem Hohlweg parallel zwei Reihen, die erste von 5,
die zweite von 9 Gräbern aufgedeckt, aber die einzelnen (^iräber zeigten keine
korrespondierende, sondern eine völlig willkürliche Lage. Bei den Ausschach-
tungen für den Ringofen, welche ungefähr 7 Bestartungen ergaben, konnte eine
plannlässige Anordnung noch weniger beobachtet werden.
Plattengräber sind nicht gefunden worden; doch entdeckte Herr Georg
im Dezember vor. Jahres beim Beginn seiner Arbeiten rechts vom Hohlwege
fünf grosse (^uarzquadern von je 8 — 9 Centner Schwere, welche sorgfältig aus-
gewählt schienen und unregelmässig zusammengestellt waren. Nach ihrer Ent-
fernung stiess er auf eine Platte von Reistenhäuser Saudstein, von etwa 60 cm
im Quadrat und 30 cm Dicke; unter ihr auf eine Lage von Budenheimer Kalk-
stein. Eine Deutung dieses auffälligen Steinbaues, welcher sonst keine Funde
ergab, ist — zumal bei der unzureichenden Beschreibung — nicht wohl zulässig.
In seiner Nähe fanden sich dann die ersten Gräber. Viele Gräber waren, zumal
an ihrem Kopfende, mit Steinen bedeckt gewesen, speciell mit Budenheimer
Kalksteinen.
Auch von Särgen hat sich nichts ergeben; wohl aber hatte in einem reich
dotierten Frauengrab die Leiche auf einem Bret gelegen, dessen Holzart jedoch
nicht mehr festgestellt werden konnte.
Jedes Grab birgt auf seinem Boden ein mehr oder weniger starkes Lager
von Holzasche, teilweise noch mit Kohlenstückchen, die oft noch ziemlich hoch
hinauf zu verfolgen sind. Auf und in diese Asche war die Leiche gebettet,
langgestreckt, nur eine ursprünglich wohl sitzend; in diese Asche waren die
Beigaben gelegt und gestellt. Die Gräber enthielten vorwiegend nur eine
Leiche; doch fand sich in einem sehr ärmlichen das Skelett einer Frau und
eines jungen Individuums, vielleicht eines Mädchens; ein anderes grosses und
breites Grab enthielt die Überreste verschiedener Personen ohne jede Beigabe.
Die sehr fragmentarischen Skelette deuten auf ein wohlgebautes, kräftiges Ge-
schlecht; die untersuchten Schädel zeigen den Reihengräbertx-pus mit einem
Längsbreitenindex von 71,2, 73,3 und 70,4 und der charakteristischen Gesichts-
bildung. Der t^rauenschädel aus jenem Doppelgrab wies dagegen eine voll-
ständig abweichende, breite und unschöne Physionomie auf. Sein Index be-
trägt 79. (Sklavin?)
Die Beigaben treten in einzelnen Gräbern reichlich auf. Die freien Männer
sind in ihrer vollen Waffenausrüstung, die Frauen mit ihrem gesamten Schmuck
bestattet; beiden Bestattungen gemeinsam ist die Mitgabe verschiedener Töpfe-
reien in Urnen-, Krug- und Schalenform, eines Trinkbechers oder eines Kumpens
aus Glas und oft von zierlichster Technik, eines Feuersteines und verschiedener
Nahrungsmittel, von denen nichts übrig geblieben ist als einige Tierknochen.
Die Waffenausrüstung ist die allen Franken- (und Alemannen-)Gräbern
gemeinsame. Verhältnismässig häufig tritt der Wurfspiess auf, der Ango, als
Nachbildung des römischen Pilum, sein Eisen von ca. 1 m Länge. Mit ihm sind
grosse und kleine, schmale und breite Lanzen vergesellschaftet, ebenso das
Langschwert, die Spatha, und verschiedene grössere und kleinere Saxe; ein
typischer grosser Scramasax zu zweihändigem Gebrauch hat sich bis jetzt noch
30
nicht gefunden. Regelmässig liegt in der Bauchgegend des Bestatteten der
kunstreich getriebene Buckel des längst vermoderten Holzschildes, häufig noch
mit seinen breiten Haftnägeln aus Bronze, seinem rundgeschmiedeten ChiTus
und einigen Stücken vom Randbeschlag. In der Gegend der linken Hand aber,
meist unterhalb derselben, finden wir die elegant geschwungene Franziska, das
nationale Wurfbeil der Franken. Zu Füssen des Skelettes steht die getriebene
Bronzeschüssel mit den Überresten eines Kammes aus Bein oder Holz — des
Zeichens der Freien, die allein das lange Haar führen durften, im Gegensatz
zu den kurzgeschorenen Unfreien und Sklaven. Oft enthalten diese, auch in den
Frauengräbern vorkommenden, Schüsseln Haselnüsse, welchen man gern eine
svmbolische Bedeutung beilegen möchte. Wichtiger wäre für den Augenblick die
Entscheidung der Frage, ob die Schüsseln mit Nüssen ausschliesslich den Frauen-
gräbem — die mit Kamm nur den Männern beigegeben waren, Stücke ver-
rosteten Eisens deuten ausserdem auf mancherlei Schnallen und Riemenwerk;
Tauschierungen sind noch nicht gefunden.
Der Frauenschmuck ist zahlreich und in seiner Eigenart höchst anmutend.
Die meist paarig auftretenden Gewandschliessen (fibulae) sind teils aus Bronze,
oft aber aus Silber gefertigt und mit Niello und Almandineu (flach geschliffenen,
goldunterlegten Edelgranaten) verziert. Dieselben, in Zellen eingesetzten, Steine
finden wir auch bei anderen Schliessen, die teils in Form runder Brochen oder
kleinerer und grösserer Falken auftreten und für das Zusammenfassen feinerer
Gewebe, z. B. der Leinwand, bestimmt waren. Interessant ist hierbei das immer
wiederkehrende Motiv dieser Falken, deren Augen, Flügel und Schwanz durch
Almandine markiert sind, wenn nicht der ganze Vogel aus solchen zusammen-
gesetzt ist, während der Schnabel sich stets durch seine lange, hakenförmige
Gestalt charakterisiert.
Schön verzierte Bronzenadeln haben ebenfiills zum Zusammenfassen der
Kleidung gedient; für das Haar war der geschlossene, oft grosse, halbmond-
förmige Kamm in Gebrauch — im Gegensatz zu den zahlreichen Knochennadeln
der römischen Frauen. Schnallen, ebenfalls mit Almandinen besetzt und mancherlei
Ringe aus Bronze oder buntem Glas waren am Gürtel angebracht, dessen Ge-
hänge (aus bronzebesetztem Leder oder Bronzeketten) mit allerhand Bronze-
zierrat, zierlichen Knochenschnitzereien, Münzen oder Pincetten und anderen
kleinen Bedürfnisartikeln aus Bronze versehen waren. Kleinere Bronzestücke
mögen je nach ihrer Form als Beschlagstücke von Schmuckkästchen, oder als
Verzierung des Gürtels, seiner Gehänge oder auch des Schuhwerkes gedeutet
werden. Das Bronzebecken ist bereits erwähnt. Zahlreiche Perlen schmückten,
an Schnüren aufgereiht, den Hals und die Handgelenke. Sie bestehen aus
buntem, oft zierlich gebändertem Glase, aus Achaten, Thonfritt und Bernstein
und kommen von der kleinsten Form bis zu einem Durchmesser von 4,5 cm vor.
Der einfache Spinnwirtel endlich aus gebranntem Thon mag uns als un-
scheinbares, aber desto bedeutsameres Symbol des weiblichen Berufes erscheinen.
Die neben den Leichen aufgestellten irdenen Gefässe treten in Form
grösserer und kleinerer, henkelloser Urnen mit rauher, rauchgrauer Oberfläche
auf, die mit Wellenornament oder eingeprägten Mustern unterhalb des Halses
31
versehen ist, — duneben als Krüge mit einem Henkel und Aiisguss; letztere
sind oft im Brand verzogen. Ausserdem finden sich nooh Teller und Schalen,
vielfach in Form und Färbung an römische Muster oriunernd.
Sehr schön sind die Gläser, deren jedes bessere Grab eines zu besitzen
pflegt. Sie zeugen von bedeutender Technik und sind, wenn sie in ein Tlion-
gefiiss gestellt waren, meist gut erhalten, während die freistehenden vollständig
durch die aufliegende Last zerdrückt wurden. Sie sind teils pokalfürmig, aber
stets ohne Fuss, im Gegenteil sogar mit konvexem Boden versehen, der oft
noch durch eine Spitze gekrönt wird, sodass das Glas stets nur auf den Rand
gestellt werden konnte, — teils treten sie als Kumpen verschiedener Form und
Grösse auf. Nektuarien und Hörner wurden noch nicht angetrotten.
Selten nur fehlt schliesslich der Feuerstein, der weniger als Messer wie
als Werkzeug zur Gewinnung des Feuers zu betrachten ist.
Über die tierischen Knochen, als Überreste der beigegebenen Speisen, ist
im allgemeinen nicht viel Zuverlässiges zu berichten, da denselben von Seiten
der Finder zu wenig Aufmerksamkeit war zugewendet worden. Desto interes-
santer ist dagegen ein derartiger Fund, den Referent persönlich mit erhoben
hat und der immerhin einige charakteristische Lichter auf die Fleischnahrung
der alten Schiersteiner, sowie auf ihre Totenopfer zu werfen geeignet ist.
Ein 2 m tiefes Grab war soeben an seinem Westende angehauen worden
und hob sich mit seiner dunkler geförbten, nach unten immer aschenhaltigeren
Füllung sehr deutlich von der hellen Lösswand, in die es eingeschnitten war.
Dieses Grab besass eine auffällig geringe Länge und zeigte das in ihm befind-
liche Skelett eines kräftigen Mannes in einer solchen Verwerfung, dass letztere
nur durch die Annahme einer sitzenden Bestattung mit ausgestreckten Beinen
erklärt werden konnte, wie auch Professor Lindenschmit den gleichen Fall
im Totenlager von Selzen angetroff'en hat. Waff'en und andere Beigaben, speziell
Töpfereien, fehlten gänzlich. Dagegen ergaben sich an dem zuerst angeschnittenen
westlichen Ende des Grabes in der rechten Ecke die Trümmer eines sehr fein
gestreiften, aber vollständig zerdrückten Glasbechers; in der Mitte — in nächster
Nähe des herabgerollten Kopfes — ein ziemlich starkes Stück Silex neben einem
vollständig mürben Eisenrestklumpen, der wohl als ein Überrest des Stahles
zum Feuerschlagen erklärt werden konnte; in der linken Ecke aber, durch Asche
voneinander getrennt, zwei Häufchen kleiner Tierknochen, welche sorgfältig er-
hoben und Herrn Römer zur gefälligen Bestimmung übergeben wurden. Die
Knochen des ersten Häufchens rührten von einer Marderart her und zwar wahr-
scheinlich von Mustela Martes; die des zweiten entsprachen einem sorgfältig
ausgeschnittenen linken Yorderviertel eines Hasen (Lepus timidus) und bestanden
aus der linken Unterkioferhälfte, Schulterblatt, Oberarm, Ellbogenröhre und
Speiche des linken Yorderfusses und vier Rippen der linken Seite! Hinter
diesen beiden Schleckereien fand sich noch das abgehauene Stück eines Schulter-
blattes mit dazu gehörigem Rippenbruchstück von einem grösseren Tiere, wahr-
scheinlich einem Schafe. Sämtliche Knochen zeigten keine Feuereinwirkung;
die Fleischstücke sind also in rohem Zustande beigegeben worden. Es würde
nach mancher Richtung förderlich sein, wenn bei weiteren Reihengräber-Unter-
32
suchunoen die Forscher auch solchen, scheinbar unbedeutenden Nebendingen
ihre froundhche Aufmerksamkeit zuwenden wollten.
Das Alter des bei weitem noch nicht erschöpften Schiersteiner Grabfeldes,
an welchem die Arbeiten jetzt für längere Zeit sistiert sind, dürfte in Anlehnung
an die Geschirhte der FrankiMi, in den Zeitraum vom 5. — 7. Jahrhundert fallen.
Eine Münze: MAXIMIANVS NOB CAES GENIO POPVLI ROMANI — (Yalerius
Maximianus, 285 von Diocletian zum Caesar und 286 zum Augustus und Mit-
reo-enten ernannt, wies unter anderem an der Rheingrenze die germanischen
Einfälle zurück, dankte 305 ab und wurde 310 getötet) — entspricht dem Jahre
285 — 286 und würde sich daher in Gegensatz zu unserer Annahme stellen.
Leitler ist sie aber als Grabfund nicht wohl zu verwerten, da sie auf der durch-
jjearbeiteten Bodentläche aufgelesen wurde. Im allgemeinen sind römische Münzen,
zumal an den Gürtelgehängcn der fränkischen Frauen, nicht selten, doch ge-
hören sie meist einer viel späteren Zeit an, wie z. B. die beiden Silbermünzen
des Justinian (527 — 565) in den Selzener Gräbern. Hätte unsere Münze wirklich
in einem Grabe gelegen, so läge ceteris paribus immerhin der Schluss nahe,
dass das Alter des Schiersteiner Friedhofes um vieles hinaufzurücken sei, ja
dass man daselbst vielleicht sogar statt eines fränkischen Friedhofes einen der
vorausgehenden Alemannen vor sich habe, wofür <lann auch das Auftreten von
Schnielzriuss im Auge zweier Falkenfibeln und die an römische Vorbilder sich
anlehnenden flachen Gefässe sprechen würden. Doch ist wie gesagt die Fund-
stelle der Münze eine viel zu unsichere, um irgend welche Hypothesen an sie
zu knüpfen, so wünschenswert es auch ist, dass wir thunlichst bald zu einer
Differenzierung der Alemannen- und der ihnen folgenden Frankengräber gelangen.
Schliesslich sei, obgleich mit unserem Thema nur durch örtlichen Zusammen-
hang verbunden, noch einer naturwissenschaftlichen Beobachtung Erwähnung
gethan, die seit den ersten Oktobertagen des vorigen Jahres zum öfteren im
Löss des Schiersteiner Grabfeldes gemacht worden ist. In der, wie eingangs
erwähnt, durchaus homogenen Masse fanden sich nämlich bis zu einer Tiefe
von 3 m einfach in den Löss eingeschlossen und von demselben wie ein flacher,
seinerzeit da liegen gebliebener Kiesel umlagert, einzelne Kröten von der Species
Bufo calamita, Kreuz- oder Sumpfkröte. Ein Zugang zu denselben durch die
Lössmasse konnte niemals nachgewiesen werden, Spalten, welche denselben er-
möglicht hätten, fehlten vollständig, Spuren eines nach Krötenart gegrabenen
und abgeschlossenen Kanales waren bei aller Aufmerksamkeit nach keiner Seite
zu entdecken. Die Kröten machten im ersten Augenblick den Eindruck eines
flach gerollten Steines, als welcher sie aus dem Lehm entfernt werden sollten.
In der Hand der Arbeiter aber belebten sie sich rasch und hüpften davon.
Wenn es auch keinem Zweifel unterliegt, dass dieselben erst im vorigen Jahre
zum Zweck des Winterschlafes in solche Tiefe durch den nichts weniger wie
lockeren Löss sich eingegraben haben, so konnte doch die Art und Weise dieser
Eingrabung bis jetzt noch in keinem Falle erwiesen werden. Ich selbst habe
über ein Vierteljahr ein solches Tierchen von 7 cm Länge bei 3,5 Breite, wie
es eben frisch herausgeholt worden war, in einem grösseren Glase mit dem
Lössboden seiner Schlafstätte beobachtet; es grub sich bei jeder Störung von
33
neuo'm ein, auch trotz der eingetretenen warmen Witterung, bis es in den ersten
Tagen des Mai verendete. Jedenfalls haben derartige Beobachtungen, welche
nur noch zu wenig veröffentlicht sind, die Ilauptveranlassung zu der so häufig
gehörten Sage von den in Stein eingeschlossenen Kröten gegeben. Möchte aber
der oder jener Leser unserem Bufo calamita, wie er so tief und geheimnisvoll
im diluvialen Lehm sitzt, noch tief unter den Frankengräbern, einige zehn-
tausend Jahre auf den breiten Rücken schreiben, so haben wir auch nichts
dagegen. I'nd wir werden uns von der beschaulichen Ruhe, deren das Tierchen
da unten gepflogen hat, — dem es vollständig einerlei geworden, was die
Geschlechter des 19. Jahrhunderts oben treiben und wie wohl der Heurio-e se-
raten mag — von dem einzig wahren, göttlichen Nirwana, das unserer glück-
lichen Kröte beschieden war, gern von ihm erzählen lassen.
Verzeichnis der in etwa 15 Gräbern gefundenen Altertümer.
WaflFen.
Angonen: 3.
Lanzen verschiedenster Art: 7.
Langschwerter: 2.
Franzisken: 2.
Messer: 1 und Bruchstücke.
Schildbuckel: 3, teilweise mit Bronze-
nägeln und Clavus.
Töpfereien und Gläser.
Urnen: ca. 10.
Krüge: 4 — 5.
1 Teller, Imitation von Terra sigill.
Glasschalen (Kumpen), weiss ge-
schliert: 2.
Glasbecher: 1 und zahlreiche Bruch-
stücke.
Bronzeschiisseln: 3.
Schmucksachen.
Silberner, teilweise vergoldeter Arm-
ring mit Scharnier und zwei Tier-
köpfen, im Stile der folgenden Alman-
dinfibeln.
Silberfibeln mit Almandinen: 2.
Silberfibeln ohne Almandine: 2.
Fibeln als Falke, Almandinen, das Auge
aber Schmelzfiuss: 2.
Falkenfibel mit AFmandinen, ohne »
Schmelz: 4.
Scheibenfibeln mit Almandinen: 3.
Schnallen mit Almandinen: 1.
Anhänger aus Bronze: 2.
Anhänger aus Knochen: 1.
Eine Bronzenadel.
Bronzeringe.
Reste von Kämmen.
Perlen aus Bernstein, Chalcedon, ge-
schliertem Glas igrün und weisse
Spindel), aus blauem Glas, blau mit
weissen Tupfen oder gelben Augen,
aus Frittmasse.
Kleine Geräte.
Pincetten aus Bronze: 3.
Spinnwirtel: 6.
Feuersteine.
Der Hasselbacher Turm.
Ein Re(iuiem zur Warnung.
(Taf. I, Abbild. 12.)
Von
A» Y. Cohausen,
Das im goldenen Grund unterhalb Kamberg an der Ems gelegene Dorf
Erbach kommt schon 782 — 798 als eine in der Erlinbacher Mark gelegene
Schenkung an das Kloster Lorsch vor. Yon ihm erstreckt sich der Erbacher
Markwald als ein 1500 m breiter Streifen, begrenzt vom Hauser Bach, nordost-
Avürts gegen Hasselbach.
Dies Dorf scheint eine Rodung in dem Wald gewesen zu sein, rauss
aber schon 1217 bestanden haben, da es damals zum Kirchspiel Rod gehörte.
Die Herrn von Limburg, deren Burg auf dem Felsen hinter dem Chor der Stifts-
kirche lag, verfügten noch 1317 über den Neurodzehnten und blieben im Besitz
des Dorfes, bis dasselbe mit ihrem Aussterben an Nassau und 1420 an Trier kam,
welches 1427 ein Viertel davon gegen Austausch wieder an Nassau gab. In
diesem zweiherrischen Besitz blieb es bis zum Reichsdeputations-Hauptschluss
1803, durch welchen es ganz an Nassau kam. Im Jahr 1441 erwirkten die
gemeinschaftlichen Landesherrn Kurfürst Jakob von Sierk und Graf Philipp von
Nassau-Saarbrücken am 1. Sept. von Kaiser Friedrich III. die Erlaubnis, aus
dem Dorf Hasselbach, am Leydbos') gelegen, eine Stadt und Feste zu machen
und zu bauen, und sie mit Graben, Thore'n und anderem Notdürftigen zu ver-
sehen. Die Einwohner waren allseitig frei und ihren beiden Landesherm
unterthan und ihre Stadt hatte die Gnaden und Freiheiten wie Frankfurt.
Was die Landesherm vermocht hatte, mitten in dem Waldland zwischen
der Ems und der Weil einen befestigten Platz anzulegen, waren die damals
sogenannten Hessenstrasse, der Rennweg und die Hühnerstrasse, welche am
Walverhaus unterhalb Weilburg beginnen, 2*/2 km nördlich von Hasselbach den
Judenpfad aufnehmen und immer auf dem Höhenrücken fortziehen, am Feldberg
den Pfahlgraben durchschneiden und über Königstein Frankfurt erreichen.
An der Sicherheit dieser jetzt verlassenen Verkehrsstrasse musste den Landes-
herrn gelegen sein. Sie war aber sehr gefährdet durch die an der Lahn und
am Taunus sitzende Ritterschaft, welche teils aus Not, teils aus Rauflust und
Habgier dazu getrieben, in der weitgehenden Erbschafts- und Ganerbschafts-
teilung, den Zinsen und Gefällen zu Fehden reiche Veranlassung fanden, und
zu Menschen-, Vieh- und Wareuraub benutzten.
') Der Name Loydbos ist Jotzt dort unbekannt, Bo^s ist ein kurz aufsteigender Hügel,
vielleicht der .südlich gegenüber dorn Dorf liegende .Schinn- oder wie die Leute .sagen Schindkopf,
auf dem man sich wohl einen zur Warnung der Wegelagerer aufgerichteten Galgen denken mag.
35
Gegenüber den landesherrlichen und städtischen, meist schon im 14. Jahr-
hundert erbauten Befestigungen, von denen wir nur Weilburg. Alt- und Xeu-
weilnau, Runkel, Usingen. Kamberg, Niederhrechen, Villmar, Freienfels nennen,
lagen nicht wenige ritterschaftliche Burgen : Emniershausen, Kleeberg, Cransberg,
Eichelbach, Elkershausen und vor allen die schlimmsten: Hattstein, Reifenbero-
und Kronberg. Durch Ganerbschaft, Belehnung und Öfi'nungsrecht waren die
Verhältnisse mehr zu Ungunsten als zu Gunsten der öffentlichen Sicherheit,
nur desto verworrener, und die Schaffung landesherrlicher Festungen mit dem von
ihnen ausgehenden Geleiten um so mehr geboten.
Welche tollen Kameraden zumal die Hattsteiner und Reifenberger durch viele
Geschlechter waren, ja wie in dem Domherrn Philipp Ludwig von Reifenberg
(t 1G86) noch das wilde Blut seiner Ahnen furtkochte, hat Pfarrer Ha nnappel, ge-
segneten Andenkens, im 4. Band unserer Annalen gründlich und schön beschrieben.
Die gemeinschaftliche Nutzung von Erbach und Hasselbach in dem Mark-
wald scheinen doch zu Unzukömmlichkeiten geführt zu haben, wegen deren
am 18. August 1474 und am 16. August 1486 Feststellungen stattfanden. (Die
Urkunden im Besitz des Vereins, die Regesten Annal. XX, 189 und 192.) Wir
erfahren aus denselben, durch wen die LandesheiTn, wohl zugleich Obermärker,
vertreten waren; nämlich am erstgenannten Tag Trier durch Dietrich von Dietsch;
Nassau, nämlich Katzenelnbogen, Nassau-Dioz und Nassau-Saarbrücken durch
Kon. von Reifenberg, Joh. Freie von Dyrne und Konrad von Hattstein (wahr-
scheinlich in amtlicher Stellung zu Usingen). Am anderen Tag wirkten als Teidings-
leute Henne von Hattstein, Joh. W^alraf und Henrich Riedesel, ferner für Trier und
Nassau-Saarbrücken Dietherich von Staffel, Peter von Eltz, Hederich von Rols-
hausen und Adam von Reinberg. Wir erkennen darunter manche Mitglieder
und Nachkommen der Raubritterschaft, welche nun im landesherrlichen, wie viel-
fach auch im städtischen Dienst waren.
Diese schiedsrichterlichen Entscheidungen werden zumeist nötig geworden
sein durch die zahlreichen Waldschmieden jener Gegend, welche eine grosse
Menge von Holzkohlen verbrauchten. Über die Schmieden von Weilmünster,
Löhnberg und Berg besitzen wir noch die Renteirechnungen von 1414 — 1427
(Annal. XVH, 35) und wir dürfen wohl auch Audenschmiede, Rod a. d. Weil
und Emmershausen dazu zählen, denn aus dem Weilthal kamen schon zu Römer-
zeiten die trefflichen Eisenerze, welche wir bei der Waldschmiede am Drei-
mühlenborn unfern der Saalburg aufj,'elesen haben. (Annal. X[V317, XV 124.)
Unzählige Schlackenhalden in den W^äldern zwischen Lahn und Taunus, «»stlich
des goldenen Grundes, zeugen von der alten Eisenindustrie, welche nur auf
Holzkohlen angewiesen war und nur Schmiedeeisen erzeugte. Daher war in
den beiden Teidingen als erster Punkt hervorgehoben: 1. dass niemand mehr
im Markwald einen Köhler legen, nicht mehr gekohlt werden dürfe; 2. zwei
Tage in der Woche dürften die Hasselbacher zu Feuer Ungehölz, auch zu
Zäunen und Gehegen selbst eichene Stecken und zwar jeder Hausgesesse einen
Wagen voll holen, die Gerten und Stecken sollen aber wirklich verzaunt, nicht
verbrannnt werden; wenn die von Hasselbach in der Mark kein Ungehölz findon,
so sollen sie es den Amtleuten zu Kamberg melden und diese ihnen Holz zu
3*
36
Feuerung verschaffen, bis wieder I'nijeliiilz wailise; 4. IIulz zu Häusern, Scheuern
und Backhäusern sollen die von Hasselbach fordere zu Erbach vor der Kirche
von der Gemeine und dasselbe solle geschehe wie herkömmlich; 5. davon
sollen die von Hasselbach ihr Recht geben auch Fürstrecht uach Gewohnheit
der Markrecht wie von Alters herkommen ist; G. die von Erbach und Hassel-
bach sollen es mit Eckern und Viehtreiben halfen nach herkommen; 7. des
Frohustück Waldes sollen sie in Gebrauch halten wie seither; 8. alle Gebicke
und Hegen, die um ilie ^fark seien, sollen vou denen von Erbach und Hasael-
bach unbeschädigt erlialten werden; 9. die von Erbach und Hasselbach sollen
die Mark mit Förster bestellen wie seither; 10. die vorkommenden Schäden
an den Hegen zu verteidingen soll den Herrn zu Kamberg zustehen.
Es erhellt daraus, dass beide Ortschaften keineswegs gleichberechtigt
waren und es scheint dies zu einer nicht bekannten Zeit dazu geführt zu haben,
dass der Markwald wirklich geteilt wurde, wobei auf Erbach etwa ''/?, auf
Hasselbach '/; und auf tue Obermärker gleichfalls '/; des zwischen beiden ge-
legenen Domanialwalds kamen.
Zwei Kilometer südlich von Hasselbach liegt der Eichelbacher Hof, eine
Schöpfung des 16. Jahrhunderts. ,
Eine ältere Burg Eichelbach ist jetzt nur mehr in einem auf den General-
stabs- und in den Forstkarten als Gebück bezeichneten Waldort zu erkennen.
Dasselbe nimmt 1600 m südlich von Hasselbach eine Höhenzunge ein, welche
sich 500 m laug und 100 m breit, nach drei Seiten mit steilen Abhängen in
den Eichelbacher Grund vorstreckt. Sie ist auf der westlichen Angriffsseite
durch einen 219 Schritt langen Graben von 3 m Breite und 1\'2 m Tiefe, sowie
durch einen 1 m hohen Erdwall verteidigt. Von Mauerwerk und Gebückbäumen
aber ist nichts mehr zu sehen.
^Vir wissen, dass ein Stamm derer von Rheinberg sich auch von Eichelbach
nannten, und dass einem derselben die J3urg im Jahr 1353 von Heinrich von
Hattstein mit Gewalt entrissen wurde, jedoch schon 1375 wieder an die ursprüng-
lichen Besitzer kam.
Ums Jahr 1460 muss sie eine Kapelle gehabt haben, da in diese die
Dörfer Kratzenbach und Geniund eingepfarrt waren.
Diese Rheinberge oder Reinberge gehörten nicht dem rheingräfiichen Ge-
schlecht an, welches die Burg Rheinberg an der AVisper, vielleicht noch aus
der karolingischen Zeit her, besass, sondern sie gehörten wie die von Heppenheft
und andere nur zu deren Burgmannschaft.
In der Kirche zu Hasselbach ist in der rechten Chorwand ein schöner
Grabstein aus Sandstein eingemauert. Er stellt bis zur Hüfte einen Ritter dar,
in Plattenharnisch, barhaupt mit langem Vollbart und gefalteten Händen, da-
runter in reicher Renaissanceumrahmung die Inschrift:
ANO DNI MDXXVll V F SAMT
TOMASTAG IST IN GOT SELLIGLICH
VERSCHIEDEN DER EDEL UND ERENVESTE
PHILIPS VON REINBERGK DE GOT GE
NEDIG UND BARMHERZIG SEIN WOLLE
37
Ein Nachkommen oder Verwandter von ihm wird es gewesen sein, welcher
41 Jahre später den Eichelbachcr Hof anlegte und von der alten Burg dahin
übergesiedelt ist.
Der Hof, in einem sanften Feld- und Wiesengolände ohne jegliche ff^rtitika-
torische Terrainvorteile, bildet im Stile jener Zeit ein Quadrat von 30 m Seiten-
lange mit je einem runden Turm von 6 — 7 m Durchmesser auf jeder Ecke.
Nur zwei dersellfen, welche das die ganze Ostseite einnehmende Herrenhaus
flankieren, sind unten massiv, oben in Fachwerk mit einem Glockendach aus-
gebaut. Die beiden andern auf den SW- und NW-Ecken sind nur in den
Fundamenten erhalten, und waren wohl nie höher geführt. Das ganze Herrenhaus
hat nur wenige Fenster nach aussen, nach der Hofseite viele, sowie die Eingangsthür,
über der sich in einer Portalumrahnmng die Alliimzwappon des Erbauers und
seiner Frau, darüber auf einem Spruchband die Jahreszahl 15(38 betimlet. Rechts,
jedoch ohne Farben das Wappen der Reinberg, in Rot ein weisser Sparren
mit drei weissen Adlern in den Ecken; auf dem Helm ein wachsender weisser
Bock, goldgekrönt, mit roten Hörnern. Links das Wappen der Gemahlin, ge-
borene von Selbald, in Blau ein weisser Schrägbalkea von rechts nach links,
auf der Oberkaute dreimal in Lilienform ausgeschnitten; den Helm ziert Kopf
und Hals eines weissen Windspiels mit blauem Halsband.
Wir unterlassen es, mehr über den Hof, den jetzt der Förster als Dienst
Wohnung inne hat, zu sagen und verweisen auf seine Geschichte, welche der
Herr Archivkanzleisekretcär Schüler im Wiesbadener Tagblatt von 1885 ge-
schrieben und bis zum Jahr 1786 fortgeführt hat.
Sehr zu wünschen wäre es, dass der Verfasser seine in jenem Blatt zer-
streuten Aufsätze sammelte und herausgeben möchte.
Wir fahren fort mit dem, was wir noch über Hasselbach zu sagen haben:
Durch die Übereinkunft der Condomini Kurtrier und Nassau wurde Hassel-
bach im Jahr 1441 in der Weise zum Schloss gemacht, dass der Ort, auf sanft
ansteigendem Gelände der östlichen Thalseite gelegen, als längliches Viereck
von 240 Schritt Länge und 120 Schritt Breite mit einer Mauer umgeben wurde.
Dieselbe war 4 '/2 m hoch und 75 cm dick, eben breit genug, dass man hinter
der Zinne auf ihr rings um den Platz gehen konnte. Auf den. vier Seiten be-
fanden sich Thore und neben jedem ein viereckiger Turm, gleich dem jetzt
eingestürzten. Sie hiessen diisOber-, Unter- und stumpfe Thor; von dem vierten
— nur eine schmale Pforte — hat sich kein Namen erhalten.
Wie es heisst, wurden die Thore noch vor 50, wohl auch längeren Jahren
allabendlich geschlossen und so der Schlosscharakter gewahrt. Derselbe wurde
noch besonders betont in einem am 15. September 1739 in Wallrabenstein aus-
gestellten Lehrbrief für den Damian Ebeling, gebürtig in dem dem Erzstift
Trier und Nassau gemeinschaftlichen Schloss Hasselbaoh — als einem im
grossen und kleinen Weydwerk gut bewanderten Jäger. (Ann. XV, 259).
Aber ebenfalls vor etwa 50 Jahren wurde der jetzt eingestürzte Turm von
der Gemeinde für 56 Gulden — etwa 96 M. — verkauft. Der Besitzer eines
daran srelehnten Hauses benutzte ihn als Scheune und da ihm dazu der Ein-
gang zu eng schien, erweiterte er denselben immer mehr, bis die Ecke keinen
Halt mehr hatte und die selbstverständliche Katastrophe eintrat.
38
Am Abond des 9. Februar 1888 stürzte etwa ein Drittel des Turmes ein,
zerschlug einen Teil des angebauten Hauses, bedrohte ein gegenüberliegendes
und sperrte mit seinem Schutt die Dorfstrassen, die neben dem Turm sich
kreuzten. Das Dach hing noch oben und musste wie das noch stehende Mauer-
werk schleunig gestützt und der Schutt abgefahren worden. Da der Besitzer
unvermögend war, mussto dies von der (Jemeinde geschehen. Das kostete sie
un'Tofähr ^0 M. und es blieb ihr nur die Wahl, den einst für 96 M. verkauften
Turm zurückzukaufen und wieder aufzubauen ; dies wurde veranschlagt zu
850 M. ; — oder den Turm abzureissen und den Schutt abzufahren, wofür sich
zwar nicht ohne Schwierigkeit doch ein Unternehmer fand, der dies nun für
450 M. ausführen wollte.
Die Bemühungen für den Wiederaufbau scheiterten trotz des besten Willens
sowohl bei der Gemeinde als bei den Kreisständen an der Höhe der Kosten.
Aber lehrreich und warnend bleibt das Beispiel: wie die Gemeinde in
Nichtachtung ihrer geschichtlichen Denkmäler, den alten Turm für
96 M. drangab und dafür jetzt 530 M., sowie ihr altertümlich städti-
sches Ansehen, verloren hat!
Nachdem ich im Mai vorigen Jahres schon mit Herrn Dr. Florschütz
durch den Erbacher Markwald nach Hasselbach gewandert war und die Unglücks-
stelle besichtigt hatte, bedurfte es noch mancherlei Auskünfte, für welche ich
den Herren Landrat Dr. Beckmann und Baurat Holler in Usingen und Hom-
burg, Oberförster Blackert in Kod a. d. Weil, Pfarrer G. Alberts und Bürger-
meister Maurer in Hasselbach hier meinen besten Dank aussprechen möchte.
Grenzau.
Von A. V. C,
In den merkwürdigen Bergfried der Burg Grenzau, dessen Grundriss ein
gleichseitiges Dreieck mit einer nach der Angriffseite gerichteten Spitze ist,
wurde im Jahre 1888 unbefugter Weise ebener Erde ein Loch gebrochen. Man
fand eine grosse Menge Steiuzeugscherben und sechs Stück einigermassen ganze
Krüge, von welchen einige für die Geschichte des Steinzeugs nicht ohne Interesse
sind, indem sie noch nicht gesalzt, sondern mit eisenhaltigem schmelzbaren Thon
glasiert sind. Ausser diesen wurde auch noch eine Hakenbüchse eingeliefert.
Dieselbe ist in sehr verrostetem und durch Rost aufgelöstem Zustand 1,10 m
lang, mit einem 20 cm langen Schwanzschraubenvorstand und hat 2 '/2 cm Kaliber.
Der Kopf, unter welchem 32 cm tiefer der 6 cm breite Haken sitzt, ist achteckig.
Das Mtjrkwürdige an diesem Schiesswerkzeug ist aber ein in der Wandung oben
ausgebranntes Loch, ca. 3 cm weit, 10 cm unter dem Kopf, sowie der Um-
stan«l, dass die ganze Röhre mit acht aufgeschweissten Eisenstäben geschient ist.
Das 7 mm weite Zündloch ist offen erhalten.
Hügelgräber.
(Fortsetzung.)
4. Von Niederwalluf 2400 m nördlich, liegt westlich der Rheingauer Strasse
eine Anzahl alter Eichen, die Pfarreichen genannt, wegen ihrer schönen Aus-
sicht bekannt und an Mariae Himmelfahrt besucht. Zwischen ihnen und dem
von Frauenstein nach Neudorf führenden Weg ist eine Gruppe von etwa
7 Hügelgräbern von 24 und weniger Durchmesser und 1 oder weniger Meter
Höhe. Sie sind mit Ausnahme von zweien, A u. B, von oben oder von der
Seite angegriffen. Am 27. Mai 1889 wurde A mit konzentrischen Gräben und
als die Leute anfingen, zu dicht zu stehen, auch B mittels zweier parallelen
Gräben, mit 2 m Abstand von der Mitte, untersucht. Von diesen Gräben ging
man, sobald der gewachsene Boden erreicht war, durch Schrammen zur Mitte
vor. Man hatte den Vorteil, reine Profile des Hügels bioszulegen, etwaige
Funde zu unterfahren und nicht von oben herab zu beschädigen. Man konnte
hier mehr Leute, welche in den konzentrischen Gräben sich allmählich beengten,
verwenden. In keinem der Hügel fand sich Bronze, sondern nur kleine Kohlen-
reste. In A waren 4 Steine so aufgebaut, dass ein etwa 1,50 m hoher und
30 cm dicker Stein noch etwas aus dem Gipfel vorstand und auch unten noch
tiefer in den Boden reichte. Nördlich dahinter und 75 cm unter dem Gipfel
lag unter vieler Aschenerde ein zerdrücktes Gefäss von etwa
36 cm Durchmesser und breitem, schräg ansteigendem Rand und
darin eine Anzahl Teller und Schalen, alles in Bruchstücken,
und geringe Knochenreste einer Kinderleiche. Die grosse Urne
war in der Masse schwarz und mit Kohlen- und Grasteilchen
durchsetzt, im Äusseren aber mit zartem braunen Thun über-
schlemmt, der halbtrocken geglättet, zum Teile aber abgesprungen
war. Der Hügel B ergab im Mittelpunkt und 0,50 m tief die Bruchstücke einer
rötlichen Urne ohne Oberteil und die von etwa vier kleineren, aber keine Kohlen
und Asche.
5. Aus der Umgegend von Usingen besitzen wir Nachrichten aus den Jahren
1830, 1859, 1871 und jetzt die nachfolgenden über Hügelgräber, welche ich in den
Wäldern in Begleitung der Förster von Usingen, von Pfaffenwiesbach und von
Wehrheim vom 2. bis 6. Juli besichtigt und davon einige ausgegraben habe.
1. Wilhelmsdorf, 4 km westlich Usingen. Ungefähr 1000 Schritt östlich des
Dorfes, liegen südlich des Holzabfuhrweges im Wald Florath etwa 12 Hügel-
gräber, welche noch alle unberührt scheinen.
Wilhelmsdorf ist eine Gründung des Fürsten Wilhelm Heinrich von Nassau-
Usingen von 1707— 17 1 1, welcher das Land dazu von dem einst 1000 Schritt östlich
gelegenen Neuhof hergegeben hat. Die ursprünglichen 10 Hofgereite sind alle
nach einem Plan gebaut; zu Anfang des Urtes liegt das Back- und Schulhaus.
2. Eschbach liegt davon 4 km östlich; es wird auch Katzeneschbach ge-
nannt; wie die Einwohner sagen, weil, wenn sie ihre Steuern nach Ismgen
brachten, sie mit Hasenbraten traktiert werden mussten; einmal aber entdeckten
3S cm
40
sie, dass m-m ihnen nur Katzen gegeben habe — und von dem Tag an haben
sie die Steuer nicht mehr gezahlt. So im Volksmuud, wir aber sind der Mei-
nung, dass Katzenesohbach, wie auch Katzenolnbogen, ihre Namen von den
seit der Rümerzeit hier wohnenden Chatten herzuleiten haben.
3. Wernborn liegt 2'/* km weiter östlich, und der Grabhügel Heiden-
könig noch 1^/4 km weiter im Waldrand der Gemeindehecken. Er ist 1,20 m
hoch und hat 17,60 bis 20,34 m Durchmesser, ist aber sowohl in der Mitte
als von der Nordost- und Xurdwestseite bis fast auf den gewachsenen Grund
durchgraben. Als ich ihn 1871 besuchte, sagte man, dass dies vor kurzem
durch eine Einquartierung geschehen sei; von Funden wurde nichts berichtet.
4. Im Usinger Wald Schweinhardt, zwischen dem B^ahrweg nach Pfiiffen-
wiesbach und dem Fussweg nach Cransberg, fanden wir ausser drei Bergwerkshalden
zehn Hügelgräber, davon einige unberührt, die meisten aber von oben oder von einer
Seite tief eingegraben. Durch die Gruppe zieht ein alter verwachsener Hohlweg.
5. Im Pfaffenwiesbacher Jungen-Holz, etwa 1000 m südlich von Crans-
berg, da wo der Wald an das Rote Wiesenthiilchen grenzt, liegen 1 1 Hügel ;
der grösste, C, ist durchgraben; es ist wahrscheinlich, dass es der ist, in welchem
der Bassenheimische Forstmeister Schott aus Reifeuberg, dessen Schwiegervater
Schauper Rentmeister auf dem damals gleichfalls Bassenheimischen Crausberg
war, ein Bronzeschwert gefunden hat. Ich habe auf diesem Hügel als
Gast in der angenehmsten Gesellschaft von Frau Landrat Beckmann und
Fräulein L. Kirsten das Mittagsmahl eingenommen, leider aber nur wenig be-
deutendes in den Hügeln A, B, K u. I gefunden. Die Hügel A u. B wurden
mittels konzentrischer Gräben durch je 8 Mann, die beiden K u. I durch Para-
lellgräben untersucht, welche je 1 m von der Mitte entfernt bis auf den ge-
wachsenen Boden reichten, sodass der mittlere 2 m breite Teil unterschrammt
wurde. Alle zeigten nur wenige Kohlenstückchen und keine Töpferscherben.
Nur der Hügel K ergab 2,37 m nördlich der Mitte, in 75 cm unter der Hügel-
oberfläche, einen Halsring a und 1,80 ra südlich der Mitte in gleicher Tiefe die
Bruchstücke, namentlich auch das Felsbein eines Schädels, einen Halsring b
und zwei Armringe c. Der Ring a war ein schlichter geschlossener Bronzering
von 140 mm lichtem Durchmesser und von 8 bis 9 mm Dicke. Er hatte noch
das roh gelassene Gussnäpfchen. Der Ring b war gleichfalls schlicht und ge-
schlossen, hatte 135 mm lichten Durchmesser und G mm runde Metallstärke;
man erkannte an den verdickten Stellen die schräg abgeschliffenen Gusszapfen.
Die Armringe waren gleichfalls schlicht, von rundem, 4 mm dickem Querschnitt
und 60 mm lichter Weite. Es wiederholte sich hier die Erfahrung und wurde
an den Mädchen, die den Arbeitern das Essen gebracht hatten, wieder erprobt,
da.s8 die Hals- und Armringe für Mädchen von 16—18 Jahren zu eng waren, aber
von allen Kindern von 8— 10 Jahren umgelegt werden konnten. Es ist daraus
zu entnehmen, dass auch in alter Zeit der Hals- und Armschmuck schon den
Kindern angethan wurde und ihnen blieb und dass, als sie erwachsen starben,
man so viele Pietät hatte, den Toten nicht Kopf und Hände abzuschneiden, um
ihnen den Schmuck wieder zu nehmen.
Es erinnert dies an die von Tacitus Germania 31 erzählte Sitte der Chatten,
die übrigens auch anderwärts geübt worden sein mag, dass man den weiblichen
41
oder Ivindliohen Schmuck dem Jüugling erst löste (abfeilte), nachdem er einen
Feind erschlagen hatte.
Wir haben an den Armringen öfters durch das Oxyd erhaltene Lederüber-
reste gefunden und glauben, dass der Schmuck überhaupt auf einer Lederunterlage,
einem ledernen Arm- oder Halsband getragen wurde und so seine Schärfe und die
Schärfe des noch anhängenden Gussnäpfchens erträglich gemacht worden ist.
6. Südwestlich, 2 km von Pfaffenwiesbach, liegen im Schmidtholz
(Hecke), rechts des von dort nach Wehrheim führenden Weges, fünf uder mehr
niedere, breite Grabhügel, von 16, 30, 40 Schritt Durchmesser und 60 bis
125 cm Höhe. Sie würden wegen des vielen auf ihnen stehenden Gehölzes
schwer auszugraben sein.
7. Östlich neben der alten Wehrheim-Usiuger Laudstrasse liegt im Distrikt
Taubenköpfchen ein lauggestreckter, mit dichten Hecken bewachsener Hügel.
8. Westlich derselben Strasse und zwar 600 Schritt vom „Tanzplatz"
und 100 Schritt von der Feld-Waldgrenze des Wehrheimer Gemeindewaldes
Oberloh liegen 10 Hügel von 20 Schritt und weniger Durchmesser unter hohen
Kiefern und dichtem Laubholz. Von ihnen sagt der Regierungsrat Pagen-
stecher (Weilburg, den 26. Januar 1830): „dass die dortigen Grabhügel, wie
man sehen kann, durch den damaligen Beamten Helmerich sämtlich ausgegraben
worden, Urnen und dergleichen nach Frankfurt verkauft und von da in das
Museum zu Mannheim gekommen seien." Da mir mehrere dieser Hügel jedoch
intakt schienen, so habe ich zwei derselben ausgegraben und in der That nichts
oder nur einige kleine, kaum 1 cm grosse Scherbenstückchen gefunden.
9. Am „Altenmark", 4 km südlich der Kaisergrube, dem Pfahlgraben
entlang, in welchem er mit der Landesgrenze einen merkwürdigen Übergriff
über den Grenzwall macht, liegen noch 3 oder 4 Hügelgräber.
10. Die Quelle westlich zunächst der Capersburg wird auch Streitborn
genannt. Sie grenzt an oder liegt in einem Walddistrikt, den die Generalstabskarte
Streikert nennt, der aber, wie die Leute behaupten, Streitgarten geheissen
habe, während östlich über dem Pfahlgraben das Wehrholz liegt. Im Streit-
garten hat ein Mann aus Wehrheim beim Ausgraben von Baumstümpfen, einen
Bronzekelt mit Tülle, eine kleine Streifaxt von Eisen, eine eiserne Pferdetrense
und sechs Pferdehufeisen gefunden. Die Hufeisen sind von zweierlei Art: solche
mit rechtwinklig aufgebogenen Stollen und solche, deren scharfe Stollen von
beiden Seiten aufgetrieben sind.
11. Am Süssenberg", 2000 m nordöstlich von Wehrheim, im Distrikt Weiss-
steinhecke sollen 3 Hügel liegen. Dieselben werden in einer Forstumfrage vom
13. November 1850 erwähnt: der erste 21 Fuss hoch und 132 Fuss im Umfang,
der zweite 28 Fuss hoch, 118 Fuss Umfang, der dritte 18 Fuss hoch und 110 Fuss
Umfang; dabei ein vierter, bereits früher aufgegrabener. Die Höhen sind durch-
aus gegen alle Wahrscheinlichkeit. Eine andere Nachricht vom 4. Juni 1871
giebt denselben, gleichfalls 3 bis 4 Hügeln, nur 2 m Höhe und 25 m Umfang.
12. Im Usinger Wald, 2500 m östlich der Stadt, liegt im Distrikt Worm-
stein eine weisse Quarzfelsklippe, welche haushoch war und der Wormstcin
hiess, jetzt aber grösstenteils zu Strassenbauten zerstört ist.
42
13. UnferD davon, 2000 m südöstlich der Stadt, heisst eine magere Feld-
flur hinter der Altenburg. Die Lage und die Steilheit des westlichen und nörd-
lichen Abhanges lassen eine Befestigungsanlage wohl möglich erscheinen und darin
den Ursprung des alten Osanga der t'uldaischen Urkunden wohl vermuten, allein
wirkliche Spuren sind davon nicht mehr zu tinden.
6. Im Niederhofheimer Wald
Halbehl, 100 Schritt westlich der
pag. 6 beschriebenen Gräber hegt,
von dreien einer von Bäumen
freier, 20 m im Durchmesser und
1,65 ra in der Höhe messender
Hügel. Er wurde am 8. und
9. Aug. 1889 in 6 Zonen von 1 m
Breite geteilt und von 18 Mann
regelrecht umgraben. Im 4. Kreis
fand sich östlich und 1 m tief eine
zerdrückte Urne. Zwischen dem
4. u. 5. Kreis westlich, 1,10 m tief
ein spitzes eisernes Messer
und zwischen dem 3. u. 4. Kreis
westlich, 1,65 m tief auf dem ge-
wachsenen Boden ein Beschlag-
stück von Weissbronze, das
einst versilbert und mittels feiner
eingeschlagener Punkte verziert
war. In Form und Zierweise sehr
ähnlich einem Hallstatter Stück
(v. Sacken XIII. 29, pag. 84).
Ja, es würde dieser Periode zuzu-
schreiben sein, wenn es nicht fast
gleich wäre dem Überrest einer
römischen Schnalle an einem Gla-
diusgehänge des römisch-germa-
nischeu Museums und sich daher
als ein Beutestück erkennen liesse.
Die Masse der Urne a besteht aus
einem Conglomerat von schwar-
zen und grauen Thonsteinchen,
von roten Stückchen zerschlagener Thontöpfe und wenigen Quarzkiesel, alles ein-
gebettet in einem grauen Thon. Die Aussenseite ist zum Teil mit feinem dunkel-
braunem Thou überschlemmt, welcher, da wo er jetzt abgeblättert ist, die roten
Bruchstücke vor dem Einschwälen geschützt hat, während alles übrige und auch
das Innere mehr utler weniger grau oder schwarz geschwält ist.
Wir erwähnen noch einer Aschenschichte inmitten des Hügels, 1 m unter
dem Gipfel, zerstreute Kohlen und wenige Thonscherbenstücke.
Karl Hartwig Gregor von Meusebach,
Lebensnachrichten
von
Dr. K. Schwartz^
weil. Obergchulrat und Gymnabialdirelctor a. D.
Für die Annalen bearbeitet von F. Otto.
Der am 3. Juli 1885 verstorbene Oberschulrat Dr. K. Schwartz hinter-
liess u. a. ein vollständig ausgearbeitetes Manuskript über das Leben des Frei-
herrn Karl Hartwig Gregor von Meusebach. Er hatte mit vieler Liebe und grosser
Mühe alles gesammelt, was dazu dienen konnte, den äusseren Lebensgang des be-
deutenden, liebenswürdigen Mannes bis ins Einzelne festzustellen und seine innere
Entwickelung, litterarische Bedeutung, sowie Sinnes- und Denkungsweise darzu-
legen. Dabei kam ihm sehr zu statten, dass ein früherer Hausfreund der Meuse-
bachischen Familie, Herr Oberst v. Cohausen, wertvolle Beiträge lieferte und ihm
ein Einblick in die Gedenk- und Tagebücher Meusebachs, ^das weisse Buch", über
welches am Ende des zweiten Abschnittes einige Mitteilungen sich finden, durch
die Liberalität der Besitzerin, der Tochter Meusebachs, Frau von Witzleben zu
Potsdam, ermöglicht wurde. Er benutzte diese Erlaubnis so, dass er eine ganze
Reihe wichtiger Aufzeichnungen ausschrieb und auf diese seine Lebensbeschreibung
aufbaute, auch Auszüge als Beilagen derselben zufügte. In gleicher Weise
sollten die selten gewesenen oder gewordenen Druckwerke Meusebachs voll-
ständig aufgenommen werden; die mit Meusebach in näherer Beziehung stehenden
Personen fanden eine kürzere oder ausführlichere Behandlung. Da der Heraus-
gabe des Werkes in seinem ganzen Umfange sich Schwierigkeiten entgegen-
stellten, so erging an den Unterzeichneten die Aufforderung, dasselbe für die
Annalen zu bearbeiten, und er entschloss sich aus Verehrung für den Verfasser,
seinen langjährigen väterlichen Freund, derselben nachzukommen. Er verfuhr
dabei so, dass man sagen kann, der Inhalt gehört im ganzen Schwartz an'),
die Form, wie sie eben vorliegt, dem Bearbeiter. Zusätze zu machen war wenig
Veranlassung und höchstens in den Xachweisungen der Anmerkungen; dagegen
wurde alles, was für das Leben Meusebachs überflüssig zu sein schien, beseitigt,
namentlich wo Verweisungen auf gedruckte Mitteilungen ausreichend schienen. Auf
den Wiederabdruck von Meusebachs Schriften, sowie auf Mitteilungen aus den
*) Für einige Punkte war es möglich, durch Benutzung von später erschienenen Arbeiten
nähere Bestimmungen zu gewinnen; eine Nachprüfung der meisten Angaben dagegen erwies
sich als unmöglich.
44
Tagebüchern, die nicht in den Text verwebt werden konnten, wurde verzichtet.
Da Seh war tz auf Beibehaltung der Orthographie Meusebachs keinen Wert
«»elest, sondern alles nach der seiuiiren aufirezeichuet hatte, so glaubte der Be-
arbeiter hier freie Hand zu halten und folgte der jetzt in Preussen eingeführten
Rechtschreibung. Zunächst bringen wir zwei Abschnitte, die Jugend und die
Dillenburger Lebenszeit.
Wiesbaden. F. Otto.
I. Jugend, 1781—1803.
Der Freiherr Karl Hartwig Gregor von Meusebach') wurde am 6. Juni
1781 zu Neubrandenburg geboren, wo seine Eltern wegen eines Rechtsstreites
sich einige Jahre aufhielten; er hatte einen vier Jahre älteren Bruder Friedrich
und eine zwei Jahre ältere Schwester Amalie. Sein Vater Christian Karl von
Meusebach war Anhalt-Zerbstischer Kammerrat, seine Mutter Benigua Friderike,
die Tochter des Künigl. schwedischen Kammerherrn Andreas v. Nordeuflycht*),
Nichte der damals gefeierten Dichterin Hedwig v. Nordenflycht'); sie starb, als
er kaum das vierte Lebensjahr vollendet hatte, fand aber in der zweiten Ge-
mahlin des Vaters, Christine Tugendreich Viedmar, welche Kammerfrau der-
selben gewesen war, eine würdige Nachfolgerin, die sich die Erziehung der drei
Kinder angelegen sein liess und deren volle Liebe gewann. Obgleich der Vater,
geb. den 28. November 1734, f den 11. März 1802, die Rechtswissenschaft
studiert hatte, so übernahm er, weil der ältere Bruder*) die Beamtenlaufbahn
wählte, die Bewirtschaftung der ansehnlichen väterlichen Besitzungen Schloss
und Gut Vockst('dt^) im Mansfeldischen und brachte sie als kundiger Landwirt
in einen blühenden Zustand. Daneben pflegte er mit Eifer botanische Studien,
die er auch auf seinen Sohn vererbte, und machte bis zum Ende seines Lebens
gern grosse botanische Spaziergänge, von denen er sich an einem vorher be-
stimmten Orte durch seinen Wagen abholen liess. In seinem Hauswesen
herrschte die grösste Ordnung und einfache Sitte. Wie er selbst ein Ehren-
mann war und sein Gesinde mit Milde und Sorgsamkeit behandelte, so setzte
er auch in <lasseibe das Vertrauen einer entsprechenden Treue und Redlichkeit,
das ihn nicht täuschte. „Ül)er dem Spiegel meiner Eltern'', sagt Karl v. M. in
seineu Gedenkbüchern, hingen sämtliche Hauswirtschaftsschlüssel, recht hübsche
') Über die Familie 8. Kneschke, Neues allgemeines deutsches Adelsle.xikon VI, S. 271.
Der Stammort des Geschlechts ist das eine Stunde südlich von Roda im Herzogtum Sachsen-
Altenburg gel«ij,'ene Durf Meusebach, welches schon im zehnten Jahrhundert im Besitz der
Farailio war. Keichsfreiherrn seit dem 26. Januar I6!}0. .Yus den fünf Anfangsbuchstaben
seines Xumens bildete Meusebach den anagranimatischen Spruch: Komm heute Glück, verjünge
mich. Schwartz, Leben des Gen. v. Clause witz, II, S. 182. Anm. — '^) Andreas Norden-
flycht war 1740 als Ober-Bergdirektor nach Kurland berufen und hier in den Freiherrnstand
erhoben worden; er starb 1762. Die Trauung seiner Tochter Benigna mit Meusebachs Vater
wurde am 14. Februar 1776 zu Vockstedt vollzogen. — ') Dieselbe war geboren den 28. Nov.
1718 und starb den 28. Juni 1763 auf ihrem Landgute am Miilar-See. — *) Über ilin s. unten. —
*) Diese hatte Heinrich Christoph von Meusebach durch Vermählung mit Anna Magdalena von
Wülfrodt l<)66 erworben.
45
ökonomische Landodelmjinnssitte, welche Onluung zeigt und «loch auch eine
gewisse Liberalität und das Zutrauen, dass von diesem heiligen, obwohl offenen
Orte niemand von den Ilausleuten missbrauchend einen Schlüssel wegnehmen
werde." Eine sonderbare Scliwäche hatte der alte Freiherr, wie man ihn ge-
wöhnlich nannte, wehhe der Sohn in folgender Weise schildert:
„Eine eigene Liebhaberei, die ich nun durchaus nicht habe, hatte mein
Vater; es war die, Auktionen zu beziehen, und sie hat ihm viel Geld gekostet;
aber Geld für Liebhabereien ist nie ganz weggeworfen, wenigstens so weit weg
nicht, als die meisten Weiber glauben. Ich weiss nie, dass mein Vater ein
neues Buch gekauft hatte, aber auf Versteigerungen hatte er nach und nach
viele Schränke von Büchern zusammengebracht. A.ls eine Kurfürstliche Kom-
mission im Lande umherzog und Meissner Porzellan versteigerte, zog er ihr
den ganzen Thüringischen und Leipziger Kreis durch nach und kaufte nach
und nach gewiss für mehrere tausend Thaler Porzellan zusammen, welches wir
zu Hause um so weniger gebrauchen konnten, je weniger damals unser Haus-
wesen im übrigen eingerichtet war, Fremde zu empfangen und anständig zu
bewirten. Er verkaufte auch wohl wieder im einzelnen davon, aber eher zu
geringerem als zu höherem oder gleichem Preise, wie ers erstanden hatte. Es
war bloss die eigene Lust in Auktionen zu kaufen, und diese Lust wurde an-
gefrischt durch den Gedanken, dass man in Auktionen wohlfeiler („für ein
Spottgeld", pflegte er zu sagen) kaufe als neu. Dabei vergibst sichs dann
leicht, dass das, was man nicht braucht, gar nicht zu kaufen wahrscheinlich
noch wohlfeiler wäre. Nach seinem Tode versteigerten wir 43 Stück Schränke,
die er beinahe alle auf Auktionen nach und nach zusanmiengesteigert hatte.
Auf der Auktion eines armen Maurers in Artern *) kaufte er ein alt elend un-
scheinbares Schränkchen mit zwei Gefachen; es war vermutlich unter der
niederen berauchten Stubendecke seines vorigen Besitzers aufgehangen gewesen,
um dessen Handwerkszeug im Winter aufzubewahren. Dies Schränkchen schenkte
er mir und ich habe, so lange bis ich von Vockstedt auf die Schule nach lioss-
leben kam, zur Aufbewahrung meiner Kleinodien kein anderes bekommen, aber
auch kein anderes begehrt. Auf einer Auktion zu Leipzig kaufte er einen
alten Glasschrank von gemeinem Holze, vor alters grün angestrichen; die Leisten
schienen ehemals vergoldet gewesen zu sein. Diesen Schrank liess er durch
einen Lastträger auf einem Schubkarren von Leipzig nach Vockstedt (ungefähr
acht bis zehn Meilen) fahren, und der Lastträger blieb nachher acht bis vierzehn
Tage zu seinem Vergnügen bei uns und wurde auf das beste gehalten und
verpflegt; es war ein jovialischer, etwas phantastisch, mit wahrscheinlich auf
dem Trödel zusammengekauften Sachen gekleideter Kerl, dessen ich mich noch
mit Vergnügen erinnere. ... In Mecklenburg bei Versteigerung der v. Ilahn-
schen Erbschaftsmasse*) hatte er auch einen hellroten und einen rot, weiss und
schwarz gewürfelten Sammetrock erstanden, welche beide, so lange ich mich
•) Artern an der Unstrut im Regierungsbezirk Merseburg, etwa eine Stunde von
Vockstedt entfernt. — *) Über diese Hahn'sche Erbschaftsmasse war der oben erwähnte Rechts-
streit entstanden, wegen dessen der Kammerrat, welcher die Ordnung der Sache übernommen
hatte, nach Neubrandenburg gezogen war.
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zu erinnern weiss, er doch nie selbst angezogen hat. Aber an heiteren Nach-
mittagen und Abenden, wenn er mit seinen Gedanken und Unterhaltungen erst
in seiner Vergangenheit gewesen und dann auf unsere Zukunft gekommen war,
eröffnete er uns die künftige Bestimmung dieser kostbaren Kleidungsstücke:
,"SVenn Ihr ausstudiert habt und bei Hofe seid, so sollst Du, Fritz, den roten,
und Du, Karl, den schönen gewürfelten haben." —
Zu Vockstedt also wuchs Karl v. Meusebach in der Stille des Landlebens
und in grösster Einfachheit, beschränkt auf den Umgang mit seinen Geschwistern,
heran. Frühe zeigte er eine grosse Wissbegierde und lebhafte Phantasie; die
Mutter erzählte oder liess des Abends biblische Geschichten, Märchen u. s. w.
vorlesen; besonders sprachen den Knaben Gedichte an, die er mit Leichtigkeit
seinem Gedächtnisse einprägte und mit Gefühl vortrug. Schon im sechsten
Lebensjahr versuchte er sich selbst im Dichten; damals überraschte er seine
Mutter durch ein von ihm selbst verfasstes geistliches Lied, dem sich später
Gelegenheitsgedichte bei Familienfesten anschlössen.
Bis zu seiner Konfirmation wurde er im Eltemhause unterrichtet; nach
derselben, welche am 18. August 1793 zugleich mit der seiner Geschwister stattfand,
übergab ihn der Vater der nicht allzuweit (4 Stunden) entfernten Klosterschule
zu Rossleben, welche als eine Stiftung der befreundeten Familie v. Witzleben
mit dieser noch immer in naher Beziehung blieb und noch steht'); Rektor
war damals Fr. Benignus Jak. L. Strack (178G — 1800). Die Schule bot ihm
zwar die Gelegenheit, seine Wissbegierde zu befriedigen, und er benutzte dieselbe
auch über die erlaubte Zeit hinaus, indem er in der kalten Zelle, die er mit
zwei Alumnen teilte, die Knie mit einem Kopfkissen bedeckt, bis in die späte
Nacht hinein las (und diese Gewohnheit nächtlicher Arbeit hat er zum Nach-
teile für seine Gesundheit sein ganzes Leben beibehalten); aber die Einrich-
tungen der Schule hatten nicht alle seinen Beifall, namentlich unterzog er sich
nur ungern den Befehlen seines ältesten Zellegenossen, welcher das Kommando
in der Zelle hatte, während der jüngste Wasser holen und andere Dienstleislungen
verrichten musste. Dagegen war es ihm als gutem Fussgänger einmal geglückt,
an einem schulfreien Nachmittag nach Vockstedt zu gehen und bei guter Zeit
wieder in Rossleben einzutreffen. Seitdem wiederholte er diese Besuche öfter.
Einmal erhielt er zur Zeit der Obstreife auf einige Tage Urlaub und begleitete
seinen Vater auf seinen botanischen Spaziergängen, u. a. auch auf den Kyff-
häuser. Obgleich er damals seinen Urlaub überschritten hatte, so erhielt
er nicht nur keine Strafe, sondern auch noch das gewohnte Taschengeld. Am
6. Juni 1801 schrieb er: „Mein Lehrer, der Rektor Strack zu Rossleben (dem
ich noch mehr Dank schuldig bin für Treue und thätige Sorge und Pflege um
meine körperliche Gesundheit als um meine moralische Erziehung und wissen-
schaftliche Bildung), nannte mich immer lobend den bedächtigen Meusebach.
Einigen Grund dazu mochte er wohl deshalb haben, weil ich auch schon damals
so vieler Kindereien ungeachtet doch auch Neigung und Sinn für Gesetzheit
hatte. So sehnte ich mich oft aus den kindischen Spielereien (wobei ich gleich-
•) Vergl. Wiese, Da'j liühere Schulwesen in IVeuHsen (I; 1864, S. 271 flF.
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wohl der ärgste und tollste mit sein konnte) nach der Gosellsrhaft und dem
Umgange mit Erwachsenen und Gesetzten. Es konnte wohl heides bestehen,
ohne dass ich ein Heuchler zu sein brauchte. Ich kann indes doch nicht
leugnen, dass ich (um Zuneigung und Zutrauen meiner Mitschüler zu gewinnen,
welches mir in Rossleben aber nie gelang) manchmal heuchelte, indem ich
gar zu ausgelassen unter ihnen war. So erlaubte ich mir bisweilen wohl gar
vor meinen Mitschülern über neue Einrichtungen der Lehrer z. B. einer Lese-
bibliothek unverständig tadelnd mit loszuziehen, über welche ich mit dem Lehrer
selbst freudig teilnehmend und so zu sagen beifällig gesprochen hatte. Meine
Mitschüler nannten mich auch den Bedächtigen, aber im Spott. Und sie
hatten in der That fast mehr Recht als der Rektor. 0 wäre ich wahrhaft
bedächtig gewesen und geblieben, so wäre ich nicht so oft gestrauchelt und
gefallen, wäre wenigstens, wenn ich aus Unvorsichtigkeit fiel, früher wieder
aufgestanden und hätte bedachtsam mich vorgesehen nicht wieder zu fallen.**
Der Aufenthalt zu Rossleben wurde Meusebach durcii die Feindschaft
einiger Mitschüler verleidet, deren Ursache er selbst darin suchte, dass er sich
geweigert hatte, ihnen bei ihren Schularbeiten über das Mass des Erlaubten
zu helfen, und darin, dass er Yergehungen, auch wenn er selbst beteiligt war,
niemals ableugnete, sondern unumwunden die Wahrheit eingestand. *) Da er
sich gegen die Kränkungen, die er erleben musste, nicht selbst schützen oder
von den Lehrern geschützt werden wollte, bat er seinen Vater, die Schule von
Rossleben mit einer andern vertauschen zu dürfen. Auf Fürsprache seines
Bruders Fritz, welcher damals in Marburg studierte, bewilligte der Kammerherr
die Bitte seines Sohnes, der nunmehr im Frühjahr 1797 nach Merseburg über-
siedelte, um die dortige Domschule, jetzt Domgymnasium, zu besuchen.
In Merseburg'-), wo er in dem Hause des Konrektors J. A. Wagner
W^ohnung und Kost erhielt, arbeitete er Tag und Nacht, wie er sagte, und rechnet
die hier verlebten Schuljahre zu den glücklichsten seines Lebens. Insbesondere
bewahrte er dem genannten Konrektor Wagner^) und dem würdigen Rektor
Ph. Aug. Hennicke*) während seines ganzen Lebens ein dankbares Andenken,
sowie diese auch später mit dem ehemaligen Schüler in Verbindung blieben,
was die zahlreichen Briefe derselben beweisen; er selbst gab ihnen von Zeit
zu Zeit Nachricht über seinen Lebensgang.
Gut vorbereitet für die Universität und mit einem ehrenvollen Zeugnis^)
über seine sittliche und wissenschaftliche Reife versehen, konnte Meusebach die
>) Statt der üblichen Libation des Bieres, welche die Schüler darzubringen pflegten,
schütteten sie einstmals allos Bier, da es srhlecht war, gegen die Wand. Bei der Unter-
suchung bekannte Meusebach ohne Rückhalt, dass or zu dieser unerlaubten Libation das Bei-
spiel gegeben, und nannte nach geschehener Aufforderung die übrigen Teilnehmer. — ») Über
diese Schule s. Wiese a. a. O., S. 247. - ») Wagner, der selten und nur massiges Lob zu
erteilen pflegte, schrieb einmal unter das über die Fortschritte Meusebachs ausgestellte Zeugnis:
Non laudo - amo enira. - ') Hennicke war Rektor 1790-1822. Über ihn s. das Programm
der Anstalt von 1829. — ') Es lautet: Discessum e nostro | coetu parat luvenis Oenerosissimus
Ornatissimusque Carolus Gregorius Hartwig a Meusebach Eques Thuring. et apud omnea
quibus innotuit sui desideriura relinquit, nobis vero, quibus studia eius regendi munus obtigit,
adeo in deliciis fuit, ut de scholae nostrae ornamento tarn cito erepto merito doleamus: Tanta
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Schule verlassen. Da er auch in Rosslebeu und Merseburg seiner Neigung zum
Versemaohen treugeblieben war, wie zahlreiche Gelegenheitsgedichte in seinem
Nachlasse aus den Jahren 1795—1799 beweisen, so war er auf den Wunsch
des Rektors gern bereit, mit einem selbst verfassten Gedichte am 22. April von
der Schule sich zu verabschieden. Er schreibt darüber: „Da ich bei dem Schul-
aktus von 1798 vermittels meiner poetischen und Rednerkünste mir schon
eines und das andere hül)sche Lorbeerblatt') gebrochen hatte, so glaubte mein
«3-uter Rektor Heuuicke, ich sei inzwischen wohl noch einen halben Kopf höher
gewachsen, und wollte deshalb, dass ich bei dem Schulaktus von 1800 mir von
dem hohen heiligen Raum des Musengottes abermals etwas Grünes herunter
langen sollte. Demzufolge machte ich mich an die Arbeit*); ich kam aber
dabei auf keinen grünen Zweig, nämlich an keinen, und beide, der Rektor und
ich, sahen noch zu rechter Zeit ein, dass mit dem von mir verfassten Idyll
(„der schöne späte Herbsttag in Bornstedt" ^) bei dem Aktus nichts zu machen
sei. Ich verzichtete darum auf das Lorbeerreis des Dichters, genügsam mit
dem, so dem Rhetor gebühret, deklamierte im Aktus statt der im Programm
verheissenen Idylle den „doppelten Schwur der Besserung" von Jean PauH)
und entschuldigte mich hintennach, so gut ich konnte."
Ehe wir Meusebach zur Universität begleiten, gedenken wir zweier Liebes-
verhältnisse, von denen er in späteren Jahren folgendes berichtet: „Lottchen
Kaufmann, die Tochter eines Konsistonal-Aktuars zu Merseburg, ein mittel-
mässig hübsches und auch geistig nicht besonders hervorragendes Mädchen,
hatte damals mein Herz und meine Sinne gerührt (ohne letztere je verführt zu
haben), und ich vermochte lange nicht dieses in manchem Beti'acht mich selbst
drückende Verhältnis los zu werden. Der Rektor Hennicke wusste ohne Zweifel
von dieser Liebschaft, ignorierte sie aber, weil er zu mir das Vertrauen haben
mochte, dass ich zu rechter Zeit mich selbst besinnen würde. Ich machte mich
auch wirklich los von diesem Liebesverhältnis, das vom 15. Juli bis zum
3. Nov. 1799 dauerte, und es wurde alsbald durch ein anderes, aber noch viel reineres
und unschuldigeres ersetzt. Christelchen Rothmann, eine reizend schöne Blondine,
die Tochter eines Strumpfwebers zu Merseburg, war nach Lottchens Verab-
schiedung vom 5. Nov. bis zu meinem Weggange von Merseburg im April 1800 der
Gegenstand meiner innigsten, aber ihr nie mündlich offenbarten Liebesgedanken.
Nur einmal, den 30. November 1799, habe ich sie flüchtig und verlegen ge-
sprochen, da ich, eben nur um sie zu sprechen, in ihrer Bude ein Paar baum-
wollene Handschuhe kaufte. Aber gegrüsst wurde sie in dieser Bude alle
enira in eo apparuit optima quaeque cognoscendi cupiditas, tarn eximius honesti ac pulchri
amor, tanta morum castitas coniuncta cum admirabili modestia, ut merito omnibua gratulemur,
qui in posterum in e.xcolendo talia iuvenis animo operam impendent, quem optimis votia
prosequimur pumque, ut noa abaens quoque amet, rogamua. — Scrib. Meraeb. d. V. April. 1800.
Joh. Aug. Pliil. Hennicke Rector, Joh. Augustinus Wagner Conrector.
') Vergl. im Abschnitte II, wo auch die übrigen Gedichte Meuaebacha aus seinen Jugend-
jahren, soweit sie in den „Kornblumen" Aufnahme fanden, erw^ähnt sind. -^ *) Am 18. April. —
^) Dorf bei Merseburg. — *) Derselbe war nebst der .Neujahrsnacht eines Unglücklichen"
kurz vorher im ^Taschenkuh-nder für die Jugend^, Bayreuth 179(5 erschienen.
49
Markttage, sowolil Mittwochs als Soonabonds. Sie liatte noch eine jüngere
Scliwester, wenn auch niclit von ganz so zarter, doch von fast noch vollerer
üppiger Scliönheit, die ich jedoch nicht mit liebte, sondern meinem Kondiacipel,
Herrn Ferdinand Pinkert, und seinen zärtlichen Gedanken überliess. Ich dachte
mir die Sache so: ich war im Begriff zu Ostern nach Göttingen zu gehen; hier
wollte ich die zu aileligen Ehrenstellon in Kursachsen führende Jurisprudenz
unter der Hand an den Nagel hängen und mich nur auf Lateinisch und Griechisch
legen, allsofort in loco Göttingen Professor der griechischen und römischen
Litteratur werden und dann ohne weiteres die schöne Strumpfwirkerstochter
aus Merseburg zum ehelichen Gespons holen. Die ich mir nach vier Jahren
anderswoher wirklich dazu holte, hatte in der That viel Ahnliches mit Christel-
chen, besonders im zarten weissen Teint und im Haar, nur im letzten noch
etwas mehr Goldgelbes. Was aber aus Christelchen in der Folge geworden und
welcher glückliche Sterbliche nicht nur ihr Liebender, sondern auch ihr Geliebter,
ist mir unbekannt geblieben bis auf den heutigen Tag."
Noch im April bezog Meusebach die Universität Göttingen und wurde
am 30. d. M. als stud. iuris immatrikuliert. Wohnung fand er bei dem Magister
Kiesser, der ihm zugleich ein väterlicher Freund wurde und ihn wie ein Glied
der Familie behandelte. Bei dem ernsten Sinn und regen Streben, von denen
er erfüllt war, blieb er dem eigentlichen Studentenleben fast ganz fern, zumal
es sonst nichts Anziehendes für ihn hatte, und widmete sich eifrig dem Studium
der Rechtswissenschaft, in welche er durch die damals berühmten Rechtslehrer
Hugo und Leist eingeführt wurde, hörte auch noch Vorlesungen von Pütter
und Schlözer, obgleich die Leistungen derselben dem europäischen Rufe,
den sie genossen, nicht mehr entsprachen. Daneben versäumte er nicht Vor-
lesungen über Litteraturgeschichte zu besuchen; hier waren der Orientalist
Eichhorn und die Philologen Mitscherlich und Heyne seine Lehrer. Gern
hätte er auch Kästner, den witzigen Mathematiker, kennen gelernt, doch starb
dieser wenige Monate nach seiner Ankunft. Philosophische Vorlesungen hörte
er bei Bouterweck und Buhle; Blumenbach lernte er nicht bloss auf dem
Katheder kennen, sondern fand auch im häuslichen Verkehr mit ihm Belehrung
und Anregung mancherlei Art. ')
In den Ferien besuchte Meusebach Eltern und Verwandte oder machte
Fussreisen durch Thüringen und den Harz. Auf einer derselben besuchte er
Halberstadt und konnte es sich nicht versagen den damals 82jährigen fast er-
blindeten Dichter Gleim zu sehen. Er erzählt darüber folgendes: ^In den-
kurzen Pfingstferien 1801 machte ich eine kleine Fussreise von Göttingen über
den Harz nach Magdeburg, um daselbst meinen Vetter, den Major v. Polenz*),
zu besuchen, bei dem auch die Eisleber Cousinen und meine Schwester anzu-
treffen waren. Der Student Illiger, Bruder des bekannten Entomologen, machte
') Über diese Männer vergl. ausser den bekannten Nachschlagewerken üngcr, Göttingen
und die Georgia Augusta, Göttingen 1861, S. 90 fr. und 171 fif. — *) Die älteste Schwester von
Meusebachs Vater Sabine Elisabeth fgeb. den 27. März 1730, f den 1. November 1783) war
seit dem 18. Oktober 17.'jl vermählt gewesen mit dem Kursächsischen Rittmeister Friedrich
V. Polenz. Die Cousinen waren Christiane, Johanna um! Friederike v. Polenz. S. weiter unten.
4
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die Reise mit, um gleichfalls einen Bekannten in Magdeburg zu besuclien. Es
stehen noch viele kleine reizende Bilder aus dieser Reise mir vor der Seele,
wiewohl wir zwei Reisenden unterwegs immer zankten. Unser Gepäck trugen
wir selbst im Ranzen und legten doch des Tages fünfzehn bis sechzehn Stunden
"We^es zurück; denn um drei Uhr früh wurde aufgebrochen und abends um
zehn oder elf Uhr erst Rast gemacht. Daher kam eben der Zank: so ein
ijuter, ausdauernder Fussgänger ich sonst zu sein glaubte, meinem Gefährten
konnte ich in keiner Weise Genüge thun. Wollte ich einkehren, so wollte er
durchlaufen; wollte ich essen, so wollte er nur trinken und mich nicht essen lassen;
setzte ich mich nur zwei Minuten an den Weg, um Atem zu holen und die
brennenden Füsse auf einen Augenblick zu entschuhen und zu kühlen — dort
lief er hin, was er laufen konnte, voraus, und ich hatte dann doppelt und dreifach
angestrengtes Nachlaufen. So kams, dass wir einige Male im Begriffe waren
uns ganz zu trennen, einmal mitten im Walde; da wir aber hier nur einen
Weg vor uns hatten und doch keiner ganz umkehren, auch keiner geflissentlich
eine halbe Stunde allein warten und zurückbleiben wollte, bis der andere voraus
wäre, so trabten wir eine Weile zwar still und als nicht zusammengehörig hinter-
einander her; nach und nach aber (da das nicht lange auszuhalten war) gab
wieder ein Wort die anderen; ich strengte meine Läufe an, so gut ich konnte,
und wir blieben doch wieder beisammen. Nur mit Mühe konnte ich ihn be-
wegen, als wir durch Halberstadt kamen, eine halbe Stunde einzukehren, wie-
wohl sehr klar war, dass ich hier nicht nur nach meinem Vetter, dem Haupt-
mann August V. Witzleben') (der aber nicht da war) zu fragen, sondern
auch bei Gleim und Klamer Schmidt*) meinen poetischen Studentenbesuch
abzustatten und Stammbuchblätter zu überreichen hatte. Kaum aber dass wir
Halberstadts für mich so klassischen Boden betreten, Einkehr gemacht und ein
Glas Limonade getrunken hatten, so wurde Freund Illiger, von der Anstrengung
des Weges jetzt selbst überwältigt, ordentlich zu meinem Glücke krank, und
ich konnte nun ungehindert Besuch machen, wo mirs nötig schien. Klamer
Schmidt wunderte sich über die Grösse meines Hutes und zeigte mir Gleims
Haus. Dieser war anfangs bloss höflich; als ich ihm aber ort'enbar werden Hess,
dass ich in der deutschen poetischen Litteratur und besonders in den Feldern
derselben und deren Anbauungsart von anno 1740 und zur Zeit der Litteratur-
briefe'i gar nicht unbewandert, sondern ganz darin zu Hause sei, so ward er
sichtlich freundlicher, warm und wohlwollend und gab mir sehr gern die Er-
laubnis auf der Rückreise wieder zu ihm zu kommen. Der Anblick des ehr-
würdigen, sich so warm und freundlich zu mir herablassenden Greises hatte
mich so entzückt und erquickt, dass ich nun ganz frisch und neugestärkt wieder
') Christian Dietrich August v. Witzleben auf dem blauen Hofe zu Wolmirstedt, geb.
den 11. August 1768, f den 18. Februar 1821 zu Halle, heiratete den 14. Mai 1800 zu Halber-
stadt Friederike Eberhardine Auguste Antoinette Ernestine Elisabeth v. Breitenbauoh(1781 — 1832).
— ^) Er gehörte wie üleim dem Dichterkreise der „Anakreuntiker" an, geb. 1746, f z" Halber-
stadt 1824. — >) Die , Briefe, die neueste deutsche Litteratur betreffend,'* Berlin 1759 — 1764.
24 Bände, von Nicolai, Mendelssohn, Lessing, Abbt u. a. S. J. Schmidt, Geschichte des geistigen
Lebens II, S. 149 ff.
5t
laufen konnte. Illiger hatte sich indes ebenfalls im Wirtshause wieder erholt,
lächelte über meine poetischen Besuche und mitgebrachte Hehgkeit, die sich
jetzt aus seinem Spotte gar ni(;hts machte, und so gings frühlich weiter. Auf
dem Rückwege hielt ich Wort, kehrte freudig bei Gleim wieder ein und musste
zwei Stunden bleiben, obgleich sein Wagen zum Ausfahren schon angespannt
vor der Thüre stand. Er führte mich in seinen Musen- und Freundschafts-
tempel M, und da von den du hängenden Bildern fast kein Original mir ganz
fremd und unbekannt war, so neigte der gute, noch immer mit jugendlicher
Liebe den Musen, Musenfreunden und Museujüngern ergebene Greis sich immer
günstiger und milder zu mir herab. Vor allem entzückte mich schon damals
das Bild meines geliebten Jean Paul, der sich wie so viele ältere Freunde
Gleims ebenfalls für ihn hatte malen lassen müssen.
„Schon das erstemal hatte ich bei Klamer Schmidt, hauptsächlich aber
bei Gleim auf vollendete Ausgabe ihrer sämtlichen Werke gedrungen. Jetzt
setzte ich meine Ermunterungen deshalb bei Gleim fort und, ermutigt durch
seine Freundlichkeit und liebenswürdiges Zuneigen, bot ich ihm zu einer solchen
Ausgabe seiner Werke von der letzten Hand gar die meinige hilfreich an.
Gleim ergriff das Anerbieten, das ihm schon manche früheren Freunde wie
Jakobi^) u. a. gethan, aber nicht vollführt hatten, mit sichtlicher Freude und
bot mir zu dem Ende durchaus freien Aufenthalt in seinem Hause und ausser-
dem noch ein jährliches Honorar von 500 Thalern an. Ich müsste aber not-
wendig bei ihm sein und mich wenigstens auf zwei Jahre zu bleiben verbinden,
weil so viel Zeit zum allermindesten erforderlich sei zur Ordnung und neuen
Bearbeitung seiner Werke und zum Ordnen der übrigen in seinem Besitze be-
findlichen und mit jenen herauszugebenden Briefe und anderen Papiere. Hätte
ich nun nicht noch unter väterlicher Gewalt gestanden, so hätte ich damals
gewiss nichts Lieberes gethan, als was Gleim wollte, und der gute Wilhelm
Körte ■^) wäre solchergestalt um alles nachherige Edieren gebracht worden.
Als Haussohn aber, wie ich noch war, dürft ich unmöglich die Jurisprudenz
so ganz an den Nagel und mich selbst bloss an die Gleim'sche Muse hängen;
und ich gedachte daher das Sammeln und Ordnen und ein nettes Manuskript
für den Druck auch in Göttingen besorgen zu können unter brieflicher Ein-
holung seiner Verhaltungsvorschriften, wo es nötig scheinen möchte. Gleim aber
hatte vor, jedes seiner Gedichte mit seinem Herausgeber wörtlich durchzugehen
und dabei nach Kräften noch daran zu feilen und zu ändern. Als ich nun
von meiner Wanderung nach Göttingeu zurückkam, machte ich von der mir
') So nannte Gleim das mit (118) Bildrilsden seiner Freunde und Gönner geschmückte
Zimmer ; es waren meist Brustbilder in natürlicher Grösse, in Öl auf Leinwand geiuult, die er
seit 1745 meist auf eigne Kosten hatte anfertigen lassen. — *) Joh Georg Jakobi, geb. den
2. September 1740, f 1814, mit Gleim befreundet seit 1766, Professor der Philosophie zu
Qöttingen, dann zu Halle, später (1784) zu Freiburg i. Hr.; Meusebach wurde gleichfalls mit
ihm bekannt und lieferte Beiträge in <iie von ihm herausgegebene .Iris." Vergl. Wendeler,
Briefwechsel des Freih. K. H. G. v. Meusebach mit Jakobi und Wilhelm Grimm, 1880, S. VI.
— ^) W. Körte, geb. den 24. März 1778, f den 30. Januar 1846, Gleims Neffe und Adoptiv-
sohn, gab 1811 Gleims Leben und sämtliche Schriften heraus.
4*
53
gegebenen Erlaubnis ilini zu schreiben natürlich den freudigsten Gebrauch und
legte meinem Briete [einige] Verse an Gleini bei. Er antwortete mir sehr freund-
lich durch fremde Hand und verhiess mir auch künftig nach einer glücklich
erfolgten Augenoperation eigenhändig mehr zu schreiben. Die Augenoperation
ist bekanntlich nicht von glücklichem Erfolge gewesen'), somit auch die weitere
Korrespondenz unterblieben, zumal ich nicht den Mut hatte, sie früher wieder
anzuknüpfen, als bis ich etwa einmal etwas gutes Poetisches von mir damit
vorlegen könnte. Ich fing aber glücklicher Weise schon damals sachte an, von
meinen poetischen Gaben und Werken bescheidene Gedanken zu fassen. Gleich-
wohl hatte ich noch nach Gleims Tode") die Freude von meinem Vetter Witz-
leben zu hören, dass er immerfort noch viele Stücke auf mich gehalten, und
dies thut mir bis auf den heutigen Tag gut, ob ich es schon jetzt noch für
sehr gut erkenne, dass ich damals nicht nach seinem und meinem Wunsche in
sein Haus ziehen und edieren konnte, ^"^och manchen angenehmen Zug und
mehrere interessante Anekdoten über das litterarische Wesen der Gleim'schen
Blütezeit enthielt aus seiner Unterhaltung frisch niedergeschrieben mein Tage-
buch von 1801, welches ich aber früher einmal in böser Stimmung dem Feuer
geopfert."
In den Herbstferien 1801 besuchte Meusebach den älteren Bruder seines
Vaters, den pensionierten Geheimen Regierungsrat v. Meusebach zu Dillenburg'),
welcher den kenntnisreichen und liebenswürdigen Neffen so lieb gewann, dass
er ihm den Vorschlag machte, nach Beendigung seiner Studien in den oranien-
nassauischen Staatsdienst zu treten, eine Aufforderung, welcher dieser um so
lieber nachzukommen versprach, als die Lage und Umgebung der Stadt, der
feingebildete Ton der Gesellschaft und der wissenschaftliche Geist, welcher unter
den zahlreichen Beamten in Dillenburg und dem benachbarten Ilerborn herrschte,
ihm sehr wohl gefielen.
Noch vor Ablauf des vierten Semesters verliess Meusebach Göttingen, um
zunächst der Vermählung seiner Schwester Amalie mit Joh. Heinr. Sam. von
der Schulenburg, welche am 4. März gefeiert wurde, beizuwohnen.^) Für dieses
Fest hatte er eine sapphische Ode verfasst, die er in Göttingen drucken Hess,
und eia zweites Gedicht in gereimten Strophen, welches zu Eisleben gedruckt
und von den dortigen Cousinen v. Polenz dem Brautpaare am Hochzeitstage
überreicht wurde. Schon acht Tage später, am 11. März 1802, starb der alte
Kammerherr. Da der ältere Bruder Friedrich die Verwaltung der Güter über-
nahm, so konnte Karl v. Meusebach ungestört seine Studien fortsetzen und
begab sich zu diesem Zwecke nunmehr nach Leipzig, wo er am 10. Juni
immatrikuliert wurde. Wenn er auch hier mit gewohntem Fleisse studierte,
80 blieb er doch dem Studentenleben nicht so fern als in Göttingen, da er von
dem Verkehr mit den älteren Schulfreunden und anderen Landsleuten sich nicht
*} Sie wurde von dem Hofrat Himly zu Braunschweig, später Professor zu Oöttingen,
am 2. August 1801 vollzogen, — ») Er starb am 18. Februar 1803, 84 Jahre alt. — «) Über
ihn 8. unten Abschnitt II. — ♦) Die Ehe war keine glückliche und wurde wieder getrennt.
.Amalie vermählte sich dann mit dem Pastor Seiffarth zu Knippehdorf und starb am 4. Juni
1S24 zu Eisleben, wohin ihr Gemahl berufen worden war, an den Masern.
53
vollsfändig zurückziehen wollte, lebte sogar bisweilen flott, wie er sagte, und
hielt sich zwei grosse Hunde. Vorlesungen hörte er bei Biener, H. G. Bauer,
Erhard, Einert u. a.
Nach Beendigung des akademischen Trienniums blieb er in Leipzig und
wartete den Erfolg ab, den die Bemühungen seines Onkels wegen seiner Zu-
lassung in den oranien-nassauischen Staatsdienst haben würden. Da er sich in
seiner Fachwissenschaft hinreichend fest glaubte, um die erforderliche Prüfung
zu bestehen, so beschäftigte er sich mehr mit der deutschen Litteratur und
hörte noch im Sommer 1803 ein Privatissimum über deutsche Sprache und
Litteratur bei dem Hofrat Professor Eck, bis er am 2. August die Nachricht
erhielt, dass seine Anstellung zu Dillenburg unter der Bedingung, dass er die
vorgeschriebene Staatsprüfung bestehe, genehmigt sei. Alsbald brach er von
Leipzig auf, verweilte jedoch auf der Reise einige Tage in Kassel bei der
Familie des Oberjägermeisters v. Witzleben'), die er seit 1800 öfter besucht
hatte; Witzleben luitte bis 1790, wo er nach Kassel berufen wurde, dreizehn
Jahre in Dillenburg verlebt, seine Frau war eine Tochter des dortigen Präsidenten
V. Preuschen und seine Kinder waren alle daselbst geboren, und er selbst unter-
hielt noch fortwährend die Verbindung mit den dortigen Freunden und Ver-
wandten, mit denen Meusebach so im voraus näher bekannt gemacht wurde.
Die zweite Tochter des Hauses, Ernestine*), machte damals einen solchen Ein-
druck auf ihn, dass er den Entschluss fasste, um die Hand derselben zu werben,
sobald seine Zukunft gesichert sei. Am 13, August langte er in Dillenburg an.
IL Dillenburg, 1803—1814.
Dillenburg war damals Hauptstadt und Sitz der Regierung und der Ober-
behörden des Fürstentums Oranien-Nassau, welches aus den vier Fürstentümern
Dillenburg, Siegen, Hadamar und Diez bestand. Der Fürst Wilhelm V. war
am 22. Oktober 1751 seinem Vater dreijährig in der Regierung als Erbstatt-
halter der vereinigten Niederlande und Fürst der Stammlande gefolgt und hatte
sie im Jahre 1766 den 8. März selbst in die Hand genommen. Er residierte
im Haag, wo für die Erblande eine besondere Behörde, das deutsche Kabinet,
bestand. Am 4. Oktober 1767 vermählte er sich in Berlin mit der Prinzessin
Wilhelmine, Schwester des nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm H. Nachdem
er durch die französische Republik im Jahre 1795 seiner Stellung in Holland
verlustig gegangen war, lebte er mit seiner Familie in England, bis ihm durch
den Frieden von Luneville 1801 die Rückkehr nach Deutschland ermi'glicht
wurde. Er schlug nunmehr seine Residenz in Schloss Oranienstein bei Diez
auf. Die ihm durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803
zugewiesenen Entschädigungslande trat er am 29. August 1803 an seinen Sohn,
*) Über den Oberjägermeistcr v. Witzleben gibt ausführliche Lebensnachrichten Strieder,
Hessische Gelehrten-Geschichte XVII, S. 197. Er war geboren den 9. Mai 1755 und starb den
16. März 1830; seine Gemahlin Sophie, gob. v. Preuschen, war geboren den 8. September 1761 zu
Karlsruhe, vermählt den 31. Dezember 1781, gestorben den \S. April 1S23 zu Kassel. —
') Geboren *den 13. September 1784, f den 23. Dezember 1863 zu Potsdam. -
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den Erbprinzen Wilhelm Friedrieb, ab und behielt sich nur den Besitz seiner
Stammlande vor. Es war also am Abschluss, wie es schien, dieser grossen
Yeränderungeu. als Meusebach zu Dillenburg eintraf).
Der Geheime Rat Gottlob Georg Justus v. Meusebach, bei welchem der
Neffe abstieg und nunmehr wohnen sollte, war der ältere Bruder von Karls
Yater, geb. den 5. November 1733 zu Yockstedt. Seinen ersten Unterricht
erhielt er durch Hauslehrer, besuchte von Herbst 1747 bis Ostern 1748 das
Pädagogium zu Halle, von 1749 bis 1753 das Gymnasium zu Altenburg und
studierte von Ostern 1753 bis Herbst 1755 die Rechte zu Jena. Am 7. August
1756 wurde er zum Auditor bei der fürstlichen Justizkanzlei zu Dillenburg
ernannt; am 4. Februar 1758 Assessor, trat er im April 1760 in die Laudes-
regierung über und rückte den 16. April 1761 zum Wirklichen Regierunggrat,
am 31. Dezember 1781 zum Geheimen Regierungsrat auf. Am 28. Oktober
1783 erhielt er die erbetene') Entlassung mit Belassung seines Charakters und
Ranges nebst einer Pension von 600 ti. Er starb den 6. Juni 1804. Wegen
seines reichen Wissens, seiner strengen Rechtlichkeit und der Reinheit seines
Charakters hochgeschätzt, beschäftigte er sich während seines Ruhestandes be-
sonders mit genealogischen Studien und Pflege seines schönen Gartens, nament-
lich der Obstbäume. Seine sehr bedeutende Bibliothek, welche nach seinem
Tode zum Teil versteigert wurde, war vor allem reich an Leichenpredigten.')
Von Poesie hielt er nicht viel und nannte einst zum Entsetzen des Neffen
Lessing einen rechten Komödiennarren. Da nun dieser für genealogische For-
schungen kein Interesse hatte, sondern der Meinung war, dass sie eher von Nach-
teil seien und den Ahnenstolz nährten, so trat wohl bei den eifrigen Gesprächen,
welche sie oft bis tief in die Nacht hinein fortsetzten, ein heftiger Zwiespalt
hervor. Wie die Poesie, so hasste er auch die Träume und mit ihnen nicht
nur den Glauben an Geister und Gespenstergeschichten und an alle Ahnungen,
sondern auch schon das Gespräch darüber.*) Er hatte, meint Meusebach, zuviel
gelesen und wenn er auch in früheren Jahren viel gethan hatte, so wurde er
unthätiger, als er in bessere Vermögensumstände kam und nur für sich, aber
nicht für eine Familie zu sorgen hatte. Er las Geschichte, Biographie, Moral-
') Über Wilhelm V. und insbesondere seine Ankunft in den Erblanden im Jahre 1803,
8. von Stramberg, Rhein. Antiquarius, Mittelrhein II, 3 S. 339, 360 ff. Über die Personen
und Verhältnisse von Dillenburg und Herborn am Ende des vorigen Jahrhunderts vergl.
Gercken, Reisen durch Schwaben u. s. w., Stendal 1786, III, S. 444-460. Martius,
Erinnerungen aus meinem fünfzigjährigen Leben, Leipzig 1847, S. 52—57. Über die DiUen-
burger Lateinschule (Pädagogium) s. das Programm des dortigen Gymnasiums vom Jahr I8d7
von K. Fischer. Über die Herborner hohe Schule s. A. v. d. Linde, Die Nassauer Drucke,
Wiesbaden 1882, I (Nachweis von Litteratur unter den betr. Namen). Es fehlt eine Darstellung
des regen geistigen Lebens, welches damals in den doch kleinen Städten Dillenburg und
Herborn herrschte. — ') Er Hess sich pensionieren, weil er sich zurückgesetzt glaubte. —
') Sie befinden sich jetzt in dem Freiherrl. v. Hardenbergischen Schlosse zu Oberwiedeustedt.
— ♦) Meusebach versuchte alsbald nach seiner Ankunft (am 11. September) ein Charakterbild
seines Oheims zu entwerfen, ist aber über den Anfang nicht hinausgekommen. Dies Bruch-
stück führt den Titel: Nicht Er, aber doch über Ihn. Einzelne Züge der oben gegebenen
Charakteristik sind diesen Aufzeichnungen entlehnt.
55
und Lebensphilosophie, Predigten und einige gemeinfassliohe medirinische
Schriften. In jüngeren Jahren sehr reizbar und aufbrausend, erwarb er sich
nach und nach eine philosophische Ruhe des Gemüts: er handle nach Grund-
sätzen'), pflegte er zu sagen, und beurteilte den Wert der Menschen danach,
flOb sie nach Grundsätzen handelten." In der neuangelegten Wilhelmsstrasse')
hatte er sich ein stattliches Wohnhaus erbaut und mit der Planmässigkeit, welche
ihn überall leitete, genau bestimmt, welche Räumlichkeiten er selbst, welche
die Frau, die er heimführen würde, welche die Söhne und die Töchter mit den
Erzieherinnen bewohnen sollten. Aus der Heirat nun wurde es nichts; er blieb
unvermählt und bewohnte zunächst das Haus allein mit seinem Gärtner und
dem treuen Diener Henkel, welcher schon bei seinem Vater „Fohlenjunge''
gewesen war. Seinem Neffen wies er zuerst die unteren Zimmer zu, während
er die oberen Räumlichkeiten für sich behielt; nach dessen Verlobung teilte er
ihm in heiterer Laune mit, dass er mit seiner demnächstigen Gemahlin das
Haus so benutzen möchte, wie er es zu thun beabsichtigt habe. Einen eignen
Haushalt führte er nicht; den Mittags- und Abendtisch besorgten die zwei
Töchter des Oberbergmeisters Stifft^), bei welchem er vorher gewohnt hatte;
sein Diener holte dort das Essen ab. Dieser Diener, „der alte Henkel, stand
noch im höchsten Alter nachts zwei-, dreimal auf, um nur die vier Uhr nicht
zu verschlafen, wo er seinem Herrn in einer seit seinen Jugendtagen nicht mehr
mit Kannkraut, wie in Sachsen geschieht, geputzten Kaffeekanne den Kaffee zu
bringen hatte. Er hielt seine Sache beisammen und lieh auf kleine Pfänder aus."
Meusebach wurde noch vor Ablegung seiner Staatsprüfung durch fürst-
liches Reskript vom 4. Oktober 1803 (Oranienstein) zum Auditor der fürstlichen
Justizkanzlei ernannt, ein Amt, mit welchem die Bahn zu den höheren Staats-
ämtern zu Dillenburg gewöhnlich eröffnet wurde. Die Justizkanzlei war ein
Gericht zweiter Instanz, an welches von den Entscheidungen der Amtsgerichte
appelliert wurde. Die Beamten derselben waren grösstenteils auch Mitglieder
der Landesregierung und galten als tüchtige Juristen.*) Die Staatsprüfung war
') Als er einst die Nachricht von gefährlicher Erkrankung seines Vaters erhielt, Hess
er sogleich satteln, ura trotz des ungünstigen Wetters nach Vockstedt zu eilen. In Marburg
rief ein ihm befreundeter Professor von der Freitreppe seines Hauses ihm zu: „Ei, Herr
Regierungsrat, was fällt Ihnen ein bei solcher Jahreszeit eine Reise zu machen!" „Mir fällt
niemals etwas ein, erwiderte er unwillig, ich handle nach Grundsätzen." — *) Nachdem die
Franzosen am 13. Juli 1760 das alte Schloss zu Dillenburg in Brand geschossen hatten, wurde
es nicht wieder hergestellt, sondern die Regierung überliess baulustigen Bewohnern der Stadt
nebst Bauplätzen und Gärten am Abhänge des Berges alles Baumaterial aus den Trümmern
des Schlosses und gewährte ausserdem Steuerfreiheit für die neuaufgeführten Gebäude auf
eine Anzahl von Jahren. So entstanden die schönen Gebäude der jetzigen Wilhelmsstrasse,
unter ihnen das Meusebach'sehe, mit dem Wappen der Famil'e geschmückte Haus, welches
später im Besitze des Präsidenten Winter war. In dem Schlossbereich wurde in neuer Zeit
der »Wilhelmsturm" zum Andenken an Wilhelm den Schweiger auf .\nregung des Gymnasial-
direktors Spiess erbaut und 1875 feierlich eingeweiht. — ^) Marie Christine Ernestine Stifft,
geb. den 18. Februar 1737, | den I. Mai 1818, und Dorothea Henriette Luise Stifft, geb. den
8. Januar 1748, f den 7. Dezember 1822. — *) Zu den Beamten, in deren Kreis er eintrat,
gehörten die Geh. -Räte Gürtler v. Gürtelrein, Chelius, Sentft v. Pilsach, v. Preuschen (Sohn
des verstorbenen Präsidenten), Forell, v. Pestel, Alex. Pagenatecher und v. Diepenbroik. Den
56
nur eine mündliche und dauerte nicht länger als zwei Stunden; sie wurde am
29. Dezember 1803 vormittags von 10 — 12 Uhr von dem Geh. Justizrate Forell
und dem Regierungs- und Justizrate Diepenbroik in Civil- und Kriminalrecht,
sowie im Prozess abgenommen. Am 17. Januar 1S04 erfolgte die Vereidigung
und Einführung in die Justizkanzlei. Schon am 20. April 1804 erhielt Meuse-
bach den Charakter als Kanzleiassessor (mit Auciennität vom 15. März), einen
Gehalt (von 600 ti.) aber erst zugleich mit einem votum conclusivum durch
Dekret vom 19. Dezember 1805.
Schon in den ersten Wochen seines Aufenthalts zu Dillenburg suchte
Meusebach sich Gewissheit zu verschaffen, ob er Hoffnung haben dürfe, seine
geliebte Ernestine von Witzleben demnächst als seine Gemahlin heimzuführen.
Am 29. August 1803 eröffnete er derselben die Gefühle, die ihn beherrschten,
und trug am folgenden Tage der Mutter die Bitte vor, ihn zu ihrem Sohne
anzunehmen. Die Zusage von Herz und Hand gab Ernestine am 2. September
in einem Briefe, welchen der Vater, für dessen schon vorher angekündigten
Besuch bereits Logierzimmer in Meusebachs Hause bereitet waren, persönlich
überbrachte. Besuche bei der Braut verboten die Vorbereitungen für die Staats-
prüfung; doch wurden häufig Briefe gewechselt. Am 22. Oktober dichtete er
einige Strophen, welche er in ein für die Braut bestimmtes Exemplar des
Jakobischen Taschenbuchs von 1804 auf das V(jrblatt eintrug.') Sofort nach
bestandener Prüfung eilte er nach Kassel und verlebte den Sylvesterabend im
Kreise der Witzleben'schen Familie. Die Trauung fand am 9. März 1804 in
Kassel statt'), nach welcher das junge Ehepaar die Freunde und Verwandten
in Thüringen besuchte und dann in die Heimat eilte, wo ihm der Oheim den grössten
und schönsten Teil der Wohnung, den er selbst bis dahin innegehabt hatte, einräumte,
indem er sich mit den oberen Zimmern, in denen die Bibliothek aufgestellt war,
begnügte. Doch lange konnte er sich an dem Glücke der jungen Eheleute
nicht erfreuen: am 6. Juni desselben Jahres, dem Geburtstage des Neflfen,
raffte ihn ein schneller Tod hinweg. In seinen Gedenkbüchern widmet ihm
Meusebach eine längere Betrachtung, der wir Folgendes entnehmen: „Selten
Vorsitz führten v. Pasaavant-Passenburg, zugleich Präsident, und v. Schenk, zugleich Direktor
der Landesregierung. Im Jahre 1806 trat auch der Professor Büttger zu Herborn in die
Kanzlei ein. (Dekret vom 19. Dezember 1805.) Genealog. Reichs- und Staats-Handbuch auf
das Jahr 1804. Frankfurt, Varrentrapp, S. 358 tf.
') Bei Wendeler, Briefwechsel S. VII abgedruckt. — *) Dem Manuskript d. Verf. liegen
bei die Abschriften 1. von zwei Gedichten an K. v. Meusebach bei seiner Vermählung von seinem
Freunde v. L'ngern-Sternberg (damals auch Kanzlei-Auditor zu Dillcnburg); 2. Hymenäua dem
Hoch- und Wohlgebornen Herrn K. H. G. v. Meusebach, Erb-, Lehns- und Gerichtsherrn auf
Schlosa Vockstedt u. s. w., meinem gnädigsten Herrn allerunterthänigst bey dero Vermählung
mit . . . geweiht von Ihro submissestem treshumbelaten und devotesten Knechte J. E. H. Bär-
winkel, L. A. Candidatus necnon Cantor Praeceptorque auf Schloss Vockstedt, der Sonntags-
gesellschafts-Mitglied wie auch Promotions-Exspectaut etc. Leipzig bey G. E. Beer auf Kosten
des Verf. 1804. 3. Humoristische Hochzeitsrede am Vermählungstage Ihro Hochwohlgeb. des
Fräulein E. F. L. G. v. "Witzleben und Sr. Hochwohlgeb. des Herrn . . v. Meusebach, Erb-,
Lehns- und Gerichtsherrn in . . von Schoppe, Inspektor und Oberkonsistorialrat zu Vaduz.
(^Schoppens Kaaualreden 1304.) Über den Namen Schuppe s. sogleich weiter unter.
57
wir«! ein komplett guter Mann in Hinsicht seiner Vorzüge von den Einzelnen
vollständig gewürdigt werden: jeder Einzelne findet und st'hützt an dem vor-
züglichen Menschen nur den Vorzug und die Tugend, die der Einzelne an sich
selbst zu sehen und zu schätzen hat oder durch welche er vornehmlich Vorteil
von dem Geschätzten zog, nichts weiter. So wurde mein Unkel G. G. J. v. Meusc-
bach geachtet: 1. sehr viele achteten wohl nichts an ihm so sehr als seine Frei-
gebigkeit; 2. wenigere die Redlichkeit untl Wahrheit seines Gemüts; 3. wenigere
seine Aller-Wesenliebe, welche, so tief sie in seinem Herzen gegründet war,
durch die Gewohnheit des Jähzorns freilich oft genug in Schatten gestellt wurde
(wie das auch bei seinem Neffen mehr als zu häufig geschehen mag); 4, nur
wenige achteten sein Forschen nach Wahrheit; 5. sehr wenige seine Frömmig-
keit und seinen für das Heiligste so heiss glühenden Sinn. Dagegen werden
die Mängel eines vorzüglichen Menschen sehr leicht schon von jedem Einzelnen
in ihrer Gesamtheit vollständig gewürdigt und nur etwa die übersehen, welche
der Würdigende selbst an sich trägt und gerade so sehr tadelhaft nicht finden
kann."
Die Ehe Meusebachs war eine glückliche, wenn sie auch nicht von herben
Schicksalsschlägen verschont blieb. Aus seinen Aufzeichnungen spricht überall
die grosse Liebe zu seiner Ernestine, welche durch die Gewissheit gleicher
Gegenliebe befestigt und erhöhet ward. Scherzend erwähnt er öfter seine Reiz-
barkeit, deren er auch seiner Frau gegenüber nicht immer Herr werden konnte.
„In der Nähe kann ich freilich meiner guten zarten Ernestine eher ein hartes
Wort sagen, als in der Ferne brieflich, denn alle Donnerwetter klingen in einiger
Ferne fürchterlicher als ganz in der Nähe, wo sie oft nur ein blosses Knattern
und die stärksten Schläge sich mehr stark als tief hören lassen. Auf der Reise,
ich gestehe es, wird mir immer schwerer als zu Hause, mich nach jemand zu
genieren, und gerate daher leicht in Streit mit meinem Gesellschafter (und war'
es auch nur meine Frau). Die meisten Zugvögel sind darin anderer Art: auf
ihrem Standort zanken sie sich um Weibchen, Nestgegend und alles; wenns
aber ans Reisen geht, so sind sie eines Sinnes. Du gleichst ja sonst, liebes
Ernestinchen, an feiner Organisation und weicher Zärtlichkeit der flötenden
Baumlerche; gleiche ihr auch, wenn ich mit Dir zu zanken anfange. Denn sie,
wenn ein anderer Vogel mit ihr zanken will, thut nichts, als dass sie sich
vor ihn hinstellt und singt."
Wir lassen auch den humoristischen Ehevertrag aus seinen Gedenkbüchorn
als bezeichnend für die Sinnesweise Meusebachs und das eheliche Verhältnis
folgen: „Wir Ernestine und wir Markus Hüpfinsholz') v. Meusebach haben nach
Einsicht der Artikel 1394 und 95 des Gesetzbuchs Napoleons und in Erwägung,
dass dieses Gesetz zwar die Abschliessung aller Ehe verträge nach eingegangener
Ehe verboten, die Abschliessung oder Erneuerung besonderer Liebesverträge
mitten in stehender Ehe aber nicht untersagt sind, auf Bericht unserer Herzen,
nach Anhörung unserer Vernunft und Erfahrung wechselseitig beschlossen, ein-
ander zugesagt und gelobet wie folgt:
') Über diesen Namen s. weiter unten.
58
Sie gelobet und verspricht: Er verspricht und gelobet:
Dann folgen 12 Artikel nach Art des folgenden:
Nicht erst am Tisch ihn zu fragen, Jährlich nicht mehr als höchstens
ob sie statt eines verbrannten, ver- (und nie anders als unter vier
salzenen, verwässerten, verdorrten Augen) ein halb Dutzend Pfeifen
Gerichts etwas anderes holen solle. (nie aber etwas anderes) dem Un-
mute zu opfern. Sie wird über
die zerschlagenen Pfeifen genaues
Register führen.
Der 13. Artikel lautet: „Im nächsten Quartale und in folgenden gerade so
ununterbrochen heiss, zärtlich, hingegeben, gebruramlos, verdrusslos, heiter und
freudig einander zu lieben, wie in dem eben abgelaufenen 'in welchem sie doch
nicht einmal beieinander waren), nicht die kürzeste Dunkel- und Stinkschnuppe
am Do?hte der ewigen Lampe der Liebe ferner zu dulden, sich nicht für zwei
Wesen zu halten, sondern für eins, in Summa sich so rein, so treu, so heiss
zu lieben, wie sich ungefähr die Engel des Himmels lieben dürften. So ge-
schehen Kassel und Dillenburg am 26. August 1811. Ernestine. Markus Hüpf-
insholz v. Meusebach."
Erhöhet wurde das Familienglück durch die Geburt einer Tochter, Sidonie,
am 6. April 1805, der am 28. November 1806 ein Sohn, Otfried, sich zugesellte.
In das erste Jahr seiner Ehe fällt die Ausgabe') der „Kornblumen von
Alban.** Mit einem Titelkupfer, Marburg bei Joh. Christian Krieger. 1804.
131 S. 8*^ — die er auf eigene Kosten drucken Hess. Zu denselben macht der
Verfasser dieser Biographie, K. Schwartz, folgende Bemerkungen: 1. Der
Name Alb an*), unter welchem Meusebach diese seine erste Schrift herausgab,
ist dem Romane Jean Pauls Titan (Berlin 1800) entlehnt, dessen Held Albano,
abgekürzt Alban, ist. Meusebach gehörte zu den begeistertsten Lesern Jean
Pauls. — 2. Auch der Name des Mannes, welchem Meusebach den prosaischen
Teil seiner Schrift zugeeignet hat, Schoppe, ist dem Titan entlehnt, in welchem
er als Erzieher und Begleiter Albanos eine Hauptrolle spielt, der Mentor neben
dem Telemach. Welche Person aus Meusebachs Umgangskreise hinter dem
Namen verborgen ist, wird schwerlich zu ermitteln sein. Am 3. Februar 1804
schrieb M. an seine Braut: „Noch ein Wort in Betreff Schoppens. Wenn ich
mit dem elendesten Menschen (mit dem ichs gleich ausgemacht habe, dass von
guter Freundschaft unter uns gar nicht die Rede sein könne, sondern nur von Be-
kanntschaft) tagtäglich umgehe, so kommt das nur aus dem natürlichen Grunde,
aus welchem ich, wenn ich in einer Wildnis wäre, mich am Ende wohl cnt-
') Nicht aber die Dichtung, wie Wendeler, Fischartstudien des Freiherrn v. Meusebach,
Halle 1879, S. 31 sagt; sie „variieren" also auch nicht das Thema seines werdenden häuslichen
Glückes, ib. S. 32. Der Verf. der Biographie, K. Schwartz, hatte die Absicht, das ganze
Büchlein abdrucken zu lassen. Wir müscien für diese Bearbeitung darauf verzichten. —
*) Schwartz hatte denselben in dem „Leben des Generals K. v. Clausewitz . .", Berlin 1878,
8. [>iO von dem hellblonden Haare Meusebachs hergeleitet, war aber nachher mit dieser Deutung
unzufrieden.
59
öchliessen würde, unter eine in derselben sich aufhaltende Räuberbande lieber
zu gehen, als allein oder unter den Wilden zu vegetieren, weil man (?) doch
wenigstens noch Menschengesichter hätte." In andern gleichzeitigen Briefen
erwähnt er den Kollegen Schoppe wiederholt, doch nur ganz allgemein, z. B. er
sei mit ihm spazieren gegangen etc. In der Zueignung nennt er ihn nicht
seinen Freund, sondern nur seineu guten Bekannten. In den Gedenkbiichern
wird er nicht wieder erwähnt, und so dürfte wohl die Vermutung gerechtfertigt
sein, dass die hinter dem Namen verborgene Persönlichkeit nur kurze Zeit in
Dillenburg — oder wenigstens in näherer Beziehung zu Meusebach — gewesen
sei. Die Angabe, dass dieser gute Bekannte sich im Frühjahr 1804 eine junge
Frau zu Soest geholt habe (die keine Eltern mehr hatte), kann vielleicht auf
die Spur führen. Wahrscheinlich war er ein älterer Kollege Meusebachs, der sich
gegen ihn eine unerbetene Meutorschaft herausnahm, die ihn verstimmte. Schoppe
heisst auch der Verfasser der humoristischen Vermählungsrede, S, 56 Anm.
3. Die Städte, welche durch die Namen der Flüsse bezeichnet werden, sind Kassel
(Fulda), Merseburg und Weissenfeis (Saale); in diesen hatte er teils Ver-
wandte, teils Schulfreunde, wie den Kammerherrn v. Seckendorf und die Kammer-
rätin V. Ende in Merseburg, G. H. v. Witzleben, den Bruder seines Schwieger-
vaters, in Weissenfeis. Die Stadt am Main ist wohl Frankfurt, wenn auch
Beziehungen zu ihr nicht bekannt sind, die durch „eine Menge Windmühlen
und Schieferhügel" bezeichnete Stadt ist Eisleben, wo seine Cousinen v. Poleuz
wohnten. — 4. Der Mann, welcher „so lange schon als ein höherer Genius seines
Lebens ihm zur Seite gestanden hat", ist Georg Hartmann v. Witzleben,
der jüngere Bruder seines Schwiegervaters, geb. zu Wolmirstedt am 23. Sep-
tember 1766, f zu Rossleben am 15. September 1841. Aus seinem Lebens-
gang führen wir an, dass er 1790 Stiftsregierungsrat zu Merseburg wurde, 1800
Geh. Finanzrat zu Dresden und 1801 Adjunkt des Salinendirektors v. Harden-
berg (Vaters des Dichters Novalis) in W^eissenfels und seit 1808 alleiniger
Direktor der Saline Dürrenberg, wo er schon seit 1805 wohnte. Im preussischeu
Staatsdienst wurde er 1819 zum Vizeberghauptmann, Geh. Regierungsrat und
Kurator der Universität zu Halle ernannt und trat 1828 in den Ruhestand.
Sein Sohn ist der spätere Oberpräsident von Sachsen Hartmann Erasmus v. Witz-
leben (1805 — 1878). Auf den frühen Tod von zwei Kindern desselben ver-
fasste Meusebach Gedichte, in deren einem „Die Mutter" (2. August 1800) die
Stelle vorkommt:
Wie ich das herrliche Weib des trefflichsten Gatten, des Mannes,
Der mein Genius war, den ich liebe wie keinen der Männer,
Der mich so liebte von Herzen! ach wie ich die Leiden etc.
Und als er dies Gedicht in seine Gedenkbücher eintrug (16. April 1815), fügte
er hinzu: „Um die Liebe und das Andenken jenes verehrten Mannes, der noch
viel länger als bis zum Jahre 1800 mein heiliger Schutzgeist war, würdig zu
feiern, wäre die Anwendung der höchsten poetischen Kräfte (wenn solche zu
Gebote ständen) keine Verschwendung, und der Name Georg Hartmann v. Witz-
leben soll noch von Euch Kindern und Kindeskindern nicht anders als mit
60
segnender dankbarer Erinnerung genannt werden." — 5. Tanten und Couginen
scheint nur allgemein und ohne Beziehung auf bestimmte Personen gesagt zu
sein; wirkliche Tanten hatte Meusebach nicht. — tj. „Das geliebte Drey'' ist
wahrscheinlich Karoline v. Witz leben, die jüngste Schwester Ernestinens,
welche das junge Ehepaar auf der Hochzeitsreise eine Strecke weit begleitet
haben mag. — 7. Über die Entstehungszeit der einzelnen Gedichte geben
die Tagebücher erwünschte Aufklärung. Es gehören nur wenige der Dillen-
burger Periode an, die meisten der üniversitätszeit, einige den Merseburger
Schuljahren. Die Entstehungszeit der Gedichte ist folgende:
.,Sturm im Innern" am 19. November und 13. Dezember 1803, also in
Dillenburg gedichtet. ^Der Jüngling und die Zeit**, 9. Juli 1800. „Badelied'',
20. Juli 1798, verbessert 1802. .Dora's Reize", 27. März 1800, mit der Über-
schrift „Christelchcn", am 4. Juli 1802 verändert und überschrieben .,Lalage'8
Reize." Das Gedicht war also in seiner ersten Gestalt durch die zärtliche
Neigung zu Christelchen Rothmann, der Tochter des Strumpfwebers zu Mersc"
bürg, hervorgerufen.
^Billet an Dora" 1800, verbessert 1804. Auf dem Schulaktus Ostern 1798
hatte Meusebach ein längeres Gedicht vorgetragen (s. o.), an dessen Schluss
er sich an die schönen Frauen und Jungfrauen wandte. „Ich lebte", sagte er,
„nachher einige Wochen wirklich sehr selig von dem begehrten und, wie ich
meinte, auch gewährten Beifallslächeln. Besonders meinte ich von der in der
Folge noch besonders besungeneu schönen Augusta Crusius') seitdem viel freund-
licher gegrüsst zu werden, wenn ich an ihrem Hause vorüberging." Diese
Worte dienen zur Erklärung des Gedichts, namenthch der beiden letzten Strophen.
„Das Lieblingsörtchen", 10. September 1800.
„Klage eines Verliebten", 27. August 1798, anfangs „Henriette", dann
„An Rosalia" überschrieben. Jene war Henr. Segnitz zu Merseburg, nachher
an Dr. Schlegel verheiratet und früh gestorben. „Am 4. Juli 1802 hatte ich
den unglücklichen Einfall, meiner entflohenen, aber doch in der Erinnerung noch
süssen, unschuldig schmachtenden Liebesneigung einfältig selbst zu scherzen in
folgenden Zeilen: „So klagt u. s. w." Das verwies mir mit Recht der Recensent
meiner Kornblumen in der Hall. Allg. Lit. Zeit. 1806, No. 35."
„Amors Zuflucht", Herbst 1801.
„Des Vögleins Schiff'ahrt", Juli 1801.
„Der Lustgang", Juli 1802, verbessert 1804.
„Die Begleitung", 14. Mai 1801.
„Die Trennung", 11. August 1801.
„Die Feier des Tages", 21. August 1801.
„Die Wahl", 13. November 1801.
„Die Ruh im Wäldchen", 13. November 1801.
„Der Nachmittag", Dezember 1801.
') Schon 1799 hatte Meusebach diese .Sophie Amalie Auguste, Tochter des Stiftssuper-
inteiidetiteii Buumgarten-Crusius als , Laura" besungen mit ihrem Geliebten, dem Renteisekretär
J. J. Bachmann. Sie starb am 1. Dezember 1806, dreis?ig Jahre alt.
61
„Abcnrlliohe Ruhe", 28. und 20. Juni 1802.
„Heimkunft", 27. Juli 1804.
„Des Wanderers Morgenlied", Oktober 1802.
„Naehtgedanken," 10. Dezember 1803. Das Gedicht sandte er seiner
Braut nach Kassel,
„An Dora", 28. September 1803, das einzige Gedicht, welches an seine
Braut gerichtet ist.
„Die Rosen- und Rebenlaube", 23. Juli 1802.
„Für den Glücklichen und Unglücklichen", 14. August 1802.
„Die beiden Rosen", 5. August 1802.
„Warnung,» 11. September 1802.
„Dauer der Liebe", 30. Jul. 1804.
„Stolz und Demut", 30. Juli 1802.
„Dichterweihe", 1. August 1802.
„An einen Sterndeuter", 12. Dezember 1803.
„Das Leben", 1. August 1802.
„Dichter und Dichterinnen", 1802.
Eine Recension der „Kornblumen" erschien in der Hall. Allg. Lit. Zeit.
1806, No. 35 (Februar), S. 278 f. Sie erkennt das Talent des Verfassers an,
wünscht aber festere Bildung und männlichere Reife; sie findet mehr Wieder-
klang fremder als eigener Töne, aber reges Gefühl; die sentimentale Laune
und der humoristische Witz hätten zuviel Gesuchtes und erinnerten an Jean
Pauls Manier, nicht aber an seinen Geist; auch die Form verlange noch mehr
die Feile u. s. w. In neuerer Zeit hat Wendeler in den „Fischartstudien"
(1879), S. 32f. sich über den Wert des Büchleins ziemlich abschätzig geäussert.
An J. G. Jakobi in Freiburg hatte Meusebach ein Exemplar der Schrift gesandt,
welcher sich ausführlich über die Form und den Inhalt in einem Briefe vom
6. April 1805 ausspricht.')
Ausserdem veröffentlichte Meusebach Gedichte in Taschenbüchern, wie
Jakobis Iris, und Zeitschriften, wie in der Zeitung für die elegante Welt. Andere
fanden sich ungedruckt in seinem Nachlass. Ein Freund hatte behauptet, dass
das Gedicht „Dulce cum sodalibus" etc.') äusserst schwer zu übersetzen sei;
alsbald schickte Meusebach demselben vier verschiedene Übersetzungen, welche
in seinen Gedenkbüchern erhalten sind.
Aus diesem friedliehen Stillleben wurde Meusebach durch die gewaltigen
Ereignisse des Jahres 1806 aufgescheucht. Infolge des glücklichen Feldzugs
von 1805 bildete Napoleon aus dem Herzogtum Berg, welches der neue König
Max Josef von Bayern, und dem Rest der Provinz Cleve, welche der König
von Preussen gegen die Übergabe von Hannover an ihn abgetreten hatte, ein
neues Fürstentum, das Grossherzogtum Berg, und übergab es seinem Schwager
Murat (15. März 1806'), welcher alsbald in Düsseldorf eintraf und die Hudigung
') Wendel er, Briefwechsel etc., S. V f. — »J Jetzt abgedruckt in (Peipers) „Gaudeamus,
carmina vagorum selecta in usura laetitiae." Lips. Teubner 1879, S. 74 ff. -- *) Vergl. Goecke,
Das Grossherzogtum Berg unter Joach. Murat, N'apoleün I. und Louis Napoleon 1806-1813,
Köln 1877, S. 3 ff. —
62
in Empfang nahm. Eine Gebietserweiterung erhielt der neue Fürst durch die
Stiftung des Rheinbundes (12. Juli 1806), indem ihm ausser anderen Gebieten
der oTÜsste Teil der nassauisrhen Stammlande des oranischeu Hauses, die Fürsten-
tümer Siegen, Dillenburg, Hadamar, die Herrschaften Westerberg, Schadeck,
Beilstein und der auf dem rechten Lahnufer gelegene Teil der Herrschaft Runkel
zugewiesen wurden'), während einige andere Besitzungen (Diez u. s. w.) ander-
weitig vergeben wurden. Der Fürst Wilhelm V. hatte zuletzt bei seiner Tochter,
welche an den Herzog von Braunschweig vermählt war, seinen Wohnsitz auf-
geschlagen, wo er am 9. April 1806 gestorben war. Sein Sohn und Nachfolger
Wilhelm Friedrich verlor somit durch einen Federstrich die eben erst über-
nommenen Lande und behielt nur noch die durch den Reichsdeputationshaupt-
schluss von 1803 gewonnenen Entschädigungsgebiete, welche er schon vor dem
Tode seines Vaters verwaltet hatte. Meusebach konnte, als die oranien-nassauischeu
Beamten zu Dillenburg beeidigt werden sollten'), bei seiner grossen Anhäng-
lichkeit an das Haus Uranien sich nicht entschliessen, an diesem Akte teil-
zunehmen; er verliess Dillenburg und begab sich zunächst nach Vockstedt,
ungewiss, welchen Entschluss er fassen solle. Kurz vor der Entscheidungs-
schlacht bei Jena reiste er zu dem Prinzen von Uranien, welcher eine Division
in der preussischen Armee befehligte und sein Hauptquartier zu Blankenburg
hatte. Freundlich aufgenommen erhielt er die Versicherung, bald wieder in
den Dienst desselben eintreten zu können, und wurde in der That alsbald zum
überzähligen Regierungsrat in Fulda ernannt. Doch wurde diese Berufung da-
durch hinfällig, dass der Prinz auch die neuerworbenen Länder wegen seiner
Teilnahme an dem Kriege verlor; Fulda kam einstweilen unter die Verwaltung
französischer Generäle, bis es später dem neugeschaffenen Grossherzogtum Frank-
furt einverleibt wurde. Es blieb Meusebach schliesslich nichts übrig, als nach
Dillenburg zu Frau und Kiud zurückzukehren; auf Zureden seiner ehemaligen
Vorgesetzten fügte er sich den Verhältnissen und trat nach einfacher Eides-
unterschrift statt der Eidesleistung*) wieder in seine vorige Stellung ein.
Über diese Vorgänge hat er folgendes in seinen Gedenkbüchern nieder-
gelegt: „Die Zeit vom 29. Juli 1806 (wo ich das letzte Mal der Session der
fürstlich oranien- nassauischen Justizkanzlei beiwohnte) bis zum Anfang des
November 1806 ist für mich und die Geschichte meines Herzeus und Geistes
höchst merkwürdig. Seit ich aber mit dem Jahrgange 1802 und 1803 mein
moralisches und historisches Tagebuch über mich selbst geschlossen habe, ist
mir die Lust, über mich und den Gang meiner Bildung, meiner Gesinnung und
Ideen zu schwatzen, gänzlich verloren gegangen. Es ist mir ordentlich ennuyant,
über mich etwas weitläufig hinzuschreiben; sonst thät ichs jetzt viel und sehr.
Den 17. Oktober plünderten mich in Halle*) die Franzosen zweimal und
') Vergl. jetzt E. Auafeld, die Besitzergreifung der nassau-oranischen Landesteile für
deo Orossherzog von Berg im Jahr 1806 in den Annalen des Vereins f nass. Altertumskunde
u. Geschichtäforgchung, XIX, S. 188 tf. — «j Am 31. Juli. Ausfeld, a. a. 0., S. 199 f. —
*) So war für die abwesenden Beamten bestimmt worden. Ausfeld, a a. O , S. 201. —
*) Am 17. Okt. fand ein Zusammenstoss der Divisionen Bernadutte?» mit der preuss. Reservearmee
bei Halle statt, welche eine völlige Niederlage erlitt. Hausse r, Deutsche Gesch. III, S. 13. —
63
arretierten mich die Preussen auf Jer Broihahnschenke als einen französischen
Spion. In Halle stand ich auf dem Markte mitten im Flintenfeuer. Auch
meinen lieben treuen Leo büsste ich am 13. Oktober früh in Weissenfels der
Franzosen wegen ein. Das edle Herz meines Hruders hatte ich vorher in
Vockstedt durch schöne Beweise kennen lernen. Übrigens habe ich erfahren,
wie die Notwendigkeit uns erst zwingen muss zu freier Selbständigkeit. Gerade
die Menschen, die uns gern am meisten in unserer freien Selbständigkeit be-
schränken und turbieren, sind immer die, die sich in unsern Verlegenheiten und
misslichen Lagen am wenigsten mit etwas Reellem um uns bekümmern. Soviel
weiss ich: Leute, die am wenigsten verlangen, dass ich nach ihrem Plane leben
und mein Leben einrichten soll, sind am mehrsten noch im stände und gesinnt,
mir in Nöten reell zu helfen und zu nützen. Der Name meines jetzigen Pachters
Johann Andreas Liebau aus Rietnordhausen liegt mir auch dann in dankbarem
Gedächtnis, wenn ich längst aus aller Geschäftsverbindung mit ihm bin. Vier-
zehn Wochen lang war ich von meinem geliebten Weibe und Kindlein entfernt
und einigemal in der bangen Besorgnis, sie nie wiederzusehen."
Zu diesen äusseren Widerwärtigkeiten trat hinzu, dass zum tiefen Schmerze
der Eltern ihre Tochter Sidonie am 6. Januar 1807 starb. Die Mutter hatte
kurz vor Weihnachten 1806 mit derselben die Eltern zu Kassel besucht; auf
der Rückreise nach Dillenburg gingen in Marburg die Postpferde durch, der
Wagen schlug an einen Prellstein um und Sidonchen fiel in den Schnee. Diesen
Unfall betrachtete man als die Ursache davon, dass das Kind schlecht zahnte
und am zweiten Feiertage erkrankte; es traten Konvulsionen und Krämpfe ein,
denen es trotz der Hilfe von drei Ärzten (zu dem Dr. Hofmann und Schmidt
hatte man den Hofrat Fritze von Herborn holen lassen) endhch erlag. In den
Gedenkbüchern widmete Meusebach dem geliebten Töchterchen einen tiefgefühlten
wehmütigen Nachruf; am 11. Januar begleitete er es still zu Grabe. Auch den
am 28. November 1806 gebornen Sohn ereilte am 8. Mai 1808 ein früher
Tod, der um so schmerzlicher war, als er durch einen beklagenswerten Zufall
herbeigeführt wurde; eine Theemaschine, an der die Mutter beschäftigt war,
stürzte um und übergoss das bei derselben stehende Kind mit siedendem Wasser;
nach 18 Stunden erlag es den Brandwunden. Dabei fürchtete Meusebach zu-
gleich für das Leben seiner Frau, welche heftig erkrankte und abermals nach
der am 13. Juli 1808 erfolgten Geburt des zweiten Töchterchens Ludowine
Sophia Sidonie') zweimal dem Tode nahe war. Fügen wir sofort hinzu, wie
sich die Familienverhältnisse in den nächsten Jahren gestalteten. Am T.Februar
1811 wurde geboren Karoline Gertrud^), am 26. Mai 1812 Otfried Ilans^)
und am 12. August 1814 Karl Bernhard Max.*)
Im Frühjahr 1807 (8. April) reiste Meusebach nach Vockstedt, wo er bis
in den August verweilte, um mit seinem Bruder die Gutsverhältnisse zu ordnen.
•) Sie starb am 4. April 1822 zu Berlin. — *) Vermählt am 6. April 1833 mit August
T. "Witzleben, k. preuss Land- und Stadtgerichtsrat zu Potsdam (1602—1842), t den 21. Okt.
1880. — ^) Vermählt am 28. September 1852 zu Neu-Braunfels in Texas mit Agnes Gräfin
Coreth zu Coredo und Starkenberg. — *) K. preuss. Ministerresident in Rio de Janeiro, f am
10. Mai 1862 zu Halle.
64
Da dieser die Bewirtschaftung des väterlichen Gutes aufgab, so verkaufte er
seine Hälfte an unsern Meusebach und nahm seinen Wohnsitz in Frankenhausen,
■wo er 1811 starb. Am 26. August traf Meusebach wieder zu Dillenburg ein;
das Gut verpachtete er.
Wenden wir uns nunmehr wieder zu dem inneren Leben Meusebachs
zurück, so sind zunächst die Aufzeichnungen der Jahre 1807 und 1808 zu er-
wähnen, in welchen er über seine wissenschaftliclie Weiterbildung und seinen
sittlichen Zustund ein aufrichtiges Bekenntnis ablegte. Er sagt:
„1. Ich glaube jetzt schon eine nicht gemeine Kenntnis der deutschen
Sprache zu besitzen.
2. Ich glaube eine nicht allgewöhnliche Kenntnis des Inneren der deutschen
Litteratur sowie,
3. eine ziemlich weitiäuftige Kenntnis des Ausseren aller anderen Litteraturen
zu haben,
4. Item eine gute Rechtseinsicht und Geschick zum praktischen Richter.
Aber wieviel fehlt mir noch von dem, was ich selbst wirklich noch er-
langen willl (Denn Fertigkeit im Drechseln, im Klavierspielen will ich gar
nicht erlangen). Es fehlt mir noch:
1. Fortgesetztes Studium der griechischen und römischen Sprache, zu
denen ich in Merseburg auf der Schule einen sehr guten Grund gelegt habe.
Ich war vielleicht zuletzt der stärkste darin unter allen meinen Mitschülern.
Aber seit der juridischen Amtsführung hier in Dillenburg habe ich das Studium
beider Sprachen zu sehr vernachlässigt.
2. Ich bin zu weit zurück in den neueren europäischen Sprachen, deren
Erlernung, wenn ich mich ernstlich daran gäbe, mir bei der vorhandenen
Kenntnis des allgemeinen Geistes der Sprache vielleicht gar nicht schwer würde.
3. Ich habe nicht alle zu einem Richteramte nötigen Rechtssätze im Ge-
dächtnisse gegenwärtig stehen, weil ich nicht eigentlich Jurisprudenz fortstudiere,
sondern nur gelegentlich bei der Amtspraxis fortlerne.
4. Ich teile die Zeit in meinen verschiedenen Studien nicht ordentlich
genug ein. Und bei allem diesem, was ich zu meiner Ausbildung nötig erachte,
mir noch Fehlenden soll ich noch mehr Allotria beginnen, nochmals Klavier-
klimpern? Auch nährt sich, wenigstens in hiesiger Gegend, jetzt ein Holzhauer
besser als ein Drechsler."') 1. Dezember 1807.
„Frage ich mich bei dem Rückblicke auf 'das vergangene Jahr (1808),
ob ich mit ihm glücklicher, d. h. besser und weiser geworden, so kann ich
wohl nichts mir darauf anworten, sondern muss nur beschämt fast gänzlich vor
mir selbst verstummen. Thorheiten beging ich noch und Sünde; meinen Jähzorn
lernt ich wenig mehr als sonst bekämpfen; anhaltender, strenger und fester
Thätigkeit lag ich fast weniger noch ob als sonst. Der alte Wille des wahr-
haft Guten blieb zwar bestehen in mir, aber das Vollbringen so schwach,
schwankend und unbeständig als sonst. Wie spät erst soll es mir gelingen
') Ein Freund hatte ihm geraten doch noch ein wenig Klavier, auch ein Handwerk,
etwa Drechseln, in .subsidium zu lernen.
es
Festigkeit zu erlaogen und ununterbrochene Ausdauer In dem ewig Outen und
ewig Schönen! In der Liebe zu den Menschen (dessen bin ich mir bewusst)
bin ich beharrt und vorgeschritten; aber was nützen die Gefühle, wenn sie
nicht übergehen in Werke! Werde ich am Schlüsse des künftigen Jahres mit
mehr heiterem Blicke auf mich und mein Inneres zurückblicken können."
Im folgenden Jahr schrieb er am Tage nach seinem Geburtstage: „Still
und vergnügt in Hofmanns') Gesellschaft war die gestrige Feier meines Ge-
burtstages; auf der Theerhütte lasen wir in einem der besten Bücher in der
Welt, im Hesperus. Hab' ich in meinem Inneren seit meinem vorigen Geburts-
tage gewonnen? An Festigkeit des Glaubens an Gott, an ruhiger Ergebung
und festem Vertrauen auf ihn, an noch mehrerer Stärke der Liebe zu meinem
herrlichen Weibe, ja, des bin ich mir bewusst. Aber sehr blutwenig an Milde,
Schonung und Zartheit im Umgange mit den Menschen. Immer noch der alte
Brand des Jähzornes, die alte Härte des einmal gereizten Gemütes. Nur seit
dem Anfange dieses Jahres ist mir selbst wenigstens die Hoffnung des Besser-
wei-dens fester geworden, und dazu halfen: die Liebe Jean Pauls und die Liebe
meiner Frau, und mein Vertrauen und meine Offenherzigkeit gegen diese. Ja,
liebes treues Weib, Dir hab ich mein Glück zu danken; denn ohne Dich wäre
mir schwer geworden jene Hoffnung zu befestigen. Und auch Dir, edler Richter'),
möge Gott das Gute lohnen, was Du an mir gethan! Und Du, teuere Ernestine,
holdes, süsses Weib! liesest Du vielleicht einmal in alten einsamen Tagen (wenn
ich Dir vorausgehen sollte zu unseren verstorbenen Kinderchen), was ich jetzt
in meiner leichteren Einsamkeit schreibe, so erheitere und erwärme Dich mein
Dank und meine Liebe, von der Du sicher dann sagen sollst: ach! er hat doch
Wort gehalten und mich so sehr geliebt bis zu seiner letzten Stunde; und auf
welchem Sterne, durch welches ihn mehr reinigende und läuternde Licht er
jetzt wandeln wird, so denkt er doch gewiss ewig an mich und sehnt sich so
heiss nach mir, als da er dies schrieb. Und dann, Du gutes altes treues
Mütterchen, nimm die Kinder, die Du um Dich hast, und drücke sie an Dein
heisses Herz und erzähle ihnen von unserer Liebe und sage ihnen, dass sie gut
werden und gut bleiben. Dich auf den Händen tragen, alle Menschen lieben,
Gott ehren und lieben und ihr Herz und ihren Sinn und ihren Wandel rein
erhalten sollen. (Den 7. Juni 1809 abends in der Hütte der untersten Terrasse).**
„Als ich in der Nacht, wo Dr. Hofmann mir gesagt, dass ich nicht wieder
an das Kranken- und vermeintliche Sterbebett meiner Frau treten möchte, nach
dem Feldbacher Wäldchen zu, d. i. den mir nächstgelegenen Gang hinaus ins
Freie gegangen war und dort das verwundete Herz in namenlosem Schmerze
zu Gott erhoben und gebetet hatte; als meine Frau nachher besser geworden
■war und ich in dem nächsten Briefe nach Kassel meiner Schwiegermutter jene
schrecklich schwere Nacht geschildert hatte, da fragte mich in der Folge mein
sonst sehr braves Schwägerlein Fritz"), der meinen Brief gelesen, was ich denn
') Über diesen Freund und Hausarzt Meusebachs s. unten. — ') Mit Jean Paul war
Meusebach kurz vorher in brieflichen Verkehr getreten. S. unten. — *) Ernestines jüngerer
Bruder, geb. den 21. Juni 1790, Kurf. hessischer Überlandforstnieister, 7 den 5. Februar 1858
zu Kassel.
66
damals in dem Feldbacher Wäldchen habe thun wollen — das habe er gar
nicht begriffen und verstanden — und warum ich nicht zu Ilauöe geblieben
wäre u. s. w. Eine solche Frage schneidet ein wie scharfes Eis und Eisen;
mir war bewusst, dass mich nicht etwa eine falsche Empfindsamkeit zu einem
prunkenden Xachtgeniälde verleitet hatte; denn ich weiss noch wohl, dass mir
in jener Nacht ganz anders zu Mute war."
In dieses Jahr fallt die Niederschrift der Gedanken, welche Meusebach im
Jahre 1809 herausgab unter dem Titel: , Geist aus meinen Schriften, durch mich
selbst herausgezogen und an das Licht gestellt. Markus llüpfinsholz." Frank-
furt a. M. In der Jäger'schen Buch-, Papier- und Landkartenhandluug. 112 S. 16*^.
Das Büchlein enthält eine Sammlung von geistreichen Bemerkungen aus den
Gedenkbüchern, maunigfalrigeu, meist satirischen oder humoristischen Inhalts in
Jean Pauls Manier. Den Anlass zu dem Titel: „Geist u. s. w." gab ihm ein
unter dem Titel: „Geist und Chrestomathie der vorzüglichsten, kräftigsten und
gelungensten Stellen aus Jean Pauls SiLdiriften," Erfurt 1801 — 1804 in drei Bänden
erschienenes Sammelwerk; Markus Hüpfinsholz nannte er sich nach Georg
Rollenliagen, welcher die vom 21. März 1595 datierte Widmung seines „Frosch-
mäuslers'* an Heinrich Rantzau auf Segeberg mit ,, Markus Hüpfinsholz von
Meusebach'' unterzeichnete, um sich an diesem für den Gebrauch seines Namens
zu ,, revanchieren".') Die Aphorismen beziehen sich auf die verschiedensten
Seiten von Wissenschaft und Leben und lassen an manchen Stellen auch die
persönlichen Verhältnisse und Erlebnisse des Verfassers hervortreten.^)
Die Vollendung des Schriftchens, welches wie gesagt in Jean Pauls Manier
gefasste Gedanken enthielt, ermutigte den Verfasser, mit Jean Paul selbst in
briefliche Verbindung zu treten, die er an zwei Thatsachen früherer Jahre an-
knüpfen konnte nnd die er in der Folge zu den freudigsten Ereignissen seines
Lebens rechnete. An diesen Dichter, für welchen er schon auf der Schule zu
Merseburg schwärmte, hatte er im Jahre 1799 einen Brief voll glühender Be-
geisterung ohne Xamensunterschrift von Jena aus nach Weimar, wo Jean Paul
seit Herbst 1798 wohnte, abgeschickt; der Brief war auch in dessen Hände
gelangt. In gleicher Weise hatte Meusebachs Gemahlin im Sommer 1802 auf
eine eigentündiche Weise die Bekanntschaft des Dichters und seiner Frau ge-
macht.') Diese hatten nach ihrer Verheiratung (27. Mai 1801) ihren Wohnsitz
in Meiningen aufgeschlagen und machten von da aus kleine Reisen, unter andern
nach Kassel. Hier hörten sie einee Abends bei der Rückkehr von Wilhelms-
höhe in einem Hause, dessen Fenster geöffnet waren (es war das des Ober-
jägermeisters v. Witzleben in der Wilhelmsallee), von einer schönen Mädchen-
stimme Jean Pauls Lieblingslied singen:
Namen nennen Dich nicht.
Dich bilden Griffel und Pinsel
Sterblicher Künstler nicht nach u. s. w.*)
') Wendeler, Fischartstudien, S. 30, Anm. 1. — ^) Vergl. die Besprechung des j
Büchleins von "Wendeler, u. a. Ü , S. 3Ü u. 36 ti'. — ') Vergl. Schwartz, Leben des Gen.
Ciausewitz, II, 3. 183. Das Manuskript enthält einige weitere Mitteilungen über das Lied,
weshalb wir die Erzählung hier wörtlich aufnehmen. — *} Das Gedicht ist von dem Pastor
67
Jean Paul konnte dem Verlangen nicht widerstehen, die Sängerin kennen
zu lernen, und bewog seine zögernde Gattin in das Haus einzutreten. Sie
fanden die Familie v. Witzleben, die Eltern und drei Töchter versammelt, gaben
sich zu erkennen und wurden freundlich aufgenommen. Der Besuch wurde
erwidert und führte einen freundlichen Verkehr von einigen Tagen herbei, bei
welchem der Dichter und seine Gattin sich besonders an die zweite Tochter,
welche das Lied gesungen hatte, Meusebachs nachherige Frau, anschlössen.
Meusebach, von dem sehnlichen Verlangen erfüllt, mit dem bewunderten
Dichter in nähere Verbindung zu treteu, übersandte demselben am 27. Dezember
1808 ein Exemplar seiner neuen Schrift „Geist aus meinen Schriften'', mit
folgendem Briefe:
„Junge Leute lassen zuweilen etwas drucken und schicken es grossen,
damit diese ihnen etwas schreiben und schicken sollen. Ich aber habe Ihnen,
unaussprechlich Geliebter, ja schon vor neun oder zehn Jahren einmal geschrieben
und nicht gewagt mit dem jetzigen Petschaft zu siegeln. Dass Sie meinem
Briefe, wenn er (wie ich denke) noch zu Weimar in Ihre Hände gekommen,
sein jugendliches Glühen nachgesehen haben, dies hielt und halte ich mich fest
versichert. Aber jene jugendliche, noch halb schüchterne Glut ist schon lange
in lichte Flammen aufgegangen. In diesen elf Jahren, seit sich das Bild Ihres
Geistes und Herzens vor meine Seele gestellt hat, hatte ich bei Gott kaum
einen Tag, an welchem ich nicht vor diesem hohen, heiligen Bilde mit dem
Auge heisser Andacht und Liebe gestanden hätte. Es gibt noch drei oder vier
Männer, die ich liebe wie Sie; aber mehr als Sie kann ich keinen lieben, und
keinen weiss ich, den ich höher zu verehren, keinen, dem ich heisser zu danken
hätte als Ihnen, Unvergleichlichster unter den Männern, der Sie der Schutz-
engel meines Lebens gewesen sind, durch den Gott zu mir gesprochen hat!
Darum vertraue ich auch fest, dass Sie den Mut, Ihnen selbst dies zu sagen,
nicht tadeln und das Andrängen meines Herzens zu dem Ihrigen nicht zurück-
stosseu werden.
„Sie hörten einmal in der Wilhelmshöher Allee vor Kassel dem am Klavier
gesungenen Liede eines lieben, bescheidenen Fräuleins zu: ,, Namen nennen Dich
nicht" etc.; Sie und Ihre Frau Gemahlin gewannen das Fräulein (die mittlere
von drei Schwestern) wohl lieb; der Mann dieses lieben, zarten, sanften Engels
(wie ein sehr freundliches Billet Ihrer Frau Gemahlin sie nannte) ist es, der
Sie jetzt bittet, ihm auch Liebe und Zuneigung zu geben, wie damals seiner
schon damals von ihm in verschwiegener Stille geliebten Ernestine. Das Jahr
fünf ist beinahe voll, seit diese Ernestine v. Witzleben des Lebens Freuden
und Leiden mit mir teilt, aber der letzteren vielleicht mehr, als sie verdient.
Sie haben sie als Tochter gesehen, und nur die beste Tochter kann die beste
Mutter werden. Das winzige Büchlein, das ich beilege, gibt S. 83 u. 85 von
Uelzen zu Langelingen bei Celle (geb. zu Celle am 29. September 1759, f zu Langelingen den
8. April 1808) im Jahre 1785 gedichtet und von Andreas Kretschmar in Musik gesetzt worden; irr-
tümlicher Weise wurde es Jean Paul zugeschrieben, als des^^en Lieblingslied es von andern
bezeichnet wurde; Holtei, vierzig Jahre II, S. 22. Jean Paul selbst nennt es sein „angebliches
Lieblingslied." Förster, J. P. Werke, Bd. 34, S. 260.
5*
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Zahl und Namen ihrer Kinder gute Auskunft. Aber wenige Tage, nachdem
jene nachdatierte Epistel an meine Frau zum Druck beturdert wurden war,
gingen wir schon des dort designierten Liebesboten verlustig, und seine arme
Mutter hatte das Unglück, selbst die zufällige Ursache seines Todes zu sein.
Am Morgen des 7. Juni d. J., als Ernestine in meiner Stube Kaffee machen
wollte, und der frohe liebliche Otfried mit gleicher treuer Zutraulichkeit von
der Mutter zu mir, von mir zur Mutter lief, welche eben an der Theemaschine
rückte, stürzte diese herunter und das siedende Wasser über den herrlichen
Jungen her, der nach achtzehn schweren Schmerzenstunden tot war. Ach! Eltern
werden grausamer und härter verwaist durch frühes Hinsterben ihrer Kinder
als diese durch das frühe jener. Ernestine wurde sehr krank und gab in der
Nacht vor dem Morgen, an dem ich dem Gottes- und Totenacker zum zweiten-
male ein geliebtes Kind zuführen musste, mir selbst die Furcht ihres eigenen
Verlustes. Doch raffte sie sich wieder auf und erfüllte nach vier Wochen die
Verheissung des antedatierten Briefextraktes; sie gebar die kleme Ludowine,
die aber, da der letzte Monat ihres verborgenen Lebens von der mütterlichen zwie-
fachen Krankheit hart mitergriffen worden war, nur leise Hoffnung eines Trostes
und Ersatzes gab. Zehn Tage nach der Niederkunft wurde meine Frau, von
zu starkem Blutverlust entkräftet, aufs neue und bald so tötlich krank, dass
ich nach dem Willen des Arztes schon einmal, um ihr das Scheiden vom Leben
durch meine Gegenwart und das Scheiden von mir nicht schärfer und schmerz-
hafter vor das brechende Auge zu rücken, mich aus ihrer Stube entfernen und
nur die Stunde erwarten musste, wo ich das teure, geliebte Wesen zum letzten-
male, aber ohne Puls- und Herzschlag für mich, sehen konnte. Gott aber half
wunderbar; sie schien genesen, fiel aber nach vierzehn Tagen von neuem auf
das Krankenbett zurück; abermals schien sie rettungslos verloren, kam aber
auch jetzt mit dem Leben davon, erholte sich allmählich und auch das Kind
gedieh . . .'")
Jean Paul schrieb folgende Antwort:
„Leider eilig! Bayreuth, den 7. Jenn. 1809.
„Mein erster Brief in diesem Jahre ist an Sie, sowie meine erste erhaltene
Morgengabe dieses Jahres Ihr Brief gewesen, den i<^'h den 1. Januar be-
kommen samt dem Büchlein, dessen Anfang ich schon lauge und so froh aus
der eleganten Zeitung gekannt. In Weimar bekam ich einen anonymen Brief
aus Jena, der gewiss der Ihrige gewesen. Ich danke dem Schicksal, dass Sie
mich lieben — und Sie lieb' ich herzhch, wenn Sie auch nur Ihr Büchlein,
nicht Ihren Brief geschrieben hätten.
,, Nachahmung ist etwas anderes als Nachäffung oder Nachahmerei; denn
sonst gäbe es nur einen originellen Autor, den ersten Schreiber. In Ihrem
Büchlein gehören die Einfälle ja nur Ihnen allein; auch die Manier konnten
Sie nicht abschreiben, sondern sie fortsetzen, wie ich ja selber thue, wenn ich
weiter schreibe. Ihre Laune und deren Bewahrung oft bis auf das Würtchen
*) Hier bricht das Konzept des Briefes ab.
69
herab hat mich sehr erquickt; und mein Wunsch ist nun, dass Sie vom Frag-
mentarischen zum Ganzen überschreiten und den Witz etc. nur einschalten, der
sich jetzt ein Privileg des Einschaltens einschaltet. Ich und meine Frau erinnern
uns noch sehr lebhaft d. h. sehr froh der drei Schwestern, welche so schon an
die schönste mythologische Drei erinnern.
„Aber Ihnen und Ihrer Gattin noch mehr kann das Schicksal den durch-
bohrenden Blitzstrahl nur durch einen seltneren Frühling vergüten; mich und
noch mehr meine Frau hat die Thee-Wasserprobe zum Schaudern gebracht. Aber
das heimgegangene Wesen muss als Engel herunterschweben — oder wer die
Stelle vertritt — und es muss längere Leiden heilen, als es empfangen hat,
kurz nach einem solchen Unglück — glauben Sie mir — bereitet das Schicksal
grosses Glück zu oder hat es schon gethan.
Leben Sie wohl, trefflicher Mann! Jede Nachricht Ihres Fortlebens ist
mir willkommen. Gegrüsst von ganzem Herzen sei die Schöne, Zarte und Lebens-
verwundete, wenn der letzte Ausdruck erlaubt ist, da sie einen solchen Mann
hat! Es gehe Ihnen beiden wohl!
Ihr
Jean Paul Fr. Richter."
In der Freude seines Herzens über diesen Brief schrieb Meusebach in sein
Gedenkbuch: „Am 27. Dezember 1808 hatte ich einen Brief an den von mir
fast am meisten unter den Männern geliebten Jean Paul Friedrich Richter mit
dem „Geist aus meinen Schriften" abgeschickt; am 15. Januar 1809 empfing
ich schon eine Antwort von ihm; aber welch eine Antwort! Wenn ich in diesem
Jahre kein besserer Mensch werde, so werd ich es nie, sondern der unwürdigste,
der solche Liebe nie verdienen kann, als einer der edelsten und göttlichsten
Menschen ihm erzeigt hat. Nie kann ich diesem grossen Menschen für die
herrlichsten Worte der Liebe, die er mir gegeben, nie Gott selbst genug dafür
danken, und beiden nur durch strengste Reinigung des Sinnes und Heiligung
des Lebens."
Zu Weihnachten übersandte er an Jean Paul ein von seiner Frau ver-
fertigtes Beutelchen, in welches Rosen mit Perlen eingestrickt waren, und diese
begleitete die Sendung mit einem an Jean Pauls Gattin gerichteten Briefe.
Erst im Sommer 1810 erhielten sie folgende drei Dankschreiben:
1. Jean Paul an Meusebach.
„Bayreuth den 22. Juni 1810.
„Jeden Tag, geliebter Freund und Schriftsteller, beging ich eine Sünde
mehr durch den wachsenden Schein meiner Undankbarkeit. Dies ist gewiss
anno 1810 mein grösster Fehler gewesen. Aber Sommers Anfang soll auch
Besserunganfang sein. Was hälfs, die Ursachen der Zögerung vorzuzählen?
Aber Mangel an Liebe war nicht unter ihnen.
„Ihre beiden Briefe sowie das Geschenk brachten nur Rosen ohne Dornen,
anstatt dass es sonst im Leben und Winter so viele Dornen ohne Rosen gibt.
Glauben Sie dem namenlosen Rezensenten Ihres Büchleins in der Jenaer
Litteraturzeitung doch weniger als einem ehrlichen Briefschreiber mit Namens-
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Unterschrift.^) Ich erinnere mich sogar einer Ihrer als irrig angeführten Be-
merkungen über den Menschen, wo er offenbar gegen Sie irrt. TVas ich Ihnen
höchstens raten würde, wäre, da Deutsche für blossen Witz und blosse Ironie
zu wenig Sinn haben, beide ihnen in der Schüssel aufzutischen, aus der sie
alles essen, sogar das Beste — in einem Romane.
Leben Sie wohll Ich sage nicht: Verzeihen Sie mirl Denn Ihr liebendes
und wieder geliebtes Herz hat mir gewiss schon seit zwei Minuten verziehen.
Ihr
Jean Paul Fr. Richter.**
Meusebach schrieb in sein Gedenkbuch am 0. Juli 1810: „Aufgezeichnet
zu werden verdient das Fest des heutigen Empfangs des zweiten Briefes von
dem geliebtesten unter den Männern, von Jean Paul." Und am 8. November 1810:
,,Jean Paul gibt mir den Rat einen Roman zu schreiben; ich wollte aber, er
hätte mir auch das Genie dazu gegeben. Mir wird das gewiss ebenso wenig
als Lichtenbergen (dass ich mit diesem mich zu vergleiphen wage) je gelingen,
einen Roman zu schreiben, ob ich mir gleich vielleicht noch etwas mehr poe-
tischen Talents, wenigstens mehr poetischen Sinnes bewusst bin, als Lichten-
berg hatte, der Klopstocks Oden nicht wohl goutieren konnte."
2. Jean Paul an Meusebachs Frau.
„Bayreuth d. 22. Juni.
„An die Rosen-Gärtnerin.
Ich habe, L'nvergessene und Verehrte, meinen Dank so lange verschoben,
dass er Ihnen kaum einer mehr sein wird in der Zeit wirklicher Rosen für
Ihre perennierenden. Sie haben Ihr Ebenbild trefflich getroff"en, wie wenigstens
Leute sagen, die es besser verstehen, z. B. meine Frau, der ich daher das
schöne Beutelchen — mehr wert als alles, was hineinkommt — gegeben habe,
da es für ein Mannsfäustchen zu gut ist.
Noch recht klar erinnere ich mich unserer schönen — Tage leider nicht,
sondern nur — Stunden in Kassel. Aber es kehrt nichts um, höchstens der
Schmerz, nicht die Freude. Auch diese kehre nicht zu Ihnen um, sondern —
sie gehe gar nicht fort von Ihnen!
Meine Frau grüsst Sie mit wahrhafter wärmster Liebe. Und ich ahme
ihr nach. Ihr
Jean Paul Fr. Richter."
') Ein mit «Wst" sich unterzeichnender Rezensent hatte in der Jenaer Allg. Lit. Zeitung
vom 18. November 1809, No. 269, Sp. 335 das Büchlein von M. Hüpfinsholz sehr übel mit-
genommen: ,0 Jean Pauli Jean Pauli wie viel arme Seelen vermummen sich wie Du, um auf
Deine Rechnung auf den Parnass zu gelangen I Auch diesen ganz kleinen Hüpfinsliolz musst
Du auf Dein Gewissen nehmen. Das liebe Männlein weiss sehr witzige Sachen vorzubringen,
wenn er die erste beste Idee, die ihm vorkommt, niederschreibt, mit fremdartigen Gleichnissen
verbrämt und mit etwas Belcsenheit durchweht" u. s. w. Es scheint nicht, dass die Rezension
Meusebach tief bekümmert habe, wenigstens findet sich keine Bemerkung über sie in den Tag-
büchern.
71
3. Kiiroline Richter an Erncstiue v, Meuscbach.
^Ihr gütiges Erinnern unserer Bekanntschaft gibt mir den Mut, das, was
ich längst auszusprechen micli sehnte, wenn auch nur in wenig Worten zu
sagen — das frohe Gedenken Ihrer Liebenswürdigkeit und Güte und meine
innige Achtung und alle die rührenden Eindrücke, die das Anschauen so zarter
Yortrefflichkeit mir unaushischlich eingeprägt hat. Glauben Sie mir, dass ich
Sie und Ihren edlen Kreis nie vergessen habe, dass unter meine süssesten
Erinnerungen Tlir Bild mich immer entzückte. Dass nun durch die freund-
schaftliche Annäherung die Hoffnung mir aufgeht, Sie vielleicht wieder zu
sehen, befestigt die schöne Erscheinung, und dann will ich Ihnen besser als auf
diesem Papiere sagen, wie ich Sie verehre und liebe.
Karoline Richter."
Meusebach erhielt diese Briefe, während seine Frau bei ihren Eltern in
Kassel zum Besuche war. Er schrieb ihr nichts davon, sondern bescheerte ihr
nach ihrer Rückkehr die zwei für sie bestimmten Briefe unter Rosen versteckt
zu ihrem Geburtstage (13. September). Erst im folgenden Jahr antwortete sie
von Kassel aus, wo sie sich zum Besuche befand, in einem Briefe, der aber-
mals beweist, wie hoch sie diese Freundschaft schätzte. Der Wunsch ihres
Gatten, Jean Paul persönlich kennen zu lernen, den sie hier äussert, kam nicht
zur Erfüllung, auch die Frauen haben sich nicht wieder gesehen; der schriftliche
Verkehr aber blieb auf die mitgeteilten Briefe beschränkt. Dagegen erwähnt
Meusebach seines vergötterten Schutzengels und Freundes oft in seinen Gedenk-
büchern. „Ich wollte, so schreibt er 1809, Jean Paul bekäme Lust, auch einmal
hierher zu ziehen nach Dillenburg! Schöner könnte er hier nicht wohnen als
in meinem Hause; mit einem massigen Mietzinse war' ich zufrieden, ich würde
niemals mehr so losdonnern, weder gegen meine Frau noch Schwester und
Gesinde; denn ich würde immer denken: der Mietsmann droben hörts und wird
böse und liebt mich nicht mehr, sondern zieht gar aus. Ganz leicht könnte
ich auf die Art ein herrlicher sanfter Mensch werden."
Das Lebensglück, welches Meusebach zu Dillenburg genoss, gründete sich nicht
zum wenigsten auf den Verkehr mit gleichgesinnten liebenswürdigen Männern, welche
ihm auch über die Zeit seines dortigen Aufenthalts hinaus ihre Freundschaft be-
wahrten, wie auch er ihrer nicht vergass. Unter denselben ist zuerst zu nennen
sein Hausarzt Dr. Friedrich Hofmann, geb. am 9. Mai 1783 zu Dillenburg,
gestorben als Medizinalrat zu Höchst am 30. Oktober') 1821. Der Witwe räumte
Meusebach unentgeltlich in seinem Hause zu Dillenburg eine Wohnung ein.
Zu seiner Vermählung am 8. Mai 1808 verfasste er eine humoristische Gratu-
lationsschrift in ungebundener Rede: „Ratgeber für junge Eheleute", die er
jedoch seiner Gewohnheit gemäss nur in 25 Exemplaren drucken Hess und an
Freunde verteilte. Von Koblenz aus übersandte er ihm das in Eisen abge-
drückte Brustbild Gneisenaus mir einem Gedichte, welches Pertz im Leben
Gneisenaus und Schwartz im Leben des Generals Clausewitz abgedruckt hat.')
•) Menge?, Statistik S. 105 gibt als Todestag den 20. November an. — *) Schwartz,
Leben des Gen. Clausewitz II, S. 190.
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Gleiche Freundschaft verband ihn mit dem Justizrate Heinr. Ludw. Christ. Böttger,
welcher seit 1706 zweiter, seit 1804 erster Professor der Rechte zu Ilerborn war
und Ostern 1806 in den praktischen Dienst als Mitglied der Justizkanzlei zu Dillen-
burg übertrat, auch während der Zeit des Grossherzogtums Berg als Rat am
Tribunal des Siegdepartements verblieb und am 31. März 1815 wahrscheinlich
infolge eines Fehltritts in der Dunkelheit starb (die Leiche wurde am 12. April
in einem "Weiher bei Dillenburg gefunden). Die Freundschaft mit ihm erlitt 1807
eine kleine Einbusse, die aber nicht von Dauer gewesen sein mag, wenigstens
verzweifelt Meusebach nicht an ihrer Herstelluug.^) Die drei Freunde feierten
wohl Familienfeste gemeinsam, lasen Jean Paul zusammen und verkürzten gerne
die Stunden durch mancherlei Scherze, zu denen Meusebach immer aufgelegt war.
Zu den älteren Männern, welche damals in Dillenburg lebten und mit
dem jüngeren Meusebach in Beziehung traten, gehörten der Forstmann
Georg Ludwig Hartig») (1764—1836), welcher von 1797—1806 als Land-
forstmeister daselbst wirkte und seine blühende Forstschule dorthin verlegte,
und der Oberbergrat, Joh. Phil. Becher^) (1752 — 1831); als praktischer Arzt
und Lehrer der Medizin genoss wohlverdienten Ruf und Anerkennung der
Professor an der hohen Schule zu Herborn Aug. Fritze*), geb. den 27. Februar
1754, gest. den 28. Februar 1826, dessen Sohn Wilhelm Fritze (1801 — 1880),
seit 1833 Leibarzt des Herzogs von Nassau, im Jahre 1834 Meusebach zu
Berlin aufsuchte und die Erinnerung an die Dillenburger Jahre und die dort
verübten „Thatspässe'' auffrischte.^) Ein jüngerer Freund wurde ihm der Theologe
') Vogels Xachlass im Königl. Staatsarchive zu Wiesbaden. Zaig in der Allg. Deutschen
Biographie I, S. 103. Meusels gel. Teutschland, tjber die Freundschaft mit Hofmann und
Böttger schrieb Meusebach: Die Freundschaft mit dem edlen, bescheidenen hochherzigen
Dr. Fr. Hofmann dahier datierte sich ordentlich vom Anfange dieses Jahres 1808 an. Den Verlust
der Freundschaft des Justizrats Böttger, der sich aus dem Dezember v. J. her datieren würde,
will ich aber diesem Gedenkbuche noch nicht eintragen, weil ich noch immer hoffe, und weil
ich auch mit Recht lieber zu voreilig im Eintragen als im Ausstreichen alter Freundschaften
sein muss. Bei Hofmann ist übrigens an Voreiligkeit wahrlich kein Gedanke, auch gibts
Freundschaften von verschiedenem Kaliber. — 'J Vogel, Archiv der nass. Kirchen- und Ge-
lehrtengeschichte I. 1818, S. 232—243; Allg. Deutsche Biographie X s. v. Hartig starb als
Oberlandforstmeister zu Berlin. — ^) Vogel, a. a. O.. S. 174 — 183 und Allg. Deutsche Biogr.
II, S. 204. N. Nekrol. IX (1831) I S. 354. — *) Programm der hohen Schule zu Herborn
vom Jahre 1788. M enges, Statistik der Lebens- und Gesundheitsverhältnisse in Nassau 1855,
8 104, No. 21. — »j Menges. a. a. 0., S. 110, No. 97. Er starb am 19. November 1880 als
Geh.-Rat zu Wiesbaden. Vergl. den Nekrolog im Rhein. Kurier vom 25. November 1880.
Den Besuch bei Meusebach erzählt Wendel er, Fischartstudien S. 81 mit dessen Worten.
„Er weiss mehr von mir als ich selbst. Und zwar gerade von solcher Seite und in solcher
Weise, die Ihnen [Haupt] nur die interessanteste sein kann. Es ist alles Mythe, lebendige
Volkssage, die von Ihrem Helden sich über den Westerwald nach Wiesbaden und von da
bis Bonn und Köln am Rhein hinunter zieht. Ich gestehe, dass ich oft frappiert wurde durch die
Dinge, die er mir von Ihrem Helden aus dem grauen Altertume vorerzählte. Von altdeutscher
Litteratur ist dabei keine Rede nicht und von Glossen hält Herr Fritze noch weniger als mancher
andere. Auch Wortspässe und Mandafabulsche eigene und Bruderwitze machen nicht die
Hauptsache aus, sondern Ihr Held zeigt sich in jener Heldensage gleichsam als Unicum von
einer ganz neuen Seite: Thatspässe wäre etwa das rechte Wort für die Sache, und der Er-
zähler weiss sie in ein gutes Licht zu setzen." — Ein solcher Thatspass war, dass Meusebach
einst mit dem Kandidaten Vogel eine Flasche Wein auf dem Dache seines Hauses ausleerte.
73
Christian Daniel Vogel (1789—1852) von Neuhütte; ihn lernte er kennen und
hochschätzen, als derselbe im Jahre 1809 von Neuhütte aus das nahe Dillen-
burg besuchte und das Archiv, welchem Joh. v. Arnoldi vorstand, benutzte,
oder später von Bailersbach und Liebenscheid aus, wo er Pfarrstellen bekleidete,
gleichfalls archivalische Studien machte und die Bibliothek ordnete. Mit ihm
blieb Meusebach auch nach seiner Anstellung zu Koblenz in Verbindung und
„lockte den Vogel vom Westerwald" (Vogel war 1815 nach Marienberg versetzt
worden) zweimal zu sich in seine neue Heimat, in den Jahren 1816 und 1817.
Dass Vogel, welcher fast nie über die Grenzen seines geliebten Nassau hinaus-
ging, sich zu diesem Besuche verstand, beweist die Festigkeit des Freundschafts-
bandes, welches beide Männer umschlang.*) Auch mit dem bergischen Präfekten
Schmitz (seit 1809), der sich durch Gerechtigkeitsliebe und Humanität während
jener schweren Zeit auszeichnete und in Dilienburg, dem mehrjährigen Schau-
platz seiner Thätigkeit, nachher im besten Andenken fortlebte *), stand Meusebach
im Verkehr; ein Sohn von jenem fand zu Berlin im Meuaebach'schen Hause
später freundliche Aufnahme.^)
Die amtlichen Verhältnisse Meusebachs gestalteten sich unter der gross-
herzoglich bergischen Regierung angenehm. Ausser seinem Amte wurde er zu
verschiedenen Nebenämtern berufen: so wurde er Mitglied einer Baupolizei-
kommission, Präsident der Wohlthätigkeitsanstalten und am 3. November 1809
Generaldepartements-Rat des Siegdepartements. Das Justizwesen bestand anfangs
unter wenig veränderten Formen weiter, bis die Einführutig des Code Napoleon
durch Dekret vom 12. November 1809 eine völlige Umgestaltung mit dem
1. Januar 1810 herbeiführte*): durch Erlass vom 17. Dezember 1811 wurde
in jedem der 1808 gebildeten 78 Kantone des Grossherzogtums ein Friedens-
gericht, in jedem der 12 Arrondissements ein Tribunal erster Instanz und in
Düsseldorf ein Appellationsgerichtshof eingesetzt. Zum Procureur bei dem
Dillenburger Tribunal wurde Meusebach durch Dekret von demselben Tage, in
welchem er noch als Assessor bei der Justizkanzlei bezeichnet ist, mit einem
Gehalt von 3600 frcs. ernannt; er hatte übrigens dies Amt schon vorher pro-
visorisch verwaltet. Diese Stellung entsprach völlig seinem Wunsche: sie war
ganz selbständig und nur dem Staatsrate und General-Prokurator zu Düsseldorf
untergeordnet. Kurz vorher hatte er eine Reise nach Düsseldorf gemacht, wo
man die Ankunft Napoleons erwartete und die Behörden dem Kaiser vorgestellt
werden sollten.^) Dies geschah am 2. November 1811. Er bemerkt in seinen
Tagebüchern hierüber: „Am 15. Oktober Abreise nach Düsseldorf zur Feier
der Ankunft des Kaisers; am 18. Oktober herrliche Fahrt in einem Nachen auf
dem Rhein von Koblenz nach Köln oder von Thal Ehrenbreitstein bis Deutz.
^) Auf sein Verlangen .,brütete" Meusebach in seinem Dachstübchen Verse aus zum .Feste
der Geburt des Erbprinzen Adolf von Nassau (am 24. Juli 1817), dem erlauchten Vater und
Vater des Vaterlandes ehrfurchtsvoll gewidmet von den treugehorsamsten Beamten und Unter-
thanen des Westerwaldes." Über den nassauischen Geschichtsforscher Vogel s. N. Nekrol. der
Deutschen XXX (1852) II S. 521, Allg. Xass. Schulblatt 1852, Xo. 37. — *) Schmitz wurde
später Appellationsrat zu Köln. — ') Vergl. Anna!. XX S. 381. — *) Ooecke, das Gross-
herzogtum Berg 1877, S. 40 f. 37. — *j Goecke, a. a. 0., 8. 79 ff.
74
Am 2. November Yorstellung bei dem Kaiser Napoleon und bei der Kaiserin
Marie Luise."
In das ihm bis dahin fremd gebliebene französische Gerichtswesen lebte
er sich rasch ein; bald stand er im Rufe, der vorzüglichste Procureur des Gross-
herzosjrums zu sein, bei dem sich ausgebildet zu haben jüngeren Beamten zur
Empfehlung gereichte. Von seiner Thätigkeit in dieser SteUung stammt auch
die Vorliebe für das mündliche Verfahren und die Einrichtung der Schwur-
gerichte, welche er sein ganzes Leben hindurch bewahrte.
Doch dauerten bekanntlich die Schöpfungen Napoleons nicht lange. Der
siesreiche Feldzug des Jahres l.'^13 bereitete dem Rheinbund und dem Gross-
herzogtum Berg ein jähes Endo. Schon am 15. November war Düsseldorf in
den Händen der Verbündeten'), am 20. Dezember nahm der Prinz von Oranien
wieder Besitz von seinen Erblanden, welche im Auftrage des Generalgouverneurs
für das Grosshorgtum Berg, Justus Grüner, der Staatsrat und Genoralprokurator
Sethe zu Dillenburg im Namen der hohen Verbündeten demselben übergab.
Die französische Gerichtsverfassung wurde sogleich abgeschafft und mit dem
1. Januar 1814 die Justizkanzlei wieder hergestellt.
Nach dem L'bero:an2: der Verbündeten über den Rhein wurde Grüner mit
der Verwaltung der linksrheinischen Länder, Donnersberg, Saar, Rhein und
Mosel betraut. Während Meusebach noch mit Aussonderung der Akten und
anderer Arbeiten infolge der Umwandlung der Gerichtsverfassung beschäftigt
war, erhielt er von jenem, welcher ihn zu Dillenburg persönlich kennen gelernt
hatte, am 5. Februar 1814 ein Schreiben (d. d. 24. Januar), welches ihn un-
verzüglich nach Trier berief, um in Verwaltungsgeschäften behilflich zu sein.
Noch mit den Vorbereitungen zu dieser Reise beschäftigt ging ihm ein anderes
Schreiben von dem Generalprokurator Sethe zu, durch welches er zum General-
advokaten bei dem Appellationshof zu Düsseldorf ernannt wurde (d. d. 1 1 . Februar).
Da er Grüner seine demnächstige Ankunft schon angezeigt hatte, begab er sich
zuvörderst nach Trier und teilte Sethe die Sache mit; dieser war mit seiner
voriäufigen Verwendung zu Trier zufrieden (27. Februar), fügte indessen hinzu,
die Stelle in Düsseldorf werde für ihn offen gehalten werden. In gleicher
Weise bot ihm Gruner'j eine der ersten Stellen am Appellationshofe zu Trier,
welche mit Franzosen besetzt gewesen waren, an; zunächst jedoch solle er
bei der Ordnung der Verwaltung mitarbeiten.
Nachdem im Mai 1814 der Sitz des Generalgouvernements nach Koblenz
verlegt worden war und das Bedürfnis sich geltend gemacht hatte, zum Ersatz für
den Pariser Kassationshof einen Revisionshof in Koblenz zu errichten, so entwarf
Meusebach den Plan für diesen neuen Gerichtshof und wurde zum Präsidenten
desselben ernannt mit einer Besoldung von 10 000 frcs. Fast gleichzeitig mit
') Goecke, S. 89. — ') Grüner starb zu "Wiesbaden, wohin sich der erst 43 Jahre alte
Mann zur Wiederherstellung seiner Gesundheit l)egeben hatte, am 8. Februar 1820 und ist
auf dorn sogen, alten Kirchhofe bestattet, zu seiner Seite seine Gattin ff den 6. Mai 1826J
und Tochter (f lü. März 18'24j.
75
dieser Ernennung erhielt er durch den oranisohen Minister v. ffairorn die
von dorn Prinzen von Oranien am 7. Mai 1S14 vollzoj^ene Bestallunj^s-
urkunde, durch welche er zum Oberhofgorichtsrat zu Dilh'nhurg mit 1000 H.
Gehalt ernannt wurde, zugleich mit der Erlaubnis, nach Befinden mit un-
bestimmtem Urlaub noch jenseits des Rheines zu bleiben. Die Entschei<iung
der Wahl zwischen beiden Amtern erfolgte erst, als Mousel)ach aufgefordert
wurde in seiner Eigenschaft als Präsident des rheinischen Kassationshofes
dem Könige von Preussen zu huldigen; nunmehr bat er am 2S. Februar
1815 um Entlassung aus dem oranischen Staatsdienste, welche ihm am
27. März gewährt wurde; am 15. Mai 1815 leistete er in Aachen den vor-
langten Huldigungseid.
Von Koblenz aus hatte er zweimal seine in Dillonburg znrückfrebliebene
Familie besucht, zuerst auf die Nachricht von der Geburt eines Sohnes (am
12. August 1814). Damals „lief er", wie das Tagebuch sagt, von Koblenz nach
Dillenburg und war bei der Taufe am 2. September gegenwärtig. Ebenso
„lief er" am 5. April 1815 von Koblenz nach Dillenburg, nahm von Frau und
Kindern, welche während des Sommers in Kassel und Bad Neundorf blieben,
sowie von dem ihm liebgewordenen Dillenburg wehmütigen Abschied und machte
auch die Rückreise zu Fuss, auf welcher er in Emmerichenhain noch seinem
treuen Freunde, dem Dr. Windt') Lebewohl sagte. Im August traf seine Frau
mit den vier Kindern in Koblenz ein.
Noch einmal eröffnete sich für Meusebach die Aussicht, in nassauische
Dienste zurückzukehren. Im Jahre 1818 wurde ihm der Antrag gemacht, mit
dem Charakter eines Geh. Staatsrats und Generalprokurators sowie dem
Gehalt von 6000 fl. nach Wiesbaden zu kommen. Soviel Verlockendes diese
Berufung für ihn hatte, so zog er doch auf die ihm eröffneten, aber später
nicht erfüllten Aussichten hin die Stellung an dem nach Berlin verlegten
Revisionshofe vor.
Wir haben (■)fter die Gedenk- und Tagebücher Meusebachs erwähnt, über
welche wir das, was Schwartz mitteilt, hier zum Schlüsse folgen lassen. In
dem ersten Winter seines Aufenthalts zu Koblenz begann er, da er noch getrennt
von seiner Familie lebte, die Abfassung der sogen, „weissen Bücher", in
welche er sowohl den Inhalt der früher von ihm geführten Tage- und Eriune-
rungsbUcher, die zum Teil nur als Konzepte vorhanden waren, als auch Auf-
zeichnungen über sein Leben in Koblenz aufnahm. Sie sollten ihm selbst in
Tagen der Zukunft sein vergangenes Leben vergegenwärtigen und seinen
Kindern als teures Vermächtnis zur Erinnerung an den Vater dienen. Der
Inhalt ist ein sehr mannigfaltiger, da er auch Betrachtungen über die ver-
schiedenartigsten Dinge, Urteile über Gelesenes, Beobachtungen über Gegen-
stände der Kunst und Natur, kürzere Bemerkungen und Anekdoten, end-
lich auch Gedichte hier einzutragen pflegte. Sie bestehen aus vier Bänden,
von denen die zwei ersten hier in Betracht kommen: Band I umfasst die
') Landphysikus zu Emmerichenliain, später Medizinalrat zu Eltville; er starb den 21. >farz
1848, alt 67 Jahre. Menges, a. a. 0., S. 108, Xo. 73.
76
Jahre 179S bis 1S04, Band II, welcher auch die Benennung „das heimliche
Gemach"* führt, von 1804 bis 1814; der dritte Band enthält die Koblenzer
Lebensperiode, der vierte, das -Traumbuch", hat seinen Namen von der Be-
stimmung die Träume aufzunehmen. Die vier Bände sind in hellbraunes
Leder gebunden und haben weisse Umschläge ; den Namen führten sie daher,
dass sie unbeschriebenes oder vielmehr unbedrucktes Papier im Gegensatz
zu andern Büchern hatten; denn von einem beschriebenen Papier sagte er
einmal, es sei nun schwarz geworden.
Chronogramm
auf das Jahr des grossen Brandes von Wiesbaden.
Von F. Otto.
Bekannt ist die Liebhaberei früherer Zeiten, Jahreszahlen in die Anfangs-
buchstaben von Versen oder in die lateinischen Zahlbuchstaben in Versen oder
Sprüchen zu verbergen. Ein Beispiel, auf welches A. Wyss in seiner Mit-
teilung über die Fortsetzer der Limburger Chronik im Neuen Archive VII, S. 580
aufmerksam macht, betrifft das Jahr 1547 und den grossen Brand der Stadt
Wiesbaden am 25. April. Vergl, Rössel, Die kirchlichen Altertümer von "Wies-
baden, S. 22, No. 21. Es heisst dort nach freundlicher Mitteilung des Herrn
Prof, Hillebrand zu Hadamar also:
Incendium Wisbadense poteris ex bis colligere temporis numerum
denotantibus; factum est 252: die Aprilis 1547:
Ex supernis thronis cecldit super nos ignis et spirltns procellarnm
pars cyati nostri fuit. — Numerabis D pro simplici i.
Die Zahlzeichen ergeben: M CCCCLL XVVVVVIIIII (D=) I + IIIIII ■
1 5 4 7
Die Worte sind zusammengesetzt aus folgenden Worten der hl. Schrift:
Apoe. 4,5: de throno procedebant fulgura.
Hiob 1,16: ignis Dei cecidit de caelo.
Psalm 10,7: spiritus procellarum pars cyathi (statt calicis) eorum.
Wiesbaden im Sommer des Jahres 179G.
Nach den Aufzeichnungen des
Wilh. Lautz.
Mitgeteilt von F. Olto.
Die nachfolgenden Aufzeichnungen sowie die Erlaubnis sie zu veröffent-
lichen verdanken wir der Liberalität des am 26. (Oktober 1887 dahier ver-
storbenen Oeh. Reg.-Rates Fr. Lautz. Der Verfasser derselben, Wilhelm Anton
Heinrich, Vater des Geh. Rates Lautz, war im Jahre 1773 geboren und im
Jahre 1796 als Accessist bei der fürstlichen Regierung zu Wiesbaden, welcher
sein Vater als Regierungsrat angehörte, angestellt worden. Die Leiden und
Gefahren, welche der Krieg dieses Jahres über die Stadt brachte, veranlassten
ihn Notizen über die täglichen Vorkommnisse zu sammeln und nachher zu einem
einheitlichen Ganzen zusammenzufassen. Diese Arbeit, welche nach der Schrift
zu urteilen, in einem Zuge niedergeschrieben ist, vollendete er am 30. September
dieses Jahres; die letzten Ereignisse, die er erwähnt, waren etwa 14 Tage vor-
her vorgefallen.
Diese Aufzeichnungen sind in mehr als einer Beziehung der Veröffent-
lichung wert. Vor allem geben sie in ihrer Unmittelbarkeit, mögen auch die
Sorgen und Befürchtungen hie und da in der Not der Zeit zu schwarz aus-
gefallen sein, ein ausführliches und getreues Bild der Zustände zu Wiesbaden
während der Anwesenheit der Franzosen im Sommer des Jahres 1796, und je
ärmer unsere Stadt an dergleichen Aufzeichnungen ist, um so dankbarer nehmen
wir an, was uns geboten wird. Erhöht wird der Wert derselben durch die
Stellung des Verfassers, welche ihn in den Besitz sicherer und vielfach wohl
offizieller Nachrichten setzte.
Uns lag die Aufgabe ob, die einzelnen Angaben mit den bekannten That-
sachen zu vergleichen und in Zusanuueuhang zu bringen, andere Mitteilungen
zur Bestätigung oder Erläuterung heranzuziehen und etwaige Nachweise über
Personen und Sachen zuzufügen. Dazu dienten ausser dem bekannten Werke
von Häusser, deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Grossen bis zur
Gründung des deutschen Bundes, vornehmlich folgende Schriften: Denkwürdig-
keiten des Feldzugs von 1796, enthaltend die Operationen des Maas-Sambre-
Heeres, aus dem Französischen von Bachoven von Echt. Koblenz 1823; Grund-
sätze der Strategie, erläutert durch die Darstellung des Feldzuges von 1796.
78
Wien 1813; S. G. Fingers Tagebücher, Archiv für Frankfurts Geschichte und
Kunst, N. F. YI. 1877, S. 161 tt'. Endlich kamen uns die Akten des hiesigen
Staats- und städtischen Archives zu statten, namentlich enthalten die letzteren
sämtliche nach Abzug der Franzosen eingereichten Rechnungen über die von
den Bürgern gemachten Lieferungen und Ausgaben, erstere die Verhandlungen
über die Art der Zahlung resp. die Herabsetzung der noch nicht bezahlten
Eechnungen.
Über den Feldzug selbst bedarf es nur einer kurzen Yorerinneruug.
Während General Moreau die Aufgabe hatte in Süddeutschland einzudringen,
was ihm auch gelang, sollte die Maas-Sambre-Armee unter Jourdan über den
^'iederrhein setzen und die dort betindlichen kaiserlichen Truppen zurückdrängen.
Der erste Versuch misslang. Xach dem zweiten Angriff zog sich Erzherzog
Karl bis zur Oberpfalz zurück, um nunmehr seinerseits zum Angriff überzugehen.
Durch die wiederholten Niederlagen sah sich Jourdan gezwungen eihgst zurück-
zukehren und das jenseitige Ufer des Rheines wiederzugewinnen.
Einen Teil seiner Armee hatte Jourdan, während er selbst über Frankfurt
dem Erzherzoge nachfolgte, unter General Marceau am Mittelrhein zurückgelassen
mit der Aufgabe die Festungen Ehrenbreitstein und Mainz zu beobachten und
Frankfurt besetzt zu halten. Vergl. Anm. 3 zum 11. Juli und Anm. 6 zum
13. Juli. Von dieser Division, deren Stärke auf 28 525 Mann angegeben wird,
standen 9355 Mann vor Kastei unter dem General Daurier, dessen Haupt-
quartier zu Wiesbaden war: Marceau befand sich nicht immer an demselben
Orte, sondern immer da, wo seine Anwesenheit notwendig zu sein schien.
Auch von den Truppen lagen nur wenige in Wiesbaden selbst oder dessen
nächster Nähe. _. „ , .
F. Otto.
Aufzeichnungen des W. Lautz im Sommer 1796.
3. Juni. Der 3. Juni war der erste Tag, wo das dumpfe Gemurmel [l
ging, die kaiserlichen Truppen seien an der Sieg geschlagen.')
Den 4. Juni bestätigte sich das Gerücht mit den Zusätzen, die Franzosen
seien bei Bonn über den Rhein gegangen und hätten die Kaiserlichen über-
rascht, wobei 2400 Mann geblieben und gefangen worden. Dies sei vorzüglich
durch die Schuld des Prinzen von Würtemberg geschehen, welcher mit dem
Stabe auf einem Ball gewesen, welches den Franzosen verrathen worden sei.')
An demselben und dem folgenden Tag herrschte das Gerücht, die Franzosen
seien geschlagen worden: doch am 5. Nachmittags hiess es, dass die Franzosen
3. Juni. ') Die Österreicher hatten den Waffenstillstand am 21. Mai gekündigt, die
Feindseligkeiten begannen am 1. Juni mit dem Vormärsche des Generals Kleber, welcher die
Divisionen Let'ebre und Collaud befehligte, gegen den rechten Flügel der Kaiserlichen unter
dem Prinzen von Würtemberg, der zwischen der Lahn und Sieg stand. Denkw., S. 16ff.
Taf. I. Häusser II, 48.
4. Juni, 'j Dem Andringen Klebers konnte der kaiserl. General Kienmayer (4 Bat.
u. 10 Eskadr.) nicht widerstehen und gab seine Stellung zu Siegburg am 2. Juni auf; Kleber
gab den Verlust der Österreicher auf 2400 Mann au, worunter lUOü Gefangene. Denkw, 19,
79
bei AltenkircheQ die kaiserliche Reserve geschlagen, das Magazin, das Feld-
lazareth, Bäckerei sei verloren; auch ein Bataillon Darmstiidter sei gefangen,
überhaupt die Armee völlig auseinander gesprengt worden. Nun wurde die
Bestürzung allgemein, alles glaubte man verloren.')
5 u, 6. Juni. Das Flüchten fing diesen Mittag an und dauerte fort, ['i
Schon sollten die Franzosen in Nassau und kein Kaiserlicher jenseits der Lahn
mehr sein.')
0. Juni. Morgens fing die kaiserliche Bagage an hier durchzuziehen.
Mittags kam die tröstliche Nachricht, dass die Franzosen wieder etwas zurück-
gedrängt seien. Gegen Abend kam ausserordentlich viel Bagage hier durch,
welches vor der Stadt hielt. Dieses erweckte sehr üble Gedanken bei uns.
Abends sagte man, die Kaiserlichen ständen ganz diesseits der Lahn und die
Franzosen jenseits, und bei Diez sei eine heftige Kanonade.')
Den 7. Juni waren die Nachrichten etwas tröstlicher, man sagte, die Kaiser-
lichen ständen noch 4 Stunden jenseits der Lahn, die Franzosen schon bei Wetzlar
und hätten Altenburg plündern wollen, wobei 100 Mann zusammengehauen
worden. Übrigens sei Verstärkung zu der Armee.') Mittags berichtet der Amt-
mann Weis^), dass die Kaiserlichen Nassau verlassen und daselbst geplündert
hätten, sieh aber an der Lahn halten wollten. Den 7. Juni Abends kam die [3
Nachricht, dass nicht allein die Deutschen die Franzosen diese Nacht geschlagen
in einem Gefecht, das von gestern Abend bis heute Morgen gedauert, sondern
auch, ohne zu wissen wie und wo, in Koblenz sei . . . Übrigens ging die Bagage
und sonstiges wieder vorwärts.
Den nämlichen Abend marschierten die Regimenter Starey') und Ctepnitz*)
hier durch. So sprach man auch wieder, dass die Franzosen den Versuch ge-
macht hätten, bei Wetzlar über die Lahn zu brechen, weshalb eiligst viele
Truppen über Frankfurt dahin gegangen. Übrigens hörte man viel von den
erschrecklichen Grausamkeiten, welche die Franzosen überall verübten, wie sie
u. a. jenseits der Lahn 7 Dörfer in Brand gesteckt, und ebenso sollen sich die
kaiserlichen Truppen auch nicht zum besten auf dem Rückzug betragen.
Den 8. Juni blieb es bei der Nachricht, dass die Franzosen über die [i
Sieg zurückgegangen. Nachmittags hörte man kanoniereu. Abends die Nach-
richt von Herrn J. Meyer, dass die Kaiserlichen alle diesseits der Lahn stünden
Auch Finger, S. 191, i^ibt dem Prinzen von Würtemberg die Schuld an der Schlappe. —
*) Ä.m 4. Juni fand das (erste) Gefecht bei Altenkirchen statt, in welchem 3000 Gefangene gemacht,
12 Kanonen und 4 Fahnen erbeutet zu haben Lefebre sich rühmte. Dcnkw., S. 20 f.
5. u. 6. Juni, ') Viele flohen nach Frankfurt, wohin auch von anderen Orten Flücht-
linge eintrafen. Finger, a. a. 0. Die Zahl der Kurfreniden war am 13. Juni von 2Ü4 Per-
sonen (am 23. Mai) auf 112 herabgesunken. Wiesb. Wochenblatt.
6. Jixni. ') In der That standen die Franzosen auf dem rechten Lahnufer bei Ober-
hadamar, konnten aber den Übergang über den Fluss nicht erzwingen. Denkw., S. 22.
7. Juni. M Finger, a. a. O. — *) Fürstlicher Amtmann zu Nassau seit dem 26. Nov.
1793, vorher Regierunga-Assessor zu Dillenburg, Archiv. — ') Graf Ajiton Sztarey (1740 — 18Ü8),
kaiserlicher Feldzeugmeister, Inhaber des 33. Inf.-Kog , das unter General Wartensleben
stand. — *) Wohl Zescliwitz-Kürassiere, Grundsätze d. Strat. II, i^. 90,
80
und ein Lager vor Limburg und Kirberg zu absteckten. Zugleich des Abends
die Xachricht. dass die Franzosen in Weilburg seien.
Den 9,, 10. u. 11. Juni blieb es bei den vorigen Nachrichten. Nach und
nach liefen immer bessere Nachrichten ein, bald auch, dass die Schlacht bei
Wetzlar gewonnen') und die Franzosen im vollen Rückzug begriffen seien,
so auch ihre Niederlage bei Weyerbusch.^
Hierauf fiugen die grossen "Durchmärsche nach dem Oberrhein wieder [5
an*), wobei zugleich die Nachricht, dass die Franzosen bei Kehl über den Rhein
gegangen seien.*)
Samstag den 2. Juli. Die Kaiserlichen retirieren, die Franzosen wieder
in Montabaur.')
Sonntag den 3. Juli. Man ^agt, die Franzosen seien bei Bendorf,
2 Stunden oberhalb Neuwied, mit 8000 Mann über den Rhein gegangen, hätten
die Darmstädter sogleich geworfen und viele nebst der Kriegskasse gefangen
genommen.')
Dienstag den 5. Juli. Die Franzosen stünden auf dem linken Flügel
bis an die Lahn, in Nassau seien noch 1400 Kaiserliche, General Wartensleben
noch jenseits: grosse Bestürzung.
Mittwoch den 6. Juli ging Mittags die Bäckerei von Limburg nebst [6
vielem Mehl hier durch, welches wir für ein böses Omen hielten.
Donnerstag den 7. Juli frühe berichten Briefe von Frankfurt, dass der
linke Flügel der Kaiserlichen unter General Kray mit grossem Verlust über
die Lahn geworfen sei. General Warteusieben liege krank in Wetzlar. Mittags
hiess es, der rechte Flügel der Kaiserlichen sei gleichfalls total geschlagen —
u. a. Gerüchte,
8. Juli. Nachmittags 3 Uhr wurde gesagt, die Franzosen seien auf [7
6 Stunden repoussiert.')
Abends 7 Uhr. Die Franzosen seien über die Lahn gegangen, aber nach
dreimaligem Angriff der Kaiserlichen zurückgeschlagen worden.
9., 10. 11. Juni. ') Die Schlacht bei Wetijlar fand am 15. Juni statt. Denkw., S. 25f.
— *) Die Schlacht bei Weyerbuseh fand am 19. Juni statt. Denkw., S. 29. — ^) Infolge der
glücklichen Erfolge an der Lahn Hess Erzherzog Karl einen Teil seiner Truppen nach dem
gefährdeten Oberrhein gehen. Häusserll, 48. — *) Moreau ging am 23.— 24. Juni über den
Rhein. H ausser II, 49.
2. Juli. ') Anfang Juli ergriff Jourdan wieder die Offensive; nach Montabaur kam
man erst .später.
3. Juli. ') Am 2. Juli setzten mehrere Truppenteile und Jourdan selbst bei Bendorf-
Neuwied über den Rhein und machten viele Gefangene, nahmen auch zwei Kanonen und viel
Gepäck; die Darmstädter drei Bataillone fochten übrigens tapfer und nahmen eine Schanze
zweimal den Franzosen wieder ab, rettete auch alles Geschütz; die ganze Bagage freilich
und das Lazarett gingen verloren. Denkw., S. 36 f. Beck, Gesch. d. hess. Artillerie, 3. 101.
8. Juli. ') Die Franzosen standen am 7. Juli bereits an der Lahn von Nassau bis
Giessen, um >(. Juli war Ruhetag, nur dass leichte Truppen dem Feinde nachsetzten, um die
Richtung seines Abmarsches zu beobachten. Denkw., S. 44.
81
Abends 0 T'hr kamen einige Würzburger Dragoner, welche sagten, die
Franzosen seien diesseits der Lahn, und die Kaiserlichen standen eine Stunde
vor Kirberg. Andere Nachrichten sagten, die Franzosen wären bei Diez und
Runkel über die Lahn gegangen.
Den 9. Juli Samstag Morgen kam Artillerie hier durch. Übrigens wurde
wiederum gesagt, die Franzosen seien noch nicht über der Lahn, und das
vermöge Nachrichten, die der Fürst haben wollte.
Diesen Morgen ging das Husaren-Regiment Vecsay') und 3 Escadrons
Latour^ nebst Infanterie hier durch. Nachmittags allerlei Nachrichten. Man
sagte, die Franzosen seien bei Limburg, Diez und Runkel über die Lahn ge-
gangen^), aber mit grossem Verlust allenthalben zurückgeschlagen worden. Be-
sonders sollen sie bei Limburg viele Leute verloren haben, sowie bei Diez, wo
die ()sterreicher eine Batterie von 6 Kanonen auf die Franzosen hätten spielen
lassen.*) Andere Nachrichten dagegen sagten, dass die Franzosen bei Limburg,
Runkel, bei Weilburg und Wetzlar über der Lahn seien.
Abends 7 Uhr brachte Herr v. Marschall*) die Nachricht, dass heute [8
Mittag in Nauheim Kriegsrath gehalten und beschlossen worden, heute Nacht
von der Lahn zu retirieren, so dass die Hauptarmee über Esch und ein Theil
über Wiesbaden ziehen dürfte. Grosse Zweifel darüber und auch Gründe dafür!
Samstag Morgen, 9. Juli sah man die Bestätigung: der kaiserliche Rückzug [9
war da, Bagage und Truppen gingen den ganzen Tag hier durch.
Den 10. gingen immer noch Soldaten durch. Mittags fing ein Gefecht
auf dem Weg nach der Platte bei der sogen. Hellkunde an, welches ziemlich
lebhaft war und 2 Stunden dauerte. Die Kaiserlichen, welche ziemlich stark
waren, zogen sich bis an das stumpfe Thor zurück, behielten jedoch noch diese
Nacht ihre Vorposten oberhalb der Stadt.') Furcht und Besorgnis hat auch die
mutigsten in unserer Stadt ergriffen, als das Gefecht begann, denn jedermann [10
fürchtete, dass die Franzosen in dem Gefecht eindringen und es dann eine
Plünderung absetzen würde. Allein diese Furcht war Gottlob eitel. Die so
gefährliche Nacht ging sehr ruhig vorüber. Die Kaiserlichen zogen sich, un-
bedeutende Excesse abgerechnet, in grösster Ordnung zurück, was man haupt-
sächlich dem braven General v. Nauendorf zu verdanken hat.-)
Den 11. Xontags früh 4 Uhr ritt die erste französische Patrouille
hier ein. Sie war von einigen Offizieren begleitet und betrug sich sehr gut,
9. Juli. ^) Siegbert Freiherr Vecsay v. Hajnacsket (1739—1802) war Inhaber des
vierten Huaaren-Regiment.s. Wurzbach. — *) Graf Max ßaillet v. Latour (1737— 1S06) war
Inhaber eines Dragoner-Regiments. Wurzbach. — ^) Die Franzosen gingen am 9. Juli bei
Nassau (Daurier), Limburg (Bernadotte), Leun (Bonnard), Wetzlar (Collaudj, Oiessen (Lefebre)
und Runkel (Championet) über die Lahn. Denkw., S. 46 u. 47. — *) Über das Gefecht bei
Diez haben die Dillenburger Intelligenznachrichten von 1796, Sp. 651, einen Bericht. —
*J E. Freih. v. Marschall-Biberstein (1770 — 1834\ war seit 1793 Regierungsrat zu Wiesbaden.
10. Juli. ') Die Division Bernadotte war von Limburg über Kirberg nach Wie.-^baden
vorgerückt und bestand zwisclien XiMhof und Wiesbaden ein Gefecht, in welchem sie die
Stellung am Rande des Waldes (Hellkund) behauptete. Denkw., S. 47 u. 48. — ■*) Fr. A. Jos.
Graf V. Nauendorf, kaiserlicher Feldmarschall-Lieutenant (1749 — 1801).
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90 das9 auch jerzt unsere Besorgnisse zu vorschwindon anfangen.') Gegen
Mirta? verloren sich die auf dem Erbenheimer, Bierstadter und Mosbacher Berg
gestandenen kaiserlichen Vorposten.
Sobald die Patrouillen eingerückt waren, musste sogleich Brod geliefert [U
werden und 60 Malter Hafer nach dem Jägerhäuschen. Ebenso wurden auch
56 Malter Korn und Gerste an die Müller abgegeben. Mittags erschien der
Commissär Duquoy bei der Regierung untl verlangte für die Truppen bis morgen
früh 30,000 Pfund Brod, 7000 Bouteillen Branntwein und 300 Stück Hornvieh.
Das zweite wurde verweigert und. in Ansehung des dritten einstweilen 50 Stück
Yieh ausgeschrieben.
Wenn das so fort geht, so muss in Zeit von 14 Tagen Hungersnot ent-
stehen, indem die Ernte z. Z. ruiniert und auch noch entfernt, und das Yieh
durch die Viehseuche grösstenteils verloren ist. — Auch hört man, dass auf
den Feldern Leute hier und da von den Soldaten ausgezogen worden, in der
Stadt selbst sind bis jetzt noch keine Excesse vorgekommen. Ganz ohne [12
Ausschweifungen ist es jedoch nicht abgegangen. Denn gestern Mittag wurde
im Wirtshaus zum Wolf alles aufgefressen und noch dazu alles entzwei ge-
schlagen. — Abeuds kam der Commissär Duquoy auf die Hofkammer und ver-
langte, dass ihm die vorrätigen herrschaftlichen Früchte ausgeliefert würden.
Auf geschehene Vorstellung, dass die französische Armee von diesen Vorräten
leben müsse, indem man sonst nichts zu liefern habe, stand er zwar von seinem
Vorhaben ab. Hess sich jedoch den herrschaftlichen Speicher zeigen. Auch
kamen des Abends noch 2 Offiziere unversehens, welche sagten, sie seien
hierher gewiesen, und verlangten eine Kutsche mit 2 Pferden. Ich sagte ihnen,
dass wir keine hätten, und sie gingen mit grossem Ungestüm und Drohungen
weg. Es war, wie sich hernach herausstellte, auf die Kellerei-Pferde und
Kutsche abgesehen.-)
Diesen Abend sagte mir auch der Müller Salz, dass er heute von den [13
Latour-Dragonern unter Befehligung eines Offiziers, und hernach von den Fran-
zosen zweimal geplündert worden sei. Von den letzteren seien die ersten
2 Chasseurs gewesen, wovon er jedem .3 Carolin habe geben müssen, die
andern seien Volontärs gewesen. Auch erzählte er mir, dass es in Sonnenberg
heute sehr übel hergegangen. — Wegen der kommenden Nacht waren wir in
grosser Besorgnis, indem es hiess, die Division des Generals Bernadotte würde
durchgehen'); von dem Stadtrat , wurde desshall) bekaunt gemacht, dass jeder
Laternen aushängen s(jlle.
11. Juli. ') Zuerst erschienen 12 Offiziere mit der Patrouille, welche alsbald im Ein-
horn zum Früh.'itiick 12 Flaschen Assmannshäuser verzehren und an die Avantgarde 33 Flaschen
verteilen; zu den Offizieren am stumpfen Tliore gehen 40, an die Mannschaft daselbst 64 Flaschen,
auf die Mosbacher Strass3 20, für die Generale auf der Platte GO Flaschen ab. Des Mittags
erhalten diese weitere 60 Flaschen, während nunmehr 24 Offiziere im Einhorn zu Mittag speisen
(24 FI. Rheinwein, 4 Fl. Champagner und 2 Fl. Limonade). Akten des städt, Archivs. —
^) Der Reir.-Rat wohnte im sog. Schlosse, hinter welchem die Stallungen der Kellerei sich
befanden. — ^) General Bernadotte stand noch bei Wehen; er sollte über Wiesbaden nach
dem Maine vorrücken, während General Marceau Wiesbaden besetzen und von hier aus die
Featungen am Mittelrhein beobachten resp. eingeschlossen halten sollte, Denkw., 3. 55. —
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Dienstae: den \2. Juli. Die Xaoht ging im ganzpn ruhig vorüber. Jedoch
wurde in einem Hiiuse in der langen Gaase bei einem gewissen Becker ge-
plündert Nach Aussage aller Leute aber ging kein Mann durch. — Morgens [14
wurde die Requisition auf Branntwein erneuert und von der Re"-ierun"- er"-in"-
der Befehl an den Stadtrat, alle Häuser, wo man glaube, dass Branntwein vor-
rätig sei, zu visitieren und Arrest darauf zu legen. Mittags wurde denn au.-h
eine ziemliche Quantität weggefahren. — Es wurde gesagt, Erbenheim, Mos-
bach und Dotzheim seien rein ausgeplündert. — Das ausgeschriebene Brod
war meistens vorhanden, von dem Hornvieh jedoch nur 33 Stück, we^-en des
fehlenden wollte man sich an den Ratsfreund Cron halten und forderte schlechter-
dings die Verabfolguug desselben.')
Als ich kaum von der Session lieimgek(tmmen war, drang sich ein [15
Grenadier an unsere Hausthüre und verlangte erst einen Trunk Wasser; als
ihm dieser gereicht wurde, wollte er Bier und Wein. Ich g\u<y ans Fenster
und sagte ihm, dass wir ihm dieses nicht geben könnten, indem wir dcro-leichen
nicht hätten: allein er bestand schlechterdings darauf, in das Haus o-elassen zu
werden. Ich reichte ihm unter dem Bedeuten, dass dieses nicht angin^-e, etwas
Geld; dieses wollte er zwar Anfangs nicht annehmen, bequemte sich hernach
jedoch dazu, setzte aber dem ohngeachtet sein Poltern und Pochen an unserer
Thüre fort. Bald gesellten sich noch 2 dazu, und nun gingen sie mit Gewalt daran,
die Thüre zu erbrechen, hoben grosse Steine auf, um die Fenster einzuwerfen, [16
und machten einen so erschrecklichen Lärm, dass uns allen Hören und Sehen
verging. Unsere Bestürzung war fürchterlich; man kann sich unsere Lage nicht
so denken. Ich entschloss mich kurz und sprang die hintere Thüre hinaus und
lief ins Einhorn*), um einen Offizier zu holen. Dieser kam und jagte die Kerls
fort, die indessen ihr Toben bis aufs höchste getrieben hatten und eben im
Begriife waren die Thüre zu erbrechen. Indessen war auch unser Xachbar
Rettert^) mit seiner Einquartierung herbeigeeilt, um uns zu helfen. Dieser tru»-
denn auch noch etwas dazu bei. Bei ihm war ein Lieutenant, welcher uns
gleich eine Sauvegarde aufdringen wollte. Bald nachher kam er wieder und [17
forderte 2 Hemden für den Herrn Hauptmann, weil dessen Weisszeug gewaschen
werden müsse, welche ihm denn auch gegeben wurden. [Bei dem Herrn Reo-.
Rat Neidhart war um die nämliche Zeit eingebrochen und einiges entwendet
worden.] 2 Stunden darauf fand er sich abermals ein und zeigte Lust nach
meinen Stiefeln, allein er wurde abgefertigt. Abends 8 Uhr erschien er zum
Er teilte die ihm untergebenen Truppen in vier kleine Divisionen: Poncet scliloss Ehrenbreit-
ätein ein, Hardy blockierte Mainz auf dem linken Rheinufer. Daurier besetzte eine Linie von
Wiesbaden bis Hochheim, drei Bataillone Bonnards sollten Frankfurt demnächst besetzen, der
übrige Teil an dem untern Main sich lagern. Denkw., S. 56.
12. Juli. •) Wir bemerken an dieser Stelle, dass .sich zwei Leute fanden, welche den
Dienst als Dolmetscher versahen: Schuckliard und M. Schneck; sie erhielten für Dienst bei
Tag und Xacht je 1 fl. 30 kr., die Anwesenheit der Franzosen auf ßü Tage berechnet, also
zusammen 130 fl. Den Geldwert regelte erst eine Verordnung vom ö. August: 5 Centimes
1 Sül = iVa kr., 2 Decimes, 4 Sols = 5 kr. Stadt. Arch. — *) Im Einhorn hatten die höheren
Offiziere ihren Tisch, die , Generalstafel. " — ^) Er war der Ilofbeständer und wohnte daher
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drittenmal und forderte Braten und Wein für den Herrn Hauptmann, weil der-
selbe kein Geld hätte. Das erstere erhielt er, den zweiten nicht.*)
Übrigens war von der französischen Armee noch nichts zu sehen, weder
von Kanonen noch Pulverwagen, und überhaupt mochten es kaum 500 Mann
sein, die in der hiesigen Gegend standen.*) Abends erscholl das Gerücht, dass
sich die Franzosen heute Nacht bis auf die Platte zurückziehen würden; sie
begaben sich meistens aus der Stadt weg. ßange Besorgnis erfüllte uns nun
noch mehr, und vorzüglich wegen des heutigen Auftritts, wie ich denn [18
überhaupt befürchte, dass die heute geraachte Bekanntschaft uns noch vielen
Verdruss und Kosten verursachen werde.
Das requirierte Vieh wurde diesen Abend auf dem Marktplatz zusammen-
getrieben.")
Mittwoch den 13. Juli, Morgens. Die so gefürchtete Nacht ging ruhig
vorüber. Wenige Franzosen sind jetzt in der Stadt. Man sagt, die übrigen
seien wegen des Transportes der requirierten Sachen abwesend und würden
sich bald wieder einfinden, um mehr zu holen.
Die Rotmäntel sollen wieder in Mosbach sein, [19
Unsere Lage ist äusserst traurig und gefährlich, wir sind gänzlich der
WillkQhr der Vorposten überlassen, die mit uns machen können, was sie wollen.
General Bernadotte soll in Wehen und seine Division in der Gegend dort
herum stehen. — Es heisst so eben, die Franzosen hätten Mosbach plündern
wollen. Es bestätigt sich, dass die Franzosen von der Höhe nicht eher hieher
kommen, als bis bei Frankfurt etwas Entscheidendes vorgefallen, wo sie ent-
weder Cassel blockieren oder zurückgehen würden. Etwas bestimmtes von [20
der Lage der Sachen kann man schlechterdings nicht erfahren. Wir sind von
der ganzen Welt getrennt, völlig isolirt, wissen kaum, was vor dem engen Bezirk
der Stadtmauern vorgeht, wie in einer belagerten Stadt; niemand, der nicht
dringende Ge.schäfte hat, wagt sich aus seinem Hause, selten sieht man einzelne
Menschen scheu über die Strassen schleichen. Was will das noch werden!
In Mosbach soll alles total geplündert und die meisten Einwohner ent-
flohen sein.
nahe bei Lautz, 8. o. Anm. 2 zum 11. Juli. — *) Vielleicht infolge solcher Vorfälle erliess der
General Daurier, freilich etwas spät und sicherlich ohne grossen Erfolg, am 3. Thermidor des
Jahres IV (21. Juli) ein Schreiben an den Stadtrat, das in 1000 Exemplaren in deutscher
Sprache an demselben Tage veröffentlicht und verteilt wurde. Nach demselben sollten die
<iuartierträger nur stellen Logis, Licht, Platz zum Kochen, Kochgeschirr und soviel thunlich
Zugemüse; wenn ausser diesem noch weiteres an Wein und Essware mit Zwang und Gewalt
verlangt werde, so könne der Bedrängte nur schleunige Anzpige bei seiner Obrigkeit thun
und sich auf deren Verwendung bei der betr. Militärbehörde auf die von dieser bereits zuge-
sicherte thätige Hülfe sichere Rechnung machen. Stadt. Arch. — *) Über die Zahl der Truppen
8. u. zum 13. Juli, Xo. 6. — ^) Über das zur „Franken Armee" gelieferte Vieh gibt Fascikel XII
der Rechnungen folgenden Aufschluss von der Hand des Friedr. Cron, mitunterzeiohnet von
J. W. Weber und J. J. Mahr. In der Stadt wurden erkauft 11 Stück zu 452 H., für die
Gemeinde Erbenheim 7 Stück zu 332 tl., 45 Stück von den Ortschaften, und da der Kommissar
mit dieser Zahl nicht zufrieden war, ferner 27 Stück und 15 Stück. Da aber auch jetzt der
Kommissar nicht mit der Summe zufrieden war und mit Arrest drohte, drückte man ihm 22 fl.
in die Hand. Die Stadt kostete diese Lieferung 2160 Ü.
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Mittags. In Dotzhoim und andern Dörfern sull es ebenso traurig: [21
aussehen als in Mosbach, alle Einwohner haben erklärt, dass sie nicht liinj^er
bleiben, sondern entlaufen würden. In Sonnenberg ist alles so ausgeleert, dass
kaum 5 Stück Vieh übrig sind.
Gestern Abend hat sich der Commissär Duijuoy wieder wegbegeben, nach-
dem er 13 Ohm Branntwein und 4 Ohm Wein fortgeschleppt, auch noch
10 Stück Hornvieh, mithin GO Stück mitgenommen hatte.
Auch musste gestern Mittag jeder Einwohner ein Hemd, ein I.eintuch und
eine Bettzüge liefern. Heute Morgen erschien ein neuer Commissär Namens
Martin; dieser erklärte, dass Duquoy nun nichts mehr hier zu sagen hätte,
und setzte sogleich eine neue Lieferung von täglichen DOOO Pfund Brod und
eine beträchtliche Quantität von Hafer an. Von ersterem wurden einstweilen [22
4000 Pfund ausgeschrieben.') Wenn diese Quantität 14 Tage lang geliefert
worden, entsteht unausbleiblich Hungersnot. Hafer ist fast gar keiner mehr vor-
handen, unsere noch unzertretene Saat wird dann vollends zu Grunde gehen.
Heute lief denn auch Nachricht von Wehen ein, dass es daselbst äusserst
übel aussehe und das ganze Amt total ruiniert sei. Der Beamte selbst ist so
hart mitgenommen worden und solchen Drangsalen ausgesetzt, dass er bei länger
andauerndem Unwesen unmöglich länger bleiben zu kflnnen erklärt hat.*)
Hierbei kann ich einen von dem ReservatencommissärZipf zu Schwalbach^) [23
gespielten Streich nicht unbemerkt lassen. Die Franzosen liessen sich nämlich
in Schwalbach 20 Malter Hafer geben mit einer Anweisung auf das Nassauische.
Der Herr Zipf schickte sogleich Execution nach Born*), welches ohnehin stark
bedrängt war, und Hess den Hafer mit grösster Strenge beitreiben.
Der Commissär Martin erzählte, dass heute General Jourdan erst nach
Kirberg kommen werde und gestern in Hadamar gewesen sei. Mithin ist alles,
was von einer Schlacht bei Bergen u. s. w. gesagt wird, unbegründet, und das
Corps bei Wehen ist die Avantgarde. Ein französischer Commissär schrieb [24
gestern eine grosse Lieferung nach Bleidenstadt und Mosbach aus, wobei er
zugleich drohete, dass, wofern nicht geliefert werde, alles mit Feuer und Schwert
verwüstet werden solle. — Zwei Husaren, welche heute Nacht in Mosbach
geplündert und 40 Louisd'or erpresst hatten, gingen sodann zu den Ostreichern
über; allein man schickte von Biebrich aus einen Boten an den Commandanten
von Cassel, welcher sie arretieren und das Geld deponieren liess.
13. Juli. ') Die Bäcker des Amtes lieferten im stanzen nach Fase. X 118.957 Pfd. Brod,
von denen 100214 Pfd. auf die Stadt entfielen, berechnet zu 767 H. 6 kr. Dazu traten einige
kleinere Betr;ige von 250 fl. 18 kr., 26 fl. 48 kr. und 30 H., sowie für Weiss- und Gemischt-
brod fast 700 fl. Die Müller beanspruchten für geliefertes Mehl 1230 fl. 16 kr. u. 2155 fl. 30 kr.
*) Dieser Amtmann war der Vater dea späteren Präsidenten K. v. Ibell, Karl Wilh. Chr. Ibell.
Schwartz, Annal. XIV, S. 2ff. — ') Reservaten-Kommissär war der he.ssen-knssJcli^che Be-
amte zu St. Goar, vfelcher darüber zu wachen hatte, dass die rheinfelsischen Beamten nicht
in die von Hessen-Kassel reservierten Rechte eingriffen. Der letzte war (seit 1790) der Kriegsrat
Zipf, welcher beim Herannahen der Franzosen im Jahre 1794 wie die übrigen Beamten von
St. Goar nach Schwalbach übersiedelte, das bekanntlich ebenfalls hessisch war. Oenth,
Kulturgesch. der Stadt Langenschwalba<-h 1858, S. 166. Goebel, Ges.h. der Stndt St. Goar
1848, S. 131. — *) Born, altnassauisches Dorf im Amte Wehen. Weidenbach, Annal. X, S. 262
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Diesen Mitrag wieder eine neue Requisition auf lö.OOO Gebuml Stroh*)
für ein bei Dotzheim zu stehen kommentles Lager von 15,000 Mann.*) — Die ['-^5
herrlichen Früchte, die seit Menschengedenken so schön nicht standen, werden
also auch ein Raub der Verwüstung. So eben wird erzählt, dass die Franzosen
einzelne im Feld betindliche Weibspersonen zur BetVieiligung ihrer abscheulichen
Wollust unmenschlich behandeln. — Die kaiserlichen Patrouillen gehen noch
bis Biebrich.
Uonuerstag dtMi U. Juli. Fast haben die Franzosen alle Fuhren aus
hiesiger Stadt und Oberanit mit tortgeschleppt, nur noch wenige sind übrig, ["26
und diese werden auch in ganz kurzer Zeit weg sein. Die Heuernte und alle
Feldarbeit bleibt liegen, nichts kann eingethan werden, da sich auch überdiess
einzelne Personen nicht ins Feld wagen dürfen.
Eben läuft die Nachricht ein, dass die Kaiserlichen ganz über den Main
gegangen seien, jedoch Frankfurt noch etwas besetzt halten, welches denn auch
von den Franzosen bombardiert würde, so dass es darinnen schon stark ge-
brannt hätte.')
Wir hatten zwar den ganzen Tag 5 Citoyens mit Fuhren vor unserer
Hausthüre, indessen blieb es doch bis jetzt ruhig.
Abends 6 Uhr: Eben sagt mau für ganz gewiss, dass Frankfurt mit [ti7
Capitulation nach einem kleinen Bombardement übergegangen sei und dass
morgen früh um 7 Uhr die Franzosen einmarschieren würden.*)
Freitiig den 15. Juli. Morgens. Frankfurt soll noch nicht an die Fran-
zosen über sein, sondern die Kaiserlichen einen W'utfeustillstaud auf 2 Tage
geschlossen haben.')
Bis jetzt sind immer noch sehr wenige Franzosen hier, wie wir denn
auch noch keine Kanone gesehen haben. Sie requirieren hier, schleppen alles
zusammen und fülirens nach Schwalbach zu.
Der Commissär Dmpioy machte von Eppstein aus wiederum eine ['28
Requisition auf 800 Pfund Hufnägel, allein der hiesige Commissär schickte sie
ihm mit dem Bedeuten zurück, dass jeder nur an dem Ort, wo er sich befände,
Requisitionen erlassen könnte.
Gestern machte der in Dotzheim betindliche Commissär Biehl eine Re-
quisition auf 10 Fuhren und da diese nicht mehr gestellt werden konnten, er-
neuerte er sie mit der Drohung, dass er gegen die Regierung wüten (savir) wolle.
— *) Es wurdea — ausser kleineren Betriijjen — aus der Stadt im ganzen 4527 Oebund Stroh,
lUO Gebund zu II ti., geliefert. — ") Diese Zahl ist absichtlich übertrieben. Harceau erhielt
im ganzen 2S545 Mann, von denen nur 9355 der Abteilung, welche vor Mainz lag, zugewiesen
waren. Denkw., S. 55 u. Tat". V, wo auch die einzelnen Truppengattungen aufgezählt sind;
ihr Kommandant war der Brigadegeneral Daurior. Bei Dotzheim wurde allerdings ein Lager,
aber vielleicht für 500 Mann aufgeschlagen, das später aufgehoben und in das Erbenheimer
Feld verlegt wurde. Vergl. unten S. 29, 34, 50.
14. Juli. •) Am 12. Juli abends 6 Chr begann die Boschiessung der Stadt Frankfurt.
Denkw., S. 52. Finger, S. 193. — '■') Am 14. Juli kam die Kapitulation zu Stande, nach
welcher die Franzosen am 16. Juli morgens 7 Uiir in Frankfurt einrücken sollten; am 14. und
15. Juli sollten die Watfen ruhen. Denkw., S. 53. Finger, S. 194. Häusser II, S. tJOf.
15. Juli. ') S. d. vorhergehende Aum.
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Abends kamen sie noch zusammen. Übrigens bestätigt sich das Gerücht, d.iss
Frankfurt noch nicht über sei, auch sagt man, dass die Kaiserlichen aus [29
Künigstein einen Ausfall gethan und ilen Franzosen eine Schlappe augohängt
hätten. — Von Kirbcrg hat der Beamte berichtet, dass sie daselbst noch so
ziemlich glücklich davon gekommen seien, wobei er sogleich eine Sauvegarde
verlangte, weil Müller und Bäcker daselbst nichts mehr erhalten könnten. In
das Amt Burgschwalbach sei noch kein Franzose gekommen. — In Nassau soll
es noch so ziemlich hergegangen, jedoch die beiden Beamten abwesend sein.
Die Anzahl der Franzosen in der ganzen Gegend ist äusserst gering, wie
denn auch das Lager bei Dotzheim nur aus 500 Mann bestehen soll. — Privat-
nachrichten zufolge ist in Steintischbach geplündert und von den Ein- [30
wohnern, welche sich zur Wehre setzten, drei tötlich verwundet worden.
Der hier betiudliche Brigade-General Becker') sagte heute Morgen dem
hiesigen Beamten^), dass er eine Hausvisitation vornehmen lassen und allen
vorfindlichen Wein, Tuch und Leder werk in Requisition setzen werde, zu
welchem Ende er sich heute Mittag bei ihm einfinden solle, um die Sache zu
arrangieren. Der Beamte verfügte sich nun zwar dahin, allein bis jetzt weiss man
das Resultat noch nicht. Offenbar ist es hierbei auf nichts als auf eine Prellerei [31
abgesehen; denn nie ist es geschehen, dass ein General solche Requisitionen
machte. Der General stiehlt im Grossen, der Soldat im Kleinen, oder vielmehr
der General lässt den Raub zuschleppen, der Gemeine geht hin und plündert
den Bürger.
In dem Kloster Eberbach haben die Franzosen 113 Stück Wein weg-
genommen; überhaupt sollen daselbst 1300 vorrätig gewesen sein. Ists da ein
Wunder, wenn der französische Soldat, der immer vom Wein erhitzt ist, allent-
halben reüssiert?
Samstag den 10. Juli. Heute hat es sich mit der Hausvisitation wegen [32
Wein, Brod und Lederwerk dahin erklärt, dass der Herr Commandant Plaudin'j
3 blaue Röcke, 3 Stück Nancjuinet, 4 seidne, 12 mässelmanne Halstücher,
3 feine Hüte, 12 Hemden, 12 Strümpfe, einige Stücke rotes Tuch') und ein
Pferd haben will und sich sodann bei dem General verwenden will, dass die
Visitation unterbleibt, obgleich dieser allem Anscheine nach noch nichts davon
weiss. — Die Lieferungen an Fleisch, Wein, Brod, Gemüse u. s. w. in die
Küche des Generals Becker sind ungeheuer und gehen immer fort.
Ob Frankfurt über ist oder nicht, ist immer noch ungewiss. Unbegreiflich
ist es, dass die Kaiserlichen, die mit 4000 Mann die Handvoll Franzosen, die
') Welche Funktionea derselbe neben dem kommandierenden Brigadeisfeneral Daurier
hatte, ist nicht ersichtlich. Nach den Denkw. Urk , S. 94 war er Oeneraladjutant. — ^) Amt-
mann Müller.
16 Juli. M Plantin, Commandant de la place. — ') In den Rechnuni^en finden sich,
meist uhno Datum, aber mit der Bezeichnung ,tur den Kommandanten" u. a. folgende .\ugaben,
welche hierher gehüren: Tücher für dem Kommandanten im ganzen für 273 fl.; 10 Stab super-
fein wollblau 155 fl.; 5 St. Moslin, 3 St. ditto, 11 Paar baumwollene Strümpfe, Sa. 86 fl. Eine
andere Notiz besagt, dass man dem Stadtkommandanten zu Abwendung einer grossen Requisition
aller Tücher, und zu Gewinnung von dessen gutem Willen ein Douceur vun '_'0 Karolin gegeben
habe, seinem Adjutanten 1 Karolin (= 231 fl.) Vergl. unten den 28. Juli.
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in der Gegend sind, bis über Idstein hinaus jagen könnten, sich nicht regen [33
und rühren.
Bei Königstein sollen die Franzosen dreimal gestürmt, aber jedesmal mit
beträchtlichem Verlust zurückgeschlagen worden sein. — General Fink, der von
den Franzosen bestochen war, dass er sie ruhig bei Bendorf über den Rhein
passieren liess, ist, wie man sagt, gefangen gesetzt worden. General Bernadotte
hat sich erkundigt, was der Kömigsreiner Festungsconmiandant Vanca wohl für
ein Mann sei und ob man demselben mit Geld beikommen könne: lauter Büttel,
wodurch die Franzosen allenrhalben durchdringen.
Sonntag den 17. Juli. Eine Requisition auf 30 Stück Vieh ist [34
abgewendet worden, jedoch sicher nur auf kurze Zeit. Das Wegnehmen des
Fuhrwerks geht immer noch fort, in kurzem wird gar nichts mehr da sein. —
Die in hiesiger Gegend gelegene Generalität ist nunmehr ganz in die Stadt
gezogen, die ohnedem ungeheuren Lieferungen an Fleisch, Wein, Brod, Gewürz,
kurz an allen Bedürfnissen des Lebens und des Luxus sind jetzt verdoppelt.
Gestern Nachmittag war eine starke Bewegung unter den Franzosen; die
im Lager von Dotzheim zogen sich mit 2 Kanonen auf den Geisberg, es mochten
ungefähr 500 Mann sein.
Über das eigentliche Schicksal Frankfurts hat man noch gar keine [35
bestimmte Nachricht. Bald heisst es, es wäre in den Händen der Franzosen,
bald wieder nicht. Man sagt, die Kaiserlichen ständen noch an der Nied, und
die Franzosen hätten sich bis Friedberg zurückgezogen. Im Grunde leben wir
in einer völligen Ungewissheit und wissen nicht, was wir glauben sollen. Heim-
lich schmeicheln wir uns immer noch mit der Hoffnung, dass, so lange Frank-
furt noch nicht gefallen ist, die Kaiserlichen wieder vordringen können. Wenn
wir auch gleich bei einem Rückzuge der Franzosen etwas mitgenommen werden,
80 ist es doch besser, als wenn man uns nach und nach auszieht.
So eben lauft die Nachricht ein, dass die Franzosen bei Erbenheim [36
sehr übel hausen; 3 Gerichtsleute haben sie gebunden und dem Schultheissen
gedroht, dass sie ihn heute aufhängen wollten, auch haben sie daselbst 17 Carolin
erpresst.
Mitunter geben uns die Republicaner auch Stoff zum Lachen, vorzüglich
dadurch, dass sie ihre Schwäche verbergen wollen. Diejenigen, welche gestern
Abend auf den Geisplatz marschierten, kamen gerade von Dotzheim, wo sie
die Zeit über gelegen, und gaben vor, sie kämen, gerade aus Neuwied. Es
waren höchstens 200 Mann, in 2 Compagnien geteilt, und diese hatten nicht
weniger als 16 Tambours bei sich, die abwechselnd Lärm nuichten. Ebenso [37
kamen am stumpfen Thor Husaren hereingeritten, zogen dem Stadtthor hinaus
und dem neuen herein und dann durch die Stadt dem Sonnenberger wieder
hinaus,') Sie hatten 3 Trompeter bei sich, die grässlichen Lärm machten, und
wenn man die Sache bei Licht besah, waren es 54 Mann. Nachts machen sie
17. Juli. ') Das stumpfe Thor lag in dor Gegend der heutigen Synagoge, das Stadt-
thor ni'ht weit vom „Grünen Wnld", das Neuthor um Ende der Neugasse, das Sonnenberger
Thor am . Kitter. " Vcrgl. Annal. XV, Tat". IL
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!\llenthalben grosse Feuer, damit man meinen soll, sie seien viele Tausende
stark, da doch in der ganzen Gegend keine tausend sind.
Heute haben sie in Bioratadt alle Sohouerleitern weggenommen, um sie
zu Königstein zum Stürmen zu gebrauchen. Sie wollten die Weiber zwingen,
diese Leitern hinzutragen, und sperrten sie zu dem Ende in eine Scheuer, allein
die Weiber brachen ein Loch in die Wand und entflohen ins Feld. Täglich [38
müssen hier allein für die Generalität L50 Pfund Ochsenfleisch geliefert werden.')
Gestern Abend sind 10 Stück Yioh von einem Commissär genommen worden
und so eben verlangt er wiederum sechs.
Es scheint nunmehr leider gewiss zu sein, dass Frankfurt über ist, denn
so eben ist die Post von daher angekommen, welche diese Nachricht mitgebracht
hat. Eine ewige Schande ist es für die Kaiserlichen, dass sie Frankfurt, welches
während des Kriegs soviel gethan, dem Kaiser so grosse Dienste geleistet hat,
welches der Sitz seines Credits war, wo er alle seine Resourcen zog, dass sie
dieses, ohne nur mit einer so starken Armee das mindeste zu wagen, ver-
lassen haben.
Montag den 18. Juli. In Frankfurt sind 140 Häuser abgebrannt, [39
vorzüglich soll die Judengasse gelitten haben.') Die Franzosen haben daselbst
eine Brandschatzung von 20 Millionen Gulden angesetzt und die ganze fran-
Z(")sische Armee muss von ihr neu gekleidet werden.^)
Tn Dotzheim hausen die Franzosen sehr übel. Gestern mussten den beiden
Commandanten 48 Mass Wein für eine Mahlzeit geliefert werden. Auch sind
sie in mehrere Keller eingebrochen und haben unter andern in einem derselben
400 fl. gefunden. — Die hiesigen Lieferungen an Brod und Lebensmitteln
gehen ununterbrochen fort. Übrigens ist es ruhig und vor Gewalthätigkeiten
sind wir so ziemlich gesichert. Alle Gartengewächse und Gemüse werden ver-
dorben und gestohlen.
Dienstag den 19. Juli. Gestern war der Beamte von Elfeld hier, um [40
bei der Generalität Klage darüber zu führen, weil ein Kind erschossen. — Auf
den Ortschaften des hiesigen Oberamtes, besonders in Dotzheim und Schierstein,
geht es jämmerlich zu. An beiden Orten liegen bei 1200 Mann, die die Ein-
wohner aufs tyrannischste behandeln; wenn es so fort geht, ist in 14 Tagen
kein Bissen Brod mehr zu haben.
In Biobrich müssen den Soldaten täglich 4 Ohm und der Generalität
daselbst V2 Ohm sehr guten Weines geliefert werden. — Vom Nürnberger Hof
haben sie bereits 14 Stück gesoffen.
Mittwoch den 20. Juli. Alle Lieferungen gehen fort, besonders für den
Tisch der Generäle; weiter fiel nichts vor.')
') Die Fleischrechnungen betragen an 7000 fl.
18. Juli. ') I. Finger, S. 19.^. — ^) Jourdan legte der Stadt Frankfurt eine Kontri-
bution von 6 Mill. Livres und 2 Mill. in Naturalien auf; er erhob 4 Mill. frcs., 2 Mi)!, in
Naturalien und 80000 frcs. für 100 Pferde. Vergl. v. Oven in den Mitteilungen des Frank-
furter Vereins IV^, S. 355 f.
20. Juli. ') Der Generalstisch war im Einhorn. Die Rechnung des Wirtes Joh. Reinh.
Kesseberger [soj betrug schliesslich 10 436 H. 11 kr.; allerdings wurden von da auch ansehnliche
90
Donnerstag den 21, Juli. Heute erhielten wir die Nachricht, dass [41
in Usingen nicht die mindesten Excesse vorgefallen seien. Es raussten daselbst
45,000 Pfund Brod und 1500 Mit. Hafer geliefert worden. Xun ist es aber
völlig ruhig daselbst. — Die Lieferungen, die hier an Wein und Lebensmitteln
geschehen müssen, sind bald uuerschwinglich. Die Schuldenlast, die dadurch
der Stadt aufgebürdet wird, ist ungeheuer.') fiestern musste 2 Offizieren, an
den einen 2t3, an den andern 36 Bouteillen Wein für eine Mahlzeit geliefert
werden. Ein anderer Offizier kaufte sich an einem Laden für 10 fi. Contitures
und Zuckerwaaren, holte sodann den Stadtamtmanu^) dazu und sagte dem
Krämer, die Municipalität würde es bezahlen.^) Und so wird täglich auf [42
Kosten der Stadt gefressen und gesoffen.
Auf die voQ dem General Dorier [so] neulich gemachte Requisition auf die
Karten von Deutschland suchte man zwar denselben mit einer davon abzuspeisen,
aber er bestand auch schlechterdings auf den beiden andern und es musste
desshalb ein Expresser nach Frankfurt geschickt werden.^) — Aller hier vor-
rätig gewesener Hafer ist nunmehr völlig aufgezehrt. Privatpersonen sind mit
ihrer Einquartierung auf das drückendste belästigt, indem man derselben nicht
Wein genug geben kann, alles soll im Überfiuss da sein! Was wird noch
werden! In dem ersten halben Jahr dürfen wir uns keiner Erlösung getrösten. [43
Nur der Friede kann uns retten, und wenn dieser endlich kommt, sind wir
darnieder getreten.
Freitaig den 22. Juli 1796. Von Dotzheim laufen die kläglichsten Nach-
richten ein. Die Franzosen, welche dort im Lager stehen, kommen truppweise in das
Dorf und nehmen den Einwohnern alles hinweg. Alles Gemüse, alle Früchte,
besonders die Kartoffeln werden ein Raub der Gierigkeit und des Verderbens.
Die herrlichen Früchte, die ihrer Zeitigung so nahe sind, werden abgeschnitten
und zu Erdhütten verwendet. Aus diesem Lager durchstreifen sie die ganze [44
Gegend und nehmen alle Früchte hinweg. Wenige Kartoffel -Acker sind bis
jetzt noch verschont geblieben, was noch nicht geraubt ist, wird nächstens
geholt werden. Heute traf ich 2 Kerls auf unserm Stück, welche sich einen
Sack Kartoffeln ausgemacht hatten. Ich ging sie auf die härteste Weise darüber
an und schalt sie Spitzbuben und Räuber. W^as halfsi' Sie packten den Sack
auf und gingen. Traurige Aussichten auf den Winter. Die Früchte, wovon
wir uns nähren sollen, werden jetzt schon verzehrt und verdorben. Was [45
wird es werden, wenn wir diese bösen Gäste nicht los werden? Und dazu ist
leider nicht die geringste Aussicht. Mainz lassen sie unbelagert liegen, sie
denken, es müsse von selbst fallen, und dieses zi(iht unsern unvermeidlichen
Ruin nach sich. Die Victualien, die an die drei hier befindlichen Generale')
Lieferungen von Wein an auswärts wohnende höhere Offiziere gemacht. Die Rechnungen der
andern Wirte waren geringer, doch betrug die Gesamtsumme für Essen und Wein in den
Gaathäusem 22 173 Ü. 17 kr.
21. Juli. ') Siehe die Mitteilung am Ende. — *) Stadtamtmann war Körner. — ^) Die
Rechnungen für Konfekt betragen 507 ti. 45 kr. Jedes Pfund Kirschen u. a , welches ein
General verzehrte, kam auf Rechnung der Stadt. — *j Landkarten wurden im ganzen 159 auf
Leinwand gezogen abgeliefert.
22. Juli. ') Marceau; Daurier und Becker,
91
geliefert werden müssen, sind ungeheuer. So z. B. müssen an den General
Marceau täglich 20 Pfund Rindfleisch, ein halbes Kalb, ein halber Hammel,
2 (Jänse, mehrere Paar Tauben, mehrere Paar junge Hahnen, 12 Citrunen,
12 Pfund Butter, 50 — HO Bout. Wein u. s. w. abgeliefert werden.
Samstag deu -^3. Juli 17%. Die hiesigen Einwohner klagen jämmer- [46
lieh über ihre Einquartierung. Die Kerls verlangen mit gezogenem Säbel und
den grössten Drohungen eine Menge Wein und andere Leckerbissen und nicht
selten auch Geld.')
Folgenden Vorfall kann ich nicht unbemerkt lassen, ob er gleich eigentlich
ausser den Grenzen meines Diarii liegt. Innerhalb der französischen Vorposten
weidete die Nordenstadter Heerde. Eine starke österreichische Patrouille aus
Mainz jagte die Franzosen in das Dorf zurück und trieb die Heerde fort. Mittler-
weile aber kamen die Franzosen verstärkt zurück, nahmen den Deutschen die
Heerde ab, erklärten sie für bonne priso und verkauften das Stück zu 3 H. [47
an ihre Metzger.
So eben werden 11 gefangene Rotmäntel hier eingebracht, von denen 3
schwer verwundet sind; sie wurden heute Nacht bei Cassel gefangen.
In dem Amte Idstein war eine Requisition auf 200 Stück Hornvieh und
700 Mit. Hafer ergangen; 134 Stück wurden geliefert, die übrigen 66 aber
bezahlte der Beamte mit 3 Carolin p. Stück, und 400 Mit. fehlender Hafer mit
2 grossen Thalern per Malter, Summa 4375 fl. Quae qualis (juanta!
Die Festung Königstein soll mit Capitulation sich ergeben haben'), weil
die Franzosen die Wasserleitung dahin vernichtet haben sollen. Allein das [48
ist nach meiner Meinung ein blosser Vorwand zur Übergabe, indem sich die
Franzosen mehrere Monate darauf gehalten haben und die Preussen damals^)
wohl auch die Wasserleitung ruiniert haben werden.
Sonntag den 24. Juli. Heute wiederum Gottesdienst gehalten und zwar
auf Anstiften der Herrn Str. und R. — Was es mit Mainz noch werden soll,
weiss Gott. Die Franzosen sind hier herum äusserst schwach und kimnen
unmöglich etwas unternehmen. Ihr Plan, sagt man, sei, die Carthäuser Au')
zu occupieren und sodann Mainz von der Rheinseite zu stürmen. — Heute [49
müssen 200 hiesige Einwohner auf dem Hessler'') Schanzen aufwerfen.*)
Montag den 25. Juli. Gestern Abend erging eine Requisition, dass
17 hiesige Bäcker täglich 20,000 Pfund Brod backen, nichts desto weniger aber
noch täglich 4000 Pfund von der Stadt geliefert werden sollen.
o
23. Juli. ') Es war also die oben erwähnte Proklamation vom 21. Juli ohne Erfolg.
Sie wurde nachher mehrfach — auf Kosten der Stadt — neuabgoilruekt, wohl ebenso ver-
jebiicli. — ') Küni^'atein ergab sich am 26. Juli. Finger, S. 195. — ^) im Jahre 17'J3 ergab
sich Königstein erst nach dreimonatlicher Belagerung (vom 8. Dezember 1792 bis 8. März 1793)
an die Preussen. Klein, Geschichte von Mainz während der ersten französischen Üccupation,
S. 282.
24. Juli. ') Insel im Rhein bei Mainz, früher im Besitz der Karthäuser zu Mainz. —
*) Bezirk im Felde zwischen Biebrich und Erbenlieim. — ^) Eine offizielle Liste der Bewohner
von Wiesbaden aus dem Jahre 1801 weist 505 Bürger auf.
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Was von »len hier hetindliohen (Generälen auf Kosten der Stadt gefressen
und »■esotien wird, ist ungeheuer. Ihr Ruin ist daher, wenn es so fort dauert,
unvermeidlich. Zwei Sahnen mussten heute gekauft werden, welche die Stadt
allein f>3 tl. kosteten.')
Dienstag den *26. Juli 17%. Die Erpressungen auf den Ortschaften [50
gehen immer fort. In Biebrich soll e« jämmerlich aussehen. In dem Amt
Burt^schwalbach. wohin his jetzt noch kein Franzos kam, fangen sie jetzt auch
an zu rauben. — Die Lieferungen in hiesiger Stadt für die Generals und Ge-
meine dauern fort und sind fast nicht mehr zu erschwingen. — Heute ver-
breitete sich das Gerücht, dass die Franzosen eine Schlappe bei Aschatfenburg
bekommen hätten.
Mittwoch den 27. .Juli. In Erbenheim sind die Einwohner äusserst be-
drängt; das Lager, welches in Dotzheim war, ist jetzt dort, und [die Soldaten]
hausen jetzo da, wie vorhin in Dotzheim.
Donnerstag den 28. .Juli. In Hessloch, Auringen, Xaurod haben [51
5 französische Artilleristen seit 2 Tagen dreimal geplündert, den Schultheissen
in die Stücke gehauen und seine Frau tot geschlagen. Sie haben daselbst
me-hrere 100 fl. erpresst und abscheulich gehaust. Aus Naurod sind alle Ein-
wohner entflohen.
Der hiesige Commandant Plantin, welcher schon 20 Carolin, 12 Paar
Strümpfe, 3 Stücke Xanquinet u. s. w. bekommen hat'), will nunmehr noch
40 Carolin haben, unter dem Yorwand, dass er die ersten Carolin mit seinem
Adjutanten habe teilen müssen.
Die Xot und das Elend sowohl wegen der Lieferungen an Generäle und
Truppen, als auch wegen der Plünderungen ist fast aufs höchste gestiegen.
Heute Morgen sind die Geiseln von Frankfurt hierher gebracht worden'), [52
ein Zeichen, dass die Franzosen eben nicht mehr zum festesten stehen müssen.
Die Nachricht, dass sie eine Schlappe bei Gelnhausen bekamen, bestätigt sich.
Ob man heften darf, ohne getäuscht zu werden? Nein.
Abends: Die Hoff'nungen, mit denen wir uns labten, sind leider nichts als
Täuschungen gewesen. Eher als wir Frieden haben, haben wir keine Erlösung
zu hoff'en.
26. Juli. ') In Betreff dieser Salmen ist unser Berichterstatter ungenau unterrichtet.
Nach den Rechnungen für Fische wurden an diesem Tage 4 Salmen von 53 Pfund zu 53 fl.
für «lie Tafel der drei Generäle gekauft. Sonst wurde das Pfund zu einem halben Gulden
berechnet. Fische, namentlich Aal, und Krebse waren neben Salmen sehr beliebt. Die Rech-
nung für sie betragt 214 fl. 33 kr.; 100 Krebse werden zu 1 fl. 20 kr. bis 2 fl., das Pfund .\al
zu 32 kr. berechnet. Um Ersparnisse in der Küche herbeizuführen, machte man am 27. August
dem Koch des Generals Marceau ein Geschenk von 11 fl., dem Bedienten von 5 '/a fl. ; dem
Koch des Generals Daurier gab man 8V2 fl. und dazu 5'/.. fl. für neue Hemden, dem Koch
lies Generals Becker 8 '/^ fl.: bei der Abreise verlangte der Koch des Generals Marceau noch
7 fl. 12 kr.
28. Juli. ') S. 0. S. 32, Anm. — ^) Marceau war am 27. .Juli in Frankfurt eingetroff"en
und Hess sofort in der Nacht 8 Magistratsmitglieder als Geiseln aufheben und abführen. Sie
waren schon bis Bingen gekommen, um nach Charlemont gebracht zu werden, als sie nach
Wiesbaden beordert wurden. Finger, S. 195.
93
Freitag den 29. Juli. Zu unserm Unglück hatte sich fast noch ein
eben so grosöes gesellt. Vergangene Nacht ','* auf zwölf tiinte plötzlich die
Sturniglucke. Wir sprangen von unserm Lager, aus dem ersten Schlafe [53
geweckt, auf und der erste Gedanke, der uns boitiel, war, die Franzosen werden
sich der Gelegenheit bedienen, während des Feuers in die Häuser einbrechen
und alles plündern. Niemand wagte sich daher anfänglich aus seinem Hause,
so dass der Brand schon in 3 Häusern von dem Reichsapfel an bis in die
warme [Gasse]') wütete. Jedoch wurden bald solche Anstalten getroffen, dass
das Feuer gedämpft ward. Es gingen dabei auch weiter keine Excesse vor,
als dass im Reichsapfel von Soldaten, die sich hinein gedrungen hatten, Bett-
und Weisszeug gestohlen wurde. Um 2 war der Brand gelöscht.
Morgens früh von 4 bis gegen 9 Uhr hörte man hiereine ununterbrochene Cano-
nade und Pelotonfeuer. Es schien jenseits des Rheins zu sein und bestätigte [54:
sich auch dahin, dass eine Division von 10,000 sich gegen Mainz genähert und
dasselbe habe eiuschliessen wollen. Allein heute Morgen hätten die Östreicher
einen Ausfall über das Jägerhaus und Xiederolm gemacht, wären den Franzosen
in die Flanke gekommen und hätten sie mit ziemlichem Verlust zurückgetrieben.')
Heute haben die Lieferungen von Brod, Hafer, Heu an die französischen
Truppen ihr Ende genommen, indem nichts mehr zu liefern da ist.
Diesen Mittag haben 6 Chasseurs ä cheval eine alte 60jährige Frau [55
dergestalt missbraucht, dass sie von 2 Männern nach Hause geführt werden
musste, und sehr übel zugerichtet war. Teufelei und kein Ende!
Samstag den 30. JuH. Die nämlichen Chasseurs, welche gestern die obge-
dachte Frau so sehr misshandelten, haben auch den Schultheissen von Dotzheim mit
Schlägen und Säbelhieben übel zugerichtet. Es sollte zwar untersucht werden, indem
die Thäter genau bekannt sind; allein die Leute mussten unverrichtetersache wieder
abziehen. Heute Mittag wurde ein Franzose, der im Felde stahl, wacker durchge-
prügelt, allein die, welche ihr Eigentum verteidigt hatten, wurden gefangen gesetzt.
Ein hiesiger Einwohner Namens Hahn, dessen Weib einige notzüchtigen [56
wollten und die sich deswegen zur Wehr setzte, wurde gefänglich eingezogen
und bekam auf Befehl des Generals Daurier eine Tracht Schläge, indessen
die schändlichen Buben, die die Schandthat verüben wollten, mit einem leichten
Verweis entlassen wurden. Voila les bons ordres! Wie ich eben erfahre, bekam
er die L5 Prügel, weil er auf die Republik gescholten habe.
Sonntag den 31. Juli. Die Gcwaltthätigkeiten steigen immer höher, bald
wird niemand seines Lebens und Eigentums mehr sicher sein. Eine ausser-
ordentlich traurige Begebenheit hat sich heute ereignet, die vielleicht ein fürch-
terliches Ende nimmt, wo ein durchaus unschuldiger Mann auf eine unverant-
wortliche Weise sein Leben einbüssen kann. Die Geschichte ist diese. An dem
Hause des Schulmeisters Grimm zu Erbenbeim wurde ein Bube von den [57
20. Juli. ') Das Wort Gasse fehlt in der Handschrift. Die warme Gasse ist die jetzige
Spiegelgasse. — ^) Am 29. Juli machte die Mainzer Besatzung einen Ausfall auf dem linken
Rheinufer, musste sich jedoch auf ein geschicktes Manöver des Generals Hardy, welcher sie
eiiizuschliessen drohte, umkehren. Denkw., S. 57. Uardy hatte SS30 Mann. Denkw , Taf. V
94
Franzosen wahrgenommen, welcher immer um das Haus herum schlich. Sie
nahmen ihn beim Kopf, visitierten ihn und fanden einen Brief, worauf der Bube
sao-te, sein eigner Vater und der Schulmeister seien kaiserliche Spione. Der
Grimm wurde sogleich arretiert uud mit Banden in den hiesigen Stadtthurm
gebracht. Die franzltsischen Generale Pille') und Becker sowie der Commandaut
Phintin sagten, dass der Mann auf der That ertappt worden, alles khir sei und
derselbe von dem niederzusetzenden Kriegsgericht zum Strang oder erschossen
zu werden condemniert würde. Alles streitet indessen für die Unschuld dieses
unglücklichen bedauernswürdigen Mannes. Er ist rechtschaffen, vernünftig, an-
gesehen und wohlhabend. Das einzige, 'syas gegen ihn ist, ist die Aussage [58
des verloffenen Bettelbubcn uud eines kauderwelschen, unverständlichen und ohne
Sinn und Vernunft gesclu-iebenen Briefes ohne Unterschrift und ohne Datum,
worin nichts als etwas von 2 Kanonen vorkommen soll. Die Lage dieses be-
dauernswürdigen, nach jedermanns Überzeugung unschuldigen Mannes ist er-
schrecklich. Zwar hat sich 'der Herr Präsident Kruse-') seinethalben beim
General Daurier verwendet, allein er konnte nichts ausrichten, weil bereits ein
Kriegsgericht niedergesetzt sei.
Dieser Vorfall hat nun auch die Folge gehabt, dass den Orten Erbenheim,
Mosbach und Biebrich verboten worden ist, ihre nach Cassel zu liegende [59
Ernte einzuthun.
Den 1. August Montag. Schon sind auf Kosten hiesiger Stadt 60 Paar
Stiefel verfertigt worden, und heute ist wieder eine Requisition auf 100 Paar
ergangen.') Zu den Tafeln der hier befindlichen drei Generale müssen täglich
o-eliefert werden 3 Kälber, 3 Hammel, 3 Paar junge Hahnen, 12 Paar Tauben,
8 alte Hühner, 8 Schinken, 50 Pfund Butter, 150 Eier, 25 Pfund Kaffe, 50 Pfund
Zucker u. s. w. u. s. w.-)
Von dem General Moreau') ist die Versicherung gegeben worden, dass
die Sache des Schulmeisters Grimm in der Ordnung untersucht werden solle.
Den t>. August Dienstag. In unserm Unglück gesellt sich noch die [60
fortdauernde und immer zunehmende und jetzt überall verbreitete Viehseuche.
"NVas die Franzosen nicht wegschleppen und aufzehren, das rafft diese vollends
auf. — Von den neulich für 93 fl. gekauften Salnien soll der hiesige Stadtrat
den französischen Generälen die Hälfte zum Präsent gemacht und die andere
Hälfte auf dem Rathause verzehrt haben, sowie denn die hiesige Bürgerschaft
die grössten Klagen über die Municipalität führt, weil sie jetzt auf Kosten der
31. Juli. ') Pille war Adjudant general et chef de l'ötat major, wie er sich unter-
zeichnet. — ') Karl Friedrich Freih. v. Kruse, geb. 1738, seit 1768 Präsident der Regierung
der Herrschaft Wiesbaden, ein hochverdienter Beamter; f 1806. Vergl. die Biographie des-
selben von K. Schwartz in der Allg. Deutschen Biographie.
1. August. ') Für Leder, Schuhe, Stiefel und Sattelwerk wurden Rechnungen aus-
gestellt, die sich im ganzen auf ca. 2200 H. belaufen. — -) An dieser Tafel speisten in der
Regel' — abgesehen von den Bedienren u. s. w. — 20—40 Personen des Mittags und Abends.
Die Kosten für Geflügel, Butter, Eier u. dergl. betrugen schliesslich ca. 1650«. — ') Schreib-
feliler für „Marceau."
95
Stadt ungeheuer schwelge; mehr ist es gewis;?, dass die edlen Herrn sich nichts
ahgehen lassen und jeden Abend ihrer unbewusst sind.
Mittwoch den *{. August. Heute musste von jedem Bürger eine [61
Leiter geliefert werden, welche die Franzosen auf Wägen luden und fortfahren
liessen ; zu welchem Endzweck, weiss ich nicht.
In der Stadt leben wir jetzt ziemlich ruhig und unturbirt. — Die Ernte
hat ihren Anfang genommen und es wird, ohnerachtet des Mangels an Fuhren,
eine ziemliche (Quantität Getreide eingebracht. Zum Glück hat das Regen-
wetter aufgehört und wir haben jetzt sehr warme schöne Tage. Der Schaden,
welcher in den Feldern verübt worden ist, ist lange nicht so beträchtlich, als
man ihn Anfangs machte. Freilich leiden einzelne, welche es hauptsächlich
traf, hart genug darunter.
Donnerstag den -t. August. Endlich hat sich der General Daurier [62
bequemt seinen Tisch mit Wein aus dem Klooter Erbach zu versehen, allein
den übrigen Generälen muss er noch von der Stadt geliefert werden, ob sie
gleich aus dem Kloster Erbach genug bekommen haben, welchen sie aber um
ein geringes Geld verkaufen.
Keine geringe Bescliwerde für die hiesigen Bewohner ist das Schanzen
bei Biebrich; täglich muss eine beträchtliche Anzahl dahin.
Von dem eingesteckten Schulmeister Grimm aus Erbenheim hört man,
dass jetzo gar keine Rede mehr von einem seinethalben zu haltenden Kriegs-
gericht sei, indem sie selbst einsehen, dass diesem Manne schlechterdings nichts
aufzubürden sei. Indessen halten sie ihn immerfort gefangen und werden ihn
nicht eher loslassen, als er genug gegeben hat,
Freitag den 5. August. Von der Brandschatzung, die wir bezahlen [63
sollen, hört man greuliche Nachrichten. Die Stadt Wiesbaden soll allein
200,000 Livres und das übrige Land 150,000 L. bezahlen.
Heute Abend verbreitete sich das Gerücht, dass die Franzosen bei Bam-
berg geschlagen worden seien.^)
Samstag den 6. August 1796. Heute Morgen ist der Schulmeister Grimm
aus seinem bisherigen Arrest im Stadtthurm auf Verwendung der Regierung,
welche sich auch für ihu verantwortlich erklärt, in das Zuchthaus gebracht
worden, woselbst er ordentlich behandelt wird.
Gestern Abend ist Herr Advocat Götz von seiner Expedition, die Los-
gebung der Fuhren betr., unverrichteter Sache wieder angekommen. Er konnte
aus dem Grunde nichts ausrichten, weil die Kaiserlichen Verstärkung erhalten
und sich zwischen Bamberg und Schweinfurt gesetzt haben.')
Heute Nachmittag ist auf Veranstaltung des Gommandanten Plantin [64-
eine Hausvisitation vorgenommen worden, woher uns denn auch mit 6 Mann
Einquartierung gedroht wurde.
6. August. ') Auch in Frankfurt war das Gerücht verbreitet; Finger, S. 197, Es war
vielleicht entätanden wegen der Gefechte, welche die Denkw. S. 63 erwähnen.
6. August. ') Der Advokat Götz sollte das verloren gegangene Zugvieh aufsuchen:
seine Reisekosten betrugen 54 tl. 33 kr.
96
Sonntag den 7, AuuüJ^t. Notre mal est sans remede! Täglich wieder
schlimmer und rrauriger. Fast ist es nicht mehr auszustehen. Nach und nach,
furcht' ich, wird sich jedermann entfernen, der sich nur wegdrüi'ken kann.')
Den 8., 9., 10. u. 11. August tiel weiter nichts besonderes Merkwürdiges
vor. Von Mainz aus wurden die Kanonaden sehr heftig, um die Franzosen an
dem Schanzen unter Biebrich zu verhindern.
Die Lieferungen an Brod haben aufgehört, hingegen [die] an Hafer, Heu
und allen Arten von Lebensmitteln zu den Tafeln der Generäle gehen ununter-
brochen fort.
Samstag den '20. August 1T96. Da es mit unsern Gästen immer [65
im alten Train blieb, folglich keine neuen, besonderen Vorfälle sich ereigneten,
so blieb mein Tagebuch liegen. Das Merkwürdigste, was seitdem vorfiel, war
die angesetzte Contribution, welche sich auf 250,000 Livres belief, deren Be-
zahlung aber wegen dazwischen gekommenen Friedensverhandlungen aus-
gesetzt blieb.')
Heute Nacht 2 Uhr that die Besatzung von Mainz einen heftigen Ausfall
jenseits Mainz und nach Hochheim zu. Die Franzosen sollen im Schlaf über-
rascht und sehr stark mitgenommen worden sein. Von ihnen wurden 3 Kanonen
erobert und 2 Schanzen genommen. Ihr Verlust soll sich auf einige 1000 [66
belaufen.*)
Heute sagt man wieder, dass die Franzosen über die Donau gesetzt hätten,
aber mit einem Verlust von 5000 Mann zurückgeschlagen worden seien. Die
7. August. ') Hier ma«,' eine Notiz über die Frequenz der Kur Platz finden. Im Mai
betrug die Zahl der Kurfremden nach der Fremdenliste 204, sank im Anfang Juni auf 122,
hob 8ich dann wieder bis zum 11. Juli auf 180. Am 25. Juli waren noch 26 ältere Gaste
anwesend und 3 neue hinzugekommen; am 8. August fanden sich neben 14 älteren 5 neue vor;
am 15. Auuust .sind 13, am 22. .\ugust 12, am 29. August 27, am 5. September 14 und am
12. September 7 neue anwesend, während von den älteren jedesmal etwa 25 aufgezählt werden.
Am 19. September hatte sich die Zahl der Neuangekommenen wieder auf 66 gehoben. Die
wenigen Reisenden in den Gasthäusern waren, wie es scheint, Lieferanten. Merkwürdig ist,
dass die Preise der Lebensmittel nur wenig von denen im .Vpril verschieden sind, wie folgende
Zusammenstellung beweist:
18 April. 1 -Vuijust.
Ochsenfleisch 13 u. 11 kr. 15 u. 14 kr.
Kuhfleisch '.11 „ H
Kalbfleisch 10 „ H
Schweinefleisch ...... II „ 1- n
1 Brod 25V* n 31'/2
1 Pfund Butter 36 „ 32
'/«Hundert Eier 24 , 24 „
1 Mit. Korn 12 fl. :J0 , 10 fl.
1 , Gerste 8 , , 6 , 30 ,
1 . Hafer 6 , , 6 ,
1 , Waizen 16 , 30 , 14 ,
20. August. ') Von dem Betrag der von der Stadt zu zahlenden Kontribution wurde
am 29. Augu.st ein Ziel bezahlt mit 1299 fl. 11 alb. 2 Pf. — M Von die.sem Ausfall berichtet
Finger, S. 201, dass er sich bis Weilbaoh und Wiesbaden ausdehnte und dass die Franzosen
dabei etliche 100 Mann verloren; erst als sie Hülfe unter General Bonnet erhielten, zogen
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Ostreicher sollen 4ri0,000 Mann Verstärkung erhalten haben und ihr Haupt-
quartier wieder in Nürnberg sein. Allein das sind eitel Possen!';
Den 27. August 1796. Ssimstag. Heute kam endlich der Schulmeister
Grimm wieder los. Die Ordre des Generals Daurier lautete: le maitre d'ecole
d'Erbenheim sera mis en liberte aussi que Tenfant,
Also wurde doch der unschuldige Mann auf Anklage eines Kindes ge-
fangen genommen, misshandelt und 6 Wochen lang in Arrest behalten.
Um '/2I2 Uhr Mittags gabs auf einmal einen gewaltigen Allarm. Alle [67
hier befindlichen Franzosen eilten über Hals und Kopf zum Thore hinaus, alles
packte und rüstete sich zum Abmarsch. Man hiirte eine sehr starke Kanonade,
und das ausgerückte Militär kam erst gegen 3 Uhr zurück. — Nun erfuhr
man, dass die Kaiserlichen heute Morgen einen Ausfall gethan und eine Schanze
bei der Donnermühle unterhalb Hochheim demoliert und einige Kanonen ge-
nommen hatten, dass aber um ^Iil2 Uhr alles vorbei gewesen sei. Das war
der ganze Spectakel, um den sich die Herren so ängstigten.')
Heute ist dann auch die schon lang gefürchtete Requisition oder Con-
tribution von Wetzlar angekommen. Sie besteht aus 2000 Centnern halb [68
Waiz halb Korn, 2000 Centn. Hafer, 600 Centn. Stroh, 1000 Centn. Heu,
400 Stück Hornvieh, 3000 Peilen Branntwein und 40 Fuhren. Wo das zu er-
schwingen ist, weiss Gott. Der fürchterlichste Gedanke ist, dass allem An-
sehen nach unsere Gäste bei uns Winterquartiere machen werden, und dann
sind wir verloren.
Das Schanzen bei Cassel geht immer fort, es ist eine äusserst drückende
Last für die Unterthanen. Es sind auch bereits einige Leute hart verwundet
und gestern Abend zwei erschossen worden.
Den *28. Angust Sonntag. Die Regierung hier befindet sich gegenwärtig
in eiuer äusserst misslichen Lage; der Commissär Gauthier zu Wetzlar [69
dringt auf die Bezahlung eines Teiles der Contribution und hat zu dem Ende
einen Termin bis auf nächsten Donnerstag gesetzt'), wo im Ausbleibungsfalle
mit der schärfsten Execution gedroht ist; wird nun bezahlt, so ist die Summe
ohne Anstand verloren, weil, im Falle der Vertrag oder Friede mit den Fran-
zosen zu Stande kommt, auf das, was bezahlt ist, nicht reflectiert werden wird;
und bezahlt mau nicht, so kann dieses noch grössere Kosten und Ungemach
nach sich ziehen.
Montag den 29. Angust. Gestern und heute spricht man wieder stark
von dem Vorrücken der kaiserlichen Armee unter Wartensleben. Einige sagen,
sie sei in Nürnberg, andere in Würzburg — im Grunde ist es sicher nichts
als leeres Geschwätz.')
sich die Östreicher zurück. Denkw., S. 57. — ') Vom 19. August an wandte sich der Erz-
herzog niit überlegener Streitmacht gegen Jourdan und bereitete die Entscheidung, welche
demnächst bei Amberg fiel, vor. H ausser II, S. 65.
27. August. ') Auch von diesem Ausfall berichtet Finger, S. 202.
28. August. ') Siehe zum 20. August Anm. 1.
29. August. ') Diesmal nicht; am 24. August hatte Erzherzog Karl den Sieg bei
Amberg erfochten und besetzte am 1. September die Höhen bei Würzburg. Hau ss er II, S. 66.
7
98
Dienstag den 30. Augu>t. Heute Morgen um ' iT Uhr liürten wir [70
auf einmal einen fürchrerlichen Schlag mit einem starken Xachrollen. Anfangs
glaubte man, es sei ein französischer Pulverwageu — hernach aber hörte man,
es sei ein Laboratorium in Mainz gewesen, welches sieh dann bestätigt hat.
Sonderbar ist, dass sich das Gerücht von einem Rückzug der Franzosen
erhält. Selbst in der Hanauer Zeitung liest man es. Aus der Gegend von
Frankfurt soll die Bagage schon nach Königstein gebracht worden sein. Tempus
docebit.
Mittwoch deu 31. August Abends. Die Sage von einem Rückzuge der
Sambre- und Maas-Armee hat sich den ganzen Tag über erhalten und bestätigt.
Einige sagen sogar, Jourdan sei schon in Frankfurt. Hier ists noch ganz ruhig.
Donnerstag den 1. September. Die Retirade der Franzosen scheint [71
nun gewiss zu sein. General Jourdan soll bereits in Frankfurt eingetroffen sein.
Auch <lie Armee des Generals Moreau ist vom Erzherzog Karl geschlagen worden.')
Freitag den 2. September. Heute Nacht haben die Franzosen vieles
aufgepackt und fortgefahren, und gegenwärtig sind sie noch damit beschäftigt.
Übrigens halten sie sich sehr still. Das Härteste steht uns jetzt noch bevor,
nämlich das Geiselnehmen.
Eodem, Abends 8 Uhr. Unsere Hoffnungen sind nun leider wieder
gänzlich gesehwunden. Die Kaiserlichen hatten zwar bei Amberg gesiegt und
waren bis Nürnberg vorgedrungen; allein sie zogen sich wieder zurück, und [72
die Franzosen dringen wieder vor. Da wir abermals getäuscht worden, so
wolleq wir auch ferner der Hoffnung einer Erlösung keinen Raum geben; denn
allem Anschein nach können die Kaiserlichen niemals wieder bis in die hiesige
Gegend vordringen, wenn sie auch in einzelnen Schlachten glücklich sein solUeu.
Aber düsterer und trauriger werden immer unsere Aussichten; was wirds
erst noch werden, wenn wir diese Menschen noch einen ganzen Winter, wie
68 den Anschein hat, behalten sollenl''
Samstag den 3. September. Bloss notitiae causa will ich hier anmerken,
dass heute Abend ein Circular-Schreiben an alle Postmeister gekommen sein [73
soll, worin dieselben avertiert werden, dass die völlige Retirade der Franzosen')
Über Gelnhausen und Wetzlar da sei. Ebenso wird gesagt, dass die Bauern
im Fuldaischen aufgestanden, viele Franzosen erschlagen") und selbst den
General Ernouf^) eingeschlossen hätten. Wenn ichs einmal mit meinen eignen
Augen sehe, will ichs glauben.
Sonntag den 4:. September. Gestern Abend ist endlich der Präsident
wieder angelangt, was er mitgebracht hat, darauf bin ich sehr begierig.
1. September. ') Beide Gerüchte waren irrig.
3. September. ') An diesem Tage fand die Schlucht bei Wiirzburg statt, welche die
Niederlage der Maas-Sambre-Aruiee vollendete. Da die Strasse nach Frankfurt verlegt war,
80 nahm sie den Rückzug durch die Rhön nach der Lahn. Iläusser II, S. 56 f. Denkw., S. 117.
— *) Die Bauern im Fuldaischen und Franken erhoben sich zur Züchtigung der fremden Be-
dränger und fügten ihnen grosse Verluste bei. Häusserll, S. 67. — ^j Ernouf war Chef des
Generalatabs; am 7. September erschien er zu Frankfurt. Finger, S. 2U6.
99
Gestern Abend ist ein Bürger von Mosbach '/* Stunde von dem Ort mit
Säbelhieben und Stichen verwundet, tot gefunden worden. Wahrscheinlich
haben diese Mordthat 2 Chasseurs zu Fuss verübt, welche dann auch getanglich [74
eingebracht worden. Ob und wie sie bestraft werden, wird man sehen. Ea
ist erschrecklich, wie weit die Greuelthaten getrieben [werden]. Niemand soll
bei Todesstrafe bewaffnet ausgehen, und doch ist man bei den Unmenschen
seines Lebens nicht sicher. Wenn sich jemand gegen die Räuber nur im
mindesten widersetzt, wird er auf das höchste bestraft, und unser Eigentum
und unser Leben ist der Willkühr dieser Barbaren preisgegeben. — Heute
müssen noch 40 Stück Hornvieh geliefert werden, weil das von Wetzlar er-
wartete nicht angekommen ist.
Unser Herr Präsident hat ganz sonderbare Fata auf seiner Reise gehabt. [75
Den eigentlichen Zweck seiner Sendung hat er nicht erreicht, weil er den
General Jourdan nicht antreffen konnte. Als er nach Amberg kam, hiess es,
das Hauptquartier sei anderthalb Stunden davon in einem Kloster. Weil er
keine Pferde bekommen konnte, entschloss er sich zu Fuss dahin zu gehen.
Es waren aber nicht anderthalb, sondern 4 Stunden. Als er dahin kam, fand
er den Herrn Jourdan nicht, das Kloster aber war rein ausgeplündert. Kaum
war er nach Amberg zurückgekommen, als flüchtige Franzosen einrückten und
aufs fürchterlichste in der Stadt zu plündern anfingen. Kurz darauf kamen die
Kaiserlichen an, zogen sich vor die Stadt, und Nachmittags um 3 Uhr, den
24, August, begann eine fürchterliche Schlacht, die zum Vorteil der Deutschen
endete. Der Erzherzog Karl war durch einen forcierten Marsch der Wartens- [76
leben'schen Armee zu Hülfe gekommen, und dadurch wurden die Franzosen
zum Rückzug gezwungen, welcher in das Baireuthische erfolgte.
Er hatte der Schlacht von einem Thurme der Stadt zugesehen, und nach
derselben wurde er von den Kaiserlichen arretiert, jedoch von dem ankommenden
Wartensleben erkannt und freigelassen. Zwei Tage musste er noch in Amberg
verweilen, wo er nichts als Wasser und Brod bekommen konnte. Unter allerlei
Gefahren langte er hier an, bei Miltenberg war von den versammelten Bauern
siebenmal auf ihn geschossen worden.
Gewisse Nachrichten über den jetzigen Stand der Franzosen weiss man
nicht. Allem Ansehen nach sind sie durch das Baireuthische und Fuldaische [77
retiriert und vielleicht ist Jourdan schon vom Rhein und Main abgeschnitten.
Nach Frankfurt kamen gestern eine Menge Flüchthnge ohne Gewehr und
Hüte, die wahrscheinlich von Bauern aus dem Spessart fortgejagt worden.')
Von dem General Ernouf soll man gar nichts wissen. Einige sagen, er
sei von den Bauern im Fuldaischen erschlagen worden. Soviel sieht man aus
allem, dass die Bauern aufgestanden und sich mit den Kaiserlichen vereinigt
haben müssen. — Aus Frankfurt ist das Lazareth über Esch weggebracht worden.
Ob wir denn auch von den Franzosen befreit werdeu? Grosse Frage! Wir
schweben zwischen Furcht und Hoffnung. Ein Ausfall der Garnison aus Mainz [78
könnte in Zeit von einiyren Stunden die ganze Gegend befreien und die ganze
4. September, 'j S. Finger, S. 203 f.
100
Sache zum Nachteil der Franzosen entscheiden. Es ist erschreoklicli, dass
dieselbe es entweder nicht weiss oder den Angritf nicht wagt.
AVi'un nur die kaiserliche Armee nicht noch unglücklich ist, welches ge-
schehen k<'punte, da gleich nach der Schlacht bei Amberg wieder 10,000 Mann
zur Armee an die Donau abmarschiert sein sollen.
Unter den hier befindlichen Franzosen bemerkt man noch nicht die
mindeste Bewegung, ausser dass aus dem Lager heute 3 Bataillon nach
Aschaffenburg abmarschiert sind. Überhaupt sollen die hier befindlichen [79
Franzosen seit drei Tagen keine Nachricht von der Jourdanschen Armee er-
halten haben und nur wissen, dass sie sich bei Schweinfurt verschanzt hätte.')
Montag: den 5. September. Gestern Abend lief von Wetzlar die Nach-
richt ein, dass die Franzosen im Fuldaischen abermals total geschlagen und
versprengt und der General Jourdan bereits am 1. hujus in Fulda gewesen sei,
dass man aber in Wetzlar für 3000 Mann Brod backe und überhaupt 8000 Mann
Verstärkun«' erwarte.
'c
Abends kam durch ein Circular auf der Post die Bestätigung der Nachricht
an, dass die Franzosen wirklich retirierten. Übrigens aber bezweifele ich sehr,
ob dem allem so sei und insbesondere ob die Kaiserlichen die Absicht hätten,
bis zu uns vorzudringen.
Montag den ö. September Abends '/2IO. Die Yerwüstungen') und [80
Diebstähle, die die Franzosen an Feld-, an Baum- und andere Früchten verübt
*) Hier war Jourdan am 1. September.
5. September. ') Über die Verwüstungen durch die französischen Soldaten und über-
liaupt die Zustände zu Wiesbaden besitzen wir eine ausführliche Mitteilung von Nik. Kind-
linger, welcher damals Archivar im Stift zu Essen war und vom 11. August an sich etwa
14 Tage zur Kur hier aufhielt. Er sagt in seiner Selbstbiographie: „Zu Wiesbaden fand ich
keinen einzigen Kurgast; alles, was da war, waren Franzosen. ... In der Stadt hatten zwar
drei französische Generäle ihr Quartier und jedem musste täglich soviel an diesem und jenem
geliefert und an die Tafel gegeben werden, woran aber niemand als zurückgebliebene Emploies,
Kommissairs, kranke Franzosen u. 9. w. kamen; denn die Generäle selbst waren bei der
Jourdan"schen Armee im Verfolgen der Österreicher. Es waren aucli gar keine Truppen in
Wiesbaden zurückgeblieben als Trainknechte, einige Tambours und einige Invaliden und was
von Rekruten nachgeschickt wurde; dem ungeachtet hatten sie in der Höhe zwischen Mainz
und Wiesbaden ein grosses Lager stehen, wo aber kaum einige Mann sich aufhielten und
einige Tambours von Zeit zu Zeit trommeln mussten. Einige Kanonen standen auch da, um
einen Butzemann zu machen. Von diesem Lagerplatz aus konnte man Mainz, Cassel und die
ganze umliegende Gegend übersehen. Die Trainkneohte und wenige Soldaten wussten vor
Mutwillen nicht, was sie thun sollten. Die meisten Obstbäume in der schönen Allee von
Wiesbaden nach Mosbach schälten sie, und wo dieses wegen der Stärke der Bäume nicht an-
ging, behauten sie die Stämme unten in der Gegend, wo er sich in Aste teilte, sodass der
obere Teil des Stammes vom unteren keinen Saft mehr durch den Bast ziehen konnte. Es
war ein Jammer, solch einen Unfug, ohne etwas dagegen sagen zu dürfen, anzusehen. So ver-
fuhren solche Lumpenkerle an mehreren Orten: ich sah in der Gegend von Erbenheim mitten
im Felde die schönsten Bäume geschält. Sie trugen ilemungeaohtet in diesem und dem
folgenden Jahre reife Früchte; in dem dritten Jahre waren die Früchte schon über die Hälfte,
als die Bäume anfingen zu trauern und zu verdorren. Auf der Höhe von Wiesbaden, wo das
Chausseehaus und das fürstliche Jägerhaus stehen, sah icli nur die Wände; Fenster und alles,
was in den Häusern war, waren zerstört, kaum hielt sich ein Mann da auf, der auf die Chaussee
acht haben sollte." Gleiche Verwüstung meldet er aus andern Orten.
101
haben, sind abscheulich. Sie nehmen alles ohne Unterschied weg und wenn
die Eigentümer kommen um sie zu vertreiben, so jagon sie diese selbst fort.
Gestern Abend wollten mehrere Bürger einige von ihren Grundstücken ver-
treiben, allein diese holten mehrere zur Hülfe und schössen sodann auf die
Bürger. — Eine kaiserliche Patrouille soll gestern in l'mstadt 12 Stunden von
Darmstadt gewesen sein. — Die bewaffneten Bauern sollen sich desperat wehren.
Dienstag den 6. September. Gestern Abend kam durch den Rat [81
Winter von Nassau die Nachricht hier an, dass am Sonntag Nachmittag') die
Franzosen abermals bei Würzburg geschlagen worden und die Stadt und Citadelle
von Würzburg an die Kaiserlichen übergegangen sei.
Aus Usingen lauft die Nachricht ein, dass dorten ganze Schwärme von
Flüchtlingen ankommen, auch war daselbst der General Coulance"), welcher
schwer im Gesicht verwundet war.
Hier fangen sie an zu packen, weiter sieht man noch keine Bewegungen.
Diesen Abend zieht ein Theil der hiesigen Besatzung nach Hochheim. — Viele
Flüchtige und Verwundete kommen hier an. Jourdan soll in Limburg und die
Kaiserlichen in Friedberg sein.^)
Mittwoch den 7. September. Die so gefürchtete Nacht wegen des [82
Aushebens der Geiseln ist ruhig vorüber. Indessen hat sich Herr Reg. Rat Rüssler')
auf eine sehr unkollegialische Weise gestern Mittag aus dem Staube gemacht.
Gestern Abend spät kam ein grosser Transport requirierter Pferde hier
an. — Ob wir heute die Franzosen los werden?
Den 8, September. Noch immer sind unsere leidigen Gäste anwesend;
indessen kommen uns die Deutschen immer näher. Frankfurt soll schon ganz
gewiss in Ruhe übergeben worden sein') und die Vorposten in Höchst stehen.
Unbegreiflich ist es, dass die Garnison in Mainz so stille sitzt; mit einer Hand-
voll Leute könnten sie viel zusammenhauen und gefangen nehmen.
So eben sagt mau, dass sich die Bauern bei Schwalbach zusammen [83
rotteten und desshalb auch von hier aus die Carabiniers dorthin beordert seien.
Abends 10 Uhr. Die Retirade geht jetzt völlig hier durch, wir hören das
Rasseln der Kanonen und Pulverwagen. — Um '/aO entstand der Lärmen, als
wenn der Reg. Rat — ^ als Geisel fortgeschleppt würde, es war aber falsch.
So eben höre ich nach dem Sonnenberger Thore hin ein grässliches Not-
geschrei; es fällt ein Flintenschuss; jetzt ist es wieder still. Schreckliche Nacht.
In einem Theil der Stadt erhebt sich wieder ein Geschrei, mehrere Flinten-
schüsse fallen und zwar ziemlich nahe.
Den 9. September Morgens. Meine Besorgnisse wegen des Lärmens [84
in voriger Nacht war nicht ungegründet. Die Franzosen haben diese Nacht
6. September. ') Es war am Samstag den 3. September, als diese Schlacht stattfand.
S. 0. zum 3. September. — ^) Coulance war dem Generalstab attachiert. Denkw., Tat'. VII.
— ^) Denkw., S. 118. Jourdan selbst erschien zu Limburg am 11. September. Denkw., S. 122.
7. September. Phil. Ludw. Rössler, 1743—1803.
8. September. ^) An diesem Tage, nachts 2 Uhr zogen die Franzosen von Frankfurt
ab. Finger, S. 207. — -j Der 2fame fehlt in der Handschrift.
102
o-uterletzt erbärmlich gehaust. Das Gasthaus zum Ritter'), das Judenhadhaus
zum Rebhuhn'), der Krämer Schmidt, der Müller Sartorius, der Krämer Matthes
und das Thilemannsche Haus'^ sind geplündert wurden. Vorzüglich aber ist
der Krämer Matthes total geplündert worden. Der Wirt im Ritter AVolf ist
hart in den Kopf verwundet, und überhaupt grosse Gewaltthätigkeit ausgeübt
worden.
Mor"-ens um '/i7 sprengten die ersten Kaiserlichen, nämlich 16 Husaren
von Barco*) aus der Mainzer Garnison hier durch und mai-hten gleich 5 Gefangene.
Kurz darauf rückten viele nach und begann ein lebhaftes Gefecht. Die Fran-
zosen wurden immer weiter in das Gebirg zurückgedrängt. Die Deutschen
rückten immer vor, verloren aber ziemlich Leute; um 11 Uhr wurden die [85
Franzosen von der Platte verdrängt.^)
Und so wären wir denn Gottlob wiederum von der Gewalt dieser Un-
menschen befreit, ohne dass wir Schaden gelitten hätten. Das Schönste und
Herrlichste ist, dass keine Geiseln genommen und auf die Contribution nichts als
18,000 Livres, vielleicht aber auch nichts bezahlt ist.
Gott behüte, dass wir diese leidigen Gäste nie wieder je zu Gesicht
bekommen.
Das muss ich noch bemerken, dass die Franzosen eine grosse Kanone aus
Königstein, weil sie solche nicht weiter fortbringen konnten, vor dem stumpfen
Thor an der ersten Mühle von dem Weg herunter in die Bach warfen.
Bei der in der letzten Nacht verübten Plünderung bezeugte der General
Becker, welcher sich überhaupt die ganze Zeit als einen bösen Menschen [86
gezeigt hat, nicht allein sein Wohlgefallen, sondern er liess auch einen Bürger
von hier, weil er einige Soldaten, die in seinem Hause plünderten, vor die
Thüre geworfen hatte, bis an die dritte Mühle mit nehmen, wo er erst erschossen,
und sodann aufgehängt werden sollte, jedoch wurde er endlich, nachdem er
25 Prügel bekommen und dem General Becker den Rock [hatte] küssen müssen,
losgelassen.
Überhaupt drohete unserer Stadt diese Xacht ein grosses Unglück, indem
auf die falsche Vorstellung, dass die ganze Stadt in Aufruhr sei, der General
Daurier schon den Befehl gegeben hatte, die Stadt anzuzünden, welches nur
mit Mühe redressiert wurde.
Mittwoch den 14. September. Wir scheinen noch nicht aller Gefahr [87
entronnen zu sein. Die Franzosen sind bereits 6 Tage von hier weg und stehen
doch noch 6 Stunden von hier bei Kirberg. Heute Mittag hörte man bis in die
9 September. ') Gasthaus zum Ritter am Sonnenberger Thor, Besitzer Konrad "Wolf.
— 'j Der heutijje Pariser Hof. — ^) Mich. Schmidt, der Rutsfreund Sartorius und die Frau
Oberst Thielmann cowie Christ. Mathes wohnten in der Xeu;,'a.sse oder deren Nähe. — ■*) Der
kaiserliche Oberstlieutenant Feli.v Freiherr (seit 1795) v, Barco, geb. 1756, befehligte das zehnte
Husaren-Regiment und zeichnete sich wie früher so auch hier bei der Verfolgung der Franzosen
au.s. — *) Die Franzosen sammelten sich „auf dem Plateau von Dotzheim" am 8. September;
am !). September beunruhigte ein Teil der Mainzer Besatzung ihren Rückzug, wurde aber zurück-
gewiesen; Erzherzog Karl will hier zwei Kanonen erbeutet haben. Denkw., S. 121. Marceau
setzte seine Truppen in 3 Kolonnen in Marsch, welche am 12. zu Nassau, Diez und Limburg
ankamen.
103
Nacht hinein eine ununterbrochene Kanonade, welche aus der Gegend Kirberg zu
sein scheint. Gott gebe nur, dass der Ausgang für uns nicht traurig sein möge.')
Doniierstaij den 15. September. Einige sagen, die gestrige Affaire sei
bei Kirberg, andere bei Singhofen gewesen und zum Nachtheil der Franzosen
ausgefallen, welche :V2 Kanonen verloren hätten. Zum Nachtheil der Kaiserlichen
kann sie nicht ausgefallen sein, weil man sonst hier Lärmen sähe; indessen
lauten die Nachrichten aus Bayern sehr übel, und das macht grosse Besorgnisse.
Die Affaire war wirklich bei Kirberg, woraus die Bussy*) und Rot- [88
mäntel geschlagen wurden.
Bald hernach liefen sehr gute Nachrichten ein, dass nämlich nach einem
sehr hartnäckigen Gefecht die Franzosen die Lahn verlassen mussten"), und da
auch oben an der Donau die Moreausche Armee in vollem Rückzuge sein soll,
so haben wir hoffentlich für diesen Winter Ruhe vor den Franzosen, und ich
schliesse hiermit mein Tagebuch.
Wiesbaden, den letzten September. 1796.
Es erübrigt noch ein Wort über die Gesamtausgaben der Stadt und die
.j,v x.v^v... v..^ .,^^»1, «^Vi VIV. VJ.X.0«WH»U05
Art der Zahlung hinzuzufügen.
In den Akten ist eine von deutscher Hand geschriebene Notiz über die
Höhe der Kosten, welche die Stadt, abgesehen von den Leistungen einzelner,
zu tragen hatte. Sie lautet:
Notte [sie!]
de ce que la ville de Wiesbaden a fourni pour la subsistance de Tarmee
Francaise jusqu'ä le 14. Thermidor l'an. 4^-
du pain 150,000 rations c{ui content au moins . . 10,000 fl.
de fourage 1,100 Sacs d'avoine 7,700 „
16,000 Rations de foin 7,200 „
2,400 Rations de la paille 720 „
Bestiaux et de la viande au moins pour .... 6,000 „
De volaile au moins pour 700 „
Du vin au moins pour 3,000 „
38,320 ti. [sie].
Sans compter les autres requisitions sans nombre.
(Ohne Datum- und Unterschrift, auf einem Umschlag von Requisitions-
rechnungen).
14. September. ') Bei Mensfelden warf Marceau die Vorhut der Österreicher zurück.
Denkw., S. 128 f. und hier S. 88.
15. September. ') Graf Anton Bussy v. Mignot, geb. 1755 in Frankreich, trat 1792
in österreichische Dienste und kommandierte zuerst ein Jägerkorps zu Pferd, das seinen Namen
führte. Wurzbach. — *) An der Lahn fanden noch mehrere Gefechte statt. Auf dem Rück-
zuge der französischen Armee wurde bekanntlich der tapfere General Marceau am 19. Sept.
bei Altenkirchen tötlich verwundet und starb am 21. ej. Er hatte ein Alter von 27 Jahren
erreicht. Denkw, S. 137 f. Er wurde im Fort Petersburg bei Koblenz von den Österreichern
ehrenvoll bestattet. Ib. S. 139.
104
Diese gaoz allgemeine Angabe wird bestätigt und erläutert durch die
reiche Sammlung der sämtlichen Rechnungen, welche alsbald nach Abzug der
Franzosen, soweit sie nicht bei der Lieferung selbst sofort bezahlt worden waren,
eingefordert und eingeliefert wurden. Die Gesamtzahl beträgt 469, darunter
mehrere unter einer Xummer, in 20 verschiedene Kategorien abgeteilt. Wir
haben einzelne dieser Kategorien oben mitgeteilt. Leider ist eine Zusammen-
zählung nicht erfolgt; wir haben eine solche versucht, soweit es möglich war.')
Die Summe mag ca. 70000 ti. betragen, eine Summe, welche die durch die
Erpressungen heruntergekommene Bürgerschaft nicht sofort tilgen konnte. Auch
schienen wohl manche Forderungen zu hoch angesetzt. Man verfiel daher auf
den Ausweg eine Herabsetzung zu versuchen. So trat denn am 21. Oktober
1797 zu dem Zwecke eine Kommission zusammen, welche bestand aus dem
Amtmann Müller, dem Stadtamtmann Körner, dem Stadtschultheisseu Hofmann,
dem Bürgermeister Bager, dem Rechner Hofmann und dem Revisor Eidmaun
als Schriftführer, welcher es auch gelang eine „Moderation" herbeizuführen,
indem viele ihre Forderung um 3°/^ bis 5% herabzusetzen bereit waren. Die
Summe, welche nunmehr noch zu zahlen war, belief sich auf 65 430 H. 45 '/a kr.
Aber nun machte die Art der Zahlung Schwierigkeit: kleine Posten bei geringeren
Leuten wurden sofort mit dem Gelde getilgt, welches man aufnahm, grössere
durch Schuldverschreibungen oder Anweisungen. Die volle Erledigung fand
die ganze Sache, wie die Quittungen beweisen, erst nach mehr als Jahresfrist.
Anhang.
Wir glauben zum Schlüsse ein eigentümliches Requisitionsschreiben, welches
ein französischer Offizier zu Bierstadt an den dortigen Pfarrer Schellenberg
richtete, hier anfügen zu sollen; es ist entnommen Häberlins Staatsarchiv 179t)
II, 2, S. 117 und lautet:
_, . Armee de Sambre et Meuse.
Domme,
Cum multi milites modo sint venturi in pagum, ne viuum, quod apud te
tantummodo sit bonum, dilapidetur a militibus et tibi ex vino nihil remaneat
nisi memoria: rogo te, ut dolium mittas apud Generalem, dolium salis amplum,
quod tibi a societate civium solvetur. Venies ipse potatura cum Generali quoties
volueris. Sic vinum habebimus onmes sine pcriculo. Si contra apud te magnam
copiam vini servaveris, rapient milites, bibent, et nihil pro te, nihil pro uobis
erit. Consilium ergo tibi do, ut mittas hie dolium, ut mittas instrumenta, unde
possimus coenam parare (scilicet prandium), ut mittas feminam nepotem, quae
cibum paret, ut mittas duodecim mensitia, scyphos, lagenas, onmia denique,
quae in tua sunt potestate ad prandium pro octo personis necessaria.
Dominus Bourg-Maitre nihil habet. Mitte statim feminam, quae cibum paret nunc.
Ego mitto ad te hominem, quem mittere possis ad emendum in Yisbaden
quidquid volueris.
Lsque ad revisum salus et reverentia. Cluquo
suite [?]
') Eine genaue Addition ist nicht mehr müglich, da die letzten Kochnun^jen (c. 40) fehlen;
die erhaltenen ergeben last 6:iOU0 Ü.
105
Deutsch:
Herr!
Da viele Soldaten eben in das Dorf kommen werden, so bitte ich dich,
damit nicht der gute Wein, den du nur hast, von den Soldaten vergeudet [klein
gemacht] wird, und dir nichts von dem Wein bleibt, als die Erinnerung, du
mögest zu dem General ein Fas» schicken, ein ziemlich grosses Fass, welches
die Gemeinde dir bezahlen wird. Du wirst selbst kommen, um mit dem General
zu trinken, so oft du willst. So werden wir alle Wein haben ohne Gefahr. Wenn
du dagegen eine grosse Menge Wein aufbewahrst, so werden die Soldaten dir den
Wein wegnehmen und trinken, und es wird nichts für dich, nichts für uns bleiben.
Ich gebe dir also den Rat, hierher ein Fass zu schicken, Kochgerät zu schicken,
damit wir uns eine Mahlzeit (nämlich ein Frühstück) bereiten können, eine
Frau (nepotem?) zu schicken, welche die Speisen bereitet, zwölf Messer und
Gabeln zu schicken, Gläser, Flaschen, kurz alles, was in deiner Macht steht,
um ein Frühstück für acht Personen zu bereiten.
Der Herr Bürgermeister hat nichts. Schicke sofort eine Frau, welche die
Speisen zubereitet, jetzt.
Ich schicke dir einen Menschen, den du schicken kannst, um alles, was
du willst, in Wiesbaden zu kaufen.
Bis zum Wiedersehen Gruss und Hochachtung.
Cluquo
[?]
Register der Namen.
Die Ziffern bezeichnen die am Rande der Mitteilungen stehenden Seitenzahlen
der Handschrift.
Altenberg 2.
Altenkirchen 1.
Aniberg 71, 75. 78.
Aschati'euburg 50. 78.
Auringen 51.
Baireuth 76.
Bamberg 63.
Barco 84.
Bayern 87.
Becker, General 3U. 32.
57. 86.
Beiulori" 5. 33.
Bergen 23.
Bernadotte, General 13.
19. 33.
Biebrich 24. 25. 40. 50.
58. 62. 64.
Biohl, Kommissär 28.
Biorstadt 10. 37.
Bleideüstatt 24.
Bonn 1 .
Born 23.
Burgschwalbach 29. 50.
Bussy 88.
Cassel 19. 24. 47. 59. 68.
Coulance, General 81.
Crou 14.
Darmstädter 1. 5.
Daurier, Brigadegeneral 42.
56. 58. 62. 06. 86.
Diez 2. 7.
Dolmetscher 14. Anm.
Donnermühle 68.
Dotzheim 14. 20. 25. 28.
30. 34. 36. 39. 40. 43.
50. 55.
Duquoy, Kommissär 11. 12.
21. 28.
Eberbach 31. 62.
Eltville 40.
Eppstein 28.
Erbenheim 10. 14. 36.
50. 56. 58.
Eruouf, Chef des Generalstabs
73. 77.
Esch 8. 77.
Fink. General 33.
Frankfurt 3. 6. 19. 26. 27.
28. 32. 35. 38. 42. 52.
70. 71. 77. 82.
Friedberg 35. 81.
Fulda 72. 77. 78.
Gauthicr, Kommissär 69.
Gelnhausen 52.
Götz, Advokat 63.
Grimm. Schulmeister 56. 62.
63. 66.
106
Hadamar 23.
Hahn 55.
ne>sler 49.
Hosslooh .") 1 .
Hoohheim 65. 67. 81.
Höchst 82.
Höhe 19.
Idstein 33. 4 7.
Jourdan. französischer Oher-
general 23. 70. 71. 74.
77. 78.
Karl. Erzherzog, kaiserl.
General 71.
Kartliäuser Au 48.
Kehl ö.
Kirberg 4. 7. 23. 29. 87.
Ki)l)lenz 3.
Königstein 29. 33. 37. 47.
70. 85.
Körner, Stadtanitniann, 41.
Anm. 2.
Kray 6. 23.
V. Kruse, Präsident, 58. 73 ff.
I.ahn 2. 3. 4. 5.
Latour, General 7. 13.
Lautz 12. 44. 64.
Limburg 4. 6. 7. 81.
Main 26.
Mainz 45. 46.54.65. 68.82.
Marceau, Divionsgeneral 45.
59. 88. Anm.
V. Marschall . Regierungs-
rat 8.
Martin, Kommissär 21. 23.
Mathes >54.
Meyer 4.
Miltenberg 76.
Montabaur 5.
Moreau, franz. General 71.
Mosbach 10. 14. 19. 20.
24. 58. 73.
Müller. Amtmann 30. Anm. 3.
Nassau 2. 5. 29.
V. Nauendorf, General 10.
Nauheim 8.
Naurod 51.
Neuwied 5. 36.
Ncidliart, Regierungsrat 17.
Nied 35.
Niederolm 54.
Nordenstadt 46.
Nürnberg 65. 71.
Nürnberger Hof 40.
Pille. Platzkommandant 32,
51. 57.
Plantin 32. 51. 64.
Rettert Hofbeständer 16.
Rotmäntel 19. 88.
Rössler, Regierungsrat 82.
Runkel 7.
Salz, Müller 13.
Sartorius 84.
Schierstein 40.
Schmidt 84.
Schwalbach 23. 27. 33. 81.
Schweinfurt 63. 79.
Sieg 1. 4.
Sonnenberg 13. 21.
Spessart 77.
Sztaray 3.
Steintischbach 30.
Tmstadt 80.
Usingen 41. 81.
Vanca 33.
Vecsay 7.
V. Wartensleben 5. 6. 69. 76.
Wi-hen 19. 22. 23.
Weilburg 4. 7.
Weyerbusch 4.
Weiss, Amtmann 2.
Wetzlar 2. 3. 4. 6. 7. 68.
72. 74. 78.
Wiesbaden:
Neues Thor 37.
Stadtthor 37.
Sonnenberger Thor 37.83.
Stumpfes Thor 9. 36. 85.
Stadtturm 57. 63.
Zuchthaus 63.
Markti)Iatz 18.
Lange Gasse 13.
Warme Gasse 53.
Einhorn 16.
Rebhuhn 84.
Reichsapfel 53.
Ritter 85.
Zum Wolf 12.
Geisberg 34. 36.
Hellkund 9.
Jägerhaus 11.
Platte 9. 17. 87.
Würtemberg, Herzog 1.
Würzburg 69. 71.
Zeschwitz 3.
Zipf 23.
Das nassauisclie Münzwesen.
Von
JuL Isenbeck»
Mit 7 Tafeln.
i
Dritte Periode: 1800-1866.
Die geschichtlichen Nachrichten aus dem Anfange unseres Jahrhunderts
sind spärhch und es hält schwer, sie genau festzustellen.
Von dem weitverzweigten nassauischen Hause bestanden nur noch zwei
Zweige, zu Usingen und zu Weilburg.
Fürst Karl Wilhelm zu Usingen starb am 17. Mai 1808 kinderlos; ihm
folgte sein am 23. April 1738 geborener Bruder Friedrich August, der 1806 von
Napoleon I. zum Präsidenten des Rheinbundes ernannt, am 12. Juli desselben
Jahres den Titel „souverainer Herzog zu Nassau" annahm. Er starb ebenfalls
kinderlos am 24. März 1816.
Fürst Friedrich Wilhelm zu Weilburg, geb. 2.5. Oktober 1768, war am
20. November 1788 seinem Yater Karl Christian gefolgt; er starb am 8. Jan. 1816
infolge eines Sturzes.
Beide Fürsten vereinigten 1806 ihre Lande zu einem unteilbaren Herzog-
tum Nassau, das sie gemeinsam verwalteten. In ihren Landen war seit dem
Jahre 1752 das Münzrecht nicht mehr ausgeübt worden; 1807 fassten sie aber
den Entschluss, prägen zu lassen und die frühere kurtriersche Münze in Ehren-
breitstein wieder einzurichten. 1808 beriefen sie dahin den bergischen Münz-
raeister Christian Teichmann von Düsseldorf, übertrugen ihm die Einrichtung
der Münzstätte und stellten ihn als Münzmeister an.
Die Münzstätte war nicht so rasch eingerichtet, deshalb fragte man zuerst
in Hanau, dann in Darmstadt an, ob dort Kupfermünzen für Nassau geprägt
werden könnten. Man einigte sich über die Ausprägung in Darmstadt, wo
Remigius Fehr als Münzmeister und Dietze in Frankfurt a. M. als Wardein
angestellt waren und liess da bis Anfang September prägen.
Als Hof- und Münz^rraveur war Johann Lindeuschmidt in Mainz angestellt;
sein Kontrakt ist unterzeichnet: Biebrich, den 3. und Weilburg, den 6. Febr.
1808; er hatte die Stempel zu schneiden. Ausser ihm lieferten noch der Münz-
schlosser Joh. Ludw. Göttmann in Darmstadt und F. Ludy in Neuwied einige
Stempel.
108
Die Münzstätte in Ehreabreitstein wird Ende August, Anfang September
1808 in Tkärigkeit gesetzt worden sein, am 27. August lieferte Lindensohmidt
die ersten Stempel dahin. Zuerst wurden nur Kupfermünzen geprägt, gegen
November dann auch Silber (zuerst die Medaille auf die Huldigung der Münz-
stätte Ehrenbreitstein).
Die Münzen und Medaillen habe ich in 3 Abschnitten aufgeführt:
a. Gemeinschaftsmünzen des Herzogrums Nassau 1808 — 1816;
b. Münzen mit dem Kopfe des Herzogs Friedrich August;
c. Münzen mit dem Kopfe des Fürsten Friedrich Wilhelm.
Auf den Medaillen ist die Eröffnung der Lahnschiffahrt bis Weilburg er-
wähnt; der Ausbau der früher kurtrierschen Strecke von Limburg bis Weilburg
fand von 1808 — 1810 statt.
Die Medaille auf die Aufliebung der Leibeigenschaft ist vom Jahre 1812;
das erste auf derselben erwähnte Edikt vom 1. Januar 1808 aus Bieberich datiert;
es hebt die Leibeigenschaft im ganzen Umfange des Herzogtums auf, und ge-
bietet, dass die Abgabe, die da heisst: das Besthaupt, von Anfang des Jahres
an, nicht mehr gehoben werde.
1815 wurde die Münze nach Limburg verlegt.
Die Münzen haben aussen um die Schrift herum einen Perlenreif.
Tertrag mit Äftnziueister Teichmann.
FRIEDRICH AUCfUST von Gottes Gnaden souverainer Herzog zu Nassau etc.
und
FRIEDRICH WILHELM von Gottes Gnaden souverainer Fürst zu Nassau etc.
Demnach Wir Uns gnädigst bewogen gefunden haben den bisherigen Gross-
herzüglich Bergischen Münzwardein Teichmann zu Düsseldorf wegen seiner Uns
angerühmten vorzüglichen Geschicklichkeit zu Unserem Münzmeister bey Unserer
zu Thal Ehrenbreitstein angelegt werdenden Münze anzunehmen; so wird dem-
selben darüber gegenwärtiges Dekret ertheilt mit dem Anhang, dass er sich
baldmöglichst auf seinen Posten nach Ehrenbreitstein zu begeben, die Einsicht
der Münzstätte in technischer Hinsicht zu leiten, übrigens aber alles dasjenige
getreulich zu leisten habe, was man von einem getreuen Müuzmeister und Diener
erwarten könne und ihm in seiner Instruction demnächst noch besonders vor-
geschrieben wird.
Gegen seine als Münzmeister sowohl als sonst nach seinen Fähigkeiten ihm
bei etwaigem Stillstand der Münze übertragen werdenden Geschäfte bewilligen
Wir demselben zum jährlichen Gehalt vom Tage seines Dienstantritts an, an
Geld Sechshundert Gulden, Sechs Malter Korn Ehrenbreitsteiner Amts-Maas,
Sechs Klafter Holz, Vier Ohm Wein und freie Wohnung in dem Münzgebäude.
Urkundlich der gewöhnlichen Unterschriften und beygedruckten Geheimen
Kabinets-Insiegeln.
So geschehen Bieberich den 25. und Weilburg den 20. März 1808.
LS Friedrich Hz. Nassau LS Friedrich W. F. Nassau.
109
(Ueberelukunft auf eiu Julir.)
1. Verbindet sich der gedachte Herr Münznieister die für deu Lauf des
•'eirenwärtis'en Jalires bereits aufgegebenen und weiter nach höchstem
Gutfinden und nach deu \Virkung.skräften der Münzstätte aufzu-
gebenden Münzwerke auf eigene Kosten und nach Massgabe aller
in seiner Dienst-Instruktion begriffenen höchsten Vorschriften und
Auflagen mit ununterbrochenem Fleisse, und in der Ordnung auch
nach dem Korn und Schrote, wie die Werke selbst vorgeschrieben
werden, kunstmässig und rein auszumünzen respec und auszuprägen.
2. Nimmt derselbe das bereits seit dem 20. Decb. in Arbeit begriflene
Münzwerk von 500 Mark t) Kreuzer-Stücke in den gegenwärtigen
Münzlohns-Accord ausdrucklich auf, vergütet die aus der herzoglichen
Münzkasse darauf schon verwendeten Kosten und liefert die Feilen
für eigene Rechnung, welche zum iustiren dieses und all weiterer
im laufenden Jahre zu fertigenden Müuzwerke nöthig seyn werden.
Dagegen verspricht die Herzogliche Münzdirection
3. Ihm Herrn Münzmeister nebst allen in seiner Dienst-Instruction im
voraus enthaltenen Höchstherrsehaftlichen Bewilligungen bei dem vor-
zunehmenden Schmelzen und Ausprägungen jede zweckdienliche
Kostenerleichternde Beförderung überhaupt und anebenst folgende
Löhne.
a. von Conventions ganzen und halben Thalern per Mark fein 24 kr.
b. von 20 kr. Stücken per Mark fein 48 kr.
c. „ 10 kr. „ „ „ „ 60 kr.
d. , 6 kr. „ „ „ „ 80 kr.
e. für 1 ^ kupferne Kreuzer 3 kr.
f . „ 1 a: . '/4 , 10 kr.
zu dessen mehrerer Bekräftigung gegenw^ärtige Uebereinkunft von
beiden contrahirenden Theilen eigenhändig unterzeichnet worden.
Ehrenbreitstein am 8. Januar 1809.
(gez.) Kalt (gez.) Teichmann.
FRIEDRICH AUGUST von Gottes Gnaden souverainer Herzog zu Nassau etc.
und
FRIEDRICH WILHELM von Gottes Gnaden souverainer Fürst zu Nassau etc.
Nachdem Wir den Graveur Lindenschmidt in Mainz zu Unserem Hof- und
Münzgraveur gnädigst zu ernennen geruht haben:
so verpflichten Wir denselben hiermit
1. die für Uns erforderlichen Arbeiten in seinem Fache mit Zurück-
setzung aller anderen zu fertigen,
2. solche für Uns um in der Anlage bestimmten Preise und mit An-
wendung alles dessen was ihm bei seiner Kunst zu Gebote steht,
auf das fleissigste und promteste zu verfertigen: das sowohl dieses
geschehen als besonders auch er nie ohne Unser Wissen und Willen
110
Unser hüchstes Brustbild, Wappen oder sonstige Theile Unserer
Stempel für jemand anders fertigen, nicht weniger die mit dem }lünz
Wardein verabredeten geheime Miinzzeichen an niemanden offen-
bare. Soll er
3. Uns durch Ablegung eines leiblichen Eydes zu dem Allmächtigen
versichern.
Gegen hierin treue Dienste werden Wir ihm ausser der durch die Anlage
bestimmte stückweise Zahlungen jährlich zwei hundert fünfzig Gulden verab-
reichen und durch Unsere Münzeasse quartaliter mit zwei und sechzig Gulden
dreissig kr. auszahlen zu lassen geruhen, urkundlich Unserer eigenhändigen
Unterschriften und beigedruckten geheimen Cabinets-Iusigel.
Biebrich, den 3. und Weilburg den 6. Febr. 1808.
LS Friedrich Herz. z. Nassau LS Friedrich Fürst Nassau.
In fidem copiae
(gez.) Sterzing Ilerzogl. Canzleiverwalter.
Die Besitzer der Münzen sind bezeichnet:
Herr Förster in Leipzig? F
, Pülizeirat Huhn in Wiesbaden H
„ Isenbeok in Wiesbaden J
„ C. O. Thierae in Leipzig T
Nasa. Altertumsverein in Wiesbaden V
a. Gemeinschaftsmünzen des Herzogtums Nassau 1808—1816.
1808.
Graveur Lindouschmidt lieferte nach Darmstadt:
25 Paar u. 3 Revers-Stempel für nass. Kreuzer der grösseren Sorte,
6 „ y, „ V V n kleineren „ (Dickkreuzer),
7 „ u. 1 Avers „ „ „ V-i „
Ausserdem lieferte der Münzschlosser Johann Ludwig Göttmann in Darm-
stadt 4 Paar Stempel für Kreuzer der grösseren Sorte, ob dieses aber gravierte
Stempel waren, oder ob Lindenschmidt sie graviert hat und sie schon in obiger
Zahl enthalten sind, ist nicht angegeben.
Nach Ehrenbreitstein hat Lindenschmidt in diesem Jahre geliefert:
15 Paar Stempel für Kreuzer,
2 „ n n /* »
9 ^ „ „ Konventions-Fünfer = 6 Kreuzer-Stücke.
Ausgeprägt wurden Kreuzer '/* Kreuzer 6 Kreuzer
in Darmstadt . . für ti. 8 008 30 kr. fl. 3 053 Oi) kr. tl. — - kr.
„ Ehrenbreitstein „ „ 5 300 — „ „ \öO — „ „ 400 — ^
zusammen fl. 13 308 30 kr. fl. 3 203 09 kr. fl. 400 - kr.
also ca. 798 510 Stück 448 756 Stück 4000 Stück.
Die Akten enthalten nicht, wieviel Kreuzer von der grösseren und kleineren
Surte dies waren.
111
Konventions-Fünfer. = 6 Kreuzer-Stücke. Gr. 21 mm, «Jew. 2,00-2.22 g.
Hs. (iekrünter Schild, <larin in blau fingiertem Felde der ge-
krönte nass. Löwe 1., von 7 Schindeln umgeben. Diesea
Bild kommt auf allen Münzen der gemeinschaftlichen
Regierung vor, ich erwähne es deshalb nicht weiter und
führe nur noch an, wo eine Verschiedenheit <larin besteht.
1* U.b. HERZ. NASSAU. CONVENT • MÜNZ . unten (5)
b _ —
c
d
" — • — . — -MÜNZ
n
n
2 „ HERZOGLNASS. CONVENT -MÜNZ
Rä. In einem unten gebundenen Eichenkranze in
4 Zeilen:
^'*'M,2 240 1 EINE FEINE MARK- 18081 C-)')
^^ ~ i ~ - I MARK I - I (L)
Rand: schräg gekerbt.
Besitzer: Ib. H-J le. H Id. H 2 V
Beschrieben: 1 a. 1833 Kat. Wambolt, S. 189, No. 2508.
1854 Leitzmann: Numismatische Zeitung, S. 53, Xo. 22.
(Diese Zeitung bezeichne ich ferner mit 1854 NZ),
Erwähnt: 1869 Kat. Sedlmaier in München, No. 13 308.
Hs. HERZ. NASS. SCHEIDE M.
Rs. In 3 Zeilen: III KREUZER 1808 |
Beschrieben: 1833 Kat. Wambolt, S. 489, No. 2509.
1854 NZ, S. 54, Xo. 23. In den Stempelrechnungen
dieses Jahres, sowie in den Angaben über die ausge-
prägten Sorten werden keine 3 Kreuzer-Stücke erwähnt;
die Jahreszahl wird wahrscheinlich nicht richtig ge-
lesen sein.
Kupferkreuzer der grösseren Sorte. Gr. 22 mm, Gew. 4,40 g.
3 Hs. U. b. Rosette. HERZOGL- NASS • SCHEIDE MÜNZ
Rs. 1 I KREU-- ZER. 1808 j (L)
Rand: schräg gekerbt.
Besitzer: F - H — J
Beschrieben: Xeumann No. 10 004.
4a,b,c,d) Hs. U. b. HERZOGL- NASS . SCHEIDE MÜNZ-
,®'^ V „ — . _ . _ MÜNZ.
•'^'^ r> r, — . _ . _ MÜNZ
') (L) bedeutet: uuten zwischen der Kranzschleife steht L das Zeichen des Sterapel-
sehiieiders Lindenschmidt. '
112
4a,b,h,i Rs. I KREU-- -ZER- 1808! (L)
c, 1 . - - -ZER - I (L)
d,e,f.g.k „ — — I -ZER. - I
ra , 1 — i _ . - I (L)
a u. b haben verschiedene Krauzzeichnung.
Rand: schräg gekerbt.
Besitzer: 4a. F— H b. T c. H d. H-T e. H
f. V g. F; h. H wiegt nur 2,40g.
i. H k. H-T m. F-H-T
Beschrieben: 4h. Xeuinann No. 10G05. 41. Neumann
Xo. 10 606.
5a Hs. U.b. ERZOG: NASS. SCHEIDE MÜNZ
b . . _ . _ . _ MÜNZ
5a,b Rs. 1 1 KREU-- -ZER- , 1808 | (L)
Rand: 5a. fischgrätenformig.
Besitzer: 5a. H-T
Beschrieben: 5a. Neumann No. 10 607; 5b. Reinhardt
No. 3799. Neumann No. 10 608.
6a,b IIs. U. b. HERZ -NASSAU SCHEIDE • MÜNZ ■
C V V * *
d . . _ . _ . _ MÜNZ
e V r> — • — —
6a,c,e Rs. 1 KREU-- ; -ZER- 1808 | (L)
. b,d „ - : - i -ZER i - 1 (L)
Rand: 6d. Strichrand.
Besitzer: 6c. H
Beschrieben: 6a. Reinhardt No. 3800. Neumann No. 10610.
6b. Neumann No. 10611. 6d. Neumann No. 10 609.
6e. 1854 NZ, S. 54, No. 25.
Hs. 0. b. HERZ- NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ
— . _ — MÜNZ.
— . — — MÜNZ
ta
b
c,e,f
d
V V
Im Felde fehlen die Schindeln,
g ^ ^ _ . _ SCHEID" MÜNZ
^ ^ ^ — . — SCHEID MÜNZ
7a,c " " Rs. I KREU- ' -ZER 1808
b',d « - 1 — I - • I
e „ li - : -.| (L)
f.g,h . -I - - I (L)
Rand: 7b, d, f, h: schräg gekerbt.
Besitzer: 7b. H-V d. H-T e. F f . H g. T
h. F-H
Beschrieben: 7a. Reinhardt No. 3803; Neumann No. 10612.
7c. 1854 NZ, S. 54, No. 27.
113
Silberabachläge von Kreuzern der grösseren Sorte.
8a Hs. U. b. HERZOGL-NASS- SCHEIDE MÜNZ •
b „ „ —._._. MÜNZ.
8a,b Ra. I | KREU-- | ZER- , 1808 (L)
Rand: 8a. Laubrand.
Besitzer: 8a. H
Beschrieben: 8b. 1833 Wambült Kat., S. 189, No. 2511.
1854 NZ, S. 54, No. 24.
Kupfer-Kreuzer der kleineren Sorte -= Dickkreuzer. Gr. 19 mm, Gew. 5,02 %.
9a Hs. U. b. Rosette: HERZOGL- NASS- SCHEIDE MÜNZ
b „ n „ _•._._ MÜNZ
c,d „ „ — . _ . _ MÜNZ
e,l n 77 — • — • — —
od. MÜNZ zweifelhaft.
g,h,i „ „ -_._._ MÜNZ
9a,b,i Rs. I \ KREU^ | ZER \ 1808 |
C7e,f,h „ _| _ I _ I _ I (L)
d „ -• - I -•! - I
g . -i - I -•! - ! (L)
Rand: schräg gekerbt bis auf No. 9e., das EEEEE hat.
Besitzer: 9a. H b. H c. H-J d. H-J e. H
f. H (2 St.) g. H (2 St.) h. H
(3 St.); i. H (2 St.)
Beschrieben: 9a. Neumann No. 10 605 (?) d. Neu-
mann No. 10 606 (?)
Silberabschlag eines Dickkreuzers. Gr. 19 mm, Gew. 4,70 g.
10a Hs. U. b. HERZOGL-NASS. SCHEIDE MÜNZ •
b „ „ _ . _ . _ MÜNZ
10a,b Rs. I I KREU- | -ZER ; 1808 i (L)
Rand: schräg gekerbt.
Besitzer: 10a. H b. V
^4 Kreuzer — Heller. Gr. 19 mm, Gew. 1,18 — 1,35 g.
IIa Hs. r. b. HERZOGL:NASS- SCHEIDE MÜNZ
1) »
b
c— d „ „ _ . _ . _ MÜNZ
e
» jj
lla,b,d,e Rs. ^j KREU^ --ZER I 1808 (L)
c ^ _| _ l-ZER.'l - , (L)
Rand: ghitt.
Besitzer: IIa. J IIb. H-J 1 Ic F-H(2 St.) — J-T
lld. H lle. V
8
114
Beschrieben: IIb. Neunuinn Xo. 10 026; — 11 o. Rein-
hardt No. 3806. Neumann Xo. 10 627. 1S33 Kat.
Wambolt, S. 189, Xo. 2512; lle. 1854 XZ, S. 54,
Xo. 28.
12 H3. 0. b. HERZ- NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ
12 Rä. ^ KREU -ZER. j J808
K;mJ: glatt.
Besitzer: H — J - T
13a Hs. 0. b. HERZ- NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ-
b
c
n
7f
13a,b Rs. -^' KREU -ZER 1808 (L)
c ^ _ _ .| -ZER. ' - I (L)
Rand: glatt.
Besitzer: 13a. T: 13b F
7 •
Beschrieben: 13c. 1854 XZ, S. 54, Xo. 29.
Silbierabschlag eines "< Kreuzers.
14 Hs. X^b. HERZOGL-NASS- SCHEIDE MÜNZ Ros.
Rs. ~ KREU- -ZER 1808 ^ (L)
Rand: schräg gekerbt.
Besitzer: H— Wiener Kabinet.
Herr Münzmeister Fehr in Darmstadt erhält für Fertigung der
Gold- und .silbernen Kreuzer fl. 6.24
für 1 Mark 1 Lot Silber und 36 '/s Dukaten (fold „ 225.24
Danach wären auch Kreuzer in Gold geprägt, bekannt sind
aber keine.
1809.
Dukaten. Gr. 22 mm, Gew. 3,45—3,60 g.
. 2 Paar Stempel und 1 Avers-Stempel lieferte Lindenschmidt.
Bei dem Avers-Stempel enthalten die Rechnungen die Bemerkung: „welcher
durch die Form des Schildes von einer zweiten Bestellung unnütz ward zu graviren."
Es scheinen also nur obige 2 Stempelpaare zum Prägen verwandt worden zu sein.
1809 wurden 2343 Stück Dukaten aus der Münze abgeliefert; 1810 im
März und Juli noch etwa 1200 Stück; doch scheinen dieselben auch die Jahr-
zahl 1809 zu haben, denn neue Stempel wurden nicht angefertigt; auch sind
keine Dukaten mit der Jahrzahl 1810 bekannt geworden.
115
15 Hs. Der gekrönte uassauidche Wappenschild ist mit
<Mnem LorbtM^rkrunz beliangen.
0. b. HERZOGTHUM NASSAU-
Rs. In '3 Zeilen auf einer verzierten (luadratiseheu
Tafel:
1 ' DUCAT . i 1809 I
Rand: schräg gekerbt.
Besitzer: H - J - V
Beschrieben: 1883 Kat. Wambolt, S. 702, No. 1031 mit
der Bemerkung: Ist eine gemeinschaftliche Duo. der
Gesamthäuser. 1854 NZ, S. 54, No. 30.
1869 Kat. Schulthess Rechberg No. 4154, Th. 3.10.
Erwähnt: 1875 Hamburger, Kat. Lühr etc., No. 4320. 1883
Kat. Hess No. 3836, M. 15.—
a Davon bestehen Abschläge in Kupfer. Gew. 3,36 g.
Rand: glatt.
Besitzer: H — J
Angeführt: 1888 Zschiesche & Köder in Leipzig, Verzeich-
nis No. 34, No. 2695. M. 1.50.
Konventioii8-20er = 24 Kreuzer. Gr. 28 mm, Gew. 6,64—6,70 g.
5 Paar Stempel dieser Sorte scheint Lindenschmidt geliefert zu haben,
denn dabei ist nicht angegeben, dass ein Porträt darauf gewesen; sie kosteten
fl. 20 bis fl. 24, während die Stempel mit Porträt fl. 33 kosteten.
Ferner lieferte Friedr. Ludy in Neuwied 3 Paar 24 Kreuzer-Stempel uhne
Porträt; es scheinen die mit dem Pferdchen zu sein.
Die Ausprägung an 24 Kreuzerstücken in diesem Jahre bestand in 850 Mark
8 Loth fein Silber, also ungefähr 51000 Stück; es ist aber dabei nicht ange-
geben, wieviel Stück mit dem Porträt des Herzogs, dem des Fürsten, oder dem
Wappen geprägt wurden.
16a,c Hs. U. b. HERZ- NASSAUISCHE CONVENTIONS MÜNZ •
unten 20
b „ „ HERZ- NASSAUISCHE CONVENT .MÜNZ-
unten 20
d » » HERZ: NASS : CONV : MÜNZ
unten 20
Rs. In einem unten gebundenen Eichenkranze in
4 Zeilen:
16a 60 ! EINE FEINE MARK- ' 1809
b - I - - • , - ' (L)
c — ' — — -1 — I 1. sprin-
gendes Pferdcheu, keine Schleife.
8*
116
Rs. In einem unten gebundenen Eiohenkranze in
5 Zeilen, die Schritt steht bogig:
d Rosette 60 Rosette EINE FEINE I MARK ]
kleine Rosette 1809 kleine Rosette 1. sprin-
gendes Pferdchen.
Rund : fischgräteuförniig.
Besitzer: 16a. H b. H in 4 Stempelverschiedenheiten
-J c. H- J d. H-J
Beschrieben: 16b. Appel No. 2820. 1854 NZ, S. 54,
No. 34. d. Appel No. 2322. 1S54 NZ, S. 54, No. 35.
Konventions-lOer = 12 Kreuzer. Gr. 24 mm, Gew. 3,92 g.
2 Paar Stempel ohne Porträt lieferte Lindeuschmidt und 1 Paar F. Ludy.
Für tl. 3000 wurden geprägt.
17a Hs. U. b. HERZ- NASSAUISCHE CONVENTIONS MÜNZ ,
unten 10
b , „ HERZ. NASSAU • CONVENT -MÜNZ,
unten JO
Rs. In einem unten gebundenen Eichenkranze in
4 Zeilen:
17a 120 EINE FEINE ; MARK- 1809 | (L)
b — I — I — . I — unten nur
die Schleife.
Rand: schräg gekerbt.
Besitzer: 17a. H-V 17b. H
Beschrieben: 17a. 1833 Kat. Wambolt, S. 189, No. 4701.
1854 NZ, S. 55, No. 39.
Konventions-Ser = 6 Kreuzer. Gr. 20 mm, Gew. 2,02 g.
Nur ein Paar Stempel wurde angefertigt. Die Ausprägung ist nicht erwähnt.
18 Hs. U. b. HERZ. NASSAU CONVENT. MÜNZ unten (5)
18 Rs. In einem unten gebundenen Eichenkranze in
4 Zeilen:
240 EINE FEINE j MARK- 1809 | (L)
Rand: schräg gekerbt,
Besitzer: H
Beschrieben: Kat. Bretfeld No. 29 998, 1854 NZ, S. 55,
No. 40.
3 Kreuzer. Gr. 18 mm. Gew. 1,34 g.
Mit 3 Paar Stempeln wurde für fl. 500 ausgeprägt.
19a Hs. Oben herum: HERZ • NASS- SCHEIDE M-
K _ . _ .SCH -M.
117
Rs. In 3 Zeilen:
19a III KREUZER 1809 |
b — I KREUZER. I — I
Rand: glatt.
Besitzer: 19a. H 19b. V
Beschrieben: 19a. 1833 Kat. Wambolt, S. 189, No. 4702.
1854 NZ, S. 55, No. 41.
Kupfer-Kreuzer der grösseren Sorte. Gr. 22 — 23 mm, Oew. 3,82—4,23 g.
Die Rechnungen führen 10 Paar Stempel zu Kreuzern der grösseren Sorte
und 3 Paar zu Kreuzern der kleineren Sorte auf. Dick-Kreuzer von diesem
Jahre sind aber bis jetzt nicht bekannt. Ausgeprägt wurden 2756 Pfd. Kupfer.
20a Hs. O. b. HERZ : NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ
b „ fl — : — — —
Der sonst gekr. Löwe ist bei dieser Münze ungekr.
c ^ „ HERZ. NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ,
d „ „ _ . _ __ MÜNZ
e „ „ _ . _ _ MÜNZ
Der gekr. Löwe; im Felde 7 Schindeln, eine zwi-
schen dem Löwen und seinem Schwänze.
f Hs. O. b. HERZ. NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ
Die eine Schindel steht hinter dem Schwänze
des Löwen,
g „ „ HERZ. NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ
Im Felde 6 Schindeln.
20a— g Rs. I I KREU^ \ --ZER- \ 1809 |
Rand: 20a u. b: glatt.
„ 20c u. f: fischgrätenförmig gekerbt.
Besitzer: 20a. H b. F-H-J-T c. T
d. T e. T f. H (2 St.) - J - T
21a, b Hs. O.b. HERZ. NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ-
c „ „ — . — — —
Keine Schindel zwischen dem Löwen und seinem
Schwanz.
d „ „ HERZ. NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ I
e ^ „ _ . _ _ MÜNZ j
Eine Schindel zwischen dem Löwen und seinem
Schwanz.
21a, d Rs. 1 I KREU' i =ZER. ! 1809 (L)
b, 0, e „ -I - ^ -ZER I - 1 (L)
Rand: gekerbt.
Besitzer: 21a. F 21b. H-T 21c. F-H
d. F-H e. H-T
118
22a Hs. 0. b. HERZ • NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ •
b r» » — • — ~
22a, b R3. I KREU-- -ZER- J809 \
Rand: schräg gekerbt.
Besitzer: 22b. H
Beschrieben: 22a. Neumann No. 10 620. Reinhardt
No. 3801.
23a Hs. 0. b. HERZ • NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ
h — . — — MÜNZ
23a Rs. 1 KREU-- , -ZER- 1809 i (L)
b . -I - 1 =ZER - 1 (L)
Rand: gekerbt.
Besitzer: 23a. H 23b. H-T
24a Hs. U. b. HERZOGL- NASS- SCHEIDE -MÜNZ
unten eine Rosette.
b „ „ HERZOGL-NASS. SCHEIDE MÜNZ
unten eine Rosette.
24a Rs. I KREU-- -ZER Rosette ' 1809 ]
b ■ ■ , 1 I - I - „1-1
Rand: schräg gekerbt.
Besitzer: 24b. H-T
Beschrieben: 24a. 1854 NZ, S. 55, No. 42. Neuraann
No. 10 621.
25a ' Hs. U. b. HERZ • NASSAU • SCHEIDE MÜNZ •
b ' . . - . - . - MÜNZ
Schild unten spitz.
25a Rs. I KREU= 1 -ZER- i 1809 [ (L)
b , I| - I - . 1 - I
• ■■ •'. Rand: gekerbt, tischgratförmig.
Besitzer: 25b. F-H
Beschrieben: 25 a. Reinhardt No. 3807. Neuraann
No. 10610.
26a Hs. U. b. HERZ • NASSAU SCHEIDE MÜNZ
.. b , , _ . _ . _ MÜNZ
26a Rs. 1 i KREU-- \ -ZER 1809 ; unt. nichts zu sehen,
b „ -I - I =ZER.| - I (L)
Rand: gekerbt. ■ j
Besitzer: 26a. H !
Beschrieben: 26 b. Reinhardt No. 3807. Neumann '
No. 10 619. i
119
';4 Kreuzer -= 1 Heller. Or. '20 mm, Oew. 1,40 g.
7 Paar Stempel lieferte Liudeuschinidt; die Ausprägung ist nicht vermerkt.
27a-d Ha. O. b. HERZ • NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ •
f
g
b, i
— MÜNZ
27a,e,h Rs. ^| KREU= | --ZER. 1809 (L)
b,g,i „ - I — 1 -ZER :' — I (L)
c, f „ — I - -ZER. — J
d „ _| _■ ^ .-ZER , - I
Rand: glatt.
Besitzer: 27b. F — H — J — T c. T e. H
f. H g. H-J h. T
i. H (2 St.)
Beschrieben: 27a. Neumann No. 10t)3I. 27d. Neu-
mann No. 10 630.
28a, c Hs. 0. b. HERZ • NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ
' b - . _ . _ _ MÜNZ
28a Rs. 4-1 KREU- ' -ZER ' 1809
b,c
(L)
Rand: glatt.
Besitzer: 28a. H - T c. H
Beschrieben: 28b. 1854 NZ, S. 55, No. 46.
1810.
3 Kreuzer. Gr. 18 mm, Gew. 1,30 — 140 g.
Geliefert wurden 21 Paar Stempel und damit 1562 Mark 8 Lot Silber verprägt.*)
29a Hs. U. b. HERZ • NASSAU • SCHEIDE M •
b „ „ _ . _ -SCHEID MÜNZ
c ^ ^ _ .NASS -SCHEIDE M.
d „ „ _ . _ .SCH M-
29a,c Rs. In 3 Zeilen: IUI KREUZER 1810-
b . « n - i - I 1810
d , , — I — .1 1810
n
Rand: glatt.
Besitzer: 29a. H-J c. H d. H-J
Beschrieben: 29b. Appel No. 2324. 1854 NZ, S. 55, No. 47
') Laut der Warnungsanzeige im Intelligenzblatte N'o. 4, den 26. Jänner 1811, bestehen
falsche 3 Kreuzerstüoke vom Jahre 1810.
120
Kupferkreuzer. Gr. 22 mm, Gew. 390 — 4,90 g.
19 Paar Stempel von Lindenschmidt; ausgeprägt wurden 4330 Pfd. 8 Lot
Kupfer.
30a Es. O.b. HERZ • NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ •
b . r, - . - - MÜNZ
30a,b R8. 1 : KREU' ^ZER- ' 1810 (gross.) (L)
Rand: glatt, teilweise auch etwas schräg gekerbt.
Besitzer: 30a. F-H-J-T b. F-H-J
Gr. 24 — 2^ mm. Gew. 4,50 — 5,90 g.
31a Hs. 0. b. HERZ- NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ •
b r, r, _ . ■ _- _ MÜNZ
31a,b Rs. 1 1 KREU^ -"ZER 1810 (klein.) (L)
Rand: glatt.
Besitzer: 31a. F-H-J-T b. F-H-J-T
Beschrieben: 31a. Neumann Xo. 10 623. 31b. Neumann
No. 10 622, lässt aber irrtümlich beidemale die Um-
schrift unten beginnen.
Neumann führt No. 10 624 eine Münze wie No. 31a auf,
aber ohne Punkt nach -ZER und mit gekerbtem Rand.
Gr. 22 mm. Gew. 4,25—5 g.
32a H8. 0. b. HERZ • NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ •
b , , _ . _ _ MÜNZ,
c , , - . - - MÜNZ
d,e „ . _ . _ _ MÜNZ
32a Rs. 1 I KREU= | ^ZER | 1810 (klein.) (L)
b,c,d „ -I - I - •! - „ (L)
e ^ _| _ 1 .ZER I - „ ohne (L)
Rand: glatt oder etwas gekerbt,
Besitzer: 32a. T b. F c.H-J-T
d. F - H - J - T
Beschrieben: 32e. 1854 NZ, S. 55, No. 48.
Vi Kreuzer. Gr. 20 mm, Gew. 1,20 — 1,35 g.
Lindenschmidt lieferte 4 Paar Stempel; Auspräge 560 Pfd. Kupfer.
33a Hs. 0. b. HERZ- NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ
b „ „ — -NASSAISCHE — — •
c
_ . — — MÜNZ
i> n
33a Rs. ~ KREU-- i --ZER
4 i 1
1810
b,c „ -I - 1 -ZER I - I (L)
Rand: glatt.
Besitzer: 33a. F b. F — H — J
121
34a,b Ha. 0. b. HERZ • NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ
c „ n — . _ _ MÜNZ
d V n — . _ _ MÜNZ.
e V n — ' — — MÜNZ
34a,d Rd.
1
4
KREU^ -ZER. 1810 (L)
b,e ^ _ , _ j .-ZER — • (L)
e » -I - I - i - i
Rand: glatt.
Besitzer: 34a. H c. F d. F - T
Beschrieben: 34b. Neumann No. 10 634. — 34e. 1854 NZ,
S. 55, No. 49. 1854 NZ, S. 55, No. 50 wird ein
'/4 Kreuzer beschrieben mit L unter der Jahrzahl
Reinhard No. 3813.
35a Hs. U. b, HERZ • NASSAUISCHE SCHIID MÜNZ
b , „ _ . _ _ MÜNZ-
35a Rs. 4-| KREU
4 I
I
= ZER 1810
b „ _| - I .ZER. I - I (L)
Rand: glatt.
Besitzer: 35b. F - H - J - T
Beschrieben: 35a. Reinhardt No. 3811. Neumann
No. 10 633.
36 Hs. U.b. HERZ. NASSAU. SCHEID MÜNZ
Rs. ~r-\ KREU- ' -ZER. I 1810 I
Rand: glatt.
Besitzer: H
1811.
3 Kreuzer. Gr. 19 mm, Gew. 1,11 g.
Mit 6 Paar Stempeln wurden 562 Mark 8 Lot Silber ausgeprägt.
37a Hs. U. b. HERZ- NASSAU- SCHEIDE M •
b „ „ _ . _ . SCHEID MÜNZ.
c „ „ _ . _ . _ MÜNZ
d , „ _ . _ . _ MÜNZ
37a- d Rs. III KREUZER 1811 |
Rand: glatt.
Besitzer: 37 a, b, d. H
Beschrieben: 37c. Bretfeld No. 30000. 1854 NZ,
S. 55, No. 52.
122
Kupfer-Kreuzer,
lu ilen Rethnungen dieses Jahres kommen keine Stempel für Kupfer-
Kreuzer vor; die Ausprägungen führen aber den Münzlolin von Kupfer-Kreuzern
vun 1906 Pfd. auf. Münzen davon sind nicht bekannt.
'/* Kreuzer. Gr. 19 min, Gew. 0,93 — 1,45 g.
Mit 18 Paar Stempel wurden 2120 '2 Pfd. Kupfer ausgeprägt.
.38a— c
39a— c
40a
b
c
41a,b
c
d
38a
b
39a
b
40a
b,c
41a
c
b,d
Hs. 0. b.
HERZ. NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ
R9.
KREU
ZER- 1811
(L)
— I — I -ZER —
Rand: glatt.
Besitzer: 38a. H (4 St.)
e. H - T
Besolirieben: 38a. Xeumann Xo. 10G35
b. F - H (2 St.) - T
Ifs. O. b.
Rs.
HERZ- NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ
1
KREU--
(L)
(L)
--ZER. 1811
4 I I .1
, -\ - i ^ZER ! - I
« - - ; -ZER. - I
Rand: glatt.
Besitzer: 38a. H (7 St.) b. H (2 St.) c. H (3 St.)
Beschrieben: 39b. Reinhardt Xo. 3813. 1854 XZ, S. 55,
No. 53. — 39c. 1854 XZ, S. 55, Xo. 54.
Hs. 0. b.
7)
Rs.
HERZ • NASSAU • SCHEIDE • MÜNZ
— . — . — MÜNZ
KREU- -ZER 1811
-I - ! -ZER- I - I
Rand: glatt,
Besitzer: 40b. H
Beschrieben: 40a. Xeumann Xo. 10 638. — 40c. Rein-
hardt Xo. 3814. 1854 XZ, S. 55, Xo. 55.
Hs. U. b.
HERZ • NASS • SCHEIDE MÜNZ
_ . _ . _ MÜNZ
— . — -SCHEID —
Rs.
4
KREU- -ZER 1811
— — -ZER. —
— — -ZER —
(L)
(L)
Rand: glatt.
Besitzer: 41.. H
''M
123
Beschrieben: 4Ia. Xeunr-uiu No. 10636. — 41b. Neumanu
No. 10 637. — 41(1. Heiühardt Nu. 3814. 1854 NZ,
S. 55, Xo. 56.
42 Ha. Oben herum: HERZ-NASSSCHEIDZM-
43a,b « „ „ • — SCH -M-
42,43a Rs. -|-j KREU^ | ZER. 1811
iL)
b « — I - I =ZER. - I
Rand: glatt.
Besitzer: 42. H 43a. F - H b. F
18lre.
3 Kreuzer. Gr. 19 mm, Gew. 1,42 g.
Mit 8 Stempeln wurden 3580 Mark rauh = ca. 1000 Mark fein Silber verprügt.
44a Hs. 0. b. HERZ • NASSAU • SCHEIDE • M •
b . . _ . _ . _ M.
c „ „ _ . _ .SCHEID -M.
44a— c Rs. III \ KREUZER , 1812 |
Rand: glatt.
Besitzer: 44b. H c. H - J
Beschrieben: 44a. 1854 XZ, S. 55, No. 58.
V4 Kreuzer. Gr. 19 mm, Gew. 1,45 g.
Mit 19 Stempeln wurden 4187 Pfd. 8 Lot Kupfer verprägt, die 6126 fl.
56V4 kr. ergaben, also 1470 465 Stück.
45a Hs. 0. b. HERZ • NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ
b,c,d „ „ • - - MÜNZ
45 Rs. In einem runden Kranze von 16 Blättern, in
4 Zeilen:
a,b Mit Eicheln innen und aussen:
4
c Mit Eicheln üben:
J_
4
d Ohne Eicheln:
1
KREU-- -ZER- 1812
KREU- -ZER- 1812
. , KREU-- -ZER 1812'
4 I
Rand: glatt.
Besitzer: 45a. H b. T c. J d. H
8*
124
46a,b
Hs. O. b HLRZ- NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ
_ . — — MÜNZ
n n
46 ßs. Wie No. 45 in einem runden Eicheukranze
a Mit 16 Blättern, ohne Eicheln, in 4 Zeilen:
1
KRLU^
ZER 1812
Mit 15 Blättern, Eicheln aussen und innen:
4
KREU- ZER
1812
Mit 15 Blättern, Eicheln innen:
1
KRLU
ZER 1812
Rand: glatt.
Besitzer: 46a. H
b. H
c. H
V
47
47a
e
48a,c,d,f,h
b,e,g,i
45
Hs. 0. b.
HERZ- NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ
— . — — MÜNZ
Ra. In einem unten gebundenen, oben geschlossenen
Eichenkranze, in 4 Zeilen:
Mit 14 Blättern und aussen Eicheln:
4
KREU-- ; =ZLR- 1812
Mit 15 Blättern, innen Eicheln:
-^ KREU--
4 I
ZER- 1812
(L)
(L)
Mit 14 Blättern, innen und aussen Eicheln:
-^ KREU= -ZER
4
1812
Mit 14 Blättern, innen Eicheln;
^ KREU- I -ZLR. 1812
(L)
(L)
Mit 14 Blättern, innen und aussen Eicheln:
4
KREU
Rand: glatt.
Besitzer: 47a. J
e. T
ZER 1812
b. H
(L)
c. h
d. H
Hs. 0. b. HERZ • NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ
__ . _ — MÜNZ
Rs. Unten gebundener, oben offener Eichenkranz. (Die
1. und letzte Zahl geben die schmäleren Blätter,
in denen der Kranz oben endet, die beiden mitt-
leren die Anzahl der beiderseitigen Blätter an).
125
49
a,b Eioh. in. u. aus. 2, 7 : 7.2
1
c
d
e
h,i
n
n
^EU =
-ZER-
1812
(L)
1
(L)
1
(L)
— . —
(L)
b. T
n. J
d.
f. J
g
. H
h.
^,7:7,2 -i
1,7:7,1 -I
1,7:7,1 -I
7:7 -I
-, u . o, _ — I
Rand: glatt.
Besitzer: i8a. H
e. H
i. H
Beschrieben: 48d. Neumann Xo. 10 639. — e. Rein-
hard No. 3815, 1854 NZ, S. 55, No. 59.
Hs. 0. b. HERZ NASSAU- SCHEIDE M.
Rs. In einem unten gebundenen, oben offenen Eichen-
kranze, der 6 Blätter auf jeder Seite hat und
oben je in einer Eichel endet, in 4 Zeilen:
4
KREU-- -ZER. 1812
(L)
Rand: glatt.
Besitzer: F — H
50
Silberabschlag des '/«Kreuzers. Or. 19mm, Gew. 1,40g.
Hs. 0. b. HERZ . NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ
Rs. In einem unten gebundenen Eicheukranze, der je
auf jeder Seite 7 Blätter hat und mit Eicheln
besetzt ist, in 4 Zeilen:
1
KREU- -ZER. 1812
Rand: glatt.
Besitzer: H
(L)
1813.
3 Kreuzer. Gr. 19 mm, Gew. 1,35 g.
Mit 7 Stempeln wurden 843 Mark 12 Lot Silber verprägt, für 25 312 fl. 30 kr.
51a,b
c
51a
b,c
Hs. 0. b. HERZ-NASSAU- SCHEIDE- M.
„ „ _ . _ .SCHEID MÜNZ
Rs. In 3 Zeilen: III KREUZER 1813
n n
Rand: glatt.
Besitzer: 51a. J
Beschrieben: 51c.
S. 55, Xo. 61.
— I — . 1815
b. H - J
Bretfeld No. 30 001. 1^54 NZ,
126
Kupfer-Kreuzer. Gr. 24 mm, Gew. 4,10 g.
Mit 3 Stempeln wurden für 2 138 H. 13 kr. geprägt.
52a Hs. 0. b. HERZ • NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ
b,C y, — . — _ —
Die Krone des Löwen zeigt bei 52a 5 Bügeln,
bei 52b u. c 3 Bügeln.
Rs. 1 KREU-- , --ZER- 1815 | (L)
52a,b
-I - I -ZER I —
Rand: glatt.
Besitzer: 52a u. b. H
c. J
(L)
i/a Kreuzer. Gr. 21 mm, Gew. 1,92—2,31 g.
Geliefert wurden 22 Stempel, womit 2513 Pfd. Kupfer zu 3704 fl. 30 kr.
verprägt wurden, also ca. '/a Million Stück. Nur in diesem Jahre wurden halbe
Kreuzer in Kupfer geprägt.
HERZ- NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ
53a
Hs. 0. b. HEF
b
V Tt ~
c
r> » ~
53a,b
Es. l
c
Rand: glatt
KREUZER
1813
— MÜNZ
(L)
ohne (L)
Besitzer: 53a. H - J b. H c. J
Beschrieben: 53a. Xeumann No. 10 625. — 53c. Rein-
hardt No. 3818. 1854 NZ, S. 55, No. 62.
'/4 Kreuzer. Gr. 19 mm, Gew. 1,19 — 1,33 g.
Mit 9 Stempeln wurden 790 Pfd. Kupfer zu 1165 fl. 57 '/a kr. verprägt,
also 279 830 Stück.
54a
b— d
e,f
54a,f,d
b,e
Hs. O. b.
V n
HERZ • NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ
— . — SCHEID —
— . — — MÜNZ
Rs. ^ KREU-- : -ZER
4 I
1813
T)
V
ZER
(L)
(L)
Rand: glatt.
Besitzer: 54a. J b. F-H-J c. H
d. H e. H f . H - T
Beschrieben: 54b. Neumann Xo. 10 640. — 54e. 1854 NZ,
S. 56, No. 63.
127
1814.
3 Bä-euzer, Or. 19 mm, Gew. 1,28 g.
Mit 6 Stempeln wurden 1406 Mark 4 Lot Silber zu 42 187 fl., 30 kr.
ausgeprägt, also ca. 843 750 Stück.
55a,b Hs. 0. b. HERZ • NASSAU • SCHEIDE • M •
c „ „ _ . _ -SCHEID MÜNZ
55a,c Rs. III I KREUZER 1814 \
b , — I — I 1814. i
Rand: glatt.
Besitzer: 55a. H b. H
Beschrieben: 55c. Bretfeld No. 30 002. 1854 NZ, S. 56,
No. 64.
Vi Kreuzer. Gr. 19 mm, Gew. 1,08 — 1,32 g.
6 Stempel, damit wurden 794 Pfd. 22 Lot Kupfer verprägt, 1159 fl.
20 '/2 kr. = 278 242 Stück.
56a-c Hs. 0. b. HERZ • NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ
(i , „ . _ _ MÜNZ
i6a Rs. 4-1 KREU-- ' -ZER- ' 1814
-ZER I -
(L)
ohne (L)
57
57
4
. I
" I
Rand: glatt.
Besitzer: 56a. H b. H c. F — H — J — T
d. F
Beschrieben: 56a. Neumann No. 10641. — 56b. 1854 NZ,
S. 56, No. 65. — 56c. Neumann No. 10 642.
(L)
. 0. b. HERZ. NASSAU. SCHEIDE. M.
Rs. ]
4
KREU'-
= ZER. 1814
Rand: glatt.
Besitzer: H
1815.
3 Kreuzer. Gr. 19 mm, Gew. 1,53 g.
Mit 6 Stempeln wurden 1125 Mark Silber zu 33 750 fl. verprügt.
58 Hs. O. b. HERZ -NASSAU. SCHEIDE. M.
Rs. Iq 3 Zeilen: III KREUZER 1815 |
Rand: glatt.
Besitzer: H
128
Medaillen.
Auf die Eröffnung der Lahnschiffahrt bis Weilburg. Gr. 25 mm.
59 Hs. Jq 8 Zeilen: UNTER DER REGIERUNG ]
FRIEDRICH -I- HERZOG ZU NASSAU UND i
FRIEDR- WILHELM FÜRSTEN ZU NASSAU . [
Darum Keif.
Rs. In 7 Zeilen:
EROEFNUNG DER LAHNSCHIFFAHRT BIS ^
WEILBURG DEN12.0CT. 1810 • |
Darum Reif.
Rand: glatt.
Diese Medaille ist ausgeprägt:
a in Silber, verg., vermeilliertjBesitzer: H Gew. 7,30g
b , Silber „ H-J-V „ 7,75 „
c „Kupfer „ H-J-V „ 7,25 „
Beschrieben: 18G9 Kat. d. Sohulthess Rechberg'schen
Sammlung No. 4158.
Auf die Aufhebung der Leibeigenschaft. Gr. 47 mm.
60 Hs. 0. b. DEN WEISESTEN UND BESTEN LANDES-
FÜRSTEN DAS DANKBARE HERZOGTHUM
NASSAU . Die stehende gekrönte Nassovia hält
eine Schale über einen zu ihrer Rechten stehen-
den Altar; ihre Linke ruht auf dem an sie ge-
lehnten nassauischen Löwenschilde; hinter ihr
ein Pflug. Der Altar trägt in 7 Zeilen die In-
schrift:
EDIKTE j VOM i 1 JAN • 1808 | 10 • UND 14 |
FEB . 1809 1 . U • 3 • SEP • 1812 • 1 Unten im
Absch. L Darum Reif.
Rs. InlOZeil.: DENKMAL DER AUFGEHOBENEN |
LEIBEIGENSCHAFT UND VOLLZOGENEN |
STEUERAUSGLEICHUNG UNTER DER REGIE-
RUNG FRIEDRICH -I HERZOGS • U • FRIED-
RICH WILHILM FÜRSTEN ZU NASSAU |
MDCCCXII. Darum Reif.
Rand: glatt.
Diese Medaille besteht in:
a Silber verg., vermeilliert, Besitzer: H Gew. 53,45 g
b Silber „ H-J-V „ 50,90 „
Im August 1813 sind von dem Herzog Friedrich August und dem Fürsten
Friedrich Wilhelm GO Stück Yermeil- und 200 Stück silberne Medaillen verteilt
worden und am 22. Oktober 1813: 2 Vermeil und 10 silberne Denkmedaillen
an das 1. leichte Infanterieregiment, das in Spanien stand, übersandt worden.
129
Auf den Münzbesuch in ElirenbroitHtoin 1R15. Or. 40 mm Silber.
61a ir.s. r. I). FRIEDRICH AUGUST HERZOG ZU NASSAU
Kopf r., im iral-sabsch. L Daruin ^.(pkorbtor Reif.
61a Ra. U. b. FRIEDRICH WILHELM FÜRST ZU NASSAU
Kopf rechts, darunter L
RaiKlsolirift eingraviert:
Münze! c^ Teielimaun ^^ EHRENBREITSTEIN 1815
Besitzer: 01a. V Gr. 40 mm, Gew. 27,50 g.
b Ein gleiches Stück, aber ohne Randsclirift besitzt
Herr Polizeirat Höhn.
Beschrieben: 1813 Kat. Wambolt, S. 507, Xo. 1646.
b. Münzen mit dem Kopfe des Herzogs Friedrich August.
1809.
Fonventionsthaler. Gr. 40 mm, Gew. 28,08—28,84 g.
In den Stempelrechnungen von Lindenschmidt wird nur ein Stempelpaar
für Konventionsthaler mit dem Portrcät des Herzogs erwähnt; die beiden anderen
Reverse werden also wohl ursprünglich zu den Stempeln gehört haben, welche
das Porträt des Fürsten trugen, von denen 2'!^ Paar geliefert wurden. (1765 Mark
2 Lot 9 g fein wurden mit Porträt des Herzogs und mit Porträt des Fürsten
an Konventionsthalern ausgeprägt in diesem Jahre; eine Detaillierung geben die
Rechnungen nicht).
62a— c Hs. U. b. FRIEDRICH AUGUST HERZOG ZU NASSAU-
Kopf r., im Halsabsch. L
62a Rs. ü. b. ZEHN EINE FEINE MARK-
Der gekr. nassauische Schild zwischen einem
Lorbeer- und einem Eichenzweige, welche unten
gebunden sind; darunter 1809-
b „ U.b. ZEHN EINE FEINE MARCK- Wie vorst.
c „ ^ _ _ _ MARK
der Schild aber zwischen Lorbeer- u. Palmen-
zweig; unten 1809 •
Randschrift erhaben: UT - SIT - SUO - PONDERE -
TUTUS, an Stelle der — Blattwerk.
Ein Stück von 62a hat am Anfang der Randschrift ein
springendes Pferdchen.
Besitzer: 62a. H — J c. V
Beschrieben: 62b. 1833 Kat. Wambolt, S. 507, Xo. 1647/8.
1854 NZ, S. 54, Xo. 31, 32. Ob dieser Stempel aber
besteht^ — 62c. 1865 Dr. Schalk, Münzsamml. d. Ver.
f. uass. Altertumsk. etc., S. 4. Is69 Kat. Schulthess-
Rechberg Xo. 4155. Th. 1.26.
9
130
\'j Konventionsthaler. Gr. 34 mm, Gew. 13,75- 13,98 g.
Stempel ilavon sin«! iu der Rechnung nicht erwähnt. Die Ausprägung
bestand in 157 Mark ö Lot. 16'/. g lein mit Porträt des Herzogs und des
Fürsten; vielleicht hat Ludy in Neuwied beide Stempel geliefert.
63a Hs. U. b. FRIEDRICH AUGUST HERZOG ZU NASSAU-
b »n ~ __ —
Kopf bei a u. b r., im Halsabsch. L
63a,b Rs. U.b. ZWANZIG EINE FEINE MARK •
Gekr. nass. Schild zwischen den unten geb.
Lorbeer- u. Palmenzweig; unten 1809
Rand: Blattwerk.
Besitzer: G3a. H — Hauch in Frankfurt.
b. H - J - V
Beschrieben: G3b. 1833 Kat. Wambolt, S. 507, No. 1649.
1854 NZ, S. 54, Xo. 33. 1865 Dr. Schalk, S. 4.
Erwähnt: 63b. 1872 Hamburger: Kat. Heimbürge etc.,
No. 2224.
Konventions-20er = 24 Kreuzer. Gr. 28 mm, Gew. 6,53 g.
Mit 4 Paar Stempel wurden 850 Mark 8 Lot fein Silber zu 13 000 fl.
ausgeprägt mit beiden Porträts. (Die Angabe stimmt aber nicht).
64 Hs. U. b. FRIEDRICH AUGUST HERZOG ZU NASSAU •
Kopf r., darunter L
64 Rs. U.b. 60 STUCK EINE FEINE MARK-
^ Gekr. nass. Schild, zu dessen Seiten 18-09,
unten (20)
Rand: Blattwerk.
Besitzer: H — V
Beschrieben: 1833 Kat. ^yambolt, S. 189, No. 2513.
1854 NZ, S. 54, No. 37. 1865 Dr. Schalk, S. 4.
Erwähnt: 1872 Hamburger: Kat. Heimbürge etc., No. 2224.
Konventions-lOer = 12 Kreuzer. Gr. 24 mm, Gew. 3,83 g.
4 Paar Stempel lieferte Lindeuschmidt; es ist nicht angegeben, wieviele
das Porträt des Herzogs trugen; auch hat sich keine Angabe über die Aus-
prägung gefunden.
65 Hs. U.b. FRIEDRICH AUGUST HERZOG ZU NASSAU
Kopf r., im Halsabsch. L
Rs. U.b. 120 EINE FEINE MARK • Gekr. nass.
Schild, zu dessen Seiten 18-09, unten (10)
Rand: Kettenrand.
Besitzer: H - J - V
Beschrieben: 1854 NZ, S. 55, No. 38.
131
1810.
Konventionathaler. Gr. 39 mm, Gew. 28,50 g.
5 Stempel, Ausprägung 54 öOO H.
66 Hs. U. b. FRIEDRICH AUGUST HERZOG ZU NASSAU •
Kopf r., im Hiilsabsoli. L
66 Rs. U.b. ZEHN EINE FEINE MARK Gekr. nass.
Schild zwischen unten geb. Lorbeer- u. Palmen-
zweigen; unten C • 1810 T-
Randschrift vertieft: UT - SIT SUO PONDERE -
TUTUS - An Stelle der — Blattwerk.
(Unterm 25, May 1810 berechnet Joh. Lindenschmidt:
„Eine Randelmaschine zu Thlr. gravirt mit den Worten
ut Sit SuG pondere tutus (reliefj fl. 11."
Besitzer: H
1811.
Konventionsthaler. Gr. 39 mm, Gew. 28,05 g.
2 Stempel, Ausprägung 4131 Mark 2 Lot 6 g.
67a Hs. U. b. FRIEDRICH AUGUST HERZOG ZU NASSAU
b V r, — — _ _ _ .
Kopf bei a u. b r., im Halsabsch. L
67au.b Rs. U.b. ZEHN EINE FEINE MARK fickr. nass.
Schild, zwischen unten geb. Lorbeer- u. Palmon-
zweigen; unten C • 1811 T-
Rand: 67a. Laubrand. — 67b. Schrift vertieft wie No. 66.
Besitzer: 67a. H - V b. H - J
Beschrieben: 67b. 1833 Kat. Wambolt. S. 507, No. 2893.
1854 NZ, S. 55, No. 51.
Erwähnt: 67b. 1869 Kat. Klebelsberg in Wien Xo. 2326.
1883 Kat. Hess No. 3837. 1875 Hamburger: Kat.
Löhr No. 4319.
68 In der Yereinssammlung befindet sich dieser Kon-
ventionsthaler No. 67b; auf der Hs. ist aber der
Kopf des Herzogs r. mit 1 kleineren Stempel zum
zweitenmale eingeprägt. Gr. 40 mm, Gew. 28.05 g.
Beschrieben: 1865 Dr. Schalk, S. 4. ungenau.
1812.
Konventionsthaler. Gr. 39 mm, Gew. 28,02 g.
1 Stempel mit dem Kopf des Herzogs kommt in den Rechnungen vor.
(4000 Mark 6 Lot 12 g. fein wurden ausgeprägt.)
69 Hs. U. b. FRIEDRICH AUGUST HERZOG ZU NASSAU
Kopf r., im Halsabsch. L
132
69 Rs. L'.b. ZEHN EINE FEINE MARK Gekr. nass.
Schild zwisohcü uDten geb. Lorbeer- u. Palinen-
zweigen; unten C • 1812 T-
Randschrifr: vertieft wie bei Nu. 66.
Besitzer: H
Beschrieben: Wellenheim No 3781. 1854 NZ, 3.55, No. 57.
Konventionsthaler. Gr. 39 mm, Gew. 28,U7 g.
1 Stempel und 1 Revers-Stempel. Ausprägung 4306 Mark 6 Lot 7 g 192 Teil.
Für 101455 Ü.
70 Hs. U. b. FRIEDRICH AUGUST HERZOG ZU NASSAU
Kopf r., im Halsabsch. L
70 Rs. O.b. ZEHN EINE FEINE MARK Gekr. nass.
Schild zwischen unten geb. Lorbeer- u. Palmen-
zweigen; unten C • 1813 T-
Randschrift: vertieft wie bei Xo. 66.
Besitzer: H — V
Beschrieben: Dickmauns Münzsammlung No. 2445. 1854
NZ, S. 55, No. 60.
Erwähnt: 1869 Kat. Schulthess- Rechberg No. 4156.
1883 Kat. Hess No. 3838. M. 6.—
1814.
Die Rechnungen dieses Jahres führen unterm 12. Juli einen Hs.-Stempel
mit Porträt des Herzogs auf; an die Müuzkasse sind abgeliefert worden aus
3438 Mark 10 Lot 6 g: 82 527 fl. 30 kr. Da keine Konventionsthaler mit dieser
Jahreszahl bekannt sind, so sind wahrscheinlich ältere Stempel zum Prägen
verwandt worden.
1815.
Konventionsthaler. Gr. 39 mm, Gew. 28,00 g.
V'ergl. zu No. 88.
71 Hs. Wie No. 70.
71 Rs. Wie No. 70, aber unten • C ■ 1815 • T ■
Randschrift: Wie No. 70.
Besitzer: H - J - V
Beschrieben: Birou v. Kurland, Verzeichnis S. 279, No. 291.
1854 NZ, S. 56, No. 66.
133
Medaillen.')
Bis Xovembor 1808 waren iu der Müdzo zu Ehreubreitsteiu nur Yor-
kchrungoa getroti'ou, um die kupfernen Kreu/.er-Stücko zu priigen; als der Herzog
Friedrich August gegen diese Zeit auf Schluss Eugers sieh uufhielr, wollte er
auch seine neueiTichtete Münzstätte besichtigen; dies gab dem Miinzmeister
Teichmann Veranlassung, das Profil des Herzogs schneiden zu lassen, um dann
eine Gelegeuheitsmedaille zu prägen. Der Versuch damit gelaug gut flaut
seinem Briefe an den Herzog vom 13. November 1808), aber der Herzog er-
schien nicht; demselben wurden dann mit dem erwähnten Briefe 6 goldene,
12 vergoldete, 24 silberne und 3() kupferne Abdrücke dieser Huldiguugsmedaille
eingesandt. Sie zeigte:
72 Hs. U. b. FRIED AUGUST SOUVERAINER HERZOG ZU
NASSAU Kopf r., im Halsabsch. L
72 Es. In 5 Zeilen: HULDIGUNG DER MÜNZSTÄTTE |
EHRENBREITSTEIN 1808 |
Rand: glatt.
Die Medaille ist laut obigem Schreiben geprägt in:
a Gold, davon sind keine bekannt.
b Silber vergoldet „
c Silber Besitzer: H - J - V Gr. 25 mm. Gew. 8,50 g
d Kupfer „ H - J . 25 „ „ 7,30 „
Beschrieben in Silber: 1833 Kat. Wambolt, S. 189,
No. 2507. 1865 Dr. Schalk, S. 5.
Erwähnt: 1875 Hamburger: Kat. Löhr etc. Xo. 4321.
1884 Kat. Garthe Xo. 7131.
Beschrieben in Kupfer: Appel Xo. 2317. 1854 XZ,
S. 53, Xo. 21.
Verdienstmedaille. Gr. 47 mm, Gew. 44,97 g.
73 Hs. Kopf des Herzogs r., im Halsabsch. I • L •
73 Rs. In 6 Zeilen: FRIEDRICH AUGUST HERZOG
ZU NASSAU PRAESIDENT DES FÜRSTEN-
COLLEGIUMS DES RHEINBUNDES- , — ,
Rand: glatt.
Die Medaille besteht in:
a Silber vergoldet, vermeilliert, Besitzer: H
b Silber „ H - V
Joh. Lindenschmidt reichte am 24. Juli 1811 seine Rechnung für die
Stempel mit 231 ti. ein; die (Quittung ist vom 30. August 1811. Die Medaillen
dürften also wohl auch iu diesem Jahre zuerst geprägt sein.
1813 wurde die Verdienstmedaille auf Befehl des Herzogs nach der Sciilacht
bei Leipzig geschlagen. — 1814 ist ein Medaillen-Stempel gesprungen.
') Die Medaillen haben um die Schrift aussen einen glatten Reif.
134
74 Hs. Kopf (ios Herzogs r, im Halsabsch. I-L-
74 Rs. In einem aus Lorbeer- und Eichenzweig gebun-
(lonon Kranze in 5 Zeilen:
FRIEDRICH AUGUST. I. SOUVERAINER |
HERZOG ZU NASSAU Unt. d. Kranze P • Z •
Rand: glatt. Gr. 47 mm, Gew. 44,01 g.
Besitzer: H — V
Philipp Zollraann fertigte zufolge seiner Rechnung vom 24. Januar 1815
zwei neue Revers-Stempel der grossen Civil-Yerdienstmedaille ä 88 fl.
Medaille auf Nicolaus Fischer, in Konventionsthalerforin.
75 Hs. U. b. FRIEDRICH AUGUST HERZOG ZU NASSAU
75 Kopf des Herzogs r., im Halsabs<'h. L
Rs. In 7 Zeilen: DAS DANKBARE KIRCHSPIEL |
ROD AM BERG DEM JUBELGREISE i
NICOLAUS FISCHER den i- Novem-
ber 1812
Rand: glatt.
Besitzer: H Gr. 39 mm, Gew. 28,05 g.
Folgende Mitteilung gibt darüber das Herzogl. Nassauische allgemeine
Intelligenzblatt, No. 50, den 19. Dezember 1812:
Amts-Jubelfeier eines verdienten vaterländischen Schullehrers,
Der 1. November war dem Kirchspiel Rod am Berg, Amts Usingen, ein
feierlicher Tag. Der Schullehrer zu Dorfweil, Henrich Nicolaus Fischer, gebohren
zu Wiesbaden den 25. Janr. 1734, hatte an diesem Tage, an welchem zu-
gleich das Dank-Erndtefest gefeiert wurde, das Glück 50 Jahre seiner Dienstzeit
zu vollenden. Er fing sie zu Mudershausen, Amts Catzenellnbogen 1762 den
30. Oct. an, stand über 36 Jahre der Schule zu Rod am Berg vor, überliess
sie unter höchster Genehmigung seinem Sohne, und zog nach Dorfweil, wo er
noch jetzt, beinahe 79 Jahre alt, mit vollen Kräften an Bildung der Jugend
arbeitet.
In seinen verschiedenen Aemtern hat er erfreuliche Proben seiner Kennt-
nisse und seines Fleisses abgelegt. Yon 10 Kindern bestehen noch 9 Haus-
haltungen, in denselben zählt er 32 Enkel und 7 Urenkel. Die ganze Familie
beträgt 48 Personen.
Es folgt noch eine Beschreibung der Feier.
Tapferkeitsmedaille.
Die Statuten datieren vom 9. August 1807.
Die Medaille wurde als Belohnung einer im Kriege bewiesenen tapferen
Handlung verliehen.
76 Hs. U.b. FRIEDRICH. I. HERZOG ZU NASSAU • Kopf
des Herzogs r.; unt. her. LINDENSCHMIT • F-
135
76 Rs. Secha gekreuzte Fahnen, darüber in 2 Zeilen:
DER TAPFERKEIT von einem Lorbeerkränze
umgeben.
Rand: glatt.
Diese Medaille besteht in:
a Gold mit ()se zum Tragen.
b Silber ^ „ „ „ Besitzer: H - V Or. 35 mm,
Gew. 7,71 g.
Der Rheinische Kurier bringt in seiner No. 1 vom 1. Januar 1889 einen
Aufsatz: Die ehemals nassauischen Orden und Ehrenzeichen II; darin wird bei
dieser Medaille gesagt: Gestiftet wurde dieselbe vom Herzoge Friedricli August
durch Verordnung vom 9. August 1807; mit der Verleihung wird gleichzeitig
begonnen sein, da die Stempel zu derselben bereits im Juni d. J. in der
damaligen herzoglichen Münze in Ehrenbreitstein fertiggestellt waren etc.
Da das Anstellungsdekret Teichmanns, vom 29. März 1808, die zu Ehren-
breitstein anzulegende Münze erwähnt, auch feststeht, dass gegen November
1808 die erste silberne Medaille da geprägt wurde, der Stempelschneider
Liudenschmidt aber in Mainz wohnte, so wird obige Angabe nicht ganz stimmen.
Siehe dieserhalb auch den unter No. 89 erwähnten Brief vom 13. November 1808.
Waterloo-Medaille in Silber. Gr. 29 mm, Gew. 9,18 g.
Durch Dekret vom 23. Dezember 1815 wurde dieselbe gestiftet, besonders zur
Erinnerung an die von den nassauischen Truppen in der Schlacht bei Waterloo
bewiesene Tapferkeit; ihre Anfertigung kostete 6694.31.1. fl.
77 Hs. U. b. FRIEDRICH AUGUST HERZOG ZU NASSAU-
Kopf des Herzogs r., darunter I-L-
77 Rs. U. b. DEN NASSAUiSCHEN STREITERN BEY
WATERLOO Im Absch. in 2 Zeilen: DEN
18 JUNI 1815 I Eine geflügelte Victoria r.
setzt einem vor ihr stehenden Krieger in alt-
römischer Kleidung einen Lorbeerkranz auf.
Rand: glatt mit Ose.
Besitzer: H - J - V
Beschrieben: 1854 NZ, S. 56, No. 67. 1869 Kat. Schult-
hess-Rechberg No. 4157. Th. 1.1. —
Erwähnt: 1883 Kat. Hess No. 3841. M. 3.—
78 Hierzu besteht eine Intcrimsmedaille. Gr. 17 mm;
von derselben Zeichnung, unter dem Kopfe aber
steht nur L •
Besitzer: H - V
136
c. Münzen mit dem Kopfe des Fürsten Friedrich Wilhelm.
isoo.
Konventionathaler. Gr. 40 mm, Gew. 27,79—28,08 g.
Über die Ausprägung 3. No. 62.
79a Hs. U. b. FRIEDRICH WILHELM FÜRST ZU NASSAU •
b,c „„ — — ___
Kopf r., bei a darunt. L, bei b, c im Ilaldabsch. L
79a, b Rs. U. b. ZEHN EINE FEINE MARK • Der gekr.
nass. Schild zwischen Lorbeer- u. Eichenzweig,
weU'lie unten zusamniengeb. sind; daruut. 1809
c fl U-b. ZEHN EINE FEINE MARK Dieselbe
Vorstellung, der Schild aber zwischen Lorbeer-
u. Palmenzweig; unten 1809 •
Handschrift erhaben: UT - SIT - SUO - PONDERE -
TUTUS An Stelle der — Blattwerk.
Besitzer: 79a. H b. H - J e. V
Beschrieben: 79a. 1833 Kat. Wambolt, S. 505, No. 1639.
— 79b. 1854 NZ, S. 64, No. 88. — 79c. 1869 Kat.
Schulthess-Rechberg No. 4161. 1865 Dr. Schalk fehlerh.
Erwähnt: 79. 1869 Kat. Sedlmaier-München No. 13307.
1872 Hamburger: Kat. Heimbürge etc. No. 2219.
1833 Kat. Wambolt, S. 505, No. 1640 und 1854 NZ, S. 64, No. 89 wird
ein Konventionsthaler beschrieben: .,unter dem Bild LUDY, und eine offene Blume,
dessen Stempel in Paris gemacht wurde." F. Ludy war Stempelschneider in
Neuwied; er arbeitete für die nassauische Münze; ein ähnliches Stück ist aber
sonst nicht bekannt, auch liegt keine Rechnung von Ludy über einen Thaler-
stempel vor.
V2 Konventionsthaler. Gr. 33 mm. Gew. 13,64—14,05 g.
Yergl. No. 63.
80a Hs. U. b. FRIEDRICH WILHELM FÜRST ZU NASSAU •
Kopf bei a u. b r., darunter L
80a, b Rs. U.b. ZWANZIG EINE FEINE MARK-
Der gekr. nass. Schild über den unten gebundenen
Lorbeer- u. Palmenzweigen; unten 1809
Laubrand.
Besitzer: 80a. H — J b. V
Beschrieben: 80a. 1833 Kat. Wambolt, S. 506, No. 1641.
Appel No. 2315. 1854 NZ, S. 64, No. 90.
Erwähnt: 80b. 1865 Dr. Schalk, S. 5. 1883 Kat. Hess
No. 3842, M. 4.—
137
Konventiona-20er — 24 Kreuzer. Or. 28 mm, Gew. fi.fiS g.
Verg]. No. 64.
81 Ha. U. b. FRIEDRICH WILHELM FÜRST ZU NASSAU •
Kopf r., (larunfor L
81 Rs. U. l). 60 STUCK EINE FEINE MARK •
Der gekr. nass. Schild, zu den Seiten 18-09,
Hilfen (20)
Laubrand.
Besitzer: H - J - V
Beschrieben: 1833 Kat. Wainbult, S. 188, Nu. 2499.
1854 NZ, S. 64, No. 91.
Erwähnt: 1865 Dr. Schalk, S. 5 fehlerhaft. 1875 Ham-
burger: Kat. Lühr etc. No. 4324.
Konventions-lOer = 12 Kreuzer. Gr. 24 mm, Gpw. .3,03--3,nR g.
Vergl. No. 65.
82a, b Hs. U. b. FRIEDRICH WILHELM FÜRST ZU NASSAU •
Kopf r., im Halsabsch. L
82a Rs. U. b. 120 EINE FEINE MARK-
b
Gekr. nass. Schild, zu dessen Seiten 18-09,
unten (10)
Kettenrand.
Besitzer: 82a H - V b. H - J
Beschrieben: 82a. 1833 Kat. Wambolt, S. 188, No. 2500.
— 82 b. 1854 NZ, S. 64, No. 92. — Beide geben irrig
an ohne den Buchstaben L
Erwähnt: 1865 Dr. Schalk, S. 5.
1810.
Konventionathaler. Gr. 40 mm, Gew. 27,94 g.
Yergl. No. 66.
83 Hs. U.b. FRIEDRICH WILHELM FÜRST ZU NASSAU •
Kopf r., darunter L
83 Rs. U. b. ZEHN EINE FEINE MARK Oekr. nass.
Schild über den unten geb. Lorbeer- u. Palmen-
zweigen; unten C 1810 T-
Randschrift vertieft: - UT - SIT - SUO - PONDERE -
TUTUS An Stelle der — Blattwerk.
Besitzer: H — J
138
Konventions-SOer — 24 Kreuzer. Or. '23 mm, Gew, 6,76 <».
Weder Stempel noch Ausprägiiügen dieser Miinzsorte werden in den Akten
erwähnt.
84 Hs. r. b. FRIEDRICH WILHELM FÜRST ZU NASSAU •
Kopf r., »Kirunror L
8-t Rs. r. h. 60 STÜCK EINE FEINE MARK-
Ciekr. nass. Schild, zu dessen Seiten 18-10,
unten 20
Rand: schräg gekerbt.
Besitzer: H - J - V
1811.
Konventionsthaler. Gr. 40 mm, Gew. 28,05 g.
Vergl. Xo. 67.
85 IIs. U. b. FRIEDRICH WILHELM FÜRST ZU NASSAU
Kopf r., im Ilalsabseh. L
85 Rs. Wie bei 83, aber 'C- 1811 T-
Randschrift: wie bei 83.
Besitzer: H — J (2 Stempel.)
Beschrieben: 1833 Kat. Wambolt, S. 506, No. 2892. —
1854 NZ, S. 65, Xo. 93.
1812.
Konventionsthaler. Gr. 39 — 40 mm, Gew. 27,50—28,15 g.
1 Stempel mit dem Kopfe des Fürsten wurde geliefert; Ausprägung
vergl. Xo. 69.
86a, b Hs. U. b. FRIEDRICH WILHELM FÜRST ZU NASSAU
Kopf r., bei a,b im Halabsch. L, bei c darunt. L
86a— c Rs Wie bei 83, aber C • 1812 T •
86a, c Randschrift: Wie bei 83 vertieft,
b Rand: Laub.
Besitzer: 86a. J b u. c. H
Erwähnt: 1878 Kat. Hess, Xo. 1760. M. 7.—
1813.
Konventionsthaler. Gr. 39 mm, Gew. 27,85-28,03 g.
1 Paar Stempel. Yergl. Xo. 69.
87 Ha. U. b. FRIEDRICH WILHELM FÜRST ZU NASSAU-
Kopf r., darunter L
87 Rs. 0. b. ZEHN EINE FEINE MARK Gekr. nass.
Schilil über den unten geb. Lorbeer- u. Palmen-
zweigen; unten • C • 1813 • T •
Randsthrift: wie bei 83 vertieft.
Besitzer: H - J - V
139
1814.
Naoli den Akten wäre geprägt worden; vergl. die Nutiz bei Herzug Friedrich
August von 1814.
1H15.
Konventionsthaler. Gr. 39 mm, Ucw. 27,90 g.
1 Revers-Stempel wurde in diesem Jahre nur geliefert; die gemeinschiif'tliche
Auspräge an Konventiousthalern betrug 2525 Mark 1 Lut 12 g = 00602 H. üO kr.
88 Hs. Wie 87.
88 Rs. Wie 87, aber • C • 1815 • T •
Randschrift: "Wie bei 83 vertieft.
Besitzer: H - J (2 Stempel.)
Huldigungsmedaille der Münzstätte Ehrenbreitstein.
89 Hs U. b. FRIEDRICH. WILH-SOUVERAINER FÜRST ZU
NASSAU- Kopf r.. im Hal.sabsch. L
89 Rs In 5 Zeil: HULDIGUNG DER MÜNZSTÄTTE |
EHRENBREITSTEIN , 1808 \
Rand: glatt.
Die Medaille ist ausgeprägt:
a in Silber: Besitzer: H Gr. 25 mm, Gew. 9,00 g.
b „ Kupfer: „ H „ 25 „ „ 7,40 „
Dieses ist die erste Silberpräge in Ehrenbreitstein nach folgendem Briefe:
Durchlauchtigster souverainer Herzog, Gnädigster Fürst und Herr!
Die jüngsthinnige Anwesenheit seiner Durchlaucht des Herrn Fürsten von
Nassau auf dem Schlosse Eugers gab Veranlassung zur gnädigsten Eusserung
des Befehles, dass der erste x\.ntrieb der herzoglichen Münzstätte dahier in höchster
fürstlicher Gegenwart beginnen solle. Es bestand derzeits noch keine andere
Vorrichtung als jene zur Ausprägung kupferner Kreutzer; Sr. Durchlaucht tlem
Fürsten hätte also kein w"eiteres Erbringen der Kunst präsentirt, und noch
weniger die Bestimmung der aufgestellten Schmelz- Rost- und anderer Oefen —
die Wirkungskraft der Streck- und Schneid-Maschinen, dann der feineren wardein-
schaftlichen Zurüstungen und Instrumente anschaulich gemacht werden können.
Und doch lag dies in der Gnädigsten Absicht des Herrn Fürsten höchst-
weiche noch keine Münzstätte im Betrieb gesehen hatten. Der gehorsamst Unter-
zogene der durch die Gnade Eurer Herzoglichen Durchlaucht als ^lünzdirector
angeordnet ist, fiel daher auf den Gedanken, in Eile einen Stempel mit dem
hochfürstlichen Profil fertigen, und denselben zur Ausprägung einer Gelegen-
heits-Medaille dergestalten anwenden zu lassen, dass die anwesenden gnädigsten
Herrschaften gleichzeitig das ganze Manoevre sehen könnten.
Der Erfole: sjelans: so srut, als es die Umstände erlaubten, und die treu-
gehorsamsten Beamten hatten unter den ungünstigen Verhältnissen keine so
sehr zu bedauern, als dass Sie gnädigster Herzog und Herrl in dieser feierlichen
140
Stunde der Einweihung eines so wichtigen Etiiblissements nicht ebenwuhl an-
wesend waren, um die Ehrfurchtvolloste Huldigung höchstihrer treudevuten Diener
in (ruaden aufzuuehmen. Wir huldigten inzwischen uioht minder eifrig in Ge-
thinken, und da wir nun durch die Einwilligung höchstihres geheimen Staats-
Ministers Freiherru von Marschall, unseres hochverehrten Chefs, einen Stempel
mit dem höchsten Prutile Euerer Herzoglichen Durchlaucht erhalten haben, so
nehmen wir die uutcrthänigste Freiheit, anbei B goldene — 12 vergoldete —
2i silberne und 36 kupferne Abdrücke zu höchsten Füssen niederzulegen.
Genehmigen Sie huldreichster Fürst und HerrI unsere besondere Freude darüber,
dass es dem Medailleur gelungen ist, die erhabenen Züge des angebetheten
weisen und milden Kegenten ziemlich gut zu graviren, und erlauben höchst
Sie dann gnädigst, dass wir, unter feyerlicher Erneuerung unserer Pflichten für
das höchste Interesse dieses Institilts, in tiefester Ehrfurcht ersterben.
Euerer herzoglichen Durchlaucht unseres
gnädigsten Fürsten und Herrn
unterthänigst treu gehorsamste
Ehrenb reitstein am 13":^ November 1808. " (gez.) Kalt
Münzel
Teichmann.
d. Herzog Wilhelm 1816-1839.
Geboren am 14. Juni 1792, folgte seinem Vater Friedrich Wilhelm Fürst
zu Nassau -Weilburg am 9. Januar 1816, beerbte am 24. März desselben
Jahres den kinderlos gestorbenen Herzog Friedrich August von Nassau-Usingen
und führte von da den Titel „Herzog von Nassau."
Der 1808 angestellte MUnzmeister Christian Teichmann, f "t- f'ebr. 1852,
stand während seiner Regierung der Münze vor und wurde ihm in Anerkenntnis
seiner Verdienste 1. Dezember 1824 der Charakter als Münzrat verliehen.
Die Stempel fertigten bis zum Jahre 1819 Johann Lindenschmidt in Mainz,
dem 1818 Johann Philipp Zollmanu zugesellt wurde, der von 1819 an allein
die Stempel schnitt.
1816.
Kronenthaler. Gr. 40 mm, Gew. 29,45 g.
1 Stempel wunle geliefert und für 16 323 fl. 45 kr. ausgeprägt.
90 lls. Ü. b. WILHELM HERZOG ZU NASSAU
Kopf r., tlaruuter L
90 Rs. U. b. KRONEN THALER Auf gekr. Wappen
mantel der nass. Schild; unten C • 1816 T-
Randschrift verti(>ft: UT - SIT - SUO - PONDERE
TUT US - Statt der — Verzierungen.
Besitzer; V
141
6 Kreuzer
beschreibt 1883 Kut. Wambolr, S. 180, No. 5«i()Hc ii. dinach 1S51 NZ, 8. ti.'), N.,. :i7:
IIs. HERZ ■ NASSAUISCHE SCHEIDEMÜNZ
(it'kr. \\ ;i|i[)t'U.
K«. 6 KREUZER. 1816 SM-
Tu ilen Reohuuiigea kominen koiue b Kreuzer-Stetuprl und -AiisprägiingeD v<ir.
3 Kreuzer, (ir. 13 mm, Ijcw. 1,-'*;^.
Mit - Stempeln wunlen für 4öötJ ti. lö kr. geprägt, also gi'geu 'JIUU(J Stüik.
91 Hs. Oben herum: HERZ NASSAU • SCHEIDE • M •
(iekr. nass. Sihil'l.
Ol Rs. In 3 Zeilen: III KREUZER 1816 |
Rand: glatt.
Besitzer: H
1S17.
Kronenthaler. Gr. 40—41 mm, Gew. 29,13- 29,44 g.
5 Stempel und 1 Revers-Stempel wurden geliefert und für 32 SG5 fl. 10 kr.
ausgeprägt.
92a Hs. Oben herum: HERZOGTHUM NASSAU
b,c T, r, — — ■
Auf gekr. Wappenraantel der nass. Schild; bei a
unten 1817 gross, bei b,c klein.
92a, b Rs. In einem Eichenkranze in 4 Zeilen:
EIN KRONEN j THALER CT- (L)
-I - I - i C-T I
Randschrift: vertieft wie 90.
Besitzer: 90a. H-J-V b. H-J c. H
Beschrieben: 90a. 1833 Kat. Wambolt, S. 507, No. 2894.
1854 NZ, S. 65, No. 96, nach Dickmanus Münzsammlung
No. 2449. 1865 Dr. Schalk, S. 6. — 90b. 1869 Kat.
Schulthess-Rechberg No. 4163.
Erwähnt: 1872 Hamburger: Kat. Heimbürge etc. No. 2226.
6 Kreuzer. Gr. 20 mm, Gew. 1,54—2,18 g.
Mit 4 Stempeln wurden für 10 872 fi. 45 kr. geprägt.
93 Hs. O. b. HERZ. NASSAUISCHE SCHZID MÜNZ
Uekr. uass. Schild.
93 Rs. In einem Lorl)eerkrauze in 3 Zeilen:
6 KREUZER 1817. |
Rand: glatt.
Besitzer: H - V
Beschrieben: 1833 Kat. Wambolt, 8. 189, No. 5606.
1854 NZ, S. 65, No. 99 mit SCHEIDE
142
3 Kreuzer.
4 Stempel wurden geliefert un<l für 12 968 fl. 26 kr. ausgeprägt; es sind
aber keine Stücke bekannt.
1 Kreuzer in Silber, (jr. 14 mm, Gew. 0,33 g.
15 Stempel: Ausprägung für 1320 tl., also 79 200 Stück. Die Angabe
ob Silber oder Kupfer fehlt.
94 Hs O. b. H • N- L • M • rjekr. nass. Schild.
94 Rs. In 3 Zeilen: I i KREUZER 1817 1
Rand: glatt.
Besitzer: H - J - V
Beschrieben: 1833 Kat. Wambolt, S. 189, No. .5606b.
1854 NZ, S. 65, No. 100, hat die falsche Beschreibung:
EIN KREUZER \ 1817 S-M- L . in einem Kranze.
1 Kreuzer in Kupfer, ür. 24 mm, Gew. 4,27 g.
Bei der vorigen No. scheinen unter den 15 Stempel auch solche für Kupfer
zu sein; Ausprägung für 3391 H.
95a— c Hs. O.b. HERZ • NASSAUISCHE SCHEIDE MÜNZ
Gekr. nass. Schild.
95 Rs In einem Lorbeerkränze in 4 Zeilen:
a „ 1 KREU- I -ZER. | 1817 | (L)
b . -; - ! -ZER I - I (L)
c ^ _| _ [ .ZER. 1 - I
Rand: gekerbt.
Besitzer: 95a. H b. h — J c. H
Beschrieben: 95a. Xeumann No. 10 643. — 95b. 1854 NZ,
S. 65, No. 101 als KREUZER- u. Neumann No. 10 644.
•/4 Kreuzer. Gr. 19 mm, Gew. 1,16 — 1,85 g.
Mit 19 Stempeln wurden für 1804 H. 18 kr geprägt.
IIs. 0. b. HERZ- NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ
'96a— d
e
Gekr. nass. Schild, bei e aber das Feld nicht
96
blau tingirt.
Rs. In einem Lorbeerkranze in 4 Z
teilen:
a
„ -^i KREU-
-ZER.
1817-
1
(L)
b
7J !
(L)
c
r>
(L)
d
r> 1
e
V
Rand: glatt.
(L)
Besitzer: 96a. F - H - T
b. H
(4)
- J -
- T
c. F - H
(2)
e. H
T
143
Boschrieben: 00a. Noumann Xo. 10 04G. — OGc. Rein-
hardt No. 810. isr)4 NZ, S. <j«j, No 102. Neumann
Xo. 10 047. — 00(1. 1854 XZ, 8. 00, Xo. 103. Xeu-
mann Xo. 10 048.
97a, bc Hs. O. b. HERZ • NASSAU • SCHEIDE • M •
Gekr. nass. Scliihi.
97 Rs. In einem Lorbeerkranze in 4 Zeilen:
a „ ~ KREU-- I --ZER. | 1817. (L)
b „ — I — I --ZER I — I iL)
C . -I - I - I - I
Rand: glatt
Besitzer: 97a. F - J b. F - H (2) - J c. J
98a, bc Hs. 0. b. HERZ : NASS : SCH : MÜNZ Gekr. nass. Schild.
98 Rs. In einem Lorbeerkranze in 4 Zeilen:
a „ -^1 KREU-- I ^ZER. j 1817 (L)
b . -I - I - I - I (L)
Rand: glatt.
Besitzer: 98a. F-H-J b. F-H-J c. H
Beschrieben: 98b. 1854 XZ, S. 66, Xo. 104.
1818.
Dukaten. Gr. 21 mm, Gew. 3,40 g.
2 Stempel wurden graviert, weil der erste beim ersten Auswurf sich ge-
senkt hatte. 501 Stück sind geprägt.
99a Hs. U.b. WILHELM I- HERZOG ZU NASSAU Kopf r.
99a Rs. Auf gekr. Wappenmantel der nass. Schild. Unten
C . 1818 T .
Rand: schräg gekerbt.
Besitzer: H - J - V
Beschrieben: 1833 Kat. Wambolt, S. 702, Xo. 1248.
1854 NZ, S. 60, Xo. 105. 1805 Dr. Schalk, S. 9.
Erwähnt: 1872 Hamburger: Kat. Heimbürge etc. Xo. 2225.
In den Akten ist bei dieser Münze erwähnt: Die auszuprägenden X'assauischen
Dukaten werden ohne dies eine vaterländische höchst schätzbare Münze werilen,
da das Bildnis Ihrer Herzoglichen Durchlaucht, welches auf den Dukaten genau
getroffen zu sein scheint, höchst selten ist. Die ganze Quantität wird daher
nur in die Hände von Liebhabern und in Münzkabinette kommen, welche dieselbe
gern um jeden Preis bezahlen. — (Der Dukaten wird jetzt zu 15 M. ausgeboten.)
99b Von diesem Dukaten besteht l Abschlag in Silber.
Besitzer: H
144
Kronenthaler. Gr. 40 mm, Gew. 29,40 g ^
Wieviel Stompel ansefertiijt, liabe ich niclit n;pfuntlon; geprägt wunlen für
ööGÖ H. 44 kr. Zufolge Vcronlnuiig vom 20. Juni 1818 sollen alle Werke j
Kronenthaler mir (h'in Brustbilde seiner Ilorzogl. Durchlaucht ausgehen.
100a H.^. r. b. WILHELM HERZOG ZU NASSAU
b V n — — — —
Brustbild r., darunter P-Z, bei b die Haare
reihenweise geordnet.
100a,b . Rs. Oben zu den 'Seiten: KRONEN THALER
Gekr. Wappenmantel mit dem nass. Schilde; i
darunter C • 1818 T-
Randac'hrift: vertieft wie 66.
Besitzer: 100a. H - J - V b. H
6 Kreuzer. Gr 21 mm, Gew. 1,96 g.
2 Stempel wurden abgeliefert: für 26 250 fl. geprägt.
101 Wie Xo. 93, aber 1818.
Besitzer: H i
Es bestehen falsche 6 Kreuzer-Stücke von diesem Jahre.
3 Kreuzer. Gr. 18 mm. Gew. 1,30 g i
10 Stempel; Ausprägung für 33 750 tl.
102 Hs. O. b. HERZ. NASSAU -SCHEIDEM.
Gekr. nass. Schild.
102 Rs. In 3 Zeilen: III | KREUZER | 1818 |
Rand: glatt.
Besitzer: H - V
Kupfer-Kreuzer. Gr. 23 mm, Gew. 3,35-5,24 g. j
6 Stempel; Ausprägung für 1400 fl.
103a Hs. 0. b. HERZ • NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ ]
h — — — MÜNZ- '
Gekr. nass. Schild.
103a, b Rs. In einem Eichenkranze in 4 Zeilen:
1 KREU^ -ZER 1818 \ (L)
Rand: glatt. I
Besitzer: 103a. H - J b. H - J ]
Beschrieben: 103a. Neumann \o. 10645. !
Angeführt: 103. 1833 Kat. Wambolt, S. 189, No. 5606d. j
1854 NZ, S. 66, No. 107. i
145
V4 Kreuzer. CJr. 19-20 mm, ftew. 0,92 — l,r)0 g.
Mit 6 Stempeln wurden fiir 'M21 H. i'T kr. f,'opr;i';t.
104a, b IIs. (). 1). HERZ- NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ
0 ^ ^ _ _ _ MÜNZ
d, e „ „ HERZ ■ NASSAU - SCHEIDE ■ M •
Gekr. nuas. Schild.
104 Rs. In einem Eichenkranze in 4 Zeilen:
a,e „ ^ KREU-- ' --ZER- ' 1818 (L)
b-d _| _ I =ZER i — I (L)
Rand: glatt.
Besitzer: 104a, b. H — J c, d. J e. F
Beschrieben: 104a. Reinhardt No. 3820. 1854 NZ, S. 66,
No. 108. Neumann No. 10 651. — 104d. Reinhardt
No.3821. 1854NZ,S.66, No. 109. Neumann No. 10 652.
1819.
Kronenthaler.
1 Stempel wurde von Ph. Zollmann geliefert und für 11647 fl. l!)^/4 kr.
geprägt. Münzen mit dieser Jahreszahl sind nicht bekannt.
6 Kreuzer. Gr. 21 mm, Gew. 2,18 g.
Mit 2 Stempeln wurden für 37 800 fl. geprägt.
105 Wie 93, aber von 1819.
Rand: glatt.
Besitzer: H -- J
Besclirieben: 1838 Kat. v. Zehmen in Dresden No. 5211.
1854 NZ, S. 66, No. 110.
3 Kreuzer. Gr. 18 mm, Gew. 0,88 g.
Mit 5 Stempeln wurden 46 386 fl. 27 kr. geprägt.
106a Hs. O. b. HERZ- NASSAU SCHEIDE- M-
u _ . — SCHEID MÜNZ
Gekr. nass. Schild.
106a,b Rs. In 3 Zeilen: III KREUZER 1819 |
Rand: glatt.
Besitzer: 106a. H - J - V
Beschrieben: 106b. AVellenheim, Verzeichnis No. 3791.
Kupfer-Kreuzer.
Es sind keine Stempel vermerkt, aber für 1143 fl. L^ kr. geprägt. Münzen
sind nicht bekannt.
10
146
'4 Kreuzer. Or. 18 — 19 mm, Oew. 0,75 — 1.50 g.
Mit 6 Stempeln, die Lindensehmidt und Zollmann fertigten, wurden für
2055 H. 48 kr. geprägt.
107a,b Hs. O. b. HERZ • NASSAUiSCHE SCHEID MÜNZ
Gekr. nass. Sohil»!.
Rs. In einem Eicheokranze in 4 Zeilen:
y, ^! KREU- -ZER- 1819 | (L)
, -I - ' -ZER : - I (L)
Rand: glatt.
Besitzer: 107a. H (6) - J b. H (2) - J
Beschrieben: 107a. Reinhardt No. 3822. 1854 NZ, S. 66,
No. 111. Neumann No. 10 653.
lo:
a.b
108 a, b
109
108
109
Hs. 0. b. HERZ: NASS :SCH: MÜNZ Gekr. nass. Schild.
Rs. In einem Eiohenkranze in 4 Zeilen:
a
1
" 4
KREU-
TZER-
' 1819
(L)
b
r»
-ZER
1 -
(L)
Rand: glatt.
Besitzer: 108a. H b H - J
Beschrieben: 108a. Neumann No. 10655. — 108b. Rein-
hardt No. 3823. 1854 NZ, S. 66, No. 112. Neumann
No. 10657:
Hs. 0. b. HERZ. NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ
Gekr. nass. Schild.
Rs. In einem Eichenkranze in 4 Zeilen:
1
KREU- -ZER. 1819
(Z)
Rand: glatt.
Besitzer: 109 J
110a,b
c
110
a
b, c
Hs. 0. b. HERZ : NASS : SCH : MÜNZ Gekr. nass. Schild.
_ : _ : _ :MUNZ
Rs. In einem Eichenkranze in 4 Zeilen;
. -^1 KREU- I
. -I - I
Rand: glatt.
Besitzer: 110a. H (4)
-ZER. 1819
-ZER I —
(■z)
(Z)
b. H (3) c. H (7)
Da der Betrieb der Münze bei dem hohen Stande der Preise von Silber
und Kupfer nicht den gewünschten Nutzen ergab, so wurde derselbe nach
langen Verhandlungen mit dem Jahre 1819 eingestellt.
147
In den Akten befindet sich ein interessanter Bericht aus dem Jahre 1820,
der eigentümliche AufsLhlüsse über das Umlaut'sgebiet der damaligen Scheide-
münze gibt:
„An Kupferkreuzern sind seit mehreren Jahren keine mehr ge[)riigt worden.'^
(Vergl. aber die Ausprägung vom Jahre 1819, wo die Akten eine Auspräge
von 1143 fl. 18 kr. erwähnen un<l ilie Kupfer-Kreuzer vom Jahre 1818, No. 103,
welche vorliegen.)
„Es sind von 1809 an davon für 57 000 fl. in Tmlauf gekommen, der
grösste Teil davon aber auf das linke Kheinufer nach uud nacli ausgewandert,
weil daselbst zur Zeit der franziksischen Occupation keine Scheidemünze geprägt
worden. Die im Herzogtum noch zirkulierende (Quantität ist kaum in Anschlag
zu bringen, ebensowenig als jene von Silber-Kreuzern, da tleren im Ganzen nur
für 1500 fl. ausgei)rägt worden sind.
An nassauischen Groschen sind 1809 — 1812 im Ganzen für 124 615 fl.
aus der Herzoglichen Münze ausgegangen, diese aber aus vorgedachter Ursache
grösstenteils auf dem linken Rheinufer bis nach den Niederlanden in Umlauf
gekommen, wohin jetzt noch häutig Summen übergehen, da auf der K<migl.
Preussischen Münze zu Düsseldorf keine geringere als 4 Groschenstücke aus-
geprägt werden.
Von 1813 — 1818 sind auf der herrschaftlichen Münze ausgeprägt worden:
an Groschen für 152 526 fl.
an 6 Kreuzer-Stücken für 37 122 „
im Jahr 1819 wahrscheinlich noch. . . . 57 352 „
Zusammen 247 000 fl.
Nach preussischem Münzgesetz sollten bei der Kopfzahl von 300 000 Seelen
1 005 000 fl. ausgeprägt werden."
Am 27. Januar 1820 wurde das Betriebskapital der Herzoglichen Münze
nach Abzug der per 1819 aus diesen Fonds noch bestrittenen Besoldungen und
sonstigen Lokalkosten mit 11081 fl. 37 kr. an die Staatskasse versiert.
Anfang 1822 machten die Gebrüder Heitefuss in Frankfurt den Antraj;
bei der Münzdirektion für sie so viele kupferne Heller auszuprägen, als auf
zweien Prägestücken mehrere Jahre lang ausgebracht werden kimnten, weil
sie dieselben nach Ostindien abzusetzen Gelegenheit hätten.
Die Genehmigung wird mit dem Zusätze erteilt, dass die Stücke nicht
wieder nach Nassau geschafft werden dürften. — Durch das Sinken der Mcrall-
preise war wieder Aussicht auf Gewinn beim Münzprägen und wurde deshalb
die Münze wieder in Thätigkeit gesetzt.
Durch den Vertrag mit den Gebrüdern Heitefuss in Frankfurt, die aber
unterm 20. Oktober desselben Jahres bitten, vorläufig mit dem weiteren Prägen
ganz einzuhalten, erkhirt sich die starke Auspräge dieses Jahres in '/* Kreuzer-
Stücken; es wurden nämlich für 17 545 fl. hergestellt, also 4 210 800 Stück.
Philipp Zollmann lieferte dazu 32 Paar Hollerstempel; bei dieser grossen
Anzahl sind die wenigen Stempel Verschiedenheiten, welche die Münzen zeigen,
autfallend.
148
Die hierüber handelnden Briefe lauten wie folirt:
Zwiäclien der Ilerzo^l. Nassauischen Münz-Directiou «Jahier von einer, und dem Haiidels-
haus Gebrüder Heitefuss iu Frankfurt am andern Tlieile, ist heute nachstehende Ucbereinkunft
verabredet und abgeschlossen worden:
1. Die Herren Gebrüder Heitefuss werden Sechzig Sechs Centner kupferner Pfcnnig-
[ilättciieii, deren -^60 Stück ein Pfund wiegen sollen, in successiven Sendungen,
und zwar das Pfund zu dem Preise von einem Gulden, an die Herzogl. Münze
dahier liefern, und
2. die Bezahlung dieser Plättchen nicht allein in geprägten Pfennigen annehmen,
sondern auch den Ueberschusa, welcher aus dieser Prägung hervortreten wird,
der Herzogl. Münzkasse dahier nach dem nominal. Werthe, nämlich '24Ü Pfennige
zu einem Gulden im 24 H. Fusso gerechnet in monatlichen Abrechnungen baar
vergüten, dagegen verbindet sich
3. die Herzogl. Münz-Direction, die für diese Pfennig- Ausprägung tauglichen Präge-
stücke in der Münze dahier ausschliesslich für die Herren Gebrüder Heitefuss
80 lange iu Thätigkeit zu erhalten, als nicht das Herzogliche Gouvernement des
einen oder anderen dieser Prägestöcke zum Ausbringen eigener inländi^che^
Münzen selbst bedürfen wird.
Zur Crkunde und Festhaltung dessen haben beide contrahirenden Theile gegenwärtige
Uebereinkunft unterzeichnet.
So geschehen Limburg 17. Febr. 1822.
(gez.) Münzel. Gebrüder Heitefuss.
An Herzogl. Nassauisches Staats-Ministerium
unterthäniger Bericht
der
Herzoglichea General-Steuer-Direction.
• Die Ausprägung kupferner Heller für Rechnung
der Gebrüder Heitefuss in Frankfurt betreffend.
Im Februar 1. Jahres machten die Gebrüder Heitefuss zu Frankfurt bei der Münz-
Direction den Antrag, auf die Ausprägung so vieler kupferner Heller, als auf zweien Münz-
stöckeu mehrere Jahre laug ausgebracht werden könnten, weil sie dieselben nach Ostindien
abzusetzen Gelegenheit hätten. Sie machten sich hierbei verbindlich, die Plättchen nach dem
bisherigen Gewicht und der Stückelung gegen Anrechnung von 1 H. per Ctr. ä 108 Pfd. zu
liefern, dagegen aber auch die Pfennige üi Ü. 1.30 per Ctr. also in ihrem Xennwerth in
Empfang zu nehmen.
Da die Ausprägung unter solchen Bedingungen höchst vorthoilhaft und schon früher
hierzu die höhere Bewilligung eingetreten war, zögerten wir nicht der Herzoglichen Münz-
Direction hierzu den Consenz in dtr Art zu ertheilen, dass dadurch die Ausprägung silberner
Schei<lemünze nicht aufgehalten und die auszuprägende Heller-Quantität vor der Hand auf
66 Ctr. beschränkt werde, wornach denn auch die in Abschrift anliegende Uebereinkunft vom
17. Febr. abgeschlossen worden ist.
Um über das factum, dass diese Heller nach Indien versandt werden, folglich nicht
mehr wieder zurückHiessen, Gewissheit zu erhalten, erkundigten wir uns darüber bei Herrn
Münzrath Bunsen in Frankfurt. Nach dessen hierbei gehenden Antwort werden auf der Frankfurter
Münze schon seit 50 Jahren unauf Iiörlich Heller geprägt und naidi Holland versendet, wo sie
mit den daselbst ausgebrachten notorisch nach Indien verschickt werden.
Es unterliegt daher wohl keinem Bedenken, die unbe<lingte Heller-Ausprägung für
Rechnung der Gebrüder Heitefuss zu erlauben in soweit die Arbeitskraft der Münzarbeiter zu
.Vusprägungen für herrschaftliche Rechnung nicht erforderlich ist, welche zu jederzeit den
Vorzug haben, sofort der hiesigen Münze den Vortheil zuzuwenden, welchen jene zu Frankfurt
seit undenklichen Jaliren gezogen hat. Dieser ist niclit unl edcutend. Der reine Gewinn für
die Steuerkasse kann per Ctr. zu 24—30 tl. angenommen und das Jahr über, wenn die Arbeiten
149
mit 2 Prägstöcken ununterbroclien fortijesetzt werden, das Quantum von wenigstens 200 Ctr.
ausgeprägt, t'ülgiich jährlich 4300 tl — 6Ü0O ti. gewonnen werden, ohne dass von derselben ein
Kreuzer Auslage erforderlich ist.
Wir erlauben uns jedoch vor Instruirung der Lokalbehörde hierzu die ausdrückliche
Genehmigung Herzoglichen Staats-mininterii zu erbitten.
Die Ausprägung der wie vorgedacht übernommenen 66 Ctr. Pfennige wird '^oi^vn «las
Endo dieses Monats vollendet sein, weil bis jetzt noch nicht so viel .Silber eingegangen ist,
dass mit Ausprägung Nassauischer Scheidemünze der Anfang gemacht werden konnte.
Wiesbaden 2. July 1822. (gez ) Pfeiffer.
Ministerial-Acte betr. den Betrieb d. Münze.
Nass. General- Acto 17 c.
An das Herzogl. Nassauische Münz-Amt in Limburg.
Bis jetzt sind alle ferneren Bestellungen auf die Kupfermünze ausgeblieben, demnach
wir uns hiermit erlauben, Sie ergebenst zu bitten, vorläufig mit dem weiteren Prägen ganz
einzuhalten. Würden Sie das noch bei Ihnen vorräthige Quantum nicht für das Herzogthum
gebrauchen können? Wäre dieses der Fall, so würde es uns sehr augenehm sein und erbitten
wir uns hierüber Ihre gütige Antwort.
Frankfurt 20. Octob. 1822. (gez.) Gebrüder Heitefuss.
6 Kreuzer. Gr. 19 mm. Gew. 2,20 g.
3 Paar Stempel. In den Jahren 1822 und 1823 wurden für 30 662 fl.
25 kr. in 6 Kreuzer-Stücken ausgeprägt.
111 Ha. 0. b. HERZ. NASSAU SCHEIDE MÜNZ
Gekr. nass. Schild.
111 Rs. In einem Lorbeerkranze in 3 Zeilen:
6 ; KREUZER 1822 j
Rand: glatt.
Besitzer: H
3 Kreuzer. Gr. 18 mm. Gew. 1,14 g.
In diesem Jahre wurden 2 Paar Stempel gefertigt; die Ausprägung ist
wieder mit 1823 zusammen aufgeführt; sie betrug für 33 553 fl. 30 kr.
112 Hs. O. b. HERZ : NASS : SCHEID MÜNZ (Jekr. nass.Schild.
112 Rs. In 3 Zeilen: UI \ KREUZER 1822 |
Rand: glatt.
Besitzer: H
i/i Kreuzer. Gr. 19 mm. Gew. 1,13 — 1,68 g.
Stempel und Ausprägung üben erwähnt.
113 Hs. O. b. HERZ. NASSAUISCHE SCHEID MÜNZ
Gekr. nass. Schild.
113 Rs, In 3 Zeilen in einem Lorbeerkranze:
1
4
at
Besitzer: H — J
KREU-- -ZER 1822
(Z)
Rand: glatt.
150
11 4a
b
1 1 5a, e
b
c
d
lUii, b
Hs. 0. b. HERZ NASSAU SCHEIDE- M-
ri ^ ■
Ockr. uass. Schild.
Rs. Iq einem Eichenkranze in 3 Zeilen:
-^1 KREU--
Rand: glatt,
Besitzer: 114a,b. H
ZER 1822
(Z)
Hs. O. b.
HERZ
NASSiSCH
MÜNZ
MÜNZ
Gekr. nass. Schild.
115
Rs. In einem Eichenkranze in 3 Zeilen:
a-d
KREU--
1
4
Rand: glatt.
Besitzer: 115a. H — J
ZER
ZER
1822
(Z)
(Z)
Xeumann erwähnt No. 10 660 noch einen Stempel: =ZER unten L; dies
ist aber nicht richtig, da der Stempelschneider Lindensclimidt nur bis 1819 vor-
kommt; das Z des Stempelschneiders Zollmann ist oft undeutlich und der obere
Strich schlecht zu erkennen ; es gleicht dadurch L
1823.
6 Kreuzer. Gr. 19 mm, Gew. 2,20 g. '\
6 Paar Stempel; die Ausprägung ist mit der von 1822 angeführt.
116 Wie 111, von 1823.
Besitzer: H
Beschrieben: Kat. Bretfeld Xo. 30 018. 1854 NZ, S. 66,
No. 114.
3 Kreuzer. Gr. 18 mm, Gew. 1,22-1,42?. \
8*/2 Paar Stempel; die Ausprägung scheint also stärker als 1822 gewesen
zu sein.
117
Wie 112, von 1823.
Besitzer: H — J
Silber-Kreuzer. Gr 14 mm, Gew. 0,42—0,51 g.
13 Paar Stempel; für 9075 fl. 15 kr. ausgeprägt, also 544 500 Stück.
118a Hs. U. b. H-N- L-M- Gekr. nass. Schild.
b „ „ H-N. L M
c n . H-N. L.M.
18a— c Rs. In 3 Zeilen: I KREUZER 1823 |
Besitzer: 118a. H-J b. H c.H-J
I
i
i
151
Kronenthaler. (Au3priif,'e davon in den Akten ist iii.;lit erwähnt.)
Die Numismatische Zuitun-,', Jalir<,';iu;,r 1854, 8. G6, No. 1 16 erwähnt nach
V. Frank, Verzeichnis, Wien IS.iO, Xo. 2128 einen Kronenthah^ dieses Jahres:
Hs. HIRZOGTHUM NASSAU In einem -ekrönten
Schilde auf einem Hermeiinmantel der nass. Lüwe,
unten 1824
Rs. In einem Lorbeerkranze:
EIN KRONEN , THALER | C-T- L Vertiefte
Randschr. VT etc.
Dieser Thaler wird wohl nicht bestehen, da Lindenschmidt (L) nur bis
1819 thütig war. (No. 115 Zusatz.)
6 Kreuzer. Gr. 19-20 mm, Gew. 1,95 — 2,15 g.
Ausgeprägt wurde für 8340 fl.
1 1 9a Hs. 0. b. HERZ : NASSAU : SCHEIDE MÜNZ
b n V — . — _- MÜNZ
Gekr. nass. Schild.
119a, b Rs. In einem Lorbeerkranze in 3 Zeilen:
6 ! KREUZER 1 1824 [ (Z)
Rand: glatt.
Besitzer: 119a. H b. H - J
Silber-Kreuzer. Gr. 14 mm, Gew. 0,48— 0,50 g.
Ausgeprägt wurde für 9400 fl. 45 kr.
120a Hs. U. b. H-N- L-M- Gekr. nass. Schild.
b „ „ H.N LM
120a, b Rs. In 3 Zeilen: I : KREUZER 1824 |
Rand: glatt.
Besitzer: 120au.b. H - J
Beschrieben: 120a. Kat. Bretfeld No. 30 022. 1854 NZ,
S. 66, No. 117.
18*45.
Kronenthaler. Gr. 40 mm, Gew. 29,40 g.
Die Akten führen unterm 1. November 1825 an: „Im Ij«ufe des jüngst
verflossenen Monats ist ein Werk Kronenthaler von 12 096 fl. ausgeprägt worden.
In der Mitte der Prägung verunglückte der Revers-Stempel und zur alsbaldigen
Vollendung des Werkes musste ein älterer noch brauchbarer von 1818 gebraucht
werden. Diesen unangenehmen Vorfall, welcher vom mangelhaften Stahl herrührt,
sind wir schuldig herzoglichen Staats-Ministerio anzuzeigen und den Umstand
aufzuklären, warum die Hälfte der Kronenthaler mit der Jahreszahl 1818 und
die andere Hälfte mit jener von 1825 ausgegangen ist. Dieser Umstand hatte
152
nebenher noch die nachrheilige Folge, dass viele niisslungene Stücke nicht aus-
ffe^eben werden konnten und durch eine neue Schrotenschmelz von ungefähr
löOO fl. neu geprägt werden müssen eto."
24. November 1825. Es sollen neue Maschinen angescliaflFt werden.
121 Wie 100b, aber von 1825.
Besitzer: H
6 Kreuzer. Gr. 20 mm, Gew. 2,09 g.
Ausprägung 730 Mark 4 Lot 12 g fein.
122 Wie 111, von 1825.
Besitzer: H
3 Kreuzer. Gr. 17 mm, Gew. 1,29 g,
Ausprägung 403 Mark 10 Lot 5'/4g fein.
123 Hs. O.b. HERZ. NASS -SCHEID MÜNZ
Gekr. nass. Schild.
123 Rs. In 3 Zeilen: III | KREUZER | 1825 |
Besitzer: H - J (2 Stempel.)
1826.
6 Kreuzer. Gr. 20 mm, Gew. 2,09—2,40 g.
5 Paar Stempel; Ausprägung für 31402 H. 11 kr.
124a Hs. 0. b. HERZ • NASSAU • SCHEID MÜNZ
c „ „ - -NASS . - -
124a — c Rs. In einem Lorbeerkranze in 3 Zeilen:
6 I KREUZER I 1826 I (Z)
(der obere Strich daran undeutlich.)
Rand: glatt.
Besitzer: 124a. H — J bu.c. H
Beschrieben: 124a. 1854 NZ, S. 66, No. 119.
1833 Kat. W^ambolt, S. 189, No. 5606f führt ein falsches 6 Kreuzer-
Stück dieses Jahres an.
3 Kreuzer. Gr. 17 mm, Gew. 1,15 g.
4 Paar Stempel; Ausprägung für 17 576 fl.
125 Hs. 0. b. HERZ NASS. SCHEIDMUNZ (iekr. nass. Schild.
125 Rs. In 3 Zeilen: III : KREUZER 1826 |
Besitzer: H
153
6 Kreuzer. Gr. 20 mm, Opw. 2,14 — 2,30 g.
11 Paar Stempel; Auspräguug für 30 211 H. 31 kr.
126 lls. O. l). HLRZ. NASSAU SCHEID MÜNZ
(Jekr. iiass. Schild.
126 Rä. In eioein Lurbeerkranze iu 3 Zeilen:
6 I KREUZER 1827 | (Z)
Rand: glatt.
Besitzer: H - S - V (2 Stempel.)
Beschrieben: 1833 Kat. Wambolt, S. 189, Xo. 56()6g.
1854 NZ, S. 66, No. 120.
3 Kreuzer. Gr. 17 mm, Gew. 1,31 g.
8 Paar Stempel; Ausprägung für 15 407 W. 10 kr.
127 Wie 125, von 1827.
Besitzer: H - V
18ä8.
6 Kreuzer. Gr. 20 mm, Gew. 2,06 g.
9 Paar Stempel; Auspnigung für 30 270 fl. 37 kr.
128 Wie 126, von 1828.
Besitzer: H - J - V
3 Kreuzer. Gr. 17 mm, Gew. 1,08 g.
10 Paar Stempel; Ausprägung für 15 396 fl. 20 kr.
129 Wie 127, von 1828.
Besitzer: H — J
1833 Kat. Wambolt, S. 189, No. 5606 h, und danach 1854 NZ, S. 67,
No. 121 führen einen Silber-Kreuzer wie 94 von diesem Jahre au; nach
den Akten sind aber keine Kreuzer-Stücke geprägt.
Mit dem Schluss des Jahres 1828 hörte der Münzbetrieb in Limburg auf, um
1S30
in der neuen Münze in Wiesbaden am Luisenplatze, dem jetzigen Realgym-
nasium, fortgesetzt zu werden. Dazu hatte man eine neue Uhlhuru'sche
Prägemaschine aufgestellt, und wurden von da an die Münzen im Ringe geprägt.
Die Münzen sind daher nun mit scharfem Rande versehen, der eine vertiefte
Randschrift bei den grösseren Münzen enthält; die Grössen der verschiedenen
Münzsurten wurden dabei genau eingehalten und auch auf das genaue Gewicht
mehr Sorgfalt verwandt.
10*
154
Im J.ilir l^.'iO wurden nur
Kupfer-Kreozer. Gr. '21 mm, Gew. 3,60 g
ausgeprägt uuil zwar für 4423 fl. IS kr.
130 Hs. O. b. HERZOGTHUM NASSAU (Jokr. uasa. Sohild.
auf (Ipssen Kami Punkte.
130 Es. In einem Eichenkranze in 3 Zeilen:
EIN KREUZER 18"0 1
Rand: glatt.
Besitzer: H — J
Beschrieben: Kat. Bretfeld No. 30 025. 1864 NZ. S. 67,
No. 122. Neumann No. 10 661.
18B1.
Kronen thaler. Gr. 39 mm, Gew. 29,40 g.
Ausprägung für 24 840 tl.
131 Hs. U. b. WILHELM HERZOG ZU NASSAU Kopf des
Herzogs r., im Halsabsch. vertieft ZOLLMANN • F
131 Rs. Oben herum: KRONEN THALER Auf einer Leiste
der gekr. Schild von Nassau, von 2 gekrönten
Löwen gehalten: unter der Leiste 1851
Randschrift vertieft: ' ZUR ^ ^SICHERUNG* * ^DES'=
* GEWICHTS*
Besitzer: H — V
Kronenthaler auf den Münzbesuch des Herzogs.
132 Hs. Wie vorstehend.
132 Rs. In 8 Zeilen: BESUCHT ZUM ERSTENMAL !
DIE VON IHM ERBAUTE MÜNZSTÄTTE I
ZU ; WIESBADEN j DEN 28 DEC: 1851 |
Randschrift vertieft: *ZUR* * SICHERUNG* * *DES*
* GEWICHTS*
Besitzer; H — J - V
6 Kreuzer. Gr. 19 mm, Gew. 2,38 g.
Ausprägung für 110 015 tl. 12 kr.
133 Hs. 0. b. HERZOGTHUM NASSAU Gekr. nass. Schild.
133 Rs. In einem Lorbeerkranze in 3 Zeilen:
6 i KREUZER i 1851 ,
Rand: gezähnt.
Besitzer: H — J - V
Beschrieben: 1833 Kat. Wambolt, S. 189, No. 5606i.
1854 NZ, S. 67, No. 123.
155
3 Kreuzer. Gr. 16 mm, Gew. 1,13 g.
Ausprägung für 25 437 H. 4H kr.
134 Hs. O. b. HERZOGTHUM NASSAU rierznjrmiger, gekr.
nasd. Si.'hiltl.
134 Rs. In einem Lorbeerkränze in 3 Zeilen:
3 ! KREUZER 1851 [
Rand: gekerbt.
Besitzer: H - J - V
Beschrieben: 1854 NZ, S. 67, No. 124.
1833.
Kronenthaler, für 1528 fl. 32 kr. geprägt.
135 Wie 131, von 1832.
Besitzer: H — J
Beschrieben: 1852 Mainzer Verzeichnis einer Münzsamm-
lung No. 474. 1858 NZ, S 52 zu No. 124. 18G9 Kat.
Schulthess-Rechberg No. 4165.
6 Kreuzer, für 37 744 fl. 25 kr. geprägt.
136 Wie 133, von 1832.
Besitzer: H — V
3 Kreuzer, für 19 391 fl. 41 kr. geprägt.
137 Wie 134, von 1832.
Besitzer: H - V
1 Silber-Kreuzer, für 2401 fl. 22 kr. geprägt.
138 Hs. 0. b. HERZOGTHUM NASSAU Gekr. nass. SchiUl.
138 Rs. In einem Lorbeerkranze in 3 Zeilen:
I I KREUZER 1852 |
Rand: gekerbt.
Besitzer: H — J
Beschrieben: 1854 NZ, S. 67, No. 126.
1 Kupfer-Kreuzer, für 8620 ti. 52 kr. geprägt.
139 Wie 130, von 1832, aber ohne l'uukte auf dem
Schildrand.
Besitzer: H - J
Beschrieben: Bretfeld No. 30 02G. i^'A NZ, 8. 67, Nu. 125.
1Ö6
Kronenthaler.
Die MüDzakren führen keine Aiispniirung dieses J;ihres auf, welche für
die Regierung gemiioht worden; sie enthalten aber folgende Bemerkung:
Weil dem Rankhause von Rothschild zu Frankfurt die Prägung einer
Partie Kronenthaler unter herzoglich nassauischem Gepräge auf eigene Rech-
nung zwar erlaubt, die unentgeltliche Benutzung der Münzgeräthschaften aber
auch zugleich gestattet worden ist.
140 Wie 131, von 1833.
Besitzer: H — J
Beschrieben: AVellenheim No. 3789. 1854 NZ, S. 67,
No. 127.
6 Kreuzer, für 64 104 fl. 12 kr. geprSgt.
141 Wie 133, von 1833.
Besitzer: H — J - V
3 Kreuzer, für 2090 fl. 50 kr. geprägt.
142 Wie 134, von 1833.
Besitzer: H - V
1 Silber-Kreuzer, für 17 277 fl 37 kr. geprägt.
143 Wie. 138, von 1833.
Besitzer: H - J - V
Beschrieben: v. Zehmen No. 5211. 1858 NZ, S. 53.
1834.
6 Kreuzer, für 56 506 fl. 29 kr. geprägt.
144 W^ie 133, von 1834.
Besitzer: H - J - V
Beschrieben: Bretfeld No. 30 020. 1854 NZ, S. 67, No. 128
Von diesem Jahre bestehen falsche 6 Kreuzer-Stücke; die 4 in der Jahres-
zahl ist auf denselben geschlossen, die ächten haben 4i oben offen.
Besitzer: H Gr. 20 mm, Gew. 2,24 g.
3 Kreuzer, für 14 621 fl 33 kr. geprägt.
145 Wie 134, von 1834.
Besitzer: H - V
1 Kupfer-Kreuzer, für 5416 fl. 45 kr. gpprägt.
146 Wie 130, von 1834.
Besitzer: H — J
Beschrieben: 1854 NZ,S.67,No. 120. Neumann No. 10 663.
157
1835.
6 Kreuzer, für 83 178 fl. 38 kr. peprSgt.
147 Wie 133, von 1835.
Besitzer: H - V
Beschrieben: 1854 NZ, S. 67, No. 130.
1 Silber-Kreuzer, für 6792 fl. 20 kr. gepräg».
148 Wie 138, von 1835.
Besitzer: H — J
1836.
Kronenthaler (wird Rothschild haben prägen lassen.)
149 Wie 131, von 1836.
Besitzer: H - J - V
6 Kreuzer, für 45223 fl, 25 kr. geprägt.
150 Wie 133, von 1836.
Besitzer: H - J - V
3 Kreuzer, für 16 973 fl. 42 kr. geprägt.
151 Wie 134, von 1836.
Besitzer: H
1 Silber-Kreuzer, für 2711 fl. 15 kr. geprägt.
Sind keine bekannt geworden.
1 Kupfer-Kreuzer, für 3327 fl. 30 kr. geprägt
152 Wie 130, von 1836.
Beschrieben: Neumann No. 10 664.
1837.
Kronenthaler, für 72 429 fl. 29 kr. geprägt.
153 Wie 131, von 1837.
Besitzer: H — J
6 Kreuzer, für 31 141 fl. 58 kr. geprägt.
154 Wie 133, von 1837.
Besitzer: H - J - V
1838.
Gulden, für 189 749 fl 41 kr. geprägt. Gr. 31 mm, Gew 10,31 g
155 Hs. U. b. WILHELM HERZOG ZU N:vSSAU Kopf des
Herzogs r., im Halsabsch. Z
155 Rs. In einem Eichenkranze in 3 Zeilen:
1 GULDEN I 1858 i
158
Rand: gezähnt.
Besitzer: H - J - V
Beschnehen: 1854 NZ, S. 67, No. 131. Wellenlieira
No. 3790. 1869 Kat. Schulthess-Rechberg Xo. 4166.
Vj Gulden, für 54 200 ri. 38 kr. i,'eprä?f. Gr. L>4 mm. Gew. 5,29 f?.
156 Ha. U.b. WILHELM HERZOG ZU NASSAU Kopf des
Herzogs r., im Halsabsoh. Z
156 Rs. In einem Eichenkranze in 3 Zeilen:
-|-' GULDEN ! 1838
Rand: gezähnt.
Besitzer: H - J - V
6 Kreuzer, für 20 105 fl. 9 kr. geprägt.
157 Wie 133, von 1838.
Rand: gezähnt.
Besitzer: H - J - V
1 Kupfer-Kreuzer, für 4480 fl. 30 kr. geprägt.
158 Wie 139, von 1838.
Besitzer: H — J
Beschrieben: Xeumann No. 10 665.
1839.
Gulden, für 108109 fl. 45 kr. geprägt.
159 Wie 155, von 1839.
Besitzer: H - J - V
»/» Gulden, für 54 200 fl. 38 kr. geprägt.
160 Wie 156, von 1839.
Besitzer: H - J - V
6 Kreuzer, für 10944 fl, geprägt.
161 Wie 133, von 1839.
Besitzer: H — V
Münzverträge voa 1837 und 1838.
Am 25. August 1837 wurde zwischen Bayern, Württemberg, Baden,
Hessen-Darmstadt, Nassau und Frankfurt a. M. eine Münzkunvention abge-
schhjssen, welche bestimmte, dass der 24 '/z Guldeufuss in den kontrahierenden
Staaten angenommen, Gulden und halbe Gulden ausgeprägt werden sollen. Die
Ausprägung gröberer Sorten bleibt der Vereinbarung mit den norddeutschen
Staaten des Zollvereins vorbehalten.
Der Silbergehalt der Hauptmünzen wird zu '•'/lo und der Kupfergehalt zu
*/io des Gewichts angenommen. Der Durchmesser wird für die ganzen Gulden-
Stücke auf 30 mm, für '/vi Gulden-Stücke auf 24 mm festgesetzt. Der Avers
der ganzen und halben Gulden-Stücke zeigt das Bildnis des Regenten des be-
159
treffondpii Staates uinl bei der freien Stadt Frankfurt das Wappen dersell)en.
Der Ivand ist J^orippt mit glatten Stäbelien auf beiden Seiten.
Dazu wurde eine besondere Übereinkunft wegen <ler Scheidemünze ge-
troffen, welche bestimmte, dass die gemeinsame Scheidemünze in 6 und 8 Kreuzer-
Stücken in Silber bestehen solle. Die Ausprägung von 1 Kreuzer-Stücken von
Silber oder Kupfer und der Teilstücke derselben bleibt dem Ermessen der
einzelnen Staaten überlassen.
Für die Ausprägung der 6 und 3 Kreuzer-Stücke wird der 27 Guldeufuss an-
genonmien. Der Durchmesser der 6 Kreuzer-Stücke wird zu 20, und der 3 Kreuzer-
Stücke zu 17,5 mm angenommen. Der Avers derselben enthält das Wappen
des ausmünzenden Staates und der Revers die Wertangabe der Münze nebst
der Jahreszahl in einem Kranz von Eichenlaub.
Am 30. Juli 1838 wurde zu Dresden eine Konvention abgeschlossen, in
der es unter anderem heisst: Der 24 '/a Guldenfuss wird festgesetzt in Bavorn,
Württemberg, Baden, Plessen-Darmstadt, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Koburg,
Nassau, der Schwarzburg -Rudolstädtischen Oberherrschaft und in der freien
Stadt Frankfurt. Der Landesmünzfuss soll genau innegehalten werden und von
dem Gehalt oder Gewicht der Münze darf nur insoweit abgewichen werden, als
eine absolute Genauigkeit unerreichbar ist. Die im äussersten Falle zulässige
Abweichung im Mehr oder Weniger ist beim ganzen oder halben Gulden auf
^/looo im Feingehalt oder '/2 % ™ Gewicht festgestellt. Es soll eine Yereins-
münze zu einem Siebenteil der Mark feinen Silbers ausgeprägt werden und
sonach den Wert von 2 Thaleru = 3'/2 Gulden erhalten.
Sie muss 9 Zehnteil Silber und 1 Zehnteil Kupfer enthalten (14*,-. lötig.)
Die V^ereinsmUuze erhält einen Durchmesser von 41 nim; sie wird im
Ringe und mit einem glatten, mit vertiefter Schrift oder Verzierung ver-
sehenen Rande geprägt.
Die 2 Thaler-Stücke haben von nun an die Grösse von 41 mm, das Gewicht
von 37,10 g, die Gulden: Gr. 30 mm, Gew. 10,60 g, die '/a Gulden Gr. 24 mm,
Gew. 5,30 g. Die kleineren Sorten wie früher.
Medaillen.
Tapferkeitsmedaille. Gr. 35 mm, Gew. 15,01 ^.
Die vom Herzoge Friedrich August gestiftete Tapferkeitsmedaille wurde
auch vom Herzoge Wilhelm, mit seinem Kopfe versehen, in Silber verliehen.
162 Hs. U. b. WILHELM -I- HERZOG ZU NASSAU •
Kopf d. Herzogs r., darunt. erhaben: ZOLLMANN
Darum Strichreif.
162 Rs. Sechs gekreuzt liegende Fahnen, darüber in
2 Zeil.: DER , TAPFERKEIT- Darum Lorbeer-
kranz. Aussen Strichreif.
Rand: glatt mit Öhr.
Besitzer; V
160
Civil-Verdienatmedaille.
Auch vom Herzoge Friedrich August gestiftet.
163 Hs. Kiipf des Herzogs r., im Halsabsoh. erhaben:
ZOLLMANN Darum Striohreif.
163 Ks. lu einem aus einem Lorbeer- und einem Eichen-
zweige gebuud. Kranze in 5 Zeilen: WILHELM
SOUVERAINER HERZOG ZU NASSAU |
Darum Strichreif.
Rand: glatt.
Diese Medaille besteht in:
a Gold für 50jährige Dienste. Gr. 48 mm, Gew. 69,80 g. Bes.: V
b Silber . 48 , , 39,90 „ „ V
Beide Medaillen wurden im Jahre 1866 von der Regierung dem Verein
für nassauische Altertumskunde, ebenso wie die sogenannte Fahrbüohse der
Münze überwiesen. Die Fahrbüohse musste Proben von jeder Ausprägung ent-
halten und zu den Probationstagen mitgenommen und vorgelegt werden; die
Proben wurden dann geprüft. Die überwiesene Fahrbüchse enthielt aber auch
Münzen, welche von anderen Münzstätten der hiesigen zugeschickt waren.
Medaille des landwirtschaftlichen Vereins.
Durch den Ministerial-Erlass vom 9. Mai 1820, St. M. 745 ist die Prägung
von Medaillen zur Verteilung als Preise für verdienstliche Leistungen von Land-
wirten bei der Generalversammlung und Preisverteilung genehmigt worden.
164 Hs. U. b. WILHELM SOUVERAINER HERZOG ZU NASSAU
Kopf des Herzogs r., unten bogig ZOLLMANN
Darum Strichreif.
164 Rs. Eine von Getreide und Wein umrankte Säule,
vor der unten eine Pflugschar steht. Im Absch.
in 3 Zeilen: LANDWIRTHSCH : VEREIN ' IM |
HERZOGTH: NASSAU , Darum Strichreif.
Rand: glatt.
Diese Medaille besteht in:
a Gold, Besitzer: V Gr. 34 mm, Gew. 25,89 g
b Silber, „ V „ 34 , „ 16,47 ,
165 Eine grössere nur in Silber ausgeprägte Medaille
hat dieselbe Darstellung, der Namen des Stempel-
schneiderg' ist aber: P- ZOLLMANN • F • ange-
geben und die Umschrift der Hs. LANDWIRTH-
SCHAFTL : VEREIN IM i HERZOGTHUM
NASSAU-
Besitzer: H - J - V Gr. 48 mm, Gew. 60,93 g.
161
e. Herzog Adolf 1839-1S66.
Geboren am 24. Juli IS 17, fol^^te am 20. Au;,aist 1839 seinem Vater Herzog
Wilhelm. Nach dem Kriege von 1866 annekfierte Preu-sscn das l[er/.ogrum
Nassau durch Gesetz vom 20. September und Patent vom IL Oktober 1866.
Die Münzfhätigkeit unter Herzog Adolf begann
1840.
2 Thaler-Stücke. Ausgepräi^t für ßOGOl fl '^2 kr (Ir. 41 min (n-w. 37 10"
166 Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kcpf des
Herzogs r. im Haisabscli. erhaben: ZOLLMANN
166 Rs. In einem Eichenkranze in 5 Zeilen:
rV/, GULDEN I 2 THAL ER 1840 I Über
dem Kranze bogij»-: VEREINSMÜNZE, unter dem-
selben: VII EINE FMARK
Randschr. vertieft: CONVENTION VOM 30 lULY 1838'^
Besitzer: H - J - V
Beschrieben: 1854 NZ, S. 67, No. 132. Dr. Schalk, S. 7.
1883 C. Schwalbach No. 150.
Auf derselben Seite der NZ, wird unter No. 133 ein zweites 2 Thaler-Stück
desselben Jahres, welches sechzehnfeldiges Wappen mit Mittelschild habe, be-
schrieben; da die Verfügung das vollständige Wappen auf die 3 ';2 Gulden-Stücke
zu setzen erst 1843 erlassen wurde, so ist dies wohl ein Irrtum.
Gulden, für 116 514 fl. Iß kr. geprägt.
167 Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf des
Herzogs r., im Halsabsch. vertieft Z
167 Rs. In einem Eichenkranze in 3 Zeilen:
1 GULDEN i 1840 j
Rand: gezähnt.
Besitzer: H - J - V
Beschrieben: Dr. Schalk, S. 8. 1869 Kat. Schulthess-
Rechberg No. 4168.
V2 Gulden, für 47 337 fl. 14 kr. geprägt
168 Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf des
Herzogs r.
168 Rs. In einem Eichenkranze in 3 Zeilen:
-^! GULDEN 1840
2 , 1
Rand: gezähnt.
Besitzer: H - J - V
Beschrieben: Dr. Schalk, S. 8.
6 Blreuzer, für 0414 H i;epr5jt.
169 Hs 0. b. HERZOGTHUM NASSAU Gekr. nass. Schild.
11
162
169 Ra. In einoni Eichenkranze iu 3 Zeilen t
6 KREUZER 1840 j
Rand: gezähnt.
Besitzer: H - J - V
1841.
2 Thaler-Stücke
wurden für 33 072 Ü. 14 kr. abgeliefert, da aber keine Stücke bekannt sind, so
werden sie wohl die Jahreszahl 1 840 tragen, resp. mit den alten Stempeln geprägt sein.
Gulden, für 123 900 fl. 58 kr. geprägt.
170 Wie 167, von 1841.
Besitzer: H - J - V
'/« Gulden, für 62 462 fl. 17 kr. geprägt.
171 Wie 168, von 1841.
Besitzer: H - J - V
Beschrieben: 1854 NZ, S. 67, No. 134. 1869 Kat.
Schulthess-Reehberg No. .5169.
6 Kreuzer, für 32 075 fl. 49 kr. geprägt.
172 Wie 169, von 1841.
Besitzer: H - V
Beschrieben: 1854 NZ, S. 67, No. 135.
1854 NZ, S. 67, No. 136 und 137 werden noch 3 Kreuzer und 1 Kreuzer
in Kupfer von diesem Jahre angeführt.
Im Jahre 1841 wurden auf der Münze zu Wiesbaden 6 und 3 Kreuzer
für Hohenzollern-Siegmaringen geprägt und zwar:
6 Kreuzer für .... 10492 fl. 30 kr. und
3 „ „ . . . . o 4-0 „
1842 sollten geprägt werden (es ist aber nicht ersichtlich, ob es geschehen):
6 Kreuzer für '. 7000 fl.
3 . . 3000 „
Kupfer-Kreuzer für 2000 „
Für Oldenburg wurden geprägt:
2V2 Silbergroschen für . . . 1898 Thaler .
1 Silbergroschen für .... 2100 „ ^
1843. I
Auch in diesem Jahre führen die Akten für 31 360 fl. 26 kr. zwei Thaler-
Stücke als Rest von 1841 auf; sie dürften wohl auch die Jahreszahl 1840 tragen, ,
wenigstens sind mit der von 1842 keine bekannt geworden. J
1 Gulden, für 19 617 fl. 37 kr. geprägt. 1
173 Wie 167, von 1842.
Besitzer: H - J - V ' ;
Beschrieben: 1854 NZ, S. 67, No. 138. ;
163
'/a Gulden, für 15 537 H. geprägt.
174 Wie 168, von 1842.
Besitzer: H - J — V
Beschrieben: 1854 XZ, S. 67, Xo. 189.
1854 NZ, S. 67, No. 140 wird ein 6 Kreuzer-Stück von 1842 erwähnt;
die Akten führen keine Auspräge darin an und sind auch sonst keine bekannt.
3 Kreuzer, für 5600 fl. 15 kr. gepräijt. Gr. 17 mm, Gew. 1,26 g.
175 Hs. 0. b. HERZOGTHUM NASSAU Gekr. nass. Schild.
175 Rs. In einem Eichenkranze in 3 Zeilen:
5 i KREUZER 1842 |
Rand: gekerbt.
Besitzer: H
Beschrieben: 1854 NZ, S. 68, No. 141.
Kupfer-Kreuzer, für 7996 H 45 kr. i^eprägt. Gr. 21 mm, Gew. 3,44 g.
176 Hs. 0. b. HERZOGTHUM NASSAU Gekr. nass. Schild.
176 Rs. In einem Eichenkranze in 3 Zeilen:
EIN j KREUZER | 1842 |
Rand: glatt.
Besitzer: H — J
Beschrieben: 1854 NZ,S.68,Xo. 142. XeuraannXo. 10666.
1 Heller, für 756 fl. 15 kr. geprägt. Gr. 17 mm, Gew. 1,39 g.
177 Hs. 0. b. HERZOGTHUM NASSAU Gekr. nass. Schild.
177 Rs. In 3 Zeilen: 1 | HELLER 1842 |
Rand: gekerbt.
Besitzer: H — J
Beschrieben: 1854NZ,S. 68,No. 143. XeumannXo. 10669.
1843.
Unter: Wiesbaden 31. Janr. 1843 findet sich die Bemerkung i. d. Akten:
Auf Vorschlag der Königl. Bayerischen Regierung haben sämmtliche übrigen
Regierungen des süddeutschen Münzvereins sich damit einverstanden erkhirt,
für den Revers der in Folge der Convention vom 30. July 1838 künftig hin
auszuprägenden Vereins-Münze das Landeswappen anzuwenden und hierdurch
eine allgemeine Uebereinstimmung in der Form des Reverses dieser Münze
herbeizuführen.
Ferner: Wiesbaden, den 10. April 1843:
Seine Durchlaucht der Herzog wollen, dass auf dem Revers der 3^2 flstück,
welche für die diesseitige Rechnung auf der hiesigen Münze geschlagen werden,
das vollständige herzogliche Wappen im Mantel ausgeprägt werde etc.
1858 NZ, S. 53, zu No. 143 wird nach „Neueste Münzkunde, Leipzig,
Tab. LXXXVIII, No. 1"' ein 2 Thaler-Stück von 1843 angeführt, „aber ohne
Namen des Münzmeisters.* Sonst ist nichts davon bekannt.
164
Gulden, für 233 841 fl. 34 kr. geprü^'t.
178 Wie IGT, vou 1843.
Besitzer: H - J - V
Beschrieben: 1N54 NZ, S. 68, Nu. 144.
'/j Gulden, für 101568 fl. 22 kr. geprägt.
170 Wie 168, von 1843.
Besitzer: H - J - V
Besehrieben: 1854 NZ, S. 68, No. 145.
1H44.
2 Thaler, für til 110 H. 08 kr. geprägt.
180a Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf des
Herzogs r., im Ilalsabseh. ZOLLMANN
180a Us. Üben herum: 5'/, GULDEN VII EINE F • MARK
2 THALER; unten herum: ^ VEREINS MÜNZE
1844 * Auf ^ekr. Wappeumautel der 12 leidige,
mit 4t'eklii^em Mittelschilde und einem Herzschikle
'o
belegte gekr. nass. Schild.
Randschrift vertieft: CONVENTION VOM * 30 lULY *
1838 ■
Besitzer: H — J
Beschrieben: 1869 Kat. Schulthess-Rechberg No. 4170.
Wie 180a, aber der Namen des Stempelschneiders
fehlt im Halsabsch
Besitzer: H
Beschrieben: 1858 NZ, S. 53, zu No. 145, nach Mainzer
Terz. 478. 1883 C. Schwalbach No. 152. (?)
1 Gulden, für 93 366 fl. 46 kr. geprägt
181 Wie 167, von 1844.
Besitzer: H - V
V. Gulden, für ,58 483 fl. 46 kr geprägt.
182 Wie 168, von 1844.
Besitzer: H - J - V
6 Kreuzer, tür 73'j8 fl. Ui kr. geprägt.
183 Wie 16!J, von 1844.
Besitzer: H - J - V
3 Kreuzer, für 2817 fl. 50 kr. geprägt.
184 Wie 175, von 1844.
Besitzer: H
165
Kupfer- Kreuzer, für 3136 rt. 15 kr. geprägt.
185 Wie 176, von 1844.
Besitzer: H — J
Beschrieben: 1858 NZ, S. 53. Xeumann No. 10 667.
1845.
Nach den Akten sollen für 17 783 fl, 19 kr. 2 Thaler-Stücke geprägt
sein; es sind aber keine bekannt.
1 Gulden, für 138 249 tt. 36 kr. geprägt.
186 Wie 167, von 1845.
Besitzer: H - J - V
'/j Gulden, für 36 212 fl. geprägt.
187 Wie 168, von 1845.
Besitzer: H
3 B[reuzer
sind nach den Akten nicht geprägt.
188 Wie 175, von 1845.
Besitzer: H - J - V
1846.
2 Gulden, für 353 257 fl. 05 kr. geprägt. Gr. 36 mm, Gew. 21,05 g.
Die Konvention von München, 27. März 1845 bestimmte u. a., dass von
Nassau in den Jahren 1845 — 1847 für 528000 H. in 2 Gulden-Stücken auszu-
prägen sei; etwas mehr ist denn auch 1846 und 1847 geprägt worden.
189 U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Knpf des
Herzogs r., im Halsabsch. 0 • ZOLLMANN •
189 Rs. Oben herum: ZWEY GULDEN Auf einem Unter-
satze der von zwei gekr. Löwen gehaltene gekr.
nass. Schild. Darunter: 1846
Rand: gezähnt.
Besitzer: H — J - V
Beschrieben: 1858 NZ, S. 53. Neueste Münzkun<le, Leipzig
Tab. LXXXVIII, No. 3. 1883 C. Schwalbach No. 153.
Gulden, für 47 646 fl. 12 kr. geprägt.
190 Wie 167, von 1846.
Besitzer: H - J - V
Beschrieben: 1858 NZ, S. 53. Gallerie sämtlicher Münzen,
Quedlinburg T. LI, No. 242.
166
6 Kreuzer
sind in den Akten nicht erwähnt.
101 Wie 169, von 1846.
Besitzer: H
1H47.
2 Thaler
sind nach den Akten nicht geprägt; eine Maschinenprobe davon besitzt aber
Herr Polizeirat Höhn. Gr. 41 mm, Gew. 37,13 g.
192 Ha. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf des
Herzogs r., im Halsabsch. ZOLLMANN
192 Rs. In 3 Zeilen: MASCHIENEN PROBE 1847 |
Randschrift vertieft: CONVENTION VOM * 50 lULY *
18Ö8 *
1858 NZ, S. 53 führt nach ^Gallerie sämtlicher Münzen, Quedlinburg
Tab. LI, No. 240" ein 2 Thaler-Stück von diesem Jahre an; ebenso 1888
C. Schwalbach No. 151. Sonst kommt dasselbe nicht vor.
2 Gulden, für 176,562 H. 36 kr. geprägt.
193 Wie 189, von 1847.
Besitzer: H - J - V
Beschrieben: 1854 NZ, S. 68, No. 146. 1869 Kat. Schult-
hess-Rechberg Xo. 4171. 1883 C. Schwalbach No. 153.
Gulden, für 231381 ti. 40 kr. geprägt.
194 Wie 167, von 1847.
Besitzer: H - J - V
6 Kreuzer (die Akteu führen keine Auspräge davon an.)
195 Wie 169, von 1847.
Besitzer: H
3 Kreuzer, für 10 501 fl. 86 kr. geprägt.
196 Wie 175, von 1847.
Besitzer: H — J - V
1848.
6 Kreuzer, für 19 810 H. 02 kr. geprägt.
197 Wie 169, von 1848.
Besitzer: H — V
3 Kreuzer, für 27 038 ti. geprägt.
198 Wie 175, von 1848.
Besitzer: H - J - V
Beschrieben: 1858 NZ, S. 53. Gallerie sämtlicher Münzen,
Quedlinburg, T. LI, No. 245.
167
Kupfer- Kreuzer, für 4143 fl. 13 kr. geprägt.
199 Wie 139, von 1848.
Besitzer: H — J
184.
Zwei eioseitige Probeabschläge von Hs. u. Rs. der Stempel eines 2 Thaler-
Stückes, an dem die letzte Stelle der Jahreszahl noch nicht ausgefüllt ist, besitzt
Herr Polizeirat Hiihn. Die Zeichnung gleiclit den bis dahin gebräuchlichen
weniger als denjenigen, welche 1860 geprägt wurden.
200 Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf des
Herzogs 1., im Halsabsch. 0 • ZOLLMANN
200 Rs. Wie 180a, aber die Jahrzahl unvollendet 184
1854.
2 Thaler,
201 Wie 108b, von 1854.
Besitzer: H - J - V
Beschrieben: 1883 C. Schwalbach No. 152.
6 Kreuzer, für 19028 fl. 54 kr. geprägt.
3 „ „ 8927 , 45 „ .
Die 6 und 3 Kreuzer-Stücke vom Jahre 1854 waren nicht aufzufinden,
wohl aber vom Jahre 1855, in dem nach den Akten diese Sorten nicht ge-
prägt wurden.
Kupfer-Kreuzer, für 4561 fl. 11 kr. geprägt.
202 Wie 176, von 1854.
Besitzer: H
1855.
Gulden, für 188 074 fl. geprägt.
203 Wie 167, von 1855.
Besitzer: H — J
Erwähnt: 1869 Kat. Schulthess-Rechberg Xo. 4172.
In diesem Jahre wurde ein neuer Stempel zur Hs. geschnitten:
204 Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf des
Herzogs 1., im Halsabsch. Z
204 Rs. Lorbeerkranz, darin in 3 Zeilen:
1 I GULDEN 1855: |
Rand: gezähnt.
Besitzer: H — J — V
Erwähnt: 1869 Kat. Schulthess-Rechberg No. 4173.
168
6 Kreuzer (siehe bei 1S54.)
205 Wie lÖO, von 1855.
Besitzer: H — J V
3 Kreuzer (siehe bei 1854.)
206 Wie 175, von 1855.
Besitzer: H - J - V
Kupfer-Kreuzer,
207 Wie 176, von 1855.
Besitzer: H — J
1856.
Gulden, für 40 301 fl. geprägt.
208 Wie 204, von 1856.
Besitzer: H - J - V
Vi Gulden, für ].i6 349 fl. :}0 kr. geprägt.
209 Ils. U. l). ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf des
~ IIerzo2:.s I., im Hiilsahsoh. Z
209 Rs. Tmrljeerkranz, darin in 3 Zeilen :
~ GULDEN 1856
Rind: gezähnt.
Besitzer: H - J - V
Kupfer-Kreuzer, für r)943 fl geprägt.
210 - Wie 176, von 1856
Besitzer: H — J
1859.
In Wien war am 24. Janr. 1857 ein Münzvertrag unterzeichnet worden
der bestimmte, dass
a. im Königreiche Preusen mit Ausschluss der Hohenzollern'schen Lande,
in den Königreichen Sachsen und Hannover, im Kurfürstenthum
Hessen, im Grossherzogthum Sachsen, in den Herzogthümern Sachsen-
Altenburg, Sachsen-Gotha, Braunschweig, Oldenburg mit Birkenfeld,
Anhalt-Dessau, Cöthen und Anhalt-Bernberg, in dem Fürstenthume
Schwarzburg-Sondershausen und der Unterherrschaft des Fürstenthums
Schwarzburg-Rudolstadt, in den Fiirstenthümern Waldeck und Pyrmont,
Reuss ä. L. und Reuss j. L., Schaumburg-Lippe und Lippe:
der Dreissig- Thaler -Fuss;
b. im Kaiserthuuie Oesterreich, .sowie im Fürstenthume Liechtenstein:
der Fünf und vierzig -Gulden -Fuss;
169
c. in den Königreichen Bayern, Württember;^, in »leu Orossher/og-
thUniern Baden und Hessen, im Herzogrhume Saohsen-Meiningen, im
Fürstenthume Sachsen-Coburg, in den Huhenzullern'schen Ijanden
Preussens, im Herzogthume Nassau, in der Oberherrschaft des
Fürstenthums Schwarzburg-Rudulstadt, in der Landgrafschaft Hessen-
Ilüinburg und in der freien Stadt Frankfurt:
der zwei und fünfzig -und- einhalb -Guhien-Fuss
als Landesmünzfuss und Grundlage der gesetzlichen Landeswährung daselbst
angesehen und bezüglicli eingeführt werden.
Oesterreieh bleibt es ausnahmsweise vorbehalten, noch ferner sogenannte
„Levantiner Thaler" mit dem Bildnisse der Kaiserin Maria Theresia und mit
der Jahreszahl 1780 im damaligen Schrot und Korn als Handelsmünze aus-
zuprägen.
Zur Vermittlung und Erleichterung des gegenseitigen Verkehrs unter den
vertragenden Staaten sollen 2 unter den im Art. 2 gedachten Münzfüssen ent-
sprechende Hauptsilbermüuzen unter der Benennung Vereinsthaler ausgeprägt
werden, nämlich:
L das Ein-Vereinsthaler-Stück zu \'3o des Pfundes feinem Silbers mit
dem Werthe von bez. 1 Thlr. in Thalerwährung, 1 '/2 fl. öster-
reichischer Währung und P/4 fi. süddeutscher Währung;
2. das Zwei-Vereinsthaler-Stück zu '/«•'> des Pfundes feinen Silbers mit
dem Werthe von bez. 2 Thlr. in Thalerwährung, 3 fl. österreichischer
Währung und 3 '/2 fl. süddeutscher Währung.
Das Mischungsverhältniss der Vereinsmünzen wird auf 900 Tausendtheile
Silber und 100 Tausendtheile Kupfer festgesetzt. Es werden demnach 13 V»
doppelte, oder 27 ','2 einfache Vereinsthaler ein Pfund wiegen. Die Abweichung
im Mehr oder Weniger darf nicht mehr als 3 Tausendtheile, im Gewicht aber
bei den einzelnen Ein -Vereinsthaler- Stücken nicht mehr als 4 Tausendtheile
seines Gewichtes und bei dem einzelnen Zwei-Vereinsthaler-Stück nicht mehr
als 3 Tausendtheile seines Gewichtes betragen.
Der Durchmesser wird für das Ein-Vereinsthaler-Stück auf 33 mm, für das
Zwei-Vereinsthaler-Stück auf 41 mm festgesetzt; beide werden im Ringe und
mit einem glatten, mit vertiefter Schrift oder Verzierung versehenen Rande
geprägt werden.
In den Avers soll das Bildniss des Landesherrn aufgenommen werden.
Die Höhe der in Zwei-Vereinsthaler-Stücken auszuführenden Ausmüuzungen
bleibt dem Ermessen jedes einzelnen Staates überlassen.
Dagegen sollen an Ein-Vereinsthaler-Stücken:
1. in der Zeit von 1857 bis zum 31. December 1862 von jedem der
vertragenden Staaten mindestens 24 Stücke auf je 100 Seelen seiner
Bevölkerung,
2. in den folgenden Jahren vom 1. Januar 1863 an, innerhalb jedes-
maliger vier Jahre von jedem der vertragenden Staaten mindestens
16 Stücke auf je 100 Seelen seiner Bevölkerung ausgeprägt werden.
170
Scheidemünzen auszuprüjjen in Silber und Kupfer bleibt vorbehalten;
dieselbe darf im eigenen Lande niem;ils gegeu den ihr beigelegten Worth
heruntergesetzt werden.
Als Yereiushandelsniünzou werden in (iuld luuueu und halbe Kronen
ausgeprägt.
1859.
Thaler, für 87073 fl. s^eprä^t. (Ir. 33 lum, Gew. 18,48 g.
211 Hs. r. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf des
Herzogs 1., im Halsabsch. Z
211 Rs. r.b. EIN VEREINSTHALER Rosette XXX EIN
PFUND FEIN, unten 1859 Der gekr. nass. Schild
von 2 gekr. Löwen auf einem verzierten Unter-
satze gehalten.
Randschrift vertieft: MÜNZ VERTRAG VOM 24 lANUAR
1857 *
Besitzer: H — J - V
Beschrieben: 1883 C. Schwalbach No. 154. Weyl: Berliner
Münz-Blätter, S. 216, No. 72.
Kupfer-Kreuzer, für 13926 fl. 38 kr. i,'eprägt. Gr. 21 mm, Gew. 4,26 g.
212 Hs. Oben herum: HERZOGTHUM NASSAU Unten
herum: * SCHEIDEMÜNZE " Auf verziert. Unter-
satze der von 2 gekr. Löwen gehaltene gekr.
nass. Schild.
212 Rs. In einem Eichenkranze in 3 Zeilen:
1 I KREUZER 1859 |
Rand: glatt.
Besitzer: H - J - V
1 Pfennig, für 503 fl. 40 kr. geprägt. Gr. 18 mm, Gew. 1,25 g.
213 Hs. Oben herum: NASSAU Im Absch. in 2 Zeilen
SCHEIDE I MÜNZE j Auf einer Leiste der von
2 gekr. Löwen gehaltene gekr. nass. Schild.
213 Rs. In einem Eichenkranze in 3 Zeilen:
1 I PFENNIG i 1359 |
Rand: glatt.
Besitzer: H - J - V
2 Thaler. Or. 41 mm. Gew. 37,08 i,'.
214 Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf des
Herzogs I., im Halsabsch C ■ ZOLLMANN-
1
171
214 Rs. V. h. ZWtY VEREINSTHALER - XV EIN PFUND
FEIN iiiitcii 1860 Auf f,a'kr. W'appenmantel der
f;ekr. 12t'ol(lige Schild voa Nassau mit 4foldigem
Mittel- und oinom Horzsohilde.
Randschrift vertieft: MÜNZVERTRAG VOM 24 lANUAR
1857 *
Besitzer: H - J - V
Beschrieben: 1883 C. Schwalbach No. 155.
Thaler, für 447 058 fl. 30 kr. geprägt.
215 Wie 211, von 1860.
Besitzer: H — J
Beschrieben: 1869 Kat. Schulthess-Rechberg No. 4174.
1883 C. Schwalbach No. 154. Weyl: Berliner Münz-
Blätter, S. 216, No. 72, Annierk.
V2 Gulden, für 52 045 fl. geprägt.
216 Wie 168, von 1860.
Rand: nach „Schweizer Arf* gekerbt. Der 1859 ein-
getretene neue Münzmeister F. Korn verwandte dazu
noch die alten Stempel, den Rand kerbte er aber, wie
dies in der Schweiz, wo er vorher angestellt war,
gemacht wurde; dies entsprach aber nicht der Miinz-
konvenrion von 1857, deshalb wurde die Prägung bald
eingestellt und die Stücke eingezogen.'
Besitzer: H - J - V
217 Es wurden darauf wieder '/s Gulden wie 168 von
1860 geprägt.
Besitzer: H — J
Kupfer-Kreuzer, für 10 160 fl. 50 kr. geprägt.
218 Wie 212, von 1860.
Besitzer: H — J
1 Pfennig.
219 Wie 213, von 1860.
Besitzer: H ~ J
MUnzbesuch-Thaler (sollen nur :i Shick u'''P'"il.,'t soin.)
220 lls. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf des
Herzogs 1., im Ualsabsch. F-KORN
220 Rs. In 6 Zeilen: DEM EDLEN FÜRSTEN GEWID-
MET , BEI BESUCH SEINER MÜNZE ,
172
Rand: glatt.
Besitzer: H
Beschrieben: Weil, Berliner Münz-Blätter, S. 247, No. 72a.
Der Besuch des Herzogs in der Münze war beschlossen; der Münzmeister
hatte die Stempel geschnitten und probeweise die oben erwähnten 3 Stück Thaler
ausprägen lassen. Die weitere Ausprägung unterblieb, da der Besuch des
Herzogs nicht erfolgte. Die Stempel befinden sich auch in der Sammlung des
Herrn Polizeirat Höhn. Der Münzbesuch-Thaler wurde bei Hess in Frankfurt a. M.
auf der Auktion mit über 1100 M. bezahlt.
Silber-Kreuzer, für 11058 H. 30 kr. geprägt.
221 Hs. Oben herum: HERZOGTHUM NASSAU, unten
herum 'SCHEIDE MÜNZE ^ Gekr. nass. Schild.
221 " Rs. Eicheukranz. darin in 3 Zeilen:
1 ; KREUZER 1861 |
Rand: glatt.
Besitzer: H - J - V
Kupfer-Kreuzer, für 9607 tt 35 kr. geprägt.
222 Wie 212, von 1861.
Besitzer: H — J
• 1862.
• Kupfer-Kreuzer, für 10165 fl. geprägt.
223 Wie 212, von 1862.
Besitzer: H — J
1 Pfennig.
224 Wie 213, von 1862.
Besitzer: H — J
1863.
Thaler, für 253 989 fl. 45 kr. geprägt.
225 Hs U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf des
Herzogs 1., im Halsabsch. F • KORN
225 Rs. U. b. EIN VEREINSTHALER ' XXX EIN PFUND
FEIN, unten 1865 Gekr. nass. Schild, von 2 ge-
krönten Löwen auf einem verzierten Untersatze
gehalten.
Randschrift vertieft: MÜNZVERTRAG VOM 24 lANUAR
1857 *
Besitzer: H - J - V
173
Kupfer-Kreuzer, für 0597 fl 46 kr. pepräu't.
226 Wie 212, von 1863.
Besitzer: H — J
1864.
Thaler auf die 25jährige Regierung. 6162 Stück geprägt
227 Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf des
Herzogs I., mit Lorbeerkranz; im Ilalsabsch.
F. KORN
227 Ks. 0. b. ZUR FEIER 25 JAEHRIGER SEGENS-
REICHER REGIERUNG* In einem Eiclienkranze
in 3 Zeilen: DEN 21 AUGUST 1864
Randschrift vertieft: 'EIN GEDENKTHALER ' ^XXX EIN
PFUND FEIN*
Besitzer: H - J - V
Besehrieben: 1883 C. Schwalbach No. 157. Weyl:
Berliner Münz-Blätter, S. 118, Xo. 71 und S. 216,
No. 74.
Kupfer-Kreuzer, für 9510 fl. 48 kr. geprägt.
Sind nicht bekannt.
o. J.
Zwitter-Gulden. Gr. 30 mm, Gew. 10,26 g.
228 Hs. U. b. WILHELM HERZOG ZU NASSAU Kopf des
Herzogs Wilhelm r., im Halsabsch. Z
228 Rs. U.b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU
Kopf des Herzogs Adolph r., im Halsabsch. Z
Rand: gezähnt.
Besitzer: H
Medaillen.
Civil -Verdienstmedaille.
229 Hs. Kopf des Herzogs r., im Halsabsch. ZOLLMANN ■
Aussen herum Reif.
229 Rs. Ein aus Lorbeer- und Eichenzweig gel>iin<h'ner
Kranz; darin in 4 Zeilen: ADOLPH] HERZOG
ZU ] NASSAU Aussen herum Reif.
Rand: glatt.
Sie wurde an einem orange und blau gestreiften Bande im Knoptluch auf
der linken Seite der Brust getragen.
Besitzer: in Gold unbekannt.
„ „ Silber H Gr. 48 mm, Gew. 58,72 g.
174
Die Civil -Verdienstmedaille war schoQ von dem früheren Herzoge gestiftet.
Unterm 22. < >ctober 1839 wurde angeordnet, dass die noch vorrärhigen Medaillen
umgeprägt werden sollten; ,fs sollen S goldene und 12 silberne Medaillen,
wovon die Hälfte mit Henken zu versehen, mir dem Pn»Hl des Herzogs Adolph,
neu geprägt werden •*
26. Februar 1841. Am verwiehenen Samstag wurde der Stempel zu dieser
Metlaille gehärtet, wobei der Revers -Stempel zersprungen ist. Ein Versuch
diesen durch einen darübergepressten starken Ring von Stahl zusammen zu
halten wird in etwa 8 Tagen zu erkennen geben ob die davon zu prägenden
Exemplare brauchbar sind etc.
Schon am 24. Februar beeilt sich das MUuzamt 2 goldene und 3 silberne
Civil-Verdienstmedaillen in Kapseln zur BetTirderung des dringendsten Bedarfs
vorläufig einzuschicken. Sie sind über alle Erwartung schön ausgefallen und
werden gewiss den höchsten Beifall erhalten, den sie verdienen.
12. März 1841 werden 8 goldene und 12 silberne Medaillen abgeliefert
mit Kostenrechnung. Diese Kosteurechnung wird aber beanstandet. Der Münz-
meister verteidigt sich darauf; weil diese Verteidigung auf die Herstellung
der Medaillen Bezug nimmt, teile ich sie mit.
,Auf die beanstandete Kostenrechnung erlaubt sich der Oehorsamstunter-
zogene zu deren Erläuterung anzuführen, dass die Ausprägung der goldenen
Medaillen ungleich mehr Mühe verursacht, als die der silbernen, indem jene
Acht- bis Zehnmal in den Stempel gebracht werden müssen, bevor sie zur voll-
ständigen Ausprägung gelangen. Bei jedesmaliger Herausnahme aus demselben
müssen sie um zur fcdgenden Prägung die erforderliche Dehnbarkeit zu erlangen
ins Feuer gebracht, geglüht und gesotten werden, worauf alsdann die genaueste
Vorsicht anzuwenden ist um das Stück wieder in dieselbe Figur und Buch-
staben des Stempels wie zuvor einzulegen, indem solches bei der geringsten
Verschiebung unbrauchbar wird.
Für diese in das Künstlerische Fach einschlagenden Arbeiten würde nun
der Preis von 1 (Julden zu gering erscheinen. Bei dem zu 3 Gulden ein-
gesetzten Preise ist der Abgang an Gold, welcher, vormals besonders in An-
rechnung gebracht wurde, einbegriffen, welcher auf das Stück berechnet mehr
als einen Gulden ausmacht. Es würde also schon dieser Umstand die Recht-
fertigung des Ansatzes begründen.
Eine jede Münzarbeit erfordert zu ihrer Anfertigung einen Ueberschuss
an Metall dessen Gewicht zum öfteren dem der gelieferten Arbeit, im geringsten
Falle aber der Hälfte derselben srleichkommt.
Diese nach verfertigter Arbeit als Abfälle, (jder Schroten zurückbleibenden
Ueberschüsse, ktmnen bei dem Silber alsbald zu einer nachfolgenden Aus-
münzung verwendet werden. Wo aber keine Goldausmünzungen stattfinden,
müssen dieselben so lauge, bis wieder eine Bestellung an Münzen vorkommt
über Jahr und Tag aufgehoben bleiben, so, dass die Zinsen, der ein kleines
Kapital erfordernden Vorlage dafür den angesetzten Präglohn bald absorbiren.
Die silbernen Medaillen bedürfen, weil sie eine stärkere Metallmasse ent-
halten, zu ihrer Ausprägung einer so oftmaligen Wiederholung der vorgedachten
175
Operatiünoa nicht und kruinon (l(\s.sli;ilb moliroiitlioils in viorinal(>n :uisj;epr;igt
wenlon etc."
(Es wird nooli tTwähut, dass ein Cioklarheiter die Henkel später daran
gemacht liahe.)
Wiesbaden, 18. März 1S41. fgez.) C. F. Teichniann.
Melireremale sind Civil -Verdienstmedaillen geprägt worden mit demselben
Stempel, bis zum 8. Oktober 1854 der Miinzmeister Zi)llmann berichtet, da88
von der Civil-Verdieustmedaille mit dem Bildnis des Herzogs Wilhelm iler
Revers total zersprungen und unbrauchbar sei.
1H05
sind neue Stempel zu dieser Medaille geschnitten worden und am 14. Februar
25 Stück Medaillen in Silber abgeliefert.
230 Hs. Kopf des Herzogs 1., im Ilalsabsch. KORN Aussen
herum Reif.
230 Rs. Wie No. 229.
Rand: glatt. •
Besitzer: H Gr. 48 mm, Gew. 66,70 g.
Medaillen für den landwirtschaftlichen Verein.
Durch Ministerial-Erlass vom 9. Mai 1820, St. M. No. 745 ist die Prägung
von Medaillen zur Yerteilung als Preise für verdienstliche Leistungen von Land-
wirten bei der Generalversammlung und Preisverteilung genehmigt worden.
Bis 1864, wo neue Stempel gefertigt wurden, verteilte man folgende
Medaillen :
231 Hs. U. b. ADOLPH SOUVERAINER HERZOG ZU NASSAU
Kopf r., darunter ZOLLMANN • Auss. her. Keif.
231 Rs. Im Absch. in 3 Zeilen: LANDWIRTHSCH : VER-
EIN i IM ; HERZOGTH: NASSAU Ein Denk-
stein von Ähren und Wein uinraukt, davor eine
PHugschar. Aussen herum Reif.
Rand: glatt.
Diese Medaille besteht:
a in Gold, Besitzer sind nicht bekannt;
b in Silber, „ H - J Gr. 34 mm, Gew. 16,38 g.
232 Ferner wurde eine grössere Medaille in Silber
geprägt, deren Hs. dieser gleich, die
232 Rs. im Absch. in 3 Zeilen: LANDWIRTSCHAFTL :
VEREIN IM HERZOGTHUM NASSAU | bei
derselben Vorstellung wie die vorhergehenden, hat.
Rand: glatt.
Besitzer: H Gr. 48 mm. Gew. 59,70 g.
176
Rettung aus Lebensgefahr.
Am 13. Februar 1S43 vuUzog der Herzog die Stiftuugs-Urkunde und gab
zugleich Auftrag zum Prägen dieser Medaille. Der erste Revers-Stempel wurde
verworfen, weil die Buchstaben ungleich und die einzelnen Zeilen nicht auf
grader Linie standen (am 1!). Mai 1S43); schon am 29. Mai war ein anderer
Stempel fertig, der genügte und mit dem fürs Erste 36 Stück Medaillen, welche
107 tl. .')() kr. kosteten, geprägt wurden. Unterm 19. Juui 1848 wurden wieder
18 Stück bestellt und am 1. September 1848 abgeliefert; sie kosteten 51 fl. 30 kr.
Zuletzt wurden am 6. Dezember 1862 wieder 18 Stück bestellt.
233 Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf r. —
Aussen herum Reif.
233 Rs. In 4 Zeilen: FÜR RETTUNG ! AUS LEBENS-
GEFAHR Darunter verzierter Strich. Aussen
herum Reif.
Metall: Silber.
Rand: glatt.
Besitzer: H
234 > Später wurde zu dieser Medaille eine andere Hs.
geschnitten, welche den Kopf 1. zeigt, die gleiche
Umschrift hat, aber den Namen des Münzmeisters
KORN unter dem Kopfe trägt.
234 Rs. Wie No. 233.
Metall: Silber.
Rand: glatt.
Besitzer: H
1. nassauische Gewerbeausstellung in Wiesbaden 1846.
235 Hs. U. b. ERSTE NASSAUISCHE GEWERBE-AUSSTELL-
UNG Die sitzende Nassovia 1., mit einem Lorbeer-
kranze im Haare, hält in der Rechten einen Kranz
und stützt die Linke auf den nass. Löwens(diild.
Im Abschnitte in 3 Zeilen: ZU | WIESBADEN ,
1846 I Auf der Abschnittleiste: C- ZOLLMANN
235 Rs. In einem dicken Eichenkranze in 3 Zeilen:
DEM , GEWERB ^ ; FLEISSE ,
a Ist verfertigt in (iold.
b „ , Silber.
c „ „ Komposition, Bes.: H Gr. 42 mm. Gew. 23,80g.
d , „ Kupfer, Bes.: V - H - J Gr. 42 mm, Gew. 29,90g.
Das Sicherheitskomitee in Wiesbaden beabsichtigte im März 1848 zur
Erinnerung an die Ereignisse des 4. März eine Denkmünze auszugeben und
wünschte dieselbe in der hiesigen Münze prägen zu lassen. Das Ministerium
gab seine Einwilligung und ermächtigte den Münzmeister Z<;llmann zur Aus-
prägung. Medaillen darauf bezüglich sind nicht bekannt.
177
Eckemförder Medaillen.
Auf das am 5. April 1849 sfattgofundene glückliche Gefecht bei Eckern-
förde gegen die dänischen Kriegsschiffe, bei dem besonders die nassauische
Artillerie sich ausgezeichnet hatte, beschloss die Regierung, eine Medaille
prägen zulassen und forderte dazu von der Ständeversammlung des Herzogtums
unterm 15. Mai 1840:
für den Stempel 198 fl. — kr.
für 127 Medaillen mit Henkel in fein Silber ii 3 fl. 2 kr. . MSo „14
für 50 Ellen Medaillenband k 30 kr. per Elle .... 25 „ — ^
608 fl. 14 kr.
Die Versammlung erhob sich zustimmend bis auf 2 Mitglieder.
Die Medaille soll wie es im Generalbefehl vom 25. Juli 1849 heisst „an
sämtliche Individuen der herzoglichen Artillerie, welche an diesem denkwürdigen
Ereignis teilgenommen haben, verliehen werden.
Dieselbe wird aufder linken Brust mit der Kopfseite nach oben, zunächst hinter
der Verdienst- und Waterloo-Medaille an einem blaugewässerten Bande getragen.
Das Band ohne Medaille soll nicht getragen werden.
(gez.) Alefeld.
Generalmajor und Generalcommandant."
236 Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf r., im
Halsabsch. ZOLLMANN Aussen herum Reif.
236 Rs. Rechts b. MEINEN TAPFERN KANONIEREN
Fregatte r.; im Abschnitte in 3 Zeilen: ECKERN-
FÖRDE I 5 -APRIL 1849 | Aussen herum Reif.
Rand: glatt, oben Ose.
a In Silber: Besitzer H
b In Kupfer: „ H - J Gr. 30 mm, Gew. 15,50 g.
Ausser dieser von der Regierung ausgegangenen Medaille Hessen auch
Privatpersonen Medaillen auf dieses Ereignis prägen; bekannt wurden die
Folgenden:
In Silber.
237 Hs. Oben bogig: ECKERNFÖRDE Gefechtsdarstellung.
im Absch. das unrichtige Datum d 2 . Ap 1848
237 Rg. In 5 Zeilen : And: | an die | tapfern deutschen |
HELDEN I
Rand: glatt.
Besitzer: H
In Komposition.
238 Hs. Im Hintergrunde 1. die Strandbatterie, im Vorder-
grunde die beiden Schiff'e Christian VIII und
Gefion, von denen das eine vcm Pulverdampf
umgeben ist; im Abschnitt eine kleine Verzierung
und DRENTWETT-F-
\-2
178
233 Rs. t'. b. GROSSER SIEG DER DEUTSCHEN ÜBER
DIE DÄNEN BEI ECKERNFÖRDE- 1849 • ^
Im Felde der schwarz, rot, guldeu tiugirte Schild,
von Verzieruugeu umgeben.
Raud: glatt.
Besitzer: Präsident vun D ungern H
239 Hs. Strandbatterien, davor 4 Schiffe.
239 Rs. Oben herum: EROBERUNG d. D:K:S: Unten
herum: bei ECKERNFÖRDE
Im Felde in 4 Zeil.'u: CHR.VIII und GEFION
d. 5. Ap 49
Rand: glatt.
Besitzer: H
In Kupfer.
240 Hs. Die Bucht von EckernfJJrde ; im Hintergrunde
die Stadt mit der Nordbatterie, auf der eine
Fahne weht; rechts eine Batterie mit 4 Ge-
schützen. Davor die beiden dänischen Kriegs-
schiffe Christian VIII und Gefion, die in dem
Augenblick dargestellt, wo Christian Till infolge
der Pulverexplosion brennt und zu sinken beginnt;
Teile der Takelage und zwei Menschen fliegen
in der Luft; die Gefion hat sich ergeben und
von ihr weht die schwarz, rot, goldene Fahne.
Im Absch.: LÖWENSTEIN Aussen ein Reif.
240a Rs. O.b. * DEN TAPFEREN DEUTSCHEN KRIEGERN
GEWIDMET Im Felde in 10 Zeilen: ZERSTÖR-
UNG D- DAN -LINIENSCHIFFES CHRISTIAN
VIII UND EROBERUNG ] DER FREGATTE |
GEFION ECKERNFÖRDE 5- APRIL
1849 Aussen ein Reif.
Rand: glatt.
Besitzer: H — J Gr. 32 mm. Gew. 14,30 g.
b Dieselbe Medaille besteht in Komposition, dann hat sie im
Abschn.: LÖWENSTEIN F-
Besitzer: H
241 Ha. Ob. herum: VON DEN lUNGFRAUEN ECKERN-
FÖRDES
Im Absch.: KUPF(er). V(on). CHR^istian). VIII
Die Bucht von Eckernförde; auf der rechten
Seite der Münze die Südbatterie, auf der eine
schwarz, rot, goldene Fahne weht; das Ufer im
Yordergunde zeigt eine angeschweumite Tonne,
Nachtrag.
Seit der Herausgabe «ler „Erste Periode der nassauischen Münzen" im
Annalenbande XV sind iu Bayern Münzfunde gemacht worden, welche dicder
Zeit entstammen und die Kenntnis der früheren Landesmünzeu sehr erweitern.
Graf GerUich I. von Nassau, ein verschwenderischer Herr, musste 1344
von der Regierung abtreten: er starb VMl. Seine Söhne führten darauf die
Regierung gemeinsam, bis sie 1355 zur Teilung schritten, in der Adolf I.: Idstein,
Johann L: Weilburg und Ruprecht: Sonnenberg erhielten; Gerlach, der dritte
Sohn, war 1346 Erzbischof von Mainz geworden.
Graf Adolf I. zu Idstein, dem ^Yiesbaden gehörte, hatte nach der Teilung
viel mit Geldmangel zu schaffen, während sein Bruder Ruprecht zu Sounenberg,
der kinderlos, besser gestellt war. Hierüber geben folgende, im hiesigen Staats-
archiv befindli(die Urkunden, die kürzlich aufgefunden wurden, Auskunft. (Ich
teile dieselben auszugsweise mit.)
1360, Mai 18, Schultheiss und Schöffen zu Wiesbaden erklären, dass
sie nach dem vom Erzbischof Gorlach von Mainz vermitreiten Vergleich zwischen
dem Grafen Adolf und Ruprecht (seinen Brüdern) verpflichtet sind, dem letz-
teren jährlich zweimal 70 Pfund Heller zu zahlen.
1363, März 2. Gräfin Margareta von Nassau, Tochter von Graf Friedrieb
dem älreren, Burggrafen von Nürnberg, gestattet, dass ihr Gemahl (fraf .\d.jlf,
das ihr zum Wittum verschriebene Wiesbaden nebst Zubehör veq)fändet und
ihr hierfür die vom Reiche lehnnfhrigen Touruosen zu Gernsheim, Bacharach
und Lahnstein, unter Verpfändung der halben Burg und Stadt Idstein, sowie
des Schlosses Adolfseck, zur Sicherheit überweist.
1368, Juli 12. Graf Adolf von Nassau-Wiesbaden, seine Gemahlin Mar^^^^eta
und Graf Gerlach, ihr ältester Sohn geloben, wenn sie vom Grafen Ruprecht ihre
Stadt Wiesbaden einlösen, zugleich auch eine an den Mainzer Bürger Ulin Lerkruge
und dessen Genossen verpfändete Gülte von 200 Gulden einlösen zu wollen.
1369, Febr. 7. Die Stadt Frankfurt gestattet dem Grafen Ruprecht von
Nassau und dessen (jemahlin Anna, eine von ihnen verpfändete, auf die Stadt
Wiesbaden lautende Gülte von 100 Gulden für 1000 Gulden einzulösen.
1394, Juli 11. Erzbischof Konrad von Mainz vergleicht sich mit dem
Grafen Adolf IL von Nassau-Wiesbaden, welcher ihm für ein Darlehen von
8000 Gulden, unter Zustiiumung »einer Vettern, des Domherrn Grafen Johann
von Nassau -Wiesbaden zu Mainz und des (trafen Philipp von Weilburg, Burg
und Stadt Wiesbaden, sowie das halbe Dorf Mosbach verpfändet hat, über die
jährlich auf die Burg zu Wiesbaden zu verwendende Bausumme, sowie über
die Einlöse der i^anzen Pfandschaft.
12
184
1404. Januar 2. Graf Adolf von Nassau reilr mit seinem Vetter, Graf
Philipp von Xassau-Saarbrücken, die mit dem von der Anna, Gemahlin des ver-
storbenen Grafen Ruprecht an sie gefallenen Schlosse Sonnenberg auf sie ge-
kommenen Gülten zu Wiesbaden und Wehen. .Vdolf erhält die zu Wiesbaden,
da dieselben aber diejenigen zu Wehen an Wert übertreffen, beweist er dem Philipp
eine jährliche Rente von 79 Gulden 5 Grosehen aus der Lade zu Wiesbaden.
In Bayern sind nun Anfang der 80er Jahre Münzfunde gemacht worden,
welche nassauische Münzen dieser Zeit enthalten :
in Fetzelhofen bei Neustadt oder Hochstedt a. d. Aisch, mit F bezeichnet,
bei Hernau, H. „
bei Billenhausen, - * B. „ .
bei Volkershauaen, Vo. ,
Das Königl. Museum der Akademie in München und Herr Bezirksarzt
Dr. Fikentscher in Augsburg kauften diese Funde und hatte letzterer die Ge-
fälligkeit, die nassauischen Münzen teilweise an Herrn Polizeirat Höhn und
mich zu überlassen.
Die von den Herren Jul. und Alb. Erbstein in Dresden schon veröffent-
lichten Münzen des Grafen Ruprecht, welche in Sonnenberg geprägt sind, scheinen
,auch diesen Funden zu entstammen.
Die schon früher bekannten und beschriebenen Münzen dieser Grafen führe
ich jetzt noch mit an und gebe bei den neu hinzutretenden den Fundort an.
Bei der Münze von Ruprecht, welche in Wiesbaden geprägt ist, bemerke
ich. dass durch die oben unter 1.363 erwähnte Verpfändung von W^iesbaden,
Ruprcrlit das Recht hatte, da zu prägen.
Was das Vorkommen naasauischer Münzen so weit von ihrem Heimats-
orte Itcrnrti, so sei daran erinnert, dass die CJemuhliu des (irafen Adolf I. eine
Tochter des Burggrafen Friedrich von Nürnberg war und durch diese Verbindung
die Han'lelsbeziehungen mit dem reichen Augsburg, der Haupthandelsstadt Süd-
deutscfilauds, sicher gefordert wurden.
Adolf L, Graf von Nassau und Idstein, 1344, 1355—1370.
Pfennige.
Hs. Die Umschrift wird Adulfus com gelautet haben.
darum P. R.') Gekrönter Kopf.
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Nassauischer Löwe I.,
in Hhog. Einfassung.
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Amtsgerichtsrat Weber in Wetilar.
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179
oii-e Fahiio, Schitf^iplankcn und einen Tofon. Die
beiden dän. Schiffe sind darj^^estellt, Christian VIII
als l)is auf die Wasserlinie abgebranntes Wraek, das
starke Kaurhmassen entwickelt und dahinter die
GcHon, deren Vorderniastspitze fehlt und die die
schwarz, rot -,'(jldene Fahne aufgezogen hat.
241 Rs. Wie 240.
Rand: glatt, teilweise geöhrt.
Besitzer: H - J (iv. :j2 mm, Gew. 13,25 g.
242 Ha. Wie 242, aber ohne Seliriff.
242 Rs.O.b. "= V.D.LINIENSCHIFFE CHR . VIII ■ ECKERN-
FÖRDE 5. APR. 1849
a Im Felde ein Herz.
b ^ fl Viereck mit massig eingebogenen Seiten.
c „ „ Kleeblatt.
Rand: glatt.
Besitzer: 243a u. b. H b. u. c. Präsident v. Dungern.
1849 wurden auch Tapferkeitsmedaillen geprägt und dem Herzoge nach
Schleswig, wo er sich aufhielt, nachgeschickt.
243 Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf r., im
Halsabsch. G Z Aussen herum Reif.
243 Rs. Auf 6 gekreuzten Fahnen liegt ein Lorbeerkranz.
in dem in 2 Zeilen DER TAPFERKEIT steht.
Rand: glatt, oben Öse.
a In Gold. Besitzer nicht bekannt.
b „ Silber: Besitzer: H Gr. 34 mm, Gew. 31,80 g mit Band,
c „ Kupfer (wurde nicht verteilt.)
Medaille auf die Grundsteinlegung beim Bau der evangelischen Kirche
in Wiesbaden.
244 Hs. Kopf des Herzogs r., im Halsabsch. ZOLLMANN
Darum Reif.
244 Rs. In 15 Zeilen: IM NAMEN GOTTES UNTER
DER REGIERUNG HERZOGS ADOLF ZU
NASSAU NACH D- KIRCHENBRANDE DES 27
JULI 1850 WARD ZU DER EVANGL- HAUPT-
KIRCHE VON WIESBADEN WO ZU RISS
UND PLAN CARL BOOS ENTWARF UND
AUSFÜRT DER GRUNSTEIN GELEGT AM
22 SEPT ■ 185.", . DER HERR BAUE, SCHÜTZE,
SEGNE SEIN HAUS Darum Reif.
Rand: glatt.
Metall: Goldbronze.
Besitzer: H Gr. 47 mm. Gew. 50,85 g.
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Unterm 2. Nuvember 18öO stiftete Herzog AJulf voo Li[)pspringe aus
eine Medaille für Kunst und Wisseusohaft, die am gleichen Bande wie das
Verdienstkreuz getragen wurde.
245 Hs. Auf gewässertem guillochirtem Grunde 1 Malteser-
kreuz, dessen 8 Spitzen in Kugeln enden; darauf
liegt ein Medaillon, ilas im Felde ein gekröntes
ß zeigt, um das ein Reif gezogen, worin unten
VIR TUTE. und oben Lorbeerzweige angebracht
sind. Darum Reif.
245 Rs. In einem Lorbeerkranze in 5 Zeilen:
FÜR KUNST, 2.^ UND^-1>L9 | WISSEN-- |
SCHAFT j Darunter Verzierung. Darum Reif.
Rand: glatt mit Ohr.
a Metall: In Gold laut Verordnung.
b V n Silber „ „ Besitzer: H Gr. 3Ü mm,
Gew. 20,30 g.
Medaille auf die Biebricher Blumenausstellung 1861.
246 Hs. • Oben herum: BLUMEN AUSSTELLUNG Die
Biebricher Gewächshäuser. Im Absch. in 3 Zeilen:
BIEBRICH 1 APRIL 1861 |
246 Rs. O. b. 4* DER KUNST UND DEM FLEISSE IN
DER PFLANZEN-CULTUR Blumen u. Laubwerk.
Rand: glatt.
Metall: Silber.
Besitzer: H Gr. 40 ram. Gew. 35,00 g.
Medaille auf die nassauische Kunst- und Gewerbeausstellung 1863.
247 Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf r., da-
runter KORN Aussen herum Reif.
247 Rs. U. b. ALLGEMEINE NASSAUISCHE KUNST- UND
GEWERBEAUSSTELLUNG •:•:• In einem Kranze
von Eicheublättern in 5 Reihen : DEM VER-
DIENSTE I - I WIESBADEN 1863 |
Rand: glatt.
Metall: Bronze.
Besitzer: H - J Gr. 48 mm, Gew. 59,18 g.
Medaille auf die 25jährige Regierung 1864.
248 Hs. ü. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf 1. mit
Lorbeerkranz, darunter KORN Aus. iierum Reif.
248 Rs. In einem Eichenkranze in 6 Zeilen: ZUR | FEIER |
25JAEHR. REGfERUNG D • 21 AUG • | 1864 j
Aussen herum Reif.
Rand: j^latt.
Metall: Silber.
ßeditzer: H -- J - V (Jr. Aü mm, (iew. L'0,87 g.
Medaillen für den landwirtschaftlichen Verein.
Im Jahr 1864 wurden ueue Stempel angefertigt und am 21. Juni wird
berichtet, dass die Prägung der Medaillen für den landwirtschaftlichen Verein
beendet sei.
249 Hs. U. b. ADOLPH HERZOG ZU NASSAU Kopf r., da-
runter KORN; aussen herum Keif.
249 Rs. Oben herum in 2 Reihen: LANDWIRTHSCHAFT-
LICHER VEREIN IM HERZOGTHUM NASSAU |
An einer von Wein umrankten Siiule hängt ein ge-
krönter nass. Schild; an denselben lehnen Sensen
und Rechen; unten liegen gekreuzt 2 Garben; zur
rechten Seite eine Egge, sowie Ochs und Kuh
liegend, zur linken Seite ein PHug, ein stehender
Widder u. ein liegendes Schaf. Aus. herum Reif.
Rand: glatt.
a Metall: in Silber, Besitzer: H — J Gr. 49 mm. Gew. 58 g.
c „ „ Bronze, „ H - J „ 37 „ „ 27,35 g.
Medaille, sogenannte ,,Gtln8burger" von 1866.
Diese Medaille wurde nach dem Feldzuge an die nassauischen Truppen
verteilt.
250 Hs. ,P[ unter einer Krone, darunter in 2 Zeilen:
JULI U: AUGUST 1866- Darum Reif.
250 Rs. In 3 Reihen: NASSAU'S KRIEGERN verzierter
Stab. I Darum Reif.
Rand: glatt, mit Öse.
Metall: Bronze.
Besitzer: H — J Gr. 29 mm, Gew. 11,58 g.
Medaille des nasaauischen Vereins für vaterländische Arbeit und Bildung, o. J.
251 Hs. Oben herum: NASSAUISCHER -VEREIN Eine
flatternde Fahne zeigt einen Geldbeutel, woran
2 Ringe sind; an die Fahnenstange lehnen zwei
Büchsen und ein Pulverhorn; unten Blattwerk
und Schnörkel. Im Felde rechts zwei Reiter;
zur Linken ein Globus, vor dem ein aufgeschlagenes
Buch liegt, dahinter eine Leier zwischen Epheu-
blättern und Rauken.
182
251 Rs. Ob. herum: F- VATERLÄNDISCHE ARBEIT U-
BILDUNG- Auf einer verzierten Einfassung, in
der sich zwei gekreuzt liegende Berghämmer be-
finden, ein Berggüpel und dahinter ein Baum;
zur Hechten zwei gekreuzte Fruchtgarben mit
Sichel und Krug; zur Linken ein Ambos mit
Zirkel, Axt und Zweig.
Rand: glatt.
Metall: Silber.
Besitzer: Landrichter Dussel. Gr. 29 mm, Gew. 10,10 g.
Auf welche Veranlassung und zu welcher Zeit diese Medaille geprägt
worden ist, war nicht zu ermitteln.
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F. 14 0,20 II
F. 15 0,20 F
F. 15 0,20 \V
F. H 0,30 F
undeutlich F. F
F
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F
F
zw. R. u. P.R. Gekr. K(.pf B. 15 0,10 J
(Umaohr. rückläufig.)
, B. 15 0,10 H
(Umachr. rüokläutig.)
»
F. 1 5 0,20
H
Nasa. Löwe 1. F. 16 0,25
W
»
F. 14 0,25
Ti
•
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F. 14 0,20
(verwischt.)
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F. 14 0,20
F
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F. 15 0,25
F
»
F. 15 0,20
J
Heller mit verworrener Umschrift, wahrscheinlich von Wiesbaden.
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ohne Einf. Gekr. Kopf
F.
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innen R. Kopf darüber
3 Sterne ala Krone
F.
16
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J
ebenao.
F.
13
0,20
J
DBBA
innen P. R. verwischt
F.
14
0,25
F
hK
innen P.R. Gekr. Kopf
F.
15
0,20
F
(Doppell
B7^
achlag)
n 1) i> y>
F.
15
0,20
F
(Doppel
achlag)
Heller, in Idstein geprägt.
97 . Ä . ö D I a 1 ohne Einf. Gekr. Kopf 16 A. M. ')
98 DIGhlN , , 16 „
') A. M. bedeutet: Akademie Münohea.
188
Fundort
Gr.
Gew.
Bes.
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ohne Einf.
Oekr. K.
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ohne Einf.
Gekr. K
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P.R.
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(Die Schindeln
stehen nicht senkrecht.)
Heller mit
verworrener Umschrift,
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(ausgebrochen)
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F.
15
0,20
F
189
Fundort Or. Gew. Bes.
mm g
133 BSU innen R. Naas. Löwe 1. F. 15 0,20 F
134 10 10 „ , , F. 16 0,20 F
Graf Ruprecht zu Sonnenberg, 1355 — 1390.
Von dem Orafeu Ruprecht zu Sonnenberg waren mir früher nur 4 Münzen
bekannt; ich kann jetzt die folgenden aufFühren:
Goldgulden.
135a Hs. O.b.Hü P e K — T" OiOm&S Lilie.
b ,,ROPaR — T uomis
135 Rs. O.b. . S . lühTtn — aS.BÄTAm Schluss ein
kleiner nass. Löwe 1., mit den Schindeln. Im Felde der
stehende St. Johannes im härenen Mantel.
135a Besitzer: H Gr. 21. mm, Gew. 3,43 g.
b 1884 Kat. Garthe No. 7128.
Zweiseitige Pfennige.
a. mit Sonnenberg.
136 Hs. O.b.+ R P6RT darum R. Bärtiger Kopf mit einem Stücke
Gewand an der Brust.
137 , OPPaR darum R. Kopf mit Locken u. Gewand.
lOO y, öiflflflUJtTI»»
139 „ „ + R^v RT fl „ Der nass. Löwe 1. (Doppelschlag.)
140 „ Ohne Umschrift ^
136 R8.0.b OnanBG N.Löwel. 17 0,58 EM
137 „ „ SOn-bx. inn. R. „ 17 0,52 A. M.
138 , „ naB(?) . . „ 17 0,51 A.M.
139 , „ *S nanB . . Kopf. B. 17 0,40 H-F.
140 „ „ n S 0 n e n B G , , Bartloser Kopf
m.Hütch.WB. 17 0,41 E-H
b. mit Moneta "Wiflbaden (vergl. oben Urktinden).
141 Hs. RVPaR BS:o: e inn. R., N.Löwel.
142 ^ RV .JOS: Ose , „
143 „ R vö" Qu II öS , P.R., verwiBcht.
141 Rs.o.b. 'monacii n „ R.,Kopf. n 0,41 h
142 „ , .«iiGRöCil vISBiIi)en , „ , H. 17 0,44 H
143 , , onÖT VYI b d „ P.R.verw B. 15/16 0,20 J
c. mit Nassau.
144 Hb. O.b. ROPPQ zw. 2 R. Kopf m. Locken.
145 , , ♦ ROPIORT r, r
14t} ^ 0 Verwischt.
144 Rs.o.b.* SS inn R. NadS.Lüwel. A.M.
145 ^ Kopf. Beschr.: Wambolt. S. 1)57,
No. 2495; Mader VI, S. 207; Grote, Mst. III, S. 99,3.
146 „ ,, tRASS inn. R. Niws.Löwel. F. 17 0,44 K
Einseitige Heller.
146a nenB lon. R. Nass. Löwe 1. Vo. 14 U,25 J
b_ ■„.•) EB , , , Vo. 14 0,20 H
') .7.A A. Erbbiein ia Dresden.
190
147
14^
140
Zwischen
2P.R.
Graf Walram, 1370, 1386—1393.
Audi vou (iraf Wulrain 1370. allein 13SH, f 7. Xovember 1893^ »<ind
einige neue Münzen liekannt üfeworden; ich führe ülle an:
Goldgulden, in Idstein geprägt.
Hs. . \v Ä L R A m : a o . siies \ De .- li n s s a v
. . w r: L R Ä m ? a o s me s ? De % n a s s a v
. t w Ä L R Ä 31^ 3 a 0 M a s n Ä s s t: V I
Wsch. mit dem n;i8s. Löwen 1. in 6bog. Einfassung.
147—149 Rs. MOnHTA - dT6 e S I n zwischen 2 P. R.
St. Pauhis unter einem Portal; unten Wsch. mit dem nass. Löwen 1.
147 Besitzer: H Gr. 22 mm, Gew. 3,56 g.
148 Beschrieben: Mader VI, 39 abgebildet, S. 208. — Grote, Blätter
f. Münzfreunde III, S. 99, Xo. 1.
149 Beschrieben: 1872 Frankfurt: Kat. Heimbürge etc. No. 2206,
ti 70 — jetzt im Königl. Museum in Berlin.
Pfennige, in "Wiesbaden und Idstein geprägt.
JimVS°aOiPÖS zw. 2K Xas8. Löwe 1.
wjiLRiijnvs° oomes .
Rs. t na ä:w SBHDan
, oMone7Ä^06ianszain „
1.50 Besitzer: Akademie in München.
1.50
151
H3.
150
151
2
2
o
Kopf mit Locken.
Beschrieben: Berliner Zeitschr.
152
1.53
154
155
156
157
Nass. Löwe 1.
151 y, Museum in Berlin,
f. Xumismat. YII, S. 164.
Einseitige Heller.
wTfLRT^m vs a OMe s
t W IS innen R. „
' W r, r, r,
152 Beschr.: Mader VI, S. 209. - Grote, Bl. f. Münzfr. III, S. 99, No. 2.
153 F. Gr. It; mm. Gew. 0,20 g. H
154 , . 15 , , 0,20 „ J
l.')5
15H
16
15
lö
H
H
H
158
, 0,25 ,
. ■ 0,25 „
1-^7 , n lö . „ 0,20 ,
Von Graf Johann von der Ottonischen Linie zu Nassau-Dillenburg 1351 — 1416
hat Herr Polizeirat Höhn aus Belgien einen Goldgulden erhalten:
Hs. O.b. t I OhÄnaS : GOOiaS Da HASÄV im Sechspass
Schild mit dem nass. Löwen 1.
Rs.JPOneTÄ .Seieein St. Paulus in halber Figur,
uutiT dem Tabernakel schultert das Schwert: unter ihm in
der ITirisclirift ein Schild mit dem nass. Löwen 1.
Grösse 21 nini, Gow. 3.30 g. — Beschriel)en: R. Sorrur^: Bulletin
mensuol de numismatique et d'archeol., IL aunee, No. 1. .Tiiillet 1880.
191
Die vorst. beschriebenen Münzen vom Grafen Adolf I. sind bisher nicht bekannt;
sie treten in diesen Fundon in so vielen Stempelverschiedenheiteu auf, duss daraus
auf eine starke Ausprägun«^ in den Münzstätten Wiesbaden und Idstein zu dieser
Zeit geschlossen werden darf; das auf anderen Stücken vork<Jinniende Nassau
wage ich nicht recht als die Burg Nassau, das Stamnischloss des Geschlechtes, zu
bezeichnen, wenn auch der Name ganz dem von Idstein ähnlich angebracht ist.
Von Graf Ruprecht von Sonnenberg brachten diese Funde mehrere neue
Stempel; die von ihm bekannten ^[ünzen sind alle selten; man kannte nur solche,
welche Sonnenberg als Prägeort nannten, hier aber fanden sich Münzen mit
„Moneta Wisbaden." Wiesbaden gehörte dem Grafen Adolf, der eine "rössere
Familie hatte, während sein Bruder Ruprecht keine Kinder hatte und der andere
Bruder Gerlach Erzbischof von Mainz war. Adolf hatte eine Schuld an Ruprecht
und versetzte, verpfändete ihm deshalb seine Stadt Wiesbaden; durch den Versatz,
die Verpfändung, aber ist das Münzrecht zugleich an Graf Ruprecht gekommen.
Seine Gemahlin Anna überlebte dm, war aber vor dem 2. Januar 1404
verstorben, da die unter diesem Datum aufgeführte Urkunde über die Teilung
ihres Nachlasses handelt; ihr Todestag ist nicht bestimmt; die frühere Angabe,
sie sei am 21. Januar 1404 gestorben, muss also eine unrichtige sein.
Eine Ausübung des Münzrechtes auf Grund des Pfandrechtes ist mir sonst
nicht bekannt und wäre es sehr erwünscht, wenn weitere Beispiele dieser Art
veröffentlicht würden.
Herr P. Joseph hat im 18. Annalenbande, S. 196 den Münzmeister zu
Wiesbaden aus einer Schuldverschreibung vom: 1368 März 29 bekannt gemacht:
es war Heincze von Craczawe (wahrscheinlich Kreuzau, Pfarrdorf bei Düren,
Reg.-Bez. Aachen), der also von den angeführten Münzen geprägt haben dürfte.
Leider sind dieselben alle schlecht ausgeprägt resp. erhalten und sind auf den
meisten nur einzelne Buchstaben zu erkennen; es hat sehr schwer "ehalten
dieselben mitzuteilen. Herrn Dr. Fikentscher aber herzlichen Dank dafür, dass
er diese seltenen Stücke wieder in ihre Vaterstadt zurückgeführt hat.
Als fernere Nachträge erwähne ich:
Vi Batzen von Graf Johann Ludwig zu Nassau-Idatein und Wiesbaden
1568-1596.
* 10 . LVD : C . A . NAS SA • D • L WIS • E • ITZ
* IW ..
• L Y*** ••• •■
Bei beiden Wsch. mit d. nass. Löwen 1.; zu d. Seiten: zu 3
9-1, zu 6 9-Z
Rs. * RVDOL . Z • IMP . AVG • P • F • DEC Reichsapfel, darin Z
.. * ~ . — .— .—.—. — .— ^ ^ Z
Bes.: zu 3: R. Hauch in Frankfurt a. M., zu 6: J
'/•i Batzen von Graf Albert zu Nassau-Weilburg und Saarbrücken
1559-1593.
Zu 32: a S. 150 Hs. ° ALB • C • A • NAS • SA ■ E • SARW Di- LAR
„ 32: b „ 150 „ - .-•-• - -SAR . - .-.--LAH
Bei beid. Wsch. m. d. nass. Löwen 1.; zu d. Seiten: 8 — 8
Zu
3
S.
147
Hs.
n
6
Zu
147
3
6
n
192
Zu 32: a Rs. RVDOL • Z • IMP • AVG • P • F ■ DEC
„ 32:b , " - .-.-.- .— . - °
Bei beiden gekr. Reichsadler mit Reichsapfel, worin
Z, auf der Brust.
Be3.: zu 32a: Saarbrücker Museum, zu 32b: J
Diese ','2 Batzen waren nach einer Münzverordnung Kaiser Ferdinand I.
vom Jahre 1350 Reichsmünzen; sie galten 2 Kreuzer und jeder war verpflichtet,
bei Zahlungen davon bis 25 Gulden anzunehmen; sie wurden von Graf Albert
nur in den Jahren 1588 und 1589 geprägt; die Vj Batzen mit dem Reichs-
apfel und darin der Wertzahl Z waren dagegen Landmüuzen und wurden viel
schlechter ausgeprägt.
Zu 32: c S. 150Hs. * ALB- C- ANAS SAR SARW • D- I • LAH
„ 45: a „ 150 „ * - •-•-. - SAR- - ---.L-AH
62: a , 151 , * - •-■-•NS SAR- - • - •-• T AH
Bei allen drei: Wsch. mit d. nass. Löwen 1.; zu den
Seiten: bei 32c 8-8, bei 45a 9-0, bei 62a 9-1
Diese 3 haben gleiche Rs. ^RVDOL- Z • IMP • AVG • P • F • DEC Reichsapfel,
darin Z Bes.: J
Die Stempel zu der Medaille 149, S. 169 von Fürst Karl 1753 — 1788
befiuden sich im herzoglichen Archiv zu Weilburg. (Mitteilung des Herrn Hauch
in Frankfurt a. M.)
Vor Xo. 187, S. 175: Der Katalog der Sammlungen Heimburge und
Wellens, welche in Frankfurt a. M. 7. Oktober 1872 und folgende Tage ver-
ateio-ert wurden, führt noch ein goldenes Porträtmedaillon auf die Yermählung
von Fürst Heinrich von Nassau-Dillenburg mit Dorothea Elisabeth, Tochter des
Herzogs Georg HI. von Liegnitz auf, wie folgt:
Hs. HEINRIC . D . G • PR • NASS • C(omes) • C(attimeliboci) • V(iandae) • E(t) •
D(eciae) • D(üminus) • Fn) • B(eilstein). Geharnischtes, sehr erhabenes
Brustbild nach links mit langem Haar, am Arm DV-F-1663. (D. Vogt,
Stempelschneider, arbeitete für Liegnitz.)
Rs. DOROTH^ea) • ELISAB(eta) • D(ei) • G(ratia) • DUC(issa) • LIGN(icen8i8)
• & BRIGENS(is) . Reichgeschm. Brustbild der Fürstin n. rechts.
5'/j Dukaten. Feine Arbeit u. treffl. erh. Original.
Die Medaille wurde zu 120 fl. zugeschlagen.
Zu No. 24, S. 192 der Mainz, Hessen-Darmstadt, Nassau-Saarbrücken u. Frank-
furter (jemeinschaffsmünzen:
Hs. /EMEINTZ . HES • NAS • FRANC • c/*
193
Medaille auf J. G. Hagelgans.
Abgebildet auf Tat". VI IT.
Archivrat Jüh. Geori^ Haj^elii^aus wurde am 30. <.)ktt)bor 1687 (sein Testament
sagt 9. November) zu Lauterbach geboren; sein Vater war freih. Rieflesel'scher
Hospitalverwalter; er studierte Tlieologie und war 1729 Legationsekretär in
Frankfurt. Am 1. September 1729 wurde er als Arehivrat in nassau-usingische
Dienste berufen, Landoberschultheiss- und Polizeiamtsfunktionen waren ihm bis
1732 übertragen, von da hatte er die "Vermessung der Grenzen zwisciieu fürstl.
Qassau-saarbrüoken'schem und gemeinschaftlichem Amte Kamberg zu besorgen.
Die Titel seiner Arbeiten, soweit sie mir bekannt geworden, folgen unten.
Hagelgans geriet in Idstein bald in grosse Zerwürfnisse mit dem Amtmann
Vogt. Kleinstädtische Fraubasereien, Mägdegeschichten u. s. w. scheinen die Ur-
sachen dieser Haupt- und Staatsaktion gewesen zu sein. Für Frau Amtmann Vogt
und Frau Hagelgans traten ihre Männer ritterlich in die Schranken und ganz
Idstein wird auf das Tiefste erregt. Da die ganze übrige Gesellschaft auf
Seiten des vielvermögenden Amtmanns steht, branden die Wellen des Frosch-
teiches um den Felsen im Sturm Ilagelgans. Nur Generalsuperintendent Lange
steht kühl über den Parteien, Stadtpfarrer Ostertey jedoch auf Seiten des Amt-
manns. Lange macht den Vorschlag die Rechnung beider streitenden Parteien
zu liquidieren unter Anwendung des Grundsatzes, dass die Ehemänner für die
Schulden, welche ihre Weiber mit ihrem Wissen gemacht, aufzukommen hätten;
dann würden sich Einnahme und Ausgabe vergleichen. — Hagelgans bringt in
seinen Eingaben kontra Vogt bis zu 49 Klagepunkte vor, — der Amtssekretär
soll die Untersuchung führen, Hagelgans verwirft denselben als parteiisch u. s. w.
Die Katzbalgereien beginnen 1734 und sind 1746 noch nicht beendigt.
Eine Episode in dieser Batromachia war die Kalendergeschichte des Jahres
1738. Buchdrucker Lyce gab einen Kalender in 15 000 Exemplaren heraus,
betitelt ^Der deutsche Michel." Statt des schadhaften Holzstockes verfertigte
Hagelgans einen neuen und als nun zu allerletzt in Idstein der neue Kalender ver-
breitet wurde, erkannte man die Feinde des Hagclgans klatschend zusammen-
stehend, ihn selbst aber sah man als den deutscheu Michel klagend sich gegen seine
Feinde wenden und auf das Feuer zeigend, welches vom Himmel über das neue
Sodom und Gomorrha fiel. Den Türmen und dem Weiher nach hatte letzteres
eine verzweifelte Ähnlichkeit mit Idstein. Drob neues Gezeter, der Holzstock
wurde vernichtet und Hagelgans unter Censur gestellt.
Dann Streitigkeiten wegen des heiligen Abendmahls. Hagelgans erklärte,
dass er unmöglich mit einer Sippschaft, wie sie in Idstein zu finden sei, das
heilige Mahl gemessen könne. Er will in Idstein überhaupt nur als ein Fremder
betrachtet sein und scheint wirklich vom Genüsse des heiligen Mahles ausge-
schlossen worden zu sein. In einer 1745 erschienenen Klageschrift sagt er,
dass ihm Wasser und Weide abgeschnitten sei, und er keine Magd mehr be-
halten könne (ob nicht daran seine bitterböse Frau Mitschuld trug?) und ver-
langt deshalb, dass das Konsistorium eine Ansprache von der Kanzel verlesen
13
19-i
Hesse, wonach niemand einem andern seine Mai^d u. s. w. abspannen, abdingen
dürfe, sonst werde er eine Predigt darüber im Druck ers«'heiuen lassen.
Mit seiner zweiten Verheiratung scheinen diese Streitigkeiten aufgehört
zu haben.
Hagelgans starb wahrscheinlich am 12. Februar 1762; am 10. März
desselben Jahres wurde sein Nachfolger ernannt. Sein Testament betiudet sich
im Archiv in Wiesbaden. Zu Idstein wurde er beerdigt; sein Leichenstein
hatte die Inschrift:
CONDITA
HIC
QUIESCUNT
OSSA ET CINERES
10. GEORG
HAGELGANS
LAUTERBACO BUCHOVÜ
CONSILIAR ET ARCHIVAR-
NASSOVIO USING.
ANNO MDCCLXll
Hagelgans hat einen Stammbaum der fürstlich nassauischen Familie ge-
zeichnet, der im Archive hier aufbewahrt wird und zwischen seinem Bildnisse
und dem seiner ersten, sehr schönen (und bösen) Frau hängt.
Von seinen Schriften habe ich folgende Titel gefunden;
Einsiedler vom Karmel, Frankfurt 1731, 8, zu welchem Lange (General-
superiutendent) die Vorrede schrieb.
Allgemeiner [ Tugend- und Ileldenspiegel, | darinnen die merkwürdigste
Begebenheiten ueber allen Völckern auf Erden und die Thaten ihrer Regenten
nebst denen daher rührenden Veränderungen | im weltlichen Regiment j
Historisch, Politisch und Moralisch beschrieben werden. Frankfurt am
Mayn 1722.
Katechet. Bibel d. h. der ganze Katechism. in bibl. Spr. 8. (Fleischer-
Leipzig 1711.)
Architectura cosmica od. Vorstellung d. "NVelrgebäudes 2 Th. m. Kupf. 8. fF.
Ebend. 1736—1744.
Orbislitteratusacademic. GermanicoEuropaeus c. fig. fol. Lips. Gleditsch 1737.
Be3chreil)ung in der archit. cosm. angegebenen zweif. Weltkugel 8.
Ebend. 1738.
Geheimnissvolle Himmelskugel. 8. Ebend. 1739.
Höllisches Spinnrad etc. m. K. 8. ff. Ebend. 1740.
Allgem. Welt Chronika od. Zeit-Rechnung, welche in d. Chronologia und
Heraldica sacra gegründet ist etc. Mit Tabell und Figur. 2 Thl. ff. Leipzig
1751/52.
Nass. Geschlechtstafel d. Walram'schen Stammes m. K. fol. Ebend. 1754.
Ausserdem hat er noch Gebetbücher uii.l über die Offenbarung Johannis
geschrieben.
I
195
Herr Polizeirat Ilühn hier erwarb iu cliesem Jahre eine auf Ilagelgans
geprägte Medaille:
Hs. Der stehende Prophet Daniel r. (das Profil trägt nar-h dem Ölgemälde
im Staatsarchive in Wiesbaden die Züge von Hagelgans) gibt dem
Drachen die verderblichen Pechkugeln zu fressen. (Cfr. Hb. „Vom
Drachen zu Babel." ^Der rreorgsrittor," als welchen sich Ilagelgans
gern aufspielte.) Mit der linken Hand weist er auf das am Himmel
sichtbare Sternbild des Orion. Zu seinen Seiten schreiten ein Löwe
und ein Lamm. Im Hintergrunde rechts die aufgehende Sonne, von
deren Strahlen das links sichtbare Babylon in einor durch Bäume
dargestellten Landschaft liegt; auf einem Thore steht ein geharnischter
mit einem Speere bewaffneter Verteidiger. Hierüber im Bogen,
anfangs noch durch die Strahlen der Sonne bedeckt: Sl DEVS
PRO NOBIS QVIS CONTRA NOS; über dem Abschnitte in der Ecke
links CE (Oechslein, Nürnberger Medailleur.) Im Absch. in 5 Zeilen:
CONSERVATORI SVPREMO
GRATES HABET ter IVBILANS
10. GEORG HAGELGANS a L.
soDaLIs In CertaMIne
ET VICtorIa.
(Dem obersten Erhalter dankt der dreimal jubilierende Johann
Georg Hagelgans von Lauterbach dem Genossen in Kampf und Sieg.)
Die grossen Buchstaben ergeben die Jahreszahl 1760.
Rs. Über einem strahlenden Dreiecke sieben Sonnen, darin ein gekröntes
Kreuz, dessen Ecken und Winkel mit 12 Sternen besteckt sind
und das die drei Buchstaben IGH (Johann Georg Hagelgans) auf dem
Querbalken und a C (nicht zu enträtseln) im unteren Längsbalken
zeigt. Unten zu Seiten des Kreuzes AMICVS - DEI • (Freund Gottes.)
— Das Kreuz ruht auf zwei gekreuzten Palmzweigen.
Unter dem strahlenden Dreiecke auf goldtingirtem Grunde eine von
einem Bande umfasste Erdkugel; das Band hat die Inschrift INIMICVS
(Feind), unter demselben MUNDI • (der Welt.) Auf dem goldenen
Grunde um die Kugeln flattern sechs Nachtvögel, von denen wenigstens
zwei als Eulen zu erkennen sind.
Rand: glatt. Gr. 3.5 mm, Gew. 14,53 g, Silber.
Wer bei dieser Medaille unter dem Drachen zu verstehen ist, bemerkt
Herr Pfarrer Dörr, ob seine eigene Frau oder Frau Vogt oder Ostertay ist
schwer zu unterscheiden, da Konterfeien dieser würdigen Damen mir nicht zur
Hand sind und eine Vergleichung deshalb nicht möglich. Aus innern Gründen
möchte ich auf Frau Amtmann Vogt rautmassen. — Sollten die Punkte auf
dem Avers der Münze Hagel bedeuten?
Herr Dekan Cuntz bemerkt noch: *
Das Sternbild des Orion geht unter (zur Winterszeit), wenn die Aurora
sich erhebt. Hat er (Hagelgans) mit dem gewaltigen Heros Orion sich selbst
13*
196
vergleichen wollen, der nun bald als „ter jubilans" der , Aurora" in den Sohooss
sinkt? Zu solchen Sterbegedanken würde die Rückseite der Denkmünze inso-
fern passen, als das Kreuz mit der Namensinschrift I G H wohl als Grabkreuz
aufzufassen ist und er sich der Nachwelt durch solches Grabdenkmal als amicus
Dei, inimicus mundi bezeichnen mochte.
Das „inimicus mundi'' dürfte bei Hagelgans denselben Sinn haben wie bei
Yalerius Ilerberger das
„Yalet will ich Dir geben,
Du arge böse Welt etc."
Bei der Versteigerung des Nachlasses der zweiten Frau von Ilagelgans
am 19. Juli 1798 kauft sein Nachfolger Herr Hofkeller v. St. George 1 Schau-
stück in Grösse eines 18 Bätzners zu 1 fl. 14 kr., wahrscheinlich vorstehende
Medaille.
Den Stoff zu vorstehender Mitteilung verdanke ich der Freundlichkeit der
Herren: Polizeirat Höhn, Archivrat Dr. Sauer, Pfarrer Dörr und Dekan
Cuntz, denen bestens dafür danke. J- I-
Die schlesische Armee in Nassau
vom Anfang November 1813 bis zum 1. Januar 1811.
Von
Dr. W, Sauer^
Köiiigl. Archivrat uad Staatsarcbirar zu Wiesbaden.
I. Die französische Armee vom 30. Oktober bis 9. November 1813.
Am 30, Oktober 1813 achlug Napoleon, mit dem etwa 70U00 Maun
starken Reste seiner Truppen in eiliger Flucht den Rhein zu erreichen suchend,
bei Hanau die letzte grosse Schlacht auf deutschem Boden. Ihn dort aV)zufangen,
war nicht gelungen, aber dennoch waren die Früchte der für beide Teile
blutigen Schlacht nicht gering. In dem Verzweiflungskampfe bei Hanau wurde
die französische Armee zerschmettert, aufgelöst; zu fernerem Widerstände in
offener Feldschlacht nicht mehr fähig, suchten die Trümmer derselben Mainz
in wilder Flucht zu erreichen, in allen Ortschaften das Mitleid der Bewohner
erregend.
Den fliehenden Franzosen folgte die alliierte Armee; zunächst jene
bayerischen und österreichischen Corps, welche bei Hanau den Franzosen gegen-
über gestanden hatten, dann kaum einen Tag später die Hauptmacht der Alliierten
selbst unter dem Oberkommando des Fürsten Schwarzenberg.
Noch ehe der Kampf bei Hanau begonnen, war das Gerücht bis an den
Rhein vorgedrungen, dass der gewaltige Schlachtenkaiser bei Leipzig von seinem
Glücke verlassen sei. Vorsichtig, furchtsam und mit gemischten Gefühlen wur-
den diese Gerüchte weitergetragen, offen auszusprechen wagte dieselben kaum
jemand. Was das zum Rheinbunde gehörige Herzogtum Nassau betrifft, so
war dasselbe von französischen Truppen besetzt, deren Kommandeur Marschall
Kellermann von Mainz aus eine Art von Aufsicht über die Haltung des Landes
führte und viel in Wiesbaden und Frankfurt verkehrte. Der endliche Ausgang
des Kampfes war immer ungewiss; des Korsen wilden Grimm fürchteten Fürsten,
Regierung und Volk,
Die ersten Meldungen von der Wendung der Dinge scheint die Regierung
zu Weilburg erhalten zu haben. Am 26. Oktober berichtete der Amtmann
Müller zu Atzbach, dass nach umlaufenden Gerüchten Napoleon am 'JO. wiederum
total geschlagen sei; die Österreicher und Bayern sollten bei Miltenberg und
Wertheim streifen und würden täglich in Frankfurt erwartet; bei Giessen und
Grünberg läge ein starkes Corps Franzosen. Am 27. Oktober berichtet derselbe,
198
dass man nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr starke Kanonade in der Richtung
von Hanau oder Fulda gehört habe; am *JS., dass die Franzosen, 40 000 Mann
stark, bei Alsfeld lagerten, Preussen und Russen bereits am 26. in Hersfeld
eingerückt seien.
Gerüchte ähnlicher Art, vielleicht auch zuverlässige Nachrichten, werden
in denselben Tagen das herzogliche ^^liuisterium in Wiesbaden in den Stand
gesetzt haben, den wahrscheinlichen Gang der Ereignisse zu übersehen. Am
27. (Oktober erging deshalb eine Verfügung") an die Amter des Inhalts, dass
das Kriegstheater den Grenzen des Herzogtums näher rücke und dass starke
Truppendurchmärsche zu erwarten seien; die Einwohner sollten sich deshalb
einrichten, für die ersten Bedürfnisse der Truppen Lebensmittel und Branntwein
bereit zu halten. Eine weitere Verfügung des Ministeriums vom folgenden
Tage zeichnet die Situation schon klarer, hier ist schon von der Erwartung die
Rede, dass in den nächsten Tagen französische Truppen teils bewaffnet und
durch Offiziere gehörig befehligt, teils aber unbewaffnet und einzeln (!) durch
das Land ziehen würden; es sei nicht zu bezweifeln, dass jene durch Offiziere
befehligten Truppen in guter Ordnung marschieren und Mauneszucht halten
würden; aber es könne auch der Fall sein, dass diese nicht gehörig instradiert
seien (!), weshalb die herzoglichen Behörden dieselben mit Marschroute versehen
und, ilem Befehle des Marschalls Kellermann entsprechend, auf die Landstrasse
nach Coblenz weisen sollen, weil Mainz des Abends gesperrt würde und deshalb
kein geeigneter Ubergangspunkt sei. Da wir dieses Reskript wohl auf die
unmittelbare Einwirkung Kellermanus- zurückführen können, ist es zweifellos,
dass derselbe von der Sachlage gut unterrichtet und rechtzeitig bemüht war,
der fliehenden Hauptarmee — denn jene Verordnung bezieht sich nur auf die
durch die Leipziger Schlacht versprengten Haufen von Flüchtlingen — die Strasse
auf Mainz frei zu halten. Doch werden die herzogli(;hen Amter nur wenig in die
Lage gekommen sein, die fliehenden Haufen nach Kellermanns Befehl auf Coblenz
zu dirigieren, da die Ereignisse selbst eine andere Wendung herbeiführten.
An den nächstfolgenden Tagen, am 30. und 3L Oktober 1813, wurde die
Schlacht bei Hanau geschlagen; an den nächsten Tagen führte das Kriegs-
geachick die französische Armee, richtiger Tausende und aber Tausende elender,
wund- und nervenfieberkranker, erbarmungswürdiger Menschen durch das
Herzogtum. Der Durchmarsch der, wenn auch nicht mehr in geordneten, so doch
noch in ziemlich kompakten Massen fliehenden Truppen erfolgte über Frankfurt
auf der grossen, dem Main folgenden Strasse, und zwar in einem fortschreitend
beschleunigten Tempo, da mit dem Aufgebot der letzten Kraft die Hauptstrasse
und jeder nach Wiesbaden und Mainz führende Seitenweg benutzt wurde, um
den hart nachsetzenden österreichischen Husaren und den Kosaken zu entgehen.
Die Hauptmasse der Truppen marschierte über Höchst, der grossen Strasse
folgend, nach Mainz. (Jbwuhl diese Kolonnen aus den verschiedensten Truppen-
gattungen bunt zusammengewürfelt waren, scheint doch bei denselben wenigstens
') Allgemeine Vornoliriften über das Verhalten hei etwaiger Annäherung des Kriega-
schftuplatzes. Extrabeilage zum Verordnungablatt Xo. 16 d. J. 1813.
199
in den ersten Tagen die militärische Disziplin noch einigermassen vorhanden
gewesen zu sein, wozu vielleicht die Anwesenheit Napoleons, der auf seiner
Flucht nach Mainz') durch diese Truppen fuhr, einiges beigetragen hat. Aber
schon bald riss auch hier jede Ordnung, die Soldaten verwandelten sich in
Excessc suchende Ivaulter.
liei dieser Flucht litten am meisten die nächstbeteiligten Ämter Höchst
Wallau und Ilochheim, dann auch Idstein und Wiesbaden. Über die Ereignisse
in Hr.chst liegt ein ausführlicher Bericht des Amtmanns Ilofgerichtsrats Lamboy
vor; da dieser Bericht bereits in grösserem Auszuge bekannt "-emacht ist')
kann von einer Wiederholung desselben abgesehen werden. Nicht ganz genau
jedoch sind die bisherigen Angaben über die von den Franzosen bei dem Über-
gänge über die Nied benutzten Brücken. Die Brücke über die Xied hatte der
General Preval am 29. Oktober zerstören lassen; in der Nacht vom 31. Oktober
auf den 1. November wurde sie auf Napoleons Befehl hergestellt und aus-
schliesslich für die Kavallerie und Artillerie bestimmt, während für die Infanterie
zwei Notbrücken an der Wörthspitze bei dem Bolongaro'schen Hause her"-e-
richtet wurden. Das erforderliche Material nahm man auf Bauplätzen und wo
man es sonst fand, sogar die Nebengebäude des Bolongaro'schen Hauses und
ein Haus in Nied wurden abgedeckt. Am 2. November Hess Marschall Mortier
die Brücken verbrennen, am 3. wurden sie auf Befehl des russischen Generals
Patow durch die Bürgerschaft wiederhergestellt.
Aus dem Amte Wallau erfahren wir, dass alle Ortschaften schon am
30. und 31. Oktober von Flüchtenden so überfüllt waren, dass alle vorhandenen
Lebensmittel aufgezehrt waren; in Weilbach fehlte es am 30. Oktober an dem
erforderlichen Brot, um die Kinder zu befriedigen, und mussten die nicht mimier
bedürftigen Nachbargemeinden Lebensmittel dorthin abgeben. In dem zu dem
Amte gehörigen kleinen Orte Okriftel befand sich am 1. November das Haupt-
quartier der kaiserlichen Garde, deren Kommandeur Fürst Orsano mit dem
Stabe bei dem Pfarrer Spiess daselbst lag. Auf die Geschicke des schwer
heimgesuchten Hochheim kommen wir zurück.'; Die Kolonnen, welche von
Hanau aus sich in nordwestliche Richtung geworfen hatten, um über Homburg,
Usingen und Idstein Mainz zu erreichen, scheinen meistens zersprengte und v<illig
demoralisierte Haufen gewesen zu sein, deren einzige Parole das Sauve <|ui peut
war; Raub, Plünderungen und Excesse aller Art bezeichnen ihren Weg in jenen
Ortschaften, wo sie sich vor den Kosaken noch sicher und dem waffenlosen
Landvolk überlegen wussten. Zum Glück sorgten die Kosaken dafür, dass der
Aufenthalt dieser Banden sich nur auf Stunden erstreckte. Am 29. (Jktober
meldete der Amtmann zu Idstein, dass das ganze Amt voll flüchtiger Frauzosen
von allerhand Regimentern und Truppengattungen sei; in Idstein liege ein
polnischer General, in Steinfischbach ein französischer General, die Flüchtigen
') Xapuleon vcrliess Frankfurt in der Nacht vom 1. auf den 2. November zwisclien
1 und 2 Uhr. V"or<;l. Fr:inkfurtt?r Archiv N. F VI, S. 327. Die An,:,'abe bei Plotho: Der Krieg
in Deutschland und Frankreich 1813/1814, 11, S. 4(34, er sei am 1. November nadimittags halb
zwei aufgebrochen, ist irrig. — -) Vergl. Schüler, Gesch. von Hochheim, S. 140 — ^) Vergl.
Schüler, a. a. O.
200
kämen teils von Königstein, teils von Usingen, um auf Wiesbaden zu ziehen.
Das Dorf Esch sei so stark belegt, ilass jedes Haus ilurchschnittlich 200 Mann
habe aufnehmen müssen. Die Not in den Ortsvhaften sei so gross, dass bereits
mehrere derselben mit vollständiger Auswanderung druhten. Am 30. Oktober
verbot das Amt Idstein den Einwohnern, von «len Franzosen Watfen, Sattel-
decken und andere Ausrüstungsgegenstände zu kaufen. Trupps von 50 bis
100 Mann, meistens ohne Offiziere, suchten an diesem Tage von Idstein aus
über die Platte Wiesbaden zu erreichen. In dem kleinen Orte Hessloeh bei
Wiesbaden war die Not so gross, dass am 20. (Oktober für die durchziehenden
Franzosen kein Brot mehr aufzutreiben war und Kluppenheim aushelfen musste,
als jene Miene machten, den Ort anzuzünden. Noch am 2. November lagen
200 französische Artilleristen in Bierstatt. Sogar bei den gefangenen Franzosen
waren E.xcesse nicht selten. Während ein Trupp von etwa 800 Franzosen,
welche kurz vor dem Einrücken der Alliierten von Mainz nach Wiesbaden ge-
worfen wurden und an der Friedrichsschule lagerten, sich im ganzen anständig
betrug, begingen Kriegsgefangene, besonders aufgegritfeue Marodeure, welche
bald darauf gleichfalls in der Friedrichsschule (dem jetzigen Storchnest) unter-
gebracht wurden, '^roben Unfug. Sie zerstörten von Schränken und sonstigem
Mobiliar, was ihnen zugänglich war, und zerschlugen die Apparate der physi-
kalischen Sammlung der Schule, zum grössten Kummer des damaligen Rektors
Schelleuberg.
II. Die Hauptarmee unter dem Kommando des Fürsten Schwarzenberg
in der Zeit vom 2. bis 18. November 1813.
Am 2. November 1813 waren die österreichischen und bayerischen Truppen,
welche unter Wrede die Schlacht bei Hanau geliefert hatten, in Frankfurt ein-
gerückt; diesen folgten am 4. November die Vortruppen der llauptarmee, deren
Oberfeldherr Fürst Schwarzeuberg noch an demselben Tage sein Hauptquartier
von Gelnhausen dorthin verlegte.') Am 5. November blieb das Hauptquartier
in Frankfurt, ebenso das Gros der Armee, während die Yortruppen unter Graf
Bubna gegen Mainz vorgeschoben wurdeu. Au demselben Tage kam Kaiser
Alexander mit dem russischen Hauptquartier nach Frankfurt, ihm folgte das
Gros der russischen Armee.
Am »3. November begann die Vorwärtsbewegung der Hauptarmee. Soweit
dieselbe sich innerhalb der Grenzen des Herzogtums Nassau vollzog, ist folgendes
zu berichten. Die Avantgarde unter Feldmarschall-Lieutenant Bubna besetzte
Wicker und löste die bisher von dem bayerischen Corps Wrede auf der Linie
vom Main über Wicker, Nordenstatt auf Biebrich gestellten Vorposten ab; zur
Verstärkung L-rhielt Bubna die Avantgarde der zweiten österreichischen Armee- -
abteilung. Aufgabe dieser Vorpostenkette war, das von den Franzosen besetzte
und verschanzte Hochheim zu beobachten. Als Soutien folgte der Avantgarde
>j Plotho ir, 468; Frankfurter Archiv X. F. VI, 333.
201
die zweite österreichische ArInt•cuhteilu^;,^ deren Ifiiupttiiiartior in lliichst war;
ihren Sammelplatz hatte lüe Abteilung l)ei Sindlin>^n'n, die Reserve- Artillerie
stand bei Höchst, Die Reserve-Kavallerie hatte ihre (Quartiere in Bonames und
Eschborn. Die russische Armee hielt Frankfurt besetzt, grössere Teile derselben
drangen am linken Mainufer vor, während für den Einmarsch in Nassau das
Corps des Generals Grafen Wittgenstein bestimmt war, dessen Haupt(iuartier
vom 7. November ab in Friedberg war. Doch schon vorher, in den ersten
Tagen des November, war das zu diesem Corps gehörige Kosakencorps des
Attamans Grafen Platow von der Lahn her in Nassau eingedrungen, um nicht
minder nachdrücklieh, wie es am Main durch österreichisVhe Husaren und Ulanen
geschehen, die Hetze der flüchtigen Franzosen zu vollenden. Die Kosaken
waren der Schrecken der fliehenden Franzosen, aber auch nicht weniger durch
ihr ungestümes Requirieren, welches sich mitunter auch auf hübsche Weiber
und Mädchen erstreckte, der Schrecken der Dörfer und kleinen Ortschaften,
welche schon durch die flüchtenden Franzosen erheblich geschädigt waren. Die
Berichte der Amtmänner und Ortsbürgermeister fliessen über von den heftigsten
Klagen und Beschwerden über die Kosaken, die aber übertrieben und meistens
wohl von dem panischen Schrecken, der die Leute ergriff'en, diktiert sind, da
doch nur wenige der wirklich nachgewiesenen Excesse von Erheblichkeit sind,
und manche derselben noch durch das ungeschickte Benehmen der Einwohner
herbeigeführt zu sein scheinen. Auf alles kann hier nicht eingegangen werden,
da es hier nur die Aufgabe sein kann, die Nachrichten über den Vormarsch
der Kosaken zusammenzustellen. Die ersten Kosaken, zu dem Corps von
Czernitschef gehörig, werden aus Ortschaften rechts der Lahn gemeldet. Am
Abende des 30. Oktober kam der Major Schilling mit 80 Kosaken nach Limburg,
dieselben führten einen in Hasselbach gefangenen französischen Inspecteur mit
Frau und Bagage mit sich, die daselbst gefangenen Soldaten hatte man laufen
lassen. Die Kosaken bivouakierteu vor der Stadt, zeigten sich mit den ihnen
gemachten geringen Lieferungen zufrieden und betrugen sich ordentlich; die
Offiziere hielten strenge Zucht, In ihrem Bivouak richteten sie einen Kram-
markt ein, in welchem Beutestücke, Uhren, Ringe, Waff'en, feine Leibwäsche,
Pferde etc. verkauft wurden. Die Abteilung zog am 31. nach Hadamar, wo
sie die öfl'entlichen Kassen mitnahm, und von dort, bis auf 200 Mann ver-
stärkt, nach Montabaur, wo sie abends 6 Ulir eintraf unti ihr Bivouak auf
dem Markte einrichtete. In Montabaur hatten sich 40 bis 50 versprengte
französische Offiziere und eine Anzahl Gemeiner angesammelt, welche hier
ruhten; die Erzählung eines aus Limburg geflüchteten französischen Offiziers,
dass die Kosaken im Anzüge, bewirkte die schleunigste Flucht der ganzen
Abteilung, Auch hier wird die Haltung des Majors Schilling gerühmt, der bei
dem dort vorgefallenen kleinen Excesse mit aller Schärfe einschritt. Schilling
ging von dort nach Altenkirchen; er besass, wie der Amtmann nicht ohne
Staunen berichtet, ^eine sehr richtige Spezialkarte von dem Herzogtum Nassau,
worauf auch nicht das kleinste Örtchen fehlte."
Es scheint, dass das Kosakencorps, welches, wie bereits augegeben, von
dem Attaman Grafen Platow kommandiert wurde, am 4. November die wich-
202
tifferen Punkte der Amter im Taunus bis zur Lahn, soweit sok-he bis dahin
eben erreichbar waren, von den Franzosen gesäubert hat. An diesem Tage
— dem 4. Xovember — wird die Ankunft von Kosakentrupps verschiedener
Stärke gemeUlet. Um Mitternacht rückten melirere Abteilungen in Usingen
ein. Ein Trupp von 30 Mann kam morgens 5 Uhr über Yilmar nach Idstein,
von denen ein Teil sofort auf die Platte vorgeschoben wurde; gleichzeitig mit
diesen traf Major von Colomb mit seinem Streiftrupp ein, der von dort nach
Bleidenstatt ritt, von wo aus er dem damals dem Marschall Kellermann gehörigen
Johannisberg den ergötzlichen Besuch abstattete.') Andere Abteilungen werden
aus Neuhof bei Wehen und aus Walsdorf gemeldet; letztere besonders ver-
breitete dadurch Schrecken, dass sie dem Pfarrer Uhr und Kleidungsstücke
abnahm. Am 5. November waren Kosaken bis au den Rhein vorgedrungen,
es wird deren Eintreffen auf dem Hof Armada bei Niederwalluf gemeldet. Am
b. November erscheinen sie in Frauenstein und Dotzheim; hier wurde bei dem
Schultheiss Rössel mit Gewalt fouragiert. Am 7. November kam eine Abteilung
auf den Groroder Hof. Derselbe Tag ist ferner dadurch bemerkenswert, dass
die ersten Kosaken nach Wiesbaden kamen, die dort noch anwesenden fran-
zösischen Soldaten teils vertrieben, teils fingen, und dann ihre Posten bis Biebrich
vorschoben, sodass von diesem Tage ab auch die Rückzugslinie der Franzosen
von dem verschanzten Hochheim, der letzten von ihnen behaupteten Position,
auf Kastei bedroht war. Vom 9. November ab hatten der General Graf Platow
und andere Kosakenführer ihr vorläufiges Hauptquartier in Wiesbaden, dann
in Biebrich-Mosbach. Bis dahin waren zwei Kosakeuregimenter, das Donische
und das Regiment Grekow Ylll, beide unter dem Kommando des Generalmajors
Kaisaro w, vorgezogen; ausser an den genannten Orten finden wir die Kosaken
dann in Schierstein, Erbenheim, Bierstatt, Sonnenberg, Hessloch, Kloppenheim,
Rambach, Naurod, Auringen. Die Kosaken, welche der Avantgarde des öster-
reichischen Corps beigegeben waren, standen unter dem General Fürsten
Scherbatow, der am 9. November nach der Einnahme von Hochheim nach Wies-
baden in Quartier kam. Die Bewegungen der Kosaken scheinen sich iu diesen
Ta^en rheinabwärts nicht über Walluf hinaus erstreckt zu haben. Am 7. No-
vember war das Amt Rüdesheim noch in der Lage, berichten zu können, dass
der ganze Rheingau von Einquartierung frei sei, hielt aber doch solche zum
Schutze gegen die Kosaken, sowie gegen einen befürchteten Überfall der Fran-
zosen von Bingen aus für sehr wünschenswert. Man bemerkte nämlich in
Rüdesheim seit Anfang November täglich am linken Ufer abwärts ziehende
starke französische Kolonnen; am 9. November standen bei Bingen bOOO Mann
Infanterie und Kavallerie, deren Übergang auf das rechte Ufer nuin befürchtete.
Von den preussischen Truppen, welche der Hauptarmee zugeteilt waren, erschien
gleichzeitig mit den Kosaken am 4. November eine Abteilung von 300 Mann
Kavallerie in Idstein, die an demselben Tage über Ehrenbach nach Langen-
schwalbach weiter gingen; eine andere Abteilung preussischer Kavallerie erschien
an demselben Tage in Bleidenstatt.
') Colombs Tagebuch, FOrator, Befreiungskriege, IIj S. 537.
203
Ü^ber die Teile der Hauptarmee, welche anfangs November in das Herzog-
tum vordrangen, ist bereits eingangs dieses Abschnittes einiges angegeben. Es
soll deshalb hier wiederholt bezw, hinzugefügt werden, dass diesell)en aus der
1. leichten Division unter dem Feldmarschall-Lieutenant (iraf Bubna und der
2. leichten Division unter Fürst Moritz Lichtenstein, welche beiden Divisionen
den Vortrab bildeten, bestanden; ihnen folgte die erste Armeeabteiluug unter
Fürst Hieronymus CoUoredo, die 2. Armeeabteiluug unter Fürst Aloys Lichten-
stein und die 3. Armeeabteilung unter Graf Giulay, der das Kommando führte.')
Für die Kommandeure und Stäbe dieser Armeeabteilungen können wir
folgende (Quartiere nachweisen. Generalmajor von Scheittjr, zur Division Bubna
gehörig, lag am G., 7., 8. November bei dem Amtmann Lex in Wallau, eben-
daselbst vom 8. bis 15. November Fürst Alovs Lichtenstein, dessen Division am
13. November ein Lager bei der Erbenheimer Warte bezog. Am 8. November
lagen Teile der Division Giulay, das Infanterie-Regiment Fröhlich, die Kavallerie-
Regimenter Klenau und Rosenberg, sowie Kroaten, im ganzen 10 bis 16 000
Mann, in und um Eddersheim. Graf Bubna lag vom 7. bis 10. November auf
dem Mechtildshäuser Hofe, daselbst sodann vom 10. bis 12". November Fürst
Moritz Lichtenstein, vom 9. bis 11. Generalmajor von Rothkirch, vom 11. bis
14. November General von Mezieres von den Reservetruppen, Graf Colloredo
lag am 12. November in Königstein, gleichzeitig standen Kavallerieabteilungen
in Ai-noldshain und Reifenberg.
Die Rückzugslinie der Franzosen auf Mainz deckte, wie schon vorhin
bemerkt, das verschanzte Hochheim. Ho<!hheim litt während der Flucht der
französischen Armee schrecklich. Schon am 2. November plünderten Dragoner,
am 4. das 95. Infanterie-Regiment. Vom 3. November ab führte General
Guilleminot das Kommando im Orte; von diesem Tage ab war der Ort der
Plünderung und Verwüstung durch die aus 2000 Mann mit 20 Kanonen be-
stehende Besatzung preisgegeben. Um ein Bild von den Kriegsleistuugen ein-
zelner Häuser in diesen Tagen zu geben, soll nur angeführt werden, dass der
einzige Gasthof zur Krone vom 24. October bis 3. November 5 Generale,
25 Stabsoffiziere, 41 Subälternoffiziere, 135 Burschen und 291 Pferde beherbergte
und völlig verpflegte. Die Weinberge fielen den Schanzen und Bivouaks zum
Opfer. Auf die Einzelheiten der französischen Plünderungen, die eigentlich
mehr wüste Zerstörungswut gewesen zu sein scheinen, können wir nicht ein-
gehen ; dieselben erstreckten sich, wie die aktenmässigen Nachweisungen ergeben,
von den Geld- und Wertsachen bis zu Frauenkleidern und den geringwertigsten
Haushaltungsgegenständen. Die von allen Häusern in Hochheim erfolgten An-
meldungen des erlittenen Schadens sind so umfangreich, dass die Bewohner
ausser den vier Wänden ihres Hauses nur das nackte Leben gerettet haben
können.
Die französische Occupation dauerte bis zum 9. November; an diesem
Tage fiel die — mit Ausnahme von Kastei — letzte Position der Franzosen
auf damals deutschem Boden.
') Das Nähere über den Bestand bei Plotho III, Beilage 1.
204
Fürst Sohwarzenberg hatte sich an diesem Tage per>önlich nach Hochheim
beo-eben; um 2 Uhr mittags gab er dem Feldmarschall- Lieutenant Grafen
Giulay den Befehl zum Angriff, der in drei Kolonnen ausgeführt wurde. Die
erste Kolonne unter Giulay rückte auf der Strasse von Höchst nach Hochheim
vor; die zweite unter Aloys Lichtenstein ging über Massenheim auf den
Mechtildshäuser Hof; die dritte unter Bubna deckte mit den Yortruppen diese
Bewe^-uno-en und unterhielt die Verbindung zwischen beiden; die Reserve-
Kavallerie unter Muritz Lichtenstein folgte über Massenheim dem Centrura zur
Unterstützung Bubna's. Auf dem Mechtildshäuser Hofe angelangt, gab Fürst
Alovs Lichtenstein durch drei Kanonenschüsse das Zeichen zum Angriff. Sofort
begann Giulay vorzugehen; die vorgezogene ArtUlerie seines Corps beschoss
die französischen Geschütze von drei Seiten so wirksam, dass sie abfuhren,
worauf unter Giulay's persönlicher Führung zwei Bataillone Infanterie vor-
gingen, welche die vor dem Stadtthore zu beiden Seiten der Landstrasse auf-
o-eworfenen Verschanzungen mit dem Bajonett erstürmten und hierbei 2 Kanonen
und eine Fahne nahmen. Dem in die Stadt, deren Thore gleichfalls ver-
schanzt waren, zurückweichenden Feinde folgten die beiden Bataillone im
Sturmschritt und drangen sofort ein. Nach kurzem Kampfe tioh ein Teil der
Besatzung nach Kastei, 25 Offiziere und 800 Mann wurden auf den Strassen
gefangen. Inzwischen hatten die zweite und dritte Kolonne den Feind, der
sich auch auf der Strasse zwischen Hochheim und Kastei entwickelt hatte,
angegriffen, überall zurückgetrieben und aus den noch unfertigen Verschan-
zungen geworfen; bei dem fluchtartigen Rückzuge des Feindes auf Kastei
brachte die Artillerie demselben noch grosse Verluste bei; das Chevauxlegers-
Regiment Rosenberg eroberte hier noch 2 Kanonen. Im ganzen verloren die
Franzosen in dem Gefechte an Gefangenen 30 Offiziere und 1000 Mann;
erobert wurden eine Fahne und 4 Kanonen. Der Verlust der Österreicher
war gering.')
Im ganzen jedoch wurde durch die Erstürmung von Hochheim die Situation
nur insoweit verändert, dass die Vorposten näher an Kastei herangeschoben
wurden und die Linie Hochheim-Biebrich-Mosbach, bezw. auch Schierstein und
Dotzheim mit Sicherheit halten konnten. Die Quartiere der Truppen blieben
im grossen und ganzen unverändert bis in die Tage vom 18. bis 20. November,
in welchen eine durchgreifende Dislokation dahin erfolgte, dass die Hauptarmee
an den Mittel- und Oberrhein gelegt wurde und deren Teile, welche uns bisher
beschäftigten, die bis dahin innegehabten Kantonnements am rechten Mainufer
der schlesischen Armee überliessen.*) Vom 9. bis 16. November lag Feldzeug-
meister Giulay mit dem Generalmajor Salins in Hochheim; am 15. d. M. räumte
Fürst Aloys Lichtenstein Wallau, ging auf einer bei Sindlingen geschlagenen
Schiffbrücke über den Main und marschierte nach Darmstadt. Andere Ab-
teilungen marschierten über Höchst unter Benutzung einer bei Nied aufge-
schlagenen Schift'brücke in das Darmstädtische.
') Gefechtsbericht bei IMotho H, S. 471. Verjjl. Schüler, Hochheim, S. 151. -
■') Plotho ir, S. 473.
205
III. Die schlesische Armee.
In rastloser, eifriger Yerfolgung dos geschlagenen Feindes hatte die
schlesische Armee am 3. November 1813 Oiessen erreicht, woselbst den der
Erholung bedürftigen Truppen Ruhetage gewährt werden konnten. Die uner-
müdlichen Führer dieser Armee beschäftigte unausgesetzt der weitere Kriegs-
plan, der eben für die schlesische Armee in <ler Hauptsache dahin ging, dass
dieselbe von Giessen auf Köln und von dort an den Xiederrhein vordriniren
sollte. Schon am 15. November beabsichtigte Blücher in Köln zu sein. Gneiseuau
begab sich mit dem aufgestellten Kriegsplane sowie einem zugehörigen Berichte
Blüchers an den König nach Frankfurt, um die Genehmigung des Hauptquartiers
für seine Entwürfe, insl)esondere für den beabsichtigten sofortigen Vormarsch
auf Köln, einzuholen. ')
Nach diesem Plane waren der 5. und 6. November zu Ruhetagen be-
stimmt. Nach dem am 6. November ausgegebenen Marschbefehl sollte am
7. und 8. November das Hauptquartier des Feldmarschalls Blücher sowie das
Corps des Generals Sacken über Weilburg, Limburg und Freilingen gehen,
um am 11. Altenkirchen zu erreichen; für das York'sche Corps war Alten-
kirchen für den 12. November als Ziel bestimmt und der Weg über Braunfels,
Runkel, Hadamar und Freilingen gewiesen; endlich sollte das Corps Langeron
über Herborn und Dillenburg, Siegen und Wissen am 11. November Weyer-
busch erreichen, um von hier aus, wie die übrigen Corps, die Strasse nach
Siegburg einzuhalten; mit ihm sollte sich am 7. oder 8. November das Corps
von St. Priest in Siegen vereinigen.
Die Vortruppen, gebildet aus dem 8. russischen Corps, erschienen am
6. November in Dillenburg. Hier wurden die Bestimmungen des Vertrags
vom 21. Oktober, die Verwaltung der eroberten Länder betreffend, sofort zur
Ausführung gebracht, die französische Verwaltung des Sieg-Departements für
aufgehoben erklärt. Der Geheime Rat von Arnoldi erhielt als General-Kommissar
die Leitung der ganzen Verwaltung; an die Stelle des Präfekten Schmitz trat
der General-Sekretär Pagenstecher; die Dillenburger Veteranen-Compagnie blieb
in Thätigkeit. Den im übrigen weiter fungierenden Behörden wurde jede Ver-
bindung mit den französischen Behörden untersagt.
Am 7. November begann dann auch der Marsch der Armee, welcher noch
an diesem Tage grössere Teile derselben auf nassauisches Gebiet führte. Feld-
marschall Blücher mit dem Hauptquartier und das Sacken'sche Corps kamen nach
Weilburg, das Corps Langerou nach Ilerborn und Dillenburg, das York'sche Corps
nach Braunfels, wo York im Schlosse abstieg. Die Vortruppen lagen in Hirsch-
hausen, Bernbach, Philippstein.*) Zu diesem Ti^ge glaubt Droysen-*) die
') Vergl. ausser Plotho II, S. 475 ff. besondera die Darstellung bei Pertz, Oneiaenau
111, S. 516. — ä) und St. George! wie Plotho II, S. 488 angibt. Unrichtige Ortsbenennungen
sind, wie leicht erklärlich, dort keine Seltenheit. St. George weiss ich nit-ht zu deuten; es
scheint, dass der Name des damaligen Weilburger Kabinetssekrotärs St. George hier in den
Text geraten ist. — ^) York III, S. 199.
206 ,i
Bemerkung machen zu müssen, dass man von Ja ab Gelegenheit in Fülle gehabt!
habe, eine rheiubümllerische Musterwirtschaft, die nassauische, kennen zu lernen-'
der Fürst von Solms-Braunfels habe York über das Verhalten Xassau's "■eo-en;
die Mediatisierten belehrt, wozu in der Anmerkung aus einem Tagebuche die
AVorte: „Erbärmliches Benehmen des Fürsten von Nassau in dieser trübea
Periode*^ und endlich zum Schluss die Anekdote, dass York am 9. November,
als er Weilburg passierte, die Einladung des Fürsten abgelehnt und durchge-
fahren sei, ohne von dem Fürsten Notiz zu nehmen, hinzugefügt wird. Letztere;
Anektlote ist bei den bekannten fjgentümlichkeiten York's glaubwürdig'; bei!
den ersteren Äusserungen vermisst man, wie häufig bei Droysen, eine un-
befangene Prüfung des Gegenstandes. Doch ist hier nicht der Ort, diese Frage;
zum Austrag zu bringen.
Am 8. November ging Blücher und der Stab nach Limburg'), mit ihml
kam das Corps Sacken bis Limburg und l^mgegend. Sacken selbst lag an diesem;
Tage bei dem Amtmann Kalt in Herschbach. Langeron marschierte von Dillen-
burg auf Siegen weiter; an diesem Tage waren der Kommandeur des Kavallerie-|
Corps General von Kortf und der Kommandeur der L Dragoner- Division j
Barasdin in Herborn. Yurk's Hauptquartier blieb in Braunfels; seine Vor-i
truppen gingen bis Runkel, Höfen, Steten und Ennerich, die Reserve-Kavallerie 1
bis Ober- und Niederbrechen, ^Veyer und Werschau; die 2. Brigade bis Yilmarj
(der hier dem Pfarrer Hewel zu Mittag angemeldete Prinz Wilhelm erschien
nicht), Langhecke und Münster; die 7. Brigade bis Elkershausen, Blessenbach
und Laubuseschbach; die L und 8. Brigade in Gräveneck, Freienfels, Kirsch-
hofen, Weilburg und Weilmünster; die Reserve-Artillerie bis Ahausen. Edels-
berg und auf den Windhof. — Von Weilburg aus erliess an diesem!
Tage der Kriegskommissar Ribbentrop eine Bekanntmachung, dass
Nassau der durch die Konvention vom 2L Oktober geschaffenen
Centralbehörde für die occupierten Länder unterstellt sei und Hess
dieselbe durch Einzeldrucke sowie Abdruck in öffentlichen Blättern verbreiten.
Am 9. November soll nach Plotho^j Blüchers Hauptquartier bis Freilingen
gegangen sein. Die Angabe ist nicht genau, da die Rechnungen an diesem:
Tage die Verlegung des Hauptquartiers von Limburg bis nach Höchstenbachi
nachweisen. In Höchstenbach nahm Blücher bei dem Pfarrer Baizar in dem'
jetzt nicht mehr bestehenden reformierten Pfarrhause Wohnung. Langeron .
ging bis Wissen, das Corps Sacken ging mit dem Hauptquartier und lagerte |
in Freilingen und Höchstenbach; Hauptquartier des Generals Y'ork war Ober-j
hadamar; von seinem Corps standen die Vortruppeu in Herschbach und Wörs-I
dorf, die Reserve-Kavallerie in Steinefrenz und Bilkheim, die 2. Brigade in'
Salz, Wallmerod, Berzhan und Kirschkrauel ("0^), die 7. Brigade in Nieder-j
zeuzheim und der Pletzmühle, Molsberg und Frickhofeu, die 1. und 8. Brigade!
in Oberhadamar, dem Schneppenhäuser Hofe, Thalheim und Wilmerod, die
') Blücher wohnte im Nassauer Hof bei .lakob Arnold. Bei Johann Verhören Witwe ;
wohnte — nach den Rechnungen — der Generalquartiernicister von „Gneisenau " Da Gneiaenau
in diesen Tagen in Frankfurt war (Pertz, Gneisenau III, S. 532, 548), ist seine Verwechslung
mit Müffling evident. — ''} X. a. O. — =•) 8o der Namen bei Plotho a. a. O. ^
207
Reservo-Artillorio in Xiederhadamar, Obor- und Xledorerbaoh. — Die dorn Corps
nach der Sehlaclit hei Leipzig zugeteilten Kosakonreginientor vom Corps Sacken
kehrten an diesem Tage zu demselben zurück.
Am 10. November war Ruhetag, der Feldmarsrhall v(jn Blücher brach
um 11 Uhr Morgens von Höchstenbach auf und ging nach Altenkirchen.
Am 11. November war das Hauptquartier und mit ihm das Corps Sacken
in Altenkirchen, York marschierte bis Freilingen und Langoron bis Weyerbusch.
Es ist bekannt, dass Gneisenaus anfänglich erfolgreiche Bemühungen in
Frankfurt, die sofortige Weiterführung des Krieges auf allen Punkten, insbe-
sondere die Ermächtigung zu dem auf den 15. November angesetzten Rhein-
übergange der schlesischen Armee durchzusetzen, im letzten Augenblicke, am
10. November scheiterten.') Schon am folgenden Tage, am 11. Nm-ember,
wurde Blücher von der befohlenen Abänderung seines Kriegsplanes in Kenntnis
gesetzt und angewiesen, sofort umzukehren und seinen Marsch so einzurichten,
dass die Armee vom 15. ab in die Blokadc von Kastei eintreten könne.
Blücher erhielt diesen Befehl in Altenkirchen '^) und erliess sofort die er-
forderlichen Anweisungen. Für die Blokade von Kastei wurden die Corps von
York und Sacken bestimmt und für diese \Viesbaden und Wicker als Haupt-
quartiere ausersehen; auch sollte zur Erleichterung des Dienstes dieser Truppen
das Corps von Langeron für die Blokade herangezogen werden.
Der Rückmarsch der Truppen begann sofort. Bezüglich der Märsche und
Hauptquartiere des Obergenerals Feldmarschalls Blücher melden die Kriegs-
berichte^), dass dessen Hauptquartier am 12. November in Westerburg, am
13. November in Limburg, am 14. November in Würges*) gewesen sei.
Mit diesen Angaben stimmen die Nachrichten, welche den Akten des
Staatsarchivs zu entnehmen sind, im ganzen überein. Über den Aufenthalt des
Feldmarschalls in der Nacht vom 11. auf den 12. November liegt keine Nach-
richt vor, es kann aber in Anbetracht der Entfernungen der Ortschaften als
richtig angenommen werden, dass er dieselbe auf dem Schlosse Westerburg
zugebracht hat. Am 13. November war er bei Arnold in Limburg, am 14.
aber nicht in Würges, sondern in Camberg als Gast des dortigen Oberamtmanns
und Geheimen Rats von Schütz.
Nach den Kriegsberichten'') kam am 12. November fernerhin Langeron
bis Westerburg, das Corps des Generals Sacken nach Oberhadamar, das Haupt-
•) Vergl. besonders Pertz, Gneisenau, III, S. 532. — ») Müffling, S. 113. Droysen,
York III, 200. Pertz, Gneisenau III, S. 533. Colomb, «riefe Blüchers, S. 66. Wit^gers,
Leben Blüchers, S 179. Colomb, a.a.O. sucht , Altenkirchen am Rhein", den Ausstellungs-
ort de.s dort abgedruckten Briefes Blüchers, mit einem sonderbaren Versuche der Erklärung
des von ihm Blücher aufgebürdeten Irrtums bei Wetzlar. — ') Plotho 11, S. 491. - *) Plotho
a. a. O., hiernach Pertz, Gneisenau III, S. 535 — *j Plotho II, S. 471. Über die Märsche des
Corps bis zum 24 November, vergl. auch Henckel von Donnersmarck damals Komman-
deur einer Brigade der Reserve-Kavallerie), Aus meinem Leben, S. 238 ff., sowie die von dem-
selben mitgeteilten Kriegstagebücher mehrerer Regimenter, der Reserve-Kavallerie und anderer
Truppenteile des Corps, daselbst S. 453, 502, 518; hier wie in ähnlichen älteren Publikationen
sind die Namen der kleineren nassauischen Ortschaften meistens unrichtig — wohl nach dem
Gehör — wiedenjesjeben.
208
quartier des Generals York nach Kirberg, die 1. und 8. Brigade nach der
Iliinerkirohe, Wallbach, Beuerbach, Ohren und Kaltenholzhausen, während
der Kommandeur der 8. Brigade, Prinz Wilhelm von Preussen, bei Jakob
Arnold in Limburg lag. Die 7. Brigade lag in Netzbach, Heringen und Xees-
bach, die 2. Brigade in Limburg, Mensfelden und Linter, die Reserve-Kavallerie
in Ober- und Niederneisen, Flacht, Holzheim und Biebrich, die Yortruppen in
Diez und Freiendiez, die Reserve-Artillerie in Hachenburg und Umgegend.
Am 13. November ging General Sacken bis Kirberg und Burgschwalbach,
General Langeron nach Limburg, York nach Wehen; die L und 8. Brigade
nach Neuhof, Orlen, Steckenroth, Wingsbach, Wehen, Hahn; die 7. Brigade
nach Ober- und Niederehrenbach, Listein, Enchenhahn und Würsdorf; die
2. Bri"-ade nach Hambach, Ober- und Niederlibbach und Strinz; die Reserve-
Kavallerie nach der Hünerkirche, Limbach, Wallbach, Beuerbach ; die Reserve-
Artillerie nach Rennerod und Langendernbach ; die Yortruppen wurden auf-
gelijst und traten in ihre Brigaden zurück. Der Oberst von Zielinsky vom
Generalstabe, der am IL November nach Wiesbaden vorausgeschickt war, um
mit den österreichischen und russischen Generalen wegen der Räumung der
bisherigen Kantonnements derselben zu unterhandeln, kehrte an diesem Tage
mit der Meldung zurück, dass General Scherbatow und der Kosakeuattaman
Platow mit ihrem Hauptcorps noch in Wiesbaden ständen und den Rhein von
Biebrich bis Rüdesheim beobachten Hessen und dass die dritte österreichische
Armeeabteilung noch den linken Flügel des Blokadecorps bilde.
Am 14. November ging Blücher, wie schon angegeben, nach Camberg.
Sacken mag, wie der Armeebericht angibt, sein Hauptquartier in dem benach-
barten Würges gehabt haben. York ging nach Wiesbaden, die 1. und 8. Bri-
gade nach Langenschwalbach, Bärstadt, Kemel und Wambach, die 2. Brigade
nach Wiesbaden, Frauenstein und Dotzhcim, die 7. Brigade nach Sonnenberg,
Bierstatt und Erbenheim, die Reserve-Kavallerie nach Auringen, Medenbach
und L'mgegend, die Reserve-Artillerie nach Limburg, Elz und Staffel.
In diesen Tagen waren ausserdem zwei kleinere Abteilungen der Armee
detaschiert worden. Der Major von Boltenstern war am 9. November in Thal
Ehrenbreitstein eingerückt, hatte in Dausenau eine Anzahl von Kähnen über-
nommen und zur Beobachtung von Coblenz in Ehrenbreitstein, Pfaffendorf und
Niederlahnstein Aufstellung genommen. Zur Beobachtung des Rheins vom Ein-
fluss der Lahn bis nach Rüdesheim wurden Abteilungen des brandenburgischen
Husarenregiments unter Oberstlieutenant von Sohr nach Oberlahnstein, Braubach,
Camp, Niederkestert, St.-Goarshausen, Caub und Lorch gelegt.
Der 14. November 1813 war für Wiesbaden bedeutungsvoll, an diesem Tage
rückte York mit seinem Corps ein. Über die Stärke des Corps an diesem
Tage liegen keine übereinstimmende Nachrichten vor. Nach ämtlichen Quellen
soll die Zahl der Kombattanten 11,515 Mann betragen haben, aber York
selbst gibt die Zahl abweichend auf 9993 Mann an. ') Trotzdem der Oberst
») Droyaen II, S. 134, der sich bemüht, diesen Widerspruch aufzuklären. Vergl. die
Schlachtordnun;? u. die Kombattantenliste des Corps von diesem Ta<,'e bei P 1 o t h o II, Beil. 26 u. 27 ;
in letzterer Berechnung wird die Stärke auf 358 Offiziere, 10,172 Mann u. 2556 Pferde angegeben.
209
V. ZieÜDsky in den vorhergelieutlen Tngen mit dem russischen Oberkommando
wegen Räumung der Stadt verliamlelt hatte, weigerte sich der General Scher-
batow, die in Wiesbaden liegenden Kosaken zu dislocieren. Hierdurch ent-
stand bei dem Einrücken der preussischen Truppen eine Verwirrung, welche
erst durch Befehl des Stabes Blüchers beseitigt wurde. ') Die Vortruppen des
Corps, welche an diesem Tage aus der Division des Generals Hörn gebildet
wurden, zogen durch Wiesbaden nach Mosbach, wo General Hörn (Quartier
nahm; das zur Division gehörige ostpreussische Jägerbataillon kam nach Erben-
heim, um dort am folgenden Tage die österreichischen Vorposten abzulösen.
Mit glühenden Worten schildert der damalige Konmiandeur dieses Bataillons,
der spätere General von Holleben '-), die Begeisterung seiner Leute und der
brandenburgischen Husaren, welche an diesem Tage — einem Sonntage — als
die ersten Preussen auf der Platte anlangten, hier mit freudetrunkenem Blicke
die herrliche Landschaft zu ihren Füssen schauten und Deutschlands Stolz, den
von ihnen während mouatelanger Kämpfe und Entbehrungen ersehnten und im
Liede gefeierten Vater Rhein mit einem vollen Hurrah begrüssten. — Auch
einige anekdotenhafte Erzählungen haben wir zu erwähnen, mit welchen Droysen^)
hier wie öfter seine Darstellung des Lebens seines Helden York auszuschmücken
pflegt. Die Mitteilungen von Droysen stützen sich nach seiner Angabe auf
mündliche Überlieferungen und Tagebücher, dieselben gehen darauf hinaus, dass
von selten der nassauischen Beh()rden den einrückenden preussischen Truppen
mit Abneigung entgegengekommen sei. Wenn wir diese Erzählungen im
Folgenden prüfen wollen, so dürfen wir übrigens nicht vergessen, dass höchst
wahrscheinlich auch von seiten der preussischen Offiziere dem rheinbündlerischen
Staate kein besonderes Entgegenkommen gezeigt wurde und dass York selbst,
dessen Anschauungen hier wohl durch den, der Regierung seines engeren
Vaterlandes feindlich gesinnten Freiherrn vom Stein*) beeintlusst wurden, nicht
immer eine gewinnende Persönlichkeit war. Auf die schwierige Lage, in
welcher das zwischen den Fronten der beiden kämpfenden Heere sich befind-
liche kleine Herzogtum befand, ist schon zu Anfang dieser Darstellung hinge-
wiesen. Seitdem hatten sich diese Verliältnisse nicht erheblich geändert. Die
bisherigen Occupationstruppen, die Österreicher und Russen zogen ab, an ihre
Stelle traten die Preussen unter den Befehlen von Blücher und York. Es war
mit Sicherheit zu erwarten, dass der bisher kaum zu einer Wirkung gelaugte
Vertrag zwischen den alliierten Mächten vom 2L Oktober 1813, durch welchen
alle zu erobernden Länder bis zum Rhein einer Ceutralverwaltung unter Stein
unterstellt waren, nunmehr mit aller Schärfe gegen das Herzogtum durchgeführt
') Droysen III, S. 200. — ^) Aus den hinterlaasenen Papieren des Generals von Hol-
leben, Berlin 186", S. 101. — Droysen III, S. 200, liut diese ihm liundschriftlich vorge-
legenen Aufzeichnungen benutzt. — Eine gleichfalls hübsche Aufzeichnung eines Wachtmeisters
des Leibhusaren-Regiments bei Fürstor, Freiheitskriege II, S. 487. — ^) Droysen, York
III, S. 200. — *) Auf die Beziehungen Steins zur nassauisclien Regierung können wir hier
nicht weiter eingehen und verweisen deshalb auf die, allerdings nicht überall zutreffende
Darstellung von Pertz. Übrigens liegen aktenmässige Nachrichten dafür vor, dass die her-
zogliche Regierung, welche am 13. November die Beschlagnahme der Güter Steins aufhob,
Wege suchte, um eine Verständigung mit dem gefürchteten Gegner anzubahnen.
14
210
werden würde, nachdem Stein seihst am 13. November in Frankfurt anse-
kommen war. Die Unsicherheit, in welcher der Hof in diesen Tagen schwebte,
mag allerdings das kühle Benehmen des Herzogs veranlasst haben. Dann konnte
am 15. November die von Droysen vermisste Begegnung zwischen dem
Herzoge und York wohl nicht mehr stattfinden, weil jener an diesem Tage
ebenso wie der Fürst von Weilburg nach Frankfurt ging, um infolge der er-
haltenen Nachricht, dass die Monarchen den Beitritt Nassau's zur Allianz ge-
nehmigt hätten, diesen sich vorzustellen. Nach Bericht in der Frankfurter
Zeitung vom 16. November 1813 ') entsagten der Herzog und der Fürst unter
diesem Tage dem Rheinbunde, traten der Allianz bei und wurden von den
Kaisern, sowie vom Könige Friedrich Wilhelm empfangen. Ausserdem war
beabsichtigt, dass mit dieser Reise die Verlegung des Hoflagers des Herzogs
von Wiesbaden nach Usingen verbunden werden sollte. Der bezügliche Befehl
des Herzogs erging in Frankfurt unter dem 16, November. Der Herzog ging
von Frankfurt nach Usingen, woselbst er für die nächste Zeit ohne Unter-
brechung verblieb. Dem Herzoge folgten die Centralbehörden, das Staats-
ministerium, die Generaldirektion des Militärwesens, die Marsch- und Einquar-
tierungskommission und die Staatskasse nach Usingen^), was am 7. Dezember 1813
durch das Verordnungsblatt bekannt gemacht wurde. Die Zurückverleguug
dieser Behörden nach Wiesbaden erfolgte erst gegen Mai 1814. Hiernach also
mögen die von Droysen mitgeteilten Angaben über den kühlen Empfang
York's ihre Erklärung finden, vielleicht auch die weitere, S. 202 gemachte,
übrigens unerhebliche Mitteilung, dass einige Tage später der Hofmarschall
von Bismark bei York den Vorfall entschuldigt habe, worauf dieser der Her-
zogin seine Aufwartung gemacht habe. Weiterhin erzählt Droysen^), dass
Y'ork nach seiner Ankunft die nassauischen Posten im Schlosse durch preus-
sische Soldaten mit den Worten: „Ich kenne keine nassauischen Truppen, wo
ich bin, besetzen meine Truppen den Posten**, habe ablösen lassen. Ein her-
zoglicher Kammerherr, welcher York deshalb Vorstellungen machte, habe in
der Unterredung schliesslich geäussert: „Sie werden meinen gnädigsten Herrn
doch nicht dethronisieren wollen,** worauf York kurz erwiderte: „Mein Herr
Kammerherr, noch habe ich keinen Befehl dazu.** Diese Erzählung hat nichts
Unglaubwürdiges in sich, der Vorgang kann bei der Lage der Verhältnisse,
wie ich sie vorhin dargestellt habe, sehr wohl so gewesen sein. Nur ein
Punkt ist in Droysens Erzählung zu berichtigen. Droysen gibt an, dass
York mit seinem Stabe in dem dem Schlosse gegenüberliegenden Gasthause
Quartier genommen habe und dort vom Fenster aus die nassauischen Posten,
') Dieser Akt wurde dem Lande durch eine besondere Bekanntmachung d. d. Frank-
furt den 16. November 1813 kundgegeben. Die bezügliclien Vertrüge sind jedoch unter dem
20. und 23. November ausgefertigt. Na8Haui8cher.seit8 führten die Verhandlungen der usingen'sche
Oberdtallmeister von Wintzingerode und der Oehoime Rat Ibell; die Angabe von Schwartz,
Annal. XIV, S. 38, der letztere hätte bei diesen Verhandlungen die freundlichste Aufnahme im
Hauptquartier Blücher's gefunden, ist durch ungenügende Kenntnis der Thatsachen herbei-
geführt. - *i Förster, Befreiungskriege II, S. 489, gibt irrig Weilburg an. — ^) III, S. 201,
von Förster, Befreiungskriege II, S. 489, Treitschke I, 516 u. A nacherzählt.
211
die übrigens viel zu liarmlos waren, als dass sie den Zorn des Generals in
diesem Masse erregen konnten, erblickt habe. Dieses Gasthaus kann nur das
Lamm sein, do<'h hat nach den vorliegenden Nachweisen Y'ork sein Quartier
hier nicht gehabt. Vielmehr wohnte er vom 14. November bis 2. Dezember
bei dem Oberbergrat Gramer in dem damals neugebauten fiskalischen Hause
am Mainzerthore, dem jetzigen Amtsgerichte; am 3. Dezember verlegte er, wie
es scheint infolge eines Streites mit Gramer, sein Quartier in den Schützenhof,
wo er bis zum 30. Dezember blieb. Das iJmi damals gemachte Anerbieten der
Verpflegung auf Kosten des Herzogs wies er, wie die Akten berichten, in
schroffer Weise als Beleidigung zurück. Ausser York lagen im Schützenhof
Hünerbein und der Russe Wassilikow. Im Lamm lagen die Burschen und
Pferde von York, wodurch das Versehen bei Droysen entstanden ist.
Der folgende Tag, der 15. November, war für die Ablösung der bisher
von der Hauptarmee gestellten Blokadetruppen bestimmt. Das Hauptijuartier des
Feldmarschalls Blücher wurde von Gamberg nach Königstein') verlegt, Blücher
selbst wohnte an diesem und dem folgenden Tage mit Goltz und Nostitz bei
dem Gastwirt Colosseus. Am 17. ging er nach Höchst, von dort am 19. nach
Frankfurt, wo er mit Jubel empfangen wurde, kehrte aber noch an dem folgen-
den Tage zu dauerndem Aufenthalte nach Höchst zurück.^) Auch das Corps
des Generals Laugeron wurde nach Königstein gelegt. General Sacken ging
nach Erbenheim, York mit Stab blieb in Wiesbaden. Von Wiesbaden aus
wurden des Morgens 8 Uhr unter Führung von Offizieren des Genevalstabes
die österreichischen Vorposten durch ein Bataillon und eine Schwadron der
2. Brigade abgelöst; dasselbe erfolgte am Mechtildshäuser Hofe und der Erben-
heimer Warte durch je ein Bataillon und eine Schwadron der 7. Brigade.^) Der
Weg vom Häuserhof nach Kastei schied den rechten und linken Flügel; die
Vorposten-Kette des rechten Flügels ging von hier bis Biebrich; das Kommando
der Vorposten führte ein Stabsoffizier du jour der 2. Brigade. Den Vorposten-
dienst an der Erbenheimer Warte hatte an diesem Tage das ostpreussische Jäger-
bataillon unter dem Hauptmann von Holleben*); der Kommandeur der 7. Brigade,
General von Hörn, nahm sein Quartier bei dem Amtmann Lex in Wallau.
Am 16. November besetzte die 7. Brigade Biebrich und Mosbach und
soweit sie nicht in Dienst war, Schierstein. General Hörn verlegte sein Quartier
nach Mosbach (bei Becker), wo er sich, wie ausdrücklich bezeugt wird, durch
sein leutseliges Wesen die Liebe aller Einwohner, deren Beschwerden er stets
bereitwilligst anhörte, erwarb. Er erhielt die Aufgabe, seine Posten so aufzu-
stellen, dass sie, Mosbach vor der Front habend. Kastei und das Fort Monte-
bello scharf beobachten konnten; die Stellung sollte künstlich befestigt werden;
zur Unterstützung wurde ihm eine 6 pfundige Batterie beigegeben. Auch Prinz
Wilhelm war an diesem Tage in Mosbach. Der General von Hünerbein brach
des Morgens um 6 Uhr mit der 1. und 8. Brigade aus dem bisherigen Quartier
') Nicht Künigghofen, wie Pertz, Gneisenau III, S. 535, ai)t,'ibt — '^) Aus dieser Zeit
sind interessante Briete Blüchers, besonders an seine I'rau erhaltJ-n, ver?!. Colomb. Briefe
Blüchers; Blasendor ff, fünfzig Briefe Blüchers, in Sybels Zeitschrift 54, S 397 ff. -
»3 Plütho II, S. 492. — *) Holleben a a. 0., S. 101.
14*
019
Langensohwalbach auf und marschierte nach Eibenheim, Bierstatt, Xonlenstatt,
Wallau, woselbst er bei dem Amtmann Lex (Quartier nahm, die Artillerie kam
nach Erbenheim. In Erbenheim angekommen, löste Hünerbein die Posten der
7. Brigade ab, deren alsdann erfolgende Aufstellung vorhin angegeben ist. Die
2. Brigade unter dem Prinzen Wilhelm von Preussen rückte, nachdem Hörn
Mosbach besetzt hatte, als Reserve nach Wiesbaden, die Kavallerie derselben
nach Dotzheim; die Reserve-Kavallerie des Corps nach Igsfatt und Kloppen-
heim. Für einen etwaigen Ausfall oder Angritf der Franzosen von Kastei und
dem Fort Montebello aus wurden genaue Dispositionen ausgegeben. An dem-
selben Tage war vom Corps Sacken der Kommandeur der 27. Infanterie-Division,
Generalmajor Stawitzky, in Hochheim. Blücher war an diesem Tage, wie schon
angegeben, von Königstein nach Höchst gekommen und hatte sein (Quartier in
dem prächtigen Hause der Familie Bolongaro genommen, zu nicht geringem
Schrecken des Städtchens. Höchst hatte, wie die vorliegenden Berichte ergeben,
das ganze Jahr hindurch furchtbar gelitten; nicht weniger schwer war das
Geschick, welches die Stadt in diesen Tagen betraf. Der Amtmann Lamboy
klagt unter dem 1!). Xovember, dass alle Nahrungsmittel aufgezehrt seien, das
Corps des Generals Sacken hätte alles verbraucht. Noch in der Nacht vom
IS. auf den 19. November hatten die Kosaken arg dort gehaust, ganze Häuser
ruiniert und die Dielen der Brücke bei Nied fortgeholt, fortwährend requirierten
dieselben von Frankfurt aus. Nun kam das grosse Ilauptijuartier, welches über
100 Offiziere aller Grade mit über 700 Pferden zum ständigen Aufenthalte
brachte. Eiligst begab sich der Gemeinderat zu dem eben eingetroffenen
Feldmarschall, um Schonung für den ausgesogenen Ort zu erbitten. Blücher
antwortete wörtlich'): „er verlange täglich Tafel für 26 bis 30 Personen, doch
nicht von dem armen Städtchen Höchst, nicht von dem ebenso ausgeplünderten
Amtsbezirk, sondern in der Eigenschaft des kommandierenden Hauptgenerals
im Herzogtum durch Konkurrenz des ganzen Landes. ** Seinem Verlangen ent-
sprechend fand die Verpflegung des ganzen Stabes auf Landeskosten statt.
Sonstige Zuwendungen nahm er nicht an. Der Minister von Marschall meldete
ihm seinen Besuch auf den 2.5. November an und trug, den damaligen Gepflogen-
heiten entsprechend, hierbei Sorge, dass dem Feldmarschall 200 Flaschen Wein
überreicht wurden, welche, wie das Verzeichnis ergibt, den besten Sorten an-
gehörten, welche die Schlosskeller zu Wiesbaden und Weilburg bargen. Blücher
nahm jedoch, wie ein späterer Amtsbericht meldet, diese Gabe „in seinem da-
maligen Unwillen" nicht an; noch im Oktober 1814 standen die nicht geöffneten
Kisten in dem Hausflur des Bolongaro'schen Hauses — zum höchsten Unbehagen
dea Amtmannes. Übrigens war Blücher in der Zeit seines bis Ende Dezember
dauernden Aufenthaltes vielfach abwe;A}nd; öfters speiste er in Frankfurt, an
welchen Tagen dann Gneisenau uml Müffling der gemeinsamen Tafel des
Generalstabes fernblieben; öfters gab er Gesellschaften, so veranstaltete er am
2. Dezember eine grosse Jagd für seine Frankfurter Freunde. Die eben angeführte
Klage des Amtmannes von Höchst über die enormen Kriegsleistungen der
') Amtabericht. Der Amtmann nennt in seinen Berichten Blücher oft den »rubrizierten
Feldmarseliall".
213
Stadt in diesen Tagen ist, was hier nebenbei bemerkt werden soll, gewiss nicht
übertrieben. Wie sehr alle Ortschaften, auch die khiinston, in dics.'r Beziehunir
in Anspruch gcnotninen wurden, mag das Beiapiel des Wiesbaden benachbarten
Bierstatt zeigen. Hier higen in der Zeit vom l;i. Xovember bis 31. Dezember
1813 von russischen und preussischen Truppen aller Waffengattungen 2012 Mann,
dann vum 1. Januar bis 9. Mai 1814 weitere l!)2o Mann, im ganzen 3037 Mann,
an welche 30575 Rationen Brot zu 2 Pfund, Fleisch zu '/2 Pfund und Brannt-
wein zu 'A Schoppen, nebst 1600 Malter Hafer, 1073 Centner Heu und 858 Cent-
ner Stroh geliefert werden mussten.
Am 17. November war die Aufstellung des Corps nach den Dispositionen,
welche York am 15. gegeben hatte, beendet. Den Rhein von der Mündung
der Lahn bis Rüdesheim beobachtete der Major von Sohr mit dem 10. schlesischen
Landwehr-Kavallerieregiment und zwei Schwadronen des 3. schlesischen Land-
wehr-Kavallerieregiments. Von Rüdesheim bis Biebrich war das branden-
burgische Husarenregiment aufgestellt, dessen Kommandeur von Schierstädt sein
Stabsquartier vom 17. November bis 18. Dezember in Rüdesheim hatte. Von
Biebrich zur Erbenheimer Warte und dem Mechtildshäuser Hof standen die
Posten des York'schen Corps, vom Mechtildshäuser Hof über Hochheim stand
das Sacken'sche Corps ; Sacken selbst lag an diesem Tage in Wicker. Ausser-
dem wurde die Weiterführuug und Vollendung der von den ()sterreichern be-
sonders bei Mosbach und Hochheim begonnenen Verschanzungen befohlen.
Am 18. November bestätigten die Monarchen die aus den Beratungen in
Frankfurt hervorgegangenen Vorschläge zur Fortführung des Krieges und hier-
mit auch die Bestimmungen bezüglich des Kantonnements des York'schen Corps
im Herzogtum Nassau. York ging an diesem Tage zur Meldung bei dem Könige
nach Frankfurt und kehrte am 22. nach Wiesbaden zurück.') General v. Hüner-
bein verlegte an diesem Tage sein Quartier nach Erbenheim, wo er bis zum
28. des Monats verblieb.
Die Verschanzungsarbeiten bei Mosbach wurden am 23. November in Au-
griff genommen. Es wurden Schanzen an der Armeuruhmühle und auf dem
Hosenberge oder der Hessler Schanze, sodann zwei Blockhäuser gebaut, wozu
Arbeiter aus den einzelnen Gemeinden gestellt werden mussten. Die Generale
von dem Knesebeck, Graf Neipperg, SchuwaloflT, Sacken und der französische
General de Cort waren an diesem Tage, wie die Kriegsrechnungen ergeben, in
Hochheim (in der Krone) zusammen; über den Gegenstand der Verhandlungen
ist nichts bekannt.'^)
Die Aufstellung der Truppen führte schon in den ersten Tagen zu lebhaften
Beschwerden von sciten der zu stark mit Einquartierung belegten und nicht
mehr leistungsfähigen Ortschaften, welche von der herzoglichen Regierung nach-
drücklichst unterstützt wurden, sodass sofort auf eine zweckmässigere L'mlegung
der Mannschaften Bedacht genommen werden musste. Die L'mlegung der Truppen
verfügte Blücher unter dem 21. November mit der Bestimmung, dass dieselbe
am 24. November erfolgen sollte, dass aber schon am 23. die gegen den Feind
') Droysen, York III, S. 204, 207, 208. — *) Vielleicht stolieu dieselben mit Jen da-
mals schwebenden Friedensverhanllungcu in Zusammenhang. '
2U
«bestellten Posten so vermehrt Nverden sollteu, diiss ilemselben die am folgenden
Tii^e stattfindende Bewegung verdeckt bliebe. Da die Umlegung vom 24. Novem-
ber und die au diesem Tage \ou. den Truppen eingenommenen Quartiere nur im
allo-emeinen bisher bekannt sind'), soll hier der Eintjuartierungsplan, welchen
der in Wiesbaden fungierende Kriegskommissar unter dem '24. November der
herzoglichen Regierung mitteilte, wörtlich folgen. Es wurde gelegt:
die 1. Brigade unter dem Befehle des Generalmajors von Hünerbein
in die Gegend von Langenschwalbaeh, und zwar 1 Grenadierbataillon
nebst Hauptquartier des kommandierenden Generals von York und
des Brigadegenerals von Hünerbein in Langenschwalbaeh selbst, also
gegen 1000 Mann und 500 Pferde. Der übrige Teil der Brigade
in Ramschied, Bärstatt, Wambach, Bleidenstatt, Hahn, Wehen,
Lindschied, Hambach, Kemel, Langschied und Mappershain;
die 8. Brigade unter eben dieses Generals Befehl in die Gegend von
Nastätten; sie wird verteilt ausser in Nastätten selbst in Nochern, Läu-
tert, Nauroth, Über- und Niedermeilingen und dem Hofe Schmalschied;
die 2. Brigade unter dem Prinzen Wilhelm von Preussen K. H. Zwei
Bataillone besetzen Erbenheim, das mecklenburgische Husarenregi-
nient in Nordenstatt und Bierstatt; das übrige kommt mit dem
Haupt(|uartier des Prinzen Wilhelm in und um Wiesbaden;
die 7. Brigade unter dem Befehle des Generalmajors von Hörn. Zwei
Bataillone in Mosbach selbst, das übrige derselben Brigade in Biebrich
und — mit dem Hauptquartier — in Wiesbaden. Das brandeu-
burgische Husarenregiment zum Teil in Mosbach, das übrige in
Dotzheim, Hof Nürnberg u. s. w.;
1 Compagnie Jäger in Caub; 1 Compagnie Jäger in Rüdesheim;
das brandenburg. Ulanenregiment zwischen Rüdesheim und Niederwalluf;
die Landwehr-Kavallerie in Caub und in den Orten zwischen der Lahn
und Assmannshausen;
das westpreussische Dragonerregiment, das litthauische Dragonerregiment
und das ostpreussische National-Kavallerieregiment als Reserve in
Katzenelubogen und Umgegend;
die Reserve-Artillerie in Kirberg, Kaltenholzhausen, Heringen, Dauborn,
Nesbach, Nauheim, Mensfelden, Netzbach, Ohren, Burgschwalbach;
die Handwerker- Kolonne und Artillerie-Werkstätte in Limburg;
1 Pionier-Compagnie in Wiesbaden; 1 Pionier-Compagnie in Erben-
heim; die Train-Kolonne der 2. Brigade in Ober- und NiederUbbach;
die Train-Kolonne der 7. Brigade in Limbach.
Die in dieser Dislokationsordre vorgesehene Verlegung des Hauptquartiers
des Generals York nach Langenschwalbaeh hat indessen nicht stattgefunden,
da derselbe nach wie vor in Wiesbaden blieb. Prinz Wilhelm und Hörn gingen
am 25. November nach Wiesbaden, wo sie — letzterer bei Schlichter im Adler
— bis zum ."iO. Dezember blieben. An das York'sche Corps schloss sich in
M Plotho II, 9.497; Henckel von Donnersmarck, Ana meinem Leben, S. 239,
und die KriegHtagebiicher daselbst S. 453, 502, 518.
215
weiterhin unveränderter Aufstellung, wie .schon vorhin angegeben, bis zum
Sohwiirzbach das Corps des Generals von Sacken. Sackens Ilauptcjuartier war
Flörsheim, von wo dasselbe am 2. Dezember nach Darmatadt verlegt wurde');
ihm folgte in Flörsheim bis Ende Dezember Fürst Scherbatow. An das Corps
des Generals Sacken schloss sich vom Schwarzbach bis zur Nidda das des
Generals Langeron; der General selbst hatte sein Ifauptf^uartvcr anfänglich in
Königstein, später, wie es scheint, in Höchst.
Ausserdem crliess Blücher unter dem 21. Xovember genaue Dispositionen
für die Ausführung der Einschliessung von Kastei, welche wir, als zu sehr in
das Einzelne gehend, hier übergehen können.') In dieser Aufstellung verblieb
das Corps bis zum 7. Dezember, einzelne kleine Veränderungen abgerechnet,
deren Anführung im einzelnen nicht erforderlich ist.
Die Aufgabe des Corps, nämlich die Einschliessung von Kastei, wurde von
Blücher, wie dessen soeben angeführten Dispositionen zeigen, sehr ernst aufge-
fasst, vielleicht ernster als es erforderlich war, da die schlesische Armee dem
am linken Rheinufer aufgestellten Corps des Marschalls Marmont an Zahl und
Leistungsfähigkeit weit überlegen war. Die durch ansteckende Krankheiten
dezimierte Garnison von Mainz betrug 14 — 15 000 Mann, ausserdem waren am
Rheinufer bis Coblenz etwa 18 — 20 000 Mann unter dem Kommando des
Divisionsgenerals Riccard aufgestellt, welche nicht im stände waren, dem Vor-
dringen der schlesischen Armee Stand zu halten. Wir finden diesen Gedanken
mehrfach ausgesprochen in Privatbriefen des Ministers Marschall aus diesen Tagen,
welche in unzweifelhaft deutsch-patriotischer Gesinnung den Zweck verfolgen,
ein Vorgehen der Alliierten gegen das schwach besetzte Mainz anzuregen. In ähn-
licher Weise lauteten auch Berichte des nassauischen Gesandten v. Bock in Darm-
stadt, sowie Aussagen von Deserteuren aus Mainz, welche sich öfter — einmal
14 Schweizer unter Führung ihres Unteroffiziers — in Wiesbaden einstellten.
Auf die politischen und militärischen Gründe, welche die Monarchen im
November bewogen hatten, in ihrem Siegeszuge an den Ufern des Rheins Halt
zu machen, einzugehen, ist hier nicht der Ort, doch dürfen wir einen derselben
nicht unerwähnt lassen, nämlich die offen hervorgetretene Notwendigkeit, der
schlesischen Armee und besonders dem im Laufe des Jahres furchtbar in An-
spruch genommenen York'schen Corps Ruhe zu gönnen, die Truppenzahl des-
selben wieder auf die erforderliche Kriegsstärke zu bringen und endlich die
vollkommen in Verfall geratene Ausrüstung desselben wieder in Stand zu setzen.
Das Kriegstagebuch des York'schcn Corps entwirft eine traurige Schilderung
des damaligen Zustandes der Ausrüstung^) und in Übereinstimmung mit dieser
Schilderung legen die Lieferungen, welche das Herzogtum Nassau nach Ausweis
der Kriegsrechnungen in den Monaten November und Dezember für die schlesische
Armee aufzubringen hatte, Zeugnis dafür ab, in welchem Zustande die Truppen
sich befanden und wie dringend notwendig eine mehrwöchentliche Ruhe war,
um dieselben für den weiteren Verlauf des Feldzuges kriegstüchtig zu machen.
') Akten, sodann Droysen II, S. 210. — -) Plotho II, S«. 405; vergl. Ilollcben, S. 101 ff.;
Droysen, York II, S. 202 u. a. — 'J VerKl. iiuch Ilenckel, S. 240; Droyson III, S. l'Jö, 233.
216
Der Feltlmarschall Blücher liatte, in Verbindung mit seinem ursprünglichen
Plane, Mitte November den Rhein bei Mülheim zu überschreiten, dem General
St. Priest, Kommandeur des zum Corps des Generals Langeron gehörigen
8. russischen Corps, den Befehl erteilt, von Cassel aus am 7. oder 8. November
Siegen zu erreichen und sich dann gegen den Niederrheiu zu wenden.') Am
18. November erschien St. Priest in Düsseldorf, zog sich aber dann, nachdem
die schlesische Armee, wie vorhin dargestellt, eine andere Verwendung erhalten
hatte, auf diese zurück, um die Deckung des rechten Flügels derselben zu
übernehmen. Am 26. November traf er in Montabaur ein, wo er — im Gast-
hof zur Krone bei dem Kommerzienrat Grandy — bis zum 29. November blieb.
Am 30. November verlegte er sein Hauptquartier nach Thal Ehrenbreitstein;
an demselben Tage nahmen nach einer Meldung der Regierung zu Thal Ehren-
breitstein von den Truppen seines Corps') folgende Quartiere im Herzogtum
oder benachbarten Ortschaften:
11. Division, Hauptquartier Montabaur.
1. Jägerregiment: Dernbach, Würges, Ebernhahn, Ransbach, Bombach;
das Polotzky'sche Regiment: Stand, Ützingen, Morchheim, Bannber-
scheid, Boden, Heiligenroth;
das Ekaterinburg'sche Regiment: Mogendorf, Quirnbach, Siershan,
Helferskirchen, Leuterod, Niedersayn, Saynerholz;
das Rylsky'sche Regiment: Meudt, Ei&en, Dahlen, Ehringhausen, Ober-
ahr, Niederahr, Langwiesen, Goldhausen, Ruppach, Zehnhausen;
das 38. Jägerregiment: Valfendar, Weitersburg, Mallerau, Urbar, Nie-
derwerth;
das Geletzi'sche Regiment: Höhn, Hillscheid, Grenzau.
17. Division.
das Belosersky'sche Regiment: Stadt Nassau, Obernhof, Schweighausen,
Misselberg, Becheln, Scheuern, Bergnassau, Oberwies, Dienethal;
das 48. Jägerregiment: Bad p]ms, Dorf Ems, Dausonau, Hömberg,
Zimmerschied, Ladenbach;
das Riäsan'sche Regiment: Winden, Hübingen, Horbach, Gackenbach,
Welschneudurf, Drubach:
das 30. Jägerregiment: Eitelborn, Neuhäusel, Arenberg, Immendorf,
Niederberg, Simmern:
das Brest'sche Regiment: Stadt Neuwied;
das Willmanstrand'sche Regiment: Engers;
das Charkow'sche Dragonerregiment u. das Kosakenregiment Kutainikow
in Bendorf und den umliegenden Dörfern;
die Pioniere: Untershausen, Stahlhofen, Ruppenrod, Ettersdorf;
das livländische reitende Jägerregiment: Niederlahnstein, Horchheim;
die Artillerie: Holler, Niederelbert, Horressen, Eigendorf, Eschelbach.
'j Vergl. Pertz, Gneisenau III, S. 503, 535. — ^) Die Zusammensetzung des Corps bei
Plotho III, Beil. 2.
217
Die fortwiilircndon Streitigkeitea, in welche die preussischen Truppen mit
den Russen, insbesondere mit den rücksichtslos und stets weit über den hierzu
zugewiesenen Bezirk fouragierenden Kosaken gerieten, veranlassten den Feld-
marschall, am 6. Dezember dem General St. Priest den Befehl zu erteilen, alle
auf dem linken Ufer der Lahn kantonnierenden Truppen auf daa rechte Ufer
zurückzuziehen.
In den alsdann hier zugewiesenen Quartieren, über welche nur vereinzelte
Nachrichten vorliegen, blieb das Corps St. Priest bis zum 31. Dezember des
Jahres. General St. Priest selbst hatte vom 1. bis 31. Dezember sein Quartier
im Schlosse zu Engers, wo er ein lustiges Leben führte und grosse Feste gab;
er unterhielt von hier aus Verkehr mit der fürstlichen Familie in Neuwied.
Kriegerische Ereignisse von einiger Bedeutung sind aus dieser Zeit nicht
zu melden ; auch der einfiJrmige, allerdings- ermüdende und anstrengende Yor-
postendienst erlitt wenig Unterbrechung.') Einiges Leben brachten zunächst
verschiedene Besichtigungen der Truppen. Am 27. November kam Feldmarschall
Blücher nach Hochheim, um von hier aus die Aufstellungen zu besichtigen.*)
Am folgenden Tage, den 28. November, erschienen Kaiser Franz und Ki'mig
Friedrich Wilhelm IIL von Frankfurt aus bei den Truppen.') Am 30. Novem-
ber erschien der König in Wiesbaden, wo er an einem sehr glänzend verlaufenen
Balle, welchen das Offiziercorps des York'schen Corps veranstaltet hatte, Teil
nahm; der gleichfalls zu dem Balle angemeldete Kaiser Alexander erschien
nicht.*) An dieses Fest schloss sich am folgenden Tage die Parade des Corps
auf dem Felde zwischen Mosbach und Erbenheim; während der König mit
glänzender Suite die Fronten abritt, begrüssten ihn die Franzosen von Kastei
mit einigen wirkungslosen Kanonenschüssen. Nach der Parade gab der König
ein Diner in der Krone zu Hochheim, welchem ein scherzhaftes Nachspiel nicht
fehlte, da, wie der Wirt später klagte, während dieses Diners russische Diener
silberne Löffel stahlen. Am folgenden Tage, dem 2. Dezember, ging das
Sacken'sche Corps, wie vorhin schon angegeben, nach Darmstadt, wohin auch
Sacken selbst sein Hauptquartier verlegte. In seinem verlassenen Quartiere,
der Krone in Hochheim, folgte ihm der russische General Emmanuel, der in
seinem Gefolge mehrere deutsche Maitressen mitführte und mit diesen, wie es
scheint, ein lustiges Leben führte; Gäste bei ihm waren vom 6. bis 15. De-
zember der General Fürst Scherbatow, am 24. Dezember der General Graf
Pahlen.
Am 7. Dezember erfolgte eine teilweise Umlegung der Truppen, um die
durch die bisher getragene Einquartierung erschöpften Gemeinden zu erleichtern.
Die hierdurch festgesetzte Belegung der Ortschaften blieb bis zum 31. Dezember
unverändert; wir lassen dieselben in der Aufstellung, wie sie dem herzoglichen
Ministerium von dem preussischen Kriegskommissar von Reiche zu Wiesbaden
mitgeteilt wurde, hier wörtlich folgen:
') Vergl. Holleben, S. 102. — *) Rechnungen, vergl. Holleben, S. 103. — =*) Rech-
nunaren. — ♦) Akten, sodann Henckel, S. 259, -153; Droysen III, S. 208 tf . ; Fürster,
Freiheitskriege 11, S. 588.
218
Dislokations-Tableau des I. preussischen Armeecorps.
Truppenteile.
u
ca
Hauptquartier lios koinmamiieronilen
Generallieutenants v. York . .
Hauptquartier des Prinzen Wilhelm
K. H
BritjadekommanJeur v. Warburg .
Kriegskonimissiiriat u. Proviantamt
1. ostpreuiJS. Inf -Reg
1. Bat. des 2. ostpreuss. Inf.-Reg.
Fussbatterie No. 1
2. Bat. des 2. ostpreuss. Inf.-Reg.
1. ostpreuss. Fiis.-ßat
2. „ „ ....
Landw.-Bat. v. Fischer ....
Mecklenburg. Hus.-Reg, :
1 Eskadron
1 , inkl. Jäger ....
2 Eskadrons < . .
Trainkolonne
a
a
c
o
a
a
Standort.
Anmerkungen.
263
60
20
16
908
470
140
408
4.30
452
480
120
145
245
130
4296
393
90
32
24
81
39
136
31
33
33
32
128
150
255
140
1597
Wiesbaden
Kioppenheim
Erbenheim
Bierätatt
n
Igstatt
Xordenstatt
Ober- u. Nieder-
libbach
Müssen sämtliih au8 mili-
tärisrhcr Rücksicht ^o
kantonniert stehen blei-
ben und können nicht
weitläufl^er gelegt «er-
den. Da aber nach der
Anzeige des Kriegs-
kominissars die Orte
Kloppenheim, Erben-
heim, Biersuitr, Igstatt
und >'orden>t.Ttt ihre
Truppen nicht mehr er-
halten künnen, so muss
ihnen Hülfe gegeben
werden. Selbst in Wies-
baden muss Hülfe ge-
geben werden.
General v. Hörn, Oberst v. Wtlzin
Kriegskommissariat
1. Bat. des Leib-Inf.-Reg. . . .
Landw.-Bat. v. Reibnitz . . . .
„ Knorr und Kottulinski
„ Sommerfeld u. Petten-
hofen
, Bleiihenbach u. Wedel
2. Bat. des Leib-Inf.-Reg. . . .
Jägerdetaohement desselben . . .
Leib-Füs.-Bat
Brandenburg. Hus.-Reg, inkl. Jäger:
l Eskadron
l ,
3 Eskadrons
Fussbatterie No. 3
Proviantamt
Trainkolonne
1. Pioniercompngiiie
60
110
9
10
554
59
418
19
434
20
551
22
428
18
561
19
134
10
540
29
HO
113
110
113
333
342
100
130
15
10
70
200
110
11
4537
1235
Wiesbaden
Dotzheim
Mosbach
Biebrich
»
Mosbach
Biebrich
Schierstein
'/i in Dotzheim,
'/i in Mosbach
Mosbach
Limbach,
Hiinerberg
Mosbach
Die in Wiesbaden, Mos-
bach, Biebrich und Ge-
gend stehenden Trup-
pen können ans militä-
rischer Rücksicht nicht
anders dislociert wer-
den und nach dem Be-
richt des Kriegskommis-
sars müssen sämtliche
Quartierstiinde, wenn
sie ihre Einquartierung
vollstündig befriedigen
sollen, besondere Unter-
stützung erhalten.
219
Truppenteile.
Oberst und Brijjadeohef v. Jürjjas
nebst Adjutanten u. Ordonnanzen
Oberst u.Brigadekomm. Gr. Henckel
nebst Adjutanten u. Ordonnanzen
Kriegskommissariat und Proviantamt
Litthauiaches Drag.-Reg
1. westpreuss. Drag.-Reg.
Ostpreuss. National-Kav.-Reg. . .
Brandenburg. Ül.-Reg.
10. schles. Landw.-Reg. v. Sehr
1. neumärk.
V. Osorowaki
V. Sydow
Reitende Batterie No. 2 .
n n
Trainkolonne .
a
o
a
o
u
O
60
20
35
650
550
550
550
l_
170
80
2665
a
99
Stanflort.
70
20
35
700
600
600
600
Katzcnelnbogen
200 1
1201
Katzcnelnbogen,
Bremberg,
ErjJenhausen,
Kürdorf
Mudershausen,
Herold,
Holrnfeld,
Klingelbach
Dörsdorf,
Berghausen,
Allendorf
Elfeld und längs
dem Rhein,
Rüdesheim etc.
auf Vorposten
bei der Brigade
No. 7,
V. Hünerbein
bei der Reserve-
Artillerie
Rückershausen
2945
Anmerkungen.
Wenn *itgta der leichte-
ren VprpHcsunu eine
wfitlüuh:.ere Disloka-
tion gewüni-cht werdea
sollte, so erwartet maa
(tarüt)er die V'orschlütfe
und wird hierbei be-
merkt, dass lach dem
Bericht des KrlP({9kom-
mi-isars die QuHrli<'r-
stäade nur noch eine
sehr kurze Zeit im blande
sein werden, ohne eine
besondere L'nterstiitz-
ung den Truppen eine
volUtündiife Verpfleg-
ung /.u gewahren.
Ostpreuss. Gren.-Bat. .
Westpreuss. Gren.-Bat.
Kriegskommissariat . .
Leib-Oren.-Bat. . . .
Schles. Leib-Gren.-Bat.
Landw.-Bat. v. Walter
„ V. Martiz .
„ T. Larisch
„ V, Borraitz
S-Pfd.-Fussbatterie No. l
2. Leib-Hus.-Reg. , .
Jägerdetachement
Trainkolonne . .
372
36
305
37
9
10
555
41
569
34
642
64
437
28
121
97
512
526
140
110
74
156
3736
1169
L.Schwalbach
n
n
Wehen
Bleidenstatt
Laufenseiden
Kernel
Steckenroth
Biirstatt
2. u. 3. Eskadron
Langenseifen
Adolfseck
Rücksichtlich der Disloka-
tion gilt hier dieselbe
Bcmerkunif und wird
noch besonders hinzu-
gefügt, dass nach dem
Bericht des Krie(?i-
kommissars die One
li.-Schwalhach u. Blei-
denst it ihre Kinquar-
üerung ohne besondere
Hülfe nicht ni»hr ver-
pflecen konncnund da->s
auch dieses in den Orten
dos Amts Wehen in einer
sehr kur/enZeit derKall
sein wird.
220
'S
Truppenteile.
a
o
©
.1
-*^
es
Standort.
Anmerkungen.
Generalmajor v. Hünerbein . .
60
90
L.-Schwalbach
Hier (jetten die Bemer
Kriegskommissariat
9
564
10
49
Zorn,
kungen wie Tor.
Das kombinierte Füs.-Bat. . .
.
Weidenbach,
Diethard,
Münchenroth,
Nauroth,
Schmakmiihle,
Algeiiroth
.
Oberst v. Gaza
•
20
20
Nastätten
Bat. V. Bülow
599
62
„ V. Wiegand
626
50
Holzhausen
to
a. d. Haide,
Land w.- Bat. v. Wintert'eld . .
528
37
Buch
Ölsberg und
00
Endlicbhofen
Fussbatterie No. 15
•
134
107
Ober- u. Nieder-
meilingen
Landw. -Kav.- Reg. v. Osorowsky
nebst Train-Kül. v. Frankenberg
262
75
2891
170
Miohlen,
Himraighofen,
Ruppertshüfen
Landw.-Kav.-Reg. v. Sydow , .
245
244
Ober- u. Nieder-
wallmenach,
Läutert, Bogel
3122
1128
u
>
ZI
= I
■(
12-Pfd.-Batterie No. 1 . . . .
1 Kompagnie des Bat. Gellhorn
12-Pfd.-Batterie No. 2 . . . .
Reitende Batterie No. 2 . . .
n n n ^ • • •
n » r> '■'•'■ •
6-Pfd.-Fu88batterie No. 2 . . .
Packkolonne No. 1
„3
«5
„ 13 .... .
Handwerkerkolonne No. 1 • .
Pferdedepöt
3 Kompagnien des Bat. Gellhorn
Verpflegungskülonno ....
Kriegskommiösariat
276
104
241
191
184
191
192
128
128
128
126
43
41
308
27
9
2317
191
12
172
219
212
219
100
183
160
183
189
40
100
39
50
101
2079
Kirberg
Nauheim
Eufingen
Dauborn
Niederncisen
Kaltenholzhauson
Neesbach
Netzbach
Hanstüttcn
Oberneisen
Limburg
Ennerich
Der halbe Bedarf der Ar- t
tillerie ist bis jetzt noch i
auf daa Amt Hadamat i
ao^jewieien, Dur der <
Kriegskommissar beauf- 1|
trajft, seine diesselt- ^
lictien Kequisitionen i
dort bis auf eine ab- 1
ändernde BestimmuDgl
fortzusetzen. Sollte eine«
weitläufigere Disloka- \
tion gewünscht werden, I
80 erwartet man diel
Vorschläge.
221
Truppenteile.
a
s
c
o
o
Standort.
Anmerkunj^en.
Fliegemlcs Pfonledepüt unter Haupt
mann v. Hauke
Transportkolonne iles Lieutenants
Kessel
Detachcment des fliegenden Pferde
depots
Bäckereikolonne No. 2 ...
« 3 . . .
Von diesem ein Detachenient .
Flif^i^endos ^^>ldlazar(>tt No. 2 .
Ober-Kriej^skomniJHsariat .
Haupt-Proviantamt
Feidkries'skaaae
Hierzu
2. Brigade
Reserve-Kavallerie .
1. Brigade
Reserve-Artillerie ,
Summa . .
Wiesbaden, den 7. Dezember 1813.
40
.S2
443
4296
4537
2665
3736
3122
2317
21116
138
104
14
35
106
39 1
76
361
30
3
61
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42
54
12
14
30
24
487
1597
1235
2945
1169
1128
2079
10640
Auringen
Nauroth
Hesloch
Runkel
Wiesbaden
Diez
Wiesbaden
n
L.-Schwalbaoh
gez. : V. Reiche.
Aus Jen folgenden Tagen verdient nur noch Erwähnung ein glänzendes
'Fest, welches die herzogliche Regierung am 12. Dezember dem Feldmarsohall
zur Feier seines Geburtstages gab. Blücher's Geburtstag ist der 16. Dezember;
auf eine Anfrage der Regierung hatte sein Adjutant Goltz irrtümlich den
12. Dezember als solchen bezeichnet, worauf ungeachtet des von Blücher selbst
eingelegten Widerspruchs die Einladungen zu dem Feste auf den 12. ergingen.
Blücher erschien denn auch an diesem Tage mit Gneisenau und dem übrigen
Stabe aus Höchst, Hünerbein aus Langenschwalbach, Laogeron aus Rüdelheim,
NO er sein Quartier hatte, anscheinend ist auch Stein aus Frankfurt herüber-
gekommen; zur Teilnahme aufgefordert waren ferner die nassauischen Beamten
|:u "Wiesbaden und in den benachbarten Amtern. Der Verlauf des Festes, dessen
jlesamtkosten sich auf 8477 fl. 38 kr. beliefeu, war ein äusserst glänzender.
[Blücher hatte die Annehmlichkeit, seinen Geburtstag nochmals in Frankfurt
^uf Einladung der Stadt, diesesmal aber an dem richtigen Tage, feiern zu
:önnen.')
Der Friedensverhandlungen, welche im November zwischen den Alliierten
ind Frankreich schwebten, haben wir vorhin bereits so weit, als es der Zweck
') Akten, ausserdem die Briefe Blüchers bei Colomb, S. 76; Sybel, Zeitschr. LIV, S.399.
222
unserer Darstellung erfordert, kurz gedacht. Gegen Ende des Novembers
wurden diese Verhandlungen abgebrochen, zum grossen Teile infolge der sich
stets steigernden masslosen Forderungen Napoleons, welche den Alliierten end-
lich zeigten, dass es jenem nicht Ernst war mit dem Frieden, dass er vielmehr
nur Zeit gewinnen wollte, um neue Heere zu einem neuen Angriffskriege bilden
zu können. Mit dieser Erkenntnis tiel die Entscheidung, wie sie den Absichten
der deutsch denkenden und fühlenden Generale und Staatsmänner, den be-
<^eisterten W^ünschen des gesamten deutschen Volkes entsprach. Dem bangen
Warten stand das Ende bevor, es ging vorwärts. Gegen Ende November wurde
beschlossen, dass die alliierten Armeen soweit vorgeschoben werden sollten,
dass am 1. Januar 1S14 der Übergang derselben über den Rhein auf der ganzen
Strecke von Coblenz bis Basel stattfinden könne.
Wir stehen somit vor der Darstellung einer der denkwürdigsten Thaten der
schlesischen Armee, des Rheinüberganges derselben bei Caub am 1. Januar 1814
und den nächstfolgenden Tagen.
Die Dispositionen Blüchers') für den Rheinübergang der schlesischen j
Armee sind aus Höchst vom 26. Dezember 1818 datiert; in dem Begleit- 1
schreiben^, mit welchem diese Dispositionen den Generalen mitgeteilt wurden, j
sagt Blücher, er werde sein Hauptquartier am 29. nach Frankfurt verlegen,!
eine Bestimmung, welche, wie sich gleich ergeben wird, abgeändert wurde. Aus i
diesen Dispositionen folgen hier die wichtigeren Stellen wörtlich:
Den 1. Januar mit Anbruch des Tages geht die schlesische Armee über'
den Rhein, und zwar die Corps von Langeron und von York zwischen Mainz |
und Coblenz und das Corps von Sacken zwischen Mannheim und Mainz.
Den 4. Januar vereinigen sich die Corps dergestalt, dass das Corps |
von Sacken bei Alzei eintrifft und Neustadt, Dürkheim und Speyer mit Detache-i
ments besetzt, auch gegen Mainz Kavallerie poussiert; die Corps von Langeron!
und York treffen bei Kreuznach ein und schicken ebenfalls Kavallerie gegen i
Mainz vor.
Durch Kavallerie -Detachements, welche von beiden Seiten abgeschickt!
werden und sich zwischen Kreuznach und Alzei begegnen, werden gegenseitigj
die Nachrichten vom Eintreffen gegeben; sobald der Übergang bewerkstelligt!
ist, wird jedoch schon ein Kurier von beiden Seiten über Frankfurt die Nach-|
rieht davon bringen.
Ich werde mich bei dem Corps von Langeron und von York aufhalten.!
Die Pont(jnbrücke des Corps von Langeron ist fürs erste in der Gegend!
von Caub zu schlagen, bis auf den Lahnschiffen eine Brücke zu stände gebracht]
ist, um eine fliegende Brücke bei Coblenz zu errichten. [
Ausserdem erfolgten gleichzeitig mit diesen Generaldispositionen weiter®
Spezialdispositionen für die einzelnen Corps. Die Spezialdisposition für das
York'sche Corps lautet:
Das York'sche Corps verlässt Wiesbaden und die Gegend am 30. Dezember
und konzentriert sich zwischen Langenschwalbach und dem Rhein.
VKrie-rttafjebuch des York'achen Corp.?, hiernach Plotho III, S 44 ff.; Damitzj
Droyaen u. a. - ') Kriegstagebuch; Plotho a. a. U.; Droyaen 111, S. 230.
223
Am 31. Dezember zwischen Nastätten exklusive Schönau und dem Rhein
gegen Caub und St. Goarshausen.
Am 1. Januar 1814 seliifft die Infanterie der Avantgarde auf den zwischen
Caub und der Lahn vorhandenen Schiffen in der Gegend von Caub über. Die
Leinwands-Pontonbrücken werden bei Caub geschlagen und das Corps fidgt
dem Übergange seiner Avantgarde. Sobald die Kavallerie und Artillerie der
Avantgarde übergegangen ist, setzt sich das Ganze über Rheinböllen nach
Stromberg in Bewegung. Ein Detachement von einem leichten Kavallerie-
Regiment, einem Füsilier-Bataillon und einer halben reitenden Batterie besetzt
Simniern. Das Corps rückt in enge Kantonnierungen zwischen Bacherach und
Rheiubtdlen.
Das Haupt(juartier der schlesischen Armee wird sein
den 30. Dezember in Langenschwalbach,
den 31. Dezember in Caub.
Plotho, der diese Disposition aus dem Kriegstagebuch des York'schen
Corps mitteilt'), hat es unterlassen, Datum und Ausstellungsort derselben anzu-
geben; dieselbe ist wie die Generaldisposition aus Höchst vom 26. Dezember 1813
datiert. York, der am 26. mittags die bei Droysen III, S. 230 mitgeteilte vor-
läufige Benachrichtigung, dass der Übergang am 1. Januar stattfinden solle,
erhalten hatte, empfing diese letzten Dispositionen am 27. Dezember mit nach-
stehendem Schreiben Blüchers:
An etc. Herrn v. York Excellenz.
Ew. etc. übersende ich in der Anlage die Dispositiones zum Über-
gange über den Rhein mit dem ergebensten Bemerken, dass die Ponton-
compagnie des Graf Langeron'schen Corps am 30. d. M. in Xastätten
eintreffen werde, wo Hochdieselben ihnen den Befehl erteilen wollen,
sich den 31. nach Caub in Marsch zu setzen.
Hauptquartier Höchst, den 26. Dezember 1813.
v. Blücher.
Die Spezialdisposition für das Corps von Langeron regelte dessen Marsch
dahin, dass dasselbe stets dem von York folgen sollte; am 31. Dezember sollte
es zwischen Nastätten inkl. Schönau am rechten Ufer des Mühlbachs und
Langenschwalbach, die Reserve-Kavallerie in Langenschwalbach und Katzeneln-
bogen stehen; am 1. Januar sollte das Korps nach Caub weiterrücken. Die
Stärke dieses Corps betrug etwa 35 000 Mann.
In dem vorhin erwähnten, am 26. Dezember an York gerichteten Schreiben';
sagt Blücher, er werde, um die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten möglichst zu
verheimlichen, bei der auf den 29. angesetzten Verlegung seines Hauptquartiers
von Höchst nach Frankfurt solche Einrichtungen treffen, als wenn er auf längere
Dauer dort bleiben würde. In der That sind, wohl um die stark betriebene
Spionage der Franzosen zu täuschen, die Bewegungen des Hauptquartiers mit
einem solchen Erfolge verschleiert worden, dass man noch heute in den ein-
gehendsten Darstellungen der Ereignisse jener bewegten Tage vergeblich nach
') III, S. 46. — *) Droyseo III, S. 230.
224
genauen Angaben sucht. Einen Beleg dafür, wie vorsichtig die Vorbereitungen
des Corps zum Abmarsch betrieben wurden, zeigt ein Brief des nassauischen
Kriegsrars Geyer zu Wiesbaden, welcher mit dem preussischen Kommissar
von Reiche das Einquartieruugswesen leitete und also am besten unterrichtet
sein konnte, au den Geh. Rat Ibell vom 29. Dezember, in welchem es wörtlich
heisst: .,Endlich habe ich das tief beobachtete Geheinmis ergründet, dass morgen
den 30. Dezember das ganze York'sche Armeecorps aus der hiesigen Gegend
abmarschiert. Wohin":' ist durchaus unbekannt. Nur erfuhr ich von Herrn
von Reiche, dass der 1. Januar ein merkwürdiger Tag sein werde, an welchem
der Herr von York abermals ein grosses Wagestück unternehmen und aus-
führen werde."
Die Angaben über den Tag, au welchem Blücher sein Hauptcjuartier nach
Frankfurt verlegte, weichen ab; er selbst hatte den 29. Dezember in Aussicht
genommen, von sonstigen Angaben soll nur die von Mütfling') angeführt werden,
welcher den 25. Dezember angibt. Nach der ausdrücklichen Angabe in einem
Berichte des Amtmanns Lamboy zu Höchst, sowie den Verptlegungsrechnungen
steht jedoch fest, dass Blücher mit dem ganzen Hauptquartier am Nachmittage
des 27. Dezember nach Frankfurt ging. Über den Tag des Aufbruchs des
Hauptquartiers von Frankfurt und die von demselben eingeschlagene Richtung
habe ich nur eine zuverlässige Angabe gefunden, nämlich eine Frankfurter
Korrespondenz in der Darmstädter Zeitung vom 4. Januar 1814; alle Spezial-
darstellungen der Kriegsgeschichte dieser Zeit gehen hierüber hinweg. In dieser
Korrespondenz heisst es, Blücher habe am 30. Dezember Frankfurt in der Rich-
tung nach Coblenz verlassen. Diese Tagesangabe ist richtig, die unbestimmte
Angabe der von Blücher eingeschlagenen Richtung zeigt, wie wenig man noch
am 4. Januar sogar in Frankfurt von dem weltgeschichtlichen Ereignisse, welches
sich wenige Tage vorher in einer Entfernung von nur einigen Meilen vollzogen
hatte, wusste! Die Kriegsrechnungen') ergeben als thatsächlich, dass Blücher
am 30. Dezember von Frankfurt aufbrach und sich mit seinem Stabe direkt
nach Wiesbaden begab, wo er bei dem Posthalter Schlichter im Adler abstieg.
Eine vorausgesandte Estaffette hatte im Adler das Mittagsessen auf 4 Uhr für
24 Personen bestellt; es ist anzunehmen, dass Blücher diese Stunde eingehalten
hat. Rechnen wir für die in Wiesbaden erfolgte Unterbrechung der Fahrt drei
Stunden, so wird es 7 Uhr abends gewesen sein, als Blücher Wiesbaden ver-
liess, um das in der Disposition vorgesehene Nacht([uartier in Langenschwalbach
zu erreichen; ziehen wir die Beschaffenheit der Wege und die Jahreszeit in
Betracht, so wird derselbe nicht vor 1 1 Uhr abends in Langenschwalbach an-
gekommen sein. Es liegt zwar keine aktenmässige Bestätigung dafür vor,
dass Blücher die Nacht vom 30. auf den 31. Dezember in Langenschwalbach
zugebracht hat, aber diese Annahme wird weiterhin unterstützt durch die An-
gabe Colombs^), dass Blücher die damals an die schlesische Armee erlassene
') Kriegsgeschichte des Jahres 1813, II, 8. 14. — ^) Staat.sarcliiv. — ^) Briefe Blüchers,
S. 82. Das Kriegstagebuch und Plotho III, S. 52, geben jedoch an, dass diese Proklamation,
sowie eine zweite im dii; I^'svoliniT i\oh linktni Klieiiiufers gerirhtete, welclie „Am linken
Rheiimfer, d. 1. Januar 1814" datiere ist, am 1. Januar in (.'aub ausgegeben sei.
225
— wohl vorher fertiggestellte und deshalb weder mit Ausstellungsort nooh Datum
versehene — Proklamation am 30. in Langenschwalbach erlassen, d. h. aus-
gegeben habe, eine Angabe, welche nach Lage der I'mstände glaul) würdig
erscheint. Ausserdem findet sich in den Rechnungen die Ausgabe für einen
dem Feldmarschall am 31. Dezember von Langenschwalbach nach Caub nach-
geschickten Statfettenreiter, woraus sich ergibt, dass jener kurz vorher dort
gewesen sein muss.
Der Aufliruch des Corps selbst erfolgte an diesem Tage — den 30. Dezember
genau nach den gegebenen Dispositionen.') York verlegte sein Hauptquartier
nach Kemel, die übrigen in Wiesbaden einquartierten Generale und Brigade-
Kommandeure verliessen gleichfalls die Stadt. Prinz Wilhelm von Preussea
gab die 2. Brigade an den Obersten von Warburg ab und übernahm in Langen-
schwalbach das Kommando der bisher von Hünerbein, welcher inzwischen zum
Generallieutenant befördert war, geführten 8. Brigade; Hünerbein selbst und
unter ihm Generalmajor von Katzler, welcher bis dahin sein Quartier in Mosbach
gehabt hatte, übernahm die Bildung und Führung des Vortrabs.
Der 31. Dezember war bestimmt, den Aufmarsch der Truppen für das
auf den folgenden Tag angesetzte Unternehmen nach den gegebenen Dis-
positionen zu vollenden. General von York verlegte sein Hauptquartier nach
Caub, wo er mittags vor dem Feldmarschall eintraf. Da, wie bereits an"-e-
geben, York seine Verpflegung selbst bestritt und jedes Anerbieten einer Ver-
pfleguüg auf Landeskosten zurückwies, haben wir über das Haus, in welchem
er in Caub Quartier nahm, keine bestimmte Angabe, doch könnte die Ver-
mutung aufgestellt werden, dass er im Hause der Witwe des Weinhänd-
lers Kilp wohnte. Ihm folgte im Laufe des Tages der Feldmarschall selbst,
der bei einbrechender Dunkelheit, gegen 4 Uhr nachmittags, mit dem ganzen
Hauptquartier in Caub eintraf und bei dem Amtmann von Heusser daselbst
Quartier nahm."')
Nach dem Kriegstagebuch, dessen Angaben sich bei Plotho HI, S. 47 im
Auszuge finden, war die Aufstellung der Truppen an diesem Tage — 31. De-
zember — folgende:
1. Die erste Brigade hatte St. Goarshausen (Brigadequartier), Reichen-
berg, Brennerhof (auch Heppenhof genannt), Patersberg, Welmich,
Bornig und Caub. In Rüdesheim die beiden Jäge/compagnien.
2. Die zweite Brigade hatte Lierschied (Brigadequartier), Ober- und
Niederwallmenach, Läutert, Weidenbach, Auel, Reitzeuhain.
3. Die siebente Brigade hatte Welterod (Brigadequartier), Hof Rodeln,
. Espenschied, Patfester Hof, Mappenhof, Aulhausen, Stephanshausen,
Nothgottes und Patersberg. : 'ej^y-»
4. Die erste Brigade hatte Caub (Brigadequartier), Sauertbal, Ramsei,
Weisel, 4>l>€r- und Nie<lei5()rscheid, Lorch, Lorchhausen.
') Ausser den vorhin anirefiihrten Dispositionen ist zu ver?!. Henckel, S. 240ff., 502,
519; Holleben, S. 106. — ') Eine eingehende Erürterun» dieser für die Darstellung neben-
sächlichen Frage gibt die Beilage.
15
226
5. Die Reserve-Kavallerie hatte Endlichliofen, Ölsberg, Ruppertshofen,
Casdurf, Bogel, Marionfels, Pissighofen, Oennerich, Ilimniighofen,
Nüohern, Eschbaoh, Prath, Weyer.
6. Die Reserve-Artillerie Strüth und Lipporn.
7. Die Bagage in Breithard, Steokenroth und Ilolzliausen über Aar.
Die vorstehende Angabe des Kriegstagebuchs, dass das Hauptquartier des
Prinzen Wilhelm, Kommandeurs der S. Brigade, am 31. Dezember schon in
Caub gewesen sei, ist nicht richtig. Der Prinz war an diesem Tage und in
der Nacht zum 1. Januar im Kloster Schcmau. In der von der Gemeinde
Strüth wegen der Einquartierung des Stabes der 8. Brigade eingereichten Liqui-
dation ist als Brigadekommandeur sonderbarer Weise General von Steinmetz')
genannt, statt des Prinzen. Am folgenden Tage kam der Prinz nach Caub,
denn erst am 1. Januar, nicht aber schon am 31. Dezember, berechnete die
Stadt Lieferungen für ihn und seinen Stab (Rationen für 48 Pferde).
Zur Ausmittelung der für den Übergang geeigneten Stelle des Rheins
waren am 29. Dezember der Ingenieurmajor von Markow und der Major von
Klitzing vom Generalstabe nach Caub gesandt. Derselbe berichtete") folgendes:
„Bei Caub hat der Übergang über den Rhein solche Schwierigkeiten, dass er
beinahe unmöglich ist, wird er von hinlänglichen Truppen am linken Ufer ver-
teidigt, dann der Engpass von Weisel nach Caub von dem hohen Thalrande
des linken Ufers, auf welchem Ilenschhausen liegt, kann eingesehen und mit
Geschützfeuer bestrichen werden und ist das Städtchen Caub mit seinea engen
Strassen in Brand gesteckt, so ist die einzige Passage durch die Stadt nach
dem Ufer unterbrochen; endlich steigt auch das jenseitige Ufer unmittelbar an
der Chaussee, die dicht am L^fer von Bacharach nach St. Goar läuft, sehr steil
in die Höhe. Xur beschwerliche Fusssteige in engen Schluchten führen nach
dem Thalrande und es fehlt durchaus an Terrain, sich dies- und jenseits aus-
zubreiten, da das Rheinthal sehr schmal ist. Sind daher die Schluchten ver-
hauen, so ist der Übergang über den Rhein fast unmöglich."
Als General von York am 31. Dezember mittags in Caub eingetroffen
war, gab er für den Übergang die nachstehenden Dispositionen:^) Eine zwölf-
pfündige Batterie*) fährt von Weisel auf dem rechten Ufer des Caub-Baches
und eine halbe zwölfpfündige Batterie bei den Ruinen von Gutenfels auf, diese
Batterien bestreichen das linke Rheinufer und verhindern das Auffahren feind-
licher Batterien.
Zwei zwölfpfündige Kanonen werden, sobald der Übergang stattfindet, unten
am Ufer aufgestellt und werden die Ecke der Chaussee am Fusse der Platte
bestreichen.
') Steinmetz führte früher die er.ste Brigade, welche aber in diesen Tagen schon General
von Pirch II hatte; vergl. Droysen III, S. 225, hiernach ist Beitzke, Freiheitskriege III,
S, 72, zu berichtigen. — *) Bericht des Majors von Klitzing im Kriegstagebuche; hiernach
fast würtlich bei Plütlio III. S. 47. — ^) Kriegstagebuch, luornach Plotho III, S. 49, zu er-
gänzen. — *) Die zwölfpfündige Batterie No. 1 unter dem Hauptmann Witte war auf dem Hofe
Sfluerthal einquartiert, am 31. Dezember war sie zur Deckung der Brücke auf dem Hohenrod
In Cauber Gemarkung aufgefahren, wo sie an den folgenden Tagen bivouakierte. Kriegsrechn.
227
Eine Conipagnie Jäger, welche in Rüdoshoim liegt, besetzt d.'n W.'g von
Assmannsliausen längs <len Rhein hinab und beschiesst an den schmälsten Stellen
die von Bingen naoh Baoharach führende Strasse.
Die Infanterie der 8. Brigade geht sich fulgend auf Kähnen übor den
Rhein und wenn sie hinüber ist, bemächtigt sie sich der jenseitigen Schluchten
und Höhen, sperrt die Chaussee, nimmt das Dorf flenschhausen und sudit
Bacharach von dem Wege von Breitscheid, wo es wahrscheinlich am zugäng-
lichsten ist, in Besitz zu nehmen. Von Lorchhausen und Lorch werden während
der Nacht in aller Stille die Kähne heruntergebracht und zum Überfahren
gebraucht.
Zu der 8. Brigade stossen noch zwei Compagnien ostpreussische Jäger,
das 2. Leibhusaren-, das brandenburgische Ulanenregiment, eine Eskadron
Brandenburger, eine Eskadron mecklenburger Husaren und eine Eskadron des
ostpreussischen National-Kavallerie-Regiments mit einer reitenden Batterie.
Sowie die Brücke geschlagen ist, geht zuerst die Kavallerie und die Artillerie
der Avantgarde über, dann folgt die erste, zweite und siebente Brigade, die
Reserve-Kavallerie und Reserve-Artillerie, das ostpreussische National-Kavallerie-
Regiment gehört zur ersten Brigade.
Die Truppen versammeln sich sämtlich bei Weisel und rücken von hier
nach und nach nach Caub; es darf kein Wagen früher hinüber, als bis zuvor
alle Truppen auf dem linken Ufer versammelt sind.
Sowie die Avantgarde ganz hinüber ist, marschiert sie nach Stromberg.
Der Generalmajor von Katzler kommandiert die Kavallerie der Avantgarde, den
Oberbefehl über die letztere führt der Generallieutenant von Hünerbein. Um
12 Uhr des Nachts fängt der Übergang an und die Infanterie der ersten Brigade
wird um 7 Uhr folgen, wenn auch die Brücke nicht fertig ist.
Während das Corps des Generals St. Priest rechts von dem York'schen
Corps aufmarschiert war, um gleichzeitig mit diesem in der Xeujahrsnacht den
Rhein bei Ehrenbreitstein zu überschreiten, war das Corps von Langeron diesem
in der Weise gefolgt, dass es am 31. Dezember zwischen Nastätten, Langen-
schwalbach und Katzenelnbogen bereit stand, um am 1. Januar auf das linke
Ufer nachrücken zu können.
Am Abende des 31. Dezember wurde, wie ein Protokoll des Stadtvorstandes
von Caub angibt, durch Offiziere den Stadtvorstehern mündlich der Befehl
erteilt, durch die Schiffer sofort alle vorhandenen Kähne sowie alles zum Bau
einer Brücke dienliche Material zusammenbringen zu lassen. Ebenso wurden
aus St. Goarshausen und Welmich die für die Arbeiten brauchbaren jungen
Schiffer herbeigeholt. Um 10 Uhr abends, wie das Kriegstagebuch ausdrücklich
berichtet, nicht aber erst um Mitternacht, wie vielfach angegeben wird, begann
General von Hünerbein mit der Ausführung der ihm in der Übergangsdisposition
gestellten Aufgabe. Tor 12 Uhr nachts war die Aufstellung des Vortrabs
beendet; die Infanterie stand am Rheinufer, die Kavallerie und Artillerie stand
hinter der Stadt Caub in dem Pass von W»Msel. Die Spitze des Vortrabs
führte General von Katzler; sie bestand aus drei Bataillonen Infanterie, dem
2. Leibhusaren-Reginient, drei weitereu Eskadrous und einer reitenden Batterie.
15»
228
Das Hauptcorps des Vortrabs unter Ilünerbein selbst, den Oberstlieutenants
von Hiller und von Stutterheim, bestand aus 6 Bataillonen Infanterie, 8 Eskadrons
und einer Fussbatterie.') Punkt 12 Uhr traf der Feldmarschall bei Hünerbein
ein und wurde von den Truppen trotz des strengen Gebots, dass jeder Lärm
vermieden werden sollte, mit einem heiteren Prosit Neujahr I begrüsst; von
dort ritt Blücher an den Rhein an die zum Übergang ausersehene Stelle.')
Um dieselbe Zeit waren die russischen Pontons, welche in den vorhergehenden
Tagen in Nastätten hergerichtet waren, am Rheinufer eingetroffen. Der Bau
der Brücke wurde sofort dicht oberhalb Caub in der Richtung auf die Pfalz
begonnen; gleichzeitig wurden von den Schiffern alle vorhandenen Kähne so
geräuschlos wie möglich in den Rhein geschoben. Dies gelang und es schien,
als ob die bisher erfolgten Vorbereitungen trotz des Lärms, der nicht zu ver-
meiden war, und der ungewöhnlichen Beleuchtung der Häuser in Caub'), am linken
Ufer nicht bemerkt wurden. Die Witterung begünstigte das T'nternehmen, die
Nacht war hell und sternenklar, im Thale selbst war es nicht besonders hell.
Der Rhein war eisfrei, erst gegen den 11. Januar trat, wie ein Amtsbericht
meldet, starker Eisgang ein. So war es möglich, dass um 2V2 Uhr nachts
200 Füseliere des brandenburgischen Infanterie-Regiments unter Führung des
Majors Grafen von Brandenburg mit dem Major von Arnauld vom Generalstabe
in Kähnen den Übergang eröffneten. Eine Viertelstunde war verflossen, als die
Kähne an der im Befehl bestimmten Stelle, und zwar unterhalb des von einer
französischen Wache besetzten Zollhauses landeten. In dem Zollhause brannte
Licht, sonst herrschte vollständige Ruhe, als die braven Brandenburger an das
Ufer sprangen und hier, dem strengen Gebote zuwider, in ein stürmisches Hurrah!
ausbrachen. Hierdurch wurden die Franzosen aufgeschreckt, es fielen einige
Schüsse, durch welche ein Mann und ein aus Caub mitgenommener Führer ver-
wundet wurden. Es entwickelten sich nach und nach Schützengefechte mit
kleineren Abteilungen Franzosen, die lebhafter wurden, als 8 Uhr morgens von
Bacharach aus etwa 400 Mann französische Infanterie anrückten und auch ein
französisches Geschütz, von welchem 8 oder 9 Schuss abgegeben wurden, in
den Kampf einzugreifen suchte; doch auch den durch steten Nachschub ver-
stärkten preussischen Truppen gestattete das Tageslicht, sich zu entwickeln und
das Gefecht aufzunehmen, welches dann von den Generalen von Hünerbein
und von Katzler geleitet, nach kurzer Zeit mit der Besetzung von Bacharach
und Oberwesel endete. Die Preussen hatten festen Fuss an dem linken Ufer
des deutschen Stromes gefasst, überall in Stadt und Dorf mit hellem Jubel von
den harrenden Einwohnern begrüsst, denen der denkwürdige Neujahrsmorgen
nach zwanzigjähriger Unterjochung die Befreier gebracht hatte. Während dieser
Vorgänge war Kahn auf Kahn mit Truppen ohne Unterbrechung gefolgt; bis
7 '/2 Uhr abends war, also nur mittels der Kähne, die ganze Infanterie der
ersten Brigade an das andere Ufer gebracht; ohne Aufenthalt folgte sofort die
zweite Brigade. Ausserdem waren so rasch wie möglich zur Unterstützung der
') Kriegstagebuch, hiernach Plotho 111, S. 49. — *) Aufzeichnung eines Freiwilligen
des ostpreussiachen Jägerbataillons, bei Förster, Freiheitskriege II, 3. 595. — ^) Henckel,
S. 242.
229
am linken Ufer im Gefecht bezw. im Vorgehen bofindhchen Truppen zwei
Eskadrons Leibhiisaren und zwei reitende Geschütze auf Fähren von der Pfalz
aus übergesetzt. Inzwischen ward natürlich an der Brücke gearbeitet, doch
konnten hier nicht die Fortschritte gemacht werden, wehjhe man bei dem General-
stabe für ausführbar gehalten hatte und nach welchen die vorhin mitgeteilten
Dispositionen bemessen waren. Zwar war bis nachmittags 4 Ulir die Brücke
bis zur Pfalz und von dort soweit fertiggestellt, dass bis zum linken Ufer nur
noch etwa zehn Pontons fehlten und die Truppen schon den Befehl zum Hin-
überrücken erwarteten, als die Verankerung der äusseren Pontons sich histe und
hierdurch das ganze Stück der Brücke jenseits der Pfalz von dem Strome herum-
gerissen wurde und die Brücke bis beinahe an die Pfalz abgenommen werden
musste. Das Kriegstagebuch des York'schen Corps weist jede Schuld des
preussischen Generalstabes an diesem unangenehmen und störenden Zwischen-
falle mit der bestimmten Erklärung ab: „An diesem, den Übergang so sehr ver-
zögernden Ereignis war der Eigensinn der russischen Pontonniers schuld, die
sich aller Vorstellungen ungeachtet, der schweren Rheinanker zur Befestigung
der Brücke nicht bedienen wollten." Durch diese unerwünschte Störung wurde
die weiterhin für den 1. Januar beabsichtigte Truppenbewegung unmöglich ge-
macht; die Truppen verblieben im Marschquartier an den Stellen, an welchen
sie sich befanden. Das Hauptquartier des Generals Blücher und York blieb in
Caub; der Vortrab und die erste Brigade unter Hünerbein standen bei Bacharach
und Steg, die zweite im Übergang begriffene und die erste Brigade unter dem
Prinzen Wilhelm standen in Caub, die siebente Brigade, Kavallerie und Artillerie
lagerten bei Weisel; an diese hatte sich das im Anmarsch befindliche russische
Corps Langeron herangeschoben.
Am folgenden Tage, dem 2. Januar, war es den russischen Pontonniers
nach grossen Anstrengungen des Morgens 9 Uhr gelungen, die Brücke zu vol-
lenden; auf der Strecke vom rechten Ufer bis zur Pfalz, deren Breite 150 Schritt
beträgt, waren 27 Pontons gelegt, auf der Strecke von der Pfalz bis zum linken
Ufer, deren Breite 240 Schritt beträgt, 44 Pontons.*)
So konnten von 9 Uhr morgens ab an diesem Tage die in und um Caub
gelagerten Massen ungehindert den Strom überschreiten. Blücher und Gneisenau
werden dem Übergänge von den Fenstern des Amthauses, ihres Quartiers, aus
zugeschaut haben ^), York liess die Truppen an der Brücke bei sich vorbei-
') Vergl. über die Einrichtung der Pontons Müffling II, S. 16. — *) Gneisenau an Justus
Grüner hei Pertz-Dclhrüok, Gneisenau IV, S. 142. — Hier mag die Frage heriihrt werden,
oh Blücher am 1. Januar 1814 das linke Rheinufer betreten hat. Förster, Geschichte der
Freiheitskriege II, S. 598 berichtet dies ohne Angabe der (Quelle, sodass es zweifelhaft ist, ob
die vom linken Rheinufer den 1. Januar 1814 datierte Proklamation Blüchers oder dessen bei
Colomb abgedruckter Brief vom 1. Januar an seine Gemahlin als solche anzusehen sind. In
diesem Briefe d. d. Bacharach den 1. Januar 1814 (Colomb, Briefe Blüchers, S. 83) sagt
derselbe u. a. : Der frühe Neujahrsmorgen war vor mich erfreulich, da ich den stolzen Rhein
passierte u. s. w. Hiernach wäre der Feldmarschall schon am frühen Morgen «irüben gewesen.
Indessen scheint diese Annahme nicht unbedenklich. Es ist nicht ersichtlich, was für einen Zweck
die persönliche Anwesenheit des Feldmarschalls am linken Uf&r um diese Zeit gehabt haben
sollte. Der Inhalt des Briefes macht überdies den Eindruck, als ob er am 2. Januar geschrieben
230
marschieren') und ging vormittags nach Bacharach, wo er 12 '/2 Uhr mittags
anwesend war. Auch Blücher verliess im Laute des Tages Caub, er und York
hatten am Abend ihr Hauptquartier in Stromberg. Am 3. Januar war der
Übergang der Preussen beendet; es folgten die Russen, deren Übergang bis
zum 5. Januar währte. Auf die eigentliche Armee, deren Übergang somit am
5. Januar beendet war, folgten fortwährend in unübersehbarem Zuge Gepäck-
wagen, Kranke, Marode und Nachzügler, diese in solchen Massen, dass Blücher
noch in diesen Tagen auf Bitte des Amtmanns von Heusser zu Caub ein
Gensdarmerie-Kommaudo dorthin zu schicken versprach, um die Ordnung auf-
recht zu erhalten. Die Brücke selbst hatte sich bald nach Beendigung des Über-
gangs der preussischen Truppen als nicht haltbar bewiesen, weshalb Langeron
sei; vermutlich beruht in tliesem Falle das Datum auf einem Versehen des Feldmarschalls
oder es liegt ein Lesefehler des Herausgebers vor. Will mau diese Erklärungen nicht gelten
lassen, so könnte man annehmen, dass Blücher, als er nicht mehr an dem Gelingen seines
kühnen Unternehmens zweifelte, in der Freude seinos Herzens den Brief schrieb und vor
4 Uhr mittags, als die Brücke riss, durch eine Statfette befördern Hess. Hierfür könnte der
äussere Umstand sprechen, dass dann dieser Brief, sowie der folgende an Rühle und der oben-
erwähnte Brief Gneisenaus noch am Nachmittage des 1. Januar durch dieselbe Statfette nach
Frankfurt befördert worden wäre. Weitere Zeugnisse, welche die Frage aufhellen könnten,
haben wir nicht. Es ist ausser diesem Briefe nur ein zweiter Brief Blüchers von diesem Tage
bekannt, an den Oberstlieutenant von Rühle zu Frankfurt, welcher offenbar auch nur kurze Zeit
vor der Brückenkatastrophe geschrieben ist. Die Nachschrift dieses bei Pertz, Gneisenau III, S. 610
gedruckten Briefes lautet: ,Es sind in diesem Augenblicke 300U Mann Infanterie über den
Rhein, binnen 2 Stunden ist die Brücke fertig, wo ich alsdann mit meiner ganzen Armee
hinübergehen werde. Der Feind hat keinen bedeutenden Widerstand geleistet." Der Inhalt
dieser Nachschrift scheint dagegen zu sprechen, dass der Feldmarschall am 1. Januar das
linke Ufer betrat. Als am 1. Januar 1864 die fünfzigjährige Wiederkehr des Tages des Über-
gangs in Caub festlich begangen war, wurden die damals noch lebenden Sclüffer in Caub und
den benachbarten Orten, welche bei dem Übergange mitgeholfen hatten, vom Könige von
Preussen durch Verleihung des allgemeinen Ehrenzeichens, vom Herzoge von Nassau unter
dem 6. Januar und 22. Juni 1864 durch Verleihung des silbernen Verdienstkreuzes ausgezeichnet;
vergl. Nass. Verordnungsblatt 1864. Nicht uninteressant ist nun, dass die Verhandlungen über
die Verleihung dieser Auszeichnungen verschiedene Schitfer zu Tage fördern, welche am
1. Januar 1814 Blücher im Nachen über den Rhein gefahren haben wollen — mehr Glauben
lässt sich diesen Angaben doch nicht schenken, die höchstens eine verworrene, nach Verlauf
so langer Zeit allerdings wohl erklärbare und gewiss zu entschuldigende Erinnerung zeigen.
Nachdem die Cauber Schiffer die Ordensdekorationen erhalten, meldete sich nämlich hierzu
ein Einwohner von St. Ooarshausen als der einzige Überlebende von 8 Schiffern von dort, die
bei dem Übergange mitgearbeitet haben; sein Gesuch unterstützt der Bürgermeister durch die
v?eitere Angabe, dass der Antragsteller mit zwei Genossen den ersten Kahn geführt und dann
die Generale Blücher, York und Hünerbein übergesetzt hätten. Nachdem nun Antragsteller
die erbetene Dekoration erhalten, meldete sich ein Einwohner von Welmich, der dasselbe
Verdienst für sich in Anspruch nahm. Besagter Einwohner aus Welmich gab nämlich die
Erklärung ab, dass er derjenige gewesen sei, welcher den „Heldengreis Blücher" am 1. Januar
1814 morgens halb neun Uhr von Caub aus übergesetzt habe; der Feldmarschall habe bei
dieser Fahrt den Anzug eines Bauern, einen leinenen Kittel, eine Kappe von Wachstuch und
einen Stock getragen! Wenn nun das Verdienst auch dieses Mannes die gebührende Aner-
kennung fand, so sind doch beider Erzählungen nicht dazu angethan, den Beweis zu liefern,
dass Blücher am l. Januar wirklich am linken Rheinufer war.
>) Holleben, S. 103. Henckel, S. 243ff.
231
d. d. Hauptquartier Binf^en den 4. Januar dem Stadtvorstand zu Caub befahl,
die entfernte Schiffbrücke schleunigst durch eine tiiegende Brücke zu ersetzen,
was auch geschah.')
Wenn man bedenkt, dass bei scharfer Winterkälte fast >)0()Ü0 Menschen-)
zwischen Caub und Weisel beinahe acht Tage in Bivouak lagen, dass es diesen
Massen an dem Nötigsten, an Lebensmitteln^), an Futter für die Pferde fehlte,
so musa man die von den Truppen bewiesene Ordnungsliebe und Disziplin be-
wundern, ebensosehr der patriotischen (Jpferfreudigkeit der Einwohner jener
Ortschaften, die schwere Tage durchzumaclien hatten, Anerkennung zollen. Und
doch liegen nur wenig Klagen vor. Nur einzelnes soll hier angeführt werden.
Wie drückend in einzelnen Fällen die Einquartierung war, ergibt die Klage
des katholischen Pfarrers Holle zu Caub, dass von den beiden Zimmern seiner
Wohnuntj das eine von 10 russischen Offizieren und 13 Bedienten derselben
belegt gewesen sei. Die Einwohner von Caub klagen besonders, dass die
Truppen, besonders die Russen, alles Holz, dessen sie habhaft werden konnten,
namentlich die Weinbergspfähle*) und mit diesen die Weinstöcke selbst ver-
brannt hätten, der Schaden der Stadt betrug im ganzen etwa 25 000 fl.
Von den umliegenden kleinen Orten kam natürlich Weisel am schlimmsten
weg. Die Kosaken verbrannten hier die ganze Gemeinderegistratur imd schliess-
lich stahl ein Kosak noch das Gemeindesiegel. Ein recht anschauliches Bild
gibt der Bericht, den der damalige Pfarrer Stifft daselbst unter dem 6. Januar
1814 an die Regierung zu W^iesbaden erstattete, aus welchem das |Wesentliche
in den Beilagen mitgeteilt wird.
Der Übergang der übrigen Teile der alliierten Armeen vollzog sich schneller,
wie der der schlesischen Armee. Für die vorliegende Darstellung kann jedoch
nur der Übergang des Corps von St. Priest bei Ehrenbreitstein in Betracht konmien.
Vom General St. Priest erhielt der Feldmarschall Blücher am 1. Januar 4 Uhr
nachmittags durch den Hauptmann von Scharnhorst die Meldung, dass der Über-
gang glücklich bewerkstelligt und General St. Priest in Coblenz sei. Da jedoch
die Darstellung der Einzelheiten dieses Überganges an dieser Stelle nicht zur
Aufgabe gehört, beschränke ich mich darauf, in den Beilagen Berichte von
Augenzeugen, des Direktors der weilburgischen Regierung zu Thal Ehrenbreit-
stein und des Amtmanns zu Engers an den Kabinetssekretär des Fürsten zu
Weilburg mitzuteilen.
') Nach den Akten. — '') Blücher selbst (an Bonin) gibt die Zahl auf 80 000 an, was
zu hoch gegriffen ist, Sybel, Zeitschr. LIV, S. 400. — ') Am 30. Dezember hatten die Truppen
in den Ortschaften, in welchen sie einquartiert waren, den dreitägigen eisernen Bestand er-
halten. — *) Holleben, S. 107 gedenkt der „frühlichen Winiernacht" vom 1. auf den 2. Januar
bei den aus Weinbergspfiihlen unterhaltenen Feuern.
232
Beilagen.
I. Zwei Berichte von Augenzeugen über den Rheinübergang.
Liest mm eine Schilderung des Rheinübergangs etwa in Strambergs
Rheinischem Anriquarius oder in 0. von Horns beliebten Volksbüchern, so
fühlt man sich in das Gebiet der Sage versetzt. Jetzt, nach dem Verlaufe von
75 Jahren, sind manche Ereignisse jenes ersten Januars, besonders solche, welche
der Hauptaktion nicht unmittelbar angehören, bereits so sehr der Sage anheim-
fjefallen, dass eine Feststellung derselben schwierig geworden ist. Diese Sagen-
bihlung ist gefördert durch die autfallende Dürftigkeit unserer Quellen; abgesehen
von dem trockenen, nur die wichtigsten Ereignisse meldenden ,,Elfteu Berichte
der schlesischen Armee", d. d. Kreuznach den 4. Januar 1814, welcher damals
durch die Presse veröffentlicht wurde, abgesehen von einigen äusserst dürftigen
Tagebuchnotizen oder Briefen mangelt es völlig an Schilderungen von Augen-
zeugen, aus welchem jenem dürren Gerippe des elften Armeeberichts eine einiger-
massen befriedigende Ergänzung zu teil werden könnte. Diese eigentümliche
Thatsache lässt uns lebhaft die Vorteile empfinden, welche die ungeheuren Fort-
schritte der Technik und das Verkehrswesen in den letzten Decennien uns bieten.
In den Kriegen unserer Zeit wurden wir nach jedem Ereignisse durch den
Telegraphen, durch ausführliche amtliche Berichte, durch Berichterstatter der
Zeitungen und durch Privatkorrespondenzen in kürzester Zeit von einer Fülle
von Einzelheiten und kleinen Zügen, w^elche das Gesamtbild des Ereignisses
vervollständigen, in Kenntnis gesetzt; von einem ein Menschenalter hinter uns
liegenden Ereignisse haben wir nur die dürftigsten Nachrichten.
Die Hoffnung, in den Akten eingehendere berichtliche Nachrichten über
den Rheinübergang zu finden, hat sich nicht erfüllt. Es fanden sieh nur zwei
Aktenstücke, welche hierin zu ziehen sind, und w^enn auch der geschichtliche
Wert beider Schriftstücke nicht bedeutend ist, so mögen dieselben doch als die
einzigen Berichte nassauischen Ursprunges hier ihren Platz finden. Es sind:
1. Ein Bericht des protest. Pfarrers Stifft zu Weisel an das Ministerium,
d. d. Weisel den 6. Januar 1814.
Die wichtigeren Stellen des Berichts folgen im Auszuge.
An herzogliche Landesregierung. Bericht des Pfarrers Stifft zu Weisel, das durch
gewaltsame Fouragierung dem hiesigen Orte zugestossene Unglück betr.
d. d. Weisel den 6. Januar 1S14.
Der für die gute Sache des deutschen Vaterlandes so günstige 1. Januar
dieses Jahres wurde durch einen traurigen Zufall für das hiesige unglückliche
Dorf zerstörend und schrecklich.
Die in der Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar zu Caub geschlagene
Schiffbrücke hatte mehrere Anker auf felsigem Boden ausgeworfen und geriet
den 1. Januar morgens 11 Uhr'), als schon ein grosser Teil der preussischen
') Eine auffallende Angabe dieses Augenzeugen gegenüber dem durch anderweih'ge Be-
richte festetehenden Vorlauf der Sache.
233
Division des Herrn Generals von York dieselbe passiert hatte, durch das Weichen
der Anker auf dem Felsgrunde in Gefahr, zerrissen zu werden.
Dieser unglückliche Umstand brachte augenblicklich einen Stillstand in
dem bereits begonnenen Zuge. Alle Truppen, welche noch diesseits des Rheins
standen, machten Halt und blieben da, wo sie standen. In dem hiesigen Dorfe
befand sich damals ausser sehr vielen Wagen und Geschützen die ganze Brigade
des Uerrn Generals von Hörn, Infanterie, Kavallerie und Artillerie, sodann bei-
nahe die ganze Division des russischen Herrn Generals I^angeron.
Es folgen Klagen über die Requisitionen, besonders der Russen, dann
heisst es wörtlich weiter:
Ich darf nur bemerken, dass mehrere Tausend Krieger ohne Ordnung und
Mässigung die ganze Nacht vom 1. auf den 2. Januar nahmen, was sie fanden
und für ihren Wunsch geeignet war, dass, als den 2. Januar die preussische
Brigade abmarschierte, die Russen zu Tausenden noch zurückblieben, die Foura-
gierung den ganzen 2. Januar bis zur Hälfte des 3. fortsetzten und erst gestern
den 5., des Morgens um 7 Uhr ihr Bivouak in dem hiesigen Ort verliessen u. s. w.
Schreiber bemerkt noch, dass die Schiffbrücke in eine fliegende Brücke
verwandelt sei.
2. Der Amtsbericht d. d. Caub den 11. Januar 1814.
Wenn der Inhalt dieses kurz und flüchtig geschriebenen Berichtes des
Amtmanns, also des berufensten Berichterstatters, hinter der gehegten Erwartung
weit zurückbleibt, so ist zu berücksichtigen, dass der Verfasser, wie seine
Personalakten ergeben, kränklich und zu angestrengter geistiger Arbeit nicht
mehr fähig war und sich deshalb, wohl infolge der Anstrengungen, welche der
Übergang ihm aufgeladen, erst 10 Tage nach dem Ereignisse in der Lage fand,
einen Bericht zu erstatten, der übrigens auch nur das Notdürftigste bringt.
An herzogliche Marsch- und Einquartierungscommmission.
Hofgerichtsraths von Heusser gehorsamster Bericht, Kriegsvorfälle betr.
Der Hauptheerzug dahier über den Rhein von mehr als 60 m. Mann (die
genaue Anzahl lässt sich wegen gählinger Ueberhäufung gar nicht bestimmen)
ist nun vorüber. Was aber die hiesigen Amtsortschaften, sonderheitlich Caub,
Weisel, Dürscheid und Sauerthal und von diesen wieder vorzüglich Caub und
Weisel an Drangsalen, Schrecken, Kosten, Plünderungen und sonstigen Schäden
ausgestanden haben, übertriff't alle Beschreibung. Alle vordem Kriegsunruhen
und Kosten zusammen genommen sind ein Schattenwerk gegen die diesmalige.
Der Truppenzug war natürlicher weis nach der Voraussetzung, dass die
Pontonsbrücke in angemessenem Zeiträume zu Stande kommen werde, abgemessen
und angeordnet. Nun aber ward die Aufschlagung der Brücke, weil sie wegen
allzu starkem Strohm des Flusses jenseit der Pfalz mehrmal verunglückte, erst
den 2. Tag vollendet. Inzwischen wuchs die Anzahl der Truppen dahier der-
massen stark an, dass alle Häuser in (\iub und Weisel von unten bis oben
hinaus voll waren und viele Einwohner ihr Nachtlager auf ihren Speichern
nehmen mussten; ich selbst habe nebst einem preussischen Rittmeister, der
234
schon 4 Wochen gefährlich krank bey mir liegt, 2 Generäle, 10 andere Offiziere
und eine grosse Anzahl von Bedienten und Pferden aufnehmen müssen.
Zu :?leicher Zeit haben mehrere Tausende dahier und in Weisel herum
bivouaquirt, für welche Holz, Brot, Fleisch, Wein, Brandwein und Fourage für
die ungeheure Anzahl Pferde ebenfalls hergeschafft werden musste. Da nun
das vorräthige Brennholz für die unterm freyen Himmel gelagerte nicht zureichte,
so haben alle Planken in den Gärten, ja die Thüren selbst, die Pfähle in den
nahen Weinbergen, zum Teil auch Weinstöcke, und zu Weisel nebst den Thüren
an Häuser und Ställen, Fuhr- und Ackergeschirr zum Brand herhalten müssen.
Das härteste für mich insonderheit war, dass ich gar keine Hülfe hatte und
alle Last allein auf mir läge ' ) und die grösste Drangsale für mich ist aus dem
endlichen Fouragemangel entstanden, ich habe die gröbsten Insolentien von
russischen Offizieren erdulden müssen uml ward endlich genöthigt, den übrigen
ihnen verrathen wordenen herrschaftlichen Hafervorrath, nachdem davon
dem preussischen Commiseär, der schon vorhin das Ganze in Beschlag genommen
hatte, t)4 '/i Malter abgegeben worden waren, herzugeben, doch sind wegen dem
gähliug erfolgten Abmarsch noch 28 Malter übrig geblieben.
Bei der allzugrossen Zudringlichkeit der Russen (gestalten man bey deren
Befehlshabern gar kein Gehör fand) wendete ich mich mittelst einer per Expressum
abgeschickten lamentabeln Vorstellung an des Herrn Feldmarschalls von Blücher
Excellenz, woher ich denn abschriftlich nebengehende sehr tröstliche Antwort
erhielt, obgleich die versprochene Absendung eines Officier mit Gensdarmes
nicht erfolgt ist.
Die pontons Brücke wurde zwar bald hernach abgebrochen, dagegen aber
auf Befehl des russischen Herrn Obergenerals von Langeron, wovon hierbey
Abschrift folgt, eine fliegende Brücke erbaut, worüber dann bis zum Eintritt des
Eisgangs im Rhein tagtäglich noch viele Nachzügler, hauptsächlich an Bagage-
wägen und sonstigen Fuhren gingen, und gewöhnlich dahier übernachteten.
Auch befinden sich noch wirklich dahier 53 Mann (worunter 7 Offiziere) und
41 Pferde einquartiert. Wir bedürfen daher noch immer vieler Fourage und
gleichwohl ist hieran wie auch an baareni Gelde in der Stadt-Casse, ja auch
bey den einzelnen Bürgern fast durchgängig gänzlicher Mangel, Weswegen ich
eine hochlöbliche Commission um hochgefällige Verfügung einer schleunigen
Beyhülfe an Fourage und seiner zeitigen Vertheilung unserer diesmaligen ausser-
ordentlichen Kriegslasten auf die minder belästigt gewesenen Gemeinden ehr-
furchtsvoll bitten muss.
Caub den H. Januar 1814.
V. He US 88 r.
') Diese Klafje des Amtmanns, in den Tagen des Übergangs ohne alle Beihülfe gelassen
zu sein, ist begründet, da nach Ausweis der Akten der nassaihsche Kriegsrat Geyer aus
Wiesbaden, der sich am l. Jiinuar in Caub befand, noch an demselben Tage nach Wiesbaden
zurückkehrte.
235
II. Blüchers Quartier in Caub.
Der vorstehendea Arbeit liegt im wesentlichen ein Vortrug .zu Grunde,
welchen ich am 6. Februar d. J. zur Erinnerung an den vor 75 Jahren erfolgten
Übergang der schlesischen Armee bei Caub hielt. In diesem Vortrage suchte ich
auch die örtlichen Überlieferungen zur Geschichte dieses Vorganges zu sammeln
und zu sichten. Nicht zu umgehen war es, dasa hierbei die Frage, in welchem
Hause in Caub Blücher in jenen Tagen gewohnt hatte, zur Erörterung kam und
zwar umsomehr, als bei der patriotischen Gedenkfeier, welche am 1. Januar d. J.
in Caub stattgefunden hatte, an einem Hause daselbst, dem früher Kilp'schen
Hause, der jetzigen „Stadt Mannheim", eine Gedenktafel angebracht und feier-
lich enthüllt war, welche besagt, dass Feldmarschall Blücher am 1. Januar 1814
dort sein Quartier gehabt habe. Nach den mir vorliegenden Nachrichten glaubte
ich mich in jenem Vortrage dahin aussprechen zu müssen, dass diese Annahme
nicht richtig sei^ dass der Feldmarschall nicht in diesem Hause, sondern im
Amthause bei dem Amtmann von Heusser gewohnt habe.
Bei dieser Lage der Sache stand ein so weit wie möglich gehender Wider-
spruch zu erwarten, als ich meine, die Ansprüche jenes Hauses auf die Gedenk-
tafel verneinende Ansicht aussprach. In der That hat es denn auch an einem
Kampfe um das Für und Wider, welchem der Rheinische Kurier damals bereit-
willig seine Spalten öffnete, nicht gefehlt. Wenn ich nochmals auf die Frage
zurückkomme, so geschieht dies nicht ohne Widerstreben, da der eigentlich ge-
ringfügige Gegenstand in keinem Verhältnis zu der aufzuwendenden Mühe steht.
Die mehrfach gegen meine Ansicht, dass Blücher bei dem Amtmann
von Heusser, nicht aber bei Kilp wohnte, vorgebrachten Einwendungen haben
die Folge gehabt, dass ich das von mir und auch von entgegengesetzter Seite
vorgebrachte Material wiederholt eingehendst und ohne irgend welche Vorein-
genommenheit geprüft habe. Bei dieser mehrfachen Beschäftigung mit der Frage
habe ich jedoch nicht die Überzeugung gewinnen können, dass die dafür auf-
gestellten Gründe, dass der Feldmarschall im Kilp'schen Hause gewohnt habe,
diese Annahme als thatsächlich richtig erweisen können.
Wenn von einer zur Sache nichts bedeutenden Erzählung eines ungenannten
alten Einwohners von Caub') abgesehen wird, so stützt sich die Annahme,
Blücher habe im Hause des Weinhändlers Kilp gewohnt, lediglich auf zwei
Quellen, nämlich
1. auf die Darstellung des Rheinübergangs Blüchers in mehreren Jugend-
schriften des O. von Hörn, '
2. auf eine entsprechende Tradition der Familie Kilp.*)
•) Rhein. Kurier 1889, No. 72. — *) Der Aufsatz ,BIücherfoier in Caub" im Rlwin.
Kurier 1889, Xo. 2 gibt im wesentlichen den Bericht Oertela wieder. Der von der Kölner
Zeitung 1888, Xo. 362 gebrachte, von dem Lehrer Kiilzer zu Holsterhausen bei Essen
eingesandte längere Bericht über den Rheinübergang, welchen der Einsender im Nachlasse
seines Grossvaters gefunden haben wollte, ist gleichfalls, wie Külner Zeitung 1889, Xo. 3 nach-
gewiesen wurde, den Erzählungen Oertels entlehnt. Eine Besprechung dieser beiden Aufsätze
ist deshalb nicht erforderlich.
236
>'ach einer nicht unwahrscheinlichen Angabe') hat 0. von Hörn freund-
schaftliche Beziehungen zu mehreren Familien in Caub gehabt und sich dort
öfters aufgehalten; es ist unverkennbar, dass seine Erzählung und die Tradition
des Hauses Kilp unter sich in Zusammenhang stehen, wenn auch nicht mehr
ermittelt werden kann, welcher Art dieser Zusammenhang ist, ob Oertel (Hörn)
jene Tradition des Hauses geschaffen hat oder ob er aus dieser schöpfte, jedenfalls
aber verlieren beide Zeugnisse hierdurch erheblich an selbständigem Werte. Die
Erzählung Oertels, dass Blücher bei der Witwe Kilp gewohnt habe, findet sich,
soweit ich sehe 1. in der ohne Jahr erschienenen, in fünfter Autlage mir vor-
liegenden Erzählung „Das Büchlein vom Feldmarschall Blücher"; 2. in der 1879
erschienenen Erzählung: „Blüchers Schützling", 3. in einer Erzählung in der
Zeitschrift: „Aus der Maje", die mir nicht zugänglich war.
In allen diesen Erzählungen leitet Oertel seinen Bericht über den ßhein-
übergang damit ein, er sei Augenzeuge desselben gewesen und somit ein zuver-
lässiger Gewährsmann.
Dass Oertel Augenzeuge der Vorgänge in Caub gewesen 'sei, ist mit Nach-
druck als besondere Stütze seines Berichtes angesehen worden; unter andern
ist ausdrücklich gesagt worden'), dass Oertel dem Rheinübergange persönlich
beigewohnt habe, sein Yater sei damals (1813) Pfarrer in MauRbach gewesen
und sei mit dem Pfarrer Ahles in Caub befreundet gewesen.
Diese Annahmen sind jedoch nicht zutreffend und beruhen wohl auf einem
Missverständnisse der Worte Oertels. Augenzeuge des Rhein Übergangs ist Oertel
in Caub selbst sicherlich nicht gewesen und in diesem Sinne sind seine Worte
nicht zu verstehen. Dass er — ein damals 15 jähriger Knabe — von seinem
Heimatsorte Manabach aus die Vorgänge am linken Rheinufer, besonders bei
Rheinböllen gesehen hat, erscheint glaubwürdig und konnte er sich so allerdings
im weiteren Sinne des Worts als Augenzeuge betrachten; aber dass er am
31. Dezember 1813 in Caub selbst, wo schon tagelang vorher kein Fremder
und gewiss am wenigsten ein französischer Unterthan vom linken Rheinufer
mehr zugelassen wurde und sich ebenso wie Röder an dem Hause, in welchem
der Feldmarschall abstieg, befand, das bleibt doch nachzuweisen. Nicht besser
steht es mit der Glaubwürdigkeit seiner Darstellung der Vorfälle in Caub in
jenen Tagen. Abgesehen von der berührten Erzählung über Blüchers Quartier,
die vorläufig dahingestellt bleiben mag, verdanken wir ihm noch die Kunde
von einer weiteren Episode aus Blüchers Leben. Und selbst, falls Oertel nicht
der Urheber dieser Erzählung, auf welche wir jetzt kommen, sein sollte, so ist
doch in der ganzen Darstellung seine ausschmückende Hand schwer zu ver-
kennen. Oertels mehrfach als Quelle für anderweitige Darstellungen benutzte
Erzählung lautet kurz: „Bei anbrechender Dunkelheit traf Blü(>her in Caub ein
und nahm bei Kilp Quartier. Kaum augelangt, begab er sich mit seinem Stabe
in das Haus des protestantischen Pfarrers Ahles und sagte diesem, er solle die
Kirche öffnen, weil er die Schiffer der Stadt dorthin habe bescheiden lassen.
Er sell)st, der Pfarrer nämlich, möge seinen Ornat anlegen und mit ihm zur
Kirche gehen, wo die Schiffer in Eid und Pflicht genommen werden sollten.
*) Rhein. Kurier a. ». O. — 'j Rhein. Kurier a. a. O.
237
Der Geistliche beeilte sich, dem Gebote Folge zu leisten, und nach kurzer
Frist traten sie in die Kirche, wo Kopf an Kopf die Schiffer (und fast die ganze
Männerzahl bestand aus solchen) versammelt standen, nicht ohne än"-3tliche
Erwartung dessen, was da kommen sollte. Der Feldherr redete sie in kräftig-
soldatischer Weise an, indem er ihnen eröffnete, dass er hier den Rhein über-
schreiten werde und dazu ihrer besonders ])edürfe, denn das Schla^-en der Brücke
könne nicht mit solcher Schnelle vor sich gehen. Schlag zwölf diese Xacht
werde er die Vorhut übersetzen lassen, und zwar in ihren Kähnen. Er erwarte
von ihnen als guten Deutschen treue Hülfe und darauf sollten sie ihm den Eid
der Treue leisten. Hierauf wandte er sich an den evangelischen Pfarrer Ahles
und bat ihn, die Leute auf den Eid vorzubereiten. Tief ergriffen von dem
herrlichen Momente, sprach dieser aus voller Seele heraus, wiederum tief <lie
Hörer ergreifend, und mit voller Begeisterung leisteten die Männer den Eid.
Auf Befehl des greisen Feldherrn blieben sie alle bis zur Entscheiduno-sstunde
in der Kirche versammelt."
Was die angebliche Beteiligung Blüchers an der hier geschilderten Scene
betrifft, so " wird man schon bei oberflächlicher Betrachtung Anstand nehmen
müssen, dem Oberfeldherrn, der nach langer Tagesfahrt ermüdet in sein Quartier
gekommen war und dessen in der Nacht grosse, schwierige Aufgaben harrten,
ohne zwingende Gründe ein solches in das Einzelne gehende Eingreifen zuzu-
schreiben. Eine Veranlassung, die Instruierung der Schiffer in eigener Person
vorzunehmen, lag für den Feldmarschall nicht vor. Weiter und besonders
müssen wir Anstand nehmen an der Erzählung, dass der Feldmarschall nassauische
Unterthanen für ihre, dem preussischen Armeekomniando zu leistenden Hand-
dienste vereidet haben soll; es ist nicht wahrscheinlich, dass derselbe — be-
sonders bei den damaligen politischen Verhältnissen — sich diesen Eingriff in
die Hoheitsrechte des Herzogs von Nassau gestattet haben sollte. Doch braucht
man sich mit Beibringung weiterer Gründe, welche die Unwahrscheinlichkeit
jener Erzählung Oertels darthun, nicht zu bemühen, da es genügt, dieselbe mit
dem Berichte eines wirklichen Augenzeugen, nämlich Röders, zusammenzuhalten,
um sie sofort als sagenhaft zu erkennen.
Röder berichtet^) wörtlich: „Gegen Abend am 31. Dezember Hess der
Kommandant der Stadt Caub, Major von Klüx, alle Schiffer des Orts um 6 Uhr
in der reformierten Kirche versammeln. Hier erschien der protestantische Geist-
liche Inspektor Ahles mit dem Freiherrn von Klüx. Der erstere richtete eine
kurze erhebende Ansprache an die Schiffer, um sie zu einer patriotischen That
und zum pünktlichen Gehorsam gegen die Befehle des Stadtkommandanten zu
bestimmen. Dann sprach dieser zu den Männern, eröffnete den Plan des Rhein-
überganges und die Absicht, die Schiffer an diesem I'nternehmen zu beteiligen.
Er gab Anleitung und Befehle, Hess truppweise die Schiffer sich in Sektionen
ordnen und Anführer ernennen, hielt dann alle Männer in der verschlossenen
Kirche bis zu einer späteren Stunde zurück, damit kein Verrat des Unternehmens
vor dessen Ausführung möglich werde."
') S. 26.
238
Hier stellt sich der Torgang ganz anders dar! Gegen die volle Glaub-
würdigkeit dieses einfachen und offenbar wahrheitsgetreuen Berichtes Röders ist
nicht die geringste Einwendung zu erheben und kann derselbe ohne jegliches
Bedenken als thatsächlich richtig angenommen werden. In einem gewissen
Masse wird diese Erzählung Röders gestützt durch den Bericht, mit welchem
der Stadtvorstand von Caub die Rechnung über die am 31. Dezember der
preussischen Armeeverwaltung gelieferten Baumaterialien der herzoglichen Regie-
rung zur Liquidation einreichte. Hier heisst es: .,Am Abende des 31. wurde
der Ortsvorstand von Caub durch mehrere Offiziere mündlich aufgefordert, alle
vorhandenen Schiffsfahrzeuge auszuliefern, auch alle zum Schlagen einer Schiff-
brücke erforderlichen Materialien, soviel nämlich von selten des Militärs dazu
nötig erachtet werden würde, aufs schleunigste herbeizuschaffen. Da dieser
Requisition nicht auszuweichen war, musste geliefert werden wie folgt u. s. w.**
Diese Bemerkung bestätigt, was übrigens auf der Hand liegt, dass Einzelheiten
des l'nternehmens durch Generalstabs-Offiziere geordnet wurden. Endlich ist
eine sehr wesentliche Bestätigung dieses Berichts Röders zu entnehmen aus
dem Schreiben, welches die Stadt Caub am 2. Januar 1815 in Yeranlassung
einer Feier, welche zur Erinnerung an den ein Jahr vorher erfolgten Über-
gang dortselbst stattgefunden hatte, an den Feldmarschall richtete, sowie aus
des letzteren Antwortschreiben') vom 20. Januar 1815. In dem Schreiben der
Stadt heisst es: „Am Vorabende des neuen Jahres, und zwar um 6 Uhr, in
der nämlichen Stunde, wo die hiesigen Schiffer in der Kirche zu dem mit ihnen
vorgehabten Zwecke versammelt waren, versammelt sich jetzt die gesamte hiesige
Einwohnerschaft u. s. w." Blücher berührt in seinem Antwortschreiben diesen
für ihn offenbar nur nebensächlichen Punkt überhaupt nicht. Wäre aber der
Verlauf der Sache so gewesen, wie Oertel erzählt, hätte insbesondere die von
ihm geschilderte Beteiligung des Feldmarschalls an den Vorgängen in der Kirche
und eine Vereidigung der Schiffer durch ihn so stattgefunden, so würde die
angeführte Stelle des Schreibens eine ganz andere Fassung erhalten haben.
Oertels Bericht über Blüchers Quartier und über die Vorgänge in der
Kirche sind so ziemlich die einzig selbständigen und zugleich auch wesentlichen
Teile seiner Darstellung des Rheinübergangs; wenn schon der wichtigste Teil
dieser Erzählung, die Scene in der Kirche, sich als eine, dem Novellisten freilich
zustehende Ausschmückung erweist, so müssen wir doch Anstand nehmen, den
Rest dieser Erzählung als geschichtlich beglaubigt zu betrachten. So wenig man
berechtigt ist, an den Xovellenschreiber die Forderung unbedingter geschicht-
licher Treue zu stellen, so wenig soll man aber auch seine Erzählungen als
Geschichtsquellen ansehen.
Übrigens soll nebenbei hier noch auf einen recht auffälligen Umstand in
der Erzählung Oertels aufmerksam gemacht werden. Hier ist nämlich die
Persönlichkeit, welche bei Kilp in Quartier lag, und welche die Rede in der
Kirche hielt, eine und dieselbe, nach Oertels Auffassung in beiden Fällen der
') Beide im Stadtarchiv zu Caub befindlichen Schreiben sind veröffentlicht im Rhein.
Kurier 18S8, No. 362.
239
Feldmarscliall. Dnroli Köder wissen wir aber, dass der Stadtkommandant
Major von Kliix die Anrede in der Kirche liiolt, weiterhin .stoht aus den f]in-
quartierungsakten feat^ dass derselbe >rajor von Klüx seit dem 14. November
181;} bei Kilp in Quartier la^. Ohne der weiteren Darstellung hier vorgreifen
zu wollen, soll hier doch bemerkt werden, dass hier leicht der Ursprung der
Tradition der Familie Kilp, dass Blücher in ihrem Hause gewohnt habe, gesucht
werden kann.
Hiermit kommen wir auf die Tradition der Familie Kilp. Wir erfahren'),
dass eine alte Dame in Bonn von ihrem Oheim Kilp gehi»rt habe, Blücher habe
sein Quartier im Kilp'schen Hause gehabt; das Gleiche meldet ein mir vor-
liegender Privatbrief vom 0. Dezember 1888 mit der Angabe, dass damals für
den Feldmarschall und den ganzen Generalstab der Glühwein in. Waschkesseln
gekocht sei. W^enn, wie wir später sehen werden, bei Kilp die Stabswache
in Quartier lag, so sind wir in der Lage, diesen letzteren Teil der Sage des
Hauses richtig zu stellen; dem sonstigen, die Person des Feldmarschalls be-
treffenden Teile der Sage ist die Behauptung entgegenzustellen, dass dieselbe
auf einem Irrtum und auf der Verwechslung des Feldmarschalls mit einem
wirklich bei Kilp einquartiert gewesenen Offizier beruht. Verwechslungen solcher
Art sind sogar in amtlichen Schriftstücken nicht selten. So ist schon vorhin '-)
angegeben, dass bei dem Durchmarsche des Corps durch Limburg der Oberst von
Müffling mit dem General Gneisenau verwechselt wurde; in den Rechnungen
finden wir zum 1. Januar den General von Steinmetz als Einquartierung in
Kloster Schonau, während derselbe in Wirklichkeit nicht anwesend war und der
Kommandeur der früher von Steinmetz geführten Brigade, der Prinz Wilhelm
von Preussen gemeint ist.
Es ist hier zunächst darauf hinzuweisen, dass dieser Tradition des Hauses
Kilp kein anderes Beweismittel zur Seite steht, als die Erzählung Oertels,
welche, wie schon gezeigt ist, auf schwachen Füssen steht.
Der bei der Untersuchung der Frage wesentlich in Betracht kommende
Zeuge ist der Amtmann selbst, dessen Bericht über die Ereignisse vom 1. Januar
vorhin mitgeteilt ist. Hierbei sind schon die Gründe hervorgehoben, aus welchen
der Inhalt dieses Berichtes wenig befriedigend ausgefallen ist. Diese Be-
merkung gilt besonders bezüglich des die schwebende Frage betreffenden Teiles
dieses Berichtes; der Amtmann sagt nur, er habe zwei Generale und 10 andere
Offiziere und eine grosse Zahl von Bedienten und Pferden aufzunehmen gehabt.
Leider nennt er die Namen dieser Generale nicht, aber dass unter dieser Ein-
quartierung des Amtmanns nur an das grosse Haupt(|uartier mit dem grösseren
') Rhein. Kurier, 1889, Xo. 72. — ^) Verfjl. S. 206. — "Wie leicht solche Traditionen entstehen
können, zeigt die mir vorliegende briefliche Mitteilung einer Dame in Wiesbaden, nach welcher
dieselbe von ihrer Schwiegermutter stets gehört hat, dass Blücher am 31. Dezember in deren Hause
zu "Weisel, im Pfarrhause daselb'ft, gerastet und einen Imbiss genommen habe, während es feststeht,
dass der in Frage stehende Schwiegervater dieser Dame erat ISIS Pfarrer in Weisel wurde. Ebenso
▼erweise ich auf die am Schlüsse zu bringende Mitteilung, dass im Jahre 1864 sowohl Schiffer
von St. Goarshausen wie von Welmich behaupteten, Blücher im Nachen über den Rhein ge-
fahren zuhaben; auch diese Tradition wird einer genaueren Prüfung nicht Stich halten können.
240
Teile des Stabes desselben zu verstehen ist, zeigt die Fassung dieser Stelle
powie die Wahl des Hauses, welches wegen seiner grossen Frontlänge und
seiner Lage am Rhein gerade an der Stelle, wo die Brücke geschlagen wurde,
einzio- und allein von allen Häusern in Caub zur Aufnahme des grossen Haupt-
quartiers geeignet war. In den Einquartierungs-Rechnungen von Caub ist für
den 31. Dezember und 1. Januar der Amtmann mit der Lieferung der Rationen
für 180 Pferde aufgeführt. Nach einer in den Akten vorliegenden Nachweisung
führte das grosse Hauptquartier 190 Pferde mit sich; ziehen wir hiervon die
Pferde von Generalstabs-Oftizieren-, welche, wie sich zeigen wird, bei Kilp in
Quartier la^en, ab, so lässt sich aus dieser Lieferung des Amtmanns die Ver-
mutung völlig begründen, dass das grosse Hauptquartier bei ihm lag.
Es ist eingewendet worden, dass das grosse Hauptquartier aus mehreren
Gründen nicht habe in daa Amtshaus gelegt werden können.*)
So ist behauptet, die Dienstwohnung des „in bescheidenen Verhältnissen
lebenden" Amtmanns habe sich mit dem Wohnhause des opulenten Weinhändlers
Kilp nicht messen können. Gegen diese Behauptung bestehen doch die erheb-
lichsten Zweifel. Der Amtmann von Heusser lebte nicht in bescheidenen Ver-
hältnissen, sondern war vermutlich der wohlhabendste Einwohner von Caub,
wie er ausserdem seinem Range nach die erste Person der Stadt war.
Aus einer alten pfälzischen Beamtenfamilie zu Bacharach stammend,
wurde er am 24. Juli 1700 in den Adelstand erhoben, er war kurpfälzischer
Hofgerichtsrat, Obereinnehmer von Bacharach und Zollschreiber zu Caub und
starb unverheiratet am 11. August 1815 im Badhaus zu den Lilien in Wiesbaden.
Als Zollschreiber wurde er 1804 bei Aufhebung der Rheinzölle mit 2000 fl.
jährlich pensioniert und bezog ausserdem als Amtmann ausser Naturalien ein
weiteres jährliches Bargehalt von 1182 fl.; bei seiner Pensionierung wird er
in den Akten als der bestsituierte Beamte des Herzogtums bezeichnet mit dem
Hinzufügen, dass er und sein Vater zusammen 63 Jahr Zollschreiber zu Caub
o-ewesen seien und als solche jährlich eine Einnahme von durchschnittlich 4000 fl.
bar gehabt hätten. Wo bleiben da die „bescheidenen Verhältnisse des Beamten?"
Von weiteren erhobenen Gegengründen soll nur erwähnt werden, dass
das Verbot, nach dem Rheine zu Licht zu brennen, und der mit Anwesenheit
des Hauptquartiers unvermeidliche Lärm die Wahl des Amthauses zum Haupt-
quartier unthunlich gemacht hätten. Aber Henckel*) bezeichnet es geradezu
als auffallend, dass die ungewöhnliche Beleuchtung der Häuser und der am
Rheinufer herrschende Lärm die französische Wache nicht aufmerksam gemacht
habe — wodurch jener Einwand widerlegt ist.
Kehren wir nach dieser Abschweifung zu dem Berichte des Amtmanns
zurück.
Zunächst sind die Generale festzustellen, welche am 31. Dezember und
1. Januar in Caub einquartiert waren. Die Generale von Hünerbein und von
Katzler befanden sich bei der Avantgarde und setzten mit dieser über, General
von Hörn lag bei dem Pfarrer Heye zu Welterod und Prinz Wilhelm von
>) Rhein. Kurier a. a. O. — ») S. 242.
541
Preuäsen in Kloster Schimau. Nach einer in den Aktea befindlichen Angabe
des Pfarrers Heye verliess Hörn sein Quartier am 1. Januar morgens 10 Uhr.
Es bleiben also übrig der Feldmarschall selbst und aus seinem Stabe der General-
heutenant von Gneiseuau und die Generalmajore von Müffling, Generalquartier-
meister des Stabes, und von der Goltz, sodann der Kommandeur des 1. Armee-
corps General von York. Diese fünf Generale') waren vom 31. Dezember bis
2. Januar in Caub einquartiert.
Wenn nun der Amtmann sagt, er habe zwei Generale im Quartier gehabt,
so konnte man zunächst versucht sein, an Mütfling und Goltz zu denken.
Zwingende Notwendigkeit hierzu liegt jedoch nicht vor, ebenso gut können
Blücher und Gneisenau gemeint sein. Da der kränkliche und «lit Geschäften
überhäufte Amtmann erst am 11. Januar dazu kam, seinen überdies noch
flüchtigen Bericht an die Regierung zu schreiben, kann es nicht auffallen,
wenn er eines nebensächlichen Umstandes, seiner eigenen Einquartierung, nur
nebenbei Erwähnung thut und die beiden Hauptpersonen seiner EirnjuartieruDg
nur schlechthin Generale nennt, ohne sich die Mühe der vollen Wiedergabe
ihrer Titel zu geben; nur deshalb sind die beiden hervorragendsten Personen
so bezeichnet, um die von ihm getragene Last hervorzuheben. Ob sich vielleicht
noch sonst Generale untergeordneten Ranges unter den bei ihm einquartierten
10 Offizieren des Stabes befanden, konnte ihm für den Zweck seines Berichtes
gleichgiltig sein, und dürfte ihn überhaupt nicht viel gekümmert haben; bezüglich
der genannten MüfFliug und Goltz ist auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen,
dass er den Rang beider nicht einmal kannte, da dieselben kurz vorher zu General-
majors befördert waren und daher vielleicht sogar noch die bisherige Regiments-
uniform, nicht aber schon Generalsuniform trugen. Weiterhin aber kennen wir
einen dieser bei dem Amtmann einquartierten beiden Generale aus dem Briefe,
welchen Gneisenau am 1. Januar 1814 aus Caub an Justus Grüner schrieb.*)
Hier heisst es u. a.: „Hier sitze ich an einem Fenster, unter welchem
die Truppen der schlesischcn Armee über den Rhein setzen. 16 Ba-
taillone sind bereits übergeschifFt. Die Brücke ist zu drei Vierteilen fertig.
Wenn sie vollendet sein wird, werden Geschütz und Kavallerie übergehen. —
Der Feind leistete wenig Widerstand und hat sich nach einigen Schüssen fort-
^j Im „Daheim", Jahrgang 1867, S. 58 wird erzählt, wie der spätere General Vogel
von Falkenstein, damals Freiwilliger im ostpreussischen Jägerbataillon des Majors von KliLi,
bei dem Übergänge in Caub durch den General von Hiller dem Feldmarschall vorgestellt
worden sei. Hier liegt insofern ein Irrtum vor, als Hiller damals noch Oberstlieutenant war,
vergl. Plotho III, Beilage II. — *) Abgedruckt bei Pertz- Delbr ück, Gneisenau IV, S. 142.
Vergl. meine Mitteilung im Rhein. Kurier, 1889, No. 142. — Die Nachschrift des Briefes,
welchen Blücher offenbar um dieselbe Zeit an den Oberstlieutenant von Rühle nach Frankfurt
schrieb. — Pertz, Gneisenau III, S. 610, vergl. oben S. 229 Anmerk. 2, stellt sich bei Ver-
gleichung als Auszug aus diesem Briefe Gneisenaus dar; auch Blücher sagt wörtlich:
„der Feind hat keinen bedeutenden Widerstand geleistet." Hat demnach, was die Ver-
gleichung beider Briefe evident macht, Blücher bei Abfassung jenes Briefes
an Rühle den Brief Onoisenaus un Grüner zur Einsicht vorgelegen, so kann
man mit Fug und Recht annehmen, dass beide Generale in demselben Zimmer
des Amthauses zusammen gearbeitet liab en.
16
242
begeben. Einige Kanonen wollten Widerstand leisten, die Schützen gingen im
Trab darauf los und die Geschütze flohen im vollen Jagen davon. Das Haupt-
quartier begibt sich noch heute nach Bacharach, welcher Ort von unseren
Truppen genommen ist.^
Der Brief ist offenbar bald vor 4 Uhr nachmittags, um welche Stunde
die Brücke riss, geschrieben. Der Inhalt des Briefes lässt keine andere Deu-
tung zu, als dass Gneisenau denselben in seinem eigenen Quartier, von dessen
Fenstern aus er den an der Stelle selbst erfolgenden Übergang der Truppen
beobachten konnte, schrieb und dieses Haus kann nur das Amthaus sein.
Somit war Gneisenau, der Chef des Stabes Blüchers, der eine der beiden bei
dem Amtmann einquartierten Generale. Es ist feststehender militärischer Brauch,
dass wenn eben thunlich, der Chef des Generalstabes sein (Quartier bei seinem
kommandierenden General hat, und da kein Hindernis bestand, in dem vor-
liogenden Falle nach dieser Regel zu verfahren, so ist nach keiner Richtung
hin abzusehen, weshalb nicht der zweite bei dem Amtmann wohnende General
der Feldmarschall Blücher selbst war. In dem vorliegenden Falle haben wir
ausserdem auf das vertraute freundschaftliche Verhältnis zwischen diesen beiden
Generalen hinzuweisen, welches es von vornherein wahrscheinlich macht, dass
beide hier wie überall nicht nur zusammen wohnten, sondern auch wie sich
aus der unten in Anmerkung nachgewiesenen fast wörtlichen Übereinstimmung
ihrer am Nachmittage des 1. Januars geschriebenen Briefe abnehmen lässt, in
ein- und demselben Zimmer zusammen arbeiteten. Vom militärischen Stand-
punkte konnte überdies nur dieses TIaus für das Hauptquartier gewählt werden,
aus dessen Fenstern man die Brücke und den Rhein unmittelbar überschaute.
Dass kein äusserer Umstand die beiden Generale von der Wahl dieses als
Beobachtungspunkt allein geeigneten Hauses in Caub abhalten konnte, ist, was
nochmals wiederholt werden soll, schon vorhin nachgewiesen.
Weiterhin aber sind wir in der Lage, die direkte Aussage eines Augen-
zeugen dafür, dass Blücher bei dem Amtmann einquartiert war, beibringen zu
können. Dieser Augenzeuge ist der spätere Pfarrer und Schulinspektor Rüder,
auf dessen lesenswerte Schrift ') hier besonders aufmerksam gemacht werden soll.
Köder sagt S. 25 seiner Schrift: „Verfasser dieser Skizze, damals noch
Gymnasiast, war zufällig in den Weihnachtsferien in seiner Vaterstadt Caub
anwesend und berichtet von hier als Augenzeuge und lebhafter Teilnehmer an
jenem merkwürdigen Übergang der schlesischen Armee, soweit er in seiner
privaten Stellung mitwirkend sich beteiligen konnte"; sodann daselbst S. 26:
„Um 4 Uhr des Nachmittags hielt auch der greise Marschall Vorwärts mit
grossem militärischem Gefolge seinen Einzug in die Stadt und wurde im sogen.
Amthause vor dem Zoll einquartiert."
Dieser Bericht, dem noch die Versicherung vorhergeht, dass der Bericht-
erstatter das Erzählte als Augenzeuge gesehen habe, meldet somit mit vollster
•) Rüder. Der Rheiniibergang des Feldmarschalls Blücher mit der schlesischen Armee
bei Caub am 1. .Januar 1814. Ein Xeujahrsblatt aus der deutschen Geschichte vor fünfzig Jahren.
Wiesbaden 1863.
243
und jeden Zweifel ausschliessender Bestimmtheit, däss der Feldmarschall im
Amthause gewohnt habe.
Diesem ganz bestimmten Zeugnisse gegenüber ist nun behauptet worden,
dass Rüder sich geirrt habe und dass ferner sein Zeugnis ohne Bedeutung sei,
da er durch eine Bemerkung in dem Vorworte zu seiner Schrift allen von ihm
berichteten Nebenumständen die Qualität von geschichtlichen Daten genommen
und deren Glaubwürdigkeit von der Übereinstimmung mit anderen Überlieferungen
abhängig gemacht habe.') Da wir, wenn dies richtig ist, in Rüder einen Schrift-
steller kennen lernen, der schon in der Einleitung zu seiner Schrift die Glaub-
würdigkeit seiner ganzen Erzählung vernichtet, so lohnt es sich wohl, diese
sonderbare Vorrede näher anzusehen. Hier heisst es: „Was ich in nachstehender
Skizze berichte, habe ich als Augenzeuge aus selbsteigener Beobachtung ge-
schöpft, doch auch zur Sicherstellung der Thatsachen die Stimmen anderer
Augenzeuge zu sammeln gesucht, und besonders des Herrn Jac. Müllers ^) Notizen
benutzt. Sollten dennoch etliche Fehler untergelaufen sein, was in einem so
bunten Gedränge rasch vorübereilonder Vorfillle leicht möglich ist, so wird es
für die Geschichte nur nützlich sein, wenn andere Sachkundige meine Dar-
stellung berichtigen und ergänzen u. s. w."
Diese Worte sind jedoch nichts wie die bekannte, bei allen Schriftstellern
beliebte und uns überall aufstossende Bescheidenheitsphrase, deren Wert leicht
zu ermessen ist; dieselbe mag immerhin auch Geltung haben für jene Teile
der kleinen, nur 40 Seiten umfassenden Schrift, in welcher die politischen Er-
eignisse jener Zeit überhaupt dargestellt werden, ganz gewiss aber nicht für
die Seite 25 der Schrift beginnende Darstellung des Übergangs selbst, die aus-
drücklich mit den Worten eingeleitet wird, dass Verfasser von hier ab als
Augenzeuge das erzähle, was er selbst gesehen. Wenn Röder nun selbst über-
zeugt gewesen wäre, dass er auch die wenigen Einzelheiten, welche er als
selbst beobachtet erzählt, nicht hinlänglich verbürgen konnte, wozu hat denn
der Mann, den noch lebende Bekannte desselben als durchaus gewissenhaft
rühmen, überhaupt jene Schrift veröffentlicht und ausserdem als ehrlicher Mann
nicht Anstand genommen, bei der am 1. Januar 1864 in Caub stattgefundenen
Festfeier in einer offiziellen Festrede in Gegenwart aller Spitzen der Behörden
des Herzogtums seine Erzählung vorzutragen, wo er doch Gefahr laufen musste,
von den anwesenden Caubern des Irrtums geziehen zu werden'?
Diese Feier, welche am 1. Januar 1864 in Caub zur Erinnerung an die
fünfzigste Wiederkehr des Überganges begangen wurde und bei welcher an
der Pfalz selbst eine Gedenktafel angebracht wurde ^), gab Röder Gelegenheit,
mit seinen Erinnerungen und seinen Erlebnissen als vollwichtiger Augenzeuge
und als eine der Hauptpersonen des ganzen damaligen Festes aufzutreten. Der
Festzug vom 1. Januar 1864 bewegte sich zur Pfalz; hier, am Ufer des Rheins,
vor der Pfalz und angesichts des Amthauses, des Quartiers des Feldmarschalls,
') Rhein. Kurier 1889, So. 72. — ') Im Jahre 1813 Pfarrer zu Osterspai. — ') Vergl.
u. a. den Featbericht in Hailbergers Über Land und Meer 1864, No. 13, nebst Illustrationen.
IG*
244
hielt Roller vor zahlreicher Festversammlung, zu welcher — der Herzog hatte
absao-ea lassen — aus Wiesbaden die Spitzen der Civil- und Militärbehörden,
wie der dirigierende Staatsminister Prinz Wittgenstein, der General von Breid-
bach, die Obersten Gräser und von Arnoldi, der Major von Iladeln, der Regie-
rungsdirektor Schepp, der Steuerdirektor von Gagern u. a. erschienen waren,
die Festrede, in welcher er der Festversamnilung, von welcher ihn erforder-
lichen Falles mancher, so besonders auch ein anwesender Veteran aus der
preussischen Armee, hätte berichtigen können, schwerlich etwas anderes erzählt
hat, als was er in seiner zu derselben Zeit gedruckton und herausgegebenen,
«■erade für dieses fünfzigjährige Jubelfest bestimmten und verfassten Schrift
f^esagt hat. Und damals hat niemand die doit gethane Äusserung, da&3
Blücher im Amthause gewohnt habe, zu bezweifeln Veranlassung genommen.
Damals, 1864, lebten in Caub noch 6 Schiffer, die bei dem Übergange mit-
geholfen hatten, denen es ein leichtes gewesen wäre, einen etwaigen Irrtum
Röders zu berichtigen. Aber niemand hat an eine solche Berichtigung dieses
Augenzeugen gedacht, obschon die abweichende Angabe Oertels schon seit
Jahren bekannt war. Wenn man damals der Erzählung Oertels mehr Glauben
geschenkt hätte wie der Röders, weshalb hat man dann nicht besser jenen
nach Caub berufen und ihn als geeignetere Persönlichkeit wie diesen zum Fest-
redner ausersehen? Doch genug dieser Erörterungen — wenn solche positive
Zeugnisse, wie dieses Röders keine Geltung mehr haben sollen, dann wankt
jeder Boden.
Weiterhin sagt der Amtmann in seinem Bericht, dass ausser den zwei
Generalen noch 10 Offiziere bei ihm gewohnt haben, welche wir nach dem
bisher Gesagten für einen Teil des Stabes des Armeekommandos anzusehen
Grund haben. Es entsteht somit die Frage nach dem Verbleib der übrigen.
Die Liste des Stabes vom 1. Januar 1814') weist ausserdem Generallieutenant
von Gneisenau, aber einschliesslich der Generalmajore von Müftling und von
Goltz, 21 Offiziere auf. Von diesen hielt sich der Oberstlieutenant von Rühle
in diesen Tagen in Frankfurt auf*); es bleibt demnach das Quartier für
10 Offiziere des Stabes zu ermitteln. Dass diese 10 Offiziere nicht weit vom
Quartier des Feldmarschalls in dem mehr in der Stadt belegenen Hause des
Weinhändlers Kilp, der jetzt irrig für Blüchers Quartier angesehenen „Stadt
Mannheim" wohnten, ergibt die in den Einquartierungsakten der Stadt Caub
von Karl Kilp in Vertretung seiner Mutter, der damaligen Besitzerin dieses
Hauses, ausgestellten Rechnung über die von ihm in der Zeit vom 14. November
1813 bis 6. Januar 1814 gemachten Kriegsleistungen. Diese Rechnung^) lautet
wie folgt:
') Plotho III, Beilagen, S. 16. -- *J Vergl. den Brief Blüchers an Rühle d. d. Caub
d. 1. Januar 1814, Pertz, Leben Steins III, S. 704 und Leben Oneiaenaus III, S. 610, dem
als Nachschrift ein kurzer Bericht über die Vürgän!,'e beigegeben ist. — *) Vergl. Rhein.
Kurier 1889, No. 57. — Die in dem nachstehenden Abdruck gesperrt gedruckten «teilen sind
von dem Revisor der Rechnung, der das auf Seite 3 derselben befindliche Notat schrieb, mit
roter Tinte in die Rechnung hinein korrigiert.
245
(Seite t der Rechnung.)
Berech II u II ü^
über die an die Herrn Offiziere und zum Theil auch auf schriftliche Anweisungen
verabreichte Gegenstände.
1813
H.
kr.
November
14
1)
An bi8 zum 31. December für das Oel, welclies als
Nachtlicht für die Schildwache unter meinem Thor
verbrannt wurde
6
34
December
31
2)
Sechs Bout. 1783er Rheinwem, laut schriftlicher An-
weisung, per Bout. H. 4
Moderirt auf fl. 12.
24
n
1
Für die Verpflegung der nicht mit cinquartirt gewesenen Herrn
Offiziere, zum Generalstaab Sr. E.xc. Herrn Oeneral-
Feldmarschall von Blücher gehörig, an Speisen, Wein
1814
und Cartee
94
Januar
3
3)
Vom 3. bis zum 6. Januar speisten täglich ausser dem
mir einquartirten Russischen Oberst und Adjutant noch
8 Offiziere bey mir und den 5. Januar Abends sämmt-
liche hier gewesenen Offiziere, wo nach dem Essen
noch ein Ball gehalten wurde, für die verabreichte
Speisen, Wein und Brandwein . . ,
67
dto.
3
•i)
Für 10 Bout. urdinairen Wein, welcher auf Befehl der
Obristen an die Musikanten verabreicht werden musste,
per Bout. 24 kr
4
An Transport . .
195
34
(Seile 2 der Kechuunfj.)
1813
Januar
An Transpoit . ,
5) 12 Bout, rother ä fl. 1, 30 (30 roth durchstrichen)
12 „ weisser ä fl. 2
laut schriftlicher Anweisung betragen
30
Für Einheizung und Beleuchtung der Zimmer, wo sich die
Leibwache Sr. E.xc. Herrn G. F. Marschall von Blücher
aufhielt, vom 31. December bis 2. Januar 1814, laut
schriftlicher Weisung
Ferner:
6) Dergleichen für die Leibwache des Russischen Obrist
vom 3. bis 6. Januar
7) Für die Feuerung auf dem Heerd und in 8 Oefen, wo
während dem Uebergang 1' i Klafter Buchenholz ver-
brannt wurde
im fl. 24 Fuss Summa . .
a.
195
42
30
272
kr.
34
34
246
1814
Januar
15
Nota
über die gelieferte Furaache.
1 Centner Heu
3 Laib Brod
im 2i Ü. Fuss Summa . .
Nota
über 9 Stück S'J' Baustämme, welche zur Brücke geliefert
habe, im 24 fl. Fusa
Per Stamm fl. 4, 30 kr.; moderirt auf fl. 40, 30 kr.
Das8 ich obige vierzig Gulden und dreissig Kreutzer
von Herrn Rentmeister Heiderich dahier richtig erhalten
habe, bescheinige ich hiermit.
Caub, 20. März 1815.
Kilp.
(Seile 3 der Rechnung.)
Nota
über die mir bei dem üebergang der Armee entkommenen und ruinirten Sachen.
1) 2 Stück E99 I j„^^j
3 - The I
2) 2 Stück Servietten
3) 6 Stück christallene Gläser, per Stück zu 1, 30
4) 16 Stück grüne ßoutellgen ä 6 kr
5) ein neues Weinlegel]
für einen verbrochenen Consoltisch ....
„ sämmtliche verbrochenen Fensterscheiben .
nach fl. 24 Fuss Summa . .
Total Summa der sämmtlichen Berechnungen . .
Nota über die So. 1 bis 7 bezeichneten Posten.
Können nun passiren
Dieses betrifft die 2 mit rother Tinte bemerkten.
Die übrigen Posten müssen um so mehr ganz wegfallen, als die wirk-
lich getragene Einquartierung zur Ausgleichung kommt und die geführte
ControUe Maass und Ziel setzt.
(Seite 4 der Rechnung.)
Wird zur Erwirkung der amtlichen Zahlungs-Anweisung attestirt.
Caub, den 23. März 1814.
Caesar. Flock. Weber. Beysiegel.
"Wird zur Zahlung angewiesen.
H. N. Amt.
v. H e u s 8 e r.
Dass ich von Herrn Rentmeiater Heidrich dahier auf Abschlag dieser Rechnung zwei
und vierzig Gulden im 24 fl. Fuss empfangen habe, dieses bescheinige ich hiermit.
Caub, d. 20. März 1815. „.,
' Klip.
247
Zu dieser Rechnim;,', welche eigeutlich eine Zubummenbtelluug vuii 4 Eiu^el-
rechnungen ist, bemerke ich zunächst, dass in derselben unzweifelhaft alle Un-
kosten verrechnet sind, welche Kilp überhaupt in jenen Tagen gehabt hat,
dass also gegen dieselbe ein Einwand, es könne ausser dieser Rechnung n<»ch
eine zweite — von welcher sich ausserdem keine Spur gefunden hac — ein-
gereicht worden sein, in keinem Falle erhoben werden kann.
Die Rechnung ist von dem Amtsrentmeister als Revisionsbeamten revidiert
und sind Notate zu derselben gezogen, die mit roter Tinte in die Rechnung
hinein korrigiert sind. Die Notate, welche hier in Betracht kommen, sind ge-
zogen zu pos. 2 der ersten Spezialrechnung, wo die berechneten 24 fl. auf 12
herabgesetzt sind, zu pos, ö daselbst, die auf 30 H. herabgesetzt wird, sodann
zu der dritten Spezialrechnung, die auf 40 fl. 30 kr. herabgesetzt wird.
Für die vorliegende Frage kommt die auf Seite 1 und 2 der Rechnung
befindliche erste aus 7 Positionen bestehende Spezialrechnung, und besonders
pos. 2, AI. 2 derselben zunächst in Betracht. Hier sind die Verpflegungs-
kosten für die Offiziere des Generalstabes verrechnet; der Sinn ist dadurch, dass
der Ort der Einfjuartierung derselben nicht ganz ausdrücklich augegeben ist
und zu ergänzen bleibt, auf den ersten Blick dunkel. Es liegt nahe, in den
Worten „nicht mit einquartiert gewesenen" zu „mit" zu ergänzen „bei mir''
und wenn diese Ergänzung richtig wäre, so könnte es möglich erscheinen, dass
Blücher bei Kilp gewohnt habe. •) Doch ist diese Auffassung der Stelle nicht
zutreffend, vielmehr ist die Ergänzung aus den in der Rechnung folgenden
Worten herzunehmen, es ist zu ergänzen „nicht mit dem Feldmarschall.'*
Den Beweis für die Richtigkeit dieser letzteren Auffassung erbringt das
auf der Rechnung befindliche Notat des Revisors, durch welches, wie bei dem
vorstehenden Abdrucke angegeben ist, alle diejenigen Positionen der Rechnung
Kilps gestrichen werden, in welchen die Ausgaben über die von ihm wirklich
getragene, d. h. in seinem Hause beherbergte und verpflegte Einquartierung,
eowie für alle in seinem Hause während der Dauer der Einquartierung für
diese gemachten Leistungen angefordert und nur diejenigen Forderungen an-
gewiesen werden, welche für Aufwendungen für nicht bei ihm einipiartierte
Personen oder für nicht mit seiner Einquartierung zusammenhängende Leistungen,
wie z. B. für Lieferung von Baustämmen für die Brücke, von ihm gestellt
wurden. Das Verfahren des Revisors ist ein durchaus korrektes und beruht
auf den Vorschriften des Edikts vom 24. und 26. Oktober IS 13, die so klar
und bestimmt gefasst sind, dass über deren Auslegung kein Zweifel sein kann.
Dass Kilp eine Rechnung aufstellte, welche mit diesen Vorschriften nicht in Ein-
klang stand, thut der Korrektheit des Verfahrens des Revisors um so weniger Ab-
bruch, als jener — Kilp — in der Rechnung seine Interessen verfolgte, vielleicht
auch die Bestimmungen jenes Edikts nicht genügend kannte oder missverstaud.
Das angezogene Edikt bestimmt, dass die Einquartierung und die Verpflegung
der einquartierten Mannschaften, welche auf Grund des für jede Ortschaft auf-
gestellten sogen. Einquartierungs-Katasters erfolgt, in der Regel eine Lokallast
') Rhein. Kurier 1889, No. 50.
248
der Gemeinde sind, für welche eine Entschädigung aus Staatsmitteln nicht ge-
leistet wird. "Werden jedoch durch Umstände einzelnen Quartiergebern grössere
Leistungen, wie für die Tafel der bei ihnen einquartierten Generale, auferlegt,
so sind dieselben sofort dem Amtmann anzuzeigen und wird alsdann für diese
Ausgabe die Entschädigung aus der Staatskasse geleistet.
Es ist möglich, dass Kilp bei seiner Rechnung die Ausgabe für die Ver-
pflegung der Offiziere des Geueralstabs als in die Kategorie der Ausgaben für
die Generalstafel, die in den Kriegsrechnungen stets besonders als Staatslast und
Dicht als Lokallast der Gemeinden verrechnet werden, gehörig betrachtete und
sich deshalb für berechtigt hielt, die ihm hierdurch entstandenen Kosten bei
der Amtkasse zu liquidieren. Die Autfassung des Amtmanns ergibt das Monitum
des Amtsrentmeisters, welches den eben angeführten Bestimmungen des Edikts
völlig entspricht. Durch dieses Monitum wird jene Autfassung von Kilp als
ungerechtfertigt abgewiesen, festgestellt, dass jene Offiziere des Stabes die
wirklich von Kilp getragene, d. h. beherbergte und verpflegte Einquartierung
waren und die Entschädigung hierfür abgelehnt, weil dieselben als Gemeindelast
der Gemeindekasse aufzubürden war.
Steht durch die auf jenes Notat gestützte Schlussfolgerung fest, dass die in
der Rechnung Kilps genannten Offiziere dessen wirkliche Einquartierung waren,
80 folgt weiterhin, dass wie vorhin ausgeführt, in der Rechnung selbst zu den
Worten „nicht mit einquartiert gewesenen" zu ergänzen ist „bei dem Feld-
marschall", dass also das Haus Kilps nicht dessen Quartier war. Die Be-
handlung der übrigen Positionen der Rechnung zeigt, dass der Revisor überall
lediglich nach der vorhin dargelegten Vorschrift verfahren ist; überall hat der-
selbe diejenigen Forderungen gestrichen, welche Kilp für solche Lieferungen,
welche er innerhalb seines Hauses gemacht hat und welche in Beziehungen
zu seiner Einquartierung stehen, aufstellte; hingegen hat er alle Leistungen
ausserhalb des Hauses, wie für 6 Flaschen Rheinwein') und für die zur Brücke
gelieferten Baustämme, zur Zahlung angewiesen. Dass Kilp trotz des Vor-
behalts in seiner Quittung sich dieser Entscheidung des Revisors gefügt hat,
ergibt der Umstand, dass die Rechnungen der Landes-Kriegskasse keine Zah-
lungen an ihn nachweisen, welche aber später erfolgt wären, wenn die Auff'assung
des Revisors nicht als korrekt angesehen worden wäre.
Somit bestätigt auch die Rechnung Kilps und das Notat des Revisors zu
derselben völlig die Angabe Röders, dass der Feldmarschall bei dem Amtmann
von Heusser gewohnt hat. Hiermit mag die Erörterung derjenigen gegen diese
Angabe Röders erhobenen Einwände, welche mehr oder weniger als beachtens-
wert anzusehen waren, abgeschlossen sein, um dieser, wie schon bemerkt, sehr
nebensächlichen Frage nicht über alle Gebühr Raum zu geben; über mehrere
recht nebensächliche Punkte kann sich der Leser aus den angezogenen Artikeln
'J Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese von Kilp aus dem Hause gelieferten 6 Flaschen j
Rheinwein für den Feldmarschall selbst bestimmt gewesen sind. Wie die Rechnung des Wein-
händlers Mumm zu Höchst erweist, wurde dem Feldmarschall während seines dortigen Aufenthalts
stets dieselbe Sorte — 1783 Rheinwein — geliefert. j
240
im Rheinischen Kurier, in welchem dieselben erörtert sind, zur Genüge unter-
richten. Nur einen Punkt will ich noch berühren. Da die Rechnung Kilpa
ergibt, dass die Stabswache in seinem Hause ein Unterkommen fand, ist hieraus
geschlossen worden, dass auch der Feldmarsehall dort gelegen habe, weil not-
wendigerweise die Stabswache sich in dem Quartier der HöchstkommandiereDden
befunden haben musste. Im allgemeinen ist es gewiss richtig, dass die Stabs-
wache, wenn auch in Veranlassung der örtlichen Verhältnisse nicht gerade in
demselben Hause, so doch in nächster Nähe des Höchstkommandierenden sich
betindet. Dieser Regel ist auch in dem vorliegenden Falle insoweit entsprochen
worden, wie nach den örtlichen Verhältnissen thunlich war, da das Kilp'sche
Haus, in welchem ein Teil des Stabes lag, in geringer Entfernung von dem xVmt-
hause liegt und der von der Stabswache zu leistende Postendienst ohne alle
Schwierigkeit gethan werden konnte. Indessen lag eine zwingende Notwendigkeit,
die Stabswache etwa zum Schutze des Feldmarschalls in das Amthaus zu legen,
nicht im entferntesten vor, da am linken Rheinufer kein Franzose zu sehen
war, und am rechten Ufer, zum Teil unter den Fenstern des vom Feldmarschall
bewohnten Hauses, das ganze preussische erste Armeecorps Gewehr bei Fuss auf-
marschiert stand, hinter diesem die lUnsen unter Sacken, eine Truppenmasse,
bei welcher es bezüglich der persönlichen Sicherheit des Feldmarschalls wohl
gleichgiltig war, ob die Stabswache im Amtliause oder dem hundert Schritt
entfernten Kilp'schen Hause lag. Übrigens ist das Quartier der Stabswache
bei Kilp doch nur als deren AVachtstube anzusehen; dass dieselbe nicht die
vorschriftsmässigen Posten vor dem Arathause stellte, folgt aus der Rechnung
nicht und soll auch von mir nicht behauptet werden.
Wenn also nach allem diesen ein genügender Grund zu einem Zweifel
an der Angabe des Augenzeugen Röder, dass das Amthaus zu Caub das Quartier
des Feldmarschalls war, nicht vorliegt und die Tradition der Familie Kilp sich
insoweit als irrig erweist, als sie die Person des Feldmarschalls Blücher betrifft,
80 könnte man, wenn man die Entstehung dieser Tradition nicht aus den
Schriften oder persönlichen Mitteilungen Oertels herleiten will, geneigt sein, in
derselben einen gewissen geschichtlichen Kern zu suchen und anzunehmen, dass
in jenen Tagen neben den Offizieren des Stabes bei Kilp noch ein Offizier
gewohnt habe, den das Haus als Gast betrachtet und für dessen Verpflegung
88 keine Rechnung gestellt habe.
Insoweit würde diese Familientradition denn auch bestätigt durch die Er-
zählung eines Cauber Bürgers'), dass damals im Kilp'schen Hause eine Per-
sönlichkeit — der Tradition der Familie Kilp zufolge Blücher — separat ver-
pflegt worden sei. Eine solche bei Kilp „separat verpflegte" Persönlichkeit ist
nun aus den Akten sowie der Rechnung Kilps in der That zu ermitteln, es
ist. wie schon im Vorstehenden angegeben, der Major von Klüx, der vom
14. November 1813 ab bis nach dem Übergange bei Kilp in Quartier lag.
Dass Kilp die durch diese Einquartierung verursachten Kosten nicht li(|uidiert
hat, ist mögUch, da sich eine Rechnung über dieselben nicht findet; indessen
') Rhein. Kurier 1889, No. 72.
250
würde er mit einer solchen Liquidation bei der Staatskasse schwerlich Erfols
erzielt haben, da diese Kosten ihm nach den Bestimmungen des Einquartierungs-
edikts von IS 13 zur Last fielen. Hingegen hat er, wie seine vorhin mitgeteilte
Rechnung ergibt, die Kosten für die während der Dauer dieser Einquartierung
erforderliche Beleuchtung seines Thorweges angefordert, gleichfalls ohne Erfolg,
da der Revisor diese Forderung als mit der Einquartierungslast im Zusammen-
hange stehend strich. So kann es leicht möglich sein, dass die Person des
Majors von KlUx, dessen Aufenthalt im Kilp'schen Hause vom 14. November
ab feststeht, in der Tradition der Familie Kilp zum Feldmarschall Blücher
geworden ist; auf den sonderbaren Irrtum Oertels, der die von demselben
Major von Klüx am Abende des 31. Dezembers in der Kirche zu Caub vor-
genommenen Handlungen dem Feldmarschall beilegt, ist schon vorhin auf-
merksam gemacht.
Mir scheint diese Auflösung der rätselhaften Familientradition die am
nächsten liegende; will man jedoch unbedingt daran festhalten, dass ein General
dort gewohnt haben müsse, so habe ich nichts gegen eine Substitution des
Generals von York selbst einzuwenden. Wo General von York in Caub ein-
quartiert war, ist aus den Akten nicht zu ermitteln, wahrscheinlich hat er
hier, wie überhaupt während seines Aufenthalts in Nassau, jede freie Verpflegung
abgewiesen und die ihm gemachten Lieferungen selbst bezahlt, so dass sein
Quartiergeber keine Veranlassung hatte,* Tafelkosten für ihn zu liquidieren; dasa
er aber sein Quartier nicht in das des Feldmarschalls und Gneisenaus legte, steht
wohl ausser Zweifel.
Zum Schlüsse soll noch eines Berichtes über den Rheiuübergaug gedacht
werden, welcher teils wegen seiner Unselbstüadigkeit, teils wegen seines sagen-
haften Charakters in der bisherigen Darstellung nicht berücksichtigt werden
konnte. Es ist die Erzählung Strambergs in dem 1856 erschienenen 5. Bande
der II. Abteilung des Rheinischen Autiquarius, S. 113fF. Stramberg gibt die
Darstellung der einzelnen Vorgänge meistens wörtlich nach Damitz, fügt dann
als selbständige Erzählung die Sage vom Schneider Waroquier bei, welche die
Gestaltung, welche sie an dieser Stelle erhalten hat, wesentlich wohl der viel-
fach kühnen Phantasie Strambergs verdankt. Der Feldmarschall war, wie
Stramberg weiss, sehr ergrimmt darüber, dass durch den verunglückten Brücken-
schlag eine Störung des Übergangs herbeigeführt wurde; es sollen nun die
Schifl'er von Caub mit ihren Kähnen helfen. Er lässt schleunigst den Amtmann
kommen; das Zwiegespräch beider vermag Stramberg noch fast wörtlich zu
berichten. Blücher verlangt einen Schilfer, der mutig und gewandt sei, die
vor dem Hause (vor welchem Hause, vergisst Stramberg leider anzugeben) auf-
gestellten russischen Grenadiere nach der Pfalz zu führen. Nach einigem Be-
sinnen empflehlt der Amtmann den Waroijuier, der Franzose und früherer
Douanier, sich in Caub niedergelassen habe und dort einen kleinen Mehlhandel
betreibe, warnt aber den Feldmarschall in Rücksicht darauf, dass jener Franzose
sei. Hierüber aber lacht der Feldmarschall, da seine Grenadiere den Franzosen
251
schon in der Rieht halten würden. Waroquier setzt die Russen zwar über,
besinnt sich aber während der Fahrt und kommt zu der Meiuun;^, dass die
Sache auch einen anderen Verlauf haben könne, als Blücher f,Maube, und dass
dann seine Landsleute Rache an ihm nehmen könnten. Er Hess sich deshalb
still mit seinem Nachen nach Oberwesel treiben und verduftete auf eini;::e Zeit.
Jetzt schweigt die Geschichte bis zum Oktober 1814. Da uäudich, als Blücher
nach geendetem Kriege heimwärts zog, wollte er Caub und seinen Freund
Waroquier besuchen. Es findet ein rührendes Wiedersehen beider statt, der
Feldmarschall hält dem Tapferen eine längere Rede, hängt demselben die
Medaille für Nichtkombattanten, die sogen. MehlmedatUe an und schenkt ihm
100 Thaler. So geht die Erzählung weiter; auch werden weiterhin der Nach-
welt noch einige Züge aus dem Leben Warocjuiers mitgeteilt. 'Auf Warocjuier
komme ich zurück. Was die sonstige Erzählung betrifft, so muss bei der
Wichtigkeit, die ich möchte sagen jeder Zug des thatenreichen Kriegslebens
Blüchers hat, darauf hiogewiesen werden, dass sich nur hier und sonst nirgends
die Angabe findet, dass Blücher nach dem Befreiungskriege Caub besucht habe.
Zwar ist das von Stramberg angegebene Jahr 1814 offenbar unrichtig; nach
Beendigung des Krieges 1813/14 hat Blücher die Rheinlande nicht betreten.
Hingegen Hesse die Anwesenheit des Feldmarschalls in die Ereignisse des
Jahres 1815 sich recht wohl einordnen. Nach Beendigung des Feldzuges von
1815 brauchte der Feldmarschall im Spätherbst die Bäder von Aachen, fuhr
nach Beendigung seiner Kur von Aachen am 4. Dezember nach .lülich, von
dort über Köln nach Coblenz, wo er mehrere Tage verweilte, und alsdann von
Coblenz nach Wiesbaden, wo er am 16. Dezember seinen Geburtstag feierte
(Wiggers, Leben Blüchers, S. 286.) Es wäre also immerhin möglich, dass
er auf dieser Fahrt von Coblenz nach Wiesbaden Caub besucht hat, wenn auch
von diesem Besuche und noch weniger von den Einzelheiten desselben weiter
etwas bekannt ist, als des Rheinischen Antiquarius fabulose Erzählung.
Mit dem, was Künzer in dem schon angeführten, in der Kölner Zeitung
1888, No. 362 veröffentlichten Berichte über Waroquier mitteilt, brauchen wir
uns nicht zu beschäftigen. Auch Oertel erzählt von ihm; in dem „Büchlein
vom Feldmarschall Blücher" erscheint Waroquier als ein kühner Schmuggler,
der die preussischen Truppen glücklich durch die Bergpässe nach Henschhausen
führt. Letztere Angabe kann als richtig angesehen werden, da auch Röder
dasselbe berichtet mit dem Zusätze, dass Waro(juier bei Henschhausen verwundet
worden sei. Dass einer der aus Caub mitgenommenen Führer am linken Ufer ver-
wundet wurde, bestätigen anderweitige Augenzeugen, wie Henckel. Doch scheint
es, dass Waroquier es nur dieser Verwundung, wegen deren er nach Röders Berichte
vom Feldmarschall belobt wurde, zu danken hat, dass die Führung der preussischen
Truppen nach Henschhausen später hauptsächlich ihm zum Verdienst angerechnet
wurde. Nach den Akten wurde am 31. Dezember von dem preussischen General-
stabe der Cauber Schmiedemeister Jakob Müiileisen und ,4 Konsorten" als
Führer und Wegweiser der Truppen am linken Rheinufer angenommen, wie
die von diesen an die Regierung gestellte Forderung einer Geldbelolmung ergibt.
Unter diesen 4 Konsorten mag sich auch Warocjuier befunden haben.
252
III. Aus dem Schreiben des Kanzlers Kalt zu Ehrenbreitstein an den
Kabinetssekretär St. George zu Weilburg.
Ehrenbreitstein den 2. Januar 1814
Abends 10 Uhr.
— — Iq Jer Nacht vom 31. Dezember auf ilen 1. dieses hatte man alle
erbringliche Getahre von Niederlahnstein bis unterhalb Neuwied im Rheine ge-
sammelt Ein dichter Nebel begünstigte diese Arbeit und man würde in Coblenz den
Präfekten, den General Guerin, etwa 500 Mann Besatzung, mehrere Kanonen und so
weiter aufgehoben haben, wenn nicht die Ungeduld der Kosaken den Spass ver-
dorben hätte. Fünf dieser Unholde fuhren schon um 9 Uhr nach Sebastian-Eugera
über, traten in ein Bauernhaus, wo der Mann am Bette seiner kranken Frau
sitzend, eingeschhifen war. Sie weckten ihn, erkundigten sich nach Franzeskoy
und als der sehr erschrockene Mann die Versicherung gegeben hatte, dass keine
Franzosen im Orte und auch wenige in Coblenz seien, nahmen sie denselben
mit sich in den Nachen und machten ihn im strengsten Galopp zum Komman-
dierenden ins Thal reiten. Dies gab natürlicher Dinge jenseits des Rheins
schon einigen Verdacht. Eine Stunde später detachierte man von hier aus einen
Offizier mit etwa 6 Kosaken ans sogenannte deutsche Eck, wo der General
Guerin wohnt, um auszukundschaften, ob eine daselbst aufgestellte Wache und
eine Kanone noch vorhanden sei. Der Posten schrie den Nachen an und gab
auf die Leute Feuer. Diese kehrten um, hinterliessen aber neuen Verdacht.
Doch beide Ereignisse würden einen grossen Allarm nicht erregt haben, denn
man hatte schon den ersten Fall als einen gewöhnlichen Streich der Kosaken
und den letzteren als einen Versuch von Schmugglern ausgelegt. Aber dem
Kommandanten soll gleichzeitig eine Meldung zugekommen sein, dass der Feind
von Bonn aus anrücke. Nun zog sich die Besatzung auf dem Paradeplatze
zu Coblenz zusammen. Der Präfekt und Guerin traten ihre Abreise über den
Hunsrücken vermutlich nach Mainz um 1 1 Uhr an und das Militär zog mit
den Kanonen und einer Kasse bald dahin nach. Zwischen drei und vier Uhr
morgens fuhren nun die Russen von Niederlahnstein, Horchheim und Pfaffen-
dorf und schon früher von Irrlich, Neuwied und Vallendar aufs linke Rhein-
ufer. Die Franzosen hatten zu Kapellen gerade gegen der Lahn über einige
eiserne Kanonen aufgepHanzt. Diese hörte man um diese Zeit etwa sechsmal
krachen, sie thaten aber keinen Schaden. Die Mannschaft landete glücklich
und das Regiment, welches am höchsten Fleck übergesetzt und bis ans äusserste
Thor der Stadt Koblenz zur Karthause zu aufmarschiert war, geriet mit wenigen
französischen Soldaten in Kampf. Es fielen etwa 16—17 einzelne Schüsse,
durch welche zwei Russen getötet und 6 blessiert worden sein sollen. Nun
wars wieder kurze Zeit über still, als man auf einmal den russischen Marsch
in der Stadt und zugleich ein fürchterliches Hurrah ertönen hörte. Dies war
das Zeichen zum aligemeinen Übersetzen. Es sah zwischen hier und Coblenz
fürchterlich aus. Alle Zugänge jenseits waren mit schweren eichenen Pallisaden
verschlossen; das Hacken, das Einreissen, das Eindringen, die schnell auflodernden
grossen Feuer, der Tumult der Trommeln, der türkischen Musik, das Vivat-
253
schreien des gemeinen Volkes, die Masse von Soldaten, die Kosalven, Spiesse
und Pferde in gewiss öO — «>0 verschiedenen Gefahren, das alles bildete einen
erschrecklich schönen Anblick. Kaum hatte der Kommandierende in Coblenz
vernommen, dass der Präfekt und das Militär erst wenige Stunden Weges
zurückgelegt haben könne, als schon Kosaken zum Nachsetzen beordert wurden.
Diese haben den Nachtrab erreicht, einige Hundert Manu, verschiedene Kanonen
und einen Geldwagen, dessen Wert man auf 30 000 frcs. angibt, eingebracht.
Den Rest der Besatzung glaubt man in den Händen der höher am Rheine
übergegangenen Russen, zweifelt aber am Einholen des Präfekts und des
Generals, die längs der Mosel zu Pferde abgezogen sein sollen. Der ganze
Übergang war also das Werk weniger Stunden, aber nicht so die Vorbereitung
und die Folge desselben. Der kleine Bering von Niederlahnstein bis Neuwied
wird diesen Auftritt nie vergessen. Gestern und heute passierten bloss hier
über 10 000 Mann mit unzähligen Kanonen, Pferden und Gepäck, und auf
morgen steht der Übergang von 5 bis 6000 Kavalleristen bevor, die alle in
Lähner Kähnen geschoben und fortgerudert werden müssen. Der Graf von
St. Priest hat erst heute sein Haupt(iuartier in Coblenz und zwar in der Präfektur
aufgeschlagen. Diese Stadt ist aber glücklicher als ich es war, denn sie wird
diesen schwelgenden überteuren Mann schon morgen wieder loa. Zu seinem
grossen Verdrusse kam heute der Befehl, auf der Stelle gegen Trier vorzu-
rücken, indem preussische Truppen Coblenz zu besetzen bestimmt sind. Noch
werden dahier keine Anstalten zu einer stehenden Brücke gemacht und dem-
nach besorge ich, dass Ehrenbreitstein noch lange der Fleck des Überganges
sein werde. Mehreres zu melden behalte ich mir vor u. s. w.
IV. Aus dem Schreiben des Amtmanns Staehler zu Engers an den Kabinets-
sekretär von St. George zu Weilburg, d. d. Engers d. 2. Januar 1814.
— — Vorgestern Abend kamen die Unterthanen von St. Sebastian vis-ä-vis
von der Bendorfer Hütte auf diese Rheinseite und holten mit ihren Nachen
die Kosaken ab, diese in kleiner Anzahl sprengten bis nach Coblenz abends
10 Uhr, wo der General, Präfekt und der Kommandant der Truppen ruhig auf
dem Kasino einem Souper beiwohnten, welches die Gesellschaft am letzten Tag
des Jahres immer zu geben gewohnt war. Man meldete dem General das
Erscheinen der Kosaken. Er wollte es nicht glauben, inzwischen suchte man
es ihm begreiflich zu machen, dass sie schon an der Moselbrücke gewesen,
aber wieder rückgekehrt seien, und dass man ihr abermaliges Erscheinen in
grösserer Anzahl ganz gewiss erwarten müsse. Nun kehrte der panische
Schrecken in die Herzen der Gesellschaft, man eilte aus dem Saal, wusste die
Thüre nicht zu finden und der Herr General blieb mit dem Präfekten, so sagt
die Chronique scandaleuse von Coblenz, in einer Seitenthür stecken, weil jeder
zuerst in seinem Hause sein wollte.
Der General und Präfekt verliessen, und zwar ersterer gleich, letzerer
aber erst um 12 Uhr in der Nacht, nachdem er vorerst für die Verbringung
der exekutivisch beitjetriebenen Summe die Vorkehrung getroffen hatte, die
254
Stadt zu Pferde. In der Zwischenzeit hatten sich die Russen zu Niederhihustein
versammelt und gingen daselbst aus der Lahn über den Rhein, wurden aber
von den Franzosen aus einer zu Kapellen auf dem alten Schloss errichteten
Batterie, welche die Mündung der Lahn bestreichen konnte, begrüsst. Bei
der Landung zu Coblenz wurden sie auch von der französischen Infanterie
begrüsst und es blieben bei dieser Affaire 5 Franzosen und 3 Russen tot und
5 Russen, die Zahl der Franzosen ist mir unbekannt, wurden verwundet, mehrere
Franzosen gefangen gemacht und 4 Kanonen, das ganze Geschütz der Franzosen,
erbeutet.
Um 4 Uhr morgens erfolgte der Einzug der Russen unter dem Schall
von ♦) Bauden türkischer Musik und zwar durch das Thor, welches nach der
Karthaus führt, durch die ganze Stadt, wo unter Yivat und Hurrahrufen alle
Einwohner ihre innigste Freude an den Tag legten. Alle Hausthüren waren
geöflfnet, alle Fenster erleuchtet und die fröhlichste Stimmung in jedem Familien-
kreis. Da auch zu Yallendar die Russen übergesetzt wurden, so vermehrte
sich die Zahl der Truppen in der Stadt.
Die erste Verfügung, welche erlassen wurde, bestand in der Ordre, den
Hüchtigen Präfekt, den sich die Bürger, um ihn selbst tot zu schiessen, erbeten
haben, und die mitgenommenen Schätze einzuholen, ein herrliches Stück für
die Kosaken. Sie schnallten gleich auf und da 400 am Abend schon in Trier
sein sollten, so ritten alle schnell ab und am Nachmittag brachten sie schon
das gestrippte Geld, wozu der ärmste Bürger einen Louisdor hatte beitragen
müssen, auf einem mit 7 Fässchen beladenen Wagen unter dem Jubel des
Volkes, bald darauf auch einen Herrn ein, den sie irrig für den Präfekt erkannt
hatten — — es war ein Irrtum, doch lief ihm die halbe Stadt nach, schrie
ihm einen Fluch nach dem anderen zu. — — Am gestrigen Morgen um
10 Uhr war in der Klemens-Stadt auf dem freien Platz vor dem Hause des
Kommandierenden Dankfest der Russen. Sie bildeten ein Quarre, in dessen
Mitte sich die Geistlichkeit und die Generalität befanden. — — Der General
logiert in der Präfektur, wird aber heute oder morgen wieder aufbrechen.
— — Ich kann Ihnen übrigens die Freude nicht beschreiben, welche bei den
jenseitigen Rheinbewohnern herrscht, noch weniger jenes herzliche Vergnügen,
welches dieselben hatten, als sie wieder zu uns hierhin kamen, ich war Augen-
zeuge, wie die Bewohner von Kaltenengers ihre eine Stunde vom Rhein ge-
legenen Xachen wieder beifuhren, in den Rhein Hessen, zu uns auhero eilten
und wie sie von den russischen Schnurrbärten, die noch dahier waren, geküsst
und gedrückt wurden u, s. w.
Die Schildhalter des Wappens des Herzogtums
Nassau.
Von
Dr. W, Sauer^
Könl^l. Archivrat ua<l StaatsarrhiTar zu WIeibailen.
Das Wappen des Herzogtums Nassau bestätigt wohl den geltenden Satz,
dass die bei ein und demselben Wappen vorkommenden Abweichuno-en der
Schildhalter durch stattgehabte Willkür zu erklären sind.
Es ist bezüglich der Schildhalter des nassauischen Wappens eine ver-
schiedene Observanz nicht bloss zwischen den beiden Hauptstämmen des Hauses,
sondern auch innerhalb eines jeden ILiuptstammes festzustellen. Insbesondere
finden sich in Siegeln der Glieder des walramischen, späteren herzoglichen
Stammes die den Wappenschild haltenden stehenden Lüwen teils gekrönt,
teils nicht gekrönt, wobei nicht weiter besprochen werden soll, dass auf
Siegeln und Münzen mehrfach nicht zwei stehende, sondern ein stehender und
ein ruhender Löwe Schildhalter sind.
Bestimmungen hierüber scheinen nicht getroffen zu sein. Bei den Verhand-
lungen, welche bei Abschluss des Erbvereins 1783 wegen eines gemeinsamen
Wappens beider Hauptlinien stattfanden, sind die Schildhalter ganz übergangen.
In den Bestimmungen für das Siegel, welches Fürst Friedrich August von Nassau-
Usingen von seinem am 17. Mai 1803 erfolgten Regierungsantritte bis zur
Annahme des Herzogstitels 1806 führte, heisst es: „Schildhalter sind zwei ganz
aufgerichtet stehende goldene Löwen." Hier ist nur von Löwen schlechthin
die Rede und steht somit der Präsumtion, dass nicht gekrönte Löwen gemeint
sind, nichts entgegen. In der That zeigt auch dieses Siegel, sodann das nach
1806 für Friedrich August als Herzog gefertigte Siegel, sowie das seines Nach-
folgers, des Herzogs Wilhelm, nicht gekrönte Löwen als Schildhalter.
Die Annahmen neuerer Schriftsteller über diesen Punkt gehen auHciuander.
Hefner (Siebmacher I 5, 1854) gibt eine auf Angaben des Archivdirektors
V. Preuschen beruhende Beschreibung des nassauischen Wappens nebst Abbildung
desselben. Hier sind die Schildhalter gekrönt.
Hingegen sind auf der Abbildung der nass. Wappen in v. Goeckingks
1880 erschienenen verdienstlichen Geschichte des nass. Wappens die Schildhalter
nicht gekrönt und zwar ist hierfür, wie mit Grund angenommen werden kann,
256
die aus der vorhin aügeführten Bestimmung für das vom Fürsten Friedrich
August 1S03 — 1806 geführte Siegel herzuleitende Präsumtion massgebend ge-
wesen. Die Abbildung bei v. Goeckiugk ist wiederholt bei Voraterman van
Oyen, Het Vorstenhuis Oranje-Nassau, S. 13 u. 14.
Aber autFallend bleibt es, dass man sich trotz jener Anordnung seit der Zeit
des Fürsten Friedrich August ebensowenig an eine bestimmte Form gebunden
hat, wie in früherer Zeit; beide Formen, gekrönte wie nicht gekrönte Schild-
halter lassen sich durch eine Anzahl von Fällen belegen, sodass man annehmen
kann, dass hier stets Willkür geherrscht hat und für die Wahl der einen oder
anderen Form der zeitweilige Geschmack des siegelführenden Herrn oder viel-
leicht sogar des Siegelstechers oder Stempelschneiders den Ausschlag gab. Ein-
zelne Fürsten — es ist hier nur <ler walramische Stamm gemeint — führen
sogar beide Formen ohne Unterschied.
In den Siegeln der Fürsten des walramischen Stammes geht, soweit ich
dieses ohne besonders eingehende Untersuchung, die für diesen Zweck nicht
erforderlich ist, angeben kann, der Gebrauch der Schildhalter nicht über die
Zeit des Grafen Wilhelm Ludwig von Nassau-Saarbrücken (f 1640) hinaus; die
schildhaltenden Löwen auf seinem Siegel sind nicht gekrönt.
In derselben Weise fehlen den Schildhaltern die Kronen auf Siegeln des
Fürsten Walrad von Usingen 1688—1702, auf den Handsiegeln des Fürsten
Karl August von Weilburg, des 1794 gestorbenen Fürsten Ludwig von Saar-
brücken und besonders, was schon vorhin besprochen ist, auf den grossen Staats-
und Kabinetssiegeln des Fürsten, alsdann Herzogs Friedrich August und des
Herzogs Wilhelm. Auf dem Staats- und Kabinetssiegel des Herzogs Adolf sind
die Schildhalter in Fortfall gekommen.
Die gekrönten Schildhalter finden sich auf den Siegeln, wie es scheint,
weniger häufig. Ich fand sie auf Siegeln der Linie Usingen und zwar auf
Siegeln des Fürsten Karl Wilhelm und den Handsiegeln des Prinzen und Herzogs
Friedrich August, der, wie schon bemerkt, im Staatssiegel nicht gekrönte
Löwen führt.
Auf den Münzen der walramischen Linien finden sich, soweit ich sehen
konnte, nur gekrönte Löwen als Schildhalter, wie auf den des Fürsten Karl
August von Weilburg, besonders aber auf den Münzen der drei Herzoge, also
auch hier abweichend von der Form des Staatssiegels. Das gleiche ist der Fall
bei dem Wappenschilde, welches sich an dem unter Herzog Wilhelm erbauten
Schlosse zu Wiesbaden befindet; hier tragen die Schildhalter Kronen.
Das Jahr der Zerstöriini> der Biiri? Lahneck.
Von
Dr. W. Sauer^
Künigl. Archivrat und Staatsanliivar zu Wiesbadeo.
Yogel S. 640 gibt an, die Burg Lahneck habe 1646 noch ,,in voller
Pracht" bestanden und sei vermutlich 1688 durch die Franzosen zu Grunde
gerichtet worden. Lotz S. 271 folgt ihm unter Berufung auf die von Merian
1646 veröffentlichte Abbildung der noch wohlerhaltenen Burg, durch welche
also auch wohl Vogel zu jener Annahme veranlasst wurde.
Diese Annahme ist irrig. Beschädigung und Zerstörung des Schlosses
ist durch die Schweden zu zwei verschiedenen Zeitpunkten kurz vor dem
Jahre 1637 erfolgt. Der Zeitpunkt der ersten Beschädigung ist nicht mehr
festzustellen; der zweite Überfall der Schweden, bei welchem die bei dem ersten
Besuche derselben begonnene Zerstörung vollendet zu sein scheint, erfolgte im
Dezember 1636. In den Akten des Amtes Oberlahnstein, die dem hl. üdalrich
geweihte Kapelle jener Burg betrefifend, heisst es in einem Berichte an den
Kurfürsten Anselm Kasimir vom 22. April 1637, dass in dem ganzen verflossenen
Jahre in der Kapelle kein Gottesdienst mehr habe gehalten werden können, da
die Schweden sie arg beschädigt, insbesondere die Fenster zerschlagen hätten;
dann seien im Dezember 1636 rheinabwärts marschierende schwedische Truppen
auf Lahneck gewesen und hätten in der Kapelle ärger wie Türken gehaust.
Dass übrigens diesem Besuche der Schweden im Dezember 1636 nicht bloss
die Kapelle, sondern auch das Schloss selbst seine Zerstörung verdankt, erweist
ein Schreiben des Kurfürsten vom 5. Dezember 1640, in welchem das Schloss
selbst „ziemlich destruiert" genannt wird, sowie ein weiterer Amtsbericht vom
27. April 1654, in welchem es heisst, das Schloss sei „alt und demoliert."
Merian hat somit 1646 eine Abbildung des noch intakten Schlosses ge-
liefert, während es in der That schon fast zehn Jahre in Trümmern lag, ein
Beweis, wie vorsichtig man bei Verwertung Merian'scher Abbildungen als ge-
schichtlicher Quellen sein muss.
17
ScliAviirsteine zu Xiederbrechen.
Von
0. Kl es- Gottingen»
In No. 2 seiner Beiträge z. Kenntn. der Kultur- u. Rechtsgew. des M. A.
(Xass. Annal. XIII) suchte Dr. Götze aus einer daselbst mitgeteilten Urkunde
nachzuweisen, man habe zu Niederbrechen am Ende des 14. Jahrhunderts noch
genau gewusst, dass vier Steine, welche im Orte nach den vier Himmelsgegenden
aufgerichtet waren, davon herrührten, dass man früher dort geschworen hatte.
Ich bin der Meinung, dass G. diese Urkunde, speziell den seiner Behauptung
zu Grunde gelegten fett gedruckten Teil derselben, missverstanden hat. Es
sind dij vier orter darumb (nämlich um die hobestat) wohl nicht als Himmels-
gegenden, sondern nur als Ecken zu nehmen, welche Be^leutung vielfach nach-
gewiesen ist und sich z. B. auch in dem noch jetzt vorkommenden Personen-
namen Orthaus klar erkennen lässt. Auf diese vier Ecken des Grundstücks
nun haben vor Zeiten dij gesworn, d. i. die Feldgeschworenen, Märker, vier
marsteyne gesetzt, in denen trotz fehlendem k, gk oder c die Mark- oder Grenz-
steine kaum zu verkennen sind. Von einem Schwüre bei irgend welchem
Steine kann ich aus der Urkunde nichts herauslesen.
Waren die clerici uxorati coniugati verheiratete
Geistliche ?
Von
0, Klee- Gottingen*
Zu Xo. 5 von Götzea eben erwähnten „Beiträgen" möchte ich eine etwas ab-
weichende Auffassung in Vorschlag bringen. Götze selbst findet es nach seiner Aus- ^
legung noch immer auffallend, dass die clerici coniugati diese „für die Beglaubigung
der Urkunde völlig gleichgültige Notiz" in die Beglaubigungsformel aufnahmen. ^
In der That scheint nuin zur Erklärung dieses Umstandes annehmen zu müssen, ;
dass die Betretfeuden eiueu päpstlichen Dispens erlangt hatten (denn nach \
259
anderen Fällen zu schliessen wunlo ilurcli Eintritt in Jen geistlichen Stand eine
vorher bestehende Ehe gelöst), — oder dass sie überhaupt nicht geweihte
Geistliche, sondern weltlich^ Notaren waren, auf die sich von der Zeit her,
da nur Geistliche des Schreibens kundig waren und des Notariats walteten,
die Amtsbezeichnung clericus übertragen hatte. Eben zur Unterscheidung von
den Geistlichen mochten sie die Ilinzufüguug eines uxoratua oder elich für
nützlich ansehen. Es läge dann hier dieselbe ßegriffswandlung des Wortes
clericus vor, die im Englischen in der fast ausschliesslichen Bedeutung von
clerk = Schreiber, Commis, vollständig durchgeführt, im Französischen als clerc
de notaire = Notariatshülfsschreiber wenigstens in einer Nebenbedeutung erscheint.
Auch die Phrase: „Publicus imperiali auctoritate clericus'* ist der Deutschen:
„von dez Keisers gewalt eyn offinbar schriber" völlig gleichgebildet, hier also
clericus zweifellos = Schreiber, wie es denn überhaupt einen „Geistlichen von
des Kaisers Gewalt" nicht wohl geben konnte.
Feldzugspflicht der Hoftrompeter im 17. Jahrhundert.
Von
Dr. Forst
In meinem Aufsatze über Graf Walrad von Xassau-Usingen im Türken-
kriege 1664 (Bd. XX, Heft 1) habe ich S. 116 erwähnt, dass ein Hoftrompeter
aus Kassel sich als Freiwilliger für den Krieg meldete, weil er nach den Gesetzen
seiner Genossenschaft wenigstens einen Feldzug mitgemacht haben musste.
Diese letztere Bestimmung findet sich nun thatsächlich in den beiden
Privilegien, welche Kaiser Ferdinand H. unter dem 24. Oktober 1630 und
Ferdinand HI. unterm 7. Juli 1653 der „Kameradschaft" der deutschen Hof-
und Feldtrompeter verliehen haben. Der kürzlieh verstorbene Archivrat
Dr. Herquet hat im „Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg",
Jahrgang 28 (1887), No. 14, 15 und 28 das Privileg von 1653 vollständig
veröifentlicht, sowie über das von 1630 Mitteilungen gemacht. Aus dem von
den Hinterbliebenen mir gütigst zur Verfügung gestellten Material teile ich
hier die einschlägigen Abschnitte mit.
Der „Hof- und Feldtrompeter" nahm im 17. Jahrhundort eine etwas
höhere Stellung ein als heutzutage. Er hatte nicht allein Musik zu machen,
sondern auch die Dienste eines Feldjägers zu versehen, indem er Depeschen
und feierliche Schreiben von einem Hofe an den anderen beförderte. Ebenso
besorgte er im Felde die Korrespondenz mit dem feindlichen General.
Daher unterschied er sich scharf von den gewöhnlichen Musikanten, sowie
von den blos Wachtdienst verrichtenden Türmern.
Die gewöhnliche Lehrzeit eines Trompeters dauerte zwei Jahre; dann
erfolgte seine Freisprechung. Das Privileg von 1630 bestimmt nun (Artikel X):
„Wann einer frey gesaget wird, und solcher, wie bishero Missbrauch
fürgangen, einen oder mehr Lehr-Jungen annehmen thäte; so soll ihm
dasselbe vor Verlauff sieben Jahren, und dass er hierzwischen zum
wenigsten einen Zug ins Feld, bey dem Kriegswesen ver-
richtet, nicht zugelassen seyn."
Das Privileg von 1653 wiederholt diesen Artikel nicht, setzt ihn aber als
bekannt voraus. Es heisst da nämlich im siebenten Artikel: Wenn ein Türmer
oder ein anderer „Instrumentist" die Trompeterkunst lernen wolle, so müsse
derselbe zunächst die gewöhnliche Lehrzeit durch machen.
261
„nach vulh'udt'ter L^'hrzcit aber sieben Jahr wie audere freygesprocheno
Trompeter oder Heer-Paueker warten und unterdessen einen rechten
Feldzug, ess sey wider den Türken oder andere Feinde, thun,
und seines Wohl Verhaltens guten Beweiss vorbringen; als«dann ihme
einen Jungen anzunehmen vergunt und zugelassen.**
Im 14. Artikel wird einem Trompeter, der sich zur Ruhe gesetzt hat,
um Landwirtschaft oder ein bürgerliches Gewerbe zu treiben, dennoch ver-
stattet,
„wenn er zuvor sein ordentliche (Lehrzeit) ausgestanden und einen
Feldzug verrichtet",
Lehrjungen zur Ausbildung anzunehmen.
Endlich heisst es im 16. Artikel:
„Wenn etwa ein Potentat, Fürst oder Herr einen Jungen die
Trompeter- oder Heer-Paucker-Kuust lernen und denselben nach den
Lehr-Jahren und Freysprechung mit ins Feld Hesse, sondern er für
einen Instrumentisten dienen müsse, könne zwar derselbe der Kunst
nach passiert, aber keinen andern Jungen zu lernen verstattet
werden."
Aus diesen Bestimmungen geht hervor, dass die Teilnahme an einem
Feldzuge notwendig war, um das Recht zur Ausbildung von Schülern, also in
der Zunftsprache das Meisterrecht, zu erwerben.
Neuere das Yereinsgebiet betreifende Litteratur
mit Ausnahme der in diesen Annalen enthaltenen Abhandlungen.
Abgeschlossen Juni 1889.
Von
F. Otto.
Jahresberichte der Geschichtswissenschaft, im Auftrage der Historischen Gesell-
schaft zu Berlin herausgegeben von J. Jastrow. VIII. Jahrgang 1885
(Berlin 1889): Abt. II, S. 88—94; Abt. III, S. 100-103; IX. Jahrgang
1886 (1889): Abt. II, S. 82-94; Abt. III, S. 90—96; IX. 1887: Abt. II,
S. 79—91; Abt. III, S. 103—110. Die Berichte sind von F. Otto verfaast.
Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst, herausgegeben von F. Hettner
und K. Lamprecht. Litteraturberichte in Jahrg. IV 188-5, Y 1886, VI 1887,
VII 1888; dieselben erscheinen nicht weiter.
Melchior Acontius (von Ursel, 1515) von F. Schnorr von Carolsfeld. Archiv
f. Litteraturgeschichte XIII, S. 297—314.
Benediktiner u. Cistercienser: F. W. E. Roth, Die Schriftsteller der ehe-
maligen Benediktiner- u. Cistercienser-Klöster Nassaus (12. — 18. Jahrh.)
Jahrb. der Görres-Gesellachaft YII, 2 1886, S. 210-232. Yergl. unten
unter Wiesbaden.
Biburg: Ohlenschlager, Erklärung des Ortsnamen Biburg. Sitzungsberichte der
k. bayrischen Akademie der Wissenschaften, historische Klasse 1885 III,
S. 377 ff.
Bleidenstatt: S. Widmann, Hubert von Bl. u. andere Bleidenstätter Chronisten.
Rhenus III, S. 46—47. — F. W. E. Roth, Eine Bleidenstätter Urkunde.
Ib. S. 12.
(P. J. Blum:) U., Aus der Wirksamkeit eines katholischen Bischofs. Katholik 54
(1885), S. 50—74.
Cronberg: W. Basse, Das Rittergeschlecht und die Stadt Cronberg im Taunus.
Frankfurt 1886. 63 S.
F. Ritsert, Hartmut von Cronberg, der Freund Luthers und tapfere
0 Streiter für evangelische Wahrheit. Barmen 1885. 16°.
263
Jüh. Dietenherger: II. Wodewor, Joli. Diotenbergcr, 1475— lö37, sein Leben
und Wirken. Mit 4 Tatein. Freiburg VIII u. 499 S. 1888.
Dillenburg: W. W., Beiträge zur niissauischcn Refurmationsgeschichte. Katho-
lik 56 (1886), S. 541-558.
K. Fischer, Zur Geschichte des Gymnasiums zu iJillenburg. Ostcr-
programm des Gymn. Dillenburg 1887. 4".
Eberbach: Leop. M. E. Stoff, Diplomatische Geschichte der Abtei Eberbach
im Klieingau von 1331 — 1803. Als Fortsetzung von Bars diplomatischer
Geschichte nach gedruckten und ungedruckten Quellen. III, I. 1331 — 1371.
Wiesbaden 1886. 149 S.
S. Widmann, Die Eberbachor Chronik der Mainzer Erzbischöfe. Neues'
Archiv XIII, S. 121 — 143.
F. Falk, Reise und Aufenthalt des hl. Bernhard am Mittelrhein (nicht
in Eberbach). Katholik 65 (1885), S. 75—82.
S. Widmann, Joh. Nik. Weinbach von Oberlahnstein, Abt zu Eberbach.
Rhenus III, S. 40—41.
Ekbert: 8. Widmann, Vita Ekirerti. Neues Arch. XI, S. 619—628.
Elisabeth von Schönau: F. W. E. Roth, Das Gebetbuch der hl. Elisabeth von
Schönau, nach d. Originalhdschr. des 12. Jahrh. herausgegeb. Augsburg 1866.
Strauch, Ausführliche Besprechung von F. W. E. Roth, Die Visionen der
hl. Elisabeth u. s. w. in der Zeitschr. f. deutsches Altertum. 30 (1886).
Anz., S. 25-37.
Friedrich von Hausen: G. Freih. Schenk zu Schweiusberg, Zur Frage nach
dem Wohnsitze Friedrichs von Hausen. Zeitschr. f. deutsches Altertum.
32, S. 41—44.
Alt, Eiue Urkunde von 1172. Westdeutsche Zeitschr., Korr.-Bl. 1886,
Sp. 53.
Geisenheim: Fr. Kofler, Altertümer zu Geisenheim. Westdeutsche Zeitschr.,
Korr.-Bl. VI, Sp. 170. VII, Sp. 133—134.
Joh. Gisen von Nastätten: G. Schepss, Zu P. Luders Briefwechsel. Zeitschr.
f. d. Gesch. des Oberrheins. 38, S. 364. |
— , Nachtrag. Neues Archiv XI, S. 417.
— , „ Zeitschr. f. d. Gesch. des Oberrheins 39, S. 433.
F. Falk, Joh. Gisen, Herausgeber der vita St. Goari. Neues Archiv XI,
S. 195.
Greiffenklau zu Vollraths: K. Morneweg (1486). Quartalbl. des hcss. Vor.
1886, S. 46—50.
Ileddernheim, s. Römerzeit.
Hildegard: P. Bruder, Acta inquisitionis de virtutibus et miraculis S. Ililde-
gardis . . . Analecta Bollandiua II (1883), S. 116—129.
F. W. E. Roth, Zur Bibliographie der hl. Hildegardis. (^lartalbl. des
hess. Ver. 1886, S. 221—233. 1887, S. 78-88.
— — , Die Codices des Scivias der hl. Hildegardis iu Heidelberg,
Wiesbaden und Rom in ihrem Verhältnis zur editio priuceps 1518.
Quartalbl. des hess. Ver. 1887, S. 18—26.
264
/"Hochheim: Th. Schüler, Geschichte der Srailr Hochhoim a. M. Auf Anregung
des H. 13. Walch zu Hochheim. Itjö S. mit 2 Abbild. Hochheim 18S7.
"^Höchst: Grandhomme, Der Kreis IlöchüC a. M. in gesundheitlicher und gesund-
heitspolizeilicher Beziehung einschliesslich einer geschichtlichen und geolo-
gischen Beschreibung desselben. VII u. 193 u. XXXI S. Frankfurt 1887.
J. G., Die St. Justinuskirche zu Höchst. Didaskalia 1888, Xo. 95.
E. Zaia, Die kurmaiuzische Porzellanfabrik zu Höchst. Mit 3 Tafeln
und 18 Abbildungen im Text. IX u. 185 S. 4^ Mainz 1887.
Hubert, s. Bleidenstatt.
Hans Huttich: Fr. Falk, H. Huttich von Mainz (f 1544, geb. zu Strinz).
Katholik 1888, S. 418—432.
Inkunabeln: F. W. E. Roth, Die Druckerei zu Eltville im Kheingau und ihre
Erzeugnisse, ein Beitrag zur Bibliographie des 15. Jahrhunderts. Mit einem
Facsimile des Vocabul. ex quo de 1477. Augsburg 1886. 30 S.
— — , zu den Marienthaler Drucken. Centralbl. f. Biblioth. V, S. 43.
Katzenelnbogen: Die Pilgerreise des letzten Grafen von Katzenelnbogen.
Zeitschr. f. deutsches Alt. 32, S. 44 ff. Vergl. Herold 1887, Xo. 1.
A. Genth, Zur Geschichte der reformierten Gemeinden in der ehe-
maligen Xiedergrafschaft Katzenelnbogen. Rhenus III, S. 9 — 11.
Limburg: J. Hillebrand, Zur Geschichte der Stadt und Herrschaft Limburg a. d. L.
II, 26 S. III, 22 S. 4*^. Programme des Gymnasiums zu Hadamar. Lim-
burg 1887 u. 1889.
Chr. Bahl, Beiträge zur Geschichte Limburgs in der Zeit der Dynasten,
unter Benutzung der Archivalien des städt. Archivs. 1889. 4*'. 26 S.
Lorelei: Hertz, Über den Xamen Lorelei. Sitzungsberichte der k. bayrischen
Akademie der Wissenschaften, bist. Kl. 1S86, S. 217—251.
Lubentius: Xick, Etwas vom hl. Lubentius. Rhenus III, S. 25—27.
Mittelrhein: A. Genth, Die Franzosen am Mittelrhein im Winter 1744—45.
Rhein. Kurier 1886, Xo. 99 u. lÜO.
Nassau: W. Sauer, Nassauisches Urkundenbuch. Bd. I, 1886. XXXVI, 720
u. 53 S. Gr. 8°; I, 3. 1887, 400 u. 12 S.
K. Menzel, Geschichte von Nassau von der Mitte des 14. Jahrhunderts
bis zur Gegenwart, III, 1. Wiesbaden 1887. 352 S.
Krön, Beiträge zur Geschichte der Saargegend. Programm des Gymn.
zu Saarbrücken 1885. 4°. 56 S.
H. W. Lippert, König Adolf und die Yögte von Plauen. Zeitschr. des
Ver. f. thüringische Geschichte. 1887. V, S. 340—343.
W. Friedensberg, Landgraf Hermann II, der Gelehrte von Hessen und
Erzbischof Adolf I. von Mainz. Zeitschr. f. hess. Geschichte und
Landeskunde. N. F. XI (1886.) 311 S.
Eg. Huckert, War Erzbischof Johann IL von Mainz der Urheber der
Tötung Herzogs Friedrich von Braunschweig. Programm des Real-
gymnas. zu Neisse 1888. 4*'. 21 S.
0. Felsberg, Die Ermordung des Herzogs Friedrich von Braunschweig im
Jahre 1400. Progr. des Herz. Ernestinums zu Coburg 1888. 32 S. 4".
265
Die Unschuld des Kurfürsten Johann 11. von Mainz an der Ermordung
des Herzogs Friedrich von ßraunschweig. Hist.-pol. Bl., Bd. 90 (18«7),
S. 219 ff.
Erzbischof Adolf II., s, Rheiugau.
F. Wilhelmi, Kirchenrecht im Amtsbezirk des Konsistoriums zu Wies-
baden. II, 1887. Wiesbaden.
Urkunden der nassauischen Union, aktenmässig zusammengestellt. Dillen-
burg 1888. 70 S.
Bickel, Zur Bekenntnisfrage der nassauischen uuierten Kirche (Akten-
stücke betr. den Übertritt des Geh. Reg.-Rats Koch zur evange-
lischen Kirche). Evang. Gemeindeblatt 1888, S. 184—185.
K. G. Firnhaber, Der nassauische Centralstudienfond nach seiner Ent-
stehung, Zusammensetzung und Verpflichtung aktenmässig dargestellt.
Ein Nachtrag zu des Verf. Schrift: Die nass. Simultanschule. Wies-
baden 1885. 33 S.
BäuerUche Zustände: Schriftendes Ver. f. Sozialpol. XXII: G. Schnapper-
Arndt, Fünf Dorfgemeinden auf dem hohen Taunus. I, S. 145 — 155.
Hümraerich, Die bäuerlichen Verhältnisse im Unterwesterwaldkroise,
S. 169—177.
Wallenstein: (Fünf) Briefe W^dlensteins an Graf Johann den Jüngeren
von Nassau. Rhenus III, S. 1 — 2, 17—19.
Niederseelbach: A. Kämpfer, Chronik der Pfarrei Niederseelbach. Idstein
1888. VUI u. 86 S.
Oberlahnstein: Die Marienkapelle bei Oberlahnstein. Rhenus III, S. 31.
Olevian: F. W. Cuno, Erinnerung an Dr. K. Olevianus. Barmen 1887. 147 S.
Rheingau: B. Schädel, Der Kampf Adolfs von Nassau und Diethers von Isen-
burg im Rheingau (nebst zwei Volksliedern). Zeitschr. des Mainzer Ver-
eins III, 4, S. 464—480.
Römerzeit: J. Asbach, Die Überlieferung der germanischen Kriege des Augustus.
Bonn. Jahrb. 85 (1888), S. 14—54.
— — , Die Kriege der flavischen Kaiser an der Nordgrenze des Reiches.
Ib. 87 (1886), S. 26—48.
, Cornelius Tacitus. Historisches Taschenbuch von Raumer-Mauren-
brecher. VI, 5 (1886) Leipzig, S. 55-89.
A. Duncker, Fragment einer Geschichte des ehemaligen Kurfürstentums
Hessen. Aus dem litterarischen Nachlasse von A. D., herausgegeben
von G. WolfF. Zeitschr. f. hess. Geschichte und Landeskunde. N. F.
XIII (namentlich S. 60 — 253 des Separatabdrucks: Kämpfe der Römer
bis zum Zerfall des weströmischen Reiches).
Th. Mommsen, Römische Geschichte V. Berlin 1885, S. 107 — 155.
A. Riese, Forschungen zur Geschichte der Rheinlande in der Römerzeit.
Leipzig 1889. 26 S. 4'^. (Programm des Gymn. zu Frankfurt a. M.)
K. Samwer, Die Grenzpolizei des römischen Reiches. Nach des Ver-
fassers Tode herausgegeben von K. Zangemeister. Westd. Zeitschr.
V, S. 311-320.
266
K. II. Zwanziger, Der Chattenkricg des Kaisers Doniitian. Gyniuasial-
Programm von Wiirzburg 1885.
Der Grenzwall: Westd. Zeitschr., Korr.-Bl. Y, Sp. 108—110, 145,
213 — 216; Bonn. Jahrb. 80, S. 23—150 von E. Hübner; Küit.-BI.
des Ges.-Yer. 34, S. 45—48; Allg. Zeitung 1885, Beilage No. 221;,
Rhenus III, S. 6, 21, 33. Über den Grenzwall in der Wctteraii hat
F. Kofler Untersuchungen angestellt und in den Quartalblättern des
hess. Vereins 1885tF. verütfentlicht; den ganzen Grenzwall behandelt
E. V. Kalle, Das rätisch-obergennanische Kriegstheater der Römer. Mit
einer Karte. Württemberg. Yierteljahrssehr. XI (1888), S. 81 — 127.
Die Saal bürg: Westd. Zeitsohr. lY, S. 388 — 403; ebenso Korr.-Bl.,
Sp. 129-236; 150; 71; Y, Sp. 46 u. 52; YII, Sp. 17 ff.
Heddernheim: 0. Donner von Richter u. A. Riese, Ileddernheimer
Ausgrabungen: Die Hedd. Bruunenfunde. Frankfurt. 4*^. 20 S. 1885.
— Westd. Zeitschr., Korr.-Bl. lY, Sp. 3 — 6; 70f.; Y, Sp. 114-117;
126-128; 96-105; 146 — 150; YI, Sp. 40-48; 86-90; YII,
Sp. 35; 124-127; YIII, Sp. 65—67.
Wiesbaden: Westd. Zeitschr., Korr.-Bl. YI, Sp. 179f.; YII, Sp. 30-35;
YIII, Sp. 19-28; 50-52; 103—104. Gwthe-Jahrbuch YI, 1885,
S 128 (Ausgrabung des Römerbades 1816).
Runen: L. F. A. Wimmer, Die Runenschrift, vom Yerf. umgearbeitete und
vermehrte AuH. Aus dem Dänischen von F. Ilolthausen. Berlin 1887.
(S. 57 die mittelrheinischen Runen.)
E. Sarcerius: Röselmüller, Das Leben und Wirken des Erasm. Sarcerius.
Ein Beitrag zur Reformationsgeschichte. Progr. des Realgymn. zu Anna-
burg. 1888. 4". 28 S.
P. Schlarff: S. Widmann, Joh. Schlarff von Johannisberg. Rhenus, S. 2 — 5,
19—20.
Schlangenbad: v. Dankelmann, Das Taunusbad Schlangenbad unter hessen-
kasselischer Herrschaft. Mitteilungen des Yer. f. hessische Geschichte und
Landeskunde. 1884, S. 54 — 57.
Th. Schüler, Die Gründung zur Entwickelung Schlangenbads, seine illustren
Gäste und die Spielbanken hier und in Schwalbach. Eine geschicht-
liche xN achlese. Wiesbaden 1888. 55 S.
A. Genth, Der Überfall in Schlangenbad im Jahre 1709 und der Schult-
heiss J. G. Hotfmann zu Rauenthal. Wiesbaden 1884. 46 S.
Schwalbach: Zur Geschichte des Kurorts Schwalbach. Schwalbacher Zeitg.
1886, No. 44.
Schwanheim: (W. Kobelt), Chronik des Dorfes Schwauheim am Main. Schwan-
heim 1888. 83 S.
J. Grimm, Über den Streit von Schwanheim. Westdeutsche Zeitschr.,
Korr.-Bl. YI, Sp. 126—127.
Weilburg: R. Gropius, Die älteren Handschriften der Gynmasialbibliothek zu
Wt.'ilburg. Gymnasialprogramm 1885. 4". 15 S.
Weinbach, s. Eberbach.
287
Wiesbaden: F- W. E. Roth, Geschichte und J3eschreibuug der k. I.audes-
bibliothek zu Wiesbaden. Nebst einer Geschichte der Klüsterbibliuth(,'ken
Nassaus. Frankfurt 1886. 31 S.
— — , Die Handschriften der eheniabgen Benediktiner- und Cistercienser-
Klüster Nassaus in der k. Landesbibliothek zu Wiesbaden. Studien
und Mitteilungen aus dem Benediktiner- und Cistercienser-Orden.
YII, 1 (1886), S. 434—444 u. VII, 2, S. 172—180.
S. Widmann, Kleine Mitteilungen aus Wiesbadener Ilandschrifteo. Neues
Archiv XI, S. 619—628.
A. V, Coluiusen, Antiquarisch-technischer Führer durch das Altertums-
Museum zu Wiesbaden. Wiesbaden 1888. 213 S.
S. auch Römerzeit.
Yiele Namen von Personen, Orten und Sachen in Nassau enthalten u. a.
folgende Werke:
H. Osterley, Wegweiser durch die Litteratur der Urkundensamml. Berlin 1885.
F. Philippi, Siegener Urkundenbuch. Im Auftrage des Vereins f. Urgeschichte
und Altertumskunde zu Siegen und mit Unterstützung der Stadt und des
Kreises, I. bis 1350. Siegen 1887. XXXIX u. 246 S. Siegen gehörte zu
Nassau-Dillenburg.
H. Boos, (Quellen zur Geschichte der Stadt Worms. I. Urkundenbuch I, 627 — 1300.
Berlin 1886. XVI, 505.
A. Hilgard, Urkunden zur Geschichte der Stadt Speyer. Speyer 1885.
E. Winkelmann, Acta imperii inedita. II (saec. XIII et XIV). Urkunden und
Briefe zur Geschichte des Kaiserreichs und des Königreichs Sicilien in
den Jahren 1200—1400. Innsbruck 1885.
L. Molitor, Urkundenbuch zur Geschichte der ehemals pfalzbayerischen Residenz-
stadt Zweibrücken. Zweibrücken 1888.
A. Goerz, Mittelrheinische Regesten oder chronologische Zusammenstellung des
Quellen-Materials für die Geschichte der Territorien der beiden Reg.-Bez.
Koblenz und Trier. IV. 1273—1300. Koblenz 1886.
Deutsche Reichstagsakten unter König Ruprecht. Herausgegeben von J. Weiz-
säcker II, III. 1401—1405,1406—1410. Gotha 1885, 1888.
unter Kaiser Sigismund. Dritte Abt. 1427—1431 von D. Kerler. Ib. 1887.
Inventare des Frankfurter Stadtarchivs. Mit Unterstützung der Stadt heraus-
gegeben von dem Verein für Geschichte und Altertum I. eingeleitet von
H. Grotefend. Frankfurt 1888. (Reich an nassauischen Sachen.)
R. Höniger, Der rotulus der Stadt Andernach von 1173 — 1256. Annal. des
historischen Ver. f. den Niederrhein; 42 S. 1 ff.
G. HüfFer, Der hl. Bernhard von Clairvaux. Eine Darstellung seines Lebens
und Wirkens. I. 1886. (Bespricht auch das im Besitze des Vereins be-
findliche Exordium magnum Cisterciense.)
M. Bär, Der Koblenzer Mauerbau, Rechnungen von 1276 — 1289. Leipzig 1S88.
(U. a. Diezer Lahnkalk.)
268
Zeitschrift f. die Geschichte des Oberrheius. No. 39 (1885). Graf Wilhelm von
Katzeuelnbogen, S. 370; N. F. No. 1 (40) 1886: u. a. 14 Urkimden des
Königs Adolf von 1293—1297.
F. Hansen, Westfalen und Rheinland im 15. Jahrhundert. I. Die Soester Fehde.
Leipzig (Publikationen der preussischen Staatsarchive, Bd. 34). Grafen und
Herrn in Nassau.
Th. Lin<lner, Die Veme. ^lüuster und Paderborn 1888. (Bemühungen der
Grafen von Xasaau-Dillenburg 1384 ff. -um einen Freistuhl.)
Caesarius von Heisterbach, Wunderbare und denkwürdige Geschichten — aus-
gewählt und übersetzt von A. Kaufmann. I. Annal. des historischen Ver.
f. den Nieden-hein. 47. 1888 Köln. (Eberbach und Hadamar u. a. O.)
Terwelp, Ringmauern, Wehrtürme und Thorc von Andernach. Bonn. Jahrb. 77,
S. 196. (1449 F. Kalk von Thonys von Hattenheim bezogen; 1.591 Tempel,
ein nassauischer < )brister, greift Andernach an).
K. Lamprecht, Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter. L'ntersuchungen über
die Entwicklung der materiellen Kultur des platten Landes auf Grund
der Quellen zunächst des Mosellandcs. Leipzig. L 1, 2. Darstellung 1886.
IL Statist. Material 1885. HL Quellensammlung 1885. Mit vielen Karten.
— — , Skizzen zur rheinischen (Teschichte. Leipzig 1887.
R. Riihricht, Deutsche Pilgerreisen nach dem hl. Lande. Gotha 1889. (1340,
1433, 1495, 1519 Grafen von Nassau und Katzenelnbogen; Brömser von
Rüdesheim).
Fr. Kapp, Geschichte des deutschen Buchhandels. I. Bis in das 17. Jahrhundert.
Leipzig 1886. (Marienthal, Eltville.)
W. Friedenthal, Der Reichstag zu Speier 1526 im Zusammenhang der politischen
und kirchlichen Entwicklung Deutschlands im Reformationszeitalter. Berlin
1887. (Grafen von Nassau, Königstein u. a.)
W. Falkenheiner, Philipp der Grossmütige im Bauernkrieg. Marburg 1887.
(^Katzenelnbogen u. a.)
Das Buch Weinsberg, Kölner Denkwürdigkeiten aus dem 16. Jahrhundert
V. K. Höhlbaum. Leipzig 1887. 2 T. (vielfach werden nassauische Personen
und Orte erwähnt).
M. Lossen, Briefe von Andr. Masius u. seinen Freunden 1538 — 1573. Leipzig 1886.
R. Jung, Frankfurter Chroniken und annalistische Aufzeichnungen aus der
Reformationszeit. Nebst einer Darstellung der Belagerung von 1552.
(= Bd. n der Quellen zu Frankfurts Geschichte.) Frankfurt 1888.
Hessenland. Zeitschr. f. hessische Geschichte 1887, S. 151 („das Nassauische
Silbergeschirr mit 4625 Daler").
E. Joachim, Die Entwicklung des Rheinbunds vom Jahre 1658. Leipzig 1886.
E. Bodemann, Briefwechsel der Herzogin Sophie mit ihrem Bruder, dem Kur-
fürsten Karl Ludwig von der Pfalz. Publikat. der preussischen Staats-
archive, Bd. 26. Leipzig 1885. (Ems, Schwalbach, Caub, Graf v. Usingen.)
— — , Briefe der Kurfürstin Sophie von Hannover an die Raugrätinnen und Rau-
grafen zu Pfalz. Publikat., Bd. 37. Leipzig 1888. (Sophie zu Wiesbaden
1681 vom 21. April bis 11. Mai; Ems, Schlangenbad, Grafen von Nassau.)
269
Seb. Bruüuer, Der Humor in der Diplomatie und Regierungskunde dos 18. Jahr-
hunderts. Hof-, Adels- und diplomatische Kreise Deutschlands geschildert
aus geheimen Gesandtschat'tsberichten und anderen ebenfalls durchweg
archivalischen, leider unedierten Quellen. Wien 1887. 2 Bde. (Yer"! H
S. 323 f. über den Fürsten von Nassau-Saarbrücken 1747; S. 360, Fürst
von Nassau-Weilburg).
Hessenland. 1887, S. 213: Der Prinz von Nassau-Usingen in dem Gefecht bei
Saudershausen (1758, 23. Juni) verwundet.
0. Wächter, Joh. Jak. Moser. Stuttgart 1885. Moser während der Gerichls-
ferien des RKG. zu Schwalbuch.
B. Erdmaunsdürfer, Politische Korrespondenz Karl Friedrichs von Baden 1783
bis 1806. I. 1783-1792. Heidelberg 1888: Ludwig von Nassau-Saar-
brücken (1786), Fürst zu Nassau-Usingen (1792), Friedrich Wilhelm, Erb-
prinz zu Nassau- Weilburg (1784); Gräfin zu Sayn-Hachenburg (1784).
P. Ballieu, Fürstenbriefe an Napoleon 1. Sybels bist. Zeitschr. 1887. N. F. 22
S. 434—464: Briefe nassauischer Fürsten 1802, 1806, 1807, 1808.
Oncken, Zeitalter der Revolution des Kaiserreichs und der Befreiungskriege.
H, S. 868: ]Iardeubergs Plan der Verpflanzung des Hauses Nassau auf
das linke Rheinufer.
Goethe-Jahrbuch von L. Geiger. VH, 1886. Brief Goethes d. d. 21. Juni 1765
Wiesbaden.
Goethes Briefe an Frau von Stein, von A. Scholl. 2. Aufl. von W. Fielitz.
n, 1885: 1789 war Frau von Stein zu Wiesbaden, zu Ems.
G. Ebe, Die Spät-Renaissance. Kuustgesc.'hichte der europäischen Länder von
der Mitte des 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Berlin 1886:
„Ad. Straes von Wilborch in Nassau"; Schütz der Ältere.
Frz. V. Reber, Geschichte der neueren deutschen Kunst u. s. w. 3 Bde. 2. Aufl.
Leipzig 1884. Yergl. Bd. I, S. 117: Zais; H, S. 368: Boos und Hoff"-
mann; S. 338: L. Knaus.
— — , Kunstgeschichte des Mittelalters. Leipzig 1886. Vergl. S. 243: Höchst;
S. 407 u. 484: Limburg; S. 501: Reichenberg.
L. V. Ompteda, Rheinische Gärten von der Mosel bis zum Bodensee. Berlin 1886:
Wiesbaden, Biebrich.
H. Jäger, Gartenkunst und Gärten, sonst und jetzt. Handbuch f. Gärtner,
Architekten und Liebhaber. Berlin 1888: Biebrich, Geisenheim, Wiesbaden;
F. L. Skell.
R. Schäfer, Hessische Glockeninschrifteu. Archiv f. hessische Geschichte XV,
S. 519: Ph. G. V. Low, 1722; S. 525: Ad. Werner, Abt zu Eberbach, 1783;
S. 497: F. W. Rincker zu Sinn.
Siebmachers grosses allgemeines Wappenbuch I, 4. Städtewappen; bearbeitet
von 0. T. V. Hefner und A. v. Gaubsch, A. v. Gaubsch und L. Clericus.
Nürnberg 1885 (enthält viele nassauische Städtewappen).
E. Friedberg, Die geltenden Verfassungsgesetze der evangelischen deutschen
Landeskirchen, herausgegeben und geschichtlich erläutert. Freiburg 1885.
(I, S. 230 — 255 das frühere Herzogtum Nassau.)
270
0. Mejer, Zur Geschichte der römisch-deutschen Frage. 3 Teile 1871 — 1885.
Freiber"-. Vergl. uanieutlich Bd. HI, an verschiedenen Orten über Nassau;
I, S. 299 Beck zu Limburg; III, S. 20, 229 Koch.
A. Hinrichsen, Das litterarische Deutschhmd. Berlin und Rostock 1887: enthält
viele Biographien von in Nassau geboreneu oder wohnenden Schriftstellern.
.1. Kürschner, Deutscher Litteraturkalender. 188G (YIII), 1887 (IX), 1888 (X).
Berlin und Stuttgart: gibt Namen u. Schriften vieler nass. Schriftsteller an.
R. Kleinpaul. Menschen- und Völkernamen. Etymologische Streifzüge auf dem
Gebiete der Eigennamen. Leipzig 1885. Vergl. S. 372 u. a. O.
R. Pick, Der Ausdruck Bitz (= Stück Land.) Annal. des bist. Ver. f. d. Nieder-
rhein. 41 (1884), S. 148.
Allgemeine Deutsche Biographie.
XVII. 1883.
Juh. Kraft von Herboru, 1658—1731. Cuno.
Juh. Phil. Kratz zu Scharffenstein, f 1635, Feldmarschall. K. H.
Joh. Phil. Krebs, 1771 — 1850, Oberschulrat und Professor zu Weilburg. H.
Hartmuth von Kronberg, f l-''^^- Ulmann.
Aug. V. Kruse, 1779 — 1848, Gen.-Lieutenant. K. Schwartz.
Karl Friedr. V. Kruse, 1737—1806, Reg.-Präsident zu Wiesbaden. K. Schwartz.
Juh. Christian Lange, 1669—1756, Gen.-Superintendent zu Idstein.
XVIII. 1883.
Leop. Frz. Friedr. Lehr, 1709 — 1744, Liederdichter. Ledderhose.
XIX. 1884.
Georg Lorich, Pfarrer zu Hadamar. Werner.
Georg Wilh. Lorsbach, 1752—1816, Orientalist. Pünger.
Karl Frdr. L. Low von und zu Steinfurth, 1803—1868, Präsident des O.-Appell.-
Gerichts zu Wiesbaden. Teichmann.
Ludwig, Graf zu Nassau-Katzenelnbogen, 1538 — 1574. Müller.
Ludwig Günther, Graf zu N.-Katzenelnbogen, f 1604. Müller.
Ludwig Heinrich, Graf zu N.-Dillenburg, 1594—1662. Joachim.
Ludwig Crato, Graf zu N.-Saarbrücken, 1663 — 1713. Joachim.
Ludwig II., Graf von N.-Weilburg, 1565—1627. Joachim.
XX. 1884.
Matthias Martinius, 1572-1630, 1595 Hofprediger zu Dillenburg u. 1596—1607
Professor zu Herborn. Cuno.
Ant. Matthaeus, 1594—1605, Professor der Rechte zu Herborn. Eisenhart.
XXI. 1885.
Joh. Mechtel, 1595 Stiftsherr zu Limburg. Kraus.
Joh. P. Melchior, 1741—1825, einige Zeit an der Porzellan-Fabrik zu Höchst
beschäftigt. Holland.
Joh. Melchioris, 1646—1687, Prof. theol. zu Herborn. Cuno.
0. Melander, 1571 — 1640, Prüf. phil. 1601 — 1604 zu Herborn. Minor.
K. G. Gr. V. Meusebach, 1781 — 1847, Jurist, 1803—1814 zu Dillenburg. — r.
271
XXII. 1885.
Moriz, Prinz von Oranien, lö()7 — 1025. Müller.
Joh. Frz. Mülitor von Obertirsel, 1779 — 1800. Prantl.
Joh. II. Traugutt Müller, 1797 — 18G2, Mathematiker. Cautor.
XXIII. 1886.
Fr«lr. Muzelius, 1684 — 1753, Schulmann. Lier.
Juliane, Grätin zu Nassau, Gem. Wilhelm des Reichen, 150«)— 1580. Jacobi.
Jod. Xauni, 1560 — 1597, Prof. theo!, zu Ilerborn. Cuno.
Ph. Andr. Nebel von Dillenburg, 1764 — 1822, Reiseachriftsteller. Ratzel.
Konr. Nesen von Nastätten, 1495 — 1560. Kämme!.
Wilh. Nesen von Nastätten, 1493—1524, Humanist. Kämmel. Vergl. Archiv
f. Frankfurts Gesch. und Kunst. Dritte Folge I (1888), S. 329.
M. Nethenus, 1618—1686, Prof. theol. zu Ilerborn. Cuno.
XXIV. 1887.
M. Gerh. Eob. Geldenhauer, gen. Noviomagus, 1537 — 1614, Theologe. Cuno.
Kasp. Olevian, 1536 — 1587, Theologe. Cuno.
Fr. W. Ph. Oertel, 1798-1867, Volksschriftsteller. Brummer.
Joh. Ph. Ostertag von Idstein, 1734—1801, Schulmann. Hoche.
P. v. Osterwald von Weilburg, 1718—1776. v. Schulte.
G. Ch. Otterhein von .Fronhausen, 1731 — 1800, Theologe. Cuno.
Otto I., Graf von Nassau, f nach 1289. Ausfeld.
Otto IL, Graf von Nassau, f 1350. Ausfeld.
XXV. 1887.
E. A. 0. K. Pagenstecher, 1697 — 1753, Rechtsgelehrter. Eisenhart.
I. W. M. Pagenstecher, 1793 — 1864, Forstmann. Hess.
Fr. H. Pagenstecher, 1828—1879, Augenarzt. H. Pagenstecher.
H. K. A. Pagenstecher, 1799—1869, Arzt. E. Pagenstecher.
G. Pasor, 1570—1637, Theologe. Cuno.
M. Pasor, 1599—1658, Theologe. Cuno.
A. H. Peez, 1786— 1847, Badearzt. Otto.
Philibert, Prinz von Oranien, 1502 — 1530. Otto.
XXVI. 1888.
Philipp I., Graf von Nassau-Saarbrücken, 1368—1429. Otto.
„ IL, „ „ „ 1418—1492. Otto.
n IIL, „ „ „ 1504—1559. Otto.
„ I., „ „ „ Wiesbaden, 1490—1558. Otto.
r, IL, „ „ „ . t 1566. Otto.
Philipp von Nassau, 1566 — 1599. Müller.
Philipp Wilhelm, Prinz von Oranien, 1554—1618. Müller.
Joh. Pincier, 1556 — 1624, Prof. phil. et med. zu Herborn. Otto.
Joh. Pincier, 1521 — 1591, Theologe; Joh. Pincier, f 1592, Amtmann zu Epp-
stein. Otto.
Joh. Piscator, 1546—1625, Prof. theol. zu Herburu. Cuno.
272
Herrn. Tresber, 1830— 1 884, Novellendichter. Otto.
W. L. V. Preuschen, Reichsfreiherr von und zu Liebenstein, 1806 — 1864, zu-
letzt Archivbeamter. Sauer.
XXVII. 1888.
Joach. Raff, 1822—1882, Komponist. Weber.
Joh. Eb. Rau, 1695 — 1770, Prof. theol. zu Herbora. Otto.
Seb Rau von Herborn, 1724 — 1811, Siegfried.
Jüh. Gerh. Rauch, 1671 — 1748, Arzt. Otto.
K. H. Rauschard, 1750 — 1796, Historiker. Sauer.
H. Ravensberger, 1586—1625, Theologe. Otto.
Joh. Just. Ravensberg, 1720 — 1754, Jurist. Otto.
Just. Reifenberg, f 1631, Jurist. Otto,
Friedr. v. Reiffenberg, Ritter, 1515—1595. Otto.
Joh. Phil. V. Reiffenberg, f 1722. Otto.
V V V y> Bär.
Friedr. v. Reiffenberg, 1719 — 1764, Jesuit. Otto.
Phil. Ludw. V. Reiffenberg, f 1686, Domherr. Otto.
Vereinsnachrichten,
Bericht des Sekretärs.
(Vom Dezember 1887 bis Oktober 1889.)
Im August und September 1888 wurde den verehrliclien Mitgliedern das
2. Heft des XX. Bandes der Annalen zugestellt. Dasselbe enthält u. a. den
von Herrn Oberst von Cohausen verfassten „Führer durch das Altertums-Museum
zu Wiesbaden", dessen Trefflichkeit allerseits Anerkennung gefunden hat. Dem
vorliegenden XXI. Annalenbande ist als Gabe für die Mitglieder des Vereins noch
beigelegt: Franz Behem von Dr. Simon Widmann, eine Schrift, zu der den
Yerfiisser, ehemaligen Sekretär unseres Vereins, ein im Vereinsarchiv gemachter
Fund veranlasst hat.
Wie früher, so ftinden auch in den beiden letzten Wintern regelmässige
Zusammenkünfte des Vereins statt, die sich eines regen Besuches, z. T. auch
von Nichtmitgliedern zu erfreuen hatten. Es wurden in denselben folgende
Vorträge gehalten:
1. Am 2. November 1887: Bericht des Herrn Oberst von Cohausen
über die Generalversammlung der deutschen Geschichts- und Alter-
tumsvereine zu Mainz, sowie Vortrag des Herrn Dr. Schmitt über
die römische Rheinbrücke bei Mainz.
2. Am 15. Dezember auf der Generalversammlung: Vortrag des Herrn
Dr. Schmitt über den Mithraskultus und seine Wanderungen.
3. Am 14. Januar 1888: Vortrag des Herrn Geb. Baurat u. Reg.-Rat
Cuno über die Geschichte der Verkehrsverhältnisse zwischen Rhein
und Donau.
4. Am 8. Februar sprach Herr Major Schlieben über die Teilung
des Tages und Jahres bei den Alten, insbesondere über die beiden
einzigen in Deutschland gefundenen römischen Sonnenuhren, die
Wiesbadener und die Cannstadter, femer Herr Oberlehrer Dr. Adam
über eine Scene aus dem mimischen Privatleben.
5. Am 7. März: Vortrag des Herrn Major Freiherr von Wangenheim
über die Schlacht bei Höchst 1622 und des Herrn Dr. Schmitt über
die Parzival- und Gralsage.
Ferner fanden im Winter 1888/89 und zwar am 1. Mittwoch jeden Monats
folgende Vorträge statt:
1. Im November 1888: Vortrag des Herrn Oberst von Cohausen über
die deutschen Ansiedlungen in Polen.
18
274
2. Im Dezember auf der Generalversammlung spraoh Herr Direktor
Professor Spiess über „Eine Wohn- und eine Begräbnisstätte der
llühenzollern."
3. Im Januar 1889: Vortrag des Herrn Geh. Baurat u. Reg. -Rat. Cuno
über die Kulturbestrebungen der Karolinger in Mitteldeutschland.
4. In der Yersanimlung im Februar sprach zuerst Herr Oberlehrer
Dr. Adam über athenisches Privatleben, sodann Herr Archivrat
Dr. Sauer über Blüchers Rheinübergang bei Caub.
5. Im März: Vortrag des Herrn Major Sc blieben über Anfang und
allmähliche Entwicklung der Cirkusbelustigungen.
Öffentliche Vorträge wurden, ausser den auf den Generalversammlungen
gehaltenen, seitens des Vereins nicht veranstaltet.
Gemeinsame AusHüge der Mitglieder, wie solche bisweilen in früheren Jahren,
allerdings unter stets schwächerer Beteiligung ausgeführt wurden, unterblieben.
Dagegen beteiligte sich eine Anzahl von Vereinsmitgliedern an einem Ausflug, den
der hiesige Architekteuverein im letzten Sommer nach Ingelheim unternahm.
Der Schriftenaustausch mit den auswärtigen Vereinen wurde teils in der
hergebrachten Weise fortgesetzt, teils dadurch bedeutend erweitert, dass zu den
152 Vereinen, mit denen er bereits gepflegt wurde, 14 andere hinzutraten.
Und wie durch diesen Tauschverkehr, so wurde auch durch JS^euanschaf-
fungen, sowie durch Schenkungen der Vereinsbibliothek wieder manche wertvolle
Bereicherung zu teil. So verdanken wir der Huld Seiner Majestät des Hoch-
seligen Kaisers Friedrich auch den 9. Band des Jahrbuchs der preussischen
Kunstsammlungen (1888), und Seine Majestät der Kaiser und König Wilhelm II.
hatten die Gnade zu genehmigen, dass dem Vereine das genannte Jahrbuch
auch fernerhin überwiesen werde. Weiter beschenkten den Verein die Herren:
W. S. Freiherr von Bibra, Oberst von Cohausen, Dahlen (Geisenheim), Sanitäts-
rat Dr. Florschütz, Professor Hillebrand (Hadamar), Jasper, Oberlehrer Jentsch
(Guben), Dr. Kobelt (Schwanheira), Kofler (Darmstadt), Dr. Maue (Frankfurt a. M.),
Näher (Strassburg), Frau Appellationsgerichtsrat Rössler, die Herren: Landes-
direktor Sartorius, Professor Dr. Schaaffhausen (Bonn), G. Aug. B. Schierenberg,
Major Schlieben, Oberlehrer Schmitz (Montabaur), Th. Schüler, Generalarzt
Dr. Stödtke, Major Freiherr von Wangenheim; ferner das Königl. preussische
Kultusministerium, die Realprogymnasien zu Biebrich, Diez und Ems, die Gym-
nasien zu Hadamar und Wiesbaden.
Allen gütigen Gebern sei hiermit auch an dieser Stelle der Dank des
Vereins ausgesprochen.
Die Generalversammlung der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine
für 1888 fand am 10. bis 12. September in Posen, die für 1889 vom 8. bis
12. September in Metz statt. Wie in früheren Jahren, so übernahm der Königl.
Konservator Herr Oberst von Cohausen auch bei diesen beiden Versammlungen
die Vertretung des Vereins.
Was die Mitgliederzahl betrifft, die in den letzten Jahren stetig, wenn
auch nicht gerade erheblich abgenommen hatte, so darf der Bericht des Sekretärs
endlich wieder einmal ein erfreuliches Wachsen derselben konstatieren.
275
Unter denen, die dorn Yeroine durch den Tod entrissen wurden, beklagt
er vor allen den Hingang Seiner Majestät des Kaisers Friedrich, der dem Ver-
ein Seine Gunst durch Annahme der Ehrenmitgliedschaft, sowie durch Zuwen-
dung von wertvollen Geschenken bezeugt hatte (s. Nachruf auf Kaiser Friedrich
in Annal., Bd. XX).
Ferner traten aus, bezw. starben zwischen Dezember 1887 und Dezember
1888 die Mitglieder:
Herr Jacob Werner, Biedenkopf.
> Lautz, Geh. Regierungsrat, W. f
» Pfaff, Gastwirt, Königstein, f
» C. Glaser, Kaufmann, W. f
» Gottschall, Schneider, \V.
R. Eibach, Pfarrer, Xenderoth.
Dr. Hart mann, Sanitätsrat, W. f
» Christ, Pfarrer, Löhnberg.
» Julius Hartmann, W.
» Dr. Genth, Sanitätsrat, W. f
» Boruemann, Wirkl. Geh. Kriegsrat a. D., W.
- Ebhardt, Geh. Rat, W., f
Dr. Steiger, Oberlehrer, Rinteln.
» Dr. Kratz, Geistlicher Rat, Schwanheim, f
> W. Klappert, Ingenieur, W.
» Jage mann, Generalmajor z. D., W.
:» zur Nedden, Landrat, Saarbrücken.
» Dr. med. Rambach, Hamburg, f
* Böhmer, Kaiserl. Deutscher Konsul, W.
* Freiherr von Bleul, Staatsanwalt, Hechingen.
» Dr. Wesener, Oberlehrer, Fulda.
Dr. Mehlis, Dürkheim.
Benedick, Amtmann, Rüdesheim, f
Dr. med. Lotz, Frankfurt a. M.
Seit der Generalversammlung am 5. Dezember 1888 bis jetzt schieden
aus dem Verein folgende Mitglieder:
Herr Dr. Usener, Professor, Bonn.
» Zülch, Reallehrer, Oberlahnstein.
» Hepp, Lehrer, Xastätten.
» Wingender, Kaplan, Rüdesheim.
» Nie. Kremer, Kaufmann, Eltville.
» Hoffmann, Oberbaurat, Mainkur. f
" Firnhaber, Geh. Regierungsrar, W. f
» Bott, Bürgermeister, Eltville. f
=" Schartow, Oberst z. D., W.
" von Langendorff, Major a. D., W.
» Dr. Schirm, W. f
» Streitberg, Amtsgerichtsrat, W.
18*
276
Herr Lenders, Oberforstmeister, Küln.
» Dr. R. Müller, Professor, W.
« Schaffner, Geh. Regierungsrat, W.
» Alex. Simons, Kommerzienrut, W. f
. Ottfr. Schambach, Dr. phil., Gymnasialprofessor, Altenburg.
» Rodrian, Buchhändler, W.
» Ileinr. Niedner, Yerlngsbuchhändler, W.
» J. Niedner, Yerlagsbuchhändler, W.
=• Rud. von ßeckerath, Rüdesheim, t
> A. C. Buschbaum, Hamburg, f
> Schumann, Major a. D., Mosbach (Biebrich). f
- Kiss, Hauptmann z. D., Giessen.
Andererseits traten dem Verein seit Dezember 1887 bis Dezember 1888 bei
Herr Dr. med. Ludwig Schneider, Rüdosheim.
» Ferd. Oppermann, Bad Soden.
Der Kreisausschuss des Kreises Westerburg.
Herr Joh. Hess, 2. Bürgermeister, W.
Der Kreisausschuss des Ober-Lahnkreises zu Weilburg.
Herr Graf von Hachenburg, Hachenburg.
» Dr. Beckmann, Königl. Landrat, Usingen.
Der Kreisausschuss des Kreises Usingen, Usingen.
Der Kreisausschuss des Rheingaukreises zu Rüdesheim.
Herr Heinrich Hess, ^yeinkommissiouär, Ostrich.
- Heinrich Kaufmann, Gerbereibositzer, Lorch.
y> Wilhelmy, Prokurator, Hattenheim,
■^ Graf von Ingelheim, Geisenheim.
* von Dewitz, Landrat, Rüdesheim.
Kreisausschuss des Kreises St. Goarshausen.
Herr von Nachtigall, Generallieutenant, W.
> Pistor, Hilfslehrer am Gymnasium, W.
y> Neubourg, Hilfslehrer am Gymnasium, W.
Die Lehrerbibliothek des Realgymnasiums zu Diez.
Herr Heinrich Fritz, W.
- C. Wickel, Buchhändler, W.
Königl. Gymnasium zu Dillenburg.
Herr Reichert, Domänen- Rentmeister, Weilburg.
«. Wilhelmi, Pfarrvikar, Nassau.
» Kiss, Hauptmann z. D., W.
» Siegel, Pfarrverwalter, Schwanheim.
» Herrn. Schellenberg, Buchhändler, W.
- Martin, Historienmaler, Kiedrich.
» Schwinn, Referendar a. D., Saarbrücken.
» Fischbach, Zeichner für Kunstgewerbe, W.
» Dr. med. Ahrens, W.
Kreisausschuss des Dillkreises zu Dillenburg.
Realprogymnasium /u Biebrich a. Rh.
277
Seit Dezember 1888 bis jetzt wurden als Mitglieder uufgeuoinincn:
Herr von Knebel, Oberst, Sonnenberg.
August Mackauer, Geiseuhcim.
» Hugo Peipers, Rentner, W.
Roth, Bergrat a. D., W.
=» Kolb, Major, W.
Kreisausschuss für den Obertaunuskreis zu iloniburg.
Kreisausschuss Marienberg.
Kreisausschuss des Landkreises Wiesbaden.
Kreisausschuss des Kreises Biedenkopf, Biedenkopf.
Kreisausschuss des Kreises Limburg.
Gemeinderat zu Wiesbaden.
Kreisausschuss Höchst.
Kreisausschuss zu Langenschwalbach.
Herr Otto, Realgymnasiallehrer, W.
> F. Rücker, Lehrvikar, Rittershausen.
» Schäfer, Gymnasiallehrer, W.
Kreisausschuss Montabaur.
Kreisausschuss des Landkreises Frankfurt a. M.
Herr M. Heyne, Realgymuasiallehrer, Biebrich.
Dr. med. M icheisen, prakt. Arzt, W.
» Dr. Focke, Kustos a. "R^:' Königl. Landesbibliothek, W.
V Ho ff mann, Premierlieutenant a. D., W., Vereinssekretär.
>• von Körber, Generallieutenant, Excellenz.
Cr ah 6, Rentner, W.
» Joseph Pohl, Weinhändler, W.
» Stammler, Apotheker, W.
Leonhardt, Kaufmann, W.
■» Knopf, Rentner, W.
Magistrat der Stadt Frankfurt a. M.
Ferner ernannte der Vorstand zu Ehrenmitgliedern die Herren:
Geh. Rat Professor Dr. von Sybel, Berlin und
Professor Dr. Schaaffhausen, Bonn.
Die Gesamtzahl der Mitglieder beträgt jetzt 410, nämlich !J Ehrenmitglieder,
9 korrespondierende und 392 ordentliche Mitglieder.
Aus dem Vorstand trat beim Beginn des Sommersemesters 1888 Herr
Dr. Schmitt aus, infolge Berufung an das Wilhelms-Gymnasium zu Kassel.
Die von ihm IV2 Jahre verwaltete Stelle des Sekretärs wurde nach seinem
Abgange einige Zeit in liebenswürdigster Weise von Herrn Major Freiherr
von Wangenheim versehen, bis auf W^unsch des Vorstandes der Unterzeich-
nete die Geschäfte des Sekretariats übernahm.
Die Generalversammlung des Vereins am 5. Dezember 1888 fand in her-
kömmlicher Weise statt. Nach den hier statutengemäss vorgenommenen Wahlen,
wobei Herr Oberst z. D. Labes eine Wiederwahl aus Gesundheitsrücksichten
abgelehnt hatte, bilden den Vorstand die Herren:
278
Direktor: Spie 88, Direktor Professor.
Sekretär: Dr. Ruppel, Realgymnasiallehrer, welcher aus Gesuntlheits-
rüoksichten ausscheidend, vom 1. November ab durch Herrn Premier-
lieutenant a. D. Ho ff manu ersetzt worden ist.
Konservator: von Cohausen, Oberst z. D.
Dr. Adam, Oberlehrer.
Cuno, Geh, Baurat u. Reg.-Rat.
von Eck, Geh. Justizrat.
Dr. Fleischer, Oberstabsarzt.
Gaab, Rentner.
Dr. Stödtke, Generalarzt.
Freiherr von Wangenheim, Major a. D.
Weldert, Direktor.
Ersatzmänner:
Dr. Flors ehiitz, Sanitätsrat.
Keutner, Landgerichtsrat.
Dr. Wedewer, Gymnasiallehrer.
In die Rechnungsprüfuugs-Kommission wurden gewählt die Herren:
Dr. Adam, Oberlehrer.
Cuno, Geh. Baurat u. Reg.-Rat.
Streitberg, Amtsgerichtsrat.
Letzterer schied im Mai aus dem Verein aus.
Wiesbaden, im Oktober 1889. Dr. Ruppel.
Bericht des KonserTators Oberst von Cohausen über die Erwerbungen
des Altertunis-Museums in Wiesbaden während des Jahres 1888.
Erstattet am 5. Dezember 1888.
Das Jahr, das sich zu Ende neigt, wird man nicht nennen können ohne
die Erinnerung wach zu rufen an die drei Kaiser, welche das wieder aufge-
richtete Reich regiert haben.
Nicht dem Schmerz über das Hinscheiden der beiden herrlichen Kaiscr-
gestalten, nicht der Hoffnung auf unseren jetzigen Kaiser, sondern der Freude
möchte ich Ausdruck geben über die Beziehungen, welche unseren Verein mit
den Majestäten des Kaisers Wilhelm L, des Kaisers Friedrich HL und des
Kaisers Wilhelm IL beglückt haben.
Kaiser Wilhelm L, den wir alljährlich zu sehen die Freude hatten, und
der oft davon sprach, wie gerne er hier weilte, hatte stets die Absicht, unser
Museum zu besuchen, musste aber immer vor dem Abraten der Arzte zurück-
treten. Uns zu entschädigen, gestattete er, dass ihm am 26. November 1878
ein römischer Legionär in den Waffen unseres Museums vorgestellt wurde, so-
dass sein prüfender Blick auf dessen Bewaffnung, Tracht, Haltung, Schritt und
Waffengebrauch ruhte.
279
Am 28. April 1883 liees er sich die Waffen der Franken und ihre
Rekonstruktionen durch Herrn Dr. Beck vorlegen. Seine Majestät sagte dabei,
„das8 man bei den vorliegenden, wie bei vielen anderen Dingen iininer wieder
versucht sei, auf das Altertum zurückzugreifen, und dass die rechte Art, das Alter-
tum und seine Künste verstehen zu lernen, eben in solchen Reproduktionen liege."
Welche reiche Mittel er für die Erhaltung des römischen Kastells der
Saalburg, deren Wert auch als Lehrobjekt er würdigte, gewährt hat, ist bekannt.
Kaiser Friedrich III. hatte diesem Denkmale schon lange als Kronprinz
seine (runst zugewandt, uqd ist es kaum zu sagen, wie oft er mit seiner hohen
Gemahlin und den kronpriuzlichen Kindern in den Mauern und der 8ch«)nen
Umgebung des Kastells viele Stunden lang geweilt hat. Es war am 25. Sep-
tember 1885, dass der hohe Herr in Begleitung von Franz Pascha, der ihn
einst bei der Eröffnung des Suez-Kanals geführt hatte, und anderer Herren
der Ausräumung eines römischen Brunnens beiwohnte. Er trug damals als
Brustnadel einen silbernen Vespasian, den der verstorbene Prinz Waldemar
bei einer anderen Gelegenheit dort ausgegraben hatte, und einen Stock aus dem
schwarzen Holz einer römischen Brunneneinfassung. Wir erwähnen dieses als
eine jener gütigen Aufmerksamkeiten, die Er stets hatte und hier den Leitern
der Ausgrabungen bekundete.
Der Ausgrabung eines anderen Brunnens daselbst wohnten der Kronprinz
und die Frau Kronprinzessin mit den Prinzessinnen Töchtern am 18. Mai 1886
bei. Es war zum letztenmal, dass wir uns an der Beteiligung und an dem
gespannten Interesse der höchsten Herrschaften dort erfreuen konnten. Auch
unser Museum besuchte die hohe Familie zu wiederholten Malen. Von einemmal,
am 1. Dezember 1880, ziert des Kronprinzen Namen unser Fremdenbuch — wenn
er gleich kein Fremder, sondern die Gnade hatte, als Ehrenmitglied unserem
Vereine beizutreten, unsere ^ii^'^lßii alljährlich entgegenzunehmen und unserer
Bibliothek das Prachtwerk der Jahrbücher der preussischen Museen zu schenken.
Von des jetzigen Kaisers Majestät bleibt uns stets das schöne Bild vor
Augen, wie er (es war am 18. August 1878), seinen jüngsten Bruder, den
früh verstorbenen Prinzen Waldemar auf dem Rücken tragend, vom Drei-
mühlenborn her durch Farrnkräuter und Haide rüstig der Saalburg zuschritt.
Die königlichen Prinzen hatten sich mit Hacken und Spaten mit Glück
an den Ausgrabungen beteiligt und unter anderen jene obenerwähnte Silber-
münze gefunden.
Prinz Wilhelm, des jetzigen Kaisers Majestät, trat unserem Museum am
16. April 1879 näher, indem er mit besonderem Interesse unser Tanagra-
figürchen und das Modell der Cäsarischen Rheinbrücke besichtigte — zumal
aber auch dadurch, dass er das Abklatschen der Steininschriften erlernen wollte
und dem Museumsdiener Schwamm und Bürste aus der Hand nahm und selbst,
herzhaft und praktisch zugreifend, einen untadeihaften Abdruck zu stände brachte.
Und so wird er, dess sind wir versichert — auch die Lapidarschrift, zu der er
berufen ist, mit kräftiger Hand in das Buch der Geschichte eintragen.
Wir aber wenden uns wieder den kleinen Dingen zu, welche Stück um
Stück aneinander gereiht, ein Paar Seiten unserer Kulturgeschichte aufzubauen
die Aufgabe haben. Indem ich Ihnen die Erwerbungen des Museums dieses
280
Jahres vorlege, sage ich auch in Ihrem Namen den Geschenkgebern und
Förderern unseren besten Dank.
Ich halte mich nach Möglichkeit an die Zeitfolge und stelle obenan die
mit den Ringwällen in Verbindung stehenden Altertümer.
Aus den Nachgrabungen auf dem Altkönig wissen Sie, dass die Stein-
wälle Mauern waren, welche durch eingelegte Hölzer ihren senkrechten Stand
und Halt erhielten, durch das Feuer, dass der Angreifer, um sich eine Sturm-
lücke zu machen, anlegte, zusammenstürzten und verschlackten. Wo kein
Feuer hinkam, verfaulte das Holz und die Mauern stürzten, ohne Schlacken
zu bilden, zusammen. Ausser dem Altkönig kennen wir in unserer Nähe noch
drei Zufluchtsorte mit solchen Schlacken-13reschen, bei Kirnsulzbach an der
Nahe, bei St. Medart am Glan und auf dem Donnersberg. Diesen haben wir
im Frühjahre mit einer ausgewählten Gesellschaft, grösstenteils Sachkundiger,
besucht und teils selbst, teils durch die Güte Seiner Excellenz des Generals
von Sevdlitz, verschlackte Steine (Melaphyre) und Steinbeile mitgebracht.
Ahnliche Werkzeuge mit sehr altertümlichen Töpfereien, das Gehörn des
Bos primigenius und anderes brachte uns der Herr Sanitätsrat Dr. Florschütz
von Bierstatt mit. Jene keramischen Erzeugnisse sind, älter und doch feiner
und genauer, als die aus unseren Hügelgräbern, noch ein Rätsel, und deshalb
in jedem Scherben aufbewahrenswert. Auch bei den Kasinobauten fanden sich
Töpfereien, die vielleicht noch über die Hügelgräberzeit — in die der Pfahl-
bauten hinaufreichen, da sich dazwischen ausser dem Unio sinuatus auch die
Unterkiefer des Torfschweins tiuden.
Ein hübsches Chloromelanit-Beil empfingen wir in Münster, in dessen
Wald wir einer Ausgrabung durch Herrn von Reinach assistierten; dieselbe
brachte nur geringes und bekanntes. — Von einer ebenso schönen, als inte-
ressanten Steinart, dem Nephrit, legen wir hier ein Stück aus Neuseeland vor,
weil aus derselben auch in Deutschland Steinbeile gefunden werden, ohne dass
dies Mineral bis jetzt in Europa unter Verhältnissen angetroffen worden ist, die
jene Anwendung zuliesse.
Durch Herrn von Lossen aufmerksam gemacht und durch den Herrn Ober-
förster Hölzerkopf, sowie den Herrn Bürgermeister Braun von Heckholzhausen
unterstützt, haben wir in dessen Gemeiudewald Pfuhl mehrere Grabhügel unter-
sucht und die hier vorliegenden Thon-, Bronze- und Eisengegenstände gefunden.
Man könnte einwenden, dergleichen Ringe und Nadeln hätten wir schon genug
— ganz richtig — aber die Stücke sind nicht alle ihrer selbst wegen, sondern
auch zur Kennzeichnung des Landes nötig, und wenn einst eine historische
Landeskunde geschrieben wird, wird es sich wohl fragen, warum etwa auf der
rechten Lahnseite auf so und so viele Quadratmeilen keine Hügelgräber, oder
keine Bronzeschmucksachen, oder nur ganz einfache, gefunden worden sind —
ob jenes Land noch unbewohnter Wald — oder mit so wilden Leuten bewohnt
war, dass kein Händler sich da hinein wagte, während sie das Rhein- und
Mainthal in jeder Richtung durchzogen. Mau wird auf ähnliche Erscheinungen
in überseeischen Ländern auch in unserer Zeit hindeuten, um eine richtige
Vorstellung unserer Urzeit zu erhalten.
281
Unter den Eisengeräten aus dem Heekhulzhauser Wald iat auch ein Lang-
schwert, mehrfach zusammengefalten, wie man es in der Wetterau den Chatten
zuschreiben zu können glaubt.
Ein llalsring, in dessen Näpfchen, wie in den pferdekupfartigen Haken
einer Gürtelschliesse ein roter Schmelz sass, ein geperlter Armring und ein ge-
schweiftes Bronzemesser kamen uns aus Rheinhessen zu und zählen zu den der
La Tene-Periode angehörigen Dingen.
Aus römischer Zeit waren die Erwerbungen nicht eben reichlich zu nennen:
Sieben Thonlampen mit Reliefs, davon zwei mit dem Töpferstempel COMVNI
und AYITVS. Den letzteren Namen und MARINYS fanden wir auch auf
zwei terra-sigillata-Scherben. Aus Köln vier hübsche schwarze Puppengesthirre.
Aus dem Maifeld, was leider nur allzu spekulativ ausgebeutet wird, emptingen
wir eine schwarze Thontlasche mit darüber gestülptem Becher, eine Kanne von
rotem Thon mit weissen Tupfen; von Glas einen Kelch auf hohem Fuss, der
erste dieser Art, den wir besitzen, eine viereckige Flasche und eine Bowle,
sowie von Bronze einen Zügelring mit seiner üblichen Befestigung auf dem
Kummet; von Terracotta eine Hühnerhofscene und einen misslungenen Glasie-
rungsversuch au einem kleinen Fläschchen.
Wir haben hier noch nachzuholen ein ägyptisches Alabastron (Balsam-
flasche) von blauem Glas, gelb gewürfelt, und ein grünglasiertes Votivplättchen,
auf welchem der schakalköpfige Anubis gelb bemalte Augen hat; ein Geschenk
des Herrn Tendlau. Von Frau Prof. Kurtz in Ellwangen ein Akrotherion von
Paestum und zwei Tanagra-Köpfchen in Terracotta.
Aus fränkischen Gräbern bei Braubach, aus denen wir zur Zeit des Eisen-
bahnbaues 1860 Waffen und Schmucksachen empfangen hatten, empfingen wir
jetzt ein dazu gehöriges gelbes geripptes Trinkglas. Wir danken die erste
Nachricht auch von römischen Funden daselbst dem Herrn Rektor Dr. Wid-
mann in Oberlahnstein.
Nicht ohne Interesse sind zwei Paar Gürtelbeschläge in Form bären-
artiger Schnabeltiere, dann solche von silberplattierter Bronze, als Beispiel
dieser Technik, verschiedene Riembeschläge, ein silberner Ohrring und zwei
goldene, mit nachgeahmtem Filigran verziert, eine grosse Zierscheibe und eine
runde Fibula von Nackenheim. Von ebendaher eine Gürtelkette, wie sie die
fränkischen Frauen trugen, daran hängend zwei Hirschhaken, eine aus einer
römischen Grünsteinplatte rund hergerichtete und seitlich durchbohrte Scheibe,
und zwei Thonperlen nebst einem aus Marmor gedrechselten Ringe; aus
Frankengräbern auf dem Maifelde spätrömische Kupfermünzen.
Ich habe hierbei einige Eisen-Altertümer ausgestellt, welche der Vorstand
des städtischen Laboratoriums in Heidelberg, Herr Dr. Bücher, vom Rost befreit
und auf längere Zeit gegen die Einwirkung des Rostes gesichert haben will.
Die Zeit des Mittelalters und der darauf folgenden Jahrhunderte ist ver-
treten durch wenige Geräte und mehrere Töpfereien.
Ein besonders für uns merkwürdiges Stück verdanken wir der Aufmerk-
samkeit des Herrn Amtmann Lorsbach. Es ist ein Sporn des Kaisers Adolf
— wenigstens spricht nichts dagegen und manches dafür. Seine Form ist die vom
t
282
Ende des 13. Jahrhunderts, er ist auf dem Schhichtfelde vor GöUheim in der Erde
gefunden. Er ist vergoldet und es ist bekannt, dass der Kaiser im Gegensatze
seiner Gegner in goldener Rüstung kämpfte und fiel. Ein etwa 100 Jahre
jüngerer Sporn wurde beim Kaualbau in Wiesbaden gefunden. Eine Partisane
von der Danneufelser Mühle am Donnersberg danken wir der Güte des Herrn
Generallieutenant von Seydlitz, — sowie ein für die Geschichte der Optik
nicht uninteressantes Mikroskop der Güte des Herrn Postdirektor Schultz-
Hendke. Einen aufmerksamen und dem Museum wohlgeneigten Beobachter
hiesiger Fundamentbauten besitzen wir in Herrn Philipp Dormann ; von ihm
erhielten wir unter anderem eine Renaissance- Wandplatte, die sich bei zwei
Skeletten im Baue der Markt- und Kirchgassenecke fand. Für die Geschichte
des Thongewerbes sind zwei Steinzeugtöpfe, auf die er uns aufmerksam machte,
von Interesse. Sie tragen den Charakter des frühen Mittelalters, und dadurch
dass sie beim Brand verdorben sind, sind sie für uns um so wertvoller: — sie
zeigen, dass sie nie in den Handel gekommen, d. h. in Marienthal, früher
Aulhausen, gemacht worden sind. Wir denken mit Freuden des Tages, als
wir sie autfanden, und derer, die uns dabei Hilfe leisteten.
Eine der ausgezeichnetsten Porzellanfabriken war die 1740 gegründete
von Höchst am Main und es ist interessant, ihre Erzeugnisse mit den anderen
früher und später ins Leben getretenen Porzellan- und Fayencefabriken zu
vergleichen. Wir besitzen der namhaftesten Marken etwa 13 in Porzellan und
7 in Fayence. Wir danken viele derselben dem Herrn N. Hess und unserem
langjährigen Gönner Herrn Buschbaum in Hamburg.
Gemalte Trinkgläser mit Wappen aus dem 17. Jahrhundert.
Ein Topf aus dem Walde von Schrezheim bei Ellwangen zur Bereitung
des Urnenharzes. Wiederhergestellt von Herrn Seibel in Homburg.
Wir stellen hier ein byzantinisches, jedenfalls slavisches Ölgemälde der
heiligen Maria, umgeben von sechs Heiligen, aus, überall zeigen sie nur die
Gesichter, während Kleidung und Hintergrund von einer beweglichen, getriebenen
Silberplatte bedeckt sind. Wir danken das schöne Stück der Gefälligkeit
unseres Mitgliedes Herrn Olsen; ferner zwei Reliquiaren mit feiner, weiblicher
Klosterarbeit, sowie ein anderes in Form eines Kruzifixes von gutem, derbem
Holzschnitzwerk. Auch das kulturhistorische Interesse dieser allmählich seltener
werdenden Gegenstände wird niemand leugnen. Ich füge ihnen noch ein
Paar Proben von Glasmalerei bei, welche ausreichen, die dabei geübte Maler-
technik zu zeigen.
Als Geschenk der Frau Sanitätsrat Hartmann empfingen wir den authentisch
beglaubigten Gipsabguss von dem Schädel des Philosophen Kant. Wir werden
Gelegenheit haben, ihn mit unseren Römer- und Frankenschädeln zu vergleichen.
Für unser ethnographisches Museum, welches schon im vorigen Jahre
von Frau Konsul Mannheimer aus Liberia so reichlich beschenkt wurde, empfingen
wir eint'u Dolch mit trefflicher Lederarbeit an Griff und Scheide, ein eigentüm-
liches Gewebe und einen Pfeil.
Herrn Tendlau danken wir einen Wasserkühler (Gulle) aus Nilthon und
eine Betschnur gleichfalls aus Ägypten.
283
Unsere Erwerbuagen an Münzen waren nicht bedeutend, doch danken
wir dem Herrn Dr. Genth eine eiserne, vun der Stadt Berlin 1816 auf den
Feldmarschall vun Blücher gegossene Denkmünze, — der Frau Prof. Kurtz
eine Speyer'sche Silbermünze von Franz Christoph von Hütten 1747 — andere
zum Teil unleserliche Münzen übergehe ich.
Als Gegenstück zur Blücher-Medaille legen wir eine in Bierstatt erworbene
Helenamedaille aus.
Ein merowiugischer Triens von Gold und vier spätrömische Kupfermünzen
fanden sich in fränkischen Gläsern des Maifeldes.
Der Führer durch das Altertumsmuseum ist in diesem Jahre in Ihre
Hände gekommen. Sie werden beim Durchblättern bemerkt haben, dass darin
neben den engeren archäologischen Interessen auch die technischen hervor-
gehoben sind aus Gründen, welche die Einleitung ausspricht. Auch bei den
jährlichen Ausstellungen unserer Erwerbungen scheuten wir die Absicht nicht,
zu wiederholen, auch den Gewerben zu dienen. Heute versuchen wir sie
dadurch zu bethätigen, dass wir den Erzeugnissen der Vorzeit diejenigen der
Gegenwart gegenüberstellen. Der nassauische Gewerbeverein hat uns einige
freundlich zur Verfügung gestellt. — Wenn auch die unmittelbare Wechsel-
wirkung nicht überall zutage tritt, so möchte ich Sie doch aufmerksam machen
auf die Intarsien (Einlagen) in Zinn, von denen der alte Willkonmihumpen
ein so hübsches Vorbild gibt. Auf eine andere Intarsie, eine Fussbodenver-
zierung im Schlosse zu Weilburg, ist in den Annalen XHI, 350 aufmerksam
gemacht, nicht minder ist ebendaselbst auf die schönen Holzschnitzwerke an
Bauernhäusern zu beiden Seiten der Lahn hingewiesen. Auch von Kleinschnitz-
werk liegen Proben vor. Zumal aber sind es die Arbeiten in getriebenem
Eisen, von denen wir Beispiele — den Dachknauf des alten Uhrturms, Thür-
klinken der alten Mauritiuskirche hier und ihnen gegenüber entsprechende
Arbeiten des Gewerbevereins aufgestellt haben. Dieselben sind grösstenteils
als Schülerarbeit bezeichnet, sind aber meisterhaft, sodass hier ausgebildete
Arbeiter selbst in München mit offenen Armen empfangen werden.
Verwandt mit den Intarsien sind die Holzmosaiken, von denen schöne
Beispiele vorliegen; in gleichem auch von Holzbrand- und Lederschnittarbeiten
— zwei Werkweisen, in welchen neben manchen anderen Kunst- und Kunst-
gewerbezweigen auch unsere junge Damenwelt sich mit Talent und Geschick
bethätigt.
Wir erlauben uns auf die derartige Ausstellung Webergasse 4, I, hin-
zuweisen.
Wenn Sie den Führer durchblättern, werden Sie vielleicht sagen, dass
Geschichte und Technik der Keramik zu sehr zu unserem Lieblings-Gegenstande
geworden sei, allein wenn ich mich früherer Töpfereien von Breitscheid erinnere,
und die hier ausgestellten in Masse, Glasur und Farbe sehr guten vergleiche,
80 rauss ich mit Freude einen Fortschritt anerkennen.
Das Altertumsmuseum wurde an 23 Sonntagen von 2902 Personen und
an 69 Wochentagen von 2931 Personen besucht, an welche 83 Führer, also
etwa täglich einer, zu 1 M. 50 Pf. verkauft worden sind.
284
Bericht des Konservators Oberst vou Cohauseu über ilie Krwerbiiugeu
uud L'utersuchuugeu für das Altertums-Museum iu »iesbadeu während
des Jahres l^^i^.
Zuerst erfüllen wir mit Freuden die Dankesptlicht gegen die Geschenk-
geber.
Dem Herrn Pfarrer Paulus in Puzieux, der uns bei der Versammlung des
Gesamtvereins in Metz einen sehr interessanten Vortrag über die Briquetage
hielt; er gab uns einige der Milliarden von gebrannten Thouklösseu, aus denen in
dem Sumpfgelände der Seille (auf dem Wege von Metz nach Strassburg) um
die salzreichen Quellen grosse Inseln gebaut sind. Ein mchreres hierüber werden
Sie in dem Korrespondeuzblatt des Gesamtvereins, welches den Herrn Mitgliedern
zugänglich gemacht wird, erfahren. Wir setzen diese künstliche Inselbildung
an die Spitze, weil auf ihr Renntiergeweihe gefunden worden sind. Wir erhielten
von Herrn Paulus vorliegende Briquetage-Stücke.
Von Herrn Direktor Spangenberg empfingen wir einen Mahlstein aus
Weissliegendem aus Laubersheim in der Pfalz — wir sind gewöhnt diese bei
uns Bonapartshüte genannten Steine von Mendiger Lava zu finden.
Von Herrn Bürgermeister Eisenmenger in Kammerforst, Kreis Montabaur,
empfingen wir drei Steinbeile aus grauem Basalt.
Der Kittmeister und Hofjägermeister des Königs von Schweden, Herr
C. Follin gab uns ausser einem Erzkclt mit Tülle noch eine Anzahl von Stein-
geräten und Waffen aus Schoonen. Von demselben Herrn haben wir schon vor
Jahren ähnliche Altertümer erhalten.
Von unseren Ausgrabungen der Hügelgräber im Wald Halbehl von
Münster (pag. 6), Heckholzhausen (7), Kuhehag (8), Niederwalluf (39), Usingen
(39), Halbehl von Xiederhofheim (-42), brachten wir die im XXI. Annalenband
beschriebenen Sachverhalte und Altertümer mit.
Von den Baggerarbeiten bei Erbach a. Rh. kam ein Erzring, vou vier
Ochsenköpfen umgeben, aber von unbekanntem Gebrauch, in das Museum.
Frau Thierry-Preyer brachte uns aus Rom mehrere antike Terracotten mit.
Von Herrn Direktor Dr. Hettner in Trier empfingen wir die Bruchstücke
von Glashafen, sowie von Gläsern und bunten Fritten die unleugbaren Beweise,
dass die Römer schon in der rauhen Eifel Glas, und zwar kunstvolle Gläser
und Mosaikmaterial, bereitet haben.
Aus Köln erhielten wir eine Anzahl kleiner, sehr gut erhaltener Gefässe
und Geräte aus Erz, römischen Ursprungs, vor allem aber einen römischen
Dolch, dessen eiserne Scheide mit Erz tauschiert und mit Schmelz und Perl-
muttereinlagen reich verziert ist.
Aus Bertrich zwei runde, gut erhaltene Fibeln mit Schmelz. Ein silberner
Löffel mit Rchfussstiel, ein beinerner Schwertknauf uud sonstige kleine römische
xVltertümer wurden uns aus Heidesheim, Finthen uud von dem alten Kirch-
hof in Wiesbaden gebracht.
2.S5
Mörtel mit Sinter aus dem prachtvollen römischen Aquaeduct von Jouv
aux Arches bei Metz, sowie ein durch den städtischen Ingenieur Herrn Brix
aus der Umgebung des Kochbrunnens entnommener Sinterblock wurden mit
mehreren römischen Ziegeln von ebendaher dem Museum einverleibt. Ein
mehreres hierüber werden Sie im Annalenband XXI, 12 finden.
Aus dem durch Herrn Ch. Georg bei seiner Ziegelei erhobenen Franken-
gräbern, erwarben wir, freilich nicht alle die in den Zeitungsartikeln wieder-
holten Dinge — aber doch das, was uns bis jetzt nützlich schien: Einen Feuer-
steinsprthn, Feuerstahl und Stein, an Waffen eine Franciska, ein Langschwert,
Speerspitzen, einen Umbo, Glasschalen, verschiedene Thongefässe (auch mit
dem Wellenornament), Erzschüsseln, mancherlei Perlen, und machen wir auf den
mit Almandinen überdeckten Falken (Gewandnadel) deshalb aufmerksam, weil
das Auge aus zweifarbigem Schmelz gebildet ist. Weil die Franken ihren
Schmuck nicht mehr mit Schmelz, sondern mit Almandinen zu besetzen pflegten,
so halten wir einen Teil dieser Gräber, der ältesten Franken- oder vielmehr
der Alemannonzeit angehörig (Annal. XXI, 28). Ähnliche Funde empfinden wir
aus Rheinhessen, aus dem Maifeld und von Andernach, von wo ein Paar
silberne Ohrringe Beachtung verdienen.
Wir müssen hier noch einen Fund einschalten, der in den letzten Tagen
in dem Schiersteiner Gräberfeld gemacht und aus den Mitteln des Museums
erhoben worden ist. Wir fanden nämlich, indem wir einen runden Brunnen-
schacht (?) immer tiefer verfolgten, einen Votivstein, bestehend aus einem vier-
eckigen Sockel mit darauf gehörigen geschuppten Säulenstücken aus Sandstein.
Der Sockel trug die Bildnisse von Minerva, Herkules und Merkur und die
wohlerhaltene Inschrift:
I O M
VIC SENECA EQ
LEG XXII P PFE
X VOTO IN SVO PO
SVIT GRATO ET Sl
LEVGO COS PRI
DIE KAL MART
Beim Weitergraben fand sich ausser dem Kapital auch der zu erwartende
Reiter, der einen Barbaren oder Giganten niederreitet. Es tritt dies Denkmal
also zu denen von Heddernheim in Frankfurt und Merten in Metz. Die Konsule
ergeben das Jahr 221 n. Chr.
Der Aufmerksamkeit der städtischen Herrn Ingenieure danken wir einen
bauchigen Krug, wie solche von Merian bei Schwalbach abgebildet sind und
ohne Zweifel im 17. Jahrhundert auch in Wiesbaden in Gebrauch waren, l'm
unmittelbar aus dem Krug, der noch kein Steinzeug ist, trinken zu können, ist
die Mündung glasiert und mit einem feinen Nebenloch versehen (Annal. XXI, 12).
Durch Herrn Bauinspektor Holtgreve in Montabaur kam eine geschiente
Hakenbüchse aus dem Bergfried von Grenzau in das Museum (Annal. XXI, 38).
Durch Herrn Polizeirat Höhn empfingen wir einen Sporn des IG. Jahr-
hunderts, aus den Kiesgruben von Mosbach.
286
Von Herrn Rektor Dr. Wulmann ein altertümliches Strickluikchen.
Von Frau Thierry-Preyer Porzellantassen mit den Marken von Venedig
und vun Ansbach.
Herr Olson verschaffte uns ein schönes bemaltes Körbchen von Höchster
Porzelliin.
Dem ethnographischen Museum verehrte Frau von AVolff ein silbernes
Kleinod, reich mit Gold und Rubinen verziert: ein sitzender Braniah.
Schliesslich können wir ein schönes Geschenk des Herrn Dr. Beck nicht
übersehen, obschon es von ihm verfertigt, des neuesten Ursprungs ist, nämlich
eine damascierte, ganz den Vikinger Schwertern nachgebildete Waffe, welche
um so interessanter ist, als eben jetzt eine prächtige Publikation des Museums
in Bergen diese Vikinger Klingen behandelt und durch ehrliche Studien heraus-
i'efunden hat, dass diese sogenannten Vikinger Schwerter im Innern von Gallien,
Belo-ien und wohl auch dem Siegerland augefertigt, durch Kauf, vor allem aber
durch Seeraub an jene nordischen Seekönige gelangt sind.
Eine Besprechung der 1. Sektion der Versammlung in Posen Hess den
Konservator von neuem die Notwendigkeit erkennen, einige Tafeln oder Abdrücke
zusammenzustellen, aus denen die in Xorddeutschland als dem Burgwallcharakter
ano-ehörigen Töpfereien und Ornamente, als etwas von dem, was man im Süden
als "Wallburgcharakter benennt, verschiedenes, erkannt werden soll. Bei der
Metzer Versammlung kam die Sache wieder zur Sprache und das römisch-
germanische Museum wurde bestimmt, die jenen Ornamenten entsprechenden
Charaktere auszuwählen und in Gipsabgüssen zu veröffentlichen.
Eine solche, teils zu erweiternde, teils zu beschränkende Sammlung lege
ich Ihnen hier in 80 Nummern vor.
Das drino'ende Bedürfnis unseres Museums nach Raum und Licht wurde
im verflossenen Jahre wieder in Anregung gebracht, indem des Herrn Ober-
präsidenten Grafen zu Eulenburg Excellenz am 4. April den ganzen Bau und
Bauplatz mit dem Konservator eingehend besichtigte. Es liegt auf der Hand,
dass wenn der längs der Museumstrasse projektierte Flügel angebaut würde
und der Nachbar Friedrichstrasse No. 3 von dem Recht, seinen Garten zu be-
bauen, Gebrauch machte, der Museumshof mehr einem engen Brunnen, als einem
Lichtraum gleichen würde; denn jetzt schon erfreut sich das ebenerdige Geschoss,
dessen eine Hälfte das Museum einnimmt, nur auf einem Drittel des Fussbodens
des Himraelslichtes, während alle nutzbaren Waudflächen von dem Reflex der
frünen Bäume der Wilhelmstrasse und anderseits von dem überhohen roten
Ziegelbau der Delaspee-Strasse ihr gefärbtes Licht beziehen.
Bei dem Ausflug nach Freiweinheim und Nieder-Ingelheim, zu welchem
der Altertumsverein sich dem Architektenverein anschloss, hielt der Konservator
einen Vortrag über letztgenannten Ort und musste darauf hinweisen, wie viel
seit 1852, wo er die Überreste in einer Festschrift für die erste Versammlung
des Gesamtvereins in Mainz beschrieb, zerstört worden ist.
Nicht alle Bemühungen zur Erhaltung historischer Bauwerke haben ihr Ziel er-
reicht. Der Turm von Ilasselbach ( Annal. XXI, 34), die Feldbacher Kirche bei Dillen-
burg liezeugen es. Doch ist für den Bergfried von Frauenstein das Nötige erreicht
287
und für den des Seharfenstein bei Kiedrich in sichere Aussicht gestellt worden.
Ob wir für ein Freskobild in der evangelischen Kirche zu Idstein und für das idyl-
lische Kirchlein von Ober-Auroff ebenso glücklii-h sind, steht noch in Frage.
Die Ilerstelluugsarbeiten an der Saalburg, für welche des Königs Majestät
in vier Jahresraten 16 000 M. bewilligt hatte, sind in diesem Jahre vollendet
worden. Es wird sich jetzt nur mehr um eine bleibende, gering bemessene
jährliche Erhaltungssummc handeln.
Mit weiteren 1000 M. hat Se. Excellenz der Herr Minister der geistlichen,
Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten den Homburger Taunusklub unter-
stützt, welcher statt des anfangs beabsichtigten Alpengarteus vor der Villa der
Saalburg einen in den wesentlichsten Umrissen den Plinius'schen Gärten nach-
gebildete Anlage ausgeführt hat. Es wird sich nunmehr darum handeln, dass
der genannte Klub mit derselben Ausdauer für die weitere BepHanzung und
Erhaltung sorgt, wie es seine ursprüngliche Absicht erwarten liess.
Der Konservator hat im Auftrag des Herrn Oberpräsidenten Grafen zu
Eulenburg Excellenz über die im Regierungsbezirk vorhandenen Geschichts-
und Altertumsvereine und die denselben Studien entsprechenden Sammlungen
berichtet. Es sind die Vereine von Dillenburg, Herborn, Homburg, Frankfurt a. M.,
Wiesbaden und Oberlahnstein und die Sammlungen der genannten Vereine, zu
welchen noch die in Ems von Herrn August Vogelsberger, des Herrn von
Oettingen auf Schloss Reichenberg, des Herrn Grafen zu Hachenburg daselbst,
sowie in Frankfurt die Sammlungen von Dr. Hammeran, Herrn Thomas, Ritter,
Heberlin, die Senkenbergische und die in Rödelheim kommen.
Es ist gewiss, dass dem Studium des deutschen Altertums in den gelehrten
Schulen nicht im entferntesten derjenige Lehreifer und die Lehrkenntnis ge-
widmet wird, wie sie der klassischen Archäologie zu teil werden. Es liegt dies
zum Teil in der erst noch in der Bildung begriffenen deutschen Altertums-
wissenschaft, in dem sehr ungenügenden Lehrmaterial, zum Teil aber auch in
den vorzugsweise nur philologisch gebildeten Lehrern.
Recht bezeichnend hierfür ist das Verzeichnis der den preussischen Gvm-
nasien angehörigen Sammlungen, welche das Königl. Kultusministerium hat auf-
stellen lassen, und von einer überraschenden Dürftigkeit zeugt. Es konnte daher
dem Konservator nur sehr erwünscht sein, als er sich dem genannten hohen
Ministerium darüber aussprechen und eine nur aus 126 Nummern bestehende
Beispielsammlung vorlegen durfte, welche von der prähistorischen bis zur neuen
Zeit reicht, und an die sich weitere Erwerbungen anreihen lassen.
Wir haben hier noch der schönen Textilsammlung von Originalen und
Abbildungen des Herrn Fischbach Erwähnung zu thun, für welche wir aller-
dings nur kurz vorübergehend einige Wandfläehen in dem Museum frei machen
konnten. Ein geeigneter Raum wäre dieser interessanten Sammlung in jeder
Beziehung sehr zu wünschen.
Wir sehliessen mit der Statistik der Besuche, dessen sich unser Museum
trotz des grossen Mangels an Platz und Licht in diesem Jahr zu erfreuen hatte:
Es waren an 94 Tagen 4987 Besucher, an welche 54 „Führer'' verkauft
worden sind.
Dr. KARL REUTER f.
Soeben geht uns durch die Zeitung die Trauerkunde zu, dass der
()bermedizinalrat Dr. KARL REUTER, welcher seit nielir als einem
Menschenalter dem Vereine und während dieser Zeit fast beständig dem
Vorstande desselben angehörte, auch mehrmals dessen Direktor war, gestern,
am 12. November, zu Rüdesheim, wo er zuletzt bei seinen Verwandten
lebte, im 87. Lebensjahr verstorben ist. Da der Druck des vorliegenden
Bandes der Annalen soeben abgeschlossen ist, so kann hier eine ausführ-
lichere und entsprechende Darstellung seiner langjährigen und erfolgreichen
Thätigkeit für den Verein und seine Ziele nicht mehr statthaben und soll
in dem nächsten Bande der Annalen nachfolgen.
Wiesbaden, den 13. November 1889.
^F. Otto.
289
Verzeichnis der Mitglieder.
(Aufgestellt Ende Oktober 1889.)
Ehrenmitglieder.
Herr Dr. Henzen, Professor, erster Sekretär d. Kaiserl. archäol. Instituts, Rom.
» Thomas Hodgkin, Esquire, Newcastle on Tyne, Benwelldone.
* Dr. Lindenschmit, Prof., Direktor d. röm.-germ. Zentralmuseums, Mainz.
Dr. Karl Menzel, Professor, Bonn.
» Dr. Th. Mommsen, Professor, Berlin.
» Roach-Smith, Sekret, d. archeological society, London.
Dr. Sc haaff hausen, Professor, Bonn.
» H. Schuermans, Conseiller ä la cour d'appel. Liege.
» Dr. von Sybel, Geh. Rat, Professor, Berlin.
Korrespondierende Mitglieder.
Herr Beyer, Archivrat a. D., Erfurt.
» G. Dieffenbach, Kaufmann, Friedberg i. Wetterau.
Dönges, Lehrer, Dillenburg.
» Franz Pascha, Kairo.
=» Herborn, Pfarrer, Heddernheim.
» Dr. Heider, Sektionsrat im Kaiserl. Königl. Minist, f. Kult., Wien.
» Michelant, Bibliothecaire au dept. des manuscrits de la Bibl. Nationale,
Paris.
» Overbeck, Professor, Geh. Hofrat, Leipzig.
» Baron de Septenville, Chateau Lignieres (Foix).
Ordentliche Mitglieder.
Herr Abel, Rechtsanwalt, Hadamar.
> Dr. von Achenbach, Staatsminister und Oberpräsident, Potsdam.
» A. Achenbach, Königl. Berghauptmann, Clausthal.
» Dr. phil. L. Adam, Königl. Gymnasialoberlehrer, Wiesbaden (W.)
» Dr. med. Ahrens, Arzt, W.
» Almenröder, Pfarrer, Ober-Biel, St. Albshausea (Kreis Wetzlar).
» A. Ammann, Gymnasialoberlehrer, W.
> Anthes, evang. Pfarrer, Caub.
> Aumüller, Beneficiat, Oestrich (Amt Eltville).
» Dr. phil. Eduard Ausfeld, Königl. Archivar, W.
19
290
Herr von Aweyden, Oberregieriingsrat, W.
» Josef Baehr, Landwirt, Frauenstein b. "Wiesbaden.
» Chr. Bahl, Geistl. u. Lehrer a. d. höheren Bürgerschule, Limburg a. d.Lahn.
» E. Bartling, Rentner, \V.
Bat ton, Postmeister, Nassau.
Bauer, Hauptmann und Compagnie-Chef im Magdeburg. Fussartillerie-
Regiment Xo. 4, Berlin.
» Wilh. Baunach, Frankfurt a. M.
R. Bechtold, Buchdruokereibesitzer, W.
Dr. L. Beck, Hüttendirektor, Biebrii-h.
Dr. Fr. Beckmann, Küuigl. Landrat, Lsingeu.
Begere, Konsistorialsekretiir, W.
Albert Benjamin, Rentner, W,
' J. F. Bergmann, Verlagsbuchliändler, W.
Dr. Berg, Direktor des Knaben-Pensionats, Ober lahnstein.
» Dr. B. Berle, Banquier, W.
» E. Bernhard, Professor, Gymnasialdirektor, Weilburg.
von Bertouch, Kammerherr und Geh. Rogierungsrat, W.
» Dr. med. Bertrand, Geh. Sanitätsrat, W.
» Freiherr W. von Bibra, W.
P. von Biegeleben, Hauptmann und Compagnie-Chef im Kadettencorps
a. d. Kriegsschule, Darmstadt.
Bimler, Markscheider, Breslau.
» Blell, Rittergutsbesitzer, Lichterfelde b. Berlin.
Boch, Geh. Kommerzienrat, Mettlach.
» Adam Bonn, Pfarrer, Wellmich a. Rh. ('Kreis St. Goarshausen).
» Josef Bonn, Pfarrer, Nieder-Erbach (Kreis Westerburg).
H. Bouffier, Zeichenlehrer, W.
E. Bütticher, Hauptmann a. D., München.
Dr. phil. Braun, Gymnasiallehrer, Hadamar.
- L. H. Brofft, Frankfurt a. M.
» Th. Burchardi, Pfarrer a. D., W.
Dr. phil. Büsgen, Gymnasialdirektor, Rinteln.
Dr. phil. von Canstein, (Jkonomierat und Generalsekretär, Berlin.
- A. Charlier, Rentner, W.
» C. Christ, Rentner, Heidelberg.
A. von Cohausen, Oberst z. D. und Konservator, W.
» Dr. med. M. Cohn, Hofarzt, Sanitätsrat, W. -
Conrady, Pfarrer a. D., Miltenberg a. M.
Conrady, Kreisrichter a. D., Miltenberg a. M.
* Crahe, Rentner W,
" O. de la Cruix, Konsistorial-Präsident und Ober-Regierungsrat, W.
- E. Cuno, Geh. Baurat u. Reg.-Rat, W. |
' Heinr. Wilh. Dahlen, Generalsekretär des deutschen Weiubauvereina i
und Redakteur, Geisenheim. f
i
i
291
Herr Deissmaun, Pfarrer, Erbaoh.
* Deissmann, Dekan, Grävenwiesbach.
» Dr. med. Dettweiler, Falkenstein i. T.
y von Dewitz, Lamlrat, Rüdcsheim.
- Dr. med. J. Diester weg, Sauitätsrat, W.
» von Dobschütz, Oberst z. D., W.
H. von Donop, Kammerherr, W.
Phil. Dormanu, Bauführer, W.
Frau Baronin von Dungern, auf Schloss Dehru a. Lahn bei Limburg.
Herr Freiherr von Dungern, Präsident der Herzogl. Nass. Fiuanzkammer, W.
» H. Dussel, Landrichter, Neuwied.
- Rud. Dyckerhoff, Fabrikbesitzer, Amöneburg b. Biebrich.
=0 Freiherr von Eberstein, Referendar, Berlin.
» Freiherr von Eberstein, Oberst z. D., W.
» Ebhardt, Landgerichtsrat, Limburg.
» Vict. von Eck, Geh. Justizrat, W.
» von Eck, Rentner, Nassau.
* Graf Karl zu Eltz, Eltville.
» Ernst, Professor, General-Superintendent, W.
•> Graf zu Eulenburg, Staatsminister, Oberpräsident, Kassel.
» C. F aus er, Rentner, W.
-> Fischbach, Zeichner für Kunstgewerbe, W.
> Dr. phil. Fleckeiseu, Professor, Dresden.
» Dr. Fleischer, Sanitätsrat, W.
=» Dr. med. Bruno Florschütz, Sanitätsrat, W.
» Dr. Pocke, Kustos a. d. Königl. Landesbibliothek, \V.
» Fonck, Geh. Regierungsrat, Rüdesheim.
» Dr. phil. H. Forst, Osnabrück.
» 0. Freitag, Badhausbesitzer, W.
» Dr. phil. R. Fresenius, Geh. Hofrat, Professor, W.
=0 Friedrich, Pfarrer, W.
=» H. von Friedrichs, Oberstlieutenant a. D., W.
» Heinrich Fritz, W.
» Fritze, Königl. Gymnasiallehrer, W.
» Fromme, Landrat, Dillenburg.
* W. Fuchs, Laudgerichtsrat, W.
» Chr. Gaab, Rentner, W.
» L. Gecks, Buchhändler, W.
=» Geis, Lehrer, Ems.
* von Gerstein- Ho henstein, Generallieutenant a. D., W.
von Goeckingk, Premierlieutenant und Kammerherr, \V.
=» B. Goltz, Hauptmann im 87. Regiment, Mainz.
* F. Goetz, Hotelbesitzer, W.
» F. Graeber, Kommerzienrat, W.
» Rob. Graeser, Oberst a. D., W.
19*
292 ^
Herr Dr. Grandhomme, Kreisphysikus, Höchst (Taunus).
» E. Grimm, Major z. D., W. i
Dr. jur. J. Grimm, Professor, W. j
C, Grosehwitz, Buchbimier, W.
> Haas, Rektor, Limburg a. d. Lahn.
» Graf von Hachenburg, Hachenburg. i
« Dr. phil. Arnold Hageraann, Archivsekretär, W. j
» Halbe V, Geh. Ober-Regierun^srat, Berlin. ■
» Dr. phil. A. Hammeran, Frankfurt a. NF.
» Alfons Haniel, W. '
» Heinr. Hart mann, Postsekretär, Berlin.
» Hecker, Gerichtssekretär, Nassau.
» Dr. Heger t. Geh. Staatsarchivar, Berlin.
» Herm. Heibig, Baurat, \V.
» C. Hensel. Buchhändler, W. :
Jos. Heinr. Hensler, Ingenieur, W.
» Dr. med. Herxheimer, prakt. Arzt, Frankfurt a. M.
Heinr. Hess, Weinkommissionär, Oestrich. [
> Joh. Hess, 2. Bürgermeister, W. |
» S. Hess, Kunst- und Antiquitätenhändler, W. I
» Hetzel, Professor, Gymnasialoberlehrer, Dillenburg. <
von der Heyd, Königl. Landrat, Homburg v. d. H.
» Hey'l, Kurdirektor, W.
» M. Heyne, ordcntl. Lehrer am Realprogymnasium, Biebrich.
» Hilf, Justizrat, Limburg a. d. Lahn.
» Hillebrand, Oberlehrer, Professor, Hadamar. ,
» G. Josef Hilpisch, Direktor der St. Leonardskirche, Frankfurt a. M.
» Dr. Ernst Hintz, W. 1
=» A. Höhn, Polizeirat, W. <
» Joh. Heinr. Hoffmann, Pumpenfabrikant, Herborn.
» Otto Hoffmann, Rentner, W. j
» Hoffmann, Gutsbesitzer, Niederhöchstadt (Amt Königstein). j
> Wilh. Hoffmann, Premierlieutenant a. D., Vereinssekretär, W. ]
«• Holtgreve, Königl. Bauinspektor, Montabaur. j
» Hosseus, Inspektor der Heilanstalt Falkenstein.
» H. Hubaleck, in Firma Carl Chr. Schneider, Steeten b. Runkel.
» Jacob i, Baumeister, Homburg v. d. H. j
Ilgen, Kapitän in der niederländischen Armee, Padang, Sumatra.
» Janotha, Herzogl. Schloss-Inspektor a. D., Weilburg.
* Dr. jur. von Ibell, Oberbürgermeister, W.
Frau Gräfin Bella von Ingelheim, Rüdesheini.
Herr Graf von Ingelheim, Geisenheim.
» Paul Joseph, Lehrer, Frankfurt a. M.
Karl Irle, Oberförster, Biedenkopf.
' J. Isenbeck, Rentner, W.
293
Herr Ur. Kallc, Biebrioh.
Dr. phil. A. Ktiufmanu, Archivrur, Werrheiin a. M.
Ileinr. Kaufmann, (Jcrberoibesitzer, Lorch.
Kcier, Rentner, W.
W. Keim, Laudgerichtärat, \V.
Keller, Rechtsanwalt, ramburg.
> Keuchen, Rentner, Lorch.
Keutner, Landgerichtsrat, W.
Frau Gräfin von Kielmannsegge, Nassau.
Herr C. Kiessling, Schreinenneister, W.
Ferdinand von Kietzell, Oberstlieutenaut /. D., Diez a. <1. Lahn.
» Dr. Klein, Bischof, Limburg a. d. Lahn.
Herrn. Klein, Hüttenbesitzer, Carlshütte b. Biedenkopf.
* Ph. Knauer, Rentner, W.
» von Knebel, Oberst, Villa a. d. Tennelbach.
» Knopf, Rentner, \V,
Pitcairn Knowles, Rentner, W.
» Dr. med. Kobelt, Schwanheim.
Koch, Pfarrer, Neudorf (Amt Eltville).
> Gottfried Koch, Kaufmann (Papierhändler), W.
■^ Kohn-Speyer, Frankfurt a. M.
- Kolb, Major, W.
- ■ Königstein, Pfarrer, Bornheim b. Frankfurt a. 3L
' von Körber, Excellenz, Generallieutenant, W.
> Dr. phil. P. H. Kraus, Professor, Freiburg i. Br.
> C. W. Kreidel, Verlagsbuchhändler, W.
Kroeck, Hauptmann a. D., Berlin.
* Krücke, evang. Pfarrer, Limburg a. d. ]^ahn.
Labes, Oberst a. D., W.
> E. von Lade, Geisenheim a. Rh.
=» Lauth, Königl. Kreis-Bauinspektor, Biedenkopf.
* Lautz, Vicepräsident des Appellations-Gerichts a. D., W.
" von Lehmannn, Excellenz, Generallieutenant, W.
- G. Lehr, Hofrat, \V.
» C. L. Leonhardt, Kaufmann.
* Dr. Lieber, Reichs- und Landtagsabgeordneter, Camberg.
^ Ch. Lirabarth, Buchhändler, \V.
» Dr. phil. Fr. Lehr, Gymnasiallehrer, W.
» Freiherr Erwin Low von Steinfurt, Oberstlieutenaut a. D., W.
* H. Lützenkirchen. Buchhändler in Firma W. Roth, W.
> C. Lugenbühl, Kaufmann, W.
> Aug. Mackauer, Geisenheim.
» H. Maeckler, Bauunternehmer und Stadtvorsteher, W.
^ Magewirth, Ober-Pfarrer, Homburg v. d. H.
» Freiherr von Malapert, Hauptmann a. D., W.
294
Herr Malmros, Amrsrichter. Limburg a. d. Lahn.
» Manger. Pfarrer, Dillenburg.
Martin. Hisruriennialer, Kiedrich.
» Dr. Herrn. Maue, Frankfurt a. M.
Frau Gräfin v Matuschka, geb. Freiin v. Greiffenklau-Yollraths, Yoll-
raths b. Winkel a. Rh. (Amt Rüdesheim).
Herr J. Fr. Meckel, Kaufmann, Herborn.
» J. L. Meckel, Rentner und Stadtvorsteher, W.
. Dr. phil. F. E. Medieus, Direktor, W.
. Dr. med. Meissen, 2. Arzt in der Heilanstalt, Falkenstein i T.
Meister, Landgerii'htsrat, W.
Dr. med. Meurer, W.
> Dr. med. Michel, prakt. Arzt, Niederlahnstein.
» Dr. med. Mich eisen, prakt. Arzt, \V. \
» Moritz, Buchhändler, W. j
» Moureau, Pfarrer und Schulinspektor, Cubach b. Weilburg.
. Mühl, Forstmeister, W.
» Jul. Müller, Gerichtsassessor a. D., W.
» Mich. Müller, Pfarrer, Seck.
> Müller. Postmeister a. D.. Hadamar. |
» J. H. Müllers, Religionslehrer, Montabaur. j
» Heinr. Mulot, Rentner, Haiger. |
» Musset, Landgerichtsrat, Limburg a. d. Lahn.
» von Nachtigall, Exeellenz. Generallieutenant, W. !
» Neubourg, Hülfslehrer am Königl. Gymnasium, W. •
> Nick, Pfarrer, Salzig b. Boppard. '
» Gisbert Noertershäuser, Buchhändler. W.
» W. Noetzel, Rentner, W. j
Se. Hoheit Herzog Georg von Oldenburg. ,|
Herr H. H. Olson, Goldarbeiter, W\ l
» H. Opitz, Regierungsrat, W.
» Ferd. Oppermann, Bad Soden.
> Dr. Orth, Gymnasiallehrer, Frankfurt a. M. |
» Fr. Otto, Gymnasial-Professor, W. ^ j
> PauH, Gutsverwalter, Schloss Bodenstein b. Regensburg. i
» Hugo Peipers, Rentner, W. !
> Alex. Pfarrius, Pfarrer, Dodenau b. Biedenkopf. |
» Emil Pfau, Direktor der Aktienbrauerei, Nassau. I
» Dr. med. Aug. Pfeiffer, prakt. Arzt, W. |
> Dr. med. E. Pfeiffer, prakt. Arzt, W. j
- Pfeiffer, Mühlenbesitzer, Diez. '
» Pistor, Lehrer am Königl. Gymnasium, W. j
» von Pestel-Dreppenstedt, Oberst, W. j
» Joseph Pohl, Weinhändler, W. |
» Freiherr von Preuschen, (Jberförster, Rüdesheim. j
295
Frau Tliici r\ -Pi-cyci-, W.
Herr Rabe, I.uudrar, Liinbiir-,^ a. d. Lahn.
=» Reichert, Doniänen-Koutmeistcr, Weilhiirf^.
>» Alb. von Reinacli, auf Stautton I). Kj)p8teiu.
" Reusch, Bürgermeister, Oberhihnstein.
- Dr. med. C. Reuter, Obermediziualrat, Rüdesheim.
Reber, Pfarrer a. D., W.
» A. Th. Rhüd, Pfarrer a. D., W.
* Jul. Risch, Regierungs- und Sehulrat, W.
* W. Riecks, AVirkl. Geli. Kriegsrat und MiHtäriuteudant, W.
» Riedel, Amtsgerichtsrat. Frankfurt a. M.
* C. Ritter, Buchdrucker, W.
» Dr. jur. H. Romeiss, Rechtsanwalt, W.
» Rospatt, Regierungsrat, W.
* A. Roth, Rentner, W.
- Roth, Bergrat a. D., W.
> F. Rücker, Lehrer, Rittersliau.scn.
> Karl Rupp, Pfarrer, Langenl)ach (Oberlahnkreis).
» Dr. Ruppel, Realgymnasiallehrer, W.
» Dr. Saemann, W.
» Sartorius, ^Lajor z. D.. Bozirks-Komni., Aachen,
» Sartorius, Landesdirektor, W.
» Dr. Sauer, Archivrat, W.
» Schäfer, Gymnasiallehrer, W.
» Dr. jur. Schalk, Bibliothekar, W.
D. von Scheliha, Oberst a. D., \V.
=» A. Schellenberg, Instrumentenmacher, W.
=» C. Schellenberg, Apotheker, W.
>' L. Schelleuberg, Buchdruckereibesitzer, W.
» Alfred Schellenberg, Architekt, W.
>' C. Schellenberg, Pfarrer, Battenberg.
» llerm. Schellenberg, Buchhändler, W.
W. von Scheven, Botschaftsbeamter a. D., W.
>- Fr. Schickel, Redakteur, Oberlahnstcin.
» \V. Schilo, Pfarrer und Kreis-Schulinspektor, Idstein.
" Wilh. Schlaadt, Gymnasiallehrer, W.
* Schlieben, Major a. I)., W.
- J. Schutt, Pfarrer, Eltville.
F. Schmidt, Professor am Realgymnasium, W.
» A. Schmitt, Rentner, W.
» Dr. phil. Heinr. Schmitt, Kassel.
>' Schmitz, Gymnasial-Oberlehrer, Montabaur.
» Schmölder, Kaufmann, Biebrich.
Schneider, Pfarrer, Buchenau (Kreis Biedenkopf).
» Friedr. Schneider, Geistl. Rat, Mainz.
296
Herr Dr. med. Ludw. Schneider, Rüdesheira.
Bernh. Scholl, Rüdesheim.
» C. Scholz, Justizrat. W.
» Ph. Schramm, Rentner, W.
Schreiner, Pfarrer, Barmen.
J. Schröder, Fabrikant, Oberlahnstein.
Schudt, Redakteur, Homburg v. d. H.
» Schulz, Königl. Oberförster, Caub (Kreis St. Goarshausen).
» Schultz, Oberst a. D., W.
» Schupp, Pfarrer, Sonnenberg.
Schuster, Pfarrer, Frischborn b. Lauterbach (Oberhessen).
Schwinn, Referendar a. D., Zweibrücken.
Th. Schwarz, Generalm;ijor, W.
» Freiherr Schwartzkoppen-Rottorf, Weinheira a. d. Bergstrasse,
von Schweder, Oberst, W.
C. Schweisguth, Feinbäcker, W.
» Seyberth, Landrat, Biedenkopf.
» Dr. jur. E. Siebert, Justizrat, W.
» Siegel, Pfarrverwalter, Selters.
Fürst Solms-Braunfelsische Haus (Hofraarschallamt auf Schloss BraunfeU).
Herr Spiess, Gymnasialdirektor, Professor, W.
» Stahl, Hofgerichtsrat a. D., Hachenburg.
Dr. jur. E. Stamm, Justizrat, W.
» Stammler, Apotheker, W.
Ch. Stein, Steinhauermeister, W.
» C. J. B. Steinheimer, Gutsbesitzer, Oestrich.
» Dr. phil. Steubing, Hofmann'sches Institut, St. Goarshausen.
» Stier, Hauptmann a. D., Zossen.
> Stifft, Amtsgerichtsrat, Höchst a. M.
Stippler, Bergwerksbesitzer, Limburg a. d. Lahn.
» Dr. med. Stödtke, Generalarzt in Pension, W.
» L. Stoff, Pfarrer, Eberbach (Post Hattenheim).
» W. H. Stell, Professor, Weilburg.
> A. Strempel, Apotheker, W.
E. Sturm, Weingutsbesitzer, Rüdesheim.
» G. Theis, Mühlenbesitzer, W.
» Thies, Steuerrendant, liiedeukopf.
» C. H. Thönges, Justizrat, W.
» Thurneisen, Rentner, W.
» Tilman, Oberforstmeister, W.
» von Trott zu Solz, Landrat, Höchst.
» Dr. phil. Uth, Professor, Prorektor am Königl. Realgymnasium, W.
-• Dr. phil. Velke, Stadtbibliothekar, Mainz.
» L. Vigelius, Ministerialrat a. D., W.
» Arnuld Vogel, Pfarrer, Kirberg.
297
Herr Vogel, Pfarrer, Eppenrod (Amt Diez),
Vogelsberger, Kaufmann, Ems.
=<■ E. Vömel, Pfarrer, Homburg v. d. H.
O. Wächter, Privatmann, Epernay (Champagne).
» Freiherr von Wangenheim, Major z. D., W.
* B. Walch, Hochheim.
Water loo, Ober-Landesgerichtsrat, Frankfurt a. M.
Weber, Amtsgerichtsrat, Wetzlar.
» Dr. Herm. Wedewer, Religionslehrer am Königl. Gymnasium, W.
Wehrheim, Direktor der Taubstummenschule und Lehrer in Kamberg.
' C. Weldert, Direktor an der Töchterschule, W.
» Ph. Weller, Hotelbesitzer, Oberlahnstein.
> Dr. Weyland, Bischof, Fulda.
Wickel, Buchhändler, W.
» Bernh. Widmann, Frühmesser, Eltville.
» Dr. phil. Simon Widmann, Rektor, Oberlahnstein.
Se. Durchlaucht Fürst zu Wied, Neuwied.
Herr Wilhelmi, Pfarrer, Nassau.
> Dr. jur. A. Wilhelmj, W.
Wilhelmj, Prokurator, Hattenheim.
» M. Wille tt, Architekt, W.
Winter, Regierungspräsident a. D., Elmshausen (Kreis Biedenkopf).
E. Winter, Baumeister und Direktor d. städt. Gas- und Wasserwerks, W.
Wirth, Landesdirektor a. D., W.
» Wissmann, Landgerichtsrat, W.
» H. Wüstmann, Pfarrer, Niederlahnstein.
von Wurmb, Regierungspräsident, W.
» K. Zais, Hotelbesitzer, W.
- H. W. Zingel, Lithograph, W.
> W. Zingel, jr., Lithograph, W.
Archive, Bibliotheken, Museen und Akademieen, Vereine und andere
Korporationen.
Kunst-Gewerbemuseum, Berlin.
Königl. Geolog. Landesanstalt und Bergakademie, Berlin.
Königl. Bibliothek, Berlin.
Realprogymnasium, Biebrich.
Königl. Realprogymnasium, Biedenkopf.
Kreisausschuss des Kreises Biedenkopf.
Ständische Landesbibliothek, Cassel.
Königl. Staatsarchiv, Coblenz.
Grossherzogl. Hessisches Haus- und Staatsarchiv, Darmstadt.
Kreisausschuss des ünterlahnkreises, Diez.
Lehrerbibliothek des Realprogymnasiums, Diez.
Königl. Gymnasium, Dillenburg.
298
Kreisausschuss, Dillenburg.
Grüfl. V. Erbach-Erbach'sches Gcsanit-Haiis-Archiv. Erbacli i. Odenwald.
Realprogymuasium. Ems.
Stadt bibliothek, Frankfurt a. M.
Kreisausschuss des Landkreises Frankfurt a. M., Frankfurt a. M.
Kreisausschuss St. Goarshausen, St. Goarshauson.
Grossherzogl. Badische Universitätsbibliothek, Heidelberg.
Königl. Gymnasium, Hadamar.
Kreisausschuss. Höchst.
Kreisausschuss für den Obertaunuskreis, Homburg v. d. H.
Kreisausschuss, Langenschwalbach.
Kreisausschuss, Limburg.
Königl. Staatsarchiv, Marburg.
Stadtbibliothek, Mainz.
Kreisausschuss, Marieuberg.
Kreisausschuss, Montabaur.
Der Kreisausschuss des Rheingaukreises in Küdesheim.
K<"»nigl. Kurkommissiun, Schlangeubad.
Kreisausschuss des Kreises Usingen, Usingen.
Königl. Staatsarchiv, Wetzlar.
Königl. Staatsarchiv, W,
Der kommunalständische Verband des Regierungsbezirks Wies-
baden, W.
Königl. Gelehrten-Gymnasium, W.
Kreisausschuss des Kreises Westerburg, Westcrburg.
Kreisausschuss des Oberlahnkreises zu Weilburg, Weilburg.
Kreisausschuss des Landkreises Wiesbaden, W.
Gemein de rat, W.
Magistrat der Stadt Frankfurt a. M.
Verzeichnis
der Akademieen, Gesellschaften und Vereine oder Institute, deren Druckschriften
der Verein im regelmässigen Schriftenaustausch erhcält.
1. Aachen, Geschichtsverein.
2. Altenburg, Geschichts- u. Altertumsforschende Gesellschaft des Ostorlaudes.
3. Amiens, Societe des antiquaires de Picardie.
4. Amsterdam, Koninklijke Akademie van Wetenschappen.
5. Ansbach, Historischer Verein für Mittelfranken.
6. Antwerpen, Academie d'archeologie de Belgique.
7. Arolsen, Historischer Verein für die Fürstentümer Waldcck und Fvrmont.
8. Augsburg, Historischer Verein für Scliwaben und Neuburg.
0. Bamberg, Historischer Verein für Oberfranken.
10. Basel, Historibclie und antiquarische Gesellschaft.
299
11. Bayreuth, Verein für Geschichte und Altertumskunde von Oberfranken.
12. Berlin, Verein für Geschichte der Mark Brandenburg.
13. —, Verein für die Geschichte der Stadt Berlin.
14. —, Archäologische Gesellschaft.
15. — , Herold, Verein für Heraldik, Sphragistik und Genealogie.
16. — , Anthropologische Gesellschaft.
17. — , Gesellschaft für deutsche Philologie.
18. — , Kuratorium des Reichs-Postmuseums.
19. Bern, Historischer Verein des Kantons Bern.
20. Bonn, Verein von Altertumsfreunden im Rheinlande.
21. Brandenburg a. d. H., Historischer Verein.
22. Bregenz, Museums-Verein.
23. Bremen, Künstlerverein, Abteilung für Geschichte und Altertumskunde.
24. Breslau, Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur, philosophisch-
historische Abteilung.
25. — , Verein für Geschichte und Altertum Schlesiens.
26. Brunn, Mährisches Gewerbemuseum.
27. — , K. K. mährisch-schlesische Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues,
der Natur- und Landeskunde.
28. Brüssel, Societe des bollandistes.
29. Charleroi, Societe paleontologique et archeologique.
30. Chemnitz, Verein für Chemnitzer Geschichte.
31. Christiania, Kongelige Norske Frederiks-Universitet.
32. — , Museum nordischer Altertümer.
33. Copenhagen, Kongelige Nordiske Oldskrift-Selskab.
34. Darmstadt, Historischer Verein für das Grossherzogtuni Hessen.
35. Dessau, Verein für Anhaltische Geschichte und Altertumskunde.
36. Donaueschingen, Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar
und der angrenzenden Länder.
37. Dresden, Königl. sächsischer Altertumsverein.
38. Düsseldorf, Düsseldorfer Geschichts-Verein.
39. Eisenberg (s. Altenburg), Geschichts- und Altertumsforschender Verein.
40. Eisleben, Verein für die Geschichte und Altertümer der Grafschaft Mansfeld.
41. Elberfeld, Bergischer Geschichtsverein.
42. Erfurt, Königl. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften.
43. — , Verein für Geschichte und Altertumskunde.
44. Essen, Historischer Verein für Stadt und Stift Essen.
45. Frankfurt a. M., Verein für Geschichte und Altertumskunde.
46. — , Taunusklub.
47. Frankfurt a. d. O., Historischer-statistischer Verein.
48. Freiberg, Altertumsverein.
49. Freiburg i. Br., Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertiims-
und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den angrenzen<leu
Landschaften.
50. Friedrichshafen, Verein für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung.
300
51. St. Gallen, Historischer Verein.
52. Giessen, Oberhessischer Verein für Lokalgeschichte.
53. Glarus, Historischer Verein des Kantons Glarus.
54. Görlitz, Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. •
55. Graz, Historischer Verein für Steiermark. j
56. Greifswald, Rügisch-Pommersche Abteilung der Gesellschaft für Pomniersche I
Geschichte und Altertumskunde in Stralsund und Greifswald. |
57. Halle a. S., Thüringisch-Sächsischer Verein für Erforschung des vaterländischen j
Altertums und Erhaltung seiner Denkmale. ■
58. Hamburg, Verein für Hamburgische Geschichte.
59. Hanau, Hanauer Bezirksverein für Hessische Geschichte und Landeskunde. ,
60. Hannover, Historischer Verein für Niedersachsen.
6L Hermannstadt, Verein für Siebenbürgische Landeskunde.
62. Hohenleuben, Voigtländischer Altertumsforschender Verein. i
63. Homburg v. d. H., Verein für Geschichte und Altertumskunde. ;
64. Jena, Verein für Thüringische Geschichte und Altertumskunde. '
65. Innsbruck, Ferdinandeum.
66. Kahla, Verein für Geschichte und Altertumskunde zu Kahla und Roda, I
67. Karlsruhe, Grossherzogl. Museum.
68. Kassel, Verein für Hessische Geschichte und Altertumskunde.
69. Kempten, Altertums-Verein Kempten.
70. Kiel, Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Geschichte.
71. — , Anthropologischer Verein in Schleswig-Holstein.
72. Köln, Historischer Verein f. d. Niederrhein, insbesondere f. d. Erzdiözese Köln. i
73. — , Stadtarchiv. '■
74. Königsberg i. Pr., Königl. und Universitätsbibliothek. |
75. — , Physikalisch-ökonomische Gesellschaft. j
76. — , Altertumsgesellschaft Prussia. '
77. Kornik in Posen, Bibliotheka Kornicka. |
78. Krakau, Akademie der Wissenschaften. i
79. Kreuznach, Antiquarisch-historischer Verein für Nahe und Hunsrücken.
80. Laib ach. Historischer Verein für Krain.
81. Landshut, Historischer Verein für Niederbaiern.
82. Leiden, Maatschappij der nederlandsche Letterkunde.
83. Böhmiach-Leipa, Nordböhmischer Exkursionsklub,
84. Leipzig, Verein für Geschichte Leipzigs.
85. Leisnig, Geschichts- und Altertumsverein.
86. Lincoln, Nebraska State Historical Society- |
87. Lindau, Verein für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung.
88. Linz (Österreich), Museum Francisco-Carolinum.
89. London, Society of antiquaries, ^
90. — South Kensington Museum.
91. Lübeck, Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde.
92. Lübben (Cottbus, Guben), Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie
und Urgeschichte.
301
93. Lüneburg, Xfusenmsveroin für das Fürstentum Lüneburg.
94. Luxemburg, Section histori(iue de Tin-stitut Royal Grand-ducal de Luxem-
bourg.
95. Luzern, Historischer Verein der fünf Orte: Luzern, Uri, Schwyz, Unter-
waiden und Zug.
96. Magdeburg, Verein für Geschichte und Altertumskunde des Herzogtums
und Erzstifts Magdeburg.
97. Mainz, Verein zur Erforschung der rheinischen Geschichte und Altertümer.
98. Mannheim, Altertumsverein.
99. Marienwerder, Historischer Verein für den Regierungsbezirk Marienwerder.
100. Meiningen, Hennebergischer altertumsforschender Verein.
101. Meissen, Verein für Geschichte der Stadt Meissen.
102. Metz, Verein für Erdkunde.
103. — , Societe d'archeologie et d'histoire de la Moselle.
104. München, Königl. bayerische Akademie der Wissenschaften, phil.-hist.
Klasse.
105. — , Historischer Verein für Oberbayern.
106. — , Altertumsverein.
107. — , Die Wartburg.
108. Münster, Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens. ^
109. Namur, Societe archeologique.
HO. Neuburg a. D., Historischer Verein.
111. Xew-Castle, Society of antiquaries.
112. Novara, biblioteca civica di Novara.
113. Nürnberg, Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg.
114. — , Germanisches Nationalrauseum.
115. Offenbach a. M., Verein für Naturkunde.
116. Oldenburg, Oldenburger Landesverein für Altertumskunde.
117. Osnabrück, Verein für Geschichte und Landeskunde.
118. Buda-Pest, Magyar Tudomänyos Academia. (Ungarische Akademie der
Wissenschaften.)
119. St. Petersburg, Commission Imperiale archeologique Russe.
120. Posen, Historische Gesellschaft für die Provinz Posen.
121. — , Gesellschaft der Freunde der Wissenschaft zu Posen.
122. Potsdam, Verein für Geschichte Potsdams.
123. Prag, Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen.
124. — , Lesehalle der deutschen Studenten zu Prag.
125. Stift Raigern (bei Brunn).
126. Regen 3 bürg, Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg.
127. Reichenberg, Nordböhmisches Gewerbemuseum.
128. Riga, Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde der Ostseeprovinzen
Russlands.
129. Rio de Janeiro, Museu Nacioual.
130. Rom, R. Accademia dei Lincei.
131. Saarbrücken. Historischer Verein für die Saargegend.
302 .
132. Salzwedel, Altmärkischer Verein für vaterländische Geschichte und
Industrie.
133. Schaffhausen, Historisch-antiquarischer Verein des Kantons Sohaffhausen.
134. Schmalkalden, Verein für Hennebergische Geschichte und Landeskunde.
135. Schwerin, Verein für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde.
136. Sigmaringen, Verein für Geschichte und Altertumskunde.
137. Soest, Verein für die Geschichte von Soest und der Börde.
138. Speier, Historischer Verein der Pfalz.
139. Stade, Verein für Geschichte und Altertümer der Herzogtümer Bremen
und Verden und des Landes Hadeln.
140. Stettin, Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Altertumskunde.
141. Stockholm, Nordiska Museet.
142. — , Kongl. Vitterhets Historie och Antiquitets Akademien.
143. Strassburg, Societe pour la conservation des monuments historiques
d'Alsace.
144. — , Historisch-litterarischer Zweigverein des Vogesenklubs.
145. Stuttgart. Königl. ütfentl. Bibliothek.
146. — , Königl. Württ. Haus- und Staatsarchiv.
147. Tokio (Japan), Uuiversity of Tokio,
148. Trier, Gesellschaft für nützliche Forschungen.
149. Washington, Sraithsonian Institution.
150. Wernigerode, Harz verein für Geschichte und Altertumskunde.
151. Wien, Kaiserliche Akademie der Wissenschaften.
152. — , K. K. geographische Gesellschaft.
153. — , Verein für Landeskunde von Niederösterreioh.
154. — , Akademischer Leseverein der K. K. Universität.
155. — , K. K. Zentralkommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst-
und historischer Denkmale.
156. — , Altertumsverein.
157. — , Archäologisch-epigraphisches Seminar der Universität Wien,
158. — , Anthropologische Gesellschaft.
159. Wiesbaden, Gewerbeverein.
160. — , Verein für Naturkunde.
161. — , Rhein. Kurier.
162. — , Handelskammer.
163. Worms, Altertumsverein.
164. Würzburg, Historischer Verein für Unterfranken.
165. Zürich, Antiquarische Gesellschaft.
166. — , Allgemeine geschichtsforschende Gesellschaft der Schweiz.
167. Zwickau, Altertumsverein für Zwickau und Umgegend.
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Maassl-ab 8.500
Rud. Beohtold St. Comp. Wiesbaden.
Annal d. Vereins f. Nass. Altert, u Gesch Bd XXI
Taf.nr
Ziegelstempel,
gefunden am Kochbriinnen.
Abd. C
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37. 37. 5
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Tegula 5^. ^2
20i20. 6
K
20.
Funde, Friedrichstrasse ü.
Von 1—6 Kandproflle.
3
Krüglein.
R,0,095
3 Reibschalen.
R,0,15
R,0, 075
K,0,05 Ro,07
3 feinere schwarze
Gefässe.
Rud. Bechtold A Comp. Wiesbaden.
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.\nnal d, Vereins f Na,«.? Altert, u Oesch Bd XXT
Taf ff
Die Höhenlage des Sinters.
Schichtenfolge nach C. Koch.
126,8a
Synagoge.
'JJ^MJ JU/-LJ .LU^ .u.
126,26.
AüBchüctung.
125,96.
125,56;.
125,06.
Lettijf.
Sinter. •
Grüngrauer L«ttig.
Tertiär- äandtt*in.
Tertiär.
Oberer Tertiäraand.
Schwache Schichten
Kalkmergel m, Sep-
tarien.
Litorinellen-Kalk.
Litorinellen-Thon.
Corbicula-Kalk.
Corbioula-Thon.
Weisser Thon u. Sand.
Cyrenen-Mergel.
Schlichgand, weias.
Conglonierate.
vTertiär- Sandstein.
Nördlich vor dem
Bathaus.
Anschüttmig.
111,1<W-T^
Hintere "Wilhelms-
strasse Nr. 28.
1 1 '■^,'2.'S .«.« j. « . . ^
Anschüttung.
Schwalbach-
Dotzheimer
Stras8en-Ecke.
Anschüttung.
120,96 ^ , , ^
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120,46 ;/:^.r ,'•:■-:.•■■;.•.;-:>• '
Ul,io.
Die Zahlen bedeuten die Meter über «lern
Amsterdamer Pegel.
Satid.
Grober Kie».
107
lUau'jV'iurr Lettiij.
IHluvialthon big 1UJ,60.
Dann Sana und Kit*.
Rud- Bechtold & Comp. Wjeabaden.
Annal. d Vereins f. Nbss. Altert, u. Gesch Bd 1X1
Taf Y
Rud. Bechtold A Comp. Wiesbaden.
Annal d Wreins f. Na.^s. Mi^mM u (ipsch Bd XXT
Taf VI.
Rud. Bechiold <& Comp. Wiesbaden.
.\nnal d. Vereins f Na.s.-? ;\ltert u (iesch Rd XXI
Tal' Ml
18
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Rud. Bechtold <i; Comp. Wie&ljHdei
Nassau: Friedrich Auj^ust Herzog iSi6.
Friedricb-Wilhelm Fürst 1816, .i^em. 1806 1816.
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Nassau: Herzog Friedrich Auuiist dSo.-O I006— [Si6.
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Nassau-Weilburg: Fürst Friedrich Wilhelm itsS-im^).
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Nassau: Ueizojx Wilhelm ^8 16- 1859. ai m Limburg gepr.i'']
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b) In Wiesbaden q-eDrä^-t.
Herzog' Adolph 1839-1866.
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Nassau-Idstein und Wiesbaden: Tzraf Adolf I., 1.544, iör)5 1570.
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Nassau-Sonnenberg: Graf Rupreclit 1055 -M'jO
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Nassau-Idstein: Graf Walrani löro, i586 1593-
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M'-'laille von HoL'el^ans
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ANNALEN DES VEREINS
FÜR
MSSAUI8CHE ALTERTUMSKUNDE
UND
GESCHICHTSFORSCHUNG.
EmUNDZWAT^ZIGSTER BAND.
18 8 9.
MIT 15 LITHOGRAPHIERTEN TAFELN.
WIESBADEN.
WILH. ROTH'S BUCH- & KUNSTHANDLUNG
(HEINR. LCTZENKIRCHEN.)
1890.
GETTY CENTER LIBRARY
3 3125 00701 3788