THE J. PAUL GETTY MUSEUM LIBRARY
ANZEIGER
FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
Neue Folge,
ORGAN DES GERMANISCHEN MUSElIMiS.
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FüiifzehiTfer Band.
Jahrgang 1868.
Nürnberg, im Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums.
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Redaction des Anzeigers:
August Essenwein, I. Vorstand des germanischen Museums.
Georg Karl Frommann, Dr. pliil., II. Vorstand und Vorstand der Bibliothek.
August V. Eye, Dr. philos., Vorstand der Kunst- und Alterthumssammlung.
Beiträge
zu vorliegendem Bande haben geliefert:
Baader, Jos., Conservator am k. Archiv zu Nürnberg.
Biryuu, R., Professor an der Kunstgewerbschule in Nürnberg.
Birlinger, Anton, Dr., in ^München.
Bube, Adolf, herzogl. Archivrath und Vorstand des herzogl. Kunst-
kabinets u. der ethnographischen Sammlungen in Gotha.
Campbell, M. J. A. G., II. Bibliothekar bei der kgl. Bibliothek im
Haag.
dencenka, B., evang. Pfarrer, zu Ramsau in Steiermark.
Döbner, A. W., herzogl. sächs. Baurath, in Meiningen.
Euler, Dr., Rechtsanwalt, in Frankfurt a. M.
Flegler, A., Dr., Archivvorstand des german. Museums.
Födtsch, Jul. Ernest, Dr., gräfl. Czernin'scher Bibliothekar, in Wien.
Franch, J., k. Subrektor, in Annweiler.
Greiner, U., in Stral'sengel.
Grolefend, C. L., Dr., k. pr. Archivrath, in Hannover.
Harimann, Herrn., Dr., Pastor, in Lintorf.
Hektar, Enno, Bibliotheksekretär des german. Museums.
Hoheiiluhe -Waidenburg, Fürst Friedrich-Karl, Durchl., in Kupferzeil.
Hoiningen-Huene, A. Frhr. V., k. pr. Bergrath, in Bonn.
Kaufmann, Alexander, Dr., fürstl. Löwenstein'scher Archivrath, in
Wertheim.
Klein, Karl, Professor, in Mainz.
Kohler, k. pr. Oberstlieutenant bei d. Artillerie, in Gartz a. 0.
Kürschner, Franz, Dr., in Eger.
Latendorf, Friedrich, Gymnasiallehrer, in Schwerin.
Lochner, G. W. K. , Dr., qu. k. Studienrektor u. Stadtarchivar, in
Nürnberg.
Müller, Ludwig, k. Studienlehrer u. städtischer Archivar, in Nörd-
lingen.
Otlow, A. M., zu Landeshut (Schlesien).
Pangerl, Mathias, Archivadjunkt, in Wien.
Rngotikij, Bernh., Pastor, in Triglitz bei Putlitz.
Schmieder , Pius , P. , Archivar des Benediktinerstiftes Lambach in
Oberösterreich.
Trofs, Edwin, Buchhändler, in Paris.
Watlenbach, W., Dr., Professor a. d. Universität zu Heidelberg.
Weller, Emil, in Nürnberg.
Will, Corn., Dr., fürstl. Thurn u. Taxis'scher Archivar, in Regens-
burg.
Wirlh, Pfarrer, in Hafsmersheim am Neckar.
Zahn, Jos., Dr. u. Professor, Archivar am Archive des landschaftl.
Joanneums in Graz.
Alphabetisches Register
zum
fünfzehnten Bande des Anzeigers für Kunde der deutschen Vorzeit.
I. Aufsätze und IVotizen.
Agricola : Bietet ders. in den ersten beiden Theilen seiner Sprich-
wörter ursprünglich nur 748 Nummern ? 47 ff.
Altarschrein, gothischer : zu kaufen gesucht. 215.
Ansiedelungen der Vorzeit, Ring- und Schlackenwälle bei Rudolstadt.
354 if.
Aphorismen, sphragistische (m. Abbild.) 217 ff., 281 ff.
Apotheker, s. Eid.
Aschoffenburg : Stiftskirche, s. AVappenschild.
Ausstellung, s. Congrefs.
Baukunst : zur Geschichte ders. im Ordenslande Preufsen 322 f.
Besegnungen. 395.
Bejjold, s. Dürermedaille.
Bischof strahl. 96.
Rahmen : Zur Lage Böhmens beim Tode Kaiser Sigismunds. 305 ff.
Böhmen, s. Funde.
Bonn, s. Congrefs.
Brandenburg : Albrecht Achilles, Markgraf, s. Eid.
Brandenburg : Friedrich, Markgraf: Besuch der Stadt Nürnberg im
Jahr 1496. 83 ff., 73 ff.
Brandenburg : Joachim Ernst, Markgraf, s. Patent.
Branntwein ; zur Geschichte dess. 315 ff., 375.
Braun, Joh. Simon, Oculist, Bruch- und Steinschneider, zu Gunzen-
hausen, s. Patent.
Bruch- und Steinschneider, s. Patent.
Commission, historische, bei der k. bayer. Akademie der Wissen-
schaften : Jahresbericht. Extra-Beilage zu Nr. 10.
Congrefs, internationaler archäologischer, zu Bonn: die Ausstellung
dess. 318 ff, 358 ff., 388 ff., 280.
Crucifixe : Sammlung solcher im german. Museum (m. Abbild.) 153 ff.
Curiosum : zur Aufklärung eines solchen. 131 ff.
Dam,ig : Marienkirche, s. Paramente.
Deutschorden, s. Mel'sbuch.
Doppeladler, der deutsche kaiserliche: noch ein Wort über dens.
(m. Abb.). 377 ff.
Dürermedaille von Bezold. 261 f.
Eid eines altmarkgräflichen Hofapothekers. 323 f.
Fastnacht spiele, alte : eine Notiz über dies. 231 f.
Feuerwaffen: zur Geschichte ders. (m. Abbild.). 225 ff., 252 ff.
Fischerei, alte: Beitrag zu ders. 396.
Franch, Sebastian : unbekanntes Werk dess. 5 ff.
Franck, Sebastian, s. Luther.
Freising, a. Inventarium.
Funde, archäologische, in Böhmen (m. Abbild.) 391 ff.
Fufsbodenßiese : Multiplicationsornamente ders. im Mittelalter (m.
Abbild.). 81 ff.
Gruppen, geographisch-heraldische, s. Notizen.
Gumenhauscn, s. Braun.
Hausbedarf : jährlicher, eines Passauer Bürgers im 15. Jahrh. 199f.
Heraldik, s. Notizen.
Hildebrand : „Vom alten Hilleprandt disputieren." 264.
Inventar der Kirche zu Wörthsee (Kärnten) vom Beginn des 11.
Jahrh. 95 f.
Inventare, Wertheimer, des 16. u. 17. Jahrh.: Auszüge aus dena.
221 ff., 249 ff.
Inventarium custodiae Frisingensis. 14 ff.
Kelch in der Sammlung kirchlicher Geräthe im germanischen Mu-
seum (mit Abbild.) 1 ff.
Khevenhüller, Franz Chrph. : über den Geburtsort und die Annalen
dess. 131 ff., 183.
Kirche, die, zu Mühlbach am Neckar. 196 ff.
Alphabetisches Register zum Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
Kriegsmaschine- Hannsen Pfeils. 167 f.
Leitschifft. 166 f.
Leuchter für den Profangebrauch, in den Sammlungen des germa-
nischen Museums (mit Abb.). 119 ff.
„Lieder, geistliche, aufts new gebessert zu Wittembcrg. D. M. Lu-
ther. MDXXIX": Frage nach einem Exemplar ders. 376
Lohe, Hans von, schwed. Bussenschutte: übergebene Schrift dessel-
ben. 168.
Luther: Hat ders. die von Sebastian Franck übersetzte Türkenchro-
nik bevorwortet? 262 f.
Luther, s. Lieder'
Meisterlieder, s. Sachs.
Messhuch des deutschen Ordens. 288 ff.
Mühlbiich am Neckar, s. Kirche.
Museum, germanisches: Eiklärung des L Vorstandes dess. 375.
Museum, germanisches: Jabresconferenz. 279 f.
Museum, germanisches, s. t'rucifixe, s. Kelch, s. Leuchter, s. Reli-
quienbehälter.
Neuhaus a. d. Eger, Schlofs: Schleifung dess. 188 ff.
Notiien in Betreff der geographisch-heraldischen Gruppen. 53 ff.
Kürnberg, Stadt, s. Brandenburg, Markgraf Friedlich.
Nürnberg: das Sandrart'sche Bild d. Friedensmahles, s. Schlippenbach.
Nürnberg, s. Sebaldusgrabmal.
Oculisl, s. Patent.
Orden der Buben: 113 ff.
Osnabrück, s. Römerspuren.
Paramente der ^Marienkirche zu Danzig. 44 ff.
Patent, markgräfliches, für den Oculisten, Bruch- und Steinschnei-
der Braun v. Gunzeuhausen v. J. 1617, 324 f.
Paria, s. Schlacht.
Pfeil, Hanns, s. Kriegsmaschine.
Preisfrage der fstl. Jablonowski'schen Gesellschaft in Leipzig. 183 f.
Preufsen, Ordensland, s. Baukunst.
Rechlsalterthümer : Beitrag zu dens. 396.
Rechtsnllerlliumcr, alemannische. 11 ff., 41 ff.
Riliquitiibchalltr in der Sammlung kirchlicher GerUthe im germa-
ni.schcn Museum (m. Abbild.) 1 ff.
RcHqnienbehaller , die, in der Sammlung kirchlicher Alterthümer
im german. Museum (m. Abbild.). 309 ff., 350 ff.
Ring- und Schlachemtalle, s. Ansiedelungen.
Römerspuren im Osnabrück'schen. 257 ff.
Rudolstadl, s. Ansiedelungen.
Sandrart, s. Schlippenbach.
Sacks, Hans : ein Heft, Meisterlieder von dems. 264.
ScAcrsf, geistliche, des Mittelalters. 10 ff., 38 ff , 134 ff., 163 ff.,
230 f., 285 ff., 325 f , 408.
Schlacht liei Pavia. 345 ff., 408.
Schlippenliach, Graf Friedrich Christoph: ders. auf dem Sandrart'-
scben Bilde des Friedensmahles zu Nürnberg. 51 ff., 90 ff.
Schüler, fahrende : zur Geschichte derselben. 198 f.
Sebaldusgrabmal in Nürnberg : ursprünglicher Ent^\^^rf zu demsel-
ben. 185 ff.
Sigenot : ein hebräischer Druck dess. 127 ff.
Sigismund, Kaiser, s. Böhmen.
Soldat : ülier das erste Auftreten dieses Wortes in der deutschen
Schriftsprache. 295 f.
Sphragislih, s. Aphorismen.
Sprichrörter, s. Agricola.
Sprichicorlerliteralur: Beiträge zu derselben. 193 ff., 279 f.
Spruch, alter. 296.
Symbolik: Beitrag zu ders. im 14. Jahrhundert. 326 ff.
Urfehde, s. Wiedertäufer.
Wappenschild, der problematische, auf zwei Krzdenkmälern in der
Stiftskirche zu Aschaffenburg. 92 ff.
Weislhümer, alemannische. 11 ff., 41 ff.
Wertheim, s. Inventare.
Wiedertäufers Urfehde und Widerruf. 292 ff.
Wörtbsee, Kirche, s. Inventar.
II. liitoratur-zliizeigoii.
Asrhbach, Joseph, Roswitha und Conrad Celtes. 176 ff.
Barth, J., Anleitung zur Anlegung und Fortsetzung der Orts-Chro-
niken. 65 ff.
Bock, Fr., Karls des Grofsen Pfalzkapelle u. ihre Kunstschätze. 67 f.
Bock, Fr., das monumentale Rheinland. 68 f.
Brambach, W. , Trajan am Rhein und die Inschriftenfalschung zu
Neniiig ; offener Brief an L. J. F. Jannssen. 141 ff.
Corssen, W. , Alterthümer u. Kunstdenkniale des Cisterzienserklo-
sters St. Marien und der Landesschule zur Pforte. 275 f.
Deis, C, s. Dürer.
Dicfenbach, Lorenz, Novum Glossarium latino - germanicum mediae
et infimae aetatis. 175 f.
Dudik, B., Kleinodien des deutschen Ritterordens. 210 f.
Dürers, Albrecht, kleine Passion. In Holz nachgeschnitten von
C. Deis. 212 f.
Eberstein, Louis Ferd. Freih. v. , „dem Landfrieden ist nicht zu
trauen." 243 f.
Eye, A. v., u. Falke, Jac, Kunst u. Leben der Vorzeit. 147 ff.
Fischart's, Joh., sämmtliche Dichtungen, herausgegeben und mit
Erläuterungen versehen von Heinr. Kurz. 27 f
Gengier, Heinr. Güttfr., Codex juris municipalis medii aevi. 71.
Grüner, C, s. Reitlinger.
Hagen, Freiherr C. II. v., die Stadt Halle, nach amtlichen Quellen
historisch-topographisch-statistisch dargestellt. 403 f.
Hasenmüller, J., die Nenniger Inschriften keine Fälschung u. s. w.
142 ff.
Hefner-Alteneck, J. H. V., die K\instkammcr seiner königl. Hoheit
des Fürsten Karl Anton von HohenzollernSig inaringen. 211 f.
Hildebrandt, Ad. M., die Grabsteine und Epitaphien adeliger Per-
sonen in und bei den Kirchen der Altmark. 273 f.
Hokenlohe-Waldenlntrg, F.-K., d. heraldische Pelzwerk: Berichtigun-
gen und Nachträge. 216.
Hübsch, Geschichte von Eysölden. 71 f.
Kurz, Heinrich, s. Fischart.
Kutien, J., das deutsche Land in seinen charakteristischen Zügen
und seineu Beziehungen zu Geschichte und Leben der Men-
schen. 367 ff.
Leitner, Quirin, die Waffensammlung des österr. Kaiserhauses im
k. k. Artillerie-Ai-senal-Museum in Wien. 339 f.
Leonardy, J., die angeblichen Trierschen Inschriften-Fälschungen
u. s. w. 142 ff.
Leonardi/, 3., die Secundiuer und die Echtheit der Nenniger
Schriften. 142 ff.
Lütolf, Alois, Josef Eutych Kopp als Verfasser, Dichter, Staatsmann
und Geschichtsforscher. 68. 209.
Meurer, Moriz, Altarschmuck. Ein Beitrag zur Partimentik der
evangelischen Kirche. 28 f.
Müller, neuestes Künstlerlexikon. 376.
Neumann, C. W., s. Reitlinger.
Pichler, Friedrich, Repertorium der steierischen Münzkunde. 369 f.
Piper, Ferdinand, über die Einführung der monumentalen etc. Stu-
dien in den Gymnasial-Unterricht. 67.
Potthast, August, bibliotheca historica medii aevi. 244 ff.
Reitlinger, Edm., C. W. Neumann u. C. Grüner, Johannes Kepler. 243.
Rübezahl. Der schlcs. Provinzialblätter 72. Jahrg. 215 f.
Schütterer, H. M. . libersichtliche Darstellung der Geschichte der
kirchlichen Dichtung und geistlichen Musik. 29.
Schmid, L., Belagerung, Zerstörung und Wiederaufbau der Burg
Hohciizollcrn im fünfzehnten Jahrhundert. 301.
Stegmann , C. , Kunst und Gewerbe ; Wochenschrift zur Förderung
deutscher Kunst -Industrie. 211.
Vofsberg, die Siegel der Mark Brandenburg nach Urkunden des
königl. Geh. Staatsarchivs etc. 274 f.
Waagen, G. F., die vornehmsten Kunstdenkmäler in Wien 337 ff.
Wilmans, Roger, die Kaiserurkunden der Provinz Westfalen 777 —
1313. 1. Bd. Die Urkunden des Karolingischen Zeitalters
777—900. 241 ff.
Wilmotcsky, v., die römische Villa zu Nennig 143 f.
Nürnberg;. Tlas Abonnement des Blat-
toB. wuk'hes iillo Moniito erscheint, wird
gatizjiUirijf ant^ononimon und betrügt nach
der neuesten Tuatcouvention bei allen Post-
iimtern und Buchbandlungen Deutschlands
incl. OcHton-eichs 3 fl. 3Gkr. iiu 24 Ü.-Fuls
oder 2 Tldr. jireuCö.
Für Frankreich abonniert man in
Stral'aburg bei C. ¥. Schmidt, in Paris bei
der deutschen Buchhandlung von F.Klinck-
sieck , Nr. 11 rue de Lille, oder bei dem
A^ZeitiER
m um DER
Neue Folge.
['u»t;iuit in Karlflruhe; für Knglnnd bei
WilliamR A Norgate , 14 Ifonrifitt;i- Streot
r.»vi-iit - fijirdon in Jjondon ; für Nord-
.liiitri/:a bei den PoHtüratern Hremen und
Hiimburg.
Alle für das german. Mueeura ba-
stimmten Sendungen auf dem Wege des
Hnchhaiidels wcrdcTi durcli den ('ommia-
aionür der literar. -artist. Anstalt des Mu-
seums, F.A. Z}xocki?iaas Xa I.<eip2ig, be-
fiirdort. ...''}'/',.'■.
Fiinfzeliuter Jahrgang.
1868.
ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
JW 1.
Januar.
Wissenschaftliche Mttheiluiigen.
Ein Kelch und ein Reliquienbeliiilter in der Samm-
lung kirclilicher Gerätlie im germanischen Museum.
Unter den Erwerbungen, welche das germanische Museum
in jüngster Zeit für die Abtheilung der kirchlichen Geräthe ge-
macht hat, befindet sich ein Kelch, welcher aus dem 14. Jahrh.
herrührt und aus einer protestantischen Kirche in Franken
angekauft wurde, wo er bis heute als Abendmahlskelch in Ge-
brauch stand und nur wegen Schadhaftigkeit gegen einen neuen
vertauscht wurde.
Der Kelch (Fig. 1, s. Sp. 3) ist von Silber und vergoldet,
mit getriebenem Fufs und Knaufe und an beiden Theilen mit
emaillierten Silberplättchen belegt. Er hat eine Höhe von
17 Centim. Der Fufs istrund, hat einen untern Durchmes-
ser von 12,5 Centim. und zeigt einen niederen Anlauf, auf wel-
chem sich getriebene Vierpässe in einer Reihe kleiner vier-
eckiger Felder befinden. Am Fufse, der sich in elegant ge-
schwungener Linie nach oben verengt, sind vier spitzbogige
Wulste getrieben, unter denen je ein zweiter Wulst die Nasen
zu den Spitzbogen bildet. Die Enden der Spitzbogen stolsen
gegen vier abwärts gekehrte, stark hervorgetriebene Lilien.
Unter jedem Spitzbogen ist ein Rundmedaillon hervorgetrieben
und in demselben ein aufgelegtes Silberplättchen, das, ganz
flach modelliert, je drei Figuren zeigt. Diese Medaillons wa-
ren ehemals gänzlich mit durchsichtigem Schmelz überzogen,
der jedoch jetzt sehr stark beschädigt ist, so dafs sich die Art
der flachen Modellierung, die nicht durch Treiben, son-
dern durch Gravierung entstanden ist, sehr deutlich zeigt. Die
Scene eines Medaillons stellt den sitzenden und segnenden Hei-
land dar, zu dessen Seiten Mann und Frau (die Donatoren)
knieen. Der Grund des Medaillons war blau, der Mantel des
Heilajules grün, das Untergewand violett. Das folgende Me-
daillon zeigt Maria mit dem Kinde sitzend ; zu beiden Seiten
dieselben Donatoren. Die Farben der Maria sind die gleichen,
wie bei Christus ; das Kleid der Donatorin ist gelb. Die zwei
andern Medaillons zeigen deu heiligen Nicolaus und die hei-
lige Katharina stehend ; zur Seite wiederum dieselben Donato-
ren, die sich also viermal finden. Die Farben sind auch die
nämlichen. Je drei stark perlenartig hervorgetriebene Punkte
füllen die Räume zwischen Medaillons und Mafswerk aus. Der
Grund ist durch eingeschlagene Bunzen aufgerauht.
Ein horizontal gegliederter Ring leitet in den etwas en-
geren cylindrischcn Ständer über, der in der Mitte durch einen
Knauf unterbrochen ist. Die zwei Cylindertheile des Stieles
sind graviert und tragen in Majuskelbuchstahen die Inschriften
oben: * AVE MA. unten: RIA GRA. Der Knauf ist glatt
und besteht aus zwei flachen, aufeinander gelegten Kugelab-
schnitten. Aus dem Rande treten sechs vierpafsförmige Cy-
linder heraus, die an der Stirnseite sechs gravierte, mit durch-
sichtigem Schmelz überzogene Plättchen zeigen, auf denen sich
ein Christuskopf, ein in Halbprofil gestellter bärtiger Kopf und
die Zeichen der vier Evangelisten befinden. Die Thlerfiguren
sind zwar ihrer Kleinheit wegen nur eben angedeutet, aber in
wenigen Linien sehr charakteristisch stilisiert, während sowohl
die Köpfe am Knaufe, als die Figuren der Medaülons am Fufse
ziemlich handwerksmäfsig graviert sind.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
Die Cuppa ist ganz glatt, hat eine obere Weite von 9,8
Centin), bei 6 Centim. Höhe, zoiclniet sicli aber durcli die
Fig. 1.
stramme Linie, in der sie aufsteigt, aus, und die sich am obersten
Bande um eine leise Andeutung nach aufsen biegt. Die Form
des ganzen Kelches ist bei aller Einfachheit sehr edel und uach-
ahmenswerth. Sie verbindet Eleganz und strengen Ernst auf
so schiine Weise, dafs der Kelch als Muster für ähnliche neue
Kirchcngeräthe bezeichnet werden kann.
Die Sammlung von Reliquienbehäitern des Museums ent-
hält neben manchem Schönen ein nicht uninteressantes Stück,
dem wir eine nähere Betrachtung widmen möchten. Bekannt-
lich sind die Formen der Reliquienbehälter so verschiedenartig,
dafs man gerade hier kaum erstaunt sein wird, eine neue Form
zu finden. Das Gefäfs, welches in Fig. 2 abgebildet ist, stammt
ans der Jacobskirche zu Nürnberg. Es ist eine hölzerne, un-
ten etwas abgeplattete Kugel, von etwas über 1 Decimet. Durch-
messer, die ungefähr die Form eines Schädels hat, so dafs sie
stets als eine falsche Reliquie, nämlicli als ein aus Holz gefer-
tigter Schädel galt. Die Kugel ist mit einem alten Seidenstoffe
überzogen, der an der Vorderseite durch eine längliche, schlitz-
artige Oeffnung, die mit Goldborten gesäumt ist, das hier mit
weifsem Lacke überzogene Holz zum Vorschein kommen läfst.
Das weil'slackierte Holz hat das Ansehen eines stark gebleichten
Schädels, ist jedoch von vielem Küssen nicht nur sehr be-
schnuitzt, sondern der Lack ist auch in der Mitte fast bis auf
das Holz durchgeküfst. Jedenfalls schien der Betrug ein ziem-
lich plumper, indem die Verehrenden doch einen Knochen von
lackiertem Holze unterscheiden mufsten ; auch ist ja ein Schädel
nicht absolut kugelrund.
Der Stoft', womit die Kugel überzogen ist, erschien als so
interessant, dafs es wünscheuswerth war, ihn, um das Muster
vollständig zeichnen zu können, vom Holze abzulösen, da grol'se
Thcile durch Falten verdeckt wurden. Dies wurde unlängst
vorsenommen , und es zeigte sich nicht nur der Stoff, der hier
Fig-. 2.
abgebildet ist, in seinem schönen Muster, sondern auch, dafs
die daran geknüpfte Voraussetzung unrichtig war, und dafs
man, wenigstens bei Anfertigung des Gefäfses, dasselbe nicht
als falschen Schädel anbringen wollte. Es fand sich, dafs das
Gefäfs hohl gedreht ist und oben eine runde, durch einen pas-
senden Deckel geschlossene Oeffnung hat. Das Innere ist nicht
vollständig glatt, sondern zeigt die vom Ausdrehen entstande-
nen Ringe. An all diesen Ringen htifteten Spuren eines gelb-
lichen, sandartigen Gegenstandes. Es zeigte sich auch, dafs die
Kapsel schon früher geöffnet war ; denn der genau schliefsende
Deckel war durch Ansetzen eines scharfen Instrumentes behufs,
der Oeffnung etwas verletzt worden. Es dürfte also die An-
nahme gerechtfertigt sein, dafs das Gefäfs ehemals Erde von
heiliger Stelle in sich barg, entweder aus dem heiligen Lande,
oder von der Stätte, wo ein Märtyrer gelitten ; möglich auch,
dafs sie auf den heiligen Jacobus Bezug hatte, in dessen Kirche
die Kapsel, der, wie der Augenschein zeigt, viele Verehrung
erwiesen worden war, sich befand.
Für die Zeitbestimmung der Entstehung fand sich an der
hölzernen Kapsel, an der übrigens nur die vordere Oeffnung
gefärbt ist, nichts vor ; auch die unmittelbar darüber gespannte
glatte, grobe Leinwand, welche das rohe Holz bedeckt, gab
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
keinen Anlialtspunkt dafür. Nur der Stoff, womit die Kapsel
überzogen ist, konnte einen solclien bieten ; allein es läfst sich
Hiebt nachweisen, dals er unmittelbar nach seiner Anfertigung
und nicht erst später auf die Kapsel gezogen wurde. Wir
müssen denselben also für sich betrachten.
Vergleichen wir ihn mit einer Anzahl von Stoffmustern,
wie sie Bock veröffentlicht hat, so zeigt sich, dafs derselbe
wol im Stil am meisten Aehnlichkeit mit einigen italienischen
Mustern hat (Gesch. d. liturg. Gewänder, I. Taf., XIV. Muster-
zeichner des Mittelalters, Taf I und VI, Fig. 10 u. 11). Der
Grund ist rosa, das Muster darauf gelblichgrün, die Blumen
sind weifs. Eine Beschreibung des Musters ist durch die Ab-
bildung erspart. Bock setzt diese Muster in's 13.— 14. Jahrh.
Wir wollen einer solchen Autorität in diesem Fache gegenüber
unsere Meinung nur schüchtern dahin aussprechen, dafs der
Naturalismus, die Schärfe und Energie der Zeichnung uns nur auf
das 14. Jahrh. leiten würde. Es scheint uns indessen der Ver-
gleich der von Bock publicierten Muster allein nicht ausrei-
chend, um spanische, maurische, sicilianische und norditalieni-
sche Fabrikate streng von einander zu unterscheiden. Wir
dürfen deshalb nicht geradezu die Frage nach dem Ursprünge
dieses Stoffes dadurch als erledigt betrachten.
Nürnberg. A. Essenwein.
Ein unbekauntes Werk Sebastian Franck's.
Ein Beitrag oder Zusatz zur Geschichte seines Le-
bens und Wirkens.
Die Schrift, die ich mit voller Ueberzeugung S. Franck
zuzusprechen wage und in ihrer eigenthümlichen Bedeutung als
ein Produkt seines Geistes zu erweisen hoffe, ist keine andere,
als die sogen, erste Egenolffische Sprichwörter-Sammlung vom
Jahre 1532. Dieselbe kann bis zur Stunde fast als unbekannt
gelten. Wenigstens findet sich meines Wissens an keiner Stelle
eine eingehendere oder ausführlichere Mittheiluug, als die dürf-
tige Notiz, die ich selbst gelegentlich in meiner Schrift über
Agricola's Sprichwörter (Schwerin, 1862), S. 76, gegeben habe.
Nicht wesentlich mehr bietet eine neuere Bemerkung im Sera-
peum 1866, S. 332, insofern sie ohne nähere Begründung nur
mittheilt, dafs diese Sammlung von 1532 in durchaus keiner
Beziehung zu den späteren, umfangreicheren Drucken Egenolff's
von 1548 ff. stehe, dafs sie sogar neben vielfachen, selbst prin-
cipiellen Abweichungen eine ganze Anzahl selbständiger, theil-
weise sonst unbezeugter Sprichwörter enthalte.
Gerade der Wunsch aber, dieses selbständige Material
unmittelbar und vollständig für das wissenschaftliche Bedürf-
nifs der Gegenwart auszubeuten, insbesondere auch, soweit es
etwa in den Erläuterungen der Sprichwörter sich verbergen
sollte, veranlafste mich , die wohlwollende Vermittlung eines
durch wissenschaftliche Liberalität mir bewährten Mannes, J.
Franck's in Annweiler, nachzusuchen, ob ich vielleicht das ehe-
mals der Landsbuter Universitiits- Bibliothek gehörige Exem-
plar einsehen und benutzen dürfte.
Seiner keine Mühe scheuenden Fürbitte und der Güte des
Münchener Bibliothek-Vorstandes, Dr. Halm, verdanke ich es in
der That, dafs ich das aus Landshut nach München überge-
siedelte Kleinod zu Gesicht und Händen empfangen konnte.
Da ich nun bereits seit Jahren eine vollständige Abschrift
sämmtlicher, mit dem Titel zu reden, 650 Sprichwörter des
Werkes nach dem Exemplar der königl. Bibliothek zu Hanno-
ver besafs: so war der proverbielle Gewinn aus dem Texte und
seinen Erläuterungen bald genug gehoben.
Aber für diese im Grunde mechanische Thätigkeit und die
so gewonnene handwerksmäfsige Ausbeute würde ich den Raum
dieser Blätter kaum beanspruchen; lieber lege ich hier die
schon oben angekündigte Entdeckung nieder, dafs
Sebastian Franck ausäufserenwie inneren Gründen
als Veranstalter dieser Sammlung heraustritt.
Ich beginne mit dem Aeufserlichsten.
Die Sammlung ist ihrem wesentlichen Theile, etwa sechs
Siebenteln ihres Inhaltes nach nichts weiter als ein Auszug
aus Agricola's 750 Sprichwörtern. Der Text ist fast überall
und, soweit eine Erklärung beigegeben ist, auch diese grofsen-
theils wörtlich aus Agricola entnommen; eine Entlehnung, die
der Sammler am Schlufs seiner Vorrede unbefangen mit den
Worten einräumt:
„Seind nun ein mercklich theyl hieuor in Teutscher spraach
v|igangen, soliche zum teyl sampt etzlicheu andern also in
kürtze zuuerfassen, hat guter leut anlangen vermögt. Du
wöUests (leser) iüi besten also annemen. Gott geh alles
gut."
Diese Benutzung des Agricola aber — Plagiat darf es im
Sinne des 16. Jahrhunderts nicht heifsen, — ist weit von der
mechanischen Art entfernt, mit der z. B. Egenolfl" 1548 und
Campen 1550 *) sich an den Gang Agricola's angeschlossen
haben. S. Franck, oder sage ich zunächst richtiger: der Ver-
anstalter des Auszugs von 1532, hat erstlich trotz seines ge-
ringen Umfanges mehr sprichwörtlichen Gehalt entlehnt, als
die beiden späteren Compilatoren (Franck circa 600, Campen
500 undEgenolff 1548 nicht ganz 400 Sprüche) und bietet den-
selben in einer wesentlich freieren Anordnung; seinen Nr. 110
—120 entsprechen z. B. bei Agricola 204, 207, 210, 246,
247, 248, 250, 209, 170, 171, 189.
Seine Erklärung, die in der Regel kleine Gruppen von
Sprichwörtern unter einem Gesichtspunkt zusammenfafst , hat
ferner mit sicherem Takte alles Unwesentliche ausgeschieden
und ist somit in ihrer gedrungenen Klarheit oft reicher und
schlagender als ihre Quelle, Agricola selbst.
*) Ueber den ersteren siehe die sorgfältige, nur geringer Er-
gänzung bedürftige Mittheilung Schulze's in Herrig's Archiv 1862,
S. 156; über Campen habe ich eingehend in meinem Agricola,
S. 83 — 191 gehandelt. Weiteres siehe bei Harrebomee, Spreekw.
der Nederl. taal. Bd. III, Vorrede.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
8
Einen noch höheren Grad von Selbständigkeit beurkunden
die an Zahl nicht eben seltenen, anscheinend geringfügigen Ab-
weichungen in einzelnen Wörtern des Textes und der Erklä-
rung. Sie enthalten theils geradezu Verbcsserungen, theils
üblichere oder auch solche Wörter, die mehr einem jenseits
des Mains beheimateten Deutschen geläutig sind. Scheidet
doch, mit Franck, Geschichtbibel 1531, ßl. xx», zu reden, der
Meyn allein hohe vnd nidere Teütschen.
Rechnet man nun noch hinzu, was ich, wie alles hier blos
Angedeutete, an einem anderen Orte mit ausreichender Vollstän-
digkeit begründen werde : dafs die Sammlung von 1532 einsei-
tige Erklärungen Agricola's vervollständigt, sowie mifslungene
Deutungen beseitigt und treffendere an ihre Stelle gesetzt hat,
dafs sie ferner etwa 70 neue und willkommene Sprichwörter
bietet — so wird man nicht umhin können, dem vermeinten Pla-
giator, der seine südliche Heimat nicht verleugnet, eine Art
proverbiellen Berufes beizulegen. — Um aber weiter S. Franck
in demselben zu erkennen , sei auf zwei Eigenthümlichkeiten
hingewiesen, die auch seine gröfsere Sammlung von 1541 auf
den ersten Blick kennzeichnen. Es ist dies erstlich das Stre-
ben, gleichartigen Stoff' zusammenzudrängen, wofür hier nur auf
Nr. 355 hingedeutet sein mag, das in einer Gruppe auf gerin-
gem Räume (keine volle Druckseite) sämmtliche bei Agricola
unter Nr. 599 bis 619 verzeichneten Sprichwörter mit alleini-
ger Ausnahme von 610, 612, 614 zusammenfafst. Noch mehr
aber stimmt zu Franck's Eigenthümüchkeit, noch Franchi-
se her, möchte ich sagen, ist sodann die relativ häufige und
eigenthümlich gemüthvolle Hinweisung auf die heilige Schrift.
Auch die Sprache S. Franck's würde wie in ihrem Mate-
rial, so in ihrem Satzbau manche Analogieen an die Hand ge-
ben ; hier stehe nur noch, was die Sache vollends entscheidet :
Anfang und Schluls der Sammlung.
Die \orrede lautet vollständig:
„Das bei den Alten, die red der menschen, ein Spiegel des
gemüts genent, wie war das sei, ist jederman vnleugbar, dieweil
keyner, so eins verborgnen gmilts, so mann jn reden höret, würt
allweg zum teyl sein natur vnnd eygentschafft auß der red er-
lernet. Vnnd aber zu wenig gleich wol als zuuil reden ein
mangel, dann wie jhenem die lügen, also ist disem gemeynlich
ein verseumnüs dessen so geredt worden sein solt, anhengig.
Haben daher die alten Philosophi (als Pythagoras, der seinen
Jüngern ettlich jar anfenglich den brauch des re-
densgar abschlug vnd verbot, darmit sie schweigen
lernten, vnnd weil jedermann ee reden denn schwei-
gen wil, sie eh höreten vnd lerneten, dann redten)
vnnütz vnd überflüssige red zu meiden, nit on sondere frucht,
geleret, das aber, so sie geredt, gar inn kürtzc, das mann
Sprichwörter nennet, verfafst."
Damit vergleiche man die Schlufsworte des schönen Ab-
schnitts über Pythagoras in Franck's Geschichtbibcl 1531, Bl.
xxviii (28)»: „seinen schulern war vor fünff jaren von philoso-
phischen dingen zu reden nicht gestatt, es wer dann einer eins
dings so wol bericht, darzü seine jünger etlich jar den brauch
des redens gar abgeschlagen vnd verpoten, damit
sy schweigen lertcn [ita], vnd weil yedermanehe re-
den da» hören will, s y ehe höreten vnd 1 e r t e n d a ii
redt en."
Aus demselben Abschnitt sind auch die „Pythagore Sprich-
wörter" herübergenommen im Text wie in der Erklärung mit
fast gleichem Wortlaute*), die unter Nr. 645— 664 den Schlufs
der vorliegenden Sammlung bilden. Ich hebe Anfang und Ende
und zwei Sprüche aus der Mitte heraus. Die geringfügigen
Abweichungen der Geschichtbibel setze ich gleich in Paren-
these hinzu :
Nr. 645. Spring nit über die wag. [das ist] tritt nit über
das zil oder wie wir sprechen] Haw nitt über die stang
[schnür], überfar die gerechtigkeyt nit.
Nr. 664. In deinem ring trag nit Gottes bild [bildnus],
[das ist] Mijibrauch den namen Gottes nicht zu jeder
Sachen [Mijibrauch dich gottes namens nit leichtfertig
zu all dein Sachen.]
Nr. 652. Brich nit das brodt.
[das ist] Trenn [zertren] keyn freundtschaft, dann rechte
freund sein ein brodt. 1. Cor. 10.
Nr. 653. Setz saltz vff [auft'J.
In allen hendlen , la|5 [das ist laji in all dein worten
vnd wercken] einn ernst vnd scherpife neben der
freundtlicheyt sehen etc. [ita.] [dann saltz mä(i ym-
mer neben der spei|5 sein, sawr neben siefi].
So weit meine Beweisführung, deren für mich zwingende
Kraft ich gerne auch an Andern sich bewahrheiten sähe.
Sollte aber S. Franck vor dem wissenschaftlichen ürtheil
fortan als Veranstalter dieser Sammlung von 1532 gelten, so
ergibt sich unmittelbar für sein Leben und schriftstellerisches
Wirken noch ein und das andere anziehende Resultat.
Nach dem Druck seiner Geschichtbibel, „vollendet am
Fünfften Tag des Herbstmonats 1531", wurde Franck bekannt-
lich aus Strafsburg vertrieben. Er begab sich aber nicht, wie
Bischof, S. Franck und deutsche Geschichtschreibung, S. 14,
annimmt, nach Justenfelden ; die von dorther datierte Schrift
über das Laster der Trunkenheit erschien bereits 1528, nicht
erst 1531 ; sein nächster Aufenthaltsort wird vielmehr Frank-
furt gewesen sein, wo die hier besprochene Sammlung „Im
Hewmon 1532" erschien. An demselben Orte wurden gleich-
zeitig einzelne Abschnitte aus seiner Geschiehtbibel als selb-
ständige Werke gedruckt, muthmafslich auch bei Egenolf; so
nach Gödeke, Grundrifs, S. 112: Belagerung und Zer-
störung Jerusalem; vielleicht auch die Ausgabe der Sieben
weisen au jS Grecia. o. 0. u. J. 4.
Eine spätere Ausgabe dieses Schriftchens besorgte jeden-
falls Egenolff im Jahre 1540; s. Bischof, a. a. 0., S. 34.
*) Die schwankende Orthographie kommt natürlich nicht in
Betracht.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
10
Da nun das grofse Werk S. Franck's über die Sprichwör-
ter in demselben Verlage 1541 erschien, so hätten wir hier
die an S. Fraiick nicht seltene Erscheinung wiederum zu beob-
achten, dafs er die hervorragenden Leistungen seiner schrift-
stellerischen Thätigkeit im Keime Jahre lang mit sich herum-
getragen und flu- dieselben gedacht und gesorgt hat. S. Franck
verräth sich überdies als Freund der sprichwörtlichen Rede in
jeder seiner Schriften; auch seine grofse Sannnlung von 1541
bat im Wesentlichen denselben Charakter, wie diese an Agri-
cola sich anlehnende. Was ihm hier der Mansfelder war, das
sind ihm für das Hauptwerk zunächst die 'ammlungen aus
dem Alterthum von Erasmus u. a., Neulateiner wie Valentin
Vives, Murmelius, H. Bebel und die niederdeutschen Lands-
leute Tappius und Tunionis.
Nur zeigt sich darin die gröfsere Reife und Gediegenheit,
dafs, während Franck 1532 sein Büchlein noch zum gröfsten
Theil mit dem aus Agricola entlehnten Stoff anfüllt, er 1541
weit über seine Vorgänger herausgewachsen ist. Ihre dürfti-
gen Vorlagen dienen ihm nur als Anknüpfungspunkt, um den
Stoff mehr als zu verzehnfachen und durch eingehende Erörte-
rung zu vertiefen.
Vielleicht aber e;"-'ärt sich auch iiieraus, wie wenig oder
vielleicht gar nicht Franck im Jahre 1541 auf Agricola Rück-
sicht genommen hat. Siehe C. Schulze in Herrig's Archiv
1862, S. 156 und seine treffende V\^iderlegung meines bezüg-
lichen Irrthums ebendaselbst, 1863, S. 115 ff.
S. Franck scheint zuweilen Wiederholungen grundsätzlich
gescheut zu haben ; die Sprüche der sieben Weisen in sei-
nem Sprichwörterbuche haben keine oder nur eine äufserliche
Namensgemeinschaft mit dem entsprechenden Abschnitt der Ge-
schichtbibel.
Ich stelle es jedem anheim, diese Thatsache als Argument
dafür zu benutzen, dafs S. Franck's Geschichtbibel die Quelle
für die Egenolfüsche Sammlung von 1532 gewesen ist, dafs
er sich selbst nicht so unmittelbar könne ausgeschrieben ha-
ben. Dann können nur subjective Momente entscheiden, Stil
und Gesinnung des Verfassers ; die dafür beizubringenden Ein-
zelheiten scheinen mir immerhin zahlreich genug, um durch ihre
Fülle den Charakter eines objectiven Beweismaterials anzu-
nehmen.
Schwerin. Friedr. Latendorf
Geistliche Scherze des Mittelalters.
II.
Lectio Danielis prophetae.
Fratres, ex nihilo vobis timendum est. Quoniam qnidem
in principio Dens plasmator hominum postquam fecit hominem,
nolens eundem siti et inedia deperire, ilico creavit Cyphum et
Cannam. Cyphus autem erat inanis, et Canna erat vacua. Et
Spiritus potatoris ferebatur super Cannam. Viditque potator
quod vinum esset bonum, et dixit: Rorate Cyphi desuper, et
Canna pluat mustum : apcriatur Cyphus, et inebiiet potatorem.
Ceteri omues dicebant : Vos sitientes venite ad tabernam , et
qui non habet panes, vendat tunicas suas, et emant gladios.
Scriptum est cnim : Si csurit inimicus tuus, appone ei ferrum
et lapides. Si sitit, silices da ei bibere. Lapis cnim et sal
est vita hominis. In bis quoque duobus tota lex pendct et
prophetae. Et Bohcmi mortui sunt. Et occiderunt multos, et
effugi ego solus, ut nunciarem vobis, quia caecus iiatus est.
ünde dicit Vergilius in Canticis Canticorum : Si videris fratrem
tuum necesse habere, erue ei oculum, et proice abs te. Et si
perseveraverit pulsans, erue ei et alterum. Judas autem Ma-
chabaeus qui dicitur Scariot, dixit discipulis suis : Habetis ali-
quid quod manducetur? At illi dixerunt: Domine, ecce duo-
gladii hie. Ait ille : Satis est. Et mauducaverunt, et saturati
sunt nimis. Et ambulaverunt in fortitudine cibi illius in Do-
thaim. Postquam autem Alexander percussit Darium, stravit
Abraham asinum suum, et ascendit in arborem Sicomorum, et
traxit rete in terrara, plenum quadratis rusticis *). Piscatores
autem calefaciebant se ad glacies, ne forte tumultus fieret
in piscibus. Petrus autem tunica succinxit se, quia frigus erat.
Dixitque : Vado piscari. Erat autem ibidem foenum multum
in loco. Rete autem eorum rumpebatur prae multitudine pi-
scium. Et ait ad eum Dathan: Unde veuis Sathan? Qui ait:
Circuivi terram, et perambuhxvi eam. Et tota domus impleta
est ex odore ungenti, incipiens a Galilaea usque huc. Hiero-
boam vero dixit servo suo : Amice, quomodo huc intrasti, non
habens ventrem nuptialem V At ille dedit ei alapam diceus :
Domine , unde me nosti ? Saul enim quaerebat David regem,
et amputavit auriculam eius dextram et pedem sinistrum, et
ait: Amice, non facio tibi iniuriam ; tolle quod tuum est, et
vade. At ille gaudens abiit, et narravit omnibus quanta fe-
eisset sibi bona. Et laqueo se suspendit. Laban autem ge-
nuit Nabuchodonozor in transmigratione Babilonis. Dixitque
Nathan : Domine, non sum dignus ut intres coquam meam, sed
tantum die verbo, et assabitur gallus meus. Et statim auca
cantavit. Tunc Beelzebub erat eiciens Daemonium, et illud
erat mutum. Et illi non poterant resistere sapientiae et spi-
ritui qui loquebatur. Videntes autem discipuli quod multa esset
malitia super terram , dixerunt ei : Videamus an Hellas veniat
ad deponendum eum. Cumque irent, invenerunt Symonem quen-
dam veuienteni de via, et sciscitati sunt ab eo ubi Christus
nasceretur. At ille ait : Viam trium dierum ibimus in solitu-
dine. Non enim sciebat quid loqueretur. Euntes itaque in
civitatem quae vocatur Naim , et factum est mane et vespere
una Sabbatorum venit Jesus ianuis clausis, ubi erant discipuli
clausi. Prae timore autem eius exterriti sunt custodes, ita ut
praeses miraretur vehementer. Jesus autem videns malitiam
eorum dixit per similitudinem : Nunquid non dixi vobis : nolite
*) Quadrat! rustici kommen auch in einem Lied bei Feifalik,
p. 169, vor.
11
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
12
peccare in piicrum ? Scio cnim quod Jesuiu quacritis Allcliilia.
Accedens autem iinus ex discipiilis dixit ; Magister, sciiuiis cjnia
verax es. Die ergo ut lapides isti panes fiant. Respondens liuic
alt: Quid mihi et tibi est, mulier? Ncscis quia in Ijis quae
patris raei sunt, oportet me esseV Dico autem vobis quod
aniodo non videbitis nie, donec pouam iiümicos meos scabellum
pcdum meorum. Pharisaei autem inieruut consiliuni adversus
Jcsum, diceates : Eamus in Dotliaini, scd non in die feste. Per-
rexerunt ergo, et invenerunt sicut praedixerat eis Jesus. Et
paraverunt Pascha. Thomas igitur unus ex illis qui dicitur
Bibulus, non erat cum eis quando manducaverunt Pascha. Ve-
nit ergo Thomas et ait : Jeiuno bis in Sabbato, et ter in sexta
feria coraedo. At iili dixerunt : Blasphemat. Quid vobis vide-
tur y Tunc ait rex : Ligatis pedibus et non manibus mittite
eum in cellarium iuxta lagenam plenam. Et erit potus poste-
rior maior priori. Tu autem potum fac nos infundere totum,
ut fratres nostri omnes de potu inebrientur. Amen.
Diese und die in Nr. 11, 1867, abgedruckte Predigt gehören
in das Gebiet des blühenden Unsinns oder, um einen Berliner
Ausdruck zu gebrauchen, des höhern Blödsinns. Es ist aber eine
gewisse Methode darin, eine Art von Thema, das den Varia-
tionen zu Grunde liegt. Ein leiser Anklang findet sich schon
in dem Evangelium secundum Marcas argenti, Carm. Bur. p. 22.
Unverkennbare Verwandtschaft aber zeigt die Passio cuiusdam
nigri monachi secundum luxuriani, welche Julius Feifalik in den
Sitzungsberichten der Wiener Akademie 36, 173 aus einer Pra-
ger Handschrift des 15. Jahrhunderts mitgetheilt hat, wiihrend
die unserige aus Westfalen stammt. Genauere Angaben über
dieselbe und weitere Mittheilungen behalten wir uns für den
folgenden Artikel vor.
Heidelberg. Watteubach.
Alemannische Rechtsaltertliümer und Weisthümer.
Das Bahrrecht*).
1) ,,Ufl' das stunden die gcmelten richter ziisamen und
erkanndten sich mit ainhelliger urtail ufl' ire aide zu urteilen,
raügen N. undt N. baidt obgenanndt uff des toten leich-
namswunden und jeglicher seine baidt fingerindie
wunden legen undt da schwören leiblich ayd zu Gott undt
*) Das Fliefsen der Wunden in Gegenwart des Mörders wird
noch behauptet in der Magia naturalis „Geheime Unterredungen zwi-
schen zweyen vertrauten Freunden — von der Magia Naturalis u. s. w.
zum Druck gegeben von dem Collegio Curiosorum in Deutschland.
Im Januario 1702. Gedruckt zu Cosmopoli. 8." S. 99 : „An-
derer häuffigen Wirkungen des Geblüts zu geschweigen, gebe ich
dem Herrn nur in Observanz zu ziehen, ob das nicht wunderlich
genung und doch natürlich zugehe, wenn das Blut eines
umgebrachten Menschens seinen eigenen Thäter ver-
räth, wenn es von dem todten Körper contra ordi-
nem naturae fliefset, wie solches der ganzen Welt be-
kand ist."
den Hailligen, das sie baidt an dem totschlag, so da gegen-
würtig stöh unschuldig seien und weder hilf noch rat darzü
getan haben."
— „das er des geniefs und den genandten bürschvogt sei-
ner clag halb nit zu antworten hab und das die genandten
richter davon ain jeglicher vorgemeldter schwören wöU zu dem
todten leichnam hinzugangende, ob sich die wund
e n d e r n w o 1 1 , das sie das oflneten. welicher aber solliches
recht nicht thät, so soll furo beschehen, was recht wäre."
— „uft' das so volnfüren die obgenannten N. N. — sol-
lich recht jeglicher insonder, wie inen ertailt ward uff das
fraglich obgenanter bürschschulthaifs die genanten richter uff
jr aide, ob sie an der wunden des todten leichnams
der da gegenwirtig stund dehain enderung hetten
gesehen, antworten sie do all ainraudiglich : da hetten sie kein
enderung gesehen."
Dieses Bahrrecht stammt aus dem Jahre 1473 und ist
in einer erneuorten Copie von mir in dem Rottwoiler Archiv
gefunden und abgeschrieben worden.
Dam-it stimmt eine Schwyzer Todtschläger- Ordnung von
1342; das Landbuch von Uri, das Luzerner Formelbuch u. s. w.
Üsenbrüggen, R.A., Heft II, 108 fi'. bringt iuteressar.te Fälle
noch aus dem 16. Jhdt. bei.
Das Bahrgericht fand beim Todtschlag statt, wenn der
Thäter unentdeckt, aber Verdacht gegen einen oder mehrere
vorhanden war. Man liels sie an die Bahre treten und den
Leichnam berühren, im Glauben, bei Annäherung des Schuldi-
gen werde er zu bluten beginnen. Unterblieb das Bluten, so
hatte sich der Beargwöhnte durch sein Vortreten gereinigt.
Grimm, R.A., S. 930 ff.
2) Anno 1473 wurde Michel Rothanfs von Weiler erschla-
gen. Man klagte deswegen acht Thäter an, die der Pürfsvogt
vor das Malefizgericht forderte. Sie waren die That nicht
kanntlich, da trug man den Leichnam des Erschlagenen in's
Pürfsgericht und es wurde gemeret: zwei von den An-
geklagten, Conrad Gontzli von Neuhausen uud Hans Hengstler
von Weiler sollen ihre Schwörfinger in die Wunden le-
gen und einen Ayd schwören, dafs sie den Todtschlag nicht
gethan. Sodann wurde Unifrag gehalten, ob keine Veränderung
an der Wunde geschehe? Da begehrte der Pürfsvogt, dafs
die andern sechs ebenfalls in die Wunde schwören sollen. Die
Richter traten alle hinzu, sahen wieder keine Aenderung und
die Angeklagten wurden des Todtschlags ledig erkannt und ih-
nen deswegen ein Brief zugestellt.
So gibt von Langen in seiner Geschichte Rotweils obige von
mir urkundlich ausgehobene Bahrgerichtsverhandlung 1.
Solches Gerichtsverfahren des Pttr fsge rieht s dauerte
bis zur Einführung des römischen Rechts in Rotweil.
Noch von 1.503 berichtet Petermann Etterlin in seiner
Kronika (Basel, 1507) einen Bahrrechtsfall: die ausgegrabene
Frau fängt noch nach 20 Tagen an zu schäumen, wie ihr Mör-
der, ilir Mann, herzutrat, und wie er schwören sollte, fieng sie
13
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
14
an zu bluten, „dafs das Bluot durch die Bar niederrann, und
entfarwet sich." Etterlin bringt in demselben Capitel noch ein
ähnliches Exempel aus Zürich, nur mit dem Unterschiede, dafs
das ßlutschvvitzen des Mordinstrumentes den Mörder zum Ge-
ständnisse uüthigt. Vergl. Unoth, 2. Heft, 126.
Der Happich *).
„Es hat jetzernielte Castenvogtei zu Chur ain sollichen
brauch und ain solliche gewonhait, das alle jar ain bischoflf zu
Chur seinen kastenvogt mit ainem federspill und nämlich mit
aineni happich verehrt, wie nun sollich ampt an herzog
Friederichen von Schwaben khomen ward im järlich gen Rot-
weil in die statt geschickht, zu denen er ain sundern gnaig-
ten gnedigen willen trüg, urab des willen, das die burgerschaft
daselbst vor jaren ir leib und guot zu dem römischen könig Con-
rad, dem dritten difs namens, der dises flirsten anherrn brfider
gewesen, so.newlich gesetzet wider kaiser Lotharium." 1190.
„Sunst hat herzog Hainrich des römischen kaisers anderer
bruder herzog Conraden von Schwaben die kastenvogtei über
das bisthumb Chur sampt der Verehrung des happichs —
den järlichs der schulthaifs der Stadt Rotweil empfieng, zu le-
ben verliehen."
„Wie aber dieser fürst herzog Fridrich hernach wider die
ungleubigen mit seinem her vater dem kaiser ziehen, willens,
als er auch thet und laider dahin den blieben, schenket
er zuvor dem schulthaissen gemelter statt und allen seinen
nachkommen diese herrlich kait oder gerechtig keit
des happichs, den jme vorgendts jars die bischöf zu Chur
geben haben."
„Und wiewol nach abgang herzog Fridrichs dieses lehen
*) Mit diesem Weisthum haben wir zugleich die Bestätigung,
dal's Rotweil schon im 13. Jahrh. einen Schultheiis hatte. — -
Langen sagt S. 68 : „Als Friederich Barbarossa den Bischof Egino
von Chur zum Fürsten des Reichs machte und dem Stifte viele
Privilegien gab , so übertrug dieser Bischof dagegen dem Sohn
des Kaisers , dem Herzog Friederich , die Kastenvogtei über das
Stift Chur. Kun war es gebräuchlich, dafs der Bischof von Chur
dem jeweiligen Kastenvogt alljährlich ein Federspiel verehrte, und
fiel diese Verehrung laut Urkunden dem Schultheiis von Rotweil
zu (als des Reichs Amtmann). - — Das Rotweiler Schultheifsen-
amt war also ursprünglich kein städtisches Amt, sondern ein kai-
serliches; der Bürgermeister leitete die städtischen Angelegen-
heiten. Bei Rathssitzungen safs der Schultheifs unten gegen die
Thüre zu ; der Bürgermeister hatte den Vorsitz. Später sind beide
städtisch. A. 1546 : Der Bürgermeister soll künftig nicht mehr
bei der Thür sitzen, sondern an der obersten Stelle, dem Schult-
heifs auf der rechten Seite. Das Schultheifsenamt löste a. 1401
die Stadt von K. Ruprecht aus; es war also von da an städtisch
und dauerte auch neben dem Bürgermeisteramt fort; besonders
handelte es beim Stadtgericht Straffälle ab und nahm Appellatio-
nen von Rathsbesohieden an. Ganz später blieb dem Schultheifsen-
amt nur noch die Erledigung der Gantsachen. Der Bürgermeister
hatte die Straffälle. Beide wechselten in der Regierung jährlich ab.
der castenvogtei zu Chur an herzog Conradten von Schwaben
seinen anderen brüder gefallen , darnach an herzog Philip-
pen III., so ist doch der happich all wegen dem schulthais-
sen zu Rotweil als des reichs amptmann blieben und järlich
geben worden.''
„Es hat auch bischof Hainrich des römischen Kaisers an-
derem bruder, herzog Conradten von Schwaben die casten-
vogtei über das bistura Chur sambt der Verehrung des hap-
pichs, den järlichs der stattschulthaiss zil Rotweil empfieng
ze lehen verliehen, gleichergestalt wie vor ime weiland herzog
Friedrich von Schwaben sollich lehen von seinem vorfaren Bi-
schof Egino auch empfangen gehabt."
„Dises herkommen des Churerschen happichts hab ich
— verstandt Herr Hans Conrad Hettinger so lang zeit gemai-
ner statt Rotweil schulthaifs und burgermaister gewesen —
es in ain buoch geschriben, das der wolgeboren mein sunders
gnediger herr GrafV Wilhelm und Wernher von Zymbern mit
seiner band geschriben." —
— „darinn sie etwann bis der bott mit ainem happich
abgefertiget mögen werden, um gedult bitten."
(Aus den Rathsprotokollen von 1580 an.)
Happich zu Chur. 1580.
„Uff abermals überschikten hap picht und darbei getho-
nen des bischöflichen hofmaisters zil Chur schreiben, weil der-
selb abermals als zum federspil untauglich überschikt, ist die
antwurt, das uff künftig jar zuo gcbürender zeit us der ain-
spenniger oder ain anderer, dem soliches federspil "bekant
beneben ainem ernstlichen schreiben, dafs man fürhin solichen
untauglichen happich anzunemen nicht geraeint, sondern so-
liches mit für aine geringe Verachtung aufnehme."
(Schluls folgt.)
Inveutariuiu Custodia firisiiigeiisis*).
A" Dni Millmo quadringentes™" quinquages™" sex'" die
S. Oswaldi Regis quiuta Mens. Augusti praesentibn^ Reverendss™"
in Chro Patre et Dno Dno Joanne Epö ac venerabilibus Patri-
bus Düis Joanne Tiendl Decretalium Doct™, Udalrico Kemna-
ter Custode, Wilhelmo Taz et Joanne Stadler Decretal: Do-
ctore Canon"'« Ecclilc frisingens. in Sacristia interiori Res et
bona infra scripta repertte sunt in Custodia defuncto venera-
bili viro Dno Wigislao de Rorbach Canc et Custode seu The-
saurario ipsius Eceli;e frisingensis.
Item Prinio Crucifixum argenteum magnum et in parte
deauratum.
Item Crucifixum magnum totum deauratum cum lapidibus
pretiosis unacum pede. Deficiunt tum in cruce et pede lapides
actui) et prsesertim in extremitatibus crucis.
*) Heckenstaller's Frising. Bd. CCLXI. Aus einer Copie des
18. Jahrh. Vgl. Anzeiger 1867, Nr. 10, Sp. 303 f.
') octo?
15
Anzeiger für Kunde der deutsclien Vorzeit.
16
Item parua Crux cum parillo (?) et lapidibus pretiosis, in
qua coutinetur lignura Sctae Crucis.
Item Crux parva siue pede deaurata cum quatuor lapidibus.
It. tres Cruces argenteje deauratse, quae in processionibus
deferuntur cum lapidibus et geramis, de quaruin numero com-
prehensa est crux, qua? communitcr ante Dnüm Epüm defertur.
It. Smaragdus pretiosissimus oblongus cum pede argenteo
deaurato.
Item Jaspis ad modum sintell»'*) pro aspersorio pretiosus
ornatus argcnto deaurato.
Item quatuor capita argeutea deaurata, ornata cum gem-
mis pretiosis videlicet SS. Corbiniani, Alexandri, Sigismundi et
Lantperti.
Item imago Bte Virginis argentea deaurata bajulans Pue-
ruui in una Manu cum avicula in reliqua.
Item alia imago Bt.-e Virginis argentea tota etiam deau-
rata, et noviter comparata expensis Ecclia> et duorum fratrum
laicorum. videlicet Jacobi et Georij de Kamer.
Item brachium S. Corbiniani in parillo cum gemmis, quod
donavit Dniis Nicodemus Epüs.
It. duo lignea deargentata cum Reliquiis.
It. Monstranzea argentea deaurata in qua defertur corpus
Christi.
Item Monstranzea alia deaurata argentea cum reliquiis ro-
tunda et anipla.
Item duae argenteae Monstranzie cum parillis et reliquiis
non deargentatie.
It. Annunciatio Bt« Virginis in duabus imaginibus argen-
teis, quas Dnüs fleckl dedit.
It. cuppa cum reliquiis in parillj per totum argento deau-
rato ornata.
Item Ovum struthionis.
Item quatuor canw (cannse?) argentea deauratae ad usum
calicis in die coense.
Item piccarium argenteum deauratum cum copertorio quod
Weychser dedit ad mandatum.
It. calix aureus cum patena aurea per totum de forma
antiqua ornatus ab infra cum certis lapidibus pretiosis.
It. duo Calices magni argentei, quorum unus in pede cum
floribus alter vero cum imaginibus decorati sunt.
Item tria thuribula argentea deaurata.
It. vas argenteum ad modum navicuhne quod defertur ad
altare cum thure.
Item dua; ampuUse argenteoe ad altare et una alia cum
oleo Infirmorum.
Item una cuppa siue sintella argentea pro aspersorio.
') Nach Lang ein „Weich-Wald" (d. i. Weih-Wadl, Weihwedel.
D. Re,l.)
It. duo candelabra argentea qiiorum unum in parte fra-
ctum est.
It. quatuor lapides ornati argento deaurato, quorum duo
in pcdibus, alii vero de piano, super (juibus Reliquise poni con-
sueverunt.
lt. dua; ampull»'') magn;e argentea? in quibus Chrisma et
oleum per Canonicos juvenes deportantur.
lt. duo Vitra magna ad usum mandata in die cama;.
It. baculus summi Scholastici.
It. plenarium magnum cum argento deaurato ornatum.
lt. Saccus albus nudus cum reliquiis.
It. balsamus in pyxide lignea.
lt. capsa lignea ornata argento deaurato et gemmis.
lt. plenarium paruum cum eburneis imaginibus insculptis.
It. una infula pretiosa cum gemmis et perilis, quam Dfis
Nicodemus dedit.
It. alia infula antiqua cum gemmis pretiosis et imagini-
bus geschmelczt.
It. alia de solis perilis (Perlen ?), quam Dns Joannes Car-
dinalis et Epüs dedit.
It. alia de veluto blanco cum perilis, quam Düs Albertus
Suffraganeus dedit.
It. duaj aliae Infute antiquse simplices.
It. duo paria chirothecarum.
It. duo baculi pastorales argentei et unus cupreus.
It. pectorale pretiosum cum perilis et lapide amatista ar-
genteum.
lt. annulus pastoralis magnus.
lt. Crux pectoralis parva pro Epo.
lt. Pectorale quoddara rotundum deauratum cum Perl-
Muetter.
lt. Capsa argentea deaurata pro Sacramento.
It. lapis gamateum (?) cum capite Leonis.
lt. duas Monstranceae, quse dominicis diebus portantur, qua-
trum una est argentea et alia cuprea.
It. in Sacristia prope chorum calices quatuor, unus ma-
gnus et alii tres minores.
It. imago Btae virginis quam Sctus Lucas depinxit.
Quibus sie receptis et inventis ac in numerum redactis ac
a venerabili viro Diio Udalrico Kemnater Canont^o et Custode
seu thesaurario präfatce frisingens. Ecclia; assignatis prsesentes
inde pro inventario sunt conscripti et sigillo judicij Ecclia; fri-
sing. roborati in evidentiam praemissorum.
Datum frisinga; Anno Mense et die praenotatis.
Graz. Zahn.
') Nach Lang eine davon 6 Schuh hoch und U9 Mark Silber
wiegend.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction: A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Sebald'sche Bnchdrackerei in Nürnberg.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KÜNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1868. JW 1. Januar.
Chronik des germanischen Museums.
Nürnberg, den 15. Januar 1868.
Wir haben unsern verehrten Freunden im vorigen Monate Mit-
theilung gemacht, dal's unserer Nationalanstalt durch Uebernahme
des Protektorats von Seite Sr. Majestät König Ludwigs II. von
Bayern eine grolse Förderung zu Theil geworden ist. Der zu-
sammenberufene Verwaltimgsausschul's hat in seiner am 16. Decbr.
abgehaltenen Generalconferenz seiner Freude darüber Ausdruck ge-
geben und zugleich eine Adresse an Se. Majestät beschlossen, wel-
che von diesem Ausdruck der Freude, verbunden mit dem des
Dankes, Kunde geben sollte. Die Adresse lautet :
Allerdur chlauchtigster,
Grol'smächtigste r König!
Allergnädigster König und Herr!
Gestatten Eure königliche Majestät der Vorstandschaft und dem
Beisitzercollegium des germanischen Museums, durch diese aus der
Mitte der heute nach Nürnberg berufenen Generalconferenz abge-
ordnete Deputation entgegenzubringen einstimmigen Ausdruck der
Freude und des Dankes Allerhöchst Ihrem gro'sen Entschlüsse, des-
sen Kundgabe an die deutsche Nation wir heute entgegengenommen
haben.
In diesem aus Allerhöchst eigenem Antriebe erflossenen Ent-
schlüsse erblickt die Gesammt Verwaltung des germanischen Museums,
erblickt die durch dieselbe vertretene deutsche Nation die Aeul'se-
rung des hohen Interesses, welches Eure königliche Majestät die-
ser aus den Beiträgen des ganzen deutschen Volkes gegründeten
und geförderten Nationalanstalt zugewendet haben.
Wir begrül'sen dieses Interesse mit der freudigsten Hoffnung;
denn welche Gewährschaft für die gedeihliche Entwicklung und
Blüthe des grolsen Werkes wird uns durch Allerhöchst Ihr könig-
liches Wort !
Deutsche Kunst und Wissenschaft haben von jeher geblüht un-
ter der glorreichen Regierung des Hauses Witteisbach; davon| er-
zählt die Geschichte, davon zeugen hundert Werke, von Eurer Ma-
jestät ruhmreichen Ahnen errichtet. Noch stehen wir inmitten der
Thätigkeit, die von Eurer Majestät allergnädigstem Grol'svater und
höchstseligem Vater hervorgerufen und gefördert wurde. Wie sich
grolse und segensreiche Wei-ke der Wissenschaft und Kunst, die
weit über Bayerns Grenzen hinaus Anerkennung gefunden haben,
an deren erhabene Namen knüpfen, so werden auch Eure königliche
Majestät, deren allergnädigste Huld schon so vielfach befruchtend
auf Kunst und Wissenschaft ausgestreut ist, der Anstalt, an welche
Allerhöchst Sie Ihren erhabenen Namen knüpfen, und der Sie durch
Uebernahme ihrer Protektion das glänzendste Zeugnil's ihrer Be-
deutsamkeit geben, durch allerhuIdvoUste Förderung und Unter-
stützung, durch Königliche Freigebigkeit in Gewährung der ihr
noch abgängigen Mittel zum Zwecke die Erreichung ihres durch
die Satzungen vorgezeichneteu nationalen Zieles sichern, auf dal's
das Werk einst dastehe, würdig seines hohen Protektors, würdig
des Dankes künftiger Geschlechter — der Stolz einer grolsen Nation I
Indem wir, begeistert von diesen Gefühlen, den Dank der Ge-
samnitverwaltung des germanischen Museums, den Dank der ganzen
deutschen Nation vor den Stufen Ihres erhabenen Thrones nieder-
legen, schliel'sen wir mit dem Wunsche :
Gott erhalte, schütze und segne den Allerhuldvollsten Pro-
tektor des germanischen Museums I
und verharren in allertiefster Ehrfurcht
Eurer königlichen Majestät
allerunterthänigst gehorsamste
Gesammtvertretung des germanischen Museums, und zwar
im besonderen Auftrage der Generalconferenz
V. Aufsefs, Ehrenvorstand.
Essenwein, I. Vorstand.
Frommann, II. Vorstand.
Nidermaier, Rechtsconsulent.
Dr. Fickler, Mitglied des Gesammtverwal-
tungsausschusses.
Dr. D i e t z , Mitglied des Gesammtverwal-
tungsausschussea.
Eine gewählte Deputation, bestehend aus dem I. Vorstand und
zwei Mitgliedern des Verwaltungsausschusses, den Herren Prof. Hof-
rath Dr. Dietz aus Nürnberg und Prof. Dr. Fickler aus Mann-
heim, hatten die Ehre von Sr. Majestät zu einer Audienz empfangen
zu werden und diese Adresse zu verlesen und zu überreichen, zu-
gleich aber auch ein Verzeichnil's der Mitglieder des Verwaltungs-
und Gelehrtenausschusses, ein Exemplar des Organismus, eine Ueber-
sicht über Activa und Passiva der Anstalt , sowie den letztjährigen
Etat. Se, Majestät geruhten, sich eingehend mit den Mitgliedern
der Deputation über die nächsten Bedürfnisse der Anstalt zu unter-
halten und machten so erfreuliche Zusicherungen, dal's wir uns der
frohen Hoffnung hingeben können, das Institut nun bald auf der
Höhe zu sehen, die ihm gebührt und welche zu erreichen vom An-
fang an das Bestreben der Verwaltung T\ar.
Um aber auch Allerhöchst ihr Interesse sofort zu bethätigen,
lielsen seine Majestät 2000 fl. zur Zahlung einiger Rückstände an-
weisen.
Noch nie hat die Anstalt mit solcher Freude und so schönen
Hoffnungen den Beginn eines neuen Jahres gefeiert. Mögen aU un-
sere Freunde warmen Antheil nehmen an dieser Freude !
Die Gnade Sr. Majestät König Ijudwig's I. hat uns in die Lage
gesetzt, einige dringende Baubedürfuisse nun zu befriedigen, und
nachdem schon vor Eintritt der rauhen Witterung damit begonnen
worden, können wir hoffen, die neuen Räume bis zum Herbste d. J.
vollendet zu sehen und solche ihrer Bestimmung zu übergeben.
Se. Majestät, unser hoher Protektor, haben die freudige Aussicht
eröffnet, bei der Schlulssteinlegung anwesend zu sein,! und wir hof-
fen, dals dann auch viele Freunde der Anstalt sich um; deren Protek-
tor schaaren werden.
19
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
20
Mit Bedauern haben wir den Verlust eines Mitgliedes unseres
Gelehrtenausschusses zu melden, da der Tod uns am 21. Dec. 1867
Herrn Domcapitular Dr.. J. Sighart zu München entrissen hat.
Dagegen können wir aber auch mittheilen, dal's dieser Ausschufs
eine Eeihe neuer thiitiger Kräfte gewonnen, indem die folgenden,
am 16. Sept. v. J. erwählteu Herren nunmehr die Annahme der
Walil erklärt und ihre Diplome erhalten haben :
Bergan, Rudolf, Architekt, in Danzig.
Culemaun, Friedlich, Senator, in Hannover.
Darcel, Alfred, Conservator am Louvre-Museum zu Paris.
Dem min, August, Privatgelehrter, in Paris.
Denzinger, Franz Joseph, Dombaumeistcr, in Regensburg.
Dudik, Beda, Dr. und Professor, Landeshistoriograph von Mähren,
in Brunn.
Haus er, Gustav, Professor am Realgymnasium zu Nürnberg.
Ipolyi-Stummer, Arnold, Domherr, zu Erlau.
Karamel. Heinr. Julius , Direktor und Professor am Gymnasium
zii Zittau.
Kaufmann, Georg, Dr., CoUaborator am Gymnasium zu Göttingen.
Knochenhauer, Dr., in Bückeburg.
Leitner, Quirin, k. k. Hauptmann, Direktor des Waffeumuseums
im Arsenale zu Wien.
Müller, H. A., Dr., Oberlehrer am Gymnasium zu Bremen.
Müller, Ludwig, kgl. Studienlehrer und Stadtarchivar, zu Nörd-
lingen.
Ritschi, Friedr. . Dr., Universitäts- Professor, geh. Reg.-Rath, in
Leipzig.
Schmidt, Chrn. Wilh., Architekt, in Trier.
Schmidt, Friedrich, k. k. Oberbaurath, in Wien.
Wattenbach, Wilh., Dr., Universitäts-Professor, in Heidelberg.
Weerth, Ernst aus'm, Dr., üniversitäts-Professor, in Bonn.
Wiechmann, L. M., Dr., Gutsbesitzer auf Kadow (Mecklenburg).
Zahn, Joseph, k. k. Universitäts -Professor und Archivvorstand,
zu Graz.
An neuen Jahresbeiträgen wurden seit Veröffentlichung
der letzten Zusammenstellung folgende augemeldet :
Von Vereinen : Hellbronn a. N. Biirgerverein 5 fl. Landshut.
Gesellschaft Casino 2fl. . Gesellschaft Frohsinn 2 fl. Wien. Päda-
gogischer Verein 5 ü. 50 kr.
Von Privaten : Ansbach. Bez.-Ger.-Rath von Baumer 1 fl.
30 kr. , Consistorialrathswittwe Sixt 2 fi. Bückeburg. Conrektor
Dr. Fuchs 1 fl. 45kr. , Oberlehrer Habersaiig 111. 45 kr. , Dr. Kno-
chenhauer 1 fl. 45kr. , Prorektor A. NOldeke 111. 45 kr. Coburg.
Oberhofgärtner Eulefeld 1 fl. 10 kr., Kaufmann Frommann in Neu-
stadt 111. lOkr. , Diaconus Prager 1 fl. 12 kr., Commerzienralh Si-
mon 1 fl. 45 kr. Danzig. Pfarrer .\dolf Mundt 1 fl. 45 kr. Det-
mold. Kamiiierlierr u. Uofjägermeister a.D. Freih. v. Donop-Alten-
don(j]i 7 H. Heilbronn a. N. Stadtpfarrer Reiff 1 fl., Professor Rieck-
her 1 fl. Immenstadt. Steinmetzmeister Ma.K Forstcnhauser 1 fl.,
Guts- und Braucreibesitzer Joseph Hofs 1 H. . Kaplan J. B. Kreb
in Oberstaufen Ifl., Stadtpfarrer J. W. Lederle Ifl., Pfarrer A.
Mavr in Untermaiselstein 1 fl., Curatbenefiziat M. Riedmüller in
Bühl Ifl., k. Revierförster Karl Schielsl Ifl. Landau a. d. Isar.
k. Bez. -Amtmann Alb. Regnet 1 H. Landshut. Fabrikbesitzer Gg.
Fahrmliaflier Ifl. Lübeck. Dr. med. llenci. v. Kelking Ifl. 45 kr.
Mergentheim. (Miiihtsaktuar Kraufs Ifl., Gerichtsaktuar W. T'h-
land 1 ■!. Nördlingen. Dekan AuAt. Rutz 1 fl. Nürnberg. Kauf-
mann Fr. Vieingartner 1 fl. Rennertshofen. Pfarrer und Dekan
Jos. Maier in Rohrbach Ifl., Benetiziat Beruh. Mayr Ifl. Roten-
burg (Kurhessen). Fürer Ifl. 45 kr., Major von Hofe Ifl. 45 kr.,
Freih. v. Trott zu Sotz 1 fl. 45 kr. Welda. Zimmermeister Klitzsch
Ifl. 10 kr., grolsh. Rechnungsamts- Assistent R. Schulz Ifl. 10 kr.
Welssenburg a. S. Studienlehrer L. Götz 1 fl., Pfarrer u. Senior J.
G. Somiiiev 1 il. Wien. Graf Ernest Hoyos Hfl. 40 kr. , Graf Jo-
seph Seilern 23 fl. 20 kr.
Einmalige Beiträge wui-den gegeben:
Von Vereinen: Heilbronn a. N. Diözesanverein 2fl. 42 kr.,
Gesellsch;if't llariiiüiüe 10 11.
Von Privaten: Danzig. Oberstlieutenant v. Bonin 3 fl. 30 kr.,
Majorv. Quitzow 3 11. 30kr. Hellbronn a. N. Dekan Lang 30 kr. Stadt-
Steinach. Pfarrer ,\ures in Untersteinaeh 80 kr., Rektor Dcuerling
in Stadtsteinach 30 kr., Pfarrer Fiek in Prefseck 36 kr., Pfarrer u.
Dekan Hechtflscher in Seibelsdorf Ifl., Pfarrer Krug in Euchen-
reuth 1 fl. 10 kr., Pfarrer Leupoldt in Grafengehaig 30 kr., Pfarrer
Reusch in Rugendorf 35 kr. , Pfarrer Schlör in Ludwigschorgast
30kr. , Pfarrer Valsold in Kupferberg 30kr. , Pfarrer Wagner in
Guttenberg 30 kr.
Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu:
I. Für das Archiv.
(Nr. 34G5 — 34G8.)
Krumbach. Franz Baader, Conditor : Doktordiplom der Uni-
versität Bologna für Andr. Buttelmair von Eichstett. 1552. Pgm.
— Nürnberg. Ein Ungenannter: Erlafs des Pfalzgrafen Theo-
dor von Sulzbach an Math. Adolf von Boslarn, fürstlichen Rath
und Pfleger des Amts und Landgerichts Parckstein und Weiden.
1723. Pap.-Orig. — Schlüsselfeld. Jungkunz, Pfarrer : Bestäti-
gung der oberen Gerichtsbarkeit im Rangau für den Bischof Eber-
hard von Bamberg durch Kaiser Friedrich L 1160. Facsim. (Hey-
berger Nr. 60). — Eigenhändiges Bittschreiben Wilhelms von Seins-
heim an den Rath von Windsheim um Geleite für seinen Knecht
Georg Neustetter. 1472. Pap.-Orig.
II, Pur die Bibliothek,
(Nr. 21,488—21,687.)
Abensberg. P. Dollinger, Beneficiat, u. Nik. Stark, Kauf-
mann : Dies., Urkunden-Buch zur Geschichte der Stadt Abensberg.
1867. 8. Sonderabdr. — Altenburg. Dr. K. Back, geh. Reg.-Rath:
Mandat des Kurfürsten P'riedrich u. des Herzogs Johann v. Sach-
sen v. 1513. gr. 2. K. poln. u. churf sächs. neues Müntz-Mandat
V. 1724. 2. Innungs-.\rticul der Materialisten u. Gewürtz Crähmer
zu Eisenberg. 1730 u. 1746. 2. Hs. Leipziger-Zeitungen u. Neu-
einlauffende Nachricht von Kriegs- u. Welt-Händeln v. 1. Jan. 1660,
wieder abgedruckt 1. Jan. 1860. 4. Anhang zu Nr. 140 der Bay-
reuther Zeitung v. 6. Dec. 1793. 4. Himhscher Ablas u. Gnaden-
briefl". 8. Hs. — Altona. J. F. Hammerich, Verlagshandlung:
Daul, die Frauenarbeit: 1. u. 2. Heft. 1867. 8. Verlags-Bu-
reau: v. Hirsehfeld, d. nächste Zukunft sämmtl. europäischen
Staaten. 1867.8. — Berlin. Ferd. Dümmler's Verlagsbuchhandl. :
Voigt, Gschichte des brandenb. -preul's. Staates; 2. Aufl. 1. u. 2.
Th. 1867. 8. Rochholz, deutscher Glaube u. Brauch im Spiegel' d.
heidn. Vorzeit; 2- Bnde. 1867. 8. Dr. Ed. Löwenthal: Ders.,
d. Gebrechen unserer Universitäten u. d. Bedeutung der Cogitan-
ten-Akademie. 1867. 8. Verein für Geschichte der Mark
Brandenburg: Riedel, codex diplom. Brandenburgensis ; cliro-
nolog. Register, Bnd. I, u. Namensverzeichnifs, Bnd. I. 1867. 4. —
Bonn. Verein von A Iterth ums freunden im Rheinlande:
Aus'm Weerth, das Siegeskreuz der byzautin. Kaiser Constanti-
nus VII. , Porphyrogenitus u, Romanus II. u. der Ilirtenstab des
Apostels Petrus. 1866. gr. 2. — Breslau. Stett, Antiquar: v. d.
Hagen, Geschichte u. Beschreibung d. Breslauer Tuchbauses. 1821.
8. Das neue Lied vom alten Tuchhaus. 8. — Brunn. Histo-
risch-statistische Section der k. k. mährisch - s chl e -
sischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues,
der Natur- u. Landeskunde: Dies., Schriften; 15. Bnd. 1866.
8. — Callenberg (Sachsen). Lic. Mor. Meurer, Pfarrer: Ders.,
Altarschmuck 1867. 8. - Danzig. R. Bergan, Architekt: Freitag,
die Existenzfrage des Kunstliaues des ehemal. Franziskanerklosters
zu Danzig. 1863. 8. Curatorium der Stadtbibliothek:
Verlauff dessen, was nach Entlassung des D. Aeg. Sträuchen und
bey dem am 4. Jan. 1674 in Danzig entstandenem Aufl'lauff vorge-
21
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
22
gaiicfeu. 4. Vera relatio actorum Gedani cum D. Aeg. Sti'auoli. 1074.
4. Der fragende Alitophilus. 1G74. 4. Strauch, Freund- und Ainpts-
Brüdorliclie Erinnerung- an die Evang. , Jlocli- u. Wul-Klirw. C'ol-
legia Theolügica etc. 1675. 4. Lasitius, der Dantziger Niderlag.
1578. 4. Slowü dla Krola. 1678. 4. Arnes, declaracia olijasnienie
abo polcazanie o swiadku Bozym. 1670. 4. Kühne, christl. Ptingst-
Predigt. 1695. 4. Responsio civitatis Gedauensis ad scriptum, quod
circa irruptioneni railitum exercitus regni Poloniae in bona istius
civitatis patrimunalia . . . prodiit. 1712- 4. Lengnich, de Prusso-
rum in Augustanam confessionem meritis oratio saecularis. 1730.
4. Famosi banciruptoris G. Wernick cousilia et facinora contra
civitatem Gedanensem. 1761- 4. Des berüchtigten Banquerouters
G. Wernick Aufführung gegen d. Stadt Danzig. 1761. 4. Zulaga
Gedanensium civitati ab ordinibus asserta. 1761. 4. Zulagae Ge-
danensis civit. ab ordin. assertae supplementum. 1761. 4. Der Stadt
Danzig von den gesammten Ordnungen behauptetes Recht zur Bür-
ger-Zulage. 1761. 4. Zusätze zu dem . . . behaupteten Recht zur
Bürger-Zulage. 1761. 4. Wernsdorf, Augusti III. regis Poloniarum
memoria. 1763. 4- Der übrigkeiten in den Preul's. Städten Befug-
nis, Edelleute zu richten. 1764. 4. Vertheidigung einiger Rechte
der Stadt Danzig. 1764. 4. Majorura Prussiae oivitatum pro juribus
suis vigilantia. 1764. 4. Der gröfseren Preuss. Städte für ihre
Rechte bezeigte Wachsamkeit. 1764. 4. Revidierte Procels- Ord-
nung (V. Danzig). 1765. 8. Discours intitule : Succes du commerce
de Pologne. 1778. 4. Krisp, Jasna Droga. 1778. 4. A. Hinz,
Küster bei der Überpfarrkirche zu St. Marien : Ders., d. Ober-Pfarr-
kirche zu St. Marien in Danzig und deren seltener und reicher
Schatz von mittelalterl. Paramenten. 1865. 8. — Dartnstadt. Hülfs-
verein für d. Krankenpflege u. Unterstützung der Sol-
daten im Felde: Ders., Rechenschaftsbericht über d. Vereins-
thätigkeit im J. 1866. 1867. 8. Erfahrungen a. d. Krieg v. 1866 etc.
1867. 8. Protokoll d. Conferenz-Yerhandl. d. Delegirten deutscher
Hülfsvereine in Würzburg, 22. Aug. 1867. 4. — Detmold. Meyer'-
sche Hof buchhandh : Preuls u. Falkmann, Lippische Regesten:
IV. Bnd. 1868. 8. — Dorpat. Universität: 31 akadeni. Schriften
verschiedenen Inhalts. 1865 — 67. 4. u. 8- — Dresden. Verein für
Münz-, Wappen- u. Siegelkunde: Ders., Statuten. 1867. 8. —
Elberfeld. Bergischer Gesclrichtsverein : Ders., Zeitschrift:
4. Bd. 1867. 8. — Erlangen. Dr. H. G. Gengier, Prof. d. Rechte :
Ders., codex juris municipalis (iei-nianiae medii aevi. Bnd. I, 3- u.
4. H. 1867. 8. — Markt Eysölden. Dr. J. 6. Ad. Hübsch, kgl.
Pfarrer: Ders., Chronik der Stadt und Vestung Forchheini. 1867. 8.
— FranKfurt a. M. Verein für Geschichte u. Alterthums-
kunde: Ders., Mittheilungen. Bd. HI, 2. 3. 1866 u. 67. 8. Bat-
tonn, örtliche Beschreibung der Stadt Frankfurt a. M. ; 4. H. 1866.
8. Scharff, d. deutsche Schrift im Mittelalter. 1866. 4. Scheidel,
Geschichte der Dr. Senckenberg'schen Stiftshäuser. 1867. 4. — Gla-
rus. Historischer Verein des Kantons: Ders., .Jahrbuch;
4. Heft. 1868. 8. — Graz. Histor. Verein für Steiermark:
Ders., Mittheilungen; 15. Heft. 1867. 8. Ders., Beiträge etc.; 4.
Jhrg. 1867. 8. — Halle. Universität: 10 akademische Schriften
verschiedenen Inhalts. 1867. 8. — Hannover. H ah n'sche Hofbuch-
handl. : Bodemann , d. Handschriften der k. offentl. Bibliothek zu
Hannover. 1867. 8. Wittstein, mathematische Statistik. 1867. 4.
— Heidelberg. Dr. Heinr. Zöpfl, Hofrath u. Professor: Ders.,
rechtl. Gutachten über d. dermalige familienrechtl. u. staatsrechtl.
Stellung Sr. Erl. des Grafen Wilhelm v. Würtemberg. 1865. 8.
Ders., Denkschrift betr. den hohen Adel u. d. Ebenbürtigkeit des
gräfl. Hauses Seinsheim. 1867. 8. Ders., Denkschrift den freiherrl.
Geburtstand der edlen Herren v. Gmainer betr. 1867. 8. Ders.,
staatsrechtl. Bemerkungen über d. Leistung der Kriegsdienstpflicht
etc. 1867. 8. Burckhardt, d. Hofrödel von Dinghöfen Baselischer
Gotteshäuser u. Anderer am Ober-Rhein. 1860. 8. Laband, über
den Verfasser u. d. Handschriften-Genealogie des Schwabenspiegels.
1861. 8. Strauch , über Ursprung und Natur der Regalien. 1865.
8. Brie, d. Legitimation einer usurpirten Staatsgewalt; I. Abth.
1866- 8. V. Strauls, mein Antheil an d. Abstimmung der Bundes-
versammlung v. 14. Juni 1866. 8. Liebersicht der Strafrechtspflege
im Grol'sh. Baden während d. J. 1865. 1867. 4. — Hermannstadt.
Friedr. Schuler-L ibl oy , o. ö. Professor an d. k. ungarischen
Rechtsakademie : Ders., deutsche Rechtsgesohichte ; 2. Aufl. 1868.
8. — Karlsruhe, v. Gemmingen, Ilofmarschall : Stocker, Chro-
nik der Familie von Geinmingen und ihrer Besitzungen; I. Bnd.,
2. Heft. 1868. 8. — Kiel. Schles w i g-liolst ein-Lauenb urgi -
sehe Gesellschaft f. Vaterland. G e.schi cht e : Dies. , .Jahr-
bücher ; Bnd. L\., 2. 1867. 8. — Leipzig. F. A. Brock haus, Ver-
lagshandl. : Real-Encyklopädie ; 11. AuH., 11. Bnd. 1867. 8. Deut-
sche Classiker des Mittelalters; Bnd. V. 1867- 8. Dr. Heinrich
Wuttke, Univers. -Professor: Mascuu, Geschichte der Teutschen
bis zu Anfang der fränk. Monarchie. 1726. 4. Helden-, Staats- u.
Lebens - Geschichte Friedrich's II., Königs in Preulsen. 1746. 8.
Arndt, quatenus Taciti de Germania libello fldes sit tribuenda?
1775. 4. Geschichte Kaiser Friedrich's IL 1792. 8. v. Arotin, äl-
teste Sage über d. Geburt u. Jugend Karl's d. Gr. 1803. 8. Rei-
chard, Germanien unter den Römern. 1824. 8. Paulus, Lebens- u.
Todeskunden über Joh. Heinr. Vols. 1826. 8. Aelteste u. alte Zeit.
1838. 8. Gersdorf, Chronicon terrae Wisnensis seu Buchense. 1839.
8. Erinnerungen an Hannover u. Hamburg aus den Jahren 1803
— 13. 1843. 8. Rückert, de commercio regum Francorum cum im-
peratoribus orientis usque ad mortem Justiuiani. 1845. 8. Ent-
hüllungen über den Kommunisten-Prozels zu Köln. 1853. 8. Kai-
sei-, de Melchiore Laubano, gyranasii Bregensis quondam rectore.
1854. 4. Fischer, politisches Martyrthum. 1855. 8. Trol's, chroni-
con Sti. Michaelis monasterii in pago Virdunensi. 1857. 4. Stern,
Carmen saeculare noraine gymnasii regii Hammonensis etc. 1857.
4. Index librorum quibus bibliotheca regia univers. litt. Vrati-
slaviensis aucta est annis 1840, 1853, 1856, 1857, 1859—62. 4. Die
erste Lessing -Feier in Leipzig. 1860. 8. Klein, Zurückweisung
der Tischrede Moleschott's insofern sie den G. Forster betrifft.
1862. 8. Sammter. d. Katzbach-Schlacht. 1863. 8. Schwarzenberg,
d. Hochverrathsprocefs gegen kurhessische Abgeordnete zur deut-
schen Nationalversammlung. 1863. 8. Schanz, zur Dante -Feier.
1865. 8. Wuttke, über die Gewilsheit der Geschichte. 1865. 4.
Wuttke, d. deutschen Zeitschriften u. d. Entstehung der öfl'entl.
Meinung. 1866. 8. Wuttke, accessiones ad codicem diplora. qui
continetur libro Städtebuch des Landes Posen. 1866. 4. Denk-
schrift über das geistige Eigenthum. 1866. 8. Wilda, de libertate
Romana qua urbes Germaniae ab imperatoribus sunt exornatae. 8-
Maria Theresia Helden- und Kriegs- Geschichten. 1742. 8. — Lin-
torf. Dr. med. Herm. Hartmann: Ders., Wittekind, ein Vater-
land. Gedicht. 1868. 8. — Luxemburg. J. M. Föhr, Seminardirek-
tor: Müllendorß', Leben des hl. Clemens Willibrord. 1863. 8. —
Marburg. Universität: 6 akaih'inische Schriften verschiedenen
Inhalts. 1867, 68. 4. u. 8. — München. Histor. Commission
bei d. k. Akademie d. W. : Geschichte der Wissenschaften in
Deutschland : VII. Bnd. : Lotze, Gesch. d. Aesthetik. 1868- 8. v. Li-
liencron, d. histor. Volkslieder der Deutschen vom 13. — 16. Jahrh.
III. Bnd. 1867. 8. Dr. L. Rockinger: Ders., über eine des drit-
ten Landrechtstheiles ermangelnde Handschrift des sogen. Schwa-
benspiegels. 1867. 8. Sonderabz. Ders., über d. Asbacher Hand-
schrift des sogen. Schwabenspiegels. 1867. 8. Sonderabz. Ders.,
über drei mit einem Anhange zum Landrechte vermehrte Hand-
schriften des sog. Schwaben5piegels. 1867. 8. Sonderabz. Ders., zur
näheren Bestimmung der Zeit der .■\lifassung des sog. Schwaben-
spiegels. 1867. 8. Sonderabz. — Münster. Verein f. Geschichte
u. A 1 tert humskunde W es tfal ens : Ders., Zeitschrift; 3. Folge,
Bnd. VII, 2. 1867. 8. — Neuhaldensleben. C. A. Eyraud's Buch-
handh: Geschieht-, Geschlechts- und Wappen- Calender auf d. J.
1750. 8. — St. Nikolaas. Oudheidskundige Kring van het
Land van Waas: Ders., Annalen ; III, 1, 1867. 8. — Nordhau-
sen. Louis Ferdin. Freih. von Eberstein, k. pr. Ingenieur-
Hauptmann a. D. : Ders., Fehde Mangold's v. Eberstein zum Bran-
denstein gegen die Reichsstadt Nürnberg, 1516 — 22. 1868. 8. —
Nördlingen. Städtisches Archiv: Concept allerley Verkündung,
Ordnungen und Geboten allhier; 1412-1599. Pap.-Hs. 2. Nördlin-
ger Hochzeitordnung vom J. 1493. Pap.-Hs. 4. Verordnung des
Raths zu Nördlingen in Religionssachen; 16. Jhdt. Pap.-Hs. 2.
Nördlinger Hochzeitordnung v. 1556. Pap.-Hs. 2. Desgl. v. 1596,
.erneuert 1600 u. 1606. Pap.-Hs. 2. Desgl. v. 1612. Pap.-Hs. 2.
Verordnung des Raths zu Nördlingen, Beherbergung etc. betr.
1608. Pap.-IIs. 2. Verordnung dess. , die Geburt eines k. Prinzen
betr. 1700. 2. Verordnung dess., Abzollung der erkauften u. ver-
23
Anzeiger füi- Kunde der deutschen Vorzeit.
24
kauften Mefswaaren betr. 1728. Pap.-Hs. 2. Steuer-Ordnung des
H. R. Reichs Stadt Nördlingen. 1732. 2. Der Rcichs-Stadt-Nörd-
liugen erneuerte Feuer-Ordnung. 1752. 2. — Nürnberg. Dr. G. W.
K. Lochner, qu. k. Studienrektor u. Sladlarcliivar : Ders., Briefe
der Aebtissin Sabina im Kl. zum heil. Kreuz in Bergen an ihren
Bruder Wilib. Pirkheimer. 8. Sonderabz. Ders. , mildes Verfahren
gegen Todschläger. 4. Sonderabdr. Der?., eine Stimme aus der
der Klosterwelt. 1859. 8. Sonderabdr. Ders., d. Sondersiechen in
Nürnberg, ihr Almosen und ihre Schau. 1861. 8. Sonderabz. Ders.,
Barbara Füreriu, Aebtissin zu Guadenlierg. 8. Sonderabz. — Osna-
brück. J. Lodtmann, Pastor: llartmann, Wittekind. 1868. 8.
— Poschwitz. Dr. H. C. V. d. Gabelentz, w. geh. Kath etc.:
Ders., catalogue d'une collection de niedailles antiques Romaines
imperiales. 1830. 8. Leuckteld, autiquitates Poeldenses. 1707. 4.
— Potsdam. K. Knaake, Lehrer u. Prediger am Cadettenhause :
Ders., Joh. v. Staubitzens sämmtl. Werke; L Bnd. 1867. 8. —
Saalfeld. C. Niese, Buchhandl. : Wagner's Chronik der Stadt Saal-
feld ; 12. Heft. 1867. 8. — Schweinau. A. Ramspeok, Eisenhänd-
ler: Titus Liuius u. Lucius Florus, von Aukunfl't vnnd Vrsprung
des Römischen Reichs. 1568. 2. Trew, Geodesia universalis. 1641.
8. Apparatus pilantarum floriferarum specialis. 8. Happelius, Kern-
Chronica; 1. u. 2. Theil. 1618—1690. 1690. 8. — Schwerin. Gol-
termann u. Pincus, Kunsthandlung: Urbach, Soldaton-Festgrufs ;
Marsch. 4. — Stuttgart. K. statis tisch-topo graph. Bureau:
Dass. , Beschreibung des Oberamts Tübingen. 1867. 8. Ebner
& Seubert, Verlagshandl. : Christi. Kunstblatt, hg. v. Grüneisen
etc.; Jhg. 1867, 2. Sem. 8. - Ulm. C. Grüner, k. w. Ober-Justiz-
Revisor: Reitlinger, Joh. Kepler, hg. v. Grüner ; l. Theil. 1868. 8.
Villanders. Karl Atz. Cooperator: Der Kirchenfreund; II. Jhrg.,
Nr. 7—9. 1867. 8. — Walchow. E. D. M. Kirchner, Superinten-
dent: Ders.. d. Churfürstinnen u. Königinnen auf d. Throne der
Hohenzollern ; IL Theil. 1867. 8. - Wien. K. Akademie der
Wissenschaften; Dies.. Sitzungsberichte; philos.-histor. Classe,
Bnd. 55, 3. u. 4. H. u. Bnd. 56, 1. u. 2. H. 1867. 8. Dies., Archiv etc.
Bnd. 38, 1. 1867. 8. Dies., fontes rer. Austriacar., II. Abth. , 27.
Bnd. 1867. 8. Dies., Almanach; 17. Jhg. 1867. 8. — Wiesbaden.
C. W. Kreidel's Verlag: Schliephake, Geschichte von Nassau;
4. Halbband. 1867. 8. ~ Würzburg. Dr. A. Ruland. Oberbiblio-
thekar: Gutenäcker, d. fürstbischöti. liambergischen und würzbur-
gischen Münzen u. Medaillen. 1867. 8. Sonderabdr. — Zittau. H.
J. Käniniel, Direktor u. Prof. des Gymnasiums : Ders., Benj. GotU.
Gerlach, Director des Gymnasiums zu Zittau; I — IV. 1865 — 67. 4.
III. Für die Kunst- und Alterthumssammlung.
(Nr. 54W-5460.)
Breslau. H. Palm, Oberlehrer am Joanneum: 2 Exemplare
der lithugr. Aufnahme des alten Tuchhauses zu Breslau. — Eysöi-
den. Dr. J. G. A. Hübsch, k. Pfarrer: Karte über das Selliitz-
flulsgebiet von Dr. Hübsch in Helmbrechts, Steindruck. — Guben.
Schmelzer, Oberlehrer: Herzog!, sächsischer halber Thaler von
1627 und 6 kleinere Silbermünzen verschiedenen Gepräges. —
Heroldsberg, llamiuer. Oekonom: A^erzierte Fufsplatte vom 16.
Jhdt. — Immenstadt. J. Haggenmüller, k. Notar: Allbildungen
von 16 Taufsteinen des 15. u. 16. Jhdts. in Kirchen des Allgäu,
Tuschzchg. — Mannheim. Dr. Fickler, Professor: Gröfsere Sil-
bermünze des Dogen Pascal Ciconia. 2 Gypsabgüsse mittelalterl.
Rauchfässer. — Michelstadt. G. Simon, Decan und Hofprediger:
Meil'sner Groschen der Herzoge Ernst. Wilhelm, Albert. Kreuzer
des Herzogs Karl Friedrich von Württemberg. Kleine Silberme-
daille auf die Jubelfeier des Kurfürsten Karl Theodor und 2 Mes-
singjetons. — München. Frhr. von Aretin, Direktor des Natio-
nal-Museums u. s. w.: Grundrifs der Karthause zu Nürnberg, color.
Federzchg. von G. F. L^z. Dr. Fentsch, Regierungsrath : Tiro-
ler Zwanziger von 1809. Dr. J. H. von Hefn er-Al ten eck,
Prof., Conservator des k. Kupferstichkabinets : Die Passion Christi,
18 kleine Reliefs nach A. Dürer, in neueren Metallgüssen. 351
Probedrucke und Einzelblätter aus verschiedenen Werken des
Hrn. Geschenkgebers. Fr. Panzer, verw. Oberbauräthin: Hals-
schmuck von 26 Bernsteinperlen, Ausgrabung. — Nürnberg. Dr.
med. Dietz, Hofrath: Mansfelder Drittelthaler von 1672. Frhr.
von Lochner, k. b. Hauptmann: Kleinere Strafsburger und Oet-
tinger Silbermünze vom 16. Jhdt. Wich, Goldarbeiter: 8 Pi'ager
Groschen vom 14. Jhdt. - Oberstaufen. Fr. J. Sinz, geistl. Rath,
Decan und Districtsschulinspector: Mittelalterliches, aus der gräfl.
Montfort'schen Familie stammendes Schwert. — Rom. A. von
Barvitivis, Architekt: Bronzierte Gypsabgüsse einer Medaille
Papst Pauls II. und zweier mit jener im Gemäuer des k. k. Bot-
schaftspalastes zu Rom aufgefundenen Thonformen vom 15. Jhdt.
— Zittau. Preusker, Zeichnenlehrer: Photographische .\nsicht
aus dem Innern der Klosterruine des Ovbin.
liironik der historischen Vereine.
Ueber die Verhandlungen des historischen Vereins von
Oberpfalz und Regensburg vom 7. Nov. 1867 berichtet der
Regensburger Anzeiger : Aus Anlafs eines Gesuches der Marktge-
meinde Oberviechtach um Versetzung in die Klasse der Städte
hatte Schullehrer Plafs in Lauterhofen seine historischen Notizen
über diesen Markt an den historischen Verein eingesendet, von
welchen der Vorstand den Anwesenden Kenntnifs gab. Dem Ad-
vokaten Götz in Landshut war auf sein Ansuchen ein Gutachten
über den dermaligen AVerth der alten Regensburger Pfennige mit-
getheilt worden. Folgende in Druck erschienene Arbeiten sind
eingekommen: Die Benediktionskosten der Indersdorfer Pröbste
etc. von Fr. H. Grafen Hundt; Geschichten der Vesten Kreuth
und Epprechtstein bei Kirchenlamitz von Rudolph Frhr. v. Rei-
tzenstein; die bildlichen Vorstellungen der Alten von den Ge-
stalten der Erde etc. von Dr. F. A. Reufs; Versuch einer Erklä-
rung des römischen Heerstrafsenzuges der Peutingerischen Tafel
etc. von I. W^etzler in Günzburg. Für das Archiv übergab
Pfarrerin Georg 20 verschiedene Regensburger Ordnungen und
Dienstinstructionen des 17. Jahrhunderts, Militärrapporte, Versor-
gungssocietätsakten , Leichenreden und andere Ratisponensien ;
Stiftsvikar Dr. Mettenleiter ein Regensburger Theater-Scena-
rium, ein Garderobe-Verzeichnil's und ein Verzeichnifs der Theater-
Vorstellungen v.J. 1828; Grofshändler Rümmelein einen Indul-
genzbrief von 1297; Kaufmann I. W^. Neu m Uli er und Bau-Assi-
stent Ziegler verschiedene Eichstätter Aktenstücke von 1568 —
1702. P'ür die Bibliothek waren des Herzogthums Württemberg
Landrecht von 1653 von Rechnungsrath Gramer, die B Jahres-
berichte der Regensburger Studien- und Schulanstalten für 1866/67
von den k. Rektoraten und die Proklamationen des Erzherzogs
Karl und des Kaisers Franz vom 8. April 1809 vom Archivar Dr.
Will übergeben worden. Regierungssekretär Bö sn er hatte seine
zwei Aquarellgemälde, die Ansichten der beiden Thürme der stei-
nernen und der hölzernen Brücke in Regensburg , Stallmeister
Fischer eine photographische Abbildung des brennenden Domes
in Frankfurt a. M. mit Stücken der geschmolzenen Glocke und
der Fenstergläser, Reichsarchiv-Funktionär Primbs in Mlinchen
6 Bildnisse denkwürdiger bayerischer Männer, von John in Ku|ifer
gestochen, und 6 Ansichten aus der Umgegend von Regensburg
dem Vereine verehrt. Als Geschenke sind noch eingekomraen :
vier grofse steinerne ICugeln nebst 21 kleinen Münzen , worunter
25
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
26
ein Gallienus, welche bei Fuiidierung- der Scheidemaucr seines Hau-
ses, C. 165, ausgegraben wurden, von Palier Simon; 24 Stück
alter bayerischer Silberraünzen , welche in Mendorf gefunden wur-
den , von Lehrer Schuster daselbst; 21 verschiedene Kupfer-
und Silbermünzen, vom Pfarrer Dr. Franz, d. Z. in Stadtamhof;
ein Regensburger Stadtgerichtszeichen von 1673, vom Säcklermei-
ster W. Frei ; ein Peso (Thaler) des Kaisers Maximilian von Me-
xiko von 1866 , von dem Vorstande ; ein Stangenzügel von 1460,
vom Kunstmaler Rudolff. Von den angekauften Alterthumsge-
genständen sind hervorzuheben : ein schön geschnitztes Cruoifix
von 1642 ; ein Biscuit-Portrait des dänischen Kammerherrn und
Gesandten , Heinr. Karl Frhrn. v. Gleichen , der mit letztwilliger
Disposition vom 24. März 1801 4000 fi. den Regensburger Armen
ohne Unterschied der Confession vermacht hatte ; ein oberhalb
Bach in der Donau gefundener Reiterdegen aus der Zeit des dreis-
sigjährigen Krieges und 4 Rcgensburger Goldmünzen der klein-
sten Sorte.
Ferner wird über die Generalversammlung vom 5. December
1867 berichtet : Aus dem Vortrage des Vorstandes heben wir her-
vor, dafs der Verein dermalen aus 188 hiesigen und 148 aus-
wärtigen Mitgliedern besteht, mit 12 bayerischen und 68 aus-
wärtigen historischen Vereinen und gelehrten Gesellschaften in
Verbindung steht, und dals im Laufe der letzten Verwaltungs-
periode 14 historische Arbeiten von Mitgliedern geliefert wor-
den, sowie, dafs die Sammlungen in der Hauptsache geordnet
sind. Die von dem Kassier Raith für das Verwaltungsjahr 1866
gestellte Rechnung schliefst mit einem Aktivreste von 169 fl.
52 kr. und mit einem Vermögensstande von 500 fl. 52 kr. ab.
Zum Vorstande wurde wieder gewählt Justiz- und Domainenrath
Mayer, zum Sekretär Hauptmann Weininger, zum Kassier Pri-
vatier Raith und zu Ausschufsmitgliedern : Dombaumeister D en-
z i n g e r , geistlicher Rath und Lycealrekter Dr. Kraus, Hauptmann
Neumann, Gymnasialprofessor Langgoth, Ordinariatsassessor
Jakob, Baron Junker-Bigatto, Stifts-Kastner Wächter, Ar-
chivar Dr. Will und Regierungsrath Scherer. Nach Erschöpfung
der Tagesordnung hielt letzteres Mitglied noch einen interessan-
ten Vortrag über den Herzog Arnulph von Bayern (f 14. Juli 937),
über dessen Grab in der Stiftskirche zu St. Emmeram und dessen
Standbild am alten Emmeramer Thor und erwähnte im Verlaufe
seiner Rede, wie es den Bemühungen des Regierungspräsidenten
V. Gutschneider gelungen sei, dafs das Grab dieses ausgezeich-
neten Fürsten wieder mit dem früheren Grabsteine und mit einer
Gedenktafel geziert wurde , worauf die Versammlung nach dem
Antrage des Vorstandes dem Regierungspräsidenten ihre dankbare
Anerkennung mit Acclamation votierte.
Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte
und Landeskunde. Neue Folge. Erster Band. Heft 2, 3 und
4. Kassel. 1867. 8.
Zur Geschichte des hessischen Kriegswesens. Die Zeit bis auf
Moritz den Gelehrten. Von Dr. E. Schlee. — Geschichte des Klo-
sters Cornberg, nach urkundlichen Quellen. Von Metropolitan
I. L. Chr. Schmincke. — Kirchengeschichtliche Miscellen und No-
tizen von A. F. C. Vilmar. 1. Abrifs einer Geschichte der nieder-
hessischen Kirchengesangbücher bis zum Jahre 1770. — Der Bach-
tanz in Seibold. Vortrag, gehalten bei der Jahresversammlung
des Geschichtsvereins zu Hanau am 4. Dezember 1866. Von Me-
tropolitan Calaminus. — Nachrichten über die Verbergung des
Silbergeräthes etc. des Kurfürstlichen Hofes im Jahre 1806 auf
dem alten Jagdschlosse Sababurg im Reinhardswalde und den
Raub dieses Schatzes durch die Franzosen. Von Geh. Rath Schwe-
des. — Die aus der Sagenzeit stammenden Gebräuche der Deut-
schen, namentlich der Hessen. Von E. Mühlhause. — ■ Zur hessi-
schen Familiengeschichte'. 2. Ilofflsches Beneficium zu Gelnhau-
sen. 3. Weissel'sches Beneficium. 4. Beneficium für Studirende
aus Eiben und Elberberg. 5. Will'sches Beneficium zu Windecken.
6. Wicke'sohe Stiftung zur Erziehung armer Kinder in den Ge-
meinden Unshausen, Mühlhausen und Berge, 1829. — Althessische
Zustände. 1806. — Fuudation des Landgrafen Philipp d. Gr. für
die Pfarren und Schulen zu Kassel.
Zeitschrift (w. o.). Neuntes Supplement. Die Elrgebnisse
der statistischen Aufnahmen über die Vertheilung der Bevölkerung
Kurhessens nach der Verschiedenheit der Religion und in Hin-
sicht auf eheliche Verbindung. Zweite Lieferung. Kassel 1867.
4. S. 113-180.
Mittheilungen an die Mitglieder des Vereins. Nr. 23
(Dezbr. 1866), 24 (Febr. 1867). 1 (Apr. 1867) und 2 (Aug. 1867). 8.
Vereinsangelegenheiten. — Anfragen. — Am Schlüsse von
Nr. 2 : Die Aufgabe des Vereins in Beziehung auf die älteste Lan-
desgeschichte. (Auszug aus dem am 7. August 1867 in Gensun-
gen gehaltenen Vortrag.)
Correspondenzblatt des Gesammtvereins der deut-
schen Geschichts- und Alterthumsvereine. Herausgege-
ben vom Verwaltungsausschusse des Gesammtvereines in Alten-
burg. Fünfzehnter Jahrgang. 1867. Nr. 8. Aug. , Nr. 9. Sept. *)
u. Nr. 11. Novbr. 4.
Genealogische Tabellen und Regesten der Grafen von Orla-
münde. (Forts.) — Literarische Anzeigen. — Notizen über alter-
thümliche Funde, Restaurationsarbeiten etc. Protokoll über die
erste Plenarsitzung der Generalversammlung des Gesammtvereins
zu Freiburg im Breisgäu, am 24. September 1867. Mit Beilagen.
Fünfzehnter Bericht der Philomathie in Neisse vom
März 1865 bis zum Juli 1867. Neisse. Verlag von Joseph Gra-
veur. 1867. 8.
Beiträge zu der Geschichte der Stadt und des Fürstenthums
Neisse. Von Prof. Aug. Kastner. — Ueber Etymologie. Von Dr.
Krause.
Pommer'sche Geschichtsdenkmäler. Gesammelt und
herausgegeben von Dr. Theodor Pyl. Zweiter Band. (Der erste
Band : Pommer'sche und Rügische Geschichtsdenkmäler, gesammelt
und herausgegeben von Dr. Kosegarten, erschien Greifsvvald, Koch,
1884.) Greifswald, Vereinsschrift der Greifs walder Abt h eilung
der Geschichte und Alterthumskunde. 1867. 8.
Dr. Heinrich Rubenows hinterlassene Schriften und Urkunden.
— De poetica. Scriptum per manum Magistri Enwaldi Kiene.
(1473.) — Die Stiftungen der Familie Hilgeman. — Nachrichten
über die Familien Rubenow, Hilgeman u. a. — Urkundeu des
Grauen Klosters. — Anlage der Rathsapotheke am Grofsen Markt
Nr. 1. — Verzeichnifs der Mefsgewänder des Schwarzen Klosters.
Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte
und Alterthumskunde. Band 2. Heft 3. Lübeck. Friedr.
Asschenfeldt. 1867. 8.
*) Nr. 10 ist bis jetzt ausgeblieben.
27
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
28
Aus dem Tagebuche des Lübcckischen Bürgermeisters Henrich
Brokes (Schluls), von Oberapp.-Rath Dr. Pauli. Anhang: Brokes
Mittheilungen über den Hansa-Syndicus Dr. Doniann. — Des Syn-
dicus Domann Lied von der deutschen Hansa, mitgeth. von Prof.
W. Mantels. — Beziehungen der Stadt PVankfurt a. 0. zu Lübeck
und zur Hanse, von Reg.-Rath Rudloff in Frankfurt a. 0. — Zur
älteren Buckdruckergeschichte Lübecks, von Dr. Wieohraann - Ka-
dow. — Eine Luxusordnung, mitgeth. vom Staatsarcbivar Wehr-
mann. — Niedersächsische geistliche Lieder aus der vorreformato-
rischen Zeit, mitg. von Prof. W. Mantels. — Lied der nach Mont
Saint Michel in der Normandie wallfahrenden Kinder, mitgeth. von
deras. — Drei Wappenschilde Lübeckischer Kaufmannsgilden aus
dem Anfange des 15. Jahrh., von dems. — Heidnische Begräbnifs-
stätte bei Pötrau, von Pastor K. Klug. — Vereinsangelegenheiten.
Mittheilungen des Hi storisch-antiquarisch en Ver-
eins für die Städte Saarbrücken und St. Johann und
deren Umgegend. Ueber die römischen Niederlassungen und
die Römerstral'sen in den Saargegenden. Von Dr. Friedrich Schrö-
ter. Vierte Abtheilung. Mit einer Karte. Saarbrücken, 1867. 8-
IV u. 88 Stn.
Der Geschichtsfreund. Mittheilungen des histo-
rischen Vereins der fünf Orte Lucern, Uri, Schwyz,
Unterwaiden und Zug. XXII. Band. (Mit zwei artistischen
Tafeln.) Einsiedeln, New-York und Cincinnati, 1867. Druck und
Verlag von Gebr. Karl und Nikolaus Benziger. 8.
Die schmucken Siegel Erzherzogs Rudolf IV. von Oesterreich,
oder die Gründung des Bürgerspitals in Lucern und seiner geist-
lichen Pfründe. (Mit 6 wohlgelungenen Siegelabbildungen.) — Das
Jahrzeitbuch der ehemaligen Schwestern St. Clara -Ordens in Zo-
fingen. — Urkundliche Geschichte der Pfarrei Obeikirch im geist-
lichen Landcapitel Sursee. — Gefälle des Klostors St. Blasien auf
dem Schwarzwalde, in den Cantonen Lucern und Unterwaiden. —
Von den Gebeten und Betrachtungen unserer Altvordern in der
Urschweiz. (Mit 4 Abbildungen.) — Annalistisches aus dem älte-
sten liürgerbuche der Stadt Lucern, von 1191 bis 1489. — Ge-
schichte der Linden und Harten in Schwyz. (Schlufs. i — Das
Jahrzeitbuch der Pfarrkirche in Geil's, Ct. Luzern. — Das Grabmal
der Grafen Bero und Ulrich von Lenzburg in der Stiftskiiche zu
Beromünster. (Mit drei Abbildungen.) — Sechs urnerische Maier-
amts-Rödcl aus Zürich. (1321 — 1370.) — Urkundliche Aehrenlese.
(1261 — 1544.) — Chronologische Inhaltsverzeichnisse säramtlicher
Urkunden und Belege des XXII. Bandes.
L'In vestigateur. Journal de l'Institut historique
de France. Trente-quatrieme Annee. Tome VII. — IV. Serie.
392. Livraison. — Juillet 1867. 393. Livraison. — Acut 1867. Pa-
ris, 1867. 8.
Frederic Barberousse au siege de Tortone (1155), par M. Ranzi.
Bulletin Monumental ou collection de memoires
sur les monuments historiques de France, publie sous les
auspices de la Societe frangaise d'archeologie pour la
conservation et la descriptio-n des monuments natio-
naux, et dirige par M. de Caumont. 4. Serie, Tome 3, 33. Vol.
de la Collection. Nr. 6—8. Paris et Caen, 1867. 8.
Analyse architecturale de l'abbaye de St-Etieune de Caen, par
M. Bouet. (Suite et fin.) — Nouvelles decouvertes de sepultures
gallo-romaines äLisieux (noverabre 1866), parM. Pannier. — Nouvel-
les decouvertes au cimetiere gallo -romain du Mesnil- sous -Lille-
bonne, par M. Gh. Roessler. — Vases et armes trouves ä Cormes
(Sarthe), par M. L. Charles. — Excursious archeologiques dans
le Vendomois. Le chäteau de la Poissonniere. Par M. le comte
A. de Rochambeau. — Essai sur les origines et les develoi^pements
du christianisme dans les Gaules ; par M. Tailliar. — Les forts
vitrifies dans la Creuse, par M. le comte P. de Cessac. — Le dol-
men de Bourmand en Poitou, par M. de Lamariouse. — L'eglise
de St. Junien, par M. l'abbe Arbeliot. — Inscription decouverte
ä Anmale (Algerie) , par M. le baron Henri Aucapitaine. — Le
tombeau de Charlemagne.
IVachrichtcn.
Literatur.
Neu erschienene Werke.
1) Johann Fischart's sämmtliche Dichtungen. Her-
ausgegeben und mit Erläuterungen versehen von Heinrich
Kurz. Drei Theile. Leipzig, J. J. Weber. 1806-67. 8.
Mit dem kürzlich erschienenen dritten Thcil ist diese erste,
glänzend gedruckte Gesammtausga))e abgeschlossen. In seiner Ein-
leitung behandelt der bekannte Literaturhistoriker Leben und
Schriften des Dichters, seine Charakteristik, Sprache und Darstel-
lung, die Ausgabe der einzelnen Dichtungen (nicht überall voll-
ständig) und deren dichterische Behandlung, endlich die Gegner
Fischart's. Der erste Theil enthält : „Nachtrab", „Der Barfüfser Sec-
ten und Kuttenstreit", „Von S. Dominici Leben"; dazu Lesarten
und Anmerkungen. Der zweite Theil: J'lohhaz, das Gluckhafte
Schiff, das Jesuitenhütlein, die Reimsprüche zu den biblischen Fi-
.guren und „Die Gelehrten die Verkehrten". Der dritte Theil die
poetischen Folioblätter und die in Prosaschriften zerstreuten Reim-
stücke. Zuletzt Wörterverzeichnifs. Eulenspiegel fehlt ganz. Bis-
her noch Unbekanntes findet sich nirgends. Dagegen sind die An-
merkungen reich an interessanten Vergleichen, wie sie sich meist
aus französischer Quelle ergaben. Um Fischart als Dichter schätzen
zu lehren, dazu reicht diese Ausgabe völHg hin ; aber des Mannes
fester politischer Charakter, einer der edelsten unserer Vergangen-
heit, will aus seinen prosaischen Schriften, deren er wenigstens
sechzehn in Uebersetzung oder mit Einleitung herausgab, erkannt
werden. E. W.
2) Altarschmuck. Ein Beitrag zur Paramentik in
der evangelischen Kirche von Lic. Moriz Meurer,
Pfarrer zu Callenberg bei Waidenburg im Königr. Sachsen.
Leipzig, Dörffling u. Franke. 1867. 8. 99 Stn.
Nach Vorgang der katholischen Kirche beginnt endlich auch
der Protestantismus die äulsere Ausstattung seiner Cultstätten wie-
der in's Auge zu fassen und auf eine würdigere Herstellung dersel-
ben zu dringen. Gegenüber der mehr und mehr eingerissenen
Formlosigkeit des Gottesdienstes wird die geschichtliche Thatsache
geltend gemacht, dafs jene keineswegs ursprüngliche Einrichtung,
29
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
30
noch Absicht der Reformatoren, sondern nur allmählich sich her-
ausstellendes Ergobnils gewisser allgemeiner iCeitströniungen ge-
wesen, und dal'a vor der herrschenden Achtlosigkeit die vollkom-
mene Berechtigung bestehe, was ft-üher ein gesundes Gefühl ein-
gegeben, jetzt mit richtiger Erkeuntnifs zurückzuführen. Der Ver-
fasser des oben genannten kleinen Werkes fügt durch dasselbe den
Verdiensten, die er sonst schon nach dieser Richtung hin sich in
hervorragender Weise erworben, ein neues hinzu. Das Buch hat
eine durchaus praktische Tendenz, verzichtet deshalb von vorn
herein auf neue, weitergehende Forschungen, falst vielmehr an
der Hand bewährter Fachmänner die bisherigen Ergebnisse der
Wissenschaft übersichtlich zusammen und tritt selbständig in Zie-
hung der Grenzen auf, innerhalb welcher die evangelische Kirche
auf Grund ihres Bekenntnisses sich den allgemeinen Strebungen
anzuschliel'sen habe. Einige Capitel sind praktischen Fingerzeigen
gewidmet. v. E.
3) Uebersichtliche Darstellung der Geschichte der
kirchlichen Dichtung und geistlichen Musik von
H. M. Schletterer, Kapellmeister in Augsburg. Nörd-
lingen. Druck und Verlag der C. H. Beck'schen Buchhand-
lung. 1866. 8. 323 Stn.
Die Geschichte der kirchlichen Dichtung ist, für sich allein oder
im Zusammenhange mit der ganzen Literatur, mehrfach behandelt
worden, meistens aber vom Standpunkt der Sprachkunde oder der
Dichtung im engeren Sinne. Ihre Bearbeitung in der kundigen Hand
eines Musikers von Fachmuls eine ganz andere Gestalt gewinnen und
Momente zur Würdigung bringen, die anderswo eine ihrer Bedeutung
entsprechende Geltung schwer finden können. Denn in der ganzen
Entwicklung der kirchlichen Dichtung liegen lajige und zum Theil sehr
wichtige Perioden, in welchen der Inhalt mit der Form schwer
ringt und durch die Sprache nur einen geringen Theil seiner selbst
zur Offenbarung bringt. Erst im Zusammentritt mit der musikali-
schen Durchführimg ersteht das vollkommene Kunstwerk und ent-
hüllt die ganze Tiefe und Bedeutung seines Wesens. — Der Ver-
fasser beginnt mit dem geistlichen Lied und dem Kirchengesange
in den ersten Jalu'hunderten des Christenthimis und führt in ge-
trennter Betrachtung, doch stets festgehaltener Wechselbeziehung
der beiden, ihre Geschichte durch die Zeiten des h. Ambrosius
Gregor's des Gr., sowie der Perioden vor und nach dem Reforma-
tionszeitalter bis zur Gegenwart, indem er für -die letzten Jahrhim-
derte der kirchlichen Tonkunst ein besonderes Augenmerk zuwen-
det und am Schlüsse die angestrebte, hie und da bis z;u den be-
kannten Gesangbuchstreitigkeiten ausartende Wiederherstellung des
Kirchengesanges näher berührt. Wie im ganzen Buche sich die Ar-
beit des bewährten Fachmannes bekundet, die den Stoff innerhalb
der gesetzten Grenzen vollkommen bewältigt, so wird der Werth der-
selben durch die Wärme des Vortrags erhöht, die vorzüglich geeig-
net ist, auch den Laien heranzuziehen und zu seinem Vortheil ihm
Interesse für einen Gegenstand einzuflöl'sen, der die wichtigsten Mo-
mente imserer geistigen Entwicklung enthält. v. E.
Erheiterungen: 18G8, 1. Hft., S. 16. Donaustauf bei Regens-
burg. (Hang Weininger.)
Europa: Nr. 51, Sp. 1607. Die deutschen Altväter der botani-
schen Wissenschaft.
Illustr. Familien-Journal: 1868, Nr. 1 (735). Die culturge-
schichtliche Weihnachtsfeier.
Die Gartenlaube: 1868, Nr. 1. Alte Städte und altes Bürger-
thum. 1. Nürnberg im Norden (Hildesheim). (Mor. Busch.)
Deutsche Kunst-Zeitung: Ein Beitrag zur Geschichte der
van Eyck'schen Schule. (Ernst Förster.) — Architektonische
Notizen: Die Restauration der Schlofskapelle in Ambras. Die
Restauration des Ulmer Münsters.
Magazin f. d. Literatur des Ausl.: Nr. 52, Sp. 728. Zur
Roswithafrage (Notiz).
lUustrirte deutsche Monatshefte: Nr. 39 (135), Dez. 1867,
S. 263. Ein Revolutionär der Wissenschaft (Paracelsus). (Karl
Rufs.) — • S. 315. Zur Erfindungsgeschichte der Dampfmaschine.
(Th. Weifs.) — Nr. 40 (136), Jan. 1868, S. 358. Die mittel-
alterliche Bewaffnung. (Hans Weininger.)
Volksblatt f. Stadt u. Land: Nr. 103. Zur Geschichte der
Rebus.
Zeitschrift f. bild. Kunst: 1868, Nr. 1, S. 7: Ein Brief Albrecht
Dürer's an Spalatin. Mitgeth. von Ed. His-Heusler. — S. 12.
Zwei Könige. Nach einem Karton eines untergegangenen
Wandbildes von Hans Holbein.
Danziger Zeitung: Nr. 4622, 3. Jan. 1868. Bilder aus der
Marienkirche zu Danzig. (R. Bergau.)
Illustr. Zeitung: Nr. 1276. Das Genfer Escaladefest. — Nr.
1277. Die Stadt Rothenburg. — Weihnachtsbräuche. — Nr.
1279. Koller Gustav Adolph's, Königs von Schweden.
Aufsätze in Zeitschriften.
Das Ausland: Nr. 51, S. 1208. Wälschtirolische Märchen. —
1868, Nr. 1, S. 6. Das Passionsspiel im Sarnthal. (v. R.-D.)
— S. 12. Die Celtengräber in Derbyshire.
Daheim: 1868, Nr. 13. Der Tod des letzen Hohenstaufen.
Vermischte Nacliricliteu.
1) Von Freunden der Münz- uud Wappenkunde in Dresden,
welche sich schon seit Jahr und Tag in zwanglosen Zusammen-
künften gegenseitig zu belehren und zu unterstützen unternommen
hatten , gieng vor einiger Zeit die Anregung zur Gründung eines
förmlichen Vereins für jene Fächer aus, und es fand diese Idee
so viel Anklang, dafs sich am 8. Nov. v. Js. ein Verein für
Münz-, Wappen- und Siegel-Kunde förmbch oonstituieren
konnte. Er hat sich Statuten gegeben und einen Vorstand ge-
wählt, welcher aus dem Adv. Gautsch als Vorsitzendem, Kaufmann
Schnecke als Schriftführer und Juwelier Widemann als Schatzmei-
ster besteht. Es ist bereits mit benachbarten Geschichts- und
Alterthums- Vereinen Verbindung angeknüpft worden; auch hat
der Verein verschiedene Arbeiten in Angriff genommen, von denen
später einmal Mittheilung gemacht werden soll. Einige Geschenke
haben schon den Grund zu einer Bücher-, Münz- und Wappen-
sammlung gelegt.
2) Im Dorfe Reinhardsgrimma bei Dippoldiswalde ist im
Herbste v. Js. beim Roden eines Baumes auf Ritterguts-Grund und
Boden ein Topf mit 2300 Stück Brakteaten gefunden
worden. Der Besitzer des Gutes hat den ganzen Fund dem als
Münzkenner und Sammler wohlbekannten Herrn Benno von Römer
in Dresden zur Sichtung und Bestimmung übergeben, welcher be-
reits ermittelt hat, dafs der ganze Fund in 46 verschiedene Typen
zerfällt. Die Mehrzahl besteht in Brakteaten des Markgrafen
31
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
32
Heinrich des Erlauchten zu Meil'sen , und zwar ungefähr aus den
Jahren 1230 — 1260. Darunter sind 36 Stück böhmische in 17 ver-
schiedenen Typen; einige mit den Buchstaben C. S., C. V. und C.
bezeichnet; sodann 4 Stück wahrscheinlich bischöflich meilsnische.
Alle 2300 Stück sind mit wenig Ausnahmen vortrefflich erhalten
und wie nur eben aus der Münze gekommen. An 400 Stück
halbe, sorgfältig in der Mitte zerschnittene bestätigen, dals man
dies nicht dem Zufalle, sondern der Absicht zuzuschreiben hat,
auf diese Weise Scheidemünze zu bekommen. Nachdem das kö-
nigl. Münzkabinet sich die noch nicht in demselben befindlichen
Exemplare ausgewählt haben wird, soll der Fund im Ganzen ver-
kauft werden. Ein ausführlicher Bericht darüber ist noch von
Herrn von Römer zu erwarten.
3) In der -Generalversammlung des akadem. Dombauvereins
in Bonn hielt der Dombaumeister Voigtel aus Köln einen Vortrag,
in welchem er sich auch über die Ausgrabungen verbreitete,
die an der Nordseite des Kölner Doms zum Zweck des
Terrassenbaues vorgenommen wurden. Man stiel's dabei in beträcht-
licher Tiefe auf die Reste eines römischen Tempelbaues zu Ehren
des Titus, den laut der Inschrift die Augustalen mit einer Mauer
umgaben, aiif die Ueberbleibsel einer Reiterstatue, auf ein römi-
sches Bad und daneben auf die Grundmauern eines Gebäudes aus
der Römerzeit, das offenbar durch Feuer zerstört worden war.
Neben einem Räume, der zur Küche gedient haben mochte, waren
bis zu einer Tiefe von 40 Fuls die Hinterlassenschaften der culiua-
rischen Genüsse aufgespeichert: Köpfe von Hirschen, Rehen, Ebern,
dichte Lagen von Austernschalen. Unterhalb des erwähnten römi-
schen Bades wurde noch ein zweites Bad blolsgelegt, welches in
seiner Einrichtung auf ein noch höheres Alter zurückwies. Etwa
600 Münzen von Titus an und viele Geräthschaften wurden aufge-
funden. Im künftigen Jahre (1868) sollen die Ausgrabungen fort-
gesetzt werden. (Hl. Ztg. Nr. 1278.)
4) Die alte Kölner Dombibliothek befindet sich, seitdem
sie von Darmstadt an Preulsen ausgeliefert und dem Domkapitel zu
Köln zurückgegeben ist, in einem feuerfesten Local des erzbischöf-
lichen Priesterseminars daselbst hinter Schlol's und Riegel, der Er-
lösung harrend, die ihr auf den ausdrücklichen Wunsch des Mini-
sters durch Dr. Jaffe in Berlin in der Form eines Katalogs und der
Publication der in ihr enthaltenen Inedita zu Theil werden soll.
Das Kapitel wird durch den Umbau der Domsakristei, beziehungs-
weise den Anbau eines Kapitelsaales und Archivraums geeignete
Räumlichkeiten für die Aufstellung der Bibliothek herstellen.
(Dies. Nr. 1277.)
5) Der Erzbischof von Köln hat folgende Preisaufgabe aus-
geschrieben: „Wir wünschen, dal's eine treue Kirchengeschichte
der Erzdiöcese Köln im Anschluls an die Reihenfolge ihrer
Bischöfe und Erzbischöfe in möglichster Kürze und populärer Dar-
stellung ausgearbeitet werde , unter Zugrundelegung zuverlässiger
Nachrichten, deren Quellen zu notieren sind. Die politischen Tha-
ten imd Ereignisse aus dem Leben der Bischöfe und Erzbischöfe
oder der Landesgeschichte dürfen zwar nicht ganz mit Stillschwei-
gen übergangen, sollen jedoch nur insofern berührt werden, als es
für die richtige Darstellung des betreffenden Charakters oder der
Kirchengeschichte des Erzbisthums selbst nöthig oder nützlich er-
scheint. Auf richtige Chronologie ist vorzüglich Sorgfalt zu ver-
wenden"'. Drei Jahre, vom 8. December 1867 an, sind als Frist
angesetzt, binnen welcher die Arbeit vorgelegt werden mul's; der
Preis für die beste Leistung beläuft sich auf 400 Thlr., für die
nächstbeste auf 200 Thlr. Die beste Arbeit mufs durch den Druck
veröfi'entlicht werden; das Verlagsrecht bleibt dem Verfasser unge-
schmälert. (Dies. Nr. 1280.)
6) Die bekannte „Wil tan er Meistersängerhandschrift",
über welche Professor Dr. J. V. Zingerle in Innsbruck einen be-
sonderen Bericht veröfi'entlicht hat, ist von der Münchener Hof-
und Staatsbibliothek erworben worden. Die Handschrift besteht
aus 176 Blättern in Kleinfolio, ist im 15. Jahrhundert geschrieben
imd befand sich Ende des 16. Jahrhunderts im Besitz der Wolken-
steiner. Auch die Meraner Fragmente der Eneit von H. v. Vel-
deke gehören seit kurzem der Bibliothek in München an und wer-
den demnächst in den Monatsberichten der dortigen Akademie
erscheinen. (Allg. Ztg., Beil. Nr. 354.)
7) Bei Trofs in Paris erscheint eine Serie von alt französi-
schen Dichtungen. Der Schatz des Ungedruckten ist in den
Pariser Bibliotheken noch auf lange ergiebig. Das neueste,' von
H. Michelant besorgte Werk ist ein Roman d'aventures aus dem
13. Jahrhundert: „Blancadin und Orgueilleuse d'amour", in etwa
6000 Kurzzeilen, in der Art des „Guillaume de Palerme", „Richard
le bei'' u. s. f. gehalten. Kritische Behandlung und äulsere Aus-
stattung sind anerkennenswerth. Vom Herausgeber, bekannt als
kaiserlicher Bibliothekar in Paris, ist für den Literarischen Verein
in Stuttgart eine Ausgabe des Romans vom Ritter Cifar angekün-
digt. (Hl. Ztg. Nr. 1280.)
8) Das Kaiserhaus zu Goslar wurde bekamitlich von der
Stadt dem König Georg zum Geschenk gemacht, und die von üun
angeordnete gründliche Restauration des Gebäudes ist von der
prculsischen Regierung aufgenommen und fortgesetzt worden. Die
Untersuchungen von Kunst- und Bauverständigen haben aulser Zwei-
fel gestellt, dals der vom Kaiser Heinrich III. um 1050 unternom-
mene Bau im grolsen Ganzen in dem gegenwärtig vorhandenen
Gebäude ziemlich vollständig erhalten ist, und dal's der nunmehr
wieder freigelegte grol'se Saal die im 11. bis 13. Jahrhundert in
Goslar abgehaltenen Reichsversammlungeu in sich hat tagen sehen.
Auch die frühere kaiserliche Hauskapelle ist wieder aufgefunden in
dem unter dem Namen „Gefängnifsthurm" als Haftlocal benutzten
Gebäude. (Dies. Nr. 1277.)
9) Die Reiterstatue Karls des Grolsen für das Monu-
ment, welches demselben in Lüttich errichtet wii'd, ist in Brüssel
gegossen und von da nach ihrem Bestimmungsorte auf einem eige-
nen Lastwagen geschafft worden. Das Standbild ist ein Werk des
Bildhauers Jehotte, 5 Meter hoch und ebenso lang und wiegt
9—10,000 Kilogramm. (Dies. Nr. 1276.)
10) Ein vorzügliches Gemälde von David Teniers hat die
belgische Regierung für den Preis von 125,000 Eres, für das Brüs-
seler Museum erworben. (Dies. Nr. 1280.)
Verantwortliche Redaction: A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Sebald'schft Buchdruckerei in Nürnberg.
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Amerika bei den Postrtmtorn Bremen und
Hamburg.
Alio für (las gorman. Museum be-
stimniton Sendungen auf dem Wege dpa
Buchliandels werden durch den Commia-
eionar der litorar, -artist. Anstalt des Mu-
seums, F. A. Brockhaue in Leipzig, be-
fördert.
Fünfzehnter Jahrgang.
1868.
ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
JW2.
Februar.
Wisseiischafüiclie Mttheiluiigeü.
Markgraf Friedrich'« von Brandenburg Besuch der
Stadt Nürnberg im Jahr 1496.
Der Abschlufs des am 6. Jan. 1496 zu Ansbach zu Stande
gekommenen und nach Dietrich von Harras, der auf's thätigste
dazu beigetragen hatte, benannten Vertrags erfüllte die Stadt
Nürnberg mit der gröfsten Freude. Man glaubte — und nach
dem Wortlaut der Urkunde war man zu dem Glauben voll-
kommen berechtigt — der langjährige Hader mit dem Mark-
grafen, der bis auf mehr denn hundert Jahre zurückgieng und
der Stadt den schweren Krieg von 1449/50 zugezogen hatte,
sei nun für immer geschlichtet und der Ausgleichung mit dem
Fürsten müsse ein besseres Verhältnifs zu dem Adel von selbst
nachfolgen. Am Dienstag 12. Jan. wurde in einem grofsen,
wohlvcrsammelten Rath beschlossen, ,,Markgraf Friedrich's Ge-
„mahlin, Sophia, König Kasimir's von Polen Tochter, mit
„einem silbernen vergoldeten Trinkgefäls von 120 fl. Werth und
„mit 200 fl. zu einem „Ingraisch" darin zu verehren, der Für-
„stin auch anzuzeigen, ein erbarer Rath sei wohl berich*^et,
„dafs Ihre Gnade zu der Berichtigung zwischen ihrem Herrn
„und Gemahl an einem und der St" dt Nürnberg am andern
„Theil eine emsige, fleifsige und gnädige Beförderin gewesen
„sei, ihr dafür fleifsigen Dank zu sagen, und Ihre Gnade her-
„ein in die Stadt zu kommen unterthäniglich und fleifsig zu
„laden und zu bitten." Hiemit wurden Paulus Volckamer und
Niklas Groland beauftragt. Zugleich wurde beschlossen, Herrn
Dietrichen von Harras, als den „Untertheidinger" zwischen dem
Markgrafen und der Stadt, für seine gehabte „Mühe, Fleifs und
Zehrung" mit 1000 fl. zu verehren. In besonderer Botschaft
wurde Ulman Stromer zu den drei bayerischen Fürsten, Georg
zu Landshut, Albrecht und Wolfgang Gebrüder zu München,
zu Erzbischof Berthold von Mainz und zu Eberhard Herzog
von Württemberg und Teck abgesendet, um ihnen die frohe
Kunde, man sei mit dem Markgrafen berichtet, zu hinterbringen.
Bei den zwei letztgenannten Fürsten solle er namentlich er-
wähnen, wie Dietrich von Harras auf Credenzbrief seines Herrn,
Herzog Albrecht's von Sachsen, in dieser Sache thätig gewesen
sei. Sogar das Siegel des Amtsgeheimnisses wurde gelöst, und
weil in der Gemeinde die Rede gieng, der Rath habe sich die-
sen Vertrag viele Tausend Gulden kosten lassen, wurde Lüf-
tung (Erlaubnifs) gegeben, dafs jeder sagen möge, wie die Bei-
legung der Irrungen beider Städte, Windsheim und Nürnberg,
mit dem Markgrafen nicht über 6000 fl. zu stehen komme.
Auch in andern Gewährungen zeigte sich die freudige Stim-
mung des Raths. König Max hatte ein Darlehen von 10,000 fl.
begehrt, worauf einzugehen man aus guten Gründen wenig ge-
neigt war; doch erklärte man sich dahin, ihm zu den 4500,
die er bereits der Stadt schuldig war, gegen Versicherung des
Zolls von Engelhardszell noch 5500 zu leihen, so dafs seine
Schuld im Ganzen 10,000 fl. betrage. Den jungen Gesellen, die
auf Donnerstag 14. Jan. ein Gestech vorgenommen hatten, soll-
ten die Schranken aufgerichtet, auch Eathhaus und Stadipfei-
fer zum nachfolgenden Tanze vergönnt, auch Herrn Dietrich
von Harras Söhnen zum Gesellenstechen zwei Pferde geliehen
werden. Und obgleich am vergangenen Samstag 9. Jan. der
Rath mit grofser Mehrheit beschlossen hatte, dafs hinfür am
35
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
36
Aschermittwoch keine Fastnacht mehr gehalten, weder den Wil-
denmännlcin zu laufen und zu tanzen, noch eine Hölle zu ver-
brennen gestattet werden solle, indem das schon früher be-
schlossen und auch der Antrag einer Minderzahl, man möge
den Wildenmännlcin am Gailen Montag zu laufen gestatten,
ebenfalls abgelehnt und Ulrich Grundherr und Niklas Grofs ge-
beten worden waren, den Fleischhackern dieses zu sagen, so
wui-de doch an eben diesem Dienstag 12. Jan., da das Hand-
werk der Fleischhacker dem Rath so viele Beschwerden dar-
über, dafs sie nur einen Tag Fastnacht mit dem Schembart
haben sollten, vorlegte, das vorige Mehr geändert und beschlos-
sen, am Gailenmontag die Wildenmännlein laufen zu lassen, doch
sollen sie weder an diesem Tage, noch an der darauffolgenden
Fastnacht eine Hölle haben und verbrennen, auch weder mit
Lohefedern noch mit sonst etwas werfen; den Aschermittwoch
aber sollten sie ganz feiern, d. h. sie sollten an demselben sich
aller fastnachtlichen Lustbarkeiten ganz enthalten.
Vorher wurde nämlich die Lust noch am Mittwoch fort-
gesetzt, wie theilweise noch jetzt in Frankreich und in Italien
am Carnevalone geschieht. Gegen die alle Sitte und Anstän-
digkeit verletzende Ungebühr war schon seit 1468 vorgegan-
gen, und damals war am 9. Jan. gegen die, welche unsaubere
Schembarte mit grofsen Nasen trügen, eine Rüge nach den Ge-
setzen angeordnet und befohlen worden, wo sie auf der Gasse
damit betreten würden, sie ihnen abzureifsen. Es ist ein gros-
ser Irrthum , zu meinen , an den Unflätereien der Fastnacht-
spiele des Hanns Volz und Hanns Rosenplüt habe ein früheres
Geschlecht, weil es einfacher, gesunder, natürlicher gewesen,
seine unbefangene, harmlose Freude gehabt, ohne daran ein
Aergernifs zu nehmen. Unflat ist ehedem eben so gut Unflat
gewesen wie jetzt, und gerade eine gesunde Natur wird ihn
stets als solchen betrachten. Im nächstverwichenen Jahre 1495
war eine Roihe von Verordnungen gegen Verletzung von äus-
serer Zucht und Erbarkeit gegeben worden, und die Anfangs
dieses Jahrs 1496 erlassenen Beschränkungen der Fnstnachts-
lust waren nur ganz nothwendige Folgen des gemachten Anlau-
fes zu Herstellung gröfserer Sittlichkeit. Aber die gegenwär-
tige allgemeine Freude stimmte die Gemüther wieder zu grös-
serer Nachsicht, und so wurde auch am Dienstag 19. Jan. et-
lichen Gesellen [jungen Leuten] auf ihre Bitte ein Fastnacht-
spiel mit Reimen aufzuführen gestattet, jedoch, dafs sie nicht
Schembarte tragen noch rottenweise laufen sollten. Nachträg-
lich wurde das Laufen des Schembarts auch am Aschermitt-
woch erlaubt.
Nun waren auch die beiden an die Frau Markgräfin ge-
sendeten Herren des Raths wieder gekommen, ohne jedoch den
Zweck ihrer Sendung völlig erreicht zu haben. Sie hatten die
Fürstin allerdings in Ansbach getroffen, hatten auch die Ge-
schenke überreicht, aber auf die Einladung, nach Nürnberg zu
kommen, hatte die Fürstin erwidert, ohne ihren Herrn und Ge-
mahl, der nicht daheim wäre, könne sie die Einladung nicht
annehmen. Als dies am Donnerstag 21. Jan. im Rathe berich-
tet wurde, beschlofs man, abermals eine Botschaft, und zwar
dieselben Personen, Volkamer und Groland, abzuordnen und
den Markgrafen selbst, seine Gemahlin mit sammt den jungen
Fürsten und Fürstinnen einzuladen und unterthänig zu bitten,
hereinzukommen. Auf diese Einladung schickte nun der Mark-
graf zwei seiner Räthe, Diepolt Spät und Conz von Zedwitz
zu Liebenau, welche am Donnerstag 4. Febr. dem Rath die
Zusage gaben, er werde auf Sonntag Estomihi (oder: vor Fast-
nacht) 14. Febr. hereinkommen, und es wurde beschlossen,
aufser der bereits geladenen Gemahlin und den jungen Herren
und Fräulein auch die alte Frau Markgräfin zu Neustadt an
der Aisch, Markgrafen und Kurfürsten Albrecht's Wittwe, Anna
von Sachsen, Markgrafen Joachim, Frauen Ameley, Markgrafen
Friedrich's Schwester, und auch die Fürstin von Württemberg,
Herzog Eberhard's Gemahlin, auch eine Tochter Markgrafen
Albrecht's, und damals auf Besuch zu Neustadt, zu laden. Es
mufsten nun auch sogleich Herbergen bestimmt werden, und
zwar sollte der Markgraf selbst zu Peter Rieter (S. 808), seine
Gemahlin sammt der jungen Herrschaft zu Lienhard von Pic-
hen (S. 823), die alte Kurfürstin, Frau Ameley, des Markgra-
fen Schwester, und die von Württemberg zu Hannsen Thumer
(S. 880) eingelagert werden. Darauf wurden Ulman Stromer,
Marquard Mendel, Martin Geuder angewiesen, dafür zu sorgen,
dafs erbare Gesellen aufgebracht würden zum Stechen mit dem
Fürsten, auch die Bahn und was dazu gehört, zuzurichten und
zu bestellen. Ferner wurde ausdrücklich beschlossen, die vor-
genannten Fürsten und Fürstinnen mit allem ihrem Hofgesind
und wen sie sonst mit herbringen möchten, ganz kostenfrei zu
halten, und alle Dinge für Küche, Keller und Kasten zu be-
stellen, wurden Ulrich Grundherr, Jakob Groland und Sebald
Schürstab geordnet. Auch sollten Markgraf Friedrich's Ge-
mahlin , auch die jungen Fürsten und Frau Ameley bei der
alten Markgrätin alle mit Kleinoden verehrt werden, und die
Markgräfin , weil sie eines Königs Tochter sei, solle behandelt
werden, wie ihrer Zeit Herzog Georgen zu Landshut Gemahlin,
die polnische Königstochter Hedwig, und solle ein Kleinod bis
zu 90 fl. Werth bekommen. Zu Oberküchenmeistern und „Su-
perattendentcn", dafs alle Dinge wohl geordnet seien, wurden
gebeten Ulrich Ilallcr, Sebald Schreyer und Endres von Watt.
Den Einkauf von Wildpret, Geflügel, Hühnern, Kapaunen und
dergleichen übertrug man dem Gabriel Gastelstorffer, Wirth
auf der Trinkstuben, dem Scherl und der Zielerin (wahrschein-
lich der Frau des Zielers im Schiefsgraben, der dort auch die
Wirthschaft zu besorgen hatte, seit Oct. 1493 Franz Buch-
drucker). Alles zum Tanz Erforderliche, Teppiche, Bänke
u. s. w. sollten Anton Tetzel, Georg Holzschuhcr, Conz Imhof
und Hanns Rumel bestellen. Georg Kötzel wurde gebeten,
zu Ehren der Herrschaft die jungen Gesellen in den „Ma-
ruschko" Tanz (wahrscheinlich Moriskotanz, nach Art der Moh-
ren, Mauren) aufzubringen. Ulman Stromer und Hans Rieter
sollten der alten Frau Markgräfin und den mit ihr kommen-
den Fürsten und Fürstinnen entgegenreiten, Anton Tetzel und
37
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
38
Endres Tucher dem Markgrafen und seiner Gemalilin. Der Frau
Ameley ein Kleinod zu schenken, wurde wieder zuriickgenora-
nien. Die Schenkung der Kleinode sollte durch die Losunger
besorgt werden, damals Gabriel Nützel und Paulus Volckamer.
Bei der verwittweten Frau Markgräfin war die Schenkung des
Kleinods namentlich durch ihre Vermittclungsbcmühungen be-
gründet. Endlich sollte vom Rathhaus eine Berufung [ausge-
rufene Bekanntmachung] geschehen, dafs sich bei Ankunft der
Herrschaften jedermann mit Reden bescheiden zu halten wisse,
und niemand, aufser wer dazu geordnet sei, in die Bahn zum
Stechen gelien, auch niemand werfen solle.
Es mufs bei dieser Gelegenheit erwähnt werden, dafs die
in den amtlichen Aufzeichnungen mehrmals ausdrücklich ge-
nannte und als Markgraf Friedrich's Schwester bezeichnete Frau
Ameley in einem Verzeichniis der von Markgraf Albrecht mit
seiner ersten Frau, Margaretha von Baden, und mit seiner
zweiten, Anna von Sachsen, erzeugten und nach seinem Tode
nachgelassenen Kinder nicht zu finden ist. Der ihr ertheilte
Titel Frau bezeichnet nicht etwa eine verheirathete , sondern
wird aus Courtoisie auch bereits erwachsenen, aber noch un-
vermählten Töchtern aus fürstlichem Geblüt ebenso gegeben,
wie es auch in Frankreich mit dem Titel Madame noch jetzt
geschieht. Wäre sie verheirathet oder Wittwe gewesen, so
würde das jedenfalls bemerkt worden sein ; sie war aber weder
das Eine noch das Andere, sondern lebte noch unvermählt bei
ihrer Mutter, der Markgräfin Anna, zu Neustadt a. d. Aisch.
Eine Tochter Amalia oder (nach Eentsch) Aemilia wird aller-
dings aufgeführt; sie war am 1. Oct. 1461 zu Plassenburg ge-
boren, wurde 1478 mit dem Pfalzgrafen Caspar, Herzog von
Bayern, aus der Zweibrücken- Veldenzer Linie, verheiratet und
starb 1481 zu Baden. Ein Brief von ihr an ihren Vater, aus
dem Jahr 1475, den Minutoli S. 498, Nr. 368, mittheilt, trägt
die Unterschrift Ameley. Allein das Todesjahr 1481 verwehrt,
an sie zu denken; nur sieht man, dafs der Name in der Fa-
milie wirklich vorhanden war. Unter allen Töchtern war da-
mals keine mehr bei der Mutter als die jüngste, Anastasia, ge-
boren an St. Gertraudstag, 17. März 1478 und erst 1500 mit
Graf Wilhelm IV. von Henneberg verheiratet. Es ist nun wol
sehr wahrscheinlich, dafs diese Fürstin, entweder, wie es öfter
geschieht, schon von den Ihrigen mit dem Namen einer frühe-
ren verstorbenen Schwester gerufen wurde, oder dafs sie we-
nigstens zu Nürnberg unter diesem Namen bekannter war, als
unter ihrem eigenen. Der Name Ameley steht übrigens ganz
fest und ist auch in MüUner's Jahrbücher und in andere, sei-
nem Vorgang unbedenklich folgende Berichte übergegangen,
während ein einzeln stehender Bericht, der einer erweiterten
Beschreibung dieser festlichen Tage (im Journal v. u. f. Fran-
ken I, 617 ff.) zu Grunde liegt, den Namen Ameley nicht hat,
sondern an deren Stelle eine Anna, was aber, da eine 1462
geborene Tochter dieses Namens bald nachher wieder starb,
eben nur die Amcley-Anastasia sein kann. Mit der alten Mark-
gräfin kam aufser ihrer mit Herzog Eberhard von Württemberg
verheirateten Tochter Elisabeth auch noch eine andere, eben-
falls Elisabeth geheifsene Tochter, geboren 1474 und seit 1491
mit Graf Hermann (alias Heinrich V) von llenneberg verheiratet.
Bei dieser festlichen Gelegenheit mochte man von Seiten
der Bürgerschaft sich auch zu gröf^serer Freiheit im Gebrauch
von Kostbarkeiten und Kleinoden berechtigt glauben. Aber
der Bath war nicht geneigt, diesen Glauben zu theilen, ob-
gleich eine gewisse Milderung nicht zu verkennen ist. So
wurde Thoma Luffelholz seine Strafe wegen einer goldenen
Kette und Haube, die er getragen, am 11. Febr. auf Fürbitte
des Pfalzgrafen erlassen, doch unter der Bedingung, dafs er
sie nicht mehr trage. In dem Gesetz, das Frauen und Jung-
frauen verbot, mehr als eine goldene Kette zu haben oder zu
tragen, wurden die Worte „haben oder" ausgethan, weil man
einsah, nur das Tragen könne unter das Gesetz und vor die
Rüg gezogen werden, nicht aber das ganz unverfängliche und
unschuldige Haben. Ferner wurden die schmalen goldenen
Borten für unbedenklich erklärt und dem Pfänder Lienhard
Rumel deshalb ein Wink gegeben. Aber die Fürbitte der ver-
wittweten Markgräfin, die sie für etliche erbare Frauen ein-
legte, welche gegen die sogenannten Hofl'artsgesetze sich ver-
fehlt hatten und deshalb straffällig geworden waren, wurde
dennoch am Donnerstag 18. Febr. abgelehnt, und es mufste bei
der Strafe bleiben.
Nürnberg. Lochncr.
(Schlufs folgt.)
Geistliche Scherze des Mittelalters.
III.
Die Handschrift, aus welcher in Nr. 11 v. 1867, Sp. 342 ff.,
und Nr. 1 v. 1868, Sp. 9ff. die beiden parodistischen Sermone
abgedruckt sind, verdanke ich der freundlichen Mittheilung des
Herrn Subrektors Franck in Annwciler, welcher im Serapeum
über den zur Spraclikunde gehörigen Inhalt derselben Nachricht
geben wird. Sie gehört der Münchener Bibliothek (Cod. lat.
10,751) und ist im J. 1575 von dem Liesborner Benedicti-
ner Anton Husemann aus Beckum gesammelt, wie er selbst
sagt: „partim ex vetustis manuscriptis Codicibus, partim
etiani ex fanüliaribiis bonorum virorum et amicorum colloquiis."
Erwähnt ist sie schon von Mafsniann und Mone im Anz. 4,
184 und 7, 504; aber noch wenig ausgebeutet. Jene Ser-
mone beginnen auf f. 196. Vorher steht, f 173, ein Schreiben
von „Lucifer Princcps tenebrarum, tristia profundi Acherontis
regens Imperia, Dux Hercbi Rectorque Gehennae" an die mo-
dernae Ecclesiae Principes. Der Schlufs lautet: „Datum apud
centrum terrae in nostro Palatio tenebroso, praesentibus Dae-
monum catervis propter hoc specialiter vocatorum ad nostrum
Consistorium doiorosum, Sub nostri terribilis Signeti charactere,
In robur praemissorum. Anno a Palatii nostri fractione et Con-
sortum nostrorum subtractione Millesimo Quadringentesimo No-
nagesirao primo." Unterzeichnet: Beelzebub vester specialis
39
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
40
Amicus. Die ganze, etwas langstilige Satire abzudrucken, scliien
mir laum gerechtfertigt, besonders da sie möglicher Weise schon
irgendwo gedruclit sein mag ; handschriftlich ist sie im "Wiener
Cod. 578, doch ohne Datum und Unterschrift ; s. Archiv 10, 571
und Tabulae Codd. Vindobon. 1, 101. — Darauf folgt f. 180:
Sermo deS. Nemine, im Ausdruck ganz abweichend von der
1866, 381 ff. , mitgetheilten Version, aber übereinstimmend in
den benutzten Stellen und offenbar eine Ueberarbeitung. Die
Citate aus Cicero und Priscian, auch manche der Bibelstellen
fehlen ; ebenso die Vergleichung der käuflichen Ritter mit den
neuen Häringen. Mittlerweile hat auch Ignaz von Zingerle in
seinem Bericht über die Sterzinger Miscellaneon -Handschrift,
Sitzungsberichte d. Wiener Akad. 54, 306, Nachricht von einem
Nemo gegeben, der zu dem Sp. 206 d. Anz. 1866 mitgetheilten
stimmt. Man sieht daraus, dafs in der Wiener Handschrift
nach Job zu ergänzen ist magnus, wie denn alle Aufzeichnungen
dieser Art fehlerhaft und voll von gröfseren und kleineren Va-
riationen zu sein pflegen.
Auch für den Nemo kann ich einen neuen Abdruck nicht
in Anspruch nehmen. Unmittelbar darauf folgt Ulrici Hutteni
Nemo; dann aber f. 192 eine Predigt über einen mir bisher
noch ganz unbekannten Heiligen, den h. Invicem, welche wir
hier folgen lassen wollen.
Sermo non inelegans de Sanctissimo Fratre Invicem.
Suscipite Invicem.
Tharsensis ille noster Paulus quendam habens discipulum
Invicem nuncupatum, intime sibi dilectum : quem cupiebat tra-
dere religioni, ut seculi spretis vanitatibus, religiöse vivere deo-
que famulari assuesceret. Id quidam, conditiones ipsius prirao,
deinde religionis religiosorumque considerantes inolitam con-
suetudinem, Paulo dissuaserunt, dicentes quia religiosi scanda-
Uzare et tradcre Invicem deberent. Multi, aiunt, scandaliza-
buntur et Invicem tradent. Ad haec quoque odium et tyran-
nidem quoruudam religiosorum mentetenus rememorantes dixe-
runt: Odio babebunt Invicem. Paulus nihilominus sperans fau-
stiora salutique viciniora de religione et religiosis, etiam quia
ob Pauli amorem cariorem habere deberent eundem discipu-
lum, voluit ut religionem intraret. Scripsit ergo ad praefatos
religiöses orans et obsecrans pro eo, primo pro susceptione
eins ad habitum, inquiens (Rom. 15) : Suscipite Invicem. Deinde
instanter pro Invicem deprecatur eos, ut sibi mansueti, benigni
et favorabiles esse debeant, dicens: Estote Invicem benigni et
misericordes. Ne etiam inopiam patiatur ibidem, vult ut mu-
nera donaque ei conferant: Donantes, alt, Invicem, sicut Chri-
stus donavit vobis. In Apocalipsi quoque (Apoc. 11): Munera
mittite Invicem. Pusillanimitatem quoque eins (quae multos
in religione deicit) considerans, hortatur eos quibus commissus
in religione fuerat, ut ipsum dulcibus consolarcntur verbis : Con-
solamini Invicem, aiens, in verbis. Etiam ut non solum ipsum
consolarentur eosadmonuit, sed ut etiam ad meliora promoverent
et aedificarent consolando, ipsos expetiit : Consolamini Invicem
et aedificate. Tertio rogavit, ut sibi reverentiam exhiberent:
Subiecti estote Invicem, aiens, in timore Christi. Et alibi:
Superiores Invicem arbitrantes. Quarte beatus Paulus rogavit,
ut bona frequenter ei impenderent, scribens de eo: Hospitales
Invicem. Postremo ne eum in aliquo molestarent, sed ut sin-
cere et humaniter absque dolo in omnibus secum agerent, id
quo melius potuit, eis in mandato dedit : Nolite, inquiens, frau-
dari Invicem. Volens interea etiam beatus Paulus ipsum In-
vicem honeste conversari iuter fratres (et) in omni benignitate
et modestia iugiter proficere, seriosius nt potuit, ei dixit:
Quod bonum est, sectamini Invicem. Deinde beatus Paulus
recedens ab eo, ob vehementem dilectionem quam crga disci-
pulum habuit, ei in oblivionem. nuuquam venit, imo quoties
praedicavit semper memor ipsius existens, a fidelibus orationes
pro eo fieri expetiit: Orate, inquiens, pro Invicem. Insuper
in Omnibus scriptis suis ipsum fratribus commendavit : Haec
mando, scribens, vobis, ut dUigatis Invicem. Item: Si dilexe-
ritis Invicem, deus in vobis manet. Monachi nihilominus pe-
titionera Pauli spernentes , ei insidias paraverunt dicentes ad
alterutrum (Hebr. 10) : Consideremus Invicem in provocationem.
Dictumque est beato Paulo quod praefatum Invicem male tra-
ctarent : Facta est dissensio ut discedereut ab Invicem. Tan-
dem his auditis Paulus venit ad visitandam domum istam, et
intrans ianuam, audiensque murmura eorum dixit eis illud Lu-
cae 24 : Qui sunt hi sermones, quos confertis ad Invicem ? Sur-
rexitque unus ex monachis (et) accusavit eum, quia suspectus
esset de mulieribus, Mar. 16: Mulieres dixerunt ad Invicem.
Alter accusavit cum de homicidio, Actuum 28; Dicebant ad
Invicem : Utique homicida es. Volueruntque quod deberet oc-
cidi, Math. 21: Dixerunt ad Invicem: Hie est heres, venite
occidamus eum.
Abbas monasterii sibi metuens de proditione sui, ait ad
fratres : Certa relatioue hausi , quia unus vestrum tradet me.
His auditis aspiciebant ad Invicem. Tunc Invicem graviter
coepit murmurare. Quem Paulus paterne admonuit dicens :
Nolite murmurare Invicem. Ultimus accusavit eum de furto.
His auditis beatus Paulus rogavit Invicem, ut ei veritatem di-
cerct et non mentirctnr, Colo. 3 : Nolite mentiri Invicem. In-
vicem vero omnia ei obiecta ab accusatoribus negavit, addidit-
que quod male tractaretur in monasterio, et nuUa cura habere-
tur de eo. Tunc dcnuo Paulus Ingrediens domum illam, voluit,
ut omnes aemuli Invicem cum accusatoribus eins expellercntur,
Danielis illud inquiens : Separate eos ab Invicem procul. Ipsi
haec audientes, poenitentiam agentes dixerunt ad Invicem (Ge-
nes. 42): Merito haec patimur, quia peccavimus in fratrem
nostrum. Beatus Paulus concordando eos, dixit gloriae esse
magnae talem habere socium in monasterio, dicens eis (Joann. 5) :
Gloriam ab Invicem accepistis. Voluit etiam quod honorem ei
impenderent, Roman. 12 : Honore Invicem praevenientes. Ad-
diditque beatus Paulus, quod sibi deservire deberent in omni
caritate, Galat. 5 : Caritative servite Invicem. Ad quod quidam
de fratribus dixerunt se non bene posse ei deservire, quia
41
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
42
Bemper post alios veniret. Respondit beatus Paulus huiusmodi
profereatibus, diccns (1. Corinth. 11): Cum veneritis ad mandu-
candum, Invicem expectate. Statim quidam ex eis dixerunt quod
interdum remaneret ex toto, nee veniret. Quibus Paulus ait
quod interdum esset supportaudus ab eis, Ephes. 4 : Supportantes
Invicem in caritate. In fine idem beatus Paulus instanter ro-
gavit pro Invicem, imo praecepit et mandavit quo eum dilige-
rent (Joan. 15) : Hoc est, inquiens, maudatum meum, ut diligatis
Invicem. Item : In hoc cognoscent homines quod mei discipuli
estis, si dUectionem habueritis ad Invicem. Quo id tandem
commodius fieret strictiusque observaretur erga Invicem, doua,
libertates, privilegia domui isti simul et fratribus contulit pln-
rima : Neraini, dicens quicquam debeatis, nisi ut Invicem dili-
gatis. Discedens ab eis beatus Paulus visitata domo et mona-
sterio, pacificatis omnibus, obnixe rogavit dominum ut donaret
eis animum ad haec observanda promptuni (1. Thes. 3): Vos
autem, inquiens, deus multiplicet, et abundare faciat caritateni
vestram in Invicem. Quod nobis praestare dignetur Jesus
Christus dominus noster. Amen.
Heidelberg. "Wattenbach.
Aleniaunische Rechtsalterthümer uud Weisthünier.
(Schluis.)
a. 15 85. „Petrus episcopus von Chur entschuldiget sich
der lieferung dreyer ausstendiger happich, das Ihre Gnaden
dieselbige vor der Zeit zu banden gebracht, dafs sie aber
weitter nit thun mit dem erbüetten vff zukünftigen 86 Jahrs
4 happich zu lifern, ist decretiert, daz ime, bischoueu wiede-
rumb mit allem ernst zugeschriben, dafs die anerborne hap-
pich mit also sunder geheupt, mit dem geschell und
ganz geclaidt vf künftig jar endlich uns dieselbige zfigeschikt
werden."
a. 159 9 decretiert Montags vor Petri und Pauli „dafs
man den happich zu Chur wieder erfordern und ain pot-
ten abordnen soll."
Zinstags nachUlrici den 8. Juli 1603: ,,beschlofsen
den happich altem gebrauch nach zu Chur zu erfordern und
abholen zu lassen."
Donnerstags den 28. Juli 1605: „befohlen worden,
dafs der habich zu Chur abgeholt werde: doch gar
abgetragen und mit dem clait wie sich gebürt be-
hengt sei und nit ain nestvogel wie zuvor gewesen."
Donnerstag den 18. Monatstag Augusti 1605 de-
cretiert und beschlossen, „dafs bei ehendister gelegenheit an
den Herrn Bischof zu Chur wegen des Habichts ein Schrei-
ben solle verfertigt (werden) darinnen vermeldt und angezogen
werden, welcher gestalt ein abgetragener Habich mit
Gläut, Geschüech und andrem solle gestattet sein, aber we-
der heuer noch vorigen Jahres also überschickt worden ; dero-
wegen er, Herr Bischof, alter gerechtsame weitläufig zu berich-
ten mit dem Anhang : wo hinfüro wider *verhoffen die Liefe-
rung, wie sich gebührt, nit ervolgen würde, man verursacht
werde, solches an gehörigen orten anzubringen."
Zinstags den 18. Juli 1606 befohlen: „dafs einschrei-
ben an Herrn Bischofifen zu Chur umb Lieferung eines abge-
richten abgetragenen mit dem gelcut wolbehengten Happich
verfertigt werde."
Den 9. Juli 1614 befohlen, „dafs Ihro Gnaden dem Herrn
Bischofen zu Chur umb den Hab ich zugeschriben werden
solle."
Noch bis in's Jahr 1630 gehen diese Beschwerden fort.
Die Armbrusterbücher haben dies Weisthum eben-
falls ; aber nichts, was nicht aus den Urkunden hier auch bekannt
wäre. Im Stuttgarter k. Staatsarchiv ist ebenfalls ein Akten-
stück, den „Habicht" betreffend, das fast wörtlich unsere Mit-
theilungen enthält und das v. Langen gleichlautend in seinen
Beiträgen gibt.
Des Nachrichters ayde.
Aus dem Stadtrecht von 1545.
Bl. 39 a. Item ain hennker soll zu Gott unndt den hailigen
schwören den räthen unnd den burgern gehorsam ze seindt und
ze richtende: es seye mit dem schwert, mit dem rade oder
mit ertrenken*) oder wie man ain person ab leib tun will
unnd von jetlicher persone nit mer dann zway pfund haller
zenemen.
item und so man ains erblente es were frow oder mann
i lib. und denen man die zungen usschneit v ß hll. und denen
man die oren abschneit v ß hll.
item und was vichs unsern burgern stirbt, sie seyendt in
der statt oder uff dem landt : das soll er inen euch schniden
und soll von ainem ross, rind oder ainer kue nit mer nemen
dann 3 ß hei.
item von ainem zwaijärigen kalb, das zway hay geessen
hat i ß hei. von ainem das i hew geessen hat i ß hll.
item von ainem järigen fülhin 10 hllr.
item von ainem milchfulhin 1 ß hllr.
item von ainem milchkalb 8 hll.
item von ainem schaf 8 hllr.
item von ainem kitzin und ainem lemlin 4 hllr.
item von ainer gaifs euch 8 hllr.
item unnd von üsleuten von altem vih nit mer dann iiii ß
hllr. und sol euch er oder sein knecht hingön, wo man ine
hinschickt unsern burgern in unsern dörfern, die zu unserer
statt gehörendt bey ainer mill wegs oder zwayen.
item were es euch das er oder sein knecht unser burger
ainem ainiche hüt braechte, davon soll man ime euch beschai-
denlich Ionen und mag euch heut wol darumb inbehalten, bis
ime davon gelonet wirt, es sey umb schnyden oder umb das
haimbringen.
*) Osenbrüggen, Alem. Strafrecht, S. 91. Rechtsalterth. aus d.
Schweiz 1858. H. III, 21. Bamberger Halsgerichtsordn. Art. 146.
43
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
44
item und ob jemant den unsern ainich vaist ochs oder
was vihs das were, stürbe, wann der bcgerte irae das vich vff-
zetund und ime das unschlitt herus zegeben : das sol er ouch
tun und ime das widergeben ; und ob jemant sonst begerte
das vich utfzethuiid, darumb, dafs er sehe, was ime gebreste:
das sol er ouch tun.
item were ouch das ainem ain vaifst schwein stürbe: das
soll er ime ouch schniden und beraiten und schmelzen umb den
halbtail, ob er anders des begert; und ob ainem ain vaifst
pferdt oder veldtross sturb , das soll er ime ouch ufftün
und das schmalz herustun und widergeben, wer des begert.
item wann ouch ain beschlagen pferdt oder veldtross sturbt :
dem sollen sie die ysen ouch abbrechen und widergeben.
item er soll ouch nieman anderswo hingön richten, weder
herren noch stetten : ain burgermaister erloube ime dann das
und sollcndt ouch seine knecbt, deren seyen ainer oder mer
das ouch schwören ze halten als er.
item darumb soll man ime geben alle fronfasten 30 (i hllr.
und behusung in der alten statt; da der erste maister iimsafs
und soll ouch er das hus und den garten nutzen und niefsen
imd alle die zins richten, so davon gandt. (Bl. 40 a.)
item von ainem ochsen oder alten rind lebendig zii begra-
ben XV |5 hllr.
item von ainer thunnen bering zu verbrennen v (3 hllr.
ob sich aber fügte, das er zwo oder drey mit aimmder ver-
brennen wurde, soll er ouch nit mer dann v |5 hllr. ze Ion
nemen *).
Oberudorfer Weisthümer.
(Monum. Hohenb. S. 924.)
1) „Item, so man das erst gcricht uff Michahelis widerum
helt, so soll der Richter die erst Urtal nit geben, der stat-
knecht geb dann dem schulthais und richtern ihr Gerechtigkeit
das ist jedem ain wifsen und ain rotten Nestel."
2) ,,Item alle die vor Gericht Brief bcgcrend, die sol ain
Burgermaister versiglen ; darum gehört im ain schwarze
Kenn oder ain Böhmisch." (S. 925.)
Bul'se für den Entleibten.
In den Lindauisch-Monfortischen Händeln (15. Jhdt. Graf
"Wilhelm v. M.) in einem Lindauer Spitalurbar steht also :
„item die drey, die schuld an dem todtschlag hond, sond
den entleupten bützen mit 4walfarten: gen Rom, Auch,
Aynsidlen und Sanet Lenhart; IV kerzen tragen ; Xllmäss
lesen lassen und sond die kerzen der frowen und den fründen
*) Das Häringverbrennen, eine gegen Seuchen und Volks-
krankheiten ergriffene allerwärts übliche Mafsregel. S. mein Augsb.
Wöiterb. 220- 221. Häringe waren im 13. Jliilt. schon sehr be-
kannt und kommen auch im Augsb. Stadtr. in den eingerückten
Zolltarifen vor. Man liefs die bei den Kramern gefundenen alten
Häringe sogar durch den Nachriohter verbrennen. Stetten, Ilandw.
Gesch. Nachtrag (2. Bd.), S. 137.
geben werden; item ain stayne crütz setzen und des Ent-
leupten frouwen XXV pfund haller geben werden-'*).
Der S c h w ö r t a g in Lindau.
Vierzehn Tage nach dem Kinderfest (August) war der
Schwortag in der Barfüfserkirche. Prozession in der Kirche.
Der ganze Magistrat, alle Geistlichen und weltlichen Behörden
versammelten sich. Die Statuten und Gesetze wurden von der
Kanzel verlesen. Nachher mufste jeder Stand darauf schwüren.
*) Vgl. Anzeiger 1860, Sp. 207. 366.
München.
Dr. A. Birlingei
Die Parameiite der Marienkirche zu Dauzig.
Es dürfte in Deutschland wenig Kirchen geben, welche
in ihrem Innern so reich ausgestattet sind mit Altären, Sta-
tuen, Bildern, Epitaphien, Grabsteinen, Fahnen, reich geschnitz-
tem Gestühl, Gittern, Reliquienbehältern, heiligen Gefäfsen
u. s. w. , überhaupt Kunstwerken aller Art , vielleicht keine
andere, welche in ihrer Gesammtwirkung») so ausgezeichnet
wäre, noch so vollkommen das Gepräge des mittelalterlichen
Katholicismus mit seiner soliden Pracht und seinem Ileichthum
trüge, als die (jetzt evangelische) Marienkirche zu Danzig, be-
kanntlich eines der grofsten'^) Kirchengebäude der Welt.
Ueber die Geschichte dieser Kirche besitzen wir eine sehr
ausgezeichnete, auf genauester und umfassendster Kenntnifs der
archivalischen Quellen und eingehendstem Studium der Monu-
mente beruhende, vortreffliche monographische Darstellung'*)
von dem um die Geschichte der Stadt Danzig und der Pro-
vinz Preufsen im Allgemeinen hochverdienten Th. Hirsch.
Das Gebäude selbst, die Kapellen und Altäre hat er genau be-
schrieben und historisch erläutert. Ueber die Werke der kirch-
lichen Kleinkunst aber und die Paramente geht er kurz weg
(Bd. I, S. 387), erwähnt ausführlicher nur eines Mefsge-
wandes aus arabischem Stoff. Und auch später ist eine Be-
schreibung derselben bis jetzt nicht angefertigt worden. Fr.
Bock, welcher Danzig um das Jahr 1853 besuchte, erwähnt
in seinem verdienstvollen Werke „Geschichte der liturgischen
Gewänder des Mittelalters" der Paramente der Danzigcr Ma-
rienkirche öfter (Bd. L S. 55, 111, 246. Bd. IL S. 26, 73
u. s. w.) mit grofsem Lobe, sagt (I, 111) sogar, dafs „nach
') Ueber den Werth der Marienkirche in architektonischer
und malerischer Beziehung hat F. v. Quast ein sehr vortreffliches
Gutachten abgegeben, welches, so viel ich weil's, bisher ungedruckt,
in Manuscript von der Hand des Verfassers in der Registratur der
Marienkirche sich findet.
') Vgl. Otte, Kunst-Archäologie. 4. Aufl. S. 82.
') Th. Hirsch, die Oberpfarrkirche St. Marien zu Danzig
(Danzig, 1843), Bd. I. Von dem, die Kirchengeschichte von Dan-
zig seit der Reformation enthaltenden zweiten Bande sind 1846 — 47
leider nur 18 Bogen erschienen. Das höchst verdienstvolle Werk
bricht S. 280 mit dem J. 1606 ab.
45
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
46
dem Zither in der Domkircbe zu Halberstadt nicht leidit in
Deutschland eine Sacristei zu finden sein dürfte, die einen sol-
chen Schatz an mittelalterlichen Cultgewändern aller Art in
den reichsten Seiden-, Silber- und Goldstoffen aufzuweisen
hätte, als die Sacristei zu Uauzig". Durch Bock wurde zuerst
die Aufmerksamkeit der Freunde der Kunst des Mittelalters
auf diese Schätze hingelenkt. Mehrere derselben kamen nach
Danzig, um sie zu studieren.
Seit der Anwesenheit Bock's ist diese Sammlung durch
neue, in den Jahren 1861, 1862, 1863, 1864 und 1867 ge-
machte Funde bedeutend vermehrt worden, so dafs sie gegen-
wärtig
26 Chormäntel, 18 Stolen,
92 Caseln, 18 Manipeln,
20 Dalmatik'en, 24 Velen,
21 Schultertücher 11 Antipendien
zählt und nun sowohl dem Umfang, als dem historischen und
künstlerischen Werth nach die Sammlung im Zither zu Halber-
stadt übcrtrefl'en dürfte.
Die Erhaltung dieser mittelalterlichen Cultgewänder in
einer evangelischen Kirche durch die vielen Stürme *) hindurch,
welche die Marienkirche erleiden mufste, und bei welchen un-
zählige Kunstwerke geraubt oder zerstört wurden, ist ein glück-
licher Zufall. Die erhaltenen Gewänder bilden freilich nur
einen kleinen Theil der einst vorhanden gewesenen. In der
Mitte des 16. Jahrhunderts waren an der grol'sen Zahl der
Capellen und Altäre der Marienkirche 128 Priester^) thätig.
Ein im Jahre 1526 angefertigtes Verzeichnifs ^) führt folgen-
den Besitz der Kirche auf:
6 Kelche vom reinsten Golde mit kostbaren Steinen,
6 goldene Patenen,
6 goldene Ampullen mit Edelsteinen,
1 goldenes Ciborium mit Korallen und Gemmen,
2 goldene Kreuze mit Gemmen,
1 Bild der Mutter Gottes mit 4 Engelfiguren aus dem
besten Golde,
I silberne Statue der heil. Jungfrau,
silberne Statuen der Apostel,
24 silberne Ciborien,
46 silberne Kelche, davon 24 vergoldet,
12 silberne, vergoldete Ampullen,
II silberne, nicht vergoldete Ampullen,
23 silberne Schüssel, darunter 12 vergoldet,
12 silberne, vergoldete Kelche mit Deckeln,
12 silberne, vergoldete Kreuze mit Korallen und Edelsteinen,
24 kleinere, silberne Kreuze,
8 grofsere
10 kleinere
1 silberne Rauchfässer u. s. w..
*) Vgl. Hirsch a. a. 0., Bd. I, S. 281 fi'.
*) Danziger Katholisches Kirchenblatt, 1867, S. 299. Vgl.
auch Hirsch a. a. O., S. 147.
*) Danziger Katholisches Kirchenblatt, 1867, S. 316.
12 golddurchwirkto Caseln mit Perlen und Gemmen,
12 rothseidene Caseln mit goldenen Fransen,
82 seidene Caseln,
12 golddurchwirkte Antipendien mit Perlen und Gemmen,
6 sehr kostbare Cai)pen,
12 andere seidene Cappen,
46 goldene, mit silbernen Blumen durchwirkte Alben,
65 andere feine Alben,
88 kostbare Altardecken,
49 golddurchwirkte Altartiicher,
99 einfachere Altartücher u. s. w.
Weil die Marienkirche schon zur Zeit der Reformation
(1557) in die Hände der Protestanten übergieng, sind alle er-
haltenen Paramente aus dem Mittelalter und dem Anfang des
16. Jahrhunderts. Bei dem ehemals sehr bedeutenden Reich-
thum der Marienkirche kann es nicht auffallen, dafs viele der-
selben, was Stoff, Form und Stickerei anbetrifl't, zu den älte-
sten und kostbarsten Cultusgewändern gehören, welche über-
haupt bekannt sind. Sie bilden demnach eine besondere, hohe
Zierde der Marienkirche, eine unerschöpfliche Fundgrube an
Mustern für Herstellung neuer Erzeugnisse, für Studien auf
dem Gebiete der christlichen Kunst -Archäologie. Kimmt man
dazu die vielen, meist gestickten Paramente des 17. und 18.
Jahrhunderts, welche aus den jetzt aufgehobenen berühmten,
einst sehr reichen Nonnen -Klöstern zu Zarnowitz') und
Zuck au in den gleichnamigen Pfarrkirchen (beide unfern Dan-
zig) sich befinden, so hat man hier, nahe beisammen, vielleicht
die umfangreichste (allein etwa 250 Caseln), interessanteste und
in historischer Beziehung wahrscheinlich vollständigste, kaum
eine Lücke zeigende Sammlung liturgischer Gewänder, welche
überhaupt vorhanden. Die Sacristeien der genannten drei Kir-
chen sind demnach des eingehendsten Studiums werth.
Bis zum Jahre 1854 waren die in der Kirche erhaltenen
Stoffe im Allgemeinen wenig beachtet und den Alterthums-
freunden schwer zugänglich, in verschiedenen Kapellen in roher
Weise an die Wände genagelt, oder lagen in Kisten und Truhen
oder geheimen Wandschränken in den vielen Räumen der
grofsen Kirche versteckt. Erst allmählich kamen sie wieder
an's Licht. Es ist nicht unmöglich, dafs deren noch andere ge-
funden werden.
Seitdem hat der Küster A. Hinz, voll des wärmsten In-
teresses für die Kunstdenkmale der seiner Obhut anvertrauten
Marienkirche, dieselben geordnet, in drei verschiedenen Räu-
men besser aufgestellt, sorgt für ihre Erhaltung und ist unab-
lässig bemüht •*), dieselben zur verdienten Anerkennung zu brin-
gen. Derselbe hat kürzlich auch den Hofphotographen Fr.
') Ueber das kostbarste der dortigen Mel'sgewäuder, die gol-
dene Casel in Zarnowitz, habe ich in Nr. 21 des Organs für christ-
liche Kunst von 1867 genauer berichtet.
*) Vgl. A. Hinz, die Oberpfarrkirche St. Marien und deren
Schatz an mittelalterlichen Paramenten. Eine Vorlesung. (Dan-
zig, 1865.)
47
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
48
Gust. Bufse in Danzig veranlaTst, alle diejenigen Pararaente,
welche durch Form des Gewandes, Beschaffenheit oder Muster
des Stoffes, Kunst oder Technik der Stickerei sich auszeichnen,
in möglichst grofsem Mafsstabe, zum Theil in Originalgröfse,
photographisch abzubilden und auf diese Weise auch entfernten
Freunden der Kunst des Mittelalters zugänglich zu machen.
Eine Anzahl solcher Abbildungen: verschiedener arabischer
Stoffe, Stickereien der Borten eines Chormantels, der aurifri-
siae einer Casel, beide aus dem 15. Jahrhundert, die paru-
rae von zwei Schultertüchern (amictus), die Borte eines pracht-
vollen Antipendium aus dem 14. Jahrhundert mit 17 gestick-
ten Heiligenbildern und verschiedener anderer Stickereien lie-
gen bereits vor und lassen in ihrer Ausführung nichts anderes
zu wünschen übrig, als auch die Wiedergabe der Original-
Farben f).
^) Es wäre sehr wünschenswerth , dafs eine Publication des
ganzen Paramentenschatzes in Farbendruck , nach Art der Tafeln
zu Book's Geschichte der liturgischen Gewänder, zu Stande käme.
Wo ist ein Verleger dafür?
Danzig. K. Bergau.
Bietet Agricola in den ersten beiden Theilen seiner
Sprichwörter ursprünglicli nur 748 Nummern?
Friedrich Hasenow theilt im Anzeiger 1867, Sp. 278 f. die
dankenswerthe Beobachtung mit, dafs in der Hagenauer Aus-
gabe der Sprichwörter Agricola's vom Jahre 1534 Nr. 602
vollständig fehle, die Zählung mithin von 601 gleich zu 603
tibergehe. Er scheint daran sowohl der Fassung als dem Titel
seiner Mittheilung nach die Vermuthung zu knüpfen, dafs ein
ähnlicher Irrthum in sämmtlichen Ausgaben Agricola's wieder-
kehre. Dies ist aber keineswegs der Fall, und somit dürfte
Hasenow's Mittheilung nach beiden Seiten äfia jcqoeaw xai inioau)
einer Ergänzung bedürfen. Ich selbst bin augenblicklich nur
der ersten Hälfte dieser Aufgabe gewachsen ; hoffe aber , dafs
das freundliche Eintreten J. Franck's, dessen prüfendem Auge
ich diese Zeilen zuerst unterbreite, gleichzeitig mit mir ein,
wie Hasenow mit Recht bemerkt, in jedem Falle erwähnens-
werthes Factum aufs Reine bringen werde.
Die Hagenauer Ausgabe von 1529 hat die frag-
liche Lücke nicht. Die Gruppe der Sprichwörter, welche
blofse Vergleichungen enthalten, umfafst die Nummern 598 —
619. Was aber in der Ausgabe von 1534 unter Nr. 601 sich
findet: „Geel wie ein wach|i", ist hier (1529) bereits Nr. 602 ; und
so folgt denn auch ohne weitere Lücke Nr. 603: „Weysser denn
Schnee". Voraus aber gehen ohne Irrthum in der Zählung
Nr. 598. Er wirt so bleych wie ein asche, ascherfarb. 599.
Wey|5 wie ein kreide. 600. Schwartz wie die erde. 601. Blaw
wie der hymel. —
Ich halte billig jede Vermuthung zurück, wie etwa der
Irrthum in der Zählung der Ausgabe von 1534 und wahrschein-
lich auch der späteren Drucke könne entstanden sein ; die
Sorgfalt meines Freundes wird diese Lücke meiner Darstel-
lung mit leichter Mühe auszufüllen wissen.
Nur zwei Worte gestatte ich mir noch im unmittelbaren
Anschlufs au Hasenow's Mittheilung.
Hasenow nennt meine Untersuchung über Agricola's Sprich-
wörter eine sorgfältige. Diese Sorgfalt hat sich augenschein-
lich in der Vergleichung der Ausgaben von 1529 und 1534
schlecht bewährt ; ich habe eigentlich nur aus Chr. C. am Ende
ausgeschrieben, der mir alles hier zur Frage Stehende im we-
sentlichen erschöpft zu haben schien. Zweitens entschuldigt
Hasenow das bisherige Uebersehen der Lücke an mir wie
andern Forschern mit dem begründeten Hinweis, dafs diese
Vergleichungen (Nr. 598 ff.) nach allen Richtungen am wenig-
sten Interesse darbieten. Vielleicht aber hat die Gruppe auch
abgesehen von dem sprachlichen Gewinn noch einen relativen
Werth ; sie charakterisiert gewissermassen die drei Sammlun-
gen , die wesentlich von Agricola abhängen ; die sogen, erste
Egenolftische vom Jahre 1532, deren Autor kein Geringerer
als S. Franck ist; die Klugreden von 1548 — 1615 und die
zu Campen in den Niederlanden unter dem Titel Gemeene
Duytsche Spreckwoorden 1550 erschienene Sammlung.
S. Franck, ein comprehensiver genius wie nur einer, hat
den gröfsteu Theil dieser Sprichwörter in einer Nummer 355
zusammengefafst mit dem kurzen Schlufswort : ein vergleichung
etlicher ding mit anderm; die Campen'sche Sammlung bietet
dieselben Gleichnisse in ihrer Vereinzelung ; die Klugreden las-
sen sie sämmtlich fort. Gegen die Flüche Agricola's verhal-
ten sich alle drei Compilationen gleich ablehnend.
Schwerin. Friedr. Latendorf.
Nachwort.
Dem Wunsche meines Freundes gern willfahrend, habe ich
nur zu bedauern, eine auf Grund eigener Ansicht sämmtlicher
Ausgaben des 2. Theiles nebst Gesammtausgaben vollkommen
befriedigende und jeden Zweifel abweisende Auskunft zur Zeit
nicht geben zu können, weil mir bis jetzt von den mit Be-
stimmtheit existierenden 15 Ausgaben nur i.rst 9 vorgelegen
sind. Die Drucke, welche durch meine Hände giengen, und
aus deren einem (Hagcnaw, 1534) ich den in Rede stehenden
Irrthum schon im Winter 1845") wahrgenommen und in mei-
nen Collectaneen notiert hatte, sind mit einigen ihrer Fund-
orte folgende: 1. Hagenaw 1529 (Germ. Mus.; Berlin; Oltow's
Sammlung). — 2. o. 0. (Erfurt) Melch. Sachse 1529. (Berlin;
Ottow). — 3. Nürnberg, Job. Stüchs 1530. (Augsburg: Stadtb.;
Berlin ; Ottow). — 4. Hagenaw 1534 „am xv. tag des Mertzen"
(Germ. Mus.; München: Staats- u. Univ.Bibl. ; Berlin; Ottow;
eig. Samml.). — 5. Hagenaw 1537 „am viij tag des Mertzii."
(Ulm; München: Staatsb. ; Dresden; Berlin ; Wolfenbüttel ; Ot-
tow). — 6. 0.0. 1541. (Augsburg: Stadtb.; München: Staats-
u. Univ.-Bibk; Ulm; Berlin). — 7. o. 0. 1558. (Germ. Mus.;
49
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
50
Dresden; Münclieu: Univ.-Bibl. ; Berlin; Ottow.). — 8. Wit-
tenberg 1582. (Germ. Mus. ; Augsb.: Stadtbibl. ; München: Univ.-
Bibl.; Berlin; Ottow). — 9. Wittenberg 1592. (München : Staats-
bibl. ; Dresden; Berlin; Wolfenbüttcl; Ottow).
Von diesen bietet, wie schon Latendorf selbst vollkom-
men richtig angegeben, die Original-Ausgabe v. 1529 (Nr. 1) die
fragliche Lücke nicht; sie erscheint zum ersten Male in der
ersten Gesammtausgabe (Nr. 4), während alle andern, mit
Ausnahme einer einzigen — der aus derselben Hagenauer Presse
unmittelbar folgenden Ausgabe (Nr. 5) — den Text der ersten
nach Wort und Zählung genau wiedergeben. Es möchte da-
rum der Schlufs, dafs auch die übrigen von mir noch ungesehe-
nen Ausgaben der ersten Redaction gefolgt sind, wohl erlaubt
sein. Zu Recht aber besteht in jedem Falle, und zwar für alle
Drucke ohne Ausnahme, die Schlufs- und Gesammtzahl 749'^).
Sonach ist das Aeufsere der beiden Texte für die in Be-
tracht kommenden Nummern 600 — 603 also gestaltet :
a. Hagenaw. 1529. Ander Theil. Bl. 156a/b.
(ebenso: Nürnberg, Joh. Stüchs, 1530).
(Bl. 156 ") 600.
Schwartz wie die erde.
Die erde ist nicht allenthalben schwartz/ Inn Doringen ist
sie schwartz/ am Reyn ist sie rot/ wie wol die schwartze erde
zum Korn wachsen besser ist denn die rote/ vnd die rot zum
wein wachsen besser denn die schwartze. Die heilige schrifft
sagt/ dafs der mensch aus roter/ nicht aus schwartzer erden
geschaffen sey/ darumb sichs schleußt/ daß diß wort nicht an
allen orten Deutschs landes war ist/ Denn an etlichen ortten
ist eyttel sandt/ weder schwartze noch rote erden.
601.
Blaw wie der hymel.
Cesius. Der hymel ist blaw/ wie wir sehen/ da her wir ein färbe
nennen hymelblaw/ vnd ist eygentlich mehr graw denn blaw.
(Bl. 156'') 602.
Geel wie ein wachji.
Cereus. Flauum heyßen die Römer liechtgeel, Fuluum duuckel-
geel/ Addam cerea quoque/ Geele spieling/ wachß geel ist todten
färbe.
603.
Weysser denn schnee.
Ein Deutsche Hiperbole/ weyßer defi der schnee/ so doch
nichts fast weysser seyn mag/ deii schnee. Die heilige schrifft
sagt/ wie der Engel kleider/ welche den weibern nach der auff-
erstehung Christi bey dem grabe erschinnen/ sind weyß gewe-
sen wie der schnee.
b. Hagenaw. 1534. Sybenhundert vnd | Fünfftzig
Teütscher | Sprichworter . . . Bl. 6 n^/b.
(Bl. 6na) 600.
Schwartz wie die erde.
Die erde ist nicht allenthalben schwartz/ In Doringen ist
sie schwartz/ am Rein ist sie rot/ wie wol die schwartz erde
zum körn wachsen besser ist/ denn . . . rote erden.
Der hymel ist blaw/ wie wir sehen/ daher wir eyn blawe Cesiu».
färbe nennen hymelblaw/ vn ist eygentlich mer graw/ denn blaw.
601.
Geel wie eyn wachs.
(Bl. 6»''). Flauum hcyssen die Romer liecht geel/ Ful- Ccron».
uum dunckel geel. Addam cerea quoque pruna. Geelspilling/
wachßgeel ist todte färb.
603.
Weisser denn schnee.
Eyn Deutsche Hiperbole/ weisser denn schnee/ so doch
nichts fast weisser sein mag/ denn schnee . . .
Auf welche Weise aber ist dieser Irrthum in der Zählung
entstanden '? — Die Frage lost sich, wie mir scheint, einfach und
ungezwungen durch die Ansicht der zu diesem Zwecke hier ab-
gedruckten Texte. Der Setzer, welcher den Satz der üeber-
schrift seiner Vorlage („601 Blaw wie der hymel.") versäumt
hatte, wurde zwar seines Irrthunis bald gewahr, anstatt diesen
aber an der rechten Stelle zu verbessern, zog er es aus Be-
quemlichkeit vor (die Seite war einmal gesetzt), ihn erst auf
der folgenden durch Uebcrspringung einer Nummer gut zu
machen. Auch an anderweitigea falschen Bezifferungen und
Ungehörigkeiten fehlt es diesem Drucke keineswegs. So sind
nur die ersten 31 Blätter foliiert, wobei jedoch 26, 28 und 30
ausgelassen und statt 27 — 20, statt 29 — 30 gesetzt wurde.
Custodierung findet zwar in der Regel Statt, doch ist auch diese
dreimal in den Vorstücken und vierzehnmal ira Texte vernach-
lässigt. Im Uebrigen zeigt sich die Ausgabe von 1537 auch sonst
als unveränderter Abdruck derjenigen von 1534, der nur in un-
wesentlichen Dingen (deutsche Typen statt römischer für das Re-
gister, durchgehende Numerierung der Sprichwörter am Rande,
statt bei der Uebersclirift etc.) von seinem Vorgänger abweicht.
Es sei mir verstattet, diese Gelegenheit zu benützen zu
einer Bitte an die Leser des Anzeigers und die Freunde des
deutschen Sprichworts insbesondere. Nopitsch in seiner Li-
teratur d. Sprichwörter, S. 22, gedenkt einer Ausgabe der
„Opera" Agricola's : Basel 1558. Fol., in welcher die Sprich-
wörter ebenfalls enthalten seien. Diesen Druck aufzufinden,
wollte jedoch bis jetzt weder in einer bedeutenden Anzahl deut-
scher Bibliotheken gelingen, noch bin ich selbst in mehreren
Hunderten von antiquarischen und Auctions-Catalogen ihm be-
gegnet. Da nun aufscrdem Kordes in seinem „Leben Agri-
cola's (Altena 1817. 8.) und ebenso Latendorf in seinem
vortrefflichen Buche : „Agricola's Sprichwörter" (Schwerin 1862.
8.), nicht minder sämmtliche mir bekannten literarischen und
bibliographischen Handbücher älterer und neuerer Zeit ^) (Clessius,
Jöcher, Adelung, Schellhorn, Jördens etc.) völlig von ihr schwei-
gen, so bin ich in Folge dessen fast geneigt, einen Irrthum
Nopitsch's anzunehmen und die Existenz der Ausgabe über-
haupt zu bezweifeln. Sollte ich aber meinestheils mich irren,
so würde ich es mit dem gröfsten Danke anerkennen, wollte
ein Leser die Freujidlichkeit haben, mir den Fundort dersel-
ben, sei es direkt oder durch diese Zeitschrift, mitzutheilen.
51
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
') Ich hatte kurz zuvor diese Ausgabe, ein durchaus wohler-
Laltenes und vollständiges Exemplar, erworben aus dem Antiqua-
riat HeerJegen zu Nürnberg, zugleich mit Zincgref's Apophtheg-
men. Strafsb., 1626. 8. und J. G. Seybold's Viridarium. Norimb.
1677. 8. zusammen um die Summe von — 1 Gulden und 30 Kreu-
zer. Es nahte sich gerade damals der Wendepunkt der goldenen
Zeit der Bibliophilen, und Kreuzer und Groschen verwandelten
sich seitdem in Guldenstücke und harte Thaler — für die Herren
Antiquare. Daraals boten noch an Butsch zu Augsburg (1842)
Kirchhof s Wendunmnth. Frankf., 1589. 8. zu 48 kr., Seligsbcrg
zuBayreuth (1842) Erasnii Chiliades. Francof. 1599. 2. zu 36 kr.,
desgl. Zincgref's Apophthegmen. Leyden, 1644. 12. 2 Theile zu
36 kr., Müller zu Gotha (1841) Erasmi Adag. Epit. Leyd. 1668.
8. zu 6 Gr., Thoma zu Nürnberg (18401 J. Camerarii Symbpla.
Mog. 1668. 8. zu 9 Groschen, Heerdegen zu Nürnberg im gleichen
Jahre Chr. Lehmann's Chronik d. Reichsstadt Spej^er. Franckf.
1612. 2. zu 48 kr., und im Jahre 1802 begnügt sich Val. Camme-
rer zu Erlangen für Schottelii Haubtsprach. Braunschw. 1663.
4. mit 36 kr., Rollenhagen's Froschmeuseler. Magdeb. 1608. 8.,
oder die Gestriegelte Rockenphilosophie. Chemnitz, 1718. 8., oder
Balth. Schuppii sämmtl. Schriften. Franckf 1701. 8. mit 15 kr.
und für Sebast. Franck's Sprichwörter. Zürich, 1545. 8. gar
mit 12 kr. Tempi passati ! — Wozu aber diese Note ? Sie will
nur andeuten, welche materiellen Schwierigkeiten ein Forscher der
Gegenwart, der nicht immer ein Crösus ist und häufig fern von
gröl'seren Bücherschätzen lebt, bei proverbialen, ein überaus gros-
ses und verschiedenartiges Material erheischenden Untersuchungen
zu bewältigen habe, und daraus resultierend, mit welcher Nachsicht,
wie bei vorliegender Frage, ein Irrthum oder richtiger ein Ueber-
sehen von Seiten eines gewiegten und verdienten Forschers zu
beurtheilen sei.
'j Dafs diese sogar in einer Ausgabe (o. 0. 1541) nicht 749.
sondern „746" laute, ist mir nicht unbekannt ; allein es beruht auch
dies auf einem offenbaren Druck- (vielmehr Setz-) Fehler : die un-
mittelbar vorangehende Numerierung in derselben ist : . . . „746".
„747". „748".
') Es ist selbstverständlich, dafs mir manche Hülfsmittel mögen
fremd geblieben sein, und ich möchte in dieser Beziehung die Auf-
merksamkeit auf eine mir gleichfalls verborgene Quelle lenken, auf
die mich die Güte meines verehrten Freundes Ottow hingewiesen,
die: Bibliotheca Cypriana, sive catalogus librorum . . . quos
E. Sal. C}'prianus sibi conquisivit". „Da Cyprian die reichhaltigste
Sammlung von Agricola's Schriften besals, so möchte, fehlt die Aus-
gabe dort, die Angabe Nopitsoh's wol irrig sein."
Annweiler. J. Franck.
Graf Friedrich Christoph von Schlippenhach auf dem
Sandrart'schen Bilde des Friedensmahles zuNürnberg.
Die jüngst vorgenommene Kestaurierung und neue Aufstel-
lung des greisen Sandrart'schen Gemäldes : das Friedensmahl
auf dem Rathhaussaale zu Nürnberg, lenkt die Aufmerksam-
keit von neuem auf einen Mann, der zu seiner Zeit eine be-
deutende Rolle in der Geschichte spielte und namentlich in
der genannten Stadt eine Zeit lang eine Stellung einnahm, der
es wenig entspricht, dafs man später , trotz seiner Verherrli-
chung durch Künstlerhand und der dadurch in hervorragender
Weise erhaltenen bildlichen Gegenwart, ihn gänzlich aus dem
Andenken gestrichen hat. Unter der ansehnlichen Gestalt näm-
lich, welche auf dem Bilde, durch den getragenen Marschalls-
stab als Anordner des Festes kenntlich gemacht, den Pagen
voran, zum Vordergrunde schreitet, hat man den Feldmar-
schall Wrangel oder einen Marschall von Pappenheim erken-
nen wollen, während jener schon unter den an der Tafel Spei-
senden sich befindet, andererseits historisch von Keinem des
Geschlechtes Pappenheim sich nachweisen läfst, dafs er in der
erwähnten Eigenschaft bei der in Rede stehenden Feier enga-
giert gewesen. Bekanntlich war der berühmte kais. Feldmar-
schall dieses Namens schon 1632 bei Lützen gefallen. Mit
gröfster Wahrscheinlichkeit läfst sich aber unter der bezeich-
neten Figur der oben genannte Graf Schlippenbach vermuthen,
der beim Pfalzgrafen Karl Gustav, dem späteren Könige Karl X.
von Schweden und Geber des Festschmauses, Hofmarschall
war, und als solcher ohne Zweifel den letzteren anordnete, wol
auch die Verewigung desselben durch Sandrart's Pinsel besorgte
und als Besteller und Bezahler des Bildes mit dem Künstler in
so nahe Berührung kam, dafs es natürlich erscheint, wie dieser
ihm einen so hervorragenden Platz auf dem Gemälde angewie-
sen. Zur Gewifsheit aber wird jene Vermuthung erhoben durch
eine Anzahl von Handzeichnungen, die vor einiger Zeit in den
Besitz des germanischen Museums gelangt sind und die Mehr-
zahl der auf dem Sandrart'schen Gemälde dargestellten Per-
sonen in Brustbildern vorführen. Diese Porträte sind mit
dem Stift trefflich ausgeführt, wahrscheinlich von Sandrart's
eigener Hand, der sie als Studien für seine grofse Arbeit
aufnahm. Es ist dies um so mehr anzunehmen, da einige
Abweichungen der Zeichnungen von den Malereien vorkommen,
während ein Copist diese letzteren wol getreu und schwerlich
so gut nachgebildet haben würde. Die einzelnen Porträte sind
durch beigeschriebene Namen von etwas späterer Hand näher
bezeichnet und bei dem hier in Betracht kommenden Kopfe
steht zwar nicht der Name Schlippenbach, aber — Schut-
te nba eh. Dafs jedoch der letztere nur irrthümlich statt des
ersteren gesetzt, kann keinem Zweifel unterliegen. Die Schrift
rührt, wie angedeutet, nicht von Sandrart's eigener Hand her
— zu deren Vergleichung uns andere Proben zu Gebote ge-
standen. Vermuthlich fügte sie ein folgender Besitzer der
Zeichnungen bei, der noch Gelegenheit hatte, die Namen der
Abgebildeten zu erkunden, den in Süddeutschland aber wenig
bekannten Namen Schlippenbach nicht richtig erfuhr oder auf-
fafste. Die anderweitigen Erklärungen der Figur rühren oiFen-
bar aus einer viel späteren Zeit, in welcher man vom Hof-
marschall von Schlippenbach nichts mehr wufste. Man erkannte
auf dem Bilde nur den Marschall, und da der Feldmarschall
Wrangel, sowie die Marschälle von Pappenheim vor allem
bekannt sind, wählte man ohne Untersuchung einen dieser
Namen.
53
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
54
Wir benutzen den Anlafs, über die Familie und Person
des Grafen Schlippenbach einige Mittheilungen *) anzufügen,
die zum Theil auf bisher noch nicht buUannt gewordenen ur-
kundlichen Forschungen beruhen.
Die Schlippenbach gehörten zum alten Geschlechtsadel der
westfälischen Grafschaft Mark, sind jedoch dort erloschen,
nachdem sie sich nach Lioviand vcrjifianzt und von daher in
den zwei Nebenländcrn Curland und Esthland verbreitet haben.
Von Curland gieng ein Zweig aus dem Hause Salingen nach
Schweden, erwarb dort die GrafenwUrde und siedelte später
nach preufsisch Pommern und Brandenburg über, während
ein kleiner Best des Geschlechts in den russischen Ostseepro-
vinzen im Freiherrnstande fortblüht. — An das Stammwappen,
eine senkrecht hängende Kette mit zersprengten Ringen (Schlei-
fen) am oberen und unteren Ende, knüpft sich in der Graf-
schaft Mark eine ganze Gruppe von Familien, die jetzt ver-
schiedene Namen führen; zunächst das schon 1194 urkundlich
vorkommende Geschlecht von Bönen auf Kettinghausen (auch
nach diesem bei Bönen zwischen Hamm und Cahmen gelege-
nen Sitze genannt); ferner die Budberg, Neuliof u. s. w. ;
ebenso die Schlippenbach, früher Slipenbeck (Slipe, nieder-
deutsch, gleich Schleife). Heinrich I. kommt 1406 urkundlich
als Ritter und Edelbürger zu Iserlohn vor ; Heinrich HI. starb
1486, wahrscheinlich als der letzte seines Hauses im Stamm-
lande. — Hier scheinen sie gewaltige Jäger gewesen zu sein;
denn ihr Andenken verliert sich in einer gespenstischen Volks-
sage, die zwar, nach ihrer Verpflanzung in den Nordost, den
Schauplatz ihres Thuns auch weiter ostwärts verlegte. In der
Altmark ist ein Schlippenbach der „wilde Jäger". Vielleicht
entstand die Sage aber auch erst nach Rückkehr des Geschlechtes
auf das deutsche Festland.
*) Wir verdanken dieselben der gütigen Mittheilung eines
Verwandten der Familie, des Herrn Ober-Kegierungsrathes Jun-
cker von Oberconreid zu Gumbinnen.
(Scbluls folgt.)
Notizen in Betreff der geograijhisch- heraldischen
Gruppen.
Wenn man die Wappen alter Geschlechter nach deren
Stammsitzen zusammenstellt, so ergeben sich nicht selten in
derselben Gegend Gruppen von Familien , welche dieselben
Wappenbilder führen, theils nur verschieden durch die Farben,
theils durch Beizeichen oder das Hinzutreten anderer Wappen-
bilder, sowie anderer Helmzierden. Die letzteren sind jedoch
von geringerem Belange, da nicht selten bei ein und demsel-
ben Geschlechte zu verschiedenen Zeiten oder auch gleichzeitig
bei verschiedenen Zweigen des Geschlechtes verschiedenartige
Helmzierden geführt sind.
Im „Freien Grunde" bei Siegen findet man das mächtige,
in viele Linien verzweigt gewesene Geschlecht v. Seibach und.
ihm benachbart, die v. Gevertzhagen (Gebhardshain), gen. Lü-
tzenrode und gen. Kotzerode, v. Langenbach, gen. Sassenrode,
V. Ders, v. Stein etc., welche sämmtlich drei sclirügrcchts ge-
stellte Rauten führen. Dasselbe Wappenbild findet sich mehr-
fach weiter westlich bis an den Rhein.
An der mittleren Sieg findet man vorherrschend Rosen;
so bei den v. Crottorf, v. Wildenburg, v. Wissen, v. Isengarten.
Besonders auftallend ist aber das häufige Vorkommen von
Ringen oder Kränzen, und zwar meistens von drei Ringen in
der Stellung 2. 1. in Westfalen, am Rhein und in den Nie-
derlanden.
In Westfalen sind bis jetzt folgende Geschlechter bekannt,
welche sämmtlich drei Ringe in der Stellung 2. 1. führen:
V. Asseln zu Asseln bei Unna und Hünninghausen, sowie
in Dortmund, führen quergetheilten Schild, darin ober ein wach-
sender Löwe, unten in Schwarz drei (2. 1) silberne Ringe.
V. Aden zu Borg bei Werl, führten unter einem Schil-
deshaupt drei Ringe 2. 1. (Ein zweites Geschlecht v. Aden
in derselben Gegend führt drei Sterne und einen Querbalken.)
V. Frytag (Freytag - Loringhofl') bei Hamm, Dortmund,
Unna etc. in Westfalen, sowie in Curland, führen in Blau drei
silberne Ringe 2. 1. (Zu ihren Besitzungen gehörte die Burg
Aden bei Lünen.)
V. Grevele in Westfalen, haben drei Ringe 2. 1.
V. Harde zu Hülshoff, in Blau drei goldene Ringe 2. 1.
Hasgebeck (Husgebeck), in Roth silberne Ringe 2. 1.
V. Herr icke oder Herdecke bei Unna, 3 Ringe 2. 1., dar-
über einen Turnierkragen.
V. Hoyngen, gen. Hüne, (Hoiningen-Huene) aus der Graf-
schaft Mark (aus der Gegend von Soest und Unna, wo auch
gleichnamige Orte sind) nach Curland gezogen, haben drei sil-
bere Ringe 2. 1. in Schwarz.
V. Lamesdorp, Lamsdorff (nicht zu verwechseln mit
V. d. Weuge-Lamsdorfl'), drei Ringe 2. 1.
V. d. Lippe, gen. Hüne, (Hun, Hoen) , dem Namen und
Wappen nach unzweifelhaft aus der Lippe -Gegend stammend,
an der Sieg und Maas etc. angesessen, führen drei Kränze
oder Ringe 2. 1., mit oder ohne Rosen belegt.
V. Wunnemann (v. Bornecke, gen. Wunnemann) zu Edel-
burg bei Iserlohn, führen einen Querbalken, darüber zwei Ringe,
darunter ein Ring.
Aul'ser den Wappen der vorgenannten Geschlechter, welche
gleichmäfsig drei Ringe in der Stellung 2. 1. haben, finden sich
noch in Westfalen manche Geschlechter, in deren Wappen die
Ringe in anderer Stellung und in anderer Zahl vorkommen; so
führen die v. Knipping gespaltenen Schild mit drei Ringen
1. 1. 1., V. Wrede gespaltenen Schild mit einem Ringe, v. Alten-
bockum in Schwarz einen silbernen Ring.
Nächst Westfalen zeichnen sich die Niederlande, beson-
ders Flandern, aus durch das häufige Vorkommen von Wappen
mit Ringen und Kränzen in der Stellung 2. 1.
d'Autrive, in Gold drei schwarze Ringe.
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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
56
V. Belle, in Schwarz drei goldene Ringe.
deHaveldouc, in Silber di-ei grüne Kränze, mit Rosen
belegt.
V. Hoede, desgl.
V. Hoyuk, in Silber zwei rothe Ringe und statt des drit-
ten Ringes eine rothe Kose.
de Kaysere, iu Schwarz drei goldene Ringe.
de Lonqueville, in Gold drei schwarze Ringe.
V. d. Putte, in Roth drei silberne Ringe.
Am Mittelrhein (Archiv zu Coblenz) findet man sehr viele
Siegel von Schüifengeschlechtern, welche unter Beifügung man-
cherlei Beizeichen oder anderer Wappeubilder drei Ringe 2. 1.
führen.
Am Niederrhein führten die Pithane, v. Nörvenich, Calium,
gen. Lohausen, Godelheim und Edelkind sämmtlich im Wap-
pen einen Querbalken, darüber zwei Ringe, darunter einen Ring.
Im übrigen Deutschland finden sich zwar ebenfalls Wap-
pen mit Ringen, und zwar in der Stellung 2. 1., aber ganz zer-
streut, nirgends gruppenweise bei einander, z. B. :
V. Roidheim, silberne Ringe in Roth.
V. Neyperg, silberne Ringe auf Blau.
V. Hetzer, desgl.
V. Segrat (?).
V. Hornberg {?).
V. Waldstein, goldene Ringe in Schwarz.
V. Winsem, goldene Ringe in Roth.
Auch finden sich hier drei Ringe, verbunden mit Schildes-
theilungen; z. B. bei den Familien v. Schönau, v. Cosiack,
V. Schlick, v. Virtüng.
In der Schweiz finden sich drei Geschlechter, welche in
nicht zu grofser Entfernung von einander angesessen waren:
V. Breitenlandenberg, in Roth silberne Ringe 2. 1.
v. Puirs, in Silber schwarze Ringe 2. 1.
V. Nydberg, in Silber rothe Ringe 2. 1.
In Gegenden, wo, wie besonders in der Grafschaft Mark,
mehrere Geschlechter dasselbe Wappen führen, mufs die Frage
entstehen, ob der Grund hiervon in dem gemeinsamen Ur-
sprünge der Geschlechter, oder darin zu suchen ist, dafs mit
dem Wappenbilde eine Bedeutung verknüpft war, der Art näm-
lich, dafs es gewissermafsen ein Amtszeichen, oder dem Wap-
pen des Lehnsherrn entliehen war. Die Wappen der Familien
T. Frytag-Loringhofi" und v. Hoiningen-Huene stimmen in allen
Theilen überein, da auch beide als Helmzierde einen doppel-
ten Flug führen, auf jeder Hälfte wieder mit drei Ringen 2. 1.
belegt, und bei beiden findet sich in früherer Zeit dasselbe
Schwanken in den Farben des Schildes und der Ringe, bis
man, wie oben angegeben, für- die Frytag blaues, für die Huene
schwarzes Feld festgehalten hat. In Betreff der Helmzierden
in der Wiederholung des Wappenbildes auf denselben finden
sich ebenfalls in früherer Zeit Schwankungen. Beide Geschlech-
ter, derselben Heimat entsprossen und aus dieser zur selben Zeit
nach Curland gewandert, scheinen offenbar demselben Stamm
entsprossen zu sein. Unter Beachtung der Namen und Wappen
gehören auch die v. d. Lippe, gen. Hüne, sowie die niederlän-
dischen V. Hoynk zu diesem Stamme; ob man aber auch die
übrigen genannten Geschlechter Westfalens demselben Stamme
zuzählen darf, wäre erst näher zu prüfen. Beachtenswerth
dürfte es aber hierbei sein, dafs die v. Frytag im Besitze von
Aden, die von Asseln im Besitze von Hüninghausen waren, und
dafs die Stammsitze der meisten angeführten westfälischen Ge-
schlechter nahe bei einander gelegen waren.
In seltenen Fällen wird es gelingen , den gemeinsamen
Ursprung verschiedennamiger Geschlechter einer heraldischen
Gruppe so vollständig urkundlich nachzuweisen, wie dies für
die verschiedennamigen Nachkommen der Grafen von Sponhcim
geschehen ist, obgleich dieselben ihre Wohnsitze weiter von
einander hatten, als dies bei den genannten westfälischen Ge-
schlechtern der Fall war.
In einigen Gegenden findet man bei dem Lehns-Adel das
Wappenbild des Lehnsherrn wiederholt. So ist z. B. im Her-
zogthum Jülich und in Geldern das häufige Vorkommen des
Löwen in den Wappen auffallend, während man im Bergischen
nicht selten gezinnte Balken findet. Viele Vasallen der Gra-
fen von Katzenellenbogen zu Hohenstein führen, wie letztere,
ein rothes Schildchen in silbernem Felde, aber begleitet von
verschiedenartigen Beizeichen in einer Oberecke des Haupt-
schildes.
Aehnliche Verhältnisse sind mehrfach bekannt.
Die Entstehung solcher heraldisch -geographischen Grup-
pen mit gemeinsamen Wappenbildern scheint nach diesen An-
deutungen nicht immer auf demselben Grunde zu beruhen.
Während manche Gruppen aus ein und demselben Stamme
hervorgegangen sind, dessen Zweige nach Gütern, oder durch
andere Umstände veranlafst, verschiedenartige Namen erhalten,
aber stets das gemeinsame Wappenbild beibehalten haben, kann
bei anderen Gruppen ein gemeinsamer Ursprung nicht ange-
nommen werden, da bei ihnen das gemeinsame Wappenbild
von demjenigen des Landesherrn entnommen ist.
Die Betrachtung der heraldisch -geographischen Gruppen
ist gewifs für genealogische Forschungen von grofser Wichtig-
keit, und es wäre zu wünschen, dafs derselben eine möglichst
grofse Aufmerksamkeit geschenkt würde.
Unkel. A. Freih. v. Hoiningen-Huene.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction: A. Essenwein.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt
Dr. G. If. Frommann. Dr. A. v. Eye.
des germanischen Museums in Nürnberg.
Scbald'sche Bachdruckerei in Nürnberg.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
IS68.
JW 2.
Februar.
Chronik des gerniaiiisclicn Museums.
Nürnl)erg. 15. Fobruar 1868.
Wir sind heute in der Lage, den Freunden und Förderern der
Anstalt die erfreuliche Mittheilung zu machen, dafs wir Hand an
ein lange vorbereitetes Werk legen konnten, indem der Ausbau des
Kreuzganges und die damit zusammenhängenden Arbeiten bereits in
den letzten Tagen in Angriff genommen worden sind, und dals wir
einem raschen Fortgange des Baues entgegensehen, so dal's der
Schmutz und die Lasten des Baues beseitigt sein werden, noch ehe
der stärkere Fremdenbesuch die eigentliche Bauthätigkeit hemmen
würde. In Verbindung mit diesen Bauten wird sich die begonnene
Umstellung der Sammlnugen fortsetzen.
Unsere Sammlungen haben in letzter Zeit wieder einige nam-
hafte Bereicherungen erfahren. Hinsichtlich eines Theiles derselben
verweisen wir auf das Verzeichnifs am Schlüsse dieser Zeilen, worin
die überaus werthvollen Geschenke aufgeführt sind, die imsern drei
Abtheiluugen durch Herrn Landesgerichtsassessor Ludw. von Cuny
in Köln, dessen wir schon so oft in der letzten Zeit dankbar zu ge-
denken hatten, zugegangen sind.
Eine weitere Bereicherung erhielten unsere Sammlungen durch
eine fast ganz neue Abtheilung, nämlich durch eine beträchtliche
Sammlung von Stoffmustern und Stickereien vom 6. bis zum 18. Jhdt.,
die durch Ankäufe von verschiedenen Seiten zusammengebracht
wurde. Wir können auf diese rasch entstandene, hoffentlich sich
stets mehrende Sammlung stolz sein. In einer grofsen Zahl vor-
trefflicher Exemplare ist die Entwicklung der Musterung der Sei-
den-, Leinen- und Wollenstoffe, sowie der Bortenwirkerei durch 12
Jahrhunderte dargelegt. Höchst wichtige und werthvolle Stickereien
von Seide und Gold, wie in Leinen und Wolle, schliefsen sich den-
selben an. In Verbindung mit dem, was das Museum an Erzeug-
nissen der textilen Kunst früher schon besessen, dürfte diese Samm-
lung wol unbestritten als die erste in Deutschland gelten.
Wir hoffen, darüber bald einen Specialcatalog veröffentlichen
zu können, und legen auf solche Abtheilungen wol mit Recht grofsen
Werth, weil die wissenschaftliche Bedeutung vorzugsweise in grölse-
ren Serien sich kund gibt. Darum ist es stets unser Bestreben,
durch dergleichen darzulegen, wie sich der Entwicklungsgang der
einzelnen (lebiete gestaltet hat. Wer unsere Sammlungen nach die-
ser Richtung hin betrachtet, wird gestehen müssen, dal's dieselben,
wie sie nach und nach an Bedeutung gewinnen, auch einen immer
höheren wissenschaftlichen Werth erhalten. Insbesondere wird je-
der, der sich die geringe Mühe gibt, die Fortschritte zu verfolgen,
wie sie von Jahr zu Jahr mehr und mehr heraustreten, jeder, der aus
dem Geleisteten auf die Leistungsfähigkeit der Anstalt einen Schlufs
zu ziehen im Stande ist, ihr seine Anerkennimg nicht versagen.
Um so betrübender war es daher für uns, zu vernehmen, dafs
die kgl. preufsische Regierung in der Sitzung des Abgeordneten-
hauses am 2.5. Januar d. J. sich in Folge eines Gutachtens der kgl.
Akademie der Wissenschaften zu Berlin veranlalst gesehen hat, zu
erklären, dafs sie ihre Bereitwilligkeit, weitere Mittel für das ger-
manische Museum zu bewilligen, zurüclfziehen müsse,, weil nach die-
sem Gutachten „die wissenschaftliche Bedeutung nicht von der Art
ist, dafs eine höhere Subvention a>is preul'sischen Staatsfonds sich
rechtfertigen läfst."
Leider hat Se. Excellenz der Herr Minister für geistliche, Un-
terrichts- und Medicinal- Angelegenheiten sich nicht bewogen gefun-
den, auf eine sofort nach Bekanntwerden dieses Ausspruchs an ihn
gerichtete Eingabe die unserer Anstalt in jenem Gutachten gemach-
ten Vorwürfe bekannt zu geben.
Wir glauben jedoch von dem freundlichen Entgegenkommen
der kgl. preufsischen Regierung hoffen zu dürfen, dafs diese Ange-
legenheit einer nochmaligen Besprechung und Prüfung der Sachlage
unterzogen und zu einem die angegriffene Ehre der Anstalt voll-
ständig reinigenden Resultate führen werde.
Von neuen Jahresbeiträgen wurden seit Veröffentlichung
des letzten Verzeichnisses folgende angemeldet :
Von Anstalten für Kultus und Unterricht. Nürn-
berg. Kgl. Gj'iiiuasiuni 5 ti.
Von PriTaten : Danzlg. Admiralitätsrichter Abegg 1 fl. 4.5 kr.,
Privatbaumeister Halbritter 1 fl. 45 kr. , Kaufmann R. Kämmerer
1 fl. 45 kr. Freiburg 1. Br. Professor Dr. Alzog 2fl. , Professor
Amaun 1 fl. , Graf v. Andlau 1 fl. , prakt. Arzt Dr. Böhringer 1 fl.,
Professor Dämmert Ifl., Hofrath u. Professor Dr. Ecker 1 ü., Ly-
ceumsdirektor Dr. Furtwängler 1 fl. , Domkapitular Dr. Haitz 1 fl.,
Professor Dr. Hegar 1 fl. 10 kr., Kreisger.-Rath Graf v. Hennin 1 fl.,
Hofi-ath u. Prof. Dr. Kul'smaul 1 ö., Hofger.-Sekretär C. Jäger 1 fl.,
Hammer\ver!;sbesitzer Klehe 1 fl.. Geh. Rath Freih. v. Marschall 2 fl.,
Freih. v. Neveu 2 fl. , Graf v. Rohde 2 fl., Professor Dr. v. Rotteck
Ifl., Professor Schreiber 2fl., Gasdirektor A. Spreng Ifl., Freih.
v. Wengen 2 H. Graz. Ignaz Schrotter, Professor an der steierm.
landsch. Oberrealschule, 1 fl. 10 kr. Köln. Dietr. Leonardt 1 fl. 45 kr.,
Professor Mohr 1 fl. 45 kr., Dagobert Oppenheim 8 fl. 45 kr., Dombau-
werkmeister F. Schmitz Ifl. 45 kr., Banquier C. Stein 8 fl. 45 kr.
Lauf. Kaufmann Barth 1 fl. , Pfarrer Seufs 1 fl. , Pfarrer Wild 1 fl.
Nürnberg. Baer, Pfarrer bei St. Sebald, Ifl., k. Bez.-Amtsassessor,
Theod. Bezzel, Ifl. 30 kr., Dr. Ferdin. Hiller, Gewerbsreferent. Ifl.
Rennertshofen. Wolfg. Fichtl, Pfarrer u. Distriktsschulinspektor
in Stepperg, 1 fl. Wertheim. Kaufmann Bernhard Benario 1 fl.
Einmalige Beiträge gaben:
Von Privaten: Freiburg i. Br. Rechtsanwalt Barbe 1 fl.,
Stabsarzt Dr. Beck 1 fl., Professor E. Bender 1 fl.; Professor Dr. A.
Claus 1 fl., Kreisger.-Präsident Fezer 1 fl. 45 kr. , Oekonom H. Gäfs
Ifl., Oskar Frhr. v. Gleichenstein Ifl., Oberamtmann Haas Ifl.,
Dekan Helbing Ifl., Kaufmann Herzog Ifl., Partikulier v. Jage-
maun Ifl., Professor Dr. König 48 kr., Dr. Ad. Maier, geistlicher
Rath u. Professor. Ifl., Domkapitular Marmon Ifl. 45 kr., Redak-
teur Dr. Mayer 30 kr., Privatier H. Meier 1 fl.. Direktor J. Merkel
30 kr. , Fabrikant Karl Metz 4 fl. , Banquier Christian Metz 1 fl.,
Professor A. Metzger 30 kr., Dr. J. Müller, Hofrath u. Professor,.
Ifl., Domkapitular Orbin Ifl., Dr. L. Oettinger, Hofrath u. Pro-
fessor. Ifl., Professor Dr. Rauch Ifl., Frhr. v. Rinck Ifl., FaVi-
kant J. Risler Ifl., Professor A. Schwab Ifl., Buchhändler Fr.
Wagner 4fl., Hofrath Weilsgerber Ifl., Kreisger.-Rath Wilbelmi
Ifl. 10 kr. Hameln. Gymnas. -Direktor Ebeling Ifl. 10 kr., Gym-
nasiallehrer Gilbert Ifl. 10 kr., Gymnasiallehrer Möhle 52Vj kr.,
Gymnasiallehrer Rose 1 fl. 10 kr. , Gymnasiallehrer Theilkuhl 1 fl.
10 kr., Gymnasiallehrer Wittrock 52'/ikr.
59
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
60
Unsern Sammlungen gieugen ferner folgende Geschenke zu :
I. Für das Archiv.
(Nr. 3469—3472.)
Annaberg. Bruno Hempel: Eintrag in dem Kirchenbuche
zu Possendorf bei Dresden, Geburt und Taufe Ferdinands v. Schill
betr. 1776. Pap.-Facsimile. — Crailsheim. G. F. Faber, Blei-
stiftfabrikant: Geburtsbrief für Job. Chr. Friedr. Mackh, Metzger,
V. Crailsheim, ausgestellt im Namen des Markgrafen Carl Wilhelm
Friedrich von Brandenburg. 1724. Pergam. Lehrbrief für Joh.
Chr. Friedr. Mackh u. s. \y. 1724. Pgm. — Marktbreit. G. Schnei-
der, Schullebrer : Geburtsbrief für Hans Bronicher, ausgestellt
von Bürgermeister und Ciericht des Fleckens Hohestatt. 1687.
Pap. Orig.
II. Für die Bibliothek.
(Nr. 21,688—21,785.)
Bamberg. Schmitt-Friderioh, Ai'ohitekt: Neuter, Historia
von Bruder Cornelio. 1613. 8. Neuter, Historie van B. Cornelis.
1576. 8. Ilistoire du Palais royal. kl. 8. Histoire galante de Mr.
le comte de Guiche. 1667. kl. 8. Spanhemius, de papa foemina.
1691. 8. Stanleius, historia philosophiae orientalis. 1690. 8. Span-
heim, histoire de la papesse Jeanne; t. I. et II. 1770. 8. — Basel.
Gesellschaft zur Beförderung des Guten u. Gemeinnü-
tzigen: Dies., XL VI. Neujahrsblatt. 1868. 4. — Bayreuth. Hi-
storischer Verein von Oberfranken: Ders., Archiv; Bnd. X,
2. 1867. 8. — Berlin. Dr. K. Eggers: Ders., d. Stenographie in
den Schulen. 1863. 8. Ders., zur Kritik der deutscheu Stenogra-
phie-Systeme. 1865. 8. Der Sohriftwart. Zeitschr. f. Stenographie
hg. V. Eggers. L Jhg. u. II. Jhg. Nr. 1. 1867—68. 8. — Bonn. Dr.
F. Bluhme, geh. Justizrath u. Professor: Ders., Kirchenordnung
f. die evang. Gemeinden der Provinz Westphalen u. der Rheinpro-
vinz V. 1835. 3. Ausg. 1867. 8. — Danzig. R. Bergan, Architekt:
Ders., zur Kunde des heidn. Alterthums in Preufsen. 8. Sonder-
abdr. Ders., d. Jagd des Einhorns. 8. Sonderabdr. Ders., das
gernian. Museum zu Nürnberg. 8. Sonderabdr. — Dresden. D r. v.
Falkenstein, k. sächs. Staatsminister, Exe: Gersdorf, codex
diplomaticus Saxoniae regiae; II. Haupttheil, 3. Bnd. 1867. 4- —
Frankfurt a. M. Städelsches Kunstinstitut: Dass., sechster
Bericht. 1867. 4. — Frankfurt a. 0. Dr. G. Hille: Ders., Pros-
peri Acjuitani ohronici continuator Havniensis. 1866- 8. — Frei-
burg i. Br. Fr. Bauer, Lycealprofessor ; Ders., d. Vorfände der
Freiburg. Lateinschule. 1867. 8. II erder'sche Verlagshaudlung :
Greith, Geschichte der altirischen Kirche. 1867. 8. Wedewer, d.
neuere Sprachwissenschaft u. d. Urständ der Menschheit. 1867. 8.
Brugier, Geschichte der deutschen National-Literatur. 2. Aufl. 1868.
8. — Hamburg. Verein für hamburgische Geschichte: Gä-
dechens, Geschichte d. Hamburg. Rathhauses. 4. — Hannover. K ünst-
ler-Verein: Ders., d. hannoversche Künstler-Verein während sei-
nes 25.jährigen Bestehens. 1867. 8- Verzeichnil's der Mitglieder
etc. 8. — ■ Innsbruck. Dr. David Schönherr: Ders., d. Einfall
des Churfürsten Moritz v. Sachsen in Tirol 1552. 1868. 8. Sonder-
abdr. — Karlsruhe, v. Gemmingen, Hofmarschall: Stocker, Chro-
nik der Familie von Gemmingen; I, 1. 1865. 8. Verein der
Bauschüler: Ders., architektonische Entwürfe etc. 7. H. gr. 2.
— Köln. V. Cuny, Landgerichtsassessor: Albertus Magnus, tracta-
tus qui aijpellatur paradisus anime. 1498. 4. Innocentius III., liber
de contemptu mundi. 1496. 8. Thomas de Aquino, de articulis
fidei et ecclesie sacramentis. 4. Augustinus, manuale de aspira-
tione anime ad deum. 4. Vita sancti brunonis. 8. Casus per mo-
dum questionis. 4. Chrysostomus, expositio super Matheum. 1487.
kl. 2. Evangeliarinm. Mit verzierten Initialen. Pgm.-Hs. 13. Jhdt.
kl. 2. Speculum humanae salvationis. Mit color. Federzeichnun-
gen. Pap-Hs. 14. Jhh. 2. Horarium. Mit verziert. Initialen. Pgm.-
Hs. 15. Jhh. 8. Gebetbuch in niederd. Sprache. Pgm.-Hs. 15. Jhdt.
8. Vff Rour Inn Collenn. Vonn Anno 1481. Pap.-IIs. 16. Jhdt.
2. Notitie della eccellentissima Famiglia Savella. Pap. -Hs. 18.
Jhdt. 4. Latomus, factio memorabilis Francisci ab Sickingen cum
in Trevirorum obsidione tum in exitu ejusdem. Paji.-Hs. 19. Jhdt.
2. Bruchstücke der Statuten einer geistl. Bruderschaft. Pgm.-
Hs. 14. Jhdt. 4. Bruckstücke eines niederd. Breviariums. Pgm.-
Hs. 15. Jhdt. kl. 8. und einige kleinere Fragmente v. Pgm.-Hss.
Notice sur une daJle tumulaire de cuivre du 15. siecle. 1852. 8. Son-
derabdr. La elezione di Corrado Quarto in re de' Romani. 1860.
8. — Königsberg. Universität: 40 akademische Schriften ver-
schiedenen Inlialts. 1867. 4. u. 8. — Leipzig. Ed. Avenarius,
Verlagshandlung: Literar. Centralblatt, hg. v. Zarncke; 1868, Nr.
1 — 6. gr. 8. — München. K. b. Akademie der Wissenschaf-
ten: Dies., Sitzungsberichte; 1867, 11, Heft 2 u. 3. 8. — St. Nico-
las. Cercle archeologique du pays deAVaas: Ders., publi-
cations extraordinaires, Nr. 5. 1868. 8. — Nürnberg. Christoph
Müller, Kaufmann: Ordnung der Zainar defs Eifsens undt Stahls
umb alhiefsige Statt (Nürnberg). Pgm.-IIs. 1687. 8. Friedr. Tö-
pfer, Domänendirektor: Ders., Urkundenbuch für die Geschichte
der Vögte von Ilunolstein; II. Bnd. 1867. 4. — Regensburg. G.
Dengler, Dombenefiziat : Figuren des Alten vnnd Newen Testa-
ments. 1588. qu. 4. Icones mortis etc. Der Todtendantz. 1623.
8. — Stuttgart. Dr. CacJ Herquet: Ders., specimina diplo-
tnatum monasterio Fuldensi a Karolis exhibitorum ; I. Heft. 1867.
2. — Weimar. Dr. C. Stegmann: Kunst u. Gewerbe, Wochen-
schrift hg. V. Stegmann; L Quartal, Oct.— Dec. 1867. 8. — Wien.
Erzherzog Wilhelm v. Oesterreich, k. k. Hoheit: Dudik,
des hohen deutschen Ritterordens Münz-Sammlung in Wien. 1858.
4. Nedopil, deutsche Adelsproben aus dem Deutschen Ordens-
Central-Archive ; 3 Bnde. 1868. 8.
III. Für die Kunst- und Alterthumssammlung.
(Xr. 5401—5558.)
Bamberg. Schmitt-Friderich, Architekt: Kuchenmodel mit
dem Redwitz'schen AVappen und d. Jahreszahl 1501. — Constanz,
Walter, Domänenverwalter: Gypeabgufs eines in der Nähe des
Mindelsees bei Constanz gefundenen Steinbeiles mit Stiel. — Danzig.
E. Bobrik, Architekt: Lithographierte Ansicht der heutigen
Handelsakademie in Danzig. — Fürth. Ungenannte: 3 griechi-
sche und 3 römische Kupfermünzen nebst einem antiken Stem-
pelabdruck in Thon. — Gaisbach. Frhr. Emil von Schauen-
burg: 6 Ful'splatten vom 13. Jahrhundert aus einer Kirche zu Ober-
kirch (Grofsherzgth. Baden). — Halle. Ungenannter: Waldland-
schaft mit dem Reiher und Dorfparthie, nach C F. Lessing, gesto-
chen von W. von Abbema. — Hannover. Künstler- Verein:
Bronzemedaille zur 25jährigen Jubelfeier desselben. — Köln. Magi-
strat der Stadt: 12 Gypsabgüsse von mittelalterl. Elfonbein-
schnitzereien u. a. im städt. Museum daselbst, von Cuny, Land-
gericbtsassessor : 33 Bl. Miniaturen und gröfsere Wassermalereien
auf Pergament , 13. — 16. Jhdt. Zw-ei figürl. Darstellungen und eine
Landschaft, Handzeichnungeu vom 15. u. 16. Jhdt. 77 Kupfer-
stiche und 24 Holzschnitte von A. Dürer, Lucas Cranach , H. Al-
degrever, Lucas von Leyden u. s. w. 63 Blatt lithograidi. Nach-
bildungen altitalischer Kunstwerke, von J. A. Ramboux. Der Pa-
last und das Grabmal Theoderiohs d. Gr. bei Ravenna, Photogra-
phieen. — Maria-Zeil. Dr. L. Hund egg er, Advokat: 3 Photo-
graphieen nach zwei reichgestickten Caseln und dem Gnadenbilde
zu Maria-Zeil. — Neuhof. Karl Frhr. von Welser, Gutsbesitzer:
Reichsstädtisches Siegel vom 13. Jhrdt. — Nürnberg. Dr. A. von
Eye: 2 Bruchstücke einer geprelsten Ledertapete, 18. Jhdt. Kra-
cker, Gastwirth : 7 Silbermünzen verschiedenen Gepräges vom 17.
bis 18. Jhdt. u. 1 spanische Silberraünze von 1545. Nidermaier,
kgl. Advokat: Porträt eines ungenannten Mannes, Oelgemälde
vom 18. Jhdt. Probst, Photograph: Gefäfs von schwärzlich ge-
branntem Thon, mit 3 Medaillons lielegt, 16. Jhrh. 3 Sporen vom
15. — 17. Jhdt. Wich, Goldarbeiter: GypsabguTs eines reichver-
zierten silbernen Bucheinbandes v. 18. Jhdt. — Quedlinburg. Korn,
Stadtrath u. Gerichtsassessor: 46 Gypsabgüsse mittelalterl. Siegel.
61
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
62
Chronik der liistorisclien Vereine.
A II n a 1 e n van den 0 u li li e i d s k u n d i g e n K r i n g van h o t
Land van Waas. Derde Deel. Eerste Aflevering. December
1867. St. Nikolaas. 8.
Verslag 1866 — 67. Les anciennes Magistratures du Pays de
Waes et leurs Titulaires. Recherohes historico - bibliographiques
d'Eramanuel- Marie -Jean van der Vynckt, annotees et annalysee.s
par le Chevalier de Schoutheete de Tervarent.
Publications pxtraordinair es du Cerele arclieologique
du Pays de Waas. Nr. 5. Deolaratio insigniorum utilitatum quae
sunt in globo terrestri, coelesti , et annulo astronomioo. Ad in-
victissimum romanum imperatorem Carolum quintum. Opuscule
inedit de Gerard Mercator, publie et annote par le Dr. van Raem-
donck. St. Nicolas. 1868. 8.
Annuaire de l'Academie Royale des Sciences, des
Lettres et des Beaux-Arts de Belgique. 1867. Trente-
troisieme Annee. Bruxelles, MDCCCLXVII. 12.
Actes des ]&tats Generaux des Pays-Bas. 1576 — 1585.
Notice chronologique et analytique, par M. Gachard. Tome deuxieme.
15. aoüt 1578 — 30. decembre 1580. Bruxelles, 1866. 8. 540 p.
Bulletin du Comite flamand de France. Tome IV.
Nr. 7. Juillet, Aoüt et Septembre. 1867. Lille et Dunkerque.
1867. 8.
Notice genealogique conceruant la noble Maison Van Zuut-
peene, au pays de Flandre, par J. Cordonnier. — Bibliographie
des Flamands de France, par Emile Vanden Bussche. — Rous-
brugge-Haringhe et son dernier Historien. — Capitainerie de Bour-
bourg, communication de M. le marquis de Godefroy-Menilglaise.
— Note sur l'eglise de Ste.-Marie-Cappel, par M. C. David.
Octobre, Novembre et Decembre 1867 : Notice sur le couvent
des Dominioains a Bergues (St-Winov), par MM. De Laroiere et
A. Bonvarlet. — Liste des Cures titulaires et cauoniques des pa-
roisses de la Flandre maritime faisant partie de l'ancien diocese
de St-Omer, par M. C. David. (Suite et fin.) — Plainte contre
un Bourgmestre de Bourbourg. Communication de M. le marquis
de Godefroy-Menilglaise.
Bulletin de laSocietepour la conservation des Mo-
numents historiques d'Alsace. IL Serie. — T. V. — 1. li-
vraison. Paris, 1867. 8.
L'Abbaye de Saint-Jean-des-Choux , par M. Dagobert Fischer,
avec 1 planohe lithographiee. — Charte de l'eveque Guebhard, con-
firmant les Privileges de l'abbaye de Baumgarten, par M. L. Spach.
^ Charte de l'eveque Guebhard de Strasbourg, confirmant les Pri-
vileges aocordes ä l'abbaye de Sainte - Walpui-ge (Walbourg) par
l'empereur Henri V, le duc Frederic de Souabe ou de Hohenstau-
fen et le comte Pierre de Lützelbourg, par M. L. Spach. — Note
sur quelques antiquites de l'ere celtique de l'epoque gallo-romaine
et du moyen-äge, deposees k l'hötel de ville de Niederbronn, par
M. Jer. Ans. Siffer. — A propos d'une fibule trouvee k Finhey pres
Obernai, par M. L. Levrault. — Note sur les fragments d'archi-
tecture trouves ä Eschau, par M. A. Matuszynski, avec 1 planche
photographiee.
Bulletin Monumental ou collection de memoires
sur les monuments historiques de France, publie soua les
auspices de la Societe frangaise d'archeol ogie pour la
con.s er vation et la description des monuments natio-
naux, et dirigc par M. de Caumont. 4. Serie, Tome 4, 34. Vol.
de la Collection. Nr. 1. Paris et Caen, 1868. 8.
De Normandie en Nivernais. Rapport archeologique , par M.
Ch. Vasseur. — Note sur le deplacement des tombeaux en bronze
des eveques fondateurs de la cathedrale d'Amiens, par M. l'abbe Du-
val. — Un mot sur la peinture chriHicnne, par M. le comte de Mel-
let. — Courte visite ä Mayenne, ä Jublains et au Mans, en novembre
1867, par M. de Caumont. — L'abbaye de St - Nicolas -sous-Ribe-
mont (Aisne), par M. Ch. Goniart. — Eveques et abbes d'Angleterre
sortis de l'abbaye de St-fitienne de Caen. Liste pour servir k l'etude
de l'influence de la Normandie sur Varchitecture anglo-normande,
par M. G. Bouet.
L'Investigateur. Journal de l'Institut historique
de France. Trente-quatrieme Annee. Tome VII. — IV. Serie.
394. Livraison. — September 1867. 895. Livraison. — Octobre 1867.
Paris, 1867. 8.
Un chapitre de l'Histoire des Associations. La Mainmorte,
par M. Vavasseur. — Frederic Barberousse (suite et fin), par M.
Ranzi.
Jahrbuch des historischen Vereins des Kantons
Glarus. Viertes Heft. Zürich u. Glarus, Meyer u. Zeller. 1868. 8.
Protokolle des Vereins. — Denkwürdigkeiten aus dem russi-
schen Feldzuge vom Jahre 1812 von Oberstlieutenant Thomas Leg-
lersel. — Ueber das Linthunternehnien, von G. H. Legier. — Ur-
kundensammlung zur Geschichte des Kantons Glarus.
XLVI. Neujahrsblatt für Basels Jugend, herausgege-
ben von der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und
Gemeinnützigen. 1868. 4.
Johann Oekolampad und die Reformation in Basel.
Das Siegeskreuz der byzantinischen Kaiser Con-
stantinus VII. PorphyrogenitusundRomanusII. undder
Hirtenstab des Apostels Petrus. Zwei Kunstdenkmäler by-
zantinischer und deutscher Arbeit des 10. Jahrhunderts in der Dom-
kirche zu Limburg an der Lahn erläutert von Ernst aus'm Werth.
Herausgegeben vom Vorstande des Vereins von Alter th ums -
freunden im Rheinlande zur Doppelfeier des 25jährigen Be-
stehens des Vereins und des Geburtstages Winkelm.inn's. Mit vier
Tafeln und vielen im Text eingedruckten Holzschnitten. Bonn.
Bei Adolph Marcus. 1866- gr. 2. 23 Stn.
Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins. Im
Auftrage des Vereins herausg. von Bouterwek und Crecelius. Vier-
ter Band. Bonn, 1867. In Commission bei A. Marcus. 8.
Die Landwehr oder der Limes imperii Romani am Niederrheiu.
Von A. Fahne. — Das Stadtrecht von Wesel. Von A. Wolters. —
Die alte Gerichtsstätte Elberfelds. Mitgeth. von W. Crecelius. —
Die Beguinenhäuser Wesels. Von Dr. J. Heidemann. — Johannes
Brantius, Rector an der höhern Schule in Wesel, 1584 — 1620. Von
G. Sardemann. — Peter Mimiewit aus Wesel. Von dems. — Bei-
träge zur Geschichte Barmens. Von W. Crecelius. — Das Haus
Varresbeck bei Elberfeld. Von dems. — Zwei Urkunden des Stifts
Höxter. Mitg. von Dr. W. Harlefs. — Urkunden zur Geschichte des
Kreises Mettmann. Mitgeth. vonW. Crecelius. — Eine Ablafsbulle
des Papstes Nicolaus V. zu Gunsten der heiligen Kreuzkirche zu
63
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
64
Keyeuburg, vom J. 1447. Älitgeth. von Dr. Fr. Hosse. — Der Doeii-
hof. Drei Urkunden zur Geschichte der Herren von Elverfelde.
Mitgeth. von W. Crecelius. — Die Reformation im "Wupperthale
und Peter Lo's Antheil an derselben. Von K. W. Bouterwek. —
Anna von Cleve, Gemahlin Heinrich's VIII. Von dems. — Vereins-
angelegenheiten.
Zeitschrift für vaterlän disc he Geschichte undAl-
terthuniskunde. Herausgegeben von dem Verein für Ge-
schichte und Alterthumskuude Westfal cns, durch dessen
Directoren Dr. W. E. Giefers und Dr. Hermann Rump. Dritte
Folge. Siebenten Bandes zweites Heft. Münster, Friedrich Re-
gensberg. 1867. 8.
Zur Topographie der Freigrafschaften von Dr. J. S. Seibertz.
— Nachlese zur Geschichte der Wiedertäufer in Münster. — Be-
merkungen über die Leichenfelder der Stadt Beckum, von Hofrath
Essellen zu Hamm. — Urkunden zur westfälischen Geschichte wäh-
rend des dreifsigjährigen Krieges. Aus dem Chigi'schen Archive
zu Rom, mitg. von Dr. Florenz Tourtual. — Die Elenden (Elendae)
der Stadt Münster, mitg. von Dr. Adolf Hechelmann. — Eine bis-
her unbenutzte Quelle für die niederrheinisch- westfälische Urge-
schichte. Von Dr. J. "Wormstall. — Der Gesaudtschaftsbericht des
venetianischen Gesandten am westfälischen Friedenscongrefs. Von
Dr. Florenz Tourtual. — Grabschrift in der ehemaligen IMagdale-
nenkirche, mitg. von Dr. A. Hechelmann. — Das Steindenkmal
bei Wintergalen. Von Hofrath Essellen. — Ein Urneufuud. Von
Geisberg. — Chronik des Vereins.
Jahrbü eher für die Landeskunde der Herzogt hü mer
Schleswig, Holstein und Lauenburg herausgegeben von
S. H. L. Gesellschaft für vaterländische Geschichte.
Band IX. Heft 2. Kiel, 1867. 8.
Ueber Zeitalter und Entstehung des Chronioon Slavicum. Vom
Oberapp. - Rath Dr. Laspeyres. — Beiträge zur Adelsgeschichte.
I. Die Familie Lembek. Von v. Stemann. — Nachträge zum Dith-
marscher Urkundenbuch. I. Zur Klostergeschichte Dithmarschens.
Von A. L. J. Michelsen. — Aktenstücke zur Geschichte der Pflug-
zahl. Von J. Ravit.
(Beigeheftet:) Siebenundzwanzigster Bericht derselben Ge-
sellschaft. Erstattet von dem Vorstande im Jahre 1866. Kiel. 8.
Statuten des Vereins für Münz-, Wappen- und Sie-
gelkunde in Dresden. Dresden (8. Novbr. 1867.) 8.
Mittheilungen an die Mitglieder des Vereins für Ge-
schichte und Alterthumskunde in Frankfurt a. M. Drit-
ter Band. Nr. 2 und 3. 1866 u. 1867. Frankfurt a. M. 8.
Vereinsangelegenheiten. — Die unter der Fahrgasse verborge-
nen Bogen der Mainbrücke. Von A. v. Cohausen. — Die Ingelhei-
mer Privilegien. Von Dr. jur. Eider. — Die angeblich Goethe'sche
Dissertatio juridica. Von Prof. Creizenach. — Die Bornheimer
Heide, in örtlicher und geschichtlicher Beziehung. Von Pfarrer
Gollhard. — Ein Museum für Frankfurts Geschichte und Kunst.
Von Dr. Friedr. Schai-ff. — Die römischen Wasserleitungen von
Trier, Mainz imd Köln, und ein ähnliches Project für P'rankfurt.
Von A. v. Cohausen. — Das Senckenbergische Stiftshaus. Von Dr.
W. Stricker. — Frankfurter Silbermünze aus dem 14. Jahrh. Von
Dr. Ed. Rüppell. — Römerspuren in der Umgegend von Frankfurt a. M.
Von Prof. J. Becker u. A. v. Cohausen. — Die deutsch-wälsche Sprach-
grenze in der Schweiz und Italien vor 300 Jahren. Von Dr. Wilh.
Stricker. — Gottesfreunde in Frankfurt Von Dr. L. II. Euler. —
Das Schlots zu Offeubach. — Drei Urkunden über die Pfarrkirche
zu Leutershausen, mitg. von Dr. Euler. — Grenzen und Eiiitheilung
des Frankfurter Stadtwaldes. Von Dr. Friedr. Scharff. — Der Frank-
furter Speditionshandel vor 100 Jahren. Von dems. — Gesiueh der
vier Frankfurter Wartthürme. Mitg. von dems. — Die Einholung
des Mel'sgeleites. Eingeleitet u. mitg. L. F. Finger. — Sprachliche
Bemerkungen. Von dems. — Aus dem Gemeindebuch der Frankfurter
israelitischen Gemeinde. Mitg. von H. Elias Ullmann. — Zur Ge-
schichte der städtischen Feuerversicherungs- Anstalt. — Pastor Wald-
schmidt und die Juden-Aerzte. Von Karl Seifart. — Das Schlofs zu
Oifenbach. Von Aixhitekt Klein. — Ueber die Siegel des Amts
Bornheimerberg imd Landgerichts zu Bergen. Von Dr. Usener. —
Der Brand des Pfarrthurms am Morgen des 15. August 1867. Von
Dr. jur. Euler.
Oertliche Beschreibung der Stadt Frankfurt am
Main, von Joh. Georg Batton. Aus dessen Nachlasse herausgege-
ben von dem Vereine für Geschichte etc. durch den zeitigen Di-
rector desselben Dr. jur. L. H. Euler. Viertes Heft, die Beschrei-
bung der Altstadt, und zwar des letzten Theils der Oberstadt und
des Anfangs der Niederstadt enthaltend. Frankfurt a. M. 1866.
8. IV u. 343 Stn.
Die deutsche Schrift im Mittelalter, ihre Entwickelung, ihr Ver-
fall, mit besonderer Rücksicht auf Frankfurt und seine Umgegend,
mit Dr. Friedrich Scharff. Mit acht Tafebi. (An Stelle des Neu-
jahrs-Blattes den Mitgliedern des Vereins . . . dargebracht im
Jahre 1866.) Frankfurt am Main. 1866. 4.
Geschichte der Dr. Senckenberg'schen Stiftshäuser, von Seba-
stian Alexander Scheidel. Mit fünf Tafeln. (An Stelle des Neu-
jahrs-Blattes für 1867.) Frankfurt am Main. 1867. 4.
Kirchenschmuck. Ein Archiv für kirchliche Kunstschö-
pfungen und christliche Alterthumskunde. Herausgegeben unter der
Leitung des christlichen Kunstvereins der Diöcese Rot-
te nburg. Redigirt von Pfarrer Laib und Dekan Dr. Schwarz.
XXII. Band, zweite Hälfte. Eilfter Jahrgang 1867. Viertes Vier-
teljahrsheft. Stuttgart. 8.
Ein Gang durch 80 Kirchen. VI. Schlufs. — Das heilige Grab
in der Charwoche. — Zur Geschichte der Malerei (10. — 16- Jahrh.)
— Ueber die Geschichte der Evangelisten - Symbole. — Zur Sitte
und Sprache der Kirche. — Liturgisches aus Geiler von Kaisers-
burg. (Evangelienbuch v. 1515, Strafsburg.) — Das älteste Crucifix
im Vorarlbergischen. — Eine Orgelbestellung aus dem 15. Jahr-
hundert. — Miscellen.
Archiv für Geschichte und Alterthumskunde von
Oberfranken. Herausgegeben vom historischen Verein
von Ober franken zu Bayreuth. Zehnter Band. Zweites Heft.
Bayreuth, 1867. 8.
Merkwürdige Schicksale des Felsenschlosses Freyenfels an der
Wiesent von Dr. Hans Frhr. v. u. z. Aufsefs (Forts, u. Schlufs).
— Die Nordwaldgegend, von Pfarrer Sohaumberg. — XII. Diplo-
matum ad terrae quondam Baruthinae superioris historiam spectan-
tium summae e Regestis cura de Lang inceptis etc. excerptae. —
Jahresbericht pro 1866/67.
Zeitschrift des Vereins zur Ausbildung der Ge-
werke in München. Siebenzehnter Jahrgang. Zweites, drittes
und viertes Heft. 1867. 2.
Deutsche Sitte und Sage und ihre Beziehung zum Kunstge-
werbe. Von E. Fentsch. I. — Ueber alte bemalte Holzkästchen
65
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
66
und -schachteln. — Sgraffittomalercien der Uurg Tschocha in der
Lausitz. — Dolchscheiden nach Hans Ilolbein und Aldegrever. —
lieber die Glasmalerei. Von Carl Schäfer. — Alte Kunstwerke in
München. — Glasmalereien des XIII. Jahrhunderts. Aufgenommen
und gezeichnet von Carl Schäfer.
Geschichte der Wissenschaften in Deutschland.
Neuere Zeit. Siebenter Band. Geschichte der Aesthetik in Deutsch-
land. Von Hermann Lotze. . . . Herausgeg. durch die histori-
sche Commission bei der kön. Akademie der Wissen-
schaften. München. Literarisch - artistische Anstalt der J. 6.
Cotta'schen Buchhandlung. 1868. 8. VIII u. 672 Stn.
Die historischen Volkslieder der Deutschen vom
13. bis 16. Jahrhundert, gesammelt und erläutert von R. v. Lilien-
cron. Hrsg. durch dies. Commission. Dritter Band. Leipzig, Ver-
lag von F. C. W. Vogel. 1867. 8. XVI u. 632 Stn.
Der Kirchenfreund. Zeitschrift für christliche Kunstge-
schichte. Herausgegeben von Mehreren (früher von der Vorste-
hung des christlichen Kunstvereins in Bozen). Nr. 7 — 9.
n. Jahrgang (1867). 8.
Die Kirche und das Kloster der Franziskaner in Bozen. Eine
kunstgeschichtliche Skizze von P. J. B. Schöpf. Mit einem Grund-
risse der Kirche und des Klosters. — Ueber den Ursprung der
Kirche S. Pietro in bosco (St. Peter im Wald) bei Ala. Von Prof.
Jos. Georg Sulzer. — Ueber die Lage der alten Kirche zu den
hh. Sisinius , Martyrius und Alexander in Trient , gegründet vom
hl. Bischof Vigilius.
Mittheilungen des historischenVereinesfürSteier-
mark. Herausgegeben von dessen Ausschusse. Fünfzehntes Heft.
Gratz, 1867. 8.
Vereinsangelegenheiten. — Windischgratz und die Herren von
Windischgratz bis zu ihrer Erhebung in den Freiherrenstand im
Jahre 1551. Von weiland Dr. K. Tangl. — Die Einfalle der Os-
manen in die Steiermark. IV. (Schlufs.) Von Dr. Franz Ilwof. —
Römische Inschriften nach der Zeitfolge ihres Auffindens als Fort-
setzung der epigraphischen Excurse. Von Dr. Richard Knabl. —
Nekrologe.
Beiträge zur Kunde steiermärkischer G e Schichts-
quellen. Hrsg. von dems. Vereine. 4. Jahrgang. Gratz, 1867. 8.
Vorarbeiten zur Quellenkunde und Geschichte des Landtags-
wesens der Steiermark. II. Epoche. 1522 — 64. Von Krones. —
Das Innsbrucker Statthalterei-Archiv und dessen Inhalt an Styriacis.
Von Bidermann. — Die Handschriftensammlung des Chorherren-
stiftes Vorau. Von Pangerl. — Bericht über den Besuch einiger un-
tersteierischer Archive. Von Zahn. — Berichtigungen zu dem Auf-
satze : „Ueber die Reihe der Aebte des Klosters St. Lambrecht
im 12. und 13. Jahrhundert". Von Pangerl. — Das ehemalige Ar-
chiv des Klosters Admout. Von dems. — Register.
Mittheilungen der k. k. Central- C ommission zur
Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. XII.
Jahrg. — Juli -August. Wien, 1867. 4.
Das ungarische National - Museum in Pest. Von !■ ranz Bock.
(Forts. ; mit 14 Holzschnitten.) — Das Mithi-aeum von Kroisbach.
Von Dr. Friedr. Kenner. (Mit 3 Holzschnitten.) — Drei bischöfliche
Mitreu des XII. u. XIII. Jahrh. (Mit 3 Holzschn. u. 1 Taf.) Von
Franz Bock. — Alba Trimammis. (Mit 1 Holzschn.) — Emaillirtes
Weihrauchschiffchen des XIII. Jahrh. (Mit 1 Holzschn.) Von Carl
Schäfer. — Ueber die Herkunft des jetzt in der k. k. Gallerie des
Belvedere befindlichen Gemäldes von Lucas Cranach dem Aeltern,
darstellend Ilevodias mit dem Haupte Johannes des Täufers. Von
Dr. Alwin Schultz. — Feldmarschall Maximilian Lorenz Graf und
Herr von Starhemberg imd seine Ruhestätte zu Maria Bildstein.
Von Jos. V. Bergmann. — Der Antheil Oesterreichs an der archäo-
logischen Ausstellimg zu Paris. — Besprechungen. — Corresponden-
zen : Aus Salzburg (Fimde im Chiemseehofe , mit 1 Holzschn.). —
Aus dem Bauat (Münz- und Urnenfimde, mit 1 Holzschn.).
September - October : Der Hausaltar der seligen Margaretha,
Tochter Königs Bela IV. Von Dr. Florian Römer. (Mit 1 Taf.)
— Ueber Rundbauten, mit besonderer Berücksichtigung der Drei-
königs-Capelle zu Tidin in Niederösterreich. Von Dr. Karl Lind.
(Mit 45 Holzschn.) — Ueber die kirchlichen Denkmale Armeniens.
Von Dr. F. Kauitz. (Mit 4 Holzschn.) — Die Todtenleuchte in
Hof bei Straden in Steiermark, (Mit 1 Holzschn.) — Die gothische
Monstranze in der k. k. Amhraser - Sammlimg zu Wien. (Mit 1
Holzschn.) — Ein alter Brunnen und römischer Votivstein in der
Festung Belgrad. Von F. Kanitz. — Spätgothisches Reliquiar in
der Marienkirche zu Krakau. (Mit 1 Holzschn.) - Besprechungen.
— Notiz.
Mittheilungen der Kaiserlich-Königlichen, Mäh-
risch-Schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des
Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde in Brunn.
Verantwortlicher Haui)tredakteur: Heinrich C. Weeber. 1866.
Brunn. 4.
Notizen-Blatt der historisch- statistischen Section der k. k.
mähr. -schles. Gesellsch. etc. Redigirt von Christian d'Elvert.
(Vom 1. Jänner bis 1. Dec. 1866.) Brunn, 1866. 4.
Zur Culturgeschiohte Mährens und Oest. -Schlesiens. Von
Christian Ritter d'Elvert. L Theil. Bildet den 15. Band der
Schriften der historisch-statistischen Sektion der
k. k. m. s. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues,
der Natur und Landeskunde. Brunn, 1866. 8. VIu. 640Stn.
Nachrichten.
Literatur.
Neu erschienene Werke.
4) Anleitung zur Anlegung und Fortsetzung der
Orts-Chroniken von J. Barth. Sigmaringen, 1867. Hof-
buchhandlung von C. Tappen. 8. 48 Stn.
Vielleicht ist die Zeit nicht mehr fern, wo jeder Ort in Deutsch-
land einer eigenen Chronik sich rühmen darf, um so eher, als von
Seite der Regiernngen, namentlich der preufsischen , auf die Ab-
fassung solcher Ortschroniken gedrungen wird. Wo man bis jetzt
noch Hand an's Werk zu legen zögerte, war die Ursache vielleicht
keine andere, als dafs man die Sache nicht gehörig anzufassen
■wufste. Die vorliegende Anleitung dürfte daher, als ein zeitge-
mäfses Unternehmen, von Vielen willkommen geheifsen werden. In
gedrängten, vorzüglich auf kleinere Orte berechneten Unterweisun-
gen handelt der Verfasser von der Aufsuchung des historischen
67
Anzeiger für Kunde der deutschen Voi'zeit.
68
Materials, vou dein Lesen der alten Handschriften, von der Be-
nützung der geschichtlichen Dokumente, der Sichtung des Stoffes,
der Ortsbeschreibung und der Fortführung der Chroniken. Zum
Schlüsse wird noch ein Auszug aus der Ortschronik des Dorfes
Kingingen als praktisches Beispiel gegeben.
5) Ueber die Jlinführung der monumentalen, insbe-
sondere der christlich-monumentalen Studien
in den Gymnasial-Unterricht. Von Dr. Ferdinand
Piper. Berlin, 1867. 8. 40 Stn.
In fast zu bescheidener Weise , wie uns bedünken will , lenkt
auf den wenigen Blättern der oben genannten Broschüre, einem Son-
derabdruck aus dem Evangel. Kalender für 1867, der Verfasser das
Augenmerk auf einen Gegenstand, dem wir die höchste Bedeutung
beilegen möchten, die Hebung des künstlerischen Geschmackes, in
Bezug auf welchen die Deutschen im Allgemeinen, die bei sehr ge-
trübtem instinctiven Gefühl, rein auf die Schule angewiesen, und
doch trotz aller Museen und Sammlungen fast gänzlich der Schule
entbehren, gegenwärtig keinen ihrer sonstigen Bildung entspre-
chenden Standpunkt einnehmen. Zwar geschieht seit einiger Zeit
viel, um auf dem Gebiete des Kunstgewerbes auf historischer
Grundlage, wie auch in der angezeigten Schrift ausgeführt wird, der
einzig richtigen und erfolgversprechenden, zu besseren Einsichten
zu führen ; allein um auch den Geschmack selbst des gebildeten
Publikums zu bilden, ist ein wirksamer Anlauf noch kaum genom-
men. Der Verfasser weiset nach, wie das Gymnasium der eigent-
liche Ort für ausreichende Pflege monumentaler Studien sei ; ferner,
wie die Aufnahme dieser trotz der bereits herrschenden Ueberbür-
dung mit Lehrgegenständen zu ermöglichen, und gibt praktische
Winke, wie die eingeführten Studien auch innerhalb eines enger
angewiesenen Bezirkes nutzbar zu machen. Die Schrift hat vor-
zugsweise das Verdienst wiederholter Anregung ; der Gegenstand
liefse sich sehr viel weiter ausführen, mit einer weit gröfseren An-
zahl von Gründen unterstützen, könnte im Verhältnils zu anderen
Lehrgegenständen zu seinem Vortheil strenger abgewogen werden,
müfste indels auch, wenn einmal Ernst mit der Sache gemacht
würde, namentlich in seiner Scheidung nach vor- und nachchristli-
cher Zeit und der Bedeutung beider Epochen genauer in Unter-
suchimg gezogen werden. Erfolge der gegebenen Anregung und
gleichlautende Strebungen, von welchen im Buche Mittheilung ge-
macht wird, bilden einen erfreulichen Gegensatz gegen andererseits
angeführte Proben des noch immer bestehenden Vandalismus. v. E.
6) Karl's des Grofseu Pfalzkapelle und ihre Kunst-
schätze. Kunstgeschichtliche Beschreibung des karolingi-
schen Octogons zu Aachen, der späteren gothisohen Anbau-
ten und sämmtlicher im Schatze daselbst befindlichen Kunst-
werke des Mittelalters. Herausgegeben von Dr. Fr. Bock.
Mit 69 Holzschnitten. Cöln u. Neuis, 1866. Verlag von L.
Schwann. 4. VI u. 160 Stn.
Der Holzschnitt ist ein vortreffliches Mittel, die Publikationen
in möglichst weite Kreise zu bringen. Durch Cliches läl'st sich
eine unVjegrenzte Zahl von Abdrücken herstellen, und man kann
dieselben Abbildungen zu den verschiedensten Zwecken verwen-
den. So erscheinen auch in der vorliegenden zweiten Lieferung
eine Anzahl Holzschnitte wieder abgedruckt, die der Verfasser für
frühere Veröffentlichungen hatte anfertigen lassen. Diese zweite
Lieferung behandelt die Gegenstände der Kleinkunst aus der go-
thischen Periode, und es ist somit in diesem ersten Bande der
ganze Schatz des Münsters zusammengestellt und mit 133 Holz-
schnitten erläutert. Es ist damit gewissermalsen ein raisonnieren-
der Catalog über diese Schätze gegeben, die in chronologischer
Reihenfolge vorgeführt werden. Störend ist dabei jedoch die Art
und Weise, wie der Verfasser Nachträge einschaltet, die Nume-
rierungen der Seiten und Figuren plötzlich wieder von vorne an-
fangen lälst. Es sind dies Verstöise, die sich nur ein Verfasser
erlauben darf, wie Bock, bei dem man ob der Fülle des interes-
santen Stoffes Aeufserlichkeiten gerne übersieht. In der That bie-
tet auch der nun geschlossene I. Band bei seinem reichhaltigen
Materiale viel Belehrung und eine vollkommene Uebersicht über
die Entwickelung der Goldschmiedekunst ; er gibt ein Bild des
Reiohthums an kostbaren Kirchengeräthen, den früher jede be-
deutende Kirche hatte , und führt zugleich neben den schon be-
kannten und früher vervielfältigten Objekten so viele neue vor Au-
gen, dal's das Buch als eine wesentliche Bereicherung der archäo-
logischen Literatur anzusehen ist. Einige beigefügte Zeichnungen
von neuen Werken lassen erkennen, wie weit man heute am Rheine
auf dem Gebiete der kirchlichen Goldscbmiedekunst im Geiste der
Alten wieder gekommen ist. A. E.
7) Joseph Eutych Kopp als Verfasser, Dichter, Staatsmann
und Geschichtsforscher, dargestellt von Alois Lütolf.
Erste Abtheilung. Luzern. Verlag von Franz Jos. Schiff-
mann. 1868. 8. 192 Stn.
Wenn unter den schweizerischen Geschichtsforschern, nächst
Gilg Tschudi und Johannes v. Müller, irgend einer eine ausführ-
liche Biographie verdiente , so ist es gewifs J. E. Kopp , dessen
Name eine neue Epoche schweizerischer Geschichtsforschung be-
zeichnet; und diese Biographie ist in gute Hände gekommen, da
Herr Lütolf, dermal Subregens am bischöfl. Seminar in Solothurn,
selbst tüchtiger Geschichtsforscher, auch viele Jahre hindurch mit
Kopp in nahem , vertrautem Verhältnisse stand und nach dessen
Tod über ein reiches, sehr interessantes Material zu einer solchen
Arbeit verfügen konnte. Die ziemlich einläl'sliche Schrift weist in
klarer, bündiger Weise nach, wie Kopp allmählich zum gründlichen
und immer gründlicheren Geschichtsforscher sich heranbildete, wie
wahrheitsliebend, gewissenhaft, scharfsinnig und unermüdet er dabei
verfuhr, und wie das, was er zunächst für die Geschichte der eid-
genössischen Bünde leistete, auch auf die neuere Geschichtschrei-
bung unverkennbare Rückwirkung ausübte. Die Darstellung ge-
winnt sehr dadurch, dafs Lütolf meistens seinen Helden selbst reden
läfst. Die Ausstattung des Buches ist vortrefflich; der Preis billig.
8) Das monumentale Rheinland. Autographische Abbil-
dungen der hervorragendsten Baudenkmale des Mittelalters
am Rhein und seineu Nebenflüssen, vou Dr. Fr. Bock.
Cüln u. Neufs. Verlag von L. Schwann. 8.
Der fleifsige Herausgeber hat sich in diesem Werke auf das
Gebiet der Architektur begeben und hat es unternommen, eine An-
zahl der interessanten Kirchen, an denen das Rheinland so reich
ist und die theilweise unbekannt, theilweise nicht genügend bc-
kaimt waren, in trefflichen Zeichnungen des Architekten Schnei-
der in Aachen, eines Schülers Ungewitters, zu veröffentlichen ; die
Abteikirche zu Lorch, die Liebfrauenkirche zu Oberwcsel, Kirche
69
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
70
und Wernerskapelle zu Bachariich und die Stiftskirche zu Ander-
nach bilden den Inhalt der ersten vier Lieferungen.
Aufsätze in Zeitschriften.
Katholische Blätter aus Tirol: Nr. 34. Ein Beitrag zur Ge-
schichte der Wiedertäufer in Tirol. (Aus dem Gerichtsarchiv
in Sarntheira.) Malefiz-Recht der Erharte Yrsoher.
Blätter f. liter. Unterhaltung: Nr. 4, S. Qi. Die Quelle zu
Gottfried's „Tristan".
Europa: Nr. 4, Sp. 119. Geschichtliches über unsere Hausthiore.
Die Gartenlaube: Nr. 5, S. 68. Die Inselburg (Pfalz) im Rhein.
— S. 75. Ein Bild deutscher Volkshist (Sichelhänget und Ilah-
nentanzen im Steinlachthal in Schwaben).
Deutsche Kunst-Zeitung: 1868, Nr. 1, S. 6ff. Das Bayerische
National -Museum in München. (Erwin Förster.)
Schles. Provinzialblätter: Decbr. 1867, S. 708. Polizeiord-
nung des Magistrats zu Neustadt, betreffend die Feier bei
Verlöbnissen, Hochzeiten und Taufen, aus dem Jahre 1589.
Mitgetheilt von Pfarrer A. Weltzel. — S. 728. Zur Kritik
der ersten schlesischen Bischöfe. (Ulfilas.) — S. 731. Ober-
schlesiache Liebeslieder.
Sonntagsblatt (von E. Dohm) : Nr. 1 f. Barbarossa und die Sage
von seiner Wiederkehr.
Ueber Land und Meer: (1868) Nr. 17. Das alte Heidelberg und
das Heidelberger Schlofs vor seiner Zerstörung. — Nr. 19,
S. 306. Schlofs Triefenstein am Main.
Volksblatt f. Stadt u. Land: Nr. 9- Odenwälder Briefe. HL
(Ueber Melanchthon.)
Zeitschrift des Anwalts Vereins f. Bayern: VIII, 2 ff. Guts-
anheiratung im Bayerischen.
Zeitschrift f. bild.Kunst: 3. Heft, S. 63. Weberei und Stickerei
bei den Alten, vom Standpunkte der Kunst. (Jak. Falke.)
Allgemeine Zeitung: Beil. Nr. 15 u. 17- Aus dem Isarwin-
kel. II. Linguistische Fündlingsblöcke. (Dr. Sepp.) — Nr. 24.
Zur Gudrun. Von Konrad Hofmann. (Mythische u. histor.
Bestandtheile der Sage.) — Nr. 26 f. Neue Forschungen aus
Alt -Tirol. — Nr. 29. Wiesbadener Kur- und Kunststudien.
H. (I: 1867, Nr. 284.)
Illuatrirte Zeitung: Nr. 1280. Die Grabplatten -Abdrücke im
Alterthums- Museum zu Freiberg. — Ein norwegisches Fahr-
zeug aus der Wikinger Zeit. Die W"appen der Cantone der
schweizerischen Eidgenossenschaft. — Nr. 1281. Die Reismühle,
angebliche Geburtsstätte Karl's des Grofsen. — Nr. 1288, S. 83.
Glasmalereien für den Chor des Kölner Doms (im Stile des 14.
Jahrhunderts).
Vermischte Nachrichten.
11) Innerhalb des grofsen Baukörpers der Marienkirche zu
Danzig, deren Mauern, wie Th. Hirsch überzeugend nachgewie-
sen, der Zeit von 1403 — 1502 angehören , entdeckte ich kürzlich
— was von allen andern Forschern bisher übersehen worden ist —
noch sehr hedeutende, vortrefflich erhaltene Ueberreste der
älteren, 1843 — 59 erbauten Kirche, welche Basilikenform hatte.
Einen Theil der Grundmauern derselben hatte Hirsch, auf alte
Tradition fulsend, nachgewiesen. Es sind aber noch 2 Joche der
beiden Seitenschiffe, das zugehörige Stück des Mittelschiffes und
ihre Mauern, Gewölbe mit Consolen edelster Bildung, Fenstern,
incl. Mafswerk etc. vollständig vorhanden. Ich bin nun im Stande,
die alte Kirche nach allen Dimensionen genau zu zeichnen. Durch
diese für die Baugeschichte Danzigs wichtige Entdeckung — diese
Theile dürften die ältesten bedeutenderen Architekturtheile in
Danzig sein und zu den schönsten derselben gehören — werden
die von Th. Hirsch und J. C. Schultz gegebenen Nachrichten nicht
nur bestätigt, sondern auch bedeutend erweitert. Sobald die Jah-
reszeit eingehenderen technischen Untersuchungen günstiger sein
wird, werde ich solche ausführen und dann in diesen Blättern
genaueren Bericht darüber erstatten.
Danzig. R Bergau.
12) Der Westflügel des ehemaligen Franziskaner -Klosters
in Danzig wird gegenwärtig zum Local für die Gewerbeschule
umgebaut. Die 1793 eingeschlagenen Zellen- oder Netz -Gewölbe
(von Büsching in Kugler's Museum 1835, S. 107 und 118, „Zucker-
hut- oder Mützengewölbe", von E. Strehlke im Organ für christ-
liche Kunst 1855, S. 167, „Kuffengewölbe" genannt) im West-
flügel des Kreuzganges sind in trefflichster Weise und nach dem
Muster der alten (Ende des 15. Jahrhunderts erbauten) Gewölbe
hergestellt worden.
Danzig. E. Bergau.
13) Herr Major Köhler in Danzig, welcher eifrigst und mit
bestem Erfolge die Geschichte der Befestigung Danzigs im 15. und
16. Jahrhundert studiert und in Folge dessen höchst interessante
und sehr wichtige Ergänzungen und Berichtigungen zu dem etwas
mangelhaften ersten Abschnitt der Geschichte der Festungswerke
Danzigs von K. Hoburg (Danzig 1852) zu liefern im Stande ist,
hat kürzlich im Stadt -Archiv zu Danzig eine bisher nicht genü-
gend beachtete, grofse Zeichnung gefunden, welche den Zustand
der westliehen Hälfte der Dan zig er Stadtmauern im Jahre
1520 mit allen Einzelheiten klar darstellt und das hellste Lieht
auf den Zustand der Befestigung wäluond dieser besonders inte-
ressanten Periode wirft.
Sie ist demnach für die Geschichte der Befestigung von der
höchsten Wichtigkeit.
Danzig. R. Bergau.
14) König Ludwig H. von Bayern hat genehmigt, dafs zum
Zwecke derErhaltung der in Beziehung auf Kunst und Geschichte
merkwürdigen Denkmale und Alterthümer im Königreiche
eine Kommission von Sachverständigen gebildet werde, welche
unter der unmittelbaren Leitung des Staatsministers des Innern
für Kirchen- und Schulangelegenheiten steht, und dafs dieser Kom-
mission ein Generalkonservator als Mitglied beigegeben werde
welcher nach näherem Auftrage des Ministers alljährlich einzelne
Theile des Königreiches zu bereisen , die in Bezug auf Architektur,
Skulptur, Malerei und Kunstindustrie denkwürdigen Werke zu
verzeichnen und bezüglich der Erhaltung oder Nutzbarmachung
derselben geeignete Vorschläge zu machen hat. Die Funktion
eines Generalkonservators für diese Zwecke ist in widerruflicher
Weise dem Professor und Konservator des Kupferstichkabinets,
Dr. V. Hefner -Alteneck, übertragen.
(Korr. V. u. f. D. Nr. 57, Frk. Kur. Nr. 31.)
15) In München wird am 16. März die Kunstsammlung
des Bildhauers J. 0. Entres durch den Kunsthändler J. Au-
mülier versteigert werden, welcher soeben den Katalog ver-
71
Anzeiger füi' Kunde der deutschen Vorzeit.
72
sendet hat. Entres, ein alter Sammler und tüchtiger Kenner,
legte den Grund zu seiner schönen Sammlnng noch zu einer Zeit,
wo nur Wenige Sinn für die Denkmäler des Mittelalters hatten,
und so kam es, dals sich nach und nach alle verfügbaren Räume
seines Hauses mit kostbaren Gemälden, Skulpturen, Antiquitäten,
Kupferstichen, Holzschnitten u. s. w. füllten. Besonders sollen die
Gemälde alter Meister aus den verschiedenen Schulen und die
Skulpturen sehr interessant sein. Der Katalog umfal'st nicht weni-
ger als 3940 Nummern ; auch einige neuere Meister auf dem Ge-
biete der Malerei sind vertreten.
(Korr. Nr. 71, nach d. A. Abdztg.)
16) In Heidelberg sind bei dem Neubau einiger Häuser am
Westende der Stadt neulich die Fundamente des altenSp eie-
rer Thores aufgefunden worden. Auch wurden zu gleicher
Zeit mancherlei Rüstungen und Waffen ausgegraben, die wahr-
scheinlich aus der Zeit des dreil'sigj ährigen Krieges herrühren,
wo bei der Belagerung der Stadt und des Schlosses Heidelberg
durch Till}' an dem Thore heftige Kämpfe vorgefallen sein mögen.
Endlich ist ein Theil eines unterirdischen Ganges entdeckt worden,
der vom Schlofs auf den Marktplatz führte. (Korr. Nr. 74.)
17) Die Resultate verschiedener Ausgrabungen in der
norddeutschen Tiefebene sind von dem Baron von Dücker
der Geographischen Gesellschaft in Berlin vorgelegt worden. Die
Gräber, aus welchen die Funde herstammen, lagen meistens auf
Inseln in der Mitte norddeutscher Landseen, wie namentlich auf
einer Insel des Sees bei Königswalde , desgleichen auf einer andern
im Plönes-See, 3'/j Meilen von Stargard, und auf zwei kleinen
Inseln im Scharmützelsee bei Fürstenwalde. Die Urnen, welche
Hr. v. Dücker mit den in ihnen aufgefundenen Gegenständen vor-
zeigte, befanden sich in einer auf dem nordwestlichen Ufer des
Scharmützelsees sich erstreckenden Hügelreihe aus gelbem Dilu-
vialsande, in welchem sie 3 — 3 Ful's unter der OberHäche zwischen
Feldsteinen gebettet waren. Sie enthalten aulser Schmucksachen
von Bronze vornehmlich Reste menschlicher Gebeine. Bisweilen
wurden auch rohe Feuersteinmesser in der Nähe gefunden. Merk-
würdigerweise sind die Knochen, Sehädelstücke und Zähne häufig
von aul'serordentlich kleinen Dimensionen. (111. Ztg. Nr. 1282.)
18) In der Feengrotte zwischen St. Aubin und Vaumarcus im
Canton Neu enburg wurden zwei Armspangen von Glas, von
blauer und violetter Farbe, acht römische Medaillen und Spangen
von Bronze, sowie eine Agraffe von demselben Metall gefunden.
(Dies. Nr. 1283.)
19) In der Londoner Vorstadt Highbury wurde beim
Umgraben eines Streifens Wiesenland eine Vase mit etwa 7000
Silbermünzen verschiedener englischer, irischer und scliotti-
scher Grafschaften nebst einer Anzahl von auswärtigen Stücken,
darunter venetianische und deutsche, zwei Goldmünzen aus der
Zeit Eduard's III. und ein Rosenkranz aus Bernstein gefunden.
Man vermuthet, dals der Schatz, der au die Krone abgeliefert
wurde, den Rittern des Johanniterordens gehörte und von ihnen
im Jahre 1381, als die Rebellen unter AVat Tyler die bei dem
Fundorte gelegene Priorei des Ordens angriffen, stürmten und
verbrannten, vergraben wurde. (Korr. Nr. 67.)
20) Unter den Preisaufgaben, welche die Societe Dun-
kerquoise pour l'encouragement des sciences etc. für
das Jahr 1868 ausgeschrieben hat, befinden sich folgende histori-
sche: eine populäre Geschichte von Dünkirchen (für Elementar-
und Sonntagsschulen) und eine Abhandlung (etude) über das Le-
ben und die Werke des Malers Jean de Reyu von Dünkirchen.
Für 1869 ist ausgeschrieben: eine gedrängt (succinctement) abge-
falste Geschichte der Industrie des Alcohols im nördlichen Frank-
reich. Der Preis für jede gekrönte Schrift besteht in einer golde-
nen Medaille, unter Hinzufügung von 100 Frcs. für die Lösung
der erstgenannten Aufgabe. Die Arbeiten sind vor dem 1. Juli
jeden Concursjahres an den Secretär der Gesellschaft, bei welchem
auch nähere Auskunft zu erholen ist, einzusenden.
M i 1 1 li e i 1 u II 2; e n.
Im Verlage von Ferdinand Enke in Erlangen ist soeben
erschienen :
Gengier, Dr. Heinrich Gottfried, Codex jnris niunicipalis Oer-
inaniae inedii aevi. Regesten und Urkunden zur Verfas-
suugs- und Rechtsgeschichte der deutschen Si,ädte im Mittel-
alter. Erster Band, 3. u. 4. Heft. Lex. 8- geh. Preis 2 Thlr.
16 Sgr. oder 4 fl. 20 kr. Preis des nun vollständigen ersten
Bandes, enthaltend A— D, 5 Thlr. 14 Sgr. oder 9 fl. 20 kr.
Einladung zur Subscriptlon
auf eine
Geschichte von Eysöldeu und IJiugegend.
Die Burg und die Ruine Stauf mit dem angrenzenden Landeck
schauen nach allen Seiten weit in's Land hinein und ziehen die
Aufmerksamkeit des Wanderers schon von ferne auf sich. Jeder,
der sie ansieht, möchte aber auch gerne etwas Näheres über sie
wissen und erfahren: wer früher daselbst gehauset, wer sie erbaut,
bewcjhnt und zerstört hat. Um diese beiden Berge herum liegen
die Ortschaften Thalmessing, Aue, Gebersdorf, Ruppmannsburg,
Schwimmbach, Offenbau, Pyras, Mindorf, Eysölden, Alfershausen
u. a., die dem ehemaligen Amte Stauf und Landeck untergeben wa-
ren, und deren Vorzeit reich an wichtigen Begebenheiten ist.
Man glaubt einem allgemeinen Wunsch und Bedürfnils zu ent-
sprechen, wenn man eine Geschichte von Eysölden und den übri-
gen genannten Orten und Burgen der Oefl'entlichkeit übergibt und
zum Kaufe anbietet.
Der Umfang dieser Schrift kann 8 bis 10 Bogen stark werden
und soll broschiert den Preis von 1 fl. 15 kr. nicht übersteigen.
Sobald die zur Deckung der Kosten erforderliche Zahl von
Abnehmern vorhajiden ist, wird mit dem Drucke begonnen und
der Subscriptionspreis erst bei der AbUeferung bezahlt.
Mkt. Eysölden. i Dr. Hübsch, Pfr.
Verantwortliche Redaction: A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch - artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Sel)a Id'sche Buchdruckerei in Nürnberg:.
Nürnberg^. Das Abonnement doa Bhit-
tes, welches alle Monate eracheint, wird
ganzjaliriK angeuuniiiion und botragt nach
der neueston Postcouvontion bei allen Tost-
ämtorn und Buchhandlungen DeiLUcklands
incl. Oestcrroichs 3 fl. 3lJ kr. im 2-1 (l.-Fuls
oder 2 Tlilr. preula.
* Für Frankreirh ahouuiert mau in
Strafsburg bei C. F. Sclimidt, in Piiria bei
der deutschen Buchhandlung von F.Kliuck-
Bieck , Nr. 11 rue de Lille, oder bei dem
ARIZEIGER
rllK KiiiDE m
Neue Folge.
Postamt iu KarUruho; für EngUmd bei
William» & Norgate , 14 Henhetta- Street
Coveiit - Garden in London ; für Nord-
Amerika bei den Postilmtorn Bremen und
Hamburg.
Alle fUr daß german. Museum be-
stimmten Sendungen auf dem Wege des
Buclihandelb werden durch den Conunis'
ßioniir der literar. -artist. Anstalt des Mu-
seums, F. A. Brockliaus in Leipzig, bo-
f ordert.
DEUTSCHEM Wim.
Fiinfzeliiiter Jahrgang.
1868.
ORGM DES GERimmSCIIEN MÜSEÜMS.
JW3.
März.
Wissenschaftliche MltheilunaieD.
Markgraf Friedrich'» von Brandenburg Besuch der
Stadt Nürnherg im Jahr 1496.
(Schluis.)
Am Sonntag Estomihi, 14. Febr., kam von Ansbach her,
zum Spittlerthor herein Markgraf Friedrich mit Gemahlin, Söh-
nen und zahh'eichem Gefolge, bestehend aus 6 Herren und Gra-
fen, 6 gelehrten Käthen und Doctoren, wobei der Kanzler Hanns
Völcker oder Volkert, und aus 72 Adeligen, von denen 22 die Rit-
ter würde besafsen, ungerechnet die noch weit zahlreichere Die-
nerschaft, und nahm — in Folge einer, wie es scheint, nachträg-
lich gemachten Aenderung — bei Lienhard von Ploben seinen
Absteig , wohin die beiden Losunger sich mit den Geschenken
begaben und ihn im Namen des Raths und der Stadt willkom-
men hiefsen. Einige Stunden später kam von Neustadt über
Fürth zum Neuenthor herein die alte Markgräfin nebst ihren
Kindern und Gefolge, das aus 18 Grafen, Herren, Rittern und
gemeinen Adeligen bestand; unter ihnen befand sich Dietrich
von Harras selbst, der verdienstvolle Urheber des nach ihm
genannten Vertrags. Sie kehrte in Hanns Thumer's Hause ein,
wobei übrigens, wie bei dem Markgrafen, zu beachten ist, dafs
zwar beide Häuser (S. 823 und S. 880) sehr geräumig sind, aber
diese Räume doch nur zur Aufnahme der fürstlichen Familie
und ihres allerengsten Gefolges ausreichen konnten, die übri-
gen das Gefolge bildenden Personen daher in andern in der
Nähe gelegenen Häusern untergebracht werden mufsten. Dafs
also S. 808 ebenfalls in Anspruch genommen wurde, ist aufser
Frage ; nur geschah es in veränderter Weise, indem der Mark-
graf seine Harnischkammer und, wie sich versteht, die dazu
gehörenden Personen daselbst untergebracht hatte. Müllner
hat übrigens von dieser Aenderung nichts bemerkt und eben
so wenig, dafs noch an demselben Tage, nachdem auch die Mark-
gräfin Anna angekommen und in ähnlicher Weise, wie ihr Sohn,
bewillkommt und beschenkt worden war, säramtliche Gäste sich
mit ihren Wirthen auf dem Rathhause zu Tanz und Spiel und
fröhlicher Unterhaltung beim Genufs des Bechers zusammen-
gefunden hätten. Es ist nicht wahrscheinlich, dafs gleich nach
der Ankunft solche Lustbarkeiten seien vorgenommen worden ;
und es ist wol eine von dem Ueberarbeiter der älteren Er-
zählung beliebte Ausschmückung, die das, was hätte sein kön-
nen, an die Stelle desjenigen, was wirklich war, gesetzt hat.
Wesentlicher aber ist ein anderer Punkt, worin Müllner's
Bericht von der neueren Ueberarbeitung abweicht. Diese er-
zählt nämlich, wie am Montag, dem Tag nach der Ankunft der
fürstlichen Gäste, Markgraf Friedrich mit seinem Hofe und Ge-
folge die Kirche zum heiligen Geist besucht habe, wo die
Reichskleinode und die dazu gehörenden Reliquien aufbewahrt
wurden, und wie die Priesterschaft diese Schätze, die bekannt-
lich seit ihrer Ueberbringung nach Nürnberg (1424) alljährlich
in der Woche nach Quasimodogeniti öffentlich gewiesen wur-
den — daher Heiligthumsweisung — , damals gezeigt habe.
Mittags habe er mehrere Herren des Raths zur Tafel gezogen,
uad nach derselben seien die ehrbaren Frauen und Jungfrauen
der Stadt erschienen, um der Markgräfin Sophie ein künstlich
zusammengefügtes Geschenk von Citronat, Confekt und Datteln
zu überreichen, wobei Anton Tetzel und Conz Imhof das Wort
75
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
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zu thun, d. h. eine Anrede zu halten, ausersehen waren. Abends
habe in gleicher Weise, wie der Markgraf am Mittag, die ver-
wittwete Markgräfin mehrere Herren des Raths bei sich zu
Tische gehabt, und hierauf sei, wie Tags zuvor, Tanz und ge-
sellige Unterhaltung auf dem Rathhause gewesen. Man mufs
anerkennen, dafs nicht ohne Geschick auf diese Weise versucht
worden ist, den Montag auszufüllen, obgleich spätere Sitten
unverkennbar auf frühere Zeiten übertragen wurden, und zwar
der Besuch der Kirche und des Heiligthums recht wohl be-
messen ist, dagegen das Ziehen zur Tafel und die abendliche
Belustigmig auf dem Rathhause gleich unwahrscheinlich und
dem Kostüm zuwiderlaufend.
Müllner dagegen sagt, dafs gleich am Montag nach Esto-
mihi das Rennen stattgefunden habe, womit also alle eben er-
wähnten Ausfüllungen des Tages von selbst wegfallen würden.
Allerdings mochte man gern den Montag retten, so dafs nicht
gleich, nachdem Abends vorher die Gäste angelangt waren,
sondern erst, nachdem man einen Tag, um sich zu sammeln,
um noch Eins und das Andere zu besprechen und zu ordnen,
verstreichen liefs, die Hauptfestlichkeit vor sich gegangen sei;
und wenn der Markgraf, wie die Ueberarbeitung will, am Don-
nerstag abreiste , so mufste das Rennen erst am Dienstag ab-
gehalten werden. Aber es ist im genauen Einklang mit dem
früheren, wohlbekannten Gesellenstechen an der Löffelholz-Paum-
gärtnerischen Hochzeit im J. 1446, dafs der Montag vor Fast-
nacht dazu ausersehen wurde, und es ist nicht wahrscheinlich,
dafs man die herkömmliche Lust am eigentlichen Faschings-
tag, dem Dienstag, durch eine solche exclusive Lustbarkeit auf
die Seite schieben liefs. So lange daher nicht aus amtlichen
Quellen, wozu nach angestellter Forschung vorläufig keine Aus-
sicht ist, eine bestimmte Angabe über den Tag gegeben wird,
dürfte nach Abwägung der beiderseitigen Ansprüche die Ent-
scheidung für den Montag ausfallen.
Wie immer, wurde der Marktplatz für das Kampfspiel be-
stimmt, und es war, ungeachtet er ein völlig gleichseitiges Vier-
eck bildet, doch ganz in der Gertlichkeit begründet, dafs die
Stechbahn von Norden nach Süden gerichtet, auf die Ost- und
Westseite hin aber durch Schranken abgesperrt war, hinter
denen die Zuschauer sich verhielten. Die Bahn war mehr lang
als breit; wenij aber die „Ueberarbeitung" 400 Schuh für die
Länge und nur 50 Schuh für die Breite annimmt, so ist das
letztere Mafs ganz gewifs zu knapp gegriifen. Die von dem
Rath geordneten Herren, so zu sagen die Turniervögte, Ulman
Stromer, Martin Geuder und Marquard Mendel, hatten sie mit
Sand überschütten und dann dicht mit Stroh belegen lassen;
sie selbst hielten an der Bahn, begleitet von Knechten mit
Stangen und anderem Gezeug, um theils die Fallenden, Männer
wie Pferde, wieder aufzurichten, theils dem Andrang der Zu-
schauer und Neugierigen zu steuern. Um Mittag erschienen
die Stecher in der Bahn ; am südlichen Ende, beim Rieterischen
Hause (S. 808) Markgraf Friedrich mit neun Begleitern : Caspar
von Waidenfels, Wolf von Gültlingen, Ritter, Raphael BoUeck,
Heinrich Beheira (keiner des nürnbergischen rathsfähigen Ge-
schlechts, sondern wahrscheinlich ein Böhme, der auch im Ver-
zeichnifs der raarkgräflichen Edelleute kurzweg als „derBeheym""
vorgetragen ist), Philipp von Feilitzsch, Philipp von Achsel-
fingen, Lienhard von Ehenheim , Wolf Ton Hürnheim, Hanns
von der Gron; am nördlichen Ende, an den Salzern (Salzkrä-
mern), .dem jetzt Solgerischen Haus und Verkaufslokal (S. 877),
stellten sich die nürnbergischen Stecher auf, voran Herr Diet-
rich von Harras, Ritter, dann Georg von Harras, sein Sohn,
Martin Tucher, Martin Lötfelholz — nach Müllncr war er des
Dietrich von Harras Stiefbruder, wofür sich jedoch in dem be-
kannten Stammbaum der Löffclholze kein Beweis nnd keine
Erklärung findet — Wolf Haller, Ludwig Grofs, Marx Pfister,
Anton Herwart von Augsburg, Stephan Paumgärtner, Wolf
Pömer. Wie — nach Müllner — die Markgräfischen alle
schwarz und weifs quartiert, — nach dem Ungenannten — mit
schwarz und weifsen Fähnlein ausgezeichnet waren , so seien
— sagt Müllner — die Nürnbergischen alle in Schwarz und
Gelb gekleidet gewesen. „Es war aber — fährt er fort — ein
„seltsam Gestech, denn auf beiden Seiten der Schranken, unten
„inid oben, waren Seiler (Seile) an hohen Stangen überzwerch
„aufgehangen und an den Stangen Fähnlein, schwarz und weifs
„und schwarz und gelb ; welcher nun in den Schranken hinter
„solche aufgespannte Seiler kam, der war sicher, sobald aber
„einer herfürrückte, rannten oft zwen, oft drei auf ihn, je der
„nächste der beste, doch geschah keinem Menschen kein Leid,
„allein [nur] ein Rofs blieb auf der Bahn todt liegen." Aus
den Berichten des Ungenannten, der, wie es bei Turnieren und
Gesellenstechen der Brauch ist, alle einzelne Fälle angibt, sieht
man, dafs es Raphael Bolleck war, der nur einen einzigen Ritt
that, bei dem er selbst fiel und sein Pferd todt blieb. Die Zahl
der Gewinnste auf markgräflichcr Seite beträgt 58, auf nürnbergi-
scher 42, der Fälle auf markgräflicher Seite 25, auf nürnber-
gischer Seite 58. Es scheint aber in der Aufzeichnung eine
Irrung vorhanden zu sein, denn es müfste die Summe der Fälle
der der Gewinnste gleich sein ; diese übertriflt jedoch jene um
17. Jedenfalls leisteten die Nürnberger weniger als die Mark-
grafischen, und wenn es in der Aufzeichnung des Ungenannten
heifst, dafs sie sich mit so hoher Tapferkeit ausgezeichnet hat-
ten, so geben, obgleich hier überhaupt nicht von Tapferkeit,
sondern nur von körperlicher Kraft und Fertigkeit die Rede
sein kann, die Zahlen den schlagendsten Gegenbeweis. Am
stärksten aufgetragen ist diese Ruhmredigkeit in folgender, al-
lerdings schon von Müllner und ohne den mindesten Zweifel
an der Echtheit mitgetheilten Anekdote : „Es hatte aber Mark-
„graf Friedrich unter anderm seinem Hofgesind einen Ritter,
„der an der Person dem Fürsten gleichförmig war, mit aller
„Rüstung auch seines Helms Bezierung, des Fürsten Zier ganz
,,ähnlich, gerüstet, also dafs der Fürst nit eigentlich hat mö-
„gen erkannt werden, aufser dafs die Seinigen wufsten, dafs er
„einen weifsen Mutzen*) ritt, aber an Stechdecken und Anderm
*) Mutz, Stutzschwanz.
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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
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„war kein Unterschied, So war der Markgraf für seine Person
„ein berühmter Renner und Stecher, wollte auch seine fürst-
„liche Mannheit alda in Freuden erzeigen, und als das Ge-
„stech eine gute Weile gewähret und viel Trefl'en und Ritt
„gegen einander geschehen und sich die NürnbergischcR gegen
„den Adel tapfer erzeiget, unter denen Martin Lüffelholz sei-
„nem Pferd au die Stirn einen Schembart mit einem langen
„Bart vorgehangen, hat Markgraf mit demselbeu ein Treffen
„zu thun begehrt; darauf rannte der Fürst unten von der Rie-
„ter'schen I3ehausung herauf, was der Gaul vermochte, aber
„der Löffelholz oben von den Salzern herab, mit seinem halb
„zeltenden *) Gaul, ein wenig gemacher, trafen hart zusammen,
„aber der Fürst räumte schnell den Sattel, sal's wiederum auf,
„überritt die Bahn einmal oder drei, und hielt oben bei den
„Salzern, da wurde dem Löffelholz wiederum angelegt und zur
„Stund auch dem Fürsten, der abermals mit starkem Lauf den
„Löffelholz wohl anstiefs, räumten doch beede die Sättel, dem
„Fürsten ward dann aufgeholfen, der sprang auf der Bahn um,
„nahm des Löffelholz Hand und schlug ihm seine darein, mit
,,den Worten : Wir haben uns ein Stecher zu sein vermeint,
„aber du bist wahrlich auch einer; wir bitten, komm zu uns,
„wir wollen ganze Freundschaft machen. Der Löffelholz ant-
„wortet: Gnädiger Herr, Euer fürstliche Gnaden sein mir unbe-
„kannt. Der Markgraf fiel ihm in die Red und sagt : Schweig,
„Löffelholz, du hast dich gegen uns ritterlich und wohl gehal-
„ten. Wir wollens also nach unserm Willen haben. Gleich
„des nächsten Ritts darauf traf der Ritter, so dem Fürsten
j.ähnlich war, mit dem Herwart von Augsburg, räumten bede
„Sättel, und der Ritter behieng im Abfallen mit seinem Sporn
„in der Stechdecken und rifs dieselbe an der einen Seite gar
„entzwei, dafs das Pferd auf derselben Seite bloTs und unbe-
„deckt blieb, dabei wurde der Fürst erkannt, wollte niemand
„mehr mit ihm treffen, darüber er unwillig ward und forderte
,,selbst etliche Bürger, mit ihm zu treffen, aber sobald der Fürst
„sattelräumig wurde, blieb keiner mehr sitzen, sondern fielen
„alle ab, welches den Fürsten noch mehr unwillig machte, dafs
,.er wenig Treffen mehr thät, doch zuletzt traf er noch einmal
„mit dem Löffelholz, der räumte den Sattel, aber Männiglich
„vermeinte, er hätte das willig dem Fürsten zu Ehre gethan,
„wiewohl sich der Löffelholz eines starken empfangenen Stofses
„halben beklagte, denn der Fürst von Person grad und stark
,.und noch jung war, darum er im Anklopfen nit gefehlet hatte.
„Damit endete sich dies Gestech glücklich und mit Freude.'-
Müllner erzählt diese Geschichte mit solcher Gläubigkeit,
dafs man fast Unrecht thut, einiges Bedenken darüber zu
äufsern. Er lebte nur kaum hundert Jahre nach jener Zeit;
es mag ihm ein Bericht vorgelegen haben, der alle äufsern
Zeichen der Zuverlässigkeit trug; auch im Charakter des warm-
blütigen Markgrafen Friedrich lag nichts Dawidersprechendes,
und die der Gegenwart ohne Zweifel gar zu lächerlich vor-
kommende Gefälligkeit der Nürnberger gegen den siegsdursti-
*) Zelten, traben, Trott oder Pals gehen.
gen Fürsten mag ihm und seinen Zeitgenossen gar nicht so
lächerlich, sondern als schuldige Pflicht gegen den hohen Gast
vorgekommen sein. Dafs aber bei längerer Betrachtung doch
einige Zweifel an dieser Geschichte aufsteigen, wird nicht zu
vermeiden sein. Man hat ein sehr genaues Verzeichnifs der
Stecher mit Angabe ihrer besondern Helmzierden. Nun war
der Markgraf bezeichnet durch einen auf dem Helm angebrach-
ten Frauenschuh und einen goldenen Buchstaben in dem schwarz
und weifsen Helmfähnlein, den, wie ausdrücklich gesagt, nur
er führte, während seine Begleiter zwar auch das Fähnlein,
aber ohne den Buchstaben hatten. Von diesen seinen Gefährten
allen war nur Heinrich Beheim etwa mit ihm zu verwechseln,
insofern er einen schwarzen Schuh auf dem Helm führte, der
aber von dem Frauenschuh jedenfalls unterscheidbar war. So-
dann wird von ihm nur ein einziger Gewinnst oder „lediger
Fall" vorgemerkt, überhaupt nur ein einziges Rennen. Der
dem Markgrafen ähnliche Ritter wurde sattelräumig, wobei er
mit dem Sporn die Stechdecke zerril's und so die Farbe des
Pferdes verrathen wurde. Das Incognito, in welches sich der
Markgraf hüllen wollte, war jedenfalls sehr durchsichtig, und
wenn Lüffelholz sagt: „Euer fürstliche Gnaden sind mir unbe-
kannt", so klingt diese Rede, da der Markgraf gar nicht uner-
kannt sein wollte, und aufser ihm ein anderer Fürst gar nicht
zugegen war, ziemlich ungeschickt. Der Markgraf that übrigens
13 Rennen, in deren 9 er gewann, viermal unterlag. Martin
Löffelholz that zwar 16 Rennen, gewann sechsmal, fiel zehnmal,
woraus ebenfalls nichts hervorgeht, um ihn zu einem so famo-
sen Stecher zu stempeln. Wolf Haller dagegen that 20 Ritte,
in deren 9 er obsiegte, jedenfalls also mehr Anspruch auf den
Dank hatte, den er auch bekam. Auch wird in der verhält-
nifsmäfsig sehr weitläuftigen Lebensbeschreibung, welche in
den gedruckten Geschlechtsregistern des Nürnberger Patriciats
dem Namen dieses Martin Löffelholz beigegeben ist, zwar ziem-
lich umständlich seiner Gefangeunehmung, als er Pfleger von
Lichtenau war, gedacht, obgleich gerade die wichtigsten Fra-
gen: Wer? Wann? Wo? übergangen sind, aber sein mann-
haftes Gebaren im Stechen mit dem Markgrafen einfach mit
den Worten „rennete 1496 bei dem Privatturnier oder Gesel-
lenstechen mit'' abgethan. Es liegt nicht in der Art dieser
Geschlechtsregister, etwas Rühmliches, falls der Schreiber es
wissen konnte, zu verschweigen; und wenn auch die in dem
Journal von und für Franken gegebene erweiterte und moder-
nisierte Erzählung erst 1790 erschien und also bei jenem Be-
richt im Geschlechtsregister nicht berücksichtigt werden konnte,
so war doch Müllner"s Chronik in dem Archiv oder der Fami-
lienbibliothek jedes patriciatischen Geschlechts zu finden, und
wenn Anderes, wie es gerade bei dieser Familie der Löflelholz
der Fall ist, so ausführlich erzählt wird, warum gieng man über
diese — wenn sie sich wirklich so verhielt — wichtige Ge-
schichte so stillschweigend hinweg und begnügte sich mit der
blofsen Erwähnung seiner Anwesenheit ? Es ist nicht anzuneh-
men, dafs eine Familie, wenn sie anders guten Grund hatte.
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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
80
die Vorzüge ihrer Vorfahren in's Licht zu setzen, sie mit einer
Bescheidenheit ohne Gleichen sollte übergangen haben, sie
müfste denn ganz und gar unwissend in diesem Betreff gewe-
sen sein, was allerdings, wie in vielen Beispielen zu ersehen,
nicht unmöglich ist. Sind übrigens in der ganzen Erzählung
die Verdienste der Nürnberger nebenbei auch hervorgehoben,
so rauls ebenfalls erwähnt werden, dafs von den zehn bei
dem Stechen betheiligten Personen nur sechs eigentliche Nürn-
berger waren, indem weder die beiden von Harras, die nur
vorübergehend in Nürnberg sich befanden, noch Marx Pfister,
der zwar eine Nürnbergerin geheiratet hatte und hier sefs-
haft geworden , aber ebenso wie Anton Herwart von Augs-
burg gebürtig war, im engeren Sinn so bezeichnet werden
konnten. Gerade diese beide aber hatten sich nächst Wolf
Haller und Martin Löffelholz am stattlichsten gehalten : Herwart
hatte bei 11 Ritten siebenmal, Pfister bei zehn Ritten sechsmal
gewonnen. Dafs am Ende ein Nürnberger doch auch mit einem
Dank bedacht werden mufste, war im Grunde eine ausgemachte
Sache; es fragte sich nur welcher? Es ist merkwürdig, dafs
die Berichte hierüber von einander abweichen. Müllner fährt
nämlich also fort:
„Nachdem wurde auf den Abend auf dem Rathhaus ein
„köstlicher Tanz gehalten, in Beisein der zweier jungen Für-
„sten, des Frauenzimmers und aller erbaren Frauen und Jung-
„frauen zu Nürnberg. Daselbst hat man hochermeltem Fürsten
„Markgrafen Friedrich den Fürstendank und einen Tanz und
„das beste Kleinod Martin Löffelholzen gegeben, der Solches
„mit vielen ledigen Fällen erhalten. Die andern Kleinoder und
„Dank sein alle den Markgräfischen Stechern, als Fremden,
„die man billig verehrt, gegeben worden. Des andern Tags
„ist ein grofser Hof von oftgedachtem Markgrafen und andern
„anwesenden fürstlichen Personen gehalten worden, und ist nach
„solchem hochermelter Fürst mit all seinem Hofgesind von sol-
„cher gehaltener Freud und Kurzweil mit sonderm gnädigen
„Wohlgefallen abgeschieden und mit Erbieten, Solches mit
„nachbarlichem gnädigen Willen in alleweg zu erkennen und
„im Besten zu gedenken."
Mit dieser Angabe, dafs Martin Löffclholz einen Dank
erhalten habe, steht nun der andere, die vollständige Austhei-
lung der Preise enthaltende Bericht in Widers])ruch. Wenn es
nämlich nach dem Müllncr'schen oberflächlichen Bericht aus-
sieht, als habe der Markgraf den ersten, Löffelholz den zweiten
und die andern Stecher gleichsam nur das Uebergebliebene
bekommen, so verhält es sich, und wie nicht zu zweifeln in
voller Wahrheit, ganz anders. Den ersten Dank erhielt Wolf
von Gültlingen, Ritter, der dreizehnmal gewonnen hatte und nur
sechsmal gefallen war; ihn ertheilte Kunigund, Ilannsen Grafen
von Schwarzenberg's Gemahlin. Den zweiten Dank erhielt Phi-
lipp von Achselfingen, der 10 ledige Fälle gehabt und dreimal
gefallen war; ihn ertheilte Anhalds von Wildenfels Gemahlin,
eine geborne Pflugin. Den dritten Dank erhielt der Markgraf,
der, wie schon gesagt, neunmal gewonnen hatte und viermal ge-
fallen war, aus der Hand von des Schultheifsen Wolff von Pars-
berg, Ritters, Gemahlin Margaretha, Albrechts von Wildenstein
und Amalie von Seckendorft' Tochter; den. vierten endlich Wolf-
gang Haller, der neunmal gewonnen und elfmal gefallen war,
aus der Hand von ApoUonia, gebornen Hallerin, der erst seit
1493 mit dem Losunger Paulus Volckamcr verheirateten zwei-
ten Gemahlin desselben. Zu den vier Preisen kamen vier gol-
dene Ringe, die zu 17 fl. und die dazu gehörenden Schnüre
für 3fl. in Rechnung gebracht waren. Von Martin Löffelholz
ist hierin keine Rede.
Ueber den am Abend gehaltenen Fackeltanz auf dem Rath-
hause gebricht es ebenso au näheren Nachrichten , wie über den
von dem Markgrafen am andern Tag gehaltenen Hof. Nur
sind in der sehr in's Einzelne gehenden Rechnung über die
Kosten der markgräflichen Anwesenheit, welche im Ganzen die
Summe von 2000 fl. rh. damaligen Geldes erreicht, wo nicht
überstiegen haben, die Ausgaben für den Fackeltanz besonders
vorgetragen; sie bestanden in 6 fl. 4 Pfd. 6 Pfg. für ein Le-
gel (kleines Fafs) Malvasier, 16 fl. für 8 Eimer Frankenwein,
11 Vi fl. für 90 Pfd. Konfekt und 2 fl. 4 Pfd. für Datteln. Der
aufserdem in Rechnung gebrachte Weinverbrauch war 218 Ei-
mer Frankenwein, die 429 fl. 4 Pfd. 14 Pfg. rh. kosteten und
5 Legel Reinfal (süfser norditalienischer Wein) ä 13 fl. Beim
Fackeltanz wurden aufserdem noch 104 Windkerzen, wahr-
scheinlich Wachslichter, für 4 fl. Unschlitt- oder Talglichter,
und 29 Stück Fackeln gebraucht. Dazu kamen 12 Stück Kar-
tenspiele. Die Beschaffung der Speisen und Getränke mufs
für jene Zeit, welche sich der neueren Zufuhrerleichterung nicht
erfreuen konnte, eine ziemliche Aufgabe gewesen sein, da 3272
Pfd. Rindfleisch h 4 Pfg., 2666 Pfd. Kalbfleisch ä 3 Pfg., 375
Pfd. Lanmifleisch ä 5 Pfg., 344 Pfd. altes und 841 Pfd. jun-
ges Schweinfleisch h 5 Pfg. in Rechnung gebracht wurden.
Dazu kamen 109 Kapaunen ä 41 Pfg., 826 Hühner ä 22 Pfg.,
856 grofse Vögel h 5 Pfg., 7 Enten ä 20 Pfg., 44 Haasen ä
48 Pfg., 47 Stück Eichhorne ä 11 Pfg., 36 Rebhühner ä 27
Pfg.; ferner 74 Forellen, 625 Pfd. Hechte, 1392 Pfd. Karpfen,
60 Pfd. Orfen, 200 Stück Neunaugen. Der Centner Karpfen
wurde zu 27 Pfd. angesetzt; für die andern P'ische mangelt
die Preisangabe. Aufserdem kamen noch in Verbrauch 2471
Heringe, das Hundert zu 5 Pfd., 68 Stück ganze Stockfische,
8 Stück für 1 fl., 67 Stück gewässerte Stockfische ä 10 Pfg.,
107 Pfd. gesalzene Hechte ä 14 Pfg., 57 Pfd. gesalzene Lachse
k 13 Pfg., 27 Pfund gesalzene Störe ä 24 Pfg., 14 Pfd. gesal-
zene Sandel ä 8 Pfg., 71 j Pfd. gesalzenen Aal ä 16 Pfg. An
den Zuthaten zu den Speisen fehlte es natürlich auch nicht;
Hausenblase, Safran, Ingwer, Pfeffer, Nägelein, Zimmt, Mus-
katnufs, Muskatenblüthe, grüner Ingwer, Zucker, Reifs, Man-
deln, Weinbeeren, Rosinen, Feigen, Trisenet, Pomeranzen, Ka-
pern, Senf, Weiehsellatwerge werden notiert, und dafs die Leb-
kuchen, als eigenthümliches Produkt der Stadt Nürnberg, nicht
fehlten, läfst sich nicht anders erwarten. Bier findet man je-
doch nicht erwähnt, eben so wenig Meth, obgleich es an Bier-
B.
Z. Anz. f. K. d. d. V. 1868, Nr. 3.
c.
D.
81
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
82
brauereien und Methsiedereien damals in Nünibert,' nicht l'ulilte.
Auch wird Sclimalz, Käse, Eier und Milch in groCsen Quanti-
täten erwähnt, Butter aber nicht; von Obst kommen Kochbir-
nen und Aepfel vor, dazu 80 Mafs Honig.
Während der Anwesenheit der fürstlichen Gäste fand auch
der Umzug oder Umlauf des Schembarts statt; es waren 42
halb rosenfarb, halb leibfarb gekleidete jnnge Leute ; ihre Haupt-
leuto waren Caspar Paumgärtner und Georg Kötzel ; sie liefen
aus beim Milla, einem Wirth am Obstmarkt; den Metzgern
hatten sie 20 fl. bezahlt. Den Fremden mochte das Schauspiel
immerhin neu und anziehend sein ; doch dürfte die Stattlichkeit
des fürstlichen Hofes und die Menge des ihm angeschlossenen
Adels leicht ansehnlicher und für die schaulustigen Blicke fes-
selnder gewesen sein. Der Markgraf war jedenfalls mit dem
ihm gewordenen Empfang sehr zufrieden ; er schenkte seinem
Hauswirth Lienhart von Ploben 20 fl. , der Frau desselben,
Barbara Harsdörfferin, deren mit ihrem Manne verbundenes
Wappen noch jetzt an dem Hause S. 823 angebracht ist , einen
Ring, jedem ihrer fünf Kinder einen Gulden, dem Gesinde 3 fl.,
seinem Küchenmeister Ulrich Haller und dessen Frau Magda-
lena Imhof gab er zwei Ringe zum Andenken. Auch die alte
Markgrätin verehrte ihrem Hauswirth Hanns Thumer 15 fl.,
seiner Frau, Ursula MeichTsnerin, einen Ring, dem Gesinde 5 fl.
und ihrem Küchenmeister Sebald Schreyer einen Ring mit einem
kostbaren Diamanten.
Als der Markgraf am Donnerstag unter Versicherungen
freund- nachbarlicher Gesinnung von dannen schied, mochte man
sich der Hofi'nung, eine bessere, friedlichere Zeit werde be-
ginnen, hingeben zu dürfen glauben ; aber es dauerte nur kurze
Zeit, so drängte das Plackerwescn von Seite des Adels alle
solche Hoffnungen weit in den Hintergrund, und dafs auch der
Harrasische Vertrag selbst nur eine, nie in Wirklichkeit über-
gehende Täuschung sei, erfuhr die Stadt schon nach wenigen
Jahren.
Nürnberg. Lochner.
Miiltiplicationsornamente in den Fnfsbodenfliesen des
Mittelalters.
(Nebst einer Tafel mit 4 Abbildungen.)
Je mehr sich das Studium der alten Kunst erweitert, je
mehr auch die Aeufserungen derselben in den Kreis der Stu-
dien gezogen werden, welche auf untergeordneteren Gebieten
der menschlichen Thätigkeit erwachsen sind, um so mehr wer-
den neue Gesichtspunkte gefunden und längst gefundene be-
festigt und näher präcisiert, die zur richtigen Beurtheilung der
Kunstthätigkeit im Grofsen und Ganzen , zur Beurtheilung der
AeuTserung des künstlerischen Gefühles im Volke in seiner Ge-
sammtheit führen.
Zum grofsen Theile hängt die weitere Vertiefung in den
Gegenstand mit den Bemüliungen zusammen, die Kunsttraditio-
nen der Vorzeit nicht nur zu erkennen, sondern sie auch für un-
sere Kunst, für unsere Gewerbsthätigkeit nutzbringeml zu machen.
Es sind vorzugsweise gewisse allgemeine Gesichtspunkte, die
hauptsächlich erst durch diese Bemühungen aufgeschlossen wor-
den sind, und die jetzt weiter verfolgt werden. Dahin gehört,
wie die Formen auf allen Gebieten der menschlichen Kunst-
und Gewerbsthätigkeit einer jeden bestimmten Zeit einen solch
Fifr- 1.
innerlichen Zusammenhang tragen, dafs eine Harmonie nicht
denkbar ist, wenn man Formen aus einer andern Zeitperiode
hineinmengt, ohne dieselben gänzlich umgebildet, ohne sie aus
dem Geiste und der Sprache einer Zeit in den Geist und die
Sprache der andern Zeit übersetzt zu haben, der das Gesammte
angehört, in welches sich die einzelne Form einfügen soll. Und
Fiff. J.
so ist denn ein genaues Studium der Chronologie für jedes
einzelne Specialgebiet der Kunstthätigkeit in's Leben gerufen
worden.
Anderseits zeigt sich aber auch, dafs bei aller Gemein-
samkeit des Geistes doch die Formen auf jedem besonderen Ge-
biete zu jeder gleichen Zeit andere sind, dafs ein anderes Ge-
setz hier vorgewaltet, nämlich das, dafs Bestimmung, Material
und Arbeitstechnik einen solch mächtigen Einflufs ausüben,
83
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
84
dafs man nicht ungestraft Formen eines Gebietes auf ein an-
deres ohne eine ähnliche Uebersetzung übertragen darf; ja, dafs
gewisse und sogar sehr viele Formen geradezu unübersetzbar,
dafs sie ausschliefslich an ein bestimmtes Kunstgebiet geknüpft
sind. Wenn uns das Studium der Vorzeit zeigt, dafs nicht
immer die allervoUste Consequenz hier gewaltet hat, so zeigt
Fig. 3. Fig. 5.
es uns aber gerade durch die vereinzelte Ausnahme in — sit
venia verbo — abschreckenden Beispielen, wie unbeugsam das
Gesetz selbst ist.
Die Praxis allerdings hat diesen durch sie und in ihrem
Interesse vorzugsweise hervorgerufenen Studien noch immer
nicht so allgemeine Beachtung geschenkt, als wünschenswerth;
die Wissenschaft, die Erkenntnifs hat sicher durch sie gewonnen.
Es geht so in der hohen Kunst und ist einer der vielen
Gegensätze, die im Geiste unserer Zeit liegen. Längst hat Les-
sing in seinem Laokoon darauf hingewiesen, dafs nicht jede
Aufgabe für jedes Kunstgebiet passend sei, und dafs nicht eine
Kunst der andern den ihr allein zugehörenden Boden streitig
machen, sich nicht Aufgaben usurpieren soll, die der Schwester
ausschliefslich zugewiesen sind. Man hat Lessing Denkmale
errichtet, aber seineu Ausspruch haben unsere Künstler nicht
berücksichtigt, ja, fast wäre zu sagen, je höher sie stehen, um
so weniger haben sie sich daran gehalten. So geht es denn
auch auf andern Gebieten; mau wirkt uud webt Stoffe, deren
Muster nicht dem naturgemäfsen Formenkreis der Wirkerei
angehören; man malt Fenster, ohne zu bedenken, welche Auf-
gaben die Glasmalerei hat u. s. w. Man sucht das höchste
auf jedem Gebiete in den Seiltänzerkunststückchen, indem man
gerade mit vielen Mitteln und vieler Mühe das macht, was
einem andern Kunstgebiete angehört und dort sich mit wenig
Umständen geben läfst. Wir haben oben gesagt, dafs eben
die Absicht der Nutzbarmachung der Vergangenheit das Stu-
Fig 6.
dium gefördert habe, und müssen so auch in einem rein wis-
senschaftlichen Blatte für diese praktische Frage eine nähere
Prüfung in Anspruch nehmen, da eben sie uns hinleiten soll
zur Erforschung eines auf einem Specialgebiete von den Alten
befolgten Gesetzes. Man gestatte uns deshalb noch einige
Worte. Eine Verkennung, die lange auf unsere Industrie ih-
ren Einflufs geltend machte, liegt in der verschiedenen Auf-
gabe einer Flächendekoration und der plastischen Behandlung.
Die Aesthetiker haben sich lange vergebens bemüht, diese Un-
terschiede darzulegen, und es scheint, dafs erst die Wirkung
85
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
86
der massenhaften Vorführung der Erzeugnisse des Orients,
der dem richtigen Gesetze stets treu geblieben ist, auf
der Pariser Ausstellung des vorigen Jahres einen machtigen Ein-
flufs ausgeübt hat. Zeigt sich ein grofses Gesetz für alle De-
koration der Flüche, welcher Art sie auch sei, wonach sie eben
durch einfache, klare Linien und einfache Nebeneinanderstel-
Fig. 8.
die Wiederanwendung von dergleichen jetzt häufiger geworden
ist*)
Die Fliese mufs so hart als möglich gebrannt und, da
sie eine Ebene bilden soll, möglichst wenig im Brennen ver-
zogen, ferner, da sie ein Beleg des Fufsbodens ist, nicht zu
dick sein. Es ist also naturgemäfs, den Fufsboden, um dies
Fig. 10.
lung der Farbentöne ihre gröfste und ihre vollberechtigte Wir-
kung erzielen mufs, so ist doch wieder auf jedem Einzelgebiete
eine grofser Unterschied. Man bemüht sich deshalb stets mehr,
diese einzelnen, in der Natur der Sache begründeten Formen-
kreise zu erkennen, und sucht in Schriften, wie in Museen dem
Publikum durch grofsere Serien die einzelnen Formen darzu-
legen.
Fig. 9.
Ein solches Gebiet der Flachornamentik, das seine eige-
nen Bildungsgesetze hat, liegt für die Fufsbodenfliesen vor, und
man hat gerade diesen in neuester Zeit so viel Aufmerksam-
keit zugewendet, dafs die Sammlung solcher Fliesen, welche
das germanische Museum in Original und Abgüssen besitzt, eine
beträchtliche "Wichtigkeit um so mehr erhalten hat, als auch
alles zu erreichen, aus möglichst kleinen Stücken herzustel-
len. Diese können eine von einander verschiedene Farbe ha-
ben und nach allerlei linearen Mustern geschnitten sein; sie
werden so in blofser Zusammensetzung, ohne jede weitere
Verzierung, einen angenehm aussehenden Fufsboden bilden.
Fiff. 11.
Beispiele der Art sind auch in der Sammlung des germani-
schen Museums. Da jedoch die Belegung des Fufsbodens mit
*) Wir gehen daher auch in der unter der Presse befindlichen
neuen, vierten Auflage des „Führers diu'cb die Sammlungen des
Museums" näher auf diese Abtheilung ein und lassen deshalb hier
die chronologische Frage aul'ser Acht.
87
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
verschieden geformten Eiuzelstückcheu grofse Sorgfalt erfor-
dert, langsam vor sich geht und vor Allem dabei nöthig ist,
dars die einzelneu Stücke möglichst genau passen, so hat
man complicierte Zusaiamensetzungen nur seltener gemacht;
man hat sich in der weitaus gröfsten Zahl von Fällen daran
gehalten , einfach quadratische Plättchen von gleicher Grofse
nebeneinander zu stellen. Diese Plättchen sind in der Regel
zwischen ein und zwei Decimeter im Quadrat augefertigt. Sehr
viele zeigen nun ein in sich geschlossenes ^''^uster als Verzie-
rung. Ein Thier, eine Rosette oder Aehnliches schmückt jedes
einzelne Plättchen.
Fis. 12.
Fig. 13.
Das Handwerk, welches diese Fliesen zu liefern hatte, ist
jedoch ein ziemlich ordinäres. Die kleineu Thiergestalten,
theilweise unvollkommen, theilweise, um sie eben sichtbar zu
machen, nur mit rohen Linien angedeutet, konnten die Ebene
des Ful'sbodens nur unruhig machen, keineswegs aber sie schmü-
cken. Es bedurfte zu diesem Zwecke einer einfacheren, gröfseren
Zeichnung, und man kam somit darauf, die einzelnen Fliesen
so zu ornamentieren, dafs mehrere zusammen ein gröfseres
Muster darstellten. Auch hier war wieder eine compliciertere
Anordnung nur selten. In der Regel haben alle einzelnen Plätt-
chen das gleiche Ornament, und aus der mehrfachen Zusammen-
setzung der einzelnen Plättchen entsteht durch die Multiplica-
tion das grofsere Ornament. Die Anordnung mufste so getrof-
fen werden, dafs sodann die Conturlinien der einzelnen Plätt-
chen das Ornament nicht störend durchschnitten.
Um den starren geraden Linien der Plättchenquadrate
einen angemessenen Gegensatz zu geben , spielt gerade der
Kreis eine Hauptrolle in diesen Multiplicationsornamenten. So
findet sich eine ganze Reihe, bei denen der Viertelkreis,
aus dem einen Ecke des Plättchens als Mittelpunkt beschrieben,
eine Quadratseite als Radius hat, so dafs je vier aneinander
stofsende Plättchen einen gemeinsam geschlossenen Kreis zei-
gen, in welchem das Ornament eingeschlossen liegt, wobei das
freibleibende Dreieck entweder durch einen den Kreis über-
schreitenden Ornamenttheil eingenommen ist, oder wieder je
vier aneinander stofsende solche Dreiecke ein geraeinsames
Ornament bilden. Der Kreis besteht selten blos aus einer ein-
zigen Linie, sondern meist aus einem breiten Bande, das zwi-
schen zwei Kreislinien eingeschlossen ist. (Fig. 1. 2. 3. 4. 5.)
Oft sind, wie in Fig. L 2. 3 die Conturlinien der Plätt-
chen geradezu in das Ornament hereingezogen, so dafs sich
kreuzende Bänder die kreisförmigen durchschneiden. Das Bild
des ganzen Ornaments entwickelt sich oft überraschend aus der
Zusammenstellung. Es ist nicht möglich, jedes einzelne Muster
zusammengestellt hier zu geben; wir haben jedoch unter A auf
beiliegender Tafel die Fig. 5 in der Zusammensetzung vor
Augen geführt. Bei einer andern Reihe von Mustern ist der
Kreis kleiner und hat nur etwa die Hälfte einer Quadratseite
Fi(f. 14.
zum Radius (Fig. 6); wieder andere haben eine Reihe von con-
centrischen Kreisen (Fig. 7 u. 8). Man kann hierher auch
Fig. 4 rechnen. Bei der Composition dieser Muster ist die
gröfste Aufmerksamkeit nöthig. Die Fig. 8, schon der Re-
naissance angehörig, sieht sehr unscheinbar aus, während sie
in der Zusammenstellung bei B unserer Tafel sehr befriedigt,
dagegen z. B. Fig. 4 in der Zusammenstellung ziemlich unbe-
friedigend aussieht.
Wir kommen nun an eine Reihe von Mustern, bei denen
zu dem ersten, aus dem Ecke beschriebenen Kreis ein zwei-
ter, aus dem gegenüberliegenden Ecke geschlagener hinzukommt
Fig. 15.
(Fig. 9. 10. 11). Die Wirkung dieser Muster ist wieder eine
total verschiedene. Es bilden nämlich die Spitzwecken eine
Art Netz, in dessen einzelnen Maschen sodann die gröfseren oder
89
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
90
kleineren Rosettchen in der Mitte sitzen, die durch das an den
Ecken, die als Mittelpunkt gedient haben, befindliche Ornament
gebildet werden.
Fig. 12 zeigt abermals ein daraus weiter entwickeltes Mo-
tiv: dort ist durch eine Diagonale des Quadrates die Hälfte
des Spitzwecken abgeschnitten; im Ornament ist jedoch die
Form beibehalten. Das Muster (C) wirkt sehr reich. Dafs
die einzelnen Theile nicht vollständig an einander passen, hat
in der rohen Handhabung des ganzen Handwerks seine Ursache,
läfst aber doch den Grundgedanken des Ornaments unberührt.
Bei Fig. 13 sind Kreise aus allen vier Ecken, die sich
kreuzen, beschrieben. Die Zusammensetzung (D) ist gerade
hier am überraschendsten. Das unscheinbare Einzelmuster ent-
wickelt sich zu einer interessanten und hübschen geometrischen
Zeichnung. Wie bei B (Fig. 8), so haben die Conturiinien der
Plättchen für die Zeichnung allen Wertb verloren, ja sie sind
gewissermassen eine störende Erinnerung an die Technik.
Ebenso ist es bei Fig. 14, wo durch zwei Diagonalen eine
Anzahl Kreise durchschnitten sind, die nicht aus den Ecken,
sondern aus dem Mittelpunkt der Platte und aus dem Mittel
der Quadratseiten geschlagen sind. Die Absicht, ein gröfseres
Muster aus gleichen, kleineren Elementen zu erhalten, fällt bei
Fig. 13 und 14 vollständig weg. Es ist im Gegentheil das
Muster verkleinert. Aehnlich ist der Fall bei Fig. 15, nur mit
dem Unterschied, dafs das im Einzelnen ganz ansprechende
Muster in der Multiplikation ein kleinliches, nichtssagendes Bild
hervorbringt.
Es fuhrt uns das schliefslich zu der Lehre, dafs diese Muster
mit Vorsicht zu componieren und dafs die einfachsten, natur-
gemäfsesten in der Regel die schönsten sind. Man mufs sich
an die Eigenthümlichkeiten der Sache selbst anschliefsen und
diese künstlerisch zur Geltung bringen, nicht aber darauf aus-
gehen, unbekümmert um die Technik, ein sonst an sich schö-
nes Ornament herzustellen. Die Mannigfaltigkeit in der Ein-
heit tritt nie besser hervor, als wenn jedes Einzelne das, was,
ihm eigen ist, charakteristisch hervorkehrt. Darin, dafs alle
Charakter haben, liegt ein so mächtiges Einheitsband, dafs
alle noch so divergierenden Formen zusammengebunden werden.
Wir wollten hier nur über ein Ornamentationsprinzip spre-
chen. Die chronologische Entwicklung, die Verschiedenheit der
Durchführung in der Glasur, der eingeritzten oder flach plasti-
schen oder eingetieften Zeichnung werden wir bei anderer Ge-
legenheit hervorheben, wenn wir auf die ganze Sammlung ein-
gehen und auch die Muster besprechen werden , die nicht aus
dem Prinzip der Multiplication hervorgegangen sind. Für die
Selbsterfindung dieses Wortes bitten wir um Entschuldigung.
Das so erfundene Wort schien das Gestaltungsprinzip am besten
• zu bezeichnen.
Nürnberg. A. Essenwein.
Oraf FruMlrifli Christoph von Sclilippcnbach auf dem
Sandrart'schen JJilde des Friedeusniahles zuNüruberg.
(Schluls.)
In Lievland, wo kein einheimischer Adel existierte, aber
zur Zeit des Ordens zahlreich aus Niederdeutschland einwan-
derte, so namehtlich 1434 aus Geldern und Westfalen, finden
wir schon 1428 Heinrich II. von Schlippenbach auf Bornhusen
bei Vernau. Von hier gieng der Nebenzweig auf Salingen bei
Golding aus. — Lievland wurde 1620 durch Gustav Adolf er-
obert und für Schweden erworben; Curland, seit 1561 Herzog-
thum unter polnischer Hoheit, blieb bestehen. Seit den Schwe-
denkriegen traten, um ihr Glück zu machen, vier später sehr
namhaft gewordene Männer in schwedische Kriegsdienste : die
beiden Brandenburger Arnim und Königsmark und die beiden
cui-ländischen Vettern Wrangel und Schlippenbach, sämmtlich
bald schwedische Grafen.
Christoph Freiherr von Schlippenbach, Herr auf Saliugen
und Wiltzing, dessen Schwester Dorothea mit Georg von
Wrangel auf Cronen in Curland vermählt war, hatte mit seiner
Gemahlin Anna Maria von Manteufel aufzögen den Sohn Fried-
rich Christoph. Geboren am 1. Januar 1624, trat er sehr jung
unter des Kanzlers Oxenstjerna Regentschaft in Kriegsdienste,
machte den dänischen und den deutschen Krieg mit, stieg rasch
von Grad zu Grad und war im füufundzwanzigsten Altersjahre
Oberst eines Infanterie -Regiments, sowie Kammerherr. Als
Pfalzgraf Karl Gustav von Zweibrücken, der Königin Christine
Vetter, Verlobter und späterer Nachfolger, 1648 als schwedi-
scher Generalissimus nach Deutschland gieng, fungierte Oberst
Schlippenbach als Hofmarscball in seinem Hauptquartier. Als
solcher hatte er auch das grofse Friedensmahl zu veranstalten,
das Karl Gustav nach Abschluts der Tractate zwischen Kaiser
und Reich und der Krone Schweden am 25. Sept. 1649 im
Rathhaussaale zu Nürnberg gab. Sandrart's grofse Darstellung
desselben soll in Karl Gustav's Wohnung, im Winkler- Wald-
stroraer'schen Hause bei St. Lorenz, gemalt worden sein. Ge-
neral von Wrangel übergab es später dem Rathe der Stadt.
Nach Stockholm zurückgekehrt, wurde der junge Oberst
— durch männliche Schönheit hervorragend — ein Liebling
der Königin Christine, Obermundschenk, Oberkämmerer und
Oberst der Leibgarde. Sodann mit Führung der Thronwech-
sel-Verhandlungen und Abschlufs der Verträge darüber beauf-
tragt, die er nach vielen Sendungen zur Zufriedenheit der stets
schwankenden Königin vollbrachte, wurde er — wie Wrangel
schon 1651 — von Christine vor Unterzeichnung ihrer Entsa-
gungsurkunde, den 1. Juni 1654 zu Upsala in den Grafenstand
erhoben und mit den Städten Sköfde und Falkjöping in We-
stergotland und Linsala in Finland dotiert. Des Grafen Wap-
pen, in welchem das Stammwappen auf vier neue Felder gelegt
wurde, ist in der Auswahl der Bilder zu bezeichnend, als dafs
wir nicht darin die unmittelbare Mitwirkung der jugendlichen
Königin erblicken sollten. Es enthält in den Feldern : einen
91
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
92
Arm, der aus Wolken eine Krone reicht, ein springendes
weifses Rofs, einen Merkurstab und einen lorbeerumkriinzten
Speer ; auf den Helmen : eine Jungfrau mit Wagschaale und
Krone in den Händen, einen Januskopf und einen jungen ge-
hai'nischten Mann.
Der neue König Karl X. Gustav schickte den Grafen Schlip-
penbach sofort nach Deutschland, namentlich an den Kurfürsten
Friedrich "Wilhelm von Brandenburg, mit dem Spannung be-
stand, um ihn zum Kriege gegen Polen zu gewinnen. Seitdem
blieb er der ständige Specialgesandte Schwedens für Friedrich
Wilhelm, bei dem er sehr beliebt war. Doch finden wir ihn
auch in Dresden , Mainz , München u. s. w. Auch im polni-
schen Kriege zeichnete Schlippenbach sich aus, bewirkte u. a.
die Uebergabe Krakaus an General Grafen Wittenberg und
schlofs den 10. Nov. 165ö den wichtigen Vertrag von Labiau,
der dem Hause Hohenzollern die Souveränität über das Her-
zogthum Preufsen zugestand. Im J. 1657 wurde er zum Kriegs-
rathspräsidenten und Reichsrath ernannt; 1658 machte er den
dänischen Krieg mit und schlofs 1660, nach des Königs Tode,
als erster schwedischer Friedensgesandter bevollmächtigt , den
Vertrag von Oliva. Er wurde im selben Jahre Tribunalspräsi-
dent zu Wismar, besafs das Amt Stegnitz bei Golnow und Nöblin
bei Stargard, sowie die Pfandschaft der Insel Wollin. Auf dem
nächsten Stockholmer Reichstage nochmals zum Gesandten in
Polen bestimmt, bestieg er im December ein Kronschiff, litt
aber am Vorgebirge Landsort Schiffbruch und beschlofs in den
Wogen des Meeres seine so glänzende wie kurze Laufbahn.
Ueber diesen Unglücksfall, sowie über die ehrenvolle Beisetzung
der Leiche gibt das Theatrum europaeum nähere Nachricht.
Letztere wurde später nach Stettin übergeführt.
Christoph Friedrich war vermählt mit Helene Elise Freiin
von Praunfalk zu Neuhaus und Weiher in Steyermark und hin-
terliefs als Sohn den zweijährigen Karl Friedrich, der mit
dem jungen Karl XI. zusammen erzogen wurde, 16 Jahre alt
in den Krieg gegen Brandenburg zog, die Schlacht bei Fehr-
bellin und die Belagerung von Stralsund mitmachte, unter Com-
mando des Königs selbst auf Schonen focht, mit 22 Jahren
Major, mit 23 Obristlieutenant und Comraandant von Anklam
wurde, aber, als die schwedischen Reductionskammern 1684
die Dotationen cassierten , seinen Abschied nahm und nach
Berlin gieng. Der grofse Kurfürst ernannte ihn zum Obersten
und Kammerherren, 1696 zum Generalmajor und 1702 zum
Gesandten beim König Karl XII., dessen Kriegszüge er bis
Pultawa mitmachte. Er starb 17:i3 als General der Cavallerie
an aufgebrochenen Wunden. Seine Nachkommenschaft blieb
seitdem im Preufsischen.
Zu unserm Ausgangspunkt zurückkehrend, bemerken wir,
dafs durch jene oben angeführten Handzeichnungen noch eine
Anzahl der interessantesten Porträte auf dem Sandrart'schen
Gemälde bestimmt werden, die bis dahin als unbekannt galten.
Die stehende Fi.L'ur am äufsersten Rande links stellt den be-
kannten schwedischen General Hörn dar. Sein aus dem Hin-
tergrunde hervorschauender Nebenmann ist der Nürnberger
Rathsherr Georg Philipp Harsdörfer und der vor diesem ste-
hende wohlbeleibte Herr mit schwarzem Lockenhaar der Christ
Moser. Neben diesem befinden sich, wiederum etwas in den
Hintergrund gedrängt, die Rathsherren Jost Christoph Krefs
und Burkhard Löffelholz. Unter den fünf sehr hervorragen-
den Figuren rechts vom Marschall Schlippenbach, unmittel-
bar über dem Haupte des sitzenden Künstlers, sind wenigstens
die drei mittleren näher zu bezeichnen, und zwar als Georg Im-
hof, Duumvir und Friedensgesandter der Reichsstadt Nürnberg,
Job. Wilh. Krefs, Losunger und Schultheifs, sowie Georg Abra-
ham Römer, Duumvir daselbst. Die Bezeichnung der Namen
kann nicht angezweifelt werden, da die auf sonst bekannte Per-
sonen gehenden Angaben sämmtlich zutreffen.
Nürnberg. Dr. A. v. Eye.
Der problematische Wappenschild auf zwei Erzdenk-
mälern in der Stiftskirche zu Aschaifenburg.
In der Stiftskirche zu Aschaflenburg befinden sich zwei
vom Kurfürsten, Cardinal Albrecht von Mainz in den Jahren
1525 und 1530 gestiftete Erzdenkmäler. Dieselben enthalten
bekanntlich einen seltsam gebildeten Wappenschild, dessen Be-
deutung zur Zeit noch nicht genügend enträthselt ist. Ich
versuche es daher, den bereits darüber aufgestellten Vermu-
thungen eine neue hinzuzufügen und deren Prüfung der Kritik
Sachkundigerer zu unterstellen.
Das an der Nord wand des Chors der Stiftskirche zu
Aschaffenburg angebrachte Madonnenbild von Johannes Vischer
aus dem Jahre 1530 enthält auf dem Rahmen, der die in einer
Strahlenglorie stehende Figur der Maria mit dem Christus-
kinde umgibt, zwölf Wappenschilder, sämmtlich von gleicher
Form, aber auf ihrem Felde mit verschiedenen Emblemen ge-
ziert. In der von dem Kreissegment, welches den Rahmen
auf der obern Schmalseite bekrönt, gebildeten Lünette sind drei
Schilder, im Dreieck stehend, angebracht. Auf dem höchsten,
die Spitze des Dreiecks bildenden, ist das Schweifstueh der
heiligen Veronika mit dem Christuskopf, auf dem rechten, an
der Basis des Dreiecks, ein durchbohrtes Herz, auf dem linken
der Speer und der Ysop, mit dem Schwamm sich kreuzend, in
den Winkeln der Kreuzung die drei Nägel dargestellt.
Die beiden verticalen Rahraschenkel sind mit je drei Schil-
dern besetzt: die beiden obersten enthalten die durchbohrten
Hände, die beiden folgenden die durchbohrten Füfse des Hei-
landes, mit dem in der Lünette befindlichen durchbohrten Herzen
die fünf Wunden darstellend; in der dritten Reihe befindet sich
im Schilde rechts die Säule, daneben die verschlungenen Stricke,
womit Christus an die Säule gebunden war, links ein Schild
mit Kreuz, Geisel und Ruthe, also die Marterwerkzeuge.
Weiter befinden sich auf den unteren Ecken des Rahm-
schenkels, zu beiden Seiten gleich, die fraglichen räthselhaften
93
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
94
Wappenschilde, in vier Felder getheilt, auf der Kreuzung der
brandenburgische Adler, in den Feldern links oben und rechts
unten je drei Krüge, rechts oben und links unten je drei Körbe.
Endlich ist in der Mitte des Rahmensockels ein brandenburgi-
sches Wappen mit den erzbischöflichen Insignien angebracht,
dessen Mitte die Schilde von Mainz, Magdeburg und Halber-
stadt, die Felder der brandenburgische Adler, der pommeri-
sche Greif, der vierfach getheilte Ilohenzollernschild und der
burggräflich nürnbergische Löwe einnehmen.
Den vorbeschriebenen, ihrer Bedeutung nach riithselhaften
Wappen sehr ähnlich, und jedenfalls gleichbedeutend, ist der
in der Mitte des untern Rahraschenkels von dem Monumente
des Cardinais Albrecht (das sich dem Madonnenbilde gegen-
tiber an der Südwand vom Chore der Stiftskirche zu Aschaifen-
burg befindet) angebrachte Wappenschild, der sich von den
oben beschriebenen lediglich dadurch unterscheidet, dafs die
Viertheilung nicht durch blofse Linien, sondern durch ein
wirkliches Kreuz gebildet wird.
Der fragliche Wappenschild mit seinen sechs Krügen und
sechs Körben wurde zur Zeit sonst nirgends gefunden und kein
Wappenbuch gibt darüber irgendwelche Auskunft. Es ist kein
Orts-, Geschlechts- oder Familienwappen, kein Stifts-, Kirchen-
oder Corporatiouswappen, kein geistliches noch weltliches Wap-
pen; es mufs daher ein redendes, ein allegorisches, für einen
besonderen Zweck erdachtes sein. Darauf deutet ganz beson-
ders die Gesellschaft, in welcher sich die beiden Wappenschilde
am Madonnenbilde befinden, hin, die sämmtlich als redende
Wappen sich darstellen und neben denen, schon um der Ein-
heit der Gesammtdarstellung willen, an ein anderes als ein
ähnlich redendes Wappen kaum wird gedacht werden können.
Das Wappen des Stifters allein dürfte eine Ausnahme gestatten.
Die heraldische Darstellung beginnt unten mit dem Leben und
geht durch die Leiden, um an der höchsten Höhe mit dem
Tod zu enden.
Da Cardinal Albrecht sein eigenes Denkmal sowohl, wie
das Madonnenbild bei Lebzeiten fertigen liefs und selbst Kunst-
liebhaber war, so unterliegt es wol keinem Zweifel, dafs er
bei der Conception der beiden Erzgüsse influierte und dem
Künstler wol die Aufgabe stellte, in den Randverzierungen
des Madonnenbildes Christi Leben, Leiden und Sterben
anzudeuten, wie dies bei Gemälden sehr häufig in den Pre-
dellen geschieht. Dabei sollte das Madonnenbild das Pendant
des kurfürstlichen Monumentes sein, dessen Rahmen mit den
Geschlechtswappen des Stifters geschmückt war. Es führte
dies mit Nothwendigkeit darauf, jene Andeutungen ebenfalls
in Wappenschildform, den gegenüber angebrachten Geschlechts-
wappen entsprechend, darzustellen. Nun boten zwar die Mar-
terwerkzeuge, die fünf Wunden und das Schweifstuch geeignete,
auf das Leiden und Sterben Christi bezügliche Embleme
für heraldische Darstellung dar; welcherlei Embleme sollten
aber gewählt werden, um Christi specifische Leben sthätigkeit
in Wappenschildform anzudeuten und heraldisch darzustellen?
Es war dies ohne Zweifel eine schwierige Aufgabe. Sei es
nun , dafs der Stifter oder der Künstler auf die Idee verfiel,
die Geschichte von Christi Wundern dafür auszubeuten, und
zwar die Stelle im Ev. Marci VI, 34—44, wo Christus mit
fünf Broden und zweeu Fischen 5000 Mann gesättigt hat und
die Jünger noch „zwölf Körbe voll von Brocken und von den
Fischen aufhoben", dann die Stelle im Ev. Johannis II, 6,
wo Christus auf der Hochzeit zu Cana das Wasser in Wein
verwandelte, und wo es heifst: „Es warenaberalldasechs stei-
nerne Wasserkrüge gesetzt, nach der Weise der jüdischen
Reinigung; und giengen je in einen zwei oder drei Mafs.
Jesus spricht zu ihnen (den Dienern): Füllet die Wasserkrüge
mit Wasser, und sie fülleten sie bis oben an. Und er spricht
zu ihnen: Schöpfet nun und bringet es dem Speisemeister.
Und sie brachten es. Als aber der Speisemeister kostete den
Wein, der Wasser gewesen war, und wufste nicht, von wannen
er kam (die Diener aber wufsten es, die das Wasser geschöpft
hatten), rufet der Speisemeister den Bräutigam und spricht zu
ihm: Jedermann gibt zum ersten den guten Wein, und wenn
sie trunken geworden sind, alsdann den geringeren; du hast
den guten Wein bisher behalten. Das ist das erste Zeichen,
das Jesus that, geschehen zu Cana in Galiläa und offenbarete
seine Herrlichkeit; und seine Jünger glaubten an ihn."
Körbe und Wasserkrüge eigneten sich aber vortrefflich zu
heraldischen Emblemen; und so möchten sie denn in die Reihe
der Wappenschilde eingereiht worden sein, um auf Christi
wunderthätiges Leben, wie er fröhlich mit den Fröhlichen
gewesen, und wie er mit dem geringsten Speisevorrath Tau-
sende von Menschen zu sättigen vermochte, hinzuweisen, wie
die fünf Wunden und die Marterwerkzeuge auf sein Leiden
und Sterben Bezug haben.
Es ist noch übrig, die Bedeutung des Adlerschildes im
Centrum der fraglichen Wappenschilde zu erklären. Ich er-
kläre mir diese, auf den Cardinal Albrecht, den Branden-
burger, speciell bezügliche Zutbat in folgender Weise:
„Jesus olfenbarete in seinen Wundern seine Herrlichkeit,
und seine Jünger glaubten an ihn." Der brandenburgiscbe Adler
war das Siegel, wodurch sich auch Cardinal Albrecbt als Christi
Jünger bekennt, also das heraldisch dargestellte Bekenntnifs,
dafs auch er an Christus glaube , wie die Jünger thaten, nach-
dem sie die zwölf Körbe aufgehoben und die sechs Krüge Was-
ser in Wein verwandelt gesehen. „Ich und mein Haus wol-
len dem Herrn dienen" ist ja noch heute die Devise des
brandenburgischen Herrscherhauses.
Es könnte gegen diese meine Erklärung des problemati-
schen Wappenschildes vielleicht eingewendet werden, dafs sich
der gleiche schon an dem 1525, also fünf Jahre früher, als
das Madonuenbild, gefertigten Denkmal des Cardinais Albrecht
vorfinde, an welchem sich nicht, wie bei jenem durch die Dar-
stellung der auf das Leiden und Sterben bezüglichen Em-
bleme, Veranlassung geboten habe, auch auf das wunderthätige
Leben bezügliche Embleme anzubringen. Ich entgegne darauf:
95
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
96
1) dafs der in der Mitte des untern Rahmsclienkels am Al-
brechtsmonument augebrachte Wappenschild, der sich nur durch
das die Viertheilung bildende wirkliche Kreuz von den ähnlichen
Schilden am Madonnenbilde unterscheidet, gleichsam in nuce
dieselbe Bedeutung heraldisch darstellt, die an jenem in aus-
führlicherer Darstellung zur Anschauung gebracht ist. Körbe
und Krüge deuten auf das wunderthätige Leben, das Kreuz
auf Leiden und Sterben Christi, der Adler auf das Glaubens-
bekenntnifs des Stifters.
2) Ich entgegne ferner, dafs, wenn der Gedanke dieser
allegorischen Darstellung wirklich erst bei Fertigung des Ma-
donnenbildes erwacht sein sollte, es auch nicht aufser dem Be-
reich der Möglichkeit liegt, dafs das fragliche Wappen am
Fufse des Albrechtsraonumentes nachträglich eingesetzt und
gegen das dort vorhanden gewesene ausgewechselt worden sei,
zumal der mittlere Theil des untern Rahmschenkels mit dem
fraglichen Wappen, wie die vorhandenen Nähte zeigen, augen-
scheinlich besonders eingesetzt ist und überdies in der Reihe
der Geschlechtswappen mehrere fehlen, wie das Wappen des
Fürstenthums Rügen, das Wappen von Cassuben, die man
beide an dem Denkmal von Albrecht's Vater im Dom zu Berlin
angebracht findet.
Dies ist die muthmafsliche Erklärung, die ich von dem
problematischen Wappenschilde geben möchte, womit ich jedoch
Sachkundigeren in keiner Weise vorgreifen will, die vielmehr
ihrem Zweck entsprechen würde, wenn sich eine weitere Dis-
cussion daran knüpfen sollte.
Meiningen. Döbner.
Inventar der Kirclie zu Wörthsee (Kärnten) vom
Beginn des 11. Jahrh.*).
Noticia »cclesiasticarum qua in aecclesia sancti Primi et
Feliciani cuntineutur, quas Abraham uenerabilis episcopus Uluc
perpetrauit. Cappe ii, planete vi, humeralia v, stole vi cum
fanoribus (!) vi, dalmatica i, subtile i, coccinea uelamina alta-
rium vi, calices argentei ii cum patenis, plenarium i, bibliotheca,
in duo uolumina diuisa, item genesis regum, parabole Salamo-
nis, actus apostolorum, apocalipsis dialogorum ii, missales libri
üi, epistolare i, lectionari(un]) i, antiphünari(um) i, psalterium
i, expositio super genesim, liber Vvolfhardi, vita Samsonis, tu-
ribulum argcnteum i, oflBciale i.
Absque his sunt ibi alle planete iiii, albe iiii, stole iiii,
fanones iiii, humeralia iiii, calices argentei iii, patene ii, turi-
bnlum cuprinum i, plenarium i, missales libri ii, antiphonarium
*) Inneres Deckblatt des Vorderdeckels der Hdschr. Clm. 6380
der Staatsbibliothek zu München (X — XI. Jahrh.).
Verantwortliche Redaction: A. Essenwein.
Verlag der literarisch - artistischen Anstalt
i, gradale i, actus apostolorum, psalterium i, omelic iii, dialo-
gorum i, pancalia ii, velum iii, tapecia ii cum ipso quem
uos dedistis.
Preter ceteros libros supradictos adhuc gradale i, psalte-
rium i, liber Mathei, sequentia ii, passionari(um) i, expositio
super epistolas ii, liber Samsonis, passio sanctorum Primi et
Feliciani, versari(um) i, missale i, liber Geronimi presbiteri
scriptus Scotigene, ordo ad missam celebrandam.
Cappe ii, planete ii, subtile i, albe, humeralia v, stole vi,
fanones vi,
turibulos (!) iiii cum ipso quem uos dedistis, gcrule ii,
Per totum libri etis xlii, calices iiii, patene iiii
per totum,
Petros (!) cristallinos xv, alios xii.
Graz. J. Zahn.
Zur Bischofsvvahl*).
Quando episcopus eligitur, Wie man ein bischof er-
quid prseparandum et quomodo weit, was mau richten oder
pulsaudum sit, sicuti factum lewtten sol als man getan hat
est cum episcopo Tuelpechio. mit bischoif Tuelwegken.
Pulsa ad raatutinum hora Lewtt metten vmb ij vud
II et ad vespertinum hora VI, dy preim vmb vj vnd lewt zw-
postea pulsentur omnes cam- samen mit allen glocken vud
pan£e, aperiuntur tabulse ') non thue dy tafel auff, man tregt
expouuntur sacrae reliquife. kein heyltumb heraus vnd gib
Da paramenta rubra et officium rot ornat vnd das ambt singt
cantatur de spiritu sancto et man von dem heyligen geist
domini^) communicant se om- vnd dy herru speyseu sich all
nes'^) et postea eligunt, et cum vnd darnach ervvelleu sy vnd
electus est (episcopus) et si so er nu erweit ist vnd wenn
decanus mandat , acceudantur der techant schafft so zinnt man
duae candelse super altari et ij kertzen auff den altar vnd
tapes extenditur ante illud et (leit) ein tebich dafür. So sez
tunc sedens ponitur electus man den erweiten bischofi' auff
episcopus super altare et can- den altar vnnd singt Te deum
tatur Te deum laudamus, et laudaraus vnd man fürt in nit
non ducitur in aulam episco- gen hof sondern in des Ta-
palem sed in suce habitationis tzeu hawls bifs dy bcstattung
domuni, donec confirmatio ve- kumbt von Rom.
niat de Roma.
*) Aus Heckenstaller's „Frisingensia" beim Domcapitel in Mün-
chen, IX, 335. (Abschrift des 18. Jahrh.)
') Die äulseren Altarblälter oder Thürflügel. ') Die Chorher-
ren. ^) sie communizieren.
Graz. J. Zahn.
(Mit einer Beilage.)
Dr. 6. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
des germanischen Museums in Nürnberg.
Sebalrt'schc Buchdruckerei in Nürnberg.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KÜNDE ÖER DEUTSCHEN VORZEIT.
1868.
JVf 3.
März.
Clironlk des gcrnianisclien Museums.
Nürnberg, 15. März 1868.
Wir haben in nnsern Mittheilungen diesmal der schmerzlichen
Pflicht zu genügen, dem am 29. Febr. zu Nizza verstorbenen Kö-
nig Ludwig I. von Bayern einige Worte des Nachrufs zu widmen.
Der Tod, welcher unsere Anstalt ihres mächtigen Gönners und
gröfsten Wohlthäters beraubte, hat in ihm einen Mann abgerufen,
der mächtig eingegriffen in das Kunstleben unseres Jahrhunderts,
ja, der als der Erste bemüht war, es zu erheben und ihm eine
neue Richtung zu geben. Sein Kunstsinn kam seiner echt deut-
schen Gesinnung gleich. Das germanische Museum hatte sich schon,
noch ehe es entstand, seines Interesses zu erft-euen. Er war es, der
den Gründer, Freiherrn von Aufsefs, ermuthigte, auszuharren in sei-
nen Jahrzehnte lang geführten Bestrebungen; er hatte ihn ermun-
tert, die Anstalt zu gründen; er war es vorzugsweise, der thätig
dafür wirkte, dafs das Nationalinstitut in Bayern, in dem alten Nürn-
berg semen Sitz erhalte, und als deshalb nöthig wurde, die Kar-
thause käuflich zu erwerben, während anderswo freie Räume zur
Verfügung gestellt werden sollten, war er es, der die erste Rate des
Kaufschillings erlegte. Er war es, der dem Museum den Ankauf der
V. Aufsefs'schen Sammlung möglich machte, und wie er schon als
Kronprinz die Karthause, deren schöne Kreuzgänge zum TheU schon
abgetragen waren, vor weiterer Zerstörung gerettet, so hat er jetzt
unserer Anstalt die Mittel gegeben, das damals Zerstörte wieder
aufzubauen.
Er verfolgte zu jeder Zeit mit höchstem Interesse die Bestre-
bungen des Nationalmuseiuns und erfreute sich an der Entwicklung
und Befestigimg desselben. Sein Andenken wird bei uns, wie bei
so Vielen, ein gesegnetes sein.
Der Gedanke an ihn und das Bewufstsein, dal's die Anstalt
von einem so erhabenen, einsichtsvollen Regenten gewürdigt und
ihre Ziele wie ihre Thätigkeit gebilligt w-orden sind, wird uns stets
ein Schild im Kampfe sein, und wir glauben nicht besser ihm
ein ehrendes Andenken bereiten, nicht wärmer unsere Dankbar-
keit beweisen zu können, als wenn wir auch künftig in seinem
grofsen Sinne weiter streben.
Wenn wir auch betrübt an dem Sarkophage unseres hinge-
schiedenen Wohlthäters stehen, so werden wir doch nicht den
Muth sinken lassen; wir werden im Gefühle der Kraft, welche
das Institut vorzugsweise ihm dankt, und im Bewufstsein, dafs
es durch ihn und durch so viele andere Gönner über das Kindes-
alter hinausgeführt ist, in der Hoffnung, dal's andere Schützer und
Gönner uns die Aufgabe erleichtern werden, ruhig fortarbeiten.
Einen schönen Beweis besonderen Interesses unseres hohen
Protektors, König Ludwig's IT., haben wir zur Kenntnifs der
Freunde der Anstalt zu bringen. Se. Majestät hat den Wunsch
ausgesprochen, dafs die Bewohner Nürnbergs, bei denen ja noch
so viele Kostbarkeiten und Kunstschätze sich zerstreut finden, diese
vereinigen, im Museum aufstellen und so der Wissenschaft wie
dem Publikum zugänglich machen möchten. Der Vorstand des
Museums wurde angewiesen. Alles aufzubieten, was diesem Wunsche
entsprechen könne. Dafs er dies mit Freude thut, bedarf nicht
erst der Versicherung; wir glauben aber auch, von dem freund-
lichen Entgegenkommen der Nürnberger hoffen zu dürfen, dafs
dem Wunsche Sr. Majestät in umfassender Weise werde entspro-
chen werden.
Ferner können wir die erfreuliche Mittheilung machen, dafs
jenes Vorkommnifs in Berlin, dessen wir in letzter Nummer zu
erwähnen hatten, nicht das allgemeine Urtheil und nicht das der
königlichen Familie über unsere Anstalt bildet. So hat Ihre Maj.
die Königin von Preufsen uns abermals eine Gabe von 20 Du-
caten übersendet und dabei Veranlassung genommen, die Anstalt
der Fortdauer Ihres allerhöchsten Interesses und besondem Wohl-
wollens zu versichern. Se. kgl. Hoheit der Fürst Carl Anton
von Hohenzollern hat ein Geschenk von 175 fl. als Beitrag
zur Tilgung der Schuld an Freiherrn v. Aufsefs gespendet und dem-
selben ermunternde und erfreuliche Aeufserungen beigefügt, ins-
besondere die feste Erwartung ausgesprochen, „dafs auch dieje-
nigen nun bald die Anstalt anerkennen werden, welche
bis jetzt in unbegründeter Ableugnung der künstle-
rischen, culturhistorischen und wissens chaftlichen Er-
folge dieses zukunftsreichen Instituts sich gefallen."
Um auch im Museum vertreten zu sein, hat der Fürst seinem
Geschenke zugleich Gipsabgüsse der Originale seiner Kunstkam-
mer anzufügen versprochen und bereits die nöthigen Anweisungen
dazu gegeben, sofort aber die bis jetzt erschienenen fünf Liefe-
rungen des von Prof. v. Hefner-Alteneck herausgegebenen Pracht-
werkes über seine Kunstkammer eingesendet. Se. Maj. der König
von Preufsen hatte die Gnade, uns auf die bevorstehenden Ver-
handlungen des Reichstages des norddeutschen Bundes zu ver-
weisen, welchem Allerhöchst derselbe ein vor längerer Zeit vom
Vorstand übergebenes Promemoria zugewiesen hat. Von Sr. Ho-
heit dem Herzog von Anhalt sind für die Baukasse 70 fl. über-
geben worden. Die Herren Fabrikanten B e c k h in Nürnberg, Nach-
barn der Anstalt, haben 100 fl. zu einem Kreuzgang -Fenster ge-
spendet.
In dem am 4. d. M. verstorbenen Obertribunalrath und Pro-
fessor Dr. A. V. Daniels in Berlin haben wir den Verlust eines
langjährigen Mitgliedes unseres Gelehrtenausschusses zu beklagen.
Dagegen hat Herr Dr. R. Reiche in Königsberg die auf ihn ge-
fallene Wahl angenommen und ist somit den im Januar dieses
Jahres genannten neuen Mitgliedern anzureihen.
Von Herrn Major Köhler in Danzig ist uns eine schätzbare
Bereicherung unsrer Waffensammlung geworden, indem er eine
Lothbüchse aus dem 14. Jahrhundert als Depositum übergeben hat,
sowie Gipsabgüsse der ältesten erhaltenen deutschen gegossenen
Bombarde, die sich jetzt in Paris in der Sammlung des Kaisers
befindet.
99
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
100
Neue Jahresbeiträge wurden seit Veröffentlichung des letz-
ten Verzeichnisses folgende angemeldet : *)
Von öffentlichen Hassen : Nidda, Stadtgemeinde 2 fl.
Von Privaten : Lorch. Forstmeister von l'aulus 1 tl. Naila.
kgl. Landger.-Assessor Bernhard Cavallo 1 fl. 10 kr. Nidda. Guts-
besitzer Adolf von Harnier in Echzel 3 fl. Nürnberg. Kaufmann
Salomon Guldmann 1 fl. 12 kr., Kaufmami Friedrich Herrling 1 fl.
45 kr. Oehringen. Forstmeister Gantz Ifl.. Kauliuann Paul Rein-
hard 1 fl., Zeicbnenlehrer Schenk 30 kr. Reichelsheim. Evang.-luth.
Pfarrer Karl Leydhecker 1 fl. Worms. Notar Kelsler 1 fl., Direk-
tor der Wollengarnspinnerei L. Kuhlmann 1 fl., prakt. Arzt Dr. med.
Lob 1 fl. , Dr. Ph. Merz 1 fl. 30 kr. Fabrikbesitzer N. Reinhart jun.
2 fl., Weinhändler Wilb. Fried. Valckenberg 1 fl. 30 kr.
Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :
I. Für das Arcliiv.
(Nr. 3473— 347S.)
Altenburg. Dr. K. Back, geh. Regierungsrath : Geburtsbrief
für G. Kelsler, Nagelschmied, von Marienthal, ausgestellt von Joh.
Heinr. Bürckner, Amtmann zu Zwickau. 1722. Pgm. — Köln. L.
von Cuny, Landgerichtsassessor: Abschriften aus dem Ende des
14. Jahrh., betr. den Vertrag des Klosters Cornelimünster mit
Walther von Kastenholz, und eine Vergabung Meister Symoens
van Glabbeke an dasselbe Kloster. Bruchstücke. 1323—1370. Ver-
zeichnifs von Lehngütern, Gülten und Einkünften des Klosters
Cornelimünster, sammt einigen Waldordnungen des Jülich'schen
Landes (letztere in alten Abschriften). 1363 — 1583. Fehdesachen
zwischen der Stadt Unna und Hermann von Lare. Eilf Blätter.
1430—1437; Privilegien des Fürstenthums Jülich. 1451-1598.
Nach einer am 6. December 1654 genommenen und amtlich be-
glaubigten Abschrift. Lehenbrief der Dorothea Augusta, geb. Her-
zogin von Braunschweig und Aebtissin von Gandersheim, für die
Kinder Joh. von Winkelhausens und seiner Gemahlin Anna Kett-
ler über das Holzgreffamt und den Fronenhof zu Calchem am Rhein.
1613. Perg.
II. Für die Bibliothek,
(Xr. 21,786—21.928.)
Altenburg. Dr. K. Back, geh. Reg.-Rath: Ders., von Steinmetz-
zeichen. 1867. 4. Sonderabdr. H. S. Altenb. Vaterland. Geschichts-
u. Hauskalender auf d. J. 1868. 4. Tafellieder beim goldenen Ju-
belfeste des Gewerbevereins zu Altenburg. 1868. 8. 6 weitere
Einzelblätter. H. A. Pierer, Verlagsbuehhändl. : Universallexi-
con; 4. Aufl. XIX. Bnd. 1865. 8. — Berlin. Ferd. Dümmler's
Verlagsbuehhändl. : Grimm, d. deutsche Heldensage. 2. Ausg. 1867.
8- Redaktion des Wochenblattes der Johannit er- Or-
dens-Balley Brandenburg: AVoehenblatt etc. Jlirg. 1867. 4.
Redaktion der Zeitschrift f. preufs. Geschichte u. Lan-
deskunde: Zeitschrift etc. 4. Jhrg. 1867. 8. Dr. Hermann
Stolp: Deutsche Gemeinde -Zeitung, hg. v. Stolp; Jhg. 1867. 4.
Allgem. deutsche Verlags- Ansta 1 1 (S. Wolff): Romberg's
Zeitschrift f. prakt. Baukunst; Jhg. 1867. 4. Wiegandt u. Grie-
ben, Verlagshandl. : Evangelischer Kalender. Jahrbuch f. 1868,
hg. V. Piper. 8. — Bremen. Abtheilung des Künstlervereins
für bremische Geschichte und Alterthümer: Dies., bre-
misches Jahrbuch; HI. Bd. 1868. 8. — Breslau. Th. 0 eisner:
Schles. Provinzialblätter, hg. v. Oelsner, n. F., 6. Jhrg. 1867. 8.
Verein f. Geschichte u. Alterthum Schlesiens: Ders.,
Zeitschrift; Bnd. VHL, 1. u. 2. H. 1867—68. 8 Ders., codex di-
plomaticus Silesiae. VIH. Bnd. 1867. 4. Grünhagen, Regesten zur
schles. Geschichte. Abth. HI. 1867. 4. — Christiania. Foreningen
til Norske Fortidsmindesmärkers Bevaring: Ders., Aars-
beretning for 1866. 1867. 8. Ders., Norske Bygninger fra Forti-
den; m. Vn. 1862. 1867. 2. - Corbach. Waldeokischer hi-
stor. Verein: Ders., Beiträge etc. Bnd. IT, 2. 1868. 8. Ders.,
Urkunden zur Geschichte der Fürstenth. Waldeck u. Pyrmont ;
*) Auf Veranlassung des Nacherenannten difne hiemit zur Berichtigung
des in der Beilage zur vorigen Nummer d. A. enthaltenen Verzeichnisses der
Jahresbeiträge, dafs es unter Frei bürg nicht „Kreiherr von Wengen", son-
dern: «von der Wengen" heirsen mufs.
Bgn. 1 — 5. 8. — Danzig. Hufelandt: Hoburg, Geschichte der
Festungswerke Danzigs. 1852. 8. Köhler, k. pr. Major: Ven-
turi, von d. Ursprung u. d. ersten Fortschritten des heutigen Ge-
schützwesen. 1822. 4. — Darmstadt. Histor. Verein f. d. Grofs-
herzogth. Hessen: Ders., Archiv; Bnd. XL, 3. 1867. 8. — Dres-
den. Alwin Rudel: Central-Blatt f. d. Papier-Fabrikation; 1867,
Nr. 1 — 15. G. Schön feld's Buchhandl. (C. A. Werner): Neuer
Anzeiger f. Bibliographie etc. Jhg. 1867. 8. — OUnkirchen. Co-
mite Flamand der France: Dass., bulletin; t. IV, iir. 5 — 8.
1867. 8. — FranKfurt a. M. Zoologische Gesellschaft: Dies.,
d. Zoologische Garten; VIH. Jhg. 1867. 8. — Fürth. Eine Unge-
nannte: Das Buch Esther in hebr. Sprache. Pgm. -Rolle. 19.
Jahrh. Dasselbe. Pgm. -Rolle in einer Holzkapsel. 18. Jahrh. —
dessen. Universität: 29 akademische Schriften verschiedenen
Inhalts. 1866—68. 4. u. 8. — Görlitz. Oberlausitzische Ge-
sellschaft der Wissenschaften: Dies., Lausitzischos Maga-
zin; Bnd. 14, 1. 1867. 8. — Graz. J. C. Hof rieht er, k. k. No-
tar: Ders., Ansichten aus der Steiermark; 45. — 49. Heft. qu. 4.
Ders., Arabesken; III. Heft. 1867.8. — Greifswald. Universität:
Dies., index scholarum etc. 1868. 4. Dies., Verzeichnifs der Vorle-
sungen. 1868. 4. — Halle. G. Emil Bart hei, Verlagshandl.: Lan-
dau, Beschreibung des Hessengaues; 2. Ausg. 1866. 8. Schottin,
Tagebuch des Erich Lassota v. Steblau. 1866. 8. v. Hagen, d.
Stadt Halle. 2 Bnde. 1867. 8. Universität: Kretschmann, tra-
ditio historica de Magdeburgi oppugnatioue et eversione a. 1631.
facta. 1868. 8. Kuhn, de libertatis notione. 1868. 8. — Hannover.
Architecten- u. Ingenieur- V erein: Ders., Zeitschrift; Bnd.
XIII. 1867. 4. Hahn'sche Hofbuchh.: Guthe, Lehrbuch der Geo-
graphie; 1 Hlfte. 1868. 8. Carl Rümpler, Verlagshandl.: Su-
dendorf, Urkundenbuch z. Geschichte der Herzoge v. Braunschweig
u. Lüneburg; 6. Theil. 1867. 4. — Heidelberg. Redaktion der
Heidelberger Jahrbücher: Heidelb. Jahrbücher d. Lit. Jahrg.
1867. 8. — Innsbruck. Redaktion d. kathol. Blätter aus Ti-
rol: Kathol. Blätter a. Tirol. 1867. 8. — Jena. Universität: 49
akademische Schriften verschiedenen Inhalts. 1866 — 68. 4. u. 8. —
Köln. Du Mont-Schauberg'sche Buchhandl.: Organ f. christl.
Kunst; 17. Jhg. 1867. 4. — Königsberg. Redaktion d. alt-
preufs. Monatsschrift: Altpreuls. Monatsschrift; 4. Jhg. 1867.
8. — Leiden. Maatschappij der Nederlandsche Letter-
kunde: Dies., Handelingen en Mededeelingen over het Jaar 1867.
8. Dies., Levensberichten etc. 1867. 8. Dies., Bijdragen tot de Ge-
schiedenis van de Maatschapiiij etc., 1766—1866. 1867. 8. Vries,
Feestrede etc. 1867. 8. — Leipzig. F. A. Brockhaus, Verlags-
handl.: Deutsche Classiker des Mittelalters; IV. Band. 1867. 8.
Conversations -Lexikon: 11. Aufl.. 12. Bnd. 8. J. C Hinrichs'-
sche Buchhandl.: Handbuch d. Geographie u. Statistik; Bnd. I, 15.
und IV, 1. 1867. 8. Müller v. d. Werra: D. neue Sängerhalle;
6. Jhg. 1867. B. G. Teubner's Verlagshandl.: Wackernagel, das
deutsche Kirchenlied etc.; 5—20. Lief. 1863—67. 8. — Lille. So-
ciete imperiale des sciences de l'agriculture et des
arts: Dies., programme des concours etc. 1867. 8. — München.
Montm orillon'sche Kunst- u. Antiquitätenhandl. : Catalug der
von A. Posonj-i in Wien zusammengestellten Albr. Dürer-Samm-
lung. 1867. 8. Dr. Sepp, Professor: Ders., d. neue Rathhausbau
zu München. 1868. 8. Sonderabdr. Verein z. Ausbildung der
Gewerke: Ders., Zeitschrift. 17. Jhg. 1867. 4. — Münster. Re-
daktion des literar. Handweisers: Literar. Handweiser;
Jhg. 1867. Nr. 51-62. 8. — Neuburg. Historischer Filial-
Verein: Ders., Cullrktaneen - Blatt etc. 32. u. 33. Jhg. 1866-67.
1868. 8. — Neutitschein. J. N. Enders, Buchhandl.: Die Biene;
17. Jhg. 1867. 4. — St. Nikolaas. Oudheidskundige Kring
van het Land van Waes: Ders., Annalen etc. I, 1. 2. 1862. 8.
— Norden. Diedr. Soltau, Verlagshandl.: Knyphausen-Lützburg,
Geschiclite der reform. Kirche zu Bargebuhr. 1868. 8- — Nord-
hausen. C. Haacke, Verlagshandl.: v. Eberstein, Fehde Man-
gnld's V. Eberstein gegen d. Reichsstadt Nürnberg, 1516 — 22.
1868. 8. — Nürnberg. E. Ilektor, Bibliotheksekretär des german.
Mus.: Schedius, de Diis Gormanis. 1648. 8. Hübner, poetisches
Handbuch 1743, 8 Scheller, Bücherkunde der sassisch -niederd.
Sprache. 1826. 8. Dieterich, Anweisung zur Erlernung der schwe-
dischen Sprache. 1844. 8. U. E. Sebald'sche Verlagshandl.: Sixt,
101
Anzeiger für Kunde der deutschen ^'orzeit.
102
Hermann Heinrich Frey, Superintendent in Schweinfurt. 1868. 8.
— Paris. Institut histurique: Uass. , l'investigatcur; 34. an-
nee. 1807. 8- Societe Franyaise d'archoologi e etc.: Dies.,
bulletin monumental; 33 vol., nr. 1—8. 18G7. 8. — Pest. Rud.
Temple: Ders., Historisch- Ethnographisches aus den Trümmern
altdeutschen Wesens im Herzogth. Auschwitz. 1868. 8. — Prag.
Franz Palacky, k. k. Historiograph : Ders., Geschichte v. Böh-
men; Bnd. V, 2. 1867. 8.— Quedlinburg. Redaktion des Volks-
blattes f. Stadt und Land: Vulksblatt etc. Jhg. 1867. 4. -
Salzburg. Ludw. Taube, Verlagsbuchh. : Nohl, Mozart's Briefe.
1867. 8. — Schässburg. Jos. Haltrich, Gymnasiallehrer: Ders.,
culturhistor. Skizzen aus Schälsburg. 1867. 8.— Schwerin. Verein
für meklenburg. Geschichte u. A Iterthums künde : Ders.,
Jahrbücher; 32. Jhg. 1867. 8. ~ Stuttgart. J. G. Cotta'sche Buch-
handl. : Deutsche Vierteljahrs - Schrift ; 31. Jhg, Jan. — März. 1868.
Nr. 121. 8. J. Eugelhorn, Verlagshandl. : Gewerbehalle etc.
Jhg. 1867. 4. Verlag der Frauenzeituug : Kirchenschmuck
etc. XXI. Bnd. 1867. 8. — Trier. Gesellschaft für nützliche
Forschungen: Wilmowsky, die römische Villa zu Nennig. 1868.
gr. 2. — Troppau. A. Peter, k. k. Gymnasial - Professor : Ders.,
Volksthümliches aus Oesterreiohisch - Schlesien ; H. Bnd. 1866. 8.
— Tübingen. H. Lau pp 'sehe Buohhandl. : Theolog. Quartalschrift;
49. Jhg. 1867. 8. — Utrecht. Historisch Genootschap: Dies.,
Werken ; nieuwe Serie, no. 6. 9. 10. 1867. 8. — Weissensee. G. F.
Grofsmann, Verlagshandl.: Numismatische Zeitung; 34. Jhg.
1867. 4. — Wien. K. Akademie der Wissenschaften: Dies.,
Anzeiger; philos. -histor. Classe, Jhg. 1867. 8. K. k. Central-
Commission z. Erforschung u. Erhaltung d. Baudenk-
male: Dies., Mittheilungen etc. 12. Jhg. 1867. 4- Jos. Danke:
Ders., d. Erzabtei Martinsberg, der Geburtsort des h. Martinus
Turonensis. 1868. 8. Sonderabdr. Redaktion d. allgem. Li-
teratur-Zeitung: Allgemeine Literatur-Zeitung. Jhg. 1867. 4.
Wallishauser'sche Buchhandl. (Jos. Klemm): Jagdzeitung; 10.
Jhg. 1867. 8. — Würzburg. Histor. Verein v. Unterfranken
u. Aschaffenburg: Ders., Archiv; Bnd. XIX, 3. 1868. 8. Po-
lytechnischer Verein: Ders., Wochenschrift etc. Jhg. 1867.
8. — Zittau. Carl Gottlob Moravek: Ders., Geschichte von
Bertsdorf bei Zittau. 1866 8. Dr. C. Anton Tobias, Oberleh-
rer u. Stadtbibliothekar : Ders., Geschichte der preufs. Invasion in
Zittau u. d. südl. Oberlausitz. 1867. 8.
IIL Für die Kunst- und Alterthumssanimlung.
(Nr. 5559—5573.)
Aachen. Dr. S trat er: Photograiihie nach einer Dürer'schen
Handzeichn. , einen vierohrigen Haseukopf darstellend, im Besitz
des Dr. Strater za Aachen. — Berlin. C. Hache, k. Postsekretär:
Augenglas des Philosophen J. G. Fichte. — Danzig. K. Bergau,
Architekt: Aufnahme des ehemaligen Franziskanerklosters zu Dan-
zig. Stdrck. Photographische Aufnahme der Kirche zu Pehsken in
Westijreufsen. Köhler, k. preuls. Major: 3 Blätter Zeichnungen
alter Geschütze. Ansicht der Befestigungswerke der Stadt Danzig
a. d. J. 1520, Photographie. — Eisfeld. Magistrat der Stadt:
Grol'ser Thorschlüssel V. 14. Jhdt. — Hildesheim. Dr. J. M. Kratz:
8 lithogr. Abbildungen hildesheimischer Alterthumsdenkmäler. —
Langenzenn. Karl Willer, Uhrmacher: Siegel von 1643, 2 Sillier-
münzen u. messingener Wappenschild vom 18. Jhdt. — München.
Dr. E. Förster: 362 Probedrucke u. Einzelblätter aus dessen
Denkmälern der Kunst. — Salzburg. Ludw. Taube's Verlags-
buchhandl. : Das Mozartdenkmal in Salzburg. Kpfrstch. — Wien.
Knefler, Xylograjjh: 10 Bl. Facsimile von Miniaturen aus einer
ungarischen Chronik von 1353. Farbendruck. Zelebor, Anti-
quar: Ofenkachel mit der Darstellung des h. Nikolaus in mulden-
förmiger Vertiefung, bunt glasirt. Um 1500. — Wiesbaden. Hi-
storischer Verein: Gypsabgufs eines mittelalterlichen Bronze-
leuchters. — Worms. Dr. Schröder: Photogr. Aufnahme des Do-
mes zu Worms.
Chronik der historischeo Vereine.
Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften. Philosophisch-historische Classe. LV. Band.
Heft III und IV. Jahrgang 1867 — März, April. (Mit I Tafel.)
In Commission bei Karl Herold's Sohn. 8.
Notiz über Geräthschaften aus der Steinzeit. (Mit einer Tafel.)
Von Prof. Dr. F. Unger. — Ueber den ordo iudiciarius des Eilbert
von Bremen mit Berücksichtigung der ecelesiastica rhetoriea. Von
Heinr. Siegel. — Findlinge. Von Dr. J. V. Zingerle. (Gedichte
des Mittelalters.) — Die Dekretalen zwischen den „Dekretales
Gregorii IX." und „Liber VI. Bonifacii VHI.", ihre Sammlung und
Verarbeitung aufserhalb des Liber VI. und im Liber VI. Nach
Handschriften, besonders Prager, dargestellt. Ein Beitrag zur
Geschichte des Liber VI. Von Dr. J. Friedr. Schulte.
LVL Band. Heft I und H. Jahrgang 1867 — Mai, Juni: Ros-
witha und Conrad Celtes. Von Jos. Aschbach. — Bericht über die
Thätigkeit der historischen Commission der kais. Akademie der
Wissenschaften während des akadem. Verwaltungsjahres 1866. Von
Dr. Th. G. V. Karajan. — Bericht über die Thätigkeit der Conci-
lien- Commission im Jahre 1866. Von dems. — Bibliotheca Latina
juris canonici manuscripta. Erster Theil. Die Canonensammlungen
vor Pseudoisidor. HI. Spanien, IV. England, V. Belgien, VI. Schweiz.
Von Dr. Friedr. Maassen.
Archiv für österreichische Geschichte. Herausgeg.
von der zur Pflege Vaterland. Geschichte aufgestellten Commission
der kais. Akad. d. Wiss. Achtunddreifsigster Band. Erste Hälfte.
Wien, 1667. 8.
Ueber eine Sammlung deutscher Schöffensprüche in einer Kra-
kauer Handschrift. Von Dr. Ferd. BischoflF. — Miseco I. (Mieczys-
law), der erste christliche Beherrscher der Polen. Von Heinr.
Zeifsberg. — Beiträge zu einer Chronik der archäologischen Funde
in der österreichischen Monarchie (1864—1866). Von Dr. Friedr.
Kenner. (IX. Fortsetzung.)
Fontes Rerum Austriacarum. Oesterreichische Geschichts-
quellen. Hrsg. von der histor. Commissioa der kais. Akad. der
Wissenschaften in AVien. Zweite Abtheilung. Diplomataria et
Acta. XXMI. Band. Die Relationen der Botschafter Venedigs
über Deutschland und Oesterreich im siebzehnten Jahrhundert.
Hrsg. von Jos. Fiedler. H. Band. K. Leopold I. (Mit einem Plan.)
Wien. 1867. 8. XXXI u. 461 Stn.
Almanach der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.
Siebzehnter Jahrgang. 1867. Wien. 8.
Wissenschaftl. Vorträge : Der selbständige Werth des Wissens.
Von Prof. K. Rokitansky. — Marie Antoinette nach ihren Briefen.
Von Alfred Ritter von Arneth.
Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur
Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. XH.
Jahrg. — November -Deoember. Wien, 1867. 4.
Die Ornamentierung der Deckenwölbung der Kirche am Karls-
103
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
104
hofe zu Prag. Von J. E. Woeel. (Mit einer Tafel.) — Die Siegel
der österreichischen Regenten. Von Karl von Sava. (Mit 4 Ta-
feln und 35 Holzschnitten.) III. Abtheilung. Die Siegel der öster-
reichischen Fürsten aus dem Hause Habsburg. (Forts.) — Beiträge
zum Studium mittelalterlicher Plastik in Nieder-Oesterreich. Von
A. Ritter v. Perger. (Mit 2 Tafeln.) — Die Bedeutung der Eisen-
bahnbauten für historische und archäologische Interessen. (Jos. v.
Bergmann.) — Ueber zwei Handschriften der k. k. Hofbibliothek.
I. Otfrid's poet. Bearbeitung der Evangelien, 9. Jahrh.; II. Das
alte und das neue Testament, 1464 fiu" Matthias Eberler geschrie-
ben. — Ueber die Werke des Veit Stwosz ; welche mit dem Mo-
nogramm des Meisters versehen sind. (Dr. Jos. v. Lepkowski.) —
Besprechung (das Heiligthum zu Aachen, etc. Von Dr. Franz Bock.)
Verhandlungen und Mittheilungen der juristi-
schen Gesellschaft in Laibach. Redigirt vom zweiten Se-
cretär Dr. Robert v. Schi-ey. HI. Band. 6. und 7. Heft. Aus-
gegeben am 8. Februar 1868. Laibach. 8.
Sitzungsberichte der königl. bayer. Akademie der
Wissenschaften zu München. 1867. II. Heft II. u. III.
München. 1867. 8.
Zum altromanischen Leiden Christi und zum Leodegar. (Hof-
mann.) — Zur Gudrun. (Ders.) — Ueber drei mit einem An-
hange zum Landrechte vermehrte Handschriften des sogen. Schwa-
benspiegels auf der Staatsbibliothek zii München. (Rockinger.) —
Zeugnisse über Berthold von Regensburg. (Hofmann.) — Zur
näheren Bestimmung der Zeit der Abfassung des sog. Schwaben-
spiegels. (Rockinger.)
Der Vorstand des historischen Vereins von Oberpfalz
und Regensburg eröffnete die Sitzung vom 6. Februar mit der
Anzeige, dafs Oberappellrath Dr. Mayr in München seine Mono-
grajihie des Marktes Falkenberg vollendet habe, und verlas sodann
eine Aufschreibung des Bauassistenten Ziegler über die Eröffnung
des Grabes des Herzogs Arnulph in der Stiftskii-che St. Emmeram.
Auf Ansuchen des Stadtmagistrats wurden die Inschriften von Ge-
denksteinen bei dem abzubrechenden Hallerthurm und bei der
Bresche vom 23. April 1809 zunächst dem Hause G, 16'/2 entwor-
fen und kundgegeben. Hauptmann Weininger hatte die Regesten
über 11 Urkunden von 1377 — 1667, welche in Vorlage kamen, an-
gefertigt. Oberlieutenant und Adjutant Ed. Wimmer in Straubing
übergab die Abschrift einer alten Lebensbeschreibung des Herzogs
Otto Heinrich von Sulzbach (1569—1604) und Dechant und Stadt-
pfarrer Demi zwei Auszüge aus dem Todtenbuche der Stadtpfarrei
St. Rupert über die Fürstin Maria v. Tliurn und Taxis, geb. Prin-
zessin von Fürstenberg-Stülingen (f 4. Juni 1772) und über ihren
Gemahl, den Fürsten Alexander Ferdinand v. Thurn und Taxis
(t 17. März 1773). Schullehrer Stoll hatte die 8. Lief, seiner Ge-
schichte der Stadt Kelheim, Bürgermeister Kolb den 1. Theil sei-
ner Geschichte des Gewerbewesens und des Handels der Stadt
Straubing, Beneficiat P. Dollinger und Kaufmann N. Stark ihr Ur-
kundenbuch der Geschichte der Stadt Abensberg, Dr. Rockinger
in München seine Erörterungen zur näheren Bestimmung der Zeit
der Abfassung des Schwabenspiegels, Notar Hofrichter in Windisch-
Graz seine Arabesken, Reise-, Zeit- und Lebensbilder aus Steier-
mark (III Heft) und die neuesten Hefte der Ansichten aus Steier-
mark, das bischöfliche Ordinariat den Schematismus der Geistlich-
keit des Bisthums Regensburg für das Jahr 1868 eingesendet. Aus-
serdem sind an Geschenken seit der letzten Sitzung dem Vereine
zugekommen : eine Büchsenmeisterschule von Joh. Phil. Vötter-
mann, b. Büchsenmeister, von 1719, mit Federzeichnungen ; Münz-
Abschiede und Ordnungen von 1725 und 1693; ein Nürnberger
Schreibalmanach von 1755 mit anwaltschaftlichen Descrviten- Auf-
zeichnungen ; das grol'sai-tige Schlofs der von Papst Leo IX. 1050
geweihten Kirche in Kager aus dem 13. Jahrh.; ein Schlüssel der
1491 im Löwlerkriege zerstörten Burg Flügelsberg oberhalb Rie-
denburg u. a. m.
C ollectaneen-Blatt für die Geschichte Bayerns,
insbesondere für die Geschichte der Stadt Neuburg a. d. D. und
des ehemaligen Herzogthums Neuburg, bearbeitet von Mitgliedern
des historischen Filial- Vereins zu Neuburg. Zweiund-
dreifsigster Jahrgang 1866/67. Neuburg, 1868. 8.
Zur Feier des 200jährigen Todestages Jakob Balde's, f am 9.
Aug. 1668 zu Neuburg, von Fr. X. Binhack. — Pfarrei u. Kirche
zu St. Peter in Neuburg, v. A. Förch. — Bertoldsheim, v. Böhaimb.
Wittensheim, v. Böhaimb. — Nekrologe. — Bemerkungen über das
bis zum fünfzehnten Jahrhundert gebräuchliche deutsche Gattungs-
wort Seider, Seldere, Seidern. — Jahresbericht für 1666 und 1867.
Archiv des bist orischen Vereins von Unter franken
und Aschaffenburg. Neunzehnter Band. Drittes Heft. Würz-
burg. 1868. 8.
Kleine Beiträge zur Geschichts- und Sagenforschung im Fran-
kenland. Von Dr. Alex. Kaufmann. VI. Bruchstücke aus einer
Culturgeschichte der Grafschaft Wertheim. (Forts.) VH. Zum Klo-
sterleben des 15. Jahrh. — Die Grafen von Loon und Ryneck.
Von Pfarrer Kallenbach. — Schlofs Klingenberg bei Wipfelt. Von
L. Frhrn. v. Gumppenberg. — Urkundliche Nachrichten über die
Wallfahrtskirche Fährbrück. Von Pfarrer J. A. Kraus. — Urkun-
den (1.300 — 1650).
(Beigeheftet:) Jahres-Be rieht des Vereins für 1867. Er-
stattet von L. A. Frhrn. v. Gumppenberg. Würzburg. 1868. 8.
Archiv für hessische Geschichte und Alterthums-
kunde. Herausgegeben aus den Schriften des historischen
Vereins für das Grofsherzogthum Hess en von Dr. Ph. A.
F.Walther. Eilfter Band. Drittes Heft. Darmstadt, 1867. 8.
Geschichte des grol'sherzoglichen Residenzschlosses zu Darm-
stadt. Von Hofbaurath Dr. Weyland. (Mit einer lithogr. Ansicht
des Schlosses, 4 lithogr. Grundplänen und einem Holzschnitt.) —
Geschichte der grofsherzoglichen Hofbibliothek in Darmstadt. Von
Dr. Ph. A. F. Walther. — Urkundliche Geschichte der Herren von
Rodenstein und ihrer Besitzungen (1293 — 1671) nebst Bemerkun-
gen über die rodensteinischen Sagen. Von W. Franck. (Mit 2
Stammtafeln.) — Isenburger Urkunden. Ein altes Soldatenlied.
(Dr. Crecelius.) — Ein Brief der Landgräfin Anna. Die Hochzeit
eines Kammerdieners. (Dr. Baur.)
Correspondenzblatt des Gesamm tvereins der deut-
schen Geschichts- und Alterthums vereine. Herausgeg.
vom Verwaltungsausschusse des Gesammtvereines in Altenburg.
Fünfzehnter Jahrgang. 1867. Nr. 12. December. 4.
Protokoll über die Sitzungen der zweiten Sektion auf der Ver-
sammlung zu Freiburg. — Beilage zum Protokoll der ersten Sitzung:
Von Steinmetzzeichen. (Dr. Back.)
Sechzehnter Jahrgang. 1868- Nr. 1. Januar: Angelegenheiten
des Gesammt -Vereins. — Regesten und Urkunden zur ältesten Ge-
schichte des Geschlechtes von Flanfs. (Forts.) Von R. v. Flanfs.
Neues Lausitzisches Magazin. Im Auftrage der Ober-
105
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
106
lausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften heraus-
gegeben von Prof. E. E. Struve. Vierundvierzigster Band. Erstes
Heft. Görlitz. 1867. 8.
Das ritterliche Geschlecht der Schaff im Meil'snischen und in
der Oberlausitz. Von Dr. Herrn. Knothe. — Geschichte des Baues
der im Jahre 1859 abgebrocheneu Klosterkirche vor Guben. Aus
dem Nachlasse des Prorektors Dr. Sausse. — Land und Leute in
und um Guben. Aus dems. ^fachlasse. — Supplemente zu dem
alphabetischen Verzeichnis mehrer in der Oberlausitz üblichen, ihr
zum Theil eigenthümlichen Wörter und Redensarten des verst.
Prof. Rektor Dr. th. K. G. Anton, 1.— 19. Stück. Görlitz, 1824- 1848.
Nebst Anhang Oberlausitzer Sprichwörter und sprichwörtlicher Re-
densarten. Von Pastor Dornick. — üeber biblische Sprichwörter,
Redensarten und Eigennamen im Volksgebrauch. Von Oberpfarrer
F. W. E. Mende. — Nekrologe. — Lausitzisches. — • Angelegen-
heiten der Gesellschaft.
Zeitschrift des V^ereins für Geschichte und Alter-
thum Schlesiens. Namens des Vereins herausg. von Dr. Col-
mar Grünhagen. Achter Band. Erstes Heft. Mit 2 lith. Tafeln.
Breslau, Josef Max & Comp. 18G7. 8.
Entwurf einer systematischen Darstellung der schlesischen deut-
schen Mundart im Mittelalter. Von Prof. Heinr. Rückert. (Forts.)
— Seit wann sahen sich die oberschlesischen Plasten als schlesi-
sche Fürsten an? Von Prof. Biermann. — • Ein Nachtrag zu dem
vorstehenden Aufsatze. Von Prof. Dr. Grünhagen. — Das deutsche
Drama in Schlesien bis auf Gryphius. Vom Oberlehrer H. Palm.
Drei schlesische Fürstenfrauen. Von C. E. Schuck. — Die evan-
gelische Kirche im Fürstenthum Brieg, unmittelbar nach dem 30jäh-
rigen Kriege. Aus den Berichten der Generalvisitation dargestellt.
Von Dr. C. A. Schimmelpfennig. — Mittheilungen aus Breslauer
Signaturbüchern. Von Prof. Dr. Stobbe. (Forts.) — Dokumente
zur Baugeschichte der Nikolai -Kirche zu Brieg. Von Dr. Alwin
Schultz. — Archivalische Miscellen. Von Ass. Knoblich , Dr. A.
Schultz, Prof. Wattenbach und Kreisger. - Rath Müller. — Bemer-
kungen, Ergänzungen und Berichtigungen zu neueren Schriften auf
dem Gebiete der schlesischen Geschichte ; nebst urkundlichen Bei-
lagen. — Vereinsnachrichten.
Zweites Heft, 1868 : Die Conföderation der Schlesier mit den
Böhmen im Jahre 1619 in ihren nächsten Folgen. Vom Oberleh-
rer H. Palm. — Johann Matthäus Wacker von Wackenfels. Von
Dr. Th. Lindner. — Die Breslauer Maler des 16. Jahrh. Von Dr.
A. Schultz. — Nachrichten über die Vorgänge in Schlesien unter
den Königen Georg und Mathias. Aus dem Archive der Stadt Eger-
Mitg. von Dr. Fr. Kürschner. — Das Troppauer Laudesarchiv.
Von Frantz Kopetzky. — Die ältesten deutschen Beamten in Bres-
lau. Von Prof. Dr. Grünhagen. — Archivalische Miscellen. — Fort-
setzungen zu Aufsätzen der früheren Hefte.
(Codex Diplomaticus Silesiae. Hrsg. von dems. Verein.
Siebenter Band :) Regesten zur schlesischen Geschichte .... hrsg.
von Dr. Grünhagen. Abtheilung IH. Vom Jahre 1221 bis 1238.
Breslau, Josef Max & Comp. 1867. 4. (S. 111 — 194.)
Cod. Dipl. Sil. Achter Band. Schlesische Urkunde zur Ge-
schichte des Gewerberechts, insbesondere des Innungswesens. Aus
der Zeit vor 1400. Breslau, Jos. Max & Comp. 1867. 4. XLIX
u. 138 Stn.
Jahrbücher des Vereins für meklenburgische Ge-
schichte und Alterthumskunde, aus den Arbeiten des Ver-
eins hrsg. von Dr. G. C. Friedrich Lisch. Zweiunddreifsigster
Jalirgaiig. Mit elf Holzschnitten. Mit angehängton Quartalberich-
ten. Scliwerin, 1867. 8.
Urgeschichte des Ortes Malchow, von dem G. A.-R. Dr.
Lisch. — Die wendischen Schwerine, von dem Archivar Dr. Beyer.
— Beiträge zur Geschichte der Stadt Röbel, von dem G. A.-R.
Dr. Lisch. — Fayence -Fabrik zu Gr. Stieten, von dem Dr. CruU.
— Tolle Wölfe im dreilsigj ährigen Kriege, von dem Pastor Ra-
gotzky. — Nachträge zur Urgeschichte von Malchow, von dem
Archivrath Masch u. dem Rector Römer. — Pfahlbau von Wis-
mar, zweiter Bericht, von dem G. A.-R. Dr. Lisch. Mit drei Holz-
schnitten. — Pfahlbauten von Gägelow, Vimfow u. a.
Geschichte des Hamburger Rathhauses. Nach den
hinterlassenen Vorarbeiten des Herrn Dr. J. M. Lappenberg be-
arbeitet von C. F. Gädechens. Herausgegeben vom Verein für
Hamburgische Geschichte. Mit 6 Steintafeln. Hamburg,
1867. 4. IV u. 32 Stn.
Bremisches Jahrbuch. Herausgegeben von der Abthei-
lung des Künstlervereins für Bremische Geschichte
und Alterthümer. Dritter Band. Bremen. Verlag von C. Ed.
Müller. 1868. 8.
A'ierter Bericht des Geschäftsausschusses, die Wirksamkeit
der Abtheilung vom Juli 1865 bis September 1867 betreffend. —
Zur Erinnerung an Johann Martin Lappenberg. Von B. H. Meyer.
— Bremen und das sächsische Herzogthum. Mitg. von H. A.
Schumacher. — Zur Bremischen Kirchengeschichte des 16. Jahr-
hunderts. Von Pastor C. A. Wilkens. — Die Friedeburg. Ein Bei-
trag zur Geschichte der Weserpolitik Bremens. Von D. R. Ehmck.
— Zur Kenntnifs des Blocklandes bei Bremen. Von W. 0. Focke.
— Recensionen.
Zeitschrift des Architecten- und Ingenieur- V er-
eins für das Königreich Hannover. Redigirt von dem Vor-
stande des Vereins. Band XIII. Heft 2, 3 u. 4. (Jahrgang 1867.)
Hannover. Schmorl & von Seefeld. 1867. 2.
Wangeroog und seine Seezeichen, mit Zeichnungen; vom Ober-
Baudirektor 0. Lasius.
Die mittelalterlichen Baudenkmäler Niedersach-
sens. Herausgegeben von dems. Verein. Dreizehntes Heft. (Drit-
ter Band. Erstes Heft.) Jnhalt: Kirche zu Langenhorst in West-
phalen, mit Abbildungen; mitgeth. von F. Ewerbeck. Kirche zu
Legden in Westphalen, mit Abbildungen; mitg. von dems. Han-
nover. Schmorl & von Seefeld. 1867. 2.
Beiträge zur Förderung der Kunst in den Gewer-
ken. Hrsg. von dems. Verein. Band I. Heft 8. Hannover.
Schmorl & von Seefeld. 1867. 2.
Ueber Förderung der Gewerbe durch die Kunst, vom Ober-
Hofbaurath J. Molthan.
Beiträge zur Geschichte der F ürstenthümer Wald-
eck und Pyrmont. Im Namen des waldeckischen hist.
Vereins herausg. von L. Curtze. Zweiten Bandes zweites Heft.
Arolsen, 1868. 8.
Nachrichten über Gelehrte, Schi-iftsteller und Künstler der
Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont. Von L. Curtze. — Neuere
waldeckische Regentengeschichte. Von J. A. Th. Varnhagen. —
Wölfe in der Grafschaft AValdeck. Nachtrag. Von Forstrath
Waldeck. — Die Drangsale des 30 jähr. Krieges im Fürstenth.
Waldeck. Von A. Dreves. — Mittheilungen aus Wahl's Memora-
107
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
108
bilien. — Nachrichten über das Schützenwesen der Stadt Menge-
rino-bausen. Von Dr. Fr. Böttger. — Die Literatur zur Geschichte
Pyrmonts. Von w. Geh. Hofr. Menke. — Waldeckische Helden.
Nacbtrao-. Von Forstratb Waldeck. — Stiftungen, Vermächtnisse
u s_ ^■. Der erste ev. Pastor zu Scbmillingbausen 1549 von Bri-
santen entführt. — Nekrolog. — Miscellen. — Nachrichten über
den Verein.
Urkunden zur Geschichte der Fürstenthümer Waldeck und
Pyrmont. 8. (Bgn. 1— 4Vi )
Die römische Villa zu Nennig. Ihre Inschriften. Er-
läutert von Domkapitular von Wilmowsky. Mit zwei Tafeln. Fac-
simile der Inschriften und erläuternde Sculpturen vom Amphithea-
ter und Forum der Col. Aug. Trev. Hrsg. von der Gesell-
schaft für nützliche Forschungen zu Trier. Trier 1868.
gr. 2. 18 Stn.
L'Investigateur. Journal de l'Institut historique
de France. Trente-quatrieme Annee. Tome VII. — IV. Serie.
396. Livraison. — Novembre 1867. 397. Livraison. — Decembre
1867. Paris, 1867. 8.
Les Jongleurs et les Menestrels, par M. Ccnac-Mongaut. — Me-
moire historique sur la basilique de Saint-Pierre de Rome, commencee
l'an 75 de notre ere et finie en l'annee 1775, par M. Marcellin.
Bulletin Monumental ou collection de memoires
sur les monuments historiques de France, publie sous les
auspices de la Societe fran^aise d'archeologie pour la
conservation et la description des monuments natio-
naux, et dirige par M. de Caumont. 4. Serie, Tome 4, 34. Vol.
de la Collection. Nr. 3. Paris et Caen, 1868. 8.
Docuraents sur l'etat de l'art aux epoques merovingienne et
carloviiigienne , par M. de Caumont. — Les vases en pierre en
forme de mortier, par le meme. — L'usage des fers ä clous pour
les chevaux remonte-t-il jusqu'äl'epoqueromaine? par le m6me. —
La croix de Grisy et les disputes auxquelles eile a donne lieu,
par le mSme. — Fragments de l'inscription du monument de la
Turbie, pres Monaco, par le meme. — Le tombeau chretien de
Gabors, par le meme. — Lettre a M. de Caumont sur une excur-
Bion en Poitou, par M. de Cougny. — De Normandie en Niver-
nais. Rapport archeologique,, par M. Charles Vasseur.
Bronnen van de Geschiedenis der Nederlanden in
de Middeleeu wen. Kronijk van Holland van een ongenoemden
Geestelijke. (Gemeenlijk geheeten kronijk van den clerc uten
laghen landen bi der see.) Werken van het historisch Ge-
nootschap, gevestigd te Utrecht. Nieuwe Serie Nr. 6.
Utrecht, Keraink en Zoon. 1867. 8. X. u. 172 Stn.
Verbaal van de Ambassade van Gaspar van Vosber-
gen bij den Koning van Denemarken, den Nedersaxiscben Kreits
en den Koning van Zweden. 1625. Werken etc. Nieuwe Serie
Nr. 9. Utrecht, Kemink en Zoon, 1867. 8. 182 Stn.
Verbaal van de Ambassade van Aerssen, Joachimi
en Burmania naar Engeland. 1625. Werken etc. Nieuwe
Serie Nr. 10. Utrecht, Kemink en Zoon, 1867. 8. 150 Stn.
Handelingen en Mededeelingen van deMaatschap-
pij der Ne der landsche Letterkunde, te Leiden, over
het jaar 1867. Leiden, E. J. Brill, 1867. 8.
Angelegenheiten der Maatscliappij. — De aanstelling van Mar-
nix van St. Aldegonde tot Bijbelvertaler, door Prof. K. Fruin. —
Floris ende Blancefloer, Tekstcritiek , door Prof. M. de Vries. —
Mededeeling omtrent een Handschrift uit de 15'lß eeuw, door Prof.
M. de Vries. — Een anoniem Pamflet van St. Aldegonde, door
Prof. R. Fruin.
Levensberichten der afgestorven Medeleden van
de Maatschappij etc. Bijlage tot de Handelingen van 1867. Lei-
den, E. J. Brill. 1867. 8.
Bijdragen tot de Geschiedenis van de Maatschap-
pij etc. 1766 — 1866. Gedenkschrift uitgegeveu ter gelegenheid
van het eerste Eeuwfeest. Leiden, E. J. Brill. 1867. 8.
Feestrede bij de Viering van het Eeuwgetijde van
de Maatschappij, den 20. Juni 1867, uitgesproken door Dr. M.
de Vries. Leiden, E. J. Brill. 1867. 8.
Norske Bygninger fra Fortiden i Tegninger og med
Text udgivne af Foreningen til Norske Fortidsmindes-
merkers Bevaring. Syvende Hefte (PI. V — VIII af anden rsekke.)
Kristiania. 1867. 2.
Foreningen til Norske Fortismindesmerkers Bevaring. Aars-
beretning for 1866. Kristiania. 1867. 8.
Nachrichten.
Aufsätze in Zeitschriften.
Die Biene: Nr. 6. Die Burg der Heymonskinder.
Das illustr. Buch der Welt: 2. Heft, S. 52. Der Brand des
Doms zu Frankfurt a. M. (mit kurzer Geschichte des Doms).
Erheiterungen: 4. Heft, S. 131. Von Regensburg nach Kel-
heim. Reiseskizze. (H. Weininger.) — S. 144. Des Torrin-
gers Nachtritt. (Ders.)
Europa: Nr. 8, Sp. 233. Zur Geschichte des Leuchtgases und
des Gaslichtes.
Familien-Journal: Nr. 10 (744), S. 148. Paulinzelle.
Der Zoologische Garten: 1867, Nr. 8, S. 306. Zur naturge-
schichtlichen Statistik der in Pommern ausgerotteten Säuge-
thiere. (Dr. W. Stricker.) — Nr. 9, S. 345; Nr. 11, S. 429.
ZoologiBches aus der Frankfurter Chronik. 2. (Dr. Max Schmidt.)
Die Gartenlaube: Nr. 7, S. 107. Nürnberg im Norden (Hildes-
heim). II. (Moritz Busch.)
Die Grenzboten: Nr. 7, S. 250. EinTrobador des 12. Jahrhun-
derts (Ouillem de Cabstaing.) — S. 271. Eine Merkwürdig-
keit der Leipziger Ostermesse von 1707. — Nr. 9, S. 321.
Ein österreichischer Satiriker aus dem Ende des 13. Jahrhun-
derts (der sog. Seifried Helbliug).
Der Hausfreund: 6. Heft, Nr. 16 u. 17, S. 246 ff. Aus den Zei-
ten fürstlicher Bevormundung. Culturhistorische Skizze. (Wal-
ter West.)
Jagdzeitung: Nr. 2. Die Biber in Bayern. (E. v. T.)
Danziger kathol. Kirchenblatt: Nr. 5ff. Kurze Uebersicht
der christlichen Kunstgeschichte. — Das goldene Mefsgewand
in Zarnowitz. (R. Bergan.)
109
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
110
E vang.-reform. Kirchenzeitung : 18- 3hg., Jan. Ein neu an's
Licht gebrachtes geistliches Lied Calvin's. — Briefe Friedrich'a
des Frommen von der Pfalz.
Korrespondent v. u. f. D. : Nr. 110. Die Geschichte des Malz-
aufschlags.
Deutsche Kunst-Zeitung: Nr. 7, S. 60. Zur Geschichte der
Glasmalerei (Referat eines Vortrages von v. Quast.)
Illustr. deutsche Monatshefte: Nr. 42 (138), S. 585. Alt-
deutsche Liebesbriefe. Eine Skizze von Albert Richter.
Augsburger Postzeitung: BeiL Nr. 12. Eine neue Vogel-
weide. — Nr. 61 (Hauptbl.) Die Gugelmänner.
Berliner Revue: 52. Bd., 5. u. 6. Heft. Deutsche Industrie vor
tausend Jahren.
Sonntagsblatt (vonE. Dohm): Nr. 8. Zur Geschichte der Kopf-
bedeckung. Nach englischen Quellen.
K. preufs. Staatsanzeiger: Beil. Nr. 40. Der Kurfürst Fried-
rich Wilhelm als Begründer des preufsischen Staats.
Volksblatt f. Stadt u. Land: Nr. 3. Der Dom zu Magdeburg.
Nr. 14 ff. Ein merkwürdiges Stückchen Erde (Insel Sylt).
Mainzer Wochenblatt: Nr. 34 (9. Febr. 1868): lieber die
Baugeschichte des Mainzer Doms im 12. Jahrb. (Vortrag des
Prof. Schneider im Verein zur Erforschung der Rhein. Ge-
schichte etc.)
Gemeinnützige Wochenschrift (Würzburger): Nr. 1 — 3.
(Jan. 1868). Zünfte und Bürgerthum im Mittelalter. (Dr.
Rauschnick.)
Zeitschrift f. bild. Kunst: 4. u. 5. Heft, S. 81. Madonna von
Albrecht Dürer. (F. Lippmann.) — S. 113. Kloster Königs-
felden. (C. Schnaase.)
Illustrirte Zeitung: Nr. 1285, S. 111. Die Peterskirche in Hei-
delberg. — S. 115. Der Kreuzgang im Dome zu Konstanz. —
— Nr. 1286, S. 127. Faschingsbelustigungen in Tirol. (Dr.
Ludw. V. Hörmann.) — S. 137. Zur Geschichte der Kutsche.
— Nr. 1288, S. 162. Schlofs Marburg.
Vermischte Nachrichten.
21) Der Dom zu Osnabrück, dessen Architektur Lübke's
„Mittelalterliche Kunst in Westfalen" kennen lehrt, ist im Laufe
der letzten Jahre durch Dombaumeister Hansen restauriert wor-
den. Nachdem diese Restauration nun im Wesentlichen beendigt
ist, und die innere Einrichtung in einer dem Gebäude entspre-
chenden Weise hergestellt werden mufs , wurde Prof. A. Essen-
wein eingeladen, über Stellung, Gröfse und Gestalt der Altäre,
über Einrichtung des Chores und andere Fragen seine Ansichten
zu äufsern. Da das ganze Gebäude trotz einigen älteren Resten
ein durchaus einheitliches Werk ist und den Stil der ersten
Hälfte des 13. Jahrh. in schönster Entwickelung zeigt, so war
diese Aufgabe eine sehr einfache. Es konnte nur auf mög-
lichste Stilstrenge für die gesammte Ausstattung hingewiesen und
den Vorschlägen des Dombaumeisters, soweit sie bestimmt gefafst
vorlagen, im Wesentlichen beigestimmt werdsn.
22) Das germanische Museum hat (Anz. 1867, Nr. 5, Beil.
Sp. 146) den Wunsch ausgesprochen, Nachrichten von älteren
Abbildungen zu erhalten, welche über alte Kriegswaflfen nähere
Auskunft crthcilen. Ich erlaube mir daher, auf ein im Artushof
zu Dan zig befindliches gröl'scres Bild aufmerksam zu machen,
welches die Belagerung der Marienburg durch Jagello im
Jahre 1410 darstellt. Dasselbe war nach Hirsch (Danzigs Han-
delsgeschiohte, S. 205, Anm. 798), der sich auf Weinreichs Chro-
nik stützt, im Jahre 1488 bereits vorhanden und ist noch wohl
erhalten. Es hängt jetzt hoch und ziemlich dunkel. Auf dem-
selben ist der gröfste Theil des Ordenshaupthauses Marienburg
und der Stadt gleiches Namens mit ihren, jetzt nur zum geringen
Theile noch vorhandenen Befestigungswerken dargestellt. Vor
denselben sieht man provisorische Aufsenwerke aus Flechtwerk
und Erde und eine reiche Staffage, welche geeignet ist, ein an-
schauliches Bild von dem Kriegswesen des 15. Jahrhunderts zu
geben. Innerhalb der äufseren Enceinte und auf den Wällen
finden Kämpfe statt. Aufserhalb derselben befindet sich das Lager
der Feinde, ein Zug der polnischen Ritter, Viehherden, ein Zim-
platz, badende Frauen, eine schmausende Gesellschaft u. s. w.
Eine Copie dieses für Bau - und Kulturgeschichte höchst interes-
santen und wichtigen Bildes ist meines Wissens noch nie angefer-
tigt worden. Eine Publication desselben wäre sehr erwünscht.
Danzig. R.Bergau.
23) Beim Umbau des ehemaligen Rathhauses auf der Kleiu-
seite in Prag stiefs man, als an den Seiten wänden des Sitzungs-
saales der Kalkanwurf abgelöst wurde, auf alte Frescomale-
reien. Man deckte zunächst sechs Wappen der einstigen Primatoren
der Kleinseite auf. Dieselben sind oval , gegen 3 Fufs hoch und
eben so breit. Auch an der Saaldecke zeigten sich unter dem
Kalkanwurf Gemälde, den Doppeladler und die Wappen von Un-
garn, Böhmen, Schlesien und Mähren darstellend. Die auf Gold-
grund sehr künstlieh ausgeführten Malereien dürften lange vor
der Schlacht am Weilsen Berge verfertigt sein. (III. Ztg. Nr. 1287.)
24) Das Alterthums-Museum in Freiberg (Sachsen), aus wel-
chem die bereits mehrfach besprochenen interessanten Grabplatten-
Abdrucke hervorgegangen sind, zeichnet sich besonders aus durch
bedeutende Suiten berg- und hüttenmännischer Alterthü-
mer, namentlich in Arbeits-Geräthen und in mit bergmännischen
Darstellungen reich verzierten Trinkgeschii-ren. Zu letzteren ge-
hören gi'ofse, seltsam geformte silberne Humpen, "wahi-e Mei-
sterstücke der Goldschmiedekunst. Dieselben sind neuerdings ab-
geformt worden, so dafs nunmehr vorzüglich ausgeführte Gyps-
abgüsse davon auch anderweit abgegeben werden können. Ueber-
haupt ist der Vorstand des Freiberger Alterthumsvereins gerne
bereit, mit anderen Kunst- und Alterthiims-Sammlungen, wie auch
Bibliotheken, einen Doubletten-Austausch, sowie Photogra-
phieen und scharfe Gypsabgüsse einzelner Gegenstände des
Freiberger Alterthums-Museums zu vermitteln.
25) Eine grofse Anzahl aus Holz geschnittener, bemalter und
zum Theil vergoldeter Kerzenträger verschiedener Formbildung,
ähnlich denen, welche im Anzeiger 1867, Sp. 371, Fig. 8 u. 9 abge-
bildet sind, nur schöner, befinden sich in der Gertruden-Capelle der
Marienkirche zu Danzig. Hirsch (St. Marien, Bd. I, S. 416 u.
445) imd Andere hielten sie bisher in-thümlich für Ueberreste der
alten, 1517 gefertigten architektonischen Bekrönung des Schreins
auf dem Hochaltar. Der Architekt Sehulcz-Ferencz in Wien er-
kannte sie zuerst als Leuchter und hat vier derselben, meisterhaft
gezeichnet, auf Bl. 94 der Publicationen der „Wiener Bauhütte"
veröffentlicht. Doch sind sie wol nicht „Altarleuchter", wie Schulcz
111
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
112
angenommen hat, sondern dienten bei Exequien zur Aufstellung der
Kerzen um Jen Katafalk. Einige tragen noch die Zeichen der
Brüderschaften, denen sie angehörten.
Danzig. R. Bergau.
26) Zwischen der Ortschaft Glas und dem Glasenbach bei
Salzburg, wo schon bedeutende römische Funde zu Tage geför-
dert wurden, fand ein Bauer vor Kiu-zem bei Ausrodung der Ge-
sträuche unter deren "Wurzeln, neben Trümmern von Marmorstufen,
bronzene, mit ehrwürdiger patina antica überzogene Bruchstücke
eines auf vier Menschenfüfschen gestellten Beckens, wie deren |be-
Bonders unter den Thermalfunden zur Aulbewahrung von Kohlen
oder Asche vorkommen. An derselben Stelle wurde die 2 Fufs
hohe, untere Hälfte einer antiken Knabenstatue aus edler Bronze,
mit schillernder patina antica überzogen, aufgefunden. Man hofft,
die obere Hälfte der Figur, die aller Wahrscheinlichkeit nach eine
Amorstatue ist, bei günstiger Jahreszeit noch ans Tageslicht zu
fördern. Gleichzeitig wurde am östlichen Abhänge des Bürgel-
Bteins der lebensgrofse Kopf eines bartlosen Satyrs, aus weifsem
Marmor gemeifselt, ausgegraben und von der Besitzerin jenes „clas-
sischen Bodens", der Herzogin von Ai-emberg, dem Museum zu
Salzburg gespendet. (111. Ztg. Nr. 1286.)
27) Am Hollerfelde zu Glas bei Salzbiyg ergaben sich neue
Funde antiker Gegenstände, besonders die Hälfte einer in
Bronze gegossenen, gesimsartigen Abgrenzung irgend eines Möbels,
das ob der Feinheit der Gesimsgliederung und der auf horizontaler
Fläche mit filigraner Zartheit eingegrabenen und mit glitzerndem
Zinn ausgegossenen ä la grec- Verzierung sich auszeichnet. Nebst
mannigfachen Details von Kettchen, Schlössern, Schliefshaken imd
Handhaben bietet das eiserne Doppelcharnier eines Kästchens be-
sonderes Interesse. Nahe einer aus einem einzigen Kalksteinblocke
gemeifselten Wanne fand sich ein runder Kessel aus weifsem, flim-
mernden Kalkstein und dessen gefalzter Deckel aus Sandstein mit
einem eisernen Ringe. Ferner wurden Töpferwaaren von sehr roher
Ai'beit, Zähne und Knochen von Pferden angetroffen, was anzu-
deuten scheint, dafs hier ein Römersitz feindlich überfallen wor-
den ist, wobei in überstürzender Gefahr die Gegenstände des fein-
sten Luxus mit Töpfen u. s. w. zusammengeworfen wurden.
(Dies. Nr. 1288.)
28) Bei ErdaufgrabuDgen zimächst dem Dorfe Dernovo in
Krain, woselbst die altrömische Stadt Noviodunum gestanden, sind
wieder interessante Alterthümer gefunden worden, darunter
eine fein gearbeitete Marmorplatte, eine Agraffe aus Bronze, ku-
pferne und silberne Münzen mit dem Namen der römischen Kaiserin
Julia Maesa und des römischen Feldherrn Nausidius etc. Eine
4 Fufs lange Bleiröhre, deren Durchmesser über 3 Zoll beträgt,
wurde unter Mauertrümmern so eingelegt gefunden, dafs daraus mit
Sicherheit geschlossen werden kann, sie habe einer Wasserleitung
angehört. (Dies. Nr. 1287.)
29) Zu Laferriere, im Arrondissement Napoleon- Vendee, hat
man eine grofse Anzahl Goldmünzen gefunden, im Werthe
von etwa 30,000 Frcs. und bestehend aus spanischen, italienischen,
portugiesischen und einigen wenigen deutschen und Schweizer Mün-
zen. Die jüngste Präge ist vom Jahre 1571. Man vermuthet
daher, dafs die Münzen während der Religionskriege der Ligue ver-
graben wurden und aus einem spanischen Subsidium herstammen.
(Korr. V. u. f. D. Nr. 123.)
30) Auf dem Felde zu Jilstedt, im Kirchspiel Gjörding (südl.
Jütland), ist in letzter Zeit eine Grabkammer aufgedeckt wor-
den, in welcher sich mehrere Sachen aus der Zeit des Steinal-
ters befanden. Die gröfste Merkwürdigkeit bei dieser Entdeckung
ist, dafs die Grabkammer nicht, wie die bekannten Hünen- oder
Riesengräber, einen Hügel bildet, sondern sich in völlig flachem
Felde befindet. (111. Ztg. Nr. 1286.)
31) lieber die Ausgrabungen am Jahdebusen berichtete
Geheimrath Quast im Verein für die Kunst des Mittelalters und der
Neuzeit in Berlin. Dort befindet sich nämlich innerhalb der Wat-
ten der ehemalige Kirchhof des Städtchens Band, welches bei dem
Vordringen des Meeres weiter ins Land gerückt ist. Hier waren
einige altchristliche Sarkophage gefunden worden, worauf Geheim-
rath Quast planmäfsig nachgraben liefs und noch eine weitere An-
zahl entdeckte. Diese Sarkophage besitzen eine grofse Aehnlich-
keit mit andern, welche in Köln, Mainz und Wiesbaden aufgefunden
wurden und auf einen gemeinsamen Fabrikationsort am Mittelrhein
schliefsen lassen. (Dies. Nr. 1285.)
32) lieber die neuentdeckten Pfahlbauten bei Zürich ver-
lautet Näheres. Unweit der jetzigen Badeanstalt, in der Nähe der
Tonhalle, befinden sich zwei Untiefen, der kleine und der grofse
Hafner genannt. In letzter Zeit hat die Baggermaschine dort den
Grund aufgewühlt und durch die zu Tage geförderten Grundstücke
den Beweis geliefert, dafs auf dem kleinen Hafner ein Pfahlbau-
dorf gestanden haben mufs, welches durch Feuer zerstört worden
ist. Bis jetzt fand man ein Steinbeil, Hirschgeweihe, angebrannte
Knochen, Bruchstücke eichener Querbalken und föhrener Pfähle,
endlich Haselnüsse. Der kleine Hafner ist unzweifelhaft ein sog.
Steinberg, wie sich solche im Bieler und im Wauwyler See, Kan-
tons Luzern, vorfinden. Kleine, rundliche Steine haben dazu ge-
dient, die Lücken zwischen den senkrecht ins Wasser gesenkten
Pfählen auszufällen. Unter diesen Schichten liegt eine mehre Fufs
hohe Ablagerung von Milliarden kleiner Süfswasserschneckengehäuse,
deren allmähliche Anhäufung Tausende von Jahren erfordert haben
mufs. Der gröfsere Hafner ist höchst wahrscheinlich auch eine
Colonie der Pfahlbürger gewesen. (Dies. Nr. 1288.)
33) Der Archivar Dr. Kürschner in Eger hat im dortigen
Archiv einen interessanten Fund gemacht. Es sind dies Theile
eines um die Mitte des 15. Jahrhunderts angelegten Capitel-
buchs zur Eintragung wichtiger Urkunden. Unter an-
dern enthält dasselbe die grofse Urkunde des zu Eger abgeschlos-
senen Landfriedens vom Jahre 1389, Verhandlungen aus der Hus-
sitenzeit, den Landtag zu Prag 1429, die Botschaft des Kaspar
Schlick an die böhmischen Stände wegen Erhebung Albrecht's auf
den böhmischen Thron 1437, Schriftstücke aus der Zeit Georg's
von Podiebrad, König Ladislaus' u. s. w. Die letzte Eintragung
ist vom Jahre 1455. (Dies. Nr. 1286.)
Verantwortliche Redaction: A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
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stimmten Sendungen auf dem Wege des
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siunUr der literar. -urtist. Anstalt des Mu-
seums, F.A. Brock haus iu Leiiizig, be-
fördert.
Fünfzehnter Jahrgang.
1868.
ORGAN DES GEttMAMSCHEN MUSEUMS.
April.
Wissenschaftliche Mttheilungen.
Der Balten Orden.
An die vielen seltenen alten Einblatt- und sonstigen
Drucke, welche zur deutschen Nationalliteratur gehören, reiht
sich wol ein Büchlein würdig an, welches im J. 1866 von der
königl. Bibliothek im Haag bei der Versteigerung der Biblio-
theca Tydemanniana erworben wurde. Ich erlaube mir, über
dasselbe in Kurzem hier zu berichten und den Abdruck des
nicht umfangreichen Gedichtes folgen zu lassen.
Das kleine, nur acht Blätter in 2" umfassende Heftchen
fand ich nirgends erwähnt. Auch E. Weller scheint es nicht
zu kennen; und nur bei Grässe, Tresor u. s. w. findet sich
ein Pendant nämlich : Orden (der vollen brüder).
Das Buchdruckerzeichen ist der sehr abgenutzte Stock des
Johann Koelhoff zu Köln, welcher nach ihm auch von Henri-
cus de Nussia angewendet wurde, und zwar in diesem Fall, wie
sich mir aus Vergleichungen ergab, vor 1509. Nach Köln ist
deshalb dieser „Bouen Orden" zu setzen.
Die Abschrift ist in so weit getreu, als nur die schlimm-
sten Druckfehler entfernt wurden; es sind desungeachtet noch
sehr viele dergleichen übrig geblieben.
Fol. 1». (Titel.) Der bouen orden.
(Folgt ein Holzschnitt, worauf ein Schiff mit vier Narren und
ein Wagen mit zwei Narren; der Wagen wird gezogen von
einem Pferd, auf welchem noch ein Narr. Wahrscheinlich rührt
dieser Holzschnitt von einer Ausgabe des bekannten Narren-
schiffs her.)
Fol. 1^ Der bouen orde byn (ich) genant
In der gantzer werlt wall bekant
Ind in allen gesiechten dat is wys
Want ein huere off boift' dair in is
He is van brodere ind swestere vol
Die allesamet vä vernüfft syn dol
Wät der orde is sere strenge vä leuen
Ind leirt weder gotz gebot streuen
Ind woltu kennen eyn rechten wetzkegel
Merck off he volge deser regel
Fol. 2». Dyt is der tytel und ouerlschryffte des Abts van
der boyffen orden
SEnt Magog van geckshusen. | Abt tzo Snodelberch by Ayster |
feldt im Sticht van Slabber, 1 Heymlich rait Bisschoffs ane sor-
gen van I Ereberch ind hoeffmcistcr keisers ergantz | van va-
stenhusen Der intbuit vch synen [ wunderlichen grutz ind wat
he vremdes | vermach, ind leist vch wissen als her nae | ge-
schreuen steit | Wilt ir beeren ind syt bereit ind swiget | AI
stille ind begeuet vre claffen want | ouer all vint men gecken
ind äffen. | Vant men sy ye so syn sy hie dat [ Sy wair in go-
des oamen (sie) Amen | Niemant en sal sich des scheue | ind
lais ouch vare alle äffen heit in denck nai der wissheit | Vnd
sult ouch niet ersterjuen yr solt ydt an vre | kynder eruen
Gar I
Fol. 2\ Ein hillich vater heisch sent magot
Der dede kundigen syn gebot
Synen orden ind syn gebet
Off yemant wer der syn wet
Ind syne regel wuolde intfaen
115
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
116
In synem orden syn vnderd.ain
Van geckshusen was he genant
He was der eyrstwerf den orden vant
Die stait van den boiffen orden
Dat ich in duytschen worden
Wil vertzellen sunder wain
Wilt ir beeren ind wail verstain
Den eyrsten broder den he vntfincli
Der also sacht in den ordeu gynck
Dat was broder euerbart
Dem wart der orden also hart
Want he leyt mannichen harden dach
Hunger dorst ind vngemach
Allet vmb des Ordens willen leyt
Ich nemcn idt wael vp mynen eyt
Dat he alle syn leuen lanck
Nye vroclichen dach gewant
Want alle selicheit was ym dura
Sent magot gaf ym auenture
Dathe ein here vnd ein abt is wurden
In dem seluen swaren boiffen orden
Ind gaf eme die craft
Dat he van synre macht
In des ryehen godes genade
Ander broder mochte ouch beraden
Fol. 3\
Ind hangen an den habyt
He hadde des Ordens groissen vlyt
Eyn priiiilegium he ym gaf
Da al der orden was komen af
Ind da die regel tzo niail in steit
Des was der abt wail gcmeit
Dat priuiiegium bedudet alsus
Benedicite dominus.
Geselle wuoltu dych bekeren
Ind den hilligen orden eren
Ind den boiffen orden entfaen
So raoistu wyslich daer na staen
Ind gclouen dat in truwcn
Dattu mit vreuden ind mit ruwen
Den hilligeu orden stcde tzo halden
Ind da by ouch tzo alden
Ouch wil ich dir vort sagen
Den habyt saitu moissen dragen
Nae sent magertz wetz
Dat is ein hemde ind ein netz
Dat willen wir dyr schcncken
Dyn deyder willen wir verdryncken
Idt sy peltz rock off wambus
Dat moistu aller komen vys
Kogelbrvch ind ouch die hosen
Dat moistu aller hier laissen
Licht vur de wynde dünne vur de hage
Alsus moistu dich bciagen
Ind alsus in den orden varcn
Ind dych ouch nyrgens ynne sparen
Fol. 3b
Ouch moistu dycke louffen erre
Want vnscr closter dat is verre
Ind vnser dormenter is verbrant
Nyrgen nae is he genant
Ouch moistu dich ouch dair tzo saissen
Alle goide dynge saltu laissen
Ind bestain alle affenheit
Ind alle goide dinge sullen dir wesen leit
Du Salt alle buisheit trecken vort
Kümer en saltu sprechen goide wort
Vloich swere ind wese vnkuysch
Vlys dich tzo vndoegeden ind genuyss
Ind wanne du kumps tzo heran houe
So halt vast in dynem loue
Die genen die in der kuchen syn
So wirt dir vleisch broit ind wyn
So frifs suyf ind bis ein sluch
Vur eyn got kiese dyn buich
Haue al wege dyn getzyde bald vyss
De kuche sy dyn gotziiuyss
Metten Prime synck du allein
Eyns anderen Jae sy dyn neyn
Tercie None ind Dcprofundis
Lais varen ind rayme des mundes
Lais ouch varen dat niagnificat
Ind mach dich mit den eyrsten sat
Pater noster ind ouch den crede
Mit den saltu ouch hauen vrede
Want sie en hoeren in den orden niet
Den sent magot gehalden het
Fol. 4^
Lais sy lesen die begynen
Ind begyn tzo sorgen ind tzo pynen
Ind be.L'yn tzo sorgen al den dach
Wie dat gcfullet werde dyn krach
Kummer en saltu werck bestain
Geneire dych mit moissich gain
As dich dan hunger besteit
Ind dyn buich widder die ribbe sleit
Ind is dat dir also ergait
Dattu kunibs in ein stat kalt in nat
Ind hais dar tzo den clappertzant
Ind en hais dar tzo noch gelt noch pant
Ind du en hais noch vleisch noch broit
Ind hais hunger ind dorst groit
Weistu wattu salt dan bestain
Vroemlich saltu dyn dynck anfain
Ganck umb in dat eirste huys
Ind Sprech vngeluck vair hervys
Ind schudde dyn lodder holt
Ind sprich vrauwe dusentvalt
So raois vre goit vermeret syn
Ir syt so edel ind so rechte fyn
Ind van so gacr hoger art
Got halt vch seiner bewart
Lyef sele got ind ere
Is dattu den huys here
Nyet in dem huys en vyndes
So raeden ich dyr dattu begynnes
Van artzedyen tzo sagen
Woultu goit ind ere beiagen
Fol. 41".
So sprich dattu eyn meister sys
Ind sys van kunsteu also wys
Idt sy dat heuftvve off den redde
Die gicht kanstu boesen mede
Den huest off den snabelruysch
Kanstu allet dat dryuen vys
Ouch saltu sie betasten
Synt sie vet so heisch sie vasten
Sprich du kunnest snyden den steyn
Ind dar tzo heilen arm ind beyn
Ind wie die suchten synt gelegen
Do weistu allet boyse entgegen
Hant sie dan heuftsweren
Den buychbyss off ander seren
Dairaf saltu' sie corrigieren
Ind eyn sanunge visieren
Ind proeuen vmb ein goit woirt
Dat saltu dicke trecken voirt
Alsus saltu Uiit yn viseuasen
lud salt yn driwerf in den ars blasen
Sy geuen dir wattu heisch
Idt sy visch off vleisch
Sy geuen dir broit ind gelt
Dat nym ind mach dych vp dat feit
Danck in sere ind bis vro
In dem anderen huse do ouch also
Ind versmae grois noch dein
Vyndestu andcrswae dy mait alleyn
Off die dochtcr van dem huse
So treck ein ander kunst heruys
Fol. 5a.
Sprich dattu ein waerseger sys
Ind sys verdreuen van parys
Ind hais waersagen geleirt
117
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
118
Ind sys daer van wael sere vermeirt
Wyden ind syden in dat lant
Es sy in dem vuyre off in der Lant
In dem spigel off anderswae
Gelyeh wail ich micbs verstae
Ouch kan icb ander meisterie
Ind schaffen eynen vrye
Wae magde ind knaben weren
Ich nemen tzo hulpen vnsen heren
Ind wolde idt mit worden daer tzo bringen
Dat sy were in den dyugen
Alle syns willen dat is wair
Idt sy heymlicb off ofi'enwair
Hedde oucb ein maget ein holen vtverkoren
Als dat sie den magdum het verloren
Ind wer gesprongen ouer dat seyl
Dat kan ich allet machen heil
Die eyn saltu kruyt leren suiffen
Die ander baden in der kniffen
Der derden laissen an dem enkel
An dem arm ind an dem schenckel
An den voissen off an der hant
Alsus wurstu al vmh wael bekant
Ind vur ein meister gebalden
Beyde van iungen ind van alden
So louff dan in dat wynbuys
Do mach dyn wort also kruys
Fol. 5b
Dae vinstu ritter ind knauen
Dae vinstu leyen ind paffen
Dae saltu auer nuwe begynnen
Van wiedspiel ind van mynnen
Van weidspiel ind van lagen
Dair van saltu syngen ind sagen
Van vogelen ind van bunden
Van torneien ind van tafeirunden
Van rennen ind van ryden
Van schirmen ind van stryden
Ind van anderen behegelichen dyngen
Dair äff saltu sagen ind syngen
Gyfft dir yemant goit off ere
Dat nym ind bedanck dich sere
Es sy gelt off wyn
Dat brenge dae die gesellen syn
Ind bewair dyn dynck mit eren
Dat dir idt niemant moege verkeren
Want alle die in dem orden syn
Die brengen al ir beiach by dat dyn
Es sy oucb klein off groit
Pletzer wurst vleisch off broit
Es gyft vrende tzer vart
Ind guyss des wyns in dynen hart
Ind last mit tzo liyn ind her
Idt sal noch betzalen der
Der is niet bürge wolde wesen
As men tzo reuenter bait gelesen
So saltu besitzen der rechter boiffen wet
Ind setzen dich by dat dobbelbret
Fol. 6a.
Ind werpen al vrab ein kanse
Idt wirt ein hasert off ein schantze
Kanstu dan vurdel vp dem steine
Dattu werfes vil kansen off eyne
So machstu lychtlich goit gewinnen
Is dat die steine also rennen
Dat dich dat spiel duncket verloren
Sprinck vp ind mach eynen tzorn
Ind sprich ir boifl'cn die steyne syn valsch
Ind slach ir eynen an den hals
An dat heuft ind anderswae
Du vindest leichte eynen dae
Der sich des ordens wael versteit
Ind dich widder dyn oir sleit
Off he nympt eyn wyn kan
Ind absoluirt dich van dem bann
Ind deit dyr recht broderscbaff
Ind nympt dir al dyn leyt äff
Ind gyft dyr vp mit vlissen
Dat dich die vloe niet en byssen.
Wandt idt hoert den broederen tzo
Tzo allen tzyden idt sy spade off vroe
Hude broder morgen geslagen
AI sulcben orden sullen die heren dragen
Als wir vch alsus vinden rein corrigiret
Ind van den sunden absoluiret
Vch lust tzo dryncken vil de bass
Als vch dat bloet leufft vmb den hals
Weistu wattu dan salt doin
Du salt werffen vmb ein nuwe soyn
Fol. 6\
Vmb peys ind vmb vrede
Dat vuer eyn den anderen bede
Ind gelouen by vren eyden
Vre ein van dem anderen nyet tzo schei-
den
Ind sytzen weder neder vp die stat
Ind dryncket ouch des wyns sat
Ind solt dat also volbringen
Mit drincken ind mit syngen
Als idt in vre regel steit
So wilch man gelt off cleit
Mit eyme slaiffen dreyt
En helt niet des ordens eyt
Ind is vys syme orden getreden
Dair vmb sage ich vch mit kurtzen reden
Haistu dan gelt off pant
Des mach dich quyt tzo hant
Ind behalt des ordens recht
Woultu syn ein getruwer knecht
Ind ein gehorsam broder
So en halt rock noch voider
Broich hosen noch läppen
Du setzes idt allet vur den tzappen
As du drinckes ouch also
Dat alle dyn lyf is gantz vro
Ind dich dan der slaiff besteit
Ind dyn tzunge vp trippen geit
Ind du we^s geren tzo rasten
Ind beginst al vmb dich tzo tasten
En mach dir niet geuallen bass
So kruyf in eyn vass
Fol. 7a.
Bis vro ind kruyf balde dair in
Ind Sprech me noch mynne
Want vns die hedde syn dure
So willen wir loufl'en in ein schuyre
Jae iae beißen orden got ere dich
Leuen ich lange ich meren dich
So gain ich in ein wyn huys
Hain ich idt dat mois her vyss
So gaint die stein vp dem brede
Ind sagent mir ein nuwe rede
Setz dych neder geselle myn
Ind trecke vyss die cleider dyn
Want der wurffei hait den art
Dat he van rechter vart
Nie goit en gewart
Hye endet der boiffen orden vnd etz-
lige broder des seinen Ordens stain ge-
noempt mit namen ind tzonamen als her-
nae volghen wirt
Fol. 7".
Hyr nae volgen die Namen der broder.
(Folgt der nämliche Holzschnitt, wel-
cher schon auf dein Titel steht.)
Fol. 8».
Dyt syn die namen der broder dye
tzo der tzeyt in dem orden waeren :
Setzwurffel Kyicker durch den
Clopkyste gaden
119
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
120
Fotzen huet
Tzyt verliess
Duldendey
Quiocquanck
Kraueu scbenckel
Ruyinschottel
Lantschade
Hundes quaste
Droech potgyn
Seiden reyn der
iunge
Slabbert der alt
Fuet hcin riehen
Her anteschmyt
Her hoden sack
Sclinyden wynt
Galgen swengell
Ruyme die kyste
Suyme dich niet
Quait vasel
Nummer goit
Galgen cloppel
Seyl meysigyn
Sleinerbeck
Luntres der alt
Stapelgeck
Ind vort vil rechlicher gesellen der namen mir tzo vil wer tzo
tzelen want ir syn vil bouen raaisse Dat yr eyn den anderen
niet en kan geruymen die straissen.
Esplicit caluerstertz der
Hunt halt die blase en wech.
Maria hoichgeboren ind moder der barmhertzycheit be-
denck dye armen broder dat Sy nummer werden verloren
"Want sye lyden vp erden so groysse smaecheit ynd spot des
lais Sy geniessen barmhertziger ewiger got Amen.
Fol. 8^. (Buchdruckerzeichen.)
Haag. M. J. A. G. Campbell,
zweiter Bibliothekar bei der könio-1. Bibliothek.
Einige Leuchter für den Profangebraucli,
in den Sammlungen des germanischen Museums.
In Nr. 12 des vorigen Jahrganges sind einige Leuchter
ans den Sammlungen des germanischen Museums abgebildet,
die theils sicher, theils wahrscheiidich dem kirchlichen Ge-
Fiff. ).
brauche angehörten und daher in unsern Sammlungen unter
die kirchlichen Alterthümer eingereiht sind. Wir haben dort
nur diejenigen beschreiben zu müssen geglaubt, die in Origi-
nal sich in unsern Sammlungen befinden, ohne auf die reich-
haltige Sammlung von Abgüssen einzugehen, in denen sich der
Entwickelungsgang leicht verfolgen läfst, da solche als bekannt
vorausgesetzt werden dürfen. Diesen Leuchtern nun lassen wir
hier einige folgen, die sich in der Sammlung profaner Gebrauchs-
gegenstände finden, glauben jedoch, da dergleichen aus älterer
Zeit verhältnifsmäfsig selten sind, auch auf einige Abgüsse in-
teressanter Originale eingehen zu sollen. Der älteste, dessen
wir zu erwähnen haben (Fig. 1), zeigt einen einfachen Dorn
auf einem aus romanischem Blattwerk gebildeten dreiseitigen
Fig. 2.
Fufse. Die Arbeit ist handwerksmäTsig roh. Er dürfte dem
13. Jahrh. entstammen; das Original ist in Sigmaringen. Das
älteste Original unserer Sammlung ist ahnlich; es zeigt einen
nmgestürzten sechsblätterigen Blumenkelch, oben abgeflacht und
mit einem Dorn versehen, um den sich ein Wachskerzchen
wand (Fig. 2). Dieser Leuchter ist von Kupfer, mit Email-
schmuck ausgestattet, und war ehemals vergoldet. Er gehört
schon dem 14. Jahrh. an. Ein ähnlicher, etwas gröfserer
I-enehter aus dem 14. Jahrb. findet sich in der k. k. Am-
braser-Sammlung in Wien. (Photographie im gcrman. Museum.)
Eine weitere Leuchterform des 14. Jahrhunderts, die nicht
selten gewesen zu sein scheint, ist im gcrman. Museum nur
durch ein Bruchstück vertreten; ein Abgufs eines ganzen I^cucb-
ters, der sich im bayerischen Nationalmuseum in München be-
findet, erklärt jedoch das Bruchstück hinreichend. Es stellt
einen Mann (Fig. 3) in engen Beinkleidern, kurzer um die
Hüfte gegürteter Tunica mit weiten Acrmcln dar, der auf den
ausgespreizten Armen zwei Kerzenhülsen trägt und auf einer
121
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
Fig. 3. Fig. 5.
122
Fig. i.
dreifüfsigen Platte steht. Wir bilden nicht unser Bruchstück,
sondern den Leuchter des bayerischen Museums in München
ab, da noch vielseitig ähnliche Bruchstücke als heidnische Götzen
gelten. Klemm hat in einer der früheren Ausgaben seines
"Werkes solche Figuren (ohne Untersatz und Lichthülsen) für
altgermanisch gehalten , und das germanische Museum besitzt
einige Abgüsse von solchen Figuren aus dem böhmischen Mu-
seum in Prag, die, mit heidnischen Götzennamen versehen, als
slavische Idole galten, bei uns jedoch unter die Leuchter des
14. Jahrhunderts eingereiht sind. Die Abbildung des vollstän-
digen zweiarmigen Leuchters wird jedoch hoffentlich jeden Zwei-
fel lösen, der noch da und dort bestehen sollte.
Aus dem 15. Jahrhunderte besitzt das Museum zwei sehr
hübsche Leuchter aus Eisen. Der eine ist klein, für eine
Kerze bestimmt, die durch eine Feder in der hohen Hülse fest-
gehalten wird. Wir haben in diesem nur 4" 2'" hohen Leuch-
terchen, das schon ganz an die für Talgkerzen gebrauchten
Leuchter unseres Jahrhunderts erinnert, offenbar den Leuchter
der einfachen bürgerlichen Hauslialtung (Fig. 4), während der
Leuchter Fig. 5, für vier Wachskerzen berechnet, in höheren
Kreisen der Gesellscliaft seine Dienste leistete. Ein Messing-
Icuchter in Gestalt eines Drachen (Fig. 6) erinnert an die
123
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
124
Fig 6.
Fig. 7.
rade pafst, hier aufgesetzt. Zwei ziemlich einfache, zweiarmige
Eisenleuchter gehören dem 16. Jahrh. an. Es schien nicht
nöthig, sie hier abzubilden. Ein Landsknecht des 16. Jahrb.,
der ehemals zwei Kerzen auf den ausgestreckten Armen trug
und auf einem runden Untersatze steht, ist eine Keproduktion
Fig. 9.
romanischen Drachenlcuchter, steht aber auf der Grenzscheide
des 15. und 16. Jahrhundorts. Die Kerzenhülse stammt von
einem andern Leuchter her und ist zur Erklärung, da sie ge-
des Gedankens, den schon Fig. 3 gibt. Da die Figur des
Landsknechtes sehr charakteristisch ist, so glauben wir, sie hier
abbilden zu sollen (Fig. 7). Drei verschiedene eiserne Leuch-
ter, die dem 16. und 17. Jahrh. angehören, dienten, wie Fig. 1
und 2, zur Festhaltung dünner Wachskerzchen, die jedoch in
eine scheerenartige Federvorrichtung eingeklemmt waren. Einer
davon ist in Fig. 8 abgebildet. Zum Schlüsse geben wir in
Fig. 9 und 10 zwei Leuchter aus dem 16. und 17. Jahrh. als
Probe schöner Eisenarbeit Fig. 9 ist so eingerichtet, dafs die
125
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
126
Kerzenhülse nebst dem Behälter für Tropfwachs sich auf- und
abschieben läfst; ohne Zweifel befand sich eine zweite solche
Kerzenhülse neben der ersten. Fig. 10 hat, wie Fig. 4, eine
Fig. 8.
leicht und zeigen ungemeine Handfertigkeit. Zwei ähnliche,
etwas einfachere und vielleicht etwas jüngere Leuchter sind im
Besitze des Herrn v. Wurmser in Gratz.
Wir haben nun zwei ganz gleiche Wandarmleuchtcr aus
Eisen zu nennen, von denen der eine in Fig. 11 abgebildet
Fig. 10.
Fig. U.
ms
Federvorrichtung, welche die Talgkerze in der Hülse festzuhal-
ten hat. Er hat unten sein Tropfbrett; die Verzierungen,
welche den Charakter der Renaissance tragen, sind frei und
ist. Aus vierkantigem Eisen ist ein horizontaler Arm gebildet,
der am Ende auf einer in die Wand eingreifenden senkrechten
Stütze aufliegt und dessen vorderes Ende durch eine schräge
Stütze gehalten wird. Durch aufgeschweifstes Flacheisen sind
mafswerkäliiiliclie Verzierungen gebildet. Diese Wandarme ge-
hören dem 16. Jahrh. an. Ferner ist eine Reihe interessanter
127
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
128
Kronleuchter vorhanden. Dem 14. bis 15. Jahrb. gebort ein
Messingleuchter an, der ganz ähnlich sich im Rathhause zu
Regensburg findet; dem 15. und 16. Jahrh. ein einfacher,
flacher, eiserner Reif, auf den einige Kerzentriiger aufgenietet
sind, und der an drei Ketten hängt; derselben Zeit ein gro-
fses Hirschgeweih, das mit einem geschnitzten Engel mit ver-
goldetem Gewände und Haaren, bemaltem Gesichte und
Händen verbunden ist. Der Engel hält in der einen Hand
einen Kerzenträger; eine Anzahl solcher ist an dem durch
einen Eisenreif vollends in's Runde gezogenen Geweih befestigt.
Dieser Kronleuchter stammt aus dem Rathhause zu Forcbbeira.
Besonders schön ist ein dem 16. Jahrh. angehöriger grofser
Kronleuchter, der einen Drachen vierköpfig und zweischwänzig
zeigt (Fig. 12), welcher mit einem Rennthiergeweih verbunden
ist und an drei Ketten hängt. Er stammt vom Schlosse Gleis-
hamraer bei Nürnberg und ist Geschenk des Herrn Fabrik-
besitzers Zeltner. Einige weibliche Halbfiguren von ähnlichen
Leuchtern in Gypsabgufs schliefsen diese Serie der Beleuch-
tungsajjparate.
Ziemlich einfach sind zwei alte Blendlaternen (17. Jahrh.),
während eine Reihe von Lichtputzscheeren in Messing einige
Exemplare enthält, die mit aufserordentlich reichem und schö-
nem Schmucke versehen sind.
Nürnberg. A. Essenwein.
Fig. 12.
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts bildete sich unter den
Juden Deutschlands mehr und mehr ein neuer Zweig der Li-
teratur aus, welcher in Uebertragungen und Bearbeitungen nicht
nur hebräischer, st ndern auch deutscher Bücher in jene jüdisch-
deutsche Mischsprache bestand , die bis auf den heutigen Tag
(doch jetzt mehr als Satire) unter den Israeliten in Wort und
Schrift vielfach in Uebung geblieben ist und früher fast immer
Ein hebräischer Druck des Sigenot.
mit hebräischen Buchstaben und nach einem den deutschen
Lauten angepafsten Systeme dargestellt wurde. Diese jüdische
Volksliteratur erreichte ihre Blüthe in der zweiten Hälfte des
17. Jahrh., als durch die Verfolgung, die über die Juden in
Polen ergieng, diese in alle europäische Länder zerstreut wur-
den. Im Anfang beschränkte sie sich fast nur auf das reli-
giöse Gebiet, indem meist Theile der heil. Schrift, Gebete
129
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
130
Stücke des Cultus und Ritus, moralische Abhandlungen der
Rabbiner u. a. m. in dieses volksthümliche Gewand gekleidet
wurden; später jedoch griff man auch nach profanen, nament-
lich unterhaltenden Stoffen, unter denen wieder die Ritter- und
Heldengeschichten, Volks- und Märchenbücher (König Artus
Hof, Kaiser Octavian, Herzog Baba der Fromme, Ritter Sig-
mund und Magdalena, die sieben weisen Meister, die Schild-
bürger, Eulenspiegel etc.), auch einzelne Volkslieder u. dgl.
die beliebtesten waren.
Eine reiche Sammlung dieser Erzeugnisse ist die des ehe-
maligen Prager Rabbiners David Oppenheim, die (früher in
Hannover) jetzt in der Bodley'schen Bibliothek zu Oxford sich
befindet und deren Verzcichnifs mehreren Zusammenstellungen
der jüdisch - deutschen Literatur als Grundlage gedient hat.
Vgl. Naumann's Serapeum, IX. Jhg., Nr. 20 ff. Einen willkom-
menen Nachtrag zu denselben glauben wir in folgender Mit-
theilung über ein in der Hof- und Staatsbibliothek zu München
in einem Sammelbande (A. Hebr. 377) enthaltenes Stück geben
zu können, auf welches wir durch Herrn Custos J. Klausner
daselbst aufmerksam gemacht wurden. Es ist dies eine Ueber-
tragung des bekannten, zur deutschen Heldensage gehörigen
Gedichtes von Sigenot, und zwar der späteren Bearbeitung des-
selben, wie solche in Drucken des 15. — 17. Jahrh. vielfach ver-
breitet wurde (s. v. d. Hagen, Grundrifs, S. 26 — 33. Gödeke,
Grundrifs, S. 70). Dieselbe erstreckt sich jedoch nicht sowohl
auf die Sprache, wie bei den übrigen Stücken dieses Literatur-
kreises, sondern sie besteht nur in einer ziemlich genauen üeber-
tragung des Textes, wie er sich in diesen Drucken darstellt,
aus der deutschen in die hebräische Schrift, wobei jedoch für
unsere Vokale nicht die hebräische Punktierung, sondern eine
eigene Bezeichnung augewendet ist; nämlich:
a = N (oder ohne Bezeichnung); e^ J? und i ; tonloses e
= 1 (oder ohne Bezeichnung); 1=^ anlautend ''N ; o = l, auch
N, anlautend IX; u = l, anlautend auch IN; ä = y (e); ö=i1
oder ]} (e); ü=il; au = ''1, anlautend i1X ; äu und eu=iiy;
61^1% anlautend "iiN, auslautend N"!^; ie (diphthongisches) im
Auslaut $<■> • Für w steht n , für ch 3 , auslautend "] , für f
und V D. Alle Dehnungszeichen der deutschen Orthographie
fallen weg, Doppelconsonanten sind vereinfacht.
Dieser in hebräische Schrift umgekleidete Sigenot umfafst
196 Strophen auf 22 Blättern in kl. Quart. Das erste dersel-
ben trägt auf der Vorderseite nachstehenden Titel in einer
Einfassung :
,,ein schön lid un gros riter(sch)schaft wert ir drinen ge-
finden, gar kurz weilig zu leien ') fer weiber un meidlich. ver-
teischt*) gar bescheidlich genant mit namen her ditreich. zu
kaufen arm un reich in einem gelt rechten, aso wert enk^)
got (er sei gelobt!*) behüten fer bösen anfechten.
gedrukt in der gelobten stat Kraka unter dem gewalti-
gen köug Sigmunds im Jahre 357 in der kleitieren Zahl (d. L
5357 = 1597).
(Unten in der Einfassung :) „d^^rch die Hand (des) isaak
ben (Sohn) des herrn aaron von prostiz.
Oben in der Einfassung steht mit hebräischen Worten:
„Dies ist das Thor des Herrn, die Gerechten werden dahinein
gehen" (Psalm 118, 20).
Auf der anderen Seite des ersten Blattes beginnt das Ge-
dicht selbst, dessen Strophen durch Absätze, die Reimzeilen
aber nur durch ein Punkt unterschieden sind.
Wir geben hier die ersten drei Strophen in buchstäblich
getreuer Uebertragung der hebräischen Scbriftzeichen und mit
in den Noten beigefügter Vergleichung der wesentlichen Va-
rianten des alten Druckes „durch Friderich Gutknecht zu Nürn-
berg" (um 1560), den 0. Schade aufs neue (Hannover, K.
Rümpler. 1854) in 150 Exemplaren bat abdrucken lassen.
WOLT ir her schaft hie betragen ^). gros abenteier wil
ich eich sagen, fon sterken stürmen un herte. die der berner
um'') hildbrant leit. fil menchen stürmen er da streit, bis das
in got ernerte. es mocht im anders nit dergan '). er reit alein
aus beren. durch menchen wilden vinstern plan s). das mocht
ir heren geren. gros lib un leid im da geschach. fon einem
starken risen. kam er in un gemach.
da der berner bei hildbrant sas. di zwen worden auch re-
den das. was si beten erstriten(.) mit irer held kreft^) haut,
also sprach sich meister hildbrant. ich hob so fil erliten. wol
fon den starken eisengrein, un fon sein wilden weih '"). si het
mir nach") das leben mein, gescheiden fon den leibe, si
zwang mich unter ''*) ire bein. ich niust sein da gebliben(.) ^^)
das wendeit'*) ir her ein'*).
her ditreich sprach jo das ist war. dein leben stund als
um ein har. da si dich het um fangen(.) unter ireh acbsel "')
si dich zwang, dein wer di war kegen ir so krank, es was um
dich ergangen, ich schlug ir ab das heibte zwar, fon stund
must si dich lasen, hildbrant sprach her das ist war. si was
gros on masen. wo si nach (noch ?) in der erden leit. ich leid
nie herter druken. bei ale meiner zeit.
Nach der Schlufsstrophe (196): „Si traten zu den rosen
an" etc. heifst es :
„ausgenomen von galchot ") un auf judisch verteischt gar
schön aus der masen kurz weiliglich drinnen zu leien ') klein
') kien, leienen, jüdisch- deutsch, lesen. ') verteischt, d. i. ver-
deutscht. ') enh, d. i. euch; SchmeUer I, 83. *) Die mit Cursiv
gedruckten Stellen sind durch hebräische Worte, und zwar meist
in Abkürzungen, ausgedrückt. ') betragen; der Druck: betagen.
^) um; der Druck: vnd. ') Dr. ergati. 'j Dr. tan, Wald. ') Dr.
held kreffligen. '") Dr. von seim bösen Weibe. ") nach, mhd., nahe,
beinahe ; Dr. nahet. ") Dr. zwischen. ") Dr. beliben. '*) wendeil
(so !), Dr. wendet = wendetet. ") Dr. allein. ") Dr. uchsen, mhd.
üehsene, fem., Achselhöhle; Schmeller I, 19, "J von galchot, d.i.
aus dem Deutschen; galach, jüdisch -deutsch, vom hebr. galach,
scheren: der Geschorene; daher: der (kathol.) Geistliche, Pfarrer;
der Deutsche (im Gegensatz zum Juden).
131
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
132
nn ach grosen. dämm mit dem kaufen seit geschwinden, fil
leicht wert ir sie hald nimer gefinden, den sie werden ferzukt
werden, durch dieses Yerdienst wert uns got (er sei geloht!)
füren ins heilig land un erden.
die fürbit fon den schutphim i») die es haben aus weiten
landen gebraclit und druf vil haben verzert mit namen
aharon bar (Sohn des) abraham schlita aus der heiligen
Stadt botko(w)iz (?).
jakob bar Joseph seligen Andenkens ans der heil. Stadt
eisenstat.
Zum Schlüsse geben wir hier noch kurz den ganzen In-
halt dieses Sammelbandes an :
1) Aufserordcutliche Gebete zwischen dem üeberschrei-
tungs- und dem Wochenfeste. 1593. (hebräisch.)
2) „Ein schön Fraucnbüchlein .... wie sich eine jeg-
liche Frau soll halten etc. Posen. 1602. (deutsch.)
3) Sigenot.
4) Das Weihrauchstreuen; (deutsch.)
5) Das Lied von dem Rabbi Mosche Zart. 1603. (deutsch.)
Anfang : Mein Gott ich will dich preisen und loben
alle Tag.
Nürnberg. Dr. Frommann.
°) schiil])him, hebr. plur., Gesellschaft, Compagnie.
Zur Aufklärung eines „Curiosum".
Erst jetzt kommt mir die Nr. 12 des Anzeigers vom
J. 1867 zur Hand; daselhst hat Hr. Prälat Dr. Stülz in dem
Artikel „Ein Curiosum" (Sp. 373 ff.) den Widerspruch in den
Berichten über den Geburtsort des berühmten Ministers und
Annalisten Franz Christoph Khevenhüller zur Sprache
gebracht. Ob Villach ? — ob Klagenfurt ? — das ist die Frage.
Hr. Dr. Stülz hält auf Grund eines Maniiscriptes in der Bibliothek
von St. Florian in Oberösterreich die Angabe Moshammer's,
des Verfassers jenes Manuscriptcs, für eben so echt, wie die
in meinem Werke: „Die Khevenhüller" (Wien, 1867) verzeich-
nete Notiz, welche von dem Vater des Franz Christoph, dem
zweiten Grafen von Franl<eiiburg, Barthclmil Klievenliüller, her-
rührt und autograph ist. Hr. Dr. Stülz fügt dann bei: ,,Es liegen
hier zwei durchaas authentische, unanfechtbare Berichte
vor . . . Beide zugleich können nicht der Wahrheit entspre-
chen. Wer sich aber geirrt habe, ob der Vater oder der Sohn,
läfst sich vorderhand kaum entscheiden."
Nach aufmerksamer Durchlesung des genannten Artikels
■nd nach nochmaliger genauer Vergleichung der Arbeit des
Hrn. Dr. Stülz (im Archiv für Kunde österr. Gesch.-Qucllen. 1850.
I, 3. u. 4. Hft.) mit den einschlägigen Paitieen meines FJuches
zweifle ich nicht einen Augenblick, dafs sich weder „der Vater
noch der Sohn", sondern einzig und allein Moshammer geirrt
hat. Ich erlaube mir, das zu begründen.
Die Notizen, denen ich die Nachricht über Franz Chri-
stoph's Geburtsort (Klagenfurt) entnahm, sind durchaus von
Barthelmä Khevenhüller's eigener Hand geschrieben ; die Schrift
ist vollkommen gut erhalten und durch keine Correctur ver-
unstaltet. Ich habe mich hundert und hundertmal überzeugt,
dafs Barthelmä mit der allergröfsten Genauigkeit Alles auf-
zeichnete, was sein Haus und Familie betraf. Er kann sich in
Bezug auf den fraglichen Punkt nicht geirrt haben.
Franz Christoph, wenn er die Aufzeichnungen in dem er-
wähnten Manuscript selbst geführt hätte, würde kaum Villach
als seinen Geburtsort angegeben haben. Dafs der Name „Vil-
lach" aber dennoch stehen blieb, läfst sich nur aus einem Ueber-
sehen Franz Christoph's erklären. Seine Liebhaberei war die
Geschichte ; als er den Codex durchsah, scheint er sein Augen-
merk jedenfalls mehr auf den historischen Stoff, den er später
in seine Annalen aufnahm, ja oft wörtlich abdrucken liefs, ge-
richtet zu haben, als auf die Angabe seines Geburtsortes. Dazu
ist es bekannt, wie in einem Manuscript gar manchmal eine
Correctur vergessen wird, obschon man sich vornahm, dieselbe
anzubringen. Es fragt sich auch, ob der ganze Codex von
Franz Christoph einer Correctur unterzogen wurde. Hr. Dr. Stülz
könnte jedenfalls darüber Aufschlufs geben.
Moshammer war mir seit Durcharbeitung der Stülz'schen
Schrift über die „Jugend- und Wanderjahre des Grafen Franz
Christoph Khevenhüller" verdächtig, er ist es mir durch obi-
gen Artikel noch mehr geworden; denn wenn man in einem
Manuscript, das als Quelle dienen soll, von „oft geradezu
sinnlosen Stellen des unbeschreiblich liederlichen
Textes" zu sprechen genöthigt ist, so ist ein solcher Scribent
sehr vorsichtig zu benutzen, und wenn da in unserem Falle
ein Widerspruch entsteht zwischen den Angaben des sehr ge-
wissenhaften Vaters und dem „liederlichen" Texte eines unter-
geordneten Hausbeamten, so ist es nicht erlaubt, von „zwei
durchaus authentischen, unanfechtbaren Berichten" zu reden.
Moshammer's Angabe, dafs Franz Christoph's Geburtsort Vil-
lacli sei, ist entschieden falsch.
Er hat in seinem Codex auch andere Fälschungen, will sagen
Irrungen, und diese sind in Hrn. Dr. Stülz's werthvolle Arbeit
übergegangen. So ist ihm Paul Khevenhüller bald der „jün-
gere Bruder", bald der „Bruder" schlechtweg, bald der „Vet-
ter" Franz Christoph's, einmal (Archiv 3-17) wird letzterer so-
gar „begleitet von Paul, Bartholomä und Paul Khevenhüller"
— und doch gab es nur einen einzigen Paul Khevenhüller, den
Sohn Sigmund's und der Regina, geb. Thonhausen (oder Thann-
hausen), die am 4. Februar 1596 Franz Christoph's Stiefmut-
ter wurde; Paul war demnach des letzteren Vetter; — aber wie
weit reicht nicht die Vetterschaft! Franz Christoph und Paul
waren im achten Grade verwandt, und ich mufs bitten, die
meinem Werk angehängten genealogischen Tabellen nachzu-
schlagen. (Den Sohn Augustin's und der Anna Margaretha von
Windischgrätz, Paul Christoph, kann Moshammer nicht gemeint
U3
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
134
haben, oder wenn ja, dann wäre es wieder eine nachlässige
Bezeichnung.)
Das Falsum (Archiv 340), wornach Anna Maria Kiieven-
hüller den „Georg Khevenhüller" heiratete, glaube ich wo! als
einen lapsus calami des Herrn Dr. Stülz bczeiclinen zu dürfen
— der Gemahl war Georg Wilbelm v. Jörger (vgl. Archiv 345,
Note 1).
Nach Archiv 359 soll Franz Christoph die Herrschaft
„Summereck" (Sommeregg) an Paul Khevenhüller verkauft ha-
ben; Franz Christoph war nie im Besitz dieser Herrschaft,
konnte sie also niciit verkaufen. Sie gehörte seit 1612 dem
Barthelmä Khevenhüller ; nach dessen Tode wurde sie durch
Regina Khevenhüller, geb. Thonhausen, Gerhabin ihrer beiden
Söhne Hanns und Bernhart, unter „Vorwissen, Rath und Ein-
willigung" des Agnaten Franz Christoph, als Mitgerhaben, laut
Verkaufsabrede vom 20. Dec. 1615 und Kaufbriefs vom 1. Ja-
nuar 1616 an Paul Khevenhüller verkauft. (Vgl. meine „Khe-
venhüller", S. 435).
Ueber die Verpfändung der Herrschaften Frankenburg und
Kogel (Arch. 362) verweise ich bezüglich des genauen Sach-
verhaltes auf die Darstellung, welche sich in meinem Buch
(357 ff.) auf dem Grunde mir vorgelegener authentischer Ur-
kunden findet.
Endlich kann ich mich auch mit jener Berichtigung des
Herrn Dr. Stülz nicht einverstanden erklären, nach welcher
Franz Christoph „wirklich im siebenten Jahre seines Alters,
im J. 1595, an den Hof zu Grätz kam, aber nicht mit seiner
Stiefmutter, sondern mit seiner leiblichen Mutter, Bianca Lud-
milla Gräfin von Thurn." — Es ist an und für sich wol
höchst gleichgültig, ob Franz Christoph als siebenjähriges Kind
oder später, mit seiner leiblichen oder Stiefmutter nach Gratz
kam ; die Entscheidung hierüber ändert den Lauf der Welt-
geschichte nicht. Aber der Irrthura in jener Berichtigung, die
offenbar auf Moshammer's Aussage hin gemacht wurde, verdient
deshalb aufgdeckt zu werden, damit auch hier sein „liederlicher
Text" den Gradmesser für seine Glaubwürdigkeit abgebe. Es
ist eine bare Unmöglichkeit, dafs Franz Chiistoph 1595 mit
seiner leiblichen Mutter nach Gratz gicng. Ich verweise wie-
der auf meine „Khevenhüller" (S. 231 ff'.); die dortigen Auf-
zeichnungen sind abermals dem eigenhändigen Berichte Bar-
thelmä Khevenhüller's entnommen, und dieser ist so genau ge-
halten, dals für Moshammer's Behauptung gar kein Raum bleibt.
Man prüfe ! Bartholmä's Tochter, Elisabeth, wurde den 5. Mai
1593 geboren; die Mutter, Bianca Ludmilla, hatte vor der Nie-
derkunft die Flecken gehabt, ein Fieber gesellte sich dazu,
ein schwerer Husten blieb zurück, so dafs sie nach der Nieder-
kunft keine gesunden Tage mehr hatte. Dennoch reist sie
nach Gratz zur Hochzeit ihrer Stieftochter Eva mit Wolf von
Saurau. 1. März 1594 kam sie ziemlich kräftig wieder in Kla-
genfurt an. Barthelmä kommt im Sommer aus dem Feldlager
nach Hause und findet seine Gemahlin bedenklich krank ; er
bringt sie in das Bad von Villach, wo sie von Dr. Moser be-
handelt wird; am 18. Sept. 1594 empfängt sie das heil. Sa-
crament und wird nach Landskron gebracht, aber schon am
17. Oct. nacii Klagenfurt übei führt. Die DD. Zusner und Mo-
ser behandeln sie mit „Cunae" (China); am 16. Januar 1595
stirbt Bianca Ludmilla. Den 20. Januar wird die Leiche in
die Pfarrkirche zu Klagenfurt geführt, wo Adam Kolbius die
Leichenpredigt hält; am 21. Januar 1595 wird sie in der Stadt-
pfarrkirche von Villach in dem khevenhüller'schen Erbbegräb-
nifs beigesetzt. — Und da will Moshammer noch sagen, Franz
Cliri?toph sei mit seiner leiblichen Mutter 1595 nach Gratz ge-
reist! Barthelmä setzt ausdrücklich hinzu, dafs er zum Be-
gräbnifs seine beiden Kinder „Franzi" (Franz Christoph) und
Anna Maria nntgenoninien habe.
Diese Nachweisungen mögen genügen, um gegen Mosham-
mer die Echtheit und Glaubwürdigkeit des alten, ehrwürdigen
Barthelmä Khevenhüller aufrecht zu halten.
Ramsau in Steiermark, Februar 1868.
B. Czerwenka.
Geistliche Scherze des Mittelalters.
IV.
Wir haben uns bisher nur mit dem homiletischen Theil
der reichhaltigen Handschrift beschäftigt und wollen nun zu
dem liturgischen übergehen. Es findet sich nämlich darin
Fol. 204 eine Saufmesse, von welcher wol einzelne Stücke
auch sonst vorkommen; aber so vollständig scheint sie mir neu
zu sein. Einige Anklänge gewährt das von Feifalik in den
Sitzungsberichten der Wiener Akademie, Bd. 36, 174, mitge-
theilte Stück. Die ersten Verse finden sich bei Edelestand
du Meril, Poesies populaires Latines du Moyen-äge (1847),
p. 202, nr. 2. Die Sequenz gibt derselbe p. 204 in drei ver-
schiedenen Versionen nach Mone und Wright, und eine vierte
Mone im Anzeiger III, 293 ; aber die unserige ist wieder ab-
weichend. Vereinzelt finden sich unter einem Florus im Cod.
Rehdiger. I, 36 in Breslau die Verse :
„Bonum vinura cum sapure Bibit abbas cum priore, Con-
ventus autem de peiore", wo der Reim besser gewahrt ist.
Exhortatio ad potandum perutilis.
Quicunque vult esscbonus frater, Pro papa vinum bibendum sine
Bibat semel, bis, ter, quater, aqua.
Bibat semel et secundo, Haec fides potatica
Donec nihil sit in fundo. Sociorum spes unica.
Bibat hera, bibat herus, Qui bene non potaverit.
Nemo ad potandum sit serus. Bonus frater esse non potcrit.
Pro Rege vinum bibendum sine Rhcnense vinum Versiculus.
lege, Det nobis auxilium divinum.
Oremus. Collect a.
Dens qui multitudine vini multorum capita dolere fecisti,
tribue quaesumas, ut qui serotina potatione laeduntur, eadem
135
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
136
matutinali refocillatione recreentur. Per Bacchum Dominum
nostrum etc. Stramen.
0 r e m u s.
Deus qui multitudine virtutcque vini et cerevisiae capita
hominum turbari, atque dura Thebacorum ossa molliticari fe-
cisti: tribue nobis virtutem et fortitudinem, ut qui sevotina
potatione laedimur, alterius diei repotatione curemur. P. D. B. etc.
Sequentia Vini.
Vinum bonum et suave Felix venter quem intrabis,
Bibit Abbas cum Priore, Felix os quod tu rigabis,
Et Conventus de peiore Felix est quem satiabis,
Bibit cum tristitia. Et beata labia.
Felix est qui te plantavit Ave color vini clari,
Et te Vinum nuncupavit. Ave sapor sine pari*),
Per te mundum satiavit Tua nos inebriari
Divina potentia. Digneris potentia.
Ave felix creatura, Monachorum grex devotus,
Quam produxit vitis pura. Omnis mundus, clcrus totus,
Omnis mensa fit secura') Bibat ad aequales potus^)
In tua praesentia. Te nunc et in saeculum.
0 quam placens in colore, Ergo Vinum coUaudemus,
0 quam fragrans in odore, Potatores exaltemus,
0 quam sapidum in ore, Non potaiites confundemus
Conferens eloquia. Ad Inferni supplicia.
Pater noster.
Potus noster qui es in Cypho, Glorificctur nomen tuum.
Adveniat potestas tua sicut in scala et in vitro. Panem pi-
stum et album da nobis hodie et *) compotatori-
bus nostris. Et ne nos inducas in tabernam malam : Sed libera
nos ab illa semper. Stramen.
Gratiarum actio.
Christe tibi gratias,
Qui nos abunde satias
De boiiis Rusticorum
Contra voluntatem eorum.
Es bleibt wol noch Raum, auch das Eselstestament (Fol.
214) mitzutheilen, welches schon von Mafsmann im Anzeiger,
IV, 185, kurz erwähnt ist. Der Gedanke ist sehr alt, doch
in der Form des Schweinetestaments, das schon zu St. Hiero-
nymus Zeiten die Schulkinder ergötzte und zuletzt von M. Uaupt
im Berliner Index lectionum 1860 ediert wurde. Den sterben-
den Esel aber finden wir zuerst bei Feifalik a. a. 0., S. 172,
und in neueren Bearbeitungen bei Lambecius ed. Kollar II,
925 und bei H. Palm in den Abhandlungen der Schles. Gesell-
') „0 mens sit iocunda" hat die Handschrift gegen Rhythmus
und Reim. ') „vini pari", Cod. ') „haustus", Cod. *) Hier fehlt
offenbar etwas, obgleich die Handschrift keine Lücke hat.
Schaft, 1862, Heft 2, S. 95. Hier lautet es, von all jenen ab-
weichend, so :
Testamentum Asini.
Lamentatur Rusticus,
Dum infirmatur Asinus,
Voeibus cum lacrimis
Dixit circumstantibus
Si te moriturum scivissem hodie,
Asine, non caruisses syndoue.
Emissem tibi tunicam,
Bracam et camisiam,
Reparassera tibi stabulum
Dedissemque tibi pabulum,
Venit tandem Rustica,
0 ve ve clamans, morieris Asine !
Vocavitque vicinam ut loqueretur cum Asino
Coram omni populo.
Surge Asine tanto tempore,
Ut parum valeas comedere ;
Testamentum facias.
Habende sie inducias.
Respondit statim Asinus
Omnibus astantibus
Voce cum lacrima:
Carissimi, moriar hac hora,
Utque mei memoria semper habeatur,
In praesentia astantium Asinus sie fatur:
Testamentum statuo,
Inducias dura habeo.
Crucem do viris Papalibus,
Aures Cardinalibus,
Caudam Minoribus,
Culum Fistuiatoribus.
Oculos pro speculo do Virginibus,
Vocem Cantoribus,
Cor et loquelam Praedicatoribus,
Pilos Callatoribus (sie),
Cutem Pellifariis,
Gumphos Pectinariis,
Ferrum Fabrentibus (sie)
Carnes Volalilibus,
Ossa Taxillatoribus.
Sic discessit Asinus,
Sepultus cum Fratribus.
Requiescat.
Heidelberg. Wattenbach.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction: A. Essenwein. Dr. G. K. F rommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Sebald'sche Bachdrnckerel in NUrnbergr.
BEILAGE ZUM AIVZEIGER FÜR KÜNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1808. JSs l April.
Chronik des germanisclieu Museums.
Nürnberg, 15. April 1868.
Wir haben diesmal an die Spitze unserer Mittheihmgcn die
Nachricht zu stellen^ dals die kgl. bayerische Regierung beim Land-
tag eine Erhöhung des Staatsbeitrages für das germanische Museum
auf 3000 fl. beantragt und die Abgeordnetenkammer, trotz der sehr
zum Sparen neigenden Tendenz, die sich bei andern Posten in Strei-
chungen und wesentlichen Kürzungen kund gab, diesen Antrag be-
reits genehmigt hat.
Se. Majestät der König Ludwig U. hat der Anstalt ein Exem-
plar der Photographien nach den Wandgemälden des bayerischen
Nationalmuseums, nebst dem Texte von Spruner, mit eigenhändiger
Widmung zugehen lassen.
Als Beihilfe zur Deckung der Kosten, die der Anstalt durch die
Ankäufe für die Sammlung mittelalterlicher Gewebe und Stickereien
erwachsen sind, haben einige Freunde unserer Nationalanstalt, Herr
Pastor Maurer in Callenberg und Herr Maler Andrea in Dres-
den , am kgl. sächsischen Hofe, eine Subscriptionsliste in Umlauf ge-
setzt. Dieselbe ist noch nicht geschlossen, weist aber bis jetzt die
Namen Sr. Majestät des Königs mit 50 Thiru., Ihrer Majestät der
Königin mit 25 Thlru. , der Königin Maria mit 15 Thlrn., Sr.
k. Hoheit des Prinzen Georg mit 20 Thlrn. und Ihrer k. Hoheit
der Prinzessin Ameli mit 15 Thlrn. auf.
Der früliere zweite Vorstand unserer Anstalt, nunmehriger grofsh.
bad. Generallandesarchiv-Direktor, Freiherr Roth v. Schrecken-
stein, hat uns für die Baukasse ein Geschenk von 100 fl. zugehen
lassen.
Ferner sind dem Museum 100 fl. als aufserordentlicher Beitrag
vom Mannheimer Hilfsverein zugekommen.
Die Stadt Danzig hat dem Museum ein Album mit Photogra-
phien der interessantesten Danziger Baudenkmale, Herr Bezirks-
arzt Egger in Freyung eüie sehr werthvolle Bilderhandschrift (Co-
stümbuch) vom Beginne des 16. Jhdts. überlassen; der historische
Verein in Würzburg hat einen Abgufs des Grabdenkmales Til-
mann Riemenschneider's für unsere Grabsteinhalle zugesagt ; ebenso
der grofsh. badische Hofmarschall Freiherr v. Gemmingen-Gem-
mingen in Karlsruhe den Abgufs des Grabdenkmales eines seiner
Ahnen.
Da unser Kreuzgang nunmehr seinem Ausbau entgegengeht und
er die vorzugsweise Bestimmung hat, Grabdenkmale in Gipsabgüs-
sen aufzimehmen , so sind uns solche Zusagen sehr' erfreulich; auch
ergiengen an verschiedene edle Familien Deutschlands Gesuche, durch
üebersendung solcher Abgüsse dahin zu streben, dafs die edlen
alten Familien möglichst vollständig vertreten sein werden, imd wir
hoffen in nächsten Zeiten die Erfüllung mancher ähnlicher Verspre-
chen melden zu können.
Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden fol-
gende neue Jahresbeiträge angemeldet:
Von Vereinen : Lohr. Turnverein 2 fl-
Von Privaten : Abensberg, k. Landger. -Assessor M. Bau-
mann 1 fi. Beuthen 1. 0. S. Rechtsanwalt Gutniann 1 fl. 45 kr.
Freising. Rektor Dr. Meister 1 fl. 30 kr. Guben. Gymnas.-Lehrer
Dr. Fincke 1 fl. 45 kr., Gymuas.- Lehrer Dr. Schulze 1 fl. 45 kr.
Lahn i. 0. S. A. Ejipner & Comp. 1 fl. 45 kr. Ludwigsburg. Braue-
reibesitzer F. Baur 1 H. 30 kr., Fabrikant R. Hein- 2 fl.. Kricg.srath
Eben 1 fl., Werkmeister Th. Föll 1 fl. 30 kr. , Fabrikant R.llofl"-
mann 1 fl. 30 kr., Wundarzt Hubbauer 1 fl. 12 kr., Kaufmann G.
llübler 1 fl. 30 kr., Kaufmann Wilh. Hiibler 1 fl. 30kr. . Fabrikant
A. Katz 1 fl. 30kr. , Brauereibesitzer Karl Körner 1 fl. 45 kr., Par-
tikulier Stirner 1 fl. 30 kr.. Buchhändler Ungeheuer 1 fl. 30 kr. Nürn-
berg. Procurist Jean Röder 1 fl. Plauen. Gymnas.-Lehrer Dr. Kör-
ting 1 fl. 45 kr. Saarbrücken. Advokatanwalt u. Justizrath Bon-
net in St. Julianii 1 fl. 45 kr., Notar Keller in St. Wendel 1 fl.
45 kr. Wolfrathshausen. Gustav Sperl, Vertreter der Staatsan-
waltschaft, 1 fl.
Einmalige Beiträge wurden gegeben:
Von Vereinen : Plauen. Gesellschaft Erholung 8 fl. 45 kr.
Von Privaten : Beuthen I. 0. S. Steuercontroleur Werner
1 fl. Ludwigsburg. Professor Dr. Felix Buttersack 1 fl. 33 kr. New-
Orleans. J. ^Morling 3 fl. 30 kr. Warschau. Matthias Bersohn 26 fl.
Skr.
Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :
I. Für das Archiv.
(Nr. 3479 — 3483.)
Eichstätt. Heinrich Hugeudubel, Buchhändler: Criminal-
akten puncto concubitus diabolici et aliorum criminum , die am
29. August 1727 zu Dillingen hingerichtete Anna Maria Kepler von
Augsburg betr. 1723 — 1728. Akten. — Lohr. Karl Mörschell,
Anwaltsconcipient : Faszikel, die Huldigung des ehemaligen Dorfes
Moor auf der Rhön. 1671 — 1736, und: Recesse zwischen dem Bis-
thum Würzburg und der Abtei Fulda über den streitigen Hader-
wald ohnweit Bischofisheim 1557 — 1661 enthaltend. Akten. —
Zeugnifs Franz Xavers Freilierrn von Koller und Nagy-Mänya,
Obergespans des Barser Comitates in Ungarn, für seinen entlasse-
nen Diener Johannes Schraiedt von Schefslitz. 1768. Pap. Orig. —
Des Küchenmeisters, der Backmeister und des Bratenmeisters an
dem erzbischöflichen Hofe zu Mainz Lehrbrief für Joh. Leonhard
Güthel von dort, als einen ausgelernten Meisterkoch. 1773. Pgm.
Nürnberg. Heinrich M. Pauschinger, Gürtlermeister: Privile-
gium Kaiser Joseph's II. zu Gunsten der Meister der Gürtel-, Span-
gen- und Clausurraacher in Nürnberg, zum Schutze ihrer Arbeit
gegen unbefugte Stümpler und Störer. 1766. Pgm.
II. Für die Bibliothek.
(Nr. 21,929— 21976)
Altenburg. Dr. C. Back, geh. Reg.-Rath: Jahresbericht des
Gustav-Adolf-Vereins im Herzogth. Altenburg. 1867. 8. E. v.Braun,
h. s.-altenb. Archivar: Ders., Geschichte der Bui-ggrafen v. Alten-
burg. 1868. 8- — Berlin. Dr. F. Piper, Univers. -Professor: Ders.,
Annalen der Jahre 1864—66. 1868. 8 — Braunschwelg. Dr. Aug.
V. Nitschke: Sack, d. goldene Rose zu Braunschweig. 1867. 4.
Sonderabz. Heinrich Herzog zu Braunschweig -Lüneb., Probst im
Kloster St. Johannis zu Walsrode. 1868. 4. Sonderabz. u. a. m. —
Cassel. Verein für Naturkunde: Ders., XV. Bericht. 1867. 8.
— Danzig. R. Bergan, Architekt: Rathe, Leierkastenlied moder-
ner Kunstfreunde. 8. — Darmstadt. Prinz Alexander von Hes-
sen und bei Rhein: Catalog des Heiligenberger Münzkabinets.
1856 62. 8. — Dresden. Comite der Tiedge-Stiftung: Dass.,
139
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
140
MittheiluEg über die Tiedge- Stiftung. 1867. 4. Dr. v. Falken-
stein, k. sächs. Staatsminister, Exe.: Archiv f. d. sächsische Ge-
schichte; VI. Bnd. 1868. 8. — Düsseldorf. Carl Anton Fürst
von Hohcnzollern-Si gniariiigen, k. Hoheit : v. Hefiier-Alten-
eck, die Kunstkammer Seiner k. Hoheit des Fürsten Carl Anton
von Hohenzollern-Sigmaringen; 1. — 5. Lief. 1866—67. 4. — Eger.
Dr. Franz Kürschner: Ders., Jobst von Einsiedel u. seine Cor-
respondenz mit der Stadt Eger. 1867. 8. Sonderabdr. — Freyung.
Dr. Joh. N. Egger, Bezirksarzt: Trachtenbuch. — Gratz. Hi-
stor. Verein f. Steiermark: Ders., 18. Jahresbericht; 1866
— 67. 8. — Hamburg. Agentur des Rauhen Hauses: Friede-
richs, d. bildliche Schmuck auf d. Grabsteinen alter u. neuer Zeit.
1866. 8. — Hanau. Direktion des k. Gymnasiums: Duncker,
Claudius Gothicus. 1868. 4. Pn}gr. — Karlsruhe. G. Braun'sche
Hofbuchh. : Mone, Zeitschrift f. d. Gesch. des Oberrheins ; Bnd.
XXI, 2. 1867. 8. — Kiel. Schlesw.-Holst.-Lauenb. Gesell-
schaft f. Vaterland. Geschichte: Dies., .Jahrbücher etc.; Bnd.
IX, 3. 1867. 8. — Kopenhagen. K. nordiske Oldskrift-Sel-
skap: Dies., Aarböger : 1867, 3 Hefte. 8. ~ Lemgo. Dr. H. K.
Brandes, Prof. u. Rektor des Gymnasiums: Ders., d. weltUchen
u. geistlichen Herren mit ihrem Gefolge in den geograph. Namen.
1868. 4. Progr. — London. Science and Art Department:
Notes and Queries etc. 1868. Nr. 7. 9. 10. 11. 13. 4. Universal
Catalogue of Books on Art; part I. 1868. 4. - Luxemburg. So-
ciete pour la recherche et la conservation des monu-
mentshistoriques: Dies., Publications ; annee 1866- XXII. 1867.
4. — Mainz. K. Klein, Professor: Schall, Erzbischof Adelbert I.
v. Mainz, 1111 — 37. 1867. 4. Progr. — München. Se. Majestät
König Ludwig II. von Bayern: v. Spruner, d. Wandbilder d.
bayer. National -Museums. 4 Bde. 1868. qu. 2. Dr. Carl Ritter
Mayer von Mayerfels: Ders., Ursprung des herald. ABC-Bu-
ches. 1863. 8. — Nürnberg. Dr. H. W. He er wagen, k. Studien-
rektor : Ders., zur Geschichte der Nürnberger Gelehrtenschulen in
d. Zeiträume v. 1526 — 35. 1867. 4. Lechner, Festrede bei Ein-
weihung des neuen Gymnasiums zu Hof. 1868. 8. — OfTenbach.
Vorstand der Kunst-Industrie-Schule : Kunst-Industrie-
Schule zu Offenbach. 1868. 8. — Pest. August v. Kubinyi, Di-
rektor d. ungarischen Nationalmuseums : Ders., Szekszärder Alter-
thümer. 1857. 4. — Ramsau. Bernhard Czcrwenka, evange-
lischer Pfarrer: Ders., die Khevenhüller. 1867. 8. — Schweinfurt.
Dr. Enderlein, k. Professor: Specification deren beym Closter
Speins-hardt befindlichen Religiösen etc. 1762. 2. — Schwerin.
Verein f. meklenburgische Geschichte u. Alterthums-
kunde: Ders., Urkundenbuoh ; IV. Bnd. 1867. 4. — Trient. Jos.
Georg Sulzer, Professor: Ders., trapasso dal vecchio al nuovo
testamento etc. 1867. 8. — Ulm. Dr. K. D. Ilafsler, Oberstudien-
rath : Ders. , Studien aus der Staatssammlung Vaterland. Alterthü-
mer. 1868. 4. — Werden. Ein Unbekannter: Gesette vnd ge-
wonheiden der Wegbecker gilde. Pgm.-Hs. 1544 — 1613. 4. ~ Wien.
Alterthums-Verein : Ders., Berichte u. Mittheilungen; Jhg. 1866,
Bnd. X, 1. u. 2. Heft. 1866—67. 4. Adolf Berger, fürstl. schwar-
zenb. Centralarchivar: Ders., d. Fürstenhaus Schwarzenberg. 1866.
8. Matthias Pangerl, fürstl. schwarzenb. Archivadjunkt: Ders.,
d. Handschriftensammlung des Chorherrenstiftes Voran. 1867. 8.
Sonderabdr. K. Weifs, städt. Archivar u. Bibliothekar: Ders.,
Katalog der Bibliothek der k. k. Reichshaupt- u. Residenzstadt
Wien. 1865. 8. Ders., erster Nachtrag zu dem Kataloge der Biblio-
thek der k. k. Reichshaupt- u. Residenzstadt Wien. 1868. 8. —
Wiesbaden. Nassauischer Verein für Naturkunde: Ders.,
Jahrbücher; 19. u. 20. Heft. 1864—66. 8. — Zittau. H. J. Käm-
me), Direktor u. Professor des Gymnasiums: Programm des Gym-
nasiums u. der Realschule. 1868. 4. G. Korscheit, Bürgerschul-
lehrer: Ders., Kriegsdrangsale der Oberlausitz zur Zeit des Hus-
sitenkrieges. 8. Sonderabdr. Brösing, Nachrichten über d. allgem.
Stadtschule in Zittau; 55. Stück. 1868. 8.
III. Für die Kunst- und Alterthumssammlung *).
(Nr. 5574—5599.)
Braunfels. Se. Durchl. Fürst Ferdinand zu Solms-
Braunfels: 19 Photographien nach Reliquien der hl. Elisabeth
u. a. mittelalterl. Denkmälern. — Danzig. Stadtmagistrat: 18
Photographien nach alten Architekturen zu Danzig. R. Bergau,
Architekt : Photographie nach einem Schrotblatt in der AUerheil.-
Bibliothek zu Danzig. — Darmstadt. Se. kgl. Hoheit Gro fs-
herzog Ludwig III. von H esseu-Darm st adt : 8 gemusterte
Fufsplatten von der Ruine Tannenburg, 14. Jhdt. 2 kleine Stein-
gutkrüge mit vier Henkeln. — Eichstätt. KrüU'sche Buch- und
Verlagshandlung : 2 Blätter aus dem Leben der Maria von A. Dü-
rer, Copien von C. Deis. — Köln. Stadtmagistrat: 4 Gyps-
abgüsse mittelalterl. Elfenbeinschnitzereien im städt. Museum zu
Köln. — Krumbach. Fr. Baader, Conditor : Photograph. Auf-
nahme mehrerer Ausgrabungen. — Leipcig. H. Altendorff, Bau-
meister : Photographie nach dem westl. Lettner im Dome zu Naum-
burg. — Lohr. K. Morsch eil, Anwaltsconcipient : 2 Papier-
siegel vom 18. Jhdt. — Magdeburg. Ed. Bänsch: Eine einfache
und eine verzierte Graburne, zwei Lanzenspitzen und ein Messer
von Eisen, ausgegraben auf dem Rittergute Preichau an der Oder.
Blumenvase von Steingut, durchbrochen und bemalt, 18. Jhdt.
Fufsangel von Eisen. — Nürnberg. Lammers, Commerzienrath :
Württemberger Silbermünze von 1634. Frl. von ScheurI:
Schrank mit bemalten P'lügelthüren, 17. Jhdt. Grofse Ansicht von
Wien, Radierung von J. Hoefnagel. Karte des Geuderischen Wei-
herhauses bei Pillenreuth. Color. Federzeichnung, 1722. 2 Karten
des Nürnberger Gebietes, Kupferstiche vom 16- u. 17. Jhdt. Un-
genannter: 8 Silberraünzen vom 17. und 18. Jhdt. Rechenpfen-
nig von Messing mit dem Reichsadler. — Nutha. Stenzel, Pa-
stor: 6 Erfurter, Nordhauser u. a. Bracteaten vom 14. Jhdt. —
Stade. L. Rodde, Wasserbau-Conducteur : Grofse Silbermünze von
Karlmann und zwei byzant. Kupfermünzen. — Stollberg in Sach-
sen. A. H. Schubert: Papiorabdruck des Stadtsiegels V(m Stoll-
berg, aus dem 14. Jhdt. — Stuttgart. Dr. med. Holder: 2 Ku-
pferstiche von Chr. Rugcndas. Porträt des A. von Haller, Kupfer-
stich von J. F. Bause. — Warschau. M. Bersohn: 3 Photogra-
phien nach einem mit Elfenbein ausgelegten Schrank vom 17. Jhdt.
*) Berichtitfungr. Wie uns cr.st nachträf^Iieh zur Kcnntnifs gekommen,
verdanken wir (las unter Nr. 5468 aufgeführte wertlivolle Geschenk zweier
Kupferstiche von W. v. Ahbema nach C. F. Lessing dem ICunstverei ne zu
Halberstadt.
Chronik der historischen Vereine.
Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur
Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. XHI.
Jahrg. — Jänner -Februar. Wien, 1868. 4.
Ein Porträt der Barbara Blomberg, der Mutter des Don Juan
d'Austria. Von E. Frhm. v. Sacken. (Mit einer Tafel.) - Die Ka-
thedrale von Fünfkirchen. Von E. Henszlmann. (Mit 1 Kupfer-
tafel und 27 Holzschnitten.) — Die Kirche zu Sicvring. Beschrie-
ben und aufgenommen von Hans Petschnig. (Mit 5 Holzschnitten.)
— Glasgemälde in der Marienkirche zu Wasen bei Leoben. — Re-
liquiar in Form einer Infel. (Mit 1 Holzschnitt.) — Siegel der Stadt
Grofs-Enzersdorf in Nieder-Oesterreich. (Mit 1 Holzschnitt.) — Das
Bürgerspital in Stadt Steyer. — Besprechungen.
Berichte u. Mittheilungen des Alterthums-Vereines
zu Wien. Jahrg. 1866. Bnd. X. I. Heft. Wien MDCCCLXVI. 4.
Die Herren und Grafen von Schaunberg und ihre Gräber in
der Stiftskirche zu Wilbering von Dr. Jodocus Stülz. Beschreibung
141
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
142
der beiden Denkmale, verfafst von Dr. Karl Lind. (5 Holzschnitte.)
— Aus dein Kreise ober dem Maidiartsberge , beschrieben von Dr.
Karl Lind (3 Holzschnitte). — Johamies Tichtel, ein Wiener Arzt
des XV. Jahrhunderts, culturhistorische Skizze von Dr. Adalb. Hora-
witz. — Die zweischifiigo Kirche in Payerbach, aufgenommen und
beschrieben von Hanns I'etschuig (5 Holzschnitte). — Kaiser Karl's V.
Heerschau über die Keichstruppen am Marclifelde bei Wien im Jahre
1532, besprochen von Dr. Karl Lind (2 Tafeln). — Ein Turnierhar-
niscli Kaiser Maximiliau's l. im Waöenmuseimi des k. k. Arsenals
zu Wien, beschrieben und erklärt von Anton Widter (4 Tafeln). —
Die Tafelgemälde auf der Rückseite des Email - Altares im Stifte
Klosterneuburg, von Dr. Eduard Freiherrn von Sacken (5 Tafeln.)
— Die Ruine Kreuzenstein im V. ü. M. B., beschi'ieben von Dr.
Karl Fronner (5 Holzschnitte).
IL Heft: Materialien zur Topographie der Stadt Wien in den
Jahren 1563 bis 1587 von Dr. Ernst Birk. — Die kirchlichen Bau-
denkmale des Mittelalters im Markte Modling von Jul. Koch nnd
Joh. Klein. — Das Heidenthor bei Petronell von Dr. Friedrich
Kenner. — lieber das römische Heerwesen in Pannonien von Prof
Aschbach. — Beiträge zur Geschichte von Schwallenbach von Prof
Keiblinger.
18. Jahresbericht über den Zustand und das Wirken des
histor. Vereins für Steiermark vom l. December 1866 bis
30. November 1867. Von Prof. Dr. Franz Ilwof. (Graz.) 8.
Co rreepondenzb latt des Gesa mmtvereines der deut-
schen Gesohichts- und Alterthums vereine. Herausgeg.
vom Verwaltungsausschusse des Gesamratvereiues in Altenburg.
Sechzehnter Jahrgang. 1868. Nr. 2. Februar. 4.
Angelegenheiten des Gesammt -Vereins. — Literarische Anzei-
gen. — Notizen über alterthümliche Funde etc.
Beschreibung der deutschen Gaue. Herausgegeben
durch den Gesammt-Verein der deutschen Geschichts-
und Alterthums-Vereine. Zweiter Band. Beschreibung des
Hessengaues von Dr. G. Landau. Zweite Ausgabe. Halle, Verlag
von G. Emil Barthel. 1866. 8. (VHI u. 268 Stn., 1 lith. Karte.)
Meklenburgisches ürkundenbuch. Herausgegeben von
dem Verein für meklenburgische Geschichte und Alter-
thumskunde. IV. Band. 1297 — 1300, Nachträge und Register
zu Band I— IV. Schwerin, 1867. 4. (A. 1297—1300 und Nachträge.
1867. 2 BU. u. 243 Stn. — B. Register zu Band I— IV. 1867. 2 Bll.
u. 554 Stn.)
Meklenburgische Siegel. Erstes Heft. Siegel aus dem
12. u. 13. Jahrhundert. Separat - Abdruck aus dem IV. Bande des
Meklenburgischen Urkunden - Buches. Schwerin, 1867. 4. 36 Stn.
Jahrbücher für die Landeskunde der Herzogthümer
Schleswig, Holstein und Lauenburg herausgegeben von
S. II. L. Gesellschaft für vaterländische Geschichte.
Band IX. Heft 3. Kiel, 1867. 8.
Die Insel Fehmarn. Eine Holsteinische Landschaft. Von Prof.
Dr. J. C. Ravit. — Beiträge zur Adelsgeschichte. 2. Die Familie
von der Wisch und Pogwisch. Vom Appellationsgerichts -Präsiden-
ten a. D. V. Stemann.
L'Investigateur. Journal de l'Institut historique
de France. Trente-quatrierae Annec. Tome VII. — IV. Serie.
398. Livraison. — Janvier 1868. 399. Livraison. — Fevrier 1868.
Paris 1868. 8.
Fran^ois Salfi, continuateur de l'Histoire litteraire d'Italie par
Ginguene; notice biographique , par M. A. Renzi. — Prise par
les Anglais (en 1424) du Mont - Aiguillon , place forte de la Brie
champenoise, par M. l'abbe Boitel.
Bulletin Monumental ou collection de mernoires
aur los monuments historiques de France, pubUe bous les
auspices de la Societe franQaise d'archeologie pour la
conservation et la description des monuments natio-
naux, et dirige par M. de Caumont. 4. Serie, Tome 4, 34. Vol.
de la Collection. Nr. 3. Pari'; et Caen, 1868. 8.
Lettre ä M. de Caumont sur une excursion en Poitou, par M.
de Cougny (Suite). — Notice sur ime villa gallo-romaine au chäteau
de Roches, commime de Sceaux (Sarthe), par M. L. Charles. — Les
puits funeraire de Primelles (Chcr), par M. Eugene de Robillard
de Beanrepaire. — De Normandie en Nivernais. Rapport archeo-
logique, par M. Charles Vasseur (Suite).
Publications de la societe pour la recherche et
la conservation des monuments historiques dans le
Grand-duche de Luxembourg. Annee 1866. XXII. Luxem-
bourg. Imprimerie-librairie de v. Bück. 1867. 4.
Table chronologique des chartes et diplömes relatifs ä l'histoire
de l'ancien comte de Luxembourg. Regne de Jean, roi de Boheme
et comte de Luxembourg. 1310 — 1346. Supplement. Par M. Fr.
Wurth-Paquet. — Die wichtigsten Exemplare in meiner Sammlung
römischer Münzen. Von Dr. Elberling (PI. VII et VIII). — Wieder
Münzfunde aus der Epoche der sog. dreifsig Tyrannen. — Vier wie-
dergefundene Bildsteine aus der Römerzeit, beschrieben und erklärt
von Prof Joh. Engling (PI. I et II). — Expose des bons resultats de
notre autonomie, avec d'autres notes historiques sur la periode de
1848 ä 1867, par M. Ulveling. — De la liquidation entre les Pays-
Bas et le Grand-Duche de Luxembourg. - Der Marscher Wald vor,
bei und nach dem Feudalrechte, von Prof. Joh. Engling (PI. III).
— Melanges.
^[achrichten.
Literatur.
Neu erschienene Werke.
9) Trajan am Rhein und die Inschriftenfälschung
zu Trier; offener Brief an L. J. F. Janssen, vonW.Bram-
bach. Elberfeld, 1866. 8. 16 Stn.
10) Die Secundiner und die Echtheit der Nenniger
Inschriften, von J. Leonardy. Trier, 1867. 8. 36 Stn.
11) Die Nenniger Inschriften keine Fälschung u.s.w.,
von J. Hasenmüller'). Trier, 1867. 8. 32 Stn.
12) Die angeblichen Trierschen Inschriften-Fäl-
*) Bald nach dem Erscheinen der Schrift gestorben.
143
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
144
schungen u. s. w. , von J. Leonardy. Trier, 1867. 4-
68 Stn.
13) Die römische Villa zu Nenuig u. s. w., von v. Wil-
mowsky. Trier, 1868. 8. 66 Stn. (auch Fol., 18 Stn.)
Als in den ersten Tagen des Oetobers 1866 zu Nennig, sieben
Stunden südlich von Trier, einige auf Stuck gemalte lateinische In-
schriften an einer antiken Mauer, in einer Tiefe von sechs bis
zehn Fufs unter dem jetzigen Boden, aufgedeckt waren, riefen die-
selben, während sie in Trier nur allgemeine Freude und Bewunde-
rung erregten, anderwärts sogleich den Verdacht der Unechtheit und
Fälschung hervor, aus welcher Veranlassung seitdem nicht nur viele
Zeitungsartikel und Flugblätter, sondern bis jetzt auch die oben-
erwähnten fünf Schriften erschienen sind, die wir hier zusammen-
stellen, jedoch nicht, um sie einzeln zu besprechen, was jetzt kaum
nöthig ist, indem die letztgenannte die Sache wol für immer ab-
schliefst. Nämlich der bekannte Alterthumsforscher , Domkapitular
Wilmowsky, der das berühmte Nenniger Mosaik (gefunden 1853) in
dem J. 186-1 f. für den Bonner Alterthumsverein beschrieben hati
gibt in dieser Schrift eine so einfache Erzählung der Auffindung,
eine so genaue Erklärung der Inschriften nach Inhalt und Form —
welche letztere namentlich den Verdacht der Fälschung hervorgerufen
hatten — , eine so büudige Abweisung der Ansicht, dafs diese In-
schriften in der jetzigen Zeit könnten gemacht sein, kurz: eine so
bestimmte Darlegung und Beweisführung der ganzen Sachlage, dafs
wol Niemand mehr an der Echtheit der Auffindung und dem Alter-
thum der Inschriften zweifeln wird. Ob die Gelehrten, wie Mommsen
in Berlin, Brambach in Freiburg u. s. w., endlich ihre Uebereilung
einsehen, weifs man nicht ; diese und andere haben, nachdem sie ihr
Verdammungsurtheil ausgesprochen hatten, die oben angeführten Ver-
theidigungsschriften von Leonardy und Hasenmüller vornehm igno-
riert ; die jetzige Schrift können sie nicht wol aul'ser Acht lassen,
ohne dafs man auf sie anwendet : qui tacet, consentit. Mit richtigem
Takt hat Wilmowsky keine der Schriften namentlich berücksichtigt
oder nur angeführt, daher auch die gegnerischen Ansichten nicht po-
lemisch zurückgewiesen, sondern durch Erzählung und Schilderung
der ganzen Auftindungsgeschichte die Unmöglichkeit der Fälschung
dargethan. Nach ihm fallen die Inschriften in die Zeit der Antonine,
wir möchten sie etwas früher setzen. Der Verfasser benützt diesel-
ben zugleich, um über die Bauwerke, deren Trier bekanntlich viele
aus der Römerzeit aufweisen kann , Näheres zu bestimmen ; u. A.
glaubt er, der Baumeister, welcher in einer der neuentdockten
Inschriften genannt wird, habe auch einige jener Bauten errichtet.
Uebrigens begrüfsen wir dies Schriftchen mit Freuden, indem durch
dasselbe der unerquickliche Streit entschieden ist. Möge die andere
Abhandlung, welche die römische Villa bei Nennig zum Gegenstande
haben wird, recht bald die ganze Sache zum vollen Abschluls bringen.
K.
Audiatur et altera pars.
Als mich Freund Ahrens auf die Entdeckung der Nenniger In-
schriften zuerst aufmerksam machte und mir dieselben in der Augs-
hurger Allgemeinen Zeitung zeigte, erwiderte ich ihm kurz: „Es
ist Schade, dafs derjenige, der die Inschriften fabricierte, nicht
kundigere Leute dabei um Rath gefragt hat.'' Und so steht meines
Erachtens die Sache noch jetzt.
Herr von Wilmowsky hat — das ist die günstigste Ansicht von
der Sache — den Beweis geliefert, dafs die Inschriften nicht in
neuester Zeit gefälscht sind. Andererseits sind alle Epigraphiker
einig, dafs die Inschriften, nach der Form ihrer Buchstaben, sowie
nach ihrem Stil und Inhalte zu urtheilen, nicht in die Zeit des Tra-
jan, auch nicht in den nächsten zwei Jahrhunderten nachher ver-
fafst sein können; es handelt sich also (auch im günstigsten Falle)
immer noch um die Zeit ihrer Entstehung, oder, was damit für mich
gleichbedeutend ist, ihrer Fälschung.
Wenn Herr von Wilmowsky einfach sagt : „Wir erkennen den
Werth der Inschriftenkunde gerne an, doch ohne Ueberschätzung",
und dagegen nur seine Wahrnehmimgen in Betreff des Aeufseren
der Inschriften in die Wagschale legt, so ist das bei dem Gewichte
der von Mommsen, Brambach, Hübner, Becker u. A. gegen die Aecht-
heit der Inschriften vorgebrachten Gründe und Beweise eigentlich
nur eine Beseitigung aller Wissenschaftlichkeit, und wenn er den-
noch fortfährt: „Der Geist bleibt uns immer mehr als der Buch-
stabe", so kann man sich nur über die darin liegende gelinde Be-
griffsverwirrung wundern, denn gerade der Geist der Nenniger In-
schriften, ihre Abbreviaturen, ihr Stil, ihre Nomenclatur, verurtheilt
sie, offenbarer noch als ihre Buchstaben, so viel auch an deren
Form zu tadeln ist.
Kann ich, nach dem eben Gesagten, der Schrift des Herrn von
Wilmowsky auch nicht das Verdienst zuerkennen, das ihr von dem
Herrn K. zugesprochen wird, den unerquicklichen Streit entschieden
xu haben, so kann ich sie auch nicht des Schicksals würdig erken-
nen, das die anderen, gleichfalls oben aufgeführten Vertheidigungs-
schriftcn der Nenniger Inschriften von Leonardy und IlasenmüUer be-
troffen hat, ihres Unwerthes wegen ganz und gar (Herr K. sagt mit
Unrecht „vornehm") ignoriert zu werden, denn es läfst sich ihr der
gute Wille, die Wahrheit an's Licht zu fördern, nicht absprechen,
imd man mufs schon für die dabei erhaltenen Fundberichte dem
Verfasser dankbar sem.
Hannover. C. L. Grotefend.
Aufsätze in Zeitschriften.
Die Biene: Nr. 9 f. Montsalvatsch (Karlstein) in Böhmen. (Siegfr.
Kapper.) — Beil. Nr. 10. Zur Alterthumskunde.
Daheim: Nr. 25, S. 393; Nr. 26, S. 409. Sprache, Sprachen u.
Völker. (Zur vergleichenden Sprachforschung.) (Gg. Curtius.)
Erheiterungen: 5. Heft, S. 167f. Häuserinschriften dem deut-
schen Volke zur Auswahl. (Hans Weininger.)
Europa: Nr. 12, Sp. 377. Die Wiege des deutschen Postwesens.
— Nr. 14. Das älteste Passionsspiel. — Nr. 15. Unfreiwillig
auf der Ritterburg (zur Geschichte der Fehde Mangold's von
Eberstein mit der Stadt Nürnberg).
Illustr. Familien-.Jourual: Nr. 13 (747), S. 197. Die Bader-
zunft. Eine culturhistorische Skizze. — Nr. 14 (748). Der Stamm-
sitz der Daune. — Nr. 15 (749), S. 237. Die Meckeser (Händ-
ler mit Töpferwaaren) im Westerwald. (A. Grandjan.)
Die Grenzboten: Nr. 11, S. 425. Die Bedeutung der böhmi-
schen Wenzelskrone. — Nr. 13, S. 481. Bildungsgang eines
Gelehrten des 15. Jahrhunderts (Johannes Piemontanus [Butz-
bach] aus Miltenberg, geb. 1478, Benediktinermönch des Klo-
sters Laach). (Otto Jahn.)
Der Hausfreund: Nr. 20, S. 318. Schlofs Clausen in Tirol.
Jahrbücher für Kunstwissenschaft: Heft I, S. 1. Die Dü-
rerhandscliriften im British Museum. (A. v. Zahn.) — S. 23.
Zur schweizer Glasmalerei. (W. Lübke.) — S. 67. Holbein's
145
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
]4f)
erste Reise nach Englaml. (Flermau Grimm.) — S. 76. Kin
Autograjih Albrecht Düi-er's (Oberbauratli Hausmann.) — S. 79.
Der Kartenmaler Michael Winterperg zu Nürnberg. (Joseph
Baader.)
Protest. Kirchenzeitung: Nr. 9. Ueber den Charakter und
die religiöse Gesinnung des Kurfürsten P^riedrich II. von Bran-
denburg. — Nr. 10. Die hessischen Fürsten im Refbrmatiuns-
zeitalter.
Korrespondent V. u. f.D.: Nr. 164 ff. Der dreilsigjährige Krieg.
Fünf öffentliche Vorträge von Prof. Dr. Thiersch.
Berliner Revue: 52. Bd., 10 Heft ff. Die frühere Oberflächen-
gestalt der Mark Brandenburg.
Internationale Revue: 4. Bd., 2. Heft, Jan. Zur Geschichte
des Gravitationsgesetzes. (H. Mädler.) — Ueber einige Ergeb-
nisse der heutigen Geschichtsforschung in der Schweiz. (A.
Rivier.) — Slavische Volkslieder aus Böhmen und Mähren.
(H. Teisler.)
Rübezahl (Schles. Provinzialblätter) : 1868, 1. Heft, S. 26. Zum
Mistelstreit. (Dr. Goeppert.) — S. 28. Volkssagen vom Rübe-
zahl. (Dr. Lagraann.)
Der Salon: Heft 4, März, S. 406. Volkslieder aus Krain. (Anast.
Grün.) — S. 442. Van Dyk am Hofe Karl's I. (Alfred Welt-
mann.)
Augsburger Sonntagsblatt: Nr. 13. Der „Leichenschmaus"
und seine Geschichte.
Sonntagsblatt (von E. Dohm): Nr. 13. Naturgeschichte in alter
Zeit.
Ueber Land und Meer: Nr. 29. Ein mittelalterliches Relief
(Kreuzabnahme aus dem Kloster Seligenstadt) und die Mayr'-
sche Kunstanstalt in München. — Das Tod - Austragen vor
Ostern in Mähren und Schlesien.
Volksblatt f. Stadt u. Land: Nr. 6 f. Der Dom in Frankfurt.
(Ernst Haltaus.)
Wochenblatt d. J oh.-Ord.-Bal le y Brandenburg: Nr. 14.
Martin Hiller. Eine Lebensskizze aus der Zeit des 30jähr.
Krieges. (Nach handschriftlicher Aufzeichnung.)
Allgem. Zeitung: Beil. Nr. 79. Die römischen Inschriften aus
Heinrich's VII. Zeit.
Illustrirte Zeitung: Nr. 1289, S. 181. Wendische Hochzeit. —
Nr. 1290. Neuster Runenfund. — Nr. 1291 f. Ein Humorist
des 16. Jahrh. (Fischart.) — Nr. 1292 ff. Die deutschen Oster-
brote. (E. L. Rochholz.)
Leipz. Zeitung: Wissenschaftl. Beil. Nr. 18. 19. Holbein und
seine Zeit.
Vermischte Nachrichten.
34) Die Arbeiten am Kölner Dom sind wieder aufgenom-
men, und der nördliche Hauptthurm wird in wenigeu Wochen die
Höhe des südlichen erreicht haben. An beiden Thürmen soll dann
gleichmufsig weitergebaut werden, und deshalb ist man auf dem
südlichen Thurme schon mit der Wegnahme des Domkralms, dieses
uralten Wahrzeichens der Stadt Köln, beschäftigt.
(III. Ztg. Nr. 1291.)
35) In dem Oktogon der Münsterkirche zu Aachen sind
gegenwärtig hohe Gerüste errichtet, um von den Langwänden und
der Kuppel die Rococo-Stuccaturen zu entfernen und so den ehe-
maligen Mosaikschmuck wiederherzustellen.
36) Die Pfarrkirche St. Peter und Paul in der altmärki-
schen Stadt Sechaus en wird gegenwärtig einer umfangreichen Re-
stauration unterworfen. Auch die Reste der einst reichen Aus-
stattung werden, soweit sie sich erhalten haben, restauriert. Der
alte Hochaltar enthält ein Schnitzwerk, welches in der Mittcltafel
die Kreuzigung und in den beiden Flügeltafeln zwölf Darstellungen
aus der Lebensgeschichte Christi zeigt.
37) Ein Gebäude, welches für Berlin eine der interessante-
sten historischen Erimieruugen bildete, ist im Laufe eines Jahres
umgebaut und modernisiert worden. Es ist das Haus Fischer-
strafse 27, welches der „treue und ehrenfeste Rosstäuscher Hans
Kohlhaas' vor mehr als 300 Jahren besessen hat und welches
noch bis zum vorigen Jahre dieselben Stallungen für 40 Pferde ent-
hielt, welche er dort eingerichtet hatte. Das Gebäude war leider
so sehr verfallen, dal's von einer Erhaltimg nicht mehr die Rede
sein konnte. Jetzt ist ein Gasthaus daraus geworden.
(Korr. V. u. f. D. Nr. 191.)
38) Im Kloster zu Lambach wurden interessante Decken-
gemälde aus der romanischen Kunstperiode entdeckt imd blofa-
gelegt. (111. Ztg. Nr. 1293.)
39) Das Kunstkabinet in Gotha besitzt zwei merkwürdige,
mit der Jahrzahl 1604 bezeichnete Arbeiten der Aetzkunst
auf gi'ofsen, viereckigen Platten von Solenhofer Marmorschiefer.
Auf der einen Platte befindet sich eine Karte von Deutschland:
Totius Germaniae Descriptio. In der Einfassung sind oben und
unten die zwölf römischen Kaiser zu Pferde und oben unmittelbar
unter den Kaisern die Wappen der 7 älteren Kurfürsten. An den
Seiten sind die Brustbilder der Stammväter und mythischen Könige
der Deutschen bis zu Karl dem Grol'sen. Ein lateinisches Gedicht
immittelbar unter der Karte lautet:
Germania.
Teuthonia, o felis nimiimi, tua si bona noris!
Desuper aetherii cultu illustrata Jehovae,
Area salvifici qua coelica semina verbi
Late disperguutur et itur ad aurea tempe.
Imperii tibi summus bonos sceptrique potestas ,
Invictae tibi sunt vires, virtusque virorum ,
Queis vigor igneus ingenii, queis marte togaque,
Artibus, omnigenisque, tropaea corusca theatro
Mundi amplo fulgent, dextraque et acumine parta
Nil coelum tellusve tibi Germania felix,
Invidet aut negat, omni ope te Jova mactat et ornat.
Asserat idem tutor et ultor, et evehat aevumi
Te sie Andreas plus effigiabat alumnus
Pleimiger ad vada Danubii Tiberinide civis
Sacraturus Hero patria in natione potenti.
Könnte vielleicht Jemand über diesen Andreas Plenniger nähere
Auskunft geben? — Auf der zweiten Platte ist in der Mitte die
Susanna im Bade mit den zudringlichen Liebhabern dargestellt.
Um diese Darstellung laufen die Worte: Praestat humi vitam quam
profudisse pudorem, quod monet exemplo casta SüSANNA suo.
Nee facimus poenae linquunt gravis excubat ultor, et fraus authori
est perniciosa suo. An den vier Seiten sind Scenen aus dem Leben
des Jonas mit lat. Versen aus dem Buche Jonas zu sehen. Rings
um die Platte Ist in besonderen Einfassungen der Gesang: ..Disce
147
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
148
subesse Deo. Spartam, quam nactus es onians, ni vis iiato sucu-
buisse Deo. Peifer et obdura, fac, quae pia functio poscit, suscep-
tus Domino non perlt ille labor'' für secundus Discanus , Altus, Te-
nor, primus Discauus, secundus Tenor, Passus componiert. Die
eckigen Noten sind schwarz und golden, die bunten , arabesljenarti-
ger. Zierathen in graziösem Renaissancestil ausgeführt. Auf der
Platte steht ein aus den Buchstaben PLüR zusammengesetztes Mo-
gramm.
Gotha.
A. Bub!
40) Professor Senure in Gent hat in der dortigen riniversitäts-
bibliothek das Horabuch KaiserKarl's V. entdeckt. Dasselbe
enthält zuerst ein Gebet, das allem Anschein nach vom Kaiser selbst
verfafst ist, dann religiöse Gesänge, Moralregeln, philosophische Be-
trachtungen und Gesundheitsregeln für jeden Monat des Jahres, Al-
les lateinisch. Der Gelehrte will seinen Fund durch getreuen Ab-
druck veröifentlichen. (III. Ztg. Nr. 1293.)
41) Im Dorfe Uthmöden, unweit Calvörde {Braunschweig),
ist auf einem Acker ein Topf mit etwa 200 Silberbracteaten
gefunden worden. Das Gepräge eines Theils derselben zeigt einen
geharnischten Ritter, der in jeder Hand ein Fähnchen hält ; auf an-
dern sieht man die Figur eines Bischofs, mit einem Zweige in der
einen und einem Kreuz in der andern Hand. Die Münzen scheinen
dem 11. oder 12. Jahrh. anzugehören. (Brschw. Tagebl. Nr. 81.)
42) Der badische Alterthumsrerein hat aus seinen Ausgra-
bungspunkten Osterburken und Ladenburg wieder schätz-
bare Erwerbungen gemacht. Zu Osterburken war im Mauerschntte
des alten, wahrscheinlich zur Zeit der Gordiane zerstörten Kastells
u. A. ein römischer Soldatenhelm ausgegraben und erworben wor-
den, der, am römisch -germanischen Museum zu Mainz restauriert,
jetzt eine Zierde der Mannheimer Sammlung des Vereins bildet.
Aus Ladenburg kam in dieselbe aufser einer Matroneustatuette aus
gelbem Sandstein, wie er in der Nähe von HeUbroiui gebrochen
wird, das Bruchstück einer aus einer Art von Cement gegossenen
oder geprefsten Säule, welche in zwei Abtheilungen übereinander
Figurengruppen hat , von welchen nnr diejenige der untern erkenn-
bar ist. Diese stellt nahezu in Hautrelief den Kampf eines Fauns
mit einem geflügelten Amor dar, einen Kampf, der nicht mit den
Fäusten, sondern nach Art der Widderkämpfe mit den Köpfen ge-
führt wird. Nach den Gröfsenverhältnissen dürfte die Säule einen
Tischfuls gebildet haben. (Korr. v. u. f. D. Nr. 191.)
43) Nach Meldung österreichischer Blätter wurden bei M o -
ritzing bemerkenswerthe archäologische Funde gemacht.
Unter SteingeröUe entdeckte mau Theile eines Schildes oder Harni-
sches aus dünngeschlagenem Bronzeblech. Die darauf enthaltene
Zeichnung bildet phantastische Formen von Pferden , nebst einer
männlichen Figur in sackartiger Tunica, die mit einer Hand die Zü-
gel hält. Ferner wurden Bruchstücke eines Gefäfses aus stark ku-
pferhaltigem Bronzeblech, zwei eiserne Schwerter, von denen das
eine gröfser und zweischneidig, das andere kleiner und theilweise
mit der Scheide bekleidet war, Bruchstücke einer zierlich gearbei-
teten Scheide, drei Lanzenspitzen, zwei Messer mit geschwungener
Schneide, ein Helm und verschiedene Nägel, Alles von Eisen, ge-
funden. (111. Ztg. Nr. 1290.)
44) Bei Umgrabung eines Ackers unweit Seebergen im Her-
zogthum Gotha stiefs ein Bauer in einer Tiefe von drei Fufs auf
ein sehr verkalktes Gerippe mit massiven Haupt- und Handknöchel-
ringen von Bronze, sowie mit andern Schmucksachen von Bernstein
und Thon. Die Benennung des Ackers „die heilige Lehne" lälst ver-
muthen , dal's derselbe ein altgermanischer Begräbnifsplatz war und
mehr solche Gegenstände in seinem Schofse birgt. (Dies. Nr. 1291.)
45) Bei Dürrenberg, unweit des Saalufers, ist vor einiger
Zeit ein heidnisches Grab geöffnet worden, dessen in antiqua-
rischer und künstlerischer Hinsicht werthvolle Ausbeute aus zwei
Glasschaleu von griechischer Arbeit, einer prächtigen römischen
Urne, zwei silberneu Sporen und einem kupfernen Feldkochgeräth
bestand. Diese Gegenstände wurden nach Leipzig gebracht, und
die Eigenthümer gaben sich die grofse Mühe, diesen in der vater-
ländischen Erde gefundenen Alterthümeru in Deutschland eine blei-
bende Stätte zu schaffen. Sie fanden jedoch keinen Abnehmer, und
nun wandern die Antiquitäten für einen angemessenen Kaufpreis
nach England. (Dies. Nr. 1292.)
M i 1 1 li e i I u II g e n.
Von dem Werke: Kunst und Leben der Vorzeit vom
Beginn des Mittelalters bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts, von
Dr. A. V. Eye und Jacob Falke, erscheint so eben eine dritte Auflage,
auf welche die Verlagshandlung von Bauer und Raspe (Ludwig
Korn) in Nürnberg zur Subscription einladet. Sie erscheint in drei
Bänden Ton 18 Hefton mit je 16 Tafeln. Preis per Heft 1 Thlr.
Die Tendenz des Werkes ist, die Entwickelung der deutschen
Kulturgeschichte durch bildliche Darstellungen anschaulich zu ma-
chen. Das Inhaltsverzeichnil's gibt die aui'serordentliche Reichhal-
tigkeit desselben zu erkennen. Wir lassen es nach seinem ganzen
Umfange folgen :
Erster Band. Heft 1—6.
Vom Beginn des Mittelalters bis zu Ende des 15. Jahrhunderts.
Ein spätrömisches Consulardiptychon. Vorderseite. Rückseite.
— Die Verzierungskunst des heidnischen Mittelalters. — Altgerma-
nische Schwerter. — Die Schilde in ihren ältesten Formen. — By-
zantinisches Jagdhorn, 7. — 8. Jahrb. — Elfenbeinschnitzwerk aus
vorkarolingischer Zeit. — Arechis, der Longobarde, Herzog von
Benevent, 8. Jahrh. — Volkstracht vom 9. und 10. Jahrh. — Bü-
choreinband vom 10. Jahrh. — Kaiserfiguren vom sogenannten
Schwert des heil. Mauritius. — Tracht des 12. Jahrh. — Königin
Berengaria von England. Frauentracht aus dem 12. Jahrh. — Bi-
schof vom 12. Jahrh. — Gestochene Platte am Leuchter Kaiser
Friedrich's I. im Dom zu Aachen.
Rauchfass aus dem 12. Jahrh. — Rüstung vom 12. Jahrh. —
Lanzen und Fahnen im 10., 11. und 12- Jahrh. — Die Sporen in
ihrer ältesten Form. — Stofirnuster vom 12. Jahrh. — Krönungs-
ornat der deutschen Kaiser. — Einzelne Stücke des Kaiseromates.
— Männliche und weibliche Trachten aus der 1. Hälfte des 13.
Jahrh. — Deutsche Ritterfrau aus dem 13. Jahrh. — Grabstein des
Bischofs Eckbert von Bamberg. — Romanischer Altarleuohter vom
149
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
150
Beffinne des 13. Jahrh. — Stickerei aus dem 13. Jahrlj. — Das Kai-
serportal am Dom zu Bamberg. — Die Verzierungskunst der roma-
nischen Periode. — Rüstung aus der Mitte des 13. Jahrh. — Die
Helme in ihrer frühesten Entwickelung.
Siegel Kaiser Heinrich's III. und Friedrich's II. — Zwei Städte-
siegel des 13. Jahrh. — Siegel der Königin Johanna von Frank-
reich und des Königs Ottokar von Böhmen. — Rüstung vom 13.
Jahrh. — Bild des tugendhaften Schreibers in der Manessa'schen
Handschrift, 1300. — Bild des Minuesängsrs von Scharfenberg,
ebendaselbst, 1300. — Siegel der Kaiserin Maria und der Herzo-
gin Agnes von Schlesien, 13. und 14. Jahrb. — Grabmal des Peter
Aichspalt, Erzbischofs von Mainz, 1320. — Reliquienkästchen vom
1-1. Jahrh. — Monstranz vom l-i. Jahrh. — Abendmahlskelch vom
14. Jahrh. — Stoffmuster vom 13. und 14. Jahrh. — Erstürmung
einer Minneburg. Elfenbeinschnitzwerk aus dem. 14. Jahrh. —
Zwei Liebesscenen. Elfenbeinschnitzwerk aus dem 14. Jahrh. —
Hirsehjagd. Elfenbeinschnitzwerk aus dem 14. Jahrh. — Ritter
Konrad von Neumarkt und Graf Ludwig von Ilohenlohe um 1350.
lehrtentracht des 15. Jahrh. — Männtrtracht, 1490 — 1500.
Frauenkopftracht um das Jahr 1500.
Rüstung vom 14. Jahrh. — Die Helme in ihrer frühesten Ent-
wickelung. Fortsetzung. — Die Schwerter vom 11. — 14. Jahrh. —
Die Schilde vom 11.— 14. Jahrh. — Fahnen des 13. und 14. Jahrh.
— Schilde, Helme und Helmzierden vom Beginn des 14. Jahrh. —
Gothische Denksäule bei Wiener Neustadt. — Herzog Rudolf IV.
von Oesterreich und seine Gemahlin Katharina. — Siegel des Her-
zogs Rudolf IV. von Oesterreich, 1339 — 1365. — Katharina von
Oesterreich. Frauentracht aus dem 14. Jahrh. — Ritter Hildebrand
von Taufkirchen. Grabstein von 1381. — Grabbilder des Johann
von Holzhausen und seiner Gemahlin Gudela. Aus dem 14. Jahrh.
— Eine Predigt aus der 2. Hälfte des 14. Jahrh. - Männliche
und weibliche Tracht vom Ende des 14. Jahrh. — Trachten ver-
schiedener Stände um das Jahr 1400.
Schellentracht, 14. .Jahrh. — Gesellige Unterhaltung im Freien,
um 1400. — Französische Rüstung, um 1400. — Partie aus der
alten Karthause zu Nürnberg. — Der Thiergärtner Thorthurm zu
Nürnberg. — Mittelalterliche Folterkammer, Folterwerkzeuge und
Strafrequisiten. — Gerichtssiegei des Königs Ruprecht und des
Kaisers Sigismund , 15. Jahrh. — Männliche und weibliche Trach-
ten aus der 1. Hälfte des 15. Jahrh. — Schachfiguren vom Beginn
des 14. und 15 Jahrh. — Spielkarten aus der 1. Hälfte des 15.
Jahrh. — Handwerksmeister aus dem 15. und der 1. Hälfte des
16. Jahrh. — Bürgermeister, Kaufmann und Bauer aus dem Lü-
becker Todtentanz, 1463. — Jüngling und Jungfrau aus dem Lü-
becker Todtentanz, 1463. — Burgundische Tracht aus der 2. Hälfte
des 15. Jahrh. — Maximilian von Oesterreich und Maria von Bur-
gund bei ihrer ersten Begegnung, 1477. — Tracht eines Vorneh-
men aus der 2. Hälfte des 15. Jahrh.
Harnisch aus der Mitte des 15. Jahrh. — Grabbild aus Klo-
ster Lorch. — Rüstung vom 15. Jahrh. — Fechtübung vom 15.
Jahrh. — Die Schilde des 15. Jahrh. — Turniersattel und Schild
vom 15. Jahrh. — Die Sporen des 14. und 15. Jahrh. — Die Söhne
des Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg, 1470 — 1480.
— Magdalena Ebenstetter, 1488. — Bürgerliche Männertrachten
aus der 2. Hälfte des 15. Jahrh. — Porträtmedaillon Kaiser Frie-
drich's IH. — Kurfürsten aus der 2. Hälfte des 15. Jahrh. — Mar-
garetha Von Henneberg. Frauentracht aus dem 15. Jahrh. — Ge-
Zweiter Band. Helt 7— 13.
Vom Ende des 15. Jahrh. bis zur Mitte des 16. Jahrh.
Frauentracht vom Ende des 15. Jahrh. — Männertracht vom
Ende des 15. Jahrh. — Messner und Bischof vom 15. Jahrh. —
Einzelnheiten des bischöflichen Ornates. — Verzierung eines Bi-
schofstabes vom 15. Jahrh. — St. Francisous und ein Franciscaner-
mönch. — Karthäusernonne. — Eine Brigittennonne. — Altar vom
15. Jahrh. — Todtenwache im 15. Jahrh. — Kronleuchter in der
Kirche zu Kraftshof, 15. Jahrh. — Reliquienbehälter vom 15. Jahrh.
— Innere Ansicht einer Stadt vom Jahre 1491. — Das Nürnber-
ger Thor zu Ilersbruck. — Brücken vom 15. Jahrh. — Altes pa-
trizisches Landhaus.
Frauengemach vom Ende des 15. Jahrh. — Zimmermobiliar
vom 15. Jahrh. — Tische vom 15. Jahrh. — Schreib- und Lese-
stühle vom 15. Jahrh. — Schlosserarbeiten vom Ende des 15. Jahrh.
— Die Verzierungskunst der gothischen Periode. — Stoffmuster
in der 2. Hälfte des 15. Jahrh. — Buchstabe des Meisters E. S.
von 1467. — Initial-B vom 15. Jahrh. — Porträt Kaiser Maximi-
lian's I. — Männertracht vom Anfange des 16. Jahrh. ^ Tänzer-
paare vom Beginn des 16. Jahrh. — Studenten aus dem ersten
Viertel des 16. Jahrh. — Frauentracht vom Anfange des 16. Jahrh.
— Frauenkopftracht aus der 2. Hälfte des 15. und dem Anfange
des 16. Jahrh.
Brustbild Peter Vischer's. — Italienische Männertrachten vom
Anfange des 16. Jahrh. — Italienischer Jüngling aus dem Anfange
des 16. Jahrh. — Porträt Kaiser Karl's V. — Poiträt König Fer-
dinand's I. — Porträt der Maria von Oesterreich. — Zwei Bären-
jäger aus der Zeit Kaiser Maximilian's I. — Tanz, Holzschnitt von
Albrecht Dürer. — Musiker und musikalische Instrumente vom
16. Jahrh. — Musikantengruppe aus dem grolsen Rathhaussaale zu
Nürnberg, 1521. — Die linke Gruppe der Nürnberger Stadtmusi-
kanten. — Mittlere Gruppe der Nürnberger Stadtmusikanten. —
Die rechte Gruppe der Nürnberger Stadtmusikanten. — Schlitten-
zug vom Anfange des 16. Jahrh. — Männliche und weibliche
Tracht, 1520-1530. — Frauenbrustbilder aus der 1. Hälft« des
16. Jahrh.
Schuh vom 16. Jahrh. — Männliche und weibliche Trachten,
1530 — 1540. — Kaiserlicher Herold vom 16. Jahrh. — Bauer und
Bäuerin vom 16. Jahrh. — Zimmerleute aus der Mitte des 16.
Jahrh. — Tracht eines Gelehrten um das Jahr 1540. — Porträt
des Hans Sachs. — Denkmal des Erzbischofs Berthold von Henne-
berg im Dome zu Mainz, 1504. — Bischof vom .\nfange des 16.
Jahrh. — Versammlung von Karthäuserraönchen. — Eine Klarissen-
nonne in ilirer Zelle. — Ritter in Turnierrüstung vom Jahre 1512.
— Kaiser Karl V. und König Ferdinand I. zu Pferde, 1527. —
Die Helme des 15. und 16. Jahrh. — Die Schwerter des 15. und
16. Jahrh.
Lanzen des 15. und 16 Jahrh. — Waffen vom 15. und 16. Jahrh.
— Zwei schlafende Kriegsknechte. Nach Albrecht Dürer. — Lands-
knecht aus der 1. Hälfte des 16. Jahrh. — Trofszug vom Anfange
des 16. Jahrh. — Scene aus einem Landsknechtslager, 16. Jahrh.
— Medaillen Kaiser Karl's V. und des Kurfürsten Johann Frie-
151
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
152
drich von Sachsen. — Götz von Berliohiugen und Sebastian Schärt-
lin von Burtenbach. — Büchereinband vom Jahre 1503. — Die
heilige Familie auf der Flucht nach Aegypten. Holzschnitt von
Lucas Cranach, 1509. — Landschaft von Wolfgang Huber, 1510.
— Brunnen im Hofe des Prämonstratenserklostsrs Windberg bei
Straubing, 1513. — Grabstein der Barbara Katzmaier vom Jahre
1520. — Malerische Ansichten vom 16. Jahrh. — Mittelalterliche
Burg. — Altes Fachhaus vom Geyersberge zu Nürnberg.
St. Hieronymus in der Zelle, nach einem Holzschnitt von Al-
brecht Dürer. — Schmuckkästchen vom Anfange des 16. Jahrh.
— Leuchter und Lichtscheere vom 16. Jahrh. — Kronleuchter
vom 16. Jahrh. — Trinkhorn vom Anfange des 16. Jahrh. — Be-
cher vom 16. Jahrh. — Glaspokal und Steinkrug vom 16- Jahrh.
— Die Verzierungskunst der Renaissaneezeit. — Salzfass vom 16.
Jahrh. — Elsgeräthe und Messer vom 16. Jahrh. — Schachfiguren
vom 16. Jahrh. — Spielkarten vom 16. Jahrh. — Aufzug der
Schönbartläufer zu Nürnberg im Jahre 1539- — Thionsiegel Kai-
ser Maximilian's IL — Reiter und Reiterin aus der 2. Hälfte des
16. Jahrh. — Doctoren zu Pferd aus der 2. Hälfte des 16- Jahrh.
Dritter Band. Heft 13. — 18.
Vom Ende des 16. Jahrh. bis Ende des 18. Jahrh.
Geistliche Trachten vom 16. Jahrh. — Frauentracht aus der 2.
Hälfte des 16. Jahih. — Trachten niederer und bürgerlicher Stände.
— Italienische Trachten vom Ende des 16. Jahrh. — Russische
Kriegstracht. — Russische Waffen imd Gerathe vom 16. Jahrh. —
Polnische und ungarische Trachten. — Ungarische Magnaten und ein
Türke zu Pferde. — Venetianische Standestrachten. — Veuetianische
Damen vom Ende des 16. Jahrh. — Spanisch-französischer Hofmann.
— Spanisch-französische Hofdame. — Spanisch-niederländische Tracht.
— Frauenkopftracht um das Jahr 1600. — Rüstung vom 16. Jahrh.
Ferdinand Alvares, Herzog von Alba. - Trommler und Pfeifer
aus der 2. Hälfte des 16. Jahrh. — Die Spiefse und Hellebarten
der späteren Zeit vom 15.— 17. Jahrh. — Haus am Paniersplatze
zu Nüinberg. — Wendeltreppe im Rathhause zu Danzig. — Veue-
tianische Galeere. — Wagen vom 16. Jahrh. — Prachtofen vom
Ende des 16. Jahrh. — Gaststube in der ,. goldenen Gans" zu Nürn-
berg. — Ein Kurfürst zu Pferde. — Kapuzmermönche. — Soldaten
des spanisch -niederländischen Kriegs. — Musketier. — Armbrust
und Feuergewehr vom 17. Jahrh. — Helme und Hüte des 17. Jahrh.
— Die Sporen des 16. und 17. Jahrh.
Kaiserlicher Mimdkoch, 1612. — Moritz, Prinz von Nassau-Ora-
nien, 1620. — Pariser Modeladen vom Jahre 1634. — Tod der
Wallenstein'schen Offiziere zu Eger, 1634. — Herzog August von
Braunschweig- Wolfenbüttel. — Spanische und französische Trachten
von 1641. — Das Fischerstechen auf der Pcgnitz zu Nürnberg. —
Die männliche Haartracht im 16. und 17. Jahrh. ^ Porträt des
Octavio Piccolomini von Aragona. — Gaspar de Braccamonte y Gus-
mann, Graf von Pennaranda. — Porträt des Carl Freiherrn von
Avaucour. — Magnus Gabriel de la Gardie, Graf in Leckoee und
Arensborg. — Porträt des Otto von Gericke. — Porträt der Köni-
gin Christine von Schweden. — Anna Maria Winckler, eine Nürn-
bergerin. — Hof im Peller-Hause zu Nürnberg.
Schlitten vom Anfang des 17. Jahi-h. — Die Verzierungskunst
des sogenannten Barock- und Zopfstyles. — Schlofs Gleisham-
mer bei Nürnberg im 17. Jahrh. — Französische Trachten aus der
Mitte des 17. Jahrh. — Ludwig XIV. von Frankreich und Gemahlin,
1667. — Die Foutange. Frauenkopftracht in der 2. Hälfte des
17. Jahrli. — Zwei Ringer. — Männertracht um das Jtihr 1670. —
Soldaten aus der Zeit gegen das Jahr 1670. — Fürstliches Fuchs-
prellen vom Jahre 1678. — Feuerwerk zu Dresden im Jahre 1678.
— Polnische Tracht vom Ende des 17. Jahrh. — Eidesabiegung des
Kanzlers von Frankreich in die Hände Ludwig's XIV. — Würden-
träger am Hofe Ludwig's XIV. in Gala. — Annas Julius Herzog
von Noailles. - Elisabeth Charlotte von Bourbon-Orleans. — Schwei-
zer aus der Garde Ludwig's XIV.
Reichsstädtischer Rathsherr und evangelischer Geistlicher. —
Oesterreichisches Militär. — Palast aus dem Zeitalter Ludwig's XIV.
— Garten aus der 2. Hälfte des 17. Jahrh. — Vase aus der 2. Hälfte
des 17. Jahrh. — Spielkarten aus der 2. Hälfte des 17. Jahrh. — Leip-
ziger Student aus der I.Hälfte des 18. Jahrh. — Wittenberger Jung-
frauaus der 1. Hälfte des 18. Jahrh. — Taufe des Herzogs von Bre-
tagne , 1704. — Joseph Clemens , Erzbischof vou Köln , zu Pferde.
— Commandant und Oberst der Strelitzen. — Gemeiner Soldat und
Schreiber vom Corps der Strelitzen. — Tafelaufsatz vou J. M.
Dmglinger. — Prachtwageu aus dem 18. Jahrh. — Französische
Damen auf dem Lande. — Französischer Tanzmeister.
Dame aus der Mitte des 18. Jahrh. — Herr aus der Mitte des
18. Jahrh. — Oesterreichische National-Grenztruppen. — Franz Lud-
wig Graf von Dietrichstein. — Berliner Hoftracht vom Jahre 1780.
— Berliner Damen des Jahres 1780. — Berliner Herren vom Jahre
1783. — Die Entwickelungsformen der Perrücke. — Kopfputz für
Frauen. — Schmucksachen. — Stutzer der Revolutionszeit. - Herr
und Dame vom Jahre 1801. — Pariser und Londoner Moden vom
Anfange des 19. Jalirhunderts. - Niederländische Volkstrachten.
— Die Karolinenstrasse mit der St. Lorenzkirche zu Nürnberg. —
Der St. Johanniskirchhof zu Nürnberg.
Das so eben von J. Stargardt in Berlin ausgegebene Ver-
zeichnis einer am 19. Mai daselbst stattfindenden Versteigerung
enthält viele Kostbarkeiten und mehrere beachtenswerthe Manu-
scripte, die zum Theil aus dem Nachlasse eines Thorner Patriziers
des 16. Jahrh. herstammen. Nr. 1938 ist bezeichnet : Manuscripten-
Sohatz für die Geschichte, 92 Piecen, 316 Seiten, die Correspon-
denz der erraländisehen Bischöfe mit Königen und Kaisern. Nr.
1939 f 28 Original-Urkunden polnischer Könige und Stammbücher.
Nr. 1941. Manuscript vom J. 1599, RadziwiU's Reise nach Jerusa-
lem, von den gedruckten Ausgaben abweichend. Unter Nr. 1996
und 1997 belinden sich Kr ess enstein'sche Mauuscripte; folgen
Bullen und Autographen. Von grolsem Interesse sind auch die
Bücher mit merkwürdigen nnd historischen Einbänden, die in wo-
nigen Exemplaren gedruckten Familienbücher, die alten Sclireibe-
werke, die Aufzüge etc., im Ganzen ca. 2300 Nummern.
Verantwortliche Redaction: A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Seha 1(1 sehe Buchdruckerot in Nürnberg.
Nürnberg'. Bas Abomiement des Blat-
tes, wolctiot^ alle Monate erscheint, wird
ganzjaliriK :mgonommen iind botragt nach
doruouoston rostcouvontion bei allen Post-
ämtern und Huchhandlungen Deutschlands
ind. Oestorreichs 311. 36 kr. im 24 fl.-Fufa
oder 2 Tlilr. preul's.
Für Frankreich abonniert man in
Straralnirg bei C. F. Schmidt, in Paria bei
der deutachen Buchhandlung von F.Klinck-
sieck , Nr. 11 rue de Lille, oder bei dem
A^ZEIdER
FÜR KlIIDC m
Neue Folge.
rill
Postamt in Karlsruhe; für England bei
Williams & Norgate , 14 Honrietta- Street
Covont - Garden in London ; lür Nord^
Avierika bei den Poßtämtem Bremen und
Hamburg.
Alle fUr dae german. Museum be-
stimmten Sendungen auf dem Wege des
Buchhandels werden durch don CommiB-
aiooür der literar, -artiöt. Anstalt des Mu-
eeume, F. A. Brockhaus in Leipzig, be-
fördert.
Fünfzelinter Jahrgang.
1868.
ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
M 5.
Mai.
Wissenschaftliche Mittheiluiigeii.
Die Sammlung von Cniciflxen im germanischen
Museum.
Das germanische Museum besitzt in seiner Sammlung kirch-
licher Alterthttmer eine Reihe von Vortragkreuzen , welclie viel-
leicht vom 10. bis in das 16. Jahrhundert reicht und, wichtig
von Seiten ihres Gebrauches zu Kultuszwecken , wie für die an
ihrer Her- und Darstellung sich bethätigende Entwicklung der
Kunst , eine Betrachtung im Zu!>aramenhang um so mehr ver-
dienen dürfte, als die hervorzuhebenden Rücksichten, weil an
einen Gegenstand sich knüpfend, um so prägnanter hervortre-
ten und unsere Reihenfolge immerhin vollständig genug ist,
um die hauptsächlichsten jener Rücksichten daraus abzuleiten.
Was zunächst die kirchliche Bedeutung dieser Kreuze betrifft,
so ist das Thatsächliche ihres Gebrauches zu bekannt, als dafs
wir die unsrigen als neue Belege dafür heranzuziehen brauch-
ten; eine bisher kaum erörterte Frage ist indel's, wie man sie
ihrem Zwecke und der dadurch hervorzubringenden Wirkung
zubildete. Da aber tritt uns die Wahrnehmung entgegen, dafs
diese Kreuze und mit ihnen, worauf es hauptsächlich ankam,
der Leib des Gekreuzigten anfangs sehr klein sind , nach und
nach gröfser werden und endlich eine Ausdehnung erreichen,
wie die Bedingung ihres Gebrauches, d. h. die Tragkraft eines
Mannes, sie nur erlaubte. Man sieht, anfangs genügte die Ge-
wifsheit ihres Vorhandenseins, der abstrakte Gedanke. Die
Theilnahme des Auges, welche man von Seite der Gemeinde in
steigendem Grade begehi-te, brauchte als Uebergang eine im
selben Mafse sich mehrende kostbare Ausstattung, bis endlich
durch jenen ein ästhetisches Interesse diese durchbrach, das
statt der Kleinodien Kunstwerke, freilich ganz im Sinne der
jedesmaligen Zeitperiode, verlangte. Der im Anfang sich geltend
machende Gedanke erheischte nichts desto weniger im Bedürf-
nifs der Andächtigen eine recht nachdrückliche Verkörperung,
welcher nicht besser, als durch das Metall, das man als Stoff
der Herstellung verwandte, genügt werden konnte. Die älte-
sten Crucifixe, wenigstens der Leib Christi an denselben, sind
wol ohne Ausnahme von Bronze; — vielleicht waren die Kreuze
selbst nur von Holz, worauf der Umstand zu deuten scheint,
dafs eben bei den ältesten Denkmälern dieser Art das Kreuz
selbst meistens fehlt. Eine Vergoldung der blofsen Bronzegüsse
war der erste Schritt zu deren weiterer Ausstattung. In welch
reichem Mafs bald auch Emailicrung, die Zuthat von Perlen,
Edelsteinen, später die Anwendung getriebenen, gravierten u. a.
Schmuckes jene zu Pracht und Kostbarkeit erhob, wollen wir
hier nur andeuten. Dem erwähnten ästhetischen Interesse ge-
nügten endlich Holz und Malerei, wodurch die Herstellung der
Crucifixe aus der Hand der Goldschmiede — nicht gerade zu
ihrem Vortheil — in die der Bildschnitzer und Maler übergieng.
Zur Würdigung der in Rede . stehenden Kirchengeräthe
als Kunstwerke lassen wir eine Beschreibung der unsrigen mit
Hinzufügung einiger Abbildungen folgen. Die ältesten sind so
roh, dafs sie selbst der Merkmale ermangeln, um eine genaue
Zeitbestimmung für ihre Entstehung zu ermitteln. Man erkennt
ihre handwerksmäfsige Herstellung. Obwohl Rundbilder, sind
sie nur in einseitigen Formen gegossen, im Rücken bohl, was
geschehen konnte, da sie hier am Kreuze anlagen. Die For-
155
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
156
men geben nothdürftig die Figur eines Menschen mit ausge-
breiteten Armen und zusammengelegten Beinen. Mit der Feile
ist oberflächlicli nachgeliolfen. Der Gufs erinnert unwillkürlich
an manche Gräberfunde der heidnischen Zeit; doch zeigt die
Behandlung der Christusbilder, dals, wenn in der Zusammen-
setzung des Metalles vielleicht auch ein Zusammenhang sich
erhalten hatte, viel spätere, namentlich byzantinische Vorbilder
ihnen zum Muster gedient. So sind die Brustmuskeln, die
Rippen, die Falten des Lendenschurzes in derselben Weise
behandelt, wie bei Figuren, die wir nach anderweitigen Merk-
malen in das 11. und 12. Jahrhundert versetzen müssen. Im
Museum befinden sich zwei solcher Bilder ; wir geben statt
weiterer Beschreibung eines derselben in Abbildung und bemer-
ken nur noch, dafs es 12 Gentim. hoch ist (Fig. 1). Ein
Fig. 1.
Fig. 2.
drittes von derselben Gröfse zeigt, bei immerhin noch mechani-
scher Bearbeitung, doch bereits mehr künstlerische Durchbil-
dung. Das Haupt ist gekrönt, im Uebrigen ist die Behand-
lung des Körpers wie die Legung der Falten denen der vori-
gen Figur gleich (Fig. 2). Mit Vergoldung tritt ein viertes
gröfseres auf, an dessen Gestaltung bereits ein durchbrechender
Sinn für Körper- und Gewandformen mitgearbeitet hat, wenn
er auch noch im Bereiche des strengen byzantinischen Stils
sich gehalten (Figur 3). Das geschlossene Auge, der verzogene
Mund, dessen Oberlippe freilich allzu lang gcrathen, erstreben
ersichtlich schon einen Ausdruck.
Zwischen diesem und den folgenden liegt ein Crucifix, in
welchem Leib und Kreuz scheinbar aus einer Kupferplatte ge-
schnitten sind, und zwar der erstere so, dafs er nebst einigen
verzierenden Rosetten in der Ebene des Metalls aus dem ver-
tieften und mit Email ausgefüllten Grunde blos durch die
Vergoldung erkennbar hervortritt. Zu vermuthen ist aber, dafs
hier, wie es auch bei andern Denkmälern der Zeit vorkommt,
ein plastisch gebildeter Leib der blos umrissenen Fläche vor-
lag, und diese Vermuthung wird zur Wahrscheinlichkeit, wenn
wir in Betracht ziehen , dafs ohne einen solchen die am Platze
der Nägelmale für Hände und Füfse befindlichen, ziemlich grofsen
Nietlöcher ohne Bedeutung sein würden , in der Vergoldung
selbst sicher auch durch Gravierung eine Zeichnung angegeben
wäre, die an anderen Stellen, wie in der Schrifttafel, im Nim-
bus u. s. w. nicht fehlt. Der emailierte Grund ist lasurblau
mit gleichfarbiger, aber schattierter Einfassung. Der Nimbus
ist von denselben Farben , doch mit einem rothen Kreuze belegt.
Die Mitte der Rosetten ist zum Theil hellgrün mit gelbem Rande
eingelassen. Die Schrifttafel am Kopfende, ebenfalls blau mit
goldenen Buchstaben, enthält als Inschrift die Initialen IHS und
Fig. 3.
darunter XPS. Dieses Crucifix, bei welchem Nietlöcher an den
Rändern zeigen, dafs es noch auf eine andere Unterlage, wahr-
scheinlich die Wand eines Reliquienbehälters, befestigt war,
dürfte in das 12. Jahrhundert zu versetzen sein, wie auch ein
anderes, welches den Gekreuzigten in einer Figur von halber
Rundung vor der bronzenen Platte trägt (Fig. 4). Die letztere
mifst mit der Spitze zum Einstecken in den Stab 41 Centim.
in der Hohe, 25 Centim. in der Breite. Die vier Enden sind
quadratförmig erweitert und mit gefafsten Steinen oder Glas-
flüssen besetzt, von welchen nur noch zwei übrig. Eine Ver-
tiefung der ganzen Platte, die einen erhöhten Rand stehen läfst,
scheint nur des letzteren wegen, nicht, wie man annehmen
könnte, zur Aufnahme von Email da zu sein. Von letzterem
ist wenigstens keine Spur zu sehen, wohl aber von der Vergol-
dung, die ehemals das Ganze überzog und auch vom Rande
157
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
158
in die Vertiefung hinabreicht. Den Charakter der Figur Kupferstange geflickt, wodurch das Gesicht des Engels gelitten
vergegenwärtigt eine naturgrofsc Darstellung des Obcrtheiles hat. Der unter Fig. 7 abgebildete Leib Christi, ebenfalls ein
Fig. 4.
Fig. G.
";^ii.j.»..,i.>',i.»>.v^3
Fig. 5.
(Fig. 5) in ihrer wohl durchgebildeten, aber noch streng bj'zan-
tinischen Stilisierung. Fig. 6 zeigt die gravierte Rückseite mit
dem Lamm in der Mitte und den Zeichen der Evangelisten auf
den Endflächen. Das Kreuz war gebrochen und ist mit einer
159
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
160
vergoldeter Bronzegnfs, ISCcutim. hoch, zeigt in seiner bewegten
Haltung bei immerhin noch conventionellen Formen eine Ueber-
gangsperiode; ebenso Fig. 8, bei welchem, um das ausgespro-
chene Urtheil sogleich zu begründen, unter Aufrechthaltung
aller Formen der romanischen Periode, namentlich der Krone,
doch schon die gekreuzten FiU'se vorkommen. Das Crncifix,
seinem Grundbestandtheile nach dunkelfarbige Bronze, mifst
Fig. s.
nenden Heiland mit einem Buche. Der Kreuznimbus des letz-
teren ist hellblau, sonst alles Email lasurfarben und roth.
Das folgende Crucifix versetzt uns bereits in die gothische
Zeit. Es hat einen Kern von Holz, den vorn und im Rücken
getriebene Platten von vergoldetem Kupferblech bekleiden, wäh-
rend die Seiten ein schmaler, ähnlich verzierter Silberstreifen
umgibt. Die Enden schliefsen vier auf ein Quadrat gelegte
Fig. 9.
51 Centim. in der Höhe und 27 Centim. in der Breite. Es
war vergoldet, wovon noch einige Spuren Zeugnifs ablegen,
auf den Flächen graviert, vorn mit zwei rotben und zwei blauen,
ziemlich roh gefafsten Glasflüssen und auf der Vorder- und
Rückseite mit wahrscheinlich emailierten Bildern verschiede-
ner Art besetzt. Die Zeichnung des Ganzen gibt die beige-
fügte Abbildung. Leider sind manche Stücke abgerissen. Vier
offene Stellen trugen wol die Bilder der Maria und dreier
Engel. Die Schrifttafel enthält die Buchstaben IKS {Itjöovg
KvQiog Uurtjg, wenn nicht vielleicht der Verfertiger sie aus JnrJ
verdorben hat). Auf der Rückseite, die das romanische Orna-
ment in gröfserer Ausbildung zeigt (Fig. 9) , sind vier Platten
in Form von Vierpässen abgerissen ; die mittlere zeigt den seg-
Vierpässe, deren Mitte eine runde Scheibe von dunkelblauem
Glase einnimmt, während je vier farbige, gefafste Glasflüsse
im einscbliefsenden Mafswerk angebracht sind. Den Grund
des Heiligenscheins füllt eine Rosette. Die Figur des Gekreu-
zigten ist hohl, doch fast rund gegossen; das Haupt noch ohne
Dornenkrone, doch der Leib bereits ganz naturalistisch mit
magern Formen behandelt. Das Gewand ist punktiert. Die
Schrifttafel, bereits ein fliegendes Band, enthält silberne Buch-
staben, die Rückseite einfache, getriebene Ornamente, aus syrae-
trisch verschlungenem Ranken- und Blattwerk zusammengesetzt.
Die Höhe des Crucifixes ist 55 Centim., die Breite 38 Centim. —
Die Dornenkrone haben wir bereits bei einem Crucifix, welches
im Uebrigen ähnlich zusammengesetzt ist, wie das vorige
161
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
1G2
(Fig. 10 u. 11). Nur hat os gravierte Ornamente inuerbalb eines
getriebenen Randes, vier Medaillons auf den Kreuzenden mit
emailiertem Grunde und einen Eisenzapfen zum Einstecken auf
den Stab. Die Medaillons enthalten oben das Lamm Gottes,
zu den Seiten Pelikan und Löwe und unten die trauernde Mag-
dalena, ersteres auf blauem, letztere drei auf schwarzem Grunde,
sämmtliche Figuren bis auf den Pelikan mit gröfseren und klei-
Fig-. 10.
längort, sich auch durch die Ornamentation der ganzen Fläche
hinziehen. Eine Kugel mit zwei auslaufenden Cylindcru von
vergoldetem Kupferblech diente zur Verbindung des Stabes und
des Kreuzes. Die Höhe des letzteren ist 36 Centim., die Breite
26 Centim.
Wir besprechen hier zugleich ein kleines silbernes Kreuz vom
Ende des 15. Jhdts., wenn dessen am unteren Ende befindliche
Fig. 11.
neren Kosetten umgeben, die wie jene selbst durch das vergol-
dete und erhöht stehen gebliebene Metall gebildet werden.
Auf den Enden der Rückseite sind die Zeichen der vier Evan-
gelisten eingraviert, in der Mitte ist unter weifsem Crystall
eine Reliquie angebracht. Die Höhe ist ohne Zapfen 33 Centim.,
die Breite 25 Centim.
In dieselbe Reihe gehört ein drittes, gleicher Weise zusam-
mengesetztes Crucifix, dessen Balken durchaus profiliert sind und
dessen Fläche auf Vorder - und Rückseite hochausgetriebene
Halbfiguren enthält, auf jener oben und unten einen Engel, links
Maria, rechts St. Johannes ; auf dieser in Mitten den Erlöser
thronend und segnend, umher die Zeichen der Evangelisten.
Der Nimbus auf der Vorderseite ist länglich gezogen, einer
Glorie ähnlich und mit Strahlen erfüllt, welche letztere, ver-
Schraube auch nicht mit völliger Gewifsheit bestätigt, dafs es
als Vortragkreuz gebraucht worden. Die Balken desselben sind
gerade und laufen in die gewöhnliche spätere Form des Drei-
passes aus. Die Figur des Heilandes ist nur aufgraviert, ebenso
die Jungfrau Maria auf dem Halbmonde am oberen Ende,
St. Barbara und St. Erasmus an den Seiten und ein heil. Papst
zu Unterst. Auf der Rückseite sehen wir vier fliegende Bänder
mit den Namen der vier Evangelisten , zugleich aber auch, und
zwar in der Mitte, ein Medaillon mit hohem Rande und einge-
legter Glasscheibe, die früher ohne Zweifel eine Reliquie sichtbar
machte. Auch das ganze Kreuz ist hohl, so dafs die Rück-
platte sich abheben nnd verschliefsen läfst, was dasselbe wol
mehr als Rehquiar charakterisiert. Besonders interessant ist
es wegen der Gravierungen, die zu den Anfängen des Kupfer-
163
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
164
Stiches gerechnet werden können. Bei einer Breite von 11
Centim. mifst es 15 Centini. Höhe.
Hölzerne Vortragkreuze in der gewöhnliehen Form des
15. und 16. Jahrhunderts mit Enden in Gestalt des Dreii)asses
und darauf gemalten Evangelistenzeichen u. s. w. sind im Mu-
seum vorhanden, doch von zu wenig künstlerischem Werth, als
dafs sie verdienten, besonders hervorgehoben zu werden. —
Gypsabgüsse, Photographieen u. a. Abbildungen ergänzen übri-
gens in reichem Mafse die Originale zum Zweck des Studiums.
Nürnberg. v. Eye.
Neu waren mir f. 41 folgende Verse :
Geistliche Scherze des Mittelalters.
V.
Mit dem Esclstestament ist Anton Husemann's Schatzkäst-
lein noch lange nicht erschöpft. Er war ein Freund jener la-
teinischen Reimverse, welchen in neuerer Zeit so lebhafte Auf-
merksamkeit zugewandt ist, und die sich in klösterlichen Krei-
sen sehr lange erhielten, wie das namentlich aus den Mitthei-
luugen von H. Palm hervorgeht. Schriftlich und mündlich
pflanzten sich die Schwanke und auch, wenn gleich seltener,
Dichtungen ernsteren Inhalts fort, in vielfach wechselnder, oft
veränderter Gestalt. Schon unter den Sprüchen, die den ersten
Theil unserer Handschrift füllen, findet sich f. 5 der Vers:
Quid facis o Primas ? Ligo stramen et obstruo rimas.
Derselbe steht auch von einer Hand des 15. Jhdt. auf der
letzten Seite des Heidelberger Cod. Salem. 7, CIV (früher 500),
gleich nach der Sequontia vini, welche Mone 1833 hieraus be-
kannt machte (Anz. 2, 190) mit der Variante: Quid facis hie
primas lego stramina obstruo rimas. Der an sich unverständ-
liche Vers mufs zu einer Geschichte gehört haben ; vermuth-
lich entdeckt Jemand den fahrenden Sänger auf dem Dach
seiner Scheuer, und dieser entschuldigt sich damit, dafs er das
Strohdach auszubessern vorgibt. Bei Husemann folgt, doch mit
der Bezeichnung eines neuen Spruches : Haec domus est alta,
si non vis credere salta. Ein Zusammenhang beider ist wol
nicht an unehmen. "Weiterhin finden wir f. 61 die Verse :
Fertur in. conviviis Vinus Vina Vinum.
Masculinum displicet atque femininum,
Sed in neutro genere vinum, bonum vinum,
Loqui facit clericum optime latinum.
Dieselbe Strophe hat Wright, The Latin Poems commonly
attributed to Walter Mapes, p. XLV, als Schlufs eines Trink-
liedes. Auf der folgenden Seite steht die Strophe:
In cratere raeo Thetis est coniuncta Lyaeo.
Est dea iuncta deo, sed dea maior eo.
Nil valet hie vel ea, nisi sint ambo pharizea,
Amodo praeterea (1. propterea) sit deus absque dea.
Dieselbe geben E. du Meril (1847), p. 203, Carraina Bu-
rana p. 233, und die drei ersten Zeilen Zeibig im Notizenblatt
der Wiener Akademie 1852, S. 26, aus einer Klosterneuburger
Handschrift.
Fuge coetus feminarum,
Namque omnis Status harum
Prava dat stipendia.
Si Sit virgo quam tu gliscis,
Damna rerum concupiscis,
Cordis et incendia.
Maritatam si tu amas,
Mox per eam te diffamas,
Incidis periculum.
Vidua : haec est elata,
Fraude plena, dilatata,
Eris ei ridiculum.
Monialis: haec si placet,
Semper petit, nunquam tacet,
Radit ut novacula.
Si beguinae sociaris,
Mox per eam diffaraaris,
Linguam fert ut facula.
Doch will ich deshalb nicht behaupten, dafs sie ungedruckt
wären. Weiterhin kommen f. 46 die Verse auf verschiedene
Länder und Völker, welche Mone, doch mit Weglassung der
beiden ersten, im Anz. 7, 507 abgedruckt hat, und die sich
mit vielen Varianten in meinen Monum. Lub. p. 33 und jetzt
in Zingerle's Bericht von der Sterzinger Handschrift, S. 317,
wiederfinden.
Von Versen dieser Art führe ich endlich noch f. 238 an :
Filium offendere Talus facit patrem
Et rigare lacrimis genas facit matrem.
Talus consanguineos facit discordare,
Caros reddit fratres mutuo pugnare.
Raro prius visura quod Talus quem ditavit,
Sed saepe hoc vidimus quod plures pauperavit.
Ergo nisi fugero ludos taxillorum,
Scio (quod) efficiar consors riballorum.
Doch ich gehe zu den gröfseren Gedichten ernsten Inhalts
über, welche zu den so häufigen rhythmischen Bul'spredigten ge-
hören. Wright a. a. 0., p. XXVII, beklagt, dafs durch den
Brand der Cotton'schen Bibliothek die Handschrift Vitellius D
VIII zu Grunde gieng und in ihr verschiedene Gedichte, dar-
unter eines Ad utrumque statum, dessen Anfangsworte bekannt
sind. Aus diesen erhellt, dafs es dasselbe ist, welches der
vortreffliche Husemann uns f. 145 erhalten hat. Des Reimes
wegen habe ich überall das einfache e hergestellt, wie es ur-
sprünglich gewesen sein mufs. Es lautet ;
Suscitavit dominus simplicem et br ,
Ut peccatum arguat subiugale m
Jara se mundus erigit contra dei n
Jani Johannen! video mollibus ind
Jam pusille fidei Petrus naufrag
Inter fluctus ambulans fluctibus grav(
A legis doctoribus lex evacu
Nee in cruce domini quisquam glori'
Vitam claudit hominum paucitas di .
Nee est inter homines qui discernat v f
Jam plebs juste murmurat contra dei cl i
Facta est confusio, perit ordo r •'
Jam in mundi vespere mala conval ^
In senili corpore sordes iuvcii ( ,
'■ } escunt
Suis in stercoribus pecora putr (
Et languenti capiti mcmbra conlangu '
>utum
>atur
165
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
166
, entum
loris
>ie
>oms
Ve pastores Israel gregem noii pasc >
Et a grege cloiniiii lupos non arc f .
Erratis pro precio Christum non sequ^
Qui se dedit precium ad salvandas g '
Ve qui in sudariis ponitis tal
Qui nee unum spargitis ut metatis (
Male concupiscitis aiirura et arg
Hoc in Cardinalibus vetus est ferm
Ve vobis bjpocrite filii mer
Qualis quisque lateat iam apparet f
Qni lux esse debuit vite meli
Per exemplum factus est laqucus err'
Ve qui super cathedrara Molsi sed
Lex a vobis legitur quam vos non impl
Eius in ecciesia speciem ten
Cuius sine dubio vitam non hab
Ve qui mundum iudicas sub humane d
Sub te pugna geritur David et Gol
Post vite periculum, post laborem v
Nosti dare miseris litteras Ur
Ve qui douis hominura faves et pers
Et ad voces pauperum aures non app
Hie eclipsim patitur lumen rati
Ubi causa geritur precibus et do '
Ve qui per sententiam impium non f.
Et cum pereuntibus per consensum p/
Cum offendas precium tangere ver {
Turpis lucri gratiam pro Labore qu '
Ve qui male spolias Grecum et Lat
Ut-in auro studeas coronare v /
Christus non sie habuit pondus metall^
Manum cum discipulis mittens in cat ■'
Veniamus igitur ad agouem Ohr
Qui pro nobis voluit ad tribunal s
Qui si bene novimus corpus Antichr
Ad Christum non pertinent seductores
Christus semet obtulit hostiam pro m
Et qui cedrus fuerat factus est ar
Sub Herode passus est mundus ab imm
üt suos reduceret lacu de prof
Christus morti datus est patris ex decr
Cuius Jonas meminit positus in c
Christus fellis poculum bibens cum ac
Dixit Consummatum est, ordine compl
Christus mori voluit nova rati
Preda factus eripit predam a pred
Sub Pilato mutus est potens in serm
Et qui Salomonior erat Salom
Christus pro Bersabee celos inclin
Quam de patris solio solus adam
Liber inter mortuos mortem non exp
Propter quod et dominus illum exalt
etis
, isti
undo
eto
»one
>avit
>ecit
. inam
.Ute
Christus intcr scandala melius prof
Peccatori similis peccatum non f /
Cum humani corporis speciem obi (
Non in fortitudine fortem interf '
Christus patientie tribuit doctr
Nostre carnis induit vestem cilic I .
Ulis hoc in tempore factus in ru (
Qui teuere ncsciunt eius discipl '
Christus dedit animam mundi pro sal ,
Et pro mundo raoritur mundus absol (
Sed iam pro vocalibus successerunt m (
Rosa cessit lilio, lilium cic
Ecce dicat aliquis : Factus es ut D
Qui relictis propriis tractas peregr
Jam cortinas arguunt saga cilic
Locis dignioribus detrahit sent
Super greges igitur vigilent past
Et paulatim ti-anseant ad honestos m(
Ut honestis moribus congruant hon
Nee maiorum meritis pereant min '
Aber ist denn diese lange Klage und Predigt wirklich un-
gedruckt? In demselben Buche von Wright steht p. 43, aus
der Sammlung des Flacius Illyricus entnommen, ein Serrao Go-
liae ad Praelatos, der sieben derselben Strophen wörtlich ent-
hält nebst drei neuen. In so wechselnder Gestaltung finden
wir überall diese Art der Dichtung, und die unspriingliche Ge-
stalt läfst sich nur selten feststellen.
Heidelberg. Wattenbach.
► ina
>ores
lieber Leitschiffe.
In Frankfurter Urkunden werden zuweilen Leitschiffe
erwähnt. So z. B. erkennen 1484 die Schöifen nach Verhö-
rung Etlicher des Fischer -Handwerks, dafs die Leiteschiffe in
dem Main eine fahrende Habe seien, wofür sie auch in dem
Handwerk gehalten würden (Thomas, Oberhof zu Frankfurt,
S. 366). Es ist ersichtlich, dals diese Schiffe von den Fischern
bei Ausübung ihres Geschäftes gebraucht wurden ; aber in wel-
cher Weise dies geschah, wird nicht angegeben. In den Bei-
trägen zur Geschichte der Fischerei in Deutschland von Lan-
dau (Gesch. der Fischerei in beiden Hessen. Kassel, 1865)
wurden S. 21 f. die Vorrichtungen zum Fischfang und die da-
bei benützten Geräthschaften (Vennen, Fache, Reusen u. s. w.)
ausführlich besprochen, aber die Leitschiffe nicht genannt. Nach
den Aussagen alter Fischer waren es an einer Seite offene
Kästen (häutig nahm man dazu in die Hälfte getheilte Nachen),
welche, am Boden mit Steinen beschwert, das offene Ende
stromabwärts gerichtet, im Frühjahre an bestimmten Orten,
namentlich neben solchen Leien (Felsen), die ein der Länge
des Flusses nach gehendes Riff bilden, in den Main versenkt
wurden. Zweimal im Jahre wurden sie gehoben, zuerst auf
Jacobi (25. Juli) und dann im Herbste ; bei der ersten Hebung
wurden nicht selten Aale, bei der zweiten zumeist Barben ge-
funden, die sich zu ihrer Winterruhe in die Kästen zurückge-
zogen hatten. Der Besitz solcher Leitschiffe war sehr einträg-
167
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
1G8
lieb, und es wurde einzelnen Fiscliei-n das Recht, sie ausschliefs-
lich an bestimmten Orten, z. B. in der Mitte des Mains nahe
am Gutieuthof, zu legen, durch besondere Urkunden bewilligt. Bei
Frankfurt ist diese Art der I'iscberei schon längst nicht mehr im
Gebrauch ; bei Freudeuberg und Gemünden soll sie aber noch
im Gange sein. Woher der Name LeitschiH' kommt, ist mir
nicht bekannt ; vielleicht bedeutet er so viel als Legschitf, weil
es in den Main gelegt wurde, oder es hängt mit Leite zu-
sammen, worunter Frisch (Wörterbuch S. G05) ein langes,
nicht gar weites Fafs mit einer grofsen Oeffnung anstatt des
Spundes versteht, welches zur Verführung der lebendigen Fische
über Land gebraucht wird *).
*) Vgl. Schmeller II, 513. D. Red.
Frankfurt a. M.
Dr. Euler.
Sannsen Pfeil's Kriegsmascliiue.
Es ist immer die alte Geschichte, und es gibt nichts Neues
unter der Sonne. Prahlt die neue Zeit mit Kugelspritzen, Hin-
terladern und andern Mordwerkzeugen, durch die die Humanität
des 19. Jahrhunderts Tausende vou armeu Menschenkindern
mit einem Schlag, mit einem Schufs aus diesem Jammerthale
ins Jenseits zu befördern im Stande sei, so fehlte es doch auch
den Alten und zunächst dem Mittelalter nicht an dergleichen
Erfindungen. Namentlich in den Geschichtsquellen der Keichs-
stadt Nürnberg begegnen dem Forscher zu öftern Malen soge-
nannte ,, Muster" oder Kriegsmaschinen, die der dortige Rath
machen liefs, oder die ihm zum Kaufe angeboten wurden. Als
eine der merkwürdigsten bezeichnen wir das „rauster", welches
Hanns Pfeil um das Jahr 1530 den Herrn Aelteren oder dem
geheimen Rathe anbot. Er ruhrate sich, mittelst desselben
und mit Hilfe von 300 Mann wenigstens 1000 Mann zu fangen,
zu schlagen oder zu erwürgen, und den Feind allenthalben
aufzuspüren und anzugreifen. Leider beschreibt er sein ,,mu-
ster" nicht näher*), und wir müssen uns begnügen mit einer
zuversichtsvollen Anpreisung desselben, die nach einem gleich-
zeitigen Dokument also lautet :
„Hanns Pfeil hat bewilligt vnd zugesagt, das er wöU ain
muster zurichten vnd machen vnd darzu drewhundert mann
geprauchen, vnd verr oder nahendt perg vnd tale, Vber stock
vnd stain mit solhem seinem muster vnd anzal folck ainem
treffenlichen grossen hauffen auff das wenigst tausent mannen,
sy sein zu rofs oder zu fufs, wo die im veld oder holtz seien,
widerstand thun, sie fahen, schlahen oder erwürgen, vnd sie
gantz vergweltigen, verjagen oder zu seinem willen pringen,
vnd das sy sich vor ime nicht verpergen können, sonnder er
ainen freyen Zugang zu inen haben, vnd dasselbig meinen herrn
den eitern scheinparlich vnd glauplich anzaigen, das solchs
gerecht vnd war sey. Vnd so die eitern herrn dasselbig also
gerecht vnd bewert erfinden vnd erkennen, so sollen sie ime
darumb vnd für solhe kunst vnd muster geben vierhundert
guldin Reinisch vnd ime defshalben weytter nichtzit schuldig
sein. Wo aber mein Herrn die eitern solh kunst oder muster
nicht für gerecht, bewerlich oder inen gefeilig erkandten, so
sollen sie ime dem gemelten Hannsen Pfeil gar nichtzit zethun
noch schuldig sein vnd er sein mühe, arbait vnd costen, ob
er des ainichen erlitten hett, verloren haben, sie wollen ime
dann von guttem willen aine zimliche vererung thun."
Nürnberg. Jos. Baader.
Des schwedischen biissenschutten Hans von lohe')
übergebene Schrift
wo file bussen pulver vnd lod upm ammiral gewysseu
A" 34 als yt im Herwast^) ward ingeholt von mi in
Schriften üb erreicht s).
1535.
Item Euren ersamen wol wysslichen herrn dyt yst dat ge-
schutte dat up dem kraffehH) yst gewysseu der Kl. M. statin
tho bort In Schweden \io herna stehet.
Item Int erste ij quartier int vorkastei eins gaten*) von
ysin vnd ein geschmiedet mit iiij kamirirn*).
Item ij slangin geschmiedet vor dem Bardin ') myt je iiij
kamirirn.
Item ij howet stuck ^) up dem Owerley ^) myt iiij kamirirn.
Item noch ij gaten halvin slangin gegen den Mat ■") von
Koppir mit iiij kamirirn.
Item noch ij schmidin halvin slangin achter yt myt iiij
kamirirn.
Item noch ein slangin von koppir gegossin up die ko
bruggin ('?).
Item noch fort verdeck iiij steinstucke myt iiij kamirin.
Item noch x hakin.
Item diefs krud i(J (: ?) vnd^ ") slangin krut und ein ni-
gin '■*) vnd P stein bussin krut vnd nige.
Item xvi matronin von koppir.
Item iiij vorslägin '^).
Item iiij rullin blyes.
Item V lyss » gaten bly.
iij ysene lode'*) 1 (50) steinin klein vnd grot.
') Die Familie von Lohe ist eine pieufsische (in Thorn). Wahr-
scheinlich erfolgte die Mittheilung auf Ersuchen des Danziger Raths.
*) Herbst. ') Aus dem Danziger Stadtarchiv : Milit. D. 1. a.
*) Kraveel, navis vectoria grandis et tarta (Frisch 544 c) ; hell,
karveel, karvielschip ; ital. caravella, span. caraba, carabela, franz.
caravelle, aus mittellat. carabus, caravala, caravella (Ducange II,
168 b. 170 c. Diez 88.) D. Redact. =) gegossen. «) Kammern.
') Bord? 0) Hauptstück. «) Verdeck. '") Mast. ") eine Tonne?
— Vielleicht i vnd j (durchstiichen). — d. i. l'/i Tonne. D. Re-
dact. ''') eine Neige, eiu Rest. '') wahrscheinlich 400 Vorschläge :
iiijc_ '*) wol 300 eiserne kugeln: iij c
*) .'\uf der Rückseite der Urkunde, welcher wir diese Nachricht
verdanken, findet sich von anderer Hand die Bemerkung : „Es waren
welsch Haselnuls".
Danzig.
Köhler.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction: A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Seba Id'scliß Buehdruckerei in Nürnberg.
»EILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KÜNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1868. J\? 5. Mai.
Chronik des germanischen Museums.
Nürnberg, den 15. Mai 1868.
Der Appell Sr. Majestät des Königs Ludwig's IL vonBayern
an die Bewohner Nürnbergs hat zur Folge gehabt, dals die hiesige
Schützengesellschaft den Beschluls fal'ste, ihre schönen alten Silber-
pokale vom 16. — 18- Jahrhunderte im germanischen Museum auf-
zustellen, wodurch unsere Sammlung von Goldschmiedearbeiten
«ine wesentliche Bereicherung erhalten wird. Diese Reihe von
Pokalen, die bisher nur bei den Festen der Gesellschaft an's Ta-
geslicht kamen, wird so den Besuchern unserer Anstalt, somit auch
dem in Nürnberg verweilenden reisenden Publikum zur Besichti-
gung gebracht, und wir haben die feste Ueberzeugung, dafs diese
der Initiative Sr. Majestät, wie dem Beschlüsse der Schützengesell-
schaft für solchen Genufs zu grol'sem Danke verpflichtet sein werden.
Die am 1. Mai d. Js. erfolgte Auflösung der Zünfte in Bayern
hat Veranlassung gegeben, dafs nun nicht blos über das Vermögen,
sondern auch über die gewerblichen Insignien, Pokale, Urkunden,
Laden , Schilde u. s. w. verfügt wird. Das germanische Museum
hatte hierbei die natürliche Pflicht, dahin zu wirken, dals die den
Nürnberger Innungen gehörigen Gegenstände nicht verschleudert,
sondern, wo möglich, alle, zu einem Ganzen vereinigt, im germa-
nischen Museum aufgestellt werden, und hat dazu ein besonderes
Lokal angeboten. Von einer Anzahl Innungen wurden auch sehr
dankenswerthe , darauf bezügliche Beschlüsse gefafst. Andere ha-
ben die Aufstellung im städtischen Museum beschlossen, so dals
auch hier die Sachen wenigstens erhalten werden. Leider fanden
jedoch einige Innungen für gut, die Gegenstände zu verkau-
fen. Wir glanben vermuthen zu dürfen, dafs hiesige und fremde
Antiquitätenhändler, die sich zur Zeit bei einer gröfseren Antiqui-
tätenauctiou hier befinden, durch geheimes Wirken zu diesen Be-
schlüssen beigetragen haben, wie auch unmittelbar nach denselben
einige Gegenstände an fremde Antiquitätenhändler verkauft wor-
den sind, ehe das germanische Museum oder das bayerische Natio-
nalmuseum in München, das eine Aufforderung an die Zünfte in
Bayern erlassen hatte : Dinge , die etwa verkauft werden sollten,
ihm zuerst anzubieten, — in der Lage waren, die Gegenstände
erwerben zu können.
Um so anerkenneswerther sind die Beschlüsse der Innungen,
welche die von den Vorfahren ihnen überlieferten Gegenstände der
Zukunft aufbewahren zu müssen glaubten, und wir werden wol in
nächster Nummer, wenn von allen Innungen über ihr Eigenthum
verfügt sein wird , weitere Mittheilungen über diese Frage mit
Nennung aller einzelnen zum Schlüsse bringen können. Es ist
ja über ähnliche Fragen an allen Orten Deutschlands in jüngster
Zeit verhandelt worden, so dafs das germanische Museum von der
Nation die Ehrenpflicht hatte, am Orte seines Sitzes wenigstens
in dem angedeuteten Sinne zu wirken, und sich verpflichtet fühlt,
öffentlich Rechenschaft abzulegen , in welcher Weise und mit wel-
chem Erfolge dies geschehen ist.
Als ein erfreuliches Zeichen des Interesses, welches sich für
unsere Nationalanstalt kund gibt, haben wir die Thatsache anzu-
sehen, dafs im Laufe dieses Monats der kgl. bayer. Kultusminister
den kgl. Ministerialrath HerrnGiehrl hierher gesandt hat, um sich
an Ort und Stelle über den gegenwärtigen Stand des germanischen
Museums und dessen Bedürfnisse zu informieren.
In ähnlichem Sinne hat sich unmittelbar vorher Se. kgl. Ho-
heit der Fürst von Hohenzollern - Sigmaringen durch den fürstl.
Hofrath Dr. Lehner über unsere Anstalt Bericht erstatten lassen.
Durch den am 29. v. M. in Berlin erfolgten Tod des Freih.
Karl von Aretin, k. b. Reichsraths, geh. Raths und Kämmerers,
Vorstandes des bayer. Nationalmuseums zu München, hat unser
Gelehrtenaus schufs einen neuen Verlust erlitten.
Die „Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-,
Alterthums- und Volkskunde von Freiburg, demBreis-
gau und den angränzenden Landschaften" welche sich
im J. 1866 neu constituierte, ist in Schriftentausch mit dem german.
Museum getreten.
Neue Jahresbeiträge wurden seit Bekanntmachung des
letzten Verzeichnisses folgende augemeldet :
Von öfTeutlicheu Kasseu : Kronach. Stadtmagistrat 3fl.
Von Vereineu : Crimmitschau. Gesang- und Theaterverein
Liederhalle 1 fl. 45 kr.
V'on Privaten : Abensberg. Rechtsconcipient Karl Errich 1 fl.
Amorbach. Studienlehrer Baier 30 kr. Bonn. Graf Mörner von Mor-
landa 1 fl. 45 kr. Erlangen. Stadtkaplan Wenzel 1 fl. 45 kr., Gym-
nasialassistent Zucker 1 fl. 45 kr. Feucht. Pfarrer Otto in Röthen-
bach 1 fl. , Pfarrer Schott 1 fl. 12 kr. (statt früher 1 fl.). Germers-
heim. Generalmajor Buz 1 fl. 45 kr. Göttingen. Reallehrer Dr. Stein
1 fl. 45 kr. Kremsier. Advokat Dr. August Benesch 1 fl. 10 kr., fürst-
erzbischöfl. Baurath Franz Drbal 1 fl. 10 kr., fürsterzbischöfl. Inge-
nieur Meretta 1 fl. 10 kr. Kronach. Kaufmann Gottfr. Pfretzschner
1 fl. 12 kr. Nürnberg. Kunstschüler Lembke 1 fl., k. b. Hauptmann
Freih. v. Scheuerer 2 fl. Osnabrück. Baumeister Hensel 1 fl. 45 kr.,
Architekt H. Schultze 1 fl. 45 kr. Pfatfenhofen. Dekan Ostermayr
in Jetzendorf 1 fl. Stuttgart. Kaufmann AVüstendörfer 1 fl. Tau-
berbischofsheim. Stadtpfarrer Dr. Rombach Ifl. 45 kr., Kreischul-
rath Scherer 30kr. , Gymnasialdirektor Dr. Schlegel ifl., Oberamt-
mann Dr. Schmieder 1 fl. 45 kr. , Kaplan Stephan 30 kr. , Professor
Dr. Weizer Ifl. Troppau. Dr. Anton Heinz, .schles. Landtagsab-
geordneter und Mitglied des Landesausschusses 1 fl. 45 kr. , Dr.
Joh. Müller, schles. Landtagsabgeordueter, ifl. 45 kr. Unkel. Pa-
stor Dr. Tangermann 1 fl. 45 kr.
Einmalige Beiträge wurden gegeben:
Von Vereinen: Kremsier. Turnverein Hfl. 40 kr.
Von Privaten : Erlangen. Bibliothekar Dr. Kerler 1 fl. Tau-
berblschofshelm. Bezirksrabbiner Löwenstein 1 fl,, Kaufleute Gebrü-
der Suis mann 1 fl., prakt. Arzt Dr. Vaeth 1 fl.
Unsern Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu:
I. Für das Archiv,
(Nr. 3484.)
Braunschwelg. L. Hansel mann, Stadtarchivar: Gewaltbrief
Philipps, Herren zu Pappenheim, Hans Friederichs von Rott und
Friedrichs von Gissenberg, als Vormünder der Jungfrau Apollonia
von Ellerbach und der Anna von Freiberg, gebornen von Eller-
171
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
172
bach, Wittwe, für Ludwig Lehlin, Bürger zu Memmingen, zur Ver-
tretung derselben vor dem kaiserl. Kammergerichte in der Streit-
sache mit Ferdinand, Hans, Christoph und Karl den Khölin von
Frickenhausen. 1583.
II. Für die Bibliothek.
(Nr. 21,977—22,072.)
Altenburg. Dr. K. Back, geh. Regierungsrath: Säur, Schreib-
caleuder auf d. J. 1631. 16. Schreibkalender auf d. J. 1666. 8. —
Annweiler. J. Franck, Subrektor: Ders., zur Quellenkunde des
deutschen Sprichworts. 8. Sonderabz. — Augsburg. B. Schmid'-
Bche Buchhandl. : Archiv f. d. Geschichte des Bisthums Augsburg,
hg. V. Steichele, IL u. III. Bnd. 1858—60. 8 — Bamberg. B u eb-
ner'sehe Buchhandl. : Heinisch, Gescliichte Bayerns ; 3. Aufl. 1867.
8. Uers., Grundrifs der Geschichte der deutschen Literatur. 1868.
8. — Berlin. K. pr. Akademie der Wissenschaften : Lies.,
philol. u. histor. Abhandlungen, aus d. J. 1866. 1867. 4. W.We-
ber, Buchhandl.: Potthast, bibliotheca historica medii aevii ; Sup-
plement. 1868. 8.— Braunsberg. Histor. Verein fürBrmland:
Ders., Zeitschrift etc.; X. Heft. 1867. 8. Ders., Monumenta histo-
riae Warniiensis. III. Abtheil. , 10. Liefer. Bnd. IV, Bgn. 1 — 6.
1867. 8. — Bremen. Dr. Hugo Meyer: Ders., Abhandlung über
Roland. 1868. 4. — Brunn. K. k. mä hrisch-schlesische Ge-
sellschaft z. Beförderung des Ackerbaues etc.: Dies.,
Mittheilungen etc. 1867. 4. — Donaueschingen. C. Aldenhoven,
Hofbuchhandl. : Zachariä, Denkschrift über den territorialen Um-
fang der standesherrl. Vorrechte in Deutschland ; 2. Aufl. 1867. 8.
Zöpfl, d. neuesten Angrifi'e auf d. staatsreclitl. Stellung der deut-
schen Standesherren; 2. Aufl. 1867. 8. — Düsseldorf. Carl An-
ton Fürst von Hohenzoll en- Sigmaringen, kgl. Hoheit:
V. Hefner-Alteneck, die Kunstkaramer Sr. k. Höh. des Fürsten Carl
Anton V. Hohenz.-Sigm. 6. Heft. 1867. 4. E. v. Schaumburg,
Oberst a. D. : Ders., Fürst-Bi.schof Bernhard von Galen u. die Stadt
Münster. 1853. 8. Ders., d. Begründung der Brandenburg-Preulsi-
schen Herrschaft am Mederrhein u. in Westfalen. 1859. 8. Ders.,
Wilhelm von Calckum, genannt Lohausen. 1866. 8. — Einsledeln.
Gebr. Karl u. Nicolaus Benziger, Buchhandl.: Schubiger,
laudate Dominum ! 4. Aufl. 1866. 8. Morel , latein. Hymnen des
Mittelalters. 1868. 8. — Eisenach. Direktion des Gymnasiums :
AVitlich, zur Geschichte u. Charakteristik Franz I. von Frankreich.
1868. 4. — Erlangen. Ferd. Enke, Verlagshandl. : Buff, ein Blick
auf d. Geschichte der Chemie 1866. 8. — Franitfurt a. 0. Histo-
risch-statistischer Verein: Ders., Jahresberichte u. Mitthoi-
lungen ; 6. u. 7. Heft. 1867. 8. — Freiberg. Alterthumsverein :
Dsrs., Mittheilungen; 5. Heft. 1867. 8. Heinr. Gerlach, Ver-
lagshandl. : Freiberger Stadt-, Land- u. Berg-Kalender. 1861 — 68.
4. — Gent. Comite central de publioation des inscrip-
tions funeraires et monumentales de laFlandre Orien-
tale: Dase., Graf- en Gedenkschriften etc.; 45.-53. Aflevering.
1865—67. 4. — Göttingen. K. Gesellschaft der Wissenschaf-
ten: Dies., Göttingische gelehrte Anzeigen; .Thg. 1867, I. u. IL
Bnd. 1867. 8. Dies., Nachrichten etc. Jhg. 1867. 1867. 8. — Halle.
Dr. Dümmler, Universitätsprofessor : Stramberg, d. rheinische An-
tiquarius; L Abth., 1.-4. Bnd. IL Abth. , 1.-14. Bnd. HL Abth.,
1 — 12. Bnd. u. IV. Abth., 1. Bnd. 1851-66. 8. Universität:
Goeke, Homeri de morte mortuorumque condicione sententiae.
1868. 8. Harras, de Bernardo, Italorum rege. 1868. 8. Kuhn, de
libertatis notione. 1868. 8. • — Hildeshelm. Direktion des Gym-
nasium Andreanum: Dies., Jahresbericht etc. 1868. 4. —
Kopenhagen. K. Gesellschaft für nordische Alterthums-
kunde: Dies., antiquarisk Tidsskrift; 1858 — 60 u. 1861 — 63.
1861. 1864. 8. Dies., memoires etc. 1850 — 60; nouvelle serie :
1866. 1861. 1866. 8. Dies., Aarböger ; 1866, 1 — 4. u. Tilloeg.
1867, 1. 2. Gröndal, da vis poetioa antiquae linguae septemtriona-
lis. 1864. 8. — Kremsier. K. Umlauft, k. k. Kreisgerichtsrath :
Mittheilungen des Neutitscheiner landwirthsch. Vereins ; 5. Jhg.
1867- 8. — Lausanne. Ed. Secretan, professeur : Ders., un
proces au XII. siede ou l'avouerie imperiale dans les trois eveches
Romans. 1868. 8. Sonderabdr. Ders., la tradition des Nibelungen
etc. 1865. 8. Notice sur rorigine de Gerold comte de Geneve.
Observations sur les chartes relatives a la famille du comte Ilum-
bert aux blanches maine. 8. Societe d'histoire de la Suisse
Rom an de: Dies., memoires et documents ; t. XXIV. 8. — Leip-
zig. Arnold 'sehe Buchhandlung: Hoffmann, Encyklopädie der
Erd-, Völker- u. Staatenkunde; Lief. 52—69. 1863—67. 8. Ernst
Bredt, Verlagshandl.: Wendt, kirchliche Ethik; 2 Thie. 1864-
65. 8. Augustinus, confessiones, ed. Bruder. 1865. 8. Augustinus,
de doctrina christiana libri IV et enchiridion, ed. Bruder. 1865. 8.
Breit köpf u. Härtel, Verlagshandl.: Franck, Geschichte der
Protestant. Theologie; 2. Bnd. 1865. 8. Hase, Luther -Briefe in
Auswahl und Uebersetzung. 1867. 8. v. Tucher, über den Ge-
meindegesang d. evang. Kirche. 1867. 8. Hachfeld, Martin Chem-
nitz nach seinem Leben u. Wirken. 1867. 8. Weingarten, die Re-
volutiouskirchen Englands. 1868. 8. Hase, Kirchengeschichte; 9.
Aufl. 1867. 8. F. A. Brockhaus, Verlagshandl.: Merleker, Mu-
sologie. 1857. 8. Keil, Geschichte des Jenaischen Studentenlebens.
1858. 8. Kühne, Wien in alter und neuer Zeit; 2. Aufl. 1861. 8.
V. Raumer, histor. Taschenbuch. 4. Folge, 4.-8. Jahrg. 1863 — 67.
8. Das Nibelungenlied, übers, v. Bartsch. 1867. 8. X'efsler , Ge-
schichte V. Ungarn , 2. Aufl. , bearb. v. Klein ; 1.— 5. Lief. 1867 —
68. 8. Wander, deutsches Sprichwörter- Lexikon ; 1. — 19. Liefer.
1867 — 68. 8. — ■ Nordhausen. Ad. Büchting, Verlagshandl.: Ders.,
bibliographische Nachweisungen ; 1. Jhg. 1866. 1867. 8. Ludwig,
Joseph Haydn. 1867. 8. Liste sämmtlicher deutschen Buch- , An-
tiquar-, Kunst-, Landkarten- u. Musikalien-Handlungen L 1868. 21.
Jhg. 8- Perschmann, d. Doppelfeir des Gymnasiums zu Nordhau-
sen. 1868. 8.— Nürnberg. Friedr. Schulthei Is, Literat : Liech-
tensteinisches Leheubuch für Gabriel Nützel. Pap. -Hs. 2. 1571 —
18. Jahrh. Ein Ungenannter: Volckmarus, christliches Ehren-
kräntzlein, 1599. 12. — Oberwelling. A. Lang, ka,th. Pfarrer: El-
loposcleros (Fischart), podagrammisch Trostbiichlein. 1591. 8. Ra-
mazzini, ephemerides barometricae. 1710. 8. Walch, Grundsätze
der Kirchengeschichte des neuen Testaments in den älteren Zei-
ten; 2. Ausg. 1772—74. 8. — Pest G. Heckenast, Verlagshandl:
Llorvath, magyarorszäg Törtenelme. VI. Kötet. 1863. 8. — Pfaffen-
hofen. Georg Mayer: Trost, Regesten v. Urkunden aus dem
Archive der Stadt Pfafi'enhofen. 1867. 8. Sonderabdr. — Prag.
Dr. Franz Palacky', k. böhm. Landeshistoriograph : Ders., d. Ge-
schichte des Hussitenthuins u. ProL Constantin Höfler. 2. Aufl.
1868. 8. — Regensburg. Histor. Verein von Oberpfalz u. Re-
gensburg: Ders., Verhandlungen; 25. (n. F. 17.) Band. 1868. 8.
Schloss Semlow. Graf Behr-Negendank : Lisch, Urkunden u.
Forschungen zur Geschichte des Geschlechts Behr ; 4. Abtheil.,
IV. Bnd. 1868- 4. — Schwabach. M. Straufs, Optikus: Institoris,
malleus maleficarum 1496. 4. — Spalt. J. L. Pfahl er: Ders., d.
Spalter Hopfenbau in seinem Ursprünge u. Betriebe. 1867. 8. —
Strassburg. Societe pour la conservation des monuments
historiqucs d'.Vlsace: Dies., Bulletin; IL serie, t. V, 2. livr.
1868. 8. — Stuttgart. K. wilrttemb. Ministerium des Innern:
Staats- Anzeiger für Württemberg v. J. 1867. 4. — Thom. Maxi-
milian Curtze, Gymnasiallehrer: Ders., d. k. Gymnasial-Biblio-
thek zu Thorn u. ihre Seltenheiten. 1868. 8. Sonderabdr. — Ulm.
Verein f. Kunst u. Alterthum in Ulm u. Oberschwaben:
Ders, Verhandlungen; XVIIL Veröffentl. 1868. 4. — Venedig. Giu-
seppe Val cntinelli, Bibliothekar: Ders., di im bronzu aiilico
del Museo Marciano. 1868. 8. Sonderabdr. — Washington. Sur-
geon general's office: Dass., Circular no. 7: a report on am-
putations etc. 1867. 4. Dass., annual report etc. 1867. 8. Wood-
iiull, catalogue of the surgical section of the United States army
medical Museum. 1866. 4. — Wien. Quirin Leitner, k. k. Haupt-
mann : Ders., d. Waffensammlung des ö.sterr. Kaiserhauses im k. k.
Artillerie-Arsenal-Museum in AVien ; Bd. I, 2. gr. 2. Verein
für Landesk\inde von Nieder-Oest erreich : Ders., Blätter;
neue Folge. L Jhg. 1867. 8. Ders.. Jahrbuch etc.; I. Jhg. 1867.
1868. 8 — Wittenberg. IL Kölling, Verlagshandl.: Friedrich d.
Weise, Kurfürst v. Sachsen. 1868. 8. — Zweibrüclten. Cotta, Ap-
pdlrath: Dels vollständigen Trincir-Büchleins 1.-5. Theil. 1652.
qu. 4. V. Hoffmannswaldau's u. andrer Deutschen auserlesener Ge-
dichte 7. Theil. 1727. 8. Menantes, d. beste Manier in honneter
Conversation sich hoflich u. behutsam aufzuführen. 1733. 8. Barth,
d. galant« Ethiea. 1731. 8. Gründliche Nachricht von den Frey-
173
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
174
Mauiorn. 1738- 8. Anderson, neues Coiistitutionen-Iiucli der Frey-
Mauror. 1741. 8. Kiien, Verordn\mi,'on, (ieschichle, Gesetze etc.
derer Frey -Maurer. 1741. 8. Bodenelir, Atlas v. 102 Karten. 4.
Dr. Joh. üclis, Profes.sor: Abraham a S. Clara, .Judaa der Ertz-
Schelm. 1686. 4.
III. Für die Kunst- und Alterthumssammlung.
(Nr. 5600 — 5621.)
Augsburg. Frhr. von Holzscluiher, kgl. Regierungsrath :
Nürnberger Kathskaleuder von 1800. — Oanzig. K. Bergau, Ar-
chitekt: 13 profilierte Backsteine, 15. Jhdt. 2 blau und weila gla-
sierte llerdfliesen, 18. Jhdt. 3 Porträte, Steindr. — Füssen. C.
Seckler: (ieburt Christi, Kupferstich von A.Dürer, B. 2, Copie.
— Karolinenhiitte bei Burglengenfeld. Karl Wagner, Eisenwerk-
besitzer ; lironzcne Kleiderhaft, Ausgrabung. Silberne Busennadel
mit einem Widderkopf als Knopf, 16. Jhdt. Sporn von Eisen, 15.
Jhdt. Regensburger Kupfermünze von 1767 und bayerische von
1700. 2 Schwerter vom 17. u. 18. Jlidt. — Köln. Ungenannter:
5 Blätter mit architckton. Aufnahmen in autograph. Zeichnung.
— Mägdesprung. Direktion der Eiscngiefserei : Zinnteller
mit grolsun Blumen auf dem Rande, 17. Jhdt. — Nürnberg. E.
Frhr. von Bibra: Das Wa])))en der Paumgärtner, Kupferstich
von B. Beham. B. 57. Kaupert , Kaufweber : Brandenburger Gro-
schen von 1562 und Nürnberger Fünfzehnkreuzerstück. Zeittafel
des 18. Jahrhunderts von J. Witschel, Kupferstich. Kracker,
Gastwirth : 9 kleinere Silbermünzen verschiedenen Gepräges, 17.
— 18. Jhdt. — Pfaffenhofen. Georg Mayer; Gürtelhaken von
Bronze in Gestalt eines jungen Mannes, 15. Jhdt. Dolchartiges
Messer u. Eisen aus einem Bohrer, nebst Bruchstück einer verzierten
Thonurne, ausgegraben bei llramünster und Ehrenberg. 3 Zeich-
nungen nach Grabsteinen zu Reichertshausen. — Wien. E. H.
Kunst, Privatier: 2 Schreibkunststücke von L. Leifsner, 1756 u.
1762. — Zweibrücken. Cotta, Appellrath: Antikes Gewandstück
von vergoldeter Bronze. Ein Quodlibet, Handzeichnung vom 18.
Jhdt.
Chronik der historischen Vereine.
Mittheilungen der Kaiserlich-Königlichen, Mäh-
risch-Schlesischen Gesellschaft zur Beförderun g des
Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde in Brunn.
1867. Brunn. 4.
Notizenblatt der historisch-statistischen Section
ders. Gesellach. (Vom 1. Jänner bis 31. December 1867.) Brunn,
1867. 4.
Zur Geschichte der Landwirthschaft in Mähren und Oesterr.-
Schles. IV. Ueber die Agricultur im Brünner Kreise. — Zur
mähr.-schles. Biograjjhie. (Forts.) — Die Kaiserrichter in Olraütz.
— Der Stadtrath in M.-Neustadt 1727. — Zur Geschichte Blarer's,
Direktor des Brünner Priesterhauses. — Zur Geschichte des 30jäh-
rigen Krieges. (Forts.) — Verzeichnils der in den Grundbüchern
und Landtafeln des Markgrafthums Mähren und des Herzogthums
Schlesien eingetragenen Kirchen u. s. w. — Drei inedierte mäh-
rische Münzen Bretislaw II. (in Böhmen von 1092, in Mähren von
1099 — 1100). — Zur Aufklärung über den Weyrowitzer (Münz-)
Fund. — Ueber den Gebrauch des rothen und grünen Siegelwach-
ses in früherer Zeit. — Der Vertrag zwischen dem Adel und Bür-
gerstande wegen des Besitzes städtischer Häuser und landtäflicher
Güter vom J. 1486, dann jener von 1532. — Des Erzherzogs Ma-
thias Sendschreiben an die deutschen Fürsten vom 26. April 1608.
Taxa auf Ir. Gn. Herrn Obr. Sedlniczky Reutter, v. J. 1618. —
Gesuch der Gesellschaft des Johann Friedrich Marcus (Waldmann),
öffentliche Comödien in Olmütz spielen zu dürfen, de praes. 6. Juny
1717. — Beiträge zur Chronik der Stadt Hotzenplotz vom J. 1545
— 1805. — Beitrag zur Geschichte des Olmützer fürstbischöflichen
Kammergutes u. Dorfes Jaktar. — Die Possessores, oder Domina
ob der Allodial Herrschaft Rosenau und Krassna, Von Anno, 1212.
Biess Anno, 1779. — Berichtigung wegen des Dorfes Popitz. —
Zur Geschichte des Nürnberger Handels in Mähren, der Herzogen-
rath, Häring und Greisinger. — Schwammhandel in der mähr. Wa-
lachei in früherer Zeit. — Die Münzen der Kelten in Mähren,
von Dr. F. S. Kupido. (330—250 v. Chr.) — Archäologische Bei-
träge, von Moriz Trapp. I. Die Pfarrkirche St. Peter und Paul
im Markte Lissitz. II. Die Bildsäule am Lissitzer Marktplatze.
III. Die Lissitzer Schlofskapelle. — Geschütz - Abgabe in Mähren
(1531). — Bekenntnifsbrief der Herrschaft Bystrzitz über die Ka-
minen-Anzahl (1671). — Verhältnifs der österr. Länder in der
Steuerzahlung seit 1648. — Erledigung der mähr. Landtagsschlüsse
1667. — Die Bevölkerung Mähren's zu Ende des 18. Jahrhunderts.
Blätter des Vereins für Landeskunde von Nieder-
osterreich. Neue Folge. I. Jahrgang. 1867. Wien, 1867. 8.
Vereinsangelegenheiten. — Kulturbilder aus Niederösterreich
vom Beginne der Regierung Ferdinand I. Von Wendelin Böheim.
— Ueber die Bau -Denkmale in Wiener-Neustadt. Von Friedr,
Schmidt. — Ueber die älteste Abbildung einer niederösterr. Burg.
Von Josef Zahn. — Zur Geschichte von Wiener - Neustadt. Ein
Kulturbild. Von Dr. Joh. Adam.'
[Plan von] Wien sammt Umgebung. Im Verlage des Ver-
eines für Landeskunde. (1 Bl. im Imp.-Fol., Stahlstich.)
Jahrbuch für Landeskunde von Nieder- Oesterreich.
Hrsg. von dems. Vereine. I. Jahrgang. (1867.) Wien, 1868. 8.
Geschichte der Stadt Waidhofen an der Ybbs von der Zeit
ihres Entstehens bis zum Jahre 1820. Von Gottfr. Friels. — Ver-
zeichnils jener Oertlichkeiten im Lande Oesterreich unter derEnns,
welche in Urkunden des IX., X. und XI. Jahrhunderts erwähnt
werden. (Mit einer Karte.) Von Dr. A. v. Meiller. — Das Erz-
herzogthum Oesterreich u. d. Enns in seinen wichtigsten statisti-
schen Momenten. Von Dr. H. F. Brachelli. — Wiener Virtuosen-
concerte im vorigen Jahrhunderte. Von Prof. Dr. Ed. Hanslick.
— Shakespeare-Anfänge im Burgtheater. Von Bruno Bucher. —
Zur Biographie Mozart's. Von L. Ritt. v. Köchel. — Ein urkund-
licher Beitrag zur Geschichte der ersten Belagerung Wien's durch
die Türken. Von V. Reutterer.
Der Kirchenfreund. Zeitschrift für christliche Kunstge-
schichte. Herausgegeben von Mehreren (früher von der Vorstehung
des christlichen Kunstvereins in Bozen). Nr. 10 — 12. II.
Jahrgang. 8.
Portal der Kapelle in der Burg Tirol in technischer und sym-
bolischer Beziehung. Von Theodor Hutter. — Beschreibung eines
alten, mit Miniaturen reich ausgestatteten Gebetbuches in der Gym-
nasial-Bibliothek zu Bozen. Von Karl Atz.
Verhandlungen des historischen Vereines vonOber-
175
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
176
pfalz und Regensburg. Fünfundzwanzigster Band der ge-
Bammten Verhandlungen und siebzehnter Band der neuen Folge.
Mit fünf Abbildungen und einem Plane. Regensburg, 1868. 8.
Culturhietorische Beiträge zur Geschichte der Oberpfalz. Von
Dr. Chr. Iläutle. — Geschichte des Klosters Speinshardt. Von A.
Eder. — Die Wappen in der Kirche zu Fronau. Von Jos. Plafs.
— Ueber den Burgfrieden der Kreishauptstadt Regensburg. Von
W. Scherer. — Thon-Reliefe (Fliese) von der Stiftskirche St. Em-
meran in Regensburg. Von C. Ziegler. — Das Jahr- und Todten-
buch des Minoritenklosters in Regensburg. Von K. Primbs.
IVachrlchten.
Literatur.
Neu erschienene Werke.
14) Novum Glossarium Latino-Germanicum mediae et
infimae aetatis. Beiträge zur wissenschaftlichen Kunde
der neulateinischen und der germanischen Sprachen von Dr.
Lorenz Diefenbach. Frankfurt am Main. J. D. Sauer-
länder's Verlag. 1867. 8. XXIII u. 388 Stn.
Wenn dieses Werk zwar zunächst als Nachtrag und Ergänzung
zu dem im Jahre 1857 erschienenen Glossar desselben Verfassers,
welches seinerseits als Supplement zum Ducange'schen Lexikon
auftrat, anzusehen ist, so macht es doch zugleich auf eine gewisse
Selbständigkeit Anspruch, obwohl nicht genau erhellt, bis zu wel-
chem Grade ihm diese zuzuerkennen ist. Der Autor selbst meint,
das neue Glossar sei zum vollen Gebrauche des alten unentbehr-
lich, zu seinem eigenen aber die Nähe des alten sehr wünschens-
werth. Den Kern des neuen Werkes bildet der glossographische
Inhalt von 28 Handschriften, welche für das alte Glossar noch
^icht benutzt werden konnten und nunmehr Jen frühern 26 unter
den Ziffern 27 — 54 sich anreihen. Die Druckschriften haben kei-
nen Zuwachs bekommen. Aufserdem wird das alte Glossar an vie-
len Stellen berichtigt und Bruchstücke desselben (Glossen, Erklä-
rungen und Vergleichungen) wiederholt gebracht in den Fällen,
wo die Beleuchtung nach beiden Seiten es gebot und der Raum
es gestattete. AVas übrigens den letztern betrifft, so hat man dies-
mal nicht so übermäfsig damit gekargt, wie bei dem frühern Glossar.
Nicht allein sind für den Druck grölsere Typen gewählt (nament-
lich treten die Stichwörter kräftig hervor), sondern es haben auch
die zum Zweck der Verbindung der gleichlautenden mit den un-
gleichen Worttheilen eines Artikels gewählten Bindestriche eine
einfachere Verwendung gefunden, so zwar, dafs die Zusammenge-
hörigkeit der verschiedenen Formen jetzt nur von je einer Stich-
silbe abhängt. Besondere Aufmerksamkeit hat der Ilerausg. den
mundartlichen, zeitlichen und mitunter selbst nur graphischen Va-
rianten der deutschen Wörter zugewendet. Ueber die Einrichtung
und Bedeutung des neuen Glossars gibt eine Einleitung nähere
Auskunft. Eine Angabe, bezw. Beschreibung der benutzten Quel-
len folgt. — Ueber den Werth und die wissenschaftliche Bedeu-
tung, welche das neue Werk mit dem alten theilt, wird es einer
näheren Auslassung hier nicht bedürfen. Schade nur, dafs die
Masse interrcssanten Materials, die uns geboten wird, nicht nach
allen Seiten hin zur vollen Geltung zu gelangen vermag. Bei dem
in der alphabetischen Anordnung der lateinischen Sprache einge-
räumten Vorzuge (der übrigens nicht wohl zu umgehen war) ent-
zieht sich gar manches beachtenswerthe deutsche Wort den Augen
das Suchenden. Noch weniger läfst sich das Glossar im Interesse
der Kulturgeschichte zum Vollen ausbeuten. Eine systematische und
zugleich die Zeitfolge berücksichtigende Anordnung des ganzen, von
Diefenbach gesammelten Wortvorraths niüfste für die Beleuchtung
gewisser Zeiträume überraschende Resultate liefern. Doch dies
wäre eine besondere, äul'serst mühsame und zum Theil unmögliche
Arbeit, da sich von manchem Worte die Zeit, zu welcher es auf-
tauchte oder vorzüglich gäng und gäbe war, schlechterdings nicht
mehr genau ermitteln läfst,
15) Roswitha und Conrad Celtes von Joseph Aschbach.
Wien, aus der k. k. Hof- und Staatsdruckerei. In Comrais-
sion bei Karl Gerold's Sohn. 1867. 8. 62 Stn. (Aus dem
Maihefte des Jahrg. 1867 der Sitzungsberichte der phil.-hist.
Classe der kais. Akad. der Wissenschaften besonders abge-
druckt.)
Auf Sp. 221 des vorjährigen Anzeigers brachten wir eine kurze
Nachricht über die in der oben bezeichneten Schrift verhandelte
Angelegenheit, welche Interesse genug bietet, um, nachdem wir in
den Besitz der Abhandlung gelangt sind, etwas näher in Betracht
gezogen zu werden. Wenn sich dabei herausstellt, dafs wir uns mit
der Ansicht des Verfassers, eines schätzbaren Mitgliedes unseres
Gelehrtenausschusses, nicht befremiden können, so darf man nicht
etwa daraus schliefsen, wir seien dem Grundsatze, im Anzeiger
keine Polemik aufkommen zu lassen, imtreu geworden. Nicht Po-
lemik gegen den Verf., sondern eine Apologie der Roswitha ist der
Zweck (Ueses Aufsatzes. Betrachtet das germau. Museum doch als
eine seiner Hauptaufgaben , Denkmäler des deutschen Alterthums
vor dem Untergange zu retten; — warum denn nicht auch vor der
Vernichtung durch die Kritik, wenn es mit Grund geschehen kann?
Die bei Gelegenheit der oben erwähnten Anzeigernotiz geäus-
serte Vermuthung, der Münchener Codex möchte dem Anfechter der
Roswitha nicht vorgelegen haben, findet sich in seiner Abhandlung
bestätigt. Der Hinweis auf die alte Handschrift war ihm jedoch
nichts Neues, indem er selbst ausspricht, dafs jeder Zweifel an der
.\uthenticität der fraglichen Schöpfungen sogleich durch einen solchen
Hinweis bisher beseitigt und niedergeschlagen worden sei. Man
sollte nun erwarten, dafs der Verf. seine Angriffe vor Allem gegen
die Echtheit des Codex richten werde, um jedem ferneren Einwände
nach dieser Seite hin den Boden zu entziehen. Dies geschieht aber
nicht, und konnte nicht geschehen, weil er eben die Handschrift
nicht gesehen hat. Nun lassen sich allerdings für die Unechtheit der
Dichtungen Gründe von solcher Stärke als vorhanden denken, dafs sie
zu einem sichern Schlufs auf die Unechtheit der Handschrift berech-
tigten und eine Untersuchung der letztern überflüssig erscheinen liefsen.
Allein dafs die von Hrn. Aschbach beigebrachten Beweise diese
Stärke haben, will uns nicht einleuchten, und wir halten daher die
Hinweisung auf den Codex fortwährend so lange für wohl angebracht,
als nicht dessen Unechtheit an ihm selber dargethan ist. — Der
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Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
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Verfasser denkt sich den Hergang der Kntstehung der Roswitha'-
schen Dichtungen wie folgt. Celles fand in Regeusbiirg das (echte)
Legendenbuch einer Nonne Roswitha. Aus verschiedenen, zum Theil
etwas sonderbaren Beweggründen, z. B. um Charitas Pirkheimer we-
gen ihres Lateinschreibens zu rechtfertigen, vornehmlich aber aus
Ehrgeiz und um Italien Concurrenz zu machen, entschlofs er sich,
den Fund auf ganz besondere Art auszubeuten. Damals hatte er
seine humanistischen Freunde am Rhein zu einer gelehrten Sodali-
tät vereinigt, und deren Productionen nun sollten als Werke einer
sächsischen Nonne aus dem 10. Jahrhundert veröffentlicht werden.
Das alte Legendenbuch wurde benutzt, um darnach von einem in
der Paliiographie bewanderten Schreiber jenen Codex fertigen zu
lassen, der noch gegenwärtig in München aufbewahrt wird ; wogegen
die echte Handschrift, an deren Stelle das Machwerk nach Regens-
burg wanderte, aus Vorsicht vernichtet wurde. — Also eine alte
Handschrift wird vernichtet imi der Ehre willen, eine umfangreichere,
aber gefälschte herauszugeben und vielleicht morgen als Betrüger
entlarvt zu werden. Noch mein-: eine ganze Sodalität ist mit im
Geheinuiifs, ohne dafs etwas verrathen wird, und jedes der gelehrten
Mitglieder bethätigt gröfseren Eifer, im Geheimen an emem Betrüge
sich zu betheiligen, als zu der beigesteuerten Dichtung öffentlich als
Verfasser genannt zu werden. Prof. Aschbach meint, ein literarischer
Betrug, wie ihn Celtes mit den Dichtungen der Roswitha begieng,
entspräche ganz seinem Charakter. Aber auch dem Charakter der
übrigen Mitglieder der rheinischen Sodalität, die diu'ch ihr bereit-
williges Eingehen auf die Sache nicht geringere Schuld auf sich lu-
den ? Und was den Ligurinus betrifft, so ist die Fälschung noch
keineswegs völlig klar und aul'ser Zweifel gestellt. Jac. Grimm ver-
muthet, Celtes oder einer seiner Freunde und Genossen könnte den
Ligurinus gedichtet haben, und Wattenbach hält ihn für unecht und
vermut blich von Celtes selbst verfal'st. Auch liegt die Sache
hier und bei den übrigen Fälschungen, welche Celtes noch beab-
sichtigt haben soll, anders, als bei der Roswitha, sofern er uäudich
Handschriften dabei nicht produciert hat. Wenn es ihm so leicht
wurde, die gelehrte Welt durch Handschriftenfalschiuigen hmter's
Licht zu führen: warum von dem Manoeuvre nur einmal und nicht
öfter Gebrauch machen? Aber auch angenommen, Celtes habe sich
wii'klich eine oder mehre Fälschungen zu Schulden kommen lassen,
so folgt doch daraus noch nicht die ünechtheit der Roswitha; sonst
müfste man daraus auch ja auf die Falschheit der gleichfalls von
Celtes gefundenen sog. Peutinger'schen Tafel schliefsen. Jedenfalls
nicht weniger bündig wäre der Schlufs : die Peutinger'sche Tafel ist
echt, folglich ist auch Roswitha echt. — Man erwäge ferner die
Schwierigkeit, einen Codex von solchem Umfange so geschickt her-
zustellen, dafs selbst gewiegte Kenner getäuscht werden. Sollte dies
überhaupt möglich sein, so war doch zu der Zeit des Celtes sicher
Niemand dazu im Stande. Wunderbar, ja, unbegreiflich ist auch die
Stellung, welche der Fälscher seinem eigenen Machwerk gegenüber
einnimmt. Barack weist nach, dafs Celtes den Text der Handsclirift
an sehr vielen Stellen falsch oder gar nicht verstanden, daher auch
allerlei unpassende Correcturen hineingepfuscht hat. Roswitha sün-
digt um des Reimes willen (also absichtlich) öfters gegen die Gram-
matik. Celtes corrigiert nun in der Handschrift die sprachwidrigen
Endungen (in so fern ist er Fälscher), unbekümmert um den Reim
und aus offenbarem NichtVerständnisse der Roswithaschen Reim-
prosa — jener Reimprosa, welche er selbst zum grol'sen Theil com-
poniert haben soll! Dagegen hat er sich auf etwas verstanden, wo-
für der üelehrsanütcit seiner Zeit sonst alles Verständnifs abgieng,
nämlich auf das Althochdeutsche. In der Vorrede zu den Comödien
übersetzt Roswitha ihren Namen (Hrotsvitha, Hruodsuind) richtig
mit clamor validus, was zu ihrer Zeit noch möglich war; aber im
Zeitalter des Celtes vermochte Niemand den Namen so zu deuten*).
Aschbach findet in den Werken Roswitha's alle Eigenthümlichkeiten
der humanistischen Poesie des 15. Jahrb., und weder Sprache noch
Darstellung, weder Form noch Inhalt dem Wissen und Wesen einer
Nonne des 10. Jahrb. gemäfs. Allein er urtheilt über die Sprache,
ohne sie eingehend untersucht zu haben, wie schon aus folgender
Bemerkung von ihm hervorgeht: „Es wäre nicht uninteressant, im
Einzelnen nachzuweisen [was er nicht thut], welche Idiotismen bei der
Roswitha mit denen bei den deutschen Humanisten am Ende des 15.
Jahrh. übereinstimmen''. So viel können wir schon jetzt bezeugen,
dafs Roswitha manche sprachliche Eigenheiten (z. B. die Vorliebe
für griechische Ausdrücke, für Derivativen auf — amen u. dgl., über-
haupt die Neigung zu willkürlicher Wortbildung) nicht sowohl mit
den Humanisten, als mit Dichtern des 10. und 11. Jahrh. gemein hat.
Bezüglich der Versification behauptet Verf., der Gebrauch der leoni-
nischen Verse durch ganze Dichtungen sei ein späterer, der erst im 14.
und 15. Jahrh. sich verbreitete. Aber im Ruodlieb, der wenig jünger
ist, als die Dichtungen der Roswitha, kommen die leoninischen Hexa-
meter ebenso „fast regelmäfsig durch das ganze Gedicht" vor, wie
bei unserer Nonne. ,.Die elegische Verbindung des leoninischen He-
xameters nut dem gereimten Pentameter ist eine im 10. Jahrh. [zu
ergänzen : nachweisbar] nicht vorkommende" — freilich, sobald Ros-
witha für immer beseitigt seiu wird ; aber so lange dies nicht der Fall
ist, kommt jene elegische Versverbindmig im 10. Jahrh. auch immer
noch vor. Was hat es nur zu bedeuten, dafs Prof. Aschbach der
Reimprosa, in welcher die Komödien geschrieben sind, gar keine
Erwähnung thut? Sollte sie ihm ebenso entgangen sein, wie dem
Celtes, der — sie selbst gedichtet hat? — Was die „schlüpfrigen"
Stellen bei Roswitha betrifft, so ist zu erwägen, dafs an das naivere
Bewufstsein ihrer Zeit ein anderer Mafsstab zu legen ist, als an das
prüde unsers Jahrhunderts, und dafs die Kirche die Schüderung der
Sünde zum Zweck der Besserung nie gescheut hat. Von Frivolität
ist Roswitha aber weit entfernt, wenn auch in dem absonderlichen
Schlüsse der Legende von St. Gangolf ein Anflug von Humor nicht
zu verkennen ist. — Ferner ist die Nonne dem Verf zu gelehrt:
„kaum" konnte zu ihrer Zeit Jemand so fertig Latein schreiben,
j.nicht leicht" war Jemand in den alten Classiketn damals so belesen.
Wir lassen diese Aussprüche auf sich beruhen, und gehen über zu
den äufsern, positiven Beweisen, welche Prof. Aschbach dafür bei-
bringt, dafs die Roswitha'schen Dichtungen von Mitgliedern der
rheinischen Sodalität verfal'st worden sind. — S. 35 heifst es, Jodocus
Stui-nus von Schmalkalden habe an Celtes geschrieben , „dafs es ihn
ganz besonders gefreut habe, dafs unter den (so !) Roswitha'schen
Dichtungen auch seine Produktion über die Agnes aufgenommen
worden." Dies ist aber schlechterdings nicht der Sinn der Worte,
wie sie im Orginale lauten, die nichts dergleichen verrathen; und
so verhält es sich mit allen brieflichen Beweisstellen, die der Verf.
mühsam zusammengetragen und auf seine Art gedeutet hat. Die
Sache ist nämlich die: In der Celtesschen Briefsammlung kommen
Schreiben vor, welche dunkle und höchst sonderbau- lautende Stellen
") Celtes ?elhst sclircibt den N.imen bald so, bald anders (u. A. auch
Rosuit;i}, wa^ binreicheiul dat'iiv zeugt, da;s ei" für seine Persou von der rich-
tigen Eiymologie des Wortes lieine Ahnung hatte.
179
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
180
enthalten", wobei man „nicht vergessen darf, dafs damals der Spon-
heimer Abt Johann Tritliemius seine Geheimschrift (Steganograjiliia)
erfiuiden hatte''. Nun war Prof Aschbach so glücklicli, unter jenen
dunklen Stellen verschiedene ausfindig zu macheu, welche auf eine
Conspiration zum gröfsern Ruhme der Roswitha sich deuten lassen
und von dem Entdecker wirklich so gedeutet worden sind. Allein
Jeder, der die Orginalstelleu nachliest, überzeugt sich leicht, dafs
jene Deutung überall unbegründet ist. Auf wie schwachen Füfsen
die Beweisführung mehrentheils einherhinkt, mögen noch ein paar
Beispiele darthim. In einer Celtes'schen Ode an Janus Tolophus
heifst es u. A. : „Interpres vetustas solvis candide fabulas." Aus
dieser Stelle soll die Betheiligung des Tolophus an den Roswitha'-
schen Produktionen zu folgern sein ! In der 1501 geschriebenen
Vorrede zu den Werken der Roswitha sagt Celtes, er habe die Hand-
schrift der letztern „nuper" gefunden, während er die gefundene
doch schon seit 1494 in Händen hatte und noch früher von deren
Existenz wufste. In diesem ,. nuper" soll daher eine geflissentliche
Entstellung des Sachverhaltes liegen. Wie wird da Cicero bestehen
mit seinem „Nuper, id est paucis ante saeculis"? Genug! — Um
schliefslich unsere Ansicht von der Aschbach'schen Schrift in einem
kurzen Ausspruch zusanunenzufassen, so können wir nur sagen, dafs
sie im Allgemeinen auf uns den Eindruck eines zierlich gefügten Ro-
mans von Aschbach's eigener Erfindung gemacht hat.
* *
*
Der vorstehende Aufsatz war seinem Hauptinhalte nach bereits
geschrieben, als anderweite Urtheile über die hier besprochene An-
gelegenheit noch nicht gedruckt erschienen waren. Inzwischen ist
nicht allein in den Göttingischen gelehi'ten Anzeigen die Aschbach-
sr-he Ansicht von G. Waitz mit siegreicher Waffe bekämpft worden,
sondern hat auch, nach einer Mittheilung der Allg. Ztg. vom 23.
Sept. 18G7, Jaffe nach Einsicht der Handsclirift erklärt, dafs gegen
die Echtheit und das Alter derselben nicht der mindeste Zweifel
erhoben werden könne. Da nun auch Prof. Aschbach, soviel uns be-
kannt, zur Begründung seiner Hypothese nichts weiter gethan hat,
so dürfte die Sache als endgültig entschieden zu betrachten sem.
Aufsätze in Zeitschriften.
The Art-Journal: Nr. 77, New Series, May: The Legend of
Madame Sainte Notburg.
Das Ausland: Nr. 17, S. 399. Stein-, Bronze- und Eisenzeit. —
Nr. 18, S. 423. Zur Geschichte des Compasses.
Europa: Nr. 16, Sp. 499. Die Metzgsr- und Studentenposten des
Mittelalters. — Nr. 17, Sp. 537. Ein arcluvarischer Fund
(„Schichttheilungen" etc., in Graudenz).
Die Gartenlaube: Nr. 18. Kloster Eberbach. — Nr. 19. Die
Metzger und ihr Brunnen (in München).
Die Grenzboten: Nr. 16, S. 81. Die Restitution verlorner Kunst-
werke für die Kunstgeschichte.
Der Hausfreund: 9. Heft, Nr. 26, S. 404. Die deutschen Vor-
namen und ihre Bedeutung.
Wernigerödisches Intelligenz-Blatt: Nr. 27. Der Harz
und seine Geschichte (Gründung eines historischen Vereine
betr.)
Der Katholik: 10. Jhg. März. Zur Geschichte des Bajanismus.
Danziger kathol. Kirchenblatt: Nr. 20. Die Kirche zu St.
Albrecht bei Danzig. (R. Bergau.)
Protest. Kirchenzeitung (trag, von H. Krausse): Nr. 11 f.
Union und Lutherthum im 16. Jahrhundert. Vortrag. (Schiff-
mann.) — Nr. 13. Wodan als Jahrgott.
Korrespondent v. u. f.D.: Nr. 228 f Die Familie Endter.
Deutsche Kunst-Zeitung: Nr. 17, S. 145 f. Die Bronze-Statue
eines römischen Knaben, gefunden im Rhein bei Lüttingen un-
terhalb Xanten, aufgestellt in der Verbindungs-Gallerie der kö-
niglichen Museen zu Berlin.
Magazin f. d. Literatur d. Ausl.: Nr. 16. Die Volkssprache
als Kennzeichen der Nationalität. (Frhr. v. Reinsberg-Dürings-
feld.) — Nr. 18. Zur Geschichte der Cechen in Deutschland.
lUustr. deutsche Monatshefte: Nr. 44 (140), Mai, S. 217.
Der Sigfrid- Stein in Worms, seine Sage und deren Verhält-
nil's zum Namen der Stadt. (Friedr. Fuchs.)
Die Natur: Nr. 19 f. Johann Wier, ein Naturforscher des Mittel-
alters. (Wilh. V. Waldbrühl.)
Süddeutsche Presse: Nr. 118. Die Kunstwerke der bayerischen
Innungen.
Internationale Revue: 4. Bd., 4. Heft. Slavische Volkslieder
aus Böhmen und Mähren. (H. Teisler.)
Preuls. Staatsanzeiger: Beil. Nr. 82. Denkmäler der preufsi-
scheu Geschichte in Schlesien. — Nr. 92. Die Belehnung des
Burggrafen Friedrich von Nürnberg mit der Mark Branden-
burg , vollzogen zu Constanz am 18. April 1417. — Nr. 98.
Das Fürstenthum Ostfriesland. — Das Mosaik zu Nennig und
der Limburger Domschatz.
Volksblatt für Stadt u. Land: Nr. 30. Die „Zopfgesellschaft"
des 14. Jahrhunderts. Nebst einem Fragezeichen.
Üeber Land und Meer: Nr. 33. Der Dom zu Marienwerder.
(G. v. Schorn.) Das Haupt der Hansestädte (Lübeck). (Gust.
Rasch.)
Zeitstimraen aus d. reform. Kirche d. Schweiz: 10. Jhg.,
Nr. 5. u. 6. Ulrich Zwingli. Vortrag. (S. Vögelin.)
Allgem. Zeitung: Beil. zu Nr. 113. Die Gedenktafel für Kaiser
Lothar zu Breitenwang.
Illustrirte Zeitung: Nr. 1296, S. 303. Die Elisabethkirchc zu
Marburg. — S. 306. Die königliche Burg zu Nürnberg.
Vermischte Naclirichten.
46) Dem vom 14. Mai datierten Jahresbericht des Vereins für
den Ausbau des Domes zu Regensburg pro 1867 entnehmen
wir Folgendes : Die Gesammteinnahme hat betragen 69,189 fl. 19^/8 kr.,
die Ausgabe 68,647 fl. 367b ki-., Aktivrest 541 fl. 42' , kr. Die Ak-
tiva des Vereins belaufen sich auf 7032 fl. 53kr. , dagegen die Pas-
siva auf 24,076 fl. 23 kr- Trotz ungünstiger Zeitverhältnisse konnte
das für das Baujahr 1867 festgesetzte Programm in all seinen Tliei-
len ausgeführt werden. Die für das Jahr 1868 bestimmte Aufgabe
war nach dem auf die einzelnen Jahre bis 1870 vertheilten Bauplane,
im Laufe des Sommers die beiden Helme auf die Höhe von 77 Fufs
zu bringen. Leider gieng am 29. Februar der Hauptunterstützer
des Baues, König Ludwig I., zur ewigen Ruhe ein. Wollte man
durch eine plötzliche Verzögerung des Baues nicht grofse Nachtheile
herbeigeführt sehen, so mufste daran gedacht werden, weitere Pas-
siva zu übernehmen. Indefs wurde die Gefahr einer Verzögerung
vor der Hand glücklich dadurch beseitigt, dafs König Ludwig II.
181
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
182
filr den Zeitraum vom 1. Mai bis zum 31. Deccmbcr eiiieu Beitrag
von moiiatlicli 1000 fi., somit im Ganzen 8000 fl. dem Dombau zu-
wendete. Die Aufgabe des Baujahres 1868 kann nunmehr zu Ende
geführt werden, und bis zum Schlüsse 1870 soll, trotz der obwalten-
den Schwierigkeiten, der ganze Aufsenbau in all seiner Schönheit
hergestellt sein.
47) In der Angelegenheit des Kaiserdomes zu Frankfurt
a. M. haben die drei Dombaumeister Voigtel aus Köln, Denzinger aus
Regensburg und Schmidt aus Wien ihr Gutachten abgegeben. Daraus
erhellt, dafs die Umfassungsmauer des Chors und die Fundamente
des Langhauses um mehrere Zoll aus dem Loth gewichen sind. Zer-
stört ist der uutere Theil des Südportals , verletzt der untere Theil
des Thurmquadiats und die Ecken des Treiipenthurms, zum Theil
zerstört sind die Rippengewülbe des Mittelstockes, geborsten Pfeiler
und Rippen ; die Kuppel erscheint sehr beschädigt. Der Kuppel-
kranz ist 6 bis 7 Zoll tief verbrannt, die Felder der Kuppel sind
gespalten, daher eine Senkung des Kuppelkranzes erfolgt ist. Die
Dachstülile sollen aus Eisen hergestellt und das Gewölbe des Quer-
schiffes gauz erneuert werden. Fraglich ist die Erhaltung der Um-
fassungsmauer des nördlichen Seitenschiffs. (111. Ztg. Nr. 1294.)
48) Der kürzlich verstorbene hiesige Kaufmann C. G. Klose
hat zum Wiederaufbau des Hochaltars von St. Marien
zu Dan zig die Summe von 8000 Thlrn. vermacht, (üeber diese
Altarangelegenheit vgl. Organ für christliche Kunst, 1867, Nr. 21,
S. 249.) R. Bergau.
49) Die aus dem Ende des 15. Jahrhunderts stammende, künst-
lerisch wenig bedeutsame Kirche zu Tiefenau bei Marienwerder
in Westpreul'sen (vergleiche meinen Bericht über dieselbe im Dan-
ziger Kathol. Kirchen - Blatt 1865, Nr. 18) ist im Jahre 1867 mit
einem neuen, massiven Glockenthurm nach dem Entwurf des
Bauinspektors Gericke versehen worden. R. Bergau.
50) Die Herstellung der Wandgemälde im Dom zu
Marien Werder, welche Fr. v. Quast im J. 1862 unter der Tünche
entdeckt hat (vgl. meinen letzten Bericht darüber im Organ für
christliche Kunst 1867, Nr. 3, S. 30), ist jetzt nahezu vollendet.
Trotzdem die einzelnen Bilder, mit geringen Ausnahmen, wenig schön
sind, bildet der ganze , rings um das Langhaus unter den Fenstern
sich herumziehende Cyclus doch einen dem erhabenen Gottes-
hause entsprechenden, sehr würdigen, in der Provinz Preufsen die-
sem Dom eigenthümhcheu Schmuck. Viele Darstellungeu sind durch
die Gegenstände und die Art und Weise der Auffassung interessant.
Doch ist sehr zu bedauern, dafs die Herstellung der Bilder, wovon
oft nur noch sehr geringe Spuren erhalten waren, nicht einer
Hand anvertraut worden ist, welche mit der Anschauungs- und Kunst-
weise des Mittelalters und dem Bilderkreisc der christlichen Kir-
chen vertraut ist. Mancherlei scheint willkürlich ergänzt. Anderes
nicht verstanden. Da der Kunstwerth dieser Bilder sehr geringe
ist, war ihr Hauptwerth, vor der Herstellung, ein archäologi-
scher. Sie waren als Denkmale der Anschammgsweise des Mittel-
alters für wissenschaftliche Untersuchungen von Wichtigkeit. Da
aber die Restauration des Vertrauens entbehrt, sind sie für die Wis-
senschaft jetzt fast verloren. Der (unbekannte) Verfasser des Auf-
Batzes im Jahrgang 1867, Nr. 108 (Beilage) des in Graudenz erschei-
nenden „Geselligen" dürfte mit seinen Vorwürfen nicht ganz Un-
recht haben. R. Bergau.
51) Das in der Beilage zum Anzeiger Nr. 3, Sp. 110 er-
wähnte Bild stellt, nach genauerer Untersuchung, nicht, wie
überall angegeben ist, die Belagerung der Marienburg
von 1410, sondern diejenige von 1460 dar, welche Joh. Voigt in
seiner Geschichte der Marienburg (Königsberg 1824) S. 468 fi".
ausführlich beschrieben hat. Ich habe das Bild kürzlich abnehmen
und reinigen lassen. Es ist 8 Fufs lang, ö'/j Fufs hoch und
auf Bretter von Eichenholz gemalt. Das oberste Brett ist spätere
Ergänzung. Der Photograph Ballcrstädt in Dauzig hat auf Wunsch
des Herrn Mathias Beraohn in Warschau dieses alte Bild genau in
'1,2 der natürlichen Gröfse photographiert. Mannigfache Schwie-
rigkeiten haben leider verursacht, dafs diese photographische Re-
produktion nicht in allen Theilen klar geworden ist.
H. Bergau.
52) Aus Paris, 20. April, wird dem Korr. v. u. f. D. (Nr. 204)
berichtet: Gestern wurde die berühmte Galerie von San Do-
nato, Eigenthum des älteren Fürsten Demidoff, ein Schatzkäst-
lein von 23 Meisterstücken der niederländischen Schule, unter den
Hammer gebracht, imd diese Versteigerung trug nicht weniger als
1,363,650 Fr. ein. Das Hauptstück der Sammlung, vielleicht nicht
sowohl seines artistischen , als seines historischen Werthes wegen :
„Der westfälische Kongrefs" von Terburg, wurde für 182,000 Fr.,
eine Promeuadenausicht von Dortrecht, ein Werk Albert Cuyp's, für
140,000 Fr., ein Genrebild von Ostade für 104.000 Fr. (sänmit-
lich einem Agenten Rothschild's) zugeschlagen. Eine Waldansicht
von Hobbema bezahlte der Bankier Seillifere mit 110,000 Fr., zwei
Marineu von Ruysdael und van der Velde ein Agent des Herzogs
von Anmale mit 60,000 und 68,000 Fr. u. s. w.
53) Auf der Versteigerung der Kupferstichsammlung
des Barons Marochetti in London wurden bezahlt für Werke
von Dürer : Apollo und Diana 12 Pfd. , Ritter mit Tod und Teufel
26 Pfd., Adam imd Eva im Paradiese 13 Pfd. ; für Werke von Mar-
tin Schön : Anbetung der Könige 15 Pfd., Christus mit der Magda-
lena 23 Pfd., die klugen uud thörichten Jungfrauen 52 Pfd. Marc
Anton's AVerke wurden noch höher bezahlt, am theuersten ein Ku-
pferstich nach Raphael's Adam und Eva im Paradiese, und zwar
mit 136 Pfd. Der Ertrag der ganzen Versteigerung erreichte fast
3000 Pfd. Nicht ganz diesen Gewimi brachte in München die Ver-
steigerung der Sammlung eines Marquis aus Padua, nämlich 31,500
rhein. Gulden. Dort erreichte ein Tod Mariae von Martin Schön
mit 995 fl. die höchste Verkaufssumme. (Europa-Chron. Nr. 17.)
54) Die neue Auflage von Nagler's Künstlerle.xikon,
worüber die August - Nummer der Beilage zum Anzeiger 1867 eine
kurze Mittheilung brachte, wird, nach einem Circular der Verlags-
handlung Tendier & Comp, in Wien, als ein ganz neues Werk
sich darstellen. Wenn das Lexikon den Anforderungen de)- neue-
sten Zeit an die Forschung sowohl, als au die Darstellung entspre-
chen sollte, so mufste es auf eine ganz andere Basis gegründet wer-
den, als diejenige ist, welche das der kritischen Prüfung der That-
sachen ebenso, als der eigentlich historischen Darstellung erman-
gelnde alte Lexikon zu bieten vermag. Zieht mau ferner die gründ-
liche Umgestaltung in Betracht, welche die Kunstgeschichte durch
die umfassenden Forschungen der letzten 30 Jahre erfahren hat , so
begreift man, dals das alte Werk dem neuen nur als Auhaltspunkt
noch dienen kann. Ein Lexikon aber, das seinen Gegenstand mög-
lichst erschöpfen und den Ansprüchen der modernen Wissenschaft
gerecht werden soll, kann nicht mehr die Arbeit eines Einzelnen
sem. Es ist daher eine ansehnliche Reihe von Kunstforschern be-
währten Rufes, wozu auch das Ausland din Kontingent liefert, zur
183
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
184
Mitarbeiterschaft genommen werden. Damit aber der einheitliche
Charakter gewahrt bleibe, ist man übereingekommen über gewisse
Grundsätze und Bedingungen der Bearbeitung, welche den Mitarbei-
tern zur Richtschnur zu dienen haben. An der Spitze des Unter-
nehmens steht, als Herausgeber fungierend, Dr. Julius Meyer. — Das
ganze Werk wird 12 Bde. umfassen und jeder Band 10 Lieferungen
enthalten, deren jährlich 15 — 2o erschemen. Der Preis der Lieferung
von 4 — 5 Bogen beträgt 12 Sgr. Die erste Lieferung wird Ende
dieses Monats (Mai) ausgegeben. H.
55) Bei dem Bau einer Villa am Rosenberge in Graz wurde
das Bruchstück eines Römersteins aufgefunden. Es
ist von weil'sem Marmor, 14 Zoll gi'ol's, ein Theil eines Sarkoi)hags
und stellt in Basrelief von guter Arbeit einen weiblichen, eine
Fackel verlöschenden Genius dar. Da die fackeltragenden Genien
bei den Römern fast ohne Ausnahme männliche waren, so ist der
Fund, als eine höchst seltene Darstellung, um so interessanter.
(111. Ztg. Nr. 1297.)
56) Ende Aprils wurde von Arbeitern, die im Stockstädter
Wald (Landger. Aschaft'enburg) mit Kulturarbeiten beschäftigt
waren, ein irdenes Gefäfs aufgefunden, das ungefähr 40 — 50 Sil-
bermünzen enthielt. Diese Münzen sind sehr gut erhalten und
stammen aus der Römerzeit. (Frk. Kur. Nr. 125, aus d. Asch. Ztg.)
57) Das Luther-Denkmal für Worms ist vollendet. Das-
selbe bildet eine Gruppe, die aus 12 kolossalen, auf einem quadra-
tischen Syenit-Unterbau, dessen Seiten je 40 Fnfs rhein. lang sind,
sich erhebenden Statuen besteht. Inmitten der Gruppe steht Luther
auf einem Postament, an dessen vier Ecken Peter Waldus, Joh.
Wi!\'.f, Johann Hüls und Savonarola sitzen. Die vier Ecken der
Umfassung nehmen ein: Friedrich der Weise, Philipp der Grofs-
müthige, Melanchthon, Joh. Reuchlin, zwischen welchen die trauernde
Magdeburg, die protestierende Speier und die siegreiche Augsburg
Platz finden. Das Hauptpostament besteht aus drei TheUen : dem
Untersatz oder Sockel von poliertem Syenit und dem unteren imd
oberen Würfel von ungleicher Höhe und Breite, in Bronzegufs aus-
geführt. Der obere Würfel enthält auf seinen vier Seitenflächen je
ein Kraftwort aus Luther's Mund und Feder und darunter je zwei
Porträtmedaillon's von Zeitgenossen, welche vor, mit und nach Luther
für die Reformation thätig waren. Der untere Würfel enthält Bas-
reliefs, welche die Hauptthaten aus Luther's Leben veranschaulichen.
Der Untersatz oder Sockel zeigt auf seinen vier Feldern die Wap-
pen der fünf deutschen Fürsten (Kursachsen, Anhalt, Brandenburg,
Hessen und Braunschweig-Lüneburg) und zwei Städte (Nürnberg und
Reutlingen), welche die augsburgische Confession unterschrieben und
am 25. Juni 1530 dem Kaiser überantwortet haben. Auf dem unter
den Basliefs um die vier Seiten des imtern Würfels laufenden, brei-
ten Streifen liest man die Inschriften : ,, Begonnen im Jahre 1856,
vollendet 1868. — Entworfen und zum Theil ausgeführt von E. Riet-
schel. — Die Architektur gezeichnet von H. Nikolai. — Gegossen
und ciseliert in Lauchhammer.'' Noch von Rietschel selbst (f 21.
Febr. 1861) wurden modelliert: Luther und Wiklef; von A. Donn-
dorf: Savonarola, Friedrich der Weise, Reuchlin, Peter Waldus,
die Magdeburg, vier Porträt-Medaillons und zwei Basreliefs ; von G.
Kietz : Hufs, Philipp der Grofsmüthige, Melanchthon, die Augsburg,
vier Porträt - Medaillons und zwei Basrelifs ; von J. Schilling: die
Speier. Die Granitarbeit wurden von L. Stahlmann imd K. Wölfel
in Bayreuth geliefert. (Korr. v. u. f. D. Nr, 234.)
M i 1 1 li e i 1 u II g e II.
Berichtigung eines IMissverständnisses.
In Nr. 4, Sp. 131 fi'. dieser Zeitschrift hat mich Herr Dr. Czer-
wenka mifsverstanden, indem er mein Wort von den oft geradezu
sinnlosen Stellen und dem unbeschreiblich liederli-
chen Texte der khevenhiller'schen Annalen auf das dahier auf-
bewahrte Manuscript bezieht. Dieses ist durchaus sorgfältig, cor-
rect und schön geschrieben. Die sinnlosen Stellen u, s. w. finden
sich in den gedruckten Annalen, die nach meiner Vermuthung aus
dieser Handschrift gemacht worden sind und zwar wörtlich
wovon nur jene Stellen eine Ausnahme machen, die im gedruckten
Texte keinen Sinn geben.
Dafs deren eine Unzahl gefunden werden, weil's jeder, der je-
mals in der Lage war, die Annalen benützen zu müssen.
Ich bedaure, zu dem Milsverständisse Anlafs gegeben zu haben.
St. Florian. Dr. J. Stülz.
Preisfrage der Fürstlich Jablonowslti'schen Gesellschaft in Leipzig
für das Jahr 1871.
Die Geschichte der landständisohen Steuerbewilligung ist un-
streitig eine der wichtigsten Seiten der Territorialentwickelung,
ebenso bedeutsam für die Ausbildung des Staatsrechtes , wie des
Finanzwesens und der Volkswirthschaft. Gleichwohl fehlt es noch
sehr an tiefer eingehenden Specialuntersuchungen darüber, obschon
jedes geschichtlich weit zurückreichende landständische Archiv Stoff
bietet. Man wünscht daher
die urkundliche Geschichte der landständischen
Steuerbewilligung in irgend einem deutschen Ter-
ritorium,
wobei übrigens die constitutionellen Volksvertretungen des 19.
Jahrhunderts ausgeschlossen bleiben. (Preis 60 Ducaten.)
Die Preisbewerbungsschriften sind in deutscher, lateini-
scher oder franzö sis eher Sprache zu verfassen, müssen deut-
lich geschrieben und paginiert, ferner mit einem Motto ver-
sehen und von einem versiegelten Zettel begleitet sein, der aus-
wendig dasselbe Motto trägt, inwendig den Namen und Wohnort
des Verfassers angibt. Die Zeit der Einsendung endet für das
Jahr der Preisfrage mit dem Monat November; die Adresse
ist an den Secretär der Gesellschaft (für das Jahr 18G8 den Prof.
Westermann) zu richten. Die Resultate der Prüfung der ein-
gegangenen Schriften werden jederzeit durch die Leipziger Zei-
tung im März oder April bekannt gemacht.
Verantwortliche Redaction: A. Essenweiu.
Verlag der literarisch -artistischen Anstalt
Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
des germanischen Museums in Nürnberg.
Sebftld'sche Buchdruckerei in Nürnberg.
Klirnbergr. Das Abouiioment dos lUat-
tea, welchea alle Monate erschemt, wird
ganzjulirig angeDomiueii itnd beträgt nach
der neuesten Poetconventiou bei allen Poat-
Umtern und Buchhandlungen Deutschlands
incl. Oesterreicha 3fl. 36 kr. im 21fi.-Fufs
oder 2 Thlr. preuCs.
Für Franfereüh abonniert mau in
Strafaburg bei C. F, Schmidt, in l'aris bei
der deutschen Buchhandlung von F.Klinck-
siock , Nr. 11 rue de Lille, oder bei dem
EldiER
FiiR mal »ER
Neue Folge.
Postamt in KarUmhe; für England hol
Wüliama A Norgate, 14 Honrietta- Street
Covent - Garden in London ; für Xord-
Ainerika bei den PoBtämtem Bremen und
Hamburg.
Alle für das german. Mueeum be-
stimmten Sendungen auf dem Wege des
Buchhandels werden durcli den Commis-
ßiüniir der literar. -artiät. Anstalt des Mu-
aeums, P.A. BrocUhaua in Leipzig, be-
fördert.
i Wim.
Fünfzelinter Jahrgang.
1868.
ORGM DES GEllMANISCHEN MUSEUMS.
JVf 6.
Jnni.
Wissenschaftliche Mttheiluiigen.
Der iirsprüngliche Entwurf zum St. Sebal(liisgr.al)m.al
in Nürnberg.
Der von Heideloff in seiner Ornamentik (VI, 3; IX, 5.
6; X, 2 — 4) theilweise abgebildete erste Entwurf zu dem spä-
ter von Peter Vischer ausgeführten Grabdenkmale des St. Se-
baldus in der diesem Heiligen gewidmeten Kirche zu Nürnberg,
der zur Zeit seiner Veröft'entlichung Anlafs zu lang fortgesetz-
ter Polemik gab, dann verschwand, ohne dafs er von einem
kritischen Auge wäre in nähere Untersuchung gezogen worden.
und bereits als verloren oder niemals vorhanden angenommen
wurde, ist plötzlich wieder aufgetaucht und in den Besitz der
Tochter des verstorbenen Professors zurückgelangt. — Als
Thatsache ist dadurch festgestellt, dafs eine alte Zeichnung
von 1488 und ein erster Entwurf des Sebaldusgrabes vorliegt,
als dessen Verfertiger durch das beigefügte Monogramm ein
Anderer als Peter Vischer angegeben wird.
Im Allgemeinen ist der Plan aus der Mittbeilung im ge-
nannten Werke bekannt, doch nur im Allgemeinen. Der Ku-
pferstecher, welcher ersichtlich mit der Absicht umgegangen ist,
sein Original zu verbessern, hat dasselbe doch in keiner Weise
erreicht. Die Zeichnung ist in der Wiedergabe durchaus ab-
geschwächt und flau behandelt. Dabei hat man sich die gröfs-
ten Willkürlichkeiten erlaubt, weggelassen und zugefügt, detai-
liert und verallgemeinert, wo es keineswegs erlaubt war. — Das
Original ist aus mehreren Pergamentblättern zusammengesetzt,
die nach oben hin sich verjüngen, 5' 3" hoch und unten 1' 5"
breit. Der Aufrifs ist für den architektonischen Theil nur in
Umrissen, mit feinen, aufserordentlich präcis gezogenen Linien
gegeben : die Figuren, mit weit weniger sicherer Hand umzogen,
sind ohne Rücksicht auf die plastische Gestaltung, an einer
Seite mit einer schwachen Strichlage bedeckt. In den oberen
Stockwerken ist ihr Vorhandensein nur durch Anbringung von
Tragsteinen angedeutet. Was die „Ornamentik" davon an die-
sen Stellen gibt, ist rein erfunden, wie man überhaupt aus
ihr sich von dem figürlichen Theile dieser merkwürdigen Zeich-
nung keinen Begriff machen kann. Im Allgemeinen ist zu sa-
gen, dals die Figuren, sämmtlich von markiger, gedrungener
Gestalt, in Haltung und Geberde wie in ihrer Gruppierung un-
ter den beschränkten Horizont fallen, der die fränkische Kunst
gegen Ausgang des 15. Jahrhunderts überhaupt charakterisiert.
Ihre getreue Wiedergabe war übrigens schwierig, da die Zeich-
nung im Orginal, wie gesagt, sehr unsicher und vielfach ver-
wischt ist. Bemerkt sei hier noch, dafs das von Heideloff nicht ab-
gebildete linke Feld am Unterbau des Sarkophages die Begeg-
nung des heil. Sebald auf seiner Pilgerschaft mit den h. Wil-
libald und Wunibald darstellt.
Dafs man bereits im Jahre 1488 in Nürnberg daran dachte,
dem Patron der einen Stadtseite ein hervorragendes Denkmal
zu setzen, ist durch die vorliegende Zeichnuugaufser Zweifel gestellt.
Es fragt sich, wem man anfänglich die Arbeit übertrug und
wer der Verfertiger des ersten Entwurfes ist. Er hat sich
durch sein Zeichen angegeben. Doch ist dieses in der Orna-
mentik ebenfalls nicht richtig nachgebildet und hat folgende
187
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
188
Gestalt:! 4" t 8 8 ■ Mit dem bekannten Monogramme des Veit
Stofs, welchem Heideloflf die Arbeit zuschreibt, hat dasselbe keine
Aehnlichkeit und kann deshalb von diesem weiter keine Rede sein.
Für die Erklärung des wirklich in Frage stehenden Zeichens
sind sehr geringe Anhaltspunkte gegeben. Auf dem Johannis-
kirchhofe bei Nürnberg kommt unter Nr. 991 dasselbe als
Hausmarke, von einer Sichel gekreuzt, vor (s. Anz. i. K. d. d.
V., 1863, Sp. 249). Der Grabstein gehörte einem Kuurat
Schnei, der 1538 dort bestattet wurde. Einen Hanns
Schnell von 1499 führt J. Baader in seinen Beiträgen zur
Kunstgeschichte Nürnbergs auf, doch unter den Malern.
Aber unser Plan rührt wahrscheinlich von einem Baumeister
her, und das darauf befindliche Monogramm ist als Steinmetz-
zeichen anzusehen. Der grol'se Unterschied, der im Entwürfe
zwischen der Zeichnung des architektonischen und des figürli-
chen Theiles zu Gunsten des ersteren stattfindet, rechtfertigt
diese Annahme. Ohne Zweifel hegte man anfänglich die Ab-
sicht, das Werk in Stein herstellen zu lassen, wie später das
berühmte Sakramenthaus in der Lorenzkirche von A. Kraft,
mit dessen Ausführung der vorliegende Plan auch einige Aehn-
lichkeit hat.
Ein Wort erübrigt noch über den Antheil und das Ver-
dienst, welche Peter Vischer an der späteren Gestaltung des
Denkmals hatte, die man bekanntlich viel zu tief herunterzu-
setzen bemüht gewesen ist. Dafs derselbe den ersten Entwurf
gekannt und benutzt habe, kann nicht bestritten werden. Die
ganze Anordnung, den mit Reliefs verzierten Unterbau des
Sarkophags, den Baldachin mit Anordnung der Apostelfiguren
u. s. w. hat er — wahrscheinlich als Bedingung des Auftrags
— beibehalten. Sogar für Anbringung der abenteuerlichen
Thier- und komischen Kinderfiguren war in jenem Aufrifs die
erste Anregung gegeben. Aber alle Durchführung des Einzel-
nen und die überaus reiche Erweiterung des Planes in seinen
ornamentalen Theilen geboren ohne Zweifel ihm und begrün-
den seinen wohlverdienten Ruhm. — Es wird sich schwerlich
mehr feststellen lassen, ob Vischer in den vorgenommenen Aen-
derungen, namentlich in der Abstumpfung des Ueberbaues und
der Vertauschung des gothischen gegen den italienischen Stil,
ganz eigenmächtig verfuhr, oder ob dieselben nicht auch schon
von seinen Auftraggebern beliebt worden. Vielleicht kamen
auch diese auf den Gedanken, dafs ein grofser steinerner Bau
fast im Mittelpunkte der Kirche, so nahe vor dem Chor stö-
rend wirken müsse. War die Nothwendigkeit aber einmal
gegeben, das Monument einzuschränken, so entledigte sich Vischer
seiner Aufgabe sehr sinnreich und gewifs in besserer Weise,
als Veit Stofs in dem ganz ähnlichen Vorwurf beim Grabmale
des Königs Casimir zu Krakau. — Die Apostelfigurcn, die
Scenen aus dem Leben des Heiligen hat Vischer ebenfalls von
dem ersten Entwurf entlehnt; aber in welch ganz anderem
Geiste sind sie behandelt ! Der spicfsbürgerliche Sinn, der dort
in allen Stücken der Zeit und dem Orte Rechnung trägt, geht
hier als echte, durchgebildete Künstlerschaft hervor, die in Schö-
pfung der bedeutendsten plastischen Arbeit ihrer Epoche grade-
zu ein Jahrhundert überspringt und die deutsche Kunst fast
ohne Vermittlung auf den Höhepunkt stellt, den sie im Allge-
meinen erreicht haben würde, wenn es ihr vergönnt gewesen
wäre, sich unverkümmert aus dem 14. Jahrhundert weiterzu-
entwickeln. Der Vorwurf, den man den Figuren Vischers we-
gen ihres italienischen Charakters gemacht hat, fällt durchaus
auf das mangelnde tiefere Verständnifs der Urtheilgeber zurück,
die in der Verzerrung den Charakter, im Mangel die Eigen-
thümlichkeit erblicken, vom Wesen aber keine Einsicht haben.
Dafs Italien, namentlich Venedig — um diesen Punkt mit ei-
nem Satze weiter zu führen — von Vischer gekannt war, dafs
er Eindrücke von daher empfieng, kann wol kaum bezweifelt
werden. Aber dieser Einfluls gieng nicht weiter als bei Dürer:
er öffnete dem Künstler die Augen, erweiterte seinen Horizont.
Doch dieser hatte aus seinen eigenen geistigen Mitteln jenem
ein viel zu bedeutendes Gewicht entgegenzusetzen, als dafs er
sich hätte zur Manier fortziehen lassen. Die Figuren Vischers
sind so frei von italienischer, wie von damaliger deutscher Ma-
nier, in ihrem Wesen aber so echt germanisch, dafs wir bei
vollständiger Würdigung nicht umhin können, sie zur Charak-
terisierung unserer Nationalität als Beleg mit heranzuziehen.
Dr. A. von Eye.
Schleifung des Schlosses Neuhaus an der Eger.
Kämpfe gegen übermüthige Raubnester bilden die gewöhn-
lichen Episoden der Städtegeschichten im Mittelalter, und man
ist daran so sehr gewöhnt, dafs man dergleichen gern zu
überschlagen pflegt. Gleichwohl scheint mir die nachstehende
Fehde, welche die Stadt Eger mit den Forstern auf Neuhaus
zu bestehen hatte, einiger Beachtung werth, weil da Umstände
hinzutreten, die einen interessanten Ausblick auf die verwor-
renen Verhältnisse des ausgehenden Mittelalters gewähren und
zugleich die letzten Regierungsjahre König Wenzels, sowie,
auch die Politik des Burggrafen Johann von Nürnberg in
ganz eigenthümlicber Weise kennzeichnen.
I.
Die Forster gehörten zu den unruhigsten Nachbarn der
Stadt Eger. Im Jahre 1389 wurden Erhard und Niklas Forster
von König Wenzel mit dem Schlosse Neuhaus bei Hohenberg
„auf dem Forste gelegen" belehnt, und bald darauf nahmen
die Streitigkeiten mit der Stadt ihren Anfang, bis es im Jahre
1396 zu einer Aussöhnung kam, der zufolge Erhard Forster
sich mit seinem Schlosse Neuhaus der Stadt Eger auf 5 Jahre
verschrieb '). Hierauf scheint für einige Zeit Ruhe eingetreten
zu sein. •
') Die Orig. der beiden Urkunden auf Perg. im Egerer Stadt-
archiv.
189
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
190
Da geschah es, dafs König Wenzel im Sommer des Jah-
res 1410 zwei seiner Räthe zu dem Erzbischofe Johann von
Mainz sandte, uns in lleichsangelegenhoiten zu verhandeln.
Sie nahmen ihren Weg über Eger, von wo aus sie von den
Bürgern eine Strecke weiter geleitet wurden. Diese könig-
lichen Machtboten wurden auf ihrem Rückwege von Frankfurt
auf dem Gebiete und im Geleite des Burggrafen Johann von
Nürnberg von Erhard Forster und dessen Vettern Nickel,
Caspar, Wilhelm und Heinrich auf offener Reichsstrasse über-
fallen, mifshandelt und gefangen. Was nun die Veranlassung
zu dieser Gewaltthat betrifft, so wird aus dem Nachfolgenden
ersichtlich werden, dafs es eine Schuldforderung war, die
Erhard Forster an den König stellte, und zu deren Sicher-
stellung er die königlichen Räthe als Bürgen in Beschlag nahm.
Als König Wenzel von der Behandlung seiner Sendboten
Kunde erhielt, forderte er die Bürger von Eger auf, ihren
Pfleger Hans Forster zu vermögen, dafs er die Freilassung
der Gefangenen von seinen Vettern erwirke. Würde dies
aber erfolglos bleiben, so sollten die Egerer mit Erhard
Forster direkt in Unterhandlung treten '). Dieser liefs sich
auch bewegen, ein Collegium von fünf königlichen Räthen als
Schiedsgericht in der zwischen ihm und dem Könige ohwal-
tenden Mifshelligkeit anzuerkennen und sich nach Prag zu
begeben, wo am 15. November folgender Entscheid gefällt
wurde: 1.) Die Gefangenen sollen sammt der ihnen abgenom-
menen Habe freigegeben werden. 2.) Der König soll den
Erhard Forster mit 50 Schock Groschen für alle Kosten ent-
schädigen, die dieser vorher und neuerdings hatte, als er sich
zum Könige begab. 3.) Ferner soll der König dem Erhard
Förster für alle „Schuld und Schäden, die dieser von ihm
fordert", 300 Schock Groschen in 2 Raten entrichten und
diese Summe wohl verbürgen. 4.) Dagegen hat Erhard Fors-
ter alle Schuldbriefe herauszugeben und allen weiteren For-
derungen zu entsagen. 5.) Desgleichen soll er keine Feind-
seligkeit mehr gegen die Krone Böhmen unternehmen und
mit seinen Vettern dem Könige die entsprechenden Bürgebriefe
darüber ausstellen. 6.) Endlich sollen Erhard und die übrigen
Forster mit ihrem Schlosse zum Könige halten und in keines
anderen Herrn Dienste treten '^).
Dieser Schiedsspruch wurde zwar von beiden Theilen an-
genommen, aber nicht gehalten. Die Gefangenen hatten wohl
ihre Freiheit erlangt, aber bezüglich der übrigen Punkte ent-
standen neue Streitigkeiten. Da der König den Erhard Fors-
ter nicht vollständig befriedigte, so kehrte sich dieser auch
nicht an den Vergleich und hielt sich, wo er nur konnte, an
des Königs Leute, die er an Leib und Gütern schädigte. Und
da waren es vor Allen die benachbarten Egerer, die von den
Forstern viel zu leiden hatten. Diese konnten aber um so
leichter ihre räuberischen Absichten ausführen, als auch Burg-
graf Johann gegen die Egerer eine feindselige Stellung ein-
nahm und in seinem Streben nach Besitzvergröfscrung eine
Ortschaft nach der andern dem Egerlande zu entziclien suchte.
Das Archiv der Stadt Eger bewahrt eine ganze Liste von Ort-
schaften, auf die es der Burggraf abgesehen hatte.
Die fortwährenden Ruhestörungen jener Tage veranlafs-
ten die Bildung jener Einung, die König Wenzel bezüglich
der Städte und Landschaften Eger und Elbogen mit den be-
nachbarten Fürsten , als den Herzogen von Baiern , den Mark-
grafen von Meifsen, dem Grafen von Schwarzburg, dem Abt
von Waldsassen, der Landgräfin von Leuchtenberg u. A. am
13. April 1412 schlofs zum gegenseitigen Schutze gegen Räu-
bereien, Mord und Brand aller Art'). Sehr beachtenswerth
ist der Umstand, dafs der Burggraf unter den Mitgliedern
der Einung nicht erscheint, und es dürfte aus dem Nach-
folgenden ersichtlich werden, weshalb er der Einung füglich
nicht beitreten konnte.
Der Artikel des Einungsbriefes : „Gewänne man aber
slofse ader höfe, die scheide man brechen, vnd was guter
czu den slofsen ader hofeu gehören, die schulin dem, in
des herscheft sie gelegen weren, denn bleiben" — sollte bald
gegen die Forster Anwendung finden. Diese begaben sich
nämlich unter den Schutz des Burggrafen von Nürnberg und
setzten ihre Gewaltthaten fort. Da wurde die Exekution ge-
gen sie aufgeboten, und die Contingente der Herren und
Städte der Einung, die Egerer obenan, zogen in ansehnlicher
Stärke vor Neuhaus, das nun alles Ernstes belagert wurde '^).
So von allen Seiten bedrängt, kamen die Forster der Erstür-
mung zuvor, indem sie mit den Belagerern in Unterhandlung
traten. Es wurde endlich festgesetzt, dafs die Forster ihr
Schlofs Neuhaus mit allen Rechten und Zugehörungeu der
Einung gegen 4000 fr. abtreten und einen Urfehdebrief aus-
stellen. Dagegen sollen ihre Schuldbriefe von König Wenzel
dem Rathe der Einung vorgelegt werden, dessen Ausspruche
sie sich zu fügen hätten. Das Schlofs wurde geschleift, die
Burgstelle aber saramt deren Zugehörungen übergab König
Wenzel gegen Erlag der 4000 fr. den Bürgern der Stadt
Eger mit der Bestimmung, dafs das Schlofs nicht mehr auf-
gebaut werden solle 3). Mit den 4000 fr. glaubten die Egerer
sich — obwohl theuer genug — Ruhe erkauft zu haben.
') Orig. ddo 1410, 16. Okt. im Egerer Stadtarchiv.
') Copie auf Papier im Egerer Stadtarchiv.
•) Orig. auf Perg. im Egerer Archiv.
^) Während der Belagerung von Neuhaus sollen sich die Bur-
ger von Eger durch ihren tapferen Eifer hervorgethan und unter
ihnen wieder die Mitglieder der Tuchmacher-Zunft, „als die den
Vorzug gehabt haben", besonders ausgezeichnet haben, weshalb
ihnen vom Rathe der Gebrauch der Trompete bei Tanz und Fest-
spielen gestattet wurde. So erzählt Pankraz Engelhard, der
älteste Chronist von Eger, der um das Jahr 1560 seine „Chronika"
schrieb.
') Orig. ddo 27. Sept. im Egerer Stadtarchiv.
191
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
192
II.
Mit der Schleifung des Schlosses Neuhaus endet nur der
erste Akt dieses seltsamen Schauspiels. Die Fortsetzung liefs
nicht lange auf sich warten, da die Forster an den Egerern
wegen der Zerstörung von Neuhaus Rache nehmen wollten.
Sie begaben sich nun vollends unter die Herrschaft des Burg-
grafen von Nürnberg und verkauften ihm ihre Güter zu Selb
und Weifsenbach, die ihnen der Burggraf als Mannlehen
wieder verlieh. Da diese Orte zum Eger lande gehörten,
so war dies ein offenbarer Eingriff in das Egersche Stadt-
und Landrecht, welches jedwede Güterveräufserung aus dem
Lande verbot. Vergebens suchten die Egerer diesen Kauf zu
hintertreiben, der Burggraf behielt, was er einmal in Besitz
genommen hatte, ja, er machte Ansprüche auf einzelne Güter,
die früher zum Schlosse Neuhaus gehört hatten, und zürnte
den Egerern noch obendrein, dafs sie dem Könige davon An-
zeige gemacht. Daher liefs er es gern geschehen, dafs
Nickel, Wilhelm, Heinrich und Caspar Forster, vier
der angesehensten Bürger von Eger, nämlich Erhard und
Sigmund Rudusch, Albrecht Frankengrüner und
Rüdiger Junckher, unter nichtigen Vorwänden vor das
kaiserliche Landgericht des Burggrafen von Nürnberg,
damals zu Fürth, kämpflich vorforderten. Dies widersprach
den Rechten und Freiheiten der Bürger von Eger, welche
nach ihrem von K. Rudolf 1279 bestätigten Stadtrechte von
Niemand zum Zweikampfe gefordert und nach einem Privi-
legium K. Albrechts v. J. 1305 vor kein Gericht aulserhalb
ihrer Stadt gezogen werden sollten ■). Daher verbot ihnen auch
König Wenzel, an den sie sich um Hülfe gewendet hatten, vor
dem Landgerichte zu Fürth zu erscheinen, und suchte diese
Angelegenheit vor seinen Richterstuhl zu ziehen. Aber dem
wurde keine Folge gegeben, sondern der Burggraf liefs durch
seinen Landrichter über die genannten Bürger von Eger in
deren Abwesenheit das Urtheil sprechen und sie in die Reichs-
acht erklären. Die Egerer riefen nach allen Seiten um Hülfe.
Aber das Einschreiten König Wenzels hatte nicht den gewünsch-
ten Erfolg, indem sein Aufruf an die gesammten Reichsstände,
um den Burggrafen zur Abstellung der Procedur gegen die
Egerer zu vermögen, nur eine zeitweilige Aufhebung der Acht
erwirken konnte. Auf eine direkte Aufforderung König Wen-
zels antwortete der Burggraf am 3. Okt. 1413 mit einer Be-
rufung auf die unbeschränkte Freiheit des kaiserlichen Gerichts
unter spezieller Hinweisung auf ein Privileg Kaiser Karls IV.,
aus welchem er folgende Stelle citiert: „Wer auch, das wir
ader dhein vnser vorfarn an dem reiche keinem ffursten , gra-
fen, hern, freyen dinstmannen, rittern oder knechten, steten
oder mergkten, clostern oder ymanden anders sulche gnade
recht oder freiheit geben betten oder noch geben wurden.
domit der egenannte burcgraffe zu Nuremberg, jrr erben vnd
nachkomen herschafft ader landgerichte zu Nurembergk ge-
krencket ader geswecht mochten werden, das schol wider
disen briff kein macht noch krafft haben noch gcwynnen in
dheiuweis" etc. Auch des Burggrafen Bruder Friedrich,
Verweser der Mark Brandenburg, konnte nicht mehr als Auf-
schub bis zu einer persönlichen Rücksprache erlangen ') Da
sich aber seine Ankunft bedeutend verzögerte, so brachte es
sein Abgesandter, Propst Petrus von Langenzenn dahin, dafs
auf den 21. Oktober ein Tag nach Culmbach angesetzt
wurde, wo die Streitigkeiten zwischen dem Burggrafen und
den Forstern einerseits und den Bürgern von Eger anderseits
in Güte geschlichtet werden sollten. Die von Feiltsch erhiel-
ten den Auftrag, die Egerer nach Culmbach zu geleiten. Jene
vier nahmen aber billig Anstand, persönlich in Culmbach zu er-
scheinen, sondern es wurden vom Rathe von Eger zwei Bevoll-
mächtigte in der Person des Rathsherrn Michel Puchelberger
und des Schöffen Niklas Wundsam abgesendet. Aber auch hier
gelangte man zu keinem Resultate ; denn schon am 24. Okt.
liefsen die Bevollmächtigten in Nürnberg eine grofse Berufungs-
schrift an — den Papst verfassen, und Puchelberger übernahm
es auf den Rath seines Rechtsfreundes, dieselbe persöulich —
da keine Zeit zu verlieren war, uud er ohnehin schon eine
Beglaubigung besafs — in Rom zu überreichen^). Da ertheilte
der Papst Johann XXIII. am 2ü. Dez. d. J. dem Bischöfe
von Regensburg den Auftrag, die schwebende Angelegenheit
zwischen den Bürgern von Eger und den Forstern zu unter-
suchen und die Entscheidung zu fällen. Damit scheint jedoch
die Gegenpartei nicht einverstanden gewesen zu sein , sondern
die Sache wurde erst am 18. März 1416 von Konrad Truch-
sefs von Pommersfelden, des Burggrafen Johann Hof-
marschall, auf den beide Theile compromittiertcn, dahin ent-
schieden, dafs die Vorladungsbriefe zum Landgerichte aufser
Kraft gesetzt werden und beide Parteien hiemit ausgesöhnt
sein sollen.
Dies der Verlauf dieser interessanten Begebenheiten, so-
weit er sich aus den Quellen des Egerer Stadtarchivs herstel-
len läfst. Scherber (Bayreuthische Vaterlands-Geschichte I,
S. 188 f.) und Pelzel (König Wenzel II, S. 623 f.) geben
aus Mangel an einschlägigem Material nur Bruchstücke. —
') Die angezogenen Briefe im Stadtarchiv zu Eger.
') Diese weitläufige Berufungs -Urkunde wurde zunächst in
deutscher Sprache verfafst und alsbald behufs Ueberreichung in
Rom ins Lateinische übersetzt. Sie liegt in beiden Fassungen im
Egerer Stadtarchive vor. Der Schiedsspruch des Konrad Truch-
sefs von Pommersfelden ist da nur mehr in der Copie vorhanden.
Eger.
Dr. Franz Kürschner.
') Die Orig. dieser Urk. auf Perg. im Archiv zu Eger. —
Ueberdies beriefen sich die Egerer auf K. Karls IV. Verordnungen.
193
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
194
Beiträge zur SpricUwörterliteratur.
Wie bedeutend die Keiiiitnifs der älteren deutschen Sprich-
wörterliteratur seit den Arbeiten von Nopitsch — 1822. 1833.
— gewachsen ist, zeigen viele Arbeiten der Neuzeit in diesem
I.iteraturzweige. Zu den hierbei bisher schwerlich bemerkten
Schriften gehören die nachstehend beschriebenen.
„Catechesis oder vnderricht, für die klainen vnd grossen
kinder, nach dem brauch der Christlichen kircben zu Hayl-
prun ..." Auf dem in einem Holzschnitte eingefafsten Titel
und in der vom 27. des Weynmonats 1530 datierten Vorrede
ist „Caspar Gretter üundellihaymer, Schülmayster" als Ver-
fasser genannt. Gretter oder Gräter war später Hofprediger
des Herzogs Ulrich von Württemberg. (Vgl. auch Gödeke's
Grundrifs, I, 237, 67.) Das Buch enthält in 8» 64 ungez. Bl.,
Sign. A — H. , das letzte Blatt leer. Die letzten drei Blätter
enthalten der Angabe nach Sprichwörter unter folgender Ueber-
schrift: „Damit kain Bletlin leer bleyb an disem Büchlin, hab
ich auch den Jungen zu gefallen, Ettliche gemaine vnnd breuch-
liche Sprüchwörtlin auß den Weysen Männern verteutscht vnd
hinzu gesetzt, bittend, mein trewen fleyjJ vnd gutwillig hertz
im besten zu erkennen vnd anzünemen."
Bei der geringen Zahl der Sprüche und der anscheinend
sehr freien Uebertragung wird die Quelle der Sprüche schwie-
rig zu ermitteln sein. Vielleicht führt eine genauere Verglei-
chung von „Das buch von dem leben vnd sitten der heydnischen
maister" (vgl. Panzer, Annalen, Bd. 1, S. 186), oder noch eher
von dem Sebastian Franck'schen : „SIben weisen in Greeia be-
rümpt" (vgl. Weller, Annalen Bd. 2, S. 303) auf die Quelle.
Die wenigen bemerkenswertheren Sprüche sind:
Vbermut, thet nye gut.
Höre vil, vnd red wenig.
Seye nitt Richter zwischen den Freunden.
Dann zwischen thür vnd angel zerklempt man die Hend
gern.
Lafs die zung nit schneller sein, dann das gemüet.
Gehe zu kaim radt, du werdest dann beruften.
Frey nach deins gleycheu, damit du nitt Herren für
Schwäger überkommest.
Eine gröfsere Sammlung von deutschen Sprichwörtern ist
von S. 75 bis 112 enthalten in:
„Nova GRAMMATICA Linguae Germanicae .... Oder
Neue Teutsche Sprach -Kunst, . . durch GEORGIUM BARE-
NIUM. Nebst beygefügten Büchlein, darin über tausend Teut-
sche Sprichwörter, sinnreiche Redens-Arten und Reime enthal-
ten. . . . Nordköping, . . 1707." 8". — Die Sprichwörter sind
je nach dem ersten Worte alphabetisch geordnet. — Die
Mehrzahl bilden die in vielen Sammlungen gewöhnlich wieder-
kehrenden Sprichwörter und Redensarten. Einige mögen hier
hervorgehoben werden :
Alte Eier, alte Freier, und ein alter Gaul, sein gemeinlich
faul.
Angenomne Weise zergehet gleich dem Eise.
Auge, Glaube, Glimpf, leiden keinen Schimpf
Bad, Wein und Weiber crkwicken unsre Leiber.
Bad, Wein und Weiber verderben unsre Leiber.
Bei Lahmen lernt man hinken.
Bei Säufern lernt man trinken.
Blasen zweie in ein Hörn, ist der dritte Mann verlorn.
Böses kommet hergeritten.
Gehet aber weg mit Schritten.
Er hat den Scham -Hut abgezogen.
Er ist und bleibt ein Narr, wenn Gott sein Vater war.
Geschwinde zum Hute, und langsam zu dem Beutel.
Herreufeuer wärmt und brennet.
Lafs die Leute reden, Gänse könnens nicht.
Naidhart böser Art.
Pfefi'er, Kappe, Kalk decken manchen Schalk.
Priester sollen beten, Fürsten uns vertreten, Bauren sollen
geten.
Rauch vertreibt die Bienen, Sünde die Engel.
Reiche steckt man in die Tasche, Arme sezt man in die Asche.
Reuling wird dich beissen.
Schickt einer nach Pariß den Esel an Geberden,
Ist er ein Esel hie, wird dort kein Pferd draus werden.
Sendegut, Schendegut.
Sparmund und Nehrhand kauffen fremdes Land.
Stockfisch, Esel, Weiber, Nufs, man zum guten schlagen muß.
Traue keinem Judas Kusse, fremden Hund und Pferde -Fusse.
Vorhin prächtig, itzt verächtig.
In der Vorrede ist das durch Göthe beliebt gewordene :
„Gold'ne Aepfel in silbernen Schalen" — nach der' Luther'-
schen Bibelübersetzung eigentlich „mit silbernen Bildern" —
benützt. Die Vorrede beginnt : „Nach des weisen Königes Aus-
spruche, ist ein Wort zu seiner Zeit geredet, wie goldene Aepfel
in silbernen Schalen. Solche Worte seien vorneralich die kurtz-
bündigen Reden und Land üblichen Sprichwörter."
40 Sprichwörter sind enthalten in :
„Neue Sammlung alter Sprüchwörter .... lebendig vor-
gestellet in einer Schlittenfahrt von den Herrn Studenten in
Freysing den 18. Jänner, Da IM Winter z' Frellslng aVCh
kaLter SChnee War .... Freysing . . ." 4». 4 Bl. — Bei-
spiele sind :
Angepumpt! wir haben keinen Keller.
Der Bart macht den Mann nicht.
Wer die Wahrheit geigt, dem schlägt mau den Bugen um's
Maul.
Nichts Bruder im Spiele.
Viel Geschrey, und wenig Ey.
Umgekehrt ist auch gefahren.
Zu wenig, und zu viel ist aller Narren Ziel.
Unter „di-ei" bringt Wander's Sprichwörterlexikon 69
Sprüche und Redensarten. Eine gröfsere Menge von Sprüchen,
welche indessen grofsen TheUs weder als sprichwörtliche Re-
195
Anzeiger füi* Kunde der deutschen Vorzeit.
196
densarteii anzusehen, noch einer andern bestimmten Art der
Spruchpoesie zugezählt werden können, enthält eine in meinem
Besitze befindliche Handschrift von 24 Blättern, 4", mit dem
Titel : „Aller güetten ding sollen Drey sein. Ein Khuertzes
Tractatl, Von Vrsprung bemeltes Sprichworts mit Inserierung
100 Exempl Spruch vnd Lehrn thails aus heiliger schrifft. Item
von allen gueten Tugenten, in Geist- vnd Weltlichen, Hoch-
vnd niedern Ständen, mit fleiß Zusamb getrag." Als Verfasser
ist in der Widmung Hieronymus Wysing genannt, der in der
Grafschaft Tirol lebte. Einige Proben folgen hier:
40. Drei Ding vergleicht des Menschen Leben
ist brechlicher als glas eben
Denn als der wiudt sich schnell verwendt
Vnd als die Sonn schnell vnd behendt.
52. Drei Ding soln am Richter sein
Gotsforcht, Weisheit, warheits Lieb fein.
57. Drei Ding halte ein Lehrer frei
Vbersehen was zu sagen sei
Ansehen was Er sagen wol,
merkhen wie uil Er sagen sol.
77. Drei Ding sein zu bezalen khein Zeit
gesund Khunst vnd Tugentsambkheit.
78. Drei Ding hindere man nit vil
Der gern etwas guets lernen 1
Der Beliehen vnd Heuraten \ wil.
Der Puessen vnd bessern sich\
84. Drei neu sach erlustigen gleich
neu Khlaid, neu Haus vnd Junges weib.
87. Drei Ding verderben ohne grundt
manch weiser Rath ins armen mundt
manch schön Holz auf weiter Haid
vnd manch schön maidl in schlechtes Khlaid.
90. Drei weg sein zu begreiffen schwer
Erstlich des vichs im dieffen mör
Des Vogels in dem holien Lufft
Des wurmbs in der Erden grufft.
92. Drei Ding den Augen bschwärlich seind
Rauch Sturmwind glückselig feind.
95. Drei sach den Menschen veruolgen thuet
Durch der Aduocaten daz guet
Der Leib von vnglerteu Ärzten
Die Seel von falschen Theologen.
96. Dises sein drei verlorne werkh
Vil gehört vnd wenig gcmerkht,
Vil gelesen wenig verstanden
Vil gejagt wenig gefangen.
97. Drei Ding raizen zum woUust frey
weiber Musicanten Gastrei.
98. Drei Safft vns am nötigisten sein
Dz wasser Oel vnd auch der wein.
99. Drei schändliche Ding sein furwar
feld ohn gras gstreus ohn Laub, Khopf on Har.
Dem Anschein nach, was hier aus Mangel an Hilfsmitteln
jetzt nicht näher geprüft werden kann, ist eine gröfsere Reihe
von Kupferstichen von Gerardus de Lairesse (geb. 1640 zu
Lüttich, f 1711 [1712?] in Amsterdam) vorhanden, welche zum
Theil sprichwörtliche Unterschriften enthalten. Von diesen Blät-
tern besitze ich nur die mit nachstehenden Unterschriften ver-
sehenen Stücke:
70. Geen Plaets ontbeert haer spie, de steenen krygen ooren.
De lucht krygt tongen, wort s'lands ondergang gezwooren.
71. Dus deerlyk sneuvelde kartagoos koningin.
Men schrikke, en wachte zieh voor d'ongebonde min.
72. Dus maalt de schrikt geheim op Annaas eerbre kaken.
Geen veinzen kan in noot opreghte min verzakeu.
73. Des eenen druck, des andern geluck.
Corruptio unius generatio alterius.
74. Lieven mögen kyven, maer moeten Lieven blyven.
Amantium irae amoris integratio est.
75. Die licht gelooft wort licht bedrogen.
Qui facile credit facile decipitur.
Im Berliner Kupferstlchkabinet im neuen Museum fand ich
nur die Blätter Nr. 70 bis 74 und von denselben war nur 71
mit der Zahl versehen, während bei den übrigen die Zahl fehlte
— Herausgeber der Sammlung ist Nicolaus Visscher, der auch
noch herausgab : Afbeeldingen der voornaamste Historien, soo
van het oude als nieuwe Testament. Amsteldam s. a. — Unter
den Kupforstichen dieser Sammlung sind auch biblische Sprü-
che, welchen häufig entsprechende lateinische Sprüche der Clas-
siker beigefügt sind, und unter welchen sich auch Sprichwörter
finden.
Die Frage in der dreizehnten Lieferung des Wander'schen
Sprichwörterlexikons nach der Uebersetzung der Adagia des
Erasmus durch Sprengius wird in der zu erwartenden Arbeit
des Dr. Suringar in Leyden eine Beantwortung finden. Nach einer
gefälligen Mittheilung desselben ist die freie UebertragungErasmi-
scher Sprichwörter wahrscheinlich in den Loci communes etc.
Basel, 1572 — Nopitsch S. 205 — von Sprengius enthalten,
der zugleich die alte niederländische Sprichwörtersammlung
stark benützte — Anzeiger 1854, S. 268. — Die Vorrede die-
ser Loci communes ist S. A. J. unterzeichnet, also ebenso, wie
die bei demselben Verleger 1576 und 1582 erschienenen bei-
den Ausgaben der : Garminum proverbialium . . . loci commu-
nes; in gratiam juventutis selecti, addita plerumquc interpre-
tatione germanica, welche Nopitsch S. 208 — wol auf Jöcher
und also mittelbar auf Thomasius de plagio literario gestützt,
— dem Germberg zuschreibt.
Landeshut in Schlesien. A. M. Ottow.
Die Kirche zu Mühlbach am Neckar
bietet für den Kunst- und Alterthumsfreund manches Anziehende.
Das Aeufsere derselben zeigt zwar keinen ansprechenden Stil,
die ehemaligen Spitzbogenfenster sind in geschmacklose Vierecke
197
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
198
verwandelt; dagegen trägt das Innere der Kirche noch vollstän-
dig den Charakter der Gothik. Die Fcnsternischcu bestehen
aus rohen Spitzbogen; der Chor mit seiner nächsten Umgebung
aber ist besonders merkwürdig. Am Choreingang finden wir
oben die Jahreszahl 1401, ein Fingerzeig für die Erbauungszeit
des Chors, während die Jahreszahl 1501 am westlichen Ein-
gang in das Langhaus die Hindeutung gibt, dafs erst ein Jahr-
hundert später an den Chor das Langhaus angebaut worden
war.
Zu beiden Seiten des Eingangs in den Chor und noch vor
demselben finden sich zwei Scitenaltäre, die im gothischcn
Stil ausgeführte und hübsch verzierte Aufsätze haben. Von
besonderem Werthe sind die Malereien, welche für Arbeiten
des Ulnier Malers Lucas Moser aus Weil gelten, der auch
1431 das Altarwerk in die Kirche zu Tiefenbronn lieferte.
Es sind Darstellungen der Geburt und ersten Jugend
Jesu. Die äufseren Seiten der Bilderthüren enthalten Holz-
schnitzereien, die Anrufung der Maria und das Grab Jesu.
Ueber dem Spitzbogen des Choreingangs befindet sich eine Ni-
sche, in welcher die 12 Apostel in etwa fufshohen Holz-
schnitz-Figuren aufgestellt sind.
Der Chor selbst enthält einen im Rococcostyl hergerich-
teten Altar mit einem Crucifix, neben dem Maria und Johannes
in Holzfiguren stehen. Zur linken Seite des Altars sieht man
ein Sakramentshäuschen, das im reinsten gothischen Stil bis
ins Einzelne exact und schön ausgeführt ist.
Der Gang des Langhauses und des Chores ist mit Grab-
steinen belegt, deren Inschriften meist nicht mehr zu lesen sind ;
jedoch ist anzunehmen, dafs es Denksteine derer von Gemmin-
gen-Guttenberg sind, welche sich diesen Platz zu ihrer letzten
Ruhestätte gewählt hatten. Im Chor befinden sich folgende
Gedenktafeln an den Wänden angebracht :
1. für Auguste Benedicte von Gemmingen (f 1759);
2. für Philipp von Gemraingen (geb. 1702 f 1785 und
Margaretha v. Gemmingen, geb. v. Racknitz (f 1784);
3. für Elisabeth v. Hardenberg, geb. v. Gemmingen -Gut-
tenberg (f 1767).
Das Innere des Langhauses zeigt sofort dem Eingang ge-
genüber das sehr kunstvoll gearbeitete Grabmal des Friedrich
Christoph von Gemmingen (f 1702) mit dem Bilde des Ver-
storbenen in Lebensgröfse. Daneben ist eine einfache Platte
für Friedrich Ludwig von Gemmingen (f 1766) und eine für
Christoph Dietrich v. G. (f 1800).
Das merkwürdigste Grabmal ist aufserhalb in die Kirchen-
mauer eingelassen, zur linken Seite des Haupteingangs. Die
Mitte des sehr umfangreichen Grabmales zeigt in Haut-relief
den eben auferstehenden Christus, wie er den linken Fufs auf
eine mit dem Kreuz geschmückte Weltkugel setzt, während der
rechte noch im Sarge ist. Unter dem Sarge liegt der Tod,
hinter demselben wirft der Satan dem Auferstandenen grim-
mige Blicke nach. Rechts vom Auferstandenen steht: „ Seid
getrost, ich habe die Welt überwunden Jo. 16. Von der Hand
der Hülle will ich sie lösen, vor dem Tode will ich sie retten.
Hos. 13."; links: „Ich bin die Auferstehung und das Leben,
wer an mich glaubt, wird leben, ob er schon stirbt, und wer
da lebt und glaubet an mich, der wird nicht sterben ewiglich.
Jo. 11". — Unter diesem Bilde des Auferstandenen mit den
Sprüchen zeigt das Hauptfeld des Grabmals eine knieende Fa-
milie aus 8 Personen, ebenfalls in Haut-relief; rechts der Va-
ter, links die Mutter und in der Mitte der Reihe nach die
Kinder, über deren Köpfen auch ihre Namen stehen: Blicker.
Gotfried. Michel. Ursula. Ursida. Clara. Darüber steht die
Inschrift: „Anno 1550. Diesen seinen geliebten frummen
Eltern auch sechs Geschwistern so oben verzeichet und in
der Kindheit abgestorben bei inen uf diesen Kirchhof be-
graben ligen. Herr Jesus Christus du sun Gottes und Hedand
der Weld in dein heiligs leiden sterben und ufersteung seczen
wir hoffnung unser selickeit verleie uns am leczten dag ein
frölich uferstandnus und des ewick leben. Amen". — Unter
der knieenden Familie stehen die Inschriften: „A. D. 1526 uf
den dag decembris starb der edel ernvest Dietrich von Gem-
mingen bleickers sun ein frumm erlibender gotzforchtiger man,
ein libhaber göttlichs Wortz und fürderer evangelischer luthe-
rischer 1er"; — und: „A. D. 1533 uf den ... dag ... starb
die erbar edel dugendreich fraw ursula von nippenburg sein
hausfraw in ern zucht und gotsforcht irem hausherrn gantz
gleichformich". — Ueber dem ganzen Epitaphium aber steht
folgende Widmung : „Zu Ern hat Philips von Geni. ir leczt
lebeder und nach ire Absterbe regiereder Son dis Epitaphiü
und Denckzeichen uf gerich. Anno 1550"*).
Auf dem Kirchhofe, an der Mauer befindet sich eine
Marmorplatte für Friederike Dorothea von Geraraingen (f 1800).
*) Dietrich von Geramingen war der Sohn Pleikarts, der 1515
starb und in Gemmingen begraben liegt. Dietrich war von Anfang
ein eifriger Anhänger der Reformation, ja, er war der erste kraich-
gauische Ritter, der zur lutherischen Lehre übertrat. Mit Erhard
Schnepf, Brenz, Capito, Buzer stand er in innigem Verkehr, und
er, sowie seine Brüder Wolf'f und Philips bedauerten aufrichtig
den Zwiespalt der Evangelischen wegen der Abendmahlslehre.
Kurz vor seinem Tode widmet ihm Brenz seine Anmerkungen zum
Buche Hiob, als Anerkennung seiner Frömmigkeit und ritterlichen
Gesinnung.
Hafsmersheim am Neckar. Pfarrer Wirth.
Zur Geschichte der fahrenden Schüler.
In der Handschrift N. 135 des k. k. g. H. H. u. St. Archivs zu
Wien findet sich auf Fol. 68 b die nachstehende Urkunde, welche,
wenn auch nur Produkt eines gewandten Spa svogels, gleichwohl
nicht unwichtige Anhaltspunkte für die Geschichte des Vaganten-
thuras in den deutsch-österreichischen Ländern bietet. Da dieselbe
in der Handschrift, einem Copialbuche des ehemaligen Chor-
herrenstiftes St. Polten, zwischen zwei Urkunden vom Mai
1265 und Jänner 1266 steht, wovon die Abschriften gleichzeitig
sind, so mufs ihre Copierung oder Eintragung in jenes Copial-
199 Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. 200
buch iu der dazwischen liegenden Zeit bewerkstelligt worden haben vmb prot all wochen 30 dl.
sein. Sie lautet also: faeit ain iar 71b. —iS. — ^.
In nomine summae et individuae vanitatis! Surianus, diutina item wan ilaz chorn get vmb 61b. ^.
fatuorum faveute dementia per Austriam, Stiriam, Bawariam et oder teurer, so wedurpfen drey perl'on
Moraviam praesul et archiprimas vagorum scolarium, omnibus vmb 60 ^. facit ain iar ..... 13
ejusdem sectae professoribus, sociis et successoribus universis item vmb allerlay fleisch ain iar . . .12 ,"
fame, siti, frigore, nuditate perpetuo laborare! (^uia cruda sini- item vmb allew tag wein 12^^. facit
plicitate et iuerti stultitia impellente nos nostri propositi nondum ain iar 8 48
piget, iuimo eadem mens est, ut bona summa putemus aliena item vmb clirawt 12'
vivere quadra, mobiles et instabiles more hirundinura victum item vmb milieh — 12
per aera quaeritantium hac et illac, quocunque iiiconstantis, item vmb fchuech — „ 12„
mutabilis et mirabilis animi nostri levitas nos impegerit, tanquam item der fcliapferin — „ 12 „ — "
folium quod a vento rapitur, et quasi scintillae in aruadineto item gein päd ,12
infatigabiliter fatigati discurrimus, et interdum juxta rigorem item vmb allerlay liecbt — ,. 12 „
iuordinati nostri ordinis ludibria et verbera experti, qualia nee item all wochen vmb milichram vnd vm
sarmentis iniquas caesaris ad meusas vel vilis Galba tulisset, kas 20 ^. facit ain iar 4 „ „ so
egentes, angustiati, afflicti, fame prodigi, fame sitique tabidi, item aiu iar umb holcz, fchmalcz vnd
frigore tremnli, gelu rigidi, rictu tumidi, habitu miseri, vestiti vmb falcz 5„ „
lintheolo super nudo, uno semper pede nudo, a domibus laicorum item vmb allerlay ftuff — „ 6 „ •
expulsi, ab ostiis clericorum saepe repulsi, utpote vespertiliones item vmb opfel, piern, rueben , . . . — „ 4 „ _ ,,
quibus nee inter quadrupedia nee inter volatilia locus datur, item vmb anderlay weichel(y Gewürze?),
stipem tamen tauquara in diebus rogationum nati semper rogare kaiftem (?), per, holper, haiper, pran-
cogimur alienam, dignum est, ut et nos quandoque justis peten- per, welfchnufs, hafsclnus vnd vmb
tium desideriis favorabiliter annuamus. Ea propter vestrae allerlay genaschleich — „ 10 „ — „
indis(cretae di)scretioüi notum esse volumus per praesentes, item ainem man vmb pfaitten, pruech
quod nos inclinati precibus venerabilis in Christo fratris Sighardi vnd vmb hosnestl — „ — „ 3 „
ecclesiae sanc(ti Hippolyti prae)positi, per Austriam archidia- item ainem man vnd feinem weih czw
coni, recognoscentes beneücia, quae nobis in eadem ecclesia pefi'ern an feinem leib gewandt vnd
pene a cunis usque ad ca(no)s liberaliter sunt impensa, ipsara pet gewandt 4 „ — „ — „
ecclesiam cum suis oflicialibus eximimus ab exaetione immo item fo wedarff ain fraw haimleich von
pot.a- vexatione, qua eos tam in feste patroni quam dedicatiouis, irem man 1 „ — „ — „
quin immo per circulum anni indebite vexabamus, de nostra item czw gefaterfchafft, czw opffern,
(ra)era liberalitate, voluntate quoque et conniventia cathedra- czw peichten vnd czw allerlay geiftli-
liuni sociorura, contradictores ab ingressu tabernae perpetuo eben Ordnungen 2 „ — „ — „
suspendentes. Nulli ergo claustrali saccularlve personae nostrum item umb fchufsel, löffel, taller, heffen,
inordinatum ordinem professae liceat, hanc nostrae donationis baffen, deckt, nachtschirb — „ 3 „ — „
exemtionisve paginam temerare vel etiam ei ausu temerario Summa auff dy drey perfonn ain iar 711b. 8»%.
contraire, si nostrara irrationabilem, fatuam et indiscretam AMEN.
effugere voluerit ultionem. Acta sunt haec anno domini Wahrscheinlich ist diese Rechnung in anderer als in der
M^CCIX., praesidente sacrosanctae sedi Romanae Innocentio in Oesterreicli üblichen Währung (1 Ib. = 8 /i. ä 30 ^.) ge-
III. anno pontiticatus sui XL, imperante serenissimo Romano- führt. Auffallen mag der sehr geringe Ansatz für Kleidungs-
rum imperatore Hanr. (!), principatum vero Austriae gereute stücke, was entweder auf eine besondere Beschäftigung des
piissimo et illustrissimo duce Leupoldo, pontiticatus nostri anno Hausvaters schliefsen läfst, der in anderer Weise als durch
ultimo. Datum sub divo per manum prothonotarii nostri spi- Barankauf damit sich versorgte, oder auf einen Schreibfehler,
ritus, sigillis nostris proprio videlicet et universitatis appensis, da doch für die Ausbesserung allein schon 4 Pfund Pfennig
testibus quoque fideliter subnotatis. — angesetzt sind '). Desgleichen merkwürdig ist auch der Ausfall
\YJen. Math. Pangerl. eines Ansatzes für Bier und dessen Substitution durch Wein,
was wol mit dem früher in Baiern sehr verbreiteten Weinbaue
zusammenhängen mag (cf. Schmeller, bair. Wörterbuch, v. Wein).
Jiihrliclier Hausbedarf eines Passauer Bürgers im 15. Uebrigens ist sowohl manch einzelner Posten, als auch schliefs-
Tihrliiiiidcrtp '"^ ^^^^ "^^'^ ansehnliche Gesammtsumme überzeugend,
dafs der hier calculierende Hausvater ein ziendich wohlhabender
In der Hofbibliotbek zu Wien findet sich in Handschrift Mann und einem gewissen Wohlleben nicht abgeneigt gewesen.
Nr. 3027, f. 348b - 350a, Anfangs 15. Jahrb., folgende Auf- ^ ^^ " ^„.^att 3 ^ bei den Kleidern 3 Ib. gelesen wird, so
Zeichnung aeasen, ^ ■. j • j- r. ,- ■ stellt sieh nach österr. Rechnung die Gesammtsumme allerdings
„was ain man vnd fem weib vnd lern dn-n zw Pafsaw am auf 71 Pfd. und differiert nur in Schillingen und Pfennigen.
iar pedurffen". , , o ,k Graz. Dr. J. Zahn.
Zum erflen wan das chorn get vmb 3 Ib. . __^___
oder teurer, so mueffen drey perfon (Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction: A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Sebald'Bche Buchdruckerei in Nürnberg.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KÜNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1868.
JWö.
.Tiini.
Chronik des germanischen Museums.
Nürnberg, 15. Juni 1868.
r>ev gleichniäl'sige Fortgang in der inneren Entwickelung un-
serer Nationalanstalt erfreut sich stets des Beifalls aller, die der-
selben ihre Aufmerksamkeit zuwenden, und der ruhige Ernst
wie der unverdrossene Eifer, der alle Mühen überwindet, fin-
det die Anerkennung, die sich in Thaten ausspricht, deren wir
sodann in unserer Chronik zu gedenken haben. Wie kaum je
ein Monat vorübergegangen ist, der uns nicht die Pflicht auf-
erlegt hätte, dankbar einer Reihe von Gönnern und Wohlthätern
zu gedenken , so haben wir auch in diesem Monat wieder beson-
deren Grund, Dank nach verschiedenen Seiten hin auszusprechen.
Se. Majestät König Ludwig II. von Bayern, welcher der An-
stalt nicht blos die Versicherung gegeben, ihr dieselbe liebevolle
Pflege widmen zu wollen , die sein Grofsvater König Ludwig I.
ihr zugewendet, hat, da leider noch immer die finanziellen Mittel
nicht mit den Bedürfnissen im Fortschreiten übereinkommen, der
Anstalt eine sehr erhebliche Erleichterung verschafl't, indem er den
Betrag von 1400 fi. als Kaufschilling für das kostbare Gemälde,
dessen wir in Nr. 11 des vorigen Jahrganges gedacht haben,
auf seine Privatkasse übernahm. Se. Majestät hat gestattet, dafs
dies Gemälde ausdrücklich als sein Allerhöchstes Geschenk bezeich-
net und in demselben den Besuchern der Anstalt ein sicheres Zeug-
nifs Allerhöchsten Wohlwollens für die Anstalt gegeben werde.
Eine grofse Anerkennung ist dem german. Museum in jüng-
ster Zeit im Reichstage des norddeutschen Bundes zu Berlin zu
Theil geworden, indem ein Antrag des Herrn Grafen von Fran-
kenberg: dem Bundeskanzler die Nationalanstalt zur Unterstützung
zu empfehlen, mit grofser Majorität angenommen worden ist,
nachdem mehrere ausgezeichnete Redner von verschiedenen Seiten
des Hauses, die Herren: Freiherr Nordeck zu Rabenau, Twesten,
Gebert, v. Hennig, Miquel, Dr. Hamier, v. Vincke (Olbendorf)
warra für die Anstalt gesprochen.
Wir sagen dem hohen Reichstage, wie insbesondere den Her-
ren Rednern verbindlichsten Dank. Obwohl wir wissen, dafs der
Abgeordnete nicht des Dankes , sondern der Sache wegen , die
seine Ueberzeugung gut heilst, so spricht und stimmt, glaubt die
Leitung der Anstalt doch auch einer Pflicht zu genügen , wenn
sie es ausspricht, dafs dieser freudige Beschlufs des Dankes der
von ihr vertretenen Anstalt gewifs sein kann, und dafs diese
Abstimmung ein neuer Sporn sein wird, muthig fortzubauen an
einem grofsen, alle Deutschen umfassenden Werke des Frie-
dens. Wir hegen die frohe Zuversicht, der hohe Bundesrath vverde
die Bedenken fallen lassen, die ihn abgehalten haben seiner-
seits einen Antrag auf Subvention der Anstalt zu stellen, und
tragen ihm die ergebenste Bitte vor, dem Antrage des hohen
Reichsrathes J^lge zu geben.
Noch einer aus Berlin uns gewordenen freundlichen Förderung
haben wir dankbar zu gedenken. Herr Johannes Deibel und
seine Frau Gemahlin haben auf das von ihnen seiner Zeit bei
der Aktiengesellschaft für Unterstützung des Museums deponierte
Kapital von 200 fl. verzichtet.
Durch den allzufrühen Tod des am 29. Mai d. J. in Wien
verstorbenen k. k. o. Professors und Akademikers Dr. Franz
Pfeiffer hat, wie die germanistische Wissenschaft, so auch un-
sere Nationalanstalt einen schweren Verlust erlitten. Der Ver-
storbene war Mitglied unseres Gelehrten- und Verwaltungsaus-
schusses vom Anbeginn an und hat sich in dieser Eigenschaft viel-
fache Verdienste erworben, die ihm ein bleibendes Andenken in
den Annalen des german. Museums sichern werden.
An neuen Jahresbeiträgen sind seit Veioffentliohung des letzten
Verzeichnisses folgende angemeldet worden :
Von Privaten : Botzen. Architekt Otto v. Mayrhauser 1 fl.
10 kr., Kunsthändler Johann Thuille 1 fl. 10 kr. Coburg. Apotheker
Löhlein jr. 1 fl. Friedberg in Hessen. Direktor der Taubstummen-
anstalt Dr. Matthias 1 fl. dessen. Major Anschütz 1 fl., Professor
Dr. Fr. Birnbaum 1 fl., Gasfabrikbesitzer Aug. Hefs 1 fl., Dr. med.
W. Jäger 1 fl., Professor Dr. Lemcke 1 fl. , Professor Dr. Zöpijritz
1 fl. Hersbruck. Vikar Haffner in Kirohsittenbach 30 kr. Kiagenfurt.
Architekt Anton Bierbaum 1 fl. 10 kr. , Lederfabrikant Eduard Ja-
nesch 1 fl. 10 kr., Professor Dr. Jos. Mitteregger 1 fl. 10 kr., Direk-
tor des kärntnerischen Geschiehtsvereins Max Ritter von Moro
2 fl. 20 kr., Sekretär der k. k. kämt, landwirthschaftl. Gesellschaft
Cosmas Schütz 1 fl. lOkr. , Archivar des kämt. Geschiehtsvereins
Alois Weifs 1 fl. 10 kr. Niirnberg. k. Staatsanwalt Hammerschmied
1 fl., Juwelier u. Goldarbeiter Chrn. Winter 1 fl. 12 kr. Roth a/S.
Maler Ed. Feuerlein 1 fl. 30 kr. Schorndorf. Dekan Brackenhammer
1 fl., Gerichtsnotar Clemens 1 fl., städt. AValdmeister Fischer jr. 18 kr.
Stadtschultheifs Frasch 30 kr., Gutsbesitzer Th. Kettner 1 fl., Kunst-
müller Joh. Krämer 2fl., Hospitalpfleger Laux Ifl. , Amtsnotar
Lörcher 30 kr. , Apotheker Palm jr. 30 kr. , Fräulein Lotte Rapp
1 fl., Goldarbeiter C. Stützel 30 kr., Kaufmann Gustav Veil 30 kr.,
Conditor Ch. AVeitlrecht 24 kr.
Einmalige Beiträge wurden gegebA :
Von Vereinen : Kremsier. Männergesangverein Concordia
2fl. 20 kr.
Von Privaten : Botzen. Registrator Franz Gillhuber 1 fl. 10 kr.
Schorndorf. Gerbereibesitzer Chr. Brenninger 1 fl. , CoUaborator
Rösler 1 fl. , Wittwe Dr. Schmid 3 fl. 30 kr. , Kaufmann G. J. Veil
Ifl. 45 kr.
Unsere Geschenkeverzeichnisse enthalten folgende Zugänge;
I. Für das Archiv.
(Nr. 3485-3488.)
Zweibrücken. Cotta, Appellrath: Facsimiles der Unterschrif-
ten von Philipp H, Don Juan d'Austria, Herzog von Alba, Gustav
Adolf, Oxenstjerna, Königin Christine, Ludwig Camerarius und
Tilly. — Beglaubigter Protokollauszug aus der Sitzung des Natio-
nalconvents vom 22. Juni 1793, worin dieser erklärt, dafs sich die
Administratoren des Departements Niederrhein um das Vaterland
verdient gemacht haben, sammt einem Schreiben des Deputierten
G. F. Dentzel an die Administratoren des Distriktes Strafsburg. —
Drei eigenhändige Befehle Eulogius Schneiders, Civilcommissärs in
Strafsburg, vom" 12. und 17. November 1793. — Sieben und zwan-
zig französische Assignaten von 10 Sous bis zu 500 Livres, aui
den Jahren 1792, 1793 und 1794.
203
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
204
II. Für die Bibliothek.
(Nr. 22,073—22,176.)
Altenburg. Dr. K. Back, geh. Reg.-Kath a. D.: Jahresbericht
des Gustav -Adolf- Vereins im Herzogth. S.- Altenburg, 1867. 8.
34. Nachricht v. d. Lyceum zu Eisenberg. 1868. 4. — Berlin.
K. Friedr.-Wilhelm s-Universität. Dies., index lectionum
etc. 1867- 68 u. 1868. 4. Dies., Verzeichnifs der Vorlesungen etc.
1867—68 u. 1868. 4. Dies., judicia de eertamine litterario. 1867.
4. Haupt, Rede zur Feier des Gebnrtstagea Sr. Maj. des Königs.
1867. 4. Cuers, de Georgii Marchionis Brandeub. vita et consiliis
politicis. 1867. 8. Warnka, de ducis Michaelis Glinscii contra
Sigismundum regem Poloniae et m. ducem Lithuaniae rebellione.
1867. 8. — Braunschweig. Dr. Aug. v. Nitschke: Braunsch.
Magazin; 1868, Nr. 14—16 u. 20—23. 4. — Brunn. Dr. B. Du-
dik, Professor: Ders., Geschichte des Benediktinerstiftes Raygern ;
2 Bde., 1849 u. 68. 8. Ders., des Herzogth. Troppau ehemalige
Stellung zur Markgrafsch. Mähren. 1867. 8. Ders., des Hoch-
u. Deutschmeisters Erzherzogs Maximilian I. Testament u. Verlas-
senschaft V. J. 1619. 1865. 8. Sonderabdr. Ders., Waldstein's
Correspondenz. Nebst Fortsetzung. 1865 u. 66. 8. Sonderabdr.
Ders., Archive im Königreiche Galizien u. Lodomerien. 1667. 8.
Sondei'abdr. Ders., Kaiser Maximilian's H. Jagdordnung v. J. 1575.
1867. 8. Ders., Statuten der Prager Metropolitankirche v. J. 1350.
1867. 8. SondM-abdr. Ders., Handschriften der frstl. Dietrich-
stein'sohen Bibliothek zu Nikolsburg in Mähren. 1868. 8. Ders.,
Beiträge zur Geschichte des deutschen Ordens in Tirol. 1868.
8. — Brüssel. Academie royale des sciences etc.: Dies.,
memoires couronnes etc.; t. XXXIII, 1865 — 67. 1867. 4. Dies.,
memoires couronnes et autres memoires ; t. XIa. XX. 1867. 68.
8. Dies., compte rendu des seances de la commission royale d'hi-
stoire; t. TK, 4. X, 1. 1867. 8. Dies., bulletins etc., 36. annee,
II. ser., t. XXIV. Dies., annuaire; 34. annee, 1868. 8. E. Que-
telet, membre de l'academie royale etc.: Ders., memoire sur la
temperature de l'air ä Bruxelles. 1867. 4. Sonderabdr. — Cal-
lenberg (Sachsen). Licent. Mor. M eurer, Pfarrer: Ders., die St.
Katharinenkirche zu Callenberg. 1859. 8. — Danzig. R. Bergau,
Architekt : Ders., sopra un cornicioue antico di terracotta. Sü vasi
fittili etc. 1867. 8. — Dresden. Ch, G. Ernst am Ende, Ver-
lagshandl.: v. Biedermann, über d. Pflichten u. Rechte der Ritter-
gutsbesitzer; 2. Ausg. 1866. 8. — Erlangen. Dr. Rud. v. Rau-
mer, Univers.- Professor: Ders., zweite Fortsetzung der Untersu-
chungen über d. Urverwandtschaft der semitischen u. indoeuropä-
ischen Sprachen. 1868. 8. — Freiberg. Engelhardt'sohe Buchh.:
Scheerer, akadem. Bilder aus d. alten Freiberg. 1866. 8. — Frei-
burg i. Br. Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-,
Alterthums- u. Volkskunde: Dies., Zeitschrift; Bnd. I, 1.
Heft. 1887. 8. — Graz. Dr. Fried r. Pichler; Ders., die kel-
tischen Namen der röm. Inschi-iftsteine Kärntens. 8, Sonderabdr.
— Gütersloh. C. Bertelsmann, BuchhdI.: Andrea, e. Weib auf
dem Stuhle Petri. 1866. 8. Bömers, campus Idisiavisus. 1866.
8. — Halle. Buchhandlung des Waisenhauses: Erzählun-
gen aus dem deutschen Mittelalter; 3. u. 4. Bnd. 1866—67. 8.
Fitting, zur Geschichte des Soldatentestamentes. 1866. 8. Ko-
berstein. Laut- u. Flexionslehre der mittelhochd. u. der neuhochd.
Sprache: 2. Anfl. 1867. 8. Heyne, altniederdeutsche Eigennamen
aus dem 9. — 11. Jahrhundert. 1867. 8. Martin, Bemerkungen
zur Kudrun. 1867. 8. Bindseil, Prüfung der angeblichen Mehr-
zahl von Wittenberger Ausgaben der vollständigen Lutherischen
Bibelübersetzung ans d. J. 1545. 1867. 8. Ein Blick auf die
Geschichte der Stadt Halle. 1867. 8. Muther, die Wittenberger
Vniversitaets- vnd Facvltaets-Statvten vom .Jahre 1508. 1867. 4.
Zur Feier der fünfzigjährigen Vereinigung der Universitäten Halle
u. Wittenberg. 1857. 4. — Hamburg. Direktion des akadem.
und Real- Gymnasium s : Petersen, d. Zwölfgöttersystem der
Griechen u. Römer. 2. Abth. 1868. 4. Progr. — Jena. Herrn.
Costenoble, Verlagsbuchhandl. : v. Wickede, Herzog Wallenstein
in Mecklenburg; 4 Ende. 1865. 8. Andrea, die Sturmvögel;
2 Ende. 1865. 8. Martius, von Spitzbergen zur Sahara ; 2 Bnde.
1868. 8. — Karlsruhe. G. Braun'sch» Hofbuchh.: Zeitschrift
f. d. Geschichte des Oberrheins, hg. v. Mone; Bnd. XX, 4, 1867.
8. Vetter, das Heidenwuhr bei Säckingen, e. röm. Wasserleitung,
1866. 8. Brauer, badische Sagenbilder. 1867. 8. Laibach. His-
torischer Verein für Krain: Ders., Mittheilungen; 22. Jhg.
1867. 4. — Lauterhofen. Jos, Plafs, Schullehrer: Ders. d. Wap-
pen in d. Kirche vo i Fronau. 1867. 8. Sonderabdr. — Leeuwar-
den. Friesch Genootschap van Geschied-, Oudheid- en
TaaLkunde: Dies., 39. Verslag etc. 1866—67 8. Dies., de vrije
Fries; XL Deel, N, R. V, 3. 1867. 8. — Leipzig. Ludw. De-
nicke, Verlagshandl.: Schweichel, über d. gegenwärt. Stand der
Sprach- u. Naturforschung in Bezug auf d. Urgeschichte des Men-
schen. 1868. 8. Otto Sparaer, Verlagsbuchhandl.: Das neue
Buch der Erfindungen, Gewerbe u. Industrien. 6 Bnde. 1864—67.
8. Das Buch berühmter Kaufleute. I. Samml. u. H. Samml. 1.
u. 2. Heft. Böttger, Sprache u. Schrift. 1868. 8. Krieg u. Frie-
den. 1867. 8, Göll, d. Göttersagen u. Kultusformen der Helle-
nen, Römer, Aegypter u, Inder, 1867, 8. Luxemburg. PeterBrück,
Verlagshandl.: Engling, Sankt Grain. 1866. 8. — Marburg. Oscar
Ehrhardt's Univ.-Buchhandl, : Renner, de vestitura possessoria
rerum mobilium eiusque tuitione secundum vetus jus Gennanicum.
1857. 8. — München. K. b. Akademie der Wissenschaften:
Dies,, Sitzungsberichte; 1867, II, 4, u. 1868, I, 1. 8. Dr. A. Bir-
linger: Materialien zur Geschichte von Lauingen, Günzburg u. a.
16.— 19. Jahrb. Pap,-Hs, 4. Jos, Ant, Finsterlin, Verlags-
handl.; Muffat, Baugeschichte des Domes zu Unser Lieben Frau
inMüuchen. 1868. 8. — St. Nikolaas. Oudheidskundige Kring
van het Land van Waas: Ders., buitengewone Uitgaven ; no. 5,
2. 1868. 8. — Nürnberg, v. Gemming, k, b. Oberst a. D. : Ar-
chitecture or questions uijon various subjcots connected therewith,
1842, 8. Heinr. Rittner, Kaufmann: Feindbuch der Reichsstadt
Nürnberg. Mit vielen color. Wappen. Pap.-Hs. 16, Jhh. 2, Frie-
drich Schultheifs, Literat: Ders,, d, Reichsburg zu Nürnbei'g.
1868. 8. Materialien zur Geschichte des Schulwesens in Nürnberg.
17, Jhh, Hs, 4, Müller, Programma praescriptum obsorvationi de-
fectus solis in observatorio Norico celebrandae, 1706, 2, Leibnit-
zius, bibliothecae Norimbergensis Memorabilia, 1674, 4. Chronik
der Reichsstadt Nürnberg bis 1588, Pap,-Hs. 16, .lahrh. 2. Vor-
stand der Maximilians-Heilungs-Anstalt f. arme Au-
genkranke: Ders., 24. Jahres -Bericht; 1867—68, 1868, 4, —
SchafThausen. Brodtmann'sche BuchhandL (Stötzner) : Meyer,
Küssenberg im badischeu Klettgau. 1866. 8. Härder, Beiträge zur
Schaffhauser Geschichte; L u. U. Heft. 1867 u. 68. 8. — Schwerin.
Direktion des Gymnasiums: Hager, die Münzen der Bibel.
1868. 4, Progr, — Stuttgart. J. G, Cotta'sche Buchhandl, : Mai-
hith, magyarische Sagen, Mährchen u, Erzählungen; 2 Bnde,
2, Aufl. 1837. 8- Schmeller, glossarium Saxonicum e poemate He-
iland inscripto collectum etc. 1840. 4. v. Müller , vierundzwanzig
Bücher allgemeiner Geschichten. 1840. 8. v. Memminger, Beschrei-
bung v. Württemberg; 3. Aufl. 1841. 8. Gesta Romanorum , hg.
V. Keller; I. Bnd. 1842. 8. Peschel, Geschichte des Zeitalters der
Entdeckungen. 1858, 8. v, Kobell, Wildanger. 1859, 8- Kiessel-
bach, d. Gang des Welthandels u. d. Entwicklung des europäischen
Völkerlebens im Mittelalter. 1860. 8, Ettmüller, Herbstabende u.
Winternächte; 3 Bnde, 1865-67, 8. Uhland, Schriften zur Ge-
schichte der Dichtung u. Sage; 1.— 3. Bnd, 1865 -66, 8, Bacmei-
ster, alemannische Wanderungen. I. 1867, 8. Grimminger, mei"'
Derhoi"m. 1868. 8. — Trient. .A.nton Emmert: Giovanelli, intorno
all' antica zeoca Trentina etc. 1812, 8, — Tübingen, H, Laupp'
sehe Buchhandl.: Theolog. Quartalschrift; 50, Jhg,, 2, Quartal heft,
1868. 8. — Ulm. Verein f. Kunst u. Alterthuni in Ulm u.
Oberschwaben: Ders., Veröfi'entlichungen 6, 11, 14, u. 15. 4 u. 2.
1849—64. Wien. Wilh, Braumüller, k, k. Hof- u, Universit,-
Buchhändler : Beer, allgem, Geschichte des Welthandels ; Abth. II
u, III, 1, 1862 u. 64. 8, Vernaleken, Österreich. Kinder- u. Haus-
märchen. 1864, 8. V. Arneth, Prinz Eugen vonSavoyen; 3 Bnde.
1864 8. Kerschbaumer, Cardinal Kiesel, Minister-Präsident unter
Kaiser Mathias. 1865. 8. Bartsch, Untersuchungen über das Nibe-
lungenlied. 1865. 8. Lorenz , deutsche Geschichte im 13. u. 14.
Jahrhundert; Bnd. II, 1. 2, 1866—67. 8. v. Sacken, Leitfaden zur
Kunde des heidn. Alterthumes. 1865. 8- Waagen, d, vornehmsten
Kunstdenkmäler in Wien, 2 Thle, 1866,67. 8, Vernaleken, deutsche
Schulgrammatik, 1867. 8. Beheim, Buch v. den Wienern, hg. v.
205
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
206
Kaiajan. 1867. 8- Quirin Leitner, k. k. Hauptmann: Dors., d.
Waflbnsammlung des Österreich. Kaiserhauses im k. k. Artillerie-
Arsenal-Museum in Wien; 1. Lief. gr. 2. IL Zeifsberg: Ders.,
die Kriege Kaiser lieinrich's IL mit Herzog Boleslaw L von Polen.
1868. 8. Sonderabdr. — Zittau. G. Korscheit, Bürgerschulleh-
rer : Ders., Kriegsdrangsale der Oberlausitz zur Zeit des SOjähri-
gen Krieges. 8. Sonderabdr.
III. Für die Kunst- und Alterthumssamnilung.
(Nr. 5623 — 5644.)
Abensberg. Nie. Stark-, Weihbischof Stephan Weinberger
zu Würzburg auf dem Paradebette, Copie in Steindruck nach ei-
nem Kupferstich von J. Salver. — Danzig. Köhler, Obristlieu-
tenant: Rohr einer eisernen Wallbüchso vom 15. Jhdt. — Fried-
berg bei Frankfurt a/M. Dr. Matthias, Direktor der Taubstum-
menanst.: Christus am Kreuze, Stiftung.stafel von 1566. Dr A.
Trapp: Photograph. Ansicht von Friedberg. — Karolinenhütte.
K. Wagner, Eisenwerkbesitzer: Ausgegrabene Urne von schwärz-
licher Masse und antiker Form. Rückenstück eines Harnisches,
17- .Jhdt. Passauer Silbermünze vom 16. Jhdt. und sächsische von
1622. — IHainz. Schneider, Professor: Ein Stück gemusterten
Seidenstoffes vom 16. Jhdt. nebst Photographie nach demselben.
— Marienburg. JuL Schwager: Photographie nach einem gla-
sierten l''ries« von der Stadtkirche zu Marienburg. Nürnberg. Wil-
helm F ör dorren th er, Kaufmann: Schreibkunststück, innerhalb
eines kölnichen Pfeifenkopfes ausgeführt, 17. Jhdt. Messer und
Kette, a\is einem Stück Holz geschnitzt, 17.34. — J. G. Hum-
mer, Braucreibesitzer; Gul'sform für ein kleines Crucifix, Gyps.
Knoch, Tuchbereiter: Alte Tuchbereiterscheere, 15. — 16. Jhdt.
Kracker, Gastwirth: 4 kleinere Silljcrmünzen vom 18. Jhdt. —
Fr. Sclimid: 8 Nürnberger und andere Kreuzer vom 18. Jhdt.
Bruchstück einer gemusterten Nadelarbeit, sowie eines mit einem
Bilde verzierten Seidengewebes. — Schwerin. Sc. kgl. Hoheit
Grofshzg. Friedrich Franz von M eklenburg - Seh werin:
5 Photographieen nach gravierten Messinggrabplatten im Dome zu
Schwerin. — Stade. L. Kodde, Wasserbau -Conducteur: 2 Brac-
teaten und 4 gröfsere Silbermünzen vom 14.-15. Jhdt. — Sulz-
bach. L. Platzer, kgl. Landrichter: 14 kleinere Silber- und 8
Kupfermünzen vom 17. und 18. Jhdt. — Trier. C. W. Schmidt,
Architekt: Lief. I und H von dessen Werke: Baudenkmale u. s. w.
in Trier und seiner Umgebung. — Warschau. M. B ersehn: Pho-
tographie nach dem die Belagerung der Marienburg i. J. 1460
darstellenden alten Gemälde im Artushof zu Danzig. — Wien.
Verein für Landeskunde von Niederösterreich. Plan der
Stadt Wien nebst Umgebung von J. Hatsek, gestochen von C.
Steingruber.
Chronik der historischen Vereine.
Aarböger for nordisk 0 1 dky ndigheid og Historie
udgivne af det kongelige nordiske Oldskrift-S elskab. 1867.
Forste og andet Hefte. Kiöbenhavn. 8-
De seldste nordiske Runeindskrifter. Af L. F. A. Wimmer. —
Bemserkninger om Kongespeilets Affattelsestid. Af 0. Blom. —
Nj-are Skrifter om Sprogs Oprindelse. Af E. Jessen. — Salling
Kirke ved Lögstör. Af J. Kornerup. (Hertil Tavle I - H.) — „I ga?r".
Hamitismäl 31. Af K. Gislason. — Tillfegsbemperkning til „Kuett"
Af K. Gislason. — Smating vedrörende Runeindskrifte. Af E.
Jessen.
Tredie Hefte : Candidat L. F. A. Wimmer om de oldnordiske
Runeindskrifter. Af Prof. George Stepchens. — Dr. E. Jessens
Smating vedrörende Rundeindskrifter. Af G. Stephens. — Om
Vimose-Fundet. Af Conr. Engelhard t. Slutningsbema^rkninger
om Opdagelsen af den feldre Jernalder. Ved J. J. A. Worsaae. —
Ogsaa en Slutningsbemarkning. Af C. F. Herbst. — Storehed-
dinge Kirkes Alder og tidligere Form. Af J. Kornerup. — Sma-
ting vedrörende Runeindskrifter. Af E. Jessen.
Memoires de la Societe royale des Antiquaires du
Nord. Nouvelle Serie. — 1866. Copenhague. 8.
C. C. Rafn et C. J. Thomsen. Discours commemoratif par
Mr. J. J. A. Worsaae. — The runic rock at Barnspike. By the
Rev. John Maughan. — Sur le passage de Tage de la pierre ä
rSge du bronze et sur les metaux employes dans l'äge du bronze.
Par Mr. A. Morlot. — Sur quelques trouvailles de l'äge du bronze
faites dans des tourbieres. Par Mr. J. J. A. Worsaae.
De lex Frisionum, uitgegeven en toegelicht door Dr. Karl
Freih. v. Richthofen, naar Pertz' Monuraenta Germaniae, bezorgd
dor het Friesch Genootschap van Geachied-, Gudheid-
en Taalkunde, gevolgd door eene verhandeling over de zamen-
stelling van de lex Frisionum van Dr. B. J. Lintelo de Geer,
Hoogleeraar te Utrecht. Te Leeuwarden , by G. T. N. Suringar.
1866. 8.
(Zweiter Titel:) Lex Frisionum, edente Karolo libero barone
de Richthofen , J. U. et Ph. Dr., repetita curis Societatis Frisiacae.
Accedit recensio V. Gl. Baronis B. J. Lintelo de Geer. Leovardiae,
G. T. N. Suringar. 1866.
Negen-en-dertigste verslag der handelingen van
het Friesch Genootschap van Geschied-, Oudheid- en
Taalkunde te Leeuwarden, over het jaar 1866 tot 1867, uit-
gebragt in de vergadering vau 15. Augustus 1867. (Workum.) 8.
De Vrije Fries. Mengelingen. Elfde deel. Nieuwe Reeks.
Vijfde deel. Derde stuk. Te Leeuwarden, bij G. T. N. Suringar.
1867. 8.
Geschied - en Letterkundige Nalatenschap van Simon Abbes
Gabbema, door W'. Eckhoff. — Lijst van de opvolgende Lands
Historieschrijvers van Friesland, door den zelfde. — Hulde der
Regeering van Leeuwarden van ITbbo Emmius , door den zelfde. —
He Bier-oproer te Leeuwarden in 1487, door Mr. J. Dirks, met
Aanteekeningen en twee Bijlagen. ^ Een Noord-friesche School-
meester. Levensschets von C. P. Hansen, van het eiland Sylt,
medegedeeld door Mr. J. Dirks. — Wybe Saeckles, Schepen van
Leeuwarden, door het Hof veroordeeld tot den zwaarde, mede-
gedeeld door M. W. W. Buma.
Buitengewone Uitgaven van den Oudhei dskun di-
gen Kring van het Land van Waas. Het Land van Waas,
door Adolf Siret. Tweede Aflevaring. St. Nikolaas, 1868. gr. 8.
S. 73-160. (Mit einer Tafel; De Triompf- Wagen van Rubens
en de Slag van Calloo.)
Memoires couronnes et Memoires des savants
etrangers, publies par rAoademie Royale des sciences,
des lettres et des beaux-arts de Belgique. TomcXXXHI.
— 1865-1867. Bruxelles, 1867. 4.
Expose historique de la theorie du tonus musculaire, par le
Dr. Isidore Constein. — Histoire du droit penal dans l'ancien
duche de Brabant, par Edmond Poullet- — Projet d'assassinat do
207
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
208
Philippe le Bon par les Anglais (1424 — 1426). Memoire histo-
rique, par A. Desplanque. — Les colonies wallonnes en Silesie,
particulierement ä Breslau, par le Dr. Colraar Grünhagen.
Memoires couronnes et au t res memoire s. CoUection
in 8. — Tome XIX. Bruxelles, Decembre 1867. 8.
Etüde sur l'ethnographie de rhomme de l'äge du renne dans
les cavernes de la vallee de la Lesse; ses caraoteres ; sa i-aoe;
Eon industne; ses moeurs; par M. Edourd Dupont. — Metz, cite
episcopale et imperiale (X» au XVIe siecle). Un episode de l'his-
toire du regime municipal dans les villes romanes de l'empire
germanique; par H. Klipffel.
Tome XX. Janvier 1868. Ilistoire de la pjesie en rapport
avec la civilisation. La poesie espagnole; par Ferdinand Loise.
— Lettres iuedites de Marie-Therese et de Joseph IL; par M. le
baron Kervyn de Lettenhove.
Bulletins de l'Academie Royale etc. de Belgique. Trente-
sixieme annee. — 2™« Serie, T. XXIV. Bruxelles, 1867. 8.
Rapports de MM. Alph. Wauters , Polain et Th. Juste sur un
travail de M. Van Rossum, intitule: La verite ä propos des lettres
de Charles-Quint ä Rabelais. — Charles de Lannoy, vice-roi de
Naples, et Charles-Quint, par M. Th. Juste. — Quelques niots sur
le Bruxellois Pierre de Kempeneer, connu sous le nom de Piedro
Campana, par M. A. Wauters.
Compte rendu des seances de lacommission royale
d'histoire, ou recueil de ses bulletins. Troisieme Serie. Tome
neuvieme. — IV™« Bulletin. Bruxelles , 1867. 8.
Kotice sur un cartulaire du chapitre de Saint-Servais , ä Mae-
stricht. Par M. le Chevalier C. de Borman. Table des documents
relatifs ä l'histoirs des villes, comraunes, etc. de Belgique qui
existent ä la Bibliotheque royale, section des manuscrits : anciens
fonds de la ville, MSS. 20,001 — 20,410. Par M. Ernest Van
Bruysse]. — Statuts jirimitifs de la Faculte des arts de Louvain.
Communique par M. Reusens. — Table des documents relatifs k
l'histoire des villes, coramunes, abbayes, etc. de Belgique, qui
existent a la Bibliotheque royale, section des manuscrits. Par
M. Van Bruyssel. — Privileges des drapiers de la ville d'Ath :
22. avril 1461. Communique par M. E. Fourdin. — Communica-
tion de M. Gachard sur la correspondance de Joseph IL avec
Maria -Therese et son frere le grand-duc Leopold, public i>ar
M. d'Arneth. — Notes sur les bibliotheques de Milan, Rome et
Florence. Par M. Ruelens. — Analectes historiques, 13e serie.
Par M. Gachard. — Note de M. Stanislas Bormans sur les mate-
riaux dont pourrait etre compose le recueil des Chroniques lie-
geoises autrcs que celle de Jean d'Outremeuse. — Notes ex-
traites des anciens comptes de la ville de Bruxelles. Par M. Ga-
lesloot. — Documents inedits, extraits des collections du Record
Office, concernant les relations entre la Flandre et l'Angleterre
sous le regne d'Edouard IIL et sous oelui de son successeur, Ri-
chard n. Par M. E. Van Bruyssel.
Tome dixieme. — I»r Bulletin. Lettres de Loevinus Torren-
tius, evßque d'Anvers, au nonce apostolique Octave Mirto Frangi-
pani, eveque de Cajazzo et Tricario (1587—1094}. Par E. H. J.
Reusens.
Annnaire de l'Academie Royale etc. 1868. Trente-quatrieme
Annee. Bruxelles, MDCCCLXVlll. 12.
Bulletin de la Societe pour Ja con.servation desMo-
uuments historiques d'Alsace. II. Serie. — T. V. — 2. 11-
vraison. Paris, 1868. 8.
Memoire sur un cimetiere chretien de l'epoque merovingienne,
decouveit k Morschwiller, au canton dit Bühn, par M. Jer. Ans.
Siffer. — Tapisseries de Neuwiller, par M. l'abbe A. Straub. —
Rapport sur quelques ouvrages et revues regus en eohange du
Bulletin, par M. L. Spach. — Memoire supplementaire sur le ci-
metiere gallo- romain de Reichshoffen, preseule k l'occasion de
nouvelles dccouvertes, par M. Jer. Ans. Siffer. — La Basilique de
Saint-Clement k Rome (San -demente) et les recentes decouvertes
qu'on y a faites, par M. V. Guerber. — Extraits des ouvrages
donnes k la Societe, par M. L. Spach. — Notice sur un ancien
cimetiere et particulierment sur uu nionuraent epigraphique d'ori-
gine romaine, decouverts Tun et l'autre au pied du Reubberg ou
Rebberg, vis-ä-vis de l'ancienne commanderie teutonique de Dahn,
par M. Jer. Ans. Siffer. — La Guerre des Six deniers k Mulhouse,
par M. X. Mossmann. - La Burg imperiale de Haguenau et ea
basilique, par M. V. Guerber, avec une planche lithographiee.
Bulletin Monumental ou collection de Memoires sur les
monuments historiques de France, public sous les auspices de la
Societe frangaise d'archeologie pour la conservation
et la description des monuments nationaux, et dirige
par M. de Caumont. 4« Serie, Tome 4^, 34« Vol. de la Collection.
Nr. 4. Paris et Caen, 1868. 8.
Description d'un ancien plan du monastere de St. Gall, au
IXe siecle. Traduit de l'anglais par M. A. Campion. — Roche-
chouart et ses monuments, par M. l'abbe Arbellot. — Note sur
une Statue tombale du XlVe siecle , par M. de Brecourt. — Le
sarcophage chretien de la cathedrale d'Apt; par M. Marius Car-
bonnel. — Excursion k Noyon, k Laon et k Soissona, par M. G.
Bouet.
L'Invcstigateur. Journal de l'Institut historique
de France. Trente-quatrieme Annee. Tome VII. — IV» Serie.
400" Livraison. — Mars 1868. 401« Livraison. — Avril 1868. Paris
1868. 8.
Description d'un fac-simile de la Paix de Matteo Dei, etc.,
par le comte Vimercati Sozzi, traduite par M. E. Breton. - De
la veritable origine de l'auteur de la Cansos de la Croxada, par
M. Cenac Moncaut. - La Basilique de Saint-Pierre dans les temps
primitifs, par M. Marcello Ranzi.
Memoires et Documents publies par la Societe d'hi-
stoire de la Suisae romande. Tome XXIV: I^e premiers roy-
aume de Bourgogne, par Eduard Secretan. — Les Sires de la Tour,
mayors de Sion, par L. de Charriere. — Le Vidomnat de Morges
et ses attributions, par le m^me. Lausanne, Georges Bridel edi-
teur. 1868. 8.
In einer am 15. April zu Weniigej-ode stattgefundenon Ver-
sammlung, an welcher 40 bis 50 Personen theilnahmen. ist ein
Harzer G oschichts verein gegrdndet worden. Gewählt wurde
zum Vorsitzenden Graf Botho von Stolberg-Wernigerode, zum Stell-
vertreter desselben Prof Dr. v. Ileinemann u. zum Protektor des
Vereins der regierende Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode. Die
Hauptversammlungen sollen abwechselnd in den verschiedenen
Städten des Harzes gehalten werden. Beschlossen ist die Heraus-
gabe einer Zeitschrift, welche in vierteljährlichen Heften zu etwa
100 Seiten erscheinen soll und den Mitgliedern unentgeltlich ver-
abreicht wird. Mitglied wird, wer einen Jahresbeitrag von 2 Rtl.
209
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
210
zahlt. Bei der ersten Hauiilversainmiung, welche am 'Z. Juni zu
Wenigerode abgehalten wurde, argab .sich, dals die Zahl der Mit-
glieder bereits auf 250 angewachsen war. — Das germ. Museum
erklärt sich gern bereit, mit dem Verein in Schriftentausch zu treten.
Göttingische gelehrte Anzeigen. Unter der Aufsicht
der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften. 1867. Er-
ster und zweiter Band. Göttingen, Verlag der Dieterich'sehen
Buchhan-'.lung. 1867. 8. 2080 Stn., neb.st Register von 18 Stn.
Nachrichten von der K. Gesellschaft der Wissen-
schaften und der Geo rg- Augusts-Uni versität aus dem
Jahre 1867. Göttingen, Verlag der Dieterich'.sehen Buchhhandlung.
1867. 8.
Ueber das Speculum rogum dos Gotfried von Viterbo. Von
G. Waitz. — Ueber die Linköpinger Handschrift des Hermann
Korner. Von dcras. — Ueber den falschen Text des Friedens von
Venedig.
Zeitschrift des Architecten- u. Ingenieur-Vereins
für das Königreich Hannover. Redigirt von dem Vorstande
des Vereins. Band XIV. Heft 1. (Jahrgang 1868.) Hannover.
Schmorl u. von Seefeld. 1867. 2.
Machrictiten.
Literatur,
Neu erschienene Werke.
16) Joseph Eutych Kopp als Professor, Dichter, Staatsmann
und Geschichtforscher, dargestellt von Alois Lütolf
Luzern 1868. 8.
In diesem nicht uninteressanten Buche fiihret uns der fleifsige
und wissenschaftlich begabte Subregens des bischöfl. Seminars zu
Solothurn in das Leben , Schaffen und Wirken eines Mannes ein,
der, obwohl nun seit dem 25. Octob. 1866 nicht mehr unter den
Lebenden, dennoch der Nachwelt durch seine literarischen Nach-
lasse unsterblich geblieben ist, namentlich und ganz vorzüglich als
Geschichtsforscher, wobei wir dermalen stehen zu bleiben gedenken.
Seine Geschichte der eidgenössischen Bünde, seine zwei Ur-
kundenbücher und die beiden Bände Geschichtsblätter sind allbe-
kannte, rühmliche Denkmale des eisernen Fleifses und des tiefen
Forschens im Gebiete der urkundlichen Geschichtswissenschaft.
Kopps Geschichtschreibung construiert nicht, schweift nicht in
geistreichen Ansichten über die Oberfläche dahin, haftet nicht an
dem Gewordenen, um in künstlicher Zusammenstellung dessel-
ben seinen Scharfsinn zu üben und die Leser zu bestechen, sondern
geht nach langjähriger Prüfung mit gewissenhafter Treue dem
Gange des Werdens nach, tritt mit dem Leser, an der Hand
brieflicher gleichzeitiger Zeugen, nach dem Grundsatze: quod non
est in actis, non est in mundo, mitten in die Länder und Zeiten
hinein, und läfst ihn nicht selten in dem Unscheinbaren eine Be-
deutung erkennen, die bei der sonst beliebten Weise nicht einmal
geahr.et wird. Ja, Kopp hat eine neue Bahn für die Schweizerge-
schichte geschafl'en, die noch Keiner gründlich umgeschaffen hat.
Von dem so vielfältig Fabel- und Sagenhaften in dieser Geschichte,
von den grofsen traditionellen Irrthümern, was einzig auf die un-
sichern Berichte späterer Quellen sich stützet, hat er keck und
muthvoll und mit voller Berechtigung den Schleier weggezogen.
Er hat gereiniget und gelichtet, ohne dadurch den vaterländischen
Patriotismus zu opfern; denn Kopp blieb fortan ein echter, warmer
Eidgenosse — aber immerhin auf der Grundlage des Rechtes
und der Wahrheit. Und der hoohw. Verfasser unserer Biographie
zeichnet und führet meisterhaft und mit vieler Gewandtheit diese
Anschauungen seines alten Lehrers und Freundes durch.
Man mufs darum nur wünschen, dafs sein interessantes Buch,
welches wir mit Freuden begrüfsen, in die Hände recht Vieler ge-
langen möge. Eine getreue Photographie Kopps mit Nachbildung
seiner eigenthümlichen Handschrift zieret übrigens die Ausgabe.
S..r.
17) Kleinodien des deutschen Ritterordens. Im Auf-
trage Sr. k. k. Hoheit .... Erzherzogs Wilhelm von Gester-
reich, Hoch- und Deutschmeisters u. s. w. beschrieben und
geschichtlich erläutert von Dr. B. Dudik. 0. S. B. Mit
60 von J. Weselsky angefertigten photographischen Tafeln.
Wien, Verlag des Deutschen Ritter-Ordens. 1865. gr. Fol.
170 Stn.
Dafs in einer Gemeinschaft, so alt und reich wie der deutsche
Ritterorden, in w elcher überdies das Recht bestand, dafs der jedes-
malige Hoch - und Deutschmeister als Spolium einziehen durfte
was ein Ordensmitglied an Wafl'eu und Kostbarkeiten hinterliels,
mit der Zeit ein Schatz von Kunst- und Gewerbsdenkmälern zu-
sammengebracht werden mufste, der selbst den fürstlicher Häuser
überbot, läfst sich denken. Man braucht die Geschichte des Ordens
nur oberflächlich zu kennen, um zu begreifen, wie dieser Schatz
leider auch wieder zerstreut werden konnte. In dem oben ange-
zeigten Werke erhalten wir ausführliche Nachrichten darüber.
Trotz aller ungünstigen Umstände hat sich doch eine Gesammt-
heit von mehr als hundert kostbaren Stücken erhalten, die, interes-
sant als historische Denkmäler — da fast von jedem einzelnen die
Herkunft nachzuweisen ist — zugleich ein äufserst wichtiges Ma-
terial für die Kunst- und Kulturgeschichte liefern. Wir haben da,
aufser den eigentlichen Ordensinsignien, kunstvoll gearbeitete Waf-
fen, kirchliche Geräthe, als Kelche und Patenen, Reliquiarien, Ro-
senkränze u. s. w., Schmuck und Gedenkzeichen, Haus- und Tisch-
geräthe, namentlich Gefälse von edlen Metallen, Steinen und an-
deren Stoffen, Kunstwerke in engerem Sinne, besonders von ge-
triebenem Silber, und andere Gegenstände, zum gröfsten Theil dem
16. Jahrhundert angehörend. Alle diese einzelnen Stücke sind —
~ was wir zur Charakterisierung des AA'erkes vornehmlich hervor-
heben müssen — in umfangreichen und so trefflichen Photogra-
phieen wiedergegeben, dafs kaum mehr als die Farbe fehlt, um im
Bilde völlig zu ihrem Genüsse zu kommen. Der erklärende Text
ist sehr eingehend, beschreibt nicht blos, worauf wir noch häufig
ähnliche Werke sich beschränken sehen, das, was auch die Abbil-
dung schon gibt, sondern fügt der Erklärung jedes Gegenstandes
an der Hand zahlreich und aus früher Zeit vorhandener Inveutare,
211
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
212
Notizen über dessen Herkonimeu bei, bringt ihn in Zusammenhang
mit ähnlichen Leistungen seiner Epoche, wie mit dem ganzen Kul-
turgange derselben. Die Ausstattung des Werkes entspricht dem
behandelten Stoffe wie der Gediegenheit der Behandlung.
18) Kunst und Gewerbe; Wochenschrift zur Förde-
rung deutscher Kunst -Industrie. Herausgegeben von
Dr. C. Stegmann. Weimar, Exepedition: I. F. A. Kühn.
8. I. Quart. 1867.
Immer entschiedener wird in deutschen Landen der Anlauf
genommen, wie es längst auf dem Gebiete der Kunst im engeren
Sinne geschehen , so auch auf dem des Kunstgewerbes uns vom
Auslande frei zu machen und unter theoretischer und praktischer
Anknüpfung an den historischen Boden der früheren Entwicklung
auch von dieser Seite das nationale Bewulstsein und zugleich den
besseren Geschmack zu wecken. Die Bemühungen nach dieser
Kichtung, sowohl auf wissenschaftlichem, als praktischem Grunde,
sind bereits so zahlreich und mannigfaltig, dal's eine Zeitschrift
vollkommen berechtigt erscheint, die- sich zur Aufgabe macht, alle
jene Arbeiten übersichtlicb zusammenzustellen und zu beurtheilen.
Sie führt diesem Zwecke gemäl's in Ateliers und Werkstät-
ten, an den Büchertisch und in Schulzimmer, zu Museen und
Ausstellungen, theilt neue Erfindungen von grofser und geringerer
Tragweite mit, beleuchtet hervorragende Erscheinungen von tech-
nischer und künstlerischer Seite. Da jener Aufschwung sich indefs
keineswegs allein bei uns vollzieht und wir noch sehr viel von
Anderen lernen können, um sie uns entbehrlich zu machen, ist auf
das Ausland entsprechende Rücksicht genommen, im vorliegenden
Hefte namentlich auf die jüngste Industrieausstellung zu Paris.
Wer selbst auf dem in Kede stehenden Gebiete thätig, wird diese
Wochenschrift kaum entbehren können ; wer aber auch nur an den
besseren Regungen der Neuzeit Antheil nimmt, wird ihre Mitthei-
lungen mit Interesse verfolgen.
19) Die Kunstkammer seiner königlichen Hoheit des
Fürsten Carl Anton von Hohenzollern-Sigmarin-
gen von J. H. von Hefner-Alteneck. München, Verlag
von Friedrich Bruckmann. 1866, 1867. Fol. Heft I bis V.
Mit color. Kupfern.
In derselbfin Weise durchgeführt, wie das vom Herausgeber
in Gemeinschaft mit C. Becker vollendete Prachtwerk: Kunstwerke
und Geräthschaften des Mittelalters und der Renäesance, unter-
scheidet sich das obengenannte vom letzteren nur dadurch, dal's
dieses charakteristische Musterstücke der aufeinander folgenden
Kunst- und Kulturepochen von verschiedenen Orten in Abbildung
zusammenstellt, während das Material für jenes in einer eben so
ausgesuchten Sammlung sich bereits vereinigt findet und durch
diese entsprechende Veröffentlichung in Bild und erklärendem
Text dem gröfseren Publikum zugänglich gemacht wird. Um den
Inhalt näher zu vergegenwärtigen, führen wir die vorzüglichsten
der behandelten Gegenstände auf: Ein Reliquiarium, aus der Mitte
des 12. Jahrhunderts, mit Krystallbehälter und emaillierten Seiten-
wänden, bemalte Elfenbeinarbeiten vom 15- Jhdt., ein reichverzier-
ter Kelch vom Ende des 13. Jhdts. mit emailliertem Bilderschmuck,
nebst ähnlich ausgestatteter Patene ; vier Stück jener merkwürdigen
Aquamaniles in Gestalt von Thieren nebst eben jenem phantastischen
Geschmack entsprungenen Messingkannen; ein emaillierter Hostieu-
behälter in Taubengestalt, Seitenstück der bekannten ähnlichen Ge-
räthe zu Erfurt, Salzburg u. s.w., doch von vorzüglicher Schönheit;
mehrere andere Kirchengoräthe der romanischen Epoche, gebrannte
Thonarbeiten aus der Schule des Luca della Robbia, Emailen der spä-
teren Periode, namentlich Limoger Gefäfse, bemalte Steinkrüge,
kostbare Becher und Pokale, Waffen u. s. w. Der in deutscher
und französischer Sprache beigegebene Text ergänzt, was die Ab-
bildung nicht zu zeigen vermag, hebt die historischen Gesichts-
punkte hervor, unter welchen die einzelnen Gegenstände zu be-
trachten sind, und bringt sie mit verwandten in vergleichenden
Zusammenhang. Rühmen wollen wir auch die Treue und Sorgfalt,
mit welcher Kupferstecher H. Petersen zu Nürnberg die Denkmäler
nachgebildet.
20) Albrecht Dürer's Kleine Passion. Getreu in Holz
nachgeschnitten von C. D e i s , Kupferstecher und Xylograph
in Stuttgart. Eichstätt, Verlag der Krüll'schen Buchhand-
lung. H. Hugendubel. 1867.
Die erneute Aufnahme, wir dürften sagen Wiederbelebung,
welche seit geraumer Zeit in steigendem Malse Albrecht Dürer
bei unserm Volke gefunden, möchten wir als eins der besten Zei-
chen der Gegenwart erkennen. Wir finden darin die sichere Bürg-
schaft, dal's man, müde, sich länger vom fremden Einflüsse umtrei-
ben zu lassen und in die Bildung des deutschen Charakters Ele-
mente aufzunehmen, die darin, wie auf ungeeignetem Boden wu-
chernd, nur Mil'sbildung hervorbringen konnten, mit Bewulstsein
an die abgerissene Entwicklung unseres Wesens wieder anknüpft
und erkennend und thatkräftig fortsetzt, was bis dahin der Natur
und günstigen Umständen überlassen war. Albrecht Dürer ver-
einigt in seiner Persönlichkeit alle die Vorzüge, die gerade -der
Deutsche sich zu eigen zu machen im Stande wäre, welche andrer-
seits, vereint herausgebildet, erst den Deutschen zu dem machen
würden, wozu er seiner ganzen Anlage und Geschichte nach beru-
fen ist. Sein eigenstes Wesen hat Dürer aber in seinen Werken
niedergelegt und darin erst recht anschaulich gemacht, dafs gewifs
kein Zug seines tiefen Gemüthes, seines reinen Strebens, seines
strengen Ernstes dem Verständigen verschlossen bleibt. Glückli-
cher Weise sind seine meisten Arbeiten auch der Art, dafs sie
von vorn herein für die Allgemeinheit bestimmt waren. Da gleich-
wohl die Originale, Kupferstiche wie Holzschnitte, dem Bedürfnisse
nie genügten, hat man zu allen Zeiten sich bemüht, sie in guten
Copieen nachzubilden. Für die Kupferstiche erreichte man darin
das Höchste schon im 16. Jahrhundert. Die Holzschnitte entspre-
chend wiederzugeben, blieb unsrer Zeit vorbehalten, und zwar ist
die hier in Rede stehende Copie der kleinen Passion von C. Deis
ohne Zweifel das Beste, was in dieser Beziehung geleistet worden.
Verständnil's und Geschick haben auf gleiche Weise gearbeitet,
ein Werk zu schaffen , welches das Original möglichst wenig ver-
missen läfst. — Freunde der Dürer'schen Kunst werden gern hö-
ren, dafs derselbe Meister gegenwärtig auch das Leben der Maria
in Angriff genommen hat. v. E.
Aufsätze in Zeitschriften.
Das Ausland: Nr. 19, S. 452. Aeltere (vorchi-istliche) Einwande-
rung von Angelsachsen nach England. — Nr. 22, S. 510. Flufs-
213
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
214
namen. — Nr. 23, S. 533. Ueber den Ursprung der mensch-
lichen Sprache. Nachtrag. (Dr. G. Jäger.)
Die Biene: Nr. 15. Schlol's Ambras in Tirol.
Kathol. Blätter aus Tirol: Nr. 15. Zur Gaschichte des religi-
ösen Sektenweseus in Tirol.
Ergänzungsblätter: EI, 9, S. 530. Die Kunstindustrie. II. Ge-
schichtlicher Rückblick auf die Hauptzweige derselben.
Europa: Nr. 21, Sp. 667. Die Loge im Dienste des Teufels. (Teu-
felsbündnisse betr.)
Die Gartenlaube: Nr. 24, S. 379. Die Sounenwendfeuer.
Magazin f. d. Literatur d. Aus!.: Nr. 20, S. 296. Eine Prets-
ordonnanz aus alter Zeit (Wien, 1672). (Rob. Schuck.) —
Nr. 21, S. 319. Loreley. Ursprung des Namens und der Sage.
(M. C. Grandjean.) — Nr. 23. S. 348. Die Vögel in den böh-
mischen Kinderliedern. (Alfr. Waldau.)
Augsb. Postzeitung: Beil. Nr. 32. Funde, Studien und Ausga-
ben althochdeutscher Dichtungen.
Rübezahl: IV. Heft, S. 150. Der starke Hans. Sage aus Gestr.-
Schlesien. (Prof. Dr. A. Peter.)
Preufs. Staats-Anzeiger: Beil. Nr. 109. Denkmäler preulsi-
scher Geschichte in Oberschicsien. — Nr. 115. Die Wohnhäu-
ser des niedersächsischen Volksstammes.
Deutsche Vierteljahrs-Schrift: Nr. 121, S. 173. Das Penta-
gramm. Kulturhistorische Studie. (Adolf Zeising.) — Nr. 122,
S. 1. UAier die Religion der alten Deutschen. (G. Hauff.)
Gemeinnützige Wochenschrift: Nr. 18. Zur Geschichte des
Tabaks etc.
Zeitschrift f. bild. Kunst: 8. Heft, S. 188. Meisterwerke der
Braunschweiger Gallerie. In Radierungen von William Unger.
I. der Heirathskontrakt, Oelgemälde von Jan Steen. — 9. Heft,
S. 221. Paulus Potter. Mit einer Orginalradierung von Potter.
(M. Thausiug.)
AI lg. Zeitung: Beil. Nr. 165. Ein kleiner Handschriftenfund in
München. (Aug. Theen.)
Illustr. Zeitung: Nr. 1298- Dem Gedächtnil's Hans Dollinger's
(der Dollinger-Saal in Regensburg). (Hans AVeininger.) —
Nr. 1299. Der Dom und die Liebfrauenkirche zu Trier. —
Der Palast König Theodorich's in Ravenna. — Deutsche Ge-
denkbrote. Pfingstbrote. (E. L. Rochholz.)
Vermischte Nachrichten.
58) Bei Alt -Ofen ist man auf dem Territorium der dortigen
Actien- Ziegelbrennerei -Gesellschaft auf römische Gräber ge-
stofsen. Auf dieser Stelle befand sich einst das alte Aquinum,
die Hauptstadt des mittlem Panonien. Drei Steinsärge sind ausge-
graben worden ; der eine, offenbar für ein Kind bestimmt, war leer,
in dem zweiten befand sich das 7 Ful's lange Skelet eines Mannes,
der dritte barg die Gebeiue einer Frau, welche, wie die Inschrift
des Sai'kophags besagt, die Gattin eines reichen römischen Haupt-
manns war. Aufserdem fand man einen römischen Altarstein (ara)
und andere dergleichen bedeutende Steine. (111. Ztg. Nr. 1294.)
59) Das Theater der Stadt Angers ist vor einiger Zeit abge-
brannt, und es wird ein neues Gebäude errichtet. Bei der Grund-
legung hat man Entdeckungen von Alterthümern gemacht,
die jetzt auf Kosten des Stadtrathes weiter verfolgt werden. Die
Stelle war in der ältesten christlichen Zeit ein Kirchhof und trug
später nicht weniger als 6 Klosterkirchen, von denen die letztere
1793 entfernt wurde. Man hat die Kai^elle einer gallisch-römischen
Kirche wiedergefunden, die in gewissen Beziehungen der Krypta
von St. Gervais zu Rouen gleicht. Noch zwei andere Krypten
haben sich gezeigt, und eine derselben enthält viele vv'ichtige Särge,
die zum Theil bis zur Zeit der Merovinger zurückreichen. Römi-
sche, karolingische und gothischo Alterthümer und Kunstwerke,
Wafl'en und gottesdienstlicho Gegenstände sind zum Vorschein ge-
kommen, und unter den Funden befindet sich auch ein grofser
und vollständiger weiblicher Schmuck. (Eur. -Chron. Nr. lY.)
60) Ueber die im Kloster Lambach (Oberösterreich) jüngst
blol'sgelegten romanischenDeckengemälde (siehe Anz. Nr. 4
d. J. , Spalte 146, Nr. 38) schreibt uns Prof. J. Klein: Es sind 3
Kuppeln, die eine Art westlicher Empore bilden. Die Bälge der
Orgel nehmen fast den ganzen Raum ein, so dals man einen Ge-
sammtüberblick nicht gewinnen kann. Im Centrum des mittlem
Gewölbes ist ein Stern, der über dem Haupte der an der Westseite
des Gewölbes angebrachten Mutter Gottes aufgeht. Die heil. Jung-
frau sitzt majestätisch auf dem Throne und hält das segnende
Jesuskind. Zur Rechten steht ein Engel, zur Linken eine Frauen-
gestalt. Der Grund ist durch einen Vorhang abgeschlossen, hinter
dem noch zwei Köpfe sichtbar sind. Ohne architektonische Tren-
nung schliefsen sich auf der einen Seite die drei Könige, welche
Gaben darbringen, an, auf der andern die schlafenden drei Könige,
welche vom Engel gewarnt werden. An der Ostseite, der heil.
Jungfrau gegenüber, eilen die drei Könige mit ihren Gaben der
Krippe zu.
Die südliche Kuppel zeigt in einer reichen Architektur (wol
die Stadt Jerusalem) den König Herodes ; vor ihm eine Figur, wahr-
scheinlich einer der drei Könige, der nach dem neugebornen Kinde
fragt. An der nördlichen Seitenknppel sind die drei Könige zu
Pferd mit ihrer Begleitung zu sehen. Die drei Könige haben keine
Kronen, sondern phrygische Mützen auf. Die Farben sind fast nur
Roth und Gelb (Ocker). Wenig Schwarz findet sich vor, da die
Conturen fast nur roth sind. Die Malereien der Seitengewölbe
sind sehr zerstört, so dafs man die rothen Conturlinien nur mit
Mühe verfolgen kann.
61) Vor Kurzem hielt Oberstlieutenant Köhler in Danzig
einen Vortrag über die Befestigung dieser Stadt im 14. u. 15.
Jahrh. Derselbe ist das Resultat langer, tief eindringender Stu-
dien im Archiv und in der Bibliothek der Stadt und einer spe-
ziellen Untersuchung aller aus jener Zeit noch erhaltenen, freilich
sehr versteckten Ueberreste. Der Vortragende ergänzte seine
Mittheilungen durch Vorlage zweier von ihm entworfener Pläne,
welche den Zustand der Befestigung Danzig's um 1520 und 1577
darstellen. Dieselben beruhen auf alten Plänen im Stadtarchiv
und sind nach den noch vorhandenen Bauresten berichtigt und
ergänzt. Von besonderem Interesse war die Hinweisung auf die
im Anfang des 16. Jahrh. in Folge des vervollkommneten Geschütz-
wesens gänzlich veränderte Art und Weise der Befestigung (Wälle
statt der Mauern). (Danz. Dampfb. Nr. 111.)
62) Die bekannte Schlofsruine zu Cochem, bisher könig-
liche Domäne, ist mit dem 15. Juni in den Besitz des Commer-
zienraths Ravene zu Berlin übergegangen, der die Burg in ihrem
frühern alterthümlichen Stile wieder aufzubauen beabsichtigt. Von
der Ruine stehen gegenwärtig nur noch der alte, massive Thurax
215
Anzeiger füi- Kunde der deutschen Vorzeit.
216
einige Reste des Hauptgebäudes der Moselfionte mit dem sog.
Hexenthurm und die weitläufigen Ringmauern mit dem Thore.
(III. Ztg. Nr. 1302.)
63) In Prag ist an dem Hause Nr. 351 in der Bethlehemsgasse,
wo vor mehr als fünfthalbhundert Jahreu Johann Hüls wohnte,
eine marmorne Denktafel mit bezüglicher Inschrift angebracht
worden. (Dies. Nr. 1300.)
64) Das Genfer National - Institut hat die historische Mono-
graphie „Ueber den Ursprung der schweizerischen Eid-
genossenschaft'' von Jul. Hugo Hungerbühler aus St. Gallen,
z. Z. Caud. jur. in Heidelberg, mit dem ersten Preise von 600 Frcs.
gekrönt und dieser französisch geschriebenen Concursarbeit die
Ehre des Druckes in seinen Annalen zuerkannt. (Dies. Nr. 1298.)
65) Den Nürnbergern haben wir — schreiben die Schles.
Provinzialbl. ia ihrem Märzheft — einen Landsmann namhaft zu
machen, der hier (in Breslau) begraben ist und ein ungemein
trefflich gearbeitetes Denkmal von feinem Sandstein auf der Wet-
terseite des Domes besitzt. Es stellt die so beliebte „Gregorius-
mefse" dar. Der Stifter kniet rechts und hat als Wappen auf
spätgothischem Schilde einen gekrönten Vogel. Erdmann (Beschrei-
bung des Domes, 32) konnte die saubere Minuskelschrift nicht
lesen, sie lautet: Anno do' 1506 am obent erhebunge des heili-
gen creuczis ist gestorben der Erbar Hans Steger seidenhefter
von Nürnberg alhy begraben dem got genedig sey.
66) Zu Trier ist in einem Grundstücke zwischen dem Neu-
und Brückenthore, wo die Gebrüder Schlofs ein Magazingebäude
aufführen lassen, ein römisches Bauwerk aufgefunden wor-
den, das unter Anderm noch unbeschädigten Wand verputz mit
gemalten Figuren zeigt Domkanonikus v. Wilmovsky hat von
diesem Funde genauen Vormerk genommen und einzelne Theile
der Wandbekleidung in Verwahrung gebracht. (III. Ztg. Nr. 1300 )
67) Bei den Ausgrabungen in einem Thurm des RömercastelU
Osterburken hat der Mannheimer Alterthumsverein unter an-
dern Anticaglien, Wafi'enäberresten, chirurgischen Instrumenten,
Schlüsseln, einer Münze von Commodus u. s. f. einen merkwürdi-
gen Inschriftstein gefunden. Er gehört der dritten aqui-
tanischen Cohorte, die von Philippus Arabs oder ihm zu Ehren
den Namen Philippina trug, und ist ihrem Genius gewidmet. Die
Inschrift der offenbar in der Mauer angebrachten Arula lautet :
GENIO OFT • COH • III • AQVIT ■ PHILIPPI ANAE • Es ist
dies unter Anderm auch ein neues Indicium , dafs das Castell
bald nach Philipp, bis zu welchem bis jetzt die Münzfunde rei-
chen, zerstört worden sei. (111. Ztg. Nr. 1302.)
68) Wie bereits im Anzeiger erwähnt, hat die Nachlassen-
schaft der nunmehr auch in Nürnberg aufgelösten Hand-
werkszünfte und Innungen ein verschiedenartiges Schicksal
gehabt. Die meisten dieser Verbände haben doch die grölsten
Theils durch ihr Alter oder dm-ch Kunst werthvollen Andenken
ihres einstigen Bestandes auf entsprechende Weise, entweder im
städtischen oder im germanischen Museum , der Nachwelt zu er-
halten vorgezogen ; andere haben sie durch Verkauf für den
Augenblick nutzbar gemacht, so die Goldschmiede, welche zu-
gleich mit die interessantesten Gegenstände besal'sen und diese
am 18. Mai zur Versteigerung gebfacht haben. Eine Legende des
h. Eligius, Pergamenthandschrift von 1283 mit Initialen, kam auf
305 fl., ein Brief Martin Luthers an die Innung auf 151 fl. Der
schöne, dem Wenzel Jamnitzer zugeschriebene Silbei'pokal gieng
zu 750 fl. an den Antiquar Pickert in Nürnberg über.
M i 1 1 h e i 1 u ü g e n.
Es wird gewünscht, für den Hochaltar der in Restauration be-
griffenen, sehr alten (Mitte des 14. Jahrh.) und in Conceptiun und
Detailbildung besonders edlen, schönen Kirche zu Pestlin einen
alten, geschnitzten gothischen Altarschrein zu erwerben.
Da solche Altarschreine noch in vielen Kirchen meist sehr ver-
nachlässigt, fast immer unbenutzt und selten beachtet sich finden,
erlaube ich mir an die betreffenden geehrten Kirchen - Vorstände
die ergebenste Bitte zu richten, gefälligst mich benachrichtigen
zu wollen, wo ein solcher Altaraufsatz sich findet, welcher zu
besagtem Zwecke zu verwerthen wäre, damit er, würdig re-
stauriert'(was freilich sehr theuer ist), wieder zu Ehren komme
und zum Schmuck des an sich schönen Kirchengebäudes und zur
Verhenlichung des Gottesdienstes in demselben beitragen könne.
Falls man besorgt, dafs die hohen Behörden in eine solche Trans-
locierung nicht willigen würden, so übernehme ich es, die Erlaub-
nifs dazu auszuwirken.
Peatlin bei Stuhm, den 7. Mai 1868.
R. Bergau.
Rübezahl. Der Schles. Provinzialbl. 72., d. n. F. 7. Jahrg., 3. Heft.
Diese alte Zeitschrift entwickelt sich in ihrem neuen Gewände
rasch zu immer weiterer Vollkommenheit. Die Ausstattung durch
Abbildungen gewährt ihr einen neuen Reiz, dessen man in der
Gegenwart nur ungern noch entbehrt. Gleich auf der ersten
Seite macht die Grabkapelle des Grafen Brandenburg in Domanze
einen freundlichen Eindruck; beigegeben ist der Beschreibung eine
kurze Lebens- und Charakterschilderung des einer trüben Zeit
zum Opfer gefallenen Staatsmannes. Auch die ausführliche Bio-
graphie des verstorbenen Professors Haase, verdient Aufmerksam-
keit; seinem wohlgetroffenen Bildnisse ist eine zweite kleine Skizze
beigegeben, welche ihn in seinem Costüme auf dem Kriegsschau-
Ijlatze zsigt, nebst Facsimile seiner Handschrift. Von einer span-
nenden Novelle „Das Bild" steht der Schlufs für das folgende
Heft in Aussicht. Durch 2 hübsche Bilder ist die „Schlesische
Bauerntracht" illustrirt. Die „Rechtsdeduction in Sachen der
Preslauer Verbindungsbahn" macht einen wichtigen noch uner-
wähnten Umstand geltend. Wir erwähnen ferner : Geschichte und
Beschreibung des Breslauer „Bethanien" (Abbildung dazu im vori-
gen Hefte). Geschichte des Gleiwitzer Turn- und Rettungvereins.
Tättowirte Schlesier. Ungedruckte Gedichte Hofl'mann's v. Fallers-
leben (zu dessen 7C. Geburtstage). Endlich eine Masse von kür-
zeren Artikeln und Notizen jeder Gattung: Bluuienlese , Räthsel,
Fragen und Anregungen, Aufzeichnungen aller Vorgänge in Lite-
ratur, Kunst, Theater, Tagesgeschichte, Handel und Gewerbe,
Wohlthätigkeit , Todesfällen u. a. Personalien u. s. w. P. F. V.
Von dem durchlaucht. Herrn Verfasser der Monographie :
„Das heraldische Pelzwerk" ist uns eine Partie gedruckter
Berichtigungen und Nachträge (S. 67 u. 68 derselben) zur Ver-
fügung gestellt worden, welche wir unseren verehrten Lesern,' die
diese Abhandlung bereits besitzen, gratis, soweit die Exemplare
reichen , mit der nächsten Nummer unserer Zeitschrift zusenden
können, wenn dieselben bei der Buct'.iandlung oder dem Post-
amte, durch welche sie das Blatt beziehen, diesen Nachtrag be-
stellen. Die Redaction.
Verantwortliche Redaction: A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Sehald'sche Buchdruckerei in Nürnberg.
Nürnberg;. Das Abonnemont des JUat-
tes, -welclies alle Monate erscheint, wird
ganzjiihrig unsenoinmeu ujid betrügt mich
der neuesten l'oBtconventiou bei allen Post-
ämtern und Huchhandlungen Dtut.schlands
incl. Üe^terreichs 3 fl. 36 kr. im 24 li.-Fuls
oder 2 Tidr. preui's.
Für Frankreich abonniert man in
Strarabnrg bei C. F, Schmidt, in Paria bei
der deutschon Buchhandlung von F.Klinck-
aieck , Nr. 11 rue de Lille, oder bei dem
AMEIftER
FOlt KIIHDE mi
Neue Folge.
J'ostiiint in KarUruhej für England bei
Williams & Norgate , 14 Henrietta- Street
Covent - Garden in London ; für Nord-
Amerika bei den PostUmtern Bremen luxd
Hrjnhurg.
Alle für dua german. Museum be-
Btinimten Sendungen auf dem Wege des
Buchhandel^ werden durch den CommiB-
sionär der literar. -artist. Anstalt des Mu-
seums, F. A. Brockhaus in Leipzig, be-
fördert.
^
Fünfzehnter Jahrgang.
1868.
ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
JW7.
Juli.
Wissenschaftliche lyiittheiluiiffen.
Spliragistische Aphorismeu *).
XL
In meiner Monographie über das heraldische Pelzwerk
(S. 21) habe ich die Ansicht ausgesprochen, dafs die Decken
des Hirsches auf dem hier abgebildeten Siegel IV, C. des Werner
von Meding, Marschalls von Lüneburg, v. J. 1307**), wol als
„von Pelz-' zu blasonnieren sein dürften. Da Bedenken gegen
diese, bis jetzt allerdings nur hypothetische Blasonnierung, na-
mentlich von meinem gelehrten Freunde Grotefend, dessen gü-
*) Vgl. Anzeiger, Jhrg. 1867, Nr. 11, woselbst es Sp. 341,
Z. 13 V. u. statt „Eleganz'' heifsen raul's: „Auflegung".
*•) S. Lüneburger Urkundenbuch, VIL Abthlg., S. 133.
tiger Mittheilung ich dieses, sowie das folgende und die zwei
Campe -Bodendik'schen Siegel verdanke, erhoben worden sind,
so erlaube ich mir, zur weiteren Unterstützung meiner Ansicht
und als einen Beitrag zur endlichen Lösung dieser Frage einige
Bemerkungen hier nachzutragen.
Meine Ansicht beruht hauptsächlich auf dem Umstände,
dafs, wie ich durch weitere Beispiele nachweisen werde, auf
norddeutschen Siegeln*) bisweilen Thiere vorkommen mit
Decken, auf welchen (wie dies auf den Pferdedecken im Mit-
telalter allgemeine Sitte war) das Wappen ihres Besitzers ab-
gebildet ist. Von diesen Thieren auf Siegeln wird wol schwer
oder kaum nachzuweisen sein, ob sie ursprünglich ein Theil
des eigentlichen (heraldischen) Wappenbildes, oder ein wirk-
liches, ein s3-mbolisches oder ein redendes (sphragistisches) Sie-
gelb'ild und somit nur der Träger des Wappens waren.
Die Zeichnung der Decke des Hirsches auf unserem Siegel
kann ich nun in keine andere Verbindung mit den Meding'schen
Wappen bringen, als mit dem untern Theile des folgenden.
XII.
v' Siegel IV, A. 1 Werner's von Meding, („juvenis", in
der Urkunde nennt er sich „Junior") v.J. 1308**) (s. Sp. 219).
Dafs wir es hier mit heraldischem Pelz zu thun haben, der
häufig zu jener Zeit in der Sp. 219 abgebüdeten eckigen Form
*) Auf süddeutschen Siegeln ist mir bis jetzt kein Beispiel
bekannt; sollte es welche geben, so wäre mir ihre ^Mittheilung sehr
erwünscht.
**) S. a. a. 0., S. 135.
219
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
220
vorkommt, scheint mir nicht zweifelhaft*). Auf den Umstand, dafs Beispiele von Wappendecken und zwar ganz ähnliche, auch
auf einem ri Siegel IV, A. 1 Werner's von Meding, („faniuli") auf einem Hirsch, liefern die Siegel des Geschlechts der Herrn
von Campe *).
V. J. 1320 **) die Zeichnung auf der Decke den gewöhnlichen
heraldischen Pelzmustern weniger entspricht, lege ich ein ge-
ringeres Gewicht, weil bekanntlich im Laufe der Zeit, ja oft
sogar weniger Jahre, bis zur Unkenutlichkeit gesteigerte will-
kürliche Metamorphosen mit so vielen (ursprünglich einfachen
und deutlichen) Wappenbildern vorgenommen worden sind.
*) Auf mittelalterlichen Wappen komirit der Fall sehr häufig,
mitunter als Beizeichen, vor, dafs der untere Theil des Schildes
ganz von Pelz, oder von Pelz und einer Farbe gestreift ist, was
häufig die Ursache ganz falscher Blasonnierung aus Unkenntnifs
der heraldischen Pelzformen solcher Wappen war, — und noch ist.
Es gab überhaupt in der ersten Zeit und bis in die Zeit, aus welcher
die Züricher Wappenrolle stammt, auf^er den zusammengesetzten,
meist aber monogrammatisch zusammengeschobenen, wie L. v. Le-
debur sie nennt, keine mehrfeldigen Wappen. Wie sollte es
auch solche gegeben haben, so lange dieselben auf dem wirklichen
Schilde geführt wurden, welcher nur aus einem Felde bestand? —
Das mufs auch bei der richtigen Blasonnierung ausgedrückt wer-
den. So z. B. ist das Wappen von Wartensee, Xr. 192 der Züricher
Rolle, als ein von Weifs, und Blau ~ und — Weil's quergestreifter
getheilter Schild, mit einem wachsenden, rothen Löwen in
Weifs, und das Wappen Nr. 350 als ein von Gelb, und Weifs — und
— Roth schräggestreifter ge spaltener Schild, mit einer schwarzen
Lilie in Gelb, zu blasonnieren, — nicht aber Nr. 192 als ein ge-
spaltener Schild im obern, weifsen Felde mit einem wachsenden,
rothen Löwen, und im untern, blauen Felde mit zwei weifsen Quer-
balken, und Nr. 350 als ein gespaltener Schild im rechten Felde
mit einer schwarzen Lilie, im linken, rothen mit drei weifsen (oder
in weifsem mit drei rothen) Schrägbalken. Das hier Gesagte möchte
wol auch von der Blasonnierung der Wappen auf den drei Siegeln
der hannover'schen Linie Behr gelten, bei Lisch, a. a. 0., S. 12,
abgebildet Taf. X, Fig. 52 55.
**) S. meine Monographie über das herald. Pelzwerk, S. 21,
Fig. 6 und Lüneburger Urk.-Buch VIT. Ahthlg., S. 185.
XIII.
Das ^ Siegel IV, A. 1 des Truchsefs Anno von Bodendik,
mit der Legende: Sigillum Annonis dapiferi ducis de Brunswic,
von c. 1258, zeigt uns einen solchen Hirsch mit dem Wappen
auf seiner Decke.
XIV.
Das Wappen selbst sehen wir hier auf dem Siegel IV, A. 2
des von Bodendik**) v. J. 1338.
•) Die Bodendike, Blankenburg , Harlingeberg und Elvelin-
gerode gehören alle, nach Grotefend, zum Geschlechte der Herren
von Campe.
••) In der Legende des Siegels steht Bodendibe statt Bodendike,
ein Versehen des Stempelschneiders, wie deren auf alten Siegeln
nicht selten vorkommen.
F.-K.
(Schlufs folgt.)
221
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
222
Auszüge ans den Werthcinier Iiiveiitaren des 16. und
17. Jahrhunderts *).
I. Baarschaft, Silbergeschmeide und Waffen, welche Hans
Kallenbach, Gräflich Werthheimischer Rentmeister, 1587 hinter-
lassen.
i vierfach gülden Regall. iii Doppel Regall. i Schifnobel.
i halb Schifnobel. iii Vugarifche Doppel Ducaten. i stückh
goldts vf 20 Patzen gewirdigt. ii Frantzofifche Kronuen.
i bce(5 Doppel Regall. vi Ungarifche Ducaten. i gekhrumpter
Doppel Pordugalefer. villi Pordugalefer. iii Stückhlein goldt
vnbekhanndt vf . . . goldtgüldtcn geacht. xiii goldtgüldten.
v stück goldt, eins vf 40 Patzen geacbt. v Schlickhen Taller.
iii befer Taller. xv Spitzgröfchlein. xxvii alte Turnu(i v f
an Müntz. vii gld. Taller. xxxxiii f v Patzen an allerlay
Müntz. i Doppel Scheuren ') vberguldt. i Scheuren verguldt.
i Schwitz Pecher mit eim Deckbel. iii glatter Pecher mit füß-
lichen, deren einer zerbrochen, i Silbrenn Khenndlein mit
HannjJ Connradt Schmiders wappen. i Silbren Khenndl mit
einem zerbrochen Deckbel '^). vi BackhöUeiu 3). i Peeher mit
dreyen Eicheln, ii Pecherlein mit Khnöpffen. i Indianifche
Nu(J mit Silber befchlagen. i Silbren Dolchen wigt 33 loth
vnd 3 q. i Silbren Dolchen mit einem Crucitix, fo Schaffen ^)
gewefen, ohne Meffer. i Mo|ibacher Weidtner mit Silber be-
schlagen ^). i Eisen Spitz dolchen ohne Silber, i MannjJ Leib-
gürtl mit Silber befchlagen. i gewirckhter Portb mit Silber be-
fchlagen vnd verguldt. i geftückht Pörtlein mit Sammet. i Paar
Weibermeffer mit Silber befchlagen vnd einem Silbren Khettlein.
i Silber Weibergürttel. i Silbren Kettel. i gemalt Drichelein *)
*) Aus den Materialien zu einer Kulturgeschichte der Graf-
schaft Wertheim. Vergl. das Würzburger Chilianeum, Jahrg. 1866,
Nr. 3 ff. — Die erläuternden Anmerkungen bitte ich mit Nachsicht
aufzunehmen, da mir an hiesigem Orte zu erschöpfenden Ausfüh-
rungen die wichtigsten Hülfsmittel fehlen. Ich habe darum nur
beigefügt, was Aufzeichnungen aus älterer Zeit (Collectanea zur
Kulturgeschichte, welche ich in den 40er Jahren am Rhein ge-
sammelt habe) oder in jüngerer Zeit wieder durchgelesene Schrift-
steller darboten.
") Pokal, Becher; Schmeller III, 392.
*) In Heilbrunner Inventarien begegnet für Deckel noch der
mhd. Ausdruck lit; vgl. Schmeller II, 438.
') So steht deutlich in unserem Inventar. Es ist dafür ohne
Zweifel Makhöllein zu lesen, welche Form Schmeller II, 556
aufführt, während die erwähnten Heilbronner Inventarien , wie mir
Herr Dekan Bauer in Weinsberg mittheilt, Magülin und Magelin
schreiben als Bezeichnung kleinerer Becher, deren z. B. 5 Stück
2 Mark 7 Loth wogen. Doch hat auch Diefenbach in seinem
Glossarium latino - germanicum p. 116 c unter cyathus neben Ma-
gölein etc. die Form backehlygen verzeichnet und das Wort
mit dem ital. majolica, majorica in Verbindung gebracht.
*) Hans Schaff, 1560 gräflicher Schultheils.
*) Der Mosbacher Weidner (Hirschfanger; Schm. IV, 27.) thut
auch Fischart Erwähnung : All. Pract. Grolsmutter, hg. v. Scheible,
pag. 654.
darin ligt ii Perlein Schappel ') , i Beerlein Mutter, ii Rotter
Scheppelich. i Feuer Spiegel •*). i Seidengürttlein mit Silberen
rtefften so verguldt. i Sammeten gürtl mit Silber befchlagen. i Sei-
dengürtl mit Silber beschlagen, ii guldtener Breutfchnür. i ge-
malt Drichlein darin ligt iii gülden Leiften, i gülden Leiften vf
wei(5 genähet, ii gülden Khregen , i gülden Khragen mit einer
Bruftlappen ^) , vi ftückblcin gulten Portten. iii Löffel mit Silber
beschlagen, i guldt Petschier Ring, so Hannp Schaffen gewefen.
i güldten Petfchier Bing, fo Kallenpachs gewefen. i guldtener
Ring mit einem Kröttenftein. iii guldtener Ring mit Türkhus.
i guldten Ring mit einem Schmaragt. i guldten Ring mit einem
Robin. Ist dem El|ilein verschafft""), i gülden Ring schlecht
mit einem Robin. i gülden Ring mit einem Carniol. i gülden
Ring mit Sieben Perlein, i guldten Dennckhring ") doppel. ii
guldten Dennckhring ein Jeder drifach. i guldener geflochtener
Ring vierfach, i gülden gewinnen Ring genannt Sternfchu(i ''^).
ii gülden dreu Ring, i Silbren gicht Ring, ii Silbren Dennckhring
doppel '3). iii Paar groffe vergulte Schlo(J. iiii Paar vergulter
Cleiner Schloß, iii Silbren Crucitix, deren zwey verguldt. i Silbren
Chriftoffel mit zweyen Ringen, ii Silbren Khettlein mit Khnöpfen
verguldt an einen gürtl gehörig, i güldten Zannftuerer. i Sil-
bren Zannftuerer '*). i Vberguldte Eichel, viii Loth allerlay
Silber in einem Peuttel. i Silbren vergulten Rinckchen an einem
gürttel gehörig, iii Silbren Klippen zimblich groß. Ixiiii stückh
allerlay Müntz, groß vnd khlein, wegen au gewicht x loth.
i Silbren Pfeufflein. ii ungefafte gelbe Augftein '^). i groß
vergulte Müntz. darauf die Auft'erftehung Chrifti ftehet. i ge-
goffen vbergulte Müntz, Graff Georgen von Eifenberg •^) Bildt.
i Rnndt vergultes. gefeßlein mit zweyen Ringeln, ii Stückh
') d. i Triihelein, kleine Truhe, Lade; Schm. I, 487.
') Kranz, Schm. III, 875. „Das ein ift der Elfen geben wor-
den als es vf Michel Freundts Dochter Hochzeitt gen Umbltat ge-
reilt 13. Februarij 88". Randbemerkung des Inventars.
') Brenn-Spiegel, speculum ustorium.
') Brustfleck, pectorale; Grimm, Wbch. II, 450.
"> zugetheilt, vermacht (als Legat); Schm. III, 333.
' ') annulus memorialis ; vgl. Grimm, Wbch. II , 942. Vorzugs-
weise wurden Ringe, welche aus drei in einander gefügten Ringen
bestanden, Denkringe genannt.
") Wol ein bei einem Sternschiefsen als Preis gewonnener
Ring.
") Ohrenringe werden in keinem Wertheimer Inventar erwähnt.
Nach Geiler von Kaisersberg wurden solche von den Zigeunern
getragen; doch meint er es würden auch die deutschen Frauen bald
diese Mode annehmen. Vergl. Grimm, Gramm. III, 453.
•*) Fischart's Gargantua (hgg. v. Scheible, p. 303) erwähnt ita-
liänische „Zahnsteurer" aus Mastixholz und niederländische aus
Wacholder- und Lorbeer-Holz.
'*) Gewöhnlicher: Agstein, succinum, Bernstein. Grimm's Wbch.
I, 816. 190.
'^) Wol Graf Georg von Isenburg. welcher 1577 zu Wertheim
im neuen Bau starb. Braunes Buch (im Archiv der Stadt Wert-
heim), fol. 657. Vergl. Aschbach, die Grafen v. Wertheim. I, 312.
223
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
224
eingefaft Einhorn, i Stückhlein vngefafster Einhorn, ii Rund-
ter Stückhlein Perlein Mutter, i gefafter Khnittenftein. i ge-
fafter Bluttftein "). i ungefafter Khatzendoniger 'S). ü Silbern
Birem Khnöpff ''). i Amadift vnd Criftall in Silber gefalt. iii
Cranatfteinlein vngefaft. iii Criftall Steiiilein gar khlein. i vn-
gefafter Wolffszanu ■"•). viii Carniol, drey Silbren Eichel, zwo
Corallen vnd zwo Silbren Corallen, alles an einem Schuürlein.
i Patter mit Cleinen Rotten Corallen. i groß Patter mit Mün-
tzen, wigt 14 Loth. i Clein Silbren Khettelcin mit gar Cleinen
Corallen. i eiugefafter Dattelkhoru'*'). i Schlecht Patter mit
Schwarzen Augfteinen. i Patter mit Cleinen gelben Augfteinen.
i guldten Khcttlein, wigt acht goldtguldten. i Schechtelein mit
Khrebsaugen vnd zwey Stückh EUendtskhlawen ^*). i Schechte-
lein, darinen Cleine befe Müntz. ii ftückh Ellennts Khlawen, de-
ren Eins gefaft. i Renndtling '^■') mit einer Behemifchen Clingen.
i Reutfchwerdt mit einer Silbren Platten, i Hanndt Degen
mit Silber befchlagen. i Wehrlein mit Silber befchlageu.
i Duffcggen ^'i) mit Silber befchlagen. i Khnebelfpieß. i Cleins
fpieslein. i Ottergabel, i alte Hellepardten. i Clein Buerft-
büchslein. i Hirfchen Bulluerflafchen. i alt Fürbüchslein.
i deiner Feuftling ■^ä^. ii Pulluer Flafchen. i khöcher. i Fauft-
kholb. iii Ilulffter zu Püchsen. i Meffener Fauftkholb. i Bart-
ten, u. s. w. '^*).
") Haematites, der faserige rothe Eisenstein, Eisenerz mit ro-
them Strich, zum Blutstillen dienlich.
'°) Chalcedouier, Chalcedonyx.
") Man trug solche auch an Paternostern , um diese wohlrie-
chend zu machen; Geiler von Kaisersberg. Vergl. Luthers Ueber-
setzung von Jesaia 4, 20.
"j Wolfszähne erleichtern das Zahnen der Kinder; Fischart,
a. a. 0., p. 233.
^') Dattelkerne sollen vor dem Fallen schützen; Fischart, a.
a. 0. Vergl. Grimm Wbch. II, 826.
"; Vgl. Grimm's ^^^Jch. III, 413.
^') Reutling? Herr Dekan Bauer erinnert mich an „Quellen zur
deutschen und bayerischen Geschichte" V, 140, wonach (im Land-
frieden V. J. 1244) der Bauer nur führen sollte „simulum aut rentil,
non cultrum latinum". Doch liest das Archiv für Österreich. Ge-
schichtsquellen 1848, I, 52 an derselben Stelle wol richtiger „sti-
mulum vel reutil". Der Reutling (mhd. riutelinc) ist eine Art
kleinen Speers (Grimm, Gramm. III, 443. Benecke-Müller, mhd. Wbch.
U, 748. Schm. III, 164j, aber auch ein Schwert. Vergl. Sandrub :
Fragt, wars ein Schweizerdegen ? „Nein".
Wirds ein Reutling gewesen sein ?
„0 nein". War solches dann ein Schwert?
Ich würde oben im Text „Reutling" lesen, stünde nicht das
doppelte n entgegen.
"} Grimm's Wbch. s. v. Dusik, Dusak. Schm. I, 402. Der
Kallenbachische war nach einer Randbemerkung für 150 H. abge-
geben worden.
"} Grimm's Wbch. III, 1383: kleines Schielsgewehr. Der Fäust-
ling ist das frz. petrinal, poitrinal.
'^) Es folgen gewöhnliche Acker- und Gartengeräthschaftcn.
IL Fahrende Habe der 1629 wegen Zauberei verhafteten
Margaretba Stark von Wertheim.
An Geld: 35 Doppel vnd einfache Ducaten. 9 Franzöfifche
Cronen. 15 Gltguldeu. 35 Stuckh Marzeller '2'). 310 Stuckh
allerlei alte Münz. 5^/* Joachimsdaler. 654 Rdlr. 11 "i Gul-
dcnthaler. 26 ganze Konigsdaler. 18'/i Kopfstukh. 1 Säkhlin
mit Pfeningen. 1 Sakhelin mit Dreiern vnd Wurzburgifchen
Schillingern. 1 Blafen mit Straffburger Creuzerlen. 1 Bla-
fon mit allerhand Münz. 1 Beutel mit 3 Kreuzern vnd Drei-
baznern. 199Vi Reichsdaler. 1 Stukh Golt, fo 6 Rdlr. gültig.
2 Guldenthaler. 1 dreifacher, 1 doppelter Augspurg Daler.
1 Gülten mit Pfenningen. Si Ibergefchm eid t: 1 Silbern Be-
cher mit 1 Rdlr. am Boden. 1 Säkhlin, darin Silbern Löfel, gurtl,
Ring vnd Becher, fo die Juden von Wenkheim verfetzt. 1
Schalen übergult. 2 Silbern Becher mit füffen. 14 guldin Ring,
hat Low Jud Reichenberger verfezt. 1 Perlin Iluetfchnur.
1 Guldin Ring mit 5 Steinen. 1 Silbern Becher mit 3 Eicheln
fufslin. 2 Silbern Becherlin. 1 Klein Silbern Becherlin. 1 Gul-
din Ring. 1 Silbern Fingerhut. 1 Schaupfening. 6 Silbern
Ring. Böthwerkh: 16 Ober vnd Unter Bötth. 8 Pfulben. 12
Kuffen. Getuch: 14 Leilacher. 2 Böthziechen. 3 Stukh wurkhin
Duech. 15 Stukh fläxin Duech fchmal vnd brait. 46 Lailacher.
8 Kuffenziechen. 22 Difchtücher. 1 Stukh gewirfelt BOtthzie-
chen. 6 Handtzwehel. 2 Deppich. 1 Schoppel. 2 Stukhlin Krepp-
duccb. 12 Handtzwehel'^) guet vnd bös. 12 Leilacher wurkhin.
4 Kuffenziechen. 6 Difchtücher fchlecht. Zinnwerkh: 63 Zin
gros und klein. 8 zinern Löffel. 6 Viertel Kanten. 19 Mas-
kanten. 15 Seidlins Kändlin. 5 Flafchen. 7 Deller. 8 zinern
Schuffel. 5 zinern Kanten. 2 Becher. 1 zinern Saltz Kandtlin.
Meffing: 8 Mefling Leuchter. 2 Meffing Keffel. 2 Häfen. 2 Bo-
khen. 3 Kändlin. 4 Kohlpfannen. 1 Ring. 2 Spritzen. 1 Sei-
her. 2 Hanen. Kupfer: 5 Keffel gros vnd klein. 3 Häfen.
1 Stuzen. 1 Kupferling'i»). 2 Seiher. 1 Wafferftänder. 1 Stü-
zen. 2 Keffel. 1 Hafen. 3 Löfel. 1 Höllhafen •■">). 5 Keffel.
Eifcn: 13 Pfannen. 2 Bratpfannen. 5 kleine Pfannen. 3 Lö-
fel. 4 Pfannen. 2 Bratfpis. 2 Rüfter. 6 Blechine Schuffel. 1
Bankh Meffer. 6 Stukh Meffing gewicht. 6 Stukh Eifen ge-
wicht. 2 Meffer. 4 Fleifchbeihel. 3 waag mit Schuffein. 1
groffe Schnapwaag. 1 Mörfer. 1 Dannenfchmär. 1 halbe
weiffe haut Niderlendifch Leders. Etliche Stukh selbigen Le-
ders. 1 Spiegel. 2 täfelen darauf Ichulden. 2 Muffquetcn. 3 Rohr.
Das gesammte Inventar über Kallenbach's Fahrnifs beträgt 55 S.
in kl. Fol.
^') Eine venetianische Silbermünze, worüber Näheres in Grä-
ter's Iduna und Hermode, 1816, Nr. 21 (Nachträge des Prälaten
Schmid zu Scherz-Oberlins Glossar).
") Zwehel, Handtuch; Schm. IV, 304.
") Küpferling, kupfernes Wassergefäfs; Schm. II, 320.
„Pfui aus mit dem Küpfi'erling, der Schwaben Willkomm!" Fischart,
Gargantua, Scheible, p. 176- — ") Ofenhafen; Schm. II, 171.
Wertheira. Dr. Alex. Kaufmann.
(Schlafs folgt.)
^wmö6ttclff|at'
Z.A.f K.d.d.V.1868 N?6.
Druckv.A.Leykam' Erben.in Graz.
225
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
22G
Zur Geschichte der Fcuerwatten.
(Mit einer Tafel Abbildungen.)
Der mächtige Einflufs, welchen im jüngsten Kriege die
Art der Watfcn auf den Erfolg gezeigt, hat allenthalben die
Sacliverstandigen zu neuen Versuchen angeregt, und eine Er-
findung drängt die andere. Die Infanteriewaffe wird jedenfalls
einer gänzlichen Umbildung unterzogen, und Alles, was bisher
noch in dieser Beziehung in Gebrauch war, gehört in der kür-
zesten Frist nur mehr der Geschichte und Alterthumsforschung
an. Es mufs sich nun aber auch für den Geschichts- und Al-
terthumsforscher das Resultat ergeben, dafs auf die Krieg-
führung der früheren Zeit wol die Waffen einen ähnlichen Ein-
flufs hatten wie heutzutage, und das Studium der Entwicklung
der Feuerwaffen hat deshalb heute auch für andere Kreise als
die militärischen ein Interesse gewonnen. Insbesondere ist es
interessant, den Anfängen jeder Erfindung nachzugehen und zu
sehen, ob sie rasch oder erst langsam Eingang fand, zu sehen,
wie manche Neuerung nicht durchgreifen konnte, wie manches
Motiv wieder aufgegeben wurde und erst Jahrhunderte später
seine Bedeutung erhalten konnte *).
In dem interessanten Aufsatze : ,,Die ersten Büchsenschützen,
die an der Wange abschössen" (Anzeiger 1866, Nr. 5, Sp. 172ff.)
hat Toll einige Irrthümer berichtigt, die ziemlich allgemein
sich eingebürgert hatten. Wir möchten daran noch einige Be-
*) Das german. Museum hat schon laugst auf diesen, die Kul-
turgeschiclite tief berührenden Gegenstand aufmerksam gemacht.
Der Aufsatz über die kriegswissenschaftlicben Werke des 15. und
16. Jahrh. (Anzeiger 1857, Sp. 401) hat auf die Bedeutung der
handschriftlichen Literatur über diesen Zweig hingewiesen, die an
Brauclibarkeit theilweise den späteren Drucken voransteht.
Eine fernere Anregung gab v. Retberg's Mittheilung über
den Müncheuer Codex Germ. 600. Die Zeughausregister
und sonstige urkundliche Mittheilungen liefern mancherlei
werthvolle Beiträge. Es würde allerdings Sache der militä-
rischen Blätter sein, auf diesem Gebiete, das ja ebensoviel
militärisches als kulturgeschichtliches Interesse hat, etwas
mehr zu thun, und in Verbindung mit der Kriegsgeschichte den
Einflufs festzustellen , den die Veränderung der Waffen jeweils auf
Taktik und Befestigungskunst ausgeübt hat. Die geringe Aufmerk-
samkeit, welche die militärische Literatur dem Gegenstand widmet,
hat wol neben der grofsen Aufmerksamkeit, welche die jetzige Um-
gestaltung des Waffenwesens in Anspruch nimmt, ihren Grund
darin, dafs das Material in Deutschland sehr zersplittert ist und
dafs noch immer das au's Licht gezogene nicht ausreicht. Wir
können nicht umhin, bei dieser Gelegenheit Herrn Major Toll und
in Bezug auf Befestigungskunst Herrn Oberst v. Cohausen unsere
Anerkennung auszusprechen. Auch die Herausgeber der deutschen
Städtechroniken haben in dankenswerther Weise diesem Gegenstand
ihre Aufmerksamkeit zugewendet. Die historischen Vereine finden
wol leicht Gelegenheit, der Wissenschaft durch Veröffentlichung
von Waffen und der darüber vorhandenen Urkunden gute Dienste
zu leisten. Der „Anzeiger" ist zur Aufnahme diesbezüglicher Ar-
tikel gerne geneigt.
merkungen knüpfen. Man scheint irn 14. und 15. Jahrhundert
den Handfeuerwaffen keine sehr grofse Ausdehnung und Bedeu-
tung gegeben zu haben, indem man selbst sehr kleine Feuer-
waffen auf Gestelle autlegte. So sind z. B. die Geschütze,
welche aus einer Münchener Handschrift (Cod. gcrra. 600) im
Anzeiger 1860, Nr. If, Sp. 405 ff., beschrieben und abgebildet
sind, sehr klein *). Der Verfasser (v. Rctbcrg) setzt das Ma-
nuscript in die Zeit von 1345 bis höchstens 1350; Toll in die
Fig. 1.
Zeit von 1360 — 80. Ein solches Geschütz, wie sie in diesem
Münchener Codex enthalten sind, wurde unlängst vom german.
Museum erworben. Wir bilden es in Fig. 1 ab. Es besteht
aus einem Blocke von Eichenholz, der sich nach rückwärts
*) Es ist freilich sehr bedenklich, nach ähnlichen Manuscrip-
ten direkte Schlüsse auf die Grol'se der einzelnen Objekte zu machen.
So ist allerdings ein Theil der Geschütze im ft-aglichen Müuohener
Codex als Steinbüchsen zu betrachten und daher gröfseres Kali-
ber anzunehmen. Die Fig. 17 b, auf die wir sofort zurückzukom-
men haben, zeigt einen Thurm, der so klein gegen das Geschütz
sich herausstellt, dafs man eben so leicht annehmen kann, dafs das
Geschütz, der Figur gegenüber, zu klein gezeichnet sei. Dafs die
Geschosse steinerne sind, geht aus dem Text hervor. Doch ist
eine grofse Steinbüchse, wie sie in Deutschland seit 1380 vorkom-
men, nicht dabei.
227
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
228
verjüngt und eine Länge von 1,44 Met. hat. Am vurderen
Ende ist die Breite des Blockes 0,135 Met., die Hohe 0,1. Da-
rauf ist mit eisernen Bändern ein, wie es scheint, aus einem
Stücke geschmiedetes konisches Geschützrohr befestigt. Das-
selbe hat eine Länge von 0,23 Met.; die Lichtöffnung der
Mündung beträgt 0,04 Met., die innere Länge 0,22 Met., die
Weite am Ende 0,025 Met. Das vordere Ende ist des Ban-
des wegen rund und enger ; der übrige Theil ist roh acht-
eckig. Das Gewicht beträgt sammt Schaft 33'/a Pfd. Ein Ge-
werkszeichen hat das Geschütz nicht. Wir haben es ähnlich,
wie das Fol. 17 b des Münchener Codex (siehe die Tafel an
der citierten Stelle des Anzeigers), in ein Gestelle gelegt zu
denken. Das Geschütz soll aus dem Zeughause zu Dresden
stammen, wo es der Verkäufer vor mehreren Jahrzehnden mit
einer gröfseren Zahl anderer Waffen, die nun zum Theil im
Besitze des german. Museums sind, gekauft hat, als man die
Fig.
einer Bleikugel von l'/i Pfd. entspricht, und eine Länge von
0,94 Met. Die Kammer, welche eingeschraubt war, ist abge-
sprengt, hatte aber, wie sich aus dem Schafte, der vollkom-
men Original ist, ergibt, eine Länge von 0,178, so dafs die
ganze Büchse eine Länge von 26 Kalibern hatte. Die Eisen-
stärke beträgt 0,013 M. und ist, den Gewindetheil für die Kam-
mer abgerechnet, ohne Verstärkung nach dem Boden zu. Sie
ist vielmehr innen und aufsen cylindrisch.
Der Schaft ist unter seinem Schwerpunkte von einer Ga-
bel urafafst, die unten wahrscheinlich einen Stift hatte, der in
ein Loch des Gestelles eingelassen wurde ; die Gabel ist nur
noch zum Theil vorhanden. Das Gewicht der Büchse mit
Schaft in ihrem jetzigen Zustande beträgt 48 Pfd.
Von grofsem Interesse ist jedenfalls auch eine Büchsenröhre
im german. Museum, die der Mitte des 15. Jahrh. angehören
dürfte. Sie ist von Eisen geschmiedet, sechseckig, ohne Ver-
unscheinbaren Stücke von den damals für werthvoll gehaltenen
sonderte.
Ferner ist in der Sammlung des german. Museums ein
Geschütz aus dem 14. Jahrb., eine Lothbüchse (Fig. 2), aufge-
stellt worden, die gleichfalls kleines Kaliber hat.
Wenn es zweifelhaft ist, ob man das soeben beschriebene
Geschütz den Handfeuerwaffen im engeren Sinne oder den
Stücken der Artillerie zuzählen soll*), so haben wir hier ganz
sicher ein Artilleriestück vor uns ; doch ist es auch für die Ge-
schichte der Handfeuerwaffen sehr wichtig, indem es zeigt, dafs
man die Vorzüge des längern Rohres wohl kannte, aber bei
dem schlechten Pulver und der Schwierigkeit des Ladens bei
den Handröhren davon abstand. Erst mit Beginn des 15. Jahrh.
werden die Ilandröhren dieser Lothbüchse proportional. Sie
ist aus drei Stücken geschmiedet, die zusammingeschweifst und
mit Ringen umlegt sind, und hat ein Kaliber von 0,04 M., was
*) Eine Figur des Manuscriptes hat eine eigentliche Handröhre,
die an den sofort zu besprechenden Schiefsprügel erinnert.
Stärkung, nur mit einer gegliederten Einfassung des Mund-
stückes. Der Boden ist nicht am Ende, sondern in ungefähr
'/3 der Länge, und der Theil hinter dem Boden ist nach rück-
wärts offen. Wenn sie nicht einen sehr starken Haken
an der Unterseite hätte, so müfste man annehmen, dafs hier
ein Stiel eingesteckt worden ist, wie sich dies auch auf dem
unten zu erwähnenden Kriegzuge im Hausbuche zeigt. Die
ganze Länge der Röhre ist 0,89 Met. ; die innere Weite 0,24,
die Länge des Innern 0,70. Der Haken ist 0,1 lang. Das
Gewicht beträgt 22'/« Pfd. Das Zündloch ist schräg ange-
bracht.
Eine Röhre, welche bei einer Ausgrabung auf der Marien-
burg gefunden wurde, raufs den Umständen nach aus der Be-
lagerung von 1457 stammen. Durch diese Zeitbestimmung ist
sie höchst wichtig, da sie eine sehr bedeutende Länge hat, näm-
lich 1,42 M. Einen Hahn hatte sie noch nicht ; die offene
Pfanne hat nach hinten eine Erhöhung, um das Gesicht des
Schützen gegen die Flamme des abgebrannten Pulvers zu
schützen. Ihr Gewicht beträgt 24'/i Pfund.
229
Anzeiger für Kunde der deutsclien Vorzeit.
230
Als Beitrag zur Art des Anschlagens der Gewehre dient
auch das bekannte Bild im Artushofe zu Danzig, die Belage-
rung der Marienburg von 1460, wo nicht blos ähnliche Ge-
wehrforraen, wie die eben beschriebene, sich zeigen, sondern
auch ein an der Wange anlegender Schütze zu sehen ist.
In etwa dieselbe Zeit gehört eine Handfeuerwaffe im german.
Museum, die jedoch dem Aussehen nach nur theilweise noch
ursprünglich sein dürfte, theilweise ergänzt ist. Wir wollen es
unterlassen, ihr einen Namen zu geben; sie wurde uns als
„Schiefsprügel" bezeichnet. In einen starken, hölzernen
Schaft sind vier eiserne Röhren eingelassen, deren jede ein
eigenes Zündloch hat, das durch einen hölzernen Schuber be-
deckt ist, so dafs das Pulver nicht herabfallen konnte, wenn
sich die Röhre um ihre Axe drehte. Hinter diesen Zündlö-
chern wird der Stiel enger, so dafs er in der Hand gefafst
werden kann. Der vordere Rand ist mit vier Stacheln besetzt,
so dafs die Feuerwaffe, wenn die vier Schüsse abgefeuert wa-
ren, als Keule dienen konnte.
Venturi*) gibt unter Fig. 5 die Abbildung eines gehar-
nischten Ritters zu Pferde, der eine ähnliche Waffe trägt, die
zwar einläufig erscheint, uns jedoch von dem Gebrauche dieser
Handröhren einen Begriff gibt**).
Eine Anzahl Handröhren finden sich abgebildet in dem
fürstlich Wolfegg'schen Manuscripte, welches das german. Mu-
seum unter dem Titel „Mittelalterliches Hausbuch" herausge-
geben hat. Es erscheinen bereits dergleichen Handröhren in
gröfserer Zahl. So tragen z. B. solche eine Anzahl Fufsknechte
in dem Kriegszuge Blatt 51 b und 52 a. Sie erscheinen als
ziemlich lange, hölzerne Stangen, an denen je eine Röhre ange-
gebracht ist. Theilweise haben die Stangen Astansätze und er-
scheinen so ziemlich unbearbeitet ; theils jedoch zeigt sich eine
gewisse Schäftung, und man kann sogar eine Art Kolben er-
kennen. Es ist damit die Zeit Kaiser Friederich's III. charak-
terisiert. Aehnliche Handröhren sollen in Original noch exi-
stieren, theilweise zum Laden von hinten eingerichtet. Ob wir
irren, wenn wir glauben, an einigen Röhren auf der genannten
Zeichnung im Hausbuche Kamraerladung erkennen zu können,
mag dahin gestellt sein. Wir erinnern uns nicht, Gelegen-
heit gehabt zu haben, solche in Original zu sehen.
*) Von dem Ursprung und den ersten Fortschritten des heuti-
gen Geschützwesen durcli den Ritter J. B. Venturi etc., übersetzt
von F. A. Rödlich. Berlin, 1822.
**) Die Figur zeigt, dal's diese Waffen, wie schon aus ihrer
Form hervorgeht, nicht an die Wange angelegt wurden, sondern
dafs der Schütze sie in der linken Hand vor sich hielt. Aehnlich
ist auch die Handfeuerwaffe im Münchener Codex germ. 600 fol.
in der Form; auch sie hält der Schütze dort schräg in der Hand
vor sich.
Nürnberg. A. Essenwein.
(Schlufs folgt.)
Geistliche Scherze des Mittelalters.
V.
Das zuletzt mitgetheilte strophische Gedicht ist sehr ernst-
haften Inhalts und pafst somit nicht recht zu der Ueherschrift;
nur durch seine Form ist es in diese Gesellschaft gekommen.
Ich lasse ein zweites folgen, welches in der Handschrift unmit-
telbar vorhergeht und durch eine besonders heftige Feindschaft
gegen die Mönche ausgezeichnet ist. Da noch nicht von Bettel-
mönchen die Rede ist, wird es wol noch dem zwölften Jahr-
hundert angehören.
De corrupto niundi statu Rhytmus.
Prohdolor confusio nascitur ant ,
Impia fit pietas, equitas in
Dolet araicitia quod sit inim
Rationis linea facta est in •'
Vitia suppullulant, virtus suffoc ,
A patrono quolibet virtus vidu
Deperit iustitia, virtus releg
Regnat avaritia, scelus domin '
Regnat avaritia, regnatque us
De divina gratia non est uUa c
Creatoren! proprium spernit creat
Hec est vita raoriens, vita non vict'
Hoc exemplum laicis prebent litter ■.
Qui ponunt sub modio lucem excecf .
Student avaritie, student vanit (
Et sie limes sceleris fiunt et pecc
Laicorum error est pene veni
>iqua
>atur
>ura
Defiuit a clericis error sibi t
uti
orum
Quorum vita pessima est induta m l
Quos fex rerum inquinat , fex simoui •'
Pretermitto laicos qui sunt quasi br,
Quos docere clerici cum sint instit /
Hos potius dedocent facti ceci m
Nescii scientie, vitiis imb
Detinet religio quosdam cleric
Qui mutare destinat cursus anim
Sed falluntur habitu quia monach
Sunt errores pessimi Ultimi pol '
Quisquis hie precipuis moribus dulc
Qui reformans federa iurgia comp
Postquam vestit monachum protinus ac
Nigra vestis consanat nienti que nigr
Hü nee iuxta regulam vivunt nee hon
Hiis inest hypocrisis quia Christo t
Est hec pestis pessima peior omni p
Lupus rapax latitat sub ovina v
Ut quinam de talibus facti sunt pri ,
Statin! mutant animum, regulam et m
Et qui mali facti sunt jiessimi pri
Dicuntur a fratribus esse poti
• alis
escit
este
eres
231
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
232
> erbis
Hie qui de radicibus vixerat et h >
Prior urit subditos moribus ac
Pviorissain alligat bonis, prece, v
Et fortasse pucruin donec est imb'
Hie qui prlus vixerat herbis et rad
Cuius erat facies similis mir
Postquam prior faetus est, it cum raeretr
Sic tnmorem inguiuis sanat et ves
Sic domus que fuerat dives et orn
A suis redditibus dolet vidu
Nee miror quod ita sit, nam determin
Istis raercatoribus marca est merc
Si prior a cellula propter hoc priv
Si paulo presumpserit domus pignor
Bursa que pepererat rursus impregn
Post hec Bardos colligit, domus spoli
Jam non pudet raonaehos foro iudie
Et a iure pauperes exheredit
Viduas et orphanos cogunt mendic
Cum in claustris debeant iugiter or
Inficit sceleribus hec gens tunic
Munum quoruni facies est extermin
Ve vobis hypoerite, ve gens sceler
Merces quam habebitis iam est vobis d
ice
>ata
atur
>are
/
/ata
Heidelberg.
W. Wattenbach.
Eine Notiz über die alten Fastnachtspiele.
Theatralische Vorstellungen, Sing- und andere Spiele, wo-
zu der Stoff gröfstentheils dem alten Testamente und anderen
Historien entnommen wurde, fanden schon in den Stifts- und
Klosterschulen des Mittelalters eine fleifsige Pflege; und als
nach ihrem Vorgange später auch Pfarr- und andere Schulen
errichtet wurden, sind diese dem Beispiele der alten gefolgt,
die heiligen und nicht heiligen Zeiten als Gelegenheit zu ihren
Spielen und Vorstellungen benützend. Nicht immer wurden
dieselben blos in geschlossenen Räumlichkeiten aufgeführt; seit
der Mitte des 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts treten
die Schüler als Aeteurs auch in die Oetfentlichkeit — - auf die
Gasse. Besonders waren die lustigen Fastnachtspiele sehr be-
liebt. Solche wollten um das Jahr 1520 auch von den Schü-
lern am hl. Geistspitale zu Nürnberg aufgeführt werden. Sie
baten den Rath um Erlaubnifs dazu. Weil aber mancher Un-
fug und manches Aergernifs bei diesen Spielen zum Vorschein
gekommen , war der Rath der Aufführung derselben nicht sehr
gewogen. Deshalb versprachen die Schüler, sie wollten ihr
Spiel blos treiben an den Orten, dahin sie gefordert wür-
den, und sie wollten es in züchtiger Weise treiben. Hier jbre
Eingabe :
„Fürsiehtigen erbern vnd weysen, gonnstigen lieben herrn!
Vnns langt ane, wie e. f. w. tzu dieser freidenreiehen tzeit
nach alter loblichen gewonnhayt vnd herkomen dieser stat
Nürmberg tzu ainer besundern frewde vnd ergetzlichkayt ge-
meyner stat den fleischhackern tzu danntzen vnd im schenpart
zulauffen*), auch andern freidenreiehe spül zutreyben erlawbt
vnd vergont haben. Nun haben wir auff ansinuen etlicher herrn
vnd erbern burger dieser stat ain kurtzweylichs spill in reymen
fürgenommen vnd nyudert dann an den orten, do wir sunder-
lich gefodert vnd gepetten werden, tzutreyben. Es ist auch
solehs durch vnns an den fürsiehtigen, erbern vnd weisen hern
Anthoni Tucher, pfleger e. w. newen spitals, gelangt, der vnns
dann tzu antwurt geben, er hab solehs ane e. f. w. wissen nit
zuerlawben noch tzuuergonnen ; ist an e. f. w. vnnser gantz
vnnderthenig bit, vnns solche kurtzweyl vnd spill gonstiglich
tzuerlawben, wann wir solehs tzüchtiger weis treyben; wollen
wir vmb e. f. w. mit vnsern gehorsamen willigen dienst allzeit
tzuuerdienen willig vnd geflissen sein.
E. f. W.
willige gehorsame
die chorales des newen spitalls."
*) Die Metzger-Innung war in dem grofsen .Aufruhr v. J. 1349,
in welchem die Handwerke den alten Rath aus der Stadt verjao-t
hatten, demselben treu geblieben; zur Anerkennung hiefür erhielt
sie, nachdem der Aufstand unterdrückt worden, von Kaiser Karl IV.
die Erlaubnifs, zu jeder Fastnachtzeit einen öffentlichen Maskenzug
und Tanz zu halten. Aus gleicher Ursache hatten auch die Mes-
serer die Erlaubnifs zu einem Tanz erhalten.
Nürnberg. Baader.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction: A. Essen wein. Dr. G. K. Fronimann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Sebald'siihc Buchdruckerei in Nürnberg.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR KÜTOE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1868. J\i 7, Juli.
Chronik des germanischen Museums.
Kürnberg, 15. Juli 1868-
Die Reisezeit, in diesem Jahre vom angenehmsten Wetter beglei-
tet, hat die Reiselust geweckt, und so ist in diesem Jahre wieder der
Besuch der Sammlungen durch Fremde ein sehr lebhafter. Viele
langjährige Freunde der Anstalt kommen, um sich persönlich von
dem Zustande und dem Fortgange derselben zu überzeugen, und wir
hoil'en, dals aus den Eindrücken, die sie mitnehmen, und dem dabei
stattfindenden Verkehre mit dem Vorstande und den Beamten des
Museums manches erfreuliche Resultat für unsere Anstalt erwachsen
wird. Wir freuen uns, constatieren zu können, dafs diejenigen, wel-
che in der Lage sind, den jetzigen Zustand mit dem früherer Jahre
zu vergleichen, einen entschiedenen Fortschritt erkennen.
Ein solcher Fortschritt macht sich in diesem Jahre allerdings
durch die geführten Bauten deutlich erkennbar, die uns mehrere
grofse, helle Lokalitäten gegeben und zu einer Aufstellung man-
cher Theile der Sammlungen Veranlassung gegeben haben. Auch
die Sammlungen selbst, von denen wir mehrere Monate nicht ge-
sjjrochen haben, wurden durch eine Anzahl wichtiger und wesent-
licher Gegenstände bereichert. Die Sammlug von Abgüssen mittel-
alterlicher Gi'abdenkmale erhielt eine Bereicherung durch mehrere
merowingisehe und karolingische Denkmale; die Sammlung von
Abgüssen architektonischer Ornamente wurde bei ihrer neuen Auf-
stellung durch manche Stücke erweitert.
Die neue Aufstellung der Waffensammlung hat für diesen Zweig
gezeigt, wie wichtig selbst sonst unscheinbare Gegenstände sind,
wenn sie zu einander in richtige Beziehung gebracht werden. Diese
Beziehungen wurden durch eine Reihe von Zeichnungen hergestellt,
die den Entwicklungsgang der Rüstungen von der römischen Pe-
riode durch das ganze Mittelalter hindurch bis zu den Cuirassier-
uniformen unserer Armeen verfolgen lassen, und so zeigen, welche
Bedeutung die einzelnen Rüstungen und Rüstungstheile der Samm-
lung haben. Aehnliche bildliche Reihenfolgen sollen auch ferner
auf anderen Gebieten belehrend und erklärend eingeführt werden.
Die Sammlung von Webereien und Stickereien wurde durch einen
grol'seu Teppich aus der Zeit Maximilian'« I., eine Scene aus dem
Leben der Waldmenschen darstellend , sowie mehrere Stickereien
vermehrt ; ein schönes grofses Messer aus dem 14. Jahrhundert,
einige mittelalterliche und spätere Gläser, welche Lücken unserer
Sammlungen ausfüllen, kamen zu den betreffenden Abtheilungen
hinzu.
Für die Sammlung vorchristlicher Alterthümer ist uns ein werth-
voller Zuwachs geworden durch eine Anzahl bemalter Abgüsse
interessanter Objekte aus Böhmen, welche die Gesellschaft des böh-
mischen Museums zu Prag uns zum Geschenke gemacht hat, sowie
durch eine Anzahl bemalter Abgüsse fränkischer Schmuckgegen-
stände aus dem röm.-german. Centralmuseum zu Mainz.
Ein reicher Zuwachs fand statt auf dem Gebiete der mittel-
alterlichen Töpferkunst, wo nunmehr in einer reichen, greisen Se-
rie, anknüpfend an die römischen und altgermanischen Gefäfse,
die Entwicklung durch das Mittelalter hindurch verfolgt werden
kann, und so wieder der Anschlufs an die Gefäfse des 16. und
17. Jahrhunderts gegeben ist. Diese Serie mittelalterlicher Gefäfse
ist im Ganzen sehr instructiv und um so lehrreicher, als in der
Regel bisher diesem Gebiete fast gar keine Aufmerksamkeit ge-
schenkt worden war.
Von den aufgelösten Zünften in Nürnberg und andern Städten
wurde vieles, zum Theil werthvolles Material übergeben; so von
den Hutmachern ein grofser silberner Pokal; von andern einige
kleine Silberbecher, Zinnbecher und grofse Zinnkannen.
Die Schützengesellschaft in Nürnberg hat nunmehr 6 pracht-
volle, grofse silberne Pokale vom 16- — 18. Jahrhundert und 2 grofse
Becher in unseren Räumen aufgestellt. Aus der Sammlung von
Kupferstichen und Holzschnitten wurde Vieles neuerdings unter
Glas und Rahmen aufgestellt, namentlich Blätter, welche den Ent-
wickelungsgang der Kartenzeichnung, der Zeichnung von Städtean-
sichten verfolgen lassen, Blätter, die für die Geschichte der Wis-
senschaften ihre Bedeutung haben, und Aehnliches.
Es wird jetzt noch an der Aufstellung der Sammlung der Gewebe
und Stickereien gearbeitet, sowie an der neuen Aufstellung der Ge-
mäldesammlung, für die in letzter Zeit reicher Zuwachs gekommen
war, der noch nicht hatte zur Aufstellung gelangen können.
Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden folgende
neue Beiträge angemeldet :
Von Privaten : Bautzen. Oberlieutenant Dr. Gehlert 1 fl.
45 kr. Giessen. Professor Hafner 1 fl. Kempten. Studienlehrer J.
G. Adam Ifl., Bankkassier Louis Frauenhoiz 2fl. , Studienlehrer
Konr. Geist 1 il. , k. Studienrektor Hannwacker 1 fl., Buchdruckerei-
bes. Jos. Hartniann 1 iL, Stadtkaplan Konr. Heinrich 1 fl., k. Bez.-
Amtmann, Reg.-Rath u. Stadtkommissär A. Henne 2 fl. 10 kr., Buch-
händler Ludwig Huber 1 tl., kath. Stadtpfarrer Jos. Meirhofer 1 fl.
45kr. , Controleur der mechan. Baumwollspinnerei und Weberei
Gust. Sauer 1 H., k. Studienlehrer Franz Scharrer 1 fl., kath. Pfar-
rer Schauer in Leuzried Ifl., Stadtkaplan Ulrich Uhl Ifl. Mün-
chen. K. Rechnungskommissär Ph. Mayer 1 fl. Nordhausen. Fabrikant
Arend, Stadtrath a. D., 1 fl. 45 kr., Druckereibes. Eberhardt 35 kr.
Nürnberg. Kaufmann Edlbacher 1 fl., Betriebsinspektor Aug. Nahm
Ifl. 30 kr. Riedlingen. Dekan Bürk in Badenweiler Ifl., Dekan
Fernand in Binzen Ifl. lOkr. , Dekan Reinhard Schellenberg in
Lörrach 1 fl., Dek.m Wolf in Buggingen 1 fl. Schmalkalden. Rechts-
anwalt Otto Gerland 1 fl. 45 kr., Preraierlieutenant Koch 1 fl. 45 kr.
Tauberbischofsheim. Professor Gnirs 1 fl., Gerbermeister Knecht 1 fl.
Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:
Von öflTentlichen Hassen : Oberamtspflege Neckarsulm
10 fl.
Von Privaten : Brüssel. Graf Moritz Robiano 29 fl. 10 kr.
Hellbronn a. N. Repetent Dr. Georgi 1 fl. Pegnitz. Kaufmann Wilh.
Glenk 2fl., Bez.- Amts-Assessor Herrmann 1 fl. 45 kr. Sulzburg.
Von einer Versammlung von Vicaren u. Pfarrverwesern 1 fl. 17 kr.
Unsem Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :
I. Pur das Archiv.
(Nr. 3489.)
Winterthur. M. Ziegler, Mitglied der geschichtforschenden
Gesellschaft der Schweiz : Johannes von Ghsa (Glüs in Wallis)
235
Anzeiger füi- Kunde der deutschen Vorzeit.
236
und seine Schwester Antonia verkaufen an Jakob Sylling in Briga
um die Summe von sechzig Soliden eine jährliche Abgabe von vier
Soliden Lehnsptlicht und zwei Denaren Landdinggeld, welches ih-
nen Jakob von Matt von seinem Hause in Glisa schuldig gewor-
den ist. Jakob Sylling aber vermacht diese Einkünfte seuien bei-
den Söhnen mit der Weisung, dieselben zu einer Jahrzeit für Salo-
mon Thomas zu verwenden. 1346. Perg.
II. Für die Bibliothek.
(Nr. 22,177—22,497.)
Anclam. W. Dietze, Verlagshandl. : Berghaus, Landbuch des
Herzogth. Pommern und des Fürstenth. Rügen ; Th. IV, 1 u. 2.
1865 — 68. 8. V. Medem, d. Universitäts-Jahre der Herzoge Ernst
Ludwig u. Barnim v. Pommern. 1867. 8. — Berlin. Th. Chr. Fr.
Enslin, Verlagshandl.: Frischbier, preuls. Volksreime u. Volks-
spiele. 1867. 8. Ernst u Korn, Verlagshandl.: Riedel, d. bran-
denb.-preufs. Staatshaushalt in den beiden letzten Jahrhunderten.
1866. 8. Otto Jancke, Verlagshandl.: Hesekiel, Land und Stadt
im Volksmunde. 1868. 8. F. A. Volsberg, Kanzleirath : Ders.,
d. Siegel der Mark Brandenburg; Lief. 1. 1868. 4. — Bonn. H.
Otte, Pfarrer, in Fröhden, u. E. aus'm Weerth, Professor:
Dies., zur Ikonographie des Crucifixes. 1868. 8. Sonderabdr. Her-
mann Schaafhausen ; Ders., über germanische Grabstätten am
Rhein. 1868. 8. Sonderabdr. Universität: Grueter, de regali
metallorum jure. 1867. 8. Van Hont, de Chronico Magdeburgensi.
1867. 8. Schroeer, de «tudiis Anglicis in regno Siciliae et Aleman-
niae adipiscendo collocatis a. 1250 — 57. 1867. 8- Schulzen, de Ber-
toldi et Bernoldi chronicis. 1867. 8. Simon, über den flexivi-
schen Verfall des Substantivs im Rolandsliede. 1867. 8. 47 wei-
tere akad. Schriften medizinischen Inhalts. Verein von Alter-
thumsfreunden im Rheinlande: Ders., internationaler Con-
grels für Alterthumskunde und Geschichte zu Bonn. 1868. 4. —
Braunschweig. Dr. Aug. vonNitschke: Braunschw. Magazin;
1867, 51. Stuck u. 1868, 7. u. 8. Stück. 4. C. Steinmann: Braun-
achweig. Magazin; 1867. 7. 8. 19. 37. 38. Stück u. 1868, 13.-16.
Stück. 4. — Breslau. P' erdin. Ilirt's liucbhandlung : Kries, de
Gregorii Turoncnsis episcopi vita et scripti". 1839. 8. Luchs, die
Denkmäler der St. Elisabeth-Kirche zu Breslau. 1860. 8. Kutzen.
Gedenktage deutscher Geschichte; 3 llfte. 1860. 8. — Darmstadt.
G. Jonghaus, Hofliuchhandl. : \Valthi''r. Beiträge zur naheiiii
Kenntnils d. grolsh. Bibliothek zu Darmstndt. 1867. 8. — Elsenach.
Charles Galette: Ders., d. Nicolaiklo^ter in Eisenach. 1868. 8.
Sonderabdr. — Erlangen. K. T'niversi tätsbibliothek : Vogel,
des Putters Ludwig v. Eyb des .\eltorn Aufzeichnung über das
kais. Landgericht des Burggrafth. Nürnbe?g; I. .\bth. 1867. 8. -
Frauenfeld. Histor. Verein des Kantons Thurgau: Ders.,
Thurgauische Beiträge; 9. Heft. 1868. 8. — Genf. Jules Fick,
Buchdrucker : Paulus Odontius , chapelain de Waldstein en Styrie,
etc. 1868. 8. — Gotha. Justus Perthes, Buchhandl. : Gothaischer
genealogischer Hofkalender auf d. J. 1866, 1867. 16. Gothaisches
genealog. Taschenbuch der gräfl. Häuser auf d. J. 1866, 1867. 16.
Gothaisches genealog. Taschenbuch der freiherrl. Häuser auf d.
J. 1866, 1867. 16. — Göttingen. Dieterich'sehe Verlagsbuchhandl.:
Schaumann, über d. Chronicon Corbejense. 1839. 8. Schaumann,
Geschichte des niedersächs. Volks, 1839. 8. v. Richthofen. altfries.
Wörterbuch. 1840. 4. Havemann, d. Kirchenreformation der Stadt
Göttingen. 1839. 8. Fuchs, die ältesten Schriftsteller über d. Lust-
seuche in Deutschland. 1843. 8. Wolf, Beiträge zur deutschen My-
thologie. 1852. 8. Marx, G. W. Leibnitz in seinen Beziehungen
zur .\rzneiwissenschaft. 1859. 4. Sonderabdr. Waitz, über eine sächs.
Kaiserchronik. 1863. 4. Sonderabdr. Waitz. zum Gedächtnil's an
Jac. Grimm. 1863. 4. Sonderabdr. Pertz, Bericht über die Monu-
menta Germaniae. 1864. 8. Sonderabdr. Andresen, Register zu .1.
Grimm's deutscher Grammatik. 1865. 8. Grimm, Weisthümer ; V.
Theil. 1866. 8. Vandenhneck & Ruprecht, Verlagshandl.:
Böhmer, über d. authentischen Ausgaben der Karolina; 2. Aufl.
1837. 8. Lücke. Festrede zur vi^rhundertjähricen Julielfeyer der
Erfindung der Buchdruckerkunst. 1840. 8- Havemann, Mitthei-
lungeu aus dem Leben v. Mich. Neander. 1841. 8. Bertheau, zur
Geschichte der Israeliten. 1842. 8. Bodemann. die Confutation, die
Kanones u. Glaubensbesohlüsse des trident. Concils u. d. trident.
Glaubensbekenntnils. 1842. 8. Bodemann, evang. Concordienbuch.
1843. 8. Krüger, commentatio de veterum in Germania provincialium
ordinum origine atque natura. 1843. 8. Charakterzüge aus d. Le-
ben der röm. Kirche; I. Heft. 1845. 8. — Schambach, d. platt-
deutschen Sprichwörter der Fürstenth. Göttingen u. Grubenhaoen.
1. u. 2. Samml. 1851. 63. 8. Götzinger, über d. Dichtungen des
Angelsachsen Caedmon und deren Verfasser. Müldener, bibliotheca
historico- geographica; IX, 2. XI, 1. XII, 1. XIV, 1. 1861. 63. 64.
66. 8. Müldener, bibliotheca geogr. -statistica ; XI, XH, XIII, 1.
XIV, 2. 1863—65. 8. Schirrmacher, Kaiser Friedrich II.; 3. u. 4.
Bnd. 1864 — 65. 8. Bodemann, Sammlung der wichtigsten Bekennt-
nilsschriften der evang. -reform. Kirche; 2. .\ufl. 1867. 8. Heber,
d. vorkarolingischen christl. Glaubenshelden am Rhein ; 2. Aufl.
1867. 8. Fick, Wörterbuch der indo-gennan. Grundsprache. 1868.
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sche Geschichte u. Alterthumskunde: Pyl, pommer'sche
Genealogien; Bnd. II, 1. 18B8. 8. Pyl, d. Greifswalder Sammlun-
gen Vaterland. Alterthümer. 1869. 8. — Guben. Ed. Berger, Ver-
lagshandl.: Saufse, d. Rechtsbücher der Stadt Guben. 4. — Halle.
Dr. Aug. An schütz, Univers. -Professor : Ders., die Lombarda-
Commentare des .\riprand u. Albertus. 1855. 8. Ders. , über die
Erbfolge in die neu- vorpommer'sehen u. rügen'schen Lehngiiter ;
2. Aufl. 1864. 8. Ders., Bruchstück eines latein. Marienliedes mit
altfranz. Uebersetzung. 8. — Hamburg. Chrn. Petersen, Profes-
sor: Ders., Spuren des Steinalters etc. 1868. 4. — Jena. Otto
Deistung, Verlagshandl.: Hahnemann, Luther u. sein Auftreten
als Reformator, 1865. 8. — Karlsruhe. G. Braun 'sehe Hofbuch-
handl. : Zeitschrift f. d. Geschichte des Oberrheins ; Bnd. 21 , 3.
1867. 8. — Kiel. G. von Maak's Verlag: .\llerunterthänigstes
Bedenken der Ilolstain. Ständeversammlung an Se. Maj. den Kö-
nig, über den Entwurf eines Gesetzes, betr. die Verfassung des
Herzogth. Holstein etc. 1859. 4. Ratjen, Beitrag z. Geschichte der
Kieler Universität. 1859. 8. Thaulow, die Feierlichkeiten bei der
Einweihung der Kieler Lfniversität. 1862. 8. Ratjen, Joh. Rantzau
und Ileinr. Rantzau. 1862. 8. Nitzsch, d. alte Ditmarschen. 1862.
8. — Köln. M. Du M ont-Schauberg'sche Buchhandl. : Ennen,
d. Wahl des Königs Adolf v. Nassau. 1866. 8. AVeyden, Geschichte
der Juden in Köln nm Rhein. 1867. 8. Voigt el, Dombaumeister:
Gutachten der Dombaumeistci- von Wien, Cöin u. Regeusburg iiber
Wiederherstellung, Ausbau u. Freilegung der Domkirche und des
Pfarrthurmcs zu F'rankfuit a. M. 1868. 4. — Landshut. Histor.
Verein von und für Niederbavcrn : Ders.. Verhandlungen
etc. Bnd. XIII, 1. 2. 1868. 8. Ders.', Kunst Album ; 1. Heft. 1867.
qu. gr. 2. — Leipzig. Arnoldische Buchhandlung: Heibig. Chrn,
Ludw, Liscow. 1814- 8. F. A. Brockhaus, Verlagshandl.: Con-
versations-Lexikon : 13. Bnd. 1868. 8- Beruh. Hermann, Ver-
lagshandl.: Erk u. Inner, d. deutschen A^olkslieder mit ihren
Singweisen. 1843. 8 — Luxemburg. V. Bück, Buchdrucker: Rcich-
ling. histoire de l'ancienne abbaye Clairefontaine. 1866. 8. — Mar-
burg. Direktion des Gymnasiums : Koch, Geschichte des akud.
Pädadogiums in Marburg. Münsoher. Geschiclite des Gymnasiums
in Marburg. 1868. 4 Progr. — Michelbacher Hütte (Nassau). Los-
sen, Fabrikbesitzer: 140 Schriften verschiedenen wissenschaftli-
chen Inhalts. — Mitau. Kurland. Gesellschaft f. Literatur
und Kunst: Dies., Statuten etc. 1846. 8. Dies., Sitzungsberichte
aus d. J. 1867. 8. Dies., Arbeiten ; 4.-9. Heft. 1848— 51. 8. Dies.,
Sendungen ; H. Bnd. 1845. 4. Schirren , der Codex Zamoscianus.
1865. 4. — München. K. b. Akademie der Wissenschaften:
Dies., Abhandlungen der histor. Classe; Bnd. X, 3. Abth. 1867. 4.
Dies., Abhandlungen der philos.-philolog. Classe ; Bnd. XI, 2. Abth.
1867. 4. Dies.. Sitzungsberichte etc. 1868. I, Heft 2 u 3. 1868. 8.
Dies., Almanach f d. J. 1867. 8. Brunn, über d. sogen. Leukothea in
d. Glyptothek Sr. Maj. K(inig Ludwig's I. 1867. 4. Chrn. Kaiser,
Buchhandl. : Schleis von Löwenfeld, über den Ursprung der Spra-
che. 1866. 8. Müller, Lohengrin u. die Gral- u. Schwan -Sage.
1867. 8. Müller, die Meistersinger von Nürnberg. 1 u. 2. Lief.
1868. 8. Histor. Verein von und für Oberbayern: Ders.,
Archiv : Bnd. XXVII. 2. 3. u. XXVIII, 1. H. 1867. 8. Ders.. 29. Jah-
resbericht f. d. J. 1866. 18G7. 8. Ders., d. Sammlungen des histor.
Vereins; I. Heft. 1867. 8. — Münster. Coppenrath'sche Buch-
237
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
238
haudl. : Ralsmann, Nachi'i<!liten v. d. Leben u. den Schriften Muu-
stei-llmdischer Schriftsteller. 18G(3. 8. Middendorf, ül>er d. Gegend
der Vaiusschlacht etc. 18G8- 8. — Namur. Hociete archeolo-
gique: Dies., Annales; t. IX, 4. 1867. 8. Dies., Rapport sur la
Situation de la societe en 1866. 8. — Naumburg. K. v. Heisler,
General: Ders., die Gefangennehnuing u. d. Gefangenschaft Pliilii)ps
des Grol'smüthigen, Landgrafen von Hessen. 1868. 8. — Nördlingen.
C. H. Beck 'sehe Buchh. : Medicus, d. Naturgeschichte nach Wort
und Spruch des Volkes. 1867. 8. Schaidler, Chronik des ehemal.
Reichsstiftes Kaisersheim. 1867. 8. Schniid, Lehrbuch der Dogmen-
geschichte; 2. Aut). 1868. 8. — Nürnberg. Mattenheimer, k.
Hauptmann: Ders. , die l'atrouen der Rückladungs-Ge\¥ehre. 1868.
8. — Paris. Cesar Daly, Architekt: Revue generale de l'archi-
tecture ; 25. vol., no. 7 — 12. gr. 2. Ligue de l'enseignemeut:
Dies., Bulletin, Nr. 1, 15. Mai 1868. 8. — Posen. M. Leitgeber,
Buchhandl. : Ketrzynski, die Lygier. 1868. 8. — Prag. C. Bell-
mann's Verlag: Wenzig u. Krej^i, d. Böhmerwald; 3- u. 4. Lief.
1860. 8. J. G, Calve'sclie k. k. Univers. - Buchhandl. : Chateaux
nobles de Boheme; L partie. 1855. 8. Glückselig, Denkwürdig-
keiten des Grafenhauses Thun- Uohenstein. 1867. 4. — Rostock.
K. E. H. Krause, Direktor: Ders., Herrn J. F. W. Schafer zum
25. Jahrestage etc. 1868. 4. Lectionsplan der gr. Stadtschule zu
Rostock. 1868. 2. — Salzburg. Ein LTngenannter: Vincenz .Maria
Süfs, Direktor des Mus. Caiol.-.\ugusteum etc. 18G8. 8. — Sigma-
ringen. Verein für Geschichte u. A 1 1 erthumskund e in
HohenzoUern: Ders., Mittheilungen; l. Jhrg. 1867—68. 8. —
Stendal. Kränzen u. Grol'se, Verlagshandl. : Adrel'sbuch der
Stadt Stendal. 1867. 8. — Stocitholm. K. Bibliothek: Förteck-
ning öfver kongl. bibliothekets samling af samtida berättelser ora
Sveriges Krig. 1867. 8. — Strassburg. Universität: Collection
generale des dissertations de la faculte de medicine : 3. ser. , an-
nee 1867, t. I et U. 1868. 4. - Stuttgart. Franckh'sche Ver-
lagshandl.: Schwegler, Geschichte d. Philosophie ; 6jAufl. 1868 8.
Thorn. E. Lambeck, Verlagshandl.: Steinmann, d. Kreis Thorn.
1866. 8. — Schmitt, d. Kreis Flatow. 1867. 8. Stadie, d. Ansprü-
che der Polen auf Westpreufsen. 1867. 8. Prowe, Abrifs der Ge-
schichte des Thorner Gymnasiums. 1868. 8. Schmitt, Geschichte
des Deutsch-Croner Kreises. 1867. 8. Prowe, Westpreufsen in sei-
ner geschichtliclien Stellung zu Deutschland u. Polen. 1868. 8.
Lambeck, Geschichte der Rathsbuchdruckerei in Thorn. 1868-
4. — Tübingen. H. Laupp'sche Buchhandl.: Theolog. Quartal-
.schrift; 49. Jhg., 1 H 1867. 8. — Weimar. Hermann Bö h lau:
Verlag.shandl. : Beck, Ernst der Fromme. 1865. 8. Francklin, d.
Reichshofgericht im Mittelalter; I. Bnd. 1867. 8. — Windischgrätz,
Hofrichter, Notar: Ders., Ansichten aus d. Steiermark; 50. 51.
Lief. qu. 8- — Wismar. Hinstorff'sche Buchh.: Bock auf Gr.
Weltzien, Altes u. Neues über d. ritterschaftliche Schulwesen in
Mecklenburg. 1866. 8. — Worms. Dr. Schröder: Zur Enthül-
lungs-Feier des Lutherdenkmals in Worms. 1868 8. Bast, Worm-
ser Luther-Büchlein. 1868. 8. Grobius, tapfere handlung D. M. Lu-
thers uf gehalteni rychstag zu Wormbs etc , hg. v. Geilfus. 1868.
8. Becker, krit. Beleuchtung des Oratoriums Paulus von Mendels-
sohn-Bartholdy. 1868. 8. Wormser Zeitung; 1868, Nr. 147—51 u.
156. 4. Nebst Liedern zur Luthsr -Feier.
III. Für die Kunst- und Alterthumssammlung.
(Nr. 5645-5656.)
Kempten. Freyberg, Bezirksamtsassessor: „Albreoht Dürers
Christlich - mythologische Handzeichnungen von N. Strixner." —
Koburg. Ernst Fischer, Fabrikbesitzer: Alter, im Stadtgraben
von Koburg aufgefundener Säbel. — Köln. Brasseur, Gemälde-
restaurateur ; Photographien nach zwei im Besitz des Herrn 6e-
schenkgebers befindlichen Gemälden von H. Holbein und G. von
der Weyden. De la Motte: Photographie nach einem Gemälde
der V. Eyk'schen Schule : St. Eligius , aus der Goldschmiedestube
zu Antwerpen. — Leipzig. Verlagshandlung von B. Hermann:
Genealogisch-histor. Tafel zum Verständnifs der Schleswig-Holstein.
Frage, von F. Arends. — Mainz. Prof. Dr. L. Lindenschmit,
Director des röm.-german. Centralmuseums : Gemusterte Fufsplatte
von gebranntem Thon. — Nürnberg, v. Gemming, Oberst: Me-
daille aus dem Erz der geschmolzeiien Glocke des Frankfurter Do-
mes. Göschel, Schreinermeister: 3 kleinere Silbermünzen und
2 Jetons vom 17. Jhdt Wich, Goldarbeiter: 7 Silbermünzen vom
16. u. 17. Jhdt. — Prag. Direktion des vaterl. Museums:
7 Gypsabgüsse von Broiizedenkmälern daselbst. — Wien. Dr. Jos.
von Bergmann, k. k. Rath u. Gustos: Medaille auf den Herrn
Geschenkgeber. — Worms. Dr. Schröder: Medaille auf die Ent-
hüllung des Lutherdenknials zu Worms, von Chr. Schnitzspahn.
Chronik der historischen Vereine.
Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur
Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. XIII.
Jahrgang. — März -April. Wien, 1868. 4.
Die deutsche Kaiserkrone. Von Canonicus Dr. Fr. Bock. (Mit
4 Holzschnitten.) — Das römische Bad und Mosaikbild im Chiem-
seehofe zu Salzburg. Von Dr. Friedr. Kenner. (Mit 6 Holzschnit-
ten u. 1 Tafel.) — Marienkirchen aus der Umgebung von Klagen-
furt. Beschrieben und illustrirt von Hans Petschnig. — Hügel-
gräber bei Chotieschau in Böhmen. Mitgeth. von Dr. J. E. Fö-
disch. — Die Spital-Capelle zu Krems in Nieder-Oesterreich. Auf-
genommen und beschrieben von Hermann Riewel. (Mit 5 Holz-
schnitten.) — Lichtsäule am Friedhofe zu Keutschach in Kärnthen.
(Mit 3 Holzschnitten.) — Zur Bibliographie der Erbhukligungen
in Steiermark. Mitg. von Dr. Franz Ilwof. — Die Cuppa eines
romanischen Pontifical-Kelches zu Lambach. Mitg. von Dr. Karl
Lind. (Mit 9 Holzschnitten ) — Ein Rundthurm am Schlosse zu
Przemysl. (Mit 1 llolzschn.) — Mitlheilungen über Denkmale der
mittelalterlichen Kunst im Pusterthale in Tyrol. Von G. Tinkhau-
ser. (Mit 5 Holzsclm.) — Die älteste Abbildung einer nieder-österr.
Burg. — Der Grabstein des Bernhard Walther von Walthersweil
in Judenburg. — Grabmal der Familie Hohenburg zu Rosenberg
in Sagritz. — Besprechungen.
Mai - Juni : Die Kirche zu Selpritsch. (Mit 7 Holzschnitten.) —
Die Sammlungen des germanischen Museums. Von A. Essenveein.
(Mit 3 Holzschnitten u. 1 Tafel.) — Verschlackte Wälle in Böh-
men. (Mit 5 Holzschn.) (Dr. Jul. Ernst Födisch.) — Das Schlofs
Tyrol. (Mit 10 Holzsehn.) (Dr. Gotter.) — Der Tabor zu Feld-
bach in Steiermark. (Mit 3 Holzschn.) (J. Scheiger.) — Die Dom-
kirche zu Venzone in Friaul. (Mit 1 Holzschn.) (Sacken.) — Das
lateinische Cancional zu Jung-Bunzlau. (A. P. Schmidt.) — Der
Grabstein Caspar's von Prainer in der Kathedrale zu Grätz. (Hö-
nisch.) — Das Grabmal des Erzbischofs Zbigniew Olesnicki in der
Kathedral -Kirche zu Gnesen. (Mit 2 Holzschn. u. 1 Tafel.) (Dr.
Jos. V. Lepkowski.) — Hausaltärchen in der Schatzkammer des
St. Petersstiftes in Salzburg. (Mit 1 Holzschn.) — Romanischer
Mefskelch sammt Patena. (Mit 2 Holzschn.) — Corvinische Codi-
ces in der k. k. Hofbibliothek. (A. v. Perger.) — Ciborium zu
Hall in Tyrol. (Mit 1 Holzschn.) — Siegel eines Wiener Malers
aus dem XIV. Jahrhundert. (Mit 1 Holzschn.) (A. Camesina.) —
Besprechungen. — Notizen.
239
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
240
Mittheilungen des historischen Vereines fürKrain.
Redigirt von August Dimitz. Zweiundzwanzigster Jahrg. 1867.
April — December. Laibach. 4.
Urkunden zur Geschichte der Reformation in Krain aus den
Jahren 1540 bis 1634. Gesammelt und veröffentlicht von A. Dimitz.
— Vereinsnachrichten.
Verhandlungeu des historischen Vereines für Nie-
derbayern. XIII. Band. 1. u. 2. Heft. Landshut, 1866. 1867. 8.
Urkundenbuch zur Geschichte der Stadt Abensberg. Heraus-
geg. von Peter Dollinger u. Nikolaus Stark.
Kunst-Album desselben Vereins. ErstesHeft. Inhalt: Blatt I.
Abbildung eines Reliefs: Christus vor Pilatus. Blatt II. Abbildung
eines Plafonds im Schlosse Ortenburg. Blatt III. Ansicht des Schlos-
ses Engelburg. Landshut, 1867. qu. 2.
Sitzungsberichte derkönigl. bayer. Akademie der
Wissenschaften zu München. 1867. IL Heft IV. Mün-
chen. 1867. 8.
Bemerkungen zum Nachtsegen. (Zingerle.) — Meraner Frag-
mente der Eueide von Heinrich von V'eldeken. (Ders.) — Eine
Anzahl altfranzösischer lyrischer Gedichte aus dem Berner Codex
389. (Hofmann.)
1868. I. Heft I — III: Ein unedirtes altfranzösisches Prosa-
stück aus der Lambspringer Handschrift. (Hofraann.) — Das alt-
französische Gedicht auf den heiligen Alexius, kritisch bearbeitet.
(Ders.) — Das Zweitälteste unedirte altfranzösische Glossar. (Ders.)
— Aufzeichnungen über die oberpfälzische Familie von Präcken-
dorf. (Rockinger.)
Abhandlungen der historischen Classe ders. Akade-
mie. Zehnten Bandes dritte .\btheilung. In der Reihe der Denk-
schriften der XX.\VI1I. Band. München, 1867. 4.
Kurze urkundliche Geschichte des gräflich zweybrückischen
Hauses von J. G. Lehmann. — ■ Neue Beiträge zur Geschichte des
Würmthaies von Friedrich Kunstmann. — Churfürst Moritz gegen-
über der Fürsten-Verschwörung in den Jahren 1550 — 51. Von C.
A. Cornelius. — Ueber die Gröfse und Schicksale der Entschädi-
gungen, welche dem Hause Witteisbach für die Abtretung der
Mark Brandenburg von dem Kaiser Karl IV. verschrieben worden
sind. Von Carl August Muffat.
Abhandlungen der philosophisch-philologischen
Classe ders. Akademie. Eilften Bandes zweite Abtheilung. In
der Reihe der Denkschriften der XLII. Band. München, 1867. 4.
Ueber die Ausdrücke : altnordische, altnorwegische und islän-
dische Sprache von Conrad Maurer.
Ueber die sogenannte Leukothea in der Glyptothek
Sr. Majestät König Ludwigs I. Vortrag in der öffentlichen Si-
tzung der k. Akademie der Wissensch. am 25. Juni 1867 . . . ge-
halten von Dr. Heinrich Brunn. München, 1867. 4. 25 Stn.
Almanach ders. Akademie für das Jahr 1867. München. 12.
Oberbayerisches Archiv für vaterländische Ge-
schichte, herausgegeben von dem historischen Vereine
von und für Oberbayern. Siebenundzwanzigster Band. Zwei-
tes und drittes Heft. (München, 1867.) 8.
Die Pfarrei Allershausen im k. Bezirksamte Freising. Ge-
schichtlich beschrieben von Joseph Grassinger. — Otto von Kron-
dorf. Ein Beitrag zur Kritik Aventins. Aon Freiherrn Edmund
Oefele. — Geschichte des Landgerichts Traunstein. Von Joseph
Wagner. Dritte Abtheilung. Geschichte der industriellen Anstal-
ten im Landgerichtsbezirke Traunstein. — Beiträge zur Geschichte
des Patriziergeschlechtes Schrenk in München. Von Ernest Geifs.
— Die Benedictionskosten der Indersdorfer Pröbste, insbesondere
die Prälaten- Benediction zu Attl am 9. Sept. 1635. Von Friedr.
Hektor Grafen Hundt. ^ Ueber eine römische Verbindungsstrafse
von Pons Oeni (Innbrücke bei Rosenheim , Pfunzen) nach Turura
(Oetting). Von Bernhard Zopf. — Regesten ungedruckter Urkun-
den zur bayerischen Orts-, P'amilien- und Landesgeschiclite : Zwan-
zigste Reihe. Regesten aus alten Briefsprotokollen der ehemaligen
Hofmarken Adelshofen und Brück bei Fürstenfeld. Gefertigt von
Jakob Grofs. Einundzwanzigste Reihe. Regesten von Urkunden
aus dem Archive der Stadt Pfaffenhofen. Mitg. von Pfarrer Mich.
Trost.
Achtundzwanzigster Band. Erstes Heft. Die Reihenfolgen der
Gerichts- und Verwaltungsbeamten Altbayerns nach ihrem urkund-
lichen Vorkommen vom XIII. Jahrhundert bis zum Jahre 1803.
Mitgeth. von Ernest Geifs. Zweite Abtheilung. Niederbayern,
mit dem Inn viertel, Salzburg, Nordtirol, den auswärtigen Be-
sitzungen des Bisthums Freising und den ehemals altbayerischen
Aemtern im jetzigen Regierungsbezirke Oberpfalz. (Mit einem
Ortsregister über beide Abtheilungen.) — St. Christoph und seine
Erzbruderschaft im Pütrich-Kloster zu München. Von Anton Mayer.
Neunundzwanzigster Jahres-Bericht desselben Ver-
eines. Für das Jahr 1866. Erstattet . . . durch den ersten Vor-
stand P'riedrich Hektor Grafen Hundt. München, 1867. 8.
Die Sammlungen desselben Vereins. Herausgegeben von
den Conservatoren derselben. Erste Abtheilung : Bücher. Hand-
schriften. L^rkunden. Erstes Heft: Die Bücher -Sammlung nach
ihrem Bestände zu Anfang des Jahres 1866- Herausgegeben durch
Bibliothekar Föringer. Erstes Heft. Alphabetischer Catalog. A — L.
München, 1867. 8. 238 Stn.
Kirchenschmuck. Ein Archiv für kirchliche Kunstschö-
pfungen und christliche Alterthumskunde. Herausgegeben unter
der Leitung des christlichen Kunstvereins der Diöcese
Rotten bürg. Redigirt von Pfarrer Laib und Dekan Dr. Schwarz.
XXIII. Band, erste Hälfte. Zwölfter Jahrgang 1868. Erstes Vier-
teljahr-^heft. Stuttgart. 8.
Zur Kunstgeschichte des Doms in Mainz. (F. Falk.) — Die
alte bischöfliche Kirche in Mainz — Die sogenannten Willigiskelche
im Mainzer Dome und ihre wahre Bedeutung. (Falk.) — Das äl-
teste Cruzifix im Vorarlbergischen. — Zur Sitte und Sprache der
Kirche. — Literatur. — Miscellen.
Verhandlungen des Vereins für Kunst und Alter-
thuni in Ulm und Oberschwaben. Achtzehnte Veröffentli-
chung. Der gröfsern Hefte zwölfte Folge. Mit 4 Steindrucktafeln
und 2 Holzschnitten. Ulm, 1868. 4.
Studien aus der Staatssammlung vaterländischer Alterthümer
von Oberstudienrath Dr. K. D. Hafsler.
Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Al-
terthumskunde in Hohenzollern. I. Jahrgang 1867/68.
Sigmaringen. 8.
Angelegenheiten des (am 15. April 1867 gegründeten) Vereins.
— Urkunden zur Geschichte des Dominikaner-Nonnen-Klosters He-
dingen. Von A. Lichtschlag. — Beiträge zur Geschichte der Stadt
Sigmaringen. Von Seb. Locher. (Hiezu 1 Tafel mit 3 lithograph.
Siegelabbildungen.)
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der
241
Anzeiger füi- Kunde der deutschen Vorzeit.
242
Geschichts-, Alterthums- und Volkskunde von Frei-
burg, dem Breisgau und den angränzenden Landschaf-
ten. Ersten Bandes erstes Heft. Freihurg im Breisgau, Fr. Xav.
Wangler. 1867. 8-
Die römische Töpferei zu Riegel , von IL Schreiber. — Ein
gleichzeitiger Bericht über das am 15. Okt. 1632 in Hüfingen an-
gerichtete Blutbad, von K. H. Frhrn. Roth von Sohreckenstein. —
Beiträge zur Schul- und Gelehrtengeschichte. I. Von Fr. Bauer.
— Der Bauernaufstand im Hegau 1460, von Theodor von Kern.
Correspondenzblatt desGesammtvereines der deut-
schen Geschichts- und Alterthums vereine. Herausgeg.
vom Verwaltungsausschusse des Gesammtvereines in Altenburg.
Sechzehnter Jahrgang. 1868. Nr. 3—5. März — Mai. 4.
Die Urkunden der Deutschen Kaiser und Römischen Könige
im Regierungsarchive zu Altenburg. Mitgetheilt von Dr. Hase. —
Zur Geschichte der Grafen von Wartberg. Von Grote-Schauen. —
Literarische Anzeigen. — Zur Erhaltung und Zerstörung von Kunst-
denkmälern in Preulsen. — Otto, Bischof zu Halberstadt. 1123 —
1134. — Notizen über alterthümliche Funde, Restaurationsarbeiten
etc. — Fürsten im Johanniter-Orden. Vom Archivrath v. Mülver-
stedt. — Da.s Ordens-Kreuz im Wappen der Johanniter- Ritter.
Von dems.
Mittheilungen des Freiberger Alterthums Vereins
auf das 6. Vereinsjahr 1866. Herausgeg. im Auftrage des Vereins
von Buchdr. Heinr. Gerlach. 5. Heft. Mit Wappentafeln. Frei-
berg. 1867. 8.
Mittheilungen über das Gymnasium zu Freiberg. Vom Gymn.-
Oberl. Werner Prössel. — Die Bevölkerung Freibergs vor dem
Jahre 1643. Von Dr. G. Benseier. — Die regierenden Bürger-
meister der Stadt Freiberg. Zusammengestellt von Gerlach. —
Die Wappen hervorragender Geschlechter aus Freibergs Vergangen-
heit. Von dems. Mit 2 Taf Abb. — Das Schützenbuch und die
Königstafeln der Freiberger Schützengilde. Von dems. — Das
Hochnothpeinliche Halsgericht. Von Archivar Heinze. — Ueber
die Bedeutung des Ausdruckes „Zipkorn". Von Adv. Gautsch. —
Freibf;rger Urkunden - Sammlung. Briefe von Luther und Melan-
chthon. Mitg. von Buchdr. H. Gerlach. — Nachträge, Bemerkungen
etc. zu früheren Abhandlungen.
IVachrlchten.
Literatur.
Neu erschienene Werke.
21) Die Kaiserurkunden der Provinz Westfalen 777
— 1313, kritisch, topographisch und historisch, nebst ander-
weitigen Documenten und Excursen von Dr. Roger Wil-
mans. Erster Band. Die Urkunden des Karolingi-
schen Zeitalters 777 — 900. Mit zwei lithographirten
Tafeln. Münster, Druck und Verlag von Friedrich Re-
gensberg. 1867. 8.
Die bei Urkundenpublikationen in älterer Zeit fast ausschlicfs-
lich zur Anwendung gebrachte Gruppierung war topographischer
Natur, indem man die auf einzelne Klöster, Stifter, Orte, Terri-
torien u. s. w. bezüglichen Urkunden gemeinschaftlich edierte.
Später wurden grofse Dokumentensammlungen lediglich nach dem
Princip der Chronologie veranstaltet. Endlich galt es, die L'^rkun-
den nach ihrer Gleichartigkeit zusammenzustellen , und so enstan-
den Ausgaben von Urkunden, die von Kaisern , Königen und an-
deren Regenten, geistlichen (namentlich den Päpsten und Bischöfen)
und weltlichen Standes ausgestellt waren. Das vorliegende Werk
nun vereinigt die erstgenannte Maxime der Gruppierung mit der
zuletzt bezeichneten Art der Zusammenstellung, indem es sich auf
ein bestimmtes Territorium beschränkt, nämlich Westfalen, und
nur eine bestimmte Klasse von Dokumenten, nämlich die Kaiser-
urkunden , in's Auge fafst. Dieses Arrangement des urkundlichen
Materials und die demselben entsprechenda Behandlung dürften
als neu zu betrachten sein ; ihre Vorzüge an sich schon unterlie-
gen keinem Zweifel, und wenn die Durchführung eine so völlig
gelungene ist, wie in unserem Werk, dann mufs die neue Methode
als ein höchst schätzenswerthes Mittel zur Förderung der Geschichts-
wissenschaft gepriesen werden.
Wir können daher die Idee des Verfassers , welche seinem
Buch zu Grunde liegt, nur als eine sehr fruchtbare bezeichnen, und
stimmen ihm von Herzen bei, wenn er sagt : „Die Bearbeitung und
Erläuterung der einschlägigen Kaiserurkunden in dem oben ange-
deuteten Sinne zu unternehmen, möchte ich nun überhaupt für
eine wichtige, den Vorständen unserer Provinzial-Arehive obliegende
Aufgabe, und gleichsam für eine Schuld erachten, die wir in unse-
rer besonderen Stellung an die deutsche Reichsgeschichte abzutra-
gen haben. Denn da wir allein uns im vollständigen Besitz und
freiester Disposition über das bei jeder Urkunde in Betracht kom-
mende diplomatische und archivalische Material befinden , und
durch unser Amt auf die Erwerbung der speziellsten Kenntnifs der
Localverhältnisse angewiesen sind, so dürften wir zunächst berufen
sein, das rechte Verständnils dieser wichtigen Geschichtsquellen
auch den weiteren wissenschaftlichen Kreisen zu vermitteln."
Diese Winke zur Beherzigung für Beamte in Provinzialarchi-
ven verdienen gewifs alle Beachtung; wo man aber die Provinzial-
archive durch die Sucht nach Concentration verstümmelt und die
Archivare zu Conservatoren herunter deoretiert hat, da ist die Lö-
sung einer so schönen Aufgabe, wie sie Wilmans den Provinzial-
Archivaren zuweist, eine Unmöglichkeit, die freilich der Geschichts-
wissenschaft nicht zum Vortheil gereicht.
Die tiefgehenden Forschungen, wie sie in unserem Werk nieder-
gelegt sind, machen im Speziellen und im Ganzen den Eindruck
wissenschaftlicher Vollendung, und ohne auf Einzelheiten eingehen
zu können, glauben wir die Ueberzeugung aussprechen zu dürfen,
dafs die gewonnenen Resultate in beivveitem den allermeisten Fäl-
len auf der Basis der rechten Erkenntnifs beruhen.
Das Einzige, was wir an dem Werke aussetzen möchten, ist
das Register. Denn einmal entbehrt es wenigstens an einer Stelle
der Genauigkeit , da wir unter „ Mainz " nur die Erzbischöfe Sun-
243
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
244
derolt und Siegfried aufgeführt finden, während aufser diesen doch
auch noch Bonifacius, Lullus, Liutbert und Hatto hätten genannt
werden sollen. Der Letztere wird im Yerzeichnils gar nicht auf-
geführt. Aulserdera genügt unseres Dafürhaltens bei einer sonst
so musteihaften Arbeit ein so einfaches Register wie das vorhan-
dene uicl.t, und wir halten uns im Interesse der Wissenschaft zu
dem Wunsche berechtigt, der Verfasser möge sein Werk durch
Register krönen, wie wir deren z. B. in Stumpfs Acta Moguntina
sseculi XII. finden. C. W.
22) Johannes Kepler. Vier Bücher in drei Theilen. Von
Dr. Edmund Reitlinger, k. k. Professor am Polytechni-
kum in Wien; unter Mitwirkung von C. W. Neuro ann
k. bayr. Hauptmann u. s. w.; und dem Herausgeber C. Grü-
ner, k. württ. Ober-Justiz-Revisor u. s. w. Mit vielen
Illustrationen. Im Selbstverlag des Herausgebers. Commis-
sions -Verlag von Carl Grüninger in Stuttgart. 1868. 8.
I. Theil. 224 Stn.
Wie vorzüglich durch das Verdienst des Herausgebers des vor.
liegenden Buches das Andenken eines der bedeutendsten Vertreter
der deutschen Geistesgesohichte in dem Mal'se hergestellt worden,
dafs es ermöglicht ist, demselben ein grofsartiges Denkmal zu errich-
ten, ist bekannt. Die Errichtung des Monuments hat die Abfafsung
der Biographie Kepler's mittelbar zur Folge gehabt und so dem gan-
zen Unternehmen eine ergänzende Seite hinzugefügt, die Charakter
und Wirksamkeit des Mannes der allgemeinen Kenntnils noch näher
bringt und somit nicht minder anerkennenswerth ist. Biographien
Kepler's sind schon früher erschienen, doch, soweit sie das ganze
Leben umfassen, in wenig zugänglicher Gestalt, noch weniger er-
schöpfend. Ihr Hauptverdienst ist, manches Material, das sonst
vielleicht verloren wäre, namentlich einen reichhaltigen Briefwechsel
bewahrt zu haben. Die gegenwärtige Beschreibung aber beruht
auf ganz neuen archivalischen Forschungen, die der Herausgeber
mehre Jahre hindurch mit angestrengtem Eifer und unerwartetem
Erfolge an allen Orten, an welchen der grolse Gelehrte gelebt und
gewirkt , betrieben hat. Es wird uns erst jetzt das ganze Bild
seines tief und reich bewegten Lebens mit allen feinen Schattierun-
gen aufgedeckt, die aus dem Hintergrunde der Zeit auf dasselbe
fallen. Wir sehen, dafs Kepler so bedeutend als Mensch wie grols
als Gelehrter war, und verfolgen seine Schicksale mit Interesse,
auch wenn wir nicht im Stande sind, seine epochemachenden Ent-
deckungen im Einzelnen zu verstehen. Tief verwickelt in die allge-
meinen geschichtlichen Ereignisse seiner Zeit, die er in seinen
Briefen mit eben so grofsem Scharfblick wie unparteiischem Sinne
begleitet, obwohl er selbst aufs empfindlichste davon betroffen
worden, liefert sein Leben zur Aufhellung mancher damaligen Ver-
hältnisse nicht unbedeutende Beiträge. Der erste Band behandelt
dasselbe bis zu seiner Flucht aus der Gegenreformation des Erz-
herzogs Ferdinand und begleitet die zusammenhängende Darstellung
mit zahlreichen Noten und urkundlichen Beilagen. Die bildlichen
Zugaben sind ein Portrait in trefflichem Kupferstich, eine Photo-
graphie nach dem zu errichtenden Denkmal, Abbildungen von Oert-
lichkeiten, die in Bezug zum Gegenstande des Werkes stehen, ein
Facsimile der Handschrift Kepler's u. a. v. E.
23) „Dem Landfrieden ist nicht zu trauen". Fehde
Mangold' s von Eberstein zum Brandenstein gegen
die Reichsstadt Nürnberg 1516—1522. Charakterbild
der rechtlichen und wirthschaftlichen Zustände im deutschen
Reiche unmittelbar vor dem grofsen Bauernkriege. Heraus-
gegeben nach urkundlichen Aufzeichnungen und Briefen im
k. Archive zu Nürnberg von Louis Ferdinand Frei-
herrn von Eberstein, königl. preufs. Ingenieur- Haupt-
mann a. D. u. s. w. Nordhausen. Verlag von Carl Haacke,
1868. 8. 96 S.
Ein Charakterbild aus einer Epoche zu schöpfen, deren Cha-
rakter hauptsächlich darin bestand, allen Zügen desselben freien
Lauf zu lassen, ist immer eine dankbare Aufgabe, um so mehr, als
die speziellste Ausmalung stets so viel vom allgemeinen Geiste der
Zeit geben wird, um das wissenschaftliche Interesse aufrecht zu
erhalten. Das vorliegende Büchlein tritt in um so höherem Grade
unter diesen Vortheil, als Personen darin spielen, die auch sonst
in der Zeitgeschichte von Wichtigkeit wurden. Wie viele ähnliche
Episoden aus kleinem Anlasse entsprungen, verzweigte sich der
Streit des Mangold von Eberstein mit der Reichsstadt Nürnberg
durch eine Reihe von Jahren bis in jene hinein und deckt die Zu-
stände der damaligen staatlichen Gemeinschaft in fast erschrecken-
der Nacktheit auf Wir sehen die Mächte, die früher das Reich
erhalten, bedeutungslos werden und vom Schaui)latz zurücktreten,
andere deren Stelle einnehmen, weil Gelegenheit und Vortheil
ihnen gleichen Anlafs bieten, sich der Ordnung und Sicherung der
Verhältnisse anzunehmen, nach welchen die Mehrheit der Reichs-
insassen sich sehnt, sie zugleich aber auch die Richtung einschlagen,
die später deren Aufkommen ebenso gefahrbringend macht, wie
es früher erwünscht erscheinen mul'ste. Handgreiflich tritt uns die
Ohnmacht des Kaiserthums und seiner Institutionen entgegen; die
Ritterschaft ist zum Theil zum Brigantenthum herabgesunken; der
engherzige Eigennutz der Städte bildet schon jetzt den Boden, auf
welchem die Monarchie des 17. und 18. Jahrhunderts erwachsen
konnte. — Die Fehde ist in Urkunden des Nürnberger Archivs
fast vollständig beschrieben; diese sind daher hier der Reihenfolge
nach abgedruckt. Für die Schwierigkeit, sich durch den endlosen
Schwulst der damaligen Amtssprache hindurch zu lesen, entschä-
digt die Gewifsheit, dafs kein Zug des lebenvollen Bildes verloren
geht. V. E.
24) Bibliotheca historica medii aevi. Wegweiser durch
die Geschichtswerke des europäischen Mittelalter» von 375 —
1500. Supplement nebst einer Zeitfolge der römischen Päpste,
der deutschen Kaiser und Könige sowie sämmtlicher deut-
schen Bischöfe von August Potthast. Berlin. W. We-
ber & Co. 1868. 8. IV u. 456 Stn.
Das Werk Potthast's ist schon von seinem ersten Erscheinen
hinweg, selbst ehe noch eine ganze Reihe günstiger Beurtheilungen
veröffentlicht waren, von allen Sachkennern mit so ungetheiltem Bei-
falle aufgenommen worden, dafs es heute als völlig überflüssig er-
scheint, auf den grofsen wissenschaftlichen Werth desselben zurück-
zukommen. Es kann sich nur darum handeln, das Verhältnil's die-
ses Nachtrages zu dem früheren Hauptwerke mit einigen Worten
zu erläutern.
Bei dem umfassenden, zumeist auf die bedeutsamsten histori-
schen Erzeugnisse der europäischen Völker gerichteten Plan waren
einzelne Lücken fast unvermeidlich. Ueberdies liegt es in der Na-
tur eines solchen Buches, dafs sein Material durch fortgesetzte For-
schungen und neue Erscheinungen unausgesetzt vermehrt wird.
245
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
246
Jene zu ergänzen und auszufüllen und diese nachzutragen war
der Zweck, welchen der Verfasser bei Hcrausgalie dieses Supple-
ments sich vorgesetzt hatte. Indem er die bei dem Hauptwerke
zu Grunde gelegte Eintheilung festhielt, gelang es ihm, den Ueber-
blick der zusammengebrachten Sammlung zu erleichtern, und die
gewonnene Nachlese ist zugleich eine sehr bedeutende geworden.
Das vorliegende Supplement umfal'st zunächst diejenigen grö-
l'seren und kleineren Werke, welche in die Verzeichnisse des ersten
Bandes noch gar nicht aufgenommen waren. Zu dem Ende wollen
wir aus den Scriptores rerum allgemeinen Inhalts die bei Firmin
Didot in Paris erscheinende Biographie generale u. s. w., aus den
Scriptores rerum der einzelnen Länder die Collection d'historiens bei-
ges, publice par l'Academie etc., K. Höfler's Geschiohtschreiber der
husitischen Bewegung in Böhmen, die Quellen und Erörterungen
zur bayerischen und deutschen Geschichte , das Recueil de chroni-
ques , chartes et autres documents concernant l'histoire et les anti-
quites de la Flandre occidentale, publiee par la Societe d'Emulation
de Bruges, die Monumenta Poloniae historica u. a. m. hier nur bei-
spielsweise anführen. Ebenso haben die Angaben aus der Abthei-
lung über die einzelnen Schriftsteller und Schriften eine sehr an-
sehnliche Vermehrung erfahren. Wir erinnern zunächst an die Ar-
tikel über Johannes Hus, die zugleich als Probe der Behandlung
dienen mögen. Es konnten von dem Verfasser aus der Höfler'-
schen Sammlung nicht blos die Universitätsschriften und Briefe
des böhmischen Reformators nachgewiesen, sondern auch über den
Geleitsbrief Kaiser Sigismund's und die Vertreibung der Deutschen
aus Prag eine ganze Reihe von Aktenstücken verzeichnet werden.
Nicht minder reichhaltig sind auch die Nachträge zu den Lebens-
beschreibungen (Vitae) ausgefallen, die der Verfasser trotz ihrer
in sich sehr abweichenden Formen bekanntlich in einer besonde-
ren Abtheilung zusammengestellt hat. Hier erhielt diesmal auch
Girolanio Savonarola eine Stelle. Der Verfasser hat eine kritische
Geschichte der Ausgaben der Vita S. Hieron}'mi Savonarolae gegeben
und aufserdem noch über dreil'sig Erläuterungsschriften zusam-
mengestellt, welche in lateinischer, italienischer, französischer, engli-
scher und deutscher Sprache die Geschichte des italienischen Agi-
tators behandeln. Diese Sorgfalt und Genauigkeit ist bei scheinbar
unbedeutenden Erzeugnissen wie bei andern von entschieden histo-
rischer Wichtigkeit in gleicher Weise erkennbar.
Auch der Ergänzungen zu den schon früher verfalsten Arti-
keln mul's gedacht werden. Bei Behandlung des genuesischen Ge-
schichtschreibers Cafari sind die von diesem verfalsten Schriften
von denjenigen seiner Fortsetzer deutlicher geschieden, und über-
dies durch neue Zusätze erweitert worden. Die Vita S. Hieronymi
presbyteri et doctoris ecclesiae erhielt zur Ausstattung eine lauge
Reihe von Erläuterungssohriften, von denen die meisten, nament-
lich die in italienischer Sprache geschriebenen, wie Potthast uns
mittheilt, auch für die Kirchengeschichte Aquileja's interessant sind.
Ebenso wurde bei dem heil. Martin von Tours die namentlich
in Frankreich noch fortwährend im Wachsen begrifl'ene Literatur
über denselben nachgeholt und mit grofser Pünktlichkeit verzeich-
net. Aehnliche Berichtigungen und Ergänzungen sind der Vita b.
Lanfranci archiep. Cantuar. und der Vita S. Leonis IX. Lpp. zuge-
wiesen worden. Die angeführten Beispiele dürften vollkommen ge-
nügen, um den Leser zu überzeugen, mit welcher Gewissenhaftig-
keit der Verfasser fortwährend bemüht ist, seinem Werke kriti-
schen Werth und möglichste Vollständigkeit zu verleihen.
Als höchst schätzbare Ilülfsmittel hat derselbe seinem Sup-
plemente noch die nachfolgenden Beilagen hinzugefügt : 1 , Vollstän-
digeres Verzeichnifs der Heiligen, ihrer Tage und F^este, 2- Zeitfolge
der römischen Päpste sowie der deutschen Kaiser und Könige,
3. Zeitfolge der deutschen Bischöfe, 4. Mittelalterliche Sonn-
und Festtagsbezeichnungen. Das erste dieser Stücke dürfte in der
That das vollständigste und umfangreichste von allen Veizeich-
nissen sein, die bis jetzt in den verschiedenen Calendarien mitge-
theilt worden sind. Das zweite ist für den Gebrauch sehr zweck -
mäl'sig eingerichtet, da es mit einem einzigen Blicke die Reihe der
Päpste übersehen läfst, welche je einer kaiserlichen Regierung ent-
sprechen. Die Zeitfolge der deutschen Bischöfe berichtigt Mooycr's
bekannte Schrift in sehr wesentlichen Punkten; ist zugleich voll-
ständiger, und enthält namentlich die österreichischen Bisthümer, die
dort nur theilweise berücksichtigt sind. Auch die vierte Mitthei-
lung ist sehr dankenswerth , da sie uns auch von dieser Seite die
Mannigfaltigkeit der mittelalterlichen Bildungen vor Augen stellt.
Wir sehen hier nicht blos bei den grofsen Festtagen die mannigfach-
sten Beziehungen ausgedrückt, sondern auch die Sonntage nach
Pfingsten treten mit eigenthümlichen Benennungen hervor.
Der Verfasser hat für den Fall einer zweiten Auflage eine
völlige und zwar praktischere Umgestaltung des ganzen Werkes
in Aussicht gestellt. Unmal'sgeblich halten wir dafür, dals es den
UeberJ)lick ungemein erleichtern würde, wenn der bis jetzt gesam-
melte Stoifnach den einzelnen Nationen in besondere Verzeichnisse
gebracht, und auf diese in einem allgemeinen Register in kurzer,
aber scharf bezeichnender Weise zurückgewiesen werden könnte.
Je gröfsere Vollkommenheit aber Potthast dem Werke , welches
nunmehr zu seiner Lebensaufgabe geworden ist, verleihen wird,
desto mehr dürfte sich der Wunsch geltend machen, auch die Ge-
schichtschreiber der morgenländischen Nationen, welche unmittel-
bar in die europäische Geschichte eingreifen, einer ähnlichen Be-
arbeitung unterworfen zu sehen. Namentlich für die Geschichte
Spaniens, Süditaliens, des byzantinischen Reichs, der Türkei und
Rufslands wird dies früher oder später zur Nothwendigkeit wer-
den, und wir rechnen es schon jetzt dem Potthast'schen Werke
zum Verdienste an, durch sein musterhaftes Beispiel dieses Bedürf-
nils vergegenwärtigt und zur Befriedigung desselben aufgefordert
zu haben. A. F.
Aufsätze in Zeitschriften.
Die Biene: Nr. 19. Böhmische Getreidesagen. — Nr. 20. Das
Gevatterloch und das Bad Teplitz bei Weifskirchen in Mähren.
(Dr. J. N. Enders.)
Daheim: Nr. 40, S. 630. Die Feldschulen im dreifsigj ährigen
Kriege. Historische Skizze. (Georg Hiltl.)
Europa: Nr. 26, Chron., Sp. 398. Die Wandgemälde im Kreuz-
gange des Paulinums in Leipzig. — Nr. 27. Das deutsche
Schauspiel im sechszehnten Jahrhundert. — Französischer
Vandalismus in Deutschland.
Die Gartenlaube: Nr. 25. Die Johannisfeier im heiligen Köln.
Der Hausfreund: 11. Heft, Nr. 33, S. 517. Schlofs Carolath.
(Dr. Otto Spielberg.)
Jahrbücher für deutsche Theologie: 13. Bd., 2. Hft. Ein
Weihnachtslied für die Knaben im Kloster zu St. Gallen von
Ekkehart TV.
247
Anzeiger für Kunde der deutscKen Vorzeit.
248
Der Katholik: Mai. Die Coufraternitäten des Mittelalters etc.
Allgem. Kirchen-Zeitung: Nr 37 f. Briefe der Päjiste an
Maximilian I., Herzog von Bayern, Kurfürsten.
Monatshlätter f. innere Zeitgeschichte: 31. Bd., 3. Heft.,
März. Kaiser Heinrich IV. und die Geschichtschreibung. (O.
Hartwig.)
Notes and Queries: Nr. 26, S. 597. Notes on certain theoso-
phists and mystics. Tauler and bis school. (Eirionnach.)
Augsburger Postzeitung: Beil. Nr. 39 f- Zur Geschichte und
Bedeutung der Tagespresse. Vortrag. (Herrn. Geiger.)
International e Revue: 4, Bd.. 5. Hft. Zur Geschichte unserer
Ziffern. (H. Deutsch.)
Der Salon: Juli, S. 218. Prag. (E. M. Vacano.)
Sonntags blatt (von Dohm): Nr. 18 — 22. Die blutige Maria.
Geschichtliche Skizze. (J. Mühlfeld.) — Zur Geschichte des
Ringes.
Preufs. Staatsanzeiger: Beilage Nr. 127. Brandenburgisch-
preul's. Denkmäler am Rhein. — Nr. 138. Die Einnahme der
Tempelburg Arkona auf Rügen am 15. Juni 1168.
Illustr. Zeitung: Nr. 1305, S. 9. Kloster Nimbscben.
Leipziger Zeitung: Wissensch. Beil. Nr. 43 f. Der Kriegszug
des Kurfürsten Moritz von Sachsen gegen Kaiser Karl V.
Vermischte Nachrichten.
69) Nach dem Gutachten der Dombaumeister Voigtel, Schmidt
und Denziuger bandelt es sieh bei der Herstellung des Domes
zu Frankfurt a. M. nicht blos um die Heilung der Brandschäden,
sondern anch um die Verbesserung der Fehler, welche in frühern
Jahrhunderten aus Mangel genügender physikalischer Kenntnisse
begangen worden sind. Die eisernen Verbindungen der Thurm-
quadern haben in demselben viel tiefer reichende Zerstörungen
angerichtet als das Feuer. Eine Abtragung der Kuppel und des
Achtecks bis zum Ansätze der Fenster und der Neubau derselben
scheint erforderlich. Dieser Neubau aber macht die aus ästheti-
schen Rücksichten und wegen Schutz vor abermaliger Feuersgefahr
wünschenswertbe Freilegung des Doms zur Nothwendigkeit , da
sonst die erforderlichen Gerüste nicht angebracht werden können.
Im Interesse der Sicherheit sollen auch alle Holzbausachen : Schnee-
bretter, Läden, Dachsparren, Glockenstuhl, welche dem Feuer Ein-
gang und Nahrung gewährten, beseitigt und durch Eisen ersetzt
werden. Freilich würde die Ausführung der Pläne der Commis-
sion, ohne die Ankaufskosten der niederzulegenden Gebäude, einen
Aufwand von '/i Mill. fl. verursachen, während das Vermögen des
Dombauvereins nur 100,000 fl. beträgt. (III. Ztg. Nr. 1306.)
70j In dem Kreuzgange des Paul in ums in Leipzig befinden
sich alte Frescogemälde, welche der seit kurzem daselbst be-
stehende Verein für Geschichte Leipzig's von ihrer Uebertünchung
befreien und wo möglich in ihrer Urspünglichkeit wiederherstellen
lassen will. Am 19. Juni waren bereits zwei Felder in der frü-
hern Gestalt blofsgelegt, und es scheint sich nach den neueiitdeckten
Angaben herauszustellen, dals die Bilder 1390 gemalt und im Jahre
1517 übermalt worden sind. (Dies. Nr. 1304.)
71) In Würzburg haben die Arbeiten, welche auf dem Markte
dicht an der gothischen Marienkirche zum Zweck der Kanalisierung
dieses Stadttheils vorgenommen wurden, sehr unerwartete anti-
quarische F u n d e zu Tage gefördert. In einer Tiefe von 8 Fufs
unter den Fundamenten fanden sich in einem torfigen Sande un-
zählige Knochen von Torfschwein, Torfltuh, Pferd, Edelhirsch, Reh,
Schaf, ganz in derselben Weise gefärbt und die Mark enthalten-
den Höhlungen in derselben Weise aufgebrochen, wie dies bei
den Pfahlbauten stets getroffen wird. Der Schädel eines Hundes
dagegen ist ebenso unverletzt, wie dies gewöhnlich in den Pfahl-
bauten der Fall ist. Mit den Thierknochen kommen Sumpf-
schnecken und Muscheln (Lymneus, Cyclas), zahlreiche Hölzer und
Knollen von erdigem, phosphorsaurem Eisenoxydul, Vivianit, vor.
Nur ein kleiner roh geformter Krug, wie er den Gräbern der
Bronzezeit eigenthümlich ist, wurde mit den unzweilelhaft in den
Sumpf hineingeworfenen Knochen bis jetzt gefunden, üeber die
Knochenreste stehen weitere Mittheilungen des Professors Sand-
berger bevor, welcher dieselben untersucht hat und mit den frü-
her im Feuerbacher Moor entdeckten völlig identisch fand.
(Dies. Nr. 1306.)
72) Von den unter Leitung von Pertz herausgegebenen Mo-
num. Germ, histor. sind wieder zwei neue Bände veröffent-
licht: Tom. XX der Scriptores und Tom. IV der Leges. Der erste
Band bringt Supplemente zu Band 1, 5, 7 und 12, darunter An-
nales Altahenses majores , herausgegeben von W. von Giesebrecht
und Edm. Frhr. v. Oefele, und Herbordi dialogus de vita Ottonis
episc. Babenbergensis, herausgeg. vom Prof. R. Köpke aus der
von Giesebrecht in München wieder aufgefundenen Orginalhand-
schrift; ferner enthält er Chronica aevi Suevici, wie die Opera des
berühmten Otto v. Freisingen, das Chronicon Lippoldis bergense
Reineri monachi S. Laurentii opera historica u. s. w. Bearbeitet
haben diese Schriften W. Arndt, K. Pertz u. a. Der 4. Band der
Gesetze bietet die lange erwarteten Leges Longobardorum aus der
Redaction des Geh. Rathes Prof. Dr. Bluhme in Bonn, den Liber
legis Longobardorum Papiensis aus A. Boretius' Bearbeitung u. a.
Jedem Bande sind einige trefflich ausgeführte Facsimilia beigege-
ben. (Das.)
73) Zur Ros with afrage. Am Schlufs der in Nr. 5 der Beil.
z. Anz. mitgetheilten Besprechung der Aschbachschen Schrift über
Roswitha findet sich die Vermuthung ausgesprochen, Prof. Asch-
bach habe die Sache auf sich beruhen lassen. Dals dieses aber
nicht der Fall, die Angelegenheit folglich auch noch nicht als end-
gültig entschieden zu betrachten sei, belehrt uns ein Schreiben des-
selben vom 22. Juni, wornach eine zweite, vermehrte Auflage
seiner Schrift, welche nachträgliche Untersuchungen über den
Münchener Codex der Roswitha, über die Legende des heiligen
Pelagius (worin die Mystification am offensten an den Tag treten
soll) und über den als echte Geschichtsquelle in die Mouum. Germ,
histor. aufgenommenen Ottonischen Panegyricus enthält, bereits im
Drucke erschienen ist. Die gedruckte Vorrede zu dieser zweiten
Auflage war dem Schreiben beigelegt. Sobald die Schrift selbst
in unsere Hände gelangt, werden wir nicht verfehlen, die Leser
mit dem Inhalt derselben, soweit er Neues bietet, näher bekannt
zu machen.
Verantwortliche Redaction: A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch - artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Sobald'Bche Buchdruckerei in Nürnberg.
XÜrnberg'. Das Abomiemont des Blat-
tes, welcbos alle Monate erscheint, wird
ganzjulirig angenommeu und betragt nach
der neuesten l'ostconventiou bei allen Poat-
ämtern und Buchliandlungen Deutschlands
incl. Oostorreichs 3Ü. 36 kr. im 24 a.-Fula
oder 2 Tlilr. preufs.
Für Frankreich abonniert uian in
Strafßburg bei C. F. Schmidt, in Paiis bei
der deutschen Buchhandlung von F.Klinck-
aieck , Nr. 11 rno de Lille, oder bei dem
ANZEIGER
FÜR KIIIDE DER
Neue Folge.
Postamt in Karlsruhe ; für England bei
"Williams & Norgate , li Ifeurietta- Street
Covent - Garden in London ; für Nord-
Amcrilca bei den Poutümtom Bremen und
Hamburg,
Alle für das german. Museum be-
Htimmten Sendungen auf dem Wege des
Buchhandels werden durch den Commis-
uiouär der literar. -artist. Anstalt de» Mu-
seums, F. A. Brockhaus in Leipzig, be-
fördert.
\'
Fünfzehnter Jahrgang.
1868.
ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
JW8.
Angnst.
Wissenscliaftliche Mittheilungen.
Auszüge aus den Wertheimer luveutaren des 16. und
17. Jahrhunderts.
(Schlufs.)
III. Fahrende Habe des Bauern Jurg Resch zu Unterwitt-
bach*)' 1633.
AnGefchir: Ein Wagen. EinPflueg. Ein Egen. Ein Ram-
kette. An Bethwerck: Sechfz Eyntzlige Beth. Vier Pfülbe.
An Geduch: Neun Paar Leylach. Ein Bethzichen. Ein Pfulbfz-
zichen. Zwey grobe Tifchtucher. Zwo Handfzzwel. Ein gewurf-
fede Pfulbfzzichen. Drey Mahl Seck. An Kleiderwerck:
Vier Beyder Röcklig. Ein wüllener Rock. Zwo flechfene gip-
pen **). Ein Leinwathfz fchurtz. Zwey Beidermaalz ***) fchurtz-
tuher. Ein lang Grobgrun leible. Ein kurtz Dafed leible. Ein
Paar Leinwands Ermel. Fünf Leinwatfz fchleyer. Ein berles
Schapel. Ein grüner Sameter gurtel. An Zinwerck: Vier
*) Dorf mit Pfarrkuratie, ungefähr eine Stunde von Wertheim,
auf rechter Mainseite. Der Ort wird 1146 zuerst erwähnt (Usser-
mann, S. 380) und besafs bereits damals eine Capelle. S. über
denselben auch Reg. Bav. vol. X, 322. Aschbach, Gr. v. Wert-
heim I, 289. Reininger im Arch. d. bist. Vereins zu Würzburg,
Bnd. XVIII, 93 u. A.
**) Gippe = Juppe, Joppe, Jacke, Ueberkleid mit Aerraeln ;
ital. giubba, frnz. jupe. Schmeller II, 270.
***) Vestis utnusque fili. Vergl. Beiderwand und Dirdendei.
Haltaus, Wbch. zur Clara Hätzlerin. S. auch Grimm's Wbch. un-
ter Beiderwand u. Dirdendei. Beidermaß (beidermäl'zig) fehlt bei
Grimm. Vilmar, hess. Idiot. 29 : Beiderwand, Beidermann, Gewand,
Zeug, halb aus Linnen, halb aus Wolle.
Mols Kande. Ein Halbinofz Kande. Ein Viermofz Kendle. Sie-
ben Zinn Grol's vnd Klein. Ein zinnere Mofs Kande. An
Kupferwerck: Zween Keffel, ein gutter vnd ein böfer. Acht
grofl'e Pfannen. Zween Eyfzere löffel. An Eyfzenwerck:
Fünf Kerft. Ein Reud Hebe. Ein Bickel. Zwo breyte Hebe.
Zwey Beyhel, ein kleinfz vnd ein grofz. Ein wifze Beyhel. An
Holtzwerck: Vier verfchloffene Thruen. Zwo vnverfchloffene
Thruen. Vier gutte Bethladen. Zween Behalter. Zween Tifch.
Zwo Vorbanck. Ein Backtrog. Drey Nepf. Zwo höltzerne Schuf-
fel. Zwey Dutzet Deller. Ein Dutzet löffel. AnFafze: Ein 10
Eymericbfz fafz. Zwei Halbfüderich falz. Zwey funff Eymeriche
fafz. Zwey vier Eymerich fafz. Zwey Eymeriche fäfzle. Zwey
V2 Eymeriche fefzlig. Zween Zuber, der ein helt 6 Eymer, der
ander 5 Eymer. Zwo Butten. Vier Gelde. Zween Kübel.
IV. Fahrende Habe des Bauern Veiten Fischer zu Unter-
wittbach. 1633.
An Bethwerk: Funff Einzüge Beth. Ein Pfulbe. EinKuf-
fen. An Geduch werck: Zwey vnd zwantzig Par leilach.
Zwo Bethzichen. Zwo Pfulbzichen. Sechfz Tischtücher. Zwey
Newe Hemeder. Zwey Wamefzer. Zwey Par Hofzen. Ein Bar-
chete Mutz. Drey Mahl Sack. An F a fz : 3 Fafz iedes ein
Fuder. 2 halb Fuderige, 3 Dritthalb Eymerichs, ein Andert-
halb Eymerichs fefzle. Ein Wage Zuber. Ein 10 Eimerige
Kuffen. Drey Butten. Ein hultzern Fafztrichter. Vier Gelden.
Zween Kübel. An anderm Haufzgereth: Drey Bethlade.
Drey Truhen. Ein Backtrog. Ein Verfchloffener behalter.
Noch ein langer verschloffener Behalter. Ein Sumre. Zwo
251
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
252
Halbe metze. Zween Nepf. Zween Flade fchüffel. Ein ledern
Eymer. Zwo Höltzerne schüffel. Ein See Sodel*). Drey Du-
tzet Deller. Ein Sieb. Ein Tisch. Vier Körb vnd Manne.
An Zin: Vierzehen Zin grofz vnd klein. Drey Mofz Kande.
Drey Halbmofz Kande. Drey Viermofz Kendle. Zwey kleine
Fleschle. Ein Meffener Han. Ein Liechtform. Zween Leuchter.
Zwo Scharre. Ein Stofz Eyfzen. Drey Flegel. An Eyfen-
werck: Zwo Pfannen. Ein Durchschlag **). Ein Trifufs. Zween
Kessel. Ein Kesselhole ***). EinHewgabel. Ein Spiefz. Ein Ram-
kette. Ein Bindkette. Ein Schnidmesser. Ein eissere Kette. Ein
breite Hebe. Sechfs Kerst. Ein Bickel. Ein wifze Beihel. Ein
Kuhkette. Zwey Beihel. Ein Wagen. Zween Pflug. Ein Schar.
Ein Seg. Ein böfz Aftergeschirr.
V. Inventarium über die in der Pfarrkirche zu Wertheim
befindlichen Silberkleinode, Gewänder u. s. w. 1525.
23 kelch silberen vnd vbergült, doran hat der prediger
ein. 1 gros silberen nioiistrantz vbergidt zum sacramenth. 1 sil-
beren vbergülte monftrantz, dorin fant Kathera gebein iftf). 1
kleine filbere monftrantz. 1 gros filberen krewtz. 1 berlein
krewtzlein. 1 gros filberen paten mit eim fuffe. 1 filbere paten
vbergült. 2 filberen merzkennlich. 1 rothen samethen berlin man-
tel zum facramenth. 1 gülden kreutzlein nit gros. 1 vbergidt
Margen billein ff) vnd 1 vbergült billcin, die man an die gros
monftrantzen hengkt, sein beyde klein. 1 fchwartz famether beu-
*) Ein Trockenmafs, namentlich für Getreide. Vgl. ahd. sätil,
mhd. sät, Grimm, Gramm, in, 459. Graff, VI, 166. Benecke-Müller
n, n. Sotel, Sodel nennt man in unserer Gegend auch die ge-
wöhnlich durch Reiser abgesteckten und bezeichneten Abtheilungen,
eines zu besäenden Grundstücks , — also eine Art Flächenmafs,
wahrscheinlich so ^^el, als man mit einem Sodel Samens besäen
kann. Nach der Anzahl der Sodel wird die Gröfse eines Ackers
bestimmt. Vilmar, hess. Idiot. 338. Vgl. Summern, Metze etc.
**) S. Grimm Wbch. II, 1668, 5.
•**) hahela. hahla, hala in ahd. Glossen für cramaculus ; mhd.
hähel, Kesselhaken; in Hessen: Helen, Hoelen, Hangehohlen, am
Niederrhein: Haellen u. s. w. Benecke-Müller I, 160. Schmeller
n, 166. Zeitschrift f. d. d. Mundarten HI, 556, 66. V, 446. Vgl.
auch Simplicissimus I, c. 8. In einer niederrheinischen Urkunde
von 1663, Immission in den Domhof zu Eschweiler betr. Annalen
des bist. Ver. f. d. Niederrhein. XVII, 261, begegnet der Ausdruck
Hall in einem für die Symbolik des Rechts interessanten Zusammen-
hang : „Welchemnach Mehrwolgter Hr. von Hezingen vnd Herr
zne Borgaw sich zum gten halben Thumbshoffs woenplatz bege-
ben, in praesens hierunten specifirten angewefzenen Schelfen vbli-
chen brauch nach observatis solemnibus den Hall geschürtz, vorn
fewr sitzend dalzelb gestochet, widderumb ausgegolzen, die Thewr
zum drittenmahll vff vnnd zuegeschlofzen, im garten von den bäu-
men Zweich abgebrochen, gral'z vfTgenohmen" u. s. w. Vgl. Grimm,
Rechtsalterth. 194. 195. Vilmar, a. a. 0. 143 : Hahle.
f) In der Stadt-, späteren CoUegiatkirche befand sich ein Al-
tar der h. Katharina, fundiert 1361 durch Johannes, Pfarrer zu
Gamburg.
ff) Marienbildchen.
thel. 1 bloen mantel zum facramenth. 1 filberen ketten mit et-
lichen kleiiiet daran hang. 1 silberen becher. 1 filberen becher
vbergült. 1 filberen buchten vbergült, do das sacramenth in ift.
1 krön mit 7 perlenfchappeln. 1 ftuck bioer fameih beftickt
mit berlin. 1 roden gülden ordenath. 1 weis ordeuath mit 2
rocken. 2 filberen fchappelkron in der Sacriftey. 5 dick fchleyer.
2 fchleyer mit gülden leisten. 1 bioer damaftat mantel, dran
hangt 23 bar filberen fchlos. 8 filberen ring. 1 groffer lilberer
biefem apfifell. 3 weis ftein in filber ring gefal't. 8 korallen Pa-
ter Nr. 4 rocke vnfer lieben frawen. — Ein Reihe diverser
Cafein und Chormäntel von Seide, Sammt und Damaft mit Gold-
und Perlenftickereien, Decken, Vorhänge, Grab- und Sargtücher,
Leuchter, Feftival- und Ferialtücher u. A. Endlich befinden
rieh noch „in der Begein *) Haus vnd vif der Borkirchen" ver-
schiedene nicht einzeln aufgeführte) Gegenftände, wie Schleyer,
Altartücher, Handzwellen, Hungertücher, Untertücher, Kiffen
ins Grab, Fastentücher für die Heiligen, u. f. w.
*) In einem Häuserverzeichnifs aus dem Anfang des vorigen
Jahrhunderts findet sich noch, als im Brückenviertel gelegen, das
„Beckhinen oder armen haus" aufgeführt. Eine Begine Kunigunde
Niederländerin macht im Jahre 1304 eine Schenkung an das Klo-
ster Bronnbach. Unter den Zeugen befindet sich eine Alheidis
Beggina dcta Windenmannin. Beide dürften der Wertheimer Be-
guinage angehört haben.
Wertheim. Dr. Alex. Kaufmann.
Zui' Geschichte der FeiierwaiFeii.
(Schluls )
Eine Reihe interessanter Handfeuerwaffen bieten die Zeug-
bücher Kaiser Maximilian's in der k. k. Ambraser Sammlung
in Wien, von denen das german. Museum durch die gefällige
Vermittlang des Herrn k. k. Hauptmanns Quirin Leitner Durch-
zeichnungen erhalten hat. Wir geben darnach verkleinert die
der vorigen Nummer beiliegende Tafel.
Einen nicht unwichtigen Beitrag zur Geschichte der Hand-
feuerwaffen bildet ein Gemälde im german. Museum vom Jahr-
1502, welches den damals vor Nürnberg stattgehabten Kampf
der Nürnberger mit Markgraf Casimir von Brandenburg darstellt.
Das Bild ist 1,82 lang und a,28 Met. hoch; die einzelnen Figu-
ren sind 16 Centim. hoch. Leider ist es jedoch nicht miniaturartig
ausgeführt, sondern mit Deckfarben auf Leinwand ziemlich
flüchtig gezeichnet, so dafs das Detail der Gewehrformen nicht
mit Sicherheit entnommen werden kann. Fig. 3 zeigt zwei
Mann aus diesem Bilde, welches die Angaben ToU's vollauf be-
stätigt, dafs man nämlich damals die Gewehre an der Wange
angelegt habe. Ob ein Schlofs am Gewehre war, und auf welche
Art die Entzündung stattfand, kann aus dem Bilde nicht ent-
norameu werden, obwohl der eine Krieger etwas in der Hand
hat, das einer Lunte ähnlich sieht.
Das Radschlofs reicht bis in die ersten Jahre des 16. Jahrh.
hinauf. Nach Toll ward es schon 1506 in Geifslingen und noch
253
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
254
1533 in Oesterreich verboten, da es lange für schädlich gehal-
ten wurde. Man sieht aber noch im 17. Jahrh. auf alten Ab-
Vig. 3.
bildungen meist den Luntenhahn. In Wallhausens Kriegskunst
zu Pferdt (1616) hat die Infanterie Luutengewehre, die Caval-
lerie aber Radschlolslcarabiner. Das german. Museum besitzt
einige solche Gewehre, die dem 17. Jahrh. angehören und zur
Zeit des dreifsigjährigen Krieges die allgemeine Waffe des Fufs-
volkes gewesen zu scheinen.
Auch an mehreren Hakenbüchsen des 16. und 17. Jahrh.
kommt noch der Luntenhahn vor, während die früheren blos
Zündlöcher theils oben, theils an der Seite zeigen. Ein Bruch-
stück eines schweren Infanteriegewehres aus dem dreifsigjähri-
gen Kriege hat gar keinen Hahn, sondern blos ein Zündloch mit
Pfanne ; ein anderes zeigt einen ungeheuer langen Kolben von
0,90 Met., offenbar, um den Schützen vor der Plamme der
Pfanne zu decken.
Unter den Radschlofswaffen des german. Museums dürfte
wol die älteste eine Pistole sein, etwa aus der Mitte des 16.
Jahrh., bei welcher sich der Drücker nicht unten, sondern oben
befindet, so dafs man sich denken könnte, er sei mit dem Dau-
men in Bewegung gesetzt worden, wenn nicht der Drücker dem
Daumen zu wehe gethan hätte, da er aus einem ziemlich dün-
nen Blechstreifen besteht, dessen scharfe Kante angegriffen wer-
\
den müfste. Ein Loch in
demselben läfst annehmen,
dafs eine Schnur daran be-
festigt war, an welcher ge-
zogen wurde, um die Pistole
abzusehielsen.
Wenn wir einem der von
Toll ausgesprochenen Sätze
entgegentreten möchten , so
ist es der, dafs das Lunten-
schlofs erst nach dem Rad-
schlosse erfunden sein k ö n n e
und dafs, weil das Kölner
Einladungsschreiben von 1 501
schon ein Luntenschlofs zeigt,
das Radschlofs vor 1501 ent-
standen sein müsse. Wir
können uns recht gut die
gleichzeitige, von einander un-
abhängige Entstehung beider
denken. Interessant ist, dafs
auch beide an manchen Waf-
^fen gemeinsam zu finden sind,
wie überhaupt eine doppelte
Vorrichtung nicht selten vor-
zukommen scheint ; wenig-
stens sind solche an mehreren
Exemplaren des german. Mu-
seums combiniert. So unter
Anderem an einem einzelnen
Schlosse unserer Sammlung,
wo kein Zweifel bestehen kann,
dafs hier nicht etwa eine spä-
tereAbänderung vorliege, son-
dern dafs man die Absicht
hatte, eine doppelte Vorrich-
tung anzubringen, um auf je-
den Fall sicher zu gehen.
Hier wendet sich, wie gewöhn-
lich, der Halter des Steins
am Radschlosse gegen das Ge-
sicht ; ein Schwammschlofs
steht da hinter und schlägt
vom Gesichte weg gegen die
Pfanne. Von besonderem In-
teresse ist auch ein Gewehr
mit der Jahreszahl 1571, das
eine doppelteZündvorrichtung
hat, nämlich ein schon ur-
sprüngliches Steinschlofs und
den Luntenhahn.
Wie hoch das Steinschlofs
255
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
256
hinaufgeht, sind wir augenblicklich nicht in der Lage anzu-
geben.
Wir geben unter Fig. 4 die Abbildung des Gewehres von
1571 und in Fig. 5 das Schlofs in halber Naturgröfse. Der Lauf
hat eine Länge von 1,00 Met.; der Durchmesser an der Mün-
dung im Lichten beträgt 0,015 Met., die ganze Länge des Ge-
wehres von der Mündung bis zum Ende des gekrümmten Kol-
bens 1,40 Met. Zum Zielen ist bei 0 ein konisches Röhrchen
auf den Lauf aufgelegt, durch welches man das Zäpfchen P
gen Gelasse, wo das 2 Met. lange Rohr nicht zurückgeschoben
werden konnte ; um es zu laden, wurde daher der hintere Bo-
den herausgeschraubt, die Ladung von rückwärts eingescho-
ben und mit einer tiefeingreifenden Schraube der Boden wie-
der befestigt. Diese Art der Rückladung, die keineswegs rasch
von statten gehen konnte, ist verschieden von den Kammer-
geschützen. Die Festigkeit des Verschlusses und die Sicher-
heit der Bedienungsmannschaft hängt dabei natürlich von der
Güte der Schraube ab.
Fig. 5.
sieht. Der Lauf ist unten achteckig ; gegen die Mündung wird
er rund; die Jahreszahl 1571 ist auf der Oberfläche des Lau-
fes vor dem Röhrchen 0 eingegraben. Der lange Hebel N
setzt den Luntenhahn in Bewegung, der, wie gewöhnlich, so
eingerichtet ist, dafs er sich von der Pfanne wieder entfernt,
sobald der Hebel losgelassen wird. Der Drücker M dient zur
Bewegung des Feuersteins. Wenn der Hahn gespannt ist, so
steht er, wie in Fig. 5, senkrecht. Dreht er sich bei Berüh-
rung des Drückers um seine Achse, so schlägt der Stein gegen
das Kreissegment H, welches fast die Breite des Steines
und, ähnlich wie das Rad des Radschlosses, an der Cyliuder-
fläche tiefe Rinnen hat. Zugleich bewegt sich jedoch der An-
satz A am Hahn, welcher unten abgerundet ist, über das oben
abgerundete Ende B des Stängchens B C , dessen Ende B
durch eine Feder von der Unterlage weggedrückt wird, so
dafs das Ende C, welches rückwärts einen Haken hat, den
Stiel EK packt, welcher einen Deckel L auf der Pfanne G
hält. Bewegt sich nun A über B , so wird dieser Punkt
gegen den Grund gedrückt, C entfernt sich vom Grunde
und das Häkchen läfst den Stiel E K los. Die Feder D E
drückt nun bei E den Stiel E K zurück, so dafs sich der De-
ckel L unter der Feder F weg von der Pfanne losschiebt und
die auf H sich bildenden Funken auf die Pfanne fallen.
Dem Schlüsse des 16. Jahrhunderts gehört ein Falkonet
an, das, von Eisen geschmiedet, mit zwei Schildzapfen versehen
ist und unmittelbar bei den Schildzapfen zwei Handgriffe (Del-
phine) hat. Dasselbe hatte offenbar seinen Platz in einem en-
Wie aus dem Aufsatze auf Sp. 262 ff. des vorjährigen An-
zeigers nach einem Manuscripte im germanischen Museum her-
vorgeht, hatte man die Hinterlader blos der Raumersparnifs
wegen auf engen Thürraen, wo nicht Spielung genug war, um die
ganze Kanone von der Brustwehr wegzuschieben und zu laden.
Für solche Fälle ist auch ein Modell aus dem 17. Jahrb. er-
dacht, das aus dem Dresdener Zeughause stammt, von dem
wir jedoch nicht wissen, ob es blos als Versinnlichung einer
Erfindung gemacht, oder ob es etwa Nachbildung eines be-
stehenden und gebrauchten Geschützes ist, woran wir jedoch
zweifeln möchten. Es ist eine Doppelkanone; zwei mit dem
Boden aneinander stofsende Röhren liegen so auf einer Lafette,
die dicht an der Brustwehr stehen kann, dafs ein Lauf nach
vorn herausschaut, der zweite nach hinten. Der nach hinten
stehende Lauf wird wie eine gewöhnliche Kanone geladen, dann
wird die ganze Doppelröhre um die Mittelachse gedreht, so dafs
die geladene Röhre nach vorn steht und losgeschossen werden
kann, während sodann die zweite Röhre gleichzeitig geladen
wird. Das Umdrehen scheint eine etwas merkwürdige Mani-
pulation und das Zielen geradezu unmöglich, da der Lauf
sich gar nicht feststellen läfst, so dafs kaum die Sache prak-
tische Bedeutung gehabt haben dürfte. Das Gleiche kann von
einem Modell in der Sammlung des german. Museums an-
genommen werden, das drei unter einander communicierende
parallele Kanoncnläufe zeigt, so dafs man drei Schüsse auf ein-
mal geben konnte. Auch die zierlichen Modelle der Orgelge-
schosse mögen zwar bestehenden Geschützen direkt nachgebil-
257
Anzeiger fiu" Kunde der deutschen Vorzeit.
258
det sein, wie man ja solche Höllenmaschinen schon in sehr al-
ten Zeiten hatte; allein eine grofse Verwendung, die wirklieh
auf die Kriegsführung Einflufs gehabt hätte, fanden sie nie-
mals. Zwei Modelle unserer Sarandung von Kanonen mit den
Jahreszahlen 1625 und 1695 haben nicht runde, sondern dachlie-
gende oblonge Ruhren, so dafs sie nach der Meinung einiger
Sachverständigen dazu dienten, Kartätschen zu schieisen, um
sie möglichst horizontal zu zerstreuen.
Ein schön gearbeitetes Steinschlofsgewehr, mit der Inschrift:
„Du Vivier Würtzburg • bezeichnet, gehört dem 18. Jahrh. an.
Es ist zur Hinterladung eingerichtet; der Kolben dreht sich
um ein Scharnier herab, so dal's metallene Patronenhülsen, an
denen sich zugleich die zugedeckte und mit Pulver versehene
Pfanne befindet, eingeschoben werden konnten, und man somit
sehr rasch feuern konnte, wobei jedoch der Schütze eine ziem-
liche Anzahl der schweren geladenen Patronen (man kann sie
als förmliche Kammern betrachten) im Bandelier vorräthig ha-
ben mufste. Etwas jünger ist ein dreiläufiges Revolvergewehr
(Drehung) mit Steinschlol's, sowie ein anderes Hinterladungs-
gewehr, das schon in den Schlufs des vorigen oder in den Be-
ginn unseres Jahrhunderts fällt ; endlich ein dritter Hinterlader,
der als Modell für Napoleon I. verfertigt worden war.
Wir ergreifen diese Veranlassung, eine frühere Mittheilung
unseres Anzeigers zu berichtigen. Im Jahrg. 1862, Sp. 261 ist
nämlich von der Bombarde Sigismunds von Tirol die Rede,
welche in jener Zeit als Geschenk des regierenden Sultans
von Rhodus, wo sie stand, nach Paris in die Sammlung des Kai-
sers gelangte. Die Inschriften darauf lauten nach einer uns
vorliegenden genauen Zeichnung und Gypsabgüssen , die wir
der Freundlichkeit des Hrn. Oberstlieutenants Köhler in Dan-
zig danken, folgendermafsen :
1) Um die Mündung:
die kateri huis ich vor meinem gebalt hüet dich
das vnrecht straf ich jörg evdarfer gof mich.
2) Auf der Mitte des Geschützes oben : Sigmvd ertz her-
zog ze öster [reich, ff. MGCCC | vnd im LXXXVII (also 1487).
3) am oberen Ende vor dem Zündloche :
jörg gof mich.
Nürnberg. A. Essenwein.
Römerspuren im Osnabrück'schen.
Es möchte wol nicht unwahrscheinlich sein, dafs die
nördlichste der römischen Heerstrassen (die südliche folgte be-
kanntlich dem Laufe der Lippe) von Holland und dem Zuider-
see durch das Fürstenthum Osnabrück an die W^eser führte.
Wenigstens Moser meint, dafs Germanicus auf seinem zweiten
Zuge von der Ems nach dem Idistavisischen Felde jenseit der
Weser über die Kuackenbrücke und so weiter über Vörden
gegangen sei. Wenn wir nun den östlichen Theil dieser Strasse
vom rechten Emsufer ab verfolgen, so kommen wir durch eine
an vorchristlichen Alterthümern und Römerspuren überaus rei-
che Gegend. Unterhalb Düthen (dem Tuderium des Ptole-
mäus'?), wo der Weg die bis dahin noch schiffbare Ems über-
schritt, so dafs hier eine Verbindung mit den zu Schiffe strom-
aufwärts kommenden Truppen stattfinden konnte, finden wir
in der Nähe von Lathen in der Tinner Dose, einem zwischen
dem Emsufer und dem Hümmling gelegenen Moore, eine Fort-
setzung der pontes longi, welche die Holländer bekanntlich im
Jahre 1818 im Bourtagner Moore zwischen dem Kloster Ter-
apel und dem Dorfe Varlte aufdeckten. Den läohlenweg in
der Tinner Dose zwischen dem Hengstberge *) und der Bauer-
schaft Sprackel am Westrande des Hümmling entdeckte im
Jahre 1860 der Amtsvogt Buchholz in Lathen. Er besteht,
wie der Bohlenweg in der Bourtagne, aus 8 Fufs langen, un-
gleich breiten, 2 bis 3 Zoll dicken, mit der Ast zugehauenen
eichenen Bohlen und liegt ebenfalls 3 — 4 Fu s unter der Sohle
des Moores. J. G. Kohl besuchte den Bohlenweg in der Tin-
ner Dose einige Jahre später und hat in seinen „Nordwest-
*) Zwischen Haus Campe beim Dorfe Steinbild und Meppen
zieht sich am rechten Ufer der Ems ein Hügelzug hin , welcher es
aufser Hengstberg auch noch zu anderen besonderen Namen, wie
Ossenberg, Kellerberg, Galgenberg und Flüteberg gebracht hat
und jetzt durch die hannover'sche Westbahn durchschnitten wird.
Diese Sandhügel oder Dünen, welche das Werk der Ems sein mö-
gen, sind jedoch schon vor der christlichen Zeit bewohnt gewesen,
wofür die vielen Todtenhügel, welche man auf ihren Rücken erblickt,
den untrüglichsten Beweis liefern. Um nun auf diesen breiten Sand-
streifen, welcher zwischen dem Bourtagner Moor und der Tinner
Dose liegt, zu gelangen, mufste Germanicus, welcher am linken Ufer
gelandet war und bei Amisia (Emden) die Flotte zurückgelassen
hatte, seine Truppen, die sich mühsam genug durch das Bourtaoner
Moor durchgearbeitet haben mochten (das Vorrücken durch die ost-
friesischen Moorgegenden am rechten Ufer mochte noch schwieriger
sein und Germanicus deshalb den Weg am linken Ufer vorgezoo-en
haben, obgleich auch das Bourtagner Moor auf einer Landkarte von
Joannes Janssonius (Amsterdam 1660) als „desertum ob paludes et
aquas inaocessura" und „loca paludosa et inaccessa" liezeichnet \\'ird)
in der Nähe von Lathen über die Ems setzen (dextras in terras
iturum), wo dann der Brückenbau mehrere Tage in Anspruch nahm.
Es ist nicht klar, warum Germanicus seine Soldaten nicht gleich
bis an diese Stelle durch Schiffe heraufbringen liels; denn die Ems
ist zu allen Zeiten bis nach Haren, noch oberhalb Lathen geleo-en,
hin schiffbar gewesen, wie denn dieser Ort noch heute Hauptort
der Emsschiffer, der sogenannten Puntker ist, und Düthe, wenn es
wirklich das auf den Karten des Ptolemäus genannte Tuderion,
eine alte Schiffsstation an der Ems, ist, liegt nicht weit vom nörd-
lichen Abhänge der oben beschriebenen Hügelreihe. Darin liegt
demnach die Erklärung des Tadels, welchen Tacitus Ann. II. 8
mit den Worten ausspricht: in eo erratum est, quod non subvexit
„und darin %vurde gefehlt, dafs er nicht weiter hinauffuhr". Taci-
tus meint also, dafs Germanicus, wenn er weiter hinaufgefahren,
bessere Landwege gehabt haben würde, die Soldaten sofort am
rechten Ufer hätte aussetzen und dadurch die Mühe und Zeit mit
dem Brückenbau sparen können.
259
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
260
deutschen Skizzen" davon erzählt. Wir betreten nun das Hoch-
plateau des Hümmling, vor allen ausgezeichnet durch heidni-
sche Steindenkmäler, von denen nach Wächter's Statistik im
Jahre 1841 noch 28 vorhanden waren. Erwägt man nun, wie
viele Steindenkmäler im Laufe der Zeit zerstört sein mögen,
so ist die Anhäufung derselben auf einem verhältnifsmäfsig so
kleinen Räume höchst merkwürdig. Gleich in der Sprackeler
Mark finden wir ein schönes Hünengrab von 13 Trägern und
4 Decksteinen. Berühmt sind ferner die drei Borger Denk-
mäler, dann das schöne Hünenbette bei Werlte von 14 kolos-
salen Decksteinen und 32 Trägern. Leider zerstört ist das
berühmte Denkmal des Königs Surbold im Walde bei Borger,
das gröfste dieser Art, da unter dem einzigen Decksteine 50,
nach Anderen sogar 100 Schafe Platz hatten. Aber neben den
altheiduischen Denkmälern finden wir wiederum Römerspuren.
So wurden im Jahre 1824 in einem Grabhügel mehrere römische
Silbermünzen vom Kaiser Augustus und der Kaiserin Faustina
entdeckt (Wächter's Statistik S. 139). Von dem trocknen
Rücken des Hümmling steigen wir in die Haseniederungen her-
nieder und verfolgen unseren Weg über die Kuackenbrücke,
an den Dammer Bergen vorbei über Vörden, Venne, Bohmte in
das Fürstenthum Minden. Wir durchziehen die altosnabrück-
schen Aemter Bersenbrück, Damme, Vörden, Hunteburg und
Wittlage, welche überaus reich an altgennanischen Alterthü-
mern und Römerspuren sind. Im Amte Bersenbrück fesseln
das berühmte Giersfeld mit seinen 8 Steindenkmälern, welches
oft, zuletzt von J. G. Kohl in seinen ,.Nordwestdeutschen
Skizzen", beschrieben worden ist, und unter vielen das Hünen-
bett zu Hekese bei Bersenbrück, welches 300 Fufs lang und 20
Fufs breit ist, und Decksteine von 12 bis 15 Ful's Länge enthält,
unsere Aufmerksamkeit. Ln Amte Damme hegen Steindenkmäler,
eines bei Hinnenkamp von 40 Fufs Länge und 24 Fufs Breite
und eines bei Damme, deren auch Lodtmann in seinen Monu-
mentis Osnabrugensibus S. 29 erwähnt. Aber auch Römerspu-
ren vermissen wir im Amte Damme und seiner Nachbarschaft
nicht. Am südlichen Abhänge der Dammerberge liegen nahe
beieinander zwei Schanzen, Ringlager. In der Nähe von Ihorst
fand man, wie uns Nünning erzählt, im Jahre 1705 in einem
Heidenmonumente einen Carneol, worauf ein Kuhgespann sehr
niedlich ausgraviert war. Vergl. Dr. J. H. Müller, vorchristli-
clie Alterthümer S. 49.
Wir betreten nun auf einem einzigen Wege das Amt Vör-
den. Der jetzige Flecken dieses Namens ist ein alter Grenz-
pafs. Vörden sind nach Moser uralte Anlagen, älter als Stras-
sen — es sind Wege, die zuerst mit Holz belegt ge-
wesen. Im Amte Vörden sind die Röraerspuren vor allen
wahrnembar. unter der Regierung des Fürstbischofs Ernst
August II. wurden in einem Grabmale ein römischer Merkur
und um ihn herum verschiedene Aschentöpfe gefunden. In
der Nähe des Wiftenfeldes, wohin die Sage die letzte Schlacht
zwischen Karl d. G. und Wittekind verlegt, werden von den
Bauern, wie Moser erzählt, beim Plaggenmähen römische
Gold- und Silberraüiizen gefunden und 130 solcher zu Barenaue
aufbewahrt. Moser hat sie für die Monumenta Osnabrugensia
seines Freundes Lodtmann bestimmt und behauptet, dafs keine
einzige das Zeitalter des Augustus überschreite *). Wir betre-
ten nun das für Alterthumskunde und Sage wahrhaft classische
Amt Hunteburg; denn hier liegen Welplage auf der Haar, wo
Karl d. G. nach der Sage lagerte, und das Karlsfeld, wo er
mit Wittekind stritt und das Feld behauptete. An dem Wege
von Venne nach Ostercappeln lagen früher (Wächter's Statistik
S. 111) 3 Steindenkmäler auf dem s. g. Felsen -Esch. Das
eine ist noch ziemlich erhalten, und der einzige noch aufliegende
Deckstein ist 10 Fufs lang, 5 Fufs breit und 4'/2 Fufs dick.
Interessanter noch sind die 3 Denkmäler zu Dargvenne. Das
gröfste hat eine Länge von 26 Schritt, und die gröfste Breite
beträgt 13 Schritt. Unter den noch vorhandenen 6 Deckstei-
nen ist einer 10 Fufs lang, 6 Fufs breit und 5 Fufs dick.
Auf einem zum Gute Krebsburg gehörigen Grundstücke im
Driehauser Felde liegt das ansehnlichste Steindenkmal von al-
len (Wächter S. 111). Es besteht aus 42 grofsen und kleinen
Steinen, von denen noch 7 auf ihren Trägern ruhen.
Im Venner Moore wurden im Anfange der achtziger Jahre
des vorigen Jahrhunderts zwei römische Goldmünzen gefunden.
Die eine derselben, die auf dem Titelkupfer der Geschichte
des Hochstifts Osnabrück von Dr. Eberh. Stüve abgebildete be-
kannte Goldmünze August's mit den Cäsaren Gajus und Lucius
auf dem Revers, ist im Besitz der Frau Gräfin Münster zu
Langelage. Die andere ist eine überaus seltene Goldmünze des
Aquillius Florus, die Riccio unter No. 5 der gens Aquillia an-
führt.
Caesar Augustus. Caput laur. dextr.
Rev. L. Aquillius Florus III. Vir. Flos.
Sie befindet sich jetzt im Besitze des Herrn Archiv-Sekre-
tärs Sudendorf zu Hannover.
Zwischen dem Dorfe Bohmte im Amte Wittlage und dem
Stifte Levern im Fürstenthum Minden zieht sich längs des
*) Siehe Lodtmann, Monumenta Osnabrugensia pag. 34:
„Quidam ex amicis meis (Moser), qui eorum vidit plurimos,
me docuit, numerari inter illos numos Antonii Aug. argenteos, qui
exhibeant signa legionum II. IH. IUI. V. VI. VII. VIII. Villi. X.
Xm. XV. XVI. XVII. XX., tum numos M. Scauri , Aedilis Curulis,
Valerii Acilii, Paulli Aemilii, C. Pisonis L. F. Frugi, Metelli Pii,
Antonii et Augusti Triumvir. R. P. C. nee non Augusti aureum
cum inscriptione Signis Receptis, de signis, quac Parthi cepe-
rant, intelligendum. Numi hi, quorum singuli quater, quinquies,
nonnulli sexies et septies reperti, omnesque anno, quo Romani
cum Gerraanis ad Dümmeram manus conseruerunt, anteriores, non
aliunde huc translati sunt, sed ex praelio aut in ipso, ubi reperi-
untur, loco aut in vicina habito supersunt".
Auch neuerdiugs noch ist eine Goldmünze auf dem Gute Ba-
renau aus dem Jahre 2 nach Christo gefunden, ebenso vor mehre-
ren Jahren ähnliche Goldmünzen des Kaisers Augustus_. (Handschrift-
liche Mittheilung des Cultusministers Bar.)
261
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
262
Bohmter Bruches eine lange Ilaide liin bis zum Levern'schen
Sundern. Ehe man dahin gelangt, wird die Halde durch Mo-
räste, welche von beiden Seiten sich dort zusammenziehen, fast
bis zur Weite eines Büchsenschusses zusammengedrängt. In
dieser Erdenge finden sich an drei verschiedenen Stellen dop-
pelte und dreifache Gräben und Aufwürfe, die wie uralte Ver-
schanzungeu aussehen. In der einen soll Karl d. G., in der
gegenüberliegenden Wittekind vor der Schlacht auf dem Karls-
felde gestanden haben. Vier in der Nähe liegende Hügel wur-
den im Jahre 1807 vom Grafen Münster untersucht und Gegen-
stände von Eisen: 3 Nägel, eine grofse, runde Schnalle mit Heft-
nadel und mehrere längliche, an der Spitze gebogene Stücke
gefunden, aufserdem eine feine, in Grünspan oxydierte Kette
von der Form und Gröfse einer gewöhnlichen Venetianerkette
nebst Perlen von blauem Email. Vergl. Müller a. a. 0. S. 11.
Indem wir nun das Fürstenthum Osnabrück verlassen und
in das Fürstenthum Minden eintreten, finden wir in der alten
Comitia Stemwede in der Nähe von Rahden, sechs Stunden
von Minden, die letzten Spuren von altgermanischen Denkmä-
lern. Graf Münster, welcher diese Gegend im Jahre 1807 be-
suchte, gibt an, dafs von zwei Denkmälern nichts mehr übrig
sei, als der Platz, wo sie gestanden. Von den beiden anderen,
theilweise erhaltenen weise das hinter dem sogenannten Jäger-
kruge gelegene einen Hauptstein von enormer Länge auf. Er
soll 8 Schritte laug und 3 Schritte breit sein. Vergl. Müller
a. a. 0. S. 21.
Soweit haben wir nun den Germanicus auf seinem Zuge
nach dem jenseit der Weser gelegenen Idistavisischen Schlacht-
felde zwischen der Weserscharte, dem Schaumburger Walde
und den Döhrener Bergen begleitet, und wenn auch die Rich-
tigkeit dieses Weges wol nicht bewiesen werden kann, da Ta-
citus hier gerade eine empfindliche Lücke hat (Ann. II, 8 ist
hinter „hausti sunt" bis „metanti castra" eine Lücke, und die
Angabe des Weges verloren gegangen), so bleibt doch der Um-
stand wichtig, dafs wol selten anderswo ein solcher massenhaf-
ter Fund von Römermünzen aus der Zeit des Augustus vor-
kommt.
Lintorf. Dr. Herrn. Hartmann.
Die Dürermedaille von Bezold.
Wer je ein Original dieser Medaille gesehen hat, wird gleich
zur Ueberzeugung gekommen sein , dafs sie nicht , wie Will *)
und Bolzenthal**) angeben, um 1625 entstanden sein kann.
Sie gehört unbestreitbar den besseren Werken der Mitte des
16. Jahrhunderts an.
Wie ist nun der Name Janus liezoldus auf dem Revers
der in den beiden citierten Werken abgebildeten Medaille zu
erklären V Gab es zwei Künstler dieses Namens, oder hat Ilans
Bezold, der bekannte Nürnberger Goldschmied, eine ältere Dar-
stellung copiert ? Letzteres wäre möglich ; ich habe zwei sehr
ähnliche, aber durchaus verschiedene Ausführungen dieser Por-
trätmedaille constatiert.
Ich besitze ein prachtvolles Original in Silber von die-
sem Kunstwerke, mit folgender, erhaben aus dem Silber her-
aus ciselierten Umschrift auf der Vorderseite : ALBERTI DV-
RERIS (sie) PICTORIS GERMANI EFFIGIES. 1561. ■!•
Der Revers ist wie bei dem von Will und Holzenthai ab-
gebildeten Exemplare ebenfalls schwarz emailliert, und man
liest darauf in erhabenen, silbernen Buchstaben folgende In-
schrift, wie sie auch in dem Nürnbergischen Münz-Cabinet von
C. A. im Hof, Th. I, Abth. 2, S. 726 abgedruckt ist:
Honori
Alberti Dureri Norimberg.
Pictoris celeberrimi
Cernere naturam si vis, en cerne Dürerum
Haec sculptura refert os, humerosque. Viri
Ipsa sed athereos mens alta perarabulat igneis
Impar cui Pallas Parrahasiusq(ue) fuit,
Ingenij monumeta libros tabulasq(ue) reliquit
Quas admiratur Gallia, Roma, Brito
Fulsit Olympiadas denas et quatuor orbi
Hesperus hie Cineres patria servat hum(us).
Denatus Norimbergae
VIII Idum Aprilis
A. Dni. MDXXHX
Vom Avers besitze ich auiserdera einen alten Bleiabgufs
ohne alle Inschrift.
Da diese Medaille das authentische Datum von 1561 hat,
so kann sie unmöglich von dem bekannten Hans Bezold sein,
der 1550 geboren wurde.
Paris. Edwin Tross.
*) Will, Nürnbergische Münz -Belustigungen. Altdorf, 1768.
4. Band I. S. 385 und Tafel 49.
**) Skizzen zur Kunstgeschichte der modernen Medaillen- Arbeit
von Heinrich Bolzenthal. Berlin, 1840. 8. S. 195 u. Tafel 31.
Hat Luther die von Sebastian Franck übersetzte
Türkenchronik bevonvortet ?
Eine herrschende Tradition, der u. A. selbst H. Bischof
in seiner Tübinger Preisschrift über S. Franck und Heinr. Merz
in dem biographisch-literarischen Artikel der Herzog'schen Real-
Encyklopädie für protest. Theologie und Kirche beistimmen,
nimmt an, dafs Luther die von S. Franck aus dem lateinischen
Original eines Siebenbürgers im J. 1580 übersetzte Türkenchro-
nik mit einer Vorrede eingeleitet habe.
Diese Angabe hat ihre grofsen Bedenken ; es mag daher
gerathen sein, um die für Luther und S. Franck gleich wichtige
Frage zur Entscheidung zu bringen, die bisher bekannten we-
sentlichen Momente zusammenzustellen.
263
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
264
1) Die Vorrede findet sich nach Erbkam, Geschichte der
protestantischen Sekten, 1848, S. 291, Not. 3 nicht in der
Walch'scben Ausgabe von Luther's Werken: eben so wenig in
der neueren Erlanger, noch in der Jenaer Ausgabe, welche ich
beide selber verglichen habe.
2) Die beiden vonH. Stainer zu Augsburg im Jahre 1530,
resp. unter dem 26. October und dem 18. December vollende-
ten Drucke enthalten diese Vorrede gleichfalls nicht, s. Jördens,
Lexikon I, 559. Ch. K. am Ende, Fortges. kleine Nachlese,
1798, S. 6 und die dort gegebenen Nachweisungen.
3) Freilich erwähnen Jördens a. a. 0. sowie Ch. K. am
Ende, dafs die Augsburger Drucke Nachdrucke einer von Fr.
Peypus zu Nürnberg in demselben Jahre veranstalteten editio
princeps sind. Dafür spricht auch in dem Augsburgischen Titel
der Zusatz: Newlich widerumb vberlesen. Diese editio prin-
ceps scheint aber beiden Männern nicht durch Autopsie bekannt
gewesen zu sein.
4) Der Titel der Nürnberger Ausgabe lautet bei Ch. K. am
Ende a. a. 0., muthmafslich nach Nopitsch in dem Nürnberger
Gelehrten -Lexikon oder auch Schelhorn's Ergötzlichk. 1, 126:
Chronica vnnd beschreibung der Türckey mit yhrem Be-
griff, ynnhalt, prouincien, volckern, ankunfft, kriegen, reysen,
glauben, religionen, gesatzen, sytten, geperden, weis, regimen-
ten, frümckeyt, vnnd bofsheiten, von eim Sibeubürger, 22 jar
darinn gefangen gelegen, in Latein beschrieben, verteutscht
mit einer vorrhed D. Martin Lutheri. Zehen oder
aylff Nation vnd Secten der Christenheyt Anno MDXXX.
in 4.
Zuletzt : Getruckt zu Nürnbergk durch Fridericum Peypus.
Die gesperrten Worte lauten nun in den Augsburger Dru-
cken wesentlich anders :
durch Sebastian Franck verteutscht. Sechzehn
Nation, Secten vnd parthey.
5) Wäre es möglich, dafs diese Peypus'sche, ohne Angabe des
üebersetzers veranstaltete Ausgabe von Just. Jonas herrührte?
Die Jenaer Ausgabe von Luther's Werken enthält in tom. V
(1588) Bl. 258 b ff. eine Vorrede Luther's von 1530: „Auff ein
Lateinisch Büchlin geschrieben, Welchs von der Türeken Re-
ligion zum teil redet. Verdeutscht durch D. Justum Jonam.
Soweit das, was ich zu ermitteln wuTste. Ich darf aber
wol die Hoffnung aussprechen , dafs auch Andere mit mir den
Wunsch und das Bestreben hegen werden, an ihrem Theile jedem
der hier betroffenen Triumvirn zu seinem Rechte zu verhelfen.
Ein Heft Meisterlieder von Hans Sachs.
Wegen des beinahe vollständigen Verschwindens von Ein-
zeldrucken der an sich so seltenen Meisterlieder unseres Hans
Sachs will ich hier den Inhalt einer kleinen Sammlung, welche
der Nürnberger Drucker Valentin Fuhrmann um das Jahr 1580
besorgte, kurz beschreiben. Den Tönen zufolge sind die zehn
darin enthaltenen Meisterlieder sämmtlich von Hans Sachs. Das
Exemplar gehört dem germanischen Museum; aber es mangelt
Bogen üt, und von mehreren Blättern des Bogens 93 der untere
Theil mit etwa zwei Zeilen. Dies war auch der Grund, wes-
halb man es zurückgestellt hatte, so dafs es erst jetzt mir zu
Gesicht kam. Vollständig mufste das Heft 16 Blätter zählen;
es ist ohne Datum und trägt die Nachschrift: Bey Valentin
Fuhrmann. Vom fünften Liede fehlen die beiden ersten Zeilen,
mit denen der erste Bogen schlofs; dasselbe handelt vom Teufel
wie er den Juristen holt: drei Strophen oder Gesetze.
6. Der Kauffmann mit der Hetzen. In Frawen Ehren
Thon. 3 Str.
ZV Rom da safs ein Kauffmann reich etc.
7. Von dem vergifften Saluenstock, Im Rosen Thon, Hans
Sachsen. 3 Str. JOhannes ßoccatius schriebe etc.
8. Das bitter süfs Ehelich Leben, Inn dem Rosen Thon.
Hanns Sachsen. 3 Str. (Anfang abgeschnitten.)
9. Ein schön Tischzucht, Im Rosen Thon. 3 Str.
Hör Mensch, wenn du zu Tisch wilt essen etc.
10. Der Kauffmann mit dem Teuffei, Im Rosen Thon.
3 Str.
Ein armer Kauffmann macht ein buude etc.
Nürnberg. E. Weller.
Schwerin.
Friedr. Latendorf.
„Vom alten Hilleprandt disputieren."
Zur Geschichte der Heldensage bringe ich folgende Stelle
bei: In Jacob Gretser und Conrad Vetters S. J. „Proces-
sion Buch das ist, katholischer Grund ,,und aufsführliche Er-
klärung von den heiligen Bettfahrten" u. s. w. Ingolstatt 1612,
4" S. 6 und 7 werden Pentecoste, Quinquagesima u. s. w. er-
klärt ; nach dem heifst es : „vnd ist freylich mehr daran gele-
gen, dafs man sehe, was der gegenwärtig und bekannte Brauch
leyde und erheische, als von den alten Wörtern vnd alten
Hillebrandt disputieren, welches sein zeit vnd mafs auch
haben, aber da nicht und so nicht."
A. Birlinger.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction: A. Essen wein. Dr. G. K. F rommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Seba Id 'SL'hf Buchdruckerei in Nürnberg.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FlIR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1868. JS'i 8. Aiii»iisf.
Chronik des serraaiiisclien Musouins.
Nürnberg, 15. August 1868.
Nachdem wir unsere Chronik in der vorigen Nummer dazu
benützt haben , den auswärtigen Freunden mitzutheilen , was in
jüngster Zeit in Bezug auf die Sammlungen geschehen ist, und so
an dieser Stelle nicht blos ein Bild dessen zu geben, was im Laufe
der Zeit der Anstalt geschenkt worden, und wie ihre äulseren Ver-
hältnisse sich entwickelt haben, sondern auch, so weit die innere
Entwickelung sich in kurzen Worten darstellen läist, für kommende
Zeiten festzuhalten, in welcher Reihenfolge und in welchem Mafse
hier die Fortschritte sich ergaben, so haben wir in dem gegenwär-
tigen Berichte wieder zunächst der äufseren Schicksale , d. h. der
Unterstützungen, die uns geworden sind, zu gedenken.
Wie früher alljährhch, so ist uns auch im Jahre 1868 aus baye-
rischen Kreisfonds eine namhafte Unterstüzung zugegangen, und
zwar aus mittelfräukischen 300 fl., oberfränkischen 50 fi., unterfrän-
kischen 100 fl. , oberpfälzischen 50 fl. , rheinpfälzischen 100 fl. und
niederbayerischen 200 fl. Die grofsh. oldenburgische Staatsregie-
rung hat den früher geleisteten Beitrag von jährlich 100 fl. auf
drei weitere Jahre erstreckt; Herr Graf v. Erbach- Schönberg hat
die Summe von 100 fl. zur Minderung unserer Schuld an Herrn
von Aufsefs gespendet.
Unserem Wunsche, den wir in der Chronik zu Nr. 4 dieses
Jahres ausgesprochen : es möchten die edeln Familien Deutschlands
uns behülflich sein, dafs unsere Grabsteinhalle in Gipsabgüssen
der künstlerisch und historisch merkwürdigsten Grabsteine wo mög-
lich auch die Namen der alten edeln Familien dem Publikum vor
Augen führe, hat in liebenswürdigster Weise Herr Freiherr v. Gem-
mingen, grofsh. Kammerherr, in Karlsruhe entsprochen und einen
Gipsabgufs des Grabsteins Diether's von Gemmingen (f 1405) in der
Kirche zu Gemmingen uns übersendet. Möge dies schöne Beispiel
recht viele Nachfolge finden, und mögen uns baldigst die betref-
fenden Mittheilungen gemacht werden, damit wir in der chronolo-
gischen Aufstellung der Denkmale nicht beirrt sind.
Wir haben noch zu erwähnen, dafs die hohen Regierungen,
angeregt zum Theile durch die öffentlichen günstigen und ungün-
stigen Aussprüche über unsere Anstalt, derselben nunmehr ein er-
höhtes Interesse zuwenden, und dafs manche derselben sich veran-
lafst gesehen, spezielle Informationen über den jetzigen Zustand
und die gegenwärtigen Tendenzen des german. Museums einzu-
holen. Mit Freuden begrüfsen wir diese Schritte, da wir darin
nicht nur Beweise des Interesses sehen, sondern auch fest über-
zeugt sind, dafs Alles, was in jüngster Zeit geschehen und worin
sich der jetzt in unserer Nationalanstalt herrschende Geist aus-
spricht , so weit gebilligt werde , dafs wir über die fernere Unter-
stützung derselben von Seite der Regierungen beruhigt sein können.
Mit besonderem, hohem Danke aber haben wir hier der baye-
rischen Regierung zu gedenken, die uns überhaupt so wohlwollende
Förderung hat angedeihen lassen , dafs sie nämlich , in Folge der
Informationen, die der Herr Referent im Kultusministerium sich
hier erholte, und auf dessen Bericht hin, die Bitte des I. Vorstan-
des genehmigt und ihre Gesandten bei allen deutschen Höfen au-
gewiesen hat, den Regierungen Aufschlüsse über die jetzigen Zu-
stände des Museums zu geben und sie zu nachdrücklicher pekuniä-
rer und moralischer Unterstützung desselben einzuladen. Wir
hoffen, dafs dieser wohlwollende Schritt der bayerischen Regierung,
der auf direkter Information über unsere Anstalt beruht, den Re-
gierungen, wie auch dem gesammten deutschen Volke, den Beweis
liefern wird, dafs das germanische Museum sich nunmehr auf einer
Bahn befindet, die es vollkommen berechtigt, das Interesse des
deutschen Volkes in Anspruch zu nehmen.
Unser Gelehrtenausschul's hat auch im Monat Juli mehrere sei-
ner Glieder leider durch den Tod verloren, nämlich: den Univer-
sitätsprofessor und Direktor der k. Gemäldegallerie in Berlin G. F.
Waagen (f 15. Juli), der sich zugleich als vieljähriges Mitglied
des Verwaltungsausschusses um unsere Anstalt verdient gemacht
hat; ferner; Chrn. v. Stramberg in Coblenz (f 20. Juli) und
den geh. Regierungsrath und Universitätsprofessor Dr. Fr. W.
Schubert in Königsberg (f 21. Juli).
Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden folgende
Jahresbeiträge bewilligt :
Von 00'entlichen Kassen : Landshut, Stadtmagistrat 10 fl.
(statt früher 5 H.)
Von Privaten : Archangel. Lehrer der deutschen Sprache E.
Roller 3 fl. — Jena. Verlagsbuchhändler Costenoble 1 fl. 10 kr., Pro-
fessor Czermak 1 11. 45 kr. , Dr. Ebers 1 fl. 45 kr. , Dr. med. Fran-
kenhäuser 1 fl. 45 kr., Buchhändler Ed. Frommann 1 fl. 10 kr., Pro-
fessor Gädechen 1 fl. 10 kr., Hofrath Gerhardt Ifl. 45kr., Geh. Hof-
rath Göttliug 1 fl. 45 kr., Ober- App. -Ger.-Rath v. Hahn 1 fl. 10 kr.,
Dr. Friedr. Klopfleisch 1 fl. 45 kr. , Archidiakonus Dr. KlopHeisch
Ifl. 45 kr.. Geh. Hofrath Ried 1 fl. 45 kr., Postmeister Schmidt Ifl.
10 kr., Hofrath Stöckhardt 1 fl. 10 kr., Professor Zenker 1 fl. 45 kr.
Lauf. Kaufmann J. Gebhardt 1 fl., k. Notar Weingärtner 1 fl. Lud-
wlgsburg. W. Eberbach Ifl., Apotheker Greiner Ifl. 10 kr. , Dr.
V. Heider in Markgröningen Ifl., E. Schreiber Ifl. 10 kr. Neu-
stadt a/H. Herausgeber der Neustädter Chronik, Kunstgärtuer Doch-
nahl Ifl. Nürnberg. Apotheker Rosenhauser Ifl. 45kr. , Oberst
Schieber 1 fl. 45 kr. , Regimentsaktuar Ant. Unfried 1 fl. Pfaffen-
hofen. Mühlbesitzer Aichbiehler in Gebrontshausen Ifl. 45 kr., Pfar-
rer Ant. Hell in Gosseltshausen 1 fl. 45 kr. , Kaufmann Alois Kist-
ler ' in Wolnzach 1 fl. 45 kr. , Maler Balthasar Kraft 1 fl. Posen.
Kaufmann und Stadtverordneter Breslauer 1 fl. 45 kr. , Reg.-Rath
Fritsche 1 fl. 45 kr., Medizinalrath Dr. Le Visseur 1 fl. 45 kr., Reg.-
Rath Meerkatz Ifl. 45kr. , Rfg. -Rath Seliger Ifl. 45 kr., Baurath
Stenzel 1 fl. 45 kr., Buchdruckereibesitzer Zorn 1 fl. 45 kr. Reut-
lingen. Oberamtmann Scbippert 1 fl. 45 kr. Schwerin. Gymnas.-Leh-
rer Dr. Sellin 1 fl. 45 kr. Stuttgart. Hauptmann im k. württ. Ge-
neralstab Sarvey 1 ü.
Einmalige Beiträge wurden gegeben.
Von Privaten : Jena. Privatdozent Dr. Conrad 1 fl. , O.A.G.-
Rath Eberhardt 1 fl. 45 kr. , Professor Fortlage 1 fl. 45 kr. , Buch-
händler Fr. Frommann 1 fl. 10 kr., Hofrath Gegenbauer 1 fl. 45 kr.,
Professor Geuther Ifl. 45 kr., O.A.G.-Rath Gottschalk Ifl. 45 kr.,
O.A.G.-Rath V. Grols 1 fl. 45 kr., Professor Häckel 1 fl. 45 kr., Pro-
fessor Hildebrand 1 fl. 10 kr., Professor Hilgenfeld 52'/i, Professor
Langethal Ifl. lOkr. , Justizamtmann M.artiu 527ikr., Professor
267
Anzeiger für Kunde der deutschen A'orzeit.
268
Schäffer 52'/i kr., Collegienrath Dr. Schiele 1 fl. 45 kr., Professor
Schillbaeh 1 fl. 10 kr., Hofrath E. Schmid 1 fl. 10 kr., Bauinspektor
Spittel 1 fl. 10 kr., O.A.G.-Rath Schüler 1 fl. 45 kr., Diakonus Stier
52'ikr., Geh. Mediziualrath Wedel 1 fl. 45 kr., Schuldirektor Dr.
Zeils 52'/ikr. Wien. k. k. Gerichts-Adjunkt Ritter von Raimann
3fl. 30 kr.
Für unsere Sammlungen liefen ferner folgende Geschenke ein :
I. Für das Archiv.
(Nr. 3490—3492.)
Dortmund. Dr. H. Becker: Französisches Kaiserreich: Mi-
nisters de la guerre. Instruction pour la defense des villes ou-
vertes et des villages. Paris. 1815, mai. Gleichzeitige Pap. Abschr.
Französisches Kaiserreich : Ministere de la guerre. Instruction
sur la defense et la demolition des ponts en campagne. Paris. 1815.
mai. Gleichzeitige Pap. Abschr. — Nürnberg. Bleicher, Kaufmann:
Urkunde , durch welche sich die drei Brüder Hans , Ulrich und
Luthold von Königsegg mit ihrem Vetter Bratzen von Königsegg
über die Erhebung der von der Stadt Kempten zu entrichtenden
Eeichssteuer vertragen. 1454. Pgm.
IL Für die Bibliothek.
(Nr. 22;498— 22,625.)
Annweiler. Direktion derk. Lateinschule: Dies., Jahres-
bericht, 1867-68. 1868. 4. — Basel. Gesellschaft zur Beför-
derung desGuten und Gemeinnützigen: Dies., Geschichte;
91. Jahrg. 1867. 8. Universität: Dies., Vorlesungen etc. 1867/68.
u. 1868. 4. Gratulationsschrift der philos. Facultät in Basel zu
dem 50jähr. Doctorjubiläum des Prof. Gerlach. 1867. 4. Wacker-
nagel, voces variae animantium. 1867. 4. Kielsling, zur Kritik der
röm. Archäologie des Dionysius von Halikarnass. 1868. 4. — Ber-
lin. G. Haussen, Professor : Ders., zur Geschichte der Feldsysteme
in Deutschland; 3. Artikel. 8. G. Jansen, Buchhandl. : St. Hed-
wigs-Blatt, hg. V. Brunn ; 5.-8. Jhg. 1364—67. 8. Röttsoher, Dr.
M. Luther's dogmat. Lehrsystera ; I. Tb. 1866. 8. Hamm, Gloria
in excelsisDeo. 8. — Bern. J. D alp 'sehe Buchhandl. : Stantz, Mün-
sterbuch. 1865. 8. — Braunschweig. Aug. v. Nitschke: Braun-
schw. Magazin, 1868, 28. Stück. 4. — Bregenz. Museums-Ver-
ein: Ders., 10. Rechenschaftsbericht. 1868. 4. — Breslau. Dr. Al-
win Schultz: Ders., urkundl. Geschichte der Breslaucr Maler-In-
nung. 1866. 8. Ders., de vita atque operibus magistri Jod. Tau-
chen, lapicidae Wratislav. 1864. 8. Ders., quid de perfecta corpo-
ris humani pulchritudine Germani saeculi XII™' et XIII™ sense-
rint. 1866. 8- Ders., einige Sohatzverzeichnisse der Breslauer Kir-
chen. 1867. 8. Ders., die Breslauer Stadtbauraeister im 16. Jahrh.
4. Sonderabz. Ders. , d. Marienaltar des Museums schles. Alter-
thümer. 4. Sonderabz. Ders., Dokumente zur Baugesch. der Niko-
lai-Kirche zu Brieg. 8. Sonderabz. Ders., d. Breslauer Maler des
16. Jahrh. 8. Sonderabz. Ders., d. wälschen Maurer in Breslau. 8.
Sonderabz. Ders., z. Geschichte der Breslauer Goldschmied-Innung.
8. Sonderabz. — Cassel. Aug. Freyschmidt, Verlagshandl. :
V. Sodenstem, d. Anfänge des stehenden Heeres in d. Landgrafsch.
Hessen-Kassel. 1867. S- — Danzig. R. Bergau, Architekt: Hagen,
Ludwigs I. Königs v. Bayern Veihältnifs zur bildenden Kunst.
1868. 8. Sonderabdr. Hagen, über Crispin Herranth u. e. Gemälde
seiner Hand. 8. Sonderabdr. Verzeichnii's der Accessionen der Dan-
ziger Stadtbibliothek im J. 1867. 8. C. L. v. Duisburg, Medi-
zinalrath : Ders. , Rudolphi recentioris aevi nuraismata viror. de
reb. med. et phys. meritor. memoriam servantia; suppl. II. 1868.
8. — Dresden. K. sächs. Verein f. Erforschung u. Erhal-
tung vaterl. Geschichts- u. Kunst-Denkmale: Ders., Mit-
theilungen; 18. Heft. 1868. 8. — Eisenach. C. Thon. geh. Staats-
rath: Sighart, Albertus Magnus. 1857. 8. — Elberfeld. R. L. Fri-
derichs, Verlagsbuchhandl. : Leben u. ausgewählte Schriften der
Väter u. Begründer der luther. Kirche 3. 4. u. 6.-8. Band. 1861
— 67. 8. Merle d'Aubigne, Geschichte der Reformation in Europa;
4 Ende. 1863 — 66. 8. Merle d'Aubigne, Geschichte der Reforma-
tion des 16. Jahrh. 2. Aufl. 3.-5. Bnd. 1863. 8. Brambaeh, de
coluranis miliariis ad Rhenum repertis. 1865. 4. Brambaeh, cor-
pus inscriptionum Rhenanarum. 1867. 4. Zahn, d. gute Recht des
reform. Bekenntnisses. 1866. 8. Bartsch, Chrestomathie Franc^aise;
II. edit. 1868. 8. Nippold, Handbuch d. neuesten Kirchengescliichte
seit der Restauration von 1814: 2. Aufl. 1868. 8. — Frankfurt a/M.
C. Jügel's Verlagshandl.: Mitchell, the Hfe of Wallenstein. 1841.
8. — Frauenfeld. J. Huber, Verlagshandl.: Krapf, d. Wigoldmger
Handel v.J. 1664. 1855.8. — Freiburg. H erder 'sehe Verlagshandl. :
Freiburger Diocesan-Archiv ; 1. u. 2. Bnd. 1865 u. 66. 8. Zell, d.
Kirche der Benedictiner-Abtei Petershausen. 1867. 8. Sonderabdr.
Kirchlich-historischer Verein der Erzdiöcese Frei-
burg: Ders., Freiburger Diöoesan-Archiv ; 3. Bnd.; 1. u. 2. Heft.
1868. 8. — Greifswaid. Dr. Gesterding: Gesterding, Genealo-
gien u. beziehungsweise Familienstiftungen Pommer'scher, besond.
ritterschaftlicher Familien; I. Samml. 1842. 8. Universität:
Dies., index scholarum, 1868—69. 4. Dies., Verzeichnii's der Vor-
lesungen, 1868—69. 4. — Hamburg. Verein für hamburgische
Geschichte: Lappenberg, die milden Privatstiftungen Hamburgs.
1845. 8. Schröder, Lexikon der hamb. Schriftsteller; Bnd. IV,
2—4. V, 1. 2. 8. — Hannover. Ilahn'sche Hofbuchhandl. : Monu-
menta Germaniae : scriptores, tom. XX. (rect. XVI.), leges, tom. IV.
1868. 2. — Kiel. E. Homann, Verlagshandl.: Weber, plattdeut-
sche Gedichte. 1861. 8. Universität: Dies., Schriften, Bnd. XIV.
1868. 4. — Klausenburg. Siebenb. Muse ums- Verein: Ders.,
evkönyvek; IV, 2. 1863. 4. — Leipzig. F. A. Brockhaus, Ver-
lagshandl. : Deutsche Dichter des 16. Jahrhunderts ; III. Bnd. 1868.
8. Wander, deutsches Sprichwörter- Lexikon. 21. Liefer. 1868. 8.
H. Härtung, Verlagshandl.: Mart. Luther's kleiner Catechismus
1529. 8. Bäl'sler, d. schönsten Heldengeschichten des Mittelalters;
1.-5. H. 2. Aufl. 1845-67. 8. F. A. Herbig, Verlagshandl.:
Marggraff, preois de l'histoire d'Allemagne. 1868. 8. J. C Hin-
richs'sche Buchhandl.: Brachelli, statist. Skizze des nordd. Bun-
des, der südd. Staaten u. des Grofsherzogth. Luxemburg. 1868. 8.
Sonderabdr. — Luzern. Histor. Verein der fünf Orte etc.:
Ders., der Geschichtsfreund; XXIII. Bnd. 1868. 8. — Magdeburg.
Heinrichshofeu' sehe Buchhandl.: Holzapfel, histor. Bückljlicke.
1867. 8. K. Provinzial-Schul-CoUegium: Corssen, Alter-
thümer u. Kunstdenkmale des Cisterzienserklosters St. Marien u.
der Landesschule zur Pforte. 1868. 4. — München. Münchener
Alterthums-Verein: Ders., Sitzungsberichte. Heft I, 1866-67.
1868. 8. — Neustadt a/H. A. H. Gottschick-Witter's Buch-
handl. : Dochnahl , Chi-onik von Neustadt an der Haardt. 1867. 8.
— Nürnberg. Jos. Baader, k. Archivoonservator : Ders., die Preu-
fsen in Nürnberg und den benachbarten Gebieten in den J. 1757,
1758 u. 1762. 1868. 8. Direktion der polytechn. Schule:
Die?., Jahres -Bericht, 1867—68. 4. A. Essen wein, I. Vorstand
des german. Museums: Ders., die Sammlungen des gerraan. Mu-
seums. 4. Sonderabdr. Dr. H. W. Heerwagen, k. Studienrektor:
Ders., zur Geschichte der Nürnberger Gelehrtenschulen v. 1526 —
1535. 1868. 4. Joh. Phil. Raw'sohe Buchhandl. (C. A. Braun):
Adler, d. dreifsigj. Krieg im Aischgrunde. 1867. 8. — Paris. Aug.
Demmin: Ders., catalogue du musee des arts plastiques etc. 1868.
8. Ligue de l'anseigncment: Dies., bulletin, nr. 2. 15. Juil-
let. 1868. 8. Ed w. Trofs, Verlagshandl. : Scheufelein, la dance des
noces. 1865. 2. — Pest. Ungarische Akademie der Wis-
senschaften: Dies., Evkönyvek; XI, 1 — 8 u. XII, 1. 1864. 4.
Nyelvtudom. Ertesitö : IH. 1.2. 1863-65. 8. Philos., törv. es tört.
Ertesitö: V, 1-3. 1865 — 67. 8. Mathe», es term. Ertesitö ; V, 1.
2. VI, 1. 2. 1865—66. 8. Archaeologiai Közlemenyek; V, 1. 2.
X\. 1. 2. VII, 1. 1865—67. 4. Statist, es nemzetg. Közlemenyek;
L 1-2 II, 1, 2. IH, 1. 2. IV, 1. 2. 1865 — 68. 8. Monumenta
Hungariae historica ; Script. VIII, X, XIII, XVI — XVHI; diplora.
XL u. Index aiphabet. 1865-68. 8. Almanach ; 1866, 1867 u. 1868,
I. 8 Jegyzökönyvek; 1865, I. II. 1866, I. U. 8,. firtesitö. I. Jhg.
1—17. II. Jhg. 1867, 1868. 8. Törtenettudom. Ertekezesek; I— VL
1867. 8. Budapesti Szemle ; IV — XXXL 1865 — 68. 8. — Reval.
Ehstländische literarische Gesellschaft: Dies., Beiträge
zur Kunde Ehst-, Liv- u. Kurlands; Bnd. I, 1. 1868. 8. — Riga. J.
Bacmeister, Verlagshandl.: Lasicius Polonus, de diis Samagi-
tarnm, hg. v. Mannhardt. 1868. 8. Sonderabdr. — Rostock. Uni-
versität: Schuchard, Wenzel I. Herzog v. Liegnitz. 8. Bartsch,
209
Anzeiger füi- Kunde der deutschen Vorzeit.
270
d. latein. Sequenzen des Mittelalters. 1868. 8. 78 akademische
Schriften verschiedenen Inhalts. ■ — Röthenbach bei St. Wolfgang.
Otto, Pfarrer: Verhandinngen des histor. Vereines v. Oberpfalz
u. Regensburg. XI. u. XII. Bd. 1847 u. 48. 8. - Schaffhausen.
Fr. Hurter'sche Verlagsbuclihandl. : Walchner, Johann von Botz-
lieim. 1836. 8. Studien und Skizzen zur Geschichte der Reforma-
tion ; I. Bnd. 1846. 8. Hery, Krönung der Kaiser durch d. Päpste
1857. 8. V. Sacher-Masoch, d. Aufstand in Gent unter Kaiser Carl V.
1857. 8. Rütjes, Geschichte des preul's.-brandenb. Staates. 1859. 8.
Tosti, Geschichte des Konziliums von Konstanz. 1860. 8. v. Ilur-
ter, Bild einer christl. Fürstin. Maria, Erzherzogin zn Oesterreich,
Herzogin v. Bayern. 1860. 8- Holzwarth , d. Abfall der Nieder-
lande; I. Bnd. 1865. 8. Gfrörer, zur Geschichte deutscher Volks-
rechte im Mittelalter; 2 Bnde. 1865—66. 8. Gisi, d. Antheil der
Eidgenossen an d. europ. Politik in den J. 1512 — 1516. 1866. 8.
— Schwerin. Direktion des Gymnasiums: Friderico Francisco
et Mariae congratulatur gymnasium Fridericianum. 1868. 4. — Smi-
chow. Fort bil dungs- Verein Eintracht: Ders., Statuten.
1868. 8. Berichtete. 1868. 8. — Tübingen. Osiander'sche Buch-
handl. : Schmid, Belagerung, Zerstörung und Wiederaufbau der Burg
HohenzoUern. 1867. 8. — Utrecht. Provinciaal Utrechtsch
Genootschap van Künsten en Wetenschappe n: Dies.,
Verslag etc. 1867. 8. Dies., Aanteekenigen van het Verhandeide
in de Sectie-Vergaderingen etc. 1867. 8. — Wien. Dr. Jos. Asoh-
bach, Universitätsprofessor: Ders., Roswitha und Conrad Celtes ;
2. Aufl. 1868- 8 Herzfeld & Bauer, Verlagshandl. : Wolf, zur
Geschichte des Unterrichtes der israelit. Jugend in Wien. 1867. 8.
Wallishauser'sche Buchhandl. (J. Klemm): Scheyrer, altes u.
neues Wiener Schiitzenwesen. 1868. 8-
III. Für die Kunst- und Alterthumssammlung.
(Nr. 5657 — 5672.)
Danzig. R. Bergan, Architect : 9 profilierte Backsteine und
4 Ziegel von alten Bauten zu Danzig. Photogr. Aufnahme der
Kirche des Schlosses Marienburg. — Dortmund. Dr. II. Becker:
3 preufsische Gutegroschen von 1782 — 1786- — Erlau. Ipolyi
Stummer, Domherr: 4 Gypsabgüsse von einer Kanne, zwei
Becken und einem Sattel im Nationalmuseum zu Pesth. Karlsruhe.
Frhr. Aug. von Gemniingen, grofsh. bad. Kammerherr: Gyps-
abgufs vom Grabstein des Dietrich von Gemmingen. — Kiinzelsau.
Wunderlich, Stadtpfarrer: 11 kleinere Silbermünzen vorn 17. u.
18. Jhdt. — Linz. Baur von Eyseneck, k. k. General: 2 pho-
togr. Aufnahmen des Grabmonuments des Jacob Baur von Eysen-
eck zu Würzburg. — Madrid. A. Kleefeld: 3 Proben spanischer
Seidenweberei vom 17. u. 18. Jhdt. — München. Drey, Antiquar:
Taschenuhr mit durchbrochenem Gehäuse von vergoldetem Tom-
back. Dr. J. H. von lief ner-Alteneck. Direktor des National-
Museums : Standbild des hl. Johannes Ev., Holz. 15- Jhdt. —
Nürnberg. J. L. Krack er, Bierwirth: 15 Silbermünzen verschiedenen
Gepräges u. 1 röm. Kupfermünze. Löffler, Magistratsrath : Eine
Sammlung römischer Münzen. Weiermüller, Rothgielsermei-
ster : Verzierter Dachziegel mit der Jahreszahl 1650. — Paris. Ed-
win Trofs, Antiquariatshandlung: Bleiabgufs der vorgeblich Pe-
zold'schen Medaille auf A.Dürer mit der Jahreszahl 1561. Leinen-
tuch mit aufgedrucktem niederländ. Kupferstich. — Wien. Leit-
ner, k. k. Hauptmann: Graviertes Steinschlofs von Fernandes in
Madrid, 1738-
Chronik der historischen Vereine.
Beiträge zur Kunde Ehst-, Liv- und Kurlands, her-
ausgegeben von der Ehstländischen Literarischen Gesell-
schaft durch Eduard Pabst. Band L Heft I. Reval, 1868. Ver-
lag von Lindfors' Erben. 8.
Ueber die frühesten Zeiten der Schwarzenhäupter zu Reval.
— Die Komturei Deutsches Ordens zu Bremen. — Die Burg Ro-
tala in der Wiek. — 21 kleinere Beiträge.
Annales de la Societe archeologique de Namur.
Tome neuvieme. 4. Livraison. Namur, 1867. 8.
Institutions namuroises: Cour du Bailliage des boia. Avocats
au conseil de Namur. Cour de la venerie; par X. Lelievre. —
La bibliotheque de l'abbaye de St -Gerard au XII. siede. — Sam-
son; par Alf. Bequet. — Une erneute ä Bouvignes en 1682; par
le Comte de Villermont. — La couronne de la cathedrale de Na-
mur et son ecrin; par Aus'm Weerth (Traduction). — Observations
sur l'origine de la couronne de Namur; par R. Chalon. — Notice
sur quelques pierres legendair^s. — Hastedon et son etymologie;
par L. Torfs. — Miscellanees namuroises recueillies en province.
— Bibliographie namuroise. — Melanges.
Rapport sur la Situation de la societe archeologique de Na-
mur pendant l'annee 1866. 8. p. 201—208.
Bulletin Monumental ou coUection de memoires
sur les raonuments historiques de France, publie sous les
auspices de la Societe fran^aise d'archeologie pour la
conservation et la description des monuments natio-
naux, et dirige par M. de Caumont. 4. Serie, Tome 4, 34. Vol.
de la CoUection. Nr. 5. Paris et Caen, 1868. 8.
Essai sur les origines et les developpements du Christianisme
dans les Gaules; par M. Tailliar. — Memoires sur les anciens au-
tels, retables, tabernacles, chaires ä precher et fonts baptismaux
des eglises de Provence; par M. Tabbe Pougnet. — Sceaux de la
cour du Maus et du Bourg-Nouvel; par BI. Eugene Hucher. —
Perigueux en 1868; par M. Roumejoux. — La legende de saint
Christophe; par M. R. Bordeaux. — Excursions archeologiques
recommandees aux archeologues qui visitent Anvers et la Belgique ;
par M. le baron de Roisin. — La tour de Cenive; par M. Leon
Marquis. — Decouverte de sepultures anciennes ä Louviers ; par
M. Anatole Caresme. — L'eglise de Germigny et Celle de Beaulieu-
sous-Loches; par M. Bouet.
Der Geschiohtsfreund. Mittheilungen des histori-
schen Vereins der fünf Orte Lucern, Uri, Schwyz, Un-
ter walden und Zug. XXIII. Band. Einsiedeln, New-York und
Cincinnati, 1868. Druck und Verlag von Gebr. Karl und Nikolaus
Benziger. 8
Eine Sammlung päpstlicher Briefe aus dem Stifts- und Stadt-
archive Lucern. (1249 bis 1489.) Von Jos. Schneller. — Ueber
das Alter dreier undatierten urnerischen Maieramtsrödel aus Zürich.
Von J. L. Brandstetter. — Visitatio Decanatus Surlacensis de 8.
Nov. 1632. Mitgeth. von J. Bölsterli. — Zur Geschichte der Bur-
gunderkriege. Mittheilungen von F. Bell und J. Schneller. (Mit
einer artistischen Beigabe.) — Das Leben des sei. Eremiten Nico-
laus von Flue, beschrieben vom Gerichtsschreiber Johannes Salat
zu Lucern, im Jahre 1536. Herausgeg. und eingeleitet von Frz.
Schiffmann. — Das geistliche Drama vom 12. — 19. Jahrhundert in
den 5 Orten, besonders in Einsiedeln. (Zusätze und Nachträge
zum XVH. Bande des Geschichtsfreundes.) Von P. Gall Morel.
271
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
272
— Die Urbarien des Chorherrenstiftea Beromünster. a. Das Zins-
buch des Kelleiarates. Mitg. von J. Bölsterli. — Die Geschlechter
der Stadt Zug, nach ihrem Ursprünge oder Herkommen. Von
Paul Ant. Wikart. — Das Hexenwesen im Gebiete Lucerns, am
Ende des 16. Jahrhunderts. Von Jos. Schneller. - Chronologi-
sche Inhaltsverzeichnisse sämmtlicher Urkunden und Belege des
XXHI. Bandes.
Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Ge-
schichte. Herausgegeben vom historischen Vereine des
Kantons Thurgau. Neuntes Heft. Frauenfeld. 1868. 8.
Joachim Brunschweiler, oder Lehr- und AVanderjahre eines
Porträtmalers am Ende des XVIII. und im Anfange des gegenwär-
tigen Jahrhunderts. — üeber römische Niederlassungen im Thur-
gaii und speziell über die Ausgrabungen in Oberkirch. — Alte
Haus -Talismane (Bericht über einen merkwürdigen Fund bei der
Renovation des reformirten Pfarrhauses Hüttweilen im Jahr 1854).
Stiftungsbrief der Kai^laneipfründe Amrisweil. Anno 1455. — Das
Brugger Armengut. — Dr. Johann Heinrich Roth von Kefsweil. —
Bestand des A'ereins im Janr. 1868. — Katalog der Bibliothek des
Vereins.
Geschichte der Gesellschaft zur Beförderung des
Guten und Gemeinnützigen in Basel. Einundneunzigstes
Jahr. 1867. Basel. Schweighauserische Buchdruckerei. 1863. 8.
280 Stn.
Der Vorstand des Harzer Geschichtsvereins hielt am
7. Juli eine Versammlung in der Waldraühle zu Michaelstein ab.
Man besprach zunächst einen Münzfund zu Rübeland, der Meifseni-
sche Groschen von ca. 1410 zum Vorschein brachte, ferner einen Fund
von Knochen des Höhlenbären, eines jener Messingbecken aus Nürn-
berg, die noch immer so verschiedene Deutung sich gefallen las-
sen müssen. Sodann wurden die Kreuzgänge und sonstige Räume
des alten Cistercienserklosters Michaelstein besichtigt.
Ueber die in diesem Jahre bisher gehaltenen Versammlungen
des Vereins für hamburgische Geschichte berichtet eine
Hamburger Zeitung, aus welcher wir nachfolgend das Wesentlich-
ste zusammenstellen. Am 17. Januar hielt Dr. Karl Koppmann
einen Vortrag über das Verhältnifs Hamburgs zu König Christian I.
von Dänemark und dessen Bruder, Graf Gerhard von Oldenburg,
1460 — 1470. Ein Resume dieses Vortrages theilt die erwähnte
Zeitung mit. — In der Versammlung vom 14. Februar sprach
Deichinspektor Hübbe „über den Entwiokelungsgang der Verfas-
sungen und Verwaltungsformen in den verschiedenen Landschaf-
ten des hamburgischen Marschgebietes". — Am 5. Juni fand eine
allgemeine Versammlung statt, in welcher Dr. Hübbe den Jahres-
bericht erstattete. Nachdem derselbe die im abgelaufenen Jahre
gehaltenen Vorträge, sowie die literarischen Arbeiten des Vereins
(unter den letztern verdient die beabsichtigte Herausgabe der alten
hamburgischen Stadtrechnungen, 1350 — 1562, in drei Bänden,
besondere Erwähnung) vorgeführt hatte, gedachte er des Verkehrs
mit den auswärtigen Vereinen und kam bei dieser Gelegenheit
auch auf das german. Museum zu sprechen, dessen Unterstützung
er den Mitgliedern des Vereins angelegentlich emjifahl. Am Schlüsse
erwähnt der Vortragende einer vorgenommenen Revision der Sta-
tuten. Hauptmann Gädechens erstattete sodann noch Bericht über
die Cassenverhältriisse des Vereins , sowie Dr. Voigt über die Bi-
bliothek.
Philologische und historische Abhandlungen der
Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin.
Aus dem Jahre 1866. Berlin. 1867. 4.
Das Friedegut in den Fehden des Deutschen Mittelalters.
Von Homeyer. — Ueber die Formel „der Minne und des Rechts
eines Andern mächtig sein". Von dems.
Jahresberichte und Mittheilungen des Historisch-
Statistischen Vereins zu Frankfurt a. 0. Sechstes und sie-
bentes Heft. Mit drei Tafeln lithographischer Abbildungen. Frank-
furt a. 0. 1867. 8.
Vereinsangelegenheiten. — Verzeichnifs der Münzsammlung
des Vereins vom Ref. Bardt. Mit 1 Tafel Münzabb. — ■ Bruchstücke
von Frankfurter Urkunden aus dem 13- u. 14. Jahrb. Mitg. vom
App.-Ger.-Rath Langerhans. — Die Hinrichtung des Hans Hermann
von Katte in Küstrin, vom Div.-Pred. Hoffbauer. Mit 1 lith. Strich-
zeichnung. — üeber die ältesten Abbildungen der Stadt Frankfurt
a. 0., vom Oberl. Dr. Rasmus. Nebst Abdruck mehrerer fliegen-
den Blätter von 1631. Mit 1 lith. Abb. der Stadt Frankfurt a. 0.
aus d. J. 1548. — Ueber die ältesten Inschriften in Frankfurt a.
0.. von dems. — Christoph Stummel, ein Frankfurter Dichter der
Reformationszeit, von dems. — Aus dem Reisejournal des Eber-
hard Heinrich Daniel Stosch, geführt in den Jahren 1740 — 42, vom
Pror. Schwarze. — Die Hänselgesellschaften im Oderbruch, vom
Privatlehrer Rubehn. — Die Mordbrennerbande von Müncheberg
vom Jahre 1776, vom Kreisger. -Rath Kuchenbuch. — Verzeichnifs
der Rectoren der Universität Frankfurt, von 1706 — 1811, vom Dr.
L. Streit. — Die erste Aufführung von Lessings Mifs Sara Sampson
in Frankfurt a. 0., vom Dr. med. Löwenstein. — Die Frobenschen
Grabsohriften in der reformirten Kirche zu Frankfurt a. 0. , vom
Pror. Schwarze. — Die Wiege der Beekerschen Weltgeschichte,
vom Reg. -Rath Rudioff.
Zeitschrift für die Geschichte und Alterthums-
kunde Ermlands. Im Namen des historischen Vereins
für Ermland herausgegeben von Domcapitular Dr. Eichhorn.
Zehntes Heft. Braunsberg, 1867. Verlag von Ed. Peter. 8.
Der ermländische Bischof Martin Kromer als Schriftsteller,
Staatsmann und Kirchenfürst, von Domdechant Dr. Eichhorn.
Monumenta Historiae Warmiensis. III. Abtheilung.
Bibliotheca Warmiensis oder Literaturgeschichte des Bisthums Erm-
land .... Hrsg. von Dr. Franz Hipler. Zehnte Lieferung. Band
IV. Bogen 1 — 6. Braunsberg, 1867. Verlag von Ed. Peter. 8.
Pommer'sche Genealogien. Nach urkundlichen Quellen
und den Sammlungen von Balthasar, J. A. Dinnies und C. G ester-
ding, herausgegeben von Dr. Theodor Pyl. Zweiter Band. Greifs-
wald. Vereinsschrift der Greifswalder Abtheilung der Ge-
sellschaft für Pommer'sche Geschichte und Alter-
thumskunde. 1868. 8.
Die Greifswalder Sammlungen vaterländischer Alterthü-
mer und die Kunstwerke des Mittelalters und der Renaissance im Be-
sitz der Universität, der lürchen und Behörden und der Greifswal-
der Abtheilung der Gesellschaft für Pommer'sche Geschichte und
Alterthumskunde. Geordnet und beschrieben von Dr. Theodor
Pyl. Greifswald. 1869. 8.
Kirchen schmuck. Ein Archiv für kirchliche Kunstschö-
pfungen und christliche Alterthumskunde. Herausgegeben unter
der Leitung des christlichen Kunstvereins der Diöcese
Rottenburg. Redigirt von Pfarrer Laib und Dekan Dr. Schwarz.
273
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
274
XXIII. Band, zweite Hälfte. Zwölfter Jahrgang 1863. Zweites Vier-
teljahi-shcft. Stuttgart. 8.
Mainzer Domsagen. — Zur Sitte und Sprache der Kirche. —
Vom Berill. — Alte Gebräuche im Dome zu Mainz.
Sitzungsberichte des Münchener Alterthuras-Ver-
eina. Heft I. 1866 — 67. Mit VI Tafeln und einem Holzschnitt.
München. In Commission bei Theodor Ackermann. 1868. gr. 8.
Zehenter Rechenschaftsbericht, gelegt vom Aus-
schüsse des Vorarlberger Museums-Vereins in Bre-
gen z über den zehnten Vereins-Jahrgang vor der dazu berufenen
Generalversammlung am 14. Juni 1868. Bregenz. 1868. 4.
Historischer Inhalt : Die gelehrte Familie Manlius oder Mennel
im XVI. Jahrhunderte. (Josef v. Bergmann.) — Ausgrabungen auf
der röm. Begräbnifsstätte von Brigantium. Von Dr. Samuel Jenny.
Bundordnung (vom 21. Mai 1705).
Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur
Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. XHI.
Jahrgang. — Juli -August. Wien, 1868. 4.
Der Schatz des Westgothenkönigs Athanarich, gefunden im
Jahre 1837 zu Petreosa in der grofsen Walachei. Von Canonicus
Dr. Fr. Bock. (Mit 9 Holzschnitten.) — Studien über Befesti-
gungsbauten des Mittelalters. Von Schulcz Fereucz. (Mit 2 Ta-
feln und 12 Holzschnitten.) — Die alte Kirche des heil. Benignus
zu Dijon. (Mit 3 Tafeln und einem Holzschnitt.) (E. Henszl-
mann.) — Die Steinwälle Böhmens. (Mit 4 Holzschnitten und 1
Karte.) (Dr. E. Födisch.) — Klapp-Altärchen (pentaptychon) des
XIV. Jahrhunderts, in Wallrofszahn geschnitten. (Mit 1 Tafel in
Farbendruck.) (Dr. Franz Bock.) — Corvinischer Codex in der
k. k. Hofbibliothek. — Unsere Zeit und die Restaurationen, nebst
speoieller Behandlung des Restaurationsprojectes für die Stadtpfarr-
kirche zum heil. Blut in Grätz. (Hans Petschnig.) — Die Gewölbe-
gemälde im Läuthause der Stiftskirche zu Larabach. (Dr. P. Pius
Schmieder.) — Der Evangeliencodex Karl des Grofsen. (Mit 1
Holzschnitt.) — Die Thore der Stadt Hohenmauth. (Mit 1 Holz-
schnitt.)
Az Erdelyi Muzeum-Egylet-E vkönyvei (des sieben-
bürgischen Museums-Vereins Jahrbücher). IV. Kötet. Mäsodik Fü-
zet. Szerkesztette Brassai Samuel. Jlärom rajztäbläval. Kolozs-
värt, 1868. 4.
Nachrichten.
Literatur.
Neu erschienene Werke.
25) Die Grabsteine und Epitaphien adeliger Perso-
nen in und bei den Kirchen der Altmark. — Wort-
- getreue Copien der an denselben befindlichen Inschriften und
genaue Beschreibung der daran angebrachten Wappen. Ge-
sammelt von Ad. M. Hildebrandt, Mitglied der Ge-
schichts- und Alterthums- Vereine in der Altmark etc. —
Hft. 1. Die Kreise Salzwedel und Gardelegen umfassend. Gar-
delegen, Druck von A. Keller 1868. 8. 123 Stn. und 8 Ta-
feln lithographierte Abbildungen.
Der Titel gibt schon vollständig an, was in dieser Schrift zu
finden ist. Das Unternehmen, von solchen der Zerstörung mehr-
fach ausgesetzten Denkmälern aus älterer — zum Theil schon sehr
alter — und neuerer Zeit genaue Beschreibung und überhaupt
Kunde zu geben, ist ein dankenswerthes , und seine Fortführung
kam allen denen, welche sich namentlich für Genealogie und He-
raldik intesessieren, nur recht erwünscht sein. Ueber eine nicht
geringe Anzahl alter Adelsfamilien, die aus der Altmark ihren Ur-
sprung herleiten, dort ansässig waren oder noch sind, aber auch
in den andern Marken und nach Hannover, Sachsen etc. sich aus-
gebreitet haben, finden sich hier Aufschlüsse, die in solcher Sicher-
heit schwerlich sonst irgendwoher zu erlangen sein dürften. —
Der Verfasser ist sehr sorgfältig bei Aufzeichnung der Inschriften
und Beschreibung der Wappen verfahren und hat schätzbare ge-
nealogische Kotizen und Nachweisungen beigebracht, vornehmlich
auch in heraldischer Beziehung Alles gegeben, was zur Aufklärung
dienen konnte. Die beigefügten 7 Tafeln Abbildungen von alten
Grabsteinen (3 aus dem 13., 3 aus dem 14. und 1 aus dem 15. Jhdt.),
wie auch das Titelblatt mit dem Wappen der Altmark und den
Wappenschildern der in den behandelten zwei Kreisen jetzt ansäs-
sigen 12 Adelsfamilien , sind gut gearbeitet , und da auch Druck
und Papier zu loben sind, erscheint der Preis von 25 Sgr. (wofür
das Heft von dem Verfasser zu Mieste in der Altmark zu beziehen
ist) nur gering. R.
26) Die Siegel der Mark Brandenburg nach Urkun-
den des königl. Geh. Staatsarchivs, des Staats-
archivs zu Magdeburg, sowie städtischer und an-
derer Archive. Lieferung I. Berlin in Commission bei
J. A. Stargardt. (1868.) (gr. 4., 28 Stn. Text und 12 Tafeln
Abbildungen in Holzschnitt).
Der bewährte Alterthumsforscher Vofsberg, allen Freunden der
Münzkunde und der Sphragistik durch vortreffliche Werke längst
bekannt, hat es unternommen, zu dem grofsen Urkundenwerke des
höchst verdienstvollen brandenburgischen Historiographen Riedel,
dem Codex diplom. Brandenburgensis, eine schon vielfach vermifste
und darum gewünschte Ergänzung zu geben, indem er die in dem
Codex selten berücksichtigten alten Siegel in vollkommen treuen
Abbildungen der Originale herauszugeben beabsichtigt. Das Ma-
terial dazu hat er seit \'ielen Jahren in den ihm bereitwillig geöff-
neten Staats- und Privat-Archiven angesammelt, und eine grofse An-
zahl von Siegeln der Markgrafen, Bischöfe, Städte, des Adels und
der Bürger, der geistlichen Stifter, der Gewerke und des alten Jo-
hanniterordens aufs genaueste zeichnen lassen, deren allmähliche
Publicierung mit dieser ersten Lieferung, die schon von allen vor-
erwähnten Abtheilungen Siegelabbildungen enthält, begonnen ist.
Auf den die Siegel der Markgrafen Albreoht des Bären und Otto I.
enthaltenden Tafeln hat der Herausgeber sehr zweckmäfsig auch
Abbildungen von Münzen dieser Fürsten gegeben, welche Münzen
zur Erläuterung der Siegel beitragen ; sodann ist eine besondere Ta-
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
276
fei vorangestellt mit Abbildungen der seltenen Münzen einiger Wen-
denfürsten , die vor den Ascaniern Theile der Mark beherrschten,
und deren Darstellung ungemein interessant ist. — Zu jeder Ab-
bildung der Siegel und Münzen ist eine Beschreibung, zum Theil
mit bezüglichen Erläuterungen, und zu den einzelnen Abtheilungen
noch eine geschichtliche Einleitung gegeben, — alles kurz, aber
doch vollständig genügend und dem Zwecke entsprechend. • —
Da der Herausgeber in dieser ersten Lieferung die Reihefolge
der Siegel weder nach dem Alter, noch nach dem Bnchstaben ge-
ordnet, sondern nur eine, wie es scheint, willkürliche und zufällige
Auswahl getroffen hat und auch wol in dieser Weise bei den fol-
genden Lieferungen fortfahren wird, so beabsichtigt er wahrschein-
lich, bei Vollendung eines Theiles seines Werks oder bei dem Ab-
schlüsse desselben die wünschenswerthe LTebersichtlichkeit des In-
halts durch ein vollständiges Namenregister zu erhöhen, in wel-
chem dann auch auf die betr. Urkunden des Riedel'schen Codex
Bezug genommen werden möchte. —
Von Forschern und Freunden des Alterthums, der Geschichte
und Genealogie wird dies Unternehmen mit eben so grofser Freiide
aufgenommen werden, wie von den Sphragistikern insbe.sondere,
da es für Kunde der Vorzeit im allgemeinen und insbesondere der
Marken viel Interessantes und zur Aufklärung Dienendes bringt.
Die Ausführung im Holzschnitte — für Siegel gewifs mehr zu em-
pfehlen , als die freilich viel billigere Lithographie — ist muster-
haft, insbesondere auch wegen der ungemeinen Genauigkeit, von
der sich Referent durch Vergleichung mit Originalen überzeugt
hat. — Der Herausgeber hat es vorgezogen, ein sehr festes, aber
doch wegen der gelblichen Farbe nicht angenehm in's Auge fal-
lendes Papier anzuwenden : sicherlich würde das durch vorzügli-
chen Druck ausgezeichnete Heft im Aeufseren noch gewonnen ha-
ben, wenn dazu ein ganz weifses Papier verwandt wäre. R.
27) Alterthümer und Kunstdenk male des Cisterzien-
serklosters St. Marien und der Landesschule zur
Pforte, von W. Corssen. Mit XH Tafeln und 99 Holz-
schnitten. Halle, Verlag der Buchhandlung des Waisenhau-
ses. 1868. gr. 4. 344 Stn.
Den Freunden mittelalterlicher Baukunst war die Kirche des
Cisterzienserklosters zur Pforte, der jetzigen Schulpforte, an der
Saale längst lieb und werth, seit Puttrich in seinem grofsen Werke
über die sächsischen Baudenkmale Abbildungen gegeben hatte.
Die Bauwerke Pfortes haben aber auch ein besonderes Interesse
für die vielen Angehörigen der Schule, und so wird wol das glän-
zend ausgestattete Werk, das beiden Kreisen willkommene Mit-
theilungen und Abbildungen bringt, allseitig freundliche Aufnahme
finden.
Der Verfasser gibt zunächst die urkundlich belegte Geschichte
des Klosters, dann die der Fürstenschule und fügt daran eine Be-
schreibung und Würdigung der Gebäude und sonstigen Kunst-
werke, die durch gute Abbildungen dem Auge des Lesers vorge-
führt werden. Von besonderem Interesse wird für das grölsere
Publikum die Beschreibung der einzelnen Theile dos ehemaligen
Klosters sein, durch die auch der Laie ein übersichtliches Bild des
Lebens und der Thätigkeit eines gröfseren Klosters erhält; schon
die Aufzählung der einzelnen Räume — die leider zum grol'sen
Theile nicht mehr, oder doch nicht in alter Weise vorhanden sind
— zeigt, welch mannigfaltige Bedürfnisse vorhanden waren, und
wie das Kloster eine Welt für sich bilden konnte, in der für alle
leiblichen wie geistigen Bedürfnisse gesorgt war.
Die schönen und edeln Formen der Kirche, die guten Ver-
hältnisse, die schöne Ornamentik , ebenso die Gliederung und Ver-
zierung der Abtskapelle werden allen jenen besonders willkommen
sein , die das Studium der alten Baukunst mit Rücksicht auf ihre
Wiederanwendung betreiben ; die Grabdenkmale , Skulpturen und
manches andere haben Bedeutung für die Kunstgeschichte und
geben so in Verbindung mit der Architektur eine Uebersicht über
die Kunstgeschichte des Mittelalters.
Die schöne Ausstattung des Buches wird mit dazu beitragen,
dasselbe auch in Kreisen, denen sonst ernstere Studien ferne lie-
gen, heimisch zu machen.
Aufsätze in Zeitschriften.
Das Ausland: Nr. 32, S. 751. Worsaa's Erklärung der Moor- und
Erdfünde. — S. 754. Tacitus und die rheinischen erloschenen
Vulkane. (Dr. Jacob Nöggerath.)
Die Biene: Nr. 23. Holzkirchen in Mähren.
Börsenblatt f. d. deutsch. Buchh.: Nr. 143. Aldus Manutius.
Europa: Nr. 29, Sp. 921. Tanzlieder und Pfeiferkönige. — Nr.
30, Sp. 951. Der Wenden Untergang auf Rügen. — Nr. 31.
Sp. 977. Zwei mittelalterliche Reisende. — Sp. 983. Chiffrier-
Bchrift und schwarze Kunst (Tritheim's Steganographie.)
Die Gartenlaube: Nr. 31 f. Die Mutter unserer heutigen Scheide-
kunst (über Alchemie). (Dr. 0. L. Erdmann.)
Die Grenzboten: Nr. 29, S. 81. Der gegenwärtige Stand der
Runenkunde. — Nr. 31, S. 161. Die alte Kunst und die Mode.
(Otto Jahn.)
Jagd-Zeitung: Nr. 12, S. 370. Die Moritzburg (bei Dresden).
Danz. Kathol. Kirchenblatt : Nr. 30. Eine Monstranz in Stuhm.
(R. Bergau.)
Evang. -reform. Kirchenzeitung: 18. Jahrg., Maiheft. Zur
Geschichte des Heidelberger Katechismus.
Illustr. deutsche Monatshefte: Aug., Nr. 47 (143), S. 473.
Eine hochberühmte Schatzgräbergeschichte (1715). (Moritz
Müller.)
Notes and Queries: Nr. 28, S. 40. Calvin and Servetus.
Revue des deux mondes: 1. Juillet, 1. livr., p. 84. Le drame
religieux du moyen äge jusqu'ä nos jours. (Nach Dr. K. Hase.)
Rübezahl; 5. Heft, S. 203. Bräuche und Sagen aus Oesterreichisch-
Schlesien. (Prof A. Peter). — S. 206. Lerchenborner Sagen.
(Pastor K. J. Th. Haupt) — S. 212. Geschichte des Görlitzer
Theaters (Ewald Schulz.) — 6. Heft, S. 266. Ein Wort über
schlesische Mundart. (K. F. W. Wander.)
Augsburger Sonntagsblatt: Nr. 30. 31. Zur Geschichte der
Rose.
Sonntagsblatt (vonE. Dohm): Nr. 29. Zur Geschichte des Hun-
des.
Preufs. Staats- Anzeiger : Beil. Nr. 150 ff. Alterthümer und
Kunstdenkmale des Erlauchten Hauses Ilohenzolleru. — Zur
Geschichte der deutschen Handelsgesetzgebung. — Nr. 174 ff.
Die Kirchenbauten der romanischen und der gothischen Pe-
riode in Preufsen. — Nr. 180. Das Leichenbegängnifs des Kur-
fürsten Albrecht Achilles von Brandenburg zu Frankfurt a. M.
am 12. März i486.
277
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
278
Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Branden-
burg: Nr. 32. Zwei Lutherbriefe.
Zeitschrift f. Protestantismus u. Kirche: N. F. 55. Bd.,
6. Hft. Episoden aus der Kirchengeschichte der Grafschaft Lei-
ningen-Westerburg, besonders der Gemeinde Grünstadt. — Re-
formationsgeschichtliches.
Allgemeine Zeitung: Beil. Nr. 221. Fund eines römischen
Militärdiploms bei Weifsenburg in Mittelfranken. — Nr. 227.
Die Restauration des Ulmer Münsters.
Danziger Zeitung: Nr. 4924. 4926. Wendlers Modell für die
Wiederherstellung des Hochaltars der Oberpfarrkirche St. Ma-
rien zu Danzig.
Yermischte Nachrichten.
74) Der Bildhauer Wendler in Berlin hat ein sehr vortreffli-
ches Modell zur Restauration des Hochaltars von St. Ma-
rien in Danzig (Vergl. Danz. Ztg. vom 3. u. 4. Juli 1868) gefer-
tigt. Auf Grund desselben ist ihm die Ausführung des Altar-Auf-
satzes für den Preis von 10,000 Thlr., auf Kosten der Klose'schen
Eheleute in Danzig, übertragen werden. R. Bergau.
75) Die Kapelle zu St. Bartholomä am Königssee war
in der jüngsten Zeit sehr baufällig geworden. Da die Pfarrkirchen-
stiftung St. Andrä in Berchtesgaden, welcher der bauliche Unter-
halt obliegt, absolut leistungsunfdhig ist, so sollte die Kapelle zum
Abbruch gelangen. Hiedureh würde jedoch der Königssee in hi-
storischer und ästhetischer Beziehung eine schöne und eigenthüm-
liche Zierde verloren haben ; König Ludwig H. von Bayern be-
fahl daher, dafs die Kapelle auf Kosten der Kabinetskasse wieder-
hergestellt werde. Die desfalls vorgenommenen baulichen Repa-
raturen sind nun vollendet, und am St. Jakobstage (25. Juli) wurde
in der renovierten Kirche der erste feierliche Gottesdienst gehalten.
(Korr. V. u. f. D. Nr. 386.)
76) Am 26- Juli wurde in Lüttich das Monument Karl's
des Grofsen enthüllt, welches die Stadt und die Provinz die-
sem Kaiser errichtet haben, den sie zu ihren speziellen Landsleu-
ten zählen, weil die Vorfahren desselben in dortiger Gegend Be-
sitzungen hatten, nach welchen sich einige derselben benannten,
wie z. B. Herstall und Landen. Uebrigens ist, wie bekannt, Karl's
Geburtsort mit Sicherheit nicht zu ermitteln. Das Monument ist
eine Reiterstatue in Bronze auf einem Postamente von weifsem
französischen Saudstein ; an dem Postamente befinden sich sechs
kleine Bronzestatuen, welche Karl's Vorfahren darstellen. Die Rei-
terstatue mii'st 5 Meter in ihrer ganzen Höhe, das Postament ist
7 Meter hoch. Das Denkmal ist das Werk des Bildhauers Jehotte,
Professors an der Brüsseler Akademie. Es ist in Brüssel gegos-
sen. (Ders. Nr. 390.)
77) Am 10. Juli eröffnete, wie die Heidelb. Zeitung Nr. 163
und die Bad. Landesztg. Nr. 163 u. 164 berichten, der Fabrikbe-
sitzer Karl Metz eine von ihm selber während einer langen Reihe
von Jahren zusammengebrachte Sammlung von Alterthümern
und andern Gegenständen der verschiedensten Art, welche, aufge-
stellt im Hause Nr. 22 vor dem Karlsthor (Hausacker genannt) der
Stadt Heidelberg, namenthch enthält: KirchUches, Folterwerk-
zeuge und Richtschwerter, Waffen und Rüstungen, musikalische In-
strumente, Thür- und Schrankschlösser, Porzellansachen, Münzen,
Uhren, Autographen, Reliquien und Curiositäten. Hervorzuheben
ist eine in einem der höher gelegenen Zimmer angebrachte Holz-
vertäfelung, welche zu Anfang des 17. Jahrh. die Arbeitsstube des
Bürgermeisters der Stadt Zürich schmückte.
78) Die erste Abtheilung der berühmten Ritter v. Schult-
he fs -Rechberg'schen Münz- und Medaillensammlung
jst im Juni in Dresden unter lebhafter Betheiligung fremder Käu-
fer versteigert wordan. Viele der bedeutendem Stücke sind in
Deutschland verblieben und theils für öffentliche Sammlungen,
theils von Privaten erworben worden. Auch das kön. Münzkabi-
net in Dresden hat sich die Gelegenheit zur Bereicherung nicht
entgehen lassen, noch gröfsere Summen verausgabte das Berliner
Museum zu Anschaffungen. Andere Stücke sind nach der Schweiz,
nach Frankreich, Italien, Schweden, Rufsland, England, selbst nach
Amerika gewandert. Es wurden bedeutende Gebote erzielt und ein
Thaler häufig mit 30—50, selbst mit 60— 100 Thalern bezahlt, wie
der Thaler des Salzburger Erzbischofs Leonhard von Keutschach vom
Jahre 1504 mit 105 Thalern., ein Doppelthaler des Cardinais von
Dietrichstein, Bischofs von Olmütz, ebenso hoch etc. Die zweite
Hälfte der Sammlung, 4000 Stück, darunter viele Seltenheiten,
wird im Mai k. J. versteigert. Diese numismatische Sammlung
hat vor ihrer Zerstückelung eine wissenschaftliche Bearbeitung
durch die Brüder Erbstein erfahren und somit wenigstens auf dem
Papiere den Charakter der Untheilbarkeit erlangt.
(Hl. Ztg. Nr. 1309.)
79) Wie man aus Fronhofen bei Simmern schreibt, hat ein Ar-
beiter beim Steinbreehen zu Unzenberg, in der Nähe des römi-
schen Standorts Dommissas bei Kirchberg, einen Topf mit 840
Silbermünzen gefunden, die sämmtlich etwas schwerer sind
als ein 2'/j Silbergroschenstück. Diese Münzen tragen ein Bild-
nifs mit der Inschrift : „Probus Marcus Aurelius" und sind ganz
gut erhalten. Da der Deckel des Topfes fehlte, so haben die In-
schriften meist einen leichten Ueberzug. (Dies. Nr. 1308)
80) Bei Trifail (Steiermark) stiefs bei Urbarmachung eines
Waldes der Spaten eines Landmanns auf ein Gefäfs, welches etwa
1 Fufs tief unter der Oberfläcba lag und mit etwa 300 grofsen,
massiven, wohlerhaltenen S ilbermünzen, anscheinend keltischen
Ursprungs, gefüllt war. (Dies. Nr. 1309.)
81) Auf dem Gute Wotrum bei Teterow (Meklenburg) wur-
den in letzter Zeit mancherlei Bronzealt erthümer und dane-
ben eine Anzahl mittelalterlicher Ofenkacheln gefunden.
(Dies. Nr. 1311.)
82) Beim Erweiterungsbau der Strafanstalt in Zürich ist ein
Stein mit altrömischer Inschrift ausgegraben worden.
Dieselbe lautet : Deae dianae et Silvano ursarii posuerunt ex voto.
Die Römer gebrauchten die Bären zur Jagd, und die Führer der
Bären gehörten zum Jagdgefolge. Auch noch weitere antiquari-
sche Funde wurden an dieser Stelle gemacht. Die Arbeiter stie-
fsen nämlich auf zwei Armbänder und sieben Ringe von Gold ; erstere
laufen künstlich in Schlangenköpfe aus, letztere sind theils cise-
liert, theils fassen sie eine Gemme. Die Schmuckgegenstände mö-
gen nach dem Urtheil der Kenner des Fachs aus dem 2. oder 3.
Jahrh. stammen ; sie sind von der antiquarischen Gesellschaft an-
gekauft worden. (Das.)
88) Auf dem Gute Pölitz in Meklenburg sind im Laufe die-
ses Frühjahrs und Sommers eine Menge uralter Wohnstätten, sog.
Höhlenwohnungen, entdeckt worden. Zwei, drei und vier Fufs
unter der Oberfläche stiefs man beim Drainieren auf zahllose Glas-
279
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
280
Scherben, Knochen von Thieren, besonders von Schweinen, Rindern,
Pferden und Hirschen, sowie auf einzelne Geräthe. Nach der Be-
schaflenheit der Scherben und Geräthe gehören diese ehemaligen
Wohnstätten theils der letzten heidnischen und zum Theil der
Steinzeit an. Mehrere Kisten mit Knochen und Scherben sind dem
Schweriner Archiv übersandt worden. (Korr. v. u. f. D. Nr. 401.)
84) Bei Clermont im Oisedeiiartenient hat man dieUeber-
reste der Brücke aufgefunden, die Cäsar dort über die
Sümpfe hatte schlagen lassen, um die Bellovaker in ihrem Lager
zu überraschen. Man hatte sich bisher vielfach über die Oertlich-
keit, wo diese Vorfälle stattgefunden haben, gestritten.
(II!. Ztg. Nr. 1311.1
85) Die werthvolle Bibliothek des verstorbenen Sprachfor-
schers Franz Bopp ist, wie man der Allgem. Ztg. aus Berlin
schreibt, von der Universität Ithaka in Amerika erworben worden.
Die Douhletten hat der Antiquar Stargardt in Berlin übernommen,
mit andern werthvollen Werken vereinigt und darüber ein Ver-
zeichnifs von etwa 1300 Nummern veröffentlicht.
86) A''on der Calve'schen k. k. Universitätsbuchhandlung in
Prag ist folgendes Schriftchen ausgegeben worden : „Diplomati-
sche Abhandlung über ein zu München aufbewahrtes Fragment
eines Sendschreibens des Kaisers Glycerius an denOst-
gothischen Feldherrn Widemir, als die einzige bisher be-
kannte occidentalisch- kaiserliche Urkunde etc. Von J. C. Frhrn.
V, Aretin. 8. 34 Stn." Ueber die in dieser Abhandlung besprochene
Urkunde war schon um 1759 ein Heft unter dem Titel : „Jo. Adami
E. B. de Ickstädt Observationes historico-criticae in epistolam auto-
grapham Glycerii Imperatoris ad Widimerum Ostrogothorum Re-
gem. Monachü (prostat in Bibliopolio Eleot. academico.) S. a. 4.
14 Stn. , mit 1 Tafel." in zwei Auflagen erschienen , damals aber
ziemlich unbeachtet geblieben. Die betreffende, den Erben des
kurfürstl. Hofraths Frhrn. Widmer in München gehörige und schon
seit länger als einem Jahrhundert im Besitze der Widmer'schen
Familie befindliche Urkunde stammt aus dem J. 473 und ist nach
v. Aretin's Ausspruche wegen ihres Alters sowohl, als wegen ihres
Inhalts „eine der gröfsten Kostbarkeiten, mit welchen eine öffent-
liche Bibliothek geziei't sein kann."
(N. Anz. v. Petzholdt, H. 8, S. 272.)
M i 1 1 li e i 1 u II g e ii.
Die den Freunden der älteren deutschen Literatur wohlbekannte
Bibliothek des verstorbenen Predigers Kläden über deren Sel-
tenheiten ^besonders der Schriften von Grimmeishausen) Holland,
Keller u. A. Mittheilungen gegeben, ist von dem Antiquar Star-
gardt in Berlin angekauft worden. — Ein Verzeichnifs derselben,
das zugleich eine Ergänzung zu Heyse's Bücherschatz bildet, ent-
hält ca. 2300 Nummern zum Theil mit literarischen und bibliogra-
phischen Nachweisungen.
Auf Sp. 194 des diesjährigen Anzeigers ist durch Fortlassung
eines Komma ein Satz der Art entstellt, dafs anzunehmen ist, es
sei behauptet, Luther habe die Stelle Sprüche Salomo's 25, 11
übersetzt : „Gold'ne Aepfel mit silbernen Bildern." — Richtig lau-
tet der Satz aber : „In der Vorrede ist das durch Göthe beliebt
gewordene: Gold'ne Aepfel in silbernen Schalen" nach der lutheri-
schen Bibelübersetzung, — eigentlich : „mit silbernen Bildern", —
benutzt."
Der anscheinend auffallende Umstand, dal's Sp. 196 bei der
auf einen Brief Dr. Suringar's zu Leiden vom 25. Februar 1866
gestützten Mittheilung über Sprengius die abweichende Ansicht
Franck's — Anzeiger 1867, Sp. 10 und Herrig's Archiv, Bd. 40,
S. 91 — nicht beachtet ist, erklärt sich dadurch, dafs mein Auf-
satz im Anzeiger älter als der Abdruck der Franok'schen Arbeit
ist und bereits im December 1866*) nach Nürnberg abge-
sendet war. A. M. Ottow.
An den Tagen vom 14. — 21 September findet zu Bonn ein
von dem Verein von Alterthumsfreunden im Rheinlande veranstal-
teter internationaler Congrefs für Alterthumskunde
und Geschichte statt. Die Verhandlungen werden, auf drei Sec-
tionen vertheilt, Fragen aus der Urgeschichte, aus dem heidnischen
Alterthum und aus der christlichen Zeit zum Gegenstande haben.
Auiserdem ist eine Ausstellung solcher Kunstwerke und Alterthü-
mer in Aussicht genommen, welche, in Privatbesitz oder Kirchen
befindlich, bisher wenig zugänglich waren, oder sich besonders als
Material für die vergleichende Kunstgeschichte eignen. Anmeldun-
gen sind an den Vorstand des obengenannten Vereins zu richten.
*) Wird bestätigt.
Die Redaktion.
Die Jahresconferenz des germanisclien Museums findet
am ITIontag: den 28. September d. J.
und den nächstfolgenden Tagen statt.
Der Vorstand des gcrniaii. Museums.
Verantwortliche Redaction: A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Sebald'sehe Buchdrnckerei in Kiirnberg.
Nürnberg;. Das Abonnement des Blat-
tes, welches alle Monate erscheint, wird
ganzjährig angenommen und beträgt nach
der neuesten Poatcouvention bei allen Post-
Umtorn und Buchhandlungen Deutschlands
incl. Oeaterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fufs
oder 2 Thlr, preufa.
Für Frankreich abonniert mau in
Strafsburg bei C. F. Schmidt, in Paris bei
der deutschen Buchhandlung von F.Klinck-
Bieck , Nr. 11 rue de Lille, oder bei dem
AIZEIOER
FÜR KIDE m
Neue Folge.
Poatamt in Karlsruhe; für England bei
Williams A Norgato , 14 Henrietta- Street
Covent - Garden in London ; für Nord-
Arnt-rika bei den Postümtem Bremen und
Hamburg.
Alle für das gcrman. Museum be-
Btiminten Sendungen auf dem Wege dea
Buchliandels werden durch den Commis-
sionar der literor. -artist. Anstalt des Mu-
seums, F.A. Brockhaus in Leipzig, be-
fördert.
X
Fünfzehnter Jahrgang.
1868.
ORGAN DES GERMOTSCHEN MUSEUMS.
September.
Wisseüschaftlicüe Mttheiluuseii.
Sphragistische Aphorismen*).
(Schluls.)
XV.
Einer Wappendecke begegnen wir ferner auf dem ri
Siegel IV, A. 1 Lippold's von Behr von 1283 **), nur mit dem
Unterschiede, dafs wir es auf den Siegeln Nr. XI und XIII
mit dem Hirsch als wirklichem oder symbolischem***).
*) S. Anzeiger 1868, Nr. 7.
**) S. Lisch, Urkunden u. Forschungen z. Gesch. des Geschlechts
Behr, S. 52 ff. I u. Sgl. Taf. n, Fig. 6.
***) Den Hirsch, wahrscheinlich als Symbol der von jeher in
Deutschland hochgehaltenen Hohen Jagd, treffen wir auf ver-
schiedenen mittelalterlichen Dynasten -Siegeln II, A u. B. als rei-
nes Siegelbild, ohne alle heraldische Bedeutung und Zugabe, z. B.
hier aber mit dem Bären als redendem Siegel bilde, das
wol erst später in ein redendes Wappenbild verwandelt
wurde, zu thun haben*).
XVI und XVII.
Mit diesem Siegel bilden die beiden Siegel Ulrich's**)
und Harnid's ***), beide an derselben Urkunde von 1283 —
an welcher auch noch das r-j Siegel IV, A. 1 Heinrich's
hängt, in welchem gleichfalls der Bär mit der Wappendecke
erscheint, — eine sehr interessante Serie, da auf dem Siegel
Ulrich's das eigentliche Wappen allein, und auf dem Harnid's
auf dem rO Siegel II, B Otto's von Lobdeburg von 1186 und
dem Siegel H, B des Grafen Ludwig von Oettingen um 1224.
Auch der Keuler (in einem Schilde) auf dem Siegel H, B des Gra-
fen Hermann von Cilly von 1427 möchte dieselbe Bedeutung
haben.
*) Mein gelehrter Freund Lisch sagt hierüber (a. a. 0., S. 57) :
„Diese Abweichungen gehören nun zu den gröfsten sphragi-
stischen Merkwürdigkeiten in den Ostseeländern und dürften hier
kaum ein ähnliches Beispiel finden. Dafs die Behr mit den Spitzen
im Schilde zu den Vorfahren und Stammhaltern der noch jetzt
blühenden rügen'schen Behr gehören, kann keinem Zweifel unter-
worfen sein, eben so wenig, als dafs die Behr, welche eine Zeit
lang drei Schwanenhälse im Schilde führen, die Vorfahren der gütz-
kow'schen Behr sind."
**) S. Lisch a. a. 0., Fig 7.
***) S. Lisch a. a. 0., Fig. 8.
283
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
284
ein Theil des Wappens (zwei der drei Schwanenhälse) und ein träger. Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man dieses Sie-
Stück des Bären zu sehen sind. gel leicht für ein Porträtsiegel III, B. 2 a halten. Das ur-
Dergleichen poetischen^Lizenzen begegnet man häufig auf
Siegeln des Mittelalters, [namentlich im 13. u. 14. Jahrh. und
in den verschiedensten Formen.
XVIII.
Auf dem schönen Siegel IV, A. 2 Leo's von Brüssel von
1215*) sehen wir z. B. den Löwen als redendes Siegel-
bild in Verbindung mit dem Wappenschilde, welchen sein Va-
ter Gottfried, Castellan von Brüssel, auf seinem grofsem Siegel
III, B. 3 von 1215**) führt.
Das Siegel Leo's gehört wol unter die frühesten Beispiele
heraldischer Schildträger.
XIX.
Interessant ist das Q Siegel IV, A. 2 Heinrich's von
Hochstetten von 1276, mit einer weibHchen Figur als Schild-
*) Nr. 1764 der Siegelsammlung des kgl. Staatsarchivs zu
Brüssel.
**) Nr. 1763 der Brüsseler Siegelsammlung.
sprüngliche Wappen möchte wol als ein gespaltener Schild, mit
je einer Fahne in versetzten oder verwechselten Tinkturen, zu
blasonnieren sein. Bei Siebmacher erscheint es II, 114 als
von Roth und Weifs getheilt, mit drei grünen Pfählen imWei-
fsen und V, 3ö6 ebenso, aber mit anderer Tinktur.
XX.
Eine eigene Art von Zusammenstellung eines redenden
Siegelbildes mit dem Wappen sehen wir auf dem r— i Siegel
IV, A. 2 des Arnold Straufs, von 1297.
An der gleichen Urkunde hängen noch das r~7 Siegel IV,
A. 1 Heinrich's und das Siegel IV, B Johann's, der Brüder
Arnold's. In der Urkunde nennen sie sich nobiles fratres de
Struze.
Solche redende Siegelbilder, die zum TheU als sphragi-
stische Beizeichen dienten, sind später häufig theils wirklich
285
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
286
als Wappenbilder angenommen, theils irrthümlich dafür an-
gesehen und ausgegeben worden.
Ohne den kleinen Wappenschild würde man im vorliegen-
den Falle um so eher versucht gewesen sein, bei dem Straufs
auf ein redendes Wappen zu schliefsen, als es mehrere Fa-
milien dieses Namens gibt, die ein solches führen *).
Man mufs daher bei der Blasonnierung solcher Bilder sehr
vorsichtig sein.
*) S. 0. T. V. Hefner, Handb. d. theoret. u. prakt. Heraldik,
S. 81 u. Taf. XV, Fig. 422, und Siebmacher IV, 176 u. V, 42 u. 241.
Geistliche Scherze des Mittelalters.*)
VI.
Ein beliebter Gegenstand der mittelalterlichen Reimverse
waren die kampfartigen Wechselreden, zu denen namentlich
auch der Streit des Weines mit dem Wasser um den Vorzug
gehört. Solch ein längeres strophisches Gedicht hat Thomas
Wright mitgetheilt: The Latin Poems commonly attributed
to Walter Mapes (London, 1841), p. 87—92, und Jacob Grimm
(Kleine Schriften 3, 78) gibt aus einer venetianischen Hand-
schrift Proben einer Version mit allerlei kleinen Abweichungen.
Unser Freund Huseman hat sich diesen Stoff auch nicht ent-
gehen lassen (Fol. 206) ; aber die Abweichungen seines Textes
sind viel bedeutender, die Folge der Strophen eine ganz an-
dere. Doch ist wieder die Uebereinstimmung zu grofs, um
einen neuen Abdruck des langen Gedichtes rathsam zu ma-
chen; der Eingang lautet hier so:
Somnium prodigiosum de Vino et Aqua mutuo litigantibus
pro dignitatis apice.
Hi storia.
Factum est convivium liberale multum,
Epulis et poculis splendide excultum.
Illic postquam genio satis est indultum,
Reliquerunt socii vino me sepultum.
Extasis.
Raptus sum in spiritu, non in carne gravi,
Jamque fere tertium caelum penetravi,
Factusque exanimis non parum expavi,
übi mirabilia haec consideravi.
Causa.
Ad examen residens in excelsis Dens,
Cum coepisset spiritus trepidare meus.
Ecce coram iudice Thetis et Lyeus
Accusant alterutrum ut actor et reus.
In dem Wettstreit selbst sind die Abweichungen minder
bedeutend; der Schlafs aber lautet:
Discussio.
Ad haec Cives caelici debite pensatis
Vini rationibus, atque approbatis,
*) In Nr. 7 des Anzeigers Sp. 230, Z. 15 v. u. lies destinant,
Z. 9 v. u. consonat u. Sp. 231, Z. 22 : Mundum.
Clamant onines fortius vocibus elatis:
Pax in terra iiopulis bonae voluntatis !
Sen ten tiatio.
Quibus ego vocibus tandem post examen
Excitatus, retuli somnii velamen,
Aftirraans veraciter Sanctorum dictamen,
Quod vinum prae ceteris praestans sit liquamen.
Conclusio.
Si quis haec crediderit, gaudens dicat Amen.
Neben dieser gelehrten lateinischen Poesie mit ihren kirch-
lichen Argumenten gibt es nun aber auch ein ganz volksthüm-
liches deutsches Lied, in welchem der Ausgang umgekehrt ist,
indem das Wasser den Preis davonträgt. Es findet sich in
einer Umformung aus dem 16. Jahrh. in des Knaben Wunder-
horn 2,37, und fehlt auch bei Huseman, Fol. 211, nicht. Seine
weit abweichende Fassung scheint mir ursprünglicher zu sein;
aber die Sprache ist gemischt, oberdeutsch und niederdeutsch;
letzteres wol in Westfalen erst eingedrungen. Mögen nun An-
dere sich an einer Herstellung des Textes versuchen : ich gebe
ihn, wie ich ihn finde, nur mit Beseitigung einiger orthographi-
scher Auswüchse.
Carmen Germanicum de Vino et Aqua.
1. Nu beeret ir Herren all gemein
Wol van dem Wasser und dem Wein,
Ein idlichs wil das beste sein,
Keins wil das ander leiden,
Wollen sich beide scheiden.
2. Der Wein der sprach : Ich for de krön,
De luide ich frolich machen kan,
Es sei gleich frowen oder man.
So kan ichs frolich machen,
Das sie vor frouden lachen.
3. Das Wasser sprach; Hör merk mich, Wein,
Au(3 mich badet man die kindelin klein.
Die fissche dhon stedig in mir sein.
Und driuet de Mole mit suise,
Wesschet alle ding im huise.
4. Der Wein sprach: Wa ich eim won by.
So bestet er twen oder drei.
Und driuet auch kortwil mancherlei,
Gleichmessig einem Affen,
Es sy Ley oder Paffen.
5. Das Wasser sprach: Min ist der pry(J,
Aus mir wescht man de Schleyerlin weyß,
De Hembdlin auch mit ganzem flyß,
De Luide auch zu mir keren,
Dhogent thu ich sie lehren.
6. Der Wein (der) sprach : Man ist mir hold.
Man guith mich in sulver und rodes golt.
Und betalt mich mit reichem solt
Und drincken mich mit freuden
Und dhon sich van dir scheyden.
287
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
288
7. Das Wasser sprach wol to dem wyn :
Es mach nemandt entraten myn,
Und ich moth teglich by en syn,
Zu backen und zu kocken,
Durchu(i de ganze wochen.
8. Der Win (der) sprach: Man pflegt min bafs,
Man fatet mich in ein starkes fafs.
Hoer Wasser, wie gefeit dir das?
Man leth dich stedig rinnen,
Diu ist man zu viel finden.
9. Das Wasser sprach : Ich bin so werth,
Das mein all diese weit bogert,
De vogel im luft, de würz der erdt,
Dergleichen zu den muiren
Braucht mich Burger und Buiren.
10. Der Wein sprach: Höre was ich sag,
So einer arbeidt den ganzen dag,
So nem ich im syn moih und klag.
Und maches frolich singen,
Dhot danzen und auch springen.
11. Das Wasser sprach: Man deglich scheut.
Wie ich erquick roven und kruit,
Und alles das nur wert gebaut,
Bogert nur miner bulffe,
[Du] dhost solver zu mir gylffen.
12. Der Wein sprach: Wasser hab diu rou.
Und lafs mich mit dir komen zo.
Du hast den pry(5 spade und fro.
Vor Fürsten und vor Herren,
Ich mach din nit entberen.
13. Das Wasser hat den pry|i all zidt.
Wann es den groiten nutze geit.
Es hat mich warlich nit *) erfreut.
Darum lave ich den Weine :
Kum her, ich la(i dich eine.
Gerne hätte ich auch noch den allerliebsten Cantus de Le-
pore (Fol. 213) mitgetheilt; allein er ist schon im Anzeiger 4,
184 durch Mafsraann abgedruckt. Die geschichtlichen Lieder
auf Luther, die Gueusen u. a. überlasse ich andern Händen.
Zu spät leider habe ich, durch J. F. Böhmer's Briefe auf-
merksam gemacht, die merkwürdige Stelle des Salimbene über
den Primas nachgelesen, welchen er für einen Kölner Cano-
nicus des 13. Jahrb. hält. Hier finden sich nämlich die im An-
zeiger 1868, Sp. 163, angeführten Verse Fertur in conviviis
und Incratere in etwas anderer Gestalt auf S. 42 der Mon.
Parm. et Piacent. Vol. III. Ferner aber auch auf S. 41 die
vortrefflichste Erklärung zu mehreren anderen von Zeibig im
Notizenblatt von 1852, S. 26 mitgetheilten Versen, namentlich
die Geschichte, welche das „Ascendit Walter, veniat bos unus
et alter" erklärt, wenn gleich die improvisierten Verse anders
lauten. Es ist ganz klar, dafs die Geschichtchen in vielförmig
wechselnder Gestalt verbreitet waren, man sich aber meistens
begnügte, den zugehörigen Vers aufzuschreiben, weil die Anek-
dote auch ohne schriftliche Hülfe leicht behalten wurde.
Die von M. Pangerl auf Sp. 199 d. Bl. mitgetheilte scherz-
hafte Urkunde des Vagantenprimas ist allerdings sehr merk-
würdig; aber sie ist schon gedruckt durch P. Th. Mayer im
Archiv f. Kunde Oesterr. Geschichtsqu. 1, 316, und benutzt
von W. Giesebrecht in seiner vortrefflichen Abhandlung über
die Vaganten oder Goliarden und ihre Lieder, in der Allg.
Monatschrift, Jan. 1853, S. 35. Richtig aber ist, anstatt mei-
ner dort mitgetheilten Vermuthuug, die Beziehung auf die
St. Pöltener Kirche, theils weil Oesterreich zum Passauer, nicht
zum Salzburger Sprengel gehörte, theils weil Sighard in der
That am 7. April 1203 als Probst von St. Polten vorkommt.
Zu dem Namen Surianus, welchen der Aussteller führt, bemerke
ich noch, dafs so auch der Fiedler (figellalor) genannt wird,
mit welchem Herzog Boleslaw von Liegnitz durch's Land zog,
bei Stenzel, SS. Rer. Siles. I, 28 u. 107. Ich benutze die Ge-
legenheit, darauf hinzuweisen, um so lieber, weil in der neuen
Ausgabe der Mon. Germ. 19, 568 der Text leider bis zur
Unkenntlichkeit entstellt und ohne alle Erklärung gelassen ist.
Einen Suriarius flagellator zu erklären, dürfte freilich schwie-
rig sein.
Heidelberg. W. Wattenbach.
Das Mefsbucli des deutschen Ordens.
Zu den unter sich mannigfach verschiedenen Particular-
Mefsbüchern 1), welche im Mittelalter und bis zum Jahre 1570
in verschiedenen Ländern, Diözesen und Orden im Gebrauch
waren, gehört auch dasjenige, nach welchem der deutsche Or-
den in Preufsen'^) den Gottesdienst feierte.
Ein solches Mefsbuch liegt mir vor. Auf die Verschie-
denheit des Textes desselben von andern gleichzeitigen Mefs-
büchcrn und dem später allgemein gewordenen Missale Roma-
num vom Jahre 1570 einzugehen, ist hier nicht der Ort. Uns
interessiert nur das Buch als Denkmal des Schrift- und Bild-
Druckes.
Dasselbe ist wenig bekannt, da es eine bibliographische
Seltenheit ist. Selbst Panzer (Annales typographici) kannte es
*) So verbessert für mit Herr Dr. Martin, dem ich auch einige
andere Rathschläge verdanke.
') Vgl. Gräser, römisch-katholische Liturgie (Halle, 1829),
Bd. I, S. 54. Eine grofse Anzahl solcher Mefsbücher haben Hain
(Repertorium bibliographicum, Vol. II, pag. 423 — 33) und Bru-
net (Manuel du libraire, Paris 1862, Bd. UI, Sp. 1758 — 75) ver-
zeichnet. Beide kennen jedoch das vorliegende nicht.
') Doch gab es auch in Preufsen um das Jahr 1300 mehrere
(fünf) verschiedene Mel'sbücher. Vergl. Krüger, über den kirch-
licbcn Ritus in Preufsen während der Herrschaft des deutschen
Ordens, in der Zeitschrift für Geschichte Ermland's, Bd. III, S. 694 ff.
289
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
290
nicht. Zuerst machte der bekannte Bibliograph C. B. Leng-
nich in seiner Beschreibung der Allerheiligen-Bibliothek Inder
Marienkirche zu Danzig, in Meusel's historisch-literarisch- bi-
bliographischem Magazin (Zürich, 1791 ö'.), auf den bibliogra-
phischen Werth desselben aufmerksam. Sodann wies Th. Hirsch
in seiner vortreälichen Geschichte und Beschreibung der Oberpfarr-
kirche St. Marien zu Danzig (Danzig, 1843), Bd. I, S. 213, auf
den historischen Werth desselben hin. Endlich hat Domcapitular
Dr. Krüger in der Zeitschrift für Geschichte Ermlands (Bd. III,
S. 699 ff.) dasselbe in liturgischer Hinsicht behandelt. Doch ist es
noch niemals genau beschrieben und der in demselben befindliche
Holzschnitt seinem Werthe nach noch nicht gewürdigt worden.
Exemplare dieses Buches waren im 16. und 17. Jahrh.
in Preufsen noch häufig vorhanden und wurden damals (bis
1610) noch benutzt. Jetzt sind sie auch hier selten geworden.
In Danzig*) besitzt von diesem werthvoUen Buch die
Allerheiligen-Bibliothek der Marienkirche drei Exemplare (Fol.
Nr. 11, 12, 13), davon das zweite (Nr. 12) des Holzschnittes
entbehrt, das letzte (Nr. 13) auch sonst noch defect ist. Au-
fserdem befinden sich in der Allerheiligenkapelle derselben
Kirche noch zwei Exemplare, davon dem einen ebenfalls der
Holzschnitt mangelt, das andere aber, wohl erhalten , im Au-
gust des Jahres 1867 durch den Küster Hinz in einem gehei-
men, bis dahin unbekannten Wandschranke der Marienkirche
aufgefunden wurde. Die Stadtbibliothek besitzt zwei Exemplare,
von denen das eine, mir vorliegende (A. 1866, Nr. 115), aus der
ehemaligen Kapelle im Rathhause zu Danzig stammende, wohl
erhalten ist, in dem anderen (H. S. B. XX B. f 57) aber der Holz-
schnitt fehlt. Die Zappio'sche Bibliothek in der Johanniskirche
hat sechs, in denen allen aber der Canon missae ausgerissen ist.
Das von Th. Hirsch ebenfalls erwähnte Exemplar des Dr. v. Duis-
burg ist wahrscheinlich dasselbe, welches der Buchhändler T. 0.
Weigel in Leipzig im Jahre 1863 für ISOThlr. gekauft hat, aber
nicht mehr besitzt. Das von Th. Hirsch ferner angeführte Exem-
plar des Pfarrers A. Hundt in Käseraark bei Danzig, leider
unvollständig, durch die Inschrift auf der ersten Seite: „FnTi.
B. MARIAE. de Oliua 1639 ex dona. Sanctimonial. Culmen."
als aus dem Kloster Oliva stammend, bezeichnet, besitzt jetzt
der Buchhändler Th. Bertling*) in Danzig. Ein anderes, aus
der Marienkirche zu Danzig stammendes Exemplar kaufte,
nach Hirsch, im Jahre 1842 der Buchhändler Asher in Berlin
und bot es später um 50 Francs aus. Aufserhalb Danzigs be-
findet sich ein Exemplar in der königl. Bibliothek (Nr. 1414)
zu Königsberg, ein anderes, unvollständiges, in der Gymna-
sialbibliothek (L. Fol. 124) zu Thorn»).
^) Die Nachrichten über die Danziger Exemplare verdanke ich
gütiger Mittheilung des Herrn Predigers A. Bertling, diejenigen
aus Königsberg Herrn Dr. R. Reicke und die aus Thorn Herrn
Gymnasiallehrer M. Curtze.
*) Vergl. Altpreufs. Monatsschrift Bd. I, S. 752.
') Vergl. M. Curtze in der Altpreufs. Monatsschrift, Bd. V,
S. 152, Nr. 86.
Dieses Missale ist ein mäfsiger Folioband von 13 '/i Zoll
Höhe und 9^« Zoll Breite. Das erste Blatt trägt den Titel :
Missalis notulans dno-
rum teutunicorum imi-
tantis epigramma.
und in vier versificierten Zeilen die Notiz, dafs Georgius
St ochs*) zu Nürnberg') dasselbe gedruckt habe. Auf der
Rückseite des Titelblattes steht eine Anweisung, die goldene
Zahl zu finden. Dann folgt auf dem zweiten Blatte der „Exor-
cismus solis" und auf der andern Seite am Schlafs der hie-
her gehörigen Gebetformeln noch etwas über die goldene Zahl,
woraus hervorgeht, dafs dieses Buch um 1498 gedruckt wor-
den ist. Die sechs folgenden Blätter enthalten, wie gewöhnlich,
den Kalender; dann folgt auf drei Blättern ein „Supplemen-
tum notule fratrum teutonicorum" ; darauf auf fünf Blättern
aufser einem „Ordo in presenti missali contentorum" die „Cau-
tele obseruande presb3'tero volenti diuina celebrare". Nun
erst folgt das Missale selbst. Während die vorhergehenden
Blätter ohne Seitenzahlen sind, hat dieses 257 mit rothgedruck-
ten römischen Zahlen versehene Blätter. Die erste Hälfte des-
selben mit der Ueberschrift: „Missale s'ra notulam dominorii theu-
tunicor." geht von Fol. I — CXXXVI; die zweite mit der Ueber-
schrift : „Incipit coiüüe sanctorü s'm notulä dn orü theutunico-
rum." von Fol. CXL — CCLVII. Jene hat 17, diese 15 von
a — r und A— P signierte vollständige Quaternlagen. Statt der
Blätter 137 — 139, welche fortgelassen sind, ist der Canon mis-
sae nebst einem voranstehenden Holzschnitt auf acht Perga-
mentblättern abgedruckt. Demnach hat das Buch im Ganzen
16 ungezählte und 254 gezählte Blätter von Papier und 8 un-
gezählte von Pergament.
Das ganze Werk ist mit hoher Meisterschaft mit grofsen,
fetten, schön geformten gothischen Lettern auf starkes Papier
und mit Druckerschwärze von intensiver Schwärze gedruckt. Die
Ueberschriften und die Initialen sind roth. In dem Text
befinden sich aber noch 36 gröfsere, gedruckte Initialen, etwa
l'/jZoU hoch und ebenso breit, welche mit schönem gothischen
Blattornament geschmückt und abwechselnd roth, grün, gelb
und blau illuminiert sind. Einer (Fol. 116 b) ist, wahrschein-
scheinlich aus Versehen, nicht illuminiert und der erste (Fol. 1 a)
mit Goldgrund versehen. Jede Seite besteht aus zwei Columnen
je 3'/i Zoll breit, 10 Zoll hoch und enthält 31 Zeilen. Nur der
auf Pergament gedruckte Canon ist auf 14 Seiten, in ungetheilten
Zeilen, mit sehr viel grüfsern Missalbuchstaben gedruckt. Jede
Seite des Canon enthält also nur eine Columne von lO'/i Zoll
Höhe, 7 Zoll Breite und 16 Zeilen. Der Canon hat sechs gröfsere
^) Georg Stöchs oder Stuchs in Nürnberg arbeitete 1484
— 1515 und druckte besonders Missalien, Breviarien und Psalte-
rien. Ueber ihn: Falkenstein, Gesch. der Buchdruckerkunst
(Leipz., 1840), S. 164 und Hain, Nr. 3807, 3938, 11.272 und 11,421.
') Ueber die Verbindung Nürnbergs mit dem Ordenslande
Preufsen siehe Job. Voigt im IV. Bd. von Ferd. Schmidt's Deut-
Bcher National -BibKothek (Berlin).
291
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
292
Initialen, ähnlich den beschriebenen, und am Anfang ein beson-
ders ausgezeichnetes, 2'/4 Zoll breites, 3 Zoll hohes Anfangs-E,
in welchem das Opfer Isaaks dargestellt ist. Ein herabschwe-
bender Engel verhindert den Abraham an der Tödtung seines
Sohnes. Hinter Abraham ist ein Schaf neben einem Baume
dargestellt. Das kleine Bild ist nicht ohne Geschick illuminiert.
Abraham hat ein rothes, Isaak ein blaues, der Engel ein grü-
nes Gewand an. — Diese Darstellung ist offenbar mit Bezug
auf die Messe, mittels deren ja das Opfer Jesu wiederholt ge-
dacht wird, und als Seitenstück zu der, auf einem besonderen
Blatte dem Canon vorgesetzten Darstellung des am Kreuze
hängenden Christus gewählt.
Auf der zweiten Seite des fünften Blattes des Canon ist
auf dem untern Rande gewöhnlich das Schweilstuch Christi in
colorierter Handzeichnung dargestellt, und auf der ersten Seite
des sechbten Blattes sind an der entbprechenden Stelle vier
Zeilen handschriftlich hinzugefügt.
Den höchsten Schmuck dieses alten Druckwerkes bildet
aber der erwähnte, dem Canon vorgesetzte Holzschnitt (oder
MetaUschnitt s). Er ist lO'A Zoll hoch, 6'/4 Zoll breit. Es
ist auf demselben Christus am Kreuze dargestellt '), unter wel-
chem Maria und Johannes (mit Bezug auf Evang. Joh. XXX,
26), mit grofsen, einfachen Heiligenscheinen versehen, in Kleid
und Mantel, mit gefallenen Händen trauernd stehen. Christus
ist mit Heiligenschein und Dornenkrone dargestellt. Oben am
Kreuze befindet sich die Inschrift I. N. R. L, unten links an
demselben ein Schädel '") und ein Armknochen. Der Fufsboden
ist mit Kräutern bewachsen. In der Mitte schlängelt sich ein
Weg hin. Aus den fünf Wunden Christi fliefst Blut. Drei flie-
gende Engel in faltenreichen Gewändern sind beschäftigt, das-
selbe in Kelchen aufzufangen. Der Engel links von Christus hält
in der Linken den Kelch unter das aus der Wunde der linken
Hand fliefsende Blut, während er mit der Rechten sein weinen-
des Gesicht halb bedeckt. Der Engel rechts von Christus hält
in beiden Händen Kelche, mit welchen er das Blut aus den
Wunden der rechten Hand und der Brust auffängt. Der letzte
Engel, hinter dem Kreuzesstamme, biegt sich hervor um das
aus den Fufswunden fliefsende Blut aufzufangen. Der Hinter-
grund ist ganz leer gelassen.
Die Darstellung ist im höchsten Grade geschickt compo-
niert, sehr übersichtlich, klar und enthält nur das Nothwendige.
Der disponibele Raum wird in der trefflichsten Weise ausgefüllt.
Das Ganze ist strenge symmetrisch, ich möchte fast sagen,
architektonisch componiert, ohne irgendwie steif oder gezwungen
°) Die von T. 0. Weigel und Zesterman (Anfänge der
Druckerkunst, Bd. I, S. 21 — 22) angegebenen Merkmale genügen
nicht, um dieses mit Sicherheit entscheiden zu können.
') Eine ganz ähnliche Composition, die aber sehr roh aus-
geführt ist, befindet sich auf einem alten Kupferstich im kgl. Ku-
pferstich-Cabinet zu München. Brulliot hat sie in Heft II seiner
Copies photographiques (München, 1855) publiciert.
">) Vgl. Piper, Evangelischer Kalender 1861, S. 25 — 26.
zu erscheinen. Im vorliegenden Exemplar ist der Holzschnitt
bemalt. Das Colorit stimmt vollständig mit der allgemeinen Be-
schreibung des für die Nürnberger Schule charakteristischen Co-
lorits, welche T. 0. Weigel in seinem Prachtwerke (Anfänge
der Druckerkunst, Bd. 1, S. XX) gegeben hat.
Da das Buch um 1498 sicher zu Nürnberg gedruckt, der
Holzschnitt höchst wahrscheinlich daselbst illuminiert ist, so müs-
sen wir wohl annehmen, dafs auch Zeichnung und Schnitt die-
ses Kunstblattes *') ebenfalls in Nürnberg, und zwar von einem
sehr bedeutenden Künstler gefertigt worden sind.
Von dem vorliegenden Missale erschien später eine von
Hagenau herausgegebene zweite Auflage, welche im December
1519 „per Thoniam Anselmum Badensem" gedruckt wurde.
Dasselbe ist ebenfalls selten. Aufser von Lengnich ist es wol
von keinem Bibliographen angeführt. Ein Exemplar befindet
sich in der Allerheiligen -Bibliothek (fol. 313) zu Danzig. Es
hat aufser 16 ungezählten 268 gezählte Papierblätter. Der
Canon, derselbe wie in der ersten Auflage, ist mit denselben
Lettern und demselben Holzschnitt auf 8 Pergamentblättern
zwischen fol. 144 und 145 abgedruckt. Der Druck der grofsen,
fetten Buchstaben ist vortrefflich.
Stöchs druckte im Jahre 1492 (27. Novbr.) auch ein „Bre-
viarium secundum notulam dominorum teutonicorum", ebenfalls
eine bibliographische Seltenheit, welche Panzer (II, 212, Nr. 216)
und Hain (Nr. 3942), aber nicht Brunet, erwähnen. Lengnich ''^)
und Hirsch 13) haben es beschrieben. Ein Exemplar (qu. 17)
befindet sich in der Allerheiligen-Bibliothek. Eine zweite Auf-
lage, welche derselbe Stöchs 1504 zu Nürnberg gedruckt hat,
besitzt die Danziger Stadtbibliothek (XX B. qu. 282). Ein
zweites Exemplar hat die Königliche Bibliothek (Nr. 1534) zu
Königsberg, ein drittes bietet die Bertling'sche Buchhandlung
in Danzig (Verzeichnifs Nr. 17) zum Verkauf aus. Andere
Exemplare einer dieser beiden Ausgaben scheinen die beiden
Quart-Bände, das eine in Braunsberg, das andere in der Biblio-
thek (Nr. 1117) des Geheimen Archivs zu Königsberg zu sein,
welche Krüger (a. a. 0., Bd. III, S. 709) erwähnt.
") Der Photograph Ballerstädt in Danzig hat eine photo-
graphische Copie dieses Blattes, wenig kleiner als das Original, ge-
fertigt.
") Meusel's historisch-litterarisch-bibliographisches Magazin
(Chemnitz, 1792), S. 106.
") Hirsch, St. Marien, Bd. 1, S. 213.
Danzig. R. Bergau.
Wiedertäufers Urfehde und Widerruf.
Das von den Reformatoren aufgestellte Princip der ..christ-
lichen Freiheit", d. h. der Freiheit von Menschenwort und
Menschensatzung, und der Ausspruch, „dafs ein Jeder sei ein
freigevoUmächtigter Richter aller derjenigen, die ihn lehren
293
Anzeiger füi- Kunde der deutschen Vorzeit.
294
wollen, uad sei inwendig allein von Gott gelehrt", wurde am
entschiedensten von der Sekte der Wiedertäufer in die Praxis
eingeführt. In Folge ihrer biblischen Forschungen und der
„christlichen Freiheit" fanden sie, dals von der Kindertaufe
kein Wort in der Bibel stehe. Sie banden sich eben an die
Anweisung, man soll sich in Auslegung der Bibel an den ein-
fachen, zunächst sich darbietenden Sinn halten, und schufen
sich nach dieser hermeneutischen Regel, unter Berufung auf
den Wortlaut der Schrift, die sonderbarsten Christenpflichten.
An manchen Orten liefen sie nach allen vier Weltgegenden,
um Alles zum Reiche Gottes einzuladen; denn es heifse: „Gehet
in die ganze Welt und predigt das Evangelium." Sie beich-
teten sich einander öffentlich ihre Sünden, und die Männer be-
kannten vor ihren Weibern ihre Ehebrüche, — unbeirrt durch
deren Amen; „Das vergelte dir der Teufel!" — denn es stehe
in der Bibel: „Bekennet einander." In Appenzell setzten sich
einmal 1200 Menschen zusammen und warteten auf Speise vom
Himmel; denn es heifse: „Sorget nicht, was ihr essen wer-
det etc." Sie blieben so lange, bis sie der Hunger auseinan-
der trieb. Aehnliche Erscheinungen des religiösen Wahnsinns
wären nach Hunderten aufzuzählen *).
Aus ihrem selbständigen Bibellesen gewannen die Wie-
dertäufer die Ueberzeugung: „Welcher glaube, und (dann) ge-
tauft werde, derselbe werde selig." Die Vergebung der Sün-
den könne ihnen nicht durch die Schrift oder die Prediger
mitgetheilt werden, sondern „die Stimme, so mit ihnen rede,"
zeige ihnen die Vergebung an. Ueber das Abendmahl erklär-
ten sie sich : ,,man solle nicht glauben, dafs Fleisch und Blut im
Brod sei; denn die Schalk, so, solches predigen, lögen." Sie
wollten nur glauben, „was die Stimme ihnen anzeige"; und in
Glaubenssachen sollten sie „nur vor Gott fragen." „Die Stimme"
regelte aber nicht blos ihren Glauben, sondern griff auch tief
ein in ihre socialen und politischen Verhältnisse. Unter An-
derem sagte sie ihnen, ihre jetzigen Ehen seien fleischlich und
müCsten erneuert werden. Sie verbot ihnen den Umgang mit
ihren bisherigen Ehehälften und wies ihnen neue Ehen au.
Nicht selten bekannten sie in den mit ihnen angestellten Un-
tersuchungen, sie hätten das nur mit gröfstem Widerwillen und
nach harten Kämpfen gethan, „aber der Geist, der ihnen das
geboten, sei stärker gewesen als sie." Von der Weibergemein-
schaft schritten sie an manchen Orten auch zur Gütergemein-
schaft, die sie mit der Polizeigewalt in vielfache Conflicte
brachte.
Die Wiedertäuferei hatte in Franken, namentlich in den
Aemtern Bayersdorf und Erlangen und den anstofsenden nürn-
bergischen und bambergischen Orten, schon vor dem Ausbruche
des Bauernkrieges Wurzel geschlagen. Pfarrer Vogel zu Ei-
tersdorf war einer der eifrigsten Separatistenlehrer. Er und
einige Genossen hatten ebenfalls schon vor dem Bauernki-ieg
die zweite Taufe ertheilt. Er büfste dafür im Jahre 1527 mit
seinem Kopfe. Eine grofse Anzahl Männer, Weiber und Kin-
der, die ihm zugelaufen, „um zu schauen, ob sie das Wort Got-
tes weiter könnten erfahren", wurden zu Bayersdorf eingeker-
kert. Als sie im Jahre 1528 wieder entlassen wurden, mufs-
ten sie Urfehde schwören und ihre Irrthüraer widerrufen **).
In welcher Weise das geschah, können wir aus den nachste-
henden Formularien ersehen, die eigens für die Urfehden und
den Widerruf der Wiedertäufer entworfen worden :
Ich N. bekenne gen allermenniglich mit vnd inn crafft die-
ser schriefft, nachdem ich inn des durchleuchtigen hochgebor-
nen fürsten vnd herrn, herrn Georgen, marggrauen zu Bran-
denburg etc. meins gnedigen herrn gefencknus zu N. durch den
edlen vnd vesten N., meinen lieben jungkern, ambtmann daselbst,
komen bin, aus vrsach, das ich von dem heiligen christlichen
glauben abgetretten und mich wider annders tauffen hab lassen,
auch in etlichen artickelln am sacrament leibs vnd pluts Christi
vergriefl'en vnd aberglaubig worden; vnd nachdem ich allso ein
zeit inn solcher gefencknus verhefft gewest, pin ich doch aus
fürpit etlicher meiner gutten freundt vnd gonner wider gne-
diglich aus solcher gefencknus gelassen auff gegenwertige meine
hernachuolgende ewige geschworne vnd verpürgte vrphet, also
das ich sollicher gefencknus vnd Sachen, wie obsteet, derhalb
ich zu gefencknus komen pin, auch alles, das sich darunter zwi-
schen mir begeben vnd verloffen hatt inn gemein oder Sonder-
heit gegen hochgenanten meinem gnedigen herrn, seiner fürst-
lichen gnaden erben, lannden vnd leuthen, vnd sonderlich gegen
obgenanten N. vnd den seinen, auch allen den, so darundter
verdacht oder verwandt sein, weder mit wortten noch mit
wercken, heimblich noch öffentlich, zu ewigen getzeiten nit
antten, effern, rechen soll noch will, auch sollichs niemannds
annders von meinenwegen gestatten. Ich will auch forthin von
sollichen vnglauben der widertauft'er vnd iren artickeln abstehen,
mich auch solcher schwermerey gar enteussern, zu inen nit
kumen, auch inen nit mer nachgehen, auch dieselben nit hausen
noch höfen, sunder wo sie zu mir komen, sie der obrigkeit ant-
zaigen vnd inn irer eroberung getreulich beholffeu sein. Ich
wil auch alle winckelprediger gentzlich flien vnd mich an dem
wort gottes, so zu N. vnd inn anndern pfarrkirchen, do es lau-
ter vnd dar gepredigt wirdet, genuegen lassen, demselben an-
hangen vnd darpey pleiben. Vnnd zur straff vergangener ver-
würckung soll vnd will ich inn der pfarrkirchen zu N., do ich
doheim pin, drey suntag die negsten nach diesem meinem aus-
lassen nacheynander gehend vnndter der mefs vnd predig, so
*) S. Jörg, Deutschland in der Revolutionsperiode von 1522
—1526, S. 657 ff.
**) Wie wenig ernstlich dieser Widerruf gemeint war, zeigt
der Umstand, dafs sich zwei Jahre später im Amte Bayersdorf
abermals eine aus 50 Mitgliedern bestehende Bande von „Träu-
mern und Schwärmern" — ■ also wurden die Wiedertäufer genannt
— gebildet hat. Der Markgraf liel's einige derselben hinrichten.
Die andern wurden auf den Pranger gestellt, mit Ruthen ausge-
hauen und des Landes verwiesen.
295
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
296
lanng die werdten, vor dem mitlern altar der Idrchen, alda
mich uieniglich wol sehen mag, mit entblösten leib bifs auf die
gürttel stehen vnd ein gute grofse rutten, die man wol sehen
mag, am arme haben, damit man sieht, das ich do stee vnd
ein püsser bin". (Nuu folgt die gewöhnliche Formel, dafs er
allenfallsige Ansprüche gegen den Markgrafen nur mit gütli-
chem Rechten austragen, sich keines fremden Gerichtes bedie-
nen und seine Urfehde und seinen Eid getreulich halten
wolle etc.)
An den nächstfolgenden drei Sonntagen niufste er in der
obenangegebenen Weise eine öffentliche Kirchenbufse verrichten
und nachstehendes Sünden- und Glaubensbekcnnlnils ablegen:
„Ich N. N. bekenn öffentlich vor euch allen, das ich vor...
jarn durch verfürung ettlicher falscher winckelprediger vnnd le-
rer inn nachuolgende irthum gefallen bin, Zum ersten, das ich
glaubt hab, der tauff, so ich inn meiner kindhayt empfangen
hab, ja auch aller kinder tauff sey vnnutz, vergebens vnd nichtig,
vnd demnach mich wider tauffen lassen hab. Zum andern das
ich, durch obgemelte falsche lerer verfürt, glaubt hab, das der
war leib vnd das war plut Cristi im sacrament oder nachtmal
des Herrn nit aufsgethailt vnd empfangen werde. Inn disen
stucken, bekenn ich, hab ich mich schwerlich geirrt vnd damit
wider gottes wort, cristliche Ordnung vnd gebrauch vnd die
kayserlichen recht gehanndelt; widerruff deshalben hiemit solliche
mein obgemelte irrthurab öffentlich vnd pit, got wolle mir die-
selben gnediglich verzeihen. Weiter glaub vnd bekenn ich mit
der cristlichen kirchen oder gemain, das der kinder tauff göt-
lich, recht, haylsam und nutz se}', das auch im sacrament oder
nachtmal des Herrn der war leib vnd das war plut Cristi aufs-
gethailt vnd müntlich empfangen werde, vnd traw, hoif, vermain
vnd gedeucke mit gottes hilff inn sollichem cristlichen glauben
vnd bekanntnus hinfüro bifs an mein ennde bestenndig zuplei-
bleiben vnd zubeharren, das verleih mir got amen.
Nürnberg. Jos. Baader.
lieber das erste Auftreten des Worts „Soldat" in
der deutschen Schriftsprache.
Herr Archivconservator Baader hat in diesen Blättern
(1866, Sp. 144) die Frage angeregt, wann das Wort „Soldat"
in den deutschen Sprachgebrauch gekommen sei, und gelangt
am Schlüsse seiner Erörterung zu der Ansicht, dafs dieses
Wort unter Carl V. und Ferdinand I. sich in's Deutsche ein-
gebürgert habe. Durch nachstehende Notiz findet jene Angabe
eine Bestätigung.
Zu dem im Sommer 1532 gegen Suleiman bei Tulln sich
sammelnden Reichsheere hatte die Stadt Nördlingen einen Hau-
fen Fufsknechte unter dem Hauptmann Hans Forner abgesendet.
Nach dem in Passau erfolgten Tode des Hauptmanns scheint
die Mannszucht des Haufens sich bedeutend verschlechtert zu
haben; denn Jörg Hainz von Ulm verbrannte in argem Muth-
willen den Hans Plomel von Ingolstadt so hart am Leibe, dafs
„ermelter Thäter von Knechten entweichen müssen". Plomel
vertrug sich jedoch durch Vermittlung guter Gesellen „um ein
gar gering Geld gegen einen so grofsen merklichen Schaden,
als nämlich um 4'/i fl.", konnte aber nicht zu dieser Entschä-
digung gelangen, weshalb er sich an den Rath zu Nördlingen
wendet, „von dem er zum Türkenzug als ein Soldat angenom-
men, und in dessen Dienst ihm der Schaden widerfahren sei."
— Wie wenig sich diese neue Bezeichnung der Bekanntschaft
und Gunst der Kanzleien, zunächst der Nördlinger, zu erfreuen
hatte, erhellt aus der in dieser Sache von Nördlingen an Ulm
ergangenen Fürschrift vom 3. December 1533, worin Plomel
mit Umgehung des fremden Wortes „unser bestellter Knecht"
genannt wird, während sonst alle andern darin erwähnten Per-
sonalien mit Plomel's eigenen Worten wiedergegeben sind ; nicht
minder hat in der beigelegten wortgetreuen Abschrift von Plo-
mel's Supplication der Schreiber statt Soldat zuerst Solldner
geschrieben und dann eine etwas mangelhafte Correctur in der
Art vorgenommen, dafs er die beiden letzten Buchstaben
radierte und das n in a umgestaltete. Er hat dabei wol nur
vergessen, dem „Sollda" das fehlende t noch anzufügen; — oder
war die Aussprache des Worts damals noch schwankend, so
dafs auch diese Form zulässig esschien?
Nördlingen. Ludwig Müller.
Alter Spruch.
Gottes Gnad un gesunden Lief
Renlich Bett un en scheu Wief
Täglich Brod un goden Wien
Wat kann beter up Erden sin.
Inschrift an einem alten Schrank, Eigenthum des Gasthof-
besitzers Wellenkamp zu Lüneburg.
München. Frank.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction: A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literariach- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Sebald'sche Buehdruckerei in Nürnberg.
BEILAGE ZUM ANZEIGER EUR KUNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1868. JW 9. September.
Chronik des germanischen Museums.
Nürnberg, 15. SeiJtember 1868.
Der Lauf des Jahres fühi-t uns nun wiederum zur Jaliresconfe-
renz, die auch diesmal soll durch eine Siebener-Commission abgehal-
ten werden, und für welche der Termin auf den 28. September fest-
gesetzt worden ist. Wenn auch hervorragende prinzipielle Fragen
nicht auf der Tagesordnung stehen, so ist doch durch die Prüfung
des im Laufe des Jahres Geleisteten, sowie durch Festsetzung des
Etats für das folgende Jahr Veranlassung gegeben, der Frage, in
welcher Weise zunächst an Lösung der grofsen Aufgabe weiter ge-
arbeitet werden soll, besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden.
Mit der Versammlung wird sich wol die Eröffnung des nun-
mehr ausgebauten Kreuzganges verbinden lassen und zugleich ein
Gesammtüberblick über alle im Laufe des Jahres neugewonnenen
Räumlichkeiten, wie auch über die dadurch nothwendig gewordene
Umstellung der Sammlungen geboten werden können. Auch soll
die gänzlich umgearbeitete und reich illustrierte neue Auflage des
Wegweisers^ldurch die Sammlungen bis dahin vollendet vorliegen.
Von Erwerbungen beben wir hervor : eine Reihe von Gips-
abo-üssea interessanter Skulpturen, ein emailliertes Crucifix vom
Schlüsse des 13 Jahrb., ein silbernes Reliquienkreuz aus dem 15.
Jahrb., einige interessante alte Majolikaschüsseln, mehrere Gemälde,
Gläser, Gewehre, einen fränkischen Steinsarg und einen interessanten
sculpirten Deckel eines solchen, ähnlich den am Jahdebusen aus-
gegrabenen. Die Sammlung der Gewebe und Stickereien ist im
Laufe des Monats in einem neuen, eigens dafür erbauten Raum
zur Ausstellung gekommen : ebenso wurde für die Oefen und Ofen-
kacheln eine besondere Abtheilung eingerichtet.
Wir haben im Anschlüsse an das in voriger Nummer Mitge-
theilte nunmehr zu melden, dafs die kgl. preufsiche Regierung
Herrn Professor Dr. Moriz Haupt, Sekretär der kgl. Akademie
der Wissenschaften gesendet hat, um sich über unsere Anstalt
zu informieren. Wir fanden dadurch die erwünschte Gelegenheit,
nicht blos Manches zu erläutern und über die nächsten Absichten
der Verwaltung Aufklärung zu geben, sondern auch über manche
Punkte die Anschauungen der Gelehrtenkreise und der Regierung
genauer kennen zu lernen, so dafs wir uns der freudigen Hoff-
nung hingeben dürfen, dieser Besuch des HeiTn Regierungscom-
missärs werde für unsere Anstalt erfreuliche Früchte tragen.
Leider haben wir zu melden, dafs zwei verehrte und verdiente
Mitglieder des Verwaltungsaussohusses sich genöthigt glaubten,
ihre Stelle niederzulegen, um frischeren, thätigeren Kräften Platz
zu machen, da sie nicht in der Lage seien, so eifrig, als es ihnen
wünschenswerth und für unsere Anstalt nöthig erscheine, für die-
selbe zu wirken ; nämlich : Se. Excellenz Herr Oberstkämmerer
Graf Pocci in München und Herr k. k. Hofrath Ritter v. Berg-
mann in Wien. Es werden also, da wir in letzter Zeit, wie schon
angezeigt, auch zwei Mitglieder durch den Tod verloren haben,
nunmehr vier Neuwahlen demnächst vorzunehmen sein.
In Schriftenaustausch mit dem Museum sind in neuerer Zeit
getreten :
Kirchlich-historischer Verein der Erzdiöcese Freibui'g
für Geschichte, Alterthumskunde und christliche Kunst, mit Be-
rücksichtigung der angrenzenden Bisthümer, in Freiburg ;
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Alter-
thums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau
und den angränzenden Landschaften, ebendaselbst;
Verein für Geschichte und A 1 1 erthumskunde in Hohen-
zollern, zu Sigmaringen.
Harz-Verein für Geschichte und Alterthumskunde in
Wernigerode.
Seit Veröffentlichung des letzten A^erzeichnisses sind folgende
neue Jahresbeiträge gezeichnet worden:
Von Privaten : Aachen. Advokat- Anwalt Büttgenbach 59 Vi kr.,
k. Landger.-Kath Longard 1 fl. 45 kr. , Frau Landger. -Räthin Lon-
gard, geb. Freiin von Imlioff 1 fl. 45 kr., Gymnas.-Lehrer Dr. Menge
59Vikr., k. Landgei'.-Rath Freih. von Negri öD'/ikr., Advokat-An-
walt Peizer IL 1 3. 45 kr., Advokat-Anwalt Reiners 59'/2 kr., prakt.
Arzt Dr. Roderburg öD'/i kr., k. Landger. -Rath Schwendler 59'/i kr.,
Gymn.-Oberlehrer Dr. Siree 59'/j kr., Advokat- Anwalt Statz öO'/i kr.,
prakt. Arzt Dr. Sträter 59Vikr. Advokat-Anwalt Veling 59',2 kr.,
k. Justizrath u. Notar Weiler 1 fl. 45 kr., k. Landger.-Assessor Win-
terschladeu 1 fl. 45kr. , Architekt Zimmermann 59'/i kr. Calw.
Julius Stalin 1 fl. Ellwangen. Kaufmann H. Kurtz in Odessa 2 fl.,
Posthalter Retter 1 II. 10 kr. Eutin. Hofapotheker Lienau 1 fl. 45 kr.,
Reg.-Rath Schmidt 1 fl. 45 kr. Giessen. Privatdozent der Geschichte
Dr. Ulmann 2 fl. Mannhelm. Rudolf Wahl 10 fl. Nürnberg. Kauf-
mann Helslein 1 fl. 45 kr. Stuhm i. Ostpr. Bauschüler August Hesse
Ifl. 10 kr.
Unseren Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :
I, Für das Archiv.
(Nr. 3493.)
Nürnberg. Ungenannter: Brief des Philipp Schutt von Re-
gensliurg an einen ungenannten Vetter über die Ver-wirrung des
Münzwesens und die Schwierigkeit der Geldverhältnisse. 1694.
Pap. Origin.
II. Für die Bibliothek.
(Nr. 22,626—22,666.)
Ansbach. C. Brügel u. Sohn, Buchdruckereibes. : Jacobi, Ur-
geschichte der Stadt u. des ehemaligen Fürstenth. Ansbach. 1868. 8.
— AschafTenburg. Dr. M. B. Kittel, Rektor u. Professor: Ders.,
d. Bau-Ornamente aller Jahrhunderte an monumentalen Gebäuden
der k. b. Stadt Aschaff'enburg ; 17. Lief 1868. 4. Progr. — Bonn.
Verein v. A Iterthumsfreunden im Rheinlande: Varren-
trapp, Beiträge zur Geschichte der kurköln. Universität Bonn.
1868. 4. — Breslau. F erdin. Hirt, Verlags- u. k. Universitäts-
Buchhandl. : Kutzen, d. deutsche Land; 2 Bnde. 2. Aufl. 1867. 8.
— - Dresden. Statistisches Bureau des k. sächs. Ministe-
riums des Innern: Dass., Zeitschrift; XIII. Jahrg. 1867. 4.
Die Bevölkerung des Königr. Sachsen am 8. Dec. 1867. Tab. in gr. 2.
Schrotky, Repertorium der in sämmtl. Publicationen des k. sächs.
Statist. Bureaus v. 1831—66 behandelten Gegenstände. 1867.^8.
Statistische Nachweisungen über d. allgem. Strafanstalten des Kö-
299
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
300
nigr. Sachsen. 1867. 8. Knapp, Mittheilungen des statist, Bureaus
der Stadt Leipzig; 1. Heft. 1868. 4. Dr. v. Falken stein, k.
Sachs. Staatsminister, Exe. : Gersdorf, codex diplomatious Saxoniae
regiae; II. Ilauptth., 8. Bnd. 1868- 4. — Eger. A. J'rind, Direktor
des k. k. Gymnasiums: Ders., der Banus, Graf v. Despot der Ser-
ben u. Raizen Georg Brankowic als Bewohner von Eger. 1868. 8.
Progr. Erlangen. K. Studienrektorat: Autenrieth, syntaxis
comparativae particula terrainus in quem. 1868. 4. Progr. — Gent.
Comite central de publications des insoriptions funeraires et mo-
numentales de la Flandre Orientale : Dass., Graf- en Gedenkschriften
etc.; 54.-57. Aflevering. 1866. 4. — Hannover. Hase, Baurath:
Keise-Skizzen der niedersächs. Bauhütte; Bl. 1 — 28. 1862. gr. 2.
— Laibach. Juristische Gesellschaft: Dies., Verhandlungen
und Mittheilungen. Bnd. III, 8. 8. — Lichtenhof. K. Rektorat d.
Kreislandwir th seh aftsschule: Dass., Jahres-Bericht, 1867 —
68. 4. — Mannheun. Direktion des grofsh. Lyceums: Dies.,
Programm etc. 18G8. 8. Traub, Theorie der sechs einfachsten Sy-
steme complexer Zahlen. I, 2. 1868. 8- Dr. C. B. A. Fickler ,
Professor: Piper, Karls des Gr. Kalendarium u. Ostertafel. 1858. 8.
— München. Ludwig Schönchen: Ders., Ludwig Graf Stainlein
von Saalenstein. 8. Wolf, k. Hofbuchdrucker: Alterthümer und
Kunst-Denkmale des bayer. Herrscher-Hauses ; 8. Lief. 1868. gr. 2.
— Münnerstadt. K. Studienrektorat: Dass., Jahres-Bericht,
1867 — 68. 4. Schneeberger, zur Stilistik u. Exegese latein. u. griech.
Klassiker. 1868. 4. Progr. — Münster. K. Akademie: Becker, de
Paro insula pars I. 1868. 8. Bockhoif, de expeditionibus M. Aurel.
Antonini Caracalli. 1868. 8. Brüggemann , de imperatoris Marci
Salvii Othonis vita et rebus gestis. 1868. 8. Hockenbeck, de Saxo-
num origine et rebus ad Caroli Magni usque aetatem ab iis gestis.
1868. 8. Meinhold, de Lucio Fabio Cilone, praefecto urbi Romae.
1867. 8. Niemann, de annalium Hildesheimensium continuatione
Paderbornensi. 1868. 8. Steins, de Hermoerate Syracusanorum im-
peratore. 1868. 8. Weckerle, de Bertholdi Hennebergensis archi-
episcopi Moguntini etc. studiis politicis. 1868. 8. — Rostock. Dr.
K.Bartsch, Univers. -Professor: Ders., d. innere Reim in der höfi-
schen Lyrik. 8. Sonderabdr. Ders., zwei neue Bruchstücke v. Wolf-
rams Titurel. 1868. 8- Sonderabdr. — Schwab. Gmünd. G. Schmid'-
sche Buchhandl.: Orgelstimme zu dem vom bisclmll. Ordinariat
Rottenburg herausgeg. kathol. Gesangbuch. 1867. qu. 4. Hafen, Be-
handlung der lOhesachen im Bisthum Ruttenburg. 2- Aufl. 1868. 8.
— Strassburg. Societe litteraire: de Schauenburg, note sur
la Senegambie. 1868. 8. — Triglitz. Ragotzky, Pastor: Hilde-
bi'andt, d. Grabsteine u. Epitaphien adeliger Personen in u. bei
den Kirchen der Altmark; 1. Heft. 1868. 8. — Warschau. Ma-
thias Bersohn: Ders., Boleslaw Wysoki, Ksiaze Wroclawski i
Lignicki. 8. Sonderabdr. Tygodnik illustrowany ; 1868, no. 23. 2.
— Wernigerode. Harz-Verein für Geschichte und Alter-
thumskuude: Ders., Zeitschrift etc. Jhg. I, 1. 1868. 8. — Wien.
Dr. Th. G. von Karajan, Reichsrath, Custos der k. Hofbiblio-
thek u. Präsident der k. Akademie der Wissenschaften : Ders., Kai-
ser Leopold I. u. Peter Lambeck. 1868. 8.
III. Für die Kunst- und Alterthumssammlung.
(Nr. 5673 — 5678.)
Darmstadt. A. Noack, grofsh. Hofmaler: Grolse Photogra-
phie nach cles Herrn Geschenkgebers Zeichnung „Das Religionsge-
spräch zu Marburg i. J. 1529". — Eutin. J. Kürschner: 13 De-
nare und Schillinge der Herzogthüraer Schleswig- Holstein und
Mecklenburg wie der Städte Lübeck, Hambiu-g, Lüneburg und
Wismar. — Köln. Goppels, Kaplan: 2 Blatt mit autographierten
Aufnahmen aus St. Severin zu Köln. — Nürnberg. A. Herz er,
Kaufmann: Kartenspiel vom 18. Jhdt. Korn'sche Buch- und
Verlagshandlung: 3 facsimilierte Landkarten aus Ghillany's Werk
über Martin Behaim. Weiermüller, Rothgieisermeister : Abbil-
dung eines 1786 im Lech gefangenen Störs; Kupferstich von F.
Kirschner. —
Chronik der historischen Vereine.
Verhandlungen und Mittheilungen der j uristischen
Gesellschaft in Laibach. Redigirt vom ersten Secretär Dr.
Robert von Schrey. III. Band. 8. Heft. Ausgegeben am 20. Au-
gust. 1868. Laibach. 8.
Freiburger Diöcesan- Archiv. Organ des kirchlich-
historischen Vereins der Erzdiöcese Freiburg für Ge-
schichte, Alterthumskunde und christliche Kunst, mit Berücksich-
tigung der angrenzenden Bisthümer. Dritter Band. Erstes und
zweites Heft. Freiburg im Breisgau. Herder'sche Verlagshandlung.
1868. 8.
Der constanzische Bischof Balthasar Merklin, Reichsvicekanz-
ler, Bisthumsverweser zu Hildesheim und Stiftspropst zu AVald-
kirch. Von Josef Bader. — Ueber den kirchlichen Charakter der
Spitäler, besonders in der Erzdiöcese Freiburg, urkundlich darge-
stellt von Pfarrer Haid. — Bischof Johann IV. von Constanz,
(1351 — 1356). Von Decan August Karg. — Frommes Leben im
Hegau. Von dems. — Beiträge zur Geschichte des Frauenstiftes
Waldkirch. Von Pfarrer L. Werkmann. — Ueber die Musik in
den Ortenauischen Klöstern. Culturgeschichtliches von J. B. Trenkle.
— Heinrich Suso aus dem Predigerorden. Abhandlung über Ort
und Zeit seiner Geburt. Von Beneficiat Ludw. Kärcher. — Eine
Reliquie des Apostels der Deutschen. (Gröfstontheils unediertes
Gedicht des heil. Bonifacius.) Von Prof. C. P. Bock. — Des hei-
ligen Bernhard von Clairvaux Reise und Aufenthalt in derDiöcese
Constanz. Von Pfarrer Dr. Ludw. Kästle. — Ueber Walafried
Strabo von Reichenau. Von Prof. Dr. J. König. — Leben des P.
Gervasius Bulffer, Conventual der Benediktiner -Abtei Ettenheim-
münster. Von Pfarrer Kürzel. — Memorabilien aus dem erzbischöf-
lichen Archive zu Freiburg.
Mittheilungen des Königlich Sächsischen Vereins
für Erforschung und Erhaltung vaterländischer Ge-
schichts- und Kunst-Denkmale. Achtzehntes Heft. Mit
drei Abbildungen. Dresden, 1868. 8.
Vereiusangelegenheiten. Geschichte des Königlichen Schlosses
zu Dresden. (Schlufg.) Von Oberhofmarschall Frhrn. v. Friesen,
— Die Falkenjagd am Hofe zu Dresden. Von A. v. Minckwitz.
— Des Kurfürsten August Bedeutung für die sächsische Volks-
wirthschaft. Von Dr. Jobs. Falke. — Beitrag zur sächsischen
Münzgeschichte. 1474 — 1500. Von dems. — Beschreibung der bei-
gegebenen Abbildungen (Ciborium etc.). Von G. Büttner.
Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und
Alterthumskunde. Herausgegeben . . . von . . . Dr. Ed. Ja-
cobs. Erster Jahrgang. 1868. Erstes Heft. Mit einer Steindruck-
Tafel. Wernigerode, 1868. 8.
Vereinsangelegenheiten. — Der Aufenthalt König Otto's HI.
zu Ilsenburg. Von Ed. Jacobs. — Ein Beitrag zu der Geschichte
der Pfalzgrafen von Sachsen. Von G. Bode. — lieber den Besitz
der Grafen von Ravensberg und Dassel in der Grafschaft Werni-
301
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
302
gerode. Von J. Grote. — Hierographia Mansfeldica. Verzeichnifs
der früher und noch jetzt in der Grafschaft Mansfeld und dem
Fürstenthum Querfurt bestehenden Stifter, Kloster u. s. f. Vom
Archivrath v. Mülverstedt. — Die Betheiligung von Artern und
Umgegend am Münzer'schen Bauernaufruhr. Von Ed. Jacobs u.
G. Poppe. — Statuten und Mitgliederverzeichnils der Halberstädter
Calandsbrüderschaft. Vom Pastor F. Winter. — Tileman Platner
(Pletener). Vom Obertribunals -Rath Otto Plathncr. — Das grofse
Fafs zu Groningen im Fürstenthum Ilalbersadt. Vom Archivrath
G. A. V. Mülverstedt. — Das grofse Weinfafs zu Groningen in einer
alten Schul-Komödie und Bemerkungen zur Geschichte des Schau-
spiels und der Sitten am Harz im 16. und 17. Jahrh. Von Ed. Ja-
cobs. — Ueber verschiedene, meist dem Mittelalter entstammende
öflentliche Darstellungen, Aufführungen (Komödien) und Gebräuche
in der Grafschaft Wernigerode. Von dems. — Zur Geschichte des
Schulwesens zu Artern im 16. u. 17. Jahrh. Von G. Poppe. —
Ueber einige altdeutsche Wohnplätze in der Grafschaft Wernige-
rode. Vom San. - Rath Dr. A. Friederich. — Auffindung eines
Steingrabes bei Osterode am Fallstein. Von J. Grote. — Ver-
mischtes.
Am 27. August fand eine Zusammenkunft der Mitglieder des
Harzer Geschichtsvereins auf der Waldmühle bei Kloster Michaelstein
statt. Beschlossen wurde eine Excursion gegen Ende Septembers
in die an historisch bedeutsamen Punkten reiche Gegend von Bod-
feld. Sanitätsrath Dr. Friederich legte seine Beschreibung der in
einem Todtenhügel bei Minsleben gefundenen Alterthümer vor. Die
vierwöchentliche systematisch betriebene Aufgrabung des Kniggels
bei Minsleben hat nicht weniger als 46 unverbrannte Gerippe zu
Tage gefördert, ferner mehre wohlerhaltene und mit verbrannten
Menschenknochen gefüllte Urnen und eine Menge zerbrochener,
die den Randstücken nach auf 217 Stück Urnen schlielsen liefsen;
daneben werthvolle Steingeräthe und Steinwaften, sowie auch, fast
ohne Spur aus der Bronzezeit, eine Anzahl eiserner Wafl'en und
Geräthe.
Nachrichten.
Literatur.
Neu erschienene Werlce.
28) Belagerung, Zerstörung und Wiederaufbau der
Burg Hohenz ollern im fünfzehnten Jahrhundert.
Nach dem jetzigen Standpunkte der Quellen dargestellt von
Dr. L. Schmid, Hauptlehrer an der Real -Anstalt zu Tü-
bingen. Mit Beilagen von zuvor ungedruckten Urkunden.
Tübingen, Verlag der Osiander'schen Buchhandlung. 1867.
8. 122 Stn.
Die vorliegende kleine Schrift erzählt, durchweg auf urkund-
liche Forschung gestützt, den verderblichen Streit der Brüder Fried-
rich und Eitelfritz Grafen von Zollern gegeneinander und jedes
derselben gegen die ihnen verfeindeten Landstände aus ihrer
Nachbarschaft, Abgesehen vom Schicksale der jüngst in erneutem
Glänze hergestellten Burg, vpelche in jenen Streitigkeiten zu Grunde
gieng, werden wir schwerlich mehr für eine der aufgeführten Per-
sonen oder Thatsachen ein Interesse gewinnen , welchen bei der
Nacktheit und Rohheit der ihren Handlungen zu Grunde liegenden
Triebfedern nicht einmal ein romantisches Gewand sich umlegen
läfst. Doch gerade in dieser streng historischen Darstellung wer-
den die behandelten Personen und Thaten tyj^isch für tausend an-
dere, welche, wie wir wissen, damals im Reiche sich bewegten.
Wir sehen die erschreckende Leere, in welcher der bedeutendste
Theil des Volkskörpers existierte, und würden in Verlegenheit sein,
die folgenden Geschichtsepochen herzuleiten, wenn nicht noch an-
dere Quellen uns zu Gebote ständen. Die Kulturgeschichte, z. B.
das Fehdewesen, die Kriegskunst der Zeit u. s. w., erhalten, in dem
Buche mancherlei Ausbeute. v. E.
Aufsätze in Zeitschriften.
Europa: Nr. 34, Sp. 1063. Der Frauendienst des Mittelalters. —
Nr. 35, Sp. 1097. Volkskrankheiten und Heilkunst im Mittel-
alter.
Illustr. Familien-Journal: Nr. 37 (771), S. 170. Die Sachsen
in Siebenbürgen.
Die Gartenlaube: Nr. 36, S. 572. Eine Denkstätte „deutscher
Treue" (Burg Trausnitz im Thale).
Grenzboten: Nr. 34, S. 300. Abseit der Heerstrafse. 2. Esch-
wege.
Notes and Queries: Nr. 35, S. 193. The Fairfurd Windows:
Albrecht Durer, etc.
Revue des deux mondes: T. 76, 15. Aoüt, 4. livr., p. 791. La
Suisse et ses ballades. I. L'epopee de la faim et le heros na-
tional. (Louis Etienne.)
Wochenblatt der Stadt Weissenburg. Nr. 88. Fund eines
römischen Militärdiploms bei Weissenburg in Mittelfranken.
Allgemeine Zeitung: Wochenausg. Nr. 35, S. 550. Die Re-
stauration des Ulmer Münsters. — S. 553. Rede auf Jakob
Bälde. (J. Schrott.)
Danziger Zeitung: Nr. 4996, 14. Aug., u. 4998, 15. Aug. Der
Ziegelrohbau mit besonderer Rücksicht auf die Provinz Preu-
fsen. (R. Bergau.)
Illustr. Zeitung: Nr. 1312, S. 130. Die Sonn- und Mondfinster-
nisse in Brauch und Glauben des Volks. — S. 131- Das Haus
zum „Goliath" in Regensburg. (H. Weininger.) — Nr. 1314.
Das Passionsspiel zu Brixlegg.
Vermischte Nachrichten.
87) Der Bildhauer Gustav v. Dornis hat, uisijrünglich für den
Marktbrunnen zu Eisenach, eine Statue Martin Luther's als
kleinen Currentschülers geschaffen. Bei der Feier des vorjährigen
Wartburgjubiläums ward der Gedanke angeregt, das Denkmal vor
dem Wohnhauso der Frau Cotta aufzustellen, die den Currentschü-
1er Luther in ihre mütterliche Pflege genommen hatte. Die bur-
schenschaftlichen Kreise, von welchen der Gedanke ausgegangen,
wollen ihn nun auch zur Ausführung bringen, und Robert und Ri-
chard Keil in Weimar haben zu diesem Zwecke einen Aufruf erlassen
303
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
304
in ihren „Erinnerungsblättern an die burschenschaftlichen Wart-
burgfeste von 1817 und 1867" — einem Buch, welches zunächst be-
stimmt ist, dem 1866 zu Jena verstorbenen Professor Scheidler ein
Grabmal zu stiften. (lU. Ztg. 1312.)
88) Im Archiv des Kreisgerichts zu Marburg wurden ver-
schiedene, seither unbekannt gewesene Briefe Luther's und
des Götz vonB erlichingen, sowie einige Ablalsbriefe von 1517
aufgefunden. (Frk. Kur. Nr. 245.)
89) Wie Herr J. Blahut in Prag dem german. Museum schreibt,
befindet sich in seinem Besitze ein Planetolabium aus dem
Nachlasse des dänischen Astronomen Tycho deBrahe, welches,
seinem System gemäl's eingerichtet, nicht allein von ihm, sondern
auch von Kei^ler und dem Kaiser Rudolf IL benutzt worden sein
soll. Bis zum Jahre 1852 auf der Prager Sternwarte vei-wahrt,
wurde es sodann nebst andern Sachen veräul'sert und von dem ge-
genwärtigen Besitzer erstanden. Derselbe denkt, es jetzt wieder
zu verkaufen und, sollte ihm in Deutschland kein annehmbarer
Preis geboten werden, sich nach England zu wenden, Es wäre
sicher wünschenswerth , dafs eine so seltene Reliquie Deutschland
erhalten bliebe.
90) Im herzoglichen Museum zu Braunschw eig, und zwar
im letzten, nordwärts stehenden Fensterschranke in der östlichen
Galerie, befindet sich ein altes Altarlaken von ponceaurothem
Seidendamast, in welches Figuren , die sich wiederholen : kniende,
ein Rauchfals schwingende Engel, Sonne, Halbmond, Löwe und Ad-
ler, sowie in Medaillenform der Heiland und die Jungfrau Maria,
einigestickt sind. Diese jetzt ziemlich unscheinbare Altardecke
war ursprünglich ein von Kaiser Otto IV. (von Braunschweig),
Sohn Heinrich's des Löwen, getragener Mantel.' In seinem am 18.
Mai 1218, also kurz vor seinem am 29- auf der Harzburg erfolgten
Tode, errichteten letzten Willen hiels es : Wir bitten dich, Bruder
Pfalzgraf Heinrich, wenn Wir gestorben sind, das heilige Kreuz,
die Lanze, die Krone und den Zahn von St. Johannes dem Täufer,
sammt den übrigen Reichskleinodien (-reliquien ?) , mit Ausnahme
Unsers Mantels, welcher an St. Aegidien zu geben ist (praeter
pallium nostrum, quod dandum est ad Stum. Aegidien), noch zwan-
zig Wochen zu verwahren und Keinem zu überantworten, der
nicht einmüthiglich zum Haupte des Reichs erkoren ist." Auf
diese Weise kam der kaiserliche Mantel an das Aegidienkloster zu
Braunschweig und wurde von den Mönchen in eine Altardecke um-
gewandelt. Nach der Reformation blieb er Jahre lang versteckt
und unbemerkt mit andern Sachen in einer Kiste auf dem Boden
des Collegium Carolinum verborgen liegen, bis er vor einigen Jah-
ren aufgefunden und sein Kunst- und historischer Werth richtig
gewürdigt wurde. (Braunschw. Tagbl. Nr. 217.)
91) Bei der Abräumung eines Platzes auf dem Regensteine
bei Blankenburg (Braunsohweig) wurden verschiedene Alterthü-
mer gefunden, namentlich eine eiserne Kanonenkugel, eine
Streitaxt, eine sehr gut erhaltene Todtenurne und verschiedene
Pfeilspitzen. Es hat sich herausgestellt, dals die Kanonenkugel
aus dem Jahre 1757 von der Beschieisung des Regensteins durch
den französischen General d'Ayen herrührt. (Dass. Nr. 237.)
92) Der Geh. Archivrath Dr. Lisch berichtet in den Meckl.
Anz. über einen gröfsern Fund aus dem Torfmoore von Holzen-
dorf, Amts Sternberg. Dieser Fund besteht aus den Resten
einer Giefsstätte der Bronzezeit, unter welchen sich auch
eine vollständige bronzene Gufsform zu bronzenen Wurfgeschos-
sen (framea oder Celt), die erste in den deutschen Ostseeländern
entdeckte, mit den abgebrochenen Gul'szapfen, findet, aul'serdem
aber noch aus ungefähr 30 Stücken von theils noch nicht gefeilten
gegossenen Alterthümern geringeren Werthes, theils von Bruch-
stücken zerbrochener bronzener Geräthe, welche offenbar zum Ein-
schmelzen bestimmt gewesen sind. (Korr. v. u. f. D. Nr. 434.)
93) In dem Forste zwischen Beschine und Mönchmot-
schelnitz (Schlesien) sprengte man einen erratischen Block von
enormer Gröfse. Unter demselben, in einer Tiefe von etwa 6 Fufs,
fanden die Arbeiter einen Steinhammer von sehr schöner Arbeit.
Derselbe ist von Serpentinstein, die Face bildet eine regelmäfsige
Ellipse , nur an einem Ende so weit abgeplattet , wie es der Ge-
brauch als Hammer bedingt : am entgegengesetzten Ende ist eine
etwas lückige Schneide, in der Mitte ein vollkommen zirkelrundes,
durchgehendes Loch ; am dicksten Theile hat der Hammer in der
Face wie im Profil zwei Zoll Durchmesser ; der Diameter von der
Schneide bis zum andern Ende beträgt sechs Zoll.
(Augsb. Postztg. Nr. 214.)
94) Die antiquarischen Aufgrabungen auf Rügen haben
am 18. Aug. begonnen. Die von der Regierung ernannte Comis-
sion, welche diese Arbeiten leitet, besteht aus dem Generalconser-
vator Geh. Regierungsrath v. Quast in Berlin, dem Archivrath
Dr. Lisch in Schwerin und dem als Zeichner fungierenden Baumei-
ster Hammer, welchen sich, auf besondere Einladung, der auf Kosten
der dänischen Regierung abgesendete Alterthumsforscher Staatsrath
Worsaae aus Kopenhagen angeschlossen hat. Die der Commission
gestellte Aufgabe ist, die auf Rügen befindlichen Burgwälle aus
heidnischer Zeit zu untersuchen. Nach dem vorläufig entworfenen
Plan erstreckt diese Untersuchung sich auf die Wälle zu Garz, auf
dem Rugard, auf dem Gute zu Venz bei Gingst, Arcona, Hertha-
burg und Werder bei Salsnitz. (III. Ztg. Nr. 1313.)
95) Interessante Nachforschungen hat man unlängst an dem
kleinen See (loch) von Forfar, in der hochschottischen Graf-
schaft Forfar (Angus), angestellt, welche die ungewöhnliche Seich-
tigkeit des Wassers erleichterte. Das Dasein eines Crannog, oder
Pfahlbaues, in diesem See war seit lange bekannt, aber erst
jetzt ward er genauer untersucht. Zwölf Arbeiter durchbrachen
den Dammweg, von welchem 150 Ellen blofsgelegt wurden ; er be-
stand aus einem Aufwurf von Stein und Mergel, der sich bis zum
westlichen Ende des Sees erstreckte. Auf der Nordseite erhob
sich eine Reihe von Pfählen mit einer Querlage von Pfählen dar-
über, im Allgemeinen gegen 5 Fufs unter der Oberfläche des
Grundes. In diesem fand man Lager von Asche, Schaf- u. Rinder-
knochen, Hauer von Wildschweinen und einige Bronzewerkzeuge.
Man sieht, wie dieser Crannog an die Pfahlbauten der Schweiz
erinnert. (Korr. v. u. f. D. Nr. 444.)
Verantwortliche Redaction: A. Essen wein. Dr. G. K. F rommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Sebald'sebe Buchdruckerei in Kürnberg.
Nürnberg. Das Abonnement des Blat-
tea, welches alle Monate eracheint, wird
ganzjahrift angenommen und betragt nach
der neuesten Postconvention bei allen Post-
ämtern und Buchhandlungen Deutschlands
incl. Oesterreichs 3 fl. 36 kr. im 24 fl.-Fuis
oder 2 Tlür. preufs.
Für Frankreich abonniert man in
Strafaburg bei C. F. Schmidt, in Paris bei
der deutschen Buchhandlung von F.Klinck-
aieck, Nr. 11 nie de Lille, oder bei dem
ARIZEIGER
rOR KlimE DER
Neue Folge.
Postamt in Karlsruhe; für Engtand bei
Williama & Norgate , 14 Honrietta- Street
Covent - Garden in London ; für Nord-
Amerika bei den Postämtern Bremen und
Hamburg.
Alle für das gennan. Museum be-
stimmten Sendungen auf dem Wege dea
Buchhandels werden durch den Commis-
Bionär der literar. -artist. Anstalt des Mu-
seums, F. A. Brockhaua in Leipzig, bo-
fördert.
1V\
Fünfzelinter Jahrgang.
1868.
ORGAN DES GERMMSCHEN MUSEUMS.
M 10.
October.
Wissenschaftliche Mttheilunsen.
Zur Lage Böhmens beim Tode Kaiser Sigismuud's.
Mit dem Hinscheide Kaiser Sigismund's werden wir in
einen der gewichtigsten und hedeutungsvoUsten Momente der
deutschen Geschichte eingeführt. Da mit diesem Fürsten zu-
gleich die männliche Nachkommenschaft des luxemburgischen
Hauses erloschen war, so trat für die Kurfürsten des Reiches
die Nothwendigkeit ein, sich bei Wiederhesetzung des kaiser-
lichen Thrones nach einer andern mächtigen und angesehenen
Familie umzusehen. Der Kaiser hinterliefs nur eine einzige
Tochter; sie war vermählt an Albrecht, den Herzog von Oester-
rcich aus der im besondern so genannten österreichischen Li-
nie des habshurgischen Hauses, und Sohn jenes Albrecht's IV.,
welchen seine Zeitgenossen das Wunder der Welt nannten.
War diesem Fürsten auch, im Vergleiche mit dem Gesammt-
besitze der steierisch-kärntnischen Linie, nur die kleinere Hälfte
des habshurgischen Erbes zugefallen, so bildete diese doch, bei
ohnehin günstigerer Lage, ein in sich abgeschlossenes und zu-
sammenhängendes Gebiet. Albrecht konnte den Donaustrom,
soweit dieser überhaupt das österreichische Land durchströmte,
sein eigen nennen und hatte seinen Sitz in Wien, welches die
Ereignisse schon seit lange zum Mittelpunkte des östlichen
Deutschlands auserkoren hatten.
Durch die Hand der Elisabeth erhielt Albrecht zunächst
die Anwartschaft auf Böhmen, welches Sigismund als Spröfs-
ling des königlichen Hauses besessen hatte, und sodann auf
Ungarn, welches demselben durch seine erste Gemahlin Maria,
die Erbin des Hauses Anjou, zugefallen war. Nach langen
verworrenen Händeln und blutigen Fehden, nach mancher be-
denklichen Wendung der Ereignisse, welche der mit lehens-
friscber Kraft emporstrebenden Schöpfung der Babenberger
nicht selten den Untergang drohten, schien endlich der Zeitpunkt
gekommen, in welchem die Ostmark an die Spitze der Donau-
länder treten, Böhmen und Ungarn zu sich heranziehen und
so eine Vereinigung, welche bis jetzt vergeblich mit den Waf-
fen erstrebt worden war, auf dem friedlichen Wege eines glück-
lichen Ehebündnisses vollzogen werden sollte. Es fragte sich
nur, oh das, was menschliche Absicht und fürstlicher Ehrgeiz
mit mühevoller Sorgfalt und künstlicher Berechnung in zarten
Fäden eingeleitet und verknüpft hatten, auch von den Völkern
ruhig hingenommen, oder nicht vielmehr zum Feuerzeichen in-
nerer Stürme und Umwälzungen erhoben würde. Das Schick-
sal entschied sich für den letzteren Weg. Noch ein Jahrhun-
dert verflofs, ausgezeichnet durch grofsartige Charaktere und
gewaltige Ereignisse, durch welche das Leben der drei Natio-
nen bis in die untersten Schichten aufgewühlt wurde, bevor an
den östlichen Grenzmarken Deutschlands der österreichische
Staat die weltgeschichtliche Bedeutung erlangt hatte, welche ihm
unter den europäischen Mächten eine der ersten Stellen zuwies.
In Ungarn zwar machte sich der Uebergang ziemlich leicht
und ohne erhebliche Schwierigkeit. Obschon es an reizbarem
Parteistoff im Innern keineswegs fehlte und die osmanische
Herrschaft unter Amurat IL von Hadrianopel aus die bisheri-
gen Beziehungen zu den benachbarten Staaten stark zu lockern
anfieng, so hatte man sich doch bald über die Anerkennung
der Tochter Sigismund's als Königin von Ungarn verständigt,
307
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
308
zumal man damals noch, wie uns Szalay entwickelt hat, ein
einfaches IMittel fand , die Erbansprüche der Fürstin mit dem
fi-eien Wahlrechte der Nation in Uebereinstiraniung zu bringen.
Der ungarische Reichstag hatte überdem mit staatskluger Vor-
aussicht die Gunst der Umstände dazu benutzt, seine eigene
Stellung, wie die Freiheiten der Nation und die Gerechtsamen
aller Stande und Körperschaften sicher zu stellen und den neuen
König Albrecht durch bindende Zusagen an die Geschicke des
Landes zu fesseln *).
Anders in Böhmen. Die reaktionären Mafsnahmen des
Kaisers, welche offenbar gegen die von ihm selber eingegange-
nen Verträge gerichtet waren, hatten in der letzten Zeit das
Mifstrauen der hussitischen Parteien von neuem wach gerufen,
und die Persönlichkeit Albrecht's, der zwar im Kufe eines zu-
verlässigen und redlichen Mannes stand, aber zugleich für
einen entschiedeneu Anhänger der alten Kirche galt, war nicht
geeignet, ihre Besorgnisse zu verscheuchen. Schon vor dem
Tode Sigismund's hatten sie ihre Blicke nach Polen gerichtet ;
jetzt trat diese Hinneigung offen hervor, und an dem Wahltage
selber kam es zu stürmischen Auftritten. Zwar erhielt die
habsburgische Partei, welche namentlich auch unter den Reichs-
verwesern überwiegend vertreten w;u-, die Mehrheit für sich;
aber nur mit der äufsersten Mühe konnte sie die immerhin
sehr starke hussitische Minderheit vorläufig noch von gewalt-
thätigen Schritten zurückhalten. Sie mufste sich zur Annahme
von acht Artikeln verstehen, welche dem Herzoge von Oester-
reich gewissermafsen als Wahlcapitulation vorgelegt werden
sollten, und von deren Genehmigung die gegnerische Partei
die Anerkennung Albrecht's als Königs von Böhmen abhängig
machte **). Die Dinge hiengeu demnach noch immer sehr in
de'V Schwebe, und die öffentlichen Zustände blieben verhäng-
nifsvoll.
Es stand zu erwarten, dafs Palacky diesem Zeitpunkte die
sorgfältigste Aufmerksamkeit zuwenden würde, und in der That
hat er in seiner Darstellung alle einzelne Bestandtheile und
Momente berührt, welche uns versteckte wie offenliegende
Triebfedern der Parteien , die wechselnde Stimmung der Ge-
müther und die nach aufsen wie nach innen zweifelhafte Lage
Böhmens vergegenwärtigen können. Aber auch den ungarischen
Geschichtschreibern ist die Wichtigkeit der damaligen, die spä-
tere Zeit vorbereitenden Ereignisse keineswegs entgangen.
Namentlich hat der gewissenhafte und gründliche Teleki, wenn
schon von seinem Standpunkte aus mit geringerer Ausführlichkeit,
aber immer mit fester Hand und deutlichem Ziele, die Fäden
der Ereignisse aufgesucht, welche sich zuerst auf böhmischem
Boden entwickelten und nachmals auch auf Ungarn einen be-
deutenden Einfiufs ausübten ***). Eben deswegen bleibt jede bis
*) Szalay Läszlö, Magyarorszäg törtenete (Geschichte von Un-
garn), m, 3—5.
**) Franz Palacky, Geschichte von Böhmen, III, 3, 294—300.
***) Gröf Teleki Jözsef, Hunyadiak kora Magyaiorszägban
(die Zeit der Himyadi in Ungarn), I. 63—68, 87—91.
jetzt verborgen gebliebene Nachricht oder Mittheilung über die
bezeichnete Periode, möge sie nun festgestellte Tbatsachen neu
bestätigen, oder anderweitige Beziehungen und Nebenumstände
aufhellen, von Bedeutung und geschichtlicher Wichtigkeit. Aus
diesem Grunde erlaube ich mir, eine in den Gegenstand ein-
schlagende Orginalurkunde zu veröffentlichen, welche in dem
Archive des germanischen Museums aufbewahrt wird.
Am Abende des 27. December 1437 nämlich, desselben
Tages, an welchem die Königswahl und die Vereinbarung mit
der hussitischen Partei stattgefunden hatte, erliefsen die Reichs-
verweser ein Sendschreiben an den Kurfürsten von Sachsen, des-
sen wortgetreuer Lihalt der folgende ist:
Dem bocbgeboren Fürsten vnd hern hern Fridrichen her-
czogen zu Sassen dez heiligen Romischen Reichs Erczmarschalk
vnd kurfursten Lantgrauen in Doringen vnd Marggrauen zu
Meissen vnzern gnedigen lieben hern.
Hoehgeborner Fürst vnd Gnediger lieber her. Vnser wil-
lig dinst zuuor mit begerung alles guten. Als ewer gnad nu
villeicht mag vernomen haben den cleglichen tod vnsers aller-
durchluchtigisten hern keysers vnd kunigs, dem got barmher-
czig sey, doran dann nicht allein vnserm kunigreich, sunder
der ganczen kristenheit grofser vnrat erstanden ist, haben wir
frach solicher gerechtikeit vnser Erbfrawon von Osterreich, vnd
nach sulchen verschreibungen die die Cron zu Behem vnd das
haws von Osterreich zusamme haben, vft' hewt disen tag Sy
beide zu vnsern kunig vnd kuniginn gewelet, als Sy dann euch
zu Hungarn eintrechticlich erwelet sind, als wir des schrift gehabt
haben, got sei gelobt. Und wann wir bisz vff Ir beyder zu-
kunfft, die obgotwil kurczlich sein wirt, das landt zu Behem
vnd seine zugehörung zuuerwesen geseczt sind, vnd das meinen
zuschuczen vnd zuschirmen, sunderlich ouch die land Eger vnd
Ellbogen, vnd ir stett vnd in woner, nach dem vnd sy der
Cron zu Behem zugehören, vnd vil anfechtung haben, als wir
vornemen, vnd dorumb so bitten wir ewer gnad mit ernstem
fleifse vnd begern, das Iv euch die vorgenant laut, stett vnd
inwoner, vnd was der Cron zugehöret, lasset gütlich beuolhen
sein, in helffet vnd ratet, ob sy ymandt beschedigen oder an-
greifl'en wolt, vnd ouch den ewern das zutun nicht gestattet.
Und wollet euch in guter nachperschafft beweisen vnd halten,
das wir vnd die lande mit euch vnd den ewern in guten willen
beleiben mögen, vnd nicht zu zwitrecht komen, als dann von
solichem zugreiffen komen mocht. Das wollen wir vmb ewer
gnad gern verdienen, vnd des dauknem sein. Geben zu Prag,
an sant Johans Ewangelisten tag.
Ulrich von Rozenberg. Menhard vom Newenhaus, Ober-
ster Burggraf zu Prag. Alsso von Sternberg. Peter
von Michelsper(g). Hans von Colowrat. Jan von SmjT-
zicz. Jan von Cunwald vndercamrer. Vnd Burger-
meister und Rate der Grofsen vnd Newen Stete zu
Präge.
Das Jahr fehlt in der Urkunde; aber die deutliche Be-
309
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
310
Zeichnung des Tages, welcher mit den anderweitigen Angaben
über den Tag der Wahl Albreclit's und Elisabethens überein-
stimmt, sowie der übrige Inhalt der Urliunde lassen über das-
selbe nicht den mindesten Zweifel. Der Brief, auf Papier ge-
schrieben, war mit acht Petscbaften versiegelt. Eines dersel-
ben ist abgerissen, ein anderes verwischt und unkenntlich ge-
worden. Zwei Siegel scheinen dem Gesclilechte der Rosenberge
anzugehören, ein anderes den Kolowrat. Das sechste zeigt
einen gespaltenen Schild mit geschlossenem Adlerflug auf dem
Helme innerhalb eines länglichen Vierpasses, uud die Umschrift
enthält die Worte: S. Petr. Zmr. chatowitz. Vielleicht bezieht
es sich auf Peter Zmrzlik, welcher von Palacky unter den tüch-
tigen Manneu des Eichtcrstandes genannt wird *). Die beiden
gröfsern Petschafte sind diejenigen der beiden Städte von Prag
mit den entsprechenden Legenden: Secretum civium Pragensium,
und : Secretum novae civitatis Pragensis.
Der Fürst, an welchen das Schreiben gerichtet wurde, war
Friedrich der Friedfertige, Sohn Friedrich's des Streitbaren,
welchem nach dem Erlöschen der wirttenbergischen Linie des
askanischen Hauses seit 1423 die kurftu-stliche Würde zugefal-
len war. Die an denselben gerichtete Aufmahnung zur Hand-
habung der Ordnung in den Grenzgebieten darf kaum als Mifs-
trauen gegen ihn selber ausgelegt werden, da dieser Fürst
längst schon seine Treue gegen das Luxemburger Haus that-
sächlich bewiesen hatte und dieselbe bald nachher auf's neue
bewährte. Das Schreiben, welches schon im Allgemeinen eine
gewisse Besorgnifs und Unruhe über die herrschende Stimmung
verräth, fal'st insbesondere die gegen Sachsen hin gelegenen Land-
schaften Einbogen und Eger in's Auge, wo der Graf Kaspar
Schlick von Lazan reich begütert war. Worin nun aber gerade
dort die ruhestörerischen Vorgänge, welche das Schreiben im
Auge hat, bestanden haben mochten, ob in friedebrüchigen
Einfällen und gewaltthätigeu Wegnahmen von Seiten des be-
nachbarten sächsischen Adels, ob in geheimen Aufstiftungeu und
Anfädclungen der hussitischen Partei, — dieses nachzuweisen
und deutlich zu machen, mufs ich dem Forscher und Kenner
der Specialgeschichte überlassen.
*) Franz Palacky, Geschichte von Böhmen, III, 3, 251—252.
Nürnberg. A. F 1 e g 1 e r.
Die Reliquienbeliiilter iu der Samniluug kirchlicher
Alterthüiuer im germauisclieii Museum.
Die Verehrung der Reliquien hat im Mittelalter den ver-
schiedenen Künsten, vorzugsweise der Goldschmiedekunst und
ihren Schwestern, der Kunst des Emaillierens, des Niello, aber
auch fast allen andern Künsten, so der Stickerei, der Kunst
des Holzschnitzens u. A., Gelegenheit gegeben, sich auf's glän-
zendste zu bethätigen. Die Aufzählung der kostbaren Gefäfse zur
Aufbewahrung der Reliquien bildet in den Schatzverzeichnissen
selbst weniger bedeutender Kirchen lange Serien, und noch heute
bewundern wir in Kirclien und Museen manches überaus kost-
bare Stück. Die Ueli<tuieubehälter zeigen die allerverschieden-
sten Formen und alle denkbaren Dimensionen. Von der ge-
waltigen Wallfahrts- oder Stiftskirche, oft blos als Aufbewah-
rungsort der Reliquien gebaut, von den grofsen Prachtschrei-
nen, in denen Reihen von Reliquien und kleinen Gefäfsen
aufbewahrt wurden, bis zu den grofseren und kleineren sarg-
oder hausa,rtigen Kästchen und zu den allerkleinsteu, die
man als Amulette am Hals trug, finden wir die Reliquien-
behälter in den verschiedensten Formen und Grofsen. Ja,
man verwendete nicht blos die dafür gefertigten Gefäfse uud
Gcräthe zur Aufbewahrung von Reliquien: jedes kostbare Ge-
räth, das man zur Hand erhielt, wurde seiner Kostbarkeit we-
gen würdig befunden, als Hülle für Reliquien zu dienen. So
findet man eine Anzahl elfenbeinerner oder holzgeschnitzter
und bemalter Kästchen, deren höchst profane Darstellungen
sofort zeigen, dafs sie nicht für kirchlichen Gebrauch bestimmt
waren, als Reliquieubehälter in Kirchen verwendet. Wir be-
gegnen selbst Töpfen und Trinkgefäfsen, die Reliquien in sich
bergen, obwohl sie durch ihre rohe und einfache Form zeigen,
dafs ihnen so ideale Bestimmung nicht beigelegt wurde, als
mau sie fertigte. Auch orientalische Gläser, fremde Gold- und
Seidenstoffe wurden zum Reliquiendienste benützt.
Die Bedeutung der Reliquien war für jene Zeit eine sehr
wichtige. Wie wir heute Andenken an Freunde und Verwandte
besonders in Ehren halten , wie wir Blumen von den Grä-
bern unserer Lieben aufbewahren , wie mancher Enthusiast die
Schuhe oder Hüte grofser Männer mit Verehrung betrachtet, so
das Mittelalter die thcuern Ueberbleibsel derer, die man als
die gröfsten Männer und Frauen verehrte, der Heiligen, die, schon
zu Gott aufgenommen, ihre Bitten mit den Gebeten der MSn-
schen vereinigen sollten, welche ihnen in ihren Resten Verehrung
bewiesen. Wie aber heute die Verehrung unserer Grofsen zu
Uebertreibungen führt, wie Speculationen auf die Leichtgläubig-
keit in grofser Zahl vorgenommen werden, so hatte auch die
grofse Verehrung für die sichtbaren und greifbaren Andenken
an die Heiligen zu förmlichem Reliquienhandel getrieben. Ebenso
hatte die Industrie ein grofse Zahl von Reliquiengefäfsen her-
vorgerufen, die, nicht für ganz bestimmte Reliquien, sondern
als Marktartikel in Masse gefertigt, weithin versendet und
von Kirchen und Privaten gekauft wurden, um darin ihre Re-
liquien aufzubewahren. Solche Gefäfse haben denn alle eine
ähnliche Form ; daher auch die grofse Zahl fast ganz iden-
tischer, mindestens in der Grundform gleicher Reliquiengefäfse,'
die sich überall vorfinden, während die auf eigene Bestel-
lung gemachten Gefäfse zur Aufnahme bestimmter Reliquien
durch eine unerschöpfliche Mannigfaltigkeit der Formen, meist
auch durch besonderen Rcichthum und auserlesene Kostbar-
keit sich auszeichnen.
Die Sammlung des germanischen IMuseums bietet allerdings
solcher Kostbarkeiten nicht gerade viele, doch befinden sich
unter den Reliquiengefäfsen manche, die einer eingehenderen
311
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
312
Besprechung würdig sind, und deren Veröffentlichung wol als
■willkommener Beitrag zur Geschichte dieser Alterthümer zu
betrachten ist.
Das gröfste und bedeutendste Denkmal dieser Art in der
Museumssammlung ist der grofse Schrein, in welchem ehemals
die Reliquien des deutschen Reiches Aufbewahrung fanden, der
im Anzeiger, Jahrg. 1861, Sp. 437 ff., beschrieben und abgebil-
det ist, und von dem wir daher hier absehen, ebenso wie von dem
kränze umsäumt. Wenn wir uns nicht irren, und der Gegen-
stand, nach unserer Annahme, wirklich ein Falsifikat ist, so
war das Original ohne Zweifel von getriebener Arbeit. Die
Büchse ist 14 Centim. lang, 5 Centim. breit und mit dem Deckel
8 Centim. hoch.
Verfolgen wir die chronologische Reihe, so kommen wir
an die Stirnseite eines mit einem Satteldach abgeschlossenen
Kästchens von rheinischem Email, das von besonderer Sorgfalt
Fig. 1.
Eeliquiarium , das auf Sp. .3 ff. des gegenwärtigen Jahrganges
besprochen wurde.
Unter den übrigen Behältern tritt uns als ältester eine
ovale, mit flaehgewölbtem Deckel versehene, niedere Büchse ent-
gegen, welche wir zwar für ein Falsifikat halten, die jedoch, in
Bronze gegossen und vergoldet, einem Originale direkt nachge-
bildet ist. Eine Reihe von Pilastern mit Füfsen und Kapitalen,
an die rheinische Kunst des 11. und 12. Jahrhunderts erinnernd,
steht rings um die Büchse und zwischen denselben einzelne Fi-
guren. Der Deckel ist glatt und nur von einem Ornaraent-
der Arbeit und Schönheit der Zeichnung zeugt und noch durch
einige kleine Edelsteine geziert ist. Es gehört dem 12. Jahrh.
an. Aus dem 13. Jahrh. stammt wol ein höchst interessantes
Gcfäfs, eine orientalische Glasschale, verwandt jenen zwei
Brach tgefäfsen im Domschatze von St. Stephan in Wien, das
ehemals, wie jene, zur Aufbewahrung von Erde aus geheiligter
Stätte gedient haben mag. Später, nachdem die Lesung der
kufischen Inschriften uns vielleicht nähere Aufschlüsse wird ge-
geben haben, werden wir eingehender auf das Glasgefäfs zurück-
kommen. Wir betrachten nun ein Kästchen, das in Fig. 1 abge-
313
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
314
bildet ist und wol dem Schlüsse des 13. Jaiirli. angehört. Es ist
oblong, mit vier hohen Füfsen versehen, mit einem Satteldache
bedeckt und hohem Firstkamme geziert. Das Kastclien ist so
gefertigt, dafs zwei kurze und zwei lange Kupferplatten, die
unten ausgeschnitten, mit einer fünften, dem Hoden des Käst-
chens, durch Zapfen und Oehre unter einander verbunden sind.
Zwei rechteckige und zwei giebelformige dreieckige Platten
bilden das Dach, das, um ein Charnier sich drehend, ganz ge-
öffnet werden kann. Aus diesen Kupfcrplatten sind mit einem
Meifsel Felder herausgenommen und Figuren stehen geblieben.
eingepafst sind. Das Kästchen ist ziemlich roh in der Anord-
nung und Ausführung ; es ist das Produkt einer handwcrks-
mäfsigen Thätigkeit, die viel und rasch fabricierte. Wir glau-
ben daher nicht zu irren, wenn wir den Ursprung in Limoges
und die Zeit der Anfertigung im Schlüsse des 13., vielleicht
erst im Beginn des 14. Jahrb. suchen. Das Kästchen ist 16
Centim. lang, 7 Centim. breit, 16 Centim. hoch.
Entschieden dem 14. Jahrli. gehört ein zweites Kästchen
an, das aus einer Kirche zu Nördlingen erworben wurde und
in Fig. 2 abgebildet ist. Es ist aus Holz gefertigt, ob-
Figr. 2.
Die Felder sind mit Email, und zwar vorzugsweise rothem,
blauem und weifsem, ausgefüllt; Gravierungen in den Figuren
vollenden die Zeichnungen. Nach der Emaillierung wurde das
stehengebliebene Kupfer vergoldet, so dafs alle Zeichnungen
golden auf blauem und rothem Grunde erscheinen. Der hohe,
gleichfalls vergoldete Firstkamm ist noch von drei Stangen
überragt, an denen sicher ehemals Krystallkugeln sich befanden.
Die Darstellungen, welche sich zeigen, sind an der vorderen
Dachfläche unter einer Arcatur angebracht, die spitzbogig und mit
Nasenwerk verziert ist. Es befinden sich in zwei Feldern die
Verkündigung, im dritten die Heimsuchung und im vierten die
Geburt Christi. Die Rückseite des Daches, wie die beiden
Langseiten des Kästchens, zeigen drei Medaillons, in denen je
ein Engelsbrustbild zu sehen ist. Die Schmalseiten des Käst-
chens enthalten je ein solches Medaillon, während in den Gie-
beln des Daches ähnliche Engel in die dreiseitige Umrahmung
long, mit steilem Dache, das nach vier Seiten hin abfällt. Ge-
prefste und durchbrochene, ehemals vergoldete Bleireliefs be-
decken das ganze Kästchen. Man sieht, dafs diese Reliefs, in
einzelnen Stücken gefertigt, beliebig aufgesetzt sind, weshalb
sie willkürlich um die Ecken gebogen und zerschnitten wur-
den. Es kommen folgende Model vor : die Zeichen der vier
Evangelisten in runden Medaillons , in liegende Rechtecke ge-
fafst , in denen die Zwickel durch Ornamente ausgefüllt sind ;
dann je zwei Löwen in runden Medaillons, in ein gemeinsames
längliches Viereck gefafst; ferner je drei geflügelte, drachen-
artige Bestien mit Menschenköpfen in Vierpässen , alle drei
in einem langen Rechteck, in den Zwickeln Ornamente. Der
First ist mit drei Kugeln besetzt ; ebenso die vier Grate mit
je dreien. Das Kästchen steht auf vier einfachen Füfsen. Unter-
gelegte Fransen aus Seide hängen aus dem untern Rande des-
selben, sowie aus der Metallbekleidung des Firstes herab.
315
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
316
Ein Schlofs, welches ehedem den Verschlufs bildete, ist ab-
gerissen. Man hätte wohl das Kästchen mit demselben
Rechte, mit dem es hier in die kirch-
lichen Alterthümer eingereiht ist, un-
ter die profanen stellen können. Die
Zeichen der vier Evangelisten sind
das einzig specifisch Kirchliche, und
bekanntlich war ja auch die profane
Kunst nicht so profan, dafs sie derar-
tiges ausgeschlossen hätte. Das sehr
hübsche Kästchen, dessen geprefste
Verzierungen insbesondere schön und
charakteristisch gezeicimet sind, ist,
wie das vorige, das Produkt einer in
Masse für die Märkte arbeitenden Ge-
schäftsthätigkeit. Auf den Märkten
kaufte es ebenso die Edelfrau für Auf-
bewahrung ihres Schmuckes, wie es
die Kirchenverwaltung für Aufbewah-
rung ihres Schatzes — der Reliquien
erwarb. So findet sich aufser diesem,
direkt aus dem Besitze der Kirche
in Nördlingen in unser Museum über-
gegEingeneu Exemplar ein zweites, voll-
kommen identisches in dem Domschatze
zu Brixen. Unser Kistchen ist 36 Cen-
tira. lang, 17 Centim. breit und 23
Centim. hoch.
Ein anderes Reliquiarium des 14.
Jahrh. besteht aus einem senkrechten
Krystallcylinder mit erweitertem Aufsatz, der durch ein run-
des konisches Thurmdach bekrönt ist. Ein einfacher, rund auf-
steigender Fufs mit einem durch einen Knauf unterbrochenen
Stiele trägt den in durchbrochenes und geprefstes Metall ge-
fafsten Cylinder (Fig. 3). Das Gefäfs ist sehr elegant und zier-
lich und, wenn auch einfach, so doch ein guter Repräsentant
der Goldschmiedearbeit des 14. Jahrhunderts. Es ist 24 Cen-
tim. hoch.
N'ürnberg. A. Essen wein.
(Sdilufs folgt.)
-'ffs^fe..
Zur Geschichte des Brauntweins.
In den Geschichtsquellen der Reichsstadt Nürnberg wird
des Branntweins schon im 13. und 14. Jahrhundert gedacht,
und um das Jahr 1450 mufs die Unsitte, an den Sonntagen
und andern gebannten Feiertagen in den Strafsen und vor den
Häusern Branntwein auszuschenken, schon sehr überhand genom-
men haben, da der llath ein eigenes Verbot dagegen publicie-
ren liefs. Wie wenig diese Anordnung befolgt wurde, und wie
sehr der Genufs des Branntweins um sich gegriften, ersehen
wir aus dem Umstände, dafs der Rath im Jahre 1496 sein
Verbot erneuerte und vor dem Genüsse des l'.ranntweins warnte,
jedoch das Ausschenken desselben an den Werktagen erlaubte.
Diese Verordnung vom Jahre 1496 lautet also:
„Nachdem von vil menschen dieser statt mit niefsuug
gepraudts weyns eyn mercklicher myfsbrauch und Unordnung
sam, teglich und besunder an Sonntagen und anndern gepannd-
ten und heyligen feyrtagen an den sti'ar.sen und vor den heu-
sern gepHegen und geübt wurdet, und aber, als sich eyn erber
rate an hocligelerten erfaren Doctoren der ertzney vleyfsigclich
und eygenntlich erkundigt und erfaren hat, der gepranudt weyn
den menschen und besonnder scbwanngern frowen und jungen
arbeytsamen leuten mer dann andern fast schedlich ist, und
inen vil und manigerley schwerer, schedlicher und tödtlicher
krannckheyt und seuchcn brenge und gebere, darumb und auch
angeschen, das sollicher gepranndter weyn, der also hie verkaufft
und verpraucht würdet, auis pöser und schedlicher materj und
auch in annder weyse, dann er menschlicher natur dienstlich
sein mag, geprandt und gemachet würdet, so ist eyn rate da-
ran komcn, ernstlich und vestigclich gepiettende, das nun für-
bafs an eynichem sonntag oder andern gepaniidten feyertagen
gepranndter weyn hie in dieser statt von nymamit weder in den
heusern, kramen, lüden oder an dem marckt, strafsen oder
sunst yndert nyt veyl gehabt oder verkaufft werden soll. Wollte
aber an wercktagen yemant gepranndten weyn feyl haben, das
mag er thun, doch also, das sollichen gepranndten weyn ny-
mand niefsen oder aufsdrincken solle an den enndcn, do der
veyl gehabt oder verkaufft würdet, sonnder wer den trynncken
und geprauchen will, soll das thun in sein selbs haus oder gewün-
licher herberg, da er sein anwesen hat, und nynndert annderswo.
Wer aber daz annderst, dann wie vorstcet, hielt und sich des,
so er darumb gerügt wurde, mit seinem rechten nit benemen
möcht, der sol gemeyner statt zu eyner yden fart darumb zu
pufs verfallen sein und geben eyn pfundt newer haller".
„Eyn erber rate hat bii's auff sein widerrufl'en gewilligt,
das eyn yeder an wercktagen an den enndeu, do der gepranndt
weyn wurdt feyl gehabt, defselben ein haller werdt oder pfen-
werdt ungeverlich drincken mag on fare der pufs *)."
Aber nicht bloi's in der Stadt, auch auf dem Lande nahm
der Genufs des Branntweins immer mehr überhand, wie aus
den Verordnungen hervorgeht, die der Rath im Laufe des 16.
und 17. Jahrhunderts dagegi^n erliefs, und aus welchen wir hier
nur noch den Erlafs anführen, den das Landpflegamt zu Nürn-
berg am 8. Februar 1527 au Pfleger, Burgermeister und Rath
zu Alldorf ergehen liefs.
Derselbe lautet also :
„Lieben pfleger vnd gctrewen; wir werden glaublich berichtt,
das vngeacht der haylsainen grossen gnad, die vns dieser zeit
von got dem almcchtigen durch croffnung und veikündung sei-
*) Bibliothek des literarischen Vereins zu Stuttgart, Bd. 63,
S. 264.
317
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
318
nes heiligsten worts, in dem allein vnser einich hayl vnd Selig-
keit stet, wirdet angubotten, etwa vil aus vnser burf;erschafl't
vnd andern verwandten vnser stat vnd hofniarck Altdürft' zu
der zeit, so an sontagen oder andern feyertagen die gütlichen
ampter oder predig des nachtinals Christi in der kirchen christ-
lich vollbracht vnd gehalten werden, viiterstecn, nit allein das
wort gottes selbs nit zuhören vnd verächtlich zuhalten, sonder
auch neben vnd bey der kirchen, vfi" dem kirchhof vnd andern
ofl'en pletzen dabey vil leiclitfertigkeit mit reden, vnniitzem
geschwetz vnd pösen geperden zutreiben vnd dadurch andre
zuuerhyndern, und des vngesettigt sich daneben aufl' den offen
gassen vnd Strassen, auch in den oft'en wirtsheusern mit bren-
tem wein vnd in ander weg zuüberiullen aus welcher vbermes-
siger füll vil vnraths vnd vnchristlicher handlung mit vnerung
vnd schmelicher ausruffung des wort gottes, trunckenheit, hader,
Verwundung, gotteslesterung vnd andern mutwilligen schentlichen
Sachen wider gottes vnd der oberkeit gepot erwachssen, welche
auch nit allein die andern zuhörenden gotlichs worts, sonder
auch meniglich in- vnd ausserhalb vnser stat Altdorff, die solchs
für sich selbs sehen oder von andern boren, zu merglicher er-
gernus in vil wege raicht vnd verursacht. — Weyl vns aber
als einer christlichen oberkeit, dero vnterthaiien blut gut aus
vnnsern hennden erfordern wirt, in alweg gebürt fürsehung zu-
thun, damit nit allein das wort gottes gepredigt, sonder auch
demselben souil möglich gelebt werde, so ist zu abstellung die-
ser vnordeulicheu ergerlichen mifspreuch vnser ernstlicher beuelh
vnd meyuung, das ir von vnsern als der oberkeit wegen der-
gleichen versamlungen nit allein vff dem kirchhof, sonder auch
auf andern offenlichen pletzen in vnser stat Altdorff, vnd da-
neben das faylhaben, verkauffen vnd trincken des geprannten
weins die zeit, in dero die gotlichen ampter an sontagen vnd
foyertagen gehalten werden, vnd bifs zu volkomlicher enndung
derselben geutzlich abstellet vnd durch ein oft'enliche beruffung
vnd verkündung gemefs euerm gebrauch, vff" das sich hierinn
nymant zuentschuldigcn hab, fürkumet, bey einer nemlichen pöne
vnd straff, so ir darauft' zusetzen macht haben sollet. Wollet
auch daneben dieselben zeit der gotlichen ampter die ofl'enlichen
vnnotturfltige füilerey essens vnd trinckens in den wirtsheusern
bey den ihenen, die zu Altdorff burger oder ansessig sein, so-
uil möglich vnd sich yemer erleiden will, gleicherweifs zuuer-
meyden fürkumen; doch soll domit einem yeden in seiner ge-
wonlichen hauswonung zu yeder zeit mit den seinen zuessen
vnd zutrinken vubenommen sein."
Der Kath zu Altdorf war mit dieser Verordnung durchaus
nicht einverstanden; in einer Vorstellung an die regierenden
Herren zu Nürnberg erklärte er, welch grofser Nachtheil für
Altdorf daraus entstehe. Die Bauern kämen nicht mehr zu
Markt, weil sie an Sonn- und Feiertagen ihre Lebensmittel, ihre
Hühner und ihr Schmalz nicht mehr verkaufen dürften. Das
brächte der Bürgerschaft um so gröfsern Nachtheil, als die
Bauern jetzt nach Neumarkt zögen und dort ihre Sachen ver-
kauften. Ich weifs nicht, ob diese Gründe auf den Senat zu
Nürnberg einen Eindruck gemacht. Vielleicht hat er ein Auge
zugedrückt, da er nicht gewoliiit war, solche materielle Dinge
zu unterschätzen. Nebenbei soll nur noch bemerkt werden, dafs
zu Nürnberg und in seinen Vorstädten, desgleichen auf dem
Lande, bereits allenthalben Branntweinbrennereien bestanden,
die Steuern und Umgeld bezahlten.
Nürnberg. Jos. Baader.
Die Ausstellung des internatioualen archiiologischen
Congresses zu Bouu.
Mit dem internationalen archäologischen Congresse, der in
diesem Jahre zu Bonn abgebalten wurde, verband sich eine
Ausstellung, die in der That nach manchen Seiten hin eine
einzige zu nennen war. Es kann nicht genug darauf hingewie-
sen werden, wie nur durch Vergleiche, durch Xebcneinander-
stellung von Reihen, durch wirkliche Gegenüberstellung wich-
tiger Objekte eine feste Basis für so viele Thatsachen gewon-
nen wirdj und das Studium kann somit kaum mehr gefördert
werden als durch Ausstellungen, welche Dinge zeitweilig neben-
einander bringen, die sonst an weit auseinander gelegenen Orten
aufbewahrt werden. Ein Museum kann eben nur Einzelnes
haben. Der Gegenstände ersten Ranges, welche auf den Gang
der Kunstgeschichte bestimmend eingewirkt haben, und von de-
nen aber auch für die Beurtheilung anderer Werke allein der
sicherste Anhaltspunkt gewonnen werden kann, gibt es nur
wenige, und selbst die kostbarsten Sammlungen können nicht
mehr als vereinzelt solche Stücke aufweisen. Kann man nun
auch auf manchem Gebiete durch gute Abgüsse sich solche
Reihen bilden, so genügen auf anderen Gebieten eben nur die
Originale selbst. Es ist daher natürlich, dafs man für Con-
gresse, die bestimmt sind, wichtige Fragen zur Erledigung zu
bringen, solche vergleichende Ausstellungen veranstaltet. So
hat das Comite für die internationale Ausstellung, insbesondere
Professor aus'm Weerth, sich grofse Verdienste dadurch erwor-
ben, dafs es ermöglicht hat, eine Reihe der hervorragendsten
Werke auf mehreren Gebieten nebeneinander zu stellen, die,
wenn auch anfangs vielleicht blendend und verwirrend für ein
Auge, das solche Schätze in so engem Raum selten vereinigt
gesehen, doch bald den aufmerksamen Betrachter eingehen-
der unterrichteten und mehr sprachen, als je Worte vermöchten.
Die Ausstellung beschränkte sich jedoch nicht auf Gebiete,
auf denen sie vergleichenden Studien das Material bot; sie
gab aus allen Zweigen der Künste des Jlittelalters und der
heidnischen Vorzeit irgend etwas Bedeutendes. Es ist hier
unsere Aufgabe nicht, einen Katalog zu schreiben ; man erwarte
daher nicht eine Aufzählung von Einzelheiten. Vier Gebiete
waren es vorzugsweise, für welche die Ausstellung wichtiges
vergleichendes Material brachte : die Geschichte des Emails, der
Elfenbeinsculptur, der Miniaturmalerei und der Aquamanilia.
Die wichtigste Erscheinung waren ohne Zweifel die vie-
len für die Geschichte des Emails interessanten Gegenstände ;
319
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
320
an der Spitze standen zwei kostbare Werke der byzantinischen
Schmelzkuust: das Kreuzreliquiar aus Limburg und ein Phyla-
cterium aus der Liebfrauenkirche zu Mastricht. Das erstere
Werk ist inschriftlich als Arbeit des 10. Jahrb. datiert ; es
gibt also einen Anhaltspunkt, um uns die hohe Stufe künstle-
rischer und technischer Vollendung zu zeigen, auf der jene
Kunst stand, als sie vom Orient in's Abendland verpflanzt
wurde. Wir müssen hier zunächst auf die wunderbare Harmo-
nie der Farben, auf die vollendete Schönheit der Zeichnung in
den Figuren und Ornamenten aufmerksam machen, sowie auf
die Genauigkeit und Zartheit der Ausführung. Die angebrachte
Jahrzahl gibt uns einen Beweis, dafs gerade im 10. Jahrb.
die byzantinische Kunst noch von jener Starrheit nicht voll-
ständig beherrscht war, der sie spätef sich ergeben, und die
manchen unserer Kunsthistoriker veranlafste, vornehm auf sie
herabzusehen, der sie aber vor allem zu danken hatte, dafs
sie viele Jahrhunderte lang ihre guten alten Traditionen erhal-
ten konnte, während uns nebst den Traditionen sogar die Kunst
verloren gieng. Das in Frage stehende Reliquiar, durch des-
sen Publication sich Prof aus'm Weerth *) so grofses Verdienst
erworben, hat bekanntlich eine Parallele in dem tafelförmigen
Kreuzreliquiar in der Kathedrale zu Gran, das, gleichfalls by-
zantinisch, jenes Limburger in der Anordnung copiert, ohne es
jedoch sowohl im Reichthum der Coniposition, noch in der
Feinheit und Vollendung der Zeichnung und der Zartheit und
Schönheit der Ausführung zu erreichen. Da wir aber kaum
annehmen dürfen, dafs die Graner Tafel**) älter ist als die
Limburger, so haben wir darin schon einen Schritt zur stufen-
weisen Schematisierung der byzantinischen Kunst zu sehen.
Wenn wir die Objekte vom Standpunkte der Frage des
Einflusses auf die Goldschmiedearbeiten u. a. zu betrachten
hätten, so müfsten wir an die Limburger Tafel zunächst zwei
abendländische Imitationen anschliefsen , die jedoch einer spä-
teren Zeit der Goldschmiedekunst angehören, als diese im
Abendlande bereits ihren Höhepunkt erreicht hatte. Das Lim-
burger Reliquiar kam erst im 13. Jahrb. nach Deutschland ;
das Werk selbst hat also keinen Einfluls auf die Ausbildung
des Emails gewonnen ; es zeigt uns nur die Höhe, auf welcher
diese Kunst stand, als sie zu uns übertragen wurde.
Wie sofort in Deutschland die Kunst des Emaillierens
noch im 10. Jahrb. aufgefafst wurde, zeigen drei Stücke, die
einer und derselben Werkstätte entstammen, welche zu Trier
sich aufthat. Es ist eine Hülse des Stabes des heil. Petrus
und der sog. Tragaltar des Bischofs Egbert, ein Werk, dem
Verfasser dieses, beiläufig gesagt, den Namen Reliquiar statt
Tragaltar geben möchte, obwohl es als solcher seit lange be-
kannt und benannt ist. Beide Werke sind Weihegeschenke
des genannten Bischofs. Wir sehen, dafs die Deutschen sehr
rasch sich die Technik der Byzantiner aneigneten; es ist kaum
*) Das Siegeskreuz der griechischen Kaiser.
**) ^s'- Bock, der Domschatz zu Gran im III. Bande des Jahr-
buchs der k. k. Centralkommission für Baudenkmale.
ein Nachlafs in der Harmonie der Farben zu bemerken, obwohl
einzelne durch gröfsere Durchsichtigkeit nicht gerade gewon-
nen haben und mitunter nicht die volle Harmonie zwischen den
vollkommen durchsichtigen und den opaken Farben obwaltet, wie
sie so herrlich im Limburger Reliquiar uns entgegentritt. Worin
jedoch ein grofse Abnahme sofort uns in's Auge fällt, das
ist die Zeichnung. Nicht blos das Ornament wird weniger
vollendet ; es tritt vor allem eine unglaubliche Rohheit in der
Zeichnung der Figuren ein, eine Rohheit, die so gewaltig ist,
dafs weder die Zartheit der Technik, noch die Harmonie der
Farben uns täuschen kann, und die sofort jene Werke als Ge-
genstände aus einer Zeit kennzeichnet, wo eben die Rohheit
in gewaltigem Ringen mit der anderswoher importierten feine-
ren Kunstbildung begrüfen war.
Das dritte Werk, das sich jenen beiden unmittelbar an-
schliefst, ist das Evangeliarium aus Echternach, das dem Kai-
ser Otto in. und seiner Mutter Theophania die Entstehung
verdankt.
An diese Gegenstände schlössen sich auf der Ausstellung
die vier Kreuze aus Essen an ; von denen drei, dem 10. Jahrh.
angehörige, zeigen, dafs diese Kunst aufscr Trier auch ander-
wärts in Deutschland geübt wurde. Es wäre nur zu wünschen
gewesen, dafs durch Nebeneinanderstellung der deutschen Kai-
serkrone mit jenen Erzeugnissen des 10. Jahrh. sich bestä-
tigt hätte, was über dieses kostbare Werk angenommen wird.
Das deutsche EmaU des 11. Jahrh. war aufser jenem vierten
Kreuze und einem dazu gehörigen osculum pacis aus Essen
durch die schöne Hülle des Krcuznagels aus Trier, sowie durch
die an einem Kreuze und einem Reliquienschrein zu Minden
angebrachten cloisonnes vertreten.
Das Email der zweiten Periode, Email champleve, war
gleichfalls in einer grofsen Reihe prachtvoller Stücke vorhan-
den. Hierher hätte vor allem auch eine Reihe jener Exem-
plare gehört, an denen das Email champleve mit dem cloisonne,
d. h. Zellen- und Flächenemail, wechselt. Die Braunschweiger
Schätze, jetzt zum gröfstfn Theil im Besitze des Königs von
Hannover, würden hierher gepafst haben. Die Mehrzahl der
Erzeugnisse jener zweiten Periode, die vom 11. bis 13. Jahrh.
geht, hat anderwärts viel Gleichartiges. Es sind nicht mehr
kostbare Einzelstücke ; an den Reliquienkästchen, an den Trag-
altären und Kreuzen ist zu sehen, dafs wir es hier mit hand-
werklichen Produkten zu thun haben, die in Massen, theilweise
ohne vorherige Bestimmung gefertigt, in den Handel gebracht
wurden. Wir dürfen allerdings nicht vergessen, dafs auch diese
zweite Periode einzelne, für beistimmte Zwecke und auf besondere
Bestellung gefertigte grofse Prachstücke, denen man viele Sorg-
falt widmete, hervorgebracht hat. So zeigte ein gleichfalls ausge-
stellter Altaraufsatz aus St. Castor in Coblenz, jetzt in St. Denis
bei Paris, dafs auch besonders edle Werke hier nicht fehlten ;
derselbe ist ein Prachtstück, dem ähnliche in Aachen, Cüln und
anderwärts würdig zur Seite steheu. Wie hoch sich in Deutsch-
landf die Emailkunst in jener zweiten Periode gehoben, bewei-
321
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
322
sen ferner die unter den Gegenständen kleinerer l>iniension vor-
kommenden beiden, der Limburger Tafel natbgebildeteu Stücke.
Doch hat liier das Email eine andere KoUe. K^ tritt in Ver-
bindung mit der getriebenen Arbeit, mit Filigran und Steinen.
Wenn auch schon das byzantinische Reliquiar des 10. Jahrh.
solche Verbindung aufweist, so dominiert doch dort das Email,
während es hier mehr zuri'ickgediangt ist. Die Farbenstim-
mung ist durch die fast ausschliefsliche Verwendung opaker Far-
ben nicht jene glänzende ; die Zeichnung zwar eine andere, je-
doch gleichfalls eine solche von hoher Vollendung. An diesen
Vorzügen participieren diejenigen Werke freilich nur zu geringem
Theil, welche, für den Markt bestimmt, in Masse mit mehr
oder minder grofser Sorgfalt, gröfstentheils in weniger edlen
Metallen gefertigt wurden. Während das Email der ersten
Periode sich in Gold eingeschmolzen findet, war in der zwei-
ten bei glänzenden Stücken das Silber, für die geringeren
aber das Kupfer das Material. Neben den deutschen Erzeug-
nissen tritt nun vorzugsweise auch Frankreich als Rivale auf,
und die in Limoges gefertigten Arbeiten zeigen nicht nur mit
den deutschen die vollste Verwandtschaft, sie sind, weil eben
fast ausschlielslich für den Handel hergestellt, mit gröfserer
Handwerksmäfsigkeit und weit geringerer Feinheit gearbeitet;
und da diese Technik sehr lange alte Formen beibehielt, die
wieder und wieder rcproduciert wurden, so geht das Ilandwerks-
mäfsige oft bis zur Rohheit, die, in Verbindung mit etwas al-
terthüralichen Formen, den Sachen ein sehr altes Aussehen
gibt, dem dann aber wieder andere Kennzeichen der späteren
Zeit widersprechen. Die Mehrzahl der ausgestellten Gegen-
stände war deutsch und gehörte dem 12. Jahrhunderte an, an-
dere dem 13. ; unter den Limousinern gieng ein emailliertes
Kreuz, Beschlag eines Reliquienkastens, wol bis in den Schlufs
des 14. Jahrhunderts. Von eigentlich gothischen Emailwer-
ken war wenig vorhanden ; doch zeigte das vorzugsweise
nach anderer Seite hin interessante Schaugefäfs aus Osnabrück
das einfach opake blaue und rothe Email, wie es in den Gold-
schmiedarbeiten des 14. Jahrh. häufig ist, während ein dem 14.
Jahrh. angehörender Kelch mit Patene, aus dem Besitze des
Fürsten von HohenzoUern - Sigmaringen, die Wiederaufnahme
des durchsichtigen Emails, jedoch in ganz anderer Weise, als
es die älteren deutschen Arbeiten haben, erblicken liefs. Hier
ist nämlich das Email nicht mehr in Zellen eingeschlossen, son-
dern über flach modellierte und gravierte Medaillons übergelegt
und oben aufgeschmolzen, so zwar, dafs die einzehien verschie-
denen Farben nicht mehr durch Metallzwischenräume getrennt
sind.
Die letzte Periode war durch einige Limousiner Arbeiten
des 16. Jahrb. vertreten. Hier ist mit einer Auswahl von nur
wenigen Farben förmlich über die Kupferunterlage gemalt und
diese Gemälde sind sodann im Feuer zum Schmelzen gebracht.
Man nennt alle diese in Schwarz, Grau, Blauviolett, Fleischfarb und
Weifs, etwas Grün und aufgetragenem Gold gemalten Schmelz-
bilder Limousin, weil der Hauptsitz dieser Kunst in Limoges
zu suchen ist, während in Frankreich ganz gcwil's auch ander-
wärts ähidiche Werke gemalt wurden,
Nürnberg. A. Essenweiu.
(Schlufs folgt.)
Zur Grescliiclite der liaukuiist im Ordenslande
Preufsen.
H. Otte hat S. 592 der vierten Auflage seiner vortreff-
lichen kirchlichen Kunst - Archäologie eine kurze Charakteri-
stik der mittelalterlichen Baukunst Im Ordenslande Preufsen
gegeben, welche jedoch einiger Berichtigungen bedarf Sei es
mir gestattet, an dieselbe einige Bemerkungen zu knüpfen, welche
das Resultat jahrelangen, liebevollen und eingehenden Studiums
der Geschichte der Baukunst im Ordenslande Preufsen (soweit
die Denkmale derselben mir zugänglich waren) sind.
1) Die Ku-chen in Preufsen haben keineswegs „regelmäfsig"
Schiffe von gleicher Höhe. Aus älterer Zeit (14. Jahrh.)
finden sich öfter Basiliken, wie das im Correspondenz-Blatt der
deutschen Geschichts- Vereine 1865, S. 32, Kote 2 von mir
gegebene Verzeichnifs beweiset. Aufserdem haben die Kathe-
dralen zu Marienwerder und zu Königsberg ein höheres Mittel-
schiff, freUich ohne Oberlicht. Aehnhch war es, wie ich kürz-
lich nachgewiesen habe (Jahrbücher für Kunstwissenschaft, Bd. I,
S. 134), in der alten Marienkirche zu Dauzig, und ähnlich
scheint es auch bei den Kirchen St. Katharinen und St Nico-
laus zu Danzig und den Pfarrkirchen zu Putzig und Pestlin
beabsichtigt gewesen zu sein. Erst später, seit dem 15. Jahr-
hundert, werden Hallenkirchen allgemein.
2) Dasselbe gilt in Betreft' des geraden Chorschlusses.
Der polygone Chorschlufs findet sich bei den Kirchen des 14.
Jahrhunderts mindestens eben so häufig als der gerade, wie ein
von mir angelegtes vergleichendes Verzeichnifs aller aus eige-
ner Anschaiuing oder Abbildung mir bekannten Kirchen im
Ordenslande Preufsen zeigt. Es war in den verschiedenen Ge-
genden verschieden. Fast alle älteren Kirchen im Umkreise von
Marienburg z. B. haben einen polygoneu Chor. Sogar bei der
Schlofskirche zu Marienburg findet er sich, wo man doch
vorzugsweise Ursache gehabt hätte (vergl. die treffende Bemer-
kung in C. Schnaase's Gesch. d. bildenden Künste VI, 352), den
geraden Abschlufs zu wählen. Seit dem 15. Jahrhundert aber
kommt der letztere , mit den reich ausgebildeten Ostgiebeln,
auch bei Pfarr- und Klosterkircheu allgemein in Gebrauch ; doch
nicht ausschlierslich, denn z. B. die aus dem Ende des 15. Jahrh.
stammende Kirche zu Stuhm ist polygen geschlossen. Da aber
der gröfseste Theü (Heilig-Leichnam hat einen polygoneu Chor)
der Kirchen Danzigs (Zusammenstellung der Grundrisse bei J.
C. Schultz, Radirungen I, 15) späterer Zeit (dem 15. Jahrh.)
angehört und daher geradlienig geschlossen ist und die andern
Baudenkmale im Ordenslande Preufsen wenig bekannt sind, hat
sich die Meinung gebildet, dafs der gerade Chorschlufs der in
323
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
324
Preufsen zn allen Zeiten herrschende gewesen sei. Die vou Fr.
Y. Quast auf Taf. XXIII seiner „Denkmale der Baukunst" ge-
gebene Zusammenstellung von Abbildungen kleinerer Kirchen
(aus engem Kreise) mag dazu beigetragen haben, dief e Ansicht
zu bestätigen.
3) Die Zinnen (wie bei St. Marien zn Danzig) und ein
zinnenartiger Aufsatz (wie bei St. Johann zu Danzig) dürften
wol nur bei Bauten sjjäterer Zeit (Ende des 15. Jahrh.) als
Ornament, und auch nur seltener, vorkommen. Dergleichen
waren, wie Fr. v. Quast (Preufs. Prov. Bl. 1851, Bd. XI, S. 20)
bereits nachgewiesen, nicht einmal bei den Ürdenshäusern in
Gebrauch. Man bediente sich zur Vertheidigung vieiraehr der
bedeckten Wehrgänge.
4) Wehrgänge an Kirchen kommen wol nur bei Kathe-
dralen (Marienwerder, Königsberg, Frauenburg), welche wirk-
lich zur Vertheidigung eingerichtet waren, und bei Schlofskir-
chen vor. Bei Pfarrkirchen habe ich sie nie gefunden. Letz-
tere waren wol auch nie befestigt.
Die künstlerisch meist sehr bedeutenden und kunsthi-
storisch wichtigen Baudenkmale des Ordenslandes Preufsen sind
bisher noch viel zu wenig erforscht, in entsprechender Weise
eigentlich nur von Fr. v. Quast und C. Schnaase, welciier, trotz
der mangelnden Vorarbeiten, mit gewohnter Meisterschaft eine
sehr vortreffliche, allgemeine Darstellung geliefert hat, gewür-
digt worden. Es ist auf diesem Felde noch sehr viel zu thun.
Es fehlt vor Allem an einer historisch-kritischen Untersuchung
der einzelnen Monumente. Eine systematische Entdeckungs-
reise durch die Provinz Preufsen würde noch manches treffliche
Denkmal an's Licht bringen, würde erst das Material herbei-
schaffen zu einer eingehenden Geschichte der Baukunst im Or-
denslande Preufsen. Möchte eine solche möglichst bald aus-
geführt werden, bevor die stürmisch vorschreitende Neuzeit
AUes zerstört hat! —
Danzig. R. Bergau.
Eines altmarkgräflichen Hofapothekers Eid.
Die Apotheken Nürnbergs waren im Mittelalter weitbe-
rühmt. Die benachbarten Fürsten und der Adel auf dem Lande
liefsen sich ihre Arzneien häufig in Nürnberg zubereiten. Auch
gab es hier immer eine ziemliche Anzahl bewährter Aerzte,
die nicht selten an weit entfernte fürstliche Höfe gerufen wur-
den, um ihren ärztlichen Rath zu ertheilen. Die Markgrafen
zu Brandenburg, welche abwechselnd zu Ansbach oder Cadolz-
burg residierten, schickten ihre Reccpte in der Regel zu den
Apothekern in Nürnberg. Einer derselben war gemeiniglich
ihr Hofapotheker, den sie als solchen förmlich verpflichteten,
wie nachstehende Eidesformel zeigt, die für den nüinbergischen
Apotheker entworfen wurde, den Markgraf Albretht Achilles
im Jahre 1460 durch seinen Hofmeister verpflichten liefs:
„Item er soll geloben und schwören, meinem gnädigen Herrn
und der Herrschaft getreu und gewer (aufmerksam, sorgsam)
zuseyn, ihren Schaden zuwarnen. Frommen (Nutzen) zuwerben
(fördern) und alles das zuthun, das einem getreuen Apotheker
zustehet, und sonderlich warumb (um was) man ihm schreibt
und verzeichnet schickt von der Herrschaft wegen, dal's er das-
selb alles und jeglichs getreulich zurichten, persönlich dabey
seyn und machen soll, wie ihm das durch die geschworncn der
Herrschaft Leibarzt *) befohlen wurd , und anders Niemands
darüber getrauen — dafs er auch alle Arznei von frischem
Materiale mach, und ob etliche veralteten, dieselben wiederumb
nach dem Besten zuverneuen — dafs er auch keinerlei Material
anstatt eins andern gebe in Confect oder ander Arznei ohn
Rath der Herrschaft geschworen Leibarzt, und alle gesammete
Arznei mach nach Beschreibung (Vorschrift) der bewährten
Lehrer darüber — und ob er Arznei mit Saphir, Hyacinthen,
Perlen und anderm edeln Gestein **) oder andern köstlichen
Dingeu zumachen beschieden wurd, dafs er solichs nach dem
allerbesten und fürderlichsten mach, darin nichts angesehen
(gespart) — was er auch Arznei von der Herrschaft wegen
herausschick, dieselben vor (vorher) zu kredenzen und mit sei-
nem Petschaft zu verwahren — auch meins gnädigen Herrn
und meiner gnädigen Frauen und der Herrschaft Geheim, was
er der erführe, zuverschweigen bis in seinen Tode, alles ge-
treulich und gänzlich sonder (ohne) Argliste und ohn Gefährde."
*) Die Leibärzte wurden von den Markgrafen immer nur auf
eine bestimmte Anzahl Jahre aufgenommen ; sie hatten den Rang
der fürstlichen Räthe ; ihre Bestallungsdecrete besagen jedesmal,
sie seien als Leibärzte aufgenommen und als Räthe. Sie durften
sich ohne besondere Vergünstigung vom fürstlichen Hofe nicht
entfernen und Niemand behandeln, namentlich keinen Pestkranken
oder andere ansteckende Krankheiten. Sie erhielten eine jährliche
Geldbesoldung von 100 bis 130 fl., freie Verpflegung am Hof und
in der Regel zwei Pferde zu ihrer Verfügung. Beiden Tlieilen
stand es frei, den Dienst halbjährig zu künden. Im Jahre 1458
wurde Meister Nikolaus Hörn, 1476 Meister Jörg Bramberger und
1484 Meister Stephan Schütz als markgräflicher Leibarzt aufge-
nommen.
**) Die alte Heilkunde schrieb bekanntlich manchen Edelstei-
nen grofse Heilkraft zu.
Nürnberg. J. Baader.
Markgriifliohes Patent für den Oeulisten, Brucli- und
Steinsdiueider Braun von dliuizenhausen v. J. 1617.
Von gottes gnaden wir Joachim Ernst marggraff zu Bran-
denburg, in Preufsen, zu Stettin, Pommern, der Cafsuben vnd
Wenden, auch in Schlesien, zu Crofsen vnd Jegerndorff hertzog
burggraff zu Nürnberg vnd fürst zu Rügen , Dem nach vns
zeiger dessen, vnser vnderthan und burger zu Guntzenhau-
sen Johan Simon Braun, oculist, auch stein- vnd bruch-
schneider vnderthenig zuerkennen geben, das er nit allein das
barbiererhandwerk, sondern auch beneben demselben die kunst
325
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
326
des stein- vnd bruchschneidens , wie dessen gnugsam erwiesen,
mit vleifs gelernet, wie dan an ietzo inner vier jarn sowohl in
vnsenn land vnd fürstenthumb alfs auch aufser derselben an-
derer vnderschiedlicher orten ettlich viel personen an brüchen,
steinen, krebsen, fisteln, hasenschartten , starn gestochen vnd
geschnitten , welche ihme auch sonder sein rühm vermittels
göttlicher hülff zimblich wohl vnd glücklich, alls dessen mit le-
bendiger kundschafft vnd briefflichen vrkunden zubescheiuen,
gerathen, Dieweil aber ihme bifshero durch ettliche landfahrer
vnd marckschreycr, so sich dergleichen auch vnderfangen vnd
doch diese nützliche vnd hochnohtwendige kunst nit gelernet,
merckliche hinderung vnd eintrag geschehen wollen — all's hatt
hei vns wider dergleichen quaksalher vnd leichtfertige gesellen,
welche die arme presthafl'te leut nur betriegen vnd ansetzen,
er Braun gantz vnderthenig angelaugt, ihme ein offen patent
vnd zeugknufs, sich defsen seiner uotturfft nach hette zugebrau-
chen, gnedig mittzutheilen, welches wir ihme, weil er vns von
ettlicben der sachen verstendigen seiner kunst und glücklichen
band halben, berühmet worden, vrab desto weniger verwaigern
wollen. Vnd ist hierauf an aOe vnd jede vnsere ambtleut \Tid
vnderthanen vnser gnediger beuelh, sie wollen obgemellten Brau-
nen vf fürweisung diefs vnsern patents nicht allein glauben zu-
stellen, sondern auch denselben, do sie seiner kunst bedorfftig,
vor andern vnbekandten vmbschwaiffern, die wir vnsers theils
ohne das in vnserm fürstenthumb nit gedulden können, gegen
gebürende vergleichung vnd belohnung gebrauchen, darneben
auch sonsten alle gute befürderung erweisen, dagegen er sich
erbotten, arme vnuermögliche personen von vnsern vnderthanen
vmbsonst vnd Gottes willen zuschneiden. Das gereicht vnsern
vnderthanen selbsten zum besten, vnd wir wollen vns solches
zugeschehen verlafsen. Zu vrkund mit vnserm anhangenden
fürstlichen secretiusigel becrefftiget, vnd geben zu Ouolzbach
den 4. januarii Anno 1617.
Nürnberg. J. Baader.
Geistliche Scherze.
Zu den früher mitgetheilten lateinischen Eeimversen kann
ich noch einen Nachtrag liefern. In dem humanistischen Sam-
nielliand der Wiener Bibliothek Nr. .3244, über welchen ich an
einem andern Orte ausführlicher berichte, folgen auf einen mit
zierlicher Gelehrsamkeit abgefafsten Brief Peter Luders de vita
Curialium Sacerdotum Verse, welche zu sehr den classischen
Regeln widerstreiten, als dafs man sie nicht für rein mittelalter-
lich und wahrscheinlich aus älterer Tradition herrührend hal-
ten soUte. Der vermuthliche Sammler der Handschrift, Mathias
von Kemnat, Kaplan des Pfalzgrafen Friedrich des Siegreichen,
führte selbst ein solches Hotleben, und hat wol darum diese
Stücke unter seine übrigens rein humanistischen CoUectaneen
aufgenommen, die Zusammenstellung auch wol selbst besorgt.
De vita Curial
Colla iugo subdere
Quarum sunt innumere
Polens suo vivere
Aliena desere
Pane tuo vescere,
Si vis et eö'ugere
Malo fabam rodere
Quam cibis affluere
Auhci sunt opcre
Fictas laudes promere
Ab inplumis tollere
Dominos alludere.
lum.
curias sectari,
clades, mores rari,
debet excitari.
quadra convivari,
tibi dorainari
curis lacerari.
über et letari,
servus et tristari.
semper adulari,
lucraque venari,
plumas et conari,
falsa commentari.
Ve quos habent pingere verba que subduntur:
Nulla lides pietasque viris qui castra secuntur.
Libera me domine.
Bona condit cetera bonum libertatis.
Qui gazarum genera tot thezaurizatis,
Multiplici phalera vos qui falleratis,
Et cum libet ubera fercula bibatis :
Si vivere libera vita nequeatis,
Numquam saporifera servi degustatis.
Vincit auri pondera sue potestacis
Esse, nobis funera servi propinatis.
Mala per innumera dum magis optatis.
Contra: Egregius labor est sub magno principe castra
Continuando sequi, sed sie non itur ad astra
Promittunt, non dant, dicunt nee postea curant.
Et sie falluntur miseri ciui castra secuntur.
Ist der poetische Werth dieser Sachen auch gering, so ist
es- doch wünschenswerth, den Stoff nach und nach recht voU-
stäüdig zusammen zu bringen, um endlich einmal zu dem Ziele
einer kritisch durchgearbeiteten, umfassenden Sammlung zu ge-
langen. Noch ist in Handschriften ohne Zweifel viel der Art
verborgen.
Heidelberg. W. Wattenbach.
Zur Symbolik im U. Jahrhundert.
Bild und Stein . bewahren uns treu die symbolisierenden
Anschauungen unserer Vorfahren, und Lied und Predigt bieten
uns deren Erklärung. Einen wenigstens in einigen Zügen be-
merkenswerthen Beitrag zur christlichen Symbolik gegen Ab-
schlufs des Mittelalters enthält das Büchlein „der gebifsen
Spiegel-' (Papierhandschrift Nr. 194 der Stiftsbibliothek Lam-
bach, vom 15. Jahrb.), welches mit Mystik stark versetzt ist
und in seinem letzten Theil — einer ursprünglich für sich be-
stehenden kleineren Abhandlung — die sieben Hauptsünden und
die denselben entgegenstehenden Tugenden als Gewappnete fol-
gendermassen schildert .
327
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
328
I.
„Die hochfart cbumpt auf einem t}T haist dromedarius,
hat guidein harnesch angelegt,
auf dem heim fürt er einen phau,
an dem schild einen adlar,
an dem waffenroch einen chrenten leben,
in der hant ein praitz swert.
Dew vnchausch reit auf einem wilden peren,
hat auf dem heim einen chrancz von rosen
fürt an dem schild ein siren
an dem roch ein basalischen
in der hant ein guidein chop'h voll er vnrain chait.
Dy geittichait sitzt auf einem tir haist orix
auf dem helem furcz ein scheren,
am roch ain a i c h h o r n
an dem schilt ein tir haist mocerontes.
Der zorn sitzt auf einem chemel,
auf dem heim fürt er ein sparber,
an dem schilt ein winunden hunt,
an dem roch ein merbunder haist forca.
Der ueyd sitzt auf einem t rächen
auf dem heim fürt er ein nest mit pein,.
an dem schilt ein fledermaus,
an dem roch ein slangen.
Dew trachait sitzt auf einem essel,
auf dem heim fürt er ein äffen,
an dem schilt ein pufel,
an dem waffenroch ein licpharteu.
De füll oder frashait sitzt auf ein wilden chatzen
fürt auf dem heim ein fugs,
am schilt ein lieicht.
am roch ein tyr haist panthion.
II.
De diemutigchait sitzt auf einem p hau tyr (pantel),
fürt auf dem lielm ein chrancz von pluenndenbein-
stocheu,
an dem schilt zwo laitter,
an dem boffenroch ein greiffen.
De chauschait sitzt auf einem aingehurin,
fürt auf dem heim ein chrancz von weifsen, gel-
ben vnd grünen liligen,
an dem schilt fürt sy einen engel,
au dem roch einen wolf.
Dew miltichait sitzt auf einem tyr haist eale,
fürt einen heim gezirtmit edelm gestain haifsent iaspides,
an dem schilt ein galander vogel,
an dem roch ein storchen.
De geduld sitzt auf einem helfant,
auf dem heim fürt sie ein agnum,
an dem schilt leocafaniam (leocofonam ?)
an dem roch ein seh off.
De lieb sitzt auf einem tyr haist orasius (erasius?),
fürt auf dem heim ein coredulum (vogel),
au dem schilt ein pellican,
an dem roch ein arpium (arpia — vogel).
De andacht sitzt auf einem tyr haist campulus (compolus?)
auf dem heim fürt sy ein chranz von ruten, darin
sitzt ein narhtigai,
an dem schilt ein vogel haist augophilon,
an dem roch ein fenix.
De messichait sitzt auf einem hirfsen,
fürt auf dem heim ein nest mit jungen raben,
an dem schilt ein otter (vischotter),
an dem roch ein slangen."
Obwohl die Anwendung manchmal nicht treffend genug,
öfter noch zu weit hergeholt erscheint, so ist dennoch manche
interessante Notiz in der Ausführung zu finden. Wir können
auf Weiteres verzichten, nachdem derselbe Gegenstand, für den
wir hier eine neue Quelle erschlossen, in der Literatur nicht
neu ist, und verweisen nur auf die im Archiv für Kunde öster-
reichischer Geschichtsquellen V. Band, Seite 583 ff., gegebenen
„Archäologischen Notizen" von Dr. G. Heider und J. V. Häuf-
1er, wo ein etwas ausführlicher gehaltener Text desselben Ge-
genstandes aus einem Manuscript zu Göttweih • — dort als
„Note wider den Teufel" bezeichnet — mit vielen An-
merkungen abgedruckt ist. Von den vielen Darstellungen er-
wähnen wir nur die Regensburger Teppiche des 15. Jahrhun-
derts. Als Verfasser erscheint in dem Mauuscripte ein Prediger
von Amberg :
„Das puchlein dcwsch hat gemacht herr prediger von
amwerg durch grofser diemüttigcr gepett willen der woll ge-
poren grozzen vnd herni hannsen von scharffeneck vnd
des durchleichtigisten herrn herrn ludweig chunig von vn-
gern, dalmacie höchster rat. dy red lert her martin."
Das ganze Büchlein scheint aus Serniones oder Tractatus ver-
schiedeucr Verfasser zusammengesetzt zu sein. — Der genannte
König Ludwig ist wol der Erste dieses Namens, der von 1342
— 1382 regierte. Da er 1355 Dalmatien sich unterworfen
hatte, so ist nicht zu zweifeln, dafs obige Uebersetzung zwi-
schen 1355 — 1382 stattgefunden habe. Genauere Angabe über
Johann von Scharfeneck sowohl, als über den Prediger
von Amberg ist wünschenswerth.
Lambach (Oberösterreich). Pius Seh miede r.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction: A. Essenwein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch- artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Sebald'sche Buchdrnckerei in Nürnberg.
BEILAGE ZUM ANZEIGER FÜR JOJNDE DER DEÜTSCREN VORZEIT.
1868. M 10. Octobcr.
Chronik des ffcrnianischcn Museums.
Nürnberg, den 15. Ootober 1868.
Das Interesse der Freunde des germanischen Museums knüpft
sich stets zunächst an die Jahresconferenz. Sie bildet den Ab-
schnitt , der für ein Jahr , mitunter für lange Zeit , entscheidend
ist. Wie bereits gemeldet, wurde die heurige Jahresconferenz
durch eine Siebener -Commission abgehalten, und zwar von den
durch Wahl der Mitglieder dazu bestimmten Herren: Dr. För-
ster, Dr. Hauok, Prof. Lin denschmit, Prof. Mafsmann,
Prof. V. Raumer, Prof v. Ritgen und Direktor Rehm. Die
Gesoliäfte betrafen zunächst die Erledigung der Rechnung pro
1866/67, welche, nachdem sie zuvor alle Stadien der Revision und
Superrevision durchlaufen hatte, unbeanstandet genehmigt wurde.
und die wir mit nächstem Jahresberichte veröffentlichen werden.
Der Etat für 1869 wurde nach den Vorschlägen der Vorstandschaft
mit geringen Abänderungen angenommen und auf 29,000 fl. in
Einnahme und Ausgabe festgestellt. Ebenso ward die Rechnung
der Actiengesellschaft , unter Danksagung gegen den Rechnungs-
führer, unbeanstandet genehmigt. Die Prüfung der Sammlungen
gab das für die Vorstandschaft so erfreuliche Resultat, dals die
getroffenen Abänderungen und die zur Vermehrung in grofser Zahl
gemachten Ankäufe sich der vollen und allgemeinen Zustimmung
zu erfreuen hatten, und dafs überhaupt die Commission ihre Bil-
ligung darüber aussprach , dafs den Sammlungen eine erweiterte
Aufmerksamkeit geschenkt werde, eine Billigung, die auch in der
Genehmigung der pro 1869 gestellten Anforderungen Ausdruck
fand. Um jedoch auch das Interesse derjenigen, welche nicht durch
eigene Einsicht aus den Sammlungen Nutzen ziehen können, zu be-
friedigen, wurde beschlossen, neben der Publication der gröfseren
Arbeit über die Sammlungen, von der der erste, allgemeine Theil
in den Aushängebogen fertig vorlag, und die im folgenden Jahre
ihren Abschlufs finden wird, Einleitungen zu treffen, um die interes-
sante und wichtige, aus Trier stammende und in dem kgl. Staats-
archiv zu Coblenz aufbewahrte Handschrift, das „Balduineum",
mindestens in ihrem bildlichen Theile zu veröffentlichen. AVenn
die erhoffte Genehmigung der kgl. preufs. Regierung eingetroffen,
und die zur Bearbeitung in Aussicht genommenen Gelehrten ihre
Zustimmung gegeben haben , kann wol im Jahre 1870 diese Ver-
öffentlichung dem Publikum übergeben werden. Zur angeneh-
men Mittheilung diente der Conferenz, dafs das von Sr. Majestät
dem Könige von Preufsen gestiftete gemalte Fenster, das auf der
Pariser Ausstellung mit dem ersten Preise ausgezeichnet wurde,
angekommen sei, sowie dafs Se. Majestät gestattet haben, dasselbe
nicht an dem ursprünglich bezeichneten Orte, in der ehemaligen
Kirche, sondern in einem eigens dafür bestimmten Räume, der
neu gebaut werden und den Namen seiner Majestät tragen soll,
aufgestellt werde.
Da der Verwaltungsausschufs leider im Laufe des Jahres zwei
Mitglieder, Prof. Pfeiffer und geh. Rath Waagen, durch den
Tod verloren, und unmittelbar vor dem Zusammentritt der Comia-
sion Se. Excellenz Graf Pocci in München und k. k. Hofrath Rit-
ter V. Bergmann in Wien ihre Stellen niedergelegt hatten, so
besprach die Commission als Wahlcommission die für Ergänzung
des Ausschusses gemachten Vorschläge der Vorstandschaft und be-
schlofs einstimmig, den Wahlberechtigten vier Männer namhaft zu
machen, durch deren Wahl das Interesse der Nationalanstalt vor-
zugsweise gefördert erscheint. Eine Anzahl der geschäftlichen Er-
ledigungen, wie die Festsetzung einer definitiven Instruktion für
den Kassecontroleur, Abänderungen der Pflegschaftsordnung, Be-
stimmung über die Form des nächsten Jahresberichtes interessie-
ren wol nicht Jedermann ; doch hoffen wir, dafs sie von guten Fol-
gen für die Finanzen der Anstalt sein werden.
Indem wir somit die diesjährige Conferenz als ein erfreuliches
Ereignils in die Annalen unserer Nationalanstalt aufzeichnen, kön-
nen wir zugleich mit nicht geringerer Freude und Genugthuung
melden, dafs eine lange vorbereitete und viel verschobene Sache —
der Bau des östlichen Kreuzganges — nunmehr beendet ist. Schon
bieten die zierlich gegliederten Gewölbe und die reichen und man-
nigfaltigen Formen des Mafswerkes der Fenster dem Auge einen
befriedigenden Anblick dar, und der Kreuzgang hat nunmehr seine
alte Gröfse und Gestalt wiedergewonnen. Da derselbe ausschliefs-
lich für Aufstellung von Originalen und Abgüssen der Grabdenk-
male bestimmt ist, so kann er freilich erst nach und nach einge-
richtet und dem Publikum zugänglich gemacht werden, und einige
Jahre mögen wohl vergehen, ehe die Bretterwände, die jetzt
noch einen Theil abschliefsen, für immer fallen. Ein wesentlicher
Theil unserer Aufgabe ist durch die Vollendung des Kreuzganges
gelöst ; im Plane für den Wiederausbau der alten Karthause steht
nun zunächst die Wiederaufrichtung der zwei zerstörten Zellen
an der Nordseite voran, die, wie wir hoffen, ebenfalls bald wieder
hergestellt sein werden, so dafs dann die eine Seite vollständig
die alte Anlage wieder zeigt.
Die Verloosung der am 1. Januar rückzuzahlenden Obligationen
des Bauanlehens hat die vier Nummern 37, 50, 65 und 92 zu Tage
gebracht.
Es ist wol den meisten Freunden des Alterthums bekannt,
dals der Hammer des Goldschlägers schon so manche pergamen-
tene Manuscripte und Urkunden vernichtet hat, die nicht blos ihres
Inhaltes wegen von Bedeutung waren, sondern von denen auch je-
des Stück ein Produkt des Fleifses und ein Monument für die Kul-
turgeschichte repräsentierte. Ein Mittelpunkt des Pergamenthan-
dels für Goldschläger befindet sich aber für fast ganz Europa in
Fürth bei Nürnberg. Da das Museum aus seinen Mitteln nur selten,
und blos wenn es sich um Gegenstände von besonders wichtigem
Inhalt handelte, in der Lage war, hier rettend aufzutreten, so hat.
der schon so oft als Förderer unserer nationalen Sache mit dankbarer
Anerkennung genannte Herr Assessor v. Cuny in Bonn dem Museum
2100 fl. zur Verfügung gestellt, um ähnliche Dinge zu retten, daran
"aber die Bedingung geknüpft, dafs das Museum nicht blos das für
331
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
332
seine Zwecke AYichtige, nicht blos Seltenheiten oder inhaltlich Werth-
voUes in's Auge fasse. Zugleich hat Herr v. Cuny gestattet, dafs
über das, was nicht fiir die Zwecke des Museums selbst dient, an-
derweitig verfügt werde. Die Gegenstände, welche zunächst in
Folge dessen in Fürth aus den Händen des Goldschlägers geret-
tet wurden, stehen zum Theile schon als Geschenke des Herrn
V. Cuny in unserm heutigen Verzeichnisse.
Ein weiteres Geschenk haben wir dankbar von Herrn Hof-
banquier v. Hirsch in München zu melden, der 100 fl. zur Til-
gung der Schuld an Herrn v. Aufsefs durch Verzicht auf das von
ihm bei der Aktiengesellschaft deponierte Capital gespendet hat.
Den mit dem Museum in Schriftentausch stehenden Vereinen
ist beigetreten der neugegründete
Geschichts- und AI terthumsvercin in Leisnig (Sachsen).
Den mitgetheilten erfeulichen Nachrichten haben wir diesmal
leider auch eine Trauerbotschaft wieder anzureihen. Das langjäh-
rige Gelehrtenausschufsmitglied des Museums, Dr. phil. William
Bell aus London, starb am 22. Sept. in Bonn, wohin er des in-
ternationalen archäologischen Congresses wegen gereist war.
Seit Veröffentlichung des letzten Verzeichnisses wurden fol-
gende neue Jahresbeiträge angemeldet:
Von Privaten : Beiingries. Prakt. Arzt Dr. Jos. Müller in
Dietfurt 24 kr. Bückeburg. Amtsassessor J. M. Weissioh in Stadt-
hagen 1 fl. 45 kr., Rath "VVolff 1 fl. 45 kr. Büdingen. Fürstl. Ysenb.
Kammerrath Bradrück 1 fl., Landger. -Assossjr Dr. Grofsmann 30 kr..
Keg.-Accessist Haas 30kr. , fürstl. Ysenb. -Wächtersb. Kammerrath
Weber 1 fl. — Erlangen. Dr. C. Schröder 1 fl. 45 kr. — Forchheim.
Holzhändler J. B. Speckner 1 fl. 45 kr. Fürth. Fabrikant J. F.Jor-
dan jun. Ifl., Kaufmann Lehrer 1 fl., Kaufmann Christoph Tauber
Ifl., Frau Privatierswittwe E. AVolfinger Ifl. Gemmingen. Pfarr-
verweser Sievert 1 fl. 45 kr. Grimma. Professor Dr. Rufsler 1 fl.
10 kr. Hamburg. Kaufmann J. Th. Siomfsen 17 fl. 30 kr. Hechin-
gen. Dr. Eugen Koller 1 fl. 45 kr. Hermannstadt. Professor Michael
Bell 35 kr., Professor Moriz Guist 35kr. , Professor Joseph Ho-
redt 35 kr., Professor Julius Michaelis 35 kr. Homburg 1. Pf. Post-
expeditor Bender 1 fl., Direktor der Erbaoher Fabrik Fichter 1 fl.,
Gerichtsschreiber Knul 1 fl. Regensburg. Gymnas. -Lehrer Max Wie-
ner 1 fl. Schmalkalden. Amtmaim Fulda Ifl. 45 kr., Lieutenant
Kühn 1 fl. 45 kr., Landrath Senfi't von Pilsach 1 fl. 45 kr. Wunsie-
del. Freih. V. Bärenstein 2 fl. Würzburg. Otto Freih.v. Düngern 5 fl.
Einmalige Beiträge wurden folgende gegeben:
Von Privaten: Liverpool. Joseph Mayer Hfl. 51 kr. Lon-
don. Frau Luise Ken 23 fl. 42 kr. Staffelstein. Ein Ungenannter
Ifl. Wien. Rcichsrath v. Schindler 1 fl.
Unseren Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :
I. Für das Archiv.
(Nr. 3494—3838.)
Bonn. L. v. Cuny, Landgerichtsassessor: I. Urkunden, welche
sich auf die Stadt Ulm beziehen. Von denselben gehören in die
Jahre von 1362 — 1399: 22St., von 1400-1449: 92 St., von 1450
—1499: 89St., von 1502-1571: lOSt; zusammen 213. Siebeste-
hen aus Kaufbriefen, Testamenten, gerichtlichen Austrägen, Zins-
briefen, Quittungen, Ablösungen, Lehenbrief jn des Spitals zum
heil. Geiste, Leibgedingen, Vergabungen, Bestandbriefen, Gülte-
und Pfründbriefen. Es werden neben anderen darin genannt : die
Familien Adam, Aytinger, Baidung, Besserer, Blochinger, Bollinger,
Braittinger, von Burtenbach, Dörnlin, Ehinger, Färber, Gälsler,
Gienger, Gotbrät, Götz, Guntzburger, von Herbishofen, Holtzkirch,
Hörmann, von Kirchberg, Kraft, Langenmantel , Lynsin, Murer,
Neithart, von Rot, von Schellenberg, Schlieher, Schnitzer, Schiibel,
Sporer, Stähelin, Strölin, Tischinger, Topler, Vetter, AVieland, Win-
kel, Winman. H. Urkunden, welche sich auf die östliche Schweiz,
besonders die Stadt Winterthur und Umgegend beziehen: 50 Stck.
Sie enthalten: Kaufbriefe, Gerichtsurthcile, Achtserklärungen, Ur-
fehden, Erbverträgo, Abzüge und Burgrechte, Lehenbriefe, Leib-
gedinge, Wasserrechte u. s. w. Es werden aufgeführt die Schult-
heil'sen von Winterthur: Markwart (1347), Heinr. Gevetterli (1362),
Cunrad von Sal (1375), Hans von Sal (1426), Heinr. Zingg (1439),
Rud. Bruehlin (1467), Josuwe Hettlinger (1479), Erhart von Hunt-
zikon (1483 und 1489), Hans Husser (15301, und I^aurenz Gisler
(1540), der Schultheils von Basel : Heinr. Walch (1365), die Aebtis-
sin von Zürich : Beatrix von Wolhusen (1380), die Freiherren von
Arbui-g, Gachnang, Laufen, Landenberg und Sehen. HL Urkun-
den aus verschiedenen deutschen Gebieten : 76 St. Ihr Inhalt läfst
sich im Allgemeinen unter die bereits oben angeführten Rubriken
bringen. Sie beziehen sich vorzugsweise auf das Erzstift Trier,
die Bisthümer Augsburg, Brixen , Constanz, Eichstett, Freising
und Regensburg, die Abtei Kempten, das Kloster Mergenborn in
der Wetterau, die Städte Aschaffenburg, Augsburg, Nürnberg, Op-
penheim u. s. w. Es werden neben andern darin genannt : die Fa-
milien von Breidenbach, von Eschenbach, von Moria, von Ysen-
burg-Büdingen u. s. w. — Nürnberg. Fried rieh Schultheifs,
Journalist : Drei Zauberformeln zur Hebung eines unterirdischen
Schatzes. Aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrb. Pap.-Orig.
II. Für die Bibliothek.
(Nr. 22,667—22,897.)
Aarau. H. R. Sauerländer's Verlagsbuchliandl.: Tanner,
heimatliche Bilder u. Lieder. 1842. 8. Beiträge zur Geschichte u.
Literatur, vorzüglich aus den Arcliiven u. Bibliotheken des Kan-
tons Aargau. 1. Bnd. 1846. 8. v. Liebenau, Geschichte der Freih.
von Attinghusen u. von Schweinsberg. 1865. 8. Daguet, Geschichte
der schweizerischen Eidgenossenschaft. 1867. 8. — Altenburg. Dr. K.
Back, geh. Reg.-Rath : Ders., aus dem Volke. Fliegendes Blatt.
8. H. A. Pierer's Verlagshandlung: Kresse, Geschichte der Land-
wirthschaft des altenburg. Osterlandes. 1845. 8. Pierer's Jahrbü-
cher der Wissenschaften, Künste u. Gewerbe. Bnd. I u. II, 1. — 7.
Heft. 1865 ~ 68 8. Lobe , Hausinschriften aus dem Ostkreisc des
Herzogth. Altenburg. 1867. 8. — Amberg. Feder Pohl, Verlags-
handl. : Brcnner-Schäfl'er, zur oberpfalzischen Volksmedizin. 1861. 8.
Mettenleiter, Musikgeschichte der Oberpfalz. 1867. 8. — Amsterdam.
K. Akademie der Wissenschaften: Dies., Yerslagen en Me-
dedeelingen; X. Deel. 1866. 8. — Ansbach. Histor. Verein von
Mittelifranken: Ders., 34. .lahresbericht. 1866. 4 — Arnsberg. A.
L. Ritter, Buchhandl. : Seibertz, westfälische Bilder ; Heft 1. 1844.
8. — Basel. Universität: Gerlach, de vita P. Cornelii Scipionis
Africani superioris. 1865. 4. Hartmann-, über die Querela inoffi-
ciosi testamenti nach classischem Recht. 1864. 4. — Bayreuth. Rud.
Freih. v. Reitz enstei n : Ders., der Zug der Nürnberger nach
Lichtenberg im J. 1444. 8. — Berlin. S. Calvary & Comp., Ver-
lagshandl. : Ders., Mittheilungen aus dem .Antiquariate von S. Cal-
vary & Comp.; Jhg. L 1. 8. K. geh. Ob er- Hof buchdruck e-
rei (R. v. Decker): Cassel, die Schwalbe u. ihre Heimkehr. 1866.
8. Otto Plathner, k. pr. Obertribunalsratli : Ders., die Fami-
lie Plathner. 1866. gr. 8. Schlesinger'schc Buchhandl. : Firme-
nich-Richartz, Volksdichtungen nord- und südeuropäischer Völker.
1867. 8. — Bielefeld. Prött. Lehrer: Historia von den Wiedertäu-
fern. Pap. -Hs. 18 .Tahrh. 4. Calvinus, d. heilig Brotkorb der h.
Rom. Reliquien. 1583. 8. Sylvanus, Ablainung der Dreien Predig-
ten Johan. jMarbachij. 1566. Abraham a Sta. Clara, Mercks Wienn.
1680. 8. Kortholtus, de tribus impostoribus magnis über. Bekker,
d. bezauberte Welt. 1693. 4. Marnix, gereinigter Bienenkorb der
heil. Rom. Kirche. 1733. 8. — Bonn. Dr. Friedr. Blubme, geh.
Justizrath u. Univer.=. -Professor : Ders., die gens Langobardorum
u. ihre Herkunft. 1863. 8. L. v. Cuny, Landger. -Assessor : Mar-
tyrologium Usuardi monachi. 15. Jahrh. kl. 8. Lectionariuni. Pgm.-
Hs. 11. Jahrh. 2 Expositio libri Ezechielis prophetae. Pgm.-Hs.
12. Jahrh. 2. Cantionale. Pgm.-Hs. 12 Jahrh. 2- Lectionarium.
Pgm.-Hs. 12. — 13. Jahrh. 2. Vita beati Francisci. Pgm.-Hs. 13.
Jahrh. 2 Missale quarundam missarum specialium. Pgm.-Hs. 14.
Jahrh. 4. Graduale u. Breviarium. Pgm.-Hs. 14. — 15. Jahrh. 2.
Missale. Pgm-lTs. 15. Jahrh. 2. Breviarium in oberdeutscher Spra-
che. Pgm.-Hs. 15. Jahrh. 8. Tractatus de cantu ecclesiastico. Pgm.-
Hs. 15. Jahrh. 2- Missale. Pgm.-Hs. 15. Jahih. 2. Liber (leniten-
333
Anzeiger für Kunde der deutsclien Vorzeit.
334
tiari'is. Dynlogus beati Gregorii. Liber b. Augustini de sjiiritu
et auima otc. I'gm.-Hs. 14. Jaluh. 2. Bicviarium latiiuiin. Pgm.-
Us. 15. Jabih. kb 8. Uorariüm. Pgni.-Hs. 1515. Id. 8 Henricus
de Friinaria, Auslegung der zehn (Jcbote in niederd. Sprache.
Pgni.-lls. 15 Jahrli. kl. 8. Libellus Magistri Tbome de Aquiuo
de modo confitcndi etc. Pap.-Hs. 15. .Tahrb. kl. 8. Haudwerks-Ürd-
nung der Zinunerlcute im Laiidgoriclit Sulzbacb. Pgm. 1G70. 2. —
Braunschweig. C. W. Sack, Registratur: Ders. , die Feuerwehr in
der Stadt r.iauiiscliweig iu alten Zeiten. 1868. 4 Sonderabz. Ders.,
d. ■jübUnu! Stern zu Braunscliweig. 1808. 4. Sonderabz. — Bremen.
C. Kd. Miiller, Verlagsliandl. : Uildenieister, Leben u. Wirken des
Dr. Gottfr. Menken. 3 Thle. 1861. 8- Scblönbach, der Stedinger
Freiheitskampf. 1864. 8. Kohl, Pilgerfalirt des Landgraieii Wilhelm
des Tapferen V.Thüringen. 1868. 8- Breslau. .«Vrchiiolu gi s che
Section der scliles. Gesellschaft: Förster, die Hochzeit des
Zeus und der Hera. 1867. 4. Schles. Gesellschaft für va-
terliind. Cultur: Dies., 45. Jahres-Bericht, 1867. 1868. 8. Ab-
handlunoen der Abtheilung für Naturwissenschaften u. Medicin ;
1867 — 68 1868. 8. Abhandlungen der philos.-histor. Abtheilung;
1867 u. 68, 1. 8. Verzeichnil's der in den Schriften der schles. Ges.
von 1804^1863 enthaltenen Aufsätze. 1868. 8. Verein für das
Museum schles. Alterthümer: Ders., 9. u. 10. Bericht. 1868.
4. Donaueschingen. Dr. A. Barack, frstl. fürstenb. Hofbibliothe-
kar : Vr.sprung der vralten wahlfahrt Engelfswifs. 1717. 4. Pap.-Hs.
Grofsh. Gymnasium: Dass., Programm, 1866—67 u. 1867—68.
8. Karle, commentationes criticae ad vetus testamentum pertinentes.
ISQT, 8.— Dresden. C. C. Meinhol d& Söhne: Schafer, d. deutsch.
Herzogthümer Schleswig-Holstein-Lauenburg. 1864. 8. K. sächs.
Ministerium der Justiz: Schwarze, Uebersicht der Ci\-il- u
Strafrechtspflege im Königr. Sachsen ; Bnd. II. 1868. 4. — Düsseldorf.
Dr. Schneider, Professor: Ders., neue Beiträge zur alten Ge-
schichte u. Geographie der Rheinlande. 2. Folge. 1868. 8. — Eise-
nach. Grofsh. Realgymnasium: Dass., Programm. 1861. 8. —
Emden. Naturforschende Gesellschaft: Dies., 53. Jahres-
bericht, 1867. 1868- 8. Kleine Schriften, XIII: Prestel, d. Winde
über der deutschen Nordseeküste etc. 1868. 4.- Erfurt. Körner'-
sche Buchhandl. (C. Weingart) : Musica sacra. 1867. 8. — Frankfurt
a.M. J. D. Sauerländer's Verlag: Friedleben, Ijchrbuch der
Chronologie; 2. Ausg. 1840. 8. Friedleben, portative Tafeln zur
Vergleichung der üblichsten histor. Zeitangaben. 1841. 8. Ahnen-
Tafeln. 1846. 8. Schwenck, Wörterbuch der deutschen Sprache;
4. Aufl. 1855. 8. Marbach, d. heil. Weihnachtszeit. 1859. 8. Sou-
chay, Geschichte der deutsch. Monarchie: II. Bnd. 1861. 8. Diefen-
bach, novum glossarium latino-germanicum mediae et infimae aeta-
tis. 1867. 8. Classen, zur Geschichte des Wortes Natur. 1863. 8.
Gera. Karl Freih. v. Reitzenst ein: Ders., Vortrag über ün-
echtheit u. Fälschung einiger wichtiger voigtländischer Urkun-
den. 1808. 8. — Görlitz. Oberlausitzische Gesellschaft der
Wissenschaften: Dies., neues Lausitzisches Magazin; Bnd. 44,
2. u. 8. Heft. 1868 8. Gotha. J. G. Miiller's Verlag: Polack,
Wachsenburg, Mühlberg u. Gleichen. 1859. 8. Justus Perthes,
Verlagshandl. : Gotbaisoher genealog. Hofkalender auf d. Jahr 1868.
16. Gothaisches genealog. Taschenbuch der gräfl. Häuser auf d.
J. 1868. 16. Gothaisches genealog. Taschenbuch der freiherrl.
Häuser auf d. J. 1868. 16. Menke , orbis antiqui descriptio ; ed.
IV. 1864. qu.4 — Graz. Dr. R. Peinlich, k. k. Gymnas. -Direktor :
Ders. , Friedrich Edler von Rigler. 1868. 8. Sonderabdr. Käfer-
bäck, drei alte deutsche Uebersetzungen der Benediktiner -Regel.
1868- 4. Historischer Verein für Steiermark: Ders., Mit-
theilungen: 16. Heft. 1868. 8. Ders., Beiträge; 5. Jalirg. 1868. 8.
— Hamburg. Robert Kittler, Verlagshandl.: Härder, Beitrag zu
den eheliciien Verhältnissen . . . nach dem hamburgischen Stadt-
rechte V. 1270. 1843- 8. Kroger, d. augsburgische Confession.
1854. 8. Erichson, Franz Joseph Niederhuber, d. rechte Katholik.
1854. 8. Palearius, d. wiedergefundene goldene Büchlein : Von
der Wohlthat Christi. 1856. 8. Lentz , Sanct Ansgar, der Apo-
stel des Nordens. 1865. 8. Stiller, Grundzüge der Geschichte u.
d. Unterscheidungslehren der evang.-protest. u. röm.-kathol. Kirche;
19. Aufl. 1867. 8. W.Mauke Sohne, Verlagshandl.: Michelsen,
histor. Ueber.sicht des Studiums der latein. Grammatik. 1837. 8.
Kirchenpauer, d. alte Börse (in Hamburg), ihre Gründer u. ihre
Vor.stelicr. 1841. 4. Suhr, Beschreibung der Sanct Petri-Kirclic Ztt
Hamburg u. ihres 'I'liurmes. 1842. 8. Hübbe, das Hammerbröker
Recht. 1843. 8. Buek, die hauiburgischen Oberalten. 1857. 8.
Ders., hamburgische Alterthümer. 1859. 8. Gi-oth, Quickborn ; 9.
Aufl. 1864. 8. Hoft'niann, d. älteste bis jetzt bekannte Lehrplan
für eine deutsche Schule im J. 1525. 1865. 8. Meyer, Joh. Mar-
tin Lappenberg. 1867- 8. Das Haus Rantzau. Eine Familien-Chro-
nik. 8. Chrn. Petersen, Professor: Ders., über das Verhält-
nis des Broncealters zur histor. Zeit bei den Völkern des Alter-
thums. 1868. 4. — Heidelberg. Dr. W. Wattenbach, Univers.-Pro-
fessor: Catälogo de los objetos de la Real Armeria. 1867. 8. Dr. H.
Zöpfl, grolsh. bad. llolVath u. Professor: Ein Faszikel iuristischer
Gutachten etc. 1831—68. 4. 8. — Heilbronn. Alb. Scheurlen,
Buchhandl. : Götz v. Berlichingon's Leben, Fehden u. Handlungen,
hg. V. Schönhuth; 2. .\ufl. 1859. 8. Geschichte der Burg zur Wei-
bertreue. 1868.8. — Hildburghausen. Kesselring'scbe Hofbuchh.:
Uofmann, Koburger Quackbrünnlä. 1857. 8. Jena. Universität:
Bauer, d. kirchl. Regierungsgrundsätze Karl Theodor's. 1868. 8.
Herraens, d. Leben des Johannes Skotus Erigena. 1868. 8. Jung,
Gedanken über d. menschl. Sprachaneignung. 1868. 8. Schwab,
Mendelssohn sa vie et ses oeuvres. 1868. 8. Tabulski, über d. Ein-
fluls der Mathematik auf die geschieht!. Entwickelung der Philo-
sophie bis auf Kant. 1868. 8. Weinlig, Geschichte des Vaterunsers.
1868- 8. Nebst 23 andern akademischen Schriften. 8. 4. — Karls-
A. Bielefeld's Hofbuchhandl.: v. W'eeoh, Geschichte der badi-
schen Verfassung. 1868. 8. — Kempten. Kösel'sche Buchhandl.:
Die Retteuberg'sche Landesordnung v. .1. 1538. 1842- 8. Gratz,
Beschreibung des Auerberges. 1840. 8. Tafrathshofer, der heil.
Magnus, Apostel des AUgäues. 1842 8. Mayer, Geschichte des Ka-
techumenats u. d. Katechese in den ersten 6. Jahrb. 1868. 8. ^
Kopenhagen. K. (iesellschaft für nordische Alterthuras-
kunde: Dies., Aarböger ; 1867, 4. Hefte og Tilläg, I.Hefte. 1867
—68. 8. — Kupferzeil. F.-K. Fürst zu Hohenlohe-W^al den-
burg, Durchl. : Ders., noch ein AVort über den silbernen Siegel-
stempel Gottfried's I. von Hohenlohe ; und : Ficker. zur Geschichte
der Grafen der Roraagna, insbesond. d. Grafen Konrad u. Gottfr.
von Hohenlohe. gr. 4. Sonderabz. — Landau. J. P. Gelbert, pro-
testantischer Pfarrer : Ders. . Magister Johann Baders Leben u.
Schriften , Nicolaus Thomä u. seine Briefe ; 1. Lief. 1868. 8. —
Leipzig. F. A. Brockhaus, Verlagshandl.: Deutsche Dichter des
16. Jahrhunderts; II. Bnd. 1863. 8. Conversations - Lexikon ; 11.
Aufl.. XIV, Bnd. 1868. 8. Felsler, Geschichte v. Ungarn ; 6. Lief.
1808. 8. C. Merseburger, Verlagsbuchh. : Frank, Geschichte
der Deutschen ; 2 Bndchen. 1861- 8. Frank, Geschichte der Kunst ;
2. Bndchn. 1864. 8. Frank, Handbüchlein der deutschen Ijite-
raturgeschichte. 1865. 8- Schubert, d. Blechinstrumente der Mu-
sik. 1866. 8. Schubert, die Orgel. 1867. 8. Schubert, d. Tanz-
musik. 1867. 8, — Leisnig. Geschichts- und Alterthums-
Verein: Ders., Statuten u. Mitglieder- Verzeichniis. 1867. 8. Mit-
theilungen; I.Heft. 1868. 8. — Linz. Museum Francis co-Ca-
rolinum: Dass., 27. Bericht, nebst 22. Lief, der Beiträge etc.
1868. 8. — Luzern. Schweizerischer Piusverein: Ders., Ar-
chiv für die schweizerische Reformations-Geschichte ; I. Bnd. 1868.
8. — Mannheim. Tob. Löffler, Verlagshandl.: Zittel, d. dramat.
Bearbeitungen u. Darstellungeti des Lebens Jesu 1868. 8. — Mei-
ningen. Verlag von Gadow &Sohn: Miiller, Dr. Martin Luther
u. sein Stammort Möhra. 1862. 8. — München. Histor. Commis-
sion bei der k. Akademie der Wissenschaften: Die Chro-
niken der deutschen Städte. VI. Bnd. 1868, 8. J. Lindau er'sche
Buchhandl. : Englmann. mittelhochdeutsches Lesebuch : 2 .\ufl. 1866.
8. Militär-Catalog. 1867.8. Sattler, Lehrbuch der bayer. Geschichte.
1868. 8. Mayer, Münchener Stadtbuch. 1868. 8. M. Rieger'-
sche Universitäts-Buchhandl. : Berchtold, die Entwickelung der Lan-
deshoheit in Deutschland ; I. Th. 1863. 8, Pichler, Geschichte der
kirchl. Trennung zwischen dem Orient u. Occident; 2 Bnde. 1864
—65, 8. Stumpf, denkwürdige Bayern. 1865. 8. Dr. G.M.Tho-
mas, Univers.-Professor: Ders., Belagerung u. Eroberung von Con-
stantinopel im J. 1453. 1868 8. — " Münster. Friedr."'Regens-
berg, Verlagshandl.: Hechelmann, Burchard d. Rothe, Bischof v.
Münster u. kais. Kanzler. 1098—1118. 1866. 8. Ders., Hermann II,,
Bischof V. Münster, u. Burchard IL, Edelherr zur Lippe. 1866- 8.
335
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
336
Nordhoff, die Chronisten des Klosters Lisborn. 1866. 8. — Murau.
Dr. Jos. Hundegger, Hof- u. Gerichtsadvokat: Ders., Geschichte
der Kirchen zu Murau. Pap.-Hs. 19 Jahrh. 2. — Nürnberg. F. Ed.
Hysel: Dcrs., Ende des 35jährigen Theater-Privilegiums der Stadt
Nürnberg. 1868. 8. Manz, Fiuanzrath : Preces Sancti Nierses
in XIV linguas translatae. 16. — Osnabrück. Schulz, Baumei-
ster: Meyer, zur Culturgeschichte der Stadt Osnabrück. 1867. 4.
Ein Ungenannter: Die Orgel, ihre Aufgabe u. Lage in den
katholischen Kirchen. 1868- 8. — Paris. Ministere de l'In-
struction publique: Revue des Societes savantes des depar-
tements ; 4. Serie, t. V. et VI. 1867. 8. — Passau. Elsässer &
Waldbauer, Verlagshandl. : Hoffmann, d. etymologische Be-
deutsamkeit der deutschen Sprache. 1868. 8. Potsdam. Gropius'-
sche Buchhhandl. (A. Krausnick): Wagener, Geschichte der Pots-
damer Schützengilde. 1865. i- Moller, die reduplicirenden Verba
imDeutschen als abgeleitete Verba. 1866. 8. — Prag. Verein für
Geschichte der Deutschen in Böhmen: Ders., Mittheilun-
gen; Jhg. VI, Nr. 3 -8. u. VII, 1. 2. 1867—68. 8. 6. Jahres-Bericht.
1868- 8. Mitglieder - Verzeichnifs. 1868. 8. Dr. J. Er. Wocel,
k. k. Uiiivers.-Professor : Ders., Pravek zeme ceske ; II. 1868. 8. —
Schwerin. Dr. Friedr. Latendorf, Gymnasiallehrer: Ders., Se-
bastian! Franci de Pythagora ejusque symbolis disputatio commen-
tario illusfrata. 1868. 4. — Stettin. Gesellschaft für pommer.
Geschichte u. Alterthumskunde: Lemcke, Fridangi discrecio
Freidauks bescheidenheit, lateinisch u. deutsch. 1868. 8. — Tesclien.
K. Prochaska, Verlagshandl.: Deutsche Männer: Lief. 1 — 16- 8. —
Trier. Gesellschaft f. nützlicheForschungen : Wilmowsky,
Bedenken des Hrn. Dr. L. J. Janfsen über die gegen die Echtheit
der röm. Inschriften zu Nennig vorgetragene paläogr. Kritik. 1868.
8. — Troppau. A. Peter, Gymnas.-Professor: Ders., Zuckmantier
Passionsspiel. 1868. 4. Sonderabdr. — Tübingen. H. Laupp'scho
Buchhandl. ; Theolog. Quartalsehrift ; Jhg. 50, 3. Heft. 1868. 8.
Osiander'sche Buchhandl. : Sigwart, der Spinozismus. 1839. 8.
Schilling, musikalisches M^örterbnch. 1840. 8. Lurine u. Brot, die
Klöster. 1852. 8. Boucher, Geschichte der Jesuiten ; 2 Bnde. 1852.
8. Beck, DogmengescLiehte; 2. Aufl. 1864. 8. Beck, Zeittafeln f.
die Dograengeschichte. 1864. 8. Schönhuth, d. Sage vom Ritter
von Rodenstein. 1864. 8. Ders., Erinnerungen an Tübingen, qu. 8.
— Tuttlingen. E. L. Kling, Verlagshandl.: Aramann, die Liturgie
aller Zeiten. 1851. 8. Ammann, Kirche u. Staat ; 2. Aufl. 1856. 8.
— Utrecht. Historisch Genootschap: Dies., Kronijk; 23. Jaarg.
1867, V. Ser. 2 Deel. 1868. 8. Werken ; nieuwe Serie, Nr. 11. 1868.
8. — Washington. Smithsonian Institution: Dass., annual Re-
port, 1866. 8. Surgeon general's office: Dass., Circular, 1861,
Nr. 1. 4. — Weissensee. G. F. Grofsmann'sche Buchhandl.: Leitz-
mann, AVegweiser auf d. Gebiete d. deutschen Münzkunde. 3. Abth.
1868. 8. — Wernigerode. Graf Botho zu Stolberg-Wernige-
rode, Erl. : Friederich, Beiträge zur Alterthumskunde der Graf-
schaft Wernigerode; II. 1868. 4. Ders., über einige altdeutsche
Wohnplätze in der Grafschaft Wernigerode. 8. — Wien. Kais.
Akademie der Wissenschaf ten : Dies., Sitzungsberichte; Bd.
LVI, 3. u. LVII, 1. H. 1867. 8. Archiv etc.; Bd. XXXVIH, 2. u.
XXXIX, 1. 1867—68. 8. Alterthums-Verein : Ders., Berichte
u. Mittheilungen. Bnd. VIII, 3. 1868. 4. K. k. Statist. Central-
Commission: Dies., Mittheilungen; Bnd. XIV, 2-4 u. XV, 1.
1867-68 8. K. k. geographische Gesellschaft: Dies., Mit-
theilungen etc., neue Folge. 1868. 8. Ein unbekannter: Sitte,
Beleuchtung des äufsern Monumental -Momentes des in der deut-
schen allgem. Kunst- Ausstellung- zu Wien vorgeführten Kirohen-
bau - Projektes. 1868. 8. — Wiesbaden. Jul. Ni edn er, Verlags-
handl.: v. Hörn, der Rhein. 1867. 8. — Würzburg. Polytechni-
scher Centralverein: Ders., Jahresbericht, 1867—68. 1868. 4.
C. Etlinger, Verlagshandl.: Förster, illustr. Catalog der Kunst-
u. culturhistor. Sammlung von C. 'Etlinger. 1868. 8. — Zürich.
Friedr. Schultheis, Buchhandl.: Meyer von Knonau, über die
Bedeutung Karl's d. Gr. für d. Entwickelung der Geschichtschrei-
bung im 9. Jahrh. 1867. 8.
III. Für die Kunst- und Alterthumssammlung.
(Nr. 5679 — 5715.)
Aachen. B. Suermondt: 5 Photographieen nach Gemälden
von Luc. Cranach u. Rubens u. Handzeichnungen von A. Dürer
und H. Holbein, im Besitz des Hrn. Geschenkgebers. — Bamberg.
Schmidt-Friedrich, Professor: Gypsabgufs eines Hauptes Chri-
sti, Steinsculptur um 1500. — Berlin. Dr. H. F. Mals mann, Uni-
vers. - Professor : Schriftprobe auf Pergament vom 8. — 9. Jhdt.
Schwedische Silbermünze, 18. Jhdt. — Bonn. v. Cuny, Landger.-
Assessor : Wallachisches Portativ-Altärchen von Erz. 64 Miniatu-
ren, Schrift- und Druckproben auf Pergament, 12. — 17. Jhdt.
Sammlung von 42 Holzschnitten aus Derschau's Abdrücken alter
Stöcke. Das Bad, Holzschnitt von A. Dürer. B. 128. St. Martin,
Holzschn. von H. Schäufelein. Zwei lustwandelnde Paare, Kupfer-
stiche von Lucas von Leyden. B. 144, 145. Drei musicierende Sa-
tyre und Gruppe von Kindern, Kupferstiche von H. S. Beham. B.
109—111, 210. Stehender Soldat, Radierung von dems. B. 203.
St. Christo])h und ein Gefecht im Walde. Radiorungen von Jer.
Hopfer, B. 13, 44. Darstellungen zu den Sprüchen Salomonis. Ra-
dierung von D. Hopfer, B. 30. David spielt vor Saul. Radierung
von C. B. Hopfer. B. 1. Zehn Blätter Miniaturen vom 14. Jhdt.
— 1604. Gedenkblatt auf den Tod König Gustav Adolfs. Kupfer-
stich .von J. B. — Breslau. Dr. H. Häser, Univers.-Professor: Hal-
ber Thaler der acht sächs. Herzoge zu AVeimar von 1610. — Do-
naueschingen. Dr. Barack, fstl. Hofbibliothekar: Tabakspfeife des
Volksdichters Grübel. — Eisenach. Dr. Ch. Galette, Lehrer am
Realgymnasium: Silbermünze v. König Philipp II. v. Spanien und
2 Kupferjetons vom 15. u. 16 Jhdt. — Esslingen, v. Schiller,
Kanzlist : Ahnenprobe des Wilhelm Anton von Knobeisdorf, Per-
gamentmalerei, 16. Jhdt. — Graz. J. Zahn, Archivar am Joan-
neum: Pergamentblatt mit 2 gemalten Wappen: 16. Jhdt. — Ku-
pferzeit. Se. Durohl. Fürst F.-K. zu H ohenlolie- Wald e n-
burg-Schillingsfürs t : Photographie nach der Gedenktafel
der in den Freiheitskriegen gefallenen Brüder Joseph und Albort,
Fürsten von Hohenlohe. — Mariazell. Hund egg er, kgl. Notar:
Sammlung von Lacksiegeln. — Neustadt a. S. Vocke, kgl. Staats-
anwalt: Sammlung von Siegeln in Lack-, Papier- und Wachsab-
driicken. — Nürnberg. Kracker, Bierwirth : 6 Silbermünzen vom
17- u. 18- Jhdt. Meck, Schhissermeister : Durchbrochen verzierter
Thürgriff, aus Eisen geschnitten. Friedr. Schultheifs, Jour-
nalist: 11 Stück Reliquien aus der abgebrochenen Augustinerkirche
zuNürnberg. — PfafFenhofen. G.Mayer, kgl. Bezirkamts-Assessor :
2 bronzene Panzers jiangen, Ausgrabung. — Stuttgart. M. Bach:
Photographie nach d. ehemaligen Neuen Bau zu Stuttgart. — Ulm.
Knöringer, Registrator : Pliotograph. Abbildung der Thür von
1509 am Wartzimmer des Rathhauses zu Ulm. — Wien. Klein,
Professor: Stück schweren, golddurchwirkten Seidenstoffes, 14.
Jhdt. Rückentheil eines gemusterten, seidenen Melsgewandes, 17.
Jhdt. Braunglasierte Fliese mit Reliefdarstellung eines Wajipcns,
16. Jhdt. F. Paterno's Verlagshandl.: Ocsterreichische Natio-
naltrachten von RanftI, Kollarz u. A., 139 Bl. in color. Steindruck. —
— Würzburg. M. Lossen, Huttenwerksbes. : Goldgulden Kaiser
Rudolfs H.
Cliroiiik der historischen Vereine.
Mittheil un gen des Verein es für Geschichte derDeut-
schen in Böhmen. VI. Jahrgang. Nr. IH — VIII. — VII. Jahr-
gang. Nr. I u. II. Redigirt von Dr. Jos. Virgil Grohn.ann. (Aus-
gegeben 1867 u. 1868.) Prag u. Leipzig. 8.
Die Majestas Carolina. Von Dr. Franz Pelzel. — Beitrag zur
Geschichte der Bauernaufstände in Böhmen im 17- u. 18. Jahrhun-
derte. Nach Quellen mitgcth. von B. Scheinpflug. — Die Jesuiten-
residenz Mariascheune. Von Dr. Hallwich. — Leitraeritz (Forts.
337
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
338
u. Schlul's). Von Julius Lippert. — Das Recht am alten Schöppen-
stuhle zu Leitnieritz und seine Denkmäler. Von dems. — Das böh-
mische Sprachengesetz vom Jahre 1865. Von Dr. Joseph Winter.
— Die Verhältnisse des Selauer Prämonstratenserstiftes zu Iglau.
Von Prof. Karl Werner. — Volksthümliches aus dem nordwestli-
chen Böhmen. Von Dr. Jul. Ernst Födisch. — Die böhmischen
Theobalde. Nach Originalquellen und zum Theil noch ungedruck-
ten Urkunden bearbeitet von Hermann Kohn. — Das Stadtrecht
von Eger und seine Verbreitung. Von Dr. Franz Kürschner. —
Bericht des Direktors der Kriegskanzlei Albrechts von Waldstein,
Herzogs von Meklenburg, über dasjenige, was ihm von den Plä-
nen desselben bekannt worden sei. Aus dem Friedländischen Ar-
chive mitgetheilt von Prof. Höfler. — Der Tschernoseker Wein. —
lieber die deutschen Ortsnamen Böhmens. Von Ignaz Petters. —
Skizzen aus dem Böhmerwalde. — Die Alterthümer Kommotau's.
Von Franz Hiiber. — Biographien. — Miscellen. — Geschäftliche
Mittheilungen.
Sechster Jahresbericht desselben Vereines. Vom 16.
Mai 1867 bis 15. Mai 1868. Prag, 1868. 8.
Mitglieder-Verzeichnii's desselben Vereines. Geschlos-
sen am Vi. Mai 1868. 8.
Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften. Philosophisch-historische Classe. LVI. Band,
Heft HI und LVH. Band, Heft I. Jahrgang 1867. Juli, October.
In Commission bei Karl Gerold's Sohn. 8.
Die römischen Bibliotheken. 6. Die vaticanische Bibliothek,
a. Bibliotheca Palatina. Von A. Reiflferscheid. — Beiträge zurLit-
teratur der Sieben weisen Meister. Von A. Mussafia. — Das deut-
sche Kinderspiel im Mittelalter. Von J. V. Zingerle. — Ueber
drei in Prager Handschriften enthaltene Canonen - Sammlungen.
Von Friedr. Schulte.
Archiv für österreichische Geschichte. Herausgeg.
von der zur Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Com-
mission der kais. Akademie der Wissenschaften. 38. Band, 2. Hälfte.
Wien, 1867. 8.
Kaiser Maximilian's II. Jägdordnung vom Jahre 1575. Ver-
öffentlicht durch Dr. B. Dudik. — Süll' epistolario di Stefano Gradi.
Relazione del Dre. Baldassare Bogisic. — Francesco Petrarca's
Brief an Kaiser Karl IV. über das österreichische Privilegium vom
Jahre 1058. Von Albert Jäger.
39. Band, 1. Hälfte. 1868. Archive im Königreiche Galizien
und Lodomerien. Beschrieben und durchforscht von Dr. B. Du-
dik. — Karl IV. in reinem Verhältnisse zur Bieslauer Domgeist-
lichkeit. Von Dr. C. Grünhagen. — Jobst von Einsiedel und seine
Correspondenz mit der Stadt Eger. Aus dem Archive der Stadt
Eger. Mitg. von Dr. F. Kürschner.
Berichte und Mittheilungen des Alterthuras- Ver-
eines zu Wien. Jahrgang 1866. Band VIII. Abth. III. Wien,
MDCCCLXVIH. 4.
Wien's Bedrängnifs im Jahre 1683, von Albert Camesina. (Mit
vielen Abbildungen und Plänen.)
Mittheil ungen des historischen Vereines für Steier-
mark. Mit zwei Abbildungen. Sechzehntes Heft. Gratz, 1868. 8.
Vereins-Angelegenheiten. — Rechnungslegung des Herrn Ste-
phan Grasvveyn, Feldhauptmann in Steier, über Empfang und Aus-
gabe zur Zeit des Bauernkrieges vom J. 1525, als Beitrag zur Ge-
schichte des Letzteren. Von F. Krones. — Zur Geschichte der
steiermärkischen Landschäden im Jahre 1539. Von dems. — Die
Burgruine Hanstein (Hauenstein) in Steiermark. Von J. Scheiger.
Geschichte des Chorherrenstiftes St. Niklas zu Rottenmann von
seiner Gründung bis zu seiner Uebertragung in die Stadt. Von
Mathias Pangerl. — Unedierte Römeriuschrift. Von Dr. Richard
Knabl. — Kepler's Dienstzeugnifs bei seinem Abzüge aus den
innerösterreiehischen Erbländern. Von Dr. R. Peinlich. — Ver-
such zur Lösung der Frage, in welchem Hause Kepler zu Gratz
wohnte. Von dems. — Literatur.
Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichts-
quellen. Herausg. von dems. Vereine. Graz, 1868. 8.
Aktenmäfsige Beiträge zur Geschichte des windischen Bauern-
aufstandes vom Jahre 1573. Von Krones. — Ueber Joh. Albert
Kendlmayr und seine Chronik des Chorherrenstiftes zu Rotenmann.
Von Pangerl. — Das fürstbischöfliohe Archiv zu Laibach und sein
Inhalt an Materialien für Steiermark. Von Luschin. — Topogra-
phische Studien. I. Ueber die Lage des pagus Chrouuat. Von
Felicetti. — Stiriaca in der fürstlich Dietrichstein'schen Bibliothek
zu Nikolsurg. Notiz von Zahn. — Ueber die Archive zu Eisen-
erz. Notiz von Luschin. — Literatur. — Register.
27. Bericht über das Museum Frau cisco-Caroli-
num. Nebst der 22. Lieferung der Beiträge zur Landes-
kunde von Oester reich ob der Ens. Linz, 1868. 8. LXXII
u. 636 Stn. (Mit 1 Charte.)
Pcuerbach. Ein rechts-historischer Versuch von Julius Strnadt.
Vierunddreifsigster Jahresbericht des histori-
schen Vereins von Mittelfranken 1866. Ansbach. 4.
Abhandlung über Schreibmaterialien der Alten, von Johann
Georg Pfister. — Ueber das Steuerwesen im 16. u. 17. Jahrhun-
dert. Ein Beitrag zur Finanzgeschichte des Fürstenth. Brandenb.-
Ansbach, von W. Vocke. — M. Wenceslaus Gurckfelder's Chronik,
betit. ; Stamm der von Eyb im Land zu Franken , neu hrsg. von
Dr. J. C. M. Laurent. — König Friedrich II. zu Ansbach, von J. Baa-
der. — Der Placker Hanns Thomas von Absberg, von dems. —
Pechthaler Ehhaft, von Prof. Dr. Schiller. — Regesten zur Ge-
schichte der Stadt Ansbach. II. Abtheil. Die Zollern'sche Zeit,
zunächst von 1331 — 1361. Hrsg. von S. Hänle u. AV. Caselmann,
Nachrichten.
U.S.W, in Berlin. 2 Bde. Wien, 1866, 1867. Wilhelm Brau-
müller. 351 u. 420 Stn. 8.
Literatur.
Neu erschienene Werke.
29) Die vornehmsten Kunstdenkm äJer in Wien. Von Einen Complex von Kunstschätzen, wie die alte, reiche Kaiser-
G. F. Waagen, Director der königl. Gemälde- GaUerie etadt Wien sie enthält, von der Feder eines so bewährten Kenners
339
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
340
beschriebpn und ihrem werthvollen Inhalte nach bestimmt, und
zusammengestellt zu sehen, ist für den Forscher wie für den Lieb-
haber g-ewifs eine bedeutungsvolle Thatsaehe. Nach der allbekann-
ten schriftstellerischen Thätigkeit Waagen's dürfen wir für Cha-
rakterisierung des Buches selbst kein Wort mehr verlieren ; der
nun verewigte Verfasser hat in dieses sein letztes Werk die ganze
Reife und Fülle niedergelegt, welche sein langes, ausschlielslich
und rastlos dem Studium zugewendetes Leben ihm zum Gewinn
gegeben. Es ist, wie wir aus der Vorrede ersehen, die Frucht
einer während vierundvierzig Jahre wiederholt aufgenommenen
Arbeit. Um indefs auf den Reichthum des Inhalts aufmerksam zu
machen, geben wir einige Auszüge der vorgesetzten A'erzeichnisse.
Der erste Band behandelt mit geringen Ausnahmen, welche durch
die örtliche Zusammengehörigkeit des Stoffes veranLifst sind, aus-
schlielslich die Malerei , und zwar zunächst die k. k. Gemäldegal-
lerie des Belvedere, sodann die Sammlungen der k. Akademie der
Künste, des Fürsten Liechtenstein, der Grafen Czernin, Schönborn,
Harrach, Landskoronsky und sechs andere Privatgallerieen. Wo An-
haltspunkte gegeben, ist die Geschichte dieser Sammlungen vor-
angeschiokt , von ihrem Inhalte Alles ausgehoben , was der Beach-
tung werth, und jede Nummer kunstgeschichtlich gewürdigt. Der
zweite Band bespricht zunächst die in der k. k. Hoflsibliothek be-
findlichen Miniaturen, die byzantinische Schule in zwei Handschrif-
ten, die deutsche in dreizehn, die böhmische in acht, die nieder-
ländische in sechsunddreil'sig Manuscripten u. s. w., mit einem An-
hang von arabischen, persischen und türkischen Malereien dieser
Art und drei niederländischen Gebetbüchern in der Privatbiblio-
thek des Kaisers. Sodann folgt die Besprechung der Handzeich-
nungen der Albertinischen Sammlung, der Kupferstiche in dieser
und der Hofbibliothek, der Ambraser-Sammlung insgesammt, des
k. k. Münz- und Antiken - Cabinets , der kais. Schatzkammer und
endlich des österreichischen Museums für Kunst und Industrie.
Ausführliche Register machen das Werk zugleich zu einem sehr
dienlichen Handbuch. v. E.'
29) D ie Waff ensammluug des österreichischen Kai-
serhauses im k. k. Artillerie-Arsenal-Museum in
Wien, herausgegeben von Quirin Leitner, k. k. Haupt-
mann. I. Band. I. u. IL Lieferung. Wien, Verlag von H.
Martin. Gr. Fol.
So unersetzlich die Photographie erscheint, wo es sich darum
handelt, den Charakter und geistigen Ausdruck eines Kunstwerkes
wiederzugeben, worin sie nach dem jetzigen Stande ihrer Vervoll-
kommnung auch den geschicktesten Künstler übertrifft, so unzu-
länglich sind ihre Mittel , wenn es gilt, die technische Zusammen-
setzung und Ausführung irgend eines Kunst- oder Gewerbserzeug-
nisses zu verdeutlichen. Da sie bekanntlich die Zeichnung in den
tieferen Schatten nicht zu verfolgen vermag, hüllt sie oft Theile
des Gegenstandes in einen Schleier, der das Verständnils zu sehr
unterbricht, und läfst Dinge nur errathen, die man vollständig
überschauen müfste. So freuen wir uns, auf einem Gebiete, auf
welchem man der neueren Entdeckung bereits einen zu grofsen
Spielraum eingeräumt, wieder einmal ein anderes, solides Verfahren
angewandt zu sehen. Die Steinradierung, an passenden Stellen ab-
wechselnd mit Tondruck in Kreidemanier, zeigt sich in Darstellung
von Bewaffnungsgegenständen um so entsprechender, wenn sie so
trefflich durchgeführt ist, wie in dem vorliegenden Werke. — Jede
Lieferung desselben bringt fünf Blätter mit Abbildungen und einen
Bogen mit erklärendem Text. Um Abwechselung in die einzelnen
Lieferungen zu bringen, sollen stets Gegenstände verschiedener
Art abgebildet werden, jedoch das Schlul'sheft ein chronologisches
Verzeichnil's enthalten. Aus den vorliegenden Blättern heben wix-
eine prachtvolle, Kaiser Maximilian I. zugeschriebene Rüstung hei"-
vor, einen Mailänder Harnisch aus etwas späterer Zeit, das Koller,
welches König Gustav Adolf in der Schlacht bei Lützen trug,
u. s. w. Der beschreibende Text ist sehr eingehend, die Ausstat-
tung des Werkes dem Gegenstande angemessen. v. E.
Aufsätze in Zeitschriften.
Europa; Nr. 39. Sp. 1223. Die aus Holz geschnitzte Stube zu
Lübeck (das Fredenhagensche Zimmer, verfertigt 1573 — 85).
— Nr. 41, Sp. 1289. Ritter Blaubart.
Die Grenzboten: Nr. 40, S. 19. Die mecklenburgische Pfand-
stadt Wismar.
Der Hausfreund: 16. Heft, Nr. 47, S. 748. Das graue Kloster.
(Wilh. Petsch.)
Danziger Kathol. Kirchenblatt: Nr. 41. Die Pfarrkirche zu
Christburg. (R. Bergan.)
Magazin für die Literatur des Auslandes: Nr. 42, S. 623.
Das Burggrafenamt Meran. — S. 635. Besprechungsformeln
(aus Pommern, 1604).
Illustrierte deutsche Monatshefte: Octbr. , Nr. 49 (145),
S. 59. Die Mythen u. Sagen von wundersamen Meergeschöpfen
und Meerbewohnern. (G. F. Daumer.) — Ueber Ursprung und
Bedeutung der Sage von Shylock. (Rud. Grisebach.)
Die Natur: Nr. 40. 42. Zur Geschichte der Erfindung des Fern-
rohrs und des Mikroshops. Nach dem Holland, des Prof. Har-
ting, von H. Meier. 1. u. 2. Ai-tikel.
Notes and Queries: Nr. 38. 40. The „St. Christopher of 1423."
— Nr. 38—41. Fairford Windows. ,— Nr. 40. Observations on
early engraving and printing. Part. 1. (Henry F. Holt.)
Novellen-Zeitung: Nr. 37. Die Vogelsprache bei den Czechen.
(Alfr. Waldau.)
Revue des deux mondes: 1. Septbr., 1. livr., p. 81. La Suisse
et ses ballades. II. Les chants de la guerre, par M. Louis
Etienne.
Deutscher Sprachwart: Nr. 13, S. 202. Ueber die sprichwört-
liche Redensart „Hunde führen". (J. Franck.)
K. preufs. Staatsanzeiger: Beil Nr. 192. 198. 204. Die vater-
ländischen Bildwerke in dein k. Residenzschlofs Potsdam. —
Nr. 192. Aus dem bürgerlichen Leben in Graudenz während
der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. — Nr. 210. Preufsische
Städtewappen. — Uebersicht der Nothmünzen, welche während
der Belagerung preufsischer Festungen ausgegeben worden
sind.
Wochenblatt d. J oh.-Ord.-Ball ey Brandenburg: Nr. 37-
Deutsche Fürsten im Reformationszeitalter. I. Landgraf Wil-
helm der Weise von Hessen -Kassel. — Nr. 38. H. Landgraf
Moritz I. von Hessen-Kassel, zubenannt der Gelehrte.
Zeitschrift f. d. ges. luth. Theol. u. Kirche: 4. Quart.-Heft.
Die Mystik und ihr Verhältnils zur Reformation. 1. Art.
(Tietz.)
341
Anzeigei' für Kunde der deutschen Vorzeit.
342
Zeitschrift f. Wissenschaft!. Theol. : 11. Jhg., i. Ilft. Zwei
uugetlruckte Briefe Philipp Mclanchthon's. (B. Spiegel.)
Allgem. Zeitung: Beil. Nr. 261. Prof. Aschbach und die Ge-
dichte der Nonne Roswitha. (Wilh. Christ.)
Illustr. Zeitung: Nr. 1315, S. 183. Der Feenstein bei Regnier
in Savoyen. (W. Lampmann.) — Nr. 1316, S. 199. Land und
Leute in Mecklenburg. — Nr. 1317, S. 221. Das „goldene
Rüssel" zu Altötting. (Hans Weininger.)
Land- und forstwi ssensch. Zeitung der P ro v. Pr eulsen.
Nr. 34. Der Mörtel in den Bauten des Deutschen Ordens in
Preufsen. (R. Bergau.)
Vermischte Nacliricliten.
96) Der internationale Congrefs für Alterthums-
kunde und Geschichte nahm nach dem vorausgeschickten Pro-
gramm vom 14. — 21. September seinen Verlauf. Die Betheiligung
war zahlreich; hervorragende Gelehrte vom In- und Auslande hat-
ten sich eingefunden, letztere namentlich aus Frankreich, Belgien,
England und Rulsland. Geleitet von den Präsidenten Berghaupt-
mann Nöggerath und geh. Regierungsrath von Quast, unterstützt
von den Generalsekretären Prof. aus'm Weerth und Dr. Dognee
aus Lüttich , theilte sich die Versammlung in drei Sectionen: für
die Urgeschichte, das heidnische Alterthum und für die christliche
Zeit. Schlössen sich die Vorträge auch nicht genau an das aufge-
stellte Programm, so kamen doch die darin zum Vorwurf gebrach-
ten Fragen fast ohne Ausnahme zur Behandlung, und wenn es,
namentlich was die erste Section betraf, in der Natur der Sache
lag, dal's eine vollständige Lösung der Fragen nicht gegeben wer-
den konnte, so galt es doch viel, den Standpunkt klar gelegt zu
sehen, bis zu welchem die Wissenschaft sich der Lösung genähert
hatte. Von besonderem Interesse war es , Vertreter von Fächern,
die bis dabin kaum noch gemeinschaftlich auf einen Punkt hinge-
wirkt, denselben Gegenstand von verschiedenen Seiten beleuchten
und so verwandschaftliche Berührungen einzelner Zweige der Wis-
senschaft aufgedeckt zu sehen, deren Begegnung äufserst anregend
und befruchtend wirken mufste. Durch alle in Betracht kommen-
den Umstände begünstigt, fanden auch die Ausflüge nach archäo-
logisch wichtigen Punkten in der näheren oder fernereu Umgebung
der Stadt Bonn zahlreiche Betheiligung, so nach der Doppel-
kirche zu Schwarzrheindorf, den Ruinen von Heisterbach, Godes-
berg, Rolandseck u. s. w. Vor allern wurde ein Besuch der archäo-
logischen Merkwürdigkeiten der Stadt Köln unter kundiger Lei-
tung des Stadtarchivars Dr. Ennen und des Herrn von Quast eine
Fundgrube der Belehrung. Mehr noch galt dieses von der für den
Congrefs im Capitelsaale der Münsterkirche und einem Theile des
Kreuzganges angeordneten Ausstellung, zu welcher die Dome zu
Trier, Aachen, Limburg, Minden, die Kirchen zu Essen, Dentz,
Xanten, Quedlinburg, St. Denis bei Paris, das Musee des Souverains
daselbst, das königliche Museum zu Berlin, der Verein der Alter-
thumsfreunde im Rheinlande, das germanische Museum zu Nürn-
berg, die Bibliothek zu Gotha, der König von Preufsen, die Für-
sten von Hohenzollern- Sigmaringen, von Wied und viele Private,
namentlich mit Rücksicht auf sonst schwer zugängliche Schätze
des Alterthums, beigesteuert hatten, worin Stoff zu eingehenden
Besprechungen für alle Sectionen, namentlich aber Material für
eine Uebersicht der Geschichte des Email gegeben war, wie sie
reichhaltiger und entsprechender niemals beisammen gefunden sein
dürfte.
97) Das berühmte Bild in der Marienkirche zu Dan zig:
„Das jüngste Gericht'', ist von den neuem Kunstkritikern bekannt-
lich fast einstimmig als ein Werk Hans Memling's anerkannt wor-
den. Früher hielt man Johannn van Eyck, dann Albert von Ou-
water, Hugo van der Ooes oder auch Roger van der Weyden für
den muthmafslichon Urheber. Jetzt ist aus Brügge die Kunde nach
Danzig gelangt, dal's Weale, ein bedeutender Forscher auf dem
Gebiete altvlämischer Malerei, den Niederländer Stourbout als den
wirklichen Maler des Bildes ermittelt habe. Laut eines noch exi-
stierenden Contracts hat Stourbout „Das jüngste Gericht" für eine
mailändische Adelsfamilie gemalt, die W^eale aus den Wappenschil-
dern auf der Rückseite des Gemäldes noch bestimmt zu recogno-
scieren gedenkt. (111. Ztg. Nr. 1315.)
98) Dem Dr. Salviati in Venedig, dessen Glas -Mosaiken und
Gläser auf der letzten Pariser Ausstellung gerechtes Aufsehen ge-
macht haben, ist die Restauration der bekannten mosaicierten
Marienstatue zu Marienburg für den Preis von 1100 Thalern
übertragen worden. R. Bergau.
99) Da die bisherigen Publicationen von Frick, Büsching etc.
des historisch wie künstlerisch gleich wichtigen Ordenshaupthauses
Marienburg, welches man wol mit Recht als die bedeutend-
ste aller aus dem Mittelalter uns erhaltenen Profanbauten bezeich-
nen kann, als ungenügend sich erwiesen, bereitet Blankenstein in
Berlin eine neue, vollständige, dem hohen Werth des Gebäudes
und dem heutigen Stande der Wissenschaft entspreohcude Auf-
nahme und Publication desselben vor. R. Bergau.
100) Der König von Preufsen hat die Summe von 20,000 Thlrn.
als Beitrag zum Ausbau der Liebfrauenkirche in Trier be-
willigt. (111. Ztg. N. 1316.)
101) Bei CTclegenheit des Umbaues der Sacristei des Kölner
Doms mufste das an der Ostseite stehende altare fixum abge-
brochen werden. Die im sepulchrum vorgefundene Urkunde ergibt
die interessante Notiz, dafs der Altar bereits im Jahre 1271 (die
letzte Ziffer ist nicht mehr deutlich, dem Anscheine nach aber eine
1), also 31 Jahre nach der Grundsteinlegung des Doms, und zwar
durch den sei. Albertus Magnus, consecriert worden ist. Die
Urkunde lautet : In Nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti. Con-
secratum est hoc altare a venerabili patre Domino Alberto episcopo
quondam Ratisbonnensi regnante rege Rudolfe sub venerabili patre
nostro Syfrido Coloniensi Episcopo in honorem Thome martyris at-
que pontiflcis , Beatae Mariae Magdalenae et Gregorii Papae anno
Domini MCCLXXI in vigilia Cosmae et Damiani.
(Organ f. ehr. Kunst Nr. 17.)
102) In Köln ist im CTarten eines Hauses der Christophstrasse,
bei der Ausschachtung eines Kellers, 10 Fufs tief das untere Stück
eines schmalen römischen Weihaltars aus Jurakalk gefunden
worden. Erhalten ist nur der Sockel und der Schlafs der Inschrift :
SVLEVIS S* L* M* P. Sulevis solvit (oder sua?) lubens merito
posuit. Die matres Suleviae, denen der Altar gewidmet war, sind
auch sonst bekannt. Ein in Deutz gefundener, ihnen geweihter
Stein ist verloren gegangen, ebenso ein auf der Schweppenburg
bei Andernach befindlicher Altar. In Italien, Frankreich und Eng-
land findet man sie. Aber auch in der Einheit kommt eine Göttin
Sulevia oder Sulivia vor. Der Name des Weihenden begann hier
343
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
344
die Tnschrift. Die Weihungsfonnel weicht von der gewöhnlichen
ab. Der Stein ist vom Museum erworben worden.
(III. Ztg. N. 1316.)
103) Bei Gelegenheit einer Reotification des Pflasters auf einem
öffentlichen Platze der Stadt Zürich stiefs man auf zahlreiche
Gefäfse und Scherben römischen Ursprungs. Diese wa-
ren auf einem so geringen Räume vereinigt, dals von einer plan-
mäfsigen Ausgrabung viel zu erwarten ist. Dr. Ferd. Keller ver-
muthet, dafs hier ein römischer Tempel gestanden sei.
(Dies. N. 1319.)
104) Einaltgermanischer Grabbügel auf dem Palmberge
bei Vippach-Edeln hausen ist kürzlich im Interesse der Samm-
lungen des Germanischen Museums in Jena von dem Conservator
desselben, dem Dr. Klopfleisch, ausgegraben worden. Auf dem
Boden des Berges befand sich ein 4 Ful's hohes, etwa 30 Fufs
langes und 20 Fufs breites Steinpflaster, auf welchem das Leichen-
feuer gebrannt hatte, wie die vielen Kohlen und Aschenstellen
bewiesen. Diesen pflasterartigen Steinaltar hatte man, nachdem
das Leichenfeuer ausgebrannt, mit schwarzer, von anderwärts her-
geschaffter Erde bedeckt. Auf diesem künstlich bereiteten Fufs-
boden lag im Mittelpunkt der ganzen Anlage, von welcher übri-
gens nach der Peripherie des Hügels zu einige Nebenaltäre aus-
liefen, das Feuerspuren an sich tragende, vollständige Skelet einer
Frau; zu ihren Häupten fand sich in einer zerdrückten Urne ein
Häufchen geglühter Menschenknochen, wol ein Theil der irdischen
Reste ihres Gemahls. Ringsherum lagen viele Reste geschmolzener
Bronze, darunter eine wohlerhaltene fibula, Reste anderer Nadeln,
eines medaillonähnlichen Schmuckes und eines bronzenen, verzier^
ten Gefäfses. Zur linken Seite des Skelets fanden sich drei von
der Erdlast zerdrückte, theilweise verzierte Urnen ohne Inhalt, und
etwas weiterhin die vollständigen Reste eines Rosses, jedoch ohne
Schädel, da dieser den Göttern dargebracht wurde, während man
das Fleisch des übrigen Körpers beim Todtenopfermahl zu ver-
zehren pflegte. Zur rechten Seite des weiblichen Skelets lagen,
mit kleinen Bruchsteinen iirasetzt, die tlieilweisen Skeletreste eines
Mannes. Bei einer andern Grabstelle desselben Hügels, welche zu
dem in der Peripherie befindlichen Skeletkranze des dienstbaren
Gefolges gehörte, waren nur die Fülse von den Hüften an beige-
setzt, und zwar vollständig und in geordneter Lage. Die Reste
von Holzpfählen, die sich um das im Mittelpunkt bestattete Paar
vorfanden, werden wol die Träger gewesen sein, auf denen man
die Häupter der hier geopferten Thiere, Kränze u. dgl. oberhalb
des Hügels befestigte. Ueber die ganze Oberfläche des beschrie-
benen künstlichen Bodens, auf welchem die zwei Hauptpersonen
und die Urnen lagen, waren ferner aul'ser gebrauchten Mahlsteinen
von Kalk zahlreiche Scherben der Gefäfse, die lieim Todtenopfer-
mahl gedient hatten, zerstreut, darunter die Reste einer reich ver-
zierten römischen patera der Kaiserzeit. (111. Ztg. N. 1312)
105) In dem neuen Flulsbett der Lippe hat man kürzlich
wieder ein altes Schiff gefunden, welches vide dasjenige, auf
welches man vor drei Jahren beim Durchstich der Lippe stiefs, die pri-
mitivsten Formen hat. Es ist nämlich ein ausgehöhlter Baumstamm.
Die Höhlung ist zwar mit Hauwerkzeugen ausgeführt; dagegen
sind die Schnäbel und Seiten im rohen Zustande geblieben. Seine
Länge beträgt 24 Fufs und seine Breite in der Mitte 2'/i — 3 Fufs.
Das 1865 aufgefundene und jetzt im Provinzialmuseum zu Münster
befindliche Schiff hat dagegen behauene und geglättete Seiten.
(Korr. V. u. f. D. N. 531.)
106) Am Nachmittage des 5. October sammelte ein Mädchen
von Lustnau (unweit Tübingen) im sog. Lustnauer Wäldchen am
Oesterberg Eicheln. Von einer nicht sehr alten Eiche fielen einige
Eicheln in's Gebüsch zwischen zwei aufrechtstehende Steine; das
Mädchen wollte sie holen , und als sie die Steine entfernt hatte,
fand sie einen grofseu irdenen Hafen mit zwei Henkeln, angefüllt
mit über tausend alten deutschen Silbermünzen aus dem Mit-
telalter, von der Gröfse eines Kreuzers bis zu der eines Sechs-
bätzners, mit undeutlichem Gepräge und theilweise mit Grünspan
bedeckt. (Ders. Nr. 533, nach dem Schw. M.)
107) Nach Art. XII des Friedensvertrages, welchen Bayern und
Preufsen vor zwei Jahren abgeschlossen, sollten „die in dem k. b.
Archiv zuBamberg befindlichen, imWege kommissarischer Ver-
handlung zu bezeichnenden Urkunden und sonstigen Archivalien,
welche eine besondere und ausschliefsliche Beziehung anf die ehe-
maligen Burggrafen von Nürnberg und die Markgrafen von Bran-
denburg fränkischer Linie haben", an Preufsen ausgeliefert wer-
den. Das Resultat der kommissarischen Vei'handlungen , welche
vom 22. Juni bis I.August darüber stattfanden, ist nach derHoffm.
KorresiL (Korr. v. u. f. D. Nr. 479) folgendes. Die betreffenden Ar-
chivalien belaufen sich auf 3071 Stück, bestehen aus Akten, Kox--
respondenzen und Verträgen der brandenburgischen Fürsten, wel-
che sechs Jahrhunderte in Nürnberg, Ansbach, Bayreuth, Kulm-
bach residiert und regiert haben, und haben sämmtlich nur noch
historischen Werth. Es gelang dem k. b. Kommissär, den Grundsatz
zur Anerkennung und Durchführung zu bringen, dafs jedes Stück,
welches auf Bayern u. seine Geschichte Bezug habe, Bayern verblei-
ben müsse. Preufsen erhielt dagegen die P'aniilienkorrespondenz
der Brandenburger, ihre Hausverträge , Eheberedungen , Verhand-
lungen über Apanage, Morgengabe, Witthum u. Leibgedinge, die
Aufzeichnungen über Geburten, Heiraten, Erziehung, Unglücks-
und Todesfälle der Prinzen und Prinsessinnen u. dgl. m. Im Gan-
zen erhielt von den 3071 Stücken Preufsen 1401 und behielt Bay-
ern 1670, wobei 135 Stücke unter beide getheilt wurden. Zu be-
merken ist noch, dafs von wichtigern Urkunden entweder bereits
alte Copien oder zweite Exemplare sich vorfanden, oder, sei's für
Bayern oder Preufsen, angefertigt werden und die Urkunden, von
welchen Bayern noch Abschriften machen will, noch zurückbehal-
ten sind. Auch ist in Bezug auf das jetzt in Bamberg verhan-
delte Archivmaterial das Prinzip vollster Gegenseitigkeit in der
Benützung, sei es zu amtlichen oder wissenschaftlichen Zwecken,
stipuliert worden.
Verantwortliche Redaction: A. Essen wein. Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Sebald'schc Buchdruckerei in Nürnberg.
(Mit einer Extra- Beilage.)
(Extra-Bcilagc zum Anzeiger Nr. 10, 1868.)
Jahresbericht
der historischen Commission bei der k. bayer. Akademie der Wissenschaften.
München im October 1868. In den Tagen vom 30. Septem-
ber bis 5. October dieses Jahres hielt die historische Commission
ihre statutenmäl'sige Plenarversammlung, zu welcher sämmtliche
ordentliche Mitglieder mit Ausnahme des Hofraths und Archiv-
direktors Ritter v. Arneth aus Wien und des Professors Droy-
sen aus Berlin eich eingefunden hatten.
In der Eröffnungsrede wies der Vorsitzende, Geheimer Regie-
rungsrath v. Ranke aus Berlin, auf Janssens jüngst erschienene
Schrift : Joh. Friedrich Böhraer's Leben und Briefe hin und legte
dar, wie sich dieser, um das Studium der deutschen Geschichte hoch-
verdiente Gelehrte unter den Einflüssen seiner Zeit entwickelte,
indem zugleich der wissenschaftliche Standpunkt desselben vom
Redner einer eingehenden Beurtheilung unterworfen wurde. Ueber
die Geschäfte des abgelaufenen Jahres erstattete sodann Professor
V. Giesebrecht als Sekretär den statutenmäl'sigen Bericht. Nach
demselben waren im Laufe des Jahres in den Buchhandel ge-
kommen :
1) K. Hegel, Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis
16. Jahrhundert. Bd. VI., der erste Theil der von L. Hän-
selmann bearbeiteten Braunschweiger Chroniken.
2) R. V. Liliencron, die historischen Volkslieder der Deut-
schen vom 13. bis 16. Jahrhundert. Bd. III.
3) Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Vierte Lie-
ferung, enthaltend Geschichte der Aesthetik von H. L o t z e.
4) Forschungen zur deutschen Geschichte. Bd. VIII.
Aufserdem waren im Druck vollendet, so dafs die Ausgabe in
den nächsten Tagen erfolgen kann :
5) Deutsche Reichstagsakten, Bd. I, enthaltend: Deutsche
Reichstagsakten unter König Wenzel. Erste Abtheilung 1376
— 1387. Herausgegeben von J. Weizsäcker.
6) Bayerisches Wörterbuch von J. Andreas Schmeller.
Zweite, mit des Verfassers Nachträgen vermehrte Ausgabe,
bearbeitet von G. K. Frommann. Lieferung I.
Mit besonderer Freude nahm die Commission die ersten Exem-
plare dieser neuesten Publicationen entgegen, da mit ihnen Unter-
nehmungen in das Leben traten, welche sie von ihren Anfängen
an vorzugsweise in das Auge gefafst hat und die einem tiefem-
pfundenen wissenschaftlichen Bedürfnifs Abhülfe gewähren.
Die Berichte, welche dann im Laufe der Verhandlungen von
den Leitern der einzelnen Unternehmungen erstattet wurden, zeig-
ten den rüstigen Fortgang der Arbeiten nach allen Seiten und
gaben die Sicherheit, dafs einzelne Hemmnisse derselben in kurzer
Zeit zu überwinden sein werden. Die hiesigen und auswärtigen
Behörden, wie die Verwaltungen der Archive und Bibliotheken fah-
ren fort, mit nicht genug zu rühmender Liberalität alle Bestre-
bungen der Commission zu unterstützen, und tragen dadurch we-
sentlich zur Förderung der Arbeiten bei.
Von der Geschichte der Wissenschaften ist eine neue Abthei-
lung, die Geschichte der Sprachwissenschaft von Professor Ben-
fey in Göttiugen, unter der Presse. Der Wunsch, gleichzeitig
noch andere Abtheilungen dieses grofsen Werks dem Drucke zu
übergeben, war leider nicht zur Ausführung zu bringen, da meh-
rere Mitarbeiter nicht zu der festgestellten Zeit ihre Handschriften
einreichten. Die Bearbeitung der Geschichte der Rechtswissen-
schaft hat Professor v. Stintzing in Erlangen, die der Geschichte
der Astronomie Prof. Rud. Wolf, Direktor der Sternwarte in Zü-
rich, übernommen.
Die Arbeiten für die Herausgabe der deutschen Städtechroni-
ken sind nach verschiedenen Seiten fortgesetzt worden. Der Druck
der Magdeburger Schöppenchronik in der Bearbeitung des Archiv-
sekretärs Dr. Janicke ist so weit vorgeschritten, dafs die Publi-
cation in wenigen Wochen erfolgen kann. Die Strafsburger Chro-
niken von Closener und Königshofen, deren Bearbeitung Professor
Hegel selbst übernommen hat, werden voraussichtlich zwei Bände
füllen, von denen der erste im Herbst 1869, wie man hofft, erschei-
nen wird. Professor v. Kern ist mit der Bearbeitung der nürn-
bergischen Chronik von Deichsler ununterbrochen beschäftigt, so
dafs auch der vierte Band der Nürnberger Chroniken bald in die
Presse gelangen kann. Ein zweiter Band der Braunschweiger
Chroniken wird später folgen, wie die Lübeck'schen Chroniken,
für welche Professor Mantels die Arbeiten fortführt.
Der erste, nun vollständig gedruckte Band der Reichstags-
akten zeigt, mit wie aufserordentlichen Hülfsmittehi und grofser
Sorgfalt dieses monumentale Werk, welches der deutschen Ge-
schichtswissenschaft unberechenbaren Gewinn verhelfst, unternom-
men wurde. Nachdem die Schwierigkeiten, welche von den Anfän-
gen eines so bedeutenden Werkes untrennbar sind, glücklich be-
siegt wurden, läfst sich eine ununterbrochene Fortführung dessel-
ben erwarten. Für den zweiten Band sind nur noch wenige Nach-
träge zu machen, um dann auch ihn der Presse zu übergeben. Pro-
fessor Weizsäcker ist in seinen mühevollen archivalischen Ar-
beiten für dieses Unternehmen durch den Bibliothekar Dr. Ker-
ler in Erlangen und den hiesigen Reichsarchivpraktikanten Dr.
Schäffler mit dem gröfsten Eifer unterstützt worden.
Von den Jahrbüchern des deutschen Reichs lagen mehrere
neue Abtheilungen vor. Dr. Breysig in Culm hat seine Geschichte
Karl Marlell's zum Abschlufs gebracht, welche demnächst zu ver-
öffentlichen ist. Auch die Geschichte K. Pipin's von Dr. Oe Is-
ner in Frankfurt, welche nur noch einige Ergänzungen bedarf,
wird voraussichtlich im Laufe des nächsten Jahres publiciert wer-
den können. Von den weit vorgeschrittenen Arbeiten des Dr.
Steindorff in Göttiugen über die Geschichte K. Heinrich's III.
wurde der Commission Mittheilung gemacht. Die Geschichte Phi-
lipp's von Schwaben und König Otto's IV. ist zur Bearbeitung dem
Hofrath Winkelmann in Dorpat übertragen worden.
Der Druck des vierten Bandes der historischen Volkslieder der
Deutschen wird demnächst beginnen. Voraussichtlich wird der-
selbe mit dem in Bearbeitung stehenden Supplementband bis zum
nächsten Herbst dem Publikum übergeben werden und so ein Un-
ternehmen, welches die allgemeinste Anerkennung gefunden hat,
zum raschen Abschlufs gedeihen.
Auch der Schlufsband der Weisthümer ist in der Redaktion
80 weit vorgeschritten, dafs dem baldigen Druck kein Hindernifs
im Wege steht. Durch eine gröfsere Anzahl neu aufgefundener
Stücke, welche mau besonders dem hiesigen Reichsarchiv verdankt,
dürfte der Band einen solchen Umfang gewinnen, dafs die wichti-
gen Sachregister wahrscheinlich für einen besonderen Supplement-
band werden zurückgelegt werden müssen.
Die Herausgabe der Hanserecesse hat eine selir bedauerliche
Verzögerung dadurch erlitten, dafs Professor Frensdorff sich
wegen anderer Geschäfte die übernommenen Redaktionsarbeiten
aufzugeben genöthigt sah. Die Commission hofft jedoch auch die-
ses neue Heramnifs, welches dem durch Lappenberg's und Juug-
hans' Tod schon so lange gestörten Unternehmen erwachsen ist,
bald heben und für die Arbeiten, welche zur Drucklegung des
Werks noch erforderlich sind, in Dr. Kopp mann zu Hamburg
einen geeigneten Gelehrten gewinnen zu können.
Die Zeitschrift : „Forschungen zur deutschen Geschichte" wird,
da sie sich mehr und mehr als ein Bedürfnils für die Wissenschaft
zeigt, in der bisherigen Weise fortgeführt werden.
Die ausgedehnten Arbeiten für die Herausgabe der Wittels-
bach'schen Correspondenz haben zu neuen erwünschten Ergebnis-
sen geführt. Der Druck des zweiten Bandes der Correspondenz
Churfürst Friedrich's IH. von der Pfalz hat sich nicht, wie in Aus-
sicht stand, im Laufe des verflossenen Jahres bewerkstelligen las-
sen, weil das INIaterial sich noch in letzter Zeit so mächtig ansam-
melte, dafs eine neue Redaktion nothw endig wurde, um das ge-
setzte Mafs nicht zu weit zu überschreiten. Die Arbeit ist indessen
so weit gediehen, dafs der Druck jetzt beginnen wird. Für die äl-
tere bayerische Abtheilung, welche unter der Leitung des Reichs-
archivdirektors V. Löher bearbeitet wird, haben die Nachforschun-
gen des Dr. v. Druffel in den hiesigen und Wiener Archiven
den reichsten Ertrag geboten; die Sammlung des Materials für
den Briefwechsel H. Albrecht's V. aus den Jahren 1550 bis 1555
kann jetzt als abgeschlossen betrachtet und die Publication des
diesen Briefwechsel umfassenden Bandes vorbereitet werden. Für
die jüngere pfälzische Abtheilung, welche unter Leitung des Pro-
fessors Cornelius steht, hat Dr. Ritter die Arbeiten in den
hiesigen Archiven und in Paris fortgeführt, überdies die Einleitung
zum ersten Bande, welche die Geschichte der Unionspolitik in dem
Jahrzehend vor dem Beginn der mitzutheilenden Actenstücke dar-
stellt, in der Handschrift vollendet. Dem Drucke des ersten Ban-
des dieser Abtheilung steht von Seiten der Redaktion nun kein
Hindernils mehr entgegen. Für die jüngere bayerische Abtheilung
welche ebenfalls unter der Leitung des Professors Cornelius
steht, ist besonders neben demselben Dr. Stieve thätig gewesen.
Mit seiner Hülfe hat der Herausgeber das Bernburger Archiv für
die Jahre 1612 — 1616 ausgebeutet und in Paris die Beziehungen
Frankreichs zu Pfalz, Bayern und dem Reich zu erforschen be-
gonnen.
Die regelmäfsige Fortsetzung der neuen Ausgabe vonSchmel-
ler's Wörterbuch ist gesichert. Dr. Frommann, der in rühm-
lichster Weise seine Aufgabe erfüllt, hofft in etwa vier Jahren das
ganze Werk zu veröffentlichen ; durchschnittlich werden drei Lie-
ferungen im Jahre erscheinen.
Die Geschichte der Grafen von Spanheim, bearbeitet vom Pfar-
rer J. G. Lehmann in Nul'sdorf, zu deren Herausgabe auf den
Antrag der Commission Seine Majestät der König eine Un-
terstützung aus der Dotation der Commission bewilligt hatte, ist
der Presse übergeben und wird in zwei Bänden im Laufe des
nächsten Jahres in die Oeffentlichkeit treten.
Bei dem gedeihlichen Stande der Arbeiten, welche die Com-
mission in den letzten Jahren beschäftigt haben, 'glaubte sie auch
einige neue Unternehmungen, welche an früher vorgelegte Pläne
anknüpfen, jetzt bestimmter in das Auge fassen zu sollen.
Unter den Vorschlägen, welche Jakob Grimm der ersten
Plenarversammlung machte, stand in erster Linie eine Zusammen-
stellung des historischen Inhalts der mittelhochdeutschen Dich-
tungen. Die Commission gieng auf diesen Vorschlag ein, stiefs
aber in der Ausführung auf so grofse Hindernisse, dafs sie von
dem Unternehmen endlich Abstand nehmen mufste. Professor W.
Wackernagel nahm, als er nach Grimm's Tode in die Commis-
sion trat, sogleich den Gedanken seines Vorgängers auf, beschränkte
aber dabei den Plan auf eine Sammlung der historischen Gedichte
der deutschen Lyriker im 13. Jahrhundert. Nach den Mittheilun-
gen, welche Professor Wackernagel der diesjährigen Plenarver-
sammlung machte, würde die Sammlung, welche den vollständigen
Text der Gedichte mit geeigneten Commentaren enthalten soll,
nur zwei Bände umfassen und in wenigen Jahren zu vollenden
sein; Professor W'aokernagel stellte überdies seine eigene Mitwir-
kung bei der Bearbeitung in Aussicht. Die Commission, erfreut,
so einen Gedanken Jakob Grimm's aufnehmen zu können und zu-
gleich eine höchst werthvolle Ergänzung der Liliencron'schen
Sammlung zu gewinnen, beschlofs, die zur Einleitung des Unter-
nehmens erforderlichen Anträge an Seine Majestät den Kö-
nig zu stellen.
Einen weit gröfseren Umfang beansprucht ein anderes Unter-
nehmen, welches Geheimer Rath v. Ranke schon seit den Anfän-
gen der Commission vielfach angeregt hat, dessen Durchführung
aber früher kaum thunlich erschien. Em Werk, welches die Le-
bensbeschreibungen aller namhaften Deutschen in lexikalischer Rei-
henfolge bietet, fehlt unserer Literatur, und diese Lücke wird all-
seitig empfunden. Es steht aufser Frage, dafs einer solchen all-
gemeinen deutschen Biographie die lebhafteste Theilnahme ent-
gegenkommen würde; die Ausführung, wenn sie auf kritisch ge-
sicherter Grundlage erfolgen soll, wird aber nur unter der Mitwir-
kung eines gelehrten Vereins, wie ihn die historische Commission
darstellt, sich ermöglichen lassen. Der Vorsitzende erneuerte des-
halb seinen früheren Antrag auf die Herausgabe einer allgemeinen
deutschen Biographie durch die Commission, und der Versamm-
lung schienen jetzt alle Vorbedingungen vorhanden, um mit Aus-
sicht auf günstigen Erfolg Hand an dieses grofse nationale AVerk
zu legen. Sie beschlofs, allerhöchsten Ortes die Erlaubnil's zur Ein-
leitung auch dieses Unternehmens zu beantragen.
Es ist jetzt gerade ein Jahrzehend, seit König Maxim i lian H.
die ersten Schritte that, um die historische Commission in das Le-
ben zu rufen, und die ausgeführten und vorbereiteten Arbeiten
innerhalb dieses Zeitraums erweisen, dafs der königliche Gedanke
für die Geschichtswissenschaft und das gesammte Geistesleben der
deutschen Nation ein überaus fruchtbarer gewesen ist. Was aber
die Commission bisher durch vereinte Kraft geleistet hat, oder
noch leisten wird, hat Deutschland im letzten Grunde KönigMa-
ximilian IL, dem hochherzigen Stifter, und König Ludwig IL,
dem huldreichen Erhalter der Commission, zu danken.
Sobald'achn Buchflruckoroi in NtlroTjorg.
Nürnberg'. Das Abonnomont dea Blat-
tes, welches alle Monate erscheint, wird
ganzjährig angenommen und botrügt nach
der neueston roatconvention bei allen roat-
fcmtern und Buchhandlungen Deutschlands
incl. Oesterreichs 3fl. 36kr. im 24 ß.-B^ura
oder 2 Thlr. preufa.
Für Frankreich abonniert man in
ßtrafaburg bei C. F. Schmidt, in Paris bei
der deutschen Buchbanilluug vonF.Kliuck-
fiieck, Nr. 11 rue de Lilie, oder bei dem
AnizeidER
FÜR KIIIDI DER
Neue Folge.
Postamt in Karlaruho; für England bei
Williams & Norgate , 14 Honriotta- Street
Covent - Garden in London ; für Nord-
Amerika bei deu Poatiimteru Bremen und
Hamburg.
Alle für dae gormaa. Museum bo-
Btiuimten Sendungen auf dem Wege dea
Buclüiandcls werden duruli den Commis-
sionär der litorar. -artist. Anstalt des Mu-
seiun», F.A. Brockliaus in Leipzig, be-
fördert.
l
Fiinfzelintcr Jahrgang.
1868.
ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
M 11.
NoTember.
Wissenschaftliche Mttheilungen.
Die Schlacht hei Pavia,
nach dem Bericht eines Augenzeugen.
Kaiser Karl V. und König Franz I. von Franlsreich bekrieg-
ten sich ohne Unterlafs. Dieser konnte nicht vergessen, dafs
er in seinem Versuche, die Wahlstimmen der Churfürsten zum
deutschen Kaiserthroue auf seine Person zu lenken, gegen Karl
unterlegen. Er brachte die alten Forderungen, die schon durch
den Vergleich von Noyon 1516 abgethan worden, neuerdings
auf die Bahn. Darüber entstand ein mehrjähriger Kampf, der
-vom Jahre 1521 bis 1525 dauerte, in Navarra, deu Niederlan-
den und in Italien geführt wurde und 1525 mit der Niederlage
des französischen Königs bei Pavia und seiner Gefangenschaft
endete. Der Sieg des Kaisers wurde durch die deutschen Lands-
knechte unter Georg von Freuntsberg und Marx Sittich von Ems
(Hohenems) entschieden. Unter Freuntsberg diente ein bayeri-
scher Edelmann, der Ritter Caspar Wintzerer, der ein Fähnlein
Landsknechte in die Schlacht führte. Er hatte seinen Ansitz
zu "Winzer in der Nähe von Regensburg und war bestallter
Rath und Diener der Herzoge Wilhelm und Ludwig von Bayern.
Von Mailand aus schickte er den Herzogen einen Bericht über
die Schlacht von Pavia, welchen dieselben unterm 8. März 1525
ihrem Schwager, dem Markgrafen Kasimir von Brandenburg,
mittheilten.
In einem eigenen Zettel schildert Wintzerer die Treffen,
die der Schlacht vorausgegangen. Er beginnt also:
„Als vnser häuf von Loda gezogen ist, hat sich der marg-
graf von Bischarra') für Castell sannt Angell'^) mit etlichen
») Peschiera (?). ') Städtchen zwischen Lodi und Pavia.
landsknechten vnd Hyspaniern gelegert vnd ein stürm gethan,
denselbigen verlorn, vnd der vnsern by 100 vmbkomeu, aber
von stund an wider ein andern stürm angethretten, das stettlin
gewonnen vnd bey 200 erstochen vnd die vbrigen fengklich
angenommen vnd mit wyssen stäblin lassen abziehen. Vnd sind
darinn gewesen 50 kürisser, 200 riuger pferdt, das sich thrifft
by 800 pferden >), vnd bey 600 büchsenschützen. Darnach ist
das her furterhin bis ein klain wällisch meil zu Paphyä khom-
men vnd gelegert, vnd haben alle tag Scharmützel, vnd brechen
den veinden vyl ab. Sie haben auch 100 Hispauier — , die
leger der veind zu besichtigen vnd die feind heraufs zulocken.
Da dann by 400 Eydgenossen '^) vff sein gloifen, haben die Hi-
spanier by 100 oder 150 erstochen vnud 3 fäulin inen ab-
gewonnen."
„Item so sind capiten Zerenz Haufe vff Marsilien gezogen,
zum Frantzosen in das her wollen. Haben die vnsern, so zu
Alexandra gelegen sind, vff sie gehalten vnd sie geschlagen; do
dann by 2000 oder 2500 erschlagen und 17 fänlin abgewonnen."
„Es sind auch yetzt in acht oder 10 tagen die in Paphya
mit 6 fenlin, 4 theutschen, 2 hyspanischen, iu das frantzosisch
leger gefallen, zwo grofs büchsen genommen vnd ein wagen
mit puluer vnd sonst ein wagen, das man acht ob 10000 cro-
nen werdt sey, darzu bis in die 500 Frantzosen erstochen vnd
on schaden wider hinein khomen; vnd ligen ytzund vnd warten
alle stund der schlacht."
') Es ist anzunehmen, dafs die Kürisser oder Eaisigen, sowie
die andern Reiter, je eine Anzahl berittene Knechte mit sich führ-
ten, 'j Mehrere 1000 Schweizer standen in französischen Diensten.
347
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
348
Diese liefs nicht lange mehr auf sich warten, und Wintzerer
gibt von derselben nachstehende Schilderung:
Antzaigung vnd neue zeitung, wie aigentlich mit der slacht
vor Paphia — ') vnd als wir erstlich von Lodi ausgetzogen den
veinden entgegen am freytag des 24. february, daran gefalen ist
S. Matheis des h. zwelfpotten tag Anno Im 1525:
Erstlich als wir den 24. tag jenner zu Lodi mit allen heuffen
auf Morian vnd von dannen gen Conjiian'^) vcrruckht vnd da-
selbs jenen 3) vmb das nechst vnser leger zesamen geslagen,
haben wier den ersten scharmützl zw ross vnd fues daselbst
am ortt des tiergartns mit den Frantzosen angenomen, alda
etlich zu fues erlegt worden, in mitler weil pruggen geslagen,
spinadi *) gemacht, vnd am 3 february sey wir zu Canpian mit
dem hörr neben dem tiergartn vnd des Frantzosen leger gegen
Paphia auf ain welsche meyl geruckht, daselbst in freyem veld
wider das leger geslagen. Da sein die veind zwischen vnnser
vnd der stat gelegen vnd sich vast vergraben ä), damit wir sy
nit vbcrtzugen, inen auch nicht wissten abtzeprechen dan mit
grossen mercklichen schadn. Die von Paphia haben vns zuege-
schryben durch die zyffern, das wier kains wegs da angreyffen
sollen, auch vnser sach irnthalb in kain gefer setzen sollen.
Darauff wier begertt haben, ainen von inen zu vns heraus zu-
schickhen mit im zurattschlagen, damit sie wissen vnnser, vnd
wier irn anschlag. Darauff sy vnns den Waldenstain heraus
geschickht, haben wir mit ime ratt geschlagt, damit sy aus
dem sloss heraus ziechen vnd hinder inen das schlos besetzen
vnd 200 knecht an die ortt, da es dann von nötten gewest,
verordnen sambt etlichen Dälienern*), vnd doch mit inen be-
schlossen, das sy ir sach in kain gefär setzen vnntz das wier
in der nacht zwen schufs mit grossen stuckhen in zu ainem
wortzaichen thun, damit sy wissen, das mir auf sein, dargegen
sy vnns fairtzaichen geben, vnd damit angetzaigt, das sy ier
sach auch in ordnung haben.
Sein darauf die vnnsern zwo stund in die nacht aufgewesst,
den drofs von in hinder sich auf die seyten an die maur getzo-
gen, die mauer vester, dan wier geacht, befunden. Nun alls der
tag her ganngen, haben wier die maur gewunen vnd zu ainem
lauffenden hawffen zwae tausent knecht genumen vnd ain tau-
sendt Spannier, die all weys hemeder angehabt, vnd welcher nit
hembder angehabt, mit weysen bapier vertzaichnett, verordnet,
aus vrsach, das wir gemaind haben, die mauer vor tags Zuge-
winnen. Vnd haben wellen die kürisser ime tiergarten vber-
fallen. Hat vns der tag, von wegen daz es sich so lang mit
der maur vertzogen, daran verhindert. Sein in dem die kürisser
der sach gewar worden vnd auff gewest vnd zu ierem häuften
geruckht. Auff dieselben haben wier verordnet den laufenden
hauffen vnd neben inen die leychten pherdt, vnd ist auf sy
ganngen vnnser geschütz, darnach herr Merckht') Sittich von
') Ergänze „heschaffen" oder „Zugängen". ') Morian und Conpian,
Flecken oder Schlösser in der Nähe von Lodi und Pavia. ^) innen.
*) espionnage (?). *) verschanzt. ^) Italiänern (?). ') Marx Sit-
tich von Hohenems.
Embs mit seinem hawffen laundsknecht, so er mit im herein
gefucrtt, mit sambt den zwelf fenndle knechten, so im herr
Jörg von Freuntsperg von seinem häufen zuegeben, getzogen.
Nach demselben ist getzogen herr Jörg von Frcuntsberg mit
seinem hauffen knechten, darunder ich mit meinem fendle bey
dem ersten fendle gewesen. Vnd die iberigen Spanier zu fues
sein herr Merckhten auff der rechten Hand getzogen.
Also haben die zeugmaister ausserthalb beuelch der Chri-
sten die püxsen aufgespannen, vnd haben wier, so wier in den
tiergarten komen, ain wortzaichen mit den von Paphia gemacht,
wan wier zum tiergarten einkomen, das wir inen ein wortzai-
chen geben; dess dan geschehen ist, daz wier vnd sy vnder-
einander in ainer posefs, Mirabel genandt, zusamen khomen
solen. Ist herr Merckhten durch den marckess von Peschära
enpoten worden, er soll eylends ziechen zu dem haws'); vnd
herr Jörg mit seinem hauffen wartten muesscn, damit das geschütz
wider augespannen wurd. Haben das geschütz nit so gschwind
vher die graben pringen mögen, das durch defs Frantzosen
raysigen etlich pauren, ochsen vnd rofs pey dem geschütz ersto-
chen; haben also etlich geschütz verlassen muessen, vnd herr
Jörg mit seinem hawffen bas wider zu herr Merckhen getzogen
vnd die veind hefftig am nachtzug in mein hauffen geschossen
defsgleichen herr Merckhen vor mein in seineme häufen auch
schaden gethan'^).
Also hat der Frantzosen geraesiger zeug, desgleichen sein
hawfen landsknecht vnd die Schweytzer gegen vns geruckht vnd
ier geschütz vor inen geschlaefft vnd heftig gegen vnns geschos-
sen, vnd doch, got hab lob, nit darnach schaden gethan : Also
sey wir rettig worden, wiewol die von Paphia nit bey vnns
gewest, vnd im namen gottes bey den 1500 Spanischer Hand-
schützen vnnserra raesigen zeug, nachdem er vill schwechcr
dan auf der andern seilten gewest ist, zuegeben, vnd her Jörg,
herr Merckht mit iren heuffen gestrackhts neben einander ierem
geschütz zuetzogen. Darauf dess Frantzosn Landsknecht, den
negsten vnns vnder die äugen getzogen, vnd haben von ersst
mit herr Jörgen hauffen getroffen^ und herr Merckh vber ain
ortt 3) auch dieselben lanndskneht angegryffen vnd sy also ge-
schlagen, vnd mit vnnsern beyden hewffcn fürgetruckht, inen
ier geschütz bey 82 stuckh abgewunen. Also haben die Spa-
nischen schützen vnd neben inen vnser geraysigen so vast in
die kürisser gestochen vnd geschossen, das ire kürisser den
Schweytzern ier Ordnung zerprochen vnd zertrenndt, vnd vnser
raysigen mit inen darein gebawen, dem künig sein ross geschos-
sen, doch kain leme nif).
') Schlots. ') Es fehlte nicht viel, die Deutschen wären ge-
schlagen worden; aber der König setzte so heftig in sie, dal's er
zuletzt zwischen den Feind und sein eigenes Geschütz gerieth, das
nunmehr sein Feuer einstellen mufste. Die Deutschen sammelten
sich schnell und rückten mit vereinten Kräften den Franzosen ent-
gegen. ') in der Flanke. *) Keine Lähmung, so dal's das Pferd
noch kampffähig war.
349
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
350
So pald wicr die lantzknecht geslajrcn, haben die Seliwey-
tzer kain pstaud ') iiier getliau. Da sind vnsere raysigen, suu-
derlich grafl' Niclas von Salm vnd sein reytter, daz hofgesind,
inen nachgefolgt, vnd graff Niclas von Salm sich so hartt vmb
den künig angenomen vnd dem künig sein pherd erstochen.
Der künig hat sich auch vast gewerdt, doch do der hengst
vnder imc gefallen, ist er gefangen worden, vnd wellen ir vil
ietzo den künig gefangen haben. Der künig hat auf die von
Paphia ain hawifen lanntzknecht, Schweytzcr vnd Gaschganicr '^)
verordnet, dieselben zuuerhalteu ^). Also sein die von Paphia
hinaus gefallen vnd sy gar hartt geslagon vnd gross guct gewu-
nen; dann sy inen ier leger geplündert.
Also hat vnns gott auf disen tag gegen vusern veinden
syg vnd glückh geben, dess wir sein götlichen gnadn pyllich
danckpar sein sollen vnd wellen, vnd also ob den 10000 Mann
an*) die, so ertruuckhen seind, zw tod geslagen, darunter vil
guetter leudt tod pelyben; vnd ich acht darfür, das auf vnnser
seytn nit vber 400 man verlorn. Aber dess Frantzosen lanntz-
knecht haben sy*) dapher gewerdt, aber vast all das gloch
schon betzalt *). Vnd haben vil guetter gefangen, vnd nemblich
den künig Franz von Franckhreich , den künig von Nouera'),
des künigs von Schottn brueder, Friderico de Bosaw, graf
Wolfen von Lüphen, den Brandeckher vnd sunst vil mechtig
herrn, der namen mir ietz nit wyssen ist. Die nambhafften,
so auf der waldstat pelyben: der von der weysen rosen, der
hertzog von Lütringen, der Balis ^) vnd vil nambhafter herren.
Welche nit gefangen sein worden, sein den merer tael all er-
trunckhen vnd vmbkumben. Der Schweytzer, so wir gefangen
vnd wider ledig gelassen, seyn 5000'). Auch sein vill lanntz-
knecht gefangen worden. Der Langenmantl vnd Steffan von
Neslingen seind vmbkumben. Der Schweytzer hauptleut seind
gewesn achtvndzwaintzig, nit mer dan zwen lebentig pelyben.
Gefangen: künig Franz von Franckreych, künig von Nouera,
graff von sand Paul, herr von Leschgü'"), herr von Memo-
rantzj, herr von Florentzi, herr von Tobin ").
Erschlagen : Der von der weysen rosn '*), herr von Drum-
bele "), herr von Pelitzo, herr von Bussy '*), der obrist anmi-
rald'*) graff von Bömund, künigs stalmaister ein graf von
Galytz '^), der obrist marschalckh.
') Widerstand. ') Gascogner. ') Zu verhindern, dafs sie den
Kaiserlichen zu Hilfe kommen. *) ohne. ^) sich. *J das glOch
schön betzalt, d. i. das Gelage, die Zeche schön bezahlt, hier =
umgekommen ; vgl. Schmeller II, 427. ') Navarra. °) An anderen
Stellen heifst er Pollitzo. ') Siehe unten, wo blos von 3500 die
Rede ist. '") Heifst an anderen Stellen Lestü oder Lesü. ") Wird
in gleichzeitigen Listen der Gefangenen Herr von Denga genannt.
•') An andern Stellen findet sich der Zusatz „Hertzog von Sifordt,
künig." ") Sonst Tromoli genannt. '*) Wird auch Buschy ge-
nannt. ") Admiral. '^) „graf Galiatz Viscundt der den kaiser Ma-
ximilian vor Mailandt verratten wollt haben" , wie er in einer an-
dern Liste ganz richtig bezeichnet wird.
Gefanngner bis in die 7000, Frantzesisch, Aidgnos, lanntz-
knecht, geraysigen, alles zesamen.
Item 32 stuckh büxsen inen genomen.
Item 3500 Schweytzer hat man widerumb gon lassen ')
vnd ain ieden ain wcyl's rietle*) in die hannd geben vnd ain
auffgereckhten ayd^) mucssen schweren, ier lebenlang wider das
haus osterreich oder kayscrliche mayestat zuziechen*). Also
haben es die welschen pawern in der selben gegendt vnrecht
verstannden vnd alle zu tod erschlagen.
Anzahl der beiderseitigen Truppen:
Die fürstliche Durchlauchtigkait Ferdinandus 2000 gerü-
ste*), vnd 1500 ringer") pherd, fueszewg 14000 guetter lantz-
knecht, fueszewg 7000 Spanier, vngeferlich zwae bis in die
3000 allerlay welscher knecht.
Der Franntzofs bis in die 14000 gerüster pferden vnd
geringer, Teutscher knecht bis in die 6000, Schweytzer bis
in die 7000.
•) Siehe oben. ^} Rütlilein. 'j Eid mit aufgehobenen Fingern.
*) d.h. nicht mehr zuziehen. ') Schwere Reiterei, ^j Leichte Rei-
terei.
Nürnberg. Jos. Baader.
Die Reliquieubeliülter iu der Sammlung kirchlicher
Alterthümer im germanischen Museum.
(Schlufs.)
Dem 15. Jahrhundert gehört ein grofser, holzgeschnitzter,
gekrönter, weiblicher Kopf mit einem hohen Eumpfe ohne
Arme an ; in diesem Rumpfe ist eine viereckige Oeffnung, welche
die in diesem Gefäfse zu verschliefsenden Reliquien sehen lafst.
Damit verwandt ist ein kleines, hölzernes, weibliches Köpfchen,
bei welchem man durch einen Vierpafs die eingeschlossenen
Reliquien erblicken konnte.
Ein sehr elegantes Reliquiar ist in Form eines Kreuzes
gebildet, dessen Arme in Vierpässe enden (Fig. 4). Das Kreuz-
chen steht auf einem eleganten sechsblätterigen, in's Oblonge
gezogenen P'ufse mit Stiel und Knauf, letzterer mit sechs Ro-
setten besetzt. Die Vorderfläche des Kreuzchens selbst ist graviert,
die Figur des Gekreuzigten gegossen. Vor dem untersten Vier-
pafse ist ein knieender Engel, gleichfalls gegossen, angebracht,
der den Kelch zur Auffangung des Blutes emporhält; auf der
obern Spitze des Kreuzes kniet der Erzengel Michael mit Schild
und Schwert. Vom untern Vierpasse gehen zwei ornamentale
Arme aus, auf denen die Figürchen von Maria und Johannes
stehen. Das Kreuz, 27 Centim. hoch, ist ein hübscher Re-
präsentant der Goldschmiedearbeit des 15. Jahrhunderts.
Damit verwandt ist ein ganz ähnliches Reliquienkreuz, des-
sen beide Seiten nur graviert sind , das aber nicht auf einem
Fufse befestigt ist. Die Gravierungen sind für die Geschichte
des Stichs nicht ohne Interesse (Fig. 5). Nunmehr haben wir
ein Reliquiar zu betrachten (Fig. 6), das einen schmalen, aus
351
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
352
Fig. 4.
Fiff. 6.
Metallblech zusammengesetzten, gicbelartig geschlossenen Bau
darstellt, dessen ganze Vorderfläche, mit Mafswerkdurchbrücben
■versehen und durch eine Glasplatte geschlossen, in's Innere bli-
cken läfst, wo die Keliquien sich befanden. Eine massive Eck-
gliederung, die sich an den Giebeln mit aufsteigenden Zinnen
verbindet, gibt Halt und Stärke. Das Reliquiar ist aus Kupfer-
blech zusammengesetzt und stark vergoldet ; die Rückwand ist
neu ; die Länge beträgt 26 Centim. ; die Breite des Kastens
6 Centim. ; die gesammte Höhe 33 Centim.
Den Uebergang vom 15. zum 16. Jahrhundert vermitteln zwei
interessante kleine Reliquiaricn, das eine in Form einer Scheibe,
das andere herzförmig, beide zum Anhängen au den Hals be-
stimmt, so dafs es fraglich ist, ob wir diese beiden Stücke
mehr zum Damenschmuck, oder zu den Roliquienbehältern zu
rechnen haben.
Dem 16. Jahrhundert gehört ein Gefäfs an, das wol auch
kaum etwas anderes als ein Reliquienbehälter sein kann (Fig. 7).
Ein Fufs ist aus drei naturalistisch gebildeten Zweigen herge-
stellt, mit denen sich Blattwerk und Früchte in sehr feiner
Form verbinden. Der runde Boden des Gefäfses ist mit einem
auf der Unterseite gemalten Glase belegt, das ein Wappen
vorstellt. Das Gefäfs selbst besteht aus einem Glascyliuder.
Wir dürfen jedoch vermuthen, dafs ehemals ein Krystallcylin-
der in das Metall gefafst war, welches jetzt das Glas festhält.
Der Deckel ist gebuckelt und mit einer Spitze versehen, die
ähnlich gebildet ist, wie der Fufs.
Ein kleines umzuhängendes Kreuzchen ist wol trotz gro-
fser Eohheit erst aus dem 16. Jahrhundert.
353
Klff. 7.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
Fig. 5.
354
Einige kleine Täschchen, ein Schächtelchen aus Pappe, mit
Seidenstoff überzogen, gehören derselben Zeit an.
Ein besonderes Interesse nimmt eine oblonge Schachtel mit
flachgewölbtem Deckel aus Kupfer ein, die, ganz mit dem spä-
ten Limoges -Email des 16. Jahrb. überzogen, Legendenscenen
zeigt. Auf dem Deckel ist der Kopf eines heiligen Bischofs
zu sehen nebst zwei Engeln. Die Farben sind die charakte-
ristischen : Violett, Blau, Schwarz, eine fast weifse Fleiscbfarbe,
das reine Weifs und aufgemaltes Gold.
Die Betrachtung können wir wohl mit einem kleinen, run-
den Schächtelchen aus Silber schliefsen. Auf demselben ist
die Taufe Christi im Jordan im schönen StUe der Medaillen
des 16. Jahrhunderts abgebildet, welche Darstellung wahrschein-
lich aus einer Form gegossen ist, aus der auch selbständige
Medaillen vorhanden sind.
Unsere Reihe zeigt zwar keine besonders hervorragenden
Kostbarkeiten, dafür aber manches Lehrreiche und Interessante,
und für die Wiederaufnahme des Alten in die Kunst unserer
Zeit gibt sie Motive, die um so wichtiger sind, als gerade das
Einfache heute, wo wir selten über grofse Mittel zu verfügen
haben, am meisten praktische Verwendung finden kann.
Nürnberg. A. Essenwein.
Ansiedelungen der Vorzeit, King- und Schlackenwälle
hei Rudolstadt.
In westlicher Richtung von Rudolstadt, etwa fünfhundert
Schritte oberhalb des Chausseehauses, am Wege nach Zeigerhain,
sind bei Ausbeutung einer umfangreichen Lehmgrube Sitze der
Ureinwohner dieser Gegend aufgedeckt worden, die, augenschein-
lich der früheren Zeit der Pfahlbauten angehörend, durch ihre
Lage, wie durch ihre Fundstücke, so viel des Interessanten bie-
ten, dafs es gerechtfertigt erscheint, die allgemeine Aufmerk-
samkeit auf sie zu lenken. Was die erstere, die Lage, be-
trifft, ist daran zu erinnern, dafs das heutige Thal von Rudol-
stadt wabrscheinUch früher ein See gewesen, dessen Ufer an
den begrenzenden Höhen noch gegenwärtig genau zu bestim-
men sind. Auf den Gipfeln der Berge tritt das feste Gestein,
Kalk, Schiefer u. s. w., als Erzeugnifs der Meeresfluth zu Tage ;
355
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
356
in einem ziemlich hohen Niveau lehnen sich daran Ablagerun-
gen des süfsen Wassers : Kieselschichten von bedeutender Mäch-
tigkeit, Betten von Thon, Lehm u. a. Auf der Ostseite, in
einiger Entfernung von der Stadt, will man den Durchbruch
noch wahrnehmen, welcher dem See mit Zurücklassung der
heutigen Saale den Abflufs gewährte. Nahe an der Grenze des
angeschwemmten Bodens, etwa 120 Fufs über dem jetzigen
Lauf des Flusses liegt die neuentdeckte Ansiedelung. Der Un-
tergrund derselben besteht aus thonhaltigem Lehm, der unge-
fähr vier Fufs tief ausgegraben ist, ohne Zweifel aber noch
in beträchtlicher Strecke hinabreicht. Einzelne Blocke eines
weifsen, lockeren Sandsteins, der in der Nähe als Gebirgsgrat
vorkommt, sind eingesenkt. Die Ueberreste der alten Bauten
nehmen eine Schichte von etwa zwei Fufs Tiefe ein. lieber
ihnen befindet sich eine nicht ganz so dicke Lehmschicht, bei de-
ren Schätzung jedoch in Betracht kommt, dafs auf der ziemlich
stark geneigten Ebene, auf welcher wir uns befinden, der Re-
gen die durch den Pflug gelockerte Ackerkrume fortwährend
wegspült.
Die bis jetzt aufgedeckten Wohnplätze, drei oder vier an
der Zahl, liegen in regelmäfsigen Abstanden auf der Linie eines
Kreisausschnittes. Dafs deren eine gröfsere Anzahl gefunden
werden könnte, wenn die Ausgrabungen in dieser Absicht fort-
gesetzt würden, unterliegt kaum einem Zweifel. Doch stellen
sich die augenblicklichen Besitzverhältnisse des Bodens einem
solchen Unternehmen entgegen. — Die Fundstücke, welche bis-
her zu Tage gefördert, sind Geräthe von gebranntem Thon,
Scherben, Kohlen, Knochen, Bruchstücke von Hirschgeweihen
und verkohlte Früchte. Unter den ersteren zeichnen sich zwei
pyramidal geformte Stücke von rothgebranutem Thon mit ab-
gerundeter Spitze und einem Bohrloch nach dem oberen Ende
zu aus. Die Höhe des gröfseren derselben mifst 20 Centira.,
die untere Breite 15 Centim. Die Frage nach der ursprüng-
lichen Bedeutung dieser umfangreichen Instrumente ist nicht
ohne Schwierigkeit. Die Bestimmung eines Netzbeschwerers,
welche man sonst ähnlichen Thongebilden beizulegen pflegt,
kann hier kaum gesucht werden, da das vorliegende alle ande-
ren an Gröfse und Schwere bei weitem übertriift und seine Form
auf einen anderweitigen Gebrauch deutet. Die unten vollstän-
dig geglättete Fläche wäre für einen Fruchtquetscher und Korn-
reiber geeignet, doch hätte zur Führung eines solchen das für
die innere Handfläche bequem abgestumpfte Kopfstück genügt.
Das vorhandene, ziemhch umfangreiche Bohrloch läfst die ehe-
malige Einfügung eines Stieles nicht zweifelhaft ; doch die Weich-
heit der Masse, welche wenigstens gegenwärtig auffällig ist,
würde, wenn wir in dem Werkzeuge einen Hammer oder eine
Streitaxt erblicken wollten, solchem wenigstens keinen langen
Gebrauch gesichert haben. Vielleicht diente es doch zum Zer-
klopfen der Früchte, und man verstand schon, durch Einfügung
einer kürzeren oder längeren Handhabe sich seine Führung zu
erleichtern. Aufserdem kommen niedrige, napfartige Gefäise von
derselben Masse vor. Sie sind zwar nur noch in Bruchstücken er-
halten, doch diese grofs genug, um ihre Form erkennen zu las-
sen. Die Höhe beträgt etwa 7 Cm., der Durchmesser 20 Cm.,
die Dicke der Wandung da, wo sie von der runden Höhlung des
inneren Beckens bis zum scharfen Rande des Fufses mifst, 4 Cm.
Der Stoff ist auch hier aufserordentlich locker, die Arbeit roh.
Häufig begegnen Klumpen ähnlich gebrannten Thones, die auf
einer Seite Eindrücke wie von Fingern oder Stäben zeigen.
Ein Stück, das zur genauem Untersuchung uns noch vorliegt,
weiset auf der entgegengesetzten Seite eine geglättete Fläche
dar und im Innern der Masse eine Structur, als sei sie mit
Stroh vermischt gewesen. Wir irren wol nicht, .wenn wir darin
eine ehemalige Bekleidung der Hüttenwände erkennen, deren
gebrannter Zustand erst durch den Untergang der Ansiedelung
im Feuer herbeigeführt worden. Auch das verkohlte Getreide
findet sich zum Theil in Thonklumpen eingeschlossen, welche
im Feuer geröthet sind.
Scherben kommen in grofser Menge vor und von verschie-
dener Art. Ihre durchgehende Beschaffenheit versetzt sie je-
doch auf eine Stufe der Kulturentwickelung, und zwar auf die,
welche unmittelbar der in den Pfahlbauten bei Wangen am
Bodensee vertretenen sich anschliefst. Ihre Wandung mifst
stets mehr als 1 Centini. in der Dicke. Die Masse ist schwarz
gebrannt, mit eingemengtem, grobgepulvertem Quarz und rothem
Ueberzug von Thon versehen. Doch kommen bereits roh pro-
filierte Ränder und Verzierungen vor, die ohne Ausnahme her-
gestellt sind, indem mau um den Bauch des Gefäfses einen
Streifen von Thon gelegt, in welchen mit den Fingerspitzen
Verzierungen eingedrückt wurden. Die dadurch hervorgebrach-
ten Muster sind verschieden, je nachdem man zwei oder drei
Finger zusammengelegt, oder nur eine Fingerspitze eingedrückt
hat. Hie und da sind die Eindrücke der Nägel noch sicht-
bar ; die Feinheit der Vertiefungen läfst vermuthen, dafs Frauen
die Töpferarbeit vollführt haben.
Die Knochen, welche aus dem Boden hervorgefördert wer-
den, sind in einem so vermorschten Zustande, dafs sie beim
Berühren zerfallen. Nicht viel besser erhalten war ein aufge-
fundener Thierzahn. Zwei bedeutende Stücke eines Hirschge-
weihes aber, welche mit anhängenden Resten der Hirnschale
zu Tage traten, sind völlig in Versteinerung übergegangen.
Die aufgefundenen Früchte bestehen aus einem feinen
Korn, das der Hirse am meisten ähnelt und wahrscheinlich von
dieser herrührt, sowie aus Wacholderbeeren, welche noch heute
auf den benachbarten Bergen häufig wachsen. Beide kom-
men in Menge, doch auffallender Weise mit Ausschlufs jedes
anderen Getreides vor.
So wenig auch im Vergleich mit anderen Entdeckungen
dieser Art auf dem hier besprochenen Platze von den Spuren
seiner ehemaligen Bewohner an das Licht getreten, so ist das
Aufgefundene doch ausreichend, einen der ältesten Sitze mensch-
licher Kultur zu bezeugen. Ob wir es mit einem alten Pfahl-
bau zu thun haben, mufs vorläufig noch unentschieden bleiben.
Dafs den in Rede stehenden Boden einst das Wasser bespülte,
35*
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
358
bezeugt er selbst. Aber von Pfühlen ist nichts mehr zu sehen,
selbst Kohlen kommen nur sparsam vor. Baumwurzcln, welche
nach allen Richtungen das Erdreich durchziehen, beweisen, dal's
der Platz einst mit Wald bestanden war. Derselbe grünte ohne
Zweifel viel später, als jene Ortschaft hier gegründet wurde;
dennoch sind seine Ueberreste, eben jene Wurzelfasern, auch
längst verfault und bestehen eigentlich nur noch aus engeren
und weiteren, mit Staub oder Moder gefüllten Röhren, die im
festen Lehmboden zugleich als Leiter des Wassers dienen.
Steckten Pfähle in diesem Boden, so müssen sie, nachdem das
Wasser abgeflossen, längst zerfallen und bis auf die letzte Spur
verschwunden sein. Auffallend ist, was eine genauere Beob-
achtung bestätigte, dafs die vorhandenen Kohlen durchweg
eine senkrechte Stellung ihrer Faser innehatten ; die einzelnen
Stücke waren bisweilen lang, doch nicht sehr umfangreich. Die
Versteinerung der Hirschhornstücke gibt vielleicht einen An-
haltspunkt, um zu bestimmen, was für Elemente und Umstände
bei ihrer Bildung mitgewirkt haben.
Entdecker dieser merkwürdigen Urbauten ist Freiherr Cl.
von Schauroth ; ihm verdanken wir, dafs in den, keineswegs zu
wissenschaftlichen Zwecken veranstalteten, Ausgrabungen die Er-
gebnisse der Wissenschaft zu Nutze gekommen sind. Ein
Theil der Funde ist in seiner Sammlung zu Rudolstadt aufbe-
wahrt, ein Theil in das german. Museum zu Nürnberg gelangt.
Bei einem jüngst am genannten Platze abgestatteteu Be-
suche wurden noch zwei andere Oertlichkeiten in Augenschein
genommen, die, obwohl schon bekannt, doch von nicht gerin-
gerem Interesse sind und worauf deshalb ebenfalls hingewiesen
werden mag. Am rechten Ufer der Saale, etwa eine halbe
Stunde oberhalb Rudolstadts, liegt auf einer Höhe die durch
ihren Namen als ehemalige sorbische Colonie sich ankündigende
Ortschaft Preilip und in unmittelbarer Nähe ein schroff vom
Ufer des Flusses aufsteigender Hügel, der als äuFserster Vor-
sprung dieses Höhenzuges zugleich eine weite Aussicht in das
unten liegende Thal gestattet. Im Munde des Volkes heifst
derselbe der heilige Hügel: „hillige Higgel", und kündigt sich
dadurch, da die Bezeichnung ohne Zweifel auf ältester Ueber-
lieferung beruht, als Punkt an, der irgend einmal von beson-
derer Bedeutung gewesen. Auf dem Gipfel, wo auch der na-
türliche Felsen durchbricht, befinden sich aufgeworfene Stein-
■■wälle, und daselbst gefundene Steinhämmer von sehr primitiver
Form bekunden, welcher Epoche diese Bauten angehören. Man
hat die Oertlichkeit für einen Opferplatz erklärt, was die alte
Benennung allerdings zu rechtfertigen scheint. Doch bieten die
Umwallungen ein Ansehen, das eher auf einen Befestigungsbau
schliefsen liefse. Die Steine sind hoch und mauerartig ge-
thürmt , ihre Reihen verschlungen , so dafs es von Interesse
■wäre, den Grundplan der ganzen Anlage aufzunehmen. Beson-
ders auffallend sind mehrere aneinander gereihte Nischen in
den Mauern, welche, mit der Innenwand an den Felsen gelehnt,
durch Vorsprünge der letzteren erweitert, ganz das Ansehen
ehemaliger Wohnungen gewähren und ihrer Gröfse nach noth-
dürftigen Raum dafür geboten haben würden. Für den Fall,
dafs wir es hier wirklich mit einer befestigten Ansiedelung
oder einem alten Standlager zu thun haben, ist zu bemerken,
dafs der Berg zwar niemals eine Quelle enthalten zu haben
scheint, aber bei seinem schroffen Absinken zum Flusse denen,
welche den Gipfel desselben inne hatten, der Zugang zum Was-
ser immer ungefährdet offen stand. Die aufgefundenen Stein-
bämmer scheinen unter den umherliegenden Flufskieseln auf-
gelesen, wie diese passende Formen und geeignetes Material
boten. Sie sind sehr wenig bearbeitet, die Bohrlöcher unge-
wöhnlich eng, etwa 1,2 Centim. im Durchmesser haltend. Bei
einem derselben bemerkt man, wie der Bohrer von zwei Sei-
ten angesetzt ist, die Oeffnungen jedoch nicht genau auf ein-
ander trafen. Bei einem andern zeigen sich kreisförmige Ein-
drücke in ziemlicher Entfernung vom Hauptloche, welche dar-
auf hindeuten, dafs das Instrument, mit welchem gebohrt wurde,
nicht so einfach war, als man sonst anzunehmen geneigt sein
möchte. Auch dickwandige Urnenscherben und Spuren von
Asche sind an dem Orte gefunden. Die Volkssage knüpft daran
eine Legende vom heil. Antonius.
Eine nicht weniger merkwürdige Anlage bietet der weit
höher gelegene Gipfel des Berges Gleitsch, oberhalb des
Schlosses Obernitz unweit Saalfeld. Die hier befindliche Um-
wallung, sowie daselbst gemachte Funde hat schon W. Adler
in seiner Schrift: „Die Grabhügel, Ustrinen und Opferplätze
der Heiden im Orlagau u. s. w. Saalfeld, 1837," beschrieben,
doch gerade die interessanteste Seite dieses Denkmals der Ur-
zeit nicht bemerkt. Wir haben es hier nämlich mit einem
der seltener vorkommenden Schlackenwälle zu thun. Obwohl
die innerhalb der Umhegung angelegten Ackerfelder vieles zer-
stört haben, sind doch noch einzelne Theile des alten Stein-
kranzes unversehrt genug geblieben , um erkennen zu lassen,
dafs die Aufsenseiten desselben eüist systematisch einem sehr
starken Brande ausgesetzt gewesen. Auch an den zerstörten
Stellen des Walles finden sich Steine, an welchen die Spuren
des Feuers ersichtlich, in grofser Zahl. Manche derselben sind
ganz verglast oder in Schlacken verwandelt. Unter den Stei-
nen tritt schwarze Erde, die mit Asche und Rnfs gemischt er-
scheint, zu Tage. Bei früheren Ausgrabungen hat man hier
Geräthe von Stein, Thon und Bronze gefunden, in unmittelbarer
Nähe auch Grabstätten aufgedeckt. Gegenwärtig liegen Scher-
ben noch in grofser Menge umher, unber welchen wir auch das
Bruchstück eines verzierten Gefäfses fanden, deren man früher
noch nicht wahrgenommen.
Nürnberg. Dr. A. v. Eye.
Die Ausstellung des internationalen archäologischen
Congresses zu Bonn.
(Fortsetzung.)
Eine zweite Reihe von Gegenständen, die einen wichtigen
Kunstzweig repräsentierten, stellte sich in einer Anzahl Elfen-
359
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
360
beinschnitzwerke dar. Manche Einzelgegenstände, so besonders
einige Büchereinbände, die sich als interessante Belege für die
Entwickelung des Emails gezeigt hatten, treten auch hier wie-
der als wichtig auf, da die frühere Periode der mittelalter-
lichen Kunst die Verbindung des Emailschrauckes und Elfen-
beines zur Erreichung eines würdigen monumentalen Eindruckes
häufig benützte. Die hervorragendsten Gegenstände auf diesem
Gebiete waren unstreitig jene, die noch direkte Anknüpfungs-
punkte au die Antike boten. Wir nennen hier zuerst eine
Reihenfolge von zehn Hostienbüchsen aus früher Zeit, die theil-
weise noch mit antiken Darstellungen bedeckt sind ; so die aus
dem Dome zu Xanten, welche die Darstellung des Ulysses zeigt,
der den auf der Insel Scyros in Weiberkleidung versteckten
Achilles aufsucht und wegführt; eine andere mit einer Darstel-
lung aus dem Leben Joseph's, wobei das Land Aegypten und
der Nil personificiert in antiker Weise erscheinen (Museum zu
Wiesbaden) ; ebenso eine sehr hübsche Darstellung der Ge-
burt Christi und Anbetung der Hirten, wobei .Joseph und
Maria neben der Krippe sitzen, während die mittelalter-
liche Kunst bis in's 15. Jahrhundert die heil. Jungfrau bei
dieser Scene liegend darstellt. Ein Gehänge zu solchen Py-
xen, mit Rollen, aus dem Dome zu Mastricht bot eine wich-
tige Ergänzung. Eine Anzahl von einzelnen und paarweise zu-
sammengehörigen Elfenbcintäfelchen aus der romanischen Kunst-
periode gab für die Ikonographie einerseits, wie für die for-
male Entwickelung der Sculptur interessante Anhaltspunkte.
Besonders beachtenswerth war die Nebencinauderstellung einer
Reihe von Scenen der Kreuzigung, darunter das merkwürdige
Relief am Deckel des Echternacher Evangelieubuchs in der
Bibliothek zu Gotha. Hier fanden sich auch als Belege für
andere Verwendungen des Elfenbeins das Blashorn Karl's d.
Gr. aus dem Domschatze zu Aachen und ebendaher das kost-
bare Weihkesselchen, mit Gold und Edelsteinen besetzt; end-
lich eine Reihe jener reichgescbnitzten Bischofskämme : der
sog. Mutter-Gottes-Kamra aus dem Kloster Laach (Besitz des
Herrn Prof. aus'm Weerth in Bonn), der Kamm des heil. Benno
aus Iburg bei Osnabrück , der kostbare mit Gold und Edel-
steinen besetzte Kamm aus Quedlinburg und die zwei Kämme
aus dem städtischen Museum zu Köln. Durch eine Reihe von
Täfelchen, runden und Schachfiguren u. s. w. war die so frucht-
bare Periode des 14. Jahrhunderts trefflich vertreten.
Von Krystallarbeiten des 10. Jahrhunderts waren drei
merkwürdige Stücke aus Quedlinburg ausgestellt; ebenso von
der frühromanischen Lcderplastik eine interessante Messer-
scheide aus dem Dome zu Aachen, bei der das Ornament
theils plastisch hoch herausgetrieben, theils mit scharfen In-
strumenten geschnitten ist.
Die Goldschmiedearbeit im weiteren Sinne hutte zunächst
eine der mit getriebenem Goldblech bekleideten Statuen aufzu-
weisen: die sitzende Figur der heil. Jungfrau mit dem Kinde, aus
Essen, v. 10. Jahrh. verwandt mit den Werken, die wir als wich-
tige Zeugnisse für die Entwicklung der Kunst des Emails auf-
geführt haben, und die alle hier gleichfalls zu nennen wären,
da das Email nur einen Theil des Schmuckes der zum Theil
umfangreichen, zum Theil merkwürdig geformten Geräthe bil-
det. Wir wollen hier im Vorübergehen nur noch einmal die
Kreuze aus Essen, das Evangelieubuch daher, das aus Echter-
nach, die Hülse des Stabes Petri, den Tragaltar des heil. Eg-
bert nennen.
Dem 11. Jahrhundert gehören die Theile der in Goldblech
getriebenen Pala d'oro aus dem Domscliatze zu Aachen an,
die vorzugsweise die Art jener Zeit in der Darstellung des Fi-
gürlichen in ihren reichen Compositionen gibt. Besonders wich-
tig in dieser Hinsicht sind die schönen Apostelgestalten, die
den Altaraufsatz aus St. Gastor in Goblenz (nunmehr in St. De-
nis bei Paris) zieren, und deren edle Haltung und schöne Zeich-
nung diese aus Silberblech getriebenen, fast runden Figuren als
mustergültig erscheinen lassen. Auch die beiden Nachahmungen
der Limburger Reliquientafel, die Tafeln aus Trier und Mett-
lach müssen als höchst interessante Werke der Goldschmiede-
kunst hier noch einmal angeführt werden. Das Filigran zeigte
sich in der höchsten Stufe der Vollendung neben mehreren
verschiedenen Werken, wo es in Verbindung mit andern Tech-
niken eine mehr untergeordnete Rolle spielt, an dem Reliquien-
schrein mit dem Schädel der heil. Helena aus dem Dome
zu Trier, voml2. Jhdt., und an dem Reliquienschrein des heil.
Simeon in der Pfarrkirche zu Sayn. Ein prachtvolles Reliquiar
von meisterhafter getriebener Arbeit, mit byzantinischen Thei-
len, ist das im Besitze des Erzbischofs von Köln befindliche,
an einen Flügelaltar auf einem Ful'se erinnernde Gefäfs. Die
Goldschmiedearbeit der gothischen Periode war vertreten durch
den schönen Kelch mit Patene aus dem Besitze des Fürsten
von Hohenzollern, dem 12. Jahrhundert angehürig, der schon
bei Gelegenheit der Emails Erwähnung gefunden; ferner durch
die Schale aus Osnabrück und, als Schlufs der mittelalterli-
chen Kunst, durch die Monstranze, im Besitze des Fürsten von
Hohenzollern, die, in wildestes Chaos ausgeartet, an Stelle der
architektonischen Formen, die sich sonst bei diesen Gefäl'sen
finden, eine Art Laube zeigt, welche aus Ornamentzweigen und
Ranken gebildet ist. Wir haben an anderem Orte unsere Mei-
nung über das Verhältnifs dieser ornamentalen Haltung der Ge-
räthe ausgesprochen, die wir keineswegs zurückgenommen wis-
sen wollen , wenn man auch gerade hier in dem fraglichen
Werke sieht, dafs da, wo der gesammte Aufbau mit mehr oder
minder strengen Architekturformen sich gebildet hatte, das
plötzliche Verwandeln derselben in Ornamente, ohne weiter-
gehende Umwandlung der Gesammtform des Gefäfses, eine ge-
wisse unbefriedigende Trockenheit im Gefolge hat, aus der
zu ersehen ist, dafs wir es hier mit den letzten Ausgängen
einer Kunst zu thun haben, und dafs die Aufnahme solcher an
und für sich zwar rationellen Motive eine Folge der eingetre-
tenen Zersetzung ist, keineswegs aber ein Prinz!]), das gestal-
tend auf alle Werke der Kunstperiode gewirkt hatte.
Nürnberg. A. Essen wein.
(Schlufs Iblgt.)
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Redaction: A. Essen wein.
Verlag der literarisch -artistischen Anstalt
Dr. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
des germanischen Museums in Nürnlierg.
Sebald'sche Buchdruckerei iu Nürnberg.
BEILAGE ZUM ANZEK.EH FÜR lOJNDE DER DEUTSCHEN VORZEIT.
1868. J\^ 11. November.
Chronik des ftermanischeu Museums.
Nürnberg, den 15. November 1868.
Der in der Augustnummer dieses Blattes enthaltenen Mitthei-
lung über Unterstützungsbeiträge aus bayerischen Kreisfonds ha-
ben wir nunmehr noch weiter beizufügen, dafs uns aus der ober-
bayerischen Kreiskasse, wie bisher alljiihrlich, 200 fl. zugekom-
men sind.
Die ehemals freie Reichsstadt Weifsenburg am Sand hat uns
den Rest des früheren reichsstädtisohen Zeughauses, 12 Feldschlan-
gen des 16. und 17. Jahrhunderts, zur Aufljewahrung übergeben;
es ist uns damit ein werthvoller Zuwachs für unsere Samm-
lungen geworden. Die protestantische Kirchenverwal-
tungNürnberg hat uns neuerdings ein kostbares Kunstwerk aus
der Zeit um 1500, eine liegende Heiligenfigur, fast in Lebensgröfse
in Holz geschnitzt, zur Aufstellung überlassen. Von der hochfürst-
lich hohenlohe'schen Familie ist uns der Abguls des bekannten
schönen hohenlohe'schen Figurengrabsteins zu Schönthal in Würt-
temberg zugesagt ; ebenso hat Se. Durchlaucht Fürst Friedrich-
Karl von Hohenlohe-Waldenburg, bei allen Lesern des An-
zeigers durch seine werthvoUen sphragistischen Arbeiten in guter
Erinnerung stehend, den Abgufs eines hohenlohe'schen AVappengrab-
steines aus der Klosterkirche zu Heilsbronn angeordnet und zu-
gleich Se. Durchlaucht den Fürsten von Oettingen- Waller-
stein, den wir bereits seit vielen Jahren unter die hohen Gönner
unserer Anstalt rechnen dürfen, veranlafst, den zu erwähntem Wap-
pengrabstein in Beziehung stehenden öttingen'schen Wappengrab-
stein abformen zu lassen.
Auf die in der Augustnummer mitgetheilte Anregung der kgl.
bayerischen Regierung hat die kgl. württembergische Regierung
eine sehr wohlwollende Antwort gegeben, und auch die kgl. preu-
fsische Regierung liels dem Bundesrathe des norddeutschen Bun-
des eine Vorlage zugehen, die uns hoffen läCst, dal'a der hohe Bun-
desrath gerne dem von uns in der Julinummer erwähnten Antrag
des Reichstages entgegenkommen werde.
Neue Jahresbeiträge wurden seit Veröffentlichung des letz-
ten Verzeichnisses folgende angemeldet :
Von Privaten: Cannstatt. Dr. Nägele 1 fl. CUM. Handels-
mann Joseph Rakusch 1 fl. 10 kr. Elsenach. Rechtsanwalt Reichardt
1 fl. 45 kr., Dr. Wilhelm 1 fl. 45 kr. Göttingen, v. Denfl'er 1 fl. 10 kr.,
Dr. Hans Frey 1 fl. 45 kr., Dr. pihl. Grubitz 1 tl. 10 kr. Generalsu-
' perintendeut Dr. theol. Hildebrand 1 fl. 45 kr., Sanitätsrath Dr. Lan-
genbeck 1 fl. 10 kr. , Professor Wilh. ÄlüUer 1 H. 45kr. , Superin-
tendent Rocholl 1 fl. 45 kr., Professor Sartori\is v. Waltershausen
3 fl. 30 kr., Stud. bist. Theod. Stahl 1 fl. 45 kr., Hofrath u. Profes-
sor Wilh. Weber 1 fl. 45 kr. , Oberger.-Rath Wedekind 52'/2 kr.,
Professor Dr. phil. Theod. Wüstenfeld 1 fl. 10 kr. Höchstadt a. A.
k. Bez. -Amtsassessor Wilh. Hebel 1 fl. Leitmeritz. P. Franz De-
mel , Religionslehrer am k. k. Gymnasium 1 H, lükr. Meiningen.
Dr. V. Butler, Kreisger. -Assessor 1 fl., Medizinal- Assessor Dössel
1 fl., Rechtsanwalt Romberg 1 fl., Hofapotheker Schmcilser 1 fl., Kreis-
ger.-Assessor Schulz 1 fl. Oppeln. Kaplan Böhm in Schalkowitz
Ifl. 45kr. Pirna. Stadtrath Uö^ewetter 1 fl. 45kr. Velden. Pfar-
rer Schaitberger 30 kr. Vetschau. Rittergutsbesitzer Franz Gühne
3 fl. 30kr. , Rittergutsbesitzer Ferdinand Griebenow Ifl. 45 kr.
Wien. Direktor Doli 211. 20 kr., Architekt Fröhlich 2 fl. 20 kr., Bild-
hauer Steinhauser 2 fl. 20 kr. Winnweiler. E. Schmölze, k. Notar
2fl. (statt früher 1 fl.)
Einmaliger Beitrag wurde gegeben:
Bärn I. Mähren. Freigutsbesitzer Hans Lichtblau 2 fl. 20 kr.
Unseren Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu :
I. Für das Archiv.
(Nr. 3840*1 — 3843.)
St. Lambrecht in Steiermark. P. S everin Witlacil : Rege-
sten über das Arcliiv des Benedictinerklosters St. Lambrecht.
1000 — 1408. Urkundenb. — Murau in Steiermark. Dr. Hundeg-
ger: Zwei Urkunden, von denen die erstere den Kau fl)rief des Wil-
helm Rauchenperger von Hanfeiden an Hansen Grösching, Rathsbur-
ger zu Murau, über das ohnweit Murau gelegene Gut, das Graven-
lehen genannt, und die zweite die Lehensbestätigung für dasselbe
durch Erzherzog Ferdinand von Oesterreich enthält. 1609 u. 1610.
Pap.-Abschr. Zwei Quittungen der Freiin v. Stozky, geb. Freiin
von Rämbschissel, über die aus dem Legate des Fräuleins Fran-
ciska Demark von ihrem Universalerben Josef Edlen von Grössing
empfangenen Zinsen. 1801. Pap. -Orig. — Nürnberg. Scharrer,
Goldarbeiter : Zuschrift des Markgrafen Friedrich von Branden-
burg-Bayreuth an den Geheimen Regierungsrath Montmartin , in
welcher er denselben zum Condirektorialgesandten an dem fränki-
schen Kreistag ernennt. 1741. Pap.-Orig.
IL Für die Bibliothek.
(Nr. 22,898—22,953.)
Ansbach. Esper, Regierungsaccessist: Rudhart, ist die Al-
tenburg bei Bamberg wirklich das Castrum Babenbergk Regi-
no's ? 1835. 4. Goschl, über den Ursprung des kirchl. Zehnts.
1837. 4. Saft'enreuter, die eilfte Säcularfeier auf der Salzburg
bei Neustadt a. d. Saale. 1841. 4. Fuchs, Nachweisungen über
die Besitzungen des deutschen Ordens in Mittelfranken. 1850. 4.
Alwens, Beiträge zur Geschichte des Zunft- u. Gewerbewesens der
Stadt Kaufbeuern. 1852. 4. Schäzier, Marx Welser, Stadtpfleger
der freien Stadt Augsburg. 1852. 4. Mezger, zur Erinnerung an
Job. Gottfr. Herder u. Heinr. Pestalozzi. 1854. 4. Haut, Geschichte
der k. Studien-Anstalt Dillingen. 1854. 8. v. Hoffmann, biograph.
Scizze. 1856. 4. Freudensprung, die im I. Tomus der Meichelbeck'-
schen Historia Frising. aufgeführten im Königr. Bayei-n gelegenen
Oertlichkeiten. 1856. 4. Kittel, die Bau-Ornamente aller Jahrhun-
derte an Gebäuden der k. b. Stadt Aschaffenburg ; 10- Lief. 1857.
4. Zitzlsperger. Beiträge zu einer Geschichte der Handwerke u.
Gewerbe Ambergs. 1857. 4. Brunner, d. Grafen von Hals. 1857.
4. Schick, eine Skizze über den Kirchengesang u. das Kirchen-
lied. 1859. 4. Beitelrock, Geschichte des Herzogthums Neuburg
oder der jungen Pfalz; 1. u. H. Abth. 1859 u. 64 4. Rau, Chri-
stophorus Lebmann u. seine Chronica der freien Reichsstadt Speier.
1659. 4. Hutter, d. Gründung des Gymnasiums zu München im
J. 1559-60. 1860. 4. Gntenäcker, Verzeichnifs aller Programme
imd GelegenheitSFchriften. welche an den k. b. Lyzeen, Gymnasien
u lat. Schulen v. 1823 - 24 bis 1859—60 erschienen sind. 1862. 4.
Weishaupt, Ortsnamen in der bayer. Provinz Schwaben u. Neu-
burg. 1863 8. Stolz, Ludovici L, Bavariae regis, vita et virtutes.
1866. 4. Suttner, Bibliotheca Eystettensis dioecesana. I. u. H. Ab-
*) In der vorigen Nummer des Anzeigers ist die Zählung aus Verseht u
mit 3S33 statt mit 3830 ge .'chlossen worden
363
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
364
theil. 1866—67. 4. Mittermüller, Albert III., Herzog v. München-
Straubing. 1867. i- Bayer, Armin, Deutschlands Befreier , II. Ab-
theil. 1867. 4. Mezger, über deu Unterricht an der k. Studienan-
stalt bei St. Anna in Augsburg in den letzten 25 Jahren. 1867. 4
Huber, der Parnassus Boicus. 1868. 4. Schels, zur Geschichte des
Studien-Seminars u. des Gymnasiums in Aniberg. 4. Mutzl, die
Cella S. Maximiliani u. d. älteste Geschichte Bayerns. 4. — Basel.
Gesellschaft für vaterl. Alterthümer: Dies., Mittheiiuii-
gen, X. 1867. 4. — • Berlin. Verein für Geschichte der Mark
Brandenburg: Riedel, codex diplomaticus Brandenburgensis;
Namensverzeichn., Bnd. II. 1868. 4. — Breslau. Verein für das
Museum schles. Alterthümer; Ders. , 5. u. 6. Bericht. 1866.
4. — Halle. Dr. J. Zacher, Univers. -Professor : Zeitschrift für
deutsche Philologie, hg. v. Höpfner u. Zacher; Bnd. I, 1. 2. 1868.
8. — Königsberg. Th. Theile's Buchhandl. (Ferd. Beyer): Nes-
selmann, ein deutsch-preufsisches Vocabularium aus dem Anfange
des 15. Jahrh. 1868. 8. ~ Kupferzeil. F.-K. Fürst von Hohen-
loh e-Waldenburg, Durchl. : AVeil's, Bemerkungen zur Züriche-
rischen Wappen-Rolle. 4. — Leipzig. F. A. Brockhaus, Verlags-
handl. : Bilder -Atlas. Ikonographische Encyklopädie der AVissen-
schaften und Künste; 2. Aufl., 1. Lief. qu. 2. C. G. Thieme,
Verlae;sexpedition : Ders. , numismatischer Verkehr ; Jhg. 1863 —
Oct. 1868. 4. Blätter für Münzfreunde ; Jhg. 1865-68. 4. — Luxem-
burg. Peter Brück, Buchdrucker; Die Einweihungsfeier der St.
Wiliibrordus -Basilika in Echternach. 1868. 8. — München. K. b.
Akademie der Wissenschaften; Dies., Sitzungsberichte;
1868, I, 4 u. II, 1. 8. Direktion der k. Hof- u. Staats-Bi-
bliothek; Catalogus codicum latinorum bibliothecae regiae Mo-
nacensis ; compos. C.Halm et G. Laubmann. Tomi I. pars I. 1868.
8. Friedr. Hektor Graf Hundt, k. b. Kämmerer u. Ministe-
rialrath : Ders., Beiträge zur Feststellung der histor. Ortsnamen in
Bayern. 1868. 4. Sonderabdr. — Namur. Societe archeologi-
que; Dies., Annales; tome X, 1. livr. 1868. 8. — Neuburg a. D.
Histor. Filial-Verein : Ders., jSTeuburger Collektaneen - Blatt ;
34. Jahrg. 1868. 8. — Nürnberg. Naturhistorische Gesell-
schaft: Dies., Abhandlungen; IV. 1868. 8. Kies er, Bergmei-
ster ; Ders. , Beiträge zur Gewerbestatistik Bayerns. 1867. 8. Son-
derabdr.— Regensburg. Friedr. Pustnt, Verlagshandl. ; Der Dom
zu Regensburg. 1842. 4. Lehmann, Gisela. 1867. 8. v. Bolanden,
Königin Bertha ; 1867. 8. Hausmann, Geschichte der päpstl. Re-
servatfälle. 1868. 8. Kobler, Studien über die Klöster des Mittel-
alters. 1867. 8- — Stuttgart. K. statistisch-topographisches
Bureau: Dass., Beschreibung des Oberamts Oberndorf. 1868. 8.
— Wien. Klein, Professor: Katalog der kunstgewerblichen Aus-
stellung in Prag. Nebst Nachtrag. 1868. 8. — Worms. Dr. Friedr.
Eich, grols. Gymnasiallehrer; Ders., Gedenkblätter zur Erinne-
rung an die Enthüllungsfeier d. Lutherdenkmals in Worms. 1868.
8. Dr. jur. Schröder; Brauer, Beantwortung der f^ rage: „Wel-
chen Werth haben die Genossenschaften für die Hebung der Land-
wirthschaft?" 1868.8.— WÜrzburg. LooWörl'sche Verlagshandl.:
Chilianeum. Neue Folge. I. Bnd., 1. Heft. 1869. 8. — Zittau. Dr.
C. A. Tobias, Oberlehrer u. Stadtbibliothekar; Ders., Beiträge
zur ältesten Geschichte der evangel.-luther. Kirche u. deren Die-
ner in den Herrschaften Reichenberg etc. 1868. 8.
IIL Für die Kunst- und Alterthumssammlung.
(Nr. 5716 — 5733.)
Augsburg. F. Butsch, Buchhändler; Brautkrone von weifsen
Perlen u. .Metallschmuck. 16. Jhdt. Silbervergoldeter Halsschmuck
mit Filigranarbeit. 17. Jhdt. — Cannstatt. Kausler, Ingenieur:
3 Silbermünzen aiis dem Lustnauer Funde. — Düsseldorf. Se. kgl.
Höh. Fürst Karl Anton von Hohenzollern-Sigmarin-
gen: 9 Gypsabgüsse von Gegenständen aus den Sammlungen Sr.
kgl. Hoheit. — Gera. Frhr. von Reitzens tein ; Gypsabgufs des
Secretsiegels Kaiser Karl's IV. von 1358. — Kupferzeit. Se. Durch-
laucht Fürst F.-K. von Hohenlohe-Wa I den burg-S chil -
lings fürst; Photographie nach einem Relief aus Stein, mit Dar-
stellung der drei guten Christen nach H. Burgkmair. — Nürnberg.
M. Bach; Architekturstudie aus Ueberlingen, Radierung vom Hrn.
Geschenkgeber. R. Bergau, Professor an der Kunstgewerbschule:
3 Thongefäfse und zahlreiche Bruchstücke von solchen aus dem
Pestliner Funde. Dr. A. v. Eye: 5 Muster gewirkter Gold- und
Silberspitzen. 18. Jhdt. Kieser, Bergmeister; Hufeisen, 14 Ful's
tief unter der Erde gefunden. Eugen Frhr. von Löffelholz:
Copie nach einem Familiengemälde von 1551 in der fürstl. ötting.-
wallerstein. Sammlung, Bleistiftzeichn. Piokert, Hofantiquar:
3 Spielkarten vom 15. Jahrh. 2 Kartenspiele vom Ende des 17.
Jahrh. Reuter, Spielkartenfabrikant; Kartenspiel von Stöcken
aus dem Ende des 17. Jhdts. — Offenburg. Eisinger, Stadtrech-
ner; 3 kleinere Silbermünzen vom 18. Jhdt. — Rudolstadt. Cl.
Frhr. V. Schauroth, grofsh. hess. Kanimerherr : Bronzomesser,
bronzenes Instrument zum Wetzen, Steinhammer und andere Aus-
grabungen aus der Umgegend von Rudolstadt. — Wien. Klein,
Professor : 2 Copieen in Wassermalerei nach Miniaturen vom 13.
Jhdt. — Ungenannter; 2 Ansichten von Heidelberg, Kupfer-
stiche von M. Merlan und W. Franken.
Chronik der historischen Vereine.
Aarböger for nordisk Oldkyndigheid og Historie,
udgivne af det kongelige nordiske Oldskrift-Selskab. 1867.
Fjerde Hefte. Kjöbenhavn.,. 8.
Oldsagfundene i de gamle Flodgruslag navnlig i Somme-Dalen
ved Amiens og Abbeville. Af L. Zinck. — Smating om Dansk.
Af E. Jessen.
Tillasg til Aarböger, Aargang 1867. Kjöbenhavn. 1868. 8.
Aarböger 1868. Forste Hefte : Nogle Jagttagelser angaaende
Materialet i den seldre Jernalders Vaaben. Af Artilleriecapitain
Otto Blom. — Om de seldste nordiske runeindskrifter. Af Prof.
George Stephens. — Om nogle i danske Kirker opdagede Kalkma-
lerier. Af J. Komerup. (Hertil Tavle I.) — Professor G. Stephens
om de aeldste nordiske runeindskriften. Af Ludv. F. A. Wim-
mer. — En omaileret Bronceskaal fra den aeldre Jernalder. {Kjöben-
havns Oldsagsamling C. 93.) Af C. Engelhardt. (Hertil Tavle II.)
Verslag van hetverhandelde indeAlgemeeneVer-
gadering van het Provinciaal UtrechtschGenootschap
van kunsten en wetenschappen, gehenden den 25. Juni
1867. Utrecht, C. van der Post jr. 1867. 8.
Anteekenin gen van het verhandelde in de Seotie-
V ergadering en van het Provinciaal Utrechtsch Genootschap van
kunsten en wetenschappen , gehouden in het jaar 1867. Utrecht,
C. van der Post jr. 1868. 8.
Kronijk van het Historisch Genootschap, gevestigd
te Utrecht. Drie en twintigste Jaargang, 1867. Vijfde Serie.
Tweede Deel. Utrecht. Kemink en Zoon. 1868. 8.
Stukken uit het Archief van Hüten. Medegedeeld door P. van
den Brandeier: De oudste voorregtsbrief der stad Dordrecht 1220.
— Door Dr. W. G. Brill: Over het beleg van Maastricht in 1632.
Toelichtingen op een brief van den Baron de Charnace van 1633.
Over het onderwijs in de middcneeuwen. Bestelling van kerkelijke
ambten. Kleinigheden de oorzaken van groote gevolgen. De staat-
365
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
366
künde der Nederl. Regering omstroeks 1730. Over de invoeriug
van liet Christendom in Nederland. Uli.xes in Duitsehland. De
hüuding van Oostenrijk in het laatst van den Successie-oorlog
1745. — Door Dr. J. G. Burnian Becker: Ken letterkundige strijd
van r. Burinan. Uit het Deensch door Mr. J. I. D. Nepveu. —
Door Kyck van Zuylichem: De oude loop van den rivier de Lek.
— Door H. 0. Feith : Kronijk van Eggerik Egges Phebens. —
Door C. F. Gaedeohens: Missive over de afleiding van den naam
Bilderdijk. — Door J. .1. de Geer : Ronieinsche Oudlieden gevon-
den aan de Meern. — Door B. J. L. Geer van Jntfaas en J. J. de
Geer: Opraerkingen over de le Aflevering van het üorkoudenboek
van Holland en Westfrieslahd. — Door B. J. L. de Geer van Jut-
faas: Brieven van Franciscus Martinius 1631 — 1652. Charter betrek-
kelijk Eiteren van 1036- Redenen van den dood van Floris V. De
Rederijkerskamers en de Reforraatie. — Door W. F. de Jonge : Over
den Mercurius Gallo - Belgiens. Origineele brieven van Justus de
Huybert aan Constantijn Huygens, 1669—1672. Over de godin Ke-
halennia. — Door H. J. Koenen: Over den geest en de strekking
van het Amsterdamsche Patriciaat. — Door P. A. Leupe: Stukken
betreffende het aanstellen van eenige kapiteinen bij de Admirali-
teits-Collegien van het Noorderkwantier en die van Friesland in
1652. — Door A. J. Nijland: Portretten van Prins Willem van
Oranje en W. Bilderdijk. Portretten van Prinsen uit het Huis
van Oranje. Spotprenten op de Arrainianen. Zeldzame brochuren
betrekkelijk de revolutie van 1789. Portretten van de Stadhou-
der Willem III. Platen van Frans Hoogenbercb. — Door Dr H.
C. Rogge: Brief van D. Heynsius aan R. Bont, 1619. Brief van
Johan Kievit aan den Raadsheer Nierop, 1672. Brieven van Da-
niel Tresel, 1626. Brieven van J. Hulft, Secretaris van de Gevol-
machtigden der Algemeene Staten bij de vi-edehandeling te Nijme-
gen, 1678, aan G. Brandt. — Door Dr. Eelco Verwijs: Tochten
van Albrecht van Beijeren en Willem van Oostervant naar Fiies-
land, 1396—1400.
Brieven en onuitgegeven stukken van Johannes
Wtenbogaert. Verzameld en met aanteekeningen uitgegeven
door H. C. Rogge. Eerste deel. 1584 — 1618. Werken van het
Historisch Genootsohap, Nieuwe Serie Nr. 11. Utrecht, Keniink en
Zoon. 1868. 8. VHI u. 294 Stn., nebst 1 Stammtafel.
"Verslagen en Mededeelingen der Koninklijke Aka.
demie van Wetenschapp en. Afdeeling Letterkunde. Tiende
Deel. Amsterdam, C. G. van der Post. 1866. 8.
De polderbesturen van den Berkmeer en den Stootgaard. Door
G. de Vries Az. — Oudheidkundige ontdekkingen in Nederland.
Bijdrage van L. J. F. Janssen. (Mit drie Platen.) — Over het al
of niet wettige van het inschuiven eener N in sommige samenge-
stelde worden. Door J. vanLennep. — Beantwoording der bijdrage
van J. van Lennep over het inschuiven eener N. in samengestelde
woorden. Door L. A. te Winkel. — Aanteekening op de beantwoor-
ding. Door J. van Lennep. — Over de Psalmen von Wachteji-
donck en de Glossen van Lipsius. Door L. A. te AVinkel. — Over
de oudheid en beteekenis van het Wapen van Haarlem. Door H.
J. Koenen.
Annales de la Societe ar'che ologique de Namur.
Tome dixieme. 1. Livraison. Namur, 1868. 8.
L'homrae pendant les äges de la pierre dans les environs de
Dinant (1. partie) ; par Ed. Dupont. — Recherches sur les comtes
de Namur du nom d'Albert; par Eug. Del Marmol. — Fragment
d'une hisloire ecclesiastiquo du comtc et du- diociise de Namur ;
par Ch. Wilmet. — Institutions namuroises : Procureur au corate
de Namur. — Notaire.s : par X. Lelievre. — Route romaine de
l'Entre - Sambre - et - Meuse.
Ra])port sur la Situation de la Societe pendant l'annee 1867.
Presente par Mr. le President dans l'assemblee general du 11. fe-
vrier 1868. 8. p. 209-216.
Revue des Sooietös savantes des departeraents,
puliliee sous les auspices de l'instruction publique. Quatrieme Se-
rie. Tome V. et VI. Paris, 1867. 8.
Lettres patentes du roi Louis X en faveur de ses sujets de
Basses-Marches. Comraunication de M. P. Marchega)'. — Formule
du serment exige des juifs appeles ä di;püser contre en chretien
habitant d'Arles. Communication de M. Jacquemin. — Lettre de
M. Fabert k Messieurs du Conseil souverain de Sedan (1655). Com-
munic. de M. Nozot. — Droits de peage dus par les gens de la
ville de Mautes. Communic. de M. Ed. de Barthelemy. — Lettre
de Pierre de Celle, communiquee par M. d'Arbois de Juhainville. —
Charte accordee en 1271 aux habitants de Vandeuvre (.-Vube). Com-
munic. du mgme. — Pension de quatre jeunes gentilshommes payee
par la reine Jeanne (1359). Communic. de M. d'Arbaumont. — Re-
cherche et decouverte de la statue de Henri Court-Mantel dans la
cathedrale Rouen, en octobre 1866, par M. l'abbe Cochet. — Notes
sur un petit vase antique en terre, par M. Mantellier. — Chartes
en langue vulgaire, communic. de M. Marchegay. — Extrait du
proces- verbal de Mgr. Destarapes, archeveque de Reims, du 23.
aoüt 1644, communique parM. Nozot. — Copie d'une lettre de Saint
Vincent de Paul, par le mgme. — Copie d'une lettre de l'abbe Maury,
par M. Soucaille. — Lieu de naissance du eardinal d'Ossat, par M.
l'abbe Caneto. — Recherches sur l'ancien College de Blois. par M.
Dujjre. — Documents sur le sacre de Henri IV, communique par
M. Ed. de Barthelemy. — Rapports, chronique, bibliographie etc.
Bulletin monumental, public sous les auspices de la So-
ciete fran^aise d'archeo I ogie pour la conservation
et la description des monuments nationaux, et dirige
par M. de Caumont. 4. Serie, Tome 4, 34. Vol. de la CoUection.
Nr. 6. 7. Paris et Caen, 1868. 8.
De Normandie en Nivernais. Rapport archeologique, jjar M.
Ch. Vasseur. — L'eglise de Germigny et Celle de Beaubeu-lez-
Loches, par M. G. Bouet. — Le mur de Laudunum (Cüte-d'Or),
compare aux murs de Voppidiim decouvert a Mursens (Lot), et au
mur decouvert cette annee an raont Beuvray (Saöne - et - Loire), par
M. de Caumont. — Quelques observations sur la „Seine- Inferieure
historique et archeologique" de M. l'abbe Cochet, par M. V. Hucher.
— Notice sur les confessionaux (If partie), par Mr. l'abbe Bar-
raud. — Notice sur quelques alchimistes normands, par M. Alfred
de Caix. — Memoire sur un vase en plomb trouve dans la regence
de Tunis et exhibe ä l'Exposition universelle de 1867, par M. le
coramandeur de Rossi.
L'Investigateur. Journal de l'Institut Historique
de France. Trente-cinquieme annee. Tome YJJl. — IV. Serie.
402. et 403. Livraison. — Mai et Juin. 1868. 404. et 405. Livrai-
son. — Juillet et Aoüt 1868. Paris 1868. 8.
Notice sur Pierre Gilbert de Voisins (1684—1769), par M. J.
Barbier. — La legende du Masque de fer, par M. A. de Bellecombe.
Les Jardins du Roman de la Rose, compares avec ceux des
367
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
368
Romains et ceux du. moyen äge, par M. Cenac-Moncaut. — La
Chapelle de Sabar, ä Tarascou-sur-Ariege, par M. Morel.
Mittheilungen der Gesellschaft für vaterländi-
sche Alterthüm er in B asel. X. Der Kirohenschatz des Mün-
sters zu Basel von Dr. Carl Burckhardt. (Schlufs.) Mit 6 litho-
graphii-ten Tafeln und 5 Hülzscbnitten. Basel. Bahnmaier's Ver-
lag (C. Detloflfl. 1867. 4.
In Folge einer im September ergangenen gedruckten Einla-
dung fand am 19. October in Friedrichshafen eine Versammlung
statt, auf welcher die Gründung eines Vereins für Geschichte
des Bodensees und seiner Umgebung beschlossen und
Oberamtsarzt Dr. Moll in Tettnang zum Vorsitzenden erwählt wurde.
Jährlich einmal, und zwar im Herbste, wird eine Zusammenkunft
der Vereinsmitglieder veranstaltet. Wichtige Abhandlungen, wel-
che bei solcher Gelegenheit gehalten werden und ein allgemeines
Interesse darbieten, kann der Verein im Druck erscheinen lassen.
Eine regelmäfsig erscheinende Zeitschrift wird aber nicht heraus-
gegeben. Der Jahresbeitrag beträgt 1 fl., wofür die erscheinenden
Druckschriften gratis verabfolgt werden.
Beiträge zur Geschichte der kurkölnishen Tlniver-
sität Bonn von Dr. C. Varrentrapp. Festgabe, dargebracht...
vom Verein von Alterthumsfreunden im Rheinlande.
Bonn, 1868. 4. XXm. u. 53 Stn.
Internationaler Congrefs für Alterthumskunde u.
Geschichte zu Bonn vom 14.— 21. September 1868, veranstaltet
von dem Vereine von Alterthumsfreunden im Rhein-
lande. Bonn, 1868. 4. 10 Stn.
Auf den 27. August hatte der Vorstand des Harzer Ge-
schichtsvereins abermals eine Zusammenkunft auf der Wald-
mühle bei Kloster Michaelstein veranstaltet. Der Conservator des
Vereins, Sanitätsrath Dr. Friedrich, legte der Versammlung das
zweite Heft seiner Beiträge zur Alterthumskunde vor, welches die
Beschreibung der in einem Todtenhügel bei Minsleben gefundenen
Alterthümer enthält, eine Arbeit, die als mustergültig anerkannt
wurde. Bei Aufgrabung des Kniggels bei Minsleben wurden ge-
funden: 46 unverbrannte Gerippe, mehrere wohlerhaltene und mit
gebrannten Menschenknochen gefüllte Urnen und eine Menge zer-
brochener Urnen, die den Randstücken nach auf 217 Stück schlie-
l'sen liefsen ; daneben werthvoUe Steingeräthe und Steinwaffen, sowie,
fast ohne alle Spur aus dem Bronzezeitalter, eine Anzahl eiserner
Waffen und Geräthe; ferner ein Knochenstück mit interessanter
Verzierung u. s. w.
Statuten und Mitglieder - Verzeichnifs des Ge-
schieh ts- und Alter thumsfor seh enden Vereins für Leis-
nig und Umgegend, gegründet den 5. März 1866. Leisnig
1867. 8. 8 Stn.
Mittheilungen desselben Vereins. I. Heft nebst 3 Tafeln
Abbildungen. Zusammengestellt und im Auftrage des Vereins her-
ausgegeben von Wilhelm Haan. Leisnig. 1868. 8.
Geschichtliches Vorwort. — Die adelige Bevölkerung der Stadt-
und Amtsbezirke Döbeln und Leisnig im 13. — 16. Jalirhundert, vom
Cantor Hingst. — Eine Urkunde des Markgrafen Wilhelm von
Meifsen vom 27. September 1386, durch welche er den Rath zu
Leisnig mit dem 3. Pfennige vom Stadtgerichte belehnt. Mitgeth.
vom Adv. Rittergutsbes. Claufs. — Einiges über alte wendische
Befestigungen, Baue und Ringwälle in der Umgebung von Leisnig.
Vortrag des Dr. med. Müller. Mit Abbildungen. — Der Schrank-
altar in der Gottesackerkirche St. Nicolai zu Leisnig. 1509. Be-
schrieben von Dr. Haan. — Mittheilungen über das Tuchmacher-
handwerk zu Leisnig. Vorgetragen vom Stadtrath Dr. Adolf Mii-us.
— Das Adelsdiplom Kaiser Karl V. für Peter Apian (Bennewitz)
vom Jahre 1541. Mitgetheilt von Dr. Ad. Mirus. — Sechs Citatio-
nen beziehendlich Excommunicationen des Bischofs zu Meifsen etc.
Original-Urkunden aus den Jahren 1490 bis 1494. Mitgeth. durch
Hofrath Oberbibl. Dr. Gersdorf. — Beschreibung der in dem Super-
intendur-Gebäude zu Leisnig aufbewahrten Alterthümer von Dr.
Haan. — Eine Holzsculptur aus der Stadtkirche zu Leisnig. Be-
schrieben von Dr. Haan. Mit Abbildung. — Mitgliederverzeichnifs.
Vortrag über Unechtheit und Fälschung einiger
wichtiger v oigtlä ndis eher Urkunden, gehalten bei der
Hauptversammlung des voigtländis chen altherthumsfor-
schenden Vereins, vom 6. August 1868, von Karl Freiherrn
von Reitzenstein. Weida. 8. 32 Stn., mit 1 Stammtafel und 4
eingehefteten Siegel-Photographien.
Correspondenzblatt des Gesammt Vereines der deut-
schen Geschichts- und Alterthumsvereine. Herausgeg.
vom Verwaltungsausschusse des Gesammtvereines in Altenburg.
Sechzehnter Jahrgang. 1868. Nr. 8 — 10. August — October. 4.
Angelegenheiten des Gesammtvereins. — Celtische Alterthü-
mer, gefunden bei Görz im Spätherbst 1867. — Literarische An-
zeigen. — Notizen über alterthümliche Funde etc. — Der inter-
nationale Kongrefs für Alterthumskunde u. Geschichte zu Bonn.
— Das Archiv des fürstlichen Hauses Reufs auf Schlofs Osterstein
bei Gera. — Notizen über alterthümliche Funde etc.
Collektaneen - Blatt für die; G eschichte Bayerns,
insbesondere für die Geschichte der Stadt Neuburg a. d. D. und
des ehemaligen Herzogthums Neuburg, bearbeitet von Mitgliedern
des historischen Filial-Ver eines zu Neuburg. Vierund-
dreifsigster Jahrgang 1868. Neuburg, 1868. 8.
Jakob Balde's geschichtliche Oden des ersten Bandes seiner
gesammelten Werke metrisch übertragen von Franz Xaver Binhack.
— Das Theater in Neuburg. — Gansheim von Böhaimb. — Das
Taufbecken in Zell von Ant. Geist.
Nachrichten.
Literatur.
Neu erschienene Werke.
31) Das deutsche Land in seinen charakteristischen
Zügen und seinen Beziehungen zu Geschichte
und Leben der Menschen. Zur Belebung vaterländi-
schen Wissens und vaterländischer Gesinnung. Von Professor
Dr. J. Kutzen. Zweite, vielfach veränderte und grofsen-
theils vollständig umgearbeitete Ausgabe. In zwei Bänden.
3G9
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
370
Ferdin. Hirt, Verlags- u. Königliche Universitäts-Builihandluiig.
Breshiu, 1867. 409 u. 464 Stn. 8- (Preis 3 Thlr. 10 Sgr.)
Das vorliegende Werk verhalt sich zu einem gewöhnlichen geo-
graphischen etwa wie eine Reliefkarte zu einem Atlasblatt ; es
zeigt das Land zugleich unter dem Einflüsse der Geschichte und
Kultur und, indem es Rücksicht nimmt auf Bewohnbarkeit, Be-
bauung, Hülfsquellen, Vertheidigung einer Gegend u. s. w. , gibt
es bedfutsamo Winke über Einwirkung der Naturbedingungen auf
die geschichtlichen Vorgänge. Das Ganze zerfällt in sieben , der
Form und Behandlung nach ziemlich gleichartige, auf Grund des
wechselnden Stoffes aber in aul'serordentlich anziehender Mannig-
faltigkeit sich bewegende Abtheilungen. Die erste behandelt Deutsch-
land im Ganzen und Allgemeinen und zwar mit Rücksicht auf des-
sen geographische Stellung und die daraus entspringenden eth-
nographischen und universalhistorischen Folgen, auf die verticale
und horizontale Gestaltung des Landes und deren Einwirkungen
auf politsche und Kultur-Geschichte, auf die Flufssysteme in Ver-
gleichung mit denen anderer europäischer Länder, die klimatische
Eigenthümlichkeit Deutschlands und deren Einwirkung auf den
Volkscharakter, endlich auf das deutsche Volk in quantitativer und
qualitativer Beziehung. Unter Festhaltung und zum Theil genaue-
rer Präcisierung der im allgemeinen Abschnitt aufgestellten Ge-
sichtspunkte behandeln die folgenden einzelne Theile des Reiches :
der zw-eite das Gebiet des deutschen Hochgebirges, der dritte das
nördliche Vorland der Alpen , der vierte die mittleren Stufenland-
Bchaften Deutschlands, der fünfte die mittelrheinischen und west-
phälischen Plateau- und Berglandschaften, der sechste die Gegen-
den nördlich vom mitteldeutschen Hauptgebirgskarame, wie Hes-
sen, Thüringen, den Harz, das Wesergebirge u. s. w., der siebente
endlich das norddeutsche Tiefland. Ein Anbang gibt Quellen und
Erläuterungen, ein ausführliches Register dient dem Handgebrauch.
Die Bewältigung des aul'serordentlich umfangreichen Stoffes ver-
langte von vorneherein eine gewisse Beschränkung, und so ist das
Buch im Ganzen im Lapidarstil verfafst ; nur einzelne Stellen, wo
Bedeutsamkeit oder Fremdartigkeit des Gegenstandes es verlangte,
sind ausführlicher behandelt, ohne dal's indel's dadurch der Gleich-
artigkeit Abbruch geschähe. Das Bild des deutschen Landes, wel-
ches uns daraus entgegentritt, ist gewils so individuell wie voll-
ständig. Dafs darin einzelne Irrthümer mit unterlaufen, wie z. B.
das erste Entstehen der späteren Reichsstadt Nürnberg bis in die
karolingisehe Zeit zurückgeführt wird, ist nicht zu verwundern,
und fällt nur denen zur Last, welche die Spezialstudien zu machen
hatten. v. E.
32) Repertorium der steierischen Münzkunde. Von
Dr. Friedrich Pichler. L und H. Band. Grätz. 1865.
1867. Commissions-Verlag von Leuschner und Lubensky's
Universitäts-Buohhandlung. 8. Je 248 Stn. Mit lith. Tafeln.
Der erste Band dieses fleil'sigen Werkes behandelt nach voraus-
geschickter Einleitung über die Pflege der Numismatik in Steyer-
mark die daselbst gefundenen keltischen und consularen Münzen,
der zweite die der römischen und byzantinischen Kaiser. Jener
beschreibt 115 keltische und 50 consularische nebst einigen ägyp-
tisch-ptoleiiiäischen und sicilischen Geprägen; dieser etwa 2300
der römischen und 24 der byzantinischen Kaiser unter Nachwei-
Bung der Fundorte, Angabe der Literatur u. s. w. Manche son-
stige archäologische Beziehungen sind mit eingeflochten, von beson-
derem Interesse Beilagen über keltische Sprachdenkmäler in Orts-,
Stamm- und Personen -Namen im Umfange der Grenzen des Lan-
des. Was aber dem Werke bezüglich seines Hauptzweckes vor
allem Werth verleiht, ist, dal's es nicht mehr nach hergebrachter
Weise die Münzen als blofse Curiositäten aufführt, sie allein nach
ihrem äul'seren Aussehen beschreibt, sondern auch als das be-
handelt, als was sie ursprünglich gegolten, ihren Werth festzu-
stellen sucht. Den keltischen Münzen ist eine Taful mit Abbil-
dungen und eine Karte mit Bezeichnung der Fundstätten, eine sol-
che in ausgedehnterem Mal'sstabe, mit Rücksicht auf die Entdeckung
antiker Denkmäler überhaupt, auch den Kaisermünzen beigefügt.
v. E.
Aufsätze in Zeitschriften.
Das Ausland: Nr, 44 f. Vier esthnische Volksmärchen. (Michael
Weske.)
Börsenblatt f. d. deutschen Buchhandel: Nr. 221. Zur
Geschichte des Leipziger Buchhandels. Culturhistor. Skizze
von Otto Moser. (Leipz. Tagbl.)
lllustr. Familien-Journal: Nr. 45 (779). Zur Geschichte des
Claviers.
Die Gartenlaube; Nr. 44, S. 695. Die Martinsgans.
Deutsche Gemeindezeitung: Nr. 38. Ueber Raths-Ernennun-
gen früherer Zeiten, insbesondere in Olmütz.
Die Grenzboten: Nr. 43, S. 154. Das Museum für vaterländi-
sche Alterthümer in Kiel. (Gust. Freytag.) — Nr. 44. S. 161.
Colin Muset der Jongleur.
Der Katholik: Aug. Die ewige Anbetung im Mittelalter.
Danz. kathol. Kirchenblatt: Nr. 43. Die Kirche zu Baumgart.
(R. Bergau.)
Korrespondent v. u. f. Deutschland: Nr. 563. Das friesi-
sche Zwölfmänner- oder Rathsgericht. — Nr. 564. Die Stadt-
bibliothek in Nürnberg. - Nr. 574. Die Barfül'serkirche zu
Lindau. — Nr. 585. Der Fund zu Hildesheim. (Aus der We-
serzeitung, von Prof. Unger aus Göttingen.)
lllustr. deutsche Monatshefte: Nr. 50 (146), Novbr., S. 137.
Zur Geschichte der Glocken. (Aug. A^ogel.) — S. 144. Der
Dom zu Regensburg. (Hans Weininger.)
Monatsrosen: 1869, Nr. 1, S. 22. Kulturhistorische Wanderbil-
der aus dem Bereiche der Natur und Kunst. I. Frauenchiem-
see. (Dr. H. Holland.)
Notes and Queries: Nr. 42 f. Observations upon early engra-
ving and printing. Part. II. The block books.
Augsb. Postzeitung: Beil. Nr. 71- Das Haus Dietrichstein.
Sonntagsblatt (von Dohm) : Nr. 36. Das Wunderblut u. seine
Rolle in der Religionsgeschichte. (E. Krause.)
K. preufs. Staats-Anzeiger: Beil. Nr. 222 u. 228. Die deut-
sche Volkswirthschaft unter den beiden ersten Königen von
Preufsen. 1. 2. — Die Wartburg. 1. 2. — Bildnisse brandenb.
Kurfürsten in dem herzogl. Museum zu Braunschweig. — Die
antike Rüstkammer des Emdener Rathhauses.
Wochenblatt d. Job. -Orden s-Balley Brandenburg: Nr.
44 ff. Preufsische Skizzen (Deutschorden, Christianisierung, Ge-
bräuche etc.)
Allgem. Zeitung: Beil. 294. 295. Kloster Königsfelden im Aar-
gau u. seine Glasgemälde. (Forts, u. Schlufs.) (Gottfried Kin-
371
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
372
kcl.) — Nr. 305. Tiroler Ruinen. — Nr. 312. Albreclit Dürer's
Haus zu Nürnberg.
Illustr. Zeitung: Nr. 1322. Alte Jungfern, (v. R. D.) - Ein
Porträt Luther's von Lukas Cranach. — Nr. 1324. Kloster Velsra
(Henneberg.)
Köln. Zeitung: Nr. 310, 2. Bl. Der grofse antike Fund bei Hil-
' desheim. {Dr. Otto Benndorf.)
Yerniischte Nacliricliten.
108) Das Aeulsere der eleganten Wallfahrtskirche zu
Strafsengel bei Graz wird einer durchgreifenden Restaura-
tion unterzogen, für welche die von den Schülern des Oberbau-
raths Schmidt in Wien gefertigten Aufnahmen als Grundlage die-
nen. Die Ausführung besorgt Steinmetzenmeister Grein unter Lei-
tung der Architekten Scanzoni und Grath. Eine besonders schwie-
rige Arbeit verursachte der zierlich durchbrochene Steinhelm des
Thurmes, der aus schlechtem Material errichtet und stark verwit-
tert war. Ein grofser Theil des Helmes wurde ganz aus hartem
Muschelkalk erneuert; die Kreuzblume des Thurmes, gegen 8' hoch
und c. 5V'j' im Durchmesser, wurde aus Kalkstein von Nabresina her-
gestellt. Interessant war es, bei näherer Untersuchung der am Fufse
des Thurmhelms stehenden Engelfiguren, wie solche jetzt durch
die Gerüste möglich war, zu finden, dafs vier derselben Blasinstru-
mente trugen, die eine mechanische innere Einrichtung hatten,
um bei Luftzug Töne von sich zu geben. Die Restauration der
Kirche selbst ist vom Chore an bis zum Seitenportal beendet ; über
letzterem wird ein Schutzdach aus Stein aufgeführt. Man hoflt im
Winter die beiden Portale und den Westgiebel restaurieren zu
können, so dafs diese schöne Kirche, die, auf hohem Bergrücken
stehend, schon von weitem dem vorüberreisenden Publikum in die
Augen fällt, bald äufserlich in altem Glänze dastehen wird. Leider
können die späteren Anbauten pn der Nordseite, die gerade von
der Eisenbahn aus sehr störend erscheinen, nicht beseitigt werden.
Strafsengel. U. Greiner.
109) In Köln fand man unlängst beim Abbruche alter Häu-
ser neben der Kunibertskirche, die grofsen Neubauten Platz ma-
chen mul'sten, Ueberreste einer romanischen Kapelle, aus
Tuffstein errichtet. Von Interesse war dabei, dafs sich im Innern
einer späteren Wand der Anfang einer kleinen Abside fand, welche
noch in vollkommener Farbenfrische erhaltene Gemäldeüberreste
zeigte. Zwei Einzelfiguren waren noch vollständig erhalten ; eine
Magdalena mit dem Salbgelafs und darunter ein Johannes der
Täufer. Von einer gröfsern Scone, wahrscheinlich einer Kreuztra-
gung, fanden sich einzelne Köpfe. Die Ausführung der Malerei ist
nicht gerade elegant, in der Weise der romanischen Wandgemälde
der Rheinlande; aber die Zeichnung edel und rein. Der Stil der
Zeichnung steht auf der Grenzscheide des 13. u. 14. Jahrhunderts.
Er schliefst sich noch den allgemeinen Typen der Zeit an ohne die
specifischeu Eigenthümlichkeiten der späteren lokalen Schule. Lei-
der konnten die Ueberreste nicht erhalten werden , sondern wur-
den wenige Tage nach ihrer Entdeckung zerstört ; doch hat Ma-
ler Schüller vollkommen exakte, naturgi'ofse Copien für das ger-
manische Museum angefertigt.
110) Vor einigen Wochen genehmigte die Versammlung der
Stadtverordneten von Köln die Anstellung von Nachgrabun-
gen, welche der Verein von Alterthumsfreunden im Rheinlande
auf dem zwischen der Rampe der festen Rheinbrücke und dem Via-
dukt der Rheinischen Eisenbahngesellschaft liegenden Rasenplatze
ausführen zu lassen beabsichtigte, um die Lage der alten, entlang
der Burgmauer gestandenen römischen Stadtmauer weiter nach
Osten zu verfolgen und festzustellen. Die Nachgrabungen haben
am 10. November begonnen, und die dabei beschäftigten Arbeiter
sind bereits auf alte Mauerreste gestofsen, von welchen vorerst
noch kaum zu sagen ist, ob sie römischen oder mittelalterlichen
Ursprunges sind. (Köln. Ztg. Nr. 315, 2. Bl.)
111) Bei dem Grundbau des Gebäudes der öffentlichen Biblio-
thek des katholischen Gymnasiums an Marzellen — diesen Titel
führt die Bibliothek amtlich — in Köln hat man römische
Alterthümer gefunden. Etwa zwölf Fufs unter der Sohle traf
man auf Spuren von römischen Gräbern ; man fand unter Anderm
Krüge, Aschenurnen und Lämpchen in mancherlei bekannten For-
men, ein Trinkgeschirr mit Thierdarstellungen, einen Krug mit
zum Anfassen bestimmten Eindrücken und ein ganz unversehrt
erhaltenes Fläschchen. Am bedeutendsten ist ein römisch - christ-
licher Grabstein von buntem Marmor, 1' 5" breit, 11" tief, 3" dick,
mit einer Inschrift, von welcher nur der erste Buchstabe in der
ersten und ein Theil desselben in der zweiten Zeile abgebrochen
ist. Sie lautet :
• MAGE T F UCILIO QVAE
VIXIT ANNOS • XV FIDE
LIS IN PAGE RECESSIT
Unter der Inschrift steht das christliche Monogramm. Sie selbst
steht auf vorgezogenen Linien. In den ersten Zeilen sind die Buch-
staben M und A, V und A mit einander verbunden. Das V in der
Zahl XV hat eine eigenthümliche Gestalt. In recessit steht statt
des zweiten E irrig ein C. (Das.)
112) Dem Vernehmen nach ward die k. Regierung, welcher
die Stadt Trier die Aufdeckung und Erhaltung der wichtigsten
ihrer ehemals verschütteten Baudenkmale verdankt, nun auch für
die gänzliche Freilegung der porta nigra Sorge tragen. Es
soll sogar der dazu erforderliche beträchtliche Fond bereits zur
Disjiosition gestellt sein. Die porta nigra, das einzige erhaltene
Römerthor, zeigt sich nämlich noch nicht in seiner ganzen Höhe,
die an den Thurmabtheilungen 94 Fufs S'U Zoll beträgt, sondern
liegt noch 7 Ful's tief unter dem Niveau der Strafse vergraben.
Dieser Theil des kolossalen Baues wird nun wahrscheinlich etwa
in der "Art, wie es bei der Kathedrale und der Laurentiuskirche
geschehen, freigelegt und die Passage durch das Hauptthor, wenn
es nicht für immer geschlossen werden soll , durch eine Ueber-
brückung ermöglicht werden. Auf diese Weise tritt das Römer-
thor erst in seiner ganzen ursprünglichen Grofsartigkcit hervor
und gewährt der Stadt einen erhöhten antiken Reiz.
(Köln. Ztg. Nr. 309, 2. Bl., nach d. Trier. Ztg.)
113) In dem um einige Fufs abgelassenen Streitzigsee bei
Neustettin ist ein bisher durch Rohrwuchs verdecktes grolses Pfah I-
bautenrevier entdockt worden, bei dessen oberflächlicher Unter-
suchung viel Kohle und mehrere alte Mahlsteine gefunden wurden.
(III. Ztg. Nr. 1323, Korr. v. u. f. D. Nr. 564.)
114) In Böhmen haben sich, nach österreichischen Blättern,
nun auch Reste von Pfahlbauten gefunden, und zwar auf der
Höhe des Erzgebirges im Kreiserwalde bei Sonnenberg. Von den
in ziemlicher Tiefe gefundenen Werkzeugen und Geräthschaften
werden erwähnt: Ein Schleifstein, aus einer Platte von hartem
373
Auzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
374
Sandstein bereitet, ein ans dem Zahn eines- Ebers gefertigtes We-
berschiffchen, eine Steinschleuder, Pfriemen zur Bearbeitung von
Lederwaaren, eine Vase, ein Thonkessel, ein Wagen- oder Karren-
rad, eine eichene Kette , ein Angelhaken, eine Dolchspitze, ein kur-
zes zweischneidiges Schwert, eine Nadel aus Bronze. Das Bemer-
kenswertheste sind jedoch vier dabei befindliche Menschenschädel.
(111. Ztg. Nr. 1321.)
115) Etwa 800 Schritte östlich von dem letzten Hause des
Dorfes Pestlin (zwischen Marienwerder und Marienburg), dicht
am Wege nach Zygufs , wurde im Sommer 1867 beim Graben nach
Mauergrund auf ebenem Felde in nur zwei Ful's Tiefe unter der
Oberfläche eine grofse Anzahl (der Angabe nach über fünfzig) heid-
nischer Aschengefälse verschiedener Form gefunden. Die
meisten derselben sind von den Findern zerschlagen worden. Nur
vier Stück, welche Kinder an sich genommen hatten, haben sich
durch Zufall erhalten und sind, in Folge meines eifrigen Nachfor-
schens , wieder zum Vorschein und in meinen Besitz gelangt *).
Nach Angabe der Landleute standen und lagen die Töpfe dicht
bei einander, zum Theil umgekehrt, in dem groben Sande und ha-
ben nichts Bemerkenswerthes enthalten. In diesem Frühjahre be-
suchte ich die Fundstätte, fand aber nur Scherben in grofser An-
zahl. Bei verschiedenen Nachgrabungen gelang es mir, aul'ser un-
endlich vielen Scherben und einigen zerbrochenen, auch einige
wohlerhaltene Gefäfse zu finden. Sie standen meist umgekehrt,
mit dem Boden nach oben und waren durchaus leer.
Es befand sich also an dieser Stelle ein grofses Todtenfeld'
welches die historische Nachricht (Script. Rer. Prussic. I, 60 u.
357; J. Voigt, Gesch., II, 630), dafs Pestlin schon am Anfang des
13. Jahrhunderts ein bedeutender Ort war, in trefflichster Weise
bestätigt.
Die Gefäfse sind von auffallend schöner Form (dieselbe erin-
nert oft an die schönen antiken, griechischen, bemalten Gefäfse),
zum Theil mit einem Henkel und leise angedeutetem Ausgufs ver-
sehen, von dünnen Wänden und hart gebrannt, so dafs sie klingen.
Deckel habe ich nicht gefunden. Der Thon ist von bläulicher
Farbe und stark mit grobem Sand vermischt. Sie zeigen eine
schon sehr ausgebildete Technik (auf der Drehscheibe) und sind
mit den einfachsten Mitteln in sehr verschiedener, stets hübscher
und sinniger Weise am Halse ornamentiert. Fast alle haben am
oberen Theil des Bauches wagrechte Riefelungen. Diese Gefäfse
stehen also ganz im Gegensatz zu den sonst in unserer Provinz
gefundenen Aschengefäfsen, welche meist ganz roh mit der blol'sen
Hand geformt sind, dicke Wände haben und ungebrannt sind. Ge-
stützt auf diese Thatsachen, möchte ich die Pestliner Gefäfse für
viel jünger halten, als die meisten sonst gefundenen, glaube, dafs
sie aus historischer Zeit stammen, da ganz Pomesanien der Form
nach schon christlich war, die alten Preufsen ihre heidnischen Ge-
bräuche aber noch nicht aufgegeben hatten. Ein zwischen den
Gefällen gefundenes Fragment eines eisernen Geräthes scheint
meine Ansicht zu bestätigen.
Pestlin. R. Bergan.
(Aus der Altpreufs. Monatsschr., 6. Heft.)
*) Nunmehr durch die Güte des Veif. dieses Artikels dem german. Mu-
seum überwiesen. Nach Vergleich mit einer Anzahl von Thongefäfsen, die
nicht heidnischen Ursprungs sind, sondern der Periode vom Ei — 15. Jahrhun-
dert angehören, «ind diese Gef.lfse mittelalterlich. Auch dürfte es sich viel-
leicht nicht um ein Todtenfeld, sondern um eine Töpferwerkstätte handeln.
Anm, d. Red.
116) Bei Kötten (Eisenachcr Oberland) wurden bei Anlegung
einer neuen Strafse riesige Skel ette nebst silbernen .Vrmspan-
gen, mit Perlen besetzt, und Messer in eigenthümlicher Form ge-
funden. Nach der Ansicht des Professors Dr. J. Klopfleisch aus
Jena, welcher zum Zweck weiterer Nachforschungen die Stelle be-
suchte, gehören die genannten Objekte dem heidnischen .\lterthum
an. (Frk. Kur. Nr. 317.)
117)*) Auf einemFelde nächst Hildesheim ist, gelegentlich
der Anlage einer Militärschieisstätte, 9 Ful's unter dem Erdboden
eine grofse Anzahl (54 Stück) massiv silberner, theilweise ver-
goldeter Gefäfse aufgefunden worden, die, einen Silberwerth
von wenigstens 3000 Thlrn. repräsentierend, dem Alterthum ent-
stammen und zu einem Talelservice gehörten. Gefunden wurden:
Ueberreste eines gegossenen Dreifufses (3 Fül'se mit Thierklauen,
3 Aufsätze in Form kleiner Hermen des bärtigen Bacchus , ver-
schiedene Theile der Verbindungsstäbe mit noch beweglichen Schar-
nieren); ein '/i Meter hoher, glockenförmiger Krater, ganz umzo-
gen von den reizendsten Ornamenten, in welchen allerband Figu-
ren, namentlich Eroten, angebracht sind ; 4 Schalen mit Inschrif-
ten, im Innern mit aufgelötheten Hochreliefs (Minerva, Büste einer
Kybele, eines Dens Lunus, des Herakles als Knabe, Schlangen wür-
gend) ; einfache Schale ; zwei Becher mit Ornamenten und Inschrif-
ten ; beweglicher Henkel einer Vase ; 5 flache Tafelaufsätze mit
Inschriften und je 4 Füfsen, an den Langseiten Dithyosen (?), an
den Schmalseiten tauchende Enten; drei Tiegel mit ornamentier-
tem Griff und Inschriften; verschiedene Schalen, je über 1 Pfund
schwer; drei glockenförmige Becher mit Händen imd FüCsen, die
äufsere Fläche überfüllt mit bacchischen Symbolen und Masken
von Panen, Titanen, alten und jungen Satyren männlichen und
weiblichen Geschlechts, Hermen etc.; zwei hohe Vasen von koni-
scher Form, umzogen von Kreisen mit Thierfiguren ; ein Salzgefäfs;
ein Eimer ohne Henkel und ohne Verzierung ; Fragmente anderer
Gefäfse. Die Reliefs sind durchweg von getriebener Arbeit, Orna-
mente und Darstellungen der Reliefs ausnahmslos der antiken
Kunst und Mythologie angehörig ; die lateinischen Inschriften wei-
sen auf Gebrauch in römischer Zeit, die in der Silbertechnik und
dem Styl der Ornamente und Figuren sich aussprechende hohe
Kunst auf griechische Künstler, etwa der augusteischen Zeit, hin.
(Frk. Kur. Nr. 316, nach der Köln. Ztg.)
118) Im Zalarer Comitat (Ungarn), nicht weit von Also-
Lendva, stiefs man beim Ackern auf eine Urne, welche in ihrem
Innern an 1000 Stück Silber- und Ku J3 fermünzen, goldene
und silberne Ringe, Armbänder und Halsketten barg. Eine der
Silbermünzen, welche Prof. Wagner in Ofen erhielt, trägt vorn die
Inschrift: „Imp. Cae. C. Vib. Volusiano Augg." und dieRückseite
zeigt die Worte : „Pietas Augg.", sowie die Abbildung einer auf
dem Altar opfernden Vestalin. Cajus Vibius Volusianus war der
Sohn des Vibius Trebonianus Gallus und dessen Mitregent seit 252
n. Chr. , daher die Inschrift der Kehrseite „Pietas Augustorum",
da derselbe sammt seinem Vater 253 von seinen eigenen rebelli-
schen Prätorianern umgebracht wurde. (III. Ztg. Nr. 1320.)
119) Wie bereits mitgetheilt (auch in der vor. Nr. dies. Bl.),
wurde in dem Walde der württemb. Gemeinde Lustnau vor Kur-
zem unter einer Eiche ein Topf aufgefunden, welcher Silber-
*) Ausführlicheres über den nachstehenden Fund bringen, wie oben («Anf-
sätze in Zeitsclir") bereits mitgetheilt, die Köln. Ztg. (Nr. 310, 2. Bl.) und
die Weserzeitung (vgl. Korr. v. u. f. D. Nr. 585).
375
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
376
münzen enthielt. Es waren dies über 6000 Stück kleine, schüs-
seiförmige, bloä auf einer Seite geprägte Münzen in der Gröfse
eines Groschens, einige, dopjielt geprägt, in der Grölse eines Sech-
sers, und einige, circa 200, gleichfalls mit doppeltem Gepräge, ka-
men einem frühern Zwölfkreuzerstnck gleich. Die Münzen schei-
nen aus dem 14. und 15. Jahrh. zu stammen und kursierten in
der Gegend von Tübingen , indem eine gröl'sere Anzahl derselben
der gräflich Hohenberg'schen Münzstätte zu Rottenburg am Neckar
entsprungen sind und den Namen des Erzherzogs Leopold Graf
von Tirol tragen, vrelcher 1396 mit Württemberg, Augsburg, Oet-
tingen , Ulm , Efslingen , Gmünd einen Münzvertrag schlofs. Der
Topf, in welchem sich die Münzen befanden, ist ein Essighafen,
welcher unten zwei Henkel und ein Zapfenloch hat. Der grölsere
Theil der Münzen wurde an das k. Münzkabinet in Stuttgart ge-
sendet. (Korr. V. u. f. D. Nr. 540, nach d. Schw. M.)
120) In Lüttich will man ein Gemälde von Teniers auf-
gefunden haben. Ein Speisewirth hat das Bild, welches ganz mit
Schimmel bedeckt war, in einer Auction erstanden. Es stellt den
heiligen Antonius dar, wie er vom Teufel versucht wird. Dem
Besitzer sind bereits hohe Preise von Kunstfreunden geboten wor-
den. (Monatsrosen 1869, Nr. 1.)
121) In Nr. 2 des diesjährigen Anzeigers habe ich nähere
Nachricht von der höchst bedeutenden Sammlung mittelalterlicher
Paramente in der Marienkirche zu Danzig gegeben. Jetzt kann
ich die erfreuliche Nachricht hinzufügen, dals dieselbe binnen Kur-
zem auch weiteren Kreisen zugänglich gemacht werden soll, indem
zu Ostern k. J. im Verlage von Kafemann in Danzig ein grolses
Werk erscheiuen wird, welches photographische Abbildungen aller
interessanten Stücke nebst einem beschreibenden Text von Hinz
enthalten wird. R. Bergau.
122) Seit dem 7. Oktober erscheint in Berlin eine neue
Wochenschrift für Kunst unter dem Titel: „Blätter für bil-
dende Kunst", Organ des Preulsischen Kunstvereius , herausgege-
ben unter Mitwirkung namhafter Fachmänner von C. Schönau.
Wenn sich das Blatt auch als „Organ des Preulsischen Kunstver-
eins" ankündigt, so will es doch auch die allgemeinen Kunstin-
teressen in ausgedehntestem Mafse vertreten. Es bringt grölsere
abhandelnde Artikel, Mittheilungen aus dem Berliner Kunstleben,
auswärtige Original -Correspondenzen, Kritiken neuer Werke, eine
Rundschau auf dem Gebiete der Kunstliteratur, Biographieen und
Charakteristiken hervorragender Künstler etc. Die Redaktion hat
im Programm den Grundsatz aufgestellt, eine durchaus unparteii-
sche Kritik üben zu wollen. Für Künstler und für die Mitglieder
des Preulsischen Kunstvereins hat der Herausgeber den Abonne-
mentspreis auf 1 Thlr. pro Quartal bei directer Bestellung in der
Redaktion in Berlin, Dorotheenstrafse 31, ermäl'sigt. Für andere
Abonnenten im In- und Auslande beträgt das Abonnement 1 Thlr.
10 Sgr. vierteljährlich.
123) An der Mauerseite, wo in Regensburg ehedem der
Hallerthurm stand, ist eine Gedenktafel angebracht worden,
welche die Inschrift trägt ; „Hier wurde der Hallerthurm, im Jahre
1542 vom Bauherrn Haller mit einer Uhr versehen , früher das
Ostenthor (Porta orientalis), zur Erweiterung der Durchfahrt im
März 1868 abgebrochen. Vor diesem Thore fiel bei einem Aus-
fall gegen Kaiser Otto's Heer der tapfere Pfalzgraf Arnulf, von
Pfeilen durchbohrt, im Jahre 954." (Augsb. Postztg. Nr. 256.)
Es sind in den letzten Jahren wiederholt in der „Allge-
meinen Zeitung" und anderen Blättern, so jüngst in Nr. 273
der Spener'schen Zeitung in Berlin, Artikel, mit „A." unterzeich-
net, über das germanische Museum erschienen, die zwar mitunter
das unter meiner Leitung Erreichte sehr anerkennend hervorheben,
dabei aber wieder Ansichten aufstellen, die ich so wenig theile,
dafs ich mich verpflichtet fühle, öfi"entlich zu constatieren, dals ich
nicht nur in gar keiner Beziehung zu diesen Artikeln stehe, son-
dern auch lebhaft bedauere, dieselben nicht verhindern zu können,
indem ich wohl fühle, dals sie durch Hervorhebung von Dingen,
die längst von competenter Seite entschiedene Verurtheilung er-
fahren haben, dem Rufe des Institutes schaden müfsten, wenn sie
als vnn der Vorstandschaft desselben ausgehend angesehen würden.
Nürnberg, den 25. November 1868.
Der I. Vorstand des germanischen Museums.
A. Essenwein.
Berichtigung. In der vorigen Nummer des Anzeigers ist auf
Sp. 30!), Zeile 13 v. o. „Männern" statt Mannen, und ebendas.
Zeile 19 „wittenbergischen" statt „wirttenbergischeu" zu
lesen.
M i 1 1 li e i 1 u II g e n.
niüller's neuestes Kiinstlerlexlkon.
Leben und Werke der Künstler aller Zeiten und Völker, der
berühmtesten Baumeister, Bildhauer, Maler, Kupferstecher, Form-
schneider, Lithographen etc., von den frühesten Kunstepochen bis
zur Gegenwart. 3 Bände. 137 Bogen, broch. (Ladenpreis 26 fl.
oder 15 Thlr. 18 Sgr.)
Herabgesetzter Preis 10 fl. oder 6 Thlr.
Verlag von Ebner & Seubert m Stuttgart, zu beziehen durch
alle Buchhandlungen.
Bitte.
Kennt einer der verehrl. Leser des Anzeigers ein Exemjjlar von
„Geistliche Lieder auffs new gebessert zu Wittemberg,
D. M. Luther. MDXXIX" kl. 8*).
so bitte ich dringend um gefällige Jlittheilung darüber.
Nürnberg. Dr. Frommann.
*} Vgl. Wackernagcl, Bibliojjraijhie zur Geschichte des deutschen Kir-
chenliedes im 16 Jahrh., S. 280. Gödcke, GrundiilS zur deutschen Dichtung,
I. Bnd. löSf.
Verantwortliche Redaction: A. Essenwein. Di-. G. K. Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch- artistisch vn .\nstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Schald seile Buchdruckerei in NUrnbertj:.
Nürnber^f. Das Abonnement des Blat-
tes, welches alle Monate erscheint, wird
ganzjährig angenommen und betrügt nach
denieuosteu l'ostconvention bei allen Post-
ämtern und Buchhandlungen JJcuCschlayids
incl. Oesterreichs 3fl. SG kr. im 24 fl.-Ful's
oder 2 Tlilr. preufs.
Für Frankreich abonniert mau in
Strafaburg bei C. P. Schmidt, in Paris bei
der deutschen Buchhandlung von F.Klinck-
aieck , Nr. 11 rue de Lille, oder bei dem
AWZeidEK
m KiiiDt m
Neue Folge.
PoBtamt in Karlsruhe ; für England bei
Williams A Norgate, 14 Henrietta- Street
Covent - Garden in London ; für Nord'
Amerika bei den Postiimtem Bremen und
Humburg.
Alle für das gorinan. Museum be-
stimmten Sendungen auf dem Wege dee
Buchhandels werden durch den Commis-
aioniir der literar. -artist. Anstalt des Mu-
setuna, F. A. Brockbaua in Leipzig, be-
fördert.
,1^^l
1^'
1V\\
Fünfzeliater Jalirgang.
ORGAN DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
1868.
JM 12.
December.
Wissenschaftliche Mittheiluiiiiien.
Noch ein Wort über den deutschen kaiserlichen
Doppeladler.
„Adliuc sub judice lis est."
Im elften Bande des Anzeigers für Kunde der deutschen
Vorzeit von 1864 (Nr. 1—4) habe ich mir erlaubt, einen klei-
nen „Beitrag zur Geschichte des heraldischen Doppeladlers"
mitzutheilcn , zu welchem Dr. A. Erbstein einen werthvollen
„numismatischen Beitrag" (in Nr. 5 u. 6 dess. Jahrg.) geliefert
hat. Vgl. auch die Nachträge im Jhg. 186.5, Sp. 236 u. 420 ff.
Die Akten über diesen interessanten Gegenstand sind zwar
noch nicht geschlossen ; allein es hat leider den Anschein, dafs
der für uns weitaus wichtigste Theil der Frage: wann und
warum der (morgendländische?) Doppeladler den (abendländi-
schen?) einfachen Adler im Wappen der deutschen Kaiser
verdrängt hat, mit voller Sicherheit nicht mehr wird be-
antwortet werden können.
Meine früher bestimmt ausgesprochene Ansicht, dafs erst
Kaiser Sigismund den Doppeladler als kaiserliches Wappen an-
genommen habe, glaube ich aber jetzt theilweise berichtigen zu
müssen.
Nachdem meine Zweifel über die Richtigkeit der Zuthei-
lung der beiden Denare K. Otto's IV. und K. Conrad's IV. durch
den erwähnten „numismatischen Beitrag" gehoben worden sind,
und nachdem mein gelehrter Freund Lisch mir die unter Nr. 1
abgebildete Zeichnung der Fahne Karl's des Grofsen *) aus der
*) Die Adler auf den übrigen kaiserlichen und königlichen
Bannern in diesem Manuscripte sind alle einfach.
meklenburgischen Reimchronik Ernst's von Kirchberg, vom Jahre
1378, mitgetheilt hat *), glaube ich annehmen zu dürfen, dafs der
Nr. 1. Doppeladler doch schon seit dem Ende des
12. Jahrh. — also seit seinem Erscheinen in
der deutschen Heraldik überhaupt — als
kaiserliches Wappen, wenn auch anfäng-
lich und bis zu Sigismund nicht vom Kai-
ser selbst, und nicht ausschliefslich, also
mit dem einfachen abwechselnd**), ge-
führt und abgebildet worden ist.
Zu den bereits erwähnten Beispielen
des Vorkommens des Doppeladlers als
kaiserlichen Wappens aus der Zeit zwi-
schen 1197 und 1378 kommt noch die
bekannte Goldmünze K. Ludwig's des Bay-
ern***) (1314—1347).
Die Behauptung L. v. Ledebur's, dafs K. Ludwig schon
1323 den Doppeladler im Siegel geführt habe, beruht auf einem,
*) Auffallend sind auch die beiden Doppeladler an'der Schatz-
kammer-Mutter-Gottes in Mariazeil aus dem 14. Jahrh. nach der
von A. Essenwein im Anzeiger 1867, Nr. 9, Sp. 301 u. 302, mit-
getheilten Abbildung.
**) Als Reichs Wappen, im Gegensatz zu dem mehr persön-
lichen des Kaisers (?).
***) Nach Erbstein soll zwar der Doppeladler auf dieser Münze
„sein Ercheinen lediglich demselben Umstände, dem das Vorkommen
der französischen Lilie in derselben Stelle auf einer ganz gleichen
Goldmünze König Johann's von Böhmen, des Lützelburger's (1311 —
379
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
380
Irrthnm. Der Kaiser führte nämlich auf seinem, gewöhnlich
als Rücksiegel gebrauchten, kleineren Siegel, wie hier unter
Nr. 2 abgebildet, einen rückwärtsehenden, sog. „wiedersehen-
den" Adler in natürlicher Stellung, mit der schönen, echt könig-
lichen Devise *).
Nr. 3.
Die Bemerkung in der Urkunde von 1323: „Geben zu
Babenberg . . . under dem wiedersehenden Adler besiegelt",
hat wol meinen gelehrten Freund zu der Annahme verleitet,
Ludwig habe auf diesem Siegel den Doppeladler geführt**).
1346), zuzuschreiben ist'', verdanken. „Während hier der Stem-
pelschneider ein Goldstück des Königs Philipp VI. von Frankreich
nachahmte, diente dort dem Künstler die flanderische Münze zum
Vorbilde." („Der Doppeladler auf den flanderischen Münzen, wo
er schon im 13. Jahrh. erscheint, soll der von Allost sein.")
Dr. Erbstein schreibt mir ferner : „dal's man im Mittelalter bei
dem, tbeilweise aus Verkehrsrüoksiohten gebotenen Nachahmen frem-
der, besonders cursfäliiger Münzen, darauf .sah, dals eine möglichst
vollkommene Uebereinstimmung in den Bildern herrsche. Die Um-
schriften waren ja den Meisten unverständlich ; man hielt sich an
das Bild, und so findet man oft bei Münzen bis in die kleinsten
Nebentheile des Bildes wahrhaft peinlich ausgeführte Copieen, die
im Zusammenhange mit den veränderten Umschriften zum Theil
grofse Widersprüche ergeben. Ein Beispiel solcher weitgetriebe-
nen Nachahmungen führte ich unter Nr. 9 an." {S. Anzeiger 1864,
Nr. 5, Sp. 169 u. 170).
„Im Mittelalter wurden übrigens meist immer gleich mehrere
Stempel verfertigt, mit denen man gleichzeitig ausprägte, bei star-
ker Ausmünzung sogar viele. Es kann daher nicht auffallen, wenn
von der bewulsten Goldmünze eine ganze Reihe von Stempeln exi-
stieren, die bei genauer Vergleichung ein wenig von einander ab-
weichen." (Im Anzeiger 1854, Nr. 11, Sp. 274—7.5, sind zehn sol-
cher versihiedenen Stempel aufgeführt.)
Ueber den Werth der Ansicht Wideburg's, dals in Folge des
Frankfurter Reichstages von 1338 diese Schaumünze mit dem Dop-
peladler geprägt worden sei, zu entscheiden, mufs ich den Herren
Numismatikem überlassen.
*) Gleichartige Rücksiegel führten K. Heinrich VII. , K. Gün-
ther von Schwarzburg und K. Karl IV. ; auf letzterem steht der
Adler nach rechts und sieht nach links zurück.
**) S. Freih. L. v. Ledebur, Archiv f. deutsche Adelsgesch. I,
S. 258 u. 259.
Eömer-Büchner hat das Wort „wiedersehend" auch raifs-
verstanden und über dessen Bedeutung zwei viel zu gesuchte
Hypothesen aufgestellt *).
Auf dem grofsen Siegel III. A. 2. b K. Ludwig's sehen
wir auf der Spitze des Scepters einen (heraldischen, einfachen)
Adler und zu beideu Seiten des Thrones (?) zwei wiedersehende
Adler, auf den beiden, unter den Füfsen des Kaisers liegenden
Löwen stehend. Letztere beiden Adler, ebenso wie die Löwen,
sind aber hier keine (heraldischen) Wappenbilder, sondern
nur (symbolische, auch auf das Wappen sich beziehende) Sie-
gelbilder **). Das zeigt schon der gauze Typus dieser Thiere.
Einer ganz ähnlichen, wahrscheinlich diesem Siegel nachge-
bildeten Zusammenstellung begegnen wir, beinahe gleichzeitig,
auf dem Siegel König Johann's von Frankreich v. J. 1352
(abgebild. im nouv. traite de diplom. V, Taf C, Fig. 79). Auf
diesem Siegel haben die Adler nur eine rein decorative Be-
deutung, ohne alle Beziehung zu dem Wappen, welches auf
dem Hauptsiegel nur durch die Lilie auf der Spitze des Scep-
ters vertreten, dagegen auf dem Rücksiegel (IV. A. 2.) ent-
halten ist.
Ueber vermeintliche Kaisersiegel mit dem Doppeladler vor
Sigismund schreibt Römer-Büchner a. a. 0., S. 41: „Zwar gibt
Gudenus in praefat. Sylloges Disp. pag. 20 Nachricht von einem
zweiköpfigen Adler im kaiserlichen Contresiegel Karl's IV. ; da
uns jedoch kein ähnliches Siegel vorgekommen ist, so wird sich
diese Angabe auf ein falsches Siegel oder falsche Abzeichnun-
gen gründen, wie wir z. B. bei v. Birken, Fuggerischer Ehren-
spiegel des Erzhauses Oesterreicb, S. 170, 178, 185 u. 350, die
falschen Siegel mit dem zweiköpfigen Adler von Friedrich I.
von 1166, Heinrich (VII) von 1228, Friedrich II. von 1245
und Karl IV. von 1368 finden."
Was K. Karl IV. betrifft, so gilt von den beiden als
Schildhaltern verwendeten Adlern auf seinem grofsen Siegel III.
B. 2. b. dasselbe, was ich oben von den beiden Adlern auf
dem Siegel III. A. 2. b. K. Ludwig's des Bayern gesagt habe.
*) Römer-Büchner : Der deutsche Adler nach Siegeln, S. 39.
*') Solchen (nicht heraldischen) Siegelbildern begegnen wir
im Mittelalter nicht selten. So z. B. dem Adler (Nr. 3) auf den
Nr. 8. Nr. i.
beiden Siegeln U. B. der Gräfin Adelhaid (Adilhild) von Zul-
leni, von 1262, und derEuphemia von HohenloheBrauneck (Nr. 4)
V. 1326 (Nr. 14 u. 15 meiner mittelalt. Frauensiegel); ersterer
spielt auf den Taufnamen der Sieglerin an. und letzterer ist das
bekannte Symbol des Evangelisten Johannes.
381
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
382
Seit Kaiser Sigismund blieb aber der Doppeladler das ste-
reotype Wnppeii unserer Kaiser, während die deutschen Kö-
nige den einfachen fortführten.
Bemerkenswerth für die vorliegende Frage bleibt immer-
hin, wie ich schon früher erwähnt, der Umstand, dafs Sigis-
mund, der schon als Reichsverweser 1402 den Doppeladler auf
seinem Siegel IV. A. 1 geführt hatte *) , als römischer König
und Erbe von Böhmen („romanorum rex et bohemie heres",
wie die Legende lautet) i. J. 1411 den einfachen Adler
im Siegel fülu'te, dagegen i. J. 1419 als römischer König und
König von Böhmen („romanorum ac bohemie rex") wieder den
Doppeladler annahm, den er auch als Kaiser beibehielt.
Nach den gewöhnlichen Regeln der damals sehr ausgebildeten
und angesehenen Heroldskunst erscheint dieser Wechsel als ein
auffallender Widerspruch, indem der Doppeladler unter den an-
geführten Verhältnissen das eine Mal als eine sog. Minderung, das
andere als eine sog. Mehrung des Wappens zu blasonieren wäre.
So, wie ich die Frage jetzt ansehe, erscheint mir der Dop-
peladler auf dem Rücksiegel König Wenzel's von 1376, auf
den Siegeln der Herzoge Wilhelm und Albrecht I. von Bayern,
der Söhne K. Ludwig's d. Bayern, der Herzogin Katharina von
Oesterreich, der Tochter K. Karl IV., der Stiefschwester K.
Wenzel's, ebenso als der kaiserliche, wie auf dem Siegel
der Juden von Augsburg (als kaiserliche und Reichs-Kammer-
knechte) von 1298, auf dem Landfriedensiegel vom Jahr 1335,
auf den Stadtsiegeln von Breslau aus dem 13. (?) Jahrb., von
Friedberg 1334, von Lübeck 1369, von Antwerpen 1370, von
den Seestädten 1368, auf dem der Stadt Solothurn von 1394
(und zwar auf diesem gekrönt; wol das älteste Beispiel
eines gekrönten Doppeladlers); ferner auf den flandrischen
Goldmünzen im 13. Jahrb. und denen der Kurfürsten von
Trier im 14. Jahrb., am Galgenthor und am Eschenheimer
Thurm in Frankfurt a. M. von 1343 — 48. Ja, selbst auf al-
len Siegeln, deren Inhaber in einem höheren oder niederen
ministerialen Verhältnisse zum deutschen Reiche, resp. seinem
Oberhaupte, gestanden, dürfte diese Auffassung von der Be-
deutung des Doppeladlers — ob ganz oder theilweise ange-
bracht — die richtige sein. Das würde u. a. von dem unter
Fig. XIV meines Beitrags zur Gesch. d. heraldischen Doppel-
adlers abgebildeten Siegel der kaiserl. Burggrafen von Henne-
berg und dem unter Fig. VI mit dem Wappen der Burgman-
nen von Gelnhausen der Fall sein.
Während in den beiden Originalhandschriften der Richen-
thal'schen Chronik, der Aulendorfer wie der Constanzer, und
in der Ausgabe von Anton Sorg vom J. 1483 der einfache
Adler mit „römisch reich" und der Doppeladler mit „Keyser-
tum" bezeichnet und in dem Reichsbanner der einfache Ad-
ler abgebildet ist, sehen wir bereits auf Blatt 53 der kost-
baren Bilderhandschrift aus dem Ende des 15. .Jahrb. in der
fürstlich Waldburg -Wolfegg'schen Bibliothek, sowohl auf dem
grofsen kaiserliclien Banner als wie auf den Fähnlein und Dä-
chern der Zelte, überall nur den Doppcladler.
Nr. 5.
*) Abgebildet bei Römer-Büchner a. a. 0., Taf. II, Fig. 2.
383
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
384
Bei diesem .Stande der Sache war es von grofsem Inte-
resse für mich, als ich auf den unter Nr. 5 abgebildeten Grab-
stein K. Rudolfs von Habsburg im Dome zu Speyer*) auf-
merksam gemacht wurde und einen Abgufs des Brustschildcs
mit dem Doppeladler erhielt.
Durch dieses Denkmal schien der bisher fehlende histo-
rische Zusammenhang zwischen dem ersten Erscheinen dieses
kaiserlichen Wappeubildes zu Anfang des 13. Jahrh. **) und
den Siegeln K. Sigismund's hergestellt und dessen Vorkommen
auf der erwähnten Goldmünze K. Ludwig des Bayern erklärt
zu sein.
Je wichtiger aber dieses Denkmal für die Entscheidung
der vorliegenden Frage war, um so genauer mufste untersucht
werden, ob wir es wirklich hier mit einer gleichzeitigen
Arbeit zu thun haben.
Dagegen, d. h. für eine spätere Ausführung des Mo-
numentes, sprachen :
I. Der Stil des Ganzen und die sehr individuelle Auffas-
sung der Figur, die nach Essenwein nicht mehr auf das 13.
Jahrhundert hinzudeuten scheinen und nach v. Eye eher der
Zeit Karl's IV. entsprechen ;
II. der Umstand, dafs der Grabstein des Kaisers von
Marmor gewesen sein soll, der vorliegende aber von Sandstein
ist, und nicht im Dome, sondern in der Euine des Johanniter-
hüfes im Schutte gefunden wurde; und
ni. der Doppeladler an und für sich***) und seine für
die damalige Zeit ungewöhnliche Formf).
Für die Gleichzeitigkeit des Denkmals sprachen jedoch:
I. Die Angabe Ottokar's von Ilorneclc in seiner Keimchro-
nik, dafs der Steinmetz die Figur Rudolfs genau nach dem
*) Der Abgufs des Grabsteins im gerraanisclien Museum ist
Geschenk Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph I. von Oesterreich.
**) Die Doppeladler an der Bamberger tunica iniperialis K.
Heinrich's 11. (1002—24), abgebildet bei F. Bock, Gesch. d. liturg.
Gewänder d. Mittelalt. ü, Lief II u. III, S. 281 u. 282 — selbst
die richtige Zutheilung dieses Gewebes vorausgesetzt, — gehc3reu
wol ebenso in die Ornamentik, wie der Doppeladler auf der Cas-
sette König Ludwig's des Heiligen von Frankreich; (E. Ganneron,
„la cassette de Saint Louis etc." 1855, PI. IV, Sig. IV).
***) Rudolf ist, soviel bis jetzt bekannt, der erste deutsche
König, der ein Wappen sieget führte; auf seinem Secretsiegel
IV. A. 1 von 1277 ist aber der einfache Adler zu sehen.
t) Auf dem Grabmale der 1281 verstorbenen K. Anna im Mün-
ster zu Basel befindet sich ein einfacher Adler in der gewöhn-
lich heraldischen Form jener Zeit (v. Ilefner - Alteneck , a. a. 0.,
I. Taf. 67). Nach Jacob Burckhardt soll das jetzige Monument
aber erst nach dem Erdbeben v. J. 1356, welches den Chor des
Münsters zerstörte, verfertigt worden sein (s. die Beschreibung
der Münsterkirche in Basel, 1842, S. 18). Dafür spricht die Form
der Dreieckschilde. Auch v. Ilefner-Alteneck bezweifelt die Gleich-
zeitigkeit desselben. Da jedoch anzunehmen ist, dafs K. Rudolf
seiner Gemahlin noch selbst ein Denkmal setzen liefs, so möchte
das jetzige eine Copie des ursprünglichen sein.
Leben gearbeitet habe, und als derselbe eine Falte im Gesiebt
mehr bekommen, ihm eigens nachgereist sei, um ihn noch-
mals genau zu betrachten und auf seinem Bilde auch diese Falte
nachzutragen ; wie denn auch der Ausdruck des Gesichtes wirk-
lich Porträt zu sein scheint.
II. So sehr die oben (unter III) angeführten heraldischen
Bedenken auch zu beachten sind, für unbedingt entschei-
dend möchte ich sie doch nicht erklären.
Der vorliegende Fall ist einer von den vielen auf dem
weiten, aber theilweise noch immer sehr dunkeln Gebiete, der
Alterthumsforsehung, der sich eben so leicht zum Beweise für
als gegen eine aufgestellte Behauptung gebrauchen läfst.
Man kann nämlich mit eben so viel Wahrscheinlichkeit
behaupten, der Doppeladler auf der Pektoralschliefse des Grab-
steines K. Rudolfs beweise, dafs derselbe erst lange nach sei-
nem Tode verfertigt worden sei, als man behaupten kann, dafs
dieses Grabmal den Beweis liefere, dafs schon Rudolf von
Habsburg den Doppeladler als kaiserliches Wappe n ge-
führt habe.
Bewiesen ist aber damit das Eine eben so wenig wie
das Andere.
Ich bin kein Freund solcher apodiktischer Behauptungen
und begnüge mich gerne damit, die Frage nach ihren beiden
Seiten angeregt und zu ihrer endlichen (?) Lösung das Mei-
nige beigetragen zu haben ; et je ne crois meme en savoir
moins pour cela.
Wenn auch allerdings im Mittelalter, namentlich vor der
zweiten Hälfte des 15. Jahrb., die heraldischen Typen in den
einzelnen Perioden (etwa von 50 zu 50 Jahren) so ziemlich
ausgeprägt und constant waren, so kommt doch auch sehr viel
darauf an, ob eine Wappenfigur auf Münzen, Siegeln oder auf
Denkmälern dargestellt wurde und welchem Lande der ausfüh- -
rende Künstler angehörte. Bei auffallenden Formverschieden-
heiten und Abweichungen von der gewöhnlichen, landläufigen
Regel sind beide Momente wohl zu beachten und ohne ur-
kundlichen Beweis, der selbst durch Siegel nicht immer geführt
werden kann, ist es nach meinem unmafsgeblichen Ermessen
meist mifslich und gewagt, im einzelnen Falle darüi)er unbe-
dingt abzuurtheilen und Hypothesen aufzustellen, die so wenig
Wahrscheinlichkeit für sich haben.
Was aber am meisten dafür spricht, dafs der Speyercr
Grabstein nicht der ursprüngliche, und somit der auf demsel-
ben befindliche Doppeladler für die vorliegende Frage ganz ohne
Werth ist, das ist eine Vergleichung desselben, resj). unseres
obigen Holzschnittes, mit einem Bilde in der berühmten Ara-
braser Sammlung, wovon wir eine Abbildung des entsprechen-
den Thciles des Originals unter Nr. 6 mittheilen.
Freiherr E. v. Sacken schreibt darüber an Essenwein bei
Uebersendnng einer Photographie dieses Bildes: ,,Was den
Grabstein Rudolfs von Habsburg anbelangt, so weifs ich nur
aus schriftlichen Nachrichten, — ich selbst war nicht in Speyer
— dafs derselbe durch die Franzosen 1689 und 17i»,3 bis zur
38i:
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
386
Uiikenntlichkoit zerstört wurde. Schmidt sagt mir, es sei noch
gegenwärtig der alte Grabstein dort, der aber selir bedeutend
restauriert ist. üb Ilir Gypsabgufs von diesem restaurierten
oder einem darnach gefertigten neuen Steine sei, kann ich nicht
bestimmen.
Nr. ii.
Die in Wasserfarben gemalte, aber auch schon etwas ver-
blafste Copie in der Ambrascr Sammlung, von der ich eine Pho-
tographie beilege, ist jedenfalls unter K. Maximilian I. nach dem
noch intacten Steine gefertigt *). Das Bild ist 6 Fufs grofs und
sehr gut, wahrscheinlich von dem Tiroler Kaspar Rosenthaler,
der auch den grofsen habsburgischcn Stammbaum in der Ambra-
ser Sammlung malte. Die Inschrift stimmt genau mit Ihrem
Holzschnitte tiberein, ebenso die Figur im allgemeinen, nicht so
Kopf und Hände, die an dem Originale des Holzschnittes ohne
Zweifel restauriert sind ; auch Krone und Scepter sind anders
geform.t, und die Linke hält nicht den Reichsapfel, sondern die
Büchse mit dem bei der Krönung gebrauchten Salböle. Auf dem
Originale des Holzschnittes ist wol auch der Doppeladler auf
dem Brustschilde eine neuere Restauration; denn auf unse-
rem Bilde ist deutlich der einköpfige schwarze Adler zu sehen."
Mantelschliefsen mit Wappen finden sich häufig auf unse-
ren ältesten Grabmälern, z. B. auf den Grabsteinen Graf Otto's
von Rotenlaubcn, f 1244, und seiner Geniablin Beatrix, y 12.00,
in der Kirche von Frauenrode (abgebildet bei Heiner -Alten-
eck, Tracliten etc., I. Taf. 59 u. 60); auf mehreren Erbach'-
schen und auf dem Grabmal Graf Ulrich's von Württemberg
und seiner Gemahlin Agnes, einer gebornen Herzogin von Licg-
nitz, beide f 1265.
„Ulrich's irdische Reste" — schreibt mein gelehrter Freund
von Stalin (in s. wirtemb. Gesch. II, 484 u. 485) — „wurden
zuerst in Beutelsbach beigesetzt, im J. 1321 nach Stuttgart ge-
bracht ; in der dortigen Stiftskirche befindet sich sein steiner-
nes Grabdenkmal, welches den Grafen mit seiner Gemahlin
Agnes in ganzen Figuren darstellt und nicht sehr lange nach
deren Tode, vielleicht für die neue Beisetzung der Gebeine in
Stuttgart, gefertigt wurde."
Da die Abbildung bei Sattler, Topogr. Gesch. 40, S. 34,
ganz unrichtig ist, so theile ich hier unter Nr. 7 (in 'li Gröfse
des Originals) eine genaue Zeichnung der Mantelscbliefse der
Gräfin mit, auf welcher sich ihr Alliancewappen in eigenthüm-
lichcr Zusammenstellung befindet *).
Nr. 7.
Zum Schlüsse muls ich mir aber doch noch erlauben,
meine bescheidenen Bedenken gegen einige in dem erwähnten
„numismatischen Beitrage" aufgestellten Behauptungen auszu-
sprechen.
Das sehr frühe Vorkommen des Doppeladlers auf Geweben
und als reines Ornament ist bekannt. Allein den heraldischen
und ganz besonders den deutschen, kaiserlichen Doppeladler
kann ich durchaus nicht für „ein Kind des Webstuhls" halteu.
Mag der Ursprung und die Bedeutung des Doppeladlers
*) Gewils nach dem Steine, von dem Ottokar von Horneck be-
richtet; denn dem Charakter der Figur, dem Kostüme und der
Form der Buchstaben nach gehört das Original des Bildes dem
Ende des 13. Jahrhunderts an.
*) Zum Behufe dieser Abbildung Hefs ich, um ganz sicher
zu gehen, einen Gypsabgufs des Originals fertigen. Auf dem-
selben befand sich nun, zu meinem Erstaunen, auf der Brust
des Adlers eine kleine , erhabene Figur in der Form eines Her-
melinschwänzchens oder ausgezackten Blattes oder dergleichen,
welches heraldische Curiosum mich veranlafste, den Abgufs mit
dem Original noch selbst ganz genau zu vergleichen. Und siehe
da, auf dem Original war keine Spur davon zu finden ! Es mufs
daher wol in die noch weiche Form sich zufälliger AVeise irgend
ein Gegenstand eingedrückt und diesen Fehler im Abgüsse veran-
lafst haben. Also selbst auf Abgüsse kann man sich nicht immer
unbedingt verlassen I Das mahnt zur Vorsieht.
387
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
388
im Orient noch zu dunkel sein, in der deutschen Heraldik liegt
ihm sicher eine tiefere Bedeutung zu Grunde, als die blofse
mechanische Nachbildung fremdländischer Gewebe *).
So sehr ich die allgemein anerkannte Autorität des Herrn
Dr. A. Erbstein auf dem Gebiete der Münzkunde verehre, so
kann ich doch, was das Verständuifs unserer mittelalterlichen
Wappenkunde betrifft (um deren tieferen Sinn sich die Miinz-
meister aus verschiedenen technischen und aus Zweckmäfsig-
keitsgründen oft sehr wenig gekümmert zu haben scheinen), mich
seinem ürtheile nicht ebenso unterwerfen.
Ich mufs daher die von cou'.petenten Richtern längst auf-
gestellte Behauptung aufrecht erhalten, dafs der Doppeladler
durch das monogrammatische Zusammenschieben — wie es
V. Ledebur ganz treffend bezeichnet — zv.'eier heraldischer
Adler entstanden und in dieser Beziehung im kaiserlichen Wap-
pen ein symbolisches (die Vereinigung des deutschen und des
römischen Reiches bezeichnendes) Wappenbild ist und weder
ein heraldisches Monstrum, noch ein blos sjTumetrisches Orna-
ment.
Auffallend ist es, wie einer unserer gröfsten Gelehrten**)
behaupten konnte, dafs bei dieser Annahme „Schwierigkeiten
darüber entstehen, auf welchen Beziehungen diese Verbindung
beruhe," nachdem derselbe doch unmittelbar vorher in seiner
historischen Erörterung der „Zeichen, Fahnen und Far-
ben des deutschen Reichs"***) selbst anführt, dafs der
Doppeladler, „als besonderes Zeichen derrömisch-
kaiserlichen Würde im Gegensatz der deutsch-kö-
niglichen, die nun vorzugsweise durch den ein-
facl'.en Adler bezeichnet werden sollte, angenommen
worden sei.
Den Vergleich zwischen dem doppelgeschwänzten heraldi-
schen Löwen f ) und dem Doppeladler (nicht dem blos doppel-
köpfigen, wovon ich nur ein Beispiel kenne: die geschmack-
losen Schildhalter auf dem grofsen Doppelsicgel Kaiser Sigis-
mund'sft), wovon dasselbe gilt, was oben von den Schildhal-
*) So tief dürfen wir unsere „edle Heroldskunst-' doch nicht
stellen !
*•) Johann Friedrich Böhmer; s. dessen „Leben, Briefe und
kleinere Schriften", herausgegeben von Janssen HI, 453 ff.
***) Diese 1848 erschienene und wol nur im Drange der dama-
maligen Verhältnisse schnell entworfene kleine Schrift enthält ne-
ben einigen heraldischen Unrichtigkeiten wenig Neues und würde
schwerlich von ihrem gelehrten Verfasser in ihrer ursprünglichen
Form wieder veröffentlich worden sein.
t Es ist überdies noch ein grofser Unterschied zwischen
den von jeher und constant so erscheinenden Löwen und Leo-
parden, z. B. im böhmischen und saynischen Wappen, und den
willkürlich, wol nur aus Mifsverstäudnü's der ältesten Formen so
verschlimmbesserten Löwenschwänzen unserer Zopfhercildiker äl-
terer und neuerer Zeit.
tt) Bei Römer-Büchner : „Die Siegel der deutschen Kaiser" etc.,
Frankfurt, 1851, S. 51, sollte es daher heifsen : „auf jeder Seite
lern auf dem Siegel K. Ludwig IV. gesagt ist) kann ich eben so
wenig gelten lassen, als zwischen diesem stets aus zwei ganz
gleichen Hälften bestehenden Adler mit den von mir be-
reits a. a. 0. erwähnten Storchen und Hühnern mit zwei Kö-
pfen und ähnlichen heraldischen sowohl, wie ornamentalen Fi-
guren mit mehreren Köpfen an einem Leibe oder mehreren
Leibern, bei welchem von einem Zusammenschieben zweier
Thiere nicht die Rede ist.
Was meine aus Italien geschöpfte Angabe über das Wap-
pen der Caetani betrifft, so kann ich zur Begründung dersel-
ben jetzt noch eine neuere Notiz aus derselben Quelle beibrin-
gen. Das ursprüngliche Wappen der Caetani waren allerdings
zwei blaue Flüsse im goldenen Felde (d'or h une bände ju-
melle ondee d'azur) ; jetzt führen sie diese Flüsse schräg — rechts.
Kurz vor Bonifaz VIIL soll jedoch ein Aquapita Caetani eine
Giovanna d'Aquila geheiratet und deren redendes Wappen, den
Adler, seinem Wappen einverleibt haben. In dem rothseide-
nen Pluviale quaest. sollen die (einfachen) Adler von Silber
gestickt sein ; ebenso soll sich aber auch das frühere Wappen
in Silber gestickt darauf befinden. Relata refero.
ein stehender doppelköpfiger Adler" (statt: „auf beiden Seiten zwei
stehender Adler").
Kupferzeil. F.-K.
Die Ausstelliiug des iuternationaleii archäologischen
Congresses zu Bonn.
(Schlufs.)
Die Goldschmiedekunst der Renaissance vertraten vor-
züglich zwei Prachtpokale im gröfsten Mafsstabe, die eigentlich
als Tafelaufsätze zu betrachten sind, beide aus dem Besitze
des preufsischen Königshauses, der eine dem Benevenuto Cellini
zugeschrieben, der andere dem Wenzel Jamnitzer. Aus dem 17.
Jahrhundert war eine silberne Taufschüssel mit Kanne, der
evangelischen Gemeinde zu Cleve gehörig, zu sehen.
Eine Anzahl romanischer und gothischer Leuchter aus
Bronze fehlte auf der Ausstellung nicht, von denen der interes-
santeste ohne Zweifel im Besitze des Herrn H. Garthe in Köln
sich befindet. Eine Reihe von Siegelstempeln, eine Serie von
Münzen u. A. war speciell für die Fachmänner von Werth. Im
höchsten Grade wichtig war eine grofse Anzahl messingener
Aquamanilien, von denen die Autiquitätenhandlung von Gold-
schmidt in Frankfurt, die auch sonst manches Interessante ge-
liefert hatte, allein 43 Stück, aus dem Besitze des f Hof-
buchhändlers Hahn in Hannover stammend, ausstellte. In allen
Gröfsen waren hier Löwen, Hunde, Pferde, Drachen u. s. w.
vertreten. Es zeigte sich im Ganzen, dafs diese Gefäfse, wie
wir im Anzeiger, Jahrg. 1867, Sp. 260, frageweise andeuteten,
wol vorzugsweise dem profanen Gebrauch gedient haben müs-
sen ; wie ja z. B. auch die zwei silbernen Löwen im Rathhanse
389
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
390
zu Lüneburg, aus dem IG. Jahrhundert, unzweifelliaft Profau-
gefäfse sind. Von wenigeu Gefäfsen der ganzen liier zur Schau
gestellten Reihe möchten wir ein sehr hohes Alter annehmen;
viele gehören sicher erst dem 16. Jahrhunderte an. Von deu
phantastischen Gestalten die interessantesten zu nennen, ist
schwer. Am meisten fiel ein Mädcheukopf auf, aus dem 14.
Jahrhundert mit süfs lächelnder Physiognomie ; eine Umschrift
sagte : „Ancilla bin ich genannt, zu hove bin ich gerne er-,
Icannt." Zwei Aquamauilien in Gestalt von Hähnen waren fast
identisch. Der eine trug auf zwei Flügelfedern die Inschrift:
Anno Doi MCLV Cesaris Frid anno quarto in honorem dni
S. Andreae. Barrast Kefus me cpav. Wir glauben die Inschrift
als spätere Fälschung annehmen und die Entstehungszeit bei-
der Hähne in's 14. Jahrh. setzen zu müssen. Ein Ritter zu
Pferde (Eigenthum des Fürsten von Hohenzollern) gehört wol
erst dem 15. Jahrh. an. Die spätesten, aber nicht uninteres-
santen waren jedenfalls eine Seejungfrau und ein knieender,
voi-n und rückwärts höckeriger Mann. Die ganze Reihe ge-
währte in der That einen höchst überraschenden Einblick in
die Mannigfaltigkeit, mit der selbst gleiche Motive durchgebil-
det wurden, und gab einen deutlichen neuen Beleg für den phan-
tastischen Sinn unserer Vorfahren. Aber auch als ein weiteres
Resultat liefs sich feststellen, dafs alle diese Gegenstände Pro-
dukte einer eigenen, für den Weltmarkt und Weltbedarf arbei-
tenden Industrie sind, die das massenhaft Erzeugte wol mit-
telst der Messen und Märkte in grofser Zahl überall hin zur
beliebigen Auswahl sandte. Von wo sie ausgegangen, ob von
Nürnberg zugleich mit den geschlagenen Becken, ob vom Rheine
oder deu Kiederlanden, ob, wie de Linas meinte, trotz der
theilweise deutschen Inschriften, von Dinant, wagen wir nicht
zu entscheiden. Wir kommen nun noch an eine Serie : die Ma-
nuscripte.
Die Entwickelung der Buchschrift, die innere Ausstattung
der Bücher durch Miniaturen und Initialen ist längst erkannt
und festgestellt. Es handelte sich also hier keineswegs um neue
Entdeckungen ; doch ist es stets von höchster Wichtigkeit, nicht
blos einen Kunstzweig vereinzelt in seiner Entwicklung zu ver-
folgen, sondern auch zwischen der Fortbildung einzelner Kunst-
zweige Parallelen zu ziehen. So war es von hohem Interesse,
neben der Entwicklung des Emails auch die der Miniaturma-
lerei im gleichen Zeitraum vor Augeu zu haben ; abgesehen
aber davon haben, einzelne an und für sich einen hohen Werth.
Dieser zeigte sich in erster Linie an dem Evangelienbuch aus
Echternach in der Gothaer Bibliothek, dem Weihgeschenke
Kaiser Otto's III. und seiner Mutter Theophania. In höchst
kostbarer Ausstattung und von wunderbarer Erhaltung zeigt es
die vier Evangelien, in Goldbuchstaben geschrieben, mit vielen
Initialen ; deu Anfang jedes Evangeliums zeichnen einige inte-
ressante, besonders reich durch Malerei geschmückte Blätter
aus, die theils ornamental mit einzelnen eingeflochtenen allego-
rischen Figuren, theils figural gehalten sind. Die ganze heilige
Geschichte läuft jedoch in einer Reihe von Blättern fort
und ist nicht an die Erzählungsfolge gebunden, wie sie im
Texte erscheint. Nichtsdestoweniger ist die Folfc der Blät-
ter in vier Thcile getrennt, von denen jedem Evangelium einer
vorgeheftet ist, ohne Rücksicht darauf, ob das betreffende Evan-
gelium gerade diese Erzählungen enthält oder nicht. Nach-
klänge der Antike linden sich noch in diesen Malereien, wie
sie sich in den byzantinischen Miniaturen, woran die vorliegen-
den anschliefsen, in ununterbrochener Folge erhalten und fort-
gebildet haben. Ein zweites Manuscript aus Echternach, vom
12. Jahrhundert, mit späteren Zusätzen, zeigte hübsche Minia-
turen der älteren Periode, daneben schöne Federzeichnungen
des 13. — 14. Jahrhunderts. An eine Reihe von Evangelien,
Lectionarien, Brevieren, Vulgaten u. A., vom 10.— 15. Jahrh.,
aus der Dombibliothek zu Trier, dem Archiv zu Düsseldorf
und aus Privatbesitz, wozu besonders Herr H. Garthe aus Köln
sehr werthvoUes Material beigesteuert, konnte man die alten
Studien neu auffrischen und mit Vergnügen in kostbaren Exem-
plaren die Geschichte der Miniaturmalerei verfolgen. Des In-
haltes wegen erwähnen wir hier noch einen Tractatus de vir-
tutibus et viciis, 13. Jhdt., einen schön ausgestatteten astronomi-
schen Tractat des 13. Jahrb., das Cartular des Erzbischofs Bal-
duin von Trier mit den interessanten Miniaturen und Feder-
zeichungen, welche die Wahl, Krönung, den Romerzug und
Tod Kaiser Heinrich's VII. darstellen, sowie eine Matrikel der
Universität Köln vom 14. — 18. Jahrh., die, mit Ausnahme des
Balduineums, im Besitze des Herrn H. Garthe in Köln sich
befinden.
Wir können hier unsern Lesern kein vollständiges Ver-
zeichnifs geben, ja selbst auf manche sehr wichtige und in-
teressante Werke nicht eingehen ; wir hatten nur die Absicht,
hervorzuheben, von welcher Bedeutung die Ausstellung war,
die aus jeder Zeitperiode und von jedem Gebiete etwas Wich-
tiges vorgeführt hat. Wir schliefsen mit dem früher schon
ausgesprochenen Wunsche, dafs ähnliche Ausstellungen recht
häufig im Interesse des Studiums veranstaltet werden möch-
ten. Es gibt keine öii'entliche Sammlung, die in der Lage
wäre, alle kunstgeschichtlich wichtigen Stücke, oder auch nur
so viele vorzuführen, dafs wir die ganze Kunst- und Kultur-
geschichte in ihren Werken ersten Ranges studieren könnten.
Die meisten Sammlungen bestehen der Mehrzahl nach aus kei-
neswegs unwichtigen, aber jenen ausgezeichneten Werken gegen-
über doch immer untergeordneten Gegenständen, und das Stu-
dium der Kunstgeschichte, das sich ausschliefslich auf eine ein-
zelne solcher Sammlungen gründete, würde ein falsches Resul-
tat ergeben. Die Zerstreuung dieser höchst bedeutenden Werke,
läfst das Wichtigste für das Studium, die unmittelbare Verglei-
chung, nicht zu, und so bedarf die Wissenschaft derartiger Aus-
stellungen, die das sonst zerstreute Material zeitweise neben
einander bringt.
Nürnberg. A. Essenwein.
391
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
392
Archäologische Funde in Böhmen.
(Mit einer Tafel Abbildungen.)
Im Anschlüsse an meine, nun schon seit Jahren in diesen
Blättern fortgesetzten Mittheilungen über archäologische Funde
in Böhmen gebe ich hier wieder nähere Details über einige
Funde, die mir thoils durch Autopsie, theils durch schriftliche
Berichte von Alterthumsfreundeu, mit denen ich in Verbindung
stehe, bekannt wurden. Auch diesmal wieder habe ich meh-
rere Funde aus jenem reichen Gebiete zwischen Erzgebirge,
Eger und Elbe, dem sogenannten Flachland des Saazer und
Leitmeritzer Kreises, zu berichten.
Brüx, Stadt in Böhmen, an derBiela. Nach einer
mir vom dortigen städtischen Herrn Eentmeister Cori, einem
wackeren Alterthumsfreuude, zugegangenen Mittheilung wurden
in der nächsten Nähe der Stadt Brüx im Jahre 1865 zwei
Gräber mit Steinobjekten entdeckt. Das eine lag östlich der
Stadt, am linken Ufer der Biela. ungefähr 300 Klafter von die-
sem Flüfschen selbst entfernt, eiue Klafter tief in der Erde.
Es enthielt, von Steinen umgeben, ein Skelett, das aber, sowie
die daneben stehenden Todtentöpfe, ungeschickterweise zer-
schlagen wurde. Neben dem Skelette lagen ferner zwei Stein-
objekte: ein Hammer von Serpentin, 12 Centim. lang, 5 Centim.
breit, das Stielloch in der Mitte ; das hintere Ende des Ham-
mers ist walzenförmig zugerundet (Fig. 1) ; dann ein Mcifsel
von dunkelgrauem Feuerstein 6,1 Centim. lang, an der schar-
fen Schneide 4,5 Centim. breit. Beide Objekte sind ganz glatt
zugeschliffen und sehr zierlich gearbeitet. Sie kamen in die
Sammlung Czeruin nach Petersburg. — Ungefähr 1000 Klafter
von dieser Fundstelle entfernt, traf man bald darauf am rech-
ten Bielaufer, drei Fufs tief in der Erde, beim Roden eines
Ackers zum Hopfenbau ein ähnliches Grab; es war kreisrund,
am Boden mit einem Kranze weifser Kieselsteine umlegt. Der
Durchmesser dieses Steinkrauzes betrug drei Fufs. In der
Mitte lag neben Knochenresten und Gefäfsfragmenten eine Stein-
axt (Serpentin), streng keilförmig zugeschliffen, das 2,8 Centim.
im Durchmesser haltende Stielloch dem breiteren Ende näher.
Die Axt ist 22 Centim. lang, 9 Centim. breit, also sehr wuch-
tig; sie kam an die Brüxer Realschule.
Steinwasser, Dorf, zwei Stunden südlich von Brüx. Bei
Grabungen auf einem Felde stiefscn die Arbeiter in einer Tiefe
von 3 Fufs auf zwei Skelettgräber. In dem einen lag ein Ske-
lett ohne jegliche Beigabe; in dem zweiten fanden sich neben
dem Skelette Fragmente eines aus grofsen, hohlen Bronzehalb-
kugeln bestehenden Armringes. Dasselbe ist dem bei Linden-
schmitt „Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit", Heft IX,
Taf I abgebildeten, bei Passau gefundenen, vollständig ähnlich.
Mehrere solcher Armringe wurden schon früher in der näch-
sten Nähe von Steinwasser auf dem Todtenfelde von Morawes
gefunden. Die einzelnen Buckeln haben einen Ijängedurchmes-
ser von 4,1 Centim., Breitedurchmesser 3,2 Centim. Der Ver-
schlufs geschah durch einen Dornfortsatz, der in eine Nuth des
nächsten Buckels umgebogen werden konnte. Erhalten sind
vier solcher Buckeln ; ihrer Gröfse nach zu urtheilen bestand
das ganze Armband aus sieben Buckeln. Die Schädel kamen
an Dr. A. Weisbach, die Bronzeobjekte an mich.
Weber schau, Dorf zwischen Brüx und Postelberg, eine
Stunde nördlich von letzterer Stadt entfernt. Beim Lehmgraben
traf ein Grundbesitzer 2'/j Schuh unter der Erde ein Aschen-
, grab. Es war kreisrund und in demselben stand eine Urne,
die leider zerschlagen wurde; in ihr lagen nebst Asche, Erde
und Knochen eine 7,5 Centim. lange, schwache Bronzenadel
mit scheibenförmigem Kopfe, Fig. 2; eine 3,2 Centim. lange
Bronzepfeilspitze, Fig. 3 ; endlich ein 21,8 Gramme schweres
Bronzeklümpchen, wahrscheinlich ein beim Leichenbrand zu-
sammengeschmolzenes Objekt. Sämmtliche gefundene Gegen-
stände kamen an mich.
Nehasitz, Dorf zwischen Brüx und Saaz. Die Grabun-
gen auf dem bei Nthasitz gelegenen, iu diesen Blättern schon
wiederholt erwähnten Todtenfelde wurden auch im Jahre 1867,
freilich meist nui- im agricolen Interesse, fortgesetzt und liefer-
ten eine ziemlich ergiebige Ausbeute an Bronzen, Urnen und
Geräthen aus Stein, Bein und Hirschhorn sanimt einer grofsen
Anzahl Knochen mitbestatteter Thiere. Während dreier Tage
war ich bei den Grabungen auf dem genannten Todtenfelde
selbst anwesend. Wahrscheinlich dürften die Abgrabungen bei
Nehasitz bald zu Ende kommen. Ich gehe eben damit um,
die gewonnenen Resultate zusammenzustellen und in einer eige-
nen Monographie zu veröffentlichen.
Von Jahr zu Jahr mehren sich die Funde in diesem Thcil
des nordwestlichen Böhmens; sie beweisen, wie stark diese
Gegend, freilich eine der gesegnetsten und fruchtbarsten Böh-
mens, seit den ältesten Zeiten bewohnt gewesen ist. Die un-
gemein zahlreichen Gräber zeigen sehr bedeutende Verschie-
denheiten iu der Constructiou, wie in der Art der Beigaben
und deuten auf zeitlich weit getrennte Perioden hin. Die wich-
tigsten Formen sind:
1. Plattengräber in der Erde mit Skeletten und
Steinobjekten. Solche wurden schon im vorigen Jahrhun-
dert (1788 und 1792) bei Weboschan, unweit Teplitz, entdeckt;
sie waren 6 Fufs lang, an den Seiten mit Steinplatten ausge-
legt und mit einer Steinplatte geschlossen. In der Steinkiste
lag je ein Skelett ; als Beigaben fanden sich in dem einen
Grabe zwei Urnen, in einem zweiten nebst zwei Urnen drei
Steinobjekte, und zwar zwei Aexte (Basalt) und ein Keil
(Hornstein). In dieselbe Klasse gehören auch die beiden merk-
würdigen, im Jahre 1866 bei Kojetitz, einem Gute des Herrn
Bachofen von Echt, zwischen Prag und Melnik, aufgefundenen
Plattengräber. Sie waren an der Erdoberfläche mit einem Stein-
kreise von 9 Klaftern Durchmesser umstellt ; in der Mitte des
Steinkreises stiefs man 2'/» Fufs tief unter der Erdoberfläche auf
eine grofse, roh zubehauene Kalksteinplatle ; darunter lag ein
Skelett , zu dessen Häupten eine Urne aus schwarzem , wenig
gebranntem Thon, die einzige ärmliche Beigabe des Todten.
z.
T
2.A.f.Kd.d,V.)858. N? 12.
Druckv.A.Leykam^Erb.inGraz.
393
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
394
Im zweiten Grabe traf man unter einer älinlirlicn Steinplatte
zwei Skelette, das eines Erwachsenen und das eines Kindes.
Die Beigaben bestanden aus •einer Urne, einem Steinlveil aus
Serpentin und zwei Pfriemen von vier und acht Zoll Länge,
aus gespaltenen KüLrenlinoclien verfertigt und scharf zuge-
spitzt*). Hierher zu rechnen ist auch das eine der Gräber
von Briix, sowie zwei ähnliche von Hawran, einem Dorfe nächst
Briix.
2) ßundgräber: a) mit Steiuobjekten ; hierher gehört
das zweite der oben beschriebenen Gräber von Brü.x; b) mit
Bronzeobjekten. Die Skelettgräber dieser Art liegen 2'/i — 9
Fufs tief unter der Erde, ihr Durchmesser wechselt zwischen
4 — 12 Fufs. Sie sind vollkommen kreisrund, entweder brunnen-
artig, oder nach unten sich verengend ; die Leiche ruht darin
bald in hockender Stellung bestattet, bald auf dem Boden
des Grabes ausgestreckt, im letzteren Falle stets mit dem
Kopfe nach Norden ; in einzelnen Fällen ist sie auf ein Stein-
lager gebettet, oder mit Steinen umlegt. Neben den Skelett-
finden sich auch Brandgräber; sie sind weniger tief (l'/i
Fufs) und haben einen Durchmesser von circa 2 — 4 Fufs. Sie
enthalten eine grofsere, die Asche bergende Urne, worinnen
aufserdem meist noch mehrere kleine Gefäfse, Topfchen, Schüs-
seln und Schalen stehen. Auch in den Skelettgräbern finden
sich regelmäfsig ähnliche Gefäfse. Skelett- wie Brandgräber
enthalten aufserdem Bronzeobjekte, soviel mir bekannt ist, vor-
zugsweise Schmuckgegenstände, Armringe, Fibeln, Nadeln, dann
Thonscheiben und Kügelchen von Thon und Stein. Beispiele
dieser Bestattungsweise liefern die Todtenfekler von Nehasitz
und von Morawes.
3) Plattengräber in der Erde, mit Bronzen, a) Ske-
lettgräber ; sie sind viereckig lang , an den Seiten mit Stein-
platten ausgelegt, mit einer Steinplatte geschlossen, und ent-
halten als Beigaben nebst Bronzeobjekteu, ebenfalls meist
Schmuckgegenstände. Auch hier findet sich die hockende Be-
stattungsweise neben der liegenden. Beispiele liefern Schallan
bei Teplitz und Saaz**). b) Brandgräber, 4 Fufs lang, 2 Fufs
breit, an den Wänden mit Steinplatten ausgelegt und mit einer
Steinplatte überdeckt. In der aschenhaltigen Erde standen je
4 Urnen mit Asche, Erde, Knochenfragmenten und einzel-
nen Bronzeobjekten. Beispiele dieser Bestattungsweise liefer-
ten Teplitz und Bdin ***).
Mein verehrter Freund, Dr. A. Weisbach hat mehrere der
in den oben beschriebenen Gräbern gefundenen Schädel unter-
sucht und genau gemessen, und zwar die beiden von Kojetitz,
einen von Schallan und einen von Saaz. Die Resultate seiner Un-
tersuchung laufen darauf hinaus, dafs „diese vier Gräberschädel
vor denen der heuligen Deutschen und Czechen durch grofse
*) Mittheilungen der k. k. Centralcommission zur Erforschung
und Erhaltung der Baudenkmale, XI, S. XL VI.
**) Archiv für Anthropologie, II, S. 291.
***) Anzeiger f. K. d. d. Vorzeit 1866, Nr. 1, Sp. 37.
Länge, geringe Breite undbedeutende Höhe, durch
fast extreme Dolichokephalie ausgezeichnet sind*),
und in dieser Beziehung den Schädeln von Ecker, besonders
dessen Rcihengräberschädeln, und dem Hochbergtypus von His
vollkommen gleichen.-' Schlüsse auf den V(dksstamm, dem sie
angehören , sind bei dem geringen Material noch zu gewagt.
Leider gelang es uns trotz aller Bemühung noch nicht, auch
aus den sub 2 b angeführten Gräbern von Nehasitz und Mo-
rawes Schädel zur Vergleicliung zu erhalten. So war ich, als
ich persönlich auf dem Todtenfelde von Nehasitz nachgraben
liefs, nicht so g^lücklich, ein nur halbwegs erhaltenes Exemplar,
sondern in zwei Fällen nur Fragmente von Schädeln zu finden.
Gut erhaltene Exemplare werden von den Arbeitern, wenn
eben kein Sachverständiger zugegen ist, entweder zerschlagen,
oder eiligst wieder verscharrt. Doch scheinen auch die Neha-
sitzer und Moraweser Schädel, nach den wenigen Fragmenten
zu urtheilen, einen dem oben beschriebenen ähnlichen Typus
zu haben.
Auch in der k. Kreisstadt Saaz wurde im Laufe des Jah-
res 1867 bei Gelegenheit der Grundgrabung zu einem Haus-
bau in der Prager Vorstadt, zwei Klafter tief in der Erde, ein
viereckiges Skelettgrab aufgedeckt. Dasselbe war in Lehm ge-
stochen, nicht mit Steinen ausgelegt, das Skelett gänzlich auf-
gelöst. Als Beigaben fand man ein kleines, aus grauem Thon ge-
arbeitetes, aber an der inneren und äufseren Fläche mit Graphit
geschwärztes Näpfchen, 5 Centim. hoch, an der oberen Oefi'-
nung 8,4 Centim., am Boden 3 Centim. im Durchmesser hal-
tend, mit Erde und Asche gefüllt; einen kleinen, 3 Centim. im
Durchmesser haltenden Bronzering mit s-förmigem Verschlusse ;
eine aus gebogenem Bronzedraht eigenthümlich verschlungen
geformte Kleiderhafte, Fig. 4; endlich ein eisernes, 16 Cent.
langes Messer; der 8 Centim. lange, aus Holz oder Hörn ge-
fertigte Griff war mit Bronzeplättchen geschmückt. Dabei lag
noch eine kleine Kugel von gebranntem Thon. Das Grab
scheint ziemlich spät und der Form des Ringes, wie der Hafte
nach slavisch zu sein.
In Rudolfi (bei Petersburg, Saazer Kreis) wurde im Jahre
1867 wieder ein Grabhügel, und zwar in der Waldfiur Kneze-
haj aufgedeckt. Er war den in diesen Blättern**) beschrie-
benen Rudolfer Hügeln ganz conform, vorwiegend aus Stei-
nen aufgebaut, hatte eine Höhe von 5 Fufs bei einem Um-
fang von 20 W. Klaftern, und enthielt in der Mitte ein auf
platten Steinen sitzend bestattetes, noch ziemlich wohl
erhaltenes Skelett, dem jedoch der Kopf fehlte. Trotz
der mühsamsten Nachforschung gelang es mir nicht, die ge-
ringsten Schädeltheile , nicht einmal die Zähne , die sich doch
sonst meist noch gut erhalten zeigen, aufzufinden. Der Kopf
scheint also abgeschnitten und verbrannt worden zu sein. Auch
aus Mähren, Thüringen, Luxemburg etc. sind ähnliche Fälle
*) Archiv fiir Anthropologie, 11, S. 294.
**) Anzeiger f. K. d. d. Vorzeit, 1866, Nr. 10.
395
ÄBzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
396
in Hügelgräbern bekannt *). Aufser einem lileinon Aschentöpf-
chen traf ich keine weiteren Beigaben in diesem Grabhügel.
Die massigen, derben Knochen, sowie die Form des Beckens
lassen auf ein männliches Individuum schliefscn ; die Länge des
vollständig erhaltenen Oberschenkelknochens (femur) 47,7 Cen-
tini, weist auf einen erwachsenen, grofseu Mann hin. Dr. A.
Weisbach hat auch den in derselben Waldflur 1866 in einem
andern Grabhügel gefundenen (weiblichen) Schädel gemessen;
derselbe gehört unter die extremst dolichokephalen Schädel, da
feine Länge 22 Centim., seine Breite 12,8 Centim. (= 1000 : 581)
ist, wobei ausdrücldich bemerkt werden mufs, dafs die Pfeil-
naht nicht verwachsen, sondern in ihrem ganzen Verlauf deut-
lich ausgeprägt ist.
*) Weinhold, heidnische Todtenbestattung in Deutschland, Si-
tzungsberichte der Acad. der Wissenschaften, XXIX, S. 155.
Wien. Dr. Jul. Ernst Födisch.
Besegunugen.
1) Will dw tausendt geharnaster leyt (oder wye
vil dw jn ein feit) machen:
so gee an einem suntag eins morgens früwes aufs, ee dy
sun(n) aufget vnd ye lautern es am himel ist, ye pesser es ist.
dan so schlache von einem felber (hs. fcler) ein zweil in einem
schlach vnd gee zwe einem pach, der fleust vnd schlach mit
dem zwaylin den pach und sprich dysewordt: Astaroth niille
gemisera vnd thue aufi" yclichs wordt drew crcyz.
2) Will dw machen das man dich nit sechcn mach:
so nym einen raben vnd schlach jmb das haup(t)*) veber
ein haufs geswell ab und leg das haup in die sun, da sy haifs
hinscheyndt und las ligen xxx tag den so waxt ein bluemen
darauf dye trag pey dir in der rechten handt u. s. w.
3) Der Wolfssegen:
sprich also, wen du wild, das man hab, es sey vich oder
lewt, sprich also : bunt, du muest heint oder heut als lofs sein
als xmser liebe fraw was da sye jrs lieben trauten suns genas.
amen. 3 stunt (mal) sprich in und 3 pat. n. und 3 ave Maria.
4) Wildw machen das dir yeder jederman holt
ist:
so nym ein hawfs (?) der drey jar alt ist vnd stofs in in
einem baffen vnd mach den hafien vol mit lecher und secz in
in einen ameyrshauffen und lafs in sten 14 tag, so tragen dy
ameyfsen ein stein in das hefflin: den trag pey dir u. s. w.
5) Wildw allen vnkeuschheyt vertreiben vnd le-
schen:
so nym ein turteltauben hercz vnd zustofs vnd thue es in
ein Wolfen leder und trags pey dir.
*) Ganz dem entsprechend ist die bayerische Aussprache Mark
für Markt (v. lat. mercatus).
6) Wildw ein esel werden:
so nym pluet von einem pock vnd schreyst (streichs) vnder
die äugen, so wirt du zu einem -esel.
7) Daz die weyber aufs dem päd laffen und hye-
ten geren etwas :
so nym rote amasayr in ain klains sackhl vnd legs in ein
warms wasser i stundt vnd gews auf den offen, so werden sy
lauflfen und lustig.
Handschriftliches Arzneibuch, 15. Jahrhundert, in 12., auf
der Regensburger Stadtbibliothek, Nr. 22.
Dr. A. Birlinger.
Ziu' alteu Fischerei.
Wildu visch fahcn in reyschen
so leg malcz darein, daraufs man pier macht oder ein vrhab
knollenweyfs. probatum est.
Wildu visch zwsamen pringen
nym Lüstock vnd stos den vnd truck den durch ain tuechl vnd
nym gaft'er vnd meng den darunter vnd bestreich allcudthalben
hendt vndt füefs vnd gee also yn das wasser, so samen sich
dy visch zu dir.
Wildu visch fachen mit den henden
so nym nessel sam vnd haufswurcz vnd nachtschatten vnd gar-
ben vud mach das in einand vnd schmir dy handt darmit vnd
halt sy in das wasser: do kumen dir dy visch in dy handt.
aliud wildu visch fachen in reyschen
so nym fauls holcz, das da scheyndt vnd thue es in ein glas
vnd mach(s) es vest zw das kein wasser dorein mag mit wachs
vnd henges in ein reusen.
Aus obigem Arzneibuch der Regensb. Stadtbibliothek,
Nr. 22.
Dr. A. Birlinger.
Zu den KechtsaltertMmern.
Die gefürstete Aebtlssin zu Lindau am Bodensee hatte ehe-
mals das Recht, während ihrer Regierung einen vom dasigcn
Magistrat zum Tode verurtheilten Missethäter durch eigenhän-
dige Abschneidung des Strickes von des Scharfrichters Hand
zu befreien. Dies ward noch a. 1780 den 27. October also
vollzogen. Die Fürstin war mit ihrem Gefolge am sog. Baum-
garten. Auf Geheifs des Geistlichen bat der arme Sünder fufs-
fällig um Erlösung. Die Fürstin ergriff sodann den Strick, wo-
ran er vom Scharfrichter geführt wurde, schnitt ihn ab und
sagte: „Ich erlöse dich im Namen des Allerhöchsten und der
übergebenedeiten Jungfrau Maria.-' Hierauf ward der Erlöste
mit in's Stift genommen, gespeist, beschenket und zur Besse-
rung seines Lebens ermahnt. Der Strick ward ihm, wie ge-
wöhnlich, um den Leib gebunden und befolilen, solchen lebens-
länglich als ein Denkzeichen zu tragen.
Dr. A. Birlinger.
(Mit einer Beilage.)
Verantwortliche Kedaction: A. Essenwein. Dr. G. K Frommann. Dr. A. v. Eye.
Verlag der literarisch -artistischen Anstalt des germanischen Museums in Nürnberg.
Sebald'sche Buchdnickerei in Nürnberg.
BEILAGE ZUM AJVZEIOEK FÜR liüi\l)E DER DEÜTSCIIEX VOUZE! f.
1868. J\? i>. Decciuher.
Chronik des gerniaiiischeu Museums.
Nürnberg, den 15. December 1868.
Die Vorlage an den norddeutschen Bund, deren wir in vori-
ger Chronik Erwähnung gethan haben, ist nunmehr, wie wir Zei-
tungsnachrichten entnehmen, in einer für unsere Anstalt sehr er-
freulichen Weise erledigt. Dabei war vor Allem der Bericht mals-
gcbend, welchen Herr Prof. Haupt in Folge der im Auftrage Sr.
Excellenz des kgl. jireufs. Kultusministers v. Mühler unternomme-
nen Besichtigung des german. Museums, deren wir bereits in der
Septembernummer gedacht, erstattet hat.
Der Bericht selbst, der für uns so günstige Folge hatte, spricht
sich zwar sehr abweisend über manche Punkte unseres noch im-
mer aufrecht stehenden älteren Programms , sowie über die Thä-
tigkeit der Anstalt in früherer Zeit aus, bemerkt aber, dal's das
Wichtigere gegenwärtig in der That mehr und mehr in's Auge
gefal'st werde, und dal's das Institut somit einer Unterstützung ent-
schieden würdig sei.
Die zur Ergänzung des Verwaltungsausschusses von der neu-
lichen Jahresconferenz erwählten vier neuen Mitglieder haben diese
Wahl mit höchst dankenswerther Bereitwilligkeit angenommen.
Es sind dies die Herren
Dr. Wilh. V. Giesebrecht, Universitätsprofessor, inMünchen.
Dr. Theod. G. v. Karajan, Präsident der k. k. Akademie der
Wissenschaften und Oustos der k. k. Hofbibliothek zu AVien,
Dr. Ed. Freih. v. Sacken, Custos des k. k. Münzkabinets und
der Ambraser Sammlung zu Wien,
Dr. Ernst aus'm Weerth, Universitätsprofessor, in Bonn.
Den Mittheilungen über die angeordnete Abformung von Grab-
denkmalen haben wir noch anzufügen , dals auch Se. Durchlaucht
Fürst Carl Egon v. Fürstenberg die freundliche Zusage ge-
macht hat , den Figurengrabstein eines Fürsteuberg aus Haslach
für unsern Kreuzgang abformen zu lassen.
Aus der Zahl der Mitglieder des Gelehrtenausschusses hat das
german. Museum am 6. d. M. den um die Sprachwissenschaft so
verdienten Hofrath und Professor Dr. Aug. Schleicher an der
Universität zu Jena durch den Tod verloren.
Neue Jahresbeiträge wurden seit Veröffentlichung des letz-
ten Verzeichnisses folgende gemeldet.
Von Vereinen: Lohr. Gesangverein 3 fl. 30 kr.
Von Privaten: Ansbach, k. Keg. -Rath Lorenz Braunwart
Ifl. , k. Studieurektor u. Schulrath Elsperger 1 fl. 12kr., k. Bez.-
Ger.-Assessor llofmann Ifl. 12kr. , k. Bez.-Ger.-Assessor Dr. Jul.
Meyer Ifl. 45 kr., k. Notar Lor. Schäfer Ifl. 1:2 kr., k. Bez.-Arzt
Dr. Gustav Schäfter Ifl., Pfarrer Schrader Ifl. 12 kr. Bamberg.
k. Bez.-Amts-Assessor Osaun 1 fl. 12 kr. Breslau. Privatdozent Dr.
Alwin Schulz 1 fl. 45 kr. Crefeld. Oberpfarrer Ilutbmacher 1 fl.
45 kr. Fürth a. W. Holzhändler Mich. Dostert 1 fl., Oberzollinspek-
tor Karl Eberhard Ifl., Maschinenführer Georg Harth Ifl., Ost-
bahneinnehmer Max Schmid 1 fl. 30 kr. , Ostbahnassistent Otto
Schmitz 1 fl., Betriebsingenieur Sigm. Stuttgardter 2 fl., Güterexpe-
ditor Karl Wagner 1 fl. 30 kr. Halle a. S. Direktor der Zuckersie-
derei Walter Ifl. 45 kr. Hannover. Dr. phil. B. Heisterbergk Ifl.
45 kr. Havre. kgl. bayer. Vice - Consul Heiur. ]\Ieinel 3 fl. 30 kr.
Hofhelm. Seligmann Seligstein in Lendersheim 1 fl. Lindau. Grol's-
händler v. Rupprecht Ifl. 30 kr. (statt früher Ifl. likr. i Linz.
Dr. Karl Ess-enwein Ifl., Dr. Jul. v. Pflügl Ifl. Neu-Ruppin. Dr.
med. l'ätsrli Ifl. 45 kr. Neustadt a. S. k. Advokat (, ■ilimi Ifl.
Oertelsbruch bei Lehesten. Karl Oertel 1 fl. 45 kr. Rennertshofen.
Pfarrer u. Dekan Ant. Paula in Mauern 1 fl.. Pfarrer Kiegg in Weü-
heim 1 fl., Freih. Theod. v. Tucher auf Geitlieim 1 fl., Freih. Aug.
V. Tucher auf der Feldmühle 1 fl. Schässburg. Kaufmann Jos.
Benj. Teutsch Ifl. 10 kr. (statt früher 36 kr.) Stralsund. B.ink-
direktor Berg Ifl. 45 kr., Ger. -Assessor Dr. Fabricius Ifl. 45 kr.
Wolfenbüttel. Staatsanwalt Römcke 1 fl. 45 kr.
Einmaliger Beiträge wurden folgende gegeben :
Von Privaten : Dobbertln. Stifstdame Fräul. Dorothea von
Penz 1 fl. 45 kr. Havre. Em Ungenannter 3 fl. 30 kr. Neumarkt
in Steyermark. k. k. Gerichts-Adjunkt Dr. Guido Fink 2 fl. 20 kr.
Neu-Ruppln. Dr. med. Patsch Ifl. 45 kr. Neustadt a. S. k. Bez.-
Ger.-Rath Kiliani 1 fl. Wien. Lebensl. Mitglied des österr. Ober-
hauses Franz Mayr von Mclnhoi Hfl. 40 kr.
Unseren Sammlungen giengen ferner folgende Geschenke zu:
I. Für das Archiv.
(Nr. 3844— 38i6.)
Breslau. Palm, Oberlehrer am Gymnasium zu Maria Magda-
lena, Namens des Primaners Wätzold (dermalen in Berlin) : Ur-
kunde der Anna, Aebtissiu zu St. Servatius in Quedlinburg, durch
welche sie je dem ältesten Mitgliede der Familie von Hagenrode
und beziehungsweise der Innung der Gewandschneider die Ermäch-
tigung ertheilt, für die von jener in St. Benedikten-Pfarre gegrün-
dete Kapelle einen Priester in Vorschlag zu bringen. 1448. Pgm. —
München. Baron du Prel : 262 Regesten aus d. Erpeldinger Ar-
chive, vom Anfange des 15. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts.
Dritte Reihe. — Nürnberg. Maisch, Strohhutfabrikant: Spän-
brief über eine in der alten Ledergasse zu Nürnberg gelegene
Behausung und Hofi-ait. 1648. Pgm.
II. Für die Bibliothek.
(Nr. 22,954—23,074.)
Altenburg. Gewerbe-Verein, naturforschende Gesell-
schaft u. bien enwirthsch. Verein: Dies.. Mittheilungen aus
dem Osterlande; Bnd. 18, 3. u. 4. Heft. 1868. 8. — Altona. C.
Theod. Schi üter'sVer lag: Kurzgefafste Geschichte unsres Va-
terlandes Schleswig -Holstein. 1864. 8. — Annweiler. J. Franck,
Subrektor : Bericlit der Direktion der pfälz. Eisenbahnen f. d. J.
1867. 1868. 4. — Augsburg. Jos. Würdinger, k. b. Hauptmann :
Ders., erster u. zweiter Städtekrieg in Schwaben, Franken u. am
Rhein 1370—1390. 8. — Bamberg. Histor. A'erein für Ober-
franken: Ders., Archiv; Bnd. X, 3. 1868. 8. Berlin. Ernst &
Korn, Verlaghsbandl. : Lüdecke, das Rathhaus z. Breslau. 1868.
er. 2. Franz Lobeck, Verlagshandl. : Burger, die HohenzoUern
in Bild u. Wahlspruch. 1866. 8. G. Rahn, Verlagshandl.: Rahn,
die Ilauptmomente aus d. Geschichte der St. Petrikirche in_ Berlin.
1853. 8. — Brandenburg. Adolph Müller, Buchhandl. : Wegener,
Siegfried u. thriemhilde. 1867. 8. — Bremen. J. Kühtmann's
Buchhandl. : Ellison, Handbuch der Baumwoll-Cultur u. Industrie;
2. Ausg. 1869 8. Wiegen-Lieder, Ammen-Reime u. Kinderstuben-
Scherze in plattd. Mundart. 2. Aufl. 8. Christiania. Foreningen
til Nor ske Fortidsmind es merker s Bevaring : Ders., Aars-
beretning for 1867. 1868. 8. Krefting, Selje lüosterlevninger. 1868.
4. Chur. Grubeumann'sche Buchhandl.: Röder , Erzählungen
599
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
400
aus Zwingli's Leben. 1834. 8. v. Tscharner, der Kanton Grau-
bünden. 1842. 8. v. Flugi, Volkssagen aus Graubünden. 1843. 8.
V. Flugi, d. Prättigäuer Freiheitskampf. 1844. 8. Papst Pius IX.
u. sein Dogma v. d. unbefleckten Empfängniis d. Jungfrau Maria.
1855. 8. — Erfurt. W. Freih. v. Tettau, Ober-Regierungsrath :
Erfurt in seiner Vergangenheit und Gegenwart. 18G8. 8. — Genf.
Jules Fiok, Buchdruckereibes. ; Ders., anciens bois de l'impre-
merie Fick k Geneve. 1863. 2. J3ourkard Zink et sa Chronique
d'Augsbourg. 1868. 8. — Görlitz. Oberlausitzische Gesell-
schaft der Wis senschaften : Dies., neues Lausitzisohes Ma-
gazin. Bnd. 45, 1. 1868. 8. — Göttingen. Vandenhoeck u.
Ruprecht, Verlagshandl. : Miildener, bibliotheca historica; Jhg.
16, 1. 1868. 8. Miildener, bibliotheca geographico-statistica ; Jhg.
16, 1. 1868. 8. — Güterslohe. C. Bertelsmann, Verlagshandl.:
Allgem. literar. Anzeiger f. d. evangel. Deutschland; Nr. 1 — 12.
1867—68. 8. — Haag am Hausrucit. M. Obermayer: Mandat Ma-
ximilians Pfalzgrafen bei Rhein. 1610. 2. — Halle. Universität:
3 akadem. Dissertationen. 8. — Hamburg. Chr. Petersen, Profes-
sor: Ders., d. Zwölfgöttersysteni der Griechen u. Römer. 1868. 4.
Meyer, Joh. Martin Lappenberg. 1867. 8. — Hamm. M. F. I^ssel-
1 e n , Hofrath : Ders. , Geschichte der Sigambern etc. 1868. 8. —
Hannover. Hahn'sche Hofbuchhandl. : Guthe, Lehrbuch der Geo-
graphie ; 2. Hälfte. 1868. 8. Grote, die Müuster'schen Münzen des
Mittelalters. 1856. 8. Sonderabdr. Grote, osnabrück'sohe Geld- u.
Münz - Geschichte. 1864. 8. Sonderabdr. Schädel u. Kohlrausch,
mittelhochdeutsches Elementarbuch. 2. Aufl. 1866. 8. Münzstu-
dien, hgg. V. Grote: Bnd. VII, 1. 1868. 8. Grotefend, Leibnitz-
Album 1846. 2. — Hohenleuben. Voigtländischer alterthüms-
for sehend er Verein: Ders., Mittheilungen, nebst 38. u. 39.
Jahresbericht. 8. — Jena. Fr. F rommann, Verlagshandlung: Ort-
loff, Geschichte der Grumbachischeu Händel ; 1. Th. 1868. 8. Ver-
ein für thüring. Geschichte u. Alterthu mskunde: Ders.,
Zeitschrift; Bnd. VH. 2. 3. 1868. 8. - Jever. C. L. Mettcker u.
Söhne, Buchhandl. : B — n, de plattdütsche Kienner up dat J.
1867. 1868. 1869. — Kadow (Meklenliurg). Dr. C. M. Wiech-
mann-Kadow: Ders., PfahDiau der Eisenzeit von Vimfow. 1867.
8. Sonderabdr. Gryse's geistl. Dichtungen, hgg. v. Wiechmann.
1867. 8. Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in
Meklenburg; 19. Jahr. 1865. 8. — Kassel. Verein für hessi-
Geschichte u. Landeskunde: Ders.. Zeitschrift n. F.; Bnd. II.
1. 2. 1868. 8. Mittheilungen, Nr. 3. 4. 1868. 8. Königsberg. Jos.
Müller, Gustos an der k. Bibliothek: Ders., ein Autograj'lion Pe-
ter Schöffer's. 1869. 4. — Kopenhagen. K. nordisk 0 Idky ndig-
hed og Historie: Dies., Aarböger ; 1862. II. Hefte. 8. — Leip-
zig. Duncker u. Humblot, Verlagshandl.: Lindner, Anno II. d.
Heilige, Erzbischof v. Köln. 1869. 8. Gust. Mayer, Verlags-
handl.: Schwab u. Klüpfel, Wegweiser durch die Literatur der
Deutschen; 3. Aufl. 1861. 8. Müller, Vorlesungen über d. Wissen-
schaft der Sprache. 2. Aufl. 1866. 8. Veit & Comp., Verlags-
handl.: Droysen, Geschichte der preul'sischen Politik; Th. III, 2.
1863. 8. — Lübeck. Dr. G. Escheuburg, Advokat u. Notar:
Funk, Schiller auf d. Lübecker Bühne. 1868. 8. — Magdeburg.
Altmärk. Verein f. vaterl. Geschichte und Industrie:
Ders., 16. Jahresbericht. 1868. 8. Bartsch. Abschiede der ersten
in der Altmark gehaltenen luther. General-Kirchen- und Schul- Visi-
tationen. 1868. 8. — Mannheim. Friedr. Wolfg. Graf Borli-
chingen: Göthe, Hermann u. Dorothea, in's Latein, übers, v. Jos.
Gr. V. Berlichingen. 1828. 8. — Marburg. J. Aug. Koch, Verlags-
handl.: Vilmar, Handbüchlein f. f'rcundo des deutschen Volkslie-
des; 2. Aufl. 1868. 8. N. G. Elwert'sche Univers. -Buchhandl. :
Heusinger, Geschichte des Hospitals St. Elisabeth in Marlnirg.
1868. 8. Koch, Geschichte des academischen Pädagogiums und
nachherigen Gymnasiums zu Marburg. 1868. 4. Universität:
12 akademische Schriften. 4. 8. — MUnchen. K. b. Akademie der
Wissenschaften: Dies., Sitzungsbei'ichte ; 1868. H- Heft II.
8. — Norden. Diedr. Soltau, Verlagshandl.: Kern u. Willems,
Ostfriesland, wie es dcidit und spricht. 1869. 8. Frerichs, das
Spiel. 1868. 8. — Nördlingen. L. Müller, Studienlehrer: Kon-
radin V. Hohenstaufen und der Edelherr v. Hürnheim. 1868. 8.
— Nürnberg. R. Bergan, Professor a. d. Kunstgcwerbschule : Ders.,
d. alte Marienkirche zu Danzig. 1868. 8. Sonderabdr. Maisch,
Strohhutfabrikant: Instruction, Wessen sich ein Jeder Gassen-
haubtman ... zu verhalten. Anno 1658. Pgm.-Hs. 4. — Olden-
burg. Schulze'sche Buchhandl.: Verzeichniis der Gemälde und
Gypsabgüsse in d. grofsherz. Sammlung zu Oldenburg ; 2. Aufl.
1868. 8. Gerhard Stalling's Verlag: Lübben, mittelnieder-
deutsche Gedichte. 1868. 8. Stacke, Abril's der Geschichte der
preuls. Monarchie. 1868. 8. — Paris. C. Daly, Architekt: Ders.,
Revue generale de l'architecture ; vol. 26., Nr. 1 — 6. 18G8. 2. —
Rambin. C. Dalmer, Lic. theol., Pastor: Ders., Gedenke des 15.
Jiuu 1168! 1868. 8. — Reichenberg. Franz Jannasch, Buch-
handl. : Ilallwich , Reichenberg vor dreihundert Jahren. 1868. 8.
— Reutlingen. Theophil Rupp: Ders., die kurzen Grift'e der
Bronzeschwerter. 1868. 8. Sonderabdr. — Riga. J. Bacmeister's
Verlagshandl.: Helmsing, d. Reformationsgeschichte Livlands. 1868.
8. Müller, d. evang.-luther. Kirche in Rul'sland 1868. 8. — Saal-
feld. Dr. L. Richter, Gymnasialrektor: Ders., Noch älter. 1868.
8 — Trier. Fr. Lintz'sche Buchhandl.: Marx, Erinnerungen an
Trier. 1866. 8. — Hasemüller, d. Nenniger Inschriften keine Fäl-
schung. 1867. 8. Beck, Beschreibung des Regierungsbezirkes Trier ;
I. Bnd. 1868. 8. — Tübingen. H. Laupp'sche Buchhandl.: Fehr,
allgem. Geschichte d. Mönchsorden ; 2 Bnde. 1845. 8. Preuner, He-
stia-Vesta. 1864. 8. Vierordt, badische Geschichte bis z. Ende des
Mittelalters. 1865. 8. Werfer, Ubald der Landsknecht des Truch-
sefs Georg v. Waldburg. 1865. 8. — Venedig. Reale Istituto di
scienze, lottere ed arti: Dass., Memorie ; vol. XIV. 1868. 4.
— Weimar. T. F. A. Kühn, Verlagshandl.: v. Reitzenstein, Brief-
wechsel des Kurf. Joh. Friedrich d. Grol'smüthigen mit sein. Sohne
Joh. Wilhelm, Herzog zu Sachsen. 1858. 8. Ders., der schwäb. Bund
in Oberfranken oder des Hauses Sparneck Fall. 1859. 4. — WeiS-
sensee. G. F. Gro Is mann' sehe Verlagshandl.: Leitzmann , Weg-
weiser auf dem Gebiete d. deutschen Münzkunde ; 4. Lief. (Schlufs).
1869. 8. — Wernigerode. Harz- Verein für Geschichte und
Alterthumskunde: Ders., Zeitschrift; L Jhg., 2. Heft. 1868. 8.
— Wien. Rud. Lechner's k. k. Univers. - Buchhandl. : v. Wurz-
bach, Glimpf und Schimpf in Spruch u. AVort. 2 Ausg. 1866. 8.
Quirin Leitner, k. k. Hauptmann: Ders., d. Waffensaramlung
des österr. Kaiserhauses; I. Bnd., 3. u. 4. Lief. gr. 2. — Winter-
thur. J. M. Ziegler: Ders., aus dem künstlerischen Nachlasse von
Joh. Georg Müller, gr. 2. Ders., hypsometrische Karte d. Schweiz.
1866. 2. Ders. , zur Hypsometrie der Schweiz u. zur Urographie
der Alpen. 1866. 8. Ders., Erläuterungen zur neuen Karte der
Schweiz etc. 1866. 8. Neujahrs -Blatt v. d. Bürgerbibliothek in
Winterthur; 1865. 1867. 1868. 4. Johann von Winterthur, Chro-
nik, übers, v. Freuler. 1866. 4. Dändliker, in Winterthur vorkom-
mende deutsche Personen- u. Familien- Namen nach Entstehung
u. Bedeutung. 1867. 4. Hug, Antiochia u. d. Aufstand des J. 387
n. Chr. 1863. 4. Geilfus, Joachim von Watt, genannt Vadianus,
als geograph. Schriftsteller. 1865. 4. Geilfus, d. Stadtrechtsbrief,
welchen der Graf Rudolf v. llabsburg im J. 126t denen v. Win-
terthur ertheilte. 1864. 4. Geilfus, Briefe v. Wolfg. Dietr. Sulzer,
weiland Stadtschreiber v. Winterthur. 1866. 4. Grobius, tapfere
Handlung D. Martin Luthers uf gehaltem rychstag zu Wormbs.
1868. 8. Munzinger, ostafrikanische Studien. 1864. 8. Munzinger,
Sitten u. Rocht der Bogos. 1859. 8. Wölfflin, Livianische Kritik u.
Livianischer Sprachgebrauch. 1864. 4. — Zittau. H. Kämmel,
Gymnasialdirektor : Ders., d. Unterricht im Griechischen. 1867. 8]
Sonderabz. Ders., d. Schule in Zittau unter den Einwirkungen
der Reformation. 1868. 4. — Zürich. Schabelitz'sche Buchhandl.
(Cäsar Schmidt): Lübke, ülier d. alten Glasgemälde der Schweiz.
1866. 8. Fritzsche, die helvet. Confession. 1866. 8. Böhmert, Bei-
träge zur Fabrikgesetzgebung. 1868. 8.
III. Für die Kunst- und Alterthumssammlung.
(Nr. 5734 — 5757.)
Altenburg. Geh. Reg.-Rath Dr. Back: Sieges- und Friedens-
mcdaille zum Wiener Congrefs, 181t: Bleiabguls. 132 Papier- u.
Lackabdrücke von Siegeln. — Annweiler. Franck, Subrector : Bol-
zenspitze von Eisen. — AschafTenburg. Hermann, Uhrmachermei-
401
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
402
ster : Römischer Krug, Vordertheil einer Spange, Spiralring, Mes-
ser und Pfeilspitze von Bronze, Steinliamnicr. 2 russische Porta-
tiv-Altärchen von JMessing. Siegelstock der Ascliaffenburger Haf-
nerzunft von 1693. — Augsburg. Stadtmagis trat : 30 Al)drücke
von alten Kupferplattcn : Prospecte, Architekturen u. s. w. —
Braunschweig. Frl. Helena Brinckmeier: 53 Silber- und 30
Ku|ilcinuinzen. — Breslau. H. Palm, Gymnasial - Oberlehrer : Sie-
gelaluhuck vom Siegelnngo König Karl's XII. von Schweden —
bletfurt. Köhler, Senior u. Pfarrer: 2 Schriftproben vom 15. Jhdt.
— Elsenach. Familie des verstorb. Prof. Dr. Rein: Siegelsamm-
lung desselben. — Kupferzell. Se. Durchl. Fürst F.-K. von Hohen-
loh o-Wald enbu rg : Photographie nach einem Idealporträt des
Grafen Gottfried von Ilohenlohe. — Nürnberg. Bergau, Professor
an der Kunstgewerbschule : Ohrring von Eisen, gefunden bei Kar-
thaus 6 Fufs tief neben 2 Schädeln. S. Merkel, Apotheker: 7
in Silber gcfafste Amulette. 15. — 16. .Jhdt. Sclireilistift von Bein
für Wachstafeln. — Regensburg. G. Dengler, Domvikar: Gyps-
abgüsse nacli einer Crucilixgruppe vom 16. Jahrh. in der St. Pe-
terskirche in Straubing. — Im Stiege am Harz. Alfred Jürgens,
Lieutenant: Kleiner, auf dem Schlachtfelde bei I.utter am Baren-
berge ausgegrabener Mörser von Eisen. — Sulzbach. Platzer,
k. Landrichter : Silberne Medaille auf die Erstürmung von Ofen.
Venetian. Zechine des Dogen Manin. Hessisches 20 Kreuzer-Stück,
1764. Brandenburg. 2 Groschen-Stück. 1693. Silbermünze Papst
Julius II. und Bronzemünze von K. Posthumus. — Winterthur. J.
M. Ziegler: Physikal. Karte der Insel Madeira nebst einer Tafel
mit Panoramen. — Würzburg. Lossen, Fabrikant: Pfälzer Du-
kate.
Chronik der historischen Vereine.
Memorie del Reale Istituto Veneto di scienze,
lottere ed arti. Volume deeimo quarto. Venezia 1868- i.
Quadro storico-oritico della letteratura germanica nel secolo
nostro, del cav. Tommaso Gar.
Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur
Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. XIII
Jahrgang. — September u. October. Wien, 1868. 4.
Dürer's Triumphwagen und sein Antheil am Triumphzuge
Kaiser Maximilian's I. (Mit 1 Tafel und 3 Holzschnitten.) Von
MorizThausing. — Das kaiserliche Lustschlofs im Sternthiergarten
bei Prag. (Mit 1 Holzschn ) (Dr. Corn. Schaffner.) -- Die Filial-
kirche St. Johann im Mauernthal. Von Prof. J. F. Keiblinger. —
Archäologische Bilder aus dem südlichen Böhmen. (Mit 7 Holz-
schnitten.) — Der AVappensaal des steierischen Landhauses zu Grätz
von 1548 bis 1743. (Dr. Fried. Pichler.) — Kirchliche Alterthü-
mer zu Güns. (L. Ilic Oriovcanin.) — Eine neu entdeckte rhäto-
etruskische Steininschrift. (Mit 2 Holzschn.) (Florian Orgler.) —
Der Lügen -Veitel. (Mit 1 Holzschn.) (A. R, v. P.) — Kurze No-
tizen über etliche vorarlbergische Künstler, besonders über die
Bildhauerfamlie Moll. (Jos. v. Bergmann.) — Vom Alterthuras-Ver-
eine zu Wien. (Mit 10 Holzschnitten.)
Sitzungsberichte der königl. bayer. Akademie der
Wissenschaften zu München. 1868. L Heft IV ; IL Heft
I. II. München. 1868. 8.
Die Eroberung Constantinopels im Jahre 1453 aus einer vene-
tianisehen Chronik. Von Thomas. — lieber die Thierfabel in
Aegypten. Von Lauth. — Ueber die ursprüngliche Bedeutung
des Wortes brahma (brahman.) Von Hang. — Vergleichung von
Salimbenes Zeugnifs über Berthold mit der vaticanischen Ori-
ginalhandschrift. Von Hofmann. — Ueber die Vossische Bearbei-
tung der Gedichte Hölty's. Von Halm. — Ergänzung des Jaufre.
Von Hofmann.
Archiv für Geschichte u^jd Alterthumskund e von
Ober franken. Herausgegeben vom historischen Verein von
Oberfranken zu Bayreuth. Zehnter Band. Drittes Heft.
Bayreuth. 1868. 8.
Biogophie des Pfarrers Friedrich W. Stadelmann in Markt-
'euthen. Von seinem Sohn, Vikar Fr. Gg. Willi. Stadelmann. —
Zug der Nürnberger nach Lichtenberg im J. 1444. Von Rud.
Frhrn. von Reitzenstein. — Passio Sacerdotum unter der Regie-
rung des Markgrafen Achilles. Mitgeth. von Consistorialrath Dr.
Kraufsold. — Die Abstammung von Eberhard I., Bischof von Bam-
berg. Von Karl Chlodw. Frhrn. v. Reitzenstein. — Vereinsange-
legenheiten etc.
Kirchen schm uck. Ein Archiv für kirchliche Kunstschö-
pfungen und christliche Alterthumskunde. Herausgegeben unter
der Leitung des christlichen Kunstvereins der Diöcese
Rottenburg. Redigirt von Pfarrer Laib und Stadtpfarrer Dr.
Schwarz. XXIV. Band, erste Hälfte. Zwölfter Jahrgang, 1868.
Drittes Vierteljahrsheft. Stuttgart. 8.
Auch eine Kirchenbaugeschichte (1743). — Der Prachtteppieh
mit dem Stammbaume Christi in Mainzer Dome. — Werth der
L'rkunden für die Kunstgeschichte. (Falk.) — Zur Sitte und Spra-
che der Kirche. — Hausmarken an der Ellwanger Stiftskirche?
Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte
und Landeskunde. Neue Folge. Zweiter Band. Heft 1 u. 2.
Kassel, 1868. 8.
Die ältere Cieschichte der Stadt Liebenau. Von Oberger.-Ass.
Stölzel. — Beiträge zur Geschichte u. Genealogie des hessischen
Adels. Von G. Schenk zu Schweiusberg. — Etymologische Spa-
ziergänge durch Hessen. Von Dr. Wilh. Kellner. — Kirchenge-
schiohtliche Misoellen und Notizen von A. F. C. Vilmar. — Schrei-
ben des Kurfürsten August von Sachsen und der Landgrafen Wil-
helm und Ludwig von Hessen an den Kaiser Maximilian II. , be-
treffend die Stadt und das Hochstift B^ulda in ihren Bedrängnissen
durch den Abt Balthasar von Dermbach wegen des evangelischen
Glaubens, 1574.
Mittheilungen an die Mitglieder dess. Vereins. Nr. 3. u.
4. Ausgeg. im April u. August. 1868. 8.
Zeitschrift des Vereins für thüringische Geschichte
und Alterthumskunde. Siebenter Band. Zweites u. drittes
Heft. Jena, Friedrich Frommann. 1868. 8.
Geschichte des Schlosses Tenneberg. Nebst Forst- und Jagd-
Chronik von Tenneberg. Von Dr. C. Polack. — Johannes Drach,
ein thüringischer Reformator. Von dems. — Statuten der Stadt
Dornburg a. d. Saale, vom Jahre 1625. Hrsg. von Dr. jur. Oscar
Stickel. — Miscellen.
Mittheilungen aus dem Archive des voigtländi-
403
Anzeiger für Kunde der deutscheu Vorzeit.
404
sehen alterthiimsforschenden Vereins in Hohenleu-
ben, nebst dem 38. u. 39. Jahresbericht. Hrsg. von Ferd.
Metzner. Weida (1868). 8.
Vortrag über Unechtheit und Fälschung einiger wichtiger
voigtländischer Urkunden von Karl Frhm. v. Reitzenstein. — Aber-
glaube auf dem Frankenwalde. (Franz Harnisch.) — Verzeichnifs
von Pfarrern im Voigtlande aus Urkunden. Vom Frhrn, v. Rei-
tzenstein. Jahresberichte etc.
Mittheilungen aus dem Osterlande. Gemeinschaftlich
herausgegeben vom Ge worbe-Vereine, von. der naturfor-
schenden Gesellschaft und dem bienenwirthschaftli-
chen Vereine zu Alteriburg. Achtzehnter Band. Drittesund
■»dertes Heft, ausgegeben im August 1868. Auf Kosten der drei
Gesellschaften. Altenburg. 1868. 8.
Neues Lausitzischos Magazin. Im Auftrage der Ober-
lausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften hrsg.
Ton Prof. Dr. E. E. Struve. 44. Band, 2. u. 3. Heft. Görlitz,
1868. 8.
Kulturgeschichtliche Zeitbilder. Von Dr. theol. Wildenhahn.
— Kriegsdrangsale der Obcrlausitz zur Zeit des Hussitenkrieges.
Von G. Korscheit. — Wanderungen eines fahrenden Schülers, des
nachmaligen Pastors zu Reibersdorf, später zu Bertsdorf auf dem
Eigen, Michael Franck, unternommen in den Jahren 1586 — 1592.
Von Dr. Prof. Knothe. — Kulturgeschichtliche Findlinge. Aus
handschriftl. Annalen mitgeth. von Pastor K. Haupt. — Zweiter
Nachtrag zum Sagenbuche der Lausitz. Nachlese aus handschriftl.
Annalen von demselben. Die Kirche zu Altgolfsen im Luckauer
Kreise. A''on C. R. Schumann. (Mit 1 Abb.) — Zur allgemeinen
vergleichenden Sprachkunde. (Dritter Beitrag.) Vom Pastor prira.
Leopold Haupt. — Oljerlausitzisclie Volkspoesie. Vom Past. emer.
Dornick. — Kriegsdrangsale der Oberlausitz zur Zeit des dreü'sig-
jährigen Krieges. Von G. Korscheit. — Die Oberlausitzer Schla-
ckenwälle. Vom Pastor Karl Haupt. — Die ältesten deutschen
Liebeslieder des zwölften Jahrhunderts. In freier Uebertragung,
von Dr. Otto Richter. — Gottfried von Neifen als volksthümlicher
Dichter. Von dems. — Ein Manifest Friedrichs des Grol'sen vom
31. August 1793. — Vereinsangelegenheiton, Bücheranzeigen, Mis-
cellen u. s. w.
45. Band, 1. Doppelheft. Görlitz, 1868. B.
Die Kreisstadt Guben in der Nieder -Lausitz seit dem Jahre
1815. Vom Archidiakonus Tschirch. — Eine Studienreise nach
Italien (1563 - 1565). Vortrag von Prof. Dir. Kämmel. — Gab
es zu Görlitz eine Burg und Burggrafen ? Eine kritische Unter-
suchung von Dr. Herrn. Knothe. — Vasari über Dürer. Von Dr.
Alfred von Sallet. — Zur lOOjähr. Gedächtnifsfeier AVilhelm v. Hum-
boldt's. Vortrag von Dr. Theod. Paur. — Langenau im Görlitzer
Kreise. Beschrieben von Pastor Ender. — Jubelfest des Gj'mna-
siunis in Luckau. — Kinderreime und Kinderspiele. Ein Beitrag
zur Volkspoesie der Lausitz, von Karl Haupt, Pastor. — Heidnische
Alterthümer aus dem Lübener Kreise. Ein Beitrag zur Schles.
Alterthumskunde von dems. — Bücheranzeigen, Miscellen etc.
Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift. Neunter
Bericht des . . . Vereins für das Museum schlesischer
Alterthümer. Mit 2 Bildtafeln. Breslau, 1868. 4.
Karl IV., römischer Kaiser und König von Böhmen. Von Dr.
Luchs. — Schlesiens Antheil an der Verbreitung der Glasmalerei
im Mittelalter und ihrer Wiederbelebung in der Neuzeit. Von As-
sessor Knoblich. — Die Breslauer Stadtbaumeister im 16. Jahr-
hundert. Von Dr. Alwin Schultz. — Circular des fürstbischöflichen
General -Vicariat- Amtes zu Breslau. — Die Steinschneidekunst in
Schlesien. Nach Traditionen aus dem Riesengebirge. Von Graf
Hoverden-Plencken. — Voreinsangelegenheiten.
Zehnter Bericht (mit 3 lithogr. Bildtafeln u. 3 Holzschnitten):
Der Marieualtar des Museums schlesischer Alterthümer. Gezeich-
net und beschrieben von Dr. Alwin Schultz. — Die Pfarrkirche zu
St. Georg in Reichenbach i. Schi. Von Robert Schuck. — Das
Schlofs Grofs - Wilkau bei Nimptsch. Von H. Strusche. — Das
Schlofs Vogelgesang bei Nimptsch. Von Dr. Luchs. — Allerlei.
N a c li r i c h t e ii.
Literatur.
Neu erschienene WerJce.
33) Die Stadt Halle, nach amtlichen Quellen historisch-topo-
graphisch-statistisch dargestellt von C. H. Freiherru von
Ha gen, Stadtrath. Halle, Verlag von Emil Barthel. 1867.
2 Bde. 8. 640 und 548 Stn. Mit lithogr. Plänen.
Wir haben öfter bei Anzeige ähnlicher Werke Anlafs genom-
men, darauf hinzuweisen, welch schätzbares Material auch für die
Geschichte im Allgemeinen in den gegenwärtig immer häufiger
erscheinenden Städtechroniken zusammengetragen wird. Sie bie-
ten gewisserraassen zu den grol'sen Zügen jener die feinere Kehr-
seite und zeigen, wie das Volk sich mit den Ereignissen abgefun-
den, welchen Boden jenes auf Gi-und seiner Bildung und Stimmung
den letzteren geboten, um überhaupt in ihrer Eigenartigkeit Wur-
zel zu fassen, welchen befruchtenden oilr-r deckenden Niederschlag
diese ersteren zurückgelassen. Während wir aber meistens uns
begnügen müssen, in diesen Monographieen zerstreutes Material
zusammengetragen zu sehen, finden wir hier zugleich eine mit
grofsem historischen Takt durchgeführte Bearbeitung — obwohl
jenes im weitesten Umfange bis auf die Neuzeit in Anspruch ge-
nommen und die Schrift den Charakter einer Mono^^raphie, d. h. den
Zweck , eine allseitige Beschreibung der alten und der gegenwär-
tigen Stadt Halle zu sein, streng festhält. Vieles, was in den vor-
liegenden Bänden enthalten ist, kann nur für die Bewohner des
Ortes selbst Interesse haben; vieles Andere aber sollte auch kein
Forscher sich entgehen lassen. Wir rechnen dahin vor allem den
Inhalt des zweiten Bandes, die Darstellung der Stadt in Bezug auf
das kirchliche und weltliche Regiment. Manche Abschnitte des
ersten, die Einrichtungen der Stadt behandelnden Theiles sind von
Fachmännern geschrieben, wie die Physiographie des städtischen
Gebietes, der Abschnitt über Bergbau und Hüttenwesen u. a. , so
dal's der Charakter der Grüniilichkeit dem Werke von vornherein
aufgeprägt erscheint. v. E.
Aufsätze in Zeitschriften.
Das Ausland: Nr. 46, S. 1099. Zur Geschichte der Schreibma-
terialien. — Nr. 48, S. 1151. Aus Nachgrabungen auf der Pfahl-
baute Robenhausen im Jahr 1868- (Jakob Messikomer.)
405
Anzeiger füi- Kunde der deutschen Vorzeit.
406
Daheim: Nr. 9, S. 134. Der Dom zu HallierstacU. — Nr. 11. Das
Tafelgeschirr des Quinctiliiis Varus. (Dr. Mor. Busch.)
Europa: Nr. 47, Sp. 1495. Bart, Perrücke, Zopf. (Zur Geschichte
derselben.) — Nr. 49. Sp. 1537. Weihnachtsumzüge im Mittel-
alter. (Heinr. Asmus.) — Sp. 1649. Glasmacherleute im baie-
rischen Hochwald. (Gebräuche derselben).
Die Gartenlaube: Nr. 47. Ein Kleinod aus deutscher Vergan-
genheit (das Topplerschlöfschen, Rothenburg ob der Tauber).
— Nr. 50, S. 796. Hermann's Hort in Hildesheim. (M. B.)
Die Grenzboten: Nr. 49, S. 375. Die souveräne Freiherrechaft
Wohle.
Preul's. Jahrbücher: 22. Bd., 4. lieft, Oet. Wallenstein u. die
Spanier. 2 (K. Wittich.)
Danz. Kathol. Kirohenblatt. Nr. 46. 47- Die Kirche zu Pest-
lin und deren Restauration. (R. Bergau.)
Evangel. Kirchen-Zeitung: 83. Bd. 8. Heft, Sept. Woher
die Pastoren? — Bernhard von Clairvaux als Prediger.
Notes and Queries: Nr. 47, p. 482. Angling lore in the four-
teenth Century. (T. Westwood.) — Nr. 49, p. 529. Early eng-
lish and gernian drama. — P. 535. Gross -legged effigies and
the crussaders.
Revue generale de l'architecture etc.: 26. Vol., Nr. 3 — 4,
p. 62. Exemples de Ferronnerie des XVI., XVII. et XVIII. si-
ecles. (Planche 9—10.) (Frantz Hugelin.)
Sonntagsblatt (v. F. Duncker) : Nr. 41. Zur Geschichte des
Pferdes. (C. v. Kessel.)
K. Preufs. Staatsanzeiger: Beil. Nr. 240. Zur Geschichte der
Industrie hi Brandenburg -Prenfseu im 16., 17. u. Anfang des
18. Jahrh. — Zur rheinischen Provinzialgeschichte. — Aus-
stellung alterthümlicher Gegenstände in Erfurt. — Nr. 258.
Das Rathhaus zu Goslar. — Nr. 270 u. 276. Der Einfluls der
Prämonstratenser auf die Germanisierung u. Christianisierung
der östlichen Provinzen des preul's. Staats.
Theolog. Studien u. Kritiken: 1869, 1. Heft. Zur Geschicht-
sohreibung u. Sittenlehre Hermanns von Reichenau. (Ba.xmann.)
Ueber Land und Meer: Nr. 10 (XI. Jahrg.), S. 150. Kloster
Bebenhausen (bei Tübingen). — Nr. 11, S. 166. Der Nikla-
(St. Nikolaus-) Abend.
Zeitschrift f. bild. Kunst: 2. Heft, S. 35. Dürer's Hausfrau.
Ein kritischer Beitrag zur Biographie des Künstlers. Mit Ab-
bildungen. (M. Thausing.) — S. 47. Meisterwerke der Braun-
schweiger Galerie. VI. Männliches Bildnifs von Rubens.
lUustr. Zeitung: Nr. 1328, S. 421. Die antiken Silbergefäfse
von Hildesheim.
Vermischte Nachrichten.
124) Die bei Hildesheim entdeckten werthvollen silber-
nen Gefäfse sind, nachdem sie sich als antike Werke ergehen,
nach Berlin geschafft worden, um daselbst im Museum aufgestellt
zu werden. Dieser Fund wird in dem demnächst zu erwartenden
Winkelmann- Programm des Bonner Vereins von Alterthumsfreun-
den im Rheinlande wissenschaftlich behandelt und publiciert wer-
den. Die Arbeit ist von Professor Wieseler in Göttingen über-
nommen worden. (Blätter, die ausführlicher über den Fund be-
richten, sind unter der vorhergehenden Rubrik „Aufsätze in Zeit-
(111. Ztg. 1326.)
125) Beim Bau des Eisenbahndammes (schreibt man aus
Münster v. 12. Decbr.) haben sich diesseits der neuen Emsbrücke
in der Gegend einer alten timwallung 4 höchst interessante und
seltene Bronzegegenstände gefunden, die sämmtlich ungefähr
dieselbe Form haben; nur sind 2 etwas kleiner im Umfange und
Durchschnitten. Einen besondern Namen kann man ihnen nicht
geben, da man mit Sichei-heit nichts darüber anzugeben vermag,
wozu sie ursprünglich gedient haben. Gestalt und Grösse hält
ungefähr die Mitte zwischen Hufeisen und dicken Ringen. Aeul'ser-
lich liegen an der geraden Seite blattartige Querreifen, auf dem
rundlichen Bügel Gravierungen, zu welchen bei einigen Exem-
plaren noch Löcher hinzukommen. (Köln. Ztg. Nr. 348, 2. Bl.)
126) Beim Ausgraben eines Wasserbehälters an der Südseite
der Stadt Boppard sind die Arbeiter in einer Tiefe von etwa
8 Fufs auf mehrere alte steinerne Särge gestofsen, welche
aus einem weichen Stein gehauen und theils mit einem steinernen
ausgewölbten Deckel, theils mit Steinplatten zugedeckt sind.
Die trogartig ausgehauenen Särge sind noch gut erhalten und von
verschiedener Gröfse. Nach dem Inhalte der Särge zu schliefsen,
gehören sie etwa dem 5. Jahrh. an. Es fanden sich darin bei
den Gebeinen verrostete, aber in ihrer Gestalt noch gut erkenn-
bare Schwerter, Schmuckgegenstände und vollständig gut erhal-
tene, weiche Steine von der Gröl'se eines Ziegelsteines, deren In-
schriften noch so leserlich sind, als wären sie erst vor einem
Jahre ausgegraben. Die charakteristischen Lettern lassen das
Zeitalter mit Bestimmtheit erkennen; auf einem der Steine liest
man : Hie requiescit in pace Chrodbertus (unius ?) anni.
Der kleine Sarg, worin sich dieser Stein befand, scheint einer
Kinderleiche angehört zu haben. Ein anderer Inschriftstein, der
in einem der Särge lag, enthält bei dem Namen die Bemerkung:
presbyter X ann. (während 10 Jahre Priester?). Ein Sarg ist
offenbar aus einer früheren römischen Votivtafel ausgehauen ; seine
untere Fläche zeigt genau die Form einer solchen und eine ver-
tilgte ältere Inschrift. Deutliche Skulpturen, von welchen eine
ein Meerungeheuer mit Wolfsrachen und Fischschweif darstellt,
das von einem Manne bekämpft wird, sind daran noch sichtbar.
(Dies. Nr. 347, 2. Bl.)
127) In Alt- Ofen ist man auf dem Grund und Boden der
ersten Alt-Ofener Kalk- und Ziegelbrennerei-Aotiengesellschaft auf
römische Grabstätten gestofsen, die aus Backsteinen herge-
stellt sind. Einer der dazu verwendeten Ziegel trug den Stempel
Leghardi. Zwei Skelette wurden in den Gräbern gefunden, dar-
unter das eine das Gerippe eines Kindes, neben dem ein silber-
ner Ohrring lag. Die Nachgrabungen werden fortgesetzt.
(111. Ztg. Nr. 1328.)
128) Bei den Restaurationsai'beiten des Kaiserhauses in
Goslar ist ein für den Wiederaufbau wichtiger Fund, der über
den inneren Ausbau Licht verbreitet, gemacht worden. Die Nach-
grabungen haben in Fortsetzung zu den beiden Säulen an der
Rückwand zu Seiten des Thrones je zwei 4 Fuls lange und 3
Fufs breite Säulenlager, in Zwischenentfernuug von etwa 15 Fufs
durch Sandsteinbogen verbunden, in der Richtung nach der
Vorderseite des Gebäudes freigelegt, also zu beiden Seiten des
mittelsten der vorhandenen sieben Gewölbe. Da diese vier Säu-
lenlager die einzigen vorhandenen sind, so berechtigt der Um-
stand zu dem Schlüsse, dal's .die Decke des ganzen Saales
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