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Full text of "Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung"

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THE  J.  PAUL  GETTY  MUSEUM  LIBRARY 


ANNALEN  DES  VEREINS 


FÜR 


NASSAUISCHE  ALTERTUMSKUNDE 


UND 


GESCHICHTSFORSCHUNG. 


>♦» 


JH£  J.  PAUL  GETTY  CENTPft 
LIBRARY 


ANNALEN  DES  VEREINS 


FÜR 


NASSAUISCHE  ALTERTUMSKUNDE 

UiND 

GE8CHICHTSF011SCHUNG. 


EINUNDZWANZIGSTER  BAND. 

18  8  9. 

MIT    15  LITHOGKArillEKTEN  TAFELN. 


WIESBADEN. 

WILH.    ROTH'S    BUCH-    &    KUNSTHANDLUNG 
(HEINR.    LÜTZENKIRCHEN.) 

1890. 


Inhalts -Verzeichnis 

des  einundzwanzigsten   Bandes. 


Seite 

f.  Register  za  den  Annalen  I  bis  XX I  — XX 

II.  Sachverhalt   und   Dentung   der    alten   Verschanzongen    in   Nassau.     Von 

A.  V.  Cohausen * 

III.  Das  Fischbacher  und  Lorsbacher  Thal.    Von  \.  v.  C 4 

lY.  Die  Wallburg.     Von  A.  v.  C 5 

Im  Schlingswald.     (,Taf.  I) 5 

V.  Hügelgräber.    Von  A.  v.  C ♦> 

1.  Im  Wald  Halbehl  (bei  Münster  im  Taunus) 6 

2.  Bei  Heckholzhausen  (Taf.  I) 7 

3.  Im  Ruhehag.     (S.  auch  XI,  S.  38) « 

VI.  Zur  Topographie  des  alten  Wiesbadens.    Von  A.  v.  C •> 

Die  Thermen.     (Friedrichstrasse  44)  (Taf.  11,  III  u.  IV) 9 

Römische  Gräber  und  Öfen l-^ 

VII.  Die    Reit-    und    Packsättel    der   Alten.     Von    Schlieben,    Major    a.    D. 

(Taf.  V,  VI  u.  VII) 14 

VIII.  Die  Frankengräber  von  Schiersteiiu    Von  B.  Florschütz 28 

Verzeichnis  der  in  etwa  15  Gräbern  gefundenen  Altertümer 33 

IX.  Der  Hasselbacher  Turm.    Von  A.  v.  Cohausen 34 

X.  Grenzan.    Von  A.  v.  C 38 

XI.  Hügelgräber.     Von  demselben  (s.  auch  V,  S.  6.    Fortsetzung) 39 

4.  Niederwalluf 39 

5.  Aus  der  Umgegend  Yon  Usingen 39 

1.  Wilhelmsdorf 39 

2.  Eschbach 39 

3.  Wernborn 40 

4.  Im  Usinger  Wald  Schweinhardt 40 

5.  Im  Ptaffenwiesbacher  Jungenholz 40 

6.  Schraidtholz -41 

7.  Taubenköpfchen •*! 

8.  Oberloh 41 

9.  Am  ^Altenmark" 41 

10.  Capersburg  Strickert 41 

11.  Am  Süssenberg 41 

12.  Wormstein 41 

13.  Hinter  der  Altenburg 42 

6,  Im  Niederhofheimer  Wald  Halbehl 43 


Seite 

XII.  Karl  Hartwig Grogor  von  Meusoliach.  Lebensnachrichtcn  von  Dr.  K.  Seh  wart z. 

Für  die  Annalen  bearbeitet  von  F.  Otto 43 

I.  Juijend,   1781—1803 44 

II.  Dillenburg  1803—1814 52 

Xlir.  Chronogramm  auf  das  Jahr  des  grosseu  Brandes  You  Wiesbaden.  Von  F.  Otto.  76 

XIV.  Wiesbaden    im   Sommer    des    Jahres  1796.     Nach    den   Aufzeichnungen  des 

Wilh.   Lautz.     Mitgeteilt  von  F.  Otto 77 

Register  der  Namen 105 

XV.  Das  nassanische  Münzweseu.     Von  Jul.  Isenbeck.     Mit  7  Tafeln  ....  107 
Dritte  Periode:   1800-1866. 
Die  I.  Periode  XV,  p.  99,  die  II.  Periode  XVII,  p.  145. 

XVI.  Die  schlesische   Armee   in  >assaa   vom  Anfang    November  1813  bis  zum 

1.  Janaar  ISU.     Von  Dr.  W.  Sauer 197 

XVII.  Die  .Schildhalter  des  Wappens  des  Herzogtums  Nassau.    Von  demselben   .  25.j 

XVIII.  Das  Jahr  der  Zerstörung  der  Burg  Lahneek.     Von  demselben 257 

XIX.  Schwursteine  zu  Niederbrechen.     Von  0.  Klee-Göttingen 258 

XX.  Waren  die  derlei  uxorati  coniugati  verheiratete  Geistliche?  Von  demselben  258 

XXI.  Feldzngspflicht  der  Hoftrompeter  im  17.  Jahrhundert.    Von  Dr.  Forst    .  260 

XXII.  Neuere,  das  Vereinsgebiet  betreffende  Litteratnr.     Von  F.  Otto.     .     .    .  262 

XXIII.  Vereinsnachriehten. 

Bericht  des  Sekretärs  (von  Dez.  1887  bis  Okt.  1889) 273 

Bericht  des  Konservators  Oberst  von  Cohausen  über  die  Erwerbungen  des 

Alterturas-Museums  in  Wiesbaden  während  des  Jahres  1888     ....  278 
Bericht  des  Konservators  Oberst  von  Cohausen  über  die  Erwerbungen  und 
Untersuchungen  für  das  Altertums-Museum   in  Wiesbaden   während   des 

Jahres  1889 284 

XXIV.  Nachruf  für    den   verstorbenen   langjährigen    Präsidenten,    Herrn   Ober- 
medizinalrat Reuter,  RUdesbeim.     Von  Prof.  Otto 288 

XXV.  Verzeichnis  der  Mitglieder.     (Aufgestellt  Ende  Oktober  1889) 289 


Sendunynn,    die   für   den    Verein   bestimmt   sind,   beliebe   man   (in   den   Verein,    nicht   an   ein 

einzelnes  MHylied  des   Vorstandes  zu  adressieren. 


DRCCK  VON  RUD.  BECHTOLD  *  COMP..  WIESBADEN 

BUCIIDRUCKF.RF.I  k   MTHOOR.  ANSTALT. 


Register  zu  eleu  Anualeu  I  bis 


1.  Aufsätze  über  Geschichte  und  AUertümer  im  aUgemeinen. 

2.  Aufzeichnungen  der  nach  Kreisen  geordneten  örtlichen  Ge- 
schichte und  Altertümer. 

Auch  Vogels  BeschreihuDg  des  Herzogtums  Nassau, 
Lotz-Sohneider,  Baudenkmäler  des  Regierungsbezirks  Wiesbaden  und 

A.  V.  Cohausen,  Römischer  Grenzwall,  welcher  die  Kreise  Usingen, 
Homburg,  Langenschwalbach,  St.  Goarshausen,  Ems  und  Montabaur 
berührt,  haben  ausführliche  Register. 


6„  369  heisat  Band  6,  Heft  2,  pag.  369. 


1.  Aufsätze  über  Geschichte  und  Altertümer  im  allgemeinen. 

Alte  Waffen  vor  Kaiser  Wilhelm  I.     18  278. 
Nachruf  an  Kaiser  Friedrich  I.     20. 

Besuche  der  Kronprinzlichen  Herrschaften  im  Museum,  am   16.  April  1879 
1.  Dezember  1880.     17,  24. 

Adolf  von  Nassau.  Tod.  Erinnerungen  an  ihn.     2„   149.  6„  369. 
Adolf  von  Nassau  und  Diether  von  Isenburg.  Vertrag.     10  1. 
Albrecht  von  Nassau   1574.    Lied  auf  denselben.      18  267. 
Alemannen-Krieg.   15   15. 
Altertümer,    merkwürdige  in  Nassau.     l„   1. 

„  im  Museum  erläutert.     1„  227. 

„  entdeckt  am  Rhein.     1„  237. 

Amulette.     9   123.  8  561. 

Anathema  auf  altchristlichen  Steinen.     14   169. 
Aunalen  des  Vereins,  seine  Mitarbeiter.     17,  29. 
Apollo,  gallischer  Ileilgott.      4„  365, 
Arnold,  nicht  Eberhard,  Abt  von  Eberbach.      15  266. 
Arusteiu,  Nekrologium.      16   1. 


n 

Backenstreich  im  Recht  und  im  Kultus.     0  341. 
Baileleben  im   14.  Jahrhumlert  in  Wiesbaden.      13  344. 
Bauernkrieg,  7ai  >einer  Geschichte.     S   1.   12  21. 
Bibliotheksordnung.     14  439. 
Blutampulle  in  den  Katakomben.  9   19S. 
Bogner  von  Walter  v.  d.  Vogelweide.     9  371. 
Buchdruckerkunst  und  Werke.     \„  49.  6„  392.  7,  263.   7„  255. 
Burffen  und  Burj'tVieden.     10  42. 

Christentum,  älteste  Spuren  desselben  am  Mittelrhein.     7„   1.  9   132. 
Christliche  Bau-  uu<l  Kunstthätigkeit  im   1.  Jahrtausend.     12   1. 
Crypta  des  heil.  Bardo  in  Mainz.     3,„  3. 

Di'irfer,  ausgegangene  in  Xassau.     4  88. 

Drusus,  wie  weit  er  in  Deutschland  vorgedrungen.      1„  201. 

Eberbach,  Grabstätten  derer  von  Katzenelnbogen.     6  306. 

Eichelstein  in  Mainz.     3  3. 

Erbteilung  des  Grafen  Philipp  von  Nassau   1554.     7„  247. 

Familien,  die  ältesten  in  den  Rhein-  und  Donauländern.     4„  464. 
Feldzeichen  der  Römer.     2,„  98. 
Feuerwaffen,  zu  ihrer  Geschichte.     18  227. 
Friedberg,  römische  Inschriften.      14  282. 
Fussringe  aus  Hügelgräbern.     18  203. 

Gaue  in  Nassau.     3„   10.5.  3,„  91. 

^      im  Taunus.     1    1. 
Gebetsrolle.     4„  468. 

Gebücke,  Rheingauer  und  andere.     13   148.   15  374. 
(Jerlach  von  Nassau.   14.  Jahrh.     7„  73. 

Geschicht.s-  und  Altertumsverein,  nassauischer,  seine  Geschichte.     11. 
Gläser  und  deutsche  Gläser.      12  320.    14  417. 
Guttus.    Mamilla,  Veniculum.      15  272. 

Hauptufervorsprung  an  der  Mainmündung.     10  387. 

Helme,  ihre  Gesichtsbedeckung.     1„  77.  2„   166. 

Hexpnprozes.se,  Urteil  des  Grafen  Johann  v.  Nassau-Dillenburg  darüber.    13  327. 

St.  Hildegard.     6  50. 

Höhlen    zu   Steeten    u.    andere.     15    305.    17,    23.    17„  73,   80.    19    173,    174. 

20  30,  3ü9. 
Holzbauten  und  Schnitzwerk,  Einlagen.     13  355. 
Hufeisen.      17„   106.  20  334. 
Hyazinth  von  Nassau-Siegen.     9  49. 

Johann  d.  ä.  von  Nassau-Dillenburg.     20  88. 
Ju<lt'nverfolgung  im   14.  Jahrhundert  in   Nassau.     8    107. 
Ingelheim,  römische  BiM werke.      12  325. 


m 


Kimlorgebet     10  407.  9   177. 

Kleeberg,  Erklärung  des  Namens.     4,„  Gl 7. 

Kostheim,  Königspfalz.      10  383, 

Kreuz -Archäologie.     8  347. 

Kriegswesen  in  Nassau.     2,„  91  —  96. 

Landwehren  15  343,  370. 

Lebensnaehriehten    des  Superintendenten  Bickel.     19  54. 
„  Gerning.      11    109. 


» 


» 


V 


Göthe  in  Ems  1774.      12  286. 
Gh.  F.  Habel.     11   91. 
F.  G.  Habel.     11    186. 


„  M.  Heckmann.     20   139. 

„  Hergeuhahn.      13  393. 

„  V.  Ibel.     13   1.   14   1. 

„  G.  P.  Kraus.      1    123. 

„  Ciriacus  Lentulus.     3   111. 

„  G.  W.  Lorsbach.      13   19. 

„  Luja.     11   77. 

„  Nassauische.     10  113.   17  42.  18   1.    ' 

„  J.  P.  Rubens  Eltern.      12  265. 

„  Savigny.     9  372. 

y,  Dr.  K."  Schwarz.     19  219. 

J.  Textor  1582.     1„  259. 
„  P.  E.  Thieriot.     18  89. 

B.  R.  Vogel.     20  381. 
Limburger  Chronik.     6  407,  414. 
Limes,  der  rechtsmainische.     15  295. 
Lindauer  Gerichtsweistum   1375—1409.     19   17. 
Litteratur:   das  Vereinsgebiet.     17  55.   18  5.   19   1. 

„  Annalen  des  Vereins,  seine  Mitarbeiter.      17,  29. 

„  Vogels  Nachlass.     17„  70. 

„  Handschriftliche  Sammlung  von  Bodmaun  u.  Kindlinger.    4„  457. 

j,  Kindlinger  u,  Habel.     17„  65. 

„  Geschichte  des  nassauischen  Geschichts-  und  Altertumsvereins.    11    1. 

„  Archiv  und  Regesten  des  nassauischen  Altertumsvereins.     15   143. 

Löss.     13  387. 

llainübergaug  bei  Hanau-Kesselstadt.     15  281. 
Marau  bei  Mainz.     10  378. 
Meilensteine  aus  dem  Rhein.     6„  287. 
Miltenberg,  römische  Inschriften.      14  341. 
Münzen,  deutsche.     1   87.  3  39. 

„         preussischer  Friedrichsdor  1797.      10  402. 

„         griechische.     6   12. 
Münzmeister  in  Wiesbaden,  Münzen  daselbst.     i,„  196  u.  614.   18,   196. 


IV 

Münzwe?en  von  Nassau.     1   S7.   15  99.   18   145.    19   115, 

lies  Mittelalters.     1  87. 
Munimentum  Trajani.     2,,  3. 
Mubchelschmuck  aus  der  Unio  sinuatus   12  323. 

Xalie,  Gräber  an  der  Nahe.     14  331. 
Nassau,  zu  seiner  ältesten  Gesohiohte.     8  600. 
„       Bewohner  des  südlichen  Teils.     4„  435. 

Chronik  des  Hauses  Nassau   151(3—1586.      19  59. 
Fürst  Karl  Wilhelms  Brief  1798.     15  399. 
zur  Gesohiohte  des  Hauses  im  13.  Jahrhundert.     18  233. 
Erklärung  von  Ortsnamen.     4„  382. 
,       Oranien,  Yerni<tgensverluste   1758.      13  330. 
Nauheim,  Gräberfunde.      14  415. 

Oderbruch,  Altertümer  daher.      12  326. 
Pt'ahlgraben,  älteste  F>\vähnung   1043.     4,„  611. 

Refhtsijewohnheiten  und  Kultur  im  Mittelalter.     13  316. 

Recht,  römisches,  seine  erste  Spur  in  Nassau.     4   101. 

Reisen  durch  Nassau  und  andere   1442,   1574,   1655.     6  376 — 386.   17„  61, 

Rheinübergänge  der  Römer  bei  Mainz.      10   J57. 

Ruländer.     9  375. 

Ruprecht  IV.   von  Nassau.     3  81. 

Satvr,  Cimbelnschlagender.    20   1. 

Schanzen,  alte.     15  372. 

Schildbuckeln.     2,„  57. 

Schlösser  und  Schlüssel  der  Römer.     13   135. 

Schmalkaldischer  Krieg  und  Philipp  von  Nassau- Weilburg.     7  296. 

Sohmelzschmuck.   12  211. 

Seligenstadt,  (Trün<lung  von  Einhard.     12  290. 

Solms-Rödelheimisches  Arohiv.     13  49. 

Sonnenuhren.     20  316. 

Sphinx,  theologica-philosophioa  1631.     1„  250,  252.  8  595. 

Spinnen  und  Weben  bei  den  Alten,     15  23. 

Stachelschwein-Orden.     15   140. 

Steinbaoh-Michelstadt,  Basilika.     13  99. 

Steinkrüge,  Sphragistisches.      14   143. 

Sternbund.     8  2!>3. 

Sueven.     2„  25. 

Tacitus,  Sittenschilderung.     9   164. 

Territorien,  nassauisi'he.     10  252. 

Türkenkrieg  und   Wallrad  von  Nassau-Usingen.     20  112. 

Veme,  Gerhard    II.   von  Savn,  Statthalter  über  ihr.     3„  36. 


WaMonser  im  Taunus.     7    147. 

Wallburgen.      15  343.    17„   107.   18  208. 

Wasserleitung,  nimisehe,  bei  Mainz.     6„  355. 

Wendelring.      10    176. 

Wiesbaden,  beabsichtigter  Einfall  von  Mainz  aus.     18  85. 

Win,  Frenze  in  Iluuzig.     14   182. 

Würfel.     15  393. 

Ziegenverbot  auf  dem  Westerwald.     18  275. 


2.  Aufzeichnungen  der  nach  Kreisen  geordneten  örtlichen  Geschichte 

und  Altertümer. 

'i— 'I.    Kreis  Biedenkopf. 
Battenberg,  Ringwallspur  auf  dem  Eisenberg.     15  358. 

belagert  1391.     6  489. 
Bauernmädchen,  ihre  Tracht.     15  417. 
Biedenkopf,  Altstadt,  Umwallung.     15  360. 
Breidenbach  (1365.)     6  501. 
Buchenau,  Felskamm,  die  Burg.     15  371. 
Hatzfeld  (1365.)     6  501. 

Holzhausen  a.   d.  Dautphe,  Grabhöhle  auf  dem  Daubhaus.     19   173. 
V  7»     »  -n  Umwallung  Hünkopf.     15  360. 

y,  n    y,  r»  Hügolgraben  auf  dem  Eichelberg.     19   173. 

Hügelgräber,  nur  wenige.     18  300. 
Philippstein,  die  Burg,  erbaut  1390.    .6  487. 

Rachelshausen-Gunderod,  herrschaftliche  Hege,  Wallgräben.     15  369. 
Rodheim  a.  d.  Bieber,  Hügelgräber.     20  375. 

„  1,    n  n       Ringwälle  auf  dem  Dünsberg.     15  353. 

»  n    T,  n       Verschanzungen,  Denkmal  des  Grafen  Wilhelm  zu  Lippe 

von  1759.     20  377. 
Warzenbach,  österreichische  Schanzen  von  1759.     15  372. 

n.    Kreis  Dillenburg. 
Beilstein,  Pferdezahl  1710  und  1880.     17„  39. 
Burg  bei  Herborn,  Frankengräber.     2,„  299. 
Dernbach,  Waffelform:  der  ITuchs  predigt  den  Gänsen.     19   71. 
Dillenburg,  Schloss.     10  223. 

„  Nachgrabungen  daselbst.     4  238. 

„  Dolch,  daher.     4  197. 

„  beschrieben  in  Sphinx  etc.   1629.      1„  250. 

„  Beschädigungen   1758  — 1761.     10  250. 

„  Urkunden  von    1607   und   1622.     15  242,  248. 

„  Hexenverfolguug   1559—1684.      19   105. 


» 

1 


YI 

Dillenburg,  Ilexenverbreunung   1620—1631.      17„  41. 

Geschiohte  Juhannes  d.  ii.     20  88. 

Besitzergreifung  des  Landes  1806.      10   ISO. 

hi.storisolie  Linde  am  Schloss.     15  301. 

Wuuder-Buohe  im  Scheider  Wahl.      15  301. 

Wallburg,  lloiu-  oder  lliinenstein.      15  357. 

Schlai-keuhalden  und  Waldsohmieden.      18  209 
Driedorf,  geschiohrliehe  Xachrichten.      1„  212.  2,   171. 

Freibriet"  von   1405.     6„  367. 
Erdbaeh,  Höhlen,  Steinkammer  und  Grab.      10   174.  20  30. 
Herborn  und  an.lerwärts,  Hungersnot  und  Sterben  1635  —  1637.      18  84. 
Cfallische  Goldmünzen  in  der  Gegend  gefundeu.     4   176. 
Steinrim?  und  Ritterschlee.    15  357. 
Herborn-Seelbach,  Burgreste  von  Dernbach.     18  300. 
H<>hn,  Geschichte  der  Kirche  und  Pfarrei.     1   00. 
Hörbach,  die  Wallstätte,  Rucheslo  und  Steinring.     15  357.  2„  100. 
Kalte  Eich,  Klausenkippel  und  Schlackenhalden.      10   181. 

Medenbach,  Zinsen  des  St.  Johannisstifts  in  Mainz  im   13.  Jahrhundert.     19  26. 
Nenderoth,  Pferdezahl  1610  und  1880.      17„  39. 
Scheidethai,  die  Hohe  Warte,  Umwallung.     15  359. 
Steinring  bei  Horbach.     15  357. 

Tringenstein,  geschichtliche  Nachrichten  von  der  Burg.     3„  24. 
Waidenfels,  geschichtliche  Nachrichten  von  der  Burg.     3„   14. 

HL    Kreis  Oberwesterwald,  Marienberg. 

Croppach,  Abschnittswall,  Burgwall.     15  362.   17„   107. 

Gebücke  bei  Alpenrod,  Hachenburg,  Kirburg,  Limbach,  Ober-  und  Nieder-Mors- 

bach,  Lochum.      15  374. 
Grund,  Pferdezahl   1610  und   1S80.      17„  39. 
Hachenburg,    Urkunden.    15  155,    165,    158,    159,    208,    206,    186,    173,    230, 

214,  242. 
Liebenscheid,  Pferdezahl   1610  und  1880.     17„  39. 
Marienberg,  Pferdezahl   1610  und  1880.      17„  39. 
Marienstadt,  Burgreste  bei  der  Abtei.      10   186. 
„  Flügelaltar.     2,„  303.  9  330. 

Urkunden  von   1219—1227.      15   149,   152. 
Münderbach-Höchsteubach,  Landwehr.     15  369. 
Niester-Möhrendorf,   Wehrholz.     15  375. 
Rotzenhahn,  Alteburg,   l.'berreste.      15  371. 

IV.    Kreis  Westerb urg. 

Bilkenhoim,  Urnengraben.     2,„  303.  3„  91  217. 

„  Umwallung  des   Urnenfriedhofes.     3„  3.   15  371. 

Emmcrich.-uliain,  Pferdezahl   1610   und   1880.      17„  30. 
Emmerichenhain-Waigantshain,   Wehrholz.      15  375. 


VII 

Gebücke,  \Vallmerü<i,  Ehringshauseu,  Weitlenhahn,  Arnsliuf'eii,  Niederiihr,  Dahleni- 

Steinfreuz,  Eberhahn,   Montabaur,  Wirgcs,  Ininiendorf.      15  374. 
Hübüngen  (bei  Neunkirchen),  Kirche  von   1385.     13  282. 
Molsburg  und  ihr  Adelsgeschlecht.     S,,,  37. 
Westerburg-Hachenburg,  Schauzgraben.     15  366. 
Wilsroth-Munderbach,  Wallgraben,  gen.  Römergraben.     15  366. 

V.    Kreis  Unterwesterwald,  Montabaur. 

Gebücke  bei  Dasen,  Kutscheid,  Grenzhausen,  Helferskirchen,  Uerschbach,  Xord- 
hofen,  Marienrachdorf,  (^uirnbach,  Rückeruth,  Schenkelberg,  Wulferling, 
Dierdorf  (am  alten  Zollhaus),  Gepickhäuschen,  Hillscheid,  Ilöhr,  Ililgert, 
Baumbach,  Erlenhof.      15  374. 
Graben,  Trierischer  von  Freilingen  nach  Weidenhahn.     15  367. 
Grenzau,  Stoiuzeug.     15  415, 

„         Niederlage  der  Koblenzer.     6  419. 
Grenzgraben,  Höhr-Grenzhausen.     15  366. 

„  bei  Neuhäusel  um  den  Koblenzer  Wald.     15  369. 

Höhr,  Hügelgräber  am  Bierhaus.      17„   101. 
Mahlberg  bei  Leuterode,  ZuHuchts-  und  Wallfahrtsort.     15  354. 
Molsberg,  Ereignis.     6  453. 

Montabaur,  in  Schloss,  Bilder  aus  kurfürstlicher  Zeit.     18  299. 
„  Urkunden  von  1670.     15  254. 

„  Strasse  nach  Koblenz,  Kreuz  von  1589.     2,„  341. 

Münzfund  bei  Hergenroth.     1   32,  33,  35. 
Pfahlgraben  von  OberstUeut.  Schmidt.     6   107. 

„  berührt  den  Kreis  zunächst  der  Orte  Arzbach,  Cadenbach,  Hillscheid, 

Höhr,  Grenzhausen,  Stromberg.     6  453. 
Seeburg,  grosse  Buche  im  Taufenbruch.     15  392. 

YI.   Oberlahnkreis,  Weilburg. 

Aldeudorf  bei  Merenberg,  erobert  1361.     6  445. 

Altankerhausen   (Elkerhausen),    dabei  die  Burg   Sunneburg   (Steuerburg)   aufge- 
schlagen 1387,  zerstört  1388.     6  480,  499. 
Dombach,  Wehrholz.     15  375. 

Eigenberg  (Marenberg),  Nachricht  über  die  Burg.     2   180. 
Etkershausen  (Altankerhausen),  von  Balduin,  zerstört  1353.     6  433. 
Gräfeneck,  gegenüber  eine  Burg,  aufgeschlagen   1363.     6  499. 

.,  Ofenkacheln  von  da.     20   141. 

Gretenstein,  die  Burg  aufgeschlagen  und  zerstört  1360.     6  442. 
Hessenstrasse  bei  Böhstadt.     15  361. 
Langhecke,  Wehrholz.     15  375. 
Mengerskirchen,  Rentmauer,  Wallburg  auf  dem  Hansenberg.      15  356. 

Pferdezahl  1610  und   18S0.      17„  39. 
Merenberg,  Ringwall  auf  dem  Almerskopf.     15  357. 

„  Ringwallspuren  auf  der  Höhenburg.      15  357. 


vin 

Merenbers.  «lie  von  Mercnberij  warfen  einen  Liinbm-o'er   1357.     6  440. 
Oberriefenbaoh.  Urkunden  vun   14.^6  und   1 438.      15   171,    17'2. 
Röhnstiidt.   Wallburg,  Riesenkopf  im  Burgwald.      1.')  361. 
Runkel,  neuere  Befestigung  auf  der  Schanz.      15  373. 

„         Urkunde  von   1480.     15   l'.H). 
Sohadeek,  erobert.     6  433. 
Schupbach.  lUdde.     20  369. 
Steeten,  Gletsohertopf.     17„  77.  20  369. 

„        Hohlen.     13  379.   15  305,  323    17„  73,  82.  20  369. 
Wallburg.     13  379.   15  338. 
Villmar,  Brand   1536,  Urkunden   1586.   15  231.   17„  53. 

erobert  an  Limburg  gegeben  1353,  wieder  erobert  1359.    6,„  439,  440. 
Weilburg-Elkerhausen,  Gebück.     15  374. 

beim  Tunnelbau  ein  Ritterschwert  gefunden.     4   199.         # 
„        Waldschmieden.      17„  35. 
„       Wehrhülz.     15  375. 

„       Hügelgräber  bei  dem  Windhofe.     4   197. 
^       Fajeneefabrik.      15  416. 
Winkels,  umgrabener  Burgsitz.     2   185. 

YII.    Kreis  Limburg. 

Ahlbach  bei  Hadamar,  Urkunde  von  1545.     15  217. 

Alsdorf,  alte  Kirche,  3  Stunden  von  Camberg,  2  Stunden  von  Würges.     l„  245. 

Camberg,  Hügelgräber.      14   154. 

„  Urkunden  von   1486  und   1727.      15   192,  257. 

wird  Stadt   1357.     6  437. 
Dauborn,   Frankengräber.     19   180. 
Dem,  Hügelgräber  im  Wald  Kippel.      19   178. 

„       einer  von   Dern  ersticht  einen  von  Diez   1367.     6  451. 
Dietkirchen,  48  Urkunden  von  1339—1788.     15   155—245. 
y,  Nekrologium  des  Stifters  St.  Lubentii.     14  247. 

Dombaoh,  Wehrholz.      15  375. 

Dornburg,  Funde  und  Wallburg.     1„   110,  284,  285    15  354. 
Erbach  bei  Camberg,  Urkunden    1474,   1486.      15   189   192. 
Hadamar,   Freibrief  von   1405.     6„  367. 

„  Kampf  um  Hadamar   1372.     6   461. 

Urkunden  von   1595,   1596,   1687.     15  231,  232,  255. 
„  Wallburg  unterm  Heidenhäuschen.      15  354. 

Heringen,  Hügelgräber.      19   179. 
Kirberg,  Burg  und  Felsen.     19   179. 

„         Grenzgraben  im  Rudolfswald   1355.      15  365, 
Limburg,  St.  Georgi  Stiftskirche  und  Stift,  Lieferung.     2,   153.   13  241,  324. 
„         Erbauer,  Grabmal,  Besuch  Otto  d.  Gr.     9  368,  366,  364. 
j,         südlicher  Stadtgraben.     6  419. 
,         Greifenpforte,  am  Stein,   Katzenturm,   Frankpforte.     6  447,  486,  500. 


IX 

Limburg,  Wilhelmiter  Kloster.     14  302. 

„         Fallstuhl.     0  338. 

„         Turmuhr   1447.      13  .325. 

„  Wappen,  Feh.le   1380.     6„  400.  6  478. 

„         Stadtarchiv,  Weistum   1374.     6„  400.  6,„  468. 

^         Chronik  nebst  aiphabet.  Ortsverzeichnis  1330  —  1398.     6,„  409. 

„         Urkunden  von   1247,   1347,   1.Ö64,   1747.     15   158,  225,  260. 

„         die  Burg,  Ladenbeschlag.     20   142. 
Liudholzhausen,  Urkunde  von   1002.     15  256. 
Niederbreohen,  wird  Stadt.     6,„  452. 
„  Schwurstein.     13  319. 

„  Alteburg,  Umwallung  und  Hügelgräber.     15  361. 

Offheim  bei  Hadamar,  Urkunden   1567,   1602.     15  227,  239. 
Oberselters,  Kirche  1448,  Salzquelle   1655.     13  283.   18   142. 
Reckenforst  bei  Dietkirchen,  Landgericht   1361.     6,„  457. 
Rosabach  (bei  Steinfischbach,  eingegangen),  Urkunde  1601.     15  238. 

VIIL    Unterlahnkreis,  Diez. 
Ardeck,  erbaut  1395,  (auch  schon   100  Jahre  früher).     6,„  493. 
Arnstein,  der  Abtei  Bücherverzeichnis.     18  28. 

„        Lebensbeschreibung  des  Grafen  Ludwig  III.   12.  Jahrhundert.    2„  121. 

4„  412. 
„         Urkunden.      15  394. 
„         Nekrologium  mit  Ortsverzeichnis.     16   1. 
Balduinstein,  erbaut  von   1353.     6,„  432. 
y,  Urkunde  von   1452.     15   177. 

y,  beim  Schleusenbau  gefundene  Dolchscheide.     4  199. 

Bärbach,  Hügelgräber  auf  dem  Tannenkopf.     15  383,  385. 

y,  Kronbuche.     15  392. 

Biebrich,  der  Burgkopf.     15  371. 

Brunneburg,  Geschichte  und  Basilika.     4,  111.   15  415. 
Burgschwalbach,   Wehrholz.     15  375. 

„  Hügelgräber.     19   180. 

„  erbaut  etc.   1360.     6,„  494.  * 

Cramberg-Horhausen,  Gebück.     15  375. 

„        Gebück  und  Burg.     15  368. 
Diez,  Brücke  durch  Hochwasser  weggerissen  1373.     6,„  462. 

^      kam  an  Nassau,  als  die  Grafen  von  Diez  ausstarben   1386.     6,„  480. 
Ebertshausen,  Hügelgräber  im  Gilgenloch.     15  383. 
Ems,  römische  Baureste,  Gräber,  bemalte  Wand.    'S,,  221.   12  327. 
„      römische  Inschrift  und  Pfahlgrabenturm.     6„  203. 
y,      Pfahlgrabenturm,  neu  erbaut.     13  354. 
y,      Frankengräber.     1    116. 
„      Göthe  in  Ems  1774.     12  286. 
„      Salzquelle   1655.     18   142. 


Esterau.     4  73. 

FachingeD,  Kloster.     4   126. 

Flacht,  Hügelgräber  im  (uirtohen.      15  383,  384. 

Guteaacker,  Basaltkopf,  ZuHuehtsort,  mitten  im  Dorf.      15  371. 

Ilahn^tätten,  Hügelgräber.      19   180. 

Huhlentels,  erbaut   1355.      1„  213.  2   185.  6,„  434. 

Homberg,  Landgraben  uud  Gebückgraben.      15  367. 

Katzenelnbogen,  alte  Strasse  auf  der  Fuchsenhohl.      15  382. 

Rinjrwall,  Weissler  Höhe,  Steinnieisel  dalier.    15  354.   15  415. 
,  Kachelofen  aus  dem  Schloss  von  1565.     12  326. 

Kördorf,  die  Hauser  Linde.      15  392. 

Langenau,  erst  kürzlich  aufgeschlagen,  gebrochen   1356.     6,„  489. 
Langeuau,  Seelbuch  der  Herrn,  Urkunde  von   1470.     15   188.  20  57. 
Langscheid,  Gebück  und  Schlaggraben.     15  368. 
Laurenburg,  \N'oher  der  Name.     1    120. 

Nievern  nicht,  sondern  Xauborn  in  der  Wetterau  1291.     15  153.   17„  64. 
Pfahlgraben  berührt  den  Kreis  zunächst  Fohl  und  Geissig. 
Rettert,  Wchrholz.     15  375. 
Schaumburg,  Geschichte  der  Herrschaft.     1„  96. 
Schönborn,  dessen  Adelsgeschlecht.     3,„   11. 
Schönborn-Lohrheim,  Hügelgräber  am  Altenweiher  etc.     15  383. 
Singhofen,  Alteburg,  Abschnittswall.     15  361. 
Spristerbacher  Hof.     Rent-  oder  Ringmauer.     15  354. 
Welschneudorf,  Waldgraben.     15  367. 
Zollhaus-Mudershausen,  im  Schiesheimer  Wald,  Hügelgräber.     19  180. 

IX.    Kreis   St.  Goarshausen. 
Braubach,  Steinerhop,  Wallburg  unfern  Falkenborner  Hof.     17,,  107. 
„         Ribenberg,  Abschnittswall.     17„   108. 
„         Hügelgrabfund,  Bonapartshut.     3,„  214. 
„         Hügelgrab  im  Wald  Birmenstrauch.     2„   171. 
,  Verhau,  preussisches  und  Graben.     15  373. 

Bornhofen,  Kirche,  erbaut   1435  und  Geschichte.     8  598. 
Camp,  Urkunde  von  1746.      15  259. 
.,       Reizenhahn,  Gebück.     15  375. 
Caub,  Gutenfels  und  Pfalzgrafenstein,  Geschichte.     9  277. 
„      Ordnung  des  Pfalzgrafen  Ruprecht.     20  85. 
„      Zinsen  von  Kloster  Klusens  1394.     20  54. 
Diethardt,  befestigte  Kirche  und  Burg  Rabenstein.     17„   108. 
Dörscheid,  Sternschanze  von  1631  —  1632,  gegenüber  Wesel.     15  373. 
St.  Goarshausen,  Rechtsgewohnheit.     ß„  387. 
Gemmerich,  Fund  einer  n'miischen  Bronzelampe.     4  231, 
Heppenheft,  Abschnittswall  bei  Rettershain.     15  369. 
HolzhauM.Mi  an  der  Heide,  Kastell  und  Villa.     6„  203.   17„  122. 

.  ,  römische  Baureste  im  Kohlwald.      17„   121. 


XI 

Lahnstein,  Autopoudiuni  und  Einhornsage.     20  31. 

„         Urkunden  von   1342—1695.     15   157—255. 

Züllrechnun'^   1344,   134Ö  und  von  1500.      10  42.  20  52. 

und  Lahueck,  Geschichte.      1„   117. 
Liersohied,  in  der  Kirche,  Grabstein  von   1357.     2,„  322. 
Lipporn,  Verschanzung,  Ring,  Abschnitts  wall.     1„   107.   15  361. 
Lorley,  Abschnittswall  und  Graben.      17„   107. 

Marienfels,  römische  Baureste  und  Funde.     1   40.    1„   15!).  4  231.    17„   116. 
Marxburg,  Ahler  Hütte,  Gebückhecken.     15  375. 
Milien,  Bonapartshüte,  drei  Stück.     3„  222. 
Nastätten,  Hügelgraber  im  Walde  Pfarrhufeu.      17„   103. 
Patersberg,  Geschichte  des  Ortes   1501  —  1706.     18  45. 
Rettershain,  Burg  Heppenheft,  Abschnittswall.      15  360. 
Sauerburg,  Geschichte.     6„  321.  ^ 

Steinen  Hop,  Ringwall.     17„   107. 

Schönau,  Kloster,  die  heilige  Elisabeth  und  Egbert.     8   157. 
„      .    Güterverzeichnis  aus  dem   12.  Jahrhundert.     19   19. 

Urkunden  1330—1602.     15  154,  203. 
Wellmich,  Urkunden  von   1361.     18  241. 
Weisel,  Schanze  im  Walddistrikt  Turm.     15  363. 

Pfahlgraben,    berührt    den    Kreis    zunächst    der   Orte    Holzhausen    a.    d.    Heide, 
Obertiefenbach,  Bettendorf,  (Pohl),  Hunzel,  Berg. 

X.   Rheingau,  Kreis  Rüdesheira. 

Aachener  Schanze.     15  365. 

Clausens  bei  Johannisberg,  Zinsen  in  Caub,  Lorch,  Lorchhausen.     20  54. 
Eberbach,  Eberhard  von  Katzenelnbogen.     6„  306. 
„  Grabsteine,  zuletzt  in  Mosbach.     2,„  305. 

Abte.     15  266. 
Urkunde  von  1698.      15  255. 
.,  zur  Geschichte  der  Abtei  im  30jährigen  Krieg.     17„  28. 

Eibingen,  die  heilige  Hildegard,  geb.   1008,  gest.   1179.     6  50. 

zur  Geschichte  des  Klosters.      17,,   10. 
Eltville,  Kellerei-Rechnung.     19  42. 

„        Kirchturm,  Blitzschlag  in  denselben   1682.     19   122. 
„        Sorgenlochs  Grabstein.      1   24. 
Salzquelle.     1655.     18   142. 
Frauenstein,  Blutlinde.     15  392. 

Geisenheim,  Hügelgrabfund  bei  der  St.  Antonius-Kapelle.     4  201. 
„  Linde  vor  dem  Rathaus.     15  392. 

und  Winkel,  von  den  Franzosen  geplündert   1602.     19   127. 
Gerolstein,  Burg  an  der  WLsper.    Mittelalterliche  Funde.     3   180. 
Groroder  Hof,  Fraukengräber.     2,„  297. 

„  Radschlossbüchsen.      15   408. 

Hallgarten,  Wallburgen:  Heidenkopf, Ringmauer, Zange.  15  350.  Sterzelpfad  4  156. 


XII 

Kiedrioh.    Alteburg  und  Karrhaus  im  Petersthal.      14    122. 
,  Gewerbthätigkeit  im  Mittelalter.      14   418. 

„  Wallburg,  Heidenkeller,      lö  350. 

j,  Kirohenstühle.     4  234. 

q  Kronleuchter,  Jungfrau.     14  434. 

,  Michaelskapellr,  Herstellung.     4   177,  210.   14   119. 

,  Salzquelle   16ö5.     18   142. 

Kammerburg,  Bliedeneck,  Aachener  Schanze.     17,,  132. 
Kammerforst,  Hügelgräber.      12  241. 

Weissenturm,  am  Weg  Ruhler  Eiche.     15  393. 
Lauxburg  an  der  Wisper,  alte  Gewehre.     4   175. 
Lorch,  zweistämmige  Buche.     15  391. 

„       Zinsen  an  das  Kloster  Klüsen   1394.     20  54. 

,       Portal,  karolingisches.     12  309. 

„       Regesten  der  Hilehen  von  Lorch,  seit  1400.     20  68. 

Weistümer  der  Lehne  der  Hilehen  bei  Montabaur.     20  56. 
Marienhausen,  römische  Inschrift  im  Kreuzgang.      \„   12.  4,„  49.  6  40. 
Mittelheim,  Kirche.     3„  95.  4  235. 
Xiederwalluf,  vorrömische  Funde.     2„   193.   18   197. 
Nothgottes,  Grundsteineinlage  in  der  Kapelle.     4   174. 
Oberwalluf,  Hiigelgräberfunde. 

y,  Zehnte  an  das  Petersstift  in  Mainz.     19  20. 

Ostrich,  zweistämmige  Eiche  im  Wiesenwald.      15  391. 
Rauenthal,  Chronik   1671  —  1725.     19   117. 
Rheinberg,  Belagerung  mit  Gegenburgen   1279.     17„   130. 
Rheingau,  Adel  1631.     19  69. 

1,         Beschreibung  aus  dem  14.  und  15.  Jahrhundert.     17„   11. 
r,         Gebück.     13   148.   15  374. 
„         Vizedom  von  Ingelheim.      19   121. 
»         Karte  des  Rheingaues  von  1575.     17„  34. 
n         Holz-Mark  von  Ingelheim.     19   142. 
„  Sendbrief  an  die  Rheingauer  1526.      17„  16. 

.,  Wein,  Frenz-  und  Hunzig-.     14   182. 

Rüdesheim,    die  Ober-  und  Niederburg.     20   11. 
„  Ro.senburg,  Votiv wiege  daher.     4   175. 

„  Brückenschlag  durch  die  Deutschen  1691.     19   128. 

„  Grab,  römisches,  unter  der  Schule.     4   175. 

„  Hügelgräber  im  Kammerforst.      12  241. 

y,  Hügelgrabfund  im  Wald  Horwitt.     4  24. 

,  Kirchenstuhl.     4  235. 

,  Ofenkachel  aus  dem   15.  Jahrhundert.      18  294. 

Rechnung  des  Vizedoms   1317  —  1318.     19  31. 
Scharfenstein  bei   Kiedrich,   Kronleuchter.      14  434. 
Steinheim,  Zehuten  an  das  Petersstift  in  Mainz.     19  20. 
Steinheimer  Hof,  Linde.     15  393. 


XIII 


Tiefenthal  hat  Oüter  zu  Wicker  und   Ilüchheim  um   1300.      1!)  22. 

„  Geschichte  desselben.     3„  71. 

Voilraths,  grosse  Pappel.     15  391. 

Weisseuturni,  am  Weg  von  Kammerforst,  Ruhler  Eiche.      15  393. 
Wachhulder,  Auszug  der  Bauern  dahin  1523.     8   1. 

XI.  Landkreis  Wiesbaden. 

Biebrich    (eigentlich  Amöneburg),  römischer  Insehriftstein.     20   150. 

„  Oeburtsbrief  von   1767.     15  261. 

Bierstadt,  römische  Inschriftsteine.     4,„  32. 
y,  Urkunden  von   1559.     15  224. 

„  Frankengräber.     14  427. 

„  römische  Ansiedelung.     5,„   1. 

Breckenheim,  Urkunde  von   1438.      15    172. 
Dotzheim,  Inschriftstein.     4,„  46. 

„         Hügelgräber  im  Ruhehag.     2„  65. 
Eddersheim,  Urnen  und  Bronze  aus  Hügelgräbern.     3„   170. 
Erbenheim,    vorrömische  grosse  Urne.     12  319. 
„  Gebück  (Auringen.)     15  375. 

„  fränkisches  Totenfeld,  -Gräber.     15,  386,  411. 

„  Mammutstosszahn.      15  414. 

Flörsheim,    Grab,  ganzes  Skelett  mit  Bronze. 
„  römischer  Insehriftstein.     4,„  31. 

„  -Kostheim,  Mainfunde.     18  299. 

Frauenstein,  Hügelgräber  in  den  Kohlhecken.     1   37. 

^  Inschriftstein.     4,„  47. 

Gräselberg  bei  Schierstein.     5„,  67. 
Grundborn.     5,„  27. 

Hammermühle,  Frankengräber.     17„  104. 
Hasselt.     5,„  27, 
Hochheim,  Kasteier  Landwehr.     15  370. 

„  Perlen  aus  Frankengräbern.     12  347. 

„  Gräber  von  Tiefenthal  im  13.  Jahrhundert.     19  22. 

„  Urkunden   1475-1717.     15   189—257. 

Hollerborn.     l„  138.  o,„  54. 
Igstadt,  Jupiter-Statue.     15   1   u.  412. 
„       Glasgemälde.     15  413. 
„       Frankeugräber.     14  431. 
Landgraben  an  der  Kurve.     4  177.  5,„  59. 
Mosbach  „bei  der  Warte%  Lager  1689.     19   125. 
Münzberg.     5,„  17. 

Xaurod,  Kellerskopf-Ringwall.     15  358. 
Xeroberg  (Dambachthal.)    5,„  5.   5„„  33,  35. 
/Nordenstadt,  am  Weg  nach  Erbenheim  römische  Baureste.     3„  222. 
/  Rambach,  die  Burg,  Abschnittswall.      15  359. 


Rambach,  Hügelgräber.     6„  211. 

Fund  auf  dem  Kirchhof:  Sreiubeil  u.  Ziegel,  Legion  XIV.  5,„  38,  44,  201. 

Roeder.     5,„  59. 

Schierstein,    Fischerstation,  Bouupartshut.     4   158.    14  431. 
„  Frankengräber. 

alte  Kirche.     2„   185. 


i> 


im  Wald  Ptuhl,  Hügelgräber.     14   166 


„  PlattengraB.      12„   168. 

Hü^el^rab,  westlich  Schierstein.     2„   193. 
^  römische  Baureste.     2„   186. 

Sonnenberg,  im  Wald  Fichten  Hügelgrab.     15  381. 
„  die  Burg,  Geschichte.     2,„  3. 

„  die  Burg,  gewonnen  von  Kuno  v.  Falkenstein  1367.     6  452. 

Brief  von  1795.     17„  146. 
Spelzmühle.     5,„  59. 
Steinkopf.     5,„  27. 

Wallau,  Urkunde  von  1365.     15   160. 

Wellritzmühle.     5,„  59.  • 

Wicker,  Güter  daselbst  von  Tiefeuthal,   13.  Jahrhundert.     19  22. 

Zinsen  an  das  Johannisstift  in  Mainz,   13.  Jahrhundert.     19  26. 
Wiesbaden,  römische  Ansiedelungen  in  der  Umgegend.     5,„   l. 

XII.  Untertaunuskreis,  Langenschwalbach. 
Adolfseck,  Aarübergang,  alte  Schanze,  Justinusfeis.     10  392. 
alte  Schanze.     15  375. 
Geschichte.     3  63. 
Bleidenstadt,  Altenstein  Wallburg?     15  351. 

zur  Geschichte  des  Stiftes.     2„  80.  20  83. 
„  Nekrologium  des  15.  Jahrhun<Iert3.     19  53, 

Urkunde  von   1537.     15  215. 
Breithardt,  gemalte  Fenster  in  der  alten  Kirche.     2,„  303. 
Gebücke:  Esch,  Bechtheim,  Neuhof,  Ketteruschwalbach,  Adolfseck,  Wisper.  15  375. 
Kloster  Gronau,  Altenberg,  Wehrhecke.     15  375. 
^  Erdring.     15  364. 

Urkunde  von   1545.     15  217. 

77 

Heftrich,  Kastell  Alteburg,  Ziegelstempel  Kohorte  IV. 

,         Rieseneiche.     15  390. 
Idstein,  Topographie  und  Geschichte  der  Waldenser.     7   147. 

„       Kirchengemälde.     18  272. 

„       Synodialchronik  von  1577—1595.     18  55,  273. 

„       Urkunde  von   1646.     15  249. 
Kernel,  Hügelgrab.     1   26—30. 

„       die  Wallburg  Wall,  nach  der  Wisper  hin.     15  362. 
Laufenselilen,  Holzordnung.     7„  239. 

Frühliuj'sft'st  Schaak.      15  396. 


XV 

Neuhof,  Zehnten  an  (his  Peterssrift  in   Mainz.      ID  20. 

Orlen,  Zugmantel-Kastell.     4,„  50. 

Panrod,  Altschloss  im  Rudolfswal.l.     15  362.   19   179. 

Kirche  erbaut   1320.      18  281. 
.Pfahlgraben    berührt  den   Kreis    zunächst   der  Orte  Kröftel,    Ifeftrich,    Dasbaoh, 
Eschenhahn,    Zugmantel,    Orlen,    Georgenthaler    Hof,    Born,    Adolfseck, 
Lindschied,  Kernel,  Ilupert,  Stegerhof,  Grauekopf^ 
Schlangenbad,  französischer  Überfall   1709.     19   136. 
Schwalbach,  Langenschwalbach,  Attentat  gegen  Ibel.     14   1. 
„  Badereise  dahin  1584.     6„  376. 

„  Schauspieler.     18  27. 

Strinz-Trinitatis,  Altarfiguren.     4  232. 
Strüth,  Hügelgräber.     15  386. 
Wallrabenstein,  erbaut   1393.     6  495. 
Kloster  Wallsdorf,  Altartiguven.     14  430. 

Kirche  erbaut  gegen  Ende  des  14.  Jahrhunderts.    13  282. 
Waldenser  in  Idstein.     7   147. 
Wehen,  Wehrhecke.     15  375. 
Zorn  und  Strüth,  Hügelgräber.     15  386. 

„'      Schlackenhalde  und  Altschanz.     15  362. 
Zugmantel,  Kastell,  luschriftsteine.     6  33,  36,  37,  45. 
„  Ringwall.     15  364. 

XIII.  Kreis  Usingen. 

Bassenheim.     7   163. 

Brandoberndorf,  Hügelgräber.     17„   102. 

„  Landestracht.     17,  27. 

Cranzberg,  Geschichte.     7   163. 

„  Holzkirche,  Ringwall.     15  358. 

Dreimühlenborn,  Waldschmiede.     14  317.   15   124. 
Emmerichshausen,  Ofenuntersatz  von  1719.     18  301. 
Hattstein,  Geschichte.     4  62. 

^         wiederholt  belagert  und  erobert.     6  475,  479,  493. 
Hausberg,  WuUburg.     15  358. 
Hesselbach,  Gebück.     15  375. 

„  3  Urkunden  1442,  1474,  i486  und  ein  Lehrbrief  1730.    15  173  —  189. 

Lochmühle,  Kastell  und  Wachtürme  am  Bennerpfad.     17„   123. 
Obernhain,  Dreimühlenhorn,  Waldschmiede.      15   124,  411. 

„  Drusen-  oder  Calosenkippel,  fester  Wohnplatz.     15  363. 

Pfaffenwiesbach,  davon  östlich  das  Kastell  Ockstadt.     12  321. 
Pfahlgraben  berührt  den    Kreis    zunächst  der  Orte  Crausberg,    Pfaffenwiesbach, 
Wehrheim,  Kloster  Thron,  Obernhain,  Arnoldhain,  Reifenberg,  Oberems. 
Reifenberg,  Geschichte.     4  3. 

,  Urkunden  von  1411,  1470,  1573,  1583.     15   167—230.-- 

-  Fehde  mit  Falkenstein   1374.     6  465. 


» 


XVI 

Rod  an  iler  Weil.   Rentmauor  Riugw.ill.      lö  356. 

.  ,  _        Wehrhülz.      lö   375. 

^         ^  ,       Gebück.      15  375. 

Kloster  Thron,  in  Jer  Nähe,  ('berfall  gegen  die  Limburger  Kaufleute  1345.  6  449.., 
Wehrheim,  Redoute,  Wehrholz.     15  375,  372. 

,  am  Ptahlgraben,  3  Rittergräber  am  Grauenberg.      17„   123. 

Westerfeld,   Urkunde  von   1598.      15  233. 
Winden  an  der  Weil,  Wehrholz.     15  375. 
Wüstems,  drei  Hakenbüchsen.     18  301. 

XIV.    Obertaunuskreia,  Homburg. 

Altkönig,  Ringwälle.     15  351.   17    109.   18  208. 
Cronberg,  ältester  Teil  der  Burg.     6„  362. 

„  Urkunden   1390,   1413,   1614,   1620,   1620.    15   164—248. 

„  Belagerung  1522.     4„  470. 

„  Silberner  LiJffel.      4   176. 

„  Schlacht,  die  Frankfurter  geschlagen  1389.     6  484. 

„  Salz(iuelle  1655.     18   142. 

Hünerberg,  Ringwall.      15  353.  20  6. 
Ruders  Kapelle.     20  51   u.   150. 
Eppstein,   Staufen   röm.  Befestigungy   Abschuittswall,   Höhle.     4   209.      15  372. 
17   108,  114. 
„  Rossert,   15  372. 

Urkunden  von  1366.     15   161, 

ältere  Geschichte  der  Herrn  von  Eppstein.      19  55,   141. 
Falkenstein,  Wappen.     6„  399. 

„  die  Herrn  von  Falkenstein  werden  Grafen.     6,,  505. 

Fischbach,  christliche  Inschrift.     13   192. 

„  Hügelgräber  im  Distrikt  Halbehl.     20  374. 

Friedrichsdorf,  Schnepfonburg,  Ringwall.     15  363. 
Hof  Gimbach,  christliche  Grabplatte.     13   193. 
Gickelsburg,  Ringwall  und  Gebück.      15  359,  375. 
Glashütte,  Geschichte  des  Dorfes.     14   139. 
Gonzenheim,  römische  Baureste  am  Steinkritz.     18  217,  218. 
Humburg,  prähistorische  Funde.     18   197. 

„  römische  Funde  und  Baureste  im  Quellengebiet.     17„  124. 

„         römische  Baureste  und  Strassen.      17„  127. 

y,         römische  Baureste  in  dfer  Umgegend.      18  219. 

„  hiess  früher  Dietenheim  oder  Tiedenheim,   älteste  Kirche  schon  782. 

2,„  81.   13   194, 
„         in  der  Nähe  sehlug  Hermann  von  Hessen  die  Buchener  1397,    6,„  505, 
y,         Landwehr.      15  370. 

Salzquelle   1655.      18   142. 
Köuigatein,  zu  seiner  Geschichte,      17,,  43. 
„  Kugelherruhauö.      17„  40.   7   211. 


T» 


XVI  [ 

Künigsteio,  Urkuude   lÜTö,  Lehrbriefe  vun   1763   und   17ö9.      15  2ö3 — 2t)2. 
„  Geriolitsbücher.     IT,,  43. 

„  Geriohtsschreiber  vuu   1437  — 1549.     17„  4b. 

„  Geistliche.     17„  49, 

„  Brand  1509     17„  50. 

„  Pest  1504.     17„  52. 

„  Fluruainen.     17„  51. 

„  erstiejtjen  von  denen  von  Reifenberg.     6,„  465. 

Niederhöchstadt,  Urkunde  von  1737.     15  258, 
Niedersteeten,  GerichtsUnde.     15  392. 
Obersteeten,  Heidengraben.     15  370. 
Oberursel,  alte  Linde  am  Schützenhof.     15  392. 

„  Kulturgeschichtliches  und  Druckerei.     6„  391. 

„  Druckwerke.     7  263. 

Goldgrube,  grosse  Wallburg.     15  359. 
Lindenberg,  Ringwall':'   15  353. 
Bleibeskopf,  Ringwall  15  353. 
Alte  Höfe,  Ringwall  15  353, 
„         Cüstine  Schanzen.     15  372. 
Pfahlgraben,  berührt  cien  Kreis  zunächst  der  Orte  Köppern,  Saalburg,  Feldberg, 

Glashütte. 
Pfahlgrabentürme,    am  Weisseustein.     17„  123. 

„  auf  dem  Kiesshübel.     17„  123. 

„  am  Einsiedel.     17„   123. 

„  auf  dem  Kliugekopf.     17,,  123. 

Kloster  Retters.     17„  50. 
Ruppertshain,  Landgraben.     15  368. 
Saalburg,  Erhaltungs-Methode  festgestellt.     14  431.   18  298. 

„  Erhaltungsarbeiten,  Gräberfund,  Funde.     12  320.  20  8. 

„  Tierknochen.     12  329. 

„  Bronze,  Weissmetall.     12  321. 

„  Unio  sinuatus.     12  323. 

„  Brunnen,  Funde,  Sandalen.     18  298.  20  S. 

„  Hypokausten,  Brunnen.     19   164. 

Eisenindustrie  der  Römer.     14  317.   15   124. 
westlich  davon  Prcussenschanze.     15  372. 
ihr  zunächst  am  Pfahlgraben,  Fund  eines  Ringes.     14  433. 
Inschriften.     13  232. 
Seulberg,  Wölbtöpfe,  Töpferei,  Brennofen.     14   127. 
Schloss  Born,  Pfarrsprengel.     20  42. 
Kl.  Schwalbach,  Mauerreste,  Yiergötter-Altar.     3„  222. 

XV.    Kreis  Höchst. 

Hof  Gimbach.     13   192. 
Goldstein.     20  97. 


1) 


xvni 

Höchst,  Kirche  erwähnt  700,  Epitaphien.     2,,,  73. 
Römerbrücke.     19   167.   184. 
Funde  im  Mniu.     18  209. 
^       Geschichte  «les  Kreises.     20  07. 
Zollrechnun!?  von   löOO.     10  42. 
Urkunden  1.Ö2.5— lt)öO.     1.5  212  2r)2. 
y,       Ziegel  der  Leg.  XXII  und  des  Jul.  Primus. 
^       befestigt  um   l.i.jß.     6  501. 

erstiegen  von  ilen  Cronbergern   1306.     6  501. 
Hotlieim,  R'»merkastell.     3,,  227. 

,         altes  Kloster,  St.  Wendelskapelle.     17„  130. 
Abschnittswall.     20  0. 
Kelsterbach,  Schwedenschanze.     18  200. 
Liederbach,  Inschriftstein.     4,„  30.  6  25. 
Marxheim,    unterirdische  (ränge.      17„   114. 

römisches  Kastell,  Hoflieim  auf  dem  Hochfeld.     3,,  227. 
Nied,  Heidenschloss  im  Nieder  Wald.     3„  214. 

„      Ziegelplatte,    Ziegelstempel    der    Leg.    VIII,    XXII    und    XXX.     2,„  29' 
4,„  28.  6  46. 
Handmühlstein.     3,„  174. 
,      Weistum  von   1487.     15   102. 
im  30jahrigen  Krieg.     20   107. 
Oberliederbach,  Urkunden  von   1641.     15  249. 
Schwanheim,  Geschichte.     20  97. 

^  Urkunden   1438,   1430,  Weistum  1453.     15  172,   178. 

^  Hügelgräber.     18  200. 

XYI.    Landkreis  Frankfurt. 

Heddernheim,    Römerreste  und  Mithrastempel.     1  45.     1„   161. 
„  Mithrastempel.     2  3. 

1» 


Bronzetafel  des  Jupiter  Dolichmus.     3,„   176.  4  340. 


y,  Gigantensäule  mit  Inschrift.     18  302. 

„  Inschriften.     4  16—27.  6  28—32.   17„  145. 

„  Töpferofen.      18  220. 

» 
ff 


Keller.      18  220. 
Doppelthor.     18  220. 
Frankensräber.     12  319.   13  366. 


XVII.    Stadtkreis  Wiesbaden. 

Apollo  Toutorix.     4,„  34.  6  37. 
Archivgebiiude,  Mardellen.      15  380,  415. 
Bäder,  römische.     1„  27. 
Badeleben  im  14.  Jahrhundert.     13  344. 
Bahnhofstrasse,  Frankengräber.     3„  222. 
Besatzungsgeschichte.     5  53. 


XIX 

Biebricher  Chaussee,  Sfeinmesser,  IIornstein-Lanzenspitze.     2,„  303. 

Bleirohr.     0  357. 

Bürgermeisterei-Reohnung  des   16.  JahrhuiKh^rfs.      10  78,    188. 

Cdstell.     3„   131.  5   1.   5„  1. 

Clarenthal,  Grabstein.     4  201. 

Christliche  Grabplatten.     G  27.  0  3G0.   13  179  u.  365.    17„   143. 

Curve,  römische  Bauresre.     5,„  65. 

Dotzheimerstrasse,  Frankengräber.     2,„  302.  3„   181. 

„  nunischer  Sarg.     10  405. 

Fasanerie,  Spiralhalsring,  Hügelgräber.     2,„  303. 

Frankengräber.  Dotzheimerstr.,  Bahnhofstr.,  Midielsberg.  2,„  302.  3„  181.  12  316. 
Gedichte,  zwei  aus  dem   16.  Jahrhundert.     18   143. 
Gemeindebad,  Steinbeil.     4  202. 
Geschichte  von  Wiesbaden,  von  Otto,  15  41. 
Goldgasse,  römisches  Grab.     12  316. 
Grundborn,  römische  Ansiedlung.     5,„  27. 
Heidenmauer.     1„  41.  8  575.   12  317.   14  406.   15  411. 
Hasselt,  römische  Ansiedlung.     5,„  27. 
Hollerborn,  römische  Ansiedlung.     1,,  138.  5,„*54. 
Kupfermühle,  Galgenberg  erratischer  Granitblock,  Schädel.     15  414. 
Kirchhofgasse,  Inschrifrstein.     8  575. 
Kirchgasse,  römisches  Diadem  (Schwertscheide).     4  202. 
Kranzplatz  römische  Grabsteine,  Pfahlreste.     3„  235. 
Legionsstempel  XXH.     6  42. 

Landgraben,  Landgebück  Hainer.     15  370,  375,  390. 
Lutherischer  Pfarrer.     18  54. 
Michelsberg,  Frankengräber.     12  316. 
Militärdiplom.     5   1. 

Moritzstrasse,  römischer  Grabstein  mit  Inschrift.     8  577. 
Münzmeister.     18  196, 

Museum,  n()rdlich  neben  demselben  römische  Gräber.     3„  234.    14  427. 
Platte,  römisches  Feldzeichen.     2,„  98,  99. 
Römische  Gräber,  Dotzheimerstr.,  Goldgasse,  Museum,  nördlich  neben  demselben, 

obere  Rheinstrasse. 
Obere  Rheinstrasse,  römische  Gräber.     2„  337,  ^ 

„  „  Römerstrasse.     2,„  337. 

Rodungen,  Hainer,  Neroberg,  Wellritz.     15  390. 
Röder,  römische  Baureste.     4  177.  ö,„  65. 
Rentmauer,  Ringwall  bei  der  Platte.     15  351. 
Salzquelle  1655.     18   142. 

Schiersteiner  Weg,  Frankengräber.     2,„  302.  3„  181. 
Schützenhof,  römische  Baureste.     4  199. 

„  römische  Quellenfassung.     3„,  234. 

Seifenkugeln.   .  1„  27. 
Schlachthaus  15,  380.   18  294. 


XX 

Schuldisziplin.      15  396. 

Sinter.     18  21. 

Siruua.     9  359. 

Sonnenuhr.     9  358.  20  316. 

Spelzmühle.  5„,  64. 

Steinbeil,  Steinmesser,  Steinlanzenspitze.     4  202. 

Steinerner  Löwe.     4,,  474. 

Steinkopf.     5,„  27. 

Syenitsäule.     13  365.   14  432. 

Urkunden.     15  206,  252. 

Uhrturm,  Abbruch  1873.     13  367. 

^Varme  Damm,  römische  Altertümer  aufgestellt.     14  432. 

Wasserleitung,  römische.     4   177.  5  etc. 

Wellritzmühle.     b,„  59,  62. 

Wiesbaden,   zuerst  erwähnt  828.     10  389. 

,  Wetterläuten,  Flurprozession.   15  395. 

„  Bronzering  gefunden.     4  199. 

„  alte  Topographie  und  Funde  im  Stadtkreis.    3„  232.  5  ganzer  Band. 

10  361.    11  Geschichte.    12   316.    13  344.    14   406,  427.    15  388. 
17„  137.   18  21,  231,  297.  19   187.  20  29,  380. 
Würzburg,  Ringwall.     15  351. 

XYIII.    Stadtkreis  Frankfurt. 

Günthersburg,  römische  Baureste.     18  220. 
Landwehr.     15  370. 
Erzherzog  Johannes-Eiche.     15  392. 
Rheinischer  Städtebund  1380.     6  477. 
Römisches  Grab  am  Sandhof.     19   184. 


Sacliverbalt  und  Deutung  der  alten  Verscbanzungen 

in  Nassau. 

Von 

A.  V,  Cohausen. 

Annal.  XV,  343.  XYII,   1,  107.  XVIII,  208.  XIX,  145.  XX,  6,  9. 


1.  Die  Steinwdllringe  auf  den  Berggipfeln  des  Taunus,  z.  B.  auf  dem 
Altkönig,  gehören  einer  Zeit  und  einem  Volk  an,  welches  vor  dem  Erscheinen 
der  Römer  das  rechte  Ufergelände  des  Maines  und  des  Rheines  bewohnte, 
vorzugsweise  Jagd  und  Fischerei,  wenig  Viehzucht  und  Ackerbau  trieb,  und 
keine  Grabwerkzeuge  hatte,  mit  denen  es  Gräben  und  Erdwälle  hätte  aus- 
führen kr>nnen.  Die  von  Osten  kommenden,  plündernden  Volkshaufen  folgten 
dem  Thalweg,  die  Eingeborenen  wichen  nach  dem  Waldgebirge  aus,  in  dem  sie 
sich  mit  ihrer  Habe  versteckten,  oder  aber  die  Ringwälle  bezogen,  welche  sie 
sich  aus  Steinen  mit  eingelegten  Hölzern  möglichst  sturmfrei  vorbereitet  hatten. 
Von  diesen  Zufluchtsorten  aus  konnten  sie  ihre  brennenden  Hütten  und  den 
weiter  ziehenden  Feind  in  der  Ebene  sehen,  oder,  wenn  er  ihnen  nachfolgte, 
sich  verteidigen.  Dort  und  in  ihren  Gräbern  —  den  Hügelgräbern  —  finden 
wir,  ausser  dicken  schwarzen  Thongefässen,  Schmuck  und  Waffen,  von  denen 
sich  meist  nur  die  von  Bronze  erhalten  haben,  —  welche  bis  zu  einer  Zeit 
vor  der  Römerherrschaft,  die  wir  die  La  Tene-Periode  nennen,  herabreichen. 
Das  schliesst  nicht  aus,  dass  wir  in  den  Ringwällen  auch  Dinge  finden,  welche 
einer  späteren,  ja  einer  neueren  Zeit  angehören:  mit  andern  Worten,  dass  jene  zu 
allen  Zeiten  der  Not  als  Zufluchtsorte  aufgesucht  wurden.  Wir  haben  keine 
Veranlassung,  die  ersten  Erbauer  Kelten  zu  nennen,  sondern  nennen  sie  Mattiaken, 
wie  die  Römer  sie  nannten.  Die  Grabhügel  aber  setzen  keine  mit  Ackerwerk- 
zeug versehene  Bevölkerung  voraus,  da  sie  aus  feiner  Erde  bestehen,  wie  die 
ist,  welche  man  durch  Abschälen  von  Waldrasen  gewinnt. 

2.  Der  Pfahlgraben.  Durch  die  Besitzergreifung  der  Römer  waren  die 
Thalebenen  gegen  jene  von  Osten  anziehenden  Raubhorden  geschützt;  Ackerbau 
und  Viehzucht  blühten  und  mussten  nur  gesichert  werden  gegen  die  wilden 
germanischen  Stämme,  die  Chatten,  welche  jenseits  des  Gebirges  in  dem  muhen 
Waldland  hausten  und  plötzlich  in  kleineren  oder  grösseren  Haufen  einbrachen, 
sengten  und  brannten  und  namentlich  Vieh,  das  sich  am  leichtesten  fortbringen 
liess,  raubten. 

Gegen  sie  und  zum  Schutz  ihrer  Landgüter  und  der  Gehöfte  der  romani- 
sierten  Mattiaken  legten  die  Römer  den  Pfahlgral)en  an,  mit  seinen  Kastellen 
an  den  Hauptstrassen  und  seinen  Schlagbäumen  und  Türmen  an   den  Nachbar- 


2 

wegen.  Hier  erhoben  sie  Z<»lle,  Hessen  keinen  Bewaffneten  ein  und  fingen  die 
etwa  doch  Eingedrungenen  ab,  wenn  sie  die  Beute  fortzuschleppen  im  Begriff 
waren.  Der  Pfahlgraben  gab  keinen  unbedingten  Schutz  gegen  die  Einl)recher; 
die  Besatzung  seiner  Kastelle  machte  ihnen  aber  die  Bergung  der  Beute  so 
schwer  und  das  Gelingen  so  unwahrscheinlidi.  dass  oben  darin  der  Schutz  lag. 
Er  förderte  also  nicht  etwa  nur  die  Interessen  der  Römer,  sondern  auch  die  der 
eingeborenen  Ackerbauer  und  Viehzüchter. 

In  den  Gräbern  dieser  Zeit,  wie  überhaupt  in  den  Rümergräbern, 
finden  wir  keine  Waffen,  nurThon-  undGlasürefiisse.  Bronze-  und  andern  Schmuck, 
Schlüssel  und  sonstiges  Kleingeräte  aus  Eisen  und  Bronze. 

3.  Als  das  römische  Heer  immer  mehr  anderwärts  rnttig  wurde  und  als 
die  Römermacht  auf  dem  rechten  Rheiuufer  selbst  ganz  aufgehört  hatte,  wurde 
die  Besetzung  der  Kastelle  und  Türme  von  den  irmwohnern  mit  übernommen 
und  selbständig  fortgeführt.  Das  geschah,  wie  es  scheint,  selbst  da  nocli,  als  die 
Alemannen  das  Land  inne  hatten  und  statt  der  Chatten  die  Franken  von  Norden 
vordrangen.  Die  Gräber  der  Landeseingeborenen  behielten  die  Eigentümlich- 
keiten der  römischen,  den  christlichen  wurden  kleine  Steinplatten  mit  Inschriften 
und  auch  wieder  Waffen  bei":e;'eben.  Die  alemannischen  Gräber  können  wir 
von  den  fränkischen  nicht  unterscheiden. 

4.  Aber  ohne  die  staatliche  und  militärische  Zucht  der  Römer  musste  auch 
die  Ordnung  und  Ausübung  der  Grenzbewaehung  und  Grenzverteidigung 
allmählich  erlahmen  und  ganz  aufhören,  zumal  als  das  von  den  Rötmern  und 
Romanen  kultivierte  Land  erst  durch  die  Alemannen  und  nach  deren  Zurück- 
drängung durch  die  Franken  eingenommen  wurde  und  damit  eine  Zeit  eintrat, 
wo  der  Pfahlgraben  unbewacht  blieb,  die  Kastelle  und  Türme  verlassen  wurden 
und  zerfielen  und  die  wilde  Bevölkerung  jenseits  der  Berge  nach  den  Schätzen 
der  gesegneten  Ebene  begehrte.  Da  musste  jeder  neuangesiedelte  Eroberer, 
jeder  freie  Mann  für  seinen,  seiner  Hörigen  und  seiner  Habe  Schutz  sorgen 
und  die  Waffen  zur  Hand  haben  —  mit  denen  ausgerüstet  wir  ihn  in  den 
Frankengräbern  finden.  Es  wurde  daher  zwar  nicht  jedes  Geh()fte  eine  Burg  — 
aber  Wohnungen,  Ställe  und  Scheunen  wurden  mit  Hagen  und  Gebücken  um- 
schlossen und  dadurch  fest  gegen  gewaltthätige  Räuberbanden,  wie  gegen  Bären 
und  Wölfe. 

5.  Erdwälle  und  Gebücke.  Die  Not  lehrt  beten;  sie  lehrt  auch  sich  zu- 
sammenthun  und  in  Gemeinschaft  handeln.  Statt  jedes  Haus,  jedes  Dorf  zu 
befestigen,  befestigte  man  später  ganze  Landstriche  und  verteidigte  sie  gemeinsam. 
So  entstand  das  Rheingauer  Gebück,  das  sich  von  Niederwalluf  über  das  Gebirg 
bis  Lorchhausen  hinzog  und  dessen  Durchgänge  —  wie  einst  der  Pfahlgraben  mit 
Kastellen  —  mit  Thorburgen  und  Bollwerken  besetzt  waren.  Jede  dieser  An- 
lagen war,  wie  die  Zwischenatrecken,  zur  Instandhaltung  und  zur  Verteidigung 
je  einer  Ortschaft  zugewiesen. 

Da  wo  die  Ortschaften  nicht  so  zahlreich  und  nicht  so  reich  waren,  als  die 
im  Rheingau  und  also  durch  weniger  Mannschaften  grössere  Strecken  zu  ver- 
teidigen gewesen  wären,  wie  z.  B.  im  Ufergelände  des  Mains,  musste  man  sich 
gegen  die  räuberischen  Einfälle  der  ärmeren  und  roheren  Bewohner  jenseits  der 


Ilnlie  mit  atückweiscn  Absperrungen  und  mit  näher  gelegenen  Zufluchtsorten 
behelfen;  und  als  Ackerbauer  konnte  man  das  mittels  Hacke  und  Srhippe, 
indem  man  auf  den  sanften  Ausläufern  des  Taunus  an  Berg/.ungen  zwischen 
Thälern  Ciräben  ausliol)  und  Wälle  anschüttete  und  durch  Pfahlwerk,  durch 
lebende  oder  tote  Verliaue  ergänzte.  Wo  das  Gelände  günstig,  genügte  ein 
kurzer  Al)schnittswall,  wie  z.  ß.  der  n()rdlich  der  Hoflieimer  Kapelle  (XX,  9); 
wo  weniger  günstig,  musste  ein  mehr  oder  weniger  rund  umschliessender  Erd- 
wall angelegt  werden,  wie  der  im  Schlingwald,  von  dem  wir  in  diesem  Bande 
ein  Beispiel  westlich  von  Lorsbach  geben.  Auch  von  viel  kleineren,  nur  zum 
Schutz  von  Berg-  und  Hüttenbauten  dienenden,  haben  wir  im  Drusenkippel 
XV,  363,  im  Klausenkippel  XIX,  181,  Steinenhop  XYII,  1.  107,  Beispiele 
gegeben. 

Gegen  die  fortgesetzten  Räubereien  suchten  sich  zu  Ende  des  14.  Jahr- 
hunderts die  Städte  und  ihre  ackerbautreibende  Bevölkeruns:  durch  Landwehren, 
mit  welchen  sie  ihr  Weichbild  umzogen,  sowie  durch  das  Geleitswesen  nach  Mög- 
lichkeit zu  schützen.  So  entstanden  die  Landwehren  von  Frankfurt,  Mainz, 
Wiesbaden  und  andere.  Almlich  dem  römischen  Pfahlgraben  bestanden  sie 
aus  Wall  und  Graben,  an  den  Eingängen  aus  Türmen  mit  FHehhöfen;  ähnlich 
dem  Rheingauer  Gebück  war  der  Graben  und  der  unbesetzbare  Wall  mit  ge- 
bückten Hecken  bewachsen.  Denn  was  einst  die  rohen  Chatten  srethan,  setzten 
die  Nachfolger  ihrer  Häuptlinge,  die  Überhöhische  Raubritterschaft:  die  von 
Hattstein,  Reifenstein^  Cronberg  und  andere  fort,  indem  sie  Menschen  und 
Yieh  raubten  und  gegen  Lösgeld  freiliessen 

6.  Allein  viele  Landwehren  und  Grenzgraben  im  Lande  hatten  wie 
ja  auch  der  Pfahlgraben  keinen  ausschliesslichen  Defencezweck,  sondern  nur 
den  einer  unbestreitbaren  Grenzbestimmung  zwischen  den  ungemein  zahlreichen 
Herrschaften,  in  die  das  Land  zerteilt  war;  und  wenn  sie  auch  eine  diebische 
Holzabfuhr,  einen  unberechtigten  Weidengang  erschwerten,  so  waren  sie  doch 
vor  allem  eine  Rechtsgrenze  zur  Entscheidung  der  Frage,  ob  ein  Verbrecher 
diesseits  oder  jenseits  gefangen  und  gehangen,  ob  ein  Toter  von  der  diesseitigen 
oder  jenseitigen  Ortschaft  begraben  werden  musste,  oder  ein  Flüchtling  eine 
Freistatt  fand. 

7.  Endlich  führten  auch  die  neueren  Kriege  zu  Verschanzungen,  wie  zu 
denen  bei  Dörscheid,  Runkel,  Warzenbach  Annal.  XV,  372,  373,  374,  Rodheim 
XX,  377;  die  meisten  aber  sind  wie  die,  welche  1866  um  Frankfurt  angelegt 
worden  waren,  als  man  die  Preussen  erwartete,  alsbald  durch  den  Ackerbau 
wieder  eingeebnet  worden   und  verschwunden. 

Wir  haben  wie  von  den  älteren,  auch  von  diesen,  soweit  wir  sie  fanden, 
als  von  geschichtlichen  Denkmälern,  in  unseren  Annalen  berichtet  und  fahren 
damit  auch  in  dem  vorliegenden  Band  fort. 


Das  Fiscbbaclier  und  Lorsbacber  Thal. 

Von  A.  V.  C. 


Der  Fiächbach,  welcher  von  Ruppertsliain  nach  Fischbach  fliegst,  folgt 
von  da  nicht  ilem  deutlich  vorgezeichneten  Thal  nach  Kelkheim,  Münster  und 
Höchst  zum  Main,  sundern  durchbricht  von  Fischbach  nach  Eppstein  ein  zuletzt 
enges  Thal  mit  steilen  Hängen,  um  sich  bei  letztgenanntem  Ort  mit  der  Krütfel 
zu  verbinden,  dann  als  Goldbach,  Schwarzbach,  Krüttel,  das  Lorsbacher  Thal  zu 
bilden  und  bei  Okriftel  in  den  Main  zu  münden.  Durch  diese  Thalhildungen 
ist  der  Stautfen  vom  Kcjssert  getrennt  und  bildet  einen  bei  der  Hofheimer 
Kapelle  endenden,  ringsum  isolierten  Rücken. 

Er  trägt  zunächst  der  Reinach'schen  Villa  am  grossen  Mannstein  die  Spuren 
einer  kleinen  Befestigung  und  ist  1700  Schritt  nördlich  der  Hoflioimer  Kapelle 
von  einem  Abschnittswall  durchschnitten.  Wir  haben  jene  Befestigung  am 
grossen  Mannstein  und  auch  eine  Höhle  daselbst  Annal.  XYH,  108,  114, 
sowie  den  Abschnittswall  Annal.  XX,  9,  beschrieben  und  letztere  abgebildet.') 

Der  Lauf  des  Fischbaches  und  seiner  Fortsetzung  im  Lorsbacher  Thal 
war  durch  mehrere  Dämme  unterbrochen  und  gestaut,  er  bildete  grosse  ^Yeiher, 
welche  diese  Thäler  noch  ungangbarer  machten.  Die  Dämme  sind  zwar  durch 
die  Wiesenanlage  verschwunden,  aber  die  nicht  unbedeutenden  Felsarbeiteu  für 
den  Wasserüberlauf  sind  noch  sichtbar.  Zwischen  Fischbach  und  Eppstein, 
etwa  300  Schritt  oberhalb  der  Ölmühle,  ist  in  den  Büschen  und  Felsen  der 
westlichen  Wegseite  ein  2m  breiter  Kanal  2m  tief  in  den  Felsen  geschroten; 
der  daran  schliessende  Damm  mochte  das  Wasser  bis  nach  Fischbach  hinauf  stauen. 
Ein  zweiter  Damm  scheint  gleich  unter  Eppstein  die  vereinigte  Krüftel  und  Fisch- 
bach gestaut  und  bis  in  die  Nähe  der  zur  Bahn  führenden  Laufbrücke  gehoben 
und  so  dem  alten  Teil  des  Dorfes  auf  der  Südseite  Schutz  gewährt  zu  haben. 
Ein  dritter  Weiherdamm  lag  1250  m  von  Eppstein  abwärts.  Dort  sieht  man 
auf  der  linken  Thalseite,  an  den  Staufenfolsen  gegenüber  dem  Heidenkeller, 
grosse  Felaeinschrotungen  zum  Zweck  des  Wasserüberlaufes,  wenngleich  der 
Damm  selbst  verschwunden  ist.  —  Ob  noch  eine  vierte  Stauung,  wie  die  Sage 
will,  etwa  unter  der  Schwärzmühle  1250  m  oberhalb  Lorsbach  stattfand,  wissen 
wir  nicht,  wohl  aber  ist  bei  der  Hammermühle  unterhalb  Lorsbach  ein  alter  Weiher- 
grund nachgewiesen,  indem  durch  Grabungen  auf  dieser  Strecke  halbvermoderte 
Stämme,  Blätter  und  Früchte  zumeist  von  der  Buche  zu  Tag  gekommen  sind. 
Der  Damm,  der  das  Wasser  gestaut  und  die  Thalsperre  erzeugt,  wird  sich  dann 
an  die  bei  der  Hammermühle  endende  Schlucht  antjeschlossen  haben,  an  derem 


')  Es  ma^  hier  bemerkt  sein,  dass  in  «ler  Generalstabskarte  der  kleine  Mannstein  200  m 
weiter    nach   WSW  und  in  eine  um   120'  höhere  Horizontale  gezeichnet  sein  sollte. 


oberen  Ende  der  Abschnittswall  seinen  Anfan;^;  nahm.  Derselbe  läuft  von  hier 
quer  über  den  Hofheimer  Kapellenberg  —  wie  wir  dies  an  angeführtem  Ort 
beschrieben  haben, 

Der  ebengenannte  Tleidenkeller  liegt  auf  einem  niederen  Bergvorspning, 
welcher  1250  m  unterhalb  Eppstein  durch  ein  rechts  einmündendes  Thälchen 
gebildet  wird.  Die  120  Schritt  lange  und  10  bis  20  Schritt  breite  Ilochtläche 
zeigt  zwei  seichte  Gräben,  die  sie  von  dem  aus  dem  Thal  zur  Iliihe  gekrümmten 
Weg  trennen  und  mehr"re  mir  Lehm  statt  Mörtel  gebaute  Mauern,  welche  sich 
aber  weder  zu  einem  Hergfried,  noch  zu  Mantel  oder  Zwinger  gestalten  lassen. 
Es  scheint  eine  kleine  frühmittelalterliche  Burg  zum  Schutz  des  Weiherdammes 
hier  gestanden  zu  haben. 

Es  ist  zu  bedauern,  dass  in  den  Generalstabskarten  und  auch  in  den  Forst- 
karten die  alten  Namen  sehr  oft  fehlen,  oft  falsch  geschrieben,  oder  von  der 
Stelle,  die  sie  benennen  sollten,  verschoben  sind.  So  fehlt  auf  dem  Felde  nörd- 
lich des  Hofes  Häusel  die  Bezeichnung  Galgenfeld,  welche  deshalb  von  histo- 
rischem Wert  ist,  weil  der  Hof  Häusel,  vor  dem  noch  vor  wenigen  Jahren  die 
alte  Gerichtslinde  stand,  einst  die  höchste  Gerichtsstätte  der  Herrschaft  Eppstein 
war  und  als  solche  den  Galgen  zur  Hand  haben  musste.  Der  Weg  von  da 
ins  Daisthai  führt  durck  den  heiligen  Wald,  nicht  Hasen-Wald,  oder  wie  die 
Anwohner  wollen  Heissen  Wald;  dieser  liegt  zwischen  den  Einflüssen  der  Dais 
und  der  Fischbach. 

Gegenüber   dem    Plof  Häusel   liegt    der  Altehof,    eine   leise    Umwallung 
zunächst    einer   Quelle,  die    durch    das    Amsterthal    in    die   Krüftel    fliesst.     Die 
Umwallung  wird    in  der  That    auch  nichts    anderes  als    ein   landwirtschaftliches  J  ' 
Gehöfte  umschlossen  haben,  das  jetzt  wieder  dem  Walde  anheimgefallen  ist. 

Der  folgende  Bergrücken  ist  in  seinem  südlichen  Teil  der  Burgfriede  be- 
namt,  obschon  eher  der  nördliche  Teil  zunächst  der  Burg  diesen  Namen  verdient. 
Wo  der  Heidenkeller  liegt,  haben  wir  eingangs  gesagt;  die  auf  der  General- 
stabskarte dem  Höhenpunkt  1005  angeschriebene  Bezeichnung  Heidcnkeller 
ist  daher  hier  zu  streichen.  Ebenso  ist  weiter  südlich  der  Name  Schlingswald 
bei  dem  Dreieckstein  932  durch  Erbenwellen  zu  ersetzen  und  erst  dem  folgenden 
Bergrücken,  dessen  Soitenthäler  über  und  unter  Lorsbach  münden,  ist  der  Name 
Schlingswald  zu  geben;  dahin  wollten  wir  kommen,  ura  die  Wallburg  im 
Schlingswald  zu  beschreiben. 


Die  Wall])urg. 

Von  A.  V.  C. 


Im  Schlingswald,  Taf.  I  2,  3,  4,  ist  600  Schritt  westsüdwesrlich  von 
Lorsbach,  auf  einem  Bergrücken  zwischen  zwei  Seitenthälern  gelegen.  Der 
Rücken  ist  auf  der  Angriffsseite,  gegen  den  ansteigenden  Gebirgsstock  durch 
einen  200  Schritt  langen  Erdwall  und  zwei  davorliegende  Gräben  abgeschnitten. 
Die  Höhenunterschiede  zwischen  den  Grabensohlen   und  der  Wallkrone  betragen 


5  biä  6  m.  Voui  Wall  aus  hat  man  über  »len  dicht  mit  Ileokeu  und  Dornen  be- 
wachsenen Graben  hinweg,  eine  weite  Aussicht  über  die  beiden  Thalliange  und  zum 
westhchen,  löOO  .Schritt  entfernten  (iebiri^skamm,  über  den  die  Hüchstrasse  zieht 
und  der  beim  Dreiecksstein  llöO'  Katzenlück  heisst.  —  Man  könnte  da  „Chatten- 
lücke*  etymologisieren.  Auf  der  Südseite  wird  der  Wall  niedriger,  hat  hinter  sich 
einen  Graben,  aus  dem  der  Boden  entnommen,  und  vor  sich  den  natürlichen 
Abhang  bis  zu  einem  Wege,  welcher  mittelst  einer  Art  Glacis  gegen  die  Feldtlur 
abfallend  einen  Graben  ersetzt.  Die  Xordostseite  zum  Dorf  Lorsbach  sich  ab- 
senkend, ist  nur  durch  einen  l'/im  tiefen,  9  m  l)reiten  Graben  und  einen  l'/sm 
über  der  Grabensohle  erhobenen  Wall  gebildet.  Seine  Erde  wurde  aus  dem  vorderen 
und  auch  aus  einem  hinteren  Graben  entnommen.  —  Auf  der  Xordnordwestseite 
hat  sich  keine  Befestigung  erhalten,  sie  ist  steil  abfallend,  sodass  hier  ein  Verhau 
genügt  haben  mag,  indem  man  die  Bäume  als  Maske  stehen  Hess  und  an  sie 
andere  herbeigeschleppte,  mit  thahibwärts  gerichteten  Ästen,  befestigte.  Wasser 
ist  keines  in  unmittelbarer  Nähe,  wohl  aber  in  dem  südlichen  Xebenthal,  das 
leichter  zu  erreichen  als  das  m'Jrdliche  ist  —  jed<jch  auch  in  diesem  zu  finden. 
Wie  sich  Hofheim  auf  dem  östlichen  Rücken  des  Lorsbacher  Thaies  gegen 
einen  von  Norden  kommenden  Feind  geschützt  hat,  so  hat  sich  Lorsbach  auf 
dem  westlichen  gegen  einen  gleichfalls  von  Nt)rden  auf  diesem  Rücken  heran- 
ziehenden Gegner  in  der  Wallburg  des  Schlingswaldes  einen  Zufluchtsort  bereitet. 


Hügelgräber. 


Vun  A.  V.  C. 


1.  Im  Wald  Halbehl  bei  Münster  im  Taunus.  Auf  dem  Ostabhang  des  vom 
Stauten  zur  Hof  heimer  Kapelle  hingestreckten  Bergrückens  liegen  100  Schritt 
westlich  von  Münster  5  zu  dessen  Wald,  und  jenseits  des  Grenzweges  3  zum 
Hof  heimer  Gemeindewald  gehörige  Grabhügel  von  16  und  weniger  Durchmesser 
und  2  und  weniger  Meter  Höhe.  Mit  Beiziehung  des  Konservators  und  mit 
Zustimmung  der  Herrn  Bürgermeister  Aumüller  und  Oberförster  Kehrein 
wurde  am  27.  Juli  hier  durch  Herrn  von  Reinach  einer  der  Münsterschen 
Grabhügel  regelrecht  mit  konzentrischen  Gräben  untersucht.  Man  fand  2  m 
nordwestlich  des  Mittelpunktes  auf  dem  gewachsenen  Boden  eine  Gruppe  von 
sechs  tragbaren  Steinen,  auf  welchen  zwei  massive  geschlossene  Bronzearm- 
ringe von  1  cm  Dicke  und  5  cm  lichter  Weite,  sowie  etwas  weiter  westlich 
ein  ebensolcher,  aber  8  cm  im  Lichten  messender  Fussring  lagen.  Weiter  fand 
sich  nichts  als  einige  kleine  Kohlenstückchen,  aber  keine  Spur  von  Töpferei 
oder  Knochen.  Es  wurde  noch  ein  zweiter,  bereits  in  früherer  Zeit  ansre^rabener 
Hügel  untersucht  und  auch  dieser  bis  auf  viele  Asche  und  einen  menschlichen 
Unterarmknochen  ebenso  leer  gefunden. 


Auffallend  sind  zwei  Dioge:  Der  Distriktsnamen  Halbe  hl,  welcher  auch 
dem  4'/l'  km  entfernten  (Jräherfeld  bei  Ruppertahain,  Ann.  XX,  8-47,  eigen  ist; 
für  beider  Benennung  haben  wir,  auch  im  Zusammenhalt  mit  dem  Namen  des 
5  km  westlich  gelegenen  D(jrfes  Eh  1  halten,  keine  Erklärung.  Dann  ist  merk- 
würdig der  Mangel  an  jeglicher  Tüpferei  in  beiden  (.Jrabfeldern. 

Wir  kennen  jetzt  Gräber  mit  Bronzebeigaben  ohne  Tfipferei,  aber  auch 
Gräber  mit  schönen  grossen  Thonurnen  ohne  Bronzebeigaben,  und  endlich  solche 
ohne  jegliche  Beigabe.  Nur  ThongeHisse  fanden  wir  bei  H(")hr,  XVIf,  101,  und 
Bilkheim  II,  303;  III,  Ol,  217;  nur  Bronze  in  den  ebengenannten  beiden 
Ilalbehlcn;  und  ohne  jegliche  Beigabe  waren  die  Gräber  bei  Ilahnstättcn 
XIX,  180  und  Holzhausen  a.  d.  Dautphe  XIX,  178. 

Es  wird  eine  interessante  Arbeit  werden,  aus  einer  genügenden  Zahl  von 
Beobachtungen  die  verschiedenen  Gräber  unseres  Landes  zusammenzustellen. 

Hier  sei  noch  bemerkt,  dass  1.500  m  westlich  der  Gräber  in  der  Münsterschen 
Halbehl  auf  dem  Lorsbacher  Kopf  Bruchstücke  von  Mühl-  oder  Reibsteinen 
aus  Mendiger  Lava  gefunden  worden  sind,  und  dass  das  wasserreiche  Ge- 
lände östlich  des  Lorsbacher  Kopfes  für  eine  frühgeschichtlichc  Ansiedlung  sehr 
geeignet  war. 

2.  Bei  Heckholzhauseo,  8  km  westlich  Weilburg.  W'ir  haben  schon  früher 
darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  in  dem  Lande  rechts  der  Lahn  Hügelgräber 
selten  sind,  im  Gegensatz  der  zahlreichen  Gräber  links  der  Lahn  bis  zum  Main. 
Es  war  uns  daher  sehr  willkommen,  als  wir  sowohl  von  Herrn  (Oberförster 
Hölzerkopf,  als  von  dem  Bergwerksbesitzer  Herrn  v.  Lossen  Nachricht  über 
solche  Gräber  erhielten,  welche  8  km  westlich  von  Weilburg  im  Walde  Pfühl 
zwischen  Heckholzhausen  und  Merenberg  liegen. 

Heckholzhausen,  dessen  Bürgermeister  Herr  Seelbach  uns  führte  und 
bei  den  Nachgrabungen  nützlich  war,  ist  nicht  uninteressant  un<l  sehr  alt,  da 
es  schon  879  genannt  wird.  Seine  von  einer  alten  Friedhofmauer  eingeschlossene 
Kirche  liegt,  einige  Meter  höher,  nördlich  der  Landstrasse.  Sie  hat  ein  enges 
viereckiges  Chor  aus  der  Übergangszeit.  Hinter  ihr  nordwärts,  auf  dem  Rand 
der  nach  dem  Kerkerbachthal  abfallenden  Höhe,  erkennt  man,  zwar  nicht  in 
anstehenden  Mauern,  aber  doch  an  den  Unebenheiten  des  Bodens  die  Überreste 
der  Burg  Holzhausen.  Sie  kam,  als  der  gleichnamige  Mannesstamm  der  Besitzer 
ausstarb,  an  die  Schützen  von  Merenberg,  welche  davon  den  Namen  der 
Schützen  von  Holzhausen  führten,  reich  begütert  in  Kamberg  wurden  und 
nach  denen  das  Badharus  zum  Schützenhof  in  Wiesbaden  benannt  ist. 

Tausend  Meter  östlich  von  Heckholzhausen  zieht  sich  der  Wald  Pfühl 
von  der  Weilburger  Landstrasse  nach  Norden  aufwärts  zu  der  Basakkuppe 
Steinbühl  und  den  Zechenhäusern,  wo  ein  ergiebiger  Bergi)au  auf  Braunstein 
betrieben  wird;  reizende  Braunsteinnieren,  deren  Kern  mit  schneeweissem  Kalk- 
spat erfüllt  ist,  sind  da  nicht  selten. 

Fünfzehn  Grabhügel  sind  im  Walde  wie  immer  in  unregelmässigen  Gruppen 
verteilt.  An  zweien  derselben  war  unter  besün«leren  Umständen  schon  ein 
Versuch  gemacht,    aber    durch   die  Forstbehörde    inhibiert   worden.     Die  Funde 


8 

wurden  in  das  Landesmuseum  abgeliefert  und  bestanden  einschliesslich  der  von 
uns  gefundenen  in  fulgeuden  Stücken,  Taf.  I: 

a.  1   Bronzering  von  14  cm  lichtem  Durchmesser  und   1  cm  Dicke. 

b.  13  Stück  dünne  Bronzegürtelzierdon,  Abbild,  .ö;  dieselben  bestehen  aus 
papierdickem,  ursprünglich  rautenHu-migem  Blech,  das  konkav  getrieben  ist,  sodass 
es  Nadelköpfen  gleicht.  Die  spitzen  Ecken  der  Raute  waren  in  das  Leder  gesteckt 
und  durch  Umschlagen  festgenietet. 

c.  1  BroDzenadel  mit  tropfenfiirmigem  Kopf  und  einer  durchbohrten  Schwel- 
lung, 4  cm  unter  demselben;  die  jetzige,  jedenfalls  nicht  ganze  Länge  beträgt  13  cm. 

d.  1  Bronzering,  17  Vä  cm  im  Lichten,  0  mm  dick,  geformt  aus  einem 
viereckigen  Stab,  nur  in  einer  Richtung  gewunden,  an  beiden  Enden  verdünnt 
und  hakenturmig  ineinander  greifend,  sehr  schön  hellgrün,  doch  etwas  mehlig 
patiniert. 

e.  1  Bronzearmring,  verbogen,  12  cm  L^mfang,  1  cm  breit,  mit  einer  stumpfen 
Mittelkante  und  mehreren,  in  Gruppen  verteilten,  senkrechten  Einschraramungen. 

f.  1  Thouflaschenhals  (Bauch  und  Bmlen  fehlt),  verziert  mit  einem  tisch- 
grätenförmigen  Band;  er  stand  in  zwei  Schale;n.  Die  Masse  nicht  schwarz, 
sondern  hellbraun,  enthält  Steinchen  und  dunklere,  gebrannte  Thonstückchen. 
Wenige  menschliche  Knochen  hatten  sich  durch  das  Kupferoxyd  erhalten. 

Der  Hügel,  welcher  die  letzten  Gegenstände  d,  e,  f  enthielt,  hatte  16  m 
Durchmesser  und  1.25  m  Höhe  und  war  an  der  Oberfläche  wie  im  Inneren  ohne 
Steine  und  (jhne  Kohle. 

Südlich  dieser  Hügelgruppe  lagen  drei  längliche  Vierecke,  durch  leise 
Erderhöhung  umschlossen  und  markiert.  Bei  der  Durchsuchung  eines  derselben 
fand  man 

g.  ein  kurz  und  eng  zusammengefaltetes  Eiseuschwert,  das  ursprünglich 
wenigstens  67  cm  lang  und  4^'a  cm  breit  und  auf  beiden  Seiten  mit  einer  Mittel- 
rippe versehen  war.  Durch  die  Behandlung  mit  Ferrugin  wurde  die  Form  und 
auch  das  blättrige  Gefüge  des  Eisens  deutlich,  aber  durch  die  Beseitigung 
des  mit  Eisen  imprägnierten  Thones  ging  auch  der  Zusammenhang  verloren. 
Mit  in  das  Schwert  war  auch  eine  nur  19  mm  breite,  in  Summa  42  cm  lange 
Klinge  oder  sonstiges  Eisen  eingefaltet.  Es  fanden  sich  keine  Töpferei,  keine 
Kohle,  nur  kleine  unbestimmbare  Tierknochenreste, 

3.  Im  Ruhehiig.  Die  jetzt  1888/80  im  Bau  begriffene  Eisenbahn  von  Wies- 
baden nach  Laugenschwalbach  durchschneidet  2500  m  südöstlich  vom  Chausseehaus 
oder  1500  m  südwestlich  von  Klarenthai  ein  der  Gemeinde  Mosbach  gehöriges 
Waldrevier  mit  vielen  Grabhügeln,  im  Ruhehag  genannt.  Im  Jahre  1830  zählte 
man  deren  an  20  Stück  und  Pfarrer  Luja  von  Dotzheim,  einer  der  verdientesten 
Gründer  unseres  Vereins,  hat  damals  und  im  darauffolgenden  Jahre  fünf  derselben 
untersucht  und  sowohl  sein  Verfahren  dabei  als  seine  Funde  im  11.  Annalen- 
band,  2.  Heft,  pag.  65  beschrieben. 

I>  tadelt  mit  Recht  die  selbst  in  neuer  Zeit  noch  empfohlene  Art,  Hügel- 
gräber durch  ein  oder  zwei  radiale  Gräben  oder  gar  durch  einen  Schacht,  vom 


9 

Gipfel  aus,  zu  untersuchen.  Das  heisst  Raubhau  zu  treiben,  bei  dem  von  einer 
Untersuchung  keine  Rede  sein  kann.  Er  eniptiehlt  die  vom  Stadtpfarrer 
Wilheliui  in  Sinsheim  schon  in  den  2()r  Jahren  geübte  Methode  mittelst  kon- 
zentrischer Gräben,  eine  Methode,  die  Luja  und  auch  wir  seit  1872  stets 
anwenden. 

Luja  fand  im  Ruheiiag  —  der  Name  scheint  wirklich  alt  zu  sein  —  fünf 
durch  Raubbau  verdorbene  Hügel;  von  den  fünf  anderen  durch  ihn  untersuchten 
Hügeln  fand  er  den  einen,  N  16  seines  Plänchens,  mit  einem  schweren  (^uarz- 
bluck  gekrönt.    Darin  grosse  und  kleine,  meist  zerdrückte  Thouurneu  und  Teller. 

Die  Hügel  schienen  ihm  meist  ganzen  Familien  anzugehören.  In  einem 
erhob  er  einen  sogenannten  Bonapartshut,  in  Form  einer  halben  Linse.  Er  fand 
ferner  einen  geschlossenen  Halsring,  in  den  kleinere  Ringe  eingereiht  waren,  und 
zwei  Armringe. 

In  \V  14  fand  er  einen  Ring;  im  übrigen  war  derselbe  ebenso  wie  \V  12 
ganz  leer,  ohne  Gefässe  und  ohne  Kohlen. 

In  einem  Hügel  W5  fiind  sich  ein  gewundener  Halsring,  zweimal  fünf 
Armringe,  an  denen  sich  etwas  Leder  erhalten  hatte  und  zwei  bohle,  um  einen 
Holzkern  geschlagene  Ohrringe,  deren  gewundenes  Drahtende  sich  in  das  andere 
Ende  steckte. 

In  dem  N3  benannten  Hügel  lagen  6  und   10  Armringe. 

Indem  wir  die  damals  gemachten  Funde  aufzählen,  bleiben  die  diesjährigen 
an  Zahl  und  Interesse  zurück.  Sie  bestanden  aus  zahlreichen  Thonbruchstücken 
von  Lernen  und  Schalen,  die  wegen  des  absichtlichen  Zusatzes  von  Kieselsteinchen 
und  gebraunten  Thonstücken,  Aufmerksamkeit  verdienten;  sie  waren  teils  gelblich- 
braun, teils  schwarz  geschwählt,  ohne  Töpferscheibe  gemacht.  Ferner  aus  5  teil- 
weise zerbrochenen  Bronzeringen,  drei  durch  ilire  Abmessungen  und  ihre  cha- 
rakteristiche  Ausschleifung  kenntlich  und  aus  Bruchstücken,  welche  wegen  der 
anhaftenden  Gusszapfen  und  dem  überaus  schlechten  und  blasigen  Guss  einiges 
Interesse  beanspruchen. 

Diese  Stücke,  auf  königlichem  Boden  und  durch  königliche  Behörden  er- 
hoben, kamen  in  das  Museum  für  vaterländische  Altertümer  in  Berlin. 


Zur  Topographie  des  alten  Wiesbadens. 


Von  A.  V.  C. 


Die  Thermen. 

Seit  sechszehn  Jahren,  seit  der  Herausgabe  des  XII.  Annalenbandes  1873, 
sind  wir  darauf  bedacht,  die  Beobachtungen  zu  sammeln,  welche  benutzt  werden 
können,  die  Gestaltung  und  Beschaffenheit  des  Geländes  im  Geiste  wieder  her- 
zustellen, auf  welchem  Wiesbaden  allmählich  entstanden  ist. 

Für  die  Gründung  wie  für  die  Fortentwicklung  ist  die  heisse  (iuelle 
der  Angelpunkt. 


10 

Nun  kann  mau  eine  Theorie  aufstellen,  in  der  Überzeugung  und  in  der 
Absicht,  sie  als  Tharsache  zur  Geltung  zu  bringen,  oder  aber  bescheidener  sich 
ihrer  nur  dazu  bedienen,  einstweilen,  bis  etwas  besseres  gefunden  ist,  die  That- 
sachen  leichrer  aneinander  zu  reihen  und  verständlich  zu  machen;  mehr  wollen 
auch  wir  hier  nicht: 

Das  Taunusgestein,  der  Sericit,  der  aus  den  Brüchen  von  Sonnenberg,  des 
Nerothaies  und  Dotzheims  hier  verbaut  winl,  hat  einst  das  Mainzer  Meeresbecken 
als  steil  aufsteigendes  Felsufer  begrenzt,  welches  dem  Streichen  des  Gesteines, 
ja  dem  Zug  des  Taunusgebirges  selbst  entsprechend,  eine  gerade  von  SW  nach  NO 
gerichtete  Linie  bildete. 

In  dieser  Linie  liegen  auch  die  drei  Ilauptquellen:  des  Schützenhofes,  des 
Adlers  und  des  Kochbrunnens.  Sie  liegen  nicht  in  einer  Gebirgsspalte,  denn 
diese  durchsetzt  das  Gestein  mehr  oder  minder  rechtwinklich,  sondern  sie  liegen 
am  Ende  der  Felswand,  längs  deren  sie  aufsteigen. 

Vor  ihr  liegen  die  L'nebcnheiten  des  Meeresgrundes,  die  sich  bald  ver- 
mehren und  vertiefen,  bald  füllen  und  ausgleichen,  indem  sich  auf  ihnen  je 
nach  heftigen  und  sanften  Strömungen,  oder  je  nach  Ruhe  und  Klärung  Gerolle, 
Sand,  Thon  oder  Kalkgebilde  absetzen. 

Zunächst  lagern  sich  an  das  Felsgestein  des  Sericits  die  Meeres-Sand-  und 
Strandbildungen,  die  wir  am  Ende  der  Schützenhofstrasse  entblüsst  sehen  und 
tertiären  Sandstein  nennen. 

Dem  Ufer  ferner  setzten  sich  dann  noch  mancherlei  Kies,  Sand,  Mergel 
und  Kalk  ab,  von  denen  wir  zunächst  nur  den  Litorinellen-Kalk  an  der  Hammer- 
mühle und  am  Bierstadter  Berg  nennen.  Über  dem  lagern  sich  ein  grober 
Taunusschotter  und  über  diesem  wieder  die  Kiese  und  Sande  ab,  die  der  Main  zu- 
gleich mit  seinem  Ufergestein,  Granit  und  Hornstein,  und  mit  den  Knochen  urwelt- 
licher Wirbeltiere  herabgewälzt  hat.  Wir  finden  letztere  in  den  Kiesgruben  von 
Mosbach  ziemlich  häufig,  nicht  selten  aber  auch  im  Untergrund  der  Stadt, 
manchmal  ruhig  bedeckt  mit  einem  grauen  lettigen  Diluvialthon,  der  seinerseits 
wieder  bedeckt  ist  mit  grobem  Kies,  ehe  der  Sinter  sich  in  der  Nähe  der 
Thermen  über  ihm  ausgebreitet  hat.  Auf  dem  Ganzen  ruht  dann  endlich  das 
letzte  Diluvialgebilde:  der  Löss,  aus  dem  wir  die  Ziegel  streichen  und  unsere 
Häuser  bauen. 

Die  urweltlichen  Wirbeltiere,  die  wir  in  dem  Mosbacher  Kies  finden, 
haben  wir  bereits  in  den  Steetener  Höhlen  gefunden  und  im  Band  XHI,  XV, 
XVII  und  XX  beschrieben. 

Diese  Tiere,  wir  nennen  nur  das  Mammuth  und  das  Rhinozeros,  müssen 
nicht  notwendig  bei  uns  gelebt  haben;  sie  können  ebensogut  wie  die  am 
Ufer  der  Lena  gefundenen  als  Kadaver  von  wärmeren  Gegenden  hierher  geflösst 
worden  sein.  D'e  Frage,  wodurch  jene  Gegenden,  aus  denen  die  Flüsse  sie 
herbeigebracht  haben,  wärmer  waren,  beantwortet  die  Geologie  damit,  dass  die 
Alpen  noch  nicht  bestanden  und  die  warmen  Winde  aus  Afrika  ein  warmes 
Klima  mit  sich  brachten,  ebensogut  wie  der  Golfstrom  bei  Bergen  in  Nor- 
wegen Äpfel  und  Aprikosen  gedeihen  lässt.  Jene  Kadaver  bestanden  aber 
nicht    nur    aus    Knochen,    sondern    auch    aus    Haut   und    Fleisch,    denn    andern 


11 

Falles  würden  die  Bewohner  wühl  Elfenbein  und  Kuui-hen  benut/f-,  nicht  aber 
die  Sohulterblutter  und  Oberbeine  in  ihre  Hohlen  geschleppt  und  die  Bären- 
tatzen nicht  verbranut  haben,  wonu  die  Trochloditen  und  ihre  Hunde  nicht  ein 
im  Eis  konserviertes  Fleisch  an  ihnen  gefunden  hätten.  Dass  dies  Eis  und 
das  kalte  Klima  bei  uns  wirklich  da  war,  erkennen  wir  wieder  aus  den  Ge- 
beinen der  nordischen  Tiere:  des  llenutieres,  des  Schneehuhns  und  des  Bernsteins. 
Wo  aber  diese  Kälte  hergekommen,  erklären  die  Geoh)gen  mit  der  einstigen 
Tieferlage  Xorddeutschlands,  sodass  das  Meer,  welches  es  bedeckte,  mit  dem 
Eismeer,  namentlich  mit  dem  weissen  Meer  zusammenhing.  Norddeutschland 
war  nicht  nur  zeitweis  mit  Eis  bedeckt,  sondern  an  seiner  südlichen  Küste 
scheiterten    die  Eisberge   und   verbreiteten    die  arktische    Kälte    auch   über    den 

Taunus. 

Bei  Steeten  haben  wir  im  Schutz  der  Höhlen  den  Menschen,  seine  Gebeine 
und  seine  Kunstprodukte  gefunden;  im  Mosbacher  Sand  fanden  wir  wenigstens 
einen  Vogelkochen,  so  gespalten  wie  es  nur  der  Mensch  vermag  und  zudem 
alle   jene  nordischen  Tiere,  die  wir   mit   ihm    in    der   Steetener    Höhle    kennen 

gelernt  haben. 

Auch  im  Untergrund  von  Wiesbaden  haben  wir  Steinwerkzeuge  und 
Töpfereien  gefunden,  welche  denen  der  Steetener  Höhlen  nahe  verwandt,  wenn 
nicht  gleich  waren.  Dass  wir  hier  nicht  mehr  und  nicht  besseres  fanden,  hegt 
in  der  offenen  Gegend  und  wenn  wir  in  den  Mardellen  am  Archiv  und  am 
Schlachthaus  doch  einiges  Verwandte  aufgefunden  haben,  so  liegt  das  m  den 
Vorteilen,  welche  die  Thermen  an  W^ärme  und  an  Salz  gewährten. 

Wir  nannten  die  warmen  Quellen  den  Hauptanziehungs-  und  den  Angel- 
punkt von  Wiesbaden.  Ihre  Existenz  haben  sie,  wo  sie  hingelangten,  beurkundet 
durch  den  braunroten  Sinter,  den  sie  abgesetzt  haben.  Er  ist  selbstverständlich 
jünger  als  das  Gestein,  in  dem  die  Quelle  heraufdrang  und  jünger  als  das, 
auf  dem  er  sich  abgelagert  hat. 

Es  ist  von  Interesse  zu  sehen,  dass  die  Quelle  mit  dem  Sinter  zwar  den 
tertiären  Sandstein  durchdrungen  hat,  sich  aber  auf  keiner  Schichte  ausgebreitet 
hat,  als  auf  dem  groben  Kies,  welcher  über  den  grauen  lettigen  Diluvialthon 
sich  gelagert  hat.  Auf  den  Thon  selbst  aber  hat  er  sich  nicht  au.sgebreitet ; 
wir  schliessen  daraus,  dass  er  so  wenig  wie  die  Quelle  bestand  zur  Zeit,  als 
dieser  Thon  abgesetzt  worden  war,  sondern  dass  die  Quelle  erst  ausbrach,  als 
sich  auf  diesen  Thon  der  Kies  und  Sand  abgelagert  hatte,  auf  denen  wir 
den  Sinter  finden.  Dieser  Ausbruch  würde  dann  in  die  Zeit  fallen,  wo  die 
Eiszeit  aufhörte,  d.  h.  wo  Norddeutschland  sich  über  das  Eismeer  erhob  und 
an  die  Stelle  der  nordischen  Tiere  diejenigen  treten,  welche  jetzt  unsere  Wälder 
und  Fluren  beleben. 

Wie  es  aber  kam,  dass  die  Wässer  sich  erwärmt  und  das  Gestein  aus- 
gelaugt haben  —  das  erklärt  die  Geologie  aus  dem  Vorschieben  des  Taunus- 
gebirges auf  einer  tiefern  Gesteinstläche,  zwischen  welchen  das  herabsickernde 
Wasser  das  zermalmte  Gestein  auslaugt  und  sich  selbst,  mehr  noch  als  durch 
die  Tiefe,  erwärmt,  ehe  es  heraufkommt.  Das  Vorschieben  aber  entsteht  durch  das 
herabsickernde  Regenwasser,  welches  mit  den  Bestandteilen  des  oberen  Gebirges 


12 

beladen,  in  die  Risse  und  Zwischenräume  eindringt,  da  seine  Mineralbestand- 
teile  absetzt,  kristallisiert  und  vergrössert,  und  dadurch  fort  und  fort  neue  Risse 
bildet  und  so  das  Gebirge  vorschiebt. 

Wir  sind  uns  des  Gewagten  unserer  Schlüsse  wohl  bewusst  und  verlangen 
nichts  mehr,  als  dass  sie  durch  zahlreichere  Beobachtungen  bewahrheitet  oder 
—  umgeworfen  werden. 

Wir  wollen  nur  darauf  hinweisen,  dass  auch  unsere  Thermen  eine  Ge- 
schichte haben  und  ihre  Entstehung  wenigstens  geologischen  Zeitsätzen  ein- 
gereiht werden  kann. 

Wenn  wir  es  nicht  durch  die  römischen  Schriftsteller  wüssten,  so  würde 
der  durch  Römerbauten  vielfach  durchbrochene  und  um  ihre  Bauten  angesetzte 
Sinter  es  uns  sagen,  dass  die  Römer  unsere  Thermen  benutzt  haben. 

Bei  der  jetzigen  Kanalisation  und  bei  der  Anlage  der  neuen  Trinkhalle 
sind  mancherlei  römische  und  spätere  Bauten  aufgefunden  wcjrden,  die  uns  ver- 
anlassen, auch  auf  einige  frühere  Thermen  und  Sinter -Erscheinungen  zurück- 
zukommen. 

Abbildung  Tafel  II  stellt  die  Lage  um  den  Kochbrunnen  dar. 

a.  Römisches  Mauerwerk,  1,90  unter  der  Erdoberfläche,  auf  116,86  über 
der  Nordsee,  mit  aufrechtstehenden,  schlecht  gearbeiteten  Heizrohren,  5  Stück 
30  X  1 1  X  15  und  28  X  12  X  12  cm,  ohne  Stempel. 

b.  Römisches  Mauerwerk,  aus  dem  unten  Tegulä  weit  hervorstanden,  um  als 
Wasserrinne  zu  dienen,  Tafel  III b;  sie  lagen  auf  116,20,  leiteten  das  Wasser  nach 


der  Spiegclgasse  und  trugen  die  Stempel    LEG  XIIIIGM  VJ  und    LE  Xllll  G  M  V 

c.  Taf.  II.  Ebendahin  leiteten  auch  das  Wasser  viereckige,  schön  gearbeitete 
Heizröhren  von  37  cm  Länge,  13xll'/2cm  Breite  und  Tiefe  mit  X-förmigen 
Löchern  und  mit  dem  Stempel  der  22.  Legion,  Taf.  III,  Abbild.  1.  Sie  lagen 
auf  116,b-2  und  waren  nicht  verkittet.  Ihr  Wasser  war  Thermalwasser  und  ganz 
frei  von  Sinter. 

d.  Taf.  II.  Ein  Wasserbehälter,  wahrscheinlich  quadratisch,  von  6,55  m 
Länge  und  Breite,  auf  117,57  geplattet,  mit  Ziegeln  von  LöVa  X  Vl-i  X  3  cm  auf 
einem  Thonlager  gebettet.  Die  Mauerflucht  des  Behälters  liegt  parallel  mit  einem 
dreieckigen  Stück,  auf  welchem  das  Musikzelt  steht,  und  scheint  dasselbe  noch 
der  letzte  Rest  des  Gasthofs  zur  Blume  (oder  zum  Sahnen?)  gewesen  zu  sein. 
Da  der  Btjden  des  Behälters  fast  ohne  Sinter,  die  Seitenwände  aber  bis  zu  25  cm 
Stärke  mit  demselben  überzogen  sind,  so  ist  es  wahrscheinlich,  dass  er  eines 
jener  Bäder  war,  welche,  zwar  mit  Trennung  der  Geschlechter,  sonst  aber  ge- 
meinschaftlich benutzt  wurden,  Taf.   III. 

e.  Taf.  III.  Es  ist  daselbst  ein  Krug  gefunden  worden,  wie  sie  früher 
als  die  c\iind(n-f<)rmigen  Krüge  bei  den  Mineralbrunnen  in  Gebrauch  waren.  Er 
ist  bauchig,  nur  an  der  Mündung  gelb  glasiert  und  hat  am  unteren  Teil  des 
Halses  ein  kleines  Loch,  durch  das  die  Luft  eindringen  kann,  wenn  man  trinkt. 
Es  ist  derselbe  Krug,  welchen  aur-h  Merian  bei  Schwalbach  abgebildet  hat. 
Andere  dort  gefundene  Ziegelstempel  sind  Taf.  III,  Abbild.   5  dargestellt. 


13 


Römische  Gräber  und  Öfen:  Priedrichstrasse  44. 
Beim  Abraum  des  Bauplatzes   und   dos  Gartens  fand  sich  58  Schritt  süd- 
lich der  Strasse  eine  Wand  mit  neben  gezeichneten  Schicliten: 
im  TjÜss  eiui'ebettet    drei    Leichen    ohne 
Beigabe,    doch    in    der    Nähe    römische   ^^^^^^^^^^ 


Humua. 


Töpferei.     In  <ler  Nähe,  mehr   nach  der   ^| 


S 


LÖ98. 


Strasse  fand  man  gleichfalls  im  Löss  einen   ^ 


grauer 


Kies. 


roter  Kies. 


Doppelofen,  mit  Ziegeln  überwölbt.  Beide 

bestanden  aus  einem  Feuerraum,  1  m  lang, 

45  cm    breit    und  45  cm  laug,    der  sich 

nach  vornen  auf  76  cm  erweiterte;  wozu 

er  gedient  hat,  war  niclit  zu  erraten. 
Es  fiel  auf,  dass  die  Gefässe,  bis  auf  zwei  schwarz,  alle  breit  umgelegte 
Ränder  hatten.  Zwei  der  grössteu  waren  als  Reibschalen  mit  kleinen  weissen 
Quarzkörnern  bestreut  und  auch  in  der  Masse  mit  solchen  versetzt.  Taf  III, 
Abbild.  7,  sind  die  Durchschnitte  der  Mündungen,  sowie  deren  Halbmesser 
gegeben.  Die  Terra  sigillata-Bruchstücke  sind  von  der  schönsten,  wie  wir  an- 
nehmen ältesten  Sorte,  dunkelrot,  hart,  eines  mit  Relief  verziert,  ohne  Töpfor- 
stempel.  Von  zwei  fein  abgedrehten  Säulen-Kapitalen  bezüglich  Basen  aus  feinem 
(Mainzer)  Litorinellenkalk  passt  das  erstere  zu  einem  33  mm  dicken,  das  andere 
zu  einem  28  mm  dicken  Säulchen.  Dazu  noch  eine  römische  Tegula  von  42  cm 
Länge.  Nur  eine  Flasche  in  Form  der  Grabkrüglein,  aber  ohne  Henkel,  war 
ganz,   14  cm  hoch,   12  cm  dick  und  graubraun. 


Die  Reit-  und  Packsättel  der  Alten. 

Ton 

Schliebcn^ 

Major  ft.  D. 


Über  die  Zeit,  zu  welcher  die  ersten  Sättel  von  einzelnen  Reitern  oder 
von  grösseren  Truppenkörpern  in  Gebrauch  genommen  sind,  haben  schon  Voss, 
Gessner,  Salmasius,  Pancirollus  und  andere  Untersuchungen  angestellt,  ganz 
besonders  aber  Scheffer  in  seinem  Kommentar  de  re  vehiculari,  Beckmann  im 
dritten  Teile  seiner  Geschichte  der  Erfindungen  und  Ginzrot  im  zweiten  Teile 
seiner  Geschichte  der  Fuhrwerke  ausführliche  Mitteilungen  gemacht.  Wer  die 
Gründlichkeit  und  Belesenheit  jener  Herren  kennt,  wird  von  vornherein  ver- 
muten, dass  ihnen  nicht  viele  Stellen  von  Bedeutung  entgangen  sein  werden 
und  nur  eine  schwache  Hoffnung  nähren,  dass  es  ihm  selbst  gelingen  werde, 
unter  den  schriftlichen  Nachrichten  noch  Neues  zu  entdecken.  Anders  dürfte 
es  mit  den  Aufklärungen  aus  den  sich  durch  Ausgrabungen  noch  fortwährend 
mehrenden  Funden,  aus  Sammlung  und  Verwertung  von  Skulpturen  und  Ab- 
bildungen stehen,  welche  die  jetzt  bekannten  Resultate  noch  wesentlich  ändern 
können. 

Vor  mehr  als  zwanzig  Jahren  habe  ich  die  damals  bekannten  Ergebnisse 
zusammengefasst  (Pferde  des  Altertums,  S.  147),  und  obgleich  seitdem  nichts 
wesentlich  Neues  beigebracht  worden,  findet  man  doch  in  späteren  Werken 
sehr  sicher  auftretende  Angaben,  welche  die  Lösung  der  Frage  zu  enthalten 
scheinen.  Sieht  man  aber  näher  zu,  so  sind  die  in  der  Regel  sehr  unbestimmt 
gehaltenen  Citate,  wie  „Hieronymus  sagt"  oder  dergleichen,  entweder  gar  nicht 
aufzufinden  —  die  Schriften  des  Hieronvmus  umfassen  vier  starke  Folianten  — 
oder  sie  sind  geradezu  falsch,  nur  nach  einer  freien  deutschen  Übersetzung 
gemacht  und  beweisen  daher  gar  nichts.  Es  dürfte  daher  angezeigt  sein,  das 
vorhandene  Material  nochmals  zusammenzustellen  und,  was  bisher  nicht  geschehen, 
durch  nähere  Untersuchung  der  für  Esel  und  Maultiere  bestimmten  Pack-  und 
Reitöättel  die  Lösung  der  Frage  nach  dem  ersten  Aufkommen  der  Reitsättel 
für  Pferde  zu  versuchen,  wobei  es  sich  natürlich  nur  um  Sättel  mit  festem 
Hulzgestelle  oder  mit  einem  Sattelbaume,  ähnlich  wie  sie  heute  üblich  sind,  nicht 
um  blosse  Kissen  handelt. 


15 


Die  Schwierigkeit,  den  Fortschritt  der  Konstruktion  zu  erkennen,  liegt  zum 
Teil  darin,  dass  die  griechischen  und  lateinischen  Wörter,  welche  wir  schlechthin 
mit  „Sattel"  oder  „satteln"  ühersetzen  könnten,  im  Laufe  der  Zeit  trotz  der  Ver- 
änderungen, welche  die  sogenannten  Sättel  erlitten,  immer  dieselben  hlieben, 
und  in  gleicher  Weise  auch  bei  verändertem  Materiale  nicht  nur  bei  Pferden, 
sondern  ganz  ebenso  bei  Eseln  und  Maultieren  gebraucht  wurden,  sodass  oft 
gar  kein  Unterschied  zwischen  Reit-  und  Packsätteln,  welche  beide  doch  sehr 
verschieden  waren,  gemacht  wird.  Unstreitig  war  der  Packsattel  beim  Esel, 
Maultier  und  Kameel  seit  den  ältesten  Zeiten  bei  allen  orientalischen  Völkern 
völlig  bekannt  und  daher  der  Gedanke,  für  diese  Tiere  den  Packsattel  so  abzu- 
ändern, dass  er  auch  zum  Reiten  taugte,  ein  so  naheliegender,  dass  man  seine 
Ausführung  den  Alten  mit  Sicherheit  zuschreiben  kann.  Sie  benutzten,  Männer 
und  Frauen,  Priester  und  Propheten  (Richter  10,  3,  5,  10  u.  a.  0.),  vorzugsweise 
den  Esel,  aber  auch  das  Maultier  zu  allen  ihren  Reisen,  während  das  Pferd 
dem  Kriege  diente,  sie  hatten  daher  eine  Vorrichtung,  auf  dem  Esel  bequem 
zu  sitzen,  dringend  notwendig,  weit  mehr  als  beim  Pferde,  dessen  breiter  und 
fleischiger  Rücken  (duplex  agitur  per  lumbos  spina,  Virg.  Georg.  III,  87)  einen 
angenehmeren  Sitz  bietet.  Zum  Reiten  genügte  allerdings  vorläufig  eine  zusammen- 
gelegte weiche  Decke,  anders  war  es  aber,  wenn  der  Esel  zum  Tragen  von 
Lasten  dienen  sollte.  Man  musste  vor  allen  Dingen  darauf  bedacht  sein,  die 
Wirbelsäule  durch  harte  Gegenstände  nicht  zu  verletzen;  um  aber  grössere 
Gepäckstücke  sicher  zu  befestigen,  musste  man  ein  festes  Gestell  haben,  und  so 
bekam  der  Packsattel  eine  andere  Gestalt,  als  sie  für  das  Reiten  unbedingt 
nötig  gewesen  wäre. 

Dazu  kommt,  dass  beim  Esel  der  Sitz  dicht  hinter  den  Schulterblättern 
nichts  angenehmes  hat  und  die  Last  deshalb,  besonders  bergab,  vorteilhafter 
etwas  weiter  nach  der  Croupe  zu  ruht.  Oft  sitzen  daher  die  Reiter  ganz  auf 
dieser,  ähnlich  wie  es  bei  den  indischen  Reitochsen  geschieht.  In  diesem  Falle, 
wenn  die  Orientalen  wirklich  so  gesessen  haben,  ist  selbst  eine  Decke  schwer 
zu  befestigen,  und  doch  ist  immer  vom  Gürten  und  Satteln  der  Esel  die  Rede. 
Auf  allen  Abbildungen  finden  w^ir  immer  die  Decken  oder  Kissen  mit  Vorder- 
und  Ilinterzeug  versehen,  letzteres  in  Form  eines  Umlaufs,  wie  er  beim  Wagen- 
pferde üblich  ist,  und  sehr  hochliegend,  dagegen  auffallenderweise  den  Gurt 
um  den  Leib  weggelassen.  Bei  dem  angeführten  Sitz  ist  dieser  in  der  That 
nicht  gut  anzubringen  und  auch  nicht  unbedingt  nötig,  da  der  Esel  sich  nur 
im  Schritt  bewegte.  Für  Männer,  welche  diesen  Sitz  einnehmen  wollten,  ge- 
nügte ein  Vorder-  und  Ilinterzeug  ohne  Bauchriemen,  um  die  L^nterlage  einiger- 
massen  festzuhalten  und  beim  Bergauf-  und  Bergabreiten  am  Ilerabrutschen 
zu  hindern.  Unter  Umständen  genügte  auch  eine  blosse  Decke  ohne  alle  Be- 
festigung. So  mag  Jesus  (Matthäus  21,  7)  bei  seinem  Einzüge  in  Jerusalem 
gesessen  haben,  da  seine  Jünger  einfach  ihre  Oberkleider  auf  den  Esel  legten. 
Als  man  jedoch  zu  einer  Art  Sattel  überging,  musste  dieser  seinen  Platz  dicht 
hinter  den  Schulterblättern  finden  und  ausser  dem  Vorder-  und  Ilinterzeug  auch 
einen  Bauchgurt  bekommen. 


IC 

Die  älteste  Enviihnung  sogenannter  gesattelter  Esel  findet  sich  in  der 
Bibel  I  Mos.  22,  3  (Abraluim),  IV  Mos.  22,  21  (Bileani),  III  Mos.  15,  9,  II  Samuel 
II.  U),  1  u.  2  und  17,  23,  I  König  2,  40  (David).  An  allen  diesen  Stellen 
hat  die  Vulgata  sagmare  oder  sagnia,  die  Septuaginta  ni-.-v.y^  sr'.aätTi-.v  oder 
iri^avaa  und  der  hebräische  Text  chabasch,  umwickeln  (vom  Turban),  also  gürten, 
satteln.  Das  Wort  -jdtTs'.v  ist  wörtlich  unser  satteln,  wie  aber  dieses  Satteln 
bestand,  sagt  uns  das  Wort  nicht.  Aber  in  den  Glossen  zum  Talmud  aus  dem 
ersten  christlichen  Jahrhundert  kommt  das  Sprichwort  vor  (ßaba  Mezia  S.  27b): 
.man  pHegt  nicht  einen  Sattel  geliehen  zu  nehmen,  weil  er  den  Esel  drückt," 
d.  h.  jedem  Esel  passt  nur  sein  für  ihn  besonders  eingerichteter  Sattel.  Die 
Sättel  jener  Zeit  bestanden  also  nicht  aus  blossen  Polstern  oder  Kissen,  sondern 
hatten  feste  Gestelle  und  wurden  besonders  angepasst. 

Unter  Tr.otüaa  und  Stratum  verstand  man  alles,  was  dem  Tiere  aufg'eleo't 
wurde.  Decke,  Polster,  Pack-  und  Reitsattel.  Livius  setzt  strata  ganz  gleich- 
bedeutend mit  clitellae,  da  er  YII,  14  u.  X,  40  ganz  dasselbe  Faktum  erzählt 
und  beide  Wörter  dabei  vertauscht.  Die  hier  gemeinten  Packsättel  unter- 
schieden sich  in  ihrem  Überbau  von  Reitsätteln  dadurch,  dass  sie  Vorrich- 
tungen zur  Befestigung  des  Gepäcks  hatten  und  ziemlich  hoch  waren,  sodass 
sie  zum  Reiten  kaum  ausnahmsweise  brauchbar  waren.  Deshalb  Hess  Marius 
im  Jahre  355  v.  Chr.,  wie  in  jener  Stelle  des  Livius  erzählt  wird,  den  Last- 
tieren (mulis)  die  Packsättel  (strata)  abnehmen,  sodass  die  Tiere  nur  eine  Unter- 
lage von  zwei  Filzdecken  (centones)  behielten,  setzte  auf  diese  die  Trossknechte 
und  mischte  unter  sie  Reiter  auf  Pferden,  um  dem  Ganzen  von  der  Ferne  das 
Aussehen  von  Reiterei  zu  geben.  Dieselbe  List  wentlet  293  v.  Chr.  der  Konsul 
Papirius  an,  und  noch  Frontinua,  welcher  seine  Strategemata  Ende  des  1.  Jahr- 
hunderts n.  Chr.  schrieb,  hält  II,  4,  ü  ein  solches  Vorfahren  für  brauchbar, 
ein  Beweis,  dass  sich  die  Verhältnisse  in  betreif  der  Packsättel  nicht  geändert 
hatten.  Es  folgt  daraus,  dass  diese  hojh  und  überhaupt  zum  Reiten  nicht  ge- 
eignet waren,  aber  auch,  und  darauf  werden  wir  später  Wert  legen,  dass  die 
Reiter  auf  Pferden  noch  am  Ende  des  ersten  Jahrhunderts  sehr  niedrige  Unter- 
lagen haben  nmssten,  wenn  die  auf  Maultieren  sitzenden  Packknechte  bei  Be- 
nutzung von  zwei  Filzdecken  mit  ihnen  ungefähr  gleiche  Höhe  hatten. 

Weniger  allgemein  als  Stratum  ist  der  Ausdruck  sagma.  Vegetius  im 
4.  Jahrhundert  n.  Chr.  unterscheidet  mulom.  II,  59  sella  und  sagma  und  ver- 
steht unter  ersterem  einen  Reit-,  unter  letzterem  einen  Packsattel.  Beide  hatten 
aber  einen  übereinstimmenden  Unterbau,  er  sagt  daher  weiter:  si  enim  ista 
minora  fuerint  vel  maiora,  angustiora  vel  ultra  modum  lata,  vel  quae  non  con- 
gruunt,  graviter  nocent  und  fügt  noch  hinzu,  dass  oft  die  Grcisse  und  Schwere 
(enormitas)  allein  schon  schädlich  sei.  Es  kann  hier  nur  von  festen  Gestellen 
mit  zu  kleinen  oder  zu  grossen  Kammern  und  zu  Hacher  oder  zu  steiler  Stellung 
der  Sattelbäume  die  Rede  sein,  also  von  Reit-  und  Packsätteln,  wie  sie  heute 
noch  üblich  sind.  Sagma  ist  der  Stamm  unseres  Wortes  Saumtier,  ausführlich 
handelt  darüber  Schetfer  de  re  vehic.  II,  2,  10;  ein  Saumtier  ist  also  ein 
Satteltier.  Die  Abl)ildungen  der  Altertümer  von  Ilerculanum  von  Kilian  zeigen 
Tom.  III,    tab.  XLIII    einen  Maultiersattel   mit   ausserordentlich    hoher  Vorder- 


17 

wulst,  welche  offenbar  eine  feste  Kammer  umschliesst;  Ginzrot  hat  diese  Figur 
auf  Tafel  84,   1   abgebildet. 

Wenn  Aelius  Lampridius  in  Ileliogab.  4  von  Matronen  spricht,  welche 
auf  einem  equus  .sagmarius  reiten,  so  folgt  daraus  nicht,  dass  sagma  auch  ein 
Reitsattel  war,  sondern  dass  ihre  Pferde  eigentlich  nicht  zum  Reiten,  sondern 
zum  Gepäcktrage^  bestimmt,  sogenannte  cantherii  waren.  Ganz  ebenso  heisst 
es  von  Cato  bei  Seneca,  ep.  87:  M.  Cato  Censorius  cantherio  vehebatur  et 
hippoperis  quidem  impositis  ut  secum  utilia  portaret.  Wenn  in  jenen  Worten 
tue  Einfachheit  und  Bescheidenheit  Catos  gelobt  werden  soll,  so  liegen  beide 
nicht  darin,  dass  er  auf  einem  cantherius  ritt,  sondern  dass  er  alles,  was  er 
brauchte,  in  einem  kleinen  Mantelsacke  bei  sich  hatte.  Die  Packsättel  (clitellae) 
hiessen  nämlich  bei  den  Griechen  xav^r]Xtor  und  xavO'r^X-.oc;,  auch  xavO-o;,  hiess 
ein  starkes  Saumtier,  welches  die  Römer  cantherius  nannten.  Gewöhnlich  war 
dies  ein  Maultier,  musste  man  aber  Pferde  zu  diesem  Dienst  nehmen,  so  musste 
man  sie,  wie  Varro  de  re  rust.  II,  7  sagt,  damit  sie  ruhiger  gingen,  kastrieren 
und  deshalb  hiessen  alle  Wallache,  auch  wenn  sie  zum  Reiten  benutzt  wurden, 
allgemein  cantherii  und  konnten  dabei  sehr  edle  Pferde  sein.  Von  cantherius 
soll  auch  der  englische  canter,  der  ruhige  Galopp,  nach  Berenger,  Geschichte 
des  Reitens,  S.  90,  den  Namen  haben. 

Nach  Scheffer  II,  1,  S.  14  hiess  y.t^^oI  jeder  Winkel,  das  Wort  findet 
sich  in  unserem  „Kante"  und  würde  auf  einen  Sattel  deuten,  dessen  beide 
Seiten  einen  scharfen  Winkel,  eine  Kammer  bilden  und  nach  unten  dachförmig 
abfallen.  Das  Synonymon  clitellae  soll  von  xXtro?,  clivus  kommen,  beide  Ab- 
leitungen, durch  mehrere  Glossen  bestätigt,  würden  wenigstens  übereinstimmen. 
Wie  Voss  anführt,  hiessen  auch  die  schrägen  Balken  eines  Sägebocks,  deren 
Stellung  Ähnlichkeit  mit  einer  Sattelkammer  hat,  y.avO-r^X-.a,  die  rein  sprachUche 
Untersuchung  lässt  also  den  Schluss  zu,  dass  dieser  Packsattel  hölzerne,  in 
Form  eines  Sägebockes  zusammengefügte  Sattelbäume  hatte.  Das  Wort  kommt 
schon  bei  Aristophanes  vesp.  169  vor,  es  dürfte  diese  Form  also  schon  alt  und 
wahrscheinlich  schon  mit  dem  Esel  und  Maultier  dereinst  aus  dem  Orient  nach 
Griechenland  gekommen  sein.  Die  Sage  lässt  schon  Semiramis  aus  den  Sätteln 
ihrer  Saumtiere  einen  hohen  Berg  anschütten  und  auf  diesem  zum  Gipfel  eines 
steilen  Felsens  emporsteigen,  Diodor  II,  13.  —  Über  die  Wanderung  von  Esel 
und  Maultier,  wahrscheinlich  von  Ägypten  her,  findet  man  Näheres  bei  Lenor- 
mant,  Anfänge  der  Kultur  I,  204  u.  206,  bei  Hehn,  Haustiere,  S.  70,  und  in 
meinem  Buche,  über  die  Pferde  des  Altertums,  S.  69. 

Da  alle  diese  Packsättel  das  gemein  hatten,  dass  ihnen  ein  hölzernes 
Gestell  zur  Grundlage  diente,  so  erklären  sich  auch  die  verschiedenen  Glossen, 
welche  xav\h;X'.a  (sc.  i')Xa),  clitellae,  avrr,'=?  und  äoTpdßai  als  gleichbedeutend 
anführen;  von  der  aotpißT)  sagt  der  Scholiast  zu  Lucian  Lexiph.  sogar,  dass  sie 
dasselbe  sei  wie  OcXXa  und  aa7|ia.  Wir  sahen  schon,  dass  ersteres  einen  Reit-, 
letzteres  einen  Packsattel  bedeutet,  aber  die  astraba  konnte  unter  Umständen 
beiden  Zwecken  dienen  und  bedeutet  sogar  auch  das  Maultier,  auf  welchem  man 
reitet.  Diese  astraba  hatte  nach  der  Erklärung  des  Scholiasten  einen  aufrecht- 
stehenden,    meist    hölzernen   Sattelbogen,    eine  Rückenlehne,    wehdie    wesentlich 


zur  Sicherheit    des   Sitzes    beitrug.      Hesychius    sagt:    aitoäß-r;    zb   kz\   täv   ^t.tm'^ 
iöXcrV    5    xpaToOoiv    o'.    y.aO".'öa=vo'.,    man    sehe    "Walz,    rhetor.    Graec,   vol.    YIII, 
pag.  6t)0,  Anmerk.   47.    Sie  eignete  sich  wahrscheinlich  zum  Reiten  und  Packen 
in   gleicher  "Weise    oder   war   doch    für    beide  Zwecke    nur   wenig   verschieden, 
scheint  auch  vorzugsweise  bei  Maultieren  verwendet  worden    zu   sein,    weil    sie 
der  Lehne  wegen  grösser  und  schwerer,  als  die  für  Esel  bestimmten  clitellae  war. 
Bei  Alciphron,  ep.  III,  3  und  an  mehreren  anderen  Stellen,  welche  der  Thesaurus 
ling.   Graec.   von   Dindorf    angiebt,    steht    äirpäßr]    für    gesatteltes    Maultier,    an 
anderen  gleichbedeutend  mit  oiXXa  und  acxYiia.    Ihre  FrfiDdung  wird  schon  Oxylus 
zugeschrieben,   welcher  zur  Zeit   der  dorischen  Wanderung   lebte.     Das  Etymo- 
logicum  magnum  sagt  weiter:  äiT&äßrj  37:1  oxs-joo:  siprjta'.  I'jX'.voo*  r^Yyy^  tö  kz\  twv 
r-rwv  r.ö'sasvov   i'V/.ov,    o  xpaToOo'.v   o'.   y.aO-cCöaEvot.     Will    man  bei   diesen  Worten 
nicht  an  die  hölzerne  Lehne  denken,   so  muss   man  unter  t-jXov   unbedingt    den 
hölzernen  Sattelbaum  verstehen,  versteht  man  aber  die  Lehne  darunter,  so  muss 
erst  recht  ein  hölzernes  Untergestell  vorausgesetzt  werden,    da  ohne  dieses  die 
Befestigung   einer  Lehne   nicht   möglich   ist.     Buttmann  hat   in   seiner  Ausgabe 
von  Demosthenes    in    Midiam  37,    exe.  7    auch   der   astraba   eine  Untersuchung 
gewidmet    und    eine   Anzahl    Schollen   angeführt,    aus  welchen  hervorgeht,    dass 
man  diese  Art  Sattel  für  ein  notwendiges   und   gewöhnliches  Requisit    für  Esel 
und  Maultiere  hielt   und  dass    sie    besonders    von  Frauen    benutzt    wurde.     Bei 
Scheflfer   de   re  vehic.    ist    ein    reicher   Citatenschatz    zu    finden,    aus    welchem 
gleichfalls  zu  ersehen   ist,    dass   sie   hauptsächlich   bei  Frauen   beliebt,   ihre  Be- 
nutzung von  Männern  dagegen  mit  dem  Vorwurf  der  Weichlichkeit   verbunden 
war.  Dass  sie  eine  Lehne  hatte,  wird  zur  völligen  Gewissheit  durch  eine  Erklärung 
des  Scholiasten  zu  Demosthenes,    welcher  sie   als  eine  Art  y,adi5pa  itrl  TrXsbroo 
el;  Z'lo^  avf;/tov,  w'jts  twv   xadi'oar^wv  xarr/s'.v  tä  xöra   bezeichnet,    also   als  eine 
Art  Sitz,    welcher  in  der  Regel  in  die  Höhe  ragt  und  den  Rücken   des   darauf 
Sitzenden  stützt.     Es  heisst  hier  „in  der  Regel",    also  nicht  „immer".     Völlige 
Übereinstimmung  und  schematische  Anfertigung  solcher  Stücke  gab  es  im  Alter- 
tum nicht.     Wurde  der  Sattel  für  eine  Frau  bestimmt,   so  befand  sich  also  die 
Lehne  an  der  Seite,  denn  dorthin  kehrte  die  Reiterin  den  Rücken,  ob  aber  auf 
der  rechten  oder  linken  Seite  kann  zweifelhaft  sein. 

Frauen  ritten  nur  in  seltenen  Fällen  auf  Pferden,  in  der  Regel  auf  Eseln 
oder  Maultieren  und  sassen  dann  quer  auf  denselben.  Die  Amazonen  der 
Fabel,  wohl  auch  die,  Avelche  zu  Alexander  dem  Grossen  kamen  (Arrian.  anab. 
VII,  13,  2),  Camilla  (Virg.  Aen.  VII,  803),  Dido  (ibid.  IV,  135)  und  andere, 
nur  von  Dichtern  als  Reiterinnen  besungene  Heroinen,  selbst  diejenigen  Frauen, 
welche  der  historischen  Zeit  angehörend,  auf  Pferden  ritten,  mögen  nach  Männer- 
art gesessen  haben.  Die  Frauen  des  Orients  und  alle  übrigen,  welche  auf  Eseln 
und  Maultieren  ritten,  sassen  seitwärts.  Die  Fabeldichter  sind  dabei  nicht  mass- 
gebend und  widersprechen  sich  auch.  Nach  Ovid  Met.  II,  874  u.  Fast.  V,  607 
sass  Europa  auf  der  linken,  nach  Lucian  Dial.  Zeph.  et  Xotus  auf  der  rechten  Seite, 
auf  dieser  auch  nach  Achilles  Tatius,  Clitophon  et  Leucippe  I,  1.  Auch  Skulpturen 
sind  nicht  massgebend;  ich  habe  eine  grosse  Menge  von  Beispielen  gesammelt, 
welche  die  Frauen  zu  Pferde  und  auf  Maultieren  bald  rechts,  bald  links  sitzend 


19 

zeigen,    ganz  oline  IJntersoliied  der  Zeit  oder  der  Nation,    nur  eins  scheint  mir 
überall  zutreffend,    dass  nämlich  die  Bilder    stets    so    angefertigt    sind,    dass   die 
Frauen  dem  Beschauer  die  Vorderseite  zukehren,   also  rechts  sitzen,   wenn  das 
Pferd  nach  rechts,  und  links,  wenn  es  nach  links  schreitet.    Bei  Bildern  kommt 
es  oft  vor,    dass    durch    den  Abdruck    die    richtige  Zeichnung   gerade    verkehrt 
wird.     Wahrscheinlich  ist,  dass  die  Eselreiterinnen  auf  der  linken  Seite  sassen, 
da  sie  das  Tier  nicht  selbst  lenkten,  sondern  durch  einen  Knaben  führen  Hessen, 
dieser  aber  dasselbe  wohl  mit  der  rechten  Hand  leitete,  selbst  auf  der  linken  Seite 
blieb,  auch  von  dieser  aus  der  Frau  beim  Aufsteigen  behülflich  war.    Dass  aber 
diese   Reiterinnen   nicht   mit  gespreizten  Beinen,    zsfy.ßior;,/,    wie  Achilles  Tatius 
sagt,    sondern  auf  einer  Seite   sassen,    geht   aus   zahllosen  Bildwerken   und   aus 
Ammianus  Marcellinus   31,   2,    6  hervor,    welcher   bei   den  Hunnen    diesen  Sitz 
erwähnt:  Hunni  equis  muliebriter  nonnunquam  insidentes.    Im  Mittelalter  ritten 
bekanntlich  die  Frauen  nach  Art  der  Männer  oder  sassen  hinter  diesen  seitwärts 
auf  demselben  Pferde;  erst  im  12.  Jahrhundert  wurde  der  Quersattel  eingeführt. 
Während  wir  nun   im  Vorhergehenden   gesehen   haben,    dass   die    astraba 
besonders  von  Frauen    benutzt  wurde    und  gewöhnlich    eine  Seitenlehne    hatte, 
lassen  andere  Nachrichten   sogar  vermuten,    dass    sie   auch    ein  Bret    zum  Auf- 
setzen der  Füsse  hatte,    welches  oben  befestigt,    an  der  Seite  horizontal  herab- 
hing.    In  der  That  giebt  es  derartige  Bilder,   welche  allerdings  erst  im  Mittel- 
alter gemalt  sind,  besonders  eines,  welches  die  Jungfrau  Maria  in  dieser  Weise 
darstellt.     Eine    solche  Bank,    deren  Erfindung    nahe   lag,    trug   wesentlich   zur 
Bequemlichkeit  und  Sicherheit  der  Reiterin    bei,    war    aber    ohne    festen  Sattel- 
baum undenkbar.     Bei  einer  solchen  Einrichtung   könnte    die    als   unverständig 
verrufene  Stelle    des  Isidorus-  vollständig  richtig  sein,   welcher,    wie   du  Gange 
anführt,   sagt:    astraba,   tabella   in   qua   pedes   requiescunt.     Es    ist   dabei    nicht 
nötig,   wie   von  Beckmann,   Gesch.  d.  Erfind.  III,   116  geschieht,   an  Steigbügel 
zu  denken,  wenn  die  Bank  der  Sitzenden  auch  ähnliche  Dienste  leistete. 

n. 

Wir  haben  bis  jetzt  vorzugsweise  von  Packsätteln  und  den  für  Esel  und 
Maultiere  bestimmten  Reitsätteln  gesprochen,  weil  sie  die  ältesten  und  ursprüng- 
lichsten zu  sein  schienen,  und  müssen  jetzt  nun  von  den  Pferdesätteln  handeln. 

Wie  lange  man  ganz  ohne  Unterlage  auf  dem  Pferde  gesessen  und  wann 
und  wo  man  angefangen  hat,  auf  eine  Verbesserung  des  Sitzes  Bedacht  zu 
nehmen,  lässt  sich  aus  den  schriftlichen  Mitteilungen  nicht  feststellen,  sicher 
dürfte  nur  sein,  dass  einzelne  Völker  früher,  andere  später  den  Sitz  auf  dem 
nackten  Pferde  aufgaben  und  eine  Unterlage  benutzten.  Der  allgemeinste  Aus- 
druck für  diese  ist  s'fl-r'.ov,  ephippium,  wie  sie  aber  beschaffen  war,  das  lässt 
sich  aus  dem  Wort  selbst  nicht  schliesson;  trotz  aller  Veränderungen,  welche 
die  Sache  erlitt,  blieb  das  Wort  bis  in  die  römische  Kaiserzeit  hinein  üblich. 

Schon  Xenophon  hipp.  7,  5  spricht  vom  Sitz  des  Reiters  auf  dem  ephippium. 
Zu  seiner  Zeit  war  es  offenbar  noch  nicht  unter  allen  Umständen  ein  notwendiges 
Ausrüstungsstück  des  Reiters,  da  er  die  beiden  Fälle  auseinander  hält,  wo  der 
Reiter  auf  dem  ephippium  oder  auf  dem  nackten  Pferde  sitzt  und  durchaus  nicht 


20 

von  solchen  Füllen  spricht,  wo  der  Reiter  das  Pferd  etwa  nur  in  die  Schwemme 
oder  auf  die  Weide  bringen  will.  Dem  auf  dem  blossen  Pferde  sitzenden  Reiter 
war  ein  hoher  Rückgrat  sehr  unbequem.  Xeuophon,  hipp.  I,  II  sagt:  'oo'fö? 
Tj  O'.-Xy;  —  hier  muss  unbedingt  'pä/'.c  statt  ^ot^')^  gelesen  werden  —  r^;  a-Xf,; 
xal  lx^,7.^■r^^^^T.  {xa/.axojTspa  xii  :c-'y  y^o-^wv,  Virgil,  Georg.  III,  87  wünscht  des- 
halb eine  duplex  spina,  welche  Servius  durch  lata  prae  pingnitudine  erklärt, 
einen  fetten,  fleichigen  Rücken,  welcher  sich  zu  beiden  Seiten  polsterartig  erhebt. 
Yarro  VII,  5  verlangt  ähnlich,  dass  der  Rückgrat  nicht  hervorsteht.  Dies  ist 
aber  in  der  Regel  keine  Eigenschaft  schneller  und  edler  Pferde,  es  ist  daher 
wahrscheinlich,  dass  diejenigen  Völker,  welche  sich  durch  schlanke  Pferde  mit 
scharfem  Widerrist  und  hohen  Knochenfortsätzen  im  Rücken  auszeichneten 
und  zugleich  viel  auf  den  Pferden  sassen  (Schlieben,  d.  Pf.  d.  Altert.,  36,  40, 
91  u.  f.),  wie  die  Scythen  und  Perser  zuerst  auf  den  Gedanken  kamen,  sich 
einer  Unterlage  zu  bedienen,  während  diejenigen,  welche  einen  stärkeren  und 
fleischigeren  Pferdeschlag  hatten,  die  Bewohner  der  Ebene  von  Nisaea  und 
Thessalien  das  Bedürfnis  nicht  so  dringend  empfanden.  Die  Scythen  ritten,  wie 
die  früher  schon  angeführte  Stelle  Ammians  besagt,  öfters  quersitzend  nach 
Frauenart,  weil  der  Spaltsitz,  besonders  da  sie  keine  Bügel  hatten,  sie  schmerzte 
und  ermüdete.  Damit  stimmt  überein,  dass  die  Perser,  wie  Xenophon  cyrop.  VIII, 
8,  19  (Athenaeus  XII,  10;  Curtius  V,  1,  23)  sagt,  mehr  Decken  auf  den  Pferden, 
als  in  den  Betten  hatten. 

Welcher  Art  nun  das  ephippium  Xenophons  war,  dürfte  aus  hipp.  XII,  9 
hervorgehen,  wo  es  heisst:  Xpf,  5s  xal  tö 's;:o/ov  to'.oOtov  "spöi'f O-a'.  w;  aTfaXsotspöv 
T£  TÖv  IztAx  y.aO-fj'jOa'.,  xal  rr,v  i^pav  töo  7;rTO'j  {at]  '^b/t'^^T.:.  Was  ist  sro/ov?  Jeden- 
falls hiernach  ein  genähtes  Polster,  welches,  um  den  Sitz  mehr  zu  sichern,  wahr- 
scheinlich vom  und  hinten  kleine  Wulste  hatte;  es  war  also  weder  ein  Sattel- 
baum, wie  Ginzrot  II,  455  will,  noch  ein  blosser  Gurt,  wenn  man  nicht  Gurt 
und  Kissen  als  ein  Stück  ansehen  will.  Da  das  ephippium  nicht  noch  ein  be- 
sonderes Stück  sein  kann,  so  müssen  £'f'!--'.or  und  l'zo/ov  völlige  Synonyma  sein, 
wie  auch  die  Etymologie  zu  bestätigen  scheint.  Es  war  also  das  ephippium 
zu  Xenophons  Zeit  ein  genähtes  Polster  ohne  Sattelbaum,  da  Xenophon  nur 
vom  Nähen  spricht. 

Man  darf  aber  annehmen,  dass  die  Orientalen,  namentlich  die  Assyrer,  schon 
in  viel  früherer  Zeit  eine  Art  wirklicher  Sättel,  wahrscheinlich  nach  dem  Vor- 
bilde der  für  Maultiere  bestimmten  —  Esel  scheinen  dort  ursprünglich  nicht 
heimisch  gewesen  zu  sein,  da  sie  auf  allen  Skulpturen  fehlen  —  besessen  haben. 
Die  Ausgrabungen  bei  Kujundschik,  Khorsabad  und  Nimrud  geben  davon  Zeug- 
nis. Nach  Layard,  Niniveh  und  seine  Reste,  deutsch  von  Meissner,  pag.  305  u.  f. 
haben  die  Pferde  auf  den  älteren  Skulpturen,  welche  ins  zweite  Jahrtausend 
hineinreichen,  mit  Ausnahme  der  hinter  dem  Wagen  des  Königs  geführten,  weder 
Satteldecken,  noch  Sättel;  in  späterer  Zeit  aber  scheint  eine  Art  von  Kissen 
eingeführt  zu  sein.  Die  Reiter,  welche  auf  nackten  Pferden  sitzen,  ziehen  die 
Knice  bis  zum  Pferderücken  in  die  Höhe,  weil  sie  Schmerzen  leiden,  diejenigen, 
»welche  auf  Kissen  reiten,  sitzen  gestreckter;  Steigbügel  haben  sie  natürlich  nicht, 
lu    dem  grossen    Bilderatlas   von  Weisser   befinden   sich   mehrere   derartige  Ab- 


21 

bildungen,  eine  solche  auf  Taf.  12,  Fig.  34',  bezieht  sich  auf  Salmanassar. 
Jedenfalls  sind  diese  Abbilduugen,  wenn  sirh  ihr  Alter  auch  nicht  genau  fest- 
stellen lässt,  vor  Xenophon  und  selbst  vor  Cyrus  hergestellt,  der  Schluss  also 
berechtigt,  dass  die  Orientalen  die  Sattelunterlagen  früher  gekannt  haben,  als 
die  Hellenen.  Bei  den  Persern  kommt  in  den  Ruinen  von  Persepolis  keine 
einzige  Reiterfigur  vor,  weil  bei  ihnen,  wie  Xenophon,  cyrop.  I,  3  u.  IV,  33 
angiebt,  die  Reiterei  bis  auf  Cyrus  ganz  unbekannt  war,  dieser  erst  wusste  eine 
solche  Vorliebe  für  sie  zu  erwecken,  dass  edle  Perser  es  bald  für  schimpHich 
hielten,  auch  nur  die  kleinste  Strecke  zu  Fuss  zu  gehen.  Auf  der  Marmortreppe 
in  Persepolis  ist  nur  ein  Pferd  ohne  Reiter  abgebildet,  welches  zum  Hofstaat 
des  Cyrus  gehört,  es  trägt  eine  einfache  kleine  Decke  auf  dem  Rücken,  während 
drei  ähnliche  hinterher  getragen  werden.  Bei  den  Persern  späterer  Zeit  scheint 
eine  gewisse  Weichlichkeit  Platz  gegriffen  zu  haben,  auf  welche  sich  der  früher 
erwähnte  tadelnde  Ausspruch  Xenophons  bezieht;  es  wird  also  in  diese  Zeit 
die  Einführung  des  Sattels  fallen. 

Nun  sagt  Diodor  17,  77  dass  Alexander,  als  er  auf  dem  Gipfel  seiner 
Macht  stand,  seine  Pferde  mit  persischem  Geschirr  ausgerüstet  habe.  Es  lässt 
dies  vermuten,  dass  er  statt  des  ephippium  einen  persischen  Sattel  angenommen, 
welcher,  da  sein  Gefolge  ein  Gleiches  gethan  haben  wird,  sich  nach  Teilung 
des  Reiches  mehr  und  mehr  verbreitete.  Dass  unter  und  über  diese  Sättel 
noch  andere,  zum  Teil  sehr  kostbare  Decken  gebreitet  wurden,  ist  nur  darum 
von  Interesse,  weil  bei  den  Abbildungen  die  darunter  liegenden  Teile  dadurch 
verdeckt  sind  und  uns  die  Beurteilung,  welcher  Art  die  darunter  liegenden 
Sättel  gewesen  seien,  unmöglich  gemacht  wird. 

Es  verging  seitdem  noch  lange  Zeit,  bis  das  ephippium,  welcher  Art  es 
auch  gewesen  sein  mag,  sich  bei  den  Römern  Eingang  verschaffte  und  noch 
eine  längere,  bis  es  bei  der  Reiterei  eingeführt  wurde.  Im  ersten  Jahrhundert 
n.  Chr.  spricht  Varro  de  re  rust.  II,  7  vom  ephippium,  viele  Völker  aber,  wie 
die  Libyer,  ritten  nicht  nur  auf  nackten  Pferden,  sondern  auch  ohne  Zaum  und 
lenkten  ihre  Pferde  nur  mit  einer  Gerte.  Caesar,  b.  Gall.  III,  2  sagt  von  den 
Germanen  seiner  Zeit,  dass  sie  nur  auf  nackten  Pferden  ritten  und  die  Römer, 
welche  sich  der  ephippia  bedienten,  so  verachteten,  dass  sie  auch  auf  Schaaren, 
welche  ihnen  an  Zahl  bedeutend  überlegen  waren,  ohne  Zögern  einen  Angriff 
wagten.  Die  Verachtung  der  Polsterreiter  hat  sich  in  dem  Worte  poltron 
erhalten.  Ob  sie  diese  Abneigung  beibehielten,  während  sie  als  unentbehrliche 
und  oft  den  Ausschlag  gebende  Ilülfsvölker  im  römischen  Heere  Söldnerdienste 
thaten,  lassen  wir  vorläufig  dahingestellt;  die  EmpHinglichkeit  des  Deutschen 
für  fremde  Einrichtungen  lässt  das  Gegenteil  vernmten. 

Nach  Dio  Cassius  63,  13  sollen  die  römischen  Ritter  sich  zuerst  unter 
Nero  des  ephippium  bedient  haben.  Es  ist  dies  offenbar  nur  so  zu  verstehen, 
dass  bei  den  Musterungen,  denn  von  diesen  ist  die  Rede  —  3v  r^  ivrpf.n.  TtFäv 
k^tzänt'.  —  die  Ritter  früher  zu  Fuss  mit  den  nackten  Pferden  erschienen,  welche 
so  am  bequemsten  einer  eingehenden  Besichtigung  unterzogen  werden  konnten, 
unter  Nero  aber  auf  ihren  vollständig  ausgerüsteten,  also  auch  mit  dem  ephippium 
versehenen  Pferden  sitzend  gemustert  wurden.     Noch   unter  Alexander  Sevcrus 


oo 


im  dritten  Jahrhundert  (Aelius  Lampridius  50)  ist  vom  ephippium  die  Rede, 
unmüglich  konnte  dieses  aber  von  derselben  Beschaffenheit  wie  das  Xenophon- 
tische  sein.  Wir  werden  sogleich  sehen,  dass  wirkliche  Sättel  sehr  allmählich 
aufkamen  und  lange  noch  neben  dem  alten  Reitkissen  im  Gebrauch  blieben. 
Bei  Pferden  mit  fleischigem  Rücken  —  wir  haben  schon  davon  gesprochen  — 
wie  sie  fast  alle  römischen  Denkmäler  zeigen  und  bei  der  Unbekanntschaft  mit 
Steigbügeln  leistet  auch  ein  Reitkissen  genau  dasselbe  wie  ein  Sattel,  ist  im 
Gegenteil  viel  bequemer.  Erst  der  Steigbügel  und  die  Notwendigkeit,  allerlei 
Gepäck  mitzunehmen  und  ohne  Schaden  des  Pferdes  zu  befestigen,  erfordert 
einen  Sattel  mit  festem  Holzgestell  und  hervorragenden  Sattelbogen,  Lötfein, 
Bauschen  u  dergl.  Da  uns  über  diese  Dinge  die  Schriften  keinen  Aufschluss 
geben,  so  müssen  wir  in  den  Bildwerken  suchen. 

Alle  Schriften  über  unseren  Gegenstand  behaupten,  dass  auf  den  Säulen 
Traians  und  M.  Aureis  vollständige  Pferdesättel  abgebildet  seien,  es  ist  dies 
jedoch  nur  teilweise  richtig.  Die  Sättel  auf  jenen  Monumenten  sind  ihrer  grossen 
Mehrzahl  nach  kaum  etwas  anderes  als  die  alten  Ephippien  waren;  dieselben 
entziehen  sich  zwar  meistens  dem  Blick,  weil  sie  unter  grossen  Decken  ver- 
borgen sind,  soviel  kann  man  aber  ganz  sicher  sehen:  der  Sitz  des  Reiters  ist, 
wie  wir  schon  bei  Besprechung  der  strata  für  das  erste  Jahrhundert  feststellen 
konnten,  auch  hier  nur  ganz  unbedeutend  höher  als  der  Pferderücken,  sodass 
oft  keine  Spur  eines  besonderen  Gestelles  —  um  dieses  handelt  es  sich  doch 
—  zu  bemerken  ist.  So  sehen  wir  es  auf  unserer  Figur  2;  die  in  Fig.  3  be- 
findlichen Rosetten,  welche  bei  Fig.  4  ganz  tief  sitzen,  sind  nur  Zeugfalten; 
diese  entstanden  durch  das  Anbinden  der  Überlegedecke  an  das  Sattelkissen 
oder  an  das  Vorder-  und  Hinterzeug,  wie  aus  Fig.  5  noch  deutlicher  zu  sehen 
ist.  Bei  Fig.  6  ist  der  Sitz  höher  und  es  könnte  demnach  hier  schon  ein  Unter- 
gestell vorhanden  sein,  wenn  es  sich  nicht  auch  hier  nur  um  ein  etwas  stärkeres 
Reitkissen  handelt,  wie  ein  solches  in  Fig.  1  das  Pferd  eines  Fürsten  der  Quaden 
(nach  Mommsen,  V,  204)  zeigt.  Der  Fürst  allein  scheint  diesen  Vorzug  ge- 
nossen zu  haben,  während  die  gemeinen  Krieger  dieser  Völkerschaft  auf  nackten 
Pferden  und  sogar  meistens  auch  ohne  Zügel  ritten,  wie  Fig.  7  zeigt.  Die 
bisher  genannten  Abbildungen,  welche  sich  auf  die  Mitte  des  2.  Jahrhunderts 
beziehen,  sind  sämtlich  nach  den  Zeichnungen  Bartolos  der  M.  Aurels-Säule 
entnommen  und  zum  Teil  auch  von  Ginzrot  aufgeführt,  Fig.  9  dagegen  nach 
demselben  Autor  der  Traians-Säule  (Blatt  34  u.  35);  eine  ganz  ähnliche  Ab- 
bildung findet  sich  bei  Ginzrot  II,  Taf.  81,  4.  Bei  beiden  sieht  man  ganz 
deutlich  einen  vorderen,  bei  der  unsrigen  auch  einen  hinteren  Sattelknopf  und 
einen  grossen,  ovalen  Gegenstand,  welchen  ich  für  eine  lederne  Schutzdecke 
für  die  Flanken  des  Pferdes  halte,  Ginzrot  aber  für  einen  glänzenden  Metall- 
schild, welcher  zur  Zierde  dienen  soll.  Ich  finde  diese  Unterlage  äusserst  un- 
bequem und  unpraktisch,  wenn  sie  von  Metall  war,  es  sind  aber  viele  derartige 
Bilder  auf  der  Säule  vorhanden,  bei  welchen  die  Reiter  auf  so  ausgerüsteten 
Sätteln  sitzen  und  Ginzrot  behauptet,  dass  ähnliches  zu  seiner  Zeit  in  der 
Türkei  noch  üblich  gewesen  sei.  Jedenfalls  waren  diese  Gegenstände  am  Sattel- 
gestell festgebunden.     An  der  grossen  Reiterstatue  M.  Aureis  auf  dem  Kapitel 


23 

endlich  sieht  man,  wie  Fig.  8  zeigt,  vor  und  unter  dem  Sitz  des  Reiters  einen 
Gegenstand   hervorragen,    der    ein  Stück    einer    wirklichen  Satteltracht   zu    sein 
scheint.    Die  Zeichnung  ist  dem  Bilderatlas  von  Weisser  entnommen,  die  Figur 
findet  sich   indessen   auch   bei  Montfaucon  IV,  28,  1,  jedoch  so  sehr  von  vorn 
gezeichnet,    dass  die  Hauptsache  nicht  deutlich   zu  erkennen    ist.     Man    hat    es 
hier  mit  einer  Porträtstatue  zu  thun    und  kann   sich    auf  die  Einzelheiten    vor- 
lassen;   leider   steht    mir   keine  Abbildung    in    grösserem  Massstabe   zu  Gebote. 
Demselben  Werk    ist    das    Pferd    des    von   Sapor   gefangenen    Kaisers  Valerian 
entnommen,  Fig.  14  (bei  Weisser,  Taf.   16,    19),   welches,   auf  der  Felsenwand 
von  Natsch-i-Rustan   eingehauen,    der  Sassaniden-Zeit   und    zwar   der  Mitte   des 
3.  Jahrhunders  angehört.     In  diese  Zeit  ist  wohl  auch   das  ganz   ähnliche,    un- 
datierte   Bild   bei   Ginzrot  II,  Taf.   76,    1    zu   setzen,    welches   sich    in    Chapur 
befinden   soll.     Hier   sehen   wir   ein    den    alten    deutschen   Sätteln    für   schwere 
Reiter  und  in  der  Hauptsache  auch  dem  englischen  Sattel  sehr  ähnliches  Stück, 
deren  unbekleidetes  Holzgestell  in  Fig.  18    zur  Erklärung   der   einzelnen  Teile 
abgebildet  ist.     A,  der  Kopf,  enthält  unter  Umständen  eine  Bausche  oder  einen 
Knopf,  B,  das  Hintergestell,  C,  der  After,  hintere  Bausche,  Sattelbogen,  bisweilen 
mit  Löffel,  D,  Steege  oder  Trachten.    Der  ungarische  Bocksattel  dagegen  besteht 
aus   a  Vorder-   und   b  Hinterzwiesel   mit   dem   Löifel,    c   den    Trachten.     Dazu 
kommen  heutzutage   die  Bügel   und   die  Bekleidung.     Der   deutsche  Sattel   hat 
auf  der  unteren  Seite  ein  starkes  gepolstertes  Kissen   und   ist   oben   mit  Leder 
bekleidet,  der  ungarische  hat  nur  einen  angeschnürten  Sitzriemen  (d)  und  darüber 
ein  Sitzkissen  und  ruht  auf  der  zusammengelegten  Decke. 

Das  Bild  No.  11  ist  aus  Montfaucon  IV,  30,  3  entnommen;  es  stammt 
von  der  Colonna  des  Theodosius  in  Konstantinopel.  Diese  Säule  ist  jetzt 
zerstörl^  aber  sie  wurde  im  15.  Jahrhundert,  wo  sie  noch  vorhanden  war,  von 
Gentile  Bellini,  wie  man  allerdings  behauptet,  nicht  ohne  kleine  Willkürlichkeiten, 
gezeichnet.  Derselben  Säule,  aber  dem  Atlas  von  Weisser  ist  auch  No.  15 
entnommen,  welches  das  Pferd  eines  gefangenen  Goten  vorstellt.  Hier,  bei  den 
beiden  letzten  Bildern  sieht  mau  einen  wirklichen,  nicht  anzuzweifelnden  Sattel, 
aber  sie  gehören  erst  dem  4.  Jahrhundert  an.  Nach  diesen  Abbildungen  sind 
also  die  Anfänge  der  Sättel  mit  Holzgestell  vorläufig  zwischen  dem  zweiten 
und  vierten  Jahrhundert  zu  suchen. 

Es  giebt  nun  aber  eine  Anzahl  anderer  Bildwerke,  welche  bisher  für 
unseren  Zweck  fast  ganz  unbeachtet  blieben,  uns  aber  viel  näher  liegen  und 
einen  viel  sichereren  Einblick  gcwäliren.  Es  sind  dies  die  Denksteine,  welche 
in  den  Museen  von  Mainz,  Wiesbaden,  Worms,  Trier,  Bonn  uud  vielleicht  noch 
an  anderen  Orten  aufbewahrt  werden,  aber  einstweilen  gar  nicht  datiert  sind, 
wenn  auch  die  Schriftzüge  und  andere  Umstände  es  wahrscheinlich  machen, 
dass  sie  dem  zweiten,  höchstens  dem  dritten  Jahrhundert  angehören.  Die  wich- 
tigsten Stücke  dieser  im  Mainzer  Museum,  teils  im  Original,  teils  in  guten  Nach- 
ahmungen vorhandenen  Denkmäler  sind  von  Lindenschmit,  Tracht  und  Be- 
waffnung des  römischen  Heeres,  Tafel  VII,  1,  2,  4  u.  MII,  1  u.  2,  ab- 
gebildet. Sie  zeigen,  wenn  auch  teilweise  beschädigt,  wirkliche  Sättel  mit  hoch- 
aufragenden vorderen    und  hinteren  Sattelbögen,    wie    aus   unseren  Figuren  17, 


.24 

12,  10  u.  13  und  den  in  Mainz  unter  No.  217,  221,  222,  223  katalogisierten 
Steinen  zu  ersehen  ist.  Fig.  17  ist  eine  Darstellung  eines  vollständigen  Sattels 
von  dem  dort  betindliihen  Grabstein  No.  217.  Die  näheren  Angaben  über  Fund- 
ort, Inschriften  und  Einzelheiten  sind  bei  Lindensohmit  zu  finden.  Es  ist  un- 
zweifelhaft, dass  man  es  hier  mit  Sätteln  mit  festem  Holzgestell  und  hohen 
Löffeln  zu  thun  hat.  loh  will  noch  erwähnen,  dass  im  Wiesbadener  Museum, 
Raum  IV,  Xo.  6605  u.  13796  zwei  Beschläge  aufbewahrt  werden,  welche,  in 
Fig.  16  abgebildet,  bei  Kempten  in  der  Nähe  von  Bingen  mit  römischen  Sachen 
gefunden  wurden,  sonst  aber  nicht  datiert  sind  und  möglicherweise  die  vordere 
Kammer  eines  Sattels  umfassten;  sie  messen  in  Höhe  und  unterer  Weite  etwa  20  cm. 
Sehen  wir  nun  zu,  ob  die  schriftlichen  Nachrichten  damit  übereinstimmen. 
Gleichzeitig  nämlich  mit  diesen  Erscheinungen  an  den  Bildwerken  und  späterhin 
treten  einige  Bezeichnungen  für  Sattel  auf,  welche  sowohl  in  lateinischen  Schriften 
als  hauptsächlich  bei  den  sogenannten  Byzantinern  vorkommen  und  das  allmählich 
dem  wirklichen  Sattel  angenäherte  ephippium  bedeuten:  Sella,  sella  equestris, 
scordiscus,  'jsÄXa,  osA/.ap'.ov,  ?o(ja  und  i-f  sopa,  die  beiden  letzten  dürfen  aber  nicht 
unbedingt  mit  Sattel  übersetzt  werden.  Achilles  Tatius  (I,  12),  vermutUch  aus 
dem  3.  Jahrhundert,  braucht  an  drei  Stellen  das  Wort  iopa,  kann  aber  nicht 
den  Sattel,  sondern  nur  die  Stelle  des  Pferderückens,  auf  dem  der  Reiter  sitzt, 
meinen,  wie  Xenophon  hipp.  I,  11  u.  V,  5.  Einmal  nämlich  wischt  der  Reiter 
den  Schweiss  ab,  ä~0[j.ärrovto?  rr^;  i5f»a?  too?  iopöjTac,  wo  nur  der  blosse  Pferde- 
rücken gemeint  sein  kann,  das  andere  Mal  wird  er  während  des  Jagens  auf 
dem  Pferderücken  bald  ganz  zurück,  bald  ganz  nach  vorn  geworfen,  zv.  zffi  i^pa? 
STf  a'.p'!^£TÖ  ;roT£  (lev  i:i'  oopav  7.aToX'.'3i>a:v(»>v  zozz  oe  zTil  z[jx/r^Krs^j  xoßi'jTtüv,  was  nicht 
möglich  ist,  wenn  ein  Sattel  auf  dem  Pferde  liegt.  Die  dritte  Stelle  ist  in 
dieser  Beziehung  nicht  entscheidend.  Es  ist  also  aus  diesem  Schriftsteller  nichts 
zu  schliessen,  man  nmss  iSpa  hier  einfach  durch  Sitz  übersetzen  und  darunter 
die  Stelle  des  Pferderückens  verstehen,  auf  welcher  der  Reiter  zu  sitzen  pflegt; 
wir  brauchen  heute  dieses  Wort  genau  in  derselben  Bedeutung.  Dagegen  ist 
Zonaras  HI,  pag.  11,  ed.  Basil.  1557,  wo  er  von  der  Ermordung  Konstantins 
spricht,  also  vom  Jahre  313  und  von  diesem  sagt:  sxrsTrrwxs  zifi  iopa;;,  in  der 
Übersetzung  sella  excussus  est,  wegen  des  ix  kaum  anders  als  von  einem  Sattel 
mit  hohen  Vorder-  und  Hinterbauschen  zu  verstehen.  Die  sicherste  schriftliche 
Kunde  bildet  aber  die  Erwähnung  des  Sattels  im  Codex  Theodosianus  vom 
Jahre  385  (lib.  VHI,  t.  5,  47  u.  ebenso  Cod.  Just.  lib.  XH,  t.  51,  12).  Dort 
heisst  es:  Quoniam  veredorum  (juoque  cura  pari  ratione  tractanda  est,  sexaginta 
libras  sella  cum  frenis,  triginta  (juinquo  vero  averta  non  transeat,  ea  ratione 
ut  si  quis  praescripta  nnjderamiuis  imperatorii  libramenta  transcenderit,  eins 
sella  in  frusta  caedatur,  averta  vero  tisci  viribus  deputetur.  Ein  Sattel,  hier 
sella  genannt,  welcher  mit  dem  Zaum  60  Pfund  wog  —  der  vorhin  beschriebene 
deutsche  Sattel  wiegt  noch  nicht  20  Pfund  —  muss  ein  schweres  Holzgestell  ge- 
habt haben,  umsomehr,  als  er  in  Stücke  geschlagen  werden  soll  und  der  Mantel- 
sack daran  angebunden  werden  konnte.  Wenn  Nazarius  in  seiner  Lobrede  auf 
Konstantin  sagt,  dass  die  sterbenden  Reiter  sich  au  ihren  Sätteln  festhielten  — ■ 
moribundi  sedilibus  attineri  —  so  können  auch  keine  Decken,  sondern  nur  feste 


25 


Gestelle  gemeint  sein.  Zweifelhaft  bleibt,  ob  die  Wörter  antilcna  und  postilena, 
sowie  antella  und  pustella  (Isidurus  20,  16)  wirklich,  wie  behauptet  wird,  die 
Sattelbogen  bedeuten;  ein  niehreres  timlct  man  darüber  bei  Schetfer  I,  11, 
pag.  125.  Die  Ausdrücke  xo'XoßYj  und  oz'.'5^>o-/.oöpßT)  kommen  in  der  Bedeutung 
vorderer  und  hinterer  Sattelbogen  schon  bei  Mauritius  tact.  II,  8,  edit.  Upsal. 
pag.  64  im  6.  und  beim  Taktiker  Leo  im  8.  Jahrhundert  vor. 

Ganz  deutlich  spricht  auch  Paulus  Diaconus  lib.  15  und  ähnlich  Jornandes  40 
von  Reitersätteln,  von  welchen  Attila,  als  er  seine  Niederlage  voraussah,  emen 
Scheiterhaufen  errichten  wollte;  sie  mussten,  wenn  sie  brennen  sollten,  jeden- 
falls hölzerne  Gestelle  haben:  Attila  ex  equitatoriis  ingentem  pyram  sellis  eon- 
struxit,  ut  ibidem  se  Gothis  immiuentibus  supposito  igne  cremaret.  Die  oft 
gelesene  Angabe,  dass  Hieronymus  der  erste  sei,  welcher  von  wirklichen  Sätteln 
spreche,  trifft,  da  dieser  Kirchenvater  erst  Ende  des  4.  Jahrhumlerts  lebte,  wenn 
er  von  seiner  Zeit  spricht,  auf  ein  sehr  spätes  Datum.  Es  ist  mir  nicht  gelungen, 
in  seinem  umfangreichen  litterarischen  Nachlass  die  betreffende  Stelle  aufzufinden. 
Vegetius  spricht,  wie  wir  schon  früher  angeführt,  sowohl  bei  Reit-  wie  bei  Pack- 
sätteln von  der  Kammer,  welche  genau  passen  soll  und  klagt  über  das  zu  grosse 
Gewicht  einzelner  Sättel;  er  setzt  also  sicher  ein  Holzgestell  voraus.  Auch 
Sidonius  Apollinaris  III,  3,  wahrscheinlich  im  4.  Jahrhundert,  spricht  von  Sattel- 
bäumen: sellarum  equestrium  madefacta  sudoribus  fulcra  resupinant. 

Erst  in  der  Taktik  des  Kaisers  Mauritius  Ende  des  6.  Jahrhunderts  ist 
zum  erstenmale  von  Sätteln  mit  Steigbügeln  die  Rede  und  zwar  sollen  beide 
Bügel  auf  der  linken  Seite,  der  eine  an  dem  vorderen  Sattelbogen,  wie  ge- 
wöhnlich —  w;  3i>o?  sod  — ,  der  andere  an  dem  hinteren  befestigt  werden,  da- 
mit hinter  dem  Reiter  noch  ein  Kampfunfähiger  das  Pferd  besteigen  könne. 
Die  Stelle  ist  die  eben  citierte  II,  8.  Der  nächste  Schriftsteller,  welcher  den 
Sattel  mit  Bügeln  erwähnt,  ist  der  2  Jahrhunderte  spätere  Taktiker  Leo,  er 
sagt  VI,  10,  ed.  Meuvsii  (Lugd.  Bat.  Elzevir.  1612),  S.  57:  r.;  os  'M  osXXa;  oV. 
axäXa?  T.OT^pd?  xal  Mopöooxov,  y.al  -s5'.xXov  xal  a;Xo-öo7T^v,  wobei  zu  bemerken  ist, 
dass  -s5r/.Xov  die  Fussfessel  und  'jsXo-ö-r.'T]  ein  Sack  ist,  in  welchem  Proviant 
auf  3  bis  4  Tage  mitgenommen  wurde.  Ob  die  Stelle  nicht  verdürben  untl  nach 
V,  4,  S.  51  zu  verbessern  ist  in:  Xwf/'joxov  (Fussfessel  und  Riemen  dazu),  -so-.Xa 
(Reservehufeisen)  und  asXozoofrjV  überlasse  ich  den  Philologen.  Es  ist  hierbei 
nicht  nötig,  die  allgemeine  Einführung  der  Steigbügel  erst  ins  8.  Jahrhundert 
zu  verlegen,  da  die  Stelle  weiter  nichts  beweist,  als  dass  sie  zu  Leos  Zeit  be- 
reits stattgefunden  hatte.  Verschiedene  Völker  nahmen  den  Sattel  zu  ver- 
schiedenen Zeiten  an,  eine  Gleichmässigkeit  der  Construction  gab  es  nicht  einmal 
in  demselben  Heere;  die  Sättel  waren  und  blieben  sehr  verschieden. 

Im  12.  Jahrhundert  spricht  Nicetas  Choniata  von  den  Sätteln  der  Scythen 
und  nennt  sie  aotpäßa'.  und  huntlert  Jahre  später  Pachymeres  de  Michaele  Palaeologo 
von  Sätteln  mit  Bügeln:  ävT'.ßa-.vs-.v  Tä-.c;  \i  v/A'i^jrt.  rrj;  s-f-zotpioo;  xX-aa^'-v. 

Die  bisherigen  Erörterungen  beziehen  sich  sämtlich  auf  Reitersättel,  wie 
sie  im  Kriege  benutzt  und  in  der  Armee  üblich  waren,  wo  es  auf  festen  Sitz  und 
praktische  Beschaffenheit  für  Reiter  und  Pferd  während  eines  laugen  Feldzuges 


26 

ankam.  Anders  stand  es  für  den  Privatmann  und  den  vornehmen  Römer,  welcher 
eine  Vergnügungsreise  in  aller  Bequemlichkeit  zurücklegen  wollte.  Dieser 
brauchte  nicht  das  ephippium,  wie  es  für  den  Soldaten  taugte,  sondern  wie 
uns  Demosthenes  vom  Midias  erzählt,  d-e  bequeme  astraba,  sei  es  auf  dem 
Maultier,  sei  es  auf  dem  Pferde,  oder  einen  ganz  ähnlichen  Sattel  mit  Unter- 
gestell, an  welchem  er  auch  einen  Mantelsack  festbinden  konnte  und  nicht  erst 
zur  Zeit  des  Traian  oder  gar  des  Theodosius,  sondern  schon  Jahrhunderte  vor- 
her, wie  wir  von  Horaz  (Sat.  I,  6,  105)  und  noch  früher  von  Cato  Censorius 
(Seneca,  ep.  67)  wissen.  Der  Sattel  des  Iloraz,  hinter  welchem  ein  Mantelsack 
befestigt  war,  hatte  jedenfalls  einen  hölzernen  Bock,  wie  die  astraba,  denn  sonst 
hätte  er  nicht  vorn  das  Maultier  an  den  Schulterblättern  drücken  können:  nunc 
mihi  curto  ire  licet  mulo,  mantica  cui  lumbos  onere  ulceret  atque  eques  armos. 
Man  beachte,  dass  der  Mantelsack  nicht  die  spina,  die  Wirbelsäule  des  Rückens, 
sondern  die  lumbi,  die  Lenden,  drückt;  die  erstere  war  durch  die  bis  hintenhin 
durchgehende  Kammer  geschützt. 

Aus  dem  Capitulare  Ludwigs  IL,  des  Karolingers  vom  Jahre  866,  cp.  10 
ersehen  wir,  dass  der  Sattel  bei  den  Franken  allgemein  übhch  war,  denn  es 
wird  bereits  die  Strafe  des  Satteltragens  —  sellam  ad  suum  dorsum  —  erwähnt, 
welche  sich  von  den  Franken  und  Schwaben  nach  Italien  verbreitete. 

Die  Geschichte  des  Sattels  weiter  zu  verfolgen,  liegt  nicht  im  Plane  dieses 
Aufsatzes,  wohl  aber  dürften  noch  einige  Bemerkungen  über  das  Aufkommen 
desselben  bei  anderen  europäischen  Völkern  am  Platze  sein. 

Wenn  Goropius  Becanus,  welcher  im  16.  Jahrhundert  ein  Werk  Francica 
verfasste,  die  Erfindung  des  Sattels  den  salischen  Franken  zuschreibt,  so  wissen 
wir  nach  der  vorhergehenden  L^ntersuchung,  dass  lange  vor  ihrer  Zeit  der  Sattel 
bekannt  war  und  dürfen  seine  Behauptung  mit  einer  anderen  von  ihm  gemachten 
Entdeckung,  nach  welcher  das  Paradies  dereinst  in  Holland  gelegen  habe,  auf 
gleiche  Stufe  stellen.  Weit  eher  dürften  wir  an  die  Sättel  bei  den  Quaden  zur 
Zeit  M.  Aureis  anknüpfend,  den  im  Osten  Europas  wohnenden  Völkern  an  der 
Donau  und  an  den  Ufera  des  schwarzen  Meeres,  lauter  Reitervölkern,  den  Goten 
oder  den  Arabern,  die  Erfindung  oder  Vervollkommnung  des  Sattels  zuschreiben. 
Denn  nach  der  Völkerwanderung  finden  wir  das  kavalleristische  Element  in 
ganz  Westeuropa  vollständig  vernachlässigt;  die  Franken  sitzen  nach  732  in 
der  Schlacht  bei  Poitiers  ab  und  kämpfen  zu  Fuss,  während  im  Osten  bei  den 
Gothen  und  Arabern  allein  noch  grosse  Reiterheere  die  Regel  bilden.  Erst  all- 
mählich finden  sich  diese  auch  wieder  im  Westen,  zuerst  bei  den  Arabern  in 
Spanien  und  bei  den  Gothen,  dann  bei  den  Austrasiern,  von  755  an  erst  bei 
den  Franken  und  lange  Zeit  danach  erst  im  rechtsrheinischen  Deutschland,  wie 
von  J.  Brunner,  der  Reiterdienst  und  die  Anfänge  des  Lehnswesens,  Zeitschr. 
f.  Rechtsgeschichte,  VIII.  Band  1887  und  in  meinem  Buche  über  die  ritter- 
iichen  Übungen  im  Abschnitt  von  den  Turnieren  ausführlich  dargethan  ist.  Es 
ist  daher  nur  möghch,  dass  die  Franken,  welche  sich  von  dem  angegebenen 
Zeitpunkt  an  in  allen  ritterlichen  Übungen  hervorthaten  (Monum.  German.  Ein- 
hard,  vita  Caroli  c.  22)  vielleicht  vor  anderen  benachbarten  Völkern  den  Sattel 
annahmen,  welcher  im  Osten  längst  im  Gebrauch  war. 


27 

Wena  bei  Ginzrot  II,  457  angeführt  wird,  dass  Chnodomar,  König  der 
Alemannen  im  4.  Jahrhundert  sich  hoch  im  Sattel  aufrichtete  und  dabei  auf 
Amraian.  Marceil.  XYI,  29  verwiesen  wird,  so  liegt  dieser  Stelle  eine  sehr  freie 
Übersetzung  zu  Grunde,  im  Text  steht  kein  Wort  von  einem  Sattel;  es  heisst 
nur:  equo  spumante  sublimior  erectus;  ebenso  gut  könnte  man  übersetzen:  er 
richtete  sich  in  den  Bügeln  in  die  Höhe.  Dasselbe  gilt  von  der  anderen,  bei 
Ginzrot  II  454  angeführten  Stelle  aus  Ammian.  XXIII,  0,  wo  nur  steht  auro 
lappilisque  distincta  ornamenta  conspersit,  obgleich  es  sehr  wahrscheinlich  ist, 
dass  sowohl  Chnodomar  wie  Julian  einen  Sattel  hatten. 

Interessant  für  uns  ist  das  Vorkommen  des  Sattels  in  Deutschland,  wo 
ursprünglich  vielleicht  eine  Konstruktion  eigener  Erfindung  in  Gebrauch  war. 
Hier  scheinen  nämlich  Bast  und  Baumrinde  die  Hauptbestandteile  gebildet  zu 
haben,  vielleicht  dass  man  zwei  Trachten,  wie  beim  ungarischen  Bock,  von  Holz 
oder  von  biegsamer  starker  Baumrinde  durch  Holzstücke  mittelst  Bastes  verband 
und  den  Sitz  durch  Decken  oder  Felle  polsterte.  Die  geringe  Entwicklung  der 
Technik  mag  zu  diesem  Mittel  gezwungen  haben.  Jahns,  Ross  und  Reiter  H,  32 
macht  darauf  aufmerksam,  dass  im  altfranzösischen  bat  und  hast,  im  italienischen 
basto  und  in  anderen  Sprachen  ähnliche  Wörter  den  Sattel  bedeuten  —  bätard, 
Bastard,  ist  fils  de  hast  —  dass  Jeschute  im  Parcival  auf  einem  Bastsattel  ritt 
und  die  lievländischen  Bauern  noch  im  17.  Jahrhundert  ihren  Sattel  aus  Holz 
und  Bast  herstellten.  Die  Teile  wurden  vermutlich  nicht  fest  gefügt,  sondern 
gebunden,  ähnlich  wie  die  schwedische  Artillerie  ihre  Kummte  aus  beweglichen 
Holzblättern  verfertigte.  Die  nordische  Mythologie  lässt  ihre  Helden  stets  auf 
Sätteln  reiten,  sie  werden  in  der  Edda  31,  37,  105,  114,  203,  205,  213,  in 
der  Heimskringia  I,  23,  ed.  Wächter,  S.  GO,  in  den  Nibelungen,  dem  Waltari- 
liede  und  an  anderen  Stellen  erwähnt.  Hermedur,  Odins  Sohn,  gürtet  den 
Sleipnir  fester  und  giebt  ihm  die  Sporen,  Edda,  pag.  282.  Nach  Weinhold, 
altnord.  Leben,  S.  495  wurde  der  Hengst  mit  Sattel  und  Zaum  zu  dem  toten 
Krieger  ins  Grab  gelegt.  Da  besonders  in  den  nordischen  Eddaliedern  Spuren 
sehr  alten  Ursprungs  enthalten  sind,  so  können  diese  Vorkommnisse  möglicher- 
weise auf  uralte,  aus  dem  Volke  hervorgegangen,  nicht  von  anderen  entlehnte 
Erfindungen  deuten. 

Nachdem  wir  nun  gesehen,  dass  der  Reitsattel  mit  festem  Gestell  in  seinen 
ersten  Anfängen  im  zweiten  Jahrhundert  noch  neben  dem  alten  ephippium  er- 
scheint, im  dritten  und  vierten  als  gewöhnliches  Ausrüstungsstück,  im  achten 
Jahrhundert  sogar  mit  Bügeln  vorkommt,  müssen  wir  weiteren  Aufkhirungen 
nicht  nur  durch  die  Auffindung  neuer,  sondern  auch  durch  bessere  Verwertung 
längst  vorhandener,  aber  in  weiteren  Kreisen  nicht  genügend  bekannter  Denk- 
mäler hoffend  entgegensehen. 


Die  Frankengräber  von  Schierstein. 

Von 

B.  Flors:hütz, 


Im  Xorden  von  Schierstein,  im  Flur  Eisenmänuchen  und  ungefähr  300  Schritte 
vom  Bahnkörper  entfernt,  steigt  das  Gelände  zu  einer  massigen  Erhebung  an, 
welche  nach  Westen  von  einer  zur  Höhe  des  Berges  führenden  Schlucht  abge- 
grenzt wird,  und  auf  deren  südwestlichem  Ende  jetzt  der  Kingofen  des  Herrn 
Gastwirt  Georg  erbaut  ist.  Nach  dem  Hohlweg  zu  hat  bereits  früher  eine 
künstliche  Abtragung  stattgefunden,  aber  auch  die  Vorderseite  der  Erhebung 
zeigt  eine  Änderung  ihres  ursprünglichen  Protiles;  man  hat  daselbst  vor  10  bis 
12  Jahren  ziemlich  viel  Boden  abgehoben,  um  den  neu  angelegten  Schiersteiner 
Totenhof  damit  aufzufüllen.  Dieses  Terrain  nun  bildet  den  bis  jetzt  in  seiner 
Gesammtausdehnung  noch  nicht  festgesetzten  Reihenfriedhof  der  alten  fränkischen 
Bewohner  Schiersteins,  der  heidnischen  Vorfahren  der  jetzigen  Bevölkerung. 
Schon  früher  war  man  am  Nordwestende  auf  einige  Gräber  gestossen,  die  über 
den  Charakter  des  Platzes  keinen  Zweifel  Hessen;  in  diesem  Winter  wurde  bei 
den  Grundarbeiten  für  die  Anlage  des  Ringofens,  sowie  bei  der  neben  dem 
Hohlweg  von  Süden  nach  Norden  vorgenommenen  Abstechuug  des  Lössbodens 
zur  Ziegelfabrikation  eine  grössere  Anzahl  derselben  aufgedeckt,  von  denen  ein- 
zelne eine  reiche  Ausstattung  zeigten. 

Der  Grund  und  Boden  des  Friedhofs  besteht  aus  einer  massig  starken 
Hunmsschicht,  unter  welcher  ein  hellbrauner  Löss  in  grosser  Mächtigkeit  ansteht. 
Letzterer  erweist  sich  als  ein  sehr  feinkörniger,  durchaus  homogener  Nieder- 
schlag und  liefert  ein  ganz  vorzügliches  Backsteinmaterial;  mit  Ausnahme  weniger 
Kalkkonkremente  ist  er  frei  von  allen  Beimischungen  und  braucht  keine  weitere 
Zurichtung.  Die  grösseren  und  kleineren  Steine,  die  ihm  entnommen  werden 
—  meist  Kopfstücke  von  Budenheimer  Kalkstein  —  gehörten  den  Gräbern  an, 
zu  deren  Bedeckung  sie  dienten. 

Die  Gräber  selbst  sind  in  wechselnder  Tiefe  in  den  Löss  eingeschnitten. 
Einzelne  liegen  ganz  seicht;  doch  ist  gerade  bei  ihnen  die  erwähnte  Erd- 
abtragung zu  berücksichtigen.  Andere  sind  bis  zu  2,  ja  fast  3  m  unter  der 
jetzigen  Oberfläche  eingetieft.  Sie  sind  nach  unten  massig  verjüngt;  ihre  Sohle 
beträgt  durchschnittlich  60—80  cm.  Ihre  Richtung  ist  stets  von  Westen  nach 
Osten,  sodass  das  Gesicht  des  Bestatteten  der  aufgehenden  Sonne  zugewandt 
war.    Eine  durchaus  regelmässige  Reihenordnuug  konnte  aber  nicht  nachgewiesen 


29 

werden.  Wohl  wurden  dem  Hohlweg  parallel  zwei  Reihen,  die  erste  von  5, 
die  zweite  von  9  Gräbern  aufgedeckt,  aber  die  einzelnen  (^iräber  zeigten  keine 
korrespondierende,  sondern  eine  völlig  willkürliche  Lage.  Bei  den  Ausschach- 
tungen für  den  Ringofen,  welche  ungefähr  7  Bestartungen  ergaben,  konnte  eine 
plannlässige  Anordnung  noch  weniger  beobachtet  werden. 

Plattengräber  sind  nicht  gefunden  worden;  doch  entdeckte  Herr  Georg 
im  Dezember  vor.  Jahres  beim  Beginn  seiner  Arbeiten  rechts  vom  Hohlwege 
fünf  grosse  (^uarzquadern  von  je  8  —  9  Centner  Schwere,  welche  sorgfältig  aus- 
gewählt schienen  und  unregelmässig  zusammengestellt  waren.  Nach  ihrer  Ent- 
fernung stiess  er  auf  eine  Platte  von  Reistenhäuser  Saudstein,  von  etwa  60  cm 
im  Quadrat  und  30  cm  Dicke;  unter  ihr  auf  eine  Lage  von  Budenheimer  Kalk- 
stein. Eine  Deutung  dieses  auffälligen  Steinbaues,  welcher  sonst  keine  Funde 
ergab,  ist  —  zumal  bei  der  unzureichenden  Beschreibung  —  nicht  wohl  zulässig. 
In  seiner  Nähe  fanden  sich  dann  die  ersten  Gräber.  Viele  Gräber  waren,  zumal 
an  ihrem  Kopfende,  mit  Steinen  bedeckt  gewesen,  speciell  mit  Budenheimer 
Kalksteinen. 

Auch  von  Särgen  hat  sich  nichts  ergeben;  wohl  aber  hatte  in  einem  reich 
dotierten  Frauengrab  die  Leiche  auf  einem  Bret  gelegen,  dessen  Holzart  jedoch 
nicht  mehr  festgestellt  werden  konnte. 

Jedes  Grab  birgt  auf  seinem  Boden  ein  mehr  oder  weniger  starkes  Lager 
von  Holzasche,  teilweise  noch  mit  Kohlenstückchen,  die  oft  noch  ziemlich  hoch 
hinauf  zu  verfolgen  sind.  Auf  und  in  diese  Asche  war  die  Leiche  gebettet, 
langgestreckt,  nur  eine  ursprünglich  wohl  sitzend;  in  diese  Asche  waren  die 
Beigaben  gelegt  und  gestellt.  Die  Gräber  enthielten  vorwiegend  nur  eine 
Leiche;  doch  fand  sich  in  einem  sehr  ärmlichen  das  Skelett  einer  Frau  und 
eines  jungen  Individuums,  vielleicht  eines  Mädchens;  ein  anderes  grosses  und 
breites  Grab  enthielt  die  Überreste  verschiedener  Personen  ohne  jede  Beigabe. 
Die  sehr  fragmentarischen  Skelette  deuten  auf  ein  wohlgebautes,  kräftiges  Ge- 
schlecht; die  untersuchten  Schädel  zeigen  den  Reihengräbertx-pus  mit  einem 
Längsbreitenindex  von  71,2,  73,3  und  70,4  und  der  charakteristischen  Gesichts- 
bildung. Der  t^rauenschädel  aus  jenem  Doppelgrab  wies  dagegen  eine  voll- 
ständig abweichende,  breite  und  unschöne  Physionomie  auf.  Sein  Index  be- 
trägt 79.  (Sklavin?) 

Die  Beigaben  treten  in  einzelnen  Gräbern  reichlich  auf.  Die  freien  Männer 
sind  in  ihrer  vollen  Waffenausrüstung,  die  Frauen  mit  ihrem  gesamten  Schmuck 
bestattet;  beiden  Bestattungen  gemeinsam  ist  die  Mitgabe  verschiedener  Töpfe- 
reien in  Urnen-,  Krug-  und  Schalenform,  eines  Trinkbechers  oder  eines  Kumpens 
aus  Glas  und  oft  von  zierlichster  Technik,  eines  Feuersteines  und  verschiedener 
Nahrungsmittel,  von  denen  nichts  übrig  geblieben  ist  als  einige  Tierknochen. 

Die  Waffenausrüstung  ist  die  allen  Franken-  (und  Alemannen-)Gräbern 
gemeinsame.  Verhältnismässig  häufig  tritt  der  Wurfspiess  auf,  der  Ango,  als 
Nachbildung  des  römischen  Pilum,  sein  Eisen  von  ca.  1  m  Länge.  Mit  ihm  sind 
grosse  und  kleine,  schmale  und  breite  Lanzen  vergesellschaftet,  ebenso  das 
Langschwert,  die  Spatha,  und  verschiedene  grössere  und  kleinere  Saxe;  ein 
typischer  grosser  Scramasax  zu  zweihändigem  Gebrauch  hat  sich  bis  jetzt  noch 


30 

nicht  gefunden.  Regelmässig  liegt  in  der  Bauchgegend  des  Bestatteten  der 
kunstreich  getriebene  Buckel  des  längst  vermoderten  Holzschildes,  häufig  noch 
mit  seinen  breiten  Haftnägeln  aus  Bronze,  seinem  rundgeschmiedeten  ChiTus 
und  einigen  Stücken  vom  Randbeschlag.  In  der  Gegend  der  linken  Hand  aber, 
meist  unterhalb  derselben,  finden  wir  die  elegant  geschwungene  Franziska,  das 
nationale  Wurfbeil  der  Franken.  Zu  Füssen  des  Skelettes  steht  die  getriebene 
Bronzeschüssel  mit  den  Überresten  eines  Kammes  aus  Bein  oder  Holz  —  des 
Zeichens  der  Freien,  die  allein  das  lange  Haar  führen  durften,  im  Gegensatz 
zu  den  kurzgeschorenen  Unfreien  und  Sklaven.  Oft  enthalten  diese,  auch  in  den 
Frauengräbern  vorkommenden,  Schüsseln  Haselnüsse,  welchen  man  gern  eine 
svmbolische  Bedeutung  beilegen  möchte.  Wichtiger  wäre  für  den  Augenblick  die 
Entscheidung  der  Frage,  ob  die  Schüsseln  mit  Nüssen  ausschliesslich  den  Frauen- 
gräbem  —  die  mit  Kamm  nur  den  Männern  beigegeben  waren,  Stücke  ver- 
rosteten Eisens  deuten  ausserdem  auf  mancherlei  Schnallen  und  Riemenwerk; 
Tauschierungen  sind  noch  nicht  gefunden. 

Der  Frauenschmuck  ist  zahlreich  und  in  seiner  Eigenart  höchst  anmutend. 
Die  meist  paarig  auftretenden  Gewandschliessen  (fibulae)  sind  teils  aus  Bronze, 
oft  aber  aus  Silber  gefertigt  und  mit  Niello  und  Almandineu  (flach  geschliffenen, 
goldunterlegten  Edelgranaten)  verziert.  Dieselben,  in  Zellen  eingesetzten,  Steine 
finden  wir  auch  bei  anderen  Schliessen,  die  teils  in  Form  runder  Brochen  oder 
kleinerer  und  grösserer  Falken  auftreten  und  für  das  Zusammenfassen  feinerer 
Gewebe,  z.  B.  der  Leinwand,  bestimmt  waren.  Interessant  ist  hierbei  das  immer 
wiederkehrende  Motiv  dieser  Falken,  deren  Augen,  Flügel  und  Schwanz  durch 
Almandine  markiert  sind,  wenn  nicht  der  ganze  Vogel  aus  solchen  zusammen- 
gesetzt ist,  während  der  Schnabel  sich  stets  durch  seine  lange,  hakenförmige 
Gestalt  charakterisiert. 

Schön  verzierte  Bronzenadeln  haben  ebenfiills  zum  Zusammenfassen  der 
Kleidung  gedient;  für  das  Haar  war  der  geschlossene,  oft  grosse,  halbmond- 
förmige Kamm  in  Gebrauch  —  im  Gegensatz  zu  den  zahlreichen  Knochennadeln 
der  römischen  Frauen.  Schnallen,  ebenfalls  mit  Almandinen  besetzt  und  mancherlei 
Ringe  aus  Bronze  oder  buntem  Glas  waren  am  Gürtel  angebracht,  dessen  Ge- 
hänge (aus  bronzebesetztem  Leder  oder  Bronzeketten)  mit  allerhand  Bronze- 
zierrat, zierlichen  Knochenschnitzereien,  Münzen  oder  Pincetten  und  anderen 
kleinen  Bedürfnisartikeln  aus  Bronze  versehen  waren.  Kleinere  Bronzestücke 
mögen  je  nach  ihrer  Form  als  Beschlagstücke  von  Schmuckkästchen,  oder  als 
Verzierung  des  Gürtels,  seiner  Gehänge  oder  auch  des  Schuhwerkes  gedeutet 
werden.  Das  Bronzebecken  ist  bereits  erwähnt.  Zahlreiche  Perlen  schmückten, 
an  Schnüren  aufgereiht,  den  Hals  und  die  Handgelenke.  Sie  bestehen  aus 
buntem,  oft  zierlich  gebändertem  Glase,  aus  Achaten,  Thonfritt  und  Bernstein 
und  kommen  von  der  kleinsten  Form  bis  zu  einem  Durchmesser  von  4,5  cm  vor. 

Der  einfache  Spinnwirtel  endlich  aus  gebranntem  Thon  mag  uns  als  un- 
scheinbares, aber  desto  bedeutsameres  Symbol  des  weiblichen  Berufes  erscheinen. 

Die  neben  den  Leichen  aufgestellten  irdenen  Gefässe  treten  in  Form 
grösserer  und  kleinerer,  henkelloser  Urnen  mit  rauher,  rauchgrauer  Oberfläche 
auf,    die  mit  Wellenornament  oder   eingeprägten  Mustern    unterhalb    des  Halses 


31 

versehen  ist,  —  duneben  als  Krüge  mit  einem  Henkel  und  Aiisguss;  letztere 
sind  oft  im  Brand  verzogen.  Ausserdem  finden  sich  nooh  Teller  und  Schalen, 
vielfach  in  Form  und  Färbung  an  römische  Muster  oriunernd. 

Sehr  schön  sind  die  Gläser,  deren  jedes  bessere  Grab  eines  zu  besitzen 
pflegt.  Sie  zeugen  von  bedeutender  Technik  und  sind,  wenn  sie  in  ein  Tlion- 
gefiiss  gestellt  waren,  meist  gut  erhalten,  während  die  freistehenden  vollständig 
durch  die  aufliegende  Last  zerdrückt  wurden.  Sie  sind  teils  pokalfürmig,  aber 
stets  ohne  Fuss,  im  Gegenteil  sogar  mit  konvexem  Boden  versehen,  der  oft 
noch  durch  eine  Spitze  gekrönt  wird,  sodass  das  Glas  stets  nur  auf  den  Rand 
gestellt  werden  konnte,  —  teils  treten  sie  als  Kumpen  verschiedener  Form  und 
Grösse  auf.     Nektuarien  und  Hörner  wurden  noch  nicht  angetrotten. 

Selten  nur  fehlt  schliesslich  der  Feuerstein,  der  weniger  als  Messer  wie 
als  Werkzeug  zur  Gewinnung  des  Feuers  zu  betrachten  ist. 

Über  die  tierischen  Knochen,  als  Überreste  der  beigegebenen  Speisen,  ist 
im  allgemeinen  nicht  viel  Zuverlässiges  zu  berichten,  da  denselben  von  Seiten 
der  Finder  zu  wenig  Aufmerksamkeit  war  zugewendet  worden.  Desto  interes- 
santer ist  dagegen  ein  derartiger  Fund,  den  Referent  persönlich  mit  erhoben 
hat  und  der  immerhin  einige  charakteristische  Lichter  auf  die  Fleischnahrung 
der  alten  Schiersteiner,  sowie  auf  ihre  Totenopfer  zu  werfen  geeignet  ist. 

Ein  2  m  tiefes  Grab  war  soeben  an  seinem  Westende  angehauen  worden 
und  hob  sich  mit  seiner  dunkler  geförbten,  nach  unten  immer  aschenhaltigeren 
Füllung  sehr  deutlich  von  der  hellen  Lösswand,  in  die  es  eingeschnitten  war. 
Dieses  Grab  besass  eine  auffällig  geringe  Länge  und  zeigte  das  in  ihm  befind- 
liche Skelett  eines  kräftigen  Mannes  in  einer  solchen  Verwerfung,  dass  letztere 
nur  durch  die  Annahme  einer  sitzenden  Bestattung  mit  ausgestreckten  Beinen 
erklärt  werden  konnte,  wie  auch  Professor  Lindenschmit  den  gleichen  Fall 
im  Totenlager  von  Selzen  angetroff'en  hat.  Waff'en  und  andere  Beigaben,  speziell 
Töpfereien,  fehlten  gänzlich.  Dagegen  ergaben  sich  an  dem  zuerst  angeschnittenen 
westlichen  Ende  des  Grabes  in  der  rechten  Ecke  die  Trümmer  eines  sehr  fein 
gestreiften,  aber  vollständig  zerdrückten  Glasbechers;  in  der  Mitte  —  in  nächster 
Nähe  des  herabgerollten  Kopfes  —  ein  ziemlich  starkes  Stück  Silex  neben  einem 
vollständig  mürben  Eisenrestklumpen,  der  wohl  als  ein  Überrest  des  Stahles 
zum  Feuerschlagen  erklärt  werden  konnte;  in  der  linken  Ecke  aber,  durch  Asche 
voneinander  getrennt,  zwei  Häufchen  kleiner  Tierknochen,  welche  sorgfältig  er- 
hoben und  Herrn  Römer  zur  gefälligen  Bestimmung  übergeben  wurden.  Die 
Knochen  des  ersten  Häufchens  rührten  von  einer  Marderart  her  und  zwar  wahr- 
scheinlich von  Mustela  Martes;  die  des  zweiten  entsprachen  einem  sorgfältig 
ausgeschnittenen  linken  Yorderviertel  eines  Hasen  (Lepus  timidus)  und  bestanden 
aus  der  linken  Unterkioferhälfte,  Schulterblatt,  Oberarm,  Ellbogenröhre  und 
Speiche  des  linken  Yorderfusses  und  vier  Rippen  der  linken  Seite!  Hinter 
diesen  beiden  Schleckereien  fand  sich  noch  das  abgehauene  Stück  eines  Schulter- 
blattes mit  dazu  gehörigem  Rippenbruchstück  von  einem  grösseren  Tiere,  wahr- 
scheinlich einem  Schafe.  Sämtliche  Knochen  zeigten  keine  Feuereinwirkung; 
die  Fleischstücke  sind  also  in  rohem  Zustande  beigegeben  worden.  Es  würde 
nach  mancher  Richtung  förderlich  sein,  wenn  bei  weiteren  Reihengräber-Unter- 


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suchunoen    die    Forscher   auch    solchen,    scheinbar   unbedeutenden   Nebendingen 
ihre  froundhche  Aufmerksamkeit  zuwenden  wollten. 

Das  Alter  des  bei  weitem  noch  nicht  erschöpften  Schiersteiner  Grabfeldes, 
an  welchem  die  Arbeiten  jetzt  für  längere  Zeit  sistiert  sind,  dürfte  in  Anlehnung 
an  die  Geschirhte  der  FrankiMi,  in  den  Zeitraum  vom  5.  —  7.  Jahrhundert  fallen. 
Eine  Münze:  MAXIMIANVS  NOB  CAES  GENIO  POPVLI  ROMANI  —  (Yalerius 
Maximianus,  285  von  Diocletian  zum  Caesar  und  286  zum  Augustus  und  Mit- 
reo-enten  ernannt,  wies  unter  anderem  an  der  Rheingrenze  die  germanischen 
Einfälle  zurück,  dankte  305  ab  und  wurde  310  getötet)  —  entspricht  dem  Jahre 
285  —  286  und  würde  sich  daher  in  Gegensatz  zu  unserer  Annahme  stellen. 
Leitler  ist  sie  aber  als  Grabfund  nicht  wohl  zu  verwerten,  da  sie  auf  der  durch- 
jjearbeiteten  Bodentläche  aufgelesen  wurde.  Im  allgemeinen  sind  römische  Münzen, 
zumal  an  den  Gürtelgehängcn  der  fränkischen  Frauen,  nicht  selten,  doch  ge- 
hören sie  meist  einer  viel  späteren  Zeit  an,  wie  z.  B.  die  beiden  Silbermünzen 
des  Justinian  (527 — 565)  in  den  Selzener  Gräbern.  Hätte  unsere  Münze  wirklich 
in  einem  Grabe  gelegen,  so  läge  ceteris  paribus  immerhin  der  Schluss  nahe, 
dass  das  Alter  des  Schiersteiner  Friedhofes  um  vieles  hinaufzurücken  sei,  ja 
dass  man  daselbst  vielleicht  sogar  statt  eines  fränkischen  Friedhofes  einen  der 
vorausgehenden  Alemannen  vor  sich  habe,  wofür  <lann  auch  das  Auftreten  von 
Schnielzriuss  im  Auge  zweier  Falkenfibeln  und  die  an  römische  Vorbilder  sich 
anlehnenden  flachen  Gefässe  sprechen  würden.  Doch  ist  wie  gesagt  die  Fund- 
stelle der  Münze  eine  viel  zu  unsichere,  um  irgend  welche  Hypothesen  an  sie 
zu  knüpfen,  so  wünschenswert  es  auch  ist,  dass  wir  thunlichst  bald  zu  einer 
Differenzierung  der  Alemannen-  und  der  ihnen  folgenden  Frankengräber  gelangen. 

Schliesslich  sei,  obgleich  mit  unserem  Thema  nur  durch  örtlichen  Zusammen- 
hang verbunden,  noch  einer  naturwissenschaftlichen  Beobachtung  Erwähnung 
gethan,  die  seit  den  ersten  Oktobertagen  des  vorigen  Jahres  zum  öfteren  im 
Löss  des  Schiersteiner  Grabfeldes  gemacht  worden  ist.  In  der,  wie  eingangs 
erwähnt,  durchaus  homogenen  Masse  fanden  sich  nämlich  bis  zu  einer  Tiefe 
von  3  m  einfach  in  den  Löss  eingeschlossen  und  von  demselben  wie  ein  flacher, 
seinerzeit  da  liegen  gebliebener  Kiesel  umlagert,  einzelne  Kröten  von  der  Species 
Bufo  calamita,  Kreuz-  oder  Sumpfkröte.  Ein  Zugang  zu  denselben  durch  die 
Lössmasse  konnte  niemals  nachgewiesen  werden,  Spalten,  welche  denselben  er- 
möglicht hätten,  fehlten  vollständig,  Spuren  eines  nach  Krötenart  gegrabenen 
und  abgeschlossenen  Kanales  waren  bei  aller  Aufmerksamkeit  nach  keiner  Seite 
zu  entdecken.  Die  Kröten  machten  im  ersten  Augenblick  den  Eindruck  eines 
flach  gerollten  Steines,  als  welcher  sie  aus  dem  Lehm  entfernt  werden  sollten. 
In  der  Hand  der  Arbeiter  aber  belebten  sie  sich  rasch  und  hüpften  davon. 
Wenn  es  auch  keinem  Zweifel  unterliegt,  dass  dieselben  erst  im  vorigen  Jahre 
zum  Zweck  des  Winterschlafes  in  solche  Tiefe  durch  den  nichts  weniger  wie 
lockeren  Löss  sich  eingegraben  haben,  so  konnte  doch  die  Art  und  Weise  dieser 
Eingrabung  bis  jetzt  noch  in  keinem  Falle  erwiesen  werden.  Ich  selbst  habe 
über  ein  Vierteljahr  ein  solches  Tierchen  von  7  cm  Länge  bei  3,5  Breite,  wie 
es  eben  frisch  herausgeholt  worden  war,  in  einem  grösseren  Glase  mit  dem 
Lössboden  seiner  Schlafstätte  beobachtet;    es  grub    sich    bei   jeder  Störung    von 


33 


neuo'm  ein,  auch  trotz  der  eingetretenen  warmen  Witterung,  bis  es  in  den  ersten 
Tagen  des  Mai  verendete.  Jedenfalls  haben  derartige  Beobachtungen,  welche 
nur  noch  zu  wenig  veröffentlicht  sind,  die  Ilauptveranlassung  zu  der  so  häufig 
gehörten  Sage  von  den  in  Stein  eingeschlossenen  Kröten  gegeben.  Möchte  aber 
der  oder  jener  Leser  unserem  Bufo  calamita,  wie  er  so  tief  und  geheimnisvoll 
im  diluvialen  Lehm  sitzt,  noch  tief  unter  den  Frankengräbern,  einige  zehn- 
tausend Jahre  auf  den  breiten  Rücken  schreiben,  so  haben  wir  auch  nichts 
dagegen.  I'nd  wir  werden  uns  von  der  beschaulichen  Ruhe,  deren  das  Tierchen 
da  unten  gepflogen  hat,  —  dem  es  vollständig  einerlei  geworden,  was  die 
Geschlechter  des  19.  Jahrhunderts  oben  treiben  und  wie  wohl  der  Heurio-e  se- 
raten  mag  —  von  dem  einzig  wahren,  göttlichen  Nirwana,  das  unserer  glück- 
lichen Kröte  beschieden  war,  gern  von  ihm  erzählen  lassen. 


Verzeichnis  der  in  etwa  15  Gräbern  gefundenen  Altertümer. 


WaflFen. 
Angonen:  3. 

Lanzen  verschiedenster  Art:  7. 
Langschwerter:  2. 
Franzisken:  2. 
Messer:   1   und  Bruchstücke. 
Schildbuckel:  3,    teilweise  mit  Bronze- 
nägeln und  Clavus. 

Töpfereien  und  Gläser. 

Urnen:  ca.  10. 

Krüge:  4  —  5. 

1  Teller,  Imitation  von  Terra  sigill. 

Glasschalen    (Kumpen),     weiss     ge- 
schliert: 2. 

Glasbecher:  1  und  zahlreiche  Bruch- 
stücke. 

Bronzeschiisseln:  3. 

Schmucksachen. 

Silberner,  teilweise  vergoldeter  Arm- 
ring mit  Scharnier  und  zwei  Tier- 
köpfen, im  Stile  der  folgenden  Alman- 
dinfibeln. 


Silberfibeln  mit  Almandinen:  2. 

Silberfibeln  ohne  Almandine:  2. 

Fibeln  als  Falke,  Almandinen,  das  Auge 
aber  Schmelzfiuss:  2. 

Falkenfibel  mit  AFmandinen,  ohne  » 
Schmelz:  4. 

Scheibenfibeln  mit  Almandinen:  3. 

Schnallen  mit  Almandinen:   1. 

Anhänger  aus  Bronze:  2. 

Anhänger  aus  Knochen:   1. 

Eine  Bronzenadel. 

Bronzeringe. 

Reste  von  Kämmen. 

Perlen  aus  Bernstein,  Chalcedon,  ge- 
schliertem Glas  igrün  und  weisse 
Spindel),  aus  blauem  Glas,  blau  mit 
weissen  Tupfen  oder  gelben  Augen, 
aus  Frittmasse. 

Kleine  Geräte. 

Pincetten  aus  Bronze:  3. 
Spinnwirtel:  6. 
Feuersteine. 


Der  Hasselbacher  Turm. 

Ein    Re(iuiem    zur    Warnung. 
(Taf.  I,  Abbild.  12.) 

Von 

A»  Y.  Cohausen, 


Das  im  goldenen  Grund  unterhalb  Kamberg  an  der  Ems  gelegene  Dorf 
Erbach  kommt  schon  782 — 798  als  eine  in  der  Erlinbacher  Mark  gelegene 
Schenkung  an  das  Kloster  Lorsch  vor.  Yon  ihm  erstreckt  sich  der  Erbacher 
Markwald  als  ein  1500  m  breiter  Streifen,  begrenzt  vom  Hauser  Bach,  nordost- 
Avürts  gegen  Hasselbach. 

Dies  Dorf  scheint  eine  Rodung  in  dem  Wald  gewesen  zu  sein,  rauss 
aber  schon  1217  bestanden  haben,  da  es  damals  zum  Kirchspiel  Rod  gehörte. 
Die  Herrn  von  Limburg,  deren  Burg  auf  dem  Felsen  hinter  dem  Chor  der  Stifts- 
kirche lag,  verfügten  noch  1317  über  den  Neurodzehnten  und  blieben  im  Besitz 
des  Dorfes,  bis  dasselbe  mit  ihrem  Aussterben  an  Nassau  und  1420  an  Trier  kam, 
welches  1427  ein  Viertel  davon  gegen  Austausch  wieder  an  Nassau  gab.  In 
diesem  zweiherrischen  Besitz  blieb  es  bis  zum  Reichsdeputations-Hauptschluss 
1803,  durch  welchen  es  ganz  an  Nassau  kam.  Im  Jahr  1441  erwirkten  die 
gemeinschaftlichen  Landesherrn  Kurfürst  Jakob  von  Sierk  und  Graf  Philipp  von 
Nassau-Saarbrücken  am  1.  Sept.  von  Kaiser  Friedrich  III.  die  Erlaubnis,  aus 
dem  Dorf  Hasselbach,  am  Leydbos')  gelegen,  eine  Stadt  und  Feste  zu  machen 
und  zu  bauen,  und  sie  mit  Graben,  Thore'n  und  anderem  Notdürftigen  zu  ver- 
sehen. Die  Einwohner  waren  allseitig  frei  und  ihren  beiden  Landesherm 
unterthan  und  ihre  Stadt  hatte  die  Gnaden  und  Freiheiten  wie  Frankfurt. 

Was  die  Landesherm  vermocht  hatte,  mitten  in  dem  Waldland  zwischen 
der  Ems  und  der  Weil  einen  befestigten  Platz  anzulegen,  waren  die  damals 
sogenannten  Hessenstrasse,  der  Rennweg  und  die  Hühnerstrasse,  welche  am 
Walverhaus  unterhalb  Weilburg  beginnen,  2*/2  km  nördlich  von  Hasselbach  den 
Judenpfad  aufnehmen  und  immer  auf  dem  Höhenrücken  fortziehen,  am  Feldberg 
den  Pfahlgraben  durchschneiden  und  über  Königstein  Frankfurt  erreichen. 

An  der  Sicherheit  dieser  jetzt  verlassenen  Verkehrsstrasse  musste  den  Landes- 
herrn gelegen  sein.  Sie  war  aber  sehr  gefährdet  durch  die  an  der  Lahn  und 
am  Taunus  sitzende  Ritterschaft,  welche  teils  aus  Not,  teils  aus  Rauflust  und 
Habgier  dazu  getrieben,  in  der  weitgehenden  Erbschafts-  und  Ganerbschafts- 
teilung, den  Zinsen  und  Gefällen  zu  Fehden  reiche  Veranlassung  fanden,  und 
zu  Menschen-,  Vieh-  und  Wareuraub  benutzten. 


')  Der  Name  Loydbos  ist  Jotzt  dort  unbekannt,  Bo^s  ist  ein  kurz  aufsteigender  Hügel, 
vielleicht  der  .südlich  gegenüber  dorn  Dorf  liegende  .Schinn- oder  wie  die  Leute  .sagen  Schindkopf, 
auf  dem  man  sich  wohl  einen  zur  Warnung  der  Wegelagerer  aufgerichteten  Galgen  denken  mag. 


35 

Gegenüber  den  landesherrlichen  und  städtischen,  meist  schon  im  14.  Jahr- 
hundert erbauten  Befestigungen,  von  denen  wir  nur  Weilburg.  Alt-  und  Xeu- 
weilnau,  Runkel,  Usingen.  Kamberg,  Niederhrechen,  Villmar,  Freienfels  nennen, 
lagen  nicht  wenige  ritterschaftliche  Burgen :  Emniershausen,  Kleeberg,  Cransberg, 
Eichelbach,  Elkershausen  und  vor  allen  die  schlimmsten:  Hattstein,  Reifenbero- 
und  Kronberg.  Durch  Ganerbschaft,  Belehnung  und  Öfi'nungsrecht  waren  die 
Verhältnisse  mehr  zu  Ungunsten  als  zu  Gunsten  der  öffentlichen  Sicherheit, 
nur  desto  verworrener,  und  die  Schaffung  landesherrlicher  Festungen  mit  dem  von 
ihnen  ausgehenden  Geleiten  um  so  mehr  geboten. 

Welche  tollen  Kameraden  zumal  die  Hattsteiner  und  Reifenberger  durch  viele 
Geschlechter  waren,  ja  wie  in  dem  Domherrn  Philipp  Ludwig  von  Reifenberg 
(t  1G86)  noch  das  wilde  Blut  seiner  Ahnen  furtkochte,  hat  Pfarrer  Ha nnappel,  ge- 
segneten Andenkens,  im  4.  Band  unserer  Annalen  gründlich  und  schön  beschrieben. 

Die  gemeinschaftliche  Nutzung  von  Erbach  und  Hasselbach  in  dem  Mark- 
wald scheinen  doch  zu  Unzukömmlichkeiten  geführt  zu  haben,  wegen  deren 
am  18.  August  1474  und  am  16.  August  1486  Feststellungen  stattfanden.  (Die 
Urkunden  im  Besitz  des  Vereins,  die  Regesten  Annal.  XX,  189  und  192.)  Wir 
erfahren  aus  denselben,  durch  wen  die  LandesheiTn,  wohl  zugleich  Obermärker, 
vertreten  waren;  nämlich  am  erstgenannten  Tag  Trier  durch  Dietrich  von  Dietsch; 
Nassau,  nämlich  Katzenelnbogen,  Nassau-Dioz  und  Nassau-Saarbrücken  durch 
Kon.  von  Reifenberg,  Joh.  Freie  von  Dyrne  und  Konrad  von  Hattstein  (wahr- 
scheinlich in  amtlicher  Stellung  zu  Usingen).  Am  anderen  Tag  wirkten  als  Teidings- 
leute  Henne  von  Hattstein,  Joh.  W^alraf  und  Henrich  Riedesel,  ferner  für  Trier  und 
Nassau-Saarbrücken  Dietherich  von  Staffel,  Peter  von  Eltz,  Hederich  von  Rols- 
hausen  und  Adam  von  Reinberg.  Wir  erkennen  darunter  manche  Mitglieder 
und  Nachkommen  der  Raubritterschaft,  welche  nun  im  landesherrlichen,  wie  viel- 
fach auch  im  städtischen  Dienst  waren. 

Diese  schiedsrichterlichen  Entscheidungen  werden  zumeist  nötig  geworden 
sein  durch  die  zahlreichen  Waldschmieden  jener  Gegend,  welche  eine  grosse 
Menge  von  Holzkohlen  verbrauchten.  Über  die  Schmieden  von  Weilmünster, 
Löhnberg  und  Berg  besitzen  wir  noch  die  Renteirechnungen  von  1414 — 1427 
(Annal.  XVH,  35)  und  wir  dürfen  wohl  auch  Audenschmiede,  Rod  a.  d.  Weil 
und  Emmershausen  dazu  zählen,  denn  aus  dem  Weilthal  kamen  schon  zu  Römer- 
zeiten  die  trefflichen  Eisenerze,  welche  wir  bei  der  Waldschmiede  am  Drei- 
mühlenborn unfern  der  Saalburg  aufj,'elesen  haben.  (Annal.  X[V317,  XV  124.) 
Unzählige  Schlackenhalden  in  den  W^äldern  zwischen  Lahn  und  Taunus,  «»stlich 
des  goldenen  Grundes,  zeugen  von  der  alten  Eisenindustrie,  welche  nur  auf 
Holzkohlen  angewiesen  war  und  nur  Schmiedeeisen  erzeugte.  Daher  war  in 
den  beiden  Teidingen  als  erster  Punkt  hervorgehoben:  1.  dass  niemand  mehr 
im  Markwald  einen  Köhler  legen,  nicht  mehr  gekohlt  werden  dürfe;  2.  zwei 
Tage  in  der  Woche  dürften  die  Hasselbacher  zu  Feuer  Ungehölz,  auch  zu 
Zäunen  und  Gehegen  selbst  eichene  Stecken  und  zwar  jeder  Hausgesesse  einen 
Wagen  voll  holen,  die  Gerten  und  Stecken  sollen  aber  wirklich  verzaunt,  nicht 
verbrannnt  werden;  wenn  die  von  Hasselbach  in  der  Mark  kein  Ungehölz  findon, 
so  sollen  sie  es   den  Amtleuten  zu  Kamberg  melden    und  diese  ihnen  Holz    zu 

3* 


36 

Feuerung  verschaffen,  bis  wieder  I'nijeliiilz  wailise;  4.  IIulz  zu  Häusern,  Scheuern 
und  Backhäusern  sollen  die  von  Hasselbach  fordere  zu  Erbach  vor  der  Kirche 
von  der  Gemeine  und  dasselbe  solle  geschehe  wie  herkömmlich;  5.  davon 
sollen  die  von  Hasselbach  ihr  Recht  geben  auch  Fürstrecht  uach  Gewohnheit 
der  Markrecht  wie  von  Alters  herkommen  ist;  G.  die  von  Erbach  und  Hassel- 
bach sollen  es  mit  Eckern  und  Viehtreiben  halfen  nach  herkommen;  7.  des 
Frohustück  Waldes  sollen  sie  in  Gebrauch  halten  wie  seither;  8.  alle  Gebicke 
und  Hegen,  die  um  ilie  ^fark  seien,  sollen  vou  denen  von  Erbach  und  Hasael- 
bach  unbeschädigt  erlialten  werden;  9.  die  von  Erbach  und  Hasselbach  sollen 
die  Mark  mit  Förster  bestellen  wie  seither;  10.  die  vorkommenden  Schäden 
an  den  Hegen  zu  verteidingen  soll  den  Herrn  zu  Kamberg  zustehen. 

Es  erhellt  daraus,  dass  beide  Ortschaften  keineswegs  gleichberechtigt 
waren  und  es  scheint  dies  zu  einer  nicht  bekannten  Zeit  dazu  geführt  zu  haben, 
dass  der  Markwald  wirklich  geteilt  wurde,  wobei  auf  Erbach  etwa  ''/?,  auf 
Hasselbach  '/;  und  auf  tue  Obermärker  gleichfalls  '/;  des  zwischen  beiden  ge- 
legenen Domanialwalds  kamen. 

Zwei  Kilometer  südlich  von  Hasselbach  liegt  der  Eichelbacher  Hof,  eine 
Schöpfung  des  16.  Jahrhunderts.  , 

Eine  ältere  Burg  Eichelbach  ist  jetzt  nur  mehr  in  einem  auf  den  General- 
stabs- und  in  den  Forstkarten  als  Gebück  bezeichneten  Waldort  zu  erkennen. 
Dasselbe  nimmt  1600  m  südlich  von  Hasselbach  eine  Höhenzunge  ein,  welche 
sich  500  m  laug  und  100  m  breit,  nach  drei  Seiten  mit  steilen  Abhängen  in 
den  Eichelbacher  Grund  vorstreckt.  Sie  ist  auf  der  westlichen  Angriffsseite 
durch  einen  219  Schritt  langen  Graben  von  3  m  Breite  und  1\'2  m  Tiefe,  sowie 
durch  einen  1  m  hohen  Erdwall  verteidigt.  Von  Mauerwerk  und  Gebückbäumen 
aber  ist  nichts  mehr  zu  sehen. 

^Vir  wissen,  dass  ein  Stamm  derer  von  Rheinberg  sich  auch  von  Eichelbach 
nannten,  und  dass  einem  derselben  die  J3urg  im  Jahr  1353  von  Heinrich  von 
Hattstein  mit  Gewalt  entrissen  wurde,  jedoch  schon  1375  wieder  an  die  ursprüng- 
lichen Besitzer  kam. 

Ums  Jahr  1460  muss  sie  eine  Kapelle  gehabt  haben,  da  in  diese  die 
Dörfer  Kratzenbach  und  Geniund  eingepfarrt  waren. 

Diese  Rheinberge  oder  Reinberge  gehörten  nicht  dem  rheingräfiichen  Ge- 
schlecht an,  welches  die  Burg  Rheinberg  an  der  AVisper,  vielleicht  noch  aus 
der  karolingischen  Zeit  her,  besass,  sondern  sie  gehörten  wie  die  von  Heppenheft 
und  andere  nur  zu  deren  Burgmannschaft. 

In  der  Kirche  zu  Hasselbach  ist  in  der  rechten  Chorwand  ein  schöner 
Grabstein  aus  Sandstein  eingemauert.  Er  stellt  bis  zur  Hüfte  einen  Ritter  dar, 
in  Plattenharnisch,  barhaupt  mit  langem  Vollbart  und  gefalteten  Händen,  da- 
runter in  reicher  Renaissanceumrahmung  die  Inschrift: 

ANO   DNI  MDXXVll  V  F  SAMT 
TOMASTAG  IST  IN  GOT  SELLIGLICH 
VERSCHIEDEN  DER  EDEL  UND  ERENVESTE 
PHILIPS  VON  REINBERGK  DE  GOT  GE 
NEDIG  UND  BARMHERZIG  SEIN  WOLLE 


37 

Ein  Nachkommen  oder  Verwandter  von  ihm  wird  es  gewesen  sein,  welcher 
41  Jahre  später  den  Eichelbachcr  Hof  anlegte  und  von  der  alten  Burg  dahin 
übergesiedelt  ist. 

Der  Hof,  in  einem  sanften  Feld-  und  Wiesengolände  ohne  jegliche  ff^rtitika- 
torische  Terrainvorteile,  bildet  im  Stile  jener  Zeit  ein  Quadrat  von  30  m  Seiten- 
lange mit  je  einem  runden  Turm  von  6 — 7  m  Durchmesser  auf  jeder  Ecke. 
Nur  zwei  dersellfen,  welche  das  die  ganze  Ostseite  einnehmende  Herrenhaus 
flankieren,  sind  unten  massiv,  oben  in  Fachwerk  mit  einem  Glockendach  aus- 
gebaut. Die  beiden  andern  auf  den  SW-  und  NW-Ecken  sind  nur  in  den 
Fundamenten  erhalten,  und  waren  wohl  nie  höher  geführt.  Das  ganze  Herrenhaus 
hat  nur  wenige  Fenster  nach  aussen,  nach  der  Hofseite  viele,  sowie  die  Eingangsthür, 
über  der  sich  in  einer  Portalumrahnmng  die  Alliimzwappon  des  Erbauers  und 
seiner  Frau,  darüber  auf  einem  Spruchband  die  Jahreszahl  15(38  betimlet.  Rechts, 
jedoch  ohne  Farben  das  Wappen  der  Reinberg,  in  Rot  ein  weisser  Sparren 
mit  drei  weissen  Adlern  in  den  Ecken;  auf  dem  Helm  ein  wachsender  weisser 
Bock,  goldgekrönt,  mit  roten  Hörnern.  Links  das  Wappen  der  Gemahlin,  ge- 
borene von  Selbald,  in  Blau  ein  weisser  Schrägbalkea  von  rechts  nach  links, 
auf  der  Oberkaute  dreimal  in  Lilienform  ausgeschnitten;  den  Helm  ziert  Kopf 
und  Hals  eines  weissen  Windspiels  mit  blauem  Halsband. 

Wir  unterlassen  es,  mehr  über  den  Hof,  den  jetzt  der  Förster  als  Dienst 
Wohnung  inne  hat,    zu  sagen   und  verweisen   auf  seine  Geschichte,    welche  der 
Herr  Archivkanzleisekretcär  Schüler    im  Wiesbadener  Tagblatt    von   1885    ge- 
schrieben und  bis  zum  Jahr  1786  fortgeführt  hat. 

Sehr  zu  wünschen  wäre  es,  dass  der  Verfasser  seine  in  jenem  Blatt  zer- 
streuten Aufsätze  sammelte  und  herausgeben  möchte. 

Wir  fahren  fort  mit  dem,  was  wir  noch  über  Hasselbach  zu  sagen  haben: 

Durch  die  Übereinkunft  der  Condomini  Kurtrier  und  Nassau  wurde  Hassel- 
bach im  Jahr  1441  in  der  Weise  zum  Schloss  gemacht,  dass  der  Ort,  auf  sanft 
ansteigendem  Gelände  der  östlichen  Thalseite  gelegen,  als  längliches  Viereck 
von  240  Schritt  Länge  und  120  Schritt  Breite  mit  einer  Mauer  umgeben  wurde. 
Dieselbe  war  4  '/2  m  hoch  und  75  cm  dick,  eben  breit  genug,  dass  man  hinter 
der  Zinne  auf  ihr  rings  um  den  Platz  gehen  konnte.  Auf  den.  vier  Seiten  be- 
fanden sich  Thore  und  neben  jedem  ein  viereckiger  Turm,  gleich  dem  jetzt 
eingestürzten.  Sie  hiessen  diisOber-,  Unter-  und  stumpfe  Thor;  von  dem  vierten 
—  nur  eine  schmale  Pforte  —   hat  sich  kein  Namen  erhalten. 

Wie  es  heisst,  wurden  die  Thore  noch  vor  50,  wohl  auch  längeren  Jahren 
allabendlich  geschlossen  und  so  der  Schlosscharakter  gewahrt.  Derselbe  wurde 
noch  besonders  betont  in  einem  am  15.  September  1739  in  Wallrabenstein  aus- 
gestellten Lehrbrief  für  den  Damian  Ebeling,  gebürtig  in  dem  dem  Erzstift 
Trier  und  Nassau  gemeinschaftlichen  Schloss  Hasselbaoh  —  als  einem  im 
grossen  und  kleinen  Weydwerk  gut  bewanderten  Jäger.  (Ann.  XV,  259). 

Aber  ebenfalls  vor  etwa  50  Jahren  wurde  der  jetzt  eingestürzte  Turm  von 
der  Gemeinde  für  56  Gulden  —  etwa  96  M.  —  verkauft.  Der  Besitzer  eines 
daran  srelehnten  Hauses  benutzte  ihn  als  Scheune  und  da  ihm  dazu  der  Ein- 
gang  zu  eng  schien,  erweiterte  er  denselben  immer  mehr,  bis  die  Ecke  keinen 
Halt  mehr  hatte  und  die  selbstverständliche  Katastrophe  eintrat. 


38 

Am  Abond  des  9.  Februar  1888  stürzte  etwa  ein  Drittel  des  Turmes  ein, 
zerschlug  einen  Teil  des  angebauten  Hauses,  bedrohte  ein  gegenüberliegendes 
und  sperrte  mit  seinem  Schutt  die  Dorfstrassen,  die  neben  dem  Turm  sich 
kreuzten.  Das  Dach  hing  noch  oben  und  musste  wie  das  noch  stehende  Mauer- 
werk schleunig  gestützt  und  der  Schutt  abgefahren  worden.  Da  der  Besitzer 
unvermögend  war,  mussto  dies  von  der  (Jemeinde  geschehen.  Das  kostete  sie 
un'Tofähr  ^0  M.  und  es  blieb  ihr  nur  die  Wahl,  den  einst  für  96  M.  verkauften 
Turm  zurückzukaufen  und  wieder  aufzubauen ;  dies  wurde  veranschlagt  zu 
850  M. ;  —  oder  den  Turm  abzureissen  und  den  Schutt  abzufahren,  wofür  sich 
zwar  nicht  ohne  Schwierigkeit  doch  ein  Unternehmer  fand,  der  dies  nun  für 
450  M.  ausführen  wollte. 

Die  Bemühungen  für  den  Wiederaufbau  scheiterten  trotz  des  besten  Willens 
sowohl  bei  der  Gemeinde  als  bei  den  Kreisständen  an  der  Höhe  der  Kosten. 

Aber  lehrreich  und  warnend  bleibt  das  Beispiel:  wie  die  Gemeinde  in 
Nichtachtung  ihrer  geschichtlichen  Denkmäler,  den  alten  Turm  für 
96  M.  drangab  und  dafür  jetzt  530  M.,  sowie  ihr  altertümlich  städti- 
sches Ansehen,  verloren  hat! 

Nachdem  ich  im  Mai  vorigen  Jahres  schon  mit  Herrn  Dr.  Florschütz 
durch  den  Erbacher  Markwald  nach  Hasselbach  gewandert  war  und  die  Unglücks- 
stelle besichtigt  hatte,  bedurfte  es  noch  mancherlei  Auskünfte,  für  welche  ich 
den  Herren  Landrat  Dr.  Beckmann  und  Baurat  Holler  in  Usingen  und  Hom- 
burg, Oberförster  Blackert  in  Kod  a.  d.  Weil,  Pfarrer  G.  Alberts  und  Bürger- 
meister Maurer  in  Hasselbach   hier   meinen  besten  Dank  aussprechen   möchte. 


Grenzau. 

Von  A.  V.  C, 


In  den  merkwürdigen  Bergfried  der  Burg  Grenzau,  dessen  Grundriss  ein 
gleichseitiges  Dreieck  mit  einer  nach  der  Angriffseite  gerichteten  Spitze  ist, 
wurde  im  Jahre  1888  unbefugter  Weise  ebener  Erde  ein  Loch  gebrochen.  Man 
fand  eine  grosse  Menge  Steiuzeugscherben  und  sechs  Stück  einigermassen  ganze 
Krüge,  von  welchen  einige  für  die  Geschichte  des  Steinzeugs  nicht  ohne  Interesse 
sind,  indem  sie  noch  nicht  gesalzt,  sondern  mit  eisenhaltigem  schmelzbaren  Thon 
glasiert  sind.  Ausser  diesen  wurde  auch  noch  eine  Hakenbüchse  eingeliefert. 
Dieselbe  ist  in  sehr  verrostetem  und  durch  Rost  aufgelöstem  Zustand  1,10  m 
lang,  mit  einem  20  cm  langen  Schwanzschraubenvorstand  und  hat  2  '/2  cm  Kaliber. 
Der  Kopf,  unter  welchem  32  cm  tiefer  der  6  cm  breite  Haken  sitzt,  ist  achteckig. 
Das  Mtjrkwürdige  an  diesem  Schiesswerkzeug  ist  aber  ein  in  der  Wandung  oben 
ausgebranntes  Loch,  ca.  3  cm  weit,  10  cm  unter  dem  Kopf,  sowie  der  Um- 
stan«l,  dass  die  ganze  Röhre  mit  acht  aufgeschweissten  Eisenstäben  geschient  ist. 
Das  7  mm  weite  Zündloch  ist  offen  erhalten. 


Hügelgräber. 

(Fortsetzung.) 


4.  Von  Niederwalluf  2400  m  nördlich,  liegt  westlich  der  Rheingauer  Strasse 
eine  Anzahl  alter  Eichen,  die  Pfarreichen  genannt,  wegen  ihrer  schönen  Aus- 
sicht bekannt  und  an  Mariae  Himmelfahrt  besucht.  Zwischen  ihnen  und  dem 
von  Frauenstein  nach  Neudorf  führenden  Weg  ist  eine  Gruppe  von  etwa 
7  Hügelgräbern  von  24  und  weniger  Durchmesser  und  1  oder  weniger  Meter 
Höhe.  Sie  sind  mit  Ausnahme  von  zweien,  A  u.  B,  von  oben  oder  von  der 
Seite  angegriffen.  Am  27.  Mai  1889  wurde  A  mit  konzentrischen  Gräben  und 
als  die  Leute  anfingen,  zu  dicht  zu  stehen,  auch  B  mittels  zweier  parallelen 
Gräben,  mit  2  m  Abstand  von  der  Mitte,  untersucht.  Von  diesen  Gräben  ging 
man,  sobald  der  gewachsene  Boden  erreicht  war,  durch  Schrammen  zur  Mitte 
vor.  Man  hatte  den  Vorteil,  reine  Profile  des  Hügels  bioszulegen,  etwaige 
Funde  zu  unterfahren  und  nicht  von  oben  herab  zu  beschädigen.  Man  konnte 
hier  mehr  Leute,  welche  in  den  konzentrischen  Gräben  sich  allmählich  beengten, 
verwenden.  In  keinem  der  Hügel  fand  sich  Bronze,  sondern  nur  kleine  Kohlen- 
reste. In  A  waren  4  Steine  so  aufgebaut,  dass  ein  etwa  1,50  m  hoher  und 
30  cm  dicker  Stein  noch  etwas  aus  dem  Gipfel  vorstand  und  auch  unten  noch 
tiefer  in   den  Boden  reichte.     Nördlich   dahinter   und   75  cm   unter   dem  Gipfel 

lag  unter  vieler  Aschenerde  ein  zerdrücktes  Gefäss  von  etwa 
36  cm  Durchmesser  und  breitem,  schräg  ansteigendem  Rand  und 
darin  eine  Anzahl  Teller  und  Schalen,  alles  in  Bruchstücken, 
und  geringe  Knochenreste  einer  Kinderleiche.  Die  grosse  Urne 
war  in  der  Masse  schwarz  und  mit  Kohlen-  und  Grasteilchen 
durchsetzt,  im  Äusseren  aber  mit  zartem  braunen  Thun  über- 
schlemmt, der  halbtrocken  geglättet,  zum  Teile  aber  abgesprungen 
war.  Der  Hügel  B  ergab  im  Mittelpunkt  und  0,50  m  tief  die  Bruchstücke  einer 
rötlichen  Urne  ohne  Oberteil  und  die  von  etwa  vier  kleineren,  aber  keine  Kohlen 
und  Asche. 

5.  Aus  der  Umgegend  von  Usingen  besitzen  wir  Nachrichten  aus  den  Jahren 
1830,  1859,  1871  und  jetzt  die  nachfolgenden  über  Hügelgräber,  welche  ich  in  den 
Wäldern  in  Begleitung  der  Förster  von  Usingen,  von  Pfaffenwiesbach  und  von 
Wehrheim  vom  2.  bis  6.  Juli  besichtigt  und  davon  einige  ausgegraben  habe. 

1.  Wilhelmsdorf,  4  km  westlich  Usingen.  Ungefähr  1000  Schritt  östlich  des 
Dorfes,  liegen  südlich  des  Holzabfuhrweges  im  Wald  Florath  etwa  12  Hügel- 
gräber, welche  noch  alle  unberührt  scheinen. 

Wilhelmsdorf  ist  eine  Gründung  des  Fürsten  Wilhelm  Heinrich  von  Nassau- 
Usingen  von  1707— 17 1 1,  welcher  das  Land  dazu  von  dem  einst  1000  Schritt  östlich 
gelegenen  Neuhof  hergegeben  hat.  Die  ursprünglichen  10  Hofgereite  sind  alle 
nach  einem  Plan  gebaut;  zu  Anfang  des  Urtes  liegt  das  Back-  und  Schulhaus. 

2.  Eschbach  liegt  davon  4  km  östlich;  es  wird  auch  Katzeneschbach  ge- 
nannt; wie  die  Einwohner  sagen,  weil,  wenn  sie  ihre  Steuern  nach  Ismgen 
brachten,  sie  mit  Hasenbraten  traktiert  werden  mussten;  einmal  aber  entdeckten 


3S  cm 


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sie,  dass  m-m  ihnen  nur  Katzen  gegeben  habe  —  und  von  dem  Tag  an  haben 
sie  die  Steuer  nicht  mehr  gezahlt.  So  im  Volksmuud,  wir  aber  sind  der  Mei- 
nung, dass  Katzenesohbach,  wie  auch  Katzenolnbogen,  ihre  Namen  von  den 
seit  der  Rümerzeit  hier  wohnenden  Chatten  herzuleiten  haben. 

3.  Wernborn  liegt  2'/*  km  weiter  östlich,  und  der  Grabhügel  Heiden- 
könig noch  1^/4  km  weiter  im  Waldrand  der  Gemeindehecken.  Er  ist  1,20  m 
hoch  und  hat  17,60  bis  20,34  m  Durchmesser,  ist  aber  sowohl  in  der  Mitte 
als  von  der  Nordost-  und  Xurdwestseite  bis  fast  auf  den  gewachsenen  Grund 
durchgraben.  Als  ich  ihn  1871  besuchte,  sagte  man,  dass  dies  vor  kurzem 
durch  eine  Einquartierung  geschehen  sei;  von  Funden  wurde  nichts  berichtet. 

4.  Im  Usinger  Wald  Schweinhardt,  zwischen  dem  B^ahrweg  nach  Pfiiffen- 
wiesbach  und  dem  Fussweg  nach  Cransberg,  fanden  wir  ausser  drei  Bergwerkshalden 
zehn  Hügelgräber,  davon  einige  unberührt,  die  meisten  aber  von  oben  oder  von  einer 
Seite  tief  eingegraben.    Durch  die  Gruppe  zieht  ein  alter  verwachsener  Hohlweg. 

5.  Im  Pfaffenwiesbacher  Jungen-Holz,  etwa  1000  m  südlich  von  Crans- 
berg,  da  wo  der  Wald  an  das  Rote  Wiesenthiilchen  grenzt,  liegen  1 1  Hügel ; 
der  grösste,  C,  ist  durchgraben;  es  ist  wahrscheinlich,  dass  es  der  ist,  in  welchem 
der  Bassenheimische  Forstmeister  Schott  aus  Reifeuberg,  dessen  Schwiegervater 
Schauper  Rentmeister  auf  dem  damals  gleichfalls  Bassenheimischen  Crausberg 
war,  ein  Bronzeschwert  gefunden  hat.  Ich  habe  auf  diesem  Hügel  als 
Gast  in  der  angenehmsten  Gesellschaft  von  Frau  Landrat  Beckmann  und 
Fräulein  L.  Kirsten  das  Mittagsmahl  eingenommen,  leider  aber  nur  wenig  be- 
deutendes in  den  Hügeln  A,  B,  K  u.  I  gefunden.  Die  Hügel  A  u.  B  wurden 
mittels  konzentrischer  Gräben  durch  je  8  Mann,  die  beiden  K  u.  I  durch  Para- 
lellgräben  untersucht,  welche  je  1  m  von  der  Mitte  entfernt  bis  auf  den  ge- 
wachsenen Boden  reichten,  sodass  der  mittlere  2  m  breite  Teil  unterschrammt 
wurde.  Alle  zeigten  nur  wenige  Kohlenstückchen  und  keine  Töpferscherben. 
Nur  der  Hügel  K  ergab  2,37  m  nördlich  der  Mitte,  in  75  cm  unter  der  Hügel- 
oberfläche, einen  Halsring  a  und  1,80  ra  südlich  der  Mitte  in  gleicher  Tiefe  die 
Bruchstücke,  namentlich  auch  das  Felsbein  eines  Schädels,  einen  Halsring  b 
und  zwei  Armringe  c.  Der  Ring  a  war  ein  schlichter  geschlossener  Bronzering 
von  140  mm  lichtem  Durchmesser  und  von  8  bis  9  mm  Dicke.  Er  hatte  noch 
das  roh  gelassene  Gussnäpfchen.  Der  Ring  b  war  gleichfalls  schlicht  und  ge- 
schlossen, hatte  135  mm  lichten  Durchmesser  und  G  mm  runde  Metallstärke; 
man  erkannte  an  den  verdickten  Stellen  die  schräg  abgeschliffenen  Gusszapfen. 
Die  Armringe  waren  gleichfalls  schlicht,  von  rundem,  4  mm  dickem  Querschnitt 
und  60  mm  lichter  Weite.  Es  wiederholte  sich  hier  die  Erfahrung  und  wurde 
an  den  Mädchen,  die  den  Arbeitern  das  Essen  gebracht  hatten,  wieder  erprobt, 
da.s8  die  Hals-  und  Armringe  für  Mädchen  von  16—18  Jahren  zu  eng  waren,  aber 
von  allen  Kindern  von  8— 10  Jahren  umgelegt  werden  konnten.  Es  ist  daraus 
zu  entnehmen,  dass  auch  in  alter  Zeit  der  Hals-  und  Armschmuck  schon  den 
Kindern  angethan  wurde  und  ihnen  blieb  und  dass,  als  sie  erwachsen  starben, 
man  so  viele  Pietät  hatte,  den  Toten  nicht  Kopf  und  Hände  abzuschneiden,  um 
ihnen  den  Schmuck  wieder  zu  nehmen. 

Es  erinnert  dies  an  die  von  Tacitus  Germania  31  erzählte  Sitte  der  Chatten, 
die  übrigens  auch  anderwärts  geübt  worden  sein  mag,  dass  man  den  weiblichen 


41 

oder  Ivindliohen  Schmuck  dem  Jüugling  erst  löste  (abfeilte),    nachdem   er  einen 
Feind  erschlagen  hatte. 

Wir  haben  an  den  Armringen  öfters  durch  das  Oxyd  erhaltene  Lederüber- 
reste gefunden  und  glauben,  dass  der  Schmuck  überhaupt  auf  einer  Lederunterlage, 
einem  ledernen  Arm-  oder  Halsband  getragen  wurde  und  so  seine  Schärfe  und  die 
Schärfe  des  noch  anhängenden  Gussnäpfchens  erträglich  gemacht  worden   ist. 

6.  Südwestlich,  2  km  von  Pfaffenwiesbach,  liegen  im  Schmidtholz 
(Hecke),  rechts  des  von  dort  nach  Wehrheim  führenden  Weges,  fünf  uder  mehr 
niedere,  breite  Grabhügel,  von  16,  30,  40  Schritt  Durchmesser  und  60  bis 
125  cm  Höhe.  Sie  würden  wegen  des  vielen  auf  ihnen  stehenden  Gehölzes 
schwer  auszugraben  sein. 

7.  Östlich  neben  der  alten  Wehrheim-Usiuger  Laudstrasse  liegt  im  Distrikt 
Taubenköpfchen  ein  lauggestreckter,  mit  dichten  Hecken  bewachsener  Hügel. 

8.  Westlich  derselben  Strasse  und  zwar  600  Schritt  vom  „Tanzplatz" 
und  100  Schritt  von  der  Feld-Waldgrenze  des  Wehrheimer  Gemeindewaldes 
Oberloh  liegen  10  Hügel  von  20  Schritt  und  weniger  Durchmesser  unter  hohen 
Kiefern  und  dichtem  Laubholz.  Von  ihnen  sagt  der  Regierungsrat  Pagen- 
stecher (Weilburg,  den  26.  Januar  1830):  „dass  die  dortigen  Grabhügel,  wie 
man  sehen  kann,  durch  den  damaligen  Beamten  Helmerich  sämtlich  ausgegraben 
worden,  Urnen  und  dergleichen  nach  Frankfurt  verkauft  und  von  da  in  das 
Museum  zu  Mannheim  gekommen  seien."  Da  mir  mehrere  dieser  Hügel  jedoch 
intakt  schienen,  so  habe  ich  zwei  derselben  ausgegraben  und  in  der  That  nichts 
oder  nur  einige  kleine,  kaum  1  cm  grosse  Scherbenstückchen  gefunden. 

9.  Am  „Altenmark",  4  km  südlich  der  Kaisergrube,  dem  Pfahlgraben 
entlang,  in  welchem  er  mit  der  Landesgrenze  einen  merkwürdigen  Übergriff 
über  den  Grenzwall  macht,  liegen  noch  3  oder  4  Hügelgräber. 

10.  Die  Quelle  westlich  zunächst  der  Capersburg  wird  auch  Streitborn 
genannt.  Sie  grenzt  an  oder  liegt  in  einem  Walddistrikt,  den  die  Generalstabskarte 
Streikert  nennt,  der  aber,  wie  die  Leute  behaupten,  Streitgarten  geheissen 
habe,  während  östlich  über  dem  Pfahlgraben  das  Wehrholz  liegt.  Im  Streit- 
garten hat  ein  Mann  aus  Wehrheim  beim  Ausgraben  von  Baumstümpfen,  einen 
Bronzekelt  mit  Tülle,  eine  kleine  Streifaxt  von  Eisen,  eine  eiserne  Pferdetrense 
und  sechs  Pferdehufeisen  gefunden.  Die  Hufeisen  sind  von  zweierlei  Art:  solche 
mit  rechtwinklig  aufgebogenen  Stollen  und  solche,  deren  scharfe  Stollen  von 
beiden  Seiten  aufgetrieben  sind. 

11.  Am  Süssenberg",  2000  m  nordöstlich  von  Wehrheim,  im  Distrikt  Weiss- 
steinhecke  sollen  3  Hügel  liegen.  Dieselben  werden  in  einer  Forstumfrage  vom 
13.  November  1850  erwähnt:  der  erste  21  Fuss  hoch  und  132  Fuss  im  Umfang, 
der  zweite  28  Fuss  hoch,  118  Fuss  Umfang,  der  dritte  18  Fuss  hoch  und  110  Fuss 
Umfang;  dabei  ein  vierter,  bereits  früher  aufgegrabener.  Die  Höhen  sind  durch- 
aus gegen  alle  Wahrscheinlichkeit.  Eine  andere  Nachricht  vom  4.  Juni  1871 
giebt  denselben,  gleichfalls  3  bis  4  Hügeln,  nur  2  m  Höhe  und  25  m  Umfang. 

12.  Im  Usinger  Wald,  2500  m  östlich  der  Stadt,  liegt  im  Distrikt  Worm- 
stein  eine  weisse  Quarzfelsklippe,  welche  haushoch  war  und  der  Wormstcin 
hiess,  jetzt  aber  grösstenteils  zu  Strassenbauten  zerstört  ist. 


42 


13.  UnferD  davon,  2000  m  südöstlich  der  Stadt,  heisst  eine  magere  Feld- 
flur hinter  der  Altenburg.  Die  Lage  und  die  Steilheit  des  westlichen  und  nörd- 
lichen Abhanges  lassen  eine  Befestigungsanlage  wohl  möglich  erscheinen  und  darin 
den  Ursprung  des  alten  Osanga  der  t'uldaischen  Urkunden  wohl  vermuten,  allein 
wirkliche  Spuren  sind  davon  nicht  mehr  zu  tinden. 

6.  Im  Niederhofheimer  Wald 
Halbehl,  100  Schritt  westlich  der 
pag.  6  beschriebenen  Gräber  hegt, 
von  dreien  einer  von  Bäumen 
freier,  20  m  im  Durchmesser  und 
1,65  ra  in  der  Höhe  messender 
Hügel.  Er  wurde  am  8.  und 
9.  Aug.  1889  in  6  Zonen  von  1  m 
Breite  geteilt  und  von  18  Mann 
regelrecht  umgraben.  Im  4.  Kreis 
fand  sich  östlich  und  1  m  tief  eine 
zerdrückte  Urne.  Zwischen  dem 
4.  u.  5.  Kreis  westlich,  1,10  m  tief 
ein  spitzes  eisernes  Messer 
und  zwischen  dem  3.  u.  4.  Kreis 
westlich,  1,65  m  tief  auf  dem  ge- 
wachsenen Boden  ein  Beschlag- 
stück von  Weissbronze,  das 
einst  versilbert  und  mittels  feiner 
eingeschlagener  Punkte  verziert 
war.  In  Form  und  Zierweise  sehr 
ähnlich  einem  Hallstatter  Stück 
(v.  Sacken  XIII.  29,  pag.  84). 
Ja,  es  würde  dieser  Periode  zuzu- 
schreiben sein,  wenn  es  nicht  fast 
gleich  wäre  dem  Überrest  einer 
römischen  Schnalle  an  einem  Gla- 
diusgehänge  des  römisch-germa- 
nischeu Museums  und  sich  daher 
als  ein  Beutestück  erkennen  liesse. 
Die  Masse  der  Urne  a  besteht  aus 
einem  Conglomerat  von  schwar- 
zen und  grauen  Thonsteinchen, 
von  roten  Stückchen  zerschlagener  Thontöpfe  und  wenigen  Quarzkiesel,  alles  ein- 
gebettet in  einem  grauen  Thon.  Die  Aussenseite  ist  zum  Teil  mit  feinem  dunkel- 
braunem Thou  überschlemmt,  welcher,  da  wo  er  jetzt  abgeblättert  ist,  die  roten 
Bruchstücke  vor  dem  Einschwälen  geschützt  hat,  während  alles  übrige  und  auch 
das  Innere  mehr  utler  weniger  grau  oder  schwarz  geschwält  ist. 

Wir  erwähnen  noch  einer  Aschenschichte  inmitten  des  Hügels,  1  m  unter 
dem  Gipfel,  zerstreute  Kohlen  und  wenige  Thonscherbenstücke. 


Karl  Hartwig  Gregor  von  Meusebach, 

Lebensnachrichten 

von 

Dr.  K.  Schwartz^ 

weil.  Obergchulrat  und  Gymnabialdirelctor  a.  D. 

Für  die  Annalen  bearbeitet  von  F.  Otto. 


Der  am  3.  Juli  1885  verstorbene  Oberschulrat  Dr.  K.  Schwartz  hinter- 
liess  u.  a.  ein  vollständig  ausgearbeitetes  Manuskript  über  das  Leben  des  Frei- 
herrn Karl  Hartwig  Gregor  von  Meusebach.  Er  hatte  mit  vieler  Liebe  und  grosser 
Mühe  alles  gesammelt,  was  dazu  dienen  konnte,  den  äusseren  Lebensgang  des  be- 
deutenden, liebenswürdigen  Mannes  bis  ins  Einzelne  festzustellen  und  seine  innere 
Entwickelung,  litterarische  Bedeutung,  sowie  Sinnes-  und  Denkungsweise  darzu- 
legen. Dabei  kam  ihm  sehr  zu  statten,  dass  ein  früherer  Hausfreund  der  Meuse- 
bachischen  Familie,  Herr  Oberst  v.  Cohausen,  wertvolle  Beiträge  lieferte  und  ihm 
ein  Einblick  in  die  Gedenk- und  Tagebücher  Meusebachs,  ^das  weisse  Buch",  über 
welches  am  Ende  des  zweiten  Abschnittes  einige  Mitteilungen  sich  finden,  durch 
die  Liberalität  der  Besitzerin,  der  Tochter  Meusebachs,  Frau  von  Witzleben  zu 
Potsdam,  ermöglicht  wurde.  Er  benutzte  diese  Erlaubnis  so,  dass  er  eine  ganze 
Reihe  wichtiger  Aufzeichnungen  ausschrieb  und  auf  diese  seine  Lebensbeschreibung 
aufbaute,  auch  Auszüge  als  Beilagen  derselben  zufügte.  In  gleicher  Weise 
sollten  die  selten  gewesenen  oder  gewordenen  Druckwerke  Meusebachs  voll- 
ständig aufgenommen  werden;  die  mit  Meusebach  in  näherer  Beziehung  stehenden 
Personen  fanden  eine  kürzere  oder  ausführlichere  Behandlung.  Da  der  Heraus- 
gabe des  Werkes  in  seinem  ganzen  Umfange  sich  Schwierigkeiten  entgegen- 
stellten, so  erging  an  den  Unterzeichneten  die  Aufforderung,  dasselbe  für  die 
Annalen  zu  bearbeiten,  und  er  entschloss  sich  aus  Verehrung  für  den  Verfasser, 
seinen  langjährigen  väterlichen  Freund,  derselben  nachzukommen.  Er  verfuhr 
dabei  so,  dass  man  sagen  kann,  der  Inhalt  gehört  im  ganzen  Schwartz  an'), 
die  Form,  wie  sie  eben  vorliegt,  dem  Bearbeiter.  Zusätze  zu  machen  war  wenig 
Veranlassung  und  höchstens  in  den  Xachweisungen  der  Anmerkungen;  dagegen 
wurde  alles,  was  für  das  Leben  Meusebachs  überflüssig  zu  sein  schien,  beseitigt, 
namentlich  wo  Verweisungen  auf  gedruckte  Mitteilungen  ausreichend  schienen.  Auf 
den  Wiederabdruck  von  Meusebachs  Schriften,   sowie  auf  Mitteilungen  aus  den 


*)  Für  einige  Punkte  war  es  möglich,  durch  Benutzung  von  später  erschienenen  Arbeiten 
nähere  Bestimmungen  zu  gewinnen;  eine  Nachprüfung  der  meisten  Angaben  dagegen  erwies 
sich  als  unmöglich. 


44 

Tagebüchern,  die  nicht  in  den  Text  verwebt  werden  konnten,  wurde  verzichtet. 
Da  Seh  war  tz  auf  Beibehaltung  der  Orthographie  Meusebachs  keinen  Wert 
«»elest,  sondern  alles  nach  der  seiuiiren  aufirezeichuet  hatte,  so  glaubte  der  Be- 
arbeiter  hier  freie  Hand  zu  halten  und  folgte  der  jetzt  in  Preussen  eingeführten 
Rechtschreibung.  Zunächst  bringen  wir  zwei  Abschnitte,  die  Jugend  und  die 
Dillenburger  Lebenszeit. 

Wiesbaden.  F.  Otto. 

I.  Jugend,  1781—1803. 

Der  Freiherr  Karl  Hartwig  Gregor  von  Meusebach')  wurde  am  6.  Juni 
1781  zu  Neubrandenburg  geboren,  wo  seine  Eltern  wegen  eines  Rechtsstreites 
sich  einige  Jahre  aufhielten;  er  hatte  einen  vier  Jahre  älteren  Bruder  Friedrich 
und  eine  zwei  Jahre  ältere  Schwester  Amalie.  Sein  Vater  Christian  Karl  von 
Meusebach  war  Anhalt-Zerbstischer  Kammerrat,  seine  Mutter  Benigua  Friderike, 
die  Tochter  des  Künigl.  schwedischen  Kammerherrn  Andreas  v.  Nordeuflycht*), 
Nichte  der  damals  gefeierten  Dichterin  Hedwig  v.  Nordenflycht');  sie  starb,  als 
er  kaum  das  vierte  Lebensjahr  vollendet  hatte,  fand  aber  in  der  zweiten  Ge- 
mahlin des  Vaters,  Christine  Tugendreich  Viedmar,  welche  Kammerfrau  der- 
selben gewesen  war,  eine  würdige  Nachfolgerin,  die  sich  die  Erziehung  der  drei 
Kinder  angelegen  sein  liess  und  deren  volle  Liebe  gewann.  Obgleich  der  Vater, 
geb.  den  28.  November  1734,  f  den  11.  März  1802,  die  Rechtswissenschaft 
studiert  hatte,  so  übernahm  er,  weil  der  ältere  Bruder*)  die  Beamtenlaufbahn 
wählte,  die  Bewirtschaftung  der  ansehnlichen  väterlichen  Besitzungen  Schloss 
und  Gut  Vockst('dt^)  im  Mansfeldischen  und  brachte  sie  als  kundiger  Landwirt 
in  einen  blühenden  Zustand.  Daneben  pflegte  er  mit  Eifer  botanische  Studien, 
die  er  auch  auf  seinen  Sohn  vererbte,  und  machte  bis  zum  Ende  seines  Lebens 
gern  grosse  botanische  Spaziergänge,  von  denen  er  sich  an  einem  vorher  be- 
stimmten Orte  durch  seinen  Wagen  abholen  liess.  In  seinem  Hauswesen 
herrschte  die  grösste  Ordnung  und  einfache  Sitte.  Wie  er  selbst  ein  Ehren- 
mann war  und  sein  Gesinde  mit  Milde  und  Sorgsamkeit  behandelte,  so  setzte 
er  auch  in  <lasseibe  das  Vertrauen  einer  entsprechenden  Treue  und  Redlichkeit, 
das  ihn  nicht  täuschte.  „Ül)er  dem  Spiegel  meiner  Eltern'',  sagt  Karl  v.  M.  in 
seineu  Gedenkbüchern,  hingen  sämtliche  Hauswirtschaftsschlüssel,  recht  hübsche 


')  Über  die  Familie  8.  Kneschke,  Neues  allgemeines  deutsches  Adelsle.xikon  VI,  S.  271. 
Der  Stammort  des  Geschlechts  ist  das  eine  Stunde  südlich  von  Roda  im  Herzogtum  Sachsen- 
Altenburg  gel«ij,'ene  Durf  Meusebach,  welches  schon  im  zehnten  Jahrhundert  im  Besitz  der 
Farailio  war.  Keichsfreiherrn  seit  dem  26.  Januar  I6!}0.  .Yus  den  fünf  Anfangsbuchstaben 
seines  Xumens  bildete  Meusebach  den  anagranimatischen  Spruch:  Komm  heute  Glück,  verjünge 
mich.  Schwartz,  Leben  des  Gen.  v.  Clause witz,  II,  S.  182.  Anm.  —  '^)  Andreas  Norden- 
flycht  war  1740  als  Ober-Bergdirektor  nach  Kurland  berufen  und  hier  in  den  Freiherrnstand 
erhoben  worden;  er  starb  1762.  Die  Trauung  seiner  Tochter  Benigna  mit  Meusebachs  Vater 
wurde  am  14.  Februar  1776  zu  Vockstedt  vollzogen.  —  ')  Dieselbe  war  geboren  den  28.  Nov. 
1718  und  starb  den  28.  Juni  1763  auf  ihrem  Landgute  am  Miilar-See.  —  *)  Über  ilin  s.  unten.  — 
*)  Diese  hatte  Heinrich  Christoph  von  Meusebach  durch  Vermählung  mit  Anna  Magdalena  von 
Wülfrodt  l<)66  erworben. 


45 

ökonomische  Landodelmjinnssitte,  welche  Onluung  zeigt  und  «loch  auch  eine 
gewisse  Liberalität  und  das  Zutrauen,  dass  von  diesem  heiligen,  obwohl  offenen 
Orte  niemand  von  den  Ilausleuten  missbrauchend  einen  Schlüssel  wegnehmen 
werde."  Eine  sonderbare  Scliwäche  hatte  der  alte  Freiherr,  wie  man  ihn  ge- 
wöhnlich nannte,  wehhe  der  Sohn  in  folgender  Weise  schildert: 

„Eine  eigene  Liebhaberei,  die  ich  nun  durchaus  nicht  habe,  hatte  mein 
Vater;  es  war  die,  Auktionen  zu  beziehen,  und  sie  hat  ihm  viel  Geld  gekostet; 
aber  Geld  für  Liebhabereien  ist  nie  ganz  weggeworfen,  wenigstens  so  weit  weg 
nicht,  als  die  meisten  Weiber  glauben.  Ich  weiss  nie,  dass  mein  Vater  ein 
neues  Buch  gekauft  hatte,  aber  auf  Versteigerungen  hatte  er  nach  und  nach 
viele  Schränke  von  Büchern  zusammengebracht.  A.ls  eine  Kurfürstliche  Kom- 
mission im  Lande  umherzog  und  Meissner  Porzellan  versteigerte,  zog  er  ihr 
den  ganzen  Thüringischen  und  Leipziger  Kreis  durch  nach  und  kaufte  nach 
und  nach  gewiss  für  mehrere  tausend  Thaler  Porzellan  zusammen,  welches  wir 
zu  Hause  um  so  weniger  gebrauchen  konnten,  je  weniger  damals  unser  Haus- 
wesen im  übrigen  eingerichtet  war,  Fremde  zu  empfangen  und  anständig  zu 
bewirten.  Er  verkaufte  auch  wohl  wieder  im  einzelnen  davon,  aber  eher  zu 
geringerem  als  zu  höherem  oder  gleichem  Preise,  wie  ers  erstanden  hatte.  Es 
war  bloss  die  eigene  Lust  in  Auktionen  zu  kaufen,  und  diese  Lust  wurde  an- 
gefrischt durch  den  Gedanken,  dass  man  in  Auktionen  wohlfeiler  („für  ein 
Spottgeld",  pflegte  er  zu  sagen)  kaufe  als  neu.  Dabei  vergibst  sichs  dann 
leicht,  dass  das,  was  man  nicht  braucht,  gar  nicht  zu  kaufen  wahrscheinlich 
noch  wohlfeiler  wäre.  Nach  seinem  Tode  versteigerten  wir  43  Stück  Schränke, 
die  er  beinahe  alle  auf  Auktionen  nach  und  nach  zusanmiengesteigert  hatte. 
Auf  der  Auktion  eines  armen  Maurers  in  Artern  *)  kaufte  er  ein  alt  elend  un- 
scheinbares Schränkchen  mit  zwei  Gefachen;  es  war  vermutlich  unter  der 
niederen  berauchten  Stubendecke  seines  vorigen  Besitzers  aufgehangen  gewesen, 
um  dessen  Handwerkszeug  im  Winter  aufzubewahren.  Dies  Schränkchen  schenkte 
er  mir  und  ich  habe,  so  lange  bis  ich  von  Vockstedt  auf  die  Schule  nach  lioss- 
leben  kam,  zur  Aufbewahrung  meiner  Kleinodien  kein  anderes  bekommen,  aber 
auch  kein  anderes  begehrt.  Auf  einer  Auktion  zu  Leipzig  kaufte  er  einen 
alten  Glasschrank  von  gemeinem  Holze,  vor  alters  grün  angestrichen;  die  Leisten 
schienen  ehemals  vergoldet  gewesen  zu  sein.  Diesen  Schrank  liess  er  durch 
einen  Lastträger  auf  einem  Schubkarren  von  Leipzig  nach  Vockstedt  (ungefähr 
acht  bis  zehn  Meilen)  fahren,  und  der  Lastträger  blieb  nachher  acht  bis  vierzehn 
Tage  zu  seinem  Vergnügen  bei  uns  und  wurde  auf  das  beste  gehalten  und 
verpflegt;  es  war  ein  jovialischer,  etwas  phantastisch,  mit  wahrscheinlich  auf 
dem  Trödel  zusammengekauften  Sachen  gekleideter  Kerl,  dessen  ich  mich  noch 
mit  Vergnügen  erinnere.  ...  In  Mecklenburg  bei  Versteigerung  der  v.  Ilahn- 
schen  Erbschaftsmasse*)  hatte  er  auch  einen  hellroten  und  einen  rot,  weiss  und 
schwarz    gewürfelten    Sammetrock   erstanden,    welche  beide,    so  lange    ich  mich 


•)  Artern  an  der  Unstrut  im  Regierungsbezirk  Merseburg,  etwa  eine  Stunde  von 
Vockstedt  entfernt.  —  *)  Über  diese  Hahn'sche  Erbschaftsmasse  war  der  oben  erwähnte  Rechts- 
streit entstanden,  wegen  dessen  der  Kammerrat,  welcher  die  Ordnung  der  Sache  übernommen 


hatte,  nach  Neubrandenburg  gezogen  war. 


46 

zu  erinnern  weiss,  er  doch  nie  selbst  angezogen  hat.  Aber  an  heiteren  Nach- 
mittagen und  Abenden,  wenn  er  mit  seinen  Gedanken  und  Unterhaltungen  erst 
in  seiner  Vergangenheit  gewesen  und  dann  auf  unsere  Zukunft  gekommen  war, 
eröffnete  er  uns  die  künftige  Bestimmung  dieser  kostbaren  Kleidungsstücke: 
,"SVenn  Ihr  ausstudiert  habt  und  bei  Hofe  seid,  so  sollst  Du,  Fritz,  den  roten, 
und  Du,  Karl,  den  schönen  gewürfelten  haben."  — 

Zu  Vockstedt  also  wuchs  Karl  v.  Meusebach  in  der  Stille  des  Landlebens 
und  in  grösster  Einfachheit,  beschränkt  auf  den  Umgang  mit  seinen  Geschwistern, 
heran.  Frühe  zeigte  er  eine  grosse  Wissbegierde  und  lebhafte  Phantasie;  die 
Mutter  erzählte  oder  liess  des  Abends  biblische  Geschichten,  Märchen  u.  s.  w. 
vorlesen;  besonders  sprachen  den  Knaben  Gedichte  an,  die  er  mit  Leichtigkeit 
seinem  Gedächtnisse  einprägte  und  mit  Gefühl  vortrug.  Schon  im  sechsten 
Lebensjahr  versuchte  er  sich  selbst  im  Dichten;  damals  überraschte  er  seine 
Mutter  durch  ein  von  ihm  selbst  verfasstes  geistliches  Lied,  dem  sich  später 
Gelegenheitsgedichte  bei  Familienfesten  anschlössen. 

Bis  zu  seiner  Konfirmation  wurde  er  im  Eltemhause  unterrichtet;  nach 
derselben,  welche  am  18.  August  1793  zugleich  mit  der  seiner  Geschwister  stattfand, 
übergab  ihn  der  Vater  der  nicht  allzuweit  (4  Stunden)  entfernten  Klosterschule 
zu  Rossleben,  welche  als  eine  Stiftung  der  befreundeten  Familie  v.  Witzleben 
mit  dieser  noch  immer  in  naher  Beziehung  blieb  und  noch  steht');  Rektor 
war  damals  Fr.  Benignus  Jak.  L.  Strack  (178G  — 1800).  Die  Schule  bot  ihm 
zwar  die  Gelegenheit,  seine  Wissbegierde  zu  befriedigen,  und  er  benutzte  dieselbe 
auch  über  die  erlaubte  Zeit  hinaus,  indem  er  in  der  kalten  Zelle,  die  er  mit 
zwei  Alumnen  teilte,  die  Knie  mit  einem  Kopfkissen  bedeckt,  bis  in  die  späte 
Nacht  hinein  las  (und  diese  Gewohnheit  nächtlicher  Arbeit  hat  er  zum  Nach- 
teile für  seine  Gesundheit  sein  ganzes  Leben  beibehalten);  aber  die  Einrich- 
tungen der  Schule  hatten  nicht  alle  seinen  Beifall,  namentlich  unterzog  er  sich 
nur  ungern  den  Befehlen  seines  ältesten  Zellegenossen,  welcher  das  Kommando 
in  der  Zelle  hatte,  während  der  jüngste  Wasser  holen  und  andere  Dienstleislungen 
verrichten  musste.  Dagegen  war  es  ihm  als  gutem  Fussgänger  einmal  geglückt, 
an  einem  schulfreien  Nachmittag  nach  Vockstedt  zu  gehen  und  bei  guter  Zeit 
wieder  in  Rossleben  einzutreffen.  Seitdem  wiederholte  er  diese  Besuche  öfter. 
Einmal  erhielt  er  zur  Zeit  der  Obstreife  auf  einige  Tage  Urlaub  und  begleitete 
seinen  Vater  auf  seinen  botanischen  Spaziergängen,  u.  a.  auch  auf  den  Kyff- 
häuser.  Obgleich  er  damals  seinen  Urlaub  überschritten  hatte,  so  erhielt 
er  nicht  nur  keine  Strafe,  sondern  auch  noch  das  gewohnte  Taschengeld.  Am 
6.  Juni  1801  schrieb  er:  „Mein  Lehrer,  der  Rektor  Strack  zu  Rossleben  (dem 
ich  noch  mehr  Dank  schuldig  bin  für  Treue  und  thätige  Sorge  und  Pflege  um 
meine  körperliche  Gesundheit  als  um  meine  moralische  Erziehung  und  wissen- 
schaftliche Bildung),  nannte  mich  immer  lobend  den  bedächtigen  Meusebach. 
Einigen  Grund  dazu  mochte  er  wohl  deshalb  haben,  weil  ich  auch  schon  damals 
so  vieler  Kindereien  ungeachtet  doch  auch  Neigung  und  Sinn  für  Gesetzheit 
hatte.    So  sehnte  ich  mich  oft  aus  den  kindischen  Spielereien  (wobei  ich  gleich- 


•)  Vergl.  Wiese,  Da'j  liühere  Schulwesen  in   IVeuHsen   (I;    1864,  S.  271  flF. 


47 

wohl  der  ärgste  und  tollste  mit  sein  konnte)  nach  der  Gosellsrhaft  und  dem 
Umgange  mit  Erwachsenen  und  Gesetzten.  Es  konnte  wohl  heides  bestehen, 
ohne  dass  ich  ein  Heuchler  zu  sein  brauchte.  Ich  kann  indes  doch  nicht 
leugnen,  dass  ich  (um  Zuneigung  und  Zutrauen  meiner  Mitschüler  zu  gewinnen, 
welches  mir  in  Rossleben  aber  nie  gelang)  manchmal  heuchelte,  indem  ich 
gar  zu  ausgelassen  unter  ihnen  war.  So  erlaubte  ich  mir  bisweilen  wohl  gar 
vor  meinen  Mitschülern  über  neue  Einrichtungen  der  Lehrer  z.  B.  einer  Lese- 
bibliothek unverständig  tadelnd  mit  loszuziehen,  über  welche  ich  mit  dem  Lehrer 
selbst  freudig  teilnehmend  und  so  zu  sagen  beifällig  gesprochen  hatte.  Meine 
Mitschüler  nannten  mich  auch  den  Bedächtigen,  aber  im  Spott.  Und  sie 
hatten  in  der  That  fast  mehr  Recht  als  der  Rektor.  0  wäre  ich  wahrhaft 
bedächtig  gewesen  und  geblieben,  so  wäre  ich  nicht  so  oft  gestrauchelt  und 
gefallen,  wäre  wenigstens,  wenn  ich  aus  Unvorsichtigkeit  fiel,  früher  wieder 
aufgestanden  und  hätte  bedachtsam  mich  vorgesehen  nicht  wieder  zu  fallen.** 

Der  Aufenthalt  zu  Rossleben  wurde  Meusebach  durcii  die  Feindschaft 
einiger  Mitschüler  verleidet,  deren  Ursache  er  selbst  darin  suchte,  dass  er  sich 
geweigert  hatte,  ihnen  bei  ihren  Schularbeiten  über  das  Mass  des  Erlaubten 
zu  helfen,  und  darin,  dass  er  Yergehungen,  auch  wenn  er  selbst  beteiligt  war, 
niemals  ableugnete,  sondern  unumwunden  die  Wahrheit  eingestand. *)  Da  er 
sich  gegen  die  Kränkungen,  die  er  erleben  musste,  nicht  selbst  schützen  oder 
von  den  Lehrern  geschützt  werden  wollte,  bat  er  seinen  Vater,  die  Schule  von 
Rossleben  mit  einer  andern  vertauschen  zu  dürfen.  Auf  Fürsprache  seines 
Bruders  Fritz,  welcher  damals  in  Marburg  studierte,  bewilligte  der  Kammerherr 
die  Bitte  seines  Sohnes,  der  nunmehr  im  Frühjahr  1797  nach  Merseburg  über- 
siedelte, um  die  dortige  Domschule,  jetzt  Domgymnasium,  zu  besuchen. 

In  Merseburg'-),  wo  er  in  dem  Hause  des  Konrektors  J.  A.  Wagner 
W^ohnung  und  Kost  erhielt,  arbeitete  er  Tag  und  Nacht,  wie  er  sagte,  und  rechnet 
die  hier  verlebten  Schuljahre  zu  den  glücklichsten  seines  Lebens.  Insbesondere 
bewahrte  er  dem  genannten  Konrektor  Wagner^)  und  dem  würdigen  Rektor 
Ph.  Aug.  Hennicke*)  während  seines  ganzen  Lebens  ein  dankbares  Andenken, 
sowie  diese  auch  später  mit  dem  ehemaligen  Schüler  in  Verbindung  blieben, 
was  die  zahlreichen  Briefe  derselben  beweisen;  er  selbst  gab  ihnen  von  Zeit 
zu  Zeit  Nachricht  über  seinen  Lebensgang. 

Gut  vorbereitet  für  die  Universität  und  mit  einem  ehrenvollen  Zeugnis^) 
über  seine  sittliche  und  wissenschaftliche  Reife  versehen,  konnte  Meusebach  die 


>)  Statt  der  üblichen  Libation  des  Bieres,  welche  die  Schüler  darzubringen  pflegten, 
schütteten  sie  einstmals  allos  Bier,  da  es  srhlecht  war,  gegen  die  Wand.  Bei  der  Unter- 
suchung bekannte  Meusebach  ohne  Rückhalt,  dass  or  zu  dieser  unerlaubten  Libation  das  Bei- 
spiel gegeben,  und  nannte  nach  geschehener  Aufforderung  die  übrigen  Teilnehmer.  —  »)  Über 
diese  Schule  s.  Wiese  a.  a.  O.,  S.  247.  -  »)  Wagner,  der  selten  und  nur  massiges  Lob  zu 
erteilen  pflegte,  schrieb  einmal  unter  das  über  die  Fortschritte  Meusebachs  ausgestellte  Zeugnis: 
Non  laudo  -  amo  enira.  -  ')  Hennicke  war  Rektor  1790-1822.  Über  ihn  s.  das  Programm 
der  Anstalt  von  1829.  —  ')  Es  lautet:  Discessum  e  nostro  |  coetu  parat  luvenis  Oenerosissimus 
Ornatissimusque  Carolus  Gregorius  Hartwig  a  Meusebach  Eques  Thuring.  et  apud  omnea 
quibus  innotuit  sui  desideriura  relinquit,  nobis  vero,  quibus  studia  eius  regendi  munus  obtigit, 
adeo  in  deliciis  fuit,  ut  de   scholae  nostrae  ornamento  tarn  cito  erepto  merito  doleamus:  Tanta 


48 

Schule  verlassen.  Da  er  auch  in  Rosslebeu  und  Merseburg  seiner  Neigung  zum 
Versemaohen  treugeblieben  war,  wie  zahlreiche  Gelegenheitsgedichte  in  seinem 
Nachlasse  aus  den  Jahren  1795—1799  beweisen,  so  war  er  auf  den  Wunsch 
des  Rektors  gern  bereit,  mit  einem  selbst  verfassten  Gedichte  am  22.  April  von 
der  Schule  sich  zu  verabschieden.  Er  schreibt  darüber:  „Da  ich  bei  dem  Schul- 
aktus  von  1798  vermittels  meiner  poetischen  und  Rednerkünste  mir  schon 
eines  und  das  andere  hül)sche  Lorbeerblatt')  gebrochen  hatte,  so  glaubte  mein 
«3-uter  Rektor  Heuuicke,  ich  sei  inzwischen  wohl  noch  einen  halben  Kopf  höher 
gewachsen,  und  wollte  deshalb,  dass  ich  bei  dem  Schulaktus  von  1800  mir  von 
dem  hohen  heiligen  Raum  des  Musengottes  abermals  etwas  Grünes  herunter 
langen  sollte.  Demzufolge  machte  ich  mich  an  die  Arbeit*);  ich  kam  aber 
dabei  auf  keinen  grünen  Zweig,  nämlich  an  keinen,  und  beide,  der  Rektor  und 
ich,  sahen  noch  zu  rechter  Zeit  ein,  dass  mit  dem  von  mir  verfassten  Idyll 
(„der  schöne  späte  Herbsttag  in  Bornstedt"  ^)  bei  dem  Aktus  nichts  zu  machen 
sei.  Ich  verzichtete  darum  auf  das  Lorbeerreis  des  Dichters,  genügsam  mit 
dem,  so  dem  Rhetor  gebühret,  deklamierte  im  Aktus  statt  der  im  Programm 
verheissenen  Idylle  den  „doppelten  Schwur  der  Besserung"  von  Jean  PauH) 
und  entschuldigte  mich  hintennach,  so  gut  ich  konnte." 

Ehe  wir  Meusebach  zur  Universität  begleiten,  gedenken  wir  zweier  Liebes- 
verhältnisse, von  denen  er  in  späteren  Jahren  folgendes  berichtet:  „Lottchen 
Kaufmann,  die  Tochter  eines  Konsistonal-Aktuars  zu  Merseburg,  ein  mittel- 
mässig  hübsches  und  auch  geistig  nicht  besonders  hervorragendes  Mädchen, 
hatte  damals  mein  Herz  und  meine  Sinne  gerührt  (ohne  letztere  je  verführt  zu 
haben),  und  ich  vermochte  lange  nicht  dieses  in  manchem  Beti'acht  mich  selbst 
drückende  Verhältnis  los  zu  werden.  Der  Rektor  Hennicke  wusste  ohne  Zweifel 
von  dieser  Liebschaft,  ignorierte  sie  aber,  weil  er  zu  mir  das  Vertrauen  haben 
mochte,  dass  ich  zu  rechter  Zeit  mich  selbst  besinnen  würde.  Ich  machte  mich 
auch  wirklich  los  von  diesem  Liebesverhältnis,  das  vom  15.  Juli  bis  zum 
3.  Nov.  1799  dauerte,  und  es  wurde  alsbald  durch  ein  anderes,  aber  noch  viel  reineres 
und  unschuldigeres  ersetzt.  Christelchen  Rothmann,  eine  reizend  schöne  Blondine, 
die  Tochter  eines  Strumpfwebers  zu  Merseburg,  war  nach  Lottchens  Verab- 
schiedung vom  5.  Nov.  bis  zu  meinem  Weggange  von  Merseburg  im  April  1800  der 
Gegenstand  meiner  innigsten,  aber  ihr  nie  mündlich  offenbarten  Liebesgedanken. 
Nur  einmal,  den  30.  November  1799,  habe  ich  sie  flüchtig  und  verlegen  ge- 
sprochen, da  ich,  eben  nur  um  sie  zu  sprechen,  in  ihrer  Bude  ein  Paar  baum- 
wollene   Handschuhe    kaufte.     Aber    gegrüsst   wurde    sie    in    dieser    Bude    alle 


enira  in  eo  apparuit  optima  quaeque  cognoscendi  cupiditas,  tarn  eximius  honesti  ac  pulchri 
amor,  tanta  morum  castitas  coniuncta  cum  admirabili  modestia,  ut  merito  omnibua  gratulemur, 
qui  in  posterum  in  e.xcolendo  talia  iuvenis  animo  operam  impendent,  quem  optimis  votia 
prosequimur  pumque,  ut  noa  abaens  quoque  amet,  rogamua.  —  Scrib.  Meraeb.  d.  V.  April.  1800. 
Joh.  Aug.  Pliil.  Hennicke  Rector,  Joh.  Augustinus    Wagner    Conrector. 

')  Vergl.  im  Abschnitte  II,  wo  auch  die  übrigen  Gedichte  Meuaebacha  aus  seinen  Jugend- 
jahren, soweit  sie  in  den  „Kornblumen"  Aufnahme  fanden,  erw^ähnt  sind.  -^  *)  Am  18.  April.  — 
^)  Dorf  bei  Merseburg.  —  *)  Derselbe  war  nebst  der  .Neujahrsnacht  eines  Unglücklichen" 
kurz  vorher  im   ^Taschenkuh-nder  für  die  Jugend^,  Bayreuth   179(5  erschienen. 


49 

Markttage,  sowolil  Mittwochs  als  Soonabonds.  Sie  liatte  noch  eine  jüngere 
Scliwester,  wenn  auch  niclit  von  ganz  so  zarter,  doch  von  fast  noch  vollerer 
üppiger  Scliönheit,  die  ich  jedoch  nicht  mit  liebte,  sondern  meinem  Kondiacipel, 
Herrn  Ferdinand  Pinkert,  und  seinen  zärtlichen  Gedanken  überliess.  Ich  dachte 
mir  die  Sache  so:  ich  war  im  Begriff  zu  Ostern  nach  Göttingen  zu  gehen;  hier 
wollte  ich  die  zu  aileligen  Ehrenstellon  in  Kursachsen  führende  Jurisprudenz 
unter  der  Hand  an  den  Nagel  hängen  und  mich  nur  auf  Lateinisch  und  Griechisch 
legen,  allsofort  in  loco  Göttingen  Professor  der  griechischen  und  römischen 
Litteratur  werden  und  dann  ohne  weiteres  die  schöne  Strumpfwirkerstochter 
aus  Merseburg  zum  ehelichen  Gespons  holen.  Die  ich  mir  nach  vier  Jahren 
anderswoher  wirklich  dazu  holte,  hatte  in  der  That  viel  Ahnliches  mit  Christel- 
chen, besonders  im  zarten  weissen  Teint  und  im  Haar,  nur  im  letzten  noch 
etwas  mehr  Goldgelbes.  Was  aber  aus  Christelchen  in  der  Folge  geworden  und 
welcher  glückliche  Sterbliche  nicht  nur  ihr  Liebender,  sondern  auch  ihr  Geliebter, 
ist  mir  unbekannt  geblieben  bis  auf  den  heutigen  Tag." 

Noch  im  April  bezog  Meusebach  die  Universität  Göttingen  und  wurde 
am  30.  d.  M.  als  stud.  iuris  immatrikuliert.  Wohnung  fand  er  bei  dem  Magister 
Kiesser,  der  ihm  zugleich  ein  väterlicher  Freund  wurde  und  ihn  wie  ein  Glied 
der  Familie  behandelte.  Bei  dem  ernsten  Sinn  und  regen  Streben,  von  denen 
er  erfüllt  war,  blieb  er  dem  eigentlichen  Studentenleben  fast  ganz  fern,  zumal 
es  sonst  nichts  Anziehendes  für  ihn  hatte,  und  widmete  sich  eifrig  dem  Studium 
der  Rechtswissenschaft,  in  welche  er  durch  die  damals  berühmten  Rechtslehrer 
Hugo  und  Leist  eingeführt  wurde,  hörte  auch  noch  Vorlesungen  von  Pütter 
und  Schlözer,  obgleich  die  Leistungen  derselben  dem  europäischen  Rufe, 
den  sie  genossen,  nicht  mehr  entsprachen.  Daneben  versäumte  er  nicht  Vor- 
lesungen über  Litteraturgeschichte  zu  besuchen;  hier  waren  der  Orientalist 
Eichhorn  und  die  Philologen  Mitscherlich  und  Heyne  seine  Lehrer.  Gern 
hätte  er  auch  Kästner,  den  witzigen  Mathematiker,  kennen  gelernt,  doch  starb 
dieser  wenige  Monate  nach  seiner  Ankunft.  Philosophische  Vorlesungen  hörte 
er  bei  Bouterweck  und  Buhle;  Blumenbach  lernte  er  nicht  bloss  auf  dem 
Katheder  kennen,  sondern  fand  auch  im  häuslichen  Verkehr  mit  ihm  Belehrung 
und  Anregung  mancherlei  Art. ') 

In  den  Ferien  besuchte  Meusebach  Eltern  und  Verwandte  oder  machte 
Fussreisen  durch  Thüringen  und  den  Harz.  Auf  einer  derselben  besuchte  er 
Halberstadt  und  konnte  es  sich  nicht  versagen  den  damals  82jährigen  fast  er- 
blindeten Dichter  Gleim  zu  sehen.  Er  erzählt  darüber  folgendes:  ^In  den- 
kurzen  Pfingstferien  1801  machte  ich  eine  kleine  Fussreise  von  Göttingen  über 
den  Harz  nach  Magdeburg,  um  daselbst  meinen  Vetter,  den  Major  v.  Polenz*), 
zu  besuchen,  bei  dem  auch  die  Eisleber  Cousinen  und  meine  Schwester  anzu- 
treffen waren.     Der  Student  Illiger,  Bruder  des  bekannten  Entomologen,  machte 


')  Über  diese  Männer  vergl.  ausser  den  bekannten  Nachschlagewerken  üngcr,  Göttingen 
und  die  Georgia  Augusta,  Göttingen  1861,  S.  90  fr.  und  171  fif.  —  *)  Die  älteste  Schwester  von 
Meusebachs  Vater  Sabine  Elisabeth  fgeb.  den  27.  März  1730,  f  den  1.  November  1783)  war 
seit  dem  18.  Oktober  17.'jl  vermählt  gewesen  mit  dem  Kursächsischen  Rittmeister  Friedrich 
V.  Polenz.     Die  Cousinen  waren  Christiane,  Johanna  um!  Friederike  v.  Polenz.    S.  weiter  unten. 

4 


50 

die  Reise  mit,  um  gleichfalls  einen  Bekannten    in  Magdeburg  zu  besuclien.    Es 
stehen  noch    viele    kleine   reizende  Bilder  aus   dieser  Reise  mir  vor    der    Seele, 
wiewohl  wir  zwei  Reisenden  unterwegs  immer  zankten.     Unser  Gepäck  trugen 
wir  selbst  im  Ranzen  und  legten  doch  des  Tages  fünfzehn  bis  sechzehn  Stunden 
"We^es  zurück;    denn    um  drei  Uhr    früh  wurde   aufgebrochen    und    abends    um 
zehn    oder    elf  Uhr    erst  Rast   gemacht.     Daher   kam    eben    der   Zank:    so    ein 
ijuter,  ausdauernder  Fussgänger    ich  sonst    zu   sein  glaubte,    meinem    Gefährten 
konnte  ich  in  keiner  Weise  Genüge  thun.     Wollte  ich  einkehren,  so  wollte  er 
durchlaufen;  wollte  ich  essen,  so  wollte  er  nur  trinken  und  mich  nicht  essen  lassen; 
setzte  ich    mich  nur   zwei  Minuten  an    den  Weg,  um  Atem    zu  holen    und    die 
brennenden  Füsse  auf  einen  Augenblick  zu  entschuhen  und  zu  kühlen  —  dort 
lief  er  hin,  was  er  laufen  konnte,  voraus,  und  ich  hatte  dann  doppelt  und  dreifach 
angestrengtes  Nachlaufen.     So  kams,    dass  wir   einige  Male    im  Begriffe    waren 
uns  ganz    zu    trennen,  einmal  mitten    im  Walde;    da    wir    aber    hier    nur    einen 
Weg  vor  uns  hatten  und  doch  keiner  ganz  umkehren,  auch  keiner  geflissentlich 
eine  halbe  Stunde  allein  warten  und  zurückbleiben  wollte,  bis  der  andere  voraus 
wäre,  so  trabten  wir  eine  Weile  zwar  still  und  als  nicht  zusammengehörig  hinter- 
einander her;    nach  und    nach  aber    (da  das  nicht  lange    auszuhalten  war)    gab 
wieder  ein  Wort  die  anderen;  ich  strengte  meine  Läufe  an,  so  gut  ich  konnte, 
und  wir  blieben    doch  wieder   beisammen.     Nur  mit  Mühe  konnte    ich   ihn   be- 
wegen, als  wir  durch  Halberstadt  kamen,  eine  halbe  Stunde    einzukehren,  wie- 
wohl sehr  klar  war,  dass  ich  hier  nicht  nur  nach  meinem  Vetter,    dem  Haupt- 
mann August    V.  Witzleben')    (der    aber  nicht  da   war)   zu   fragen,    sondern 
auch  bei  Gleim  und  Klamer  Schmidt*)   meinen    poetischen   Studentenbesuch 
abzustatten  und   Stammbuchblätter  zu   überreichen  hatte.     Kaum  aber  dass  wir 
Halberstadts  für  mich  so  klassischen  Boden  betreten,  Einkehr  gemacht  und  ein 
Glas  Limonade  getrunken  hatten,  so  wurde  Freund  Illiger,  von  der  Anstrengung 
des  Weges  jetzt    selbst  überwältigt,  ordentlich  zu    meinem  Glücke    krank,    und 
ich  konnte   nun  ungehindert   Besuch    machen,   wo    mirs   nötig  schien.     Klamer 
Schmidt  wunderte  sich  über  die  Grösse  meines  Hutes   und  zeigte  mir  Gleims 
Haus.     Dieser  war  anfangs  bloss  höflich;  als  ich  ihm  aber  ort'enbar  werden  Hess, 
dass  ich  in  der  deutschen   poetischen  Litteratur  und    besonders  in   den  Feldern 
derselben  und  deren  Anbauungsart  von  anno  1740  und  zur  Zeit  der  Litteratur- 
briefe'i    gar  nicht  unbewandert,    sondern  ganz  darin  zu  Hause  sei,  so  ward    er 
sichtlich  freundlicher,    warm    und  wohlwollend    und  gab    mir  sehr  gern    die  Er- 
laubnis auf  der  Rückreise   wieder  zu    ihm  zu  kommen.     Der  Anblick    des   ehr- 
würdigen, sich    so  warm    und    freundlich    zu    mir    herablassenden   Greises    hatte 
mich  so  entzückt  und  erquickt,  dass  ich  nun  ganz  frisch  und  neugestärkt  wieder 


')  Christian  Dietrich  August  v.  Witzleben  auf  dem  blauen  Hofe  zu  Wolmirstedt,  geb. 
den  11.  August  1768,  f  den  18.  Februar  1821  zu  Halle,  heiratete  den  14.  Mai  1800  zu  Halber- 
stadt Friederike  Eberhardine  Auguste  Antoinette  Ernestine  Elisabeth  v.  Breitenbauoh(1781  — 1832). 
—  ^)  Er  gehörte  wie  üleim  dem  Dichterkreise  der  „Anakreuntiker"  an,  geb.  1746,  f  z"  Halber- 
stadt 1824.  —  >)  Die  , Briefe,  die  neueste  deutsche  Litteratur  betreffend,'*  Berlin  1759  —  1764. 
24  Bände,  von  Nicolai,  Mendelssohn,  Lessing,  Abbt  u.  a.  S.  J.  Schmidt,  Geschichte  des  geistigen 
Lebens  II,  S.  149  ff. 


5t 

laufen  konnte.  Illiger  hatte  sich  indes  ebenfalls  im  Wirtshause  wieder  erholt, 
lächelte  über  meine  poetischen  Besuche  und  mitgebrachte  Hehgkeit,  die  sich 
jetzt  aus  seinem  Spotte  gar  ni(;hts  machte,  und  so  gings  frühlich  weiter.  Auf 
dem  Rückwege  hielt  ich  Wort,  kehrte  freudig  bei  Gleim  wieder  ein  und  musste 
zwei  Stunden  bleiben,  obgleich  sein  Wagen  zum  Ausfahren  schon  angespannt 
vor  der  Thüre  stand.  Er  führte  mich  in  seinen  Musen-  und  Freundschafts- 
tempel M,  und  da  von  den  du  hängenden  Bildern  fast  kein  Original  mir  ganz 
fremd  und  unbekannt  war,  so  neigte  der  gute,  noch  immer  mit  jugendlicher 
Liebe  den  Musen,  Musenfreunden  und  Museujüngern  ergebene  Greis  sich  immer 
günstiger  und  milder  zu  mir  herab.  Vor  allem  entzückte  mich  schon  damals 
das  Bild  meines  geliebten  Jean  Paul,  der  sich  wie  so  viele  ältere  Freunde 
Gleims  ebenfalls  für  ihn  hatte  malen  lassen  müssen. 

„Schon  das  erstemal  hatte  ich  bei  Klamer  Schmidt,  hauptsächlich  aber 
bei  Gleim  auf  vollendete  Ausgabe  ihrer  sämtlichen  Werke  gedrungen.  Jetzt 
setzte  ich  meine  Ermunterungen  deshalb  bei  Gleim  fort  und,  ermutigt  durch 
seine  Freundlichkeit  und  liebenswürdiges  Zuneigen,  bot  ich  ihm  zu  einer  solchen 
Ausgabe  seiner  Werke  von  der  letzten  Hand  gar  die  meinige  hilfreich  an. 
Gleim  ergriff  das  Anerbieten,  das  ihm  schon  manche  früheren  Freunde  wie 
Jakobi^)  u.  a.  gethan,  aber  nicht  vollführt  hatten,  mit  sichtlicher  Freude  und 
bot  mir  zu  dem  Ende  durchaus  freien  Aufenthalt  in  seinem  Hause  und  ausser- 
dem noch  ein  jährliches  Honorar  von  500  Thalern  an.  Ich  müsste  aber  not- 
wendig bei  ihm  sein  und  mich  wenigstens  auf  zwei  Jahre  zu  bleiben  verbinden, 
weil  so  viel  Zeit  zum  allermindesten  erforderlich  sei  zur  Ordnung  und  neuen 
Bearbeitung  seiner  Werke  und  zum  Ordnen  der  übrigen  in  seinem  Besitze  be- 
findlichen und  mit  jenen  herauszugebenden  Briefe  und  anderen  Papiere.  Hätte 
ich  nun  nicht  noch  unter  väterlicher  Gewalt  gestanden,  so  hätte  ich  damals 
gewiss  nichts  Lieberes  gethan,  als  was  Gleim  wollte,  und  der  gute  Wilhelm 
Körte ■^)  wäre  solchergestalt  um  alles  nachherige  Edieren  gebracht  worden. 
Als  Haussohn  aber,  wie  ich  noch  war,  dürft  ich  unmöglich  die  Jurisprudenz 
so  ganz  an  den  Nagel  und  mich  selbst  bloss  an  die  Gleim'sche  Muse  hängen; 
und  ich  gedachte  daher  das  Sammeln  und  Ordnen  und  ein  nettes  Manuskript 
für  den  Druck  auch  in  Göttingen  besorgen  zu  können  unter  brieflicher  Ein- 
holung seiner  Verhaltungsvorschriften,  wo  es  nötig  scheinen  möchte.  Gleim  aber 
hatte  vor,  jedes  seiner  Gedichte  mit  seinem  Herausgeber  wörtlich  durchzugehen 
und  dabei  nach  Kräften  noch  daran  zu  feilen  und  zu  ändern.  Als  ich  nun 
von  meiner  Wanderung    nach  Göttingeu   zurückkam,    machte    ich    von    der   mir 


')  So  nannte  Gleim  das  mit  (118)  Bildrilsden  seiner  Freunde  und  Gönner  geschmückte 
Zimmer  ;  es  waren  meist  Brustbilder  in  natürlicher  Grösse,  in  Öl  auf  Leinwand  geiuult,  die  er 
seit  1745  meist  auf  eigne  Kosten  hatte  anfertigen  lassen.  —  *)  Joh  Georg  Jakobi,  geb.  den 
2.  September  1740,  f  1814,  mit  Gleim  befreundet  seit  1766,  Professor  der  Philosophie  zu 
Qöttingen,  dann  zu  Halle,  später  (1784)  zu  Freiburg  i.  Hr.;  Meusebach  wurde  gleichfalls  mit 
ihm  bekannt  und  lieferte  Beiträge  in  <iie  von  ihm  herausgegebene  .Iris."  Vergl.  Wendeler, 
Briefwechsel  des  Freih.  K.  H.  G.  v.  Meusebach  mit  Jakobi  und  Wilhelm  Grimm,  1880,  S.  VI. 
—  ^)  W.  Körte,  geb.  den  24.  März  1778,  f  den  30.  Januar  1846,  Gleims  Neffe  und  Adoptiv- 
sohn, gab  1811   Gleims  Leben  und  sämtliche  Schriften  heraus. 

4* 


53 

gegebenen  Erlaubnis  ilini  zu  schreiben  natürlich  den  freudigsten  Gebrauch  und 
legte  meinem  Briete  [einige]  Verse  an  Gleini  bei.  Er  antwortete  mir  sehr  freund- 
lich durch  fremde  Hand  und  verhiess  mir  auch  künftig  nach  einer  glücklich 
erfolgten  Augenoperation  eigenhändig  mehr  zu  schreiben.  Die  Augenoperation 
ist  bekanntlich  nicht  von  glücklichem  Erfolge  gewesen'),  somit  auch  die  weitere 
Korrespondenz  unterblieben,  zumal  ich  nicht  den  Mut  hatte,  sie  früher  wieder 
anzuknüpfen,  als  bis  ich  etwa  einmal  etwas  gutes  Poetisches  von  mir  damit 
vorlegen  könnte.  Ich  fing  aber  glücklicher  Weise  schon  damals  sachte  an,  von 
meinen  poetischen  Gaben  und  Werken  bescheidene  Gedanken  zu  fassen.  Gleich- 
wohl hatte  ich  noch  nach  Gleims  Tode")  die  Freude  von  meinem  Vetter  Witz- 
leben zu  hören,  dass  er  immerfort  noch  viele  Stücke  auf  mich  gehalten,  und 
dies  thut  mir  bis  auf  den  heutigen  Tag  gut,  ob  ich  es  schon  jetzt  noch  für 
sehr  gut  erkenne,  dass  ich  damals  nicht  nach  seinem  und  meinem  Wunsche  in 
sein  Haus  ziehen  und  edieren  konnte,  ^"^och  manchen  angenehmen  Zug  und 
mehrere  interessante  Anekdoten  über  das  litterarische  Wesen  der  Gleim'schen 
Blütezeit  enthielt  aus  seiner  Unterhaltung  frisch  niedergeschrieben  mein  Tage- 
buch von  1801,  welches  ich  aber  früher  einmal  in  böser  Stimmung  dem  Feuer 
geopfert." 

In  den  Herbstferien  1801  besuchte  Meusebach  den  älteren  Bruder  seines 
Vaters,  den  pensionierten  Geheimen  Regierungsrat  v.  Meusebach  zu  Dillenburg'), 
welcher  den  kenntnisreichen  und  liebenswürdigen  Neffen  so  lieb  gewann,  dass 
er  ihm  den  Vorschlag  machte,  nach  Beendigung  seiner  Studien  in  den  oranien- 
nassauischen  Staatsdienst  zu  treten,  eine  Aufforderung,  welcher  dieser  um  so 
lieber  nachzukommen  versprach,  als  die  Lage  und  Umgebung  der  Stadt,  der 
feingebildete  Ton  der  Gesellschaft  und  der  wissenschaftliche  Geist,  welcher  unter 
den  zahlreichen  Beamten  in  Dillenburg  und  dem  benachbarten  Ilerborn  herrschte, 
ihm  sehr  wohl  gefielen. 

Noch  vor  Ablauf  des  vierten  Semesters  verliess  Meusebach  Göttingen,  um 
zunächst  der  Vermählung  seiner  Schwester  Amalie  mit  Joh.  Heinr.  Sam.  von 
der  Schulenburg,  welche  am  4.  März  gefeiert  wurde,  beizuwohnen.^)  Für  dieses 
Fest  hatte  er  eine  sapphische  Ode  verfasst,  die  er  in  Göttingen  drucken  Hess, 
und  eia  zweites  Gedicht  in  gereimten  Strophen,  welches  zu  Eisleben  gedruckt 
und  von  den  dortigen  Cousinen  v.  Polenz  dem  Brautpaare  am  Hochzeitstage 
überreicht  wurde.  Schon  acht  Tage  später,  am  11.  März  1802,  starb  der  alte 
Kammerherr.  Da  der  ältere  Bruder  Friedrich  die  Verwaltung  der  Güter  über- 
nahm, so  konnte  Karl  v.  Meusebach  ungestört  seine  Studien  fortsetzen  und 
begab  sich  zu  diesem  Zwecke  nunmehr  nach  Leipzig,  wo  er  am  10.  Juni 
immatrikuliert  wurde.  Wenn  er  auch  hier  mit  gewohntem  Fleisse  studierte, 
80  blieb  er  doch  dem  Studentenleben  nicht  so  fern  als  in  Göttingen,  da  er  von 
dem  Verkehr  mit  den  älteren  Schulfreunden  und  anderen  Landsleuten  sich  nicht 


*}  Sie  wurde  von  dem  Hofrat  Himly  zu  Braunschweig,  später  Professor  zu  Oöttingen, 
am  2.  August  1801  vollzogen,  —  »)  Er  starb  am  18.  Februar  1803,  84  Jahre  alt.  —  «)  Über 
ihn  8.  unten  Abschnitt  II.  —  ♦)  Die  Ehe  war  keine  glückliche  und  wurde  wieder  getrennt. 
.Amalie  vermählte  sich  dann  mit  dem  Pastor  Seiffarth  zu  Knippehdorf  und  starb  am  4.  Juni 
1S24  zu  Eisleben,  wohin  ihr  Gemahl  berufen  worden  war,  an  den  Masern. 


53 

vollsfändig  zurückziehen  wollte,  lebte  sogar  bisweilen  flott,  wie  er  sagte,  und 
hielt  sich  zwei  grosse  Hunde.  Vorlesungen  hörte  er  bei  Biener,  H.  G.  Bauer, 
Erhard,  Einert  u.  a. 

Nach  Beendigung  des  akademischen  Trienniums  blieb  er  in  Leipzig  und 
wartete  den  Erfolg  ab,  den  die  Bemühungen  seines  Onkels  wegen  seiner  Zu- 
lassung in  den  oranien-nassauischen  Staatsdienst  haben  würden.  Da  er  sich  in 
seiner  Fachwissenschaft  hinreichend  fest  glaubte,  um  die  erforderliche  Prüfung 
zu  bestehen,  so  beschäftigte  er  sich  mehr  mit  der  deutschen  Litteratur  und 
hörte  noch  im  Sommer  1803  ein  Privatissimum  über  deutsche  Sprache  und 
Litteratur  bei  dem  Hofrat  Professor  Eck,  bis  er  am  2.  August  die  Nachricht 
erhielt,  dass  seine  Anstellung  zu  Dillenburg  unter  der  Bedingung,  dass  er  die 
vorgeschriebene  Staatsprüfung  bestehe,  genehmigt  sei.  Alsbald  brach  er  von 
Leipzig  auf,  verweilte  jedoch  auf  der  Reise  einige  Tage  in  Kassel  bei  der 
Familie  des  Oberjägermeisters  v.  Witzleben'),  die  er  seit  1800  öfter  besucht 
hatte;  Witzleben  luitte  bis  1790,  wo  er  nach  Kassel  berufen  wurde,  dreizehn 
Jahre  in  Dillenburg  verlebt,  seine  Frau  war  eine  Tochter  des  dortigen  Präsidenten 
V.  Preuschen  und  seine  Kinder  waren  alle  daselbst  geboren,  und  er  selbst  unter- 
hielt noch  fortwährend  die  Verbindung  mit  den  dortigen  Freunden  und  Ver- 
wandten, mit  denen  Meusebach  so  im  voraus  näher  bekannt  gemacht  wurde. 
Die  zweite  Tochter  des  Hauses,  Ernestine*),  machte  damals  einen  solchen  Ein- 
druck auf  ihn,  dass  er  den  Entschluss  fasste,  um  die  Hand  derselben  zu  werben, 
sobald  seine  Zukunft  gesichert  sei.    Am  13,  August  langte  er  in  Dillenburg  an. 

IL  Dillenburg,  1803—1814. 

Dillenburg  war  damals  Hauptstadt  und  Sitz  der  Regierung  und  der  Ober- 
behörden des  Fürstentums  Oranien-Nassau,  welches  aus  den  vier  Fürstentümern 
Dillenburg,  Siegen,  Hadamar  und  Diez  bestand.  Der  Fürst  Wilhelm  V.  war 
am  22.  Oktober  1751  seinem  Vater  dreijährig  in  der  Regierung  als  Erbstatt- 
halter der  vereinigten  Niederlande  und  Fürst  der  Stammlande  gefolgt  und  hatte 
sie  im  Jahre  1766  den  8.  März  selbst  in  die  Hand  genommen.  Er  residierte 
im  Haag,  wo  für  die  Erblande  eine  besondere  Behörde,  das  deutsche  Kabinet, 
bestand.  Am  4.  Oktober  1767  vermählte  er  sich  in  Berlin  mit  der  Prinzessin 
Wilhelmine,  Schwester  des  nachmaligen  Königs  Friedrich  Wilhelm  H.  Nachdem 
er  durch  die  französische  Republik  im  Jahre  1795  seiner  Stellung  in  Holland 
verlustig  gegangen  war,  lebte  er  mit  seiner  Familie  in  England,  bis  ihm  durch 
den  Frieden  von  Luneville  1801  die  Rückkehr  nach  Deutschland  ermi'glicht 
wurde.  Er  schlug  nunmehr  seine  Residenz  in  Schloss  Oranienstein  bei  Diez 
auf.  Die  ihm  durch  den  Reichsdeputationshauptschluss  vom  25.  Februar  1803 
zugewiesenen  Entschädigungslande  trat  er  am  29.  August  1803  an  seinen  Sohn, 


*)  Über  den  Oberjägermeistcr  v.  Witzleben  gibt  ausführliche  Lebensnachrichten  Strieder, 
Hessische  Gelehrten-Geschichte  XVII,  S.  197.  Er  war  geboren  den  9.  Mai  1755  und  starb  den 
16.  März  1830;  seine  Gemahlin  Sophie,  gob.  v.  Preuschen,  war  geboren  den  8.  September  1761  zu 
Karlsruhe,  vermählt  den  31.  Dezember  1781,  gestorben  den  \S.  April  1S23  zu  Kassel.  — 
')  Geboren  *den  13.  September  1784,  f  den  23.  Dezember  1863  zu  Potsdam.  - 


54 

den  Erbprinzen  Wilhelm  Friedrieb,  ab  und  behielt  sich  nur  den  Besitz  seiner 
Stammlande  vor.  Es  war  also  am  Abschluss,  wie  es  schien,  dieser  grossen 
Yeränderungeu.  als  Meusebach  zu  Dillenburg  eintraf). 

Der  Geheime  Rat  Gottlob  Georg  Justus  v.  Meusebach,    bei  welchem   der 
Neffe  abstieg    und    nunmehr   wohnen    sollte,    war   der   ältere    Bruder  von  Karls 
Yater,   geb.    den    5.    November  1733    zu  Yockstedt.     Seinen    ersten    Unterricht 
erhielt    er   durch  Hauslehrer,    besuchte    von    Herbst   1747  bis  Ostern   1748    das 
Pädagogium  zu  Halle,   von   1749   bis    1753   das  Gymnasium   zu  Altenburg   und 
studierte  von  Ostern   1753  bis  Herbst  1755  die  Rechte  zu  Jena.    Am  7.  August 
1756    wurde    er   zum   Auditor   bei    der    fürstlichen    Justizkanzlei    zu    Dillenburg 
ernannt;  am  4.  Februar  1758  Assessor,  trat  er  im  April   1760  in    die    Laudes- 
regierung über  und  rückte  den   16.  April    1761   zum  Wirklichen  Regierunggrat, 
am    31.  Dezember  1781    zum  Geheimen  Regierungsrat    auf.     Am    28.   Oktober 
1783  erhielt  er  die  erbetene')  Entlassung  mit  Belassung  seines  Charakters  und 
Ranges  nebst  einer  Pension  von  600  ti.     Er  starb  den  6.  Juni   1804.     Wegen 
seines  reichen  Wissens,    seiner  strengen  Rechtlichkeit   und    der  Reinheit    seines 
Charakters  hochgeschätzt,    beschäftigte  er  sich  während  seines  Ruhestandes  be- 
sonders mit  genealogischen  Studien  und  Pflege  seines  schönen  Gartens,  nament- 
lich   der  Obstbäume.     Seine    sehr   bedeutende  Bibliothek,    welche   nach    seinem 
Tode  zum  Teil  versteigert  wurde,    war   vor   allem  reich  an  Leichenpredigten.') 
Von   Poesie    hielt   er   nicht   viel    und    nannte    einst    zum  Entsetzen    des  Neffen 
Lessing  einen  rechten  Komödiennarren.     Da  nun  dieser  für  genealogische  For- 
schungen kein  Interesse  hatte,  sondern  der  Meinung  war,  dass  sie  eher  von  Nach- 
teil seien  und  den  Ahnenstolz  nährten,  so  trat  wohl  bei  den  eifrigen  Gesprächen, 
welche  sie  oft  bis  tief  in   die  Nacht   hinein    fortsetzten,    ein  heftiger   Zwiespalt 
hervor.     Wie  die  Poesie,    so  hasste  er  auch  die  Träume    und   mit    ihnen   nicht 
nur  den  Glauben  an  Geister  und  Gespenstergeschichten  und  an  alle  Ahnungen, 
sondern  auch  schon  das  Gespräch  darüber.*)    Er  hatte,  meint  Meusebach,  zuviel 
gelesen  und  wenn  er  auch  in  früheren  Jahren   viel  gethan   hatte,   so   wurde  er 
unthätiger,    als  er  in  bessere   Vermögensumstände  kam  und  nur   für   sich,    aber 
nicht  für  eine  Familie  zu  sorgen  hatte.     Er  las  Geschichte,  Biographie,    Moral- 


')  Über  Wilhelm  V.  und  insbesondere  seine  Ankunft  in  den  Erblanden  im  Jahre  1803, 
8.  von  Stramberg,  Rhein.  Antiquarius,  Mittelrhein  II,  3  S.  339,  360  ff.  Über  die  Personen 
und  Verhältnisse  von  Dillenburg  und  Herborn  am  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  vergl. 
Gercken,  Reisen  durch  Schwaben  u.  s.  w.,  Stendal  1786,  III,  S.  444-460.  Martius, 
Erinnerungen  aus  meinem  fünfzigjährigen  Leben,  Leipzig  1847,  S.  52—57.  Über  die  DiUen- 
burger  Lateinschule  (Pädagogium)  s.  das  Programm  des  dortigen  Gymnasiums  vom  Jahr  I8d7 
von  K.  Fischer.  Über  die  Herborner  hohe  Schule  s.  A.  v.  d.  Linde,  Die  Nassauer  Drucke, 
Wiesbaden  1882,  I  (Nachweis  von  Litteratur  unter  den  betr.  Namen).  Es  fehlt  eine  Darstellung 
des  regen  geistigen  Lebens,  welches  damals  in  den  doch  kleinen  Städten  Dillenburg  und 
Herborn  herrschte.  —  ')  Er  Hess  sich  pensionieren,  weil  er  sich  zurückgesetzt  glaubte.  — 
')  Sie  befinden  sich  jetzt  in  dem  Freiherrl.  v.  Hardenbergischen  Schlosse  zu  Oberwiedeustedt. 
—  ♦)  Meusebach  versuchte  alsbald  nach  seiner  Ankunft  (am  11.  September)  ein  Charakterbild 
seines  Oheims  zu  entwerfen,  ist  aber  über  den  Anfang  nicht  hinausgekommen.  Dies  Bruch- 
stück führt  den  Titel:  Nicht  Er,  aber  doch  über  Ihn.  Einzelne  Züge  der  oben  gegebenen 
Charakteristik  sind  diesen  Aufzeichnungen  entlehnt. 


55 

und  Lebensphilosophie,  Predigten  und  einige  gemeinfassliohe  medirinische 
Schriften.  In  jüngeren  Jahren  sehr  reizbar  und  aufbrausend,  erwarb  er  sich 
nach  und  nach  eine  philosophische  Ruhe  des  Gemüts:  er  handle  nach  Grund- 
sätzen'), pflegte  er  zu  sagen,  und  beurteilte  den  Wert  der  Menschen  danach, 
flOb  sie  nach  Grundsätzen  handelten."  In  der  neuangelegten  Wilhelmsstrasse') 
hatte  er  sich  ein  stattliches  Wohnhaus  erbaut  und  mit  der  Planmässigkeit,  welche 
ihn  überall  leitete,  genau  bestimmt,  welche  Räumlichkeiten  er  selbst,  welche 
die  Frau,  die  er  heimführen  würde,  welche  die  Söhne  und  die  Töchter  mit  den 
Erzieherinnen  bewohnen  sollten.  Aus  der  Heirat  nun  wurde  es  nichts;  er  blieb 
unvermählt  und  bewohnte  zunächst  das  Haus  allein  mit  seinem  Gärtner  und 
dem  treuen  Diener  Henkel,  welcher  schon  bei  seinem  Vater  „Fohlenjunge'' 
gewesen  war.  Seinem  Neffen  wies  er  zuerst  die  unteren  Zimmer  zu,  während 
er  die  oberen  Räumlichkeiten  für  sich  behielt;  nach  dessen  Verlobung  teilte  er 
ihm  in  heiterer  Laune  mit,  dass  er  mit  seiner  demnächstigen  Gemahlin  das 
Haus  so  benutzen  möchte,  wie  er  es  zu  thun  beabsichtigt  habe.  Einen  eignen 
Haushalt  führte  er  nicht;  den  Mittags-  und  Abendtisch  besorgten  die  zwei 
Töchter  des  Oberbergmeisters  Stifft^),  bei  welchem  er  vorher  gewohnt  hatte; 
sein  Diener  holte  dort  das  Essen  ab.  Dieser  Diener,  „der  alte  Henkel,  stand 
noch  im  höchsten  Alter  nachts  zwei-,  dreimal  auf,  um  nur  die  vier  Uhr  nicht 
zu  verschlafen,  wo  er  seinem  Herrn  in  einer  seit  seinen  Jugendtagen  nicht  mehr 
mit  Kannkraut,  wie  in  Sachsen  geschieht,  geputzten  Kaffeekanne  den  Kaffee  zu 
bringen  hatte.    Er  hielt  seine  Sache  beisammen  und  lieh  auf  kleine  Pfänder  aus." 

Meusebach  wurde  noch  vor  Ablegung  seiner  Staatsprüfung  durch  fürst- 
liches Reskript  vom  4.  Oktober  1803  (Oranienstein)  zum  Auditor  der  fürstlichen 
Justizkanzlei  ernannt,  ein  Amt,  mit  welchem  die  Bahn  zu  den  höheren  Staats- 
ämtern zu  Dillenburg  gewöhnlich  eröffnet  wurde.  Die  Justizkanzlei  war  ein 
Gericht  zweiter  Instanz,  an  welches  von  den  Entscheidungen  der  Amtsgerichte 
appelliert  wurde.  Die  Beamten  derselben  waren  grösstenteils  auch  Mitglieder 
der  Landesregierung  und  galten  als  tüchtige  Juristen.*)     Die  Staatsprüfung  war 


')  Als  er  einst  die  Nachricht  von  gefährlicher  Erkrankung  seines  Vaters  erhielt,  Hess 
er  sogleich  satteln,  ura  trotz  des  ungünstigen  Wetters  nach  Vockstedt  zu  eilen.  In  Marburg 
rief  ein  ihm  befreundeter  Professor  von  der  Freitreppe  seines  Hauses  ihm  zu:  „Ei,  Herr 
Regierungsrat,  was  fällt  Ihnen  ein  bei  solcher  Jahreszeit  eine  Reise  zu  machen!"  „Mir  fällt 
niemals  etwas  ein,  erwiderte  er  unwillig,  ich  handle  nach  Grundsätzen."  —  *)  Nachdem  die 
Franzosen  am  13.  Juli  1760  das  alte  Schloss  zu  Dillenburg  in  Brand  geschossen  hatten,  wurde 
es  nicht  wieder  hergestellt,  sondern  die  Regierung  überliess  baulustigen  Bewohnern  der  Stadt 
nebst  Bauplätzen  und  Gärten  am  Abhänge  des  Berges  alles  Baumaterial  aus  den  Trümmern 
des  Schlosses  und  gewährte  ausserdem  Steuerfreiheit  für  die  neuaufgeführten  Gebäude  auf 
eine  Anzahl  von  Jahren.  So  entstanden  die  schönen  Gebäude  der  jetzigen  Wilhelmsstrasse, 
unter  ihnen  das  Meusebach'sehe,  mit  dem  Wappen  der  Famil'e  geschmückte  Haus,  welches 
später  im  Besitze  des  Präsidenten  Winter  war.  In  dem  Schlossbereich  wurde  in  neuer  Zeit 
der  »Wilhelmsturm"  zum  Andenken  an  Wilhelm  den  Schweiger  auf  .\nregung  des  Gymnasial- 
direktors Spiess  erbaut  und  1875  feierlich  eingeweiht.  —  ^)  Marie  Christine  Ernestine  Stifft, 
geb.  den  18.  Februar  1737,  |  den  I.  Mai  1818,  und  Dorothea  Henriette  Luise  Stifft,  geb.  den 
8.  Januar  1748,  f  den  7.  Dezember  1822.  —  *)  Zu  den  Beamten,  in  deren  Kreis  er  eintrat, 
gehörten  die  Geh. -Räte  Gürtler  v.  Gürtelrein,  Chelius,  Sentft  v.  Pilsach,  v.  Preuschen  (Sohn 
des  verstorbenen  Präsidenten),  Forell,  v.  Pestel,  Alex.   Pagenatecher  und  v.   Diepenbroik.    Den 


56 

nur  eine  mündliche  und  dauerte  nicht  länger  als  zwei  Stunden;  sie  wurde  am 
29.  Dezember  1803  vormittags  von  10 — 12  Uhr  von  dem  Geh.  Justizrate  Forell 
und  dem  Regierungs-  und  Justizrate  Diepenbroik  in  Civil-  und  Kriminalrecht, 
sowie  im  Prozess  abgenommen.  Am  17.  Januar  1S04  erfolgte  die  Vereidigung 
und  Einführung  in  die  Justizkanzlei.  Schon  am  20.  April  1804  erhielt  Meuse- 
bach  den  Charakter  als  Kanzleiassessor  (mit  Auciennität  vom  15.  März),  einen 
Gehalt  (von  600  ti.)  aber  erst  zugleich  mit  einem  votum  conclusivum  durch 
Dekret  vom   19.  Dezember  1805. 

Schon  in  den  ersten  Wochen  seines  Aufenthalts  zu  Dillenburg  suchte 
Meusebach  sich  Gewissheit  zu  verschaffen,  ob  er  Hoffnung  haben  dürfe,  seine 
geliebte  Ernestine  von  Witzleben  demnächst  als  seine  Gemahlin  heimzuführen. 
Am  29.  August  1803  eröffnete  er  derselben  die  Gefühle,  die  ihn  beherrschten, 
und  trug  am  folgenden  Tage  der  Mutter  die  Bitte  vor,  ihn  zu  ihrem  Sohne 
anzunehmen.  Die  Zusage  von  Herz  und  Hand  gab  Ernestine  am  2.  September 
in  einem  Briefe,  welchen  der  Vater,  für  dessen  schon  vorher  angekündigten 
Besuch  bereits  Logierzimmer  in  Meusebachs  Hause  bereitet  waren,  persönlich 
überbrachte.  Besuche  bei  der  Braut  verboten  die  Vorbereitungen  für  die  Staats- 
prüfung; doch  wurden  häufig  Briefe  gewechselt.  Am  22.  Oktober  dichtete  er 
einige  Strophen,  welche  er  in  ein  für  die  Braut  bestimmtes  Exemplar  des 
Jakobischen  Taschenbuchs  von  1804  auf  das  V(jrblatt  eintrug.')  Sofort  nach 
bestandener  Prüfung  eilte  er  nach  Kassel  und  verlebte  den  Sylvesterabend  im 
Kreise  der  Witzleben'schen  Familie.  Die  Trauung  fand  am  9.  März  1804  in 
Kassel  statt'),  nach  welcher  das  junge  Ehepaar  die  Freunde  und  Verwandten 
in  Thüringen  besuchte  und  dann  in  die  Heimat  eilte,  wo  ihm  der  Oheim  den  grössten 
und  schönsten  Teil  der  Wohnung,  den  er  selbst  bis  dahin  innegehabt  hatte,  einräumte, 
indem  er  sich  mit  den  oberen  Zimmern,  in  denen  die  Bibliothek  aufgestellt  war, 
begnügte.  Doch  lange  konnte  er  sich  an  dem  Glücke  der  jungen  Eheleute 
nicht  erfreuen:  am  6.  Juni  desselben  Jahres,  dem  Geburtstage  des  Neflfen, 
raffte  ihn  ein  schneller  Tod  hinweg.  In  seinen  Gedenkbüchern  widmet  ihm 
Meusebach  eine   längere  Betrachtung,    der    wir   Folgendes   entnehmen:    „Selten 


Vorsitz  führten  v.  Pasaavant-Passenburg,  zugleich  Präsident,  und  v.  Schenk,  zugleich  Direktor 
der  Landesregierung.  Im  Jahre  1806  trat  auch  der  Professor  Büttger  zu  Herborn  in  die 
Kanzlei  ein.  (Dekret  vom  19.  Dezember  1805.)  Genealog.  Reichs-  und  Staats-Handbuch  auf 
das  Jahr  1804.     Frankfurt,  Varrentrapp,  S.  358  tf. 

')  Bei  Wendeler,  Briefwechsel  S.  VII  abgedruckt.  —  *)  Dem  Manuskript  d.  Verf.  liegen 
bei  die  Abschriften  1.  von  zwei  Gedichten  an  K.  v.  Meusebach  bei  seiner  Vermählung  von  seinem 
Freunde  v.  L'ngern-Sternberg  (damals  auch  Kanzlei-Auditor  zu  Dillcnburg);  2.  Hymenäua  dem 
Hoch-  und  Wohlgebornen  Herrn  K.  H.  G.  v.  Meusebach,  Erb-,  Lehns-  und  Gerichtsherrn  auf 
Schlosa  Vockstedt  u.  s.  w.,  meinem  gnädigsten  Herrn  allerunterthänigst  bey  dero  Vermählung 
mit .  .  .  geweiht  von  Ihro  submissestem  treshumbelaten  und  devotesten  Knechte  J.  E.  H.  Bär- 
winkel, L.  A.  Candidatus  necnon  Cantor  Praeceptorque  auf  Schloss  Vockstedt,  der  Sonntags- 
gesellschafts-Mitglied  wie  auch  Promotions-Exspectaut  etc.  Leipzig  bey  G.  E.  Beer  auf  Kosten 
des  Verf.  1804.  3.  Humoristische  Hochzeitsrede  am  Vermählungstage  Ihro  Hochwohlgeb.  des 
Fräulein  E.  F.  L.  G.  v.  "Witzleben  und  Sr.  Hochwohlgeb.  des  Herrn  .  .  v.  Meusebach,  Erb-, 
Lehns-  und  Gerichtsherrn  in  .  .  von  Schoppe,  Inspektor  und  Oberkonsistorialrat  zu  Vaduz. 
(^Schoppens  Kaaualreden  1304.)     Über  den  Namen  Schuppe  s.  sogleich  weiter  unter. 


57 

wir«!  ein  komplett  guter  Mann  in  Hinsicht  seiner  Vorzüge  von  den  Einzelnen 
vollständig  gewürdigt  werden:  jeder  Einzelne  findet  und  st'hützt  an  dem  vor- 
züglichen Menschen  nur  den  Vorzug  und  die  Tugend,  die  der  Einzelne  an  sich 
selbst  zu  sehen  und  zu  schätzen  hat  oder  durch  welche  er  vornehmlich  Vorteil 
von  dem  Geschätzten  zog,  nichts  weiter.  So  wurde  mein  Unkel  G.  G.  J.  v.  Meusc- 
bach  geachtet:  1.  sehr  viele  achteten  wohl  nichts  an  ihm  so  sehr  als  seine  Frei- 
gebigkeit; 2.  wenigere  die  Redlichkeit  untl  Wahrheit  seines  Gemüts;  3.  wenigere 
seine  Aller-Wesenliebe,  welche,  so  tief  sie  in  seinem  Herzen  gegründet  war, 
durch  die  Gewohnheit  des  Jähzorns  freilich  oft  genug  in  Schatten  gestellt  wurde 
(wie  das  auch  bei  seinem  Neffen  mehr  als  zu  häufig  geschehen  mag);  4,  nur 
wenige  achteten  sein  Forschen  nach  Wahrheit;  5.  sehr  wenige  seine  Frömmig- 
keit und  seinen  für  das  Heiligste  so  heiss  glühenden  Sinn.  Dagegen  werden 
die  Mängel  eines  vorzüglichen  Menschen  sehr  leicht  schon  von  jedem  Einzelnen 
in  ihrer  Gesamtheit  vollständig  gewürdigt  und  nur  etwa  die  übersehen,  welche 
der  Würdigende  selbst  an  sich  trägt  und  gerade  so  sehr  tadelhaft  nicht  finden 
kann." 

Die  Ehe  Meusebachs  war  eine  glückliche,  wenn  sie  auch  nicht  von  herben 
Schicksalsschlägen  verschont  blieb.  Aus  seinen  Aufzeichnungen  spricht  überall 
die  grosse  Liebe  zu  seiner  Ernestine,  welche  durch  die  Gewissheit  gleicher 
Gegenliebe  befestigt  und  erhöhet  ward.  Scherzend  erwähnt  er  öfter  seine  Reiz- 
barkeit, deren  er  auch  seiner  Frau  gegenüber  nicht  immer  Herr  werden  konnte. 
„In  der  Nähe  kann  ich  freilich  meiner  guten  zarten  Ernestine  eher  ein  hartes 
Wort  sagen,  als  in  der  Ferne  brieflich,  denn  alle  Donnerwetter  klingen  in  einiger 
Ferne  fürchterlicher  als  ganz  in  der  Nähe,  wo  sie  oft  nur  ein  blosses  Knattern 
und  die  stärksten  Schläge  sich  mehr  stark  als  tief  hören  lassen.  Auf  der  Reise, 
ich  gestehe  es,  wird  mir  immer  schwerer  als  zu  Hause,  mich  nach  jemand  zu 
genieren,  und  gerate  daher  leicht  in  Streit  mit  meinem  Gesellschafter  (und  war' 
es  auch  nur  meine  Frau).  Die  meisten  Zugvögel  sind  darin  anderer  Art:  auf 
ihrem  Standort  zanken  sie  sich  um  Weibchen,  Nestgegend  und  alles;  wenns 
aber  ans  Reisen  geht,  so  sind  sie  eines  Sinnes.  Du  gleichst  ja  sonst,  liebes 
Ernestinchen,  an  feiner  Organisation  und  weicher  Zärtlichkeit  der  flötenden 
Baumlerche;  gleiche  ihr  auch,  wenn  ich  mit  Dir  zu  zanken  anfange.  Denn  sie, 
wenn  ein  anderer  Vogel  mit  ihr  zanken  will,  thut  nichts,  als  dass  sie  sich 
vor  ihn  hinstellt  und  singt." 

Wir  lassen  auch  den  humoristischen  Ehevertrag  aus  seinen  Gedenkbüchorn 
als  bezeichnend  für  die  Sinnesweise  Meusebachs  und  das  eheliche  Verhältnis 
folgen:  „Wir  Ernestine  und  wir  Markus  Hüpfinsholz')  v.  Meusebach  haben  nach 
Einsicht  der  Artikel  1394  und  95  des  Gesetzbuchs  Napoleons  und  in  Erwägung, 
dass  dieses  Gesetz  zwar  die  Abschliessung  aller  Ehe  verträge  nach  eingegangener 
Ehe  verboten,  die  Abschliessung  oder  Erneuerung  besonderer  Liebesverträge 
mitten  in  stehender  Ehe  aber  nicht  untersagt  sind,  auf  Bericht  unserer  Herzen, 
nach  Anhörung  unserer  Vernunft  und  Erfahrung  wechselseitig  beschlossen,  ein- 
ander zugesagt  und  gelobet  wie  folgt: 


')  Über  diesen  Namen  s.  weiter  unten. 


58 

Sie  gelobet  und  verspricht:  Er  verspricht  und  gelobet: 

Dann  folgen  12  Artikel  nach  Art  des  folgenden: 

Nicht  erst  am  Tisch  ihn  zu  fragen,  Jährlich  nicht  mehr   als    höchstens 

ob  sie  statt  eines  verbrannten,  ver-  (und    nie    anders    als     unter    vier 

salzenen,  verwässerten,    verdorrten  Augen)   ein    halb  Dutzend  Pfeifen 

Gerichts  etwas  anderes  holen  solle.  (nie  aber  etwas  anderes)  dem  Un- 

mute  zu  opfern.  Sie  wird  über 
die  zerschlagenen  Pfeifen  genaues 
Register  führen. 

Der  13.  Artikel  lautet:  „Im  nächsten  Quartale  und  in  folgenden  gerade  so 
ununterbrochen  heiss,  zärtlich,  hingegeben,  gebruramlos,  verdrusslos,  heiter  und 
freudig  einander  zu  lieben,  wie  in  dem  eben  abgelaufenen  'in  welchem  sie  doch 
nicht  einmal  beieinander  waren),  nicht  die  kürzeste  Dunkel-  und  Stinkschnuppe 
am  Do?hte  der  ewigen  Lampe  der  Liebe  ferner  zu  dulden,  sich  nicht  für  zwei 
Wesen  zu  halten,  sondern  für  eins,  in  Summa  sich  so  rein,  so  treu,  so  heiss 
zu  lieben,  wie  sich  ungefähr  die  Engel  des  Himmels  lieben  dürften.  So  ge- 
schehen Kassel  und  Dillenburg  am  26.  August  1811.  Ernestine.  Markus  Hüpf- 
insholz v.  Meusebach." 

Erhöhet  wurde  das  Familienglück  durch  die  Geburt  einer  Tochter,  Sidonie, 
am  6.  April  1805,  der  am  28.  November  1806  ein  Sohn,  Otfried,  sich  zugesellte. 

In  das  erste  Jahr  seiner  Ehe  fällt  die  Ausgabe')  der  „Kornblumen  von 
Alban.**  Mit  einem  Titelkupfer,  Marburg  bei  Joh.  Christian  Krieger.  1804. 
131  S.  8*^  —  die  er  auf  eigene  Kosten  drucken  Hess.  Zu  denselben  macht  der 
Verfasser  dieser  Biographie,  K.  Schwartz,  folgende  Bemerkungen:  1.  Der 
Name  Alb  an*),  unter  welchem  Meusebach  diese  seine  erste  Schrift  herausgab, 
ist  dem  Romane  Jean  Pauls  Titan  (Berlin  1800)  entlehnt,  dessen  Held  Albano, 
abgekürzt  Alban,  ist.  Meusebach  gehörte  zu  den  begeistertsten  Lesern  Jean 
Pauls.  —  2.  Auch  der  Name  des  Mannes,  welchem  Meusebach  den  prosaischen 
Teil  seiner  Schrift  zugeeignet  hat,  Schoppe,  ist  dem  Titan  entlehnt,  in  welchem 
er  als  Erzieher  und  Begleiter  Albanos  eine  Hauptrolle  spielt,  der  Mentor  neben 
dem  Telemach.  Welche  Person  aus  Meusebachs  Umgangskreise  hinter  dem 
Namen  verborgen  ist,  wird  schwerlich  zu  ermitteln  sein.  Am  3.  Februar  1804 
schrieb  M.  an  seine  Braut:  „Noch  ein  Wort  in  Betreff  Schoppens.  Wenn  ich 
mit  dem  elendesten  Menschen  (mit  dem  ichs  gleich  ausgemacht  habe,  dass  von 
guter  Freundschaft  unter  uns  gar  nicht  die  Rede  sein  könne,  sondern  nur  von  Be- 
kanntschaft) tagtäglich  umgehe,  so  kommt  das  nur  aus  dem  natürlichen  Grunde, 
aus  welchem  ich,    wenn  ich  in   einer  Wildnis  wäre,   mich    am  Ende    wohl   cnt- 


')  Nicht  aber  die  Dichtung,  wie  Wendeler,  Fischartstudien  des  Freiherrn  v.  Meusebach, 
Halle  1879,  S.  31  sagt;  sie  „variieren"  also  auch  nicht  das  Thema  seines  werdenden  häuslichen 
Glückes,  ib.  S.  32.  Der  Verf.  der  Biographie,  K.  Schwartz,  hatte  die  Absicht,  das  ganze 
Büchlein  abdrucken  zu  lassen.  Wir  müscien  für  diese  Bearbeitung  darauf  verzichten.  — 
*)  Schwartz  hatte  denselben  in  dem  „Leben  des  Generals  K.  v.  Clausewitz  .  .",  Berlin  1878, 
8.  [>iO  von  dem  hellblonden  Haare  Meusebachs  hergeleitet,  war  aber  nachher  mit  dieser  Deutung 
unzufrieden. 


59 

öchliessen  würde,  unter  eine  in  derselben  sich  aufhaltende  Räuberbande  lieber 
zu  gehen,  als  allein  oder  unter  den  Wilden  zu  vegetieren,  weil  man  (?)  doch 
wenigstens  noch  Menschengesichter  hätte."  In  andern  gleichzeitigen  Briefen 
erwähnt  er  den  Kollegen  Schoppe  wiederholt,  doch  nur  ganz  allgemein,  z.  B.  er 
sei  mit  ihm  spazieren  gegangen  etc.  In  der  Zueignung  nennt  er  ihn  nicht 
seinen  Freund,  sondern  nur  seineu  guten  Bekannten.  In  den  Gedenkbiichern 
wird  er  nicht  wieder  erwähnt,  und  so  dürfte  wohl  die  Vermutung  gerechtfertigt 
sein,  dass  die  hinter  dem  Namen  verborgene  Persönlichkeit  nur  kurze  Zeit  in 
Dillenburg  —  oder  wenigstens  in  näherer  Beziehung  zu  Meusebach  —  gewesen 
sei.  Die  Angabe,  dass  dieser  gute  Bekannte  sich  im  Frühjahr  1804  eine  junge 
Frau  zu  Soest  geholt  habe  (die  keine  Eltern  mehr  hatte),  kann  vielleicht  auf 
die  Spur  führen.  Wahrscheinlich  war  er  ein  älterer  Kollege  Meusebachs,  der  sich 
gegen  ihn  eine  unerbetene  Meutorschaft  herausnahm,  die  ihn  verstimmte.  Schoppe 
heisst  auch  der  Verfasser  der  humoristischen  Vermählungsrede,  S,  56  Anm. 
3.  Die  Städte,  welche  durch  die  Namen  der  Flüsse  bezeichnet  werden,  sind  Kassel 
(Fulda),  Merseburg  und  Weissenfeis  (Saale);  in  diesen  hatte  er  teils  Ver- 
wandte, teils  Schulfreunde,  wie  den  Kammerherrn  v.  Seckendorf  und  die  Kammer- 
rätin  V.  Ende  in  Merseburg,  G.  H.  v.  Witzleben,  den  Bruder  seines  Schwieger- 
vaters, in  Weissenfeis.  Die  Stadt  am  Main  ist  wohl  Frankfurt,  wenn  auch 
Beziehungen  zu  ihr  nicht  bekannt  sind,  die  durch  „eine  Menge  Windmühlen 
und  Schieferhügel"  bezeichnete  Stadt  ist  Eisleben,  wo  seine  Cousinen  v.  Poleuz 
wohnten.  —  4.  Der  Mann,  welcher  „so  lange  schon  als  ein  höherer  Genius  seines 
Lebens  ihm  zur  Seite  gestanden  hat",  ist  Georg  Hartmann  v.  Witzleben, 
der  jüngere  Bruder  seines  Schwiegervaters,  geb.  zu  Wolmirstedt  am  23.  Sep- 
tember 1766,  f  zu  Rossleben  am  15.  September  1841.  Aus  seinem  Lebens- 
gang führen  wir  an,  dass  er  1790  Stiftsregierungsrat  zu  Merseburg  wurde,  1800 
Geh.  Finanzrat  zu  Dresden  und  1801  Adjunkt  des  Salinendirektors  v.  Harden- 
berg (Vaters  des  Dichters  Novalis)  in  W^eissenfels  und  seit  1808  alleiniger 
Direktor  der  Saline  Dürrenberg,  wo  er  schon  seit  1805  wohnte.  Im  preussischeu 
Staatsdienst  wurde  er  1819  zum  Vizeberghauptmann,  Geh.  Regierungsrat  und 
Kurator  der  Universität  zu  Halle  ernannt  und  trat  1828  in  den  Ruhestand. 
Sein  Sohn  ist  der  spätere  Oberpräsident  von  Sachsen  Hartmann  Erasmus  v.  Witz- 
leben (1805 — 1878).  Auf  den  frühen  Tod  von  zwei  Kindern  desselben  ver- 
fasste  Meusebach  Gedichte,  in  deren  einem  „Die  Mutter"  (2.  August  1800)  die 
Stelle  vorkommt: 

Wie  ich  das  herrliche  Weib  des    trefflichsten  Gatten,    des  Mannes, 
Der  mein  Genius  war,  den  ich  liebe  wie  keinen  der  Männer, 
Der  mich  so  liebte  von  Herzen!  ach  wie  ich  die  Leiden  etc. 

Und  als  er  dies  Gedicht  in  seine  Gedenkbücher  eintrug  (16.  April  1815),  fügte 
er  hinzu:  „Um  die  Liebe  und  das  Andenken  jenes  verehrten  Mannes,  der  noch 
viel  länger  als  bis  zum  Jahre  1800  mein  heiliger  Schutzgeist  war,  würdig  zu 
feiern,  wäre  die  Anwendung  der  höchsten  poetischen  Kräfte  (wenn  solche  zu 
Gebote  ständen)  keine  Verschwendung,  und  der  Name  Georg  Hartmann  v.  Witz- 
leben   soll   noch    von    Euch  Kindern    und  Kindeskindern    nicht    anders    als    mit 


60 

segnender  dankbarer  Erinnerung  genannt  werden."  —  5.  Tanten  und  Couginen 
scheint  nur  allgemein  und  ohne  Beziehung  auf  bestimmte  Personen  gesagt  zu 
sein;  wirkliche  Tanten  hatte  Meusebach  nicht.  —  tj.  „Das  geliebte  Drey''  ist 
wahrscheinlich  Karoline  v.  Witz  leben,  die  jüngste  Schwester  Ernestinens, 
welche  das  junge  Ehepaar  auf  der  Hochzeitsreise  eine  Strecke  weit  begleitet 
haben  mag.  —  7.  Über  die  Entstehungszeit  der  einzelnen  Gedichte  geben 
die  Tagebücher  erwünschte  Aufklärung.  Es  gehören  nur  wenige  der  Dillen- 
burger  Periode  an,  die  meisten  der  üniversitätszeit,  einige  den  Merseburger 
Schuljahren.     Die  Entstehungszeit  der  Gedichte  ist  folgende: 

.,Sturm  im  Innern"  am  19.  November  und  13.  Dezember  1803,  also  in 
Dillenburg  gedichtet.  ^Der  Jüngling  und  die  Zeit**,  9.  Juli  1800.  „Badelied'', 
20.  Juli  1798,  verbessert  1802.  .Dora's  Reize",  27.  März  1800,  mit  der  Über- 
schrift „Christelchcn",  am  4.  Juli  1802  verändert  und  überschrieben  .,Lalage'8 
Reize."  Das  Gedicht  war  also  in  seiner  ersten  Gestalt  durch  die  zärtliche 
Neigung  zu  Christelchen  Rothmann,  der  Tochter  des  Strumpfwebers  zu  Mersc" 
bürg,  hervorgerufen. 

^Billet  an  Dora"  1800,  verbessert  1804.  Auf  dem  Schulaktus  Ostern  1798 
hatte  Meusebach  ein  längeres  Gedicht  vorgetragen  (s.  o.),  an  dessen  Schluss 
er  sich  an  die  schönen  Frauen  und  Jungfrauen  wandte.  „Ich  lebte",  sagte  er, 
„nachher  einige  Wochen  wirklich  sehr  selig  von  dem  begehrten  und,  wie  ich 
meinte,  auch  gewährten  Beifallslächeln.  Besonders  meinte  ich  von  der  in  der 
Folge  noch  besonders  besungeneu  schönen  Augusta  Crusius')  seitdem  viel  freund- 
licher gegrüsst  zu  werden,  wenn  ich  an  ihrem  Hause  vorüberging."  Diese 
Worte  dienen  zur  Erklärung  des  Gedichts,  namenthch  der  beiden  letzten  Strophen. 

„Das  Lieblingsörtchen",   10.  September  1800. 

„Klage  eines  Verliebten",  27.  August  1798,  anfangs  „Henriette",  dann 
„An  Rosalia"  überschrieben.  Jene  war  Henr.  Segnitz  zu  Merseburg,  nachher 
an  Dr.  Schlegel  verheiratet  und  früh  gestorben.  „Am  4.  Juli  1802  hatte  ich 
den  unglücklichen  Einfall,  meiner  entflohenen,  aber  doch  in  der  Erinnerung  noch 
süssen,  unschuldig  schmachtenden  Liebesneigung  einfältig  selbst  zu  scherzen  in 
folgenden  Zeilen:  „So  klagt  u.  s.  w."  Das  verwies  mir  mit  Recht  der  Recensent 
meiner  Kornblumen  in  der  Hall.  Allg.  Lit.  Zeit.   1806,  No.  35." 

„Amors  Zuflucht",  Herbst  1801. 

„Des  Vögleins  Schiff'ahrt",  Juli   1801. 

„Der  Lustgang",  Juli   1802,  verbessert  1804. 

„Die  Begleitung",   14.  Mai  1801. 

„Die  Trennung",   11.  August  1801. 

„Die  Feier  des  Tages",  21.  August  1801. 

„Die  Wahl",  13.  November  1801. 

„Die  Ruh  im  Wäldchen",   13.  November  1801. 

„Der  Nachmittag",  Dezember  1801. 


')  Schon  1799  hatte  Meusebach  diese  .Sophie  Amalie  Auguste,  Tochter  des  Stiftssuper- 
inteiidetiteii  Buumgarten-Crusius  als  , Laura"  besungen  mit  ihrem  Geliebten,  dem  Renteisekretär 
J.  J.  Bachmann.     Sie  starb  am  1.  Dezember  1806,  dreis?ig  Jahre  alt. 


61 

„Abcnrlliohe  Ruhe",  28.  und  20.  Juni   1802. 

„Heimkunft",  27.  Juli   1804. 

„Des  Wanderers  Morgenlied",  Oktober  1802. 

„Naehtgedanken,"  10.  Dezember  1803.  Das  Gedicht  sandte  er  seiner 
Braut  nach  Kassel, 

„An  Dora",  28.  September  1803,  das  einzige  Gedicht,  welches  an  seine 
Braut  gerichtet  ist. 

„Die  Rosen-  und  Rebenlaube",  23.  Juli   1802. 

„Für  den  Glücklichen  und  Unglücklichen",   14.  August   1802. 

„Die  beiden  Rosen",  5.  August  1802. 

„Warnung,»   11.  September  1802. 

„Dauer  der  Liebe",  30.  Jul.  1804. 

„Stolz  und  Demut",  30.  Juli  1802. 

„Dichterweihe",   1.  August  1802. 

„An  einen  Sterndeuter",   12.  Dezember  1803. 

„Das  Leben",   1.  August  1802. 

„Dichter  und  Dichterinnen",   1802. 

Eine  Recension  der  „Kornblumen"  erschien  in  der  Hall.  Allg.  Lit.  Zeit. 
1806,  No.  35  (Februar),  S.  278  f.  Sie  erkennt  das  Talent  des  Verfassers  an, 
wünscht  aber  festere  Bildung  und  männlichere  Reife;  sie  findet  mehr  Wieder- 
klang fremder  als  eigener  Töne,  aber  reges  Gefühl;  die  sentimentale  Laune 
und  der  humoristische  Witz  hätten  zuviel  Gesuchtes  und  erinnerten  an  Jean 
Pauls  Manier,  nicht  aber  an  seinen  Geist;  auch  die  Form  verlange  noch  mehr 
die  Feile  u.  s.  w.  In  neuerer  Zeit  hat  Wendeler  in  den  „Fischartstudien" 
(1879),  S.  32f.  sich  über  den  Wert  des  Büchleins  ziemlich  abschätzig  geäussert. 
An  J.  G.  Jakobi  in  Freiburg  hatte  Meusebach  ein  Exemplar  der  Schrift  gesandt, 
welcher  sich  ausführlich  über  die  Form  und  den  Inhalt  in  einem  Briefe  vom 
6.  April   1805  ausspricht.') 

Ausserdem  veröffentlichte  Meusebach  Gedichte  in  Taschenbüchern,  wie 
Jakobis  Iris,  und  Zeitschriften,  wie  in  der  Zeitung  für  die  elegante  Welt.  Andere 
fanden  sich  ungedruckt  in  seinem  Nachlass.  Ein  Freund  hatte  behauptet,  dass 
das  Gedicht  „Dulce  cum  sodalibus"  etc.')  äusserst  schwer  zu  übersetzen  sei; 
alsbald  schickte  Meusebach  demselben  vier  verschiedene  Übersetzungen,  welche 
in  seinen  Gedenkbüchern  erhalten  sind. 

Aus  diesem  friedliehen  Stillleben  wurde  Meusebach  durch  die  gewaltigen 
Ereignisse  des  Jahres  1806  aufgescheucht.  Infolge  des  glücklichen  Feldzugs 
von  1805  bildete  Napoleon  aus  dem  Herzogtum  Berg,  welches  der  neue  König 
Max  Josef  von  Bayern,  und  dem  Rest  der  Provinz  Cleve,  welche  der  König 
von  Preussen  gegen  die  Übergabe  von  Hannover  an  ihn  abgetreten  hatte,  ein 
neues  Fürstentum,  das  Grossherzogtum  Berg,  und  übergab  es  seinem  Schwager 
Murat  (15.  März  1806'),  welcher  alsbald  in  Düsseldorf  eintraf  und  die  Hudigung 


')  Wendel  er,  Briefwechsel  etc.,  S.  V  f.  —  »J  Jetzt  abgedruckt  in  (Peipers)  „Gaudeamus, 
carmina  vagorum  selecta  in  usura  laetitiae."  Lips.  Teubner  1879,  S.  74  ff.  --  *)  Vergl.  Goecke, 
Das  Grossherzogtum  Berg  unter  Joach.  Murat,  N'apoleün  I.  und  Louis  Napoleon  1806-1813, 
Köln  1877,  S.  3  ff.  — 


62 

in  Empfang  nahm.     Eine  Gebietserweiterung  erhielt  der  neue  Fürst    durch    die 
Stiftung  des  Rheinbundes  (12.  Juli  1806),    indem  ihm  ausser  anderen  Gebieten 
der  oTÜsste  Teil  der  nassauisrhen  Stammlande  des  oranischeu  Hauses,  die  Fürsten- 
tümer    Siegen,    Dillenburg,    Hadamar,    die   Herrschaften  Westerberg,    Schadeck, 
Beilstein  und  der  auf  dem  rechten  Lahnufer  gelegene  Teil  der  Herrschaft  Runkel 
zugewiesen  wurden'),    während  einige  andere  Besitzungen  (Diez  u.  s.  w.)  ander- 
weitig vergeben  wurden.    Der  Fürst  Wilhelm  V.  hatte  zuletzt  bei  seiner  Tochter, 
welche  an  den  Herzog  von  Braunschweig  vermählt  war,    seinen  Wohnsitz    auf- 
geschlagen, wo  er  am  9.  April   1806  gestorben  war.    Sein  Sohn  und  Nachfolger 
Wilhelm  Friedrich    verlor    somit    durch   einen  Federstrich    die    eben    erst    über- 
nommenen Lande  und  behielt  nur  noch  die   durch   den  Reichsdeputationshaupt- 
schluss  von   1803  gewonnenen  Entschädigungsgebiete,  welche  er  schon  vor  dem 
Tode  seines  Vaters  verwaltet  hatte.  Meusebach  konnte,  als  die  oranien-nassauischeu 
Beamten  zu  Dillenburg  beeidigt   werden   sollten'),    bei    seiner    grossen  Anhäng- 
lichkeit   an    das    Haus  Uranien    sich    nicht    entschliessen,    an    diesem  Akte    teil- 
zunehmen;   er   verliess    Dillenburg    und    begab    sich    zunächst    nach    Vockstedt, 
ungewiss,    welchen    Entschluss    er    fassen    solle.      Kurz    vor   der    Entscheidungs- 
schlacht bei  Jena  reiste  er  zu  dem  Prinzen  von  Uranien,  welcher  eine  Division 
in  der  preussischen  Armee   befehligte    und    sein  Hauptquartier    zu  Blankenburg 
hatte.     Freundlich    aufgenommen    erhielt    er    die  Versicherung,    bald    wieder   in 
den  Dienst  desselben  eintreten  zu  können,  und  wurde  in  der  That  alsbald  zum 
überzähligen  Regierungsrat  in  Fulda  ernannt.    Doch  wurde  diese  Berufung  da- 
durch hinfällig,    dass  der  Prinz  auch    die    neuerworbenen  Länder    wegen    seiner 
Teilnahme  an  dem  Kriege  verlor;  Fulda  kam  einstweilen  unter  die  Verwaltung 
französischer  Generäle,  bis  es  später  dem  neugeschaffenen  Grossherzogtum  Frank- 
furt einverleibt  wurde.     Es  blieb  Meusebach  schliesslich  nichts  übrig,   als   nach 
Dillenburg  zu  Frau  und  Kiud  zurückzukehren;   auf  Zureden   seiner  ehemaligen 
Vorgesetzten  fügte    er    sich    den  Verhältnissen    und    trat    nach    einfacher  Eides- 
unterschrift statt  der  Eidesleistung*)  wieder  in  seine  vorige  Stellung  ein. 

Über  diese  Vorgänge  hat  er  folgendes  in  seinen  Gedenkbüchern  nieder- 
gelegt: „Die  Zeit  vom  29.  Juli  1806  (wo  ich  das  letzte  Mal  der  Session  der 
fürstlich  oranien- nassauischen  Justizkanzlei  beiwohnte)  bis  zum  Anfang  des 
November  1806  ist  für  mich  und  die  Geschichte  meines  Herzeus  und  Geistes 
höchst  merkwürdig.  Seit  ich  aber  mit  dem  Jahrgange  1802  und  1803  mein 
moralisches  und  historisches  Tagebuch  über  mich  selbst  geschlossen  habe,  ist 
mir  die  Lust,  über  mich  und  den  Gang  meiner  Bildung,  meiner  Gesinnung  und 
Ideen  zu  schwatzen,  gänzlich  verloren  gegangen.  Es  ist  mir  ordentlich  ennuyant, 
über  mich  etwas  weitläufig  hinzuschreiben;  sonst  thät  ichs  jetzt  viel  und  sehr. 
Den    17.    Oktober    plünderten    mich    in    Halle*)    die    Franzosen    zweimal    und 

')  Vergl.  jetzt  E.  Auafeld,  die  Besitzergreifung  der  nassau-oranischen  Landesteile  für 
deo  Orossherzog  von  Berg  im  Jahr  1806  in  den  Annalen  des  Vereins  f  nass.  Altertumskunde 
u.  Geschichtäforgchung,  XIX,  S.  188  tf.  —  «j  Am  31.  Juli.  Ausfeld,  a.  a.  0.,  S.  199  f.  — 
*)  So  war  für  die  abwesenden  Beamten  bestimmt  worden.  Ausfeld,  a  a.  O ,  S.  201.  — 
*)  Am  17.  Okt.  fand  ein  Zusammenstoss  der  Divisionen  Bernadutte?»  mit  der  preuss.  Reservearmee 
bei  Halle  statt,  welche  eine  völlige  Niederlage  erlitt.    Hausse r,  Deutsche  Gesch.  III,  S.  13.  — 


63 

arretierten  mich  die  Preussen  auf  Jer  Broihahnschenke  als  einen  französischen 
Spion.  In  Halle  stand  ich  auf  dem  Markte  mitten  im  Flintenfeuer.  Auch 
meinen  lieben  treuen  Leo  büsste  ich  am  13.  Oktober  früh  in  Weissenfels  der 
Franzosen  wegen  ein.  Das  edle  Herz  meines  Hruders  hatte  ich  vorher  in 
Vockstedt  durch  schöne  Beweise  kennen  lernen.  Übrigens  habe  ich  erfahren, 
wie  die  Notwendigkeit  uns  erst  zwingen  muss  zu  freier  Selbständigkeit.  Gerade 
die  Menschen,  die  uns  gern  am  meisten  in  unserer  freien  Selbständigkeit  be- 
schränken und  turbieren,  sind  immer  die,  die  sich  in  unsern  Verlegenheiten  und 
misslichen  Lagen  am  wenigsten  mit  etwas  Reellem  um  uns  bekümmern.  Soviel 
weiss  ich:  Leute,  die  am  wenigsten  verlangen,  dass  ich  nach  ihrem  Plane  leben 
und  mein  Leben  einrichten  soll,  sind  am  mehrsten  noch  im  stände  und  gesinnt, 
mir  in  Nöten  reell  zu  helfen  und  zu  nützen.  Der  Name  meines  jetzigen  Pachters 
Johann  Andreas  Liebau  aus  Rietnordhausen  liegt  mir  auch  dann  in  dankbarem 
Gedächtnis,  wenn  ich  längst  aus  aller  Geschäftsverbindung  mit  ihm  bin.  Vier- 
zehn Wochen  lang  war  ich  von  meinem  geliebten  Weibe  und  Kindlein  entfernt 
und  einigemal  in  der  bangen  Besorgnis,  sie  nie  wiederzusehen." 

Zu  diesen  äusseren  Widerwärtigkeiten  trat  hinzu,  dass  zum  tiefen  Schmerze 
der  Eltern  ihre  Tochter  Sidonie  am  6.  Januar  1807  starb.  Die  Mutter  hatte 
kurz  vor  Weihnachten  1806  mit  derselben  die  Eltern  zu  Kassel  besucht;  auf 
der  Rückreise  nach  Dillenburg  gingen  in  Marburg  die  Postpferde  durch,  der 
Wagen  schlug  an  einen  Prellstein  um  und  Sidonchen  fiel  in  den  Schnee.  Diesen 
Unfall  betrachtete  man  als  die  Ursache  davon,  dass  das  Kind  schlecht  zahnte 
und  am  zweiten  Feiertage  erkrankte;  es  traten  Konvulsionen  und  Krämpfe  ein, 
denen  es  trotz  der  Hilfe  von  drei  Ärzten  (zu  dem  Dr.  Hofmann  und  Schmidt 
hatte  man  den  Hofrat  Fritze  von  Herborn  holen  lassen)  endhch  erlag.  In  den 
Gedenkbüchern  widmete  Meusebach  dem  geliebten  Töchterchen  einen  tiefgefühlten 
wehmütigen  Nachruf;  am  11.  Januar  begleitete  er  es  still  zu  Grabe.  Auch  den 
am  28.  November  1806  gebornen  Sohn  ereilte  am  8.  Mai  1808  ein  früher 
Tod,  der  um  so  schmerzlicher  war,  als  er  durch  einen  beklagenswerten  Zufall 
herbeigeführt  wurde;  eine  Theemaschine,  an  der  die  Mutter  beschäftigt  war, 
stürzte  um  und  übergoss  das  bei  derselben  stehende  Kind  mit  siedendem  Wasser; 
nach  18  Stunden  erlag  es  den  Brandwunden.  Dabei  fürchtete  Meusebach  zu- 
gleich für  das  Leben  seiner  Frau,  welche  heftig  erkrankte  und  abermals  nach 
der  am  13.  Juli  1808  erfolgten  Geburt  des  zweiten  Töchterchens  Ludowine 
Sophia  Sidonie')  zweimal  dem  Tode  nahe  war.  Fügen  wir  sofort  hinzu,  wie 
sich  die  Familienverhältnisse  in  den  nächsten  Jahren  gestalteten.  Am  T.Februar 
1811  wurde  geboren  Karoline  Gertrud^),  am  26.  Mai  1812  Otfried  Ilans^) 
und  am  12.  August   1814  Karl  Bernhard  Max.*) 

Im  Frühjahr  1807  (8.  April)  reiste  Meusebach  nach  Vockstedt,  wo  er  bis 
in  den  August  verweilte,  um  mit  seinem  Bruder  die  Gutsverhältnisse  zu  ordnen. 


•)  Sie  starb  am  4.  April  1822  zu  Berlin.  —  *)  Vermählt  am  6.  April  1833  mit  August 
T.  "Witzleben,  k.  preuss  Land-  und  Stadtgerichtsrat  zu  Potsdam  (1602—1842),  t  den  21.  Okt. 
1880.  —  ^)  Vermählt  am  28.  September  1852  zu  Neu-Braunfels  in  Texas  mit  Agnes  Gräfin 
Coreth  zu  Coredo  und  Starkenberg.  —  *)  K.  preuss.  Ministerresident  in  Rio  de  Janeiro,  f  am 
10.  Mai  1862  zu  Halle. 


64 

Da  dieser  die  Bewirtschaftung  des  väterlichen  Gutes  aufgab,  so  verkaufte  er 
seine  Hälfte  an  unsern  Meusebach  und  nahm  seinen  Wohnsitz  in  Frankenhausen, 
■wo  er  1811  starb.  Am  26.  August  traf  Meusebach  wieder  zu  Dillenburg  ein; 
das  Gut  verpachtete  er. 

Wenden  wir  uns  nunmehr  wieder  zu  dem  inneren  Leben  Meusebachs 
zurück,  so  sind  zunächst  die  Aufzeichnungen  der  Jahre  1807  und  1808  zu  er- 
wähnen, in  welchen  er  über  seine  wissenschaftliclie  Weiterbildung  und  seinen 
sittlichen  Zustund  ein  aufrichtiges  Bekenntnis  ablegte.     Er  sagt: 

„1.  Ich  glaube  jetzt  schon  eine  nicht  gemeine  Kenntnis  der  deutschen 
Sprache  zu  besitzen. 

2.  Ich  glaube  eine  nicht  allgewöhnliche  Kenntnis  des  Inneren  der  deutschen 
Litteratur  sowie, 

3.  eine  ziemlich  weitiäuftige  Kenntnis  des  Ausseren  aller  anderen  Litteraturen 
zu  haben, 

4.  Item  eine  gute  Rechtseinsicht  und  Geschick    zum   praktischen  Richter. 

Aber  wieviel  fehlt  mir  noch  von  dem,  was  ich  selbst  wirklich  noch  er- 
langen willl  (Denn  Fertigkeit  im  Drechseln,  im  Klavierspielen  will  ich  gar 
nicht  erlangen).     Es  fehlt  mir  noch: 

1.  Fortgesetztes  Studium  der  griechischen  und  römischen  Sprache,  zu 
denen  ich  in  Merseburg  auf  der  Schule  einen  sehr  guten  Grund  gelegt  habe. 
Ich  war  vielleicht  zuletzt  der  stärkste  darin  unter  allen  meinen  Mitschülern. 
Aber  seit  der  juridischen  Amtsführung  hier  in  Dillenburg  habe  ich  das  Studium 
beider  Sprachen  zu  sehr  vernachlässigt. 

2.  Ich  bin  zu  weit  zurück  in  den  neueren  europäischen  Sprachen,  deren 
Erlernung,  wenn  ich  mich  ernstlich  daran  gäbe,  mir  bei  der  vorhandenen 
Kenntnis  des  allgemeinen  Geistes  der  Sprache  vielleicht  gar  nicht  schwer  würde. 

3.  Ich  habe  nicht  alle  zu  einem  Richteramte  nötigen  Rechtssätze  im  Ge- 
dächtnisse gegenwärtig  stehen,  weil  ich  nicht  eigentlich  Jurisprudenz  fortstudiere, 
sondern  nur  gelegentlich  bei  der  Amtspraxis  fortlerne. 

4.  Ich  teile  die  Zeit  in  meinen  verschiedenen  Studien  nicht  ordentlich 
genug  ein.  Und  bei  allem  diesem,  was  ich  zu  meiner  Ausbildung  nötig  erachte, 
mir  noch  Fehlenden  soll  ich  noch  mehr  Allotria  beginnen,  nochmals  Klavier- 
klimpern? Auch  nährt  sich,  wenigstens  in  hiesiger  Gegend,  jetzt  ein  Holzhauer 
besser  als  ein  Drechsler."')     1.  Dezember  1807. 

„Frage  ich  mich  bei  dem  Rückblicke  auf  'das  vergangene  Jahr  (1808), 
ob  ich  mit  ihm  glücklicher,  d.  h.  besser  und  weiser  geworden,  so  kann  ich 
wohl  nichts  mir  darauf  anworten,  sondern  muss  nur  beschämt  fast  gänzlich  vor 
mir  selbst  verstummen.  Thorheiten  beging  ich  noch  und  Sünde;  meinen  Jähzorn 
lernt  ich  wenig  mehr  als  sonst  bekämpfen;  anhaltender,  strenger  und  fester 
Thätigkeit  lag  ich  fast  weniger  noch  ob  als  sonst.  Der  alte  Wille  des  wahr- 
haft Guten  blieb  zwar  bestehen  in  mir,  aber  das  Vollbringen  so  schwach, 
schwankend    und    unbeständig    als  sonst.     Wie    spät    erst   soll  es  mir   gelingen 


')  Ein  Freund    hatte  ihm    geraten    doch    noch    ein  wenig  Klavier,   auch    ein    Handwerk, 
etwa  Drechseln,  in  .subsidium  zu  lernen. 


es 

Festigkeit  zu  erlaogen  und  ununterbrochene  Ausdauer  In  dem  ewig  Outen  und 
ewig  Schönen!  In  der  Liebe  zu  den  Menschen  (dessen  bin  ich  mir  bewusst) 
bin  ich  beharrt  und  vorgeschritten;  aber  was  nützen  die  Gefühle,  wenn  sie 
nicht  übergehen  in  Werke!  Werde  ich  am  Schlüsse  des  künftigen  Jahres  mit 
mehr  heiterem  Blicke  auf  mich  und  mein  Inneres  zurückblicken  können." 

Im  folgenden  Jahr  schrieb   er   am  Tage  nach    seinem  Geburtstage:    „Still 
und  vergnügt   in   Hofmanns')    Gesellschaft   war  die   gestrige  Feier  meines    Ge- 
burtstages;   auf  der  Theerhütte    lasen  wir  in    einem  der    besten  Bücher  in    der 
Welt,  im  Hesperus.    Hab'  ich  in  meinem  Inneren  seit  meinem  vorigen  Geburts- 
tage gewonnen?   An   Festigkeit    des   Glaubens   an  Gott,    an    ruhiger   Ergebung 
und  festem  Vertrauen  auf  ihn,  an  noch  mehrerer  Stärke  der  Liebe  zu  meinem 
herrlichen  Weibe,  ja,  des  bin  ich  mir  bewusst.    Aber  sehr  blutwenig  an  Milde, 
Schonung  und  Zartheit  im  Umgange  mit  den  Menschen.     Immer  noch  der  alte 
Brand  des  Jähzornes,    die  alte  Härte  des  einmal  gereizten  Gemütes.     Nur  seit 
dem  Anfange  dieses  Jahres  ist  mir  selbst  wenigstens  die  Hoffnung  des  Besser- 
wei-dens  fester  geworden,  und  dazu  halfen:  die  Liebe  Jean  Pauls  und  die  Liebe 
meiner  Frau,  und  mein  Vertrauen  und  meine  Offenherzigkeit  gegen  diese.     Ja, 
liebes  treues  Weib,  Dir  hab  ich  mein  Glück  zu  danken;  denn  ohne  Dich  wäre 
mir  schwer  geworden  jene  Hoffnung  zu  befestigen.    Und  auch  Dir,  edler  Richter'), 
möge  Gott  das  Gute  lohnen,  was  Du  an  mir  gethan!    Und  Du,  teuere  Ernestine, 
holdes,  süsses  Weib!  liesest  Du  vielleicht  einmal  in  alten  einsamen  Tagen  (wenn 
ich  Dir  vorausgehen  sollte  zu  unseren  verstorbenen  Kinderchen),    was  ich  jetzt 
in  meiner  leichteren  Einsamkeit  schreibe,   so  erheitere  und  erwärme  Dich  mein 
Dank  und  meine  Liebe,  von  der  Du  sicher  dann  sagen  sollst:  ach!  er  hat  doch 
Wort  gehalten  und  mich  so  sehr  geliebt  bis  zu  seiner  letzten  Stunde;  und  auf 
welchem   Sterne,    durch    welches  ihn   mehr   reinigende    und    läuternde   Licht  er 
jetzt  wandeln  wird,   so   denkt  er  doch  gewiss  ewig  an  mich  und  sehnt   sich   so 
heiss   nach    mir,    als    da   er    dies    schrieb.      Und    dann,    Du    gutes   altes    treues 
Mütterchen,  nimm  die  Kinder,    die  Du  um  Dich  hast,   und  drücke  sie  an  Dein 
heisses  Herz  und  erzähle  ihnen  von  unserer  Liebe  und  sage  ihnen,  dass  sie  gut 
werden  und  gut  bleiben.    Dich  auf  den  Händen    tragen,    alle  Menschen    lieben, 
Gott  ehren   und  lieben   und   ihr  Herz    und  ihren  Sinn    und    ihren  Wandel   rein 
erhalten  sollen.  (Den  7.  Juni  1809  abends  in  der  Hütte  der  untersten  Terrasse).** 
„Als  ich  in  der  Nacht,  wo  Dr.  Hofmann  mir  gesagt,  dass  ich  nicht  wieder 
an  das  Kranken-  und  vermeintliche  Sterbebett  meiner  Frau  treten  möchte,  nach 
dem  Feldbacher  Wäldchen  zu,   d.  i.  den  mir  nächstgelegenen  Gang   hinaus  ins 
Freie  gegangen  war  und  dort    das   verwundete  Herz    in    namenlosem  Schmerze 
zu  Gott  erhoben  und  gebetet  hatte;    als  meine  Frau   nachher   besser  geworden 
■war  und  ich  in  dem  nächsten  Briefe  nach  Kassel  meiner  Schwiegermutter  jene 
schrecklich  schwere  Nacht  geschildert  hatte,   da  fragte  mich  in  der  Folge  mein 
sonst  sehr  braves  Schwägerlein  Fritz"),  der  meinen  Brief  gelesen,  was  ich  denn 

')  Über   diesen  Freund   und  Hausarzt  Meusebachs  s.  unten.    —  ')  Mit   Jean    Paul    war 

Meusebach  kurz  vorher  in  brieflichen  Verkehr  getreten.     S.  unten.    —  *)  Ernestines    jüngerer 

Bruder,  geb.  den  21.  Juni  1790,  Kurf.  hessischer  Überlandforstnieister,  7  den  5.  Februar   1858 
zu  Kassel. 


66 

damals  in  dem  Feldbacher  Wäldchen  habe  thun  wollen  —  das  habe  er  gar 
nicht  begriffen  und  verstanden  —  und  warum  ich  nicht  zu  Ilauöe  geblieben 
wäre  u.  s.  w.  Eine  solche  Frage  schneidet  ein  wie  scharfes  Eis  und  Eisen; 
mir  war  bewusst,  dass  mich  nicht  etwa  eine  falsche  Empfindsamkeit  zu  einem 
prunkenden  Xachtgeniälde  verleitet  hatte;  denn  ich  weiss  noch  wohl,  dass  mir 
in  jener  Nacht  ganz  anders  zu  Mute  war." 

In  dieses  Jahr  fallt  die  Niederschrift  der  Gedanken,  welche  Meusebach  im 
Jahre  1809  herausgab  unter  dem  Titel:  , Geist  aus  meinen  Schriften,  durch  mich 
selbst  herausgezogen  und  an  das  Licht  gestellt.  Markus  llüpfinsholz."  Frank- 
furt a.  M.  In  der  Jäger'schen  Buch-,  Papier-  und  Landkartenhandluug.  112  S.  16*^. 
Das  Büchlein  enthält  eine  Sammlung  von  geistreichen  Bemerkungen  aus  den 
Gedenkbüchern,  maunigfalrigeu,  meist  satirischen  oder  humoristischen  Inhalts  in 
Jean  Pauls  Manier.  Den  Anlass  zu  dem  Titel:  „Geist  u.  s.  w."  gab  ihm  ein 
unter  dem  Titel:  „Geist  und  Chrestomathie  der  vorzüglichsten,  kräftigsten  und 
gelungensten  Stellen  aus  Jean  Pauls  SiLdiriften,"  Erfurt  1801  — 1804  in  drei  Bänden 
erschienenes  Sammelwerk;  Markus  Hüpfinsholz  nannte  er  sich  nach  Georg 
Rollenliagen,  welcher  die  vom  21.  März  1595  datierte  Widmung  seines  „Frosch- 
mäuslers'*  an  Heinrich  Rantzau  auf  Segeberg  mit  ,, Markus  Hüpfinsholz  von 
Meusebach''  unterzeichnete,  um  sich  an  diesem  für  den  Gebrauch  seines  Namens 
zu  ,, revanchieren".')  Die  Aphorismen  beziehen  sich  auf  die  verschiedensten 
Seiten  von  Wissenschaft  und  Leben  und  lassen  an  manchen  Stellen  auch  die 
persönlichen  Verhältnisse  und  Erlebnisse  des  Verfassers  hervortreten.^) 

Die  Vollendung  des  Schriftchens,  welches  wie  gesagt  in  Jean  Pauls  Manier 
gefasste  Gedanken  enthielt,  ermutigte  den  Verfasser,  mit  Jean  Paul  selbst  in 
briefliche  Verbindung  zu  treten,  die  er  an  zwei  Thatsachen  früherer  Jahre  an- 
knüpfen konnte  nnd  die  er  in  der  Folge  zu  den  freudigsten  Ereignissen  seines 
Lebens  rechnete.  An  diesen  Dichter,  für  welchen  er  schon  auf  der  Schule  zu 
Merseburg  schwärmte,  hatte  er  im  Jahre  1799  einen  Brief  voll  glühender  Be- 
geisterung ohne  Xamensunterschrift  von  Jena  aus  nach  Weimar,  wo  Jean  Paul 
seit  Herbst  1798  wohnte,  abgeschickt;  der  Brief  war  auch  in  dessen  Hände 
gelangt.  In  gleicher  Weise  hatte  Meusebachs  Gemahlin  im  Sommer  1802  auf 
eine  eigentündiche  Weise  die  Bekanntschaft  des  Dichters  und  seiner  Frau  ge- 
macht.') Diese  hatten  nach  ihrer  Verheiratung  (27.  Mai  1801)  ihren  Wohnsitz 
in  Meiningen  aufgeschlagen  und  machten  von  da  aus  kleine  Reisen,  unter  andern 
nach  Kassel.  Hier  hörten  sie  einee  Abends  bei  der  Rückkehr  von  Wilhelms- 
höhe in  einem  Hause,  dessen  Fenster  geöffnet  waren  (es  war  das  des  Ober- 
jägermeisters v.  Witzleben  in  der  Wilhelmsallee),  von  einer  schönen  Mädchen- 
stimme Jean  Pauls  Lieblingslied  singen: 

Namen  nennen  Dich  nicht. 
Dich  bilden  Griffel  und  Pinsel 
Sterblicher  Künstler  nicht  nach  u.  s.  w.*) 


')  Wendeler,    Fischartstudien,    S.    30,    Anm.    1.    —     ^)  Vergl.    die    Besprechung    des  j 

Büchleins  von  "Wendeler,  u.  a.  Ü  ,  S.  3Ü  u.  36  ti'.  —  ')  Vergl.  Schwartz,  Leben  des  Gen. 
Ciausewitz,  II,  3.  183.  Das  Manuskript  enthält  einige  weitere  Mitteilungen  über  das  Lied, 
weshalb  wir    die  Erzählung   hier  wörtlich    aufnehmen.    —    *}  Das  Gedicht   ist  von    dem   Pastor 


67 

Jean  Paul  konnte  dem  Verlangen  nicht  widerstehen,  die  Sängerin  kennen 
zu  lernen,  und  bewog  seine  zögernde  Gattin  in  das  Haus  einzutreten.  Sie 
fanden  die  Familie  v.  Witzleben,  die  Eltern  und  drei  Töchter  versammelt,  gaben 
sich  zu  erkennen  und  wurden  freundlich  aufgenommen.  Der  Besuch  wurde 
erwidert  und  führte  einen  freundlichen  Verkehr  von  einigen  Tagen  herbei,  bei 
welchem  der  Dichter  und  seine  Gattin  sich  besonders  an  die  zweite  Tochter, 
welche  das  Lied  gesungen  hatte,  Meusebachs  nachherige  Frau,  anschlössen. 

Meusebach,  von  dem  sehnlichen  Verlangen  erfüllt,  mit  dem  bewunderten 
Dichter  in  nähere  Verbindung  zu  treteu,  übersandte  demselben  am  27.  Dezember 
1808  ein  Exemplar  seiner  neuen  Schrift  „Geist  aus  meinen  Schriften'',  mit 
folgendem  Briefe: 

„Junge  Leute  lassen  zuweilen  etwas  drucken  und  schicken  es  grossen, 
damit  diese  ihnen  etwas  schreiben  und  schicken  sollen.  Ich  aber  habe  Ihnen, 
unaussprechlich  Geliebter,  ja  schon  vor  neun  oder  zehn  Jahren  einmal  geschrieben 
und  nicht  gewagt  mit  dem  jetzigen  Petschaft  zu  siegeln.  Dass  Sie  meinem 
Briefe,  wenn  er  (wie  ich  denke)  noch  zu  Weimar  in  Ihre  Hände  gekommen, 
sein  jugendliches  Glühen  nachgesehen  haben,  dies  hielt  und  halte  ich  mich  fest 
versichert.  Aber  jene  jugendliche,  noch  halb  schüchterne  Glut  ist  schon  lange 
in  lichte  Flammen  aufgegangen.  In  diesen  elf  Jahren,  seit  sich  das  Bild  Ihres 
Geistes  und  Herzens  vor  meine  Seele  gestellt  hat,  hatte  ich  bei  Gott  kaum 
einen  Tag,  an  welchem  ich  nicht  vor  diesem  hohen,  heiligen  Bilde  mit  dem 
Auge  heisser  Andacht  und  Liebe  gestanden  hätte.  Es  gibt  noch  drei  oder  vier 
Männer,  die  ich  liebe  wie  Sie;  aber  mehr  als  Sie  kann  ich  keinen  lieben,  und 
keinen  weiss  ich,  den  ich  höher  zu  verehren,  keinen,  dem  ich  heisser  zu  danken 
hätte  als  Ihnen,  Unvergleichlichster  unter  den  Männern,  der  Sie  der  Schutz- 
engel meines  Lebens  gewesen  sind,  durch  den  Gott  zu  mir  gesprochen  hat! 
Darum  vertraue  ich  auch  fest,  dass  Sie  den  Mut,  Ihnen  selbst  dies  zu  sagen, 
nicht  tadeln  und  das  Andrängen  meines  Herzens  zu  dem  Ihrigen  nicht  zurück- 
stosseu  werden. 

„Sie  hörten  einmal  in  der  Wilhelmshöher  Allee  vor  Kassel  dem  am  Klavier 
gesungenen  Liede  eines  lieben,  bescheidenen  Fräuleins  zu:  ,, Namen  nennen  Dich 
nicht"  etc.;  Sie  und  Ihre  Frau  Gemahlin  gewannen  das  Fräulein  (die  mittlere 
von  drei  Schwestern)  wohl  lieb;  der  Mann  dieses  lieben,  zarten,  sanften  Engels 
(wie  ein  sehr  freundliches  Billet  Ihrer  Frau  Gemahlin  sie  nannte)  ist  es,  der 
Sie  jetzt  bittet,  ihm  auch  Liebe  und  Zuneigung  zu  geben,  wie  damals  seiner 
schon  damals  von  ihm  in  verschwiegener  Stille  geliebten  Ernestine.  Das  Jahr 
fünf  ist  beinahe  voll,  seit  diese  Ernestine  v.  Witzleben  des  Lebens  Freuden 
und  Leiden  mit  mir  teilt,  aber  der  letzteren  vielleicht  mehr,  als  sie  verdient. 
Sie  haben  sie  als  Tochter  gesehen,  und  nur  die  beste  Tochter  kann  die  beste 
Mutter  werden.     Das  winzige  Büchlein,    das  ich  beilege,  gibt  S.  83  u.  85  von 


Uelzen  zu  Langelingen  bei  Celle  (geb.  zu  Celle  am  29.  September  1759,  f  zu  Langelingen  den 
8.  April  1808)  im  Jahre  1785  gedichtet  und  von  Andreas  Kretschmar  in  Musik  gesetzt  worden;  irr- 
tümlicher Weise  wurde  es  Jean  Paul  zugeschrieben,  als  des^^en  Lieblingslied  es  von  andern 
bezeichnet  wurde;  Holtei,  vierzig  Jahre  II,  S.  22.  Jean  Paul  selbst  nennt  es  sein  „angebliches 
Lieblingslied."     Förster,  J.  P.  Werke,  Bd.  34,  S.  260. 

5* 


68 

Zahl  und  Namen  ihrer  Kinder  gute  Auskunft.  Aber  wenige  Tage,  nachdem 
jene  nachdatierte  Epistel  an  meine  Frau  zum  Druck  beturdert  wurden  war, 
gingen  wir  schon  des  dort  designierten  Liebesboten  verlustig,  und  seine  arme 
Mutter  hatte  das  Unglück,  selbst  die  zufällige  Ursache  seines  Todes  zu  sein. 
Am  Morgen  des  7.  Juni  d.  J.,  als  Ernestine  in  meiner  Stube  Kaffee  machen 
wollte,  und  der  frohe  liebliche  Otfried  mit  gleicher  treuer  Zutraulichkeit  von 
der  Mutter  zu  mir,  von  mir  zur  Mutter  lief,  welche  eben  an  der  Theemaschine 
rückte,  stürzte  diese  herunter  und  das  siedende  Wasser  über  den  herrlichen 
Jungen  her,  der  nach  achtzehn  schweren  Schmerzenstunden  tot  war.  Ach!  Eltern 
werden  grausamer  und  härter  verwaist  durch  frühes  Hinsterben  ihrer  Kinder 
als  diese  durch  das  frühe  jener.  Ernestine  wurde  sehr  krank  und  gab  in  der 
Nacht  vor  dem  Morgen,  an  dem  ich  dem  Gottes-  und  Totenacker  zum  zweiten- 
male  ein  geliebtes  Kind  zuführen  musste,  mir  selbst  die  Furcht  ihres  eigenen 
Verlustes.  Doch  raffte  sie  sich  wieder  auf  und  erfüllte  nach  vier  Wochen  die 
Verheissung  des  antedatierten  Briefextraktes;  sie  gebar  die  kleme  Ludowine, 
die  aber,  da  der  letzte  Monat  ihres  verborgenen  Lebens  von  der  mütterlichen  zwie- 
fachen Krankheit  hart  mitergriffen  worden  war,  nur  leise  Hoffnung  eines  Trostes 
und  Ersatzes  gab.  Zehn  Tage  nach  der  Niederkunft  wurde  meine  Frau,  von 
zu  starkem  Blutverlust  entkräftet,  aufs  neue  und  bald  so  tötlich  krank,  dass 
ich  nach  dem  Willen  des  Arztes  schon  einmal,  um  ihr  das  Scheiden  vom  Leben 
durch  meine  Gegenwart  und  das  Scheiden  von  mir  nicht  schärfer  und  schmerz- 
hafter vor  das  brechende  Auge  zu  rücken,  mich  aus  ihrer  Stube  entfernen  und 
nur  die  Stunde  erwarten  musste,  wo  ich  das  teure,  geliebte  Wesen  zum  letzten- 
male,  aber  ohne  Puls-  und  Herzschlag  für  mich,  sehen  konnte.  Gott  aber  half 
wunderbar;  sie  schien  genesen,  fiel  aber  nach  vierzehn  Tagen  von  neuem  auf 
das  Krankenbett  zurück;  abermals  schien  sie  rettungslos  verloren,  kam  aber 
auch  jetzt  mit  dem  Leben  davon,  erholte  sich  allmählich  und  auch  das  Kind 
gedieh  .  .  .'") 

Jean  Paul  schrieb  folgende  Antwort: 

„Leider  eilig!  Bayreuth,  den  7.  Jenn.  1809. 

„Mein  erster  Brief  in  diesem  Jahre  ist  an  Sie,  sowie  meine  erste  erhaltene 
Morgengabe  dieses  Jahres  Ihr  Brief  gewesen,  den  i<^'h  den  1.  Januar  be- 
kommen samt  dem  Büchlein,  dessen  Anfang  ich  schon  lauge  und  so  froh  aus 
der  eleganten  Zeitung  gekannt.  In  Weimar  bekam  ich  einen  anonymen  Brief 
aus  Jena,  der  gewiss  der  Ihrige  gewesen.  Ich  danke  dem  Schicksal,  dass  Sie 
mich  lieben  —  und  Sie  lieb'  ich  herzhch,  wenn  Sie  auch  nur  Ihr  Büchlein, 
nicht  Ihren  Brief  geschrieben  hätten. 

,, Nachahmung  ist  etwas  anderes  als  Nachäffung  oder  Nachahmerei;  denn 
sonst  gäbe  es  nur  einen  originellen  Autor,  den  ersten  Schreiber.  In  Ihrem 
Büchlein  gehören  die  Einfälle  ja  nur  Ihnen  allein;  auch  die  Manier  konnten 
Sie  nicht  abschreiben,  sondern  sie  fortsetzen,  wie  ich  ja  selber  thue,  wenn  ich 
weiter  schreibe.     Ihre  Laune  und  deren  Bewahrung  oft  bis   auf  das  Würtchen 


*)  Hier  bricht  das  Konzept  des  Briefes  ab. 


69 

herab  hat  mich  sehr  erquickt;  und  mein  Wunsch  ist  nun,  dass  Sie  vom  Frag- 
mentarischen zum  Ganzen  überschreiten  und  den  Witz  etc.  nur  einschalten,  der 
sich  jetzt  ein  Privileg  des  Einschaltens  einschaltet.  Ich  und  meine  Frau  erinnern 
uns  noch  sehr  lebhaft  d.  h.  sehr  froh  der  drei  Schwestern,  welche  so  schon  an 
die  schönste  mythologische  Drei  erinnern. 

„Aber  Ihnen  und  Ihrer  Gattin  noch  mehr  kann  das  Schicksal  den  durch- 
bohrenden Blitzstrahl  nur  durch  einen  seltneren  Frühling  vergüten;  mich  und 
noch  mehr  meine  Frau  hat  die  Thee-Wasserprobe  zum  Schaudern  gebracht.  Aber 
das  heimgegangene  Wesen  muss  als  Engel  herunterschweben  —  oder  wer  die 
Stelle  vertritt  —  und  es  muss  längere  Leiden  heilen,  als  es  empfangen  hat, 
kurz  nach  einem  solchen  Unglück  —  glauben  Sie  mir  —  bereitet  das  Schicksal 
grosses  Glück  zu  oder  hat  es  schon  gethan. 

Leben  Sie  wohl,  trefflicher  Mann!  Jede  Nachricht  Ihres  Fortlebens  ist 
mir  willkommen.  Gegrüsst  von  ganzem  Herzen  sei  die  Schöne,  Zarte  und  Lebens- 
verwundete, wenn  der  letzte  Ausdruck  erlaubt  ist,  da  sie  einen  solchen  Mann 
hat!     Es  gehe  Ihnen  beiden  wohl! 

Ihr 

Jean  Paul  Fr.  Richter." 

In  der  Freude  seines  Herzens  über  diesen  Brief  schrieb  Meusebach  in  sein 
Gedenkbuch:  „Am  27.  Dezember  1808  hatte  ich  einen  Brief  an  den  von  mir 
fast  am  meisten  unter  den  Männern  geliebten  Jean  Paul  Friedrich  Richter  mit 
dem  „Geist  aus  meinen  Schriften"  abgeschickt;  am  15.  Januar  1809  empfing 
ich  schon  eine  Antwort  von  ihm;  aber  welch  eine  Antwort!  Wenn  ich  in  diesem 
Jahre  kein  besserer  Mensch  werde,  so  werd  ich  es  nie,  sondern  der  unwürdigste, 
der  solche  Liebe  nie  verdienen  kann,  als  einer  der  edelsten  und  göttlichsten 
Menschen  ihm  erzeigt  hat.  Nie  kann  ich  diesem  grossen  Menschen  für  die 
herrlichsten  Worte  der  Liebe,  die  er  mir  gegeben,  nie  Gott  selbst  genug  dafür 
danken,  und  beiden  nur  durch  strengste  Reinigung  des  Sinnes  und  Heiligung 
des  Lebens." 

Zu  Weihnachten  übersandte  er  an  Jean  Paul  ein  von  seiner  Frau  ver- 
fertigtes Beutelchen,  in  welches  Rosen  mit  Perlen  eingestrickt  waren,  und  diese 
begleitete  die  Sendung  mit  einem  an  Jean  Pauls  Gattin  gerichteten  Briefe. 
Erst  im  Sommer  1810  erhielten  sie  folgende  drei  Dankschreiben: 

1.  Jean  Paul  an  Meusebach. 

„Bayreuth  den  22.  Juni   1810. 

„Jeden  Tag,  geliebter  Freund  und  Schriftsteller,  beging  ich  eine  Sünde 
mehr  durch  den  wachsenden  Schein  meiner  Undankbarkeit.  Dies  ist  gewiss 
anno  1810  mein  grösster  Fehler  gewesen.  Aber  Sommers  Anfang  soll  auch 
Besserunganfang  sein.  Was  hälfs,  die  Ursachen  der  Zögerung  vorzuzählen? 
Aber  Mangel  an  Liebe  war  nicht  unter  ihnen. 

„Ihre  beiden  Briefe  sowie  das  Geschenk  brachten  nur  Rosen  ohne  Dornen, 
anstatt  dass  es  sonst  im  Leben  und  Winter  so  viele  Dornen  ohne  Rosen  gibt. 
Glauben  Sie  dem  namenlosen  Rezensenten  Ihres  Büchleins  in  der  Jenaer 
Litteraturzeitung  doch  weniger  als  einem   ehrlichen  Briefschreiber   mit  Namens- 


70 

Unterschrift.^)  Ich  erinnere  mich  sogar  einer  Ihrer  als  irrig  angeführten  Be- 
merkungen über  den  Menschen,  wo  er  offenbar  gegen  Sie  irrt.  TVas  ich  Ihnen 
höchstens  raten  würde,  wäre,  da  Deutsche  für  blossen  Witz  und  blosse  Ironie 
zu  wenig  Sinn  haben,  beide  ihnen  in  der  Schüssel  aufzutischen,  aus  der  sie 
alles  essen,  sogar  das  Beste  —  in  einem  Romane. 

Leben  Sie  wohll    Ich  sage  nicht:  Verzeihen  Sie  mirl   Denn  Ihr  liebendes 
und  wieder  geliebtes   Herz   hat   mir  gewiss  schon  seit  zwei  Minuten    verziehen. 

Ihr 

Jean  Paul  Fr.  Richter.** 

Meusebach  schrieb  in  sein  Gedenkbuch  am  0.  Juli  1810:  „Aufgezeichnet 
zu  werden  verdient  das  Fest  des  heutigen  Empfangs  des  zweiten  Briefes  von 
dem  geliebtesten  unter  den  Männern,  von  Jean  Paul."  Und  am  8.  November  1810: 
,,Jean  Paul  gibt  mir  den  Rat  einen  Roman  zu  schreiben;  ich  wollte  aber,  er 
hätte  mir  auch  das  Genie  dazu  gegeben.  Mir  wird  das  gewiss  ebenso  wenig 
als  Lichtenbergen  (dass  ich  mit  diesem  mich  zu  vergleiphen  wage)  je  gelingen, 
einen  Roman  zu  schreiben,  ob  ich  mir  gleich  vielleicht  noch  etwas  mehr  poe- 
tischen Talents,  wenigstens  mehr  poetischen  Sinnes  bewusst  bin,  als  Lichten- 
berg hatte,  der  Klopstocks  Oden  nicht  wohl  goutieren  konnte." 

2.  Jean  Paul  an  Meusebachs  Frau. 

„Bayreuth  d.  22.  Juni. 

„An  die  Rosen-Gärtnerin. 

Ich  habe,  L'nvergessene  und  Verehrte,  meinen  Dank  so  lange  verschoben, 
dass  er  Ihnen  kaum  einer  mehr  sein  wird  in  der  Zeit  wirklicher  Rosen  für 
Ihre  perennierenden.  Sie  haben  Ihr  Ebenbild  trefflich  getroff"en,  wie  wenigstens 
Leute  sagen,  die  es  besser  verstehen,  z.  B.  meine  Frau,  der  ich  daher  das 
schöne  Beutelchen  —  mehr  wert  als  alles,  was  hineinkommt  —  gegeben  habe, 
da  es  für  ein  Mannsfäustchen  zu  gut  ist. 

Noch  recht  klar  erinnere  ich  mich  unserer  schönen  —  Tage  leider  nicht, 
sondern  nur  —  Stunden  in  Kassel.  Aber  es  kehrt  nichts  um,  höchstens  der 
Schmerz,  nicht  die  Freude.  Auch  diese  kehre  nicht  zu  Ihnen  um,  sondern  — 
sie  gehe  gar  nicht  fort  von  Ihnen! 

Meine  Frau  grüsst  Sie  mit  wahrhafter  wärmster  Liebe.  Und  ich  ahme 
ihr  nach.  Ihr 

Jean  Paul  Fr.  Richter." 

')  Ein  mit  «Wst"  sich  unterzeichnender  Rezensent  hatte  in  der  Jenaer  Allg.  Lit.  Zeitung 
vom  18.  November  1809,  No.  269,  Sp.  335  das  Büchlein  von  M.  Hüpfinsholz  sehr  übel  mit- 
genommen: ,0  Jean  Pauli  Jean  Pauli  wie  viel  arme  Seelen  vermummen  sich  wie  Du,  um  auf 
Deine  Rechnung  auf  den  Parnass  zu  gelangen  I  Auch  diesen  ganz  kleinen  Hüpfinsliolz  musst 
Du  auf  Dein  Gewissen  nehmen.  Das  liebe  Männlein  weiss  sehr  witzige  Sachen  vorzubringen, 
wenn  er  die  erste  beste  Idee,  die  ihm  vorkommt,  niederschreibt,  mit  fremdartigen  Gleichnissen 
verbrämt  und  mit  etwas  Belcsenheit  durchweht"  u.  s.  w.  Es  scheint  nicht,  dass  die  Rezension 
Meusebach  tief  bekümmert  habe,  wenigstens  findet  sich  keine  Bemerkung  über  sie  in  den  Tag- 
büchern. 


71 

3.  Kiiroline  Richter  an  Erncstiue  v,  Meuscbach. 
^Ihr  gütiges  Erinnern  unserer  Bekanntschaft  gibt  mir  den  Mut,  das,  was 
ich  längst  auszusprechen  micli  sehnte,  wenn  auch  nur  in  wenig  Worten  zu 
sagen  —  das  frohe  Gedenken  Ihrer  Liebenswürdigkeit  und  Güte  und  meine 
innige  Achtung  und  alle  die  rührenden  Eindrücke,  die  das  Anschauen  so  zarter 
Yortrefflichkeit  mir  unaushischlich  eingeprägt  hat.  Glauben  Sie  mir,  dass  ich 
Sie  und  Ihren  edlen  Kreis  nie  vergessen  habe,  dass  unter  meine  süssesten 
Erinnerungen  Tlir  Bild  mich  immer  entzückte.  Dass  nun  durch  die  freund- 
schaftliche Annäherung  die  Hoffnung  mir  aufgeht,  Sie  vielleicht  wieder  zu 
sehen,  befestigt  die  schöne  Erscheinung,  und  dann  will  ich  Ihnen  besser  als  auf 
diesem  Papiere  sagen,  wie  ich  Sie  verehre  und  liebe. 

Karoline  Richter." 

Meusebach  erhielt  diese  Briefe,  während  seine  Frau  bei  ihren  Eltern  in 
Kassel  zum  Besuche  war.  Er  schrieb  ihr  nichts  davon,  sondern  bescheerte  ihr 
nach  ihrer  Rückkehr  die  zwei  für  sie  bestimmten  Briefe  unter  Rosen  versteckt 
zu  ihrem  Geburtstage  (13.  September).  Erst  im  folgenden  Jahr  antwortete  sie 
von  Kassel  aus,  wo  sie  sich  zum  Besuche  befand,  in  einem  Briefe,  der  aber- 
mals beweist,  wie  hoch  sie  diese  Freundschaft  schätzte.  Der  Wunsch  ihres 
Gatten,  Jean  Paul  persönlich  kennen  zu  lernen,  den  sie  hier  äussert,  kam  nicht 
zur  Erfüllung,  auch  die  Frauen  haben  sich  nicht  wieder  gesehen;  der  schriftliche 
Verkehr  aber  blieb  auf  die  mitgeteilten  Briefe  beschränkt.  Dagegen  erwähnt 
Meusebach  seines  vergötterten  Schutzengels  und  Freundes  oft  in  seinen  Gedenk- 
büchern. „Ich  wollte,  so  schreibt  er  1809,  Jean  Paul  bekäme  Lust,  auch  einmal 
hierher  zu  ziehen  nach  Dillenburg!  Schöner  könnte  er  hier  nicht  wohnen  als 
in  meinem  Hause;  mit  einem  massigen  Mietzinse  war'  ich  zufrieden,  ich  würde 
niemals  mehr  so  losdonnern,  weder  gegen  meine  Frau  noch  Schwester  und 
Gesinde;  denn  ich  würde  immer  denken:  der  Mietsmann  droben  hörts  und  wird 
böse  und  liebt  mich  nicht  mehr,  sondern  zieht  gar  aus.  Ganz  leicht  könnte 
ich  auf  die  Art  ein  herrlicher  sanfter  Mensch  werden." 

Das  Lebensglück,  welches  Meusebach  zu  Dillenburg  genoss,  gründete  sich  nicht 
zum  wenigsten  auf  den  Verkehr  mit  gleichgesinnten  liebenswürdigen  Männern,  welche 
ihm  auch  über  die  Zeit  seines  dortigen  Aufenthalts  hinaus  ihre  Freundschaft  be- 
wahrten, wie  auch  er  ihrer  nicht  vergass.  Unter  denselben  ist  zuerst  zu  nennen 
sein  Hausarzt  Dr.  Friedrich  Hofmann,  geb.  am  9.  Mai  1783  zu  Dillenburg, 
gestorben  als  Medizinalrat  zu  Höchst  am  30.  Oktober')  1821.  Der  Witwe  räumte 
Meusebach  unentgeltlich  in  seinem  Hause  zu  Dillenburg  eine  Wohnung  ein. 
Zu  seiner  Vermählung  am  8.  Mai  1808  verfasste  er  eine  humoristische  Gratu- 
lationsschrift in  ungebundener  Rede:  „Ratgeber  für  junge  Eheleute",  die  er 
jedoch  seiner  Gewohnheit  gemäss  nur  in  25  Exemplaren  drucken  Hess  und  an 
Freunde  verteilte.  Von  Koblenz  aus  übersandte  er  ihm  das  in  Eisen  abge- 
drückte Brustbild  Gneisenaus  mir  einem  Gedichte,  welches  Pertz  im  Leben 
Gneisenaus  und  Schwartz  im  Leben  des  Generals  Clausewitz  abgedruckt  hat.') 

•)  Menge?,  Statistik  S.  105  gibt  als  Todestag  den  20.  November  an.  —  *)  Schwartz, 
Leben  des  Gen.  Clausewitz  II,  S.  190. 


72 

Gleiche  Freundschaft  verband  ihn  mit  dem  Justizrate Heinr.  Ludw.  Christ.  Böttger, 
welcher  seit  1706  zweiter,  seit  1804  erster  Professor  der  Rechte  zu  Ilerborn  war 
und  Ostern  1806  in  den  praktischen  Dienst  als  Mitglied  der  Justizkanzlei  zu  Dillen- 
burg übertrat,  auch  während  der  Zeit  des  Grossherzogtums  Berg  als  Rat  am 
Tribunal  des  Siegdepartements  verblieb  und  am  31.  März  1815  wahrscheinlich 
infolge  eines  Fehltritts  in  der  Dunkelheit  starb  (die  Leiche  wurde  am  12.  April 
in  einem  "Weiher  bei  Dillenburg  gefunden).  Die  Freundschaft  mit  ihm  erlitt  1807 
eine  kleine  Einbusse,  die  aber  nicht  von  Dauer  gewesen  sein  mag,  wenigstens 
verzweifelt  Meusebach  nicht  an  ihrer  Herstelluug.^)  Die  drei  Freunde  feierten 
wohl  Familienfeste  gemeinsam,  lasen  Jean  Paul  zusammen  und  verkürzten  gerne 
die  Stunden  durch  mancherlei  Scherze,  zu  denen  Meusebach  immer  aufgelegt  war. 
Zu  den  älteren  Männern,  welche  damals  in  Dillenburg  lebten  und  mit 
dem  jüngeren  Meusebach  in  Beziehung  traten,  gehörten  der  Forstmann 
Georg  Ludwig  Hartig»)  (1764—1836),  welcher  von  1797—1806  als  Land- 
forstmeister daselbst  wirkte  und  seine  blühende  Forstschule  dorthin  verlegte, 
und  der  Oberbergrat,  Joh.  Phil.  Becher^)  (1752 — 1831);  als  praktischer  Arzt 
und  Lehrer  der  Medizin  genoss  wohlverdienten  Ruf  und  Anerkennung  der 
Professor  an  der  hohen  Schule  zu  Herborn  Aug.  Fritze*),  geb.  den  27.  Februar 
1754,  gest.  den  28.  Februar  1826,  dessen  Sohn  Wilhelm  Fritze  (1801  —  1880), 
seit  1833  Leibarzt  des  Herzogs  von  Nassau,  im  Jahre  1834  Meusebach  zu 
Berlin  aufsuchte  und  die  Erinnerung  an  die  Dillenburger  Jahre  und  die  dort 
verübten  „Thatspässe''  auffrischte.^)    Ein  jüngerer  Freund  wurde  ihm  der  Theologe 


')  Vogels  Xachlass  im  Königl.  Staatsarchive  zu  Wiesbaden.    Zaig  in  der  Allg.  Deutschen 
Biographie  I,  S.    103.     Meusels  gel.  Teutschland,     tjber   die  Freundschaft  mit  Hofmann  und 
Böttger    schrieb    Meusebach:    Die    Freundschaft   mit    dem    edlen,    bescheidenen     hochherzigen 
Dr.  Fr.  Hofmann  dahier  datierte  sich  ordentlich  vom  Anfange  dieses  Jahres  1808  an.    Den  Verlust 
der  Freundschaft  des  Justizrats  Böttger,  der  sich  aus  dem  Dezember  v.  J.  her  datieren  würde, 
will  ich  aber  diesem  Gedenkbuche  noch  nicht  eintragen,  weil  ich  noch  immer  hoffe,  und  weil 
ich  auch  mit  Recht  lieber  zu  voreilig    im    Eintragen  als  im  Ausstreichen   alter  Freundschaften 
sein    muss.     Bei   Hofmann    ist    übrigens    an    Voreiligkeit    wahrlich    kein   Gedanke,    auch     gibts 
Freundschaften  von  verschiedenem  Kaliber.  —   'J  Vogel,  Archiv  der  nass.  Kirchen-  und  Ge- 
lehrtengeschichte I.   1818,  S.   232—243;   Allg.   Deutsche    Biographie  X  s.    v.    Hartig    starb   als 
Oberlandforstmeister  zu  Berlin.  —  ^)  Vogel,  a.  a.  O..  S.  174  —  183  und  Allg.  Deutsche  Biogr. 
II,  S.  204.     N.    Nekrol.  IX  (1831)  I  S.  354.    —    *)  Programm    der   hohen  Schule  zu    Herborn 
vom  Jahre   1788.    M enges,  Statistik  der  Lebens-  und  Gesundheitsverhältnisse  in  Nassau  1855, 
8    104,  No.  21.  —  »j  Menges.  a.  a.  0.,  S.  110,  No.  97.    Er  starb  am  19.  November  1880  als 
Geh.-Rat   zu    Wiesbaden.     Vergl.    den    Nekrolog    im    Rhein.   Kurier    vom  25.    November    1880. 
Den  Besuch    bei    Meusebach    erzählt  Wendel  er,    Fischartstudien    S.  81    mit    dessen  Worten. 
„Er  weiss    mehr    von  mir   als  ich   selbst.     Und  zwar  gerade  von  solcher  Seite  und   in   solcher 
Weise,  die  Ihnen  [Haupt]  nur  die  interessanteste  sein  kann.     Es  ist  alles  Mythe,  lebendige 
Volkssage,  die  von  Ihrem  Helden  sich  über  den  Westerwald  nach  Wiesbaden   und    von   da 
bis  Bonn  und  Köln  am  Rhein  hinunter  zieht.    Ich  gestehe,  dass  ich  oft  frappiert  wurde  durch  die 
Dinge,  die  er  mir  von  Ihrem  Helden  aus  dem  grauen  Altertume  vorerzählte.    Von  altdeutscher 
Litteratur  ist  dabei  keine  Rede  nicht  und  von  Glossen  hält  Herr  Fritze  noch  weniger  als  mancher 
andere.     Auch    Wortspässe    und    Mandafabulsche    eigene    und    Bruderwitze    machen    nicht    die 
Hauptsache  aus,  sondern  Ihr  Held  zeigt  sich   in  jener  Heldensage  gleichsam   als    Unicum    von 
einer  ganz  neuen  Seite:  Thatspässe  wäre  etwa  das   rechte  Wort    für  die    Sache,   und   der  Er- 
zähler weiss  sie  in  ein  gutes  Licht  zu  setzen."  —  Ein  solcher  Thatspass  war,  dass  Meusebach 
einst  mit  dem  Kandidaten  Vogel  eine  Flasche  Wein  auf  dem  Dache    seines  Hauses   ausleerte. 


73 

Christian  Daniel  Vogel  (1789—1852)  von  Neuhütte;  ihn  lernte  er  kennen  und 
hochschätzen,  als  derselbe  im  Jahre  1809  von  Neuhütte  aus  das  nahe  Dillen- 
burg besuchte  und  das  Archiv,  welchem  Joh.  v.  Arnoldi  vorstand,  benutzte, 
oder  später  von  Bailersbach  und  Liebenscheid  aus,  wo  er  Pfarrstellen  bekleidete, 
gleichfalls  archivalische  Studien  machte  und  die  Bibliothek  ordnete.  Mit  ihm 
blieb  Meusebach  auch  nach  seiner  Anstellung  zu  Koblenz  in  Verbindung  und 
„lockte  den  Vogel  vom  Westerwald"  (Vogel  war  1815  nach  Marienberg  versetzt 
worden)  zweimal  zu  sich  in  seine  neue  Heimat,  in  den  Jahren  1816  und  1817. 
Dass  Vogel,  welcher  fast  nie  über  die  Grenzen  seines  geliebten  Nassau  hinaus- 
ging, sich  zu  diesem  Besuche  verstand,  beweist  die  Festigkeit  des  Freundschafts- 
bandes, welches  beide  Männer  umschlang.*)  Auch  mit  dem  bergischen  Präfekten 
Schmitz  (seit  1809),  der  sich  durch  Gerechtigkeitsliebe  und  Humanität  während 
jener  schweren  Zeit  auszeichnete  und  in  Dilienburg,  dem  mehrjährigen  Schau- 
platz seiner  Thätigkeit,  nachher  im  besten  Andenken  fortlebte  *),  stand  Meusebach 
im  Verkehr;  ein  Sohn  von  jenem  fand  zu  Berlin  im  Meuaebach'schen  Hause 
später  freundliche  Aufnahme.^) 

Die  amtlichen  Verhältnisse  Meusebachs  gestalteten  sich  unter  der  gross- 
herzoglich bergischen  Regierung  angenehm.  Ausser  seinem  Amte  wurde  er  zu 
verschiedenen  Nebenämtern  berufen:  so  wurde  er  Mitglied  einer  Baupolizei- 
kommission, Präsident  der  Wohlthätigkeitsanstalten  und  am  3.  November  1809 
Generaldepartements-Rat  des  Siegdepartements.  Das  Justizwesen  bestand  anfangs 
unter  wenig  veränderten  Formen  weiter,  bis  die  Einführutig  des  Code  Napoleon 
durch  Dekret  vom  12.  November  1809  eine  völlige  Umgestaltung  mit  dem 
1.  Januar  1810  herbeiführte*):  durch  Erlass  vom  17.  Dezember  1811  wurde 
in  jedem  der  1808  gebildeten  78  Kantone  des  Grossherzogtums  ein  Friedens- 
gericht, in  jedem  der  12  Arrondissements  ein  Tribunal  erster  Instanz  und  in 
Düsseldorf  ein  Appellationsgerichtshof  eingesetzt.  Zum  Procureur  bei  dem 
Dillenburger  Tribunal  wurde  Meusebach  durch  Dekret  von  demselben  Tage,  in 
welchem  er  noch  als  Assessor  bei  der  Justizkanzlei  bezeichnet  ist,  mit  einem 
Gehalt  von  3600  frcs.  ernannt;  er  hatte  übrigens  dies  Amt  schon  vorher  pro- 
visorisch verwaltet.  Diese  Stellung  entsprach  völlig  seinem  Wunsche:  sie  war 
ganz  selbständig  und  nur  dem  Staatsrate  und  General-Prokurator  zu  Düsseldorf 
untergeordnet.  Kurz  vorher  hatte  er  eine  Reise  nach  Düsseldorf  gemacht,  wo 
man  die  Ankunft  Napoleons  erwartete  und  die  Behörden  dem  Kaiser  vorgestellt 
werden  sollten.^)  Dies  geschah  am  2.  November  1811.  Er  bemerkt  in  seinen 
Tagebüchern  hierüber:  „Am  15.  Oktober  Abreise  nach  Düsseldorf  zur  Feier 
der  Ankunft  des  Kaisers;  am  18.  Oktober  herrliche  Fahrt  in  einem  Nachen  auf 
dem  Rhein    von  Koblenz  nach  Köln   oder  von  Thal   Ehrenbreitstein    bis  Deutz. 


^)  Auf  sein  Verlangen  .,brütete"  Meusebach  in  seinem  Dachstübchen  Verse  aus  zum  .Feste 
der  Geburt  des  Erbprinzen  Adolf  von  Nassau  (am  24.  Juli  1817),  dem  erlauchten  Vater  und 
Vater  des  Vaterlandes  ehrfurchtsvoll  gewidmet  von  den  treugehorsamsten  Beamten  und  Unter- 
thanen  des  Westerwaldes."  Über  den  nassauischen  Geschichtsforscher  Vogel  s.  N.  Nekrol.  der 
Deutschen  XXX  (1852)  II  S.  521,  Allg.  Xass.  Schulblatt  1852,  Xo.  37.  —  *)  Schmitz  wurde 
später  Appellationsrat  zu  Köln.  —  ')  Vergl.  Anna!.  XX  S.  381.  —  *)  Ooecke,  das  Gross- 
herzogtum Berg  1877,  S.  40  f.  37.   —  *j  Goecke,  a.  a.  0.,  8.  79  ff. 


74 

Am  2.    November  Yorstellung  bei    dem  Kaiser  Napoleon   und  bei    der  Kaiserin 
Marie  Luise." 

In  das  ihm  bis  dahin  fremd  gebliebene  französische  Gerichtswesen  lebte 
er  sich  rasch  ein;  bald  stand  er  im  Rufe,  der  vorzüglichste  Procureur  des  Gross- 
herzosjrums  zu  sein,  bei  dem  sich  ausgebildet  zu  haben  jüngeren  Beamten  zur 
Empfehlung  gereichte.  Von  seiner  Thätigkeit  in  dieser  SteUung  stammt  auch 
die  Vorliebe  für  das  mündliche  Verfahren  und  die  Einrichtung  der  Schwur- 
gerichte, welche  er  sein  ganzes  Leben  hindurch  bewahrte. 

Doch  dauerten  bekanntlich  die  Schöpfungen  Napoleons  nicht  lange.  Der 
siesreiche  Feldzug  des  Jahres  l.'^13  bereitete  dem  Rheinbund  und  dem  Gross- 
herzogtum  Berg  ein  jähes  Endo.  Schon  am  15.  November  war  Düsseldorf  in 
den  Händen  der  Verbündeten'),  am  20.  Dezember  nahm  der  Prinz  von  Oranien 
wieder  Besitz  von  seinen  Erblanden,  welche  im  Auftrage  des  Generalgouverneurs 
für  das  Grosshorgtum  Berg,  Justus  Grüner,  der  Staatsrat  und  Genoralprokurator 
Sethe  zu  Dillenburg  im  Namen  der  hohen  Verbündeten  demselben  übergab. 
Die  französische  Gerichtsverfassung  wurde  sogleich  abgeschafft  und  mit  dem 
1.  Januar  1814  die  Justizkanzlei  wieder  hergestellt. 

Nach  dem  L'bero:an2:  der  Verbündeten  über  den  Rhein  wurde  Grüner  mit 
der  Verwaltung  der  linksrheinischen  Länder,  Donnersberg,  Saar,  Rhein  und 
Mosel  betraut.  Während  Meusebach  noch  mit  Aussonderung  der  Akten  und 
anderer  Arbeiten  infolge  der  Umwandlung  der  Gerichtsverfassung  beschäftigt 
war,  erhielt  er  von  jenem,  welcher  ihn  zu  Dillenburg  persönlich  kennen  gelernt 
hatte,  am  5.  Februar  1814  ein  Schreiben  (d.  d.  24.  Januar),  welches  ihn  un- 
verzüglich nach  Trier  berief,  um  in  Verwaltungsgeschäften  behilflich  zu  sein. 
Noch  mit  den  Vorbereitungen  zu  dieser  Reise  beschäftigt  ging  ihm  ein  anderes 
Schreiben  von  dem  Generalprokurator  Sethe  zu,  durch  welches  er  zum  General- 
advokaten bei  dem  Appellationshof  zu  Düsseldorf  ernannt  wurde  (d.  d.  1 1 .  Februar). 
Da  er  Grüner  seine  demnächstige  Ankunft  schon  angezeigt  hatte,  begab  er  sich 
zuvörderst  nach  Trier  und  teilte  Sethe  die  Sache  mit;  dieser  war  mit  seiner 
voriäufigen  Verwendung  zu  Trier  zufrieden  (27.  Februar),  fügte  indessen  hinzu, 
die  Stelle  in  Düsseldorf  werde  für  ihn  offen  gehalten  werden.  In  gleicher 
Weise  bot  ihm  Gruner'j  eine  der  ersten  Stellen  am  Appellationshofe  zu  Trier, 
welche  mit  Franzosen  besetzt  gewesen  waren,  an;  zunächst  jedoch  solle  er 
bei  der  Ordnung    der  Verwaltung  mitarbeiten. 

Nachdem  im  Mai  1814  der  Sitz  des  Generalgouvernements  nach  Koblenz 
verlegt  worden  war  und  das  Bedürfnis  sich  geltend  gemacht  hatte,  zum  Ersatz  für 
den  Pariser  Kassationshof  einen  Revisionshof  in  Koblenz  zu  errichten,  so  entwarf 
Meusebach  den  Plan  für  diesen  neuen  Gerichtshof  und  wurde  zum  Präsidenten 
desselben   ernannt  mit   einer  Besoldung   von    10  000    frcs.  Fast  gleichzeitig    mit 


')  Goecke,  S.  89.  —  ')  Grüner  starb  zu  "Wiesbaden,  wohin  sich  der  erst  43  Jahre  alte 
Mann  zur  Wiederherstellung  seiner  Gesundheit  l)egeben  hatte,  am  8.  Februar  1820  und  ist 
auf  dorn  sogen,  alten  Kirchhofe  bestattet,  zu  seiner  Seite  seine  Gattin  ff  den  6.  Mai  1826J 
und  Tochter  (f   lü.  März   18'24j. 


75 

dieser  Ernennung  erhielt  er  durch  den  oranisohen  Minister  v.  ffairorn  die 
von  dorn  Prinzen  von  Oranien  am  7.  Mai  1S14  vollzoj^ene  Bestallunj^s- 
urkunde,  durch  welche  er  zum  Oberhofgorichtsrat  zu  Dilh'nhurg  mit  1000  H. 
Gehalt  ernannt  wurde,  zugleich  mit  der  Erlaubnis,  nach  Befinden  mit  un- 
bestimmtem Urlaub  noch  jenseits  des  Rheines  zu  bleiben.  Die  Entschei<iung 
der  Wahl  zwischen  beiden  Amtern  erfolgte  erst,  als  Mousel)ach  aufgefordert 
wurde  in  seiner  Eigenschaft  als  Präsident  des  rheinischen  Kassationshofes 
dem  Könige  von  Preussen  zu  huldigen;  nunmehr  bat  er  am  2S.  Februar 
1815  um  Entlassung  aus  dem  oranischen  Staatsdienste,  welche  ihm  am 
27.  März  gewährt  wurde;  am  15.  Mai  1815  leistete  er  in  Aachen  den  vor- 
langten Huldigungseid. 

Von  Koblenz  aus  hatte  er  zweimal  seine  in  Dillonburg  znrückfrebliebene 
Familie  besucht,  zuerst  auf  die  Nachricht  von  der  Geburt  eines  Sohnes  (am 
12.  August  1814).  Damals  „lief  er",  wie  das  Tagebuch  sagt,  von  Koblenz  nach 
Dillenburg  und  war  bei  der  Taufe  am  2.  September  gegenwärtig.  Ebenso 
„lief  er"  am  5.  April  1815  von  Koblenz  nach  Dillenburg,  nahm  von  Frau  und 
Kindern,  welche  während  des  Sommers  in  Kassel  und  Bad  Neundorf  blieben, 
sowie  von  dem  ihm  liebgewordenen  Dillenburg  wehmütigen  Abschied  und  machte 
auch  die  Rückreise  zu  Fuss,  auf  welcher  er  in  Emmerichenhain  noch  seinem 
treuen  Freunde,  dem  Dr.  Windt')  Lebewohl  sagte.  Im  August  traf  seine  Frau 
mit  den  vier  Kindern  in  Koblenz  ein. 

Noch  einmal  eröffnete  sich  für  Meusebach  die  Aussicht,  in  nassauische 
Dienste  zurückzukehren.  Im  Jahre  1818  wurde  ihm  der  Antrag  gemacht,  mit 
dem  Charakter  eines  Geh.  Staatsrats  und  Generalprokurators  sowie  dem 
Gehalt  von  6000  fl.  nach  Wiesbaden  zu  kommen.  Soviel  Verlockendes  diese 
Berufung  für  ihn  hatte,  so  zog  er  doch  auf  die  ihm  eröffneten,  aber  später 
nicht  erfüllten  Aussichten  hin  die  Stellung  an  dem  nach  Berlin  verlegten 
Revisionshofe  vor. 

Wir  haben  (■)fter  die  Gedenk-  und  Tagebücher  Meusebachs  erwähnt,  über 
welche  wir  das,  was  Schwartz  mitteilt,  hier  zum  Schlüsse  folgen  lassen.  In 
dem  ersten  Winter  seines  Aufenthalts  zu  Koblenz  begann  er,  da  er  noch  getrennt 
von  seiner  Familie  lebte,  die  Abfassung  der  sogen,  „weissen  Bücher",  in 
welche  er  sowohl  den  Inhalt  der  früher  von  ihm  geführten  Tage-  und  Eriune- 
rungsbUcher,  die  zum  Teil  nur  als  Konzepte  vorhanden  waren,  als  auch  Auf- 
zeichnungen über  sein  Leben  in  Koblenz  aufnahm.  Sie  sollten  ihm  selbst  in 
Tagen  der  Zukunft  sein  vergangenes  Leben  vergegenwärtigen  und  seinen 
Kindern  als  teures  Vermächtnis  zur  Erinnerung  an  den  Vater  dienen.  Der 
Inhalt  ist  ein  sehr  mannigfaltiger,  da  er  auch  Betrachtungen  über  die  ver- 
schiedenartigsten Dinge,  Urteile  über  Gelesenes,  Beobachtungen  über  Gegen- 
stände der  Kunst  und  Natur,  kürzere  Bemerkungen  und  Anekdoten,  end- 
lich auch  Gedichte  hier  einzutragen  pflegte.  Sie  bestehen  aus  vier  Bänden, 
von   denen   die   zwei    ersten   hier   in    Betracht    kommen:    Band    I    umfasst    die 


')  Landphysikus  zu  Emmerichenliain,  später  Medizinalrat  zu  Eltville;  er  starb  den  21.  >farz 
1848,  alt  67  Jahre.     Menges,  a.  a.  0.,  S.   108,  Xo.  73. 


76 

Jahre  179S  bis  1S04,  Band  II,  welcher  auch  die  Benennung  „das  heimliche 
Gemach"*  führt,  von  1804  bis  1814;  der  dritte  Band  enthält  die  Koblenzer 
Lebensperiode,  der  vierte,  das  -Traumbuch",  hat  seinen  Namen  von  der  Be- 
stimmung die  Träume  aufzunehmen.  Die  vier  Bände  sind  in  hellbraunes 
Leder  gebunden  und  haben  weisse  Umschläge ;  den  Namen  führten  sie  daher, 
dass  sie  unbeschriebenes  oder  vielmehr  unbedrucktes  Papier  im  Gegensatz 
zu  andern  Büchern  hatten;  denn  von  einem  beschriebenen  Papier  sagte  er 
einmal,  es  sei  nun  schwarz  geworden. 


Chronogramm 


auf  das  Jahr  des  grossen  Brandes  von  Wiesbaden. 

Von  F.  Otto. 


Bekannt  ist  die  Liebhaberei  früherer  Zeiten,  Jahreszahlen  in  die  Anfangs- 
buchstaben von  Versen  oder  in  die  lateinischen  Zahlbuchstaben  in  Versen  oder 
Sprüchen  zu  verbergen.  Ein  Beispiel,  auf  welches  A.  Wyss  in  seiner  Mit- 
teilung über  die  Fortsetzer  der  Limburger  Chronik  im  Neuen  Archive  VII,  S.  580 
aufmerksam  macht,  betrifft  das  Jahr  1547  und  den  grossen  Brand  der  Stadt 
Wiesbaden  am  25.  April.  Vergl,  Rössel,  Die  kirchlichen  Altertümer  von  "Wies- 
baden, S.  22,  No.  21.  Es  heisst  dort  nach  freundlicher  Mitteilung  des  Herrn 
Prof,  Hillebrand  zu  Hadamar  also: 

Incendium  Wisbadense    poteris    ex  bis    colligere  temporis   numerum 
denotantibus;  factum  est  252:  die  Aprilis  1547: 
Ex  supernis  thronis  cecldit  super  nos  ignis  et  spirltns  procellarnm 
pars  cyati  nostri  fuit.  —  Numerabis  D  pro  simplici  i. 

Die  Zahlzeichen  ergeben:  M  CCCCLL  XVVVVVIIIII  (D=)  I  +  IIIIII  ■ 

1  5  4  7 

Die  Worte  sind  zusammengesetzt  aus  folgenden  Worten  der  hl.  Schrift: 
Apoe.   4,5:  de  throno  procedebant  fulgura. 
Hiob   1,16:  ignis  Dei  cecidit  de  caelo. 
Psalm   10,7:  spiritus  procellarum  pars  cyathi  (statt  calicis)  eorum. 


Wiesbaden  im  Sommer  des  Jahres  179G. 

Nach    den    Aufzeichnungen    des 

Wilh.  Lautz. 

Mitgeteilt    von    F.    Olto. 


Die  nachfolgenden  Aufzeichnungen  sowie  die  Erlaubnis  sie  zu  veröffent- 
lichen verdanken  wir  der  Liberalität  des  am  26.  (Oktober  1887  dahier  ver- 
storbenen Oeh.  Reg.-Rates  Fr.  Lautz.  Der  Verfasser  derselben,  Wilhelm  Anton 
Heinrich,  Vater  des  Geh.  Rates  Lautz,  war  im  Jahre  1773  geboren  und  im 
Jahre  1796  als  Accessist  bei  der  fürstlichen  Regierung  zu  Wiesbaden,  welcher 
sein  Vater  als  Regierungsrat  angehörte,  angestellt  worden.  Die  Leiden  und 
Gefahren,  welche  der  Krieg  dieses  Jahres  über  die  Stadt  brachte,  veranlassten 
ihn  Notizen  über  die  täglichen  Vorkommnisse  zu  sammeln  und  nachher  zu  einem 
einheitlichen  Ganzen  zusammenzufassen.  Diese  Arbeit,  welche  nach  der  Schrift 
zu  urteilen,  in  einem  Zuge  niedergeschrieben  ist,  vollendete  er  am  30.  September 
dieses  Jahres;  die  letzten  Ereignisse,  die  er  erwähnt,  waren  etwa  14  Tage  vor- 
her vorgefallen. 

Diese  Aufzeichnungen  sind  in  mehr  als  einer  Beziehung  der  Veröffent- 
lichung wert.  Vor  allem  geben  sie  in  ihrer  Unmittelbarkeit,  mögen  auch  die 
Sorgen  und  Befürchtungen  hie  und  da  in  der  Not  der  Zeit  zu  schwarz  aus- 
gefallen sein,  ein  ausführliches  und  getreues  Bild  der  Zustände  zu  Wiesbaden 
während  der  Anwesenheit  der  Franzosen  im  Sommer  des  Jahres  1796,  und  je 
ärmer  unsere  Stadt  an  dergleichen  Aufzeichnungen  ist,  um  so  dankbarer  nehmen 
wir  an,  was  uns  geboten  wird.  Erhöht  wird  der  Wert  derselben  durch  die 
Stellung  des  Verfassers,  welche  ihn  in  den  Besitz  sicherer  und  vielfach  wohl 
offizieller  Nachrichten  setzte. 

Uns  lag  die  Aufgabe  ob,  die  einzelnen  Angaben  mit  den  bekannten  That- 
sachen  zu  vergleichen  und  in  Zusanuueuhang  zu  bringen,  andere  Mitteilungen 
zur  Bestätigung  oder  Erläuterung  heranzuziehen  und  etwaige  Nachweise  über 
Personen  und  Sachen  zuzufügen.  Dazu  dienten  ausser  dem  bekannten  Werke 
von  Häusser,  deutsche  Geschichte  vom  Tode  Friedrichs  des  Grossen  bis  zur 
Gründung  des  deutschen  Bundes,  vornehmlich  folgende  Schriften:  Denkwürdig- 
keiten des  Feldzugs  von  1796,  enthaltend  die  Operationen  des  Maas-Sambre- 
Heeres,  aus  dem  Französischen  von  Bachoven  von  Echt.  Koblenz  1823;  Grund- 
sätze der  Strategie,    erläutert    durch    die  Darstellung  des  Feldzuges    von    1796. 


78 

Wien  1813;  S.  G.  Fingers  Tagebücher,  Archiv  für  Frankfurts  Geschichte  und 
Kunst,  N.  F.  YI.  1877,  S.  161  tt'.  Endlich  kamen  uns  die  Akten  des  hiesigen 
Staats-  und  städtischen  Archives  zu  statten,  namentlich  enthalten  die  letzteren 
sämtliche  nach  Abzug  der  Franzosen  eingereichten  Rechnungen  über  die  von 
den  Bürgern  gemachten  Lieferungen  und  Ausgaben,  erstere  die  Verhandlungen 
über  die  Art  der  Zahlung  resp.  die  Herabsetzung  der  noch  nicht  bezahlten 
Eechnungen. 

Über  den  Feldzug  selbst  bedarf  es  nur  einer  kurzen  Yorerinneruug. 
Während  General  Moreau  die  Aufgabe  hatte  in  Süddeutschland  einzudringen, 
was  ihm  auch  gelang,  sollte  die  Maas-Sambre-Armee  unter  Jourdan  über  den 
^'iederrhein  setzen  und  die  dort  betindlichen  kaiserlichen  Truppen  zurückdrängen. 
Der  erste  Versuch  misslang.  Xach  dem  zweiten  Angriff  zog  sich  Erzherzog 
Karl  bis  zur  Oberpfalz  zurück,  um  nunmehr  seinerseits  zum  Angriff  überzugehen. 
Durch  die  wiederholten  Niederlagen  sah  sich  Jourdan  gezwungen  eihgst  zurück- 
zukehren und  das  jenseitige  Ufer  des  Rheines  wiederzugewinnen. 

Einen  Teil  seiner  Armee  hatte  Jourdan,  während  er  selbst  über  Frankfurt 
dem  Erzherzoge  nachfolgte,  unter  General  Marceau  am  Mittelrhein  zurückgelassen 
mit  der  Aufgabe  die  Festungen  Ehrenbreitstein  und  Mainz  zu  beobachten  und 
Frankfurt  besetzt  zu  halten.  Vergl.  Anm.  3  zum  11.  Juli  und  Anm.  6  zum 
13.  Juli.  Von  dieser  Division,  deren  Stärke  auf  28  525  Mann  angegeben  wird, 
standen  9355  Mann  vor  Kastei  unter  dem  General  Daurier,  dessen  Haupt- 
quartier zu  Wiesbaden  war:  Marceau  befand  sich  nicht  immer  an  demselben 
Orte,  sondern  immer  da,  wo  seine  Anwesenheit  notwendig  zu  sein  schien. 
Auch   von    den    Truppen    lagen    nur   wenige    in  Wiesbaden   selbst    oder    dessen 

nächster  Nähe.  _.     „  , . 

F.  Otto. 

Aufzeichnungen  des  W.  Lautz  im  Sommer  1796. 

3.  Juni.  Der  3.  Juni  war  der  erste  Tag,  wo  das  dumpfe  Gemurmel  [l 
ging,  die  kaiserlichen  Truppen  seien  an  der  Sieg  geschlagen.') 

Den  4.  Juni  bestätigte  sich  das  Gerücht  mit  den  Zusätzen,  die  Franzosen 
seien  bei  Bonn  über  den  Rhein  gegangen  und  hätten  die  Kaiserlichen  über- 
rascht, wobei  2400  Mann  geblieben  und  gefangen  worden.  Dies  sei  vorzüglich 
durch  die  Schuld  des  Prinzen  von  Würtemberg  geschehen,  welcher  mit  dem 
Stabe  auf  einem  Ball  gewesen,  welches  den  Franzosen  verrathen  worden  sei.') 

An  demselben  und  dem  folgenden  Tag  herrschte  das  Gerücht,  die  Franzosen 
seien  geschlagen  worden:  doch  am  5.  Nachmittags  hiess  es,  dass  die  Franzosen 


3.  Juni.  ')  Die  Österreicher  hatten  den  Waffenstillstand  am  21.  Mai  gekündigt,  die 
Feindseligkeiten  begannen  am  1.  Juni  mit  dem  Vormärsche  des  Generals  Kleber,  welcher  die 
Divisionen  Let'ebre  und  Collaud  befehligte,  gegen  den  rechten  Flügel  der  Kaiserlichen  unter 
dem  Prinzen  von  Würtemberg,  der  zwischen  der  Lahn  und  Sieg  stand.  Denkw.,  S.  16ff. 
Taf.  I.     Häusser  II,   48. 

4.  Juni,  'j  Dem  Andringen  Klebers  konnte  der  kaiserl.  General  Kienmayer  (4  Bat. 
u.  10  Eskadr.)  nicht  widerstehen  und  gab  seine  Stellung  zu  Siegburg  am  2.  Juni  auf;  Kleber 
gab  den  Verlust  der  Österreicher   auf  2400  Mann   au,    worunter  lUOü  Gefangene.    Denkw,   19, 


79 

bei  AltenkircheQ  die  kaiserliche  Reserve  geschlagen,  das  Magazin,  das  Feld- 
lazareth,  Bäckerei  sei  verloren;  auch  ein  Bataillon  Darmstiidter  sei  gefangen, 
überhaupt  die  Armee  völlig  auseinander  gesprengt  worden.  Nun  wurde  die 
Bestürzung  allgemein,  alles  glaubte  man  verloren.') 

5  u,  6.  Juni.  Das  Flüchten  fing  diesen  Mittag  an  und  dauerte  fort,  ['i 
Schon  sollten  die  Franzosen  in  Nassau  und  kein  Kaiserlicher  jenseits  der  Lahn 
mehr  sein.') 

0.  Juni.  Morgens  fing  die  kaiserliche  Bagage  an  hier  durchzuziehen. 
Mittags  kam  die  tröstliche  Nachricht,  dass  die  Franzosen  wieder  etwas  zurück- 
gedrängt seien.  Gegen  Abend  kam  ausserordentlich  viel  Bagage  hier  durch, 
welches  vor  der  Stadt  hielt.  Dieses  erweckte  sehr  üble  Gedanken  bei  uns. 
Abends  sagte  man,  die  Kaiserlichen  ständen  ganz  diesseits  der  Lahn  und  die 
Franzosen  jenseits,  und  bei  Diez  sei  eine  heftige  Kanonade.') 

Den  7.  Juni  waren  die  Nachrichten  etwas  tröstlicher,  man  sagte,  die  Kaiser- 
lichen ständen  noch  4  Stunden  jenseits  der  Lahn,  die  Franzosen  schon  bei  Wetzlar 
und  hätten  Altenburg  plündern  wollen,  wobei  100  Mann  zusammengehauen 
worden.  Übrigens  sei  Verstärkung  zu  der  Armee.')  Mittags  berichtet  der  Amt- 
mann Weis^),  dass  die  Kaiserlichen  Nassau  verlassen  und  daselbst  geplündert 
hätten,  sieh  aber  an  der  Lahn  halten  wollten.  Den  7.  Juni  Abends  kam  die  [3 
Nachricht,  dass  nicht  allein  die  Deutschen  die  Franzosen  diese  Nacht  geschlagen 
in  einem  Gefecht,  das  von  gestern  Abend  bis  heute  Morgen  gedauert,  sondern 
auch,  ohne  zu  wissen  wie  und  wo,  in  Koblenz  sei  .  .  .  Übrigens  ging  die  Bagage 
und  sonstiges  wieder  vorwärts. 

Den  nämlichen  Abend  marschierten  die  Regimenter  Starey')  und  Ctepnitz*) 
hier  durch.  So  sprach  man  auch  wieder,  dass  die  Franzosen  den  Versuch  ge- 
macht hätten,  bei  Wetzlar  über  die  Lahn  zu  brechen,  weshalb  eiligst  viele 
Truppen  über  Frankfurt  dahin  gegangen.  Übrigens  hörte  man  viel  von  den 
erschrecklichen  Grausamkeiten,  welche  die  Franzosen  überall  verübten,  wie  sie 
u.  a.  jenseits  der  Lahn  7  Dörfer  in  Brand  gesteckt,  und  ebenso  sollen  sich  die 
kaiserlichen  Truppen  auch  nicht  zum  besten  auf  dem  Rückzug  betragen. 

Den  8.  Juni  blieb  es  bei  der  Nachricht,  dass  die  Franzosen  über  die  [i 
Sieg  zurückgegangen.  Nachmittags  hörte  man  kanoniereu.  Abends  die  Nach- 
richt von  Herrn  J.  Meyer,  dass  die  Kaiserlichen  alle  diesseits  der  Lahn  stünden 


Auch  Finger,  S.  191,  i^ibt  dem  Prinzen  von  Würtemberg  die  Schuld  an  der  Schlappe.  — 
*)  Ä.m  4.  Juni  fand  das  (erste)  Gefecht  bei  Altenkirchen  statt,  in  welchem  3000  Gefangene  gemacht, 
12  Kanonen  und  4  Fahnen  erbeutet  zu  haben  Lefebre  sich  rühmte.     Dcnkw.,  S.  20  f. 

5.  u.  6.  Juni,  ')  Viele  flohen  nach  Frankfurt,  wohin  auch  von  anderen  Orten  Flücht- 
linge eintrafen.  Finger,  a.  a.  0.  Die  Zahl  der  Kurfreniden  war  am  13.  Juni  von  2Ü4  Per- 
sonen  (am  23.  Mai)  auf  112  herabgesunken.    Wiesb.  Wochenblatt. 

6.  Jixni.  ')  In  der  That  standen  die  Franzosen  auf  dem  rechten  Lahnufer  bei  Ober- 
hadamar,  konnten  aber  den  Übergang  über  den  Fluss  nicht  erzwingen.     Denkw.,  S.  22. 

7.  Juni.  M  Finger,  a.  a.  O.  —  *)  Fürstlicher  Amtmann  zu  Nassau  seit  dem  26.  Nov. 
1793,  vorher  Regierunga-Assessor  zu  Dillenburg,  Archiv.  —  ')  Graf  Ajiton  Sztarey  (1740  — 18Ü8), 
kaiserlicher  Feldzeugmeister,  Inhaber  des  33.  Inf.-Kog ,  das  unter  General  Wartensleben 
stand.  —  *)  Wohl  Zescliwitz-Kürassiere,    Grundsätze  d.  Strat.  II,  i^.  90, 


80 

und  ein  Lager  vor  Limburg  und  Kirberg  zu  absteckten.  Zugleich  des  Abends 
die  Xachricht.  dass  die  Franzosen  in  Weilburg  seien. 

Den  9,,  10.  u.  11.  Juni  blieb  es  bei  den  vorigen  Nachrichten.  Nach  und 
nach  liefen  immer  bessere  Nachrichten  ein,  bald  auch,  dass  die  Schlacht  bei 
Wetzlar  gewonnen')  und  die  Franzosen  im  vollen  Rückzug  begriffen  seien, 
so  auch  ihre  Niederlage  bei  Weyerbusch.^ 

Hierauf  fiugen  die  grossen  "Durchmärsche  nach  dem  Oberrhein  wieder  [5 
an*),  wobei  zugleich  die  Nachricht,  dass  die  Franzosen  bei  Kehl  über  den  Rhein 
gegangen  seien.*) 

Samstag  den  2.  Juli.  Die  Kaiserlichen  retirieren,  die  Franzosen  wieder 
in  Montabaur.') 

Sonntag  den  3.  Juli.  Man  ^agt,  die  Franzosen  seien  bei  Bendorf, 
2  Stunden  oberhalb  Neuwied,  mit  8000  Mann  über  den  Rhein  gegangen,  hätten 
die  Darmstädter  sogleich  geworfen  und  viele  nebst  der  Kriegskasse  gefangen 
genommen.') 

Dienstag  den  5.  Juli.  Die  Franzosen  stünden  auf  dem  linken  Flügel 
bis  an  die  Lahn,  in  Nassau  seien  noch  1400  Kaiserliche,  General  Wartensleben 
noch  jenseits:  grosse  Bestürzung. 

Mittwoch  den  6.  Juli  ging  Mittags  die  Bäckerei  von  Limburg  nebst  [6 
vielem  Mehl  hier  durch,  welches  wir  für  ein  böses  Omen  hielten. 

Donnerstag  den  7.  Juli  frühe  berichten  Briefe  von  Frankfurt,  dass  der 
linke  Flügel  der  Kaiserlichen  unter  General  Kray  mit  grossem  Verlust  über 
die  Lahn  geworfen  sei.  General  Warteusieben  liege  krank  in  Wetzlar.  Mittags 
hiess  es,  der  rechte  Flügel  der  Kaiserlichen  sei  gleichfalls  total  geschlagen  — 
u.  a.  Gerüchte, 

8.  Juli.  Nachmittags  3  Uhr  wurde  gesagt,  die  Franzosen  seien  auf  [7 
6  Stunden  repoussiert.') 

Abends  7  Uhr.  Die  Franzosen  seien  über  die  Lahn  gegangen,  aber  nach 
dreimaligem  Angriff  der  Kaiserlichen  zurückgeschlagen  worden. 


9.,  10.  11.  Juni.  ')  Die  Schlacht  bei  Wetijlar  fand  am  15.  Juni  statt.  Denkw.,  S.  25f. 
—  *)  Die  Schlacht  bei  Weyerbuseh  fand  am  19.  Juni  statt.  Denkw.,  S.  29.  —  ^)  Infolge  der 
glücklichen  Erfolge  an  der  Lahn  Hess  Erzherzog  Karl  einen  Teil  seiner  Truppen  nach  dem 
gefährdeten  Oberrhein  gehen.  Häusserll,  48.  —  *)  Moreau  ging  am  23.— 24.  Juni  über  den 
Rhein.     H ausser  II,  49. 

2.  Juli.  ')  Anfang  Juli  ergriff  Jourdan  wieder  die  Offensive;  nach  Montabaur  kam 
man  erst  .später. 

3.  Juli.  ')  Am  2.  Juli  setzten  mehrere  Truppenteile  und  Jourdan  selbst  bei  Bendorf- 
Neuwied  über  den  Rhein  und  machten  viele  Gefangene,  nahmen  auch  zwei  Kanonen  und  viel 
Gepäck;  die  Darmstädter  drei  Bataillone  fochten  übrigens  tapfer  und  nahmen  eine  Schanze 
zweimal  den  Franzosen  wieder  ab,  rettete  auch  alles  Geschütz;  die  ganze  Bagage  freilich 
und  das  Lazarett  gingen  verloren.    Denkw.,  S.  36  f.     Beck,  Gesch.  d.  hess.  Artillerie,  3.  101. 

8.  Juli.  ')  Die  Franzosen  standen  am  7.  Juli  bereits  an  der  Lahn  von  Nassau  bis 
Giessen,  um  >(.  Juli  war  Ruhetag,  nur  dass  leichte  Truppen  dem  Feinde  nachsetzten,  um  die 
Richtung  seines  Abmarsches  zu  beobachten.     Denkw.,  S.  44. 


81 

Abends  0  T'hr  kamen  einige  Würzburger  Dragoner,  welche  sagten,  die 
Franzosen  seien  diesseits  der  Lahn,  und  die  Kaiserlichen  standen  eine  Stunde 
vor  Kirberg.  Andere  Nachrichten  sagten,  die  Franzosen  wären  bei  Diez  und 
Runkel  über  die  Lahn  gegangen. 

Den  9.  Juli  Samstag  Morgen  kam  Artillerie  hier  durch.  Übrigens  wurde 
wiederum  gesagt,  die  Franzosen  seien  noch  nicht  über  der  Lahn,  und  das 
vermöge  Nachrichten,  die  der  Fürst  haben  wollte. 

Diesen  Morgen  ging  das  Husaren-Regiment  Vecsay')  und  3  Escadrons 
Latour^  nebst  Infanterie  hier  durch.  Nachmittags  allerlei  Nachrichten.  Man 
sagte,  die  Franzosen  seien  bei  Limburg,  Diez  und  Runkel  über  die  Lahn  ge- 
gangen^), aber  mit  grossem  Verlust  allenthalben  zurückgeschlagen  worden.  Be- 
sonders sollen  sie  bei  Limburg  viele  Leute  verloren  haben,  sowie  bei  Diez,  wo 
die  ()sterreicher  eine  Batterie  von  6  Kanonen  auf  die  Franzosen  hätten  spielen 
lassen.*)  Andere  Nachrichten  dagegen  sagten,  dass  die  Franzosen  bei  Limburg, 
Runkel,  bei  Weilburg  und  Wetzlar  über  der  Lahn  seien. 

Abends  7  Uhr  brachte  Herr  v.  Marschall*)  die  Nachricht,  dass  heute  [8 
Mittag  in  Nauheim  Kriegsrath  gehalten  und  beschlossen  worden,  heute  Nacht 
von  der  Lahn  zu  retirieren,  so  dass  die  Hauptarmee  über  Esch  und  ein  Theil 
über  Wiesbaden  ziehen  dürfte.  Grosse  Zweifel  darüber  und  auch  Gründe  dafür! 
Samstag  Morgen,  9.  Juli  sah  man  die  Bestätigung:  der  kaiserliche  Rückzug  [9 
war  da,  Bagage  und  Truppen  gingen  den  ganzen  Tag  hier  durch. 

Den  10.  gingen  immer  noch  Soldaten  durch.  Mittags  fing  ein  Gefecht 
auf  dem  Weg  nach  der  Platte  bei  der  sogen.  Hellkunde  an,  welches  ziemlich 
lebhaft  war  und  2  Stunden  dauerte.  Die  Kaiserlichen,  welche  ziemlich  stark 
waren,  zogen  sich  bis  an  das  stumpfe  Thor  zurück,  behielten  jedoch  noch  diese 
Nacht  ihre  Vorposten  oberhalb  der  Stadt.')  Furcht  und  Besorgnis  hat  auch  die 
mutigsten  in  unserer  Stadt  ergriffen,  als  das  Gefecht  begann,  denn  jedermann  [10 
fürchtete,  dass  die  Franzosen  in  dem  Gefecht  eindringen  und  es  dann  eine 
Plünderung  absetzen  würde.  Allein  diese  Furcht  war  Gottlob  eitel.  Die  so 
gefährliche  Nacht  ging  sehr  ruhig  vorüber.  Die  Kaiserlichen  zogen  sich,  un- 
bedeutende Excesse  abgerechnet,  in  grösster  Ordnung  zurück,  was  man  haupt- 
sächlich dem  braven  General  v.  Nauendorf  zu  verdanken  hat.-) 

Den  11.  Xontags  früh  4  Uhr  ritt  die  erste  französische  Patrouille 
hier  ein.     Sie    war  von    einigen  Offizieren    begleitet  und    betrug   sich  sehr   gut, 


9.  Juli.  ^)  Siegbert  Freiherr  Vecsay  v.  Hajnacsket  (1739—1802)  war  Inhaber  des 
vierten  Huaaren-Regiment.s.  Wurzbach.  —  *)  Graf  Max  ßaillet  v.  Latour  (1737— 1S06)  war 
Inhaber  eines  Dragoner-Regiments.  Wurzbach.  —  ^)  Die  Franzosen  gingen  am  9.  Juli  bei 
Nassau  (Daurier),  Limburg  (Bernadotte),  Leun  (Bonnard),  Wetzlar  (Collaudj,  Oiessen  (Lefebre) 
und  Runkel  (Championet)  über  die  Lahn.  Denkw.,  S.  46  u.  47.  —  *)  Über  das  Gefecht  bei 
Diez  haben  die  Dillenburger  Intelligenznachrichten  von  1796,  Sp.  651,  einen  Bericht.  — 
*J  E.  Freih.  v.  Marschall-Biberstein  (1770  — 1834\  war  seit   1793  Regierungsrat  zu   Wiesbaden. 

10.  Juli.  ')  Die  Division  Bernadotte  war  von  Limburg  über  Kirberg  nach  Wie.-^baden 
vorgerückt  und  bestand  zwisclien  XiMhof  und  Wiesbaden  ein  Gefecht,  in  welchem  sie  die 
Stellung  am  Rande  des  Waldes  (Hellkund)  behauptete.  Denkw.,  S.  47  u.  48.  —  ■*)  Fr.  A.  Jos. 
Graf  V.  Nauendorf,  kaiserlicher  Feldmarschall-Lieutenant  (1749  —  1801). 

6 


82 

90  das9  auch  jerzt  unsere  Besorgnisse  zu  vorschwindon  anfangen.')  Gegen 
Mirta?  verloren  sich  die  auf  dem  Erbenheimer,  Bierstadter  und  Mosbacher  Berg 
gestandenen  kaiserlichen  Vorposten. 

Sobald  die  Patrouillen  eingerückt  waren,  musste  sogleich  Brod  geliefert  [U 
werden  und  60  Malter  Hafer  nach  dem  Jägerhäuschen.  Ebenso  wurden  auch 
56  Malter  Korn  und  Gerste  an  die  Müller  abgegeben.  Mittags  erschien  der 
Commissär  Duquoy  bei  der  Regierung  untl  verlangte  für  die  Truppen  bis  morgen 
früh  30,000  Pfund  Brod,  7000  Bouteillen  Branntwein  und  300  Stück  Hornvieh. 
Das  zweite  wurde  verweigert  und.  in  Ansehung  des  dritten  einstweilen  50  Stück 
Yieh  ausgeschrieben. 

Wenn  das  so  fort  geht,  so  muss  in  Zeit  von  14  Tagen  Hungersnot  ent- 
stehen, indem  die  Ernte  z.  Z.  ruiniert  und  auch  noch  entfernt,  und  das  Yieh 
durch  die  Viehseuche  grösstenteils  verloren  ist.  —  Auch  hört  man,  dass  auf 
den  Feldern  Leute  hier  und  da  von  den  Soldaten  ausgezogen  worden,  in  der 
Stadt  selbst  sind  bis  jetzt  noch  keine  Excesse  vorgekommen.  Ganz  ohne  [12 
Ausschweifungen  ist  es  jedoch  nicht  abgegangen.  Denn  gestern  Mittag  wurde 
im  Wirtshaus  zum  Wolf  alles  aufgefressen  und  noch  dazu  alles  entzwei  ge- 
schlagen. —  Abeuds  kam  der  Commissär  Duquoy  auf  die  Hofkammer  und  ver- 
langte, dass  ihm  die  vorrätigen  herrschaftlichen  Früchte  ausgeliefert  würden. 
Auf  geschehene  Vorstellung,  dass  die  französische  Armee  von  diesen  Vorräten 
leben  müsse,  indem  man  sonst  nichts  zu  liefern  habe,  stand  er  zwar  von  seinem 
Vorhaben  ab.  Hess  sich  jedoch  den  herrschaftlichen  Speicher  zeigen.  Auch 
kamen  des  Abends  noch  2  Offiziere  unversehens,  welche  sagten,  sie  seien 
hierher  gewiesen,  und  verlangten  eine  Kutsche  mit  2  Pferden.  Ich  sagte  ihnen, 
dass  wir  keine  hätten,  und  sie  gingen  mit  grossem  Ungestüm  und  Drohungen 
weg.  Es  war,  wie  sich  hernach  herausstellte,  auf  die  Kellerei-Pferde  und 
Kutsche  abgesehen.-) 

Diesen  Abend  sagte  mir  auch  der  Müller  Salz,  dass  er  heute  von  den  [13 
Latour-Dragonern  unter  Befehligung  eines  Offiziers,  und  hernach  von  den  Fran- 
zosen zweimal  geplündert  worden  sei.  Von  den  letzteren  seien  die  ersten 
2  Chasseurs  gewesen,  wovon  er  jedem  .3  Carolin  habe  geben  müssen,  die 
andern  seien  Volontärs  gewesen.  Auch  erzählte  er  mir,  dass  es  in  Sonnenberg 
heute  sehr  übel  hergegangen.  —  Wegen  der  kommenden  Nacht  waren  wir  in 
grosser  Besorgnis,  indem  es  hiess,  die  Division  des  Generals  Bernadotte  würde 
durchgehen');  von  dem  Stadtrat  ,  wurde  desshall)  bekaunt  gemacht,  dass  jeder 
Laternen  aushängen  s(jlle. 


11.  Juli.  ')  Zuerst  erschienen  12  Offiziere  mit  der  Patrouille,  welche  alsbald  im  Ein- 
horn zum  Früh.'itiick  12  Flaschen  Assmannshäuser  verzehren  und  an  die  Avantgarde  33  Flaschen 
verteilen;  zu  den  Offizieren  am  stumpfen  Tliore  gehen  40,  an  die  Mannschaft  daselbst  64  Flaschen, 
auf  die  Mosbacher  Strass3  20,  für  die  Generale  auf  der  Platte  GO  Flaschen  ab.  Des  Mittags 
erhalten  diese  weitere  60  Flaschen,  während  nunmehr  24  Offiziere  im  Einhorn  zu  Mittag  speisen 
(24  FI.  Rheinwein,  4  Fl.  Champagner  und  2  Fl.  Limonade).  Akten  des  städt,  Archivs.  — 
^)  Der  Reir.-Rat  wohnte  im  sog.  Schlosse,  hinter  welchem  die  Stallungen  der  Kellerei  sich 
befanden.  —  ^)  General  Bernadotte  stand  noch  bei  Wehen;  er  sollte  über  Wiesbaden  nach 
dem  Maine  vorrücken,  während  General  Marceau  Wiesbaden  besetzen  und  von  hier  aus  die 
Featungen    am  Mittelrhein    beobachten   resp.  eingeschlossen    halten   sollte,     Denkw.,   3.  55.  — 


83 

Dienstae:  den  \2.  Juli.  Die  Xaoht  ging  im  ganzpn  ruhig  vorüber.  Jedoch 
wurde  in  einem  Hiiuse  in  der  langen  Gaase  bei  einem  gewissen  Becker  ge- 
plündert Nach  Aussage  aller  Leute  aber  ging  kein  Mann  durch.  —  Morgens  [14 
wurde  die  Requisition  auf  Branntwein  erneuert  und  von  der  Re"-ierun"-  er"-in"- 
der  Befehl  an  den  Stadtrat,  alle  Häuser,  wo  man  glaube,  dass  Branntwein  vor- 
rätig sei,  zu  visitieren  und  Arrest  darauf  zu  legen.  Mittags  wurde  denn  au.-h 
eine  ziemliche  Quantität  weggefahren.  —  Es  wurde  gesagt,  Erbenheim,  Mos- 
bach und  Dotzheim  seien  rein  ausgeplündert.  —  Das  ausgeschriebene  Brod 
war  meistens  vorhanden,  von  dem  Hornvieh  jedoch  nur  33  Stück,  we^-en  des 
fehlenden  wollte  man  sich  an  den  Ratsfreund  Cron  halten  und  forderte  schlechter- 
dings die  Verabfolguug  desselben.') 

Als  ich  kaum  von  der  Session  lieimgek(tmmen  war,  drang  sich  ein  [15 
Grenadier  an  unsere  Hausthüre  und  verlangte  erst  einen  Trunk  Wasser;  als 
ihm  dieser  gereicht  wurde,  wollte  er  Bier  und  Wein.  Ich  g\u<y  ans  Fenster 
und  sagte  ihm,  dass  wir  ihm  dieses  nicht  geben  könnten,  indem  wir  dcro-leichen 
nicht  hätten:  allein  er  bestand  schlechterdings  darauf,  in  das  Haus  o-elassen  zu 
werden.  Ich  reichte  ihm  unter  dem  Bedeuten,  dass  dieses  nicht  angin^-e,  etwas 
Geld;  dieses  wollte  er  zwar  Anfangs  nicht  annehmen,  bequemte  sich  hernach 
jedoch  dazu,  setzte  aber  dem  ohngeachtet  sein  Poltern  und  Pochen  an  unserer 
Thüre  fort.  Bald  gesellten  sich  noch  2  dazu,  und  nun  gingen  sie  mit  Gewalt  daran, 
die  Thüre  zu  erbrechen,  hoben  grosse  Steine  auf,  um  die  Fenster  einzuwerfen,  [16 
und  machten  einen  so  erschrecklichen  Lärm,  dass  uns  allen  Hören  und  Sehen 
verging.  Unsere  Bestürzung  war  fürchterlich;  man  kann  sich  unsere  Lage  nicht 
so  denken.  Ich  entschloss  mich  kurz  und  sprang  die  hintere  Thüre  hinaus  und 
lief  ins  Einhorn*),  um  einen  Offizier  zu  holen.  Dieser  kam  und  jagte  die  Kerls 
fort,  die  indessen  ihr  Toben  bis  aufs  höchste  getrieben  hatten  und  eben  im 
Begriife  waren  die  Thüre  zu  erbrechen.  Indessen  war  auch  unser  Xachbar 
Rettert^)  mit  seiner  Einquartierung  herbeigeeilt,  um  uns  zu  helfen.  Dieser  tru»- 
denn  auch  noch  etwas  dazu  bei.  Bei  ihm  war  ein  Lieutenant,  welcher  uns 
gleich  eine  Sauvegarde  aufdringen  wollte.  Bald  nachher  kam  er  wieder  und  [17 
forderte  2  Hemden  für  den  Herrn  Hauptmann,  weil  dessen  Weisszeug  gewaschen 
werden  müsse,  welche  ihm  denn  auch  gegeben  wurden.  [Bei  dem  Herrn  Reo-. 
Rat  Neidhart  war  um  die  nämliche  Zeit  eingebrochen  und  einiges  entwendet 
worden.]  2  Stunden  darauf  fand  er  sich  abermals  ein  und  zeigte  Lust  nach 
meinen  Stiefeln,  allein    er  wurde    abgefertigt.     Abends  8  Uhr  erschien    er   zum 

Er  teilte  die  ihm  untergebenen  Truppen  in  vier  kleine  Divisionen:  Poncet  scliloss  Ehrenbreit- 
ätein  ein,  Hardy  blockierte  Mainz  auf  dem  linken  Rheinufer.  Daurier  besetzte  eine  Linie  von 
Wiesbaden  bis  Hochheim,  drei  Bataillone  Bonnards  sollten  Frankfurt  demnächst  besetzen,  der 
übrige  Teil  an  dem  untern  Main  sich  lagern.     Denkw.,  S.  56. 

12.  Juli.  •)  Wir  bemerken  an  dieser  Stelle,  dass  .sich  zwei  Leute  fanden,  welche  den 
Dienst  als  Dolmetscher  versahen:  Schuckliard  und  M.  Schneck;  sie  erhielten  für  Dienst  bei 
Tag  und  Xacht  je  1  fl.  30  kr.,  die  Anwesenheit  der  Franzosen  auf  ßü  Tage  berechnet,  also 
zusammen  130  fl.  Den  Geldwert  regelte  erst  eine  Verordnung  vom  ö.  August:  5  Centimes 
1  Sül  =  iVa  kr.,  2  Decimes,  4  Sols  =  5  kr.  Stadt.  Arch.  —  *)  Im  Einhorn  hatten  die  höheren 
Offiziere  ihren  Tisch,    die   , Generalstafel. "   —   ^)  Er  war   der  Ilofbeständer   und    wohnte  daher 

6* 


84 

drittenmal  und  forderte  Braten  und  Wein  für  den  Herrn  Hauptmann,  weil  der- 
selbe kein  Geld  hätte.     Das  erstere  erhielt  er,  den  zweiten  nicht.*) 

Übrigens  war  von  der  französischen  Armee  noch  nichts  zu  sehen,  weder 
von  Kanonen  noch  Pulverwagen,  und  überhaupt  mochten  es  kaum  500  Mann 
sein,  die  in  der  hiesigen  Gegend  standen.*)  Abends  erscholl  das  Gerücht,  dass 
sich  die  Franzosen  heute  Nacht  bis  auf  die  Platte  zurückziehen  würden;  sie 
begaben  sich  meistens  aus  der  Stadt  weg.  ßange  Besorgnis  erfüllte  uns  nun 
noch  mehr,  und  vorzüglich  wegen  des  heutigen  Auftritts,  wie  ich  denn  [18 
überhaupt  befürchte,  dass  die  heute  geraachte  Bekanntschaft  uns  noch  vielen 
Verdruss  und  Kosten  verursachen  werde. 

Das  requirierte  Vieh  wurde  diesen  Abend  auf  dem  Marktplatz  zusammen- 
getrieben.") 

Mittwoch  den  13.  Juli,  Morgens.  Die  so  gefürchtete  Nacht  ging  ruhig 
vorüber.  Wenige  Franzosen  sind  jetzt  in  der  Stadt.  Man  sagt,  die  übrigen 
seien  wegen  des  Transportes  der  requirierten  Sachen  abwesend  und  würden 
sich  bald  wieder  einfinden,  um  mehr  zu  holen. 

Die  Rotmäntel  sollen  wieder  in  Mosbach  sein,  [19 

Unsere  Lage  ist  äusserst  traurig  und  gefährlich,  wir  sind  gänzlich  der 
WillkQhr  der  Vorposten  überlassen,  die  mit  uns  machen  können,  was  sie  wollen. 
General  Bernadotte  soll  in  Wehen  und  seine  Division  in  der  Gegend  dort 
herum  stehen.  —  Es  heisst  so  eben,  die  Franzosen  hätten  Mosbach  plündern 
wollen.  Es  bestätigt  sich,  dass  die  Franzosen  von  der  Höhe  nicht  eher  hieher 
kommen,  als  bis  bei  Frankfurt  etwas  Entscheidendes  vorgefallen,  wo  sie  ent- 
weder Cassel  blockieren  oder  zurückgehen  würden.  Etwas  bestimmtes  von  [20 
der  Lage  der  Sachen  kann  man  schlechterdings  nicht  erfahren.  Wir  sind  von 
der  ganzen  Welt  getrennt,  völlig  isolirt,  wissen  kaum,  was  vor  dem  engen  Bezirk 
der  Stadtmauern  vorgeht,  wie  in  einer  belagerten  Stadt;  niemand,  der  nicht 
dringende  Ge.schäfte  hat,  wagt  sich  aus  seinem  Hause,  selten  sieht  man  einzelne 
Menschen  scheu  über  die  Strassen  schleichen.     Was  will  das  noch  werden! 

In  Mosbach  soll  alles  total  geplündert  und  die  meisten  Einwohner  ent- 
flohen sein. 


nahe  bei  Lautz,  8.  o.  Anm.  2  zum  11.  Juli.  —  *)  Vielleicht  infolge  solcher  Vorfälle  erliess  der 
General  Daurier,  freilich  etwas  spät  und  sicherlich  ohne  grossen  Erfolg,  am  3.  Thermidor  des 
Jahres  IV  (21.  Juli)  ein  Schreiben  an  den  Stadtrat,  das  in  1000  Exemplaren  in  deutscher 
Sprache  an  demselben  Tage  veröffentlicht  und  verteilt  wurde.  Nach  demselben  sollten  die 
<iuartierträger  nur  stellen  Logis,  Licht,  Platz  zum  Kochen,  Kochgeschirr  und  soviel  thunlich 
Zugemüse;  wenn  ausser  diesem  noch  weiteres  an  Wein  und  Essware  mit  Zwang  und  Gewalt 
verlangt  werde,  so  könne  der  Bedrängte  nur  schleunige  Anzpige  bei  seiner  Obrigkeit  thun 
und  sich  auf  deren  Verwendung  bei  der  betr.  Militärbehörde  auf  die  von  dieser  bereits  zuge- 
sicherte thätige  Hülfe  sichere  Rechnung  machen.  Stadt.  Arch.  —  *)  Über  die  Zahl  der  Truppen 
8.  u.  zum  13.  Juli,  Xo.  6.  —  ^)  Über  das  zur  „Franken  Armee"  gelieferte  Vieh  gibt  Fascikel  XII 
der  Rechnungen  folgenden  Aufschluss  von  der  Hand  des  Friedr.  Cron,  mitunterzeiohnet  von 
J.  W.  Weber  und  J.  J.  Mahr.  In  der  Stadt  wurden  erkauft  11  Stück  zu  452  H.,  für  die 
Gemeinde  Erbenheim  7  Stück  zu  332  tl.,  45  Stück  von  den  Ortschaften,  und  da  der  Kommissar 
mit  dieser  Zahl  nicht  zufrieden  war,  ferner  27  Stück  und  15  Stück.  Da  aber  auch  jetzt  der 
Kommissar  nicht  mit  der  Summe  zufrieden  war  und  mit  Arrest  drohte,  drückte  man  ihm  22  fl. 
in  die  Hand.     Die  Stadt  kostete  diese  Lieferung  2160  Ü. 


85 

Mittags.  In  Dotzhoim  und  andern  Dörfern  sull  es  ebenso  traurig:  [21 
aussehen  als  in  Mosbach,  alle  Einwohner  haben  erklärt,  dass  sie  nicht  liinj^er 
bleiben,  sondern  entlaufen  würden.  In  Sonnenberg  ist  alles  so  ausgeleert,  dass 
kaum  5  Stück  Vieh  übrig  sind. 

Gestern  Abend  hat  sich  der  Commissär  Duijuoy  wieder  wegbegeben,  nach- 
dem er  13  Ohm  Branntwein  und  4  Ohm  Wein  fortgeschleppt,  auch  noch 
10  Stück  Hornvieh,  mithin  GO  Stück  mitgenommen  hatte. 

Auch  musste  gestern  Mittag  jeder  Einwohner  ein  Hemd,  ein  I.eintuch  und 
eine  Bettzüge  liefern.  Heute  Morgen  erschien  ein  neuer  Commissär  Namens 
Martin;  dieser  erklärte,  dass  Duquoy  nun  nichts  mehr  hier  zu  sagen  hätte, 
und  setzte  sogleich  eine  neue  Lieferung  von  täglichen  DOOO  Pfund  Brod  und 
eine  beträchtliche  Quantität  von  Hafer  an.  Von  ersterem  wurden  einstweilen  [22 
4000  Pfund  ausgeschrieben.')  Wenn  diese  Quantität  14  Tage  lang  geliefert 
worden,  entsteht  unausbleiblich  Hungersnot.  Hafer  ist  fast  gar  keiner  mehr  vor- 
handen,  unsere  noch  unzertretene   Saat   wird   dann  vollends    zu  Grunde  gehen. 

Heute  lief  denn  auch  Nachricht  von  Wehen  ein,  dass  es  daselbst  äusserst 
übel  aussehe  und  das  ganze  Amt  total  ruiniert  sei.  Der  Beamte  selbst  ist  so 
hart  mitgenommen  worden  und  solchen  Drangsalen  ausgesetzt,  dass  er  bei  länger 
andauerndem  Unwesen  unmöglich  länger  bleiben  zu  kflnnen  erklärt  hat.*) 

Hierbei  kann  ich  einen  von  dem  ReservatencommissärZipf  zu  Schwalbach^)  [23 
gespielten  Streich  nicht  unbemerkt  lassen.  Die  Franzosen  liessen  sich  nämlich 
in  Schwalbach  20  Malter  Hafer  geben  mit  einer  Anweisung  auf  das  Nassauische. 
Der  Herr  Zipf  schickte  sogleich  Execution  nach  Born*),  welches  ohnehin  stark 
bedrängt  war,  und  Hess  den  Hafer  mit  grösster  Strenge  beitreiben. 

Der  Commissär  Martin  erzählte,  dass  heute  General  Jourdan  erst  nach 
Kirberg  kommen  werde  und  gestern  in  Hadamar  gewesen  sei.  Mithin  ist  alles, 
was  von  einer  Schlacht  bei  Bergen  u.  s.  w.  gesagt  wird,  unbegründet,  und  das 
Corps  bei  Wehen  ist  die  Avantgarde.  Ein  französischer  Commissär  schrieb  [24 
gestern  eine  grosse  Lieferung  nach  Bleidenstadt  und  Mosbach  aus,  wobei  er 
zugleich  drohete,  dass,  wofern  nicht  geliefert  werde,  alles  mit  Feuer  und  Schwert 
verwüstet  werden  solle.  —  Zwei  Husaren,  welche  heute  Nacht  in  Mosbach 
geplündert  und  40  Louisd'or  erpresst  hatten,  gingen  sodann  zu  den  Ostreichern 
über;  allein  man  schickte  von  Biebrich  aus  einen  Boten  an  den  Commandanten 
von  Cassel,  welcher  sie  arretieren  und  das  Geld  deponieren  liess. 


13.  Juli.  ')  Die  Bäcker  des  Amtes  lieferten  im  stanzen  nach  Fase.  X  118.957  Pfd.  Brod, 
von  denen  100214  Pfd.  auf  die  Stadt  entfielen,  berechnet  zu  767  H.  6  kr.  Dazu  traten  einige 
kleinere  Betr;ige  von  250  fl.  18  kr.,  26  fl.  48  kr.  und  30  H.,  sowie  für  Weiss-  und  Gemischt- 
brod  fast  700  fl.  Die  Müller  beanspruchten  für  geliefertes  Mehl  1230  fl.  16  kr.  u.  2155  fl.  30  kr. 
*)  Dieser  Amtmann  war  der  Vater  dea  späteren  Präsidenten  K.  v.  Ibell,  Karl  Wilh.  Chr.  Ibell. 
Schwartz,  Annal.  XIV,  S.  2ff.  —  ')  Reservaten-Kommissär  war  der  he.ssen-knssJcli^che  Be- 
amte zu  St.  Goar,  vfelcher  darüber  zu  wachen  hatte,  dass  die  rheinfelsischen  Beamten  nicht 
in  die  von  Hessen-Kassel  reservierten  Rechte  eingriffen.  Der  letzte  war  (seit  1790)  der  Kriegsrat 
Zipf,  welcher  beim  Herannahen  der  Franzosen  im  Jahre  1794  wie  die  übrigen  Beamten  von 
St.  Goar  nach  Schwalbach  übersiedelte,  das  bekanntlich  ebenfalls  hessisch  war.  Oenth, 
Kulturgesch.  der  Stadt  Langenschwalba<-h  1858,  S.  166.  Goebel,  Ges.h.  der  Stndt  St.  Goar 
1848,  S.   131.  —  *)  Born,  altnassauisches  Dorf  im  Amte  Wehen.    Weidenbach,  Annal.  X,  S.  262 


86 

Diesen  Mitrag  wieder  eine  neue  Requisition  auf  lö.OOO  Gebuml  Stroh*) 
für  ein  bei  Dotzheim  zu  stehen  kommentles  Lager  von  15,000  Mann.*)  —  Die  ['-^5 
herrlichen  Früchte,  die  seit  Menschengedenken  so  schön  nicht  standen,  werden 
also  auch  ein  Raub  der  Verwüstung.  So  eben  wird  erzählt,  dass  die  Franzosen 
einzelne  im  Feld  betindliche  Weibspersonen  zur  BetVieiligung  ihrer  abscheulichen 
Wollust  unmenschlich  behandeln.  —  Die  kaiserlichen  Patrouillen  gehen  noch 
bis  Biebrich. 

Uonuerstag  dtMi  U.  Juli.  Fast  haben  die  Franzosen  alle  Fuhren  aus 
hiesiger  Stadt  und  Oberanit  mit  tortgeschleppt,  nur  noch  wenige  sind  übrig,  ["26 
und  diese  werden  auch  in  ganz  kurzer  Zeit  weg  sein.  Die  Heuernte  und  alle 
Feldarbeit  bleibt  liegen,  nichts  kann  eingethan  werden,  da  sich  auch  überdiess 
einzelne  Personen  nicht  ins  Feld  wagen  dürfen. 

Eben  läuft  die  Nachricht  ein,  dass  die  Kaiserlichen  ganz  über  den  Main 
gegangen  seien,  jedoch  Frankfurt  noch  etwas  besetzt  halten,  welches  denn  auch 
von  den  Franzosen  bombardiert  würde,  so  dass  es  darinnen  schon  stark  ge- 
brannt hätte.') 

Wir  hatten  zwar  den  ganzen  Tag  5  Citoyens  mit  Fuhren  vor  unserer 
Hausthüre,  indessen  blieb  es  doch  bis  jetzt  ruhig. 

Abends  6  Uhr:  Eben  sagt  mau  für  ganz  gewiss,  dass  Frankfurt  mit  [ti7 
Capitulation  nach  einem  kleinen  Bombardement  übergegangen  sei  und  dass 
morgen  früh  um  7   Uhr  die  Franzosen  einmarschieren  würden.*) 

Freitiig  den  15.  Juli.  Morgens.  Frankfurt  soll  noch  nicht  an  die  Fran- 
zosen über  sein,  sondern  die  Kaiserlichen  einen  W'utfeustillstaud  auf  2  Tage 
geschlossen  haben.') 

Bis  jetzt  sind  immer  noch  sehr  wenige  Franzosen  hier,  wie  wir  denn 
auch  noch  keine  Kanone  gesehen  haben.  Sie  requirieren  hier,  schleppen  alles 
zusammen  und  fülirens  nach  Schwalbach  zu. 

Der  Commissär  Dmpioy  machte  von  Eppstein  aus  wiederum  eine  ['28 
Requisition  auf  800  Pfund  Hufnägel,  allein  der  hiesige  Commissär  schickte  sie 
ihm  mit  dem  Bedeuten  zurück,  dass  jeder  nur  an  dem  Ort,  wo  er  sich  befände, 
Requisitionen  erlassen  könnte. 

Gestern  machte  der  in  Dotzheim  betindliche  Commissär  Biehl  eine  Re- 
quisition auf  10  Fuhren  und  da  diese  nicht  mehr  gestellt  werden  konnten,  er- 
neuerte er  sie  mit  der  Drohung,  dass  er  gegen  die  Regierung  wüten  (savir)  wolle. 


—  *)  Es  wurdea  —  ausser  kleineren  Betriijjen  —  aus  der  Stadt  im  ganzen  4527  Oebund  Stroh, 
lUO  Gebund  zu  II  ti.,  geliefert.  —  ")  Diese  Zahl  ist  absichtlich  übertrieben.  Harceau  erhielt 
im  ganzen  2S545  Mann,  von  denen  nur  9355  der  Abteilung,  welche  vor  Mainz  lag,  zugewiesen 
waren.  Denkw.,  S.  55  u.  Tat".  V,  wo  auch  die  einzelnen  Truppengattungen  aufgezählt  sind; 
ihr  Kommandant  war  der  Brigadegeneral  Daurior.  Bei  Dotzheim  wurde  allerdings  ein  Lager, 
aber  vielleicht  für  500  Mann  aufgeschlagen,  das  später  aufgehoben  und  in  das  Erbenheimer 
Feld  verlegt  wurde.     Vergl.  unten  S.  29,  34,  50. 

14.  Juli.  •)  Am  12.  Juli  abends  6  Chr  begann  die  Boschiessung  der  Stadt  Frankfurt. 
Denkw.,  S.  52.  Finger,  S.  193.  —  '■')  Am  14.  Juli  kam  die  Kapitulation  zu  Stande,  nach 
welcher  die  Franzosen  am  16.  Juli  morgens  7  Uiir  in  Frankfurt  einrücken  sollten;  am  14.  und 
15.  Juli  sollten  die  Watfen  ruhen.    Denkw.,  S.  53.    Finger,  S.   194.    Häusser  II,  S.  tJOf. 

15.  Juli.     ')  S.  d.  vorhergehende  Aum. 


87 

Abends  kamen  sie  noch  zusammen.  Übrigens  bestätigt  sich  das  Gerücht,  d.iss 
Frankfurt  noch  nicht  über  sei,  auch  sagt  man,  dass  die  Kaiserlichen  aus  [29 
Künigstein  einen  Ausfall  gethan  und  ilen  Franzosen  eine  Schlappe  augohängt 
hätten.  —  Von  Kirbcrg  hat  der  Beamte  berichtet,  dass  sie  daselbst  noch  so 
ziemlich  glücklich  davon  gekommen  seien,  wobei  er  sogleich  eine  Sauvegarde 
verlangte,  weil  Müller  und  Bäcker  daselbst  nichts  mehr  erhalten  könnten.  In 
das  Amt  Burgschwalbach  sei  noch  kein  Franzose  gekommen.  —  In  Nassau  soll 
es  noch  so  ziemlich    hergegangen,   jedoch  die   beiden    Beamten    abwesend   sein. 

Die  Anzahl  der  Franzosen  in  der  ganzen  Gegend  ist  äusserst  gering,  wie 
denn  auch  das  Lager  bei  Dotzheim  nur  aus  500  Mann  bestehen  soll.  —  Privat- 
nachrichten zufolge  ist  in  Steintischbach  geplündert  und  von  den  Ein-  [30 
wohnern,  welche  sich  zur  Wehre  setzten,  drei  tötlich  verwundet  worden. 

Der  hier  betiudliche  Brigade-General  Becker')  sagte  heute  Morgen  dem 
hiesigen  Beamten^),  dass  er  eine  Hausvisitation  vornehmen  lassen  und  allen 
vorfindlichen  Wein,  Tuch  und  Leder  werk  in  Requisition  setzen  werde,  zu 
welchem  Ende  er  sich  heute  Mittag  bei  ihm  einfinden  solle,  um  die  Sache  zu 
arrangieren.  Der  Beamte  verfügte  sich  nun  zwar  dahin,  allein  bis  jetzt  weiss  man 
das  Resultat  noch  nicht.  Offenbar  ist  es  hierbei  auf  nichts  als  auf  eine  Prellerei  [31 
abgesehen;  denn  nie  ist  es  geschehen,  dass  ein  General  solche  Requisitionen 
machte.  Der  General  stiehlt  im  Grossen,  der  Soldat  im  Kleinen,  oder  vielmehr 
der  General  lässt  den  Raub  zuschleppen,  der  Gemeine  geht  hin  und  plündert 
den  Bürger. 

In  dem  Kloster  Eberbach  haben  die  Franzosen  113  Stück  Wein  weg- 
genommen; überhaupt  sollen  daselbst  1300  vorrätig  gewesen  sein.  Ists  da  ein 
Wunder,  wenn  der  französische  Soldat,  der  immer  vom  Wein  erhitzt  ist,  allent- 
halben reüssiert? 

Samstag  den  10.  Juli.  Heute  hat  es  sich  mit  der  Hausvisitation  wegen  [32 
Wein,  Brod  und  Lederwerk  dahin  erklärt,  dass  der  Herr  Commandant  Plaudin'j 
3  blaue  Röcke,  3  Stück  Nancjuinet,  4  seidne,  12  mässelmanne  Halstücher, 
3  feine  Hüte,  12  Hemden,  12  Strümpfe,  einige  Stücke  rotes  Tuch')  und  ein 
Pferd  haben  will  und  sich  sodann  bei  dem  General  verwenden  will,  dass  die 
Visitation  unterbleibt,  obgleich  dieser  allem  Anscheine  nach  noch  nichts  davon 
weiss.  —  Die  Lieferungen  an  Fleisch,  Wein,  Brod,  Gemüse  u.  s.  w.  in  die 
Küche  des  Generals  Becker  sind  ungeheuer  und  gehen  immer  fort. 

Ob  Frankfurt  über  ist  oder  nicht,  ist  immer  noch  ungewiss.  Unbegreiflich 
ist  es,  dass  die  Kaiserlichen,  die  mit  4000    Mann    die  Handvoll    Franzosen,  die 


')  Welche  Funktionea  derselbe  neben  dem  kommandierenden  Brigadeisfeneral  Daurier 
hatte,  ist  nicht  ersichtlich.  Nach  den  Denkw.  Urk ,  S.  94  war  er  Oeneraladjutant.  —  ^)  Amt- 
mann Müller. 

16  Juli.  M  Plantin,  Commandant  de  la  place.  —  ')  In  den  Rechnuni^en  finden  sich, 
meist  uhno  Datum,  aber  mit  der  Bezeichnung  ,tur  den  Kommandanten"  u.  a.  folgende  .\ugaben, 
welche  hierher  gehüren:  Tücher  für  dem  Kommandanten  im  ganzen  für  273  fl.;  10  Stab  super- 
fein wollblau  155  fl.;  5  St.  Moslin,  3  St.  ditto,  11  Paar  baumwollene  Strümpfe,  Sa.  86  fl.  Eine 
andere  Notiz  besagt,  dass  man  dem  Stadtkommandanten  zu  Abwendung  einer  grossen  Requisition 
aller  Tücher,  und  zu  Gewinnung  von  dessen  gutem  Willen  ein  Douceur  vun  '_'0  Karolin  gegeben 
habe,  seinem  Adjutanten  1   Karolin  (=  231  fl.)    Vergl.  unten  den  28.  Juli. 


88 

in  der  Gegend  sind,  bis  über  Idstein  hinaus  jagen  könnten,  sich  nicht  regen  [33 
und  rühren. 

Bei  Königstein  sollen  die  Franzosen  dreimal  gestürmt,  aber  jedesmal  mit 
beträchtlichem  Verlust  zurückgeschlagen  worden  sein.  —  General  Fink,  der  von 
den  Franzosen  bestochen  war,  dass  er  sie  ruhig  bei  Bendorf  über  den  Rhein 
passieren  liess,  ist,  wie  man  sagt,  gefangen  gesetzt  worden.  General  Bernadotte 
hat  sich  erkundigt,  was  der  Kömigsreiner  Festungsconmiandant  Vanca  wohl  für 
ein  Mann  sei  und  ob  man  demselben  mit  Geld  beikommen  könne:  lauter  Büttel, 
wodurch  die  Franzosen  allenrhalben  durchdringen. 

Sonntag  den  17.  Juli.  Eine  Requisition  auf  30  Stück  Vieh  ist  [34 
abgewendet  worden,  jedoch  sicher  nur  auf  kurze  Zeit.  Das  Wegnehmen  des 
Fuhrwerks  geht  immer  noch  fort,  in  kurzem  wird  gar  nichts  mehr  da  sein.  — 
Die  in  hiesiger  Gegend  gelegene  Generalität  ist  nunmehr  ganz  in  die  Stadt 
gezogen,  die  ohnedem  ungeheuren  Lieferungen  an  Fleisch,  Wein,  Brod,  Gewürz, 
kurz  an  allen  Bedürfnissen  des  Lebens  und  des  Luxus  sind  jetzt  verdoppelt. 

Gestern  Nachmittag  war  eine  starke  Bewegung  unter  den  Franzosen;  die 
im  Lager  von  Dotzheim  zogen  sich  mit  2  Kanonen  auf  den  Geisberg,  es  mochten 
ungefähr  500  Mann  sein. 

Über  das  eigentliche  Schicksal  Frankfurts  hat  man  noch  gar  keine  [35 
bestimmte  Nachricht.  Bald  heisst  es,  es  wäre  in  den  Händen  der  Franzosen, 
bald  wieder  nicht.  Man  sagt,  die  Kaiserlichen  ständen  noch  an  der  Nied,  und 
die  Franzosen  hätten  sich  bis  Friedberg  zurückgezogen.  Im  Grunde  leben  wir 
in  einer  völligen  Ungewissheit  und  wissen  nicht,  was  wir  glauben  sollen.  Heim- 
lich schmeicheln  wir  uns  immer  noch  mit  der  Hoffnung,  dass,  so  lange  Frank- 
furt noch  nicht  gefallen  ist,  die  Kaiserlichen  wieder  vordringen  können.  Wenn 
wir  auch  gleich  bei  einem  Rückzuge  der  Franzosen  etwas  mitgenommen  werden, 
80  ist  es  doch  besser,  als  wenn  man  uns  nach  und  nach  auszieht. 

So  eben  lauft  die  Nachricht  ein,  dass  die  Franzosen  bei  Erbenheim  [36 
sehr  übel  hausen;  3  Gerichtsleute  haben  sie  gebunden  und  dem  Schultheissen 
gedroht,  dass  sie  ihn  heute  aufhängen  wollten,  auch  haben  sie  daselbst  17  Carolin 
erpresst. 

Mitunter  geben  uns  die  Republicaner  auch  Stoff  zum  Lachen,  vorzüglich 
dadurch,  dass  sie  ihre  Schwäche  verbergen  wollen.  Diejenigen,  welche  gestern 
Abend  auf  den  Geisplatz  marschierten,  kamen  gerade  von  Dotzheim,  wo  sie 
die  Zeit  über  gelegen,  und  gaben  vor,  sie  kämen,  gerade  aus  Neuwied.  Es 
waren  höchstens  200  Mann,  in  2  Compagnien  geteilt,  und  diese  hatten  nicht 
weniger  als  16  Tambours  bei  sich,  die  abwechselnd  Lärm  nuichten.  Ebenso  [37 
kamen  am  stumpfen  Thor  Husaren  hereingeritten,  zogen  dem  Stadtthor  hinaus 
und  dem  neuen  herein  und  dann  durch  die  Stadt  dem  Sonnenberger  wieder 
hinaus,')  Sie  hatten  3  Trompeter  bei  sich,  die  grässlichen  Lärm  machten,  und 
wenn  man  die  Sache  bei  Licht  besah,  waren  es  54  Mann.     Nachts  machen  sie 

17.  Juli.  ')  Das  stumpfe  Thor  lag  in  dor  Gegend  der  heutigen  Synagoge,  das  Stadt- 
thor ni'ht  weit  vom  „Grünen  Wnld",  das  Neuthor  um  Ende  der  Neugasse,  das  Sonnenberger 
Thor  am   . Kitter. "    Vcrgl.  Annal.   XV,    Tat".   IL 


89 

!\llenthalben  grosse  Feuer,  damit  man  meinen  soll,  sie  seien  viele  Tausende 
stark,  da  doch  in  der  ganzen  Gegend  keine  tausend  sind. 

Heute  haben  sie  in  Bioratadt  alle  Sohouerleitern  weggenommen,  um  sie 
zu  Königstein  zum  Stürmen  zu  gebrauchen.  Sie  wollten  die  Weiber  zwingen, 
diese  Leitern  hinzutragen,  und  sperrten  sie  zu  dem  Ende  in  eine  Scheuer,  allein 
die  Weiber  brachen  ein  Loch  in  die  Wand  und  entflohen  ins  Feld.  Täglich  [38 
müssen  hier  allein  für  die  Generalität  L50  Pfund  Ochsenfleisch  geliefert  werden.') 
Gestern  Abend  sind  10  Stück  Yioh  von  einem  Commissär  genommen  worden 
und  so  eben  verlangt  er  wiederum  sechs. 

Es  scheint  nunmehr  leider  gewiss  zu  sein,  dass  Frankfurt  über  ist,  denn 
so  eben  ist  die  Post  von  daher  angekommen,  welche  diese  Nachricht  mitgebracht 
hat.  Eine  ewige  Schande  ist  es  für  die  Kaiserlichen,  dass  sie  Frankfurt,  welches 
während  des  Kriegs  soviel  gethan,  dem  Kaiser  so  grosse  Dienste  geleistet  hat, 
welches  der  Sitz  seines  Credits  war,  wo  er  alle  seine  Resourcen  zog,  dass  sie 
dieses,  ohne  nur  mit  einer  so  starken  Armee  das  mindeste  zu  wagen,  ver- 
lassen haben. 

Montag  den  18.  Juli.  In  Frankfurt  sind  140  Häuser  abgebrannt,  [39 
vorzüglich  soll  die  Judengasse  gelitten  haben.')  Die  Franzosen  haben  daselbst 
eine  Brandschatzung  von  20  Millionen  Gulden  angesetzt  und  die  ganze  fran- 
Z(")sische  Armee  muss  von  ihr  neu  gekleidet  werden.^) 

Tn  Dotzheim  hausen  die  Franzosen  sehr  übel.  Gestern  mussten  den  beiden 
Commandanten  48  Mass  Wein  für  eine  Mahlzeit  geliefert  werden.  Auch  sind 
sie  in  mehrere  Keller  eingebrochen  und  haben  unter  andern  in  einem  derselben 
400  fl.  gefunden.  —  Die  hiesigen  Lieferungen  an  Brod  und  Lebensmitteln 
gehen  ununterbrochen  fort.  Übrigens  ist  es  ruhig  und  vor  Gewalthätigkeiten 
sind  wir  so  ziemlich  gesichert.  Alle  Gartengewächse  und  Gemüse  werden  ver- 
dorben und  gestohlen. 

Dienstag  den  19.  Juli.  Gestern  war  der  Beamte  von  Elfeld  hier,  um  [40 
bei  der  Generalität  Klage  darüber  zu  führen,  weil  ein  Kind  erschossen.  —  Auf 
den  Ortschaften  des  hiesigen  Oberamtes,  besonders  in  Dotzheim  und  Schierstein, 
geht  es  jämmerlich  zu.  An  beiden  Orten  liegen  bei  1200  Mann,  die  die  Ein- 
wohner aufs  tyrannischste  behandeln;  wenn  es  so  fort  geht,  ist  in  14  Tagen 
kein  Bissen  Brod  mehr  zu  haben. 

In  Biobrich  müssen  den  Soldaten  täglich  4  Ohm  und  der  Generalität 
daselbst  V2  Ohm  sehr  guten  Weines  geliefert  werden.  —  Vom  Nürnberger  Hof 
haben  sie  bereits   14  Stück  gesoffen. 

Mittwoch  den  20.  Juli.  Alle  Lieferungen  gehen  fort,  besonders  für  den 
Tisch  der  Generäle;  weiter  fiel  nichts  vor.') 


')  Die  Fleischrechnungen  betragen  an  7000  fl. 

18.  Juli.  ')  I.  Finger,  S.  19.^.  —  ^)  Jourdan  legte  der  Stadt  Frankfurt  eine  Kontri- 
bution von  6  Mill.  Livres  und  2  Mill.  in  Naturalien  auf;  er  erhob  4  Mill.  frcs.,  2  Mi)!,  in 
Naturalien  und  80000  frcs.  für  100  Pferde.  Vergl.  v.  Oven  in  den  Mitteilungen  des  Frank- 
furter Vereins   IV^,  S.  355  f. 

20.  Juli.  ')  Der  Generalstisch  war  im  Einhorn.  Die  Rechnung  des  Wirtes  Joh.  Reinh. 
Kesseberger  [soj  betrug  schliesslich   10  436  H.   11  kr.;  allerdings  wurden  von  da  auch  ansehnliche 


90 

Donnerstag  den  21,  Juli.  Heute  erhielten  wir  die  Nachricht,  dass  [41 
in  Usingen  nicht  die  mindesten  Excesse  vorgefallen  seien.  Es  raussten  daselbst 
45,000  Pfund  Brod  und  1500  Mit.  Hafer  geliefert  worden.  Xun  ist  es  aber 
völlig  ruhig  daselbst.  —  Die  Lieferungen,  die  hier  an  Wein  und  Lebensmitteln 
geschehen  müssen,  sind  bald  uuerschwinglich.  Die  Schuldenlast,  die  dadurch 
der  Stadt  aufgebürdet  wird,  ist  ungeheuer.')  fiestern  musste  2  Offizieren,  an 
den  einen  2t3,  an  den  andern  36  Bouteillen  Wein  für  eine  Mahlzeit  geliefert 
werden.  Ein  anderer  Offizier  kaufte  sich  an  einem  Laden  für  10  fi.  Contitures 
und  Zuckerwaaren,  holte  sodann  den  Stadtamtmanu^)  dazu  und  sagte  dem 
Krämer,  die  Municipalität  würde  es  bezahlen.^)  Und  so  wird  täglich  auf  [42 
Kosten  der  Stadt  gefressen  und  gesoffen. 

Auf  die  voQ  dem  General  Dorier  [so]  neulich  gemachte  Requisition  auf  die 
Karten  von  Deutschland  suchte  man  zwar  denselben  mit  einer  davon  abzuspeisen, 
aber  er  bestand  auch  schlechterdings  auf  den  beiden  andern  und  es  musste 
desshalb  ein  Expresser  nach  Frankfurt  geschickt  werden.^)  —  Aller  hier  vor- 
rätig gewesener  Hafer  ist  nunmehr  völlig  aufgezehrt.  Privatpersonen  sind  mit 
ihrer  Einquartierung  auf  das  drückendste  belästigt,  indem  man  derselben  nicht 
Wein  genug  geben  kann,  alles  soll  im  Überfiuss  da  sein!  Was  wird  noch 
werden!  In  dem  ersten  halben  Jahr  dürfen  wir  uns  keiner  Erlösung  getrösten.  [43 
Nur  der  Friede  kann  uns  retten,  und  wenn  dieser  endlich  kommt,  sind  wir 
darnieder  getreten. 

Freitaig  den  22.  Juli  1796.  Von  Dotzheim  laufen  die  kläglichsten  Nach- 
richten ein.  Die  Franzosen,  welche  dort  im  Lager  stehen,  kommen  truppweise  in  das 
Dorf  und  nehmen  den  Einwohnern  alles  hinweg.  Alles  Gemüse,  alle  Früchte, 
besonders  die  Kartoffeln  werden  ein  Raub  der  Gierigkeit  und  des  Verderbens. 
Die  herrlichen  Früchte,  die  ihrer  Zeitigung  so  nahe  sind,  werden  abgeschnitten 
und  zu  Erdhütten  verwendet.  Aus  diesem  Lager  durchstreifen  sie  die  ganze  [44 
Gegend  und  nehmen  alle  Früchte  hinweg.  Wenige  Kartoffel -Acker  sind  bis 
jetzt  noch  verschont  geblieben,  was  noch  nicht  geraubt  ist,  wird  nächstens 
geholt  werden.  Heute  traf  ich  2  Kerls  auf  unserm  Stück,  welche  sich  einen 
Sack  Kartoffeln  ausgemacht  hatten.  Ich  ging  sie  auf  die  härteste  Weise  darüber 
an  und  schalt  sie  Spitzbuben  und  Räuber.  W^as  halfsi'  Sie  packten  den  Sack 
auf  und  gingen.  Traurige  Aussichten  auf  den  Winter.  Die  Früchte,  wovon 
wir  uns  nähren  sollen,  werden  jetzt  schon  verzehrt  und  verdorben.  Was  [45 
wird  es  werden,  wenn  wir  diese  bösen  Gäste  nicht  los  werden?  Und  dazu  ist 
leider  nicht  die  geringste  Aussicht.  Mainz  lassen  sie  unbelagert  liegen,  sie 
denken,  es  müsse  von  selbst  fallen,  und  dieses  zi(iht  unsern  unvermeidlichen 
Ruin  nach  sich.     Die  Victualien,    die  an    die    drei    hier    befindlichen  Generale') 


Lieferungen  von  Wein  an  auswärts  wohnende  höhere  Offiziere  gemacht.  Die  Rechnungen  der 
andern  Wirte  waren  geringer,  doch  betrug  die  Gesamtsumme  für  Essen  und  Wein  in  den 
Gaathäusem  22  173  Ü.  17  kr. 

21.  Juli.  ')  Siehe  die  Mitteilung  am  Ende.  —  *)  Stadtamtmann  war  Körner.  —  ^)  Die 
Rechnungen  für  Konfekt  betragen  507  ti.  45  kr.  Jedes  Pfund  Kirschen  u.  a ,  welches  ein 
General  verzehrte,  kam  auf  Rechnung  der  Stadt.  —  *j  Landkarten  wurden  im  ganzen  159  auf 
Leinwand  gezogen  abgeliefert. 

22.  Juli.     ')  Marceau;  Daurier  und  Becker, 


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geliefert  werden  müssen,  sind  ungeheuer.  So  z.  B.  müssen  an  den  General 
Marceau  täglich  20  Pfund  Rindfleisch,  ein  halbes  Kalb,  ein  halber  Hammel, 
2  (Jänse,  mehrere  Paar  Tauben,  mehrere  Paar  junge  Hahnen,  12  Citrunen, 
12   Pfund   Butter,  50  — HO  Bout.   Wein  u.  s.   w.  abgeliefert  werden. 

Samstag  deu  -^3.  Juli  17%.  Die  hiesigen  Einwohner  klagen  jämmer-  [46 
lieh  über  ihre  Einquartierung.  Die  Kerls  verlangen  mit  gezogenem  Säbel  und 
den  grössten  Drohungen  eine  Menge  Wein  und  andere  Leckerbissen  und  nicht 
selten  auch  Geld.') 

Folgenden  Vorfall  kann  ich  nicht  unbemerkt  lassen,  ob  er  gleich  eigentlich 
ausser  den  Grenzen  meines  Diarii  liegt.  Innerhalb  der  französischen  Vorposten 
weidete  die  Nordenstadter  Heerde.  Eine  starke  österreichische  Patrouille  aus 
Mainz  jagte  die  Franzosen  in  das  Dorf  zurück  und  trieb  die  Heerde  fort.  Mittler- 
weile aber  kamen  die  Franzosen  verstärkt  zurück,  nahmen  den  Deutschen  die 
Heerde  ab,  erklärten  sie  für  bonne  priso  und  verkauften  das  Stück  zu  3  H.  [47 
an  ihre  Metzger. 

So  eben  werden  11  gefangene  Rotmäntel  hier  eingebracht,  von  denen  3 
schwer  verwundet  sind;  sie  wurden  heute  Nacht  bei  Cassel  gefangen. 

In  dem  Amte  Idstein  war  eine  Requisition  auf  200  Stück  Hornvieh  und 
700  Mit.  Hafer  ergangen;  134  Stück  wurden  geliefert,  die  übrigen  66  aber 
bezahlte  der  Beamte  mit  3  Carolin  p.  Stück,  und  400  Mit.  fehlender  Hafer  mit 
2  grossen  Thalern  per  Malter,  Summa  4375  fl.     Quae  qualis  (juanta! 

Die  Festung  Königstein  soll  mit  Capitulation  sich  ergeben  haben'),  weil 
die  Franzosen  die  Wasserleitung  dahin  vernichtet  haben  sollen.  Allein  das  [48 
ist  nach  meiner  Meinung  ein  blosser  Vorwand  zur  Übergabe,  indem  sich  die 
Franzosen  mehrere  Monate  darauf  gehalten  haben  und  die  Preussen  damals^) 
wohl  auch  die  Wasserleitung  ruiniert  haben  werden. 

Sonntag  den  24.  Juli.  Heute  wiederum  Gottesdienst  gehalten  und  zwar 
auf  Anstiften  der  Herrn  Str.  und  R.  —  Was  es  mit  Mainz  noch  werden  soll, 
weiss  Gott.  Die  Franzosen  sind  hier  herum  äusserst  schwach  und  kimnen 
unmöglich  etwas  unternehmen.  Ihr  Plan,  sagt  man,  sei,  die  Carthäuser  Au') 
zu  occupieren  und  sodann  Mainz  von  der  Rheinseite  zu  stürmen.  —  Heute  [49 
müssen  200  hiesige  Einwohner  auf  dem  Hessler'')  Schanzen  aufwerfen.*) 

Montag  den  25.  Juli.  Gestern  Abend  erging  eine  Requisition,  dass 
17  hiesige  Bäcker  täglich  20,000  Pfund  Brod  backen,  nichts  desto  weniger  aber 
noch  täglich  4000  Pfund  von  der  Stadt  geliefert  werden  sollen. 


o 


23.  Juli.  ')  Es  war  also  die  oben  erwähnte  Proklamation  vom  21.  Juli  ohne  Erfolg. 
Sie  wurde  nachher  mehrfach  —  auf  Kosten  der  Stadt  —  neuabgoilruekt,  wohl  ebenso  ver- 
jebiicli.  —  ')  Küni^'atein  ergab  sich  am  26.  Juli.  Finger,  S.  195.  —  ^)  im  Jahre  17'J3  ergab 
sich  Königstein  erst  nach  dreimonatlicher  Belagerung  (vom  8.  Dezember  1792  bis  8.  März  1793) 
an  die  Preussen.  Klein,  Geschichte  von  Mainz  während  der  ersten  französischen  Üccupation, 
S.  282. 

24.  Juli.  ')  Insel  im  Rhein  bei  Mainz,  früher  im  Besitz  der  Karthäuser  zu  Mainz.  — 
*)  Bezirk  im  Felde  zwischen  Biebrich  und  Erbenlieim.  —  ^)  Eine  offizielle  Liste  der  Bewohner 
von  Wiesbaden  aus  dem  Jahre  1801  weist  505  Bürger  auf. 


92 

Was  von  »len  hier  hetindliohen  (Generälen  auf  Kosten  der  Stadt  gefressen 
und  »■esotien  wird,  ist  ungeheuer.  Ihr  Ruin  ist  daher,  wenn  es  so  fort  dauert, 
unvermeidlich.  Zwei  Sahnen  mussten  heute  gekauft  werden,  welche  die  Stadt 
allein  f>3   tl.  kosteten.') 

Dienstag  den  *26.  Juli  17%.  Die  Erpressungen  auf  den  Ortschaften  [50 
gehen  immer  fort.  In  Biebrich  soll  e«  jämmerlich  aussehen.  In  dem  Amt 
Burt^schwalbach.  wohin  his  jetzt  noch  kein  Franzos  kam,  fangen  sie  jetzt  auch 
an  zu  rauben.  —  Die  Lieferungen  in  hiesiger  Stadt  für  die  Generals  und  Ge- 
meine dauern  fort  und  sind  fast  nicht  mehr  zu  erschwingen.  —  Heute  ver- 
breitete sich  das  Gerücht,  dass  die  Franzosen  eine  Schlappe  bei  Aschatfenburg 
bekommen  hätten. 

Mittwoch  den  27.  .Juli.  In  Erbenheim  sind  die  Einwohner  äusserst  be- 
drängt; das  Lager,  welches  in  Dotzheim  war,  ist  jetzt  dort,  und  [die  Soldaten] 
hausen  jetzo  da,  wie  vorhin  in  Dotzheim. 

Donnerstag  den  28.  .Juli.  In  Hessloch,  Auringen,  Xaurod  haben  [51 
5  französische  Artilleristen  seit  2  Tagen  dreimal  geplündert,  den  Schultheissen 
in  die  Stücke  gehauen  und  seine  Frau  tot  geschlagen.  Sie  haben  daselbst 
me-hrere  100  fl.  erpresst  und  abscheulich  gehaust.  Aus  Naurod  sind  alle  Ein- 
wohner entflohen. 

Der  hiesige  Commandant  Plantin,  welcher  schon  20  Carolin,  12  Paar 
Strümpfe,  3  Stücke  Xanquinet  u.  s.  w.  bekommen  hat'),  will  nunmehr  noch 
40  Carolin  haben,  unter  dem  Yorwand,  dass  er  die  ersten  Carolin  mit  seinem 
Adjutanten  habe  teilen  müssen. 

Die  Xot  und  das  Elend  sowohl  wegen  der  Lieferungen  an  Generäle  und 
Truppen,  als  auch  wegen  der  Plünderungen  ist  fast  aufs  höchste  gestiegen. 

Heute  Morgen  sind  die  Geiseln  von  Frankfurt  hierher  gebracht  worden'),  [52 
ein  Zeichen,  dass  die  Franzosen  eben  nicht  mehr  zum  festesten  stehen  müssen. 
Die  Nachricht,  dass  sie  eine  Schlappe  bei  Gelnhausen  bekamen,  bestätigt  sich. 
Ob  man  heften  darf,  ohne  getäuscht  zu  werden?    Nein. 

Abends:  Die  Hoff'nungen,  mit  denen  wir  uns  labten,  sind  leider  nichts  als 
Täuschungen  gewesen.  Eher  als  wir  Frieden  haben,  haben  wir  keine  Erlösung 
zu  hoff'en. 


26.  Juli.  ')  In  Betreff  dieser  Salmen  ist  unser  Berichterstatter  ungenau  unterrichtet. 
Nach  den  Rechnungen  für  Fische  wurden  an  diesem  Tage  4  Salmen  von  53  Pfund  zu  53  fl. 
für  «lie  Tafel  der  drei  Generäle  gekauft.  Sonst  wurde  das  Pfund  zu  einem  halben  Gulden 
berechnet.  Fische,  namentlich  Aal,  und  Krebse  waren  neben  Salmen  sehr  beliebt.  Die  Rech- 
nung für  sie  betragt  214  fl.  33  kr.;  100  Krebse  werden  zu  1  fl.  20  kr.  bis  2  fl.,  das  Pfund  .\al 
zu  32  kr.  berechnet.  Um  Ersparnisse  in  der  Küche  herbeizuführen,  machte  man  am  27.  August 
dem  Koch  des  Generals  Marceau  ein  Geschenk  von  11  fl.,  dem  Bedienten  von  5 '/a  fl. ;  dem 
Koch  des  Generals  Daurier  gab  man  8V2  fl.  und  dazu  5'/..  fl.  für  neue  Hemden,  dem  Koch 
lies  Generals  Becker  8 '/^  fl.:  bei  der  Abreise  verlangte  der  Koch  des  Generals  Marceau  noch 
7  fl.   12  kr. 

28.  Juli.  ')  S.  0.  S.  32,  Anm.  —  ^)  Marceau  war  am  27.  .Juli  in  Frankfurt  eingetroff"en 
und  Hess  sofort  in  der  Nacht  8  Magistratsmitglieder  als  Geiseln  aufheben  und  abführen.  Sie 
waren  schon  bis  Bingen  gekommen,  um  nach  Charlemont  gebracht  zu  werden,  als  sie  nach 
Wiesbaden  beordert  wurden.     Finger,  S.   195. 


93 

Freitag  den  29.  Juli.  Zu  unserm  Unglück  hatte  sich  fast  noch  ein 
eben  so  grosöes  gesellt.  Vergangene  Nacht  ','*  auf  zwölf  tiinte  plötzlich  die 
Sturniglucke.  Wir  sprangen  von  unserm  Lager,  aus  dem  ersten  Schlafe  [53 
geweckt,  auf  und  der  erste  Gedanke,  der  uns  boitiel,  war,  die  Franzosen  werden 
sich  der  Gelegenheit  bedienen,  während  des  Feuers  in  die  Häuser  einbrechen 
und  alles  plündern.  Niemand  wagte  sich  daher  anfänglich  aus  seinem  Hause, 
so  dass  der  Brand  schon  in  3  Häusern  von  dem  Reichsapfel  an  bis  in  die 
warme  [Gasse]')  wütete.  Jedoch  wurden  bald  solche  Anstalten  getroffen,  dass 
das  Feuer  gedämpft  ward.  Es  gingen  dabei  auch  weiter  keine  Excesse  vor, 
als  dass  im  Reichsapfel  von  Soldaten,  die  sich  hinein  gedrungen  hatten,  Bett- 
und  Weisszeug  gestohlen  wurde.     Um  2  war  der  Brand  gelöscht. 

Morgens  früh  von  4  bis  gegen  9  Uhr  hörte  man  hiereine  ununterbrochene  Cano- 
nade und  Pelotonfeuer.  Es  schien  jenseits  des  Rheins  zu  sein  und  bestätigte  [54: 
sich  auch  dahin,  dass  eine  Division  von  10,000  sich  gegen  Mainz  genähert  und 
dasselbe  habe  eiuschliessen  wollen.  Allein  heute  Morgen  hätten  die  Östreicher 
einen  Ausfall  über  das  Jägerhaus  und  Xiederolm  gemacht,  wären  den  Franzosen 
in  die  Flanke  gekommen  und  hätten  sie  mit  ziemlichem  Verlust  zurückgetrieben.') 

Heute  haben  die  Lieferungen  von  Brod,  Hafer,  Heu  an  die  französischen 
Truppen  ihr  Ende  genommen,  indem  nichts  mehr  zu  liefern  da  ist. 

Diesen  Mittag  haben  6  Chasseurs  ä  cheval  eine  alte  60jährige  Frau  [55 
dergestalt  missbraucht,  dass  sie  von  2  Männern  nach  Hause  geführt  werden 
musste,  und  sehr  übel  zugerichtet  war.     Teufelei  und  kein  Ende! 

Samstag  den  30.  JuH.  Die  nämlichen  Chasseurs,  welche  gestern  die  obge- 
dachte  Frau  so  sehr  misshandelten,  haben  auch  den  Schultheissen  von  Dotzheim  mit 
Schlägen  und  Säbelhieben  übel  zugerichtet.  Es  sollte  zwar  untersucht  werden,  indem 
die  Thäter  genau  bekannt  sind;  allein  die  Leute  mussten  unverrichtetersache  wieder 
abziehen.  Heute  Mittag  wurde  ein  Franzose,  der  im  Felde  stahl,  wacker  durchge- 
prügelt, allein  die,  welche  ihr  Eigentum  verteidigt  hatten,  wurden  gefangen  gesetzt. 

Ein  hiesiger  Einwohner  Namens  Hahn,  dessen  Weib  einige  notzüchtigen  [56 
wollten  und  die  sich  deswegen  zur  Wehr  setzte,  wurde  gefänglich  eingezogen 
und  bekam  auf  Befehl  des  Generals  Daurier  eine  Tracht  Schläge,  indessen 
die  schändlichen  Buben,  die  die  Schandthat  verüben  wollten,  mit  einem  leichten 
Verweis  entlassen  wurden.  Voila  les  bons  ordres!  Wie  ich  eben  erfahre,  bekam 
er  die  L5  Prügel,  weil  er  auf  die  Republik  gescholten  habe. 

Sonntag  den  31.  Juli.  Die  Gcwaltthätigkeiten  steigen  immer  höher,  bald 
wird  niemand  seines  Lebens  und  Eigentums  mehr  sicher  sein.  Eine  ausser- 
ordentlich traurige  Begebenheit  hat  sich  heute  ereignet,  die  vielleicht  ein  fürch- 
terliches Ende  nimmt,  wo  ein  durchaus  unschuldiger  Mann  auf  eine  unverant- 
wortliche Weise  sein  Leben  einbüssen  kann.  Die  Geschichte  ist  diese.  An  dem 
Hause  des  Schulmeisters  Grimm  zu  Erbenbeim    wurde    ein  Bube    von    den  [57 


20.  Juli.  ')  Das  Wort  Gasse  fehlt  in  der  Handschrift.  Die  warme  Gasse  ist  die  jetzige 
Spiegelgasse.  —  ^)  Am  29.  Juli  machte  die  Mainzer  Besatzung  einen  Ausfall  auf  dem  linken 
Rheinufer,  musste  sich  jedoch  auf  ein  geschicktes  Manöver  des  Generals  Hardy,  welcher  sie 
eiiizuschliessen  drohte,  umkehren.     Denkw.,  S.  57.    Uardy  hatte  SS30  Mann.    Denkw  ,  Taf.  V 


94 

Franzosen  wahrgenommen,  welcher  immer  um  das  Haus  herum  schlich.  Sie 
nahmen  ihn  beim  Kopf,  visitierten  ihn  und  fanden  einen  Brief,  worauf  der  Bube 
sao-te,  sein  eigner  Vater  und  der  Schulmeister  seien  kaiserliche  Spione.  Der 
Grimm  wurde  sogleich  arretiert  uud  mit  Banden  in  den  hiesigen  Stadtthurm 
gebracht.  Die  franzltsischen  Generale  Pille')  und  Becker  sowie  der  Commandaut 
Phintin  sagten,  dass  der  Mann  auf  der  That  ertappt  worden,  alles  khir  sei  und 
derselbe  von  dem  niederzusetzenden  Kriegsgericht  zum  Strang  oder  erschossen 
zu  werden  condemniert  würde.  Alles  streitet  indessen  für  die  Unschuld  dieses 
unglücklichen  bedauernswürdigen  Mannes.  Er  ist  rechtschaffen,  vernünftig,  an- 
gesehen und  wohlhabend.  Das  einzige,  'syas  gegen  ihn  ist,  ist  die  Aussage  [58 
des  verloffenen  Bettelbubcn  uud  eines  kauderwelschen,  unverständlichen  und  ohne 
Sinn  und  Vernunft  gesclu-iebenen  Briefes  ohne  Unterschrift  und  ohne  Datum, 
worin  nichts  als  etwas  von  2  Kanonen  vorkommen  soll.  Die  Lage  dieses  be- 
dauernswürdigen, nach  jedermanns  Überzeugung  unschuldigen  Mannes  ist  er- 
schrecklich. Zwar  hat  sich  'der  Herr  Präsident  Kruse-')  seinethalben  beim 
General  Daurier  verwendet,  allein  er  konnte  nichts  ausrichten,  weil  bereits  ein 
Kriegsgericht  niedergesetzt  sei. 

Dieser  Vorfall  hat  nun  auch  die  Folge  gehabt,  dass  den  Orten  Erbenheim, 
Mosbach  und  Biebrich  verboten  worden  ist,  ihre  nach  Cassel  zu  liegende  [59 
Ernte  einzuthun. 

Den  1.  August  Montag.  Schon  sind  auf  Kosten  hiesiger  Stadt  60  Paar 
Stiefel  verfertigt  worden,  und  heute  ist  wieder  eine  Requisition  auf  100  Paar 
ergangen.')  Zu  den  Tafeln  der  hier  befindlichen  drei  Generale  müssen  täglich 
o-eliefert  werden  3  Kälber,  3  Hammel,  3  Paar  junge  Hahnen,  12  Paar  Tauben, 
8  alte  Hühner,  8  Schinken,  50  Pfund  Butter,  150  Eier,  25  Pfund  Kaffe,  50  Pfund 
Zucker  u.  s.  w.  u.  s.  w.-) 

Von  dem  General  Moreau')  ist  die  Versicherung  gegeben  worden,  dass 
die  Sache  des  Schulmeisters  Grimm  in  der  Ordnung  untersucht  werden  solle. 

Den  t>.  August  Dienstag.  In  unserm  Unglück  gesellt  sich  noch  die  [60 
fortdauernde  und  immer  zunehmende  und  jetzt  überall  verbreitete  Viehseuche. 
"NVas  die  Franzosen  nicht  wegschleppen  und  aufzehren,  das  rafft  diese  vollends 
auf.  —  Von  den  neulich  für  93  fl.  gekauften  Salnien  soll  der  hiesige  Stadtrat 
den  französischen  Generälen  die  Hälfte  zum  Präsent  gemacht  und  die  andere 
Hälfte  auf  dem  Rathause  verzehrt  haben,  sowie  denn  die  hiesige  Bürgerschaft 
die  grössten  Klagen  über  die  Municipalität  führt,  weil  sie  jetzt  auf  Kosten  der 

31.  Juli.  ')  Pille  war  Adjudant  general  et  chef  de  l'ötat  major,  wie  er  sich  unter- 
zeichnet. —  ')  Karl  Friedrich  Freih.  v.  Kruse,  geb.  1738,  seit  1768  Präsident  der  Regierung 
der  Herrschaft  Wiesbaden,  ein  hochverdienter  Beamter;  f  1806.  Vergl.  die  Biographie  des- 
selben von  K.  Schwartz  in  der  Allg.  Deutschen  Biographie. 

1.  August.  ')  Für  Leder,  Schuhe,  Stiefel  und  Sattelwerk  wurden  Rechnungen  aus- 
gestellt, die  sich  im  ganzen  auf  ca.  2200  H.  belaufen.  —  -)  An  dieser  Tafel  speisten  in  der 
Regel'  —  abgesehen  von  den  Bedienren  u.  s.  w.  —  20—40  Personen  des  Mittags  und  Abends. 
Die  Kosten  für  Geflügel,  Butter,  Eier  u.  dergl.  betrugen  schliesslich  ca.  1650«.  —  ')  Schreib- 
feliler  für  „Marceau." 


95 

Stadt  ungeheuer  schwelge;  mehr  ist  es  gewis;?,  dass  die  edlen  Herrn  sich  nichts 
ahgehen  lassen  und  jeden  Abend  ihrer  unbewusst  sind. 

Mittwoch  den  *{.  August.  Heute  musste  von  jedem  Bürger  eine  [61 
Leiter  geliefert  werden,  welche  die  Franzosen  auf  Wägen  luden  und  fortfahren 
liessen ;  zu  welchem  Endzweck,  weiss  ich  nicht. 

In  der  Stadt  leben  wir  jetzt  ziemlich  ruhig  und  unturbirt.  —  Die  Ernte 
hat  ihren  Anfang  genommen  und  es  wird,  ohnerachtet  des  Mangels  an  Fuhren, 
eine  ziemliche  (Quantität  Getreide  eingebracht.  Zum  Glück  hat  das  Regen- 
wetter aufgehört  und  wir  haben  jetzt  sehr  warme  schöne  Tage.  Der  Schaden, 
welcher  in  den  Feldern  verübt  worden  ist,  ist  lange  nicht  so  beträchtlich,  als 
man  ihn  Anfangs  machte.  Freilich  leiden  einzelne,  welche  es  hauptsächlich 
traf,  hart  genug  darunter. 

Donnerstag  den  -t.  August.  Endlich  hat  sich  der  General  Daurier  [62 
bequemt  seinen  Tisch  mit  Wein  aus  dem  Klooter  Erbach  zu  versehen,  allein 
den  übrigen  Generälen  muss  er  noch  von  der  Stadt  geliefert  werden,  ob  sie 
gleich  aus  dem  Kloster  Erbach  genug  bekommen  haben,  welchen  sie  aber  um 
ein  geringes  Geld  verkaufen. 

Keine  geringe  Bescliwerde  für  die  hiesigen  Bewohner  ist  das  Schanzen 
bei  Biebrich;  täglich  muss  eine  beträchtliche  Anzahl  dahin. 

Von  dem  eingesteckten  Schulmeister  Grimm  aus  Erbenheim  hört  man, 
dass  jetzo  gar  keine  Rede  mehr  von  einem  seinethalben  zu  haltenden  Kriegs- 
gericht sei,  indem  sie  selbst  einsehen,  dass  diesem  Manne  schlechterdings  nichts 
aufzubürden  sei.  Indessen  halten  sie  ihn  immerfort  gefangen  und  werden  ihn 
nicht  eher  loslassen,  als  er  genug  gegeben  hat, 

Freitag  den  5.  August.  Von  der  Brandschatzung,  die  wir  bezahlen  [63 
sollen,  hört  man  greuliche  Nachrichten.  Die  Stadt  Wiesbaden  soll  allein 
200,000  Livres  und  das  übrige  Land  150,000  L.  bezahlen. 

Heute  Abend  verbreitete  sich  das  Gerücht,  dass  die  Franzosen  bei  Bam- 
berg geschlagen  worden  seien.^) 

Samstag  den  6.  August  1796.  Heute  Morgen  ist  der  Schulmeister  Grimm 
aus  seinem  bisherigen  Arrest  im  Stadtthurm  auf  Verwendung  der  Regierung, 
welche  sich  auch  für  ihu  verantwortlich  erklärt,  in  das  Zuchthaus  gebracht 
worden,  woselbst  er  ordentlich  behandelt  wird. 

Gestern  Abend  ist  Herr  Advocat  Götz  von  seiner  Expedition,  die  Los- 
gebung  der  Fuhren  betr.,  unverrichteter  Sache  wieder  angekommen.  Er  konnte 
aus  dem  Grunde  nichts  ausrichten,  weil  die  Kaiserlichen  Verstärkung  erhalten 
und  sich  zwischen  Bamberg  und  Schweinfurt  gesetzt  haben.') 

Heute  Nachmittag  ist  auf  Veranstaltung  des  Gommandanten  Plantin  [64- 
eine  Hausvisitation  vorgenommen  worden,  woher  uns  denn  auch  mit  6  Mann 
Einquartierung  gedroht  wurde. 


6.  August.    ')  Auch  in  Frankfurt  war  das  Gerücht  verbreitet;  Finger,  S.  197,    Es  war 
vielleicht  entätanden  wegen  der  Gefechte,  welche  die  Denkw.  S.  63  erwähnen. 

6.  August.     ')  Der  Advokat  Götz    sollte    das  verloren   gegangene  Zugvieh    aufsuchen: 


seine  Reisekosten  betrugen  54  tl.  33  kr. 


96 

Sonntag  den  7,  AuuüJ^t.  Notre  mal  est  sans  remede!  Täglich  wieder 
schlimmer  und  rrauriger.  Fast  ist  es  nicht  mehr  auszustehen.  Nach  und  nach, 
furcht'  ich,  wird  sich  jedermann  entfernen,  der  sich  nur  wegdrüi'ken  kann.') 

Den  8.,  9.,  10.  u.  11.  August  tiel  weiter  nichts  besonderes  Merkwürdiges 
vor.  Von  Mainz  aus  wurden  die  Kanonaden  sehr  heftig,  um  die  Franzosen  an 
dem  Schanzen  unter  Biebrich  zu  verhindern. 

Die  Lieferungen  an  Brod  haben  aufgehört,  hingegen  [die]  an  Hafer,  Heu 
und  allen  Arten  von  Lebensmitteln  zu  den  Tafeln  der  Generäle  gehen  ununter- 
brochen fort. 

Samstag  den  '20.  August  1T96.  Da  es  mit  unsern  Gästen  immer  [65 
im  alten  Train  blieb,  folglich  keine  neuen,  besonderen  Vorfälle  sich  ereigneten, 
so  blieb  mein  Tagebuch  liegen.  Das  Merkwürdigste,  was  seitdem  vorfiel,  war 
die  angesetzte  Contribution,  welche  sich  auf  250,000  Livres  belief,  deren  Be- 
zahlung aber  wegen  dazwischen  gekommenen  Friedensverhandlungen  aus- 
gesetzt blieb.') 

Heute  Nacht  2  Uhr  that  die  Besatzung  von  Mainz  einen  heftigen  Ausfall 
jenseits  Mainz  und  nach  Hochheim  zu.  Die  Franzosen  sollen  im  Schlaf  über- 
rascht und  sehr  stark  mitgenommen  worden  sein.  Von  ihnen  wurden  3  Kanonen 
erobert  und  2  Schanzen  genommen.  Ihr  Verlust  soll  sich  auf  einige  1000  [66 
belaufen.*) 

Heute  sagt  man  wieder,  dass  die  Franzosen  über  die  Donau  gesetzt  hätten, 
aber  mit  einem  Verlust  von  5000  Mann    zurückgeschlagen  worden    seien.     Die 


7.  August.  ')  Hier  ma«,'  eine  Notiz  über  die  Frequenz  der  Kur  Platz  finden.  Im  Mai 
betrug  die  Zahl  der  Kurfremden  nach  der  Fremdenliste  204,  sank  im  Anfang  Juni  auf  122, 
hob  8ich  dann  wieder  bis  zum  11.  Juli  auf  180.  Am  25.  Juli  waren  noch  26  ältere  Gaste 
anwesend  und  3  neue  hinzugekommen;  am  8.  August  fanden  sich  neben  14  älteren  5  neue  vor; 
am  15.  Auuust  .sind  13,  am  22.  .\ugust  12,  am  29.  August  27,  am  5.  September  14  und  am 
12.  September  7  neue  anwesend,  während  von  den  älteren  jedesmal  etwa  25  aufgezählt  werden. 
Am  19.  September  hatte  sich  die  Zahl  der  Neuangekommenen  wieder  auf  66  gehoben.  Die 
wenigen  Reisenden  in  den  Gasthäusern  waren,  wie  es  scheint,  Lieferanten.  Merkwürdig  ist, 
dass  die  Preise  der  Lebensmittel  nur  wenig  von  denen  im  .Vpril  verschieden  sind,  wie  folgende 
Zusammenstellung  beweist: 

18    April.  1    -Vuijust. 

Ochsenfleisch 13  u.   11  kr.  15  u.   14  kr. 

Kuhfleisch '.11  „  H 

Kalbfleisch 10  „  H 

Schweinefleisch  ......     II  „  1-               n 

1  Brod 25V*  n  31'/2 

1   Pfund  Butter 36  „  32 

'/«Hundert  Eier 24  ,  24                „ 

1    Mit.  Korn 12  fl.   :J0  ,  10  fl. 

1     ,      Gerste 8  ,  ,  6  ,    30    , 

1      .      Hafer 6  ,  ,  6  , 

1      ,      Waizen 16   ,   30  ,  14   , 

20.  August.      ')  Von  dem  Betrag  der  von  der  Stadt  zu  zahlenden  Kontribution  wurde 

am  29.  Augu.st  ein  Ziel  bezahlt  mit   1299  fl.   11   alb.  2  Pf.   —   M   Von  die.sem  Ausfall   berichtet 

Finger,  S.  201,  dass  er  sich  bis  Weilbaoh  und  Wiesbaden  ausdehnte  und  dass  die  Franzosen 

dabei    etliche  100  Mann    verloren;    erst    als    sie    Hülfe  unter  General  Bonnet    erhielten,    zogen 


97 

Ostreicher    sollen    4ri0,000    Mann    Verstärkung   erhalten  haben  und  ihr   Haupt- 
quartier wieder  in  Nürnberg  sein.     Allein  das  sind  eitel  Possen!'; 

Den  27.  August  1796.  Ssimstag.  Heute  kam  endlich  der  Schulmeister 
Grimm  wieder  los.  Die  Ordre  des  Generals  Daurier  lautete:  le  maitre  d'ecole 
d'Erbenheim  sera  mis  en  liberte  aussi  que  Tenfant, 

Also  wurde  doch  der  unschuldige  Mann  auf  Anklage  eines  Kindes  ge- 
fangen genommen,  misshandelt  und  6   Wochen  lang  in  Arrest  behalten. 

Um  '/2I2  Uhr  Mittags  gabs  auf  einmal  einen  gewaltigen  Allarm.  Alle  [67 
hier  befindlichen  Franzosen  eilten  über  Hals  und  Kopf  zum  Thore  hinaus,  alles 
packte  und  rüstete  sich  zum  Abmarsch.  Man  hiirte  eine  sehr  starke  Kanonade, 
und  das  ausgerückte  Militär  kam  erst  gegen  3  Uhr  zurück.  —  Nun  erfuhr 
man,  dass  die  Kaiserlichen  heute  Morgen  einen  Ausfall  gethan  und  eine  Schanze 
bei  der  Donnermühle  unterhalb  Hochheim  demoliert  und  einige  Kanonen  ge- 
nommen hatten,  dass  aber  um  ^Iil2  Uhr  alles  vorbei  gewesen  sei.  Das  war 
der  ganze  Spectakel,  um  den  sich  die  Herren  so  ängstigten.') 

Heute  ist  dann  auch  die  schon  lang  gefürchtete  Requisition  oder  Con- 
tribution  von  Wetzlar  angekommen.  Sie  besteht  aus  2000  Centnern  halb  [68 
Waiz  halb  Korn,  2000  Centn.  Hafer,  600  Centn.  Stroh,  1000  Centn.  Heu, 
400  Stück  Hornvieh,  3000  Peilen  Branntwein  und  40  Fuhren.  Wo  das  zu  er- 
schwingen ist,  weiss  Gott.  Der  fürchterlichste  Gedanke  ist,  dass  allem  An- 
sehen nach  unsere  Gäste  bei  uns  Winterquartiere  machen  werden,  und  dann 
sind  wir  verloren. 

Das  Schanzen  bei  Cassel  geht  immer  fort,  es  ist  eine  äusserst  drückende 
Last  für  die  Unterthanen.  Es  sind  auch  bereits  einige  Leute  hart  verwundet 
und  gestern  Abend  zwei  erschossen  worden. 

Den  *28.  Angust  Sonntag.  Die  Regierung  hier  befindet  sich  gegenwärtig 
in  eiuer  äusserst  misslichen  Lage;  der  Commissär  Gauthier  zu  Wetzlar  [69 
dringt  auf  die  Bezahlung  eines  Teiles  der  Contribution  und  hat  zu  dem  Ende 
einen  Termin  bis  auf  nächsten  Donnerstag  gesetzt'),  wo  im  Ausbleibungsfalle 
mit  der  schärfsten  Execution  gedroht  ist;  wird  nun  bezahlt,  so  ist  die  Summe 
ohne  Anstand  verloren,  weil,  im  Falle  der  Vertrag  oder  Friede  mit  den  Fran- 
zosen zu  Stande  kommt,  auf  das,  was  bezahlt  ist,  nicht  reflectiert  werden  wird; 
und  bezahlt  mau  nicht,  so  kann  dieses  noch  grössere  Kosten  und  Ungemach 
nach  sich  ziehen. 

Montag  den  29.  Angust.  Gestern  und  heute  spricht  man  wieder  stark 
von  dem  Vorrücken  der  kaiserlichen  Armee  unter  Wartensleben.  Einige  sagen, 
sie  sei  in  Nürnberg,  andere  in  Würzburg  —  im  Grunde  ist  es  sicher  nichts 
als  leeres  Geschwätz.') 


sich  die  Östreicher  zurück.  Denkw.,  S.  57.  —  ')  Vom  19.  August  an  wandte  sich  der  Erz- 
herzog niit  überlegener  Streitmacht  gegen  Jourdan  und  bereitete  die  Entscheidung,  welche 
demnächst  bei  Amberg  fiel,  vor.     H ausser  II,  S.  65. 

27.  August.  ')  Auch  von  diesem  Ausfall  berichtet  Finger,  S.  202. 

28.  August.     ')  Siehe  zum  20.  August  Anm.  1. 

29.  August.     ')  Diesmal   nicht;    am    24.   August   hatte    Erzherzog   Karl   den    Sieg    bei 
Amberg  erfochten  und  besetzte  am  1.  September  die  Höhen  bei  Würzburg.    Hau ss er  II,  S.  66. 

7 


98 

Dienstag  den  30.  Augu>t.  Heute  Morgen  um  '  iT  Uhr  liürten  wir  [70 
auf  einmal  einen  fürchrerlichen  Schlag  mit  einem  starken  Xachrollen.  Anfangs 
glaubte  man,  es  sei  ein  französischer  Pulverwageu  —  hernach  aber  hörte  man, 
es  sei  ein  Laboratorium  in  Mainz  gewesen,  welches  sieh  dann  bestätigt  hat. 

Sonderbar  ist,  dass  sich  das  Gerücht  von  einem  Rückzug  der  Franzosen 
erhält.  Selbst  in  der  Hanauer  Zeitung  liest  man  es.  Aus  der  Gegend  von 
Frankfurt  soll  die  Bagage  schon  nach  Königstein  gebracht  worden  sein.  Tempus 
docebit. 

Mittwoch  deu  31.  August  Abends.  Die  Sage  von  einem  Rückzuge  der 
Sambre-  und  Maas-Armee  hat  sich  den  ganzen  Tag  über  erhalten  und  bestätigt. 
Einige  sagen  sogar,  Jourdan  sei  schon  in  Frankfurt.    Hier  ists  noch  ganz  ruhig. 


Donnerstag  den  1.  September.  Die  Retirade  der  Franzosen  scheint  [71 
nun  gewiss  zu  sein.  General  Jourdan  soll  bereits  in  Frankfurt  eingetroffen  sein. 
Auch  <lie  Armee  des  Generals  Moreau  ist  vom  Erzherzog  Karl  geschlagen  worden.') 

Freitag  den  2.  September.  Heute  Nacht  haben  die  Franzosen  vieles 
aufgepackt  und  fortgefahren,  und  gegenwärtig  sind  sie  noch  damit  beschäftigt. 
Übrigens  halten  sie  sich  sehr  still.  Das  Härteste  steht  uns  jetzt  noch  bevor, 
nämlich  das  Geiselnehmen. 

Eodem,  Abends  8  Uhr.  Unsere  Hoffnungen  sind  nun  leider  wieder 
gänzlich  gesehwunden.  Die  Kaiserlichen  hatten  zwar  bei  Amberg  gesiegt  und 
waren  bis  Nürnberg  vorgedrungen;  allein  sie  zogen  sich  wieder  zurück,  und  [72 
die  Franzosen  dringen  wieder  vor.  Da  wir  abermals  getäuscht  worden,  so 
wolleq  wir  auch  ferner  der  Hoffnung  einer  Erlösung  keinen  Raum  geben;  denn 
allem  Anschein  nach  können  die  Kaiserlichen  niemals  wieder  bis  in  die  hiesige 
Gegend  vordringen,  wenn  sie  auch  in  einzelnen  Schlachten  glücklich  sein  solUeu. 

Aber  düsterer  und  trauriger  werden  immer  unsere  Aussichten;  was  wirds 
erst  noch  werden,  wenn  wir  diese  Menschen  noch  einen  ganzen  Winter,  wie 
68  den  Anschein  hat,  behalten  sollenl'' 

Samstag  den  3.  September.  Bloss  notitiae  causa  will  ich  hier  anmerken, 
dass  heute  Abend  ein  Circular-Schreiben  an  alle  Postmeister  gekommen  sein  [73 
soll,  worin  dieselben  avertiert  werden,  dass  die  völlige  Retirade  der  Franzosen') 
Über  Gelnhausen  und  Wetzlar  da  sei.  Ebenso  wird  gesagt,  dass  die  Bauern 
im  Fuldaischen  aufgestanden,  viele  Franzosen  erschlagen")  und  selbst  den 
General  Ernouf^)  eingeschlossen  hätten.  Wenn  ichs  einmal  mit  meinen  eignen 
Augen  sehe,  will  ichs  glauben. 

Sonntag  den  4:.  September.  Gestern  Abend  ist  endlich  der  Präsident 
wieder  angelangt,  was  er  mitgebracht  hat,  darauf  bin  ich  sehr  begierig. 


1.  September.     ')  Beide  Gerüchte  waren  irrig. 

3.  September.  ')  An  diesem  Tage  fand  die  Schlucht  bei  Wiirzburg  statt,  welche  die 
Niederlage  der  Maas-Sambre-Aruiee  vollendete.  Da  die  Strasse  nach  Frankfurt  verlegt  war, 
80  nahm  sie  den  Rückzug  durch  die  Rhön  nach  der  Lahn.  Iläusser  II,  S.  56  f.  Denkw.,  S.  117. 
—  *)  Die  Bauern  im  Fuldaischen  und  Franken  erhoben  sich  zur  Züchtigung  der  fremden  Be- 
dränger und  fügten  ihnen  grosse  Verluste  bei.  Häusserll,  S.  67.  —  ^j  Ernouf  war  Chef  des 
Generalatabs;  am  7.  September  erschien  er  zu  Frankfurt.     Finger,  S.  2U6. 


99 

Gestern  Abend  ist  ein  Bürger  von  Mosbach  '/*  Stunde  von  dem  Ort  mit 
Säbelhieben  und  Stichen  verwundet,  tot  gefunden  worden.  Wahrscheinlich 
haben  diese  Mordthat  2  Chasseurs  zu  Fuss  verübt,  welche  dann  auch  getanglich  [74 
eingebracht  worden.  Ob  und  wie  sie  bestraft  werden,  wird  man  sehen.  Ea 
ist  erschrecklich,  wie  weit  die  Greuelthaten  getrieben  [werden].  Niemand  soll 
bei  Todesstrafe  bewaffnet  ausgehen,  und  doch  ist  man  bei  den  Unmenschen 
seines  Lebens  nicht  sicher.  Wenn  sich  jemand  gegen  die  Räuber  nur  im 
mindesten  widersetzt,  wird  er  auf  das  höchste  bestraft,  und  unser  Eigentum 
und  unser  Leben  ist  der  Willkühr  dieser  Barbaren  preisgegeben.  —  Heute 
müssen  noch  40  Stück  Hornvieh  geliefert  werden,  weil  das  von  Wetzlar  er- 
wartete nicht  angekommen  ist. 

Unser  Herr  Präsident  hat  ganz  sonderbare  Fata  auf  seiner  Reise  gehabt.  [75 
Den  eigentlichen  Zweck  seiner  Sendung  hat  er  nicht  erreicht,  weil  er  den 
General  Jourdan  nicht  antreffen  konnte.  Als  er  nach  Amberg  kam,  hiess  es, 
das  Hauptquartier  sei  anderthalb  Stunden  davon  in  einem  Kloster.  Weil  er 
keine  Pferde  bekommen  konnte,  entschloss  er  sich  zu  Fuss  dahin  zu  gehen. 
Es  waren  aber  nicht  anderthalb,  sondern  4  Stunden.  Als  er  dahin  kam,  fand 
er  den  Herrn  Jourdan  nicht,  das  Kloster  aber  war  rein  ausgeplündert.  Kaum 
war  er  nach  Amberg  zurückgekommen,  als  flüchtige  Franzosen  einrückten  und 
aufs  fürchterlichste  in  der  Stadt  zu  plündern  anfingen.  Kurz  darauf  kamen  die 
Kaiserlichen  an,  zogen  sich  vor  die  Stadt,  und  Nachmittags  um  3  Uhr,  den 
24,  August,  begann  eine  fürchterliche  Schlacht,  die  zum  Vorteil  der  Deutschen 
endete.  Der  Erzherzog  Karl  war  durch  einen  forcierten  Marsch  der  Wartens-  [76 
leben'schen  Armee  zu  Hülfe  gekommen,  und  dadurch  wurden  die  Franzosen 
zum  Rückzug  gezwungen,  welcher  in  das  Baireuthische  erfolgte. 

Er  hatte  der  Schlacht  von  einem  Thurme  der  Stadt  zugesehen,  und  nach 
derselben  wurde  er  von  den  Kaiserlichen  arretiert,  jedoch  von  dem  ankommenden 
Wartensleben  erkannt  und  freigelassen.  Zwei  Tage  musste  er  noch  in  Amberg 
verweilen,  wo  er  nichts  als  Wasser  und  Brod  bekommen  konnte.  Unter  allerlei 
Gefahren  langte  er  hier  an,  bei  Miltenberg  war  von  den  versammelten  Bauern 
siebenmal  auf  ihn  geschossen  worden. 

Gewisse  Nachrichten  über  den  jetzigen  Stand  der  Franzosen  weiss  man 
nicht.  Allem  Ansehen  nach  sind  sie  durch  das  Baireuthische  und  Fuldaische  [77 
retiriert  und  vielleicht  ist  Jourdan  schon  vom  Rhein  und  Main  abgeschnitten. 
Nach  Frankfurt  kamen  gestern  eine  Menge  Flüchthnge  ohne  Gewehr  und 
Hüte,  die  wahrscheinlich  von  Bauern  aus  dem  Spessart  fortgejagt  worden.') 

Von  dem  General  Ernouf  soll  man  gar  nichts  wissen.  Einige  sagen,  er 
sei  von  den  Bauern  im  Fuldaischen  erschlagen  worden.  Soviel  sieht  man  aus 
allem,  dass  die  Bauern  aufgestanden  und  sich  mit  den  Kaiserlichen  vereinigt 
haben  müssen.  —  Aus  Frankfurt  ist  das  Lazareth  über  Esch  weggebracht  worden. 

Ob  wir  denn  auch  von  den  Franzosen  befreit  werdeu?  Grosse  Frage!  Wir 
schweben  zwischen  Furcht  und  Hoffnung.  Ein  Ausfall  der  Garnison  aus  Mainz  [78 
könnte  in  Zeit  von  einiyren   Stunden  die  ganze    Gegend  befreien  und  die  ganze 


4.  September,     'j  S.  Finger,  S.  203  f. 


100 

Sache  zum  Nachteil  der  Franzosen  entscheiden.  Es  ist  erschreoklicli,  dass 
dieselbe  es  entweder  nicht  weiss  oder  den  Angritf  nicht  wagt. 

AVi'un  nur  die  kaiserliche  Armee  nicht  noch  unglücklich  ist,  welches  ge- 
schehen k<'punte,  da  gleich  nach  der  Schlacht  bei  Amberg  wieder  10,000  Mann 
zur  Armee  an  die  Donau  abmarschiert  sein  sollen. 

Unter  den  hier  befindlichen  Franzosen  bemerkt  man  noch  nicht  die 
mindeste  Bewegung,  ausser  dass  aus  dem  Lager  heute  3  Bataillon  nach 
Aschaffenburg  abmarschiert  sind.  Überhaupt  sollen  die  hier  befindlichen  [79 
Franzosen  seit  drei  Tagen  keine  Nachricht  von  der  Jourdanschen  Armee  er- 
halten haben   und  nur  wissen,    dass  sie  sich   bei  Schweinfurt  verschanzt   hätte.') 

Montag:  den  5.  September.  Gestern  Abend  lief  von  Wetzlar  die  Nach- 
richt ein,  dass  die  Franzosen  im  Fuldaischen  abermals  total  geschlagen  und 
versprengt  und  der  General  Jourdan  bereits  am  1.  hujus  in  Fulda  gewesen  sei, 
dass  man  aber  in  Wetzlar  für  3000  Mann  Brod  backe  und  überhaupt  8000  Mann 
Verstärkun«'  erwarte. 


'c 


Abends  kam  durch  ein  Circular  auf  der  Post  die  Bestätigung  der  Nachricht 
an,  dass  die  Franzosen  wirklich  retirierten.  Übrigens  aber  bezweifele  ich  sehr, 
ob  dem  allem  so  sei  und  insbesondere  ob  die  Kaiserlichen  die  Absicht  hätten, 
bis  zu  uns  vorzudringen. 

Montag  den  ö.  September  Abends  '/2IO.  Die  Yerwüstungen')  und  [80 
Diebstähle,  die  die  Franzosen  an  Feld-,  an  Baum-  und  andere  Früchten  verübt 


*)  Hier  war  Jourdan  am   1.   September. 

5.  September.  ')  Über  die  Verwüstungen  durch  die  französischen  Soldaten  und  über- 
liaupt  die  Zustände  zu  Wiesbaden  besitzen  wir  eine  ausführliche  Mitteilung  von  Nik.  Kind- 
linger,  welcher  damals  Archivar  im  Stift  zu  Essen  war  und  vom  11.  August  an  sich  etwa 
14  Tage  zur  Kur  hier  aufhielt.  Er  sagt  in  seiner  Selbstbiographie:  „Zu  Wiesbaden  fand  ich 
keinen  einzigen  Kurgast;  alles,  was  da  war,  waren  Franzosen.  ...  In  der  Stadt  hatten  zwar 
drei  französische  Generäle  ihr  Quartier  und  jedem  musste  täglich  soviel  an  diesem  und  jenem 
geliefert  und  an  die  Tafel  gegeben  werden,  woran  aber  niemand  als  zurückgebliebene  Emploies, 
Kommissairs,  kranke  Franzosen  u.  9.  w.  kamen;  denn  die  Generäle  selbst  waren  bei  der 
Jourdan"schen  Armee  im  Verfolgen  der  Österreicher.  Es  waren  aucli  gar  keine  Truppen  in 
Wiesbaden  zurückgeblieben  als  Trainknechte,  einige  Tambours  und  einige  Invaliden  und  was 
von  Rekruten  nachgeschickt  wurde;  dem  ungeachtet  hatten  sie  in  der  Höhe  zwischen  Mainz 
und  Wiesbaden  ein  grosses  Lager  stehen,  wo  aber  kaum  einige  Mann  sich  aufhielten  und 
einige  Tambours  von  Zeit  zu  Zeit  trommeln  mussten.  Einige  Kanonen  standen  auch  da,  um 
einen  Butzemann  zu  machen.  Von  diesem  Lagerplatz  aus  konnte  man  Mainz,  Cassel  und  die 
ganze  umliegende  Gegend  übersehen.  Die  Trainkneohte  und  wenige  Soldaten  wussten  vor 
Mutwillen  nicht,  was  sie  thun  sollten.  Die  meisten  Obstbäume  in  der  schönen  Allee  von 
Wiesbaden  nach  Mosbach  schälten  sie,  und  wo  dieses  wegen  der  Stärke  der  Bäume  nicht  an- 
ging, behauten  sie  die  Stämme  unten  in  der  Gegend,  wo  er  sich  in  Aste  teilte,  sodass  der 
obere  Teil  des  Stammes  vom  unteren  keinen  Saft  mehr  durch  den  Bast  ziehen  konnte.  Es 
war  ein  Jammer,  solch  einen  Unfug,  ohne  etwas  dagegen  sagen  zu  dürfen,  anzusehen.  So  ver- 
fuhren solche  Lumpenkerle  an  mehreren  Orten:  ich  sah  in  der  Gegend  von  Erbenheim  mitten 
im  Felde  die  schönsten  Bäume  geschält.  Sie  trugen  ilemungeaohtet  in  diesem  und  dem 
folgenden  Jahre  reife  Früchte;  in  dem  dritten  Jahre  waren  die  Früchte  schon  über  die  Hälfte, 
als  die  Bäume  anfingen  zu  trauern  und  zu  verdorren.  Auf  der  Höhe  von  Wiesbaden,  wo  das 
Chausseehaus  und  das  fürstliche  Jägerhaus  stehen,  sah  icli  nur  die  Wände;  Fenster  und  alles, 
was  in  den  Häusern  war,  waren  zerstört,  kaum  hielt  sich  ein  Mann  da  auf,  der  auf  die  Chaussee 
acht  haben  sollte."     Gleiche  Verwüstung  meldet  er  aus  andern  Orten. 


101 

haben,  sind  abscheulich.  Sie  nehmen  alles  ohne  Unterschied  weg  und  wenn 
die  Eigentümer  kommen  um  sie  zu  vertreiben,  so  jagon  sie  diese  selbst  fort. 
Gestern  Abend  wollten  mehrere  Bürger  einige  von  ihren  Grundstücken  ver- 
treiben, allein  diese  holten  mehrere  zur  Hülfe  und  schössen  sodann  auf  die 
Bürger.  —  Eine  kaiserliche  Patrouille  soll  gestern  in  l'mstadt  12  Stunden  von 
Darmstadt  gewesen  sein.  —  Die  bewaffneten  Bauern  sollen  sich  desperat  wehren. 

Dienstag  den  6.  September.  Gestern  Abend  kam  durch  den  Rat  [81 
Winter  von  Nassau  die  Nachricht  hier  an,  dass  am  Sonntag  Nachmittag')  die 
Franzosen  abermals  bei  Würzburg  geschlagen  worden  und  die  Stadt  und  Citadelle 
von  Würzburg  an  die  Kaiserlichen  übergegangen  sei. 

Aus  Usingen  lauft  die  Nachricht  ein,  dass  dorten  ganze  Schwärme  von 
Flüchtlingen  ankommen,  auch  war  daselbst  der  General  Coulance"),  welcher 
schwer  im  Gesicht  verwundet  war. 

Hier  fangen  sie  an  zu  packen,  weiter  sieht  man  noch  keine  Bewegungen. 
Diesen  Abend  zieht  ein  Theil  der  hiesigen  Besatzung  nach  Hochheim.  —  Viele 
Flüchtige  und  Verwundete  kommen  hier  an.  Jourdan  soll  in  Limburg  und  die 
Kaiserlichen  in  Friedberg  sein.^) 

Mittwoch  den  7.  September.  Die  so  gefürchtete  Nacht  wegen  des  [82 
Aushebens  der  Geiseln  ist  ruhig  vorüber.  Indessen  hat  sich  Herr  Reg.  Rat  Rüssler') 
auf  eine  sehr  unkollegialische  Weise  gestern  Mittag  aus  dem  Staube  gemacht. 

Gestern  Abend  spät  kam  ein  grosser  Transport  requirierter  Pferde  hier 
an.  —  Ob  wir  heute  die  Franzosen  los  werden? 

Den  8,  September.  Noch  immer  sind  unsere  leidigen  Gäste  anwesend; 
indessen  kommen  uns  die  Deutschen  immer  näher.  Frankfurt  soll  schon  ganz 
gewiss  in  Ruhe  übergeben  worden  sein')  und  die  Vorposten  in  Höchst  stehen. 
Unbegreiflich  ist  es,  dass  die  Garnison  in  Mainz  so  stille  sitzt;  mit  einer  Hand- 
voll Leute  könnten  sie  viel  zusammenhauen  und  gefangen  nehmen. 

So  eben  sagt  mau,  dass  sich  die  Bauern  bei  Schwalbach  zusammen  [83 
rotteten  und  desshalb  auch  von  hier  aus  die  Carabiniers  dorthin  beordert  seien. 

Abends  10  Uhr.  Die  Retirade  geht  jetzt  völlig  hier  durch,  wir  hören  das 
Rasseln  der  Kanonen  und  Pulverwagen.  —  Um  '/aO  entstand  der  Lärmen,  als 
wenn  der  Reg.  Rat  —  ^  als  Geisel  fortgeschleppt  würde,  es  war  aber  falsch. 

So  eben  höre  ich  nach  dem  Sonnenberger  Thore  hin  ein  grässliches  Not- 
geschrei; es  fällt  ein  Flintenschuss;  jetzt  ist  es  wieder  still.    Schreckliche  Nacht. 

In  einem  Theil  der  Stadt  erhebt  sich  wieder  ein  Geschrei,  mehrere  Flinten- 
schüsse fallen  und  zwar  ziemlich  nahe. 

Den  9.  September  Morgens.  Meine  Besorgnisse  wegen  des  Lärmens  [84 
in  voriger  Nacht    war    nicht    ungegründet.     Die   Franzosen    haben    diese    Nacht 

6.  September.  ')  Es  war  am  Samstag  den  3.  September,  als  diese  Schlacht  stattfand. 
S.  0.  zum  3.  September.  —  ^)  Coulance  war  dem  Generalstab  attachiert.  Denkw.,  Tat'.  VII. 
—  ^)  Denkw.,  S.  118.    Jourdan  selbst  erschien  zu  Limburg  am  11.  September.  Denkw.,  S.  122. 

7.  September.     Phil.  Ludw.  Rössler,   1743—1803. 

8.  September.  ^)  An  diesem  Tage,  nachts  2  Uhr  zogen  die  Franzosen  von  Frankfurt 
ab.    Finger,  S.  207.  —  -j  Der  2fame  fehlt  in  der  Handschrift. 


102 

o-uterletzt  erbärmlich  gehaust.  Das  Gasthaus  zum  Ritter'),  das  Judenhadhaus 
zum  Rebhuhn'),  der  Krämer  Schmidt,  der  Müller  Sartorius,  der  Krämer  Matthes 
und  das  Thilemannsche  Haus'^  sind  geplündert  wurden.  Vorzüglich  aber  ist 
der  Krämer  Matthes  total  geplündert  worden.  Der  Wirt  im  Ritter  AVolf  ist 
hart  in  den    Kopf  verwundet,    und  überhaupt    grosse  Gewaltthätigkeit  ausgeübt 

worden. 

Mor"-ens  um  '/i7  sprengten  die  ersten  Kaiserlichen,  nämlich  16  Husaren 
von  Barco*)  aus  der  Mainzer  Garnison  hier  durch  und  mai-hten  gleich  5  Gefangene. 
Kurz  darauf  rückten  viele  nach  und  begann  ein  lebhaftes  Gefecht.  Die  Fran- 
zosen wurden  immer  weiter  in  das  Gebirg  zurückgedrängt.  Die  Deutschen 
rückten  immer  vor,  verloren  aber  ziemlich  Leute;  um  11  Uhr  wurden  die  [85 
Franzosen  von  der  Platte  verdrängt.^) 

Und  so  wären  wir  denn  Gottlob  wiederum  von  der  Gewalt  dieser  Un- 
menschen befreit,  ohne  dass  wir  Schaden  gelitten  hätten.  Das  Schönste  und 
Herrlichste  ist,  dass  keine  Geiseln  genommen  und  auf  die  Contribution  nichts  als 
18,000  Livres,  vielleicht  aber  auch  nichts  bezahlt  ist. 

Gott   behüte,    dass    wir   diese    leidigen    Gäste    nie   wieder   je    zu   Gesicht 

bekommen. 

Das  muss  ich  noch  bemerken,  dass  die  Franzosen  eine  grosse  Kanone  aus 
Königstein,  weil  sie  solche  nicht  weiter  fortbringen  konnten,  vor  dem  stumpfen 
Thor  an  der  ersten  Mühle  von  dem  Weg  herunter  in  die  Bach  warfen. 

Bei  der  in  der  letzten  Nacht  verübten  Plünderung  bezeugte  der  General 
Becker,  welcher  sich  überhaupt  die  ganze  Zeit  als  einen  bösen  Menschen  [86 
gezeigt  hat,  nicht  allein  sein  Wohlgefallen,  sondern  er  liess  auch  einen  Bürger 
von  hier,  weil  er  einige  Soldaten,  die  in  seinem  Hause  plünderten,  vor  die 
Thüre  geworfen  hatte,  bis  an  die  dritte  Mühle  mit  nehmen,  wo  er  erst  erschossen, 
und  sodann  aufgehängt  werden  sollte,  jedoch  wurde  er  endlich,  nachdem  er 
25  Prügel  bekommen  und  dem  General  Becker  den  Rock  [hatte]  küssen  müssen, 
losgelassen. 

Überhaupt  drohete  unserer  Stadt  diese  Xacht  ein  grosses  Unglück,  indem 
auf  die  falsche  Vorstellung,  dass  die  ganze  Stadt  in  Aufruhr  sei,  der  General 
Daurier  schon  den  Befehl  gegeben  hatte,  die  Stadt  anzuzünden,  welches  nur 
mit  Mühe  redressiert  wurde. 

Mittwoch  den  14.  September.  Wir  scheinen  noch  nicht  aller  Gefahr  [87 
entronnen  zu  sein.  Die  Franzosen  sind  bereits  6  Tage  von  hier  weg  und  stehen 
doch  noch  6  Stunden  von  hier  bei  Kirberg.     Heute  Mittag  hörte  man  bis  in  die 

9  September.  ')  Gasthaus  zum  Ritter  am  Sonnenberger  Thor,  Besitzer  Konrad  "Wolf. 
—  'j  Der  heutijje  Pariser  Hof.  —  ^)  Mich.  Schmidt,  der  Rutsfreund  Sartorius  und  die  Frau 
Oberst  Thielmann  cowie  Christ.  Mathes  wohnten  in  der  Xeu;,'a.sse  oder  deren  Nähe.  —  ■*)  Der 
kaiserliche  Oberstlieutenant  Feli.v  Freiherr  (seit  1795)  v,  Barco,  geb.  1756,  befehligte  das  zehnte 
Husaren-Regiment  und  zeichnete  sich  wie  früher  so  auch  hier  bei  der  Verfolgung  der  Franzosen 
au.s.  —  *)  Die  Franzosen  sammelten  sich  „auf  dem  Plateau  von  Dotzheim"  am  8.  September; 
am  !).  September  beunruhigte  ein  Teil  der  Mainzer  Besatzung  ihren  Rückzug,  wurde  aber  zurück- 
gewiesen; Erzherzog  Karl  will  hier  zwei  Kanonen  erbeutet  haben.  Denkw.,  S.  121.  Marceau 
setzte  seine  Truppen  in  3  Kolonnen  in  Marsch,  welche  am  12.  zu  Nassau,  Diez  und  Limburg 
ankamen. 


103 

Nacht  hinein  eine  ununterbrochene  Kanonade,  welche  aus  der  Gegend  Kirberg  zu 
sein  scheint.    Gott  gebe  nur,  dass  der  Ausgang  für  uns  nicht  traurig  sein  möge.') 

Doniierstaij  den  15.  September.  Einige  sagen,  die  gestrige  Affaire  sei 
bei  Kirberg,  andere  bei  Singhofen  gewesen  und  zum  Nachtheil  der  Franzosen 
ausgefallen,  welche  :V2  Kanonen  verloren  hätten.  Zum  Nachtheil  der  Kaiserlichen 
kann  sie  nicht  ausgefallen  sein,  weil  man  sonst  hier  Lärmen  sähe;  indessen 
lauten  die  Nachrichten  aus  Bayern  sehr  übel,  und  das  macht  grosse  Besorgnisse. 

Die  Affaire  war  wirklich  bei  Kirberg,  woraus  die  Bussy*)  und  Rot-  [88 
mäntel  geschlagen  wurden. 

Bald  hernach  liefen  sehr  gute  Nachrichten  ein,  dass  nämlich  nach  einem 
sehr  hartnäckigen  Gefecht  die  Franzosen  die  Lahn  verlassen  mussten"),  und  da 
auch  oben  an  der  Donau  die  Moreausche  Armee  in  vollem  Rückzuge  sein  soll, 
so  haben  wir  hoffentlich  für  diesen  Winter  Ruhe  vor  den  Franzosen,  und  ich 
schliesse  hiermit  mein  Tagebuch. 

Wiesbaden,  den  letzten  September.     1796. 


Es  erübrigt  noch  ein  Wort  über  die  Gesamtausgaben   der  Stadt    und    die 


.j,v        x.v^v...         v..^  .,^^»1,         «^Vi  VIV.         VJ.X.0«WH»U05 


Art  der  Zahlung  hinzuzufügen. 

In  den  Akten  ist  eine  von  deutscher  Hand  geschriebene  Notiz  über  die 
Höhe  der  Kosten,  welche  die  Stadt,  abgesehen  von  den  Leistungen  einzelner, 
zu  tragen  hatte.     Sie  lautet: 

Notte  [sie!] 

de  ce  que  la  ville  de  Wiesbaden  a  fourni  pour  la  subsistance  de  Tarmee 
Francaise  jusqu'ä  le  14.  Thermidor  l'an.  4^- 

du  pain  150,000  rations  c{ui  content  au  moins  .     .  10,000  fl. 

de  fourage  1,100  Sacs  d'avoine        7,700  „ 

16,000  Rations  de  foin 7,200  „ 

2,400  Rations  de  la  paille 720  „ 

Bestiaux  et  de  la  viande  au  moins  pour  ....  6,000  „ 

De  volaile  au  moins  pour 700  „ 

Du  vin  au  moins  pour 3,000  „ 

38,320  ti.  [sie]. 
Sans  compter  les  autres  requisitions  sans  nombre. 

(Ohne  Datum-  und  Unterschrift,  auf  einem  Umschlag  von  Requisitions- 
rechnungen). 

14.  September.  ')  Bei  Mensfelden  warf  Marceau  die  Vorhut  der  Österreicher  zurück. 
Denkw.,  S.   128  f.  und  hier  S.  88. 

15.  September.  ')  Graf  Anton  Bussy  v.  Mignot,  geb.  1755  in  Frankreich,  trat  1792 
in  österreichische  Dienste  und  kommandierte  zuerst  ein  Jägerkorps  zu  Pferd,  das  seinen  Namen 
führte.  Wurzbach.  —  *)  An  der  Lahn  fanden  noch  mehrere  Gefechte  statt.  Auf  dem  Rück- 
zuge der  französischen  Armee  wurde  bekanntlich  der  tapfere  General  Marceau  am  19.  Sept. 
bei  Altenkirchen  tötlich  verwundet  und  starb  am  21.  ej.  Er  hatte  ein  Alter  von  27  Jahren 
erreicht.  Denkw,  S.  137  f.  Er  wurde  im  Fort  Petersburg  bei  Koblenz  von  den  Österreichern 
ehrenvoll  bestattet.    Ib.  S.  139. 


104 

Diese  gaoz  allgemeine  Angabe  wird  bestätigt  und  erläutert  durch  die 
reiche  Sammlung  der  sämtlichen  Rechnungen,  welche  alsbald  nach  Abzug  der 
Franzosen,  soweit  sie  nicht  bei  der  Lieferung  selbst  sofort  bezahlt  worden  waren, 
eingefordert  und  eingeliefert  wurden.  Die  Gesamtzahl  beträgt  469,  darunter 
mehrere  unter  einer  Xummer,  in  20  verschiedene  Kategorien  abgeteilt.  Wir 
haben  einzelne  dieser  Kategorien  oben  mitgeteilt.  Leider  ist  eine  Zusammen- 
zählung nicht  erfolgt;  wir  haben  eine  solche  versucht,  soweit  es  möglich  war.') 
Die  Summe  mag  ca.  70000  ti.  betragen,  eine  Summe,  welche  die  durch  die 
Erpressungen  heruntergekommene  Bürgerschaft  nicht  sofort  tilgen  konnte.  Auch 
schienen  wohl  manche  Forderungen  zu  hoch  angesetzt.  Man  verfiel  daher  auf 
den  Ausweg  eine  Herabsetzung  zu  versuchen.  So  trat  denn  am  21.  Oktober 
1797  zu  dem  Zwecke  eine  Kommission  zusammen,  welche  bestand  aus  dem 
Amtmann  Müller,  dem  Stadtamtmann  Körner,  dem  Stadtschultheisseu  Hofmann, 
dem  Bürgermeister  Bager,  dem  Rechner  Hofmann  und  dem  Revisor  Eidmaun 
als  Schriftführer,  welcher  es  auch  gelang  eine  „Moderation"  herbeizuführen, 
indem  viele  ihre  Forderung  um  3°/^  bis  5%  herabzusetzen  bereit  waren.  Die 
Summe,  welche  nunmehr  noch  zu  zahlen  war,  belief  sich  auf  65  430  H.  45  '/a  kr. 
Aber  nun  machte  die  Art  der  Zahlung  Schwierigkeit:  kleine  Posten  bei  geringeren 
Leuten  wurden  sofort  mit  dem  Gelde  getilgt,  welches  man  aufnahm,  grössere 
durch  Schuldverschreibungen  oder  Anweisungen.  Die  volle  Erledigung  fand 
die  ganze  Sache,  wie  die  Quittungen  beweisen,  erst  nach  mehr  als  Jahresfrist. 

Anhang. 

Wir  glauben  zum  Schlüsse  ein  eigentümliches  Requisitionsschreiben,  welches 
ein  französischer  Offizier  zu  Bierstadt  an  den  dortigen  Pfarrer  Schellenberg 
richtete,  hier  anfügen  zu  sollen;  es  ist  entnommen  Häberlins  Staatsarchiv   179t) 

II,  2,  S.  117  und  lautet: 

_,      .  Armee  de  Sambre  et  Meuse. 

Domme, 

Cum  multi  milites  modo  sint  venturi  in  pagum,  ne  viuum,  quod  apud  te 
tantummodo  sit  bonum,  dilapidetur  a  militibus  et  tibi  ex  vino  nihil  remaneat 
nisi  memoria:  rogo  te,  ut  dolium  mittas  apud  Generalem,  dolium  salis  amplum, 
quod  tibi  a  societate  civium  solvetur.  Venies  ipse  potatura  cum  Generali  quoties 
volueris.  Sic  vinum  habebimus  onmes  sine  pcriculo.  Si  contra  apud  te  magnam 
copiam  vini  servaveris,  rapient  milites,  bibent,  et  nihil  pro  te,  nihil  pro  uobis 
erit.  Consilium  ergo  tibi  do,  ut  mittas  hie  dolium,  ut  mittas  instrumenta,  unde 
possimus  coenam  parare  (scilicet  prandium),  ut  mittas  feminam  nepotem,  quae 
cibum  paret,  ut  mittas  duodecim  mensitia,  scyphos,  lagenas,  onmia  denique, 
quae  in  tua  sunt  potestate  ad  prandium  pro  octo  personis  necessaria. 

Dominus  Bourg-Maitre  nihil  habet.  Mitte  statim  feminam,  quae  cibum  paret  nunc. 

Ego  mitto  ad  te  hominem,  quem  mittere  possis  ad  emendum  in  Yisbaden 
quidquid  volueris. 

Lsque  ad  revisum  salus  et  reverentia.  Cluquo 
suite  [?] 

')  Eine  genaue  Addition  ist  nicht  mehr  müglich,  da  die  letzten  Kochnun^jen  (c.  40)  fehlen; 
die  erhaltenen  ergeben  last  6:iOU0  Ü. 


105 


Deutsch: 


Herr! 


Da  viele  Soldaten  eben  in  das  Dorf  kommen  werden,  so  bitte  ich  dich, 
damit  nicht  der  gute  Wein,  den  du  nur  hast,  von  den  Soldaten  vergeudet  [klein 
gemacht]  wird,  und  dir  nichts  von  dem  Wein  bleibt,  als  die  Erinnerung,  du 
mögest  zu  dem  General  ein  Fas»  schicken,  ein  ziemlich  grosses  Fass,  welches 
die  Gemeinde  dir  bezahlen  wird.  Du  wirst  selbst  kommen,  um  mit  dem  General 
zu  trinken,  so  oft  du  willst.  So  werden  wir  alle  Wein  haben  ohne  Gefahr.  Wenn 
du  dagegen  eine  grosse  Menge  Wein  aufbewahrst,  so  werden  die  Soldaten  dir  den 
Wein  wegnehmen  und  trinken,  und  es  wird  nichts  für  dich,  nichts  für  uns  bleiben. 
Ich  gebe  dir  also  den  Rat,  hierher  ein  Fass  zu  schicken,  Kochgerät  zu  schicken, 
damit  wir  uns  eine  Mahlzeit  (nämlich  ein  Frühstück)  bereiten  können,  eine 
Frau  (nepotem?)  zu  schicken,  welche  die  Speisen  bereitet,  zwölf  Messer  und 
Gabeln  zu  schicken,  Gläser,  Flaschen,  kurz  alles,  was  in  deiner  Macht  steht, 
um  ein  Frühstück  für  acht  Personen  zu  bereiten. 

Der  Herr  Bürgermeister  hat  nichts.  Schicke  sofort  eine  Frau,  welche  die 
Speisen  zubereitet,  jetzt. 

Ich  schicke  dir  einen  Menschen,  den  du  schicken  kannst,  um  alles,  was 
du  willst,  in  Wiesbaden  zu  kaufen. 

Bis  zum  Wiedersehen  Gruss  und  Hochachtung. 

Cluquo 


[?] 


Register  der  Namen. 

Die  Ziffern  bezeichnen  die  am  Rande  der  Mitteilungen  stehenden  Seitenzahlen 

der  Handschrift. 


Altenberg  2. 
Altenkirchen   1. 
Aniberg  71,   75.   78. 
Aschati'euburg  50.   78. 
Auringen  51. 

Baireuth   76. 

Bamberg  63. 

Barco  84. 

Bayern  87. 

Becker,     General     3U.     32. 

57.  86. 
Beiulori"  5.   33. 
Bergen  23. 

Bernadotte,      General      13. 

19.   33. 
Biebrich    24.    25.    40.    50. 

58.  62.   64. 
Biohl,  Kommissär  28. 
Biorstadt    10.   37. 
Bleideüstatt  24. 


Bonn   1 . 
Born  23. 

Burgschwalbach  29.   50. 
Bussy  88. 

Cassel   19.  24.  47.  59.   68. 
Coulance,   General  81. 
Crou   14. 

Darmstädter   1.   5. 
Daurier,  Brigadegeneral  42. 

56.   58.   62.   06.   86. 
Diez  2.  7. 

Dolmetscher   14.   Anm. 
Donnermühle  68. 
Dotzheim    14.    20.    25.  28. 

30.   34.  36.   39.   40.   43. 

50.   55. 
Duquoy,  Kommissär  11.  12. 

21.   28. 


Eberbach   31.   62. 

Eltville   40. 

Eppstein  28. 

Erbenheim      10.      14.      36. 

50.   56.   58. 
Eruouf,  Chef  des  Generalstabs 

73.   77. 
Esch  8.   77. 

Fink.   General   33. 
Frankfurt  3.   6.   19.  26.  27. 

28.   32.    35.    38.   42.  52. 

70.    71.    77.    82. 
Friedberg  35.   81. 
Fulda   72.   77.   78. 

Gauthicr,   Kommissär  69. 
Gelnhausen  52. 
Götz,   Advokat   63. 
Grimm.  Schulmeister  56.  62. 
63.    66. 


106 


Hadamar  23. 
Hahn   55. 
ne>sler  49. 
Hosslooh   .")  1 . 
Hoohheim   65.   67.   81. 
Höchst   82. 
Höhe   19. 

Idstein   33.   4  7. 

Jourdan.  französischer  Oher- 
general  23.  70.  71.  74. 
77.   78. 

Karl.     Erzherzog,     kaiserl. 

General   71. 
Kartliäuser  Au   48. 
Kehl   ö. 

Kirberg    4.   7.    23.   29.   87. 
Ki)l)lenz   3. 
Königstein  29.  33.   37.   47. 

70.   85. 
Körner,  Stadtanitniann,    41. 

Anm.  2. 
Kray   6.   23. 
V.  Kruse,  Präsident,  58.  73  ff. 

I.ahn   2.   3.   4.   5. 
Latour,  General   7.    13. 
Lautz   12.   44.   64. 
Limburg  4.   6.   7.   81. 

Main   26. 

Mainz  45.  46.54.65.  68.82. 

Marceau,  Divionsgeneral  45. 
59.   88.   Anm. 

V.  Marschall .  Regierungs- 
rat 8. 

Martin,  Kommissär  21.   23. 


Mathes  >54. 

Meyer  4. 

Miltenberg  76. 

Montabaur  5. 

Moreau,  franz.    General   71. 

Mosbach    10.    14.    19.    20. 

24.   58.   73. 
Müller.  Amtmann  30.  Anm.  3. 

Nassau  2.   5.   29. 

V.  Nauendorf,  General   10. 

Nauheim   8. 

Naurod  51. 

Neuwied  5.   36. 

Ncidliart,  Regierungsrat  17. 

Nied  35. 

Niederolm   54. 

Nordenstadt   46. 

Nürnberg  65.   71. 

Nürnberger  Hof  40. 

Pille.  Platzkommandant  32, 

51.   57. 
Plantin   32.   51.   64. 

Rettert  Hofbeständer   16. 
Rotmäntel    19.   88. 
Rössler,  Regierungsrat  82. 
Runkel   7. 

Salz,  Müller   13. 

Sartorius  84. 

Schierstein  40. 

Schmidt   84. 

Schwalbach  23.   27.  33.  81. 

Schweinfurt  63.   79. 

Sieg   1.   4. 

Sonnenberg   13.  21. 

Spessart  77. 

Sztaray  3. 

Steintischbach  30. 


Tmstadt  80. 
Usingen   41.   81. 

Vanca  33. 
Vecsay  7. 

V.  Wartensleben  5.  6.  69.  76. 
Wi-hen    19.   22.   23. 
Weilburg  4.   7. 
Weyerbusch  4. 
Weiss,  Amtmann  2. 
Wetzlar  2.   3.   4.   6.  7.  68. 

72.   74.   78. 
Wiesbaden: 

Neues  Thor  37. 

Stadtthor  37. 

Sonnenberger  Thor  37.83. 

Stumpfes  Thor  9.  36.  85. 

Stadtturm   57.   63. 
Zuchthaus  63. 
Markti)Iatz   18. 

Lange  Gasse   13. 
Warme  Gasse  53. 

Einhorn   16. 
Rebhuhn  84. 
Reichsapfel  53. 
Ritter  85. 
Zum  Wolf  12. 

Geisberg  34.    36. 

Hellkund  9. 

Jägerhaus   11. 

Platte   9.    17.   87. 
Würtemberg,   Herzog   1. 
Würzburg   69.   71. 

Zeschwitz  3. 
Zipf  23. 


Das  nassauisclie  Münzwesen. 


Von 

JuL  Isenbeck» 

Mit  7  Tafeln. 


i 


Dritte  Periode:  1800-1866. 

Die  geschichtlichen  Nachrichten  aus  dem  Anfange  unseres  Jahrhunderts 
sind  spärhch  und  es  hält  schwer,  sie  genau  festzustellen. 

Von  dem  weitverzweigten  nassauischen  Hause  bestanden  nur  noch  zwei 
Zweige,  zu  Usingen  und  zu  Weilburg. 

Fürst  Karl  Wilhelm  zu  Usingen  starb  am  17.  Mai  1808  kinderlos;  ihm 
folgte  sein  am  23.  April  1738  geborener  Bruder  Friedrich  August,  der  1806  von 
Napoleon  I.  zum  Präsidenten  des  Rheinbundes  ernannt,  am  12.  Juli  desselben 
Jahres  den  Titel  „souverainer  Herzog  zu  Nassau"  annahm.  Er  starb  ebenfalls 
kinderlos  am  24.  März  1816. 

Fürst  Friedrich  Wilhelm  zu  Weilburg,  geb.  2.5.  Oktober  1768,  war  am 
20.  November  1788  seinem  Yater  Karl  Christian  gefolgt;  er  starb  am  8.  Jan.  1816 
infolge  eines  Sturzes. 

Beide  Fürsten  vereinigten  1806  ihre  Lande  zu  einem  unteilbaren  Herzog- 
tum Nassau,  das  sie  gemeinsam  verwalteten.  In  ihren  Landen  war  seit  dem 
Jahre  1752  das  Münzrecht  nicht  mehr  ausgeübt  worden;  1807  fassten  sie  aber 
den  Entschluss,  prägen  zu  lassen  und  die  frühere  kurtriersche  Münze  in  Ehren- 
breitstein  wieder  einzurichten.  1808  beriefen  sie  dahin  den  bergischen  Münz- 
raeister  Christian  Teichmann  von  Düsseldorf,  übertrugen  ihm  die  Einrichtung 
der  Münzstätte  und  stellten  ihn  als  Münzmeister  an. 

Die  Münzstätte  war  nicht  so  rasch  eingerichtet,  deshalb  fragte  man  zuerst 
in  Hanau,  dann  in  Darmstadt  an,  ob  dort  Kupfermünzen  für  Nassau  geprägt 
werden  könnten.  Man  einigte  sich  über  die  Ausprägung  in  Darmstadt,  wo 
Remigius  Fehr  als  Münzmeister  und  Dietze  in  Frankfurt  a.  M.  als  Wardein 
angestellt  waren  und  liess  da  bis  Anfang  September  prägen. 

Als  Hof-  und  Münz^rraveur  war  Johann  Lindeuschmidt  in  Mainz  angestellt; 
sein  Kontrakt  ist  unterzeichnet:  Biebrich,  den  3.  und  Weilburg,  den  6.  Febr. 
1808;  er  hatte  die  Stempel  zu  schneiden.  Ausser  ihm  lieferten  noch  der  Münz- 
schlosser Joh.  Ludw.  Göttmann  in  Darmstadt  und  F.  Ludy  in  Neuwied  einige 
Stempel. 


108 

Die  Münzstätte  in  Ehreabreitstein  wird  Ende  August,  Anfang  September 
1808  in  Tkärigkeit  gesetzt  worden  sein,  am  27.  August  lieferte  Lindensohmidt 
die  ersten  Stempel  dahin.  Zuerst  wurden  nur  Kupfermünzen  geprägt,  gegen 
November  dann  auch  Silber  (zuerst  die  Medaille  auf  die  Huldigung  der  Münz- 
stätte Ehrenbreitstein). 

Die  Münzen  und  Medaillen  habe  ich  in  3  Abschnitten  aufgeführt: 

a.  Gemeinschaftsmünzen  des  Herzogrums  Nassau   1808 — 1816; 

b.  Münzen  mit  dem  Kopfe  des  Herzogs  Friedrich  August; 

c.  Münzen  mit  dem  Kopfe  des  Fürsten  Friedrich  Wilhelm. 

Auf  den  Medaillen  ist  die  Eröffnung  der  Lahnschiffahrt  bis  Weilburg  er- 
wähnt; der  Ausbau  der  früher  kurtrierschen  Strecke  von  Limburg  bis  Weilburg 
fand  von   1808  —  1810  statt. 

Die  Medaille  auf  die  Aufliebung  der  Leibeigenschaft  ist  vom  Jahre  1812; 
das  erste  auf  derselben  erwähnte  Edikt  vom  1.  Januar  1808  aus  Bieberich  datiert; 
es  hebt  die  Leibeigenschaft  im  ganzen  Umfange  des  Herzogtums  auf,  und  ge- 
bietet, dass  die  Abgabe,  die  da  heisst:  das  Besthaupt,  von  Anfang  des  Jahres 
an,  nicht  mehr  gehoben  werde. 

1815  wurde  die  Münze  nach  Limburg  verlegt. 

Die  Münzen  haben  aussen  um  die  Schrift  herum  einen  Perlenreif. 


Tertrag  mit  Äftnziueister  Teichmann. 

FRIEDRICH  AUCfUST  von  Gottes  Gnaden  souverainer  Herzog  zu  Nassau  etc. 

und 

FRIEDRICH  WILHELM  von  Gottes  Gnaden  souverainer  Fürst  zu  Nassau  etc. 

Demnach  Wir  Uns  gnädigst  bewogen  gefunden  haben  den  bisherigen  Gross- 
herzüglich  Bergischen  Münzwardein  Teichmann  zu  Düsseldorf  wegen  seiner  Uns 
angerühmten  vorzüglichen  Geschicklichkeit  zu  Unserem  Münzmeister  bey  Unserer 
zu  Thal  Ehrenbreitstein  angelegt  werdenden  Münze  anzunehmen;  so  wird  dem- 
selben darüber  gegenwärtiges  Dekret  ertheilt  mit  dem  Anhang,  dass  er  sich 
baldmöglichst  auf  seinen  Posten  nach  Ehrenbreitstein  zu  begeben,  die  Einsicht 
der  Münzstätte  in  technischer  Hinsicht  zu  leiten,  übrigens  aber  alles  dasjenige 
getreulich  zu  leisten  habe,  was  man  von  einem  getreuen  Müuzmeister  und  Diener 
erwarten  könne  und  ihm  in  seiner  Instruction  demnächst  noch  besonders  vor- 
geschrieben wird. 

Gegen  seine  als  Münzmeister  sowohl  als  sonst  nach  seinen  Fähigkeiten  ihm 
bei  etwaigem  Stillstand  der  Münze  übertragen  werdenden  Geschäfte  bewilligen 
Wir  demselben  zum  jährlichen  Gehalt  vom  Tage  seines  Dienstantritts  an,  an 
Geld  Sechshundert  Gulden,  Sechs  Malter  Korn  Ehrenbreitsteiner  Amts-Maas, 
Sechs  Klafter  Holz,  Vier  Ohm  Wein  und  freie  Wohnung  in  dem  Münzgebäude. 

Urkundlich  der  gewöhnlichen  Unterschriften  und  beygedruckten  Geheimen 
Kabinets-Insiegeln. 

So  geschehen  Bieberich  den  25.  und  Weilburg  den  20.  März   1808. 
LS  Friedrich  Hz.  Nassau  LS  Friedrich   W.  F.  Nassau. 


109 

(Ueberelukunft  auf  eiu  Julir.) 

1.  Verbindet  sich  der  gedachte  Herr  Münznieister  die  für  deu  Lauf  des 
•'eirenwärtis'en  Jalires  bereits  aufgegebenen  und  weiter  nach  höchstem 
Gutfinden  und  nach  deu  \Virkung.skräften  der  Münzstätte  aufzu- 
gebenden Münzwerke  auf  eigene  Kosten  und  nach  Massgabe  aller 
in  seiner  Dienst-Instruktion  begriffenen  höchsten  Vorschriften  und 
Auflagen  mit  ununterbrochenem  Fleisse,  und  in  der  Ordnung  auch 
nach  dem  Korn  und  Schrote,  wie  die  Werke  selbst  vorgeschrieben 
werden,  kunstmässig  und  rein  auszumünzen  respec  und  auszuprägen. 

2.  Nimmt  derselbe  das  bereits  seit  dem  20.  Decb.  in  Arbeit  begriflene 
Münzwerk  von  500  Mark  t)  Kreuzer-Stücke  in  den  gegenwärtigen 
Münzlohns-Accord  ausdrucklich  auf,  vergütet  die  aus  der  herzoglichen 
Münzkasse  darauf  schon  verwendeten  Kosten  und  liefert  die  Feilen 
für  eigene  Rechnung,  welche  zum  iustiren  dieses  und  all  weiterer 
im  laufenden  Jahre  zu  fertigenden  Müuzwerke  nöthig  seyn  werden. 
Dagegen  verspricht  die  Herzogliche  Münzdirection 

3.  Ihm  Herrn  Münzmeister  nebst  allen  in  seiner  Dienst-Instruction  im 
voraus  enthaltenen  Höchstherrsehaftlichen  Bewilligungen  bei  dem  vor- 
zunehmenden Schmelzen  und  Ausprägungen  jede  zweckdienliche 
Kostenerleichternde  Beförderung  überhaupt  und  anebenst  folgende 
Löhne. 

a.  von  Conventions  ganzen  und  halben  Thalern  per  Mark  fein  24  kr. 

b.  von  20  kr.  Stücken   per  Mark  fein  48  kr. 

c.  „      10  kr.  „  „        „         „     60  kr. 

d.  ,       6  kr.  „  „        „         „     80  kr. 

e.  für     1   ^  kupferne  Kreuzer  3  kr. 

f .  „       1  a:         .     '/4      ,  10  kr. 

zu   dessen   mehrerer  Bekräftigung   gegenw^ärtige    Uebereinkunft    von 
beiden  contrahirenden  Theilen  eigenhändig  unterzeichnet  worden. 

Ehrenbreitstein  am  8.  Januar  1809. 

(gez.)  Kalt         (gez.)  Teichmann. 

FRIEDRICH  AUGUST  von  Gottes  Gnaden  souverainer  Herzog  zu  Nassau  etc. 

und 
FRIEDRICH  WILHELM  von  Gottes  Gnaden  souverainer  Fürst  zu  Nassau  etc. 

Nachdem  Wir  den  Graveur  Lindenschmidt  in  Mainz  zu  Unserem  Hof-  und 
Münzgraveur  gnädigst  zu  ernennen  geruht  haben: 
so  verpflichten  Wir  denselben  hiermit 

1.  die  für  Uns  erforderlichen  Arbeiten  in  seinem  Fache  mit  Zurück- 
setzung aller  anderen  zu  fertigen, 

2.  solche  für  Uns  um  in  der  Anlage  bestimmten  Preise  und  mit  An- 
wendung alles  dessen  was  ihm  bei  seiner  Kunst  zu  Gebote  steht, 
auf  das  fleissigste  und  promteste  zu  verfertigen:  das  sowohl  dieses 
geschehen  als  besonders  auch  er  nie  ohne  Unser  Wissen  und  Willen 


110 

Unser    hüchstes    Brustbild,    Wappen    oder    sonstige    Theile    Unserer 
Stempel  für  jemand  anders  fertigen,  nicht  weniger  die  mit  dem  }lünz 
Wardein    verabredeten    geheime    Miinzzeichen    an    niemanden    offen- 
bare. Soll  er 
3.  Uns   durch  Ablegung   eines   leiblichen   Eydes    zu    dem  Allmächtigen 
versichern. 
Gegen  hierin  treue  Dienste  werden  Wir  ihm  ausser  der  durch  die  Anlage 
bestimmte    stückweise  Zahlungen  jährlich    zwei    hundert    fünfzig  Gulden    verab- 
reichen und  durch  Unsere  Münzeasse  quartaliter   mit  zwei    und   sechzig  Gulden 
dreissig    kr.    auszahlen    zu    lassen   geruhen,    urkundlich    Unserer    eigenhändigen 
Unterschriften  und  beigedruckten  geheimen  Cabinets-Iusigel. 
Biebrich,  den  3.  und  Weilburg  den  6.  Febr.   1808. 

LS  Friedrich  Herz.  z.  Nassau  LS  Friedrich  Fürst  Nassau. 

In  fidem  copiae 

(gez.)  Sterzing  Ilerzogl.  Canzleiverwalter. 


Die  Besitzer  der  Münzen  sind  bezeichnet: 

Herr   Förster  in  Leipzig? F 

,     Pülizeirat  Huhn  in  Wiesbaden H 

„     Isenbeok  in  Wiesbaden J 

„     C.  O.  Thierae  in  Leipzig T 

Nasa.  Altertumsverein  in  Wiesbaden V 

a.  Gemeinschaftsmünzen  des  Herzogtums  Nassau  1808—1816. 

1808. 

Graveur  Lindouschmidt  lieferte  nach  Darmstadt: 
25  Paar  u.  3  Revers-Stempel  für  nass.  Kreuzer  der  grösseren  Sorte, 

6  „  y,  „       V  V  n    kleineren       „      (Dickkreuzer), 

7  „     u.  1  Avers        „  „       „  V-i      „ 

Ausserdem  lieferte  der  Münzschlosser  Johann  Ludwig  Göttmann  in  Darm- 
stadt 4  Paar  Stempel  für  Kreuzer  der  grösseren  Sorte,  ob  dieses  aber  gravierte 
Stempel  waren,  oder  ob  Lindenschmidt  sie  graviert  hat  und  sie  schon  in  obiger 
Zahl  enthalten  sind,  ist  nicht  angegeben. 

Nach  Ehrenbreitstein  hat  Lindenschmidt  in  diesem  Jahre  geliefert: 
15  Paar  Stempel  für  Kreuzer, 

2         „  n  n     /*       » 

9      ^  „  „     Konventions-Fünfer  =  6  Kreuzer-Stücke. 

Ausgeprägt    wurden  Kreuzer  '/*  Kreuzer  6  Kreuzer 

in  Darmstadt  .     .     für  ti.     8  008  30  kr.       fl.  3  053  Oi)  kr.       tl.     —     -  kr. 

„  Ehrenbreitstein       „     „      5  300  —    „  „       \öO  —    „  „      400   — ^ 

zusammen  fl.  13  308  30  kr.       fl.  3  203  09  kr.       fl.     400  -  kr. 
also  ca.  798  510  Stück         448  756  Stück  4000  Stück. 

Die  Akten  enthalten  nicht,  wieviel  Kreuzer  von  der  grösseren  und  kleineren 
Surte  dies   waren. 


111 

Konventions-Fünfer.  =  6  Kreuzer-Stücke.     Gr.  21  mm,  «Jew.  2,00-2.22  g. 

Hs.  (iekrünter  Schild,  <larin  in  blau  fingiertem  Felde  der  ge- 
krönte nass.  Löwe  1.,  von  7  Schindeln  umgeben.  Diesea 
Bild  kommt  auf  allen  Münzen  der  gemeinschaftlichen 
Regierung  vor,  ich  erwähne  es  deshalb  nicht  weiter  und 
führe  nur  noch  an,  wo  eine  Verschiedenheit  <larin  besteht. 

1*  U.b.  HERZ.  NASSAU.         CONVENT  •  MÜNZ  .     unten  (5) 

b  _       — 


c 
d 


"        —     •        —       .  —  -MÜNZ 


n 


n 


2  „  HERZOGLNASS.      CONVENT -MÜNZ 

Rä.    In    einem    unten    gebundenen    Eichenkranze    in 
4  Zeilen: 
^'*'M,2  240 1  EINE  FEINE    MARK-    18081         C-)') 

^^  ~    i    ~         -      I  MARK    I    -    I         (L) 

Rand:  schräg  gekerbt. 

Besitzer:  Ib.  H-J  le.    H  Id.   H  2  V 

Beschrieben:    1  a.  1833  Kat.  Wambolt,  S.   189,  No.  2508. 
1854  Leitzmann:  Numismatische  Zeitung,  S.  53,  Xo.  22. 
(Diese  Zeitung  bezeichne  ich  ferner  mit  1854  NZ), 
Erwähnt:  1869  Kat.  Sedlmaier  in  München,   No.  13  308. 

Hs.  HERZ.  NASS.  SCHEIDE  M. 

Rs.    In  3  Zeilen:  III     KREUZER     1808  | 

Beschrieben:  1833  Kat.  Wambolt,  S.  489,  No.  2509. 
1854  NZ,  S.  54,  Xo.  23.  In  den  Stempelrechnungen 
dieses  Jahres,  sowie  in  den  Angaben  über  die  ausge- 
prägten Sorten  werden  keine  3  Kreuzer-Stücke  erwähnt; 
die  Jahreszahl  wird  wahrscheinlich  nicht  richtig  ge- 
lesen sein. 

Kupferkreuzer  der  grösseren  Sorte.     Gr.  22  mm,  Gew.  4,40  g. 

3  Hs.  U.  b.  Rosette.      HERZOGL- NASS  •    SCHEIDE  MÜNZ 

Rs.    1  I  KREU--       ZER.     1808  j         (L) 
Rand:  schräg  gekerbt. 
Besitzer:  F  -  H  —  J 
Beschrieben:  Xeumann  No.   10  004. 

4a,b,c,d)  Hs.  U.  b.         HERZOGL- NASS .     SCHEIDE  MÜNZ- 

,®'^  V        „  —        .     _    .  _         MÜNZ. 

•'^'^  r>        r,  —         .      _     .  _  MÜNZ 


')  (L)  bedeutet:    uuten   zwischen    der  Kranzschleife  steht  L     das  Zeichen    des  Sterapel- 
sehiieiders  Lindenschmidt.  ' 


112 

4a,b,h,i  Rs.    I     KREU--     -ZER-     1808!         (L) 

c,  1  .     -        -        -ZER         -     I         (L) 

d,e,f.g.k  „     —        —      I  -ZER.       -     I 

ra  ,       1         —      i      _    .        -     I         (L) 

a  u.  b  haben  verschiedene  Krauzzeichnung. 
Rand:  schräg  gekerbt. 

Besitzer:  4a.  F— H         b.  T  c.  H       d.  H-T      e.  H 

f.  V  g.  F;  h.  H    wiegt  nur  2,40g. 

i.  H  k.  H-T      m.  F-H-T 

Beschrieben:  4h.  Xeuinann  No.  10G05.  41.  Neumann 
Xo.   10  606. 

5a  Hs.  U.b.  ERZOG:  NASS.    SCHEIDE  MÜNZ 

b  .        .  _       .     _    .  _        MÜNZ 

5a,b  Rs.    1  1  KREU--     -ZER-  ,  1808  |         (L) 

Rand:  5a.  fischgrätenformig. 
Besitzer:  5a.  H-T 

Beschrieben:  5a.  Neumann  No.  10  607;  5b.  Reinhardt 
No.  3799.     Neumann  No.  10  608. 

6a,b  IIs.  U.  b.  HERZ -NASSAU     SCHEIDE  •  MÜNZ  ■ 

C  V  V  *  * 

d  .        .  _     .       _       .  _  MÜNZ 

e  V        r>  —    •       —  — 

6a,c,e  Rs.     1     KREU--  ;  -ZER-      1808  |         (L) 

.      b,d  „    -  :      -       i  -ZER     i     -     1         (L) 

Rand:  6d.  Strichrand. 
Besitzer:  6c.  H 

Beschrieben:  6a.  Reinhardt  No. 3800.  Neumann  No.  10610. 
6b.  Neumann  No.  10611.  6d.  Neumann  No.  10  609. 
6e.  1854  NZ,  S.  54,  No.  25. 

Hs.  0.  b.  HERZ- NASSAUISCHE    SCHEIDE  MÜNZ 

—  .  _  —        MÜNZ. 

—  .  —  —        MÜNZ 


ta 
b 

c,e,f 
d 


V  V 


Im  Felde  fehlen  die  Schindeln, 
g  ^        ^  _    .  _  SCHEID"  MÜNZ 

^  ^        ^  —    .  —  SCHEID    MÜNZ 

7a,c  "       "     Rs.    I     KREU-  '  -ZER     1808 

b',d  «    - 1      —      I     -  •  I 

e  „      li      -      :     -.|  (L) 

f.g,h  .    -I      -  -     I  (L) 

Rand:  7b,  d,  f,  h:  schräg  gekerbt. 
Besitzer:  7b.  H-V         d.  H-T        e.  F        f .  H         g.  T 

h.  F-H 
Beschrieben:  7a.  Reinhardt  No.  3803;  Neumann  No.  10612. 
7c.  1854  NZ,  S.  54,  No.  27. 


113 

Silberabachläge  von  Kreuzern  der  grösseren  Sorte. 

8a  Hs.  U.  b.         HERZOGL-NASS-    SCHEIDE    MÜNZ  • 

b  „        „  —._._.  MÜNZ. 

8a,b  Ra.    I  |  KREU--  |    ZER-  ,  1808  (L) 

Rand:  8a.  Laubrand. 
Besitzer:  8a.  H 

Beschrieben:  8b.   1833  Wambült  Kat.,  S.   189,  No.  2511. 
1854  NZ,  S.  54,  No.  24. 

Kupfer-Kreuzer  der  kleineren  Sorte  -=  Dickkreuzer.     Gr.  19  mm,  Gew.  5,02  %. 

9a  Hs.  U.  b.         Rosette:  HERZOGL- NASS-    SCHEIDE  MÜNZ 

b  „        n  „                 _•._._          MÜNZ 

c,d  „        „  —         .    _     .         _         MÜNZ 

e,l  n         77  —          •     —      •           —              — 

od.  MÜNZ    zweifelhaft. 

g,h,i  „        „  -_._._         MÜNZ 

9a,b,i  Rs.    I  \  KREU^  |    ZER  \  1808  | 

C7e,f,h  „    _|      _      I     _     I     _     I         (L) 

d  „    -•      -      I     -•!     -     I 

g  .  -i     -     I    -•!   -    !       (L) 

Rand:  schräg  gekerbt  bis  auf  No.  9e.,  das  EEEEE  hat. 
Besitzer:  9a.  H         b.  H         c.  H-J        d.  H-J         e.    H 
f.  H  (2  St.)  g.  H  (2  St.)  h.    H 

(3  St.);  i.  H  (2  St.) 

Beschrieben:     9a.    Neumann    No.     10  605    (?)     d.    Neu- 
mann No.  10  606  (?) 

Silberabschlag  eines  Dickkreuzers.     Gr.  19  mm,  Gew.  4,70  g. 

10a  Hs.  U.  b.         HERZOGL-NASS.    SCHEIDE  MÜNZ  • 

b  „        „  _         .     _    .         _         MÜNZ 

10a,b  Rs.       I  I  KREU-  |  -ZER  ;  1808  i  (L) 

Rand:  schräg  gekerbt. 
Besitzer:   10a.    H  b.    V 

^4  Kreuzer  —  Heller.     Gr.  19  mm,  Gew.   1,18  —  1,35  g. 
IIa  Hs.  r.  b.         HERZOGL:NASS-    SCHEIDE  MÜNZ 


1)        » 


b 

c— d  „        „  _       .    _     .  _        MÜNZ 


e 


»       jj 


lla,b,d,e  Rs.    ^j  KREU^     --ZER    I  1808  (L) 

c  ^     _|      _      l-ZER.'l     -     ,  (L) 

Rand:  ghitt. 

Besitzer:   IIa.    J        IIb.  H-J        1  Ic  F-H(2  St.)  —  J-T 
lld.  H        lle.  V 

8 


114 

Beschrieben:  IIb.  Neunuinn  Xo.  10  026;  —  11  o.  Rein- 
hardt No.  3806.  Neumann  Xo.  10  627.  1S33  Kat. 
Wambolt,  S.  189,  Xo.  2512;  lle.  1854  XZ,  S.  54, 
Xo.  28. 

12  H3.  0.  b.  HERZ- NASSAUISCHE     SCHEIDE  MÜNZ 

12  Rä.    ^    KREU       -ZER.    j  J808 

K;mJ:  glatt. 
Besitzer:  H  —  J  -  T 

13a  Hs.  0.  b.  HERZ- NASSAUISCHE    SCHEID    MÜNZ- 

b 


c 


n 

7f 


13a,b  Rs.    -^'  KREU      -ZER       1808  (L) 

c  ^      _        _    .| -ZER.    '     -    I  (L) 

Rand:  glatt. 
Besitzer:   13a.    T:  13b     F 

7  • 

Beschrieben:   13c.  1854  XZ,  S.  54,  Xo.  29. 


Silbierabschlag  eines  "<  Kreuzers. 
14  Hs.  X^b.         HERZOGL-NASS-  SCHEIDE  MÜNZ    Ros. 

Rs.    ~    KREU-     -ZER      1808  ^  (L) 

Rand:  schräg  gekerbt. 
Besitzer:    H—   Wiener  Kabinet. 

Herr  Münzmeister  Fehr  in  Darmstadt  erhält  für  Fertigung  der 

Gold-  und  .silbernen  Kreuzer fl.       6.24 

für  1  Mark  1  Lot  Silber  und  36  '/s  Dukaten  (fold  „  225.24 
Danach  wären  auch  Kreuzer  in  Gold  geprägt,  bekannt  sind 
aber  keine. 


1809. 

Dukaten.     Gr.  22  mm,  Gew.  3,45—3,60  g. 
.    2  Paar  Stempel  und   1  Avers-Stempel  lieferte  Lindenschmidt. 

Bei  dem  Avers-Stempel  enthalten  die  Rechnungen  die  Bemerkung:  „welcher 
durch  die  Form  des  Schildes  von  einer  zweiten  Bestellung  unnütz  ward  zu  graviren." 
Es  scheinen  also  nur  obige  2  Stempelpaare  zum  Prägen  verwandt  worden  zu  sein. 

1809  wurden  2343  Stück  Dukaten  aus  der  Münze  abgeliefert;  1810  im 
März  und  Juli  noch  etwa  1200  Stück;  doch  scheinen  dieselben  auch  die  Jahr- 
zahl 1809  zu  haben,  denn  neue  Stempel  wurden  nicht  angefertigt;  auch  sind 
keine  Dukaten  mit  der  Jahrzahl  1810  bekannt  geworden. 


115 

15  Hs.  Der  gekrönte  uassauidche  Wappenschild   ist   mit 

<Mnem  LorbtM^rkrunz  beliangen. 

0.  b.  HERZOGTHUM  NASSAU- 

Rs.    In    '3  Zeilen    auf   einer    verzierten    (luadratiseheu 
Tafel: 

1  '    DUCAT .   i  1809  I 

Rand:   schräg  gekerbt. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

Beschrieben:  1883  Kat.  Wambolt,  S.  702,  No.  1031  mit 
der  Bemerkung:  Ist  eine  gemeinschaftliche  Duo.  der 
Gesamthäuser.     1854  NZ,  S.  54,  No.  30. 

1869  Kat.  Schulthess  Rechberg  No.  4154,  Th.  3.10. 

Erwähnt:  1875  Hamburger,  Kat.  Lühr  etc.,  No.  4320.  1883 
Kat.  Hess  No.  3836,  M.   15.— 

a  Davon  bestehen  Abschläge  in  Kupfer.     Gew.  3,36  g. 

Rand:  glatt. 
Besitzer:  H  —  J 

Angeführt:  1888  Zschiesche  &  Köder  in  Leipzig,  Verzeich- 
nis No.  34,  No.  2695.   M.   1.50. 

Konventioii8-20er  =  24  Kreuzer.     Gr.  28  mm,  Gew.  6,64—6,70  g. 

5  Paar  Stempel  dieser  Sorte  scheint  Lindenschmidt  geliefert  zu  haben, 
denn  dabei  ist  nicht  angegeben,  dass  ein  Porträt  darauf  gewesen;  sie  kosteten 
fl.  20  bis  fl.  24,  während  die  Stempel  mit  Porträt  fl.  33  kosteten. 

Ferner  lieferte  Friedr.  Ludy  in  Neuwied  3  Paar  24  Kreuzer-Stempel  uhne 
Porträt;  es  scheinen  die  mit  dem  Pferdchen  zu  sein. 

Die  Ausprägung  an  24  Kreuzerstücken  in  diesem  Jahre  bestand  in  850  Mark 
8  Loth  fein  Silber,  also  ungefähr  51000  Stück;  es  ist  aber  dabei  nicht  ange- 
geben, wieviel  Stück  mit  dem  Porträt  des  Herzogs,  dem  des  Fürsten,  oder  dem 
Wappen  geprägt  wurden. 

16a,c  Hs.  U.  b.        HERZ- NASSAUISCHE      CONVENTIONS  MÜNZ  • 

unten  20 
b  „        „  HERZ- NASSAUISCHE      CONVENT  .MÜNZ- 

unten  20 
d  »        »  HERZ:  NASS  :     CONV  :  MÜNZ 

unten  20 
Rs.    In    einem    unten    gebundenen    Eichenkranze    in 
4  Zeilen: 
16a  60  !  EINE  FEINE      MARK-  '  1809 

b  -  I  -  -     •  ,      -      '  (L) 

c  —  '  —  —    -1      —      I      1.  sprin- 

gendes Pferdcheu,  keine  Schleife. 

8* 


116 

Rs.    In    einem    unten    gebundenen    Eiohenkranze    in 
5  Zeilen,  die  Schritt  steht  bogig: 
d  Rosette  60    Rosette        EINE  FEINE    I    MARK    ] 

kleine  Rosette  1809  kleine  Rosette      1.  sprin- 
gendes Pferdchen. 

Rund :  fischgräteuförniig. 

Besitzer:   16a.    H  b.   H  in  4  Stempelverschiedenheiten 

-J  c.    H-  J      d.    H-J 

Beschrieben:    16b.    Appel    No.   2820.      1854  NZ,    S.  54, 

No.  34.    d.  Appel  No.  2322.    1S54  NZ,  S.  54,  No.  35. 

Konventions-lOer  =  12  Kreuzer.     Gr.  24  mm,  Gew.  3,92  g. 

2  Paar  Stempel  ohne  Porträt  lieferte  Lindeuschmidt  und   1   Paar  F.  Ludy. 
Für  tl.  3000  wurden  geprägt. 

17a  Hs.  U.  b.  HERZ- NASSAUISCHE     CONVENTIONS  MÜNZ , 

unten  10 
b  ,        „  HERZ.  NASSAU  •     CONVENT  -MÜNZ, 

unten  JO 
Rs.    In    einem    unten    gebundenen    Eichenkranze    in 
4  Zeilen: 
17a  120      EINE  FEINE   ;   MARK-      1809   |         (L) 

b  —   I  —  I        —    .   I      —        unten  nur 

die  Schleife. 

Rand:  schräg  gekerbt. 
Besitzer:   17a.  H-V  17b.  H 

Beschrieben:   17a.  1833  Kat.  Wambolt,  S.  189,  No.  4701. 
1854  NZ,  S.  55,  No.  39. 

Konventions-Ser  =  6  Kreuzer.     Gr.  20  mm,  Gew.  2,02  g. 
Nur  ein  Paar  Stempel  wurde  angefertigt.    Die  Ausprägung  ist  nicht  erwähnt. 
18  Hs.  U.  b.         HERZ.  NASSAU    CONVENT.  MÜNZ     unten  (5) 

18  Rs.    In    einem    unten    gebundenen    Eichenkranze    in 

4  Zeilen: 
240       EINE  FEINE   j    MARK-       1809   |  (L) 

Rand:  schräg  gekerbt, 
Besitzer:  H 

Beschrieben:  Kat.  Bretfeld  No.  29  998,     1854  NZ,  S.  55, 
No.  40. 

3  Kreuzer.     Gr.  18  mm.  Gew.   1,34  g. 
Mit  3  Paar  Stempeln  wurde  für  fl.  500  ausgeprägt. 
19a  Hs.  Oben  herum:     HERZ  •  NASS- SCHEIDE  M- 

K  _    .     _     .SCH        -M. 


117 

Rs.    In  3  Zeilen: 
19a  III      KREUZER        1809   | 

b  —   I   KREUZER.   I      —     I 

Rand:  glatt. 

Besitzer:   19a.    H  19b.    V 

Beschrieben:   19a.  1833  Kat.  Wambolt,  S.  189,  No.  4702. 
1854  NZ,  S.  55,  No.  41. 

Kupfer-Kreuzer  der  grösseren  Sorte.     Gr.  22  —  23  mm,  Oew.  3,82—4,23  g. 

Die  Rechnungen  führen  10  Paar  Stempel  zu  Kreuzern  der  grösseren  Sorte 
und  3  Paar  zu  Kreuzern  der  kleineren  Sorte  auf.  Dick-Kreuzer  von  diesem 
Jahre  sind  aber  bis  jetzt  nicht  bekannt.     Ausgeprägt  wurden  2756  Pfd.  Kupfer. 

20a  Hs.  O.  b.  HERZ :  NASSAUISCHE  SCHEIDE  MÜNZ 

b  „       fl  —    :  —  —  — 

Der  sonst  gekr.  Löwe  ist  bei  dieser  Münze  ungekr. 
c  ^        „  HERZ.  NASSAUISCHE  SCHEIDE  MÜNZ, 

d  „        „  _    .  _  __         MÜNZ 

e  „        „  _    .  _  _         MÜNZ 

Der  gekr.  Löwe;  im  Felde  7  Schindeln,  eine  zwi- 
schen dem  Löwen  und  seinem  Schwänze. 
f  Hs.  O.  b.         HERZ.  NASSAUISCHE  SCHEIDE  MÜNZ 

Die    eine    Schindel    steht    hinter   dem    Schwänze 
des  Löwen, 
g  „        „  HERZ.  NASSAUISCHE  SCHEIDE  MÜNZ 

Im  Felde  6  Schindeln. 
20a— g  Rs.    I  I   KREU^  \  --ZER-   \   1809   | 

Rand:  20a  u.  b:  glatt. 

„       20c  u.  f:  fischgrätenförmig  gekerbt. 
Besitzer:  20a.    H  b.  F-H-J-T  c.    T 

d.    T  e.  T  f.  H  (2  St.)  -  J  -  T 

21a,  b  Hs.  O.b.  HERZ.  NASSAUISCHE    SCHEIDE  MÜNZ- 

c  „        „  —     .  —  —  — 

Keine  Schindel  zwischen  dem  Löwen  und  seinem 
Schwanz. 
d  „        „  HERZ.  NASSAUISCHE  SCHEIDE  MÜNZ  I 

e  ^        „  _     .  _  _        MÜNZ  j 

Eine  Schindel  zwischen  dem  Löwen  und  seinem 
Schwanz. 
21a,  d  Rs.    1  I   KREU'  i  =ZER.    !  1809  (L) 

b,  0,  e  „    -I      -       ^  -ZER     I      -     1         (L) 

Rand:  gekerbt. 

Besitzer:  21a.  F  21b.  H-T  21c.   F-H 

d.  F-H  e.  H-T 


118 

22a  Hs.  0.  b.  HERZ  •  NASSAUISCHE  SCHEID  MÜNZ  • 

b  r»       »  —    •  —  ~ 

22a,  b  R3.    I      KREU--      -ZER-      J809    \ 

Rand:  schräg  gekerbt. 
Besitzer:  22b.  H 

Beschrieben:      22a.    Neumann    No.    10  620.      Reinhardt 
No.  3801. 

23a  Hs.  0.  b.  HERZ  •  NASSAUISCHE    SCHEID  MÜNZ 

h  —     .  —  —        MÜNZ 

23a  Rs.    1      KREU--   ,   -ZER-     1809   i  (L) 

b  .     -I       -      1  =ZER  -     1  (L) 

Rand:  gekerbt. 
Besitzer:  23a.    H     23b.  H-T 

24a  Hs.  U.  b.         HERZOGL- NASS-      SCHEIDE -MÜNZ 

unten  eine  Rosette. 
b  „        „  HERZOGL-NASS.      SCHEIDE    MÜNZ 

unten  eine  Rosette. 
24a  Rs.    I     KREU--      -ZER  Rosette    '   1809   ] 

b  ■       ■  ,      1  I       -      I      -  „1-1 

Rand:  schräg  gekerbt. 
Besitzer:  24b.  H-T 

Beschrieben:  24a.   1854   NZ,  S.   55,    No.   42.     Neuraann 
No.   10  621. 

25a  '  Hs.  U.  b.  HERZ  •  NASSAU  •    SCHEIDE  MÜNZ  • 

b  '        .        .  -    .        -        .  -         MÜNZ 

Schild  unten  spitz. 
25a  Rs.    I      KREU=    1   -ZER-   i  1809  [         (L) 

b  ,      I|        -       I       -  .   1     -     I 

•  ■■    •'.  Rand:  gekerbt,  tischgratförmig. 

Besitzer:  25b.  F-H 

Beschrieben:      25  a.     Reinhardt    No.    3807.        Neuraann 
No.   10610. 


26a  Hs.  U.  b.         HERZ  •  NASSAU        SCHEIDE  MÜNZ 

..     b  ,        ,                _     .       _          .          _          MÜNZ 

26a  Rs.    1  i  KREU--  \  -ZER      1809  ;  unt.  nichts  zu  sehen, 

b  „    -I      -      I  =ZER.|     -    I         (L) 

Rand:  gekerbt.  ■                                  j 

Besitzer:  26a.    H  ! 

Beschrieben:     26  b.  Reinhardt     No.    3807.        Neumann     ' 

No.   10  619.  i 


119 

';4  Kreuzer  -=  1  Heller.     Or.  '20  mm,  Oew.   1,40  g. 
7  Paar  Stempel  lieferte  Liudeuschinidt;  die  Ausprägung  ist  nicht  vermerkt. 
27a-d  Ha.  O.  b.         HERZ  •  NASSAUISCHE    SCHEIDE  MÜNZ  • 


f 

g 
b,  i 


—         MÜNZ 


27a,e,h  Rs.  ^|  KREU=  |   --ZER.      1809  (L) 

b,g,i  „    -  I       —      1   -ZER     :'     —     I  (L) 

c,  f  „    —  I       -  -ZER.        —     J 

d  „    _|       _■      ^   .-ZER     ,     -     I 

Rand:  glatt. 

Besitzer:    27b.  F  —  H  —  J  —  T  c.  T  e.    H 

f.  H  g.  H-J         h.    T 

i.  H  (2  St.) 
Beschrieben:    27a.     Neumann    No.    10t)3I.      27d.    Neu- 
mann No.  10  630. 

28a,  c  Hs.  0.  b.         HERZ  •  NASSAUISCHE    SCHEID  MÜNZ 

'     b  -        .  _    .  _  _       MÜNZ 


28a  Rs.  4-1  KREU-  '  -ZER  '  1809 

b,c 


(L) 


Rand:  glatt. 

Besitzer:  28a.  H  -  T  c.    H 

Beschrieben:  28b.     1854  NZ,  S.  55,  No.  46. 

1810. 

3  Kreuzer.     Gr.  18  mm,  Gew.   1,30  — 140  g. 
Geliefert  wurden  21  Paar  Stempel  und  damit  1562  Mark  8  Lot  Silber  verprägt.*) 

29a  Hs.  U.  b.  HERZ  •  NASSAU  •  SCHEIDE  M  • 

b  „        „  _     .        _       -SCHEID     MÜNZ 

c  ^        ^  _     .NASS       -SCHEIDE  M. 

d  „        „  _     .    _  .SCH  M- 

29a,c  Rs.  In  3  Zeilen:    IUI  KREUZER      1810- 

b        .  «  n  -  i  -  I  1810 

d  ,  ,  —  I  —        .1  1810 


n 


Rand:  glatt. 

Besitzer:  29a.  H-J  c.  H  d.  H-J 

Beschrieben:  29b.  Appel  No.  2324.   1854  NZ,  S.  55,  No.  47 


')  Laut  der  Warnungsanzeige  im  Intelligenzblatte  N'o.  4,  den  26.  Jänner  1811,  bestehen 
falsche  3  Kreuzerstüoke  vom  Jahre   1810. 


120 

Kupferkreuzer.     Gr.  22  mm,  Gew.  390  —  4,90  g. 

19  Paar  Stempel  von  Lindenschmidt;  ausgeprägt  wurden  4330  Pfd.  8  Lot 
Kupfer. 

30a  Es.  O.b.  HERZ  •  NASSAUISCHE    SCHEIDE  MÜNZ  • 

b  .        r,  -    .  -  -  MÜNZ 

30a,b  R8.  1  :   KREU'      ^ZER-   '  1810  (gross.)         (L) 

Rand:  glatt,  teilweise  auch  etwas  schräg  gekerbt. 
Besitzer:  30a.  F-H-J-T  b.  F-H-J 

Gr.  24  —  2^  mm.     Gew.  4,50  —  5,90  g. 

31a  Hs.  0.  b.  HERZ- NASSAUISCHE    SCHEIDE  MÜNZ  • 

b  r,  r,  _        .    ■  _-  _  MÜNZ 

31a,b  Rs.    1  1    KREU^       -"ZER      1810  (klein.)         (L) 

Rand:  glatt. 

Besitzer:  31a.  F-H-J-T  b.  F-H-J-T 

Beschrieben:  31a.  Neumann  Xo.  10  623.  31b.  Neumann 
No.  10  622,  lässt  aber  irrtümlich  beidemale  die  Um- 
schrift unten  beginnen. 

Neumann  führt  No.  10  624  eine  Münze  wie  No.  31a  auf, 
aber  ohne  Punkt  nach  -ZER  und  mit  gekerbtem  Rand. 

Gr.  22  mm.     Gew.  4,25—5  g. 

32a  H8.  0.  b.         HERZ  •  NASSAUISCHE  SCHEIDE  MÜNZ  • 

b  ,        ,  _    .  _  _        MÜNZ, 

c  ,        ,  -    .  -  -         MÜNZ 

d,e  „        .  _    .  _  _         MÜNZ 

32a  Rs.    1  I   KREU=  |  ^ZER    |   1810    (klein.)  (L) 

b,c,d  „    -I       -      I      -    •!     -  „  (L) 

e  ^    _|       _       1   .ZER    I     -  „      ohne  (L) 

Rand:  glatt  oder  etwas  gekerbt, 
Besitzer:  32a.  T  b.  F  c.H-J-T 

d.  F  -  H  -  J  -  T 
Beschrieben:  32e.    1854  NZ,  S.  55,  No.  48. 

Vi  Kreuzer.     Gr.  20  mm,  Gew.  1,20  — 1,35  g. 
Lindenschmidt  lieferte  4  Paar  Stempel;  Auspräge  560  Pfd.  Kupfer. 
33a  Hs.  0.  b.         HERZ- NASSAUISCHE    SCHEIDE  MÜNZ 

b  „        „  —     -NASSAISCHE  —  —      • 


c 


_     .  —  —        MÜNZ 

i>  n 


33a  Rs.  ~    KREU--   i   --ZER 

4  i  1 


1810 


b,c  „    -I       -       1    -ZER    I     -     I  (L) 

Rand:  glatt. 
Besitzer:  33a.  F  b.  F  —  H  —  J 


121 


34a,b  Ha.  0.  b.  HERZ  •  NASSAUISCHE  SCHEID  MÜNZ 

c  „        n  —     .            _  _       MÜNZ 

d  V         n  —     .             _  _        MÜNZ. 

e  V        n  —     '            —  —        MÜNZ 


34a,d  Rd. 


1 
4 


KREU^      -ZER.      1810  (L) 


b,e  ^      _  ,       _      j    .-ZER  —    •  (L) 

e  »      -I       -       I       -       i     -    i 

Rand:  glatt. 

Besitzer:  34a.  H  c.  F  d.  F  -  T 

Beschrieben:  34b.  Neumann  No.  10  634.  —  34e.  1854  NZ, 
S.  55,  No.  49.  1854  NZ,  S.  55,  No.  50  wird  ein 
'/4  Kreuzer  beschrieben  mit  L  unter  der  Jahrzahl 
Reinhard  No.  3813. 

35a  Hs.  U.  b,  HERZ  •  NASSAUISCHE    SCHIID  MÜNZ 

b  ,        „  _     .  _  _        MÜNZ- 


35a  Rs.  4-|  KREU 

4  I 


I 


=  ZER       1810 

b  „     _|       -      I    .ZER.  I    -    I         (L) 

Rand:  glatt. 

Besitzer:  35b.  F  -  H  -  J  -  T 

Beschrieben:      35a.    Reinhardt      No.     3811.       Neumann 
No.  10  633. 

36  Hs.  U.b.         HERZ.  NASSAU.  SCHEID  MÜNZ 

Rs.  ~r-\  KREU-  '   -ZER.  I  1810  I 
Rand:  glatt. 
Besitzer:  H 


1811. 

3  Kreuzer.     Gr.  19  mm,  Gew.  1,11  g. 

Mit  6  Paar  Stempeln  wurden  562  Mark  8  Lot  Silber  ausgeprägt. 

37a  Hs.  U.  b.  HERZ- NASSAU-  SCHEIDE  M  • 

b  „        „  _     .       _        .  SCHEID     MÜNZ. 

c  „        „  _    .       _        .  _        MÜNZ 

d  ,        „  _    .       _        .  _       MÜNZ 

37a- d  Rs.  III      KREUZER       1811    | 

Rand:  glatt. 
Besitzer:  37  a,  b,  d.  H 

Beschrieben:     37c.      Bretfeld    No.     30000.      1854    NZ, 
S.  55,  No.  52. 


122 

Kupfer-Kreuzer, 
lu    ilen    Rethnungen   dieses    Jahres    kommen    keine   Stempel    für   Kupfer- 
Kreuzer  vor;  die  Ausprägungen  führen  aber  den  Münzlolin  von  Kupfer-Kreuzern 
vun   1906  Pfd.  auf.     Münzen  davon  sind  nicht  bekannt. 


'/*  Kreuzer.     Gr.   19  min,  Gew.  0,93  —  1,45  g. 
Mit  18  Paar  Stempel  wurden  2120 '2  Pfd.  Kupfer  ausgeprägt. 


.38a— c 


39a— c 


40a 
b 
c 


41a,b 
c 
d 


38a 
b 


39a 
b 


40a 
b,c 


41a 


c 
b,d 


Hs.  0.  b. 


HERZ.  NASSAUISCHE    SCHEID  MÜNZ 


R9. 


KREU 


ZER-     1811 


(L) 


—  I       —       I    -ZER        — 


Rand:  glatt. 

Besitzer:  38a.   H  (4  St.) 

e.  H  -  T 
Besolirieben:  38a.     Xeumann  Xo.   10G35 


b.  F  -  H  (2  St.)  -  T 


Ifs.  O.  b. 


Rs. 


HERZ- NASSAUISCHE    SCHEID  MÜNZ 
1 


KREU-- 


(L) 

(L) 


--ZER.      1811 
4  I  I  .1 

,     -\       -       i    ^ZER     !    -    I 

«     -         -      ;    -ZER.       -    I 
Rand:  glatt. 

Besitzer:    38a.  H  (7  St.)  b.  H  (2  St.)         c.  H  (3  St.) 

Beschrieben:  39b.  Reinhardt  Xo.  3813.    1854  XZ,  S.  55, 
No.  53.  —  39c.   1854  XZ,  S.  55,  Xo.  54. 


Hs.  0.  b. 


7) 


Rs. 


HERZ  •  NASSAU  •  SCHEIDE  •  MÜNZ 
—     .       —        .       —  MÜNZ 


KREU-      -ZER        1811 


-I     -     !  -ZER-  I  -  I 

Rand:  glatt, 
Besitzer:  40b.  H 

Beschrieben:    40a.    Xeumann    Xo.  10  638.  —  40c.  Rein- 
hardt Xo.  3814.     1854  XZ,  S.  55,  Xo.  55. 


Hs.  U.  b. 


HERZ  •  NASS  •  SCHEIDE  MÜNZ 
_     .     _     .        _         MÜNZ 

—     .     —     -SCHEID        — 


Rs. 


4 


KREU-       -ZER       1811 


—  —  -ZER.       — 

—  —  -ZER         — 


(L) 
(L) 


Rand:  glatt. 
Besitzer:  41..  H 


''M 


123 

Beschrieben:  4Ia.  Xeunr-uiu  No.  10636.  —  41b.  Neumanu 
No.  10  637.  —  41(1.  Heiühardt  Nu.  3814.  1854  NZ, 
S.  55,  Xo.  56. 

42  Ha.  Oben  herum:  HERZ-NASSSCHEIDZM- 

43a,b  «         „  „  •     —      SCH         -M- 


42,43a  Rs.   -|-j  KREU^  |     ZER.     1811 


iL) 


b  «     —  I       -      I    =ZER.       -    I 

Rand:  glatt. 
Besitzer:  42.  H  43a.  F  -  H  b.  F 


18lre. 

3  Kreuzer.     Gr.  19  mm,  Gew.  1,42  g. 
Mit  8  Stempeln  wurden  3580  Mark  rauh  =  ca.  1000  Mark  fein  Silber  verprügt. 
44a  Hs.  0.  b.         HERZ  •  NASSAU  •  SCHEIDE  •  M  • 

b  .       .  _    .      _        .      _  M. 

c  „        „  _    .      _         .SCHEID  -M. 

44a— c  Rs.    III  \   KREUZER   ,  1812  | 

Rand:  glatt. 

Besitzer:  44b.  H  c.  H  -  J 

Beschrieben:  44a.     1854  XZ,  S.  55,  No.  58. 

V4  Kreuzer.     Gr.   19  mm,  Gew.  1,45  g. 

Mit  19  Stempeln  wurden   4187  Pfd.  8  Lot  Kupfer  verprägt,    die  6126  fl. 
56V4  kr.  ergaben,  also  1470  465  Stück. 

45a  Hs.  0.  b.  HERZ  •  NASSAUISCHE   SCHEIDE  MÜNZ 

b,c,d  „        „  •  -  -         MÜNZ 

45  Rs.  In    einem   runden    Kranze    von    16    Blättern,    in 

4  Zeilen: 
a,b  Mit  Eicheln  innen  und  aussen: 

4 

c  Mit  Eicheln  üben: 

J_ 
4 

d  Ohne  Eicheln: 

1 


KREU--      -ZER-     1812 


KREU-      -ZER-     1812 


.  ,  KREU--      -ZER       1812' 
4  I 

Rand:  glatt. 

Besitzer:  45a.  H  b.  T  c.  J  d.   H 

8* 


124 


46a,b 


Hs.  O.  b  HLRZ- NASSAUISCHE    SCHEID   MÜNZ 

_     .  —  —       MÜNZ 

n  n 

46  ßs.  Wie  No.  45    in  einem   runden  Eicheukranze 

a  Mit   16  Blättern,  ohne  Eicheln,  in  4  Zeilen: 

1 


KRLU^ 


ZER        1812 


Mit  15  Blättern,  Eicheln  aussen  und  innen: 


4 


KREU-       ZER 


1812 


Mit  15  Blättern,  Eicheln  innen: 
1 


KRLU 


ZER        1812 


Rand:  glatt. 
Besitzer:  46a.  H 


b.  H 


c.  H 


V 


47 


47a 


e 


48a,c,d,f,h 
b,e,g,i 

45 


Hs.  0.  b. 


HERZ- NASSAUISCHE     SCHEID  MÜNZ 
—     .  —  —       MÜNZ 

Ra.  In  einem  unten  gebundenen,  oben  geschlossenen 
Eichenkranze,  in  4  Zeilen: 

Mit  14  Blättern  und  aussen  Eicheln: 


4 


KREU--  ;   =ZLR-     1812 


Mit   15  Blättern,  innen  Eicheln: 


-^    KREU-- 
4  I 


ZER-     1812 


(L) 


(L) 


Mit  14  Blättern,  innen  und  aussen  Eicheln: 


-^    KREU=      -ZER 
4 


1812 


Mit  14  Blättern,  innen  Eicheln; 
^      KREU-  I   -ZLR.     1812 


(L) 


(L) 


Mit  14  Blättern,  innen  und  aussen  Eicheln: 


4 


KREU 


Rand:  glatt. 
Besitzer:  47a.  J 
e.  T 


ZER       1812 


b.  H 


(L) 
c.  h 


d.  H 


Hs.  0.  b.         HERZ  •  NASSAUISCHE    SCHEID  MÜNZ 
__    .  _  —        MÜNZ 

Rs.  Unten  gebundener,  oben  offener  Eichenkranz.  (Die 
1.  und  letzte  Zahl  geben  die  schmäleren  Blätter, 
in  denen  der  Kranz  oben  endet,  die  beiden  mitt- 
leren die  Anzahl    der   beiderseitigen  Blätter   an). 


125 


49 


a,b  Eioh.  in.  u.  aus.  2,  7  :  7.2 


1 


c 
d 

e 

h,i 


n 


n 


^EU  = 

-ZER- 

1812 

(L) 

1 

(L) 

1 

(L) 

—    .         — 

(L) 

b.   T 

n.  J 

d. 

f.  J 

g 

.   H 

h. 

^,7:7,2  -i 

1,7:7,1  -I 

1,7:7,1  -I 

7:7  -I 

-,  u  .  o,  _  —  I 

Rand:  glatt. 
Besitzer:  i8a.  H 
e.  H 
i.  H 
Beschrieben:    48d.    Neumann    Xo.    10  639.    —    e.    Rein- 
hard No.  3815,  1854  NZ,  S.  55,  No.  59. 

Hs.  0.  b.  HERZ    NASSAU- SCHEIDE  M. 

Rs.  In  einem  unten  gebundenen,  oben  offenen  Eichen- 
kranze, der  6  Blätter  auf  jeder  Seite  hat  und 
oben  je  in  einer  Eichel  endet,  in  4  Zeilen: 


4 


KREU--     -ZER.    1812 


(L) 


Rand:  glatt. 
Besitzer:  F  —  H 


50 


Silberabschlag  des  '/«Kreuzers.     Or.   19mm,  Gew.   1,40g. 

Hs.  0.  b.  HERZ  .  NASSAUISCHE    SCHEID  MÜNZ 

Rs.  In  einem  unten  gebundenen  Eicheukranze,  der  je 
auf  jeder  Seite    7  Blätter    hat    und    mit  Eicheln 
besetzt  ist,  in  4  Zeilen: 
1 


KREU-      -ZER.      1812 


Rand:  glatt. 
Besitzer:  H 


(L) 


1813. 

3  Kreuzer.     Gr.  19  mm,  Gew.  1,35  g. 

Mit  7  Stempeln  wurden  843  Mark  12  Lot  Silber  verprägt,  für  25  312  fl.  30  kr. 


51a,b 
c 


51a 
b,c 


Hs.  0.  b.  HERZ-NASSAU- SCHEIDE- M. 

„        „  _    .        _      .SCHEID      MÜNZ 

Rs.  In  3  Zeilen:    III     KREUZER      1813 


n  n 

Rand:  glatt. 
Besitzer:  51a.  J 
Beschrieben:    51c. 
S.  55,  Xo.  61. 


—  I  —  .  1815 

b.  H  -  J 

Bretfeld    No.    30  001.       1^54    NZ, 


126 


Kupfer-Kreuzer.     Gr.  24  mm,  Gew.  4,10  g. 
Mit  3  Stempeln  wurden  für  2 138  H.   13  kr.  geprägt. 
52a  Hs.  0.  b.  HERZ  •  NASSAUISCHE    SCHEIDE  MÜNZ 

b,C  y,  —  .  —  _  — 

Die  Krone  des  Löwen    zeigt  bei   52a  5  Bügeln, 
bei  52b  u.  c  3  Bügeln. 

Rs.    1      KREU--   ,   --ZER-      1815   |  (L) 


52a,b 


-I       -       I    -ZER    I      — 


Rand:  glatt. 
Besitzer:  52a  u.  b.  H 


c.  J 


(L) 


i/a  Kreuzer.     Gr.  21  mm,  Gew.  1,92—2,31  g. 

Geliefert  wurden  22  Stempel,  womit  2513  Pfd.  Kupfer  zu  3704  fl.  30  kr. 
verprägt  wurden,  also  ca.  '/a  Million  Stück.  Nur  in  diesem  Jahre  wurden  halbe 
Kreuzer  in  Kupfer  geprägt. 

HERZ- NASSAUISCHE  SCHEID  MÜNZ 


53a 

Hs.  0.  b.         HEF 

b 

V               Tt                                ~ 

c 

r>          »                      ~ 

53a,b 

Es.     l 

c 

Rand:  glatt 

KREUZER 


1813 


—       MÜNZ 

(L) 
ohne  (L) 


Besitzer:  53a.  H  -  J  b.  H  c.  J 

Beschrieben:    53a.     Xeumann  No.   10  625.  —  53c.  Rein- 
hardt No.  3818.     1854  NZ,  S.  55,  No.  62. 


'/4  Kreuzer.     Gr.   19  mm,  Gew.  1,19  — 1,33  g. 

Mit  9  Stempeln  wurden  790  Pfd.  Kupfer  zu  1165  fl.    57 '/a    kr.  verprägt, 
also  279  830  Stück. 


54a 
b— d 
e,f 


54a,f,d 
b,e 


Hs.  O.  b. 

V  n 


HERZ  •  NASSAUISCHE    SCHEIDE  MÜNZ 

—  .  —  SCHEID         — 

—  .  —  —  MÜNZ 


Rs.  ^    KREU--   :  -ZER 

4  I 


1813 


T) 

V 


ZER 


(L) 

(L) 


Rand:  glatt. 

Besitzer:  54a.  J  b.  F-H-J  c.  H 

d.  H  e.  H  f .    H  -  T 

Beschrieben:  54b.  Neumann  Xo.  10  640.  —  54e.  1854  NZ, 
S.  56,  No.  63. 


127 
1814. 

3  Bä-euzer,     Or.   19  mm,  Gew.   1,28  g. 

Mit  6  Stempeln    wurden    1406    Mark  4  Lot   Silber   zu  42  187  fl.,    30    kr. 
ausgeprägt,  also  ca.  843  750  Stück. 

55a,b  Hs.  0.  b.          HERZ  •  NASSAU  •  SCHEIDE  •  M  • 

c  „        „                _     .        _        -SCHEID       MÜNZ 

55a,c  Rs.  III  I  KREUZER      1814   \ 

b  ,     —  I          —          I   1814.  i 

Rand:  glatt. 

Besitzer:  55a.  H         b.  H 

Beschrieben:  55c.  Bretfeld  No.  30  002.     1854  NZ,  S.  56, 
No.  64. 

Vi  Kreuzer.     Gr.   19  mm,   Gew.   1,08  — 1,32  g. 

6    Stempel,    damit   wurden    794    Pfd.    22    Lot  Kupfer    verprägt,    1159    fl. 
20 '/2  kr.  =  278  242  Stück. 

56a-c  Hs.  0.  b.  HERZ  •  NASSAUISCHE   SCHEID  MÜNZ 

(i  ,        „  .  _  _        MÜNZ 


i6a  Rs.  4-1  KREU--  '  -ZER-   '    1814 


-ZER     I      - 


(L) 
ohne  (L) 


57 


57 


4 

.  I 

"  I 

Rand:  glatt. 
Besitzer:  56a.  H  b.  H  c.    F  —  H  —  J  —  T 

d.  F 
Beschrieben:    56a.  Neumann  No.  10641.  —  56b.  1854  NZ, 
S.  56,  No.  65.  —  56c.  Neumann  No.   10  642. 


(L) 


.  0.  b.          HERZ.  NASSAU.  SCHEIDE.  M. 

Rs.     ] 
4 

KREU'- 

=  ZER.      1814 

Rand:  glatt. 

Besitzer:  H 

1815. 

3  Kreuzer.     Gr.  19  mm,  Gew.  1,53  g. 

Mit  6  Stempeln  wurden  1125  Mark  Silber  zu  33  750  fl.  verprügt. 

58  Hs.  O.  b.  HERZ -NASSAU.  SCHEIDE.  M. 

Rs.    Iq  3  Zeilen:  III     KREUZER      1815  | 

Rand:  glatt. 
Besitzer:  H 


128 

Medaillen. 

Auf  die  Eröffnung  der  Lahnschiffahrt  bis  Weilburg.     Gr.  25  mm. 

59  Hs.  Jq    8    Zeilen:        UNTER        DER  REGIERUNG    ] 

FRIEDRICH -I-     HERZOG  ZU  NASSAU      UND  i 
FRIEDR- WILHELM     FÜRSTEN     ZU  NASSAU  .  [ 
Darum  Keif. 
Rs.    In   7   Zeilen: 

EROEFNUNG     DER      LAHNSCHIFFAHRT    BIS  ^ 
WEILBURG      DEN12.0CT.      1810  •  | 
Darum  Reif. 

Rand:  glatt. 

Diese  Medaille  ist  ausgeprägt: 
a  in  Silber, verg.,  vermeilliertjBesitzer:         H         Gew.  7,30g 

b  ,  Silber  „       H-J-V     „     7,75  „ 

c  „Kupfer  „       H-J-V      „     7,25  „ 

Beschrieben:     18G9    Kat.    d.    Sohulthess    Rechberg'schen 
Sammlung  No.  4158. 

Auf  die  Aufhebung  der  Leibeigenschaft.     Gr.  47  mm. 

60  Hs.  0.  b.  DEN    WEISESTEN     UND     BESTEN     LANDES- 

FÜRSTEN DAS  DANKBARE  HERZOGTHUM 
NASSAU .  Die  stehende  gekrönte  Nassovia  hält 
eine  Schale  über  einen  zu  ihrer  Rechten  stehen- 
den Altar;  ihre  Linke  ruht  auf  dem  an  sie  ge- 
lehnten nassauischen  Löwenschilde;  hinter  ihr 
ein  Pflug.  Der  Altar  trägt  in  7  Zeilen  die  In- 
schrift: 

EDIKTE  j  VOM  i  1  JAN  •  1808  |  10  •  UND  14  | 
FEB .  1809  1 .  U  •  3  •  SEP  •  1812  •  1  Unten  im 
Absch.  L  Darum  Reif. 
Rs.  InlOZeil.:  DENKMAL  DER  AUFGEHOBENEN  | 
LEIBEIGENSCHAFT  UND  VOLLZOGENEN  | 
STEUERAUSGLEICHUNG  UNTER  DER  REGIE- 
RUNG FRIEDRICH -I  HERZOGS  •  U  •  FRIED- 
RICH WILHILM  FÜRSTEN  ZU  NASSAU  | 
MDCCCXII.      Darum  Reif. 

Rand:  glatt. 

Diese  Medaille  besteht  in: 

a  Silber  verg.,  vermeilliert,  Besitzer:  H  Gew.  53,45  g 

b  Silber  „  H-J-V     „     50,90  „ 

Im  August  1813  sind  von  dem  Herzog  Friedrich  August  und  dem  Fürsten 

Friedrich  Wilhelm  GO  Stück  Yermeil-  und  200  Stück  silberne  Medaillen  verteilt 

worden  und  am  22.  Oktober  1813:    2  Vermeil   und   10  silberne  Denkmedaillen 

an  das  1.  leichte  Infanterieregiment,   das   in  Spanien   stand,    übersandt   worden. 


129 

Auf  den  Münzbesuch  in  ElirenbroitHtoin   1R15.     Or.  40  mm    Silber. 
61a  ir.s.  r.  I).  FRIEDRICH     AUGUST    HERZOG    ZU    NASSAU 

Kopf  r.,   im  iral-sabsch.   L     Daruin  ^.(pkorbtor  Reif. 
61a  Ra.    U.  b.  FRIEDRICH  WILHELM  FÜRST  ZU  NASSAU 

Kopf  rechts,  darunter  L 
RaiKlsolirift  eingraviert: 

Münze!     c^   Teielimaun  ^^    EHRENBREITSTEIN  1815 
Besitzer:  01a.    V     Gr.  40  mm,  Gew.  27,50  g. 
b  Ein  gleiches  Stück,  aber  ohne  Randsclirift  besitzt 

Herr  Polizeirat  Höhn. 
Beschrieben:    1813    Kat.    Wambolt,    S.    507,    Xo.    1646. 


b.  Münzen  mit  dem  Kopfe  des  Herzogs  Friedrich  August. 

1809. 

Fonventionsthaler.  Gr.  40  mm,  Gew.  28,08—28,84  g. 
In  den  Stempelrechnungen  von  Lindenschmidt  wird  nur  ein  Stempelpaar 
für  Konventionsthaler  mit  dem  Portrcät  des  Herzogs  erwähnt;  die  beiden  anderen 
Reverse  werden  also  wohl  ursprünglich  zu  den  Stempeln  gehört  haben,  welche 
das  Porträt  des  Fürsten  trugen,  von  denen  2'!^  Paar  geliefert  wurden.  (1765  Mark 
2  Lot  9  g  fein  wurden  mit  Porträt  des  Herzogs  und  mit  Porträt  des  Fürsten 
an  Konventionsthalern  ausgeprägt  in  diesem  Jahre;  eine  Detaillierung  geben  die 
Rechnungen  nicht). 

62a— c  Hs.  U.  b.         FRIEDRICH  AUGUST  HERZOG  ZU  NASSAU- 

Kopf  r.,  im  Halsabsch.    L 
62a  Rs.  ü.  b.  ZEHN  EINE    FEINE  MARK- 

Der    gekr.    nassauische    Schild    zwischen    einem 
Lorbeer-  und  einem  Eichenzweige,  welche  unten 
gebunden  sind;  darunter  1809- 
b  „  U.b.  ZEHN  EINE    FEINE  MARCK-     Wie  vorst. 

c  „       ^         _       _  _      MARK 

der   Schild    aber    zwischen    Lorbeer-   u.   Palmen- 
zweig; unten  1809  • 
Randschrift  erhaben:  UT  -  SIT  -  SUO  -  PONDERE  - 

TUTUS,    an  Stelle  der  —  Blattwerk. 
Ein  Stück  von  62a  hat  am  Anfang    der  Randschrift   ein 

springendes  Pferdchen. 
Besitzer:  62a.  H  —  J  c.  V 

Beschrieben:  62b.  1833  Kat.  Wambolt,  S.  507,  Xo.  1647/8. 
1854  NZ,  S.  54,  Xo.  31,  32.  Ob  dieser  Stempel  aber 
besteht^  —  62c.  1865  Dr.  Schalk,  Münzsamml.  d.  Ver. 
f.  uass.  Altertumsk.  etc.,  S.  4.  Is69  Kat.  Schulthess- 
Rechberg  Xo.  4155.     Th.  1.26. 

9 


130 


\'j  Konventionsthaler.     Gr.  34  mm,  Gew.   13,75-  13,98  g. 

Stempel  ilavon  sin«!  iu  der  Rechnung  nicht  erwähnt.  Die  Ausprägung 
bestand  in  157  Mark  ö  Lot.  16'/.  g  lein  mit  Porträt  des  Herzogs  und  des 
Fürsten;  vielleicht  hat  Ludy  in  Neuwied  beide  Stempel  geliefert. 

63a  Hs.  U.  b.  FRIEDRICH  AUGUST    HERZOG  ZU  NASSAU- 

b  »n  ~  __  — 

Kopf  bei  a  u.  b  r.,  im  Halsabsch.  L 
63a,b  Rs.  U.b.  ZWANZIG  EINE    FEINE  MARK  • 

Gekr.    nass.    Schild    zwischen    den    unten    geb. 
Lorbeer-  u.  Palmenzweig;  unten  1809 
Rand:   Blattwerk. 
Besitzer:  G3a.  H  —  Hauch  in  Frankfurt. 

b.  H  -  J  -  V 
Beschrieben:  G3b.  1833  Kat.  Wambolt,  S.  507,  No.  1649. 

1854  NZ,  S.  54,  Xo.  33.     1865  Dr.  Schalk,  S.  4. 
Erwähnt:  63b.    1872    Hamburger:    Kat.    Heimbürge  etc., 
No.  2224. 

Konventions-20er  =  24  Kreuzer.     Gr.  28  mm,  Gew.  6,53  g. 

Mit  4  Paar  Stempel  wurden  850  Mark  8  Lot  fein  Silber  zu  13  000  fl. 
ausgeprägt  mit  beiden  Porträts.  (Die  Angabe  stimmt  aber  nicht). 

64  Hs.  U.  b.  FRIEDRICH  AUGUST    HERZOG  ZU  NASSAU  • 

Kopf  r.,  darunter  L 
64  Rs.  U.b.  60  STUCK  EINE      FEINE  MARK- 

^  Gekr.    nass.    Schild,    zu    dessen    Seiten    18-09, 

unten  (20) 
Rand:  Blattwerk. 
Besitzer:  H  —  V 
Beschrieben:    1833    Kat.    ^yambolt,    S.    189,    No.    2513. 

1854  NZ,  S.  54,  No.  37.     1865  Dr.  Schalk,  S.  4. 
Erwähnt:  1872  Hamburger:  Kat.  Heimbürge  etc.,  No.  2224. 

Konventions-lOer  =  12  Kreuzer.     Gr.  24  mm,  Gew.  3,83  g. 

4  Paar  Stempel  lieferte  Lindeuschmidt;  es  ist  nicht  angegeben,  wieviele 
das  Porträt  des  Herzogs  trugen;  auch  hat  sich  keine  Angabe  über  die  Aus- 
prägung gefunden. 

65  Hs.  U.b.         FRIEDRICH  AUGUST    HERZOG  ZU  NASSAU 

Kopf  r.,  im  Halsabsch.  L 
Rs.  U.b.  120  EINE      FEINE  MARK  •         Gekr.    nass. 

Schild,  zu  dessen  Seiten  18-09,  unten  (10) 
Rand:  Kettenrand. 
Besitzer:  H  -  J  -  V 
Beschrieben:   1854  NZ,  S.  55,  No.  38. 


131 

1810. 

Konventionathaler.     Gr.  39  mm,  Gew.  28,50  g. 
5  Stempel,  Ausprägung  54  öOO  H. 

66  Hs.  U.  b.  FRIEDRICH  AUGUST     HERZOG  ZU  NASSAU  • 

Kopf  r.,   im   Hiilsabsoli.   L 
66  Rs.  U.b.  ZEHN  EINE      FEINE  MARK       Gekr.    nass. 

Schild  zwischen  unten  geb.  Lorbeer-  u.  Palmen- 
zweigen; unten   C  •  1810  T- 
Randschrift  vertieft:  UT  -  SIT        SUO        PONDERE  - 

TUTUS  -     An  Stelle  der  —   Blattwerk. 
(Unterm    25,  May   1810    berechnet    Joh.    Lindenschmidt: 
„Eine  Randelmaschine  zu  Thlr.  gravirt  mit  den  Worten 
ut  Sit  SuG  pondere  tutus  (reliefj  fl.   11." 
Besitzer:  H 

1811. 

Konventionsthaler.     Gr.  39  mm,  Gew.  28,05  g. 
2  Stempel,  Ausprägung  4131    Mark  2  Lot  6  g. 
67a  Hs.  U.  b.         FRIEDRICH  AUGUST    HERZOG  ZU  NASSAU 

b  V        r,  —  —  _  _        _         . 

Kopf  bei  a  u.  b  r.,  im  Halsabsch.   L 
67au.b  Rs.  U.b.  ZEHN  EINE      FEINE  MARK        fickr.    nass. 

Schild,  zwischen  unten  geb.  Lorbeer-  u.  Palmon- 
zweigen;  unten  C  •  1811  T- 
Rand:  67a.  Laubrand.  —  67b.  Schrift  vertieft  wie  No.  66. 
Besitzer:  67a.  H  -   V  b.  H  -  J 

Beschrieben:  67b.  1833  Kat.  Wambolt.  S.  507,  No.  2893. 

1854  NZ,  S.  55,  No.  51. 
Erwähnt:  67b.   1869  Kat.  Klebelsberg  in  Wien  Xo.  2326. 
1883    Kat.    Hess    No.  3837.     1875    Hamburger:  Kat. 
Löhr  No.  4319. 

68  In  der  Yereinssammlung  befindet  sich  dieser  Kon- 
ventionsthaler No.  67b;  auf  der  Hs.  ist  aber  der 
Kopf  des  Herzogs  r.  mit  1  kleineren  Stempel  zum 
zweitenmale  eingeprägt.  Gr.  40  mm,  Gew.  28.05  g. 

Beschrieben:   1865  Dr.  Schalk,  S.  4.  ungenau. 

1812. 

Konventionsthaler.     Gr.  39  mm,  Gew.  28,02  g. 

1   Stempel    mit  dem  Kopf  des  Herzogs    kommt    in    den  Rechnungen    vor. 
(4000  Mark  6  Lot   12  g.  fein  wurden  ausgeprägt.) 

69  Hs.  U.  b.  FRIEDRICH  AUGUST    HERZOG  ZU  NASSAU 

Kopf  r.,  im  Halsabsch.  L 


132 

69  Rs.  L'.b.  ZEHN  EINE      FEINE  MARK       Gekr.    nass. 

Schild  zwisohcü  uDten  geb.  Lorbeer-  u.  Palinen- 

zweigen;   unten  C  •  1812  T- 
Randschrifr:  vertieft  wie  bei  Nu.  66. 
Besitzer:   H 
Beschrieben:  Wellenheim  No  3781.  1854  NZ,  3.55,  No.  57. 

Konventionsthaler.     Gr.  39  mm,  Gew.  28,U7  g. 
1  Stempel  und  1  Revers-Stempel.  Ausprägung  4306  Mark  6  Lot  7  g  192  Teil. 
Für  101455  Ü. 

70  Hs.  U.  b.  FRIEDRICH  AUGUST    HERZOG  ZU  NASSAU 

Kopf  r.,   im  Halsabsch.   L 
70  Rs.  O.b.  ZEHN  EINE      FEINE  MARK        Gekr.    nass. 

Schild  zwischen  unten  geb.  Lorbeer-  u.  Palmen- 
zweigen; unten  C  •  1813  T- 
Randschrift:  vertieft  wie  bei  Xo.  66. 
Besitzer:  H  —  V 
Beschrieben:  Dickmauns  Münzsammlung  No.  2445.    1854 

NZ,  S.  55,  No.  60. 
Erwähnt:     1869    Kat.    Schulthess- Rechberg    No.    4156. 
1883  Kat.  Hess  No.  3838.    M.  6.— 

1814. 

Die  Rechnungen  dieses  Jahres  führen  unterm  12.  Juli  einen  Hs.-Stempel 
mit  Porträt  des  Herzogs  auf;  an  die  Müuzkasse  sind  abgeliefert  worden  aus 
3438  Mark  10  Lot  6  g:  82  527  fl.  30  kr.  Da  keine  Konventionsthaler  mit  dieser 
Jahreszahl  bekannt  sind,  so  sind  wahrscheinlich  ältere  Stempel  zum  Prägen 
verwandt  worden. 

1815. 

Konventionsthaler.     Gr.  39  mm,  Gew.  28,00  g. 

V'ergl.  zu  No.  88. 
71  Hs.  Wie  No.  70. 

71  Rs.  Wie  No.  70,    aber  unten    •  C  ■  1815  •  T  ■ 

Randschrift:  Wie  No.  70. 
Besitzer:  H  -  J  -  V 

Beschrieben:  Birou  v.  Kurland,  Verzeichnis  S.  279,  No.  291. 
1854  NZ,  S.  56,  No.  66. 


133 

Medaillen.') 

Bis  Xovembor  1808  waren  iu  der  Müdzo  zu  Ehreubreitsteiu  nur  Yor- 
kchrungoa  getroti'ou,  um  die  kupfernen  Kreu/.er-Stücko  zu  priigen;  als  der  Herzog 
Friedrich  August  gegen  diese  Zeit  auf  Schluss  Eugers  sieh  uufhielr,  wollte  er 
auch  seine  neueiTichtete  Münzstätte  besichtigen;  dies  gab  dem  Miinzmeister 
Teichmann  Veranlassung,  das  Profil  des  Herzogs  schneiden  zu  lassen,  um  dann 
eine  Gelegeuheitsmedaille  zu  prägen.  Der  Versuch  damit  gelaug  gut  flaut 
seinem  Briefe  an  den  Herzog  vom  13.  November  1808),  aber  der  Herzog  er- 
schien nicht;  demselben  wurden  dann  mit  dem  erwähnten  Briefe  6  goldene, 
12  vergoldete,  24  silberne  und  3()  kupferne  Abdrücke  dieser  Huldiguugsmedaille 
eingesandt.     Sie  zeigte: 

72  Hs.  U.  b.  FRIED   AUGUST    SOUVERAINER   HERZOG   ZU 

NASSAU     Kopf  r.,  im  Halsabsch.  L 

72  Es.    In  5 Zeilen:  HULDIGUNG   DER    MÜNZSTÄTTE  | 

EHRENBREITSTEIN     1808  | 
Rand:  glatt. 
Die  Medaille  ist  laut  obigem  Schreiben  geprägt  in: 
a  Gold,  davon  sind  keine  bekannt. 

b         Silber  vergoldet  „ 

c  Silber  Besitzer:  H  -  J  -  V     Gr.  25  mm.  Gew.  8,50  g 

d         Kupfer  „  H  -  J  .     25    „         „       7,30  „ 

Beschrieben    in    Silber:     1833    Kat.    Wambolt,    S.     189, 

No.  2507.     1865  Dr.  Schalk,  S.  5. 
Erwähnt:    1875    Hamburger:    Kat.    Löhr   etc.    Xo.   4321. 

1884  Kat.  Garthe  Xo.   7131. 
Beschrieben    in    Kupfer:    Appel    Xo.    2317.      1854    XZ, 
S.  53,  Xo.  21. 

Verdienstmedaille.     Gr.  47  mm,  Gew.  44,97  g. 

73  Hs.  Kopf  des  Herzogs  r.,  im  Halsabsch.  I  •  L  • 

73  Rs.    In   6    Zeilen:    FRIEDRICH   AUGUST      HERZOG 

ZU  NASSAU      PRAESIDENT   DES      FÜRSTEN- 
COLLEGIUMS      DES      RHEINBUNDES-  ,  —  , 
Rand:  glatt. 

Die  Medaille  besteht  in: 
a  Silber  vergoldet,  vermeilliert,  Besitzer:  H 

b  Silber  „         H   -  V 

Joh.  Lindenschmidt  reichte  am  24.  Juli  1811  seine  Rechnung  für  die 
Stempel  mit  231  ti.  ein;  die  (Quittung  ist  vom  30.  August  1811.  Die  Medaillen 
dürften  also  wohl  auch  iu  diesem  Jahre  zuerst  geprägt  sein. 

1813  wurde  die  Verdienstmedaille  auf  Befehl  des  Herzogs  nach  der  Sciilacht 
bei  Leipzig  geschlagen.   —   1814  ist  ein  Medaillen-Stempel  gesprungen. 

')  Die  Medaillen  haben  um  die  Schrift  aussen  einen  glatten  Reif. 


134 

74  Hs.  Kopf  (ios  Herzogs  r,  im  Halsabsch.  I-L- 

74  Rs.  In  einem  aus  Lorbeer-  und  Eichenzweig   gebun- 

(lonon  Kranze  in  5  Zeilen: 

FRIEDRICH   AUGUST.  I.         SOUVERAINER     | 
HERZOG      ZU      NASSAU      Unt.  d.  Kranze  P  •  Z  • 
Rand:  glatt.  Gr.  47  mm,  Gew.  44,01  g. 

Besitzer:  H  —  V 
Philipp  Zollraann  fertigte  zufolge  seiner  Rechnung   vom   24.  Januar   1815 
zwei  neue  Revers-Stempel  der  grossen  Civil-Yerdienstmedaille  ä  88  fl. 

Medaille  auf  Nicolaus  Fischer,  in  Konventionsthalerforin. 

75  Hs.  U.  b.  FRIEDRICH  AUGUST     HERZOG  ZU  NASSAU 

75  Kopf  des  Herzogs  r.,  im  Halsabs<'h.   L 

Rs.    In   7   Zeilen:   DAS       DANKBARE  KIRCHSPIEL   | 
ROD    AM    BERG         DEM    JUBELGREISE    i 

NICOLAUS  FISCHER    den  i- Novem- 
ber    1812 

Rand:  glatt. 

Besitzer:  H  Gr.  39  mm,  Gew.  28,05  g. 

Folgende  Mitteilung  gibt  darüber  das  Herzogl.  Nassauische  allgemeine 
Intelligenzblatt,  No.  50,  den  19.  Dezember  1812: 

Amts-Jubelfeier  eines  verdienten  vaterländischen  Schullehrers, 
Der  1.  November  war  dem  Kirchspiel  Rod  am  Berg,  Amts  Usingen,  ein 
feierlicher  Tag.  Der  Schullehrer  zu  Dorfweil,  Henrich  Nicolaus  Fischer,  gebohren 
zu  Wiesbaden  den  25.  Janr.  1734,  hatte  an  diesem  Tage,  an  welchem  zu- 
gleich das  Dank-Erndtefest  gefeiert  wurde,  das  Glück  50  Jahre  seiner  Dienstzeit 
zu  vollenden.  Er  fing  sie  zu  Mudershausen,  Amts  Catzenellnbogen  1762  den 
30.  Oct.  an,  stand  über  36  Jahre  der  Schule  zu  Rod  am  Berg  vor,  überliess 
sie  unter  höchster  Genehmigung  seinem  Sohne,  und  zog  nach  Dorfweil,  wo  er 
noch  jetzt,  beinahe  79  Jahre  alt,  mit  vollen  Kräften  an  Bildung  der  Jugend 
arbeitet. 

In  seinen  verschiedenen  Aemtern  hat  er  erfreuliche  Proben  seiner  Kennt- 
nisse und  seines  Fleisses  abgelegt.  Yon  10  Kindern  bestehen  noch  9  Haus- 
haltungen, in  denselben  zählt  er  32  Enkel  und  7  Urenkel.  Die  ganze  Familie 
beträgt  48  Personen. 

Es  folgt  noch  eine  Beschreibung  der  Feier. 

Tapferkeitsmedaille. 

Die  Statuten  datieren  vom  9.  August  1807. 

Die  Medaille  wurde  als  Belohnung  einer  im  Kriege  bewiesenen  tapferen 
Handlung  verliehen. 

76  Hs.  U.b.  FRIEDRICH.  I.      HERZOG  ZU  NASSAU  •     Kopf 

des  Herzogs  r.;   unt.  her.   LINDENSCHMIT  •  F- 


135 

76  Rs.    Secha    gekreuzte   Fahnen,    darüber    in    2  Zeilen: 

DER      TAPFERKEIT      von  einem  Lorbeerkränze 
umgeben. 
Rand:  glatt. 

Diese  Medaille  besteht  in: 
a  Gold  mit  ()se  zum  Tragen. 

b  Silber  ^       „        „  „  Besitzer:  H  -  V      Or.  35  mm, 

Gew.  7,71  g. 

Der  Rheinische  Kurier  bringt  in  seiner  No.  1  vom  1.  Januar  1889  einen 
Aufsatz:  Die  ehemals  nassauischen  Orden  und  Ehrenzeichen  II;  darin  wird  bei 
dieser  Medaille  gesagt:  Gestiftet  wurde  dieselbe  vom  Herzoge  Friedricli  August 
durch  Verordnung  vom  9.  August  1807;  mit  der  Verleihung  wird  gleichzeitig 
begonnen  sein,  da  die  Stempel  zu  derselben  bereits  im  Juni  d.  J.  in  der 
damaligen  herzoglichen  Münze  in  Ehrenbreitstein  fertiggestellt  waren  etc. 

Da  das  Anstellungsdekret  Teichmanns,  vom  29.  März  1808,  die  zu  Ehren- 
breitstein anzulegende  Münze  erwähnt,  auch  feststeht,  dass  gegen  November 
1808  die  erste  silberne  Medaille  da  geprägt  wurde,  der  Stempelschneider 
Liudenschmidt  aber  in  Mainz  wohnte,  so  wird  obige  Angabe  nicht  ganz  stimmen. 
Siehe  dieserhalb  auch  den  unter  No.  89  erwähnten  Brief  vom  13.  November  1808. 

Waterloo-Medaille  in  Silber.     Gr.  29  mm,  Gew.  9,18  g. 

Durch  Dekret  vom  23.  Dezember  1815  wurde  dieselbe  gestiftet,  besonders  zur 
Erinnerung  an  die  von  den  nassauischen  Truppen  in  der  Schlacht  bei  Waterloo 
bewiesene  Tapferkeit;  ihre  Anfertigung  kostete  6694.31.1.  fl. 

77  Hs.  U.  b.  FRIEDRICH  AUGUST     HERZOG   ZU  NASSAU- 

Kopf  des  Herzogs  r.,  darunter  I-L- 

77  Rs.  U.  b.    DEN    NASSAUiSCHEN    STREITERN    BEY 

WATERLOO  Im  Absch.  in  2  Zeilen:  DEN 
18  JUNI  1815  I  Eine  geflügelte  Victoria  r. 
setzt  einem  vor  ihr  stehenden  Krieger  in  alt- 
römischer Kleidung  einen  Lorbeerkranz  auf. 

Rand:  glatt  mit  Ose. 
Besitzer:  H  -  J  -  V 
Beschrieben:  1854  NZ,  S.  56,  No.  67.    1869  Kat.  Schult- 

hess-Rechberg  No.  4157.     Th.   1.1. — 
Erwähnt:   1883  Kat.  Hess  No.  3841.     M.  3.— 

78  Hierzu  besteht  eine  Intcrimsmedaille.  Gr.  17  mm; 

von  derselben  Zeichnung,  unter  dem  Kopfe  aber 
steht  nur  L  • 

Besitzer:  H  -  V 


136 


c.  Münzen  mit  dem  Kopfe  des  Fürsten  Friedrich  Wilhelm. 

isoo. 

Konventionathaler.    Gr.  40  mm,  Gew.  27,79—28,08  g. 
Über  die  Ausprägung  3.  No.  62. 
79a  Hs.  U.  b.         FRIEDRICH  WILHELM    FÜRST  ZU  NASSAU  • 

b,c  „„  —  —  ___ 

Kopf  r.,  bei  a  darunt.  L,  bei  b,  c  im  Ilaldabsch.  L 

79a, b  Rs.  U.  b.   ZEHN  EINE      FEINE  MARK  •       Der    gekr. 

nass.  Schild    zwischen  Lorbeer-    u.    Eichenzweig, 

weU'lie  unten  zusamniengeb.    sind;    daruut.  1809 

c  fl    U-b.    ZEHN    EINE       FEINE    MARK  Dieselbe 

Vorstellung,    der  Schild    aber   zwischen  Lorbeer- 
u.  Palmenzweig;  unten  1809  • 

Handschrift  erhaben:  UT  -  SIT  -  SUO  -  PONDERE  - 

TUTUS      An  Stelle  der  —  Blattwerk. 
Besitzer:  79a.  H  b.  H  -  J  e.  V 

Beschrieben:   79a.  1833  Kat.  Wambolt,  S.  505,  No.  1639. 
—  79b.   1854  NZ,   S.  64,  No.  88.  —  79c.   1869  Kat. 
Schulthess-Rechberg  No.  4161.   1865  Dr.  Schalk  fehlerh. 
Erwähnt:   79.   1869  Kat.  Sedlmaier-München  No.   13307. 
1872  Hamburger:  Kat.  Heimbürge  etc.  No.  2219. 
1833  Kat.  Wambolt,  S.  505,  No.  1640  und  1854  NZ,  S.  64,  No.  89  wird 
ein  Konventionsthaler  beschrieben:  .,unter  dem  Bild  LUDY,  und  eine  offene  Blume, 
dessen   Stempel   in  Paris   gemacht   wurde."     F.  Ludy    war  Stempelschneider   in 
Neuwied;  er  arbeitete  für  die  nassauische  Münze;    ein  ähnliches  Stück  ist  aber 
sonst  nicht  bekannt,    auch  liegt  keine  Rechnung  von  Ludy  über   einen    Thaler- 
stempel  vor. 

V2  Konventionsthaler.     Gr.  33  mm.     Gew.   13,64—14,05  g. 
Yergl.  No.  63. 
80a  Hs.  U.  b.  FRIEDRICH  WILHELM    FÜRST  ZU  NASSAU  • 

Kopf  bei  a  u.  b  r.,  darunter  L 
80a,  b  Rs.  U.b.  ZWANZIG  EINE      FEINE  MARK- 

Der  gekr.  nass.  Schild  über  den  unten  gebundenen 
Lorbeer-  u.  Palmenzweigen;  unten  1809 
Laubrand. 

Besitzer:  80a.  H  —  J  b.  V 

Beschrieben:  80a.   1833  Kat.  Wambolt,  S.  506,  No.  1641. 

Appel  No.  2315.     1854  NZ,  S.  64,  No.  90. 
Erwähnt:  80b.   1865  Dr.  Schalk,  S.  5.     1883  Kat.  Hess 
No.  3842,  M.  4.— 


137 

Konventiona-20er  —  24  Kreuzer.     Or.  28  mm,  Gew.  fi.fiS  g. 

Verg].  No.  64. 

81  Ha.  U.  b.  FRIEDRICH  WILHELM     FÜRST  ZU  NASSAU  • 

Kopf  r.,  (larunfor  L 

81  Rs.  U.  l).   60  STUCK       EINE  FEINE  MARK  • 

Der   gekr.    nass.    Schild,    zu    den   Seiten    18-09, 
Hilfen  (20) 

Laubrand. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

Beschrieben:    1833    Kat.    Wainbult,    S.    188,    Nu.  2499. 
1854  NZ,  S.  64,  No.  91. 

Erwähnt:   1865  Dr.  Schalk,  S.  5  fehlerhaft.     1875  Ham- 
burger: Kat.  Lühr  etc.  No.  4324. 

Konventions-lOer  =  12  Kreuzer.     Gr.  24  mm,  Gpw.  .3,03--3,nR  g. 

Vergl.  No.  65. 

82a,  b  Hs.  U.  b.  FRIEDRICH  WILHELM     FÜRST  ZU  NASSAU  • 

Kopf  r.,  im  Halsabsch.   L 

82a  Rs.  U.  b.  120  EINE      FEINE  MARK- 


b 


Gekr.    nass.    Schild,    zu     dessen    Seiten    18-09, 
unten  (10) 

Kettenrand. 

Besitzer:  82a    H  -  V         b.  H  -  J 

Beschrieben:  82a.  1833  Kat.  Wambolt,  S.  188,  No.  2500. 
—  82  b.  1854  NZ,  S.  64,  No.  92.  —  Beide  geben  irrig 
an  ohne  den  Buchstaben  L 

Erwähnt:   1865  Dr.  Schalk,  S.  5. 


1810. 

Konventionathaler.     Gr.  40  mm,   Gew.  27,94  g. 

Yergl.  No.  66. 
83  Hs.  U.b.  FRIEDRICH  WILHELM     FÜRST  ZU  NASSAU  • 

Kopf  r.,  darunter  L 

83  Rs.  U.  b.   ZEHN   EINE      FEINE   MARK     Oekr.    nass. 

Schild  über  den  unten  geb.  Lorbeer-  u.  Palmen- 
zweigen; unten   C    1810   T- 

Randschrift  vertieft:  -  UT  -  SIT  -  SUO  -  PONDERE  - 

TUTUS     An  Stelle  der  —  Blattwerk. 
Besitzer:  H  —  J 


138 

Konventions-SOer  —  24  Kreuzer.     Or.  '23  mm,  Gew,  6,76  <». 
Weder  Stempel  noch  Ausprägiiügen  dieser  Miinzsorte  werden  in  den  Akten 
erwähnt. 

84  Hs.  r.  b.  FRIEDRICH  WILHELM     FÜRST  ZU  NASSAU  • 

Kopf  r.,  »Kirunror  L 
8-t  Rs.  r.  h.    60  STÜCK    EINE  FEINE  MARK- 

Ciekr.    nass.    Schild,    zu    dessen    Seiten    18-10, 

unten  20 
Rand:  schräg  gekerbt. 
Besitzer:  H  -  J  -  V 

1811. 

Konventionsthaler.     Gr.  40  mm,  Gew.  28,05  g. 
Vergl.  Xo.  67. 

85  IIs.  U.  b.  FRIEDRICH  WILHELM     FÜRST  ZU  NASSAU 

Kopf  r.,  im  Ilalsabseh.   L 
85  Rs.  Wie  bei  83,  aber 'C- 1811  T- 

Randschrift:  wie  bei  83. 
Besitzer:  H  —  J  (2  Stempel.) 

Beschrieben:   1833  Kat.  Wambolt,  S.  506,  No.  2892.  — 
1854  NZ,  S.  65,  Xo.  93. 

1812. 

Konventionsthaler.     Gr.  39  —  40  mm,  Gew.  27,50—28,15  g. 

1    Stempel    mit    dem    Kopfe    des    Fürsten    wurde    geliefert;    Ausprägung 
vergl.  Xo.  69. 
86a, b  Hs.  U.  b.         FRIEDRICH  WILHELM    FÜRST  ZU  NASSAU 

Kopf  r.,  bei  a,b  im  Halabsch.  L,  bei  c  darunt.   L 
86a— c  Rs   Wie  bei  83,  aber  C  •  1812  T  • 

86a, c  Randschrift:  Wie  bei  83  vertieft, 
b     Rand:  Laub. 

Besitzer:  86a.  J  b  u.  c.  H 

Erwähnt:   1878  Kat.  Hess,  Xo.  1760.    M.  7.— 

1813. 

Konventionsthaler.     Gr.  39  mm,  Gew.  27,85-28,03  g. 

1   Paar  Stempel.    Yergl.  Xo.  69. 
87  Ha.  U.  b.  FRIEDRICH  WILHELM    FÜRST  ZU  NASSAU- 

Kopf  r.,   darunter  L 
87  Rs.  0.  b.  ZEHN  EINE      FEINE  MARK      Gekr.    nass. 

Schilil  über  den  unten  geb.  Lorbeer-  u.  Palmen- 
zweigen; unten  •  C  •  1813  •  T  • 
Randsthrift:  wie  bei  83  vertieft. 
Besitzer:  H  -  J  -  V 


139 

1814. 

Naoli  den  Akten  wäre  geprägt  worden;  vergl.  die  Nutiz  bei  Herzug  Friedrich 
August  von  1814. 

1H15. 

Konventionsthaler.     Gr.  39  mm,  Ucw.  27,90  g. 

1  Revers-Stempel  wurde  in  diesem  Jahre  nur  geliefert;  die  gemeinschiif'tliche 
Auspräge  an  Konventiousthalern  betrug  2525  Mark  1  Lut  12  g  =  00602  H.  üO  kr. 

88  Hs.  Wie  87. 

88  Rs.  Wie  87,  aber  •  C  •  1815  •  T  • 
Randschrift:  "Wie  bei  83  vertieft. 
Besitzer:  H  -  J  (2  Stempel.) 

Huldigungsmedaille  der  Münzstätte  Ehrenbreitstein. 

89  Hs   U.  b.  FRIEDRICH.  WILH-SOUVERAINER    FÜRST   ZU 

NASSAU-    Kopf  r..  im  Hal.sabsch.   L 

89  Rs   In  5  Zeil:  HULDIGUNG     DER     MÜNZSTÄTTE  | 

EHRENBREITSTEIN   ,   1808  \ 
Rand:  glatt. 
Die  Medaille  ist  ausgeprägt: 

a         in  Silber:  Besitzer:  H    Gr.  25  mm,  Gew.  9,00  g. 
b  „    Kupfer:        „  H     „     25     „         „       7,40  „ 

Dieses  ist  die  erste  Silberpräge  in  Ehrenbreitstein  nach  folgendem  Briefe: 

Durchlauchtigster  souverainer  Herzog,  Gnädigster  Fürst  und  Herr! 

Die  jüngsthinnige  Anwesenheit  seiner  Durchlaucht  des  Herrn  Fürsten  von 
Nassau  auf  dem  Schlosse  Eugers  gab  Veranlassung  zur  gnädigsten  Eusserung 
des  Befehles,  dass  der  erste  x\.ntrieb  der  herzoglichen  Münzstätte  dahier  in  höchster 
fürstlicher  Gegenwart  beginnen  solle.  Es  bestand  derzeits  noch  keine  andere 
Vorrichtung  als  jene  zur  Ausprägung  kupferner  Kreutzer;  Sr.  Durchlaucht  tlem 
Fürsten  hätte  also  kein  w"eiteres  Erbringen  der  Kunst  präsentirt,  und  noch 
weniger  die  Bestimmung  der  aufgestellten  Schmelz-  Rost-  und  anderer  Oefen  — 
die  Wirkungskraft  der  Streck-  und  Schneid-Maschinen,  dann  der  feineren  wardein- 
schaftlichen  Zurüstungen  und  Instrumente  anschaulich  gemacht  werden  können. 

Und  doch  lag  dies  in  der  Gnädigsten  Absicht  des  Herrn  Fürsten  höchst- 
weiche noch  keine  Münzstätte  im  Betrieb  gesehen  hatten.  Der  gehorsamst  Unter- 
zogene der  durch  die  Gnade  Eurer  Herzoglichen  Durchlaucht  als  ^lünzdirector 
angeordnet  ist,  fiel  daher  auf  den  Gedanken,  in  Eile  einen  Stempel  mit  dem 
hochfürstlichen  Profil  fertigen,  und  denselben  zur  Ausprägung  einer  Gelegen- 
heits-Medaille dergestalten  anwenden  zu  lassen,  dass  die  anwesenden  gnädigsten 
Herrschaften  gleichzeitig  das  ganze  Manoevre  sehen  könnten. 

Der  Erfole:  sjelans:  so  srut,  als  es  die  Umstände  erlaubten,  und  die  treu- 
gehorsamsten  Beamten  hatten  unter  den  ungünstigen  Verhältnissen  keine  so 
sehr  zu  bedauern,  als  dass  Sie  gnädigster  Herzog  und  Herrl  in  dieser  feierlichen 


140 

Stunde  der  Einweihung  eines  so  wichtigen  Etiiblissements  nicht  ebenwuhl  an- 
wesend waren,  um  die  Ehrfurchtvolloste  Huldigung  höchstihrer  treudevuten  Diener 
in  (ruaden  aufzuuehmen.  Wir  huldigten  inzwischen  uioht  minder  eifrig  in  Ge- 
thinken,  und  da  wir  nun  durch  die  Einwilligung  höchstihres  geheimen  Staats- 
Ministers  Freiherru  von  Marschall,  unseres  hochverehrten  Chefs,  einen  Stempel 
mit  dem  höchsten  Prutile  Euerer  Herzoglichen  Durchlaucht  erhalten  haben,  so 
nehmen  wir  die  uutcrthänigste  Freiheit,  anbei  B  goldene  —  12  vergoldete  — 
2i  silberne  und  36  kupferne  Abdrücke  zu  höchsten  Füssen  niederzulegen. 
Genehmigen  Sie  huldreichster  Fürst  und  HerrI  unsere  besondere  Freude  darüber, 
dass  es  dem  Medailleur  gelungen  ist,  die  erhabenen  Züge  des  angebetheten 
weisen  und  milden  Kegenten  ziemlich  gut  zu  graviren,  und  erlauben  höchst 
Sie  dann  gnädigst,  dass  wir,  unter  feyerlicher  Erneuerung  unserer  Pflichten  für 
das  höchste  Interesse  dieses  Institilts,  in  tiefester  Ehrfurcht  ersterben. 
Euerer  herzoglichen  Durchlaucht  unseres 
gnädigsten  Fürsten  und  Herrn 

unterthänigst  treu  gehorsamste 

Ehrenb reitstein  am   13":^  November  1808.  "  (gez.)     Kalt 

Münzel 
Teichmann. 


d.  Herzog  Wilhelm  1816-1839. 

Geboren  am  14.  Juni  1792,  folgte  seinem  Vater  Friedrich  Wilhelm  Fürst 
zu  Nassau -Weilburg  am  9.  Januar  1816,  beerbte  am  24.  März  desselben 
Jahres  den  kinderlos  gestorbenen  Herzog  Friedrich  August  von  Nassau-Usingen 
und  führte  von  da  den  Titel   „Herzog  von  Nassau." 

Der  1808  angestellte  MUnzmeister  Christian  Teichmann,  f  "t-  f'ebr.  1852, 
stand  während  seiner  Regierung  der  Münze  vor  und  wurde  ihm  in  Anerkenntnis 
seiner  Verdienste   1.  Dezember    1824  der  Charakter  als  Münzrat  verliehen. 

Die  Stempel  fertigten  bis  zum  Jahre  1819  Johann  Lindenschmidt  in  Mainz, 
dem  1818  Johann  Philipp  Zollmanu  zugesellt  wurde,  der  von  1819  an  allein 
die  Stempel  schnitt. 

1816. 

Kronenthaler.     Gr.  40  mm,  Gew.  29,45  g. 
1  Stempel  wunle  geliefert  und  für  16  323  fl.  45  kr.  ausgeprägt. 

90  lls.  Ü.  b.  WILHELM     HERZOG  ZU  NASSAU 

Kopf  r.,  tlaruuter  L 
90  Rs.  U.  b.  KRONEN      THALER      Auf  gekr.  Wappen 

mantel  der  nass.  Schild;  unten  C  •  1816  T- 
Randschrift   verti(>ft:    UT  -  SIT  -  SUO  -  PONDERE 

TUT  US  -    Statt  der  —  Verzierungen. 
Besitzer;  V 


141 

6  Kreuzer 
beschreibt  1883  Kut.  Wambolr,  S.  180,  No.  5«i()Hc  ii.  dinach  1S51  NZ,  8.  ti.'),  N.,.  :i7: 

IIs.  HERZ  ■  NASSAUISCHE    SCHEIDEMÜNZ 

(it'kr.     \\  ;i|i[)t'U. 

K«.  6  KREUZER.    1816    SM- 
Tu  ilen  Reohuuiigea  kominen  koiue  b  Kreuzer-Stetuprl  und  -AiisprägiingeD  v<ir. 

3  Kreuzer,     (ir.   13  mm,  Ijcw.   1,-'*;^. 
Mit  -  Stempeln  wunlen  für  4öötJ  ti.  lö  kr.  geprägt,  also  gi'geu  'JIUU(J  Stüik. 
91  Hs.  Oben  herum:  HERZ    NASSAU  •  SCHEIDE  •  M  • 

(iekr.   nass.  Sihil'l. 
Ol  Rs.    In  3  Zeilen:  III     KREUZER      1816  | 

Rand:  glatt. 
Besitzer:  H 

1S17. 

Kronenthaler.     Gr.  40—41  mm,  Gew.  29,13- 29,44  g. 

5  Stempel  und  1  Revers-Stempel  wurden  geliefert  und  für  32  SG5  fl.   10  kr. 
ausgeprägt. 
92a  Hs.  Oben  herum:  HERZOGTHUM    NASSAU 

b,c  T,  r,  —  —  ■ 

Auf  gekr.  Wappenraantel  der  nass.  Schild;  bei  a 
unten  1817  gross,  bei  b,c  klein. 

92a,  b  Rs.  In  einem  Eichenkranze  in  4  Zeilen: 

EIN      KRONEN   j   THALER      CT-  (L) 

-I         -         I         -         i  C-T    I 
Randschrift:  vertieft  wie  90. 

Besitzer:  90a.  H-J-V  b.  H-J  c.  H 

Beschrieben:  90a.  1833  Kat.  Wambolt,  S.  507,  No.  2894. 

1854  NZ,  S.  65,  No.  96,  nach  Dickmanus  Münzsammlung 

No.  2449.    1865  Dr.  Schalk,  S.  6.  —  90b.    1869  Kat. 

Schulthess-Rechberg  No.  4163. 

Erwähnt:  1872  Hamburger:  Kat.  Heimbürge  etc.  No.  2226. 

6  Kreuzer.     Gr.  20  mm,  Gew.   1,54—2,18  g. 
Mit  4  Stempeln  wurden  für  10  872  fi.  45  kr.  geprägt. 
93  Hs.  O.  b.         HERZ.  NASSAUISCHE    SCHZID  MÜNZ 

Uekr.   uass.  Schild. 
93  Rs.  In  einem  Lorl)eerkrauze  in  3  Zeilen: 

6      KREUZER      1817.  | 
Rand:  glatt. 
Besitzer:  H  -  V 

Beschrieben:    1833    Kat.    Wambolt,    8.    189,    No.    5606. 
1854  NZ,  S.  65,  No.  99  mit  SCHEIDE 


142 


3  Kreuzer. 

4  Stempel  wurden  geliefert    un<l  für   12 968  fl.  26  kr.  ausgeprägt;  es  sind 
aber  keine  Stücke  bekannt. 

1  Kreuzer  in  Silber,    (jr.   14  mm,  Gew.  0,33  g. 

15  Stempel:   Ausprägung   für    1320   tl.,  also    79  200    Stück.     Die   Angabe 
ob  Silber  oder  Kupfer  fehlt. 
94  Hs   O.  b.         H  •  N-  L  •  M  •         rjekr.  nass.  Schild. 

94  Rs.  In  3  Zeilen:  I  i    KREUZER      1817   1 
Rand:  glatt. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

Beschrieben:  1833  Kat.  Wambolt,  S.  189,  No.  .5606b. 
1854  NZ,  S.  65,  No.  100,  hat  die  falsche  Beschreibung: 
EIN      KREUZER  \  1817     S-M-      L .  in  einem  Kranze. 

1  Kreuzer  in  Kupfer,     ür.  24  mm,  Gew.  4,27  g. 

Bei  der  vorigen  No.  scheinen  unter  den  15  Stempel  auch  solche  für  Kupfer 
zu  sein;  Ausprägung  für  3391   H. 

95a— c  Hs.  O.b.  HERZ  •  NASSAUISCHE    SCHEIDE  MÜNZ 

Gekr.  nass.  Schild. 

95  Rs   In  einem  Lorbeerkränze  in  4  Zeilen: 

a  „     1      KREU-  I  -ZER.  |   1817  |  (L) 

b  .   -;        -        !   -ZER    I     -     I  (L) 

c  ^  _|       _       [   .ZER.  1      -     I 

Rand:  gekerbt. 

Besitzer:  95a.  H  b.  h  —  J  c.  H 

Beschrieben:  95a.  Xeumann  No.  10  643.  —  95b.  1854  NZ, 
S.  65,  No.  101  als  KREUZER-   u.  Neumann  No.  10  644. 

•/4  Kreuzer.     Gr.   19  mm,   Gew.   1,16  — 1,85  g. 
Mit  19  Stempeln  wurden  für  1804  H.   18  kr  geprägt. 

IIs.  0.  b.  HERZ- NASSAUISCHE    SCHEID  MÜNZ 


'96a— d 
e 


Gekr.    nass.   Schild,    bei   e   aber   das  Feld    nicht 


96 


blau  tingirt. 

Rs.  In  einem  Lorbeerkranze  in  4  Z 

teilen: 

a 

„     -^i  KREU- 

-ZER. 

1817- 

1 

(L) 

b 

7J               ! 

(L) 

c 

r> 

(L) 

d 

r>             1 

e 

V 

Rand:  glatt. 



(L) 

Besitzer:  96a.  F  -  H  -  T 

b.  H 

(4) 

-  J  - 

-  T 

c.  F  -  H 

(2) 

e.  H 

T 

143 

Boschrieben:  00a.  Noumann  Xo.  10  04G.  —  OGc.  Rein- 
hardt No.  810.  isr)4  NZ,  S.  <j«j,  No  102.  Neumann 
Xo.  10  047.  —  00(1.  1854  XZ,  8.  00,  Xo.  103.  Xeu- 
mann  Xo.   10  048. 

97a,  bc  Hs.  O.  b.  HERZ  •  NASSAU  •  SCHEIDE  •  M  • 

Gekr.  nass.  Scliihi. 

97  Rs.  In  einem   Lorbeerkranze  in   4  Zeilen: 

a  „     ~    KREU--  I   --ZER.  |    1817.  (L) 

b  „     —  I       —       I   --ZER     I       —       I  iL) 

C  .     -I      -       I       -      I       -       I 

Rand:  glatt 

Besitzer:   97a.  F  -  J  b.  F  -  H  (2)  -  J  c.  J 

98a, bc  Hs.  0.  b.  HERZ  :  NASS  :  SCH  :  MÜNZ     Gekr.    nass.  Schild. 

98  Rs.  In  einem  Lorbeerkranze  in  4  Zeilen: 

a  „    -^1  KREU--  I  ^ZER.  j  1817  (L) 

b  .     -I       -      I       -      I     -     I  (L) 

Rand:  glatt. 

Besitzer:    98a.   F-H-J  b.  F-H-J  c.  H 

Beschrieben:  98b.   1854  XZ,  S.  66,  Xo.   104. 

1818. 

Dukaten.     Gr.  21  mm,  Gew.  3,40  g. 

2  Stempel  wurden  graviert,  weil  der  erste  beim  ersten  Auswurf  sich  ge- 
senkt hatte.     501   Stück  sind  geprägt. 

99a  Hs.  U.b.         WILHELM  I- HERZOG  ZU  NASSAU      Kopf  r. 

99a  Rs.  Auf  gekr.  Wappenmantel  der  nass.  Schild.    Unten 

C . 1818  T  . 
Rand:  schräg  gekerbt. 
Besitzer:  H  -  J  -  V 
Beschrieben:    1833    Kat.    Wambolt,    S.    702,    Xo.    1248. 

1854  NZ,  S.  60,  Xo.   105.     1805  Dr.  Schalk,  S.  9. 
Erwähnt:  1872  Hamburger:  Kat.  Heimbürge  etc.  Xo.  2225. 

In  den  Akten  ist  bei  dieser  Münze  erwähnt:  Die  auszuprägenden  X'assauischen 
Dukaten  werden  ohne  dies  eine  vaterländische  höchst  schätzbare  Münze  werilen, 
da  das  Bildnis  Ihrer  Herzoglichen  Durchlaucht,  welches  auf  den  Dukaten  genau 
getroffen  zu  sein  scheint,  höchst  selten  ist.  Die  ganze  Quantität  wird  daher 
nur  in  die  Hände  von  Liebhabern  und  in  Münzkabinette  kommen,  welche  dieselbe 
gern  um  jeden  Preis  bezahlen. — (Der  Dukaten  wird  jetzt  zu   15  M.  ausgeboten.) 

99b  Von  diesem  Dukaten  besteht  l  Abschlag  in  Silber. 

Besitzer:  H 


144 

Kronenthaler.     Gr.  40  mm,  Gew.  29,40  g  ^ 

Wieviel  Stompel  ansefertiijt,  liabe  ich  niclit  n;pfuntlon;  geprägt  wunlen  für 
ööGÖ   H.   44  kr.      Zufolge    Vcronlnuiig    vom    20.    Juni    1818    sollen    alle   Werke         j 
Kronenthaler  mir  (h'in   Brustbilde  seiner   Ilorzogl.    Durchlaucht  ausgehen. 

100a  H.^.  r.  b.  WILHELM  HERZOG   ZU  NASSAU 

b  V         n  —  —  —  — 

Brustbild    r.,    darunter    P-Z,    bei    b    die    Haare 
reihenweise  geordnet. 

100a,b  .  Rs.  Oben  zu  den 'Seiten:  KRONEN        THALER 

Gekr.    Wappenmantel     mit    dem    nass.    Schilde;        i 
darunter    C  •  1818  T- 

Randac'hrift:  vertieft  wie  66. 
Besitzer:  100a.  H  -  J  -  V  b.  H 

6  Kreuzer.     Gr    21  mm,  Gew.   1,96  g. 
2  Stempel  wurden  abgeliefert:  für  26  250  fl.  geprägt. 

101  Wie  Xo.  93,  aber  1818. 

Besitzer:  H  i 

Es  bestehen  falsche  6  Kreuzer-Stücke  von  diesem  Jahre. 

3  Kreuzer.     Gr.  18  mm.  Gew.  1,30  g  i 

10  Stempel;  Ausprägung  für  33  750  tl. 

102  Hs.  O.  b.  HERZ.  NASSAU -SCHEIDEM. 

Gekr.  nass.  Schild. 

102  Rs.  In  3  Zeilen:  III  |   KREUZER   |   1818   | 

Rand:  glatt. 
Besitzer:  H  -  V 

Kupfer-Kreuzer.     Gr.  23  mm,  Gew.  3,35-5,24  g.  j 

6  Stempel;  Ausprägung  für  1400  fl. 

103a  Hs.  0.  b.  HERZ  •  NASSAUISCHE     SCHEID  MÜNZ  ] 

h  —  —  —        MÜNZ-  ' 

Gekr.  nass.   Schild. 
103a, b  Rs.  In  einem  Eichenkranze  in   4  Zeilen: 

1    KREU^       -ZER       1818  \  (L) 

Rand:  glatt.  I 

Besitzer:  103a.  H  -  J  b.  H    -  J  ] 

Beschrieben:   103a.  Neumann   \o.    10645.  ! 

Angeführt:   103.   1833  Kat.  Wambolt,  S.  189,  No.  5606d.  j 

1854  NZ,  S.  66,  No.   107.  i 


145 

V4  Kreuzer.     CJr.  19-20  mm,  ftew.  0,92  — l,r)0  g. 
Mit  6  Stempeln  wurden  fiir  'M21   H.  i'T   kr.  f,'opr;i';t. 

104a,  b  IIs.  ().  1).  HERZ- NASSAUISCHE     SCHEID  MÜNZ 

0  ^        ^  _  _  _         MÜNZ 

d,  e  „        „  HERZ  ■  NASSAU  -  SCHEIDE  ■  M  • 

Gekr.  nuas.  Schild. 

104  Rs.  In  einem  Eichenkranze  in  4  Zeilen: 

a,e  „    ^    KREU--   '  --ZER-  '    1818  (L) 

b-d  _|       _       I  =ZER    i     —     I  (L) 

Rand:  glatt. 

Besitzer:   104a,  b.  H  —  J  c,  d.  J  e.  F 

Beschrieben:  104a.  Reinhardt  No.  3820.  1854  NZ,  S.  66, 
No.  108.  Neumann  No.  10  651.  —  104d.  Reinhardt 
No.3821.   1854NZ,S.66,  No.  109.  Neumann  No.  10  652. 


1819. 

Kronenthaler. 

1   Stempel  wurde  von  Ph.  Zollmann  geliefert  und  für  11647  fl.   l!)^/4  kr. 
geprägt.     Münzen  mit  dieser  Jahreszahl  sind  nicht  bekannt. 

6  Kreuzer.     Gr.  21  mm,  Gew.  2,18  g. 
Mit  2  Stempeln  wurden  für  37  800  fl.  geprägt. 
105  Wie  93,  aber  von  1819. 

Rand:  glatt. 
Besitzer:  H  --  J 

Besclirieben:   1838  Kat.  v.  Zehmen  in  Dresden  No.  5211. 
1854  NZ,  S.  66,  No.  110. 

3  Kreuzer.     Gr.  18  mm,  Gew.  0,88  g. 
Mit  5  Stempeln  wurden  46  386  fl.  27  kr.  geprägt. 
106a  Hs.  O.  b.         HERZ- NASSAU    SCHEIDE- M- 

u  _     .       —  SCHEID     MÜNZ 

Gekr.  nass.  Schild. 
106a,b  Rs.  In  3  Zeilen:  III      KREUZER      1819  | 

Rand:  glatt. 

Besitzer:   106a.  H  -  J  -  V 

Beschrieben:   106b.  AVellenheim,  Verzeichnis  No.  3791. 

Kupfer-Kreuzer. 
Es  sind  keine  Stempel  vermerkt,  aber  für  1143  fl.  L^  kr.  geprägt.    Münzen 

sind  nicht  bekannt. 

10 


146 

'4  Kreuzer.     Or.   18  — 19  mm,  Oew.  0,75  — 1.50  g. 

Mit  6  Stempeln,   die   Lindensehmidt   und    Zollmann    fertigten,    wurden  für 
2055  H.   48   kr.  geprägt. 

107a,b  Hs.  O.  b.  HERZ  •  NASSAUiSCHE    SCHEID  MÜNZ 

Gekr.  nass.  Sohil»!. 
Rs.  In  einem  Eicheokranze  in  4  Zeilen: 

y,     ^!  KREU-       -ZER-      1819   |  (L) 

,     -I       -       '    -ZER     :      -     I  (L) 

Rand:  glatt. 

Besitzer:   107a.  H  (6)  -  J  b.  H  (2)  -  J 

Beschrieben:   107a.  Reinhardt  No.  3822.   1854  NZ,  S.  66, 
No.  111.    Neumann  No.  10  653. 


lo: 


a.b 


108  a,  b 


109 


108 


109 


Hs.  0.  b.  HERZ:  NASS  :SCH:  MÜNZ      Gekr.  nass.  Schild. 

Rs.  In  einem  Eiohenkranze  in  4  Zeilen: 


a 

1 
"      4 

KREU- 

TZER- 

'  1819 

(L) 

b 

r» 

-ZER 

1      - 

(L) 

Rand:  glatt. 

Besitzer:   108a.  H  b  H  -  J 

Beschrieben:  108a.  Neumann  No.  10655.  —  108b.  Rein- 
hardt No.  3823.  1854  NZ,  S.  66,  No.  112.  Neumann 
No.  10657: 

Hs.  0.  b.         HERZ.  NASSAUISCHE    SCHEID  MÜNZ 
Gekr.   nass.   Schild. 
Rs.  In  einem  Eichenkranze  in  4  Zeilen: 
1 


KREU-      -ZER.      1819 


(Z) 


Rand:  glatt. 
Besitzer:   109  J 


110a,b 
c 


110 


a 

b,  c 


Hs.  0.  b.  HERZ  :  NASS  :  SCH  :  MÜNZ     Gekr.  nass.  Schild. 


_    :    _     :     _  :MUNZ 
Rs.  In  einem  Eichenkranze  in  4  Zeilen; 


.      -^1  KREU-  I 

.      -I       -      I 
Rand:  glatt. 
Besitzer:   110a.  H  (4) 


-ZER.      1819 
-ZER     I     — 


(■z) 

(Z) 


b.  H  (3)  c.  H  (7) 


Da  der  Betrieb  der  Münze  bei  dem  hohen  Stande  der  Preise  von  Silber 
und  Kupfer  nicht  den  gewünschten  Nutzen  ergab,  so  wurde  derselbe  nach 
langen  Verhandlungen  mit  dem  Jahre   1819  eingestellt. 


147 

In  den  Akten  befindet  sich  ein  interessanter  Bericht  aus  dem  Jahre  1820, 
der  eigentümliche  AufsLhlüsse  über  das  Umlaut'sgebiet  der  damaligen  Scheide- 
münze gibt: 

„An  Kupferkreuzern  sind  seit  mehreren  Jahren  keine  mehr  ge[)riigt  worden.'^ 
(Vergl.  aber  die  Ausprägung  vom  Jahre  1819,  wo  die  Akten  eine  Auspräge 
von  1143  fl.  18  kr.  erwähnen  un<l  ilie  Kupfer-Kreuzer  vom  Jahre  1818,  No.  103, 
welche  vorliegen.) 

„Es  sind  von  1809  an  davon  für  57  000  fl.  in  Tmlauf  gekommen,  der 
grösste  Teil  davon  aber  auf  das  linke  Kheinufer  nach  uud  nacli  ausgewandert, 
weil  daselbst  zur  Zeit  der  franziksischen  Occupation  keine  Scheidemünze  geprägt 
worden.  Die  im  Herzogtum  noch  zirkulierende  (Quantität  ist  kaum  in  Anschlag 
zu  bringen,  ebensowenig  als  jene  von  Silber-Kreuzern,  da  tleren  im  Ganzen  nur 
für   1500  fl.  ausgei)rägt  worden  sind. 

An  nassauischen  Groschen  sind  1809 — 1812  im  Ganzen  für  124  615  fl. 
aus  der  Herzoglichen  Münze  ausgegangen,  diese  aber  aus  vorgedachter  Ursache 
grösstenteils  auf  dem  linken  Rheinufer  bis  nach  den  Niederlanden  in  Umlauf 
gekommen,  wohin  jetzt  noch  häutig  Summen  übergehen,  da  auf  der  K<migl. 
Preussischen  Münze  zu  Düsseldorf  keine  geringere  als  4  Groschenstücke  aus- 
geprägt werden. 

Von   1813 — 1818  sind  auf  der  herrschaftlichen  Münze  ausgeprägt  worden: 

an  Groschen  für 152  526  fl. 

an  6  Kreuzer-Stücken  für 37  122   „ 

im  Jahr  1819  wahrscheinlich  noch.     .     .     .       57  352  „ 


Zusammen     247  000  fl. 

Nach  preussischem  Münzgesetz  sollten  bei  der  Kopfzahl  von  300  000  Seelen 
1  005  000  fl.  ausgeprägt  werden." 

Am  27.  Januar  1820  wurde  das  Betriebskapital  der  Herzoglichen  Münze 
nach  Abzug  der  per  1819  aus  diesen  Fonds  noch  bestrittenen  Besoldungen  und 
sonstigen  Lokalkosten  mit   11081  fl.  37  kr.  an  die  Staatskasse  versiert. 

Anfang  1822  machten  die  Gebrüder  Heitefuss  in  Frankfurt  den  Antraj; 
bei  der  Münzdirektion  für  sie  so  viele  kupferne  Heller  auszuprägen,  als  auf 
zweien  Prägestücken  mehrere  Jahre  lang  ausgebracht  werden  kimnten,  weil 
sie  dieselben  nach  Ostindien  abzusetzen  Gelegenheit  hätten. 

Die  Genehmigung  wird  mit  dem  Zusätze  erteilt,  dass  die  Stücke  nicht 
wieder  nach  Nassau  geschafft  werden  dürften.  —  Durch  das  Sinken  der  Mcrall- 
preise  war  wieder  Aussicht  auf  Gewinn  beim  Münzprägen  und  wurde  deshalb 
die  Münze  wieder  in  Thätigkeit  gesetzt. 

Durch  den  Vertrag  mit  den  Gebrüdern  Heitefuss  in  Frankfurt,  die  aber 
unterm  20.  Oktober  desselben  Jahres  bitten,  vorläufig  mit  dem  weiteren  Prägen 
ganz  einzuhalten,  erkhirt  sich  die  starke  Auspräge  dieses  Jahres  in  '/*  Kreuzer- 
Stücken;  es  wurden  nämlich   für   17  545  fl.   hergestellt,  also  4  210  800  Stück. 

Philipp  Zollmann  lieferte  dazu  32  Paar  Hollerstempel;  bei  dieser  grossen 
Anzahl  sind  die  wenigen  Stempel  Verschiedenheiten,  welche  die  Münzen  zeigen, 
autfallend. 


148 


Die  hierüber  handelnden  Briefe  lauten  wie  folirt: 


Zwiäclien  der  Ilerzo^l.  Nassauischen  Münz-Directiou  «Jahier  von  einer,  und  dem  Haiidels- 
haus  Gebrüder  Heitefuss  iu  Frankfurt  am  andern  Tlieile,  ist  heute  nachstehende  Ucbereinkunft 
verabredet  und  abgeschlossen  worden: 

1.  Die  Herren  Gebrüder  Heitefuss  werden  Sechzig  Sechs  Centner  kupferner  Pfcnnig- 
[ilättciieii,  deren  -^60  Stück  ein  Pfund  wiegen  sollen,  in  successiven  Sendungen, 
und  zwar  das  Pfund  zu  dem  Preise  von  einem  Gulden,  an  die  Herzogl.  Münze 
dahier  liefern,  und 

2.  die  Bezahlung  dieser  Plättchen  nicht  allein  in  geprägten  Pfennigen  annehmen, 
sondern  auch  den  Ueberschusa,  welcher  aus  dieser  Prägung  hervortreten  wird, 
der  Herzogl.  Münzkasse  dahier  nach  dem  nominal.  Werthe,  nämlich  '24Ü  Pfennige 
zu  einem  Gulden  im  24  H.  Fusso  gerechnet  in  monatlichen  Abrechnungen  baar 
vergüten,  dagegen  verbindet  sich 

3.  die  Herzogl.  Münz-Direction,  die  für  diese  Pfennig- Ausprägung  tauglichen  Präge- 
stücke in  der  Münze  dahier  ausschliesslich  für  die  Herren  Gebrüder  Heitefuss 
80  lange  iu  Thätigkeit  zu  erhalten,  als  nicht  das  Herzogliche  Gouvernement  des 
einen  oder  anderen  dieser  Prägestöcke  zum  Ausbringen  eigener  inländi^che^ 
Münzen  selbst  bedürfen  wird. 

Zur  Crkunde  und  Festhaltung  dessen  haben  beide  contrahirenden  Theile  gegenwärtige 
Uebereinkunft  unterzeichnet. 

So  geschehen  Limburg  17.  Febr.   1822. 

(gez.)     Münzel.  Gebrüder  Heitefuss. 

An  Herzogl.  Nassauisches  Staats-Ministerium 

unterthäniger  Bericht 

der 

Herzoglichea  General-Steuer-Direction. 

•    Die  Ausprägung  kupferner  Heller  für  Rechnung 
der  Gebrüder  Heitefuss  in  Frankfurt  betreffend. 

Im  Februar  1.  Jahres  machten  die  Gebrüder  Heitefuss  zu  Frankfurt  bei  der  Münz- 
Direction  den  Antrag,  auf  die  Ausprägung  so  vieler  kupferner  Heller,  als  auf  zweien  Münz- 
stöckeu  mehrere  Jahre  laug  ausgebracht  werden  könnten,  weil  sie  dieselben  nach  Ostindien 
abzusetzen  Gelegenheit  hätten.  Sie  machten  sich  hierbei  verbindlich,  die  Plättchen  nach  dem 
bisherigen  Gewicht  und  der  Stückelung  gegen  Anrechnung  von  1  H.  per  Ctr.  ä  108  Pfd.  zu 
liefern,  dagegen  aber  auch  die  Pfennige  üi  Ü.  1.30  per  Ctr.  also  in  ihrem  Xennwerth  in 
Empfang  zu  nehmen. 

Da  die  Ausprägung  unter  solchen  Bedingungen  höchst  vorthoilhaft  und  schon  früher 
hierzu  die  höhere  Bewilligung  eingetreten  war,  zögerten  wir  nicht  der  Herzoglichen  Münz- 
Direction  hierzu  den  Consenz  in  dtr  Art  zu  ertheilen,  dass  dadurch  die  Ausprägung  silberner 
Schei<lemünze  nicht  aufgehalten  und  die  auszuprägende  Heller-Quantität  vor  der  Hand  auf 
66  Ctr.  beschränkt  werde,  wornach  denn  auch  die  in  Abschrift  anliegende  Uebereinkunft  vom 
17.  Febr.  abgeschlossen  worden  ist. 

Um  über  das  factum,  dass  diese  Heller  nach  Indien  versandt  werden,  folglich  nicht 
mehr  wieder  zurückHiessen,  Gewissheit  zu  erhalten,  erkundigten  wir  uns  darüber  bei  Herrn 
Münzrath  Bunsen  in  Frankfurt.  Nach  dessen  hierbei  gehenden  Antwort  werden  auf  der  Frankfurter 
Münze  schon  seit  50  Jahren  unauf Iiörlich  Heller  geprägt  und  naidi  Holland  versendet,  wo  sie 
mit  den  daselbst  ausgebrachten  notorisch  nach  Indien  verschickt  werden. 

Es  unterliegt  daher  wohl  keinem  Bedenken,  die  unbe<lingte  Heller-Ausprägung  für 
Rechnung  der  Gebrüder  Heitefuss  zu  erlauben  in  soweit  die  Arbeitskraft  der  Münzarbeiter  zu 
.Vusprägungen  für  herrschaftliche  Rechnung  nicht  erforderlich  ist,  welche  zu  jederzeit  den 
Vorzug  haben,  sofort  der  hiesigen  Münze  den  Vortheil  zuzuwenden,  welchen  jene  zu  Frankfurt 
seit  undenklichen  Jaliren  gezogen  hat.  Dieser  ist  niclit  unl  edcutend.  Der  reine  Gewinn  für 
die  Steuerkasse  kann  per  Ctr.  zu  24—30  tl.  angenommen  und  das  Jahr  über,  wenn  die  Arbeiten 


149 

mit  2  Prägstöcken  ununterbroclien  fortijesetzt  werden,  das  Quantum  von  wenigstens  200  Ctr. 
ausgeprägt,  t'ülgiich  jährlich  4300  tl  —  6Ü0O  ti.  gewonnen  werden,  ohne  dass  von  derselben  ein 
Kreuzer  Auslage  erforderlich  ist. 

Wir  erlauben  uns  jedoch  vor  Instruirung  der  Lokalbehörde  hierzu  die  ausdrückliche 
Genehmigung  Herzoglichen  Staats-mininterii  zu  erbitten. 

Die  Ausprägung  der  wie  vorgedacht  übernommenen  66  Ctr.  Pfennige  wird  '^oi^vn  «las 
Endo  dieses  Monats  vollendet  sein,  weil  bis  jetzt  noch  nicht  so  viel  .Silber  eingegangen  ist, 
dass  mit  Ausprägung  Nassauischer  Scheidemünze  der  Anfang  gemacht  werden  konnte. 

Wiesbaden  2.  July   1822.  (gez  )  Pfeiffer. 

Ministerial-Acte  betr.  den  Betrieb  d.   Münze. 
Nass.  General- Acto  17  c. 

An  das  Herzogl.  Nassauische  Münz-Amt  in  Limburg. 

Bis  jetzt  sind  alle  ferneren  Bestellungen  auf  die  Kupfermünze  ausgeblieben,  demnach 
wir  uns  hiermit  erlauben,  Sie  ergebenst  zu  bitten,  vorläufig  mit  dem  weiteren  Prägen  ganz 
einzuhalten.  Würden  Sie  das  noch  bei  Ihnen  vorräthige  Quantum  nicht  für  das  Herzogthum 
gebrauchen  können?  Wäre  dieses  der  Fall,  so  würde  es  uns  sehr  augenehm  sein  und  erbitten 
wir  uns  hierüber  Ihre  gütige  Antwort. 

Frankfurt  20.  Octob.  1822.  (gez.)     Gebrüder  Heitefuss. 

6  Kreuzer.     Gr.   19  mm.  Gew.  2,20  g. 

3  Paar  Stempel.  In  den  Jahren  1822  und  1823  wurden  für  30  662  fl. 
25  kr.  in  6  Kreuzer-Stücken  ausgeprägt. 

111  Ha.  0.  b.  HERZ.  NASSAU     SCHEIDE  MÜNZ 

Gekr.  nass.  Schild. 

111  Rs.  In  einem  Lorbeerkranze  in  3  Zeilen: 

6  ;  KREUZER      1822  j 
Rand:  glatt. 
Besitzer:  H 

3  Kreuzer.     Gr.  18  mm.  Gew.  1,14  g. 

In  diesem  Jahre  wurden  2  Paar  Stempel  gefertigt;  die  Ausprägung  ist 
wieder  mit  1823  zusammen  aufgeführt;  sie  betrug  für  33  553  fl.  30  kr. 

112  Hs.  O.  b.  HERZ  :  NASS  :  SCHEID  MÜNZ   (Jekr.  nass.Schild. 

112  Rs.  In  3  Zeilen:  UI  \  KREUZER      1822  | 
Rand:  glatt. 

Besitzer:  H 

i/i  Kreuzer.     Gr.   19  mm.  Gew.   1,13  — 1,68  g. 
Stempel  und  Ausprägung  üben  erwähnt. 

113  Hs.  O.  b.  HERZ.  NASSAUISCHE    SCHEID  MÜNZ 

Gekr.  nass.  Schild. 

113  Rs,  In  3  Zeilen  in  einem  Lorbeerkranze: 

1 


4 

at 

Besitzer:  H  —  J 


KREU--      -ZER      1822 


(Z) 


Rand:  glatt. 


150 

11  4a 
b 


1 1 5a,  e 
b 
c 
d 


lUii,  b 


Hs.  0.  b.  HERZ    NASSAU    SCHEIDE- M- 

ri  ^  ■ 

Ockr.  uass.  Schild. 
Rs.  Iq  einem  Eichenkranze  in  3  Zeilen: 


-^1  KREU-- 

Rand:  glatt, 
Besitzer:   114a,b.   H 


ZER       1822 


(Z) 


Hs.  O.  b. 


HERZ 


NASSiSCH 


MÜNZ 
MÜNZ 


Gekr.  nass.  Schild. 


115 


Rs.  In  einem  Eichenkranze  in  3  Zeilen: 


a-d 


KREU-- 


1 
4 

Rand:  glatt. 

Besitzer:   115a.  H  —  J 


ZER 
ZER 


1822 


(Z) 

(Z) 


Xeumann  erwähnt  No.  10  660  noch  einen  Stempel:  =ZER  unten  L;  dies 
ist  aber  nicht  richtig,  da  der  Stempelschneider  Lindensclimidt  nur  bis  1819  vor- 
kommt; das  Z  des  Stempelschneiders  Zollmann  ist  oft  undeutlich  und  der  obere 
Strich  schlecht  zu  erkennen ;  es  gleicht  dadurch  L 


1823. 

6  Kreuzer.     Gr.  19  mm,  Gew.  2,20  g.  '\ 

6  Paar  Stempel;  die  Ausprägung  ist  mit  der  von   1822  angeführt. 
116  Wie  111,  von   1823. 

Besitzer:  H 

Beschrieben:  Kat.  Bretfeld  Xo.  30  018.     1854  NZ,  S.  66, 
No.    114. 

3  Kreuzer.     Gr.  18  mm,  Gew.   1,22-1,42?.  \ 

8*/2  Paar  Stempel;  die  Ausprägung  scheint  also  stärker  als  1822  gewesen 


zu  sein. 
117 


Wie  112,  von  1823. 
Besitzer:  H  —  J 


Silber-Kreuzer.     Gr    14  mm,  Gew.  0,42—0,51  g. 
13  Paar  Stempel;  für  9075  fl.    15  kr.  ausgeprägt,  also  544  500  Stück. 
118a  Hs.  U.  b.  H-N-  L-M-       Gekr.  nass.  Schild. 

b  „        „  H-N.  L   M 

c  n       .  H-N.  L.M. 

18a— c  Rs.  In  3  Zeilen:  I     KREUZER      1823  | 

Besitzer:   118a.  H-J  b.  H  c.H-J 


I 


i 


i 


151 

Kronenthaler.    (Au3priif,'e  davon  in  den  Akten  ist  iii.;lit  erwähnt.) 

Die  Numismatische  Zuitun-,',  Jalir<,';iu;,r   1854,  8.  G6,  No.   1  16  erwähnt  nach 

V.  Frank,   Verzeichnis,   Wien  IS.iO,   Xo.   2128  einen  Kronenthah^  dieses  Jahres: 

Hs.  HIRZOGTHUM  NASSAU      In   einem   -ekrönten 

Schilde  auf  einem  Hermeiinmantel  der  nass.  Lüwe, 

unten  1824 

Rs.  In  einem  Lorbeerkranze: 

EIN    KRONEN  ,  THALER  |  C-T-     L     Vertiefte 
Randschr.  VT  etc. 

Dieser  Thaler    wird  wohl    nicht  bestehen,    da  Lindenschmidt    (L)   nur  bis 
1819  thütig  war.    (No.   115  Zusatz.) 

6  Kreuzer.     Gr.   19-20  mm,  Gew.   1,95  — 2,15  g. 
Ausgeprägt  wurde  für  8340  fl. 
1 1 9a  Hs.  0.  b.         HERZ  :  NASSAU  :  SCHEIDE  MÜNZ 

b  n       V  —     .       —  _-         MÜNZ 

Gekr.  nass.  Schild. 

119a,  b  Rs.  In  einem  Lorbeerkranze  in  3  Zeilen: 

6  !  KREUZER  1  1824   [  (Z) 

Rand:  glatt. 
Besitzer:   119a.  H  b.  H  -  J 

Silber-Kreuzer.     Gr.  14  mm,  Gew.  0,48— 0,50  g. 

Ausgeprägt  wurde  für  9400  fl.  45  kr. 

120a  Hs.  U.  b.         H-N-  L-M-       Gekr.  nass.  Schild. 

b  „       „  H.N  LM 

120a,  b  Rs.  In  3  Zeilen:  I  :  KREUZER      1824   | 

Rand:  glatt. 

Besitzer:   120au.b.  H  -  J 

Beschrieben:    120a.  Kat.  Bretfeld  No.  30  022.   1854  NZ, 
S.  66,  No.   117. 

18*45. 

Kronenthaler.     Gr.  40  mm,  Gew.  29,40  g. 

Die  Akten  führen  unterm  1.  November  1825  an:  „Im  Ij«ufe  des  jüngst 
verflossenen  Monats  ist  ein  Werk  Kronenthaler  von  12  096  fl.  ausgeprägt  worden. 
In  der  Mitte  der  Prägung  verunglückte  der  Revers-Stempel  und  zur  alsbaldigen 
Vollendung  des  Werkes  musste  ein  älterer  noch  brauchbarer  von  1818  gebraucht 
werden.  Diesen  unangenehmen  Vorfall,  welcher  vom  mangelhaften  Stahl  herrührt, 
sind  wir  schuldig  herzoglichen  Staats-Ministerio  anzuzeigen  und  den  Umstand 
aufzuklären,  warum  die  Hälfte  der  Kronenthaler  mit  der  Jahreszahl  1818  und 
die  andere  Hälfte  mit  jener  von   1825  ausgegangen  ist.     Dieser  Umstand  hatte 


152 

nebenher  noch  die  nachrheilige  Folge,  dass  viele  niisslungene  Stücke  nicht  aus- 
ffe^eben  werden  konnten  und  durch  eine  neue  Schrotenschmelz  von  ungefähr 
löOO  fl.  neu  geprägt  werden  müssen  eto." 

24.  November  1825.     Es  sollen  neue  Maschinen  angescliaflFt  werden. 

121  Wie   100b,  aber  von   1825. 

Besitzer:  H 

6  Kreuzer.     Gr.  20  mm,  Gew.  2,09  g. 
Ausprägung  730  Mark  4  Lot  12  g  fein. 

122  Wie  111,  von  1825. 

Besitzer:  H 

3  Kreuzer.     Gr.   17  mm,  Gew.  1,29  g, 

Ausprägung  403  Mark   10  Lot  5'/4g  fein. 

123  Hs.  O.b.  HERZ.  NASS -SCHEID   MÜNZ 

Gekr.  nass.  Schild. 

123  Rs.  In  3  Zeilen:  III  |  KREUZER  |  1825  | 

Besitzer:  H  -  J  (2  Stempel.) 

1826. 

6  Kreuzer.     Gr.  20  mm,  Gew.  2,09—2,40  g. 

5  Paar  Stempel;  Ausprägung  für  31402  H.   11   kr. 
124a  Hs.  0.  b.         HERZ  •  NASSAU  •  SCHEID  MÜNZ 

c  „        „  -     -NASS      .       -  - 

124a — c  Rs.  In  einem  Lorbeerkranze  in  3  Zeilen: 

6  I  KREUZER  I   1826   I  (Z) 

(der  obere  Strich  daran  undeutlich.) 

Rand:  glatt. 

Besitzer:   124a.  H  —  J  bu.c.  H 

Beschrieben:   124a.   1854  NZ,  S.  66,  No.  119. 

1833    Kat.    W^ambolt,    S.    189,    No.  5606f   führt    ein   falsches   6   Kreuzer- 
Stück  dieses  Jahres  an. 

3  Kreuzer.     Gr.   17  mm,  Gew.   1,15  g. 

4  Paar  Stempel;  Ausprägung  für  17  576  fl. 
125  Hs.  0.  b.  HERZ  NASS.  SCHEIDMUNZ    (iekr.  nass.  Schild. 

125  Rs.  In  3  Zeilen:  III  :  KREUZER      1826  | 

Besitzer:  H 


153 

6  Kreuzer.     Gr.  20  mm,  Opw.  2,14  — 2,30  g. 
11    Paar  Stempel;  Auspräguug  für  30  211    H.  31    kr. 

126  lls.  O.  l).  HLRZ.  NASSAU    SCHEID     MÜNZ 

(Jekr.  iiass.  Schild. 
126  Rä.  In  eioein  Lurbeerkranze  iu  3  Zeilen: 

6  I  KREUZER      1827 |  (Z) 

Rand:  glatt. 

Besitzer:  H  -  S  -  V  (2  Stempel.) 

Beschrieben:    1833    Kat.  Wambolt,    S.     189,    Xo.  56()6g. 
1854  NZ,  S.  66,  No.   120. 

3  Kreuzer.     Gr.   17  mm,  Gew.   1,31  g. 
8  Paar  Stempel;  Ausprägung  für  15  407  W.   10  kr. 

127  Wie   125,  von   1827. 

Besitzer:  H  -  V 


18ä8. 
6  Kreuzer.     Gr.  20  mm,  Gew.  2,06  g. 

9  Paar  Stempel;  Auspnigung  für  30  270  fl.  37  kr. 

128  Wie  126,  von  1828. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

3  Kreuzer.     Gr.   17  mm,  Gew.  1,08  g. 

10  Paar  Stempel;  Ausprägung  für  15  396  fl.  20  kr. 

129  Wie   127,  von   1828. 

Besitzer:  H  —  J 

1833  Kat.  Wambolt,  S.  189,  No.  5606  h,  und  danach  1854  NZ,  S.  67, 
No.  121  führen  einen  Silber-Kreuzer  wie  94  von  diesem  Jahre  au;  nach 
den  Akten  sind  aber  keine  Kreuzer-Stücke  geprägt. 

Mit  dem  Schluss  des  Jahres  1828  hörte  der  Münzbetrieb  in  Limburg  auf,  um 

1S30 

in  der  neuen  Münze  in  Wiesbaden  am  Luisenplatze,  dem  jetzigen  Realgym- 
nasium, fortgesetzt  zu  werden.  Dazu  hatte  man  eine  neue  Uhlhuru'sche 
Prägemaschine  aufgestellt,  und  wurden  von  da  an  die  Münzen  im  Ringe  geprägt. 
Die  Münzen  sind  daher  nun  mit  scharfem  Rande  versehen,  der  eine  vertiefte 
Randschrift  bei  den  grösseren  Münzen  enthält;  die  Grössen  der  verschiedenen 
Münzsurten  wurden  dabei  genau  eingehalten  und  auch  auf  das  genaue  Gewicht 

mehr  Sorgfalt  verwandt. 

10* 


154 

Im  J.ilir   l^.'iO  wurden  nur 

Kupfer-Kreozer.     Gr.  '21  mm,  Gew.   3,60  g 

ausgeprägt  uuil  zwar  für  4423  fl.    IS  kr. 

130  Hs.  O.  b.         HERZOGTHUM    NASSAU       (Jokr.    uasa.  Sohild. 

auf  (Ipssen  Kami  Punkte. 

130  Es.  In  einem  Eichenkranze  in  3  Zeilen: 

EIN      KREUZER      18"0  1 
Rand:  glatt. 
Besitzer:  H  —  J 

Beschrieben:  Kat.  Bretfeld  No.  30  025.   1864  NZ.  S.  67, 
No.   122.    Neumann  No.   10  661. 

18B1. 

Kronen  thaler.     Gr.  39  mm,  Gew.  29,40  g. 

Ausprägung  für  24  840  tl. 

131  Hs.  U.  b.         WILHELM    HERZOG   ZU   NASSAU       Kopf  des 

Herzogs  r.,  im  Halsabsch.  vertieft  ZOLLMANN  •  F 

131  Rs.  Oben  herum:  KRONEN  THALER  Auf  einer  Leiste 

der  gekr.   Schild   von  Nassau,    von   2   gekrönten 
Löwen  gehalten:  unter  der  Leiste  1851 
Randschrift    vertieft:     '  ZUR  ^  ^SICHERUNG*  *     ^DES'= 

*  GEWICHTS* 
Besitzer:  H  —  V 

Kronenthaler  auf  den  Münzbesuch  des  Herzogs. 

132  Hs.  Wie  vorstehend. 

132  Rs.  In  8  Zeilen:    BESUCHT      ZUM  ERSTENMAL   ! 

DIE  VON      IHM     ERBAUTE  MÜNZSTÄTTE  I 
ZU   ;  WIESBADEN  j  DEN  28  DEC:  1851  | 
Randschrift    vertieft:    *ZUR*   *  SICHERUNG*   *     *DES* 

*  GEWICHTS* 
Besitzer;  H  —  J  -  V 

6  Kreuzer.     Gr.  19  mm,  Gew.  2,38  g. 
Ausprägung  für   110  015  tl.   12  kr. 

133  Hs.  0.  b.         HERZOGTHUM   NASSAU     Gekr.  nass.  Schild. 

133  Rs.  In  einem  Lorbeerkranze  in  3  Zeilen: 

6   i  KREUZER  i    1851    , 
Rand:  gezähnt. 
Besitzer:  H  —  J  -  V 

Beschrieben:    1833    Kat.    Wambolt,    S.    189,    No.  5606i. 
1854  NZ,  S.  67,  No.   123. 


155 

3  Kreuzer.     Gr.   16  mm,  Gew.   1,13  g. 
Ausprägung  für  25  437   H.  4H  kr. 
134  Hs.  O.  b.         HERZOGTHUM  NASSAU      rierznjrmiger,    gekr. 

nasd.  Si.'hiltl. 

134  Rs.  In  einem  Lorbeerkränze  in  3  Zeilen: 

3   !  KREUZER      1851  [ 

Rand:  gekerbt. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

Beschrieben:   1854  NZ,  S.  67,  No.   124. 


1833. 

Kronenthaler,  für  1528  fl.   32  kr.  geprägt. 

135  Wie  131,  von  1832. 

Besitzer:  H  —  J 

Beschrieben:  1852  Mainzer  Verzeichnis  einer  Münzsamm- 
lung No.  474.  1858  NZ,  S  52  zu  No.  124.  18G9  Kat. 
Schulthess-Rechberg  No.  4165. 

6  Kreuzer,  für  37  744  fl.  25  kr.  geprägt. 

136  Wie  133,  von  1832. 

Besitzer:  H  —  V 

3  Kreuzer,  für  19  391  fl.  41   kr.  geprägt. 

137  Wie  134,  von  1832. 

Besitzer:  H  -  V 

1  Silber-Kreuzer,  für  2401  fl.  22  kr.  geprägt. 

138  Hs.  0.  b.         HERZOGTHUM    NASSAU     Gekr.  nass.  SchiUl. 
138  Rs.  In  einem  Lorbeerkranze  in  3  Zeilen: 

I  I   KREUZER      1852  | 

Rand:  gekerbt. 

Besitzer:  H  —  J 

Beschrieben:   1854  NZ,  S.  67,  No.   126. 

1  Kupfer-Kreuzer,  für  8620  ti.  52  kr.  geprägt. 

139  Wie   130,  von   1832,  aber  ohne  l'uukte  auf  dem 

Schildrand. 

Besitzer:  H  -  J 

Beschrieben:  Bretfeld  No.  30  02G.    i^'A  NZ,  8.  67,  Nu.  125. 


1Ö6 

Kronenthaler. 

Die  MüDzakren  führen  keine  Aiispniirung  dieses  J;ihres  auf,  welche  für 
die  Regierung  gemiioht  worden;  sie  enthalten  aber  folgende  Bemerkung: 

Weil  dem  Rankhause  von  Rothschild  zu  Frankfurt  die  Prägung  einer 
Partie  Kronenthaler  unter  herzoglich  nassauischem  Gepräge  auf  eigene  Rech- 
nung zwar  erlaubt,  die  unentgeltliche  Benutzung  der  Münzgeräthschaften  aber 
auch  zugleich  gestattet  worden  ist. 

140  Wie  131,  von   1833. 

Besitzer:  H  —  J 

Beschrieben:    AVellenheim    No.   3789.    1854   NZ,   S.   67, 
No.   127. 

6  Kreuzer,  für  64  104  fl.   12  kr.  geprSgt. 

141  Wie  133,  von   1833. 

Besitzer:  H  —  J  -  V 

3  Kreuzer,  für  2090  fl.  50  kr.  geprägt. 

142  Wie  134,  von  1833. 

Besitzer:  H  -  V 

1  Silber-Kreuzer,   für  17  277  fl    37  kr.  geprägt. 

143  Wie.  138,  von  1833. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

Beschrieben:  v.  Zehmen  No.  5211.     1858  NZ,  S.  53. 

1834. 

6  Kreuzer,  für  56  506  fl.  29  kr.  geprägt. 

144  W^ie   133,  von   1834. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

Beschrieben:  Bretfeld  No.  30  020.  1854  NZ,  S.  67,  No.  128 

Von  diesem  Jahre  bestehen  falsche  6  Kreuzer-Stücke;  die  4  in  der  Jahres- 
zahl ist  auf  denselben  geschlossen,  die  ächten  haben  4i  oben  offen. 

Besitzer:  H       Gr.  20  mm,  Gew.  2,24  g. 

3  Kreuzer,  für  14  621   fl    33  kr.  geprägt. 

145  Wie   134,  von    1834. 

Besitzer:  H  -  V 

1  Kupfer-Kreuzer,  für  5416  fl.  45  kr.  gpprägt. 

146  Wie   130,  von    1834. 

Besitzer:   H  —  J 

Beschrieben:  1854  NZ,S.67,No.  120.  Neumann  No.  10  663. 


157 

1835. 

6  Kreuzer,   für  83  178  fl.  38  kr.  peprSgt. 

147  Wie  133,  von  1835. 

Besitzer:  H  -  V 

Beschrieben:   1854  NZ,  S.  67,  No.   130. 

1  Silber-Kreuzer,  für  6792  fl.  20  kr.  gepräg». 

148  Wie  138,  von  1835. 

Besitzer:  H  —  J 

1836. 

Kronenthaler  (wird  Rothschild  haben  prägen  lassen.) 

149  Wie  131,  von  1836. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

6  Kreuzer,  für  45223  fl,  25  kr.  geprägt. 

150  Wie  133,  von   1836. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

3  Kreuzer,  für  16  973  fl.  42  kr.  geprägt. 

151  Wie  134,  von  1836. 

Besitzer:  H 

1  Silber-Kreuzer,  für  2711  fl.  15  kr.  geprägt. 
Sind  keine  bekannt  geworden. 

1  Kupfer-Kreuzer,  für  3327  fl.  30  kr.  geprägt 

152  Wie  130,  von   1836. 

Beschrieben:  Neumann  No.   10  664. 

1837. 

Kronenthaler,  für  72  429  fl.  29  kr.  geprägt. 

153  Wie  131,  von  1837. 

Besitzer:  H  —  J 

6  Kreuzer,  für  31  141   fl.  58  kr.  geprägt. 

154  Wie   133,  von   1837. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

1838. 

Gulden,  für  189  749  fl    41   kr.  geprägt.     Gr.   31  mm,  Gew    10,31  g 

155  Hs.  U.  b.         WILHELM   HERZOG  ZU    N:vSSAU       Kopf    des 

Herzogs  r.,  im  Halsabsch.  Z 
155  Rs.  In  einem  Eichenkranze  in  3  Zeilen: 

1      GULDEN   I  1858  i 


158 


Rand:  gezähnt. 


Besitzer:   H  -  J  -  V 

Beschnehen:    1854    NZ,    S.    67,    No.    131.     Wellenlieira 
No.  3790.     1869    Kat.  Schulthess-Rechberg   Xo.    4166. 

Vj  Gulden,  für  54  200  ri.  38  kr.   i,'eprä?f.     Gr.  L>4  mm.  Gew.  5,29  f?. 

156  Ha.  U.b.  WILHELM   HERZOG   ZU   NASSAU        Kopf    des 

Herzogs  r.,  im  Halsabsoh.  Z 
156  Rs.  In  einem  Eichenkranze  in  3  Zeilen: 

-|-'   GULDEN   !  1838 

Rand:  gezähnt. 
Besitzer:  H  -  J  -  V 

6  Kreuzer,  für  20  105  fl.  9  kr.  geprägt. 

157  Wie   133,  von  1838. 

Rand:  gezähnt. 

Besitzer:  H  -  J  -   V 

1  Kupfer-Kreuzer,  für  4480  fl.  30  kr.  geprägt. 

158  Wie   139,  von  1838. 

Besitzer:  H  —  J 

Beschrieben:  Xeumann  No.   10  665. 

1839. 

Gulden,  für  108109  fl.  45  kr.  geprägt. 

159  Wie  155,  von   1839. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

»/»  Gulden,  für  54  200  fl.  38  kr.  geprägt. 

160  Wie  156,  von  1839. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

6  Kreuzer,  für  10944  fl,  geprägt. 

161  Wie   133,  von   1839. 

Besitzer:  H  —  V 

Münzverträge  voa  1837  und  1838. 

Am  25.  August  1837  wurde  zwischen  Bayern,  Württemberg,  Baden, 
Hessen-Darmstadt,  Nassau  und  Frankfurt  a.  M.  eine  Münzkunvention  abge- 
schhjssen,  welche  bestimmte,  dass  der  24 '/z  Guldeufuss  in  den  kontrahierenden 
Staaten  angenommen,  Gulden  und  halbe  Gulden  ausgeprägt  werden  sollen.  Die 
Ausprägung  gröberer  Sorten  bleibt  der  Vereinbarung  mit  den  norddeutschen 
Staaten  des  Zollvereins  vorbehalten. 

Der  Silbergehalt  der  Hauptmünzen  wird  zu  '•'/lo  und  der  Kupfergehalt  zu 
*/io  des  Gewichts  angenommen.  Der  Durchmesser  wird  für  die  ganzen  Gulden- 
Stücke  auf  30  mm,  für  '/vi  Gulden-Stücke  auf  24  mm  festgesetzt.  Der  Avers 
der  ganzen  und  halben  Gulden-Stücke   zeigt  das  Bildnis    des  Regenten   des  be- 


159 

treffondpii   Staates   uinl    bei   der  freien    Stadt  Frankfurt    das  Wappen    dersell)en. 
Der  Ivand  ist  J^orippt  mit  glatten  Stäbelien  auf  beiden  Seiten. 

Dazu  wurde  eine  besondere  Übereinkunft  wegen  <ler  Scheidemünze  ge- 
troffen, welche  bestimmte,  dass  die  gemeinsame  Scheidemünze  in  6  und  8  Kreuzer- 
Stücken  in  Silber  bestehen  solle.  Die  Ausprägung  von  1  Kreuzer-Stücken  von 
Silber  oder  Kupfer  und  der  Teilstücke  derselben  bleibt  dem  Ermessen  der 
einzelnen  Staaten  überlassen. 

Für  die  Ausprägung  der  6  und  3  Kreuzer-Stücke  wird  der  27  Guldeufuss  an- 
genonmien.  Der  Durchmesser  der  6  Kreuzer-Stücke  wird  zu  20,  und  der  3  Kreuzer- 
Stücke  zu  17,5  mm  angenommen.  Der  Avers  derselben  enthält  das  Wappen 
des  ausmünzenden  Staates  und  der  Revers  die  Wertangabe  der  Münze  nebst 
der  Jahreszahl  in  einem  Kranz  von  Eichenlaub. 

Am  30.  Juli  1838  wurde  zu  Dresden  eine  Konvention  abgeschlossen,  in 
der  es  unter  anderem  heisst:  Der  24 '/a  Guldenfuss  wird  festgesetzt  in  Bavorn, 
Württemberg,  Baden,  Plessen-Darmstadt,  Sachsen-Meiningen,  Sachsen-Koburg, 
Nassau,  der  Schwarzburg -Rudolstädtischen  Oberherrschaft  und  in  der  freien 
Stadt  Frankfurt.  Der  Landesmünzfuss  soll  genau  innegehalten  werden  und  von 
dem  Gehalt  oder  Gewicht  der  Münze  darf  nur  insoweit  abgewichen  werden,  als 
eine  absolute  Genauigkeit  unerreichbar  ist.  Die  im  äussersten  Falle  zulässige 
Abweichung  im  Mehr  oder  Weniger  ist  beim  ganzen  oder  halben  Gulden  auf 
^/looo  im  Feingehalt  oder  '/2  %  ™  Gewicht  festgestellt.  Es  soll  eine  Yereins- 
münze  zu  einem  Siebenteil  der  Mark  feinen  Silbers  ausgeprägt  werden  und 
sonach  den  Wert  von  2  Thaleru  =  3'/2  Gulden  erhalten. 

Sie  muss  9  Zehnteil  Silber  und   1   Zehnteil  Kupfer  enthalten  (14*,-.  lötig.) 

Die  V^ereinsmUuze  erhält  einen  Durchmesser  von  41  nim;  sie  wird  im 
Ringe  und  mit  einem  glatten,  mit  vertiefter  Schrift  oder  Verzierung  ver- 
sehenen Rande  geprägt. 

Die  2  Thaler-Stücke  haben  von  nun  an  die  Grösse  von  41  mm,  das  Gewicht 
von  37,10  g,  die  Gulden:  Gr.  30  mm,  Gew.  10,60  g,  die  '/a  Gulden  Gr.  24  mm, 
Gew.  5,30  g.    Die  kleineren  Sorten  wie  früher. 


Medaillen. 

Tapferkeitsmedaille.     Gr.  35  mm,  Gew.  15,01  ^. 
Die  vom  Herzoge    Friedrich  August  gestiftete    Tapferkeitsmedaille    wurde 
auch  vom  Herzoge  Wilhelm,  mit  seinem  Kopfe  versehen,  in  Silber  verliehen. 
162  Hs.  U.  b.         WILHELM  -I-  HERZOG  ZU  NASSAU  • 

Kopf  d.  Herzogs  r.,  darunt.  erhaben:   ZOLLMANN 
Darum  Strichreif. 
162  Rs.  Sechs    gekreuzt    liegende    Fahnen,     darüber    in 

2  Zeil.:  DER  ,  TAPFERKEIT-       Darum  Lorbeer- 
kranz.    Aussen  Strichreif. 
Rand:  glatt  mit  Öhr. 
Besitzer;  V 


160 

Civil-Verdienatmedaille. 

Auch   vom   Herzoge  Friedrich   August  gestiftet. 

163  Hs.  Kiipf   des    Herzogs   r.,    im    Halsabsoh.    erhaben: 

ZOLLMANN     Darum  Striohreif. 

163  Ks.  lu  einem  aus  einem  Lorbeer-  und  einem  Eichen- 

zweige gebuud.  Kranze  in  5  Zeilen:  WILHELM 
SOUVERAINER      HERZOG      ZU  NASSAU  | 
Darum  Strichreif. 
Rand:  glatt. 
Diese  Medaille  besteht  in: 
a       Gold  für  50jährige  Dienste.  Gr.  48  mm,  Gew.  69,80  g.  Bes.:  V 
b        Silber  .     48    ,         ,      39,90  „        „       V 

Beide  Medaillen  wurden  im  Jahre  1866  von  der  Regierung  dem  Verein 
für  nassauische  Altertumskunde,  ebenso  wie  die  sogenannte  Fahrbüohse  der 
Münze  überwiesen.  Die  Fahrbüohse  musste  Proben  von  jeder  Ausprägung  ent- 
halten und  zu  den  Probationstagen  mitgenommen  und  vorgelegt  werden;  die 
Proben  wurden  dann  geprüft.  Die  überwiesene  Fahrbüchse  enthielt  aber  auch 
Münzen,  welche  von  anderen  Münzstätten  der  hiesigen  zugeschickt  waren. 

Medaille  des  landwirtschaftlichen  Vereins. 

Durch  den  Ministerial-Erlass  vom  9.  Mai  1820,  St.  M.  745  ist  die  Prägung 
von  Medaillen  zur  Verteilung  als  Preise  für  verdienstliche  Leistungen  von  Land- 
wirten bei  der  Generalversammlung  und  Preisverteilung  genehmigt  worden. 

164  Hs.  U.  b.       WILHELM  SOUVERAINER  HERZOG  ZU  NASSAU 

Kopf  des  Herzogs  r.,  unten  bogig  ZOLLMANN 
Darum  Strichreif. 

164  Rs.  Eine    von   Getreide    und  Wein    umrankte    Säule, 

vor  der  unten  eine  Pflugschar  steht.    Im  Absch. 
in    3    Zeilen:    LANDWIRTHSCH  :  VEREIN   '  IM  | 
HERZOGTH:  NASSAU  ,     Darum  Strichreif. 
Rand:  glatt. 

Diese  Medaille  besteht  in: 
a       Gold,  Besitzer:  V   Gr.  34  mm,  Gew.  25,89  g 
b        Silber,        „  V     „     34     ,         „      16,47  , 

165  Eine  grössere  nur  in  Silber  ausgeprägte  Medaille 

hat  dieselbe  Darstellung,  der  Namen  des  Stempel- 
schneiderg' ist  aber:  P- ZOLLMANN  •  F  •  ange- 
geben und  die  Umschrift  der  Hs.  LANDWIRTH- 
SCHAFTL  :  VEREIN  IM     i     HERZOGTHUM 

NASSAU- 

Besitzer:  H  -  J   -    V  Gr.  48  mm,  Gew.  60,93  g. 


161 

e.  Herzog  Adolf  1839-1S66. 

Geboren  am  24.  Juli  IS  17,  fol^^te  am  20.  Au;,aist  1839  seinem  Vater  Herzog 
Wilhelm.  Nach  dem  Kriege  von  1866  annekfierte  Preu-sscn  das  l[er/.ogrum 
Nassau  durch  Gesetz  vom  20.  September  und  Patent  vom  IL  Oktober  1866. 
Die  Münzfhätigkeit  unter  Herzog  Adolf  begann 

1840. 

2  Thaler-Stücke.     Ausgepräi^t  für  ßOGOl    fl   '^2  kr      (Ir.   41  min    (n-w.   37  10" 

166  Hs.  U.  b.  ADOLPH   HERZOG   ZU    NASSAU         Kcpf    des 

Herzogs  r.   im  Haisabscli.  erhaben:  ZOLLMANN 

166  Rs.  In  einem   Eichenkranze  in   5  Zeilen: 

rV/,      GULDEN    I  2      THAL  ER       1840    I      Über 
dem  Kranze  bogij»-:  VEREINSMÜNZE,  unter  dem- 
selben:  VII     EINE    FMARK 
Randschr.  vertieft:  CONVENTION  VOM    30  lULY     1838'^ 
Besitzer:   H  -  J  -  V 

Beschrieben:   1854  NZ,  S.  67,  No.  132.    Dr.  Schalk,  S.  7. 
1883  C.  Schwalbach  No.  150. 
Auf  derselben  Seite  der  NZ,  wird  unter  No.  133  ein  zweites  2  Thaler-Stück 
desselben  Jahres,   welches  sechzehnfeldiges    Wappen    mit  Mittelschild  habe,    be- 
schrieben; da  die  Verfügung  das  vollständige  Wappen  auf  die  3 ';2  Gulden-Stücke 
zu  setzen  erst  1843  erlassen  wurde,  so  ist  dies  wohl  ein  Irrtum. 

Gulden,  für  116  514  fl.   Iß  kr.  geprägt. 

167  Hs.  U.  b.         ADOLPH    HERZOG   ZU    NASSAU         Kopf    des 

Herzogs  r.,  im  Halsabsch.  vertieft  Z 

167  Rs.  In  einem  Eichenkranze  in  3  Zeilen: 

1      GULDEN  i  1840  j 
Rand:  gezähnt. 
Besitzer:  H  -  J  -  V 

Beschrieben:    Dr.    Schalk,   S.    8.     1869    Kat.    Schulthess- 
Rechberg  No.  4168. 

V2  Gulden,  für  47  337  fl.  14  kr.  geprägt 

168  Hs.  U.  b.  ADOLPH    HERZOG    ZU    NASSAU         Kopf    des 

Herzogs  r. 

168  Rs.  In  einem  Eichenkranze  in  3  Zeilen: 

-^!   GULDEN      1840 
2  ,  1 

Rand:  gezähnt. 
Besitzer:  H  -  J  -  V 
Beschrieben:  Dr.  Schalk,  S.  8. 

6  Blreuzer,  für  0414  H    i;epr5jt. 

169  Hs   0.  b.  HERZOGTHUM   NASSAU     Gekr.  nass.  Schild. 

11 


162 

169  Ra.  In  einoni  Eichenkranze  iu  3  Zeilen  t 

6      KREUZER      1840  j 
Rand:  gezähnt. 
Besitzer:  H  -  J  -  V 

1841. 

2  Thaler-Stücke 
wurden  für  33  072  Ü.   14  kr.  abgeliefert,  da  aber  keine  Stücke  bekannt  sind,  so 
werden  sie  wohl  die  Jahreszahl  1 840  tragen,  resp.  mit  den  alten  Stempeln  geprägt  sein. 

Gulden,  für   123  900  fl.  58  kr.  geprägt. 

170  Wie  167,  von  1841. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

'/«  Gulden,  für  62  462  fl.   17   kr.  geprägt. 

171  Wie  168,  von   1841. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

Beschrieben:    1854    NZ,    S.    67,    No.    134.     1869    Kat. 
Schulthess-Reehberg  No.  .5169. 

6  Kreuzer,  für  32  075  fl.  49  kr.  geprägt. 

172  Wie   169,  von  1841. 

Besitzer:  H  -  V 

Beschrieben:  1854  NZ,  S.  67,  No.   135. 

1854  NZ,  S.  67,  No.   136  und   137  werden  noch  3  Kreuzer  und  1  Kreuzer 
in  Kupfer  von  diesem  Jahre  angeführt. 

Im  Jahre  1841    wurden   auf  der  Münze   zu  Wiesbaden  6   und   3  Kreuzer 
für  Hohenzollern-Siegmaringen  geprägt  und  zwar: 

6  Kreuzer  für      ....     10492  fl.  30  kr.     und 
3  „  „        .     .     .     .       o  4-0   „ 

1842  sollten  geprägt  werden  (es  ist  aber  nicht  ersichtlich,  ob  es  geschehen): 

6  Kreuzer  für '.     7000  fl. 

3         .  .        3000  „ 

Kupfer-Kreuzer  für 2000  „ 

Für  Oldenburg  wurden  geprägt: 

2V2  Silbergroschen  für    .     .     .     1898  Thaler  . 

1   Silbergroschen  für   ....     2100        „  ^ 


1843.  I 

Auch  in  diesem  Jahre  führen  die  Akten  für  31  360  fl.  26  kr.  zwei  Thaler- 
Stücke  als  Rest  von  1841  auf;  sie  dürften  wohl  auch  die  Jahreszahl  1840  tragen,        , 
wenigstens  sind  mit  der  von   1842  keine  bekannt  geworden.  J 

1  Gulden,  für  19  617  fl.  37  kr.  geprägt.  1 
173                                                Wie  167,  von  1842. 

Besitzer:  H  -  J  -  V  '  ; 

Beschrieben:   1854  NZ,  S.  67,  No.  138.                                      ; 


163 

'/a  Gulden,  für   15  537   H.  geprägt. 

174  Wie  168,  von  1842. 

Besitzer:  H  -  J  —  V 

Beschrieben:   1854  XZ,  S.  67,  Xo.   189. 
1854  NZ,  S.  67,  No.    140  wird   ein  6  Kreuzer-Stück  von   1842    erwähnt; 
die  Akten  führen  keine  Auspräge  darin  an  und  sind  auch  sonst  keine  bekannt. 

3  Kreuzer,  für  5600  fl.   15  kr.  gepräijt.     Gr.   17  mm,  Gew.   1,26  g. 

175  Hs.  0.  b.         HERZOGTHUM  NASSAU    Gekr.  nass.  Schild. 

175  Rs.  In  einem  Eichenkranze  in  3  Zeilen: 

5  i  KREUZER      1842  | 
Rand:  gekerbt. 
Besitzer:  H 
Beschrieben:  1854  NZ,  S.  68,  No.   141. 

Kupfer-Kreuzer,  für  7996  H    45  kr.  i^eprägt.     Gr.  21  mm,  Gew.  3,44  g. 

176  Hs.  0.  b.         HERZOGTHUM  NASSAU    Gekr.  nass.  Schild. 

176  Rs.  In  einem  Eichenkranze  in  3  Zeilen: 

EIN  j  KREUZER  |   1842   | 
Rand:  glatt. 
Besitzer:  H  —  J 
Beschrieben:  1854 NZ,S.68,Xo.  142.  XeuraannXo.  10666. 

1  Heller,  für  756  fl.   15  kr.  geprägt.     Gr.   17  mm,  Gew.  1,39  g. 

177  Hs.  0.  b.         HERZOGTHUM  NASSAU    Gekr.  nass.  Schild. 

177  Rs.  In  3  Zeilen:  1  |  HELLER      1842  | 
Rand:  gekerbt. 

Besitzer:  H  —  J 

Beschrieben:  1854NZ,S.  68,No.  143.  XeumannXo.  10669. 

1843. 

Unter:  Wiesbaden  31.  Janr.   1843  findet  sich  die  Bemerkung  i.  d.  Akten: 

Auf  Vorschlag  der  Königl.  Bayerischen  Regierung  haben  sämmtliche  übrigen 
Regierungen  des  süddeutschen  Münzvereins  sich  damit  einverstanden  erkhirt, 
für  den  Revers  der  in  Folge  der  Convention  vom  30.  July  1838  künftig  hin 
auszuprägenden  Vereins-Münze  das  Landeswappen  anzuwenden  und  hierdurch 
eine  allgemeine  Uebereinstimmung  in  der  Form  des  Reverses  dieser  Münze 
herbeizuführen. 

Ferner:  Wiesbaden,  den   10.  April  1843: 

Seine  Durchlaucht  der  Herzog  wollen,  dass  auf  dem  Revers  der  3^2  flstück, 
welche  für  die  diesseitige  Rechnung  auf  der  hiesigen  Münze  geschlagen  werden, 
das  vollständige  herzogliche  Wappen  im  Mantel  ausgeprägt  werde  etc. 

1858  NZ,  S.  53,  zu  No.  143  wird  nach  „Neueste  Münzkunde,  Leipzig, 
Tab.  LXXXVIII,  No.  1"'  ein  2  Thaler-Stück  von  1843  angeführt,  „aber  ohne 
Namen  des  Münzmeisters.*     Sonst  ist  nichts  davon  bekannt. 


164 

Gulden,  für  233  841   fl.   34  kr.   geprü^'t. 

178  Wie   IGT,  vou   1843. 

Besitzer:   H  -  J  -  V 
Beschrieben:   1N54  NZ,  S.  68,  Nu.   144. 

'/j  Gulden,  für  101568  fl.  22  kr.  geprägt. 

170  Wie  168,  von   1843. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 
Besehrieben:   1854  NZ,  S.  68,  No.   145. 

1H44. 

2  Thaler,  für  til  110   H.  08   kr.  geprägt. 

180a  Hs.  U.  b.         ADOLPH    HERZOG   ZU    NASSAU         Kopf    des 

Herzogs  r.,  im   Ilalsabseh.  ZOLLMANN 

180a  Us.  Üben  herum:  5'/,  GULDEN  VII  EINE      F  •  MARK 

2  THALER;  unten  herum:  ^  VEREINS  MÜNZE 
1844  *  Auf  ^ekr.  Wappeumautel  der  12  leidige, 
mit  4t'eklii^em  Mittelschilde  und  einem  Herzschikle 


'o 


belegte  gekr.  nass.  Schild. 
Randschrift   vertieft:    CONVENTION  VOM   *  30  lULY  * 

1838  ■ 
Besitzer:   H  —  J 
Beschrieben:    1869    Kat.  Schulthess-Rechberg   No.   4170. 

Wie  180a,  aber  der  Namen  des  Stempelschneiders 

fehlt  im  Halsabsch 
Besitzer:  H 

Beschrieben:   1858  NZ,  S.  53,  zu  No.   145,  nach  Mainzer 
Terz.  478.    1883  C.  Schwalbach  No.  152.  (?) 


1  Gulden,  für  93  366  fl.   46  kr.  geprägt 

181  Wie  167,  von  1844. 

Besitzer:  H  -  V 

V.  Gulden,  für  ,58  483  fl.   46  kr    geprägt. 

182  Wie  168,  von  1844. 

Besitzer:   H  -  J   -  V 

6  Kreuzer,  tür  73'j8  fl.   Ui  kr.  geprägt. 

183  Wie   16!J,  von   1844. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

3  Kreuzer,  für  2817   fl.  50  kr.  geprägt. 

184  Wie  175,  von   1844. 

Besitzer:  H 


165 

Kupfer- Kreuzer,  für  3136  rt.   15  kr.  geprägt. 

185  Wie   176,  von  1844. 

Besitzer:  H  —  J 

Beschrieben:   1858  NZ,  S.  53.    Xeumann  No.   10  667. 

1845. 

Nach  den  Akten  sollen  für  17  783  fl,  19  kr.  2  Thaler-Stücke  geprägt 
sein;  es  sind  aber  keine  bekannt. 

1  Gulden,  für  138  249  tt.  36  kr.  geprägt. 

186  Wie   167,  von  1845. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

'/j  Gulden,  für  36  212  fl.  geprägt. 

187  Wie  168,  von   1845. 

Besitzer:  H 

3  B[reuzer 

sind  nach  den  Akten  nicht  geprägt. 

188  Wie   175,  von  1845. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

1846. 

2  Gulden,  für  353  257  fl.  05  kr.  geprägt.     Gr.  36  mm,  Gew.  21,05  g. 

Die  Konvention  von  München,  27.  März  1845  bestimmte  u.  a.,  dass  von 
Nassau  in  den  Jahren  1845 — 1847  für  528000  H.  in  2  Gulden-Stücken  auszu- 
prägen sei;  etwas  mehr  ist  denn  auch  1846  und  1847  geprägt  worden. 

189  U.  b.  ADOLPH    HERZOG    ZU   NASSAU         Knpf    des 

Herzogs  r.,  im  Halsabsch.  0  •  ZOLLMANN  • 
189  Rs.  Oben  herum:  ZWEY  GULDEN    Auf  einem  Unter- 

satze der  von  zwei  gekr.  Löwen  gehaltene  gekr. 
nass.  Schild.     Darunter:  1846 

Rand:  gezähnt. 
Besitzer:  H  —  J  -  V 

Beschrieben:  1858  NZ,  S.  53.  Neueste  Münzkun<le,  Leipzig 
Tab.  LXXXVIII,  No.  3.    1883  C.  Schwalbach  No.  153. 

Gulden,  für  47  646  fl.  12  kr.  geprägt. 

190  Wie   167,  von   1846. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

Beschrieben:   1858  NZ,  S.  53.  Gallerie  sämtlicher  Münzen, 
Quedlinburg  T.  LI,  No.  242. 


166 

6  Kreuzer 

sind  in  den  Akten  nicht  erwähnt. 
101  Wie   169,  von  1846. 

Besitzer:  H 

1H47. 

2  Thaler 
sind  nach    den  Akten  nicht   geprägt;    eine    Maschinenprobe    davon   besitzt   aber 
Herr  Polizeirat  Höhn.     Gr.  41  mm,  Gew.  37,13  g. 

192  Ha.  U.  b.         ADOLPH   HERZOG   ZU   NASSAU         Kopf    des 

Herzogs  r.,  im  Halsabsch.  ZOLLMANN 
192  Rs.  In  3  Zeilen:  MASCHIENEN      PROBE      1847  | 

Randschrift    vertieft:    CONVENTION  VOM  *  50  lULY  * 
18Ö8  * 
1858   NZ,    S.    53    führt    nach    ^Gallerie    sämtlicher    Münzen,    Quedlinburg 
Tab.  LI,  No.    240"    ein   2    Thaler-Stück    von    diesem    Jahre    an;    ebenso    1888 
C.  Schwalbach  No.   151.     Sonst  kommt  dasselbe  nicht  vor. 

2  Gulden,  für  176,562  H.  36  kr.  geprägt. 

193  Wie  189,  von  1847. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

Beschrieben:   1854  NZ,  S.  68,  No.  146.    1869  Kat.  Schult- 
hess-Rechberg  Xo.  4171.    1883  C.  Schwalbach  No.  153. 

Gulden,  für  231381   ti.  40  kr.  geprägt. 

194  Wie   167,  von  1847. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

6  Kreuzer  (die  Akteu  führen  keine  Auspräge  davon  an.) 

195  Wie   169,  von  1847. 

Besitzer:  H 

3  Kreuzer,  für  10  501  fl.  86  kr.  geprägt. 

196  Wie  175,  von  1847. 

Besitzer:  H  —  J  -  V 

1848. 
6  Kreuzer,  für  19  810  H.  02  kr.  geprägt. 

197  Wie  169,  von  1848. 

Besitzer:  H  —  V 

3  Kreuzer,  für  27  038  ti.  geprägt. 

198  Wie   175,  von   1848. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

Beschrieben:   1858  NZ,  S.  53.    Gallerie  sämtlicher  Münzen, 
Quedlinburg,  T.  LI,  No.  245. 


167 

Kupfer- Kreuzer,  für  4143  fl.   13  kr.  geprägt. 

199  Wie   139,  von    1848. 

Besitzer:   H  —  J 

184. 

Zwei  eioseitige  Probeabschläge  von  Hs.  u.  Rs.  der  Stempel  eines  2  Thaler- 
Stückes,  an  dem  die  letzte  Stelle  der  Jahreszahl  noch  nicht  ausgefüllt  ist,  besitzt 
Herr  Polizeirat  Hiihn.  Die  Zeichnung  gleiclit  den  bis  dahin  gebräuchlichen 
weniger  als  denjenigen,  welche   1860  geprägt  wurden. 

200  Hs.  U.  b.  ADOLPH    HERZOG   ZU    NASSAU        Kopf     des 

Herzogs  1.,  im  Halsabsch.  0  •  ZOLLMANN 
200  Rs.  Wie  180a,  aber  die  Jahrzahl  unvollendet  184 

1854. 

2  Thaler, 

201  Wie  108b,  von  1854. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

Beschrieben:  1883  C.  Schwalbach  No.   152. 

6  Kreuzer,  für  19028  fl.  54  kr.  geprägt. 
3  „  „       8927    ,    45     „  . 

Die  6  und  3  Kreuzer-Stücke  vom  Jahre  1854  waren  nicht  aufzufinden, 
wohl  aber  vom  Jahre  1855,  in  dem  nach  den  Akten  diese  Sorten  nicht  ge- 
prägt wurden. 

Kupfer-Kreuzer,  für  4561  fl.  11  kr.  geprägt. 

202  Wie  176,  von  1854. 

Besitzer:  H 

1855. 

Gulden,  für  188  074  fl.  geprägt. 

203  Wie  167,  von  1855. 

Besitzer:  H  —  J 

Erwähnt:   1869  Kat.  Schulthess-Rechberg  Xo.  4172. 

In  diesem  Jahre  wurde  ein  neuer  Stempel  zur  Hs.  geschnitten: 

204  Hs.  U.  b.  ADOLPH    HERZOG    ZU    NASSAU        Kopf    des 

Herzogs  1.,  im  Halsabsch.  Z 

204  Rs.  Lorbeerkranz,  darin  in  3  Zeilen: 

1  I   GULDEN       1855:  | 
Rand:  gezähnt. 
Besitzer:   H  —  J  —  V 
Erwähnt:   1869  Kat.  Schulthess-Rechberg  No.  4173. 


168 

6  Kreuzer   (siehe  bei  1S54.) 

205  Wie   lÖO,  von   1855. 

Besitzer:   H  —  J        V 

3  Kreuzer  (siehe  bei  1854.) 

206  Wie   175,  von   1855. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

Kupfer-Kreuzer, 

207  Wie   176,  von   1855. 

Besitzer:  H  —  J 

1856. 

Gulden,  für  40  301    fl.  geprägt. 

208  Wie  204,  von  1856. 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

Vi  Gulden,   für   ].i6  349  fl.  :}0  kr.  geprägt. 

209  Ils.  U.  l).         ADOLPH   HERZOG   ZU   NASSAU        Kopf    des 

~    IIerzo2:.s   I.,   im  Hiilsahsoh.  Z 
209  Rs.  Tmrljeerkranz,   darin  in  3  Zeilen : 

~  GULDEN      1856 

Rind:  gezähnt. 
Besitzer:  H  -  J   -  V 

Kupfer-Kreuzer,  für  r)943  fl    geprägt. 

210  -  Wie  176,  von   1856 

Besitzer:  H  —  J 

1859. 

In  Wien  war  am  24.  Janr.   1857    ein  Münzvertrag  unterzeichnet   worden 
der  bestimmte,  dass 

a.  im  Königreiche  Preusen  mit  Ausschluss  der  Hohenzollern'schen  Lande, 
in  den  Königreichen  Sachsen  und  Hannover,  im  Kurfürstenthum 
Hessen,  im  Grossherzogthum  Sachsen,  in  den  Herzogthümern  Sachsen- 
Altenburg,  Sachsen-Gotha,  Braunschweig,  Oldenburg  mit  Birkenfeld, 
Anhalt-Dessau,  Cöthen  und  Anhalt-Bernberg,  in  dem  Fürstenthume 
Schwarzburg-Sondershausen  und  der  Unterherrschaft  des  Fürstenthums 
Schwarzburg-Rudolstadt,  in  den  Fiirstenthümern  Waldeck  und  Pyrmont, 
Reuss  ä.  L.  und  Reuss  j.  L.,  Schaumburg-Lippe  und  Lippe: 

der  Dreissig- Thaler -Fuss; 

b.  im  Kaiserthuuie  Oesterreich,  .sowie  im    Fürstenthume  Liechtenstein: 

der  Fünf  und  vierzig -Gulden -Fuss; 


169 

c.  in  den  Königreichen  Bayern,  Württember;^,  in  »leu  Orossher/og- 
thUniern  Baden  und  Hessen,  im  Herzogrhume  Saohsen-Meiningen,  im 
Fürstenthume  Sachsen-Coburg,  in  den  Huhenzullern'schen  Ijanden 
Preussens,  im  Herzogthume  Nassau,  in  der  Oberherrschaft  des 
Fürstenthums  Schwarzburg-Rudulstadt,  in  der  Landgrafschaft  Hessen- 
Ilüinburg  und  in  der  freien  Stadt  Frankfurt: 

der  zwei   und   fünfzig -und- einhalb -Guhien-Fuss 

als  Landesmünzfuss    und    Grundlage    der   gesetzlichen    Landeswährung    daselbst 
angesehen  und  bezüglicli  eingeführt  werden. 

Oesterreieh  bleibt  es  ausnahmsweise  vorbehalten,  noch  ferner  sogenannte 
„Levantiner  Thaler"  mit  dem  Bildnisse  der  Kaiserin  Maria  Theresia  und  mit 
der  Jahreszahl  1780  im  damaligen  Schrot  und  Korn  als  Handelsmünze  aus- 
zuprägen. 

Zur  Vermittlung  und  Erleichterung  des  gegenseitigen  Verkehrs  unter  den 
vertragenden  Staaten  sollen  2  unter  den  im  Art.  2  gedachten  Münzfüssen  ent- 
sprechende Hauptsilbermüuzen  unter  der  Benennung  Vereinsthaler  ausgeprägt 
werden,  nämlich: 

L  das  Ein-Vereinsthaler-Stück  zu  \'3o  des  Pfundes  feinem  Silbers  mit 
dem  Werthe  von  bez.  1  Thlr.  in  Thalerwährung,  1  '/2  fl.  öster- 
reichischer Währung  und  P/4  fi.  süddeutscher  Währung; 
2.  das  Zwei-Vereinsthaler-Stück  zu  '/«•'>  des  Pfundes  feinen  Silbers  mit 
dem  Werthe  von  bez.  2  Thlr.  in  Thalerwährung,  3  fl.  österreichischer 
Währung  und  3 '/2  fl.  süddeutscher  Währung. 

Das  Mischungsverhältniss  der  Vereinsmünzen  wird  auf  900  Tausendtheile 
Silber  und  100  Tausendtheile  Kupfer  festgesetzt.  Es  werden  demnach  13  V» 
doppelte,  oder  27  ','2  einfache  Vereinsthaler  ein  Pfund  wiegen.  Die  Abweichung 
im  Mehr  oder  Weniger  darf  nicht  mehr  als  3  Tausendtheile,  im  Gewicht  aber 
bei  den  einzelnen  Ein -Vereinsthaler- Stücken  nicht  mehr  als  4  Tausendtheile 
seines  Gewichtes  und  bei  dem  einzelnen  Zwei-Vereinsthaler-Stück  nicht  mehr 
als  3  Tausendtheile  seines  Gewichtes  betragen. 

Der  Durchmesser  wird  für  das  Ein-Vereinsthaler-Stück  auf  33  mm,  für  das 
Zwei-Vereinsthaler-Stück  auf  41  mm  festgesetzt;  beide  werden  im  Ringe  und 
mit  einem  glatten,  mit  vertiefter  Schrift  oder  Verzierung  versehenen  Rande 
geprägt  werden. 

In  den  Avers  soll  das  Bildniss  des  Landesherrn  aufgenommen  werden. 

Die  Höhe  der  in  Zwei-Vereinsthaler-Stücken  auszuführenden  Ausmüuzungen 
bleibt  dem  Ermessen  jedes  einzelnen  Staates  überlassen. 

Dagegen  sollen  an  Ein-Vereinsthaler-Stücken: 

1.  in  der  Zeit  von  1857  bis  zum  31.  December  1862  von  jedem  der 
vertragenden  Staaten  mindestens  24  Stücke  auf  je  100  Seelen  seiner 
Bevölkerung, 

2.  in  den  folgenden  Jahren  vom  1.  Januar  1863  an,  innerhalb  jedes- 
maliger vier  Jahre  von  jedem  der  vertragenden  Staaten  mindestens 
16  Stücke  auf  je  100  Seelen  seiner  Bevölkerung  ausgeprägt  werden. 


170 

Scheidemünzen    auszuprüjjen    in    Silber    und    Kupfer  bleibt    vorbehalten; 

dieselbe  darf  im  eigenen  Lande  niem;ils  gegeu  den  ihr  beigelegten  Worth 
heruntergesetzt  werden. 

Als    Yereiushandelsniünzou    werden    in    (iuld    luuueu  und    halbe    Kronen 

ausgeprägt. 

1859. 

Thaler,  für  87073  fl.  s^eprä^t.     (Ir.  33  lum,  Gew.   18,48  g. 

211  Hs.  r.  b.  ADOLPH    HERZOG    ZU    NASSAU        Kopf    des 

Herzogs  1.,  im   Halsabsch.  Z 

211  Rs.  r.b.   EIN   VEREINSTHALER    Rosette    XXX   EIN 

PFUND  FEIN,  unten  1859    Der  gekr.  nass.  Schild 
von  2  gekr.  Löwen  auf  einem  verzierten  Unter- 
satze gehalten. 
Randschrift  vertieft:   MÜNZ  VERTRAG  VOM  24  lANUAR 

1857  * 
Besitzer:  H  —  J  -  V 

Beschrieben:  1883  C.  Schwalbach  No.  154.  Weyl:  Berliner 
Münz-Blätter,  S.  216,  No.  72. 

Kupfer-Kreuzer,  für  13926  fl.  38  kr.  i,'eprägt.     Gr.  21  mm,  Gew.  4,26  g. 

212  Hs.  Oben  herum:    HERZOGTHUM  NASSAU     Unten 

herum:  *  SCHEIDEMÜNZE  "  Auf  verziert.  Unter- 
satze der  von  2  gekr.  Löwen  gehaltene  gekr. 
nass.  Schild. 

212  Rs.  In  einem  Eichenkranze  in  3  Zeilen: 

1  I  KREUZER      1859  | 

Rand:  glatt. 
Besitzer:  H  -  J  -  V 

1  Pfennig,  für  503  fl.  40  kr.  geprägt.     Gr.   18  mm,  Gew.   1,25  g. 

213  Hs.  Oben  herum:   NASSAU     Im  Absch.   in  2  Zeilen 

SCHEIDE  I    MÜNZE  j     Auf  einer  Leiste  der  von 

2  gekr.  Löwen  gehaltene  gekr.  nass.  Schild. 

213  Rs.  In  einem  Eichenkranze  in  3  Zeilen: 

1  I   PFENNIG    i  1359  | 

Rand:  glatt. 
Besitzer:  H  -  J  -  V 

2  Thaler.     Or.   41  mm.  Gew.   37,08  i,'. 

214  Hs.  U.  b.  ADOLPH    HERZOG    ZU    NASSAU         Kopf    des 

Herzogs   I.,   im   Halsabsch    C  ■  ZOLLMANN- 


1 


171 

214  Rs.  V.  h.  ZWtY  VEREINSTHALER  -  XV  EIN  PFUND 

FEIN  iiiitcii  1860  Auf  f,a'kr.  W'appenmantel  der 
f;ekr.  12t'ol(lige  Schild  voa  Nassau  mit  4foldigem 
Mittel-  und  oinom  Horzsohilde. 

Randschrift  vertieft:    MÜNZVERTRAG  VOM  24  lANUAR 

1857  * 
Besitzer:  H  -  J  -  V 
Beschrieben:    1883  C.  Schwalbach  No.   155. 

Thaler,   für  447  058  fl.  30  kr.  geprägt. 

215  Wie  211,  von  1860. 

Besitzer:  H  —  J 

Beschrieben:  1869  Kat.  Schulthess-Rechberg  No.  4174. 
1883  C.  Schwalbach  No.  154.  Weyl:  Berliner  Münz- 
Blätter,  S.  216,  No.   72,  Annierk. 

V2  Gulden,  für  52  045  fl.  geprägt. 

216  Wie  168,  von  1860. 

Rand:  nach  „Schweizer  Arf*  gekerbt.  Der  1859  ein- 
getretene neue  Münzmeister  F.  Korn  verwandte  dazu 
noch  die  alten  Stempel,  den  Rand  kerbte  er  aber,  wie 
dies  in  der  Schweiz,  wo  er  vorher  angestellt  war, 
gemacht  wurde;  dies  entsprach  aber  nicht  der  Miinz- 
konvenrion  von  1857,  deshalb  wurde  die  Prägung  bald 
eingestellt  und  die  Stücke  eingezogen.' 

Besitzer:  H  -  J  -  V 

217  Es  wurden  darauf  wieder  '/s  Gulden  wie  168  von 

1860  geprägt. 

Besitzer:  H  —  J 

Kupfer-Kreuzer,  für  10  160  fl.  50  kr.  geprägt. 

218  Wie  212,  von  1860. 

Besitzer:  H  —  J 

1  Pfennig. 

219  Wie  213,  von  1860. 

Besitzer:  H  ~  J 


MUnzbesuch-Thaler  (sollen  nur  :i  Shick   u'''P'"il.,'t  soin.) 

220  lls.  U.  b.  ADOLPH    HERZOG    ZU    NASSAU  Kopf    des 

Herzogs  1.,   im   Ualsabsch.   F-KORN 
220  Rs.  In  6  Zeilen:   DEM     EDLEN  FÜRSTEN     GEWID- 

MET ,    BEI      BESUCH  SEINER      MÜNZE   , 


172 

Rand:  glatt. 

Besitzer:  H 

Beschrieben:  Weil,  Berliner  Münz-Blätter,  S.  247,  No.  72a. 

Der  Besuch  des  Herzogs  in  der  Münze  war  beschlossen;  der  Münzmeister 
hatte  die  Stempel  geschnitten  und  probeweise  die  oben  erwähnten  3  Stück  Thaler 
ausprägen  lassen.  Die  weitere  Ausprägung  unterblieb,  da  der  Besuch  des 
Herzogs  nicht  erfolgte.  Die  Stempel  befinden  sich  auch  in  der  Sammlung  des 
Herrn  Polizeirat  Höhn.  Der  Münzbesuch-Thaler  wurde  bei  Hess  in  Frankfurt  a.  M. 
auf  der  Auktion  mit  über  1100  M.  bezahlt. 

Silber-Kreuzer,  für  11058  H.  30  kr.  geprägt. 

221  Hs.  Oben    herum:    HERZOGTHUM  NASSAU,    unten 

herum    'SCHEIDE    MÜNZE ^     Gekr.  nass.  Schild. 

221  "  Rs.  Eicheukranz.  darin  in  3  Zeilen: 

1  ;  KREUZER      1861  | 

Rand:  glatt. 
Besitzer:  H  -  J  -  V 

Kupfer-Kreuzer,  für  9607  tt    35  kr.  geprägt. 

222  Wie  212,  von  1861. 

Besitzer:  H  —  J 

•  1862. 

•  Kupfer-Kreuzer,  für  10165  fl.  geprägt. 

223  Wie  212,  von  1862. 

Besitzer:   H  —  J 

1  Pfennig. 

224  Wie  213,  von  1862. 

Besitzer:  H  —  J 

1863. 

Thaler,  für  253  989  fl.  45  kr.  geprägt. 

225  Hs   U.  b.  ADOLPH    HERZOG    ZU    NASSAU         Kopf    des 

Herzogs  1.,   im  Halsabsch.  F  •  KORN 
225  Rs.  U.  b.   EIN  VEREINSTHALER  '  XXX   EIN  PFUND 

FEIN,  unten  1865    Gekr.  nass.  Schild,  von  2  ge- 
krönten Löwen    auf  einem   verzierten  Untersatze 
gehalten. 
Randschrift  vertieft:    MÜNZVERTRAG  VOM  24  lANUAR 

1857  * 
Besitzer:  H  -  J  -  V 


173 

Kupfer-Kreuzer,  für  0597   fl    46  kr.  pepräu't. 

226  Wie  212,  von   1863. 

Besitzer:  H  —  J 

1864. 

Thaler  auf  die  25jährige  Regierung.     6162  Stück  geprägt 

227  Hs.  U.  b.  ADOLPH    HERZOG    ZU    NASSAU  Kopf    des 

Herzogs    I.,     mit    Lorbeerkranz;     im    Ilalsabsch. 
F. KORN 

227  Ks.  0.  b.     ZUR     FEIER    25    JAEHRIGER     SEGENS- 

REICHER   REGIERUNG*    In  einem   Eiclienkranze 
in  3  Zeilen:   DEN       21  AUGUST      1864 
Randschrift  vertieft:    'EIN  GEDENKTHALER  '    ^XXX  EIN 

PFUND  FEIN* 
Besitzer:  H  -  J  -  V 

Besehrieben:  1883  C.  Schwalbach  No.  157.  Weyl: 
Berliner  Münz-Blätter,  S.  118,  Xo.  71  und  S.  216, 
No.  74. 

Kupfer-Kreuzer,  für  9510  fl.  48  kr.  geprägt. 
Sind  nicht  bekannt. 

o.  J. 

Zwitter-Gulden.     Gr.  30  mm,  Gew.  10,26  g. 

228  Hs.  U.  b.         WILHELM    HERZOG   ZU    NASSAU      Kopf    des 

Herzogs   Wilhelm  r.,  im  Halsabsch.  Z 

228  Rs.  U.b.  ADOLPH   HERZOG   ZU    NASSAU 

Kopf  des  Herzogs  Adolph  r.,  im  Halsabsch.  Z 
Rand:  gezähnt. 
Besitzer:  H 


Medaillen. 

Civil  -Verdienstmedaille. 

229  Hs.  Kopf  des  Herzogs  r.,  im  Halsabsch.  ZOLLMANN  ■ 

Aussen  herum  Reif. 
229  Rs.  Ein    aus  Lorbeer-    und   Eichenzweig   gel>iin<h'ner 

Kranz;  darin  in  4  Zeilen:  ADOLPH]  HERZOG 
ZU  ]  NASSAU        Aussen  herum  Reif. 
Rand:  glatt. 
Sie  wurde  an  einem  orange  und  blau  gestreiften  Bande  im  Knoptluch  auf 
der  linken  Seite  der  Brust  getragen. 

Besitzer:  in  Gold  unbekannt. 

„  „   Silber  H     Gr.  48  mm,  Gew.  58,72  g. 


174 

Die  Civil -Verdienstmedaille  war  schoQ  von  dem  früheren  Herzoge  gestiftet. 
Unterm  22.  <  >ctober  1839  wurde  angeordnet,  dass  die  noch  vorrärhigen  Medaillen 
umgeprägt  werden  sollten;  ,fs  sollen  S  goldene  und  12  silberne  Medaillen, 
wovon  die  Hälfte  mit  Henken  zu  versehen,  mir  dem  Pn»Hl  des  Herzogs  Adolph, 
neu  geprägt  werden  •* 

26.  Februar  1841.  Am  verwiehenen  Samstag  wurde  der  Stempel  zu  dieser 
Metlaille  gehärtet,  wobei  der  Revers -Stempel  zersprungen  ist.  Ein  Versuch 
diesen  durch  einen  darübergepressten  starken  Ring  von  Stahl  zusammen  zu 
halten  wird  in  etwa  8  Tagen  zu  erkennen  geben  ob  die  davon  zu  prägenden 
Exemplare  brauchbar  sind  etc. 

Schon  am  24.  Februar  beeilt  sich  das  MUuzamt  2  goldene  und  3  silberne 
Civil-Verdienstmedaillen  in  Kapseln  zur  BetTirderung  des  dringendsten  Bedarfs 
vorläufig  einzuschicken.  Sie  sind  über  alle  Erwartung  schön  ausgefallen  und 
werden  gewiss  den  höchsten  Beifall  erhalten,  den  sie  verdienen. 

12.  März  1841  werden  8  goldene  und  12  silberne  Medaillen  abgeliefert 
mit  Kostenrechnung.  Diese  Kosteurechnung  wird  aber  beanstandet.  Der  Münz- 
meister verteidigt  sich  darauf;  weil  diese  Verteidigung  auf  die  Herstellung 
der  Medaillen  Bezug  nimmt,  teile  ich  sie  mit. 

,Auf  die  beanstandete  Kostenrechnung  erlaubt  sich  der  Oehorsamstunter- 
zogene  zu  deren  Erläuterung  anzuführen,  dass  die  Ausprägung  der  goldenen 
Medaillen  ungleich  mehr  Mühe  verursacht,  als  die  der  silbernen,  indem  jene 
Acht-  bis  Zehnmal  in  den  Stempel  gebracht  werden  müssen,  bevor  sie  zur  voll- 
ständigen Ausprägung  gelangen.  Bei  jedesmaliger  Herausnahme  aus  demselben 
müssen  sie  um  zur  fcdgenden  Prägung  die  erforderliche  Dehnbarkeit  zu  erlangen 
ins  Feuer  gebracht,  geglüht  und  gesotten  werden,  worauf  alsdann  die  genaueste 
Vorsicht  anzuwenden  ist  um  das  Stück  wieder  in  dieselbe  Figur  und  Buch- 
staben des  Stempels  wie  zuvor  einzulegen,  indem  solches  bei  der  geringsten 
Verschiebung  unbrauchbar  wird. 

Für  diese  in  das  Künstlerische  Fach  einschlagenden  Arbeiten  würde  nun 
der  Preis  von  1  (Julden  zu  gering  erscheinen.  Bei  dem  zu  3  Gulden  ein- 
gesetzten Preise  ist  der  Abgang  an  Gold,  welcher,  vormals  besonders  in  An- 
rechnung gebracht  wurde,  einbegriffen,  welcher  auf  das  Stück  berechnet  mehr 
als  einen  Gulden  ausmacht.  Es  würde  also  schon  dieser  Umstand  die  Recht- 
fertigung des  Ansatzes  begründen. 

Eine  jede  Münzarbeit  erfordert  zu  ihrer  Anfertigung  einen  Ueberschuss 
an  Metall  dessen  Gewicht  zum  öfteren  dem  der  gelieferten  Arbeit,  im  geringsten 
Falle  aber  der  Hälfte  derselben  srleichkommt. 

Diese  nach  verfertigter  Arbeit  als  Abfälle,  (jder  Schroten  zurückbleibenden 
Ueberschüsse,  ktmnen  bei  dem  Silber  alsbald  zu  einer  nachfolgenden  Aus- 
münzung verwendet  werden.  Wo  aber  keine  Goldausmünzungen  stattfinden, 
müssen  dieselben  so  lauge,  bis  wieder  eine  Bestellung  an  Münzen  vorkommt 
über  Jahr  und  Tag  aufgehoben  bleiben,  so,  dass  die  Zinsen,  der  ein  kleines 
Kapital  erfordernden  Vorlage   dafür  den    angesetzten  Präglohn   bald  absorbiren. 

Die  silbernen  Medaillen  bedürfen,  weil  sie  eine  stärkere  Metallmasse  ent- 
halten, zu  ihrer  Ausprägung  einer  so  oftmaligen  Wiederholung  der  vorgedachten 


175 

Operatiünoa  nicht    und  kruinon    (l(\s.sli;ilb    moliroiitlioils    in   viorinal(>n    :uisj;epr;igt 
wenlon  etc." 

(Es  wird  nooli  tTwähut,  dass  ein  Cioklarheiter  die  Henkel  später  daran 
gemacht  liahe.) 

Wiesbaden,   18.  März  1S41.  fgez.)  C.  F.  Teichniann. 

Melireremale  sind  Civil -Verdienstmedaillen  geprägt  worden  mit  demselben 
Stempel,  bis  zum  8.  Oktober  1854  der  Miinzmeister  Zi)llmann  berichtet,  da88 
von  der  Civil-Verdieustmedaille  mit  dem  Bildnis  des  Herzogs  Wilhelm  iler 
Revers  total  zersprungen  und  unbrauchbar  sei. 

1H05 

sind  neue  Stempel  zu  dieser  Medaille   geschnitten  worden  und  am   14.  Februar 
25  Stück   Medaillen  in  Silber  abgeliefert. 

230  Hs.  Kopf  des  Herzogs  1.,  im  Ilalsabsch.  KORN   Aussen 

herum  Reif. 

230  Rs.  Wie  No.  229. 

Rand:  glatt.  • 

Besitzer:  H    Gr.  48  mm,  Gew.  66,70  g. 

Medaillen  für  den  landwirtschaftlichen  Verein. 

Durch  Ministerial-Erlass  vom  9.  Mai  1820,  St.  M.  No.  745  ist  die  Prägung 
von  Medaillen  zur  Yerteilung  als  Preise  für  verdienstliche  Leistungen  von  Land- 
wirten bei  der  Generalversammlung  und  Preisverteilung  genehmigt  worden. 

Bis  1864,  wo  neue  Stempel  gefertigt  wurden,  verteilte  man  folgende 
Medaillen : 

231  Hs.  U.  b.  ADOLPH  SOUVERAINER  HERZOG  ZU  NASSAU 

Kopf  r.,  darunter  ZOLLMANN  •     Auss.  her.  Keif. 

231  Rs.  Im  Absch.  in  3  Zeilen:  LANDWIRTHSCH :  VER- 

EIN i  IM  ;  HERZOGTH:  NASSAU        Ein    Denk- 
stein von  Ähren  und  Wein   uinraukt,  davor  eine 
PHugschar.     Aussen  herum  Reif. 
Rand:  glatt. 

Diese  Medaille  besteht: 
a        in  Gold,    Besitzer  sind  nicht  bekannt; 
b        in  Silber,         „         H  -  J    Gr.  34  mm,  Gew.   16,38  g. 

232  Ferner    wurde    eine   grössere  Medaille    in    Silber 

geprägt,  deren  Hs.  dieser  gleich,  die 

232  Rs.  im   Absch.   in   3   Zeilen:  LANDWIRTSCHAFTL : 

VEREIN       IM       HERZOGTHUM  NASSAU    |   bei 
derselben  Vorstellung  wie  die  vorhergehenden,  hat. 

Rand:  glatt. 

Besitzer:  H    Gr.  48  mm.  Gew.  59,70  g. 


176 

Rettung  aus  Lebensgefahr. 
Am  13.  Februar  1S43  vuUzog  der  Herzog  die  Stiftuugs-Urkunde  und  gab 
zugleich  Auftrag  zum  Prägen  dieser  Medaille.  Der  erste  Revers-Stempel  wurde 
verworfen,  weil  die  Buchstaben  ungleich  und  die  einzelnen  Zeilen  nicht  auf 
grader  Linie  standen  (am  1!).  Mai  1S43);  schon  am  29.  Mai  war  ein  anderer 
Stempel  fertig,  der  genügte  und  mit  dem  fürs  Erste  36  Stück  Medaillen,  welche 
107  tl.  .')()  kr.  kosteten,  geprägt  wurden.  Unterm  19.  Juui  1848  wurden  wieder 
18  Stück  bestellt  und  am  1.  September  1848  abgeliefert;  sie  kosteten  51  fl.  30  kr. 
Zuletzt  wurden  am  6.  Dezember   1862  wieder  18  Stück  bestellt. 

233  Hs.  U.  b.  ADOLPH    HERZOG    ZU    NASSAU        Kopf  r.   — 

Aussen  herum  Reif. 

233  Rs.  In   4  Zeilen:   FÜR     RETTUNG  !  AUS     LEBENS- 

GEFAHR       Darunter  verzierter  Strich.      Aussen 

herum  Reif. 
Metall:  Silber. 
Rand:  glatt. 
Besitzer:  H 

234  >  Später  wurde  zu  dieser  Medaille  eine  andere  Hs. 

geschnitten,  welche  den  Kopf  1.  zeigt,  die  gleiche 
Umschrift  hat,  aber  den  Namen  des  Münzmeisters 
KORN  unter  dem  Kopfe  trägt. 

234  Rs.  Wie  No.  233. 
Metall:  Silber. 
Rand:  glatt. 
Besitzer:  H 

1.   nassauische  Gewerbeausstellung  in  Wiesbaden  1846. 

235  Hs.  U.  b.  ERSTE   NASSAUISCHE  GEWERBE-AUSSTELL- 

UNG Die  sitzende  Nassovia  1.,  mit  einem  Lorbeer- 
kranze im  Haare,  hält  in  der  Rechten  einen  Kranz 
und  stützt  die  Linke  auf  den  nass.  Löwens(diild. 
Im  Abschnitte  in  3  Zeilen:  ZU  |  WIESBADEN  , 
1846  I     Auf  der  Abschnittleiste:  C- ZOLLMANN 

235  Rs.  In  einem  dicken  Eichenkranze  in  3  Zeilen: 

DEM  ,  GEWERB  ^  ;   FLEISSE  , 
a        Ist  verfertigt  in  (iold. 
b  „  ,  Silber. 

c  „  „  Komposition,  Bes.:  H    Gr.  42  mm.   Gew.  23,80g. 

d  ,  „  Kupfer,  Bes.:  V  -  H  -  J    Gr. 42 mm, Gew. 29,90g. 

Das  Sicherheitskomitee  in  Wiesbaden  beabsichtigte  im  März  1848  zur 
Erinnerung  an  die  Ereignisse  des  4.  März  eine  Denkmünze  auszugeben  und 
wünschte  dieselbe  in  der  hiesigen  Münze  prägen  zu  lassen.  Das  Ministerium 
gab  seine  Einwilligung  und  ermächtigte  den  Münzmeister  Z<;llmann  zur  Aus- 
prägung.    Medaillen  darauf  bezüglich   sind   nicht  bekannt. 


177 

Eckemförder  Medaillen. 

Auf  das  am  5.  April  1849  sfattgofundene  glückliche  Gefecht  bei  Eckern- 
förde  gegen  die  dänischen  Kriegsschiffe,  bei  dem  besonders  die  nassauische 
Artillerie  sich  ausgezeichnet  hatte,  beschloss  die  Regierung,  eine  Medaille 
prägen  zulassen  und  forderte  dazu  von  der  Ständeversammlung  des  Herzogtums 
unterm  15.  Mai   1840: 

für  den  Stempel 198  fl.  —  kr. 

für  127  Medaillen  mit  Henkel  in  fein  Silber  ii  3  fl.  2  kr.     .     MSo    „14 
für  50  Ellen  Medaillenband  k  30  kr.  per  Elle      ....       25    „    —    ^ 

608  fl.   14  kr. 

Die  Versammlung  erhob  sich  zustimmend  bis  auf  2  Mitglieder. 

Die  Medaille  soll  wie  es  im  Generalbefehl  vom  25.  Juli  1849  heisst  „an 
sämtliche  Individuen  der  herzoglichen  Artillerie,  welche  an  diesem  denkwürdigen 
Ereignis  teilgenommen  haben,  verliehen  werden. 

Dieselbe  wird  aufder  linken  Brust  mit  der  Kopfseite  nach  oben,  zunächst  hinter 
der  Verdienst-  und  Waterloo-Medaille  an  einem  blaugewässerten  Bande  getragen. 

Das  Band  ohne  Medaille  soll  nicht  getragen  werden. 

(gez.)     Alefeld. 
Generalmajor  und  Generalcommandant." 

236  Hs.  U.  b.         ADOLPH   HERZOG   ZU   NASSAU      Kopf  r.,    im 

Halsabsch.  ZOLLMANN     Aussen  herum  Reif. 

236  Rs.  Rechts    b.     MEINEN     TAPFERN     KANONIEREN 

Fregatte  r.;  im  Abschnitte  in  3  Zeilen:  ECKERN- 
FÖRDE I  5 -APRIL      1849  |  Aussen  herum  Reif. 
Rand:  glatt,  oben  Ose. 
a  In  Silber:  Besitzer  H 

b  In  Kupfer:       „         H  -  J    Gr.  30  mm,  Gew.   15,50  g. 

Ausser  dieser  von  der  Regierung  ausgegangenen  Medaille  Hessen  auch 
Privatpersonen    Medaillen     auf    dieses    Ereignis    prägen;    bekannt    wurden    die 

Folgenden: 

In  Silber. 

237  Hs.  Oben  bogig:  ECKERNFÖRDE  Gefechtsdarstellung. 

im   Absch.    das    unrichtige   Datum  d  2 .  Ap  1848 

237  Rg.  In  5  Zeilen :   And:   |  an  die  |  tapfern      deutschen  | 

HELDEN  I 
Rand:  glatt. 
Besitzer:  H 

In  Komposition. 

238  Hs.  Im  Hintergrunde  1.  die  Strandbatterie,  im  Vorder- 

grunde die  beiden  Schiff'e  Christian  VIII  und 
Gefion,  von  denen  das  eine  vcm  Pulverdampf 
umgeben  ist;  im  Abschnitt  eine  kleine  Verzierung 
und  DRENTWETT-F- 

\-2 


178 

233  Rs.  t'.  b.   GROSSER  SIEG  DER  DEUTSCHEN  ÜBER 

DIE  DÄNEN  BEI  ECKERNFÖRDE- 1849  •  ^ 
Im  Felde  der  schwarz,  rot,  guldeu  tiugirte  Schild, 
von  Verzieruugeu   umgeben. 

Raud:  glatt. 

Besitzer:  Präsident  vun  D ungern  H 

239  Hs.  Strandbatterien,  davor  4  Schiffe. 

239  Rs.  Oben  herum:  EROBERUNG  d.  D:K:S:     Unten 

herum:  bei  ECKERNFÖRDE 
Im  Felde  in  4  Zeil.'u:  CHR.VIII      und     GEFION 
d.  5.  Ap  49 
Rand:  glatt. 
Besitzer:  H 

In  Kupfer. 

240  Hs.  Die    Bucht    von    EckernfJJrde ;    im    Hintergrunde 

die  Stadt  mit  der  Nordbatterie,  auf  der  eine 
Fahne  weht;  rechts  eine  Batterie  mit  4  Ge- 
schützen. Davor  die  beiden  dänischen  Kriegs- 
schiffe Christian  VIII  und  Gefion,  die  in  dem 
Augenblick  dargestellt,  wo  Christian  Till  infolge 
der  Pulverexplosion  brennt  und  zu  sinken  beginnt; 
Teile  der  Takelage  und  zwei  Menschen  fliegen 
in  der  Luft;  die  Gefion  hat  sich  ergeben  und 
von  ihr  weht  die  schwarz,  rot,  goldene  Fahne. 
Im  Absch.:  LÖWENSTEIN  Aussen  ein  Reif. 
240a  Rs.  O.b.  *  DEN  TAPFEREN  DEUTSCHEN  KRIEGERN 

GEWIDMET  Im  Felde  in  10  Zeilen:  ZERSTÖR- 
UNG D- DAN -LINIENSCHIFFES  CHRISTIAN 
VIII      UND      EROBERUNG    ]  DER  FREGATTE  | 

GEFION ECKERNFÖRDE       5- APRIL 

1849        Aussen  ein  Reif. 

Rand:  glatt. 

Besitzer:  H  —  J     Gr.  32  mm.  Gew.   14,30  g. 

b       Dieselbe   Medaille    besteht    in    Komposition,    dann    hat    sie   im 
Abschn.:  LÖWENSTEIN  F- 
Besitzer:  H 

241  Ha.  Ob.  herum:   VON   DEN   lUNGFRAUEN  ECKERN- 

FÖRDES 

Im  Absch.:  KUPF(er).  V(on).  CHR^istian).  VIII 
Die  Bucht  von  Eckernförde;  auf  der  rechten 
Seite  der  Münze  die  Südbatterie,  auf  der  eine 
schwarz,  rot,  goldene  Fahne  weht;  das  Ufer  im 
Yordergunde    zeigt   eine  angeschweumite  Tonne, 


Nachtrag. 


Seit  der  Herausgabe  «ler  „Erste  Periode  der  nassauischen  Münzen"  im 
Annalenbande  XV  sind  iu  Bayern  Münzfunde  gemacht  worden,  welche  dicder 
Zeit  entstammen  und  die  Kenntnis  der  früheren  Landesmünzeu   sehr  erweitern. 

Graf  GerUich  I.  von  Nassau,  ein  verschwenderischer  Herr,  musste  1344 
von  der  Regierung  abtreten:  er  starb  VMl.  Seine  Söhne  führten  darauf  die 
Regierung  gemeinsam,  bis  sie  1355  zur  Teilung  schritten,  in  der  Adolf  I.:  Idstein, 
Johann  L:  Weilburg  und  Ruprecht:  Sonnenberg  erhielten;  Gerlach,  der  dritte 
Sohn,  war  1346  Erzbischof  von  Mainz  geworden. 

Graf  Adolf  I.  zu  Idstein,  dem  ^Yiesbaden  gehörte,  hatte  nach  der  Teilung 
viel  mit  Geldmangel  zu  schaffen,  während  sein  Bruder  Ruprecht  zu  Sounenberg, 
der  kinderlos,  besser  gestellt  war.  Hierüber  geben  folgende,  im  hiesigen  Staats- 
archiv befindli(die  Urkunden,  die  kürzlich  aufgefunden  wurden,  Auskunft.  (Ich 
teile  dieselben  auszugsweise  mit.) 

1360,  Mai  18,  Schultheiss  und  Schöffen  zu  Wiesbaden  erklären,  dass 
sie  nach  dem  vom  Erzbischof  Gorlach  von  Mainz  vermitreiten  Vergleich  zwischen 
dem  Grafen  Adolf  und  Ruprecht  (seinen  Brüdern)  verpflichtet  sind,  dem  letz- 
teren jährlich  zweimal  70  Pfund  Heller  zu  zahlen. 

1363,  März  2.  Gräfin  Margareta  von  Nassau,  Tochter  von  Graf  Friedrieb 
dem  älreren,  Burggrafen  von  Nürnberg,  gestattet,  dass  ihr  Gemahl  (fraf  .\d.jlf, 
das  ihr  zum  Wittum  verschriebene  Wiesbaden  nebst  Zubehör  veq)fändet  und 
ihr  hierfür  die  vom  Reiche  lehnnfhrigen  Touruosen  zu  Gernsheim,  Bacharach 
und  Lahnstein,  unter  Verpfändung  der  halben  Burg  und  Stadt  Idstein,  sowie 
des  Schlosses  Adolfseck,  zur  Sicherheit  überweist. 

1368,  Juli  12.  Graf  Adolf  von  Nassau-Wiesbaden,  seine  Gemahlin  Mar^^^^eta 
und  Graf  Gerlach,  ihr  ältester  Sohn  geloben,  wenn  sie  vom  Grafen  Ruprecht  ihre 
Stadt  Wiesbaden  einlösen,  zugleich  auch  eine  an  den  Mainzer  Bürger  Ulin  Lerkruge 
und  dessen  Genossen  verpfändete  Gülte  von  200  Gulden  einlösen  zu   wollen. 

1369,  Febr.  7.  Die  Stadt  Frankfurt  gestattet  dem  Grafen  Ruprecht  von 
Nassau  und  dessen  (jemahlin  Anna,  eine  von  ihnen  verpfändete,  auf  die  Stadt 
Wiesbaden  lautende  Gülte  von   100  Gulden  für  1000  Gulden  einzulösen. 

1394,    Juli   11.      Erzbischof    Konrad    von    Mainz    vergleicht    sich    mit    dem 

Grafen   Adolf  IL   von  Nassau-Wiesbaden,    welcher    ihm    für   ein    Darlehen    von 

8000  Gulden,   unter  Zustiiumung  »einer  Vettern,  des  Domherrn  Grafen  Johann 

von  Nassau -Wiesbaden  zu  Mainz  und  des  (trafen  Philipp  von   Weilburg,    Burg 

und  Stadt  Wiesbaden,  sowie  das  halbe  Dorf  Mosbach  verpfändet  hat,  über  die 

jährlich  auf  die  Burg   zu  Wiesbaden    zu    verwendende  Bausumme,    sowie    über 

die  Einlöse  der  i^anzen   Pfandschaft. 

12 


184 

1404.  Januar  2.  Graf  Adolf  von  Nassau  reilr  mit  seinem  Vetter,  Graf 
Philipp  von  Xassau-Saarbrücken,  die  mit  dem  von  der  Anna,  Gemahlin  des  ver- 
storbenen Grafen  Ruprecht  an  sie  gefallenen  Schlosse  Sonnenberg  auf  sie  ge- 
kommenen Gülten  zu  Wiesbaden  und  Wehen.  .Vdolf  erhält  die  zu  Wiesbaden, 
da  dieselben  aber  diejenigen  zu  Wehen  an  Wert  übertreffen,  beweist  er  dem  Philipp 
eine  jährliche  Rente  von  79  Gulden  5  Grosehen  aus  der   Lade   zu  Wiesbaden. 

In  Bayern  sind  nun  Anfang  der  80er  Jahre  Münzfunde  gemacht  worden, 
welche  nassauische  Münzen  dieser  Zeit  enthalten : 

in  Fetzelhofen  bei  Neustadt  oder  Hochstedt  a.  d.  Aisch,  mit  F  bezeichnet, 
bei  Hernau,  H.        „ 

bei  Billenhausen,  -  *  B.        „  . 

bei  Volkershauaen,  Vo.       , 

Das  Königl.  Museum  der  Akademie  in  München  und  Herr  Bezirksarzt 
Dr.  Fikentscher  in  Augsburg  kauften  diese  Funde  und  hatte  letzterer  die  Ge- 
fälligkeit, die  nassauischen  Münzen  teilweise  an  Herrn  Polizeirat  Höhn  und 
mich  zu  überlassen. 

Die  von  den  Herren  Jul.  und  Alb.  Erbstein  in  Dresden  schon  veröffent- 
lichten Münzen  des  Grafen  Ruprecht,  welche  in  Sonnenberg  geprägt  sind,  scheinen 
,auch  diesen  Funden  zu  entstammen. 

Die  schon  früher  bekannten  und  beschriebenen  Münzen  dieser  Grafen  führe 
ich  jetzt  noch  mit  an   und  gebe  bei    den   neu    hinzutretenden    den  Fundort    an. 

Bei  der  Münze  von  Ruprecht,  welche  in  Wiesbaden  geprägt  ist,  bemerke 
ich.  dass  durch  die  oben  unter  1.363  erwähnte  Verpfändung  von  W^iesbaden, 
Ruprcrlit  das  Recht  hatte,  da  zu  prägen. 

Was  das  Vorkommen  naasauischer  Münzen  so  weit  von  ihrem  Heimats- 
orte Itcrnrti,  so  sei  daran  erinnert,  dass  die  CJemuhliu  des  (irafen  Adolf  I.  eine 
Tochter  des  Burggrafen  Friedrich  von  Nürnberg  war  und  durch  diese  Verbindung 
die  Han'lelsbeziehungen  mit  dem  reichen  Augsburg,  der  Haupthandelsstadt  Süd- 
deutscfilauds,  sicher  gefordert  wurden. 

Adolf  L,  Graf  von  Nassau  und  Idstein,  1344,  1355—1370. 

Pfennige. 

Hs.        Die  Umschrift  wird  Adulfus  com  gelautet  haben. 

darum  P.  R.')  Gekrönter  Kopf. 

M      aussen  P.,  innen  St.  R.*)  V 


Nassauischer    Löwe    I., 
in  Hhog.  Einfassung. 
innen  P.  R.  Dasselbe 

zwischen  2  St.  R.   Nass.  Löwe  1. 
innen  St.  R. 


1 

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ADV  L 

2 

«* 

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3u.4 

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5 

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+  J\D 

^C) 


')  Perl-Reif.   -   *)  Strich-Reif. 


185 


11 

Ha. 

Verwischt. 

innen  Rt.  R.   ^u» 

1.  l 

12 

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i-  w  a(?)          3t 

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13 

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II 

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1» 

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zwischen  2  St.  R. 

•n 

15     ' 

n 

V  ^*aoM 

innen  P.  R. 

y> 

(s.  undeutl). 


Rs. 

Die    Umschrift   wird  No. 

1- 

-6 

und   No.   13  u. 

14 

Moneta  Weis- 

badensis  zu  ergänzen  sein. 

Fun 

idort 

Or. 

mm 

Gew.  Bes. 

1 

Rs. 

TÄ 

:  wai 

inn 

.  P. 

R.  Naas.  Löwe  1 
in  6bog.  Einf. 

.F. 

15 

0,35  n 

n 

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wais 

n 

•<) 

„     Dasselbe 

16 

0,30     J 

3 

n 

."  M 

BÄ 

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,     Dasselbe 

ß. 

15 

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Dasselbe 

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5 

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B. 

15 

0,20    H 

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MO        1   V 

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Nass.  Löwe  1. 

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15 

0,35    H 

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15 

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25 

26 

27 

28 

29 

30 

31 


Eins.  Heller. 

Die  Umschrift  wird  Adolf  comes  gelautet  haben. 

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0.20    H 
0,20     J 

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als  Besitzer  bedeutet: 


Berirlraarzt  Dr.  L.  Fikentscher  in  Auijaburg. 
Amtsgerichtsrat  Weber  in  Wetilar. 


186 


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Die  folgenden  Heller  werden  wohl  zur  selben  Zeit  geprägt  sein    und    die 
Umschrift  Moneta  Wvsbadensis  zu  lesen  sein. 


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(nur  eir 

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179 

oii-e  Fahiio,  Schitf^iplankcn  und  einen  Tofon.  Die 
beiden  dän.  Schiffe  sind  darj^^estellt,  Christian  VIII 
als  l)is  auf  die  Wasserlinie  abgebranntes  Wraek,  das 
starke  Kaurhmassen  entwickelt  und  dahinter  die 
GcHon,  deren  Vorderniastspitze  fehlt  und  die  die 
schwarz,  rot  -,'(jldene  Fahne  aufgezogen  hat. 

241  Rs.  Wie  240. 

Rand:  glatt,  teilweise  geöhrt. 

Besitzer:  H  -  J  (iv.  :j2  mm,  Gew.   13,25  g. 

242  Ha.  Wie  242,  aber  ohne  Seliriff. 

242  Rs.O.b.  "=  V.D.LINIENSCHIFFE  CHR  .  VIII  ■  ECKERN- 

FÖRDE 5.  APR.  1849 
a  Im  Felde  ein  Herz. 

b  ^        fl       Viereck  mit  massig  eingebogenen  Seiten. 

c  „        „      Kleeblatt. 

Rand:  glatt. 

Besitzer:  243a  u.  b.  H  b.  u.  c.  Präsident  v.   Dungern. 

1849  wurden    auch  Tapferkeitsmedaillen   geprägt  und   dem  Herzoge    nach 
Schleswig,  wo  er  sich  aufhielt,  nachgeschickt. 

243  Hs.  U.  b.  ADOLPH    HERZOG    ZU   NASSAU     Kopf  r.,    im 

Halsabsch.  G  Z    Aussen  herum  Reif. 

243  Rs.  Auf  6  gekreuzten  Fahnen  liegt  ein  Lorbeerkranz. 

in  dem  in  2  Zeilen  DER     TAPFERKEIT     steht. 
Rand:  glatt,  oben  Öse. 
a       In  Gold.     Besitzer  nicht  bekannt. 

b        „    Silber:  Besitzer:  H     Gr.  34  mm,  Gew.  31,80  g  mit  Band, 
c        „    Kupfer  (wurde  nicht  verteilt.) 

Medaille  auf  die  Grundsteinlegung  beim  Bau  der  evangelischen  Kirche 

in  Wiesbaden. 

244  Hs.  Kopf  des  Herzogs  r.,  im  Halsabsch.  ZOLLMANN 

Darum  Reif. 

244  Rs.  In   15  Zeilen:    IM   NAMEN   GOTTES       UNTER 

DER  REGIERUNG  HERZOGS  ADOLF  ZU 
NASSAU  NACH  D- KIRCHENBRANDE  DES  27 
JULI  1850  WARD  ZU  DER  EVANGL- HAUPT- 
KIRCHE VON  WIESBADEN  WO  ZU  RISS 
UND  PLAN  CARL  BOOS  ENTWARF  UND 
AUSFÜRT  DER  GRUNSTEIN  GELEGT  AM 
22  SEPT  ■  185.", .  DER  HERR  BAUE,  SCHÜTZE, 
SEGNE     SEIN  HAUS        Darum  Reif. 

Rand:  glatt. 

Metall:   Goldbronze. 

Besitzer:  H    Gr.  47  mm.  Gew.  50,85  g. 


ISO 

Unterm  2.  Nuvember  18öO  stiftete  Herzog  AJulf  voo  Li[)pspringe  aus 
eine  Medaille  für  Kunst  und  Wisseusohaft,  die  am  gleichen  Bande  wie  das 
Verdienstkreuz  getragen  wurde. 

245  Hs.  Auf  gewässertem  guillochirtem  Grunde  1  Malteser- 

kreuz, dessen  8  Spitzen  in  Kugeln  enden;  darauf 
liegt  ein  Medaillon,  ilas  im  Felde  ein  gekröntes 
ß  zeigt,  um  das  ein  Reif  gezogen,  worin  unten 
VIR  TUTE. und  oben  Lorbeerzweige  angebracht 
sind.     Darum  Reif. 

245  Rs.  In  einem  Lorbeerkranze  in  5  Zeilen: 

FÜR    KUNST,  2.^  UND^-1>L9  |  WISSEN--  | 
SCHAFT  j    Darunter  Verzierung.    Darum  Reif. 
Rand:  glatt  mit  Ohr. 

a        Metall:  In  Gold  laut  Verordnung. 

b  V         n    Silber    „  „  Besitzer:    H     Gr.    3Ü  mm, 

Gew.  20,30  g. 

Medaille  auf  die  Biebricher  Blumenausstellung  1861. 

246  Hs.        •        Oben    herum:    BLUMEN  AUSSTELLUNG       Die 

Biebricher  Gewächshäuser.  Im  Absch.  in  3  Zeilen: 
BIEBRICH      1  APRIL      1861  | 

246  Rs.  O.  b.    4*   DER   KUNST    UND    DEM   FLEISSE  IN 

DER   PFLANZEN-CULTUR  Blumen  u.  Laubwerk. 
Rand:  glatt. 
Metall:  Silber. 
Besitzer:  H     Gr.  40  ram.  Gew.  35,00  g. 

Medaille  auf  die  nassauische  Kunst-  und  Gewerbeausstellung  1863. 

247  Hs.  U.  b.         ADOLPH   HERZOG    ZU   NASSAU     Kopf  r.,  da- 

runter KORN     Aussen  herum  Reif. 

247  Rs.  U.  b.  ALLGEMEINE  NASSAUISCHE  KUNST-  UND 

GEWERBEAUSSTELLUNG  •:•:•  In  einem  Kranze 
von  Eicheublättern  in  5  Reihen :  DEM  VER- 
DIENSTE I  -   I  WIESBADEN      1863  | 

Rand:  glatt. 

Metall:  Bronze. 

Besitzer:  H  -  J     Gr.  48  mm,  Gew.  59,18  g. 

Medaille  auf  die  25jährige  Regierung  1864. 

248  Hs.  ü.  b.         ADOLPH   HERZOG   ZU    NASSAU     Kopf  1.   mit 

Lorbeerkranz,  darunter  KORN     Aus.  iierum  Reif. 

248  Rs.  In  einem  Eichenkranze  in  6  Zeilen:  ZUR  |  FEIER  | 

25JAEHR.     REGfERUNG     D  •  21  AUG  •  |  1864  j 

Aussen  herum  Reif. 


Rand:  j^latt. 

Metall:  Silber. 

ßeditzer:  H  --  J  -  V    (Jr.  Aü  mm,  (iew.  L'0,87  g. 


Medaillen  für  den  landwirtschaftlichen  Verein. 

Im  Jahr  1864  wurden  ueue  Stempel  angefertigt  und  am  21.  Juni  wird 
berichtet,  dass  die  Prägung  der  Medaillen  für  den  landwirtschaftlichen  Verein 
beendet  sei. 

249  Hs.  U.  b.         ADOLPH   HERZOG   ZU   NASSAU     Kopf  r.,  da- 

runter KORN;  aussen  herum  Keif. 
249  Rs.  Oben  herum  in  2  Reihen:  LANDWIRTHSCHAFT- 

LICHER  VEREIN  IM  HERZOGTHUM  NASSAU  | 
An  einer  von  Wein  umrankten  Siiule  hängt  ein  ge- 
krönter nass.  Schild;  an  denselben  lehnen  Sensen 
und  Rechen;  unten  liegen  gekreuzt  2  Garben;  zur 
rechten  Seite  eine  Egge,  sowie  Ochs  und  Kuh 
liegend,  zur  linken  Seite  ein  PHug,  ein  stehender 
Widder  u.  ein  liegendes  Schaf.  Aus.  herum  Reif. 
Rand:  glatt. 

a       Metall:  in  Silber,  Besitzer:  H  —  J  Gr.  49  mm.  Gew.  58  g. 
c  „        „    Bronze,        „         H  -  J    „     37     „  „      27,35  g. 


Medaille,  sogenannte  ,,Gtln8burger"  von  1866. 

Diese  Medaille  wurde   nach    dem  Feldzuge    an   die  nassauischen   Truppen 
verteilt. 

250  Hs.  ,P[  unter    einer    Krone,    darunter    in    2   Zeilen: 

JULI  U:  AUGUST     1866-        Darum  Reif. 

250  Rs.  In  3  Reihen:  NASSAU'S     KRIEGERN     verzierter 

Stab.  I     Darum  Reif. 
Rand:  glatt,  mit  Öse. 
Metall:  Bronze. 
Besitzer:  H  —  J    Gr.  29  mm,  Gew.   11,58  g. 

Medaille  des  nasaauischen  Vereins  für  vaterländische  Arbeit  und  Bildung,  o.  J. 

251  Hs.  Oben   herum:    NASSAUISCHER -VEREIN     Eine 

flatternde  Fahne  zeigt  einen  Geldbeutel,  woran 
2  Ringe  sind;  an  die  Fahnenstange  lehnen  zwei 
Büchsen  und  ein  Pulverhorn;  unten  Blattwerk 
und  Schnörkel.  Im  Felde  rechts  zwei  Reiter; 
zur  Linken  ein  Globus,  vor  dem  ein  aufgeschlagenes 
Buch  liegt,  dahinter  eine  Leier  zwischen  Epheu- 
blättern  und  Rauken. 


182 

251  Rs.  Ob.  herum:    F-  VATERLÄNDISCHE  ARBEIT  U- 

BILDUNG-  Auf  einer  verzierten  Einfassung,  in 
der  sich  zwei  gekreuzt  liegende  Berghämmer  be- 
finden, ein  Berggüpel  und  dahinter  ein  Baum; 
zur  Hechten  zwei  gekreuzte  Fruchtgarben  mit 
Sichel  und  Krug;  zur  Linken  ein  Ambos  mit 
Zirkel,  Axt  und  Zweig. 

Rand:  glatt. 

Metall:  Silber. 

Besitzer:  Landrichter  Dussel.     Gr.  29  mm,  Gew.  10,10  g. 

Auf    welche   Veranlassung    und   zu    welcher   Zeit    diese    Medaille    geprägt 
worden  ist,  war  nicht  zu  ermitteln. 


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F.     14  0,20  II 

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F.     15  0,20  \V 

F.     H  0,30  F 

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(Umaohr.  rückläufig.) 
,  B.    15     0,10     H 

(Umachr.  rüokläutig.) 


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F.     1 5     0,20 

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Nasa.  Löwe  1.  F.     16     0,25 

W 

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F.     14     0,25 

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F.    14     0,20 
(verwischt.) 

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F.     14     0,20 

F 

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F.     15     0,25 

F 

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F.     15     0,20 

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Heller  mit  verworrener  Umschrift,  wahrscheinlich  von  Wiesbaden. 


88       + 

89 

90       + 

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ohne  Einf.  Gekr.  Kopf 

F. 

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F. 

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F 

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innen  P.R.   Gekr.  Kopf 

F. 

15 

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(Doppell 
B7^ 

achlag) 

n          1)    i>                 y> 

F. 

15 

0,20 

F 

(Doppel 

achlag) 

Heller,  in  Idstein  geprägt. 

97  .  Ä .  ö  D I  a  1  ohne  Einf.  Gekr.  Kopf  16  A.  M. ') 

98  DIGhlN  ,  ,  16  „ 


')  A.  M.  bedeutet:   Akademie  Münohea. 


188 


Fundort 

Gr. 

Gew. 

Bes. 

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ohne  Einf. 

Oekr.  K. 

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14 

0,20 

H 

100 

A.QD 

n 

7> 

15 

0,10 

H 

101 

A.a^ 

m 

7»     . 

15 

0,10 

J 

102 

+  OTII 

/v     DIOLiST 

innen    R. 

Nass.  Löwe  1 

B. 

15 

0,15 

H 

103 

8DI 

ohne  Einf. 

1» 

F. 

14 

0,15 

J 

104 

BDI 

rt 

y> 

14 

0,10 

J 

(Doppeischlag) 

105 

DI 

lt 

n 

F. 

13 

0,15 

H 

Heller  mit  Nassau. 

106 

.  aomas  -rassä 

ohne  Einf. 

Gekr.  K 

opf 

15 

0,25 

H 

107 

t 

ASS 

inn. 

P.R. 

Naas.  Lc 

•we  1. 

16 

0,15 

H 

108 

•t 

ASS 

n 

•^  fl 

71 

14 

0,30 

H 

109 

t  1 

AS 

V 

n      rt 

» 

13 

0,20 

F 

110 

PÄS 

V 

n 

71 

14 

0,20 

H 

111 

AS 
(Doppelschlag) 

n 

n 

7> 

15 

0,20 

H 

IIJ 

iiÄ 

A 

71 

n 

r> 

14 

0,10 

J 

113 

AV 

» 

j» 

7» 

14 

0,10 

H 

114 

Ohne 

Umscbrit't 

y> 

A.M 

(Die  Schindeln 

stehen  nicht  senkrecht.) 

Heller  mit 

verworrener  Umschrift, 

115 

DRI 

inn. 

P.R. 

Gekr.  Kc 

.pf 

F. 

15 

0,25 

F 

116 

t  ILI 

A 

» 

7»      » 

7» 

F. 

15 

0,30 

F 

-117 

WIXNÖT             L 

V 

V 

7» 

F. 

16 

0,20 

J 

118 

+ 

A 

n 

7»       7» 

9 

F. 

14 

0,20 

F 

119 

/eaainor 

V 

5» 

Naas.  Löwe  1. 

16 

0,10 

J 

120 

eaai 

» 

7» 

7> 

F. 

16 

0,30 

F 

121 

• 

061 

V 

F. 

15 

0,20 

A\' 

122 

oe 

7> 

F. 

14 

0,20 

F 

123 

•  BÄIIR* 

77 

124 

K 

0 

7» 

125 

AMOL! 

7» 

126 

+ 

IIAS 

inn. 

P.R. 

7» 

14 

0,10 

H 

127 

GO 

n 

J»       7» 

7> 

F. 

14 

0,15 

F 

128 

III 

(ausgebrochen) 

» 

7>       7» 

1» 

F. 

16 

0,20 

F 

129 

t     V 

(\) 

» 

» 

1t 

F. 

15 

0,30 

W 

130 

- 

POO) 

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V 

F. 

14 

0,25 

W 

131 

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» 

» 

V 

F. 

14 

0,20 

J 

132 

t 

n 

» 

» 

F. 

15 

0,20 

F 

189 

Fundort    Or.        Gew.     Bes. 
mm  g 

133  BSU  innen       R.  Naas.  Löwe  1.     F.     15     0,20     F 

134  10  10  „  ,  ,  F.     16     0,20     F 

Graf  Ruprecht  zu  Sonnenberg,  1355 — 1390. 
Von  dem  Orafeu  Ruprecht  zu  Sonnenberg  waren  mir  früher  nur  4  Münzen 
bekannt;  ich  kann  jetzt  die  folgenden  aufFühren: 

Goldgulden. 
135a         Hs.  O.b.Hü  P  e  K    —   T"      OiOm&S       Lilie. 

b       ,,ROPaR  —  T     uomis 

135  Rs.  O.b.    .    S    .    lühTtn   —  aS.BÄTAm  Schluss   ein 

kleiner  nass.  Löwe  1.,   mit  den  Schindeln.     Im  Felde    der 
stehende  St.  Johannes  im  härenen  Mantel. 
135a  Besitzer:  H     Gr.  21.  mm,  Gew.  3,43  g. 
b     1884  Kat.  Garthe  No.  7128. 

Zweiseitige  Pfennige. 

a.  mit  Sonnenberg. 

136  Hs.  O.b.+  R     P6RT      darum    R.    Bärtiger    Kopf   mit   einem    Stücke 

Gewand  an  der  Brust. 

137  ,  OPPaR      darum  R.  Kopf  mit  Locken  u.  Gewand. 

lOO  y,  öiflflflUJtTI»» 

139  „     „    +  R^v        RT  fl        „     Der  nass.  Löwe  1.  (Doppelschlag.) 

140  „  Ohne  Umschrift  ^ 

136  R8.0.b         OnanBG  N.Löwel.  17     0,58      EM 

137  „  „  SOn-bx.  inn.  R.  „                  17  0,52  A.  M. 

138  ,  „  naB(?)    .     .  „  17  0,51  A.M. 

139  ,  „  *S     nanB  .     .  Kopf.           B.   17  0,40  H-F. 

140  „  „  n  S  0  n  e  n  B  G          ,     ,  Bartloser  Kopf 

m.Hütch.WB.  17     0,41   E-H 

b.  mit  Moneta  "Wiflbaden  (vergl.  oben  Urktinden). 

141  Hs.  RVPaR  BS:o:  e     inn.  R.,  N.Löwel. 

142  ^  RV  .JOS:  Ose         ,     „ 

143  „  R  vö"  Qu II öS  , P.R.,  verwiBcht. 

141       Rs.o.b.  'monacii  n  „  R.,Kopf.       n    0,41  h 

142  „     ,       .«iiGRöCil     vISBiIi)en  ,     „        ,      H.    17     0,44    H 

143  ,     ,  onÖT       VYI    b    d         „  P.R.verw  B.  15/16  0,20    J 

c.  mit  Nassau. 

144  Hb.  O.b.       ROPPQ  zw.  2  R.   Kopf  m.  Locken. 

145  ,     ,       ♦  ROPIORT  r,     r 

14t}  ^  0  Verwischt. 

144  Rs.o.b.*       SS  inn    R.    NadS.Lüwel.  A.M. 

145  ^  Kopf.     Beschr.:   Wambolt.  S.    1)57, 

No.  2495;   Mader  VI,  S.  207;  Grote,  Mst.  III,  S.  99,3. 

146  „      ,,      tRASS  inn.  R.    Niws.Löwel.       F.    17     0,44   K 

Einseitige  Heller. 
146a  nenB   lon.  R.    Nass.  Löwe  1.      Vo.   14     U,25    J 

b_  ■„.•)  EB        ,      ,  ,  Vo.   14     0,20   H 

')  .7.A  A.  Erbbiein  ia  Dresden. 


190 


147 
14^ 
140 


Zwischen 
2P.R. 


Graf  Walram,  1370,  1386—1393. 
Audi    vou  (iraf  Wulrain    1370.    allein    13SH,    f    7.  Xovember    1893^    »<ind 
einige  neue   Münzen   liekannt  üfeworden;  ich   führe  ülle  an: 

Goldgulden,  in  Idstein  geprägt. 

Hs. .  \v Ä  L  R  A m  :  a  o  .  siies  \  De  .-  li  n  s  s  a v 
.  .  w  r:  L R  Ä m  ?  a  o  s  me  s  ?  De  %  n  a  s  s  a v 
.  t  w  Ä  L  R  Ä  31^  3  a  0  M  a  s    n  Ä  s  s  t:  V  I 

Wsch.  mit  dem  n;i8s.  Löwen  1.  in  6bog.  Einfassung. 
147—149     Rs.     MOnHTA  -  dT6  e  S  I  n      zwischen  2  P.  R. 

St.  Pauhis  unter  einem  Portal;  unten  Wsch.  mit  dem  nass.  Löwen  1. 

147  Besitzer:  H       Gr.  22  mm,  Gew.  3,56  g. 

148  Beschrieben:  Mader  VI,  39  abgebildet,  S.  208.  —  Grote,  Blätter 
f.  Münzfreunde  III,  S.  99,  Xo.   1. 

149  Beschrieben:    1872    Frankfurt:  Kat.  Heimbürge  etc.   No.  2206, 
ti   70  —  jetzt  im  Königl.  Museum  in  Berlin. 

Pfennige,  in  "Wiesbaden  und  Idstein  geprägt. 

JimVS°aOiPÖS  zw.  2K      Xas8.  Löwe  1. 

wjiLRiijnvs°  oomes  . 
Rs. t       na   ä:w  SBHDan 
,  oMone7Ä^06ianszain  „ 

1.50  Besitzer:  Akademie  in  München. 


1.50 
151 


H3. 


150 
151 


2 
2 
o 


Kopf  mit  Locken. 


Beschrieben:  Berliner  Zeitschr. 


152 
1.53 
154 
155 
156 
157 


Nass.  Löwe  1. 


151  y,         Museum  in  Berlin, 
f.  Xumismat.  YII,  S.   164. 

Einseitige  Heller. 

wTfLRT^m  vs    a  OMe  s 

t  W  IS      innen  R.  „ 

'   W  r,  r,  r, 

152  Beschr.:  Mader  VI,  S.  209.  -  Grote,  Bl.  f.  Münzfr.  III,  S.  99,  No.  2. 

153  F.  Gr.    It;  mm.  Gew.  0,20  g.       H 

154  ,      .      15     ,       ,       0,20  „         J 


l.')5 


15H 


16 
15 
lö 


H 
H 
H 


158 


,       0,25   , 

.    ■  0,25  „ 

1-^7   ,     n     lö     .       „       0,20  , 

Von  Graf  Johann  von  der  Ottonischen  Linie  zu  Nassau-Dillenburg  1351  —  1416 
hat  Herr  Polizeirat  Höhn  aus  Belgien  einen  Goldgulden  erhalten: 

Hs.  O.b.  t  I  OhÄnaS  :  GOOiaS      Da     HASÄV      im  Sechspass 

Schild  mit  dem  nass.  Löwen  1. 

Rs.JPOneTÄ  .Seieein      St.  Paulus   in   halber  Figur, 

uutiT  dem  Tabernakel  schultert  das  Schwert:    unter  ihm  in 

der  ITirisclirift  ein  Schild  mit  dem  nass.  Löwen  1. 

Grösse  21  nini,  Gow.   3.30  g.  —   Beschriel)en:    R.   Sorrur^:    Bulletin 

mensuol  de  numismatique  et  d'archeol.,  IL  aunee,  No.  1.  .Tiiillet  1880. 


191 

Die  vorst.  beschriebenen  Münzen  vom  Grafen  Adolf  I.  sind  bisher  nicht  bekannt; 
sie  treten  in  diesen  Fundon  in  so  vielen  Stempelverschiedenheiteu  auf,  duss  daraus 
auf  eine  starke  Ausprägun«^  in  den  Münzstätten  Wiesbaden  und  Idstein  zu  dieser 
Zeit  geschlossen  werden  darf;  das  auf  anderen  Stücken  vork<Jinniende  Nassau 
wage  ich  nicht  recht  als  die  Burg  Nassau,  das  Stamnischloss  des  Geschlechtes,  zu 
bezeichnen,  wenn   auch  der  Name  ganz  dem  von  Idstein  ähnlich  angebracht  ist. 

Von  Graf  Ruprecht  von  Sonnenberg  brachten  diese  Funde  mehrere  neue 
Stempel;  die  von  ihm  bekannten  ^[ünzen  sind  alle  selten;  man  kannte  nur  solche, 
welche  Sonnenberg  als  Prägeort  nannten,  hier  aber  fanden  sich  Münzen  mit 
„Moneta  Wisbaden."  Wiesbaden  gehörte  dem  Grafen  Adolf,  der  eine  "rössere 
Familie  hatte,  während  sein  Bruder  Ruprecht  keine  Kinder  hatte  und  der  andere 
Bruder  Gerlach  Erzbischof  von  Mainz  war.  Adolf  hatte  eine  Schuld  an  Ruprecht 
und  versetzte,  verpfändete  ihm  deshalb  seine  Stadt  Wiesbaden;  durch  den  Versatz, 
die  Verpfändung,  aber  ist  das  Münzrecht  zugleich  an  Graf  Ruprecht  gekommen. 

Seine  Gemahlin  Anna  überlebte  dm,  war  aber  vor  dem  2.  Januar  1404 
verstorben,  da  die  unter  diesem  Datum  aufgeführte  Urkunde  über  die  Teilung 
ihres  Nachlasses  handelt;  ihr  Todestag  ist  nicht  bestimmt;  die  frühere  Angabe, 
sie  sei  am  21.  Januar  1404  gestorben,  muss  also  eine  unrichtige  sein. 

Eine  Ausübung  des  Münzrechtes  auf  Grund  des  Pfandrechtes  ist  mir  sonst 
nicht  bekannt  und  wäre  es  sehr  erwünscht,  wenn  weitere  Beispiele  dieser  Art 
veröffentlicht  würden. 

Herr  P.  Joseph  hat  im  18.  Annalenbande,  S.  196  den  Münzmeister  zu 
Wiesbaden  aus  einer  Schuldverschreibung  vom:  1368  März  29  bekannt  gemacht: 
es  war  Heincze  von  Craczawe  (wahrscheinlich  Kreuzau,  Pfarrdorf  bei  Düren, 
Reg.-Bez.  Aachen),  der  also  von  den  angeführten  Münzen  geprägt  haben  dürfte. 
Leider  sind  dieselben  alle  schlecht  ausgeprägt  resp.  erhalten  und  sind  auf  den 
meisten  nur  einzelne  Buchstaben  zu  erkennen;  es  hat  sehr  schwer  "ehalten 
dieselben  mitzuteilen.  Herrn  Dr.  Fikentscher  aber  herzlichen  Dank  dafür,  dass 
er  diese  seltenen  Stücke  wieder  in  ihre  Vaterstadt  zurückgeführt  hat. 

Als  fernere  Nachträge  erwähne  ich: 

Vi  Batzen  von  Graf  Johann  Ludwig  zu  Nassau-Idatein  und  Wiesbaden 

1568-1596. 

*  10  .  LVD  :  C .  A .  NAS  SA  •  D  •  L  WIS  •  E  •  ITZ 

*    IW  ..        

•  L  Y***  •••  •■ 

Bei  beiden  Wsch.  mit  d.  nass.  Löwen  1.;  zu  d.  Seiten:  zu  3 
9-1,  zu  6  9-Z 
Rs.  *  RVDOL .  Z  •  IMP  .  AVG  •  P  •  F  •  DEC     Reichsapfel,    darin    Z 
..    *       ~        .  —  .—   .—.—.  —  .—  ^  ^       Z 

Bes.:  zu  3:  R.  Hauch  in  Frankfurt  a.  M.,  zu  6:  J 

'/•i  Batzen  von  Graf  Albert  zu  Nassau-Weilburg  und  Saarbrücken 

1559-1593. 

Zu  32:  a  S.  150  Hs.  °  ALB  •  C  •  A  •  NAS  •  SA  ■  E  •  SARW    Di-  LAR 

„   32:  b   „  150    „  -    .-•-•    -   -SAR    .      -      .-.--LAH 

Bei  beid.  Wsch.  m.  d.  nass.  Löwen  1.;  zu  d.  Seiten:  8  —  8 


Zu 

3 

S. 

147 

Hs. 

n 

6 

Zu 

147 

3 
6 

n 

192 

Zu  32:  a  Rs.  RVDOL  •  Z  •  IMP  •  AVG  •  P  •  F  ■  DEC 
„    32:b    ,    "      -      .-.-.-    .— .    -    ° 

Bei  beiden  gekr.  Reichsadler    mit  Reichsapfel,    worin 

Z,  auf  der  Brust. 
Be3.:  zu  32a:  Saarbrücker  Museum,  zu  32b:  J 

Diese  ','2  Batzen  waren  nach  einer  Münzverordnung  Kaiser  Ferdinand  I. 
vom  Jahre  1350  Reichsmünzen;  sie  galten  2  Kreuzer  und  jeder  war  verpflichtet, 
bei  Zahlungen  davon  bis  25  Gulden  anzunehmen;  sie  wurden  von  Graf  Albert 
nur  in  den  Jahren  1588  und  1589  geprägt;  die  Vj  Batzen  mit  dem  Reichs- 
apfel und  darin  der  Wertzahl  Z  waren  dagegen  Landmüuzen  und  wurden  viel 
schlechter  ausgeprägt. 

Zu  32:  c       S.  150Hs.     *  ALB- C- ANAS    SAR  SARW  •  D- I  •  LAH 
„   45:  a       „   150     „        *    -    •-•-.  -      SAR-    -        ---.L-AH 
62:  a        ,   151     ,        *    -    •-■-•NS     SAR-    -      •  -  •-•  T  AH 

Bei    allen    drei:    Wsch.    mit    d.    nass.    Löwen    1.;    zu  den 
Seiten:  bei  32c  8-8,  bei  45a  9-0,  bei  62a  9-1 
Diese  3  haben  gleiche  Rs.  ^RVDOL- Z  •  IMP  •  AVG  •  P  •  F  •  DEC  Reichsapfel, 
darin  Z      Bes.:  J 

Die  Stempel  zu  der  Medaille  149,  S.  169  von  Fürst  Karl  1753  —  1788 
befiuden  sich  im  herzoglichen  Archiv  zu  Weilburg.  (Mitteilung  des  Herrn  Hauch 
in  Frankfurt  a.  M.) 

Vor  Xo.  187,  S.  175:  Der  Katalog  der  Sammlungen  Heimburge  und 
Wellens,  welche  in  Frankfurt  a.  M.  7.  Oktober  1872  und  folgende  Tage  ver- 
ateio-ert  wurden,  führt  noch  ein  goldenes  Porträtmedaillon  auf  die  Yermählung 
von  Fürst  Heinrich  von  Nassau-Dillenburg  mit  Dorothea  Elisabeth,  Tochter  des 
Herzogs  Georg  HI.  von  Liegnitz  auf,  wie  folgt: 

Hs.  HEINRIC  .  D  .  G  •  PR  •  NASS  •  C(omes)  •  C(attimeliboci)  •  V(iandae)  •  E(t)  • 
D(eciae)  •  D(üminus)  •  Fn)  •  B(eilstein).  Geharnischtes,  sehr  erhabenes 
Brustbild  nach  links  mit  langem  Haar,  am  Arm  DV-F-1663.  (D.  Vogt, 
Stempelschneider,  arbeitete  für  Liegnitz.) 

Rs.  DOROTH^ea)  •  ELISAB(eta)  •  D(ei)  •  G(ratia)  •  DUC(issa)  •  LIGN(icen8i8) 
•  &  BRIGENS(is) .     Reichgeschm.  Brustbild   der  Fürstin   n.  rechts. 
5'/j  Dukaten.     Feine  Arbeit  u.  treffl.  erh.  Original. 
Die  Medaille  wurde  zu  120  fl.  zugeschlagen. 

Zu  No.  24,  S.  192  der  Mainz,  Hessen-Darmstadt,  Nassau-Saarbrücken  u.  Frank- 
furter (jemeinschaffsmünzen: 

Hs.   /EMEINTZ    .    HES   •    NAS   •    FRANC   •    c/* 


193 


Medaille  auf  J.  G.   Hagelgans. 
Abgebildet  auf  Tat".  VI  IT. 

Archivrat  Jüh.  Geori^  Haj^elii^aus  wurde  am  30.  <.)ktt)bor  1687  (sein  Testament 
sagt  9.  November)  zu  Lauterbach  geboren;  sein  Vater  war  freih.  Rieflesel'scher 
Hospitalverwalter;  er  studierte  Tlieologie  und  war  1729  Legationsekretär  in 
Frankfurt.  Am  1.  September  1729  wurde  er  als  Arehivrat  in  nassau-usingische 
Dienste  berufen,  Landoberschultheiss-  und  Polizeiamtsfunktionen  waren  ihm  bis 
1732  übertragen,  von  da  hatte  er  die  "Vermessung  der  Grenzen  zwisciieu  fürstl. 
Qassau-saarbrüoken'schem  und  gemeinschaftlichem  Amte  Kamberg  zu  besorgen. 
Die  Titel  seiner  Arbeiten,  soweit  sie  mir  bekannt  geworden,  folgen  unten. 
Hagelgans  geriet  in  Idstein  bald  in  grosse  Zerwürfnisse  mit  dem  Amtmann 
Vogt.  Kleinstädtische  Fraubasereien,  Mägdegeschichten  u.  s.  w.  scheinen  die  Ur- 
sachen dieser  Haupt-  und  Staatsaktion  gewesen  zu  sein.  Für  Frau  Amtmann  Vogt 
und  Frau  Hagelgans  traten  ihre  Männer  ritterlich  in  die  Schranken  und  ganz 
Idstein  wird  auf  das  Tiefste  erregt.  Da  die  ganze  übrige  Gesellschaft  auf 
Seiten  des  vielvermögenden  Amtmanns  steht,  branden  die  Wellen  des  Frosch- 
teiches um  den  Felsen  im  Sturm  Ilagelgans.  Nur  Generalsuperintendent  Lange 
steht  kühl  über  den  Parteien,  Stadtpfarrer  Ostertey  jedoch  auf  Seiten  des  Amt- 
manns. Lange  macht  den  Vorschlag  die  Rechnung  beider  streitenden  Parteien 
zu  liquidieren  unter  Anwendung  des  Grundsatzes,  dass  die  Ehemänner  für  die 
Schulden,  welche  ihre  Weiber  mit  ihrem  Wissen  gemacht,  aufzukommen  hätten; 
dann  würden  sich  Einnahme  und  Ausgabe  vergleichen.  —  Hagelgans  bringt  in 
seinen  Eingaben  kontra  Vogt  bis  zu  49  Klagepunkte  vor,  —  der  Amtssekretär 
soll  die  Untersuchung  führen,  Hagelgans  verwirft  denselben  als  parteiisch  u.  s.  w. 
Die  Katzbalgereien  beginnen  1734  und  sind   1746  noch  nicht  beendigt. 

Eine  Episode  in  dieser  Batromachia  war  die  Kalendergeschichte  des  Jahres 
1738.  Buchdrucker  Lyce  gab  einen  Kalender  in  15  000  Exemplaren  heraus, 
betitelt  ^Der  deutsche  Michel."  Statt  des  schadhaften  Holzstockes  verfertigte 
Hagelgans  einen  neuen  und  als  nun  zu  allerletzt  in  Idstein  der  neue  Kalender  ver- 
breitet wurde,  erkannte  man  die  Feinde  des  Hagclgans  klatschend  zusammen- 
stehend, ihn  selbst  aber  sah  man  als  den  deutscheu  Michel  klagend  sich  gegen  seine 
Feinde  wenden  und  auf  das  Feuer  zeigend,  welches  vom  Himmel  über  das  neue 
Sodom  und  Gomorrha  fiel.  Den  Türmen  und  dem  Weiher  nach  hatte  letzteres 
eine  verzweifelte  Ähnlichkeit  mit  Idstein.  Drob  neues  Gezeter,  der  Holzstock 
wurde  vernichtet  und  Hagelgans  unter  Censur  gestellt. 

Dann  Streitigkeiten  wegen  des  heiligen  Abendmahls.  Hagelgans  erklärte, 
dass  er  unmöglich  mit  einer  Sippschaft,  wie  sie  in  Idstein  zu  finden  sei,  das 
heilige  Mahl  gemessen  könne.  Er  will  in  Idstein  überhaupt  nur  als  ein  Fremder 
betrachtet  sein  und  scheint  wirklich  vom  Genüsse  des  heiligen  Mahles  ausge- 
schlossen worden  zu  sein.  In  einer  1745  erschienenen  Klageschrift  sagt  er, 
dass  ihm  Wasser  und  Weide  abgeschnitten  sei,  und  er  keine  Magd  mehr  be- 
halten könne  (ob  nicht  daran  seine  bitterböse  Frau  Mitschuld  trug?)  und  ver- 
langt deshalb,  dass  das   Konsistorium  eine  Ansprache  von    der  Kanzel   verlesen 

13 


19-i 

Hesse,  wonach  niemand  einem  andern  seine  Mai^d  u.  s.  w.  abspannen,  abdingen 
dürfe,  sonst  werde  er  eine  Predigt  darüber  im  Druck  ers«'heiuen  lassen. 

Mit  seiner  zweiten  Verheiratung  scheinen  diese  Streitigkeiten  aufgehört 
zu  haben. 

Hagelgans    starb    wahrscheinlich    am    12.    Februar    1762;    am    10.    März 

desselben  Jahres  wurde  sein  Nachfolger  ernannt.     Sein  Testament  betiudet  sich 

im    Archiv    in    Wiesbaden.      Zu    Idstein    wurde    er    beerdigt;   sein    Leichenstein 

hatte  die  Inschrift: 

CONDITA 

HIC 

QUIESCUNT 

OSSA  ET  CINERES 

10.  GEORG 

HAGELGANS 

LAUTERBACO  BUCHOVÜ 

CONSILIAR  ET  ARCHIVAR- 

NASSOVIO  USING. 

ANNO  MDCCLXll 

Hagelgans  hat  einen  Stammbaum  der  fürstlich  nassauischen  Familie  ge- 
zeichnet, der  im  Archive  hier  aufbewahrt  wird  und  zwischen  seinem  Bildnisse 
und  dem  seiner  ersten,  sehr  schönen  (und  bösen)  Frau  hängt. 

Von  seinen  Schriften  habe  ich  folgende  Titel  gefunden; 

Einsiedler  vom  Karmel,  Frankfurt  1731,  8,  zu  welchem  Lange  (General- 
superiutendent)  die  Vorrede  schrieb. 

Allgemeiner  [  Tugend-  und  Ileldenspiegel,  |  darinnen  die  merkwürdigste 
Begebenheiten  ueber  allen  Völckern  auf  Erden  und  die  Thaten  ihrer  Regenten 
nebst       denen    daher    rührenden    Veränderungen    |    im       weltlichen    Regiment   j 

Historisch,   Politisch   und   Moralisch   beschrieben werden.     Frankfurt  am 

Mayn  1722. 

Katechet.  Bibel  d.  h.  der  ganze  Katechism.  in  bibl.  Spr.  8.  (Fleischer- 
Leipzig    1711.) 

Architectura  cosmica  od.  Vorstellung  d.  "NVelrgebäudes  2  Th.  m.  Kupf.  8.  fF. 
Ebend.   1736—1744. 

Orbislitteratusacademic.  GermanicoEuropaeus  c.  fig.  fol.  Lips.  Gleditsch  1737. 

Be3chreil)ung  in  der  archit.  cosm.  angegebenen  zweif.  Weltkugel  8. 
Ebend.   1738. 

Geheimnissvolle  Himmelskugel.    8.  Ebend.   1739. 

Höllisches  Spinnrad  etc.  m.  K.  8.  ff.    Ebend.   1740. 

Allgem.  Welt  Chronika  od.  Zeit-Rechnung,  welche  in  d.  Chronologia  und 
Heraldica  sacra  gegründet  ist  etc.  Mit  Tabell  und  Figur.  2  Thl.  ff.  Leipzig 
1751/52. 

Nass.  Geschlechtstafel  d.  Walram'schen  Stammes  m.  K.  fol.    Ebend.   1754. 

Ausserdem  hat  er  noch  Gebetbücher  uii.l  über  die  Offenbarung  Johannis 
geschrieben. 


I 


195 

Herr  Polizeirat   Ilühn   hier   erwarb  iu    cliesem  Jahre    eine    auf  Ilagelgans 

geprägte  Medaille: 

Hs.  Der  stehende  Prophet  Daniel  r.  (das  Profil  trägt  nar-h  dem  Ölgemälde 

im  Staatsarchive  in  Wiesbaden  die  Züge  von  Hagelgans)  gibt  dem 
Drachen  die  verderblichen  Pechkugeln  zu  fressen.  (Cfr.  Hb.  „Vom 
Drachen  zu  Babel."  ^Der  rreorgsrittor,"  als  welchen  sich  Ilagelgans 
gern  aufspielte.)  Mit  der  linken  Hand  weist  er  auf  das  am  Himmel 
sichtbare  Sternbild  des  Orion.  Zu  seinen  Seiten  schreiten  ein  Löwe 
und  ein  Lamm.  Im  Hintergrunde  rechts  die  aufgehende  Sonne,  von 
deren  Strahlen  das  links  sichtbare  Babylon  in  einor  durch  Bäume 
dargestellten  Landschaft  liegt;  auf  einem  Thore  steht  ein  geharnischter 
mit  einem  Speere  bewaffneter  Verteidiger.  Hierüber  im  Bogen, 
anfangs  noch  durch  die  Strahlen  der  Sonne  bedeckt:  Sl  DEVS 
PRO  NOBIS  QVIS  CONTRA  NOS;  über  dem  Abschnitte  in  der  Ecke 
links  CE  (Oechslein,   Nürnberger  Medailleur.)    Im  Absch.  in  5  Zeilen: 

CONSERVATORI  SVPREMO 
GRATES  HABET  ter  IVBILANS 
10.  GEORG  HAGELGANS  a  L. 

soDaLIs  In  CertaMIne 
ET  VICtorIa. 

(Dem  obersten  Erhalter  dankt  der  dreimal  jubilierende  Johann 
Georg  Hagelgans  von  Lauterbach  dem  Genossen  in  Kampf  und  Sieg.) 
Die  grossen  Buchstaben  ergeben  die  Jahreszahl  1760. 
Rs.  Über  einem  strahlenden  Dreiecke  sieben  Sonnen,  darin  ein  gekröntes 
Kreuz,  dessen  Ecken  und  Winkel  mit  12  Sternen  besteckt  sind 
und  das  die  drei  Buchstaben  IGH  (Johann  Georg  Hagelgans)  auf  dem 
Querbalken  und  a  C  (nicht  zu  enträtseln)  im  unteren  Längsbalken 
zeigt.  Unten  zu  Seiten  des  Kreuzes  AMICVS  -  DEI  •  (Freund  Gottes.) 
—  Das  Kreuz  ruht  auf  zwei  gekreuzten  Palmzweigen. 

Unter  dem  strahlenden  Dreiecke  auf  goldtingirtem  Grunde  eine  von 
einem  Bande  umfasste  Erdkugel;  das  Band  hat  die  Inschrift  INIMICVS 
(Feind),  unter  demselben  MUNDI  •  (der  Welt.)  Auf  dem  goldenen 
Grunde  um  die  Kugeln  flattern  sechs  Nachtvögel,  von  denen  wenigstens 
zwei  als  Eulen  zu  erkennen  sind. 

Rand:  glatt.  Gr.  3.5  mm,  Gew.  14,53  g,  Silber. 
Wer  bei  dieser  Medaille  unter  dem  Drachen  zu  verstehen  ist,  bemerkt 
Herr  Pfarrer  Dörr,  ob  seine  eigene  Frau  oder  Frau  Vogt  oder  Ostertay  ist 
schwer  zu  unterscheiden,  da  Konterfeien  dieser  würdigen  Damen  mir  nicht  zur 
Hand  sind  und  eine  Vergleichung  deshalb  nicht  möglich.  Aus  innern  Gründen 
möchte  ich  auf  Frau  Amtmann  Vogt  rautmassen.  —  Sollten  die  Punkte  auf 
dem  Avers  der  Münze  Hagel  bedeuten? 

Herr  Dekan  Cuntz  bemerkt  noch:  * 

Das  Sternbild  des  Orion   geht    unter  (zur  Winterszeit),    wenn    die  Aurora 
sich  erhebt.     Hat  er  (Hagelgans)    mit  dem  gewaltigen  Heros  Orion    sich  selbst 

13* 


196 

vergleichen  wollen,  der  nun  bald  als  „ter  jubilans"  der  , Aurora"  in  den  Sohooss 
sinkt?  Zu  solchen  Sterbegedanken  würde  die  Rückseite  der  Denkmünze  inso- 
fern passen,  als  das  Kreuz  mit  der  Namensinschrift  I  G  H  wohl  als  Grabkreuz 
aufzufassen  ist  und  er  sich  der  Nachwelt  durch  solches  Grabdenkmal  als  amicus 
Dei,  inimicus  mundi  bezeichnen  mochte. 

Das  „inimicus  mundi''  dürfte  bei  Hagelgans  denselben  Sinn  haben  wie  bei 
Yalerius  Ilerberger  das 

„Yalet  will  ich  Dir  geben, 

Du  arge  böse  Welt  etc." 
Bei    der  Versteigerung  des  Nachlasses   der  zweiten   Frau    von   Ilagelgans 
am  19.  Juli  1798  kauft  sein  Nachfolger  Herr  Hofkeller  v.  St.  George    1  Schau- 
stück in  Grösse   eines  18  Bätzners    zu  1   fl.   14  kr.,  wahrscheinlich  vorstehende 
Medaille. 

Den  Stoff  zu  vorstehender  Mitteilung  verdanke  ich  der  Freundlichkeit  der 
Herren:  Polizeirat  Höhn,  Archivrat  Dr.  Sauer,  Pfarrer  Dörr  und  Dekan 
Cuntz,  denen  bestens  dafür  danke.  J-  I- 


Die  schlesische  Armee  in  Nassau 

vom  Anfang  November  1813  bis  zum  1.  Januar  1811. 


Von 


Dr.  W,  Sauer^ 

Köiiigl.  Archivrat  uad  Staatsarcbirar  zu  Wiesbaden. 


I.  Die  französische  Armee  vom  30.  Oktober  bis  9.  November  1813. 

Am  30,  Oktober  1813  achlug  Napoleon,  mit  dem  etwa  70U00  Maun 
starken  Reste  seiner  Truppen  in  eiliger  Flucht  den  Rhein  zu  erreichen  suchend, 
bei  Hanau  die  letzte  grosse  Schlacht  auf  deutschem  Boden.  Ihn  dort  aV)zufangen, 
war  nicht  gelungen,  aber  dennoch  waren  die  Früchte  der  für  beide  Teile 
blutigen  Schlacht  nicht  gering.  In  dem  Verzweiflungskampfe  bei  Hanau  wurde 
die  französische  Armee  zerschmettert,  aufgelöst;  zu  fernerem  Widerstände  in 
offener  Feldschlacht  nicht  mehr  fähig,  suchten  die  Trümmer  derselben  Mainz 
in  wilder  Flucht  zu  erreichen,  in  allen  Ortschaften  das  Mitleid  der  Bewohner 
erregend. 

Den  fliehenden  Franzosen  folgte  die  alliierte  Armee;  zunächst  jene 
bayerischen  und  österreichischen  Corps,  welche  bei  Hanau  den  Franzosen  gegen- 
über gestanden  hatten,  dann  kaum  einen  Tag  später  die  Hauptmacht  der  Alliierten 
selbst  unter  dem  Oberkommando  des  Fürsten  Schwarzenberg. 

Noch  ehe  der  Kampf  bei  Hanau  begonnen,  war  das  Gerücht  bis  an  den 
Rhein  vorgedrungen,  dass  der  gewaltige  Schlachtenkaiser  bei  Leipzig  von  seinem 
Glücke  verlassen  sei.  Vorsichtig,  furchtsam  und  mit  gemischten  Gefühlen  wur- 
den diese  Gerüchte  weitergetragen,  offen  auszusprechen  wagte  dieselben  kaum 
jemand.  Was  das  zum  Rheinbunde  gehörige  Herzogtum  Nassau  betrifft,  so 
war  dasselbe  von  französischen  Truppen  besetzt,  deren  Kommandeur  Marschall 
Kellermann  von  Mainz  aus  eine  Art  von  Aufsicht  über  die  Haltung  des  Landes 
führte  und  viel  in  Wiesbaden  und  Frankfurt  verkehrte.  Der  endliche  Ausgang 
des  Kampfes  war  immer  ungewiss;  des  Korsen  wilden  Grimm  fürchteten  Fürsten, 
Regierung  und  Volk, 

Die  ersten  Meldungen  von  der  Wendung  der  Dinge  scheint  die  Regierung 
zu  Weilburg  erhalten  zu  haben.  Am  26.  Oktober  berichtete  der  Amtmann 
Müller  zu  Atzbach,  dass  nach  umlaufenden  Gerüchten  Napoleon  am  'JO.  wiederum 
total  geschlagen  sei;  die  Österreicher  und  Bayern  sollten  bei  Miltenberg  und 
Wertheim  streifen  und  würden  täglich  in  Frankfurt  erwartet;  bei  Giessen  und 
Grünberg  läge  ein  starkes  Corps  Franzosen.    Am  27.  Oktober  berichtet  derselbe, 


198 

dass  man  nachmittags  zwischen  4  und  5  Uhr  starke  Kanonade  in  der  Richtung 
von  Hanau  oder  Fulda  gehört  habe;  am  *JS.,  dass  die  Franzosen,  40  000  Mann 
stark,  bei  Alsfeld  lagerten,  Preussen  und  Russen  bereits  am  26.  in  Hersfeld 
eingerückt  seien. 

Gerüchte  ähnlicher  Art,  vielleicht  auch  zuverlässige  Nachrichten,  werden 
in  denselben  Tagen  das  herzogliche  ^^liuisterium  in  Wiesbaden  in  den  Stand 
gesetzt  haben,  den  wahrscheinlichen  Gang  der  Ereignisse  zu  übersehen.  Am 
27.  (Oktober  erging  deshalb  eine  Verfügung")  an  die  Amter  des  Inhalts,  dass 
das  Kriegstheater  den  Grenzen  des  Herzogtums  näher  rücke  und  dass  starke 
Truppendurchmärsche  zu  erwarten  seien;  die  Einwohner  sollten  sich  deshalb 
einrichten,  für  die  ersten  Bedürfnisse  der  Truppen  Lebensmittel  und  Branntwein 
bereit  zu  halten.  Eine  weitere  Verfügung  des  Ministeriums  vom  folgenden 
Tage  zeichnet  die  Situation  schon  klarer,  hier  ist  schon  von  der  Erwartung  die 
Rede,  dass  in  den  nächsten  Tagen  französische  Truppen  teils  bewaffnet  und 
durch  Offiziere  gehörig  befehligt,  teils  aber  unbewaffnet  und  einzeln  (!)  durch 
das  Land  ziehen  würden;  es  sei  nicht  zu  bezweifeln,  dass  jene  durch  Offiziere 
befehligten  Truppen  in  guter  Ordnung  marschieren  und  Mauneszucht  halten 
würden;  aber  es  könne  auch  der  Fall  sein,  dass  diese  nicht  gehörig  instradiert 
seien  (!),  weshalb  die  herzoglichen  Behörden  dieselben  mit  Marschroute  versehen 
und,  ilem  Befehle  des  Marschalls  Kellermann  entsprechend,  auf  die  Landstrasse 
nach  Coblenz  weisen  sollen,  weil  Mainz  des  Abends  gesperrt  würde  und  deshalb 
kein  geeigneter  Ubergangspunkt  sei.  Da  wir  dieses  Reskript  wohl  auf  die 
unmittelbare  Einwirkung  Kellermanus-  zurückführen  können,  ist  es  zweifellos, 
dass  derselbe  von  der  Sachlage  gut  unterrichtet  und  rechtzeitig  bemüht  war, 
der  fliehenden  Hauptarmee  —  denn  jene  Verordnung  bezieht  sich  nur  auf  die 
durch  die  Leipziger  Schlacht  versprengten  Haufen  von  Flüchtlingen  —  die  Strasse 
auf  Mainz  frei  zu  halten.  Doch  werden  die  herzogli(;hen  Amter  nur  wenig  in  die 
Lage  gekommen  sein,  die  fliehenden  Haufen  nach  Kellermanns  Befehl  auf  Coblenz 
zu  dirigieren,  da  die  Ereignisse  selbst  eine  andere  Wendung  herbeiführten. 

An  den  nächstfolgenden  Tagen,  am  30.  und  3L  Oktober  1813,  wurde  die 
Schlacht  bei  Hanau  geschlagen;  an  den  nächsten  Tagen  führte  das  Kriegs- 
geachick  die  französische  Armee,  richtiger  Tausende  und  aber  Tausende  elender, 
wund-  und  nervenfieberkranker,  erbarmungswürdiger  Menschen  durch  das 
Herzogtum.  Der  Durchmarsch  der,  wenn  auch  nicht  mehr  in  geordneten,  so  doch 
noch  in  ziemlich  kompakten  Massen  fliehenden  Truppen  erfolgte  über  Frankfurt 
auf  der  grossen,  dem  Main  folgenden  Strasse,  und  zwar  in  einem  fortschreitend 
beschleunigten  Tempo,  da  mit  dem  Aufgebot  der  letzten  Kraft  die  Hauptstrasse 
und  jeder  nach  Wiesbaden  und  Mainz  führende  Seitenweg  benutzt  wurde,  um 
den  hart  nachsetzenden  österreichischen  Husaren  und  den  Kosaken  zu  entgehen. 

Die  Hauptmasse  der  Truppen  marschierte  über  Höchst,  der  grossen  Strasse 
folgend,  nach  Mainz.  (Jbwuhl  diese  Kolonnen  aus  den  verschiedensten  Truppen- 
gattungen bunt  zusammengewürfelt  waren,  scheint  doch  bei  denselben  wenigstens 


')  Allgemeine   Vornoliriften    über    das  Verhalten    hei   etwaiger    Annäherung   des    Kriega- 
schftuplatzes.     Extrabeilage  zum  Verordnungablatt  Xo.  16  d.  J.  1813. 


199 

in  den  ersten  Tagen  die  militärische  Disziplin  noch  einigermassen  vorhanden 
gewesen  zu  sein,  wozu  vielleicht  die  Anwesenheit  Napoleons,  der  auf  seiner 
Flucht  nach  Mainz')  durch  diese  Truppen  fuhr,  einiges  beigetragen  hat.  Aber 
schon  bald  riss  auch  hier  jede  Ordnung,  die  Soldaten  verwandelten  sich  in 
Excessc  suchende  Ivaulter. 

liei  dieser  Flucht  litten  am  meisten  die  nächstbeteiligten  Ämter  Höchst 
Wallau  und  Ilochheim,  dann  auch  Idstein  und  Wiesbaden.  Über  die  Ereignisse 
in  Hr.chst  liegt  ein  ausführlicher  Bericht  des  Amtmanns  Ilofgerichtsrats  Lamboy 
vor;  da  dieser  Bericht  bereits  in  grösserem  Auszuge  bekannt  "-emacht  ist') 
kann  von  einer  Wiederholung  desselben  abgesehen  werden.  Nicht  ganz  genau 
jedoch  sind  die  bisherigen  Angaben  über  die  von  den  Franzosen  bei  dem  Über- 
gänge über  die  Nied  benutzten  Brücken.  Die  Brücke  über  die  Xied  hatte  der 
General  Preval  am  29.  Oktober  zerstören  lassen;  in  der  Nacht  vom  31.  Oktober 
auf  den  1.  November  wurde  sie  auf  Napoleons  Befehl  hergestellt  und  aus- 
schliesslich für  die  Kavallerie  und  Artillerie  bestimmt,  während  für  die  Infanterie 
zwei  Notbrücken  an  der  Wörthspitze  bei  dem  Bolongaro'schen  Hause  her"-e- 
richtet  wurden.  Das  erforderliche  Material  nahm  man  auf  Bauplätzen  und  wo 
man  es  sonst  fand,  sogar  die  Nebengebäude  des  Bolongaro'schen  Hauses  und 
ein  Haus  in  Nied  wurden  abgedeckt.  Am  2.  November  Hess  Marschall  Mortier 
die  Brücken  verbrennen,  am  3.  wurden  sie  auf  Befehl  des  russischen  Generals 
Patow  durch  die  Bürgerschaft  wiederhergestellt. 

Aus  dem  Amte  Wallau  erfahren  wir,  dass  alle  Ortschaften  schon  am 
30.  und  31.  Oktober  von  Flüchtenden  so  überfüllt  waren,  dass  alle  vorhandenen 
Lebensmittel  aufgezehrt  waren;  in  Weilbach  fehlte  es  am  30.  Oktober  an  dem 
erforderlichen  Brot,  um  die  Kinder  zu  befriedigen,  und  mussten  die  nicht  mimier 
bedürftigen  Nachbargemeinden  Lebensmittel  dorthin  abgeben.  In  dem  zu  dem 
Amte  gehörigen  kleinen  Orte  Okriftel  befand  sich  am  1.  November  das  Haupt- 
quartier der  kaiserlichen  Garde,  deren  Kommandeur  Fürst  Orsano  mit  dem 
Stabe  bei  dem  Pfarrer  Spiess  daselbst  lag.  Auf  die  Geschicke  des  schwer 
heimgesuchten  Hochheim  kommen  wir  zurück.';  Die  Kolonnen,  welche  von 
Hanau  aus  sich  in  nordwestliche  Richtung  geworfen  hatten,  um  über  Homburg, 
Usingen  und  Idstein  Mainz  zu  erreichen,  scheinen  meistens  zersprengte  und  v<illig 
demoralisierte  Haufen  gewesen  zu  sein,  deren  einzige  Parole  das  Sauve  <|ui  peut 
war;  Raub,  Plünderungen  und  Excesse  aller  Art  bezeichnen  ihren  Weg  in  jenen 
Ortschaften,  wo  sie  sich  vor  den  Kosaken  noch  sicher  und  dem  waffenlosen 
Landvolk  überlegen  wussten.  Zum  Glück  sorgten  die  Kosaken  dafür,  dass  der 
Aufenthalt  dieser  Banden  sich  nur  auf  Stunden  erstreckte.  Am  29.  (Jktober 
meldete  der  Amtmann  zu  Idstein,  dass  das  ganze  Amt  voll  flüchtiger  Frauzosen 
von  allerhand  Regimentern  und  Truppengattungen  sei;  in  Idstein  liege  ein 
polnischer  General,    in  Steinfischbach  ein  französischer  General,    die  Flüchtigen 

')  Xapuleon  vcrliess  Frankfurt  in  der  Nacht  vom  1.  auf  den  2.  November  zwisclien 
1  und  2  Uhr.  V"or<;l.  Fr:inkfurtt?r  Archiv  N.  F  VI,  S.  327.  Die  An,:,'abe  bei  Plotho:  Der  Krieg 
in  Deutschland  und  Frankreich  1813/1814,  11,  S.  4(34,  er  sei  am  1.  November  nadimittags  halb 
zwei  aufgebrochen,  ist  irrig.  —  -)  Vergl.  Schüler,  Gesch.  von  Hochheim,  S.  140  —  ^)  Vergl. 
Schüler,  a.  a.  O. 


200 

kämen  teils  von  Königstein,  teils  von  Usingen,    um    auf  Wiesbaden    zu  ziehen. 
Das  Dorf  Esch  sei  so  stark  belegt,  ilass  jedes  Haus  ilurchschnittlich  200  Mann 
habe  aufnehmen  müssen.     Die  Not  in  den  Ortsvhaften  sei  so  gross,  dass  bereits 
mehrere  derselben  mit  vollständiger  Auswanderung    druhten.     Am   30.  Oktober 
verbot  das  Amt  Idstein  den  Einwohnern,    von    «len    Franzosen  Watfen,    Sattel- 
decken   und    andere    Ausrüstungsgegenstände    zu    kaufen.      Trupps    von    50  bis 
100  Mann,    meistens  ohne  Offiziere,    suchten    an    diesem  Tage   von  Idstein  aus 
über   die    Platte  Wiesbaden   zu    erreichen.     In    dem  kleinen  Orte  Hessloeh   bei 
Wiesbaden  war  die  Not  so  gross,  dass  am  20.  (Oktober  für  die  durchziehenden 
Franzosen  kein  Brot  mehr  aufzutreiben  war  und  Kluppenheim  aushelfen  musste, 
als  jene  Miene    machten,    den    Ort   anzuzünden.     Noch   am  2.  November  lagen 
200  französische  Artilleristen  in  Bierstatt.     Sogar  bei  den  gefangenen  Franzosen 
waren    E.xcesse    nicht    selten.    Während    ein    Trupp    von    etwa    800    Franzosen, 
welche  kurz  vor  dem  Einrücken   der  Alliierten   von  Mainz  nach  Wiesbaden  ge- 
worfen wurden  und  an  der  Friedrichsschule  lagerten,  sich  im  ganzen  anständig 
betrug,  begingen  Kriegsgefangene,    besonders    aufgegritfeue  Marodeure,    welche 
bald  darauf  gleichfalls  in  der  Friedrichsschule   (dem  jetzigen  Storchnest)    unter- 
gebracht wurden,   '^roben  Unfug.     Sie   zerstörten  von  Schränken  und  sonstigem 
Mobiliar,    was  ihnen  zugänglich  war,    und  zerschlugen  die  Apparate  der  physi- 
kalischen Sammlung  der  Schule,  zum  grössten  Kummer  des  damaligen  Rektors 
Schelleuberg. 


II.   Die  Hauptarmee  unter  dem  Kommando  des  Fürsten  Schwarzenberg 
in  der  Zeit  vom  2.  bis  18.  November  1813. 

Am  2.  November  1813  waren  die  österreichischen  und  bayerischen  Truppen, 
welche  unter  Wrede  die  Schlacht  bei  Hanau  geliefert  hatten,  in  Frankfurt  ein- 
gerückt; diesen  folgten  am  4.  November  die  Vortruppen  der  llauptarmee,  deren 
Oberfeldherr  Fürst  Schwarzeuberg  noch  an  demselben  Tage  sein  Hauptquartier 
von  Gelnhausen  dorthin  verlegte.')  Am  5.  November  blieb  das  Hauptquartier 
in  Frankfurt,  ebenso  das  Gros  der  Armee,  während  die  Yortruppen  unter  Graf 
Bubna  gegen  Mainz  vorgeschoben  wurdeu.  Au  demselben  Tage  kam  Kaiser 
Alexander  mit  dem  russischen  Hauptquartier  nach  Frankfurt,  ihm  folgte  das 
Gros  der  russischen  Armee. 

Am  »3.  November  begann  die  Vorwärtsbewegung  der  Hauptarmee.  Soweit 
dieselbe  sich  innerhalb  der  Grenzen  des  Herzogtums  Nassau  vollzog,  ist  folgendes 
zu  berichten.  Die  Avantgarde  unter  Feldmarschall-Lieutenant  Bubna  besetzte 
Wicker  und  löste  die  bisher  von  dem  bayerischen  Corps  Wrede  auf  der  Linie 
vom  Main  über  Wicker,  Nordenstatt  auf  Biebrich  gestellten  Vorposten  ab;  zur 
Verstärkung  L-rhielt  Bubna  die  Avantgarde  der  zweiten  österreichischen  Armee-  - 
abteilung.  Aufgabe  dieser  Vorpostenkette  war,  das  von  den  Franzosen  besetzte 
und  verschanzte  Hochheim  zu  beobachten.     Als  Soutien   folgte   der  Avantgarde 


>j  Plotho  ir,  468;  Frankfurter  Archiv  X.  F.  VI,  333. 


201 

die  zweite  österreichische  ArInt•cuhteilu^;,^  deren  Ifiiupttiiiartior  in  lliichst  war; 
ihren  Sammelplatz  hatte  lüe  Abteilung  l)ei  Sindlin>^n'n,  die  Reserve- Artillerie 
stand  bei  Höchst,  Die  Reserve-Kavallerie  hatte  ihre  (Quartiere  in  Bonames  und 
Eschborn.  Die  russische  Armee  hielt  Frankfurt  besetzt,  grössere  Teile  derselben 
drangen  am  linken  Mainufer  vor,  während  für  den  Einmarsch  in  Nassau  das 
Corps  des  Generals  Grafen  Wittgenstein  bestimmt  war,  dessen  Haupt(iuartier 
vom  7.  November  ab  in  Friedberg  war.  Doch  schon  vorher,  in  den  ersten 
Tagen  des  November,  war  das  zu  diesem  Corps  gehörige  Kosakencorps  des 
Attamans  Grafen  Platow  von  der  Lahn  her  in  Nassau  eingedrungen,  um  nicht 
minder  nachdrücklieh,  wie  es  am  Main  durch  österreichisVhe  Husaren  und  Ulanen 
geschehen,  die  Hetze  der  flüchtigen  Franzosen  zu  vollenden.  Die  Kosaken 
waren  der  Schrecken  der  fliehenden  Franzosen,  aber  auch  nicht  weniger  durch 
ihr  ungestümes  Requirieren,  welches  sich  mitunter  auch  auf  hübsche  Weiber 
und  Mädchen  erstreckte,  der  Schrecken  der  Dörfer  und  kleinen  Ortschaften, 
welche  schon  durch  die  flüchtenden  Franzosen  erheblich  geschädigt  waren.  Die 
Berichte  der  Amtmänner  und  Ortsbürgermeister  fliessen  über  von  den  heftigsten 
Klagen  und  Beschwerden  über  die  Kosaken,  die  aber  übertrieben  und  meistens 
wohl  von  dem  panischen  Schrecken,  der  die  Leute  ergriff'en,  diktiert  sind,  da 
doch  nur  wenige  der  wirklich  nachgewiesenen  Excesse  von  Erheblichkeit  sind, 
und  manche  derselben  noch  durch  das  ungeschickte  Benehmen  der  Einwohner 
herbeigeführt  zu  sein  scheinen.  Auf  alles  kann  hier  nicht  eingegangen  werden, 
da  es  hier  nur  die  Aufgabe  sein  kann,  die  Nachrichten  über  den  Vormarsch 
der  Kosaken  zusammenzustellen.  Die  ersten  Kosaken,  zu  dem  Corps  von 
Czernitschef  gehörig,  werden  aus  Ortschaften  rechts  der  Lahn  gemeldet.  Am 
Abende  des  30.  Oktober  kam  der  Major  Schilling  mit  80  Kosaken  nach  Limburg, 
dieselben  führten  einen  in  Hasselbach  gefangenen  französischen  Inspecteur  mit 
Frau  und  Bagage  mit  sich,  die  daselbst  gefangenen  Soldaten  hatte  man  laufen 
lassen.  Die  Kosaken  bivouakierteu  vor  der  Stadt,  zeigten  sich  mit  den  ihnen 
gemachten  geringen  Lieferungen  zufrieden  und  betrugen  sich  ordentlich;  die 
Offiziere  hielten  strenge  Zucht,  In  ihrem  Bivouak  richteten  sie  einen  Kram- 
markt ein,  in  welchem  Beutestücke,  Uhren,  Ringe,  Waff'en,  feine  Leibwäsche, 
Pferde  etc.  verkauft  wurden.  Die  Abteilung  zog  am  31.  nach  Hadamar,  wo 
sie  die  öfl'entlichen  Kassen  mitnahm,  und  von  dort,  bis  auf  200  Mann  ver- 
stärkt, nach  Montabaur,  wo  sie  abends  6  Ulir  eintraf  unti  ihr  Bivouak  auf 
dem  Markte  einrichtete.  In  Montabaur  hatten  sich  40  bis  50  versprengte 
französische  Offiziere  und  eine  Anzahl  Gemeiner  angesammelt,  welche  hier 
ruhten;  die  Erzählung  eines  aus  Limburg  geflüchteten  französischen  Offiziers, 
dass  die  Kosaken  im  Anzüge,  bewirkte  die  schleunigste  Flucht  der  ganzen 
Abteilung,  Auch  hier  wird  die  Haltung  des  Majors  Schilling  gerühmt,  der  bei 
dem  dort  vorgefallenen  kleinen  Excesse  mit  aller  Schärfe  einschritt.  Schilling 
ging  von  dort  nach  Altenkirchen;  er  besass,  wie  der  Amtmann  nicht  ohne 
Staunen  berichtet,  ^eine  sehr  richtige  Spezialkarte  von  dem  Herzogtum  Nassau, 
worauf  auch  nicht  das  kleinste  Örtchen  fehlte." 

Es  scheint,    dass  das  Kosakencorps,  welches,  wie  bereits  augegeben,  von 
dem  Attaman  Grafen  Platow  kommandiert    wurde,   am    4.  November  die  wich- 


202 

tifferen  Punkte  der  Amter  im  Taunus  bis  zur  Lahn,  soweit  sok-he  bis  dahin 
eben  erreichbar  waren,  von  den  Franzosen  gesäubert  hat.  An  diesem  Tage 
—  dem  4.  Xovember  —  wird  die  Ankunft  von  Kosakentrupps  verschiedener 
Stärke  gemeUlet.  Um  Mitternacht  rückten  melirere  Abteilungen  in  Usingen 
ein.  Ein  Trupp  von  30  Mann  kam  morgens  5  Uhr  über  Yilmar  nach  Idstein, 
von  denen  ein  Teil  sofort  auf  die  Platte  vorgeschoben  wurde;  gleichzeitig  mit 
diesen  traf  Major  von  Colomb  mit  seinem  Streiftrupp  ein,  der  von  dort  nach 
Bleidenstatt  ritt,  von  wo  aus  er  dem  damals  dem  Marschall  Kellermann  gehörigen 
Johannisberg  den  ergötzlichen  Besuch  abstattete.')  Andere  Abteilungen  werden 
aus  Neuhof  bei  Wehen  und  aus  Walsdorf  gemeldet;  letztere  besonders  ver- 
breitete dadurch  Schrecken,  dass  sie  dem  Pfarrer  Uhr  und  Kleidungsstücke 
abnahm.  Am  5.  November  waren  Kosaken  bis  au  den  Rhein  vorgedrungen, 
es  wird  deren  Eintreffen  auf  dem  Hof  Armada  bei  Niederwalluf  gemeldet.  Am 
b.  November  erscheinen  sie  in  Frauenstein  und  Dotzheim;  hier  wurde  bei  dem 
Schultheiss  Rössel  mit  Gewalt  fouragiert.  Am  7.  November  kam  eine  Abteilung 
auf  den  Groroder  Hof.  Derselbe  Tag  ist  ferner  dadurch  bemerkenswert,  dass 
die  ersten  Kosaken  nach  Wiesbaden  kamen,  die  dort  noch  anwesenden  fran- 
zösischen Soldaten  teils  vertrieben,  teils  fingen,  und  dann  ihre  Posten  bis  Biebrich 
vorschoben,  sodass  von  diesem  Tage  ab  auch  die  Rückzugslinie  der  Franzosen 
von  dem  verschanzten  Hochheim,  der  letzten  von  ihnen  behaupteten  Position, 
auf  Kastei  bedroht  war.  Vom  9.  November  ab  hatten  der  General  Graf  Platow 
und  andere  Kosakenführer  ihr  vorläufiges  Hauptquartier  in  Wiesbaden,  dann 
in  Biebrich-Mosbach.  Bis  dahin  waren  zwei  Kosakeuregimenter,  das  Donische 
und  das  Regiment  Grekow  Ylll,  beide  unter  dem  Kommando  des  Generalmajors 
Kaisaro w,  vorgezogen;  ausser  an  den  genannten  Orten  finden  wir  die  Kosaken 
dann  in  Schierstein,  Erbenheim,  Bierstatt,  Sonnenberg,  Hessloch,  Kloppenheim, 
Rambach,  Naurod,  Auringen.  Die  Kosaken,  welche  der  Avantgarde  des  öster- 
reichischen Corps  beigegeben  waren,  standen  unter  dem  General  Fürsten 
Scherbatow,  der  am  9.  November  nach  der  Einnahme  von  Hochheim  nach  Wies- 
baden in  Quartier  kam.  Die  Bewegungen  der  Kosaken  scheinen  sich  iu  diesen 
Ta^en  rheinabwärts  nicht  über  Walluf  hinaus  erstreckt  zu  haben.  Am  7.  No- 
vember  war  das  Amt  Rüdesheim  noch  in  der  Lage,  berichten  zu  können,  dass 
der  ganze  Rheingau  von  Einquartierung  frei  sei,  hielt  aber  doch  solche  zum 
Schutze  gegen  die  Kosaken,  sowie  gegen  einen  befürchteten  Überfall  der  Fran- 
zosen von  Bingen  aus  für  sehr  wünschenswert.  Man  bemerkte  nämlich  in 
Rüdesheim  seit  Anfang  November  täglich  am  linken  Ufer  abwärts  ziehende 
starke  französische  Kolonnen;  am  9.  November  standen  bei  Bingen  bOOO  Mann 
Infanterie  und  Kavallerie,  deren  Übergang  auf  das  rechte  Ufer  nuin  befürchtete. 
Von  den  preussischen  Truppen,  welche  der  Hauptarmee  zugeteilt  waren,  erschien 
gleichzeitig  mit  den  Kosaken  am  4.  November  eine  Abteilung  von  300  Mann 
Kavallerie  in  Idstein,  die  an  demselben  Tage  über  Ehrenbach  nach  Langen- 
schwalbach  weiter  gingen;  eine  andere  Abteilung  preussischer  Kavallerie  erschien 
an  demselben  Tage  in  Bleidenstatt. 


')  Colombs  Tagebuch,  FOrator,  Befreiungskriege,  IIj  S.  537. 


203 

Ü^ber  die  Teile  der  Hauptarmee,  welche  anfangs  November  in  das  Herzog- 
tum vordrangen,  ist  bereits  eingangs  dieses  Abschnittes  einiges  angegeben.  Es 
soll  deshalb  hier  wiederholt   bezw,  hinzugefügt  werden,    dass  diesell)en  aus  der 

1.  leichten  Division  unter  dem  Feldmarschall-Lieutenant   (iraf  Bubna    und    der 

2.  leichten  Division  unter  Fürst  Moritz  Lichtenstein,  welche  beiden  Divisionen 
den  Vortrab  bildeten,  bestanden;  ihnen  folgte  die  erste  Armeeabteiluug  unter 
Fürst  Hieronymus  CoUoredo,  die  2.  Armeeabteiluug  unter  Fürst  Aloys  Lichten- 
stein und  die  3.  Armeeabteilung  unter  Graf  Giulay,  der  das  Kommando  führte.') 

Für  die  Kommandeure  und  Stäbe  dieser  Armeeabteilungen  können  wir 
folgende  (Quartiere  nachweisen.  Generalmajor  von  Scheittjr,  zur  Division  Bubna 
gehörig,  lag  am  G.,  7.,  8.  November  bei  dem  Amtmann  Lex  in  Wallau,  eben- 
daselbst vom  8.  bis  15.  November  Fürst  Alovs  Lichtenstein,  dessen  Division  am 

13.  November  ein  Lager  bei  der  Erbenheimer  Warte  bezog.  Am  8.  November 
lagen  Teile  der  Division  Giulay,  das  Infanterie-Regiment  Fröhlich,  die  Kavallerie- 
Regimenter  Klenau  und  Rosenberg,  sowie  Kroaten,  im  ganzen  10  bis  16  000 
Mann,  in  und  um  Eddersheim.  Graf  Bubna  lag  vom  7.  bis  10.  November  auf 
dem  Mechtildshäuser  Hofe,  daselbst  sodann  vom  10.  bis  12".  November  Fürst 
Moritz  Lichtenstein,   vom  9.  bis  11.  Generalmajor  von  Rothkirch,    vom  11.  bis 

14.  November  General  von  Mezieres  von  den  Reservetruppen,  Graf  Colloredo 
lag  am  12.  November  in  Königstein,  gleichzeitig  standen  Kavallerieabteilungen 
in  Ai-noldshain  und  Reifenberg. 

Die  Rückzugslinie  der  Franzosen  auf  Mainz  deckte,  wie  schon  vorhin 
bemerkt,  das  verschanzte  Hochheim.  Ho<!hheim  litt  während  der  Flucht  der 
französischen  Armee  schrecklich.  Schon  am  2.  November  plünderten  Dragoner, 
am  4.  das  95.  Infanterie-Regiment.  Vom  3.  November  ab  führte  General 
Guilleminot  das  Kommando  im  Orte;  von  diesem  Tage  ab  war  der  Ort  der 
Plünderung  und  Verwüstung  durch  die  aus  2000  Mann  mit  20  Kanonen  be- 
stehende Besatzung  preisgegeben.  Um  ein  Bild  von  den  Kriegsleistuugen  ein- 
zelner Häuser  in  diesen  Tagen  zu  geben,  soll  nur  angeführt  werden,  dass  der 
einzige  Gasthof  zur  Krone  vom  24.  October  bis  3.  November  5  Generale, 
25  Stabsoffiziere,  41  Subälternoffiziere,  135  Burschen  und  291  Pferde  beherbergte 
und  völlig  verpflegte.  Die  Weinberge  fielen  den  Schanzen  und  Bivouaks  zum 
Opfer.  Auf  die  Einzelheiten  der  französischen  Plünderungen,  die  eigentlich 
mehr  wüste  Zerstörungswut  gewesen  zu  sein  scheinen,  können  wir  nicht  ein- 
gehen ;  dieselben  erstreckten  sich,  wie  die  aktenmässigen  Nachweisungen  ergeben, 
von  den  Geld-  und  Wertsachen  bis  zu  Frauenkleidern  und  den  geringwertigsten 
Haushaltungsgegenständen.  Die  von  allen  Häusern  in  Hochheim  erfolgten  An- 
meldungen des  erlittenen  Schadens  sind  so  umfangreich,  dass  die  Bewohner 
ausser  den  vier  Wänden  ihres  Hauses  nur  das  nackte  Leben  gerettet  haben 
können. 

Die  französische  Occupation  dauerte  bis  zum  9.  November;  an  diesem 
Tage  fiel  die  —  mit  Ausnahme  von  Kastei  —  letzte  Position  der  Franzosen 
auf  damals  deutschem  Boden. 


')  Das  Nähere  über  den  Bestand  bei  Plotho  III,  Beilage  1. 


204 

Fürst  Sohwarzenberg  hatte  sich  an  diesem  Tage  per>önlich  nach  Hochheim 
beo-eben;    um    2    Uhr    mittags    gab    er    dem    Feldmarschall- Lieutenant    Grafen 
Giulay  den  Befehl  zum  Angriff,    der   in  drei  Kolonnen  ausgeführt  wurde.     Die 
erste  Kolonne  unter  Giulay  rückte  auf  der  Strasse  von  Höchst  nach  Hochheim 
vor;     die    zweite    unter    Aloys    Lichtenstein    ging    über    Massenheim    auf   den 
Mechtildshäuser  Hof;    die   dritte  unter  Bubna  deckte  mit  den  Yortruppen  diese 
Bewe^-uno-en    und    unterhielt    die   Verbindung    zwischen    beiden;    die    Reserve- 
Kavallerie  unter  Muritz  Lichtenstein  folgte   über  Massenheim  dem  Centrura  zur 
Unterstützung  Bubna's.     Auf  dem  Mechtildshäuser  Hofe   angelangt,    gab    Fürst 
Alovs  Lichtenstein  durch  drei  Kanonenschüsse  das  Zeichen  zum  Angriff.     Sofort 
begann   Giulay    vorzugehen;    die   vorgezogene    ArtUlerie    seines    Corps    beschoss 
die    französischen    Geschütze    von    drei    Seiten    so    wirksam,    dass    sie    abfuhren, 
worauf    unter    Giulay's    persönlicher    Führung    zwei    Bataillone    Infanterie    vor- 
gingen,   welche    die    vor  dem  Stadtthore   zu  beiden  Seiten  der  Landstrasse  auf- 
o-eworfenen  Verschanzungen  mit  dem  Bajonett  erstürmten  und  hierbei  2  Kanonen 
und    eine    Fahne    nahmen.     Dem    in    die    Stadt,    deren    Thore    gleichfalls    ver- 
schanzt   waren,    zurückweichenden    Feinde    folgten    die    beiden    Bataillone    im 
Sturmschritt    und  drangen  sofort  ein.     Nach   kurzem  Kampfe    tioh   ein  Teil  der 
Besatzung    nach  Kastei,    25  Offiziere    und  800  Mann    wurden  auf  den  Strassen 
gefangen.     Inzwischen   hatten    die    zweite    und    dritte   Kolonne    den  Feind,    der 
sich    auch   auf  der   Strasse   zwischen    Hochheim    und    Kastei    entwickelt    hatte, 
angegriffen,    überall    zurückgetrieben    und    aus    den   noch    unfertigen  Verschan- 
zungen   geworfen;     bei    dem    fluchtartigen    Rückzuge    des    Feindes    auf  Kastei 
brachte  die  Artillerie  demselben    noch   grosse  Verluste  bei;    das  Chevauxlegers- 
Regiment    Rosenberg    eroberte    hier    noch  2  Kanonen.     Im  ganzen  verloren  die 
Franzosen    in    dem    Gefechte    an    Gefangenen    30    Offiziere    und    1000    Mann; 
erobert   wurden    eine   Fahne    und    4    Kanonen.     Der  Verlust    der    Österreicher 
war  gering.') 

Im  ganzen  jedoch  wurde  durch  die  Erstürmung  von  Hochheim  die  Situation 
nur  insoweit  verändert,  dass  die  Vorposten  näher  an  Kastei  herangeschoben 
wurden  und  die  Linie  Hochheim-Biebrich-Mosbach,  bezw.  auch  Schierstein  und 
Dotzheim  mit  Sicherheit  halten  konnten.  Die  Quartiere  der  Truppen  blieben 
im  grossen  und  ganzen  unverändert  bis  in  die  Tage  vom  18.  bis  20.  November, 
in  welchen  eine  durchgreifende  Dislokation  dahin  erfolgte,  dass  die  Hauptarmee 
an  den  Mittel-  und  Oberrhein  gelegt  wurde  und  deren  Teile,  welche  uns  bisher 
beschäftigten,  die  bis  dahin  innegehabten  Kantonnements  am  rechten  Mainufer 
der  schlesischen  Armee  überliessen.*)  Vom  9.  bis  16.  November  lag  Feldzeug- 
meister Giulay  mit  dem  Generalmajor  Salins  in  Hochheim;  am  15.  d.  M.  räumte 
Fürst  Aloys  Lichtenstein  Wallau,  ging  auf  einer  bei  Sindlingen  geschlagenen 
Schiffbrücke  über  den  Main  und  marschierte  nach  Darmstadt.  Andere  Ab- 
teilungen marschierten  über  Höchst  unter  Benutzung  einer  bei  Nied  aufge- 
schlagenen Schift'brücke  in  das  Darmstädtische. 


')  Gefechtsbericht    bei    IMotho    H,    S.  471.     Verjjl.   Schüler,    Hochheim,   S.  151.  - 
■')  Plotho  ir,  S.  473. 


205 


III.  Die  schlesische  Armee. 

In  rastloser,  eifriger  Yerfolgung  dos  geschlagenen  Feindes  hatte  die 
schlesische  Armee  am  3.  November  1813  Oiessen  erreicht,  woselbst  den  der 
Erholung  bedürftigen  Truppen  Ruhetage  gewährt  werden  konnten.  Die  uner- 
müdlichen Führer  dieser  Armee  beschäftigte  unausgesetzt  der  weitere  Kriegs- 
plan, der  eben  für  die  schlesische  Armee  in  <ler  Hauptsache  dahin  ging,  dass 
dieselbe  von  Giessen  auf  Köln  und  von  dort  an  den  Xiederrhein  vordriniren 
sollte.  Schon  am  15.  November  beabsichtigte  Blücher  in  Köln  zu  sein.  Gneiseuau 
begab  sich  mit  dem  aufgestellten  Kriegsplane  sowie  einem  zugehörigen  Berichte 
Blüchers  an  den  König  nach  Frankfurt,  um  die  Genehmigung  des  Hauptquartiers 
für  seine  Entwürfe,  insl)esondere  für  den  beabsichtigten  sofortigen  Vormarsch 
auf  Köln,  einzuholen. ') 

Nach  diesem  Plane  waren  der  5.  und  6.  November  zu  Ruhetagen  be- 
stimmt. Nach  dem  am  6.  November  ausgegebenen  Marschbefehl  sollte  am 
7.  und  8.  November  das  Hauptquartier  des  Feldmarschalls  Blücher  sowie  das 
Corps  des  Generals  Sacken  über  Weilburg,  Limburg  und  Freilingen  gehen, 
um  am  11.  Altenkirchen  zu  erreichen;  für  das  York'sche  Corps  war  Alten- 
kirchen für  den  12.  November  als  Ziel  bestimmt  und  der  Weg  über  Braunfels, 
Runkel,  Hadamar  und  Freilingen  gewiesen;  endlich  sollte  das  Corps  Langeron 
über  Herborn  und  Dillenburg,  Siegen  und  Wissen  am  11.  November  Weyer- 
busch  erreichen,  um  von  hier  aus,  wie  die  übrigen  Corps,  die  Strasse  nach 
Siegburg  einzuhalten;  mit  ihm  sollte  sich  am  7.  oder  8.  November  das  Corps 
von  St.  Priest  in  Siegen  vereinigen. 

Die  Vortruppen,  gebildet  aus  dem  8.  russischen  Corps,  erschienen  am 
6.  November  in  Dillenburg.  Hier  wurden  die  Bestimmungen  des  Vertrags 
vom  21.  Oktober,  die  Verwaltung  der  eroberten  Länder  betreffend,  sofort  zur 
Ausführung  gebracht,  die  französische  Verwaltung  des  Sieg-Departements  für 
aufgehoben  erklärt.  Der  Geheime  Rat  von  Arnoldi  erhielt  als  General-Kommissar 
die  Leitung  der  ganzen  Verwaltung;  an  die  Stelle  des  Präfekten  Schmitz  trat 
der  General-Sekretär  Pagenstecher;  die  Dillenburger  Veteranen-Compagnie  blieb 
in  Thätigkeit.  Den  im  übrigen  weiter  fungierenden  Behörden  wurde  jede  Ver- 
bindung mit  den  französischen  Behörden  untersagt. 

Am  7.  November  begann  dann  auch  der  Marsch  der  Armee,  welcher  noch 
an  diesem  Tage  grössere  Teile  derselben  auf  nassauisches  Gebiet  führte.  Feld- 
marschall Blücher  mit  dem  Hauptquartier  und  das  Sacken'sche  Corps  kamen  nach 
Weilburg,  das  Corps  Langerou  nach  Ilerborn  und  Dillenburg,  das  York'sche  Corps 
nach  Braunfels,  wo  York  im  Schlosse  abstieg.  Die  Vortruppen  lagen  in  Hirsch- 
hausen,   Bernbach,   Philippstein.*)      Zu   diesem    Ti^ge   glaubt    Droysen-*)   die 


')  Vergl.  ausser  Plotho  II,  S.  475  ff.  besondera  die  Darstellung  bei  Pertz,  Oneiaenau 
111,  S.  516.  —  ä)  und  St.  George!  wie  Plotho  II,  S.  488  angibt.  Unrichtige  Ortsbenennungen 
sind,  wie  leicht  erklärlich,  dort  keine  Seltenheit.  St.  George  weiss  ich  nit-ht  zu  deuten;  es 
scheint,  dass  der  Name  des  damaligen  Weilburger  Kabinetssekrotärs  St.  George  hier  in  den 
Text  geraten  ist.  —  ^)  York  III,  S.  199. 


206  ,i 

Bemerkung  machen  zu  müssen,  dass  man  von  Ja  ab  Gelegenheit  in  Fülle  gehabt! 
habe,  eine  rheiubümllerische  Musterwirtschaft,  die  nassauische,  kennen  zu  lernen-' 
der  Fürst  von  Solms-Braunfels  habe  York  über  das  Verhalten  Xassau's  "■eo-en; 
die  Mediatisierten  belehrt,  wozu  in  der  Anmerkung  aus  einem  Tagebuche  die 
AVorte:  „Erbärmliches  Benehmen  des  Fürsten  von  Nassau  in  dieser  trübea 
Periode*^  und  endlich  zum  Schluss  die  Anekdote,  dass  York  am  9.  November, 
als  er  Weilburg  passierte,  die  Einladung  des  Fürsten  abgelehnt  und  durchge- 
fahren sei,  ohne  von  dem  Fürsten  Notiz  zu  nehmen,  hinzugefügt  wird.  Letztere; 
Anektlote  ist  bei  den  bekannten  fjgentümlichkeiten  York's  glaubwürdig';  bei! 
den  ersteren  Äusserungen  vermisst  man,  wie  häufig  bei  Droysen,  eine  un- 
befangene Prüfung  des  Gegenstandes.  Doch  ist  hier  nicht  der  Ort,  diese  Frage; 
zum  Austrag  zu  bringen. 

Am  8.  November  ging  Blücher  und  der  Stab  nach  Limburg'),  mit  ihml 
kam  das  Corps  Sacken  bis  Limburg  und  l^mgegend.  Sacken  selbst  lag  an  diesem; 
Tage  bei  dem  Amtmann  Kalt  in  Herschbach.  Langeron  marschierte  von  Dillen- 
burg auf  Siegen  weiter;  an  diesem  Tage  waren  der  Kommandeur  des  Kavallerie-| 
Corps  General  von  Kortf  und  der  Kommandeur  der  L  Dragoner- Division j 
Barasdin  in  Herborn.  Yurk's  Hauptquartier  blieb  in  Braunfels;  seine  Vor-i 
truppen  gingen  bis  Runkel,  Höfen,  Steten  und  Ennerich,  die  Reserve-Kavallerie  1 
bis  Ober-  und  Niederbrechen,  ^Veyer  und  Werschau;  die  2.  Brigade  bis  Yilmarj 
(der  hier  dem  Pfarrer  Hewel  zu  Mittag  angemeldete  Prinz  Wilhelm  erschien 
nicht),  Langhecke  und  Münster;  die  7.  Brigade  bis  Elkershausen,  Blessenbach 
und  Laubuseschbach;  die  L  und  8.  Brigade  in  Gräveneck,  Freienfels,  Kirsch- 
hofen,  Weilburg  und  Weilmünster;  die  Reserve-Artillerie  bis  Ahausen.  Edels- 
berg  und  auf  den  Windhof.  —  Von  Weilburg  aus  erliess  an  diesem! 
Tage  der  Kriegskommissar  Ribbentrop  eine  Bekanntmachung,  dass 
Nassau  der  durch  die  Konvention  vom  2L  Oktober  geschaffenen 
Centralbehörde  für  die  occupierten  Länder  unterstellt  sei  und  Hess 
dieselbe  durch  Einzeldrucke  sowie  Abdruck  in   öffentlichen  Blättern  verbreiten. 

Am  9.  November  soll  nach  Plotho^j  Blüchers  Hauptquartier  bis  Freilingen 
gegangen  sein.  Die  Angabe  ist  nicht  genau,  da  die  Rechnungen  an  diesem: 
Tage  die  Verlegung  des  Hauptquartiers  von  Limburg  bis  nach  Höchstenbachi 
nachweisen.  In  Höchstenbach  nahm  Blücher  bei  dem  Pfarrer  Baizar  in  dem' 
jetzt  nicht  mehr  bestehenden  reformierten  Pfarrhause  Wohnung.  Langeron . 
ging  bis  Wissen,  das  Corps  Sacken  ging  mit  dem  Hauptquartier  und  lagerte  | 
in  Freilingen  und  Höchstenbach;  Hauptquartier  des  Generals  Y'ork  war  Ober-j 
hadamar;  von  seinem  Corps  standen  die  Vortruppeu  in  Herschbach  und  Wörs-I 
dorf,  die  Reserve-Kavallerie  in  Steinefrenz  und  Bilkheim,  die  2.  Brigade  in' 
Salz,  Wallmerod,  Berzhan  und  Kirschkrauel  ("0^),  die  7.  Brigade  in  Nieder-j 
zeuzheim  und  der  Pletzmühle,  Molsberg  und  Frickhofeu,  die  1.  und  8.  Brigade! 
in    Oberhadamar,    dem    Schneppenhäuser    Hofe,    Thalheim    und  Wilmerod,   die 

')  Blücher    wohnte    im   Nassauer  Hof  bei  .lakob  Arnold.     Bei  Johann  Verhören  Witwe  ; 
wohnte  —  nach  den  Rechnungen  —  der  Generalquartiernicister  von  „Gneisenau  "     Da  Gneiaenau 
in  diesen  Tagen  in  Frankfurt  war  (Pertz,  Gneisenau  III,  S.  532,  548),  ist  seine  Verwechslung 
mit  Müffling  evident.   —  ''}  X.  a.  O.   —   =•)  8o  der  Namen  bei  Plotho  a.  a.  O.  ^ 


207 

Reservo-Artillorio  in  Xiederhadamar,  Obor-  und  Xledorerbaoh.  —  Die  dorn  Corps 
nach  der  Sehlaclit  hei  Leipzig  zugeteilten  Kosakonreginientor  vom  Corps  Sacken 
kehrten  an  diesem  Tage  zu  demselben  zurück. 

Am  10.  November  war  Ruhetag,  der  Feldmarsrhall  v(jn  Blücher  brach 
um  11   Uhr  Morgens  von  Höchstenbach  auf  und  ging  nach  Altenkirchen. 

Am  11.  November  war  das  Hauptquartier  und  mit  ihm  das  Corps  Sacken 
in  Altenkirchen,   York  marschierte  bis  Freilingen  und  Langoron  bis  Weyerbusch. 

Es  ist  bekannt,  dass  Gneisenaus  anfänglich  erfolgreiche  Bemühungen  in 
Frankfurt,  die  sofortige  Weiterführung  des  Krieges  auf  allen  Punkten,  insbe- 
sondere die  Ermächtigung  zu  dem  auf  den  15.  November  angesetzten  Rhein- 
übergange der  schlesischen  Armee  durchzusetzen,  im  letzten  Augenblicke,  am 
10.  November  scheiterten.')  Schon  am  folgenden  Tage,  am  11.  Nm-ember, 
wurde  Blücher  von  der  befohlenen  Abänderung  seines  Kriegsplanes  in  Kenntnis 
gesetzt  und  angewiesen,  sofort  umzukehren  und  seinen  Marsch  so  einzurichten, 
dass  die  Armee  vom  15.  ab  in  die  Blokadc  von  Kastei  eintreten  könne. 

Blücher  erhielt  diesen  Befehl  in  Altenkirchen  '^)  und  erliess  sofort  die  er- 
forderlichen Anweisungen.  Für  die  Blokade  von  Kastei  wurden  die  Corps  von 
York  und  Sacken  bestimmt  und  für  diese  \Viesbaden  und  Wicker  als  Haupt- 
quartiere ausersehen;  auch  sollte  zur  Erleichterung  des  Dienstes  dieser  Truppen 
das  Corps  von  Langeron  für  die  Blokade  herangezogen  werden. 

Der  Rückmarsch  der  Truppen  begann  sofort.  Bezüglich  der  Märsche  und 
Hauptquartiere  des  Obergenerals  Feldmarschalls  Blücher  melden  die  Kriegs- 
berichte^), dass  dessen  Hauptquartier  am  12.  November  in  Westerburg,  am 
13.  November  in  Limburg,  am  14.  November  in  Würges*)  gewesen  sei. 

Mit  diesen  Angaben  stimmen  die  Nachrichten,  welche  den  Akten  des 
Staatsarchivs  zu  entnehmen  sind,  im  ganzen  überein.  Über  den  Aufenthalt  des 
Feldmarschalls  in  der  Nacht  vom  11.  auf  den  12.  November  liegt  keine  Nach- 
richt vor,  es  kann  aber  in  Anbetracht  der  Entfernungen  der  Ortschaften  als 
richtig  angenommen  werden,  dass  er  dieselbe  auf  dem  Schlosse  Westerburg 
zugebracht  hat.  Am  13.  November  war  er  bei  Arnold  in  Limburg,  am  14. 
aber  nicht  in  Würges,  sondern  in  Camberg  als  Gast  des  dortigen  Oberamtmanns 
und  Geheimen  Rats  von  Schütz. 

Nach  den  Kriegsberichten'')  kam  am  12.  November  fernerhin  Langeron 
bis   Westerburg,  das  Corps  des  Generals  Sacken  nach  Oberhadamar,  das  Haupt- 


•)  Vergl.  besonders  Pertz,  Gneisenau,  III,  S.  532.  —  »)  Müffling,  S.  113.  Droysen, 
York  III,  200.  Pertz,  Gneisenau  III,  S.  533.  Colomb,  «riefe  Blüchers,  S.  66.  Wit^gers, 
Leben  Blüchers,  S  179.  Colomb,  a.a.O.  sucht  , Altenkirchen  am  Rhein",  den  Ausstellungs- 
ort de.s  dort  abgedruckten  Briefes  Blüchers,  mit  einem  sonderbaren  Versuche  der  Erklärung 
des  von  ihm  Blücher  aufgebürdeten  Irrtums  bei  Wetzlar.  —  ')  Plotho  11,  S.  491.  -  *)  Plotho 
a.  a.  O.,  hiernach  Pertz,  Gneisenau  III,  S.  535  —  *j  Plotho  II,  S.  471.  Über  die  Märsche  des 
Corps  bis  zum  24  November,  vergl.  auch  Henckel  von  Donnersmarck  damals  Komman- 
deur einer  Brigade  der  Reserve-Kavallerie),  Aus  meinem  Leben,  S.  238  ff.,  sowie  die  von  dem- 
selben mitgeteilten  Kriegstagebücher  mehrerer  Regimenter,  der  Reserve-Kavallerie  und  anderer 
Truppenteile  des  Corps,  daselbst  S.  453,  502,  518;  hier  wie  in  ähnlichen  älteren  Publikationen 
sind  die  Namen  der  kleineren  nassauischen  Ortschaften  meistens  unrichtig  —  wohl  nach  dem 
Gehör  —  wiedenjesjeben. 


208 

quartier  des  Generals  York  nach  Kirberg,  die  1.  und  8.  Brigade  nach  der 
Iliinerkirohe,  Wallbach,  Beuerbach,  Ohren  und  Kaltenholzhausen,  während 
der  Kommandeur  der  8.  Brigade,  Prinz  Wilhelm  von  Preussen,  bei  Jakob 
Arnold  in  Limburg  lag.  Die  7.  Brigade  lag  in  Netzbach,  Heringen  und  Xees- 
bach,  die  2.  Brigade  in  Limburg,  Mensfelden  und  Linter,  die  Reserve-Kavallerie 
in  Ober-  und  Niederneisen,  Flacht,  Holzheim  und  Biebrich,  die  Yortruppen  in 
Diez  und  Freiendiez,  die  Reserve-Artillerie  in  Hachenburg  und  Umgegend. 

Am  13.  November  ging  General  Sacken  bis  Kirberg  und  Burgschwalbach, 
General  Langeron  nach  Limburg,  York  nach  Wehen;  die  L  und  8.  Brigade 
nach  Neuhof,  Orlen,  Steckenroth,  Wingsbach,  Wehen,  Hahn;  die  7.  Brigade 
nach  Ober-  und  Niederehrenbach,  Listein,  Enchenhahn  und  Würsdorf;  die 
2.  Bri"-ade  nach  Hambach,  Ober-  und  Niederlibbach  und  Strinz;  die  Reserve- 
Kavallerie  nach  der  Hünerkirche,  Limbach,  Wallbach,  Beuerbach ;  die  Reserve- 
Artillerie  nach  Rennerod  und  Langendernbach ;  die  Yortruppen  wurden  auf- 
gelijst  und  traten  in  ihre  Brigaden  zurück.  Der  Oberst  von  Zielinsky  vom 
Generalstabe,  der  am  IL  November  nach  Wiesbaden  vorausgeschickt  war,  um 
mit  den  österreichischen  und  russischen  Generalen  wegen  der  Räumung  der 
bisherigen  Kantonnements  derselben  zu  unterhandeln,  kehrte  an  diesem  Tage 
mit  der  Meldung  zurück,  dass  General  Scherbatow  und  der  Kosakeuattaman 
Platow  mit  ihrem  Hauptcorps  noch  in  Wiesbaden  ständen  und  den  Rhein  von 
Biebrich  bis  Rüdesheim  beobachten  Hessen  und  dass  die  dritte  österreichische 
Armeeabteilung  noch  den  linken  Flügel  des  Blokadecorps  bilde. 

Am  14.  November  ging  Blücher,  wie  schon  angegeben,  nach  Camberg. 
Sacken  mag,  wie  der  Armeebericht  angibt,  sein  Hauptquartier  in  dem  benach- 
barten Würges  gehabt  haben.  York  ging  nach  Wiesbaden,  die  1.  und  8.  Bri- 
gade nach  Langenschwalbach,  Bärstadt,  Kemel  und  Wambach,  die  2.  Brigade 
nach  Wiesbaden,  Frauenstein  und  Dotzhcim,  die  7.  Brigade  nach  Sonnenberg, 
Bierstatt  und  Erbenheim,  die  Reserve-Kavallerie  nach  Auringen,  Medenbach 
und  L'mgegend,  die  Reserve-Artillerie  nach  Limburg,  Elz  und  Staffel. 

In  diesen  Tagen  waren  ausserdem  zwei  kleinere  Abteilungen  der  Armee 
detaschiert  worden.  Der  Major  von  Boltenstern  war  am  9.  November  in  Thal 
Ehrenbreitstein  eingerückt,  hatte  in  Dausenau  eine  Anzahl  von  Kähnen  über- 
nommen und  zur  Beobachtung  von  Coblenz  in  Ehrenbreitstein,  Pfaffendorf  und 
Niederlahnstein  Aufstellung  genommen.  Zur  Beobachtung  des  Rheins  vom  Ein- 
fluss  der  Lahn  bis  nach  Rüdesheim  wurden  Abteilungen  des  brandenburgischen 
Husarenregiments  unter  Oberstlieutenant  von  Sohr  nach  Oberlahnstein,  Braubach, 
Camp,  Niederkestert,  St.-Goarshausen,  Caub  und  Lorch  gelegt. 

Der  14.  November  1813  war  für  Wiesbaden  bedeutungsvoll,  an  diesem  Tage 
rückte  York  mit  seinem  Corps  ein.  Über  die  Stärke  des  Corps  an  diesem 
Tage  liegen  keine  übereinstimmende  Nachrichten  vor.  Nach  ämtlichen  Quellen 
soll  die  Zahl  der  Kombattanten  11,515  Mann  betragen  haben,  aber  York 
selbst  gibt    die  Zahl  abweichend  auf  9993  Mann    an.  ')     Trotzdem    der   Oberst 

»)  Droyaen  II,  S.  134,  der  sich  bemüht,  diesen  Widerspruch  aufzuklären.  Vergl.  die 
Schlachtordnun;?  u.  die  Kombattantenliste  des  Corps  von  diesem  Ta<,'e  bei  P 1  o  t  h  o  II,  Beil.  26  u.  27 ; 
in  letzterer  Berechnung  wird  die  Stärke  auf  358  Offiziere,  10,172  Mann  u.  2556  Pferde  angegeben. 


209 

V.  ZieÜDsky  in  den  vorhergelieutlen  Tngen  mit  dem  russischen  Oberkommando 
wegen  Räumung  der  Stadt  verliamlelt  hatte,  weigerte  sich  der  General  Scher- 
batow,  die  in  Wiesbaden  liegenden  Kosaken  zu  dislocieren.  Hierdurch  ent- 
stand bei  dem  Einrücken  der  preussischen  Truppen  eine  Verwirrung,  welche 
erst  durch  Befehl  des  Stabes  Blüchers  beseitigt  wurde.  ')  Die  Vortruppen  des 
Corps,  welche  an  diesem  Tage  aus  der  Division  des  Generals  Hörn  gebildet 
wurden,  zogen  durch  Wiesbaden  nach  Mosbach,  wo  General  Hörn  (Quartier 
nahm;  das  zur  Division  gehörige  ostpreussische  Jägerbataillon  kam  nach  Erben- 
heim, um  dort  am  folgenden  Tage  die  österreichischen  Vorposten  abzulösen. 
Mit  glühenden  Worten  schildert  der  damalige  Konmiandeur  dieses  Bataillons, 
der  spätere  General  von  Holleben '-),  die  Begeisterung  seiner  Leute  und  der 
brandenburgischen  Husaren,  welche  an  diesem  Tage  —  einem  Sonntage  —  als 
die  ersten  Preussen  auf  der  Platte  anlangten,  hier  mit  freudetrunkenem  Blicke 
die  herrliche  Landschaft  zu  ihren  Füssen  schauten  und  Deutschlands  Stolz,  den 
von  ihnen  während  mouatelanger  Kämpfe  und  Entbehrungen  ersehnten  und  im 
Liede  gefeierten  Vater  Rhein  mit  einem  vollen  Hurrah  begrüssten.  —  Auch 
einige  anekdotenhafte  Erzählungen  haben  wir  zu  erwähnen,  mit  welchen  Droysen^) 
hier  wie  öfter  seine  Darstellung  des  Lebens  seines  Helden  York  auszuschmücken 
pflegt.  Die  Mitteilungen  von  Droysen  stützen  sich  nach  seiner  Angabe  auf 
mündliche  Überlieferungen  und  Tagebücher,  dieselben  gehen  darauf  hinaus,  dass 
von  selten  der  nassauischen  Beh()rden  den  einrückenden  preussischen  Truppen 
mit  Abneigung  entgegengekommen  sei.  Wenn  wir  diese  Erzählungen  im 
Folgenden  prüfen  wollen,  so  dürfen  wir  übrigens  nicht  vergessen,  dass  höchst 
wahrscheinlich  auch  von  seiten  der  preussischen  Offiziere  dem  rheinbündlerischen 
Staate  kein  besonderes  Entgegenkommen  gezeigt  wurde  und  dass  York  selbst, 
dessen  Anschauungen  hier  wohl  durch  den,  der  Regierung  seines  engeren 
Vaterlandes  feindlich  gesinnten  Freiherrn  vom  Stein*)  beeintlusst  wurden,  nicht 
immer  eine  gewinnende  Persönlichkeit  war.  Auf  die  schwierige  Lage,  in 
welcher  das  zwischen  den  Fronten  der  beiden  kämpfenden  Heere  sich  befind- 
liche kleine  Herzogtum  befand,  ist  schon  zu  Anfang  dieser  Darstellung  hinge- 
wiesen. Seitdem  hatten  sich  diese  Verliältnisse  nicht  erheblich  geändert.  Die 
bisherigen  Occupationstruppen,  die  Österreicher  und  Russen  zogen  ab,  an  ihre 
Stelle  traten  die  Preussen  unter  den  Befehlen  von  Blücher  und  York.  Es  war 
mit  Sicherheit  zu  erwarten,  dass  der  bisher  kaum  zu  einer  Wirkung  gelaugte 
Vertrag  zwischen  den  alliierten  Mächten  vom  2L  Oktober  1813,  durch  welchen 
alle  zu  erobernden  Länder  bis  zum  Rhein  einer  Ceutralverwaltung  unter  Stein 
unterstellt  waren,  nunmehr  mit  aller  Schärfe  gegen  das  Herzogtum  durchgeführt 


')  Droysen  III,  S.  200.  —  ^)  Aus  den  hinterlaasenen  Papieren  des  Generals  von  Hol- 
leben, Berlin  186",  S.  101.  —  Droysen  III,  S.  200,  liut  diese  ihm  liundschriftlich  vorge- 
legenen Aufzeichnungen  benutzt.  —  Eine  gleichfalls  hübsche  Aufzeichnung  eines  Wachtmeisters 
des  Leibhusaren-Regiments  bei  Fürstor,  Freiheitskriege  II,  S.  487.  —  ^)  Droysen,  York 
III,  S.  200.  —  *)  Auf  die  Beziehungen  Steins  zur  nassauisclien  Regierung  können  wir  hier 
nicht  weiter  eingehen  und  verweisen  deshalb  auf  die,  allerdings  nicht  überall  zutreffende 
Darstellung  von  Pertz.  Übrigens  liegen  aktenmässige  Nachrichten  dafür  vor,  dass  die  her- 
zogliche Regierung,  welche  am  13.  November  die  Beschlagnahme  der  Güter  Steins  aufhob, 
Wege  suchte,  um  eine  Verständigung  mit  dem  gefürchteten  Gegner  anzubahnen. 

14 


210 

werden  würde,  nachdem  Stein  seihst  am  13.  November  in  Frankfurt  anse- 
kommen  war.  Die  Unsicherheit,  in  welcher  der  Hof  in  diesen  Tagen  schwebte, 
mag  allerdings  das  kühle  Benehmen  des  Herzogs  veranlasst  haben.  Dann  konnte 
am  15.  November  die  von  Droysen  vermisste  Begegnung  zwischen  dem 
Herzoge  und  York  wohl  nicht  mehr  stattfinden,  weil  jener  an  diesem  Tage 
ebenso  wie  der  Fürst  von  Weilburg  nach  Frankfurt  ging,  um  infolge  der  er- 
haltenen Nachricht,  dass  die  Monarchen  den  Beitritt  Nassau's  zur  Allianz  ge- 
nehmigt hätten,  diesen  sich  vorzustellen.  Nach  Bericht  in  der  Frankfurter 
Zeitung  vom  16.  November  1813  ')  entsagten  der  Herzog  und  der  Fürst  unter 
diesem  Tage  dem  Rheinbunde,  traten  der  Allianz  bei  und  wurden  von  den 
Kaisern,  sowie  vom  Könige  Friedrich  Wilhelm  empfangen.  Ausserdem  war 
beabsichtigt,  dass  mit  dieser  Reise  die  Verlegung  des  Hoflagers  des  Herzogs 
von  Wiesbaden  nach  Usingen  verbunden  werden  sollte.  Der  bezügliche  Befehl 
des  Herzogs  erging  in  Frankfurt  unter  dem  16,  November.  Der  Herzog  ging 
von  Frankfurt  nach  Usingen,  woselbst  er  für  die  nächste  Zeit  ohne  Unter- 
brechung verblieb.  Dem  Herzoge  folgten  die  Centralbehörden,  das  Staats- 
ministerium, die  Generaldirektion  des  Militärwesens,  die  Marsch-  und  Einquar- 
tierungskommission und  die  Staatskasse  nach  Usingen^),  was  am  7.  Dezember  1813 
durch  das  Verordnungsblatt  bekannt  gemacht  wurde.  Die  Zurückverleguug 
dieser  Behörden  nach  Wiesbaden  erfolgte  erst  gegen  Mai  1814.  Hiernach  also 
mögen  die  von  Droysen  mitgeteilten  Angaben  über  den  kühlen  Empfang 
York's  ihre  Erklärung  finden,  vielleicht  auch  die  weitere,  S.  202  gemachte, 
übrigens  unerhebliche  Mitteilung,  dass  einige  Tage  später  der  Hofmarschall 
von  Bismark  bei  York  den  Vorfall  entschuldigt  habe,  worauf  dieser  der  Her- 
zogin seine  Aufwartung  gemacht  habe.  Weiterhin  erzählt  Droysen^),  dass 
Y'ork  nach  seiner  Ankunft  die  nassauischen  Posten  im  Schlosse  durch  preus- 
sische  Soldaten  mit  den  Worten:  „Ich  kenne  keine  nassauischen  Truppen,  wo 
ich  bin,  besetzen  meine  Truppen  den  Posten**,  habe  ablösen  lassen.  Ein  her- 
zoglicher Kammerherr,  welcher  York  deshalb  Vorstellungen  machte,  habe  in 
der  Unterredung  schliesslich  geäussert:  „Sie  werden  meinen  gnädigsten  Herrn 
doch  nicht  dethronisieren  wollen,**  worauf  York  kurz  erwiderte:  „Mein  Herr 
Kammerherr,  noch  habe  ich  keinen  Befehl  dazu.**  Diese  Erzählung  hat  nichts 
Unglaubwürdiges  in  sich,  der  Vorgang  kann  bei  der  Lage  der  Verhältnisse, 
wie  ich  sie  vorhin  dargestellt  habe,  sehr  wohl  so  gewesen  sein.  Nur  ein 
Punkt  ist  in  Droysens  Erzählung  zu  berichtigen.  Droysen  gibt  an,  dass 
York  mit  seinem  Stabe  in  dem  dem  Schlosse  gegenüberliegenden  Gasthause 
Quartier  genommen  habe  und  dort   vom  Fenster  aus    die    nassauischen  Posten, 


')  Dieser  Akt  wurde  dem  Lande  durch  eine  besondere  Bekanntmachung  d.  d.  Frank- 
furt den  16.  November  1813  kundgegeben.  Die  bezügliclien  Vertrüge  sind  jedoch  unter  dem 
20.  und  23.  November  ausgefertigt.  Na8Haui8cher.seit8  führten  die  Verhandlungen  der  usingen'sche 
Oberdtallmeister  von  Wintzingerode  und  der  Oehoime  Rat  Ibell;  die  Angabe  von  Schwartz, 
Annal.  XIV,  S.  38,  der  letztere  hätte  bei  diesen  Verhandlungen  die  freundlichste  Aufnahme  im 
Hauptquartier  Blücher's  gefunden,  ist  durch  ungenügende  Kenntnis  der  Thatsachen  herbei- 
geführt. -  *i  Förster,  Befreiungskriege  II,  S.  489,  gibt  irrig  Weilburg  an.  —  ^)  III,  S.  201, 
von   Förster,  Befreiungskriege  II,  S.  489,  Treitschke  I,  516  u.   A    nacherzählt. 


211 

die  übrigens  viel  zu  liarmlos  waren,  als  dass  sie  den  Zorn  des  Generals  in 
diesem  Masse  erregen  konnten,  erblickt  habe.  Dieses  Gasthaus  kann  nur  das 
Lamm  sein,  do<'h  hat  nach  den  vorliegenden  Nachweisen  Y'ork  sein  Quartier 
hier  nicht  gehabt.  Vielmehr  wohnte  er  vom  14.  November  bis  2.  Dezember 
bei  dem  Oberbergrat  Gramer  in  dem  damals  neugebauten  fiskalischen  Hause 
am  Mainzerthore,  dem  jetzigen  Amtsgerichte;  am  3.  Dezember  verlegte  er,  wie 
es  scheint  infolge  eines  Streites  mit  Gramer,  sein  Quartier  in  den  Schützenhof, 
wo  er  bis  zum  30.  Dezember  blieb.  Das  iJmi  damals  gemachte  Anerbieten  der 
Verpflegung  auf  Kosten  des  Herzogs  wies  er,  wie  die  Akten  berichten,  in 
schroffer  Weise  als  Beleidigung  zurück.  Ausser  York  lagen  im  Schützenhof 
Hünerbein  und  der  Russe  Wassilikow.  Im  Lamm  lagen  die  Burschen  und 
Pferde  von  York,  wodurch  das  Versehen  bei  Droysen  entstanden  ist. 

Der  folgende  Tag,  der  15.  November,  war  für  die  Ablösung  der  bisher 
von  der  Hauptarmee  gestellten  Blokadetruppen  bestimmt.  Das  Hauptijuartier  des 
Feldmarschalls  Blücher  wurde  von  Gamberg  nach  Königstein')  verlegt,  Blücher 
selbst  wohnte  an  diesem  und  dem  folgenden  Tage  mit  Goltz  und  Nostitz  bei 
dem  Gastwirt  Colosseus.  Am  17.  ging  er  nach  Höchst,  von  dort  am  19.  nach 
Frankfurt,  wo  er  mit  Jubel  empfangen  wurde,  kehrte  aber  noch  an  dem  folgen- 
den Tage  zu  dauerndem  Aufenthalte  nach  Höchst  zurück.^)  Auch  das  Corps 
des  Generals  Laugeron  wurde  nach  Königstein  gelegt.  General  Sacken  ging 
nach  Erbenheim,  York  mit  Stab  blieb  in  Wiesbaden.  Von  Wiesbaden  aus 
wurden  des  Morgens  8  Uhr  unter  Führung  von  Offizieren  des  Genevalstabes 
die  österreichischen  Vorposten  durch  ein  Bataillon  und  eine  Schwadron  der 
2.  Brigade  abgelöst;  dasselbe  erfolgte  am  Mechtildshäuser  Hofe  und  der  Erben- 
heimer  Warte  durch  je  ein  Bataillon  und  eine  Schwadron  der  7.  Brigade.^)  Der 
Weg  vom  Häuserhof  nach  Kastei  schied  den  rechten  und  linken  Flügel;  die 
Vorposten-Kette  des  rechten  Flügels  ging  von  hier  bis  Biebrich;  das  Kommando 
der  Vorposten  führte  ein  Stabsoffizier  du  jour  der  2.  Brigade.  Den  Vorposten- 
dienst an  der  Erbenheimer  Warte  hatte  an  diesem  Tage  das  ostpreussische  Jäger- 
bataillon unter  dem  Hauptmann  von  Holleben*);  der  Kommandeur  der  7.  Brigade, 
General  von  Hörn,  nahm  sein  Quartier  bei  dem  Amtmann  Lex  in  Wallau. 

Am  16.  November  besetzte  die  7.  Brigade  Biebrich  und  Mosbach  und 
soweit  sie  nicht  in  Dienst  war,  Schierstein.  General  Hörn  verlegte  sein  Quartier 
nach  Mosbach  (bei  Becker),  wo  er  sich,  wie  ausdrücklich  bezeugt  wird,  durch 
sein  leutseliges  Wesen  die  Liebe  aller  Einwohner,  deren  Beschwerden  er  stets 
bereitwilligst  anhörte,  erwarb.  Er  erhielt  die  Aufgabe,  seine  Posten  so  aufzu- 
stellen, dass  sie,  Mosbach  vor  der  Front  habend.  Kastei  und  das  Fort  Monte- 
bello  scharf  beobachten  konnten;  die  Stellung  sollte  künstlich  befestigt  werden; 
zur  Unterstützung  wurde  ihm  eine  6  pfundige  Batterie  beigegeben.  Auch  Prinz 
Wilhelm  war  an  diesem  Tage  in  Mosbach.  Der  General  von  Hünerbein  brach 
des  Morgens  um  6  Uhr  mit  der  1.  und  8.  Brigade  aus  dem  bisherigen  Quartier 

')  Nicht  Künigghofen,  wie  Pertz,  Gneisenau  III,  S.  535,  ai)t,'ibt  —  '^)  Aus  dieser  Zeit 
sind  interessante  Briete  Blüchers,  besonders  an  seine  I'rau  erhaltJ-n,  ver?!.  Colomb.  Briefe 
Blüchers;  Blasendor ff,  fünfzig  Briefe  Blüchers,  in  Sybels  Zeitschrift  54,  S  397  ff.  - 
»3  Plütho  II,  S.  492.  —  *)  Holleben  a  a.  0.,  S.  101. 

14* 


019 

Langensohwalbach  auf  und  marschierte  nach  Eibenheim,  Bierstatt,  Xonlenstatt, 
Wallau,  woselbst  er  bei  dem  Amtmann  Lex  (Quartier  nahm,  die  Artillerie  kam 
nach  Erbenheim.  In  Erbenheim  angekommen,  löste  Hünerbein  die  Posten  der 
7.  Brigade  ab,  deren  alsdann  erfolgende  Aufstellung  vorhin  angegeben  ist.  Die 
2.  Brigade  unter  dem  Prinzen  Wilhelm  von  Preussen  rückte,  nachdem  Hörn 
Mosbach  besetzt  hatte,  als  Reserve  nach  Wiesbaden,  die  Kavallerie  derselben 
nach  Dotzheim;  die  Reserve-Kavallerie  des  Corps  nach  Igsfatt  und  Kloppen- 
heim. Für  einen  etwaigen  Ausfall  oder  Angritf  der  Franzosen  von  Kastei  und 
dem  Fort  Montebello  aus  wurden  genaue  Dispositionen  ausgegeben.  An  dem- 
selben Tage  war  vom  Corps  Sacken  der  Kommandeur  der  27.  Infanterie-Division, 
Generalmajor  Stawitzky,  in  Hochheim.  Blücher  war  an  diesem  Tage,  wie  schon 
angegeben,  von  Königstein  nach  Höchst  gekommen  und  hatte  sein  (Quartier  in 
dem  prächtigen  Hause  der  Familie  Bolongaro  genommen,  zu  nicht  geringem 
Schrecken  des  Städtchens.  Höchst  hatte,  wie  die  vorliegenden  Berichte  ergeben, 
das  ganze  Jahr  hindurch  furchtbar  gelitten;  nicht  weniger  schwer  war  das 
Geschick,  welches  die  Stadt  in  diesen  Tagen  betraf.  Der  Amtmann  Lamboy 
klagt  unter  dem  1!).  Xovember,  dass  alle  Nahrungsmittel  aufgezehrt  seien,  das 
Corps  des  Generals  Sacken  hätte  alles  verbraucht.  Noch  in  der  Nacht  vom 
IS.  auf  den  19.  November  hatten  die  Kosaken  arg  dort  gehaust,  ganze  Häuser 
ruiniert  und  die  Dielen  der  Brücke  bei  Nied  fortgeholt,  fortwährend  requirierten 
dieselben  von  Frankfurt  aus.  Nun  kam  das  grosse  Ilauptijuartier,  welches  über 
100  Offiziere  aller  Grade  mit  über  700  Pferden  zum  ständigen  Aufenthalte 
brachte.  Eiligst  begab  sich  der  Gemeinderat  zu  dem  eben  eingetroffenen 
Feldmarschall,  um  Schonung  für  den  ausgesogenen  Ort  zu  erbitten.  Blücher 
antwortete  wörtlich'):  „er  verlange  täglich  Tafel  für  26  bis  30  Personen,  doch 
nicht  von  dem  armen  Städtchen  Höchst,  nicht  von  dem  ebenso  ausgeplünderten 
Amtsbezirk,  sondern  in  der  Eigenschaft  des  kommandierenden  Hauptgenerals 
im  Herzogtum  durch  Konkurrenz  des  ganzen  Landes. **  Seinem  Verlangen  ent- 
sprechend fand  die  Verpflegung  des  ganzen  Stabes  auf  Landeskosten  statt. 
Sonstige  Zuwendungen  nahm  er  nicht  an.  Der  Minister  von  Marschall  meldete 
ihm  seinen  Besuch  auf  den  2.5.  November  an  und  trug,  den  damaligen  Gepflogen- 
heiten entsprechend,  hierbei  Sorge,  dass  dem  Feldmarschall  200  Flaschen  Wein 
überreicht  wurden,  welche,  wie  das  Verzeichnis  ergibt,  den  besten  Sorten  an- 
gehörten, welche  die  Schlosskeller  zu  Wiesbaden  und  Weilburg  bargen.  Blücher 
nahm  jedoch,  wie  ein  späterer  Amtsbericht  meldet,  diese  Gabe  „in  seinem  da- 
maligen Unwillen"  nicht  an;  noch  im  Oktober  1814  standen  die  nicht  geöffneten 
Kisten  in  dem  Hausflur  des  Bolongaro'schen  Hauses  —  zum  höchsten  Unbehagen 
dea  Amtmannes.  Übrigens  war  Blücher  in  der  Zeit  seines  bis  Ende  Dezember 
dauernden  Aufenthaltes  vielfach  abwe;A}nd;  öfters  speiste  er  in  Frankfurt,  an 
welchen  Tagen  dann  Gneisenau  uml  Müffling  der  gemeinsamen  Tafel  des 
Generalstabes  fernblieben;  öfters  gab  er  Gesellschaften,  so  veranstaltete  er  am 
2.  Dezember  eine  grosse  Jagd  für  seine  Frankfurter  Freunde.  Die  eben  angeführte 
Klage    des    Amtmannes    von   Höchst    über    die    enormen    Kriegsleistungen    der 

')  Amtabericht.     Der  Amtmann  nennt  in  seinen  Berichten  Blücher  oft  den  »rubrizierten 
Feldmarseliall". 


213 

Stadt  in  diesen  Tagen  ist,  was  hier  nebenbei  bemerkt  werden  soll,  gewiss  nicht 
übertrieben.  Wie  sehr  alle  Ortschaften,  auch  die  khiinston,  in  dics.'r  Beziehunir 
in  Anspruch  gcnotninen  wurden,  mag  das  Beiapiel  des  Wiesbaden  benachbarten 
Bierstatt  zeigen.  Hier  higen  in  der  Zeit  vom  l;i.  Xovember  bis  31.  Dezember 
1813  von  russischen  und  preussischen  Truppen  aller  Waffengattungen  2012  Mann, 
dann  vum  1.  Januar  bis  9.  Mai  1814  weitere  l!)2o  Mann,  im  ganzen  3037  Mann, 
an  welche  30575  Rationen  Brot  zu  2  Pfund,  Fleisch  zu  '/2  Pfund  und  Brannt- 
wein zu  'A  Schoppen,  nebst  1600  Malter  Hafer,  1073  Centner  Heu  und  858  Cent- 
ner Stroh  geliefert  werden  mussten. 

Am  17.  November  war  die  Aufstellung  des  Corps  nach  den  Dispositionen, 
welche  York  am  15.  gegeben  hatte,  beendet.  Den  Rhein  von  der  Mündung 
der  Lahn  bis  Rüdesheim  beobachtete  der  Major  von  Sohr  mit  dem  10.  schlesischen 
Landwehr-Kavallerieregiment  und  zwei  Schwadronen  des  3.  schlesischen  Land- 
wehr-Kavallerieregiments. Von  Rüdesheim  bis  Biebrich  war  das  branden- 
burgische Husarenregiment  aufgestellt,  dessen  Kommandeur  von  Schierstädt  sein 
Stabsquartier  vom  17.  November  bis  18.  Dezember  in  Rüdesheim  hatte.  Von 
Biebrich  zur  Erbenheimer  Warte  und  dem  Mechtildshäuser  Hof  standen  die 
Posten  des  York'schen  Corps,  vom  Mechtildshäuser  Hof  über  Hochheim  stand 
das  Sacken'sche  Corps ;  Sacken  selbst  lag  an  diesem  Tage  in  Wicker.  Ausser- 
dem wurde  die  Weiterführuug  und  Vollendung  der  von  den  ()sterreichern  be- 
sonders bei  Mosbach  und  Hochheim  begonnenen  Verschanzungen  befohlen. 

Am  18.  November  bestätigten  die  Monarchen  die  aus  den  Beratungen  in 
Frankfurt  hervorgegangenen  Vorschläge  zur  Fortführung  des  Krieges  und  hier- 
mit auch  die  Bestimmungen  bezüglich  des  Kantonnements  des  York'schen  Corps 
im  Herzogtum  Nassau.  York  ging  an  diesem  Tage  zur  Meldung  bei  dem  Könige 
nach  Frankfurt  und  kehrte  am  22.  nach  Wiesbaden  zurück.')  General  v.  Hüner- 
bein  verlegte  an  diesem  Tage  sein  Quartier  nach  Erbenheim,  wo  er  bis  zum 
28.  des  Monats  verblieb. 

Die  Verschanzungsarbeiten  bei  Mosbach  wurden  am  23.  November  in  Au- 
griff genommen.  Es  wurden  Schanzen  an  der  Armeuruhmühle  und  auf  dem 
Hosenberge  oder  der  Hessler  Schanze,  sodann  zwei  Blockhäuser  gebaut,  wozu 
Arbeiter  aus  den  einzelnen  Gemeinden  gestellt  werden  mussten.  Die  Generale 
von  dem  Knesebeck,  Graf  Neipperg,  SchuwaloflT,  Sacken  und  der  französische 
General  de  Cort  waren  an  diesem  Tage,  wie  die  Kriegsrechnungen  ergeben,  in 
Hochheim  (in  der  Krone)  zusammen;  über  den  Gegenstand  der  Verhandlungen 
ist  nichts  bekannt.'^) 

Die  Aufstellung  der  Truppen  führte  schon  in  den  ersten  Tagen  zu  lebhaften 
Beschwerden  von  sciten  der  zu  stark  mit  Einquartierung  belegten  und  nicht 
mehr  leistungsfähigen  Ortschaften,  welche  von  der  herzoglichen  Regierung  nach- 
drücklichst unterstützt  wurden,  sodass  sofort  auf  eine  zweckmässigere  L'mlegung 
der  Mannschaften  Bedacht  genommen  werden  musste.  Die  L'mlegung  der  Truppen 
verfügte  Blücher  unter  dem  21.  November  mit  der  Bestimmung,  dass  dieselbe 
am  24.  November  erfolgen  sollte,  dass  aber  schon  am  23.  die  gegen  den  Feind 

')  Droysen,  York  III,  S.  204,  207,  208.  —  *)  Vielleicht  stolieu  dieselben  mit  Jen  da- 
mals schwebenden  Friedensverhanllungcu  in  Zusammenhang.  ' 


2U 


«bestellten  Posten  so  vermehrt  Nverden  sollteu,  diiss  ilemselben  die  am  folgenden 
Tii^e  stattfindende  Bewegung  verdeckt  bliebe.  Da  die  Umlegung  vom  24.  Novem- 
ber und  die  au  diesem  Tage  \ou.  den  Truppen  eingenommenen  Quartiere  nur  im 
allo-emeinen  bisher  bekannt  sind'),  soll  hier  der  Eintjuartierungsplan,  welchen 
der  in  Wiesbaden  fungierende  Kriegskommissar  unter  dem  '24.  November  der 
herzoglichen  Regierung  mitteilte,   wörtlich  folgen.     Es  wurde  gelegt: 

die   1.  Brigade    unter    dem    Befehle   des  Generalmajors    von  Hünerbein 
in  die  Gegend  von  Langenschwalbaeh,  und  zwar  1  Grenadierbataillon 
nebst  Hauptquartier    des  kommandierenden  Generals   von  York    und 
des  Brigadegenerals  von  Hünerbein  in  Langenschwalbaeh  selbst,  also 
gegen  1000  Mann    und  500  Pferde.     Der    übrige   Teil    der    Brigade 
in    Ramschied,    Bärstatt,    Wambach,    Bleidenstatt,    Hahn,    Wehen, 
Lindschied,  Hambach,  Kemel,  Langschied  und  Mappershain; 
die  8.   Brigade   unter  eben   dieses  Generals  Befehl    in    die  Gegend  von 
Nastätten;  sie  wird  verteilt  ausser  in  Nastätten  selbst  in  Nochern,  Läu- 
tert, Nauroth,  Über-  und  Niedermeilingen  und  dem  Hofe  Schmalschied; 
die  2.  Brigade  unter  dem  Prinzen  Wilhelm  von  Preussen  K.  H.     Zwei 
Bataillone   besetzen  Erbenheim,    das    mecklenburgische  Husarenregi- 
nient    in    Nordenstatt    und    Bierstatt;    das    übrige    kommt    mit    dem 
Haupt(|uartier  des  Prinzen  Wilhelm  in  und  um  Wiesbaden; 
die  7.  Brigade  unter  dem  Befehle  des  Generalmajors  von  Hörn.     Zwei 
Bataillone  in  Mosbach  selbst,  das  übrige  derselben  Brigade  in  Biebrich 
und    —    mit    dem    Hauptquartier    —    in  Wiesbaden.     Das    brandeu- 
burgische    Husarenregiment    zum    Teil    in    Mosbach,    das    übrige    in 
Dotzheim,  Hof  Nürnberg  u.  s.  w.; 
1  Compagnie  Jäger  in  Caub;     1   Compagnie  Jäger  in  Rüdesheim; 
das  brandenburg.  Ulanenregiment  zwischen  Rüdesheim  und  Niederwalluf; 
die  Landwehr-Kavallerie  in  Caub  und  in  den  Orten  zwischen  der  Lahn 

und  Assmannshausen; 
das  westpreussische  Dragonerregiment,  das  litthauische  Dragonerregiment 
und    das    ostpreussische    National-Kavallerieregiment    als    Reserve    in 
Katzenelubogen  und  Umgegend; 
die  Reserve-Artillerie  in  Kirberg,  Kaltenholzhausen,  Heringen,  Dauborn, 
Nesbach,    Nauheim,    Mensfelden,    Netzbach,   Ohren,  Burgschwalbach; 
die  Handwerker- Kolonne  und  Artillerie-Werkstätte  in  Limburg; 
1  Pionier-Compagnie    in  Wiesbaden;     1    Pionier-Compagnie     in    Erben- 
heim;   die  Train-Kolonne  der  2.  Brigade  in  Ober-  und  NiederUbbach; 
die  Train-Kolonne  der  7.  Brigade  in  Limbach. 
Die  in  dieser  Dislokationsordre  vorgesehene  Verlegung  des  Hauptquartiers 
des  Generals  York    nach    Langenschwalbaeh    hat    indessen    nicht   stattgefunden, 
da  derselbe  nach  wie  vor  in  Wiesbaden  blieb.    Prinz  Wilhelm  und  Hörn  gingen 
am  25.  November  nach  Wiesbaden,  wo  sie  —  letzterer  bei  Schlichter  im  Adler 
—  bis    zum   ."iO.  Dezember    blieben.     An  das   York'sche  Corps    schloss    sich    in 


M  Plotho  II,   9.497;    Henckel    von    Donnersmarck,    Ana  meinem  Leben,    S.  239, 
und  die  KriegHtagebiicher  daselbst  S.  453,  502,  518. 


215 

weiterhin  unveränderter  Aufstellung,  wie  .schon  vorhin  angegeben,  bis  zum 
Sohwiirzbach  das  Corps  des  Generals  von  Sacken.  Sackens  Ilauptcjuartier  war 
Flörsheim,  von  wo  dasselbe  am  2.  Dezember  nach  Darmatadt  verlegt  wurde'); 
ihm  folgte  in  Flörsheim  bis  Ende  Dezember  Fürst  Scherbatow.  An  das  Corps 
des  Generals  Sacken  schloss  sich  vom  Schwarzbach  bis  zur  Nidda  das  des 
Generals  Langeron;  der  General  selbst  hatte  sein  Ifauptf^uartvcr  anfänglich  in 
Königstein,  später,  wie  es  scheint,  in  Höchst. 

Ausserdem  crliess  Blücher  unter  dem  21.  Xovember  genaue  Dispositionen 
für  die  Ausführung  der  Einschliessung  von  Kastei,  welche  wir,  als  zu  sehr  in 
das  Einzelne  gehend,  hier  übergehen  können.')  In  dieser  Aufstellung  verblieb 
das  Corps  bis  zum  7.  Dezember,  einzelne  kleine  Veränderungen  abgerechnet, 
deren  Anführung  im  einzelnen  nicht  erforderlich  ist. 

Die  Aufgabe  des  Corps,  nämlich  die  Einschliessung  von  Kastei,  wurde  von 
Blücher,  wie  dessen  soeben  angeführten  Dispositionen  zeigen,  sehr  ernst  aufge- 
fasst,  vielleicht  ernster  als  es  erforderlich  war,  da  die  schlesische  Armee  dem 
am  linken  Rheinufer  aufgestellten  Corps  des  Marschalls  Marmont  an  Zahl  und 
Leistungsfähigkeit  weit  überlegen  war.  Die  durch  ansteckende  Krankheiten 
dezimierte  Garnison  von  Mainz  betrug  14  — 15  000  Mann,  ausserdem  waren  am 
Rheinufer  bis  Coblenz  etwa  18  —  20  000  Mann  unter  dem  Kommando  des 
Divisionsgenerals  Riccard  aufgestellt,  welche  nicht  im  stände  waren,  dem  Vor- 
dringen der  schlesischen  Armee  Stand  zu  halten.  Wir  finden  diesen  Gedanken 
mehrfach  ausgesprochen  in  Privatbriefen  des  Ministers  Marschall  aus  diesen  Tagen, 
welche  in  unzweifelhaft  deutsch-patriotischer  Gesinnung  den  Zweck  verfolgen, 
ein  Vorgehen  der  Alliierten  gegen  das  schwach  besetzte  Mainz  anzuregen.  In  ähn- 
licher Weise  lauteten  auch  Berichte  des  nassauischen  Gesandten  v.  Bock  in  Darm- 
stadt, sowie  Aussagen  von  Deserteuren  aus  Mainz,  welche  sich  öfter  —  einmal 
14  Schweizer    unter   Führung    ihres    Unteroffiziers  —  in  Wiesbaden   einstellten. 

Auf  die  politischen  und  militärischen  Gründe,  welche  die  Monarchen  im 
November  bewogen  hatten,  in  ihrem  Siegeszuge  an  den  Ufern  des  Rheins  Halt 
zu  machen,  einzugehen,  ist  hier  nicht  der  Ort,  doch  dürfen  wir  einen  derselben 
nicht  unerwähnt  lassen,  nämlich  die  offen  hervorgetretene  Notwendigkeit,  der 
schlesischen  Armee  und  besonders  dem  im  Laufe  des  Jahres  furchtbar  in  An- 
spruch genommenen  York'schen  Corps  Ruhe  zu  gönnen,  die  Truppenzahl  des- 
selben wieder  auf  die  erforderliche  Kriegsstärke  zu  bringen  und  endlich  die 
vollkommen  in  Verfall  geratene  Ausrüstung  desselben  wieder  in  Stand  zu  setzen. 
Das  Kriegstagebuch  des  York'schcn  Corps  entwirft  eine  traurige  Schilderung 
des  damaligen  Zustandes  der  Ausrüstung^)  und  in  Übereinstimmung  mit  dieser 
Schilderung  legen  die  Lieferungen,  welche  das  Herzogtum  Nassau  nach  Ausweis 
der  Kriegsrechnungen  in  den  Monaten  November  und  Dezember  für  die  schlesische 
Armee  aufzubringen  hatte,  Zeugnis  dafür  ab,  in  welchem  Zustande  die  Truppen 
sich  befanden  und  wie  dringend  notwendig  eine  mehrwöchentliche  Ruhe  war, 
um  dieselben  für  den  weiteren  Verlauf  des  Feldzuges  kriegstüchtig   zu  machen. 

')  Akten,  sodann  Droysen  II,  S.  210.  —  -)  Plotho  II,  S«.  405;  vergl.  Ilollcben,  S.  101  ff.; 
Droysen,   York  II,  S.  202  u.  a.  —  'J  VerKl.  iiuch  Ilenckel,  S.  240;    Droyson  III,  S.  l'Jö,  233. 


216 

Der  Feltlmarschall  Blücher  liatte,  in  Verbindung  mit  seinem  ursprünglichen 
Plane,  Mitte  November  den  Rhein  bei  Mülheim  zu  überschreiten,  dem  General 
St.  Priest,  Kommandeur  des  zum  Corps  des  Generals  Langeron  gehörigen 
8.  russischen  Corps,  den  Befehl  erteilt,  von  Cassel  aus  am  7.  oder  8.  November 
Siegen  zu  erreichen  und  sich  dann  gegen  den  Niederrheiu  zu  wenden.')  Am 
18.  November  erschien  St.  Priest  in  Düsseldorf,  zog  sich  aber  dann,  nachdem 
die  schlesische  Armee,  wie  vorhin  dargestellt,  eine  andere  Verwendung  erhalten 
hatte,  auf  diese  zurück,  um  die  Deckung  des  rechten  Flügels  derselben  zu 
übernehmen.  Am  26.  November  traf  er  in  Montabaur  ein,  wo  er  —  im  Gast- 
hof zur  Krone  bei  dem  Kommerzienrat  Grandy  —  bis  zum  29.  November  blieb. 
Am  30.  November  verlegte  er  sein  Hauptquartier  nach  Thal  Ehrenbreitstein; 
an  demselben  Tage  nahmen  nach  einer  Meldung  der  Regierung  zu  Thal  Ehren- 
breitstein von  den  Truppen  seines  Corps')  folgende  Quartiere  im  Herzogtum 
oder  benachbarten  Ortschaften: 

11.  Division,   Hauptquartier   Montabaur. 
1.  Jägerregiment:    Dernbach,  Würges,  Ebernhahn,  Ransbach,  Bombach; 
das  Polotzky'sche    Regiment:    Stand,    Ützingen,    Morchheim,    Bannber- 

scheid,  Boden,  Heiligenroth; 
das    Ekaterinburg'sche    Regiment:     Mogendorf,    Quirnbach,    Siershan, 

Helferskirchen,  Leuterod,  Niedersayn,  Saynerholz; 
das  Rylsky'sche  Regiment:    Meudt,  Ei&en,  Dahlen,  Ehringhausen,  Ober- 

ahr,  Niederahr,  Langwiesen,  Goldhausen,  Ruppach,  Zehnhausen; 
das  38.  Jägerregiment:    Valfendar,  Weitersburg,   Mallerau,  Urbar,  Nie- 

derwerth; 
das  Geletzi'sche  Regiment:    Höhn,  Hillscheid,  Grenzau. 

17.  Division. 

das  Belosersky'sche  Regiment:    Stadt  Nassau,  Obernhof,  Schweighausen, 

Misselberg,  Becheln,  Scheuern,  Bergnassau,  Oberwies,  Dienethal; 
das    48.  Jägerregiment:    Bad    p]ms,    Dorf  Ems,    Dausonau,    Hömberg, 

Zimmerschied,  Ladenbach; 
das  Riäsan'sche  Regiment:    Winden,  Hübingen,  Horbach,  Gackenbach, 

Welschneudurf,  Drubach: 
das    30.  Jägerregiment:    Eitelborn,    Neuhäusel,    Arenberg,    Immendorf, 

Niederberg,  Simmern: 
das  Brest'sche  Regiment:    Stadt  Neuwied; 
das  Willmanstrand'sche  Regiment:    Engers; 
das  Charkow'sche  Dragonerregiment  u.  das  Kosakenregiment  Kutainikow 

in  Bendorf  und  den  umliegenden  Dörfern; 
die  Pioniere:    Untershausen,  Stahlhofen,  Ruppenrod,  Ettersdorf; 
das  livländische  reitende  Jägerregiment:    Niederlahnstein,  Horchheim; 
die  Artillerie:    Holler,    Niederelbert,  Horressen,  Eigendorf,   Eschelbach. 


'j  Vergl.  Pertz,  Gneisenau  III,  S.  503,  535.    —  ^)   Die  Zusammensetzung  des  Corps  bei 
Plotho  III,  Beil.  2. 


217 

Die  fortwiilircndon  Streitigkeitea,  in  welche  die  preussischen  Truppen  mit 
den  Russen,  insbesondere  mit  den  rücksichtslos  und  stets  weit  über  den  hierzu 
zugewiesenen  Bezirk  fouragierenden  Kosaken  gerieten,  veranlassten  den  Feld- 
marschall, am  6.  Dezember  dem  General  St.  Priest  den  Befehl  zu  erteilen,  alle 
auf  dem  linken  Ufer  der  Lahn  kantonnierenden  Truppen  auf  daa  rechte  Ufer 
zurückzuziehen. 

In  den  alsdann  hier  zugewiesenen  Quartieren,  über  welche  nur  vereinzelte 
Nachrichten  vorliegen,  blieb  das  Corps  St.  Priest  bis  zum  31.  Dezember  des 
Jahres.  General  St.  Priest  selbst  hatte  vom  1.  bis  31.  Dezember  sein  Quartier 
im  Schlosse  zu  Engers,  wo  er  ein  lustiges  Leben  führte  und  grosse  Feste  gab; 
er  unterhielt  von  hier  aus  Verkehr  mit  der  fürstlichen  Familie  in  Neuwied. 

Kriegerische  Ereignisse  von  einiger  Bedeutung  sind  aus  dieser  Zeit  nicht 
zu  melden ;  auch  der  einfiJrmige,  allerdings-  ermüdende  und  anstrengende  Yor- 
postendienst  erlitt  wenig  Unterbrechung.')  Einiges  Leben  brachten  zunächst 
verschiedene  Besichtigungen  der  Truppen.  Am  27.  November  kam  Feldmarschall 
Blücher  nach  Hochheim,  um  von  hier  aus  die  Aufstellungen  zu  besichtigen.*) 
Am  folgenden  Tage,  den  28.  November,  erschienen  Kaiser  Franz  und  Ki'mig 
Friedrich  Wilhelm  IIL  von  Frankfurt  aus  bei  den  Truppen.')  Am  30.  Novem- 
ber erschien  der  König  in  Wiesbaden,  wo  er  an  einem  sehr  glänzend  verlaufenen 
Balle,  welchen  das  Offiziercorps  des  York'schen  Corps  veranstaltet  hatte,  Teil 
nahm;  der  gleichfalls  zu  dem  Balle  angemeldete  Kaiser  Alexander  erschien 
nicht.*)  An  dieses  Fest  schloss  sich  am  folgenden  Tage  die  Parade  des  Corps 
auf  dem  Felde  zwischen  Mosbach  und  Erbenheim;  während  der  König  mit 
glänzender  Suite  die  Fronten  abritt,  begrüssten  ihn  die  Franzosen  von  Kastei 
mit  einigen  wirkungslosen  Kanonenschüssen.  Nach  der  Parade  gab  der  König 
ein  Diner  in  der  Krone  zu  Hochheim,  welchem  ein  scherzhaftes  Nachspiel  nicht 
fehlte,  da,  wie  der  Wirt  später  klagte,  während  dieses  Diners  russische  Diener 
silberne  Löffel  stahlen.  Am  folgenden  Tage,  dem  2.  Dezember,  ging  das 
Sacken'sche  Corps,  wie  vorhin  schon  angegeben,  nach  Darmstadt,  wohin  auch 
Sacken  selbst  sein  Hauptquartier  verlegte.  In  seinem  verlassenen  Quartiere, 
der  Krone  in  Hochheim,  folgte  ihm  der  russische  General  Emmanuel,  der  in 
seinem  Gefolge  mehrere  deutsche  Maitressen  mitführte  und  mit  diesen,  wie  es 
scheint,  ein  lustiges  Leben  führte;  Gäste  bei  ihm  waren  vom  6.  bis  15.  De- 
zember der  General  Fürst  Scherbatow,  am  24.  Dezember  der  General  Graf 
Pahlen. 

Am  7.  Dezember  erfolgte  eine  teilweise  Umlegung  der  Truppen,  um  die 
durch  die  bisher  getragene  Einquartierung  erschöpften  Gemeinden  zu  erleichtern. 
Die  hierdurch  festgesetzte  Belegung  der  Ortschaften  blieb  bis  zum  31.  Dezember 
unverändert;  wir  lassen  dieselben  in  der  Aufstellung,  wie  sie  dem  herzoglichen 
Ministerium  von  dem  preussischen  Kriegskommissar  von  Reiche  zu  Wiesbaden 
mitgeteilt  wurde,  hier  wörtlich  folgen: 


')  Vergl.  Holleben,  S.  102.  —  *)  Rechnungen,  vergl.  Holleben,  S.  103.  —  =*)  Rech- 
nunaren.  —  ♦)  Akten,  sodann  Henckel,  S.  259,  -153;  Droysen  III,  S.  208  tf . ;  Fürster, 
Freiheitskriege  11,  S.  588. 


218 


Dislokations-Tableau   des  I.  preussischen  Armeecorps. 


Truppenteile. 


u 

ca 


Hauptquartier  lios  koinmamiieronilen 
Generallieutenants  v.  York       .     . 

Hauptquartier  des  Prinzen  Wilhelm 
K.  H 

BritjadekommanJeur  v.   Warburg    . 

Kriegskonimissiiriat   u.   Proviantamt 

1.  ostpreuiJS.  Inf -Reg 

1.  Bat.  des  2.  ostpreuss.  Inf.-Reg. 
Fussbatterie  No.  1 

2.  Bat.    des   2.  ostpreuss.  Inf.-Reg. 

1.  ostpreuss.   Fiis.-ßat 

2.  „  „  .... 
Landw.-Bat.  v.  Fischer  .... 
Mecklenburg.  Hus.-Reg, : 

1    Eskadron  

1  ,         inkl.  Jäger  .... 

2  Eskadrons <  .     . 

Trainkolonne 


a 
a 

c 
o 


a 
a 


Standort. 


Anmerkungen. 


263 

60 
20 
16 
908 
470 
140 
408 
4.30 
452 
480 

120 
145 
245 

130 


4296 


393 

90 
32 
24 
81 
39 
136 
31 
33 
33 
32 

128 
150 
255 
140 


1597 


Wiesbaden 


Kioppenheim 
Erbenheim 

Bierätatt 


n 

Igstatt 

Xordenstatt 

Ober-  u.  Nieder- 

libbach 


Müssen  sämtliih  au8  mili- 
tärisrhcr  Rücksicht  ^o 
kantonniert  stehen  blei- 
ben und  können  nicht 
weitläufl^er  gelegt  «er- 
den. Da  aber  nach  der 
Anzeige  des  Kriegs- 
kominissars  die  Orte 
Kloppenheim,  Erben- 
heim,  Biersuitr,  Igstatt 
und  >'orden>t.Ttt  ihre 
Truppen  nicht  mehr  er- 
halten künnen,  so  muss 
ihnen  Hülfe  gegeben 
werden.  Selbst  in  Wies- 
baden muss  Hülfe  ge- 
geben werden. 


General  v.  Hörn,  Oberst  v.  Wtlzin 
Kriegskommissariat 

1.  Bat.  des  Leib-Inf.-Reg.      .     .     . 
Landw.-Bat.  v.   Reibnitz     .     .     .     . 

„  Knorr  und  Kottulinski 

„  Sommerfeld  u.  Petten- 

hofen 

,  Bleiihenbach  u.  Wedel 

2.  Bat.  des  Leib-Inf.-Reg.      .     .     . 
Jägerdetaohement  desselben  .     .     . 

Leib-Füs.-Bat 

Brandenburg.  Hus.-Reg,  inkl.  Jäger: 

l   Eskadron  

l  ,         

3  Eskadrons       

Fussbatterie  No.  3 


Proviantamt 
Trainkolonne 


1.  Pioniercompngiiie 


60 

110 

9 

10 

554 

59 

418 

19 

434 

20 

551 

22 

428 

18 

561 

19 

134 

10 

540 

29 

HO 

113 

110 

113 

333 

342 

100 

130 

15 

10 

70 

200 

110 

11 

4537 

1235 

Wiesbaden 


Dotzheim 


Mosbach 

Biebrich 
» 

Mosbach 

Biebrich 

Schierstein 

'/i  in  Dotzheim, 

'/i  in  Mosbach 

Mosbach 

Limbach, 

Hiinerberg 

Mosbach 


Die  in  Wiesbaden,  Mos- 
bach, Biebrich  und  Ge- 
gend stehenden  Trup- 
pen können  ans  militä- 
rischer Rücksicht  nicht 
anders  dislociert  wer- 
den und  nach  dem  Be- 
richt des  Kriegskommis- 
sars müssen  sämtliche 
Quartierstiinde,  wenn 
sie  ihre  Einquartierung 
vollstündig  befriedigen 
sollen,  besondere  Unter- 
stützung erhalten. 


219 


Truppenteile. 


Oberst  und  Brijjadeohef  v.  Jürjjas 
nebst  Adjutanten  u.  Ordonnanzen 

Oberst  u.Brigadekomm.  Gr.  Henckel 
nebst  Adjutanten  u.  Ordonnanzen 

Kriegskommissariat  und  Proviantamt 

Litthauiaches  Drag.-Reg 


1.  westpreuss.  Drag.-Reg. 


Ostpreuss.  National-Kav.-Reg.    .     . 


Brandenburg.   Ül.-Reg. 


10.  schles.  Landw.-Reg.  v.  Sehr 


1.  neumärk. 


V.  Osorowaki 
V.  Sydow 


Reitende  Batterie  No.  2     . 


n  n 

Trainkolonne    . 


a 
o 
a 
o 

u 
O 


60 

20 

35 

650 


550 


550 


550 


l_ 


170 
80 


2665 


a 


99 


Stanflort. 


70 

20 

35 

700 


600 


600 


600 


Katzcnelnbogen 


200 1 
1201 


Katzcnelnbogen, 

Bremberg, 

ErjJenhausen, 

Kürdorf 

Mudershausen, 

Herold, 

Holrnfeld, 

Klingelbach 

Dörsdorf, 

Berghausen, 

Allendorf 

Elfeld  und  längs 

dem  Rhein, 
Rüdesheim  etc. 
auf  Vorposten 
bei  der  Brigade 
No.  7, 
V.  Hünerbein 
bei  der  Reserve- 
Artillerie 

Rückershausen 


2945 


Anmerkungen. 


Wenn  *itgta  der  leichte- 
ren VprpHcsunu  eine 
wfitlüuh:.ere  Disloka- 
tion gewüni-cht  werdea 
sollte,  so  erwartet  maa 
(tarüt)er  die  V'orschlütfe 
und  wird  hierbei  be- 
merkt, dass  lach  dem 
Bericht  des  KrlP({9kom- 
mi-isars  die  QuHrli<'r- 
stäade  nur  noch  eine 
sehr  kurze  Zeit  im  blande 
sein  werden,  ohne  eine 
besondere  L'nterstiitz- 
ung  den  Truppen  eine 
volUtündiife  Verpfleg- 
ung  /.u  gewahren. 


Ostpreuss.  Gren.-Bat.     . 

Westpreuss.  Gren.-Bat. 

Kriegskommissariat   .     . 

Leib-Oren.-Bat.     .     .     . 

Schles.  Leib-Gren.-Bat. 

Landw.-Bat.  v.  Walter 
„  V.   Martiz   . 

„  T.  Larisch 

„  V,  Borraitz 

S-Pfd.-Fussbatterie   No.  l 

2.  Leib-Hus.-Reg.     ,     . 


Jägerdetachement 
Trainkolonne    .     . 


372 

36 

305 

37 

9 

10 

555 

41 

569 

34 

642 

64 

437 

28 

121 

97 

512 

526 

140 

110 

74 

156 

3736 

1169 

L.Schwalbach 

n 
n 

Wehen 
Bleidenstatt 

Laufenseiden 

Kernel 

Steckenroth 

Biirstatt 

2.  u.  3.  Eskadron 

Langenseifen 

Adolfseck 


Rücksichtlich  der  Disloka- 
tion gilt  hier  dieselbe 
Bcmerkunif  und  wird 
noch  besonders  hinzu- 
gefügt, dass  nach  dem 
Bericht  des  Krie(?i- 
kommissars  die  One 
li.-Schwalhach  u.  Blei- 
denst  it  ihre  Kinquar- 
üerung  ohne  besondere 
Hülfe  nicht  ni»hr  ver- 
pflecen  konncnund  da->s 
auch  dieses  in  den  Orten 
dos  Amts  Wehen  in  einer 
sehr  kur/enZeit  derKall 
sein  wird. 


220 


'S 

Truppenteile. 

a 
o 

© 

.1 

-*^ 
es 

Standort. 

Anmerkungen. 

Generalmajor  v.  Hünerbein    .     . 

60 

90 

L.-Schwalbach 

Hier    (jetten    die    Bemer 

Kriegskommissariat 

9 
564 

10 
49 

Zorn, 

kungen  wie  Tor. 

Das  kombinierte  Füs.-Bat.      .     . 

. 

Weidenbach, 

Diethard, 

Münchenroth, 

Nauroth, 

Schmakmiihle, 

Algeiiroth 

. 

Oberst  v.  Gaza 

• 

20 

20 

Nastätten 

Bat.  V.  Bülow 

599 

62 

„     V.   Wiegand 

626 

50 

Holzhausen 

to 

a.  d.  Haide, 

Land w.- Bat.  v.  Wintert'eld     .     . 

528 

37 

Buch 
Ölsberg  und 

00 

Endlicbhofen 

Fussbatterie  No.  15 

• 

134 

107 

Ober-  u.  Nieder- 
meilingen 

Landw. -Kav.- Reg.    v.    Osorowsky 
nebst  Train-Kül.   v.   Frankenberg 

262 

75 

2891 
170 

Miohlen, 
Himraighofen, 
Ruppertshüfen 

Landw.-Kav.-Reg.  v.  Sydow  ,     . 

245 

244 

Ober-  u.  Nieder- 

wallmenach, 
Läutert,  Bogel 

3122 

1128 

u 


> 

ZI 


=  I 


■( 


12-Pfd.-Batterie  No.  1  .  .  .  . 
1  Kompagnie  des  Bat.  Gellhorn 
12-Pfd.-Batterie  No.  2  .  .  .  . 
Reitende  Batterie  No.  2    .     .     . 

n  n  n       ^     •       •       • 

n  »  r>    '■'•'■       • 

6-Pfd.-Fu88batterie  No.  2  .  .  . 
Packkolonne   No.   1 

„3 

«5 

„   13  ....     . 
Handwerkerkolonne  No.   1      •     . 

Pferdedepöt      

3  Kompagnien  des  Bat.  Gellhorn 
Verpflegungskülonno      .... 
Kriegskommiösariat 


276 

104 
241 

191 

184 

191 

192 

128 

128 

128 

126 

43 

41 

308 

27 

9 

2317 


191 

12 

172 

219 

212 

219 

100 

183 

160 

183 

189 

40 

100 

39 

50 

101 

2079 


Kirberg 


Nauheim 

Eufingen 

Dauborn 

Niederncisen 

Kaltenholzhauson 

Neesbach 

Netzbach 

Hanstüttcn 

Oberneisen 

Limburg 


Ennerich 


Der  halbe  Bedarf  der  Ar-  t 

tillerie  ist  bis  jetzt  noch  i 
auf  daa  Amt  Hadamat  i 
ao^jewieien,  Dur  der  < 
Kriegskommissar  beauf- 1| 
trajft,  seine  diesselt- ^ 
lictien  Kequisitionen  i 
dort  bis  auf  eine  ab- 1 
ändernde  BestimmuDgl 
fortzusetzen.  Sollte  eine« 
weitläufigere  Disloka-  \ 
tion  gewünscht  werden,  I 
80  erwartet  man  diel 
Vorschläge. 


221 


Truppenteile. 


a 
s 

c 
o 


o 


Standort. 


Anmerkunj^en. 


Fliegemlcs  Pfonledepüt  unter  Haupt 
mann  v.  Hauke 

Transportkolonne    iles    Lieutenants 
Kessel 

Detachcment  des  fliegenden  Pferde 
depots 

Bäckereikolonne  No.  2       ... 
«      3       .     .     . 

Von  diesem  ein  Detachenient     . 

Flif^i^endos  ^^>ldlazar(>tt  No.  2     . 

Ober-Kriej^skomniJHsariat   . 

Haupt-Proviantamt 

Feidkries'skaaae 


Hierzu 


2.  Brigade 


Reserve-Kavallerie  . 


1.  Brigade 


Reserve-Artillerie    , 
Summa     .     . 

Wiesbaden,  den  7.  Dezember  1813. 


40 


.S2 


443 

4296 
4537 
2665 
3736 
3122 
2317 


21116 


138 
104 


14 

35 

106 

39 1 

76 

361 

30 

3 

61 

40 

42 

54 

12 

14 

30 

24 

487 

1597 
1235 
2945 
1169 
1128 
2079 


10640 


Auringen 

Nauroth 

Hesloch 

Runkel 

Wiesbaden 

Diez 
Wiesbaden 

n 

L.-Schwalbaoh 


gez. :   V.  Reiche. 


Aus  Jen  folgenden  Tagen  verdient  nur  noch  Erwähnung  ein  glänzendes 
'Fest,  welches  die  herzogliche  Regierung  am  12.  Dezember  dem  Feldmarsohall 
zur  Feier  seines  Geburtstages  gab.  Blücher's  Geburtstag  ist  der  16.  Dezember; 
auf  eine  Anfrage  der  Regierung  hatte  sein  Adjutant  Goltz  irrtümlich  den 
12.  Dezember  als  solchen  bezeichnet,  worauf  ungeachtet  des  von  Blücher  selbst 
eingelegten  Widerspruchs  die  Einladungen  zu  dem  Feste  auf  den  12.  ergingen. 
Blücher  erschien  denn  auch  an  diesem  Tage  mit  Gneisenau  und  dem  übrigen 
Stabe  aus  Höchst,  Hünerbein  aus  Langenschwalbach,  Laogeron  aus  Rüdelheim, 
NO  er  sein  Quartier  hatte,  anscheinend  ist  auch  Stein  aus  Frankfurt  herüber- 
gekommen; zur  Teilnahme  aufgefordert  waren  ferner  die  nassauischen  Beamten 
|:u  "Wiesbaden  und  in  den  benachbarten  Amtern.  Der  Verlauf  des  Festes,  dessen 
jlesamtkosten  sich  auf  8477  fl.  38  kr.  beliefeu,  war  ein  äusserst  glänzender. 
[Blücher  hatte  die  Annehmlichkeit,  seinen  Geburtstag  nochmals  in  Frankfurt 
^uf  Einladung  der  Stadt,  diesesmal  aber  an  dem  richtigen  Tage,  feiern  zu 
:önnen.') 

Der  Friedensverhandlungen,  welche  im  November  zwischen  den  Alliierten 
ind  Frankreich  schwebten,  haben  wir  vorhin  bereits  so  weit,  als  es  der  Zweck 


')  Akten,  ausserdem  die  Briefe  Blüchers  bei  Colomb,  S.  76;  Sybel,  Zeitschr.  LIV,  S.399. 


222 

unserer  Darstellung  erfordert,  kurz  gedacht.  Gegen  Ende  des  Novembers 
wurden  diese  Verhandlungen  abgebrochen,  zum  grossen  Teile  infolge  der  sich 
stets  steigernden  masslosen  Forderungen  Napoleons,  welche  den  Alliierten  end- 
lich zeigten,  dass  es  jenem  nicht  Ernst  war  mit  dem  Frieden,  dass  er  vielmehr 
nur  Zeit  gewinnen  wollte,  um  neue  Heere  zu  einem  neuen  Angriffskriege  bilden 
zu  können.  Mit  dieser  Erkenntnis  tiel  die  Entscheidung,  wie  sie  den  Absichten 
der  deutsch  denkenden  und  fühlenden  Generale  und  Staatsmänner,  den  be- 
<^eisterten  W^ünschen  des  gesamten  deutschen  Volkes  entsprach.  Dem  bangen 
Warten  stand  das  Ende  bevor,  es  ging  vorwärts.  Gegen  Ende  November  wurde 
beschlossen,  dass  die  alliierten  Armeen  soweit  vorgeschoben  werden  sollten, 
dass  am  1.  Januar  1S14  der  Übergang  derselben  über  den  Rhein  auf  der  ganzen 
Strecke  von  Coblenz  bis  Basel  stattfinden  könne. 

Wir  stehen  somit  vor  der  Darstellung  einer  der  denkwürdigsten  Thaten  der 
schlesischen  Armee,  des  Rheinüberganges  derselben  bei  Caub  am  1.  Januar  1814 
und  den  nächstfolgenden  Tagen. 

Die  Dispositionen  Blüchers')  für  den  Rheinübergang  der  schlesischen  j 
Armee  sind  aus  Höchst  vom  26.  Dezember  1818  datiert;  in  dem  Begleit- 1 
schreiben^,  mit  welchem  diese  Dispositionen  den  Generalen  mitgeteilt  wurden,  j 
sagt  Blücher,  er  werde  sein  Hauptquartier  am  29.  nach  Frankfurt  verlegen,! 
eine  Bestimmung,  welche,  wie  sich  gleich  ergeben  wird,  abgeändert  wurde.  Aus  i 
diesen  Dispositionen  folgen  hier  die  wichtigeren  Stellen  wörtlich: 

Den  1.  Januar  mit  Anbruch  des  Tages  geht  die  schlesische  Armee  über' 
den  Rhein,  und  zwar  die  Corps  von  Langeron  und  von  York  zwischen  Mainz  | 
und  Coblenz  und  das  Corps  von  Sacken  zwischen  Mannheim  und  Mainz. 

Den  4.  Januar  vereinigen  sich  die  Corps  dergestalt,  dass  das  Corps  | 
von  Sacken  bei  Alzei  eintrifft  und  Neustadt,  Dürkheim  und  Speyer  mit  Detache-i 
ments  besetzt,  auch  gegen  Mainz  Kavallerie  poussiert;  die  Corps  von  Langeron! 
und  York  treffen   bei  Kreuznach    ein    und   schicken    ebenfalls  Kavallerie  gegen i 

Mainz  vor. 

Durch  Kavallerie -Detachements,  welche  von  beiden  Seiten  abgeschickt! 
werden  und  sich  zwischen  Kreuznach  und  Alzei  begegnen,  werden  gegenseitigj 
die  Nachrichten  vom  Eintreffen  gegeben;  sobald  der  Übergang  bewerkstelligt! 
ist,   wird  jedoch  schon  ein  Kurier  von  beiden  Seiten  über  Frankfurt  die  Nach-| 

rieht  davon  bringen. 

Ich  werde  mich  bei  dem  Corps   von  Langeron    und    von  York    aufhalten.! 

Die  Pont(jnbrücke  des  Corps  von  Langeron  ist  fürs  erste  in  der  Gegend! 
von  Caub  zu  schlagen,  bis  auf  den  Lahnschiffen  eine  Brücke  zu  stände  gebracht] 
ist,  um  eine  fliegende  Brücke  bei  Coblenz  zu  errichten.  [ 

Ausserdem  erfolgten  gleichzeitig  mit  diesen  Generaldispositionen  weiter® 
Spezialdispositionen    für    die    einzelnen    Corps.      Die   Spezialdisposition    für   das 

York'sche  Corps  lautet: 

Das  York'sche  Corps  verlässt  Wiesbaden  und  die  Gegend  am  30.  Dezember 
und  konzentriert  sich  zwischen  Langenschwalbach  und  dem  Rhein. 

VKrie-rttafjebuch  des  York'achen  Corp.?,  hiernach  Plotho  III,  S  44  ff.;  Damitzj 
Droyaen  u.  a.   -    ')  Kriegstagebuch;    Plotho  a.  a.  U.;    Droyaen  111,  S.  230. 


223 

Am  31.  Dezember  zwischen  Nastätten  exklusive  Schönau  und  dem  Rhein 
gegen  Caub  und  St.  Goarshausen. 

Am  1.  Januar  1814  seliifft  die  Infanterie  der  Avantgarde  auf  den  zwischen 
Caub  und  der  Lahn  vorhandenen  Schiffen  in  der  Gegend  von  Caub  über.  Die 
Leinwands-Pontonbrücken  werden  bei  Caub  geschlagen  und  das  Corps  fidgt 
dem  Übergange  seiner  Avantgarde.  Sobald  die  Kavallerie  und  Artillerie  der 
Avantgarde  übergegangen  ist,  setzt  sich  das  Ganze  über  Rheinböllen  nach 
Stromberg  in  Bewegung.  Ein  Detachement  von  einem  leichten  Kavallerie- 
Regiment,  einem  Füsilier-Bataillon  und  einer  halben  reitenden  Batterie  besetzt 
Simniern.  Das  Corps  rückt  in  enge  Kantonnierungen  zwischen  Bacherach  und 
Rheiubtdlen. 

Das  Haupt(juartier  der  schlesischen  Armee  wird  sein 
den  30.  Dezember  in  Langenschwalbach, 
den  31.  Dezember  in  Caub. 

Plotho,  der  diese  Disposition  aus  dem  Kriegstagebuch  des  York'schen 
Corps  mitteilt'),  hat  es  unterlassen,  Datum  und  Ausstellungsort  derselben  anzu- 
geben; dieselbe  ist  wie  die  Generaldisposition  aus  Höchst  vom  26.  Dezember  1813 
datiert.  York,  der  am  26.  mittags  die  bei  Droysen  III,  S.  230  mitgeteilte  vor- 
läufige Benachrichtigung,  dass  der  Übergang  am  1.  Januar  stattfinden  solle, 
erhalten  hatte,  empfing  diese  letzten  Dispositionen  am  27.  Dezember  mit  nach- 
stehendem Schreiben  Blüchers: 

An  etc.  Herrn  v.  York  Excellenz. 

Ew.  etc.  übersende  ich  in  der  Anlage  die  Dispositiones  zum  Über- 
gange über  den  Rhein  mit  dem  ergebensten  Bemerken,  dass  die  Ponton- 
compagnie  des  Graf  Langeron'schen  Corps  am  30.  d.  M.  in  Xastätten 
eintreffen  werde,  wo  Hochdieselben  ihnen  den  Befehl  erteilen  wollen, 
sich  den  31.  nach  Caub  in  Marsch  zu  setzen. 

Hauptquartier  Höchst,  den  26.  Dezember  1813. 

v.  Blücher. 

Die  Spezialdisposition  für  das  Corps  von  Langeron  regelte  dessen  Marsch 
dahin,  dass  dasselbe  stets  dem  von  York  folgen  sollte;  am  31.  Dezember  sollte 
es  zwischen  Nastätten  inkl.  Schönau  am  rechten  Ufer  des  Mühlbachs  und 
Langenschwalbach,  die  Reserve-Kavallerie  in  Langenschwalbach  und  Katzeneln- 
bogen  stehen;  am  1.  Januar  sollte  das  Korps  nach  Caub  weiterrücken.  Die 
Stärke  dieses  Corps  betrug  etwa  35  000  Mann. 

In  dem  vorhin  erwähnten,  am  26.  Dezember  an  York  gerichteten  Schreiben'; 
sagt  Blücher,  er  werde,  um  die  Wiederaufnahme  der  Feindseligkeiten  möglichst  zu 
verheimlichen,  bei  der  auf  den  29.  angesetzten  Verlegung  seines  Hauptquartiers 
von  Höchst  nach  Frankfurt  solche  Einrichtungen  treffen,  als  wenn  er  auf  längere 
Dauer  dort  bleiben  würde.  In  der  That  sind,  wohl  um  die  stark  betriebene 
Spionage  der  Franzosen  zu  täuschen,  die  Bewegungen  des  Hauptquartiers  mit 
einem  solchen  Erfolge  verschleiert  worden,  dass  man  noch  heute  in  den  ein- 
gehendsten Darstellungen  der  Ereignisse  jener  bewegten  Tage   vergeblich   nach 


')  III,  S.  46.  —  *)  Droyseo  III,  S.  230. 


224 

genauen  Angaben  sucht.  Einen  Beleg  dafür,  wie  vorsichtig  die  Vorbereitungen 
des  Corps  zum  Abmarsch  betrieben  wurden,  zeigt  ein  Brief  des  nassauischen 
Kriegsrars  Geyer  zu  Wiesbaden,  welcher  mit  dem  preussischen  Kommissar 
von  Reiche  das  Einquartieruugswesen  leitete  und  also  am  besten  unterrichtet 
sein  konnte,  au  den  Geh.  Rat  Ibell  vom  29.  Dezember,  in  welchem  es  wörtlich 
heisst:  .,Endlich  habe  ich  das  tief  beobachtete  Geheinmis  ergründet,  dass  morgen 
den  30.  Dezember  das  ganze  York'sche  Armeecorps  aus  der  hiesigen  Gegend 
abmarschiert.  Wohin":'  ist  durchaus  unbekannt.  Nur  erfuhr  ich  von  Herrn 
von  Reiche,  dass  der  1.  Januar  ein  merkwürdiger  Tag  sein  werde,  an  welchem 
der  Herr  von  York  abermals  ein  grosses  Wagestück  unternehmen  und  aus- 
führen werde." 

Die  Angaben  über  den  Tag,  au  welchem  Blücher  sein  Hauptcjuartier  nach 
Frankfurt  verlegte,  weichen  ab;  er  selbst  hatte  den  29.  Dezember  in  Aussicht 
genommen,  von  sonstigen  Angaben  soll  nur  die  von  Mütfling')  angeführt  werden, 
welcher  den  25.  Dezember  angibt.  Nach  der  ausdrücklichen  Angabe  in  einem 
Berichte  des  Amtmanns  Lamboy  zu  Höchst,  sowie  den  Verptlegungsrechnungen 
steht  jedoch  fest,  dass  Blücher  mit  dem  ganzen  Hauptquartier  am  Nachmittage 
des  27.  Dezember  nach  Frankfurt  ging.  Über  den  Tag  des  Aufbruchs  des 
Hauptquartiers  von  Frankfurt  und  die  von  demselben  eingeschlagene  Richtung 
habe  ich  nur  eine  zuverlässige  Angabe  gefunden,  nämlich  eine  Frankfurter 
Korrespondenz  in  der  Darmstädter  Zeitung  vom  4.  Januar  1814;  alle  Spezial- 
darstellungen  der  Kriegsgeschichte  dieser  Zeit  gehen  hierüber  hinweg.  In  dieser 
Korrespondenz  heisst  es,  Blücher  habe  am  30.  Dezember  Frankfurt  in  der  Rich- 
tung nach  Coblenz  verlassen.  Diese  Tagesangabe  ist  richtig,  die  unbestimmte 
Angabe  der  von  Blücher  eingeschlagenen  Richtung  zeigt,  wie  wenig  man  noch 
am  4.  Januar  sogar  in  Frankfurt  von  dem  weltgeschichtlichen  Ereignisse,  welches 
sich  wenige  Tage  vorher  in  einer  Entfernung  von  nur  einigen  Meilen  vollzogen 
hatte,  wusste!  Die  Kriegsrechnungen')  ergeben  als  thatsächlich,  dass  Blücher 
am  30.  Dezember  von  Frankfurt  aufbrach  und  sich  mit  seinem  Stabe  direkt 
nach  Wiesbaden  begab,  wo  er  bei  dem  Posthalter  Schlichter  im  Adler  abstieg. 
Eine  vorausgesandte  Estaffette  hatte  im  Adler  das  Mittagsessen  auf  4  Uhr  für 
24  Personen  bestellt;  es  ist  anzunehmen,  dass  Blücher  diese  Stunde  eingehalten 
hat.  Rechnen  wir  für  die  in  Wiesbaden  erfolgte  Unterbrechung  der  Fahrt  drei 
Stunden,  so  wird  es  7  Uhr  abends  gewesen  sein,  als  Blücher  Wiesbaden  ver- 
liess,  um  das  in  der  Disposition  vorgesehene  Nacht([uartier  in  Langenschwalbach 
zu  erreichen;  ziehen  wir  die  Beschaffenheit  der  Wege  und  die  Jahreszeit  in 
Betracht,  so  wird  derselbe  nicht  vor  1 1  Uhr  abends  in  Langenschwalbach  an- 
gekommen sein.  Es  liegt  zwar  keine  aktenmässige  Bestätigung  dafür  vor, 
dass  Blücher  die  Nacht  vom  30.  auf  den  31.  Dezember  in  Langenschwalbach 
zugebracht  hat,  aber  diese  Annahme  wird  weiterhin  unterstützt  durch  die  An- 
gabe Colombs^),   dass  Blücher  die  damals   an    die    schlesische  Armee    erlassene 


')  Kriegsgeschichte  des  Jahres  1813,  II,  8.  14.  —  ^)  Staat.sarcliiv.  —  ^)  Briefe  Blüchers, 
S.  82.  Das  Kriegstagebuch  und  Plotho  III,  S.  52,  geben  jedoch  an,  dass  diese  Proklamation, 
sowie  eine  zweite  im  dii;  I^'svoliniT  i\oh  linktni  Klieiiiufers  gerirhtete,  welclie  „Am  linken 
Rheiimfer,  d.  1.  Januar  1814"    datiere  ist,  am    1.  Januar   in  (.'aub  ausgegeben  sei. 


225 

—  wohl  vorher  fertiggestellte  und  deshalb  weder  mit  Ausstellungsort  nooh  Datum 
versehene  —  Proklamation  am  30.  in  Langenschwalbach  erlassen,  d.  h.  aus- 
gegeben habe,  eine  Angabe,  welche  nach  Lage  der  I'mstände  glaul) würdig 
erscheint.  Ausserdem  findet  sich  in  den  Rechnungen  die  Ausgabe  für  einen 
dem  Feldmarschall  am  31.  Dezember  von  Langenschwalbach  nach  Caub  nach- 
geschickten Statfettenreiter,  woraus  sich  ergibt,  dass  jener  kurz  vorher  dort 
gewesen  sein  muss. 

Der  Aufliruch  des  Corps  selbst  erfolgte  an  diesem  Tage  —  den  30.  Dezember 
genau  nach  den  gegebenen  Dispositionen.')  York  verlegte  sein  Hauptquartier 
nach  Kemel,  die  übrigen  in  Wiesbaden  einquartierten  Generale  und  Brigade- 
Kommandeure  verliessen  gleichfalls  die  Stadt.  Prinz  Wilhelm  von  Preussea 
gab  die  2.  Brigade  an  den  Obersten  von  Warburg  ab  und  übernahm  in  Langen- 
schwalbach das  Kommando  der  bisher  von  Hünerbein,  welcher  inzwischen  zum 
Generallieutenant  befördert  war,  geführten  8.  Brigade;  Hünerbein  selbst  und 
unter  ihm  Generalmajor  von  Katzler,  welcher  bis  dahin  sein  Quartier  in  Mosbach 
gehabt  hatte,  übernahm  die  Bildung  und  Führung  des  Vortrabs. 

Der  31.  Dezember  war  bestimmt,  den  Aufmarsch  der  Truppen  für  das 
auf  den  folgenden  Tag  angesetzte  Unternehmen  nach  den  gegebenen  Dis- 
positionen zu  vollenden.  General  von  York  verlegte  sein  Hauptquartier  nach 
Caub,  wo  er  mittags  vor  dem  Feldmarschall  eintraf.  Da,  wie  bereits  an"-e- 
geben,  York  seine  Verpflegung  selbst  bestritt  und  jedes  Anerbieten  einer  Ver- 
pfleguüg  auf  Landeskosten  zurückwies,  haben  wir  über  das  Haus,  in  welchem 
er  in  Caub  Quartier  nahm,  keine  bestimmte  Angabe,  doch  könnte  die  Ver- 
mutung aufgestellt  werden,  dass  er  im  Hause  der  Witwe  des  Weinhänd- 
lers Kilp  wohnte.  Ihm  folgte  im  Laufe  des  Tages  der  Feldmarschall  selbst, 
der  bei  einbrechender  Dunkelheit,  gegen  4  Uhr  nachmittags,  mit  dem  ganzen 
Hauptquartier  in  Caub  eintraf  und  bei  dem  Amtmann  von  Heusser  daselbst 
Quartier  nahm."') 

Nach  dem  Kriegstagebuch,  dessen  Angaben  sich  bei  Plotho  HI,  S.  47  im 
Auszuge  finden,  war  die  Aufstellung  der  Truppen  an  diesem  Tage  —  31.  De- 
zember —  folgende: 

1.  Die  erste  Brigade  hatte  St.  Goarshausen  (Brigadequartier),  Reichen- 
berg, Brennerhof  (auch  Heppenhof  genannt),  Patersberg,  Welmich, 
Bornig  und  Caub.     In  Rüdesheim  die  beiden  Jäge/compagnien. 

2.  Die  zweite  Brigade  hatte  Lierschied  (Brigadequartier),  Ober-  und 
Niederwallmenach,  Läutert,  Weidenbach,  Auel,  Reitzeuhain. 

3.  Die  siebente    Brigade  hatte  Welterod  (Brigadequartier),  Hof  Rodeln, 
.  Espenschied,  Patfester  Hof,  Mappenhof,  Aulhausen,  Stephanshausen, 

Nothgottes  und  Patersberg.  :       'ej^y-» 

4.  Die  erste  Brigade  hatte  Caub  (Brigadequartier),  Sauertbal,  Ramsei, 
Weisel,  4>l>€r-  und  Nie<lei5()rscheid,  Lorch,  Lorchhausen. 

')  Ausser  den  vorhin  anirefiihrten  Dispositionen  ist  zu  ver?!.  Henckel,  S.  240ff.,  502, 
519;  Holleben,  S.  106.  —  ')  Eine  eingehende  Erürterun»  dieser  für  die  Darstellung  neben- 
sächlichen Frage  gibt  die  Beilage. 

15 


226 

5.  Die  Reserve-Kavallerie  hatte  Endlichliofen,  Ölsberg,  Ruppertshofen, 
Casdurf,  Bogel,  Marionfels,  Pissighofen,  Oennerich,  Ilimniighofen, 
Nüohern,  Eschbaoh,  Prath,  Weyer. 

6.  Die  Reserve-Artillerie  Strüth  und  Lipporn. 

7.  Die  Bagage  in  Breithard,  Steokenroth  und  Ilolzliausen  über  Aar. 
Die  vorstehende  Angabe  des  Kriegstagebuchs,  dass  das  Hauptquartier  des 

Prinzen  Wilhelm,  Kommandeurs  der  S.  Brigade,  am  31.  Dezember  schon  in 
Caub  gewesen  sei,  ist  nicht  richtig.  Der  Prinz  war  an  diesem  Tage  und  in 
der  Nacht  zum  1.  Januar  im  Kloster  Schcmau.  In  der  von  der  Gemeinde 
Strüth  wegen  der  Einquartierung  des  Stabes  der  8.  Brigade  eingereichten  Liqui- 
dation ist  als  Brigadekommandeur  sonderbarer  Weise  General  von  Steinmetz') 
genannt,  statt  des  Prinzen.  Am  folgenden  Tage  kam  der  Prinz  nach  Caub, 
denn  erst  am  1.  Januar,  nicht  aber  schon  am  31.  Dezember,  berechnete  die 
Stadt  Lieferungen  für  ihn  und  seinen  Stab  (Rationen  für  48  Pferde). 

Zur  Ausmittelung  der  für  den  Übergang  geeigneten  Stelle  des  Rheins 
waren  am  29.  Dezember  der  Ingenieurmajor  von  Markow  und  der  Major  von 
Klitzing  vom  Generalstabe  nach  Caub  gesandt.  Derselbe  berichtete")  folgendes: 
„Bei  Caub  hat  der  Übergang  über  den  Rhein  solche  Schwierigkeiten,  dass  er 
beinahe  unmöglich  ist,  wird  er  von  hinlänglichen  Truppen  am  linken  Ufer  ver- 
teidigt, dann  der  Engpass  von  Weisel  nach  Caub  von  dem  hohen  Thalrande 
des  linken  Ufers,  auf  welchem  Ilenschhausen  liegt,  kann  eingesehen  und  mit 
Geschützfeuer  bestrichen  werden  und  ist  das  Städtchen  Caub  mit  seinea  engen 
Strassen  in  Brand  gesteckt,  so  ist  die  einzige  Passage  durch  die  Stadt  nach 
dem  Ufer  unterbrochen;  endlich  steigt  auch  das  jenseitige  Ufer  unmittelbar  an 
der  Chaussee,  die  dicht  am  L^fer  von  Bacharach  nach  St.  Goar  läuft,  sehr  steil 
in  die  Höhe.  Xur  beschwerliche  Fusssteige  in  engen  Schluchten  führen  nach 
dem  Thalrande  und  es  fehlt  durchaus  an  Terrain,  sich  dies-  und  jenseits  aus- 
zubreiten, da  das  Rheinthal  sehr  schmal  ist.  Sind  daher  die  Schluchten  ver- 
hauen, so  ist  der  Übergang  über  den  Rhein  fast  unmöglich." 

Als  General  von  York  am  31.  Dezember  mittags  in  Caub  eingetroffen 
war,  gab  er  für  den  Übergang  die  nachstehenden  Dispositionen:^)  Eine  zwölf- 
pfündige  Batterie*)  fährt  von  Weisel  auf  dem  rechten  Ufer  des  Caub-Baches 
und  eine  halbe  zwölfpfündige  Batterie  bei  den  Ruinen  von  Gutenfels  auf,  diese 
Batterien  bestreichen  das  linke  Rheinufer  und  verhindern  das  Auffahren  feind- 
licher Batterien. 

Zwei  zwölfpfündige  Kanonen  werden,  sobald  der  Übergang  stattfindet,  unten 
am  Ufer  aufgestellt  und  werden  die  Ecke  der  Chaussee  am  Fusse  der  Platte 
bestreichen. 


')  Steinmetz  führte  früher  die  er.ste  Brigade,  welche  aber  in  diesen  Tagen  schon  General 
von  Pirch  II  hatte;  vergl.  Droysen  III,  S.  225,  hiernach  ist  Beitzke,  Freiheitskriege  III, 
S,  72,  zu  berichtigen.  —  *)  Bericht  des  Majors  von  Klitzing  im  Kriegstagebuche;  hiernach 
fast  würtlich  bei  Plütlio  III.  S.  47.  —  ^)  Kriegstagebuch,  luornach  Plotho  III,  S.  49,  zu  er- 
gänzen. —  *)  Die  zwölfpfündige  Batterie  No.  1  unter  dem  Hauptmann  Witte  war  auf  dem  Hofe 
Sfluerthal  einquartiert,  am  31.  Dezember  war  sie  zur  Deckung  der  Brücke  auf  dem  Hohenrod 
In  Cauber  Gemarkung  aufgefahren,  wo  sie  an  den  folgenden  Tagen  bivouakierte.    Kriegsrechn. 


227 


Eine  Conipagnie  Jäger,  welche  in  Rüdoshoim  liegt,  besetzt  d.'n  W.'g  von 
Assmannsliausen  längs  <len  Rhein  hinab  und  beschiesst  an  den  schmälsten  Stellen 
die  von  Bingen  naoh  Baoharach  führende  Strasse. 

Die  Infanterie  der  8.  Brigade  geht  sich  fulgend  auf  Kähnen  übor  den 
Rhein  und  wenn  sie  hinüber  ist,  bemächtigt  sie  sich  der  jenseitigen  Schluchten 
und  Höhen,  sperrt  die  Chaussee,  nimmt  das  Dorf  flenschhausen  und  sudit 
Bacharach  von  dem  Wege  von  Breitscheid,  wo  es  wahrscheinlich  am  zugäng- 
lichsten ist,  in  Besitz  zu  nehmen.  Von  Lorchhausen  und  Lorch  werden  während 
der  Nacht  in  aller  Stille  die  Kähne  heruntergebracht  und  zum  Überfahren 
gebraucht. 

Zu  der  8.  Brigade  stossen  noch  zwei  Compagnien  ostpreussische  Jäger, 
das  2.  Leibhusaren-,  das  brandenburgische  Ulanenregiment,  eine  Eskadron 
Brandenburger,  eine  Eskadron  mecklenburger  Husaren  und  eine  Eskadron  des 
ostpreussischen  National-Kavallerie-Regiments  mit  einer  reitenden  Batterie. 

Sowie  die  Brücke  geschlagen  ist,  geht  zuerst  die  Kavallerie  und  die  Artillerie 
der  Avantgarde  über,  dann  folgt  die  erste,  zweite  und  siebente  Brigade,  die 
Reserve-Kavallerie  und  Reserve-Artillerie,  das  ostpreussische  National-Kavallerie- 
Regiment  gehört  zur  ersten  Brigade. 

Die  Truppen  versammeln  sich  sämtlich  bei  Weisel  und  rücken  von  hier 
nach  und  nach  nach  Caub;  es  darf  kein  Wagen  früher  hinüber,  als  bis  zuvor 
alle  Truppen  auf  dem  linken  Ufer  versammelt  sind. 

Sowie  die  Avantgarde  ganz  hinüber  ist,  marschiert  sie  nach  Stromberg. 
Der  Generalmajor  von  Katzler  kommandiert  die  Kavallerie  der  Avantgarde,  den 
Oberbefehl  über  die  letztere  führt  der  Generallieutenant  von  Hünerbein.  Um 
12  Uhr  des  Nachts  fängt  der  Übergang  an  und  die  Infanterie  der  ersten  Brigade 
wird  um  7  Uhr  folgen,  wenn  auch  die  Brücke  nicht  fertig  ist. 

Während  das  Corps  des  Generals  St.  Priest  rechts  von  dem  York'schen 
Corps  aufmarschiert  war,  um  gleichzeitig  mit  diesem  in  der  Xeujahrsnacht  den 
Rhein  bei  Ehrenbreitstein  zu  überschreiten,  war  das  Corps  von  Langeron  diesem 
in  der  Weise  gefolgt,  dass  es  am  31.  Dezember  zwischen  Nastätten,  Langen- 
schwalbach  und  Katzenelnbogen  bereit  stand,  um  am  1.  Januar  auf  das  linke 
Ufer  nachrücken  zu  können. 

Am  Abende  des  31.  Dezember  wurde,  wie  ein  Protokoll  des  Stadtvorstandes 
von  Caub  angibt,  durch  Offiziere  den  Stadtvorstehern  mündlich  der  Befehl 
erteilt,  durch  die  Schiffer  sofort  alle  vorhandenen  Kähne  sowie  alles  zum  Bau 
einer  Brücke  dienliche  Material  zusammenbringen  zu  lassen.  Ebenso  wurden 
aus  St.  Goarshausen  und  Welmich  die  für  die  Arbeiten  brauchbaren  jungen 
Schiffer  herbeigeholt.  Um  10  Uhr  abends,  wie  das  Kriegstagebuch  ausdrücklich 
berichtet,  nicht  aber  erst  um  Mitternacht,  wie  vielfach  angegeben  wird,  begann 
General  von  Hünerbein  mit  der  Ausführung  der  ihm  in  der  Übergangsdisposition 
gestellten  Aufgabe.  Tor  12  Uhr  nachts  war  die  Aufstellung  des  Vortrabs 
beendet;  die  Infanterie  stand  am  Rheinufer,  die  Kavallerie  und  Artillerie  stand 
hinter  der  Stadt  Caub  in  dem  Pass  von  W»Msel.  Die  Spitze  des  Vortrabs 
führte  General  von  Katzler;  sie  bestand  aus  drei  Bataillonen  Infanterie,  dem 
2.  Leibhusaren-Reginient,  drei  weitereu  Eskadrous  und  einer  reitenden  Batterie. 

15» 


228 

Das  Hauptcorps  des  Vortrabs  unter  Ilünerbein  selbst,  den  Oberstlieutenants 
von  Hiller  und  von  Stutterheim,  bestand  aus  6  Bataillonen  Infanterie,  8  Eskadrons 
und  einer  Fussbatterie.')  Punkt  12  Uhr  traf  der  Feldmarschall  bei  Hünerbein 
ein  und  wurde  von  den  Truppen  trotz  des  strengen  Gebots,  dass  jeder  Lärm 
vermieden  werden  sollte,  mit  einem  heiteren  Prosit  Neujahr I  begrüsst;  von 
dort  ritt  Blücher  an  den  Rhein  an  die  zum  Übergang  ausersehene  Stelle.') 
Um  dieselbe  Zeit  waren  die  russischen  Pontons,  welche  in  den  vorhergehenden 
Tagen  in  Nastätten  hergerichtet  waren,  am  Rheinufer  eingetroffen.  Der  Bau 
der  Brücke  wurde  sofort  dicht  oberhalb  Caub  in  der  Richtung  auf  die  Pfalz 
begonnen;  gleichzeitig  wurden  von  den  Schiffern  alle  vorhandenen  Kähne  so 
geräuschlos  wie  möglich  in  den  Rhein  geschoben.  Dies  gelang  und  es  schien, 
als  ob  die  bisher  erfolgten  Vorbereitungen  trotz  des  Lärms,  der  nicht  zu  ver- 
meiden war,  und  der  ungewöhnlichen  Beleuchtung  der  Häuser  in  Caub'),  am  linken 
Ufer  nicht  bemerkt  wurden.  Die  Witterung  begünstigte  das  T'nternehmen,  die 
Nacht  war  hell  und  sternenklar,  im  Thale  selbst  war  es  nicht  besonders  hell. 
Der  Rhein  war  eisfrei,  erst  gegen  den  11.  Januar  trat,  wie  ein  Amtsbericht 
meldet,  starker  Eisgang  ein.  So  war  es  möglich,  dass  um  2V2  Uhr  nachts 
200  Füseliere  des  brandenburgischen  Infanterie-Regiments  unter  Führung  des 
Majors  Grafen  von  Brandenburg  mit  dem  Major  von  Arnauld  vom  Generalstabe 
in  Kähnen  den  Übergang  eröffneten.  Eine  Viertelstunde  war  verflossen,  als  die 
Kähne  an  der  im  Befehl  bestimmten  Stelle,  und  zwar  unterhalb  des  von  einer 
französischen  Wache  besetzten  Zollhauses  landeten.  In  dem  Zollhause  brannte 
Licht,  sonst  herrschte  vollständige  Ruhe,  als  die  braven  Brandenburger  an  das 
Ufer  sprangen  und  hier,  dem  strengen  Gebote  zuwider,  in  ein  stürmisches  Hurrah! 
ausbrachen.  Hierdurch  wurden  die  Franzosen  aufgeschreckt,  es  fielen  einige 
Schüsse,  durch  welche  ein  Mann  und  ein  aus  Caub  mitgenommener  Führer  ver- 
wundet wurden.  Es  entwickelten  sich  nach  und  nach  Schützengefechte  mit 
kleineren  Abteilungen  Franzosen,  die  lebhafter  wurden,  als  8  Uhr  morgens  von 
Bacharach  aus  etwa  400  Mann  französische  Infanterie  anrückten  und  auch  ein 
französisches  Geschütz,  von  welchem  8  oder  9  Schuss  abgegeben  wurden,  in 
den  Kampf  einzugreifen  suchte;  doch  auch  den  durch  steten  Nachschub  ver- 
stärkten preussischen  Truppen  gestattete  das  Tageslicht,  sich  zu  entwickeln  und 
das  Gefecht  aufzunehmen,  welches  dann  von  den  Generalen  von  Hünerbein 
und  von  Katzler  geleitet,  nach  kurzer  Zeit  mit  der  Besetzung  von  Bacharach 
und  Oberwesel  endete.  Die  Preussen  hatten  festen  Fuss  an  dem  linken  Ufer 
des  deutschen  Stromes  gefasst,  überall  in  Stadt  und  Dorf  mit  hellem  Jubel  von 
den  harrenden  Einwohnern  begrüsst,  denen  der  denkwürdige  Neujahrsmorgen 
nach  zwanzigjähriger  Unterjochung  die  Befreier  gebracht  hatte.  Während  dieser 
Vorgänge  war  Kahn  auf  Kahn  mit  Truppen  ohne  Unterbrechung  gefolgt;  bis 
7  '/2  Uhr  abends  war,  also  nur  mittels  der  Kähne,  die  ganze  Infanterie  der 
ersten  Brigade  an  das  andere  Ufer  gebracht;  ohne  Aufenthalt  folgte  sofort  die 
zweite  Brigade.    Ausserdem  waren  so  rasch  wie  möglich  zur  Unterstützung  der 


')  Kriegstagebuch,  hiernach  Plotho  111,  S.  49.  —  *)  Aufzeichnung  eines  Freiwilligen 
des  ostpreussiachen  Jägerbataillons,  bei  Förster,  Freiheitskriege  II,  3.  595.  —  ^)  Henckel, 
S.  242. 


229 

am  linken  Ufer  im  Gefecht  bezw.  im  Vorgehen  bofindhchen  Truppen  zwei 
Eskadrons  Leibhiisaren  und  zwei  reitende  Geschütze  auf  Fähren  von  der  Pfalz 
aus  übergesetzt.  Inzwischen  ward  natürlich  an  der  Brücke  gearbeitet,  doch 
konnten  hier  nicht  die  Fortschritte  gemacht  werden,  wehjhe  man  bei  dem  General- 
stabe für  ausführbar  gehalten  hatte  und  nach  welchen  die  vorhin  mitgeteilten 
Dispositionen  bemessen  waren.  Zwar  war  bis  nachmittags  4  Ulir  die  Brücke 
bis  zur  Pfalz  und  von  dort  soweit  fertiggestellt,  dass  bis  zum  linken  Ufer  nur 
noch  etwa  zehn  Pontons  fehlten  und  die  Truppen  schon  den  Befehl  zum  Hin- 
überrücken erwarteten,  als  die  Verankerung  der  äusseren  Pontons  sich  histe  und 
hierdurch  das  ganze  Stück  der  Brücke  jenseits  der  Pfalz  von  dem  Strome  herum- 
gerissen wurde  und  die  Brücke  bis  beinahe  an  die  Pfalz  abgenommen  werden 
musste.  Das  Kriegstagebuch  des  York'schen  Corps  weist  jede  Schuld  des 
preussischen  Generalstabes  an  diesem  unangenehmen  und  störenden  Zwischen- 
falle mit  der  bestimmten  Erklärung  ab:  „An  diesem,  den  Übergang  so  sehr  ver- 
zögernden Ereignis  war  der  Eigensinn  der  russischen  Pontonniers  schuld,  die 
sich  aller  Vorstellungen  ungeachtet,  der  schweren  Rheinanker  zur  Befestigung 
der  Brücke  nicht  bedienen  wollten."  Durch  diese  unerwünschte  Störung  wurde 
die  weiterhin  für  den  1.  Januar  beabsichtigte  Truppenbewegung  unmöglich  ge- 
macht; die  Truppen  verblieben  im  Marschquartier  an  den  Stellen,  an  welchen 
sie  sich  befanden.  Das  Hauptquartier  des  Generals  Blücher  und  York  blieb  in 
Caub;  der  Vortrab  und  die  erste  Brigade  unter  Hünerbein  standen  bei  Bacharach 
und  Steg,  die  zweite  im  Übergang  begriffene  und  die  erste  Brigade  unter  dem 
Prinzen  Wilhelm  standen  in  Caub,  die  siebente  Brigade,  Kavallerie  und  Artillerie 
lagerten  bei  Weisel;  an  diese  hatte  sich  das  im  Anmarsch  befindliche  russische 
Corps  Langeron  herangeschoben. 

Am  folgenden  Tage,  dem  2.  Januar,  war  es  den  russischen  Pontonniers 
nach  grossen  Anstrengungen  des  Morgens  9  Uhr  gelungen,  die  Brücke  zu  vol- 
lenden; auf  der  Strecke  vom  rechten  Ufer  bis  zur  Pfalz,  deren  Breite  150  Schritt 
beträgt,  waren  27  Pontons  gelegt,  auf  der  Strecke  von  der  Pfalz  bis  zum  linken 
Ufer,  deren  Breite  240  Schritt  beträgt,  44  Pontons.*) 

So  konnten  von  9  Uhr  morgens  ab  an  diesem  Tage  die  in  und  um  Caub 
gelagerten  Massen  ungehindert  den  Strom  überschreiten.  Blücher  und  Gneisenau 
werden  dem  Übergänge  von  den  Fenstern  des  Amthauses,  ihres  Quartiers,  aus 
zugeschaut  haben  ^),    York  liess   die  Truppen    an    der  Brücke    bei    sich    vorbei- 


')  Vergl.  über  die  Einrichtung  der  Pontons  Müffling  II,  S.  16.  —  *)  Gneisenau  an  Justus 
Grüner  hei  Pertz-Dclhrüok,  Gneisenau  IV,  S.  142.  —  Hier  mag  die  Frage  heriihrt  werden, 
oh  Blücher  am  1.  Januar  1814  das  linke  Rheinufer  betreten  hat.  Förster,  Geschichte  der 
Freiheitskriege  II,  S.  598  berichtet  dies  ohne  Angabe  der  (Quelle,  sodass  es  zweifelhaft  ist,  ob 
die  vom  linken  Rheinufer  den  1.  Januar  1814  datierte  Proklamation  Blüchers  oder  dessen  bei 
Colomb  abgedruckter  Brief  vom  1.  Januar  an  seine  Gemahlin  als  solche  anzusehen  sind.  In 
diesem  Briefe  d.  d.  Bacharach  den  1.  Januar  1814  (Colomb,  Briefe  Blüchers,  S.  83)  sagt 
derselbe  u.  a. :  Der  frühe  Neujahrsmorgen  war  vor  mich  erfreulich,  da  ich  den  stolzen  Rhein 
passierte  u.  s.  w.  Hiernach  wäre  der  Feldmarschall  schon  am  frühen  Morgen  «irüben  gewesen. 
Indessen  scheint  diese  Annahme  nicht  unbedenklich.  Es  ist  nicht  ersichtlich,  was  für  einen  Zweck 
die  persönliche  Anwesenheit  des  Feldmarschalls  am  linken  Uf&r  um  diese  Zeit  gehabt  haben 
sollte.    Der  Inhalt  des  Briefes  macht  überdies  den  Eindruck,  als  ob  er  am  2.  Januar  geschrieben 


230 

marschieren')  und  ging  vormittags  nach  Bacharach,  wo  er  12 '/2  Uhr  mittags 
anwesend  war.  Auch  Blücher  verliess  im  Laute  des  Tages  Caub,  er  und  York 
hatten  am  Abend  ihr  Hauptquartier  in  Stromberg.  Am  3.  Januar  war  der 
Übergang  der  Preussen  beendet;  es  folgten  die  Russen,  deren  Übergang  bis 
zum  5.  Januar  währte.  Auf  die  eigentliche  Armee,  deren  Übergang  somit  am 
5.  Januar  beendet  war,  folgten  fortwährend  in  unübersehbarem  Zuge  Gepäck- 
wagen, Kranke,  Marode  und  Nachzügler,  diese  in  solchen  Massen,  dass  Blücher 
noch  in  diesen  Tagen  auf  Bitte  des  Amtmanns  von  Heusser  zu  Caub  ein 
Gensdarmerie-Kommaudo  dorthin  zu  schicken  versprach,  um  die  Ordnung  auf- 
recht zu  erhalten.  Die  Brücke  selbst  hatte  sich  bald  nach  Beendigung  des  Über- 
gangs der  preussischen  Truppen  als  nicht  haltbar   bewiesen,    weshalb  Langeron 


sei;  vermutlich  beruht  in  tliesem  Falle  das  Datum  auf  einem  Versehen  des  Feldmarschalls 
oder  es  liegt  ein  Lesefehler  des  Herausgebers  vor.  Will  mau  diese  Erklärungen  nicht  gelten 
lassen,  so  könnte  man  annehmen,  dass  Blücher,  als  er  nicht  mehr  an  dem  Gelingen  seines 
kühnen  Unternehmens  zweifelte,  in  der  Freude  seinos  Herzens  den  Brief  schrieb  und  vor 
4  Uhr  mittags,  als  die  Brücke  riss,  durch  eine  Statfette  befördern  Hess.  Hierfür  könnte  der 
äussere  Umstand  sprechen,  dass  dann  dieser  Brief,  sowie  der  folgende  an  Rühle  und  der  oben- 
erwähnte Brief  Gneisenaus  noch  am  Nachmittage  des  1.  Januar  durch  dieselbe  Statfette  nach 
Frankfurt  befördert  worden  wäre.  Weitere  Zeugnisse,  welche  die  Frage  aufhellen  könnten, 
haben  wir  nicht.  Es  ist  ausser  diesem  Briefe  nur  ein  zweiter  Brief  Blüchers  von  diesem  Tage 
bekannt,  an  den  Oberstlieutenant  von  Rühle  zu  Frankfurt,  welcher  offenbar  auch  nur  kurze  Zeit 
vor  der  Brückenkatastrophe  geschrieben  ist.  Die  Nachschrift  dieses  bei  Pertz,  Gneisenau  III,  S.  610 
gedruckten  Briefes  lautet:  ,Es  sind  in  diesem  Augenblicke  300U  Mann  Infanterie  über  den 
Rhein,  binnen  2  Stunden  ist  die  Brücke  fertig,  wo  ich  alsdann  mit  meiner  ganzen  Armee 
hinübergehen  werde.  Der  Feind  hat  keinen  bedeutenden  Widerstand  geleistet."  Der  Inhalt 
dieser  Nachschrift  scheint  dagegen  zu  sprechen,  dass  der  Feldmarschall  am  1.  Januar  das 
linke  Ufer  betrat.  Als  am  1.  Januar  1864  die  fünfzigjährige  Wiederkehr  des  Tages  des  Über- 
gangs in  Caub  festlich  begangen  war,  wurden  die  damals  noch  lebenden  Sclüffer  in  Caub  und 
den  benachbarten  Orten,  welche  bei  dem  Übergange  mitgeholfen  hatten,  vom  Könige  von 
Preussen  durch  Verleihung  des  allgemeinen  Ehrenzeichens,  vom  Herzoge  von  Nassau  unter 
dem  6.  Januar  und  22.  Juni  1864  durch  Verleihung  des  silbernen  Verdienstkreuzes  ausgezeichnet; 
vergl.  Nass.  Verordnungsblatt  1864.  Nicht  uninteressant  ist  nun,  dass  die  Verhandlungen  über 
die  Verleihung  dieser  Auszeichnungen  verschiedene  Schitfer  zu  Tage  fördern,  welche  am 
1.  Januar  1814  Blücher  im  Nachen  über  den  Rhein  gefahren  haben  wollen  —  mehr  Glauben 
lässt  sich  diesen  Angaben  doch  nicht  schenken,  die  höchstens  eine  verworrene,  nach  Verlauf 
so  langer  Zeit  allerdings  wohl  erklärbare  und  gewiss  zu  entschuldigende  Erinnerung  zeigen. 
Nachdem  die  Cauber  Schiffer  die  Ordensdekorationen  erhalten,  meldete  sich  nämlich  hierzu 
ein  Einwohner  von  St.  Ooarshausen  als  der  einzige  Überlebende  von  8  Schiffern  von  dort,  die 
bei  dem  Übergange  mitgearbeitet  haben;  sein  Gesuch  unterstützt  der  Bürgermeister  durch  die 
v?eitere  Angabe,  dass  der  Antragsteller  mit  zwei  Genossen  den  ersten  Kahn  geführt  und  dann 
die  Generale  Blücher,  York  und  Hünerbein  übergesetzt  hätten.  Nachdem  nun  Antragsteller 
die  erbetene  Dekoration  erhalten,  meldete  sich  ein  Einwohner  von  Welmich,  der  dasselbe 
Verdienst  für  sich  in  Anspruch  nahm.  Besagter  Einwohner  aus  Welmich  gab  nämlich  die 
Erklärung  ab,  dass  er  derjenige  gewesen  sei,  welcher  den  „Heldengreis  Blücher"  am  1.  Januar 
1814  morgens  halb  neun  Uhr  von  Caub  aus  übergesetzt  habe;  der  Feldmarschall  habe  bei 
dieser  Fahrt  den  Anzug  eines  Bauern,  einen  leinenen  Kittel,  eine  Kappe  von  Wachstuch  und 
einen  Stock  getragen!  Wenn  nun  das  Verdienst  auch  dieses  Mannes  die  gebührende  Aner- 
kennung fand,  so  sind  doch  beider  Erzählungen  nicht  dazu  angethan,  den  Beweis  zu  liefern, 
dass  Blücher  am  l.  Januar  wirklich  am  linken  Rheinufer  war. 
>)  Holleben,  S.  103.     Henckel,  S.  243ff. 


231 

d.  d.  Hauptquartier  Binf^en  den  4.  Januar  dem  Stadtvorstand  zu  Caub  befahl, 
die  entfernte  Schiffbrücke  schleunigst  durch  eine  tiiegende  Brücke  zu  ersetzen, 
was  auch  geschah.') 

Wenn  man  bedenkt,  dass  bei  scharfer  Winterkälte  fast  >)0()Ü0  Menschen-) 
zwischen  Caub  und  Weisel  beinahe  acht  Tage  in  Bivouak  lagen,  dass  es  diesen 
Massen  an  dem  Nötigsten,  an  Lebensmitteln^),  an  Futter  für  die  Pferde  fehlte, 
so  musa  man  die  von  den  Truppen  bewiesene  Ordnungsliebe  und  Disziplin  be- 
wundern, ebensosehr  der  patriotischen  (Jpferfreudigkeit  der  Einwohner  jener 
Ortschaften,  die  schwere  Tage  durchzumaclien  hatten,  Anerkennung  zollen.  Und 
doch  liegen  nur  wenig  Klagen  vor.  Nur  einzelnes  soll  hier  angeführt  werden. 
Wie  drückend  in  einzelnen  Fällen  die  Einquartierung  war,  ergibt  die  Klage 
des  katholischen  Pfarrers  Holle  zu  Caub,  dass  von  den  beiden  Zimmern  seiner 
Wohnuntj  das  eine  von  10  russischen  Offizieren  und  13  Bedienten  derselben 
belegt  gewesen  sei.  Die  Einwohner  von  Caub  klagen  besonders,  dass  die 
Truppen,  besonders  die  Russen,  alles  Holz,  dessen  sie  habhaft  werden  konnten, 
namentlich  die  Weinbergspfähle*)  und  mit  diesen  die  Weinstöcke  selbst  ver- 
brannt hätten,  der  Schaden  der  Stadt  betrug  im  ganzen  etwa  25  000  fl. 

Von  den  umliegenden  kleinen  Orten  kam  natürlich  Weisel  am  schlimmsten 
weg.  Die  Kosaken  verbrannten  hier  die  ganze  Gemeinderegistratur  imd  schliess- 
lich stahl  ein  Kosak  noch  das  Gemeindesiegel.  Ein  recht  anschauliches  Bild 
gibt  der  Bericht,  den  der  damalige  Pfarrer  Stifft  daselbst  unter  dem  6.  Januar 
1814  an  die  Regierung  zu  W^iesbaden  erstattete,  aus  welchem  das  |Wesentliche 
in  den  Beilagen  mitgeteilt  wird. 


Der  Übergang  der  übrigen  Teile  der  alliierten  Armeen  vollzog  sich  schneller, 
wie  der  der  schlesischen  Armee.  Für  die  vorliegende  Darstellung  kann  jedoch 
nur  der  Übergang  des  Corps  von  St.  Priest  bei  Ehrenbreitstein  in  Betracht  konmien. 
Vom  General  St.  Priest  erhielt  der  Feldmarschall  Blücher  am  1.  Januar  4  Uhr 
nachmittags  durch  den  Hauptmann  von  Scharnhorst  die  Meldung,  dass  der  Über- 
gang glücklich  bewerkstelligt  und  General  St.  Priest  in  Coblenz  sei.  Da  jedoch 
die  Darstellung  der  Einzelheiten  dieses  Überganges  an  dieser  Stelle  nicht  zur 
Aufgabe  gehört,  beschränke  ich  mich  darauf,  in  den  Beilagen  Berichte  von 
Augenzeugen,  des  Direktors  der  weilburgischen  Regierung  zu  Thal  Ehrenbreit- 
stein und  des  Amtmanns  zu  Engers  an  den  Kabinetssekretär  des  Fürsten  zu 
Weilburg  mitzuteilen. 


')  Nach  den  Akten.  —  '')  Blücher  selbst  (an  Bonin)  gibt  die  Zahl  auf  80  000  an,  was 
zu  hoch  gegriffen  ist,  Sybel,  Zeitschr.  LIV,  S.  400.  —  ')  Am  30.  Dezember  hatten  die  Truppen 
in  den  Ortschaften,  in  welchen  sie  einquartiert  waren,  den  dreitägigen  eisernen  Bestand  er- 
halten. —  *)  Holleben,  S.  107  gedenkt  der  „frühlichen  Winiernacht"  vom  1.  auf  den  2.  Januar 
bei  den  aus  Weinbergspfiihlen  unterhaltenen  Feuern. 


232 


Beilagen. 

I.  Zwei  Berichte  von  Augenzeugen  über  den  Rheinübergang. 

Liest  mm  eine  Schilderung  des  Rheinübergangs  etwa  in  Strambergs 
Rheinischem  Anriquarius  oder  in  0.  von  Horns  beliebten  Volksbüchern,  so 
fühlt  man  sich  in  das  Gebiet  der  Sage  versetzt.  Jetzt,  nach  dem  Verlaufe  von 
75  Jahren,  sind  manche  Ereignisse  jenes  ersten  Januars,  besonders  solche,  welche 
der  Hauptaktion  nicht  unmittelbar  angehören,  bereits  so  sehr  der  Sage  anheim- 
fjefallen,  dass  eine  Feststellung  derselben  schwierig  geworden  ist.  Diese  Sagen- 
bihlung  ist  gefördert  durch  die  autfallende  Dürftigkeit  unserer  Quellen;  abgesehen 
von  dem  trockenen,  nur  die  wichtigsten  Ereignisse  meldenden  ,,Elfteu  Berichte 
der  schlesischen  Armee",  d.  d.  Kreuznach  den  4.  Januar  1814,  welcher  damals 
durch  die  Presse  veröffentlicht  wurde,  abgesehen  von  einigen  äusserst  dürftigen 
Tagebuchnotizen  oder  Briefen  mangelt  es  völlig  an  Schilderungen  von  Augen- 
zeugen, aus  welchem  jenem  dürren  Gerippe  des  elften  Armeeberichts  eine  einiger- 
massen  befriedigende  Ergänzung  zu  teil  werden  könnte.  Diese  eigentümliche 
Thatsache  lässt  uns  lebhaft  die  Vorteile  empfinden,  welche  die  ungeheuren  Fort- 
schritte der  Technik  und  das  Verkehrswesen  in  den  letzten  Decennien  uns  bieten. 
In  den  Kriegen  unserer  Zeit  wurden  wir  nach  jedem  Ereignisse  durch  den 
Telegraphen,  durch  ausführliche  amtliche  Berichte,  durch  Berichterstatter  der 
Zeitungen  und  durch  Privatkorrespondenzen  in  kürzester  Zeit  von  einer  Fülle 
von  Einzelheiten  und  kleinen  Zügen,  w^elche  das  Gesamtbild  des  Ereignisses 
vervollständigen,  in  Kenntnis  gesetzt;  von  einem  ein  Menschenalter  hinter  uns 
liegenden  Ereignisse  haben  wir  nur  die  dürftigsten  Nachrichten. 

Die  Hoffnung,  in  den  Akten  eingehendere  berichtliche  Nachrichten  über 
den  Rheinübergang  zu  finden,  hat  sich  nicht  erfüllt.  Es  fanden  sieh  nur  zwei 
Aktenstücke,  welche  hierin  zu  ziehen  sind,  und  w^enn  auch  der  geschichtliche 
Wert  beider  Schriftstücke  nicht  bedeutend  ist,  so  mögen  dieselben  doch  als  die 
einzigen  Berichte  nassauischen  Ursprunges  hier  ihren  Platz  finden.     Es  sind: 

1.  Ein  Bericht  des  protest.  Pfarrers  Stifft  zu  Weisel  an  das  Ministerium, 
d.  d.   Weisel  den  6.  Januar  1814. 

Die  wichtigeren  Stellen  des  Berichts  folgen  im  Auszuge. 

An  herzogliche  Landesregierung.  Bericht  des  Pfarrers  Stifft  zu  Weisel,  das  durch 
gewaltsame  Fouragierung  dem  hiesigen  Orte  zugestossene  Unglück  betr. 

d.  d.  Weisel  den  6.  Januar  1S14. 

Der  für  die  gute  Sache  des  deutschen  Vaterlandes  so  günstige  1.  Januar 
dieses  Jahres  wurde  durch  einen  traurigen  Zufall  für  das  hiesige  unglückliche 
Dorf  zerstörend  und  schrecklich. 

Die  in  der  Nacht  vom  31.  Dezember  auf  den  1.  Januar  zu  Caub  geschlagene 
Schiffbrücke  hatte  mehrere  Anker  auf  felsigem  Boden  ausgeworfen  und  geriet 
den  1.  Januar  morgens   11    Uhr'),    als  schon  ein  grosser  Teil    der   preussischen 


')  Eine  auffallende  Angabe  dieses  Augenzeugen  gegenüber  dem  durch  anderweih'ge  Be- 
richte festetehenden   Vorlauf  der  Sache. 


233 

Division  des  Herrn  Generals  von  York  dieselbe  passiert  hatte,  durch  das  Weichen 
der  Anker  auf  dem  Felsgrunde  in  Gefahr,  zerrissen  zu  werden. 

Dieser  unglückliche  Umstand  brachte  augenblicklich  einen  Stillstand  in 
dem  bereits  begonnenen  Zuge.  Alle  Truppen,  welche  noch  diesseits  des  Rheins 
standen,  machten  Halt  und  blieben  da,  wo  sie  standen.  In  dem  hiesigen  Dorfe 
befand  sich  damals  ausser  sehr  vielen  Wagen  und  Geschützen  die  ganze  Brigade 
des  Uerrn  Generals  von  Hörn,  Infanterie,  Kavallerie  und  Artillerie,  sodann  bei- 
nahe die  ganze  Division  des  russischen  Herrn  Generals  I^angeron. 

Es  folgen  Klagen  über  die  Requisitionen,  besonders  der  Russen,  dann 
heisst  es  wörtlich  weiter: 

Ich  darf  nur  bemerken,  dass  mehrere  Tausend  Krieger  ohne  Ordnung  und 
Mässigung  die  ganze  Nacht  vom  1.  auf  den  2.  Januar  nahmen,  was  sie  fanden 
und  für  ihren  Wunsch  geeignet  war,  dass,  als  den  2.  Januar  die  preussische 
Brigade  abmarschierte,  die  Russen  zu  Tausenden  noch  zurückblieben,  die  Foura- 
gierung  den  ganzen  2.  Januar  bis  zur  Hälfte  des  3.  fortsetzten  und  erst  gestern 
den  5.,  des  Morgens  um  7  Uhr  ihr  Bivouak  in  dem  hiesigen  Ort  verliessen  u.  s.  w. 

Schreiber  bemerkt  noch,  dass  die  Schiffbrücke  in  eine  fliegende  Brücke 
verwandelt  sei. 

2.  Der  Amtsbericht  d.  d.  Caub  den  11.  Januar  1814. 

Wenn  der  Inhalt  dieses  kurz  und  flüchtig  geschriebenen  Berichtes  des 
Amtmanns,  also  des  berufensten  Berichterstatters,  hinter  der  gehegten  Erwartung 
weit  zurückbleibt,  so  ist  zu  berücksichtigen,  dass  der  Verfasser,  wie  seine 
Personalakten  ergeben,  kränklich  und  zu  angestrengter  geistiger  Arbeit  nicht 
mehr  fähig  war  und  sich  deshalb,  wohl  infolge  der  Anstrengungen,  welche  der 
Übergang  ihm  aufgeladen,  erst  10  Tage  nach  dem  Ereignisse  in  der  Lage  fand, 
einen  Bericht  zu  erstatten,  der  übrigens  auch  nur  das  Notdürftigste  bringt. 

An  herzogliche  Marsch-  und  Einquartierungscommmission. 
Hofgerichtsraths  von  Heusser  gehorsamster  Bericht,  Kriegsvorfälle  betr. 

Der  Hauptheerzug  dahier  über  den  Rhein  von  mehr  als  60  m.  Mann  (die 
genaue  Anzahl  lässt  sich  wegen  gählinger  Ueberhäufung  gar  nicht  bestimmen) 
ist  nun  vorüber.  Was  aber  die  hiesigen  Amtsortschaften,  sonderheitlich  Caub, 
Weisel,  Dürscheid  und  Sauerthal  und  von  diesen  wieder  vorzüglich  Caub  und 
Weisel  an  Drangsalen,  Schrecken,  Kosten,  Plünderungen  und  sonstigen  Schäden 
ausgestanden  haben,  übertriff't  alle  Beschreibung.  Alle  vordem  Kriegsunruhen 
und  Kosten  zusammen  genommen  sind  ein  Schattenwerk   gegen  die  diesmalige. 

Der  Truppenzug  war  natürlicher  weis  nach  der  Voraussetzung,  dass  die 
Pontonsbrücke  in  angemessenem  Zeiträume  zu  Stande  kommen  werde,  abgemessen 
und  angeordnet.  Nun  aber  ward  die  Aufschlagung  der  Brücke,  weil  sie  wegen 
allzu  starkem  Strohm  des  Flusses  jenseit  der  Pfalz  mehrmal  verunglückte,  erst 
den  2.  Tag  vollendet.  Inzwischen  wuchs  die  Anzahl  der  Truppen  dahier  der- 
massen  stark  an,  dass  alle  Häuser  in  (\iub  und  Weisel  von  unten  bis  oben 
hinaus  voll  waren  und  viele  Einwohner  ihr  Nachtlager  auf  ihren  Speichern 
nehmen   mussten;    ich    selbst   habe    nebst    einem    preussischen    Rittmeister,    der 


234 

schon  4  Wochen  gefährlich  krank  bey  mir  liegt,  2  Generäle,  10  andere  Offiziere 
und  eine  grosse  Anzahl  von  Bedienten  und  Pferden  aufnehmen  müssen. 

Zu  :?leicher  Zeit  haben  mehrere  Tausende  dahier  und  in  Weisel  herum 
bivouaquirt,  für  welche  Holz,  Brot,  Fleisch,  Wein,  Brandwein  und  Fourage  für 
die  ungeheure  Anzahl  Pferde  ebenfalls  hergeschafft  werden  musste.  Da  nun 
das  vorräthige  Brennholz  für  die  unterm  freyen  Himmel  gelagerte  nicht  zureichte, 
so  haben  alle  Planken  in  den  Gärten,  ja  die  Thüren  selbst,  die  Pfähle  in  den 
nahen  Weinbergen,  zum  Teil  auch  Weinstöcke,  und  zu  Weisel  nebst  den  Thüren 
an  Häuser  und  Ställen,  Fuhr-  und  Ackergeschirr  zum  Brand  herhalten  müssen. 
Das  härteste  für  mich  insonderheit  war,  dass  ich  gar  keine  Hülfe  hatte  und 
alle  Last  allein  auf  mir  läge  ' )  und  die  grösste  Drangsale  für  mich  ist  aus  dem 
endlichen  Fouragemangel  entstanden,  ich  habe  die  gröbsten  Insolentien  von 
russischen  Offizieren  erdulden  müssen  uml  ward  endlich  genöthigt,  den  übrigen 
ihnen  verrathen  wordenen  herrschaftlichen  Hafervorrath,  nachdem  davon 
dem  preussischen  Commiseär,  der  schon  vorhin  das  Ganze  in  Beschlag  genommen 
hatte,  t)4  '/i  Malter  abgegeben  worden  waren,  herzugeben,  doch  sind  wegen  dem 
gähliug  erfolgten  Abmarsch  noch  28  Malter  übrig  geblieben. 

Bei  der  allzugrossen  Zudringlichkeit  der  Russen  (gestalten  man  bey  deren 
Befehlshabern  gar  kein  Gehör  fand)  wendete  ich  mich  mittelst  einer  per  Expressum 
abgeschickten  lamentabeln  Vorstellung  an  des  Herrn  Feldmarschalls  von  Blücher 
Excellenz,  woher  ich  denn  abschriftlich  nebengehende  sehr  tröstliche  Antwort 
erhielt,  obgleich  die  versprochene  Absendung  eines  Officier  mit  Gensdarmes 
nicht  erfolgt  ist. 

Die  pontons  Brücke  wurde  zwar  bald  hernach  abgebrochen,  dagegen  aber 
auf  Befehl  des  russischen  Herrn  Obergenerals  von  Langeron,  wovon  hierbey 
Abschrift  folgt,  eine  fliegende  Brücke  erbaut,  worüber  dann  bis  zum  Eintritt  des 
Eisgangs  im  Rhein  tagtäglich  noch  viele  Nachzügler,  hauptsächlich  an  Bagage- 
wägen und  sonstigen  Fuhren  gingen,  und  gewöhnlich  dahier  übernachteten. 
Auch  befinden  sich  noch  wirklich  dahier  53  Mann  (worunter  7  Offiziere)  und 
41  Pferde  einquartiert.  Wir  bedürfen  daher  noch  immer  vieler  Fourage  und 
gleichwohl  ist  hieran  wie  auch  an  baareni  Gelde  in  der  Stadt-Casse,  ja  auch 
bey  den  einzelnen  Bürgern  fast  durchgängig  gänzlicher  Mangel,  Weswegen  ich 
eine  hochlöbliche  Commission  um  hochgefällige  Verfügung  einer  schleunigen 
Beyhülfe  an  Fourage  und  seiner  zeitigen  Vertheilung  unserer  diesmaligen  ausser- 
ordentlichen Kriegslasten  auf  die  minder  belästigt  gewesenen  Gemeinden  ehr- 
furchtsvoll bitten  muss. 

Caub  den  H.  Januar   1814. 

V.  He  US  88  r. 


')  Diese  Klafje  des  Amtmanns,  in  den  Tagen  des  Übergangs  ohne  alle  Beihülfe  gelassen 
zu  sein,  ist  begründet,  da  nach  Ausweis  der  Akten  der  nassaihsche  Kriegsrat  Geyer  aus 
Wiesbaden,  der  sich  am  l.  Jiinuar  in  Caub  befand,  noch  an  demselben  Tage  nach  Wiesbaden 
zurückkehrte. 


235 


II.  Blüchers  Quartier  in  Caub. 

Der  vorstehendea  Arbeit  liegt  im  wesentlichen  ein  Vortrug  .zu  Grunde, 
welchen  ich  am  6.  Februar  d.  J.  zur  Erinnerung  an  den  vor  75  Jahren  erfolgten 
Übergang  der  schlesischen  Armee  bei  Caub  hielt.  In  diesem  Vortrage  suchte  ich 
auch  die  örtlichen  Überlieferungen  zur  Geschichte  dieses  Vorganges  zu  sammeln 
und  zu  sichten.  Nicht  zu  umgehen  war  es,  dasa  hierbei  die  Frage,  in  welchem 
Hause  in  Caub  Blücher  in  jenen  Tagen  gewohnt  hatte,  zur  Erörterung  kam  und 
zwar  umsomehr,  als  bei  der  patriotischen  Gedenkfeier,  welche  am  1.  Januar  d.  J. 
in  Caub  stattgefunden  hatte,  an  einem  Hause  daselbst,  dem  früher  Kilp'schen 
Hause,  der  jetzigen  „Stadt  Mannheim",  eine  Gedenktafel  angebracht  und  feier- 
lich enthüllt  war,  welche  besagt,  dass  Feldmarschall  Blücher  am  1.  Januar  1814 
dort  sein  Quartier  gehabt  habe.  Nach  den  mir  vorliegenden  Nachrichten  glaubte 
ich  mich  in  jenem  Vortrage  dahin  aussprechen  zu  müssen,  dass  diese  Annahme 
nicht  richtig  sei^  dass  der  Feldmarschall  nicht  in  diesem  Hause,  sondern  im 
Amthause  bei  dem  Amtmann  von  Heusser  gewohnt  habe. 

Bei  dieser  Lage  der  Sache  stand  ein  so  weit  wie  möglich  gehender  Wider- 
spruch zu  erwarten,  als  ich  meine,  die  Ansprüche  jenes  Hauses  auf  die  Gedenk- 
tafel verneinende  Ansicht  aussprach.  In  der  That  hat  es  denn  auch  an  einem 
Kampfe  um  das  Für  und  Wider,  welchem  der  Rheinische  Kurier  damals  bereit- 
willig seine  Spalten  öffnete,  nicht  gefehlt.  Wenn  ich  nochmals  auf  die  Frage 
zurückkomme,  so  geschieht  dies  nicht  ohne  Widerstreben,  da  der  eigentlich  ge- 
ringfügige Gegenstand  in  keinem  Verhältnis  zu  der  aufzuwendenden  Mühe  steht. 

Die  mehrfach  gegen  meine  Ansicht,  dass  Blücher  bei  dem  Amtmann 
von  Heusser,  nicht  aber  bei  Kilp  wohnte,  vorgebrachten  Einwendungen  haben 
die  Folge  gehabt,  dass  ich  das  von  mir  und  auch  von  entgegengesetzter  Seite 
vorgebrachte  Material  wiederholt  eingehendst  und  ohne  irgend  welche  Vorein- 
genommenheit geprüft  habe.  Bei  dieser  mehrfachen  Beschäftigung  mit  der  Frage 
habe  ich  jedoch  nicht  die  Überzeugung  gewinnen  können,  dass  die  dafür  auf- 
gestellten Gründe,  dass  der  Feldmarschall  im  Kilp'schen  Hause  gewohnt  habe, 
diese  Annahme  als  thatsächlich  richtig  erweisen  können. 

Wenn  von  einer  zur  Sache  nichts  bedeutenden  Erzählung  eines  ungenannten 
alten  Einwohners  von  Caub')  abgesehen  wird,  so  stützt  sich  die  Annahme, 
Blücher  habe  im  Hause  des  Weinhändlers  Kilp  gewohnt,  lediglich  auf  zwei 
Quellen,  nämlich 

1.  auf  die  Darstellung  des  Rheinübergangs  Blüchers  in  mehreren  Jugend- 
schriften des  O.  von  Hörn,  ' 

2.  auf  eine  entsprechende  Tradition  der  Familie  Kilp.*) 


•)  Rhein.  Kurier  1889,  No.  72.  —  *)  Der  Aufsatz  ,BIücherfoier  in  Caub"  im  Rlwin. 
Kurier  1889,  Xo.  2  gibt  im  wesentlichen  den  Bericht  Oertela  wieder.  Der  von  der  Kölner 
Zeitung  1888,  Xo.  362  gebrachte,  von  dem  Lehrer  Kiilzer  zu  Holsterhausen  bei  Essen 
eingesandte  längere  Bericht  über  den  Rheinübergang,  welchen  der  Einsender  im  Nachlasse 
seines  Grossvaters  gefunden  haben  wollte,  ist  gleichfalls,  wie  Külner  Zeitung  1889,  Xo.  3  nach- 
gewiesen wurde,  den  Erzählungen  Oertels  entlehnt.  Eine  Besprechung  dieser  beiden  Aufsätze 
ist  deshalb  nicht  erforderlich. 


236 

>'ach  einer  nicht  unwahrscheinlichen  Angabe')  hat  0.  von  Hörn  freund- 
schaftliche Beziehungen  zu  mehreren  Familien  in  Caub  gehabt  und  sich  dort 
öfters  aufgehalten;  es  ist  unverkennbar,  dass  seine  Erzählung  und  die  Tradition 
des  Hauses  Kilp  unter  sich  in  Zusammenhang  stehen,  wenn  auch  nicht  mehr 
ermittelt  werden  kann,  welcher  Art  dieser  Zusammenhang  ist,  ob  Oertel  (Hörn) 
jene  Tradition  des  Hauses  geschaffen  hat  oder  ob  er  aus  dieser  schöpfte,  jedenfalls 
aber  verlieren  beide  Zeugnisse  hierdurch  erheblich  an  selbständigem  Werte.  Die 
Erzählung  Oertels,  dass  Blücher  bei  der  Witwe  Kilp  gewohnt  habe,  findet  sich, 
soweit  ich  sehe  1.  in  der  ohne  Jahr  erschienenen,  in  fünfter  Autlage  mir  vor- 
liegenden Erzählung  „Das  Büchlein  vom  Feldmarschall  Blücher";  2.  in  der  1879 
erschienenen  Erzählung:  „Blüchers  Schützling",  3.  in  einer  Erzählung  in  der 
Zeitschrift:   „Aus  der  Maje",  die  mir  nicht  zugänglich  war. 

In  allen  diesen  Erzählungen  leitet  Oertel  seinen  Bericht  über  den  ßhein- 
übergang  damit  ein,  er  sei  Augenzeuge  desselben  gewesen  und  somit  ein  zuver- 
lässiger Gewährsmann. 

Dass  Oertel  Augenzeuge  der  Vorgänge  in  Caub  gewesen  'sei,  ist  mit  Nach- 
druck als  besondere  Stütze  seines  Berichtes  angesehen  worden;  unter  andern 
ist  ausdrücklich  gesagt  worden'),  dass  Oertel  dem  Rheinübergange  persönlich 
beigewohnt  habe,  sein  Yater  sei  damals  (1813)  Pfarrer  in  MauRbach  gewesen 
und  sei  mit  dem  Pfarrer  Ahles  in  Caub  befreundet  gewesen. 

Diese  Annahmen  sind  jedoch  nicht  zutreffend  und  beruhen  wohl  auf  einem 
Missverständnisse  der  Worte  Oertels.    Augenzeuge  des  Rhein  Übergangs  ist  Oertel 
in  Caub  selbst  sicherlich  nicht  gewesen  und  in  diesem  Sinne  sind  seine  Worte 
nicht  zu  verstehen.     Dass  er  —  ein    damals    15 jähriger  Knabe  —  von    seinem 
Heimatsorte  Manabach  aus  die  Vorgänge    am    linken  Rheinufer,    besonders   bei 
Rheinböllen  gesehen  hat,  erscheint  glaubwürdig  und  konnte  er  sich  so  allerdings 
im   weiteren    Sinne   des  Worts    als   Augenzeuge    betrachten;    aber   dass   er   am 
31.  Dezember  1813   in  Caub   selbst,    wo   schon   tagelang    vorher   kein  Fremder 
und   gewiss    am    wenigsten    ein    französischer  Unterthan    vom    linken  Rheinufer 
mehr  zugelassen  wurde  und  sich  ebenso  wie  Röder  an  dem  Hause,  in  welchem 
der  Feldmarschall  abstieg,  befand,  das  bleibt  doch  nachzuweisen.    Nicht  besser 
steht  es  mit   der  Glaubwürdigkeit   seiner  Darstellung    der  Vorfälle    in  Caub    in 
jenen  Tagen.     Abgesehen  von  der  berührten  Erzählung  über  Blüchers  Quartier, 
die  vorläufig   dahingestellt   bleiben   mag,    verdanken    wir   ihm    noch   die  Kunde 
von  einer  weiteren  Episode  aus  Blüchers  Leben.     Und  selbst,  falls  Oertel  nicht 
der  Urheber  dieser  Erzählung,  auf  welche  wir  jetzt  kommen,  sein  sollte,  so  ist 
doch    in   der  ganzen   Darstellung  seine    ausschmückende  Hand    schwer    zu    ver- 
kennen.    Oertels  mehrfach  als  Quelle   für   anderweitige  Darstellungen    benutzte 
Erzählung  lautet  kurz:   „Bei  anbrechender  Dunkelheit  traf  Blü(>her  in  Caub  ein 
und  nahm  bei  Kilp  Quartier.     Kaum  augelangt,  begab  er  sich  mit  seinem  Stabe 
in  das  Haus  des  protestantischen  Pfarrers  Ahles  und  sagte  diesem,  er  solle  die 
Kirche  öffnen,    weil   er   die  Schiffer   der  Stadt  dorthin    habe    bescheiden   lassen. 
Er  sell)st,    der  Pfarrer  nämlich,    möge  seinen  Ornat    anlegen    und    mit    ihm  zur 
Kirche  gehen,    wo    die   Schiffer  in  Eid    und  Pflicht   genommen   werden    sollten. 

*)  Rhein.  Kurier  a.  ».  O.  —   'j   Rhein.  Kurier  a.  a.  O. 


237 

Der  Geistliche  beeilte  sich,  dem  Gebote  Folge  zu  leisten,  und  nach  kurzer 
Frist  traten  sie  in  die  Kirche,  wo  Kopf  an  Kopf  die  Schiffer  (und  fast  die  ganze 
Männerzahl  bestand  aus  solchen)  versammelt  standen,  nicht  ohne  än"-3tliche 
Erwartung  dessen,  was  da  kommen  sollte.  Der  Feldherr  redete  sie  in  kräftig- 
soldatischer  Weise  an,  indem  er  ihnen  eröffnete,  dass  er  hier  den  Rhein  über- 
schreiten werde  und  dazu  ihrer  besonders  ])edürfe,  denn  das  Schla^-en  der  Brücke 
könne  nicht  mit  solcher  Schnelle  vor  sich  gehen.  Schlag  zwölf  diese  Xacht 
werde  er  die  Vorhut  übersetzen  lassen,  und  zwar  in  ihren  Kähnen.  Er  erwarte 
von  ihnen  als  guten  Deutschen  treue  Hülfe  und  darauf  sollten  sie  ihm  den  Eid 
der  Treue  leisten.  Hierauf  wandte  er  sich  an  den  evangelischen  Pfarrer  Ahles 
und  bat  ihn,  die  Leute  auf  den  Eid  vorzubereiten.  Tief  ergriffen  von  dem 
herrlichen  Momente,  sprach  dieser  aus  voller  Seele  heraus,  wiederum  tief  <lie 
Hörer  ergreifend,  und  mit  voller  Begeisterung  leisteten  die  Männer  den  Eid. 
Auf  Befehl  des  greisen  Feldherrn  blieben  sie  alle  bis  zur  Entscheiduno-sstunde 
in  der  Kirche  versammelt." 

Was  die  angebliche  Beteiligung  Blüchers  an  der  hier  geschilderten  Scene 
betrifft,  so "  wird  man  schon  bei  oberflächlicher  Betrachtung  Anstand  nehmen 
müssen,  dem  Oberfeldherrn,  der  nach  langer  Tagesfahrt  ermüdet  in  sein  Quartier 
gekommen  war  und  dessen  in  der  Nacht  grosse,  schwierige  Aufgaben  harrten, 
ohne  zwingende  Gründe  ein  solches  in  das  Einzelne  gehende  Eingreifen  zuzu- 
schreiben. Eine  Veranlassung,  die  Instruierung  der  Schiffer  in  eigener  Person 
vorzunehmen,  lag  für  den  Feldmarschall  nicht  vor.  Weiter  und  besonders 
müssen  wir  Anstand  nehmen  an  der  Erzählung,  dass  der  Feldmarschall  nassauische 
Unterthanen  für  ihre,  dem  preussischen  Armeekomniando  zu  leistenden  Hand- 
dienste vereidet  haben  soll;  es  ist  nicht  wahrscheinlich,  dass  derselbe  —  be- 
sonders bei  den  damaligen  politischen  Verhältnissen  —  sich  diesen  Eingriff  in 
die  Hoheitsrechte  des  Herzogs  von  Nassau  gestattet  haben  sollte.  Doch  braucht 
man  sich  mit  Beibringung  weiterer  Gründe,  welche  die  Unwahrscheinlichkeit 
jener  Erzählung  Oertels  darthun,  nicht  zu  bemühen,  da  es  genügt,  dieselbe  mit 
dem  Berichte  eines  wirklichen  Augenzeugen,  nämlich  Röders,  zusammenzuhalten, 
um  sie  sofort  als  sagenhaft  zu  erkennen. 

Röder  berichtet^)  wörtlich:  „Gegen  Abend  am  31.  Dezember  Hess  der 
Kommandant  der  Stadt  Caub,  Major  von  Klüx,  alle  Schiffer  des  Orts  um  6  Uhr 
in  der  reformierten  Kirche  versammeln.  Hier  erschien  der  protestantische  Geist- 
liche Inspektor  Ahles  mit  dem  Freiherrn  von  Klüx.  Der  erstere  richtete  eine 
kurze  erhebende  Ansprache  an  die  Schiffer,  um  sie  zu  einer  patriotischen  That 
und  zum  pünktlichen  Gehorsam  gegen  die  Befehle  des  Stadtkommandanten  zu 
bestimmen.  Dann  sprach  dieser  zu  den  Männern,  eröffnete  den  Plan  des  Rhein- 
überganges und  die  Absicht,  die  Schiffer  an  diesem  I'nternehmen  zu  beteiligen. 
Er  gab  Anleitung  und  Befehle,  Hess  truppweise  die  Schiffer  sich  in  Sektionen 
ordnen  und  Anführer  ernennen,  hielt  dann  alle  Männer  in  der  verschlossenen 
Kirche  bis  zu  einer  späteren  Stunde  zurück,  damit  kein  Verrat  des  Unternehmens 
vor  dessen  Ausführung  möglich  werde." 

')  S.  26. 


238 

Hier  stellt  sich  der  Torgang  ganz  anders  dar!  Gegen  die  volle  Glaub- 
würdigkeit dieses  einfachen  und  offenbar  wahrheitsgetreuen  Berichtes  Röders  ist 
nicht  die  geringste  Einwendung  zu  erheben  und  kann  derselbe  ohne  jegliches 
Bedenken  als  thatsächlich  richtig  angenommen  werden.  In  einem  gewissen 
Masse  wird  diese  Erzählung  Röders  gestützt  durch  den  Bericht,  mit  welchem 
der  Stadtvorstand  von  Caub  die  Rechnung  über  die  am  31.  Dezember  der 
preussischen  Armeeverwaltung  gelieferten  Baumaterialien  der  herzoglichen  Regie- 
rung zur  Liquidation  einreichte.  Hier  heisst  es:  .,Am  Abende  des  31.  wurde 
der  Ortsvorstand  von  Caub  durch  mehrere  Offiziere  mündlich  aufgefordert,  alle 
vorhandenen  Schiffsfahrzeuge  auszuliefern,  auch  alle  zum  Schlagen  einer  Schiff- 
brücke erforderlichen  Materialien,  soviel  nämlich  von  selten  des  Militärs  dazu 
nötig  erachtet  werden  würde,  aufs  schleunigste  herbeizuschaffen.  Da  dieser 
Requisition  nicht  auszuweichen  war,  musste  geliefert  werden  wie  folgt  u.  s.  w.** 
Diese  Bemerkung  bestätigt,  was  übrigens  auf  der  Hand  liegt,  dass  Einzelheiten 
des  l'nternehmens  durch  Generalstabs-Offiziere  geordnet  wurden.  Endlich  ist 
eine  sehr  wesentliche  Bestätigung  dieses  Berichts  Röders  zu  entnehmen  aus 
dem  Schreiben,  welches  die  Stadt  Caub  am  2.  Januar  1815  in  Yeranlassung 
einer  Feier,  welche  zur  Erinnerung  an  den  ein  Jahr  vorher  erfolgten  Über- 
gang dortselbst  stattgefunden  hatte,  an  den  Feldmarschall  richtete,  sowie  aus 
des  letzteren  Antwortschreiben')  vom  20.  Januar  1815.  In  dem  Schreiben  der 
Stadt  heisst  es:  „Am  Vorabende  des  neuen  Jahres,  und  zwar  um  6  Uhr,  in 
der  nämlichen  Stunde,  wo  die  hiesigen  Schiffer  in  der  Kirche  zu  dem  mit  ihnen 
vorgehabten  Zwecke  versammelt  waren,  versammelt  sich  jetzt  die  gesamte  hiesige 
Einwohnerschaft  u.  s.  w."  Blücher  berührt  in  seinem  Antwortschreiben  diesen 
für  ihn  offenbar  nur  nebensächlichen  Punkt  überhaupt  nicht.  Wäre  aber  der 
Verlauf  der  Sache  so  gewesen,  wie  Oertel  erzählt,  hätte  insbesondere  die  von 
ihm  geschilderte  Beteiligung  des  Feldmarschalls  an  den  Vorgängen  in  der  Kirche 
und  eine  Vereidigung  der  Schiffer  durch  ihn  so  stattgefunden,  so  würde  die 
angeführte  Stelle  des  Schreibens  eine  ganz  andere  Fassung  erhalten  haben. 

Oertels  Bericht  über  Blüchers  Quartier  und  über  die  Vorgänge  in  der 
Kirche  sind  so  ziemlich  die  einzig  selbständigen  und  zugleich  auch  wesentlichen 
Teile  seiner  Darstellung  des  Rheinübergangs;  wenn  schon  der  wichtigste  Teil 
dieser  Erzählung,  die  Scene  in  der  Kirche,  sich  als  eine,  dem  Novellisten  freilich 
zustehende  Ausschmückung  erweist,  so  müssen  wir  doch  Anstand  nehmen,  den 
Rest  dieser  Erzählung  als  geschichtlich  beglaubigt  zu  betrachten.  So  wenig  man 
berechtigt  ist,  an  den  Xovellenschreiber  die  Forderung  unbedingter  geschicht- 
licher Treue  zu  stellen,  so  wenig  soll  man  aber  auch  seine  Erzählungen  als 
Geschichtsquellen  ansehen. 

Übrigens  soll  nebenbei  hier  noch  auf  einen  recht  auffälligen  Umstand  in 
der  Erzählung  Oertels  aufmerksam  gemacht  werden.  Hier  ist  nämlich  die 
Persönlichkeit,  welche  bei  Kilp  in  Quartier  lag,  und  welche  die  Rede  in  der 
Kirche  hielt,  eine  und  dieselbe,  nach  Oertels  Auffassung    in  beiden  Fällen   der 


')  Beide    im  Stadtarchiv   zu    Caub  befindlichen  Schreiben    sind    veröffentlicht   im    Rhein. 
Kurier  18S8,  No.  362. 


239 

Feldmarscliall.  Dnroli  Köder  wissen  wir  aber,  dass  der  Stadtkommandant 
Major  von  Kliix  die  Anrede  in  der  Kirche  liiolt,  weiterhin  .stoht  aus  den  f]in- 
quartierungsakten  feat^  dass  derselbe  >rajor  von  Klüx  seit  dem  14.  November 
181;}  bei  Kilp  in  Quartier  la^.  Ohne  der  weiteren  Darstellung  hier  vorgreifen 
zu  wollen,  soll  hier  doch  bemerkt  werden,  dass  hier  leicht  der  Ursprung  der 
Tradition  der  Familie  Kilp,  dass  Blücher  in  ihrem  Hause  gewohnt  habe,  gesucht 
werden  kann. 

Hiermit  kommen  wir  auf  die  Tradition  der  Familie  Kilp.  Wir  erfahren'), 
dass  eine  alte  Dame  in  Bonn  von  ihrem  Oheim  Kilp  gehi»rt  habe,  Blücher  habe 
sein  Quartier  im  Kilp'schen  Hause  gehabt;  das  Gleiche  meldet  ein  mir  vor- 
liegender Privatbrief  vom  0.  Dezember  1888  mit  der  Angabe,  dass  damals  für 
den  Feldmarschall  und  den  ganzen  Generalstab  der  Glühwein  in. Waschkesseln 
gekocht  sei.  W^enn,  wie  wir  später  sehen  werden,  bei  Kilp  die  Stabswache 
in  Quartier  lag,  so  sind  wir  in  der  Lage,  diesen  letzteren  Teil  der  Sage  des 
Hauses  richtig  zu  stellen;  dem  sonstigen,  die  Person  des  Feldmarschalls  be- 
treffenden Teile  der  Sage  ist  die  Behauptung  entgegenzustellen,  dass  dieselbe 
auf  einem  Irrtum  und  auf  der  Verwechslung  des  Feldmarschalls  mit  einem 
wirklich  bei  Kilp  einquartiert  gewesenen  Offizier  beruht.  Verwechslungen  solcher 
Art  sind  sogar  in  amtlichen  Schriftstücken  nicht  selten.  So  ist  schon  vorhin '-) 
angegeben,  dass  bei  dem  Durchmarsche  des  Corps  durch  Limburg  der  Oberst  von 
Müffling  mit  dem  General  Gneisenau  verwechselt  wurde;  in  den  Rechnungen 
finden  wir  zum  1.  Januar  den  General  von  Steinmetz  als  Einquartierung  in 
Kloster  Schonau,  während  derselbe  in  Wirklichkeit  nicht  anwesend  war  und  der 
Kommandeur  der  früher  von  Steinmetz  geführten  Brigade,  der  Prinz  Wilhelm 
von  Preussen  gemeint  ist. 

Es  ist  hier  zunächst  darauf  hinzuweisen,  dass  dieser  Tradition  des  Hauses 
Kilp  kein  anderes  Beweismittel  zur  Seite  steht,  als  die  Erzählung  Oertels, 
welche,  wie  schon  gezeigt  ist,  auf  schwachen  Füssen  steht. 

Der  bei  der  Untersuchung  der  Frage  wesentlich  in  Betracht  kommende 
Zeuge  ist  der  Amtmann  selbst,  dessen  Bericht  über  die  Ereignisse  vom  1.  Januar 
vorhin  mitgeteilt  ist.  Hierbei  sind  schon  die  Gründe  hervorgehoben,  aus  welchen 
der  Inhalt  dieses  Berichtes  wenig  befriedigend  ausgefallen  ist.  Diese  Be- 
merkung gilt  besonders  bezüglich  des  die  schwebende  Frage  betreffenden  Teiles 
dieses  Berichtes;  der  Amtmann  sagt  nur,  er  habe  zwei  Generale  und  10  andere 
Offiziere  und  eine  grosse  Zahl  von  Bedienten  und  Pferden  aufzunehmen  gehabt. 
Leider  nennt  er  die  Namen  dieser  Generale  nicht,  aber  dass  unter  dieser  Ein- 
quartierung des  Amtmanns  nur  an  das  grosse  Haupt(|uartier  mit  dem  grösseren 

')  Rhein.  Kurier,  1889,  Xo.  72.  —  ^)  Verfjl.  S.  206.  —  "Wie  leicht  solche  Traditionen  entstehen 
können,  zeigt  die  mir  vorliegende  briefliche  Mitteilung  einer  Dame  in  Wiesbaden,  nach  welcher 
dieselbe  von  ihrer  Schwiegermutter  stets  gehört  hat,  dass  Blücher  am  31.  Dezember  in  deren  Hause 
zu  "Weisel,  im  Pfarrhause  daselb'ft,  gerastet  und  einen  Imbiss  genommen  habe,  während  es  feststeht, 
dass  der  in  Frage  stehende  Schwiegervater  dieser  Dame  erat  ISIS  Pfarrer  in  Weisel  wurde.  Ebenso 
▼erweise  ich  auf  die  am  Schlüsse  zu  bringende  Mitteilung,  dass  im  Jahre  1864  sowohl  Schiffer 
von  St.  Goarshausen  wie  von  Welmich  behaupteten,  Blücher  im  Nachen  über  den  Rhein  ge- 
fahren zuhaben;  auch  diese  Tradition  wird  einer  genaueren  Prüfung  nicht  Stich  halten  können. 


240 

Teile  des  Stabes  desselben  zu  verstehen  ist,  zeigt  die  Fassung  dieser  Stelle 
powie  die  Wahl  des  Hauses,  welches  wegen  seiner  grossen  Frontlänge  und 
seiner  Lage  am  Rhein  gerade  an  der  Stelle,  wo  die  Brücke  geschlagen  wurde, 
einzio-  und  allein  von  allen  Häusern  in  Caub  zur  Aufnahme  des  grossen  Haupt- 
quartiers geeignet  war.  In  den  Einquartierungs-Rechnungen  von  Caub  ist  für 
den  31.  Dezember  und  1.  Januar  der  Amtmann  mit  der  Lieferung  der  Rationen 
für  180  Pferde  aufgeführt.  Nach  einer  in  den  Akten  vorliegenden  Nachweisung 
führte  das  grosse  Hauptquartier  190  Pferde  mit  sich;  ziehen  wir  hiervon  die 
Pferde  von  Generalstabs-Oftizieren-,  welche,  wie  sich  zeigen  wird,  bei  Kilp  in 
Quartier  la^en,  ab,  so  lässt  sich  aus  dieser  Lieferung  des  Amtmanns  die  Ver- 
mutung völlig  begründen,  dass  das  grosse  Hauptquartier  bei  ihm  lag. 

Es  ist  eingewendet  worden,  dass  das  grosse  Hauptquartier  aus  mehreren 
Gründen  nicht  habe  in  daa  Amtshaus  gelegt  werden  können.*) 

So  ist  behauptet,  die  Dienstwohnung  des  „in  bescheidenen  Verhältnissen 
lebenden"  Amtmanns  habe  sich  mit  dem  Wohnhause  des  opulenten  Weinhändlers 
Kilp  nicht  messen  können.  Gegen  diese  Behauptung  bestehen  doch  die  erheb- 
lichsten Zweifel.  Der  Amtmann  von  Heusser  lebte  nicht  in  bescheidenen  Ver- 
hältnissen, sondern  war  vermutlich  der  wohlhabendste  Einwohner  von  Caub, 
wie  er  ausserdem  seinem  Range  nach  die  erste  Person  der  Stadt  war. 

Aus    einer    alten    pfälzischen    Beamtenfamilie    zu    Bacharach    stammend, 
wurde  er  am  24.  Juli   1700   in  den  Adelstand   erhoben,    er  war   kurpfälzischer 
Hofgerichtsrat,    Obereinnehmer   von  Bacharach  und  Zollschreiber  zu    Caub  und 
starb  unverheiratet  am  11.  August  1815  im  Badhaus  zu  den  Lilien  in  Wiesbaden. 
Als    Zollschreiber  wurde    er  1804    bei  Aufhebung    der  Rheinzölle    mit    2000  fl. 
jährlich  pensioniert  und    bezog  ausserdem    als  Amtmann    ausser  Naturalien    ein 
weiteres  jährliches  Bargehalt    von  1182  fl.;    bei  seiner   Pensionierung    wird    er 
in  den  Akten  als  der  bestsituierte  Beamte  des  Herzogtums  bezeichnet  mit  dem 
Hinzufügen,  dass  er  und  sein  Vater  zusammen  63  Jahr  Zollschreiber  zu  Caub 
o-ewesen  seien  und  als  solche  jährlich  eine  Einnahme  von  durchschnittlich  4000  fl. 
bar  gehabt  hätten.    Wo  bleiben  da  die  „bescheidenen  Verhältnisse  des  Beamten?" 
Von  weiteren    erhobenen    Gegengründen    soll    nur    erwähnt   werden,    dass 
das  Verbot,  nach  dem  Rheine  zu  Licht  zu  brennen,  und  der   mit  Anwesenheit 
des  Hauptquartiers  unvermeidliche  Lärm  die  Wahl  des  Amthauses  zum  Haupt- 
quartier unthunlich  gemacht    hätten.     Aber  Henckel*)  bezeichnet  es  geradezu 
als  auffallend,    dass  die    ungewöhnliche   Beleuchtung    der    Häuser    und    der    am 
Rheinufer  herrschende  Lärm  die  französische  Wache  nicht  aufmerksam  gemacht 
habe  —   wodurch  jener  Einwand  widerlegt  ist. 

Kehren    wir  nach    dieser   Abschweifung   zu   dem  Berichte   des  Amtmanns 

zurück. 

Zunächst  sind  die  Generale  festzustellen,  welche  am  31.  Dezember  und 
1.  Januar  in  Caub  einquartiert  waren.  Die  Generale  von  Hünerbein  und  von 
Katzler  befanden  sich  bei  der  Avantgarde  und  setzten  mit  dieser  über,  General 
von    Hörn    lag    bei    dem  Pfarrer   Heye    zu   Welterod    und    Prinz  Wilhelm    von 

>)  Rhein.  Kurier  a.  a.  O.   —  »)  S.  242. 


541 

Preuäsen  in  Kloster  Schimau.  Nach  einer  in  den  Aktea  befindlichen  Angabe 
des  Pfarrers  Heye  verliess  Hörn  sein  Quartier  am  1.  Januar  morgens  10  Uhr. 
Es  bleiben  also  übrig  der  Feldmarschall  selbst  und  aus  seinem  Stabe  der  General- 
heutenant  von  Gneiseuau  und  die  Generalmajore  von  Müffling,  Generalquartier- 
meister des  Stabes,  und  von  der  Goltz,  sodann  der  Kommandeur  des  1.  Armee- 
corps  General  von  York.  Diese  fünf  Generale')  waren  vom  31.  Dezember  bis 
2.  Januar  in  Caub  einquartiert. 

Wenn  nun  der  Amtmann  sagt,  er  habe  zwei  Generale  im  Quartier  gehabt, 
so  konnte  man  zunächst  versucht  sein,  an  Mütfling  und  Goltz  zu  denken. 
Zwingende  Notwendigkeit  hierzu  liegt  jedoch  nicht  vor,  ebenso  gut  können 
Blücher  und  Gneisenau  gemeint  sein.  Da  der  kränkliche  und  «lit  Geschäften 
überhäufte  Amtmann  erst  am  11.  Januar  dazu  kam,  seinen  überdies  noch 
flüchtigen  Bericht  an  die  Regierung  zu  schreiben,  kann  es  nicht  auffallen, 
wenn  er  eines  nebensächlichen  Umstandes,  seiner  eigenen  Einquartierung,  nur 
nebenbei  Erwähnung  thut  und  die  beiden  Hauptpersonen  seiner  EirnjuartieruDg 
nur  schlechthin  Generale  nennt,  ohne  sich  die  Mühe  der  vollen  Wiedergabe 
ihrer  Titel  zu  geben;  nur  deshalb  sind  die  beiden  hervorragendsten  Personen 
so  bezeichnet,  um  die  von  ihm  getragene  Last  hervorzuheben.  Ob  sich  vielleicht 
noch  sonst  Generale  untergeordneten  Ranges  unter  den  bei  ihm  einquartierten 
10  Offizieren  des  Stabes  befanden,  konnte  ihm  für  den  Zweck  seines  Berichtes 
gleichgiltig  sein,  und  dürfte  ihn  überhaupt  nicht  viel  gekümmert  haben;  bezüglich 
der  genannten  MüfFliug  und  Goltz  ist  auch  die  Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen, 
dass  er  den  Rang  beider  nicht  einmal  kannte,  da  dieselben  kurz  vorher  zu  General- 
majors befördert  waren  und  daher  vielleicht  sogar  noch  die  bisherige  Regiments- 
uniform, nicht  aber  schon  Generalsuniform  trugen.  Weiterhin  aber  kennen  wir 
einen  dieser  bei  dem  Amtmann  einquartierten  beiden  Generale  aus  dem  Briefe, 
welchen  Gneisenau  am  1.  Januar  1814  aus  Caub  an  Justus  Grüner  schrieb.*) 
Hier  heisst  es  u.  a.:  „Hier  sitze  ich  an  einem  Fenster,  unter  welchem 
die  Truppen  der  schlesischcn  Armee  über  den  Rhein  setzen.  16  Ba- 
taillone sind  bereits  übergeschifFt.  Die  Brücke  ist  zu  drei  Vierteilen  fertig. 
Wenn  sie  vollendet  sein  wird,  werden  Geschütz  und  Kavallerie  übergehen.  — 
Der  Feind  leistete  wenig  Widerstand  und  hat  sich  nach  einigen  Schüssen  fort- 


^j  Im  „Daheim",  Jahrgang  1867,  S.  58  wird  erzählt,  wie  der  spätere  General  Vogel 
von  Falkenstein,  damals  Freiwilliger  im  ostpreussischen  Jägerbataillon  des  Majors  von  KliLi, 
bei  dem  Übergänge  in  Caub  durch  den  General  von  Hiller  dem  Feldmarschall  vorgestellt 
worden  sei.  Hier  liegt  insofern  ein  Irrtum  vor,  als  Hiller  damals  noch  Oberstlieutenant  war, 
vergl.  Plotho  III,  Beilage  II.  —  *)  Abgedruckt  bei  Pertz- Delbr  ück,  Gneisenau  IV,  S.  142. 
Vergl.  meine  Mitteilung  im  Rhein.  Kurier,  1889,  No.  142.  —  Die  Nachschrift  des  Briefes, 
welchen  Blücher  offenbar  um  dieselbe  Zeit  an  den  Oberstlieutenant  von  Rühle  nach  Frankfurt 
schrieb.  —  Pertz,  Gneisenau  III,  S.  610,  vergl.  oben  S.  229  Anmerk.  2,  stellt  sich  bei  Ver- 
gleichung  als  Auszug  aus  diesem  Briefe  Gneisenaus  dar;  auch  Blücher  sagt  wörtlich: 
„der  Feind  hat  keinen  bedeutenden  Widerstand  geleistet."  Hat  demnach,  was  die  Ver- 
gleichung  beider  Briefe  evident  macht,  Blücher  bei  Abfassung  jenes  Briefes 
an  Rühle  den  Brief  Onoisenaus  un  Grüner  zur  Einsicht  vorgelegen,  so  kann 
man  mit  Fug  und  Recht  annehmen,  dass  beide  Generale  in  demselben  Zimmer 
des  Amthauses  zusammen  gearbeitet  liab  en. 

16 


242 

begeben.  Einige  Kanonen  wollten  Widerstand  leisten,  die  Schützen  gingen  im 
Trab  darauf  los  und  die  Geschütze  flohen  im  vollen  Jagen  davon.  Das  Haupt- 
quartier begibt  sich  noch  heute  nach  Bacharach,  welcher  Ort  von  unseren 
Truppen  genommen  ist.^ 

Der  Brief  ist  offenbar  bald  vor  4  Uhr  nachmittags,  um  welche  Stunde 
die  Brücke  riss,  geschrieben.  Der  Inhalt  des  Briefes  lässt  keine  andere  Deu- 
tung zu,  als  dass  Gneisenau  denselben  in  seinem  eigenen  Quartier,  von  dessen 
Fenstern  aus  er  den  an  der  Stelle  selbst  erfolgenden  Übergang  der  Truppen 
beobachten  konnte,  schrieb  und  dieses  Haus  kann  nur  das  Amthaus  sein. 
Somit  war  Gneisenau,  der  Chef  des  Stabes  Blüchers,  der  eine  der  beiden  bei 
dem  Amtmann  einquartierten  Generale.  Es  ist  feststehender  militärischer  Brauch, 
dass  wenn  eben  thunlich,  der  Chef  des  Generalstabes  sein  (Quartier  bei  seinem 
kommandierenden  General  hat,  und  da  kein  Hindernis  bestand,  in  dem  vor- 
liogenden  Falle  nach  dieser  Regel  zu  verfahren,  so  ist  nach  keiner  Richtung 
hin  abzusehen,  weshalb  nicht  der  zweite  bei  dem  Amtmann  wohnende  General 
der  Feldmarschall  Blücher  selbst  war.  In  dem  vorliegenden  Falle  haben  wir 
ausserdem  auf  das  vertraute  freundschaftliche  Verhältnis  zwischen  diesen  beiden 
Generalen  hinzuweisen,  welches  es  von  vornherein  wahrscheinlich  macht,  dass 
beide  hier  wie  überall  nicht  nur  zusammen  wohnten,  sondern  auch  wie  sich 
aus  der  unten  in  Anmerkung  nachgewiesenen  fast  wörtlichen  Übereinstimmung 
ihrer  am  Nachmittage  des  1.  Januars  geschriebenen  Briefe  abnehmen  lässt,  in 
ein-  und  demselben  Zimmer  zusammen  arbeiteten.  Vom  militärischen  Stand- 
punkte konnte  überdies  nur  dieses  TIaus  für  das  Hauptquartier  gewählt  werden, 
aus  dessen  Fenstern  man  die  Brücke  und  den  Rhein  unmittelbar  überschaute. 
Dass  kein  äusserer  Umstand  die  beiden  Generale  von  der  Wahl  dieses  als 
Beobachtungspunkt  allein  geeigneten  Hauses  in  Caub  abhalten  konnte,  ist,  was 
nochmals  wiederholt  werden  soll,  schon  vorhin  nachgewiesen. 

Weiterhin  aber  sind  wir  in  der  Lage,  die  direkte  Aussage  eines  Augen- 
zeugen dafür,  dass  Blücher  bei  dem  Amtmann  einquartiert  war,  beibringen  zu 
können.  Dieser  Augenzeuge  ist  der  spätere  Pfarrer  und  Schulinspektor  Rüder, 
auf  dessen  lesenswerte  Schrift ')  hier  besonders  aufmerksam  gemacht  werden  soll. 

Köder  sagt  S.  25  seiner  Schrift:  „Verfasser  dieser  Skizze,  damals  noch 
Gymnasiast,  war  zufällig  in  den  Weihnachtsferien  in  seiner  Vaterstadt  Caub 
anwesend  und  berichtet  von  hier  als  Augenzeuge  und  lebhafter  Teilnehmer  an 
jenem  merkwürdigen  Übergang  der  schlesischen  Armee,  soweit  er  in  seiner 
privaten  Stellung  mitwirkend  sich  beteiligen  konnte";  sodann  daselbst  S.  26: 
„Um  4  Uhr  des  Nachmittags  hielt  auch  der  greise  Marschall  Vorwärts  mit 
grossem  militärischem  Gefolge  seinen  Einzug  in  die  Stadt  und  wurde  im  sogen. 
Amthause  vor  dem  Zoll  einquartiert." 

Dieser  Bericht,  dem  noch  die  Versicherung  vorhergeht,  dass  der  Bericht- 
erstatter das    Erzählte  als  Augenzeuge   gesehen  habe,  meldet  somit  mit  vollster 


•)  Rüder.  Der  Rheiniibergang  des  Feldmarschalls  Blücher  mit  der  schlesischen  Armee 
bei  Caub  am  1.  .Januar  1814.  Ein  Xeujahrsblatt  aus  der  deutschen  Geschichte  vor  fünfzig  Jahren. 
Wiesbaden   1863. 


243 

und  jeden  Zweifel    ausschliessender   Bestimmtheit,   däss   der    Feldmarschall    im 
Amthause  gewohnt  habe. 

Diesem  ganz  bestimmten  Zeugnisse  gegenüber  ist  nun  behauptet  worden, 
dass  Rüder  sich  geirrt  habe  und  dass  ferner  sein  Zeugnis  ohne  Bedeutung  sei, 
da  er  durch  eine  Bemerkung  in  dem  Vorworte  zu  seiner  Schrift  allen  von  ihm 
berichteten  Nebenumständen  die  Qualität  von  geschichtlichen  Daten  genommen 
und  deren  Glaubwürdigkeit  von  der  Übereinstimmung  mit  anderen  Überlieferungen 
abhängig  gemacht  habe.')  Da  wir,  wenn  dies  richtig  ist,  in  Rüder  einen  Schrift- 
steller kennen  lernen,  der  schon  in  der  Einleitung  zu  seiner  Schrift  die  Glaub- 
würdigkeit seiner  ganzen  Erzählung  vernichtet,  so  lohnt  es  sich  wohl,  diese 
sonderbare  Vorrede  näher  anzusehen.  Hier  heisst  es:  „Was  ich  in  nachstehender 
Skizze  berichte,  habe  ich  als  Augenzeuge  aus  selbsteigener  Beobachtung  ge- 
schöpft, doch  auch  zur  Sicherstellung  der  Thatsachen  die  Stimmen  anderer 
Augenzeuge  zu  sammeln  gesucht,  und  besonders  des  Herrn  Jac.  Müllers  ^)  Notizen 
benutzt.  Sollten  dennoch  etliche  Fehler  untergelaufen  sein,  was  in  einem  so 
bunten  Gedränge  rasch  vorübereilonder  Vorfillle  leicht  möglich  ist,  so  wird  es 
für  die  Geschichte  nur  nützlich  sein,  wenn  andere  Sachkundige  meine  Dar- 
stellung berichtigen  und  ergänzen  u.  s.  w." 

Diese  Worte  sind  jedoch  nichts  wie  die  bekannte,  bei  allen  Schriftstellern 
beliebte  und  uns  überall  aufstossende  Bescheidenheitsphrase,  deren  Wert  leicht 
zu  ermessen  ist;  dieselbe  mag  immerhin  auch  Geltung  haben  für  jene  Teile 
der  kleinen,  nur  40  Seiten  umfassenden  Schrift,  in  welcher  die  politischen  Er- 
eignisse jener  Zeit  überhaupt  dargestellt  werden,  ganz  gewiss  aber  nicht  für 
die  Seite  25  der  Schrift  beginnende  Darstellung  des  Übergangs  selbst,  die  aus- 
drücklich mit  den  Worten  eingeleitet  wird,  dass  Verfasser  von  hier  ab  als 
Augenzeuge  das  erzähle,  was  er  selbst  gesehen.  Wenn  Röder  nun  selbst  über- 
zeugt gewesen  wäre,  dass  er  auch  die  wenigen  Einzelheiten,  welche  er  als 
selbst  beobachtet  erzählt,  nicht  hinlänglich  verbürgen  konnte,  wozu  hat  denn 
der  Mann,  den  noch  lebende  Bekannte  desselben  als  durchaus  gewissenhaft 
rühmen,  überhaupt  jene  Schrift  veröffentlicht  und  ausserdem  als  ehrlicher  Mann 
nicht  Anstand  genommen,  bei  der  am  1.  Januar  1864  in  Caub  stattgefundenen 
Festfeier  in  einer  offiziellen  Festrede  in  Gegenwart  aller  Spitzen  der  Behörden 
des  Herzogtums  seine  Erzählung  vorzutragen,  wo  er  doch  Gefahr  laufen  musste, 
von  den  anwesenden  Caubern  des  Irrtums  geziehen  zu  werden'? 

Diese  Feier,  welche  am  1.  Januar  1864  in  Caub  zur  Erinnerung  an  die 
fünfzigste  Wiederkehr  des  Überganges  begangen  wurde  und  bei  welcher  an 
der  Pfalz  selbst  eine  Gedenktafel  angebracht  wurde ^),  gab  Röder  Gelegenheit, 
mit  seinen  Erinnerungen  und  seinen  Erlebnissen  als  vollwichtiger  Augenzeuge 
und  als  eine  der  Hauptpersonen  des  ganzen  damaligen  Festes  aufzutreten.  Der 
Festzug  vom  1.  Januar  1864  bewegte  sich  zur  Pfalz;  hier,  am  Ufer  des  Rheins, 
vor  der  Pfalz  und  angesichts  des  Amthauses,  des  Quartiers  des  Feldmarschalls, 


')  Rhein.  Kurier    1889,    So.  72.  —  ')  Im  Jahre   1813  Pfarrer  zu  Osterspai.  —  ')  Vergl. 
u.  a.  den  Featbericht  in  Hailbergers  Über  Land  und  Meer  1864,  No.  13,  nebst  Illustrationen. 

IG* 


244 

hielt  Roller  vor  zahlreicher  Festversammlung,  zu  welcher  —  der  Herzog  hatte 
absao-ea  lassen  —  aus  Wiesbaden  die  Spitzen  der  Civil-  und  Militärbehörden, 
wie  der  dirigierende  Staatsminister  Prinz  Wittgenstein,  der  General  von  Breid- 
bach,  die  Obersten  Gräser  und  von  Arnoldi,  der  Major  von  Iladeln,  der  Regie- 
rungsdirektor Schepp,  der  Steuerdirektor  von  Gagern  u.  a.  erschienen  waren, 
die  Festrede,  in  welcher  er  der  Festversamnilung,  von  welcher  ihn  erforder- 
lichen Falles  mancher,  so  besonders  auch  ein  anwesender  Veteran  aus  der 
preussischen  Armee,  hätte  berichtigen  können,  schwerlich  etwas  anderes  erzählt 
hat,  als  was  er  in  seiner  zu  derselben  Zeit  gedruckton  und  herausgegebenen, 
«■erade  für  dieses  fünfzigjährige  Jubelfest  bestimmten  und  verfassten  Schrift 
f^esagt  hat.  Und  damals  hat  niemand  die  doit  gethane  Äusserung,  da&3 
Blücher  im  Amthause  gewohnt  habe,  zu  bezweifeln  Veranlassung  genommen. 
Damals,  1864,  lebten  in  Caub  noch  6  Schiffer,  die  bei  dem  Übergange  mit- 
geholfen hatten,  denen  es  ein  leichtes  gewesen  wäre,  einen  etwaigen  Irrtum 
Röders  zu  berichtigen.  Aber  niemand  hat  an  eine  solche  Berichtigung  dieses 
Augenzeugen  gedacht,  obschon  die  abweichende  Angabe  Oertels  schon  seit 
Jahren  bekannt  war.  Wenn  man  damals  der  Erzählung  Oertels  mehr  Glauben 
geschenkt  hätte  wie  der  Röders,  weshalb  hat  man  dann  nicht  besser  jenen 
nach  Caub  berufen  und  ihn  als  geeignetere  Persönlichkeit  wie  diesen  zum  Fest- 
redner ausersehen?  Doch  genug  dieser  Erörterungen  —  wenn  solche  positive 
Zeugnisse,  wie  dieses  Röders  keine  Geltung  mehr  haben  sollen,  dann  wankt 
jeder  Boden. 

Weiterhin  sagt  der  Amtmann  in  seinem  Bericht,  dass  ausser  den  zwei 
Generalen  noch  10  Offiziere  bei  ihm  gewohnt  haben,  welche  wir  nach  dem 
bisher  Gesagten  für  einen  Teil  des  Stabes  des  Armeekommandos  anzusehen 
Grund  haben.  Es  entsteht  somit  die  Frage  nach  dem  Verbleib  der  übrigen. 
Die  Liste  des  Stabes  vom  1.  Januar  1814')  weist  ausserdem  Generallieutenant 
von  Gneisenau,  aber  einschliesslich  der  Generalmajore  von  Müftling  und  von 
Goltz,  21  Offiziere  auf.  Von  diesen  hielt  sich  der  Oberstlieutenant  von  Rühle 
in  diesen  Tagen  in  Frankfurt  auf*);  es  bleibt  demnach  das  Quartier  für 
10  Offiziere  des  Stabes  zu  ermitteln.  Dass  diese  10  Offiziere  nicht  weit  vom 
Quartier  des  Feldmarschalls  in  dem  mehr  in  der  Stadt  belegenen  Hause  des 
Weinhändlers  Kilp,  der  jetzt  irrig  für  Blüchers  Quartier  angesehenen  „Stadt 
Mannheim"  wohnten,  ergibt  die  in  den  Einquartierungsakten  der  Stadt  Caub 
von  Karl  Kilp  in  Vertretung  seiner  Mutter,  der  damaligen  Besitzerin  dieses 
Hauses,  ausgestellten  Rechnung  über  die  von  ihm  in  der  Zeit  vom  14.  November 
1813  bis  6.  Januar  1814  gemachten  Kriegsleistungen.  Diese  Rechnung^)  lautet 
wie  folgt: 


')  Plotho  III,  Beilagen,  S.  16.  --  *J  Vergl.  den  Brief  Blüchers  an  Rühle  d.  d.  Caub 
d.  1.  Januar  1814,  Pertz,  Leben  Steins  III,  S.  704  und  Leben  Oneiaenaus  III,  S.  610,  dem 
als  Nachschrift  ein  kurzer  Bericht  über  die  Vürgän!,'e  beigegeben  ist.  —  *)  Vergl.  Rhein. 
Kurier  1889,  No.  57.  —  Die  in  dem  nachstehenden  Abdruck  gesperrt  gedruckten  «teilen  sind 
von  dem  Revisor  der  Rechnung,  der  das  auf  Seite  3  derselben  befindliche  Notat  schrieb,  mit 
roter  Tinte  in  die  Rechnung  hinein  korrigiert. 


245 


(Seite  t  der  Rechnung.) 


Berech  II  u  II  ü^ 


über  die  an  die  Herrn  Offiziere  und  zum  Theil  auch  auf  schriftliche  Anweisungen 

verabreichte  Gegenstände. 


1813 

H. 

kr. 

November 

14 

1) 

An   bi8    zum    31.    December    für    das   Oel,    welclies    als 
Nachtlicht   für    die  Schildwache    unter    meinem   Thor 

verbrannt  wurde     

6 

34 

December 

31 

2) 

Sechs    Bout.    1783er    Rheinwem,    laut    schriftlicher   An- 
weisung, per  Bout.  H.  4 

Moderirt  auf  fl.   12. 

24 

n 

1 

Für  die  Verpflegung  der  nicht  mit  cinquartirt  gewesenen  Herrn 

Offiziere,  zum  Generalstaab  Sr.  E.xc.  Herrn  Oeneral- 

Feldmarschall  von  Blücher  gehörig,  an  Speisen,  Wein 

1814 

und   Cartee     

94 

Januar 

3 

3) 

Vom  3.  bis  zum  6.  Januar  speisten   täglich  ausser  dem 
mir  einquartirten  Russischen  Oberst  und  Adjutant  noch 
8  Offiziere  bey  mir  und  den  5.  Januar  Abends  sämmt- 
liche   hier  gewesenen  Offiziere,   wo   nach  dem  Essen 
noch  ein  Ball    gehalten   wurde,    für   die   verabreichte 
Speisen,  Wein  und  Brandwein      .     .     , 

67 

dto. 

3 

•i) 

Für  10  Bout.  urdinairen  Wein,   welcher  auf  Befehl  der 
Obristen  an  die  Musikanten  verabreicht  werden  musste, 
per  Bout.  24  kr 

4 

An  Transport     .     . 

195 

34 

(Seile  2  der  Kechuunfj.) 


1813 
Januar 


An  Transpoit     .     , 

5)  12  Bout,  rother  ä  fl.  1,  30   (30  roth  durchstrichen) 
12       „      weisser  ä  fl.  2 

laut  schriftlicher  Anweisung  betragen 

30 

Für  Einheizung  und  Beleuchtung  der  Zimmer,  wo  sich  die 

Leibwache  Sr.  E.xc.  Herrn  G.  F.  Marschall  von  Blücher 

aufhielt,  vom  31.  December  bis  2.  Januar  1814,  laut 

schriftlicher  Weisung 

Ferner: 

6)  Dergleichen   für   die    Leibwache    des  Russischen  Obrist 

vom  3.  bis  6.  Januar 

7)  Für  die  Feuerung   auf  dem  Heerd  und  in  8  Oefen,    wo 

während  dem  Uebergang   1'  i  Klafter  Buchenholz  ver- 
brannt wurde 

im  fl.  24  Fuss  Summa     .     . 


a. 

195 


42 


30 


272 


kr. 

34 


34 


246 


1814 
Januar 


15 


Nota 
über  die  gelieferte  Furaache. 

1   Centner  Heu 

3  Laib  Brod 

im  2i  Ü.  Fuss  Summa     .     . 

Nota 
über  9  Stück  S'J'  Baustämme,  welche  zur  Brücke  geliefert 

habe,  im  24  fl.  Fusa 

Per  Stamm  fl.  4,  30  kr.;  moderirt  auf  fl.  40,  30  kr. 

Das8  ich  obige  vierzig  Gulden  und  dreissig  Kreutzer 
von  Herrn  Rentmeister  Heiderich  dahier  richtig  erhalten 
habe,  bescheinige  ich  hiermit. 

Caub,  20.  März  1815. 

Kilp. 


(Seile  3  der  Rechnung.) 


Nota 
über  die  mir  bei  dem  üebergang  der  Armee  entkommenen  und  ruinirten  Sachen. 


1)   2   Stück   E99     I  j„^^j 
3       -       The  I 


2)  2  Stück  Servietten 

3)  6  Stück  christallene  Gläser,  per  Stück  zu  1,  30 

4)  16  Stück  grüne  ßoutellgen  ä  6  kr 

5)  ein  neues  Weinlegel] 

für  einen  verbrochenen  Consoltisch       .... 

„    sämmtliche  verbrochenen  Fensterscheiben  . 


nach  fl.  24  Fuss  Summa     .     . 
Total  Summa  der  sämmtlichen  Berechnungen     .     . 

Nota  über  die  So.  1  bis  7  bezeichneten  Posten. 

Können  nun  passiren 

Dieses  betrifft  die  2  mit  rother  Tinte  bemerkten. 
Die  übrigen  Posten  müssen  um  so  mehr  ganz  wegfallen,  als  die  wirk- 
lich  getragene    Einquartierung    zur  Ausgleichung    kommt    und   die    geführte 
ControUe  Maass  und  Ziel  setzt. 

(Seite  4  der  Rechnung.) 
Wird  zur  Erwirkung  der  amtlichen  Zahlungs-Anweisung  attestirt. 

Caub,  den  23.  März  1814. 

Caesar.     Flock.     Weber.     Beysiegel. 


"Wird  zur  Zahlung  angewiesen. 


H.  N.  Amt. 
v.   H  e  u  s  8  e  r. 


Dass  ich   von  Herrn  Rentmeiater  Heidrich   dahier  auf  Abschlag   dieser   Rechnung   zwei 
und  vierzig  Gulden  im  24  fl.   Fuss  empfangen  habe,  dieses  bescheinige  ich  hiermit. 

Caub,  d.  20.  März  1815.  „., 

'  Klip. 


247 

Zu  dieser  Rechnim;,',  welche  eigeutlich  eine  Zubummenbtelluug  vuii  4  Eiu^el- 
rechnungen  ist,  bemerke  ich  zunächst,  dass  in  derselben  unzweifelhaft  alle  Un- 
kosten verrechnet  sind,  welche  Kilp  überhaupt  in  jenen  Tagen  gehabt  hat, 
dass  also  gegen  dieselbe  ein  Einwand,  es  könne  ausser  dieser  Rechnung  n<»ch 
eine  zweite  —  von  welcher  sich  ausserdem  keine  Spur  gefunden  hac  —  ein- 
gereicht worden  sein,  in  keinem  Falle  erhoben  werden  kann. 

Die  Rechnung  ist  von  dem  Amtsrentmeister  als  Revisionsbeamten  revidiert 
und  sind  Notate  zu  derselben  gezogen,  die  mit  roter  Tinte  in  die  Rechnung 
hinein  korrigiert  sind.  Die  Notate,  welche  hier  in  Betracht  kommen,  sind  ge- 
zogen zu  pos.  2  der  ersten  Spezialrechnung,  wo  die  berechneten  24  fl.  auf  12 
herabgesetzt  sind,  zu  pos,  ö  daselbst,  die  auf  30  H.  herabgesetzt  wird,  sodann 
zu  der  dritten  Spezialrechnung,  die  auf  40  fl.  30  kr.  herabgesetzt  wird. 

Für  die  vorliegende  Frage  kommt  die  auf  Seite  1  und  2  der  Rechnung 
befindliche  erste  aus  7  Positionen  bestehende  Spezialrechnung,  und  besonders 
pos.  2,  AI.  2  derselben  zunächst  in  Betracht.  Hier  sind  die  Verpflegungs- 
kosten für  die  Offiziere  des  Generalstabes  verrechnet;  der  Sinn  ist  dadurch,  dass 
der  Ort  der  Einfjuartierung  derselben  nicht  ganz  ausdrücklich  augegeben  ist 
und  zu  ergänzen  bleibt,  auf  den  ersten  Blick  dunkel.  Es  liegt  nahe,  in  den 
Worten  „nicht  mit  einquartiert  gewesenen"  zu  „mit"  zu  ergänzen  „bei  mir'' 
und  wenn  diese  Ergänzung  richtig  wäre,  so  könnte  es  möglich  erscheinen,  dass 
Blücher  bei  Kilp  gewohnt  habe.  •)  Doch  ist  diese  Auffassung  der  Stelle  nicht 
zutreffend,  vielmehr  ist  die  Ergänzung  aus  den  in  der  Rechnung  folgenden 
Worten  herzunehmen,  es  ist  zu  ergänzen  „nicht  mit  dem  Feldmarschall.'* 

Den  Beweis  für  die  Richtigkeit  dieser  letzteren  Auffassung  erbringt  das 
auf  der  Rechnung  befindliche  Notat  des  Revisors,  durch  welches,  wie  bei  dem 
vorstehenden  Abdrucke  angegeben  ist,  alle  diejenigen  Positionen  der  Rechnung 
Kilps  gestrichen  werden,  in  welchen  die  Ausgaben  über  die  von  ihm  wirklich 
getragene,  d.  h.  in  seinem  Hause  beherbergte  und  verpflegte  Einquartierung, 
eowie  für  alle  in  seinem  Hause  während  der  Dauer  der  Einquartierung  für 
diese  gemachten  Leistungen  angefordert  und  nur  diejenigen  Forderungen  an- 
gewiesen werden,  welche  für  Aufwendungen  für  nicht  bei  ihm  einipiartierte 
Personen  oder  für  nicht  mit  seiner  Einquartierung  zusammenhängende  Leistungen, 
wie  z.  B.  für  Lieferung  von  Baustämmen  für  die  Brücke,  von  ihm  gestellt 
wurden.  Das  Verfahren  des  Revisors  ist  ein  durchaus  korrektes  und  beruht 
auf  den  Vorschriften  des  Edikts  vom  24.  und  26.  Oktober  IS  13,  die  so  klar 
und  bestimmt  gefasst  sind,  dass  über  deren  Auslegung  kein  Zweifel  sein  kann. 
Dass  Kilp  eine  Rechnung  aufstellte,  welche  mit  diesen  Vorschriften  nicht  in  Ein- 
klang stand,  thut  der  Korrektheit  des  Verfahrens  des  Revisors  um  so  weniger  Ab- 
bruch, als  jener  —  Kilp  —  in  der  Rechnung  seine  Interessen  verfolgte,  vielleicht 
auch  die  Bestimmungen  jenes  Edikts  nicht  genügend  kannte  oder  missverstaud. 
Das  angezogene  Edikt  bestimmt,  dass  die  Einquartierung  und  die  Verpflegung 
der  einquartierten  Mannschaften,  welche  auf  Grund  des  für  jede  Ortschaft  auf- 
gestellten sogen.  Einquartierungs-Katasters  erfolgt,  in  der  Regel  eine  Lokallast 


')  Rhein.  Kurier  1889,  No.  50. 


248 

der  Gemeinde  sind,  für  welche  eine  Entschädigung  aus  Staatsmitteln  nicht  ge- 
leistet wird.  "Werden  jedoch  durch  Umstände  einzelnen  Quartiergebern  grössere 
Leistungen,  wie  für  die  Tafel  der  bei  ihnen  einquartierten  Generale,  auferlegt, 
so  sind  dieselben  sofort  dem  Amtmann  anzuzeigen  und  wird  alsdann  für  diese 
Ausgabe  die  Entschädigung  aus  der  Staatskasse  geleistet. 

Es  ist  möglich,  dass  Kilp  bei  seiner  Rechnung  die  Ausgabe  für  die  Ver- 
pflegung der  Offiziere  des  Geueralstabs  als  in  die  Kategorie  der  Ausgaben  für 
die  Generalstafel,  die  in  den  Kriegsrechnungen  stets  besonders  als  Staatslast  und 
Dicht  als  Lokallast  der  Gemeinden  verrechnet  werden,  gehörig  betrachtete  und 
sich  deshalb  für  berechtigt  hielt,  die  ihm  hierdurch  entstandenen  Kosten  bei 
der  Amtkasse  zu  liquidieren.  Die  Autfassung  des  Amtmanns  ergibt  das  Monitum 
des  Amtsrentmeisters,  welches  den  eben  angeführten  Bestimmungen  des  Edikts 
völlig  entspricht.  Durch  dieses  Monitum  wird  jene  Autfassung  von  Kilp  als 
ungerechtfertigt  abgewiesen,  festgestellt,  dass  jene  Offiziere  des  Stabes  die 
wirklich  von  Kilp  getragene,  d.  h.  beherbergte  und  verpflegte  Einquartierung 
waren  und  die  Entschädigung  hierfür  abgelehnt,  weil  dieselben  als  Gemeindelast 
der  Gemeindekasse  aufzubürden  war. 

Steht  durch  die  auf  jenes  Notat  gestützte  Schlussfolgerung  fest,  dass  die  in 
der  Rechnung  Kilps  genannten  Offiziere  dessen  wirkliche  Einquartierung  waren, 
80  folgt  weiterhin,  dass  wie  vorhin  ausgeführt,  in  der  Rechnung  selbst  zu  den 
Worten  „nicht  mit  einquartiert  gewesenen"  zu  ergänzen  ist  „bei  dem  Feld- 
marschall", dass  also  das  Haus  Kilps  nicht  dessen  Quartier  war.  Die  Be- 
handlung der  übrigen  Positionen  der  Rechnung  zeigt,  dass  der  Revisor  überall 
lediglich  nach  der  vorhin  dargelegten  Vorschrift  verfahren  ist;  überall  hat  der- 
selbe diejenigen  Forderungen  gestrichen,  welche  Kilp  für  solche  Lieferungen, 
welche  er  innerhalb  seines  Hauses  gemacht  hat  und  welche  in  Beziehungen 
zu  seiner  Einquartierung  stehen,  aufstellte;  hingegen  hat  er  alle  Leistungen 
ausserhalb  des  Hauses,  wie  für  6  Flaschen  Rheinwein')  und  für  die  zur  Brücke 
gelieferten  Baustämme,  zur  Zahlung  angewiesen.  Dass  Kilp  trotz  des  Vor- 
behalts in  seiner  Quittung  sich  dieser  Entscheidung  des  Revisors  gefügt  hat, 
ergibt  der  Umstand,  dass  die  Rechnungen  der  Landes-Kriegskasse  keine  Zah- 
lungen an  ihn  nachweisen,  welche  aber  später  erfolgt  wären,  wenn  die  Auff'assung 
des  Revisors  nicht  als  korrekt  angesehen  worden  wäre. 

Somit  bestätigt  auch  die  Rechnung  Kilps  und  das  Notat  des  Revisors  zu 
derselben  völlig  die  Angabe  Röders,  dass  der  Feldmarschall  bei  dem  Amtmann 
von  Heusser  gewohnt  hat.  Hiermit  mag  die  Erörterung  derjenigen  gegen  diese 
Angabe  Röders  erhobenen  Einwände,  welche  mehr  oder  weniger  als  beachtens- 
wert anzusehen  waren,  abgeschlossen  sein,  um  dieser,  wie  schon  bemerkt,  sehr 
nebensächlichen  Frage  nicht  über  alle  Gebühr  Raum  zu  geben;  über  mehrere 
recht  nebensächliche  Punkte  kann  sich  der  Leser  aus  den  angezogenen  Artikeln 


'J  Es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  dass  diese  von  Kilp  aus  dem  Hause  gelieferten  6  Flaschen       j 
Rheinwein  für  den  Feldmarschall  selbst  bestimmt  gewesen  sind.    Wie  die  Rechnung  des  Wein- 
händlers Mumm  zu  Höchst  erweist,  wurde  dem  Feldmarschall  während  seines  dortigen  Aufenthalts 
stets  dieselbe  Sorte  —   1783  Rheinwein  —  geliefert.  j 


240 

im  Rheinischen  Kurier,   in  welchem  dieselben  erörtert  sind,  zur  Genüge  unter- 
richten.    Nur   einen  Punkt  will   ich  noch    berühren.     Da   die    Rechnung    Kilpa 
ergibt,  dass  die  Stabswache  in  seinem  Hause  ein  Unterkommen  fand,  ist  hieraus 
geschlossen  worden,  dass  auch  der  Feldmarsehall  dort  gelegen  habe,   weil  not- 
wendigerweise die  Stabswache  sich  in  dem  Quartier  der  HöchstkommandiereDden 
befunden  haben  musste.     Im  allgemeinen  ist  es  gewiss  richtig,  dass  die  Stabs- 
wache, wenn  auch  in  Veranlassung  der  örtlichen  Verhältnisse  nicht    gerade    in 
demselben  Hause,  so  doch  in  nächster  Nähe   des  Höchstkommandierenden   sich 
betindet.     Dieser  Regel  ist  auch  in  dem  vorliegenden  Falle  insoweit  entsprochen 
worden,  wie    nach  den    örtlichen  Verhältnissen  thunlich  war,    da  das    Kilp'sche 
Haus,  in  welchem  ein  Teil  des  Stabes  lag,  in  geringer  Entfernung  von  dem  xVmt- 
hause  liegt  und  der  von   der  Stabswache   zu    leistende    Postendienst    ohne    alle 
Schwierigkeit  gethan  werden  konnte.    Indessen  lag  eine  zwingende  Notwendigkeit, 
die  Stabswache  etwa  zum  Schutze  des  Feldmarschalls  in  das  Amthaus  zu  legen, 
nicht  im  entferntesten  vor,    da  am    linken    Rheinufer   kein    Franzose    zu    sehen 
war,  und  am  rechten  Ufer,  zum  Teil  unter  den  Fenstern  des  vom  Feldmarschall 
bewohnten  Hauses,  das  ganze  preussische  erste  Armeecorps  Gewehr  bei  Fuss  auf- 
marschiert stand,  hinter   diesem  die  lUnsen  unter  Sacken,   eine   Truppenmasse, 
bei  welcher  es  bezüglich  der    persönlichen  Sicherheit   des  Feldmarschalls    wohl 
gleichgiltig  war,    ob  die    Stabswache    im    Amtliause    oder   dem    hundert    Schritt 
entfernten    Kilp'schen   Hause   lag.     Übrigens  ist    das    Quartier   der    Stabswache 
bei  Kilp   doch  nur  als    deren   AVachtstube   anzusehen;    dass    dieselbe    nicht    die 
vorschriftsmässigen   Posten  vor  dem  Arathause   stellte,  folgt  aus  der  Rechnung 
nicht  und  soll  auch  von  mir  nicht  behauptet  werden. 

Wenn  also  nach  allem  diesen  ein  genügender  Grund  zu  einem  Zweifel 
an  der  Angabe  des  Augenzeugen  Röder,  dass  das  Amthaus  zu  Caub  das  Quartier 
des  Feldmarschalls  war,  nicht  vorliegt  und  die  Tradition  der  Familie  Kilp  sich 
insoweit  als  irrig  erweist,  als  sie  die  Person  des  Feldmarschalls  Blücher  betrifft, 
80  könnte  man,  wenn  man  die  Entstehung  dieser  Tradition  nicht  aus  den 
Schriften  oder  persönlichen  Mitteilungen  Oertels  herleiten  will,  geneigt  sein,  in 
derselben  einen  gewissen  geschichtlichen  Kern  zu  suchen  und  anzunehmen,  dass 
in  jenen  Tagen  neben  den  Offizieren  des  Stabes  bei  Kilp  noch  ein  Offizier 
gewohnt  habe,  den  das  Haus  als  Gast  betrachtet  und  für  dessen  Verpflegung 
88  keine  Rechnung  gestellt  habe. 

Insoweit  würde  diese  Familientradition  denn  auch  bestätigt  durch  die  Er- 
zählung eines  Cauber  Bürgers'),  dass  damals  im  Kilp'schen  Hause  eine  Per- 
sönlichkeit —  der  Tradition  der  Familie  Kilp  zufolge  Blücher  —  separat  ver- 
pflegt worden  sei.  Eine  solche  bei  Kilp  „separat  verpflegte"  Persönlichkeit  ist 
nun  aus  den  Akten  sowie  der  Rechnung  Kilps  in  der  That  zu  ermitteln,  es 
ist.  wie  schon  im  Vorstehenden  angegeben,  der  Major  von  Klüx,  der  vom 
14.  November  1813  ab  bis  nach  dem  Übergange  bei  Kilp  in  Quartier  lag. 
Dass  Kilp  die  durch  diese  Einquartierung  verursachten  Kosten  nicht  li(|uidiert 
hat,  ist  mögUch,  da   sich    eine  Rechnung  über  dieselben    nicht  findet;    indessen 


')  Rhein.  Kurier  1889,  No.  72. 


250 

würde  er  mit  einer  solchen  Liquidation  bei  der  Staatskasse  schwerlich  Erfols 
erzielt  haben,  da  diese  Kosten  ihm  nach  den  Bestimmungen  des  Einquartierungs- 
edikts von  IS  13  zur  Last  fielen.  Hingegen  hat  er,  wie  seine  vorhin  mitgeteilte 
Rechnung  ergibt,  die  Kosten  für  die  während  der  Dauer  dieser  Einquartierung 
erforderliche  Beleuchtung  seines  Thorweges  angefordert,  gleichfalls  ohne  Erfolg, 
da  der  Revisor  diese  Forderung  als  mit  der  Einquartierungslast  im  Zusammen- 
hange stehend  strich.  So  kann  es  leicht  möglich  sein,  dass  die  Person  des 
Majors  von  KlUx,  dessen  Aufenthalt  im  Kilp'schen  Hause  vom  14.  November 
ab  feststeht,  in  der  Tradition  der  Familie  Kilp  zum  Feldmarschall  Blücher 
geworden  ist;  auf  den  sonderbaren  Irrtum  Oertels,  der  die  von  demselben 
Major  von  Klüx  am  Abende  des  31.  Dezembers  in  der  Kirche  zu  Caub  vor- 
genommenen Handlungen  dem  Feldmarschall  beilegt,  ist  schon  vorhin  auf- 
merksam gemacht. 

Mir  scheint  diese  Auflösung  der  rätselhaften  Familientradition  die  am 
nächsten  liegende;  will  man  jedoch  unbedingt  daran  festhalten,  dass  ein  General 
dort  gewohnt  haben  müsse,  so  habe  ich  nichts  gegen  eine  Substitution  des 
Generals  von  York  selbst  einzuwenden.  Wo  General  von  York  in  Caub  ein- 
quartiert war,  ist  aus  den  Akten  nicht  zu  ermitteln,  wahrscheinlich  hat  er 
hier,  wie  überhaupt  während  seines  Aufenthalts  in  Nassau,  jede  freie  Verpflegung 
abgewiesen  und  die  ihm  gemachten  Lieferungen  selbst  bezahlt,  so  dass  sein 
Quartiergeber  keine  Veranlassung  hatte,*  Tafelkosten  für  ihn  zu  liquidieren;  dasa 
er  aber  sein  Quartier  nicht  in  das  des  Feldmarschalls  und  Gneisenaus  legte,  steht 
wohl  ausser  Zweifel. 


Zum  Schlüsse  soll  noch  eines  Berichtes  über  den  Rheiuübergaug  gedacht 
werden,  welcher  teils  wegen  seiner  Unselbstüadigkeit,  teils  wegen  seines  sagen- 
haften Charakters  in  der  bisherigen  Darstellung  nicht  berücksichtigt  werden 
konnte.  Es  ist  die  Erzählung  Strambergs  in  dem  1856  erschienenen  5.  Bande 
der  II.  Abteilung  des  Rheinischen  Autiquarius,  S.  113fF.  Stramberg  gibt  die 
Darstellung  der  einzelnen  Vorgänge  meistens  wörtlich  nach  Damitz,  fügt  dann 
als  selbständige  Erzählung  die  Sage  vom  Schneider  Waroquier  bei,  welche  die 
Gestaltung,  welche  sie  an  dieser  Stelle  erhalten  hat,  wesentlich  wohl  der  viel- 
fach kühnen  Phantasie  Strambergs  verdankt.  Der  Feldmarschall  war,  wie 
Stramberg  weiss,  sehr  ergrimmt  darüber,  dass  durch  den  verunglückten  Brücken- 
schlag eine  Störung  des  Übergangs  herbeigeführt  wurde;  es  sollen  nun  die 
Schifl'er  von  Caub  mit  ihren  Kähnen  helfen.  Er  lässt  schleunigst  den  Amtmann 
kommen;  das  Zwiegespräch  beider  vermag  Stramberg  noch  fast  wörtlich  zu 
berichten.  Blücher  verlangt  einen  Schilfer,  der  mutig  und  gewandt  sei,  die 
vor  dem  Hause  (vor  welchem  Hause,  vergisst  Stramberg  leider  anzugeben)  auf- 
gestellten russischen  Grenadiere  nach  der  Pfalz  zu  führen.  Nach  einigem  Be- 
sinnen empflehlt  der  Amtmann  den  Waroijuier,  der  Franzose  und  früherer 
Douanier,  sich  in  Caub  niedergelassen  habe  und  dort  einen  kleinen  Mehlhandel 
betreibe,  warnt  aber  den  Feldmarschall  in  Rücksicht  darauf,  dass  jener  Franzose 
sei.    Hierüber  aber  lacht  der  Feldmarschall,  da  seine  Grenadiere  den  Franzosen 


251 

schon  in  der  Rieht  halten  würden.  Waroquier  setzt  die  Russen  zwar  über, 
besinnt  sich  aber  während  der  Fahrt  und  kommt  zu  der  Meiuun;^,  dass  die 
Sache  auch  einen  anderen  Verlauf  haben  könne,  als  Blücher  f,Maube,  und  dass 
dann  seine  Landsleute  Rache  an  ihm  nehmen  könnten.  Er  Hess  sich  deshalb 
still  mit  seinem  Nachen  nach  Oberwesel  treiben  und  verduftete  auf  eini;::e  Zeit. 
Jetzt  schweigt  die  Geschichte  bis  zum  Oktober  1814.  Da  uäudich,  als  Blücher 
nach  geendetem  Kriege  heimwärts  zog,  wollte  er  Caub  und  seinen  Freund 
Waroquier  besuchen.  Es  findet  ein  rührendes  Wiedersehen  beider  statt,  der 
Feldmarschall  hält  dem  Tapferen  eine  längere  Rede,  hängt  demselben  die 
Medaille  für  Nichtkombattanten,  die  sogen.  MehlmedatUe  an  und  schenkt  ihm 
100  Thaler.  So  geht  die  Erzählung  weiter;  auch  werden  weiterhin  der  Nach- 
welt noch  einige  Züge  aus  dem  Leben  Warocjuiers  mitgeteilt.  'Auf  Warocjuier 
komme  ich  zurück.  Was  die  sonstige  Erzählung  betrifft,  so  muss  bei  der 
Wichtigkeit,  die  ich  möchte  sagen  jeder  Zug  des  thatenreichen  Kriegslebens 
Blüchers  hat,  darauf  hiogewiesen  werden,  dass  sich  nur  hier  und  sonst  nirgends 
die  Angabe  findet,  dass  Blücher  nach  dem  Befreiungskriege  Caub  besucht  habe. 
Zwar  ist  das  von  Stramberg  angegebene  Jahr  1814  offenbar  unrichtig;  nach 
Beendigung  des  Krieges  1813/14  hat  Blücher  die  Rheinlande  nicht  betreten. 
Hingegen  Hesse  die  Anwesenheit  des  Feldmarschalls  in  die  Ereignisse  des 
Jahres  1815  sich  recht  wohl  einordnen.  Nach  Beendigung  des  Feldzuges  von 
1815  brauchte  der  Feldmarschall  im  Spätherbst  die  Bäder  von  Aachen,  fuhr 
nach  Beendigung  seiner  Kur  von  Aachen  am  4.  Dezember  nach  .lülich,  von 
dort  über  Köln  nach  Coblenz,  wo  er  mehrere  Tage  verweilte,  und  alsdann  von 
Coblenz  nach  Wiesbaden,  wo  er  am  16.  Dezember  seinen  Geburtstag  feierte 
(Wiggers,  Leben  Blüchers,  S.  286.)  Es  wäre  also  immerhin  möglich,  dass 
er  auf  dieser  Fahrt  von  Coblenz  nach  Wiesbaden  Caub  besucht  hat,  wenn  auch 
von  diesem  Besuche  und  noch  weniger  von  den  Einzelheiten  desselben  weiter 
etwas  bekannt  ist,  als  des  Rheinischen  Antiquarius  fabulose  Erzählung. 

Mit  dem,  was  Künzer  in  dem  schon  angeführten,  in  der  Kölner  Zeitung 
1888,  No.  362  veröffentlichten  Berichte  über  Waroquier  mitteilt,  brauchen  wir 
uns  nicht  zu  beschäftigen.  Auch  Oertel  erzählt  von  ihm;  in  dem  „Büchlein 
vom  Feldmarschall  Blücher"  erscheint  Waroquier  als  ein  kühner  Schmuggler, 
der  die  preussischen  Truppen  glücklich  durch  die  Bergpässe  nach  Henschhausen 
führt.  Letztere  Angabe  kann  als  richtig  angesehen  werden,  da  auch  Röder 
dasselbe  berichtet  mit  dem  Zusätze,  dass  Waro(juier  bei  Henschhausen  verwundet 
worden  sei.  Dass  einer  der  aus  Caub  mitgenommenen  Führer  am  linken  Ufer  ver- 
wundet wurde,  bestätigen  anderweitige  Augenzeugen,  wie  Henckel.  Doch  scheint 
es,  dass  Waroquier  es  nur  dieser  Verwundung,  wegen  deren  er  nach  Röders  Berichte 
vom  Feldmarschall  belobt  wurde,  zu  danken  hat,  dass  die  Führung  der  preussischen 
Truppen  nach  Henschhausen  später  hauptsächlich  ihm  zum  Verdienst  angerechnet 
wurde.  Nach  den  Akten  wurde  am  31.  Dezember  von  dem  preussischen  General- 
stabe der  Cauber  Schmiedemeister  Jakob  Müiileisen  und  ,4  Konsorten"  als 
Führer  und  Wegweiser  der  Truppen  am  linken  Rheinufer  angenommen,  wie 
die  von  diesen  an  die  Regierung  gestellte  Forderung  einer  Geldbelolmung  ergibt. 
Unter  diesen  4  Konsorten  mag  sich  auch  Warocjuier  befunden  haben. 


252 


III.  Aus  dem  Schreiben  des  Kanzlers  Kalt  zu  Ehrenbreitstein  an  den 
Kabinetssekretär  St.  George  zu  Weilburg. 

Ehrenbreitstein  den  2.  Januar  1814 
Abends  10  Uhr. 

—  —  Iq  Jer  Nacht  vom  31.  Dezember  auf  ilen  1.  dieses  hatte  man  alle 
erbringliche  Getahre  von  Niederlahnstein  bis  unterhalb  Neuwied  im  Rheine  ge- 
sammelt Ein  dichter  Nebel  begünstigte  diese  Arbeit  und  man  würde  in  Coblenz  den 
Präfekten,  den  General  Guerin,  etwa  500  Mann  Besatzung,  mehrere  Kanonen  und  so 
weiter  aufgehoben  haben,  wenn  nicht  die  Ungeduld  der  Kosaken  den  Spass  ver- 
dorben hätte.  Fünf  dieser  Unholde  fuhren  schon  um  9  Uhr  nach  Sebastian-Eugera 
über,  traten  in  ein  Bauernhaus,  wo  der  Mann  am  Bette  seiner  kranken  Frau 
sitzend,  eingeschhifen  war.  Sie  weckten  ihn,  erkundigten  sich  nach  Franzeskoy 
und  als  der  sehr  erschrockene  Mann  die  Versicherung  gegeben  hatte,  dass  keine 
Franzosen  im  Orte  und  auch  wenige  in  Coblenz  seien,  nahmen  sie  denselben 
mit  sich  in  den  Nachen  und  machten  ihn  im  strengsten  Galopp  zum  Komman- 
dierenden ins  Thal  reiten.  Dies  gab  natürlicher  Dinge  jenseits  des  Rheins 
schon  einigen  Verdacht.  Eine  Stunde  später  detachierte  man  von  hier  aus  einen 
Offizier  mit  etwa  6  Kosaken  ans  sogenannte  deutsche  Eck,  wo  der  General 
Guerin  wohnt,  um  auszukundschaften,  ob  eine  daselbst  aufgestellte  Wache  und 
eine  Kanone  noch  vorhanden  sei.  Der  Posten  schrie  den  Nachen  an  und  gab 
auf  die  Leute  Feuer.  Diese  kehrten  um,  hinterliessen  aber  neuen  Verdacht. 
Doch  beide  Ereignisse  würden  einen  grossen  Allarm  nicht  erregt  haben,  denn 
man  hatte  schon  den  ersten  Fall  als  einen  gewöhnlichen  Streich  der  Kosaken 
und  den  letzteren  als  einen  Versuch  von  Schmugglern  ausgelegt.  Aber  dem 
Kommandanten  soll  gleichzeitig  eine  Meldung  zugekommen  sein,  dass  der  Feind 
von  Bonn  aus  anrücke.  Nun  zog  sich  die  Besatzung  auf  dem  Paradeplatze 
zu  Coblenz  zusammen.  Der  Präfekt  und  Guerin  traten  ihre  Abreise  über  den 
Hunsrücken  vermutlich  nach  Mainz  um  1 1  Uhr  an  und  das  Militär  zog  mit 
den  Kanonen  und  einer  Kasse  bald  dahin  nach.  Zwischen  drei  und  vier  Uhr 
morgens  fuhren  nun  die  Russen  von  Niederlahnstein,  Horchheim  und  Pfaffen- 
dorf und  schon  früher  von  Irrlich,  Neuwied  und  Vallendar  aufs  linke  Rhein- 
ufer. Die  Franzosen  hatten  zu  Kapellen  gerade  gegen  der  Lahn  über  einige 
eiserne  Kanonen  aufgepHanzt.  Diese  hörte  man  um  diese  Zeit  etwa  sechsmal 
krachen,  sie  thaten  aber  keinen  Schaden.  Die  Mannschaft  landete  glücklich 
und  das  Regiment,  welches  am  höchsten  Fleck  übergesetzt  und  bis  ans  äusserste 
Thor  der  Stadt  Koblenz  zur  Karthause  zu  aufmarschiert  war,  geriet  mit  wenigen 
französischen  Soldaten  in  Kampf.  Es  fielen  etwa  16—17  einzelne  Schüsse, 
durch  welche  zwei  Russen  getötet  und  6  blessiert  worden  sein  sollen.  Nun 
wars  wieder  kurze  Zeit  über  still,  als  man  auf  einmal  den  russischen  Marsch 
in  der  Stadt  und  zugleich  ein  fürchterliches  Hurrah  ertönen  hörte.  Dies  war 
das  Zeichen  zum  aligemeinen  Übersetzen.  Es  sah  zwischen  hier  und  Coblenz 
fürchterlich  aus.  Alle  Zugänge  jenseits  waren  mit  schweren  eichenen  Pallisaden 
verschlossen;  das  Hacken,  das  Einreissen,  das  Eindringen,  die  schnell  auflodernden 
grossen  Feuer,   der  Tumult    der   Trommeln,    der   türkischen  Musik,   das  Vivat- 


253 

schreien  des  gemeinen  Volkes,  die  Masse  von  Soldaten,  die  Kosalven,  Spiesse 
und  Pferde  in  gewiss  öO  — «>0  verschiedenen  Gefahren,  das  alles  bildete  einen 
erschrecklich  schönen  Anblick.  Kaum  hatte  der  Kommandierende  in  Coblenz 
vernommen,  dass  der  Präfekt  und  das  Militär  erst  wenige  Stunden  Weges 
zurückgelegt  haben  könne,  als  schon  Kosaken  zum  Nachsetzen  beordert  wurden. 
Diese  haben  den  Nachtrab  erreicht,  einige  Hundert  Manu,  verschiedene  Kanonen 
und  einen  Geldwagen,  dessen  Wert  man  auf  30  000  frcs.  angibt,  eingebracht. 
Den  Rest  der  Besatzung  glaubt  man  in  den  Händen  der  höher  am  Rheine 
übergegangenen  Russen,  zweifelt  aber  am  Einholen  des  Präfekts  und  des 
Generals,  die  längs  der  Mosel  zu  Pferde  abgezogen  sein  sollen.  Der  ganze 
Übergang  war  also  das  Werk  weniger  Stunden,  aber  nicht  so  die  Vorbereitung 
und  die  Folge  desselben.  Der  kleine  Bering  von  Niederlahnstein  bis  Neuwied 
wird  diesen  Auftritt  nie  vergessen.  Gestern  und  heute  passierten  bloss  hier 
über  10  000  Mann  mit  unzähligen  Kanonen,  Pferden  und  Gepäck,  und  auf 
morgen  steht  der  Übergang  von  5  bis  6000  Kavalleristen  bevor,  die  alle  in 
Lähner  Kähnen  geschoben  und  fortgerudert  werden  müssen.  Der  Graf  von 
St.  Priest  hat  erst  heute  sein  Haupt(iuartier  in  Coblenz  und  zwar  in  der  Präfektur 
aufgeschlagen.  Diese  Stadt  ist  aber  glücklicher  als  ich  es  war,  denn  sie  wird 
diesen  schwelgenden  überteuren  Mann  schon  morgen  wieder  loa.  Zu  seinem 
grossen  Verdrusse  kam  heute  der  Befehl,  auf  der  Stelle  gegen  Trier  vorzu- 
rücken, indem  preussische  Truppen  Coblenz  zu  besetzen  bestimmt  sind.  Noch 
werden  dahier  keine  Anstalten  zu  einer  stehenden  Brücke  gemacht  und  dem- 
nach besorge  ich,  dass  Ehrenbreitstein  noch  lange  der  Fleck  des  Überganges 
sein  werde.     Mehreres  zu  melden  behalte  ich  mir  vor  u.  s.  w. 


IV.  Aus  dem  Schreiben  des  Amtmanns  Staehler  zu  Engers  an  den  Kabinets- 
sekretär  von  St.  George  zu  Weilburg,  d.  d.  Engers  d.  2.  Januar  1814. 

—  —  Vorgestern  Abend  kamen  die  Unterthanen  von  St.  Sebastian  vis-ä-vis 
von  der  Bendorfer  Hütte  auf  diese  Rheinseite  und  holten  mit  ihren  Nachen 
die  Kosaken  ab,  diese  in  kleiner  Anzahl  sprengten  bis  nach  Coblenz  abends 
10  Uhr,  wo  der  General,  Präfekt  und  der  Kommandant  der  Truppen  ruhig  auf 
dem  Kasino  einem  Souper  beiwohnten,  welches  die  Gesellschaft  am  letzten  Tag 
des  Jahres  immer  zu  geben  gewohnt  war.  Man  meldete  dem  General  das 
Erscheinen  der  Kosaken.  Er  wollte  es  nicht  glauben,  inzwischen  suchte  man 
es  ihm  begreiflich  zu  machen,  dass  sie  schon  an  der  Moselbrücke  gewesen, 
aber  wieder  rückgekehrt  seien,  und  dass  man  ihr  abermaliges  Erscheinen  in 
grösserer  Anzahl  ganz  gewiss  erwarten  müsse.  Nun  kehrte  der  panische 
Schrecken  in  die  Herzen  der  Gesellschaft,  man  eilte  aus  dem  Saal,  wusste  die 
Thüre  nicht  zu  finden  und  der  Herr  General  blieb  mit  dem  Präfekten,  so  sagt 
die  Chronique  scandaleuse  von  Coblenz,  in  einer  Seitenthür  stecken,  weil  jeder 
zuerst  in  seinem  Hause  sein  wollte. 

Der  General  und  Präfekt  verliessen,  und  zwar  ersterer  gleich,  letzerer 
aber  erst  um  12  Uhr  in  der  Nacht,  nachdem  er  vorerst  für  die  Verbringung 
der   exekutivisch    beitjetriebenen    Summe   die    Vorkehrung   getroffen    hatte,    die 


254 

Stadt  zu  Pferde.  In  der  Zwischenzeit  hatten  sich  die  Russen  zu  Niederhihustein 
versammelt  und  gingen  daselbst  aus  der  Lahn  über  den  Rhein,  wurden  aber 
von  den  Franzosen  aus  einer  zu  Kapellen  auf  dem  alten  Schloss  errichteten 
Batterie,  welche  die  Mündung  der  Lahn  bestreichen  konnte,  begrüsst.  Bei 
der  Landung  zu  Coblenz  wurden  sie  auch  von  der  französischen  Infanterie 
begrüsst  und  es  blieben  bei  dieser  Affaire  5  Franzosen  und  3  Russen  tot  und 
5  Russen,  die  Zahl  der  Franzosen  ist  mir  unbekannt,  wurden  verwundet,  mehrere 
Franzosen  gefangen  gemacht  und  4  Kanonen,  das  ganze  Geschütz  der  Franzosen, 
erbeutet. 

Um  4  Uhr  morgens  erfolgte  der  Einzug  der  Russen  unter  dem  Schall 
von  ♦)  Bauden  türkischer  Musik  und  zwar  durch  das  Thor,  welches  nach  der 
Karthaus  führt,  durch  die  ganze  Stadt,  wo  unter  Yivat  und  Hurrahrufen  alle 
Einwohner  ihre  innigste  Freude  an  den  Tag  legten.  Alle  Hausthüren  waren 
geöflfnet,  alle  Fenster  erleuchtet  und  die  fröhlichste  Stimmung  in  jedem  Familien- 
kreis. Da  auch  zu  Yallendar  die  Russen  übergesetzt  wurden,  so  vermehrte 
sich  die  Zahl  der  Truppen  in  der  Stadt. 

Die  erste  Verfügung,  welche  erlassen  wurde,  bestand  in  der  Ordre,  den 
Hüchtigen  Präfekt,  den  sich  die  Bürger,  um  ihn  selbst  tot  zu  schiessen,  erbeten 
haben,  und  die  mitgenommenen  Schätze  einzuholen,  ein  herrliches  Stück  für 
die  Kosaken.  Sie  schnallten  gleich  auf  und  da  400  am  Abend  schon  in  Trier 
sein  sollten,  so  ritten  alle  schnell  ab  und  am  Nachmittag  brachten  sie  schon 
das  gestrippte  Geld,  wozu  der  ärmste  Bürger  einen  Louisdor  hatte  beitragen 
müssen,  auf  einem  mit  7  Fässchen  beladenen  Wagen  unter  dem  Jubel  des 
Volkes,  bald  darauf  auch  einen  Herrn  ein,  den  sie  irrig  für  den  Präfekt  erkannt 
hatten  —  —  es  war  ein  Irrtum,  doch  lief  ihm  die  halbe  Stadt  nach,  schrie 
ihm  einen  Fluch  nach  dem  anderen  zu.  —  —  Am  gestrigen  Morgen  um 
10  Uhr  war  in  der  Klemens-Stadt  auf  dem  freien  Platz  vor  dem  Hause  des 
Kommandierenden  Dankfest  der  Russen.  Sie  bildeten  ein  Quarre,  in  dessen 
Mitte  sich  die  Geistlichkeit  und  die  Generalität  befanden.  —  —  Der  General 
logiert  in  der  Präfektur,  wird  aber  heute  oder  morgen  wieder  aufbrechen. 
—  —  Ich  kann  Ihnen  übrigens  die  Freude  nicht  beschreiben,  welche  bei  den 
jenseitigen  Rheinbewohnern  herrscht,  noch  weniger  jenes  herzliche  Vergnügen, 
welches  dieselben  hatten,  als  sie  wieder  zu  uns  hierhin  kamen,  ich  war  Augen- 
zeuge, wie  die  Bewohner  von  Kaltenengers  ihre  eine  Stunde  vom  Rhein  ge- 
legenen Xachen  wieder  beifuhren,  in  den  Rhein  Hessen,  zu  uns  auhero  eilten 
und  wie  sie  von  den  russischen  Schnurrbärten,  die  noch  dahier  waren,  geküsst 
und  gedrückt  wurden  u,  s.  w. 


Die  Schildhalter  des  Wappens  des  Herzogtums 

Nassau. 


Von 

Dr.  W,  Sauer^ 

Könl^l.  Archivrat  ua<l  StaatsarrhiTar  zu  WIeibailen. 


Das  Wappen  des  Herzogtums  Nassau  bestätigt  wohl  den  geltenden  Satz, 
dass  die  bei  ein  und  demselben  Wappen  vorkommenden  Abweichuno-en  der 
Schildhalter  durch  stattgehabte  Willkür  zu  erklären  sind. 

Es  ist  bezüglich  der  Schildhalter  des  nassauischen  Wappens  eine  ver- 
schiedene Observanz  nicht  bloss  zwischen  den  beiden  Hauptstämmen  des  Hauses, 
sondern  auch  innerhalb  eines  jeden  ILiuptstammes  festzustellen.  Insbesondere 
finden  sich  in  Siegeln  der  Glieder  des  walramischen,  späteren  herzoglichen 
Stammes  die  den  Wappenschild  haltenden  stehenden  Lüwen  teils  gekrönt, 
teils  nicht  gekrönt,  wobei  nicht  weiter  besprochen  werden  soll,  dass  auf 
Siegeln  und  Münzen  mehrfach  nicht  zwei  stehende,  sondern  ein  stehender  und 
ein  ruhender  Löwe  Schildhalter  sind. 

Bestimmungen  hierüber  scheinen  nicht  getroffen  zu  sein.  Bei  den  Verhand- 
lungen, welche  bei  Abschluss  des  Erbvereins  1783  wegen  eines  gemeinsamen 
Wappens  beider  Hauptlinien  stattfanden,  sind  die  Schildhalter  ganz  übergangen. 
In  den  Bestimmungen  für  das  Siegel,  welches  Fürst  Friedrich  August  von  Nassau- 
Usingen  von  seinem  am  17.  Mai  1803  erfolgten  Regierungsantritte  bis  zur 
Annahme  des  Herzogstitels  1806  führte,  heisst  es:  „Schildhalter  sind  zwei  ganz 
aufgerichtet  stehende  goldene  Löwen."  Hier  ist  nur  von  Löwen  schlechthin 
die  Rede  und  steht  somit  der  Präsumtion,  dass  nicht  gekrönte  Löwen  gemeint 
sind,  nichts  entgegen.  In  der  That  zeigt  auch  dieses  Siegel,  sodann  das  nach 
1806  für  Friedrich  August  als  Herzog  gefertigte  Siegel,  sowie  das  seines  Nach- 
folgers, des  Herzogs  Wilhelm,  nicht  gekrönte  Löwen  als  Schildhalter. 

Die  Annahmen  neuerer  Schriftsteller  über  diesen  Punkt  gehen  auHciuander. 

Hefner  (Siebmacher  I  5,  1854)  gibt  eine  auf  Angaben  des  Archivdirektors 
V.  Preuschen  beruhende  Beschreibung  des  nassauischen  Wappens  nebst  Abbildung 
desselben.     Hier  sind  die  Schildhalter  gekrönt. 

Hingegen  sind  auf  der  Abbildung  der  nass.  Wappen  in  v.  Goeckingks 
1880  erschienenen  verdienstlichen  Geschichte  des  nass.  Wappens  die  Schildhalter 
nicht  gekrönt  und  zwar  ist  hierfür,  wie  mit  Grund  angenommen  werden  kann, 


256 

die  aus  der  vorhin  aügeführten  Bestimmung  für  das  vom  Fürsten  Friedrich 
August  1S03 — 1806  geführte  Siegel  herzuleitende  Präsumtion  massgebend  ge- 
wesen. Die  Abbildung  bei  v.  Goeckiugk  ist  wiederholt  bei  Voraterman  van 
Oyen,  Het  Vorstenhuis  Oranje-Nassau,  S.   13  u.   14. 

Aber  autFallend  bleibt  es,  dass  man  sich  trotz  jener  Anordnung  seit  der  Zeit 
des  Fürsten  Friedrich  August  ebensowenig  an  eine  bestimmte  Form  gebunden 
hat,  wie  in  früherer  Zeit;  beide  Formen,  gekrönte  wie  nicht  gekrönte  Schild- 
halter lassen  sich  durch  eine  Anzahl  von  Fällen  belegen,  sodass  man  annehmen 
kann,  dass  hier  stets  Willkür  geherrscht  hat  und  für  die  Wahl  der  einen  oder 
anderen  Form  der  zeitweilige  Geschmack  des  siegelführenden  Herrn  oder  viel- 
leicht sogar  des  Siegelstechers  oder  Stempelschneiders  den  Ausschlag  gab.  Ein- 
zelne Fürsten  —  es  ist  hier  nur  <ler  walramische  Stamm  gemeint  —  führen 
sogar  beide  Formen  ohne  Unterschied. 

In  den  Siegeln  der  Fürsten  des  walramischen  Stammes  geht,  soweit  ich 
dieses  ohne  besonders  eingehende  Untersuchung,  die  für  diesen  Zweck  nicht 
erforderlich  ist,  angeben  kann,  der  Gebrauch  der  Schildhalter  nicht  über  die 
Zeit  des  Grafen  Wilhelm  Ludwig  von  Nassau-Saarbrücken  (f  1640)  hinaus;  die 
schildhaltenden  Löwen  auf  seinem  Siegel  sind  nicht  gekrönt. 

In  derselben  Weise  fehlen  den  Schildhaltern  die  Kronen  auf  Siegeln  des 
Fürsten  Walrad  von  Usingen  1688—1702,  auf  den  Handsiegeln  des  Fürsten 
Karl  August  von  Weilburg,  des  1794  gestorbenen  Fürsten  Ludwig  von  Saar- 
brücken und  besonders,  was  schon  vorhin  besprochen  ist,  auf  den  grossen  Staats- 
und Kabinetssiegeln  des  Fürsten,  alsdann  Herzogs  Friedrich  August  und  des 
Herzogs  Wilhelm.  Auf  dem  Staats-  und  Kabinetssiegel  des  Herzogs  Adolf  sind 
die  Schildhalter  in  Fortfall  gekommen. 

Die  gekrönten  Schildhalter  finden  sich  auf  den  Siegeln,  wie  es  scheint, 
weniger  häufig.  Ich  fand  sie  auf  Siegeln  der  Linie  Usingen  und  zwar  auf 
Siegeln  des  Fürsten  Karl  Wilhelm  und  den  Handsiegeln  des  Prinzen  und  Herzogs 
Friedrich  August,  der,  wie  schon  bemerkt,  im  Staatssiegel  nicht  gekrönte 
Löwen  führt. 

Auf  den  Münzen  der  walramischen  Linien  finden  sich,  soweit  ich  sehen 
konnte,  nur  gekrönte  Löwen  als  Schildhalter,  wie  auf  den  des  Fürsten  Karl 
August  von  Weilburg,  besonders  aber  auf  den  Münzen  der  drei  Herzoge,  also 
auch  hier  abweichend  von  der  Form  des  Staatssiegels.  Das  gleiche  ist  der  Fall 
bei  dem  Wappenschilde,  welches  sich  an  dem  unter  Herzog  Wilhelm  erbauten 
Schlosse  zu  Wiesbaden  befindet;  hier  tragen  die  Schildhalter  Kronen. 


Das  Jahr  der  Zerstöriini>  der  Biiri?  Lahneck. 


Von 


Dr.  W.  Sauer^ 

Künigl.  Archivrat  und  Staatsanliivar  zu  Wiesbadeo. 


Yogel  S.  640  gibt  an,  die  Burg  Lahneck  habe  1646  noch  ,,in  voller 
Pracht"  bestanden  und  sei  vermutlich  1688  durch  die  Franzosen  zu  Grunde 
gerichtet  worden.  Lotz  S.  271  folgt  ihm  unter  Berufung  auf  die  von  Merian 
1646  veröffentlichte  Abbildung  der  noch  wohlerhaltenen  Burg,  durch  welche 
also  auch  wohl  Vogel  zu  jener  Annahme  veranlasst  wurde. 

Diese  Annahme  ist  irrig.  Beschädigung  und  Zerstörung  des  Schlosses 
ist  durch  die  Schweden  zu  zwei  verschiedenen  Zeitpunkten  kurz  vor  dem 
Jahre  1637  erfolgt.  Der  Zeitpunkt  der  ersten  Beschädigung  ist  nicht  mehr 
festzustellen;  der  zweite  Überfall  der  Schweden,  bei  welchem  die  bei  dem  ersten 
Besuche  derselben  begonnene  Zerstörung  vollendet  zu  sein  scheint,  erfolgte  im 
Dezember  1636.  In  den  Akten  des  Amtes  Oberlahnstein,  die  dem  hl.  üdalrich 
geweihte  Kapelle  jener  Burg  betrefifend,  heisst  es  in  einem  Berichte  an  den 
Kurfürsten  Anselm  Kasimir  vom  22.  April  1637,  dass  in  dem  ganzen  verflossenen 
Jahre  in  der  Kapelle  kein  Gottesdienst  mehr  habe  gehalten  werden  können,  da 
die  Schweden  sie  arg  beschädigt,  insbesondere  die  Fenster  zerschlagen  hätten; 
dann  seien  im  Dezember  1636  rheinabwärts  marschierende  schwedische  Truppen 
auf  Lahneck  gewesen  und  hätten  in  der  Kapelle  ärger  wie  Türken  gehaust. 
Dass  übrigens  diesem  Besuche  der  Schweden  im  Dezember  1636  nicht  bloss 
die  Kapelle,  sondern  auch  das  Schloss  selbst  seine  Zerstörung  verdankt,  erweist 
ein  Schreiben  des  Kurfürsten  vom  5.  Dezember  1640,  in  welchem  das  Schloss 
selbst  „ziemlich  destruiert"  genannt  wird,  sowie  ein  weiterer  Amtsbericht  vom 
27.  April  1654,  in  welchem  es  heisst,  das  Schloss  sei  „alt  und  demoliert." 

Merian  hat  somit  1646  eine  Abbildung  des  noch  intakten  Schlosses  ge- 
liefert, während  es  in  der  That  schon  fast  zehn  Jahre  in  Trümmern  lag,  ein 
Beweis,  wie  vorsichtig  man  bei  Verwertung  Merian'scher  Abbildungen  als  ge- 
schichtlicher Quellen  sein  muss. 


17 


ScliAviirsteine  zu  Xiederbrechen. 


Von 

0.  Kl  es- Gottingen» 


In  No.  2  seiner  Beiträge  z.  Kenntn.  der  Kultur-  u.  Rechtsgew.  des  M.  A. 
(Xass.  Annal.  XIII)  suchte  Dr.  Götze  aus  einer  daselbst  mitgeteilten  Urkunde 
nachzuweisen,  man  habe  zu  Niederbrechen  am  Ende  des  14.  Jahrhunderts  noch 
genau  gewusst,  dass  vier  Steine,  welche  im  Orte  nach  den  vier  Himmelsgegenden 
aufgerichtet  waren,  davon  herrührten,  dass  man  früher  dort  geschworen  hatte. 

Ich  bin  der  Meinung,  dass  G.  diese  Urkunde,  speziell  den  seiner  Behauptung 
zu  Grunde  gelegten  fett  gedruckten  Teil  derselben,  missverstanden  hat.  Es 
sind  dij  vier  orter  darumb  (nämlich  um  die  hobestat)  wohl  nicht  als  Himmels- 
gegenden, sondern  nur  als  Ecken  zu  nehmen,  welche  Be^leutung  vielfach  nach- 
gewiesen ist  und  sich  z.  B.  auch  in  dem  noch  jetzt  vorkommenden  Personen- 
namen Orthaus  klar  erkennen  lässt.  Auf  diese  vier  Ecken  des  Grundstücks 
nun  haben  vor  Zeiten  dij  gesworn,  d.  i.  die  Feldgeschworenen,  Märker,  vier 
marsteyne  gesetzt,  in  denen  trotz  fehlendem  k,  gk  oder  c  die  Mark-  oder  Grenz- 
steine kaum  zu  verkennen  sind.  Von  einem  Schwüre  bei  irgend  welchem 
Steine  kann  ich  aus  der  Urkunde  nichts  herauslesen. 


Waren  die  clerici  uxorati  coniugati  verheiratete 

Geistliche  ? 


Von 

0,  Klee- Gottingen* 


Zu  Xo.  5  von  Götzea  eben  erwähnten  „Beiträgen"  möchte  ich  eine  etwas  ab- 
weichende Auffassung  in  Vorschlag  bringen.  Götze  selbst  findet  es  nach  seiner  Aus-  ^ 
legung  noch  immer  auffallend,  dass  die  clerici  coniugati  diese  „für  die  Beglaubigung 
der  Urkunde  völlig  gleichgültige  Notiz"  in  die  Beglaubigungsformel  aufnahmen.  ^ 
In  der  That  scheint  nuin  zur  Erklärung  dieses  Umstandes  annehmen  zu  müssen,  ; 
dass    die    Betretfeuden    eiueu    päpstlichen    Dispens    erlangt    hatten    (denn     nach  \ 


259 

anderen  Fällen  zu  schliessen  wunlo  ilurcli  Eintritt  in  Jen  geistlichen  Stand  eine 
vorher  bestehende  Ehe  gelöst),  —  oder  dass  sie  überhaupt  nicht  geweihte 
Geistliche,  sondern  weltlich^  Notaren  waren,  auf  die  sich  von  der  Zeit  her, 
da  nur  Geistliche  des  Schreibens  kundig  waren  und  des  Notariats  walteten, 
die  Amtsbezeichnung  clericus  übertragen  hatte.  Eben  zur  Unterscheidung  von 
den  Geistlichen  mochten  sie  die  Ilinzufüguug  eines  uxoratua  oder  elich  für 
nützlich  ansehen.  Es  läge  dann  hier  dieselbe  ßegriffswandlung  des  Wortes 
clericus  vor,  die  im  Englischen  in  der  fast  ausschliesslichen  Bedeutung  von 
clerk  =  Schreiber,  Commis,  vollständig  durchgeführt,  im  Französischen  als  clerc 
de  notaire  =  Notariatshülfsschreiber  wenigstens  in  einer  Nebenbedeutung  erscheint. 
Auch  die  Phrase:  „Publicus  imperiali  auctoritate  clericus'*  ist  der  Deutschen: 
„von  dez  Keisers  gewalt  eyn  offinbar  schriber"  völlig  gleichgebildet,  hier  also 
clericus  zweifellos  =  Schreiber,  wie  es  denn  überhaupt  einen  „Geistlichen  von 
des  Kaisers  Gewalt"  nicht  wohl  geben  konnte. 


Feldzugspflicht  der  Hoftrompeter  im  17.  Jahrhundert. 


Von 

Dr.  Forst 


In  meinem  Aufsatze  über  Graf  Walrad  von  Xassau-Usingen  im  Türken- 
kriege 1664  (Bd.  XX,  Heft  1)  habe  ich  S.  116  erwähnt,  dass  ein  Hoftrompeter 
aus  Kassel  sich  als  Freiwilliger  für  den  Krieg  meldete,  weil  er  nach  den  Gesetzen 
seiner  Genossenschaft  wenigstens  einen  Feldzug  mitgemacht  haben  musste. 

Diese  letztere  Bestimmung  findet  sich  nun  thatsächlich  in  den  beiden 
Privilegien,  welche  Kaiser  Ferdinand  H.  unter  dem  24.  Oktober  1630  und 
Ferdinand  HI.  unterm  7.  Juli  1653  der  „Kameradschaft"  der  deutschen  Hof- 
und  Feldtrompeter  verliehen  haben.  Der  kürzlieh  verstorbene  Archivrat 
Dr.  Herquet  hat  im  „Wochenblatt  der  Johanniter-Ordens-Balley  Brandenburg", 
Jahrgang  28  (1887),  No.  14,  15  und  28  das  Privileg  von  1653  vollständig 
veröifentlicht,  sowie  über  das  von  1630  Mitteilungen  gemacht.  Aus  dem  von 
den  Hinterbliebenen  mir  gütigst  zur  Verfügung  gestellten  Material  teile  ich 
hier  die  einschlägigen  Abschnitte  mit. 

Der  „Hof-  und  Feldtrompeter"  nahm  im  17.  Jahrhundort  eine  etwas 
höhere  Stellung  ein  als  heutzutage.  Er  hatte  nicht  allein  Musik  zu  machen, 
sondern  auch  die  Dienste  eines  Feldjägers  zu  versehen,  indem  er  Depeschen 
und  feierliche  Schreiben  von  einem  Hofe  an  den  anderen  beförderte.  Ebenso 
besorgte  er  im  Felde  die  Korrespondenz  mit  dem  feindlichen  General. 

Daher  unterschied  er  sich  scharf  von  den  gewöhnlichen  Musikanten,  sowie 
von  den  blos  Wachtdienst  verrichtenden  Türmern. 

Die  gewöhnliche  Lehrzeit  eines  Trompeters  dauerte  zwei  Jahre;  dann 
erfolgte  seine  Freisprechung.  Das  Privileg  von  1630  bestimmt  nun  (Artikel  X): 
„Wann  einer  frey  gesaget  wird,  und  solcher,  wie  bishero  Missbrauch 
fürgangen,  einen  oder  mehr  Lehr-Jungen  annehmen  thäte;  so  soll  ihm 
dasselbe  vor  Verlauff  sieben  Jahren,  und  dass  er  hierzwischen  zum 
wenigsten  einen  Zug  ins  Feld,  bey  dem  Kriegswesen  ver- 
richtet, nicht  zugelassen  seyn." 

Das  Privileg  von  1653  wiederholt  diesen  Artikel  nicht,  setzt  ihn  aber  als 
bekannt  voraus.  Es  heisst  da  nämlich  im  siebenten  Artikel:  Wenn  ein  Türmer 
oder  ein  anderer  „Instrumentist"  die  Trompeterkunst  lernen  wolle,  so  müsse 
derselbe  zunächst  die  gewöhnliche  Lehrzeit  durch  machen. 


261 

„nach  vulh'udt'ter  L^'hrzcit  aber  sieben  Jahr  wie  audere  freygesprocheno 
Trompeter  oder  Heer-Paueker  warten  und  unterdessen  einen  rechten 
Feldzug,  ess sey  wider  den  Türken  oder  andere  Feinde,  thun, 
und   seines  Wohl  Verhaltens  guten    Beweiss   vorbringen;   als«dann    ihme 
einen  Jungen  anzunehmen  vergunt  und  zugelassen.** 
Im    14.  Artikel    wird    einem  Trompeter,    der   sich    zur  Ruhe   gesetzt   hat, 
um   Landwirtschaft    oder   ein    bürgerliches    Gewerbe    zu    treiben,    dennoch    ver- 
stattet, 

„wenn    er    zuvor  sein    ordentliche   (Lehrzeit)  ausgestanden    und    einen 
Feldzug  verrichtet", 
Lehrjungen  zur  Ausbildung  anzunehmen. 

Endlich  heisst  es  im   16.  Artikel: 

„Wenn  etwa  ein  Potentat,  Fürst  oder  Herr  einen  Jungen  die 
Trompeter-  oder  Heer-Paucker-Kuust  lernen  und  denselben  nach  den 
Lehr-Jahren  und  Freysprechung  mit  ins  Feld  Hesse,  sondern  er  für 
einen  Instrumentisten  dienen  müsse,  könne  zwar  derselbe  der  Kunst 
nach  passiert,  aber  keinen  andern  Jungen  zu  lernen  verstattet 
werden." 

Aus  diesen  Bestimmungen  geht  hervor,  dass  die  Teilnahme  an  einem 
Feldzuge  notwendig  war,  um  das  Recht  zur  Ausbildung  von  Schülern,  also  in 
der  Zunftsprache  das  Meisterrecht,  zu  erwerben. 


Neuere  das  Yereinsgebiet  betreifende  Litteratur 

mit  Ausnahme  der  in  diesen  Annalen  enthaltenen  Abhandlungen. 

Abgeschlossen  Juni   1889. 

Von 

F.  Otto. 


Jahresberichte  der  Geschichtswissenschaft,  im  Auftrage  der  Historischen  Gesell- 
schaft zu  Berlin  herausgegeben  von  J.  Jastrow.  VIII.  Jahrgang  1885 
(Berlin  1889):  Abt.  II,  S.  88—94;  Abt.  III,  S.  100-103;  IX.  Jahrgang 
1886  (1889):  Abt.  II,  S.  82-94;  Abt.  III,  S.  90—96;  IX.  1887:  Abt.  II, 
S.  79—91;  Abt.  III,  S.  103—110.    Die  Berichte  sind  von  F.  Otto  verfaast. 

Westdeutsche  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst,  herausgegeben  von  F.  Hettner 
und  K.  Lamprecht.  Litteraturberichte  in  Jahrg.  IV  188-5,  Y  1886,  VI  1887, 
VII  1888;  dieselben  erscheinen  nicht  weiter. 


Melchior  Acontius  (von  Ursel,  1515)  von  F.  Schnorr  von  Carolsfeld.     Archiv 

f.  Litteraturgeschichte  XIII,  S.  297—314. 
Benediktiner  u.  Cistercienser:  F.  W.  E.  Roth,  Die  Schriftsteller  der  ehe- 
maligen  Benediktiner-  u.   Cistercienser-Klöster    Nassaus    (12.  — 18.    Jahrh.) 

Jahrb.   der  Görres-Gesellachaft  YII,  2   1886,   S.   210-232.    Yergl.   unten 

unter  Wiesbaden. 
Biburg:  Ohlenschlager,  Erklärung  des  Ortsnamen  Biburg.    Sitzungsberichte  der 

k.  bayrischen  Akademie  der  Wissenschaften,  historische  Klasse   1885  III, 

S.  377  ff. 
Bleidenstatt:  S.  Widmann,  Hubert  von  Bl.  u.  andere  Bleidenstätter  Chronisten. 

Rhenus  III,  S.  46—47.  —  F.  W.  E.  Roth,  Eine  Bleidenstätter  Urkunde. 

Ib.  S.  12. 
(P.  J.  Blum:)  U.,  Aus  der  Wirksamkeit  eines  katholischen  Bischofs.  Katholik  54 

(1885),  S.  50—74. 
Cronberg:  W.  Basse,  Das  Rittergeschlecht  und  die  Stadt  Cronberg  im  Taunus. 

Frankfurt  1886.    63  S. 

F.  Ritsert,    Hartmut   von    Cronberg,    der   Freund  Luthers    und    tapfere 
0  Streiter  für  evangelische  Wahrheit.    Barmen  1885.    16°. 


263 

Jüh.   Dietenherger:   II.  Wodewor,  Joli.  Diotenbergcr,  1475— lö37,  sein  Leben 

und  Wirken.    Mit  4  Tatein.    Freiburg  VIII  u.  499  S.     1888. 
Dillenburg:   W.  W.,  Beiträge  zur  niissauischcn  Refurmationsgeschichte.  Katho- 
lik 56  (1886),  S.  541-558. 

K.    Fischer,    Zur    Geschichte    des    Gymnasiums    zu    iJillenburg.     Ostcr- 

programm  des  Gymn.    Dillenburg  1887.    4". 

Eberbach:    Leop.   M.  E.  Stoff,    Diplomatische  Geschichte    der  Abtei   Eberbach 

im  Klieingau  von   1331  — 1803.     Als  Fortsetzung  von  Bars  diplomatischer 

Geschichte  nach  gedruckten  und  ungedruckten  Quellen.   III,  I.  1331  —  1371. 

Wiesbaden  1886.    149  S. 

S.  Widmann,  Die  Eberbachor  Chronik  der  Mainzer  Erzbischöfe.    Neues' 

Archiv  XIII,  S.   121  —  143. 
F.  Falk,  Reise  und  Aufenthalt  des  hl.  Bernhard  am  Mittelrhein  (nicht 

in  Eberbach).    Katholik  65  (1885),  S.  75—82. 
S.  Widmann,  Joh.  Nik.  Weinbach  von  Oberlahnstein,  Abt  zu  Eberbach. 
Rhenus  III,  S.  40—41. 
Ekbert:  8.   Widmann,  Vita  Ekirerti.     Neues  Arch.  XI,  S.  619—628. 
Elisabeth  von  Schönau:  F.  W.  E.  Roth,  Das  Gebetbuch  der  hl.  Elisabeth  von 
Schönau,  nach  d.  Originalhdschr.  des  12.  Jahrh.  herausgegeb.  Augsburg  1866. 
Strauch,  Ausführliche  Besprechung  von  F.  W.  E.  Roth,  Die  Visionen  der 
hl.  Elisabeth  u.  s.  w.  in  der  Zeitschr.  f.  deutsches  Altertum.  30  (1886). 
Anz.,  S.  25-37. 
Friedrich  von  Hausen:  G.  Freih.  Schenk  zu  Schweiusberg,   Zur  Frage  nach 
dem  Wohnsitze  Friedrichs  von  Hausen.     Zeitschr.   f.   deutsches  Altertum. 
32,  S.  41—44. 

Alt,  Eiue  Urkunde  von  1172.    Westdeutsche  Zeitschr.,  Korr.-Bl.   1886, 
Sp.  53. 
Geisenheim:  Fr.  Kofler,    Altertümer  zu  Geisenheim.    Westdeutsche   Zeitschr., 

Korr.-Bl.  VI,  Sp.   170.    VII,  Sp.   133—134. 
Joh.  Gisen  von  Nastätten:  G.  Schepss,  Zu  P.  Luders  Briefwechsel.  Zeitschr. 
f.  d.  Gesch.  des  Oberrheins.    38,  S.  364.  | 

— ,  Nachtrag.    Neues  Archiv  XI,  S.  417. 

— ,         „  Zeitschr.  f.  d.  Gesch.  des  Oberrheins  39,  S.  433. 

F.  Falk,  Joh.  Gisen,  Herausgeber  der  vita  St.  Goari.    Neues  Archiv  XI, 
S.  195. 
Greiffenklau   zu  Vollraths:    K.   Morneweg  (1486).    Quartalbl.    des   hcss.  Vor. 

1886,  S.  46—50. 
Ileddernheim,  s.  Römerzeit. 

Hildegard:  P.  Bruder,    Acta  inquisitionis  de  virtutibus  et   miraculis  S.   Ililde- 
gardis  .  .  .  Analecta  Bollandiua  II  (1883),  S.   116—129. 

F.   W.  E.  Roth,  Zur  Bibliographie  der  hl.  Hildegardis.    (^lartalbl.  des 

hess.  Ver.   1886,  S.  221—233.    1887,  S.  78-88. 
—    — ,    Die    Codices    des    Scivias    der   hl.    Hildegardis    iu    Heidelberg, 
Wiesbaden  und  Rom  in  ihrem  Verhältnis    zur  editio  priuceps  1518. 
Quartalbl.  des  hess.  Ver.   1887,  S.   18—26. 


264 

/"Hochheim:  Th.  Schüler,  Geschichte  der  Srailr  Hochhoim  a.  M.    Auf  Anregung 
des  H.  13.   Walch  zu  Hochheim.     Itjö  S.  mit  2  Abbild.     Hochheim   18S7. 
"^Höchst:  Grandhomme,  Der  Kreis  IlöchüC  a.  M.  in  gesundheitlicher  und  gesund- 
heitspolizeilicher Beziehung  einschliesslich  einer  geschichtlichen  und  geolo- 
gischen Beschreibung  desselben.  VII  u.   193  u.  XXXI  S.    Frankfurt  1887. 
J.  G.,  Die  St.  Justinuskirche  zu  Höchst.    Didaskalia  1888,  Xo.  95. 
E.  Zaia,    Die    kurmaiuzische  Porzellanfabrik    zu   Höchst.     Mit  3  Tafeln 
und  18  Abbildungen  im  Text.  IX  u.   185  S.  4^    Mainz   1887. 
Hubert,  s.  Bleidenstatt. 
Hans  Huttich:    Fr.  Falk,    H.   Huttich    von   Mainz   (f   1544,   geb.    zu   Strinz). 

Katholik  1888,  S.  418—432. 
Inkunabeln:  F.  W.  E.  Roth,  Die  Druckerei  zu  Eltville  im  Kheingau  und  ihre 
Erzeugnisse,  ein  Beitrag  zur  Bibliographie  des  15.  Jahrhunderts.    Mit  einem 
Facsimile  des  Vocabul.  ex  quo  de   1477.    Augsburg   1886.    30  S. 

—  — ,  zu  den  Marienthaler  Drucken.    Centralbl.  f.  Biblioth.  V,  S.  43. 
Katzenelnbogen:    Die    Pilgerreise    des    letzten    Grafen    von    Katzenelnbogen. 
Zeitschr.  f.  deutsches  Alt.  32,  S.  44  ff.    Vergl.  Herold  1887,  Xo.   1. 

A.  Genth,    Zur   Geschichte    der   reformierten   Gemeinden   in    der   ehe- 
maligen Xiedergrafschaft  Katzenelnbogen.    Rhenus  III,  S.  9  —  11. 
Limburg:  J.  Hillebrand,  Zur  Geschichte  der  Stadt  und  Herrschaft  Limburg  a.  d.  L. 
II,  26  S.    III,  22  S.    4*^.    Programme  des  Gymnasiums  zu  Hadamar.    Lim- 
burg 1887  u.   1889. 

Chr.  Bahl,  Beiträge  zur  Geschichte  Limburgs  in  der  Zeit  der  Dynasten, 

unter  Benutzung  der  Archivalien  des  städt.  Archivs.    1889.    4*'.    26  S. 

Lorelei:  Hertz,  Über  den  Xamen  Lorelei.     Sitzungsberichte  der  k.  bayrischen 

Akademie  der  Wissenschaften,  bist.  Kl.   1S86,  S.  217—251. 
Lubentius:  Xick,  Etwas  vom  hl.  Lubentius.    Rhenus  III,  S.  25—27. 
Mittelrhein:  A.  Genth,    Die  Franzosen   am  Mittelrhein    im  Winter  1744—45. 

Rhein.  Kurier  1886,  Xo.  99  u.   lÜO. 
Nassau:  W.  Sauer,   Nassauisches   Urkundenbuch.    Bd.    I,   1886.    XXXVI,  720 
u.  53  S.    Gr.  8°;    I,  3.   1887,  400  u.  12  S. 

K.  Menzel,  Geschichte  von  Nassau  von  der  Mitte  des  14.  Jahrhunderts 

bis  zur  Gegenwart,    III,   1.    Wiesbaden   1887.    352  S. 
Krön,  Beiträge  zur  Geschichte  der  Saargegend.     Programm  des  Gymn. 

zu  Saarbrücken  1885.    4°.    56  S. 
H.  W.  Lippert,  König  Adolf  und  die  Yögte  von  Plauen.    Zeitschr.  des 

Ver.  f.  thüringische  Geschichte.   1887.  V,  S.  340—343. 
W.  Friedensberg,  Landgraf  Hermann  II,  der  Gelehrte  von  Hessen  und 
Erzbischof  Adolf  I.    von    Mainz.    Zeitschr.    f.    hess.    Geschichte    und 
Landeskunde.    N.  F.  XI  (1886.)    311   S. 
Eg.  Huckert,    War  Erzbischof  Johann  IL  von  Mainz   der  Urheber   der 
Tötung  Herzogs  Friedrich   von  Braunschweig.    Programm  des  Real- 
gymnas.  zu  Neisse   1888.    4*'.    21  S. 
0.  Felsberg,  Die  Ermordung  des  Herzogs  Friedrich  von  Braunschweig  im 
Jahre   1400.  Progr.  des  Herz.  Ernestinums  zu  Coburg  1888.  32  S.  4". 


265 

Die  Unschuld  des  Kurfürsten  Johann  11.  von  Mainz  an  der  Ermordung 
des  Herzogs  Friedrich  von  ßraunschweig.  Hist.-pol.  Bl.,  Bd.  90  (18«7), 
S.  219  ff. 

Erzbischof  Adolf  II.,  s,  Rheiugau. 

F.  Wilhelmi,  Kirchenrecht  im  Amtsbezirk  des  Konsistoriums  zu  Wies- 
baden.   II,   1887.  Wiesbaden. 

Urkunden  der  nassauischen  Union,  aktenmässig  zusammengestellt.  Dillen- 
burg 1888.    70  S. 

Bickel,  Zur  Bekenntnisfrage  der  nassauischen  uuierten  Kirche  (Akten- 
stücke betr.  den  Übertritt  des  Geh.  Reg.-Rats  Koch  zur  evange- 
lischen Kirche).    Evang.  Gemeindeblatt  1888,  S.  184—185. 

K.  G.  Firnhaber,  Der  nassauische  Centralstudienfond  nach  seiner  Ent- 
stehung, Zusammensetzung  und  Verpflichtung  aktenmässig  dargestellt. 
Ein  Nachtrag  zu  des  Verf.  Schrift:  Die  nass.  Simultanschule.  Wies- 
baden 1885.    33  S. 

BäuerUche  Zustände:  Schriftendes  Ver.  f.  Sozialpol.  XXII:  G.  Schnapper- 
Arndt,  Fünf  Dorfgemeinden  auf  dem  hohen  Taunus.  I,  S.  145  —  155. 
Hümraerich,  Die  bäuerlichen  Verhältnisse  im  Unterwesterwaldkroise, 
S.   169—177. 

Wallenstein:  (Fünf)  Briefe  W^dlensteins  an  Graf  Johann  den  Jüngeren 
von  Nassau.     Rhenus  III,  S.  1  —  2,  17—19. 
Niederseelbach:   A.  Kämpfer,    Chronik    der   Pfarrei   Niederseelbach.     Idstein 

1888.  VUI  u.  86  S. 
Oberlahnstein:  Die  Marienkapelle  bei  Oberlahnstein.    Rhenus  III,  S.  31. 
Olevian:  F.  W.  Cuno,  Erinnerung  an  Dr.  K.  Olevianus.    Barmen  1887.    147  S. 
Rheingau:  B.  Schädel,  Der  Kampf  Adolfs  von  Nassau  und  Diethers  von  Isen- 
burg  im  Rheingau  (nebst  zwei  Volksliedern).    Zeitschr.   des   Mainzer  Ver- 
eins III,  4,  S.  464—480. 
Römerzeit:  J.  Asbach,  Die  Überlieferung  der  germanischen  Kriege  des  Augustus. 
Bonn.  Jahrb.  85  (1888),  S.  14—54. 

—  — ,  Die  Kriege  der  flavischen  Kaiser  an  der  Nordgrenze  des  Reiches. 
Ib.  87  (1886),  S.  26—48. 

,  Cornelius  Tacitus.  Historisches  Taschenbuch  von  Raumer-Mauren- 
brecher. VI,  5  (1886)  Leipzig,  S.  55-89. 

A.  Duncker,  Fragment  einer  Geschichte  des  ehemaligen  Kurfürstentums 
Hessen.  Aus  dem  litterarischen  Nachlasse  von  A.  D.,  herausgegeben 
von  G.  WolfF.  Zeitschr.  f.  hess.  Geschichte  und  Landeskunde.  N.  F. 
XIII  (namentlich  S.  60 — 253  des  Separatabdrucks:  Kämpfe  der  Römer 
bis  zum  Zerfall  des  weströmischen  Reiches). 

Th.  Mommsen,  Römische  Geschichte  V.    Berlin  1885,    S.  107  —  155. 

A.  Riese,  Forschungen  zur  Geschichte  der  Rheinlande  in  der  Römerzeit. 
Leipzig  1889.    26  S.   4'^.  (Programm  des  Gymn.  zu  Frankfurt  a.  M.) 

K.  Samwer,  Die  Grenzpolizei  des  römischen  Reiches.  Nach  des  Ver- 
fassers Tode  herausgegeben  von  K.  Zangemeister.  Westd.  Zeitschr. 
V,  S.  311-320. 


266 


K.  II.  Zwanziger,  Der  Chattenkricg  des  Kaisers  Doniitian.    Gyniuasial- 

Programm  von  Wiirzburg  1885. 
Der  Grenzwall:  Westd.  Zeitschr.,  Korr.-Bl.  Y,  Sp.  108—110,  145, 
213  —  216;  Bonn.  Jahrb.  80,  S.  23—150  von  E.  Hübner;  Küit.-BI. 
des  Ges.-Yer.  34,  S.  45—48;  Allg.  Zeitung  1885,  Beilage  No.  221;, 
Rhenus  III,  S.  6,  21,  33.  Über  den  Grenzwall  in  der  Wctteraii  hat 
F.  Kofler  Untersuchungen  angestellt  und  in  den  Quartalblättern  des 
hess.  Vereins  1885tF.  verütfentlicht;  den  ganzen  Grenzwall  behandelt 
E.  V.  Kalle,  Das  rätisch-obergennanische  Kriegstheater  der  Römer.  Mit 
einer  Karte.  Württemberg.  Yierteljahrssehr.  XI  (1888),  S.  81 — 127. 
Die  Saal  bürg:    Westd.  Zeitsohr.  lY,    S.  388  —  403;    ebenso   Korr.-Bl., 

Sp.   129-236;   150;   71;   Y,  Sp.   46  u.   52;   YII,  Sp.   17  ff. 
Heddernheim:    0.  Donner   von  Richter   u.  A.  Riese,    Ileddernheimer 
Ausgrabungen:  Die  Hedd.  Bruunenfunde.  Frankfurt.  4*^.  20  S.   1885. 
—  Westd.  Zeitschr.,  Korr.-Bl.  lY,  Sp.  3  —  6;   70f.;  Y,  Sp.  114-117; 
126-128;    96-105;    146  —  150;    YI,    Sp.    40-48;    86-90;    YII, 
Sp.  35;   124-127;  YIII,  Sp.  65—67. 
Wiesbaden:  Westd.  Zeitschr.,  Korr.-Bl.  YI,  Sp.  179f.;  YII,  Sp.  30-35; 
YIII,    Sp.   19-28;    50-52;    103—104.    Gwthe-Jahrbuch  YI,  1885, 
S    128  (Ausgrabung  des  Römerbades   1816). 
Runen:    L.    F.  A.  Wimmer,    Die  Runenschrift,    vom    Yerf.    umgearbeitete    und 
vermehrte  AuH.     Aus  dem  Dänischen   von   F.    Ilolthausen.     Berlin   1887. 
(S.  57  die  mittelrheinischen  Runen.) 
E.    Sarcerius:    Röselmüller,    Das   Leben    und    Wirken    des    Erasm.    Sarcerius. 
Ein  Beitrag  zur  Reformationsgeschichte.    Progr.  des   Realgymn.  zu  Anna- 
burg.   1888.    4".  28  S. 
P.  Schlarff:    S.  Widmann,   Joh.  Schlarff  von   Johannisberg.    Rhenus,  S.  2 — 5, 

19—20. 
Schlangenbad:    v.  Dankelmann,  Das   Taunusbad  Schlangenbad    unter    hessen- 
kasselischer  Herrschaft.    Mitteilungen  des  Yer.  f.  hessische  Geschichte  und 
Landeskunde.    1884,  S.  54  —  57. 

Th.  Schüler,  Die  Gründung  zur  Entwickelung  Schlangenbads,  seine  illustren 
Gäste  und  die  Spielbanken  hier  und  in  Schwalbach.    Eine  geschicht- 
liche xN achlese.     Wiesbaden   1888.    55  S. 
A.  Genth,  Der  Überfall  in  Schlangenbad  im  Jahre  1709  und  der  Schult- 
heiss  J.  G.  Hotfmann  zu  Rauenthal.     Wiesbaden   1884.    46  S. 
Schwalbach:    Zur    Geschichte  des  Kurorts    Schwalbach.     Schwalbacher  Zeitg. 

1886,  No.  44. 
Schwanheim:  (W.  Kobelt),  Chronik  des  Dorfes  Schwauheim  am  Main.    Schwan- 
heim 1888.    83  S. 

J.  Grimm,    Über  den  Streit  von  Schwanheim.     Westdeutsche  Zeitschr., 
Korr.-Bl.  YI,  Sp.   126—127. 
Weilburg:  R.  Gropius,  Die  älteren  Handschriften   der  Gynmasialbibliothek  zu 

Wt.'ilburg.    Gymnasialprogramm   1885.    4".    15  S. 
Weinbach,  s.  Eberbach. 


287 

Wiesbaden:  F-  W.  E.  Roth,  Geschichte  und  J3eschreibuug  der  k.  I.audes- 
bibliothek  zu  Wiesbaden.  Nebst  einer  Geschichte  der  Klüsterbibliuth(,'ken 
Nassaus.     Frankfurt  1886.    31   S. 

—  — ,  Die  Handschriften  der  eheniabgen  Benediktiner-  und  Cistercienser- 

Klüster  Nassaus  in  der  k.  Landesbibliothek  zu  Wiesbaden.    Studien 

und    Mitteilungen    aus    dem   Benediktiner-    und    Cistercienser-Orden. 

YII,   1   (1886),  S.  434—444  u.  VII,  2,  S.   172—180. 

S.  Widmann,  Kleine  Mitteilungen  aus  Wiesbadener  Ilandschrifteo.    Neues 

Archiv  XI,  S.  619—628. 
A.  V,  Coluiusen,    Antiquarisch-technischer  Führer  durch   das  Altertums- 
Museum  zu  Wiesbaden.    Wiesbaden  1888.    213  S. 
S.  auch  Römerzeit. 

Yiele  Namen  von  Personen,  Orten  und  Sachen  in  Nassau   enthalten  u.  a. 
folgende  Werke: 

H.  Osterley,  Wegweiser  durch  die  Litteratur  der  Urkundensamml.    Berlin  1885. 

F.  Philippi,  Siegener  Urkundenbuch.     Im  Auftrage  des  Vereins  f.  Urgeschichte 

und  Altertumskunde  zu  Siegen  und  mit  Unterstützung  der  Stadt  und  des 
Kreises,  I.  bis  1350.  Siegen  1887.  XXXIX  u.  246  S.  Siegen  gehörte  zu 
Nassau-Dillenburg. 

H.  Boos,  (Quellen  zur  Geschichte  der  Stadt  Worms.  I.  Urkundenbuch  I,  627 — 1300. 
Berlin  1886.   XVI,  505. 

A.  Hilgard,  Urkunden  zur  Geschichte  der  Stadt  Speyer.    Speyer  1885. 

E.  Winkelmann,  Acta  imperii  inedita.  II  (saec.  XIII  et  XIV).  Urkunden  und 
Briefe  zur  Geschichte  des  Kaiserreichs  und  des  Königreichs  Sicilien  in 
den  Jahren  1200—1400.    Innsbruck  1885. 

L.  Molitor,  Urkundenbuch  zur  Geschichte  der  ehemals  pfalzbayerischen  Residenz- 
stadt Zweibrücken.    Zweibrücken  1888. 

A.  Goerz,  Mittelrheinische  Regesten  oder  chronologische  Zusammenstellung  des 
Quellen-Materials  für  die  Geschichte  der  Territorien  der  beiden  Reg.-Bez. 
Koblenz  und  Trier.    IV.   1273—1300.    Koblenz  1886. 

Deutsche  Reichstagsakten  unter  König  Ruprecht.  Herausgegeben  von  J.  Weiz- 
säcker II,  III.    1401—1405,1406—1410.   Gotha  1885,  1888. 

unter  Kaiser  Sigismund.   Dritte  Abt.  1427—1431  von  D.  Kerler.  Ib.  1887. 

Inventare  des  Frankfurter  Stadtarchivs.  Mit  Unterstützung  der  Stadt  heraus- 
gegeben von  dem  Verein  für  Geschichte  und  Altertum  I.  eingeleitet  von 
H.    Grotefend.    Frankfurt  1888.    (Reich  an  nassauischen  Sachen.) 

R.  Höniger,  Der  rotulus  der  Stadt  Andernach  von  1173  —  1256.  Annal.  des 
historischen  Ver.  f.  den  Niederrhein;    42  S.   1  ff. 

G.  HüfFer,    Der  hl.  Bernhard    von  Clairvaux.     Eine    Darstellung   seines  Lebens 

und  Wirkens.    I.    1886.    (Bespricht  auch  das  im  Besitze   des  Vereins    be- 
findliche Exordium  magnum  Cisterciense.) 
M.  Bär,  Der  Koblenzer  Mauerbau,  Rechnungen  von  1276 — 1289.    Leipzig  1S88. 
(U.  a.  Diezer  Lahnkalk.) 


268 

Zeitschrift  f.  die  Geschichte  des  Oberrheius.  No.  39  (1885).  Graf  Wilhelm  von 
Katzeuelnbogen,  S.  370;  N.  F.  No.  1  (40)  1886:  u.  a.  14  Urkimden  des 
Königs  Adolf  von   1293—1297. 

F.  Hansen,  Westfalen  und  Rheinland  im  15.  Jahrhundert.  I.  Die  Soester  Fehde. 
Leipzig  (Publikationen  der  preussischen  Staatsarchive,  Bd.  34).  Grafen  und 
Herrn  in  Nassau. 

Th.  Lin<lner,  Die  Veme.  ^lüuster  und  Paderborn  1888.  (Bemühungen  der 
Grafen  von  Xasaau-Dillenburg  1384  ff.  -um  einen  Freistuhl.) 

Caesarius  von  Heisterbach,  Wunderbare  und  denkwürdige  Geschichten  —  aus- 
gewählt und  übersetzt  von  A.  Kaufmann.  I.  Annal.  des  historischen  Ver. 
f.  den  Nieden-hein.  47.   1888  Köln.    (Eberbach  und  Hadamar  u.  a.  O.) 

Terwelp,  Ringmauern,  Wehrtürme  und  Thorc  von  Andernach.  Bonn.  Jahrb.  77, 
S.  196.  (1449  F.  Kalk  von  Thonys  von  Hattenheim  bezogen;  1.591  Tempel, 
ein  nassauischer  <  )brister,  greift  Andernach  an). 

K.  Lamprecht,  Deutsches  Wirtschaftsleben  im  Mittelalter.     L'ntersuchungen  über 

die    Entwicklung    der   materiellen  Kultur    des    platten  Landes    auf  Grund 

der  Quellen  zunächst  des  Mosellandcs.    Leipzig.  L   1,  2.  Darstellung  1886. 

IL  Statist.  Material   1885.    HL  Quellensammlung  1885.    Mit  vielen  Karten. 

—    — ,  Skizzen  zur  rheinischen  (Teschichte.     Leipzig   1887. 

R.  Riihricht,  Deutsche  Pilgerreisen  nach  dem  hl.  Lande.  Gotha  1889.  (1340, 
1433,  1495,  1519  Grafen  von  Nassau  und  Katzenelnbogen;  Brömser  von 
Rüdesheim). 

Fr.  Kapp,  Geschichte  des  deutschen  Buchhandels.  I.  Bis  in  das  17.  Jahrhundert. 
Leipzig   1886.    (Marienthal,  Eltville.) 

W.  Friedenthal,  Der  Reichstag  zu  Speier  1526  im  Zusammenhang  der  politischen 
und  kirchlichen  Entwicklung  Deutschlands  im  Reformationszeitalter.  Berlin 
1887.    (Grafen  von  Nassau,  Königstein  u.  a.) 

W.  Falkenheiner,  Philipp  der  Grossmütige  im  Bauernkrieg.  Marburg  1887. 
(^Katzenelnbogen  u.  a.) 

Das  Buch  Weinsberg,  Kölner  Denkwürdigkeiten  aus  dem  16.  Jahrhundert 
V.  K.  Höhlbaum.  Leipzig  1887.  2  T.  (vielfach  werden  nassauische  Personen 
und  Orte  erwähnt). 

M.  Lossen,  Briefe  von  Andr.  Masius  u.  seinen  Freunden  1538 — 1573.  Leipzig  1886. 

R.  Jung,  Frankfurter  Chroniken  und  annalistische  Aufzeichnungen  aus  der 
Reformationszeit.  Nebst  einer  Darstellung  der  Belagerung  von  1552. 
(=  Bd.  n   der  Quellen   zu  Frankfurts  Geschichte.)     Frankfurt   1888. 

Hessenland.  Zeitschr.  f.  hessische  Geschichte  1887,  S.  151  („das  Nassauische 
Silbergeschirr  mit  4625  Daler"). 

E.  Joachim,  Die  Entwicklung  des  Rheinbunds  vom  Jahre  1658.    Leipzig  1886. 

E.  Bodemann,  Briefwechsel  der  Herzogin  Sophie  mit  ihrem  Bruder,  dem  Kur- 
fürsten Karl  Ludwig  von  der  Pfalz.  Publikat.  der  preussischen  Staats- 
archive, Bd.  26.    Leipzig  1885.    (Ems,  Schwalbach,  Caub,  Graf  v.  Usingen.) 

—  — ,  Briefe  der  Kurfürstin  Sophie  von  Hannover  an  die  Raugrätinnen  und  Rau- 
grafen  zu  Pfalz.  Publikat.,  Bd.  37.  Leipzig  1888.  (Sophie  zu  Wiesbaden 
1681   vom  21.  April  bis  11.  Mai;  Ems,  Schlangenbad,  Grafen  von  Nassau.) 


269 

Seb.  Bruüuer,  Der  Humor  in  der  Diplomatie  und  Regierungskunde  dos  18.  Jahr- 
hunderts. Hof-,  Adels-  und  diplomatische  Kreise  Deutschlands  geschildert 
aus  geheimen  Gesandtschat'tsberichten  und  anderen  ebenfalls  durchweg 
archivalischen,  leider  unedierten  Quellen.  Wien  1887.  2  Bde.  (Yer"!  H 
S.  323  f.  über  den  Fürsten  von  Nassau-Saarbrücken  1747;  S.  360,  Fürst 
von  Nassau-Weilburg). 

Hessenland.  1887,  S.  213:  Der  Prinz  von  Nassau-Usingen  in  dem  Gefecht  bei 
Saudershausen  (1758,  23.  Juni)  verwundet. 

0.  Wächter,  Joh.  Jak.  Moser.  Stuttgart  1885.  Moser  während  der  Gerichls- 
ferien  des  RKG.  zu  Schwalbuch. 

B.  Erdmaunsdürfer,  Politische  Korrespondenz  Karl  Friedrichs  von  Baden  1783 
bis  1806.  I.  1783-1792.  Heidelberg  1888:  Ludwig  von  Nassau-Saar- 
brücken (1786),  Fürst  zu  Nassau-Usingen  (1792),  Friedrich  Wilhelm,  Erb- 
prinz zu  Nassau- Weilburg  (1784);  Gräfin  zu  Sayn-Hachenburg  (1784). 

P.  Ballieu,  Fürstenbriefe  an  Napoleon  1.    Sybels  bist.  Zeitschr.   1887.    N.  F.  22 
S.  434—464:  Briefe  nassauischer  Fürsten  1802,  1806,  1807,   1808. 

Oncken,  Zeitalter  der  Revolution  des  Kaiserreichs  und  der  Befreiungskriege. 
H,  S.  868:  ]Iardeubergs  Plan  der  Verpflanzung  des  Hauses  Nassau  auf 
das  linke  Rheinufer. 

Goethe-Jahrbuch  von  L.  Geiger.  VH,  1886.  Brief  Goethes  d.  d.  21.  Juni  1765 
Wiesbaden. 

Goethes  Briefe  an  Frau  von  Stein,  von  A.  Scholl.  2.  Aufl.  von  W.  Fielitz. 
n,  1885:   1789  war  Frau  von  Stein  zu  Wiesbaden,  zu  Ems. 

G.  Ebe,  Die  Spät-Renaissance.  Kuustgesc.'hichte  der  europäischen  Länder  von 
der  Mitte  des  16.  bis  zum  Ende  des  18.  Jahrhunderts.  Berlin  1886: 
„Ad.  Straes  von  Wilborch  in  Nassau";  Schütz  der  Ältere. 

Frz.  V.  Reber,  Geschichte  der  neueren  deutschen  Kunst  u.  s.  w.  3  Bde.  2.  Aufl. 
Leipzig  1884.  Yergl.  Bd.  I,  S.  117:  Zais;  H,  S.  368:  Boos  und  Hoff"- 
mann;  S.  338:  L.  Knaus. 

—  — ,  Kunstgeschichte  des  Mittelalters.  Leipzig  1886.  Vergl.  S.  243:  Höchst; 
S.  407  u.  484:  Limburg;  S.  501:  Reichenberg. 

L.  V.  Ompteda,  Rheinische  Gärten  von  der  Mosel  bis  zum  Bodensee.  Berlin  1886: 
Wiesbaden,  Biebrich. 

H.  Jäger,  Gartenkunst  und  Gärten,  sonst  und  jetzt.  Handbuch  f.  Gärtner, 
Architekten  und  Liebhaber.  Berlin  1888:  Biebrich,  Geisenheim,  Wiesbaden; 
F.  L.  Skell. 

R.  Schäfer,  Hessische  Glockeninschrifteu.  Archiv  f.  hessische  Geschichte  XV, 
S.  519:  Ph.  G.  V.  Low,  1722;  S.  525:  Ad.  Werner,  Abt  zu  Eberbach,  1783; 
S.  497:  F.  W.  Rincker  zu  Sinn. 

Siebmachers  grosses  allgemeines  Wappenbuch  I,  4.  Städtewappen;  bearbeitet 
von  0.  T.  V.  Hefner  und  A.  v.  Gaubsch,  A.  v.  Gaubsch  und  L.  Clericus. 
Nürnberg  1885  (enthält  viele  nassauische  Städtewappen). 

E.  Friedberg,  Die  geltenden  Verfassungsgesetze  der  evangelischen  deutschen 
Landeskirchen,  herausgegeben  und  geschichtlich  erläutert.  Freiburg  1885. 
(I,  S.  230 — 255  das  frühere  Herzogtum  Nassau.) 


270 

0.  Mejer,  Zur  Geschichte  der  römisch-deutschen  Frage.  3  Teile  1871  —  1885. 
Freiber"-.  Vergl.  uanieutlich  Bd.  HI,  an  verschiedenen  Orten  über  Nassau; 
I,  S.  299  Beck  zu  Limburg;  III,  S.  20,  229  Koch. 

A.  Hinrichsen,  Das  litterarische  Deutschhmd.  Berlin  und  Rostock  1887:  enthält 
viele  Biographien  von  in  Nassau  geboreneu  oder  wohnenden  Schriftstellern. 

.1.  Kürschner,  Deutscher  Litteraturkalender.  188G  (YIII),  1887  (IX),  1888  (X). 
Berlin  und  Stuttgart:  gibt  Namen  u.  Schriften  vieler  nass.  Schriftsteller  an. 

R.  Kleinpaul.  Menschen-  und  Völkernamen.  Etymologische  Streifzüge  auf  dem 
Gebiete  der  Eigennamen.    Leipzig  1885.    Vergl.  S.  372  u.  a.  O. 

R.  Pick,  Der  Ausdruck  Bitz  (=  Stück  Land.)  Annal.  des  bist.  Ver.  f.  d.  Nieder- 
rhein.   41   (1884),  S.    148. 

Allgemeine  Deutsche   Biographie. 
XVII.  1883. 
Juh.  Kraft  von  Herboru,   1658—1731.    Cuno. 
Juh.  Phil.  Kratz  zu  Scharffenstein,  f  1635,  Feldmarschall.    K.  H. 
Joh.  Phil.  Krebs,   1771  —  1850,  Oberschulrat  und  Professor  zu  Weilburg.    H. 
Hartmuth  von  Kronberg,  f  l-''^^-    Ulmann. 
Aug.  V.  Kruse,   1779  —  1848,  Gen.-Lieutenant.    K.  Schwartz. 
Karl  Friedr.  V.  Kruse,  1737—1806,  Reg.-Präsident  zu  Wiesbaden.    K.  Schwartz. 
Juh.  Christian  Lange,  1669—1756,  Gen.-Superintendent  zu  Idstein. 

XVIII.  1883. 
Leop.  Frz.  Friedr.  Lehr,   1709  —  1744,  Liederdichter.    Ledderhose. 

XIX.  1884. 
Georg  Lorich,  Pfarrer  zu  Hadamar.    Werner. 
Georg  Wilh.  Lorsbach,  1752—1816,  Orientalist.    Pünger. 
Karl  Frdr.  L.  Low  von  und  zu  Steinfurth,   1803—1868,  Präsident  des  O.-Appell.- 

Gerichts  zu  Wiesbaden.    Teichmann. 
Ludwig,  Graf  zu  Nassau-Katzenelnbogen,   1538  —  1574.    Müller. 
Ludwig  Günther,  Graf  zu  N.-Katzenelnbogen,  f  1604.    Müller. 
Ludwig  Heinrich,  Graf  zu  N.-Dillenburg,   1594—1662.    Joachim. 
Ludwig  Crato,  Graf  zu  N.-Saarbrücken,   1663  —  1713.    Joachim. 
Ludwig  II.,  Graf  von  N.-Weilburg,  1565—1627.    Joachim. 

XX.  1884. 

Matthias  Martinius,  1572-1630,   1595  Hofprediger  zu  Dillenburg  u.  1596—1607 

Professor  zu  Herborn.    Cuno. 
Ant.  Matthaeus,   1594—1605,  Professor  der  Rechte  zu  Herborn.    Eisenhart. 

XXI.  1885. 

Joh.  Mechtel,   1595  Stiftsherr  zu  Limburg.    Kraus. 

Joh.  P.  Melchior,   1741—1825,   einige  Zeit  an  der  Porzellan-Fabrik  zu  Höchst 

beschäftigt.    Holland. 
Joh.  Melchioris,   1646—1687,  Prof.  theol.  zu  Herborn.    Cuno. 
0.  Melander,   1571  —  1640,  Prüf.  phil.   1601  —  1604  zu  Herborn.    Minor. 
K.  G.  Gr.  V.  Meusebach,   1781  —  1847,  Jurist,   1803—1814  zu  Dillenburg.  —  r. 


271 

XXII.  1885. 
Moriz,  Prinz  von  Oranien,   lö()7 — 1025.    Müller. 
Joh.  Frz.  Mülitor  von  Obertirsel,   1779 — 1800.    Prantl. 
Joh.  II.  Traugutt  Müller,   1797  — 18G2,  Mathematiker.    Cautor. 

XXIII.  1886. 
Fr«lr.  Muzelius,   1684  — 1753,  Schulmann.    Lier. 

Juliane,  Grätin  zu  Nassau,  Gem.  Wilhelm  des  Reichen,   150«)— 1580.    Jacobi. 

Jod.  Xauni,   1560  —  1597,  Prof.  theo!,  zu  Ilerborn.    Cuno. 

Ph.  Andr.  Nebel  von  Dillenburg,   1764  —  1822,  Reiseachriftsteller.    Ratzel. 

Konr.  Nesen  von  Nastätten,   1495 — 1560.    Kämme!. 

Wilh.  Nesen   von  Nastätten,    1493—1524,   Humanist.    Kämmel.     Vergl.  Archiv 

f.  Frankfurts  Gesch.  und  Kunst.    Dritte  Folge  I  (1888),  S.  329. 
M.  Nethenus,  1618—1686,  Prof.  theol.  zu  Ilerborn.    Cuno. 

XXIV.  1887. 

M.  Gerh.  Eob.  Geldenhauer,  gen.  Noviomagus,  1537 — 1614,  Theologe.    Cuno. 

Kasp.  Olevian,   1536 — 1587,  Theologe.    Cuno. 

Fr.  W.  Ph.  Oertel,  1798-1867,  Volksschriftsteller.    Brummer. 

Joh.  Ph.  Ostertag  von  Idstein,   1734—1801,  Schulmann.    Hoche. 

P.  v.  Osterwald  von  Weilburg,   1718—1776.    v.  Schulte. 

G.  Ch.  Otterhein  von  .Fronhausen,  1731 — 1800,  Theologe.    Cuno. 

Otto  I.,  Graf  von  Nassau,  f  nach  1289.    Ausfeld. 

Otto  IL,  Graf  von  Nassau,  f  1350.    Ausfeld. 

XXV.  1887. 

E.  A.  0.  K.  Pagenstecher,  1697 — 1753,  Rechtsgelehrter.    Eisenhart. 

I.  W.  M.  Pagenstecher,   1793 — 1864,  Forstmann.    Hess. 

Fr.  H.  Pagenstecher,  1828—1879,  Augenarzt.    H.  Pagenstecher. 

H.  K.  A.  Pagenstecher,  1799—1869,  Arzt.    E.  Pagenstecher. 

G.  Pasor,   1570—1637,  Theologe.    Cuno. 

M.  Pasor,   1599—1658,  Theologe.    Cuno. 

A.  H.  Peez,   1786— 1847,  Badearzt.    Otto. 

Philibert,  Prinz  von  Oranien,  1502 — 1530.    Otto. 

XXVI.  1888. 
Philipp     I.,  Graf  von  Nassau-Saarbrücken,    1368—1429.     Otto. 

„       IL,      „       „  „  1418—1492.     Otto. 

n     IIL,      „       „  „  1504—1559.     Otto. 

„         I.,      „       „         „       Wiesbaden,      1490—1558.     Otto. 

r,       IL,      „       „         „  .  t  1566.  Otto. 

Philipp  von  Nassau,   1566  —  1599.    Müller. 
Philipp  Wilhelm,  Prinz  von  Oranien,   1554—1618.    Müller. 
Joh.  Pincier,   1556  —  1624,  Prof.  phil.  et  med.  zu  Herborn.    Otto. 
Joh.  Pincier,   1521 — 1591,  Theologe;    Joh.  Pincier,  f  1592,   Amtmann  zu  Epp- 

stein.    Otto. 
Joh.  Piscator,  1546—1625,  Prof.  theol.  zu  Herburu.    Cuno. 


272 


Herrn.  Tresber,  1830— 1 884,  Novellendichter.    Otto. 

W.  L.  V.  Preuschen,    Reichsfreiherr  von  und  zu  Liebenstein,    1806  —  1864,    zu- 
letzt Archivbeamter.    Sauer. 

XXVII.  1888. 
Joach.  Raff,  1822—1882,  Komponist.    Weber. 
Joh.  Eb.  Rau,   1695  —  1770,  Prof.  theol.  zu  Herbora.    Otto. 
Seb    Rau  von  Herborn,  1724 — 1811,    Siegfried. 
Jüh.  Gerh.  Rauch,   1671  —  1748,  Arzt.    Otto. 
K.  H.  Rauschard,  1750 — 1796,  Historiker.    Sauer. 
H.  Ravensberger,   1586—1625,  Theologe.    Otto. 
Joh.  Just.  Ravensberg,   1720 — 1754,  Jurist.    Otto. 
Just.  Reifenberg,  f  1631,  Jurist.    Otto, 
Friedr.  v.  Reiffenberg,  Ritter,  1515—1595.    Otto. 
Joh.  Phil.  V.  Reiffenberg,  f  1722.    Otto. 
V  V  V  y>         Bär. 

Friedr.  v.  Reiffenberg,   1719 — 1764,  Jesuit.    Otto. 
Phil.  Ludw.  V.  Reiffenberg,  f  1686,  Domherr.    Otto. 


Vereinsnachrichten, 


Bericht  des  Sekretärs. 

(Vom  Dezember  1887  bis  Oktober  1889.) 

Im  August  und  September  1888  wurde  den  verehrliclien  Mitgliedern  das 
2.  Heft  des  XX.  Bandes  der  Annalen  zugestellt.  Dasselbe  enthält  u.  a.  den 
von  Herrn  Oberst  von  Cohausen  verfassten  „Führer  durch  das  Altertums-Museum 
zu  Wiesbaden",  dessen  Trefflichkeit  allerseits  Anerkennung  gefunden  hat.  Dem 
vorliegenden  XXI.  Annalenbande  ist  als  Gabe  für  die  Mitglieder  des  Vereins  noch 
beigelegt:  Franz  Behem  von  Dr.  Simon  Widmann,  eine  Schrift,  zu  der  den 
Yerfiisser,  ehemaligen  Sekretär  unseres  Vereins,  ein  im  Vereinsarchiv  gemachter 
Fund  veranlasst  hat. 

Wie  früher,  so  ftinden  auch  in  den  beiden  letzten  Wintern  regelmässige 
Zusammenkünfte  des  Vereins  statt,  die  sich  eines  regen  Besuches,  z.  T.  auch 
von  Nichtmitgliedern  zu  erfreuen  hatten.  Es  wurden  in  denselben  folgende 
Vorträge  gehalten: 

1.  Am  2.  November  1887:  Bericht  des  Herrn  Oberst  von  Cohausen 
über  die  Generalversammlung  der  deutschen  Geschichts-  und  Alter- 
tumsvereine zu  Mainz,  sowie  Vortrag  des  Herrn  Dr.  Schmitt  über 
die  römische  Rheinbrücke  bei  Mainz. 

2.  Am  15.  Dezember  auf  der  Generalversammlung:  Vortrag  des  Herrn 
Dr.  Schmitt  über  den  Mithraskultus  und  seine  Wanderungen. 

3.  Am  14.  Januar  1888:  Vortrag  des  Herrn  Geb.  Baurat  u.  Reg.-Rat 
Cuno  über  die  Geschichte  der  Verkehrsverhältnisse  zwischen  Rhein 
und  Donau. 

4.  Am  8.  Februar  sprach  Herr  Major  Schlieben  über  die  Teilung 
des  Tages  und  Jahres  bei  den  Alten,  insbesondere  über  die  beiden 
einzigen  in  Deutschland  gefundenen  römischen  Sonnenuhren,  die 
Wiesbadener  und  die  Cannstadter,  femer  Herr  Oberlehrer  Dr.  Adam 
über  eine  Scene  aus  dem  mimischen  Privatleben. 

5.  Am  7.  März:  Vortrag  des  Herrn  Major  Freiherr  von  Wangenheim 
über  die  Schlacht  bei  Höchst  1622  und  des  Herrn  Dr.  Schmitt  über 
die  Parzival-  und  Gralsage. 

Ferner  fanden  im  Winter  1888/89  und  zwar  am  1.  Mittwoch  jeden  Monats 
folgende  Vorträge  statt: 

1.  Im  November  1888:  Vortrag  des  Herrn  Oberst  von  Cohausen  über 


die  deutschen  Ansiedlungen  in  Polen. 


18 


274 

2.  Im  Dezember  auf  der  Generalversammlung  spraoh  Herr  Direktor 
Professor  Spiess  über  „Eine  Wohn-  und  eine  Begräbnisstätte  der 
llühenzollern." 

3.  Im  Januar  1889:  Vortrag  des  Herrn  Geh.  Baurat  u.  Reg. -Rat.  Cuno 
über  die  Kulturbestrebungen  der  Karolinger  in  Mitteldeutschland. 

4.  In  der  Yersanimlung  im  Februar  sprach  zuerst  Herr  Oberlehrer 
Dr.  Adam  über  athenisches  Privatleben,  sodann  Herr  Archivrat 
Dr.  Sauer  über  Blüchers  Rheinübergang  bei  Caub. 

5.  Im  März:  Vortrag  des  Herrn  Major  Sc  blieben  über  Anfang  und 
allmähliche  Entwicklung  der  Cirkusbelustigungen. 

Öffentliche  Vorträge  wurden,  ausser  den  auf  den  Generalversammlungen 
gehaltenen,  seitens  des  Vereins  nicht  veranstaltet. 

Gemeinsame  AusHüge  der  Mitglieder,  wie  solche  bisweilen  in  früheren  Jahren, 
allerdings  unter  stets  schwächerer  Beteiligung  ausgeführt  wurden,  unterblieben. 
Dagegen  beteiligte  sich  eine  Anzahl  von  Vereinsmitgliedern  an  einem  Ausflug,  den 
der  hiesige  Architekteuverein  im  letzten  Sommer  nach  Ingelheim  unternahm. 

Der  Schriftenaustausch  mit  den  auswärtigen  Vereinen  wurde  teils  in  der 
hergebrachten  Weise  fortgesetzt,  teils  dadurch  bedeutend  erweitert,  dass  zu  den 
152  Vereinen,  mit  denen  er  bereits  gepflegt  wurde,   14  andere  hinzutraten. 

Und  wie  durch  diesen  Tauschverkehr,  so  wurde  auch  durch  JS^euanschaf- 
fungen,  sowie  durch  Schenkungen  der  Vereinsbibliothek  wieder  manche  wertvolle 
Bereicherung  zu  teil.  So  verdanken  wir  der  Huld  Seiner  Majestät  des  Hoch- 
seligen Kaisers  Friedrich  auch  den  9.  Band  des  Jahrbuchs  der  preussischen 
Kunstsammlungen  (1888),  und  Seine  Majestät  der  Kaiser  und  König  Wilhelm  II. 
hatten  die  Gnade  zu  genehmigen,  dass  dem  Vereine  das  genannte  Jahrbuch 
auch  fernerhin  überwiesen  werde.  Weiter  beschenkten  den  Verein  die  Herren: 
W.  S.  Freiherr  von  Bibra,  Oberst  von  Cohausen,  Dahlen  (Geisenheim),  Sanitäts- 
rat Dr.  Florschütz,  Professor  Hillebrand  (Hadamar),  Jasper,  Oberlehrer  Jentsch 
(Guben),  Dr.  Kobelt  (Schwanheira),  Kofler  (Darmstadt),  Dr.  Maue  (Frankfurt  a.  M.), 
Näher  (Strassburg),  Frau  Appellationsgerichtsrat  Rössler,  die  Herren:  Landes- 
direktor Sartorius,  Professor  Dr.  Schaaffhausen  (Bonn),  G.  Aug.  B.  Schierenberg, 
Major  Schlieben,  Oberlehrer  Schmitz  (Montabaur),  Th.  Schüler,  Generalarzt 
Dr.  Stödtke,  Major  Freiherr  von  Wangenheim;  ferner  das  Königl.  preussische 
Kultusministerium,  die  Realprogymnasien  zu  Biebrich,  Diez  und  Ems,  die  Gym- 
nasien zu  Hadamar  und  Wiesbaden. 

Allen  gütigen  Gebern  sei  hiermit  auch  an  dieser  Stelle  der  Dank  des 
Vereins  ausgesprochen. 

Die  Generalversammlung  der  deutschen  Geschichts-  und  Altertumsvereine 
für  1888  fand  am  10.  bis  12.  September  in  Posen,  die  für  1889  vom  8.  bis 
12.  September  in  Metz  statt.  Wie  in  früheren  Jahren,  so  übernahm  der  Königl. 
Konservator  Herr  Oberst  von  Cohausen  auch  bei  diesen  beiden  Versammlungen 
die  Vertretung  des  Vereins. 

Was  die  Mitgliederzahl  betrifft,  die  in  den  letzten  Jahren  stetig,  wenn 
auch  nicht  gerade  erheblich  abgenommen  hatte,  so  darf  der  Bericht  des  Sekretärs 
endlich  wieder  einmal  ein  erfreuliches  Wachsen  derselben  konstatieren. 


275 

Unter  denen,  die  dorn  Yeroine  durch  den  Tod  entrissen  wurden,  beklagt 
er  vor  allen  den  Hingang  Seiner  Majestät  des  Kaisers  Friedrich,  der  dem  Ver- 
ein Seine  Gunst  durch  Annahme  der  Ehrenmitgliedschaft,  sowie  durch  Zuwen- 
dung von  wertvollen  Geschenken  bezeugt  hatte  (s.  Nachruf  auf  Kaiser  Friedrich 
in  Annal.,  Bd.  XX). 

Ferner  traten  aus,  bezw.  starben  zwischen  Dezember  1887  und  Dezember 
1888  die  Mitglieder: 

Herr  Jacob  Werner,  Biedenkopf. 

>  Lautz,  Geh.  Regierungsrat,  W.  f 
»     Pfaff,  Gastwirt,  Königstein,  f 

»     C.  Glaser,  Kaufmann,  W.  f 
»     Gottschall,  Schneider,  \V. 

R.  Eibach,  Pfarrer,  Xenderoth. 

Dr.  Hart  mann,  Sanitätsrat,  W.  f 
»     Christ,  Pfarrer,  Löhnberg. 
»     Julius  Hartmann,  W. 
»     Dr.  Genth,  Sanitätsrat,  W.  f 
»     Boruemann,  Wirkl.  Geh.  Kriegsrat  a.  D.,  W. 
-     Ebhardt,  Geh.  Rat,  W.,  f 

Dr.  Steiger,  Oberlehrer,  Rinteln. 
»     Dr.  Kratz,  Geistlicher  Rat,  Schwanheim,  f 

>  W.  Klappert,  Ingenieur,  W. 

»  Jage  mann,  Generalmajor  z.  D.,  W. 

:»  zur  Nedden,  Landrat,  Saarbrücken. 

»  Dr.  med.  Rambach,  Hamburg,  f 

*  Böhmer,  Kaiserl.  Deutscher  Konsul,  W. 

*  Freiherr  von  Bleul,  Staatsanwalt,  Hechingen. 
»  Dr.  Wesener,  Oberlehrer,  Fulda. 

Dr.  Mehlis,  Dürkheim. 
Benedick,  Amtmann,  Rüdesheim,  f 
Dr.  med.  Lotz,  Frankfurt  a.  M. 
Seit  der  Generalversammlung   am    5.   Dezember    1888    bis  jetzt    schieden 
aus  dem  Verein  folgende  Mitglieder: 
Herr  Dr.  Usener,  Professor,  Bonn. 
»     Zülch,  Reallehrer,  Oberlahnstein. 
»     Hepp,  Lehrer,  Xastätten. 
»     Wingender,  Kaplan,  Rüdesheim. 
»     Nie.  Kremer,  Kaufmann,  Eltville. 
»     Hoffmann,  Oberbaurat,  Mainkur.  f 
"     Firnhaber,  Geh.  Regierungsrar,  W.  f 
»     Bott,  Bürgermeister,  Eltville.   f 
="     Schartow,  Oberst  z.  D.,  W. 
"     von  Langendorff,  Major  a.  D.,  W. 
»     Dr.  Schirm,  W.  f 
»     Streitberg,  Amtsgerichtsrat,  W. 

18* 


276 


Herr  Lenders,  Oberforstmeister,  Küln. 
»     Dr.  R.   Müller,   Professor,   W. 
«     Schaffner,  Geh.  Regierungsrat,  W. 
»     Alex.  Simons,  Kommerzienrut,  W.  f 

.     Ottfr.  Schambach,  Dr.  phil.,  Gymnasialprofessor,  Altenburg. 
»     Rodrian,  Buchhändler,  W. 
»     Ileinr.  Niedner,  Yerlngsbuchhändler,  W. 
»     J.  Niedner,  Yerlagsbuchhändler,  W. 
=•     Rud.  von  ßeckerath,  Rüdesheim,  t 

>  A.  C.  Buschbaum,  Hamburg,   f 

>  Schumann,  Major  a.  D.,  Mosbach  (Biebrich).  f 

-  Kiss,  Hauptmann  z.  D.,  Giessen. 

Andererseits  traten  dem  Verein  seit  Dezember  1887  bis  Dezember  1888  bei 
Herr  Dr.  med.  Ludwig  Schneider,  Rüdosheim. 

»     Ferd.  Oppermann,  Bad  Soden. 
Der  Kreisausschuss  des  Kreises  Westerburg. 
Herr  Joh.  Hess,  2.  Bürgermeister,  W. 

Der  Kreisausschuss  des  Ober-Lahnkreises  zu  Weilburg. 
Herr  Graf  von  Hachenburg,  Hachenburg. 

»     Dr.  Beckmann,  Königl.  Landrat,  Usingen. 
Der  Kreisausschuss  des  Kreises  Usingen,  Usingen. 
Der  Kreisausschuss  des  Rheingaukreises  zu  Rüdesheim. 
Herr  Heinrich  Hess,  ^yeinkommissiouär,  Ostrich. 

-  Heinrich  Kaufmann,  Gerbereibositzer,  Lorch. 
y>     Wilhelmy,  Prokurator,  Hattenheim, 

■^     Graf  von  Ingelheim,  Geisenheim. 

*     von  Dewitz,  Landrat,  Rüdesheim. 
Kreisausschuss  des  Kreises  St.  Goarshausen. 
Herr  von  Nachtigall,  Generallieutenant,  W. 

>  Pistor,  Hilfslehrer  am  Gymnasium,  W. 

y>     Neubourg,  Hilfslehrer  am  Gymnasium,  W. 
Die  Lehrerbibliothek  des  Realgymnasiums  zu  Diez. 
Herr  Heinrich  Fritz,  W. 

-  C.  Wickel,  Buchhändler,  W. 
Königl.  Gymnasium  zu  Dillenburg. 

Herr  Reichert,  Domänen- Rentmeister,  Weilburg. 
«.     Wilhelmi,  Pfarrvikar,  Nassau. 
»     Kiss,  Hauptmann  z.  D.,  W. 
»     Siegel,  Pfarrverwalter,  Schwanheim. 
»     Herrn.  Schellenberg,  Buchhändler,  W. 

-  Martin,  Historienmaler,  Kiedrich. 

»     Schwinn,  Referendar  a.  D.,  Saarbrücken. 

»     Fischbach,  Zeichner  für  Kunstgewerbe,  W. 

»     Dr.  med.  Ahrens,  W. 
Kreisausschuss  des  Dillkreises  zu  Dillenburg. 
Realprogymnasium  /u  Biebrich  a.  Rh. 


277 

Seit  Dezember   1888  bis  jetzt  wurden  als  Mitglieder  uufgeuoinincn: 
Herr  von  Knebel,  Oberst,  Sonnenberg. 
August  Mackauer,  Geiseuhcim. 
»     Hugo  Peipers,  Rentner,  W. 

Roth,  Bergrat  a.  D.,  W. 
=»     Kolb,  Major,  W. 
Kreisausschuss  für  den  Obertaunuskreis  zu   iloniburg. 
Kreisausschuss  Marienberg. 
Kreisausschuss  des  Landkreises  Wiesbaden. 
Kreisausschuss  des  Kreises  Biedenkopf,  Biedenkopf. 
Kreisausschuss  des  Kreises  Limburg. 
Gemeinderat  zu   Wiesbaden. 
Kreisausschuss  Höchst. 
Kreisausschuss   zu  Langenschwalbach. 
Herr  Otto,  Realgymnasiallehrer,  W. 

>     F.  Rücker,  Lehrvikar,  Rittershausen. 
»     Schäfer,  Gymnasiallehrer,  W. 
Kreisausschuss  Montabaur. 

Kreisausschuss  des  Landkreises  Frankfurt  a.  M. 
Herr  M.  Heyne,  Realgymuasiallehrer,  Biebrich. 
Dr.  med.  M icheisen,  prakt.  Arzt,  W. 
»     Dr.  Focke,  Kustos  a.  "R^:' Königl.  Landesbibliothek,   W. 
V     Ho  ff  mann,  Premierlieutenant  a.  D.,  W.,  Vereinssekretär. 
>•     von  Körber,  Generallieutenant,  Excellenz. 

Cr  ah  6,  Rentner,  W. 
»     Joseph  Pohl,  Weinhändler,  W. 
»     Stammler,  Apotheker,  W. 
Leonhardt,  Kaufmann,  W. 
■»     Knopf,  Rentner,  W. 
Magistrat  der  Stadt  Frankfurt  a.  M. 
Ferner  ernannte  der  Vorstand  zu  Ehrenmitgliedern  die  Herren: 
Geh.  Rat  Professor  Dr.  von  Sybel,  Berlin     und 
Professor  Dr.  Schaaffhausen,  Bonn. 
Die  Gesamtzahl  der  Mitglieder  beträgt  jetzt  410,  nämlich  !J  Ehrenmitglieder, 
9  korrespondierende  und  392  ordentliche  Mitglieder. 

Aus  dem  Vorstand  trat  beim  Beginn  des  Sommersemesters  1888  Herr 
Dr.  Schmitt  aus,  infolge  Berufung  an  das  Wilhelms-Gymnasium  zu  Kassel. 
Die  von  ihm  IV2  Jahre  verwaltete  Stelle  des  Sekretärs  wurde  nach  seinem 
Abgange  einige  Zeit  in  liebenswürdigster  Weise  von  Herrn  Major  Freiherr 
von  Wangenheim  versehen,  bis  auf  W^unsch  des  Vorstandes  der  Unterzeich- 
nete die  Geschäfte  des  Sekretariats  übernahm. 

Die  Generalversammlung  des  Vereins  am  5.  Dezember  1888  fand  in  her- 
kömmlicher Weise  statt.  Nach  den  hier  statutengemäss  vorgenommenen  Wahlen, 
wobei  Herr  Oberst  z.  D.  Labes  eine  Wiederwahl  aus  Gesundheitsrücksichten 
abgelehnt  hatte,  bilden  den  Vorstand  die  Herren: 


278 


Direktor:  Spie 88,  Direktor  Professor. 

Sekretär:  Dr.  Ruppel,  Realgymnasiallehrer,  welcher  aus  Gesuntlheits- 
rüoksichten  ausscheidend,  vom  1.  November  ab  durch  Herrn  Premier- 
lieutenant a.  D.  Ho  ff  manu  ersetzt  worden  ist. 

Konservator:  von  Cohausen,  Oberst  z.  D. 


Dr.  Adam,  Oberlehrer. 

Cuno,  Geh,  Baurat  u.  Reg.-Rat. 

von  Eck,  Geh.  Justizrat. 

Dr.  Fleischer,  Oberstabsarzt. 

Gaab,  Rentner. 

Dr.  Stödtke,  Generalarzt. 

Freiherr  von  Wangenheim,  Major  a.  D. 

Weldert,  Direktor. 

Ersatzmänner: 

Dr.  Flors ehiitz,  Sanitätsrat. 

Keutner,  Landgerichtsrat. 

Dr.  Wedewer,  Gymnasiallehrer. 
In  die  Rechnungsprüfuugs-Kommission  wurden  gewählt  die  Herren: 

Dr.  Adam,  Oberlehrer. 

Cuno,  Geh.  Baurat  u.  Reg.-Rat. 

Streitberg,  Amtsgerichtsrat. 
Letzterer  schied  im  Mai  aus  dem  Verein  aus. 
Wiesbaden,  im  Oktober  1889.  Dr.  Ruppel. 


Bericht   des  KonserTators  Oberst  von  Cohausen  über  die  Erwerbungen 
des  Altertunis-Museums  in  Wiesbaden  während  des  Jahres  1888. 

Erstattet  am  5.  Dezember   1888. 

Das  Jahr,  das  sich  zu  Ende  neigt,  wird  man  nicht  nennen  können  ohne 
die  Erinnerung  wach  zu  rufen  an  die  drei  Kaiser,  welche  das  wieder  aufge- 
richtete Reich  regiert  haben. 

Nicht  dem  Schmerz  über  das  Hinscheiden  der  beiden  herrlichen  Kaiscr- 
gestalten,  nicht  der  Hoffnung  auf  unseren  jetzigen  Kaiser,  sondern  der  Freude 
möchte  ich  Ausdruck  geben  über  die  Beziehungen,  welche  unseren  Verein  mit 
den  Majestäten  des  Kaisers  Wilhelm  L,  des  Kaisers  Friedrich  HL  und  des 
Kaisers  Wilhelm  IL  beglückt  haben. 

Kaiser  Wilhelm  L,  den  wir  alljährlich  zu  sehen  die  Freude  hatten,  und 
der  oft  davon  sprach,  wie  gerne  er  hier  weilte,  hatte  stets  die  Absicht,  unser 
Museum  zu  besuchen,  musste  aber  immer  vor  dem  Abraten  der  Arzte  zurück- 
treten. Uns  zu  entschädigen,  gestattete  er,  dass  ihm  am  26.  November  1878 
ein  römischer  Legionär  in  den  Waffen  unseres  Museums  vorgestellt  wurde,  so- 
dass sein  prüfender  Blick  auf  dessen  Bewaffnung,  Tracht,  Haltung,  Schritt  und 
Waffengebrauch  ruhte. 


279 

Am  28.  April  1883  liees  er  sich  die  Waffen  der  Franken  und  ihre 
Rekonstruktionen  durch  Herrn  Dr.  Beck  vorlegen.  Seine  Majestät  sagte  dabei, 
„das8  man  bei  den  vorliegenden,  wie  bei  vielen  anderen  Dingen  iininer  wieder 
versucht  sei,  auf  das  Altertum  zurückzugreifen,  und  dass  die  rechte  Art,  das  Alter- 
tum und  seine  Künste  verstehen  zu  lernen,  eben  in  solchen  Reproduktionen  liege." 
Welche  reiche  Mittel  er  für  die  Erhaltung  des  römischen  Kastells  der 
Saalburg,  deren  Wert  auch  als  Lehrobjekt  er  würdigte,  gewährt  hat,  ist  bekannt. 
Kaiser  Friedrich  III.  hatte  diesem  Denkmale  schon  lange  als  Kronprinz 
seine  (runst  zugewandt,  uqd  ist  es  kaum  zu  sagen,  wie  oft  er  mit  seiner  hohen 
Gemahlin  und  den  kronpriuzlichen  Kindern  in  den  Mauern  und  der  8ch«)nen 
Umgebung  des  Kastells  viele  Stunden  lang  geweilt  hat.  Es  war  am  25.  Sep- 
tember 1885,  dass  der  hohe  Herr  in  Begleitung  von  Franz  Pascha,  der  ihn 
einst  bei  der  Eröffnung  des  Suez-Kanals  geführt  hatte,  und  anderer  Herren 
der  Ausräumung  eines  römischen  Brunnens  beiwohnte.  Er  trug  damals  als 
Brustnadel  einen  silbernen  Vespasian,  den  der  verstorbene  Prinz  Waldemar 
bei  einer  anderen  Gelegenheit  dort  ausgegraben  hatte,  und  einen  Stock  aus  dem 
schwarzen  Holz  einer  römischen  Brunneneinfassung.  Wir  erwähnen  dieses  als 
eine  jener  gütigen  Aufmerksamkeiten,  die  Er  stets  hatte  und  hier  den  Leitern 
der  Ausgrabungen  bekundete. 

Der  Ausgrabung  eines  anderen  Brunnens  daselbst  wohnten  der  Kronprinz 
und  die  Frau  Kronprinzessin  mit  den  Prinzessinnen  Töchtern  am  18.  Mai  1886 
bei.  Es  war  zum  letztenmal,  dass  wir  uns  an  der  Beteiligung  und  an  dem 
gespannten  Interesse  der  höchsten  Herrschaften  dort  erfreuen  konnten.  Auch 
unser  Museum  besuchte  die  hohe  Familie  zu  wiederholten  Malen.  Von  einemmal, 
am  1.  Dezember  1880,  ziert  des  Kronprinzen  Namen  unser  Fremdenbuch  —  wenn 
er  gleich  kein  Fremder,  sondern  die  Gnade  hatte,  als  Ehrenmitglied  unserem 
Vereine  beizutreten,  unsere  ^ii^'^lßii  alljährlich  entgegenzunehmen  und  unserer 
Bibliothek  das  Prachtwerk  der  Jahrbücher  der  preussischen  Museen  zu  schenken. 

Von  des  jetzigen  Kaisers  Majestät  bleibt  uns  stets  das  schöne  Bild  vor 
Augen,  wie  er  (es  war  am  18.  August  1878),  seinen  jüngsten  Bruder,  den 
früh  verstorbenen  Prinzen  Waldemar  auf  dem  Rücken  tragend,  vom  Drei- 
mühlenborn her  durch  Farrnkräuter  und  Haide  rüstig  der  Saalburg  zuschritt. 

Die  königlichen  Prinzen  hatten  sich  mit  Hacken  und  Spaten  mit  Glück 
an  den  Ausgrabungen  beteiligt  und  unter  anderen  jene  obenerwähnte  Silber- 
münze gefunden. 

Prinz  Wilhelm,  des  jetzigen  Kaisers  Majestät,  trat  unserem  Museum  am 
16.  April  1879  näher,  indem  er  mit  besonderem  Interesse  unser  Tanagra- 
figürchen  und  das  Modell  der  Cäsarischen  Rheinbrücke  besichtigte  —  zumal 
aber  auch  dadurch,  dass  er  das  Abklatschen  der  Steininschriften  erlernen  wollte 
und  dem  Museumsdiener  Schwamm  und  Bürste  aus  der  Hand  nahm  und  selbst, 
herzhaft  und  praktisch  zugreifend,  einen  untadeihaften  Abdruck  zu  stände  brachte. 
Und  so  wird  er,  dess  sind  wir  versichert  —  auch  die  Lapidarschrift,  zu  der  er 
berufen  ist,  mit  kräftiger  Hand  in  das  Buch  der  Geschichte   eintragen. 

Wir  aber  wenden  uns  wieder  den  kleinen  Dingen  zu,  welche  Stück  um 
Stück  aneinander  gereiht,  ein  Paar  Seiten  unserer  Kulturgeschichte  aufzubauen 
die  Aufgabe  haben.     Indem    ich  Ihnen    die  Erwerbungen   des  Museums   dieses 


280 

Jahres    vorlege,    sage    ich    auch  in    Ihrem    Namen    den    Geschenkgebern    und 
Förderern  unseren  besten  Dank. 

Ich  halte  mich  nach  Möglichkeit  an  die  Zeitfolge  und  stelle  obenan  die 
mit  den  Ringwällen  in  Verbindung  stehenden  Altertümer. 

Aus  den  Nachgrabungen  auf  dem  Altkönig  wissen  Sie,  dass  die  Stein- 
wälle Mauern  waren,  welche  durch  eingelegte  Hölzer  ihren  senkrechten  Stand 
und  Halt  erhielten,  durch  das  Feuer,  dass  der  Angreifer,  um  sich  eine  Sturm- 
lücke zu  machen,  anlegte,  zusammenstürzten  und  verschlackten.  Wo  kein 
Feuer  hinkam,  verfaulte  das  Holz  und  die  Mauern  stürzten,  ohne  Schlacken 
zu  bilden,  zusammen.  Ausser  dem  Altkönig  kennen  wir  in  unserer  Nähe  noch 
drei  Zufluchtsorte  mit  solchen  Schlacken-13reschen,  bei  Kirnsulzbach  an  der 
Nahe,  bei  St.  Medart  am  Glan  und  auf  dem  Donnersberg.  Diesen  haben  wir 
im  Frühjahre  mit  einer  ausgewählten  Gesellschaft,  grösstenteils  Sachkundiger, 
besucht  und  teils  selbst,  teils  durch  die  Güte  Seiner  Excellenz  des  Generals 
von  Sevdlitz,  verschlackte  Steine  (Melaphyre)  und  Steinbeile  mitgebracht. 

Ahnliche  Werkzeuge  mit  sehr  altertümlichen  Töpfereien,  das  Gehörn  des 
Bos  primigenius  und  anderes  brachte  uns  der  Herr  Sanitätsrat  Dr.  Florschütz 
von  Bierstatt  mit.  Jene  keramischen  Erzeugnisse  sind,  älter  und  doch  feiner 
und  genauer,  als  die  aus  unseren  Hügelgräbern,  noch  ein  Rätsel,  und  deshalb 
in  jedem  Scherben  aufbewahrenswert.  Auch  bei  den  Kasinobauten  fanden  sich 
Töpfereien,  die  vielleicht  noch  über  die  Hügelgräberzeit  —  in  die  der  Pfahl- 
bauten hinaufreichen,  da  sich  dazwischen  ausser  dem  Unio  sinuatus  auch  die 
Unterkiefer  des  Torfschweins  tiuden. 

Ein  hübsches  Chloromelanit-Beil  empfingen  wir  in  Münster,  in  dessen 
Wald  wir  einer  Ausgrabung  durch  Herrn  von  Reinach  assistierten;  dieselbe 
brachte  nur  geringes  und  bekanntes.  —  Von  einer  ebenso  schönen,  als  inte- 
ressanten Steinart,  dem  Nephrit,  legen  wir  hier  ein  Stück  aus  Neuseeland  vor, 
weil  aus  derselben  auch  in  Deutschland  Steinbeile  gefunden  werden,  ohne  dass 
dies  Mineral  bis  jetzt  in  Europa  unter  Verhältnissen  angetroffen  worden  ist,  die 
jene  Anwendung  zuliesse. 

Durch  Herrn  von  Lossen  aufmerksam  gemacht  und  durch  den  Herrn  Ober- 
förster Hölzerkopf,  sowie  den  Herrn  Bürgermeister  Braun  von  Heckholzhausen 
unterstützt,  haben  wir  in  dessen  Gemeiudewald  Pfuhl  mehrere  Grabhügel  unter- 
sucht und  die  hier  vorliegenden  Thon-,  Bronze-  und  Eisengegenstände  gefunden. 
Man  könnte  einwenden,  dergleichen  Ringe  und  Nadeln  hätten  wir  schon  genug 
—  ganz  richtig  —  aber  die  Stücke  sind  nicht  alle  ihrer  selbst  wegen,  sondern 
auch  zur  Kennzeichnung  des  Landes  nötig,  und  wenn  einst  eine  historische 
Landeskunde  geschrieben  wird,  wird  es  sich  wohl  fragen,  warum  etwa  auf  der 
rechten  Lahnseite  auf  so  und  so  viele  Quadratmeilen  keine  Hügelgräber,  oder 
keine  Bronzeschmucksachen,  oder  nur  ganz  einfache,  gefunden  worden  sind  — 
ob  jenes  Land  noch  unbewohnter  Wald  —  oder  mit  so  wilden  Leuten  bewohnt 
war,  dass  kein  Händler  sich  da  hinein  wagte,  während  sie  das  Rhein-  und 
Mainthal  in  jeder  Richtung  durchzogen.  Mau  wird  auf  ähnliche  Erscheinungen 
in  überseeischen  Ländern  auch  in  unserer  Zeit  hindeuten,  um  eine  richtige 
Vorstellung  unserer  Urzeit  zu  erhalten. 


281 

Unter  den  Eisengeräten  aus  dem  Heekhulzhauser  Wald  iat  auch  ein  Lang- 
schwert, mehrfach  zusammengefalten,  wie  man  es  in  der  Wetterau  den  Chatten 
zuschreiben  zu  können  glaubt. 

Ein  llalsring,  in  dessen  Näpfchen,  wie  in  den  pferdekupfartigen  Haken 
einer  Gürtelschliesse  ein  roter  Schmelz  sass,  ein  geperlter  Armring  und  ein  ge- 
schweiftes Bronzemesser  kamen  uns  aus  Rheinhessen  zu  und  zählen  zu  den  der 
La  Tene-Periode  angehörigen  Dingen. 

Aus  römischer  Zeit  waren  die  Erwerbungen  nicht  eben  reichlich  zu  nennen: 
Sieben  Thonlampen  mit  Reliefs,  davon  zwei  mit  dem  Töpferstempel  COMVNI 
und  AYITVS.  Den  letzteren  Namen  und  MARINYS  fanden  wir  auch  auf 
zwei  terra-sigillata-Scherben.  Aus  Köln  vier  hübsche  schwarze  Puppengesthirre. 
Aus  dem  Maifeld,  was  leider  nur  allzu  spekulativ  ausgebeutet  wird,  emptingen 
wir  eine  schwarze  Thontlasche  mit  darüber  gestülptem  Becher,  eine  Kanne  von 
rotem  Thon  mit  weissen  Tupfen;  von  Glas  einen  Kelch  auf  hohem  Fuss,  der 
erste  dieser  Art,  den  wir  besitzen,  eine  viereckige  Flasche  und  eine  Bowle, 
sowie  von  Bronze  einen  Zügelring  mit  seiner  üblichen  Befestigung  auf  dem 
Kummet;  von  Terracotta  eine  Hühnerhofscene  und  einen  misslungenen  Glasie- 
rungsversuch  au  einem  kleinen  Fläschchen. 

Wir  haben  hier  noch  nachzuholen  ein  ägyptisches  Alabastron  (Balsam- 
flasche) von  blauem  Glas,  gelb  gewürfelt,  und  ein  grünglasiertes  Votivplättchen, 
auf  welchem  der  schakalköpfige  Anubis  gelb  bemalte  Augen  hat;  ein  Geschenk 
des  Herrn  Tendlau.  Von  Frau  Prof.  Kurtz  in  Ellwangen  ein  Akrotherion  von 
Paestum  und  zwei  Tanagra-Köpfchen  in  Terracotta. 

Aus  fränkischen  Gräbern  bei  Braubach,  aus  denen  wir  zur  Zeit  des  Eisen- 
bahnbaues 1860  Waffen  und  Schmucksachen  empfangen  hatten,  empfingen  wir 
jetzt  ein  dazu  gehöriges  gelbes  geripptes  Trinkglas.  Wir  danken  die  erste 
Nachricht  auch  von  römischen  Funden  daselbst  dem  Herrn  Rektor  Dr.  Wid- 
mann in  Oberlahnstein. 

Nicht  ohne  Interesse  sind  zwei  Paar  Gürtelbeschläge  in  Form  bären- 
artiger Schnabeltiere,  dann  solche  von  silberplattierter  Bronze,  als  Beispiel 
dieser  Technik,  verschiedene  Riembeschläge,  ein  silberner  Ohrring  und  zwei 
goldene,  mit  nachgeahmtem  Filigran  verziert,  eine  grosse  Zierscheibe  und  eine 
runde  Fibula  von  Nackenheim.  Von  ebendaher  eine  Gürtelkette,  wie  sie  die 
fränkischen  Frauen  trugen,  daran  hängend  zwei  Hirschhaken,  eine  aus  einer 
römischen  Grünsteinplatte  rund  hergerichtete  und  seitlich  durchbohrte  Scheibe, 
und  zwei  Thonperlen  nebst  einem  aus  Marmor  gedrechselten  Ringe;  aus 
Frankengräbern  auf  dem  Maifelde  spätrömische  Kupfermünzen. 

Ich  habe  hierbei  einige  Eisen-Altertümer  ausgestellt,  welche  der  Vorstand 
des  städtischen  Laboratoriums  in  Heidelberg,  Herr  Dr.  Bücher,  vom  Rost  befreit 
und  auf  längere  Zeit  gegen  die  Einwirkung  des  Rostes  gesichert  haben  will. 

Die  Zeit  des  Mittelalters  und  der  darauf  folgenden  Jahrhunderte  ist  ver- 
treten durch  wenige  Geräte  und  mehrere  Töpfereien. 

Ein  besonders  für  uns  merkwürdiges  Stück  verdanken  wir  der  Aufmerk- 
samkeit des  Herrn  Amtmann  Lorsbach.  Es  ist  ein  Sporn  des  Kaisers  Adolf 
—  wenigstens  spricht  nichts  dagegen  und  manches  dafür.    Seine  Form  ist  die  vom 


t 


282 

Ende  des  13.  Jahrhunderts,  er  ist  auf  dem  Schhichtfelde  vor  GöUheim  in  der  Erde 
gefunden.  Er  ist  vergoldet  und  es  ist  bekannt,  dass  der  Kaiser  im  Gegensatze 
seiner  Gegner  in  goldener  Rüstung  kämpfte  und  fiel.  Ein  etwa  100  Jahre 
jüngerer  Sporn  wurde  beim  Kaualbau  in  Wiesbaden  gefunden.  Eine  Partisane 
von  der  Danneufelser  Mühle  am  Donnersberg  danken  wir  der  Güte  des  Herrn 
Generallieutenant  von  Seydlitz,  —  sowie  ein  für  die  Geschichte  der  Optik 
nicht  uninteressantes  Mikroskop  der  Güte  des  Herrn  Postdirektor  Schultz- 
Hendke.  Einen  aufmerksamen  und  dem  Museum  wohlgeneigten  Beobachter 
hiesiger  Fundamentbauten  besitzen  wir  in  Herrn  Philipp  Dormann ;  von  ihm 
erhielten  wir  unter  anderem  eine  Renaissance- Wandplatte,  die  sich  bei  zwei 
Skeletten  im  Baue  der  Markt-  und  Kirchgassenecke  fand.  Für  die  Geschichte 
des  Thongewerbes  sind  zwei  Steinzeugtöpfe,  auf  die  er  uns  aufmerksam  machte, 
von  Interesse.  Sie  tragen  den  Charakter  des  frühen  Mittelalters,  und  dadurch 
dass  sie  beim  Brand  verdorben  sind,  sind  sie  für  uns  um  so  wertvoller:  —  sie 
zeigen,  dass  sie  nie  in  den  Handel  gekommen,  d.  h.  in  Marienthal,  früher 
Aulhausen,  gemacht  worden  sind.  Wir  denken  mit  Freuden  des  Tages,  als 
wir  sie  autfanden,  und  derer,  die  uns  dabei  Hilfe  leisteten. 

Eine  der  ausgezeichnetsten  Porzellanfabriken  war  die  1740  gegründete 
von  Höchst  am  Main  und  es  ist  interessant,  ihre  Erzeugnisse  mit  den  anderen 
früher  und  später  ins  Leben  getretenen  Porzellan-  und  Fayencefabriken  zu 
vergleichen.  Wir  besitzen  der  namhaftesten  Marken  etwa  13  in  Porzellan  und 
7  in  Fayence.  Wir  danken  viele  derselben  dem  Herrn  N.  Hess  und  unserem 
langjährigen  Gönner  Herrn  Buschbaum  in  Hamburg. 

Gemalte  Trinkgläser  mit  Wappen  aus  dem   17.  Jahrhundert. 
Ein  Topf  aus  dem  Walde    von  Schrezheim    bei  Ellwangen   zur  Bereitung 
des  Urnenharzes.     Wiederhergestellt  von  Herrn  Seibel  in  Homburg. 

Wir  stellen  hier  ein  byzantinisches,  jedenfalls  slavisches  Ölgemälde  der 
heiligen  Maria,  umgeben  von  sechs  Heiligen,  aus,  überall  zeigen  sie  nur  die 
Gesichter,  während  Kleidung  und  Hintergrund  von  einer  beweglichen,  getriebenen 
Silberplatte  bedeckt  sind.  Wir  danken  das  schöne  Stück  der  Gefälligkeit 
unseres  Mitgliedes  Herrn  Olsen;  ferner  zwei  Reliquiaren  mit  feiner,  weiblicher 
Klosterarbeit,  sowie  ein  anderes  in  Form  eines  Kruzifixes  von  gutem,  derbem 
Holzschnitzwerk.  Auch  das  kulturhistorische  Interesse  dieser  allmählich  seltener 
werdenden  Gegenstände  wird  niemand  leugnen.  Ich  füge  ihnen  noch  ein 
Paar  Proben  von  Glasmalerei  bei,  welche  ausreichen,  die  dabei  geübte  Maler- 
technik zu  zeigen. 

Als  Geschenk  der  Frau  Sanitätsrat  Hartmann  empfingen  wir  den  authentisch 
beglaubigten  Gipsabguss  von  dem  Schädel  des  Philosophen  Kant.  Wir  werden 
Gelegenheit  haben,  ihn  mit  unseren  Römer-  und  Frankenschädeln  zu  vergleichen. 
Für  unser  ethnographisches  Museum,  welches  schon  im  vorigen  Jahre 
von  Frau  Konsul  Mannheimer  aus  Liberia  so  reichlich  beschenkt  wurde,  empfingen 
wir  eint'u  Dolch  mit  trefflicher  Lederarbeit  an  Griff  und  Scheide,  ein  eigentüm- 
liches Gewebe  und  einen  Pfeil. 

Herrn  Tendlau  danken    wir   einen  Wasserkühler  (Gulle)  aus  Nilthon    und 
eine  Betschnur  gleichfalls  aus  Ägypten. 


283 

Unsere  Erwerbuagen  an  Münzen  waren  nicht  bedeutend,  doch  danken 
wir  dem  Herrn  Dr.  Genth  eine  eiserne,  vun  der  Stadt  Berlin  1816  auf  den 
Feldmarschall  vun  Blücher  gegossene  Denkmünze,  —  der  Frau  Prof.  Kurtz 
eine  Speyer'sche  Silbermünze  von  Franz  Christoph  von  Hütten  1747  —  andere 
zum  Teil  unleserliche  Münzen  übergehe  ich. 

Als  Gegenstück  zur  Blücher-Medaille  legen  wir  eine  in  Bierstatt  erworbene 
Helenamedaille  aus. 

Ein  merowiugischer  Triens  von  Gold  und  vier  spätrömische  Kupfermünzen 
fanden  sich  in  fränkischen  Gläsern  des  Maifeldes. 

Der  Führer  durch  das  Altertumsmuseum  ist  in  diesem  Jahre  in  Ihre 
Hände  gekommen.  Sie  werden  beim  Durchblättern  bemerkt  haben,  dass  darin 
neben  den  engeren  archäologischen  Interessen  auch  die  technischen  hervor- 
gehoben sind  aus  Gründen,  welche  die  Einleitung  ausspricht.  Auch  bei  den 
jährlichen  Ausstellungen  unserer  Erwerbungen  scheuten  wir  die  Absicht  nicht, 
zu  wiederholen,  auch  den  Gewerben  zu  dienen.  Heute  versuchen  wir  sie 
dadurch  zu  bethätigen,  dass  wir  den  Erzeugnissen  der  Vorzeit  diejenigen  der 
Gegenwart  gegenüberstellen.  Der  nassauische  Gewerbeverein  hat  uns  einige 
freundlich  zur  Verfügung  gestellt.  —  Wenn  auch  die  unmittelbare  Wechsel- 
wirkung nicht  überall  zutage  tritt,  so  möchte  ich  Sie  doch  aufmerksam  machen 
auf  die  Intarsien  (Einlagen)  in  Zinn,  von  denen  der  alte  Willkonmihumpen 
ein  so  hübsches  Vorbild  gibt.  Auf  eine  andere  Intarsie,  eine  Fussbodenver- 
zierung  im  Schlosse  zu  Weilburg,  ist  in  den  Annalen  XHI,  350  aufmerksam 
gemacht,  nicht  minder  ist  ebendaselbst  auf  die  schönen  Holzschnitzwerke  an 
Bauernhäusern  zu  beiden  Seiten  der  Lahn  hingewiesen.  Auch  von  Kleinschnitz- 
werk liegen  Proben  vor.  Zumal  aber  sind  es  die  Arbeiten  in  getriebenem 
Eisen,  von  denen  wir  Beispiele  —  den  Dachknauf  des  alten  Uhrturms,  Thür- 
klinken  der  alten  Mauritiuskirche  hier  und  ihnen  gegenüber  entsprechende 
Arbeiten  des  Gewerbevereins  aufgestellt  haben.  Dieselben  sind  grösstenteils 
als  Schülerarbeit  bezeichnet,  sind  aber  meisterhaft,  sodass  hier  ausgebildete 
Arbeiter  selbst  in  München  mit  offenen  Armen  empfangen  werden. 

Verwandt  mit  den  Intarsien  sind  die  Holzmosaiken,  von  denen  schöne 
Beispiele  vorliegen;  in  gleichem  auch  von  Holzbrand-  und  Lederschnittarbeiten 
—  zwei  Werkweisen,  in  welchen  neben  manchen  anderen  Kunst-  und  Kunst- 
gewerbezweigen auch  unsere  junge  Damenwelt  sich  mit  Talent  und  Geschick 
bethätigt. 

Wir  erlauben  uns  auf  die  derartige  Ausstellung  Webergasse  4,  I,  hin- 
zuweisen. 

Wenn  Sie  den  Führer  durchblättern,  werden  Sie  vielleicht  sagen,  dass 
Geschichte  und  Technik  der  Keramik  zu  sehr  zu  unserem  Lieblings-Gegenstande 
geworden  sei,  allein  wenn  ich  mich  früherer  Töpfereien  von  Breitscheid  erinnere, 
und  die  hier  ausgestellten  in  Masse,  Glasur  und  Farbe  sehr  guten  vergleiche, 
80  rauss  ich  mit  Freude  einen  Fortschritt  anerkennen. 

Das  Altertumsmuseum  wurde  an  23  Sonntagen  von  2902  Personen  und 
an  69  Wochentagen  von  2931  Personen  besucht,  an  welche  83  Führer,  also 
etwa  täglich  einer,  zu  1   M.  50  Pf.  verkauft  worden  sind. 


284 


Bericht   des    Konservators   Oberst   vou   Cohauseu   über   ilie  Krwerbiiugeu 
uud  L'utersuchuugeu   für  das   Altertums-Museum   iu   »iesbadeu  während 

des  Jahres  l^^i^. 

Zuerst  erfüllen  wir  mit  Freuden  die  Dankesptlicht  gegen  die  Geschenk- 
geber. 

Dem  Herrn  Pfarrer  Paulus  in  Puzieux,  der  uns  bei  der  Versammlung  des 
Gesamtvereins  in  Metz  einen  sehr  interessanten  Vortrag  über  die  Briquetage 
hielt;  er  gab  uns  einige  der  Milliarden  von  gebrannten  Thouklösseu,  aus  denen  in 
dem  Sumpfgelände  der  Seille  (auf  dem  Wege  von  Metz  nach  Strassburg)  um 
die  salzreichen  Quellen  grosse  Inseln  gebaut  sind.  Ein  mchreres  hierüber  werden 
Sie  in  dem  Korrespondeuzblatt  des  Gesamtvereins,  welches  den  Herrn  Mitgliedern 
zugänglich  gemacht  wird,  erfahren.  Wir  setzen  diese  künstliche  Inselbildung 
an  die  Spitze,  weil  auf  ihr  Renntiergeweihe  gefunden  worden  sind.  Wir  erhielten 
von  Herrn  Paulus  vorliegende  Briquetage-Stücke. 

Von  Herrn  Direktor  Spangenberg  empfingen  wir  einen  Mahlstein  aus 
Weissliegendem  aus  Laubersheim  in  der  Pfalz  —  wir  sind  gewöhnt  diese  bei 
uns  Bonapartshüte  genannten  Steine  von  Mendiger  Lava  zu  finden. 

Von  Herrn  Bürgermeister  Eisenmenger  in  Kammerforst,  Kreis  Montabaur, 
empfingen  wir  drei  Steinbeile  aus  grauem  Basalt. 

Der  Kittmeister  und  Hofjägermeister  des  Königs  von  Schweden,  Herr 
C.  Follin  gab  uns  ausser  einem  Erzkclt  mit  Tülle  noch  eine  Anzahl  von  Stein- 
geräten und  Waffen  aus  Schoonen.  Von  demselben  Herrn  haben  wir  schon  vor 
Jahren  ähnliche  Altertümer  erhalten. 

Von  unseren  Ausgrabungen  der  Hügelgräber  im  Wald  Halbehl  von 
Münster  (pag.  6),  Heckholzhausen  (7),  Kuhehag  (8),  Niederwalluf  (39),  Usingen 
(39),  Halbehl  von  Xiederhofheim  (-42),  brachten  wir  die  im  XXI.  Annalenband 
beschriebenen  Sachverhalte  und  Altertümer  mit. 

Von  den  Baggerarbeiten  bei  Erbach  a.  Rh.  kam  ein  Erzring,  vou  vier 
Ochsenköpfen  umgeben,  aber  von  unbekanntem  Gebrauch,  in  das  Museum. 

Frau  Thierry-Preyer  brachte  uns  aus  Rom  mehrere  antike  Terracotten  mit. 

Von  Herrn  Direktor  Dr.  Hettner  in  Trier  empfingen  wir  die  Bruchstücke 
von  Glashafen,  sowie  von  Gläsern  und  bunten  Fritten  die  unleugbaren  Beweise, 
dass  die  Römer  schon  in  der  rauhen  Eifel  Glas,  und  zwar  kunstvolle  Gläser 
und  Mosaikmaterial,  bereitet  haben. 

Aus  Köln  erhielten  wir  eine  Anzahl  kleiner,  sehr  gut  erhaltener  Gefässe 
und  Geräte  aus  Erz,  römischen  Ursprungs,  vor  allem  aber  einen  römischen 
Dolch,  dessen  eiserne  Scheide  mit  Erz  tauschiert  und  mit  Schmelz  und  Perl- 
muttereinlagen reich  verziert  ist. 

Aus  Bertrich  zwei  runde,  gut  erhaltene  Fibeln  mit  Schmelz.  Ein  silberner 
Löffel  mit  Rchfussstiel,  ein  beinerner  Schwertknauf  uud  sonstige  kleine  römische 
xVltertümer  wurden  uns  aus  Heidesheim,  Finthen  uud  von  dem  alten  Kirch- 
hof in  Wiesbaden  gebracht. 


2.S5 

Mörtel  mit  Sinter  aus  dem  prachtvollen  römischen  Aquaeduct  von  Jouv 
aux  Arches  bei  Metz,  sowie  ein  durch  den  städtischen  Ingenieur  Herrn  Brix 
aus  der  Umgebung  des  Kochbrunnens  entnommener  Sinterblock  wurden  mit 
mehreren  römischen  Ziegeln  von  ebendaher  dem  Museum  einverleibt.  Ein 
mehreres  hierüber  werden  Sie  im  Annalenband  XXI,   12  finden. 

Aus  dem  durch  Herrn  Ch.  Georg  bei  seiner  Ziegelei  erhobenen  Franken- 
gräbern, erwarben  wir,  freilich  nicht  alle  die  in  den  Zeitungsartikeln  wieder- 
holten Dinge  —  aber  doch  das,  was  uns  bis  jetzt  nützlich  schien:  Einen  Feuer- 
steinsprthn,  Feuerstahl  und  Stein,  an  Waffen  eine  Franciska,  ein  Langschwert, 
Speerspitzen,  einen  Umbo,  Glasschalen,  verschiedene  Thongefässe  (auch  mit 
dem  Wellenornament),  Erzschüsseln,  mancherlei  Perlen,  und  machen  wir  auf  den 
mit  Almandinen  überdeckten  Falken  (Gewandnadel)  deshalb  aufmerksam,  weil 
das  Auge  aus  zweifarbigem  Schmelz  gebildet  ist.  Weil  die  Franken  ihren 
Schmuck  nicht  mehr  mit  Schmelz,  sondern  mit  Almandinen  zu  besetzen  pflegten, 
so  halten  wir  einen  Teil  dieser  Gräber,  der  ältesten  Franken-  oder  vielmehr 
der  Alemannonzeit  angehörig  (Annal.  XXI,  28).  Ähnliche  Funde  empfinden  wir 
aus  Rheinhessen,  aus  dem  Maifeld  und  von  Andernach,  von  wo  ein  Paar 
silberne  Ohrringe  Beachtung  verdienen. 

Wir  müssen  hier  noch  einen  Fund  einschalten,  der  in  den  letzten  Tagen 
in  dem  Schiersteiner  Gräberfeld  gemacht  und  aus  den  Mitteln  des  Museums 
erhoben  worden  ist.  Wir  fanden  nämlich,  indem  wir  einen  runden  Brunnen- 
schacht (?)  immer  tiefer  verfolgten,  einen  Votivstein,  bestehend  aus  einem  vier- 
eckigen Sockel  mit  darauf  gehörigen  geschuppten  Säulenstücken  aus  Sandstein. 
Der  Sockel  trug  die  Bildnisse  von  Minerva,  Herkules  und  Merkur  und  die 
wohlerhaltene  Inschrift: 

I  O  M 

VIC   SENECA   EQ 

LEG   XXII   P   PFE 

X    VOTO    IN    SVO    PO 

SVIT   GRATO   ET   Sl 

LEVGO   COS   PRI 

DIE    KAL   MART 

Beim  Weitergraben  fand  sich  ausser  dem  Kapital  auch  der  zu  erwartende 
Reiter,  der  einen  Barbaren  oder  Giganten  niederreitet.  Es  tritt  dies  Denkmal 
also  zu  denen  von  Heddernheim  in  Frankfurt  und  Merten  in  Metz.  Die  Konsule 
ergeben  das  Jahr  221   n.  Chr. 

Der  Aufmerksamkeit  der  städtischen  Herrn  Ingenieure  danken  wir  einen 
bauchigen  Krug,  wie  solche  von  Merian  bei  Schwalbach  abgebildet  sind  und 
ohne  Zweifel  im  17.  Jahrhundert  auch  in  Wiesbaden  in  Gebrauch  waren,  l'm 
unmittelbar  aus  dem  Krug,  der  noch  kein  Steinzeug  ist,  trinken  zu  können,  ist 
die  Mündung  glasiert  und  mit  einem  feinen  Nebenloch  versehen  (Annal.  XXI,  12). 

Durch  Herrn  Bauinspektor  Holtgreve  in  Montabaur  kam  eine  geschiente 
Hakenbüchse  aus  dem  Bergfried  von  Grenzau  in  das  Museum  (Annal.  XXI,  38). 

Durch  Herrn  Polizeirat  Höhn  empfingen  wir  einen  Sporn  des  IG.  Jahr- 
hunderts, aus  den  Kiesgruben  von  Mosbach. 


286 

Von  Herrn  Rektor  Dr.  Wulmann  ein  altertümliches  Strickluikchen. 

Von  Frau  Thierry-Preyer  Porzellantassen  mit  den  Marken  von  Venedig 
und   vun  Ansbach. 

Herr  Olson  verschaffte  uns  ein  schönes  bemaltes  Körbchen  von  Höchster 
Porzelliin. 

Dem  ethnographischen  Museum  verehrte  Frau  von  AVolff  ein  silbernes 
Kleinod,  reich  mit  Gold  und  Rubinen  verziert:  ein  sitzender  Braniah. 

Schliesslich  können  wir  ein  schönes  Geschenk  des  Herrn  Dr.  Beck  nicht 
übersehen,  obschon  es  von  ihm  verfertigt,  des  neuesten  Ursprungs  ist,  nämlich 
eine  damascierte,  ganz  den  Vikinger  Schwertern  nachgebildete  Waffe,  welche 
um  so  interessanter  ist,  als  eben  jetzt  eine  prächtige  Publikation  des  Museums 
in  Bergen  diese  Vikinger  Klingen  behandelt  und  durch  ehrliche  Studien  heraus- 
i'efunden  hat,  dass  diese  sogenannten  Vikinger  Schwerter  im  Innern  von  Gallien, 
Belo-ien  und  wohl  auch  dem  Siegerland  augefertigt,  durch  Kauf,  vor  allem  aber 
durch  Seeraub  an  jene   nordischen  Seekönige  gelangt  sind. 

Eine  Besprechung  der  1.  Sektion  der  Versammlung  in  Posen  Hess  den 
Konservator  von  neuem  die  Notwendigkeit  erkennen,  einige  Tafeln  oder  Abdrücke 
zusammenzustellen,  aus  denen  die  in  Xorddeutschland  als  dem  Burgwallcharakter 
ano-ehörigen  Töpfereien  und  Ornamente,  als  etwas  von  dem,  was  man  im  Süden 
als  "Wallburgcharakter  benennt,  verschiedenes,  erkannt  werden  soll.  Bei  der 
Metzer  Versammlung  kam  die  Sache  wieder  zur  Sprache  und  das  römisch- 
germanische Museum  wurde  bestimmt,  die  jenen  Ornamenten  entsprechenden 
Charaktere  auszuwählen  und  in  Gipsabgüssen  zu  veröffentlichen. 

Eine  solche,  teils  zu  erweiternde,  teils  zu  beschränkende  Sammlung  lege 
ich  Ihnen  hier  in  80  Nummern  vor. 

Das  drino'ende  Bedürfnis  unseres  Museums  nach  Raum  und  Licht  wurde 
im  verflossenen  Jahre  wieder  in  Anregung  gebracht,  indem  des  Herrn  Ober- 
präsidenten Grafen  zu  Eulenburg  Excellenz  am  4.  April  den  ganzen  Bau  und 
Bauplatz  mit  dem  Konservator  eingehend  besichtigte.  Es  liegt  auf  der  Hand, 
dass  wenn  der  längs  der  Museumstrasse  projektierte  Flügel  angebaut  würde 
und  der  Nachbar  Friedrichstrasse  No.  3  von  dem  Recht,  seinen  Garten  zu  be- 
bauen, Gebrauch  machte,  der  Museumshof  mehr  einem  engen  Brunnen,  als  einem 
Lichtraum  gleichen  würde;  denn  jetzt  schon  erfreut  sich  das  ebenerdige  Geschoss, 
dessen  eine  Hälfte  das  Museum  einnimmt,  nur  auf  einem  Drittel  des  Fussbodens 
des  Himraelslichtes,  während  alle  nutzbaren  Waudflächen  von  dem  Reflex  der 
frünen  Bäume  der  Wilhelmstrasse  und  anderseits  von  dem  überhohen  roten 
Ziegelbau  der  Delaspee-Strasse  ihr  gefärbtes  Licht  beziehen. 

Bei  dem  Ausflug  nach  Freiweinheim  und  Nieder-Ingelheim,  zu  welchem 
der  Altertumsverein  sich  dem  Architektenverein  anschloss,  hielt  der  Konservator 
einen  Vortrag  über  letztgenannten  Ort  und  musste  darauf  hinweisen,  wie  viel 
seit  1852,  wo  er  die  Überreste  in  einer  Festschrift  für  die  erste  Versammlung 
des  Gesamtvereins  in  Mainz  beschrieb,  zerstört  worden  ist. 

Nicht  alle  Bemühungen  zur  Erhaltung  historischer  Bauwerke  haben  ihr  Ziel  er- 
reicht. Der  Turm  von  Ilasselbach  ( Annal.  XXI,  34),  die  Feldbacher  Kirche  bei  Dillen- 
burg liezeugen  es.    Doch  ist  für  den  Bergfried  von  Frauenstein  das  Nötige  erreicht 


287 

und  für  den  des  Seharfenstein  bei  Kiedrich  in  sichere  Aussicht  gestellt  worden. 
Ob  wir  für  ein  Freskobild  in  der  evangelischen  Kirche  zu  Idstein  und  für  das  idyl- 
lische Kirchlein  von  Ober-Auroff  ebenso  glücklii-h  sind,  steht  noch  in  Frage. 

Die  Ilerstelluugsarbeiten  an  der  Saalburg,  für  welche  des  Königs  Majestät 
in  vier  Jahresraten  16  000  M.  bewilligt  hatte,  sind  in  diesem  Jahre  vollendet 
worden.  Es  wird  sich  jetzt  nur  mehr  um  eine  bleibende,  gering  bemessene 
jährliche  Erhaltungssummc  handeln. 

Mit  weiteren  1000  M.  hat  Se.  Excellenz  der  Herr  Minister  der  geistlichen, 
Unterrichts-  und  Medizinal-Angelegenheiten  den  Homburger  Taunusklub  unter- 
stützt, welcher  statt  des  anfangs  beabsichtigten  Alpengarteus  vor  der  Villa  der 
Saalburg  einen  in  den  wesentlichsten  Umrissen  den  Plinius'schen  Gärten  nach- 
gebildete Anlage  ausgeführt  hat.  Es  wird  sich  nunmehr  darum  handeln,  dass 
der  genannte  Klub  mit  derselben  Ausdauer  für  die  weitere  BepHanzung  und 
Erhaltung  sorgt,  wie  es  seine  ursprüngliche  Absicht  erwarten  liess. 

Der  Konservator  hat  im  Auftrag  des  Herrn  Oberpräsidenten  Grafen  zu 
Eulenburg  Excellenz  über  die  im  Regierungsbezirk  vorhandenen  Geschichts- 
und Altertumsvereine  und  die  denselben  Studien  entsprechenden  Sammlungen 
berichtet.  Es  sind  die  Vereine  von  Dillenburg,  Herborn,  Homburg,  Frankfurt  a.  M., 
Wiesbaden  und  Oberlahnstein  und  die  Sammlungen  der  genannten  Vereine,  zu 
welchen  noch  die  in  Ems  von  Herrn  August  Vogelsberger,  des  Herrn  von 
Oettingen  auf  Schloss  Reichenberg,  des  Herrn  Grafen  zu  Hachenburg  daselbst, 
sowie  in  Frankfurt  die  Sammlungen  von  Dr.  Hammeran,  Herrn  Thomas,  Ritter, 
Heberlin,  die  Senkenbergische  und  die  in  Rödelheim  kommen. 

Es  ist  gewiss,  dass  dem  Studium  des  deutschen  Altertums  in  den  gelehrten 
Schulen  nicht  im  entferntesten  derjenige  Lehreifer  und  die  Lehrkenntnis  ge- 
widmet wird,  wie  sie  der  klassischen  Archäologie  zu  teil  werden.  Es  liegt  dies 
zum  Teil  in  der  erst  noch  in  der  Bildung  begriffenen  deutschen  Altertums- 
wissenschaft, in  dem  sehr  ungenügenden  Lehrmaterial,  zum  Teil  aber  auch  in 
den  vorzugsweise  nur  philologisch  gebildeten  Lehrern. 

Recht  bezeichnend  hierfür  ist  das  Verzeichnis  der  den  preussischen  Gvm- 
nasien  angehörigen  Sammlungen,  welche  das  Königl.  Kultusministerium  hat  auf- 
stellen lassen,  und  von  einer  überraschenden  Dürftigkeit  zeugt.  Es  konnte  daher 
dem  Konservator  nur  sehr  erwünscht  sein,  als  er  sich  dem  genannten  hohen 
Ministerium  darüber  aussprechen  und  eine  nur  aus  126  Nummern  bestehende 
Beispielsammlung  vorlegen  durfte,  welche  von  der  prähistorischen  bis  zur  neuen 
Zeit  reicht,  und  an  die  sich  weitere  Erwerbungen  anreihen  lassen. 

Wir  haben  hier  noch  der  schönen  Textilsammlung  von  Originalen  und 
Abbildungen  des  Herrn  Fischbach  Erwähnung  zu  thun,  für  welche  wir  aller- 
dings nur  kurz  vorübergehend  einige  Wandfläehen  in  dem  Museum  frei  machen 
konnten.  Ein  geeigneter  Raum  wäre  dieser  interessanten  Sammlung  in  jeder 
Beziehung  sehr   zu   wünschen. 

Wir  sehliessen  mit  der  Statistik  der  Besuche,  dessen  sich  unser  Museum 
trotz  des  grossen  Mangels  an  Platz  und  Licht  in  diesem  Jahr  zu  erfreuen  hatte: 
Es  waren  an  94  Tagen  4987  Besucher,  an  welche  54  „Führer''  verkauft 
worden  sind. 


Dr.  KARL  REUTER  f. 


Soeben  geht  uns  durch  die  Zeitung  die  Trauerkunde  zu,  dass  der 
()bermedizinalrat  Dr.  KARL  REUTER,  welcher  seit  nielir  als  einem 
Menschenalter  dem  Vereine  und  während  dieser  Zeit  fast  beständig  dem 
Vorstande  desselben  angehörte,  auch  mehrmals  dessen  Direktor  war,  gestern, 
am  12.  November,  zu  Rüdesheim,  wo  er  zuletzt  bei  seinen  Verwandten 
lebte,  im  87.  Lebensjahr  verstorben  ist.  Da  der  Druck  des  vorliegenden 
Bandes  der  Annalen  soeben  abgeschlossen  ist,  so  kann  hier  eine  ausführ- 
lichere und  entsprechende  Darstellung  seiner  langjährigen  und  erfolgreichen 
Thätigkeit  für  den  Verein  und  seine  Ziele  nicht  mehr  statthaben  und  soll 
in  dem  nächsten  Bande  der  Annalen  nachfolgen. 

Wiesbaden,  den  13.  November  1889. 


^F.  Otto. 


289 


Verzeichnis  der  Mitglieder. 

(Aufgestellt  Ende  Oktober  1889.) 


Ehrenmitglieder. 

Herr  Dr.  Henzen,  Professor,  erster  Sekretär  d.  Kaiserl.  archäol.  Instituts,  Rom. 
»     Thomas  Hodgkin,  Esquire,  Newcastle  on  Tyne,  Benwelldone. 
*     Dr.  Lindenschmit,  Prof.,  Direktor  d.  röm.-germ.  Zentralmuseums,  Mainz. 

Dr.  Karl  Menzel,  Professor,  Bonn. 
»     Dr.  Th.  Mommsen,  Professor,  Berlin. 
»     Roach-Smith,  Sekret,  d.  archeological  society,  London. 

Dr.  Sc haaff hausen,  Professor,  Bonn. 
»     H.  Schuermans,  Conseiller  ä  la  cour  d'appel.  Liege. 
»     Dr.  von  Sybel,  Geh.  Rat,  Professor,  Berlin. 

Korrespondierende  Mitglieder. 

Herr  Beyer,  Archivrat  a.  D.,  Erfurt. 

»     G.  Dieffenbach,  Kaufmann,   Friedberg  i.  Wetterau. 

Dönges,  Lehrer,  Dillenburg. 
»     Franz   Pascha,  Kairo. 
=»     Herborn,  Pfarrer,  Heddernheim. 

»     Dr.  Heider,  Sektionsrat  im  Kaiserl.  Königl.  Minist,  f.  Kult.,  Wien. 
»     Michelant,  Bibliothecaire  au  dept.  des  manuscrits  de  la  Bibl.  Nationale, 

Paris. 
»     Overbeck,  Professor,  Geh.  Hofrat,  Leipzig. 
»     Baron  de  Septenville,  Chateau  Lignieres  (Foix). 

Ordentliche  Mitglieder. 

Herr  Abel,  Rechtsanwalt,  Hadamar. 

>  Dr.  von  Achenbach,  Staatsminister  und  Oberpräsident,   Potsdam. 
»     A.  Achenbach,  Königl.  Berghauptmann,  Clausthal. 

»  Dr.  phil.  L.  Adam,  Königl.  Gymnasialoberlehrer,  Wiesbaden  (W.) 

»  Dr.  med.  Ahrens,  Arzt,  W. 

»  Almenröder,  Pfarrer,  Ober-Biel,  St.  Albshausea  (Kreis  Wetzlar). 

»  A.  Ammann,  Gymnasialoberlehrer,  W. 

>  Anthes,  evang.  Pfarrer,  Caub. 

>  Aumüller,  Beneficiat,  Oestrich  (Amt  Eltville). 

»     Dr.  phil.  Eduard  Ausfeld,  Königl.  Archivar,  W. 

19 


290 

Herr   von  Aweyden,  Oberregieriingsrat,  W. 

»     Josef  Baehr,  Landwirt,  Frauenstein  b.  "Wiesbaden. 

»     Chr.  Bahl,  Geistl.  u.  Lehrer  a.  d.  höheren  Bürgerschule,  Limburg  a.  d.Lahn. 

»     E.  Bartling,  Rentner,   \V. 

Bat  ton,  Postmeister,  Nassau. 

Bauer,   Hauptmann    und    Compagnie-Chef    im  Magdeburg.   Fussartillerie- 
Regiment  Xo.  4,  Berlin. 
»     Wilh.  Baunach,  Frankfurt  a.  M. 

R.  Bechtold,  Buchdruokereibesitzer,   W. 

Dr.   L.  Beck,  Hüttendirektor,  Biebrii-h. 

Dr.  Fr.  Beckmann,  Küuigl.  Landrat,   Lsingeu. 

Begere,  Konsistorialsekretiir,  W. 

Albert  Benjamin,  Rentner,  W, 
'     J.  F.  Bergmann,  Verlagsbuchliändler,  W. 

Dr.  Berg,  Direktor  des  Knaben-Pensionats,  Ober  lahnstein. 
»     Dr.  B.  Berle,  Banquier,  W. 
»     E.  Bernhard,  Professor,  Gymnasialdirektor,  Weilburg. 

von  Bertouch,  Kammerherr  und  Geh.  Rogierungsrat,  W. 
»     Dr.  med.  Bertrand,  Geh.  Sanitätsrat,  W. 
»     Freiherr  W.  von  Bibra,  W. 

P.  von  Biegeleben,  Hauptmann  und  Compagnie-Chef  im  Kadettencorps 
a.  d.  Kriegsschule,  Darmstadt. 

Bimler,  Markscheider,  Breslau. 
»     Blell,  Rittergutsbesitzer,  Lichterfelde  b.  Berlin. 

Boch,  Geh.  Kommerzienrat,  Mettlach. 
»     Adam  Bonn,  Pfarrer,  Wellmich  a.  Rh.  ('Kreis  St.  Goarshausen). 
»     Josef  Bonn,  Pfarrer,  Nieder-Erbach  (Kreis  Westerburg). 

H.  Bouffier,  Zeichenlehrer,  W. 

E.  Bütticher,  Hauptmann  a.  D.,  München. 

Dr.  phil.  Braun,  Gymnasiallehrer,  Hadamar. 

-  L.  H.  Brofft,  Frankfurt  a.  M. 
»     Th.  Burchardi,  Pfarrer  a.  D.,  W. 

Dr.  phil.  Büsgen,  Gymnasialdirektor,  Rinteln. 

Dr.  phil.  von  Canstein,  (Jkonomierat  und  Generalsekretär,  Berlin. 

-  A.  Charlier,  Rentner,  W. 
»     C.  Christ,  Rentner,  Heidelberg. 

A.  von  Cohausen,  Oberst  z.  D.  und  Konservator,  W. 
»     Dr.  med.  M.  Cohn,  Hofarzt,  Sanitätsrat,  W.   - 

Conrady,  Pfarrer  a.  D.,  Miltenberg  a.  M. 

Conrady,  Kreisrichter  a.  D.,  Miltenberg  a.  M. 
*     Crahe,  Rentner  W, 
"     O.  de  la  Cruix,  Konsistorial-Präsident   und  Ober-Regierungsrat,  W. 

-  E.  Cuno,  Geh.  Baurat  u.  Reg.-Rat,  W.  | 
'     Heinr.   Wilh.  Dahlen,    Generalsekretär    des   deutschen    Weiubauvereina        i 

und  Redakteur,  Geisenheim.  f 

i 


i 


291 

Herr  Deissmaun,  Pfarrer,  Erbaoh. 

*  Deissmann,  Dekan,  Grävenwiesbach. 

»  Dr.  med.  Dettweiler,  Falkenstein  i.  T. 

y  von  Dewitz,  Lamlrat,  Rüdcsheim. 

-  Dr.  med.  J.   Diester  weg,  Sauitätsrat,  W. 
»  von  Dobschütz,  Oberst  z.  D.,  W. 

H.  von  Donop,  Kammerherr,  W. 

Phil.  Dormanu,  Bauführer,  W. 
Frau   Baronin  von  Dungern,  auf  Schloss  Dehru  a.   Lahn  bei  Limburg. 
Herr  Freiherr  von  Dungern,  Präsident  der  Herzogl.  Nass.  Fiuanzkammer,  W. 
»     H.  Dussel,  Landrichter,  Neuwied. 

-  Rud.  Dyckerhoff,  Fabrikbesitzer,  Amöneburg  b.  Biebrich. 
=0     Freiherr  von  Eberstein,  Referendar,  Berlin. 

»  Freiherr  von  Eberstein,  Oberst  z.  D.,  W. 

»  Ebhardt,  Landgerichtsrat,  Limburg. 

»  Vict.  von  Eck,  Geh.  Justizrat,  W. 

»  von  Eck,  Rentner,  Nassau. 

*  Graf  Karl  zu  Eltz,  Eltville. 

»  Ernst,  Professor,  General-Superintendent,  W. 

•>  Graf  zu  Eulenburg,  Staatsminister,  Oberpräsident,  Kassel. 

»  C.  F  aus  er,  Rentner,  W. 

->  Fischbach,  Zeichner  für  Kunstgewerbe,  W. 

>  Dr.  phil.  Fleckeiseu,  Professor,  Dresden. 

»  Dr.  Fleischer,  Sanitätsrat,  W. 

=»  Dr.  med.  Bruno  Florschütz,  Sanitätsrat,   W. 

»  Dr.  Pocke,  Kustos  a.  d.  Königl.  Landesbibliothek,  \V. 

»  Fonck,  Geh.  Regierungsrat,  Rüdesheim. 

»  Dr.  phil.  H.  Forst,  Osnabrück. 

»  0.  Freitag,  Badhausbesitzer,  W. 

»  Dr.  phil.  R.  Fresenius,  Geh.  Hofrat,  Professor,  W. 

=0  Friedrich,  Pfarrer,  W. 

=»  H.  von  Friedrichs,  Oberstlieutenant  a.  D.,  W. 

»  Heinrich  Fritz,  W. 

»  Fritze,  Königl.  Gymnasiallehrer,  W. 

»  Fromme,  Landrat,  Dillenburg. 

*  W.  Fuchs,  Laudgerichtsrat,  W. 
»  Chr.  Gaab,  Rentner,  W. 

»     L.  Gecks,  Buchhändler,  W. 
=»     Geis,  Lehrer,  Ems. 

*  von  Gerstein- Ho henstein,  Generallieutenant  a.  D.,  W. 
von  Goeckingk,  Premierlieutenant  und  Kammerherr,  \V. 

=»     B.  Goltz,  Hauptmann  im  87.  Regiment,  Mainz. 

*  F.  Goetz,  Hotelbesitzer,  W. 

»     F.  Graeber,  Kommerzienrat,  W. 
»     Rob.  Graeser,  Oberst  a.  D.,  W. 

19* 


292  ^ 

Herr  Dr.  Grandhomme,  Kreisphysikus,  Höchst  (Taunus). 

»     E.  Grimm,  Major  z.  D.,  W.  i 

Dr.  jur.  J.  Grimm,  Professor,  W.  j 

C,  Grosehwitz,  Buchbimier,  W. 

>  Haas,  Rektor,  Limburg  a.  d.  Lahn. 

»  Graf  von  Hachenburg,  Hachenburg.                                                                   i 

«  Dr.  phil.  Arnold  Hageraann,  Archivsekretär,  W.                                             j 

»  Halbe V,  Geh.  Ober-Regierun^srat,  Berlin.                                                             ■ 

»  Dr.  phil.  A.  Hammeran,  Frankfurt  a.   NF. 

»  Alfons  Haniel,  W.                                                                                               ' 

»  Heinr.  Hart  mann,  Postsekretär,  Berlin. 

»  Hecker,  Gerichtssekretär,  Nassau. 

»  Dr.  Heger t.  Geh.  Staatsarchivar,  Berlin. 

»  Herm.  Heibig,  Baurat,  \V. 

»  C.  Hensel.  Buchhändler,  W.                                                                                 : 

Jos.  Heinr.  Hensler,  Ingenieur,  W. 

»  Dr.  med.  Herxheimer,  prakt.  Arzt,  Frankfurt  a.  M. 

Heinr.  Hess,  Weinkommissionär,  Oestrich.  [ 

>  Joh.  Hess,  2.  Bürgermeister,  W.  | 
»  S.  Hess,  Kunst-  und  Antiquitätenhändler,  W.  I 
»  Hetzel,  Professor,  Gymnasialoberlehrer,  Dillenburg.                                            < 

von  der  Heyd,  Königl.  Landrat,  Homburg  v.  d.  H. 

»  Hey'l,  Kurdirektor,  W. 

»  M.  Heyne,  ordcntl.  Lehrer  am  Realprogymnasium,  Biebrich. 

»  Hilf,  Justizrat,  Limburg  a.  d.  Lahn. 

»  Hillebrand,  Oberlehrer,  Professor,  Hadamar.  , 

»  G.  Josef  Hilpisch,    Direktor    der    St.  Leonardskirche,    Frankfurt  a.  M. 

»  Dr.  Ernst  Hintz,  W.  1 

=»  A.  Höhn,  Polizeirat,  W.  < 

»  Joh.  Heinr.  Hoffmann,  Pumpenfabrikant,  Herborn. 

»  Otto  Hoffmann,  Rentner,  W.  j 

»  Hoffmann,  Gutsbesitzer,  Niederhöchstadt  (Amt  Königstein).  j 

>  Wilh.  Hoffmann,  Premierlieutenant  a.  D.,  Vereinssekretär,  W.  ] 
«•  Holtgreve,  Königl.  Bauinspektor,  Montabaur.  j 
»  Hosseus,  Inspektor  der  Heilanstalt  Falkenstein. 

»     H.  Hubaleck,  in  Firma  Carl  Chr.  Schneider,  Steeten  b.  Runkel. 

»     Jacob i,  Baumeister,  Homburg  v.  d.  H.  j 

Ilgen,  Kapitän  in  der  niederländischen  Armee,  Padang,  Sumatra. 

»     Janotha,  Herzogl.  Schloss-Inspektor  a.  D.,  Weilburg. 

*     Dr.  jur.  von  Ibell,  Oberbürgermeister,  W. 
Frau  Gräfin  Bella  von  Ingelheim,  Rüdesheini. 
Herr  Graf  von  Ingelheim,  Geisenheim. 

»     Paul  Joseph,  Lehrer,  Frankfurt  a.  M. 
Karl  Irle,  Oberförster,  Biedenkopf. 

'     J.   Isenbeck,  Rentner,  W. 


293 


Herr   Ur.  Kallc,  Biebrioh. 

Dr.  phil.  A.  Ktiufmanu,  Archivrur,   Werrheiin  a.   M. 

Ileinr.  Kaufmann,  (Jcrberoibesitzer,  Lorch. 

Kcier,  Rentner,  W. 

W.  Keim,  Laudgerichtärat,  \V. 

Keller,  Rechtsanwalt,  ramburg. 

>  Keuchen,  Rentner,  Lorch. 
Keutner,  Landgerichtsrat,   W. 

Frau   Gräfin  von  Kielmannsegge,  Nassau. 
Herr  C.  Kiessling,  Schreinenneister,  W. 

Ferdinand  von  Kietzell,  Oberstlieutenaut  /.   D.,  Diez  a.  <1.  Lahn. 
»     Dr.  Klein,  Bischof,  Limburg  a.  d.  Lahn. 

Herrn.  Klein,  Hüttenbesitzer,  Carlshütte  b.  Biedenkopf. 

*  Ph.  Knauer,  Rentner,  W. 

»     von  Knebel,  Oberst,  Villa  a.   d.   Tennelbach. 
»     Knopf,  Rentner,  \V, 

Pitcairn  Knowles,  Rentner,  W. 
»     Dr.  med.  Kobelt,  Schwanheim. 

Koch,  Pfarrer,  Neudorf  (Amt  Eltville). 

>  Gottfried  Koch,  Kaufmann  (Papierhändler),   W. 
■^     Kohn-Speyer,  Frankfurt  a.  M. 

-  Kolb,  Major,  W. 

-  ■  Königstein,  Pfarrer,  Bornheim  b.  Frankfurt  a.  3L 
'     von  Körber,  Excellenz,  Generallieutenant,  W. 

>  Dr.  phil.  P.  H.  Kraus,  Professor,  Freiburg  i.  Br. 

>  C.  W.  Kreidel,  Verlagsbuchhändler,  W. 
Kroeck,  Hauptmann  a.  D.,  Berlin. 

*  Krücke,  evang.  Pfarrer,  Limburg  a.  d.  ]^ahn. 
Labes,  Oberst  a.  D.,  W. 

>  E.  von  Lade,  Geisenheim  a.  Rh. 

=»     Lauth,  Königl.  Kreis-Bauinspektor,  Biedenkopf. 

*  Lautz,  Vicepräsident  des  Appellations-Gerichts  a.  D.,   W. 
"     von  Lehmannn,  Excellenz,  Generallieutenant,  W. 

-  G.  Lehr,  Hofrat,  \V. 

»     C.  L.  Leonhardt,  Kaufmann. 

*  Dr.  Lieber,  Reichs-  und  Landtagsabgeordneter,  Camberg. 
^     Ch.  Lirabarth,  Buchhändler,  \V. 

»     Dr.  phil.  Fr.  Lehr,  Gymnasiallehrer,  W. 

»     Freiherr  Erwin  Low  von  Steinfurt,  Oberstlieutenaut  a.  D.,  W. 

*  H.  Lützenkirchen.  Buchhändler  in  Firma  W.  Roth,  W. 

>  C.  Lugenbühl,  Kaufmann,  W. 

>  Aug.  Mackauer,  Geisenheim. 

»     H.  Maeckler,  Bauunternehmer  und  Stadtvorsteher,  W. 
^     Magewirth,  Ober-Pfarrer,  Homburg  v.  d.  H. 
»     Freiherr  von  Malapert,  Hauptmann  a.   D.,   W. 


294 

Herr   Malmros,  Amrsrichter.  Limburg  a.  d.  Lahn. 
»     Manger.  Pfarrer,  Dillenburg. 

Martin.  Hisruriennialer,  Kiedrich. 
»     Dr.  Herrn.  Maue,  Frankfurt  a.  M. 
Frau   Gräfin  v   Matuschka,  geb.  Freiin  v.  Greiffenklau-Yollraths,  Yoll- 

raths  b.  Winkel  a.  Rh.  (Amt  Rüdesheim). 
Herr   J.  Fr.  Meckel,  Kaufmann,  Herborn. 

»     J.   L.  Meckel,  Rentner  und  Stadtvorsteher,  W. 
.     Dr.  phil.  F.  E.   Medieus,  Direktor,  W. 

.     Dr.  med.  Meissen,  2.   Arzt  in  der  Heilanstalt,  Falkenstein  i    T. 
Meister,  Landgerii'htsrat,  W. 
Dr.  med.  Meurer,  W. 

>  Dr.  med.  Michel,  prakt.  Arzt,  Niederlahnstein. 
»  Dr.  med.  Mich  eisen,  prakt.  Arzt,  \V.  \ 
»  Moritz,  Buchhändler,  W.  j 
»     Moureau,  Pfarrer  und  Schulinspektor,  Cubach  b.  Weilburg. 

.  Mühl,  Forstmeister,  W. 

»  Jul.  Müller,  Gerichtsassessor  a.  D.,  W. 

»  Mich.  Müller,  Pfarrer,  Seck. 

>  Müller.  Postmeister  a.  D..  Hadamar.  | 
»  J.  H.  Müllers,  Religionslehrer,  Montabaur.  j 
»  Heinr.  Mulot,  Rentner,  Haiger.  | 
»  Musset,  Landgerichtsrat,  Limburg  a.  d.  Lahn. 

»  von  Nachtigall,  Exeellenz.  Generallieutenant,  W.  ! 

»  Neubourg,  Hülfslehrer  am  Königl.  Gymnasium,   W.  • 

>  Nick,  Pfarrer,  Salzig  b.  Boppard.  ' 
»  Gisbert  Noertershäuser,  Buchhändler.  W. 

»  W.  Noetzel,  Rentner,  W.  j 

Se.  Hoheit  Herzog  Georg  von  Oldenburg.  ,| 

Herr  H.  H.  Olson,  Goldarbeiter,  W\  l 

»  H.  Opitz,  Regierungsrat,  W. 

»  Ferd.  Oppermann,  Bad  Soden. 

>  Dr.  Orth,  Gymnasiallehrer,  Frankfurt  a.  M.  | 
»  Fr.  Otto,  Gymnasial-Professor,  W.                                                              ^  j 

>  PauH,  Gutsverwalter,  Schloss  Bodenstein  b.  Regensburg.  i 
»  Hugo  Peipers,  Rentner,  W.  ! 

>  Alex.  Pfarrius,  Pfarrer,  Dodenau  b.  Biedenkopf.  | 
»  Emil  Pfau,  Direktor  der  Aktienbrauerei,  Nassau.  I 
»  Dr.  med.  Aug.  Pfeiffer,  prakt.  Arzt,  W.  | 

>  Dr.  med.  E.  Pfeiffer,  prakt.  Arzt,  W.  j 
-  Pfeiffer,  Mühlenbesitzer,  Diez.  ' 
»  Pistor,  Lehrer  am  Königl.  Gymnasium,  W.  j 
»  von  Pestel-Dreppenstedt,  Oberst,  W.  j 
»  Joseph  Pohl,  Weinhändler,  W.  | 
»  Freiherr  von  Preuschen,  (Jberförster,  Rüdesheim.  j 


295 


Frau    Tliici  r\ -Pi-cyci-,    W. 

Herr    Rabe,  I.uudrar,   Liinbiir-,^  a.   d.   Lahn. 

=»     Reichert,   Doniänen-Koutmeistcr,   Weilhiirf^. 

>»     Alb.  von  Reinacli,  auf  Stautton  I).   Kj)p8teiu. 

"     Reusch,  Bürgermeister,  Oberhihnstein. 

-  Dr.  med.  C.  Reuter,  Obermediziualrat,  Rüdesheim. 
Reber,  Pfarrer  a.  D.,  W. 

»     A.  Th.  Rhüd,  Pfarrer  a.  D.,  W. 

*  Jul.  Risch,  Regierungs-  und  Sehulrat,  W. 

*  W.  Riecks,  AVirkl.  Geli.  Kriegsrat  und  MiHtäriuteudant,   W. 
»     Riedel,  Amtsgerichtsrat.  Frankfurt  a.   M. 

*  C.  Ritter,  Buchdrucker,  W. 

»     Dr.  jur.  H.  Romeiss,  Rechtsanwalt,  W. 
»     Rospatt,  Regierungsrat,  W. 

*  A.  Roth,  Rentner,  W. 

-  Roth,  Bergrat  a.  D.,  W. 

>  F.  Rücker,  Lehrer,  Rittersliau.scn. 

>  Karl  Rupp,  Pfarrer,  Langenl)ach  (Oberlahnkreis). 
»     Dr.  Ruppel,  Realgymnasiallehrer,  W. 

»     Dr.  Saemann,  W. 

»     Sartorius,  ^Lajor  z.  D..  Bozirks-Komni.,  Aachen, 

»     Sartorius,  Landesdirektor,  W. 

»     Dr.  Sauer,  Archivrat,  W. 

»     Schäfer,  Gymnasiallehrer,  W. 

»     Dr.  jur.  Schalk,  Bibliothekar,  W. 

D.  von  Scheliha,  Oberst  a.  D.,   \V. 
=»     A.  Schellenberg,  Instrumentenmacher,  W. 
=»     C.  Schellenberg,  Apotheker,  W. 
>'     L.  Schelleuberg,  Buchdruckereibesitzer,  W. 
»     Alfred  Schellenberg,  Architekt,  W. 
>'     C.  Schellenberg,  Pfarrer,  Battenberg. 
»     llerm.  Schellenberg,  Buchhändler,  W. 

W.  von  Scheven,  Botschaftsbeamter  a.  D.,   W. 
>-     Fr.  Schickel,  Redakteur,  Oberlahnstcin. 
»     \V.  Schilo,  Pfarrer  und  Kreis-Schulinspektor,  Idstein. 
"     Wilh.   Schlaadt,  Gymnasiallehrer,   W. 

*  Schlieben,  Major  a.   I).,  W. 

-  J.  Schutt,  Pfarrer,  Eltville. 

F.  Schmidt,  Professor  am  Realgymnasium,   W. 
»     A.  Schmitt,  Rentner,  W. 
»     Dr.  phil.  Heinr.  Schmitt,  Kassel. 
>'     Schmitz,  Gymnasial-Oberlehrer,  Montabaur. 
»     Schmölder,  Kaufmann,  Biebrich. 

Schneider,  Pfarrer,  Buchenau  (Kreis  Biedenkopf). 
»     Friedr.  Schneider,  Geistl.  Rat,  Mainz. 


296 

Herr  Dr.  med.  Ludw.  Schneider,  Rüdesheira. 
Bernh.  Scholl,  Rüdesheim. 
»     C.  Scholz,  Justizrat.  W. 
»     Ph.  Schramm,  Rentner,  W. 
Schreiner,  Pfarrer,  Barmen. 
J.  Schröder,  Fabrikant,  Oberlahnstein. 
Schudt,  Redakteur,  Homburg  v.  d.  H. 
»     Schulz,  Königl.  Oberförster,  Caub  (Kreis  St.  Goarshausen). 
»     Schultz,  Oberst  a.  D.,  W. 
»     Schupp,  Pfarrer,  Sonnenberg. 

Schuster,  Pfarrer,  Frischborn  b.  Lauterbach  (Oberhessen). 
Schwinn,  Referendar  a.   D.,  Zweibrücken. 
Th.  Schwarz,  Generalm;ijor,  W. 
»     Freiherr  Schwartzkoppen-Rottorf,  Weinheira  a.  d.  Bergstrasse, 
von  Schweder,  Oberst,  W. 
C.  Schweisguth,  Feinbäcker,  W. 
»     Seyberth,  Landrat,  Biedenkopf. 
»     Dr.  jur.  E.  Siebert,  Justizrat,  W. 
»     Siegel,  Pfarrverwalter,  Selters. 
Fürst  Solms-Braunfelsische  Haus  (Hofraarschallamt  auf  Schloss  BraunfeU). 
Herr  Spiess,  Gymnasialdirektor,  Professor,  W. 
»     Stahl,  Hofgerichtsrat  a.  D.,  Hachenburg. 

Dr.  jur.  E.  Stamm,  Justizrat,  W. 
»     Stammler,  Apotheker,  W. 

Ch.  Stein,  Steinhauermeister,  W. 
»     C.  J.  B.  Steinheimer,  Gutsbesitzer,  Oestrich. 
»     Dr.  phil.  Steubing,  Hofmann'sches  Institut,  St.  Goarshausen. 
»     Stier,  Hauptmann  a.  D.,  Zossen. 

>  Stifft,  Amtsgerichtsrat,  Höchst  a.  M. 
Stippler,  Bergwerksbesitzer,  Limburg  a.  d.  Lahn. 

»  Dr.  med.  Stödtke,  Generalarzt  in  Pension,  W. 

»  L.  Stoff,  Pfarrer,  Eberbach  (Post  Hattenheim). 

»  W.  H.  Stell,  Professor,  Weilburg. 

>  A.  Strempel,  Apotheker,  W. 

E.  Sturm,  Weingutsbesitzer,  Rüdesheim. 

»  G.  Theis,  Mühlenbesitzer,  W. 

»  Thies,  Steuerrendant,  liiedeukopf. 

»  C.   H.  Thönges,  Justizrat,  W. 

»  Thurneisen,  Rentner,  W. 

»  Tilman,  Oberforstmeister,  W. 

»  von  Trott  zu  Solz,  Landrat,  Höchst. 

»  Dr.  phil.  Uth,  Professor,  Prorektor  am  Königl.  Realgymnasium,  W. 

-•  Dr.  phil.  Velke,  Stadtbibliothekar,  Mainz. 

»  L.  Vigelius,  Ministerialrat  a.  D.,  W. 

»  Arnuld  Vogel,  Pfarrer,  Kirberg. 


297 

Herr   Vogel,  Pfarrer,  Eppenrod  (Amt  Diez), 

Vogelsberger,  Kaufmann,  Ems. 
=<■     E.  Vömel,  Pfarrer,  Homburg  v.  d.  H. 

O.  Wächter,  Privatmann,  Epernay  (Champagne). 
»     Freiherr  von  Wangenheim,  Major  z.  D.,  W. 
*     B.  Walch,  Hochheim. 

Water loo,  Ober-Landesgerichtsrat,  Frankfurt  a.  M. 

Weber,  Amtsgerichtsrat,  Wetzlar. 
»     Dr.  Herm.  Wedewer,  Religionslehrer  am  Königl.  Gymnasium,  W. 

Wehrheim,  Direktor   der   Taubstummenschule  und  Lehrer   in  Kamberg. 
'     C.   Weldert,  Direktor  an  der  Töchterschule,  W. 
»     Ph.   Weller,  Hotelbesitzer,  Oberlahnstein. 

>  Dr.  Weyland,  Bischof,  Fulda. 
Wickel,  Buchhändler,  W. 

»     Bernh.  Widmann,  Frühmesser,  Eltville. 

»     Dr.  phil.  Simon  Widmann,  Rektor,  Oberlahnstein. 
Se.  Durchlaucht  Fürst  zu  Wied,  Neuwied. 
Herr   Wilhelmi,  Pfarrer,  Nassau. 

>  Dr.  jur.  A.  Wilhelmj,  W. 
Wilhelmj,  Prokurator,  Hattenheim. 

»     M.  Wille tt,  Architekt,  W. 

Winter,  Regierungspräsident  a.  D.,  Elmshausen  (Kreis  Biedenkopf). 

E.  Winter,  Baumeister  und  Direktor  d.  städt.  Gas-  und  Wasserwerks,  W. 

Wirth,  Landesdirektor  a.  D.,  W. 
»     Wissmann,  Landgerichtsrat,  W. 
»     H.  Wüstmann,  Pfarrer,  Niederlahnstein. 

von  Wurmb,  Regierungspräsident,  W. 
»     K.  Zais,  Hotelbesitzer,  W. 
-     H.  W.  Zingel,  Lithograph,  W. 

>  W.  Zingel,  jr.,  Lithograph,  W. 

Archive,  Bibliotheken,  Museen  und  Akademieen,  Vereine  und  andere 

Korporationen. 

Kunst-Gewerbemuseum,  Berlin. 

Königl.  Geolog.  Landesanstalt  und  Bergakademie,  Berlin. 

Königl.  Bibliothek,  Berlin. 

Realprogymnasium,  Biebrich. 

Königl.  Realprogymnasium,  Biedenkopf. 

Kreisausschuss  des  Kreises  Biedenkopf. 

Ständische  Landesbibliothek,  Cassel. 

Königl.  Staatsarchiv,  Coblenz. 

Grossherzogl.  Hessisches  Haus-  und  Staatsarchiv,  Darmstadt. 

Kreisausschuss  des  ünterlahnkreises,  Diez. 

Lehrerbibliothek  des  Realprogymnasiums,  Diez. 

Königl.  Gymnasium,  Dillenburg. 


298 

Kreisausschuss,  Dillenburg. 

Grüfl.  V.  Erbach-Erbach'sches  Gcsanit-Haiis-Archiv.  Erbacli  i.  Odenwald. 
Realprogymuasium.  Ems. 
Stadt bibliothek,  Frankfurt  a.  M. 

Kreisausschuss  des  Landkreises  Frankfurt  a.  M.,  Frankfurt  a.  M. 
Kreisausschuss  St.  Goarshausen,  St.  Goarshauson. 
Grossherzogl.  Badische  Universitätsbibliothek,  Heidelberg. 
Königl.  Gymnasium,  Hadamar. 
Kreisausschuss.  Höchst. 

Kreisausschuss  für  den  Obertaunuskreis,  Homburg  v.  d.  H. 
Kreisausschuss,  Langenschwalbach. 
Kreisausschuss,  Limburg. 
Königl.  Staatsarchiv,  Marburg. 
Stadtbibliothek,  Mainz. 
Kreisausschuss,  Marieuberg. 
Kreisausschuss,  Montabaur. 

Der  Kreisausschuss  des  Rheingaukreises  in  Küdesheim. 
K<"»nigl.  Kurkommissiun,  Schlangeubad. 
Kreisausschuss  des  Kreises  Usingen,  Usingen. 
Königl.  Staatsarchiv,  Wetzlar. 
Königl.  Staatsarchiv,  W, 

Der     kommunalständische    Verband    des    Regierungsbezirks    Wies- 
baden, W. 
Königl.  Gelehrten-Gymnasium,  W. 
Kreisausschuss  des  Kreises  Westerburg,  Westcrburg. 
Kreisausschuss  des  Oberlahnkreises  zu  Weilburg,   Weilburg. 
Kreisausschuss  des  Landkreises  Wiesbaden,  W. 
Gemein  de  rat,  W. 
Magistrat  der  Stadt  Frankfurt  a.  M. 


Verzeichnis 

der  Akademieen,  Gesellschaften  und  Vereine  oder  Institute,  deren  Druckschriften 
der  Verein  im  regelmässigen  Schriftenaustausch  erhcält. 

1.  Aachen,  Geschichtsverein. 

2.  Altenburg,  Geschichts-  u.  Altertumsforschende  Gesellschaft  des  Ostorlaudes. 

3.  Amiens,   Societe  des  antiquaires  de  Picardie. 

4.  Amsterdam,  Koninklijke  Akademie  van  Wetenschappen. 

5.  Ansbach,  Historischer  Verein  für  Mittelfranken. 

6.  Antwerpen,  Academie  d'archeologie  de  Belgique. 

7.  Arolsen,  Historischer  Verein  für  die  Fürstentümer  Waldcck  und  Fvrmont. 

8.  Augsburg,  Historischer  Verein  für  Scliwaben  und  Neuburg. 
0.  Bamberg,  Historischer  Verein  für  Oberfranken. 

10.   Basel,  Historibclie  und  antiquarische  Gesellschaft. 


299 

11.  Bayreuth,  Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde  von  Oberfranken. 

12.  Berlin,  Verein  für  Geschichte  der  Mark  Brandenburg. 

13.  —,  Verein  für  die  Geschichte  der  Stadt  Berlin. 

14.  —,  Archäologische  Gesellschaft. 

15.  — ,  Herold,  Verein  für  Heraldik,  Sphragistik  und  Genealogie. 

16.  — ,  Anthropologische  Gesellschaft. 

17.  — ,  Gesellschaft  für  deutsche  Philologie. 

18.  — ,  Kuratorium  des  Reichs-Postmuseums. 

19.  Bern,  Historischer  Verein  des  Kantons  Bern. 

20.  Bonn,  Verein  von  Altertumsfreunden  im  Rheinlande. 

21.  Brandenburg  a.  d.  H.,  Historischer  Verein. 

22.  Bregenz,  Museums-Verein. 

23.  Bremen,  Künstlerverein,  Abteilung  für  Geschichte  und  Altertumskunde. 

24.  Breslau,  Schlesische  Gesellschaft  für   vaterländische   Kultur,    philosophisch- 

historische Abteilung. 

25.  — ,  Verein  für  Geschichte  und  Altertum  Schlesiens. 

26.  Brunn,  Mährisches  Gewerbemuseum. 

27.  — ,  K.  K.  mährisch-schlesische  Gesellschaft  zur  Beförderung  des  Ackerbaues, 

der  Natur-  und  Landeskunde. 

28.  Brüssel,  Societe  des  bollandistes. 

29.  Charleroi,  Societe  paleontologique  et  archeologique. 

30.  Chemnitz,  Verein  für  Chemnitzer  Geschichte. 

31.  Christiania,  Kongelige  Norske  Frederiks-Universitet. 

32.  — ,  Museum  nordischer  Altertümer. 

33.  Copenhagen,  Kongelige  Nordiske  Oldskrift-Selskab. 

34.  Darmstadt,  Historischer  Verein  für  das  Grossherzogtuni  Hessen. 

35.  Dessau,   Verein  für  Anhaltische  Geschichte  und  Altertumskunde. 

36.  Donaueschingen,  Verein    für  Geschichte    und  Naturgeschichte    der   Baar 

und  der  angrenzenden  Länder. 

37.  Dresden,  Königl.  sächsischer  Altertumsverein. 

38.  Düsseldorf,  Düsseldorfer  Geschichts-Verein. 

39.  Eisenberg  (s.  Altenburg),  Geschichts-  und  Altertumsforschender  Verein. 

40.  Eisleben,  Verein  für  die  Geschichte  und  Altertümer  der  Grafschaft  Mansfeld. 

41.  Elberfeld,  Bergischer  Geschichtsverein. 

42.  Erfurt,  Königl.  Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften. 

43.  — ,  Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde. 

44.  Essen,  Historischer  Verein  für  Stadt  und  Stift  Essen. 

45.  Frankfurt  a.  M.,  Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde. 

46.  — ,  Taunusklub. 

47.  Frankfurt  a.  d.  O.,  Historischer-statistischer  Verein. 

48.  Freiberg,  Altertumsverein. 

49.  Freiburg  i.  Br.,  Gesellschaft  für  Beförderung  der  Geschichts-,  Altertiims- 

und  Volkskunde  von  Freiburg,  dem  Breisgau  und  den  angrenzen<leu 
Landschaften. 

50.  Friedrichshafen,  Verein  für  Geschichte  des  Bodensees  und  seiner  Umgebung. 


300 

51.  St.  Gallen,  Historischer  Verein. 

52.  Giessen,  Oberhessischer  Verein  für  Lokalgeschichte. 

53.  Glarus,  Historischer  Verein  des  Kantons  Glarus. 

54.  Görlitz,  Oberlausitzische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  • 

55.  Graz,  Historischer  Verein  für  Steiermark.  j 

56.  Greifswald,  Rügisch-Pommersche  Abteilung  der  Gesellschaft  für  Pomniersche        I 

Geschichte  und  Altertumskunde  in  Stralsund  und  Greifswald.  | 

57.  Halle  a.  S.,  Thüringisch-Sächsischer  Verein  für  Erforschung  des  vaterländischen        j 

Altertums  und  Erhaltung  seiner  Denkmale.  ■ 

58.  Hamburg,  Verein  für  Hamburgische  Geschichte. 

59.  Hanau,  Hanauer  Bezirksverein  für  Hessische  Geschichte  und  Landeskunde.        , 

60.  Hannover,  Historischer  Verein  für  Niedersachsen. 

6L  Hermannstadt,  Verein  für  Siebenbürgische  Landeskunde. 

62.  Hohenleuben,  Voigtländischer  Altertumsforschender  Verein.  i 

63.  Homburg  v.  d.  H.,  Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde.  ; 

64.  Jena,  Verein  für  Thüringische  Geschichte  und  Altertumskunde.  ' 

65.  Innsbruck,  Ferdinandeum. 

66.  Kahla,  Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde  zu  Kahla  und  Roda,  I 

67.  Karlsruhe,  Grossherzogl.  Museum. 

68.  Kassel,  Verein  für  Hessische  Geschichte  und  Altertumskunde. 

69.  Kempten,  Altertums-Verein  Kempten. 

70.  Kiel,  Gesellschaft  für  Schleswig-Holstein-Lauenburgische  Geschichte. 

71.  — ,  Anthropologischer  Verein  in  Schleswig-Holstein. 

72.  Köln,  Historischer  Verein  f.  d.  Niederrhein,  insbesondere  f.  d.  Erzdiözese  Köln.       i 

73.  — ,  Stadtarchiv.  '■ 

74.  Königsberg  i.  Pr.,  Königl.  und  Universitätsbibliothek.  | 

75.  — ,  Physikalisch-ökonomische  Gesellschaft.  j 

76.  — ,  Altertumsgesellschaft  Prussia.  ' 

77.  Kornik  in  Posen,  Bibliotheka  Kornicka.  | 

78.  Krakau,  Akademie  der  Wissenschaften.  i 

79.  Kreuznach,  Antiquarisch-historischer  Verein  für  Nahe  und  Hunsrücken. 

80.  Laib  ach.  Historischer  Verein  für  Krain. 

81.  Landshut,  Historischer  Verein  für  Niederbaiern. 

82.  Leiden,  Maatschappij  der  nederlandsche  Letterkunde. 

83.  Böhmiach-Leipa,  Nordböhmischer  Exkursionsklub, 

84.  Leipzig,  Verein  für  Geschichte  Leipzigs. 

85.  Leisnig,  Geschichts-  und  Altertumsverein. 

86.  Lincoln,  Nebraska  State  Historical  Society-  | 

87.  Lindau,  Verein  für  Geschichte  des  Bodensees  und  seiner  Umgebung. 

88.  Linz  (Österreich),   Museum  Francisco-Carolinum. 

89.  London,  Society  of  antiquaries,  ^ 

90.  —  South  Kensington  Museum. 

91.  Lübeck,  Verein  für  Lübeckische  Geschichte  und  Altertumskunde. 

92.  Lübben   (Cottbus,    Guben),   Niederlausitzer    Gesellschaft   für   Anthropologie 

und  Urgeschichte. 


301 

93.  Lüneburg,  Xfusenmsveroin  für  das  Fürstentum  Lüneburg. 

94.  Luxemburg,  Section  histori(iue  de  Tin-stitut  Royal  Grand-ducal  de  Luxem- 

bourg. 

95.  Luzern,  Historischer  Verein  der  fünf  Orte:  Luzern,   Uri,  Schwyz,  Unter- 

waiden und  Zug. 

96.  Magdeburg,  Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde  des  Herzogtums 

und  Erzstifts  Magdeburg. 

97.  Mainz,  Verein  zur  Erforschung  der  rheinischen  Geschichte  und  Altertümer. 

98.  Mannheim,  Altertumsverein. 

99.  Marienwerder,  Historischer  Verein  für  den  Regierungsbezirk  Marienwerder. 

100.  Meiningen,  Hennebergischer  altertumsforschender  Verein. 

101.  Meissen,  Verein  für  Geschichte  der  Stadt  Meissen. 

102.  Metz,  Verein  für  Erdkunde. 

103.  — ,  Societe  d'archeologie  et  d'histoire  de  la  Moselle. 

104.  München,    Königl.    bayerische    Akademie   der    Wissenschaften,    phil.-hist. 

Klasse. 

105.  — ,  Historischer  Verein  für  Oberbayern. 

106.  — ,  Altertumsverein. 

107.  — ,  Die  Wartburg. 

108.  Münster,  Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde  Westfalens.  ^ 

109.  Namur,  Societe  archeologique. 

HO.  Neuburg  a.  D.,  Historischer  Verein. 

111.  Xew-Castle,  Society  of  antiquaries. 

112.  Novara,  biblioteca  civica  di  Novara. 

113.  Nürnberg,  Verein  für  Geschichte  der  Stadt  Nürnberg. 

114.  — ,  Germanisches  Nationalrauseum. 

115.  Offenbach  a.  M.,  Verein  für  Naturkunde. 

116.  Oldenburg,  Oldenburger  Landesverein  für  Altertumskunde. 

117.  Osnabrück,  Verein  für  Geschichte  und  Landeskunde. 

118.  Buda-Pest,    Magyar  Tudomänyos  Academia.    (Ungarische  Akademie   der 

Wissenschaften.) 

119.  St.  Petersburg,  Commission  Imperiale  archeologique  Russe. 

120.  Posen,  Historische  Gesellschaft  für  die  Provinz  Posen. 

121.  — ,  Gesellschaft  der  Freunde  der  Wissenschaft  zu  Posen. 

122.  Potsdam,  Verein  für  Geschichte  Potsdams. 

123.  Prag,  Verein  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen. 

124.  — ,  Lesehalle  der  deutschen  Studenten  zu  Prag. 

125.  Stift  Raigern  (bei  Brunn). 

126.  Regen 3 bürg,  Historischer  Verein  für  Oberpfalz  und  Regensburg. 

127.  Reichenberg,  Nordböhmisches  Gewerbemuseum. 

128.  Riga,  Gesellschaft  für  Geschichte  und  Altertumskunde  der  Ostseeprovinzen 

Russlands. 

129.  Rio  de  Janeiro,  Museu  Nacioual. 

130.  Rom,  R.  Accademia  dei  Lincei. 

131.  Saarbrücken.  Historischer  Verein  für  die  Saargegend. 


302  . 

132.  Salzwedel,    Altmärkischer    Verein    für     vaterländische    Geschichte    und 

Industrie. 

133.  Schaffhausen,  Historisch-antiquarischer  Verein  des  Kantons  Sohaffhausen. 

134.  Schmalkalden,  Verein  für  Hennebergische  Geschichte  und  Landeskunde. 

135.  Schwerin,  Verein  für  Mecklenburgische  Geschichte  und  Altertumskunde. 

136.  Sigmaringen,  Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde. 

137.  Soest,  Verein  für  die  Geschichte  von  Soest  und  der  Börde. 

138.  Speier,  Historischer  Verein  der  Pfalz. 

139.  Stade,  Verein  für  Geschichte   und   Altertümer   der   Herzogtümer  Bremen 

und   Verden  und  des  Landes  Hadeln. 

140.  Stettin,  Gesellschaft  für  Pommersche  Geschichte  und  Altertumskunde. 

141.  Stockholm,  Nordiska  Museet. 

142.  — ,  Kongl.  Vitterhets  Historie  och  Antiquitets  Akademien. 

143.  Strassburg,    Societe   pour    la   conservation    des    monuments    historiques 

d'Alsace. 

144.  — ,  Historisch-litterarischer  Zweigverein  des  Vogesenklubs. 

145.  Stuttgart.  Königl.  ütfentl.  Bibliothek. 

146.  — ,  Königl.   Württ.  Haus-  und  Staatsarchiv. 

147.  Tokio  (Japan),  Uuiversity  of  Tokio, 

148.  Trier,  Gesellschaft  für  nützliche  Forschungen. 

149.  Washington,  Sraithsonian  Institution. 

150.  Wernigerode,  Harz  verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde. 

151.  Wien,  Kaiserliche  Akademie  der  Wissenschaften. 

152.  — ,  K.  K.  geographische  Gesellschaft. 

153.  — ,  Verein  für  Landeskunde  von  Niederösterreioh. 

154.  — ,  Akademischer  Leseverein  der  K.  K.   Universität. 

155.  — ,  K.  K.  Zentralkommission   zur   Erforschung  und    Erhaltung   der  Kunst- 

und  historischer  Denkmale. 

156.  — ,  Altertumsverein. 

157.  — ,  Archäologisch-epigraphisches  Seminar  der  Universität  Wien, 

158.  — ,  Anthropologische  Gesellschaft. 

159.  Wiesbaden,  Gewerbeverein. 

160.  — ,  Verein  für  Naturkunde. 

161.  — ,  Rhein.  Kurier. 

162.  — ,  Handelskammer. 

163.  Worms,  Altertumsverein. 

164.  Würzburg,  Historischer  Verein  für  Unterfranken. 

165.  Zürich,  Antiquarische  Gesellschaft. 

166.  — ,  Allgemeine  geschichtsforschende  Gesellschaft  der  Schweiz. 

167.  Zwickau,  Altertumsverein  für  Zwickau  und  Umgegend. 


Aimal  d.  Vereins  f.  Nass.  Altert,  u.  Gesch.  Bd  JSL 


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Rud.   Bechtold  A  Comp.  Wiesbaden. 


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Die  Höhenlage  des  Sinters. 


Schichtenfolge  nach  C.  Koch. 


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Synagoge. 


'JJ^MJ  JU/-LJ  .LU^  .u. 


126,26. 


AüBchüctung. 


125,96. 
125,56;. 

125,06. 


Lettijf. 

Sinter.  • 


Grüngrauer  L«ttig. 


Tertiär- äandtt*in. 


Tertiär. 
Oberer  Tertiäraand. 
Schwache      Schichten 

Kalkmergel  m,  Sep- 

tarien. 

Litorinellen-Kalk. 
Litorinellen-Thon. 
Corbicula-Kalk. 
Corbioula-Thon. 
Weisser  Thon  u.  Sand. 
Cyrenen-Mergel. 
Schlichgand,  weias. 
Conglonierate. 
vTertiär- Sandstein. 


Nördlich  vor  dem 
Bathaus. 


Anschüttmig. 


111,1<W-T^ 


Hintere  "Wilhelms- 
strasse Nr.  28. 

1 1  '■^,'2.'S  .«.«  j.    «      .  .  ^ 


Anschüttung. 


Schwalbach- 

Dotzheimer 

Stras8en-Ecke. 

Anschüttung. 

120,96  ^ ,  ,    ^ 

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120,46  ;/:^.r  ,'•:■-:.•■■;.•.;-:>•  ' 


Ul,io. 


Die  Zahlen   bedeuten   die  Meter   über  «lern 
Amsterdamer  Pegel. 


Satid. 


Grober  Kie». 


107 

lUau'jV'iurr  Lettiij. 
IHluvialthon  big   1UJ,60. 
Dann  Sana  und  Kit*. 


Rud-   Bechtold  &  Comp.  Wjeabaden. 


Annal.  d  Vereins  f.  Nbss.  Altert,  u.  Gesch    Bd  1X1 


Taf  Y 


Rud.   Bechtold  A  Comp.  Wiesbaden. 


Annal  d Wreins  f.  Na.^s.  Mi^mM    u   (ipsch    Bd    XXT 


Taf  VI. 


Rud.    Bechiold  <&  Comp.   Wiesbaden. 


.\nnal  d.  Vereins  f  Na.s.-?   ;\ltert    u   (iesch    Rd    XXI 


Tal'  Ml 


18 


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Rud.    Bechtold  <i;  Comp.   Wie&ljHdei 


Nassau:  Friedrich  Auj^ust  Herzog      iSi6. 
Friedricb-Wilhelm  Fürst      1816,  .i^em.  1806    1816. 


II- 


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Nassau:  Herzog  Friedrich  Auuiist  dSo.-O  I006— [Si6. 


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I II 


Nassau-Weilburg:    Fürst  Friedrich  Wilhelm   itsS-im^). 


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Nassau:  Ueizojx  Wilhelm  ^8 16-  1859.    ai  m  Limburg  gepr.i''] 


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IV 


b)  In  Wiesbaden  q-eDrä^-t. 


Herzog'  Adolph  1839-1866. 


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\   I II 


Nassau-Idstein  und  Wiesbaden:  Tzraf  Adolf  I.,  1.544,    iör)5     1570. 


10 


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88 


Nassau-Sonnenberg:  Graf  Rupreclit  1055 -M'jO 


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189 


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141 


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142 


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Nassau-Idstein:  Graf  Walrani  löro,  i586     1593- 


147 


154 


M'-'laille  von   HoL'el^ans 


VI 


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ANNALEN  DES  VEREINS 


FÜR 


MSSAUI8CHE  ALTERTUMSKUNDE 

UND 

GESCHICHTSFORSCHUNG. 


EmUNDZWAT^ZIGSTER  BAND. 
18  8  9. 

MIT    15  LITHOGRAPHIERTEN  TAFELN. 


WIESBADEN. 

WILH.    ROTH'S    BUCH-    &    KUNSTHANDLUNG 

(HEINR.    LCTZENKIRCHEN.) 

1890. 


GETTY  CENTER  LIBRARY 


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