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Full text of "Archäologische Zeitung"

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ARCHÄOLOGISCHE  ZEITUNG, 


UNTER  MITWIRKUNG 

DES  ARCHÄOLOGISCHEN  INSTITUTS  IN  ROM 
UND  DER  ARCHÄOLOGISCHEN  GESELLSCHAFT  ZU  BERLIN 

HERAUSGEGEBEN 

TON 

EDUARD   GERHARD. 


MEUE   FOIiCiE.  \^,-^?furiir 


ERSTER    JAHRGANG. 

Text  No.  1  —  12.    Beilasre  No.  1—4.    Abbildungen   Tafel  1  — XII. 


BERLIN, 

DRUCK  UND  VERLAG  VON   G.   REIMER. 
184  7. 


Inhalt. 

No.  1.    Allgemeines.  —  Anchises  und  Aphrodite.  —  Winckelmannsfeste  (Rom,  Bonn  und  Göttingen).  — 
Archäologische  Gesellschaften  (Berlin). 

2.  Hermes  der  Argostödter.  —  Ueber  städtische  Wasserhauten  der  Hellenen  [E,  Curllus]. 

3.  Medeia,  Vasenbild  aus  Canosa  [0.  Jahn].  —  Athenischer  Abacus  [Böchfi].  —  Allerlei:  Athene 
Ergane,  Talos  [i?er(/7i]. 

4.  Roma  und  Fortuna  [E.  G.  ].  —  ßosporanische  Inschriften  [Bückh].  —  Allerlei  (KaUimorphos 
von  Jahn.) 

5.  Hippolyt  und  Phädra  [L.  Schmidt].  —  Artemis  Elaphebolos  [W.  Watlüss  Lloyd.  —  E.  G.]  — 
Allerlei  (Bacchischer  Thronismos,  von  K,  F.  Hermann^. 

6.  Griechische  INIünzen  S.  E.  des  Freiherrn  von  Prokesch-Osten  [F.  Osanti].  —  Allerlei  (Nocturnus, 
von  K.  F.  Hermann). 

7.  Achilles  auf  Leuke  (C.  von  Paucher).  —  Der  Kalender  von  Amiternum  {Th.  Mommsen).  — 
Allerlei  (aus  Pompeji:    Th.  Punofka). 

8.  Dionysos -Apollo  als  Thongefäfs  [E.  G.].  —  Griechische  Münzen:  Künstlernamen  auf  Münzen 
[J.  Friedländer] ;  Apollo  und  Aulon  [E.  G.] ;  zur  Prokesch-Ostenschen  Sammlung  [F.  Osann].  — 
Allerlei  (Odysseus  und  Helena :    0.  Jahn). 

9.  Die  Askolien  [0.  Jahn].  —  Griechische  Münzen:  Bura  und  Trözen  |  Th.  Bergh];  Nymphaeum 
und  Tiiyrreuni  [Panofka].  —  Allerlei  (Neueste  pompejanische  Ausgrabungen:  Panofka). 

-  10.     Griechische  Münzen  der  Sammlung  des  Freiherrn  von   Prokesch-Osten.  —  IMuseographisches  (Aus 

Paris;  ßrittisches  Museum;  Millingens  Nachlafs;  Maimore  des  Hrn.  Disney.  VonBirch  und  E.  G.) 

-  11.     Sculpturen  aus  Niniveh.  —   Halikarnassische  Reliefs  [f//-/(c/(«]. —  Allerlei  (Peisianax  von  O.Jahn). 

-  12.    Hahkarnafs  und  das  Mausoleum.  —  Museographisches  (Campanari'sche  Bronzen;  Kunslhandel  zu 

Neapel   [Th.  Panofka}.    —    Allerlei    (Jpferhakcn   [0.  Jahn};    Hahn  und  Henne   [Th.  Panofka]; 
Itinerar  [Mercklin]. 

Beilagen. 

No.  l.^   Archäologische  Gesellschaften  (Rom).  —  Archäologische  Bibliographie  [W.  Koner]. 

-  2.    Archäologisches  aus  Italien,  Bericht  an  die  Archäologische  Gesellschaft  zu  Berlin,  von  Th.  Panofka. 

—  Bibliographie  [ir.  /Coner]. 

3.  Nachlese  zur  Archäologischen  Zeitung  (Friedenssäule  von  Xanlhos,  Roma  und  Fortuna,  Demeter 
Erinnys  und  Arion,  von  Th.  Bergk;  Rhodische  Gefäfse  von  Sam.  Birch).  —  Archäologische  Ge- 
sellschaften (Rom,  Berlin).  —  Bibliograj)hie  [W.  Koncr]. 

4.  -  Nachlese  zur  Archäologischen  Zeitung  (Haus  des  IM.  Lucretius,  von  Th.  Panofka;  zur  Prokesch- 

Ostenschen  Münzsammlung,  von  P.  v.  0.),  —  Layard's  assyrische  Alterthümer  [nach  Birch   und 
Lai/ard].  —  Archäologische  Gesellschaften  (Rom).  —  Archäologische  Bibliographie  [IV.  Koncr]. 


Abbildungen. 

"Tafel  I.     Anchises  und  Aphrodite,  Terracotta  im  Königl.  Museum  zu  Berlin. 

Tafel  II.     Hermes  der  Argostödter,  clusinischer  Teller,  vormals  in  der  Pizzati'schen  Sammlung, 

Tafel  III.     Medeia,  Vasenbild  aus  Canosa,  jetzt  in  München. 
■  Tafel  IV.     Roma  und  Fortuna,  Reliefs  im  Vatikan. 
'  Tafel  V.  VI.     Hippolyt  und  Phädra,  Sarkophag  zu  Girgenti. 
^  Tafel  VII.     Achilles  auf  Leuke,  Vasenbild  des  Berliner  Museums. 
'Tafel  VIII.     Dionysos-Apollo  als  Thongefafs;  Künstlernamen  auf  Münzen;  Kaulonia. 

Tafel  IX.     Die  Askohen,  Mosaik  des  Berliner  Museums. 

Tafel  X.     Griechische  Münzen  S.  E.  des  Freiherrn  von  Prokesch- Osten  zu  Athen. 

Tafel  XI.    Sculpturen  von  Niniveh. 

Tafel  XII.     Hahkarnafs  und  das  Mausoleum. 


J »? 


ARCHÄOLOGISCHE  ZEITUNG. 


Ai  1. 


Nette  Folge. 


Januar  1847. 


AII"t'inciiH-s.  —     Ancliist'S    iiniJ  A|ilii'Oilitf.  — 


VVinckelmnnnsffste  (Rom,  IJonn,  Göltiiigen). 
Seilschaften  (Berlin). 


Arcliäioloaisclie  Gesell 


I. 

Allgemeines. 

MPie  Deiikmälerkuiule  des  ver£;;ui"encii  Jalirs  lint 
wenig  neue  Bereiclieriingen,  desto  mehr  aber  von 
AusscIiilTiing,  Aufstellung  und  Benutzung  neulich 
erworbncr  Kunstschülze  zu  rülinien.  In  Paris  wer- 
den die  Alterthünier  von  Niniveh,  in  Berlin  die 
ägyplisclien  Reisefrüchlc  unsres  Landsmannes  Lejisiiis 
aufgestellt;  ebendaselbst  wird  ein  bereits  mehr  be- 
sprochnes  ')  assyrisches  I\lonument  aus  Cypern  er- 
wartet. Nicht  viel  mehr  Einzelnes  ist  von  den  neu- 
enldeckten  Kunstschätzen  des  klassischen  Alterlliums 
zu  berichten,  durch  welche  das  brittisclie  Museum 
immer  mehr  ein  kunstgeweihter  Raum  echt  hellcni- 
.scher  Bildwerke  wird:  den  Xanthischen  Marmoren, 
deren  Aufstellung  dort  bald  vollendet  ist,  reihen  so 
eben  die  Halikarnassischen  sich  an,  während  in 
gleicher  Beziehung  auf  Hellenismus  den  Sammlun- 
gen des  Kontinents  nur  der  bescheidne  Erwerb  bald 
eines  Marmorkopfs  bald  einzelner  Thonfigurcn  und 
Thongefäfse  sich  nachrühmen  läfsl. 

I.  Ausgrabungen,  ftlit  solchen  Funden  vor- 
heriger Jahre  hielten  die  neueren  Ausgrabungen  ^) 
nicht  durchaus  Schritt.  Zwar  waren  ctruskische  und 
unleritalische  Gräber,  haüi)lsüchlich  in  Clusium,  Cäre 
undGnalhia,  fortwährend  nicht  unergiebig;  den  Aus- 
beutungen von  Pompeji  hat  eine  bisher  unberührte 
(iräberstrafse  sich  beigesellt;  Ueberrestc  römischer 
Zeit  und  Kunst  pflegen  aus  Gegenden  altromischer 
Herrschaft  fortwährend  sich  kundzugeben—,  doch 
ist  im  mannigfachen  Gewinn  solcher  neuesten  Funde 
nur  Weniges,  was  in  geschichtlicher  oder  in  Kunst- 
beziehung einer  dauernden  Beachtung  gewärtig  sein 
darf.     Obenan  unter   diesen   wenigen   Funden   von 


bleibender  Wichtigkeit  stehen  für  uns  als  geschicht- 
liches Zeugnifs  einer  bis  in  die  germanischen  Gauen 
verbieitelen  etruskischen  Kunst  die  bildlich  verzierten 
Erz])lättchcn  und  W'afl'enstücke  von  Malrejum  '). 

II.  Denkmäler.  Verfolgen  wir  einzelne 
Denkmälergattungen,  so  sind  architektonische  Gra- 
bungen aus  Olympia  *)  und  Athen  *),  von  Roms  Kai- 
serpalästen und  aus  Aricia  *)  zu  berichten;  an  pla- 
stischen Werken  ist  mehr  zu  erwähnen.  Zu- 
vörderst die  vorgedachten  Halikarnassischen  Ama- 
zonenreliefs, deren  Herkunft  vom  Mausoleum  zu- 
versichtlich vorausgesetzt  wird  ');  aus  der  Umge- 
gend von  Korinth  in  Besitz  des  Hrn.  von  Pro- 
kesch  gelangt  eine  Ajiollostatue,  die  ihrem  freigeüb- 
ten Archaismus  zufolge  kurz  vor  Phidias  entstanden 
zu  sein  scheint'),  von  athenischen  Werken  mehrere 
Reste  des  Parthenongiebels  ').  Im  Vatikan  haben 
Transport  und  Aufstellung  des  Piedestals  der  An- 
toninssäule fast  mehr  als  bilhg  Epoche  gemacht; 
aufserdem  ward  ein  der  berühmten  Ariadnestalue 
entsprechendes  Relief '  "),  ferner  die  Herme  mit  Pla- 
to's  Bildnifs  und  Inschrift  (Arch.  Z.  no.  45)  von  dort- 
her berichtet.  Interessant  ist  auch  das  aus  Pompeji 
herrührende  Gladialorenrehef;  grofse  etruskische  Sar- 
kophage sind  aus  volcentischen  Ausgrabungen  ange- 
meldet. Nebenher  ist  als  kunslgeschichtliche  Beson- 
derheit, aus  Neajiel  berichtet,  die  Auffindung  von  Re- 
liefbildnereien  auf  Schiefergrund  '')  neu  und  bemei*- 
kenswerth.  Unansehnlicher  nach  Gröfse  und  Material, 
aber  durch  kunslgeschichtliche  Bedeutung  erheblich 
genug  um  ebenfalls  hier  erwähnt  zu  werden,  sind 
endhch  die  aus  Cypern  neuerdings  ins  Berliner  Mu- 
seum versetzten  Venusidole  ")  eines  Styls,  dessen 
angeblich  phüiücischer  Archaismus  für  die  Verwandt- 
schaft altgricchischcr  und  asiatischer  Kunstform  neue 
Zeugnisse  ablegt. 


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Von  plastischen  Werken  in  Metall  ist  mehreres 
aus  den  Sammlungen  der  Herren  Temple  in  Neapel 
und  Campana  in  Rom  auszuzeichnen;  bei  letzlerem 
die  halb  lebensgrofse  Figur  eines  fackeltragenden 
Knaben,  dem  die  Benennung  Julus  zugetlieilt  wird. 
Von  Metallgeräth  ist  ein  äufserst  feiner  Goldschmuck 
aus  Gnathia  ' ')  bereits  der  gelehrten  Erläuterung 
anheimgefallen. 

Am  ergiebigstan  pflegt  die  bildliche  Alterthums- 
kunde  auch  jetzt  nocli  im  Fach  der  Gefäfs maie- 
reien zusein.  Von  archaischen  Vasen  ist  es  gewagt 
irgend  eine  nach  dem  in  seiner  Art  einzigen  Gefiifs 
des  Ergotimos  und  Klilias  (Arch.  Zeit.  no.  41.  45) 
zu  nennen ;  dagegen  unter  den  Werken  freieren 
Styls  als  Gefäfsbilder  ersten  Rangs,  ihres  kleineren 
Umfangs  ungeachtet,  iheils  das  Innenbild  einer  von 
Braun  erläuterten  Schale,  Prometheus  und  Here  '  *), 
Iheils  ein  kleiner  Becher  (A.  Z.  no.  37)  zu  erwähnen 
sind,  auf  dessen  zwei  Seiten  Achill's  und  des  Patro- 
klos  Ausrüstung  mit  seltener  Feinheit  und  mit  in- 
schriftlichem Beiwerk  sich  findet.  Demnächst  sind  als 
Gefäfse  elruskischer  Provinzialmanier  zwei  mit  cha- 
ronlischen  Bildern  (Arch.  Z.  no.  46),  von  unteritali- 
schen meiirere  gleichfalls  von  uns  erwähnte  hier 
anzuführen,  in  deren  bildlichen  Darstellungen  die 
Vergötterung  des  Anchises  (Arch.  Z.  no.  38),  Po- 
seidons Liebe  zu  Pelops  (no.  42),  endlich  die  zier- 
lichen Hochzeitsgruppen  eines  Gefäfses  sich  gellend 
machen,  welches  von  Andern  auf  Tod  und  Elysium 
gedeulet  wird  ' ''). 

Der  immer  noch  nicht  versiegenden  Fülle  die- 
ser kunst-  und  inhaltreichen  Thongefäfse  reiht  in 
ansehnlichem  Umfang  und  aciitbarem  Kunstwerth 
die  neuenldeckte  und  hoffentlich  noch  unerloschene 
Wandmalerei  eines  clusinischen  Grabs  mit  ath- 
letischen Darstellungen  sicli  an  '•).  An  Wandge- 
mälden kunslfcrtigstcr  Zeit  war  bis  neuerdings  auch 
Pompeji  nicht  karg;  Darstellungen  auf  Pasiphae, 
auf  Theseus  und  Ariadne,  auf  die  Verklärung  Ho- 
mers bezüglich  "),  ferner  in  drei  auf  einander  fol- 
genden Sccnen  mythologisciie  Bilder  von  Thetis 
und  Achill  ' "),  werden  von  dorther  erwähnt.  Als 
römisches  Kunstwerk  der  besten  Art,  zugleich  auch 
als  Abbild  eines  vortrefflichen  griechischen  Werks, 
schhcfst  jenen  Gemälden  das  Mosaikbild  der  Ken- 


laurcnjagd  sich  an,  welches  aus  früherer  Vergessen- 
heit und  Entstellung  ganz  neuerdings  den  Weg  ins 
Berliner  Museum  gefunden  hat  '  *). 

Als  singuläres  Monument  aus  dem  Gemmen  fach 
ist  der  Grilf  eines  Plektron  mit  eingegrabener  Strafe 
des  Marsyas^")  zu  erwähnen,  ferner  ein  in  Smyrna 
zu  Tag  gekommener  schöner  Intaglio,  der  auf  Phi- 
loktet  und  Odysseus  bezüglich  zu  sein  scheint*'). 
Unter  zahlreichen  Inedilis  des  Münz fachs,  deren  Ver- 
öffenllichung  wir  vermittelten,  war  durch  geschicht- 
liche Bedeutung  die  Silbermünze  des  galatischen 
Königs  Amyntas  **)  besonders  beachtenswerth;  son- 
stige Bereicherungen  sind  hauptsächlich  der  Münz- 
kunde Unteritaliens  zu  Theil  geworden  **).  Der  neue 
Zuwachs  griechischer  Inschriftkunde  kommt  zwar 
den  Entdeckungen  früherer  Jahre  nicht  gleich,  wird 
aber  fortwährend  theils  durch  gelehrte  Reisende, 
theils  durch  zufällige  Funde  gesteigert,  unter  denen 
zwei  corcyräische  Inschriften  (Arch.  Zeit.  no.  18) 
obenan  stehn.  Beispielsweise  sind  aulserdem  als 
wichtige  dahin  einschlagende  IMonumente  auch  ein 
von  Rangabe  und  Letronne  erläuterter  Abacus  *  *) 
ferner  ein  reicher  Vorrath  griechischer  Amj)horen- 
stempel  zu  erwähnen,  der  neulich  aus  Alexandria 
nach  England  kam  **). 

Im  emsig  erforschten  Gebiet  alt-itahscher  und 
römischer  Epigraphik  darf  die  von  der  Berhner  Aka- 
demie veranlafste  Sammlung  samnilischer  Inschrif- 
ten *  *)  als  wesentlicher  Fortschritt  des  epigraphi- 
schen Materials  wie  des  darauf  bezüglichen  Studiums 
betrachtet  werden;  woneben  manche  einzelne  schöne 
Entdeckungen,  die  wiedergefundene  griechisch-oski- 
sche  Inschrift  der  Mamertiner  * '),  das  römische  Dekret 
aus  Venafro  (A.  Z.  no.  47),  das  antiatische  Frag- 
ment konsularischer  Fasten  (A.  Z.  no.  42.  48)  und 
die  Patronatslafel  aus  Fondi  (no.  4.">)  zugleich  mit 
den  Nachweisungen  marsischer  und  messapischer 
Schrift*')  und  mancher  Ausbeute  der  Mauern  Pom- 
peji's*'),  gröfslentlieils  als  Frucht  von  Th.  Momm- 
sen's  gelehrten  Reisen,  zu  nennen  sind. 

III.  Die  Fortschritte  der  archäologischen  Lit- 
TERATUR  nach  Würden  zu  schätzen,  ist  einerseits 
die  Regsamkeit  anzuschlagen,  mit  welcher  fünf  ar- 
chäologische *")  und  mehrere  philologische  Zeit- 
schriften ")  dahin  arbeiten,  andrerseits  aber  die  Für- 


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derung,    die  vom  allgemeinen  Slandjninkt   der  AI- 
lerthuinsforschung    der    Denkmälerkunde    zu   Theil 
wird.     Werke  wie  K.  F.  Ilennann's  „Lehrbuch  der 
gottesdienstlichen    Allerlhümer    der  Griechen"    und 
mythologische  Monographieen  wie  RiickcrVs  Troja, 
verdienen    zugleich    mit    kunstmythologischen,    wie 
Panoflias  Arbeit  über  Asklepios,  die  dankbarste  Er- 
wähnung.   Für  Kunstgeschichte  und  Denkmälerfor- 
schung ist  gleiche  Regsamkeit  vorhanden,  bei  wel- 
cher  der   Orient    fast    noch   reicher   belheiligt  wird 
als  die  klassische  Welt;   namentlich  für  die  assyri- 
sche Kunst  sind  wesentliche  Streitfragen  erledigt**) 
und  werden   durchgreifende  Werke  vorbereitet"), 
den  allzulange  versagten  Platz  ihr  zu  sichern,   der 
in  der  Kunstgeschichte  der  alten  Welt  ihr  gebührt. 
Unterdefs  gehn  griechische  und  römischeO  rls  künde 
nicht  durchaus  leer  aus;  eben  hat  jene  durch  LcaJcc's 
Peloponnesiaca   und  durch  neue  Reisen  in  Lycien, 
diese  durch  Beginn  eines  französischen  Prachtwerks 
über  Algeriens  Monumente,  durch  Can'mcCs  neuestes 
Werk  über  Roms  Forum  und  P/-cWc>-'s  Arbeit  über  die 
Regionarien  neue  Bereicherungen  erhalten.  Vielseitige 
Förderung  erwächst  der  Topographie  wie  der  Denk- 
mälerkunde zumeist  im  Zusammenhang  geschichtli- 
cher Forschungen,  wie  durch  die  zahlreichen  Schrif- 
ten   deutscher    Geschiclitsvereine    fortwährend    ge- 
schieht.    So   ist   von  Mncliafs   Geschichte   Steyer- 
marks   eine   dem  Allerlhumsforscher  sehr  dankens- 
werthe  Erscheinung;  Inschriften  und  sonstige  Aller- 
lhümer einer  ganzen  Provinz  sind  planmäfsig  darin 
zusammengestellt,    wie   in  loserer  Form   durch  die 
antiquarischen  Vereine  Frankreichs,  in  Deutschland 
besonders  durch  die  periodische  Thätigkeit  des  rhei- 
nischen Vereins  geschieht. 

Für  die  Geschichte  der  Baukunst  sind  die  neuesten 
Verhandlungen  von  Rofs  und  liöttic/ter  über  den 
llypäthraltempel  besonders  hervorzuheben,  hn  Ge- 
biete der  bildlichen  Alterthuinskunde  begriifst  das 
deutsche  Publikum  als  erwünschtes  gemeinnütziges 
Unternciimen  die  Fortsetzung  von  0.  Miillcr's  Denk- 
mälerheften durch  F.  Wicscler  ^*),  aufserdem  aber 
auch  manches  gröfsere  Werk  durch  welches  unsre 
Denkniälerkcnntnifs  bereichert  wird.  Obenan  stehn 
in  dieser  Beziehung  die  unter  Auspicien  des  archäo- 
logischen  Instituts   neuerdings    erschienenen    zwölf 


mythologischen  Reliefs'*):    ein  durch  Inhalt,    Text 
und  artistische  Ausstattung  gleich  empfohlenes  Werk, 
welches  der  Freigebigkeit  des  Baron  von  Loizbech 
undjdem  erfolgreichen  Ei(ev E.Bruiin's  verdankt  wird. 
Wichtig   als    zusammenfassende,    durch    ergänzende 
Künstlerhand  unterstützte,   Darstellung  der  Xantlii- 
schen  Bildnereien,  die  als  vermuthliches  Monument 
des   Harpagos    in    diesen  Blättern    (no.  22)   schon 
früher    beschrieben    wurden,    ist    eine   Schrift    von 
Waihiss  Lloyd,   deren  Titel  jenes  in  Friesen,  Gie- 
belrehef  und  Statuenreihe  erhaltene  Denkmal  vor- 
sichtig als  „Nereiden -Monument",  den  Statuen  der 
Intercolumnien  entsprechend,  bezeichnet.     In  Bezug 
auf  die  Würdigung  alterSkulptur  sind  die  in  Deutsch- 
land **),  zuletzt  von   Bcrgli,  mit  Erfolg  geführten 
Verhandlungen  über  das  Zeitalter  desLaokoon  beach- 
tenswerth;  aufserdem  ist  für  ])lastische  Kunstwerke 
des    Allerthums    die    Fortsetzung    von    Cain/)ands 
Bekanntmachung    alter   Tlionreliefs    seiner   Samm- 
lung (A.  Z.    Beil.  9)   ein  vorzüglich   willkommener 
Zuwachs.  Die  Litteratur  der  Gefufsmalereien  ist  Iheils 
durch  Fortsetzung  bekannter  in  Berlin  und  Paris  er- 
scheinender Werke  "),   theils  durch  Monographieen 
von  Grifi,  Minervini  und  Andern  erweitert  worden, 
welcher  letztere  Gelehrte  sich  überdies  vermittelst  des 
Bullettino  naj)olelano  wesentliche  Verdienste  um  die- 
sen Zweig  der  Allcrthumskunde  fortwährend  erwirbt. 
Unsere  sonstige  Kenntnifs    antiker  Malerei  zu  för- 
dern hat  nächst  den  Werken  von  Zahn  und  Ternite 
R(iO}il-Ruclieite'&  glänzende  Auswahl  pompejanischer 
Gemälde  ihren  Fortgang.    Im  Fach  alter  Münzkunde 
sind  die  verscliiedenen ,  jetzt  erst  verbreiteten  Ab- 
handlungen   des   Prinzen  S.   Giorgio  Spinelli    und 
Riccio's    zweite    Ausgabe    seines   Werks    über    die 
Familienmünzen  besonders  anzuerkennen;  nebenher 
haben  in  London,  Paris  und  Neapel '*)  Zeitschriften 
ihren  Forlgang,  welche  allein  oder  vorzugsweise  der 
Münzkunde  gelten.  Gründliche  Prüfung  ward  haupt- 
sächlich   von   Avclliiio    einer    Reihe    campanischer 
Münzen    zu    Theil;    aufserdem    nahm   das    Piüthscl 
der   Münzen  von  Kaulonia  neue  und  immer  noch 
nicht  abgeschlossene**)  Verhandlungen  in  Anspruch. 
Es  bleibt  übrig  mit  wenie;  Worten  der  Recsam- 
keil  zu  gedenken,   welche  im  Fache  der  Inschrift- 
kunde   slalUindet:   der  griechischen   welche    durch 


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Lebas,  Raiigahc,  Rofs  u.  A.  ■»"),  wie  auch  diiichs  ly- 
kische  Reiseweik  der  HH.  Danlcll,  Spruit  und  Forbes 
bereichert  ward  und  durch  Fortsetzung  des  ßöckh'- 
schen  Corpus  hiscriplionum  in  J.  Franz  ihren  erfolg- 
reichsten Gewährsmann  findet;  der  altitalischen,  deren 
neueste  Bearbeitung  ein  Verdienst  T/i.  Mommscn's 
ist,  endlich  der  römischen,  welche  von  Rom,  Paris 
und  Berlin  aus  in  neuester  Zeit  gleich  eifrig  geför- 
dert wurde.  Monographieen,  wie  deren  neuerdings 
auch  in  Deutschland,  namentlich  von  A.  W.  Ziimpi, 
erschienen  sind,  hekimdcn  in  erfreulicher  Weise 
diesen  neuen  Aufschwung  lateinischer  Epigraphik, 
und  lassen  den  Mangel  einer  umfassenden  Samm- 
lung des  dahin  einschlagenden  Denkmälervorraths 
fühlbarer  empfinden.  Indefs  läfsl  einerseits  die  Frei- 
gebigkeit der  französischen  Regierung  einen  syste- 
matisch ireordneten  Abdruck  aller  bekannten  lalei- 
nischen  Inschriften  noch  immer  verhoffen,  welchem 
der  anerkannteste  Forscher  dieses  Fachs,  Bartolomeo 
Borghesi,  seine  Mitwirkung  nicht  versagt  hat;  an- 
dererseits hat  der  lebendige  wissenschaftliche  Ver- 
kehr, in  welchem  dieser  grofse  Forscher  seit  Grün- 
dung des  archäologischen  histituts  zu  den  in  Rom 
beschäftigten  deutschen  Gelehrten  steht,  eine  Reihe 
befähigter  Inschriflkcnner  herangebildet,  durch  de- 
ren vereinte  Thätigkeit  die  Berhner  Akademie  neuer- 
dings veranlafst  worden  ist,  den  seit  KcUermann's 
Zeit  mehrfach  von  ihr  unterslülzlcn  Plan  eines  wis- 
senschaftlich begründeten  Corpus  Inscripiioniim  la- 
iinnrum  wiederum  aufzunehmen  ' ' ). 

Zum  Schlufs  dieser  gedrängten  Hinweisung  auf 
die  neuesten  Thalsachen  des  archäologischen  Stu- 
diums dürfen  wir  den  Verlust  nicht  unbemerkt  las- 
sen, welchen  dasselbe  in  zwei  Koryphäen  ctruski- 
scher  Alterthumsforschung,  edlen  Männern,  Inglilrumi 
nnd  Vermiglioli,  und  in  W.  A.  Becker  erlitten  hat, 
dessen  gründlicherBehandlung  römischer  Altertliümer 
ein  gleich  befähigter  Nachfolger  zu  wünschen  ist. 

E.  (i. 

')  Assyrisches  Relief:    Kofs  Ilellenika  S.  69 f.  Taf.  F. 

')  Belege  liiezu  gibt  <ler  Artikel  ,, Aiisgralningen"  in 
den  bibliographischen  Beilagen  iliescr  Zeitung  zugleich  mit 
Register  und  Denkruälervcrzeiclinirs  unsrer  ersten  vier  Jahr- 
gänge. 

'J  Gefunden  ohnweit   Matrai    auf    der    deutschen   .Seile 


des  Brenners,  besclirieben  durch  Giovannelli  mit  sanguinischen 
Vorstellungen  von  einer  nralten  rhätisch-etruskischen  Kunst. 
Styl  und  Gegenstand  jener  Krz|)lüttclien  erinnern  lebhaft  an 
die  rohen  atlilclischen  Vasenbilder  tyrhenischer  Amphoren.  Vgl. 
Cavedoni  im  Dnll.  d.  Inst.  1^40  p.  17  ss. 

')  Olympia.  Deber  die  unter  Leitung  des  Kgl.  grie- 
chischen Arcliitekten  Hrn.  Scliaubcrt  im  Deceniber  1945  dort 
angestellten  Ausgrabung  des  K  o  r  o  b  o  s  h  ii  g  e  I s  (Paus.  VIII, 2G, 3) 
liegen  bereits  seit  dem  Januar  v.  J.  die  nachstehenden  Mitlhei- 
lungen  eines  hochachtbaren  Augenzeugen  uns  vor,  deren  Ab- 
druck in  diesen  Blättern  nur  durch  die  nahe  Aussicht  tieferer 
Nacligrabiing  bisher  znrückblieb:  „Der  Tumulus,  auf  der  Ufer- 
hölie,  wo  der  Erymanthos  in  den  Alpheios  mündet,  am  rechten 
Ufer  beiller,  also  auf  eleischem  Grund,  ist  gerade  auf  dem 
nördlichen  Rande  dieser  kleinen  oben  ilachen  Uferhiihe  aufge- 
thiirmt  worden,  so  dafs  die  nördliche  Böschung  des  Tumidihs 
34  Meter  beträgt,  die  südliche  aber  nur  neun.  Die  Böschung 
nach  Ost  ist  lö,  die  nach  West  40  Meter.  Der  Absland  vom 
Alpheios  ist  1108  Meter.  Der  Tumulus,  weithin  ins  Feld  von 
Olympia  und  ösilich  im  Gebiet  von  Heräa  sichtbar,  halle  reine 
Form  eines  abgeplatteten  Kegels,  unteren  Durchmesser  (anf 
dem  Niveau  der  südlichen  Böschung)  zu  etwa  54  Meter,  oberen 
von  Nord  nach  Süd  38  Meter,  von  Ost  nach  West  36.  Architekt 
Schaubert,  mit  etwa  30  Mann  arbeitend,  ging  von  oben  in  die 
Tiefe;  er  deckte  bald  mehrere  Ilaltmauern  Iheils  aus  rohen,  tlieils 
aus  behauenen  Steinen  auf  mit  ausspringenden  Sporen  und 
um  die  Mitte,  etwas  ans  ilem  Centrum  gerückt  nacli  Südwest, 
einen  Viertelkreis  ans  starken  behauenen  Blöcken.  In  dessen 
Mitte,  aber  in  der  Tiefe  des  Niveau's  der  Ul'erhöhe,  fand  er 
Kohlen,  Knochen  von  Thieren,  Eberzähne  und  Stücke  von 
Hirschgeweihen,  viele  Vasenscherben  schlechter  Art,  die  mei- 
sten ohne  Firnifs  und  keine  mit  irgend  einer  Zeichnung,  fer- 
ner ein-  paar  ßronzestücke,  die  einem  Schwertgrille  angehört 
haben  können,  und  einen  halben  Helm  derjenigen  ältesten  Form, 
die  wir  hier  als  trojanisclie  Helme  bezeichnen,  gleichfalls  aus 
Bronze.  Kr  ist  von  der  schönsten  Art,  mit  weitgeschlilzteni 
Auge,  aber  sehr  zerfressen.  Das  Nasenstück  und  die  eine 
Hälfte  fehlen.  Unter  den  vorgefundenen  Thierknochen  befinden 
sich  Kberzäline  von  der  schönsten  und  stärksten  Art;  aucii  die 
Stücke  von  den  Hirschgeweihen  sind  treiriich  erhalten.  Men- 
schenknochen  fanden  sich  nicht  vor;  sie  mülslen,  wenn  sie  sich 
erhallen,  tiefer  gesucht  werden  als  man,  wegen  Eile  und  Re- 
gen, gegangen  ist.  Ich  glaube,  man  begrub  erst  den  Todten, 
schüttete  Erde  darüber,  hielt  auf  dem  Grabe  das  Leiclienmahl, 
zerschlug  dann  alle  dabei  gebraucl'ten  Gefäfse,  warf  sie  ins 
Feuer  sammt  den  Resten  der  0|)ferlliiere  und  führte  nun 
darüber  den  Tnmulus  auf  („und  schüllete  Erd'  in  die  Run- 
dung"). .Sonderbar,  dafs  oben,  nur  ein  paar  Fufs  unter  der 
Oberiläche,  da  wo  die  Sjioren  zu  Tage  kommen,  auf  den  vier 
Enden  im  Kreuz,  wieder  Kohlen,  Knochen  nnd  Scherben  (diese 
mit  schwarzem  Firnifs,  währeml  die  unten  tiefer  gefundenen 
ohne  Firnifs)  und  auch  ein  paar  geringe  Reste  von  Erzgerä- 
then  gefunilcn  wurden  — ,  Reste  der  nach  Beendigung  des 
Tumulus  gehallnen  Feier.     Hr.  Schniiheri  meint,  der  Tumulus 


10 


sei  schon  einmal  geöfTnet  worden.  Itli  glaube  es  nicht,  denn 
die  Form  zeigte  davon  keine  Spur,  und  wenn  einmal  ein  Rifs 
in  einen  Tuinulus  geschelien  ist,  reifst  der  Regen  im  Lauf 
der  Jalirliunderte  weiter  (wovon  wir  ja  so  viele  Beispiele  lia- 
lien),  stellt  alier  die  Kegelform  sicherlich  nicht  wieder  her. 
Uafs  die  Reste  des  Leichenmahles  nicht  ganz  in  der  j'Mitte  la- 
gen, sondern  mehr  nach  SW,  erklärt  sich  leicht  aus  ungleicher 
Aufschüttung  und  ehen  so  ungleicher  Abwaschung  und  Ahfüh- 
rung  der  Erde  im  Laufe  von  dritthalh  tausend  Jahren.  Im 
Innern  erwartete  ich  gar  nichts  anderes,  als  was  man  ehen 
gefunden  hat." 

^)  Nach  brielliclien  Nachrichten  aus  Athen  (Dechr.  v.J.) 
„ist  in  Griechenland  neuerdings  kein  archäologischer  Fund  von 
Bedeutung  vorgekommen.  Kinige  Schatzgräber  —  denn  die 
Holfniing  in  di-n  Ruinen  des  Alterthums  Schätze  zu  linden  ist 
im  Morgenlande  weit  verbreitet  —  hatten  mit  Erlaubnifs  der 
Regierung  in  der  süllwestlichen  Kcke  des  Ode  ums  des  He- 
lodes,  zwischen  dem  .Scenengebäude  und  dem  Halbrund  der 
Zuschauersitze,  eine  ziemlicli  bedeutende  Ausgrabung  gemacht, 
aber  weder  die  gesuchten  Schätze  noch  sonst  etwas  Krheblichos 
gefunden.  Es  zeigte  sich ,  dafs  die  vordere  Unterwand  der 
wenig  tiefen  Bühne,  gegen  das  Orchester  hin,  mit  dünnen  Mar- 
morplatten  bekleidet  gewesen  war.  Auf  der  Akropolis  richtete 
man  an  der  Mädchenhalle  des  Erechtheums,  statt  der  durch 
Lord  Elgin  entführten  Karyatide,  einen  aus  London  gesandten 
braunen  Abguls  wieder  auf,  der  sehr  fremdartig  gegen  die 
marmornen  Schwestern  abstacli.  Die  übrigen  von  der  Engli- 
schen Regierung  gesandten  Abgüsse  der  Elginschen  Sculpturen 
waren  vorläufig  in  einem  a'ten  Türkischen  Bade  unweit  des 
Thurms  der  Winde  zur  Beschauung  aufgestellt  worden.  Auch 
aus  den  Provinzen  gab  es  nichts  Neues;  die  Korinthischen 
Bauern  fuhren  fort  auf  dem  Isthmos  Vasen  in  grofser  Zahl 
auszugraben,  die  aber  wie  die  früher  gefundenen  der  ältesten 
Gattung  angehörten  und  sich  weder  durch  Grolse  noch  durch 
den  Inlialt  der  Bilder  auszeichneten.  Die  Begräbnifsplätze 
oder  die  Gräberschichten  aus  der  Zeit  der  entwickelten  Kera- 
mographie  bleiben  liier  also  noch  zu  linden."  (Mittheilungen 
von  Prof.  Jiofs.) 

'j  Rom.  Vescovali'sche  Ausgrabung,  dem  Circus  maximus 
gegenüber,  in  Canina's  neuestem  Plane  bereits  benutzt.  Ein 
schöner  Marsjas-Torso,  jetzt  im  Berliner  Museum,  rührt  dort- 
her. ZuAricia  ist  ein  mächtiger  Bogen,  vielleicht  des  Stadt- 
thores,  aufgedeckt:  Kimstbl.  1846  no.  64. 

")  Nur  leise  Zweifel  haben  bis  jetzt  sich  dagegen  erhoben. 
Der  Reliefplatten  aus  Budriin  sind  elf;  bei  2' H"  Breite  und 
1  Fufs  Dicke  bilden  sie,  ohne  vollständig  zu  sein,  die  beträcht- 
liche Länge  von  (j3  Fufs,  und  lassen  daher  ihre  ursprüngliche 
Bestimmung  als  oberer  oder  (bei  so  wenig  Breite)  unterer 
Fries  eines  mächtigen  Gebäudes  jener  Gegend  mit  Sicherlieit 
vorauszusetzen.  In  Dalton's  Views  in  Greece  [einem  zu  Berlin 
nicht  bekannten  Werk]  sollen  Abbildungen  dieser  Reliefs  be- 
reits vorhanden  sein.  (Nach  brieliichen  Mittheilungen  des 
Hrn.  Sam.  Ilinh), 

')  Nach  des  Herrn  Besitzers  Vermulhung  ein  Denkmal  des 


Apollokults  zu  Tenea  (Paus.  11,  5,  3).  Eine  wohl  ausge- 
führte Zeichnung  dieses  wichtigen  Kunstwerks  wiril  im  Jahr- 
gang 1847  der  Denkmälerhilte  des  archäologischen  Instituts 
erscheinen. 

')  Aufser  dem  Weber'schen  von  (irafLaborde  nach  Paris 
entführten  Kopf(Müllerl>erikni.  1,27,  11^2)  auch  ein  aus  Nointel's 
Nachlafä  von  Lenormant  in  den  Magazinen  der  Bibliotheiiue 
royale  nachgewiesener  (Revue  archeol.  III  p.  330.  460ss.),  beide 
vermntlilich  vom  westlichen  Giebel.  Aber  auch  von  Statuen- 
resten des  ostlichen  glaubt  man  mit  Wahrscheinlichkeit  die  Fi- 
guren der  Pallas  und  des  llephästos  in  einem  weiblichen  Brust- 
stück und  einem  männlichen  Torso  zu  besitzen,  welche  unter- 
lialb  jenes  Giebels  neuerdings  gefunden  und  von  Prof.  Rols 
zu  unsrer  Kenntnifs  gebracht  sind. 

'")  Beides  (Piedestal  und  Ariadnerelief)  in  Schriften  von 
De  Fabris  behandelt. 

")  Bullettino  Napoletano  no.  54. 

'")  Monatsbericht  d.  Berl.  Akad.  1S46  S.  271.  Das  Museum 
verdankt  diese  kypri  sehen  Idole  mürben  Kalksteins  Mrn. 
Prof.  Rofs,  auf  dessen  Veranlassung  später  auch  Ilr.  Jlas  Latrie 
mehrere  ähnliche  Figuren  gleichen  Fi.ndorts  (Idalion)  nach  Pa- 
ris gebracht  hat  (Revue  archeolog.   IM  p.   190). 

")  Gohlschmuck  aus  Gnatliia:  Bull.  Napol.  III.  12yss. 

'♦)  Braun  Bull.  d.  Inst.   184t)  p.  146  ss. 

■')  Minervini's  IIa).vf{ri]\:     Vgl.  Arch.  Z.  43  S.  310. 

")  Arch.  Zeitung  1816  S.  257.  Leider  hat  wegen  Mangel 
genügender  Zeichner  und  wegen  Feuchtigkeit  des  Orts  eine 
befriedigende  Abbildung  dieses  schonen  Kunstwerks  sich  noch 
nicht  erlangen  lassen,  welclies  indels  seiner  Zerstörung  entge- 
gengehl. 

")  Bullettino  Napoletano  no.  64. 

'")  Bull.  Napol.  no.'71. 

''')  Mosaik  Marefoschi:  Braun  Bull.  d.  Inst.  1845  p.  225  ss. 
Vgl.  Müller  Handb.  322,  4. 

'")  Arch.  Zeit.  1846  S.  211. 

")  Bull.  d.  Inst.  1846  p.  57.     Vgl.  Arch.  Z.  lS4ß  S.  245- 

■')  Amyntas:  oben  no.  41  S.  266.  Vgl.  Luynes  Revue 
nuniisin.  1>345  p.2}2fr.    Burgon  Numism.  cliron.  1845  p.  69ss. 

-^)  Unteritalische  Münzen:  Bull.  Napol.  no.  44.  49. 56  (Cumae, 
Luceria,  Phrelernum,  Hyria,  Teate  u.a.m.).  Schätzbare  Beiträge 
geben  auch  G.  Fiorelli's  Monete  inedite  (Nap.  1845.  4.)  uml 
die  25  Inedita  des  Hrn.  vo7t  Riiuch. 

"")  Abacus:   Revue  archeologique  111  p.  305  ss. 

'•■)  Etwa  ein  halbes  Tausend  A  m  phorenhcnkel,  aus  dem 
Bauschutt  Alexandriens  herrührend,  soll  Hr.  Slolhnril,  eng- 
lischer Konsul  in  Aegypten,  neulich  gesammelt  haben.  Nach 
der  von  Hrn.  Birih  darüber  uns  zugegangenen  Notiz  enthalten 
sie  meistens  rhodische  Magistrats-  und  Monatsnamen;  jene 
sind  nicht  PrUanen,  sondern  Priester  und  führen  den  Kopf 
des  Sonnengottes  zugleich  mit  der  Rose  als  städtischem  Typus 
zur  Seite.  Die  übrigen  Fabrikstempel  sind  knidische  und  ge- 
ben neue  Belege  für  die  betiächtliche  Einfuhr  kleinasiatischen 
Weins  nach  Aegypten.  Hr.  Birch  erwähnt  zugleich  einen  si- 
cilischen  Gefälshenkel,  den  Sir  John  Borleaw  (?)  aus  Sir  Ruiin 


11 


12 


Dunkin's  Nachlafs  besitze:  r.ni  AivrjUiSituov  Ycc/.ivriov.  Die 
griindlichen  Untersucliungen,  welche  in  Deutschland  von 
Thierscli,  C.  F.  Hennann  und  Bergk  über  ähnliclie  Fabrik- 
stempel  zusammengestellt  und  hauptsächlich  zur  genaueren 
Kenntnifs  der  griechischen  Monatsnamen  benutzt  worden  sind, 
scheinen  dem  gelehrten  Berichterstatter  nicht  gegenwärtig  ge- 
wesen zu  sein. 

-')  Der  Kgl.  Akademie  im  Herbst  vorigen  Jahrs  aus  Neapel 
eingesnndt  von  Dr.  Th.  Mummsen,  Im  Ganzen  enthält  diese 
Sammlung  ungefähr  500  Inscliriften:  nur  etwa  100  derselben 
sind  in  den  gangbaren  Inschriftsammlungen  enthalten,  etwa  200 
aus  Monographieen,  zum  Tlieil  sehr  seltenen,  der  provinzialen 
Litteratur  entnommen,  etwa  50  bisher  edirte  als  unecht  erwie- 
sen; völlig  unedirt  sind  alle  übrigen,  etwa  150,  denen  es  an 
werthvollem  Inhalt  nicht  fehlt. 

••)  Bull.  d.  Inst.  1916  p.  149  ss. 

-■")  Krztafel  von  Rapino,  jetzt  im  Berliner  Museum:  Ann. 
d.  Inst.  XVIII  p.  S2  SS.  tav.  B. 

")  Pompejanische  Mauerinschriften:  Bull.  Napol.  no.  67.  N. 
Rhein.  Mus.  V.  4.07  ss. 

■^")  Aufser  dieser  Zeitung,  die  zu  Rom  und  Neapel  erschei- 
nenden Bullettini  und  die  Pariser  Revue  archeologirjue,  dazu 
die  Hellenika  von  Rofs  und  mehrere  numismatisclie  Zeit- 
schriften. 

")  Bergk  und  Cäsar's  Zeitschrift  für  Alterthumswissenscliaft, 
Uitschrs  Neues  Rheinisches  Museum,  Schneidewin's  Pliilologus, 
die  Pariser  Revue  de  philologie  u.  a.  m. 

^')  So  wird  Herodols  angebliches  Sesostrisdenkmal  in  der 
Umgegend  von  Smyrna  nun  allgemein  für  assyrisch  erkannt 
(Arch.  Z.  no.  41),  Asiens  Antheil  an  der  Symbolik  Aegyptens 
durch  Nachweisung  frühen  Gebrauchs  der  Croix  ansee  bekun- 
det (Arch.  Z.  1846  S.  309.  Ann.  XVII  p.  13  ss.). 

'')  Üeber  assyrische  Kulte  von  Raoul-Rocliette  und  seit 
längerer  Zeit  von  Lajard  ,  über  die  Satrapieen  vom  Duc  de 
Luynes,  über  die  Handelsstral'sen  von  Kiepert.  Von  Hrn.  La- 
jiird  erfahren  wir  insbesondre,  dafs  sein  grofses,  auch  die  ba- 
liylonisrhen  Cylinder  umfassendes,  Werk  über  Denkmäler  des 
Millirasdienstes,  aus  MO  Denkmälertafeln  in  Folio  und  zwei 
Bänden  Text  bestehend,  allernächst  erscheinen  soll. 

'*)  O.  MüUer's  Denkmäler  alter  Kunst,  fortgesetzt  von  F. 
Wieseler.  Das  davon  erschienene  achte  Heft,  Bacchisches  enthal- 
tend, leidet  eher  an  üeberfüllung  als  an  Armuth,  und  ist  ihm, 
statt  der  Originalwerke  die  man  in  Deutsclilnnd  nun  doch  ein- 
mal nicht  leicht  kauft,  zugleich  mit  möglichster  artistischer 
Sorgfalt  ein  baldiger  Abschlufs  zu  wünschen. 

''■)  Zwölf  Basreliefs  griechischer  Kründimg  aus  Palazzo 
.Spada,  dem  capitolinischen  Museum  und  Villa  Albani.  Rom 
I&45.  fol.  (Wird  für  Deutschland  von  Schenk  und  Gerstäcker 
in  Berlin  geliefert). 

"■)  Ausführlich  in  den  Verliandlungen  der  Pliilologenver- 
«ammlung  zu  Darmstadt  (1845).     Vgl.  Arcii.  Z.  v.  J.   S.  309. 

")  Meine  Auserlesenen  griechischen  Vasenbil- 
rt  e  r  sind  bis  Taf.  234  erschienen  und  mit  Taf.  240,  der  letzten 
des  dritten  Bands,  nächstens  abzuschliefsen ;  von  der  lililc  ci'- 


Tnmogra]iJii<iHc  liegen  bereits  zahlreiche  Blätter  des  dritten 
Bandes  uns  vor. 

^'J  Aufser  dem  Bulletti:io  Napoletano  aucli  eine  eben  an- 
gekündigte von  G.  Fiorelli. 

''^)  Neu  angeregt  durch  die  Mittlieilungen  unsres  thätigen 
Mitarbeiters  Hrn.  Sam.  Birch  (Arch.  Z.  1846  S.  312). 

■'")  So  verdient  auch  aus  Italien  Minervini's  für  die  In- 
schrift der  Tettia  Casla  (wie  im  Cilat  seiner  Sclirift  Arch.  Z. 
IV.  Beil.  7.  S.  L,  Z.  38  zu  lesen  ist)  betliätigter  Kifer  eine 
ehrende  Erwähnung. 

"')  Bereits  im  Jahr  1838  fafste  Kellermann  in  Verbindung 
mit  Borghesi  und  Emiliano  Sarti  den  Plan  eines  Corpus  In- 
scriptionum  latinarum  und  ward  zu  solcliem  Behuf  sowohl 
von  der  Berliner  Akademie  als  auch  nächstdem  von  der  Kgl. 
Dänischen  Regierung  tliätig  unterstützt ;  sein  von  Otto  Jahn  er- 
worbener und  selbständig  benutzter  Nachlafs  gereicht  zum 
Zeugnifs,  wie  weit  er  in  diesem  Sinne  bereits  fortgescliritten 
war.  Indels  nnterlirach  sein  schon  im  Jahr  1837  erfolgter  Tod 
die  Ausführung  des  von  ihm  vielleicht  allzu  weitschichlig  ange- 
legten Plans;  dem  römischen  archäologischen  Institut  blieb  der- 
selbe jedoch  ein  werthes  Veruiächtnifs,  in  dessen  Bewufstsein  all- 
mählich sich  neue  Kräfte  gebildet  haben.  Henzen's  Tabula  Bae- 
biana  und  Th.  Mommsen's  oben  gedachte  Sammlung  samnitischer 
Inscliriftsteine  legen  die  gültigsten  Zeugnisse  dafür  ab,  und 
glücklicher  Weise  darf  diese  letztere  Sammlung  als  neueste 
Vorarbeit  jenes  seit  Kellermann's  Zeit  in  Berlin  nie  ganz  auf- 
gegebenen Unternehmers  bezeichnet  werden. 


II. 

Ancliises  und  Aphrodite. 

Hiezu   die  Abbildung  Tafel  I. 

Neben  anderen  Tlionbildnereien  apulisclier  Her- 
kunft verdient  die  voi'liegende  Reliefscheibe  beach- 
tet zu  werden,  welche  ich  im  Jahr  1S40  zu  Neapel 
für  das  Kgl.  Museum  zu  Berlin  ankaufte.  Am  Rand 
absreschnitten  kann  es  den  Deckel  einer  Feldflasche 
gebildet  haben,  wie  solche  öfters  mit  ähnhchem  er- 
hobenem, obwohl  meistens  einfacherem,  Bildwerk 
sich  finden  •);  dafs  es  aber  vielmehr  dem  Deckel 
einer  Büchse  angehörte,  wird  Iheils  durch  Fülle  und 
Anordnung  des  Reliefs,  theils  auch  durch  das  pal- 
mettenähnliche  Ornament  wahrschcitilichcr,  welches 
zur  Andeutung  eines  Scharniers  gereichen  kann  und 

')  Panofka  Rccherclies  pl.  V,  100  („Lagynos."  Vgl.  Le- 
tronne  formes  des  Vases  p.  49). 


13 


14 


in  Spiegcldeckeln  eliiiskisclien  Erzgerällis  seine  Ver- 
gleicliung  findet '). 

Von  gefälliger  Eigenlliiiniiichkcit  ist  das  hierauf 
dargestellte  erhobene  Bildwerk.  Auf  einem  Felsen- 
sitz erscheint  linkerseits  ein  phrygisch  bekleideter 
Jüngling,  rechterseits  ihm  gegenüber  eine  bekleidete 
und  gegürtete,  auch  wol  durch  einen  Stirnschmuck 
ausgezeichnete  Frau.  Auf  dem  Schenkel  des  Jüng- 
lings stellt  unt  Icichtfüfsig  gekreuzten  Beinen  ein 
geflügelter  Liebesgott;  während  er  die  rechte  Hand 
vertraulich  auf  des  Jünglings  Schulter  legt,  blickt 
er  zugleich  nach  der  Frauengestalt  sich  uui,  welche 
ausdrucksvoll  vorwärts  geneigt,  die  Linke  ausstrek- 
kend,  ihren  rechten  Arm  auf  seine  Schulter  gelegt 
hat:  schwerlich  nur  um  ihn  zu  hallen  und  mit  ihm 
zu  tändeln,  sondern  wol  eher  um  ihn  zurückzuziehen. 
Es  kann  nicht  fehlen,  dafs  hier  der  Liebesgott  in 
Aphroditcns  Auftrag  gemeint  sei;  wenigstens  wäre 
nachzuweisen,  dafs  eine  andre  Frau,  Helena  nicht 
ausgenommen,  in  gleich  vertraulicher  und  gewalt- 
samer Weise  mit  Eros  verfahren  durfte.  Offenbar 
ist  der  Göttin  Liebesbegegnung  mit  einem  von  ihr 
begünstigten  Sterblichen  gemeint,  und  die  Gefühl- 
losigkeit desselben  in  sichtlichem  Gegensatz  zum 
lebendigen  Ausdruck  der  Göttin  uns  vor  Augen  ge- 


führt. Wer  dieser  Sterbliche  sei  bleibt  zweifel- 
haft; man  kann  an  Adonis  denken,  wird  aber  schon 
durch  die  phrygische  Tracht  eher  auf  Paris  oder 
Anchises  geführt.  Dieses  vorausgesetzt  bleibt  der 
Einspruch  befremdlich,  mit  welchem  Aphrodite  ihren 
Flügelknaben  von  seiner  Liebesentzündung  zurück- 
zuhalten scheint;  er  erklärt  sich  jedoch  aus  der  Er- 
wägung, dafs  Aphrodite,  nachdem  einen  Sterblichen 
zu  heben  durch  Zeus  ihr  verhängt  war  '),  bald  von 
Liebesverlangen  zu  Anchises  gezogen,  bald  aber 
auch  ihrer  göttlichen  Geltung  sich  bewufst,  erst  den 
Liebesgott  zu  seiner  Verführung  ermächtigen,  dann 
wiederum  ihn  gern  zurückhalten  mochte.  Den  An- 
chises also,  den  schönen  idäischen  Hirten,  den  Aphro- 
dite in  ländlicher  Einsamkeit  durch  die  blendende 
Macht  ihrer  Schönheit  überrascht  *),  in  unserm  Bild 
zu  erkennen,  wird  überdies  durch  die  Uebereinslim- 
mung  sehr  wahrscheinlich,  welche  dasselbe  in  Figur 
und  Gruppirung  mit  dem  berühmten  griechischen 
Erzrelief  des  Hrn.  Hawkins  *)  zeigt;  nicht  nur  die 
runde  Form  und  verwandte  Darstellung  desselben, 
sondern  auch  die  behaghch  sitzende  Figur  des  asia- 
tisch bekleideten  Jünglings,  den  seine  Geliebte  zärt- 
licher zu  begehren  scheint  als  er  sie,  ist  beiden 
Kunstwerken  gemeinsam. 


')  Gerhard  Efr.  Spiegel  I,  20,  1—4.  6.  7.  12.  13. 

')  Hom.  H.  Ven.  45:  r;)  «ff  xai  ni5r;;  Ztü;  yJ.vxiv  iiiinov 
tußttXe  Ovitiii.  Nämlicli  was  erst  in  späterer  Auffassung  Kros 
tliut,  der  in  gleidieni  Sinne  aucli  liier  nur  Apliroditens  Beglei- 
ter nnd  Bote  ist. 

")  Hom.  H.  Yen.  76:  tüv  cT  iLqc  aiecO/AOiai  i.tXnu/jtvov 
oJov  UTi  ukXiov  liyxiarji'  ijoiaa  &i<öv  uno  xükkog  l^oriic.    Vgl. 


Hes.  Tlieog.  1009.  Tlieocr.  I,  106.  In  reicherer  Darstellung 
hätte  Kitharspiel  (Hom.  H.  Ven.  60)  oder  ein  Hund  (wie  aul 
dem  Hawkins'scLen  Relief)  sein  Hirtenlebeii  noch  näher  be- 
zeichnen können. 

")  Nach  Millingen  (Une<l.  Monuments  II,  12)  ebenfalls  ein 
Spiegeldeckel. 


Winckelmannsfeste. 


Rom,  Bonn,  Göttingen.  Dein  in  diesen  Blattern 
(Arcli.  Zeit.  iio.  48)  bereits  ertlieilten  Bericht  über  die 
in  Berlin  und  in  (ireifswald  erfolgten  (iedachtnllsfeste  zu 
Ehren  VVinckehnanns  lassen  wir  dis  s();iter  an  inis  ge- 
langte Notiz  der  zu  Rom  im  archäologischen  Institut  am 
11.  December  v.  ,1.  begangenen  ähnlichen  Keier  hier  fol- 
gen. Wegen  Abwesenheit  des  Vicepräsidenten  ward  die 
Sitzung  von  Dr.  ISrdiiH  mit  einem  Bericht  iil)cr  den  Stand 
der  Jahresschriften  des  Instituts  erolFnet,  demzufolge  im 
Laufe  dieses  Jahres  nicht  allein  die  Monumenti  und  An- 
nali für  das  Jahr  1845,  sondern  bereits  auch  die  für  1846 
vollendet  worden  sind,  überdies  auch  ein  Gesammtregister 


der  zehn  Jahre  1834—1843  ausgearbeitet  und  im  Drucke 
bereits  weit  vorgerückt  ist.  Sodann  folgte  ein  N'ortrag 
des  Pudre  Sitcchi,  in  welchem  derselbe  eine  Berichtitiung 
seiner  Abhandlung  über  die  Münze  der  pli  ta  n  i  sehen  In- 
seln (Ann.  d.  Inst.  1846  p.  274  ss.)  gab.  Während  er  dort 
die  Inschriften  FlylHTAN  und  TIAI  iAN  beide  Male  auf 
diese  Inseln  bezogen  und  den  Tjpus  der  Rückseite  als 
Anspielung  auf  nXr,ixnv  für  eine  mit  dem  Cestus  bewnii- 
nete  Hand  erklärt  hatte,  deutet  er  jetzt  die  erste  der  zwei 
Inschriften  auf  die  benachbarte  Insel  Plate  und  theilt 
ihr  in  Gemeinschaft  mit  dem  Plitanischen  die  Aliinze  zu. 
In  dem  Typus  erkennt  er  ferner  eine  Prora,  die  hier  als 


15 


16 


Anspielung  auf  die  Bedeutung  von  nliUij  als  ScIiitT  ganz 
an    ihrer  Stelle    sei.     Dagegen   ward    mit    Nachdruck    die 
Meinung  Hunter's  hekiiinplt,  fler  auf  einer  ahnlichen  .Münze 
heide  Inschriften  vereint  nAN'ilKAlIAlTAN  gelesen 
liatte.  —  Ehenfalls  nuiuismatisch  war  tier  Vortrag  des  Prhi- 
iij)C  ffi  S.   Glonj'io    iiher  die  vielhestrittene  Aufschrift  liy- 
zanfinisclipr   Miinzen    COXOB,    in    welcher    das   OB    von 
rinder  und  J.  Kriedlander  (die  .Münzen  Justinians  S.  9flgd.) 
als  griechisches  Zahlzeichen  iiir  72  gedeutet  war,  so  dafs 
das  Ganze  die  .Alünzen  ,    so  zu  sagen,    nach   dem  72Gul- 
denfufs  als  Wahrung  von  Conslaiitinopel  geprägt  hezeiciine. 
Diese   Erklärung    sei    ans    doppeltem    Grunde    unhalthar, 
sowohl   weil  ein  Gesetz  Valentinian's ,  worauf  sie  beruhe, 
dalür  keine  Gewähr  leiste,    als    auch  weil    die    Aufschrilt 
nicht  allein  für  Goldmünzen,  au(  welclie  allein  eine  solche 
Werthbezeichnung  anwendbar  sei,  sondern  aiicli  für  Silber 
und  Kupfer  häufiger  ungewandt  sei  als  diesen   beiden  Ge- 
lehrten bekannt  war.   [Iiidefs  behält  Dr.  Ftii!iUünder  seine 
iMitgegnung  sich  vor.]  —    Dr.  ISruun  sprach  sodann  über 
eine  zur  Stelle   befindliche  [in  der  Archäologischen  Zeitung 
IV.   S.  353  ff.    bereits  nälier   en'uterte]    Amphora,    welche 
im    Provinzialstyl    etruskisclier    Kabrikarbeit     Admets    .ab- 
schied   von    AIcestis    mit    etruskischen    Namensinschriften 
beider  Figuren   und   in  I3egleilung  von  Todesdämonen  dar- 
stellt, an  denen  m,in  weil'se  i'lügelschulie  bemerkt.    Hiebe! 
ward   besonderer  Werth   auf  die    [Iriiher  unlierührt  gelas- 
sene]  etruskische  Inschrift  gelegt,  welche  zwisclien  .^dmet 
lind  AIcestis  sich   befindet;  sie   hat  dadurcli   besonders  ili- 
len  eigenthümliclien   Werth,  weil  sie  den   bereits   gedach- 
ten Eigennamen    einen    zusammenhängenden    Satz    liinzu- 
iÜ!;t,  der  auch  Verbalforjnen    zn  enthalten  scheint.     Man 
liest;  Ecu.  Erscc.  Xiic.  Achncm.  Pltlcrlhrcc. —  beschlossen 
ward  diese  Sitzunj:  durch   Dr.  Uenzcn  mit  der  Erklärung 
eines  INI  i  1  itärd  i  ploms   aus  der  Zeit  Domitians,  das  be- 
reits   zu  Ende    des  vorigen  Jahrhunderts  in  Siebenbürgen 
entdeckt,  aber  jetzt  erst  durch   Hrn.  Nchjehuur's  Eiler  der 
wissenschaftlichen   iSenntzung  übergeben  worden   ist.    Ob- 
wohl es  nur    zur  Hallte   erhalten    ist    und  ähidiche  Monu- 


mente jetzt  nicht  mehr  sehr  selten  sind,  so  wird  es  doch 
erheblich  durch  Nennung  der  Consuln  (S.  Octavius  Fronto 
und  Ti.  .lulius  Candidns  Marius  Celsus)  und  des  Geburts- 
ortes des  Soldaten,  auf  dein  es  sich  bezieht.  V.i  ergiebt 
sich  daraus,  dai's  diese  ursprünglicii  griechische  Stadt, 
Av^.nlov  Tf/'/o?  am  schwarzen  .Meere,  später,  etwa  zur 
Zeit  Vespasian's,  römische  Colonie  geworden  war.  —  Zur 
Feier  desselben  Festes  wurden  zu  ordentlichen  Mitglie- 
dern des  Instituts  erwählt  die  Herren  De  la  Suussuye, 
De  SuuJcij  und  A.  de  Longperier  zu  Paris;  zu  Korre- 
spondenten iin  Kirchenstaat  Dr.  L»if)i  Fnid  zu  Bologna 
und  D.  Ltiigi  VMori  zu  Boinarzo;  im  Königreich  beider 
Siciiien  die  Herren  Luigi  Mucci,  Rektor  zu  Sepino  (Pro- 
vinz .Melise),  lionifiizlo  ChinvHU  zu  Bojano,  Fr.  Suv. 
Cremoiiese  zu  .\gnone,  G(d>r.  Chendjini  zu  Atri,  Canonicus 
Lomhurdi  zuLucera,  Giou.  Jannicolu  zu  Venafro,  D. 
Giuseppe  fit  üVrJco  zu  Potenza;  ferner  anl'serhalb  Ita- 
liens Dr.  Mercldin  zu  Dorpat  und  der  französische  Kon- 
sul zu  AIossul  Hr.   lioltu. 

Aufserdem  sind  als  sprecheiule  Belege  sinnig  began- 
gener Winckelmannsleste  mehrere  (ielegeiiheitsschriften 
uns  zugegangen,  wie  wir  in  früheren  Jahren  den  Herren 
Forcliliammer  zu  Kiel,  Jahn  und  Scliömann  zu  Greifswald, 
Herinaiin  und  Wieseler  zu  Göttingen,  Lersch  und  Urliclis 
zu  Bonn  sie  verdankten  Den  bereits  gemeldeten  (Arch. 
Z.  1846  S.  390  f.)  Schriften  der  HH.  Gerlwnl  und  Jahn 
über  Tliemis  und  Peitlio  folgte  von  Bonn  aus  ein  ar- 
chäologisches Programm  des  rheinischen  Vereins  und  aus 
Güttingen  eine  Einladungsschrilt  Prof.  Wieseler's. 
Der  letzteren,  welche  „über  dieTliyinele  des  griechisciieu 
Theaters"  handelt,  gin^  eine  Rede  des  Prof.  C.  F.  Her- 
mann „über  die  Studien  griechischer  Künstler"  voran, 
welche  auszugsweise  in  den  Göttinger  .anzeigen  ersciiei- 
nen  soll;  das  Bonnische  Programm  liat  Hrn.  Prof.  Urlichs 
zum  Verfasser  und  erläutert  mit  J)eigeliigter  Abbildung 
,, Dreizehn  Gemmen  aus  der  Sammlung  der  Frau  Sibylla 
Mertens- Scliaaf  hausen." 


Archäologische    GevS  ellschaften. 


Berlin.  In  der  Sitzung  der  arcliäoloyischen  Ge- 
sellschalt vom  7.  Januar  beschlofs  Hr.  Lepsiiis  seine  neu- 
liche Vorlesung  über  die  Proportionen  statuarischer  W  erke 
in  der  ägyptischen  Kunst.  Nach  mehrfacher  Besprechung 
iilier  deren  Inhalt  gab  Hr.  Punofka  verschiedene  jMitlhei- 
lunaeii.  Es  ward  zuvörderst  eine  zu  Neapel  erst  ganz 
neuerdings  (I5iill.  Napol.  iio.  70.  W.  tav.6)erschienene  Ver- 
vollständigung der  'l'alos-N  ase  durch  vier  l'iguren  vorge- 
legt und  besprochen.  Sehr  unerwartet  giebt  diese  in- 
schrdtlicli  die  Namen  der  Dioskuren  für  zwei  den  Dios- 
kuren  der  Hauptseite  unähnliche  Figuren,  in  denen  Herr 
Panolka  auch  jetzt  noch  wie  früher  eher  Thesens  und 
I'eirilhoos  zu  erkennen  geneigt  war,  indem  er  zugleich 
Avelliiio's  Deutung  des  jüngsten  der  Argonauten  auf  Jason 
und  der  fiir  Pallas  von  ihm  erklärten  l'igur  anl  .Medea  mils- 
billigte.  .Sodann  richtete  Herr  P«)io/7.«  die  Aufmerksamkeit 
der  (iesellschalt  auf  zwei  Trinkspriiche,  deren  einer  M.\MO 
lautet,  eingekratzt  auf  einem  kleinen,  schwarzen,  scIiifT- 
ähnlichen,  in  Noia  aus!;e"rabenen  Gefäfs  der  Blacassclien 


Sammlung,  während  der  andere  BlAJMEKAlTIOrEO 
auf  einer  liemalten  voicenter  .\mphora  ( Dubois  Coli,  du 
Prince  de  ("anino  no.  3ß:  gelagerter  Ephebe  mit  Kylix) 
aus  dem  Munde  einer  Bari>itonspielerin  hervorgeht:  mit 
.\iisgleichung  einiger  sprachlichen  Schwierigkeiten  glaubte 
Herr  P.  dieselben  den  bekannteren  Gefäfsinschriften  ;^«r(Jf 
xni  nlit ,  amu  me  et  bibe ,  anreihen  zu  dürfen.  —  Hr. 
livlticher  setzte  seine  Erörterungen  über  die  dresdener 
Kandelaber-Basis  fort.  Statt  auf  der  zweiten  Seite  <les- 
selhen  die  Wiedereinsetzung  des  Dreifulses  anerkennen 
zu  ilürlVn ,  glaubte  er  von  seiner  neulich  am  Winckel- 
inanns- Feste  vorgetragenen  Deutung  des  Dreifulses  als 
Dionysosfirab  nicht  abgehen  zu  dtirlen,  stimmte  jedoch 
dt-r  gangbaren  Deutung  der  dritten  Seite  als  Fackelweihe 
durchaus  bei,  sofern  in  den  Fackeln  sich  bacchische  Reb- 
zweige erkennen  liefseii.  —  Vorgelegt  wurden  hauptsäch- 
lich die  neuangelangleii -\nnaleii  und  Denkmälerhefte  des 
archäologischen  Instituts  Iiir  1846,  welche  Herr  Gerhard 
mit  Erläuterunüeu  liegleitete. 


Ifiezu  Tafel  I  der  \euen  Folge:  Anclmes  u.  Aphrodite,  Thonrelief  im  Kgl.  Museum  zu  Berlin. 


Druck   und   Verlag  von   G.  lieimer. 


Herausgegeben  von   E.  Gerhard. 


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ARCHÄOLOGISCHE  ZEITUNG. 


JVf  2. 


Neue  Folge. 


Februar  1847. 


Fiermes  der  Argostödter.  —    Ueber  stiidtisclie  Wasserbauten  der  Hellenen. 


I. 

Hermes  der  Argostödter. 

Hiezn   die  Abbildung  Tafel  II. 

iEluui  steigeiulen  Reichlhum  der  Ausgvabuiigcn  von 
Clusium  geliört  unter  andern  eine  niclit  mehr  ganz 
kleine  Anzahl  von  Gefäfsbildern,  welche  auf  flachen 
Tellern  (nivaxeg)  gulen  Firnisses  angebracht  sind. 
Sic  zeichnen  sich,  soviel  wir  deren  sahen,  sämmtlich 
durch  Eleganz  der  Zeichnung,  seltner  durch  Fülle 
oder  Eigenthiimlichkeit  der  Darstellung  aus').  Zwei 
vorzügliche  Stücke  dieser  Art  befinden  sich  in  der, 
neuerdings  an  den  Engländer  Blayds  übergegange- 
nen, ausgewählten  Sammlung  des  verstorbenen 
Dr.  Pizzali  zu  Florenz.  Wir  behalten  uns  für  einen 
andern  Anlafs  die  Bekanntmachung  eines  solchen 
mit  breiter  Verzierung  eingefafsten  Tellers  vor,  in 
dessen  Mitte  ein  Jäger,  vielleicht  Endymion,  von 
einem  Hund  begleitet,  zwei  Speere  in  seiner  Hech- 
ten haltend  und  mit  der  Linken  den  aufwärtsschauen- 
den Kopf  unterstützend,  auf  einem  Sitz  rastet,  über 
den  sein  Gewand  gebreitet  ist;  diese  zierliche  Figur 
zeichnet  sich  überdies   durch   schattirle  Ausführung 

')  Mehrere  dieser  zierlich  bemalten  Platten  erwähnt  Mi- 
cali  Storia  III  p.  181  f.  bei  Gelegenheit  des  auf  Taf.  C,  4  von 
ihm  bekannt  gemachten  mit  der  Vorstellung  eines  „Flötenblü- 
sers"  oder  vielmehr  einer  die  Tuba  b!a.<^enden  Amazone  (Vgl. 
Auserl.  Vas.  II,  103). 

')  Erst  von  Panofka  (Argos  Panoptes.  Berl.  Akad.  1837), 
dann  von  Gargallo,  Secclii,  Braun  in  den  Annali  dell'  Instituto 
X,  263ir.  308(1'.  Mon.  11,59;  zuletzt  von  Minervini  Bull.  Napol. 
II  [>.  42  SS.  73  SS.  und  von  Vinet  Revue  archeol.  111,  309  ss. 

')  Als  sonstige  GefalsdarstelUingen  der  Argostödtung  sind 
aufser  n)  einer  archaischen  Amphora  bei  Hrn.  liasseggio  (Ar- 
gos doppelkopfig.  IIiQai,  IfiQfifi,  lytny]oi,  11.  Herakles 
kämpfend.     Bull.   1839    p.  21,   1.     Revue    arch.    III    p.  310) 


f.us,  wie  sie  den  Vasenbildern  der  altern  Zeit  ganz 
fremd,  den  grofsgriechischen  nur  sehr  ausnahms- 
weise gegeben  ist.  Zu  gegenwärtiger  Betrachtung 
dagegen  haben  wir  das  zweite  jener  Rundbilder 
ausersehen,  welches  im  gröfseren  Raum  eines  ähn- 
lichen, mit  concentrischen  Streifen  einfach  einge- 
fafsten,  Tellers  sich  befindet  und  der  neuerdings  viel- 
besprochenen *)  Kunstdarstellung  Hermes  des  Ar- 
gostödters  ein  andres  und  eigenthümliches  Gefäfsbild 
hinzufügt. 

Unser  Bild  stellt  den  entscheidendsten  Aueen- 
blick  im  Mythos  der  lo,  die  Tüdtung  ihres  unholden 
Wächters  Argos  dar  ').  Die  zur  Kuh  verwandelte 
lo  ist  von  ihrer  Haft  so  eben  befreit  und  entflieht 
raschen  Laufes  *).  Argos  ihr  Wächter,  den  Hut 
und  kurze  Bekleidung  als  Hirt  bezeichnen,  ist  ab- 
gewendeten Hauptes  bereits  niedergesunken;  Hermes, 
dessen  linke  Hand  ihn  bei  der  Schulter  gefafst  hält, 
zieht  mit  der  erhobenen  rechten  das  Schwert,  wel- 
ches den  Todesstreich  ilm  versetzen  und  den  olympi- 
schen Götterboten  mit  unvergängUchem  Ruhme  *) 
der  „Argostödtung'  verherrlichen  soll.  Des  Gottes 
Tracht  ist  der  seines  Feindes  im  Ganzen  entspre- 
chend; Reisehut  und  kurzer  Chiton  bezeichnen  auch 

bis  jetzt  folgende,  sämmtlich  mit  röthlichcn  Figuren,  mir  be- 
kannt, b)  \'ülcentische  Pelike  der  Ilope'schen  Sammlung:  //«- 
io;r(!,-),  7/f(pufi).  li.  Herakles  und  Hjllos.  Cab.  Dur.  316. 
Panofka  Argos  III.  Gerhard  Auserl.  Vas.  II,  116.  —  c)  Grofser 
apulisclier  Krater  der  Jatta'sclien  Sammlung:  Mon.  d.  Inst.  II,  59. 
—  il)  Oxyhaphon  des  Kunsthändlers  Barone;  Argos  doppelköpfig. 
Bull.  Napol.  in,  4  p.  73  fr.  4  p.  73  ss. 

"J  Am  ühnliclisten  kommt  dieser  Gruppe  das  bei  Panofka 
Taf.  III,  I.  (Mon.  d.  Inst.  II,  59,  9.  Vgl.  Ann.  X,  329  f.)  be- 
handelte Gemmenbild,  wo  des  Argos  Haupt  eben  dnrcli  Her- 
mes und  zwar  mit  einer  Ilarpe  (Vgl.  die  ati.syy'is  zu  Tana- 
gra:  Paus.  IX,  22,  2)  abgeschnitten  ist,  die  befreite  Kuh  aber 
eilig  enttlielit. 

°)  KQttiv;  'AQytiiforTrjs. 


19 


20 


ihn  liirtenähnlich;  doch  trügt  er  als  Güllcrbote  auch 
Fliigelstiefehi ,  und  aufser  der  Chlamys,  die  ilin  zu 
bedecken  pflegt,  ist  seinem  kaum  angedeutetem  «) 
Chiton  eine  Fellbedeckung  hinzugefügt,  wie  sie  auch 
sonst  zu  landHcher Schutzwehr  bei  ihm  sich  findet') 
imd  hier  etwa  beitrügt,  die  Obermacht  Hermes'  No- 
niios'  des  himmlischen  Hirten  über  den  geringeren 
Hirten  Argos  hervorzuheben. 

Die  lo  in  vüHiger  Kuhgcstalt,  ohne  ein  mensch- 
hches  Abzeichen,  hier  vorzufinden,  ist  dem  Buch- 
staben der  Dichtung  gemüfscr  als  der  Mehrzahl  der 
Kunstdenkmäler,  in  welchen  es  hüufiger  ist  die  Toch- 
ter des  Inachos  menschlich  mit  andeutender  Behör- 
nung  zu  erblicken;  ganz  wie  hier  folgen  jedoch 
nicht  blol's  Gemmenbilder,  sondern  auch  eine  und 
die  andre  Gefüfsdarstellung  derselben  Darstellungs- 
weise ').  Hicbci  ist  nicht  zu  übersehen,  dals  die  Kuh 
unsres  Bildes  nur  mit  Einem  Hörn  verschen  zu  sein 
scheint;  diese  fremdartige  Bildung  scheint  dem  Künst- 
ler genügt  zu  haben,  um  seine  mythische  Kuh  vor 
jeder  sonstigen  auszuzeichnen,  wie  auch  die  mensch- 
lich gebildete  lo  bald  zwei  Hörner,  bald  nur  ein 
einziges  als  Abzeichen  zu  tragen  pflegt  ').       j^^  q 


II. 

Über  städtisclie  Wasserbauten  der 
Hellenen  *). 

M;in  ist  liingst  gewohnt,  di-n  Hellenfo  in  jeder  Gattung 
der  liöhern  Kunst  vor  allen  Völkern  des  Altertliums  den 
Vorrang  einzuräumen;    dagegen   pflegt  man    auf  dem  (ie- 

')  Nur  an  beiden  Armen  deutlich  angegebenem. 

')  Auserl.  VasenIdUler  I,  10.  .S.  61. 

')  Als  Kuh  gebildet  erscheint  lo  tlieils  im  arcliaisclien  Va- 
senbild von  lo's  Fesselung  (Amiiliora  zu  München:  Panofka 
Argos  Taf.  V.  Mon.  d.  Inst.  II,  59,  8),  theils  in  den  Gein- 
menbildern  (Mon.  11,  59,  2.  4,  7)  und  MandgemäUlen  (Kbd.  3), 
welche  die  Ueberlistung  des  Argos  darstellen;  endlich  auch  im 
vorgedachten  Gemmenbilil  der  Argosliidtung  (Anm.  4). 

'J  So  bei  Millingen  Vase«  Cogliill  pl.  48.  (Müller  Denkm. 
il,  37).  Nur  Kin  Hörn  scheint  auch  der  Kuh  gegeben  zu 
sein,  die  andeutungsweise  im  oberen  Kaum  einer  lodarstellung 
auf  einer  jetzt  im  Berliner  Museom  befindlichen  Oenochoe 
(Mon.  d.  Inst.  II,  09,  1)  sich  findet. 

')  Vorgelesen  am  Winckelmannsfest  9.  Dec  1845. 


Mete  praktisciier  Baiianlagen,  welche  dera  bürgerlichen  Le- 
hen die  wesentlichsten  Annehmlichkeiten    und  Vortheile   zu 
sichern  bestimmt  sind,  den  Hörnern  allgemein  die  Ehre  der 
Erfindung   und  INIeisterschalt  zuzuerkennen.     Diese  Ansicht 
scheint    sich    auf   eine   ehrwürdige    Autoritiit    zu    gründen. 
Sirabo   ist   es,    welcher  Griechen   und   Römer   so  einander 
gegenüberstellt,    dafs    jene   bei    iliren   städtischen    Anlagen 
auf  Schönheit,   Festigkeit,    l^'ruchtbarkeit   des  Landes   und 
gute  Häfen    ihr  Augenmerk  gerichtet,    die  Römer  dagegen 
die   in    Hellas    vernachlässigten   Zweige  des   Strafsen-  und 
Wasserliaus  ausgebildet  hätten.    Strabo  ist  im  Begriffe  vou 
den  Monumenten  des  alten  Roms    zu    sprechen,    er   denkt 
also    zunächst   daran,    dafs  dem   Griechischen   Lande    ein 
solcher  monumentaler  Schmuck  abgehe,  wie  ihn  die  Römi- 
schen   Heerstrafsen    und    hochgemauerten   Wasserleitungen 
ihrem  Lande  gewähren.    Keineswegs  dürfen  wir  aber  jene 
Worte  so  auffassen,  als  hätten  die  Griechen  im  Vergleiche 
mit  den  Römern  nichts  der  Rede  Würdiges  an  Wasserbau- 
ten ausgelührt  und    in  Monumenten   uns  hinterlassen.     Da 
sich  auch  in  uusrer  Zeit,  welche  den  Oauaningeu  der  Alten 
erneutes   Interesse   zuwendet,  jene   einseitige   Ansicht    ver- 
nehmen läfst,  scheint  es  angemessen,  über  die  Art,  wie  die 
Hellenen   ihre   Städte   mit   Wasser   versorgten,    einige  An- 
deutungen zusammenzustellen,  welche  die  zerstreuten  Nach- 
richten und  Beobachtungen  zu  klarerer  Uebersicht  zu  ord- 
nen   und   so    eine   gründliche  Bearbeitung    dieses    vernach- 
lässigten   Zweiges   hellenischer  Alterthumskunde    anzuregen 
versuchen  '). 

Die  Quelle  ist  im  Süden  und  namentlich  in  Griechen- 
land überall  ein  Gegenstand  der  lebendigsten  Aufmerksam- 
keit und  treusten  Fliege;  es  ist  eine  Art  von  persönlichem 
Verhältnisse  zwischen  ihr  und  den  anwohnenden  Menschen. 
Man  ehrt  bei  jedem  Feste  die  treu  dienende,  man  sucht 
die  erkrankte  zu  heilen  *),  man  verwünscht  feierlich  die 
treulos  ausbleibende.    Besondrer  Aufmerksamkeit  genofs  in 

')  In  Kodes  Vitruv  heilst  es  noch:  ,,die  Griechen  haben 
die  Wasserleitungen  erst  durch  die  Könier  kennen  gelernt" 
S.  171.  Vorsichtiger  urlheilt  Hirt  (Gesch.  der  Baukunst  III 
|).  387),  welcher  dennoch  meint,  dals  bei  den  Griechen  die 
bedeutendsten  Wasserleitungen  erst  unter  Komischer  Herrschaft 
geführt  wurden.  Auch  Baejer  (Ueber  die  Mittel  der  Alten, 
Brunnen  zu  graben  etc.  Berl.  1844)  läumt  den  Hellenen  wenig 
Hhre  auf  diesem  Gebiete  ein.  Forchhammer  hat  in  seinen 
Hellenika  (1837)  über  diesen  Gegenstand  so  wie  über  das 
ganze  praktische  Verliältnils  der  Griechen  zur  Natur  neues 
Licht  verbreitet. 

')  Man  reinigt  und  verbessert  die  Brunnenquellen  durch 
Salz,  siebe  Fraas  Synopsis  florae  classicae  p.  277.  Dasselbe 
Mittel  bei  Vitruv  am  Knde  des  8ten  Buclies.  So  heilt  Klisa 
das  böse  Wasser  in  Jericho.     2.  Buch  der  Könige  2,  19  (f. 


21 


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jeder  llelleiiisclien  Stadt  die  Quelle,  welche  der  iMillel- 
piiiikt  der  ersten  Niederlassung  gewesen  war;  auf  sie  lie- 
zogen  sich  die  iiltesten  Heroensagen,  sie  war  der  (legen- 
stand  der  ersten  Wasserhaiiten.  Diese  bestanden  darin, 
«lafs  man  die  Qiielliniindnng  erweiterte,  die  iiherliiingenden 
Felswiiiide  glättete,  geräumige  Behälter  zum  Zwecke  des 
Wascliens  und  Badens  vor  derselben  austielte,  sie  mit 
Stufen,  Sitzplätzen  und  schattigen  Pllanzungen  umgali, 
auch  nach  Älafsgabe  der  Bodenverhältnisse  die  versteckte 
Quelle  zugänglich  machte  oder  sie  ül>erbaiite,  um  ilir  Was- 
ser in  kühlen  Räumen  frisch  und  rein  zu  erhalten.  Das 
bekannteste  und  schönste  Beispiel  von  einer  einfachen  Ein- 
richtung und  Fassung  der  Quelle  ist  die  Delphische  Ca- 
stalia  *),  der  \Yeihl>runnen  vor  dem  Eingange  des  lleilig- 
(liums,  dessen  Wasser  unter  einer  lioch  hinauf  geglätteten 
und  mit  (JiJIterbildern  geschmückten  Felswand  in  ein  36 
Fufs  langes  Behältnifs  gesammelt  wird,  zu  dem  man  auf 
Felsstuien  hinabsteigt;  ein  besondrer  Caiial  führt  das  vor- 
iiberfliefsende  Wasser  als  Bach  in  die  Delphische  Schlucht 
hinunter;  die  Platane,  an  der  er  liinllofs,  sollte  Kimig 
Agamemnon  gepflanzt  liaben.  Uralten,  einfachen  Anlagen 
dieser  Art  begegnet  der  Wandrer  in  Griechenland  sehr  häu- 
fig; ein  wohl  erhaltnes  Bassin  tüuuut  die  Quelle  des  As- 
klepiostempels  bei  der  Stadt  Faros  ■')  auf  und  zu  dem  De- 
meterbrunnen in  Paträ  steigt  man  auf  den  alten  Stufen 
hinunter  *). 

Mehr  Arbeit  erforderte  es,  wenn  die  Quelle  im  Berge 
versteckt  lag«).  So  ist  auf  Akrokoriuth  zurl'irene'^  ein 
künstlicher  Zugang  eröffnet  worden ;  auf  einer  Felsentreppe 
steigt  man  zwischen  polygonen  Mauerwänden  zwanzig  Fufs 
tief  hinunter,  wo  die  Quelle  unter  einem  dreisäuligen  Mar- 
mor])ortale  lliel'st.  Sie  setzt  dann  ihren  unterirdischen  Weg 
fort  und  dringt  in  der  Unterstadt,  wo  der  Berg  mit  schar- 
fem Rande  gegen  das  Meer  hin  abfällt,  mit  grofser  l'^ülle 
hervor.  In  der  Felsv«'and,  welche  nach  Art  einer  grofsen, 
Üacheo  Grotte  überhängt,  münden  verschiedene  nusgehauene 
Gänge,  welche  dem  Wasser  des  Berges  entgegen  geführt 
sind,  um  es  in  geregeltem  Abflüsse  lierauszuleiten.  Solche 
in  Grotten  ausfliefsende  Quellen  waren  es  besonders,  die 
den  Alten  Veranlassung  gaben,    anmutliige  Plätze   für   die 


Städter  einzurichten,  wo  diese  in  kühler  Luft  sich  bei  (;e- 
spräch  und  Würfelspiel  ihrer  Mufse  freuten.  Das  ist  der 
hellenische  Ursprung  der  Nympliäen,  welche  als  Luxus- 
bauten in  asiatischen  Hauptstädten  ausgebildet  und  dann 
auch  in  das  kaiserliche  Rom ,  namentlich  seit  den  Zeiten 
des  Sept.  Severus  eingeführt  wurden.  Wassergänge  wie 
die  Corinthischen  der  Quelle  entgegengeführt  finden  sich 
auf  den  meisten  hellenischen  Stadtgebieten,  namentlich  in 
Sikyon,  wo  jetzt  die  Canäle  verstopft  sind  und  wasserleer 
münden.  Das  merkwürdigste  Beispiel  einer  künstlich  eröff- 
neten Quelle  ist  die  von  Rol's  entdeckte  Burinna  auf  Kos 'J. 
Hier  führt  ein  mannshoher  Gang  in  einen  ansteigenden 
Hügel  hinein  und  mündet  nach  fünfzig  Schritten  in  ein 
kegelförmiges,  19  Fufs  hoch  aufgemauertes  Gemach,  in 
welches  aus  einer  F^elsspalte  das  Wasser  einquillt.  Uel)er 
dem  genannten  Canale,  der  in  der  Tiefe  der  Quelle  liegt, 
zieht  sich  ein  zweiter  kürzerer  Stollen  von  atifsen  in  die 
Kammer  hinein,  welcher  keinen  andern  Zweck  zu  liaben 
scheint,  als  den  Luftzug  zu  befördern  und  im  Falle,  dafs 
der  untre  sich  verstopfte,  einen  zweiten  Ai)flurs  zu  gewäh- 
ren. Endlich  ist  das  Quellgemacli  noch  nach  ol)eu  durch 
einen  senkrechten  Schacht  mit  Luft  und  Licht  in  Verliin- 
dung  gesetzt.  Hier  tritt  also  zu  den  Wasserstollen,  wie 
sie  in  Ober-  und  Unterkorinth  vorhanden  sind,  als  ein 
Neues  das  im  Berge  liegende,  hochgev<ölbte  Quellhaus 
hinzu,  in  welchem  das  Wasser  sich  vor  dem  Abflüsse  sam- 
melt. Diese  Anlage  hat  mit  den  sogenannten  Thesauren 
die  entschiedenste  AiMlogie  und  seit  in  dem  Römischen 
Tullianum  nüt  sprachlichen  und  sachlichen  Beweisen  von 
F'orchhammer  ein  gleiches  Quellbeliältmfs  nachgewiesen 
worden  ist  '),  scheint  mir  die  von  diesem  Gelehrten  ausge- 
sprochne  Ansicht'")  üi)er  die  Bestimmung  aller  alten  The- 
sauren so  weit  fest  begründet  zu  sein,  dafs  diese  Bauform 
von  dem  Zwecke  Quellen  zu  überHÖll)en  herzuleiten  ist. 
Es  ist  das  ursprüngliche,  in  der  Natur  des  Landes  und 
den  ersten  Bedürfnissen  seiner  Einwohner  begründete  Motiv 
des  Tholusbaues,  einer  rein  praktischen,  nur  nach  innen 
gerichteten  Construklion,  welche  überall  Anwendung  fand, 
wo  es  galt,  über  einen  kostbaren  Gegenstand ,  sei  es  eine 
Quelle,  ein   Heroengrab,  ein  Fiirsten-  oder  'l'empelschatz. 


')  Grundrifs  und  Aufrifs  bei  Leake  North.  Gr.  11  557.  Ul- 
richs Keisen  und  Forsch.  S.  60. 

♦)   Vgl.  Rofs  Inselr.  I,  46. 

')  Vgl.  Leake  Morea  II,  135. 

'')  Vitr.  VIII,  1:  si  fontes  non  profliicnt,  (junerenJa  sttb 
terra  sunt  cnyila  et  coUigcnda. 

')  Vgl.  Göttling  über  die  Pirene  in  Gerhards  Archäol.  Zei- 
tung 1944  p.  326.    Ob  der  unterirdische  Gang  auf  dem  Burg- 


hiigel  Munychia,  den  ich  de  port.  Alli.  p.  14.  beschrieben  habe, 
auch  zu  einer  verborgenen  Quelle  hinführte,  darüber  mufs  die 
Kntscheidung  einer  Ausgrabung  vorbehalten  bleiben. 

"J  Rofs  Inselr.  III,  13L 

')  Bullet,  delf   Instit.  1839   |>.  30.     Abeken    Mittelitalien 
p.  192. 

'")  FoTchhammer  Ilellenika  S.  333. 


23 


24 


oder  eio  Staatsarchiv,  einen  mügliciist  dauerliaften  und  ge- 
räumigea  ScIiutzmaDtel  zu  spannen.  Die  Bestimmung  zu 
Gefängnissen  ist  wolil  nitlit  als  eine  ursprüngliclie  zu  be- 
trachten. Charakteristiscli  für  diese  Gebäude  und  der  ur- 
sprünglichen Bestirauiung  angemessen  ist  die  doppelte  Oeff- 
nung.  Bei  gewöhnlicher  Benutzung  liefs  man  von  oben  in  den 
sich  immer  neu  anfüllenden  See  den  Schöpfeimer  (yavT.og) 
vrie  in  einen  Ziehbrunnen  hinunter;  so  geschah  es  beim 
Tullianum  und  auch  die  akrokorinthische  Pirene  ist  auf 
diese  Art,  ohne  in  das  untere  Gemach  einzutreten,  zu  be- 
nutzen. Die  Zudeckung  des  Rundloches  und  die  Verschüt- 
tuDg  der  wenigen  zu  Tage  liegenden  Theile  des  Gebäudes 
genügten,  um  bei  feindlichen  Invasionen  die  heimlichen 
Schätze  des  Landes  sicher  zu  verstecken ;  wie  auch  gewifs 
im  klassischen  Boden  viele  unentdeckte  Gebäude  dieser 
Art  verschüttet  liegen. 

Die  Anlagen,  von  denen  bis  jetzt  Beispiele  zusammen- 
gestellt sind,  haben  den  gemeinsamen  Zweck,  die  Quelle 
an  ihrem  Orte  zu  sichern  und  zur  Benutzung  einzurichten. 
Sie  sind  der  Natur  der  Sache  gemiifs  die  ältesten  und 
ansehnlichsten  Monumente  des  Landes  und  bilden  die  erste 
Stufe  städtischer  Wasserbauten. 

Wenn  um  den  Kern  der  ältesten  Gründungen  sich  eine 
ansehnliche  Volksmenge  angesammelt  hatte,  konnte  die  ur- 
sprüngliche Stadtquelle,  auch  wenn  sie  so  wasserreich  war 
wie  die  Corintliische  Pirene,  nicht  mehr  genügen.  Man 
sorgte  für  den  anwachsenden  Bedarf  durch  Graben  von 
('isternen,  wie  sie  sich  in  gedrängter  Menge,  namentlich 
in  den  felsigen  'J'lieilen  der  alten  Städte  fmden'').  Je 
tiockner  der  Boden,  desto  mehr  Cisternen;  daher  ihre 
Jlenge  auf  den  kleinern  Inseln.  In  Delos  i^)  fioden  sie 
sich  unter  den  meisten  der  alten  Hausplätze,  theils  über- 
wölbt, theils  mit  Granitbalken  bedeckt.  In  der  Stadt  von 
Keos  '*),  der  alten  lulis,  sieht  man  eine  Felsenkammer, 
deren  Decke  eine  aus  dem  Gesteine  ausgehaune Säule  stützt; 
in  ihrem  Boden  ist  ein  rundes  Loch,  und  darunter  breitet 
sich  eine  weite  Cisterne  aus ,  die  mit  Steinbalken  bedeckt 
ist,  Mro  sie  unter  der  Kammer  vorragt;  es  führen  Fels- 
stufen aus  dem  oberu  Gemache  hinunter,  die  Wände  sind 
mit  hartem,  altem  Stucke  bekleidet.  Auf  dem  Schlofsiterge 
von  Naxos  trinkt  man  fast  nur  Regenwasser,  das  sich  je- 


des Jahr  in  regelmärsiger  Fülle  in  |den  grofsen  Cisternen 
ansammelt  und  noch  entschiedner  waren  die  Theräer  auf 
das  Wasser  von  Gott,  wie  die  Hellenen  sagten,  angewiesen. 
Die  Cisternen  haben  meist  die  Form  senkrechter  Schachte, 
die  sich  nach  unten  wie  der  Hals  einer  Flasche  erweitern. 
Sehr  häußg  findet  man  an  den  Innern  Wänden  regelmäfsig 
einander  gegenül)er  eingehaune  Absätze,  vermittelst  derer 
mau  in  die  Tiefe  hiuai)klettern  konnte.  Einen  merkwür- 
digen Brunnen  dieser  Art  auf  der  Burg  von  Selinus  hat 
Güttling  beschrieben  •*);  er  ist  inwendig  von  C^'linderii 
aus  gebranntem  'l'hone  aufgemauert  und  zwischen  den  Fu- 
gen derselben  sind  halbmondförmige  Ausschnitte,  in  denen 
ein  Fufs  bequem  Platz  findet.  In  Attika  hat  man  Cister- 
nen gefunden  mit  inwendig  quergelegten  Balken,  auf  de- 
nen man  wie  auf  einer  senkrecht  stehenden  Leiter  hinab- 
steigen kann.  Auch  kommen  die  Cisternen  in  Form  gro- 
I'ser  Reservoirs  vor;  eine  der  grofssten  dieser  Art  findet 
sich  in  den  Stadtruinen  von  Alt-Thuria  in  Messeuien,  auf 
der  einen  Seite  in  Fels  ausgehauen,  an  den  drei  andern  in 
Quadern  aufgemauert,  gegen  12  Fufs  tief,  29  Schritt  lang 
und  halb  so  breit,  dnrch  Quermauern  in  drei  Räume  ab- 
getheilt  ").  Zu  vergleichen  ist  das  ovale,  mit  einer  nie- 
drigen Mauer  eingefafste  Wasserbehältnifs  auf  Delos,  der 
von  Tournefort  für  eine  Naumaehie  ausgegebene,  uralle, 
schon  von  Herodot  erwähnte  Teich  •"). 

An  keinem  Orte  mufste  sich  das  Bedürfnifs  künstlicher 
Wasserversorgung  früher  und  entschiedner  geltend  maclien, 
als  auf  dem  Stadtgebiete  von  Athen''),  wenn  auch  seine 
einzige  Süfswasserquelle  dieKalirrhoe  sich  einst  mit  reich- 
licherer Fluth  in  das  llissosbett  ergossen  haben  mag.  An 
dieser  Stelle  finden  wir  jetzt  nur  noch  die  einfachen  Ein- 
richtungen der  ältsten  Ansiedler;  6  Stollen  0,8  Äleter  hoch 
und  0,6  breit  sind  in  den  Felsen  eingehauen ,  um  wie  bei 
der  Pirene  das  Quellwasser  herauszuführen.  Die  Dürfti-j- 
keit  dieser  Wasserader  mul'ste  bald  Bau  von  Cisternen 
hervorrufen.  Es  findet  sich  deren  eine  grofse  Zahl,  be- 
sonders im  südlichen  Stadttheile  und  auf  dem  steinigten 
Rücken  der  gegen  das  Meer  abfallenden  Hügel,  wo  die  im 
lebendigen  Felsen  ausgehauenen  Hausplätze  und  Vorhöfe, 
die  abgeschrotlten  Wände,  die  unterirdischen  Magazine  und 
(Zisternen,    die   Felssitze    in    alt   einfacher   Form    uns   als 


")  vnoJo/al  Ofißnioi ,  vtSuaiv  il<fi>ovoi  xii'i  /.tiyüliii,  wie 
sie  Aristoteles  verlangt  Pol.  VII,  10.  Die  Alten  hielten  das  Re- 
yenwasser  liir  besonders  gesund  Vitrnv.  VIII,  2. 

'■)  Kofs  InSL-lr.   I,  .^1. 

")  Kofs  I,  130. 

'"}  Hermes  XXXIII  S.  240.  Daselbst  erinnert  G.  sehr  pas- 
send an  die  Klegie  Alexanders  iles  Pleuroniers  (Brunck  Anal!. 
1,421.  Scimeidew.  Delectus  p.  101).  Oluoi  aio^lov  heifst  da- 
selbst der  steile  Weg  in  den  lirunnen  hinab,  xoü.ov  liyxoi 
ipoilmoi  die  nach  unten  weite  Höhlung  desselben. 


"')  Wie  die  dividicula  im  Quellenhause  von  Tusculum.  Vgl. 
Lcake  Morea  I  p.  354. 

"•)  Kols  Inselr.  I  32.     Herod.  2,  170. 

'')  lieber  die  Wasserbauten  in  Alt-Adien  hat  Forclilianimer 
zuerst  gesprochen  Hellenika  p.  64.  Leake  bat  der  zweiten 
Ausgabe  seiner  Topograjibie  einen  Abschnitt  über  die  Versor- 
gung Athens  mit  Wasser  zugefügt  (Anhang  XIII).  Mehr  Material 
lindet  sich  bei  Stauüert  in  der  Körsterscbcn  Bauzeitung.  Aulser- 
dein  verdanke  ich  einige  werllivolle  Bemerklingenden  Mittheilun- 
gen meines  verehrten  Freundes,  des  Hrn.  .Scliaubert  in  Athen, 


25 


26 


«flirwürdige  Spuren   einer   sehr  alten  Niederlassung   entge- 
i>eu  '-eten. 

Während  man  die   hochgelegen  Stadtlheile  durch  Ci- 
sternen   zu    versorgen   wufste,    war    es    natürlich    in    der 
nördlichen  Thalsenkung,    in  die  sich   mehr   und  mehr  die 
Stadt  liinzog,  auf  Wasser  zu  graben.    Nach  l'laton  sollte 
man  nicht  eher  die  Hoffnung,    Wasser   zu    linden    aufge- 
hen, bis  man  auf  das  Tlionlager  gekommen  wäre  (Gesetze 
VIII  844).    Auf  der  Ost-  und  Nordostseite  von  Athen  fin- 
den sich  innerhalb  und  aul'serhalb  der  Stadt  solche  Brun- 
nen, von  welchen  oft  drei,  vier  bis  fünf  durch  Kelscaniile, 
in  denen  man  aufrecht   gehn    kann,   zu  Brunnensystemen 
verbunden  sind.    F^s  wurden  früh  von  Staatswegen  Brun- 
nen gegraben.     Aus  dem  Theile  der  Solonischen  Gesetz- 
gebung, welcher  sich  auf  die  Benutzung  des  Wassers  be- 
zog, ist  uns  die  Bestimmung  erhalten,   dafs  jeder  öffent- 
liche Brunnen  nur   auf  vier  Stadien  im  Umkreise  benutzt 
werden  dürfte;  der  entfernter  Wohnende  rnül'ste  nach  eig- 
nem Wasser  graben.     Wer  aber  nachweisen  könnte,  dafs 
er  ohne  Erfolg  10  Klafter  tief  gegraben  habe ,  der  dürfte 
aus   dem    nächsten    Brunnen    sich    täglich    zweimal    einen 
(j    Clioen    (16 — 17  Berl.    Quart)    haltenden    Krug   füllen. 
Die  bedeutende  Entfernung,  welche  in  dieser  Bestimmung 
angegel)en  ist,  macht  es  wahrscheinlich,  dafs  sie  sich  mehr 
auf  die   Bewohnung    des    flachen    Landes    bezogen   habe, 
wie  dies  auch  die  Vergleichung  mit  Piatons  Gesetzen  (p. 844) 
beweist.    In  der  Stadt  selbst  hatte  man  gewifs  schon  da- 
mals  angefangen,    in    einer   grofsartigeren  Weise   l'ür  Be- 
wässerung zu  sorgen ,   als    es  durch  Cisternen  und   Brun- 
nen geschehen  konnte,  welche  bei  .•Kttikas  trocknem  Boden 
und   heiterm  Himmel    (44  Regentage   durchschnittlich    im 
Jahre)  für  eine  dichte  Bevölkerung  schwerlich  ausreichten. 
Epoche  macht  in  dieser  Beziehung  die  Zeit  der  Tyrannen, 
welche  wohl  erkannten,  dafs  nichts  mehr  im  Stande  wäre, 
eine  Regierung  populär  zu  machen,  als  wenn  fiir  die  näch- 
sten Bedürfnisse    des   ganzen   Volkes,   namentlich  für  das 
im  Süden  vorherrschende  Bedürfnifs  nach  wohlvertheiltem, 
fliefsendem    Wasser    auf   eine    grofsartige    Weise   gesorgt 
würde.     Wie    in  Rom  die  Tarquinier   und  Cäsaren  durch 
solche  .\nlagen  sich   in  ihrer  Macht  sicherten,   so  hat   fiei 
den  Hellenen  die  ältere  'l'yrannis  in  Samos,  Megara,  Athen 
"rufse   Werke    dieser   Art    hervorgerufen.      Die    Hellenen 
aber  schlössen  sicli   in  allen  ihren  Anlagen    an    die  Natur 
an,  und  wufsten   für   diesell>en  in   verwandten  natürlichen 
Vorkehrungen  Analogien   zu    finden.     Sie  sahen  in  ihrem 
Laude,  wie  die  Wasserschätze,    welche   in    den  hoch  ge- 
legnen Tlialkesseln   des   Binnenlandes   angesammelt   wer- 
den, in  meilenlangen    unterirdischen    llöhlengängen   durch 
die  Erde  durcligelührt  werden,   um   mit  einer  das   ganze 


Jahr  hindurch  unveränderten  Fülle  und  gleichen  Tempe- 
ratur an  der  Küstenebene  als  frische  Quellen  hervorzu- 
sprudeln. Indem  sie  ferner  sich  aufgefordert  sahen,  diese 
Wasserleitungen  zu  reinigen  und  zu  beaufsichtigen,  wie 
es  die  uralten  Ansiedler  des  Kopaischen  Sees  thaten 
durch  ihre  auf  die  Höhlengänge  niedergetriebenen  Luft- 
scliachte,  so  erlernten  sie  im  Bunde  mit  der  erziehenden  Na- 
tur und  nach  iliiem  Vorbilde,  Canäle  in  Felsen  auszuhauen 
und  so  die  Bergquellen  durch  den  Boden  hin  unter  die 
Märkte  und  Wohnungen  ihrer  Städte  zu  leiten.  Dabei 
wufsten  sie  die  natürlichen  Bodenverhältnisse  so  genau 
zu  beobachten  und  auf  vielfach  gewundenen  Linien  der 
natürlichen  Abdachung  so  zu  folgen,  dafs  sie  ohne  den 
Boden  zu  verlassen  den  gehörigen  Fall  für  das  geleitete 
Wasser  erhielten.  Diese  Anschliefsung  an  das  Vorbild 
der  Natur  und  an  die  Bestimmung  des  Bodens  —  das  ist 
das  eigenthümlich  Griechische  Princip  der  Wasserleitung 
im  Gegensatze  zu  den  Römern,  welche  in  ihrer  impera- 
torischen Weise  den  Quellen  die  grade  Linie  als  Weg 
vom  Ursprünge  i)is  zur  Hauptstadt  vorzeichneten  und  auf 
die  Weise  hohe  Prachtbauten  herstellten,  welche  sich  von 
allen  Bodenverhältnissen  unalihängig  gemacht  hatten. 
Dabei  ist  die  Eigenthümliclikeit  des  Griechischen  Landes 
nicht  aulser  Acht  zu  lassen.  Denn  die  überall  grofse 
Nähe  von  Gebirge  und  Ebene  machte  es  den  Griechen 
möglich  ihr  Princip  durchzuführen.  Daher  auch  die  Ro- 
mer sich  auf  Griechischem  Boden  demselben  anschlössen. 
Wenigstens  benutzte  Hadrian  bei  seiner  Stymphalischen 
Wasserleitung  die  Abstufung  des  Geliirgs  so,  dafs  er  auf 
eine  Länge  von  beinahe  100,000  Meter  bis  Corintli  das 
Wasser  längs  des  Bodens  leiten  konnte,  ohne  Bogenstel- 
lungen  anzuwenden. 

In  Athen  war  zur  Zeit  des  Mnuerbaues  die  Kalirrhoe 
für  das  praktische  Bedürfnifs  so  entbehrlich  geworden, 
dafs  man  die  Quelle  aufserhalb  der  Ringmauer  liefs  und 
wenn  Pisistratos  sie  in  einen  künstlichen  Röhrbrunnen 
verwandelte  und  mit  Säulen  umgab,  so  war  das  gewis- 
sermafsen  eine  Consecration  für  den  Cultus,  dem  sie  nun 
vorzugsweise  angehörte ,  wie  der  hellenische  Cultus  das 
zu  heiligen  pllegte,  was  seineu  Dienstzweck  erfüllt  hatte. 
So  wenig  wir  nun  auch  die  grofsen  Wasserleitungen,  mit 
denen  um  die  Pisistratidenzeit  Athen  ausgestattet  wurde, 
genau  verfolgen  können,  weil  ihr  tiefliegendes  Gerinne 
sich  der  Betrachtung  entzieht  und  das  über  der  Erde 
Gemauerte  verfallen  ist,  so  können  wir  doch  mehre  llaupt- 
richtungen,  in  denen  zu  verschiednen  Zeiten  Quellen  nach 
der  Stadt  geleitet  wurden,  nachweisen. 

.4then  ist  nach  drei  Seiten  von  wasserhaltigen  Bergen 
umgeben,  deren  Quellen  sich  von  Natur  nach   der  Stadt- 


27 


28 


ebne  Iiindrangen.  Der  Hymeltos  enthalt  deren  in  sei- 
nem nördlichen  Theile.  Von  dort  gehen  zwei  Wasser- 
zufliisse  nach  Athen;  sie  gehn  unter  dem  Ilissosbette  durch 
und  haben  meistens  ein  im  Felsen  ausgehaiienes  Gerinne. 
Ein  Arm  derselben  geht  durch  den  jetzigen  Königlichen 
Garten;  das  Wasser  dersell)en  ist  von  schlechter  Be- 
schaffenheit und  wurde  vielleicht  auch  in  alten  Zeiten  nur 
zur  Landiiewässerung  benutzt;  wenigstens  war  es  nicht  in 
die  nahe  Ilrunnenkammer,  in  welcher  der  Hauptvorrath 
des  'l'rinkvf assers  war,  geleitet.  Wasserreicher  als  der 
Hymettos  ist  das  Pen teli sehe  Gebirge. 

Auf  dem  Wege  dorthin  folgt  man  dem  Gange  einer 
alten  Wasserleitung,  welche  in  der  Nähe  des  Dorfes  Cha- 
landri  aus  dem  Kephissosbelte  eine  Quelle  aufnimmt  und 
dieselbe  ganz  unterirdisch  nach  Athen  leitet.  Unterwegs 
zahlt  man  nördlich  von  Ambelokipos  (Alopeke)  HO  Luft- 
schachte, welche  je  40 — 50  Meter  von  einander  entfernt 
durch  den  dürren  Felsboden  auf  den  Gang  niedergetrie- 
ben sind  und  mit  Steinplatten  von  ungefähr  anderthalb 
Quadratfufs  bedeckt  werden;  sie  haben  einen  Durchmes- 
ser von  4 — 5  Fufs;  ungefähr  60  derselben  sind  noch  er- 
halten; sie  sind  einige  Fufs  hoch  über  der  Erde  aufge- 
inauert,  manche  vom  Grunde  aus.  Die  Quellen  der  Ebne 
werden  durch  Nebenleitungen  in  den  Hauptcanal  hinein- 
"eleitet,  welcher  jetzt  an  einigen  Stellen  wasserleer  ist. 

Diese  zwei  Hauptleitungen  vom  Hymettos  und  Pen- 
telikon  treten  von  Osten  her  in  eine  gemeinschaftliche 
Wasserkammer  ein,  welche  jetzt  von  der  IMauer  des  neuen 
Hofuartens  bedeckt  wird,  dem  Türkischen  Stadtthore,  das 
nach  der  s.  g.  Mesogia  Hilirte,  gegeniilier,  rechts  an  dem 
We"e  nach  Ampelokipos.  Von  diesem  hochgelegenen 
Punkte  aus  vertheilt  sich  das  VVasser  durch  zwei  Oeff- 
nungen  in  die  Canäle  der  Stadt.  Unabhängig  von  dieser 
Hrunnenkammer  geht  ein  Canal  von  Nordost  nach  Süd- 
west unter  der  Stadt  durch;  er  beginnt  auf  dem  Schlofs- 
platze,  geht  in  einer  Breite  von  4  Fufs,  10 — 12  Fufs  tief 
unter  dem  jetzigen  Bazar  hin,  wo  man  Wasser  aus  ihm 
schöpft  und  mündet  bei  der  Hagia  Triada  unweit  des  al- 
ten Dipylons  in  zwei  Cisternen,  von  wo  das  Wasser  wei- 
ter zum  Bewässern  <ler  Gärten  benutzt  wird.  Auch  aus 
dem  zunächst  die  Stadt  überragenden  Lykal)ettos, 
einem  scheinbar  ganz  wasserlosen  Felsen  wufsten  die  Al- 
ten Wasseradern  hervorzuleiten;  auf  dem  Vorhügel  des- 
sell)en  mündet  ein  7  Fufs  hohes  'I'hor,  der  Ausgang  eines 
Wasserstollens;  das  Wasser  lief  aber  nicht  zur  Stadt  hin- 
unter, sondern  in  einen  Brunnen,  der  am  Ende  des  Stol- 
lens ausgehauen  ist. 

Das  Gerinne,  welches  von  Parnes  Wasser  in  die 
Stadt  führt,   ist    meist   aus  Gemäuer  spätrer  Zeit  aufge- 


führt; doch  ist  auch  diese  Leitung  von  alter  Anlage;  sie 
hat  ihre  Luftschachte,  wie  jene  von  Chalandri,  sie  führt 
an  derStrafse  von  Patissia  hin  und  zieht  sich  dann  west- 
lich bei  den  Ruinen  einer  grofsen ,  antiken  Cisterne  vor- 
bei in  den  Ijotanischen  Garten  hinein.  Endlich  ist  noch 
im  Mittelpunkte  der  alten  Stadt  ein  merkwürdiger  Was- 
ser!>au.  Nämlich  am  nordöstlichen  Abhänge  des  sogenann- 
ten Pnyxhügels,  der  Akropolis  zugekehrt,  ist  eine  Brun- 
uenkammer  von  ungefähr  12  Fufs  im  Quadrat  ausgehauen. 
Sie  wurde  durch  zwei  in  den  Fels  getriebne  Canäle  ge- 
speist und  ein  am  Felsen  entlang  gehendes  Geiinne  führte 
das  Wasser  in  den  Kerameikos  hinunter.  Forchliammer 
gedenkt  dieses  Werkes  'l'opogr.  v.  Athen  S.  73.  Die 
Wasserrinne,  welche  den  alten  Fahrweg  nach  den  Pel- 
raieus  zwischen  Museion  und  Pnyx  begleitet,  dient  nur 
als  Aldauf  des  Regenwassers.  Auf  einer  solchen  Rinne- 
sollte bei  gutem  Fahrwinde  der  Brander  gegen  das  Arsenal 
abgefertigt  werden  nach  dem  komischen  Einfalle  in  den 
Acharnern  v.  980. 

Die  Anlage  der  städtischen  Canäle  ist  von  sehr  ver- 
schiedner  Form;  sie  sind  zum  Theil  rund  oder  in  flachem 
Bogen  überwölbt,  zum  Theil  mit  graden  Steinplatten  über- 
deckt; sie  sind  meist  mit  Quadern  aufgemauert  und  mit 
Ziegeln  bedeckt;  die  Hauptgänge,  namentlich  der  grofse 
Canal  unter  dem  Bazar,  haben  eine  solche  Höhe  und 
Breite,  dafs  zwei  Menschen  darin  sich  begegnen  können. 
Auch  leitete  man  in  thönernen  Röhren,  wie  sich  deren  in 
Aegina  aus  dem  Alterthume  erhalten  haben.  An  einzelnen 
Punkten  Athens  wie  beim  'I"hurme  der  Winde  findet  man 
drei  Wassercanäle  aus  verschlednen  Epochen  über  ein- 
ander. 

Ein  Theil  des  Wassers  ging  ül)er  Athen  hinaus  nach 
dem  trocknen  Peiraieus ,  welchen  überdies  aus  dem  Ko- 
rydalos,  dem  Gränzberge  gegen  Eleusis,  ein  alter  vor  Kur- 
zem gereinigter,  meist  unterirdischer  Aquädukt  versorgte. 
Werke  dieser  Art  waren  nicht  allein  auf  Hauptstadt  und 
Häfen  beschränkt.  FInlay  der  bekannte,  um  Attika  ver- 
diente Topograph  bewässerte  sein  Gut  bei  Aphidna,  in- 
dem er  an  alte  Leitungen  sich  anschlofs.  In  Menidi  ufi- 
weit  des  alten  Acharnä  habe  ich  mich  überzeugt,  wie  die 
Doribrunnen  auf  hohe  Felsgänge  hinabführen,  in  welchen 
Bergwasser  des  Parnes  strömt,  und  je  mehr  'I'hatsachen 
dieser  Art  man  sammeln  und  in  ihrem  Zusammenhange 
erkermen  wird,  desto  mehr  wird  man  sicli  davon  überzeu- 
gen, wie  ganz  Attika,  namentlich  die  Ebne  der  Hauptstadt, 
während  die  natürlichen  Flüsse  versiegt  sind,  noch  heute 
von  unterirdischen  Bächen  durchzogen  wird,  welche  durcli 
zahlreiche  Brunnenschachte  der  Benutzung  zugänglich 
sind;    ein    unscheinbares,    anspruchsloses  W^erk,   aber  in 


29 


30 


seiner  Art  niclit  minder  Ijewundernswiirdig,  .als  die  gefeier- 
teu  W.isserleitungen  des  kaiserliclien  Roms  und  während 
von  dem  Hadri.nnisclien  Praclitliau,  weiclier  von  den  Ke- 
pliissosqnelien  Wasser  in  die  vergriilserte  Stadt  führte, 
nichts  iil)rig  gel)liel)en  ist,  als  die  Insclirift  des  Wasser- 
castells  und  einige  Bogenstelhingen  zv»isciien  Athen  und 
Kephissia,  lial)en  jene  im  Boden  liegenden  Caniile  durcli 
alle  Zeiten  der  Barbarei  hindurch  getreu  ihr  Amt  ver- 
waltet, ohne  dafs  es  Jemand  ihren  alten  Gründern  Dank 
wufste.  Ehenso  hahen  in  Corinlh  die  uralten  Leitungen 
des  Pirenewassers  lange  das  kolossale  Werk  Hadrians 
iilierdauert,  der  aus  der  Stymphalischen  Quelle  am  Fufse 
des  Kyllene  Wasser  nach  Korinth  führte.  Ein  so  künst- 
liclies  und  weit  verzweigtes  Wassersystem  wie  das  Attische 
hedurite  natürlich  einer  sehr  gewissenhaften  Beaufsichti- 
gung; das  Amt  eines  Aufsehers  der  Wasserleitungen,  des- 
sen Aristoteles  als  eines  wichtigen  Theiles  der  Stadtpolizei 
gedenkt  '  *),  war  daher  in  Athen  ein  sehr  bedeutendes  und 
verantwortliches,  mit  dem  eine  Gerichtsbarkeit  gegen  un- 
rechtmiifsige  Benutzung  des  Wassers  verbunden  war.  The- 
mistokles  hat  es  eine  Zeit  lang  verwaltet.  Zu  Vitruv's 
Zeiten  war  das  Wasser  in  den  Leitungen  Athens  durch 
Vernachlässigung  und  Unreiulichkeit  in  schlechten  Ruf 
gekommen  und  man  zog  das  Brunnenwasser  vor.  Auch 
in  neuster  Zeit,  da  die  allen  Werke  der  Hellenen  wieder 
eine  praktische  Wichtigkeit  erhalten  haben ,  ist  es  noch 
nicht  gelungen,  sie  aus  ihrem  Verfalle  wieder  lierzustel- 
len ;  die  llauptgänge  sind  verschlammt,  viele  der  Seiten- 
arme eingestürzt  und  dadurch  die  Quellen,  die  einst  zur 
Hauptstadt  strömten,  abgesperrt.  Dennoch  ist  bis  jetzt 
hinreichendes  Trinkwasser  nach  Athen  geflossen ,  wenn 
gleich  seine  schlechte  Beschaffenheit  hauptsächlich  dazu 
beiträgt,  die  Stadt  in  den  Ruf  eines  ungesunden  Aufent- 
halts zu  bringen.  Wiederherstellung  der  alten  Wasser- 
bauten und  zu  dem  Zweck  zunächst  eine  genaue  Unter- 
suchung derselben  wird  immer  mehr  ein  dringendes  Be- 
dürfnifs  werden.  Der  Wasseraufseher  (Nerokrates)  von 
Athen  ist  wohl  noch  der  Einzige,  welcher  eine  genauere 
Anschauuug  von  dem  viel  verzweigten  Canalsysteme  hat 
und  der  darüber  Auskunft  geben  könnte,  wenn  er  die 
Bildung  dazu  hätte  und  den  guten  Willen,  sein  nahrhaf- 
tes Geheimnifs  Preis  zu  geben. 

Während  von  den  Attischen  Wasserbauten,  deren  Spu- 
ren wir  nicht  ohne  Bewunderung  betrachten  können,  bei 
den  Alten  keine  besondre  Meldung  geschieht,  gab  es  an- 
dre mit  mehr  äufserlicher  Pracht  ausgeführte  Werke  der 

")  viSnimv  inicSTÜTr];  Fiat.  Them.  .Hl.    xQ^yaQ/o;  xQrjro- 
(fvJ.ni.    x()i]iiüv  (niufi.>ixiii  Arist.  Pol.  VI,  5. 
")  Vitr.  VIII,  7. 
'")  Dicaearch.  ifO^ntat  xftl  «;i«  iriv  KuSutlav  ücTwp  uifavii 


Art,  welche  früher  grofsen  Ruhm  erlangten,  namentlich 
die  Wasserleitung  des  .Megarischen  Tyrannen  Tlieagenes 
und  dieSamische  des  Eupalinos  aus  Megara,  welche  auch 
der  Zeit  der  'l'yrannis  anzugehören  scheinen.  In  Samos 
trat  der  von  Vitruv  •  ")  erwähnte  Umstand  ein,  dafs  zwi- 
schen Stadt  und  Quelle  ein  Berg  sich  erhebt,  welcher 
durchstochen  werden  inufste.  Das  Aufseroidenlliche  dabei 
war,  dafs  Eupalinos  erst  einen  sieben  Stadien  langen  Durch- 
stich mit  genau  berechnetem  Gefälle  machte,  acht  Fufs 
breit  und  acht  Eul's  hoch  und  dann  in  den  Boden  dieses 
Stollen  einen  drei  Fuls  breiten  Canal  eingrub  von  zwanzig 
Ellen  Tiefe,  wie  es  im  'l'exte  des  Herodot  lautet.  Der 
erste  Gang  diente  also  nur  dazu,  um  dem  Wasserlaufe 
Luft  zu  schatFen  und  ihn  an  jeder  Stelle  beaufsichtigen 
zu  können.  Von  seiner  untern  Mündung  kam  das  Berg- 
wasser auf  einem  gemauerten  Aquädukte  nach  der  Stadt 
Samos.  Dies  ist  die  einzige  nähere  Beschreibung,  die  wir 
aus  alter  Zeit  von  einem  solchen  Baue  haben.  Die  Me- 
garische  Wasserleitung  des  Tlieagenes,  welche  eine  Quelle 
des  Kitliäron  auffing,  verdiente  sehr  eine  genaue  Unter- 
suchung; ihre  Linie  ist  durch  eine  in  spätrer  Zeit  aufge- 
mauerte Wasserrinne  kenntlich  und  ihre  Mündung  unweit 
der  Stadt  nachzuweisen.  Es  scheint,  dafs  das  quellenarme 
Megara  vorzugsweise  ein  Sitz  der  Wasserbaukunst  war. 

'J' heben  ist  die  reichste  Quellenstadt  in  Griechen- 
land; rund  um  die  Burg  herum  strömt  es  von  Wasser, 
aber  auch  in  die  Burg  wollte  man  Quellen  leiten ;  eine 
unterirdische  Leitung,  deren  Anfang  die  Thebaner  nicht 
nachweisen  können,  führt  durch  die  südlichen  Höhen  durch, 
dann  über  gemauerte  in  Fränkischen  Zeiten  erneuerte 
Bögen  in  die  jetzige  Stadt,  welche  auf  der  alten  Kadmea 
liegt,  so  viel  Wasser,  dafs  es  mehre  Brunnen  speist  und 
noch  wieder  die  Abhänge  hinunter  strömt.  An  zwei  Stel- 
len sieht  man  durch  Oeffnungen  in  den  weiten  Stollen 
hinunter,  in  dem  das  Wasser  fliefst.  Die  Thebaner  nann- 
ten dies  das  Wasser  des  Kadmos,  für  so  alt  und  unent- 
behrlich hielten  sie  das  Werk '■"').  Die  früh  vom  Helleni- 
schen Boden  vertilgte  Stadt  Kirr  ha  wurde  durch  einen 
Kanal  mit  Trinkwasser  wahrscheinlich  aus  dem  Pleistos 
versehn.  Solon  lenkte  ihn  ab  und  nachdem  er  die  Be- 
lagerten gezwungen  hatte,  sich  eine  Zeitlang  mit  Regen- 
und  Brunnenwasser  kümmerlich  zu  behelfen,  gab  er  ihnen 
endlich  das  Canalwasser  zurück,  aber  mit  Helleborus,  wie 
die  Erzählung  lautet,  dergestalt  vermischt,  dafs  die  Män- 
ner in  Kirrha  sämmtlich  davon  erkrankten*').    In  Ar°os 


<J'(«  aaikriviov  äyöfiffot;  vnö  Kt'ciiuov   jö    7ia).ctiüV   to;   ).tyoi.ai 
xctiiax(vaau{vov    nach    Ulrichs   Tojiogr.    von    Theben    in  den 
Münchner  Denksclir.  III,  2  p.  416. 
•'J  l'lrichs  Reisen  p.  9. 


31 


32 


wie  auf  dem  Boden  von  Alycenä  IiaUen  wir  die  Spuren 
uralter  Wasserleitungen.  An  l)eiden  Orten  wurden  die 
Quellen  der  hintern  Berge  aufgefangen  und  abwärts  von 
ihrem  natürlichen  Felsl)ette,  wo  sich  die  Wasseradern  in 
Steiuspalten  verlieren  würden,  in  einem  künstlichen  theils 
ausgehauenen  theils  aufgemaiierten  Canale  mitten  durch 
die  liewolintesten  Bezirke  der  alten  Städte  geführt.  Fels- 
kanide,  die  an  der  Oherlliiche  des  LJodens  hiiigehn,  lassen 
sich  liesondcrs  in  zwei  'l'hessalisclien  Städten  in  schönen 
Beispielen  nachweisen,  glitten  in  den  Ruinen  vonDeme- 
trias  in  Magnesia  sah  Lenke''*)  eine  lange  rechtwinklicht 
ausgehauene  Rinne  von  siehen  Fufs  'fiele  und  zwei  Fnfs 
Breite,  oben  mit  Ilachen  Steitien  zugedeckt,  uiniomßurg- 
liügel  Wasser  quer  durch  die  Unterstadt  zu  führen.  Ehenso 
slrijmt  durch  Pharsalos  ein  solcher  künstlicher  Flul's  un- 
ter breiten  Steinplatten,  welche  auf  einem  Falze  beider- 
seitig anfliegen;  noch  heute  steigen  die  l'harsalier  auf  al- 
ten Felstreppen  an  diesen  Canal  zum  Wasserschopfen  hin- 
unter'").  Die  in  sumpfiger  Niederung  gelegene  Stadt 
Mantineia  erhielt  ihr  'J'rinkwasser  von  Melangeia  am  Fufse 
des  quellenreichen  Alesion;  ein  Damm,  auf  welchem  einst 
das  Wasser  ül)er  der  Ebene  hinllol's,  hegleitet  den  Weg 
dahin.  Aulserhalli  des  eigentlichen  Griechenlandes  ist  vor 
Allem  Syrakus  für  dieKenntnils  hellenischer  Wasserbauten 
wichtig.  Die  unterirdischen  Wassercanäle,  welche  die 
.Athener  zum  Theil  zerstörten  ^J),  sind  in  ganzer  Länge 
zn  verfolgen  und  bringen  noch  heute  reichliches  l'rink- 
wasser  in  die  Stadt.  Dieser  unterirdische  Flul's  geht  selbst 
von  der  Akradina  unter  dem  Meere  durch  nach  der  Insel 
Ortygia  hinüber,  wie  dies  schon  Fazello  mit  Staunen  be- 
merkte ^^j.  Forchhammer  setztauch  das  sogenannte  Ohr 
des  Dionysios  mit  diesen  .Anlagen  in  Verbindung  **).  Agri- 
gent  stand  gewils  in  Werken  dieser  Art  nicht  zurück,  da 
es  auf  der  Höhe  seines  Glanzes  selbst  für  den  Rloaken- 
bau  in  einer  so  grol'sartigen  Weise  sorgte,  wie  wir  es  bei 
keiner  andern  liellenischen  Stadt  nachweisen  können.  Die 
Griechen  dachten  sich  iiberhaupt  keine  geordnete  Nieder- 
lassung ohne  eine  knnitliche  Wasserleitung,  daher  auch  in 
der  idealen  Hellenenstadt,  der  Atlantis  von  Poseidon  ein 
doppeltes  (ierinne  angelegt  wird,  in  welchem  Wasser  unter 
den  Strafsen  hinströmt  ^'j. 

Die  Hauptsache  steht  fest.  Unverkennbar  sind  die  Hel- 
lenen auch  hier  vorangegangen,  die  Röaier  sind  auch  hier 
dieSchüler  gewesen.  Vitruvs  Wasserbaulehre  beruht  wesent- 
lich auf  Erlahrungen,  welche  Griechen  gemacht  und  theo- 
retisch l)earbeitet  haben,  wie  er  es  sell)st  mit  Dank  ge^en 
Ktesibios  und  Archimedes  anerkennt.  Aus  Hippokrates 
sehn  wir,  wie  es  die  Griechen  verstanden,  die  heilsamsten 
Bergquelleu  aulzusuchen.  Die  Canalleitung,  welche  unter 
dem  Boden  hingeht,  wie  es  in  der  Regel  bei  den  Grie- 
chen der  l'^all  war,  hat  entschieden  den  Vorzug  der  grö- 
l'sern  Dauer  und  ist  den  Einwirkungen  von  Hitze  und 
Kälte  weniger  ausgesetzt;  die  Luftschachte  finden  sich 
in  .Attika  wie  N'itrnvius  sie  verlangt  und  ihre  Nothwendig- 
keit  bei  unterirdischen  Leitungen  wegen  der  sich  entwik- 

")  Travels  in  \.  Gr.  IV,  37«. 

")  Leake  N.  G.  I.  45.3. 

"}  Thuc.  VI,  ICO:  Jov;  ö/froii,  o't  ti;  zijt'  7i6i.it'  iinoro- 
iirjiSöv  TroTOÜ  (''i)'«rü;  )]ym'yoi   ijöftr,  ön'(f,'hii>«y. 

"')  Qiiod  nilmirnliotic  itiijvifishiimii ,  imn  suprn  veri  fidem 
vijcri  possit ,  lujuiic  diicliis  iKpUU'us  «ort  ineiliocris  nmpHtu- 
)linis  Uli  snh  (luclihns  mnris  fiibriiiitus  adliuc  mnijnn  siti  parle 
inleqer  visiliir  tic.  Jierum  Sicul.  Script.    Frankl.  1579.  \>.  75. 

'■"•)  Allg.  Zeitimjr  1843.  N.  2hli  Beilage. 

'")  i'(f«r«  i)iij(t  inö  yijs  lilia  Tztiyicia  xouiaag  etc.  PI. 
(ritias  1I3K. 


kelnden  Gase  war  von  Griechen  nacjigew  lesen  worden ; 
eben  so  vor  der  städtischen  Canalverzweigung  die  Brun- 
nenkammern, in  welche  die  Zuflüsse  münden.  Hier  ruht 
das  Wasser,  Schlamm  und  Sand  sinkt  zu  Boden,  der  Cu- 
bikinhalt  des  regelmäl'sig  zu  vertheilenden  Wassers  kann 
genau  berechnet  und  dasselbe  nach  dem  öffentlichen  und 
Privatliedarfe  getheilt  werden.  Auch  die  Lateinische  Ter- 
minologie des  VVasserbaus  ist  theilweise  geradezu  der 
Griechischen  nachgebildet  **). 

Man  pflegt  den  Griechen  die  Kenntnifs  des  wichtig- 
sten hydrostatisclien  Gesetzes ,  des  der  communicireudeii 
Röhren  al)zusprechen ,  aus  dem  Grunde,  weil  dasselbe 
erst  bei  Vitruv  ausgesprochen  wird.  Aber  war  ihnen  der- 
selbe auch  theoretisch  nicht  klar  —  auch  die  Römer  schei- 
nen dabei  an  einen  forttreibenden  Druck  der  Erde  ge- 
dacht zu  haben  *»J  —  so  ist  es  doch  ohne  Zweifel,  daf$ 
die  Griechen  bei  ihren  Wasserleitungen  schon  sehr  fridi 
die  Steigekralt  des  von  hohen  Punkten  hergeleiteten  Was- 
sers kannten.  Darauf  beruhten  ihre  Rölirbrunneu,  welche 
aus  Thiermasken  in  den  niedrigen  'l'heilen  der  alten 
Städte  in  passender  Höhe  Wasser  aussprudelten.  Solche 
künstliche  Sprudel  nannte  mau  vorzugsweise  xoij»'«!  *")-; 
mit  ihnen  schmückte  Kimon  seiue  Vaterstadt  und  durch 
sie  war  es  möglich,  aul  dem  dürren  Boden  .Athens  Pla- 
tanen zu  ziehn. 

Man  redet  von  der  idealen  Kunst  der  Hellenen  und 
nimmt  häufig  an,  als  liabe  sie,  von  Anfang  an  dem  Schö- 
nen zugewandt,  es  verschmäht,  tür  die  materiellen  Lehens- 
bedürlnisse  in  praktischer  Nützlichkeit  zu  sorgen.  Je  melir 
wir  indel's  dahin  kommen,  die  gesaminte  bildende  Tliätig- 
keit  der  Hellenen  zu  überschauen,  desto  mehr  müssen  wir 
uns  von  der  Irrthümliclikeit  jener  Ansicht  überzeugen. 
Solche  Einseitigkeit  ist  nur  bei  den  Völkern  denkbar,  hei 
denen  die  Kunst  etwas  von  aul'sen  Eingeführtes  und  Frem- 
des, ein  Gegenstand  des  Lu.xus  ist.  Da  kann  es  vor- 
kommen, dals  gewisse  ideale  Kunstrichtungen  zu  grolser 
Meisterschalt  au>gebildHt  sind,  während  lür  die  notli- 
wendigsten  Bedingungen  eines  gesunden  und  wohl  einge- 
richteten Lebens  noch  nicht  gesorgt  ist.  Eia  eigentliches 
Kunstvolk  aber  offenbart  sich  gerade  darin,  dafs  es  von 
den  einlachen,  praktischen  Autgaben  beginnt  und  indem 
es  deren  eine  nach  der  andern  erledigt,  sich  allmählig  in 
naturgemäl'sem  Fortschritte  zu  der  Stufe  erhebt,  auf  wel- 
cher die  Ireie  und  schöne  Kunst  ihre  Ideen  verwirklicht. 
Dies  ist  der  wichtigste  Punkt,  in  welchem  sich  die  'J'opo- 
graphie  der  Kunstarchäologie  anschliel'st,  dal's  sie  dar- 
stellt, wie  die  Griechen  mit  ihrem  bildenden  Kunstsinne  das 
ganze  Land  durchdrungen,  alle  natürlichen  Hülfsmittel 
ausgebeutet,  ihre  Wohnsitze  mit  allen  V  ortheilen  ausge- 
stattet und  der  ganzen  umgelienden  Natur  jenes  Maafs, 
jene  heitre  Ordnung  und  Ruhe  mitgetheilt  haben,  welche 
das  Eigenthümliche  des  hellenischen  (leistes  ist,  um  dann 
endlich  inmitten  dieser  geordneten  Natur  ihre  'l'empel 
und  Statuen  autzurichten  als  die  Kroue  ihrer  Schöplün". 

E.     LURTI  US. 

'")  Z.  B.  ist  ot')i(t'r  nur  als  Uebersetzung  von  xoil.la  zu 
verstehn  bei  \  itr.  VIII,  7. 

")  Plin.  2,  ()(j  sagt  von  den  Bergquellen  hohen  Ursprungs: 
quo  spiritu  nita  et  terrae  poiidere  erpressa,  siphonum 
vwdo  cmicnt. 

'°)  7fi)3'>i  ist  die  Quelle  als  Naturgabe,  zp^yij  die  Mündung 
und  beson<lers  die  künstlich  gefafste  Mündung  der  Quelle,  da- 
her ein  Külirenbrnnnen.  Vgl.  Rols  Reisen  im  Pelop.  I.  p.  67. 
Ueber  den  Zusammenhang  von  y.u()ii ,  xQiig,  xi>i'<va  s.  Lobeck 
Rheinatikon  p.  12b.  Nach  dein  bezeichneten  Unterschiede,  den 
besonders  Paiisanias  beobaclilet,  kann  wohl  tjij/iJ  für  zo^i'»; 
gebraucht  werden,  aber  nicht  uingekelirt. 


tliezu  die  Tafel  11:    Hermes  der  Art/oxfüdter,  Gefässhild  der  Pizzutt  sehen  Sammlung. 


Druck   und   N'erla"  von   ü.  Hemer. 


Herausgegeben  von  £.  Gerhard, 


33  34 

ARCHÄOLOGISCHE  ZEITUNG. 


JM  3. 


Neue  Folffe. 


März  1847. 


Medeia,  Vasenbild  aus  Canosa.  —    Atlienisclier  Al>acus. 


Allerlei  (Athene  Ergane  ;  Talos). 


I. 

Medeia. 

Vasenbild   aus   Canosa. 

Hiezii  die  Abbildung  Tafel  III. 

CPbgleicIl  die  Kunstwerke,  welche  den  Rlyllios  von 
Medeia  vorstellen,  in  neuerer  Zeit  erhebliche  und 
zahlreiche  Bereicheningen  erfahren  haben,  bleibt 
(loch  die  Vorstellung  eines  in  Canosa  gclundencn 
und  von  Miliin  herausgegebenen  Prachtgcfalses  ') 
eine  der  bedeutendsten.  Es  wird  nicht  überflüssig 
sein,  dies  Vasenbild  von  Neuem  niitzulheilen  und 
zu  besprechen,  da  es  Wenigen  zugänglich  ist,  Älil- 
hns  Erklärung  mehrerer  Berichtigungen  bedarf,  eine 
von  Weichert  angefangene  ausführliche  Erläuterung  -) 
aber  in  den  ersten  Anfängen  stehen  geblieben  ist. 

Die  Mitte  des  Bildes  nimmt,  wie  auf  anderen 
unteritalischcn  Prachtvasen  '),  ein  stattliches  lem- 
pelartiges  Gebäude  ein.  Sechs  Ionische  iSäuien  tra- 
gen die  Decke,  deren  Cassetlen  sichtbar  sind,  über 
dieser  erhebt  sich  ein  mit  zierlichen  Akroterien  ge- 
schmücktes   Giebeldach.      Von    der  Decke    hänjicn 

o 

')  Miliin  (üinixanx  de  Canose  Tal'.  7. 

■)  Weiclieit  coninieiilatio  I  de  Media  Oestro  peicita  ad 
illiistrandam  iinaninem  vasciili  apiid  C'annas  in  Italia  repeiti. 
Urimma  1824.   4. 

')  So  erscheint  der  Pallast  des  Hades  Miliin  loriili.  de 
Canose  3  (arcli.  Ztg.  Tal.  \2);  Mon.  d.  Inst.  II,  49  (arcli. 
Zlft.  II);  I*.  Kocliette  M.  1.45.  Gerhard  Mysterienb.  1  (arcli. 
Ztg.  Taf.  13).  Ein  ähnliches  Gebäude  l'asseri  i>ictt.  2ü0  (Du- 
bois  Maisonneuve  introd.  14.  Nouv.  Ann.  If,  1838  t.  1!).  Be- 
sonders ist  die  Arclieniorosvase  zu  vergleichen,  wo  die  Haupt- 
|iersonen  in  einem  ähnlichen  Gebäude  stehen,  (Jerhard  Archen), 
u.  d.  Hesji.  Taf.  1.  Mon.  d.  Inst.  scct.  fr.  5.  Guigniaut  rel. 
de  l'ant.  206,  725  n. 


zwischen  den  Säulen  Schilde  herab,  wie  sonst  wohl 
Räder"),  Kränze*)  u.  ähnl.;  und  runde  Marmor- 
scheiben, die  einem  ähnlichen  Zweck  bestimmt  wa- 
ren, finden  sich  noch  hie  und  da  *).  Durch  die 
Inschrift  KPEONTEIA  ist  dieses  Gebäude  als  die 
Wohnung  des  Herrschers  Kreon  bezeichnet.  Inner- 
halb desselben  ist  auf  cinemThronsessel  dieTochter 
des  Kreon  vor  den  furchtbaren  Oualen  des  Giftes 
zusammengesunken,  der  linke  Arm  Jiängt  schlalT 
herab,  der  rechte  fafst  nach  dem  Haupt').  Ein 
.lüngling  mitChlamys  und  Schwert  eilt  rasch  herzu, 
imd  fafst  mit  beiden  Händen  nach  dem  verhängnifs- 
vollen  Kopfschmuck,  um  ihn  ihr  abzunehmen,  eine 
Beischrift  nennt  ihn  Hippotes  (iniTOTHC).  Ne- 
ben ihm  ist  eine  Frau  sichtbar,  die  mit  der  liechten 
den  Schleier  fafst,  der  ihr  Haupt  bedeckt,  und  sich 
entfernt.  Auf  der  anderen  Seite  steht  Kreon') 
neben  seiner  Tochter,  die  er  mit  der  Linken  um- 
fafst,  mit  der  Rechten,  der  das  mit  einem  Vogel 
geschmückte  Scepler  entfallen  ist,  fafst  er  ver- 
zweillungsvoll  sein  Haupt  an.  Er  ist  mit  der  auf 
diesen  Vasenbildern  üblichen  Herrschertracht  be- 
kleidet, einem  langen  gestickten  Untergewande  mit 
Kreuzbändern  über  der  Brust  ■'),  einem  weitem  Mantel 

")  De  WiUe    cat.   Bengnot   p.  24  (1.      Vgl.    Gerhard  Apiil. 
Vasenb.  Taf.  B,  10. 

'■)  Gerhard  Apul.  \  asenb.    16. 

")  O.  Jahn  archäol.  Beltr.  p.  210  1. 

')  Kurip.  Med.  lltiS  if.  : 

/noiäv  ytto  (d).('<iuaa,  if/nicc  Tii'üir 
/lontT,  Tnf'iiovan  y.iäXti,  xtil  fiöhs  ifOcivd, 
Ol>6rotair  iuniaovaec,  firj  /ttiitcd  Tiiafiv. 
")  Von   seinem  Namen   sind    noch   die   letzten  Buchstaben 
iiy  erhalten,  das  K,  welches  auch  noch  lesbar  erscheint,  kann 
wohl    damit    nicht    verbunden    werden.       Millins    Ergänzung 
K0PIN&I9.N  ist  ganz  unwahrscheinlich. 

")  Sie  sind  namentlich  bei  Frauen    häulig   (arcbäol.  Beitr. 


35 


36 


und  Schuhen.  Sein  Blick  ist  auf  eine  Frau  gerich- 
let,  die  in  Hast  und  Angst  auf  den  PaUast  zueilt, 
sie  streckt  den  linken  Ann  aus,  und  fafst  mit  der 
Rechten  ebenfalls  nach  ihretu  Haupte;  ihr  Name  ist 
Merope  CMEPOTTH).  Neben  ihr  kommt  rascii 
ein  Mann  herbei,  den  seine  Tracht,  ein  kiu-zer  Man- 
tel über  einem  kurzen  Aermelchiton  und  Stiefeln, 
v/ie  der  krumme  Stab,  den  er  trägt,  als  Paidagogen 
bezeichnen  '"),  ein  junges  Mädchen,  das  sich  uni- 
bhckend  vorgeht,  scheint  auch  ihn  mit  fortziehen  zu 
wollen.  An  den  Stufen  des  Pallastes  deuten  noch 
ein  offenes  Kästchen  und  ein  umgestürztes  dreifü- 
fsiges  Becken  auf  die  so  gräfshch  unterbrochene 
Schmückung  der  unglücklichen  Braut ' '). 

Miliin  ging  von  der  Vernuithung  aus,  dafs  Me- 
rope ein  sonst  nicht  überlieferter  Name  lür  die 
gewöhnlich  Kreusa  oder  Glauke  genannte  Toch- 
ter des  Kreon  sei  '  '^),  und  erkannte  sie  in  drei  ver- 
schiedenen Situationen,  wie  sie  verzweiflungsvoll 
von  dem  Gift  ergriffen  dem  Hause  zueilt,  wie  sie 
stirbt,  und  wie  ihr  Schatten  (neben  Hippotes)  in  die 
Unterwelt  geht.  Diese  Zerlegung  der  drei  Momente 
ist  an  sich  weder  wahrscheinlich  noch  ansprechend, 
und  zerreifst  offenbar  den  Zusammenhang  der  in 
lebendiger  Einheit  gedachten  Vorstellung,  in  wel- 
cher wir  um  die  sterbende  Glauke  Alle,  die  ihr 
nahe  verbunden  sind,  vereinigt  sehen.  Ihr  zunächst 
steht  der  unglückliche  Vater,  der  sie  noch  im  Tode 
umfafst  hält,  und  das  Opfer  seiner  Liebe  wird"); 
rascil   entschlossen  stürzt  ihr  Bruder  Hippotes  '*) 


herbei,  um,   wenn  es  noch  mügUch  ist,  ihr  Hülfe 
zu  bringen,  und  sie  von  dem  verderbhchen  Schmuck 
zu  befreien.     Es    ist   gewifs   das  Natürlichste,    die 
von  der  andern  Seite  angstvoll  herbeieilende  Frau  ' ') 
für  ihre  l\lutter  zu  erklären.    Zwar  ist  sie  nicht  un- 
ter   dem  Namen  IMerope    bekannt,    allein    dieser 
kommt  wenigstens  in   der  Korinthischen  Sage   vor, 
indem  die  Gemahlin  des  Sisyphos  '*),  so  wie  des 
Polybos  "),  so  genannt  wird.    Die  weibhche  Figur 
neben  Hippotes   für  einen   Schatten    zu    halten    ist 
Miliin  durch  ihre  Verschleierung  veranlafst  worden, 
welche  allerdings  denselben  zukommt  ' ').  Welcker 
Griech.  Tragöd.   p.  1611  erklärt  sie  für  den  Schat- 
ten der  Gemahlin   des  Aietes,   dessen  Eidolon  in 
ihrer  Nähe  sichtbar  ist.    Allein  dawider  spricht  nicht 
nur,   dafs  sie  neben  diesem  ziemlich  bedeutungslos 
wäre,  sondern  dafs  sie  ihrer  Stellung  und  Geberde 
nach  offenbar  zu  der  Scene  gehört,   deren   Mittel- 
punkt die  sterbende  Glauke  ist.  Ich  möchte  sie  am 
liebsten  für  ihre  Amme  halten,   welche   auch   aut 
Sarkophagreliefs  neben  ihr  erscheint**),  und  der, 
wie    sonst    das    Kopftuch*"),     die    ähnhche    Ver- 
schleierung wohl  zusteht*').    So  ist  auch  beiEuripi- 
des  *  *)  eine  ysQaiä  Tigöanolog  gegenwärtig,  welche 
zuerst  das  Leiden  der  Braut  bemerkt  und  jammernd 
verkündet.    Ihr  entspricht  auf  der  andern  Seile  der 
Paidogogos.      Im    Andenken    an    Euripides    konnte 
man  ihn  für  den  der  Kinder  Medeia's  halten,  allein 
dieser  würde  vielmehr  bei  der  Ermordung  derselben 
an  seinem   Platze  sein,    und  schwerlich  sich   hier 


11.346),  iinden  sich  aber  aiicli  hei  Männern  im  Herrschercostüm 
(.Miliin  tomlj.  de  Can.  3  [arcli.  Ztg.  12] ;  K.  RocheUe  M.  1.  78. 
[Inghiranii  Vasi  litt.  24!?];  Mon.  d.  Inst.  111,49;  Geriiard  Apul. 
Vasenb.  11). 

'")  So  ersclieint  er  mit  der  Insclirift  IlAlJAraW^i  auf 
der  Arcliemorösvasc;  in  derselben  Tracht  anch  auf  anderen 
Vasenbildern,  mus.  Blacas  7  [aicli.  Ztg.  Taf.  14];  Bull. 
Na|).  I,  3  [Geriiard  drei  Vorlesungen  Tai".  3] ;  arcli.  Ztg.  IV 
\>.  252;  255. 

")  Beiile  Gerätlic  bei  einer  l'utzscene,  Tischbein  IV,  54. 

")  Schol.  Kur.  Med.  19:  IIkjI  Ji  i/j;  Kn(avro;  üv/utoü; 
ov/  ö/ioifmvovai  iw  KvniTiCäii  oi  ai'yyQui/iii'  JvXtiröärjuo;  fxiv 
yaQ  Koiauauv  tfrjnl  xuXfiaOdi ,  yi]ii(ia!titi  äi  SovOo),  lAra^i- 
xodirj;  Jt  D.ttvxt^r.    Hygin.  fab.  2ö. 

«')  Kar.  Med.  1204  fl.: 

Tiajijn  d'  o  il^uiov  ^uurfonäi  üyvoiaOc 
atfVdt  Tinoati-Otüu  ijoiitu  nooanUiei  vtxQi^' 


Mdwi't  rf'  ft'ai's   Hai  TiTfnimi'itis  iS^ftag 
xui'tl  TinoaitviSiov  joiüd'. 

")  Diodoros  (IV,  55)  nennt  den  Solin  des  Kreon  und  Bru- 
der der  Glauke,  Hi|i|ioles;  Andere  geben  ihrem  Vater  diesen 
Namen  (Scliol.  Eur.  Med.  19.  20.) 

■'■)  Wie  aucli  Rochette  (M.  I.  p.  (J3)  wollte. 

"•}  Apollod.  I,  9,  3. 

")  Soph.  Oed.  R.  771. 

'")  O.  Jahn  arcliäol.  Beitr.   \i.  142. 

")  O.  Jahn  Telepli.  u.  Troil.  |..  13. 

'")  O.  Jahn  archäol.  Beitr.  p.  355  f. 

")  Aelinlich  llypsipyle  auf  dem  Vasenbild  bei  Gerhard 
Ainil.  Vasenb.  Taf.  K,  10. 

"J  Eurip.  Med.  1171fr. 


37 

zeigen.  Angemessener  ist  es  wolil,  auch  in  iiim 
einen  Diener  der  Familie  Jos  Kreon  zu  erkennen, 
<ler  von  der  Trauerkunde  erschiiltert  lierbcieiit  ^'). 
Die  Dienerin,  welche  ihn  mit  sicii  fortzuzieiien  suclil, 
haltRIilhn  fiu'  die  der  iMcdeia,  welche  die  Geschenke 
überbracht  habe.  Ich  ghuibe,  dals  dies  näher  an- 
gedeutet sein  würde,  und  lialte  auch  sie  für  eine 
Dienerin  der  Glauke,  weiclie  sich  eihgst  von  dem 
Schreckensort  llüchlet',  wie  jene  ältere  Dienerin. 
Dafs  sie  sich  docii  nicht  enthalten  kann,  sich  wie- 
der umzusehen,  dafs  sie  den  greisen  Paidagog  mit 
sich  fortzuziehen  sucht,  scheint  mir  charakteristisch 
für  ihr  Alter  wie  ihre  untergeordnete  Stellung,  und 
es  ist  ein  schöner  Zug,  dafs  die  Mutter  allein  von 
den  Frauen  dem  Hause  des  Verderbens  zueilt.  So 
entfaltet  sich  in  dieser  Scene  das  grauenhafte  Schick- 
sal der  Glauke  und  ihrer  Angehörigen. 

In  der  unteren  Reihe  sehen  wir  links  IMedeia 
(MHAEIA)  in  reicher  phrygischer  Tracht**),  wie 
sie  mit  dem  gezückten  Schwert  in  der  Rechten 
einen  ihrer  Söhne  ereilt  hat,  und  auf  den  Altar 
gesjirungen  ist,  von  wo  sie  ihn  bei  den  Haaren 
herunterreilst.  Hinter  ihr  eilt  ein  junger  Mann  mit 
Hut,  Chlamys  und  zwei  Speeren,  der  sich  besorgt 
nach  ihr  umsieht,  mit  dem  zweiten  Sohne,  der  sich 
zur  Flucht  gewandt  hat,  davon.  Diese  Gruppe  ist 
so  dargestellt,  dafs  kaum  zu  bezweifeln  ist,  sie  solle 
ausdrücken,  dafs  dieser  Sohn  in  der  That  ihren 
Nachstellungen  entgangen  sei,  wie  sich  denn  auch 
eine  solche  Sage  wirkhch  erhalten  hat  *  *).  Offen- 
bar müfste  der  Paidagog  diese  Rolle  übernehmen, 


38 

wenn  er  überhaupt  zur  Medein  und  nicht  zum 
Hause  des  Kreon  gehörte.  So  sehen  wir  ihn  auch 
auf  einem  anderen  Vasenbilde  gegenwärtig,  von 
welchem  mir  eine  Zeichnung  vorlieet^').  Medeia 
in  |)lirygischcr  Tracht,  hält  in  der  Linken  die  Scheide 
in  der  Rechten  das  Schwert,  mit  welcher  sie  zu- 
gleich den  einen  Sohn,  der  vei-geblich  zu  enllliehen 
sucht,  bei  den  Haaren  zurückreifst.  Der  andere 
liegt  schon  hingemordet  über  den  Altar  hingestreckt, 
er  ist  ganz  nackt  und  das  Blut  strömt  aus  seinen 
Wunden.  Ueber  iiuu  wird  mit  halbem  Leibe  der 
Paidagog  sichtbar,  der  mit  der  Rechten  entsetzt  an 
das  Hauj)t  greift,  und  in  der  Linken  ein  Salbgefäfs 
trägt. 

Von  der  andern  Seite  eilt  lason  (IAZi2N\  in 
der  Rechten  die  Lanze,  in  der  Linken  das  Schwert 
herbei,  zu  spät  mn  noch  Hülfe  zu  bringen.  Ihn, 
der  sonst  stets  jugendlich  dargestellt  wird,  hier  als 
einen  bärtigen  Mann  von  reiferem  Alter  zu  sehen, 
ist  nicht  befremdend,  da  er  als  Vater  auftritt.  Ne- 
ben ihm  kommt  noch  ein  .Jüngling  mit  Hut,  Chla- 
mys und  zwei  Speeren  rasch  herbei,  der  die  Rechte 
ausstreckt,  als  wolle  er  durch  diese  Geberde  die 
Greuelthat  hindern.  Hinter  diesem  steht,  um  Etwas 
erhöhet,  wie  auf  einer  Felsklippe,  ein  bärtiger  Mann 
in  Herrschertracht,  durch  eine  phrygische  Mütze 
ausgezeichuet;  er  hält  in  der  Linken  das  Scepter 
und  streckt  die  Rechte  gegen  die  unter  seinen  Au- 
gen vorgehende  Scene  aus.  Wir  würden  mit  der 
Deutung  in  Verlegenheit  sein,  Avenn  nicht  die  In- 
schrift EIAOAON  AHTOY  uns  belehrte,  es  sei  das 


'')  Auf  einer  Vase  bei  Santangelo,  welche  R.  Rochette  (M. 
I.  p.  63)  besclireilit,  ist  iler  Paidagogos  vorgestellt,  wie  er  mit 
den  Kinilern  der  Medeia  davoneilt.  Audi  liier  sind  neben  der 
auf  einem  Sessel  liingesunkenen  Glauke  iiir  Vater  und  ihre 
Mutler  gegenwärtig  (vgl.  revue  arclieol.  11  p.  357.  477.) 

■')  Medeia  erscheint  in  Werken  der  Sculptur,  soviel  mir 
bekannt  ist,  immer  in  Hellenischer  Tracht,  mit  Ausnahme  des 
schönen  Reliefs,  das  sie  bei  den  Peliaden  vorstellt  (Anialthea 
I  Taf.  3),  und  einer  Terracotta,  wo  sie  auf  dem  Drachenwa- 
gen sitzt  (revue  archeol.  11  p.  355).  Auch  die  Wandgemälde 
zeigen  sie  in  Hellenischer  Tracht  (Panofka  Ann.  I  p.  243). 
Auf  den  Vasenbildern  erscheint  sie  in  beiderlei  Weise,  in  Hel- 
lenisclier  Tracht  bei  der  Tödtung  des  Drachen  (Dubois  Mai- 
sonneuve  introd.  44.  Guigniaut  rel.  de  l'ant.  173bis,  647), 
bei  den  Peliaden  (Tischbein  1,7;  Gerhard  auserl.  Vasenb.  157 ; 


mus.  Greg.  H,  82,  1  [arch.  Ztg.  Taf.  40],  auf  dem  Drachen 
(R.  Rochette  M.  I.  6),  im  Hause  des  Aigeus  (Braun  Scliale 
des  Kodros  Taf.  1);  in  Plirygischer  Traclit  bei  der  Bewerbung 
des  Jason  (Gerliard  Vase  des  Midias  Taf.  2  [Guigniaut  rel.  de 
l'ant.  187ter,  646n] ;  Apul.  Vasenb.  10),  der  Todlung  des  Dra- 
chen (Millingen  Vas.  6.  Neapels  ant.  Bildw.  p.  326,  143),  de^ 
Talos  (Bull.  Nap.  IH,  5.  arch.  Ztg.  Taf.  44),  vgl.  die  gleich 
zu  erwähnende  Vase. 

^^)  Diod.  Sic.  IV,  54:  tiOjv  yitn  ivos  roü  äictiivyovros 
joiis  (illovs  iiioits  Anoaipäiai.  Die  gewöhnliche  Sage  kannte 
allerdings  nur  zwei  Söhne,  welche  beide  getödtet  wurden. 

")  Es  ist  bereits  von  R.  Rochette  (Mon.  ined.  p.  305) 
erwähnt,  welcher  die  Vase  besitzt  und  bald  zu  publiciren 
gedenkt. 


39 


40 


Schattenbild  des  Aieles.  Der  Frevel,  den 
lason  und  Medeia  einst  gegen  ihn  begangen,  ist  die 
Wurzel  des  neuen  entsetzlichen  Greuels,  der  jetzt 
das  Haus  des  lason  zerstört,  wie  er  einst  das  des 
Aietes  verödet  hat,  die  unnatürhche  Tochter  erfüllt 
als  Kindesmörderin  den  Fluch  des  verrathenen  Va- 
ters. So  führt  die  Erscheinung  des  Aietes  uns  die 
Verkettung  der  schweren  Vergehungen  vor,  welche 
in  dieser  furchtbaren  Katastrophe  ihr  Ende  errei- 
chen. Es  ist  gewifs  sehr  wahrscheinhch,  dafs  der 
Maler  hier  einem  der  vielen  Tragiker  gefolgt  ist, 
welche  die  Kindesmörderin  Medeia  zum  Gegenstand 
wählten*'),  und  auch  das  in  der  späteren  Tragödie 
übliche  Erscheinen  von  Schaltenbildern  nicht  ver- 
schmäht haben  werden.  Nähere  Vermuthungen  las- 
sen die  dürftigen  Notizen  nicht  zu. 

Zwischen  lason  und  Medeia  erblickt  man  den 
mit  zwei  grofsen  Drachen  bespannten  Wagen,  auf 
welchem  Medeia  nach  vollbrachter  That  die  Flucht 
ergriff.  Er  ist  von  einer  Gestalt  eingenommen,  wel- 
che in  jeder  Hand  eine  lodernde  Fackel  hält,  ein 
Gewand  bedeckt  den  initern  Theil  ihres  Körpers 
und  läfst  den  Oberleib  frei,  die  Haare  wallen  lang 
auf  die  Schultern  herab,  über  der  Stirn  winden  sich 
zwei  Schlangen  hervor.  Schon  diese  beweisen,  dafs 
wir  ein  dämonisches  Wesen  furchtbaren  Charakters 
vor  uns  haben,  über  welches  die  Inschrift  OIStPOS 
willkommenen  Aufschlufs  giebt.  Es  ist  die  Perso- 
nification  der  wüthenden  Raserei,  welche  Medeia 
beseelt  und  zu  der  entsetzlichen  That  antreibt.  Viel- 
leicht ist  auch  diese  Gestalt  der  Tragödie  entlehnt, 
denn  Pollux  (IV,  142)  erwähnt  unter  den  e'xaxr]va 
nqöaiona  auchOistros  neben  der  Lyssa,  welche 
uns  aus  Euripides  (Hcrc.  f.  822  ff.)  bekannt  ist.  Eine 
Schwierigkeit  hat  man  aber  dadurch  gefunden,  dafs 
man  die  Figur  des  Oistros  für  eine  weibliche  ge- 
halten hat,  da  es  Regel  ist,  dafs  derartige  Personi- 
ficationcn  dem  Gescidecht  ents])rechen,  welches  die 


Sprache  dem  personificirlen  Gegenstande  gegeben 
hat.  Zwar  hat  Panofka  (Hyperb.  Rom.  Stud.  \^.  246) 
behauptet,  die  Alten  hätten  hiebei  keine  philologische 
Aengstlichkeit  bewiesen,  allein  von  einer  solchen 
kann  überhaupt  nicht  die  Rede  sein,  wo  es  sich  um 
die  einfachste  und  natürlichste  Forderung  handelt, 
dafs  die  bildliehe  Vorstellung  nicht  in  einen  Wi- 
derspruch trete  mit  der,  welche  .ledermann  in  Ge- 
danken tragen  mufste.  Wenn  sich  heut  zu  Tage 
ein  solcher  Widerspruch  mitunter  findet,  so  beruht 
dies  darauf,  dafs  wir  das  Bedürfnifs  solcher  Perso- 
nificationen  nicht  in  ähnlicher  Weise  fühlen,  und 
dafs  die  Traditionen  unserer  Kunst  zum  ei'ofsen 
Theil  von  Fremden  überkommene,  angeeignete 
sind.  Bei  den  Griechen  aber  war  es  eine  über- 
einstimmende Thätigkeit,  welche  einer  Vorstellung 
in  der  Sprache  wie  in  der  Kunst  Gestalt  gab.  Auch 
sind  die  von  ihm  beigebrachten  Beispiele,  wie  ich 
nachgewiesen  habe  *'),  nicht  stichhaltig,  bis  auf 
eins,  da  auf  einem  Attischen  Vasenbild  eine  weib- 
liche Figur  '^Qvaoq  genannt  wird*').  Allein  dies 
Beispiel  ist  auch  ganz  vereinzelt,  und  ohne  drin- 
gende Noth  wird  man  die  Zahl  nicht  mehren  wol- 
len. In  unserem  Falle  ist  freihch  R.  Rochettes  Vor- 
schlag (M.  I.  p.  03  f.),  der  die  Figur  auf  dem  Wa- 
gen für  Medeia  erklärt,  nicht  annehmbar  und  kaum 
begreiflich.  Allein  ich  halte  es  für  einen  Irrlhuni, 
dafs  diese  Figur  weibhch  sein  solle.  Die  langen 
Haare  können  es  nicht  beweisen,  die  Brust  ist  wohl 
weichlich  aber  nicht  weiblich,  Avie  ein  BHck  auf  die 
des  Herakles  in  unserm  Vasenbild  zeigt,  und  die 
Gewandung  ist  keineswees  weiblich.  Daher  elaube 
ich,  dafs  Oistros  hier  als  eine  männliche  Figur  vor- 
gestellt sei. 

Noch  erblicken  wir  neben  dem  Palast  in  einer 
oberen  Reihe  zu  jeder  .Seite  zwei  Figuren,  deren 
Bedeutung  nicht  zweifelhaft  ist.  Links  steht  He- 
rakles auf  die  Keule  gestützt,  das  Löwenfell  hängt 


'•J  Wclcker  Griecli.  Tra?.  p.  UfM. 

'•)  0.  Jahn  arcliüol.  lieilr.  jj.  Z\n  1.  Das  ilort  im  Nach- 
trag angeführte  Beispiel  eines  Satjr,  weh  her  YJJl'/:^  benannt 
win)  {cat.  etr.  91)),  ilürfte  (iailiircli  gerechtl'erligt  werden,  dafs 
die  Endungen  —li  «nd  —iit;,  lag  fast  immer  wecliseln  (Mei- 
neke  bist.  crit.  p.  404.  Keil  spec.  onom.  p.  79  ff.  Lobeck 
pathol.  11.500  ff.),  und  '  l',ioiui  wie  '  >>«fi>  sind  im  Gebrauch. 


'")  .Stackelberg  Grab.  d.  Hell.  17.  Kl.  ceram.  I,  97.  Ger- 
hard neuerw.  ant.  Deiikm.  I(j90rt.  Ks  ist  zu  bemerken,  idafs 
einige  Fraueniiamen  iilinlicher  Art  sieli  /inden  (Lobeck  pathol. 
p.  2S),  allein  immer  ist  noch  ein  Unterschied  zwischen  Namen 
und  mjthologisclier  l'ersonilicaliun. 


41 


42 


über  dem  linken  Aiin,  in  der  Hand  halt  er  Bogen 
und  Pfeile.  Neben  ihm  silxt  Athene  in  friedlicher 
Haltung,  ohne  die  Aegis,  sie  hält  den  Helm  in 
der  Rechten,  den  Sjiecr  in  der  Linken,  welche  auf 
dem  neben  ihr  stehenden  Schilde  ruht.  Auf  der 
anderen  Seite  sitzt  ein  nackter  .Jüngling  auf  seiner 
Chlamys,  neben  ihm  liegt  sein  Hut,  in  der  Rechten 
hält  er  einen  Speer,  in  der  Linken  Sllengis  und 
Lekylhos  *"),  dieselbe  hält  ihm  der  vor  ihm  ste- 
llende, bis  auf  die  Chlamys  nackte,  .Jüngling  ent- 
gegen, indem  er  sich  auf  einen  Speer  stützt.  Zwei 
Stenie  über  ihren  Köpfen  geben  sie  als  Diosku- 
ren  zu  erkennen").  Schwieriger  ist  die  Bezie- 
hung dieser  Heroen  und  Athene's  zu  den  unteren 
Vorstellungen  anzugeben.  iMiIHn  nimmt  an,  es  finde 
eine  solche  gar  nicht  Statt,  und  sieht  in  ihnen,  nach 
einer  damals  gewöhnlichen  Ansicht,  eine  Hindeutung 
auf  Mysterien,  in  welche  der  Eigenthümer  der  Vase 
eingeweiht  gewesen  sei.  Eine  umfassende  Unter- 
suchung über  die  Götterversamnilungen,  welche  auf 
Unteritalischen  Vasenbildern  so  häufig  als  Zuschauer 
über  den  Darstellungen  mannigfacher  Begebenheiten 
erscheinen,  dürfte  vielleicht  sichere  und  allgemein 
gültige  Aufschlüsse  ermitteln.  Hier  scheint  mir  die 
Gegenwart  dieses  Heroen  am  einfachsten  durch  die 
Bemerkung  erklärt,  dafs  sie  es  sind,  welche  von 
den  Theilnchmcrn  der  Argofahrt  göttliche  Ehren 
erlangt  haben,  so  wie  Athene  ja  dieser  Unterneh- 
mung ihren  besonderen  Schutz  verlieh,  sie  nehmen 
daher  an  den  letzten  Schicksalen  des  ehemalicen 
Anführers  den  nächsten  Antheil  ^'^). 

Diese  obere  Reihe  ist  auf  jeder  Seile  durch 
einen  Dreifufs,  der  auf  einer  korinthischen  Säule 
steht,  begränzt.  Eine  ähnhche  Begränzung  sieht 
man  auch  auf  der  schönen  Vase,  welche  die  Co- 
stümirung  zum  Satyrdrama  vorstellt ''),  und  so 
könnte  man  sie  auch  hier  als  eine  Andeutung  eines 
dramatischen  Spieles  ansehen,  allein  sie  findet  sich 

'")  Als  solclie  liat  sie  Letronne  (recompense  jirumise  |».  18) 
riclitig  erkannt. 

")  Gerliard  Apul.  Vasenb.  9. 

'■■)  Nach  Diodoros  (IV,  54)    eilte  Medeia  nach  vollendeter 
Raciie  zum  Herakles,  weil  er  einst  ihren  Bund  mit  lason  ye- 
cldossen  habe. 

")  Mon.  d.  Inst.  IH,  31. 


ebenso  auch  auf  der  Kadmosvase^*),  wo  eine  solche 
Annahme  nicht  gerechtfertigt  ist,  so  dafs  ihre  Be- 
deutung also  zweifelhaft  bleibt^'). 

Otto  Jahn. 


IL 
Athenischer  Abaciis. 


X 

X 

-a 

o 

x 

u. 

n 

Q 

t> 

<] 

-2 

0. 

T 

X 

o 

E. 

H 

X 

X 

E. 

h 

* 

XXDHüVdHtdX 

Die  ohen  l)ezeiclmete  Marmorplatte  ist  ein  aus  Salamis 
iierriihrerides  gegenwärtig  zu  Athen  befindliches  Denkmal 
von  1  iMeter,  5  Cent.  Länge  zu  0,75  Breite,  an  welcliem 
aufser  den  hemerkten  Buchstaben,  Ziffern  und  Linien 
keine  sonstige  Spur  vormaliger  Anwendung  und  Bedeu- 
tung bemerkt  worden  ist.  Hr.  Ranguhe,  welcliem  man 
dessen  Bekanntmachung  mittelst  der  Revue  archeologique 
(HI,  5  p.  295  ff.)  verdankt,  versuchte  es  jene  Platte  in 
Verbindung  mit  der  uralten  Sitte  des  Brettspiels  zu  setzen; 
dagegen  Letronne  eine  Rechnungstafel  darin  erkennt  und 
zum  Beweis  dafür  die  auf  drei  Seiten  gleichmäfsig  vor- 
Iiandenen  Zaliienreihen  nacii  seiner  Ansicht  erläutert,  von 

"')  Gerhard  Ktr.u.  Kam|i.  Vasenb.  Taf.C.  fS.44.  Auch  auf  der 
lovase  Berl.  Uihlw.  no.  902  u.  sonst.  Vgl.  die  sog.  choragi- 
schen  Reliefs  JMillin  Gal.  XVII,  58.     E.  G.] 

^'■)  liin  Dreifufs  auf  einer  Säule  findet  sich  neben  Tri- 
ptolemos  (Tischbein  IV,  10.  Inghirami  Vasi  litt.  It)2),  neben 
Apollon,  der  mit  Marsjas  känipft  (Tischbein  I,  2«.  Kllte 
ccram.  II,  79.),  neben  Kos  (nius.  Greg.  II,  I'',  2.  Gerhard 
auserl.  Vasenb.  62). 


43 


44 


denen  je  eine  von  einer  Seite  der  Platte  aus  lesbar  ist. 
Es  folgen  in  allen  drei  Reihen  einander  die  Zahlzei- 
chen: X  (1000)  P  (500)  H  (100)  P  (50)  A  (10) 
P  (5)  I- (1  Drachme)  |  und  C  ('/,);  ferner  die  Zeichen 
T  und  X  •  <"""  Anfang  der  Reihe  zur  Rechten  finden 
sich  aufserdera  noch  die  Zeichen  T  (l  Talent  =  6,000 
Dracliineu)  und  F  (5,000).  Mit  Abweisung  der  Addition 
aller  Zahlzeichen  jeglicher  Reihe  betrachtet  der  Erklä- 
rer sie  einzeln  als  Bezeichnungen  einer  Reihe  von  Münz- 
einheiten. Alle  drei  Reihen,  theils  vom  Talent,  der  Iiöch- 
sten  Münzeinheit,  tlieils  mit  1000  Drachmen  beginnend, 
steigen  hinab  bis  zur  niedersten  Münzeinlieit,  xalxovg, 
als  deren  Zeichen  das  die  Reihen  schliefsende  X  aniuse- 
hen  ist.  I  nach  dem  h,  dem  Zeichen  der  Drachmen,  be- 
zeichnet den  Obolos  (=  'e  Drachme);  C=  '/,  Obolos, 
und  endlich  wird  das  T  erkannt  als  ip/rov  = '/,.  Diese 
durch  den  /alxovg  geschlossene  Reihe  ergiebt  die  Tliei- 
lung  des  Obolos  in  6  yuXxovg,  nämlich: 
'/..  Obolos  =  3  xaXxovg, 


zusammen  6  /aXzoic,  als  Zerlegung  des 
Obolos  nach  griechischem  Theilungsgebrauche  in  Bruch- 
zalilen,  deren  Zähler  1  ist.  Diese  TheiUmg  des  Obolos 
in  yulxovg,  wenngleich  von  Allen  anerkannt,  wird  der 
Zahl  nach  von  Verschiedenen  verschieden  angegeben.  Bei 
späteren  Autoren  schwankt  die  Theilungszahl  zwischen 
8  und  10,  in  welcher  Verschiedenheit  der  Erklärer  eine 
Trübung  der  reinen  attischen  Thcilung  erblickt  durch 
spätem,  römischen  Gebrauch,  der  die  bei  andern  Völ- 
kern verschiedenen  Theilungsarten  durcheinander  gemischt 
liabe.  Die  Delpliier  z.  B.  theilten  den  Obolos  in  10  ;jaX- 
xoig  nach  einer  Inschrift  bei  Böckh  Corp.  Inscr.  gr.  T.  I. 
p.  818.    col.  2. 

Diodor  der  Metrolog  und  daraus  Suidas  anerkennen 
dagegen  als  altattisch  dieselbe  Sechstlieilung,  wie  für  die 
Drachme  in  Obolen,  so  für  den  Obolos  in  Chalken,  ganz  in 
Uebereinstimmung  mit  unserra  Monument.  Endlich  macht 
der  Erklärer  aufmerksam  auf  die  in  den  Reihen  durcli- 
gehende,  abwechselnde  Theilung  durch  5  und  2  jeder 
vorhergehenden  Zahl  (5000,  1000,  500,  100,  50,  10,  5,  1). 

Aus  allem  Vorhergehendem  ergiebt  sich  nun  Hrn.  Le- 
tronne  die  Ansicht,  dafs  wir  in  obigem  Denkmal  einen 
altattischen  Abacus  zum  Gebrauch  eines  Wechslers  bei 
Zählun''en  von  Geld,  zu  dessen  Aufzählung  die  10  oberen 
und  4  unteren,  durch  horizontale  Linien  auf  der  Tafel  be- 
zeichneten, Intervalle,  letztere  für  die  Brüche  des  Obolos, 


(I,  C,  T,  X  =  -}-,  ^,  J,  i)  dienten,  und  zwar  einen 
Abacus  aus  einer  früheren  Zeit  als  das  Archontenamt  des 
Euklides,  somit  den  ältest- bekannten  einzusehen  haben. 
Anders  Hr.  Böchli,  dessen  abweichende  Ansicht  nach  einer 
uns  zugegangenen  Mittheilung  hienächst  folgt: 

„Mein  verehrter  Freund  Letronne  wird  mir  verzeihn, 
wenn  ich  diese  seine  Erörterung  bestreiten  mufs.  So 
weit  wir  durch  Zeugnisse  ins  frühere  Alterthum  zurück- 
gehn  können,  hatte  der  Obolos  zu  Athen  8  xuXxovg,  wie 
ich  in  den  metrologischen  Untersuchungen  S.  32  als  an- 
erkannt gesetzt  hal)e,  und  zwar,  da  die  Sache  vielfältig 
bezeugt  ist,  ohne  einen  Beweis  liinzuzufügen.  Pollux  IX, 
65 — 67  hat  diesen  Beweis  schon  vollständig  und  unwi- 
derleglich aus  Philemon  geführt;  denn  2  yaXxovg  waren 
nicht  ;■,,  sondern  '/^  Ol)olo3  {TtTngr7]i,iÖQiov  oder  Tap- 
Trjl.iÜQiov),  und  6/aXxovg  nicht  ein  Obolos,  sondern  /^  Obo- 
len (ipiTapri^jUo'piov,  oder  TQixriuogtov ,  Tguriftogov  be- 
nannt); 4  yitXxovg  waren  '/,  Obolos,  niclit  -/j.  Wie  dies 
alles  aus  Pollux  klar  ist,  so  erhellt  diese  Bedeutung  des 
iQnr^piÖQiov  auch  aus  andern  Stellen  der  Grammatiker, 
welche  Meineke  Fragm.  com.  Gr.  Bd.  IV.  S.  24  gesam- 
melt hat;  man  ging  nämlich  von  der  Theilung  des  Obolos 
in  Viertel  zu  2yulxovg  aus,  und  nannte  drei  dieser  Tiieile 
igiTTif-tögtov,  wie  in  dem  Artikel  des  Suidas  und  Photios 
Tgnrji.t6giov  richtig  bemerkt  und  bei  Pollux  dunkler  an- 
gedeutet ist.  Nicht  minder  erwähnen  andere  schon  von 
den  Auslegern  des  Pollux  (zu  IX,  65)  zum  Theil  ange- 
führte Grammatiker  auch,  dafs  mugtrjuögiov  2  yaXxovg 
sei,  und  ich  bemerke  nur,  dafs  Harpokration  und  Pho- 
tios dieses  Wort  aus  Dinarch  kennen.  Es  würde  ver- 
geblich sein  zu  behaupten,  vor  Philemon  sei  die  Einthei- 
lun"  eine  andre  gewesen;  wozu  keine  Veranlassung  vor- 
handen ist.  Al)er  irre  ich  nicht,  so  lälst  sich  dieselbe 
Eintheilung  auch  schon  für  die  Zeit  der  altern  Komödie 
nachweisen.  Pollux  (IX, 66)  sagt:  z6  6i  nagu  OiXr/xovt  tgi- 
TKifiogov  TiTugtrifiögiov  xaXn  ivtött  TlXüxiov.  Die  Stelle, 
welche  offenbar  verderbt  ist,  kann  nicht  auf  den  Philoso- 
phen Piaton  bezogen  werden,  bei  welchem  THugTrj^ögiov 
nirgends,  und  nur  einmal  iQtxri^iögiov  vorkommt,  aber 
nicht  wie  bei  Philemon  vom  Gelde;  wovon  es  doch  jener 
Piaton  nach  Pollux  gebraucht  haben  mufs.  Bei  Platon 
dem  Philosophen  bedeutet  es  den  dritten  Theil;  davon 
kann  aber  Pollux  hier  gar  nicht  reden,  da  er  von  dieser 
Bedeutung  schon  vorher,  mit  Beziehung  auf  Thukydi- 
des ,  gesprochen  hat.  Also  ist  der  alte  Komiker  Platon 
"emeint,  und  man  mufs  lesen:  to  öi  nagä  0iXrif.iovi 
igiitif.iogov  TgtxagTrj(.iü giov  xuXü  ivw7i  IlXujwy:  die 
Form  jgtiaQjrjfiögtov  hatte  nämlich  Pollux  sclion  vorher 


45 


46 


oline  ttewälirsinann  für  6  /uXxovg  angefülirt.  Diese  alt- 
Attisclie  Eintheilung  des  OI)olos  in  8  /ulxocg  ist  dann 
aucli  auf  das  Talent  üliergegangen,  welclies  ich  das  ge- 
meine oder  Ilöiuisciie  Rechnungstalent  nenne  (a.  a.  O.), 
wiiiirend  in  gewissen  Geidsysteinen  nielir  xuXxovg  auf 
den  Ol)olos  gereclinet  wurden.  Was  den  Metrologen  Dio- 
doros  hetrilTt,  so  reclinet  aucii  dieser,  wie  Hr.  Letronne 
niclit  vergessen  liat  anzuführen,  nach  den  Schollen  zur 
Uias  8  yjdxovq  auf  den  Oholos;  Suidas  (in  Talaviov) 
und  der  Schollast  des  Gregorius  von  Nazianz  fuhren  aher 
dlesellien  Worte  des  Dlodor  nur  mit  der  AI)WeicliuDg  an, 
dafs  dein  Oholos  6  xalxovg  zugeschrieben  werden,  und 
demgeiniils  rechnet  Suidas  auch  anderwiirls  und  l'holios 
(in  cßo\üg)  6  xuXxovg  auf  den  Oholos.  Die  Uehereiu- 
stiiniDung  der  Lesart,  welclie  in  den  Schollen  zur  Ilias 
vorkommt,  mit  dem  hewälirten  Zeugnisse  des  PoUux  und 
der  ührigen  Grammatiker  und  mit  denjenigen  Schrift- 
stellern, welche  dem  Oholos  des  Römischen  Rechnungs- 
talentes  8  xulxovg  gehen,  entscheidet  dafür,  dafs  aucli 
Diodor  8  /uXxovg   auf  den  Oholos  gerechnet  hahe,   und 


nur  durch  einen  spätem  Sclireihfehler  ist  in  irgend  ein 
Lexikon  die  Lesart  6  statt  8  (?  statt  ?;)  gekommen ,  aus 
welchem  Lexikon  dann  die  andern  geschöpft  liahen,  in 
welchen  die  Zahl  6  statt  8  vorkommt:  wahrend  zugleich 
dieselben  Lexikographen,  Suidas  und  Photios  in  tituo- 
jijfxüfjiov  und  TQtTr]ftü()io>',  die  Eintheilung  des  OI)olos  in 
8  xuXxuvg  anerkennen.  Diese  Ansicht,  welche  ich  schon 
in  den  metrologischen  Untersuchungen  angedeutet  habe, 
löst  alle  Bedenken.  Die  Ziffern  des  vorliegenden  Abacus 
beweisen  nun  keinesweges,  dafs  der  Obolos  in  Athen 
6  /uly.ovg  gehabt  habe;  denn  es  ist  nicht  daraus  zu 
entnehmen,  dafs  T  den  dritten  Theil  des  Oiiolos  bezeichne, 
und  C  T  X  '/;>  Vi.  'A  sei:  dais  die  Summe  der 
in  dem  Aliacus  verzeichneten  Obolenhrüche  ein  Ganzes 
sei,  ist  nach  der  N^itur  der  Sache  gar  nicht  erforderlich. 
Vielmehr  liegt  in  diesen  Obolenbrüchen  die  abnehmende 
Progression  '{,,  ',{,  '/.  Dafs  Q  ''.  Obolos  sei,  ist  bekannt; 
die  Hälfte  davon,  '/, ,  ist  f  nämlich  Ttiapijjfto'pjo»'; 
wieder  hiervon  die  Hälfte  ist  X,  /."^^xovg,   '.^  Obolos." 


Alle 

1.  Athene  Ergane.  Auf  Tafel  27  der  Ar- 
chäologischen Zeitung  ist  nach  einer  Terracotta  eine 
Krauengestalt  auf  einem  Widder  sitzend  abgebildet,  die 
Herr  Pano/7.«  für  Tlieophane  erklärt;  mich  hat  je- 
doch diese  Deutung  keineswegs  überzeugt  *).  Ich  mag 
nicht  Schritt  für  Scliritt  die  sinnreichen  Conibinatiouen 
verfolgen  und  beschränke  mich  nur  darauf  einige  An- 
deutungen zu  geben,  die,  wenn  mein  Erklärungsver- 
such auch  noch  nicht  das  Richtige  treffen  sollte,  doch 
vielleicht  wenigstens  Andere  auf  den  rechten  Weg  leiten. 
Diese  Hache  Relieftigur  in  alterthümlichem  Styl  stammt 
von  der  Insel  Melos ;  dafs  wir  hier  eine  so  verlegene 
^lytlie  wie  die  von  der  Liebe  des  Poseidon  zur  Theo- 
jdiaue  dargestellt  finden,  ist  nicht  gerade  wahrschein- 
lich, und  liefse  sich  daiui  nur  genügend  erklären,  wenn 
sie  irgendwie  mit  der  Lokalität  verknüpft  wiire;  diels 
läfst  sich  al>er  nicht  darthun,  ist  es  doch  überhaupt  ganz 
ungewifs,  welcher  Lokalität  man  die  von  Hygin  fal).  188 
erzählte  Sage  anweisen  soll.  Nach  Hrn.  Panofka's  Erklä- 
rung ist  der  Widder,  auf  welchem  die  jugendliche  Figur 
sitzt,  Poseidon;  nun  berichtet  aber  Hyginus,  dafs  Poseidon 


1 


I. 


zuerst  die  Theophane  in  seiner  eigentlichen  Gestalt  ent- 
führt, dann  erst,  um  verborgen  zu  sein,  die  Jungfrau  in 
ein  Schaf,  sich  selbst  in  einen  Widder  verwandelt  habe ; 
die  Frucht  dieses  Umganges  war  aber  der  goldvliessige 
Widder  des  Thyestes.  So  steht  also  die  Erklärung  mit 
der  Ueberlieferung  selbst  im  entsciiiedenen  Widerspruch: 
denn  eine  Umgestaltung  der  Sage  anzunehmen ,  wo  es 
darauf  ankommt,  sie  zum  erstenmale  in  bildlicher  Dar- 
stellung nachzuweisen,  dient  der  Deutung  selbst  nicht  ge- 
rade zur  Empfehlung.  Die  Erklärung  wird  besonders 
dadurch  erschwert,  dafs  gerade  das  Charakteristische,  der 
Kopf  der  Figur  fehlt**),  allein  im  Ganzen  macht  auch 
so  das  Relief  mehr  den  Eindruck  eines  Götterbildes,  als 
einer  mythisch -heroischen  Gestalt.  Diefs  wird  aber  zur 
Gewifsheit  durch  die  Vergleichung  eines  andern  plasti- 
schen Monumentes,  das  Cuper  Harpocrates  et  Alonum. 
Antiqua  S.  198  mittheilt  ***).  Auf  diesem  erscheint  eine 
jungfräuliche  Figur,  ohne  weitere  Attribute,  in  nymphen- 
artiger Gestalt,  auf  einem  Widder  sitzend,  mit  der  Un- 
ken das  Hörn  des  Widders,  mit  der  Rechten  das  Gewand 
haltend,  also  ganz  wie  auf  der  Melischen  Terracotte,  nur 


*)  Widerspruch  dagegen  ward  bereits  von  Prof.  trieseler 
(Arch.  Z.  III,  214  f.)  eingelegt,  der  eine  Selene  auf  dem  Faiis- 
widder  sitzend  darin  verriuithete.  K,  G. 

")  Oll  ein  mit  der  Figur  zugleich  ins  Museum  gelangter 
Koi)f  mit  Stirnkrone  ihr  angehöre,  wie  Hr.  Panofka  zu  glau- 
ben geneigt  ist,  kann  bezweifelt  werden;  nach  Stjl  und  Krd- 
niassu  ihr  nicht  unähnlich,  unterscheidet  er  sich  durch  die  Farbe 


des  Tlions  und   schliefst   weder  am  Hals   noch   selbst   in  der 
Kiclitung  der  Falten  zusanunen.       E.   G. 

***)  Ob  dassellje  s|iäler  von  neuem  puhlicirt  ist,  weifs  ich 
niclit,  walirsclu^inlich  bciindct  es  sich  noch  jetzt  in  Hollaml, 
und  venliente  wohl  eine  genauere  Ueachtung,  da  auf  Abbil- 
dungen des  siebzehnten  Jahrliunderls  wenig  Verlafs  ist. 


47 


48 


dal's  die  Rechte  liier  auf  dem  Rücken  des  Widders  ruht. 
Beide  Darstellungen  unterscheiden  sich  hauptsächlich  da- 
durch, dafs  auf  der  Terracotte  der  Widder  schreitet,  auf 
Cupers  Monument  ruhig  dasteht;  diel's  erklärt  sich  at^er 
hinlänglich  aus  der  Totalität  der  Vorstellung;  denn  diese 
Figur  ist  offenhar  als  Cultusbild.  als  eine  Göttin  zu  fas- 
sen. Hinter  ihr  steht  eine  andere  jungfräuliche  Gestalt: 
vor  ihr  sind  ein  bärtiger  Mann  und  eine  Krau  bemüht 
ein  Weihgescheiik  aufzustellen,  (ein  Relief,  auf  welchem 
Hahn  und  Henne  dargestellt  sind),  und  zwar  schaut  die 
(löttin  mit  gesenktem  Haupte  auf  diesen  'l'ribut  der  Ver- 
ehrung, der  ihr  dargebracht  wird,  Iieral).  Somit  kann 
man  kaum  zweifeln,  dafs  hier  eine  Göttin  dargestellt  ist, 
und  zwar  woki  eine  und  dieselbe.  P'ragen  wir  aber,  wel- 
cher Göttin  es  zustellt  auf  dem  Widder  zu  reiten,  so 
bietet  sich  zunächst  die  Athene  Ergane  dar,  für  wel- 
che der  Vliess  des  Widders  von  grölster  Bedeutung  ist; 
und  so  erscheint  sie  ganz  deutlich  auf  einem  geschnitte- 
nen Steine,  dessen  Abbildung  Müller  Denkm.  Th.  II,  'l'af. 
XXI.  II,  225  aus  Tassie  Catal.  pl.  26.  n.  1762  mittheilt. 
Dort  wird  nämlich  die  Göttin  gerade  so  wie  hier  auf  dem 
Melischen  Relief  von  einem  ruhig  schreitenden  Widder 
uetraoen;  kenntlich  aber  als  Athene  ist  sie  durch  die 
sonstigen  Attribute,  Helm  und  Lanze,  Eule  und  Gorgo- 
kopf  auf  der  Brust.  In  ähnlicher  Weise  hat  die  Athene 
Ergane  auf  einer  spartanischen  iNIüiize,  wie  es  scheint 
des  Kleomenes,  einen  Bock  neben  sich,  (s.  Mionnet  Descr. 
Suppl.  T.  IV.  pl.  6  V.  3.  Ueber  den  Cultus  der  Athene  Er- 
gane zu  Sparta  s.  Pausan.  III.  17.  4),  und  so  ist  es  nicht 
im  Geringsten  befremdlich,  in  der  alt -spartanischen  Co- 
lonie  Melos  einem  ähidichen  Dienste  zu  begegnen.  Nun 
ist  aber  gewils  auch  das  aus  Cuper  angelührte  Bild 
"leichfalls  für  eine  Darstellung  der  Athene  Ergane  zu 
halten;  denn  dafs  die  beiden  Ehegatten  als  Weihgesclienk 
ein  Relief  mit  Hahn  und  Henue  darbringen,  stimmt  ganz 
"ut  mit  dem  Wesen  der  Göttin  überein,  der  der  TjfifQi'i- 
fftiiro?  uli'xTüi^  heilig  war.  Man  vergl.  die  Bemerkung 
des  Tansanias  über  das  chryselephantine  Bild  der  Athene 
zu  Elis  M,  26.  3:  ihitt  ^l^v  drj  Ondtuv  (paa'iv  uvi}]r, 
ntnoirjTdi  d(  äXixtgviuv  ini  tiTj  xqiUh,  uTt  oviot  thio- 
/ngi'ittjui'yiovaivk^iüxugol  u).(xi()v6yig-  dvvuno  d'  av 
y.u'i  Ui^TiVäg  Ji'ii  ifiyöivrii  upig  u  nQng  rofiiua&ui. 

Will  man  jedoch  wegen  des  Hahnes  an  Athene  Hy- 
gieia*)  denken,  so  läfst  auch  diese  Deutung  sich  reclit- 
ferti"en:    denn    da    i/eide  Gottheiten  im  Cultus    öfter  mit 


einander  vereinigt  erscheinen  (vergl.  Pausan.  VlII.  32,  4 
in  der  Beschreibung  von  Megalopolis:  fvTuv9u  taxt  fuv 
itQoy  l^axXr^ntov  xu)  uyälfiuTu  uvTog  xi  xui  'YyUtw 
iial  di  vTiuxii.iu[iü.vTi  ullyov  &toi  Hd^iivä  xi  iQyuvVf 
xut  ^4no'k'kMv  ayvifög,  und  IX,  26.  71  von  Thespiae:  xo 
de  iiyu).fiu  xov  ^wrvnov  xui  uvdig  Tv/t]g,  iXiQwd^t 
öi  Yyiiiag,  xi^v  ()*  !A^r,vüv  xtjV  fgyäyijV  xui  uvxr^v  xui 
nXovxuv  Ol  7iu(jfairjxt'iiu  tnolrjat  — ),  so  lag  es  auch 
nahe,  beide  in  gleicher  Weise  darzustellen,  zumal  da  der 
Widder  als  Sühnopfer  recht  gut  zum  Wesen  der  Athene 
Hygieia  pafst:  führt  doch  ebendeshalb  Hermes  als  Heil- 
gott den  Beinamen  KgioqÖQng,  vergl.  Panofka  Die  Heil- 
götter der  Griechen  S.  11.  Athene  aber,  sei  es  als  Er- 
gane, sei  es  als  Hygieia,  in  schlichter  Nymphengestalt  zu 
sehen,  hat  gerade  l)ei  Darstellungen,  die  ihren  localen 
Charakter  nicht  verläugnen,  lüchts  Auffallendes;  erscheint 
doch  sogar  auf  der  Midiasvase  Hygieia  in  schlichter  Frauen- 
kleidung, nur  eine  Lanze  in  der  Hand  haltend.  Ich  ver- 
weise hier  nur  noch  auf  Gerhard  Prodromus  S.  91.  und 
Dens.  Auserlesene  Vasenbilder  S.  111.  156.  183;  hier  ist 
aber  in  beiden  Darstellungen  die  Göttin  durch  das  Reiten 
auf  dem  Widder  hinlänglich  charakterisirt.  Bergk. 

2.  Talgs  [Aus  brieflicher  Mittheilung].  Zur  Er- 
klärung des  vielbesprochenen  Vaseni)ilds  bei  Welcker  Tri- 
logie  S.  261  scheint  mir  der  neulich  in  der  Archäologi- 
schen Zeitung  [Arch.  Z.  IV  S.  309]  angedeutete  Weg  der 
einzig  richtige.  Die  sitzende  Gestalt  ist  wohl  Talos, 
der  eherne  Riese,  den  Hephästos  eben  vollendet  hat; 
jetzt  tritt  der  Gott  zu  seiner  Schöpfung  heran,  und  spricht 
die  Zauberformel  gleichsam  aus,  um  der  todten  Gestalt 
Leiien  einzuhauchen;  und  schon  erkennt  mau  an  derfirz- 
fi^ur  die  Wirkung:  die  eine  Hand  erhebt  sie  über  das 
Haupt,  mit  der  andern  löst  sie  die  Ful'sfesseln  al»,  mit 
tienen  sie  an  den  Sitz  gebunden  war,  gleichsam  damit  sie 
nicht  wider  den  Willen  des  Meisters  sich  befreie.  Eine 
ganz  ähnliche  Scene  hatte  Sophokles  in  dem  Drama 
Tluvödiga  r]  ^(fvgoxönot ,  aus  dem  uns  Hesychius  die 
Worte:  xfXi'ihofiuiTKtdug  mit  der  Erklärung  didtf.iui,av- 
vtggufifKu  xoig  Ttödug  erhalten  hat,  die  wohl  eben  Pan- 
dora  spricht,  als  ihr  Hephästos  aufzustehen  gebietet.  Wer 
recht  scharfsichtig  sein  wollte,  der  könnte  wohl  auch  den 
nugdüfwg  ytXwg  zu  erkennen  glauben  im  Gesicht  der 
Erztigur.  Die  Frau  am  Kamin  ist  wohl  eine  Grazie,  die 
ja  nach  älterer  Sage  bei  Homer  als  Gattin  des  Hephästos 
erscheint.     Doch  genug  der  Vermuthungen.         Behgk. 


*)  Auf  Hygieia,  des  Asklepios  Tochter,  ward  Cuiier  auch  schon  ilurcli  einen  gelehrten  Freund  aufmerksam  gemacht. 


Hiezu  Tafel  m  der  Neuen  Folge:    Medeia,   Vasenbild  aus  Canosa,  jetzt  in  München. 


Druck   und  Verlag  von   G.  Ufitiivr. 


Herausgegeben  von   E.  Gerhard. 


ARCHÄOLOGISCHE    ZEITUNG. 


Beilasre  JM  1. 


Neue  Folge. 


März  1847. 


Archäologische 


Rom.  In  einer  iieuliclieii  Sitzung  dtr  päpstlichen 
Akademie  liat  l';iter  G.  P.  Secchl  ein  neues  System  der 
Hieroglyplienerkiärung  auigestellt,  ül)er  welches  nächst  dem 
„Diario  di  Roma"  auch  deutsche  Zeitungen  (die  Allgem. 
l'reul'sisclie  am  21.  Kel)ruar)  ausführlicli  berichtet  lial)en. 

Rom.     In  der  Sitzung  des  Archäolog  ischen  Insti- 
tuts (vgl.  Arch.  Z.  110. 4S.)  vom  18.  Dec.  v.  J.  gah  Dr.  Lersch 
aus  Roiin  einen  kurzen  liericlit  iiher  die  in  Rom  wenig  l)e- 
kanut  gewordeneu  archäologischen  Entdeckungen  der  Stadt 
Köln,  namentlich  iilier  das  von  ihm  edirte  Mosaik  mit  den 
ßildnissen  griechischer  Weisen  und  Dichter.  —  Di-.  Brunn 
iiatte    eine   voicenlische   Olla    mit    rotheii    h'iguien    ausge- 
stellt,   auf  deren  Hauptseite    die    Dioskureu    dargestellt 
sind,  wie  sie  lorlieerhekräuzt,  mit  leichter  Clilamys,  mit  Pe- 
tasus  aul  der  Schulter  und  doppelter  Lanze  in  der  Hand, 
auf  muthigeii  Rossen    iiher  das  Meer  hiiischwehen  ;    Del- 
phine unter  ihnen  genügen  zur  Andeutung  dessellieu.    Dal's 
jene  göttlichen  Zwillinge  hier  als  die  kosmischen  (iottheilen 
gelafst  sind,  die  den  Schiffern  erscheinen  und  sie  geleiten, 
wäre    schon  ohnehin    auzüiiehinen ,    wird    aber    durch    die 
Sterne  zur  (iewil'sheit  erhoben,    die    vor   ihren    Häuptern 
leuchten.    —     Sodaiiu    zeigte    Dr.    Liraun     s-inen    Karneol 
aus    dem  Besitz    des    Hrn.    Saiilini   vor,    der    aui    i)eiden 
Seiten    geschnitten    und    in   der  Mitte  durchliolirt  sich  als 
ein   Aiuulet    zu  erkeniien    gibt.     Damit   stimmin  auch   die 
Darstellungen.      NVir   sehen  dii-    drei   Parzen:    die  eine 
stehend  mit  dem  Rocken  spinnt  den  Faden,  <leri  die  an- 
dre sitzende   pnilt.      Die   dritte   neben   dieser   hält  aul   der 
Schulter  einen  Stab  oder  eine  Art  Beil,  vielh-iclit  um  die 
vernichtende  Kralt  des  Schicksals  zu  bezeichnen.    Alitlen 
zwischen  ihnen  sitzt    auf  tler  Erde  ein  Knabe    mit   einem 
(■'ullhorn,  ohne  Zweilel  der  Gott  des  i{eiclilliiims,  Plutus. 
Diesen  Schicksais-  oder  Gliicksgöttern   entspricht  auf  der 
andern    Seite    des    Steins    der   Heilgott    .\eskulap,     der 
einer  grol'sen  Schlange  mit    der  Linken    eine  Schale    hin- 
reicht.    Zwischen  ihnen,   also  dem    Plutus   parallel,   steht 
'l'elesphorus. 

In  der  Sitzung  vom  8.  Januar  1847  zeigte  Dr.  Braun 
eine  voicentische  'l'rinkschale  mit  rothen  Figuren  vor,  die 
sowohl  wegen  des  Stjls  als  besonders  wegen  ihrer  Dar- 
stellungen sich  vor  vielen  auszeichnet.  Fünf  Götter- 
paare  schmücken  die  Anisen-  und  Innenseite,  sämmtlicli 
durch  beigeschriebene  Nainen  näher  bezeichnet.  Wir  sehen 
auf  der  einen  Seite  Zeus  auf  einem  IViclinium  ausge- 
streckt, zu  seinen  Fiilsen  Hera  sitzeiul,  während  Gany- 
med  als  Rlundscheiik  mit  einer  Art  Sieb  (wie  der  Mund- 
schenk eines  tarquinisclien  Wandgemäldes)  iielien  ihm 
stellt.  Eine  dorische  cannellirte  Säule  dient  die  olympi- 
schen (ieinächer  zu  bezeichnen  und  diese  (iriippe  von 
der  iölgeuden  zu  trennen.  In  dieser  ist  Poseidon,  der 
wie  Juppiter  gelagert  ist  und  wie  dieser  in  der  Linken  eine 
Schale  hält,  in  der  Rechten  aber  den  Dreizack  führt,  und 
ihm  gegenüber  Amp  tut  rite  sitzend  zu  sehen,  von  deren 
Namen  jedoch  nur  die  zwei  Endbuchstaben  ( //i)   erlial- 


G  e  s  el  I  s  eil  a  ft  e  n. 

ten  sind.     Sie  hält  in  der  Linken    eine  Art  Balsamarium, 
in  der  Rechten  eine  Art  GritFel  oder  Nadel,    wie   oft  die 
Flügellraiien  etruskischer   Spiegel.      Auf  der   entge"en"e- 
setzten  Seite  entsj)rechen    dem  Zeus  und  Poseidon  Dio- 
nysos   und    Ares,  jener    in    Gesellschaft    der    Ariadne 
und   hegleitet  von  dem    barligeii  Komos    mit    Satyrolireii 
und   Schwell ;  Ares  mit  gestirntem   Diadem  der  stehenden 
Aphrodite    gegenülier,    die    ihm    einen    Kantharos   dar- 
reicht.   [Hiernach  diirltedenn  auch  die  zwischen  Hephiistos 
und    Ares   sclnvankende    Gruppe    der    Schale    des    Sosias, 
deren    mannigfache    üebereinstiiumung  mit    dem    hier  be- 
schriebenen Monument  augenlällig  ist,  auf  Ares  zu   deuten 
sein.    Vergl.  Gerhard  Berlins  Bildw.  uo.  1030.  Triokschalen 
Tal.  VI.  VIIJ.     Das  Miitelbll.l  der  Schale  nimmt  Pluton 
ein    [Inschiilt   IllovTWv]    mit   einem    mächtigen    Füllhorn 
im  Arm  und  einer  Schale  in  der  Rechten;  auch  er  hat  um 
das   Haujjt  ein  Diadem.    Ihm  gegenüber  sitzt  Persephone, 
deren   verstümmelter  Name  EPtEWA  [ntQOHfuixu]  lau- 
tet.    Es  ward   aufmerksam   gemacht,    wie  namentlich  das 
Füllhorn    des  Pluton    zunächst    von  Wichtigkeit   sei     weil 
hiedurcli    die    nicht    seltenen    Grabieliefs    Licht   erhielten, 
auf  denen   die  ganz  ähnliche  Figur  eines  Mannes  mit  dein 
Füllhorn  seit  Zoega  vielfachen  Erörterungen    unterworfen 
worden  sei    [Zoega   IJass.  I,    11.     Müller  Handb.   428,  2. 
Gerhard  Bildw.    Taf.  CCCXVIJ.     Angedeutet  ward    aucli 
das  trilogische  Verhältnifs,   in  denen    die   drei   Bilder  zu 
einander   zu  stehen    scheinen.     Denn   während  Zeus    und 
Poseidon  nach  dem  Olymp,  Dionysos  und  Ares  mehr  nach 
einer  niedern  irdischen  Spliäre  hinweisen,    tritt  Pluton  in 
seiner   Vereinzelung    als  Gott   der   Abgeschiedenen    ihnen 
gegenüber.  —  Dr.  Braun  legte  sodann  ein  schönes  Fraoment 
eines  Kamee    im    Besitz    Hrn.  Saidinl's  vor,    welches    die 
Venus  Vi  et  rix  in  ähnlicher  Stellung  wie  die  Statue  der 
l''lorentiner  Akademie  vorstellt,  nämlich  wie  sie  das  Wehr- 
gehenk  sich  anlegt,  mit  dem  Unterschiede,  dafs  sie  in  dem 
Kamee  bekleidet  erscheint.    Gegenstand,  Kunstwerth  und 

Material  geben   diesem   Fragment  einen   hohen   Werth.  

Dr.  Uanzen  theilte  die  erste  Hallte  des  Militärdiploms 
von  Ennyed  mit,  welches  durch  Hrn.  Nmgcbuufs  Eiler 
der  zvveiten  Hallte  desselben  Diploms  nach^elielert  wor- 
<len  ist,  über  die  Dr.  Henzen  bereits  am  11.  December 
(Winckelmannsfest)  einen  Vortrag  gehalten  hatte.  Es 
wird  dadurch  das  Consulat  des  Sext.  Octavius  F'ronto 
und  T.  Julius  Candidus  Jlariiis  Celsus  auf  das  86ste 
Jahr  unserer  Zeitrechnung  festgestellt,  in  dem  sie  Sutfecti 
der  zweiten  Nundiuen  waren.  Ferner  lernt  man  daraus 
einen  neuen  Legaten  von  Judaea  kennen  (Cn.  Pompejus 
Longinus)  und  eine  neue  Lokalität  auf  dem  Kapitel 
((i-opactt  Geniiaiiici  In  ir'ibnnall  (juae  sunt  ud  aedem  Fidei 
Populi  Roniani).  —  Dr.  Th.  Mommsen  legte  einige  Pa- 
pierabdrncke  von  Inschriften  vor,  unter  denen  besonders 
eine  metrische  aus  Grottaminarda,  dem  alten  Eclanum 
wichtig  ist:  eine  Grabschrilt,  die  ein  M.  Pomponius  Bas- 
sulus,  Duuinvir  von  Eclanum,  sich  selbst  gesetzt.   Er  rühmt 


sich  In  diesen  Senaren,  ciafs  er  Komödien  des  Menander 
übersetzt   {Menundri  pauca  voHi  scitas  fabulus)  und  pu- 
hlicirt,    aiicli  sell)St  eij;ne  {.'ediclitef ,    sodann    dafs    er  sich 
selbst  das  Leben  genommen.    Die  Züge  der  Insclirift  kön- 
nen niclit  viel  ül)er  das  2.  Jahrh.  n.  Chr.  zurückgehen. — 
Eine  andre  Insehrilt  aus   Anzi,  oskisclie  Worte  mit  gvie- 
cliisclirn  Buchstaben,  ist  das  einzige  Mon  u  in  e  nt  sauini- 
tischer  Spraclie    in  Lukanien.    Sie  findet  sich  auf 
dem  Tyinpanon  einer  kleinen  Aedicula,   welshalb   Can'mu 
sie  lieber  aut  ein  religiöses   als  auf  ein  Gral)denkmal  be- 
zog,   womit  auch    die  Bemerkung    Hrn.  Mommsens    über- 
einstimmt,    dafs     bis     jetzt     Grabschrilten     in     oskischer 
Sprache  niclit  bekannt  seien  und  demnach  der  Nachricht 
niclit    zu  trauen  sein  möchte,    der    zuiblge    der  Stein  auf 
einem  firalie  gefunden  sein  soll.  —  Hr  Dennis  lierichtete 
iiber   die   Lage    von    Graviscae    nach    eignen    Untersu- 
chungen,   durch    welche  Westphal's  Vennuthnng  fast  zur 
Gewifsheit  erhoben  wird,   tiafs  die  .Stadt  am  linken  Ufer 
der   Marta   etwa   2   Miglien    von    deren   Ansfluls    gelegen 
habe.     Dort  findet  sich  am  Uier  eine  .Mauer  von  einigen 
hundert  Palmen  Länge  an  einer  Stelle  30  bis  40  Palmen 
liber  dem  Meeresspleyel.     Hier   raiindet   eine  Kloake  von 
derselben   Höhe,  die  in  der  Construction  der  Cloaca  Ma- 
xinia  vollkommen  iihnlich  ist.     Sie  hat    18 — 19  Palm   im 
Durchmesser,  wie  diese,  aber  die  Steine,   aus  denen  der 
Bogen  gebildet  ist,  haben  die,  doppelte   Höhe,   7—8  Pal- 
men statt  3',  oder  4.     Die  Mauern  des  Ufers  sind  mas- 
siv ohne  Cänient  und  von  sehr  altem  Ansehn.     Von  hier 
•jelit  eine   iast  ganz  zerstörte  Strafse  aus  nach  dem  etwa 
ein   Stadium    entfernten    Hügel,    auf    welchen    Westphal 
Graviscae  verlegt.    Seine  Höhe  betragt  40 — 50  Palm  über 
der   Ebene;   der   Umfang   ist   gering,    aber  genügend  iiir 
einen  Ort  Graviscae,   der  wahrscheinlich  wie  Alsinm  und 
Pyrgi  nur  ein  ,,oppidum  parvurn",  eigentlich  nur  der  Ha- 
fen von  'l'arquinii  war,  denn  Strabo  und  Plinius    nennen 
au  der  ganzen  Küste  nur  Eine  Stadt,  Populonia.     ['Vag- 
inente  von  Stadtmauern  finden  sich  im  Umkreise  des  Hü- 
gels.    Die  dortige  Strafse  war  wahrscheinlich  die  Via  .Au- 
relia; von  einer  Brücke  über  den  Flufs  finden  sich  jedoch 
keine  Spuren.  —  Hr.  Dennis  bestätigte  sodann   die  Ver- 
inuthuDg  Braun's,    dafs  die  Pinie   neben  dem  „Vetiilo- 
nienses"  des  etruskischen  Stiidtereliefs  aus  Cervetri  [Ann. 
d.  Inst.  XIV,  37  ff.  tav,  C]  auf  einen  Pinienwald  in  der  Nähe 
dieser  .Stadt  zu  beziehen  sei.    In  derThat  findet  sich  nocli 
in   grofser  Ausdehnung  an  der  Küste,   wo   Hr.  Dennis  im 
Jahre  1841  die  Lage  von  Vetulouia  nachwies,  ein  solcher 
Wald,  an  dessen  Existenz  von  Alters    her   in  diesen  ver- 
lassenen Maremmagegenden    kaum    zu    zweifeln    ist.     Zu- 
letzt   sprach    Herr   Dennis    noch    über    den    sogenannten 
Puntone   del  ('astrato   zwischen    Civita-Vecchia   und 
S.  Marinella,   wo  im  Jahre  1840   die    Herzogin   von  Ser- 
moneta Ausgrabungen  veranstaltete.    Was  dort  von  Alieken 
(Bull.  1840  p.  113  SS.)  als  Grabhügel  bezeichnet  wird,  ist  nur 
dieSpitze  einer  Hügelkette,  die  sich  hiergegen  die  Meeres- 
küste senkt,   und  der  untere  Mauerkreis,  welcher  sie  um- 
gürtet, bildet  die  Ringmauer  einer  Stadt,  in  der  noch  die 
Lage    einiger  'J'hore    erkennbar    ist.      Die    obere   Mauer 
mufs  den  Fundamenten  der  Arx  oder  eines  Tempels  an- 
gehören.    An    einigen   Stellen   sind   die   Mauern   polygon. 
Da  die  Orte  zwischen  Alsium    und  Centumcellae   sämrat- 
lich  topographisch  genau  bestimmt  sind,  die  römische  Ko- 
lonie Castrnm  novum  aber  gerade  unter  diesem  Hügel  lag, 
so   ward   die  Verinuthung  aufgestellt,  dal's  auf  demselben 
ein  Castrum  vetus  zu  suchen  sei. 

In  der  Sitzung  vom  15.  Januar  legte  Herr  Canina 
Zeichnungen  der  Monumente  vor,  die  im  vergangenen 
Jahre    in    den  Ausgrabungen    des    Comm.    Campana    zu 


Cervetri  entdeckt  waren    und  in   dem    nächstens    erschei- 
nenden Werke  Canina's  iiber  „litruria  maritima"   publicirt 
werden    sollen.      Die   Wandgemälde,    welche    Gastmähler 
darstellen,   wurden  von   Hrn.   Canina  nach  dem  Style  der 
Epoche  der  römischen  Rep:il)lik  zugetheilt,  womit  es  über- 
einstimmt,   dafs  auf  einer  Vase    in    einem  jener  (iemälde 
der  Name  ,,Juno"   sich    findet.     Die   ebendasell)st  gefun- 
flenen  Sarkophage   zeichnen   sich   nicht    nur  durch  eigen- 
thümliche  Darstellungen  aus,  sondern  auch  durch  das  .Ma- 
terial, in  dem  sie  gearbeitet  sind,  eine   Art  von  .\labaster 
von   Monte  Circeo,  dessen  sich    die  Etrurier   des  Küsten- 
landes vor  der  Bekanntschaft   mit   dem  Marmor    vorzugs- 
weise bedient  zu  haben  scheinen,  was  durch  die  neuliche 
Entdeckung    volcentischer    Urnen    bestätigt    wird.    —    Dr. 
liruun   erläuterte   eine   volcentisclie  Hydria  aus   dem  Be- 
sitze  des    Hrn.    Uasseggio.      Die    Hauptvorstellung    zeigt 
einen  der  nicht   seltenen    Hochzeitszüge    in    nicht   ge- 
wöhnlicher Weise.    Die  Quadriga,  auf  welcher  das  Braut- 
paar ist,  begleiten  Apollo    mit    der  Leier   und  eine  Frau, 
die  zwei  brennende   Fackeln  festlich  emporhelit.     Hermes 
mit  schöngeÜügeltem  Petasus  und  scepterähnlicliein  Cadu- 
ceus  schreitet  voran  mit    zurückgewandtem   Haupte.     Vor 
dem   Hau^e,    dem  sich  der  Zug  zuwendet,   erscheint  eine 
F'rau    elienlalls   mit    zwei  Fackeln;    autfallender   aber   ist, 
dnfs  sie  auf  ihrem  Haupte  einen  Hing  trägt,  wie  dessen 
die  Wasserträgerinneu  als  Unterlage  für  ihre  Hydria  sich 
zu   bedienen  pllegen,  auf  diesem  Ringe  aber  ist  eine  gro- 
fse  F^  lamme   siclitliar.     Von    zwei    noch   übrigen  F'raueu 
steht   die  eine   mit   einer   Fackel   wartend    vor   der  Tliür 
des  Hauses,  während  die  andere  beschäftigt  ist,  innerliall> 
dessellien  das  hochzeitliche  Lager  zu  bereiten.    Oberhalb 
eben  dieses  Bildes   ist  die  Herauflührung  des  Cerberus 
in   ausführlicher  Weise   dargestellt.      Hermes,   Pallas  und 
lolaos   auf  einer   Quadriga   schauen   aufmerksam   auf  die 
Unternehmung  des  Herakles;  ein  greiser  Mann  mit  einem 
Scepter,    der   vor   dem  Wagen  sitzt,   scheint   darüber   zu 
erschrecken.  Die  Kom|)osition  wird  an  iieiden  Enden  durch 
eine    l'Vau   geschlossen,    die    mit  erhobenen    Händen    ihre 
Bewunderung  bezeugt.  —  Hr.   F.  Land  tlieilte  mit,  dafs 
sich  in  F'olge  des  vielen  Regens    im    December   v.  J.    ein 
grofses  Stück  iMauer  abgelöst  habe,  welches  e^neii  kleinen 
(iarten    an  der  Hinterseite   des  Klosters   von  Araceli    auf 
dem    Kapitol   stützte.      Hr.    Canina    nahm    hievou   Anlafs 
zu    bemerken,    dafs    solches    Herabstürzen    einer    grofsen 
Erdmasse  immer  mehr  beweise,  wie  die  ursprünglich  spitze 
F'orm    dieses    Hügels   nur    durch    künstlichen    Aulbau    zu 
einer  breiten  F^läclie  erweitert  sei  und  benutzte  dieses  Ar- 
gument zur  Bestätigung  seiner  in   der  zweiten  Auflage  des 
Furo   Romano    ausführlich   dargelegten   Ansicht    über   die 
Lage  des  capitolinischen  Jupitertempels.  —  Dr.  Lerseh  be- 
richtete über  ein  neues  Schriltchen  .Minervini's  den  soge- 
nannten Zaubernagel  (Cliiodo  maüico;    Arch.  Z.  IV,  259) 
des    Hrn.    Temple    betreffend.      Obwohl     die    zahlreichen 
Probleme,   welche  dieses    eigentliüinliclie  .Monument   dar- 
bietet, nicht  alle  für  den  Augenblick  lösbar  erscheinen,  so 
wurden    doch    im  Laufe    der   Discussion,   au    welcher   die 
Herren   Hertz   uud    Th.   Mommsen   tlieilnahmen,    manche 
Punkte  genügend  erledigt.  ■ —    Herr  G.  Dennis   gab   eine 
Beschreibung  bisher  unbekannter  Ruinen  einer  etruski- 
schen  Stadt    in    der   Nähe    von  Ponte  F'elice,   etwa 
eine    Miglie   von    der  Tiber   und   elien    so    weit    von    dem 
Dorfe  Borghetto,  zur  Linken  der  Hauptstrafse  von  Ci- 
vita  Castellana  nach  Ponte  F'elice.    Sie  bestehen  in  einer 
Mauer  von  200  —  300  Palmen  Länge  oder  20—30  Höhe 
aus  Quadern  ohne  Cement  aufgefülirt,  ähnlich  denen  von 
Veji  und  (!)äre,  aber  verschieden  von  denen  benachbarter 
Städten   wie   Falerii.     Der   Mauer  gegenüber  finden   sich 


5» 


6* 


znlilreiche  Giäl)er  in  den  [""eis  eiiiyeli.'uien.  Der  Natur 
der  Localität  zu  h'olge  iiiuls  difse  8l,i(lt  die  uinliegeiideii 
efruskisciien  Ortsclialten,  wie  Orte,  (lauere,  Corcliiaiio,  an 
(iriilse  iil)ertrütren  lial)en  und  als  INel)enl)nlderin  von  Fa- 
iirii  einer  der  wichtigsten  Punkte  des  Ager  Falisciis  ge- 
wesen sein.  Die  Lage  von  Kalerii  ist  jedoch  schon  lange 
sicher  hestimint,  dagegen  ist  Fescenniuin  nocli  nicht 
nachgewiesen.  Aul'serdein  nennen  Solin  und  iStepiianus 
noch  eine  andre  Stadt,  die  in  einer  verderliten  Stelle  des 
Stralto  als  Aetjuani  Faliscani  liezeiclinet  scheint,  als 
an  der  Hauptstral'se  zvvischen  Otricoli  und  Rom  gelegen. 
Diese,  die  Via  Flaminia,  üherschritt  in  geringer  lintler- 
Mung  von  Poggio  di  Silvestro  die  Tiher,  und  noch  jetzt 
linden  sich  Ruinen  einer  Briicke,  genannt  „le  Pile  d'Au- 
gusto."  Die  Lage  würde  also  lur  Aequuni  l'aliscuin  pas- 
sen;  sollte  man  jedoch  diel's  für  synonym  mit  F'alerii 
halten,  so  würde  Fescennium  meiir  Anspruch  auf  diese 
Ruinen  hal)en  als  Gallere,  dem  sie  Andre  haben  zuspre- 
chen wollen. 

In  der  Sitzung  vom  22.  Januar  zeigte  Dr.  lirunii  eine 
volcentisclie  Amphora  (schw.  Fig.),  auf  deren  einer  Seite 
«ler  hartige  mit  der  Nehris  bekleiilete  Uaccliu  s  dargestellt 
ist,  wie  er  seine  Lanze  gegen  einen  vollständig  gewatine- 
ten  Krieger  schwingt;  dieser,  schon  liall<  zur  Frde  ge- 
sunken, wird  zugleich  von  mehreren  Thieren  angefallen, 
unter  denen  man  einen  Löwen  und  einen  Panther  l)emerkt. 
Es  ward  darauf  hingewiesen,  wie  man  Irülier  eine  solche 
Komposition  als  auf  die  indischen  Siege  des  Gottes  he- 
ziiglicli  würde  gedeutet  halien;  dal's  alier  nach  den  Ana- 
logieen,  welche  jetzt  zahlreiclie  Vasenhilder  darbieten  [Ger- 
liard  auserl.  Vas.  I,  63]  sie  vielmehr  als  'l'heil  einer  (i  i- 
gantoinachie  zu  denken  sei.  Die  Rückseite  zeigt  zwei 
nackte  Älänner,  der  eine  hiirtig  trägt  einen  Hahn  unter 
dem  Arm;  ihm  reicht  der  andere  jüngere  eine  Art  Ring, 
etwa  wie  die  Cercine  der  Wasserträgeruinen.  Reide  schei- 
nen in  lebhafter  Unterhaltung  oder  in  einem  Wortstreit, 
der  in  seiner  mehr  feindlichen  Art  als  Gegensatz  zu  den 
kriegerischen  Kämpfen  der  Vorderseite  zu  denken  sein 
möchte.  —  Dr.  Hunzen  berichtete  über  zahlreiclie  Alit- 
tlieilungen  Hr.  Neigcbuur's,  welche  sich  auf  verschiedene 
ilonumente  'rranssilvaniens  beziehen  und  um  so  grölsern 
Dank  verdienen,  je  sparsamer  sonst  die  Nachrichten  sind, 
die  der  archiiologischen  Welt  aus  jenen  (legenden  zuilie- 
l'sen.  —  Dr.  ISnnin  legte  eine  Schrift  von  Bartol.  Capasso 
iiber  die  Sorrentiner  Halbinsel  vor  ('l'opograha  storico- 
archeologica  della  peuisola  Sorrentina  e  raccolta  di  an- 
ticlie  iscrizioni  edite  ed  inedite  appertenente  alla  mede- 
sima.  Nap.  1846.  8.  09  S.),  welche  vor  vielen  ahidichen 
-arbeiten   Lob  verdient. 

In  der  Sitzung  vom  2V).  Januar  hatte  Dr.  liratin  eine 
volcentisclie  Amphora  ausgestellt,  die  schon  im  liulJettino 
(1840  p.  126)  von  A.  v.  Feuerbach  beschrielien  sich  jetzt 
in  dem  Magazin  Rasseggio's  beliudet.  Es  sind  auf  ihr 
v'ier  nackte  Aliiniier  dargestellt,  die  von  einer  Scliaar 
Wespen  angefallen  sich  derselben  auf  verschiedene  Weise 
aber  fruchtlos  zu  erwehren  suchen.  Obwohl  man  bei  die- 
ser Scene  zunächst  an  tlie  Komödie  des  Aristophanes  zu 
deidten  geneigt  ist,  so  ward  doch  bemerkt,  dafs  diefs 
nicht  durchaus  nöthig  sei  und  man  an  eine  aus  dem  Le- 
ben gegrilleiie  Scene  denken  könne,  wie  sie  auf  etruski- 
sclien  Gefäl'sen  öfter  vorkommen.  In  der  Ausfiihrung  ver- 
dient Beachtung,  wie  die  sehr  charakteristisch  gezeichne- 
ten Wespen  durch  aulgesetztes  Weil's  und  Roth  belebt 
erscheinen.  —  Dr.  Lersch  gab  Nachricht  von  einem  G  r  a  I)  e 
der  Familie  Fonteja,  das  kürzlich  in  der  Nähe  von 
Porta  Maggiore  entdeckt  war.  Vier  liiisten  und  danel)en  ein 
sitzender  Mann,  der  Geld  zählt  [Reliel],  sind  das  Wichtigste 


des  Fundes;  eine  der  Inschriften  nennt  einen  ,,dispensalor 
Voliisiae  'I  orquatae'  und  erinnert  dadurch  an  den  schon 
bekannten    N'olusius    Torfpiatus.    —   Dr.    Mommsen    le"te 
ein   Erztäfelchen  aus  dem  Nachlasse  !\Iillingens  vor,  wel- 
ches  eine  gewisse    Eclania  Primitiva    dem    „deo  ae- 
terno" geweiht.     Er    vermiilliete,    dafs  diese  Inschrilt  aus 
Eclanuni  stamme,  sowohl  wegen  des  Namens  der  Weihen- 
den,   als  auch  wegen    der  Aehnlichkeit    mit   einer   andern 
Tafel  im   Besitz  des   Hrn.  Zigarelli  in  Avellino,  die  eben- 
falls DAEO(so)AE'rerno  von  einer  Resia  geweiht  ist. —  So- 
dann legte  Dr.  Mommsen  die  neue  Ausgabe  der  Regionen 
Roms   von   Prof.    Prellcr   vor.      Fls    ward    hervorgehoben, 
wie   in    der    Behandlung    des    Einzelnen    namentlich    auch 
solche  Punkte  berücksichtigt  seien,    welche  die  Topogra- 
phie bisher  nur  beiläufig  beschäftigt,  unter  denen  als  Bei- 
spiel die  Bestimmung  des  Phrygianum  angeführt  ward.  — 
Padre    VerceUoiic    zeigte   Al)schri/fen    einiger    Inschriften 
vor,    die  man    in  Vercelli    auf   drei  steinernen   und    einem 
hölzernen  Idol    gefunden.     Sie  scheinen  etruskisch,    doch 
gelang  es  nicht  sie  genügend  zu  lösen.    Der  Berichterstat- 
ter wurde    daher  gebeten,   durch  den  Padre  ßnizza  dem 
Institute  genaue  Abdrücke  so  wie  Nachrichten   iiber  Auf- 
findung,   Echtheit  u.  s.  w.  zu  verschaffen.  —  Dr.  Hcnzeii 
erliiuterte   eine   griechische    Inschri/f,    die   vor  kurzem  im 
Museo  horbonico  aufgestellt  ist,  wo  sie  Dr.  flioramsen  co- 
pirte.     Sie  ist  die  zweite  l)ekannte,  die  dem  Hebon  ge- 
weiht ist,  da  die  von  Cajazzo  von  Mommsen,    der  sie  zu 
untersuchen  Gelegenheit  hatte,  für  falsch  erklärt  worden 
ist.     Die  eine   und    die    andre  echte  gehören    beide    nach 
Neapel.     P.  Plolius  Glycerus,   der  sie  dem  Bacchus  He- 
bon geweiht,   nennt  sich  eingeweiht  in  die  Mysterien  die- 
ses   Gottes   nach    dem   gev(öhidiclien  Brauche    (fi;  i'ifovi;) 
und  setzte  das  Denkmal  in  Gemeinschaft  von   sieben   an- 
dern,  die  sich    iii)iot  nennen,    nämlich  als  Uebersetzung 
des    lateinischen    ,,juvenes."     Dr.  Henzen    bemerkte,   dafs 
die  Collegien  der  juvenes    in  Inschriften  liäufig  sind 
(cf.  Orelli  884.  1383)  und  dafs  diese  Kollegien  öfters  auf 
eine   einzelne    Gottheit   sich    beziehen,   wie   die    „juvenes 
Nepisini  Dianenses"  (Orelli  879)    oder  die  „juvenes  a  fano 
Jovis"  (ib.   4097).    Diese  iiV-fot  gehören    also  wahrschein- 
lich   dem  Kult    des    Hel.'On    an.     Die  Inschrilt   ist    wichti" 
auch   wegen    Erwähnung   des    }^ai:xihAv/rlaui'iig ,    welche 
dunkle    Neapolitanische  Magistratsbenennung   aus   andern 
Inschriften    (Muratori   97,  1.     (;a|)accio  Vol.  II.  fin)    be- 
kannt ist. 

in  der  Sitzung  vom  5.  P'ebr.  stellte  Dr.  lirann  eine 
archaische  Amphora  aus,  auf  deren  einer  Seite  man  den 
bärtigen  Dionysos  mit  dem  Kantharos  neben  seiner 
Gattin  thronend  erblickte.  Zwei  Frauen  stehen  verehrend, 
die  eine  vor  ihnen  mit  erhobener  Rechten,  die  andre  hin- 
ten mit  einem  bluinenartigen  Attribut  in  der  Hand.  Zur 
Vergleichung  waril  aus  Micali  Stör.  LXXXI  [Müller  Denkm. 
II,  10.  Gerhard  Neuerw.  1692]  ein  andres  \'asenbild  [Hydria 
des  Berliner  Museums,  bisher  auf  Kora's  Rtickkehr 
gedeutet]  angeführt,  auf  dem  neben  Zeus  eine  Göttin 
thront,  die  wegen  eines  lanzenartigen  Attributs  für  Mi- 
nerva gehalten  wurde.  Aehnliche  Bilder  setzen  jedoch 
die  lioclizeitlich(-  Beziehung  dieses  f»'i;^()o>if7/(ofaufser 
Zweifel,  weshalb  auch  hier  vielmelir  des  Zeus  Gattin  zu 
sehen  sein  wird.  Die  beiden  h'rauen  möchten  hier  so- 
wohl als  auf  dem  andern  Bilde  für  Hören  zu  nehmen 
sein.     Auf  der  Rückseite  ist   ein    Reiter   dargestellt,   der 

mit  zwei  -Alännern   um    die  Wette  zu    rennen    scheint.  

Dr.  liraiiH  legte  sodann  einen  vorzüglichen  Spiegel 
vor,  der  in  grolsartigen  Umrissen  die  Toilette  der  Ve- 
nus darstellt.  Die  auf  schönem  Stuhle  sitzende  Göttin 
hält  in  der  Linken  einen  Myrtenzweig,  während   sie  mit 


7» 


8* 


fler  Rechten  den  Schleier  lüftet.  Der  Name  Tu  ran  [hier 
ilerselhen  Kijziir  geget>en,  wclciie  sonst  Malavisch  oder 
yiulafiscli  heifst;  Gerhard  SchTniickiin;;  der  Helrna  1844. 
Etr.  Sp.  II,  211  —  216]  lindet  sich  unter  dem  Thron;  um 
ihr  Haupt  schwellen  zwei  Taiihen  und  zur  Seite  sind 
Wollten  anf^edeiitet.  Vor  der  Göttin  sieht  eine'  geflügelte 
l'Vau,  die  ihr  einen  Spiegel  darl)ietet,  auf  ihrem  rechten 
Arme  ist  eine  lange  Taenia  zu  henierken.  Ihr  Name  ist 
Qkl^xl'R  [Aclilier?],  den  Dr.  Monnnsen  Achvizsr  zu 
lesen  vorschlug,  indem  er  den  vorletzten  ßuchstahen  für 
das  Zeichen  nahm,  was  nach  Lepsiiis  einen  der  verschie- 
denen   Laute    des    rr    niimlich    ^   ausdrückt,    während    es 

Dr.  Braun  lür  ein  umgekehrtes  Digamma  genommen  liatte. 
Dieser  Gestalt  entspricht  auf   der  andern  Seite  eine  unge- 
iliiüelte  aher  ähidich   gekleiilete   Frau,    luir    dal's    ihr  Arm 
noch  mit  einem  Armhand  geschmückt  ist,  wie  es  ehenfalls 
die  Venus  trägt.    Sie   hält  ein  .Salhgeläl's   und  ist  heschäl- 
tigt,   mit    einer    langen  Nadel  das  Gesicht  der  Göttin  zu 
lieaialen.     In   dem  Kaum   unter  diesem  Bilde  ist  auf   einer 
Amphora  .Silen    gelageit,    der  mit   einer  Schale  Kottalios 
zu   spielen   scheint.     Rings  herum   schlingt  sich   ein   Kranz 
von  Myrten   oder  Loriieer.  —  H.  J.  liigge  üherreichte   der 
Bihliothek    des   Instituts    den    ersten    IJand    der    last    aus- 
schliel'slicli     aut     mittelalterliche     Denkmäler    hezüglichen 
„Proceedings   at  tlie  anmial    meeting  ol   the    arclieological 
Institute  ot  Great  Britain  aiid  Irelaml   at  Winchester  sept. 
1845."    (London  184(5.    8.)    als  Geschenk.  —  Dr.  Lersch 
sprach   ülier  eine  iiisher  üliersehene  Stelle  des  Cliaicidius 
zu  Plalo's  Timaeus    ((>.  440  ed.   IMeurs.),    in  der   es    vom 
Tempelliilde    des     kapitolinischen    Jupiters    so 
lieil'st:    Ut    eiiim    in   simulacro    Cii]ntolini   Jovis   est    nnu 
species   vhoris,    esl    ilem   uVia,    f/iKim  ApoUonius   urtifex' 
uuxit  animo,  ad  (jimm  dirccta  menlis  acte  specimen  eho- 
ris  poliehal,  hariun  aiitem  dmiriim  spvclennn    altern  esl 
anti(jiiior  etc.    Es  wird  lienerkt,  wie  diese  Nachridit  von 
einer    doch    wahrscheinlich    aus    Gold    und    Elleidiein    ge- 
fertigten Jupiterstatiie    sich    aul    eine    der   Restaurationen 
des  'l'empels  und   vermulhlirh   aul  die  zur  Zeit  des  Sull.i 
hezieheu   müsse.    In  <ler  Zwischenzeit  zwischen  Sulla   und 
Cicero  erwähnen  Cicero,  Virgil,  Tacitus  Ellenheinstatuen, 
Plinius  (XXXVI.  s.  46.)   einen   ellenlieinernen  Jupiter  von 
Praxiteles.    Unter  den   verschiedenen   Apollonii  schien   der 
Athener,  des  Neslor's  Sohn,  der  als  Bildner  des   helvederi- 
sclien    Torso     liekannt    ist,    der    Ehre    vorziiglicli    würdig, 
jenes  Tempelhildes   ürlieher   zu   sein;    Dr.   H.    Brnnn   un- 
terstützte diese  Ansicht  durch  einen  Blick   auf  die  in  Rom 
kurz    vor    August     hlühende    athenische    Kunstschule.    — 
Dr.  mommsen  legte  einen  Papierahdruck  des  Kalendarium 
Amiterninum    vor,    ülier    welches    in    der    archäologischen 
Zeitung  [IN.  K.  no.  4]  hesonders  üehandelt  werden  wird. 

In  der  Sitzung  vom  12.  Keliruar  üherreichte  Dr. 
'Vjjclio  Mommsen  dem  Institut  im  Namen  des  Verfassers 
das  Buch  von  Risns  Rungubis  „Antirinites  helleniqiies" 
(Athenes  1842)  und  gah  eine  Uehersicht  des  Inhalts  die- 
ser auswärts  noch  wenig  hekannten  Schritt.  Besonders 
liervorgelioheu  wurden  die  Künstlerinscliriften ,  das  Ver- 
zeichnil's  der  triliutpUichtigen  .Städte,  ferner  die  neuen 
Ai)schri(ten  tief  früher  nur  durch  Fourmont  hekannten  In- 
schrilten ;  aher  auch  der  sorslältig  gearlieitete  Commen- 
lar  verdiene  um  so  mehr  Beachtung,  als  er  von  einer 
'l'hätiykeit  Zeugnil's  ahlege,  die  eitügen  Ersatz  lür  so 
manche  Griechenland  entzogern;  wissenschaltliche  Krälte 
verspreche.  —  Dr.  Uraun  zeigte  sodann  eine  schöne  vol- 
centisclie  Trinkschale  (r.  I'lg.)  aus  dem  Besitz  des  Hrn. 
Uasseggio  vor.  Auf  der  einen  Seite  steht  ein  liärtiger 
geschvvanzicr  Silen    vor  einem    itliyphnllisclun  Maulthier, 


dem  eine  Frau  folgt,  die  eine  Art  von  Thyrsus  gegen  das 
Thier  schwingt.  Der  Silen  ist  .Simaios  genannt,  die 
Frau  'i'haleia,  danehen  xn).i.  Auf  der  entgegengesetz- 
ten Seite  tanzt  eine  Frau  mit  Krotalen  zwischen  zwei  Si- 
lenen,  deren  einer  Kallas  genannt  ist,  während  nelieii 
dem  andern  mit  einem  'J'rinkliorn  versehn  nur  das  Epi- 
theton zrtAoc  sich  lindet,  die  Frau  heifst  Lilaia.  Im 
Innern  ist  eine  andre  zu  den  Krotalen  tanzende  F^rau  ge- 
hildet,  und  um  sie  jierum  sieht  man  den  Namen  Mem  n  uu 
mit  dem  Epitheton  y.(0.oc.  Die  Erhaltung  dieser  schon 
im  .Mterthnm  restaurirten  Vase  ist  glücklich,  der  Styl  ist 
rein  und  fein,  und  das  erste  Bild  dient  namentlich  zur 
Widerlegung  derer,  die  in  ähnlichen  Darstellungen  he- 
stimmte  mythologische  Scenen  hahen  sehen  wollen.  — 
Dr.  Theod.  Mommsen  legte  eine  Reihe  iiriefliclier  epigra- 
phischer IMittheilungen  neuer  Korrespondenten  des  Insti- 
tuts aus  dem  Königreich  Neapel,  namentlich  des  Herren 
de  Agostinis  in  Carapolattaro,  Cheruhini  in  Atri,  £rrico  in 
Potenza,  Leosini  in  Aquila  und  Mucci  in  Sepino  vor.  — 
Dr.  Henzcn  herichtete  üher  Prof.  von  Hefner's  Schrift : 
die  römischen  Denkmäler  Oherhayerns  und  des  Königl. 
Antiqnariums  (München  1844  u.  1846  ans  dem  Archiv  inr 
(>l)erl>aiern  B.  VI  u.  VII),  worin  his  jetzt  der  epigraphiscJie 
Theil  mit  lolienswerther  Sorgfalt  ahgehandelt  ist,  während 
ein  cirilles  Heft  mit  den  Bildwerken   noch  erwartet  wird. 

In  der  Sitzung  vom  19.  Fehruar  zeigte  Hr.  Keslner 
einige  Schleuderhieie  vor,  die  er  kürzlicll  für  seine  Samm- 
lung erworhen.  Auf  zweien  erkennt  man  die  Inschriit  der 
XI.  und  XVI.  Legion,  während  andre  ohne  Schrift  oder 
unleshar  waren.  —  R.  K.  Haight  üherreichte  als  Korre- 
spondent des  Instituts  für  dessen  Bihliothek  mehrere  kost- 
hare  Werke  ülier  nordamerikanische  Denkmäler  und  knüpfte 
daran  mündliche  Mittheilungen  filier  die  wissenschaftli- 
chen Bestrehungen  Nordainerika's,  namentlich  auch  üher 
dortige  antiquarische  Studien.  —  Dr.  liruiin  hatte  eine 
sehr  zierliche  volcenter  Schale  aus  dem  Besitz  des  Herrn 
üasscggio  ausgestellt,  die  auf  jeder  der  Aufsenseiten  ein 
Trikliuium  schmückt:  ein  härtiger  Mann  und  einJütjgling 
sind  flaranf  gelagert ,  zu  denen  auf  iler  einen  Seite  ein 
Knalle  mit  einer  Art  Sieh,  auf  der  andern  ein  Flötenspie- 
ler hinzutritt,  sämmtlich  mit  hreitem  Diadem  geschmückt. 
Im  Mittelliilde  sehen  wii'  auf  einem  Lager  nur  einen  Mann, 
mit  einer  Schale  in  der  Hand,  die  ein  Knahe  aus  einer 
Oenoclioe  füllen  zu  wollen  scheint,  darüher  ist  ein  Korl» 
aufgehängt.  —  Dr.  Henzen  lenle  verschiedene  e|iigraplii- 
srlie  Sclirillohen  von  Seidl  in  Wien  vor  (Auszüge  aus  den 
Wiener  Jalirhüciiern),  von  denen  fiinf  Hefte  die  Inschril- 
len von  Celli,  dem  alten  Cileia,  enthalten;  liervorgelioheu 
wurden  darunter  besonders  die  eines  JiiJius  Vepo  dona- 
tiis  civUate  Jiomana  viritim  et  inimunilate  a  divo  Au- 
gusto,  eine  andre  n.it  /.  0.  M.  fulminatori ,  und  eine 
aus  der  Zeit  der  Söhne  Constantins  mit  der  Erwähnung 
von  JVoricHW  medilerruneiim.  Zwei  andere  Hefte  enthal- 
ten Nachrichten  üher  die  archäolo(;isclien  Entdeckungen 
im  Österreich.  Staate  seit  dem  Jahre  1840,  unter  denen 
liesonders  die  von  .Spalato  Aufmerksamkeit  verdienen.  — 
Fmdlich  tlieilte  Hr.  Mensen  eine  von  Kandier  iii  dem 
Triestiner  Blatte  „Istria"  (1847  n.  10  —  11)  pulilicirle  In- 
schrift mit,  die  in  Ziiglio  (?)  entdeckt  sich  jetzt  im  ÄIu- 
seuui  von  (Jividale  befindet.  In  ihr  wird  erwähnt  ein 
praef.  civllatinm  Moesiae  et  Trebelliae  jirae.f.  civilal. 
in  ulpihus  marltumis,  aus  <ler  Zeit  des  (.'laudius.  Sie 
ist  auch  deshalli  lieachtensHerth,  weil  die  in  ihr  genannte 
Person  zweimal  primipilo  war,  ohwolil  der  Iribunattis  mi- 
lUnm  und  die  Prälecturen  zwischen  das  erste  und  zweite 
Priinipilat  fallen.  Das  Denkmal  ward  von  den  Saevules 
und    Luiunci    gesetzt,     sonst    unbekannten    Völkern,    die 


/ 


10» 


nacli    dieser   Inschrift    einer    clv'tlas    angeliört    zu    firiljen 
scheinen. 

In    der    Sitzung    vom    26.    ['"eliruar   legte    ür.    lirauii 
einen    volcentisclieii    Spiegel    vor,    aul    dem    ein    kniltiger 
.liingling  geltildet  ist  mit  von  der  Sclmlter  lieraMiangender 
('lilamys.      Ihm  gegeniiliei   steht  eine  gelliigelte  liekränzte 
Kraiiciigi-stalt   mit  strahleniunkränztem  Hauj)te.    Sie  hringt 
dem  Jiinyling   zwei   Kranze,    vtahrend   dieser  dasteht,    die 
rechte   Achsel   auf  einen   langen   Stall  gestützt.      Die   Dai- 
stelliing  gewinnt  .in  Bedeutung,  aher  auch   an   .Schwierig- 
keit   ilii-    Erklärung,    durch    die    heigesetzten    Inseln  ilten. 
Oie  l'iau  ist  \J|^\/,  Usil,  genannt,  mit  dejnselhen  .\amen 
der    auf   einem    Vatikanischen    S^iiegel     dem    Sonnengotte 
zugetheilt    ist    [also  wol   Kos    mit    allgemeiner   ßeneniuing 
als  Liclilgottlieitj,  dei'  .iiingling  [in  Krmaiiglung   von  ,)agd- 
attriUuten  eher  ein  l'.dästrit  als  IvephalosJ  lulirtden  Namen 
VPDlVM  [Uprius].    üie  üngewühuliclikeit  des  Namens, 
so  wie  die  Schreihung  von  der  Linken  zur  Rechten,  liefs 
zuerst  Zweifel  iiher  die  richtige  Lesart,  die  auch  von  Dr. 
'i'/i.  Muinmscii  anerkannt  ward.     Kin  Kiauz  von  zwei  Kleu- 
zweigen    umschliefst    die    Darstellung.    —    Dr.    Mommscn 
legte  eine  V'enusiuer  Insclirilt  vor,  die  er  aus  verschiednen 
Fragmenten  griJl'ster  Schrilt  zusammengesetzt  hatte,  wel- 
che sich   in   den  .Mauern  der  Kirche  S.    Trinitii  zu    Venosa 
linden    und     dem   lienacliharten   Amphitheater  angehiirteii. 
Diese    Insclirilt    gal»    Veranlassung,    die    Unzuverlassigkeit 
Lupoli's    ans     Licht    zu     liringen ,     dessen    Text     mit    den 
l''rngmenten  unvereinhar  ist.     Üs   ward  gezeigt,  wie  er  den 
Cimaglia    ausgeschriehen,     der    die     einzelnen    .Stücke    so 
verwirrt    gielit,     dafs    nichts    damit     anzufangen.      Lupoli 
machte    z.    B.    aus     der    untern     Hallte    der    Buchstalieii 
ETRO  (die  dem  Namen  CAETRONIVS  angehurenj,  das 
AVort  LIRO,   als  Cogiiomen,  wegen   dessen   IJnziilassigkeit 
Avellino  LIBO  vermuthete.    Von  dieser  mala  lules  wurden 
noch   andre  Beweise  lieiüehracht.    Und   doch   "enielst  die- 
ser  fielehrte  eines  solchen   Ansehens,    dal's  seihst   Keller- 
mann  die  Echtheit   einer  Inschrift,    die    einen    l'raelecten 
V'igilum   zu    einer  Zeit    nennt,    wo    dieser  iMagisIrat    noch 
nicht  existirte,  nicht  anziigreilen   wagte,   weil  sie  auf  Lu- 
poli's   Autorität  lierulit.      (iegen   Verlalscliiiiigen    grüfseren 
Zuschnitts,  wie  (Jorsignani,  l'ollidori,  Antonini   n.   a.,  wel- 
che  neue  liisclirilten  sellistiindig  schmiedeten,   ist  jene  Ver- 
lalschniig  durch   Interpolation    freilich    noch    glimjiUich    zu 
nennen. 

In  der  Sitzung  am  5.  März  stellte  Dr.  Uraiin  eine 
voicentische  Irinkschale  (r.  Fig.)  aus,  in  deren  ALttel- 
liilde  man  l'asiphae  sieht,  die  den  kleinen  Alinota  iir 
auf  dem  Scluiol'se  hält.  Es  ist  dies  das  erstemal,  dals 
dieser  in  so  eigenthümlicher  Weise  als  Kind  erscheint. 
[\  gl.  jedoch  Jahn  Arcli.  Beiträge  S.  239  f.  Die  dort  nach 
einer  meiner  Zeichnungen  lieschrieheiie  'lodtenkiste  deu- 
tete schon  Inghiraini  auf  Minotaur.  ii.  G.\  Die  Alutter 
sitzt  ernst  und  sinnend,  alier  ihre  Traurigkeit  wird  von 
der  mütterlichen  Zärtlichkeit  hesiegt,  die  mit  der  stier- 
köpligen  (iestalt  des  Sohnes  in  eigeiithiiinlichein  Kontrast 
steht.  Zu  Eiifsen  ihres  Throns  erscheint  jener  VVasser- 
vogel,  der  von  De  Witte  Inr  l'enelops  genommen,  hier 
sich  als  unzweideutiges  .Symbol  der  sinnlichen  Lust  zu 
erkennen  gielit,  iu  welcher  die  Königin  dem  Stier  sich 
zuwandte.  Aul  den  Anl'senseiten  sieht  man  zwischen  j ; 
zwei  thyrsustragenden  S.ityrii  eine  Frau,  die  einmal  einen 
menschliche.i  Arm,  das  andre  -Mal  einen  Ful's  hält,  ver- 
louthlich  zu  Andeutung  der  Speise,  mit  <ler  die  Bewohner 
des  Laliyrinths  aulgezogeii  wurden.  Es  ward  liemerkt, 
dafs  diese  hacchische  Begleitung  die  anderwärts  ausge- 
sprochene   Vermuthuiig    uher    hacchischea    Ursprung    und 


Bezug  der  Mlnotaumssage  bestätige.     Sonst    konnte    man 
auch    annehmen,    dafs    die    ganze    Darstellung    aus    einem 
Satyrdr.iina  geschöpft  sei,  zu   ileiii  sich  der  zur  Karikatur 
sehr  einladendeiMytlins  wohl  eignete.  —  Dr.  H.  liriuin  zeigte 
einen   Karneol,    den   Dr.   b'rlcdländcr  aus   Agnone  im  Kö- 
nigreich Neapel  mitgebracht  hatte.     iMerkur  sitzt  dort  .luf 
einem  Hahn,  welcher  den  Caduceus  im  Schnabel  trägt.    Der 
<iott  hält  in   der  einen   Hand  einen  Zweig,   in   der  andern 
eine   Schale,   welche  ein   Amorin   zu   fiillen   im   Begrilf  ist; 
aulser  dem   (iiefsgefäfs   tragt  dieser  eine  'Traube.  —    Dr. 
Th.  Mommseii   zeigte  ein   von   ihm  in  'Terra  d'Otranto  er- 
worbenes  Fragment    eines    silbernen    Ringes.      Es    ist   auf 
ihn   ein   Krieger  gravirt,  bewaffnet    mit  Helm   und   breitem 
argolischein    Schild,    der    auf    die    umgekehrte  Lanze  ge- 
stutzt aus  seinem  linken  Fuls  einen  l'leil  zieht.    Nach  der 
Analogie    andrer  geschnittner  Steine    ward    die   Fi^nr    auf 
Achilles  gedeutet. —  Derselbe  legte  die  Abschritt  einer 
Inschrift  vor,  die  er  an   der  Wand   eines  griechischen  (ira- 
bes  in  Canosa  eingegraben  fand.    Er  erklärte  sie  liir  sehr 
wichtig,   weil  sie  zeigt,  dafs  dieses  unglaublich  reiche  Grab 
einem  Zweig  der  Familie  der  Dasier  angehört,  welche  eine 
der  edelsten   und   von  last  königlichem  Ansehen   in  Apulien 
und    Japygien    war;    ferner    weil    die  Form    der    Insclirilt 
AlEDELLA*  DASMi  ^7i(i  sich  mehr  dem  griechischen   und 
niessapisclien  als  dem  lateinischen  Gebrauch  annähert,  und 
uns  so,  obwohl  lateinisch  geschrieben,  die  Spuren  des  äl- 
testen   apulischen    Dialekts    bewahrt    [?J ;    ferner    weil    sie 
unter  allen  lateinischen  Grabschrilten  mit  Kousulariuschrilt 
nach  Borghesi's  Urtheil  die   idteste  ist,  indem  sie  die  Kon- 
suln  des  J.  67  v.C.   nennt;  endlich  weil  sie  die  einzige  lu- 
schrilt  eines  sichern  Datums  ist  aus  einem  Grabe,  das  "e- 
malte  Vasen   enthielt,    und   daher   einen    wichtigen    Stütz- 
punkt  bietet,  um  die  Chronologie  der  letzten   Epoche  der 
Vasenmalerei  fester  zu   bestimmen.    Es  ward   zu"leich  ein 
genauer   Bericht  über  den   ganzen   Fund   des   Grabes   ver- 
lesen ,    der    vom   Canonicus  Laviolu    in  Ruvo    verfafst,    in 
den  Annalen  für  Jö48  gedruckt  werden  wird.  —  Dr.  Hcnzen 
theilte  einige  griechische  liisclirilten  mit,  die  von  Dv.  Abeken 
auf  seiner  orientalischen  Reise  kopirt    wurden,    und   zwar 
zuerst  die  eines  .Monuments,    das    von  einem    in  den   Cir- 
cusspielen  siegreichen   Wagenlenker  errichtet  im  Serail 
von   Constaiitiiiopel  entdeckt  ward.    Es  stellt   i\ei\  Wagen- 
lenker mit  Kranz  und  feilsche  in  der  Hand  auf  den  Wa"en 
dar,  neben  den  rierden  die  Namen:  NIKOHOAfcMOC 

PAAIATOC,  nYPPOC»»d6Y0YNIKOC,  "'  ^-i-'^r 

untern  Abtlieilung  Männer  und  Frauen,  die  jubelnd  die  Hände 
erheben;  über  dem  ersten  Bilde  eiu  leider  verstümmeltes 
Epigramm,  in  dem  der  Factionen  der  l'enuti  und  Prusini 
l^irwahiinng  geschieht,  unten  ein  anderes,  welches  diesel- 
ben nennt,  nicht  ohne  Bedeutung  wegen  des  Namens 
AHMOC,  der  den  Prasiui  ertheilt  wird.  —  Unter  andern 
Inschrilteii  schien  besonders  eine  aus  Palmyra  wirliti" 
welche  die  beniliiute  Zenobia  unter  dem  Namen  Scpfimfu 
Xfitohia  Aiiyiista  nennt,  welchen  auch  ilir  verstorbener 
Gemahl  Odenatus  führte,  der  von  Gallieiius  den 'Titel  \u- 
gutus  erhielt.    [Weitere  Ausführungeu  gibt  das  Bullettino.J 

Berlin.  In  der  Sitzung  der  archäologischen 
Gesellschaft  vom  7.  Januar  d.  J.,  deren  Verhandlun- 
gen bereits  von  uns  angezeigt  sind  (Arch.  Zeilun"  N.  F 
S.  Ijf.)  lag  ßöfJicWs  „Hypäthralteinpel,  auf"  Grund 
des  \itruvisclien  Zeugnisses  gegen  Prof.  Rots  erwiesen" 
(Potsdam  184b.  4)  in  mehreren  Abdrücken  vor.  Auch 
zwei  anziehende  (Jelegenheitsschrilten,  welche  dem  Win- 
ckelinannsfest  ihre  Entstehung  verdanken,  waren  ein"e- 
gangen:    uämlich  aus  Bonn,    >ou    Prof.   Urlkhs  erläutert, 


11' 


12* 


Dreizelin  Geininen  aus  der  SammluDg  der  Frau  Sil)ylla 
IMertens-ScIiatfliauseii,  un.l  aus  Göttingeu  eine  Abliand- 
luii"  des  Professors  WleseJer  „Ueber  die  'l'liymele  des 
priecliisclien  Theaters." 

In  der  Versammlung  vom  4ten  Fel)ruar  gab  Herr 
Punofl'U  fernere  Erörterungen  über  die  neuerdings  er- 
löste Vervollständigung  der  'J'alosvase;  seine  Irühere 
Ansicht  über  die  als  Kastor  und  Pollux  inschriftlicli  be- 
zeichneten Figuren  änderte  er  dabin,  daCs  in  ihnen  [das 
und  Lynkeus  gemeint  sein  möchten.  —  Von  Dr.  Leopold 
Schmül  aus  lierlin  ward  eine  Abhandlung  über  Hippolyt 
und  Phadra  auf  Werken  der  Kunst  vorgelesen.  —  Herr 
Gerhard  l>erichtete  ül)er  den  neuesten  Zuwachs  archaolo- 
oischer  Kenntnifs  und  Anschauung  (Arch.  Z.  N.  F.  uo.  1 ) 
und  sprach  sodann  über  zwei  in  Zeiciinung  vorliegende 
unedirte  Reliefs  des  Vatikanischen  Museums,  in,  denen 
Roma  und  Fortuna  verbunden  sind.  —  Es  ward  aus  neu 
eingegangenen  Berichten  des  archäologischen  Instituts 
(Oben:  ^'oin  Sten  Januar)  die  Götterversammlung  einer 
neu  aufgefundenen  voicentischen  Schale  besprochen  und 
deren  Verwandtschaft   mit  der  Schale  des  Sosias  hervor- 

•■ehoben.  In  Bezug   auf  Münzkunde  waren  durch  Hrn. 

Sflin.  Birch  Abdrücke  verschiedener  Münzen  von  Kaulonia 
im  britischen  Museum  eingegangen,  durch  welche  der 
neuerdings  scharfer  bestimmte  Typus  jener  Münzen  und 
namentlich  die  Fufsbellüaelung  des  von  Apollo  getragenen 
Knaben  (Arch.  Z.  IV,  S.  312)  augenfällig  beglaubigt  wird. 
Numismatische  Bemerkungen,  unedirte  Münzen  des  Hrn. 
von  Proicesch  betreffend,  waren  von  Professor  Osann  in 
Giefsen  eingegangen;  einige  andere  trug  Hr.  Panoßu 
vor,  zu  senauerem  Verstiindnifs  mehrerer  neulich  eduter 
Münzen  ller  iiiesigen  reichen  Sammlung  des  Herrn  Ritt- 
meisters von  Rauch.  —  Aulserdem  waren  18  Gegen- 
stände von  Knochen  vorgelegt,  welche  der  Zimmermeister 
Kiffer  zu  Berlin  neuerdings  aus  Resina,  der  heutigen  Ort- 
schaft des  alten  Herkulanum,  erhielt.  Man  erkannte  da- 
rin gute  Exemplare  jener  auch  im  hiesigen  Köaigl.  Mu- 
seum nachweislichen  scheinbaren  Flütenstücke,  denen  trotz 
ihrer  Ansliöhhing  und  ihrer  Seitenlöcher  ein  solcher  mu- 
sikalischer Gel)rauch  (wegen  Mangels  innerer  Glattung  und 
in  Betracht  ihrer  aufser^t  zahlreichen  AulHndung  an  ver- 
schiedenen Orten  Pompeji's)  nicht  wohl  zugestanden  wer- 
den kann ,  daher  man  seit  Jorio  die  specielle  Nachwei- 
sun"  irgend  eines  hauslichen  (Gebrauchs  lür  solche  unvoll- 
endete Knocharbeit  noch  immer  erwarten  muls. 

In  der  Sitzung  vom  4.  .März  ward  die  berühmte, 
jetzt  in  IMünchen  befindliche  Vase  von  Canosa  den  Kin- 
dermord Medea's  vorstellend,  welche  so  eben  (Archäolog. 
Zeitung  N.  V.  Taf.  III),  in  einem  leicht  zugänglichen  Ab- 
druck erscheint,  zum  Gegenstand  von  Erläuterungen,  wel- 
che Hr.  Gerhard,  mit  durchgängiger  Benutzung  eines  von 
Prof.  Jahn  eingesandten  Aufsatzes  üi)er  das  gedachte  Ge- 
fäl'sbild  (  Ebend.  no.  3 ) ,  der  Gesellschaft  vortrug.  — 
Niiclistdem  ward  auf  die  neuesten  arschäologisclien  Ent- 
deckungen hingewiesen,  unter  denen  die  lortgesetzte  Aus- 
beutung der  Umgegend  Mniveh's  (durch  den  Engländer 
Layard  zu  Nimrod),  aber  auch  mancher  ans  Rom  kund 
"eviordene  Fund  zu  bemerken  war.  Namentlich  ist  es  Hr. 
ICampana  wiederum  gelungen  ein  wichtiges  Columbarium 
aufzulinden,  welches  etwa  .'jOG  Inschriften  zum  'l'heil  aus 
Pompejiis'  und  Cäsar's  Zeit  enthalten  soll,  und  neue,  zu- 
mal für  die  Ortskimde  Roms,  erhebliche  Funde  werden 
durch  Hrn.  I^rjscouaH'.s  Ankauf  der  Mgna  Nussiner  an 
der  dem  Kapitol  zugewandten  Seite  des  Palatins,  in  der 
Nähe  des  Vestatempels,  in  Aussicht  gestellt.  Auch  von 
einer  neu  a\ilgefun(lem'n  Spiegelzeichnung,  deren  Gegen- 
stanil    durch    etruskisclie    Inschrift    als    Schmückung    der 


Venus  sich  kund  giebt,  war  von  Seiten  des  archäologischen 
Instituts  Nachricht  eingelaufen  (Oben:    Bericht   vom  4ten 
Februar),    ferner    aus    Neapel    (Bull.  Nap.  No.  74)  von 
einer    a[)ulischen    Schale,    deren    zierliches    Bild   die  Lie- 
besgöttin   mit   einem    seltenen    Personal   von   Gefährtinnen 
zeigt:    ,4ijf)odiTij,    KXvi(ty>],    AQiwfiu,    Ecyj.au,    Ev- 
i'oiiiu,    llut'vvyig ,   sammt  und  sonders  verständliche  und 
angemessene  Namen,  sind  in  deutlicher  griechischer  Schrift, 
daselbst  genannt.  —  Von  Hrn.  Xuhn  wurden  farbige  Abbil- 
dungen antiker  Wandgemälde  vorgelegt.    Ilievon  wird  eine 
Darstellung  verschiedener  (iebäude  mit  deutlicher  Angal)e 
vonStirnziegeln  und  Dachbekleidung  in   der  nächsten  Lie- 
lerung  von  Hrn.  Z.'s  Ornamentenwerk  erschienen.     Noch 
anziehender  war  ein  bis  jetzt  unedirtes  Gemälde,  welches 
etwa    eine  Versammlung    von  Troern,    in    ihrer  Mitte  den 
Priamos    sitzend,  den   Knaben   Astyanax    vor   ihm,   und 
im  Angesicht  der  Versammlung  die  weissagende  Kassandra 
vorstellen  könnte.  —  Hr.  Punofku  legte  die  Zeichnung  einer 
noianischen  .Amphora  des  brittischen  Museums  vor,  wo  ein 
dymi'  uv).(r)diu^  einerseits  durch  eine  Flötenspielerin,  an- 
dererseits   aber    durch    einen    recitirenden  Dichter   darge- 
stellt ist,  aus  dessen  JMunde   eine    leserliche    aber    schwer 
zu  deutende  griechische  Sehrift  hervorgeht.     Der  zunächst 
liegende  (ledanke,  im  Endwort  Tvgii'Ot  sei  derTyrrhener  ge- 
dacht, ward  eben  so  bald  geäufsert  als  aufgegeben;  Hr.  P. 
behielt  sich  vor,    auf  diese  Inschrift   zurückzukommen.  — 
Sodaim  sprach  derseliie  über  die  Münzen  von  Damastium. 
-Mehrere  (Jeräthe  dieser  merkwürdigen  Münztypen, _Beil  und 
Zange,  mitunter  (Sestini  JMus.  Fontana  II,   10,  8—9)  auch 
ein  Dreiful's,  möchte  nach  Hrn.  P.  wohl  eher  auf  Hephä- 
stos  den   Inhalier  dortiger  Silberbergweike  als  auf  den  von 
Theseus  besiegten  Räuber  Damastes  bezüglich  sein.    Räth- 
selhait    bleibt   aber   ein    seltsamer  Typus,    der   fälschlich 
bisher   tlieils  als  Altar  mit  Schlange,  theils  als  Dreiful's  ge- 
deutet wurde  und  aller  sichern  Erklärung  bis  jetzt  wider- 
strebt.—  Endlich  ward  von  Hrn.P.  noch  über  mehrere  bisher 
inilsverstandene  Wandgemälde  gesprochen,  welche  sämmt- 
lich    auf    Lichtgottheiten    bezüglich    scheinen.      Das    erste 
diel'er  Gemälile,  von  den  Akademikern  (Pitt.  d'Ercol.  II,  10,) 
für  Kallisto,    Apoll,    Jupiter  als  Diana,    und   Pan  erklärt, 
scheint  nach  Hrn.  P.  die  vier  Hauptgottheiten  des   Lichts 
zu  vergegenwärtigen,  oiierhalb  auf  den  Bergen  den  Späher 
Pa  n,  unter  ihm  die  Artemis-Selen  e  müde  von  nächtlichem 
Laul,  daneben  den  aufgehenden  Helios  und  Leu  ko  t  hea 
seine  (beliebte  [Vgl.  I'erra-C.  S.  21,  45j.    Das  zweite  (Mus. 
Borb.  .\l,  .i3j,  liisher  au(  ilen  Sonnengott  und  diel"'rühlings- 
hore  gedeutet,  scheint  wegen  der  weilsen  und  rothen  Rosen 
viel  wahrscheinlicher  dessen  Tochter  Rh  o  dos  darzustellen, 
wie  sie  den  durch  starren  ßlick  und  Unbeweglichkeit  sein 
Erwachen    bekundenden    Vater    zu    neuem   Tageslaid    ge- 
weckt   hat.     Was    endlich    das    dritte  jener  Wandgemälde 
(Mus.   Boib.  \II,  5)    betrilTt,  welches  als  (iegenstück  des 
,,Schlalgottes  der  Juno  auf  dem  Rücken  trägt"  (?J,  daselbst 
auf   den  .Ackeri)au    bezogen  ist,  ,,der  sich   vom  Mond   be- 
stimmen läl'st",  dürlte  wohl  eher  aufPhaethusa  (Apoll. 
Rhod.  IV, 971)  mit  llirtenstab  zu  beziehen  sein:  aut   ihren 
Fittigen    ruht    Eos,    die  Göttin    des    .Morgenrotlis,    din-ch 
Kopituch,  lodernde  Fackel  in  der  Linken,  untl   bogeidör- 
mig  mit  der  Rechten  gehaltenen  von  der  Morgerdult  durch- 
wehten Schleier,  hinlänglich  char:ikterisirt.  —  Zum  Schluls 
dieser  \  ersainmiung  legte  Hr.  II'.  Koner  eine  reiche,   aus 
lueditis  des  königl.  Museums  vervollständigte,  Zusanunen- 
stelhing  von  Zeichnungen  lykischcr  Münzen  vor,  und  gab 
zugleich  Proi)en  einer  von  ihm  nächstens  bekannt  zu  ma- 
chenden   geschichtlichen    und    anti(piarischen    Erläuterung 
dieser  immer  ansehidichcr  werdenden  numismatischen  Reihe. 


13* 


14* 


Archäoloi^ische    Bibliographie. 


Annali  dell'  Instituto  di  corrispondenza  arclieologica. 
Volume  IH  della  serie  nuova;  XV'III  di  tutta  la  serie. 
(Aonales  de  l'Institut  etc.).  Rorua  I«46.  359  S.  ö. 
15  tav.  d'ags;.  auCser  den  12  'raCcIii  Moiuuneiui  tav. 
XXV  — XXXVJ.  folio.  Mit  ßeitfiiyeii  [vgl.  Beilage 
110.  2]  von  üergk,  Uianconi,  Borgliesi,  Hraun,  Brunn, 
Caniiin,  Henzen ,  Keil,  Lnl>us,  de  Minicis,  Alonmisen, 
V.  Prokescli,  Secclii  und  Welclver. 

Ausgruhungen  viid  Altcrlhümer:  I.  Monumente  aus  jVinJ- 
vch:  Niniveli  (Basreliefs,  aulgeiunden  von  Hrn.  llouet). 
Kunstbl.  1836.  N.  24.  Bagdad.  Kljends.  N.  44.  Aus- 
gral)nngen  liei  Niinrod.  Eliendas.  N.  46.  60.  Prepa- 
lation  de  pInsieurs  salles  du  Louvre  pour  recevoir  les 
antiquites  deNinive.  Revue  arcli.  1846.  p.  53ü.  Arrivee 
au  Havre  des  antiquites  de  Koisabad.  EUend.  p.  627. 
—  II.  Aus  Cyperii:  Relief  von  Lainaka.  KunslM.  1846. 
N.  30.  Keiliuschrift.  EUendas.  N.  37.  —  l\l.  Aus 
Griechenlund:  Salona  (Ausgiabungsljericiite).  Kunstid. 
1846.  N.  41.64.  —  IV.  Aus  lUdien  :  Pompeji.  KunstM. 
1846.  N.  24.  Neapel  (Ruinen  von  Tyndaris).  Elends. 
N.  24.  Ausgrabungen  in  Aricia.  Ebends.  N.  46.  — 
IV.  Aus  Frankreich:  Le  CaUinet  des  autiques  de  la 
liil)liotlieque  royale.  Revue  arch.  1846.  p.  624.  Chaus- 
see romaine  dite  les  Ponts-(^liartrains.  Ebends.  p.  630. 
—  VJ.  Aus  Duutschland:  Baden  (RGiuiscIies  Bad). 
Kunst!)!.  1846.  N.  64.  Mainz  (Graher).  Ebends.  N.  58. 
Köln  (Sarkophage).  Eliend.  N.  36.  üarmstadt  (Griiher 
bei'Griesheim).  Ehends.  N.  36.  Bayern  (Snhstructionen 
einer  Villa  hei  Mauren).  Ehends.  N.  52.  —  VII.  Münz- 
jiiiidu:  Fund  von  18—20,000  römischen  Münzen  in  der 
Gemeinde  Plonrhani.  Kunsthl.  1846.  N.  25.  Fund  von 
33  römischen  Kaisermiinzen  zu  Athee  (Dep.  Indre  und 
Loire).  Eliends.N. 31.  Miinzlund  heiCaudehec-les-Elheul. 
(13000  römische  M.).  Numism.  Z.  1847.  N.  2.  Münzen 
des  Tiherius  und  Nero,  gefunden  zu  Plön  in  Holstein. 
EI)euds.N,3.  ListNo.  III  of  coins  discovered  atSegontium 
(Rom.  Kaiser).  Arcliaeologia  Caml)rensis  1846.  p.284. 
Decouverles  de  monnaies  h  Ronen.  Revue  archeol. 
1846.  p.  532. 

de  liertou  (J.):  Lettre  ä  M.  Letronne,  sur  les  ruines  au- 
tiques de  Üeir-el-Kalaali  pres  de  Beyrout.  Revue  ar- 
cheol. 1846.  p.  617—23. 

Köckh  (A.) :  Ueher  einen  Athenischen  Ahacus.  Arciiiiol. 
Zeitung  1846.  S.  44—46. 

/>i-iiiiii  (ff.):  Ueher  den  Parallelisnuis  in  der  Composilion 
altgriechischer  Kunstwerke.  Rhein.  Museum.  Neue 
Folge.    V.    S.  321.  480. 

Chevricr  (J.);  Lettre  ä  M.  Letroone  sur  le  nom  roniain 
du  peinIre  grec  Diogene.  Revue  archeol.  1846. 
p.  583—85. 

ile  Crazannes  (Cltaudruc) :  Notice  sur  une  Statuette  an- 
tique  en  hrooze,  d'Isis,  recemment  decouverte  aiix  en- 
virous  de  Toulouse.     Revue  archeol.    1846,    p.  576-83. 

Egijer:  Polemon,  le  voyageur  archeologue.  Esquisse  de 
l'antiquite  (Suite  et  lin).  Revue  archeol.  1846.  p. 
494—510. 


EHesler  (Leo;».):  Die  Porta  nigra  in 'I'rier.  Kunsthl.  1846. 
n.  35. 

FvuerbacU  (A.):  Noch  ein  Wort  iiher  die  Entstellungszeit 
der  Gruppe  des  Laokoon.     Kunstlil.   1846.    n.  57. 

Freund{1V.):  Epigraphische  Kleinigkeiten.  Rhein. Museum. 
Neue  Folge.    V.    S.  605—8. 

Gamheruii:  Iscrizioni  latiiie.  Giornale  Arcadico.  1846. 
p.  368. 

Gerhard  (Ed.):  Archäologische  Zeitung.  Neue  Folge, 
Heft  I.  Berlin  1847,  enthalt  auTser  Aufsätzen  von  Böckli, 
E.  Curtius  und  Jahn,  lolgende  Aufsätze  des  Herausgehers: 
.\llgeraeines.  S.  1—12.  Anchises  und  Aphrodite.  S.  12 
— 14.  —  Hermes  der  Argostödter.  S.  17—19.  Tai'.  H. 

Glraud  (Ch.y.  Dissertation  sur  la  gentilite  romaine.  Paris 
1847.    3';  Bog.    gr.  8. 

Henzen  (JV.):  Epigraphische  Kleinigkeiten.  Rhein.  Mus. 
Neue  Folge.    V.    S.  464. 

Jahn  (0.):  Archäologische  Beiträge.  Mit  14  Tafeln  Ah- 
hildungen.     Berliu   1847.    463  S.    8. 

—  :  Medeia,  Vasenhild  aus  Cauosa.  Archäol.  Z.  1846. 
S.  33—42. 

Joly  (Ed.):  Antiquites  celto-germaniques  et  gallo-romaines, 
trouvees  sur  le  territoire  de  Renaix  et  dans  les  com- 
inunes  environuantes.  Messager  des  sciences  liist.  1846. 
p.  452. 

Köhne  (B.):  Unedirte  antike  Münzen  aus  St.  Petersburger 
Sammlungen.  Köhne's  Zeitschr.  f.  Münzk.  Jahrg.  VI. 
S.   193—207. 

Kolster  (W.  H.):  Das  Land  der  Skythen  bei  Herodot 
und  Hippokrates  und  der  Feldzug  des  Darius  in  dem- 
selben. Neue  Jahrb.  f.  Philol.  Supplb.  XIII.  H.  1. 
S.  6—77. 

Kretschmann  (Jid.):  Rerum  Magnesiarum  speciinen  Diss. 
Berolini  1847.    58  S.    8. 

KunstbJall,  1846.  n.  24 — 64,  enthaltend  Aufsätze  von 
Eltester,  Feuerbach,  Lersch  u.  Walz,  eine  Recension 
von  Brunn  und  Ausgrabungsberichte;  vgl.  Art.  Ausgra- 
bungen und  Recensionen. 

Lubus  (G.y.  Epigrafe  antica  emendata  supplita  e  illustrata. 
Giornale  dell'  Inst.    Lomhardo  1846.    Fase.  43.  p.  113. 

Lenormant:  Lettre  a  M.  de  Longperier,  sur  une  pierre 
gravee  du  Museum  d'Histoire  naturelle.  Revue  archeol. 
1846.  p.  510—12. 

Lersch  (^Laurenz):  Ueber  die  Phant.asiehildung  der  grie- 
chischen Kunst.     Kunstbl.  1846.    N.  26.  27. 

Letronne  Sur  le  grand  aqueduc,  pres  de  Beyrout.  Revue 
.ircheol.  1846.  p.  489  —  94.  —  Epitaphe  latine  d'un 
peintre  grec  etabli  dans  la  Gaule.    Ebend.  p.  512 — 15. 

de  Longperier  (Adr.):    Quelques   inscriptions   latines   de- 


15' 


16* 


couverts  dans   la  Lyonnaise.    Revue  de  pliilol.  Vol.  II. 
S.  191—97. 

deLuynes  (Duc):  Kss;iisur  la  iiumisinatlque  des  Satrapies  et 

de  la  Phenicie  soiis  les  rois  Acliaemeiiides.    Paris  1846. 

100  S.  nr.  4.  (Les  plaoclies  et  le  Supplement  paraitront 

enseml)le  prochaiiiement). 
Mttury  (A.):  Inscriptioii  cuneiforine  de  ßehistuii.     Revue 

arcbeol.  1846.  p.  549—67. 
•  Siif  une  iiiscription  latiiie  decouverle  ä  Constautiiie. 

Re\ue  philol.    Vol.  II.    S.  197—200. 
Menegltelti   {Bonav.):,    La   rarit;i    delle   loedaglie   anticlie 

iudicata.     Ilepertorio  altalietico.     Veiiezia   1846.    .^2  S. 

gr.  8. 

Mommseii    (TU.):     Epigrapiiische    Kleinigkeiten.     Rliein. 

Mus.    Neue  Folge.    V.    S.  464. 
Moritz   (K.  P/i. ):     Guderlaere   oversat  og    tiliigemed   et 

Omrids    ot    den    nordiske   Mytliulogie    udgivet    al    Clir. 

Wiuther.       Mit    65   Afljildoinger.       Kjolienliavii.     1846. 

39.^  S.   8. 

.Museum,  Rlieiuisches,  Neue  Folge.  Jalirj;.  V.  H.  3.  4. 
mit  Aulsätzen  von  Brunn,  Freund,  Henzen,  Tli.  Momai- 
sen  und  Ulrichs. 

Sitzsch  (Giiil.):  De  Eleusiniorum  actione  et  argumento 
commeutatio.     Kiliae  1847.    34  S.   gr.  4. 

Phoenicien  und  was  von  ihm  auf  uns  gekommen.  Magaz. 
1.  d.  Lit.  d.  Auslandes.    1847.    N.  28. 

KeceiisioHCiv  archäologischer  Werke  (alphal.etiscli  geordnet 
nach  den  Yerlassern  der  recensirteu  Werke).  Ahel;en: 
Mittelitalieri  vor  deu  Zeiten  der  römischen  Herrschalt. 
Rec.  von  H.  Brunn.  KunstI)!.  1846.  N.  24.  23.  — 
ßöttichar:  üer  Hypäthraltempel  auf  Grund  der  Vitruvi- 
schen  Zeugnisse.  Rec.  v.  W.  Koner.  Lit.Z.  1847.  N.27.— 
Rttoitl-Rochctie:  Lettre  ä  M.  Scliorn.  Rec.  von  bergk. 
Zeitschr.  I.  Altherthw.  1847.  N.  21—23.  —  Rawhnson: 
The  Persian  cuneilorm  inscription  at  Dehistun.  Rec. 
^on  A.  Holzniann.  Heidelberg.  Jalirl..  1847.  S.  73.  — 
Saisherger:  Lauriacum  und  seine  römischen  Alterthumer. 
Rec.  vou  Burchardt.  Heidellierg.  Jalirl).  1847.  S.  97. 
_  Diica  di  SciradlfuJco:  Le  antichith  della  Siciiia.  Rec. 
von  Raoul-Rochette.  3e  article.  Journ.  -les  Savants. 
1847  p.  105.  —  Ussitig:  De  nominihus  vasorum.  Rec. 
von  Bergk.    Zeitschr.  1.  Alterthw.  1847.    N.  21. 

Kcuiie  archeologique  etc.  Paris  1846.  Novemhre,  De- 
cemhre,  mit  Aufsätzen  von  de  Bertou ,  Chevrier,  de 
Crazannes,  Egger,  Lenormant,  Letronne,  Maury  und 
de  Saulcy. 

Revue  de  philologie  etc.  Vol.  II.  No.  2  et  3.  Paris 
1846—47  mit  Aulsätzen  vou  de  Longperier,  Maury  und 
Rocchius. 

Rocchius  {Franc):  Inscriptiooes,  quas  comites  Carpenses 
in  ornamentum  arcis  Castri-Mutili  sive  .Meldulae  con- 
tuleruut,  descriptae  et  rocognitae.  Re»ue  de  philol. 
Vol.  II.    S.    136—165. 


de  Saulaj:  Rectification  de  la  valeur  alphahetique  d'nn 
caractere  de  l'ecriture  punique.  Revue  archeol.  1846. 
p.  567 — 76. 

Seid!  (J.  G.):  F^pigraphisehe  Excurse.  Wiener  Jahrh. 
1846.    Bd.   106.    Anzeige  Bl.   S.  27—66, 

Smilh  (W.):  Dictionary  of  Greek  and  Roman  Biography 
and  iVIythology.  Vol.  II.  Earinus-Nyx.  London  1846. 
1228  S.    gr.  8. 

SloU:  Erklärung  der  '  Apulejischen  F'ahel  Amor  und 
Psyche.  Neue  Jahrl).  1.  Philol.  Suppll).  XIII.  H.  1. 
H.  77-96. 

Tnulmouche  {J.):  Histoire  archeologique  de  l'epoqiie 
gallo-romaine  de  la  ville  des  Rennes,  precedee  de  re- 
clierches  sur  les  monnaies  et  antiquites  trouvees  dans 
les  l'ouilles  de  la  Viiaine  pendant  1841 — 46.  Rennes. 
1846.    81   Bog.    4.  m.  20  Kpftaf. 

Ulrichs  (//.  iV.):  Beiträge  zur  Topographie  von  Euhoea. 
Rhein.  Mus.    Neue  Folge.    Bd.   V.  S.  4SI. 

l'erhandluiigen  der  8ten  Versammlung  deutscher  Philologen 
und  Schulmänner  in  Darmstadt.  Darmstadt  1846.  4. 
enthaltend  zwei  Aufsätze  von  K.  Fr.  Hermann  und 
Walz. 

Vincenl  {A.  J.  H.):  Lettre  ä  M.  Letronne  sur  un  ahacus 
athenieu.     Revue  archeol.  1846.    S.  401 — 3. 

I'iiicf  (£.):  Argus  Bifrons.  Revue  archeol.  18-»6.  p. 
309—20. 

Walke nu er:  Notice  historique  sur  la  vie  et  les  ouvrages 
de  Mionnet.  Al>gedruckt  aus  dem  Instit.  Roy.  de  Frauce. 
Paris   1846.    20  S.    4. 

IValz  {eh.):  Ueher  die  neuesten  Entdeckungen  in  den 
Ruinen  von  Niniveh.  Verhandl.  der  8.  Versammlung 
deutscher  Philologen.    S.   18 — 20. 

—  :  Ueher  assyrische  Alterthumer.  Kunstbl.  1846.  No. 
31.  —  lieber  die  Entstehungszeit  der  (iruppe  des  Lao- 
kooii.     Ebendas.  No.  40. 

Werther:  Historisch-antiquarische  Studien.  I.  Lalinae  und 
ludi  Romani.  Museum  d.  Rhein.- Westphäl.  Schulmän- 
ner-Ver.   1846.    S.  394—405. 

de  Witte  (J.):  Sur  les  representations  d'Adonis.  Lettre 
a  Mr.  O.  Jahn.  .\nQali  dell'  Inst.  arch.  T.  XVII.  p. 
387—418. 

Wiggerl:  Wie  mau  antike  Gemmen  im  Mittelalter  zu  Sie- 
<;elstempelri  benutzte.  N.  Thining.  ant.  Mittli.  B.  VII. 
H.  4.   S.  1. 

Zahn  (ir.j:  Ornamente  aller  klassischen  Kunstepochen, 
nach  den  Originalen  in  ihren  eigenthiimlichen  Far- 
ben dargestellt.  12.  Heft.  Berlin  1846.  5  TaH'.  und 
4  Bi.  Text. 

Zündcl  (J.):  Aesop  in  Aegypten.  Rhein.  Mus.  1846. 
S.  422—56. 

W.   Kon  EH. 


49  '  50 

AßCHÄOLOGISCHE  ZEITUNG. 


M  4. 


JS^eue  Folge. 


April  1847. 


Roma  iiiul  Foiliiiin.  --    Bosporanisclie  Inscljriftuii.  —    Alkrlei  (Ivalllmorplios). 


I. 

Roma    u  n  d    F  o  i- 1  u  n  a. 

lliezii   Jie  Aljljildimg   Tafel  1\'  '). 

Älwui  unscheinbare  Marnioiwcrke  des  Vatikans, 
«leren  Zeichnungen  -)  ilu'er  skizzenliaflen  Ausführung 
ungeachtet  ich  nicht  länger  zurückhalten  mag,  bie- 
ten iluich  Reste  einer  ansehnlichen  Inschrüt,  durch 
eigeiUhüinliclie  Darstellung  eines  antiken  Tempels, 
durcli  geschichtliche  Verknüjifung  Iloms  und  Sici- 
liens,  hauplsäcidich  aber  durch  das  in  beiden  Reliefs 
augenfällige  Gotterpaar  reichlichen  Stoff  antiquaii- 
schcr  Betrachtung  uns  dar. 

Unverkennbar  ersclieint  dies  Gölterpaar,  die  mit 
der  herrschenden  Roma  verbundene  Glücksgöttin,  zu- 
vörderst im  übel  behandelten  ')  Bruchstück  einer  hier 

'}  Vorgelegt  in  der  arcliäolog.  tiesellscliart  v.  8.  April  il.  .1. 

■J  trspriinglicli  fiir  meine  bei  Cotta  ersciiienenen  „Antiken 
Kildtterke"'  liestininit  und  seit  dorn  Jalir  1S28  ziuiickgelegt. 

')  Abgebildet  aber  kaniii  kenntlicli  in  der  grolsen  Ausgabe 
\on  Visconti'sMnseol'io-Cleinentino  (11,34  Meleager),  in  welcher 
den  ilort  entlialtenen  Statuen  aueli  iiire  Piedeslale  beigegeben 
sind  und  das  obige  Relief  als  Einsatz  eines  solclien  erscheint. 
Nirlit  nninoglitli  rlal's  es  erst  bei  dieser  Gelegenbeit  zu  gröfse- 
ler  Kegeliniilsigkeit  seines  zerstofsenen  Randes  beraubt  «ard; 
denn  dafs  niciit  viel  inebr  als  der  Rand  fehlt,  wird  sieb  als- 
bald aus  Betrachtung  der  Insclirift  ergeben. 

(*)  In  <ler  Galeria  delle  italue  des  Vatikanisilien  Museums 
(r.eschr.  von  Koin   II,  2,  173  no.  41.) 

(■)  Kin  solches  AVasserbecken  in  Art  älinlioher,  die  uns 
ei hallen  sind,  hier  voraussetzen,  wird  auch  durcli  die  innere 
Ausglättung  dieses  Rundes  wahrsclieinlicli ,  wogegen  der  liin- 
wnif  knniliger  Architekten,  dafs  eben  dieses  Rund  die  Stufen 
des  Aulgangs  dur(hsc!ineide .  bei  einer  für  den  engen  Raum 
einer  solchen  Platte  zuscimmengedrangten  |iers[icktivisclien  An- 
siclit  mir  nicht  entscheidend   zu   sein  scheint. 


kaum  um  die  Hiilfte  vcrkieiiiciten  und  auch  ursprüng- 
lich vielleiciit  nicht  viel  gröfseren  ]\Iarmorplatte  ''), 
deren  in  grofsen  ansehrdichen  Zügen  geführte  Inschrift 
ein  öffentliches  Werk  in  ilu'  zu  erkennen  gibt.  Eine 
stattliche  Tempelansicht,  wie  sie  aufser  den  Münz- 
darstellungen geringeren  Umfangs  und  aufser  den 
Wandgemälden  jihantaslischer  Behaiuilung  in  allen 
Kunstwerken  niu"  seilen  erscheint,  tritt  hier  zunächst 
uns  vor  Augen.  Während  im  Hintergrund  dieses 
Gebäudes  beiderseits  ein  stalllicii  hervortretender 
Bau  basilikenähnlich  mit  Umgaiigsbrüstimgen  und 
hohen  Bögen  sich  kund  gilit,  die  zwischen  korinthi- 
schen Pilaslern  angebracht  sind,  fesselt  der  statt- 
liche Zugang  desselben  durch  eine  als  Wasser- 
behälter ')  zu  deutende  runde  Aushöhlung  ")  unsre 
Aufmerksamkeit.  Eine  der  Breite  des  Tempels  fast 
gleichkommende  achtstulige  Treppe,  jederseits  von 
einem  eingehegten  Sprenggefäfs  ')   umgeben,    dem 

O  j\Ian  konnte  an  eine  Bislinimung  zum  Einsatz  irgend 
eines  Gegenstandes  von  Metall,  etwa  eines  Kildes  der  Gottheit 
oder  des  Cäsars  denken,  Helchcni  der  Teui|jel  gewidmet  sein 
moclile;  doch  ist  <lie  innere  Ansglältung  des  in  Rede  stehen- 
den hohlen  Rundes  auch  dieser  Vernmthung  entgegen. 

(  )  Nach  Hrn.  Jiölthlicr's  handschriftlich  vorliegenden 
ICrmittelungen  „stehen  die  l'erirrhanteria,  aus  denen  iliejenigen 
das  AVeihewasser  nahmen,  welche  die  Tempelcelle  besuclien, 
stets  im  Pronaos  z,nr  .Seite  der  Cellenlhüre.  Im  Allgemeinen 
bezeugt  dies  Pollux  I,  1,  .S2:  T«  Trnö  t(Ü|'  Uqiüv  Tjfniiii'iayjrioin 
xaOuniKn  x.r.).,  und  I,  1,  8:  fi";;  cJ'  ur  ö  /tiy  tiavi  i(üi'  7if- 
l>iii(iiiyT)]nim\'  lo'aof,  h'OiOi,  hnoi,  xa'Jieoojuü'og,  y.nUmaiouii- 
Jus  Z.T./..;  für  einen  besonderen  Fall  bezeugt  es  Cor|i.  Inscr. 
Graec.  P.  II.  n.  139  v.  6:  'T.v  im  tzooiijV'm-  if  nu.rj  /ovai]  ,*if 
;;,-  (tiio()(>«{i'orTtci '  (c(TT«fl ((O5.  Dann  gab  es  aber  auch  trag- 
bare Perirrhanteria,  welche  um  den  Opferallar  vor  dem  Pro- 
naos gestellt  wurden,  wenn  man  opferte,  und  aus  denen  die 
Opfernden  das  AVeihwasser  nahmen.  Wahrscheinlich  waren 
diese  in  Form  von  AVassereimern  mit  Tragringen  gebildet. 
(Lucian.  de  sacrif.  cap.  13 es.)'  Solche  mül.-ten  denn  nach  der 


51 


52 


zwei  Piedcstale  als  Tieppeneinfassiing  sich  aiischlic- 
l'sen,  fühlt  tkirch  sechs  koiinlhische  Säulen  zur  Vor- 
halle des  Teiiipels.  Scheinbar  nur  in  dieser  Vor- 
lialle  thronen  auf  hingcm  gemeinschafthclieniSilz  *) 
die  beiden  bereits  genannten  Göttinnen,  welciie  allen- 
falls auch  auf  Virliis  und  Concordia  '),  ungleich  na- 
türlicher aber  auf  die  berühmteren  und  mit  einander 
auch  sonsl(no.2)  verbundenen Göttergestalten  Koma's 
und  Fortuna's  sich  deuten  lassen.  Roma  ist  durch 
amazonenahnlich  eniblöfste  Brust  '"),  durch  Helm, 
Speer  und  Wehrgchenk  kenntlich,  -während  For- 
tuna ' '),  mit  Slirnkrone  geschmückt,  zu  ihrer  Lin- 
ken sitzend,  ein  Füllhorn  und  eine  Schale  hält,  wel- 


che letztere  auf  einen  brennenden  zwischen  beiden 
Göttinnen  stellenden  Altar  von  ihr  ausgegossen  wird. 
Vergeblich  sucht  man  in  der  so  stattlichen  als  ver- 
stümmelten ßeischrift  dieses  Götterpaar  und  sein 
Heiligthum  näher  angedeutet  zu  finden;  Borghesi's 
Scharfsinn  läfst,  ohne  an  einer  Herstellung  der  Schrift- 
züge zu  verzweifeln  '''),  nur  eine  IMagistratsankün- 
digung  '  ^)  darin  erkennen,  bestimmt  festliche  Spiele 
zur  Feier  des  Tempels  unserer  Gottheit  zu  verpach- 
ten, und  öffnet  somit  der  Vermuthung  ein  weites 
Feld,  welcher  der  vielen  Tempel  Roms,  an  welche 
sich  festliche  Spiele  knüpften  '  ••),  hier  gemeint  sein 
konnten.    Vielleicht  wird  man  geneigt  sein  anzuneh- 


Form  i!er  dargestellten  Geläfse  liier  voransgcsetit  werden,  \vo- 
diircli  a'.icli  der  sonst  und  ancli  in  der  obigen  .Stelle  desPollux 
1,1,8  ansgesprochene  Satz  als  sei  diircli  die  Liistrationsbeckeii 
iler  heilige  Ilauni  vom  iingeweiliten  aljgegrenzt,  mit  dem  Zeug- 
nils  des  nipiiokrates  (morb.  sacr.  2)  in  liinklang  tritt,  welclier 
dergleichen  Keinignngsanstalten  als  (loovi  roir  Uqmi'  y.ctl  twj' 
THitvf'ioy,  also  auch  als  .Abgrenzungen  der  Temjie'gehege  vom 
Teni|>el,  nicht  blofs  der  Vorhalle  von  der  Cella,  kennt.  Vgl. 
Ilerrmann  gottesdiensll.  Alteith.   §.  19,  4.  5. 

")  Dieser  Sitz  gleiclit  einer  Bank  mit  Rückleline  und  ent- 
spricht zunächst  den  aus  Inschriften  (Orell.  4044  u.  a.)  nml 
alter  Abbildung  (Mazois  Pompeji  1,21)  bekannten  Bisellium, 
welches  jedoch  nur  als  Khrensitz  für  Sterbliche  bekannt  i^t, 
dagegen  liir  Gütter  ein  Lect  i  s  t  ern  i  u  m,  d.  Ii.  ein  initKissen 
gepolstertes  Lager  liblich  ist.  Kin  solches  wird  zunächst  mit 
gelagerten  Götterbildern  erwartet,  findet  sich  aber  auch  mit 
ilarauf  gestellten  Ilalbflguren  (Ceies  und  Pioserpina,  INIarmor- 
weik:  Gerhard  Anl.  Dildw.  111,  4)  und  ist  um  so  eher  auch  hier 
anzuerkennen,  da  neben  dem  gelagerten  Juppitcr  der  berühm- 
testen Leclislernien  auch  dessen  kapitolinisclie  Beisitzerinnen, 
Juno  und  ■Minerva,  sitzend  erschienen  (Val.  ^lax.  II,  2,  1,2: 
Juno  et  Mincrvn  in  selliis  ml  cociiiim  inBitnniur).  \'gl.  Här- 
tung K.  K.  I,  164. 

')  Virtus  amazonenähnlich,  wie  Koma,  aul'  !Miin?.en;  Con- 
cordia, ebenl'alls  auf  Münzen,  nicht  seilen  ein  Füllhorn  haltend. 
Vgl.  Hirt  Bilderb.  XIII,  3.   8.   S.  108.   MI. 

'")  Roma  amazonenUlinlicIi:  Zoega  Bass.  I,  31.  Müller 
Ilanilb.  §  403,  2. 

")  Ueber  die  Benennung  Fortuna  kann  Kaum  Zweifel  sein, 
obwohl  statt  derselben  öfters  der  erst  spät  (lickhel  D.  N.  \  111, 
.J33)  aufgekommene  Name  .16«n(Z«n(irt  von  den  Krklärern  römi- 
scher Kunstweike,  Winckelmann  (.Stosch  II,  ISStjJ  und  Zoega 
fBass.  I  p.  151)  nicht  ausgenommen,  öfters  angewandt  wird. 

")  Auf  meine  deshalb  an  ihn  gerichtete  Frage  antwortete 
Graf  liorghesi  bereits  vor  längerer  Zeit  mir  etwa  folgender- 
malsen:   „Nach    einer  durcli    Dr.    Ilenzcn   angestellten    neuen 


Prüfung  des  mit  der  bewufsten  Tempelansicht  ausgestatteten 
Vatikanischen  Marmors  kann  es  für  sicher  gelten,  dafs  die  in 
Rede  gebrachte  Inschrift  desselben  niclit  mehr  als  vier  Zeilen 
hatte.  In  den  einzelnen  Buchstaben  liat  derselbe  die  Absclirift 
des  Zeichners  mehrfach  berichtigt  oder  bestätigt.  Im  BINI  der 
dritten  Zeile  ist  das  letzte  I  sicher,  obwohl  es  des  Raums 
wegen  kleiner  ist  und  leidit  übersehen  werden  konnte.  Die 
Buchstaben  OILOC  siml  ohne  Zweifel  DILOC  zu  lesen.  Da- 
liinter  mangelt  nichts  als  ein  durch  den  Bruch  verloren  gegang- 
ner  Buclistabe;  doch  genügt  dieser  Mangel,  um  es  ungewils 
z\i  lassen,  ob  die  Inschrift  niclit  nach  der  andern  .Seite  liin- 
überlief.  Ist  dies  niclit  der  Fall,  so  hat  der  Steinmetz,  der 
auf  ."M.\T. .  ein  NTV..  folgen  liefs,  schlecht  sjllabiit;  ist  aber 
irgend  noch  ein  Buchstabe  nach  LOC  vorauszusetzen,  so  kömmt 
ganz  nett  ein  LOCaNTVK  heraus.  Diese  Konjektur  bringt 
jedoch  statt  des  gewünschten  Verständnisses  nur  neue  Schwie- 
rigkeiten hervor.  Ist  collocanlur  gemeint?  Dann  wäre  das 
Piäsens  statt  des  Präteritum  befremdlich.  Soll  man  aber  an 
Paclit  oder  Verinietliiiiig  denken,  so  ist  der  daneben  abgebil- 
dete Tempel  unerklärt.  Will  man  unsichre  Vcrinulliungen  wa- 
gen, so  lälst  sich  allenfalls  «lenken,  es  sei  ein  Verpachtungs- 
lirogramm  für  heilige  Feste  hier  enthalten,  ausgestellt  von 
einem  Prätor,  Aedil  oder  Priester.  Man  hätte  dann  zu  lesen: 
iN  riaC  AlCDe  saBINI  MATerni  luDI  LOCaNTVr.  Um  irgend 
einen  Namen  zu  haben,  ist  hier  ein  von  Cerridius  Scaevola  in 
i\ea  Digesten  L.  22  tit.  3  I.  31  erwähnter  Jurist  genannt,  der 
imiuerhin  von  einem  Piätor  hätte  beauftragt  werden    können." 

''')  Borghesi  bemerkt  ferner:  „Dafs  die  mit  Festanslalten 
beauftragten  Magistratspersonen  dann  und  wann  deren  Besor- 
gung verpachten  konnten,  wird  man  ohne  Schwierigkeit  zuge- 
stehen; Analogieen  solcher  \(rpachtung  werden  sich  wol  linden 
lassen.  Dnis  man  dahin  einschlagende  Programme  in  Marmor 
grub,  ist  ebenfalls  niclit  unerhört;  Beispiele  giebt  Orelli  ni>. 
4323.  4324.  432S  If.  nml  es  gibt  deren  auch  für  ganz  vorüber- 
gehende Anlässe,  wie  bei  Muratori  pag.  493,  3." 

")  Festspiele  Korns,  zunächst  in  den  römischen  Kalcnda- 
rien  zu  übersehen.     \'gl.  Härtung  H.  K.  I,  154  If. 


53 


54 


iiion,  Roma  und  Fortuna  selbst  seien  die  IIauj)t- 
golllieilen  des  hier  dargestellten  Tempels,  der  eben 
iliiien  gewidmet  sei;  allein  wenn  man  auch  in  der 
l'"reilieit  kiinstlcrisclier  Darstellung  einen  Grund  da- 
für finden  könnte  Figuren,  die  liier  wie  im  Pronaos 
erscheinen,  der  Celln  des  Tempels  beizumessen,  so 
ist  docii  alle  Wahrscheinlichkeit  dafür,  dafs  unser  in 
Rom  befindliches  Fragment  auch  dort  gefunden  sei 
und  einen  Tempel  römischer  Oerllichkeit  vorstelle, 
hei  deren  weilscliichtigerKennlnifs  sowohl  die  Notiz 
elwaniger  der  Göttin  Roma  gewidmeter  Festspiele  '  ^) 
uns  unbezeugt  blieb  als  auch  die  Tcmpelverbindung 
Roma's  mit  Fortuna.  Um  so  weniger  darf  es  da- 
gegen uns  befremden,  im  Eingang  irgend  eines  an- 
dern, etwa  zu  Ehren  eines  der  Cäsaren  errichteten, 
Heiliglhums  die  Schutzgöltin  der  ewigen  Stadt  und 
ihr  zur  Seite  die  Glücksgöttin  thronen  zu  seilen, 
die  in  ])lastischer  Gruppirung  auch  sonst  ihr  zur 
Seite  gefunden  wird  ")  und  selbst  dem  kapitolini- 
schen Juppilcr  verbunden  zu  werden  ])flegle  ' ') 
Ueberdies  scheint  keine  Zusammenstellung  der  Art 
hier  gemeint  zu  sein,  wie  Venus  und  Roma  '  *),  Roma 
und  der  Ciisaren  oder  des  Reiches  Genius  ' ")  als 
gemeinsam  verehrte  Gottheiten  in  gleicher  Gellung 
sie  bildeten,  sondern  es  scheint  vielmehr  zur  mög- 
lichsten Verherrlichung  von  Roma's  Gewalt  die 
Glücksgöttin  in  ähnlicher  Weise  ihr  Ojifer  zu  brin- 
gen, wie  auch  Minerva  als  höchste  Goltlieit  ganz 
älinliche  Huldigungen  einer  oder  auch  mehr  denn 
Einer  Glücksgöttin    empfängt  *").     Iliebei   ist    denn 


endlich  auf  die  Bewegung  der  mit  Roma  zusam- 
mengestellten Fortuna  auch  insofern  Gewicht  zu 
legen,  als  selbige,  verbunden  mit  dem  Lectisternium 
und  mit  dem  im  Vordergrund  brennenden  Altar, 
feste  Idole  der  Tcmpelcellc  nicht  Avohl  darstellen 
kann,  dagegen  der  Gedanke  sich  aufdrängt,  es  möch- 
ten hier  vStatuen  eines  vorübergehenden  Festanlasses, 
denen  der  circensischcn  Festzüge^')  ähnlich,  dar- 
gestellt sein,  und  damit  kommt  auch  die  Bestim- 
mung des  ganzen  Marmors  wohl  überein,  der  Ver- 
jiachtung  öffentlicher  Spiele  ein  glänzendes  Aus- 
hängeschild vorangehn  zu  lassen. 

In  ganz  ähnlichem  Verliältnifs  zur  Weltbeherr- 
scherin Roma  erscheint  Fortuna  in  dem  auf  dersel- 
ben Tafel  (no.  2)  abgebildeten  Relief  einer  gleich- 
falls im  Vatikan  befindlichen")  merkwürdigen  klei- 
nen Ära  von  runder  Form.  Hier  thront  nur  Roma, 
und  die  Glücksgöttin  ist  ihr  zur  Seite  stehend  zu 
sehn,  vielleicht  als  Wächterin  eines  der  Roma  und 
den  Cäsaren  gewidmeten  kleinen  ^'j  Heiliglhums. 
wie  solches  in  einem  bedachten  Gegenstand  neben 
der  Göttin  sich  voraussetzen  liefse,  wenn  nicht  viel- 
leicht die  unterscheidenden  Striche  dieser  erweiter- 
ten Bedachung  vielmehr  die  herausragenden  Aehren 
eines  Kornspeichers  andeuten  sollen^*).  Mit  dem 
für  Fortuna  nicht  unerhörten  Kopfjiulz  der  Erd- 
mächte, dem  Getreidemafs  ausgestattet,  das  an  sei- 
nen Seilen  durch  Mauerlöcher  zugleich  das  Ansehu 
einer  Thurmkronc  erhält  und  unsre  GlückseöHin 
zugleich  als  Stadtgottheit  bezeichnet,  hält  sie  in  ih- 


'"")  Festspiele  zu  Roma's  Uhren  sind  Ijis  jetzt  mir  aus 
den  Provinzen  bekannt:  fiiilizeitig:  aus  Alaljamla  (Liv.  Llli,  (i). 
Kortimensiiiele  (Foitunac  piiblicae)  gibt  der  pränestinisclie  Fest- 
kalender im  Monat  April  an  (OrcU.  II  p.  .OSS). 

'")  Aufser  den  beiden  Reliefs  unsrer  Tafel  sind  Pallas 
und  Fortuna,  zu  Juppiters  Seilen  vertlieilt,  aucli  in  einem  Larn- 
penreliel  bei  Bellori  Luc.  II,  10  und  in  einer  };i Olsen  Bronze 
des  Commodus  (Vaill.  num.  Decanips  tab.  XXII,  I)  zu  linden, 
wo  ein  Opfer  zwiselien  beiden  tlironenden  (;üttinnen  darge- 
stellt ist.     Vgl.  Zoega  Bass.  1.  p.  171,  46. 

')  Fortuna  neben  den  Kaiiitolinisclien  (iottlieiten:  Pio- 
t'leni.  IV,  18.  Mus.  di  Mantova  III,  13  (in  diesem  letzleren 
Relief  zwischen  Juno  und  Minerva).  Wird  in  ähnliclien  Dar- 
stellungen Salus  statt  Fortuna  erkannt  (Roclieltc  Mon.  p.  .S9I)  f. 
Brunn  Ann.  XVI,  196),  su  kommt  deren  aus  Ktrurien  bezeugte 
iTac.  Ann.  XV,  .'j3)  Gleiclisetziing  mit  Fortuna  in  Anschlag. 

")   Venus   und   Roma:   in  Iladrians  Doppeltcmpel. 


")  Roma  mit  Cäsaren  oder  Volksgenien:  Romae  et  Im- 
jierio  auf  Münzen  von  Korinlli  (Morell.  Canin.  I,  6),  Romae 
et  Augusto  bei  Zoega  I,  140,  30.    Kckhel  D.  N.  VI,  100  u.  a.  ni. 

'")  Minerva  von  Gliicksgoltinnen  vereint:  Ant.  Bildw.  IV, 
5  S.  61.  208  f. 

■')  Statuen  der  Circnszüge,  angedeutet  bei  Dion.  Halic. 
VII,  72.  Vgl.  Härtung  R.  R.  |,  166  (T.  ICine  darauf  bezügli- 
che Kunstdarstellung  gibt  das  circensische  Relief  im  Klosterhofe 
von  S.  Lorenzo  (Gerhard  Ant.  Bildw,  Taf.  CXXI,  1). 

'■')  Runde  Ära:  Beschr.  von  Rom  II,  2,  268  f. 

'")  Wie  ein  kundiger  Beschauer  nach  Anleitung  scheinbar 
herausragender  Aehren  annimmt. 

")  Die  unsclieinbare  Andeutung  eines  Tempels  nacli  einem 
durch  die  Gestalt  der  Gottheit  überragten  Mafsstab  rechtferliot 
sich  durch  die  häufige  Unterordnung  beigeordneter  Gegenstände 
unter  die  Hauptfigur  (Müller  Ilandb.  §.  344),  die  namentlich 
auch  für  Gebäude  (.Miliin  Gal.  XVIII,  60)  nachweislich  ist. 


55 


56 


ver  Linken  das  symbolische  Ruder  und  erhebt  feier- 
lichen Ansehns  in  ihrer   ausgebreiteten  Rechten  die 
Rolle  des  Schicksals").     INIächliger  noch  als  diese 
mächtige    Göttin,    für  welche    bei   so   siirechendeni 
Schicksalsallribut   der  ßegrilT  einer  städtischen  For- 
tuna ■^^)  zu  eng  sein  -würde,  erscheint  die  thronende 
Roma ,    bei    vollständiger    Dekleidung    durch    hohen 
llelmschmuck     geziert,     mit     den    Insignien    ihres 
Wafl'enruhms,  S|)eer  und  Schild,  aber  auch  mit  der 
Siegsgütlin  ausgestattet,  wclclie  als  Roma's  Dienerin 
von    ihrer  R^echlen    getragen  wird  ^').      Ein   drit- 
tes  Götterbild   erscheint  zu   Roma's    anderer  Seite 
der   gedachten   Fortuna   gegenüber.     Unverkennbar 
durch  das   berühmte   in   drei  Schenkeln   bestehende 
Symbol  der  „dreispitzigen"  InseP')  ist  die  Provinz 
Sicilien    hier  personificirt,    ohne  Zweifel  auf  Anlafs 
irgend  eines  uns  unbekannten  Bezuges,  in  welchem 
der  Bildner  Roms  wohlthätigc  Einwirkung   auf   Si- 
cilien^') zugleich  mit  der  willigen  Dienslbarkeit  der 
kornreichen  Insel  darstellen  wollte.  Hicbei  ist  nicht 
zu  übersehen,   dafs   der  thronenden  Roma  und  der 
neben  ihr  stehenden    Fortuna   Sicilien    nur    in    der 
Form   eines   leiciil    bekleideten   Brustbilds   vereinigt 
ist:  ein  Umstand  welcher,  bei  so  wenig  Gleichstel- 

'^)  In  Fortiincns  Hand  ist  eine  Sdiicksalsiulle  kein  ge- 
wolinliches,  wohl  alier  ein  durchaus  angemessenes  und  ver- 
ständliches Attribut,  sofern  man  die  schreibenden  Schicksals- 
göttinnen etruskischer  ."»itte  und  die  ihnen  entsprechenden  (Abli. 
Ktr.  Gottheiten  Anm.  115  f.)  Victorien  in  Erwägung  zieht,  wie 
denn  Aufzeichnung  auf  ein  Scliihl  auch  den  Fatis  (Zoega  Bass. 
I,  15)  inscliriftlich  heigemessen  und  gleiche  Anwendung  der 
Schicksalsrolle  auch  tiir  die  l'arzen  (lirunn  Ann.  XVI,  197) 
bewährt  wird_ 

"')  Diese  Meinung  wird  durcli  Draun's  erneute  Walirneli- 
mung  bestätigt.  Unter  andern  Bemerkungen  über  beide  Bild- 
werke versichert  mein  so  erfalirener  als  hülfreiclier  Freund, 
es  sei  in  dem  fraglichen  Beiwerk  eben  nur  ein  Modius  mit 
herabhängenden  Aelircn  zu  erkennen.  Hat  nach  frischer  An- 
sicht des  Marmors  diese  Meinung  für  ilen  oberen  'I'heil  des 
Geräths  keine  Schwierigkeit,  so  kommen  zu  ihrer  vollen  Be- 
stätigung auch  die  üblichen  fufsälmlichen  Stützen  in  Anschlag, 
welche  die  Abbildungen  wirklicher  Kornbeliälter  (hauptsäcblic  h 
in  Gemmenhildcrn:  Winck.  Stosch  II,  274  IT.),  von  deren  kon- 
ventioneller Anwendung  iin  Moilius  als  Symbol  der  Erdgottheiten 
iinterscheiden.  Dafs  hiebei  für  den  Zweck  unsers  Bildwerks  der 
Modius,  der  nur  ein  Sechstheil  des  altischen  Mcdimuos  betrug, 
nur  seiner  Form,  nicht  seinem  leicht  zu  steigernden  Umfange 
nach  hier  gemeint  sei,  bedarf  kium  erwähnt  zu  werden.    Und- 


hmg  zwischen  ihr  und  der  von  uns  erkannten  For- 
tuna, der  übrigens  ansprechenden  Ansicht  sich  wi- 
dersetzt, als  sei  etwa  an  Roma's  Seile  Siciliens  und 
Aegyptens  *")  Kornreichthum  gleichzeitig  veran- 
schaulicht worden. 

Die  Rückseite  dieser  Ära  zeigt  eine  glatte  Flache 
zwischen  zwei  cannellirten  Pilastern. 

E.  G. 


II. 

Bosporauisclie  Inschiifteu. 

Vor  einigen  Jaliren  halien  zwei  aiisgezeiciinefe  Preu- 
fsisclie  Oifiziere,  die  Herren  von  liiUcr  und  von  Wurder, 
au(  der  Iliickkehr  aus  dem  Ivriege  am  Kaukasus  zu 
Kerlscii  drei  Insciiriften  abgeschrieben,  welche  meines 
Wissens  noch  nicltt  herausgegeben  sind.  Die  genauen  Ab- 
schriften, «elclie  sie  genommen  liatten,  wurden  mir  damals 
von  Hrn.  A.  v.  Humboldt  initgetheilt.  .Minder  vollkommene 
Abschrilten  davon  habe  ich  vor  Ivurzem  durch  die  Güte  des 
Hrn.  Aiiloii  Aschlk,  Directors  des  Museums  zu  Kertscli,  zu 
gesandt  erhalten.  Zunächst  liierdurch  vernnlal'st  mache  ich 
jetzt  jene   iriilier   empfangenen  Abschriften    bekannt;    nur 

lieh  ist  noch  aus  Braun's  iMiitheilung  z\i  bemerken,  ilais  ein 
dem  gedachten  Getreideniafs  eingebohrtes  Loch,  durch  welches 
ein  Wasserstrahl  geführt  gewesen  zu  sein  scheint,  mittelalter- 
licher Verwenilung  dieses  Marmors  angeliüren  mag. 

'  )  ^''/'J  ^of.foj;,  nach  häutiger  Sitte  asiatischer  Münzen: 
Eckhel  Doctr.  num.  II,  455.  III,   141. 

•■")  Trii|uetra,  Triskeles,  Trikolon:  ein  mancher  Deu- 
tung empfängliches,  jedenfalls  aber  auch  für  die  dreispitzige 
Insel  Crrinakria)  verbürgtes  Symbol:  Eckhel  D.  N.  I,  194. 
Lnynes  l'Uudes  numism.  p.  9i.  Avellino  Bull.  Nap.  I,  p.  4. 
Gerhard  Auserl.  Vas.  III,  S.  102. 

")  .So  verlierrlicliten  regelniälsige  Festgebräuclie  (fiippli- 
ciitlotu'ts  (ipiitl  umnia  puloinariri)  August's  Sieg  über  Sicilien: 
Kai.   Amitern.  Sept.   bei  Orelli   II  p.  .^98. 

'"J  Aegypten  unter  dem  Bude  der  Stadigüttin  Alexandriens 
dargestellt,  nach  Braun's  briellich  mitgetheilter,  übrigens  auch 
durch  die  Scliicksalsrolle  (Anm.  2.'))  beschränkter,  Ansicht,  wel- 
cher vermutlilich  d.is  häulige  Aebrensyndjol  Alexandiia'.s  auf 
jAlünzen  (Eckhel  D.  N.  \  I,  4'39  ss.),  wie  auch  die  Zusammen- 
stellung Siciliens  und  Afrika's  auf  einem  pumpejanischen  Ge  • 
mälde  neuerer  Entdeckung  (Bull.  Napol.  I  p.  3.  4)  zu  Grunde 
liegt.  Den  Frauenkopf,  den  wir  so  eben  Africa  nannten,  ist 
Avellino  geneigter,  ihres  ICIepliantenrüssels  ungeachtet,  auf 
Aegypten  oder  auch  auf  Alexandria  zu  deinen. 


57 


58 


«o  ilie  amieien  eine  besseie  oder  sonst  der  Aiidiluiiiig 
wertlie  Lesart  gehen,  liige  ich  diese  hinzu,  und  henierke 
d;is  Notliwendigste,  was  zur  lükliirung  erforderlich  ist. 
Alle  <irei  Inschrilteii  sind   von  Puiilihupaaiim. 

1. 

Auf  der  lungern  Seitenfläche  eines  pnrallelepipedförmi- 


gen  Steines,  auf  dessen  oi)eren  Kliiclie  reclils  in  der  vor- 
dem, links  in  der  hintern  Ecke  ein  Loch  (zur  Einfügung 
eines  Denkmals)  sichthar  ist.  .'\uf  dieser  ol)eren  1^'laclie  stellt 
in  der  mir  früher  initgetlieilten  Inschrift :  MGTGÜPON; 
llr.  Aschik  erwidmt  dies  nicht;  was  es  bedeuten  solle, 
dnrüher  lassen  sich  nur  Verrouthungen  aufsteilen,  welche 
rnitzutheilen  kaum  der  JMiihe  werth  ist. 


AEYK-':NnAIPIEAAoYANE^^HKEToNANAPiANTAAFoAA:;Ni 
HTP^^-HEPHZAMENoEAPX-'-NToZI  AIPIZA^oYToYEHA;' 
TokoYBoEnoPoYkAloEYAuEIHZKAlBAEIAEYoNToZ 

ZINA-tN  KAI  M  AIT-"-NFANTriN  KANATEr-N 


Z.  2  zu  Anfang  Iiat  Asch.  HTPilNEP  und  lier- 
liach  richtig  APXONTOZ. 

^iivy.diy  UutiiiadÖov  ui'tiJiiy.i  ror  ui'i)()iäfTU  l-l,io'/.- 
'/.(fifi  [HijTQoi  [l'ltQiiauflifog  uoyot'xng  llaiQiaüdov  toi~ 
—naQxny.ov  Boanü^ov  xui  Qtvdoaiiig  y.(u  ßuatltcovrog 
—  li'iiiitt'  y.o.\  BIu'iTwi'  TiuvTiitf  yiu   OuTKnr. 

Die  Insclirift  ist  unter  Taerisades  11.  verialst,  wie 
der  Vatername  des  Paerisades  und  die  Form  der  Buch- 
stahen  zeigt,  welche  alter  ist  als  die  der  I5uchstal)en  in 
Denkmälern  aus  der  Zeit  spaterer  Könige.  Yergl.  C.  I. 
<ir.  ßd.  IL  S.  92  a.  und  S.  93.  a.  h.  Auf  denselben  Kö- 
nig beziehen  sich  die  Inschriften  C.  I.  Gr.  N.  2107.  2120.  b. 
und  in  den  Zusätzen  N.  2107.  b.  Leukon,  der  Sohn  des 
Königs  Paerisades,  welciier  dieses  Denkmal  gevieiht  hat, 
war  vielleicht  der  Nachfolger  seines  Vaters  und  derjenige, 
welchen  ich  Leukon  II.  genannt  iiabe  (ebendas.  S.  93). 
Die  Ionischen  Formen  hjQin  und  'nQiiöufttniQ  sind  be- 
merkenswerth;  man  findet  sie  auch  N.  2134.  b  (in  den 
Zusätzen)  in  einer  Inschrift,  welche  ich  für  älter  gehalten 
habe  als  diese  ist.  Hinter  TMairwi'  tiuitmi'  ist  noch  y.ui 
(■Jurt'oji'  hinzugefügt,  gerade  wie  in  der  auf  Paerisades  I. 
bezüglichen  Insclirift  N.  2119.  Ich  habe  mich  über  diesen 
Zusatz  C.  I.  Gr.  IJd.  IL  S.  97.  b.  und  S.  105  a,  und  S. 
102  fr.  über  diu  QuTttg  erklärt,  uiitl  an  dieser  Stelle  alles 
•'esammelt,  was  sich  über  dieses  Volk  finden  liefs.  Aber 
warum  ist  dieser  Name  von  den  übrigen  abgesondert?  Viel- 
leicht hatten  sich  die  Thater  von  der  Herrscliaft  der  Bos- 
poranischen  Könige  losgerissen,  und  wurden  später  wieder 
unterworfen;  so  dafs  ihr  Name  nach  ihrer  neuen  Unter- 
werfung hiiizugefüst  worden  wäre. 


2. 

ATAeHITYXHI 
TONEKBAZIAEßNBAZIAE 
ATIBEPIONIOYAION 

PHZKOYnOPINYlON 
.5    METAAOYBAZIAEilZ 

ZAYPOMATOY0IAO 
KAIZAPAKAKDIAOPßMAI 
ONEYZEBHHnPOYZIEßN 
nOAlZTHZnPOZYniONTON 
10   EAYTHZEYEPTETHNAIA 
nPEZBEYTilNMAPKOYAY 
PHAlOYMAPKIANOYAMn 
NIAKOINOBOYAOYKAIAY 
PHAlOY^MAinniANOYHPO 
1,5  KAOYENTni  K0' ETEIKAI 
MHNIAEini    ^'A^- 

Z.  12  hat  Mr.   Aschik  richtig  AMEI. 

'."/■/a!) fj  Ti'yij,  Till'  ty.  ßuni'iJioi'  ßuniXtu  T(jJiQioi'  'lin- 
Xior  ^Pijaxov7io<iii',  xü(it>  f((yd).07!  ßuaiKtdtg  ^uvQOuuTfiv, 
if  ilo/.uiauQu  yai  (fi).i)(ioiiiuini',  iv(>fß>i,ij  llooraüdiv  nöhg 
r[(/'J)'J  TTQiig  "Yniov  xui'  ««irij'  iiiQytTiji',  diu  TtQtaßtv- 
Toif  3Iii(iy.ov  AvQi,llov  Dluqy.iuvov,  l^ftiwiu,  y.otroßnv- 
'j.uv ,  y.ai  Avqi,'kIuv  Oihn/iiuyur,  ÜQOxXov,  fr  Tiö  yj) 
liii  y.ui  iii.i'l  jJiici  ((. 


59 

Das  Denkmal  hezielit  sali  auf  Rlieskuporis  IV.  wie 
pr  in  meiner  Liste  der  Bosporanisclien  Könige  (C.  I.  Gr. 
Cd.  11.  S.  96)  genannt  ist,  hei  Eckhel  Rlieskuporis  III. 
I.enannt,  dessen  Daten  hei  Eckliel  vom  J.  508  his  525 
reichen.  Das  Datum  unserer  Inschrift,  J.  520,  entspricht 
dem  Jahre  n.Chr.  224,  unter  dein  Kaiser  Alexander  Se- 
verus.  Rheskuporis  IV.  war  Sohn  und  Nachfolger  des 
Sauromates  IV.  (III.  hei  Eckhel),  welcher  hier  fityug  ßa- 
ni'/.ti:  senannt  ist,  ohgleich  er  diesen  Titel  hei  seinen 
Lehzeiten  nicht  seiher  gehraucht  zu  liahen  scheint.  Ehcnso 
ist  C.  I.  Or.  N.  2132.  d  (in  den  Zusätzen^)  der  König 
Rhoemetalkes  /ityag  ßuai'ur;  in  einer  seinen  Sohn  Sau- 
romates   IV.    hetrefTenden   Inschrift    genannt.      Tj;?   TiQug 


60 

"Yntov  statt  Twi-  ist  ein  Sclireihfehler,  der  sich  auf  dem 
Stein  seihst  findet;  die  spätem  Inschriften  der  Cosporani- 
sclien  Länder  sind  reich  an  Barharisinen  und  Solöcismen. 
I4itiifia  und  Hoö/ilov  ist  statt  toc  l-i/ilifia,  tov  Ilouy.'/.or. 

3. 
Auf  einer,  wie  es  scheint,  ziemütli  dicken  Steintafel, 
deren  Fufs  zusammenhängend  mit  der  ührigen  Platte  ge- 
arheitet  ist,  so  wie  das  etwas  stärker  vorspringende  Kar- 
iiies,  welches  ein  Gesims  hat,  und  auf  dessen  Vorder- 
iläclie  ein  Wurfspiefs  der  Länge  nach  ahgehiidet  ist.  LTn- 
ter  dein  Gesims  sind  da,  wo  zwischen  der  Schrift  Raum 
gelassen  ist,  zwei  Rrusthilder,  unstreitig  des  Königs  und 
der  Königin. 


ATAOH  Y  T  Y  X  H    I 

B  AZ  I  A  E  Y  BAZI  AEWZ 

ONTOZ  TIBEPIOY 

tOYAlOYTEIPANOY<J>!AOKAIZAPOZKAI<!>IAO 
5   PWMAlOYEYZEBOYZOEOlZEnOYPAN 
OlZAIIZWTHPIKAIHPAZWTElPÄYnEP 
BAZlAEWZTEiPÄNOYNEIKHZKAIAIWNI'C'Y 

AlAMONHZKAlAlAlAZBÄZlAlZZHZ 

A  N  E  Z  T  H  Z  A  N  T  O  N  T  E  A  A  M  W  N  A  /• .  P  I 

10  ZTOHYAETAITOIZIAIOIZOEOIZKAIEY 
EPrETAlZIEPATEY0NT0ZT0YAIX0<t>O 
NOYA<J>POAEIZIOYnPINAOXArOY 
KA!<MAO|nOlAPIZTOnYAEITAI 
MENEZTPATOZrOZEM<t>AlOYEniTHZ 

15   B  A  Z  I  E  I  AAZ  l<  A  I  EH  I  T  H  Z  0  EO AOZ  I  A  i  ■! 
<}>ANNHZZAKAEWZXEIAIAPXHZKAI 
TWNAZnOYPriANWN<l>ANHZArA<3>OZ 
APXirPAMMATEYZXAPITNNNEIKH 

<}>opOYAoxAroz<t>iAANOYZ0EAr 

20  AOYnPINnOAEITAPXHZAEIMAN 
<l>IAAnOAEITAPXHZYIOZMENE>: 

tpatoyepwzpaaAmazewzhpine 
niTWNAorwN 


Z.  5    zu    Ende    hat    Mr.  Ascliik    EPlOlPANI,    wor- 
aus das  letzte  I  zuzufügen  ist.    Z.  10  hat  derselhe  richtiger 

ZTOHYAEITAI.    z.  ii  gieht  statt  TC>YAIXO<)>0 


derselhe  lOYAXOO  und  Z.  13  richtig  Ol  statt  <>|. 
Z.  14  hat  llr.  Aschik  hlofs  MENEZTPATO.  Z.  15 
felilt    in    Hrn.  Aschiks   Ahsclirift    alles    nach    XHZ    fast 


()1 


62 


^aiiz,  imleiii  nur  OAO.I  vdiliiiiulLii  ist.  Z.  17  zu  Aiil;lii;^ 
hat  llr.  Ascliik  OANNHE,  mul  Z.  17  zu  lüid«  imi- 
ArA<3>.     Z.  20.  21   gid)t  (lerscll.c  AI .  M.Nj] 'HA-HOA 

. .  APXHZ. 

!V;  ((.'>//  t  <'/,'/,  ßuailiöofco;  •laaiUuii  'L'iiitnluv  'lue- 
'i.tov  'l'iinüfM),  (filoy.ut'aaQoc:  y.c.i  ij  ü.oriiiij.iuliw,  trat- 
ßoLS,  &loTs  inovQuriotg  Jn  3i)r/~(U  y.ai  'Jloic  2^ioTn'oa 
i',(fO  ßaai^Jw?  TiiQÜfov  rilya-jQ  y.ui  uhovitrv  ötuiiofi'ji; 
xai  [-:/]iA/K?  liuaiXt'aaijg  driari^aui'  toi'  tOmiuTh'u   ut>t- 

itouTiCoiTOg  lov  ^li/n(f6)'or,  14<f()()i)it(ii()r,  ,ioir  luyayin-, 

y.ai  Ol  Xouioi  d!)iii[(),i[i)]Xtu:('.i 
DhytinoaiDg   ruiitiKjltoc ,    t;il   Tijg   ßauiKtlug    yui   t.ri 

(l>(''.ft'i  :—i<,y.'l.i(it:,  /_ii'l.n't.Qyi.g  yui  [f/«/J  [oir  Aruinvnyiu.rojr, 

(päfi,g  UyuOulr],  aQ/r/Qu^i^iaiivc, 

Xuoi'icif  \tty.i,<fu(i(yr,  ).o/uy6c, 

<hÜMf(ns  Oiir/[-/iyi.oi;  nQty  TioXtiTÜo/i^;, 

./*//(«)•(/ ('iV«[d'  ^^o7.ctiuQ/ijC,  riog  Uliit-arouror, 

^ l:niog  ^FadufiuaHog,  TTQit'  t.il  tiöv  hr/ior. 

Vim  'l'eiraiies  gelieu  dii;  .Miiiizeu  ein  Datum  aus  deui 
J.  573,  welclies  iu  liic  Regierung  des  Kaisers  Piuhus  fallt. 
."Seine  Gemaliiin  scheint  Aelia  geheil'sen  zu  liahea,  wenn 
man  nicht  die  Lesart  heider  Ahschrilteii  liel)er  heiheliaiten 
und  Lilia  für  einen  Bospurauisclien  IMauien  lialteu  will: 
.7(X/((C  darf  man  jedoch  seihst  dann  vermutlien,  wenn 
AIAIA^  deutlich  auf  dem  Steine  steht,  weil  der  Hori- 
/.ontnlstrich  des  .-/  von  den  Steinschreilieru  liiiulig  ver- 
"essen  wurde.  I'ümikoi'  ist  von  mir  zu  C.  1.  fir.  IV.  2056 
in  Inschriften  der  nördlichen  Länder,  am  schwarzen  .^leere, 
iiir  eine  Stele  erklärt  worden;  die  Form  des  vorliegenden 
Denkmales  dient  zur  Bestätigung  dieser  Erklärung.  Die 
Sclireihart  dQinioTiiAtTcut  ist  ein  Barharisinus  des  Stein- 
schreihers oder  des  Verfassers  sellier.  'J'ing  h)i(iig  ütnig 
yui  ii'i-oyti'c.ig  hezieht  sich,  wie  die  AVorte  hier  lauten, 
auf  Zeus  und  Hera;  aher  vielleiclit  wollte  der  Veifasser, 
der  kein  grol'ser  Sprachkiinsller  war,  diese  Worte,  die 
von  der  LMwahnung  des  Zeus  und  der  Hera  weit  gelrennt 
bind,  vielmehr  von  dem  König  und  der  Königin  aussagen. 
Die  Formel  'u^UTtvoyiog  inv  ylt/or^urnv  y..  r.  l.  ist 
eine  Bezeichnung  des  laufenden  Jahres  durch  den  Nani'-n 
des  Priesters  des  Zeus  und  der  Hera;  alier  die  h'orlset- 
zung  xai  oi  \ntixni  uQtdTOTiokHiui  lieweist,  dafs  dieser 
Priester  zugleich  der  erste  derer  war,  welche  dieses  Denk- 
mal weihten;  besser  also  hatte  der  N'erfasser  geschriehen: 
ytt/üif  oi'og  Alf 'jni>tir)i(>v,  tiqh-  Ko/ayög,  'n-QUifvoii'.  Ühri- 
gens  halte  ich  den  Namen  des  IManues  iur  unsicher.  Ich 
setze  voraus,    der  \  erfasser   Inihe    sich    des    .\rtikels    loi- 


\ot ^ti/iKjofor  hedient,  oligleicii  dies  gegen  den  gewiilin- 
lichen  Gehranoh  ist:  man  kann  aher  auch  'Iovli(ov)  Xo- 
(joi-nv  lesen,  mit  Annahme  einer  Ahkiirzuug.  Die  hier 
und  öfter  im  Folgenden  \urkommende  Würde  des  Loclia- 
gen  erweist,  dafs  auch  C.  I.  tir.  N.  2126.  h  ''M/uiyin)  zu 
lesen  ist. 

Der  in  dieser  Inschrift  Z.  14  und  21  f.  vorkommende 
Menestratos  kann  ein  Enkel  des  Jul.  Meaesiratos  in  der 
Inschrift  C.  I.  (!r.  .N.  2132.  d  (in  den  Zusätzen)  sein, 
welche  Inschrift  ijn  J.  Bosp.  489  verfafst  ist.  Der  Name 
i'iKTfiKf'/j'iiv  dürfte  unsicher  sein;  man  könnte  Vootu- 
(f'Ui'ov  lesen;  ich  kenne  weder  liir  das  eine  noch  für  das 
andere  ein  Beispiel.  Die  Würde  (ö)  t7tl  iT^g  fiuoütiug 
findet  sich  schon  C.  I.  Gr.  N.  2126.  1>,  und  in  den  Zu- 
sätzen N.  2132.  e.  Es  scheint  dies  ein  Beamter  zu  sein, 
der  in  der  Nähe  des  Königs  mit  der  Verwaltung  des 
ganzen  Reiches  hetrant  war;  .Menestratos  verband  aber 
mit  dieser  Würde  noch  die  der  Verwaltung  von  Theodo- 
sia  insbesondere. 

Der  Name  0(<rc/,c  Z.  16  ist  derselbe  wie  </>(tr/^e 
Z.  17;  erster  Schreibart  findet  sich  auch  N.  2110b  (in 
den  Zusätzen  des  C.  I.  Gr._).  Phannes  war  nach  beiden 
Abschriften  y-ctldu.Qyi^g  yui  xütf  'AanuvQyiut'üu ,  was  je- 
doch keinen  Sinn  hat.  Ich  nehme  daher  an,  es  sei  Z.  16 
zu  Ende  tnl  erloschen ,  so  dafs  er  inl  rwv  'AanovQyia- 
i'Jjf  war,  wie  kurz  vorher  i/[i  Qiodoaiug  gesagt  ist;  er 
war  also  Priifect  oder  \  erwaltungsvorsteher  des  Mäoti- 
schen  Volkes  der  Aspurgianer,  welche  wir  aus  Strabo 
kennen,  dessen  .Stelle  .Stephaiius  von  Bjzanz  ausgeschrie- 
ben hat. 

Der  andere  Phannes  ist  der  Sohn  des  AyaO^oig:  so 
ohne  Zweifel,  nicht  AyiiOog,  lautete  der  Nominativ;  s. 
C.  I.  (jr.  Bd.  II.  S.  114.1),  wo  ich  von  dieser  Form  der 
Namen,  welche  in  jenen  Gegenden  gangbar  war,  gehan- 
ilelt  habe.  Der  Name  t'harilun  (Z.  18)  ist  auch  aus  C 
I.  Gr.  N.  2132.  c  —  e  (in  den  Zusätzen)  als  ein  Bospo- 
ranischer  nachweisbar,  so  wie  Eros  (Z.  22)  in  der  Nähe 
des  Bosporos  vorkouunt  (N.  2130). 

Z.  21  habe  ich  nach  t|)|^/\  ein  2  ergänzt,  wolur 
wenigstens  nach  Hrn.  Aschik's  Abschrift  Raum  ist.  Cl)|:^A 
kann  nämlich  nicht  (Jenitiv  und  ^hiitui'  etwa  der  voll- 
ständige Nominativ  sein;  denn  die  Person,  von  welcher 
die  Rede  ist,  und  deren  Namen  ülirigens  noch  Bedenken 
unterliegen  möchte,  ist  offenbar  Sohn  des  Menestratos.  ' 
Der  Schreiber  hatte  vor  nd'/.tnäo/i^g  den  Zusatz  ]\lnt- 
arouniv  vergessen,  und  hat  daher  riof  MwtaiQunti: 
hinter  .loXiiidri/iig  zugefügt. 

.Merkwürdig  ist  Z.  22  die  Form  'Fudaiidatwg.     Na- 


63 


64 


inen,  welche  ciieseiu  iilinlicli  sinil,  lKil)e  ich  C.  1.  Gr.  Bd. 
II.  S.  114.  I>  und  S.  116.  1)  znsainiiienuestc-llt.  Darunter 
ist  die  Namensfonn 'jPfulM/ifx;^?:  da  aher  die  lUicIistalien- 
loh'e  J)i—  den  Griechen  fremd  klang,  schuh  man  zwi- 
schen l)eiden  den  Lippenlaut  ein,  und  .sagte  so  aucli  '/'«- 
i'\ti.iiViny,  'Paduuil'ädio;  (s.  a.  a.  O.  unil  N.  2108  dd  in 
den  Zusiitzen),  wenigstens  aiifseriialh  des  Bosporos.  Eine 
andere  Art  die  Aussprache  zu  mildern  war  diese,  dafs 
ein  .^  eingeschoben  wurde,  so  dal's  '/'M()«<(tt(7);c,  'Pude- 
laimi'ig  entstand  (wie  Z4(tiiC,  l^QidK  von  den  Spiitern 
iormirt  wird).  Ein  ähnliches  Wort  ist  'AiTuiiäauc;  meine 
Vermuthung  (a.  a.  O.  S.  114.  hj,  dieses  sei  ».nsllTTun- 
<w.Q  entstanden,  l)estätigt  sich  jetzt  durch  die  doppelte 
l'"orm  ''Puöi'iiiniig  und  ^Fm^anüaijC.. 

In  der  vorstehenden  Erklärung  dieser  Inschrilten  ist 
öfter  Bezug  genommen  aul  die  im  Corp.  Inscr.  Gr.  ent- 
haltene Einleitung  zu  den  Inschriften  Sarmatiens  und 
des  'l'aurischen  Chersones  und  Ivimmerischen  Bosporos,  wo- 
von ein  'l'heil  sich  auf  die  Skjthen  und  die  Skythische 
Sprache,  so  wie  auf  die  JMiiotischen  und  Sauromatisclieu 
Sprachforinen  bezieht.  Die  Behandliuig  des  Sprachlichen 
ist  mit  geringen  lliillsniitteln  unternojnmen,  und  es  stand 
mir  damals,  als  jene  Einleitung  verfafst  wurde  (im  J. 
1828),  mehr  nicht  zu  Gebote;  auch  ist  sie  fast  lediglich 
darauf  beschränkt  worden,  die  zusammengesetzten  Wörter 
in  ihre  Wurzeln    oder   wenigstens  Elemente    zu    zerlegen, 


wobei  ich  mit  richtiger  Methode  zu  Werke  gegangen  zu 
sein  noch  ül;erzeugt  bin.  Jedoch  ei greife  ich  diese  Ge- 
legeidieit,  ein  Versehen  zu  berichtigen,  dessen  Urs])ruug 
ein  Anderer  nicht  sogleich  entdecken  dürfte.  Ich  sage 
S.  111.  b  (Bd.  II.):  ,,^E'i(i.iinu'ii)g  videtur  significare 
iffta  iiödi  (Herod.  IV,  52.  si  lectio  vera,  ut  arbitror);  Ibr- 
tasse  tiu.v  significat  lioycni.''  Im  Herodot  steht  iqui  odui: 
meine  Bemerkung,  „si  lectio  vera,"  bezieht  sich  blofs  auf 
das  Wort  'Eiu/inuTog.  'Jiiur  mufs  also,  wenn  anders  He- 
rodot die  Uebersetzung  nach  der  Kolge  der  Elemente  ge- 
macht hat,  heilig  liedeuten.  Beim  Uebertragen  der  He- 
rodotischen  Stelle  in  meine  Papiere  gingen  mir  die  be- 
kannten 'lü'i'Ht  oi)iii  in  Tliracien  durch  tien  Kopf,  und  so 
sclirieb  ich  h'i'tu  odoi,  ohne  die  .Stelle  später  wieder 
nachzuschlagen.  Je  em|)findlicher  ich  gegen  solche  ^  er- 
sehen bin,  desto  lieber  hebe  ich  sie,  sobald  ich  sie  be- 
merke, selber  beiichtigend  hervor;  und  wenn  sie  einzeln 
in  einem  umfangreichen  Werke  sich  finden,  tröste  ich 
mich  mit  dtr  beredten  Entschuldigung  derselben,  welche 
Jos.  Scaliger  in  der  Prolegomenis  zum  Thesaurus  tem- 
porum  gegen  verschollene  Kritikaster  seiner  Zeit  gerichtet 
hat.  Eine  andere  .Stelle  in  derselben  Eiideitung  S.  104 
a.  Z.  25  ist  durch  einen  Druckfehler  entstellt,  wodurch 
zwei  Wörter  ausgelassen  worden;  es  ist  dort  zu  lesen: 
in  Saljri  olim,  nunc  Prijlunidis,  non  Eumeli  essent 
partibus.  BücKii. 


Alle 

3.  K  ALL!  MO  KP  HOS.  Preller  hat  (Arch.  Ztg.  IV 
S.  2Ö4)  darauf  aufmerksam  gemacht,  dal's  der  Beiname 
Kalh'iiii(>i[»C,  welchen  man  einer  Athenestatue  des  Plii- 
dias  zu  geben  pllegt,  nicht  überliefert  sei,  sondern  von 
den  Auslegern  des  l'liniiis  erlunden  zu  sein  scheine.  Von 
Harduin  freilich  nicht,  da  schon  Dalechainp  ihn  anliihrf, 
ohne  näheren  Beleg;  von  diesem  iiat  ihn  Harduin  entlehnt, 
der  noch  hinzusetzt,  sie  habe  auch  vielleicht  Kiüj.i'iu  i^ 
geheifsen;  Preller  meint,  vielleicht  auch  Ij  xi'.'/.// ,  oder 
sonstwie.  Die  Worte  des  Pliiuus  (WXIV,  s,  l'J) :  i:.r  acra 
vero  Minervum  fecil  tum  eximiiio  jttikhriluilinls  ul  formac 
cOfiDomcn  (acrpcril,  führen  iudel's  doch  zu  einer  bestiinm- 
teren  \  ernnithung.  Der  Ausdruck  war  Pintianus  so  auf- 
fallend, dafs  er  lesen  wollte  vi  Phiiluio  cnynomcii  (tcci:- 
j)cri/,  wobei  er  wahrscheinlich  an_  die  Worte  l.uciaus 
(imagg.4)  erinnerte:  ji^r  ylijirlai',  j,  y.ui  i-jiiyoiaj'ii.i  riit- 
fdiiu  (I  <lhii\i<i.g  i'i'Si'iDOt.  \  ielmehr  legt  er  die  Vermuthung 
nahe,  dafs  der  Beiname  'Miiniji')  war.  Ich  kann  diesen 
für  Athene  zwar  nicht  nachweisen,  aber  Aphrodite  fiihrfe 
ihn  in  Sparta  (Paus.  III,  15,  8.  Lycophr.  445)  das.  'l'zetzes), 
wie  es  scheint,  dort  allein,  denn  die  vormals  von  (ierhard 
(Prodr.  p.   107)   angeführten   Inschriften    bei  Volpi    (Lat. 


r     1     e     i. 

\et.  III  p.  3G1)  und  Reinesiiis  (I,  95  ]).  128)  sind  melir 
als  \erdachtig.  Die  .Statue  derselben  war  in  dem  Tempel 
der  bewafFiieten  A|)hrodile  auf  eine  ganz  ungewöhnliche 
Weise,  in  eineju  oberen  .Stockv^erk  aufgestellt;  sie  war 
mit  einem  Schleier  versehen  und  trug  Kesseln  an  den  Fü- 
l'seu.  P.uisanias  liihrt  verschiedene  Deutungen  an,  welche 
auf  sich  beruhen  können;  der  Gegensalz  der  Aphrodite 
-Morpho  zur  bewalliieten  ist  klar.  Nun  läl'st  sich  die 
Kichtigkeit  der  allgemeinen  Annahme  nicht  bezweifeln, 
dal's  die  Statue,  von  welcher  Plinius  spricht,  identisch  sei 
mit  der  von  den  Leinniern  auf  die  Akropolis  geweihelen 
Atlienesfatue,  welche  auch  die  Lemnische  hiel's  (Paus.  I, 
28,  2.  Lucian.  imagg.  4.  6),  und  dal's  auch  die  Nachricht 
des  Himerios  (or.  XXI,  4)  von  einer  bewalTneten  Athene 
fies  Phidi.is  auf  dieselbe  zu  beziehen  sei.  l''(U'cliliammer 
(Zeitschr.  f.  Alterthswiss.  1844  p.  1067)  hat  nachgewiesen, 
in  welcheju  Sinne  die  Leinnier  ein  Standbild  der  fried- 
lichen Athene  weiheten,  nicht  minder  lallt  der  Gegensalz 
zu  der  bewalliieten  Athene  Promachos  in  die  Augen,  der- 
selbe welcher  in  Sparta  zwischen  den  Aphroditebildern 
he]'^  ortrat,  und  zu  dem  ungewöhnlichen  Beinamen  Veran- 
lassuii'i  i;e"eben  haben  mag.  Otto    Jahn. 


Hie-zu  Tafel  IV  der  Neuen  Folge:    lioma  und  Forluna,  Reliefs  im   Vatikan. 


Druck   und  Verlag  von   O.  Reimer. 


Ilerausgegel)en  von    E,  ücrhunl. 


()5 


66 


ARCHÄOLOGISCHE  ZEITUNG. 


JVf  5. 


Aette  Fol(ie. 


Mai  1847. 


Hijipoljt  und  Pliiulra.  —     Artemis   lilaplieUolos.  —    Allfilui   (Baccliistljer    riiiouisiiios). 


I. 

Hippolyt  und  Pliädra. 

lliezu   die  Abl^iUliing  Tafel  V.  VI '). 

MPciiMvlIius  von  Hijipolyl  und  Pliiidra  lial  auf  der 
altischen  ßijhnc  selbst  so  betiäclitliche  Veränderun- 
gen erlitten,  dafs  wir  nicht  anzunehmen  berechtigt 
sind,  in  dem  erhahenen  llippolytos  Ste]>hanephoros 
des  Euripides  die  ursprüngliche  Gestalt  der  attischen 
Ueberlieferung  vor  uns  zu  haben.  Wir  besitzen 
daran  eine  individuelle  Ueberarbeilung  des  Dichters, 
zu  welcher  mehr  als  ein  Zug  aus  trozenischer  und 
anderer  Sage  herbeigeholt  sein  mochte.  Wie  sehr 
man  lum  auch  im  Ganzen  der  seit  Valckeniir  all- 
gemeinen und  von  Welcker  näher  ausgeführten  An- 
sicht beipflichten  wird,  nach  welcher  die  ursprüng- 
liche Gestalt  der  Sage,  wie  sie  Sophokles  in  der 
IMiädra  und  Euripides  in  dem  verlorenen  Uippoly- 
tos  Kalyptomenos  behandelte,  nach  dem  Voigange 
namentlich  des  Letzteren  auch  in  der  Tragödie  des 
Seneca  nachgebildet  ist,  so  wird  man  doch  darauf 
verzichten  müssen,  die  Differenz  bis  in  ihre  einzel- 
nen Züge  zu  verfolgen,  und  etwa  noch  Vernuitluin- 
gen  über  das  Unterscheidende  zwischen  Sophokles 
IMiädra  und  der  älteren  Arbeil  des  Euripides  zu 
wagen.  .la  wahrscheinlich  ist  gar  nicht  einmal  eine 
dieser  beiden  altischen  Tragödien  die  nächste  r)uelle 
für  die  römischen  Dichter,  Virgil  und  Ovid  sowohl 


als  Seneca,  gewesen,  sondern  der  aus  Suidas  be- 
kannte Hippolyt  des  Lykoj)hron,  in  welchem  wir 
nach  der  Weise  dieses  Dichters  einen  Stapelplatz 
mythologischer  Gelehrsamkeit  vermuthen  dürfen. 
Demnacii  möchte  es  ein  vergebliches  Bemühen 
sein,  die  einzelnen  Phasen,  welche  die  Sage  durch- 
laufen, und  die  lokalen  Verschiedenheiten,  nach 
welchen  sie  sich  gesjtalten  hat,  in  ihrer  Abgren- 
zung nachzuweisen:  keinenfalls  möchte  das  Resul- 
tat eines  solchen  Versuches  sicher  und  umfassend 
genug  sein,  um  der  Kunsterklärung  zum  Anhalts- 
punkte zu  dienen.  Vorsichtiger  bescheidet  man 
sich,  das  erhaltene  Stück  des  Euripides  als  die 
auch  im  Alterlhum  bekannteste  Darstellung  der  Er- 
klärung zu  Grunde  zu  legen,  und  für  Abweichun- 
gen der  Denkmäler  auch  die  abweichenden  Züoe 
in  anderen  Quellen  aufzusuchen  und  zu  Hülfe  zu 
nehmen. 

Der  Haii])tiinterscliled  zwisclieii  der  älteren  Sage  und 
der  späteren  Ijearljeitung  des  Euripides  liegt  darin,  dal's 
in  der  letzteren  der  Charakter  der  Pliiidra  beträclillidi 
gemildert  und  fein  ausgemalt  wurde.  Diese  Pliädra  hätte 
den  Zorn  des  Aeschylos  (in  Aristophanes  Früscheu  Y.  1054) 
doch  nicht  vorzugsweise  verdient,  daher  derselbe  wohl 
am  meisten  auf  die  Person  der  Pliädra  in  dem  Hippoljtos 
Kalyptomenos  zu  Ijezieheii  ist,  hei  welcher  der  von  der 
Sage  gegehene  Inhalt  mit  der  Vorliehe  des  Dichters  liir 
weihliche  Leidenschaftlichkeit  zusammentraf.  Phädra  ge- 
steht dem  Hippolyt  seihst  ihre  Liehe,  während  in  der 
erhaltenen  'l'ragödie  die  Schuld  der  fehlerhaften  Hand- 
lung auf  die  Amme  fallt,   welche    das   der    Herrin    ahye- 


')  Vorgelesen  in  iler  Sitzung  <1cr  Arcliäologisclien  Gesell- 
schaft vom  •!.  Februar  d.  .!.  Erst  nacligehemls  kamen  dem 
Verfasser  dieses  Aufsatzes  die  Mittlieilungen  Zoega'scher  Pa- 
(lierc  vervvanilten  Gegenstandes  zu  statten,  wehlie  Prof.  Welcker 


auf  Veranlassung  des  Herausgehers  dieser  Zeitung  für  den 
gegenwärtigen  Zweck  bereitwilligst  vergünstigte.  Noch  später 
erschien  Otto  Jahns  Aufsatz  iilier  ,,Hiiii)oljtos  und  Pliaidra"' 
(Arcliäol.  Beiträge  S.  300  If.).  A.  d.  II. 


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lockte  Gelieimnirb  dem  Jüiigliiigü  mittlieilt.    \Veuii  su  das 
Gespriich   der  Ainrae   mit    Hippolj't    den   Sclivverpunkt   in 
dem   Verlaufe    der    Handlung   des    Hippolytos    Stepliane- 
plioros  bildet,   so  sind  dabei    zugleich  zwei  IMoinente  in's 
Auge  zu    lassen,    welche    der  Darstellung    des    Euripides 
wesentlich  und  dalier    bei  Beurtliellung  und  Classification 
der   Kunstilenkuiiiler    zu    berücksichtigen    sind.      Ilippoljt 
uiimlich  ist  bei  demZusainmentreiren  mit  der  Aaune  ohne 
Begleiter  und  kann  daher  dieser   vollständiges  Schweigen 
\ii)er  die  Sache   versprechen:    Phiidra   dagegen,    von  den 
Chorjungfrauen    umgeben,    belauscht   in    ihrem    Gemache 
das  ganze  Gespriich.    Unmittelbares  Anschliefsen  an  Eu- 
ripides   können    wir    also   nur   in    den  Denkmälern   wahr- 
nehmen, welche  auch  diese  Haii()tmolive  in  der  llandlung 
des  Hippolytos  Steplianephnros    bewahren,    und    Hippoljt 
mit  der  Amme  allein    sprechend,    in    der  Nidie   aber    die 
\on  Entsetzen   ergriffene  Phädra   sitzend   darstellen,    wie 
das  Relief  in  Villa  xAlbani    bei  Zoega    bassir.  di  11.  I,  49 
und  das  in  der  galleria  di  Firenze  IV,  91   -).      \  on    den 
von  Zoega  beschriebenen  Jlonumenten    gehört  wohl  hier- 
her ein  Sarkophagrelitf   in  Villa  Uorghese,   auf  welchem 
hinter   der  sitzenden  Phädra    zviei  Frauen,   neben   ihrem 
Sessel  zwei  Eroten  angebracht  sind:  vor  ihr  steht  die  mit 
Hijipolyt  sprechende  Amme.     Dieses  sowie  das  Relief  in 
Villa  Albani  schliefst  sich  auch  darin  noch  niiher  an  Eu- 
ripides an,  dal's  im-  Hinlergrunde  der  Tempel  der  Diana 
angegeben  ist,  bei  dem  Hippolyt  so  eben  den  Kranz  ge- 
weiht  hat,    von   welchem    das    Stück    den    Namen    trägt 
(^  .  73  —  87),    während    das  in  gall.  d.  Fir.  zwar  diesen 
'rem|)el  in  der  Hauptscene  nicht  hat,  aber  doch  auf  einer 
Nelienseite  den  Hippolyt  der  (iciltin  opfernd  zeigt. 

Im  Gegensatze  hieizu  erkennt  man  die  ältere  Gestalt 
der  Sage,  wonach  Phädra  selbst  dem  Hippolyt  ihre  Lei- 
denschalt  offenl)art,  auf  bildlichen  Darstellungen  von  ge- 
ringerem Umfange,  welche  Hippolyt,  dem  Anscheine  nach 
von  der  Amme  herbeigeführt,  unmittelbar  neben  Phädra 
zeigen,  wie  das  herkulanische  Wandgemälde  (III,  15),  das 
poinpejanische  in  der  casa  del  cpiestore  (miis.  Borb.  VIII, 
62),  das  bei  Bellori  pict.  crypt.  tal).  VI,  und  vielleicht  auch 
das  in  den  Thermen  desTitus,  auf  welchem  freilich  Hip- 
l)olyt  schon  etwas  entfernter  von  Phädra  steht.      Ob    die 


Gemme  bei  Caylus  (Recueil  I,  47,  3)  auf  der  wir  nur 
einen  stehenden  Jüngling  neiien  einer  lebhaft  redenden 
sitzenden  Frau  erblicken,  wirklich  Phädra  und  Hippolyt 
vorstellt,  ist  sehr  unsicher,  sie  würde  dann  aber  am  ent- 
schiedensten hierher  gehören:  dagegen  beschreibt  Zoega 
auch  zwei  Sarkophagreliefs  in  Villa  Medici,  auf  welchen 
Hippolyt  dicht  neljen  dem  Sessel  der  Phädra  steht.  Ein 
von  ihm  gleichfalls  beschriebenes  ]\Ionument  in  Villa  Al- 
dobrandini ist  weniger  deutlich:  auf  diesem  steht  die 
Amme  hinter  dem  Sessel  der  Phädra,  aber  zwischen 
Phädra  und  Hippolyt  noch  eine  jugendliche  Frau.  Von 
bereits  publicirten  Reliefmonuuienten  gehört  hierher  eines 
in  Woburn  Abliey  pl.  13,  auf  welchem  Phädra,  die  Amme 
und  zwei  mit  Ketden  versehene  Jünglinge  sich  nach  dem 
augenscheinlich  sprechenden  Hippolyt  umwenden,  der  je- 
doch nur  zur  Hälfte  sichtbar  ist. 

Diese  einfachere  Gestaltung  der  Sage  kommt  jedoch 
nicht  in  Betracht  für  die  umfangreicheren  Darstellungen  in 
erhabener  Arbeit,  welclie  den  Hippolyt  aufser  in  seinem 
Verhältnifs  zu  der  Stiefmutter  auch  in  der  Beschidtigung 
der  Jagd  zeigen  (denn  das  ist  bei  den  so  eben  erwähnten 
Sarko[diagreliefs  auch  nicht  der  Fall),  und  durch  ihre 
Zahl  wie  durch  ihren  Werth  auf  die  weite  Verlireitung 
flieses  Gegenstaiides  in  der  alten  Kunst  schliefsen  lassen. 
Obgleich  nun  in  diesen,  zu  welchen  auch  die  zuerst  ge- 
nannten an  die  zweite  Bearbeitung  des  Euripides  sich 
anschliefsenden  gehören,  die  Amme  immer  die  Vermitt- 
lerin ist,  so  zeigen  sich  doch  wesentliche  Al)weichungen 
von  Euripides  bei  mehreren  nicht  blol's  darin,  dal's  Hi])- 
polyt  nicht  allein  erscheint,  sondern  auch  namentlich  darin, 
dals  die  Art  der  Verniittelung  eine  ganz  andere  ist.  Die 
Amme  ist  nicht  mehr  die  wohlmeinende  Verrätherin  des 
anvertrauten  Geheimnisses,  sondern  die  Botin  der  liei)en- 
den  Phädra;  denn  sie  übergibt  dem  Jünglinge  ein  offen- 
bar von  ihrer  Herrin  gesandtes  Täfelclien.  Dal's  das  in 
einer  mythischen  Uelierlieferung  l)egründet  war,  kann  uns 
Ovids  vierte  Herolde  beweisen:  denn  mit  wie  grol'sem 
Rechte  auch  Zoega  den  mythologischen  Werth  dieser 
ovidischen  Briefe  im  Allgemeinen  bestreitet  (lulll  (/iicsti 
carli:i)(]l  Ovidlui>l  niiin  fiiiiihiii^cnln  llutniK)  in  Intdhzioni 
aiilcrlofi,  essuitdo  sola  iina  foniia  dcl  pocd«  lallno  sccJlii 


■')  Kiner  liandschriftlichen  Notiz  von  Hrn.  Prof.  Weicker  ver- 
danke ich  die  Hinweisung  auf  das  Monument,  welches  in  ileniTlie- 
saurus  antiipiitatuni  Reneventanaruni  p.  i2.i  iiiilj;etlieilt  und  dort 
aisDar-itelliiiig;  des  Mythus  von  Moleager  gedeutet  ist,  aber  olfen- 
bar  auch  unteren  Alythus  zum  Gegeiistamlc  liat.  Dasselbe  ge- 
hört gleiclifalls  in  diese  Klasse:  denn  die  AniUK-  .■spricht  mit 
IIi|ipolyt  allein,  dieser  sclieint  sie  abzuwehren,  imd  in  ilerNälie 


sinkt  l'liädra  erscIirecKt  auf  ihrem  Sessel  zusammen.  Zugleich 
kann  ich  nicht  uniliin,  bei  Krwühuung  der  von  Weicker  g'ütigst 
initgitlieilten,  auch  durch  eigene  L'emeiKunycn  vermehrten  Pa- 
piere (Oben  Anm.  I)  diesem  meinem  hocliverclirten  Lehrer  für 
ilen  gedachten  neuen  IJeweis  seines  Wohlwollens  liieniit  ölfent- 
lich  meinen  Dank  auszusprechen. 


()9 


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per  csjiriiiicre  j  senllmenl'i  c  lev'tccnde  ilclle  unlichi'.  douitv), 
so  eiitliiilt  (loch  gerade  der  vorliegende  einen  Zug,  der 
scliwerlicli  aus  der  Luft  gegritten  sein  kann.  Pliiidra 
sclireil)t  an  Hippolyt,  ^'.  7,  8: 

Ter  tfcum  conatu  fof/wi,  ier  Iniilllis  haes'it 
Linijita,  tcr  in  primo  dcstilit  ore  soitiis. 
Anfangs  entsciilossen,  dem  Geliebten  mündlich  ihre  Nei- 
guii'»  zu  gestehen,  versucht  sie  es  dreimal,  alier  dreimal 
ludt  die  Scham  sie  zurück,  und  erst  da  wählt  sie  das 
Mittel  der  Schrift  ').  Diese  Form  der  Uel)erlieferung 
hält  zwischen  den  beiden  von  uns  oheii  uritersciiiedenen 
die  mitte  ein:  auch  in  psychologischer  Hinsicht  vermittelt 
dieser  feine  Charakterzug  die  wilde  Leidenschaft  der 
l'hiidra  in  der  idteren  Sage  mit  der  Zartheit,  welche  ihr 
in  der  Umarheitung  des  Euripides  eigen  ist.  Wir  dürfen 
aller  diese  Umhildung  der  Sage  wahrscheinlich  nicht  aus 
einem  Bestre'ien  ableiten,  die  beiden  entgegenstehenden 
Erzählungen  äufserlich  zu  vermitteln:  vielmehr  hat  wohl 
ein  Zug,  der  in  dem  IMjthus  des  Mippoljtus  sellist  lag, 
dazu  die  Veranlassung  gegeben.  Bei  Euripides  nämlich 
ist  der  weise  Jüngling  auch  (Y.  954)  ttiiX'/.i'i)'  yjcii- 
fit'aoif  Tiiiojt'  y.aTifovg ,  und  das  scheint  nicht  etwa  eine 
Zuthat  des  Dichters,  der  den  orphischeu  Charakter 
seines  Helden  mehr  ausmalen  wollte  (s.  buttmann 
über  Virbius  und  Hippolytus  Aldiandl.  üerl.  Akad. 
1819,  S.  205),  sondern  ful'st  wohl  auf  der  attischen 
Sage.  Denn  wenn  der  Diener  des  Hippolyt  V.  1253, 
1254  ausruit,  man  könne  die  Fichten  der  Ida  mit 
Schriftzeiclien  anlüllen,  ohne  ihn  von  der  Schuld  sei- 
nes Flerrn  zu  überzeugen,  so  klingt  das  ohne  sonstige 
Beziehimg  verstanden  sehr  weit  liergeholt:  nimmt  man 
dagegen  an,.dafs  nach  einem  den  Zuschauern  allge- 
mein bekannten  Umstände  die  Grammata  eine  in  der 
Umgebung  des  llippoljt  üliliche  Beschäftigung  waren,  so 
ist  die  Erwähnung  gerade  im  Munde  dieses  Menschen 
sehr  beziehungsreich  und  passend.  Hier  ist  es  nun  nicht 
unwahrscheinlich,  dafs  die  bildende  Kunst  die  Sage  wei- 
ter leitete,  indem  sie  dem  orphischen  Junglinge  ein  oder 
mehrere  Schreibtäfelchen  als  Andeutung  seiner  Beschäfti- 


gung buigab,  und  spiiter  das  'I'äfelchen  als  Vermittelung 
zwischen  ihm  und  I'hädra  erscheinen  liel's.  Möglich  frei- 
lich, dafs  der  Uebergang  auch  auf  anderem  \Yege  ge- 
schehen ist;  alier  man  gewinnt  durch  diese  Yermuthung 
wenigstens  eine  aiuiehmbare  Erklärung  für  das  vielbe- 
sprochene Jlelief  der  Yilla  Albnni,  welches  Zoega  bassir. 
ant.  d.  R.  1,  50  als  Ippolilo  supposto  bezeichnet  hat.  Es 
kann  nicht  geleugnet  werden,  dafs  auch  dieses  .Monument 
am  nächsten  und  ungezwungensten  an  den  so  oft  darge- 
stellten l'hädrauiytlius  erinnert,  auf  den  es  Winckelmann 
zuerst  liezngen,  und  dals  alle  anderen  Deutungen  doch  nur 
als  Aushrdfe  erscheinen:  ist  es  daher  gelungen,  für  die 
beiden  'J'äfelchen,  deren  eines  in  der  Hand  des  Hippolyt, 
<las  andere  in  der  Hand  seines  hinter  ihm  stehenden  Be- 
gleiters erscheint,  eine  genügende  Beziehung  zu  finden, 
so  kann  man  auch  getrost  bei  dieser  Erklärim"  stehen 
bleiben.  Wollte  man  aber  gegen  die  eben  an"edeutete 
Weiterentwickelung  des  IMythus  einwenden,  dals  ein  von 
der  Lebensweise  des  Hippolyt  hergenommenes  Motiv  nicht 
auf  dasA'erhältnifs  der  Phätira  ändernd  einwirken  konnte 
so  ist  dagegen  zu  bedenken ,  dafs  auf  Jen  meisten  der 
erlialtenen  Kunstdenkmäler  Hippolyt  durchaus  im  Vorder- 
gründe der  Handlung  steht,  und  daher  die  Stellung  der 
Phädra  wohl  nach  einem  zunächst  ihn  betreffenden  Um- 
stände abgeändert  werden  durfte.  Leider  aber  läfst  die 
Mehrzahl  der  Monumente  nicht  erkennen,  ob  auf  ilinen 
diese  Art  der  Yermittelung  durch  einen  Brief  gemeint  ist 
oder  eine  andere;  denn  gerade  die  rechte  Hand  der  Amme, 
in  welcher  sie  das  Briefchen  halten  könnte,  ist  auf  den 
meisten  auch  der  von  Zoega  beschriebenen  verloren.  Si- 
cher ist  es  nur  auf  dem  AgrigentinerSarkophag:  auf  dem 
Relief  im  Louvre  bei  Chirac  m.  de  sc.  JI,  228  ist  das 
Täfelchen  wohl  in  der  erhaltenen  linken  Hand  des  Hip- 
polyt zu  erketmen,  während  bei  der  Restauration  es  ihm 
nicht  allein  in  die  erhobene  rechte  Hand  gegeben  worden 
ist,  sondern  auch  die  gleichfalls  moderne  rechte  Hand 
der  Amme  etwas  dem  Aehnliches  hält  ').  Die  Hand  ohne 
Täfelchen  ist  erhalten  auf  den  Reliefs  in  Y'illa  Alltani,  in 
galleria  di  Firenze  und  in  Benevent,  welche  wir  mit  Ent- 


')  Selbst  viel  geringfiigigere  Züge  darf  man  bei  einem  so 
vielfach  beliamlelten  Stoffe  nicht  da  erst  entstanden  glauben, 
wo  wir  sie  zuerst  oder  einzig  erwähnt  finden.  Wenn  z.  I!. 
Senacas  Phädra  sagt,    V.  104,  lO.J: 

Pnllailis  teilte  vncnnt. 

Et  iiitcr  ipsns  pensn  Inbuntur  mnnits, 

so  erscheint  das  auf  den  ersten  Blick  als  eine  ganz  individuelle 

.\nsschmückung  des  Dicbtois:  aber  ilas  umgeworfene  Wollkorb- 

eilen,  das  man  in  den  Knnstdar.«telUingen  zuweilen  am  üoden 


zu  den  Fiifsen  der  Phädra  erblickt,  läfst  schliefsen,  dafs  es 
ein  conventioneller  und  wohl  älterer  Zug  war.  So  auf  dem 
Kfclief  im  Louvre  (Clarac  m.  de  sc.  11,  228),  auf  einem  von 
Zoega  beschriebenen  in  Villa  Panfili  so  wie  auch  auf  dem  in 
Villa  Borgliese. 

")  Überhaupt  ist  die  Restauration  so  fehlerhaft,  dafs  /..  U. 
die  Amme,  deren  Obcrtlieil  verloren,  zu  einer  jugendlichen  Frau 
ergänzt  ist,  welche  Clarac  als  wiederholte  Phädra  erklärt. 


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schiedenheit  in  die  erste  Klasse  gestellt  linken:  nicht 
ganz  so  siclier  konnten  wir  das  in  Villa  Borgliese  dahin 
reclinen,  weil  nacii  Zoegas  Angabe  auch  auf  diesem  die 
Arme  der  Amme  neu  sind.  Dagegen  ist  ein  am  Boden 
liegendes  Tiifelchen  auf  dem  Bellorischen  Wandgemiilde, 
wo  Phädra  selbst  mit  Hippolyt  spricht,  ganz  ungehörig, 
und  wenn  jener  Gegenstand  wirklich  ein  solches  ist,  so 
verdiente  der  Künstler  Zoegas  'l'adel  *). 

War  nun  so  eine  wesentliche  Abweichung  von  der 
Bearbeitung  des  Euripides  in  die  Kunstilarstellung  ge- 
bracht, so  konnte  auch  das  andere  oben  erwähnte  Motiv, 
das  Alleinsein  des  Hippolyt,  leicht  aufgegel)en  werden: 
denn  lesen  durfte  derselbe  die  Botschaft  auch  in  der  Um- 
gebung seiner  Gefährten.  Auch  zu  dieser  Auffassun« 
läl'st  sich  jedocli  von  den  Motiven  des  Euripides  aus  ein 
Uebergang  finden.  In  dem  Relief  der  Krypte  zu  Capua, 
welches  in  Gerhards  antiken  Bildwerken  1,  26  veröfFent- 
iicht  ist,  steht  dicht  hinter  Hippolyt  ein  mit  Jagdstiefeln 
bekleideter  bärtiger  Mann,  in  dem  wohl  jener  greise  Die- 
ner zu  erkennen  sein  wird,  der  Hipp.  Steph.  88 — 107 
den  Hippolyt  ermahnt,  die  Macht  der  Göttin  Kvpris  nicht 
zu  gering  zu  achten.  Bei  einer  Scene,  in  der  es  darauf  an- 
kam,  den  keuschen  Jüngling  der  Phädra  und  dadurch 
mittelbar  der  Aphrodite  anzunähern,  konnte  die  Gegen- 
wart dieses  Alten,  der  seine  Strenge  zu  mildern  suchte, 
ganz  passend  erscheinen,  und  so  das  iMotIv  zur  Abwei- 
chung von  Euripides  aus  ihm  selbst  genommen  werden. 
Denselben  Alten  sieht  man  auch  auf  dem  schon  mehrfach 
erwähnten  Relief  im  Louvre,  wo  er  dicht  hinter  Hippolyt 
steht  und  dem  Gespräche  zugewendet  ist,  während  zwei 
jugendliche  Gefährten  in  gröfserer  Entfernung  angebracht 
sind  und  sich  nach  der  andren  Seile  «enden,  was  ihre 
Theilnahmlosigkeit  hinreichend  andeutet.  Von  den  von 
Zoega  beschriebenen  Monumenten  zeigt  das  eine  der  Re- 
liefs in  Villa  Panfili  dicht  neben  Hippolyt  im  Hintergrunde 
einen  alten  Mann,  den  Zoega  als  Pädagogen  bezeichnet, 
und  in  dem  sicher  dieser  Alte  zu  erkennen  sein  wird ; 
auf    dem    einen    in    Villa   Medici    steht    nach    ihm    nel)en 


Hippolyt  ein  .^lann  in  Reisetracht,  Tunlca  und  Clilamys, 
mit  dem  vielleicht  dersell)e  Alte  gemeint  ist,  der  aber 
hier  weniger  Bedeutung  hat,  da  Phädra  mit  Hippolyt  un- 
mittelbar spricht.  Bedenklicher  ist  die  Sache  bei  einem 
andren  Relief  der  Villa  Panfili,  auf  welchem  zwischen  der 
Amme  und  Hippolyt  ein  gleichfalls  bärtiger  und  mit  Tu- 
nica  und  Chlamys  bekleideter  Mann  steht,  den  Zoega 
als  Theseus  bezeichnet,  und  der  nach  seiner  Beschreibung 
allerdings  für  einen  Diener  ein  zu  königliches  Ansehen 
hat  (e.gli  i;  hiirbuto  e  comuto  nel  carutlere  dlGiove, 
col  diu  dem  u,  vestito  di  iunica  manicata  con  cMura 
larga  e  clamide).  Dazu  kommt,  dafs  er  noch  von  einem 
Krieger  begleitet  ist.  Vgl.  bassir.  ant.  d.  R.  I,  p.  230. 
Eine  fernere  Abweichung  aber  ist  es,  wenn  Hippolyt  nicht 
blofs  von  diesem  Alten  begleitet,  sondern  inmitten  seiner 
Jagdgefälirten  nelien  der  Amme  erscheint.  Hierher  ge- 
hört es  nicht,  wenn  die  Jagdgefährten  blofs  in  einiger 
Entfernung  von  Hippolyt  angegel)en  sind,  als  Andeutung, 
dafs  er  so  eben  von  der  Jagd  heimgekehrt  ist  und  auch 
alsbald  wieder  zu  dersell)en  sich  wenden  will ,  daher  wir 
denn  auch    das  oben    erwähnte    Relief  in   der  «alleria    di 

o 

Firenze  unbedenklich  zu  der  ersten  Klasse  der  an  Euri- 
pides sich  anschliefsenden  Denkmäler  gerechnet  haben  *): 
auf  dem  in  Mlla  Borghese  sind  sogar  vier  Jäger  neben 
Hippolyt  angebracht.  Wohl  al)er  findet  das  Gesagte  An- 
wendung auf  den  berühmten  und  vielfach  gepriesenen 
Sarkophag  in  der  Kathedrale  zu  .\grigent,  dessen  bisher 
schwer  zugängliche  Zeichnung  ')  in  der  beifolgenden  Ab- 
I)ildung  (Taf.  V,  VI)  vorliegt. 

Auf  der  Hauptseite  ('l'af.  V,  1)  dieses  ausgezeichne- 
ten Werkes  erblicken  wir,  von  seinen  Gefährten  umgeben, 
in  der  Mitte  den  fast  unbekleideten  Hippolyt:  nur  der 
obere  Theil  der  Brust  ist  von  der  auf  der  rechten  Schul- 
ter befestigten  Chlamys  bedeckt:  an  seiner  .Seite  hängt 
ein  kurzes  Schwert:  in  der  Rechten  hält  er  die  angelehnte 
Lanze,  in  der  Linken  das  von  der  Amme  ihm  überreichte 
'l'äfelchen,  auf  welches  er  den  Blick  zu  liefteu  scheint, 
ihn  abwendend  von  der  Amme.    Diese,  welche  beträchtlich 


■J  In  Bezug  auf  die  Schreibtäfelclien  der  Hippel} treliefs 
liernerke  ich  noch,  dafs  Zoega,  der  in  den  bassirilievi  anticlii 
di  Itoma  die  Annahme  eines  von  der  Amme  an  Hippolyt  über- 
reichten Briefcliens  auf  den  Kunstdenkmälern  eo  heftig  be- 
striltcn  bat,  in  den  nachgelassenen  Blättern  ein  solches  Brief- 
chen überall  vcrmntliet,  wo  der  fehlende  rechte  Vorderarm 
der  Ainme  über  das  nrspriiiigliclic  \  orliandensein  desselben 
in  Zweifel  l.'ifst. 

")  Auch  das  in  der  Hand  iler  einen  Dienerin  ersclieinende- 
Täfelchen ,  wegen  dessen  man  dieses  Monument  vielleicht  in 
die  zweite  Klasse  stellen  möchte,  bildet  kein  Hindernifs  dieser 


Erklärung.  Denn  wenn  man  mit  Zannoni  annehmen  wollte, 
dafs  diese  das  von  dem  unwilligen  Jünglinge  fortgeschleuderte 
Täfelclien  aufgehoben  habe,  so  würden  dadurch,  da  die  Die- 
nerin doch  bei  Fhädra  zu  denken  ist,  die  beiden  getrennten 
Theile  der  Handlung  unnatürlich  vermischt,  und  man  sieht 
daher  in  dem  Täfelchen  besser  eine  Andeutung  des  später 
von  Pliädra  an  Theseus  geschriebenen  Briefes. 

)  Früher  bekannt  gemacht  bei  Dorville  Sicula  pag.  !I0, 
zuletzt  von  l'oliti  llhistrazione  al  sarcofago  Agrigcntino  ((Jii- 
genti  1^22.  4)  und  nach  dessen  Zeichnung  von  Serradifaico 
.\ntich.  di  Sicilia  III,  45. 


73 


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kleiner  geliildt-t  ist  als  die  Jiiiiglinge,  stellt  \ollstiindig 
liekk'idet  und  in  der  lierköininüclien  Ko[)n>edeckung  ne- 
lien  ihm,  in  l)ittender  Stellung,  mit  ziiriickgebogenein 
Kopie  und  seine  Lanze  ergreifend.  Ol)  ihre  Linke  ein 
zweites  Tafelchen  liiilt,  wonach  in  der  Darstellung  der 
Augenldick  der  Uelierreicliung  mit  dem  Augenhlicke  des 
Lesens  verschmolzen  wäre,  ist  in  der  Zeichnung  nicht  deut- 
lich zu  erkennen.  Rings  umher  sind  zehn  mehr  oder 
weniger  liekleidete  Jagdgefährten  des  Flippolyt  dargestellt, 
zum  'riieil  mit  Keulen  bewaffnet,  nebst  Pferden  und  Hun- 
den als  Anzeichen  des  Auszuges  iur  Jagd.  Oben  und 
unten  Ornamente:  an  den  beiden  Enden  der  unteren  Or- 
namentenreihe sind  Thierkiimpfe  angebracht,  welche  Be- 
ziehung auf  die  Jagd  enthalten. 

Dieser  "eüenüberliegend  zeigt  flie  andere  grofsere 
Seite  die  Jagd  des  phliusisclien  Ebers,  welche  auch  bei 
Seneca  V.  28  fgg.  erwiihnt  und  bei  Ovid  V.  104  berührt 
wird,  und  auf  den  auf  Phädra  und  Hippoljt  bezüglichen 
Reliefdarstellungen  meistentlieiis  die  linke  Seite  einniibint. 
Diese  Darstellungen  unterscheiden  sich  aber  darin  von 
iler  unsrigen,  dafs  auf  ihnen  Hippolyt  von  einer  beklei- 
deten und  behelmten  weiblichen  Figur  begleitet  wird,  in 
welcher  man  wohl  mit  Recht  Artemis  erkannt  hat  als 
seine  (T^)'i^Hzoc,  avy/.vi'uyn^  nach  Eur.  Hipp.  1093  (vgl. 
ebd.  1129:  i^iäc  jitru  Oijoag  ifulfX'iv  und  Buttinann  über 
N'irbius  und  Hippolytus  S.  205.  206).  Auf  dem  oben  er- 
wähnten Relief  der  Villa  Panfdi,  welches  neben  Hippol^  t 
den  von  Zoega  so  genannten  Piidngogen  zeigt,  erscheint 
sogar  Diana  nicht  allein  in  der  Jagdscene,  sondern  auch 
auf  der  rechten  Seite  neben  elien  diesem  Pädagogen.  Die 
gröfsere  Ausdehnung  des  Raumes  gestattete  auf  unserem 
Monumente,  den  Eber,  der  von  betriiclitliclicr  Höhe  ge- 
bililet  ist,  in  die  -Mitte  der  Jagenden  zu  rücken.  Hippo- 
lyt ,  wie  auf  dem  ersten  Bilde  nur  mit  leicht  umgewor- 
lener  Chlamys  bekleidet,  und  wie  auf  allen  bekannten 
Kunstdarstellungen  zu  Pferde,  wirft  mit  dem  Jagdspiefs 
nach  dem  Eber;  von  den  vier  Jagdgefidirten ,  welche  bis 
auf  einen  nicht  dichter  bekleidet  sind,  sucht  ihn  der  eine 
gleichfalls  mit  dem  Jagdspiefs,  ein  zweiter  mit  einem  auf- 
gehobenen Steine,  ein  dritter,  der  aufserdem  auch  einen 
Speer  liiilt,  mit  einer  Keule  zu  treffen.  Der  vierte  führt 
einen  der  vier  Hunde  heran,  welche  in  verschiedener  Stel- 
lung von  vorn  und  hinten  den  Eber  angreifen ;  ein  firnfter 
Hund,  eine  el)eu  empfangene  Wunde  leckend,  sitzt  unter 
<lem  Eber.  Die  Künfzahl  der  Hunde  findet  sich  auch  in  der 
ausführlichen  Darstellung   der  Jagd  auf  einem  von  Zoega 


beschriebenen  Relief  des  Palazzo  Lepri  *),  welche  noch 
das  Eigenthüinliche  hat,  tlafs  neben  dem  angegriffenen 
Eber  ein  andrer  am  Boden  liegt,  von  dem  freilich  nur 
der  Kopf  sichtJiar  ist,  sowie  dafs  auf  der  gegenüberliegen- 
den rechten  Seite  nicht  das  Verhaltnifs  von  Pliadra  und 
Hippolyt,  sondern,  wenigstens  wie  Zoega  erklärt,  Hippo- 
lyts  Wiedererweckung  durch  Diana  sich  vorgestellt  findet. 
Zwei  KhvT  als  Gegenstand  der  Jagd  zeigt  auch  das  Re- 
lief in  Villa  Borghese,  einen  Löwen  statt  des  Ebers  das 
von  uns  zuletzt  genannte  in  Villa  Pnnlili. 

Auf  der  einen  der  beiden  kleineren  Seiten  (Taf.  Vlj 
erblicken  wir  die  in  langer  Tunica,  mit  herabfallendem 
Mantel  sitzende  Phiidra,  wie  sie  aus  Liebesschmerz  oder 
wahrscheinlicher  noch  aus  Schmerz  über  die  abschliigige 
Antwort  des  Hippolyt  zusammensinkt,  den  linken  Arm 
auf  den  Sessel  stützend,  den  rechten,  von  ihren  Frauen 
gehaltenen,  nachlässig  ausstreckend.  Zugleich  werden  ihr 
Schleier  und  Haarllechten  von  der  Amme  gelöst.  Unter 
ihrem  Sessel  ist  ein  Eros  angebracht,  der  den  Blick  auf 
sie  gerichtet  hat  und  nach  ihr  zu  zielen  scheint.  Von 
den  Dienerinnen  ist  die  der  Phädra  zunächst  stehende, 
welche  ihr  die  Flechten  löst,  durch  die  Kopfl)edeckung 
als  die  Amme  kenntlich.  Die  übrigen,  stehend  mit  Aus- 
nahme von  einer,  welche  der  Symmetrie  der  Composition 
halber  der  Phädra  gegenüber  sitzt,  zeigen  den  Ausdruck 
der  Verwunderung  und  scheinen  sich  wecliselseitig  fragend 
anzublicken.  Sie  sind  sämmtlich  etwas  kleiner  gebildet 
als  Phädra,  am  kleinsten  die  Amme;  zwei  von  ihnen  lial- 
ten  musikalische  Instrumente.  In  der  unteren  Ornaraen- 
tenreihe  sind  auch  hier  auf  die  Jagd  liezügliche  Thier- 
ornainente  angebracht. 

Auf  der  dieser  gegenülierliegenden  zweiten  kleineren 
Seite  ist  der  Tod  des  Hippolyt  dargestellt,  nicht  durch- 
aus in  UebereinstiMiiiiung  mit  dem  bei  Philostratus  II,  4 
beschriebenen  Bilde,  noch  weniger  mit  der  etruskischen 
Urne  in  Cliiusi,  welche  Micali  (l'ltalia  av.  il  doin.  d.  R. 
tav.  32)  mitgetlieilt  hat.  Von  dem  zerbrochenen  Wagen 
herabgeschleudert  liegt  am  Boden  der  entseelte  Jüngling: 
mit  dem  Kopfe  und  den  ausgestreckten  Armen  wird  er 
gegen  den  Boden  geschleift,  die  Beine  scheinen,  so  weit 
aus  der  Zeichnung  ersichtlich  ,  noch  in  den  Rädern  zu 
hängen.  Die  vier  Rosse  aus  dem  Gespann  des  Hijjpolyt 
bäumen  sich  erschreckt  zurück  vor  dem  an  der  Seite  an- 
gedeuteten Seeungetliüm.  Ein  Diener  des  Hippolyt,  zu 
Pferde  herbeieilend,  sucht  die  Zügel  des  Gespanns  zu 
ergreifen. 


")  Wahrscheinlich    ist    dieses    (fasselbc,    ilas    bassir.    ant. 
(1.    R.   !,   2:10   erwiihnt    wird     als    das   einzige,     auf   welchem 


neben    drei  Darstellungen    ans   der  Sage    des  Hippolyt   Pbädra 
fehle. 


75 


76 


Wir  sehen  also  in  der  ganzen  Darstellung  das  Schick- 
sal  des  unglücklichen  Jünglings   vor   uns   entwickelt,   auf 
der  Vorderseite    die   entscheidende   Zusammenkunft    mit 
der  Amme  und  auf  der  gegenüberliegenden  Rückseite  seine 
Liehlingsbeschiiftigung  als   allgemeine  Bezeichnung  seiner 
Lebensweise,  auf  den  beiden  Nebenseiten  die  Folgen  sei- 
nes Verhaltens  in  der  Haupthandlung,   den  Schmerz  der 
liebenden   Stiefmutter   und  sein   eben   dadurch   herbeige- 
führtes Ende.     Offenbar  steht  in  dieser  Behandlung  des 
Gegenstandes  Hippolyt  durchaus  im  Vordergrunde  gegen 
Phadra,  oder,  insofern  der  Gegensatz  zwischen  Hippolyt 
und  Phadra  seiner   eigentlichen  Bedeutung  nach  den  An- 
taoonismus  von  Artemis  und  Aphrodite  ausdrückt,  Artemis 
geaen  Aphrodite.     Daher  denn  aucli  in  den  unter  zweien 
der  Seiten  angebrachten  Thierornamenten  mit  Gaglio  all- 
gemeine Zeichen   der   Jagd   zu  erkennen  sind,   nicht  mit 
Politi  Andeutungen  des  Sieges   der  Aphrodite  über  Arte- 
mis, an  welchen  der  Künstler  bei  seiner  Composition  wohl 
gar  nicht  gedacht  hat.     Ueberhaupt  ist,  wie  schon  oben 
bemerkt  wurde,  auf  den  meisten  der  hier  einschlagenden 
Reliefdarstellungen    Hippolyt    durchaus    die    Hauptperson 
"egen  Phadra,   so  wie  ja  denn  auch  gewohnlich  die  eine 
Hälfte  derselben  allein  durch  die  Jagd  des  Hippolyt  aus- 
gefallt und  so  seine  Beziehung  zu  Artemis  viel  lebendiger 
veranschaulicht   wird   als  die    der   Phadra   zu    Aphrodite. 
Es  ist  daher  eine   bemerkenswerthe  Ausnahme,  wenn  auf 
dem   Relief  des  Louvre  sowie  auf  dem    einen   der  Villa 
Panfili  Aphrodite   selbst   neben   dem   Stuhle  der  Phadra 
erl)lickt   wird    und    dadurch   ihren    nahen   Zusammenhang 
mit  der  Heldin  anzeigt.    Noch  entschiedener  al)er  ist  das 
Bestreben  ,    Phadra    und  mit  ihr  die  Seite  der  Aphrodite 
mehr  in  den  Vordergrund   der  Handlung  zu  rücken,    auf 
dem  schon  oben  besprochenen  Relief  in  Capua.    Ist  die 
dort  gegeliene  Erklärung  richtig,  so  legt  schon  der  dicht 
liinter  Hippolyt  angelirachte  Diener,  welcher  ül)rigens  auch 
auf  den  so  eben   erwidinten   beiden  Darstellungen   in  un- 
mittelbarer Nahe   des  Hippolyt  ersclieint,    ein    stärkeres 
Gewicht  auf  die  Bedeutung  der  Aphrodite:  dazu  kommt, 
dals    neben    Phadra    aller   Wahrscheinlichkeit    nach    drei 
Eroten  gebildet  sind:   vor  Allem   aber  ist  die  Gestalt  der 


Phadra  sell)st  zu  beachten,  welche  nicht,  wie  auf  den 
übrigen  IMonuraenten,  den  Ausdruck  des  Schmerzes  und 
der  Verzweiflung  trägt,  sondern  in  ruhiger  Hoheit  sitzt, 
mehr  einer  thronenden  Göttin  als  einem  von  Leidenschaft 
gequälten  Weibe  ähnlich  »).  Möglich  dafs  in  dem  Künst- 
ler eine  Erinnerung  an  die  ursprüngliche  göttliche  Bedeu- 
tung der  Pliädra  gelegen  hat,  auf  welche  Zoega  hinwies, 
und  für  welche  vielleicht  bald  ein  Berufener  das  leisten 
wird,  was  Buttmann  für  die  entsprechende  Bedeutung  des 
Hippolyt  in  so  glänzender  Weise  geleistet  hat. 

Berlin.  Leopold   Schmidt. 


II. 

Artemis  Elaphebolos. 

Nachträglich  zu  Tafel  XLVI  iler  Arcli.  Zeitung. 

Unter  obigem  Titel*)  übersendet  uns  Hr.  ir.  Wut- 
hiss  Lloyd  einen  nur  als  Handschrift  gedruckten  Aufsatz, 
in  welchem  der  Verfasser  zuvörderst  ül)er  die  von  Pa- 
nofka  gegebene  Deutung  eines  Blacassischen  Vasenbildes 
(Arch.  Zeit.  XLVI)  Bedenken  äufsert.  Statt  dieses  Bild 
ebenfalls  auf  das  Iphigeniu -  Opfer  zu  beziehn,  glaubt 
Herr  L.  vielmehr  eine  allgemeine  Darstellung  der  Arte- 
mis Elaphebolos  und  ihres  vom  Hirscli  benannten 
Festopfers  darin  erkennen  zu  dürfen.  Er  bemerkt,  dafs 
der  Name  dieser  liauptsächlich  in  Phokis  gefeierten  Göttin 
(Plut.  virt.  mul.  cap.  2.  Vgl.  Arch.  Z.  IV,  346)  sprachlich 
nicht  blofs  auf  Erlegung  durch  einen  Wurfspiefs,  sondern 
auch  auf  jede  sonstige  Art  der  Tödtung  anwendbar  sei, 
und  ist  nach  Annahme  jener  allgemein  gefafsten  Deutung 
sogar  geneigt  in  den  drei  Mantelfiguren  der  Rückseite 
ol)igen  Gefäfses  Festbesorger  (t/iifii/.>iT(ti)  in  ähnlichem 
Sinn  zu  erkennen,  wie  sie  auch  im  panathenäischen  Fries 
erscheinen;  die  Anerkennung  solcher  Epheben  und  Pädo- 
triben  sei  überhaupt  geeignet,  die  Festbeziehung  vieler 
anderer  Gefäfsliilder  und  der  auf  ihnen  dargestellten  In- 
dividuen kund  zu  geben  (p.  5.  6). 


')  Auffallend  ist,  dafs  gerade  dieses  Relief  und  das  im 
Louvre,  welche  wir  recht  eigentlich  Pliädrainonuinente  nennen 
können,  wie  die  entschiedenen  Hippolytmonnmente  der  ersten 
Klasse  in  Villa  Alhani  und  Villa  Borgliese  wieder  im  Hinter- 
gründe der  Handlung  jenen  Tempel  zeigen,  der  bei  jenen  mit 
Notliwendigkeit  als  Artemistempel  gedeutet  werden  nnilste. 
Da  die  Abweichung  durch  sonst  nichts  in  der  Darstellung  ge- 
rechtfertigt wird,   so  scheint  es  mifslicli,  hier  an  den  Tempel 


der  Aphrodite  Kataskopia  zu  denken,  von  welchem  aus  nach 
trözenisclier  üeberlieferung  (Paus.  U,  32)  Phadra  den  gymni- 
sclien  Spielen  des  Hippolyt  zuschaute:  sonst  würde  dazu  als 
Andeutung  der  gymnischen  Spiele  auch  der  Hahn  jiassen,  wel- 
clier  auf  dem  capuanisclien  litlief  unter  I'liädras  Sessel  an- 
gcbraclit  ist. 

*)  Artemis  Elaphebolos:  an  archaeologieal  essay  by  M'itliain 
Watkiss  Lloyd.  [Not  publishedj.  1847.    10  S.    S. 


78 


Weitere  N'erimitliiingeii  knüpft  Herr  II'.  L.  .in  die 
Vernaiultsclialt  der  Artetnisgnipiie  dos  \  asenliilds  mit 
idinliclieii  (iruppeii  epliesisclier,  iydisclier  und  taurisclier 
Mtinzen ,  in  «eichen  die  Göttin  gieiciierweise  anl  dem 
\on  ihr  niedergeworfenen  Tluer  kniet,  wie  denn  ancli 
die  bekannte  (iruppe  des  Herakles  nnd  der  von  ihm  l)e- 
siegten  Hindin  ganz  ähnlich  sei.  Die  Sonnenlieziehnng 
des  Herakles  niaciit  es  Hrn.  H'.  L.  wahrscheinlich,  dal's 
.lucli  Artemis  Klapheholos  als  JMondgöltin  in  IJeziig  auf 
die  Kestperiüde  ihres  Dienstes  gemeint  sei,  welche  in 
der  (''rühiingsnaclitgleiche  statlland.  Hienach  seien  denn 
auch  Apollo  und  Zeus,  die  im  ohern  Räume  des  Ge- 
iälsliilds  helindlichen  (jottlieiten ,  in  ihrer  Naturlieziehung 
zu  lassen;  mit  Artemis  vereinigt  werden  sie  auch  hei  So- 
phokles (Oed.  'J'yr.    l;i8)  angerufen. 

In  mehreren  Kunstilarstellungen  der  Artemis,  fährt 
Hr.  II'.  L.  fort,  ist  das  stolze  Geweih  des  Hirsches  zu 
beachten,  von  dessen  Kücken  sie,  eine  leuchtende  Kackel 
haltend,  getragen  wird.  Diese  Darstellung  mag  auf  den 
wachsenden -Mond  hezüglich  sein,  der  zwischen  denötier- 
)iörnern  der  Artemis  l'auropolos  auch  ahgeliildet  sich 
findet;  elien  so  darf  die  Bewiiltigung  des  Hirsches  durch 
Herakles  als  Darstellung  der  («"estperiode  genommen  wer- 
den, in  welcher  Sonnen-  und  Alonileslauf  sich  vereinigten. 
In  dein  ohigen  Vasenhild  zwar  ist  der  Hirsch  unheliörnt 
lind  die  Kackel  derGiittin  nnaiigezündet ;  diese  Umstände 
können  für  Andeutungen  des  Neumonds  gelten,  widirend 
das  gelleckte  Fell  des  Tiiieres  als  Bild  des  Sternenhim- 
mels erscheint.  Nichtsdestoweniger  ist  diese  vermeintliche 
Hirschkuh  entschieden  männlich,  und  dieser  von  I'anolka 
lihersehene  Umstand,  der  auch  für  sich  allein  P.'s  Deu- 
tung auf  Iphigenia  unwahrscheinlich  macht,  kann  weder 
zufällig  noch  unwichtig  erscheinen,  wenn  man  Pindars  Aus- 
sage (Ol.  III,  61  Schol.)  von  Behörnung  der  arkadischen 
„Hirschkuh"  damit  zusammenhält.  Der  zwitterhafte  Cha- 
rakter dieser  BiUlung  wird  verständlich,  weim  man  er- 
wägt, dafs  in  der  vielverhreiteten  Artemis  Orthia,  dem 
Dionysos  Orthos  vergleichbar,  vielleicht  eine  pliallische 
Artemis  gemeint  war,  deren  künstlich  durch  Heiser  (wie 
heim  attischen  Hermes)  versteckte  Älännlichkeit  ihr  den 
Namen  Lygodesma  zugewandt  liahen  mag. 

Die  ICrklärung  dieses  Doppelgeschlechts  ergibt  sich 
am  füglichsten  aus  dein  androgynischen  Charakter,  der 
I  vielleicht:  Beschr.  Uoins  II,  2,  266]  in  der  androgyni- 
schen Artemis  von  Aricia  (IMuller  Denkiii.  II,  181)  ujid  in 
der  Artemis  Orthia,  verglichen  mit  Dionysos  Orlhos,  am 
'J'age  liegt:  nämlich  auf  Grund  des  -Mondwechsels,  der- 
gestalt dals  der  ab-  und  zunehmende  Mond  iür  weib- 
lich sov>ohl  als  für  männlich  galt  (Orph.  II.  Lun.  8). 
Dafs  auch  die  Göttin  von  Aulis  auf  gleiche  Bedeutung 
.Anspruch  hat,  geht  mit  dem  bei  P.iusanias  (IX,  'J,  5) 
seltsam  erklärten  Gebrauch  gemischter  mänidlcljer  nnd 
weii)lich(r  Opferthiere  hervor,  dem  Wechsel  von  Män- 
ner-   und    Krauentracht'  zu   Ehren   einer    inannvveiblichen 

•;  lüwa  xnovtii'  wäre  hier  der  entspicchendere  Aus- 
druck und  i).u<f  üxiüvoi  ein  gunt;liares  üeiwiiit,  in  welclifni 
jene  Scliwieri{;keit  uin^'angfii  wrire.  Ungülli;;  jeilocli  wird 
die  Annahme  einer  lilaiilieholos  darum  noch  nicht;  ilenn  ohne 
dalä  die  Walte  tödtend  zu  sein  hraiiclit,  dient  sie  zunlirhst  zur 


jMoudgottheit  (.Macr.  111,  8.     Arch.  Zeit.  I,  87)  wohl  ent- 
sprechend. 

.Scharfsinnig  bezieht  Panofk.i  das  von  Artemis  gehal- 
tene Ruthenbündel   auf  deren  Beinamen   Lygodesma   und 
Fascelis,    wie  auch  auf  die  Geil'selung   der  spartanischen 
Göttin    und    die    darauf   erfolgte   \  erkleidung   zur   Lygo- 
desma.     Hr.    ir.   L.    vergleicht   liiebei   die   Schläge,   die 
llere  der  Artemis  mit  deren  eigenen  Waffen  ertheilt,  einen 
als    'itifug  h'jyog    bereits    von    Müller  (Prolegom.  S.  359) 
gefafsten  Mythos,  leicht  erklärlich  durch  die  besonders  zu 
Samos    nachweisliche   Rivalität   beider  Göttinnen    (.Spanh. 
Callim.   p.  281  zu  II.  Dian.   149).     Was  aber  die  'fhier- 
symliolik  des  besprüchenen  Bildes  betrifft,    so  dürfte  de- 
ren   volles    V'erstandnifs   nur    mit    N'ergleichung    ähnlicher 
orientalischer  Gruppen,  theils  der  mithrischen  Stiertödtung, 
theils  der  |)ersischen  Löwenkämpfe  festzustellen  sein,  welche 
letztere  sowohl  in  homerischen  Gleichnissen  als  auch  haupt- 
sächlich in  altgriechischeu  .Münztypen  ihr  Widerspiel  finden. 
Eine  Besonderheit,    auf  welche   Hr.  W.  Lloyd    noch 
schliefslicli  und  zwar  mit  Vergleichung  der  Iris  des  Par- 
tlienongiebels    aufmerksam    macht,    ist    der    stark   auf"e- 
schlitzte  {aytniüi}  Chiton  der  Artemis  unsres  Yasenbildes. 

Die  archäologische  Gesellschaft,  welcher  in  der  .Sit- 
zung vom  6.  fdai  d.  J.  die  liis  hielier  ausgezogene  Ab- 
handlung des  Hrn.  W.  Lloyd  vorgelegt  vvard,^konnte  nicht 
unbemerkt  lassen,  dals  die  von  demselben  empfohlene 
Deutung  auf  Artemis  Eiaphebolos  bereits  von  Hrn.  Pa- 
nofka  (Arch.  Z.  IV,  S.  3-(G)  aufgestellt  war,  zeigte  sich 
jedoch,  ohne  in  dessen  Abwesenheit  seiner  Entgegnung 
vorgreifen  zu  wollen,  mit  dem  brittischen  Archiiologen 
darin  einverstanden,  dafs  Hr.  P.  die  Deutung  auf  Iphigenia 
jener  früheren  nicht  hätte  vorziehen  sollen:  darum  haupt- 
sächlich weil  jede  Andeutung  auf  diese  sowohl  als  auf 
heroische  Umgebung  vermilst  wird,  die  Siegesgöttin  ülier- 
llüssig  erscheint  und  Apollo  der  troisclie  Gott  hier,  wo 
Pallas  oder  Here  an  ihrer  Stelle  sein  würden,  lästig  ist. 
Auch  scheint  Hr.  P.  sich  selbst  zu  widersprechen,  wenn 
er  (S.  347)  Iphigenia's  Opfer  durch  ein  Reisbiindel  für 
ein  Hirschopfer  zulalst,  die  ,,Hlrschtreirerin"  Artemis  aber 
(S.  346)  nicht  anders  als  ma  einem  Jagdspeer  sich  den- 
ken mag.  Andernlheils  scheint  Hr.  W.L.  die  Andeutung 
der  Eiaphebolos,  als  nicht  blol's  ,, werfender,''  sondern 
schlechthin  „trellender"'  Göttin  nicht  hinlänglich  gesichert 
zu  haben.  Er  begnügt  sich  zu  bemerken,  dals  lio'/.hn 
ein  allgemeiner  Ausdruck  für  Tödten  und  Niederwerfen 
sei,  führt  den  llesychius  dafür  an  (v.  i'joXi'at,  Toiimtai, 
r/Ä;,;f/(V)  und  hatte  sonstige  sprachliche  Belege  wohl  fin- 
den können,  in  denen  <ler  abgeschossene  Bogen  (;j«/.fc 
iiö  u.dgl.)  nicht  minder  als  Lanzen-  und  Steinwurf  gane- 
bar  sind,  ohne  doch  der  gezuckten  Bewegung  zu  ent- 
spierhen,  durch  welche  das  Opierlhier  unsres  Bildes 
mehr  stol's-  als  wuriweise  *)  bedroht  wird.  Im  Uebrigen 
bleiben  wir  seiner  Deutung  so^^ohl  als  seiner  raytholo^i- 
schen  Auslühruiig  mannigfach  dankbar.  E.   G. 

üetänljnnj  des  Thiers,  wie  zn  älinlicliem  Zweck  auch  wol  ein 
lilülser  l'feil  von  ilu'  gezückt  wird  (Call.  Hauteroche  pl.  11,9), 
und  wie  durch  ein  ganz  älinliclies  feuerloses  iinangezündetes  Keis- 
biindel  auch  Orest  von  eiiur  Furie  (\'asenhild:  .Aliiller  Denkni. 
II,  148)  in  {jajiz  ähnlicher  Weise  bedroht  wird. 


Alle 

4.  Bacchischer  Thron  I  SM  o  s.  Die  zweite 
der  Scenen  aus  der  Jugenil  des  Dionvsos,  welche  das  im 
vorigen  Jahrgang  dieser  Zeitung  'i"af.  XXW III  mitge- 
theilte  Schnitzwerk  uns  vorlülirt,  glaube  ich  als  eine 
höchst  erwünschte  Darstellung  des  mystischen  Gebrauchs 


1-     1     e     i. 

betrachten  zu  können,  der  unter  den  Namen  Onüi'iDatc 
Oller  i) riufiaiiog  bekannt  ist  und  keineswegs,  wie  man 
gewöhnlich  lehrt  (nach  Weicker  'i'rilogie  .S.  263),  nach 
Samothrake,  sondern  vielmehr  in  die  bacchische  Wiehen 
gehört,  wenigstens  seit  diese  in  die    schon    frühzeitig  be- 


79 


80 


glaubigte  Verbindung  mit  metroiscli-korybantischein  En- 
thusiasmus getreten  waren;  vgl.  Lobeck  Aglaoph.  S.  641  ff. 
Denn  zunächst  mag  er  allerdings,  wie  die  Korybanten 
selbst,  dem  Cultus  der  giofsen  (iöttermutter  eigen  sein; 
"leiciiwie  aber  Suidas  unter  Orpheus  Werken  auch  iV^po- 
yiaiinvg  //)|rpf,''Oic  erwähnt  (Lobeck  p.  368),  so  dürfen 
wir  nicht  zweifeln,  dafs  die  yontla  y.iu  /lovau,  mit  wel- 
clier  Orpheus  und  Musaos  nach  Lucian  de  saltat.  c.  15 
verordnet  halten,  criV  (yrü^fofi  y.o.)  oo/ijan  fivHaüut, 
eben  so  wesentlich  auch  in  korybantischen  Tanzen  i)e- 
staud,  alsPlaloLegg.  VII,  p.  790d.  tu  tuh-  KoQvßüi'iiov 
lüuuTU  und  Tug  tuiv  ly.if  Qf'ifioy  liuy/tiun'  iuaiig  verbindet; 
und  so  werden  wir  unbedenklich  auch  die  yoQila  xai  nai- 
äiii  hierher  ziehen  können,  die  derselbe  Euthyd.  p.  277  D 
iv  Ti~  Ti'l-iTi'i  Tim-  KoQvßi'urwt'  erwülint,  or«i'  Ti]i'  &(}i>- 
ycoa'i'-  TTOii'iyTut  TTfQi  Toi-Tov  (!)'  «)'  iiilh'iai  tOmi'.  Denn 
darin  lag  jedenfalls  die  Hauptsache  dieses  Gebrauchs,  dals 
die  Einweihenden  den  auf  einem  Stuhle  sitzenden  Reci- 
pirenden  im  Kreise  umt.inzten,  yergl.  auch  Dio  Chrysost. 
erat.  XII,  p.  203:  y.ud-äjiiQ  üa'i&aoif  iv  tio  y.ahwfiii'oi 
.■^poi'iff/cf'  y.ud-tnwTtQ  roiic  fivovtiifovg  in  Tt'/.ovfTtg  y.vy.hn 
nior/OQtviir.  Dals  der  Öelzweig,  womit  St.  Croix,  oder 
der  Hut,  womit  Munter  denselben  bereichert  hat,  auf  blo- 
l'ser  Einbildung  beruhen,  hat  schon  .Metzger  in  Pauly's 
Realencyklopiidie  Bd.  II,  S.  10  bemerkt,  und  Aehnliclies 
uilt  \on  der  Purpurbinde,  die  man  aus  den  samothraki- 
schen  Weihen  entlehnt  hat,  obgleich  diese  wie  gesagt  elien 
so  weni"  als  die  Eleusinien  damit  zu  thun  hatten,  vergl. 
Lobeck  p.  116.  Wie  gern  man  aber  schon  Kinder  in  die 
Mysterien  aufnehmen  liels,  ist  l)ekannt,  und  gerade  die 
korybantischen  Weihen  mit  ihrer  övfuiuQ  (fQnvQtjty.i, 
y.ai  in iTt'i.taT iy.il  (Jaml)lich.  de  myster.  III,  10)  konnten 
dazu  vor  Andern  geeignet  erscheinen,  um  die  Kinder- 
plle-'e  unter  höheren  Schutz  zu  stellen  und  zur  Reife  zu 
fördern;  oleichwie  wir  also  in  der  bekannten  Terracotta  des 
brittischen  xMuseums  (Panofka  Bilder  I,  1)  den  jungen  Bac- 
chus sell)St  dem  gottesdienstlichen  Gebrauch  der  Amphi- 
droroien  unterzogen  sehn,  wie  anderw.ärts  die  Götter  sich 
selbst  unter  einander  opfern  (Jahn  archaol.  Aufsätze  S.  121), 
so  hat  es  gewifs  nicht  die  geringste  Schwierigkeit,  dafs 
auf  unserra  Kunstwerke  Dionysos  gleichsam  als  Prototyp 
aller  übrigen  Mysten  in  seinen  eignen  Mysterien  einge- 
weiht werde,  wozu  auch  die  ekstatische  Stellung  des  Kin- 
tli's  vollkommen  ])afst.  Mierdings  könnte  das  G.inze  auch 
als  eine  Cultushandlung  betrachtet  werden,  die  seiner  gött- 
lichen Wiirde  persönlich  gälte.  Dafs  die  Wache  der  Ko- 
rybanten in  der  späteren  .Mystik  nicht  allein  dem  Zeus- 
kinde und  seiner  Mutter,  sondern  auch  den  chtlionisclien 
Repräsentanten  des  geheimen  Waltens  der  P^aturkrälle, 
Dionysos  und  Kora,  beigesellt  ward,  bezeugt  Proklos  'I'heol. 
Plalon.  V.  35  —  öjtoJ  yiiry  ol  i)t<)\  (nämlicli  die  Kureten) 
y.ui  Ti,y  /icMilit^u  '^Piai'  liyni'Tui  iffinrQui'  y.u)  lor  ti'ji- 
o).(ii>'  diiiiiorfjyity  y.ai  /li/oi  T(uy  uhlinv  t))?  /iiyiaTi,i 
Liiioyoi-iui  Ti  XIII  diiiui>v(iyii'.g  Tifiiii'i'/i'Tig  Ti;y  Tt  Körner 
iv  ixtivoig  z«i  tiiv  Jii'ivxiuiv  tii^fn^inviirg  roiv  ihiriniiiv 
irvJ.ürTftv — ,  und  wie  die  Korylianten  unseres  Bildes  seliist 
schon  den  künstlerischen  Motiven  nach  der  Weihe  des 
Zeuskindes  nachgebildet  sind,  wird  Niemand  verkennen, 
der  sich  dieser  aus  Cam|)ana  opeie  di  plastica  1.  2  und 
Monum.  deirinstit.  111,27  und  Annali  1840  tav.  d'agg.  Iv 
erinnert;  aber  was  war  am  Ende  auch  jene  Ooi'ivmaig 
anders  als  der  symbolische  AMsdru(k  der  höheren  Stellung, 


welche  der  Eingeweihete  einnelime  und  die  ihn  selbst 
unter  die  Obhut  schützender  Mächte  stelle?  Gerade  von 
den  bacchischen  Mjsterien  wissen  wir  ohnehin  ,  dafs  der 
ächte  Myste  als  Büx/og  dem  Gotte  selbst  so  gut  wie 
gleichgesetzt  ward;  eben  so  gut  also  als  jenem  die  gleiche 
Schutzwache  wie  dem  Gotte  zukam,  werden  wir  die 
Weihescenen,  durch  welche  er  dersell)en  theilhaftig  ward, 
auch  rückwärts  von  dem  Menschen  auf  den  Gott  ül)ertra- 
gen  können ,  zumal  die  ganze  Auffassung  unseres  Bildes 
nicht  blofs  mythischer,  sundern  ganz  deutlich  ethisch-alle- 
gorischer -\rt  zu  sein  scheint.  Schon  dafs  das  Kind  nicht 
von  Zeus,  sondern  von  Semele  allein  geboren  wird,  der 
nicht  einmal  (wie  Alonum.  I,  45)  ein  Zeus  gegenüber  steht, 
gibt  ihnen  so  zu  sagen  eine  abstractere,  mehr  mensch- 
liche Bedeutung;  ganz  in  derselben  .Art  aber  fasse  ich 
auch  die  Bändigung  des  Bocks  und  den  .\usgang  auf  pan- 
tlierbespannteni  Wagen  in  der  folgenden  Scene  als  allegori- 
schen Ausdruck  der  sittlichen  Macht,  welche  eben  die  Weihe 
dem  Menschen  über  das  Stoffartige  und  Gemeine  geben 
sollte.  Der  Bock  ist  das  Symbol  der  Lascivität  und  sinn- 
lichen Begierde,  welche  der  Vernunft  zwar  nicht  ganz  zu 
vertilgen,  wohl  aber  sich  dienstbar  zu  machen  gelingt,  und 
die  tlefshalb  auch  nachher  in  der  letzten  Scene  im  Gefolge 
des  Gottes  als  I'an  dem  Menschen  untergeordnet  ersclieint, 
wie  schon  die  Stoiker  die  Duplicität  dieses  Wesens  als 
Symbol  der  Herrschalt  des  Geistes  über  den  Stoff  auf- 
fafsten,  (vgl.  Cornut.  de  nat.  deor.  c.  27:  y.ai  tu  iiiv  y.ÜTi» 
}.aaia  y.ui  TQuyiiidij  diu  Ti]g  ti'.v  yijg  dcxavTi.TU  r/tiv,  tu 
iV  uvni  uv'J-QinnDiioQrf  u  iSiu  Tu  iv  ti'j  idtliQi  tu  iA'inn- 
viy.iiv  iivut  Tur  y.uuf-iov,  ii  <)/}  '/Myixov  inri),  und  ganz  ähn- 
lich galten  demselben  auch  die  Panther  im  Gespanne  des 
Dionysos  als  Zeichen  der  Bändigung  wilder  Sitten,  vergl. 
c.  30:  log  tu  üyriiinTUTu  i^d^i^  Ti'^g  aviiiitTnnv  ulviüisnog 
iiiiUiQoi'a>ig.  Es  versteht  sich  von  selbst,  dafs  ich  weit 
entierut  bin,  solche  Deutungen  iür  den  .Mythus  als  solchen, 
untl  seine  Darstellung  aus  griechischer  Zeit  zu  billigen 
oder  zu  empfehlen;  aber  wo  es  sich  um  Kunstwerke  einer 
spätem  Periode  handelt,  deren  Mystik  notorisch  den  na- 
tursymbolischen Charakter  mit  dem  ethischen  vertauscht 
hatte,  wird  man  letzterem  gewifs  dasselbe  Recht  wie  z.  B. 
bei  A  asenliiUlern  den  erstem  einräumen  müsse,  und  so 
trage  ich  auch  gar  kein  Bedenken,  die  von  Gerhard  ver- 
glichenen Sarkophagl)ilder  bei  Mdlin  gall.  mythol.  n.  229 
und  Mus.  ca|)itol.  IV,  (iO  nicht  etwa  blofs  mit  .Müller  im 
Handbuch  als  heitere  Kinderspiele,  in  welchem  sich  des 
(iottes  wunderbare  INatur  entfalte,  sondern  im  Geiste  der- 
sell)en  ethischen  Symbolik  zu  lassen.  Was  auf  unserm 
Bilde  die  korybantische  Weihe,  ist  dort  die  Waschung, 
die  sicher  nicht  als  blofser  .\mmendienst  erscheint;  elien 
so  vertritt  im  Mus.  cap.  (I.  c.)  der  Salyrisk,  der  von  dem 
sokratesähidichen  Silen  gezüchtigt  wird,  olFenbar  die  Stelle 
des  Bocks  als  Symliol  der  Bekämpfung  niedriger  Leiden- 
schaften; und  wahrend  auf  nnserm  Kunstwerke  der  .Auszu« 
des  Dionysos  auf  seinem  Pantherwagen  nur  den  .Vnlaul 
bezeichnet,  welchen  der  reifende  und  im  Kampfe  mit  der 
Sinnlichkeit  erstarkte  Geist  zu  grol'sen  'J'haten  nimmt, 
stellen  die  beiden  andern  in  dem  von  der  thierischeii 
Natur  des  Salyr  gehobenen  Bakchosknaben  bereits  die 
schöpferisch  segnende  Kraft  des  ihvdni'i  i^g  dar,  als  wel- 
cher   er   ja    in    ganz    Griecheidand    verehrt    ward,    vero|. 


Plut.  Qu.   Symp.  V,  3. 


K.  Ek.  Heb.m  a  n  n. 


lliezu  Tafel  V  der  \euen  Foli/e:    lli/)/)ol//f  und  P/iädru,  Surhophag  -zu  Girgenti. 


Druck   und   Verlag  nou   G.  Hemer. 


Herausgegeben  von   f.  GerhariL 


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82 


ARCHÄOLOGISCHE  ZEITUNG. 


M  6. 


Neue  Folge. 


Juni  1847. 


Griecliisclie  3Iiinzen  S.  E.  des  Kreilierrn  von  Piokescli-Osttii. 


Allerlei  (Xocturniis). 


Griechische  3Iüiizeii. 

Zu  Tafel  XXII.  XXXII.  XLI  un.l  XLlil  der  Aicliäolog.  Zeitung. 

i^  iclit  allein  (Ins  hohe  Interesse,  welches  die  aus  der 
Snininlung  S.  E.  des  Hrn.  von  Prokesch-Os  ten,  K.  K. 
(iesandten  zu  Athen,  in  diesen  Blättern  (Arch,  Zeitung 
110.  21.  32)  gemachten  nuinisn)atisclicn  Alittiieilungen  er- 
regen und  mich  zu  einigen  nachtriiglichen  Bemerkungen 
dazu  veranlafst  hal>en  (Arch.  Z.  no,  32  S. 'll5ir.),  son- 
dern ehensosehr  die  heifällige  Aufnahme,  welche  letztere 
hei  dein  einsichtsvollen  Besitzer  ilieser  JMiinzen  geluuden 
haben  (Arch.  Z.  no.  41  S.  270  f}.),  hestimmt  mich  den 
l'aiien  wieder  aufznnelimen,  und  ich  fühle  mich  dazu  um 
so  mehr  aufgefordert,  als  die  Wichtigkeit  dieser  Mitthei- 
lungen mit  Erweiterung  des  Materials    durch  Bekanntma- 

thun"  einer  zweiten  Folge   griechischer  Inedita    aus  der- 
er O       ö 

sell>en  reichen  Quelle  (Arch.  Z.  no.  41.  43.)  nur  gesteigert 
worden  ist. 

28.    B  a  r  g  y  1  i  a    C  a  r  i  a  e. 
AE  4.     Pegasus  rechts  fliegend. 
1{.     Verschleiertes  Frauenhild  von  vorn. 

BAITYAlHTßN  [in  der  Zeichnung  ist  das  1 
ausgelassen.  Die  Figur  scheint  ein  Idol  zu  sein.  E.  G.] 
Bei  der  Selteidieit  der  Miinzen  dieser  Karischen  Stadt 
muls  die  vorliegende  von  um  so  gröl'serem  Interesse  sein, 
als  wenigstens  Eckhel  (D.  N.  II,  p.  579)  nur  eine  einzige 
.lutonome  kannte.      Diese  jedoch   in  Verhindung  mit  einer 


andern,   unter   dem    Kaiser  'l'itus    geschlagenen,    gewälirt 
auf  die   erwünschteste  Weise   eine  Erklärung   der    vorlie- 
genden, die  auch  schon  bei  Eckiiel  in  Voraus  gewisserma- 
fsen  angedeutet  ist.    Der  auf  der  autonomen  JMünze  gleich- 
falls gefundene  „Pegasus  volans"  wird  nämlich  von  Eckhel 
durch  die  Tradition  hei  Stephanus  de  urh.  (v.  BÜQyvhi) 
gerechtfertigt,   dafs   Bellerophon   die   Stadt   Bargylia   ge- 
gründet, und  zwar  zur  Erinnerung  an  den  Bargylos,  wel- 
cher  vom    Pegasus    getroffen   umgekommen    sei,    benannt 
habe.     Von  der  Darstellung  auf  der  andern  Münze   giebt 
Eckhel  folgende  Beschreibung:    „MuUcr  veluta   et  slolutii 
advcrsa  stuns  manlhus  ad  pectus  in  crucis  foriuam   com- 
pos'äis,  pro  pedihus  cerviis  deum  suspiciens."    So  unzwei- 
felhaft   die    Beziehung    dieses   Symbols    auf    die    Artemis 
Myndias  ')  ist,    so  von  tiein  nahe  bei  Bargylia  "eleoenen 
Myndos    genannt,    deren    bei  Strabo   (XIV.    S.  658=625 
Tzsch.)     und    Polybius   (XVI,   12)    Erwähnung    geschieht, 
woraus  auf  einen  gemeinschaftlichen  Cultus  dieser  Göttin 
in  beiden  Städten  geschlossen  werden  darf:  eben  so    un- 
verkennbar ist,  dafs  das  aufrecht  stehende  Frauenhild  auf 
unsrer  Jlünze,  auch  ohne  die  Zugabe  des  Hirsches     die- 
selbe Göttin  wie  auf  der  andern  -Alünze  sei,  und  dafs  wir 
in    dieser    Figur   eine    Abbildung    des  Terapelidois    dieser 
Artemis  Myndias  besitzen,    von  welcher  erzählt  wird 
dafs  dassell)e  hypäthrisch   gewesen,    aber  weder  von  Re- 
gen noch  von  Schnee  je  berührt    worden  sei.     Nach  der 
ganzen  Haltung  des  Bildes  zu  urtheilen  ,  stellt  sich  übri- 
gens  dieses    Idol    als   ein   Beispiel   der   älteren  Form    von 
Götterbildern  dar,    und    ich  erlaube    mir   liierbei  weiterer 
Untersuchung  anzuempfehlen,    ob    das  auf  beiden  Seiten 


')  Wir  halten  dieses  Beiwort  der  Artemis  trotz  der  t'eher- 
einstiinmung  der  Lesart  Airifi«;  bei  Strabo  und  l'oI)biMS  fest, 
nicht  allein  weil  dieses  Wort  jeglicher  Ableitung  und  Erklärung 
widerstrebt,  sondern  weil  jenes  Heiwort  in  seiner  natürlichen 
Cezieliung  auf  die  nicht  unbedeutende,  die  beriaclibarte  Bargy- 
lia an  Ansehen  weil  üljerragende  JStadt  Myndos  genügende 
liechtferfigung  zu  linden  scheint.  Skylax  97  erwähnt  unter 
den  Städten  Kariens  wohl  JMyndos,  aber  nicht  Bargylia.    Wenn 


zu  Sirabo's  Stelle  bemerkt  worden  ist,  <lafs  die  von  Mannert 
zuerst  vorgeschlagene  Lesart  A[iyäiicg  (vielmehr  Mvvätüg)  aus 
dem  Grunde  zu  verwerfen  sei,  weil  Strabo  dieses  Götterbildes 
gewifs  früher,  wo  er  von  Myndos  spricht,  gedacht  haben  werde 
so  läfst  sich  die  spätere  Erwähnung  bei  B;rt-gylia  leicht  durch 
die  zulässige  Annahme  erklären,  dafs  zu  Strabo's  Zeit  der 
Cultus  dieser  Göttin  nur  noch  von  tien  Bewohnern  von  Bar^^v- 
lia  ausgeübt  wurde. 


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84 


herabfallende,  spitz  auslaufende  Gewand  der  Uekifeiduug 
nicht  vielmehr  für  eine  Andeutung  von  Flügeln  zu  fassen 
sei.  Von  nicht  geringerer  Andeutung  altertluiinlielier  ünr- 
stellunesweise  scheint  mir  ferner  die  Kreuzung  der  Anne 
Über  der  Brust  zu  sein,  eine  Bildung,  von  der  mir  bei 
Götterstatuen  kein  anderes  Beispiel  erinnerlich  ist.  Diese 
ganz  orientiilische  Haltung,  in  welcher  sich  die  tiefste 
Ergebung  und  Deiuuth  ausspricht,  soll  nach  Büttiger  (Ili- 
thyia  S.  51)  in  dem  christlichen  Cultus  erst  in  sehr  späten 
Zeiten  nachzuweisen  sein.  [Flügel  mit  Kreuzband?  E.  tt.] 
Für  die  Richtigkeit  der  von  Hrn.  Gerhard  in  Betreff 
der  Aufschrift  hinzugefügten  Bemerkung,  dafs  in  der  Ab- 
bildung der  Münze  ein  1  ausgefallen  sei,  wornacli  die 
,\ufschrift  im  Text  als  BAPrYAlHTIlN  erscheint, 
sprechen  allerdings  die  bis  jetzt  bekannten  JMiinzen  mit 
derselben  Namensform,  welche  sich  auch  bei  Plutarch 
(Vita  Flaminii)  findet,  und  aufserdeni  die  bei  andern 
Schriftstellern  übliche  Form  JiaQyvhuTiii;,  welche  Ste- 
phauus  aucli  noch  ausdrücklich  als  das  Gentile  anführt. 
Weitere  Bestätigung  mufs  von  einer  nochmaligen  Unter- 
suchung der  Münze  selbst  abgewartet  werden,  da,  wenn 
sich  wirklich  auf  derselben  BAPrVAHTilN  ünden 
sollte,  es  zweifelhaft  bleibt,  ob  man  bei  Stephanus  aus 
Cod.  Vol's.  richtig  BuQyvXiu,  ovdtitQC'ig  nohg  KuQi'ug 
corrigirt,  wo  bisher  BÜQyv)M  stand,  zumal  da  sich  bei 
Flinius  (H.  N.  V,  29)  campi  Uurgylelicl  und  bei  Cicero 
(Ep.  ad  fam.  XIII,  56)  liargylelae  ohne  Variante  findet. 
Es  wäre  in  der  That  sehr  denkbar,  dafs  der  älteste 
Name  der  Stadt  ßu(jyv}.a,  r«,  welcher  freilich  in  dem 
Pariser  Tlies.  linguae  Gr.  gar  keine  Aufnahme  melir  ge- 
lunden  hat,  gewesen  sei. 

29.     M  }  n  d  u  s    C  a  r  i  a  e. 

AE   4.     Lorbeerbekriinzter  ApoUokopf  rechts. 

I{.     lilule  auf  einem  bebänderten  Lorbeerzweige    MY... 

COJoTP 

Aehnliche  bei  Mionuet  II,  360. 
I'iir  die  Zuertheiluiig  dieser  Alünze  an  die  Karische 
Stadt  Myndos,  der  schon  kurz  vorher  gedacht  worden, 
und  deren  autonome  Münzen  gleichfalls  zu  den  Selten- 
heiten gehören,  spricht  allerdings  der  auf  andern  auto- 
nomen Älünzen  dieser  .Stadt  sich  wiederholende  Apollo- 
ko|if  (Vgl.  IIuMter  Tab.  ,"58,  19  und  Eckhel  Nuin.  vtt. 
anecd.  'l"ab.  Xii,  10).  Auch  i.st  weiterer  Erwägung  an- 
heim  zu  stellen,  ob  die  im  ÄIus.  Munter  (Tab.  38,  21 
und  23)  aufgeführten  Münzen,  welche  durch  einen  ähn- 
lichen Apolloko|)f  und  durch  die  Aufschrift  MY  ausge- 
zeichnet sind,  nicht  ebenfalls  nach  Mjndos  gehören.    Der- 


selbe Kopf  wiederholt  sich  auf  der  schönen,  von  Finder 
(Numism.  antiqua  ined.  Tab.  II,  11)  bekannt  gemachten, 
durch  die  Aufschrift  MYNZ^IßN  ihrem  Ursprung  nach 
unzweifelhaften  JMünze,  wo  der  Herausgeber  durch  das 
Bild  einer  Weintraube  auf  der  Kehrseite,  und  durch  den 
Umstand,  dafs  bei  den  Kariern  auch  Bacchus  sich  eines 
bedeutenden  Cultus  zu  erfreuen  gehabt,  verleitet  worden 
ist,  einen  Baechuskopf  zu  erkennen.  Für  die  Annalime 
eines  Apollo  für  diese  Köpfe  könnte,  wenn  es  noch  wei- 
teren Beweises  bedürfte,  noch  auf  die  demselben  zukom- 
menden Attribute  eines  Dreifufses,  Pfeile  mit  Köcher, 
eines  Lorbeerzweigs,  auf  den  Kehrseiten  jener  Münzen 
iiiogewiesen  werden.  Jene  Traube  übrigens  findet  ihre 
natürliche  Erklärung  in  der  Production  eines  vorzüglichen 
Weins  bei  Myndos,  welclier  im  Alterthum  nach  dieser 
seiner  Herkunft  genannt  und  wegen  seiner  l)esonderen 
Eigenschaften  berühmt  war  (Athen.   I.    S.  32.  E). 

Rücksichtlich  des  Apollocultus  in  Myndos  wird  die 
Vermuthung  gerechtfertigt  erscheinen ,  dafs  derselbe  da- 
hin zugleich  mit  der  von  Trözen  aus  nach  Myndos  ge- 
führten Colonie  (Pausan.  II,  30,  8)  eingebracht  worden 
sei.  Einen  Apollocultus  zu  Trözen  bezeugt  aul'ser  dem 
auf  einer  Trözenischen  Inschrift  hei  Chishull  Antiq.  .Asiat. 
S.  164  erwähnten  Heiligthum  des  Gottes  auch  noch  aus- 
drücklich Pausanias,  und  zwar  hält  dieser  diesen  Tempel 
des  Apollon  'l'hearios  für  einen  der  ältesten,  den  er  kenne 
(II,  31,  9).  Aufserdem  berichtet  Stephanus  v.  T^oiLi',!', 
dafs  diese  Stadt  auch  l4no)Jaui'iu.g  genannt  worden  sei. 

Zum  Schlufs  darf  nicht  unbemerkt  bleiben ,  dafs  so 
wie  auf  der  vorliegenden  Abbildung  der  Münze  nicht  MY, 
sondern  nur  M  sichtbar  ist,  eben  so  auch  nacli  derselljen 
das  angebliche  Bild  der  Eule  sehr  zweifelhaft  ist,  indem 
es  mir  eher  die  Gestalt  eines  auf  den  Hinterfüfsen  sit- 
zenden Thiers,  ungefälir  eines  Panthers,  zu  haben  scheint. 
Eben  so  scheint  mir  auch  die  Aufschrift  auf  der  andern 
Seite  der  !\l(inze  einer  nochmaligen  Untersuchung  zu  be- 
dürfen. 

30.     Calymna   insula. 
AR   1.     Delphin.     Darunter  O. 
R.     K  in  vertieftem  Grunde.   [Quadratum  iucusum].    Auf 

der  Insel  selbst  gekauft. 

Wegen  des  besonders  berichteten  Erwerbungsortes 
dieser  Münze  mag  man  vor  der  Hand  dieselbe  Kalyinna 
zuweisen,  obwohl  auf  an<lerii  diesem  Orte  unzweifel- 
haft angehörigen  der  'l'ypus  eines  Delphin  bis  jetzt  noch 
nicht  gefunden  worden,  während  derselbe  häulig  auf  Mün- 
zen anderer  Städte,  deren  Namen  sich  mit  einem  K  an- 
fängt, vorkommt,  wie  z,  B,  auf  denen  von  Korinth,  Kar- 


I 


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86 


tl]ii;i,  Kjzikos.  Bei  der  Seltenheit  der  Miiiizen  von  Ka- 
lyinnn  vtili  ich  liier  eines  scliünen  Exemplars  aus  der 
llerzogl.  Sammhing  zu  Gotlia  gedenken,  welclies  Scliliclite- 
fjroll  ( Aniialen  der  iXumisin.  Th.  II.  Ilelt  I.  'l'nf.  II,  13) 
liekaiint  gemacht,  und  nelist  einer  anderen  des  Pariser 
Cahinets,  dessen  Scliwelelabdriicli  ialscli  KAAYMNIOY 
statt  KAAYMNIßN  auiwies  »),  dieser  Insel  richtig  zu- 
gewiesen hat  (S,  25).  Das  auf  der  einen  Seite  dieser 
Münze  hefindliclie  helielmle  Haupt  halte  ich  für  das  Bild 
eines  IVationnlheros,  in  der  Lyra  auf  der  Kehrseite  finde 
ich  eine  Beziehung  auf  den  auf  dieser  Insel  vorhandenen 
Cultus  des  Apollo,  von  dessen  Heiligthum  dasell)st  eine 
nun  zuerst  von  Raoul-Rochette  hekannt  gemachte  Inschrift 
(Lettre  .i  Mr.  Schorn  'J.  ed.   S.  371)  Zeugnifs  gieht. 

31.     Cos    i  n  s  u  1  a. 

AR  3.    Krauenkopf  mit  der  Mauerkrone  rechts;  in  einem 

Perlenkranze. 
U.     Korl),   aus    dera   drei  Blohnhlumen  ragen,   zu  beiden 

Seiten  eine  Fackel.  Kß.li2N.    Das  Ganze  in  einem 

Perlenkranze. 
Dieser  Münztypus  ist,  wie  es  sclieint,  ganz  neu  und 
ladet  zu  einem  Erklärungsversuche  ein.  Den  Krauenkopl 
lialle  ich  für  ein  Bild  der  nach  einigen  Inschriften  (Ijei 
Villoison  Mem.  de  l'acad.  des  inscr.  T.  XLVII.  S.  325) 
zu  Kos  verehrten  Rhea  oder  Kyhele,  welcher  als  Mutter 
Erde,  als  Demeter  aufgefafst  (Vgl.  zu  Cornutus  S.  245), 
der  Älohn  als  Attribut  zukommt  (Ebendas.  S.  168).  Das 
Weitere  bleibe  Andern  überlassen. 

33.     A  s  p  e  n  d  u  s. 

AU  \\-  Vordere  Hälfte  eines  Einhorns.  AZ. 
R.  Ein  gröfserer  und  ein  kleinerer  Fisch  in  vertieftem 
N'iereck. 
So  wie  die  Zuweisung  dieser  Münze  an  Aspendos, 
nach  Hrn.  Kriedliinder's  Bemerkung,  unbegründet  ist,  el)enso 
zvveifelhait  ist  das  Bild  des  angeblichen  Einhorns,  das, 
sobaUl  es  wie  auf  der  vorliegenden  Münze  nur  von  der 
Seite  erscheint,  mit  Sicherheit  nicht  als  ein  solches  er- 
kannt werden  kann.  Die  einzige  bisher  bekannt  gewor- 
dene Münze,  auf  welcher  sich  das  Bild  eines  Einhorns 
linden  soll ,  ist ,  abgesehen  davon  ,  dafs  ihre  Herkunft  im 
Dunkel    ist,   auch    an   sich    selbst    schon    verdächtig   und 


auch  für  verdächtig  gehalten  worden  (\'gl.  .Spaidiem.  de 
praest.  niini.  'i'.  I.  S.  90).  Ueberhaupt  erscheint  das 
Einhorn  doch  erst  auf  IMonumenten  spiiterer  Zeit,  welche 
nicht  irei  von  orientalischem,  oder  im  Besondern  von  ju- 
djiis'ch- ägyptischem  Einllusse  sind,  wie  z.  B.  auf  einer 
Paste  in  der  K.  .Sammlung  zu  Berlin  ('l'ölken  \vti.  S.  46. 
No.  196.     \gl.  Creuzer  Symb.  T.   1.    S.  721). 

35.     P  e  r  g  a    P  a  in  ]>  h  y  I  i  a  e. 
AE   3.     Brustbilder   Apolls    und    Diana's    hinter    einander 

rechts.   [Artemis  mit  sichtlichem  Köclier.J 
R.    Victoria  (?),  Kianz  in  der  Rechten.    APTEMIAOE 

HEPrAIAZ. 

Ich  halte  die  Figur  auf  dem  Revers  vielmehr  für  eine 
Artemis  oder  für  eine  Priesterin  derselben  s),  und  das  was 
sie  in  der  [ei  hobenen  Rechten  liidt,  für  ein  Hirschgeweih. 
Der  Köcher,  welchen  sie  über  den  Rücken  tragt,  ist  nicht 
zu   verkennen.  [?] 

38.     C  y  p  r  u  s    i  n  s  u  I  a. 
AE  3',.     Frauenkopf  mit  der  ]\Liuerkrone   rechts.     Per- 
lenkranz rings. 
R.     Im  Perlenkranz  Pyramiile.     GX.AI. 

Der  von  Hrn.  Friedlander  ol)Hohl  nur  mit  einem  Worte 
angedeutete  Zweifel,  ob  diese  Münze  richtig  attribuirt  sei. 
erscheint  bei  näherer  Prüfung  vollkommen  benründet 
trotzdem  dafs  das  einer  Meta  ähnliche  Symbol,  welches 
unpassend  eine  Pyramide  genannt  wird,  allerdings,  wie 
wir  gleich  sehen  werden,  seine  Bezieliung  auf  die  Paphi- 
sche  Aphrodite  auf  Kypros  nicht  verliiugnet.  Nicht  nur 
dafs  das  Frauenbikl  mit  der  Mauerkrone  den  jMünzen 
von  Kypros  bis  jetzt  wenigstens  fremd  ist,  so  bedarf  es 
nur  eines  Blicks  auf  die  Münze  von  Tarsos  bei  Hunter 
(Tab.  56,  24.  S.  315),  um  die  vorliegende  derselben  Cili- 
rischen  Stadt  zuzuweisen.  Jene  Münze,  gleichfalls  von  Erz 
und  von  derselben  Gröfse,  die  sich  als  unzweifelhaft  Tar- 
sos angehorig  aus  der  Vergleichiing  anderer  ebendasellist 
bekannt  gemachter  ergiebt,  wird  also  beschrieben  ; 
Caput  muliebre  turritum  ad  d. 
eni.MOYAH.  Pyramis.  Infra  ET.Iq". 
■Auch  findet  sich  dasselbe  Bild  der  Kyliele  liautiu  auf 
Münzen  von  Tarsos.  Wenn  es  nun  zwar  bekannt  ist,  dafs 
Aphrodite  zu  Paphos  unter  einem  Symbol,  das  schon  von 
den  Alten,   wenn    auch    uneigentlich,   mit  einer  Pyramide 


^)  Dieses  die  richtige  Form  des  Gentile's,  schon  von  Ste- 
phanus  angegeben  und  bestätigt  ilnrcli  Inscliriflen  hei  Cyriac. 
Inscr.  S.  30,  von  \  illoison  Alem.  de  l'acad.  des  inscr.  T.  XLVII. 
!S.  326  angetüliil.  und  Corp.  inscr.    T.  II.    S.  459.  46!. 


'■)  Wenn  es  für  die  Annahme  eines  weiblichen  Priester- 
thunis  im  Dienste  dieser  Artemis  eines  lieweises  bedürfte,  so 
konnte  auf  die  merkwürdige  Inschrift  von  Halikarnals,  wo  die 
l'ergäisclie  Arlerni.s  gluicliialls  ein  Heiligtluiin  hatte,  verwiesen 
werden,  bekannt  gemacht  von  Biickli  Ind.  lect.  Berol.  aestiv.  1830. 


S7 


S8 


vergliclien  worden  ist,  verehrt  wurde  *),  worüljer  kurz 
auf  Eckliel  (Doctr.  T.  III.  S.  36)  verwiesen  werden  kann: 
so  wird  die  für  unsere  Münze  in  Anspruch  genommene 
anderweitige  Herkunft  durch  des  eben  genannten  Numis- 
inatikers  Bemerkung  (S.  37)  gerechtfertigt,  dafs  der  Cul- 
tus  dieser  Paphischen  Aphrodite  sich  auch  aufserhall)  Ky- 
pros  verbreitet  habe,  was  namentlicii  durch  IMünzen  von 
Pergainum  und  Sardes  bewiesen  werde.  Hierzu  kommt 
nun  noch  Tarsos,  und  es  ist  zu  verwundern,  dafs  man 
für  gewisse  Embleme  auf  Münzen  dieser  Stadt,  mit  deren 
Deutung  man  sicii  l)isher  vergebens  gequiilt  hat,  nicht 
längst  schon  auf  demselben  Wege  ihre  genügende  Erklä- 
rung gefunden  hat.  Die  Besclireibung,  welche  Eckhel 
('!'.  III.  S.  70)  davon  giebt,  ist  nicht  genau: 

Caput  muliebre  velatum  turritum.  TAPZEßN. 
Basis,  cui  imposita  pyramis;  huic  (der  Basis)  in- 
sculpla  figura  quadrupedi  insislens  manu  elata,  supra 
pyramidem  aquila  expansis  aus.  AE  1.  II. 
So  bei  Hunter  (Tab.  56,  20),  wo  in  der  Erklärung 
das  vierfüfsige  Tliier,  auf  welchem  eine  unverkennbar 
männliche  Gestalt  stellt,  richtig  als  ein  gehörnter  Löwe 
gfefafst  wird,  was  vollkommen  klar  aus  zwei  andern  eben- 
daselbst liekannt  gemachten  Tarsischen  Münzen  (no.  21 
und  22)  wird ,  auf  welchen  das  Bild  dersellien  auf  einem 
Lijwen  stehenden  Figur  aul'ser  der  Insclirilt  MHTPO- 
nOAEßE  TAPZEßN  die  Kehrseite  der  Münze 
ausfüllt.  Beide  Bilder  sind  dieselben:  die  auf  den  letzt- 
genannten befindlichen  ergänzen  aber  das  andere  auf  der 
Basis  auf  eine  höchst  bedeutsame  Weise,  indem  die  männ- 
liche Figur  über  den  Rücken  einen  Köcher  trägt,  und  in 
der  linken  Hand  ein  Doppelbeil  hält.  Wenn  ich  nun  kei- 
nen Anstand  nehme,  in  der  pyramidenförmigen,  auf  einer 
Substruction  ruhenden  Meta  dasselbe  Paphische  Symbol 
der  Venus  zu  finden,  so  gereicht  dieser  Annahme  der  Um- 
stand zu  weiterer  Unterstützung,  dafs  jene  männliche  Fi- 
gur [.Sardanapalos]  sammt  dem  gehörnten  Löwen,  wie  man 
immer  dieses  Symbol  deuten  möge,  unzweifelhaft  orien- 
talischen Ursprungs  ist,   womit    die  Herkunft    des  ganzen 


Venusdienstes  zu  Paplios  in  Uebereinstiramung  steht,  wel- 
cher nach  Pausanias  (1,  14,  6)  von  den  Assyriern  ab- 
stammen soll,  so  dafs  diese  Venus  von  der  Assyrischen 
Mylitta   nicht  verschieden  sein  würde  *). 

39.     B  I  a  u  n  d  n  s    L  y  d  i  a  e. 

AE  3.     Bekränztes  Brustbild  des  Demos  [?]  rechts. 
U.     In  einem  Lorbeerkranze:       Q 

AAY 

Das  vom  Herausgeber  hinzugefügte  Fragezeichen  hat 
seinen  guten  Grund.  Es  scheint  vielmehr  ein  Apollo  zu 
sein,  ähnlich  dem  Typus  auf  der  Münze  von  Perga  No.  34: 
und  ein  „Apollo  stolatus  cum  citiiara"  findet  sich  auch  sonst 
auf  Münzen  dieser  Stadt;  wenn  man  nicht  lieber  in  je- 
nem Koj)fe  den  Heros  „Blaudos",  vielmehr  UJaundos,  fin- 
den will,  welchen  Steplianus  Byz.  nach  Jlenekrates  als 
Gründer  der  Stadt  anführt.  Ob  Blaundos  nach  Lydien 
oder  Phrygien  gehöre,  ist  eine  schwer  zu  beantwortende 
Frage,  die  von  Neuem  durch  Franz  (Fünf  Inschriften  und 
fünf  Städte  in  Kleioasien  S.  32)  und  durch  LeBas  (Re- 
vue de  Philologie  T.  I.  S.  215  u.  353)  in  Anregung  ge- 
kommen ist. 

40.  M  a  e  o  n  i  a  L  y  d  i  a  e. 
AE  5.  Bärtiger  Herkuleskopf  links;  Perlenkranz  rings. 
R.  Herkules  auf  einem  seclissäuligeu  Tempel,  der  auf 
der  Höhe  eines  Bergs  gelegen,  sitzend;  auf  dem 
Schoofse  einen  Knaben.  Hinter  sich  zwei  Aepfel  (?). 
MAlONflN.  Das  Ganze  in  Perleneinfassung.  [Der 
Sitz  gleicht  einer  Cista ;  im  Knaben  mag  Teleplios 
gemeint  sein.     E.   G.] 

Der  Revers  der  vorliegenden  Abbildung  zeigt  in  Per- 
leneinfassung nichts  als  eine  auf  einem  Sessel  mehr  hin- 
gestreckte als  sitzende,  wie  es  scheint,  männliche  nackte 
Figur,  in  der  Rechten  zwei  Aepfel  oder  Kugeln,  mit  einem 
auf  dem  Schoofse  sitzenden,  unbekleideten  Kinde  spie- 
lend.    So  fasse  ich  die  ganze  Situation  auf,    zu  welcher 


')  Tacitus  Hist.  II,  3:  Simulncrum  ileiie  non  efjii/ie  liu- 
mnna:  continuus  orlis  Inliorc  initiu  Icnucm  in  itmbilum,  meine 
modo  assuryens. 

*}  Wenn  in  der  inlialtscliwercn  Zeitschrift  Hellenika  von 
L.  Rofs  .S.  70  gewifs  mit  vollem  Keclite  ein  früher  ciilturge- 
schiclitliclier  Zusanimenliang  der  Insel  mit  Assjrien  unterstellt 
wird,  so  mag  es  zu  weiterer  Krgänziing  lies  oben  Behaupteten 
gestaltet  sein,  riicksiclitlicli  der  auf  einem  geliürnten  Löwen 
stehenden  Figur  auf  eine  älinliclie  Darstellung  auf  einem  Assyri- 
schen Monumente  hei  Lajanl  Keclierclies  siir  le  culte  de  Venus 


en  Orient  et  en  occident  Tat.  II.  hinzuweisen,  wo  nur  die 
Stelle  des  Lö«en  ein  Panther  ,  wie  es  scheint,  einnimmt:  so 
wie  überliau|)t  die  in  dem  eben  genannten,  mir  jetzt  erst  zur 
Hand  kommenden  Werke  in  reicher  Fülle  niedergelegten  Ma- 
terialien, von  welclien  ich  namentlich  auf  die  Tat'.  II,  10.  I  i 
und  12  (vergl.  Taf.  XV,  9)  initgetheiUcn  Kjprisclien  Alünzen 
mit  ilem  Tempel  <ler  Papliisclien  Göttin  aufmerksam  machen 
will,  manchen  Anhaltspunkt  zu  weiterer  Aiifliellung  dieses  Ge- 
genstandes führen  werden.  [Aus  natlitriigliclier  hinsendung 
des  Hrn.  Verfassers.] 


89 


90 


<lie  lifiilen  kugtlföimigen  Gegenstände  am  Cesten  zu  pas- 
sen sclieiiicn.  An  Hercules  zu  denken,  ist  im  Hilde  sell)st 
kein  Motiv  vorhanden,  eben  so  wenig  darum  ein  Teleplios 
(für  Herkules,  nicht  für  Telephus  stimmte  Cavedoni  Arch. 
Zeit.  1846  S.  376).  Vielmehr,  wenn  l'anolka's  Deutung 
einer  Münze  aus  dem  Cabinet  Fontana  zu  'JViest  auf  den 
zum  Schutze  des  jungen  Juppiter  aufgefiihrten  Waffenlanz 
riclitig  ist  (Arui.  dell'  inst.  '1.  \'.  S.  114  u.  125),  hin  ich 
geneigt  in  dem  Knaben  denselben  jungen  Gott  anzuer- 
keiuien,  für  welche  Annahme  in  jedem  Falle  der  von  Pa- 
nolka  in  Miionia  nacligewiesene  Zeuscultus  spricht.  Dann 
ergeben  sich  jene  Aepfel  oder  Kugeln  als  Andeutung  des 
dem  jungen  Zeus  von  der  Adrastea  gesclienkten  Spiel- 
halls {Vgl.  Biittiger  Amalthea  I.  S.  27)  auf  das  Ange- 
messenste, obwohl  bei  der  sitzenden  Figur,  welche  ich 
niiher  zu  bezeichnen  nicht  vermag,  au  Adrastea  nicht  wulil 
i-edacht  werden  kann. 

42.     A  c  m  o  n  i  a    P  h  r  y  g  i  a  e. 

AE  3.  Bärtiges  Brustbild  des  Demos,  rechts.  AHMOC. 
11.     Adler  mit   ausgebreiteten   ••'liigeln    rechts.     AKMO- 

NEUN. 

Der  Adler  stellt  in  Beziehung  auf  den  Cultus  des 
Zeus  zu  Akmonia,  zu  dessen  Nacliweisung  das  von  Pa- 
nolka  *)  Angeführte  dienen  kann,  ohne  dafs  wir  die 
von  demselben  gegebene  Deutung  dieses  Cultus  billigen 
können. 

45.     A  m  o  r  i  u  m    P  h  r  y  g  i  a  e. 
AE  4.     Brustbild    der   Rouia    mit    dem    Modius,    rechts. 

eEA    PßMH.     [Der  Modius    so  singulär   als    un- 

verkeiHibar.     E.   G.] 
11.     Bacchus  mit  Thyrsus  und  Kantiiarus  links.    AMO- 

PIANßN. 
„In  der  Zeichnung  ist  das  P  in  AMOPIANßN 
doppelt  augegeben.  Welches  mag  die  richtige  Lesart 
sein?"  So  fragt  Hr.  Friedlünder.  Auf  denen  Münzen, 
welche  ich  zu  vergleichen  im  Stande  bin,  z.  B.  bei  Se- 
stini  (Lettere  VI.  S.  69  flg.),  steht  durchweg  ein  einfa- 
ches P. 


59.  '1'  e  r  m  e  s  s  u  s   P  i  s  i  d  i  a  e. 

AE  8.     TePMeCCHßN.     Zeuskopf  rechts,   bekränzt 

[mit  einer  Tiinia]. 
H.     AYTONOMßN.     Behelmter  Heros  sitzend  links- 

hin,  auf  der  Rechten  eine  Nike  [Pallas?]. 

60.  'I'  e  r  m  e  s  s  u  s    P  i  s  i  d  i  a  e. 

AE  G.       TePMHCCeßN.        Behelmter    jugendlicher 

Kopf  links. 
!?•    COAYMOC.    Bewaffneter  [kurzbekleideter]  Heros 

aufrecht. 
Zu  weiterer  Erklärung  dieser  beiden  Münzen  von  Tei* 
messos  glaube  ich  von  der  zwar  noch  nicht  erkannten, 
aber  unzweifelhaften  Tliatsache  ausgehen  zu  dürfen,  dafs 
der  angebliche  behelmte  jugendliche  Kopf  auf  No.  60 
vielmehr  einer  Pallas  angehöre,  wornacli  sich  dann  die 
sitzende  Figur  des  Heros  auf  No.  59,  deren  bis  an  die 
F^ufszehen  herabreichendes  Gewand  schon  eher  ein  Weib 
als  einen  .Alann  verratheu  raufste,  gleichfalls  in  eine  Pallas, 
wie  schon  der  Herausgeher  vermuthete,  umgestaltet.  Auch 
Schlichtegroll  ( Annalen  der  Numism.  Th.  H,  1.  S.  25) 
wies  schon  einen  Pallaskopf  auf  einer  Münze  von  Ter- 
niessos  nach,  ohne  leider  eine  Abbildung  davon  zur  Ver- 
gleichung  zu  geben.  Endlich  nehme  ich  keinen  Anstand, 
den  bewaffneten,  kurzl)ekleideten  Heros  auf  No.  60  nach 
der  Beischrift  für  diesen  Solymos  selbst  zu  halten,  was 
schon  Spanheim  (De  praest.  num.  T.  I.  S.  563)  Ijei 
andern  Münzen  mit  derselben  Legende  kurz  angedeutet 
hatte,  so  wie  der  auf  dem  Revers  der  von  Schlichtegroll 
bekannt  gemachten  Münze  befindliche  „Vir  galeatus,  d. 
hastam,  s.  clavam"  auch  ohne  Beischrift  wohl  eben  daliin 
zu  deuten  sein  wird.  Schon  Eckhel  (Doctr.  T.  HI  S.  27) 
erwähnte  aus  Stral)o,  dafs  die  Einwohner  von  Termessos 
—i)).v/(oi  genannt  worden,  und  Stephanus  h.  v.  giebt  au, 
dafs  dies  der  frühere  Name  der  nachherigen  Pisideu 
gewesen  sei,  welche  Bemerkung  an  einer  andern  Stelle 
(v.  üiaidiu)  mit  dem  Zusätze  wiederholt  wird,  dafs  die 
Solymer  ihren  Namen  von  einem  Solymos  empfangen, 
welcher  der  Sohn  des  Zeus  und  einer  uns  sonst  nicht 
weiter  !)ekannten  Chaldene  gewesen  sei.  Dem  kriegeri- 
schen Volksstamine  der  Solymer,    von  welchem   wir  Ter- 


'■)  An».  <1<-U"  inst.  T.  V.  S.  266  und  2^6.  Wenn  sich  auf 
der  daselbst  aus  dem  Cabinet  Fontana  zu  Triest  bekannt  ge- 
inacliten  Münze  IAH  AEYKIOY  CnilPOMlMOY  KAIK- 
T9.N0S  AKMONEIV  finden  soll,  so  ist  schon  aus  Verglei- 
cluing  andrer  Münzen  bei  Kckhel  T.  IH.  S.  128  augenscbein- 
licli,  dafs  ^EPüYJIMOY  gelesen  werden  mufs.  Ich  kann 
liierbei  aber  nicht  umhin  einen  Zweifel  rücksiditlich  der  Rich- 


tigkeit auch  dieser  Lesart  zu  äufsern ,  da  ich  wenigstens  kein 
weiteres  Beispiel  des  Kömischen  Namen  Seri'inius  kenne,  und 
daher  zn  nochmaliger  Untersuchung  der  betrellenden  ^lünzen 
auffordere,  ob  sicli  nicht  vielmehr  .i'UPOY/.^/OY  finde.  Wenn 
nicht,  so  bleibt  es  bei  Servinius,  von  Servinus,  welcher  Name 
sich  bei  Gruter  findet. 


91 

messos  als  eine  Colonie  ansehen  dürfen,  weist  der  Sclio- 
liast  des  Pindar  (Olymp.  XIH,  128)  die  Gegend  zwischen 
Lyitien  und  Pamphylien  als  Wolinsitz  an.  Es  sind  die 
Bewohner  der  Gebirge  ^ölvfui,  o1)erhall)  von  Phaseiis 
(Heyne  Obs.  in  Iliad.  C,  184.  T.  V.  S.  226),  und  da 
sowohl  Homer  als  Pindar  a.  a.  O.  zugleich  die  Chimiira 
mit  den  Solymern  kämpfen  läfst,  so  hin  icli  aus  dieser 
Zusammenstellung  zu  der  Vermuthung  geneigt,  dals  der 
«anzen  Sage  eine  ähnliche  Symbolik,  wie  hei  der  Chi- 
miira'),  zu  Grunde  liege,  niimlich  dafs  diese  Berge  gleich- 
falls Vulcane  gewesen  seien.  SchlieFslich  bemerke  ich 
noch,  dafs  die  Sage  einen  Solymos  erfunden,  welcher  den 
Aeneas  nach  Italien  begleitet  und  zum  Gründer  von 
Städten  wird  (Ovid.  Fast.  IV,  79.    Sil.  Ital.  IX,  72). 

62.     P  1  a  c  i  a    M  y  s  i  a  e. 
AE  1'..     Frauenkopf  mit  der  Mauerkrone  rechts. 
R.     riAAKIA.     Lüwenkopf  rechts. 
Eine  schöne  Variante  von  IMünze  No.  4. 

Sollte  der  Löwenkopf  nicht  in  Beziehung  auf  Herakles 
als  Gründer  der  Stadt  stehen,  nach  einer  von  Dikiiarchos 
aufbewahrten  Tradition!"  (Scliol.  Iliad.  'i,  396). 


Zur  zweiten  Folge  Griecliischer  Älünzen  aus  derselben 
Sammlung,  1846.     No.  41  und  43. 

11.     S  i  p  h  n  u  s    I  ns  ul  a. 

AR  A\-,.     Fraueukopf  r. 

R.     Adler  mit  gespreiteten  Flügeln. 

Diese  Münze,  welche  doppelt  vorhanden,  auf  deren 
Revers  sicherer  Vermuthung  nach  2II<t>  gestanden  haben 
soll,  kommt  ganz  der  bei  Hunter  (Tab.  49,  27)  gleich, 
woraus  wir  ersehen,  dafs  das  was  der  Adler  in  dem  Sclina- 
bel  trägt,  eine  Schlange  ist.  Bei  dem  jugendlichen  Frauen- 
kopfe dachte  ich  an  eine  Merope,  da  nach  Stephanus 
Byz.  diese  Insel  früher  den  Namen  Merope  geführt  ha- 
ben soll;  doch  vermag  ich  keinen  Zusammenhang  dieses 
Namens  der  Insel  mit  irgend  einer  3Ierope  nachzuweisen. 

13.     C  a  r  t  h  a  e  a    C  e  a  e. 
AR  4';,   [Lorbeer-]bekr;inzter  Bacchuskopf  r. 
R.     KAP0A.     Vordertheil    eines  Hundes,    von  Strahlen 
umgeben. 

■)  Ks  ist  vielleicht  von  Interesse,  gelegentlich  hier  zu  be- 
merken, dafs  dieser  Vulcan  nach  einer  Nacliriclit  in  Theodosii 
II  Uebus  gestis  in  Mali  S|iicil.  Koni.  T.  II.  S.  20  noch  in 
später  Zeit,  wenigstens  lange  nach  iler  Regierung  Tlieoilosiiis  II, 
in  Thätigkeit  gewesen  ist. 


92 


Das  Neue  an  dieser  Münze,  aufser  dafs  sie  das  erste 
Exemplar  in  Silber  ist,  beschränkt  sich  auf  die  Zusam- 
menstellung der  beiden  Bildseiten  auf  einer  und  derselben 
Münze,  da  derselbe  Bacchuskopf,  und  ebenso  aucii  das 
Bild  des  umstrahlten  Hundes  (nämlich  des  Sirius)  sicli 
auf  Münzen  des  Keischen  Karthäa,  welche  auf  ihren  Re- 
versen andere  Bilder  zeigen,  vorfinden  '). 

26.     D  e  m  e  t  r  i  u  s  I.    M  a  c  e  d.    r  e  x. 

AV  4.     Behelmter  Kopf  der  Pallas  r. 

R.    BAZIAEilE.AHMHTPlOY.    Siegesgöttin  links 

schreitend  mit  Kranz  [?]  und  Dreizack.    Vor  den  Fü- 

I'sen  ein  Monogramm  [wie  AYl- 
Zu  dieser  Münze,  nur  im  Monogramm  von  einer  von 
Mionnet  bekannt  gemachten  verschieden,  nur  folgende  Be- 
merkungen. Das  Symbol  der  Siegesgöttin,  deren  Kranz 
jedoch,  wie  auch  der  Dreizack,  auf  der  Abbildung  nicht 
deutlich  liervortritt,  motivirt  die  Deutung  auf  den  von  De- 
metrius  gegen  Ptolemäus  bei  Kypros  erfochfenen  Seesieg, 
welcher  auch  inanclie  andere  Neptunische  Symbole  auf 
Münzen  dieses  Demetrius  veranlafst  hat  (Eckhel  Doctr. 
T.  III,  S.  119).  Der  auf  der  vorliegenden  vorliandene 
Typus  gleicht  übrigens  in  allen  seinen  Theilen  einer  Gold- 
münze des  Antigonus,  des  Vaters  unseres  Demetrius,  und 
unterscheidet  sich  nur  durch  die  Legende  BAZIIAEßZI 

ANTirONOY  9). 

27.     C  i  e  r  i  u  m    T  li  e  s  s  a  1  i  a  e. 
AR  2.     Kopf  einer  Eumenide.     Vor  demselben  0, 
R.     EPIflN.     Pferd  frei  rechts  laufend. 

Sonderbar,  dafs  nachdem  diese  Münze  der  Betrach- 
tung einsichtsvoller  Numismafiker  vorgelegen,  niemand 
noch  bemerkt  hat,  dafs  dieselbe  der  Thessalischen  Stadt 
Cierium  zuzuweisen  kein  anderer  Grund  vorhanden  ist 
als  dafs  auf  Münzen  dieser  Stadt  KIEPIEIßN  oder 
auch  KIEPIEßN  (nicht  einmal  KIEPIllN)  steht,  wäh- 
rend ausdrücklich  angemerkt  wird,  dafs  vor  EPIßN 
wie  auf  der  vorliegenden  Münze  steht,  noch  ein  leerer 
Raum  für  zwei  Buchstaben  sei,  von  letzteren  aber  keine 
Spur  zu  erljlicken  sei.  Hierzu  kommt  noch,  dafs,  wie 
gleichfalls  bemerkt  wird,  sich  von  dieser  Münze  ein  auch 
in  der  Legende  vollkommen  entsprechendes  zweites  Exem- 
plar in  einer  Wiener  Sammlung  findet,  was  um  so  mehr 

"J  Vergl.  Brondsted  Reisen  durch  (irieclienland  Taf.  I\ 
(S.  3  Vignette)  und  dazu  S.  12.3  die  betreffende  Krkliiiiing 
itiescr  beiden  Münzen. 

')  >'gl.  Frölich  Annal.  regiim  Syriae  S.  II.  No.  4.  Tab. 
II,  4.     Vgl.  Eckhel  a.  a.  O.  S.  117. 


93 


94 


zwingt,    liei    der  Attiil)iiiiiiiig   cliircliniis  von  der  Legende 
EPIßN  auszugehen.   Auch  weil's  icli  nicht  «anzugehen,  wor- 
auf sich  die  von  der  Uedattion  der  Zeitung  nacligetragene 
Bemerkung  gründen  will,  dafs  die  Münze  nacli  'J'liessalien 
gehöre,  werde  wohl  niclit  hezweifeit   werden.     Ijis  dieses 
weiter  nachgewiesen  sein  wird,    glauhe   ich    einen  andern 
Vorschlag  tliun   zu    diirl'en,   die  Münze  nämlich  der  Tei- 
sclien  Stadt  Erä  zuzuweisen.    Dieser  Ort  ist  uns  freilicli 
l)is  jetzt  nur  aus  Thucydides  (VIIF,  19  und  20)  und  Strabo 
(XI^^  S.  644=534  'l'zsch.)  bekannt,  doch  kann  er  niclit 
ohne  Bedeutung  gewesen  sein,  da  er  nacli  Thucydides  im 
.Stande  war  eine  Belagerung  auszuhalten.   Bei  dem  Mangel 
aller  weiteren  Nachricliten  über  diese  Stadt  mul's  eine  Er- 
klärung der  auf  der  Münze  vorhandenen  Symbole  vor  der 
Hand  abgelehnt  werden,  was  aljer  der  Wahrscheinlichkeit 
unserer  Vermuthung  keinen  Eintrag  tliut,  sondern  nur  zu 
weiterer   Prüfung    auffordern    wird.     Um    nichts   zu    ver- 
schweigen,   will   ich    jedoch    bemerken,    dafs   wenn    auch 
durch  die  beiden  Stellen  des  Thucydides  der  Name  die- 
ser Stadt, 'i"p«/,  vollkommen  gesichert  ist,  dieses  jedoch 
weniger  der  Fall  in    der  Stelle    bei  Strabo  ist,    wo    zwar 
jetzt   7iQ(üTov  fiiv  y  ' E(tat   no).iyvi6v  iazi  l\i''('if   steht, 
i'riiher  aber  FtQui   gelesen  wurde.     Wenn    nun   auch   die 
Verbindung  von  /(fV  yt   nicht   ungebräuchlich    ist  '"),   so 
verlange  ich  doch,  um  vollkommen   beruhigt  zu  sein,  ein 
Beispiel  dieses  Gebrauchs  aus  Strabo  selbst,  wornach  ich 
bis  jetzt  vergeblich  gesucht  habe.    Ist  es  nun  aber  Zufall, 
oder  gleichgültig,  dafs  unter  den  verschiedenen  Gründern 
der  aus   mancherlei  Bevölkerung  bestellenden   Insel  Teos 
auch  der  Böotier  Geres  ( F'tQijc)  genannt  wird?    (Strabo 
XIV.  S.  633.  502  Tz.  Pausan.  VII,  3,  3.)    Gestattete  es 
die  Beschaffenheit  der  Thucydidisclien  Stellen,  so  würde 
ich  hiernach  nur  Ftoui   als   den    ausschliefslich    richtigen 
Namen  derStadt  anerkennen:  nach  der  jetzt  vorliegenden 
Ueberlieferung    aber    inul's   die  Sache    auf   sich    beruhen 
lileiben,   wenn    man   nicht   eine   do()j)elte  Namensform    in 
Gebrauch  annehmen  will,  was  sich  durch  einige  Analogien 
allerdings  rechtfertigen  liefse. 

Uebrigens,  die  in  Rede  stehende  Münze  ist  von  ihrem 
Besitzer  in  .Arkadien  angekauft  worden,  was  nur  um  der 
Meinung  vorzubeugen  hier  bemerkt  «ird,  als  oli  der  Er- 
vverliuniisort  vielleicht  nach  Thessalien  hinweise. 


28.     A  ui  b  r  a  c  i  a    E  p  i  r  i. 
AR  2.     MA.     Krauenkopf  alten  Styls. 
R.     Halber  Pegasus  mit  eingekrümmten  Flügeln. 

Diese,  in  jeder  Hinsicht  äufserst  merkwürdige,  zu  Ci- 
läa  im  Ambracisclien  Golfe   selbst   angekaufte  Münze   lag 
Hn.  Arneih,  als  er  sich  über  das  Alter  verschiedener  Epi- 
rotischer,  und  namentlich  auch  Ambracisclier  Münzen  er- 
klärte (Taulicnorakel  zu  Dodona  S.  24flg. ),    noch  nicht 
vor,  so  dafs  es  zweifelhaft  bleibt,  ol)  er  jetzt  noch  einer 
anderen    Münze    von    Amliracia,   welcher   die    vorliegende 
das   höhere   Alter    ihrer   Prägung    wohl    streitig    machen 
dürfte,  in  dieser  Beziehung  den  Vorzug  geben  werde.    In 
dem  Frauenkopf,  der  haubenartig  mit    einem  Diadem  auf 
der  Stirn   last   auf  eine   ägyptisirende  Weise   geschmückt 
ist,  nehme  ich  vor  der  Hand  eine  Pallas  an,  nach  diesem 
sich  auf  den  meisten  Münzen  von  Ambracia  wiederholen- 
den Symbole,    wie    man   sich  schon  aus  einer  Uebersicht 
der  von  Arneth  a.  a.  O.  und  Raoul-Rochette  (Ann.  delf 
inst.    T.  I.    S.  315)   'verzeichneten    Münzen    überzeugen 
kann.    Uel)rigens  was  in  der  Beschreibung  der  Münze  un- 
angemerkt  geblieben,    dafs  der  Pegasus  mit  einem  Zügel 
versehen  ist,    mufs   als    eine  Besonderheit   hervorgehoben 
werden,  da  dieser  Zusatz  überhaupt,  nicht  blofs  auf  Am- 
liracischen  und  Korinthischen  Münzen,  bei  Pegasusbildern 
gewöhnlich   fehlt").      Es    ist   der   in   der   Tradition    oft 
erwähnte   goldene  Zaum,   welchen  Bellerophon    zur  Zäh- 
mung des  Pegasus  von  der  Pallas  erhielt'^). 

30.     Delphi    P  h  o  c  i  d  i  s. 
AE  3.     <\>Q   und  Gerstenkorn   in  einem  Kranze  aus  Ge- 
treidestengeln [?]. 
R.     AE  in  einem  Eicheukranze;  aufsen  TTV  .  .  . 

Wenn  wirklich  diese  Münze,  deren  Abbildung  mit  der 
gegebenen  Beschreibung  nicht  recht  übereinstimmt,  Delphi 
zugewiesen  werden  soll,  was  man,  sobald  man  sich  ledig- 
lich an  die  Abbildung  hält,  für  noch  zweifelhaft  erklären 
mufs,  so  scheint  es  angemessen ,  an  das  mit  Aehren  be- 
kränzte Haupt  der  Demeter  zu  erinnern,  das  sich  aul  au- 
tonomen Münzen  Delphi's  findet  (Creuzer  zur  Gemmen- 
kuude  S.  161). 

Giessen  im  November  1846.  F.  Os.\nn. 


'")  S.  .lacobs  Obs.  in  Xenopli.  S.  28.  nierdnrch  rechtfer- 
tigt sich  die  von  Reisig  Aristoiib.  Niib.  4S3  mit  Ileclit  aiifge- 
noinmene  Lesart  ))j'  tt^v  y  d(ffü.ijiiii  gegen  Wolf  und  Ileriiiann, 
welche  lui'  yüo  lesen,  was  der  Stelle  nicht  angemessen  er- 
scheint. 


")  Hin  gezäumter  Pegasus  auf  einem  Karneol  bei  Tulken 
Xi:\z.  der  K.  Sammlung  zu  Berlin  S.  278.  No.  212. 

'■)  Pindar.  Oljmp.  XIII,  84.  Pausan.  11,4,1.  Daher  auch 
ein  Pegasus  auf  dem  Schilde  der  Pallas,  auf  einer  Preisvase 
bei  Brondsted  Meni.  sur  les  vases  Panatli.    Tab.  II. 


95 


96 


Alle 

5.     NoCTURNüs.      Dafs    der    liesiodisclie  Uranus 
keineswegs  eine  so  vollendete  Personification  ist,  um  der 
Phantasie  auch    zu   plastischer  Darstellung  Anhaltspunkte 
zu  ijelien,   darf  als    ausgemacht   gelten    (Müller  Prologg. 
S.  378;    Archäol.    S.  599);    gleichwohl    hat   man    ihn   als 
CaeUis  oder   allegorische  Darstellung   des  Himmelsgewöl- 
l)es    wieder    in    die   Kunstmythologie   eingesciiwärzt,    und 
sich   zu    dem   Ende    namentlich    auf   zwei    Reliefs    später 
Zeit  im  INlus.  Piocl.  IV,  18  und  hei  Winckelmann  Monum. 
ined.  n.  43  hcrufen,  wozu  Milliu  Gall.  mythol.  S.  LXXXIX, 
T.  84  noch  eine  Lampe  aus  Passeri  I,  7  gefügt  hat.    I)ie 
erste  dieser  Vorstellungen   zeigt   den   Aufgang    des  Helios 
in    seinem   Viergespanne,    welchem   einer    der  Dioskuren, 
wie  es  scheint,  als  Lucifer  (Heyne  ad   Pindar.  Pytii.  XI. 
extr.    Welcker   Trilog.    S.  228)    vorausreitet;    unter   üim 
eine  weibliche  Wassergottheit,  die  wir  Tlialassa  oder  Te- 
thys  nennen  können,  hinter  dieser  aher  eine  kaum  mit  dem 
liallien  Leil)e  hervorragende  nackte  Älannsgestalt,  die  einen 
Schleier  hogenförniig  iiher  ihrem  Kopfe  wölht;  und  dazu 
macht  nun  Visconti  "(Oeuvres  T.  IV,  p.  169)  folgende  Be- 
merkung:  „la  tigure  qui  represente  le  ciel  sous  la  forme 
d'un    vieillard,    soutient  des  deux   mains   un    graiid  volle, 
qui,  etant  comme  agite  par  l'air,  se  gonfle  et  s'eleve,  en 
iormant  une    concavite  circulaire,    d'oü   est  venu    le   nom 
du  Ciel,  exprimant  ainsi  la  ligure,   nifuiQiiöhv  thaaöin- 
)'0?  Tiil)i  yutut'  ...  c'est  de  cette  maniere,  qu'il  est  repre- 
sente dans  un  has-relief  de  la  maison  Oorghese,  qui  otTie 
la  cliute  de  Phaethon;  mais  Winckelniann,  qui  l'a  puMie 
et  explique,  ne  dit  rien  sur  ce  snjet";  ja  selljst  die  hallie 
Figur  mufs  ihm  als  eine  Beleg  mehr  zu  dieser  Auslegung 
dienen:    „peut-etre  cette  Image  est-elle  ainsi  parceque  le 
ciel    est   egalement    etendu    dessous   la   terre    comme    au 
dessus,  idee  deja  enoncee  chez  les  anciens"  u.  s.  w.    AI)er 
<lieses  letztere  pafst  wenigstens  nicht  auf   das  dritte  Bei- 
spiel hei  Miliin,    wo   der  Alte    in    ganzer  Figur   zwischen 
Sternen  schweht;    und    auf   dem  Basrelief  Borghese   sind 
wieder   der    halben    Figuren,    durch    den    Raum    bedingt, 
mehre,    so  dafs    die  Besonderheit,   welche  Visconti  darin 
erblickt,  alles  Charakteristische  verliert:    auf  dem    piocle- 
mentinisclien  Denkmale   endlich  motivirt  sich  diese  Halb- 
heit   mindestens    eben    so    gut    durch    das   Versinken    der 
fraolicheu   Gestalt,  und   nehmen  wir  dazu  die  untergeord- 
nete Stellung,  welche  dieselbe  auf  beideti   von  Visconti  l)e- 
riihrten  Monumenten   gegen  die  Mehrzahl  der  übrigen  Fi- 
"uren  eiiuiimmt,    so  kann   der  gewiiHite  Schleier  iür  sich 
allein  nicht  ausreichen,  uns  das  allumfassende,  die  ganze 
Welt    mit    allen    ihren   Creaturen    unter    sich   begreifende, 
Himmelsgewölbe    zu     versinnlichen.        Ohnehin     ist     jener 
Schleier  uns  von  einer  ganz  andern  ('lasse  mythologischer 
Wesen  her  bekannt:  er  ist  es,  unter  welchem  Selene  ihre 
nächtliche  Bahn  wandelt   (Gerhard  Lichlgottheiten  'I".  II), 
auf    dem   Sarkophag    bei   Zoega    Bassiril.   n.   55    scheint 
er   die   Diana,    auf  dem    Basrelief   Borghese    selbst   eine 
zweite    weibliche    Figur    als    Persephone    zu     bezeichnen: 
warum   soll   er   also    hier  gerade   einen  Uranus  aus  einer 
Gestalt  machen,   die  auf   tiem  einen  Denkmale    tiefer   als 
das   Meer   steht,    auf   dem  andern    fast    verstolden    hinter 
Winden,  Dioskuren  u.  dgl.  hervorblickt?  Nur  freilich  auch 
keinen    ,,'rhaumas  als  fiott  der  Morgenröthe"    n»it  Zoega 
(v"l.  Besclir.  V.  Rom  II,  2,   S.  205),    für  welchen  jeden- 
falls erst  der  physikalische  Beweis  geführt  werden  mül'ste, 
wie    der   N'ater    des    Kegenbogens    und     der    Sturmwinde 
(Theognn.  265)  eine  Tageszeit   vertreten    könne,    die  vor 
der  aulgehenden  .Sonne  verschwindet  und   mit  dem  Sturze 


r    1     e    i. 

des  Sonnenwagens  zum  Vorschein  kommt;  und  da  es  doch 
auch  sehr  mil'slich  ist,  durch  die  Deutung  des  pio-cleraen- 
tinisclien  Reliefs  auf  Neptun  mit  tier  Beschr.  von  Rom 
a.  a.  O.  die  Vergleichung  mit  den  beiden  andern  erwähn- 
ten Moinimenten  geradezu  aulzugeben,  so  möge  wenigstens 
einmal  gefragt  sein,  ob  nicht  allen  dreien  am  Einfach- 
sten und  Genügendsten  die  männliche  Personilication  der 
Nacht,  der  römische  Nocturnus,  entspreche?  Die  grie- 
chische Mythologie  kennt  einen  solchen  freilich  nicht;  dafs 
aber  alle  drei  Denkmäler,  um  die  es  sich  hier  handelt, 
der  Römerzeit  angehören,  ist  ausgemacht;  und  so  wird 
es  denn  auch  keine  Schwierigkeit  haben,  auf  ihnen  ein 
Wesen  zu  erkennen,  das  nicht  etwa  nur  Plautus  (Amphitr. 

I,  1.  116)  scherzend  erwähnt,  sondern  das  auchVarro  unter 
den  allegorischen  Gottheiten  Roms  kannte  (Müller  Etrusker 

II,  S.  131),  das  Martianus  Capella  unstreitig  aus  dersel- 
lien  Quelle  wiederholt  (§.  45.  60  Kopp)  neben  anderen 
Elementen  des  italischen  Cultus  nennt,  ja  zu  dessen  Ehre 
das  Bullet,  dell'  Instit.  1840,  p.  95  selbst  eine  Inschrift: 
Nocturno  sucrum  u.  s.  w.  mittheilt.  Wie  gut  dabei  jedes 
dieser  Denkmäler  in  seiner  Art  zu  dieser  Auslegung  pafst, 
ist  leicht  einzusehen:  der  Lampe  ziemt  unstreitig  besser 
ein  Gott  der  Nacht  als  des  Himmels,  und  wenn  dort 
aufser  tiem  Slonde  und  den  Sternen,  die  den  Schweben- 
den umgeben,  allerdings  auch  noch  ein  Sonnenkopf  lier- 
einblickt,  so  ist  nicht  zu  übersehen,  dafs  dieser  hinter 
dem  Rücken  unseres  Gottes  zum  Vorschein  kommt,  der 
dabei  immer  wie  auf  dem  piociementinischen  Relief  die 
weichende  Nacht  vorstellen  kann;  und  umgekehrt  erklärt 
es  sich  dann  eben  so  natürlich,  wie  mit  dem  Sturze  des 
Phaethon,  durch  welclien  wenigstens  für  den  Augenblick 
«lie  Sonne  vom  Himmelszelt  verschwindet,  der  Nachtgott 
bereits  im  Hintergrunde  sichtbar  werden  kann,  vgl.  Philostr 
Ima"".  I.  c.   11.    Täuscht  mich  endlich  mein  Gedächtnils 

CO 

nicht,  so  kann  ich  eine  vierte  Darstellung  desselben  Be- 
griffs in  einem  Kunstwerke  nacliweisen,  das  icli  vor  vier 
Jahren  bei  Herrn  Geheimen  Hofrath  GöUJiny  in  Jena 
gesehen,  bis  jetzt  aber  meines  Wissens  noch  nirgends  be- 
schrieben oder  erläutert  gefunden  habe.  Als  ich  mit  mei- 
nem verehrten  Freunde  das  interessante,  wenn  auch  ziem- 
lich gemein  gearbeitete  Bruchstück  betrachtete,  begegneten 
sich  unsre  Ansichten  darin,  es  für  einen  Hades  zu  halten, 
und  differirten  nur  in  so  lern,  als  Herr  Göttling  an  den 
von  Herakles  besiegten  Gott  des  Todtenreichs,  ich  an  eine 
Lage  dachte,  wie  sie  etwa  Ovid  Metam.  II,  260  beschreibt, 
wo  der  Fiirst  der  Schatten  durch  einen  unerwarteten  Licht- 
strahl von  Olien  geblendet  und  erschreckt  wird ;  jetzt  alier 
drängt  sich  mir  in  der  Eriiuiernng  eine  solche  Aehnlichkeit 
zwischen  jener  Figur  unil  dem  vor  der  aulgt-henden  Sonne 
sicli  verhüllemlen  und  versinkenden  Nocturnus  des  piocie- 
mentinischen Reliefs  auf,  dafs  ich  nicht  undiin  kann,  bei 
dieser  Gelegenheit  den  Besitzer  derselben  zu  bitten,  dal's 
er  doch  nicht  länger  säumen  möge,  das  archäologische  Pu- 
blicinn  mit  seinem  .Schatze  und  seinen  belehrenden  Ansichten 
über  densell)en  bekannt  zu  machen.  Dafs  jedenfalls  Noctur- 
nus und  Hades  oilerOrcus  in  künstlerischer  AiilFassung  nahe 
zusaiujuenstreifen  müssen,  liegt  in  der  Natur  der  Sache; 
lieifsen  ja  doch  auch  die  Erinnyen  gleichmäl'sig  Kinder  der 
Erde  wie  der  Nacht;  und  gesetzt  also  auch  das  Göttling- 
sche  Sculpturwerk  wäre  fortwährend  vielmehr  als  Hades 
zu  betrachten,  so  würde  es  gleichwohl  nichts  aulfallendes 
haben,  das  künstlerische  Motiv  desselben  anderswo  auf 
einen   Nocturnus   iibergetragen  zu  sehen. 

K.    I'"ll.    H  E  RM  A  N  N. 


lliezu  Tafel  VI  der  \euen  Folge:  llippohßl  und  Phädra,  ISarkophag  zu  Girgenti. 


Druck  und  Verlag  von   G.  Hemer. 


Herausgegehen  von   E.  Gerhard. 


17«  IS- 

ARCHÄOLOGISCHE   ZEITUNG. 


Beilafi-e  J\i  2. 


"Ö^     •>' 


Neue    Folge. 


Juni  1847. 


Archcäologisches  aus  Italien. 

Bericht  an  die  Archäologische  Gesellschafl  zu  ßerliii. 

UoM,  3.  Mai.  Zur  Vas  en  k  u  iide.  Der  Wiiiiscli 
der  Arcliaolojjisclien  Gesellsclialt  zu  geiifigter  EriuiKTiiug 
inicli  ans  der  l'ernL'  zu  einplelileii,  veraidalst  uiicli  zu 
lolgeiidem  kurzem  üericlit  ülier  nurkwürdige  Antiken,  die 
mir  auf  lueiiier  anlirjuarisclieii  Reise  zu  Gestellt  gekommen 
sind. 

In  Uliinclien  entlielirt  die  Vasensainnilung  der  Pina- 
kotliek  noch  immer  wie  einen  Arcliaologen  als  Vorstand, 
so  aucli  einen  nur  oherllacliliclien  Katalog,  erlreut  sich 
dagegen  unverimdert  ihrer  ursprünglichen  Aulstellung,  der- 
gestalt dafs  kostliare  und  wichtige  Vasen  liald  in  das  vierte 
Stockwerk  liinau)  gewiesen  sind,  wo  in  andern  Museen  mir 
die  sclilechtesten  mit  Ahsiclit  dem  Auge  des  Kenners  ent- 
zogen ihren  Platz  hnden,  hald  unter  kostl)aren  Marmor- 
tischen  auf  platter  Erde  seihst  dem  mühsamsten  Beschauer 
sich  eeitziehen.  Dagegen  sehen  wir  eine  Reihe  schwarzer 
ligurenloser  Trinkschalen  auf  Tischen  mit  Spiegelwänden 
•ils  Hintergrund  prangen,  die  oirenl)ar  nur  lur  den  Rellex 
merkwürdiger  Vaseiil)ilder  als  Auslinlle  dienen  sollten. 
I'rotz  dieser,  Forschung  und  Genul's  dieser  Kiiiisldenk- 
lualer  so  wesentlich  beeintraclitigenden ,  Aulstellung  he- 
liauptet  die  IMüncheuer  Vasensammlung,  zumal  wenn  man 
die  noch  heim  Restaurator  helindllche  Elite  des  Prinzen 
von  Canino  hinzurechnet,  eine  der  ersten  Stellen  unter 
den  jetzt  existirenden  Sammlungen  dieser  Kunstgattung. 

1.  Eine  Kylix,  die  ofTenhar  zu  der  der  Pegasosgehuit 
unseres  Museums  (no.  10.3.^.  G  rliard  'I'rinkschalen  Tal. 
11.  111)  ein  Seiteiistück,  nicht  hiofs  in  Rucksicht  auf  Komi, 
(irofse  und  Styl,  sondern  auch  auf  Darstellung  hildet, 
zog  zuerst  mein  Augenmerk  auf  sich.  Im  Innern  ist  ein 
Hahn  als  Symhol  des  Kampfes,  wie  auf  unserer  des  Her- 
kules Kampf  mit  dem  nemeisclien  Löwen.  Auf  der  Au- 
fsenseite  wird  ein  Hase  von  zweiWillien  verfolgt,  ganz 
wie  anf  unserer  Trinkschale  diese  Tliiersymholik  parallel 
mit  der  des  Perseus  durch  die  beiden  Gorgonen  erscheint: 
im  untern  Keld  steht  mitten  eine  sich  umhlickende  Sirene 
wie  ehen  dort. 

2.  Kine  Hydria  mit  rotlien  Kiguren  einen  Komos  dar- 
stellend, zwei  liärtiger  Mantelligureii  mit  Stah  und  zweier 
Kphehen  mit  Flöten  und  Krotalen,  verdient  wegen  des  Hildes 
am  Halse  besondere  Beachtung.  Hier  stellt  nämlich  ein 
VVeinkrater  unter  einem  grol'sen  Hirsch,  den  ein  Silen 
heim  Geweihe,  ein  andrer  heiin  Kul's  fafsl.  Vergegen- 
wärtigt man  sich,  wie  auf  dem  Bronzehelm  des  Duc  de 
Luynes  (Nouv.  Ann.  I.  Mon.  pl.  III)  und  auf  mehreren  Va- 
sen Hercules  und  Apoll  sich  um  die  Hirschkuh  Arge  auf 
gleiche  Weise  streiten  wie  um  den  Dreiful's,  so  wird  man 
um  so  mehr  versucht  hier  eine  Parodie  dieses  iMythos 
.inzunehmen,  als  Krater  und  Lehes  gleichbedeutend  sind; 
indefs  dürfte  andrerseits  nicht  zu  übersehen  sein,  wie  der 
Hirsch  im  Innern  und   Aeufseren  der  Trinkschalen  uns  so 


häufig  begegnet,  dafs  er  auf  einen  wenn  gleich  noch  iiii- 
enträthseltiii  Zusammenhang  mit  den  Symposien  zu  sclilie- 
l'sen   berechtigt.      [Der  Hirsch  diirstend  wie  im   A.  T.  | 

.S.  Kirr  die  Veriniitliung  der  Parodie  siiricht  be.-oii- 
ders  ei/i  andres  (ieläl's,  eine  Amphora  mit  schwarzen  Ki- 
guren, deren  Hauptbild  Argos  liegen<l,  ilie  Kuh  lo  am 
Strick  haltend,  links  Hermes  mit  Sichelschwert  und  Hund 
von  mir  Tal.  V  des  Argos  Panoptes  (Abhandl.  tl.  Berl. 
Akad.  I8.37J  |>uldicirt  ward.  Die  Rückseite  nämlich  stellt 
zwei  Ceiitauren  dar,  mit  Baumstämmen  bewatfuet  und 
von  zwei  Hunden  begleitet;  sie  streiten  und  reilseii  sich 
ganz  wie  anderwärts  Apoll  und  Herkules  um  die  junge 
llirschkuh  .Arge.  Die  mir  damals  unbekannte  Vorstelhiiiu' 
der  Rückseite  scheint  einen  engern  Zusammenhang  mit 
dem  H.iiiptbilde  zu  verrathen:  denn  während  aul  der 
Hauptseite  der  bevorstehende  Tod  <les  Argos  abgebildet 
ist,  zeigt  die  Rückseite  den  lebhaften  Streit  um   Arge. 

Derselbe  (iegenstaud  zweier  (Jentauren  mit  Baum- 
stamme und  Hirschkalbe  in  der  Hand  begegnet  uns  in 
derselben  Sammlung  noch  auf  einer  Amphora  phönizischen 
Styls,  wo  die  Rückseite  mit  einer  ganz  neuen  V'orstellung 
geschmückt  ist,  nämlich  mit  Herkules,  der  in  jeder  Hand 
einen  Hund  hält,  vielleicht  AIntter  und  Junges.  Man  wird 
versucht,  an  das  Heiligthum  Kynosarges  in  Athen  zu 
denken. 

4.  Eine  auch  auf  Aryballen  phönizischen  Styls  bis- 
weilen vorkommende  aber  bisher  unbeachtete  Darstelliin" 
linden  wir  hier  auf  einem  Oxybaphon  mit  schwarzen  Ki- 
guren schlechten  etruskischen  Styls.  Ein  gellügelter  Tri- 
ton in  einen  Aal  ausgehend,  hält  beide  Hände  ausgestreckt 
gegen  Hähne.  Paiisanias  (IX,  20  4j  berichtet  von  Tana- 
gra,  dafs  dessen  Hähne  berühmt  waren  und  d.ils  ein  Triton 
daselbst  Heerden  und  Menschen  raubend  dem  Lande  laii"c 
Zeit  viel  Unheil  stilfete. 

5.  Für  die  eine  Seite  des  Harpyien-Moiiumentes  von 
Xanthos,  die  ich  zuerst  auf  Demeter,  Kora  und  die  Hören 
l)ezog,  ist  eine  tyrrlienische  Amphora  mit  schwarzen  Fi- 
guren wichtig  wegen  der  zwei  in  einem  Tempel  sitzenden 
l''rauen:  die  links,  Demeter,  aui  einem  Stuhl,  dessen 
Lehne  mit  einem  Schwanenkopf  geschmückt  ist,  liält  eine 
Kotyle,  in  welche  eine  vor  ihr  stehende  Höre  [Kora?| 
aus  der  Oenochoe  eingleist. 

6.  In  der  Elite  de  Canino  zeichnen  sich  besonders 
eine  Kylix  mit  rotlien  Kiguren,  zwei  sinkende  Ama- 
zonen zwischen  zwei  Kriegern  wegen  des  grandiosen 
.Styls  aus    und  erinnern    lebhaft  an    das    von    mir   Vasi    dl 

PremioTav.l.  und  II  publicirte  Prachtgefäfs  im  Louvre. 

Kerner  Apollo  Chrysaor  mit  gezücktem  Schwert  -jeueii 
den  sinkenden  'l'ityos  neben  Latona,  die  iiielieiid  sich 
den  Schleier  aufzieht,  auf  einer  Amphora  mit  rotlien  Ki- 
guren grofsartiger  Zeichnung.  —  Sodann  eine  Kylix  mit 
rothen  Kiguren,  auf  welcher  ein  Ephebe  mit  erhobenem 
Schemelbein  auf  einen  bärtigen  .Mann  mit  Lyra,  der 
bereits  zu  Boden  gesunken,  losschlägt;  ringsum  vier  an- 
dere Epheben,  unter  denen  der  rechts  ein  Di|)tyclioii  vor 
sich  hängen  hat.  Sollte  hier  Herakles  <larges'tellt  sein, 
wie  er  seinen   Musiklehrer  Linos  schlägt  und  tödtet?  lio 


19* 


20* 


Innern  lie|;t  ein  bärtiger  Slann  mit  der  Kylix  in  der  Hand 
auf  der  Kline;  seine  Stiefeln  stelin  unten,  vor  ihm  liliist 
ein  Kpliebe  die  Doppelflöte.  —  Durch  Beschreihung  und 
Stich  l)ereits  lieknnnt  sind  die  Prachtvasen  der  Gel)urt  des 
Ericlithonius  (Mon.  d.  Inst.  I,  10.  11),  der  Götterversamni- 
lung,  woliei  der  geflügelte  Ganymed  den  Dienst  als  Mund- 
schenk verrichtet  ((Gerhard  Vasenl).  I,  7),  der  Ankunft 
des  Priamos  hei  Achill,  mit  dem  Namen  Herodoros  (Inghir. 
Gall.  Omer.  II,  228.239),  ferner  des  Rauhes  derKorone[?| 
durch  Tlieseus;  Helena  die  sie  zu  befreien  sucht,  wird 
sell)st  von  drm  Peirithoos  verfolgt  (Gerhard  Vasenl).  III, 
168).  —  Zum  Schlufs  erwähne  ich  die  Apotheose  des 
Herakles,  der  an  der  Seite  Athenens  auf  Viergespann  den 
Olymp  lieraulliiiirt,  wiihreiul  unten  auf  loderndem  Schei- 
terhaiden,  den  zwei  Hj(lro|dioren  zu  noch  hellerer  Flanune 
liegielsen ,  sein  Leih  der  Vernichtung  preisgegeben  wird 
(Nouv.  Ann.  Mon.  pl.  X,);  endlich  wegen  der  Neuheit 
lies  Gegenstandes,  einen  bärtigen  Mann  durch  Scepter 
als  Künig  bezeichnet,  sitzend  unter  9  Frauen,  wohl  eher 
Pieros  mit  seinen  neun  Töchtern,  als  Lykomedes, 
von  dem   nur  sieben  genannt  zu   werden  pflegen. 

7.  In  liezug  auf  seine  Antikengallerie  theilt  das  ita- 
lische mit  dem  deutschen  Florenz  den  Vorwurf  der 
Immobilität  und  hat  sogar  noch  den  Mangel  eines  eignen 
Katalogs  vor  diesem  voraus.  In  .Sculpluren  und  <len 
meisten  andern  Kunstgattungen  hat  das  letzte  Viertel- 
jahrhundert  last  keinen  Zuwachs,  nicht  einmal  mittelmä- 
l'sigen  dem  iMuseum  zugeführt:  um  so  gröl'sern  Dank  ver- 
dient der  Conservator  der  Antikensammlung  Herv  Miglia- 
rini  wenigstens  die  berühmte  von  Herrn  Francois  ent- 
deckte Vase  aus  Chiusi  (Arcli.  Zeit.  no.  44.  45)  für  die 
(iailerie  erworben  zu  haben.  Erst  wenn  tlieses  figuren- 
nnd  insciuillreichsle  aller  bisher  entdeckten  Töpferwerke 
in  dem  durch  I'ürsorge  des  Herrn  Dr.  lirmm  vom  ar- 
chäologischen Institut  veranstalteten  treuen  und  sorgfälti- 
gen Stich  dem  gelehrten  Europa  zur  Anschauung  kömmt, 
wird  man  die  lledeutung  dieses  Fundes  für  das  Studium 
der  Archäologie,  Mythologie,  Kunstgeschichte  und  Kpi- 
grnphik  vollstiiiidig  zu  würdigen  vermögen;  aber  schon 
jetzt  darf  man  dreist  behaupten,  dal's  über  dieses  Rlonu- 
inent  eher  ein  IjucIi  als  ein  Bogen  sich  sclireil)en  liefse. 
Interessant  war  mir  unter  aiulern  auf  dieser  Vase,  wenn 
nicht  Teutonen  <loch  wenigstens  Cimbern  zu  begegnen, 
indem  ein  Ijogenschutze  ,  den  wir  auf  andern  Vasen  mit 
Kriegsscenen  schlechtweg  als  —y.vtf^ii;  der  lAIythe  kennen 
lernten  (Gerhard  Vasenl).  III,  192),  hier  zum  erstenmale 
den  Namen  Kiiifoiac,  der  Kiinmerier,  führt. 

8.  Eine  andere  Chiusiner  Vase  mit  rothen  Figuren 
dasell)bt  zeigt  die  Dioskuren  zu  Pferd,  daneben  einen 
dritten  F.[)heben,  «ohi  Herakles,  alle  drei  mit  solchen  ei- 
ner Keule  äliidichen,  bluuienkranzumwundeMen  Attributen, 
wie  sie  die  eleusinische  Vase  des  Cabinet  Pourtales  (pl. 
XVI,)  in  der  Hand  derseli)en  Heroen  zuerst  zeigte:  in 
einer  weil)lichen  Figur  dabei  dürfte  Kora  oder  Helena 
gemeint  sein.  Sonst  verdient  nur  noch  ein  Stamnos  mit 
gelben  l'isiuren  wegen  des  B  a  cchu  si  dol  s  Auszeichnung, 
ilessen  den  Hernienscliaft  verhüllendes  gel.dtetes  Gewand 
den  Itindruck  einer  gerielten  Saide  macht,  zumal  die 
(/ymbeln  an  der  .Stelle  der  Ohren  dieses  bärtiges  Kopfes 
fast  wie  N'oluten  erscheinen.  Das  Vasenbild  schliefst  sich 
sowohl  in  Rücksicht  auf  seine  eigenthümliche  .Schüssel 
mit  F'rüchten,  besonders  aber  aid'  den  nur  von  Bacchan- 
tinnen besorgten  Kultus  an  das  Vivenzio'sche  Prachtgefäl's 


der  Bacchantinnen  und  ähnliche  im  Brittiscben  und  Ber- 
liner Museum  an. 

9.  Ganz  anders  als  in  Florenz  wird  dem  Archäolo- 
gen in  Rom  zu  Muthe,  wo  ein  entschiedener  Fortschritt, 
wie  in  so  vielen  Richtungen,  so  auch  auf  dem  Gebiete 
antiker  Kunst  einen  angenehmen  Empfang  bereitet.  Denn 
hier  hat  die  Regierung  im  letzten  Deceimium  mit  edlem 
Beispiele  voranleuchtend ,  zwei  grolsartige  neue  Museen 
dein  Studium  der  Alterthumswissenscliaft  eröffnet,  das 
gregorianische  und  das  lateranensische.  Das  erstere 
und  vorzüglichere,  dessen  Monumente  in  Erz,  gebrannter 
Erde,  Vasenbildern  und  Gold  bereits  durch  die  dankens- 
wertlie  Publication  auf  Kosten  des  Governo  seit  Jahren 
zur  genauen  Kenntnifs  der  Alterthumsforscher  gelangt 
sind,  macht  bei  dem  Anblick  der  Originale  in  den  ver- 
schiedenen Kunstgattungen  einen  um  so  überraschendem 
Eindruck,  je  weniger  im  genannten  Kupferwerke  die  meist 
verkleinerten  Zeichnungen  in  selten  treu  wiedergegebenem 
Ausdruck  der  Gesichtszüge  auf  solche  kolossale  Pracht- 
gefäl'se  oder  so  werthvolle  Terracotta-Figuren  zu  schlie- 
l'sen  veranlassen,  wie  wir  sie  hier  in  grofser  Anzahl 
linden.  In  so  fern  leistet  die  Publication  dem  Museum 
einen  Dienst  als  die  Erwartungen  gegenüber  den  Origi- 
nalen im  höchsten  (irade  übertrotfen  werden.  Aidfallend 
ist  die  verhältnirsmälsige  Armuth  an  Künstlernamen.  Das 
andere  neu  errichtete  .Museum,  das  lateranensische, 
dessen  llauptschmuck  die  unübertreffliche  Marmorstatue 
des  Sophokles  und  die  Palästramosaik  aus  den  Thermen 
des  Caracalla  bilden,  erschwert  leider  das  Studium  ;ius- 
nehmend  durch  das  strenge  Verbot  Notizen  zu  nehmen, 
wozu  bei  mangelndem  Katalog  die  Aufforderung  um  so 
dringender  ist.  Ein  fast  noch  strengeres  Gelübde  ,, nichts 
notiren"  mul'ste  ich  an  der  Schwelle  der  Vasensammlung 
<les  Commandators  CuinjiuHa  ablegen,  dessen  Museum 
allein  eine  Reise  nach  Rom  verdient,  zumal  seine  Ter- 
racottensammlung  die  reichste,  merkwürdigste  und  ge- 
wählteste in  Europa  ist,  und  die  berühmtesten  öfFentlichen 
mit  entschiedenem  Sieg  zu  iiberstrahlen  vermag,  wie  auch 
der  Sammlung  des  Goldschmuckes  unter  allen  bisher  ge- 
i)ildeten  der  Preis  zuerkannt  werden  dürfte.  Der  Wunsch 
das  von  dem  Besitzer  mit  so  grol'sem  Aufwand  von  Zeit, 
Kosten  und  Mühe  zu  Stande  gel)rachte  Museum  mi'igllchst 
bald  in  einer  entsprechenden,  fiir  die  Terrakotten  schon 
sehr  weit  vorgeschrittenen  Publikation  (deren  höchst  ge- 
lungene Probedrücke  ich  zu  betrachten  (Gelegenheit  hatte) 
genielsbar  zu  machen  und  für  die  Wissenschaft  recht  ei- 
gentlich preis  zu  geben,  dieser  Wunsch  drängt  sich  um 
so  lebhalter  hervor,  je  gröl'sere  Ueberwinilung  es  kostet 
die  in  Ansiclit  so  interessanter  und  lehrreicher  Denkmä- 
ler sich  darbietenden  Bemerkungen  nicht  aufzeichnen  zu 
dürfen. 

10.  Alle  diese  Barrieren  aber,  die  bei  den  drei  gre- 
isen und  neuen  Museen  Roms  dem  archäologischen  Rei- 
senden in  den  Weg  treten,  fallen  augenblicklich,  sobald 
man  den  C'ursus  der  Privatsanunlungen  begiimt,  wo  neben 
der  interessanten  des  Herrn  Feoll  insbeson  lere  der  wech- 
selnde Besitz  der  Antikenhändlir  Herrn  ISasseygio,  Ctipru- 
nesi,  Depn!i:tti  der  Forschung  wesentlichen  Vorschub  lei- 
stet, und  die  (iefälligkeit  und  uneigennützige  Dienstfer- 
tigkeit der  Eigenthümer  nicht  dankbar  genug  anerkannt 
werden  kann  *). 

11.  Bei  l^errn  Ctiiintnesi  steht  ein  Oxybaphon  apu- 
lisclieu  Styls  mit   einer  schwer   zu  deutenden  Darstellung 


')  Diese  dem  Berichterstatter  zu  Theil  gewordene  Be- 
■iiinstigung  ist  um  so  höher  zu  schätzen,  nachdem  die  Krlaub- 
nils  Zeichnungen   und    selbst   Notizen   von  Gegenständen   des 


Kunsthandels  zu  nehmen  in  den  jüngst  vergossenen  Jahren 
unter  den  oben  genannten  Kunsthändlern  lediglich  bei  dem  un- 
umschränkt gefälligen  Herrn  Ofpoletli  stattfand.     A.  d.  II 


2V 


22* 


zum  Verkauf.  Ein  mit  Pileus  und  Clilainys  bekleideter, 
mit  einer  I^aiize  ItewaHneter,  E[)liei)e  halt  ein  Messer  in 
der  ausgestreckten  Hand.  Ciegeniil)er  liiilt  ein  grau- 
haariger Herrscher  mit  Peplos  hekleidet,  in  der  Kecliten 
mit  Ske()tron  versehen,  in  der  Linken  ein  gleiches  Messer 
in  gleicher  Kiclitung,  etwa  wie  die  scliwürendeu  Schwein- 
oplerer  auf  den  Jliinzen  von  Capua;  zwisclien  heiden 
sieht  man  am  Hoden  statt  eines  zu  schlaclitenden  Opfer- 
lliieres,  das  man  erwarten  sollte,  eine  kannellirte  gelhweifse 
llydria.  Hinter  dem  König  sitzt  ahgewandt,  aher  mit 
dem  Kopf  nach  dem  Protagonisten  hinidickenil,  eine  lang 
hekleidete  mit  [lals-  und  Armhand  geschmückte  Ver- 
schleierte. Links  nähert  sich  hinter  dem  Ephehen  eine 
zweite  idinliche  Eigur  in  ähnlicher  'l'racht,  aher  unver- 
schleiert,  ein  Kästchen  liringend.  Bemerken  mufs  ich, 
dal's  schon  die  Abwesenheit  eines  Wehrgelienkes  liei  hei- 
den Figuren  den  Gedanken  eines  gezückten  Schwertes 
nicht  zuläfst.  Andrerseits  weist  sowohl  das  dreilienklige 
Gefafs  im  iMittelpunkt  der  Komposition,  als  das  Kastchen 
das  für  die  Verscideierte  gehracht  wird,  endlich  die  einer 
i'viiifii  vorzugsweise  zukommende  Verschleierung  auf  einen 
nuptialen  Gegenstand  hin  ,  welchem  sich  vielleicht  ein 
Eid  mit  Kache  für  Blutschuld  zusammenhiingenil  verhin- 
det.  An  das  Opfer  der  Iphigenla  in  Aulis  zu  denken 
scheint  nicht  ratlisam. 

13.  Bei  Herrn  Depoletli  zeigt  ein  aus  Gäre  herrüh- 
render Stamnos  mit  gelhen  Eiguren  einen  merkwürdigen 
Gütterverein;  nämlich  einerseits  Hera  mit  Scepter  gegen- 
nhersitzend  dem  thronenden  Zeus  mit  Scepter  und  Schaale, 
die  er  der  zwischen  ihnen  heiden  stehenden  l'lügelfrau  mit 
Oenochoe  und  Caduceus  (Hehe,  Nike,  Iris  oder  Harmo- 
tiia  zu  nennen)  hinhält:  andrerseits  steht,  im  Henkel  der 
Vase  eingeschlossen,  mit  eingehüllter  Rechten,  die  Linke 
erhebend,  mit  einem  Stirnhand  geschmückt,  etwa  Kora, 
hinter  dem  Stuhl  des  efeuhekränzten  Thyrsus  und  Kan- 
tharos  lialtenden  Dionysos.  Vor  diesem,  den  Kücken 
kehrend,  steht  eine  Frau  mit  einem  Schwan  in  der  Rechten 
und  einem  Apfel  in  der  Linken,  gegenidier  einem  stehen- 
den (iott  im  langen  Gewand  mit  Dionysos  und  mit  noch 
erhaltenem  Bart.  Kopf  und  'Ihyrsusspilze  sind  modern; 
wahrscheinlicher  ist  Aphroditen  gegenülier  Po  seid  on 
mit  Dreizack  zu  ergänzen  für  den  auch  das  Ausgiefsen  der 
Filiale  mit  der  Rechten  am  besten  pafst.  Sonst  liel'se  sich 
auch  an  Ares  als  Gemahl  der  Aphrodite  denken,  in  wel- 
chem Falle  der  'l'hyrsus  in  eine  Lanze  zu  verändern  wäre. 
Hierauf  folgt  ein  Stuhl  und  daim,  durcli  Fiillhorn  cha- 
rakterisirt,  die  Rechte  erhebend,  Flu  ton  ebenfalls  im 
Henkel  eingesclilossen,  so  dafs  das  Gesammtbild  des  Ge- 
fäfses  vier  Hauptgötterpaare  uns  vergegenwiirligt:  Zeus 
und  Hera,  Hebe  und  Dionysos,  Aphrodite  und  Poseidon, 
Fluton  und  Kora. 

13.  Nächst  dieser  Vase  führe  icli  nur  noch  eine  grofse 
Olpe  |)liönizischen  Styls  an  mit  einer  Vorstellung  der 
(•raa,  und  eine  Kylix  des  Töpfers  N  i  kos  t  henes,  in 
schwarzen  Figuren:  einerseits,  wie  ich  glaube,  Herakles 
nm  .Spinnrocken  zwischen  zwei  .\ugen,  andrerseits 
Hermes  und  Dionysos,  im  Inneren  einen  Aledusenkopf 
darstellend. 

14.  Die  wichtigste  Entdeckung  al)er,  die  ich  zu  melden 
habe,  bezieht  sich  auf  eine  Kolyle  (nach  Cierhard  Sky- 
plios),  (leren  seltene  Gröl'se  schon  der  Vase  einen  Werth 
giebt,  den  jedoch  die  Zeichnung  von  je  vier  rothen  Figu- 
ren auf  Vorder-  und  Rückseite  in  eben  so  reinem  aber 
noch  freierem  und  grofsartigerem  Styl  als  unsere  Kadinos- 
vase  [(ierhard  i\euerw.  III,  1749]  bedeutend  zu  erhöhen 
vermöchte,  wenn  nicht  das  Interesse  der  Darstellung  ge- 
hoben durch  die  nettesten  Inschriften  die  genannten  Vor- 


züge  in   den    Hintergrund   drängte.    Wir  erblicken   nämlich 
wie   auf  unserer  grolsen   Kollerschen  Vase  [Gerhard  Berl. 
liildw.   no.    1013]    eine   Flugelfrau    einen   F^pheben    verfol- 
gend,   der    gleich   Orpheus    mit    erhobener    Lyra    sich    zu 
wehren  versucht:   vor  ihm   (lieht  ein  ähnlicher  junger  Mann 
mit  der   Lyra   in   der  Hand    reclitshin,  während   linkerseits 
liinter  Eos  ein   F^phebe  mit  Petasus,    Chlamys    und    zwei 
Speeren  ängstlich   rückidickend    davon    eilt.      Der  Protest, 
den    ich    vor    einem   Jahre    zum    .Abdruck    in     ilen    Pariser 
Annalen    des    Instituts    (^'ol.   MX)    in    einem  Artikel   über 
diese  Vorstellung  gegen  die  von  angesehenen  Archäologen 
bisher    vorgeschlagenen   Namen    der  Nemesis,   Dike,   Te- 
lete     zu    Gunsten     der   Eos    eingelegt     habe,    findet    sich 
durch  die  Inschrift   lltog  vor  dem   Haupte  der  Flü"elfrau 
vollkommen    gerechtfertigt.     Der  Jüngling   mit  Lyra,    den 
sie   zu   erhaschen  strebt,  ward    von    ür.   Braun   Korinthos 
genaimt,  weil  dieser  Name  über  dem  der  Eos  sich  beiin- 
det  und   mit  deni   zurückgewandten    Kopfe  des  Fliehenden 
sich   wohl  verbinden   liefse;    allein    naclulem    ich   bei  allei- • 
niger  genauer   Betrachtung  längs  dieser  Figur  den  Namen 
TiOoru^  herausgelesen,    so    knüpfte  sich   hieran   die  Ver- 
muthung,    d.ds   Eos   hier    ihrem   und    des   Kephalos    Sohn 
'lithonos   (Apoll.   III.    14.  3)   nachläuft;  jedoch   der  sehr 
deutliche   Name  Jloiuiiog  liber  dem  Kopfe  seines  Ge/älir- 
ten  und  die  Inschrilt  _/r<(n)«;'oc  über  dem  Haupte  des  dem 
Kephalos  gleichenden  Jagers  (nhrt  nothwendig  in  das  Haus 
des   Laomedon,    tiessen   Söhne  Tithonos    und    Priamos   bei 
Homer  (11.  XX.  231),  Tzetzes  (Lycophr.  18)   und   sonst  er- 
wähnt werden.     (Jewils   würde  das  Mitgetheilte  liinreichen, 
uui   diesem  Geläfs   unter  den   lehrreichsten   wie   der  Zeich- 
nung nach  schönsten   einen  Ehrenplatz  einzuräumen,  wenn 
nicht  noch  drei  Zeilen  Inschrift  hinzukämen,    deren   Ent- 
deckung ich  erst  heute  auf  Anlafs  des  KoQit'äog,  welches 
mir  uberllüssig  erscliien    und    sich    nicht   inehr  als   Eigen- 
name   bei    fehlendem   Individuum    deuten  liefs,  zu  machen 
das    Glück    hatte.       Ueber    Eos    erhebt    sich    nämlich    als 
-AIottQ  der  Scene   folgende  Inschrift: 

OY  HANTOZ  EZTI  KOPINOOZ 

Dieser  berühmte  Wahlspruch  „noii  ciiivis  licet  udiri' 
Corlntlium"  hat  im  Muntle  der  mit  Helios  und  Aphrodite 
auf  der  llochliurg  von  Korinth  verehrten  Eos  [?]  einen 
um  so  schlagenderen  Sinn  als  in  dem  Streit  um  Korinth 
dem  Helios  Akrokorinthos  zugesprochen  waril.  Der  Werth 
des  in  Rede  stehenden  Gefäl'ses  wird  durch  diese  Inschrilt 
wesentlich  erhöht;  es  tritt  dasselbe  dadurch  in  die  leider 
noch  sehr  kleine  Anzahl  der  dialogisirenden  Vasen,  unter 
denen  die  von  W'elcker  und  Lepsius  erklärte  fiourenlose 
Oenochoe  des  Theodoros,  die  von  mir  erläuterte^Schwal- 
benvase,  die  von  Ritschl  erklärte  Olivenvase  oben  an 
stehen,  aber  wegen  ihres  alterthümlichen  Styls  mit  dieser 
neu  entdeckten,  strengeren  Kunstanlorderungen  dreist  sicii 
unterwerfenden,  F:osvase  auf  keine  Weise  messen  können. 
Die  Rückseite  zeigt  inschriltslos  in  nicht  geringerer  Zeich- 
nung zwei  Epheben  mit  denselben  Attributen,  einen  dritten 
mit  Rolle  und  Schrift  und  eine  biirtige  Mautelli<nir  mit 
Stab,  olFenbar  den   Lehrer  in   ihrer   Mitte. 

15.  (Rom  13.  .Mai).  Fast  gleiche  Freude  wie  die 
Kotyle  des  Raubes  des'l'ithonos  gewährte  mir  eine  Phiale 
mit  rothen  Figuren,  die  man  ihrem  Styl  nach  in  S.  .A"ata 
de'  Goti  ausgegralien  glaul)en  möchte,  obwohl  sie  etru'ski- 
schem  Boden  entzogen  ward,  im  Besitze  des  Dr.  Braun. 
In  schöner  Gew.iiulung  und  mit  Strahlenkrone  geschmückt 
sitzt  Pasiphae  und  hidt  im  Arm  den  kleinen  Mino- 
taur:  rechts  neben  ihr  erblickt  man  einen  Schwan.  Nach- 
dem in  dem  Bulleltino  Napoletano  bei  Gelegenheit  eines 
neu    entdeckten    pompejanischen    Wandgemäldes    bemerkt 


23* 


24* 


worden,  ilafs  dassell)^  mijine  ErklJiriin;;  der  Jliinztypen 
vnii  l'liaestos,  Pasipliae  und  Daedniiis  darstellend  (nicht 
«le  Ijislier  allgemein  angenommen  ward,  Europa  und  xMer- 
kur),  vollkommen  hestätigt,  konnte  icli  kaum  liütTeii,  noch 
eia  gliinzenderes  Zeiignil's  iiir  tliese  Deutung  der  i\lünz- 
typen  von  Phaestos  zu  linden.  Allein  diese  Schale,  wel- 
che einen  Schwan  liehen  Pasi|)hae  zeigt,  gerade  wie  die 
Silhermünzen  der  kretisciien  Stadt,  setzt  es  anl'ser  allen 
y.weilel,  dal's  Pasiphae  wirklich  auf  jenen  Münzen  ahge- 
hildet  sei.  ^loge  dies  Beispiel  diejenigen  unserer  Numis- 
luateii,  welche  noch  immer  dem  Studium  der  .Mythologie 
wie  den  Vasen  und  andern  Kunstgattungen  vornehm  und 
trag  den  Rücken  kehren,  helehren,  dal's  zur  Kenntnil's 
der  Kchtlieit  oder  Unechtheit  einer  l^liiiize  so  wie  zur 
J..e3Ung  ihres  Stii  Itenamcns  es  t'reilicli  der  vorgenannten 
Studien  nicht  hedarl,  wolil  aUer  zur  Auslegung  des  Typus 
lind  zur  llechenschalt ,  weTshall)  gerade  dieser  vorzugs- 
weise aiil  den  .Miinzen  der  jedesmaligen  Stadt  erscheint. 
Die  Aul'senieite  gedachter  Vase  stellt  schwärmende  ISac- 
chanten  mit  Arm  und  Fiil's  eines  zerlleischten  Menschen- 
"plers  dar:  ohwolil  der  gegenwärtige  Besitzer  des  Gefä- 
l'ses  hierin  Speise  liir  den  kleinen  Minofaur  erkennt,  so 
stimmt  mich  doch  der  Umstand,  dai's  'i'liyrsus- tragende 
ijacchantinnen  hier  vor  uns  stehen,  nicht  kretische  Jung- 
Iraiitfii,  lieher  hier  auf  den  zerrissenen  Pentheus  auf 
dem  ICithäron  zu  denken.  —  liine  (lenugtlinung  anderer 
Art  gewährte  mir  eine  voicentische  Kylix  mit  rothen  l'i- 
giiren,  in  .\iiordnung  und  Zeichnung  der  Kiguren  der  un- 
seres -Museums  {no.  1004),  in  welcher  ich  tleii  Tod  des 
Pa  trok  los  gleich  der  {"lielielgruppe  des  Athenetempels  auf 
.\egiiia  nachwies,  vollkommen  ähnlich,  nur  etwas  freieren 
Styls  und  mit  der  Aliweichung,  dal's  Patroklos  wie  in  der 
Statueiigriippe  nnliärtig  erscheint.  Wer  die  Seltenheit 
genauer  Wiederhohiiigen  dersellien  Composition  in  dem 
(•ehiete  der  antiken  Vasen  kennt,  wird  einräumen,  dai's 
diese  'riiatsaclie  lieider  Trinkschalen  ein  neues  Zeugnll's 
zu  (Junsteii  der  r>eriihnitlieit  des  Originals,  dem  sie  ent- 
lehnt sind,  ahzulegen  vermag.  Allein  auch  die  lliickseile 
dieser  K\lix  verdient  als  Parodie  des  lieroischen  Mythos 
um  so  gröl'sere  P)eachlong,  je  weniger  man  liisher  diese 
merkwürdige  Uiditung  des  Allerthums,  auf  dersellien  Vase 
l'.rnst  und  .Scherz  einander  gegenüher  zu  stellen,  wie 
.Shakspeare  es  in  seinen  Dramen  so  glücklich  ausgeführt, 
in  einer  Reihe  von  Pieisjiielen  klar  zu  machen  versuiht 
hat.  Inmitten  eines  mit  Klötenspiel  vom  Zechgelage  heim- 
kehrenden Zuges  wird  ein  Trunkener  wie  eine  Leiche  an 
Ivopf  iinil  l'^üfseii  fortgetragen.  Im  liineiii  erscheint  ein 
Silen  mit  einer  Thyrsustragendcii  Ijacchantin.  Das  Ge- 
üil's  gehört  Herrn   liasseggio. 

I(j.  I''iir  Anschanunü  antiker  'l"o  d  t  en  hes  t  a  1 1  u  ng, 
die  wir  hisher  auf  den  W.igen,  häuliger  ilii;  Leiche  aul' 
dem  Lager  ruhend,  kennen  gelernt,  dünkt  mich  ein  gre- 
iser Kantharos  wichtig  mit  schwarzen  {''iguren,  innen  am 
Henkel  mit  einem  Liiwenkainpf  in  Terracottenrelief  ge- 
si  hmückt.  0er  Leichnam  wird  auf  einer  IJalire  getragen, 
d.ihinter  folgen  zwei  Klagevveiher,  nächstdem  ein  Jüngling 
zu  Pferil  und  ein  Alter.  Der  Zug  nähert  sich  einen  wei- 
l'seii  viereckigen  Gralnnal,  vor  welchem  zwei  IJänrnchen 
lind  in  der  .Mille  eine  grol'se  Schlange  {.iijuthodämon) 
sich  helinden.  Links  koiiiiiien  ein  Flötenspieler,  drei  Krie- 
ger, die  iieideii  letztern  mit  der  Lanze  wie  z'nm  AngrilF 
und  am  Schhifs  der  Scene  wieder  ein  li:irtiger  .^L'^nll. 

17.  \ni  einer  Amphora  mit  gelhen  l''igiireii  im  I5e- 
sitze  des  Herrn  IJasseggio  erscheint  .Athene  mit  Helm, 
.\egis,  Lanze,  aher  ohne  Schild,  in  der  Linken  hält  sie 
einen  kleinen  Oelhaiim,  woran  ein  Zweig  schon  voll 
ü.  Ihlättern  ist.     Oll'eiiliar  das  Geschenk    iler  Athene   von 


\ttika,  wodurch  sie  im  Streit  mit  Poseidon  den  Sieg  da- 
von trug.    Die  Rückseite  zeigt  eine  Frau  mit  Oenoclioe. 

18.  Eine  ähnliche  grol'se  Amphora  ilessellien  Besit- 
zers zeigt  einerseits  den  Herakles  härtig  mit  Fell, 
Keule  und  Becher,  gegenüher  der  Athene  mit  .\egis 
und  Lanze,  andrerseits  Herakles  jugendlich  mit  Keule 
und  Fell  gegeiiüi)er  einer  Frau  mit  Lanze.  [Verinuthlich 
wiederum  Athene?     E.   (}.] 

19.  Eine  Kylix  mit  rothen  l'"igureii  im  Besitz  des 
Dr.  Braun  zeigt  Herakles  den  Eher  hringend:  statt 
des  Königs  Eurystheus  steckt  eine  F"rau  mit  ängstlich  em- 
porgestreckten Händen  im  ehernen  Fafs.  —  Eine  andre 
grol'se  Kylix  mit  schwarzen  Figuren,  Kriegsgetüminel  dar- 
stellend (im  Besitz  des  Dr.  Braun)  verdient  wegen  der 
Fägenthüuilichkeit  Firwähmiiig,  dal's  dem  Eigennamen  nicht 
wie  gewöhnlich  das  Prädikat  Kalo^  sich  anschliel'st,  son- 
dern dessen  Superlativ,  indem  wir  HiJiny.QiToc  xuhaio.; 
darauf  lesen.  U.il's  hieraus  nicht  geiblgt  werden  könne 
„ce  qu'il  ya  du  plus  beau  c'csf  l'hiijiocrltü"  bedarf  wohl 
keiner  Erwähnung. 

19tt.  .\uf  einer  schönen  grofsen  Amphora  mit  schwarzen 
Figuren  und  deutlichen  Inschriften  erscheinen  KcaiOQ  und 
JluXvdtvy.tt;,  der  eine  mit  weifsem  Petasos,  jeder  mit  Lan- 
zeiipaar,  heide  zu  Pferd.  Davor  sitzt  Tui'durjtog,  liinter 
ihnen  schreitet  EXui'U  mit  stenihesticktem  Chiton,  die 
gerauhte  von  Aphidnä  zurückgehracht ,  und  ein  andrer 
F.]phel)e  O  .  .  trooy.ai'o;  Bei  Herrn  Basseggio  [vgl.  oljeii 
S.  1*J.  —  Bei  demselben  .\iitikenhäudler  erfreute  ich  mich 
einer  grol'sen  volcentischen  .imphora  mit  schwarzen  Fi- 
guren lind  Inschriften,  Argos  darstellend  mit  zwei  Köpfen 
wie  ich  ihm  in  meiner  .Monographie  des  Argos  vor  bereits 
zehn  Jahren  diese  Verwandtschaft  mit  Janus  (freilich  mit 
allgemeinem  Skepticismus  aulgenommeii)  voraus  liestimmt 
hatte;  daneben  stehii  Hermes,  Hera  und  lo  als  Kuh. 
Auf  der  Ruckselle  kiimplen  drei  .Amazonen  mit  Helm,  kur- 
zem Chiton  uiul  Lanzen  gegen  Herakles  und  einen  llo- 
püten,  etwa   lolaos  oder  'J'elainon. 

20.  Zu  der  neuesten  Ausheute  des  Herrn  Fcoli 
gehört  ein  Stamnos  mit  rothen  Figuren  in  Styl  und 
(Jegenstand  der  Berliner  Vase  der  F^rmordung  des 
Aegisth  (no.  1007)  vergleichbar;  ich  verniiithe  von  dem- 
selben Künstler,  lün  i)artiger  Mann  mit  ülivenkranz  im 
Haar  sticht  das  Schwert  in  den  Leib  eines  lorbeerbe- 
kränzten INLinnes  mit  Keulenstab,  während  ein  zweiler, 
unbärtig  und  auch  mit  Peplos  bekleidet,  diesellie  JMiltel- 
llgur  andrerseits  mit  geziicktem  Schvieit  bedroht,  die 
Scheide  in  der  Linken  haltend:  der  C^hiton  des  Aegisth 
zeichnet  sich  vor  ilen  (iewändern  des  ürest  und  Pylades 
durch  l''raiizenbesatz  aus.  Auf  der  Rückseite  erblicken 
wir  diesell)en  iManner  ohne  Aegisth,  sich  besprechend,  der 
eine  mit  einer  Lanze  hewalfnet,  der  andre  unbärtig. 

21.  Eine  .Amphora  mit  schwarzen  Figuren  hei  Herrn 
Feoli  zeigt  Perseus  mit  Petasos,  Beutel  am  .Arm,  lan- 
gem Schwert  und  Flügeln  an  den  Fiifsen:  jeilerseits  eine 
Ayinphe  iihnlich  tanzenden  Bacchantinnen,  bisher  unrich- 
tig tiorgoiie  genannt.  Ein  schwarzer  Stiilel,  dessen  klei- 
ner hüls  in  schrollem  («egeiisatz  mit  dir  nach  oben  in 
Art  eines  Rhytons  auslaulenden  Oellnung  steht,  gibt  das 
\'orl)ild  zu  niisern  heutigen  vergoldeten  'l'rinkglasern  glei- 
cher h'orni   in  rotliem   Krystallglas. 

22.  Auf  einer  Keleiie  phönizischen  Styls,  ebenfalls 
neuester  .Ausgrabung  von  Volci,  erblicken  wir  Paris  ge- 
genüber der  Helena,  erslerer  mit  Bogen  in  der  Hand, 
Kocher  am  Rücken  und  h'lügeln  an  den  l'iil'sen,  darauf 
A  ml  ro  mache  verschleiert  gegenüber  dem  lleklor  in  voller 
Rüstung  (das  Schild  mit  einem  Sperber),  dahinter  einen 
jungen  Knappen  mit  zv»ei  Pferden,  Kebriones;  säniint- 


25' 


26* 


liehe  Fij^uren  mit  |ial:iogro|iliisclier  Naineiisinsclirift.    Der 
ÜL'ckel   ist  mit  scliiiii   gezeicliiieteii  Kl)erri  gescliiniickt. 

23.  Aul'  einer  Aiiipliora  mit  stliwarzen  Kiyureii  er- 
»dieiiit  einerseits  Dionysos,  efeuliekränzt  mit  einem 
Ivnolenstal),  il.iliinter  eine  Kran  anl  einem  Jlaullliiere,  an- 
drerseits ein  Kitliaröil  zwisclieu  zwei  Siinlen  mit  Fah- 
nen: an  einem    lin en  sitzend   andrerseits  ein   Ual)e. 

24.  Hjdria  mit  gellien  Figuren,  wie  die  triiliere  zur 
Feolischen  Sainrnhin;;  gehürig.  Liegender  Mann  auf  Kis- 
sen; liher  ihm  liiingt  der  ul)lithe  Korb.  Eine  nackte  Frau 
kniet  vor  ihm  mit  gelalleten  Händen:  liinteu  stellt  ein 
erwachsener  ICnalie  liltitig  geschlagen  an  heiden  Seilen 
des  Rückens  und  an  der  Hinterhacke,  etwa  als  Ehren- 
srliander  der  gedachten   [""ran. 

25.  Neapel,  28.  -Mai.  Die  ßesorgnil's,  Neapel 
miichte  durch  die  liedeulenden  .Sammlungen  Roms  wenig- 
stens auf  dem  (Jehiete  der  V  as  e  nenideckungen  in  den 
Hintergrund  treten  und  seinen  alten  Ruhm  eines  llaupt- 
stapelplatzes  iiir  diese  dattung  Kunstdenkinaler  einhiil'sen, 
hat  sich  glücklicherweise  nicht  heslatigt  und  in  der  kur- 
zen Zeit,  die  ich  hier  verweile,  sind  mir  schon  viel  neure 
lind  heiehrende  Vasenhilder  zu  Gesicht  gekommen.  Vor 
allen  liihre  ich  eine  Kylix  mit  schwarzen  Figuren  an 
wegen  des  nnleugliaren  Dualismus  nicht  etwa  eines  ju- 
gendlichen und  eines  harligen  Uacchus  in  derselhen  Scene, 
sondern  eines  lieidemal  liartigen,  epheuhekranzten,  laiig- 
bekleidelen,  Weinstork  haltenilen  Doppeldionysos.  Als 
mir  einige  Wochen  Irülier  in  Rom  aul  einem  Stauiiios  von 
Chiusi  (geihe  Figur)  eine  idinliche  Erscheinung  sich  d.ir- 
hot,  ileren  Prol)lem  von  den  Anlikenhiiiidlern  mit  dem 
leicliten  ^uskunllsmiltel  ,,i!  un  saceidoti:  dl  ISacco'  trotz  der 
lihrigen  ausschliel'send  aus  Gottern  bestehenden  N  ersamm- 
lung  gelöst  wird,  glaubte  ich  dies  l'hÜMomen  durch  die 
Restauration  gewisser  dionysischer  Allribute  wegdispulireii 
zu  können;  allein  die  Kvlix  des  Herrn  De  ('recenzis  be- 
zeugt deutlich,  dal's  in  dersellien  8cene  zwei  in  Figur, 
Kleidung  und  Allribut  völlig  gleiche  Dionyse  aultreten 
konnten.  Wir  sehen  nandich  auf  der  Aul'senseite  Diony- 
sos auf  einer  Quadriga,  nicht  Maulthiergespann,  mit  gro- 
Jsem  Lanzenstal)  oder  lichtiger  Masli.\,  umgelten  von  Si- 
lenen  und  Bacchantinnen  hinschreilen  zu  einem  sitzenden 
Dionysos,  der  ebenfalls  einen  Weinslock  halt  und  dessen 
Stuhl  durch  die  Lehne  eines  Schwanenhalses  sich  aus- 
zeichnet. .\uf  der  Rückseite  erscheint  derselbe  Dionysos 
wieder  aul  derQviadriga  umgeben  von  tanzenden  zottigen 
•Silenen  und  Bacchantinnen.  Im  Inneren  der  Kyli.x  ist 
eine  schön  komponirte  Weirdese  von  Silenen,  ringsum  das 
.Mittelbild  eines  (iorgoneion ,  in  dessen  Nase  ein  bion- 
zener  Nagel  antike  Restauration  andeutet.  Dal's  in  dem 
sitzenden  Dionysos  der  Unterweltsgott  versinrdicht  wor- 
den, dürfte  kaum  zu  bezweifeln  sein:  ilagegen  sehe  ich 
voraus,  da(s  bei  dem  Dionysos  als  Quadrigenlenker  man- 
chem UDsrer  .\rchäologen  die  (Gegenwart  eines  Amphia- 
ratis  wahrscheinlicher  dünken  wird  als  hier  den  Lichl- 
gott  der  Nacht  mit  seinen)  Sternenwagen,  den  wir  unter 
dem  Bilde  der  .S.ityrn  auf  einer  andern  Vase  bereits  ken- 
nen lehrten,  anzuerkeiuien,  v\ieer  bei  .inlirechendein  iMoi- 
gen  vor  seinen  kosmischen  Lauf  bei  Plutnn  \\iedereinkelii  I, 
analog  der  Heimkehr  iles  Dioskuren  in  ilie  Behausung 
des  Tyndareus.  Diese  Kylix  vom  schönsten  archaischen 
(jr.iflilostyl  ist  voicenler  Ursprungs  und  gehörte  früher 
Herrn   Basseggio. 

2G.  I''iir  die  TliiersynilKilik  von  besondrer  Wichtig- 
keit ist  bei  demselben  Ihn.  De  (äescenzis  ein  .Stamnos 
mit  rothen  l''iguren  Bacchantinnen  darstellend.  Wohl 
als  Hauptperson  diirlte  eine  h'rau  mit  gesenktem  'l'hyrsus 
und    Perlhuhn    in    der    Linken    zu    bezeichnen    sein:    links 


ihr  im  Rücken  entfernt  sich  eine  .ludre  mit  eiuemJHirsch- 
kalb  um  den  Hals;  eine  dritte  ist  durch  ein  Pantherfell 
charakterisirt,  rechts  kömmt  auf  diese  eine  vierte  Bacchan- 
tin mit  Tliyrsus  und  Schlange  zu.  Die  Rückseite  zeigt 
eine  gleiche  Bacchantin  mit  Pantherfell ,  drauf  ihr  im 
Rücken  eine  Frau  mit  Kithara,  wahrend  ein  bärtiger  Si- 
len  mit   Hörn   und   vollem  Schlauch   ihr  entgegen  kömmt. 

27.  .Auf  einer  .Amphora  Nolana  (r.  ■•'ig.)  erscheint 
etwas  gröl'ser  als  das  vor  23  .fahren  im  Kunstblatt  (Hyperb. 
röm.  Stud.  1  S.  168":']  von  mir  beschrieline  Vasenbild,  ein 
bärtiger  Mann  mit  Haube  und  Frauenkleidung,  das 
Barbiton  s[)ielend :  auf  der  Rückseite  ein  gleicher  mit 
Krückenstab  in  der  Linken  die  Rechte  verhüllt,  zurück- 
schauend. 

28.  Eine  llydria  mit  gelblichen  Figuren,  deren  ge- 
schmackvolle Einrahmung  und  Disposition  am  Hals  sie  als 
Seitenstiick  zur  tflyl's-  und  Penelopehydria  iiusres  Mu- 
seums [Gerhard  B.  B.  no.  884J  betrachten  läfst,  verdient 
in  doppelter  Hinsicht  unsre  -\ulmerksamkeit.  Ein  unbär- 
tiger  mit  dem  Peplos  bekleideter  Mann  steht  gegenüber 
einer  sitzenden  schwerbekleideten  Frau  mit  Haidie  und 
.Stephane:  an  ihrer  .Stuhllehne  hiingt  ein  Flötenlutteral : 
beide  spielen  uUa  inorra.  sie  mit  der  Linken,  er  mit  dei 
Rechten.  Auf  die  Gefahr  gelehrten  Knnsterklärern  zu 
mifsfallen,  wtifste  ich  doch  bei  der  sichtbaren  Altersver- 
schiedenheit  der  beiden  Figuren  keinen  |)assenderen  Na- 
men als  -Vplirodite  und  Adonis,  zumal  das  Kostüm 
beider  am   Paris   und   Helena   zu   denken   verbietet. 

N  E  .\  p  E  L  28.  .^L^i.  Die  frohen  Erwartungen,  mit 
denen  ich  meiner  Ankunft  in  Neapil,  der  Wiege  meiner 
archäologischen  Laulbalin,  entgegensah,  sind  sämmtlicli 
in  Erliillung  gegangen.  Trotz  18  d.izwischen  liegenden 
Jahren  ist  mir  nicht  blos  von  alten  Freunden  irnd  Wis- 
senschaf  tsgenossen  der  herzlichste  Empfang  zu  Theil  ge- 
woiden,  sondein  auch  ein  jüngeres  mit  .Anlagen  und  Eifer 
ausgelüstetes  .Archäologengeschlecht,  wie  ich  es  unter  Rö- 
mern schmerzlich  vermil'ste,  hat  mich  hier  angenehm  über- 
rascht. Was  ich  überdies  dankbar  anerkenne,  ist  dal's 
in  Pompeji,  wo  bekanntlich  in  <len  letzten  Jahren  in 
Wandmalereien  fast  nichts  von  Bedeutung  zum  Vorschein 
kam,  gerade  in  den  Tagen  meiner  Ankunft  höchst  inter- 
ressante  (^eiiihlde  aufgedeckt  wurden,  die  zugleich  in 
Rücksicht  ihres  Kunstwerths  zu  den  schönsten  gehören, 
die   überhaupt  ans   Licht  gezogen  sind. 

In  einem  der  ansehnlichsten,  noch  namenlosen  Häuser 
nah  bei  dert'asa  del  l'auno  sind  besonders  drei  Wand- 
gem  ä  1  d  e  mit  überlebensgrofsen  Figuren,  die  unsre  Bewun- 
drung  in  höchstem  (irade  .inf  sich  ziehen  und  durch  den 
grandiosen  Charakter  das  berühmte  Bild  der  .Säugung  des 
l'elephiis  im  Beisein  des  Hercules  und  der  Auge  noch 
iilierlrefl'eii. 

Das  "rolse  Wand^em.'ilde  rechts  zeijit  Herakles 
bei  Omphale,  das  zweite  in  dir  Hinterwand  desselben 
Zimmers  die  Erziehung  des  kleinen  Itacchus,  das 
dritte  die  Siege  desselben  Gottes  mit  besonde- 
rem Bezug  auf  Hispanieii.  [Eine  genauere  Beschrei- 
bung desselben  folgt  nächstens  in   No.  7  dieser  Zeitung,] 

-Meine  morgen  lievorsfeliemle  .Mireise  nach  Palermo 
gestattet  mir  leider  für  jetzt  nicht  die  kleineren,  aber'audi 
interessanten  Bilder  und  Skiil|itureii  desselben  Hauses 
weiter  zu  beschreilieii.  Daher  schliefse  ich  meinen  Be- 
richt über  diese  Bilder  —  der  erste  der  üi)erhaii|)t  davon 
existirt,  und  bei  ;.us(laiieriider  und  gew  issenlialter  I'riiluiig 
trotz  drückender  .Soniienhilze,  vielleicht  auch  einer  <ler 
genauesten,  die  davon  zu  erwarten  stehen  —  mit  der  No- 
tiz der  Wandmalerei  in  einem  kleinen  Zimmer  desselben 
Hauses,    wo    «eben    einem    beschiiebnen    aiifgesehlageiuii 


27* 


28* 


Diptyclion,  Stylus  und  Diiitefafs,  ein  länglich  zugelegter 
Brief  mit  Siegel  in  der  Mitte  sich  befindet,  auf  dem  fol- 
gende Adresse  zu  lesen  ist: 

M  LVCRHTIO  F  MARTIS  DHCYRI 
POMPEI  DHCR 

Da  dieser  Brief  wahrscheinlich  die  Adresse  des  Herrn 


und.Eigenthümer  des  Hauses  angießt,  so  setzt  er  zugleich 
in  den  Stand  mit  gröfserem  h'ug  und  Reclit  als  es  bisher 
bei  pompejanisclien,  mit  beriihmtdn  Röuiernamen  gratifi- 
zirten,  Häusern  der  Fall  v»ar,  diesem  Haus  den  Namen 
des  M.  Lucretius  beizulegen. 

Die  F^ortsetzung  nacli   meiner  Rückkehr  aus  Sicilien. 

Tu.     Pa  N  CFK  A. 


Archäologische 


Bibliographie. 


Lettera   al  sig. 
No.  1. 
Fuligno.   Annali 


AimuU  deir  Institute  etc.  1846.   vergl.  Beilage  No.  I.  der 

archäol.  Zeitung   1847. 
Annali  di  numismatica.    Vergl.  Art.  Fiorelli. 
Uurgits  [L.).    Note  sur  une  inscription   bilingue   trouvee 

.H  Lella-Maghrnia,  dans  le  courant  de  l'annee  1846.  Journ. 

Asiat.    4e  Serie.  IX.   p.  211—17. 
Benjh(Th.):  Ulisse  furente  e  la  nascita  di  Tagete  (Gemme). 

Aunali  dell'  Inst.   1846.  p.  302—12. 
B'iuncoiH  (G.):  Tavola  in  bronzo  della  pontif.  Universit.H 

di   Bologna   (tav.    d'agg.    A).     Annali   dell'  Inst,    1846. 

p.  67—81. 
Btrc/i    (Sam.):    Description  of  a  fictile  vase  from   Vulci 

supposed   to  commemorate    tlie   fate    of   the    family    of 

Agamemnon.     London  1847.    20  S.  ra.  5  Kupf.   gr.  4. 

"  On  the  reading  of  the  coins    of  CunoI)elin.     10  S. 

:  Observations  on  two  ßas-reliefs  of  Assyrian  Sculp- 

ture  removed   from  Kliorsabad.     London  1847.     17  S. 

mit  2  Kupf.   gr.   4. 
Böchh  {A.):    Bosporanische  Inschriften.    Archäol.  Zeitung 

1847.  S.  56—64. 
liorghcsi:   Iscrizione   inedita  di  Venafro. 

dott.  Mommsen.    Bull,  dell'  Inst.  1847. 

—  :  Intorno  a  due  iscrizioni  esistenti  a 
deir  Inst.   1846.  p.  312—50. 

Braun  (£.):  Testa  di  Sofocie  pressaper  quella  di  Solone. 
Bull,  deir  Inst.  1847.  p.  21.  —  Discorso.  Adunanza 
solenne  pel  natale  di  Winckelmann.  il)id.  p.  81—88. 
—  Erma  biceiala  di  Sofocie  ed  Euripide.  ibid.  p.  96. 

:  Ritratto  di  Sofocie  (tav.  d'agg.  E.  2.).    Annali  dell" 

Inst.  1846.  p.  129—147.  —  Gruppo  formato  da  Bacco, 
da  un  Satiro  e  da  un  Pane  (Alon.  Vol.  IV,  tav.  XXXV, 
tav.  d'agg.  K.).  ibid.  p.  218  —  227.  —  Cenni  intorno 
le  falere,  torque  ed  armille  (tav.  d'agg.  D.).  ibid.  p. 
350—53.  —   Mercurio  con  la  lira  (Mon.    vol.  IV,    tav. 

XXXIII,  tav.  d'agg.  L.  M).  ibid.  p.  228—38.  —  Mer- 
curio liricino  tra  Pani  che  danzano   (Mon.  vol.  IV,  tav. 

XXXIV.  tav.  d'agg.  N.   1.  e  N.   2).   ibid.  p.  238—44. 
Brunn  (H.):  Sarcoiago  etrusco  scoperto  a  Per\igia  (Mon. 

vol.  IV.  tav.  XXXII).  Annali  dell'  Inst.  1846  p.  188  — 
202.  —  Vaso  rappresentante  Pelope  e  Mirtilo  (.Mon. 
vol.  IV,  tav.  XXX).    ibid.  p.  177—88. 

BHllcltino  deir  Institute  di  corrispondenza  archeologica. 
1847.  No.  I  — V,  mit  Aufsiitzen  von  Borghesi,  Braun, 
Canina,  Cavedoni,  Dennis,  Friedländer,  Henzen,  Labus, 
Mommsen,  Panofka,  Secchi,  Welcker  und  VVieseler. 
Vergl.  Art.  Recensionen. 

Catalogue  de  la  collection  de  medailles  romaines  de  Mr. 
Senckler.     Cologne   1847.    368  S.    gr.  8. 

Canina  (L.) :  Adunanza  de'  18  Decembre  1846.  Bull, 
dell    Inst.  1847.    p.  89—93. 

—  Base  rotonda  col  tilolo  PIETATIS  SACRVM  (Mon. 
vol.  IV,  tav.  XXXVI).    Annali  deir  Inst.  1846.  p.  244-&2. 


Cavedoni  (Cd.):  Di  aicune  monete  di  Eraclea  del  Ponto. 
Annali  di  numism.  I.   p.  25. 

—  ftloneta  di  Caicide  col  tempio  di  Giove  Milicliio.  Bull, 
deir  Inst.  1847.  p.  22.  —  Annotazioni  agli  ultimi  due 
volumi   degli    Ännali   dell'  Institute    archeologico,  1845, 

1846.  ibid.  p.  72—80. 

—  :  Di  un  monumento  romano  con  falere  ed  altri  di- 
slintivi  militari  (tav.  d'agg.  D).  Annali  dell'  Inst.  1846. 
p.   119—28. 

Creuzer  (Fr.):  Deutsche  Schriften,  neue  und  verbesserte. 
2.  Abthl.  3.  Bd.  (Auch  u.  d.  'I'it. :  zur  Archäologie,  oder 
zur  Geschichte  und  Erklärung  der  alten  Kunst.  Besorgt 
von  .lul.  Kayser.)  Darmstadt  1847.  573  S.  m.  19  lith. 
Tatr.   gr.  8. 

Cuper  (Gishert):  Römische  Inschriften.  Jalirl).  d.  Ver.  v, 
Alterthsfr.  im  Rheinl.  X.  1847.  S.   104. 

Curlius  (G.) :  Das  Oskische  und  die  neuesten  Forschun- 
gen über  das  Oskische.  Art.  I.  Zeitschr.  f.  Alterthumsw. 

1847.  N.  49.  50. 

Dennis  (Georg):  Viaggi  nell'  Etruria.  Bull,  dell'  Inst. 
1847.    p.  51—63. 

Duchalais  (Anatole):  Description  des  medailles  gauloises 
faisant  partie  des  collections  de  la  Bibliotheque  royale. 
2e  articie.     Rev.  Numism.   1847.  p.  71—78. 

Diinlzer  (H.):  Cäsars  Bericht  über  'den  Lauf  der  Maafs. 
Jahrb.  d.  Ver.  v.  Alterthsfr.  im  Rheinl.  X.  1847  S.  53. 

Echcrmunn  (K.):  Lehrbuch  der  Religionsgeschichte  und 
Mythologie  der  vorzügl.  Volker  des  Alterthums.  Bd.  III. 
Abth.  2.    Halle  1847.  X  u.  302  S.    gr.  8. 

Fellows  (Gh.):  Lyci<»,  Carla,  and  other  Provinces  of  Asia 
Minor,  illustrated  by  Mr.  (ieo.  Scharf.  Part.  1.  London 
1847.     Fol.     Vgl.  Scharf. 

Fiorelli  (Gius.):  Annali  di  numismatica  per  l'anno  1846. 
Fase.  I.  Roma  1846  p.  1 — 80.  c.  2  tav.,  enthalten  au- 
fser  Beiträgen  von  Cavedoni  und  T.  Mommsen  folgende 
Aulsätze  des  Herausgebers:  Medaglia  di  Posidonia  del 
MuseoSantangelo.  p.9.  —  Nuovi  tipi  delle  munete  di  Fi- 
stelia e  di  Alife  p.  10.  —  Notizia  di  tre  raedaglie  rare 
della  collezione  S.  Giorgio (Croton-Tliyrium  inCampania. 
Campaniae  incertus)  p.  21.  —  Congliietture  sulle  mo- 
nete d'Hyrina.  p.  32.  —  Sulle  iniziali  12^  in  aicune 
monete  della  Cainpania.     Vergl.   .Artik.:  Recensionen. 

de  Florencourl  (Chassot):  Römisclie  Inschriften.  Jahrli.  d. 
Ver.  V.  Alterthsfr.  im  Rheinl.  X.   1847.    S.   106. 

Förster  (Paul.):  De  asylis  Graecorum  particula  I.  Diss. 
Vratislaviae.   1847.    53  S.    8. 

Friedlünder  (G.):  Monela  inedita  dl  Tiano.  Bull,  dell' 
Inst.   1847.  p.  96. 

— :  Sopra  la  moneta  d'oro  della  guerra  sociale  (dichiarata 
sospetta  da  S.  li.  il  principe  di  S.  Giorgio),  e  sopra 
una  nuova  zecca  cainpana:  Velecha  (tav.  d'agg.  F). 
Annali  dell'  Inst.   1846.  p.  147—55. 


29* 


30* 


Gerhard  (Ed.):  Arciiiiologische  Zeitiing.  Neue  Folge. 
Lief.  II.  April— Juni  1847.  No.  4—6  und  Beilage  No.  2. 
'J'iif.  IV — VI.,  enthaltend  anCser  Aufsätzen  von  IWckli, 
K.  F.  Ilerinann,  Jahn,  Lloyd,  Osatin,  Panolka,  L.  Sclimitlt 
folgende  Aulsätze  des  Herausgeheis:  Roma  und  Kortuna. 
S.  49  if.  —  Artemis  Elapheholos.    S.  76  ff. 

Gervusio  {Agoslhio):  Osservazioni  sulla  iscrizione  ono- 
raria  di  Rlavorzio  Lolliauo  in  Puzzuoli.  Napoli  1846. 
55  S.    4. 

Grolefend  {G.  F.):  Keil-Insthrifteu  aus  der  Gegend  von 
Niuiveli,  uelist  einem  persischen  Siegel.  Zeitschr.  f.  d. 
Kunde  d.  Morgenl.    ßd.  VII.    S.  63—70. 

Hansen:  Die  Umgegend  von  Ottweiler  (Romische  Denk- 
loale).  Jahrl).  d.  Ver.  v.  Alterthsfr.  im  Rheinl.  X. 
1847.    S.   12. 

Hcffter:  Zusätze  zu  der  Schrift:  Die  Gotterdienste  auf 
Rhodus.     Zeitschr.  f.   Alterlhumsw.   1847.  N.  52.  53. 

Henzen.  (G.):  Scavi  di  Roma.  Bull,  dell'  Inst.  1847. 
p.  49—51. 

—  :  Iscrizione  greca  sopra  una  lamina  di  piomho  (tav. 
d'agg.  G).  Anuali  dell'  Inst.  1846.  p.  203  —  14.  — 
Cliiodo  di  hrouzo  con  epigrale  latiiia  (tav.  d'agg.  H.I). 
iliid.  p.  214 — 17.  —  Sui  pretori  e  diltatori  de'  muni- 
cipj  anlichi.    il)id.    p.  253 — 67. 

Hermann  {K.  F.):  Ueher  die  Studien  der  griechischen 
Künstlei'.  Allgedruckt  aus  den  Göttinger  Studien.  Göt- 
tingen 1847.    72  S.    8. 

— :  Bacchischer  Thronismos.  Arch.  Zeitung  1847.  S.  77ff. 
—   Nocturnus.    Ehd.  S.  95  f. 

Hübsch  (Wt'Hir.):  Die  Architectur  und  ihr  Verhidtnifs  zur 
heutigen  Malerei  und  Sculptur.  Stuttgart  und  Tüljingeu 
1847.     ISO  S.    gr.  8. 

Jäger  (Rii/).):  Historiscli-archiiologische  Erläuterungen  zu 
den  antiquarischen  Erwerbungen  des  historischen  Ver- 
eins der  Pfalz  vom  J.  1843—1846.  Aljschn.  I.  Stein- 
monumente. A.  Steine  mit  Inschriiten.  2ter  Bericht  des 
hist.  Ver.  d.  Pfalz.    1847.    S.  47—98. 

Jahn  (Olto):  KallimorpUos.  Archäol.  Zeitung  N.  F.  1847. 
S.  63  f. 

Jahrbücher  des  Vereins  von  Alterthumsfreunden  im  Rheinl. 
X.  m.  8  lith.  Taff.  Bonn  1847.  240  S.  gr.  8.  mit  Auf- 
sätzen von  Cuper,  Diintzer,  v.  Florencourt,  Hansen, 
Kinkel,  Nöggerath,  Paulus,  Rappenegger,  J.  Schneider, 
Simrock,  Urlichs  und  Walz. 

/llscripfiol^  latine  decouverte  ä  'l'enez  (.\lgerie).  Revue 
de  Piniol..     Vol.  II.     p.  346. 

Keif  (E.):  Bassorilievo  Laudsdown  (Mon.  vol.  IV.  tav. 
XXIX).     Annali  dell'  Inst.  1846.    p.   155—65. 

Kinkel  {Gotl fr.):  Uelier  den  verschiedenen  Charakter  der 
antiken  und  der  modernen  Kunst.  Jahrb.  d.  Ver.  v. 
Alterthsfr.  im  Rheinl.  X.   1847.    S.   109. 

Lubus  {G.):  Scavi  di  Älantova.    Lettera  al  dott.  E.  Braun. 

Bull,  dell'  Inst.   1847.  p.  17^18. 
— :    Intonio  all'  oscurissimo  dio  Cauto  Pate,  ricordato  da 

un  marmo  del  JMuseo  bresciano.    Annali  dell'  Inst.  1846. 

p.  268—74. 
de  Leo   {Annibale):    Dell'  anfichissima    citth    di    Brindisi 

e   suo  celebre    porto,    memoria  inedita,   »eguita    da    un 

articolo  storico   <le'  vescovi    di    quella    cliiesa    compilato 

da  Vito  Guerriero  primicerio.     Napoli   1846.    8. 
de  Longperier  (-4.):     INotice    sur    uue   iuscription    inedite 

trouvee  a  Sens.     Rev.  de  Piniol.    Vol.  II.     p.  353. 
ile  Ltiynes:  Supplement  ;i  l'essai  sur  la  uumisniatique  des 

satrapies  et  de  la  Plienice  sous  les  rois  Achaemenides. 

p,  101 — 122,  avec  17  planches.    gr.  4. 


du  Minkis{G.):  Intorno  alla  ))iscina,  epuratoria  in  F'ermo. 
(Mon.   vol.  IV,    tav.  XXV.  XXVI).     Annali   dell'   Inst. 

1846.  p.  46—67. 

Mommsen  (T.):  Sulla  desinenze  delle  epigrafi  nelle  mo- 
nete  osche.  Annali  di  numism.  I.  p.  35.  —  Rillessioni 
sull  articolo  de  Sign.  Fiorelli:  Conghietture  suUe  raonete 
d'lljrina.    ibid.  p.  35. 

— :  JNuova  revisione  della  tavola  alimentaria  de'  Liguri 
Bebi.ini.  Bull,  dell'  Inst,  1847.  p.  3—8.  —  Antichitä 
di  Beuevento.  Lettera  al  dott.  Henzen.  ibid.  p.  23-26. 
—  Postille  a  due  articoli  del  Bullettino  1846.  p.  155. 
179.  ibid.  p.  27.  —  Lapida  di  Grottomioarda.  ibid. 
p.  94—95. 

— :  Iscrizioui  marse  (tav.  d'agg.  B.  C).  Annali  dell' 
Inst.  1846.  p.  82—119.  356—57. 

Nöggerralh:  Die  Kunst,  Onyxe,  Carneole,  Chaicedone  und 
audere  verwandte  Steinarten  zu  färben,  zur  Erläuterung 
einer  Stelle  des  Plinius  Secundus.  Jahrb.  d.  Ver.  v. 
Alterthsfr.  im  Rheinl.  X.   1847.  p.  82. 

Osaiin  (Ff.j:  Revision  der  Ansichten  über  Ursprung  und 
Herkunft  der  gemalten  griechischen  Vasen  (,4us  d.  Denk- 
schriften der  Ges.  f.  Wissensch.  u.  Kunst  zu  Giessen. 
Bd.  I.)     Giessen  1847.    96  S.     8. 

—  ;  Griechische  Münzen:  Arch.  Z.  N.  F.  I,   S.  81—94. 

Panofka  (T.):  Intorno  alcuni  Pseudo-Endymioni  sui  mo- 
numenti  tigurati.  Bull,  dell'  Inst.  1847.  p.  64.  —  Ar- 
chäologisches aus  Italien;  Bericht  an  die  archäol.  Ge- 
sellschalt zu  Berlin.    Arch.  Zeitung  N.  F.  S.  17*— 28*. 

Paulus:  Die  römische  Niederlassung  bei  Köogen  in  der 
mittleren  JNeckargegend.  Jahrb.  d.  Ver.  v.  Alterthsfr. 
im  Rheinl.  X.   1847  S.  47. 

Pezza-Rossa:  Scavo  di  vasi  etruschi  sul  Mincio  nel  Man- 
tovano.  Giornale  dell'  Istituto.  Lombardo  1847.  Fase. 
44  e  45.  p.  336—39. 

Piper  (Ferd.):  Mythologie  und  Symbolik  der  christlichen 
Kunst  von  der  ältesten  Zeit  bis  iri's  sechzehnte  Jahr- 
hundert.   Bd.  I.    Abthl.  I.    Weimar  1847.    510  S.  gr.  8. 

von  Prokesch- Osten:  Le  medaglie  autonome  de  Corcira 
(Mon.  vol.  IV,  tav.  X^XXI).  Annali  dell'  lust.  1846.  p. 
165—77. 

Rappenegger:  Römisches  aus  dem  Grofsherzogtljum  Baden 
uud  der  angränzenden  Rheinpfalz.  Jahrb.  d.  Ver.  v. 
Alterthsfr.  im  Rlieiul.  X.   1847.    S.   1. 

Real-Encyclopuedle  der  classischen  Alterthumswissenschaft. 
Herausgeg.  von  A.  Pauly,  fortgesetzt  \on  Walz  und 
Teuffei.    Lieff.  77 — 84.    Miacorus— Mysteria.    Stuttgart 

1847.  gr.  8. 

Recensionen  archäologischer  Werke  (alphalietiscli  geordnet 
nach  den  Verfassern  der  recensirten  Werke).  liottu: 
Monument  de  Niuive.  Rec.  im  Leipz.  Repert.  1847. 
Mai  S.  284.  —  Cavedonl:  Sopra  aicune  monete  etc. 
Aufsatz  im  Bull.  arch.  nap.  1846.  p.  41.  Rec.  v.  Fio- 
relli. Annali  di  numism.  I.  p.  59.  —  Egger:  Les  Au- 
gustales. Rec.  v.  Kampe.  N.  Jahrb.  f.Philol.  Bd.  XLIX. 
tS.  325.  —  Garucci:  Alofiumenta  reipnblicae  Ligurum 
Baebianorum.  Rec.  von  Hennen.  Bull,  dell'  Inst.  1847. 
p.  8.  —  Gervusio:  Osservazione  sulla  iscrizione  one- 
raria  di  Mavorzia  Lolliano.  Rec.  von  T.  Mommsen. 
Bull,  deir  Inst.  1847.  p.  27.  —  Hennann:  Gottesdienst- 
liclie  Altertluimer  tler  Griechen.  Rec.  von  Mullarh. 
Zeitschr.  f.  d.  Gymnasialwesen.  Jahrg.  f.  S.  195.  — 
Intorno  un  colosso  di  Apolline  trasportato  da  Figalia 
in  Megalopoli,  Aufsatz  im  Bull,  dell' Inst.  1846.  p.'lOO; 
und:  Sul  sepolcro  dei  ligli  a  ('aleide,  iiiid.  p.  HO.  Rec. 
von  Fiorelli,  in  d.  Anuali  di  numism.  I.  p.  65.  —  Kic- 
pert:  Karte  von  Kleinasien.  Rec.  \on  Kramer.  Zeitschr. 


31^ 


32^ 


f.  d.  Gymnasialwesen.  Jahrg.  I.  S.  207.  —  de  Leo: 
Dell'  aiiticliissima  cittä  di  ßrindisi.  Rec.  von  Riccio. 
Rull.  deir  Inst.  1847.  p.  48.  —  de  Lxnjnes:  Essai  sur 
la  iiuinisinatiqiie  des  Satrapies.  Rec.  von  W.  Koner. 
Liter.  Zeit".  1847.  No.  41.  —  Maglione:  sopra  aicune 
monete  di  Larina.  Aufsatz  im  Bull,  arcli.  nap.  1846. 
p.  29.  71.  73.    Rec.   von  Fiorelli.    Annali  di  numisin.   I. 

p.  63.  Notizia    di   due    monete   osclie.     Aufsatz  im 

ßull.  arcli.  napol.  1846.  p.  25.  Rec.  von  Fiorelli.  Annali 
di  nuraism.  I.  p.  61.  —  Rein:  De  Romanorum  munici- 
piis.    Rec.  in  d.  N.  Jalirl).  f.  Pliilol.  Bd.  XLIX  S.  341. 

iJjccio:  Le  munete  attriliuite  alla  zecca  dell'  antiia 

cittä  di  Luceria.  Rec.  von  Fiorelli.  Annali  di  numism. 
I  p  52.  —  Riidiger:  De  cursu  publico  imperii  Roraani. 
Üec.  in  d.  N.  Jalirl).  f.  Pliilol.  Bd.  XLIX.  S.  352.  — 
Rofs:  Hellenica.  Rec.  v.  Miitzell.  Zeitsclir.  f.  d.  Gymna- 
sialwesen.  Jalirg.  I.  S.  197.  —  Scrrudifulco :  Le  anti- 
cliitä  della  Sicilia.  Rec.  von  Raoul-Rocliette.  4e  et  5e 
article.  Journ.  des  Sav.  1847.  p.  224.  29 L  —  IKaii- 
»owshi:  AntiquitatesRomanae.  Rec.  v.Mullacli.  Zeitsclir. 
1.  tl.  Gyinnasialwesen.     Jalirg.  I,  S.  183. 

Rei»  (H'i(/i.) :  Diss.  de  Romanorum  raunicipiis.  Progr.  des 
Gyinu.  zu  Eisenacli.   1847.    23  S. 

Revue  numisinatique  piildiee  par  E.  Cartier  et  L.  de  Ki 
Saussaye.  1847.  Jauvier  etFevrier,  enthaltend  Aufsätze 
von  Duchalais  und  de  Witte. 

Revue  de  philologie,  de  litterature  et  d'histoire  ancienne. 
Paris  1847.  Vol.  IL  N.  4.  enthaltend  Aiilsatze  von  de 
Longperier  und  Walion.     Vergl.  Artikel:  Inscription. 

Roulez  (/.  E.  G.):  Melanges  de  philologie,  d'histoire  et 
d'antiquites.  Extraits  des  tomes  XI — XIII  des  Bulletins 
de  l'Acad.  roy.  de  Belgique).  Bruxelles  1846.  Cont.  I. 
(Joinbat  de  Tliesee  et  de  l'amazone  RIolpadie.  II.  Lutte 
d'Hercule  et  de  Triton.  III.  Persee  recevant  la  liarpe 
de  Minerve.  IV.  Un  comliat  des  chiens.  V.  Le  jeu  de 
la  balancoire.  VI.  Hercule  Citliarede.  VII.  Notice  sur 
un  orneräent  de  lironze  trouve  n  ßrunault  et  relatif  au 
culte  de  Cybele.  VIII.  Les  protelies  de  Bacchus  et 
d'Ariane.  IX.  Faune  iondateur  du  culte  religieux. 
X.  L'atelier  d'un  sculpteur. 

;  Rapport  sur  deux  ineinoires  en  repoiise  ä  la  question 

suivante:  On  deinande  de  recherclier  d'une  maniere  ap- 
prolondie  l'orgine  et  la  deslination  des  edifices  appeles 
hasiliques  daiis  l'antiquite  grecque  et  romaine,  et  de 
faire  voir  cominent  la  hasilique  paienne  a  ete  transfor- 
inee  en  egiise  cliretienne.    Bull,  de  l'Acad.  roy.  de  Bel- 


gique. 


Tom.  XIII.    no.  6.    24  S.    8. 


Scharf  (George  jutt.):  Lycia,  Carla,  Lydia.  Illustrated 
l)V  tMr.  (;.  S,  descrilied  hy  Sir  Charles  Fellows  (Part.  I). 
London  1847.  8  litli.  Platten  und  8  Bl.  Text.  Fol. 
Zugleich  mit  Introductory  remarks  to  Lycia,  Carla,  Ly- 
dia, illustrated  hy  Mr.  George  Scharf,  with  descriptive 
letter-press  hy  Sir  Charles  Fellows.  London  1847. 
7  S.  8.  undOhservatioiis  on  tlie  peculiarities  of  sculp- 
tures  seen  on  tlie  Monuments  of  ancient  Lycia  by  G. 
Scharf.     Lond.   1847.    17  S.    8. 


Schmidl  (L.):  Hippolyt  und  Phädra.  .4rcli;iol.  Zeitung 
1847  S.  65—76. 

Schneider  (J.) :  Antiquarische  Entdeckungen  im  Regie- 
rungsbezirke Düsseldorf  uud  der  angrenzenden  Land- 
scliatt.  Jahrb.  d.  Ver.  v.  Alterthsfr.  im  Rheinl.  X.  1847. 
S.  61. 

Schömann  {G.  F.):  Das  Ideal  der  Hera.  Rede  gehalleo 
ain  9.  Deceinber  1846.    Greifswald   1847.    36  S.    8. 

— :  Comparatio  theogoniae  Hesiodeae  cum  Homerica. 
Gryphiae  1847.   28  S.    gr.  4. 

Secchl  CG.  P.):  Appendice  alla  dissertazione  su  la  zecca 
e  le  antiche  monete  delle  .isole  Plitanie.  Discorso  letto 
neir  adunanza  dell'  liistitnto  intilotata  al  natale  di  Wiu- 
tkelmann.    1846.    Bull,  dell'   Instit.   1847.  p.  34—47. 

— :  .Moneta  autonoma  uiiica  liuora  ed  inedita  delle  isole 
Plitanie  (tav.  d'agg.  O ).  Annali  dell'  Inst.  1846  p. 
274—301. 

Sinirocfc  (K.):  Nachtrag  zu  dem  Schilf  der  Isis.  Jahrb. 
d.  Ver.   v.  Alterthfr.  im  Rheinl.  X.  1846.    S.  80. 

Sleinmann  (^Jo.  Fr.):  Antiquitatis  Graecae  loca  quaedain 
e  Kossorum  moriluis  illustrata.  Pctropoli  1847.  23  S. 
m.  2  Kupl.    8. 

Suchier  (H.  Ferd.):  De  Diana  Brauronia.  Diss.  Marburgi 
Cattor.   1847.    64  S.    8. 

l/rtic/is:  Römische  Inschriften.  Jahrb.  d.  Ver.  v.  .\lterthsl'r. 
im  Rheinl.  X.   1847.   S.  107. 

Verein,  historischer,  der  Pfalz.  2ter  Bericht  1847.  100  S. 
m.  7  Kupl.,  enthalt  aul'ser  einem  Aulsatze  von  Jäger, 
interessante  Berichte  iiber  die  Erwerbungen  des  Verein» 
an  Steinen,  Tlionbildern  und  Geläl'sen,  Anticaglieu,  Ge- 
rathen und   Münzen. 

Verhaltniß  der  Nordischen  Mythologie  zur  Orientalischen 
und  Griechischen.  Magazin  f.  d.  Lit.  d.  Ausl.  1847. 
N.  69.  70. 

Walion  {Henri):  De  l'Esclavage  aus  temps  historiques  de 
la  Grece.   Revue  de  Pliilol.    Vol.  II.    p.  281—305. 

Walz  {Chr.):  Das  Münz-  und  Antiken  Cabinet  der  Uni- 
versität Tübingen.  Jahrb.  d.  Ver.  v.  Alterthsfr.  im  Rheinl. 
X.  1847.   S.  69. 

Welcher  (F.  T.):  I  due  celebri  monumenti  di  Xanto.   ßull. 

dell'  Inst.  1847.  p.  65—72. 
— :  Solocle  (Mon.  vol.  IV,  tav.  XXVII.  XXVIII,  tav.  d'agg.  E) 

Aunali  dell'  Inst.   1846.  p.  129—147. 

iricse(«r  {Fr.):  Ueber  die  Tliymele  des  Griechischen  Thea- 
ters. Eine  arcli.  Abhdl.  zur  Feier  d.  Winckelioanns- 
festes  ain  9.  Dec.    Göltingen   1846.    20  S.    8. 

— :  De  duobus  artis  anliquae  monuinentis  in  Museo  vn- 
ticano  asservatis.     Bull,  dell'  Inst.  1847.    p.  19 — 20. 

de  Witte  (J.):  Medailles  d'Heraclee  de  Lucaiiie.  Rev. 
Numism.   1847.  p.  5—17. 

Zahn  {W.}:  Ornamente  aller  klassischen  Kunstepochen 
nach  den  üriginalien.  Helt  XIII.  Berlin  1847.  5  Tat}', 
in   Farbedruck  u.   1  ül.  Text.    qu.  Fol. 

W  .         K  O  N  E  K. 


97 


98 


ARCHÄOLOGISCHE  ZEITUNG. 


JVf  7. 


Neue  Folge. 


Juli  1847. 


Acliilles  ;iuf  Lenke.  —   Der  Kalender  von  Ainiternum.  —    Allerlei  (Aus  Pompeji:    Wandgemiilde). 


I. 

Achilles  auf  Leuke  '3. 

Hie7.11  die  Abbildung    Tafel   VII, 

MW'ie  liier  zum  ersten  Mal  publicirlen  und  bisher 
noch  unerklärt  gebliebenen  Gebilde  einer  von  S.  E. 
dem  Grafen  von  Ingenheim  in  Nenpcl  erworbenen 
bemalten  unterilalischen  Amphora  des  König!.  I\Iu- 
.seum  zu  Berlin  ^)  erregen,  trotz  aller  UnvoUkom- 
menheit  der  Ausführung*),  ein  bedeutendes  Interesse 
und  weisen  bestimmt  genug  auf  einen  besonderen 
mythischen  Inhalt,  den  zu  deuten  wir  einen  Versuch 
machen.  Wir  schicken,  an  Gerhard's  Beschreibung 
des  gedachten  Gefiifses  uns  anschhelsend,  eine  kurze 
Uebersiclit  der  sich  auf  beide  Seilen  vertheilenden 
Gegenstände  voraus. 

Auf  der  dort  zuerst  beschriebenen  Seile,  welche 
in  unsrer  Abbildung  untergeordnet  erscheint  (no.  2), 
sehen  wir  zwei  jugendliche  Männer  im  Kam|)f 
gegen  einander  anrennend:  der  eine  mit  der  Chla- 
mys  bekleidet,  einen  Pileus  auf  den  Nacken, 
den  kurzen  Speer  schwingend,  einen  Schild  vor- 
streckend, ihm  gegenüber  der  andere  ganz  unbe- 
kleidet, mit  langem  Schwert  und  einem  eigenthüm- 
lich  geformten  Schild.  Hinter  letzlerem  eine  ver- 
wundete kurzbekleidete  Amazone  mit  phrygischem 
Helm  und  mondfürmigem  Schild,  schon  auf  die  Knie 
zusammengesunken,  noch  die  Streitaxt  schwingend. 
Unten  ein  Greif,  zwischen  zwei  ihn  angreifenden 
Hunden. 

')  Vorgelesen  in  der  Arcliäologisclien  Gesellscbaft  vom 
8.  Juni  1S47.  \gl.  Helena  auf  Leuke:  Geiliaid  VAi.  Si>.  II, 
181  (Weicker  N.  Kliein.  Museum  I,  419).  Sclimiickung  de'' 
Helena  S.  3  und   11  f.  A.  d.  II. 


Auf  der  Rückseite   (no.  1)   ein  sitzender  Jüng- 
ling,   auf  dem  Lockenhaar  einen   ausgeschnittenen 
Petasus,  auf  einen  Scliild  gestützt,   in  der  Rechten 
ein  doppeltes  Lorbeerreis  geschwungen  haltend:  vor 
seinen  Füfsen   spriefst   aus   der  Erde  ein   Lorbeer- 
baum,  auf  seinem  rechten  Schenkel   schreitet,   mit 
erhobenen  Flügeln    ihm   zullattcrnd,    ein  Vogel   mit 
langen  Beinen  und  Schnabel.    Hinter  ihm  steht,  mit 
Chlamys,   Helm  und  Lanze   versehen,    ein   anderer 
junger  Mann,  eine  Schale  iiber  dem  Haupt  des  Sit- 
zenden hinhaltend.    Beiden  gegenüber,  augenschein- 
lich  Gegenstand  ihres    vereinten   Thuns,  steht  ein 
junger  Krieger,  behelmt,  einen  aufgestützten  Speer 
in  der  Rechten,  an  dem  linken  Arm  einen  grofsen 
Schild,  auf  dem  Rücken  hängend  ein  kurzes  Schwert 
in  der  Scheide,  in  einer  Stellung,  die  für  einen,  der 
sich  flehend   einem  Höhern  genaht  hat  und  Weis- 
sagung, Versöhnung  oder  Heilung  empfängt,  nicht 
ungewöhnlich  ist.     Oben   sind  Gegenstände  insbe- 
sondere  palästrischer  Bedeutung,   Kranz   und  Ball, 
angedeutet,    wie  denn  ein  Ball  oberwärts  auch  auf 
der  Vorderseite  bemerkt  wird. 

Zunächst  von  den  beiden  Daten  ausgehend, 
dafs  auf  der  einen  Seite  ein  Kampf  zweier  Krieeei" 
um  eine  verwundete  Amazone  vorzuhegen  scheint 
—  ein  Umstand,  der  sehr  mafsgebend  die  meisten 
der  bekannten  Amazonenkämpi'e  von  der  Betrachtung 
ausschliefst  — ,  und  dafs  auf  der  anderen,  wie  schon 
durch  Gerhard  angedeutet  ist,  die  Lorbeerreiser  eine 
Sühnungsscene  erkennen  lassen,  glaubte  ich  auf  den 

-')  Gerbard  Berlins  ant.  Bildwerke  8.  .S16  f.  no.  1025.  Die 
beifolgende  Abbildung  gibt  dies  Gefiifs  in  einem  Drittbeil  der 
Gröfse  des  Originals. 

^)  In  Gerliard's  Besclireibung  wird  das  vorliegende  Ge- 
fäfsbild  als  „äufserst  roh"  bezeichnet. 


99 

ersten  Blick,  einen  Zusammenhang  zwischen  beiden 
Bildseiten  vorausgesetzt,    auf  unserer    Vase    einen 
unter  den  vorhandenen  Kunstdenkmälern  bis  jetzt 
vermifsten  Beleg  zu   einem  interessanten  Vorgang 
aus   dem  Iroischen  Sagencyclus  finden  zu  können. 
Ich    meine    die    im    ersten    Abschnitt   der    Aethio- 
pis  des  Arclinus  von   Milet  an   den  Fall  der  Pen- 
thesüea  angeschlossenen  Ereignisse,  welche  in  ih- 
rem  gesammten  Zusammenhang  nicht   eben  be- 
sonders viel,  wie  sonst  die  meisten  Stoffe  des  alten 
Epos,  von  der  nachmaligen  hellenischen  Dichtung, 
namenlhch  der  tragischen,  oder  der  bildenden  Kunst 
bearbeitet  worden   zu  sein   scheinen  *).      Achilleus 
hat  den  Thersites,  von   dem  er  wegen  seiner  Be- 
wunderung  der    schönen  Todten    frech    verspoltet 
worden,  im  Zorn  umgebracht,  und  mufs,  von  Dio- 
niedes,  der  seine  Verwandtschaft  mit  dem  Erschla- 
genen hier  geltend  macht,  zur  Rechenschaft  gezogen, 
sich  defswegen  in  Lesbos,  unter  Beistand  des  Odys- 
seus,   einer  Lustration  unterziehen.     Letztere,  oder 
(da  weder  Apollo  noch  Odysseus  unter  den  Perso- 
nen derselben  nachweisbar  waren)   etwa   eine  auf 
die  Reinigung  im  apollinischen  Heihgthum  folgende 
Versöhnung  mit    den   ]\Linen    des   Getödteten   und 
dessen  Vertretern  —   die  sitzende  Figur  schien  lür 
einen  ätolischen  Heros  geeignet   gelten   zu  können 
und  hat  namentlich  mit  der  aus  Münzen  bekannten 
Bildung  des  Aetolus,  welcher  der  gemeinsame  Ahn- 
herr des  Diomedes   und  Thersites  *)  war    und   als 
Stammheros  zu  Pleuron  ein  Standbild  hatte  (Strabo 
X    p.  711  A.)  Aehnlichkeit  «)    —  vermeinte   ich  in 
der  Scene  der  Rückseite  suchen  zu  können.     Aber 
abgesehen  von  dem,  was  sich,   sobald  nach  dieser 
Hypothese  eine  Auseinandersetzung  des  Einzelnen 

")  s.  Procl.  arg.  Aetliioi)i<l.  und  die  zur  Ergänzung  die- 
nenden Stellen  der  späteren  Kpiker  zusammen  bei  Fuchs  de 
variet.  fab.  troie  \>.  124  sq.  —  Von  giiechisclien  Tragödien  ist 
auf  diesen  Stolf  zu  bezielien  nur  der  l^/iUiv;  OeQOnoxrovog 
des  Cliaeremon  (Welclier  die  griecli.  Trag.  S.  1086  f.),  viel- 
leicht eine  rümisclie  unbekannten  Verfassers  Penthesilea  (Wel- 
cker  1.  1.  S.  l.?4:i). 

^J  Aitolos  — Pleuren  — Agenor — Porthaon.  Von  Porthaon 
stammen  Oineus—Tydens— Diomedes,  nnd  Agrios— Thersites. 
Vgl.  Apollod.  I,  7,  10.  8,  6. 

'•)  S.  z.  B.  die  Münze  bei  Müller  Denkni.  d.  a.  K.  II,  15, 
165,   wo   diese  Personilication  des   ätolischen   Stamms  sitzend 


100 

versucht  würde,  hier  einwenden  hefse,  stünde  es 
noch  mifslichcr  mit  der  Deutung  der  anderen  Seite. 
Dort  sieht  unter  Anderem  entgegen  erstlich,  dals 
die  erhobene  Axt  der  gestürzten  Amazone  sie  nicht 
wohl  anders  als  sich  noch  an  dem  Kampf  betheili- 
gend fassen  liifst,  dann  das  noch  bedeutendere  Be- 
denken in  den  kämpfenden  Personen  selbst,  indem 
ja  nicht  ein  Thersites  als  wehrhafter  Gegner  des 
Achilleus  dargestellt  sein  kann,  bei  Diomedes  als 
Kämpfer  aber  das  nächste  Motiv,  der  Körper  des 
Erschlagenen,  fehlen  würde,  überdies  auch  die  Ueber- 
lieferung  mangelt,  dafs  es  bei  dieser  Gelegenheit 
wirklich  zum  Zweikampf  zwischen  ihm  und  dem 
Peliden  gekonuuen  wäre.  Dieser  erste,  hier  nur 
angedeutete,  nicht  ausgeführte,  für  mich  selbst  voll- 
ständig beseitigte  Deutungsversuch  führte  indefs  zu 
einem  anderen. 

Wir  erlauben  uns  nämlich  zur  Erklärung  unse- 
rer aus  Lucanicn  herstammenden  Vase  eine  zwar 
in  historischer  Zeit  spielende  '),  ihrem  Wesen  nach 
aber,  wie  man  sich  schon  aus  dem  daraus  hier  An- 
zuführenden überzeugen  Avird,  völlig  mythische  Sage 
herbeizuziehen,  die  uns  durch  drei  Gewährsmän- 
ner, Pausanias  (Lacon.  19,  11),  Hermias  (in  Plat. 
Phaedr.  19),  und  Conon  (narr.  amat.  18)  in  den  we- 
sentlichsten Punkten,  bis  auf  den  Namen  des  Helden, 
der  bei  den  beiden  ersteren  Leonymos,  bei  Conon 
Auloleon  heifst,  übereinstimmend  überliefert  ist, 
und  die  bei  Pausanias  ausdrückhch  als  eine  croto- 
nische  Locallegende  bezeichnet  wird  *).  In  einer 
Sclilacht  der  Crotoniaten  gegen  die  benachbarten 
Locrer,  wahrscheinlich  *)  jener  wunderbaren  am 
Flusse  Sagra  (Strab.  VI  p.  261  C.  Justin.  XX,  3), 
in  welcher  zehn-  oder  15000  Locrer  über  eine  zehn- 

auf  Schilden,  halbbekleidet,  mit  dem  Petasus  auf  dem  Haupt, 
eine  Artemis  'llfKQrjnid  als  Sühngöttin  (s.  Paus.  Arcail.  18  und 
vgl.  Gerli.  Prodrom.  S.  35)  auf  der  ausgestreckten  Hand  tra- 
gend orsclieint. 

')  Beispiele  von  Darstellung  geschichtliclicr  Gegenstands 
auf  Vasen  s.  bei  Gerhard  arcbäol.  Zeit.  18-15,  S.  120. 

")  Vgl.  V.  Köhler  in  nieni.  de  l'acad.  de  St.  Petersb.  I.  \ 
I>.  580  sqq. 

'')  Dies  nimmt  sclion  Heyne  opusc.  acad.  t.  II  p.  5(j  und 
185  an ,  und  gründet  auf  diese  angenommene  Identität  eine 
imgefähre  Zeitbestimnuing  für  die  Schlacht  am  Sagra,  die 
sonst  feiilt. 


101 


102 


fache  Icimlliclie  Uebemiachl  nül  über irdi schein 
IJeisland  einen  glänzenden  Sieg  davontrugen,  sland 
dem  FUln-er  der  Schaaren  von  Crolon,  Leonynios 
oder  Auloleon,  als  unsichtbarer  Führer  der  Lo- 
crer  Aiax  der  Oiliade  gegeiuil)er.  Diesen  ihren 
Schulzheros  ■ ")  pflegten  sie  nämlich  im  Kriege  zum 
Beistand  aufzurufen  (Paus.  1.1.)  und  ihm  dann  einen 
Platz  in  ihrer  Schlachtordnung  offen  zu  lassen  {iv 
tfj  TcaQCCtä^EL  xcöqav  xei'ijv  liöaiv,  Con.  1.  1.  •'). 
Grade  auf  diesen  geheiligten  Platz  drang  der  cro- 
lonische  Heerführer,  dem  Göttlichen  übermüthig 
trotzend,  ein  {Inf^t  x«ra  xnvxo  f)  nQnxEzäyßai 
Gcpiat  Tüv  yfiavTa  rjxove,  Paus.)  und  empfing  da- 
für eine  schwere  Wunde  an  Brust  oder  Schenkel, 
an  welcher  er  nachher  unheilbar  siechte.  Und  wie 
einst  Teleiiluis  vom  Achilles,  kann  auch  er,  nach 
dem  Spruch  des  Orakels,  einzig  vom  Verwunder 
selbst  Heilung  erwarten,  und  mufs  diesen  auf  dem 
fernen  pontischen  Eiland  Lenke  aufsuchen,  wo 
Achilles,  umgeben  von  verwandten  und  befreun- 
deten Heroen,  waltet.  Zuerst  unter  den  Sterblichen 
(wie  die  von  Croton  rühmend  behaupteten,  Paus.  I.  I.) 
gelangt  Leonynios  dorthin,  besänftigt  die  „andern 
Heroen'  sowohl  als  insbesondere  die  Seele  des  lo- 
crischen  Aiax '*),  und  wird,  des  gesuchten  Heils  ge- 
würdigt, von  ihnen  entlassen,  auch  von  der  Helena, 
die  als  Genossin  des  Achilles  mit  auf  der  Insel 
lebt,  noch  mit  einer  Weisung  an  den  durch  ihren 
Zorn  über  sein  Gedicht  erblindeten  Stesichorus  beauf- 


tragt. Es  ist  wohl  natürlich,  dafs,  sowie  hier  Aiax 
der  vorzugsweise  Zubesänftigende  ist,  Achilles  da- 
gegen, unter  dessen  Auspicien  so  zu  sagen  Alles 
vorgeht,  als  derjenige,  von  dem  unmittelbar  die  Hei- 
lung ausgeht,  hervortreten  mufste,  er  der  Zögling 
des  Chiron,  der  im  Leben  und  als  vergötterter  He- 
ros mehrfach  im  Besitz  der  Gabe  zu  heilen  erscheint, 
der  einst  den  Telephus  unter  so  ganz  entsprechen- 
den Umständen  und  den  Patrocius  ")  heilte,  imd 
der,  nach  Pausanias  III,  24,  zu  Brasiae  neben  As- 
klepios,  gewifs  als  medicinischer  Heros  ■''),  einen 
Cult  hatte.  Und  so  ist  er  denn  auch,  während  die 
anderen  beiden  Autoren  es  nicht  ausdrücklich  er- 
wähnen, bei  Hermias  1. 1.  als  der,  welcher  den  Leo- 
nynios heilte,  genannt  '*). 

Hiernach  wird  es  nicht  ganz  ungerechtfertigt 
scheinen,  wenn  wir  in  dem  Angeführten  den  Schlüs- 
sel zu  der  auf  dem  Bilde  no.  1  dargestellten  Handlung 
gefunden  zu  haben  glauben.  Wir  erkennen  also  hier 
den  Achilles  selbst,  mitten  in  seinem  waldijren 
Heihgthum,  auf  seinen  Schild  gestützt,  thronend,  wie 
er  eben  dem  flehenden  Crotoniaten  Entsühnung  und 
Heilung  spendet.  Unvergänghcher  Jugend  und 
Schönheit  sich  erfreuend,  erscheint  er  hier  freund- 
lich und  friedhch,  das  reiche  Lockenhaar,  wie  wohl 
einst  an  den  Ufern  des  Spercheus,  mit  dem  hei- 
matlichen Hut  leicht  gedeckt:  der  gewaltige  Schild, 
dessen  Stern  vieUeicht  nicht  ohne  Bedeutung  mit 
einem  Kranz  umgeben  ist,  dient  ihm  jetzt  nur  zur 


'")  Auf  seine  dem  Scliillljrucli  entronnenen  Gefährten  wtirile 
ilie  Gründung  des  italischen  Locri  zmückgeführt,  s.  Virg.  Aen. 
III  399,  cf.  Aristot.  ap.  Poljb.  XII  5  u.  a. 

")  Bei  Hermias  I.  I.  aber  heifst  es  allgemeiner,  dafs  ein 
Haiini  ,,iorj  rjnoiat"  offen  gelassen  wnrde,  auf  welchen  als 
„einen  unbewachten"  der  feindliche  Feldherr  losgeht,  und  da- 
bei von  unsichtbarer  Hand  „ii  i\iStj).oi",  verwundet  wird. 

")  ixiiae  naQccyeyovwg  xcu  lovg  t£  aD.ovg  ijouicig  ix^ttt- 
h'iautvog,  /Ltul.iarie  cTf  rov  AUcnnog  lOv  Aoxnoü  il)L'/r]i;  Icifhij. 
Conon  1.  1. 

")  Schale  des  Sosias,  no.  1030  der  Rerl.  Vasensaminlung, 
vgl.  Gerhard  Berl.  ant.  Bildw.  .S.  322.  Trinkschalen  Taf.  VI,  VII. 

'*)  S.  Panofka's  Abhandlung  über  die  HeilgöHer  der  Grie- 
chen,   Berl.  184.i,  S.  16. 

''■)  und  zwar  bei  diesem  zugleich  auch  als  der  Verwunder. 
Dem  Leonynios  wird  vom  deljihischen  Orakel  der  Bescheid ; 
6  TQniöct;  xnl  ttiaiTKt  (vgl.  Anm.  II),  und  auf  weitere  Frage, 


wer  dieser  sei,  die  Antwort:  Acliilleus.  'A7it).i}övTK  oiv  aviov, 
heilst  es  weiter,  tig  Atvxijr  ir/v  rijaov  .  .  Ixiitvaai  rov  TiQaitc, 
x«l  IJfrp  xoiutjO/i'Ta  iivitg  tmv  rjniücuj',  xnl  Xaßtiv  /jIv  tikqu 
10  V  'Ayi).kiiog  i^C(>ct7i e (al',  lixovaui  Ji  nan  tdxuiv  tlniTv 
rois  ttvd-Qiönotg  oii  ovälv  kcivS^i'ivei  ^«oiif  oiäi  TJouia;  wv 
TiQKTmt  «5  livlhQionoi.  Die  Beziehung  der  letzteren  Worte 
auf  beide  in  der  Sage  wesentlich  zusammengehörige  Fälle,  den 
des  Leonvmos  und  den  des  Stesiclioros,  leuchtet  ein,  und  man 
sieht  aus  diesen  Andeutungen,  wie  sehr  (joetisch  ausgebildet 
dieselbe  war.  —  Was  aber  die  für  Achilleus  in  Sage  und  Bild- 
werk beanspruchte  Hanptstelle  betrifft,  so  begründet  sie  sich 
weiter  auch  durch  den  bezeugt  crotonischen  Ursprung  der  Sage, 
in  der  es  also  nicht  zunächst  auf  Verherrlichung  des  feindli- 
chen Aia\  abgezielt  sein  konnte,  und  eine  auf  Croton  hinwei- 
sende Beziehung  dürfte  auch  für  das  Bildwerk  anzunehmen 
sein,  vorausgesetzt,  dafs  wir  hierin  dessen  Gegenstand  richtig 
erkannt  haben. 


103 


104 


Stülze.  Hinter  ihm  sehen  wir  Aiax,  in  leichter 
kriegerischer  Tracht,  doch  jetzt  gleichfalls  friedlich 
und  versöhnt,  mit  umgekehrtem  Speer,  die  Schale 
hinreichend.  Uehereinstiinniend  mit  dem  Eindruck 
des  Ganzen,  dürfte  in  dem  oben  angehrachlen  Bei- 
werk, Bali  und  Kranz,  eine  symbolische  Hindeutung 
auf  das  ungestörte  selige  Leben  der  Helden  enthal- 
ten sein,  das  sie  in  ritterlichen  Spielen  und  Gelagen 
und  allen  den  Beschäftigungen,  die  sie  auf  Erden 
erfreuten,  zubringen  •  ^). 

Eine  Besonderheit  auf  dieser  Bildseite  haben 
Avir  noch  etwas  näher  zu  betrachten,  den  auf  dem 
rechten  Schenkel  des  Sitzenden  flatternd  schreiten- 
den Vogel.  Die  Insel  des  Achilles  war  reich  an 
Vögeln  ■ '),  von  denen  Arrian  in  seinem  Reisebericht 
an  den  Kaiser  Hadrian,  der  am  eingehendsten  von 
allem  die  Insel  des  Achilles  Betreuenden  spricht, 
meldet,  es  wären  Möven,  Taucher  und  Seekrähen, 
und  sie  dieneten  dem  Achilles  gleichsam  als  veco- 
xÖqoi,  sein  Heiligthum  bewachend,  ehrend  und  täg- 
lich mit  ihren  Flügeln  reinigend  '  *).  Nach  Ammia- 
nus  Marcellinus  XXII  S  waren  es  gewisse  weifse 
Vögel,  „halcyonibns  simlles''',  mithin  eine  bestimmte 
Alt  von  Vögeln,  und  er  weifs  von  Sagen  i,de  eorntn 
orUj'mc  et  kellesponfiacls  proclus",  welches  letztere 
vielleicht  auf  einer  Verwechselung  mit  den  iMem- 
nonsvögeln  beruht.  Was  er  aber  von  der  Gestalt 
dieser  Vögel  sagt,  stimmt  mit  der  des  Vogels  auf 
imserem  Bilde,  welcher  ein  solcher  Eisvogel,  wie 
ihn  Ovidius  Riet.  XI  793  beschreibt: 

,,. . .  longa  intcrnodia  crurum, 
longa  manet  cervix,  Caput  est  a  corpore  longe" 
wohl  sein  könnte.     Die  Vögel,  die  um  das  Heilig- 


thum des  Diomedes  auf  der  adriatischen  Insel  ge- 
genüber der  apulischen  Küste  hauseten,  werden 
auch  völlig  dem  unsrigen  entsprechend  geschildert: 
grofs,  mit  langen,  harten  Schnäbeln,  den  Schwänen 
ähnlich'*).  So  bliebe,  auch  wenn  jenes  Zeugnifs 
des  Ammianus  (aus  naheliegenden  Bedenklichkeilen, 
die  sich  gegen  die  unmittelbare  Brauchbarkeit  des 
ganzen  geographischen  Abschnitts,  dem  die  Notiz 
entnommen  ist,  erheben  lassen)  nicht  für  gewichtig 
erachtet  würde,  die  Auskunft,  anzunehmen,  dafs 
dem  unteritahschen  Vasenmaler,  der  von  den  Wun- 
dervögeln Leuke's  gehört  haben  mochte,  die  ähnli- 
chen, ihm  nähern  und  bekannleren,  des  Diomedes 
vorschweben  konnten.  Aehnliche  Gruppirungen  von 
attribuirten  Vögeln,  in  ganz  der  nämlichen  adori- 
renden  Geberdung,  mit  götlhchen  Gestalten  sind  auf 
Bildwerken  ja  wohl  nichts  seltenes^*).  Die  Bedeu- 
tung des  Vogels  für  unsere  Darstellung  wäre  etwa, 
zur  Bezeichnung  der  Göttlichkeit  des  Achilleus  und 
zugleich  der  Localität,  wo  der  Vorgang  geschieht, 
zu  dienen.  Vielleicht  aber  dürfen  wir  hier  noch 
etwas  weiteres  suchen.  Den  Thieren,  welche  auf 
diesen  den  Heroen  geheiligten  Inseln  hauseten,  wird 
ein  eigenthümlicher,  den  Willen  des  Gebieters  of- 
fenbarender Instinct  zugeschrieben.  So  folgten,  wie 
Arrian  (1. 1.)  versichert,  die  wilden  Ziegen  auf  Leuke 
dem  Opfernden  freiwillig,  sobald  Achilles'  Geist 
mit  dem  dafür  dargebrachten  Geldpreis  zufrieden 
war.  So  widersetzten  sich  die  Vögel  des  Diomedes 
dem  Nahen  der  dem  Heros  mifsliebigen  IMenschen, 
während  sie  die  ihm  Angenehmen  ruhig  herankom- 
men liefsen  *').  Es  liegt  hiernach  nicht  fern,  auch 
eine  symbolische  Bedeutung  für  die  ganze  Handlung, 


")  Vgl.  Pinil.  fr.  95  Böckli,  wo  er  von  dem  eljsisclien 
Leben  singt,  ii.  a.  xal  toI  fiiv  i'nnoig  yv^vaaCotg  «,  lo'i  öi 
TiinaoTi,  Tol  ök  (foofifyytaai  Tfitnorrui,  Titcnit  li^  a(ftaiv  ivar- 
ilijg  uTiit;  TÜnO-iv  öV.(3oj.  Von  der  Lebensart  des  Helden  Iieifst 
die  Insel  ancli  Soöixog  lAy_il)Ju>g,  Arr.  peripl.  p.  21  Hiids.  u.  a. 

•■)  Kur.  Iph.  T.  435,  Dion.  Per.  544,  cf.  Plin.X,  24,  Solin. 
19  und  Salinas.  ad  li.  I.,  Antig.  Car.  134. 

'*)  Ganz  diijselbe  f51ire  erwiesen,  wie  die  Anwobner  des 
IIcllc.s|i(int  nach  Paus.  Pboc.  31  behaujiteten,  dem  Grab  des 
Aleninon  die  Memnonsvögel. 

' ')  S.  Ps.  Aristo!,  mir.  aiisc.  SO  und  die  Stellen  bei  Beck- 
mann ad  li.  I.     Vgl.  Klausen  Aeneas  l(,  1177. 


''")  Kinige  gerade  gegenwärtige  Beisi)iele  sind:  auf  der 
Blacas'schen  Dnterweltsvase  (Arcli.  Zeitung  1844,  Taf.  14)  ein 
flatternder  Schwan  auf  dem  Sclioofs  der  Venus  (daneben  Her- 
mes, an  dem  ein  Hund  aufspringt);  auf  einem  Metallspiegel 
bei  Gerhard  etrusk.  Spiegel  Tb.  II,  181  ein  Vogel  mit  langem 
Hals  und  Schnabel,  den  Hals  gegen  die  Hand  der  Gottheit 
Thalna  reckend ;  die  Terracottaligur  einer  weiblichen  Gottheit 
mit  einem  Schwan  bei  Gerb.  ant.  Bildw.  Tf.  97,  3;  ein  .Schwan 
bei  einer  weiblichen  Figur,  die  wenigstens  nicht  Leda  ist,  auf 
der  Vase  no.  1024  des  Konigl.  Museums  zu  Berlin. 

•')  Ps.  Arist.  I.  1.  tovxovg  i.tyovaiv,  luv  ftiv  "£V.>ir(g  <(,to- 
ß(({yioaiv  tig  töv  rönov,  riar/Jav  t/nr.  im'  <f^  t(Üi'  ß«nßi'<oo)v 
jivkg    röjy    Tjinioi'xojy,    tivlTnciüOi'.i    xtä    itUonovii^yovg   xtiin- 


105 


106 


«lein  Ucbrigen  entsprechend,  (in  dem  Uiv  den  BiU- 
slcller  günsligeu  Verliallen  des  Achillesvogels  auf 
luiserem  Bilde  zu  veinuithen. 

Auf  der  anderen  Seite  ist  die  verwundet  hin- 
cesunkene  Amazone  jedenfalls  Pen t  lies ilea.  Es 
gab  eine  vom  Epos  abweichende  Sage,  nach  welcher 
Penlhesilea  nicht  in  Troia,  sondern  erst  später,  als 
sie  mit  Amazonen  und  Scylhen  das  heilige  Leukc 
zu  überfallen  wagte,  durch  Achilles,  der  hier  nicht 
als  Schalten,  sondern  in  kraftvoller  Leiblichkeit 
sein  Wesen  trieb  ^^),  umkam.  Dieser  Kampf 
köimte  hier  dargestellt  sein:  die  kühne  Fürstin  ist 
schon  unterlegen,  ihr  scylhischer  Vorkiimpfer  wird 
dem  gleichen  Schicksal  nicht  enlfüchen.  Auch  dürfte 
dies  wohl  als  ein  zur  Verherrlichung  des  götterglei- 
chen Gebieters  von  Leuke  dienender  Gegenstand  hier 
geeigneter  erscheinen,  als  wenn  wir  hier  Thalsachen 
aus  seinem  menschlichen  Leben,  etwa  seine  beiden 
letzten  Grofsthaten,  die  Bewältigung  der  Penlhesilea 
und  den  Kampf  mit  Memnon,  suchen  wollten.  Auf 
unsere  Weise  gewinnen  wir  als  die  künstlerische 
Idee  des  ganzen  Bildes: 

AchillcHS  hier  dem  flc/ienil  seinem  Asyl  Nahen- 
den gnüd'ti)  und  hlilfreich,  dort  den  frevelnden  Ein- 
dringlingen ein  gewaltiger   Verderber. 

Da  eine  besondere  symbolische  Beziehung  des 
Kampfes  zwischen  Greif  und  Hunden  zu  den  dar- 
über befindlichen  Kampfscenen,  wie  wir  eine  solche 
in  dem  Beiwerk  der  andern  Seite  zu  finden  glaub- 
ten, schon  der  nicht  geringe  Baum,  den  auf  dem 
Bilde  jener  einnimmt,  aufzusuchen  veranlafst,  so 
würden  wir  etwa  den  Vergleich  so  zu  fassen  ver- 
suchen: „wie  der  Greif  in  den  rhipäischen  Bergen 
Schätze  bewacht  und  vertheidigt,  so  hier  der  Heros 
sein  Heiliglhum." 

Wir  liaben  nocli  Einzelnes  in  unserer  Deutung  des 
Hanptbildes  dieser  Seite  (no.  2)  naher  zu  Uegnlnden.  Der 
griecliiscli  gekleidete  Kampfer  kann  wol.'l  liiglicli  liir  den- 


selben gellen,  der  auf  no.  1  sitzend  erscheint;  aucli  die 
Schildzeichen  sind  wesentlich  beiderseits  gleicli,  und  wenn 
liier  der  Kranz  um  den  Stern  verinifst  wird,  ist  das  viel- 
leicht nicht  zufallig.  Riicksichtlich  des  Gegners,  den  wir 
als  einen  Scytiien  nahmen,  ist  zwar  der  al>sichlliclie  (ie- 
gensatz  zu  dem  andern  in  dem  Mangel  jeder  Bekleidung 
LUid  in  der  Verschiedenheit  der  Bewaffnung  zu  heacliten, 
indefs  niclit  zu  verhehlen ,  dnfs  die  gewöhidichen  Anzei- 
chen dieser  Nationalität  an  ihm  vermil'st  werden,  wenn 
nicht  etwa  sein  auffallend  gestalteter  Schild,  der  alier, 
hei  der  im  Allgemeinen  schlechten  Zeichnung,  \ielleiclit 
gar,  wegen  der  Schraffirung,  als  eine  um  den  Arm  ge- 
wundene Chlamys  genommen  werden  künnte,  eine  mond- 
iiirmige  Pelta  vorstellen  soll.  Vielleicht  dürften  wir  etwas 
hauen  auf  eine  gewisse  Analogie,  die  unser  Bild  mit  einem 
bekannten  interessanten  V'asengemiilde  zu  haben  scheint, 
das  u.  a.  bei  .Alillin  gal.  mylh.  CXXXV,  498  abgebddet 
ist  und  den  Kampf  der  Athener  unter  Theseus  gegen  die 
in  Attica  eingelallenen  Scjthen  und  Amazonen  darstellt, 
vielleicht  (nach  Miilin)  eine  Nachahmung  des  von  Phidias 
auf  dein  Schilde  der  Atlieiia  gebildeten  Ainazonenkampls. 
Auch  dort  erscheinen  die  griechischen  Streiter,  etwa  weil 
sie  nicht  zum  Krieg  ausgezogen,  sondern  in  der  Heimat 
überl'allen  sind,  nicht  in  voller  Rüstung,  sondern  meist 
nur  mit  der  Chlamys  und  im  Nacken  hängendem  Petasus, 
und  die  Scythen  sind  durch  allerlei  Besonderheiten  der 
'l'racht,  und  zwar  keinesweges  die  üblichen,  von  jenen 
unterschieden,  tiiner  endlich  der  letzteren,  den  wir  vor 
einem  einen  Feldstein  gegen  ihn  erhebenden  Athener  mit 
Chlamys  und  Hut  zu  Coden  eingesunken  erblicken,  ist  ganz 
und  gar  unserem  Scythen  gleich,  nackt,  jugendlich  mit  ge- 
locktem Haar,  die  Rechte  mit  einem  Schwert  bewaffnet. 

Allerlei  Details  der  Ausführung,  die  vielleicht  ein  nähe- 
res Eingehen  wohl  verdienten,  bei  Seite  lassend,  beschran- 
ken wir  uns,  nur  noch  auf  einen  Umstand  aufmerksam 
zu  machen.  Nämlich  die  in  den  vier  Feldern  des  Kreuz- 
balls, den  wir  auf  no.  1  unterhalb  des  Kranzes,  dicht  ne- 
l)en  dem  Speer  des  vorausgesetzten  Crotoniaten,  gezeich- 
net sehen,  sich  bemerkbar  machenden  Zeichen  scheinen  roh 
gepinselte  Buclistal)eii  zu  sein,  und  würden  sich  etwa  ).it<i 
oder  uvTO  lesen  lassen.     Im  letzteren  Kall  hatten    wir   ja 


iniaOdV  «iTOtc   ih  K'.;   xt<f(ü.iii  aviiöy,  xitl   rof;   (ny/fni    ri- 
TnoiaxoVK«;  (iTioxjn'itn: 

'■)  Philostrat.  Her.  19  p.  208  eJ.  Boiss.  Ks  sind  beson- 
ders bei  Philostrat  die  Worte  zu  beachten :  „TioU.oTg  rüiv  li 
n^'vTOi'  iantTii.dxüriov  <i!jXcc  1^/;  juitic",  aus  denen  hervorgeht, 
dafs  die  Grundlage  dessen,  was  hier  erzählt  wird,  eine  wirk- 
liche Sage,  und  zwar  eine  bei  den  pontiscben  Griechen  gang- 


bare, war,  während  sonst  freilich  die  Autorität  dieses  Schrift- 
stellers für  Sagen  eine  mifsliche  ist.  So  ist  wohl  auch  diese 
Legende  des  politischen  Achillesdienstes  als  der  urspriingliclie 
Sinn  der  etwas  curiosen  Varietät  der  Penthesileasage  bei  I'tolem. 
Ileph.  VI  p.  72  ed  Teucher;  „w;  li/jlUv;  vnö  Iltvtttaii.ilai 
liliuotütii,  äl'jOii'arji  civrov  iljs  fitjTQOS  Q^riiSos,  äiaßiot'  xiti 
uif>.ojy  IltrOeaif.idei'  tl;  liiSou  itiiXiv  inoatniif  ti'  zu  betrachten. 


107 


108 


die  Anfangshuchstaban  des  Namens  Autoleon!  Ol)  liierauf 
etwas  gegeben  werden  darf,  mögen  Kundigere  bestimmen. 
Wenn  gegen  uns  der  Mangel  eines  Wundmaais  am 
Körper  des  als  Leonymos  oder  Autoleon  gedeuteten  jun- 
gen Kriegers  auf  no.  1  geltend  gemaciit  wird,  so  können 
wir  uns  wenigstens  nicht  entscliliefsen,  diesem  Einwand  so 
viel  Gewicht  einzuräumen,  dafs  er  ganz  allein  für  sicii 
unsere  Hypotliese  wankend  zu  machen  vermöge.  Denn 
abgesehen  davon,  dafs  überhaupt  nicht  jeder  Verwundete 
anf  antiken  Zeichnungen,  zumal  ungenauer  ausgeführten, 
als  solcher  grade  eben  durch  eine  sichtbare  Wunde  be- 
zeichnet sich  findet,  wie  ja  gleich  bei  unserer  Amazone, 
deren  Verwundetsein  ein  ebenso  wesentlicher  Umstand  ist, 
kein  solches  Zeichen  aufzuweisen  ist,  —  brauchten  wir 
uns  nur  die  Gesundung  als  schon  eingetreten,  den  der- 
selben vorhergehenden  Zustand  als  einen  durch  die  ganze 
Handlung  als  dagewesen  angedeuteten  vorzustellen. 
Berlin.  C.   von  Paucker. 


IL 
Der  Kalender  von  Amiternum. 

Der  Kalender  von  Amiternum,  nach  dem  pränestini- 
schen  ohne  Zweifel  der  wichtigste  unter  allen  bisher  be- 
kannten römischen  Kaiendarien,  existirt  noch  jetzt  in 
Aquila  im  Besitz  derselben  Familie  Alfieri,  deren  Eigentlium 
er  ursprünglich  war,  nur  dafs  er  jetzt  durch  Erbschaft  bei 
der  weiblichen  Linie  derselben  ist;  seine  jetzige  Besitze- 
rin ist  eine  Frau  Bonjour  aus  dem  Hause  Alfieri.  Ich  habe 
bei  ihr  die  zahlreichen  und  leider  nicht  eingemauerten 
Stücke  gesehen  und  abgeklatscht  und  werde  die  Resultate 
dieser  Revision  hier  miltlieilen,  so  wenig  bedeutend  sie  an 
sich  sind. 

Was  auf  Foggini's  Stich  von  dem  Kalender  wieder- 
gegeben ist,  d.  h.  bei  weitem  der  gröfste  und  wichtigste 
Theil  des  überhaupt  Erhaltenen,  die  Monate  Juli  grölsten- 
theils  und  August  bis  December  ganz,  das  rührt  von  dem 
scharfsinnigen  und  genauen  Giovenazzi  her,  demselben, 
der  die  Fragmente  des  Sallust  in  der  Vaticana  entdeckt 
hat  und  dadurch  auch  einem  weitern  Kreise  von  Philolo- 
gen bekannt  geworden  ist.  Die  Berichtigungen  sind  hier 
höchst  unbedeutend; 

7.  Juli]  LVD  ist  ausgefallen. 

8.  Aug.]  QEDIE,  nicht  QEOD. 

10.  Aug.]  Der  Bruch  geht  an  CONSTITVTA  heran,  so 
dafs  er  das  E  weggenommen  hat. 

13.  Aug.]  FLAMINIO,  nicht  FLAMINTO. 


2.  Sept.]  zu  schreiben  ist  E'^IVP. 

3.  Sept.]  SVPPLIC,  nicht  SVPLIC. 

APVT,  nicht  APVD. 
20.  Dec]  XIII,  nicht  XII. 

Was  auf  der  Tafel  nicht  dargestellt  Ist  und  dorh 
in  Foggini's  Abdruck  erscheint,  also  das  Fragment  von 
Mai  und  Juni  und  das  andre  vom  8 — 13.  Juli,  das  rührt 
nach  Foggini's  Versicherung  S.  100  aus  einer  alten  ihm 
von  Giovenazzi  mitgetheilten  Abschrift  her,  da  die  Origi- 
nale für  diesen  Theil  des  Kalenders  verloren  gegangen 
seien.  Diese  letzte  Behauptung  ist  unrichtig  und  wahr- 
scheinlich existirt  noch  jetzt  Alles  was  jemals  gefunden 
ist;  jedenfalls  besitzen  wir  noch  das  Fragment  von  Ma' 
und  Juni  gerade  so  wie  Foggini's  Abschrift  es  giebf,  und 
von  dem  Fragment,  das  den  8 — 13.  Juli  umfafste,  folgen- 
den Rest: 


Ob  das  was  liier  Foggini  mehr  giebt,  seine  Supple- 
mente sind,  oder  wirklich  damals  dies  Bruchstück  voll- 
ständiger vorhanden  war,  ist  kaum  zu  entscheiden.  Wich- 
tiger sind  die  Berichtigungen,  die  die  Vergleichung  des 
Originals  für  die  ÜMonate  Mai  und  Juni  gewährt  hat. 
21.  Mai]  Hierher  und  nicht  zum  23.  Mai  gehören  die 

seringen  Fragmente 

R 
\N0 

denn  sie  stehen  in  einer  Linie  mit  dem  21.  Juni  und  fast 

ohne  Ausnahme  steht  neben  einander  was  demselben  Tage 

in  verschiedenen  Monaten   angehört.     Die   Ergänzung   ist 

leiclit,  da  auf  den  21.  Mai  die  Agonalien  fallen,  die  nach 

Ovid   V,  721   dem   Janus  heilig  waren,   nach  dem   Kai. 

Venusin.  demVediovis.   Unser  Kalender  schliefst  sich  an 

Ovid  an:  für  die  äufsere  Form  der  Restitution  ist  Vorbild 

z.  B.  was  beim  15.  Dec.  steht: 

wonach  ich  hier  schreibe: 

ExnAGO:N.N'S 

23.  Mai]  Dahin  gehört  das  bisher  fälschlich  auf  den 
23.  Mai  bezogene  und  noch  falscher  gelesene  Fragment, 
das  bei  Foggini  in  Text  und  Ergänzung  so  lautet: 

fortunae  pRI 

raigeniae  PVBL+*IN 

colle. 

In  der  That  steht  aber  auf  dem  Steine  : 
VR 
INVELIA 


CONSO 


109 


110 


was  offenbar  auf  das  Fest  dieses  'J'ages,  die  zweiten  Tu- 
Ijiliistrien  gellt  und  so  zu  ergänzen  ist: 

G^TVH  \pLVSTRANT\K 

Diese  Notiz  ist  nicht  uninteressant.  Die  beiden  Tubi- 
lustrien,  am  23.  März  und  23.  Mai,  werden  nacli  Festus 
beide  in  demselben  Lokal  gefeiert  und  zwar  in  der  Scliu- 
sterhalle  (Fest.  s.  v.  tuhilustria  quibus  diebus  adscriptum 
in  l'astis  est  tum  In  alrio  sutorio  tubae  lustrautur);  welches 
I.ocal  sonst  zwar  nicht  erwähnt  wird,  aber  jedenfalls  auf 
dem  Palatin  zu  suchen  ist.  Denn  dort  fand  man  (nach 
N  errius  Flaccus  zum  23.  März)  nach  dem  gallischen  Grande 
der  Lituus  unversehrt  und  beging  das  Fest  wegen  der 
Rettung  der  Reliquie  dann  in  der  Scliusterhalle,  vermuth- 
lich  darum,  weil  man  eben  dort  den  Lituus  wiedergefun- 
den hatte.  Verbinden  wir  hiermit,  dals  nach  andern  Nach- 
richten (Becker  Topogr.  S.  421  A.  41)  der  Lituus  in  der 
Curie  der  Salier  auf  dem  Palatin  aufbewahrt  und  dort 
auch  wiedergefunden  wurde,  so  müfste  danach  das  atrium 
sutorium  el)en  die  Vorhalle  zu  der  Kurie  der  palatinischen 
Julier  gewesen  sein.  Aus  der  neuen  Notiz  des  Kai.  Arait. 
ergiebt  sich  nun  andrerseits,  dafs  das  atrium  sutorium  auf 
der  Velia  lag.  Demnach  liätte  man  die  Curie  der  Salier 
und  die  Schusterhalle  da  zu  suchen,  wo  die  Velia  sich 
an  den  Palatin  anschliefst,  also  etwa  bei  der  Königsburg 
und  dem  Vestatempel.  Und  so  erklärt  es  sich,  warum 
in  der  Inschrift  Orelli  2244  die  pontitices  Vestae  die  man- 
siones  Saliorum  herstellen,  und  ebenfalls  wie  das  heilige 
Ancile  in  die  Wohnung  des  Numa,  d.  Ii.  die  Regia  fallen 
und  doch  in  der  Curie  der  Salier  aufbewahrt  werden 
konnte  (Becker  S.  230).  Dieser  ganze  Gebäudecomplex, 
der  äufserlich  wohl  wie  ein  einziges  Gebäude  erschien, 
der  Vestatempel  und  das  atrium  Vestae,  die  Regia  und  das 
atrium  regium,  die  curia  Saliorum  und  das  atrium  sutorium, 
ist  etwa  in  der  Gegend  vor  dem  Titusbogen  zu  suchen. 


24.  Mai]  Hieher,  nicht  zum  26.,  gehört  folgendes 
nach  Dio  Cass.  43,  45  genauer  als  es  Foggini  gethan  hat 
ergänzte  Fragment: 

fer  ex  sc  quoD  EO  DIE 
a  senatu  c  cAESAR 
c  f  appellatus  INVICTVS  EST. 
Dies  geschah  unter  vielen  andern  Ehrenbezeugungen  nach 
der  Schlacht  von  Munda,    von  der   am   20.  April  45    die 
Nachricht   nach  Rom    kam  (Drumann  III,  636),   wie    wir 
aus  dem  Kalender  sehen  am  24.   Mai  45. 

27.  Mai]  Welcher  Epochentag  aus  der  Geschichte 
Cäsars,  Augusts  oder  Tibers  hier  verzeichnet  viar,  wovon 
noch  übrig  ist 

ODEODIE 


ist  nicht  bekannt.  Bisher  war  dies  Fragment  auf  den 
29.  Mai  bezogen,  was  unmöglich  ist,  da  dasselbe  Bruch- 
stück, welches  unten  gleichen  Bruch  zeigt,  im  Juni  mit 
dem  27.  schliefst. 

19.  Juni]  MINERVAE  INAVENTINO  in  einer  Zeile. 

20.  Juni]  SVMMANO  ADCIRC  MAXIM  in  einer  Zeile. 
24.  Juni]  ist  also  abzusetzen: 

PORTI  FORTVNAE  TRANSTIBER 
ADMILLIAR  PRIM  ET  SEXT 

26.  Juni]  ist  von  Foggini  nicht  ganz  richtig  gelesen 
und  ergänzt,  obwohl  er  in  Vell.  Pal.  II,  103  die  richtige 
Quelle  der  Ergänzung  angali.    Es  mufs  so  supplirt  werden: 

FER  EX  Sc  qVOD  EO  DIE 
AVGVStus  adoPtavlT 
FILIVm  ti.  caesarem 
AELIO  et  sentio  cos. 

27.  Juni]  schreibe  B^C. 

Rom.  M  O  M  M  S  E  N . 


Aller! 


6.  Aus  Pompeji.  [Von  den  im  Haus  des  Lucre- 
tius  neuentdeckten  drei  grofsen  Wandgemälden,  oben 
Beil.  S.  26*  stellt  das  erste  den  Herakles  bei  Om- 
pliale  dar.]  Der  Heros  erscheint  mit  Weiulaub  be- 
kränzt und  taumelnd,  mit  gerieftem  silbernem  Halsring 
und  Binden,  in  rothem  goldgesticktem,  innen  grün  gefut- 
tertem Peplos  und  weil'sen  goldgestickten  Schuhen.  Er 
stützt  sich  auf  einen  Lyder  mit  höchst  eigenthümlicher 
asiatischer  Portraitpliysiognomie,  blondem  Haupt-  und  Bart- 
Laar  und  blauem  Gewand,  in  dessen  Schurz  dieser  letztere 
wie  Priap,  an  den  er  mehr  als  an  Silen  erinnert,  Aepfel, 
Weintrauben  und  Granatäpfel  trägt. 

Den   Asiaten    charakterisiren   ferner    grofse    goldne 
Ringe   in    den    Ohren    und    noch    mehr    ein    blafsgelbes 


1. 


Ko|)ftuch  mit  blauer  Saumverzierung,  das  ihm  zur  Kopi- 
bedeckung dient.  Ich  müfste  mich  sehr  irren,  wenn 
dieser  Asiate  nicht  den  Bonus  Eventus  der  Lyder,  jenen 
Tylos  darstellte,  den  Ottfr.  Müller  auf  den  Silbermünzen 
von  Sardes  durch  Inschrift  unzweifelhaft,  mit  den  Zügen 
des  Triptolem  gegenüber  seiner  Mutter  Ge  des  scharf- 
sinnig nachwies.  Neben  ihm  schliefst  links  eine  'i'ambou- 
rinschlägerin  in  weifsem  Schleier  die  Scene  ab,  während 
vor  den  Füfsen  dieser  beiden  Figuren  zwei  Amoren,  der 
eine  mit  dem  blauen  Köcher  des  Herakles,  der  andre  mehr 
rechts  mit  dem  silbernen  Trinkgefäfs  desselben,  Skyphos, 
spielt.  Der  dritte  Eros  aber,  oirenbar[?]  derselbe  wie  Epeur 
in  den  Armen  des  Herakles  auf  dem  berühmten  etriiski- 
schen  Sjiiegel  des  Cab.  du  Roi  in  Paris,  schwebt  auf  sei- 


111 


112 


ner  linken  Schulter,  die  Doppelllote  f)lasenfl,  das  lydische 
Instrument.  Rechts  erl)licken  wir  Omphale,  deren  Kopf 
aut  ein  Portrait  von  seltner  Schönheit  und  WCirde  hin- 
weist, mit  raarkirten  Augenbraunen:  ihre  mit  einem  Ring 
geschmiickte  Linke  rulit  auf  der  Keule,  dem  Scepter  ly- 
discher  Königinnen.  Von  dem  Löwenfell  dient  Kopf  mit 
Zahnen  wie  bei  den  schönen  Omphaleköpfen  in  Marmor 
ihr  an  Helmes  Statt.  Darunter  triigt  sie  einen  gelben 
Peplos  über  hellblauem  Chiton.  Omphale  hat  vor  sich 
eine  schöne  weibliche  Gestalt  mit  Rosa-Schleier  um  Kopf 
und  Körper  und  mit  Wein-  oder  Schilfbekränzung,  die 
auch  einer  zweiten  dem  Herakles  zunächst  stehenden  Be- 
aleiteriu  der  Omphale  nicht  felilt.  Am  Ende  dieser  rech- 
nen Seite  des  Bildes  lallt  noch  ein  männlicher  vorschauen- 
der Kopf,  durch  braunrothe  Hautlärbung  und  markirte 
fiesichtszüge  sein  Vaterland  bezeichnend,  vor  allen  übri- 
gen ins  Auge. 

Bei  den  vielen  Dramen,  die  Omphale  und  Herakles 
zum  Mittelpunkt  wählten,  kann  es  kaum  fehlen,  dafs  bei 
Athenaeus  oder  sonst  erhaltne  Fragmente,  welche  nach- 
zusehen mir  jetzt  in  Ermanglung  jedweden  Buches  un- 
mönlich  ist,  an  die  Details  dieses  vorzüglichen  Gemäldes 
sich  anschliefsen  und  unerwartetes  Licht  über  dassell)e  zu 
verbreiten  im  Staude  sein  werden.  Oliwohl  eine  etwas  ähn- 
liche Composilion  der  Eroten  mit  den  Waffen  des  am  Spinn- 
rocken beschältigteu  Herakles  durch  die  berühmte  kapito- 
linische Jlosaik,  in  Millins  Gal.  mytii.  CXVIII,  454  ge- 
stochen, längst  zu  jedermanns  Kenutnils  gelangt  ist,  so 
steht  doch  dieses  Gemälde  als  ein  so  originales  in  Com- 
position,  Ausdruck  der  Figuren  und  Färbung  da,  dal's  alle 
ähnlichen  Compositionen  vielmehr  als  partielle  Kopien 
dieses  Meisterwerks  anzusehen  sein  diirlten. 

Nicht  minder  ausgezeichnet  ist  das  zweite  in  der  Hin- 
terwand  desselben  Zimmers  befindliche  Bild  die  F> Zie- 
hung des  kleinen  Bacchus  in  einer  neuen  Weise  ver- 
••eueuwärtigend.  Auf  einem  von  zwei  Stieren  gezogenen 
Wa^en  steht  Saturnus-ähnlich  Silen  mit  weilsem  Sclileier 
iiber  dem  Haupt  und  bekränzt:  er  hält  das  Bacchuskind 
vor  sieh,  das  mit  seinem  grofsen  Thyrsus  spielt:  voran 
tanzt  ein  flötender  Satyr  mit  Tänia,  von  drei  andern  Thia- 
soten  schauen  nur  die  Köpfe  hervor.  Tiefer  unten  er- 
blicken wir  einen  andern  Satyr  vor  den  Stieren  ihre  Zü- 
gel haltend  und  einem  Pan  voranschreitend.  Hinter  dem 
Silen  macht  eine  Frau  von  edlem  Profil,  das  Haupt  mit 
einer  goldnen  Stephane  geschmückt,  vielleicht  eher  auf 
den  Namen  Demeter  Anspruch  als  den  der  Ino,  da  letztere 
gewöhnlich  ein  Kopftuch,  Kredemnon,  charakterisirt :  zu 
ihr  gewandt,  dem  Silen  nidier,  steht  eine  jugendlichere, 
etwa  Kora,  während  unten  eine-  dritte,  wohl  die  Höre  des 
Herl)Stes,  Opora,  ein  tiefes  glockenförmiges  Gefäls  (keine 
Cista),  etwa  mit  Trauben  und  Orangen  gefüllt,  dem  Silen 
hinaufreicht.  Dieses  Gefäls  in  Verbindung  mit  dem  Och- 
sengespann fordert  zum  Vergleich  eines  Wandgemäldes 
der  Titusthermen  auf,  das  heimkehrende  Schnitter  gleich 
dem   berühmten  Robertschen  darstellt. 

Das  dritte  grolse  Gemälde ,  dem  von  Herakles 
und  Omphale  gegenülier,  leider  das  bereits  verbli- 
chenste, obwohl  von  gleich  grofsem  Verdienst  der  Jla- 
lerei,  stellt  den  jugendlich  schönen  Dionysos  ein 
'I'ropäum  errichtend  vor:  links  hinter  ihm  steht  ein 
Fauu    [Satyr?],     wohl    sein     Liebling    Ampelos:    vor   ihm 


zu  seinen  Füfsen  sitzt  mit  auf  den  Rücken  gebundnen 
Händen  auf  dem  Schild  ein  besiegter  Krieger:  darunter 
behndet  sich  ein  römisclier  Helm  und  andre  Theile  der 
Rüstung.  Dem  Gotte  parallel  steht  eine  Frau,  deren 
Kopf  leider  fehlt,  in  der  gesenkten  Linken  etwa  eine 
Rolle  oder  Pedum  haltend,  in  der  Rechten  vor  sich  eine 
I\LTske  des  bärtigen  gehörnten  Pan.  Flügel,  die  vielleicht 
bei  einer  zweiten  Prüfung  zur  Schattenzeit  zum  Vorschein 
kommen,  dürften  entscheiden,  ob  hier  wie  in  ähnlichen 
Compositionen  in  der  Nachbarschaft  des  'i'ropäum  eine 
Nike  anzunehmen  ist,  oder  d  ie  Personificatio  n  Spa- 
niens, wo  Dionysos  auf  seinem  Eroberungszug 
den  Pan  als  Statthalter  zurückliefs.  Diese  Ver- 
muthung  würde  sowohl  den  römischen  Helm  des  Gefan- 
genen als  den  am  Boden  rechtfertigen,  da  der  Maler,  der 
lydisches  Leben  in  demselben  Zimmer  so  scharf  zu  indi- 
vidualisiren  verstand,  gewifs  nicht  in  Verlegenheit  kommen 
konnte,  einen  Indianer  zu  malen,  falls  es  seine  Absicht 
war,  den  Sieg  des  Dionysos  über  den  Inderkönig  Dcria- 
iles  darzustellen. 

[Ueber  dies  dritte  Bild  äul'sert  ein  später  eingelau- 
fener Bericht  desselben  Verfassers    sich   folgendermafsen: 

,,Das  dritte  grolse  Wandgemälde,  dem  des  Herakles 
und  der  Omphale  gegenüber,  leider  das  liereits  verbli- 
chenste, obwohl  von  gleich  grol'sem  Verdienst  der  Malerei, 
stellt  eine  efeubekränzte  Bacchantin  vor,  einen  Schild  brin- 
gend zu  einem  mit  Helm,  Schild,  Panzer  und  Wehrgehenk 
bereits  ausgerüstetem  'JVopäum:  am  Boden  erblickt  man 
einen  dritten  Schild.  Links  hinter  ihr  stellt  ein  Faun  mit 
Binsen  bekränzt,  den  Thyrsus  in  der  Rechten  haltend. 
Ihr  gegenüber  liegt  rechts  mit  auf  den  Rücken  gebunde- 
nen Händen  auf  dem  Schild  ein  Besiegter  in  der  Blüthe 
des  Mannesalters,  mit  Chlamys  bekleidet:  darunter  befin- 
det sich  sein  römischer  Panzer  und  Helm.  Während  die- 
ser im  Vordergrund  liegt,  erblickt  man  auf  derselben 
rechten  Seite  mehr  nach  hinten  einen  stehenden  efeube- 
kränzten Jüngling,  der  mit  der  rechten  Hand  einen  Schild 
in  die  Höhe  hebt,  worauf  eine  Siegesgöttin  mit  dem  Grif- 
fel schreibt,  den  Schild  ihrerseits  mit  der  Linken  haltend. 
Der  nahe  liegende  und  hier  in  Neapel  verbreitete  Gedanke 
an  des  Bacchus  Sieg  in  Indien  scheint  mir  wegen  des 
Besiegten  und  wegen  seiner W'affen  nicht  zulässig,  zumal  in 
demselben  Zimmer  der  Maler  in  den  zwei  andren  Bildern 
uuhellenische  Nationalität  so  scharf  und  treu  zu  indivi- 
dualisiren  verstand.  Daher  ziehe  ich  es  vor,  an  Spaniens 
Besiegung  z\i  denken,  wo  Bacchus  den  Pan  als  Statt- 
halter zurückliefs,  ein  Gegenstand,  den  mehrere  römische 
Sarkophage  von  guter  Ausfuhrung  uns  vergegenwärtigen." 

„So  wenig  es  sich  leugnen  last,  dafs  das  bacchische 
Element  in  den  Blalereien  dieses  Hauses  tlieils  in  den 
dramatischen  Bildern  ,  theils  in  den  reizenden  Zechgela- 
gen der  Amoren,  besonders  aber  in  den  wunderbaren  gro- 
fsen drei  Wandmalereien  sich  unverhohlen  ausspricht  und 
vielleicht  auf  dramatisches  Talent  des  Hausbesitzers  zu 
schliefsen  berechtigt:  so  laden  andrerseits  die  Lokalfar- 
ben der  grofsen  Wandgemälde  zu  der  A'ermuthung  ein, 
der  Hausbesitzer  ]M.  Lucretius  habe  vielleicht  in  Lydien 
und  Spanien  Staatsämter  bekleidet  und  deshalb  diese 
(•egenstände  mit  besonderer  Beziehung  auf  seine  glän- 
zendste Lebensepoche  zur  Ausschmückung  seines  Haupt- 
zimmers gewählt.")  Th.    Pan  CFK  a. 


liiezu  Tafel  VII  der  \euen  Folye:    Achilles  auf  Leitke,   Vusenhild  des  Berliner  Jluseums. 


Druck  und  Verlag  von   G.  Reimer. 


Herausgegeben  von    E.  Gerhard, 


113 


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ARCHÄOLOGISCHE  ZEITUNG. 


M  8. 


Neue  Folge. 


August  1847. 


Dionysos-Apollo   als  Thongefäfs.   —   Griecliisclie  Münzen:  Künstlernamen  auf  Münzen;  Apollo  und  Aulon  (Kaulonia); 
zur  Prokescli-Ostensciien  Sammlung.   —   Allerlei  (Oilysseus  und  Helena). 


Dionysos -Apollo  als  TJiongefäfs. 

Hiezu  die  Abbildung   Tafel  VIII.   no.  1  u.  2. 

Miw'ii'i  als  uispiüngliche  Gegenstücke  zu  einander 
gehörige  Gefäfse,  welche  aus  den  clusinischen  Aus- 
grabungen des  Hrn.  Fran^ois  herrüiirend  neuerdings 
in  die  Königl.  Vasensammlung  zu  Berlin  (n.  1940. 
1941)  gelangten  und  unter  No.  1  und  2  dieser  Ta- 
fel abgebildet  sind,  erinnern  zunächst  an  ein  seit 
länger  bekanntes  volcenlisches  Beispiel  derselben  so 
seltnen  als  eigenthümlichen  Gefiifsform.  Bereits  im 
Jahr  1832  ward  in  den  Werken  des  archäologischen 
Instituts  ')  der  ganz  iihnhche  und  mit  ähnlichen  hoch- 
stehendan  Henkeln  versehene  Doppelkopf  veröffent- 
licht, der,  seitdem  ergänzt  und  mit  einem  Fufs  wie 
das  gegenwärtige  Gefäfs  ihn  bestätigt  versehen,  in 
der  Königl.  Sammlung  zu  München  aufgestellt  ist. 
Durch  Lenormant's  gelehrten  Scharfsinn  ward  die 
ses  Gefäfs  ausführlich  besprochen ,  thcils  nach  dem 
künstlerischen  Gesichtspunkt,  den  die  Benutzung  des 
IMenschengesichts  zur  Gefäfsfoim  und  der  ägyptisi- 
rende  Archaismus  beider  Köpfe  uns  hervorruft,  theils 
nach  dem  symbolischen  Doppelsinn  der  im  wohlbe- 
kannten Namen  der  bacchischen  Gefäfsform,  für  die 
jene  Köpfe  benutzt  sind,  Kantharos  *),  an  die  Be- 
griffsverwandtschaft von  Schiff  und  Gefäfs,  ja  auch 

')  Mon.  d.  Inst.  1,  ,H9.     Lenorniant  Ami.  IV,  311  ss. 

')  Macrob.  Sat.  V,  21 :  Scyphus  Herculis  pocnlum  est,  itn 
iit  Liberi  pniris  cnnllinrns.  Vgl.  Scliol.  Clem.  paedag.  II,  S 
]).  188.  l'anofka  Keclierclies  no.  LXI.  Gerhard  Berlins  Bildw. 
iS.  3.j8  f.     Ussing  de  nominibos  vas.  gr.  p.  134  ss. 

')  Scliiff  und  Gefäfs  nacli  Atlienaeus  XI.  473  D,  der  Kä- 
fer ebenfalls  wegen  seiner  Kahnform.   Vgl.  Ussing  I.e.  p.  135. 


an  den  ägyptischen  Käfer  erinnert,  dessen  berühmte 
Erdrollung  gewissermafsen  zur  Ehre  des  ältesten 
Töpfers  ihn  berechtige.  Im  Verfolg  solcher  Namens- 
spiele, bei  denen  die  Schiffsform  jenen  verschiednen 
Begriffen  zur  sichersten  Grundlage  dient  *),  hat  Hr. 
Lenormant  eine  Deutung  des  von  ihm  behandelten 
Doppelkopfs  ausgeführt,  welcher  auch  für  das  Ver- 
ständnifs  der  gegenwärtigen  ähnlichen  Doppelköpfe 
erheblich  ist.  Als  Gegenstand  desselben  wird  näm- 
lich der  personificirte  Kantharos  {le  heros  Canihurus 
auch  nach  der  Ueberschrift)  von  ihm  angegeben, 
ein  Heros  welcher  für  einen  gleichnamigen  attischen 
Hafen  bezeugt,  aber  nach  leicht  begreiflicher  Ueber- 
tragung  auch  als  Erlinder  des  Trinkgefäfses  *),  jenes 
Wein-  und  Wasserbehälters  bezeichnet  wird,  der 
gleichfalls  als  Kantharos  uns  bekannt  ist.  Eine 
solche  allegorische  Person  wird  durch  andre  ähn- 
liche von  Schlauch  und  Gefäfsen  benannte  Dämone 
—  Askos,  Stamnios,  Keramos  *)  —  hinlänghch  unter- 
stützt, um  an  und  für  sich  deren  Anwendimg  auf 
die  Gesichtsform  eines  Gefäfses  auch  ohne  entschei- 
dende Gründe  nicht  unzulässig  zu  linden. 

Es  ist  indefs  nicht  nur  der  IMangel  bestimmter 
Merkmale,  der  hier  und  in  ähnhchen  Fällen,  bei 
plastischer  Durchbildung  ungleich  mehr  als  bei  gra- 
phischer Andeutung,  uns  hindert  ähnhche  grofsen- 
theils  durch  Volks-  und  Dichterlaune  erschaffene 
Personen    sofort  in   Werken    einer    vermeinthchen 

*)  Schol.  Aristoph.  Pac.  144:  Km-^änov  i-iuriv,  ovru>  xtt- 
kovfiivog  unö  nvos  ijoioog  Kav9äQov.  Hesych.  KdvSuQog  no- 
iijQiov  iläos  KTTo  Tov  xciTcixaivc'tcutvTO;. 

"■)  Kernmos  nach  Paus.  I,  3,  1.  Stamnos  nach  Aristoph. 
Ran.  22:  6r  {;w  fih'  wr  /liovvaog  vtög  ^la/nviov.  Asl-vs  in 
der  Sage  von  Damaskus  (Etyni.  M.  n.  Steph.).  Von  Lenor- 
mant Ann.  IV,  314  wird  auch  ein  Amphoreus  (woher?)  an- 
geführt. 


115 


116 


Künsllerlaiine  wederzuerkennen,  sondern  es  ist  auch 
noch  mancher  andre  Grund  jener  Annahme  entge- 
gen, namenlhcli  die  Verdoppelung  des  Kopfes.  Ueher 
diese  nicht  blofs  vom  römischen  Janus,  sondern  auch 
aus  altgriechischen  Belegen  wohlbekannte  Doppel- 
bildung hat  Hr.  Lenormant  selbst  bei  andrer  Gele- 
genheit ')  umsichtig  genug  gehandelt,  um  einen  be- 
deutsamen Grund  solcher  Verdoppelung  erheischen 
zu  müssen.  Delphine  und  Efeu  bilden  am  Rand  des 
von  ihm  besprochenen  Candelori'schen  Gcfäfses  zwar 
einen  Gegensatz,  der  uns  veranlassen  könnte  den 
vermeintlichen  Heros  Kantharos  einerseits  als  Dä- 
mon des  Weines  und  andrerseits  des  ihm  beizumi- 
schenden Wassers  zu  nehmen;  doch  ist  keines  jener 
ringsumlaufenden  Symbole  auf  einen  der  beiden 
Köpfe  beschränkt,  und  der  Gegensalz  so  gefafst  ohne 
sonstige  Analogie.  Vielmehr  tritt  einer  solchen  Ver- 
muthungdie  Analogie  sonstiger  zu  ähnlichen  Gefäfsen 
benutzter  Doppelköpfe  entgegen,  in  denen  für  bac- 
chische  Personen  verschiednen  BegriiTs,  Geschlechtes 
und  Ansehns  eine  schärfere  Unterscheidung  gesucht 
ist');  wie  denn  überhaupt  die  ganze  aus  verschied- 
nen Kunstgattungen  nachweisliche  Reihe  hieratischer 
oder  ikonischer  Doppelköpfe  ')  der  Annahme  einer 
beiderseits  gleichgeltenden  Wiederholung  nur  selten 
und  scheinbar  Raum  läfst.  Mangel  an  Attributen 
kann  eben  so  wenig  dafür  entscheiden  als  eine  ge- 
wisse Uebereinstimmung  der  Gesichtszüge;  denn  wie 
diese  letztere  für  Unterscheidimg  der  Götterideale 
im  Archaismus  der  Kunst  und  in  gewissen,  nament- 
lich den  grajiliischen  Kunstgallungen,  erst  spät  und 
allmählich  festgestellt  wurden,  so  pflegten  auch  At- 
tribute gespart  zu  werden,  wo  sie  nicht  nöthig  wa- 
ren. Gewisse  Gegensätze  waren  dem  klassischen 
Alterthum  so  tief  eingeprägt,  dafs  ein  Doppelbild 
zwei  anscheinend  gleicher  Gottheiten,  bei  Janus  und 
ähnlichen  Bildern,  dem  damaligen  Beschauer  keinen 
Zweifel  zurückliefs,   dafs   allerdings   eben   eine  und 

'■)  Lenormant  Nonv.  Gal.  mjtliol.  p.  7  s. 

'')  So  die  weiblichen  mit  Silen  oiier  Satyr  gepaaiten  Köpfe 
zwei  Kollersclier  Gefafse:  Berlins  Bililw.  S.  234  no.  744.  761. 

")  Zoega  oLelisc.  p.  219  tf. 

■')  Dreifacli  ist  Zeus  im  Musee  Blacas  pl.  XIX  (Ger- 
liard  Vasenl).  I.  S.  44  f.)  und  anf  einer  cltisinisclien  Am- 
phora, doppelt  Hermes,  nämlich  als  ounuriog  und  ;^OÖi'(Of 
(Plutarch.  orb.  lun.  931  =  IX,  718   Rsk.)   auf  einem  etruski- 


dieselbe  hochstehende  Gottheil  gemeint  sei,  das  eine 
Mal  vorwärts,  das  andre  Mal  rückwärts:  nämhch 
als  vor-  und  rückblickende,  als  oben  und  unten  wal- 
tende Gottheit,  wie  eine  solche  beiderseitige  Herr- 
schaft von  nicht  wenigen  Gottheiten,  hauptsächUch 
von  Zeus  und  Hermes  '),  bekannt  ist. 

Diese  Ansicht  liegt  denn  auch  den  zu  ursprüng- 
hchem  Gegenstück  mit  einander  verbundenen  Dop- 
pelköpfen unsrer  Tafel  zu  Grunde.  Ein  charakteri- 
stischer Unterschied  dieser  gepaarten  und  dann  paar- 
weise verbundenen  Köpfe  wird  hier  vergebens  ge- 
sucht; weder  Apollo  noch  Dionysos  spricht  in  be- 
kanntem Kunstideal  hier  sich  aus,  wohl  aber  ein 
jugendlicher  Typus,  der  im  Archaismus  der  Kunst 
füglich  auf  einen  wie  auf  den  andern  jener  Götter 
anirewandt  werden  konnte.  Wie  dann  und  wann  bei 
Doppelköpfen  von  IMarmorhermen,  würden  wir  auch 
hier  ungewifs  bleiben,  ob  vielleicht  Dioskuren  oder 
ob  Hermes,  Apoll,  Dionysos,  jeder  von  ihnen  nach 
seiner  zwiefachen  über-  und  unterirdischen  Bedeu- 
tung aufgefafsl,  hier  vorausgesetzt  v/erden  dürften, 
käme  nicht  die  Bekränzung  der  beiden  Becher  un- 
serem Zweifel  zu  Hülfe.  Der  Andeutung  von  Wasser 
und  Wein  durch  Delphine  und  Efeu,  die  wie  im 
ähnlichen  Candelorischen  Gefäfse  auch  hier  sich 
findet,  ist  überdies  weiter  unten  ein  Kranz  beige- 
sellt, der  durch  den  glücklichen  Umstand  zwei  ur- 
sprünglich verbundene  Gefäfse  einer  übrigens  ganz 
gleichen  Bildung  vor  sich  zu  haben  bedeutsam  wird. 
Ueber  dem  einen  der  beiden  Doppelköpfe  ist  näm- 
lich ein  Kranz  von  Efeu,  über  dem  andern  einer 
von  Lorbeer  zu  sehen,  und  es  ist  der  Sinn  beider 
Doppelköpfe  offenbar  der,  dafs  einer  derselben  auf 
bacchischen,  der  andre  auf  apollinischen  Dienst  be- 
züglich sei.  Diese  Bedeutung,  verbunden  mit  übri- 
gens gleicher  Bildung,  entspricht  der  bereits  im  Al- 
terthum gelehrt  erläuterten  Gleichsetzung  beider 
Göllcr  ' "),  einer  Gleichheit  die  im  megarischen  Göt- 

schen  Stamnos  (Gerhard  Vasenh.  III,  240)  gebildet,  und  eben- 
falls dopi>elt  auf  andern  Vasen  Athene.  Vergl.  Arch.  Z.  IV, 
303  ff.  350  fr. 

'")  Apollo's  und  Dionysos  Gleitlisetzung  lelirt  Macrobius 
Sat.  I,  18  nach  Beinamen  und  Dichterstellen;  auf  den  unter- 
italischen Vasen  ist  oft  durch  beider  Götter  Vereinigung  darauf 
liingedeutet.  Vgl.  Lobeck  AgI.  I,  79  ff.  015.  Gerliard  Vasenb. 
I  S.  114  ff.  12ö.  210. 


117 

lernamen  eines  Dionysos  Melpomenos  und  Apollo 
Dionysolos  ")  ausgesprochen  war  und,  wenn  nicht 
früiier,  doch  sicher  im  orphischen  ")  aus  der  Tra- 
giker Zeit  uns  hiniüngiich  bezeugten  Göllerwcsen 
ihre  Beglaubigung  fand:  die  vorliegenden  Bildwerke 
aber  sind  keinenfalls  früher  zu  setzen. 

E.  G. 


II. 

Griechische  Münzen. 

1.   Künstlernamen  auf  Münzen. 

Hiezu  die  Abbildung  Taf.  VIII   no.  3—6. 

Unter  den  rnelir  als  3000  griechischen  Münzen,  wel- 
che ich  im  Auftrage  der  General-Direction  der  Königliclien 
Museen  für  die  hiesige  Kg).  Münzsammlung  während  eines 
mehrjährigen  Aufentiialts  in  Italien  angekauft  liabe,  liefin- 
den  sich  einige  grofsgriechisclie  Silheriniinzen  mit  Künst- 
lernamen. Da  es  zum  Theil  unbekannte  Namen  sind,  so 
gebe  ich  hier  die  Beschreibung  der  Münzen. 

1.  Tliwiiim.  Behelmter  Paliaskopf  rechtshin,  der 
Helm  ist  mit  der  Scylla  geschmückt,  in  der  ausgestreckten 
linken  Hand  Iiält  sie  ein  Ruder,  welches  auf  der  linken 
Schulter  aufliegt,  an  ihrem  Leibe  sind  die  Hundeköpfe 
siclitbar. 

B.  Stofsender  Stier  rechtshin,  darüber  GOYPIÜN, 
auf  einem  Streifen,  welcher  die  Base  für  den  Stier  bildet, 
steht  NII'L4NJ PO,  über  diesem  Streifen  eine  Heuschrecke, 
unter  dem  Streifen  ein  Fisch. 

Die  Aufschrift  NIKL4NJP0  bricht  so  ab,  ol)gleich 
der  Raum  es  nicht  bedingt.  Die  Buchstaben  sind  voll- 
kommen erhalten;  wäre  noch  ein  Schlufsbuchstab  dage- 
wesen, so  würden  gewifs  Spuren  desselben  sichtbar  sein. 
Eine  ähnliche  .Münze  von  'J'hurium  mit  dem  Namen  Mo- 
lossos ist  bekannt.  Molossos  und  Nikandros  sind  wohl 
gewifs  Künstlernamen;  die  Klarheit  der  Buchstaben,  die 
Stelle  wo   die  Namen  wenig  in  die  Augen  fallend  stehen 


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sprechen  dafür.  Ein  anderer  Grund  dafs  es  Namen  von 
Künstlern,  nicht  von  Magistraten,  sind,  ist  folgender:  die 
obersten  Magistrate  wechselten  hiiufig;  wenn  sie  das  Recht 
liatten  ihre  Namen  auf  die  Münzen  zu  setzen,  so  übten 
sie  es  alle  nach  einander  aus,  es  findet  sich  dann  eine 
ganze  Reihe  wechselnder  Namen  auf  den  Münzen  einer 
Stadt.  Aul  den  Silbermünzen  von  Thurium  sind  aber 
nur  die  beiden  Namen  Molossos  und  Nikandros  ausge- 
schrieben, die  Namen  der  Magistrate  dagegen  nur  durch 
Anfangsbuchstaben  bezeichnet,  welche  jedoch  an  bedeuten- 
derer Stelle,  zum  Beispiel  unter  dem  Stadtnamen,  stehen' 
2.  Metiiponl.  Weiblicher  Kopf  rechtshin;  das  Haar, 
durch  ein  zweimal  umschlungenes  Band  gehalten,  ist  hin- 
ten in  einen  Knoten  gebunden;  um  den  Hals  ein  feines 
Halsband.  Unten  an  der  kleinen  schrägen  Fläche,  welche 
der  Abschnitt  des  Halses  bildet,  steht  API2TH.  Das 
Ganze  ist  von  einem  Kranze  umgelien. 

R.     Aehre   mit  einem   Blatt,    daneben   links   MET, 
rechts  ein  grofser  Krebs. 

Diese  Münze  ist  von  bedeutend  älterem  Styl  als  alle 
mit  Künstlernamen  bezeichnete  dieser  Stadt,  welche  R. 
Röchelte  in  der  Lettre  ä  M.  je  Duc  de  Luynes  Tafel  IV 
abgebildet  hat.  So  ist  auch  der  Sladtname  nur  durch 
die  drei  ersten  Buchstaben  bezeichnet,  was  ebenfalls  auf 
ein  höheres  Alter  deutet.  Mehrere  der  von  R.  Rochette 
(siehe  auch  Lettre  ä  M.  Schorn  1845  Seite  84  Nr.  3 
und  4)  angeführten  Münzen  zeigen  in  verschiedenen  Ab- 
kürzungen die  Künstlernamen  .^ristippos  uaA  Arlsloxenos. 
Unsere  Münze  aber  hat  vollkommen  deutlich  APJ2TH. 
Wir  haben  also  hier  den  noch  unbekannten  Namen  eines 
älteren  Siempelschneiders  von  Metapont,  der  vielleicht 
Arlslcs  oder  Arlslcnos  hiefs. 

3.  Mctuponl.  Weiblicher  Kopf  mit  einem  Eplieu- 
kranze,  rechtshin;  unten  am  Abschnitt  des  Halses /ZO^ 
R.  Aehre,  rechts  daneben  META. 
Es  ist  ganz  sicher  TIOA,  nicht  AROA  zu  lesen. 
Auch  ein  mit  IlO^l  anfangender  Künstlername  ist  noch 
unbekannt ;  eine  sichere  Ergänzung  ist  bei  der  Häufigkeit 
dieses  Namenanfangs  unmöglich  *). 


"J  Dionysos  Melpomenos  u.ApolloDionysoHotos:  Paus. 1,31,2. 

'•)  Orpliisclie  Ansicht:  ek  "JD.iog,  tk  Jiövvaog.  Vgl.  Macr. 
I,  18.  21.  Loh.  AgI.  1,  745  und  die  Agyienslierme  im  Hades 
Musee  Blacas  pl.  VII  (Arch.  Z.  I  Taf.  14). 

')  Eine  andere  Münze  von  Metapont,  welche  R.  Rochette 
in  der  Lettre  ä  M.  le  Duc  de  Luynes  Tafel  IV,  31  abgebildet 
hat,  beiindet  sicli  auch  in  der  Königlichen  Samndung  zu  Her- 
lin.  Das  Berliner  Exemplar  zeigt  deutlich  üO^i,  wiilirend  auf 
der  Abbildung  bei  R.  Rochette  AIIOA  steht.     Da  nun  unsere 


Münze  No.  3  einen  Stenipelschneider  von  Metapont  feststellt, 
dessen  Name  mit  IIOA  beginnt,  so  vermuthen  wir,  dafs  auch 
auf  der  Münze  bei  R.  Rochette  IlOvt  statt  AIIOA  zu  lesen 
sei.  Doch  sagt  R.  Rochette,  er  habe  vier  Exemplare  aus  zwei 
Stempeln  gesehen  (Lettre  ii  M.  le  Duc  de  Luynes  Seite  37 
Note  6) ;  wir  wollen  daher  unsere  Vermuthung,  dafs  auf  seinen 
Münzen  UOA  zu  lesen  sei,  keineswegs  als  eine  sichere  geben, 
denn  über  Münzen,  welche  man  nicht  gesehen  zu  urtheilen, 
führt  bekanntlich  zu   grofaen  Irrthümern.    Münzen  von  Tarent 


119 


120 


4.     Rliegium.     Lorbeerbekranzter  Apollokopf  rechts- 
hin,  davor  PHPINO^,   dahinter  ein  Lorbeerzweig  von 
zwei  Blättern,  auf  dem   dem  Halse   näheren  Blatte  7J7- 
nOKPATH^,  die  beiden  letzten  Sylben  rückläufig. 
jR.  Lüwenkopf  von  vorn. 

Dies  Exemplar  ist  bereits  von  Beger  im  Thesaurus 
Palatinus  Seite  180  und  Thesaurus  Brandenburgicus  I, 
Seite  328  abgebildet  worden,  doch  ohne  den  Künstler- 
namen, welchen  Beger  nicht  bemerkt  hatte.  R.  Röchelte 
führt  diese  schone  Münze  in  der  Lettre  ä  M.  Scliorn  1845 
Seite  91  Nr.  17  nach  Exemplaren  der  Sammlung  Thomas 
an;  da  sie  aber  noch  nicht  getreu  abgebildet  war,  und 
da  die  Stellung  der  Buchstaben  des  Künstlernamens  von 
der  auf  den  beiden  Exemplaren  von  Thomas  aliweicht, 
haben  wir  sie  hier  abbilden  lassen. 

Schliefslich  bemerken  wir,  dafs  wir  auf  dem  Exem- 
plar einer  schönen  Münze  aus  Naxos  in  Sicilien,  welches 
sich  in  der  Königlichen  Sammlung  befindet,  am  Abschnitt 
des  Halses  auf  der  Vorderseite  einige  Spuren  von  Buch- 
staben zu  bemerken  glauben.  Andere  Exemplare  dieser 
Münzen  mögen  entscheiden,  ob  wir  irren.  Es  ist  die  Sil- 
bermünze, Gröfse  8  nach  Mionnets  Malsstab,  auf  deren 
Vorderseite  ein  bärtiger  Bacchuskopf  erscheint,  um  das 
Haupt  ein  breites  Band,  auf  welchem  ein  Epheukranz. 
Die  Kehrseite  zeigt  einen  auf  dem  Boden  sitzenden  bärti- 
gen Silen,  den  Becher  in  der  Rechten  zwischen  Weinstock 
und  Thyrsus,  daneben  N^4SI0N.  Unwahrscheinlich  wäre 
es  nicht,  dafs  der  Verfertiger  einer  der  schönsten  unter 
den  schönen  sicilischen  Münzen  seinen  Namen  verewigt 
hätte,  um  so  weniger  als  auf  einer  ihr  an  Schönheit  bei 
weitem  nachstehende  Münze  von  Naxos  der  Künstlername 
ProMos  sich  findet. 

Berlin.  Julius  Fiiiedländer. 


2.  Apollo  und  Aulon. 

Hiezu  die  Münze  von  Kaulonia  Taf.  VIII.  no.  7. 

Die  bisherigen,  in  diesen  Blättern    (Arch.  Z.  no.  10) 
von  Panofka  gründlich  besprochenen,  Bemühungen  um  den 
vielgedeuteten  Münztypus  von  Kaulonia  >)  hatten  endlich 
dahin  geführt,  dafs   in  dem   stehenden   einen  Baurazweig 
schwingenden  Gott  jenes  Typus  fast  allgemein  Apollo  er- 
kannt wird,  in  dessen  Nähe  ein  Hirsch  als  übliches  Attribut 
gilt.    [Jiebei  blieb  es   im  Einzelnen  nach  Geberde  sowohl 
als  nach  Attributen  (wie  Wasserbecken  und  Opferbinden) 
wahrscheinlich,  dafs  dieser  Apoll  theils   als  ein  reinigen- 
der zK^apr»/?,  theils  als  ein  ärztlicher  Päan  erkannt  wird 
welchem  die  angedrohten  Schläge  des  Gottes  ^)  keineswegs 
fremd  sind.   Schwieriger  war  die  Bestimmung  der  kleinen 
Figur  geblieben,  die  nach  dem  schreitenden  Apoll  zurück- 
schauend auf  seinem  linken  Arm  leichtfüfsig  auftritt.   Zwar 
ward  eben   nach  dieser  Bewegung   und  Anordnung  kaum 
gezweifelt,  dafs  ein  Sciiützling  und  Diener  des  Gottes  da- 
mit gemeint  sei,   den  Chariten  auf  Apollo's,  den  Sirenen 
aufHera's,  der  Siegsgüttin  und  selbst  dem  Adler  auf  Zeus 
Hand  3)  vergleichbar;  diesen  Schützling  aber  mit  Sicher- 
heit zu  bestimmen   blieb   schwer,  wie   denn  Müller  darin 
den  Orest,  Rochette  den  personificirten  y.aduQ/^wg,    der 
Herzog  von  Luynes  den  metapontischen  Aristäos,  endlich 
Panofka  mit  nicht  minder  gewichtigen  Gründen  einen  Orts- 
dämon, nämlich  den  Kaulos,  darin  erkannte,  dessen  aus 
Servius  bezeugter  Name  im  Zweig  oder  Stengel  (y.uvXoc, 
caulis),  den  jene  Figur  zu  halten  pflege,  ihm  noch  beson- 
ders angedeutet  zu  sein  schien. 

Bei  diesem  Ergebnifs  schien  man  eine  Weile  sich  be- 
ruhigen zu  können  und  obwohl  Hr.  Panofka  seine  Erklä- 
rung mit  den  unfehlbaren  Worten  schlofs,  sie  werde  nicht 
die  letzte  des  räthselliaften  Typus  gewesen  sein,  so  war  man 
doch  auf  einen  neu  hinzutretenden  Umstand  nicht  gefafst, 
der  alle  bisherigen  Erklärungen  wesentlich  betheiiigt.  Aus 
einem  Hrn.  Steuart  gehörigen  Exemplar  meldete  Hr.  Mi- 


beglaubigcn  übrigens  auch  einen  Aiiolloniiis  als  Stempel- 
scbneider. 

')  Kckhel  verzichtete  auf  die  Deutung.  An  Dionysos  und 
dessen  olaiQOg  dachte  Avellino,  an  Apoll  und  Orest  Müller, 
an  Apollo  und  Aristäus  der  Duc  de  Luynes,  an  Apollo's  Lu- 
stration des  Demos  Rochette,  nebenher  an  Herakles  und  einen 
Kerkopen  Streber,  an  Apollo  Hylates  (Paus.  X,  32,  4)  als 
Wald-  und  Hcilgott  mit  dem  Ortsdämon  Kaulos  zuletzt  Pa- 
nofka Arch.  Z.  r,  171  ff. 

')  Apollo,  den  auch  die  llias  gleichzeitig  als  Pest-  und 
lleilgott  kennt,  ist  als  Päan  sowohl  ein  heilender  (Ildn'imv)  als 
auch   ein  schlagender    (ttk/w   vgl.  ßnlU  Ilaiüv,  Macr.  I,  17) 


Gott,  theils  in  Bezug  auf  gewaltsame  Heilungen  theils  auch 
wegen  der  bei  städtischen  Siilmungen,  denen  auch  die  römi- 
schen Luperealien  angehören,  üblichen,  reinigenden  und  frucht- 
bringenden Geilselung.  Mehr  darüber  gibt  Hr.  Lloyd  im  nächst- 
dem  zu  erwähnenden  Aufsatz  p.  2,  wo  auch  auf  die  homerische 
Kräftigung  durch  .Schlag  mit  dem  Dreizack  (II.  XIII,  59)  und 
auf  Tzetz.  Cliil.  V,  23  vgl.  v.  733:  i/iTiixig  (mTiiaecvTee  dg  tö 
Tii'og  verwiesen  ist. 

')  Dem  Typus  von  Kaulonia  in  der  That  ähnlich  ist  der 
von  Hrn.  Lloyd  neu  abgebildete  messenische  eines  den  Blitz 
schwingenden  Zeus,  auf  dessen  linken  Arm  der  Adler  btliag- 
lich  ruht,  wie  hier  die  Knaben-  oder  Jünglingsligur. 


121 


122 


nervini  (Bull.  Nap.  1844  p.  108),  dafs  die  von  Apollo 
getrageue  kleine  Jünglingsfigur  an  den  Fiifsen  beflügelt 
sei;  el)en  dieser  Umstand  ward  l«ald  darauf  durch  Hrn. 
liirch  aus  zwei  andern  Exemplaren  des  hrittisclien  Mu- 
seums Ijestätigt,  deren  vorzüglichstes  nebst  mehreren  Va- 
rianten der  kleinen  Figur  *)  uns  in  Al)l)ildung  (Taf.  VIU. 
no.  7)  vorliegt.  Hievon  ward,  el)enfalls  von  Hrn.  Bircli, 
in  einem  besonderen  Aufsatz  s)  für  fortgesetzte  Erklärung 
der  Münzen  Gebrauch  gemacht.  Es  ward  sehr  richtig 
bemerkt,  dafs  der  vermeintliche  Aristiios  oder  Kaulos  nun 
keiner  andern  mythischen  Person  ähnlicher  selie  als  dem 
Gott  Hermes,  und  nur  wie  dieser  in  solcher  Gestalt  und 
Beziehung  von  Apollo  getragen  werden  könne,  blieb  nach- 
zuweisen. Hr.  Birch  dachte  an  den  von  Apollo  zur  Strafe 
gezogenen  Knaben  Hermes  des  homerischen  Hymnus;  da 
aber  weder  ein  Kind  hier  dargestellt  ist  noch,  allem  An- 
scheine nach,  eine  Strafe,  so  litt  diese  Ansicht  bald  schar- 
fen Einspruch  •).  Weit  eher  liefse  sich  denken,  ein  Her- 
mesdienst, der  dem  Apollodienst  von  Kaulonia  unterge- 
ordnet gewesen  sei,  werde  durch  eine  von  Apoll  gestützte 
Figur  in  ähnlicher  Art  angedeutet,  wie  wir,  hauptsächlich 
auf  asiatischen  Münzen  der  späteren  Zeit,  fremde  Götter- 
idole von  der  geijietendsten  Landesgottheit  getragen  sehn; 
aber  weder  Bewegung  und  Haltung  der  Figur,  noch  auch 
der  untergelegte  Arm  Apollo's,  auf  welchem  sie  fufst,  ge- 
statten uns  hier  ein  Idol  zu  erkennen,  für  welches  sich 
sonst  der  ithyphallische  Hermes   anderer  Exemplare  des- 


selben Münztypus  als  enfsprecliender,  wenn  auch  durchaus 
vereinzelter  Beleg  '),  anfüliren  liefse. 

Den  Faden  dieser  von  Hrn.  Birch  eröffneten  Unter- 
suchung liat  in  einem  ef)enfalls  den  Münzen  von  Kaulonia 
geltenden  Aufsatz  Hr.  II'.  W.  Lloyd  «)  neu  aufgenommen. 
Er  geht  davon  aus,  dafs  weder  Hermes  noch  auch  Per- 
seus,  an  den  man  beim  Anblick  beflügelter  Füfse  gleich- 
falls erinnert  wird,  hier  statthaft  sein  können,  und  spricht 
um  so  entschiedener  eine  auch  von  Panofka  »)  getlieilte 
Ansicht  aus,  nämlich  dafs  hier  ein  beflügelter  Windgott 
dargestellt  sei,  wofür  zuvörderst  Kaulonia's  früherer  Name 
Aulonia  ' »)  und  dessen  Veranlassung  durch  die  Lage  des 
Orts  an  vorgestreckter  Bergschlucht  ' ')  ihm  zu  statten 
kommt.  Wie  mit  diesem  im  Namen  liegenden  '  *)  Begriff' 
einer  lang  hingefurchten  Bergschlucht  auch  der  des  schar- 
fen Luftzugs  gegeben  ist,  mochte  Aulonia  auch  als  Stadt 
der  frischen  gesunden  Winde  so  heifsen,  welche  den  ty- 
phonisclien  Einflüssen  dieser  heut  zu  Tage  so  ungesunden 
Küste  im  Alterthum  das  Gleichgewicht  hielten.  In  ganz 
ähnlichem  Falle  befand  sicli  Kaulonia's  Mutterstadt  Kro- 
ton,  des  bei  schutzlosem  Hafen  den  Vorzug  gesunder  Lage 
statt  sybaritischen  Reichthums  erhielt  und  denselben  auch 
sprichwörtlich  behauptete'»).  Ueberhaupt  waren  die 
unteritalischen  Küsten  den  Winden  allzusehr  ausgesetzt 
um  nicht,  wie  in  Athen  und  in  andern  griechischen  Städten, 
auch  für  Thurii,  Tarent,  Epizephyrium  >  *)  eine  göttliche 
Verehrung  jener  dämonischen  Mächte  vielerorts  zu  erhei- 


')  Das  nach  einem  Scbwefelabdruck,  den  wir  Hrn.  Bircli 
Yerdanken,  hier  und  auch  in  Hrn.  Lloyd's  Aufsatz  abgebildete 
Exemplar,  welches  die  gedachten  Flügelcben  am  deutlichsten 
zeigt,  rührt  aus  der  Kollerschen,  in  London  vor  einigen  Jah- 
ren versteigerten,  Münzsammlung  her.  In  der  rechten  Hand 
des  Figürchens  ist  auf  einem  andern  vormals  Kollerschen 
Exemplar,  jetzt  ebenfalls  im  brittischen  Museum,  ein  Zweig 
deutlich,  während  die  Linke  eine  Peitsche  oder  Geifsel  hält; 
auf  einem  dritten  dortigen  Exemplar  scheint  ein  Blatt,  auf  noch 
einem  nach  Hrn.  B.'s  Bemerkung  ein  Kranz  (?)  angegeben  zu 
sein.  Auf  dem  erstgedachten  Kollerschen  und  auf  dem  Steuart- 
schen  Exemplar,  welche  beide  die  Flügelchen  besonders  deut- 
lich angeben,  ist  jener  Gegenstand  undeutlich. 

"")  Sunt.  Birch:  Notes  on  types  of  Caulonia.  Aus  dem 
Numisniatic  Clironicie  no.  XX.Y. 

••)  Namentlich  von  Hrn.  Panofka:  Arch.  Zeit.  IV  S.  312. 

■)  Von  tyrrhenisch-pelasgisclieni  Götterwesen,  wie  jene 
Herme  ihn  anzudeuten  pflegt,  ist  aus  ganz  Unteritalien  mir 
sonst  nichts  gegenwärtig. 

')  ir.  If.  Lloyd  On  the  types  of  tlie  coins  of  Caulonia: 
ebenfalls  aus  dem  Numisniatic  Chronicle  besonders  abgedruckt. 

')  Nach  einer,   auf  Anlafs   der  Schrift   von  Birch,    in   der 


Archäologischen   Gesellschaft  ( Arcli.  Z.   IV,   312)    gemachten 
Aeufserung. 

'")  AvXwriu  iSttt  TÖv  TiQoxeCftirov  avlm'«,  nach  .Strabo 
VI,  1  oder  (\nd  toj)'  7inox(iufv(ov  icvi.iöi'iov  (Etym.  M.  s.  v.), 
oder  nach  Hekatäos  (Stepli.  K(cvX(oi'({t)  d'(«  t6  fte'aiiv  «ihövos 
tti'ai. 

")  Dafs  die  Namensform  Kaulonia  später  vorherrschte  be- 
zeugen die  Münzen;  dafs  sie  aber  nicht  ursprünglich  war  wird 
allgemein  versichert  und  ist  durch  ähnliche  Vorscblagskonso- 
nante  (auf  Eustatli.  p.  628,  zu  y.ü.svSfu,  verweist  nachträglich 
auch  Hr.  Lloyd)  hinlänglich  belegt,  so  dafs  Panofka's  Ableitung 
von  xavkbi  unwahrscheinlicher  wird. 

'•)  Vom  Stamm  f«u,  twia,  wehen,  sind  cwkr)  (Etym.  i  nt- 
niTireoftevos  TÖnog),  aiilös,  avXoiv  {avXmug  xO.itSiivovs  Hom. 
II.  Merc.  95)  sammt  verwandten  Städtenamen,  der  M'indstadt 
Aulis,  Aulokrene  u.  a.  ni.  abzuleiten,  wie  Panofka  Arch.  Z.  1 
170.  IV,  312  bemerkt  und  Ilr.  Lloyd  weiter  ausgeführt  hat. 

")  Vom  Orakel  das  Myskellos,  Krotons  Gründer,  erhielt,  wie 
auch  vom  Sprichwort  iyi(axiQOv  KQOjüivog,  handelt  Strabo  VI,  I. 

'^)  Dienst  der  Winde  in  Thurii  (Boreas:  Ael.  V.  H.  XII 
62)  und  Tarent  (Hesycli.  (i({(XTog)  weist  Hr.  Lloyd  nach,  zu- 
gleich mit  Pindars  (Ol.  X,  I)  Erwähnung  des  stürmischen  Rpi- 
zepLyrion. 


123 


124 


seilen,  und  in  solclier  Geltung  eines  Windgottes  glaubt 
denn  Hr.  Lloyd  auch  die  fufsbefliigelte  kleine  Figur  auf 
Apolls  Arm  fassen  zu  müssen. 

Bei  dieser  scharfsinnigen  Auseinandersetzung  ist  je- 
doch ein  Umstand  übersehen,  der  uns  hindert,  einen 
schlechthin  so  genannten  Windgott  in  der  bewufsten  Figur 
zu  erkennen.  Boreas,  der  ganz  ähnliche  Gesiindheitsge- 
ber  Athens,  den  Hr.  Lloyd  zur  Bestätigung  seiner  Ansicht 
vergleicht  >  *),  pflegt,  eben  so  sehr  wie  andere  Windgott- 
heiten, mit  breiten  Schulterflügeln  versehen  zu  sein,  wie  ja 
der  Kunstgebrauch  selbst  den  Boreaden  Kaiais  und  Zethos, 
ihres  den  Argonauten  gesellten  Heldenthums  ungeachtet, 
fast  ohne  Ausnahme  beilegt  »*);  solche  Befliigelung  aber 
fehlt  unserm  Figürchen,  in  welchem  überdies  der  rück- 
schauende Blick  für  einen  Windgott  an  und  für  sich  nicht 
hinlänglich  erklärt  ist.  Wohl  aber  kommt  dieser  Rück- 
blick dem  Berggeist  einer  Gebirgschlucht  zu,  welche  be- 
zeugtermafsen  im  Vordergrunde  der  Stadt  Kaulonia  lag  ' '), 
und  eben  dieser  Berggeist,  dessen  Luftzug  Kaulonia's  Ge- 
sundheit sicherte,  ist,  wenn  nicht  handgreiflich,  doch  mit 
«enügender  Sicherheit  uns  bezeugt.  Wenn  einmal  Tgplion 
Kaulonia's  Gründer  heifst  >  ')  der  Vater  schädlicher  Winde, 
den  ungesunden  Thalgrund  zu  liezeichnen,  aus  welchem  die 
Stadt  sich  erhob,  und  wenn  nach  einer  anderen  Spur  ein 
Amazonensolm  Kaulos  »*)  dafür  galt,  so  ist  es  doch  un- 


gleich sicherer,  im  Namen  Au  Ion  als  Heros  der  anfänglich 
Aulon  *")  oder  Aulonia  benannten  Stadt  zu  erkennen.  In 
Bezug  auf  Aulonia's  Gründung  nur  zufällig  nicht  genannt, 
ist  dieser  Heros  theils  im  Namen  des  dortigen  Gebirgs 
Aulon*'),  theils  im  heilkräftigen  Heros  erhalten,  der  in 
Sparta**)  verehrt  und  von  dort  überKroton  vermuthlich 
auch  nach  Aulon  oder  Aulonia  verpflanzt  worden  war.  Un- 
gleich sprechender  als  einer  der  Winde  bezeichnet  der 
leichtfüfsige  Jüngling  auf  Apolls  Arm  uns  einen  Gebirgs- 
gott,  der  hüpfend  und  spähend  gleich  Pan  auch  an  dessen 
Vater  den  kyllenischen  Berggott  erinnern  und  mit  diesem 
schnellfüfsigsten  aller  Götter  zurAndeutung  sausenden  Luft- 
zugs wohl  auch  die  Fufsbeflügelung  theilen  darf.  Wir  glau- 
ben demnach  dieser  nun  bald  vielleicht  durchgesprochenen 
Gruppe  nach  so  vielen  für  sie  versuchten  Benennungen 
noch  eine  hinzufügen  zu  dürfen,  welche  den  Deutungen 
auf  Aristäos  oder  Kaulos,  jenem  als  Windgott  und  Lie!)- 
ling  Apolls,  diesem  als  örtlichen  Heros,  zunächst  sich 
anschliefst:  ein  leichtfüfsiger  Dämon,  der  Apollo  den 
Schutz-  und  Sühngott  Aulonia's  dienstbar  umspielt,  wird 
am  füglichsten  für  Aulon  des  Ortes  gleichnamigen  He- 
ros gehalten  werden,  der  vom  gleichbenannten  Gebirg  aus 
als  sausender  und  erfrischender  Dämon  der  von  Apollo 
beschützten  Stadt  seinen  Lufthauch  entgegenblies. 

E.  G. 


'^)  Boreas,  mit  Verweisung  auf  Miliin  Gal.  LXXX,  314. 
Auch  Iris,  an  welche  Panofka  (Arch.  Z.  IV,  312)  erinnerte, 
pflegt  selbst  ohne  Fufsbeflügelung  (Gerhard  Vasenb.  II  Taf.82) 
grosse  SchuUerflügel  zu  haben. 

>")  BoreaHen:  Gerhard  Vasenb.  III  S.  15,  2. 

"}  Nach  Strabo's  und  sonstigem  Zeugnifs  (Anni.  10). 

")  Typhon  aus  dem  archaischen  Aega,  Kaulonia's  Gründer 
nach  Pausanias  (VI,  3,  5),  ist  dem  Vater  schädlicher  Winde 
(Hesiod.  Theog.  869)  gleichnamig.  Ebendaher  war  Kroton  ge- 
gründet; eine  Glosse  bei  .Servius  (Anm.  21)  nennt  die  Stadt 
lokrisch. 

'")  Kaulos  bei  Servius  Aen.  111,553:  alii  a  Cnulo  Clilac 
Amnzonis  filio  condilum  (Aulonem)  tradtmt.  Panofka's  allzu 
entschieden  ansgesprocliene  Meinung  (Arcli.  Z.  I,  171),  dafs  bei 
Stephanus  Byz.  v.  Kav).mitt  ein  Heros  Kauion  statt  Aulon  zu 
lesen  sei,  widerlegt  sich  bei  genauerer  Ansicht  der  vielleicht 
auch  nur  besser  zu  interpungirenden  Stelle.  Es  heifst  dort: 
Kaviwvla  nähg  'li«)Mii  r]v  'Extacdog  Av).iov(t(V  xiiUt  J/k  tu 
jxfaijr  iev).<Svog  th'cu.  tmö  yctQ  lov  Avi-üivog  [fehlt  etwa:  Av- 
).iovCa  znl?]  liauQov  /ueroivo/^vaSTi  KavltovCa,  i!>i  unb  Mnaßov 
TjQoioi;  TÖ  MiranövTiov  .  .  .  Hier  ist  meines  Krachtens  alles 
klar,  wenn  nvköiro?  als  Eigenname  AÜmvo;,  nämlich  als 
Berg  und  wie  Atlas  zugleich  als  Berggeist  gefafst  wird,  woran 
denn  die  Vergleicluing  mit  Metabos  und  Metapont  ungezwun- 


gen  sich   anscbliefst.    Auch  die   nächstfolgende  Stelle   (Stepli. 
AuXcav)  dient  zur  Bestätigung. 

=")  Aulon  heifst  die  Stadt  bei  Virgil  Aen.  111,553  (Aii- 
lonisque  arces)  und  bei  Stepbanus  v.  AiXm':  lazi  xat  AvXdir 
ov  InokiOciV  KQortoviÜTtti,  ring  livo/JCKyO^r}  Kiwliovla, 

^')  Aulon  als  Gebirg  bezeugt  Servius  (Aen.  111,553): 
Aulon  mons  est  Calabriae,  ut  Horatiu^  (Carm,  II,  6):  et  ami- 
cus  Aulon  fertilis  Bacclio,  in  quo  oppidum  fuit  [a  Locris  con- 
ditum],  quod  secundum  Hyginum,  qui  scripslt  de  situ  nrbium 
Italicarum,  olim  non  (Aulon  nominattim?)  est.  „Serviana  plane 
ineptiunt"  sagte  Heyne   eilfertig  zu  dieser  Stelle. 

■•')  Aulon  als  Heros  in  Sparta  verehrt  (Paus.  III,  12,  7), 
nahe  bei  Hippolyt  den  Panofka  (Arch.  Z.  I,  174)  als  Amazo- 
nensohn ihm  vergleicht.  In  der  eleischen  Stadt  Aulon  war  As- 
klepios  verehrt  und  ein  Aulonios  statuarisch  dargestellt  (Paus. 
IV,  16,  5)  — ,  sämmtlicli  Orte  und  Namen  einer  durch  LuCl- 
reinigung  ärztlichen  Bedeutung,  wie  schon  Panofka  bemerkt 
hat.  Dagegen  ist  im  Leben  des  Sophokles  der  von  ihm  ver- 
ehrte Heros  niclit  mit  Hrn.  Lloyd  p.  15,  34  Alon  oder  Aulon, 
sondern  Alkon  zu  nennen. 

-')  Nachträglich  sehe  ich,  dafs  auch  Panofka  (Arch.  Z.  VS\ 
312)  mit  Hintansetzung  seines  Kauion  (Anm.  18)  nnd  seines 
,, Stengelmanns"  Kaulos  dieser  Namensform  und  Erklärung  sich 
zugewandt  hat. 


125 


126 


3.   Zur  Prokesch-Oslenschen  Sammlung. 

Nacliträglicli  zu  Tafel  XXXIII  u.  XLI  der  Arcliäol.  Zeitung. 
Erste  Folge.     Taf.  XXXIIF. 
Xo.  51.     Hierupolts  Phrygiae. 
2IEBAZT0S.     Kopf  des  Augustus,  recbtshiii. 

R.    lEPAnOAlTnN  MATPO..AnOAAn. 

Axt  nacii  der  Rechten  gekelirt,  um  welche  sich  eine 
Schlange  windet,  darüber  ein  strahlenl)ekr;tiizter  Kopf. 
So  erscheint  mir  dieser  seltsame  Miinztypus.  Hiera- 
polis  hatte  diesen  Namen  «/ro  rov  Uqü  tioIXu.  l'/^nv 
(Steph.  Bj'z.),  und  drei  durchaus  geheiligte  Gegenstan- 
den scheinen  hier  zusammengestellt  zu  sein,  uämlich  der 
Kopf  des  Apollo-Helios  oder  (nach  andern  Münzen  von 
Hierapolis)  AliQßiircig ,  die  Schlange  des  Aeskulap  und 
die  Axt  der  Amazone  als  Stadtgrüuderin  (Etkhel  D.  N. 
III,  154).  Uehereinstimmend  hiemit  ist  ein  Typus  der 
nicht  entfernten  karischen  Stadt  Mylasa,  nämlich  der  See- 
krel)s,  üher  welchem  eine  aufrecht  stehende  Axt  bemerkt 
wird  die  in  einen  Dreizack  endet,  nämlich  in  Bezug  auf 
gemeinsamen  Dienst  des  Poseidon  und  Zeus  Labrandeus 
oder,  wie  eben  so  füglich  sich  sagen  läfst  (Cavedoni  Spicil. 
num.  p.  188  f.  Böckh  C.  1.  Gr.  II  p.  1107),  des  Zi^vo- 
Tioanöwi'.  Die  Inschrift  scheint  aul'ser  dem  Namen  der 
Stadt  auch  den  der  Magistratsperson  anzugeben  als  M«- 
Tpo  .  .  .  Sohn  des  Atio'kXio  ....  Vgl.  Mionnet  Descr. 
no,  606.  607.    Suppl.  no.  363. 

57.     Myra  Lyc'iue. 

AE  1.     Apollokopf,  lorbeerbekränzt,  rechts. 

B.    MYP  nOA.     Kithar. 

Statt  TTOA  möchte  TTOA  zu  lesen  sein,  so  dafs 
diese  Münze  von  den  vereinigten  lycischen  Städten  Myra 
und  Podalia  herrührt. 

Die  sitzende  bewaffnete  Figur  scheint  weiblich  zu 
sein  und  eine  Göttin  Roma  darzustellen,  wie  solche  auch 
in  einer  Inschrift  derselben  Stadt  sich  findet  (C.  I.  Gr. 
no.  4366  6.) 

61.     TraUes  Lydlae*). 

Dieser  iuhaltreiche  Cistophorus  zeigt  uns  links  von 
den  üblichen  zwei  Schlangen  einen  auf  die  Windungen 
des  Mäander  gestellten  Auerochsen.  Sowohl  hiedurch 
wird  die  Bestimmung  der  Münze  nach  Tralles  erklärt  als 
auch  durch  den  Adler,  da  jene  Stadt  sich  der  Wiege  des 

')  In  der  nicht  genauen  Beschreibung  dieser  Münze  ist 
der  übliche  Typus  der  Cistoiilioren  von  den  begleitenden  Attri- 
buten, Auerochs,  Adler  und  Herkules,  wie  von  der  rüinisclien 
Inschrift  gesondert  angegeben,  und  der  Revers  einer  Schlange, 


Zeus  rühmte  (^lug  yoyui:  Cavedoni  Spicil.  p.  237.  Vgl. 
C.  I.  Gr.  no.  2923  b).  Hinsichtlich  des  C.  Fabius  Sohn 
des  Marcus,  so  hat  Borghesi  (Decade  V  oss.  9)  gezeigt, 
dafs  derselbe  im  Jahr  695  Proconsul  Asiens,  später  aber 
einer  der  angesehensten  Legaten  Cäsars  in  Gallien  war, 
ferner  dafs  er  vermuthlich  Sohn  des  M.  Fabius  Hadrianus 
war,  welcher  im  Jahr  686,  als  Lucullus  Legat  in  Asien 
war,  von  Mithridates  geschlagen  wurde.  Sein  Beiname 
Hadrianus  wurde  In  dieser  asiatischen  Münze  vielleicht 
ausgelassen,  um  nicht  an  die  Niederlage  seines  Vaters 
zu  erinnern. 

62.  Plucia  Mysiae. 

Der  Frauenkopf  mit  Thurmkrone  gilt  ohne  Zweifel 
der  Cybele,  welche  als  HIi;ti}Q  ÜXuxtuvri  auch  nach  Cy- 
zicus  versetzt  erscheint,  einer  dortigen  Inschrift  zufolge 
(C.  I.  gr.  no.  3657.  Cf.  3668). 

63.  GenÜnos  Troadis. 

Die  fliegende  Biene,  deren  Summen  zum  Schlaf  ein- 
ladet (Virg.  Ed.  I,  56:  saepe  levi  somnum  suadehit  inire 
snsiirro)  mag  ein  Namensspiel  enthalten;  denn  Fiyrivoc: 
wird  bei  Hesychius  durch  vni'og  erklärt. 

Zweite    Folge.     Taf.  XLL  XLUI. 

6.    Amyntas  Galatiae  rex. 

Ueber  diese  Münze  liatte  kurz  vorher  der  Duc  de 
Luynes  in  der  Revue  numism.  1845  p.  253  gelehrt  ge- 
handelt. 

9.     ^yPtolmmeus  VIII  Acgypti  rex." 

Jugendlicher  behelmter  Kopf. 

R-   BA 

i-i-p    Doppeltes  Füllhorn. 

Die  Stellung  der  Buchstaben  und  der  Kopf  selbst 
passen  besser  für  Ptolemaeus  Ceraunus,  König  von  Ma- 
cedonien  oder  für  Ptolemaeus,  Sohn  Alexanders  II.  von 
Epirus.     Vgl.  Eckhel  11,   p.  112.   176. 

12.     Partum  Mysiae. 

Das  vierfüfsige  Thier  dieser  Münze  ist,  nach  seiner 
schlanken  Bildung  zu  urtheilen,  vielmehr  ein  Hirsch  oder 
Hirschkalb  als  eine  Ziege.  Dafür  spricht  auch  eine  andre 
Münze  von  Parium,  aus  der  Wellenheimschen  Sammlung 
(no.  4923),  jetzt  im  Museum  zu  Modena,  nämlich : 

Brustbild  Dianens  r.  mit  Bogen  und  Köcher  an  der 
.Schulter. 

HA      , 

R.    PI    Steheader  junger  Hirsch  mit  astigem  Geweihe. 

die  in  der  Abbildung  auf  einer  umgekehrten  Pyramide  ruht, 
übergangen.  Sollte,  zumal  das  Kxemplar  angegriffen  ist,  nicht 
(ine  Cista  myslica  gemeint  sein?  E.  G. 


127 


128 


17.     Tliehae  Boeotiae. 

Sollte  dieser  schone  und  eigentliüinliche  Münztypus, 
(drei  halbe  böotische  Schilder  jederseits)  wirklich  je  nur 
drei  halbe  Obolen  gewogen  und  gegolten  haben?  Vgl. 
Mionnet  Suppl.  no.  135. 

25.    Pynha  Leshi  (Frauenkopf.    R.  Bock  flYP). 

Die  Zuweisung  dieser  und  ähnlicher  Münzen  nach 
Leshos  rechtfertigt  sich  auch  durch  die  ganz  ähnlichen 
Sapphoköpfe  (^uffcfw)  auf  Münzen  von  Mytilene.  Eben- 
falls nach  Pyrrha  möchten  dann  auch  die  beiden  nach- 
folgenden ähnlichen  Münzen  gehören,  welche  der  Duc  de 
Luynes  (Ann.  d.  Inst.  XIII,  140.  Mon.  I,  45,  14.  15) 
nach  Pyranthus  Cretae  verwies  : 

1.  Geschmückter  Frauenkopf  mit  Sphendone  und  Ohr- 
ringen, links.  —  R.  riYP.  Stehende  Ziege,  links. 

2.  Behelmter  Pallaskopf,  rechts.  K.  RYP.AOE.  Ste- 
heade Ziege,  rechts. 

In  der  zweiten  dieser  Münzen  zeigen  Inscliril't  sowohl 
als  Typen  eine  Vereinigung  der  Pyrrhäer  und  der  Athener, 
vielleicht  aus  der  Zeit  als  die  Athener  nach  Unterjochung 
der  aufrührischen  Lesbier  deren  Land  in  3000  Grund- 
stücke theilten  und  dreitausend  attischen  Kleruchen  über- 
gaben, welche  dort  wenigstens  zum  Theil  sicli  aufhalten 
mufsten  (Thucyd.  111,50.  Bückh  Stantsliaush.  III,  18.  Anm. 
542).  Nach  der  Einnahme  von  Mytilene  ward  Pyrrha 
zerstört;  es  blieb  jedoch  die  Vorstadt  mit  einem  Hafen 
stehen,  der  bis  auf  Strabo's  Zeit  (XIII,  618)  stark  be- 
sucht war.  In  ganz  ähnlicher  Weise  wie  jene  Doppel- 
münze von  Pyrrha  ist  auch  eine  Münze  von  Tarent,  mit 
Pallaskopf  einerseits    und   anderseits    mit    Eule   auf  Oel- 


zweig,  bezeichnet,  und  die  Inschrift  TAP.AOE   (Eckhel 
num.  vet.  p.  151.  D.  N.  I  p.  148.   II,  221)   sowohl  nach 
Athen  als  nach  Tarent  gehörig,   obwohl  Zeit  und  Anhifs 
einer  solchen  Verbindung  unbekannt  sind. 
XLIII  no.  32.    Plulueae  Boeollae. 
Der   jugendliche   reichgelockte  Kopf    auf    der  einen 
Seite  dieser,   andrerseits  mit   dem  Namen   der  Stadt   be- 
zeichneten,   Münze    dürfte    wohl   weniger  auf  Apoll  als 
vielmehr  auf  Zeus  Eleutherios  oder  Hellenios  zu  deu- 
ten   sein,    dessen    besondere   Verehrung    zu    Piataeae    die 
für  Hellas  entscheidende  Niederlage  der  Perser  verewigte 
(Strabo  p.  412.     Vgl.  C.  I.  gr.   no.  1068).     Auf  Münzen 
von  Syrakus   findet   sich   ein  ähnlicher  jugendlicher  Kopf 
mit  reichlichem  Haar,  welcher   beim   ersten  Anblick  dem 
Apollo  gleicht,  durch  alte  Beischrift  aber  _//o?  EXlai'iov 
dem  Zeus  Hellenios  (Eckhel  I,  244.  cf.  Morelli  fam.  Clau- 
dia I  no.  3)  zugesprochen  wird.    Dafs  dieser  Zeus  Helle- 
nios dem  Zeus  Eleutherios  identisch  war,  ist  anderweitig 
bekannt  (Äelian.  V.  H.  XIII,  1).     Auf  das  böotische  Pla- 
tää,  lieber  als  nacii  der  Insel  Platiu,  möclite  ich  auch  die 
Münze  mit  Pallaskopf  einerseits,  Eule  beim  Oelzweig  an- 
derseits und  mit  der  beiderseitigen  Inschrift  ID.utu  (Revue 
num.    VIII  p.  250),   beziehen;    denn   was  die  Schreibung 
Jllaxn   für  IDmtui   anlangt,   so    ist   dieselbe   durch  den 
inschriftlichen  Ausdruck  fV  nXuTtuig  (C.  Inscr.  no.  1068) 
hinlänglich   geschützt.     Die   attischen  Typen  erinnern  an 
den  Beistand,  den  die  Athener  den  unglücklichen  Platäern 
gegen  Büotier  und  Spartaner  angedeihen  liefsen. 
Moden.T. 

Gel.  Cavedoni. 


A     1     1    e     r    1 


1. 


7.  Odysseus  und  Helena.  Nach  Plinius 
(XXXV,  11,  40)  hatte  der  Maler  Aristophon  sich  Ruhm 
erworben  „numevosa  tuhiilu  in  f/ii«  stint  Priumus  He- 
lena CreAul'htus  Ullxes  Deiphohus  Dolus."  Die 
Zusammenstellung  dieser  Personsii  läfst  den  Gegenstand 
des  Gemäldes  errathen.  Es  mul's  eines  der  Abentheuer 
des  Odysseus  aus  der  letzten  Zeit  der  Belagerung  Trojas 
sein,  nachdem  Paris  gelallen  und  Helena  mit  Deiphobos 
vermählt  war.  Zunächst  denkt  man  an  die  jiToi/tiit,  da 
Odysseus  als  Bettler  verkleidet  sich  einschlich,  von  Helena 
erkannt  wurde,  und  mit  dieser  den  Plan  zur  Eroberung 
der  Stadt  verabredete  (Weicker  Griech.  'i'rag.  p.  948tf.). 
Odysseus,  dem  Dolus  zur  Seite  stellt  (!-//7(<r(,,  welche  wir 
jetzt  auf  der  Tereusvase,  AI.  d.  I.  sect.  Iranc.  21,  sehen),  er- 
zählt dem  betrogenen  Priamos  sein  Mährclien,  neben  dem 
Credulitas  steht.  So  stehen  auch  Helena  und  Deiphobos 
einander  gegenüber,  ihre  Gegenwart  ist  durch  die  Sage 
hinreichend  erklärt;  welches  besondere  Motiv  der  Maler 
aber  dabei  ausgesprochen  hatte,  lälst  sich  nicht  sagen. 
Das  eine  liegt   nahe,  dal's   Helena,    die  Cienossin  der  List 


des  Odysseus,  neben  Priamos  gestellt  ist,  Deiphobos, 
der  das  nächste  Opfer  ihres  Verratlis  wird,  neben  Odys- 
seus steht,  so  dafs  die  Beziehungen  der  Personen  auf 
einander  bei  der  offenbar  streng  symmetrischen  An- 
ordnung derselben  sich  kreuzen.  Sollte  Jemand  in  dem 
Umstände  ein  Bedenken  finilen,  dafs  in  dem  Wenigen,  das 
uns  über  dieses  Al)entheuer  ül)erliefert  ist,  Hekabe  eine 
Hauptrolle  spielt,  nicht  sowolil  Priamos,  so  könnte  man 
auch  daran  sich  erinnern,  dal's  nach  Eupliorion  (Serv.  zu 
Verg.  Aen.  11,79)  Odysseus  die  Rolle  spielte,  welche  Ver- 
gilius  dem  Sinon  giebt,  und  also  die  Scene  in  eine  etwas 
spätere  Zeit  verlegen,  wobei  die  Bedeutung  im  Wesentli- 
chen nicht  geiindert  würde.  Uebrigens  ist  es  bemerkens- 
werth ,  dal's  Plinius  ein  Gemälde  mit  sechs  Figuren  eine 
niimerosa  tabula  nennt  d.  h.  ein  Bild,  auf  welchem  viele 
Gegenstände,  also  zunächst  Figuren  dargestellt  waren,  wie 
man  sagt  numerosus  hnrtuii  (Columell  X,  6),  «iinierosHin 
gymnusium  (Plin.  epp.  X,  48,  4),  numernsa  causii  (Plin. 
epp.  III,  9,  22).  Oder  hätte  er  nicht  alle  Figuren  ange- 
iülirt?  Otto   Jahn. 


Uiezu  Tafel  Vlll  der  JS'euen  Folife:    ütony.so.s- Apollo ;  Künsllernamen  auf  Münzen. 

Herausgegeben  von  E.  Gerhard. 


Druck  und  Verlag  von  O.  Reimer. 


129  130 

ARCHÄOLOGISCHE  ZEITUNG. 


M  9. 


Neue  Folge. 


September  1847. 


Die  Askolieii.  —  Lityerses.  —   Griecliiselie  Münzen:   Bura  und  Troezen ;  Nympliaeuin  und  Tliyrreuin.  —  Allerlei 

(Neueste  pompejanisclie  Ausgrabungen:    Fortsetzung). 


I. 

Die  Askolien  ^3. 

Hiezii  (lif  Abbildung   Tafel  IX. 

iKlii  den  Vergnügungen   der  Weinlese  geliöite   es, 
dal's  Jünglinge  und  Männer,  wie  Virgilius  sagt*): 

inier  pocula  laeii 
mollibus  in  praiis  uncios  sulucrc  per  nires, 
und  dieser  Scherz  wurde  zu  einem  WeUkani|)f  der 
Gewandtiieit  ausgebildet.  Ein  leerer  Schlauch  ') 
wurde  möglichst  prall  aufgeblasen  ■•)  und  dann  mit 
Gel ')  oder  Seife  *)  bestrichen,  um  ihn  recht  glatt 
zu   machen;    es   galt   nun   auf  denselben    hinaufzu- 

')  Die  Stellen  der  Alten  sind  gesammelt  und  behandelt 
von  Kollier  description  dun  camee  antique  du  cabinet  Farnese. 
Petersburg  1810  |i.  11  ir.  Krause,  Gymnastik  und  Agonistik  der 
Hellenen  p.  399  tf.  Fritzscbe  cominentt.  de  Lenaeis  Atticis 
uiantissa.     Rostock  1837   p.  8  IT. 

■')  Virg,  Ge.  II,  383  ff. 

^)  Nur  beim  Scliol.  Arist.  Plut.  1130  findet  sicli  die  ver- 
einzelte ISotiz,  dal's  man  sieb  aueb  eines  mit  Wein  gelullten 
Schlauches  bedient  habe. 

")  Poll.  IX,  121.  Kustath.  p.  164(j,  22.  Suid.  s.  v.  (\nxk 
KiijiJii^wrTOi.     Tzetz.  z.  Hesiod.  opp.  76ö.  .370. 

')  Poll.  IX,  121.  Scliol.  Arist.  PUit.  1130.  Suid.  s.  v.  itaxüs 
K-it\ai<fm'Tog.  Schol.  Piaton.  p.  375.  Bekk.  Hesych.  s.  v. 
uoxiohul^liv. 

'■)  Serv.  z.  Virg.  Ge.  II,  38-1. 

')  Das  Wort  (\a/.<i>).i<iitiv  hat  ebenfalls  die  Bedeutung  Iiin- 
ken,  auf  einem  Beine  hüpfen,  s.  Arist.  Plut.  1130.  Plat.  Symp. 
p.  1901).  Lucian.  Lexipli.  2.  Plut.  Symp.  qu.  I,  4  p.  621  K. 
Aelian.  h.  an.  III,  13,  und  die  Zeugnisse  der  Grammatiker, 
welche  verschiedene  zum  Theil  recht  abgeschmackte  Etyiuolo- 
gieen  anfuhren,  Bekk.  Anecdd.  p.  24,  15.  452,  18.  Poll.  II, 
194.  IX,  121.  Hesych.  s.  v.  «azwAiKfovrff.  Ktym.  M.  s.  v. 
KcixialiK^it)  p.  155,  35.   Pliot.  s.  v.  axnißüCtiv  p.  520,  12.    Bach- 


springen, und  nicht  blofs  das  Gleichgewicht  zu  be- 
wahren, sondern  auf  einem  Beine  stehend  auf  dem- 
selben zu  hüpfen  '),  ohne  herabzufallen.    Spott  und 
Gelächter  der  Umstehenden  empfingen  den  herabglei- 
tendcn,  wie  es  bei  dem  Komiker  Eubulos  heifst «). 
■xcd  TCQOQ  ye  TOVTOig  aaxov  slg  /iiiaov  .  . 
xcaad'EVTeg  eigakkea&e  xcd  xaxdüTS 
snl  To7g  xaia^^sovaiv  and  xelevai-iaTog. 
Besonders    in  Allika   war   dieses  scherzhafte  Spiel, 
das  wohl   auch  an  anderen  Orten   geübt  wurde  '), 
im  Gebrauche  und    bildete    einen   stehenden   Theil 
der  Dionysischen  Festlichkeiten  ' ").   Die  Sage  führte 
die  Erfindung  desselben  auf  Ikarios    zurück  ' '),   an 
welchen  sich  ja  die  wichtigsten  Legenden  des  Dio- 
nysoskultus anknüpfen  "*). 

mann  Anecdd.  I  p.  366,  9.  Schol.  Arist.  Plut.  1130.  Suid.  s. 
V.  uoxüs  Kn]ai(fMVTOi.  Schol.  Plat.  p.  37.3.  Tim.  p.  51.  Schol. 
Luc.  t.  IV  p.  146  Jac.  Diese  Bedeutung  mag  wohl  die  ur- 
sprüngliche sein ,  und  das  Wort  nicht  wie  gewöhnlich  von 
t'.axoi,  sondern  etwa  mit  Lobeck  (patliolog.  p.  134)  von  xöil.ov 
abzuleiten  sein.  Hieher  hat  Panofka  die  Vorstellung  eines  Va- 
senbildes gezogen,  auf  welchem  ein  bartiger  Mann  vorgestellt 
ist,  der  vor  einem  llötenblasenden  Kpheben  auf  einem  Beine  hüpft 
(BoII.  1832  p.  118).  Auch  nannte  mnn  itaxioha^tiv  das  Hüpfen 
mit  eng  aneinander  geschlossenen  Beinen,  seh.  Plat.   p.  375. 

')  Meineke  frr.  com.  Gr.  III  p.  216  f.  [596,  8]. 

')  Non.  s.  v.  cernmis  p.  21:  Varro  de  vita  populi  Romani 
Hb.  I :  Etiam  pellis  bubulas  oleo  perfusas  percurrebant  ibique  cer- 
nuabant  a  quo  ille  versus  vetus  est  in  carminibus:  Sibi  pastores 
ludos  faciunt  coriis  consualia.    Vgl.  Scaliger  z.  Fest.  p.  XLH'. 

'")  Cornut.  N.  D.  30  p.  217.  Seh.  Arist.  Plut.  1130.  Suid. 
s.  v.  (iOxog  Kji]ai(f(ävxog.  Tzetz.  Hesiod.  opp.  370.  Harpocr. 
p.  37  Bk.  Hermann  gottesd.  AKerth.  §.  57,  10. 

")  Hygin.  poet.  astr.  II,  4  welcher  sich  auf  Kratosthenes 
beruft.  Auf  den  Reliefs,  welche  die  Kinkehr  des  Dionysos  bei 
Ikarios  vorstellen  (arch.  Beitr.  p.  198  ff.)  ist  auch  ein  Satyr 
mit  einem  Schlauche  zugegen. 

'■)  Ks    beruht   gewifs    nur   auf    einer   Verwirrung,   wenn 


131 


132 


Auf  Kunstwerken  finden  sich  die  Askolien  seilen 
vorgestellt,  und  zwar  sind  es  dann  stets  Satyrn, 
welche  sich  mit  demSchlauclitanz  belustigen.  Dies 
kann  nicht  auffallen,  da  alle  Gebrauche,  welche  man 
zu  Ehren  des  Dionysos  übte,  auch  den  Genossen 
seines  Thiasos  eigen  sind,  deren  ganzes  Thun  und 
Treiben  ja  nur  das  mythische  Vorbild  für  die  Fest- 
iust  der  Menschen  ist. 

Eine  schöne  Gemme  des  niuseo  Borbonico  stellt, 
wie  Köhler  richtig  erkannt  hat,  die  Vorbereitung  zu 
den  Askolien  vor,  nur  irrt  er  darin,  dafs  er  an  Ika- 
rios  und  Erigone  dachte  '^).  Eine  weibhche  fast 
nackte  Figur  ist  niedergeknieet  und  trügt  auf  der 
rechten  Schulter  einen  Schlauch,  den  sie  mit  der 
rechten  Hand  gefafsl  hält;  mit  gespannter  Aufmerk- 
samkeit, welche  sich  auch  in  der  vorgestreckten 
Linken  ausdrückt,  sieht  sie  zu  einem  Satyr  empor, 
der  auf  einem  Felssteine,  auf  dessen  höheren  Thcil 
er  sein  linkes  Knie  stützt,  vor  ihr  steht.  Er  hält 
den  vorstehenden  Ziplel  des  Schlauches  (novg)  mit 
der  rechten  Hand  vor  den  INIund  und  bläst  mit  aller 
jMacht  hinein,  um  ihn  mit  Luft  zu  füllen.  Ein  nack- 
ter Jüngling  tritt  mit  dem  linken  Fufs  auf  den 
Schlauch,  offenbar  will  er  prüfen,  ob  er  schon  hin- 
reichend aufgeblasen  ist,  um  darauf  zu  tanzen;  sein 
rechter  Fufs  ist  hinter  dem  Schlauche  verdeckt,  und 
man  sieht  deshalb  nicht,  worauf  er  sich  stützt,  um 
in  dieser  Lage  sicher  und  fest  zu  stehen.  Soweit 
ist  alles  klar,  die  Deutung  der  übrigen  Figuren  ist 
unsicher  und  schwankend  ''').  Zunächst  derSchlauch- 
Irägerin  sitzt  eine  fast  ganz  nackte  Frau  im  Gespräch 
mit  einer  zweiten,  welche  so  eben  von  ilu'eni  Sitz 
aufgestanden  ist,  dem  Beschauer  mit  dem  Rücken 
zugewandt  ist,  und,  wie  es  scheint,  ihre  Hand  der 
ersteren  auf  die  Schulter  legt.    Hinter  ihnen  ist  eine 

ilie  Askolien  in  eine  wumlurliclie  Verbindung  mit  ilen  ilrama- 
tisclien  Spielen  gesetzt  werden  (s.  Tansanias  bei  Eustatli.  |). 
17G9,  44);  wolier  denn  aiicli  die  Notiz  r'ülirt,  man  liabc  bei 
den  Asliolii'n  die  Scliläiiclie  ^c  /t(n(o  joij  'Itdrnov  hingelegt 
(Scliol.  Arist.  l'lnt.   II :}()). 

"j  Uaspe  calal.  de  Tassie,  4867  Taf.  30.  KöMer  a.  a. 
O.  Titelvignette.  O.  Jalin  I'enllieiis  Taf.  l,  4.  Neapels  ant. 
Bildw.  |).  3S).i,  I.    [Neil  aligebililet  auf  unserer  Tafel  IX  no.  2.] 

")  Vgl.  O.  Jalin  l'entlieus  p.  1.3(1.,  wo  verschiedene  Mei- 
nungen angeführt  sind. 

''')  Hoch  1  Fufs  10  Zoll  rheinisch  ins  Gevierte,    Hcrrüh* 


Klippe  (wenn  nicht  eine  Art  von  Portal)  sichtbar, 
auf  der  ein  Jüngling  auf  den  Knieen  und  mit  bei- 
den Händen  auf  den  Boden  gestützt  liegt;  ein  Thier- 
fell  bedeckt  den  Rücken  und  ist  über  den  Kopf  ge- 


Die  Vorbereitung  zu  dem  eigentlichen  Schlauch- 
tanze stellt  ebenfalls,  aber  ausführlicher,  das  anbei 
aljgebildete  farbige  Mosaik  des  Berliner  Museums 
vor,  welches  bei  später  Zeit  und  mittelmäfsiger  Ar- 
beit durch  seinen  anziehenden  Gegenstand  nähere 
Betrachtung  verdient  '  *).  Neben  einem  Cypressen- 
artigen  Baume  liegt  ein  Schlauch  von  nicht  geringem 
Umfang**)  am  Boden;  daneben  sitzt  ein  nackter  Sa- 
tyr von  jener  braunrothen  Farbe,  welche  auf  antiken 
Gemälden  den  Rlännern  eigen  ist  ' '),  auf  der  Erde, 
auf  welche  er  sich  mit  der  linken  Hand  stützt,  die 
rechte  erbebt  er  verwundert;  wie  es  scheint  hat  er 
den  Schlauch  untersucht  und  findet  ihn  hinreichend 
straf!'.  Hinter  dem  Scldauche  steht  ein  graubärtiger 
Silen,  nackt  bis  auf  einen  dunkelrothen  Schurz,  der 
um  seine  Hüften  geschlungen  ist.  Er  legt  seine  aus- 
gestreckte Linke  auf  den  Nacken  eines  ganz  nack- 
ten Jünglings,  der  neben  dem  Schhiuch  in  einer 
cliarakterislischen  Stellung  steht.  Die  Beine  sind 
dicht  an  einander  geschlossen,  die  Kniee  ein  wenig 
cinge])ogen,  beide  Arme  in  einem  spitzen  Winkel 
etwas  zurückgezogen,  die  Hände  geballt.  ]Man  sieht 
dafs  er  sich  vorbereitet,  auf  den  vor  ihm  liegenden 
Schlauch  hinaufzuspringen,  zugleich  aber  spricht  sich 
in  seiner  Haltung  eine  ängstliche  Scheu  aus,  welche 
auch  das  Gesicht  ausdrückt,  und  welche  Silen  durch 
ermunterndes  Zureden  zu  beschwichtigen  scheint. 
Dem  Jüngling  gegenüber  steht  ein  jugendlicher  Sa- 
tyr mit  dem  Oberleib  über  den  Schlauch  gebeugt, 
indem  er  sich  mit  der  Linken  auf  den  Rücken  des 

rend    aus    den    Hyperb.    Stud.   I,    125   und    sonst    erwalinten 
ostiensisclien  Ausgrabungen  des  Kunsthändlers  Cartoni.   E,  G. 

")  Zu  vergleiclien  ist  ein  Vasenbild  (Gerhard  ant.  Bildw. 
107)  auf  welclieni  vier  .Satyrn  einen  grofsen,  mit  Kpheu  und 
Bändern  gesclimücklen  Schlauch  einer  geülfneten  Pforte  ent- 
geguntragcn.  Auch  in  Athen  wurden  Schläuche  in  der  Pro- 
cession  auf  den  Scliultern  getragen,  vgl.  Etyni.  M.  s.  v.  itaxo- 
(lOijtTr  p.  I5.i,  8.  Suid,  s.  v.  äaxug  KTjnnftöi'io;.  Bekk.  An. 
I  p.  214,  3. 

"J  Vgl.  Bijttiger  Aldobr.  Hochz.  p.  57  f. 


133 


134 


sitzeiulea  Snlyr  stützt,  seine  lleclile  luill  Silcn  mit 
der  seinigeii  gefafst,  und  es  sclieint,  als  ob  er  sie 
demselben  vergebens  zu  entziehen  suche.  Man  darf 
also  vcrniullicn,  dafs  diese  beiden  jüngeren  Peisonen 
zu  einem  Wutlslrcil  im  Scblauchlanze  bestimmt  sind, 
für  welchen  sie  nicht  allzugrofse  Neigung  bezeigen. 
Vielleicht  war  es  eine  Art  des  Askoliasmos,  dafs 
zwei  einander  vom  Schlauche  herabzuslofsen  such- 
ten, obgleich  ich  darüber  Nichts  erwiihnt  linde. 
Hinler  dem  zuletzt  erwähnten  Satyr  wird  eine  nackte 
männliche  Figur  zum  Theil  sichtbar,  mit  einem  dun- 
kelfarbigen, gefleckten  Thicrfell  um  die  Hüften;  er 
kehrt  dem  Beschauer  den  liucken  zu  und  wendet 
den  Kopf  rückwärts;  Stellung  und  Haltung  erinnern 
einiger  Mafsen  an  die  bekannte  Figur  des  Teniers. 
Unter  den»  linken  Arm  des  Silenos  sieht  ein  derber, 
nackter  Knabe  hervor,  der  sich  ein  Wenig  vorwärts 
bückt  und  die  linke  Hand  aufs  Knie  stützt,  um  bes- 
ser sehen  zu  können.  Es  ist  zu  bemerken,  dafs  an 
allen  diesen  Figuren  das  bräunlich  dunkle  Haar  in 
eigenlhümlicher  Weise  dargestellt  ist,  so  dafs  man 
zweifelhaft  sein  könnte,  ob  es  etwa  mit  einem  Tuch 
umwunden  ist. 

Am  äufsersten  Ende  des  Mosaiks  stehet  eine 
Gruppe  von  zwei  Frauen.  Die  eine  ist  mit  einem 
grünen  Chiton  bekleidet,  welcher  den  rechten  Arm 
und  Busen  enlblölst  läfst,  darüber  ist  unterwärts 
ein  gelber  Mantel  geworfen.  Sie  steht  ruhig  da, 
läfst  den  rechten  Arm  sinken,  und  sieht  aufmerksam 
auf  die  mit  dem  Schlauche  Beschäftigten  hin.  Die 
andere  Frau  ist  mit  einem  gelben  Chiton  bekleidet, 
über  welchen  ein  rothbrauner  IMantei  fällt;  sie  ist 
der  ersteren  von  der  Seite  her  zugekehrt,  hat  den 
rechten  Arm  um  ihren  Nacken  gelegt,  so  dafs  die 
Hand   auf   der  rechten  Schulter  ruht   und    umfafst 


mit  der  Linken  ihren  Leib,  ihr  Gesicht  ist  fast  ganz 
hinter  dem  Kopfe  jener  verborgen.  Aehnlich  grup- 
]iirte  Frauen  als  ruhige  Zuschauerinnen  finden  sich 
auch  sonst  ' «),  eine  bestimmte  Deutung  wülsle  ich 
hier  nicht  zu  geben.  Sie  sind  weder  durch  Hallung 
noch  Attribute  als  Theilnehmerinnen  des  Bakchischen 
Thiasos  charakterisirt;  zu  bemerken  ist  jedenfalls, 
dafs  auch  auf  der  oben  erwähnten  Gemme  zwei 
Frauen  in  einer  ähnlichen  Stellung  gegenwärtig  sind, 
es  wäre  also  möglich,  dafs  sie  in  einer  bestimmten 
Beziehung  zu  der  dargestellten  Handlung  sieben, 
die  ich  indefs  nicht  angeben  kann. 

Den  Hintergrund  bildet  ein  nur  leicht  angedeu- 
teter Hügel,  auf  dessen  grün  bewachsener  Höhe 
Dionysos  und  Ariadne  auf  untergebreiteten  Panther- 
fellen gelagert  mit  halbem  Leibe  sichtbar  sind.  Beide 
sind  bekränzt,  Dionysos  hält  in  der  Rechten  eine 
goldene  Schale,  Ariadne,  um  deren  rechten  Arm, 
welchen  sie  um  den  Nacken  geschlungen  hat,  ein 
rolhes  Gewand  geschlungen  ist,  hält  in  der  Linken 
einen  Thyrsos.  Beide  sieht  man  auch  sonst  als 
ruhige  Zuschauer  des  lebhaften  Treibens  ihrer  Be- 
gleiter, als  Beispiel  genüge  der  Casalische  Sarco- 
phag '»),  wo  sie  dem  Kampfe  des  Fan  und  Eros 
zusehen. 

Den  Schlauchtanz  selbst  stellt  eine  oft  abgebil- 
dete Gemme  vor  *").  Auf  dem  Schlauch  steht 
ein  Satyr  und  sucht  mit  ausgestreckten  Händen  sich 
im  Gleichgewicht  zu  erhalten,  zu  beiden  Seilen  steht 
ein  andrer  und  drückt  durch  seine  Geberden  «rc- 
spannte  Aufmerksamkeit  auf  den  Tänzer  aus  ^M. 
Auch  eine  Bronze  im  Museo  Borbonico  **)  stellt 
eine  Silenenartige  Figur  vor,  welche  sich  mit  dem 
Hnken  Beine  ^')  auf  einen  Schlauch  stemmt  2*). 
Es    war    eine    gesteigerte    Aufgabe,    auf    dem 


'")  O.  Jalin  arch.  Beitr.  p.  76. 

' ")  Mus.  l'io  Cl.  V  tav.  C.  BüUiger  arcli.  AIiis.  Taf.  4.  5. 
Miliin  gal.  mjtli.  (U,  242.  Guigniaut  rcl.  <te  laut.  121,  453. 
Müller  Denkm.  a.  K.  II,  37,  432. 

'")  Sdllanoni  gemni.  ant.  30.  Ilaponi  tlies.  gemm.  II,  14. 
Krause  Gvmn.    und  Agon.    Taf.  24,  !)3 ;    vgl.  Kolik-r  a.  a.  (). 

p.  48  ir. 

")  IcU  glaube  nicht,  dafs  Osann  (z.  C'ornut.  N.  I).  p.  3.J8) 
Recht  hat,  auf  einer  Genitne  bei  Miliotti  (pierr.  grav.  64)  den 
Schlancbtanz  zu  erkennen;   der  Gegenstand,   auf  welchen  eine 


der  dargestellten  Figuren  tritt,  ist  zu  klein,  um  für  einen 
Schlaucli  gelten  zu  können. 

••')  Neapels  ant.  Bildw.  p.  199,  15. 

"J  Auch  der  Jüngling  auf  der  oben  erwähnten  Gemme 
(n.  13)  steht  mit  dem  linken  Fufs  auf  dem  Schlauche,  was  mit 
der  Beohaclilnng  des  Aristoteles  (de  incessu  4  p.  705  b  33) 
übereinstimmt:  iFio  xcd  liaxojXiu^ovai  (h'iov  Inl  toTs  äniaTiooTs. 

■')  Ganz  ohne  Grund  hat  man  nacli  dem  Vorgange  von 
Gori  (inscr.  Etrur.  11  p.  104  If.)  nnd  Venuti  (saggi  delf  acad. 
di   Cortona   I   p.  87  ff.)  ein   Kelief  auf  die  Askolien  bezogen. 


135 


136 


Schlauche  stehend  einen  Becher  zu  leeren,  ein  Pa- 
rasit beschwert  sicli  darüber,  dafs  man  ihm  diese 
lästige  Zumuthung  machte**).  Im  Uebermuth  der 
Weinlust  mochten  solche  Späfse  wohl  vorkommen, 
dafs  aber  beim  Fest  der  Choen  in  Athen  der  her- 
kömmliche Wettkampf  im  Trinken  auf  diese  Weise 
gehalten  wurde**),  ist  sehr  zweifelhaft.  Winckel- 
mann  *')  glaubte  auf  einer  Gemme  einen  Satyr  zu 
erkennen,  der  mit  einem  Trinkgefafs  auf  einem 
Sclüauche  steht,  allein  der  beschädigte  Zustand  der- 
selben läfst  nicht  mit  Sicherheit  bestimmen,  ob  es 
wirklich  ein  Schlauch  sei.  Otto  Jahn. 


II. 

Lityeises. 

Hr.  Panofka  behandelt  in  Nr.  24  der  Arcli.  Zeitung 
eine  Reihe  interessanter  Vasenl>ilder,  welche  die  Sage 
vom  König  Midas  zum  Gegenstande  liaben,  darunter  auch 
das  Innenliild  einer  Volcenterschale  im  Gregorianisclien 
Museum,  in  Betreff  dessen  ich  dem  Erklärer  nicht  durcii- 
gehends  beipflichten  kann.  Allerdings  ist  der  Mann  im 
langen  Gewände  mit  dem  Scepter  auf  einem  mit  Greifen- 
köpfen verzierten  Throne  sitzend  unzweifelhaft  König 
Midas,  was  die  langen  Eselsohren  deutlich  zeigen.  Nur 
hatte  Hr.  Panofka  nicht  eine  Bestätigung  dafür  in  den 
Ornamenten  des  'l'hrones  finden  sollen,  indem  er  die 
Greife  als  Wächter  des  Goldes  auf  den  spriicliwörtlichen 
Reichthum  des  Midas  bezieht,  zugleich  aber  eine  An- 
spielung auf  die  Weihung  des  Midasthrones  im  Delphi- 
schen Tempel  (Herodot  I.  14)  darin  erblickt,  in  so  fern 
die  Greife  dem  Apollo  heilig  sind.  Auf  keinen  Fall  ist 
an  eine  Vereinigung  beider  Beziehungen  zu  denken,  über- 
haupt aber  nicht  zu  übersehen,  wie  alle  solche  Ornamente 
oft  rein  äufserliche  Zuthat  sind,  und  eben  daher  die 
Wahl  derselben,  namentlicli  bei  untergeordneten  Kunst- 
werken, mehr  oder  minder  dem  Zufall  angehört. 

In  Betreff  der  zweiten  Figur,  die  in  kurzem  Chiton, 
beschuht,  den  Kopf  mit  einer  asiatischen  Mütze  bedeckt, 
in  der  Linken  einen  Stab  haltend,  an  dem  sich  oben  ein 
sichelförmiger  Ausläufer  findet,  zum  König  MiJns   heran- 


tritt, hat  Hr.  Panofka  wohl  Recht,  wenn  er  darin  keinen 
gewöhnlichen  Diener  und  Boten  erkennt;  aber  seine  Deu- 
tung, dafs  Anchuros,  Midas  Sohn,  dargestellt  sei,  der 
vom  Vater  Abschied  nimmt,  um  sich  in  den  unergründ- 
lichen Schlund  zu  Celänae  in  Phrygien  zu  stürzen,  halte 
ich  für  sehr  problematisch.  Plutarch  Parallel,  c.  5,  der 
aus  den  Metamorphosen  des  Callisthenes  diese  Sage  be- 
richtet, erzählt:  l4y/ovQng  cVf  vwg  tov  Uli'äu,  ).oyiacifii- 
j'oc  /^iijdiy  ih'ui  TiiiKiiTfQO)'  iv  ßi'ni  tpvytjg  uvS^QionlvtiC, 
()o!;j  7i(QinXoxug  tiö  ytri^r'^auvTi  xui  rv  yvyuixi  Tifiod'fu, 
l'rfinnoz  (ig  Tov  tojiov  tov  yüaiiuTog  iiftyß-i].  Aber  liier 
ist  nichts  zu  erblicken,  was  an  jenen  ritterlichen  Anchu- 
ros erinnerte,  nichts,  was  einen  rührenden  Abschied  von 
Vater  und  Gattin  verräth,  nichts,  was  überhaupt  auf  eine 
tragische  Begebenheit  hindeutet.  Was  Hr.  Panofka  sonst 
zu  Gunsten  seiner  Deutung  beibringt,  ist  mehr  geeignet. 
Bedenken  zu  erregen,  z.  B.  Anchuros  sei  nicht  der  rich- 
tige Name,  sondern  ^4y/.VQng,  und  das  sichel-  oder  an- 
kerartige Instrument  in  der  Hand  desselben  vertrete  gleich- 
sam die  Stelle  einer  Beischrift;  zur  Bestätigung  dieser 
Auslegung  wird  noch  auf  ein  ähnlich  geformtes  Instrument 
zur  Lenkung  der  Elephanten,  im  Indischen  Aukoura  ge- 
nannt u.  s.  w.  hingewiesen,  was  ich  nicht  im  Einzelnen 
widerlegen  kann.  Hr.  Panofka  macht  auf  eine  gewisse 
Gesichtsäliiilichkeit  aufmerksam,  die  zwischen  beiden  Fi- 
guren stattfinde  (ein  Umstand,  auf  den  jedoch  kein  gro- 
fses  Gewicht  zu  legen  ist,  da  sich  dieselbe  Erscheinung 
aus  leicht  begreiflichen  Gründen  auch  anderwärts  findet, 
wo  an  Verwandtschaft  nicht  zu  denken  ist);  und  so  erin- 
nert er  auch  an  Lityerses,  den  uneheliclien  Sohn  des  Mi- 
das, verwirft  jedoch  diese  Deutung  sofort  wieder.  Dennocli 
glaube  ich  in  den  beiden  Figuren  eben  M  idas  und  seinen 
Sohn  Lityerses  zu  erkennen.  Wie  die  Eselsohren  für 
Midas  das  charakteristische  Kennzeichen  ist,  so  für  seinen 
Sohn  die  Harpe,  womit  er  nicht  nur  die  reife  Saat,  son- 
dern auch  die  Häupter  seiner  Gastfreunde  abzumähen 
pflegte,  vergleiche  die  Schilderung  des  Sositheus  (Para- 
doxograplii  ed.  Westermann  S.  220)  im  Lityerses: 
A'tö^  ui  KtXuii'ul,  TiuTQig  uQ/ui'u  nüXig 
Bli'dov  ytQoi'Tog,  Öaiig  iut  t/jov  ovov 
tjvaaai  y.ui  vovv  (f(OTog  tvi'jS'Ovg  uyuv. 
ovrog  ()'  txilfov  nuTg,  narpi  nXuoTog  »'o3"OC, 
jiijTQog  ö'  oTiolug  i)  rtxova'  inhrurui. 

Dann  weiter: 


welclies  einen  Silt-n  vorsli-IIt,  iler  mit  dem  Itiickcn  gegen  einen 
.Sclilaiicli  geleimt,  auf  der  Knie  liegt  und  zur  Citlier  singt;  vgl. 
Kulinken   z.  'I'ini.  p.  5L     Uejne  z.  Virg.  Ge.   II,  384. 


")  AIciplir.  c|.|i.  in,  51. 

'"')  Schob  Aiist.  Acli.  1002,  Suid.  s.  y.  t'iaxüi  Aiiiaiifiijyjos. 

')  Winckelniuiin  pierr.  grav.  p.  245,  1520. 


137 


138 


uvTiö  y.vliaug  xQUTog  0Q(fai'uv  (ftQti 
ythöy  &tQiaiiiV  log  ut'ooy  rjQi'tjTiaft'  *). 
Dieses  Attribut  nun,  was  für  den  Lityerses  unbedingt 
nothwendig  ist,   erkenne  ich  aber  aus  jenein  Instrumente, 
was  aus  Stal>  und  Sichel  gleiciisain   zusaniinengesetzt  ist. 
Die  Harpe   neinlich   ist   bald   sichellürniig   gestallet,    baltl 
hat   sie   mehr   die  Gestalt    einer  Sense,   uin    diesen   Aus- 
druck zu   gebrauchen:   in   dieser  Form  erscheint   hier  die 
Harpe;  in  alinlicher  Weise    wird   die  Harpe   des  Perseus 
auf  einer   argivischen   Münze   dargestellt,  s.   Miliin   Gall. 
Mythol.   T.  XCVI.    n.  388.      Ganz    so    auf   Münzen    von 
Tarsos,  vergl.  Müller  Handb.  §.  414.  2.   Aehnlich  müssen 
wir  uns  das  i)(}t7iuvoy  gestaltet  denken,  was  in  Kleinasien 
niclit  biofs  als   agrarisches  Instrument,   sondern  auch    als 
Waffe  dient,    Herodot.  V.  c.  112.    Mau  könnte  nun  frei- 
lich einwenden,   dafs   sich    keine  liegebenheit  nachweisen 
lasse ,    wo    wie    hier   Midas    und    sein  Sohn  Lit3'erses   er- 
scheinen, allein  ich  gebe  zu  bedenken,  dafs  auch  in  man- 
chen andern  Fällen    sich    die  archäologische  Exegese  be- 
gnügen mufs,  die  handelnden  Personen  nachzuweisen,  ohne 
die  Beziehung  der  Situation  mit  Bestimmtheit  erklären  zu 
können:  sind  doch  auf  manchem  Vasengemälde  die  Namen 
heigeschrieben,   ohne    dafs  uns    dadurch  allein  die  Hand- 
lung  klar   würde.     Dafs   aber   Lilyerses  Gegenstand    der 
bildenden  Kunst  ward,  kann  nicht  befremden;  hiefs  doch 
nach  ihm  ein  bekanntes  Volkslied,  ein  Gesang  der  Schnit- 
ter, Lityerses,  s.  Schol.  Theoerit.  X.  41.    Photius  p.  227  ff. 
Suidas  V.  ylaviQoi^g,  und  zwar  bildeten  elien  die  Schick- 
sale des  Lityerses  den  Inhalt  jenes  Liedes,  wobei  zugleich 
des   Midas  gedacht    ward;    siehe   Photius:    itg  Tiiii]y  dt 
Toü  IMlüov  d^iQiaTty.og  vftyog  in  uvkö  awiTtS-rj.    Vergl. 
Follux  IV,  54:   i]dtTO  Si  6  dQijfog  TieQi  Tag  uloig  y.ui 
Tiß  dfoog  iTii  IMldov  Tiugiiuv&i'u.   Und  wir  können  wohl 
auch  mit  Sicherheit  annehmen,  dafs  die  tragische  Poesie 
einen  so  ganz  zu  einem  Satyrdrama  geeigneten  Stoffsich 
nicht  entgehen  liefs.    Wahrscheinlich  beliandelte  Euripides 
in  dem  Satyrspiel  QiQiöTal,  was  freilich  schon  die  Alexan- 
driner nicht  mehr  kannten,   diese  Sage;    gewifs    war  der 
Alexandriner  Sositlieus    nicht  der  erste,   der  dies  Thema 
bearbeitete,   schon   der  Umstand,    dafs  er  die  phrygische 
Lityersessage    mit  der   sicilischeu   Daphnissage   künstlich 


combinirte,  scheint  darauf  hinzudeuten,  dafs  er  kein  völlig 
unberührtes  Feld  betrat.  So  mag  denn  auch  der  Künstler 
entweder  der  Volkssage,  wie  sie  in  jenem  Liede  vorlag, 
gefolgt  sein,  oder  er  führt  uns  eine  Scene  aus  einem  Sa- 
tyrdrama vor,  was  ich  für  wahrscheinlicher  halte,  da  es 
ganz  dem  natürlichen  Eindrucke,  den  das  Bild  auf  den 
unbefangenen  Beschauer  macht,  entspricht. 

Th.   Bergk. 


III. 

Griechische  Münzen. 

1.     Bura   und   Troezen. 

Unter  den  auf  Tafel  IX  der  Archäologischen  Zeitung 
abgebildeten  Münzen  des  Hrn.  \'on  Prolicscli-Osten\)  fin- 
det sich  als  no.  14  eineMünze  von  Bura  in  Achaja,  einen 
siebensäuligen  Tempel  auf  einem  Berge  darstellend,  unten 
Grotte  mit  Vorbau,  darin  ein  Götterbild.  Hr.  von  Pro- 
kescli  erinnert  daran,  dafs  Pausanias  von  einem  Orakel 
und  Standbilde  in  einer  Höhle  berichte.  Sicher  hal)en 
wir  hier  eine  ganz  specielle  geweihte  Localität  vor  uns, 
aber  jenes  Orakel,  was  Pausanias  VII,  25,  10  erwähnt, 
hängt  mit  dem  Herakleskulte  zusammen,  und  zwar  war 
die  Statue  ziemlich  klein  {^HQUxX)jg  ov  fityug  taiiy  ir 
f!7iJiluiio),  während  hier  offenbar  eine  GöHln  in  Jungem 
Gewunde  und  von  nicht  ununsehnlicher  Gröfse,  wie  es 
scheint,  dargestellt  ist.  Ich  beziehe  daher  das  Ganze 
vielmeiir  auf  den  Demetertempel,  der  auf  der  Akropolis 
sich  befand;  hier  mochte  das  geweihte  Bild  der  Göttin 
in  einer  Grotte  oder  auch  einer  Krypte,  gerade  wie  in 
Eleusis  sich  befinden,  vergl.  Pausan.  VII,  25,  9:  yuog  iV- 
ruvd^u  Ji'ifiijTQog,  o  dt  'AifQodhrig  zlwyvaov  rt  iari, 
y.ai  üXkog  EVuidvlag-  h'Oov  tov  IleyriXijaiov  tu  u- 
'/üXfiUTU,  Ad^rivulov  dt  tQyu  Evy.Xildov  y.al  t  ij  yfi'jftij- 
TQt  taiiy  iadi'jg'  welche  letztere  Worte  zu  meiner  Er- 
klärung vollkommen  passen. 

Ebenso  kann  ich  die  Deutung  der  Troezenischen 
IMünze  (29.  Tai'.  IX,  12)  niclit  für  wahrscheinlich  halten, 
woraufHr.  v.  Prokesch  denTlieseus  zu  erkennen  glaubt, 
der  in  der  Rechten  die  Keule,  in  der  Linken  die  Löwen- 
haut halte,  während  vor  ihm  ein  Hund  sich  befindet.    Der 


*)  Photius  p.  228   sagt  dafür  ^oinavor,   ihn  (cnoxoTiuay 
TICS  y.VfitAit^  TOI  ^otnavo). 

■f)  Bei  fortgesetzten  Nachträgen   zu  dieser  vielbeachteten 
MünzreiLe  wird  die  Bemerkung  an  ihrer  Stelle  sein,  dafs  Hrn. 


Osnnns  oben  S.  93  gegen  die  Lesart  "rpta  bei  Strabo  XIV 
p.  au  erhobener  Einspruch  durch  Hrn.  Krämers  Versicherung 
beseitigt  wird,  es  sei  dieser  Name  Lei  .Strabo,  wie  bei  TIui- 
cj^dides,  durch  sämmtliche  Handschriften  bezeugt  und  nQÜixov 
jjiv  "Lntit  (doch  ohne  /)  zu  lesen.  J.  d,  II. 


139 


140 


Herausgeber  stimmt  ihm  bei  und  macht  nur  auf  zwei  Ne- 
benfigürclien  aufmerksam,  die  er  als  Unterweltsgöttinnen 
zu  deuten  geneigt  ist.  Ich  denive,  der  Epliebe  mit  der 
Linken  auf  einen  Stab  sicli  stützend  und  dem  Hunde  vor 
sich  ist  der  Troezenisclie  Heros  Hippolytos,  der  ganz 
so  ersclieint  auf  dem  von  Politi  beschiielienen  Agrigentiner 
Marmorsarkophag  [01)en  Taf.  V]  vergl.  auch  Panofka, 
die  HeiJnötter  der  Griechen  S.  17,  was  von  der  Recli- 
ten  scheinl)ar  lierunter  hängt,  wage  ich  niciit  zu  bestim- 
men, ein  Löwenfell  ist  es  gewifs  nicht.  Die  beiden  Fi- 
"ürchen  hinter  Hippolytus  erkläre  ich  vielmehr  für  Damia 
nnd  Auxesia,  jene  cerealischen  Göttinnen,  die  nicht  allein 
zu  Aegina  verehrt  wurden  (s.  Müller  Aeglnet.  p.  170), 
sondern  aucii  in  Troezen,  und  zwar  in  der  unmittelbaren 
Nahe  des  Hippolytusheiligtlr.ims,  s.  Pausan.  II,  32.  1: 
'^JnnoXvr«)  dl  toi  Qi-fOHog  Tifiii'og  Tf  innfui'tmuTOv  a- 
i-uTui  yut  ruhg  iv  uvK^i  y.u)  uyt'.\tiu  taxiv  uQyutov. 
TC'.vTu  /ür  zl(Ofa\öriV  }Jyovai  Tiouidui  xal  TTQoatTi  dv- 
aui  T(~t  'l7i7io).vT(o  TTQonoi'  —  toi'tov  Ö(  irrog  rov  nt- 
Qißöl.nv  vuög  ioTtv  'AnülJ.ioyog  tKißuTr^QWv,  /JiOftr/dovg 
Hj'ü&ijiiu  —  ig  ät  Ti]t'  Ju/ii'xy  y.ut  Ti]y  Ai-'ii,n!uv  (y.a) 
yuQ  TQOiLijftoig  fitTinrn'  iutuh-)  (iv  rbv  ariin'  Ifyovaiy 
ö)'  'EniduvQWt  y.u.)  Ar/irrjui  Inyoi',  ullu  aqi/.taiyui 
uttQd-ti'Ovg  ix  Koi'jijg  y.r)..  —  xuia  di  to  iHQOi'  rov 
nioißöhw  fitnog  GTudiof  foriy  ''Innolvrov  xa'/jii'fUfOi', 
wodurch  die  Oertlichkeit,  sowie  auch  die  Beziehung  die- 
ser Göttinnen  zu  Hippolytus  ziemlich  klar  bezeichnet 
wird.  Ganz  passend  erscheinen  jene  beiden  dämonischen 
Naturgewalten  auf  der  troezenischen  Münze  gleichsam 
in  Zwerggestalt  *).  Th.   Bergk. 


2.     Nympliaeuin  und  Thyrreuni. 

Unter  den  neuesten  Ineditis  des  Herrn  von  Rauch 
befindi-t  sich  auf  Tafel  I  no.  5  eine  Silliermünze  seiner 
Sammlung,  mit  einem  weiblichen  Kopf  von  der  linken 
Seite  und  auf  der  Rückseite  einem  vertieften  Quadrat, 
in  welchem  eine  Weinrebe  mit  daran  hängender  Traul)e 
und  Blatt,  darüber  NYN.   Der  münzkundige  Besitzer  ver- 


muthet,  der  Fabrik  und  dem  Typus  nach,  die  sehr  merk- 
würdige Älünze  sei  tlirazisch  und  gehöre  zu  den  älteren 
Münzen  dieser  Provinz;  insbesondre  bemerkt  er,  das  Ge- 
präge der  Rückseite  sei  den  Münzen  von  Cypsela  und 
JMaronea  sehr  ähnlich.  Den  Namen  der  Stadt,  die  mit 
NYN  anfinge,  bedauert  derselbe  aber  nicht  entziffern  zu 
können. 

Es  unterliegt  wohl  keinem  Zweifel,  dafs  die  gedachte 
Münze  der  taurischen  Stadt  Nymphaion  zuzuweisen 
sei,  die  nach  Sirabons  (VII  p.  309)  Zeugnifs  zwischen 
Pantikapaion  und  Theodosia  lag,  zumal  NYN(JK4I0N 
für  iWilif/'-if/OiY  ohne  Schwierigkeit  gesagt  und  geschrie- 
ben werden  konnte,  wie  mit  anderweitigem  Wechsel  in 
Lakonien  bei  Boiae  ein  See  Nt\iiß(/.ioy  hiefs  (Paus.  III, 
XXIII,  1).  Der  weibliche  Kopf  gedachter  Münze  eignet 
sich  vorzugsweise  für  den  einer  iVt'/«^;;,  sowie  der  Trau- 
benzweig auf  der  Rückseite  an  die  Erziehung  des  Dio- 
nysos durch  die  Nymphen,  und  an  die  Alischung  des 
Weines  mit  Wasser  in  dieser  Verl»indung  sich  anschliel'st. 

Nicht  minder  dankbar  sind  wir  Hrn.  von  Rauch  für 
tlie  Bekanntmachung  der  Silbermnnze  von  Tliyrreum 
in  Akarnanien  mit  dem  Typus  des  i)elielmten  Alhenekopfes, 
vor  dessen  Hals  ein  kleiner  menschlicher  Kopf  mit  Stier- 
hörnern sichtbar  ist,  während  hinter  ihm  eine  Hand  mit 
lodernder  ['ackel  unsre  Aufmerksamkeit  in  Anspruch  nimmt. 
Auf  der  Rückseite  erblicken  wir  den  Pegasus  im  Lauf 
und  unter  dessen  Bauch  ein  O,  wohl  für  0,  auf  Tliyrreum 
zu  beziehen.  Zur  Erläuterung  dieses  Typus  verdienten 
aus  Mionnet  (Suppl.  III  no.  140.  131  p.  474.  473)  fol- 
gende zwei  Münzen  derselben  Stadt  angeführt  zu  werden, 
die  eine  einen  unl);irtigen,  männlichen  Kopf  mit  Hörnern 
und  Hals  eines  Stiers  mit  der  Inschrift  SEN03IENH^, 
und  auf  der  Rückseite  einen  thronenden  Apoll  mit  Bogen 
in  der  Rechten  und  der  Inschrift  ©ITP/TßiV  darstellend, 
die  andre  zeigt  gleich  der  unsrigen  einerseits  einen  Pe- 
gasus mit  0  darunter,  andrerseits  einen  I>ehelmten  Miner- 
venkopf,  dahinter  ,,eine  Art  Dreifufs,"  ofTenbar  einen 
Lychnos,  Kandelaber,  oder  Thymiaterion,  nebst  den  Buch- 
staben 0V  und  darunter  ^-/O. 


•)  Nämlich  wie  Götterbilder  als  Beiwerk  von  HaH()tfigiiren 
einer  Handlung  stets  kleiner  gebililet  zu  sein  pflegen.  Für 
Hil)|)oljt  als  AVaidijiann  tann  aucli  der  Hund  geltend  geniaclit 
werden,  der  für  Tlieseus  nur  etwa  als  üeiwerk  der  clilhoni- 
scben  Göttinnen  sich  erklären  läfst,  und  das  verineinlliclie  Lü- 
wenfell  mag  auf  sich  beruhen;  dagegen  scheint  der  fraglichen 
Heldengestalt  zur  S('itc  und  zwar  nicht  rechts,  sondern  links 
von  ilir,  eine  Keule  unleugliar.  Dieses  Attribut  ist  mit  IIi|i|>olyt 
schwer  vereinbar,  pafst  aber  auf  Theseus  sehr  wohl  nnd  eben 


so  ist  statt  der  zu  dessen  Rechten  vorausgesetzten  Keule  viel- 
mehr der  von  Tlieseus  gehobene  Stein  zu  erkennen,  in  dessen 
Nähe  die  früher  von  nur  auf  der  Münze  erkannten  Unterwelts- 
göttinnen (Paus.  II,  34,  (i)  zugleich  mit  einem  Apollotemiie! 
erwähnt  werden.  Damia  und  Auxesia  sind  wir  berechtigt 
(l'rodr.  S.  135,  43)  dem  cerealischen  Götterpaar  gleichzusetzen, 
liier  um  so  mehr  da  in  jener  von  Hrn.  B.  angezogenen  früheren 
Krwähnung  (II,  32,  1)  ebenfalls  ein  Apollotempel  als  nahe  be- 
zeichnet wird.  E.  G. 


141 


142 


Die  Hand  mit  lirennender  Fackel  auf  der  Rauclisclieii 
Ultiiize  von  Tliyireuin  entspriclit  genau  dem  Kandelaber 
auf  der  von  JMionnet  hescliriebnen  und  beide  finden  ihre 
vollständige  Erklärung  in  der  filosse  des  Hesjcliius  ©('()■ 
nnf  K)mÖoi,  ).uii  71  (xö  tg,  Ir/voi.  Die  Dezeicliuung 
beider  Liciitsymbole  durch  das  Wort  Ornaog,  wofür  man 
vermutlilicli  auch  5^i'<)()o?  sayte,  fillirt  auf  den  Zusammen- 
liang  derselben  mit  dem  Namen  der  Stadt 'l'liyrreum  und 


erscheint  elienso  unzweilelhaft,  als  das  Symbol  des  Fen- 
sters, das  man  bisher  mit  Unrecht  für  einen  Tliierflügel 
{dvQui)  erklärte,  vergessend  dafs  das  Fenster  ebenfalls 
mit  dem  Worte  d^vnlc  bezeichnet  wird,  und  als  der 
Thurm,  Oifta^  (welches  Wort  Hesychius  durch  jivoyng 
erläutert),  als  Elemente  der  Bildersprache  für  die  Stadt 
Thyrea  in  Argolis  auf  deren  Münztypen  uns  entgegen- 
treten. Th.    Panoika. 


Alle 

8.  Neueste  Pompej an ische  Ausgrabun- 
gen *).  Das  Haus,  dessen  vorzüglichste  Gemälde  mein 
Deulicher  Bericht  (oben  S.  26' IF.  10911.)  nach  der  ersten 
Besichtigung  und  dem  dabei  gewonnenen  Eindruck  zu  be- 
sclireil)en  versuchte,  liegt  im  <iiuiitri(jlio  dcllu  l'nrtuuu,  d. 
li.  in  einer  der  vier  sich  kreuzenden  Stral'sen,  deren  eine 
nach  dem  Fortunatempel  führt,  eine  andre  noch  nicht 
ausgegrabne,  derjenigen  des  neu  entdeckten  Hauses  ge- 
genülier,  nach  .Meer  und  Vesuv  sich  hinzielit. 

Beim  Eingang  in  dies  stattliche,  bilderreiche,  aber 
seiner  Bronzeschätze  schon  in  alter  Zeit  l>eraulile  Haus 
iiiierraschen  uns  in  einem  schmalen  Koi  ridur  (l'rothyron), 
von  dem  iiid^s  ab  eine  enge  kleine  Kannner  liegt,  auf 
rothem  Grunde  zwei  Bildchen ;  das  rechts  zeigt  einen 
Knaben  mit  langer  Fackel,  vorardeuchtend  einem  aui  eine 
epheubekränzte  Flötenspielerin  sich  stiilzenden  Alann:  es 
läge  nahe  ihn  vom  Gelag  lieimkehrend  sich  zu  denken, 
wenn  nicht  das  gegenüberliegende  Bildchen  links,  eine 
Frau  mit  langen  gesenkten  brennenden  Fackeln  gegenüber 
zwei  andern  darstellend,  trotz  der  allen  dreien  fehlenden 
Oberkörper,  auf  die  Pronnl)a  gegenüber  der  Braut 
nebst  Brautjungfern  hinwiese  und  so  in  dem  Gegenliilde 
den  Bräutigam  nebst  Hymeuäos  mit  Fackel  uns  ver- 
gegenwärtigte. .Avellino's  im  Bull.  Archeol.  d.  J.  vorge- 
sthlagner  Deutung,  hier  Demeter  und  Kora  und  an- 
drerseits Bacchus  zu  erkennen,  linde  ich  keine  Veran- 
lassung beiznpllicliten,  zumal  die  beiden  das  Bild  des 
Bräutigams  gleichsam  einrahmenden  Figuren  schwebender 
Krauen,  die  eine  das  Vordertheil  eines  .Schilfes,  die  andre 
ein  Füllhorn  tragend,  auf  individuelle  Beziehungen  auch 
ihrerseits  hinweisen  und  eine  'J'vmpaimjnscblägerin  mit 
'l'hyrsus  zur  Seite  des  Bildes  der  drei  Frauen  kaum  aus- 
reicht einen  religiösen  Charakter  für  diese  Malereien  in 
Anspruch  zu   nehmen. 

Von  diesem  Korridor  treten  wir  in  das  [injiluvium, 
dessen  Wände  mit  schöner  Architektur  eines  vermutlilicli 
öffentlichen  Gebäudes  bemalt  sind,  bei  welchem  ilie  hohen 
goldnen  'l'liüren,  theils  mit  Masken,  theils  mit  Victorieii 
geschmückt,  darüber  hohe  (litter,  an  den  verschiednen 
Seiten  sich  wiederholend,   Beachtung  verdienen. 

Wenden  wir  uns  nun  an  die  aneinanderstorsenilen 
Seitenzimmer  zur  linken  Seite  des  Hauses,  deren 
Thüren  alle  von  dem  Im[>luvium  ausgeben,  so  begegnet 
uns  in  ilem  ersten  eins  der  vielgemaltesten  pompejaiii- 
sclien  Bilder,  N  a  rciss,  jedoch  mit  dem  neuen  Motiv,  dals 
Amor  rechts  die  Fackel  an  dem  Gesicht  des  Narciss  im 
Wasser  auslöscht.  Der  Thür  gegenüber  liegt  eine  Nymphe 
von  einem  Satyr  bedroht,  an  ähnliche  \'orstelliMigen  des 
Gabinetto   riservalo   der   Studj   erinnernd.      Dem    Narciss 

*)  Fortsetzung  des  S.20*fgg:.  und  S.  lOOfgg.  begonnenen 
Reiseberichts  d., d.  Neapel  S.Juni. 


1 


1. 


gegenüber  befindet  sich  Venus  auf  einem  b'els  mit  zwei 
schwimmenden  Amoren.  Hier  fand  man  viel  Glas  und 
eine  -wohlerhaltene  Laterne.  —  Das  zweite  Zimmer  ist 
reicher  mit  Bildern  ausgestaltet:  links  ein  iMedaillon  der 
Juno,  dein  zur  andern  Seite  der  Thür  eins  des  Jupiter 
entspricht;  darül)er  eine  schöne  goldne  ^'ictoria  auf 
Biga,  links  davon  Venus  zwischen  Pfa  uen,  rechts  For- 
tuna auf  einer  Weltkugel.  An  der  grölseren  linken  Wand 
nimmt  Helle  in  den  Fluthen  von  dein  auf  dem  Widder 
geretteten  Phrixus  Abschied.  Das  Gegenstück  tler  rech- 
ten Wand  bildet  Polyphem,  dem  Amor  auf  Delphin  (ia- 
latheens  Brief  iibergiebt.  Der  'l'hür  gegenül)er  erweckt 
eine  fischende  Venus  wegen  ihrer  geliügelten  zur 
Seite  stehenden  Gefährtin  mit  einem  Baumzweig,  in  der 
ich  Iris  vermuthe,  ein  höheres  Interesse,  als  die  zunächst 
siclitl)are  Gruppe  von  ."Mars  und  Venus  mit  Amor.  — 
Im  dritten  Zimmer  derselben  Seite  erblicken  wir  links  das 
Bild  eines  Schauspielers  gegenülier  zweien  Knai)en,  rechts 
das  zweier  .Schauspieler.  —  Das  vierte  Zimmer  diente  als 
Korridor  und  zeichnet  sich  durch  eine  acbtstnüge  Alar- 
mortreppe  aus,  die  nach  dein  hinteren  und  Haupttheil  ties 
Hauses  iührl;  auf  der  Treppe  lag  ein  Skelett.  Eine  Her- 
kulesmaske gegenülier  einer  Sau,  Junouiaske  mit  Pfau, 
Jupitermaske  mit  Atller,  und  wegen  des  Bassin  mit  Delphin 
vielleicht  ehemals  eine  llebeinaske  bilden  den  Schmuck 
dieser  Wände.  • —  Im  fünften  Zimmer  sitzt  Paris  gegen- 
über einer  stehenden  Frau,  wohl  eher  Aphrodite  als  He- 
lena. —  Im  sechsten  befinden  sich  an  der  Hau|)twantl 
das  Bild  des  Briefes  mit  Addresse  neben  Dinteläfs  und  Di- 
ptychon, an  den  Seitenwänden  grofse  Bäume  ähnlich  den 
indischen  l<'eigeiibäumen.  —  Das  siebente  bilderleere  Zim- 
mer scheint  ein  blol'ser  Gang,  neben  welchem  die  noch 
bevorstehenilen  weiteren  Ausgrabungen  wahrscheinlich 
das  Atrium  aufdecken  v^ erden  mit  dem  Haupteiiigang  des 
Hauses  von  dem  Vicolo  aus.  Verinutblich  lagen  hier  die 
Räume  für  Wagen  und  Pferde,  daher  im  Zimmer  8  auch 
nächst  Erzgelal'sen  verschiedner  Form  ein  Plerdegezäum 
sich  vorfand.  —  Das  achte  Zimmer  liegt  an  der  Ecke  und 
bildet  somit  das  erste  dein  Hauseingang  gegeniiber;  nefien 
einem  schmaleren  befindet  sich  ein  gröfseres,  wo  Venus 
mit  den  Walfeii  des  Alars  sich  schmückend,  und  als  Ge- 
genstück Apoll  die  sinkende  Daphne  neiien  dem  Lor- 
beerbaum erfasseiiil  erscheint:  dazwischen  sieht  man  ein 
Medaillon  des  Bacchus,  ein  schönes  weibliches  mit  gold- 
nein  Reifen  im  Haar  und  himmelldaiiein  Gewand,  Arladiie 
oder  Diana  (?)  und  ein  männliches  andrerseits.  Vor  die- 
sem Zimmer  läulf  ein  Gang,  dessen  Wandpfeiler  ein  Me- 
daillon mit  Feigen,  Weintraube  und  Huhn,  der  arnlre  eins 
mit  Speiseschräiikclien  zeigt,  dessen  offne  'l'hiireu  eine 
igelähnliche  .Meerfriicht  und  einen  Apfel  sehen  lassen.  Die 
Besliininung  zum  Gartenraume  und  Blumenschmuck  wird 
durch  die  an  der  breiteren  oben  ofTeuen  Waudseite  unten 


143 


144 


sichtbare  Malerei  aiifser  Zweifel  gesetzt:  sie  stellt  näin- 
licli  einen  Garten  rait  Ziiunen,  mitten  einen  grofsen  Teich, 
daneben  jederseits  einen  Schwan  dar,  zu  beiden  Seiten 
des  Gartens  eine  Ringergnippe,  in  ilirer  Mitte  eine  Maske 
zur  Andeutung  derPalästra,  unten  wiederum  Biiuine,  mit- 
ten eine  Schildkröte. 

Wendet  man  sich  aufs  Neue  um  die  Ecke,  d.  h.  in 
das  erste  Zimmer  von  hinten  auf  der  rechten  Seite  des 
Hauses,  so  treffen  wir  Amoren  wein  lesend,  sechs  an- 
dre mit  jenem  Spiele  l)eschiiftigt  die  Schleife  eines  Stricks 
um  einen  in  der  Erde  befestigten  Nagel  richtig  zielend 
herüberzuwerfen ;  auffallend  steht  auch  hier  wie  auf  dem 
liin"st  entdeckten  und  mehrfach  publicirten  herkulanisclien 
Bilde  ein  andrer  Knabe  mit  aufgehobner  Gerte  schlag- 
drohend hinter  dem  Spieler. 

Dafs  dieses  Zimmer  dasTriclinium  vorstellte,  beweist 
die  darin  gefundne  Kline  und  Kufs  von  Silber  nebst  ver- 
kohltem Kissen.  Auf  dies  Praclitzimmer  folgte  ein  an- 
dres von  el)enfalls  bedeutendem  Umfang,  wahrscheinlicli 
ehemals  mit  wertlivollen  Bildern  a\if  Holz  geschmückt,  wor- 
auf der  gegenwärtige  Zustand  der  Wände  und  die  auf- 
"efundnen  Nägel  nebst  Bilderleisten  zu  schliel'sen  berech- 
ti"en:  in  diesem  Zimmer  fand  man  auch  ein  .Skelett.  Der 
Eintritt  in  dasselbe  geschah  durch  das  vor  dem  Garten 
"elegene  'l'ablinum,  vor  welchem  wiederum  das  Impluvium 
sich  befand,  von  dem  aus  rechts  \^ie  links  die  Eingänge 
nach  den  kleineren  mit  Bildchen  geschmückten  Zimmern 
fiihrten.  Vor  dem  schmalen  zu  Garten  i)estimmten  Raum 
der  Hinterwand  finden  wir  nach  vorn  zurückkehrend  eine 
■Tofse  viereckte  Räumlichkeit,  deren  mit  grofsen  Bäumen 
und  Vögeln  darauf  bemalte  Wände  auf  Ireies  Gartenleben 
schliel'sen  lassen.  An  der  llinterwaiul  steht  mitten  in  ei- 
ner mit  blauen  Mosaiksteinen  und  wirkliciien  Muscheln  ge- 
schmückten (den  zwei  früher  entdeckten  ähnlichen)  Grotte 
die  Maruiorstatue  eines  mit  Pantherfell  bekleideten  Silen, 
der  als  Quellvväcliter  die  Linke  aufein  Bassin  stützt:  fünf 
Mannorstufen  führen  zu  ihm  hinauf,  der  aus  der  Oeffnung 
seines  Schlauches  das  Quellwasser  hergab.  Von  den  Stu- 
fen der  Grotte  führt  eine  Marmorrinne  zu  dem  in  der 
Mitte  dieses  Raumes  befindlichen  Bassin  eines  Spring- 
brunnens in  Form  einer  Säule,  um  wilchen  eine  Anzahl 
zierlicher  Marmorwerke  guten  Styls  sich  gruppiren,  wäh- 
rend als  näher  zum  lleiligthum  gehörig  kleine  Doppel- 
hermen in  Marmor,  Bacchus  Hebon  und  der  jugendliche 
mit  Stierhörnern,  links  Bacchus  und  Proserpina,  rechts 
Mercur  und  Vesta  [?J  zweimal,  vor  dem  Silen  gleichsam 
Wache  haltend  uns  begrül'sen.  Unter  den  Gruppen  ist 
ein  Satyr,  dem  Pan  denDorn  aus7,lehend,  wenngleich 
kleiner,  doch  vermuthlicli  mit  die  schönste  der  bisher  be- 
kannten. Dieser  Gruppe  steht  die  eines  mit  Ziegenfell 
bekleideten  eine  Syrinx  haltenden  E  a  u  n  nicht  nacli,  der 
in  der  Linken  ein  Zicklein  hält:  höchst  ausdrucksvoll 
springt  die  .Mutter-Ziege  an  die  mit  Blätterwerk  verzierte 
Herme,  in  die  der  Kann  endet,  herauf,  um  den  Raub  ih- 
res Kindes  zu  hindern.  Aehrdich  schon  bekannten  Grup- 
pen in  verschiednen  Kunstgattungen  finden  sicli  ferner 
liieselbst  .\mor  an  <lem  Kopf  eines  Delphin,  ein  Polyp 
dabei,  auch  ein  h'auii  mit  Pedum.  Von  Thiircn  umgel)en 
den  .Springbrunnen  eine  Gans,  zv^•ei  Ulis,  drei  Hasen,  ei- 
ner davon  mit  Weintraube,  eine  liegende  Kuli,  eine 
Hirschkidi. 

Zur  Seite  dieses  Gartenraumes  liegt  das  grofse  Zim- 
mer mit  den  neulich   beschrielinen  drei  merkwürdigen  gro- 


fsen Gemälden.  Eine  neue  Prüfung  des  am  meisten  verlo- 
schenen bei  nicht  blendendem  Sonnenlicht  hat  mich  zur 
Ueberzeugung  geführt,  dafs  die  epheubekränzte  Hauptfigur 
beim  Tropäum  weiblich  ist  und  dafs  zu  dem  Kopf  des 
Pan,  dessen  Maske  im  Ann  der  andrerseits  am  Tropäum 
stehenden  schreibenden  Frau  vermuthet  ward,  sich  wahr- 
scheinlich der  übrige  Körper  verdeckt  gesellte,  was  um 
so  weniger  befremden  kann,  als  das  Spähen  und  Vorscliauen 
zu  den  charakteristischen  Kennzeichen  des  Pan  gehörte. 
Bilder  mit  Amoren,  die  sich  den  Freuden  der  Tafel, 
Musik,  Psycheliebe  ergeben,  auch  dem  Drama,  wie  aus 
den  Masken  in  ihren  Händen  zu  entnehmen  ist,  umschlie- 
fsen  je  zwei  jedes  dieser  grofsen  Gemälde. 

kleinere  mit  Bililchen  geschmückte  Zimmer  folgen 
auf  dieser  rechten  Seite  des  Hauses.  In  dem  einen  finden 
wir  den  Dichter  mit  einer  Rolle  auf  einem  Stuhl,  neben 
sich  ein  Kästchen;  er  spricht  mit  einem  Komiker,  der  in 
Rosa-Tunica,  gelbem  Peplos  darüber,  die  F'üfse  mit  soc- 
cis  bekleidet  erscheint,  in  der  Linken  ein  Pedum  hält  und 
auf  dem  Kopf  die  komische  IMaske.  Als  Gegenbild  sehen 
wir  densell)en  Dichter  mit  Kothurn  und  der  Maske  eines 
Pädagogen  :  gegenüber  sitzt  eine  fi'rau  mit  schmerzlichem 
Ausdruck  den  Blick  gesenkt  (wie  Medea  auf  dem  pompe- 
janisclien  Gemälde  neben  den  spielenden  Kin<lern),  die 
beiden  Hände  auf  den  Stein  gestemmt,  in  der  Linken  eine 
Rolle.  Darauf  folgt  ein  kleines  Zimmer,  in  welchem  eine 
binsenbekränzte  Frau  (Flufsnymphe)  einem  sitzenden  Faun 
mit  Pedum  gegenübersteht:  vor  ihm  ist  eine  Ziege,  hinter 
ihm  liegt  ein  Pantherlell.  Das  Gegenstück  bildet  der  sit- 
zende Cyparissus,  daneben  sein  geliebter  Hirsch  mit 
goldnem  Halsband,  verwundet.  Der  'l"hür  gegenüber  er- 
blickt man  eine  Nereide  auf  Meerstier.  Auch  hier  fand 
man  ein  Skelett.  —  In  einem  andern  Zimmer  daneben 
begegnen  wir  ebenfalls  einer  Nereide  auf  Seestier,  und 
als  Gegenstück  einem  sitzenden  Jäger  mit  zwei  Speeren, 
das  Pedum  zur  Seite,  daneben  einen  Hund,  der  die  rothe 
Mondsichel  anbellt,  statt  des  gegenwärtigen  Namens 
Endymion  möchte  ich  Orion  oder  Kephalos  vorschla- 
gen. Der  Tliür  gegenüber  ist  Chiron  dem  Achill  das 
Saitenspiel  lehrend. 

Auf  einer  der  rothen  Wände  dieses  Hauses  liest  man 
eingekratzt  LABVRINTTI 

HIC  HABITAT 
MIN  Ol' AVK 

Bei  der  Abgrenzung  dieses  Hauses  entdeckte  man 
ein  zwar  grolies ,  aber  merkwürdiges  Gemälde  in  einem 
Nachbarhause:  ein  Knabe  mit  Petasus  und  Strahlensfe- 
phane,  mit  rother  Chiana  und  Schuhen  bekleidet,  sitzt 
auf  sprengendem  gesatteltem  Pferd ;  seine  Linke  hält  eine 
Streitaxt:  rechts  steht  Isis  mit  Mondsichel  am  Kopf,  ge- 
flügelt, ein  Füllhorn  in  der  Linken,  Sistrum  in  der  Rech- 
ten, ein  Ruder  vor  sich;  noch  weiter  unten  rechts  Eros 
mit  langer  Fackel.  Guirlanden  fassen  nach  drei  Seiten 
die  ^'orstellung  ein,  über  der  obersten   liest  man 

PHO..LVS  VOrVM  SOLVIT  LIBES  MERITO. 

Die  durch  Luft,  Sonne  und  Wasserbesprengung  inner- 
halb zwölf  Tagen  schon  herbeigeführle  Erblassung  der  drei 
Gemälde  läl'st  es  mich  nicht  bereuen,  ungesäumt  meinen 
Bericht  niedergeschrieben  zu  haben.  Der  Name,  den  Hr. 
Bonucci  Direltore  degli  scavi  dem  Hause  des  M.  Lucretius 
gegelien,  ist  casa  delle  suonatrici,  obwohl  im  ganzen 
ILuis  nur  eine  einzige  Flötenspielerin  vorkömmt. 

T  H.    Panofka. 


Hiezu  Tafel  IX  der  Neuen  Folge:    AskoUusmos,  Mosaik  des  Berliner  Museums. 


Druck  und   Verlag  von   0.  Reimer. 


Herausgegeben  von   E.  Gerhard. 


33* 


34* 


ARCHÄOLOGISCHE 


Beilase  Ai  3. 


Neue  FoJ^e. 


ZEITUNG. 

September   1847. 


Naclilese    zur  Arcliäologisclieü  Zeitung   (Priedenssäule  von  Xantlios,   Rliodisclie  Gefiil'se,    Roma  und  Fortuna,   Demeter 
Erinnys  und  Arion,  Freier  der  Helena,  Pliotulus).  —  Arcliaologlsclie  Gesellscliaflen  (Rom,  Berlin).  —  Bibliograpliie. 


Nachlese  zur   Archäologischen   Zeitung. 


1.  FrI  EDEN  SS  A  ULE  VON  Xanthos.  In  No.  17 
der  Arcli.  Z.  behandelte  Hr.  Franz  die  zuerst  von  Fellovvs 
in  den  Discovcries  in  Lijciu  1841  S.  168  milgetheilte  nie- 
trisciie  Insclirilt  von  Xantlios.  Ich  hatte  schon  vor  meh- 
reren Jahren,  wo  mir  die  ersten  Restitutionsversuclie  firote- 
fends  zu  Gesicht  kamen,  versucht  diese  Insclirilt  beson- 
ders mit  lliiHe  eines  his  dahin  unheachtet  gel>liebenen 
Epigrammes  von  Simonides  herzustellen,  und  mein  Ver- 
such ward  auch  von  Thiersch,  dem  ich  denselhen  mitge- 
theilt  hatte,  gehilligt.  Hr.  Franz  hat  im  Wesentlichen 
flie  Insclirilt  elienso  restituirt,  wie  ich  vermuthet  hatte. 
Ich  lieschriinke  mich  daher  darauf,  nur  einige  abweichende 
Punkte  zu  heriiiiren.  Zunächst  hin  ich  damit  nicht  einver- 
standen, daf's  Hr.  Franz  das  Monument  als  Friedeussjiule 
hezeichnet.  Die  Insclirilt  liefindet  sicli  auf  einem  Denk- 
male mitten  auf  dem  Älarkte  zu  Xantlios,  also  nahe  hei 
dem  Tempel  des  Sarpedon  (s.  Appian  de  hello  Civ.  VI.  70) 
und  zwar  mitten  unter  ausfiihrlichen  noch  unentzilferten 
lykisclien  Inschriften,  die  indessen  sich  auf  denselhen 
(gegenständ  lieziehen  müssen,  denn  auf  lieiden  wird  der 
Sohn  des  Harpagos  erwiilint.  Uehrigens  ist ,  wie  sowohl 
der  Platz,  welchen  die  griechische  Inschrift  einnimmt,  als 
auch  die  Züge  seihst  verratheii,  das  griechische  Epigramm 
alter,  und  das  Verhaltnifs  heider  zu  einander  wohl  dieses, 
dafs  die  summarische  Anführung  der  (irofsthaten  des  ly- 
kisclien Fürsten  in  dem  griechischen  Epigramm  durch 
einen  in  der  Landessprache  aligefal'sten  Commentar  er- 
läutert ward,  der  sicher  in  orientalischem  Canzleislyl  ali- 
gefai'st  war.  Nichts  aher  findet  sich  in  jenem  griechi- 
schen Epigramm,  was  uns  zu  der  Benennung  Friedens- 
säule herechtigte:  eher  konnte  man  das  Monument  als 
eine  Siegessiiule  hezeiclinen,  denn  es  ist  zur  Erinne- 
rung sowohl  an  die  agonistischen  Siege  als  auch  die 
Kriegsthateii  des  Fürsten  von  Xanthus  errichtet,  wie  dies 
V,  4  deutlich  hesagt: 

Niy.ya)!'  y.ui  noltfiov  iirüua  Tud'  uDai'uiui',  wo  Herr 
Franz  mit  Unrecht  viiy.tMv  ergänzt,  da  die  Ahscliriften 
.  IVÄIN  oder  . .  liD.'S  Italien,  für  vu/.iuiv  alier  nicht  ein- 
mal Raum  genug  ist.  Ungewisser  ist  die  Herstellung, 
welche  Hr.  Franz  im  folgenden  Verse  in  Vorschlag  bringt: 
yÜQriiQ  ä'  t'iQjiüyov  vioQ,  womit  in  Verhindung  stellt 
die  Ergänzung  von  v.  10:  14(>y.üdug  äi'dnug,  wozu  der- 
selbe bemerkt :  „Es  ist  aus  Xenophon  Anab.  \  1.  2.  10. 
bekannt,  dals  die  Arkader  häufig  als  Söldner  dienten.  In 
einem  Heere  des  Euagoras,  des  Königs  von  Kypros,  wel- 
cher mit  Artaxerxes  zehn  Jahre  lang  Krieg  führte  und 
den  Persern  viele  Verluste  Iieibrachte,  mögen  viele  Ar- 
kader gedient  haben,  und  es  ist  nicht  unwalirsclieinlich, 
dafs  eine  feindliche  Mannschaft  von  dieser  Seite  her 
auch  Lykien  heimsuchte,  wie  denn  Euagoras  auch  Kilikia 


zum  Allfall  von  dein  Perserkönige  brachte  (Isokr.  Euagor. 
23).     Einen  solchen  AngrilF   kann    der  König   der  Lykier 
im   Interesse  seiner    persischen  Oberherru    einmal  zurück- 
geschlagen   haben,    worauf   sich    die  Trophäen    beziehen 
dürften,  welche  er  dem  Zeus  zu  Ehren  errichtete,  vs.  10. 11. 
Demnach  kann  die  Inschrift   von  einem  Factum  sprechen, 
welches  ungefähr  in  Ol.   100   lallt."     Hr.  Franz    nun,  in- 
dem er  den  Namen    des  Lykisclien   Fürsten  für  nothwen- 
dig  halt,  substituirt  Xf'fiaig,  und  findet  in  dem  folgenden 
XtQa\,  was  allerdings  entbehrlich  ist,  eine  Anspielung  dar- 
auf.   Indefs  ist  zu  liemerken,  dafs  der  Verfasser  des  Epi- 
gramms orteiiliar  kein  Dichter  ist,    und  dafs  y,io(j\,   wenn 
auch    entbehrlich,    doch    kein    unangenehmer    Zusatz    zu 
Tiuhjv  ist.    Paläographisch  aber  ist  die  Aenderung  schwer- 
lich zu  reclitlertigen,  da  die  Insclirilt  . .  I .  .I20JE  hat. 
Ueberliaupt   ist   es    sehr   zweifelhaft,    ob    der   Name   des 
Fürsten  selbst  genannt   war:    in  den  lykisclien  Inschriften 
scheint  er  wenigstens  gerade  wie  hier  als  Sohn  des  Har- 
pagos bezeichnet   gewesen  zu   sein,   vielleicht   nicht   ohne 
eine   gewisse    absichtliche   Nachahmung    der    hellenischen 
Sitte,  wo  Bezeichnungen,  wie  o  Bui'&Itttiov ,  o  Klui'i'ov 
und  ähnliche  vorzugsweise  ehrenvollen  Klang  hatten.    Da- 
gegen   hat    Hr.   Franz   wohl    im    Ganzen    richtig   die  Zeit 
der  Inschrift   ermittelt,    nur   hindert   uns    nichts   auch   ein 
paar  Olympiaden  weiter  herab  zu  gehen,    zumal    da  hier 
die  'i'haten    eines  lykisclien  Fürsten    während  seines  gan- 
zen Leiiens  und  Regimentes    kurz  angedeutet  sind.     Und 
so  würde  ich  am  liebsten  für  die  Abfassung  des  Epigram- 
mes die  Zeit  nach  Olymp  104.  3  ansetzen:   denn  gerade 
in  dieser  Zeit  herrschen  in  Kleinasien  die  gröfsten  VVirren, 
indem   fast   sämmtliche  Satrapen   und    Dynasten    von    Ar- 
taxerxes allfielen,  vgl.  Diodor.  Sicul.   XV.  90:    wi'   rjaui' 
tnKfui'tOTUTOi  !.-/Qinji('.()U(yijg  //(V  o  dj?  0Qvyiug  auTQÜ- 
nijg  —  Mavooilog   df    Kurti'ug   ävvuarivwv   y.u)   noXXwy 
fQVI^iurwv  y.ut    nölnov   ui,ii)7jiy(i)v   y.vQitvcov,    wv  tariui' 
->,,:  li. -t-^/t,«^  ,,,  ^ '-,>,.. .,r.,   ,? ^.\..  «^T _  ., /       »' 


y.ioi  yui  Uiai'dut  y.ai  UutiifvXoi  yui  KD.ixig.  Nun 
scheint  aber  gerade  in  dieser  Zeit  Perikles  Fürst  der  Ly- 
kier gewesen  zu  sein,  denn  Theopomp  hatte  im  zwölften 
Buche,  wo  er  die  Schicksale  des  Euagoras  schilderte, 
auch  den  Krieg  dieses  Perikles  gegen  Telmessus  erwähnt, 
s.  Photius  Bibl.  p.  203:  Ä«)  wg  ylvy.iüt  Trpoc  Tü.iurs- 
aiig,  fjyovfitfov  avToXg  tov  a(fö)v  ßuatXiiog  TlioixXfovg, 
tTTuXfut^auv  y.a'i  oi'x  uvfjxuv  noXtuovvTfg,  tiog  uvrovg 
Tfi/i,nitg  7zoi)'i<T(iyiig  yjtO'  ötioXoytuf  nuQtaTi'iaavTo.  Die- 
ser Kampf  gegen  Telmessus  mag  immerhin  etwas  früher 
fallen,  da  Euagoras  schon  Ol.  101.  3  stirbt,  aber  die  fe- 


35* 


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stere  Begründung  und  Erweiterung  der  Macht  des  Peri- 
kles  mag  eben  mit  jenen  unruhigen  Bewegungen,  die  Dio- 
dor  schildert,  zusammenfallen,  und  so  vermutlie  ich,  dafs 
der  Sohn  des  Harpagos ,  der  diese  Denksiiule  errichten 
liefs,  kein  anderer,  als  eben  dieser  P er i kies  ist.  —  Im 
Anfange  von  vs.  5  ist  wohl  einVerbum  zu  ergänzen,  was 
auch  der  Sinn  nothwendig  verlangt;  hierbei  bemerke  ich, 
dafs  man  uQiGTivaag  mit  ^ivy.iu)v  tiJiv  tut  if  ijlf/.lu 
verbinden  mul's,  wie  bei  Simonides  Fr.  115:  HuÖQug  ü- 
QiGTivoiu'Tog  h>  'ElXddi  TÜJv  icf  tuvrov  'Inntov.  —  V.  9 
ist  Hrn.  Franzens  Restitution  ansprechend,  ich  habe  in- 
defs  früher  den  Vers  anders  gelesen,  indem  ich  ihn  als 
parenthetisch  eingeschoben  betrachtete: 

TcV  (oder  wt')  yy-Qit'  adai'UTOi  oi  uTiefiyr/auyTO 
dixaiuv. 
Man  vergl.  nur  Homer  II.  XXIV,  424:  inti  ovtioti  IijU-it 
tri   /^ityü.QOKJi  dtw>',  (H     OXv/^iTioi'  t'/ovan''    tiTiv   oi  um- 
ftviiCiuvin  y.ul  iv  i)^u>'UToto  tkq  ularj-  —  V.  10  ist  scliwer- 
\\c\i  'AQ/.äöug  uvÖQcg  zu  ergänzen,  sondern  vielmehr  der 
gentile  Name  einer   benachbarten  Stadt   oder    Landschaft 
verborgen;    in  der  lykischen  Inschrift   dieses  Monumentes, 
■wo  eine  Anzahl  Local-Namen  sich    entziffern  liifst,    habe 
ich    bisher   nur    heimische    Namen    entdecken    können  *), 
doch  darüber   l)ehalte    ich   das    (genauere   einem    anderen 
Orte  vor.  —  V.  11    endlich  ist   die  von  mir  und  anderen 
gefundene  Ergänzung: 

X);i'(  dt  n'/.itaru  TQmiuiu  ßQOTÜJv  taTiiaey  unavTiov 
unbedenklich  vorzuziehen. 

Marburg. 

Theodor  Bergk. 

2.  Rhodische  Gefässe.  Noch  zwei  Inschrift- 
henkel, zu  Ciefäfsen  der  auf  S.  lOf.  der  Arch.  Z.  No.  1. 
N.  F.  besprochenen  rhodischen  Art  gehörig,  sind  unter 
der  Xanthischen  Ausbeute  des  Sir  Ch.  Fellows  vom  Jahr 
1844  zum  Vorschein  gekommen,  zu  neuem  Beweis,  dafs 
■wie  in  Italien  und  Alexandrien,  so  auch  in  Lycien  und  an 
allen  Küsten  des  mittelländischen  Meeres  diese  rhodische 
Waare  gangbar  war.  Der  eine  jener  Henkel  hat  den  üb- 
lichen rhodischen  Stempel  von  Rose  oder  Balaustium  und 
den  Magistratsnamen  InTinxQUTtrg  in  dorischer  Genitiv- 
form; der  andre  einen  Caduceus  und  ebenfalls  im  Genitiv 
(Iiiu')  den  dorischen   Namen  Imas. 

Aus  Mllthcihiiigcn  des  Hrn.  Sam.  Uirch. 

3.  Roma  u  n  d  F  o  r  t  r  n  a.  In  der  Arch.  Z.  N.  F".  Nr. 
4.  hat  der  Herausgeber  ein  interessantes  IMarmorwerk  des 
Vaticans  publicirt.  Ich  erlaube  mir  hier  zunächst  nur  eine 
Bemerkung  hinzuzufügen.  Graf  Borghesi's  Ergänzung  der 
Inschrift  iN  HaC  AEDe  saBINI  MATerni  luDI  LOCaN- 
TV^r  ist  im  Ganzen  gewifs  richtig,  nur  hidi  scheint  mir 
bedenklich.  Ich  schlage  fuiiDl  zu  lesen  vor,  wozu  der 
Raiun  vollkommen  ausreicht.  Alsdann  handelt  es  sich  um 
die  Verpachtung  von  Grundstücken,  die  nach  ihrem  frü- 
lieren  Besitzer  funtli  Sabiiti  Mulerni  benannt,  später  dem 
Tempel  gehörten:  ganz  passend  ward  nun  auf  dem  Mar- 
mor, welches  die  Verpachtungs- Anzeige  enthielt,  die,  4^n.- 


sicht  des  Tempels  selbst  angebracht,  gerade  wie  dies  bei 
unseren  illustrirten  Zeitungs-Annoncen  geschieht.    Und  da 
es  sich  hier  nicht  um  einmaligen  Gebrauch  handelt,  son- 
dern, so  oft  das  Grundstück  von  neuem  verpachtet   ward, 
auch  die  Ankündigung  wiederholt  wurde,  so  befremdet  die 
künstlerische  Ausstattung    des  Programmes,   was    man   je- 
desmal am  Tempel  aulstellen  mochte,  durchaus  nicht.  — 
Der  Tempel  selbst  war  offenbar  der  Fortuna    und   Roma 
geweiht,    nur  ist  das  Bassin    vor   den  Tempelstufen,   was 
fast  den  Eingang  versperrt,  äufserst  merkwürdig  und  deu- 
tet auf  irgend  eine  Besonderheit  hin.    Ich  glaube  nicht  zu 
irren,  wenn  ich  in  der  Göttin,  der  dieser  Tempel  geweiht 
war,  die  Fortuna  Ualneurum  erkenne,  die  Fronto  erwähnt 
De  Orat.  S.  125  ed.  Niebuhr:  „Dicendum  est  de  Fortuna 
aliquid:  omnis  il)i  Fortunas  Antiatis ,  Praenestinas  Respi- 
cientis,  bulncurum  eiiam  Fortunas,  omnis  cuui  pennis,  cum 
roteis,  cum  gubernaculis  reperias."    [Vgl.  Grut.73,5j    Für 
pennis  hat  die  Handschrift  plenis,  vielleicht  ist  cum  plenis 
[cornibus]    zu  schreiben,   wie   Horaz    sagt:    Aurea  friiyes 
Italiae  pleno  dijfudit  copia  cornu.     Oder  sollte  vielleicht 
plenis  suijstantivisch    zu    lassen   sein    und   ohne   Weiteres 
das  Füllhorn    bezeichnen?     Ob   der  Tempel   der   Fortuna 
Balnearum  sich  in  Rom  oder   in  der  nächsten  Umgebung 
der  Stadt  befand,  will  ich  dahin  gestellt  sein  lassen.    Bei 
der   Fülle   von    Heiligthümern    zu   Rom    wäre    selbst    das 
Stillschweigen   unsrer   übrigen    Quellen    niclit   allzu    lioch 
anzuschlagen.  Theodor.  Bergk. 

4.     Demeter   Erinnts    und    Arion.     In  der 

Archäolog.  Zeitung  Neue  Folge  No.  6  bespricht 
Hr.  Prof.  Osann  eine  von  Hrn.  Freili.  v.  Prokescli-Osten 
publicirte  Miinze  (Archäol.  Zeit.  1846.  Nr.  41)  welclie 
derselbe  der  Stadt  Erae  in  lonien  zuweist,  während  Hr. 
von  Prokesch-Osten  dieselbe  für  eine  Thessnlisclie  Münze 
aus  Kio'ioji  erklärte.  Allein  Hrn.  Osanns  Erklärung  ist 
unzulässig,  da  abgesehen  von  anderen  Gründen  diese 
Stadt  im  Gebiet  von  Teos  .-/(^«J  oder  A1q(u  liiel's,  und 
demgeraiifs  sind  auch  die  Stellen  des  Thncydides  und 
Strabo  zu  verbessern:  aber  Recht  hat  Hr.  Osann,  wenn 
er  den  Thessalischen  Ursprung  und  die  Ergänzung 
K1]EPIQN  verwirft.  Die  Münze  geliört  nacliTlielpusa 
in  Thessalien,  der  Frauenkopf,  in  welchem  schon  Hr.  von 
Prokesch-Osten  eine  Eumenide  erkannte,  ist  die  in  Thel- 
pusa  verehrte  Demeter  Erinnys,  das  beigeschriebene 
0  bestätigt  meine  Erklärung.  Das  Rofs  auf  dem  Reverse 
ist  das  in  der  griechischen  Heroensage  berühmte  Wuntler- 
rol's  Arion,  von  Poseidon  und  Demeter  erzeugt,  die  ja 
el>en  daher  nach  Arkadischer  Localsage  den  Beinamen 
Erinnys  erhielt;  und  die  Ueberschrift  EFIiiN  bezieht 
sich  eben  auf  jenes  Rofs,  welches  im  Arcadischen  Dialect 
"Equiii'  statt  Hq{(i)i'  genannt  ward.  Doch  das  tienauere 
hierüber  habe  ich  in  den  Schriften  des  Archäologischen 
Instituts  (Vol.  XX)  auseinandergesetzt. 

Theodor  Bergk. 
5.    ScH'vvuR  der  Freier  der  Helena.    In  der 
Arch.  Zeit.  N.  F.  Juni   1847.    Beilage  No.  2  S.20*  und 
21*    n.   11   wird   ein  üxybaphon   des  Hrn.  Capranesi  be- 


•)  Der  Ortsname  IIEK-t^A,  der  auf  dem  Ilarpagi- 
denmonu  me  n  t,  denn  so  möchte  ich  diese  Stele  lieber  nen- 
nen, zu  lesen  ist,  könnte  freilich  auch  auf  die  Karisclie  Stadt 
Pedasa  bezogen  werden,  über  welclie  Stepli.  Byz.  bemerkt: 
I/ij&uniC  nol.i?  KunCiig,  uvätTi^oMg-  y.td  Jlt]i)t(nni  to  fOfixöf 
ätl  iSi  UV  Ji«  rov  d'  ynüifuv  nr\Suatt,  iM.ü  öiu  roC  y  Ili'jyuna' 
ol  nulhai  Ifijyttnfii.  Ich  glaube  aber,  dafs  es  in  Lykien  eine 
gleichnamige  Stailt  gab;  und  auch  .Steplianiiä  hatte  wohl  die- 
selbe erwähnt;  denn  der  litzte  Zusatz  ti!  tioXiiki  JfrjyanfTg 
wäre  ganz  iiberllüssig,   wenn  die  orthograiiliische  Berichtigung 


sich  auf  die  zuerst  genannte  Karisclie  Sladt  bezöge.  Die  Wie- 
derliulung  des  Gentile  hat  nur  .Sinn,  wenn  von  einer  andern 
.Stadt  die  Kede  war;  ich  vermutlie  daher,  dafs  zu  schreiben 
sei:  Ifi)iJ(iacc  jiöXig  KnQdcg,  oinhi^Qwg-  xal  lI)]iSaatvg  tö  i&- 
vixov.  tan  xiel  ^IvxCug-  d'ii  d'i  ov  iSia  juv  ä  yQÜifiiv, 
Ifi'ld'icmt,  t'if.i.ü  (ficc  ToC  y  lli]yantt.  ol  tioXithT  Jhjyaatig.  So 
hiefs  also  den  Hellenen  die  Ijkische  Stadt  Pegasa  diefs  ist 
aber  nach  Lykischen  Lautgesetzen,  wo  die  Tenuis  die  Stelle 
der  Media  vertritt,  im  heimischen  Dialekt  eben  IIEKA^A. 


37* 


38* 


sclirieben,  dessen  Erkliirung  wir  iiachträglicli  iieft-rn.  Pau- 
saiiias  III,  20,  9  beiiclitot ,  dal's  'l'yiidareos  aus  Fiirclit 
vor  der  firolseii  Zaid  der  15ewerl)er  um  die  Hand  der  He- 
lena in  ihrer  leiclit  iniigliclieii  Haclie  ge^en  den,  welchem 
seine  Tuchter  den  Vorzug  gehen  würde,  den  Uath  des 
Odysseus  lielolgte  nnd  jeden  der  Kreier  einen  Schwur  ali- 
legen  liels,  der  ilui  verplliclilete,  den  Kündigen  fJatten 
gegen  jeden  Unglimpf  der  iiin  liedrolien  kilntite  zu  schüt- 
zen. Hiernacii  sind  wir  herechtigt,  einen  der  Freier  liier 
zu  erkennen,  den  Schwur  vor  Tyndareos  aldegend, 
hinter    welcliem    Helena    verschleiert    zwar    aligewnndt, 


aher  doch  nach  der  Hauptscene  zurückblickend  sitzt.  Dafs 
der  .Schwur  sich  auf  die  Ehe  bezieht,  deutet  die  zwischen 
den  Schwörenden  am  Boden  stehende  nuptiale  Hydria  zur 
Genüge  an.  '|-„.  Panofka. 

6.  Aul  einem  p  ompeja  nische  n  Wan  d  <;  einalde 
(Arch.  Zeit.  .Sept.  1847.  S.  144)  ist  der  Name  PHO..LVS 
wohl  Phütulus  zu  ergänzen  luid  mit  Photus  Gruter.  Inscr. 
617,  IJ,  Pholinus  (Maffei  Mus.  Veron.  134,  2)  und  dem 
Krauennameii  Photis  (Gruter  772,  1)  zu  vergleichen.  Herr 
Ltchtiixjer  erlidlt  sein  Gelübde  an  die  Lichtgottheiten 
Horus-Pliosphorus  u.  Isis-Selene.  Th.  Panofka. 


Archäologische    Gesellscliaften. 


Rom.  In  der  Sitzung  des  archäologischen  In- 
stituts vom  12.  I\l;irz  d.  J.  hatte  Dr.  lirauii  eine  vol- 
centische  Schale  von  beträchtlicher  Grül'se  ausgestellt,  die 
im  Innern  bis  auf  eine  rothe  runde  Scheibe  im  Mittelpunkt 
schwarz  ist.  Anisen  iäult  ein  rotlies  üand  nnt  schwarzen 
Kiguren  herum,  die  42  an  der  Zahl  (nicht  gerechnet  die 
Plerde  und  Wagen)  in  reicher  belebter  Komposition  die 
Wechsellälle  einer  Schlacht  darstellen.  Daneben  linden 
sich  in  schöner  Schrift  zwei  Inschriften  unter  den  Hen- 
keln. Die  eine  nennt  einen  Hippokrilos,  der  zwar  nicht 
« ie  gewöhnlich  y.i'j.o;,  sondern  y.u'/.XiaKig  —  Hinnoy.onog 
y.u'/.iaTog  —  genannt  ist;  die  andere  gibt  den  Namen  des 
Vasenrnalers:  n.uvy.vTtg  tnüitou'.  —  Dr.  J.  FriciUäiider 
zeigte  ein  aus  Doiano  (Ijoviannm  in  Sainnium)  stammen- 
iles  schön  gearbeitetes  Erzfigürchen  einer  Venus,  in  der 
ölters  vorkommenden  Stellung  dal's  sie  ihren  erhobnen 
Ful's  baden  oder  auch  ihm  einen  .Schmuck  anlegen  will.  — 
Ein  anderes  Erzligiirchen  dessell)en  Besitzers  aus  Vasto 
( Abruzzo  citeriore)  stellt  den  .Amor  dar,  im  BegrilT  einen 
Schmetterling  zu  fangen.  —  Derselbe  theilte  den  Abdruck 
eines  etrnskischen  Scarabaeus  mit,  auf  dem  ein  Held  ge- 
bildet ist,  der  mit  einer  Amphora  aus  einer  Quelle  Wasser 
schöpft.  In  der  anfangs  zweifelhaft  scheinenden  Beischrift 
erkannte  Hr.  F.  Land  den  Namen  Kastur,  auf  wel- 
chen Heros  auch  die  Vorstellung  palst.  [.Sehnlich  ist  ein 
vortrelFlicher  Skarabäus  mit  gleicher  Inschrift  in  den 
Impr.  d.  Inst.  III,  6.]  —  Dr.  Ilenzcn  legte  einen  Brief 
des  Hrn.  Liiif^i  Ccrrutl  d.  d.  Larnaka  in  Cypern,  31.  Aug. 
1846  vor,  in  welchem  der  Fund  einer  Basrelief-Figur  mit- 
getheilt  wird,  die  in  einem  Block  sehr  harten  schwarzen 
Steins  eingehauen  ist.  Sie  stellt  einen  jener  persischen 
Könige  dar,  die  sich  oft  auf  persepolitanischen  Monumen- 
ten linden,  und  ist  mit  Inschriften  in  Keilform  umgeben, 
von  iler  eine  Probe  in  l'apierabdruck,  so  wie  eine  llüchtige 
Zeichnung  des  iMonuments  beigefügt  war  [Vgl.  Ilol's  Hel- 
lenika  Tal.  I.J.  —  Hr.  Dennis  zeigte  die  Zeichnung  eines 
jener  Basreliefs,  die  auf  beiden  Seiten  des  Steins  bear- 
beitet zum  .Schnuick  der  Intercolumtiien  oder  zum  Schlie- 
i'sen  eines  Kensterchens  gedient  zu  haben  scheinen.  Auf 
einer  Seite  sehen  wir  die  Masken  eines  Pan  und  eines 
Satyr,  Peduin  und  Krotalen  daneben,  auf  der  andern  in 
llaclierem  Relief  ein  Meerungeheuer.  Der  .Marmor  stammt 
aus  dem  Körugreicli  Neapel. 

In  der  Sitzung  vom  26.  März  i)erichtete  Dr.  Lvrsch 
über  einige  neuentdeckte  Denkmäler  des  Kunsthandels 
von  Neapel,  namentlich  über  mehrere  Terracotten  im  Be- 
sitz des  Hrn.  Barone,  die  einer  Gruppe  von  Niobiden  an- 
gehören [Bull,  Nap.  no.  77.  V,  3] ;  ferner  ward  ein  Caduceus 
von  Bronze  erw^dint,  dessen  Schlangen  in  Widderköpfe 
mit  Schweinsrüsseln    auslaufen,    wichtig  wegen  der  Ver- 


gleichung  eines  andern  mit  messapischer  Inschrift,  der 
mit  Unrecht  unter  die  modernen  Bronzen  des  Museo  Bor- 
bonico  versetzt  ist.  .\uch  ül)er  einige  Vasen  komischer 
Darstellung  in  gleichem  Besitze  ward  gesprochen.  —  Dr. 
Henzen  legte  Zeichnungen  einiger  ungestalter  Bildwerke 
des  Museums  von  Vercelli  mit  etruskischen  Inschriften 
vor,  die  von  Pre.  Vcrccllnne  dem  Institut  mitgetheilt  wa- 
ren. Doch  war  auch  so  noch  kein  bestimmtes  Urtheil 
über  die  Echtheit  der  Bildwerke  sowohl  als  der  Inschriften 
möglich.  —  Dr.  I!nnin  zeigte  eine  Trinkschale  (r.  Fig.), 
welche  in  leiner  Zeichnung  drei  verschiedene  Scenen  pa- 
lästrischer  Preisvertheilung,  hauptsächlich  durch  Ueber- 
reichung  weilser  und  rother  Binden,  darstellt.  —  Dr. 
Mommsen  wies  Untersuchungen  mehrerer  alter  Strafsen 
nach,  welche  gemeinhin  mit  der  Via  Appia  vermischt 
worden  sind. 

In  der  Sitzung  vom  9.  April  zeigte  Hr.  Keslner  eine 
weirse  Paste  mit  der  Darstellung  eines  Helden  in  Tu- 
nica  und  Helm,  welcher  zwei  Pferde  führt  oder  vielmehr 
treibt;  Dr.  /iraiiii  erkannte  darin  ein  Bild  des  Diomedes, 
welcher  die  Rosse  des  Rhesus  abführt.  Auch  ein  klei- 
ner Karneol,    einen   stehenden    Hercules    mit  Löwenhaut, 

Keule    und    Scyphus    darstellend,    ward    vorgezeigt.    

Hr.  Diamilld  legte  eine  griechische  Münze  mit  Bildnissen 
des  Nero  und  der  Agrippina  vor.  Das  Monogramm,  in 
dessen  Deutung  auf  Nicomedia  und  Nicaea  man  zweifel- 
haft gewesen  war,  ward  mit  Sicherheit  der  letzten  Stadt 
zugewiesen.  —  Derselbe  zeigte  ferner  die  lithographirte 
Zeicimung  eines  Sarkophags  aus  Spalato,  den  man  will- 
kürlich dem  Diocietian   hatte  beimessen   wollen;   die  rohe 

Bildnerei  dessellien  stellt    eine  Meleagerjagd   vor.  Dr. 

ßmun  legte  einen  Abdruck  eines  geschnittenen  Steines  vor, 
der  sonst  Hrn.  Pistrucci  angehörig  sich  jetzt  im  Besitz 
des  Hrn.  Benj.  Hertz  in  London  !)efindet.  Er  zei>»t  das 
Brustbild  eines  majestätischen  Flufsgottes ,  dessen'^Haar 
mit  einem  Kranz  von  Sumpfpflanzen  umgeben  ist;  neben 
ihm  ist  eine  kleine  nette  Figur  sichtbar  mit  einem  kleinen 
Zweige,  welche  Dr.  Braun  auf  die  Knaben  bezog,  die  in 
gröfsern  Werken  dem  Nil  in  der  Sechszehnzahl  beigege- 
ben werden. —  \^r.  Panofht,  welcher  dieser  Versaminlung 
..ohnte,  legte  zu  neuer  Prüfung  das  bei  Passeri  II,  155 
j,jblicirte  Vasenbild  eines  nackten  Jünglings  vor,  der  in 
der  Linken  ein  Füllhorn,  in  der  Rechten  einen  langen, 
fächerartig  gekrönten  Stab  hält;  neben  ihm  eine  Eule 
(civetta)  oder  ein  ähnlicher  Nachtvogel,  der  ihm  mit  seinen 
Krallen  droht.  Hr.  Plutner  bemerkte,  dafs  jener  Vogel 
vielmehr  einem  Uhu  (guflfo)  als  einer  Eule  gleiche,  und  da 
Hr.  Uruun  gleichzeitig  an  die  Beziehung  des  Füllhorns  auf 
Plutos  erinnerte,  so  schlug  ein  Anwesender  vor,  im  ge- 
dachten   Bilde   den   Gott    des    Reichthums     zu   erkennen, 


39* 


40^ 


welcher  von  dem  Neide  in  Gestalt  des  räubeiisclien  Nacht- 
vogels bedroht  werde.  —  Dr.  Braun  zeigte  noch  zwei 
volcentische  Spiegel,  beide  mit  Zweikämpfen,  deren  einer 
durch  Inschriften  beglaubigt  den  Hektor  und  Aias  darstellt; 
im  zweiten  glaubte  Hr.  B.  AchiU's  Kampf  mit  Pentliesilea 
erkennen  zu  dürfen.  Die  Entscheidung  darüber  mufs,  da 
Inschriften  vorhanden  sind,  der  völligen  Reinigung  des 
Spiegels  aufbehalten  bleil)eii ,  zumal  Dr.  //.  litittui  be- 
stimmende Kennzeichen  fiir  Penthesilea  als  Amazone  ver- 
milste.    [Vgl.  jedoch  Gerhard  Etr.  Sp.  fl,  233.] 

In  der  Sitzung  vom  16.  April  berichtete  Hr.  Panoßu, 
dafs  die  in  voriger  Sitzung  besprochene  Vase  mit  der 
Eule  in  der  Vatikanischen  Vasensammlung  [aus  welcher 
sie  Passeri  II,  155  edirt]  sich  befinde.  Als  Gegenbild 
zeigt  sie  die  seltsame  Gruppe  einer  nackten  geflügelten 
Krau  mit  Ring  [Kranz?]  in  der  einen  Hand  und  eines 
Silens,  der  sie  mit  der  andern  an  den  Bart  iafst.  —  Von 
demselben  ward  die  Zeichnung  einer  schönen  Amphora  (r. 
Fig.)  des  brittischen  Museums  mit  dem  ßild  eines  Flöten- 
spielers und  als  Gegenl)ild  mit  einer  bärtigen  Mantelfigur 
gezeigt,  aus  deren  Mund  eine  lange  und  sehr  deutliche 
Inschrift  geht.  Die  Versuche  diese  Inschriit  zu  lösen  wa- 
ren vergeiiens  [wie  sie  es  schon  früher  in  Berlin  gewesen 
waren:  oben  S.  12*].  —  Dr.  Urauii  stellte  eine  volcenti- 
sche Oenochoe  (r.  Fig.)  aus,  auf  welcher  Theseus,  Po- 
seidon und  Peirithoos  dargestellt  sind,  letzterer  mit  Binden 
an  den  Füfsen,  was  Hr.  Panofka  als  thrakische  Tracht 
[?]  bezeichnete.  Der  anziehende  Gegenstand  dient  zu- 
gleich zur  Erklärung  des  ahnlichen  vom  Duc  de  Luynes 
f.Mon.  d.  Inst.  I,  52)  herausgegebenen  Gefälsbilds. 

In  der  dem  Jahrestag  Roms  gewidmeten  Festsitzung 
vom  23.  April  d.  J.  ward  die  Aufmerksamkeit  der  Ver- 
sammlung zuerst  auf  die  Ausbeute  neuester  Ausgrabungen 
gelenkt,  indem  Dr.  Braun  iilier  das  ohnweit  S.  Teodoro 
am  westlichen  Abhang  des  Palatin  entdeckte  Travertin- 
pllaster  eines  auf  gleicher  Höhe  mit  dem  Forum  befindli- 
chen Platzes  berichtete,  die  Ausbeute  der  vom  Ritter  Cniii- 
pana  bei  Gäre  geführten  Grabungen  näher  bezeichnet  untl 
überdies  Cunlna's  so  eben  vollendetes  Werk  über  Veji  vor- 
gelegt wurde.  Eines  der  bei  Gäre  neuerdings  gefundenen 
Vasenbilder,  Theseus  im  Kampf  gegen  die  Amazone 
„Melosa"  darstellend  ward  von  Dr.  ßraun  erläutert.  — 
Hr.  Panofka  wies  aus  zwei  Vasenbildern,  dem  durch  Mil- 
lingen  bekannten  und  aus  einer  .Münchner  Praclitvase,  die 
Hochzeit  Jason's  und  Medea's  nach.  —  Von  Dr.  Mommscn 
ward  das  Facsimile  einer  in  Ortona  im  Geliiet  derFrenta- 
ner  gefundenen  Inschrift  vorgelegt,  welche  bustrophedon 
und  in  so  eigenthümlicher  Weise  geschriel)en  ist,  dafs 
man  versucht  wird  die  Einführung  des  Alphabets  in  Ita- 
lien auf  Grund  dieses  merkwürdigen  Fundes  früher  als 
gewöhnlich  zu  setzen;  jedenfalls  scheint  dadurch  eine  bis 
jetzt  unbezeugte  italische  Mundart,  die  der  Frentaner, 
ein  ihr  ents|)rechendes  monumentales  Zeugnifs  erhalten 
zu  haben.  —  Zum  Schlufs  handelte  Dr.  Mensen  über  eine 
zu  Tivoli  gefundene  Inschrift  des  iMinicius  Natalis  ,  Prä- 
fecten  des  gesammten  Alimentarwesens  unter  Hadrian,  und 
bestätigte  dadurch  seine  früher  geäufserte  Ansicht,  dafs 
dieses  Amt  erst  unter  Marc  Aurel  mit  der  Curatel  einer 
der  greisen  Heerstral'sen  verbunden  wurde. 

(Gleichzeitig  wurden,  den  Gründungstag  Roms  und 
dieser  Anstalt  bezeichnen,  folgende  Personen  zu  Mitglie- 
gern  derselben  ernannt.  Zum  Ehrenmitglied  der  Cav.  D. 
Giosue  De  Aynstin'is  zu  Campolatluro;  zu  Korresponden- 
ten innerhalb  Italiens,  Hr.  Diego  VllrioU  zuReggio; 
Cav.  Sci|>ione  Bor(jhi;si  zu  Sie  na,  Hr.  Fcrrucci,  Profes- 
sor der  Archäologie  zu  Pisa,  Hr.   Fr.  Bonaini,  Professor 


der  Geschichte  und  Bibliothekar  ebendaselbst,  Padre  D. 
Luigi  Bruzza  zu  Vercelii.  Aufserhalb  Italiens,  in  Frank- 
reich die  Herren  Leon  Renier  und  A.  Noel  des  l^eryers 
zu  Paris;  der  Marquis  de  Luyoy  zu  Ai.v;  Dr.  Long  zu 
Apt  im  Departement  Vaucluse;  Hr.  DevUte,  Aufselier 
des  Museums  zu  Ronen;  Hr.  Kigoüot  zu  Amiens.  In 
Spanien  die  Herren  D.  Vincente  Cardescru  und  D.  Pa- 
scual  Garzamjes  zu  -Madrid.  In  Deutschland  Dr.  L. 
C.  Bethuann  zu  Berlin  und  Prof.  von  Hefner  zu  Mün- 
chen. In  Ungarn  und  S  iebenl)ürgen  Graf  Kem- 
meny  zu  Gerend  im 'i'hordaer  Comitat  und  Dr.  Andreas 
von  Fodor  zu  Deva. 

Berlin.  In  der  Sitzung  der  archäologischen 
Gesellschaft  vom  S.April  ward  Hr.  Pa«o/'fca's  neueste 
akademische  Abhandlung  ( Perseus  und  die  Gräa,  Mala- 
chisch  u.  s.  w.)  und  die  darin  enthaltne  scharfsinnige 
Deutung  berühmter  etruskischer  Spiegelbilder  (Gerhard 
Schmückung  der  Helena.  Berlin  1844.  Etrusk.  Spiegel 
11,211 — 216)  beifällig  besprochen,  in  denen  die  Schmük- 
kung  einer  Frau  dargestellt  ist.  Statt  wie  l)isher  diese 
Frau  auf  Helena,  Ariadne  oder  [wie  ein  neulich  entdeck- 
ter ähnlicher  Inscliriftspiegel  ergeben  hat]  auf  Venus  zu 
deuten,  vermuthet  Hr.  P.  darin  eine  lemnische  Heroine 
oder  Göttin,  deren  Name  Malache  dem  räthselhaften  Na- 
men mehrerer  jener  Spiegel  (Malafisch,  Malavisch,  Mala- 
cisch  oder,  wie  Hr.  P.  liest,  .Malachisch)  entspricht.  Hr. 
Lepsius  machte  beraerklich,  dafs  diese  letztere  Lesart 
auf  einer,  obwohl  gelinden,  Conjectur  beruhe,  und  die 
authentische  Form  jenes  Namens  Malafisch,  Ma- 
lavisch, zu  sein  scheine,  Malaciscli  sei  nur  ver- 
schrieben. —  Von  Hrn.  Gt'r/i«rd  wurden  die  bereits 
neulich  !)erülirten  zwei  vatikanischen  Reliefs,  in  denen 
Roma  mit  Fortuna  verbunden  erscheint  [Archäol.  Zeit. 
N.  F.  Taf.  IV],  ausführlicher  besprochen;  die  darauf 
vorgestellten  Bildwerke  sowohl  als  deren  räthselhafte  In- 
schrift ward  Gegenstand  lebhafter  Discussion.  —  Noch 
mehrere  andre  in  der  Archäologischen  Zeitung  behandelte 
antike  Denkmäler  wurden  der  versammelten  Gesellschaft 
neu  vorgelegt,  der  als  tlieilnehmende  Fremde  die  Herren 
Bernhurdii  aus  Halle,  Hand  aus  Jena,  Jahn  aus  Greifs- 
wald, RilschJ  aus  Bonn  und  von  Zanth  aus  Stutt- 
gard  beiwohnten.  —  Als  neue  und  wichtige  archäologische 
Werke  lagen  vor:  des  Herzogs  von  Lnijnes  Numismatik 
der  persischen  Satrapieen  und  Phöniciens  unter  den  .\chä- 
nieniden  (vorläufig  der  Text,  dem  die  Abl)ildungen  bald 
nachfolgen  werden]),  und  Otto  Jahns  im  Reimerschen 
Verlag  hieselbst  erschienene  ,, Archäologische  Beiträge", 
enthaltend  eine  Reihe  anziehender  .■Aufsätze  über  Gegen- 
stände griechischer  Kunstmythologie,  zunächst  auf  pom- 
pejanisclie  (iemälde  des  Zahnschen  aus  gleichem  hiesigem 
Verlag  hervorgegangenen  Prachtwerks  bezüglich.  —  Eins 
der  darin  behandelten  Wandgemälde,  Leda  vorstellend, 
ward  in  farl)iger  Originalzeichniing  von  Hrn.irZ<(/iJi  vor- 
gelegt; dieses  zugleich  mit  einer  für  dessen  ,, Ornamente 
klassischer  Kunstepochen"  bestimmten  wohlausgeführten 
Abbildung  eines  der  schönsten  übenlies  durch  vorzüglich 
reiche  Einlassung  ausgezeichneten  Mosaike  des  Alterthums, 
des  auf  einem  Panther  reitenden  baccliischen  Eros.  — 
Aufserdeni  empfahlen  als  Ueberreste  verwandter  Al)kunft 
sich  auch  mehrere  ,,aus  Herkulanura  herrührende"  und 
von  dem  hiesigen  Zimmermeister  Ritter  eingesandte  Ge- 
simsfraginente  von  Stuck,  deren  Zierlichkeit  durch  noch 
sichtliche  Vergoldung  erhöht  ist. 

In  der  unter  Vorsitz  der  Herren  Gerhard  und  Kra- 
mer  gehaltnen    Sitzung   vom    6.  Alai    brachte    Dr.  Jiifiiis 


41* 


42» 


Fnedländcr  mit  Geneliuiigung  der  General -Directioii  des 
Küiiigiklien  Museums  eine  gliinzende,  dem  Künigliclien 
Münz -Kaliiiiet  demnächst  einzureihende,  Auswahl  schö- 
ner und  seltner  altgriechischer  und  altitnlischerMünzen, 
welche  derselbe  während  eines  mehrjährigen  Aul'enthalts 
in  Italien  für  die  gedachft  Königliche  Sammlung  erwor- 
ben und  zum  dermaligen  Zweck  mit  heigeiiigten  Erklä- 
rungen versehen  halte.  „Unter  den  der  (iesellschalt  vor- 
gelegten IMünzen  machten  zuvörderst  seltene  Exemplare 
der  ältesten  unteritalischen  Silhermünzen  mit  vertieltem 
Revers,  von  Sjharis  (500  Jahr  v.  Chr.  zerstört),  Kau- 
lonia  und  Poseidonia,  sich  hemerklich.  Eine  <ler  ältesten 
Goldmünzen  von  Rom  mit  der  Werthhezeichnung  von 
60  Sesterzen,  zwei  von  Metapont  und  zwei  von  Velia 
mit  Künstlernamen  zeichneten  sich  durch  Schönheit  der 
Erhaltung  wie  durch  Seltenheit  aus.  Als  historisch  be- 
deutend sind  zwei  Münzen  des  Bundesgenossenkrieges  zu 
erwähnen,  beide  mit  dem  Namen  des  Imperator  C.  Pa- 
pius  Mutilus.  Die  eine  zeigt  den  Stier,  das  Sinnbild 
von  Italien,  welcher  die  römische  Lupa  niederwirft,  eine 
bedeutungsvolle  Darstellung  des  verhofften  Sieges  der  ita- 
lischen Völkerschaften  ül)er  die  Herrschaft  der  Haupt- 
stadt. Die  andere  Münze  trägt  die  oskische  Aufschrift 
Safinim,  gleich  Sabinorum.  Beide  haben  neben  dem 
historischen  Interesse  auch  das  der  äul'sersten  Seltenlieit. 
Unter  den  sicilianischen  .Münzen  zeichneten  sich  besonders 
drei  grofse  sillierne  Medaillons  von  Syrakus  aus,  viel- 
leicht die  schönsten  Werke  der  auf  Sicilien  besonders 
blühenden  Stempelschneidekunst.  Auf  der  Vorderseite 
tragen  sie  den  Kopf  der  Arethusa,  auf  der  Kehrseite  ein 
Viergespann,  darunter  eine  jvoliständige  Waffenrüstung; 
das  daneben  stehende  ^-/ö^/^-/  zeigt,  dafs  diese  ein  Preis 
im  Wettrennkampf  der  Wagen  gewesen.  Eine  der  älte- 
sten sicilianischen  Münzen  ist  die  von  Messina  unter  dem 
Namen  Zankle  mit  der  Vorstellung  des  sichelförmigen 
Hafens  (Zankle  bedeuteteSichel  in  der  sikulischen Sprache). 
Von  griechischen  Münzen  ist  eine  der  Stadt  Phaestus 
auf  Kreta,  mit  der  Vorstellung  des  Ikarus,  zu  erwähnen, 
andere  sehr  scliöne  von  Elis  und  Lokris,  auch  eine 
wohl  noch  unbekannte  von  Korinth,  mit  dem  Pegasus, 
der  gleichsam  im  Stalle  stehend  mit  der  Halfter  an  einen 
Ring  gebunden  ist.  Goldene  und  silberne  Münzen  von 
persischen,  syrischen,  karischeu  Königen,  ein  Gold -Me- 
daillon des  Ptolemaeus  Soter,  ein  anderes  der  A  r- 
sinoe,  der  zweiten  Gemahlin  und  Schwester  des  Ptole- 
maeus Pliiladelphus,  besonders  aber  eine  schöne  Silber- 
münze von  Barke  in  Cyrenaica  ist  noch  zu  erwähnen, 
welche  auf  der  N'orderseite  den  Kopf  des  Jupiter  Ammon 
von  vorn,  auf  der  Kehrseite  drei  verbundene  Silphium- 
Pllanzen  trägt.  Nur  ein  einziges  Exemplar  dieser  Münze 
in  der  berühmten  Sammlung  des  Herzogs  von  Lnynes  war 
bisher  bekannt."  Der  ebenfalls  anwesende  Aufseher  des 
Königlichen  Älünz-Kabiiiets,  Dr.  Piniler,  ergriff  diesen  An- 
lafs,  den  beträchtlichen  Umfang  neuer  Erwerbungen  des 
Königlichen  Münz-Kabinets  näher  zu  bezeichnen,  welches 
im  verflossenen  Jahre  um  2312  Miinzen  sich  vermehrte, 
lind  hierbei  besonders  die  Wichtii;keit  der  von  Hrn.  Fried- 
ländcf  neuerdings  vermittelten  Ankäufe  (ungefähr  1500 
auserlesene  Münzen  umlassend)  hervorzuheben.  —  Von  Hrn. 
Willium  Ji'utkixs  Hoijd  zu  London  war  ein  als  Handschrift 
gedruckter  Aufsatz  der  (iesellschalt  eingesandt  worden,  in 
welchem'  derselbe  ein  von  Panofka  auf  Iphigenia's  Opfe- 
rung gedeutetes  Vasenbild  ( Archäol.  Zeil.  Taf.  46)  als 
hieratische  Darstellung  der  Artemis  Elapliel)olos  ausge- 
legt hatte  [Arch.  Z.  N.  K.  no.  .S].  —   Hr.  K.  Ciir/iiis  las 


über  die  Anlage  griechischer  Marktplätze,   deren  Einfas- 
sung durch  Säulenhallen  ohne  unmittelbares  Einschneiden 
von  Strafsen  er  als  ein  Verdienst  der  ionischen  Architek- 
tur  hervorhob    und    durch   einen  Herstellungsversucli   des 
Marktes   von    Megalopolis    bewährte.    —     llerr    Bötlkher 
las  über  die  Thüreu  griechischer  Tempel  und  machte  so- 
wohl deren  Verhältnil's    zum  inneren  Heiligthuin  als  aucli 
die  sinnige  Weise  ihrer  Ausschmückung  geltend.   —    Herr 
Strack   sprach    über   die   in    Wicsder's   neulicher   Schrift 
ausgeführte  Ansicht,  als  sei  dieThymele  des   griechischen 
Theaters   ein    mit  dejn  Logeion  unverbundenes  vierecktes 
Bretergerüst   gewesen.     Zwei  nach  dieser  Ansicht  entwor- 
fene Herstellungsversuche  dienten  zugleich  zu  Widerlegung 
derselben,  indem  der  für  20  bis  50  Personen  erforderliche 
Umfang  jenes  Gerüstes  zugleich  ein  griechischer  Eleganz 
nicht  entsprechendes  Mifsverhältnils  zu  den  übrigen  Thei- 
len  des  Theaters  in  sich  trägt.  —  Hr.  Zahn  legte  farbige 
Abbildungen   schöner    pompejanischer   Wandgemälde   vor, 
deren  eines,   unedirt,    die  weissagende  Kassandra    unter- 
halb des    auf  seinem  Dreiful's   sitzenden  Apollo   darstellt. 
—  Von  Herrn  Panofka   war   ein  Aufsatz    über  die  eroti- 
sche Bedeutung    von    Hahn    und  Henne,  mit   besonderem 
Bezug  auf  eine  Stelle  des  Aelian,  eingesandt  worden.  — 
Zuletzt  machte  Herr  Koner   auf  eine  neulich   in  England 
ausgegrabene  Silberplatte  aufmerksam,  deren  Relief  eine 
Götterversammlung,    nämlich  Apoll    und  Diana,    JMinerva, 
Juno  und  Vesta,  darstellt.   —    Als    archäologische  Neuig- 
keiten   wurden   von    Herrn    Gerhard    Probeabdrücke    vou 
ungefähr   sechzig   Inschriften    vorgelegt,    welche   Dr.    T/i. 
Mommsen   als  Denkmäler   einer  bisher  unbekannten  mes- 
sapischen   Schrift   gesammelt   und   eingesandt    hatte.      Es 
wurde    aus    dessen    Bericht    auch    die    Entdeckung    eines 
prächtigen  bei  Canosa  gefundenen  Grabes  erwähnt,  wel- 
ches do|)pelt   anziehend   wird    durch   eine    lateinische  In- 
schrift mit  Konsulatsangabe,  und  da  liorghesi  dieses  Kon- 
sulat  dem    Jahre  76   v.  Chr.    zuspricht,  so   scheint    auch 
ein   chronologisches    Datum  gegeben   zu  sein,   um   die    in 
jenem  Grabe  gefundenen  Gegenstände  ungleich  später  zu 
setzen,   als   es   für  apulische  Vasen  und  'l'errakotten  ge- 
wöhnlich  geschieht.      Ebenfalls   aus  Apulien   ist   der  neu- 
liche  Fund    einer  Reihe   von   Thonfiguren   anziehend,    in 
denen  Söhne   und   Töchter   der   Niobe   dargestellt   sind. 
Aufserdem  erregen  die  Ausgrabungen  am  römischen  Fo- 
rum gröl'sere  Aufmerksamkeit,  seit  in  der  Nähe  des  Ve- 
statempels    ein    altes   PHaster    zum   Vorschein    gekommen 
ist,  dessen  Niveau    dem    des  Forums   neben   der  Phokas- 
säule    ganz    gleichkonunt.      Endlich    gewinnen    auch   die 
Notizen    liber   die   neuesten   Ausgrabungen    von    Nimrod 
ein  steigendes  Interesse,  seit  von  zahlreichen  dort  gefun- 
deneu Gegenständen  von  Erz  und  seit  von  Elfenbeinskulp- 
turen die  Rede  ist,  welche  Herr  liuoul-Rochetle  zur  Be- 
glaubigung gewisser  persischer  Cylinder  von  Elfenbein  in 
Anspruch  nimmt.  —    Zu  derselben  Sitzung  waren  einge- 
gangen und  wurden  vorgelegt:  1)  Proceedings  of  the  an- 
nual  meeting   of  the  archeological  Institute  of  Great  Bri- 
tain  and  Ireland,  at  Winchester,  Sept.  1845.  Lond.  1846. 
8.  —  2)  Zahns  Ornamente    aller  klassischen  Kunst-Epo- 
chen, 15tes  Heft,  enthaltend  sammt  Mosaiken  des    12ten, 
Wand-  und  Deckengemälden  des  16ten  Jahrhunderts  auch 
mehrere  Wandmalereien  aus  Herkulanum  und  Pompeji.  — ■ 
3)  Graf  liorghesVs  Brief  au  Prof.  Jahn   zu  Leipzig:    In- 
torno  all'  etä  di  Giovenale,  worin  zwei  Konsulats-Erwäh- 
nungen   des  Juvenal   zur  Zeitbestimmung   des   Jahres  880 
n.   11.   E.  geführt  haben.  —    4)  Schiimann,    das  Ideal   der 
Hera,  Greifswald  1847.  —   5)  (s.  oben)  Artemis  l>llaphe- 


43* 


44* 


bolos,  an  archeological  essay  by  William  Watkiss  Lloyd. 
(Not  puWislied).    1847.  8.    16  S. 

In  der  Sitzung  vom  3.  Juni  d.  J.  trug  Herr  Kramer 
einen  aus  Neapel  eingelaufenen  Bericht  des  Hrn.  Panoßii 
vor    in  welchem  derselbe  die  archäologischen  Anschauun- 
oen  seiner  dermaligen  Reise,  namentlich  der  Sammlungen 
zu  München,   Florenz  und   Rom,   naher   bezeichnet  [Vgl. 
oben  S.  9*  ff.]-  —   -^"s  anderen  römischen  Mittheilungeu 
erwiihnte  Herr  Gerhard  zwei  inschriitliche  Entdeckungen, 
welche  man  den  neuesten  grofsartigen  Ausgrabungen   des 
Herrn  Ctiiti/xuift  verdankt:  die  römischen  Inschritten  eines 
zwischen   Porta    Latiiia   und   Porta   S.  Sebastiano    ausge- 
beuteten  Grabmals   —    darunter    besonders    die    Inschrift 
eines  Vereins  altrömischer  Kestmusikanten:  Collegium  sym- 
phooiacorum  qui  sacris  publicis  praestu  (so!)  sunt — und 
die  etruskischen  von  Ciire,  der  vermuthlichen  Mutterstadt 
Roms,   die    aus   einem   einzigen  Grabmal   35  Namen    der 
im  übrigen  Etrurien  bisher   fast  unbezeugten  Familie   der 
Tarquinier  (etruskisch  Turchiuis)  gaben.  —   Auf  das  stei- 
nende Interesse  der    dalmatischen  Ausgral)ungen    von  Sa- 
lona  ward  gleichzeitig  hingewiesen;  desgleichen  ward  durch 
Herrn   von   Quast    der    überraschenden    Funde    gedacht, 
welche   bei   fortgesetzter    Aufraumuug    der   ßasilikenreste 
zu  Trier  für  Giebel   nnd    Thüren,   wie    auch    in    Nischen 
mit  Mosaikverzierung  sich  ergeben  haben.   —  Herr  Zahn 
Icte  aus   seinen   reichen  Sammlungen    in   farbiger   Abbil- 
dung vor:    1)  Architektonische  Rosetten,  aus  Marmor  und 
Glaspasten  zusammengesetzt,   angeblich  aus  Herkulanum, 
jedenfalls  aus  römischer  Zeit.     2)  Gladiatoren  -  Bild ,   aus 
dem  Amphitheater  zu  Pompeji  längst  verschwunden,   drei 
Kämpfer  darstellend,  welche  sich  rüsten,   dazu  den  vier- 
ten   <ler  eine  krumme  'i'uba    bläst,   und    den  Ordner   des 
Kampfes;   eine  vergoldete  Siegesgöttin  begränzt  hermen- 
förmig  beide  Enden  des  Bildes.     3)   Landschaft   mit  Ge- 
bäuden, in  figurenreicher  Stalfage   die  Pflege   eines  Kin- 
des auiJehlich  Bacchus,  darstellend.   4)  Aehnliches  Bild,  ne- 
l)enlier  Fischfang.    Neben  anderen  Gel)äuden  tritt  ein  klei- 
ner Tempel  hervor,    aus    dem   eine   Priesterin  heraustritt, 
und  zeigt  an  seinem  Eingang  angelehnt  das  derb  ländliche 
liölzerne  Bild  eines  Grenzgottes.  —  Ueber  eine  noch  uner- 
klärte Vase  des  Königlichen  JMuseuins  (Nr.  1025  aus  den 
Erwerbungen    des    Grälen    von    Ingeiiheim)    äufserte    sich 
Herr  C.  von  Puudter  in  einer  [seitdem  olienS.llSff.  ab- 
gedruckten] Erklärung.  —  Von  litterarischen  Neuigkeiten 
laien  vor   und    wurden    besprochen:    1)  Des  Herzogs   von 
Luynes   Supplement    ä    l'essai    sur    la    numismatique   des 
satrapies  etc  ,  enthaltend  die  Kupferplatten  dieses  nn  un- 
"ekannten   Münzdenkmälern    und    an   geschichtlichen    Be- 
stimmungen  für  phönicische  Städte  und  Herrscher   gleich 
wichtigen  Werkes.    —    2)  Roulez  Melanges  de  philologie, 
d'histoire   et    d'antiquites   (aus  dem  Bulletin  de  Bruxelles 
Tom.    XI  —  XII    besonders    abgedruckt).     Fascicule  V.  — 
3)  Verhandlungen  der  neunten  Versammlung  deutscher 
Philologen  zu  Jena.     Hierin  ist  S.  62  ff.  über   die  Bil- 
dun"  des  Thersites  gehandelt  worden;  zwei  spätrümische 
Küp'i'e  des  hiesigen  Museums  (Nr.  343,  344  und  190,  186), 
welche   Herr  Tieck  so  benannt  liat,   stimmen    mit   Döder- 
lein's  Ansicht  wohl  zusammen,   dals  'i'hersites  kein  Kahl- 
kopf, sondern  struppigen  Haares  gewesen  sei.  —  4)  Zwei- 
ter Bericht  des  historischen  Vereins  der  Pfalz  (Speyer 
1847),  mit  dankenswerthen  Notizen  römischer  Funde  und 
Erläuterungen  von  /!.  Jäger.  —  5)  PreJler's  aus   der  Allg. 
Enc)'klopädie    ausgezogener    Artikel    „Pheidias."      Hofratli 
SchölVs  Ansicht,   als  habe  Phidias   eine  .Sphinx,    wie    auf 
dem  Helm  seiner  Pallas,  so  auch  unter  ihrer  Lanzenspitze 


angebracht,  wird  durcli  die  S.  185  gegebene  RestauratioD 
dieses  antiquarischen  Phänomens  nicht  wahrscheinlicher. — 
C)  Huakli:  Verschiedenes  über  römische  Alterthümer,  aus 
Pauly's  Encyklopädie.  —  7)  Steinmann:  Antiquitatis  Grae- 
cae  loca  quaedam  e  Rossorum  moribus  illustrata.  Petro- 
poli  1847.  Der  Verf.  dieser  russisch-hellenistischen  Un- 
tersuchungen hat  es  sich  zur  Aufgalie  gestellt,  pantomi- 
mische und  Tanzbewegungen  griechischer  V'asenbilder  tlieils 
aus  griechischem  Sprachschatz,  theils  aber  auch  aus  ähn- 
lichen Gebräuchen  heutigen  Slaventhums  zu  erläutern. 

In  der  Sitzung  vom  1.  Juli  trug  Hr.  Kramer  zwei 
aus  Neapel  eingelaufene  Berichte  des  Herrn  Panofha 
über  neuliche  dortige  Entdeckungen,  hauptsächlich  über 
die  sehr  lohnende  neueste  Ausbeute  Poinpeji's  vor  [oben 
S.  26*  ff.  109  ff.].  —  Von  Prof.  Zahn  ward  die  farbige 
Zeicluiung  einer  zur  Casa  della  Fontana  del  Musaico  ge- 
hörigen Hafenansicht  vorgelegt,  in  welcher  Küsten-Per- 
spektiven, SegelschitFe  und  städtische  Bauten,  unter  den 
letzteren  'i'einpel  mit  blau  angegebenen  Friesen,  einen 
mannigfaltigen  Anblick  gewähren.  — -  Herr  von  Quast  legte 
das  lote  Heft  der  Jahrbücher  des  rheinischen  Vereins  für 
Alterthumskunde  vor,  welches  seinem  erweiterten  Plan  ge- 
mäl's  hauptsächlich  Kunstgegenstände  des  Älittelalters  be- 
handelt, und  sprach  sodann  über  die  selbständige  und  ge- 
lehrte, dem  Kenner  der  alten  Baukunst  aber  nicht  durchaus 
genügende  Schrift  von  Zestermunn  über  die  alten  Basiliken. 
Nachgerühmt  ward  dem  Verfasser,  Irrtliümer,  welche  nach 
Herrn  itoii/c's's  darüber  gedrucktem  Bericht  in  der  ge- 
dachten Preissclirift  sich  befanden,  gegenwärtig  zurückge- 
nommen zu  haben.  • —  Herr  Koner  berichtete  über  die 
unter  Vorsitz  des  Herzogs  von  Leuchteuberg  zu  St.  Pe- 
tersburg erfolgte  Gründung  einer  archäologischen  Gesell- 
schaft, deren  Thätigkeit  in  einem  bereits  erschienenen 
ersten  Hefte  (Bulletin)  der  gedashten  Gesellschaft  mit 
Beiträgen  der  Herren  Gilles,  Köliiie,  von  Muralt  u.  A. 
sich  gedeihlich  bekundet.  —  Herr  Gerhard  legte  folgende 
Schriften  vor:  1)  Sum.  Birch  Description  of  a  fictile  vase 
etc.  Eine  aus  dem  32sten  Bande  der  brittischen  Archäo- 
logia  ausgezogenen  Alihandlung  über  mehrere,  auf  den 
Streit  zwischen  Achill  und  Agamemnon  bezügliche  unedirte 
Vaseiibilder.  —  2)  Otto  DoehtJhuj]: ,  kurze  Beschreibung 
einer  auf  den  Besitzungen  des  Grafen  Strogonoff  ausge- 
grabenen silbernen  Schale  mit  einer  Inschrift  in  unbe- 
kannten Charakteren.  (Aus  tlem  Bulletin  de  l'Acad.  de 
St.  Petersbourg  IV.  No.  6.)  Die  Entdeckung  dieser  (im 
permschen  Gouvernement  an  der  Kama  gefundenen)  Sil- 
lierschale,  eine  vierarmige  wie  indische  (iottheit  mit  Sonne 
und  Halbmond  darstellend,  war  mit  der  Auffindung  von 
Sassaniden  -  Münzen  begleitet,  welche,  jener  l)arl)arischeu 
Bildnerei  entsprechend,  bis  in  das  6te  Jahrhundert  nach 
Chr.  Iiinabreichen.  Hierdurch  gewinnt  denn  auch  die 
el)enlalls  rohe,  obwohl  mehr  hellenisirende  Silberschale 
gleicher  Abkunft,  welche  in  der  Archäologischen  Zei- 
tung Taf.  X.  bekannt  gemacht  und  Herrn  B.  seltsamer- 
weise entgangen  ist,  eine  iilr  Ort-  und  Zeitbestimmung 
derselben  bisher  vermil'ste  Analogie.  —  3)  G.  F'ioreUl, 
Annali  di  numismatica  per  Tanno  1846.  Fase.  I,  Dieser 
von  kundiger  Hand  zu  Neapel  unternommene  Anfang  einer 
neuen  numismatischen  Zeitsclirift  traf  zugleich  mit  4)  einer 
gründlichen  Monographie  von  Vinc.  Fusco  über  die  Mün- 
zen Karl's  VIII.  von  Frankreich  (Nap.  1847.  4.)  bei  uns 
ein.  —  5)  K.  F.  Hermann,  Ueber  die  Studien  der  griechi- 
schen Künstler.  Gott.  1847.  8.  Eine  zuerst  am  vorjähri- 
gen] Winckelmannsfest  vorgetragene  und  sodann  gelehrt 
ausgeführte  Untersuchung  über  teclinisciie  und  Naturstu- 


45* 


46* 


dien,  wie  über  die  litternrisclie  Ausrüstung  des  griechischen 
Künstlers.  — ■  6)  TU.  AInmmsen  Iscrizioiii  inessapiclie. 
Aus  dem  20sten  Uande  der  Annaii  del'  Instituto  in  IJezug 
auf  des  Verl',  der  Gesellschalt  hereits  bekannte  reich 
Ausheute  italischer  Sprachileukmider  vorl.iulig  initge- 
theilt.  —  7)  Fr.  Osttiin,  llevision  der  Ansiciiten  über  Ur- 
sprung und  llerkuult  der  bemalten  griecldsclien  Vasen. 
Giefsen  1847.  8.  Mit  unmittelbarem  Bezug  auf  die  in 
der  archäologischen  Gesellschalt  über  den  gedachten  Ge- 
genstand erfolgten  Verhandlungen  nimmt  der  Verf.  Herrn 
Zumpt's  von  iler  Gesellschaft  bereits  nulgegebene  Deutung 
tler  strabonischen  lS'ty.()Oxo(jii'&iu  als  Antelixe  wieder  auf. 


Hinsichtlich  der  DilTerenzen  zwischen  inliindisclier  Fabrik 
oder  attischer  Einfuhr  der  in  Etrurien  gefundenen  Vaseu 
bereichert  Herr  O.  die  dahin  einschlagende  Untersuciiung, 
indem  er  'i'hurii  (wie  O.  Müller  Kuraä)  als  einen  mögli- 
chen Stapelplatz  griechischer  Vasen  für  Etrurien  in  Vor- 
schlag bringt  — ,  dieses  nach  einer  bisher  übersehenen 
Erwähnung  runder  thurischer  Lekythen  bei  'I'heophrast 
(cliar.  5).  —  Noch  eine  Neuigkeit  der  antiquarisclien  Lit- 
teratur  (8),  A.  Hcnne's  in  Schatriiausen  erschienene  „end- 
liche Herstellung  Manetlions  gegenüber  den  Forschungen 
von  Champollion-Figeac,  BiJckh  und  ßunsen"  blieb  Herrn 
LepsUis  zur  Begutachtung  empfohlen. 


A r c li äologische    Bibliographie. 


De  Uemilleu,  Rapport  sur  deux  raemoires  concernant  des 
sepultures  gallo -romaines  trouvees  en  1846  dans  le 
faubourg  Saint-Mansuy  de  Toul.  Älem.  publies  par 
la  Soc.  des  .\ntiquaires  de  France.  Nouv.  Serie. 
Tom.  VIII. 

ßeratid  (E.  G.):  Dictiounaire  de  geographie  ancienne  et 
moderne;  avec  la  collaboration  de  M.  Eyries.  Paris 
1847.    24  Bg. 

Bergh  (T/t.):  Lityerses.  Archüol.  Zeitung.  1847.  S.  135 
— 38.  —  Griechische  Münzen  von  Bura  und  Troezen. 
Ebendas.  S.  138  —  39.  —  Friedenssiiule  von  Xanthos; 
Roma  und  Fortuna;  Demeter  Erinnys  u.  .\rion.  Ebd. 
S.  17*— 20*. 

Uirch  (Sani.):  Description  of  a  fictile  vase  (Archeologica 
Vol.  XXXII).     Oben  S.  44* 

/iocfc  (Com.):  Notice  surpUisieurs  ouvrages  d'art  antiques, 
qui  sont  mentionnes  ou  decrits  par  les  auteurs  du  moyen 
age.  Premier  article.  Aus  dem  Bulletin  de  l'Acad.  de 
Bruxelles.    Tom.  XIII  no.   12.  (19  pagg.)    8. 

lioehllingk  (Otto):  Kurze  Beschreibung  einer  auf  den  Be- 
sitzungen des  Grafen  Strogonow  ausgegrabenen  silber- 
nen Schale  mit  einer  Inschrift  in  unbekannten  Characte- 
ren  (Tire  du  Bulletin  de  l'Acad.  de  St.  Petersbourg. 
T.  IV  no.  6).    5  S.   1  Abb.    Vgl.  oben  S.  44*. 

Botta:  Memoire  sur  l'ecriture  cuneiforme  assyrienne.  Suite. 
Journ.  asiatique.    4me  Serie.    T.  IX.   p.  465. 

Cavedoni  (C):  Zur  Prokescli  -  Osteoschen  Sammlung. 
Archäol.  Zeitung  1847.    S.   125—28. 

Colson:  Notice  sur  une  medaille  grand  hronze  au  revers 
pliallophore  de  Julia  iMainmee.  IM<'m.  de  la  Soc.  des 
Antiquaires  de  Picardie.     Tom.  VIII. 

De  Ciii;roI:  Conjectures  sur  une  habitation  situee  au  midi 
de  la  vallee  de  Pierrefonds,  pres  de  la  voie  romaine  de 
Senlis  ä  Soissons.  Mem.  de  la  Soc.  des  Antiquaires 
de  Picardie.     Tom.  VIII. 

Dcsvaiix:  Sur  la  veritable  position  du  Brivates  Portus. 
Mem.  publies  par  la  Soc.  des  Antiquaires  de  France. 
Nouv.  Serie.     'l"om.  VIII. 

Dlsnrij  (John):    Museum  Disneianum   beiDg  a  description 


of  a  collection  of  ancient  marbles  in  the  possession  of 
John  Disney  Esq.  at  the  Hyde,  near  Ingatestone,  with 
engravings.     Lond.   1846.   4.   XV  u.  129  S.  58  Taf. 

Duc  et  Dommeij:  rapport  sur  les  antiquites  romaines, 
trouvees  au  Palais-de-Justice  h  Paris  en  juillet  1845. 
Mem.  publies  par  la  Soc.  des  Antiquaires  de  France. 
Nouv.  Serie.    Tom.  VIII. 

Di(/oiir  (C7i.):  Notice  sur  un  cachet  d'oculiste  romain, 
trouve  ä  Amiens.  Mem.  de  la  Soc.  des  Antiquaires 
de  Picardie.     Tom.  VIII. 

Ebers:  Ueber  die  Structur  der  gallischen  Städtenamen 
und  über  die  Belagerung  von  .'Vvaricum.  Zeitschr.  f. 
d.  Alterthw.  1847.    N.  76. 

Fergusson  (J.):  An  Essay  on  the  Ancient 'i'opography  of 
Jerusalem;  with  restored  Plans  of  tlieTemple.  London 
1847.   204  S.    m.  7  Kupft.  u.   10  Holzschn.    Imp.  8. 

FioreJli  (G.):  Annali  di  numismatica  per  Tanno  1846. 
Fascicolo  I.     Roma  presse  l'Instituto.  80  S.  2  Abb.  8. 

Friedliinder  {Jiil.}:  Künstlernamen  auf  Münzen.  Archaeol. 
Zeitung  1847.   S.   117—19. 

Fnedlünder  {Ludov.):  De  operibus  anaglyphis  in  monu- 
mentis  sepulcralibus  Graecis.  Regiomonti  Prussorum. 
1847.     56  S.    8. 

Guume  (J.):  Les  trois  Rome.  Journal  d'uiie  voyage  en 
Italie.     Tom.   1.     Paris  1847.    36  Bg.    gr.  8. 

—  :  Rom  in  seinen  drei  Gestalten,  oder  das  alte,  das 
neue  und  das  unterirdische  Rom,  oder  die  Catacomben. 
Mit  Plänen.  A.  d.  Franz.  Bd.  1.  Regensburg  1847. 
VIII.  u.  276  S.    gr.  8. 

Gerhard  (E.) :  Archäologische  Zeitung.  Neue  Folge.  3te 
Lief.  No.  7 — 9.  Juli,  .\ugust  und  September  1847. 
Taf.  VII  —  IX.  und  Beilage  No.  3,  entlialtend  aulser 
-"Vufsätzen  von  Bergk,  Cavedoni,  Jul.  Friedländer,  Jahn, 
Mommsen,  Panofka  und  v.  Paucker  folgende  -Aufsätze 
des  Herausgebers:  Dionysos-.\pollo  als  Thongefäfs  S. 
113 — 117. —  Apollo  und  Aulon  (-Münze  von  Kaulonia) 
S.  120—124. 

—  :  Ueber  die  Gottheiten  der  Etrusker.  Eine  in  der 
Konigl.  .\kademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin  [Jahr- 


47* 


48*» 


ganc  1845]  vorgelesene  Abhandlung.   Mit  7  Kupfertafeln. 
Berlin  1847.   64  S.    4. 

Gerhard  (E.):  Ueber  die  etruskisclien  Götternainen. 
Zeitschr.  i.  d.   Alterthw.  1847.    N.  85. 

—  :  Auserlesene  griechische  Vasenliilder,  hauptsächlich 
etruskischen  Fundorts.  Dritter  Theil.  Heroenbilder, 
meist  Homerisch  (mit  dem  35sten  Heft  abgeschlossen) 
Berlin  1847.  4.  Enthalt  Taf.  151—240  u.   190  S.  Text. 

Gervasio  (Ag.):  Osservazioni  suUa  iscrizione  onoraria  di 
aiavorzio  Lolliano  in  Pozzuoli.  Lette  alla  R.  Acad. 
Ercolanese  nell'  anno  1845.  Napoli  1846.  55  S. 
1  Abb.    4. 

Grifit  (C):  Sülle  iscrizioni  intorno  a'  teatri  antichi  e  a' 
giuochi  in  essi  rappresentati.  Ragionamento  prirao. 
Roma  1847.    8.   71  pagg. 

Giihl  (£.)  und  Caspar  (J.) :  Atlas  zum  Handbuch  der 
Kunstgeschichte  von  Prof.  Dr.  Fr.  Kugler.  Denkmäler 
der  Kunst  zur  Uebersicht  ihres  Entwickelungsganges  von 
den  ersten  künstlerischen  Versuchen  l)is  zu  dem  Stand- 
punkte der  Gegenwart,  begonnen  von  Prof.  A.  Volt. 
2.  Lief.  1.  Abschn.  Taf.9— U.  2.  Abschn.  Taf.  1—5. 
Mit  Text.    qu.  Fol. 

Henne  (A.):  Endliche  Herstellung  Manethons  gegenüber 
den  Forschungen  von  Champollion-Figeac,  Böckh  und 
Bunsen.     SchafFliausen  1847.    8. 

Henne  (Ant.'):  Das  Dasein  alteuropäischer  eigenthüralicher 
Bevölkerung  und  Kultur,  eigener  Geschichte,  Mythen 
und  Chronologie  und  ihr  Verhältnifs  zur  aegüptischen, 
biblischen,  assürischen  und  persischen,  oder  die  endli- 
che Herstellung  Manethons  gegenüber  den  Forschungen 
von  Champollion-Figeac,  Bückli  und  Bunsen.  Mit  einer 
Tabelle  der  ältesten  Chronologie  und  dem  ältesten 
Stamm-  und  Künigsregister.  SchafFliausen  1847.  20  S. 
m.  1  Taf.   gr.  8. 

Hermann  (C.  F.):  Disputatio  de  theoria  Deliaca.  Index 
Scholarum  in  Acad.  Georgia  Augusta.  Gottingae  1847. 
26  S.    gr.  4. 

Jahn  (0.):  Odysseus  und  Helena.  Archäol.  Zeitg.  1847. 
S.   127—28.  —  Die  Askolien.     Ebend.  S.  129—135. 

—  :  Ueber  eine  Vase  des  archäologischen  Museums  zu 
Leipzig.  In  den  Berichten  der  Kgl.  sächsischen  Ge- 
sellschaft der  Wissenschaften  1847  S.  287— 298.   1  Abb. 

Kell  (Car.):  Sylloge  inscriptionum  Boeoticarum.  Lipsiae 
1847.   XII.  u.  249  S.   gr.  4. 

Lujard  (F.):  Observations  sur  l'origine  et  la  signification 
du  syml)ole  appele  la  croix  ansee.  Paris  1847.  4. 
33  S.    4.  Abb. 

Lehas:  Voyage  archeologique  en  Grece  et  en  Asie  Mi- 
neure,  pendant  1843—44.  Architecture  L  Livr.  Paris 
1847.  1  Bog.  Fol.  m.  4  Kupfern.  Diese  Abtheil,  wird 
96  Kupfertair.  u.   1  Bd.  Text  enthalten. 

Lepsius  (R.):  Voyage  de  M.  le  prof.  Lepsius  dans  la 
presqu'ile  du  Sinai  du  4  mars  au  14  avril  1845.  Tra- 
duit  de  l'allemand  par  F.  Pergameni.  Extrait  du  Bul- 
letin de  la  Societe  de  Geographie  (Juni  1847).  Paris 
1847.     48  S.     1  Abb.    8. 

Letronne:  Trois  inscriptions  grecques,  recueillies  dans  le 
voisinage  du  grand  sphinx  de  Memphis.  Journ.  des 
Sav.   1847.    p.  486—94. 


Meyer  (Ed.):  Ueber  den  Bau  Siciliens  und  das  Syrakusische 
Litorale.     Zeitschr.  f.  d.  Alterthw.   1847.  N.  87.  88. 

Minervini  (G.):  Descrizione  di  alcuni  vasi  fittili  antichi 
della  collezione  Jatta.  Parte  I.  Divinith.  Napoli  1846. 
8.    163  S. 

—  :  Novelle  dilucidazioni  sopra  un  antico  cliiodo  magico 
presentato  al  congresso  italiano  dal  prof.  Orioli,  con 
la  notizia  e  la  illustrazione  di  altri  simili  arnesi.   Napoli 

1846.  8.     38  S.    2  Abb. 

Mommsen  (T.):  Der  Kalender  von  Amiternum.  Archäol. 
Zeitg.  1847.   S.  107—10. 

Newton  (Cli.):  Ou  tlie  sculptures  from  the  Mausoleum  of 
Halicarnassus  (Extr.  from  the  Classical  Museum.  Part. 
XVI).    33  pagg.    8. 

Osunn  (F.):  Revision  der  Ansichten  ülier  Ursprung  und 
Herkunft    der    bemalten    griechischen    Vasen.      Giefsen 

1847.  96  S.    8.    Vgl.  oben  S.  45*. 

Panofha  {Th.):  Aus  Pompeji.  (Neuentdeckte  Wandge- 
mälde). Archäol.  Zeitung.  1847.  S.  109— 112.  141— 144. 
OI)en  S.  38*  —  Griechische  Münzen  von  Nymphaeum 
und  Thyrreum.  Ebend.  S.  139 — 42.  —  Schwur  der 
Freier  der  Helena:   Oben  S.  38*. 

V.  Puucker  (C):  Achilles  auf  Leuke.  Archäol.  Zeitung 
1847.  S.  98—107. 

Rawllnson  (H.  C):  The  Persian  Cuneiform  Inscription 
at  Behistun,  decyphered  and  translated.  Bildet  den 
X.  Vol.  des  Journal  of  the  Royal  Asiatic  Society.  Lon- 
don 1847  (I.  Preliminary  Remarks.  S.  1.  —  II.  On 
Cuneiform  ."Alphabet.  S.  53.  —  IV.  Analysis  of  the 
Persian  Inscriptions  of  Behistun.  S.  187.  • —  V.  Copies 
and  Translations  of  the  Persian  Cuneiform  Inscriptions 
of  Persepolis,  Hamadan  and  Van.  S.  269). 

Rithino:  Ueber  die  Bedeutung  der  Ausdrücke  municipium 
und  municeps  in  den  Zeiten  der  römischen  Republik. 
2.  Art.    Zeitschr.  f.  d.  Alterthw.   1847.   Nr.  86.  87. 

Ruhl  (L.  S.):  Ueber  die  Auffassung  der  Natur  in  der 
Pferdebildung  antiker  Plastik.     Cassel  1846.    80  S.  4. 

Steinmunii:  Antiquitatis  graecae  loca  quaedam  e  Rossonum 
moribus  illustrata.     Petrop.   1847.    8.     Oben    S.  44. 

Ussing  (J.  L.):  Reisebilleder  fra  Syden.  Andet  og  sidste 
Hefte.  Constantinopel.  Thessalien.  Kjobenlian  1847. 
m.  1  Karte,     gr.  8. 

—  :  Incriptiones  graecae  ineditaead  A.  Boeckhium  misit. 
Havniae   1847.   VIII  u.   72  S.    4. 

di  Viu  (J.)'-  C'olleccion  de  inscripciones  y  antiguedades 
de  Estremadura.     Madrid  1846.   4. 

Walz  (Chr.):  Archäologie  der  Kunst.  In  Schneidewin's 
Philologns    S.  732—753. 

Wieseler:  Alterthümer  und  Inschriften  in  Siebenl>ürgen. 
Zeitschr.  f.  d.  Alterthw.  1847.  N.  38. 

Zestermann  (A.  Ch.  Ad.):  De  Basilicis  libri  tres  (Ex 
Comment.  ab  Acad.  reg.  Belg.  praemio  donat.  ad  a. 
1846.  Tom.  XXI.)  Bruxellis  1847.  179  S.  in  7  lith. 
'l'afF.    gr.  4. 

—  :  Die  antiken  und  die  'cliristlichen  Basiliken,  nach 
ihrer  Entstehung,  Ausbildung  und  Beziehung  zu  einander 
dargestellt.    Leipz.  1847.    XII.  u.  175  S.  7  Taf.  gr.  4. 

W.      K  O  N  E  R. 


145 


146 


ARCHÄOLOGISCHE  ZEITUNG. 


J\S  10. 


Neue  Fol^e. 


Oktober  1847. 


Griecliisclie  Münzen  der  Sammlung  des  Freilierrn  von  Prokescli- Osten.  —  Museograpliisclies  (Aus  Paris-  Brittisches 

Museum;  Milliogens  Naclilafs;  Marmore  des  Hrn.  Disney). 


I. 

Griechische  Münzen. 

Dritte  Folge  autonomer  griechischer  Inedila 

aus  der  Sammlung  S.  E.  des  Freiherrn  von 

Proliesch- Osten  zu  Athen*). 

Hiezu  die  Abbildung  Tafel  X. 

y.     Scionac  Mucetlouiae. 
AR  2.    Jugendlicher  unbärliger  Kopf  r.  [Pan?J 
jR-    ^klß.     Helm  in  vertieftem  Viereck. 

Wiegt  38  Gran  französ.  Markgewiclit.  Wahrscheinlicli 
dieseihe,  welche  Cadalveue  pl.  II.  no.  1.  gil)t  und  nach 
Scotussa  legt.  Aber  auf  meiner  Münze  ist  der  jugend- 
liche Kopf  ohne  Hörn,  der  Helm  links  gewandt,  die  Le- 
gende ist  sieber  und  der  vierte  Buchstabe  steht  nicht  in 
der  Ecke,  sondern  unter  dem  Helm.  Das  Sigma  ist  etwas 
abgegriffen,  aber  entweiler  ^  oder  5. 

2.   Aoüanes  Thessuliac. 
AR  \\.    Bekränzter  Kopf  des  Jupiter,    links. 
■ß.     AINIAN,     Köcher  und  Pfeil.  [Fackel?] 

Wiegt  14  Gran.  Etwas  eingebrochen  am  Rande.  In 
Bild  und  Legende  vortrefflich  erhalten. 

o.   Larlssa  Thessaliae. 
JEj  5.     Jugendlicher  Fratienkopf  r. 
R.    AAPICAIßN.     Frau  zu  Pferde  1. 

'f.  Larissa  Thessaliae. 
i'E  5.  Bekränzter  jugendlicher  Frauenkopf  r. 
R.  AAPICAI.  Bogenschütze  im  Schufs.  [Artemis?] 
ISo.  3  ist  walirscheiulich  im  Bilde  gleich,  und  nur 
an  Gröfse  und  Legende  verschieden  von  derjenigen  Mion- 
nets Suppl.  111.  pag.  296.  No.  312,  die  er  nach  Larissa 
Cremaste  legt.    Das  Bild  der  Rückseite  ist  nicht  deutlich 


genug,  doch  mag  es  allerdings  ein  Seepferd  sein,  worauf 
die  Reiterin  sitzt.     [Mit  einem  Schild?  Thetis?] 

No.  4.  ist  gut  erhalten. 

S.    Magnesia  Thessaliae. 
M  5.     Bekränzter  Jiipiterkopf  I. 
R'   MArNHTflN.     Geflügelter  Centaur  r.,  unten 

die    Keule    vorhängend.      Vor    sich    im    Felde 

eine   Eule,    die    auf    einem   Schiffsschnabel    zu 

ruhen  scheint. 

Eine  ganz  ähnliche  Münze,  aber  ohne  die  Zugabe 
der  Eule  befindet  sich  im  kais.  Kabinet  zu  Wien.  [Der 
Schiffsschnabel  in  der  Zeichnung  nicht  deutlich,  die  Flü- 
gel wol  elier  ein  Gewandstück?] 

G.    Melitaea  Thessaliae. 
AR  n    Bekränzter  Apollokopf  1. 
R'     ME.    Lüwenrachcn  1. 

7.  Melitaea  Thessaliae. 
M  2\.     Bekränzter  Jupiterskopf  ]. 

R-    ME.     Biene  mit  gespreiteten  Flügeln. 

8.  Melitaea  Thessaliae. 
M  2^.     Bekränzter  Jupiterskopf  r. 

R'     MEAI.     Biene  wie  oben. 

9.  Melitaea  Thessaliae. 
M  5.     Bekränzter  Jupiterskopf  r. 

R'    MEAlTAIEßN.     Biene  wie  oben. 

No.  9.  liilst  keinen  Zweifel  über  No.  7  und  8.  Schon 
im  Jahre  1845  war  mir  eine  AE2'j  mit  dem  Kopfe  des 
indischen  Bacchus  1.,  auf  der  Rückseite  aber  dem  No.  8 
gleich  zugekommen.  Der  zweite  Buchstabe  der  Legende 
war  undeutlich;  ich  las  ihn  A  "ud  gab  die  Münze  den 
Maliensern.  So  erscheint  sie  Tafel  I.  No.  13.  in  den 
Bekanntmachungen  der  Philos.-Histor.  Klasse  der  Berliner 
Akademie  1845.  Text  S.  79,  wo  sonach  die  Legende  nicht 

AM     ^     .        ME 


Al^ 


sondern 


AI 


zu  lesen  ist. 


o)  Zu  vergleichen  Tafel  IX.  XXF.  XXII.  XXXII.  XLI.  XLIII.  der  Archäologischen  Zeitung. 


-i.  ä.  H. 


147 


148 


Tbucydides  (IV.  78.)  schreibt  MtliTU,  Stephanus  von 
Byzanz  Mtlauia.  Polyhius  (V.  93)  erzählt  den  Sturm 
Philipp's  von  Mazedonien  im  iitolisclien  Kriege  auf  diese 
Stadt,  der  aus  mangelhafteu  Voranstalten  mirslaog.  Er 
schreibt  MüJzhu.  —  Strabo  (IX,  5)  führt  eine  Angabe  der 
Melitäer  auf,  der  zu  Folge  auf  zehn  Stadien  Ferne,  jen- 
seits des  Enipeus,  die  alte  Stadt  Hellas,  „blühend  von 
Jungfrauen",  wie  die  liias  sagt,  gestanden  haben  soll.  Zur 
Zeit,  als  3Ielitaia  noch  den  Namen  Pyrrha  trug,  seien  die 
Bewoiiner  von  Hellas  dahin  übersiedelt  und  defshalb  zeig- 
ten die  IMelitäer  auf  ihrem  Marktplatze  noch  das  Mal 
des  Hellenos,  des  Sohnes  Deukalions  und  der  Pyrrha. 

No.  6.  kam  mir  wie  die  No.  7.  8.  und  9  (in  meh- 
reren Exemplaren  No.  7  und  8.)  und  so  wie  auch  die 
mit  dem  Kopfe  des  indischen  Bacchus  aus  Thessalien. 
Sie  wiegt  17  Gran.  Ich  wüfste  sie  nicht  besser  einzu- 
reihen. 

10.     Oetaei  Thessaliae. 
AR  3,     Löwenkopf,  einen  Pfeil  im  Rachen,  1. 
B.     l/lßATIO.     Jugendlicher  Herkules  nackt  auf- 
recht, von  vornen,  die  Keule  fast  wagrecht  vor 
sich  hinhaltend. 

Wiegt  48  Gran.  Nur  durch  die  rückläufige  Legende 
und  durch  die  Auslassung  des  Iota  von  den  bekannten 
Terschieden, 

11.  Tricca  T/tessnUae. 
AR  3.     Reiter  mit  Hut  [?]  und  Lanze. 

B.  TPIKKAIAN.  Bekleidete  Frau  sitzend,  in 
der  linken  einen  Spiegel  vor  sich  hinhaltend. 
Wiegt  20  Gran.  Vergleiche  mit  dieser  Münze  Mion- 
net sup.  III.  pag.  309.  No.  271.  Ist,  was  ich  für  einen 
Spiegel  halte,  eine  Schale,  so  mag  es  Hygieia  sein.  Ich 
zweifle  aber,  denn  der  Stiel  pafst  nicht  zur  Schale.  Ich 
kann  es  auch  nicht  für  eine  Schlange  nehmen,  die  aus 
der  Hand  frifst.  Die  Stellung  wiire  zu  gewagt.  [In  der 
Zeichnung  ist  statt  der  zwei  letzten  Buchstaben  ein  X.] 

12.  Inceria  TItessaltae, 
AR.     Vordertheil  eines  Pferdes  r. 

B,.  Vertieftes  Viereck  durch  Diagonalen  geschnitten. 
Wiegt  19  Gran.     Vielleicht   Homolium,    vielleicht 
Pharsalus. 

lÖ.    Argos  Amphlloclninn. 
M  3.     Behelmtes  Haupt  der  Pallas  r. 
R.    APrEIßN.    Eule  links. 

14.    Jleraclea  Acarnaniae, 
AR  2.     .higendlichcs  Haupt  des  Herkules  mit  der 
Löwenhaut. 


R.     HPA.     Löwe  rechts  schreitend. 
Wiegt  15  Gran. 

Id.    Locrl  Opuntü. 

AR  II.    Diota. 

.K.    O  im  vertieften  Vierecke,  das  durch  zwei  Spar- 
ren in  drei  kleine  Rechtecke  und  ein  diagonal 
durchschnittenes  Viereck  getheilt  ist. 
Wiegt  17  Gran. 

16.    Locri  Eplcnemidü. 
JE  2.     Kopf  der  behelmten  Pallas. 
R.    AOKP.EPIKNA.    Traube. 

17.    Chaeronea  Boeoüae. 
M  4.    Böotischer  Schild. 
R.    XAlPflNE  in  zwei  Zeilen,  dazwischen  Keule. 

18.  Coronen  Boeollae. 

AR  1.     Jugendliches  Haupt   des  Herkules  mit  der 

Löwenhaut. 
J?.    Böotischer  Schild. 

Wiegt  15  Gran.  Aehnlich  mit  Mionn.  Supp.  III.  p.  511. 
No.  53,  aber  ohne  Legende. 

19.  Plataeae  Boctiae. 

JE  G.     Böotischer  Schild. 

R-     PAA  in  Mitte  des  leicht  vertieften  Feldes. 

20.    Arcadia. 
JE  2.   Panskopf. 
R.    AOE. — ^AP  in  Rlonogramm.  Darunter  Rohrpfeife. 

21.  Ittccria  Creiac. 
AR  3.     Wolfskopf  von  vornen. 

R.     Herzförmiger  Einschlag. 
Wiegt  78  Gran. 

22.  Incerta  Crefae. 

AR  3.    Löwenrachen  mit  gestreckter  Zunge  hnks. 
R.     Einschlag  in  Form  vierblättrigen  Klee's. 
Wiegt  79  Gran. 

23.  Inceria  Cretae. 

AR.    Apollokopf  alten  Styls  mit  Stirnbinde  und  han- 
genden Haaren,  links.  [Seltsamer  ührschnuick.] 
R.     Gezacktes  Viereck  als  Einschlag. 
Wiegt  79  Gran. 

24.  Incerta  Cretae. 
AR  3.    Maske  von  vornen. 

R.     Har]>iye  im  vertieften  Viereck. 
Wiegt  71  Gran. 


149 


150 


Diese  vier  Drachmen  kamen  mir  aus  Kreta.  No.  21 
düffte  nach  Ly  ttus  gehören.  Das  Gewiclit  stimmt  genau 
mit  dem  der  alten  Drachmen  dieser  Stadt,  die  einen  Eber- 
kopl  und  auf  der  Rückseite  einen  tiefen  Einschlag  zeigen. 
Zehn  Stücke  dieser  letzteren,  die  ich  gleichzeitig  mit  die- 
sen vier  Nummern  erhielt,  wiegen  jedes  genau  78  Gran. 
No.  23  gehört  vielleicht  iiacli  Argos  Cretae,  wenn  ich 
jiiinelime,  dafs  der  Apollokopf  vielmelir  ein  Frauenkopf 
sei.  —  No.  22.  und  24.,  im  Gewichte  kretensisch,  weil's 
icli  nicht  eiuzutlieilen,  erinnere  alier  in  Bezug  auf  No.  24. 
an  den  Aufsatz  des  Herzogs  von  Luynes  üljer  die  Har- 
pyien  in  den  Annalen  des  archäol.  Instituts  von  1845. 
Dieser  verlegt  Elektronmiinzen  mit  dem  llarpyienbilde 
Dach  Hurpagia  Mysiae.  Doch  scheint  mir  das  Gewicht 
von  No.  24.  nach  diesem  Lande  nicht  zu  passen. 

P.  V.  0. 


IL 
Museographisches. 

1.    Aus   Paris. 

Ein  erneuter  Besuch  der  Kunstschätze  des  Louvre, 
des  Cahinet  des  medailles  und  der  zahlreichen  Privat- 
sammlungen sinniger  und  hegüterter  Kunst-  und  Alter- 
tliuinsfreunde  brachte  uns  nach  längerer  Abwesenheit  von 
Paris  manchen  herrliclien  und  lehrreichen  Zuwachs  dorti- 
gen Antikenbesitzes  vor  Augen,  und  veranlafst  uns  die 
dort  gesammelten  Eindrücke  in  gedrängter  Kürze  liie- 
nächst  zusammenzustellen. 

Id  den  Marmorsiilen  des  Louvre  ist  seit  ge- 
raumer Zeit  nur  wenig  geändert.  Die  Amazonenreliefs 
des  schönen  Sarkophages  von  Salonichi  sind  neu  hinzu- 
gekommen ;  aufserdem  findet  sich  wenig  Erhebliches  vor, 
was  nicht  im  bekannten  und  ohne  wesentliche  Aenderung 
neu  aufgelegten  Claracschen  Katalog  verzeichnet  wäre. 
Mancher  grolse  Zuwachs  ist  jedoch  naher  Aufstellung  ge- 
wärtig, wie  solche  zunächst  für  die  gröfseren  Werke  ägypti- 
scher Kunst,  für  die  Friesreliefs  von  Olympia,  Assos, 
Magnesia,  für  eine  Gallerie  algerischer  Sculptur-  und  In- 
schriftfragmente bevorsteht  und  für  diese  letztere  haupt- 
sächlich wegen  eines  so  sciiönen  als  ansehnlichen  farbigen 
Mosaikbilds,  den  Wagen  des  Meerbeherrschers  mit  Was- 
serdämonen darstellend,  erwünscht  sein  wird.  Endlich 
werden  die  gewohnten  klassischen  Eindrücke  ähnlicher 
Aufstellungen  durch  einen  für  Kunst  und  Alterthum  ganz 
neuen  Anblick,  durch  die  Kolosse  von  Niniveli  überboten, 
welche,  in  zwei  Sälen  des  Erdgescliosses  im  inneren  llof- 


raum  des  Louvre  bereits  zugänglich  gemacht,  Gegenstand 
eines  unsrer  nächstfolgenden  Berichte  sein  werden. 

In    den    verschiedenen   Abtheilungen    antiker  Kunst- 
werke   geringeren  Umfangs,    welche   in   der   Gesammtbe- 
zeichnung   des   Jlusee   Charles  X.    begriffen    werden, 
sind  gegenwärtig  nebst  einer  Reihe  ägyptischer  Säle  auch 
diejenigen  neu   bereicliert  zu  sehn,  in  denen  die  Erz-  und 
Tiionfiguren,    bemalte   'riiongefäfse   und   sonstige   Antica- 
glien   griechischer   und  römischer  Kunst   aufgestellt  sind. 
Hier    macht    zuvörderst    jener    vielbesprochne    archaische 
Apollo  von  Erz  sammt  den  mit  Künstlernamen  versehenen 
Bleiplättclien,  die  man  angel)lich  aus  seinen  Augenhöhlen 
hervorzog,    von  Sculpturen  der  Talleyrandsche  Marmor- 
kopf eines  blumenbekränzten  Erdgottes  Zeus  '),  in  Mitten 
des  Vasenzimmers   vor  allem   die  Krösosvase,   vormals  in 
der  Durandschen  Sammlung,  unter  den  übrigen  Antica^lien 
aber   mehr  denn   ein   Rest   homerischer   Inschrifttäfelchen 
in  Art  der  Tabula  Iliaca   beim  ersten  Blick  sich  bemerk- 
lich.    Dem  Alterthumsfreund,    der  nicht  blofs  in  Art  der 
Sonntagsgäste    anstaunen,    sondern    gründlich    beschauen 
will,   ist   die  Besichtigung   dieser  reich    besetzten  Räume 
durch    ihre    hochragenden   .Spiegelscliränke    zwar    keines- 
wegs   leicht   gemacht;    doch   wird   der   gebietende  Drang 
architektonischen  Pompes,   dem  Jiier   und  anderwärts  die 
Rücksicht    zweckgemäfser    Aufstellung    und    Beschauun" 
allzuoft  nachstehn  raufs,  tlieils  durch  Hrn.  von  Cailleux's 
vielerprobte   und    allezeit   hülfreiche   Oberaufsicht,    tlieils 
auch    durch     zwei    so    sachkundige    Conservatoren    nach 
Möglichkeit    ausgegliclien,   wie    Graf  Lahorde   und   Herr 
A.  de  Longperier  es  sind. 

Ohne  seine  Räume  zu  vergröfsern,  ist  aucli  das  Ca- 
binet  des  medailles  der  Königl.  Bibliothek  zusehends 
und  mit  der  sachkundigen  PlanmäFsigkeit  bereichert  wor- 
den, die  einer  wohl  dotirten,  von  3lännern  wie  Ruoul- 
Rochette  und  Lenormunt  verwalteten  Sammlung  nie  feh- 
len kann.  In  musterhafter  Auswahl  findet  man  hier  einen 
Theil  der  Durandschen  Vasen  und  eine  andre  beträcht- 
liche Anzahl  sonstiger  Kunstwerke  jener  wichtigen  Samm- 
lung aufbewahrt;  der  grölste  und  ioschriftreichste  aller 
etruskischen  Spiegel  (Gerhard  Etr.  Sp.  II,  181),  auf  wel- 
chem beiläufig  gesagt  die  Hauptperson  des  oberen  Bildes 
nicht  Epeur,  sondern  Epiur,  dem  iniovQog  noch  näher, 
heifst,  macht  gegründeten  Anspruch  das  wichtigste  Denk- 
mal jener  stattlichen  Durandschen  Auswahl  zu  heifsen. 
Aber  auch   seit  der  Zeit  jenes  Ankaufs ,  dem  kein  ähnli- 

')  Trophonios  nach  Panofka  (Arcliäol.  Zeitung  Taf.  1). 
Vgl.  Lujnes  Nouv.  Ann.  I,  391 ,  wo  auf  den  metapontischen 
Blamenzeiis  (Paus,  V,  22,  4)  verwiesen  war. 


151 


152 


eher  Anlafs  geliäufter  Erwerbungen  gefolgt  ist,  hat  es 
diesem  auserlesenen  Autikenschatz  an  neuen  Erwerbungen 
nicht  gefehlt.  Des  allberühmten  Miinzreichthums  dieses 
Kabinets  und  der  streng  gewählten  Reihe  von  Bronzen 
zu  geschweigen,  in  welcher  den  Silbergefäfsen  von  Ber- 
nay  jetzt  auch  merovingische  merkwürdige  Funde  zur  Seite 
stehn,  finden  im  oberen  Saal  dieser  Sammlung  zugleich  mit 
dem  früheren  Vorrath  von  Vasen  und  Bronzen  ansehnliche 
Vasen  aus  Cäre  (ein  Geschenk  des  Herzogs  Torlonia), 
cyprische  Thonfiguren  alterthümlichen  Styls,  von  Hrn. 
Mas-Latrie  nach  Paris  gebracht  2),  und  eine  Anzahl  cy- 
reuäischer  Vasen  sich  vor,  aus  denen  Hr.  Lenormunt  einige 
durcli  attische  Bezüge  —  Athene  Promaclios,  den  Perser- 
verkehr, Aristipp  —  anziehende  Vasenbilder  in  den  Denk- 
mälerheften  des  archäologischen  Instituts  so  eben  ver- 
öffentlicht 3).     (Vgl.  oben  S.  10,  9). 

Zwei  andre  Denkmäler  finden  sich  ebenfalls  in  der 
König!.  Bibliothek  aufgestellt:  in  einer  offenen  Halle  des 
Hofraums  die  von  Hrn.  Pr'isse  ausgehol)ne  und  nach  Pa- 
ris gebrachte  Königsliste  von  Karnak,  und  im  Vorsaal 
des  Münzkabinets  der  aus  andern  Nointelschen  Marmor- 
werken hervorgeliobne  und  den  Sculpturen  des  Parthenon 
beigezählte  weibliche  Kopf. 

Unter  den  französischen  Privatsammlungen  antiker 
Kunstwerke  steht,  naclidem  die  Blacassische  Sammlung 
unsichtbar  geworden  ist,  die  Sammlung  des  Herzogs  von 
Luynes  oben  an;  man  mufs  ihr  den  ersten  Platz  unter 
allen  ähnlichen  Sammlungen  zugestehn,  wenn  strenge  Aus- 
wahl schöner  und  woblerhaltener  Gegenstände  mehr  als  die 
Zahl  derselben  den  Mafsstab  abgibt.  Keine  andre  Münz- 
sammlung bietet  einen  gröfseren  Genufs  dar,   als  die  nur 


aus  vortrefflich  erhaltenen,  zum  Theil  sehr  seltenen  Stücken 
gebildete  jenes  prüfenden  und  um  die  Alünzwissenschaft 
liochverdienten  Kenners;  keine  andre  Vasensammlung  kann 
sich  rühmen,  in  ihrer  nicht  grofsen  Anzahl  einen  gröfseren 
Schatz  kunstgerechter  und  unverstümmelter  Stücke  zu  be- 
sitzen; Goldschmuck  und  geschnittene  Steine,  nament- 
lich etruskische  Skarabäen,  sind  gleicherweise  wohl  aus- 
gestattet. 

Die  an  gewähltem  altem  und  neuem  Kunstschatz  eben- 
falls sehr  reiche  Sammlung  des  Grafen  von  Pourtales 
ist  durch  ein  stattliches  Kupferwerk  und  genaues  Ver- 
zeichoifs  den  Alterthumsfreunden  nicht  minder  bekannt 
als  jene  des  Herzogs  von  Luynes,  hat  aber  seitdem  man- 
cher schönen  Bereicherung  theils  an  Vasen  theils  auch 
in  Erzliguren  sich  zu  erfreuen  gehabt,  unter  denen  ein 
thronender  Juppiter  oben  ansteht.  Ueberliaupt  hat  diese 
Gattung  antiker  Kabinetsstücke  die  französischen  Lieb- 
liaber  neuerdings  besonders  angezogen,  wie  denn  auch 
Hr.  Ddessert  mehrere  vorzüglich  feine  Bronzen  *)  seinem 
gewählten  Kabinet  zu  hohem  Preis  zugeeignet  hat. 

Der  ausgewählte  Antikenbesitz  des  Hrn.  Hope  war 
in  Abwesenheit  des  Besitzers  unzugänglich;  eben  so  wer- 
den folgende  Reisende  noch  mancheu  andern  zerstreuten 
Antikenbesitz  kunstliebender  französischer  Sammler  die- 
sem flüchtigen  Uel)erblick  anreihen  können,  der  mancher 
ferneren  Notiz  über  Einzelnes  zur  Grundlage  wird  dienen 
können.  E.  G. 

2.     ßiittisches  Museum. 

Ueber  neueren  Zuwachs  der  Antiken  des  brittischen 
Museums    sind   wir  hauptsächlich   durch  freundliche  Mit- 


')  Cyprische  Thonfiguren:  aus  der  zuerst  vom 
Prof.  Rofs  nachgewiesenen  und  für  das  Berliner  Museum  be- 
nutzten Fundgrube  (Arcb.  Z.  N.  F.  S.  10,  12.).  Obenan  unter 
Hm.  Mns-Lntrie'a  Terracotten  ist  eine  ungefähr  drei  Fufs 
hohe  stellende  Venus  zu  bemerken,  in  deren  Tiare  der  xri'is 
angedeutet  zu  sein  scheint;  aufserdem  ein  lebensgrofser  weibli- 
cher Kopf  und  zwei  andere  Frauenköpfe  mit  ägyptischem  Kopf- 
putz. Die  Bekanntmachung  dieser  stylistisch  und  antiquarisch 
sehr  merkwürdigen  Thondenkmüler  wird  in  Hrn.  fyfi/rtrd's  Denk- 
mälern des  Venusdienstes  erschienen,  und  dann  vermuthlich 
auch  einen  ähnlichen  Frauenkopf  (von  gleicher  Herkunft  mit 
den  Spuren  eines  eingesetzten  Modius)  in  sich  schliefsen,  den 
Hr.  Ddessert  besitzt. 

^)  Diese  cyrenäische  Ausbeute,  die  man  einem  Consu- 
laragenten  Hrn.  von  Botmillc  verdankt,  ist  anziehend  genug 
um  zu  weiterer  Ausbeutung  jenes  Bodens  Anlafs  zu  geben. 
Aufser  manchen  anziehenden  GcnUsinakrcii'n  des  späteren  Va- 
senstyls  erhielt  das  Cabinet  des  medailles  aus  gleicher  Quelle 


auch  manche  feine  Thonfigur  anziehenden  Gegenstands,  dar- 
unter ein  hübsches  Tricliiiium  (gelagertei  Jüngling  und  sitzende 
Frau,  ein  Tischchen  davor),  eine  Parodie  der  vom  .Stier  ge- 
tragenen Europa  (etwa  mit  einem  Keisesack  in  der  Linken),  ein 
Minotaurus-ähnliches  Brustbild,  ferner  einige  nicht  unmerkwür- 
dige Veniisidole.  Kins  derselben  ist  nackt  und  sitzend,  mit 
einer  Scheibe  gleich  dem  Gorgonion  auf  der  Briist  gebildet; 
zwei  andre  stehend  und  bekleidet  reihen  durch  ihre  Todes- 
geberde,  der  auf  der  Brust  ruhenden  rechten  Hand,  dein  be- 
kannten ähnlichen  Typus  einer  (Jräbervenus  sich  an.  Für  die 
Feinheit  ähnlicher  Thonarten  gereichten  uns  hauptsächlich  ei- 
nige vergoldete  Verzierungsstücke  dieses  Materials  zum  Beleg, 
welche  der  Graf  Ijahorde  besitzt. 

'J  Hau|)tsächU'ch  einen  schreitenden  Satyr,  der  einen 
Strick  (?)  wie  zum  Behuf  künstlichen  Sprunges  liäll,  und  eine 
zierliche  obscüne  Figur.  Auch  die  ansehnliche  Figur  eines  ste- 
henden Silens  zeichnet  in  jener  gewählten  Sammlung  sich  aus. 


153 


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theilungea  des  Hrn.  Siim.  Ji'inli  in  fortwiilirender  Keniit- 
nifs  erhalten.  Obenan  steht  in  dieser  Beziehung  die  An- 
kunft der  von  Hrn.  Layard  gesandten  assyrischen  Sculp- 
turen  von  Nimrod,  denen  das  von  Sir  Robert  Peel  erfolgte 
Geschenk  zviei  assyrischer  Köpfe  voranging;  ungefiihr 
gleichzeitig  sind  denn  auch  die  halikarnassischen  Reliefs 
eingetrofTen.  Indem  wir  uns  vorbehalten,  dieser  beiden 
Deukiniilersendungen  ein  andermal  nidier  zu  gedenken, 
stellen  «ir  liienäclist  mehrere  andre  Notizen  einzelnen 
Zuwachses  zusammen,  den  unser  obengedacliter  brittischer 
Freund  im  Lauf  dieses  Jahres  uns  meldete. 

Bereits  im  Anfang  des  Jahrs  ward  uns  die  Aufstel- 
lung einiger  erheblicher  Marmor  werke  berichtet:  einer 
durch  Guattani  (Mon.  ined.  1787)  und  Clarac  bekannten 
Statue  des  Paris  (wenn  nicht  eines  Atys  oder  Mithras- 
dieners)  und  einer  aus  der  Poniatowskyschen  Sammlung 
herrührenden  schönen  Büste  des  Merkur  oder  Apollo. 
Ferner  ward  verschiedene 'Jhongefäfse  gedacht,  welche 
das  Museum  durch  Hrn.  Steuart  erhielt:  darunter  das 
neuerdings  vielbesprochene  mit  den  Namen  Eudämonia, 
Pandiisia,  Hygiea  u.  s.  w.,  dessen  Zierlichkeit  mit  der  so- 
genannten Venustoilette  bei  Hrn.  Rogers  wetteifert.  Im 
Kunstwerth  untergeordnet,  aber  anziehend  durch  ihren 
Gegenstand  sind  zwei  durch  Minervini  bekannte  Gefäfse, 
das  eine  mit  dem  Kiud  Herakles,  das  an  Hera's  Brust 
saugt  (Bull.  Napol.  I.  p.  6.  72),  das  andre  Diomedes, 
Odysseus  und  Dolon  darstellend  (Ebd.  1  pl.  8.  p.  U6). 
Erwünscht  war  auch  der  Erwerb  einer  seit  längerer  Zeit 
durch  Millingen  (Peintures  pl.  XXV)  bekannten  Amphora 
mit  dem  Bild  Europa's,  wie  sie  vom  Zeusstier  über 
das  Meer  entführt  wird.  Endlich  ward  auch  der  Erwerb 
ausgezeichneter  Terracotten  aus  Centorbi  erwähnt,  de- 
ren nähere  Beschreibung  ein  andermal  erfolgen  soll. 

Einen  etwas  späteren  Zuwachs  erhielt  das  Museum 
vermittelst  verschiedener  von  Hrn.  Cattipunari  demselben 
überlassener  volcentischer  Goldsacheu:  nämlich  ein 
Paar  Ohrringe  mit  Pallasköpfen  geschmückt,  an  denen 
Melnibüsche  und  Halsbänder  zu  bemerken  sind,  und  zwei 
lialbzirklige  Bruststücke  (aT)jä()äia/^ioi),  den  Hippolyt 
darstellend,  der  von  seinem  Wagen  ins  Meer  gesunken 
ist  und  von  zwei  Seepferden  verschlungen  wird.  Zugleich 
ward  wiederum  die  Erwerbung  drei  ausgezeichneter  be- 
malter Thongefäfse  gemeldet;  darunter  eine  Amphora 
mit  der  Künstlerinschrift  eines  Polygnot  {„ITolryroTng 
tyQwfaiy");  andre  Gefäfse  mit  Inschrift  des  Tleson, 
«och  eins  von  Hischylos  als  Töpfer  und  Pheidippos 
,ils  Maler;  ferner  eine  grolse  Hydria  mit  der  Darstellung 
Ton  Achill  und  Troilos,  nebst  vielen  Schriftzügen. 


Ebenfalls    von    Hrn.   Campunuri  erhielt   das  Museum 
eine  merkv\ürdige  archaische  Oenochoe  mit  den  singulären 
Darstellungen  schmiedender  Paliken,    Kyklopen  oder   wie 
man    diese    .Schmiede    sonst   deuten    mag,    welche    der 
frühere  Eigenthümer   des  Gefäfses    in   einer  ausführlichen 
Erklärung   laut   dessen    schwierigen    Inscliriftzügen    (etwa 
LXlu()tg)   auf  loner    und  Kadmos  bezog.     Sodann   einen 
Kantharos  mit  rothen   Figuren,  darstellend  einerseits  den 
Automedon  auf  Achills  Quadriga  mit  einem  böotischen 
Schild,  worauf  ein  Efeuzweig,   und  vor  den  Pferden  ste- 
hend   Achill,   bewalTnet  und  mit  einem  Schild  versehen, 
worauf  das  Hintertheil  eines  Pferdes,  daneben  die  Inschrift 
A?NOm.      Als  Gegenbild   zeigt   dieser    Kantharos   eine 
fahrende  Amazone  mit  Pelta  auf  ihrer  Schulter,  neben  ihr 
stehend  die  Königin  Pen  thesilea,  tief  behelmt  und  mit 
einem  böotischen  Schild   versehen,   auf  welchem  das  Bild 
eines  Hahnes.     Drittens   ein   Rliyton   lukanischer   Art  mit 
einem  Widderkopf.     Dargestellt  auf  derselben   sind  Dio- 
nysos und  Silen  ;  unter  den  übrigen  Figuren  ist  ein  Krie- 
ger mit  einem  [panesken?]  Schildzeichen  bemerkenswert!), 
welches  Hr.  Birch    entweder  auf  Phobos  oder   auf  Pan 
den    Dämon    des    panischen   Schreckens   zu   beziehen   ge- 
neigt ist. 

Nebenher  war  die  unermüdliche  Thätigkeit  unsres 
gelehrten  Berichterstatters  mit  der  Erläuterung  wichtiger 
Denkmäler  des  brittischen  Museums  fortwährend  beschäf- 
tigt. Hievon  sollte  zunächst  das  Gefäfsbild  Orest  vor  dem 
Areopagus  darstellend  betheiligt  werden,  sodann  die  zwei 
durch  Sir  Rob.  Peel  an  das  .^luseum  gelangten  Kopfe  aus 
Niniveh.  Ferner  die  Erzfigur  einer  Venus,  etwa  einen 
Palmen  hoch,  welche  einen  Kranz  hält,  aus  Halikarnafs. 
Aufserdem  beabsichtigt  Hr.  Birch  auf  Grund  des  Atmeidan- 
Obeliskes  das  höhere  Alter  Königs  Thutmes  III  gegen  et- 
wauige  Ansprüche  Niiiivehs  und  Babylons  nachzuweisen. 

3.     Millingens    Nachlafs. 

Nachdem  Obiges  bereits  im  August  d.  J.  uns  zur 
Hand  war,  erhielten  wir,  ebenfalls  von  Hrn.  lilrcU,  die 
folgenden  Notizen  über  Thongefäfse  und  sonstige  Terra- 
cotten, die  dem  brittischen  Museum  aus  des  unvergefsli- 
chen  Kunst-  und  Allerthumskenners  Millingen  Nach- 
lafs zullossen.  Es  sind  hauptsächlich  die  hienächst  ver- 
zeichneten: 

1.  Phiale  von  grobem  schwarzem  Firnifs,  innen  mit 
der  Inschrift  AECETIA  I :  POCOLOM  [Acccihte  po- 
colom;  Essiggöttin?  Vgl.  Gerhard  Etrusk.  Gottheiten 
Anm.32]  verseheu;  ein  Zweig  und  vier  Rosetten  sind  ne- 


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benlier  eingefaf st.  Herrührend  aus  der  Beugnotschen  Ver- 
steigerung (De  Witte  Coli.  Beugnot.  1848  p.  78  no.  129), 
und  anziehend  in  Vergleich  mit  den  ähnlich  bezeiclinetea 
Schalen  (VoJcanl  jiocolom  u.  a.  in.:  Gerhard  Berlins Bildw. 
no.  909.  Al)h.  Etriisk.  Gottheiten  a.  a.  O.)  als  singulare 
Beispiele  etniskischer  Vasen  mit  römischer  Schrift. 

2.  Rhyton  von  einer  Form  wie  man  sie  moI  in  den 
Händen  von  Zechern  griechischer  'l'rinkgelage  ahgehildet 
findet,  als  geriefeltes  („fluted")  Trinkhorn  mit  einem  Lö- 
wenkopf, dessen  enge  Mündung  zum  Ahlauf  der  Hiissig- 
keit  diente.  Oberhalb  in  Relief  der  Kampf  einer  Ama- 
zone mit  einem  Greifen;  die  Kämpferin  stützt  sich  zu 
Boden  gesunken  auf  ihren  linken  Arm  und  hält  ein  Sciiwert 
in  der  Rechten.  Das  Ganze  war  mit  einem  weifsen  Stuck 
überdeckt  [?J. 

3.  Oenochoe  mit  schwarzen  Figuren:  Herakles  und 
Triton  in  Kampf,  eine  Nereide  daneben. 

4.  Oenoclioe.  Zwei  Mänaden  rechtshin  schreitend, 
die  eine  mit  einer  Ziege,  die  andre  mit  einem  Panther  in 
den  Armen. 

5.  Lekythos  schw.  Fig.  Herakles,  durch  die  Lö- 
wenhaut kenntlich,  liat  eine  Amazone  niedergeworfen. 
Seine  rechte  Hand  hält  ein  Schwert,  seine  linke  etwa 
einen  Kranz;  es  mag  der  Kampf  mit  Antiope  gemeint 
sein.  Hinter  Herakles  etwa  Zeus,  hinter  der  Amazone 
etwa  lolaos. 

6.  Kleiner  Kantharos.  Einerseits  eine  Art  netzförmiges 
Zeug,  andrerseits  Wellenverzierung  [?]  und  Netzwerk. 
Hierin  die  Inschrift  EoTfoJu?  y.al .  .  .  Lukaniseber  Styl  [in 
welchem  dergleichen  Inschrift  eine  Seltenheit  ist]. 

7.  Amphora,  schw.  Fig.  mit  dem  Urtheil  des 
Paris.  Als  Gegenbild  erscheint  Herakles  mit  lolaos 
vor  Pallas  stehend,  neben  der  Hermes.  Vgl.  Welcker 
Ann.  d.  Inst.  XVII   p.  140. 

8.  'l'arentinische  Gefäfsfragmente  mit  der  Darstellung 
des  Argonauten  Opfers,  abgebildet  bei  R.  Rochette 
(Peintures  antifjues  pl.  VI  p.  401  ss.)  und  danach  in  der 
Arch.Zeit.  1845.  Taf.XXXVI,2.  S.  177  s.  Die  dort  gege- 
bene Zeichnung  dieser  werthvoUen  Scherben  bedarf  jedoch 
noch  einiger  Berichtigungen  und  Zusätze.  Haupthaar,  ein 
Theil  der  Brust  und  die  linke  Scliutter  der  Figur  sind 
erhalten;  das  Feuer  ist  weil's  angegeben.  Ferner  ist  zwi- 
schen dem  Baum  und  dem  Chrysebild  eine  nicht  unwich- 
ti-e  Inschrilt  ül)ersehen  worden,  nämlich  (|)IAO^KET. . 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  der  Name  Philoktets, 
wie  er  auf  der  Campana'schen  Vase  gleichen  Gegenstan- 
des (Arch.  Z.  1846  S.  285  f.)  sich  lindet.  Uebrigens  ist 
zugleich   mit  den  diese  Darstellung  bildenden  fünf  Bruch- 


stücken eines  prachtvollen  tarentiner  Gefäfses  auch  das 
gleichzeitig  von  Rochette  (Peint.  p.  402)  erwähnte  zu  einer 
verlorenen  oberen  Figurenreihe  gehörige  schöne  Fragment 
einer  mit  Aegis  und  Helm  ausgerüsteten,  am  Helm  mit 
Sphinxen  und  Greifen  ausgeschmückten  Pallas  dem  Mu- 
seum zugefallen. 

9.  Kylix  von  sogenanntem  nolanisch-ägyptisirendem 
Styl.  Innen  eine  jugendliche  Manteliigur,  vermuthlich  Eos, 
zwischen  zwei  Flügelrossen,  etwa  Lampen  und  Phae- 
thon,  stehend  und  deren  Zügel  haltend. 

10.  Archaische  Kylix  des  Eucheir,  Sohnes  des 
Ergotimos.    Innen  eine  Chimära,  aulsen  die  Inschrift: 

HOPAOTIMO:  VIHV^  EV  +  EPO^  EHOIE^EN 

die  Braun  [Bull.  1846  p.  78.  Vgl.  Arch.  Z.  IV,  232]  als 
onyoTi'iiOLi  t'Ios*  Ei'/tQog  iTTOtr^aty  gedeutet  hat.  Dieser 
Gefäl'smaler  ist  zunächst  dem  Taleides  zu  vergleichen ; 
dem  Styl  des  Tleson  und  des  Nikosthenes  geht  er  voran, 
wie  diese  dem  vollendeten  archaischen  Styl  des  Exekias. 

11.  Apulisches  Fragment  einer  prachtvollen  Vase. 
Erhalten  ist  der  Oberlheil  einer  Frau,  welche  in  ihrer 
Linken  ein  Kind  und  mit  ihren  Zähnen  das  Ende  eines 
durchsichtigen  Gewands  hält,  ihren  Busen  zu  decken.  Der 
Ausdruck  melancholischer  Gröfse  in  ihrem  Angesicht  erin- 
nert an  N  iobe. 

12.  Lampe  mit  röthlicher  Glasur,  von  grober  Tech- 
nik, vorstellend  den  hyperboreischen  Apoll,  auf  einem 
Felsensitz  linkshin  gewandt  und  auf  einem  Pentachord 
spielend ;   vor  ihm  ein  auf  den  Gott  blickenden  Greif. 

13.  Lampe  von  feiner  Arbeit  und  trelTlicher  Erhal- 
tung: Fortuna  auf  einem  Thron  sitzend,  mit  Füllhorn 
und  Ruder. 

14.  Lampe  mit  dem  zierlichen  Bild  einer  Mänade, 
welche  in  der  Nähe  eines  brennenden  Altars  nach  einem 
sie  verfolgenden  Satyr  sich  umblickt. 

15.  Kleine  Lampe  mit  rother  Glasur.  Cupido 
knieend  hält  seinen  Köcher  am  Gurt  fest;  auf  seiner  Schul- 
ter die  Keule  des  Herkules. 

16.  Kleine  Lampe.  Fuclis  mit  einem  Mantel,  zwei 
Pfeifeu  haltend  und  eine  dritte  einer  Krähe  zutragend, 
die  auf  einem  Baum  sitzt. 

17.  Kleine  Lampe.  Kranich  der  in  seinem  Schna- 
bel eine  Waage  hält;  auf  einer  der  Wagschalen  eine 
Ratte,  in  der  andern  ein  Elephant. 

18.  Kleine  Lampe.  Zwei  Gladiatoren;  ein  Mir- 
millon,  unter  welchem  sein  Name  FVRIVS  steht,  hat 
einen  Sanuiiter  COLVMßV  (Columbus?)  getödtet,  der 
am  Boden  liegt.  Beide  haben  eine  lange  dünne  Feder 
auf  jeder  Seite  ihrer  Helme. 


157 


4.    Marmore  des  Hrn.  Disney. 

In  die  Ileilie  Nrittisclier  Sammler,  deren  Antikenhesitz 
niiclist  den  Nationalscliiitzen  des  hiittisclien  IMiiseiinis  die 
Aufmerksamkeit  der  Aitertliumsi'orsclier  hilligerweise  in 
Anspruch  nimmt,  ist  neuerdings  Mr.  Jo/m  I>ii»c'i/ aut  llyde 
bei  lugatestone  getreten  und  zwar  in  der  liesuiiders  aclit- 
baren  Weise  einer  stattlichen,  mit  eigenem  'J'ext  lieglei- 
teten  Verötreutlichung  der  ihm  geliiirigen  Kunstdenkmii- 
Jer*).  Von  griechisclien  Gegenstainlen  ist  hier  niclit  viel 
die  Rede,  wolil  aher  von  einem  heträchtliclien  Vorrath 
romischer  MarniorHerke. 

Der  Grund  dieser  Sammlung  ward  in  den  Jahren 
1748  bis  1753  von  Hrn.  Tlioiiias  Hollis,  wie  auch  von 
dessen  Freund  'l'ltomas  ISrand  (der  des  ersteren  iVamen 
dein  seinigen  hiiizulugte),  v^ährend  längeren  .Aufenthalts 
in  Italien  gelegt.  Die  dort  angekaulten  (Gegenstände  wur- 
den in  einer  eigens  von  dem  .Architekt  Chamhers  dazu 
errichteten  Malle  aulgestellt.  Der  jetzige  Besitzer  und 
Herausgeher  liat  eine  Anzahl  schätzliarer  Marmorwerke 
liinzugeiügt,  welche  hau|)tsächlich  im  römischen  Kunst- 
handel aui  Em|)lehlung  des  Bildhauers  'l'rentanove,  wie 
auch  'l'horwaldsen's,  im  Jahr  102(3  gekauft  wurden.  Das 
Verdienst  der  so  gesammelten  Mannorvverke  ward  von 
Männern  wie  Flaxman,  Christie,  'i'aylor  Conihe,  unter  den 
Lebenden  von  Westmacott,  Ellis,  llawkins  und  Anderen 
hochgestellt,  deren  .Anerkennung  dem  I3esilzer  zum  Anlal's 
seines  vorgedachten  Werkes  geworden  ist,  in  dessen  Aus- 
führung Hr.  Charles  Newton,  Assistent  beim  brittischen 
Museum,  ihn  unterstützte.  Vorangegangen  war  bereits 
im  Jahr  1809  eine  Bearbeitung  der  Inschriften  durch  einen 
Canonicus  der  S.  Paulskirche  James  Tute;  diese  Arbeit, 
welche  einem  gleichzeitig  gedruckten  kurzen  Verzeichnil's 
der  in  Hyde  befindlichen  iMarmore  vorangestellt  war,  ist 
in  das  jetzige  gröl'sere  Werk  übergegangen  und  an  dessen 
Spitze  gestellt. 

Die  beigegelienen  von  L.  A.  Hamersley  ausgeführten 
Steinplatten  enthalten  demnach  theils  die  gedachten  gröfs- 
tentheils  sepulcralen  Inschriften  romischer  Grabsteine, 
theils  und  hauptsächlich  eine  ansehnliche  IJeihe  von  Bü- 
sten nebst  mehreren  l{eliefs.  In  der  Voraussetzung,  dal's 
dies  Werk  in  Deutschland  nur  wenig  Verbreitung  haben 
dürfte,  geben  wir  Jiienächst  ein  vollständiges  Verzeichnil's 
seines  lidialts. 

1.  Minervenhiistc.  —  2.  Büste  des  Aiitniiintis  Plus. — 
3.  Büste  des  M.  AiireJiiis,  mit  der  breit  gelegten  Laena 
auf  der  Brust,  aus  Palast  Barberini  bereits  im  Jahr  1766 
gekauif,  —  4.  .Angeblicher  Kopf  des  Domltlau.  Die  Aehn- 
lichkeit  ist  nicht  ülierzeugend,  der  weinbekränzte  Kopf 
aber  ausdrucksvoll  und  jedenfalls  anziehend.  —  5.  Bärti- 
ger Kopf  eines  liurburen  mit  phrygischer  iMiitze,  als  „scy- 
thischer  Krieger"  und  „echt  griechisches"  Werk  bezeichnet ; 
erheblich  auch  wegen  des  für  grölsere  Sculpturen  seltenen 
Materials,  nämlich  Alaliaster.  —  6.  Kopf  des  Alys,  mit 
phrygischer  Mütze;  hiefs  früher  Paris  und  ward  von  West- 
macott  umbenannt.  —  7.  .Angebliche  Büste  des  0(/io.  — 
8.  Brtste  des  Serap'ts  mit  eichenbekräiiztem  Modius;  von 
l)esonders  geridimter  Arbeit.  —  9.  Herme  als  bärtiger 
Bacchus  bezeichnet,  mit  schmaler 'J'änia;  Züge  und  Haar- 
Wuchs  stehen  durch  eine  gewisse  Dürltigkeit  in  einigem 
Widerspruch  mit  jener  Benennung.  —  10.  Kolossaler  Kopf, 
als  Muse  bezeichnet,  mit  einem  .Stirnband.  .Soll  in  der 
Nähe  der  Akropolis  zu  Athen  gefunden  sein.  —  11.  Frauen- 
Lüste,   als   Sappho   bezeichnet,   ohne  Kopfbedeckung.  — 

'')  Museum  Disncianuin  etc.   Lond.  1847.  58  {il.  4. 


12.  Doppelhernie,  Jiacehus  und  Ceres  benannt;  doch  ist 
der  männliche  Ko|)l  durchaus  silenesk.  —  13.  Aehnliclie 
Doppelherme,  beide  K()|)fe  weinbekränzt,  der  mänidiche 
silenesk,  als  liavckiis  und  Libera  getleutet. —  14.  Thalia; 
eine  efeubekranzte  Krauenbüste  von  guter  Arbeit.  — 
14.  Silen:  eleubekränzter  Herjneidiü|jf ,  wegen  seiner  Be- 
liörnung  vielmehr  als  Pan  zu  bezeichnen.  —  l(j.  „Aegiiie- 
lischer  ISacehus"  ist  die  Ueberschrilt  des  niichsllolgeiiden 
bärtigen  und  mit  düimer  'l'äina  geschmtitkteii  Kopis  von 
sorgfältiger  archaischer  .Arbeit.  —  17.  Hermdrchos,  Bild- 
nllsbüste,  so  genannt  nach  der  Aehidichkeit  des  inschrift- 
lich bezeugten  Kopfes  aus  'I'ivoli  (Visconti  Iconogr.  gr.  I, 
4,  19J.  —  18.  Angeblicher  L.  Corbulo,  nach  Payne  Knights 
Bestimmung.  In  lloni  ward  die  Büste  als  Ilrulus  benannt. 
Gefunden   lö24    bei    l'orre  Sapienza    vor  Porta  .Maggiore. 

—  19.  Lachender  Faun  oder  Satyr,  eine  Hermenbüste 
von  vorzüglicher  Arbeit,  1S27  olinweit  S.  Agnese  vor  Porta 
Pia  gefunden.  —  20.  Merkurskopf,  gleichfalls  von  aner- 
kannt guter  Arbeit,  vorher  als  Herkules  oder  Antinoiis 
benannt;  gefunden  olinweit  Piombino  (Populonia)  im  Jahr 
1828.  —  21.  Komischer  Uildnifshojil',  im  Jahr  J829  ohn- 
weit  Florenz  gefunden  und  vom  Bildhauer  Pozzi  gerühmt. 

—  22.  Sabina,  Kopl  mit  Stirnkrone.  —  23.   ISacehus   und 
Libera,  Doppelkopf   mit  Diadem;  über  den  Ohren  scheint 
Weinl.iub  angedeutet,    fjer  Gott  ist  bartlos.  —  24.  Apollo. 
Ein    von   Flaxman    hocligeschätzler   archaischer  'I'orso;  in 
F'ormen  und  Stellung  des  milesisclien  Apoll  zur  Statue  er- 
gänzt. —  25.   Unbekunnler  Römer,  bekleidete  Statue  ohne 
Kopf.  —   26.    Flutendes  Sutijrkind,   mit    „Korn"  (wlieat) 
oder  Fichten   bekränzt,   in   sitzender  Stellung,    von   Flax- 
man und  Westmacott  bewunderte  antike  .Statue.  —  27.  An- 
geblich Leukothoe  oder  L,ci(/.o(/ic«,  eine  von  Leake  hoch- 
geschätzte Gewandstatue  mit  einem  Kind  im  linken  Arm; 
der  rechte  ist  eingehüllt,  Kopf  und  Füise  fehlen.  —  28.  F(ö- 
tender  Silen   mit   einem  Mund,   als  Statue   von    trefflicher 
griechischer  Arbeit  gerühmt;  Payne  Kniglit  fand  strengen 
Styl  darin,    lieber  die  unverhältnil'smal'sig   grol'sen   Hände 
(welche  demnach  antik  zu  sein  scheinen)  heilst  es  seltsam: 
this  does  not  appear  to  be  considered  us  deformilu  '"'*  <* 
beautij  in  uncient  works.    Auch  ein  schüner  Herkules  des 
Col.    Leake    beweise   das,    wie    auch    <lie  Figuien    in    den 
Specimens  of  Dilett.  Soc.  pl.  38.  43.  44.  —  29.  Weibliche 
Üoppel-Hermc,  ohne  Kopf.    Der  Obertlieil  ist  ausgeführt, 
beide    Hände   fassen    an    das    Gewand.      An    Hrn.    Henry 
TulFnell    1824     aus    Kumä     gekommen.        Die    Figur    ist 
22',  Zoll,  der  Schaft  (the  terminal  base)   11',  Zoll  hoch. 
Zwischen  den  Händen  sind  beiderseits  Zapfenlöcher,  tiefer 
unten    ein    Kranzgewinde.     Gilt  inr  uralt,    ist  jedoch   von 
carrariscliem  iMarmor. —  30.  Thronende  Juno,  kleine  stark 
ergänzte   Figur,   die    Westmacott   tur   eine    (iiittin    Roma, 
der  Besitzer  aber  lieber  für  \'esta  halten  mochte;  die  er- 
haltenen  Theile   lobte  'l'horwaldsen.      Gefunden   1825    zu 
'I'ivoli    in    der   Villa    des   Varus    und    beim    Kunsthändler 
A'escovali  gekauft.  —  31.  Medusenliaupt,  architektonische 
Frontverziernng.    —    32.     CdSHi.skopf   aid'    einer    länglich 
viereckten  Relief[)latte,  deren  Kehrseite  (32  a)  architekto- 
nisch verziert  ist.    Im  Jahr  1755  zu  Aeapel  gekauif;  wird 
als    schöne    antike    Arbeit    gerühmt.      Vergl.    no.    38.    — 
33.   liacchisches  Ilelief,  vorn  ein  tanzender  Satyr,  auf  der 
Kehrseite  zwei  Masken.  —   34.  Kopf  des  Nero.     Rundes 
Relief,  nach  Combe  eine  Votivscliale;  ähnliche  Votivschei- 
ben   sind    allerdings    nicht   selten.      Die    gegenwärtige,    in 
welcher    zunächst   die    .Strahlenkrone    befremdet,    soll    im 
Jahr  1752  zu  \  enedig  gekauft  sein  und  früher  als  Tliür- 
verzierung  zu  .Athen  gedient  hai)en:  Had  a  fujurc  of  lioma 
triumphans   in    the  back,    bnl   an    Enijltshntan   scpurated 
Uuim.''  —  35.  Stehender  Pan,   iu  dem  mit  Gewandstück 


159 


160 


umhüllten  Arm  ein  Pedum  (irrig  als  TuUa  bezeichnet),  im 
rechten  vielleicht  einen  Bockskopf'  haltend.  Daneben  eine 
anscheinend  biirtigc  Herme;  da  kein  Geschlecht  am  Schalt 
angegeben  ist,  wird  man  zu  fragen  versucht,  ol)  niclit  eine 
weibliche  mit  Modiiis  —  Aplirodite  nel)en  Pan  —  hier  ge- 
raeint sei.  Das  Ganze  ein  ausgeliüliltes  Votivreliel',  die 
Hohlenwohnung  des  Gottes  anzudeuten.  —  36.  Tanzende 
]Symj)he  heilst  die  Figur  eines  niiclistfolgenden  Reliefs; 
nach  ihrer  schwel)enden  Bewegung  (die  Kiilse  fehlen)  und 
dem  kreisförmig  iiber  dem  Haupt  gelialtnen  Pepios  miichte 
mau  sie  lieber  für  die  Luna  eines  Endymionenreliefs  hal- 
ten. —  37.  Votivsche'iben  (vergl.  no.  33.  34),  beide  mit 
opfernden  Silenstiguren.  Vielleicht  von  einem  und  dem- 
sellien  Denkmal,  dem  etwa  das  zu  Tal.  34  notirte  Schicksal 
heaegnete.  —  38.  M.  Ayripjm  lorbeerbekranzt.  Viereckte 
Reliefplatte  (vgl.  no.  32.  40).  Alt?  —  39.  Der  Priester 
Chrijscs,  von  Agamemnon  zurückgewiesen;  in  den  ül)rigen 
FJouren  mag  Ajax,  Ulyl's,  Patroklos  und  Achill  gemeint 
sein.  Agamemnon  befremdet  durch  Bartlosigkeit,  wie  an- 
deres mehr  in  diesem  flach  gehaltenem  Relief,  dessen  grie- 
chische Arbeit  gerülimt  wird;  die  Echtheit  verl)ürgten  'l'lior- 
waldsen  und  Trentanove.  Es  ist  trelflich  erhalten  und  soll 
laut  dem  Ivunsthäniller  Vescovali  im  Jahr  1826  bei  Pe- 
runia  gefunden  sein.  Aehnliche  Sculpturen  von  gleichen 
Vorzügen  der  Arbeit  und  Erhaltung  hatte  derselbe  Kunst- 
handler  damals  an  kundige  AUertluunslreunde  —  Dod- 
well,  Graf  Ingenheim,  Graf  Schonborn  u.  a.  m.  —  ver- 
kauft; sie  wurden  bereits  im  Kunstblatt  von  1826  als  ge- 
schickte Arbeiten  des  napoletanisclien  Bildhauers  Vuic. 
Jlonti  nachgewiesen.  —  40.  Unlieknunter  Bildnifskopf  lor- 
beerbekranzt,  viereckte  Platte  von  mittelmäl'siger  Arbeit 
(vi.  32.  38.  40).  Alt?  —  41.  Uacchischer  Surkojihuij. 
Auf  geriefelter  Flüche  ist  mitten  Baccluis  auf  Pan  und 
Satyr  gestützt,  woneben  die  mystische  Ciste,  ein  Panther 
und  ein  Widderkopf;  am  linken  Ende  ein  Satyr,  der  ein 
Kind  schultert,  Pansmaske  und  Widderkopf,  am  rechten 
eine  beckensclilagende  Bacchantin.  Gegenstand  und  Grup- 
pirung  erinnern  an  einen  ahnlichen  Sarkophag  im  Hofe 
des  Belvedere  (Beschr.  Roms  II,  2  S  135,  40).  Auf  den 
Querseiten  ein  Schild  von  zwei  Lanzen  durchkreuzt,  (ie- 
iunden  um  das  Jahr  1740  in  Vigna  Caponi  vor  Porta  del 
Popolo.  —  42  und  42a.  AchiUes  auf  Shijros,  Sarkophag 
in  sehr  hohem  Relief,  Ankauf  des  Hrn.  Lloyd.  Am  Deckel 
Gefal'se  zwischen  Sjihinxen,  Masken  als  Antefixe;  auf 
den  Querseiten  links  Achill  und  Hektor,  rechts  Achill  und 
Penthesilea.  Ein  beachtenswerthes  Werk,  im  beigehenden 
Text  von  Flaxman  erläutert;  die  Umril'szeichnung  ist  nicht 
sorgfältig  genug  und  entbehrt  audi  einer  Angabe  der  er- 
gänzten 'J'lieile.  —  43.  Herkiili'sallar,  laut  der  Inschrift 
von  Paulus  Aeiniliiis  nämlich  dem  macedonischen  gesetzt 
und  im  Jahr  1753  zu  Rom  gekauft.  Wegen  der  sehr 
currenten  Orthographie  räumt  der  Besitzer  ein,  dal's  die- 
ser Stein  in  Augusts  Zeit  copirt  sei.  Oder  auch  jüngeren 
Alters?  —  Unter  den  von  Tatel  43  bis  58  an  hietiäclist 
lobenden     inschrifllich     bezeiciineteu     Gral)steinen     und 

')  Catalogne  of  antiqnities  exliiliited  during;  tlie  annnal 
meeting  at  AVinclicster,  in  den  Proceedings  at  the  annual 
meetinji  uf  tlie  arciiaeological  Institute  of  f;reat  üritain  and 
Ireland  at  Winclicstei-  Sei>t.  1845.  Lond.  184ti.  8.  jiag.  XXXIX 
— LV.  Antike  Gi'jjenstände  in  lüiyland  gefunden,  aber  aucli 
ägyptische,  eliuskisclie  unil  sonstige  romisclie  wurden  dazu 
tlieils  von  dem   l'räsidenten  der  Gesellsclialt,  Mar(|uis  tit/n  A'orf- 


.^schengefäfsen  entiiält  der  Grabstein  Taf.  50  das  Bild 
einer  liegenden  Sterbenden,  die  ein  Hund  liebkost;  aus 
ihrer  Hand  sinkt  ein  Mohnstengel. 

Die  archäologische  Ausbeute  dieses  Werks  ist  im  Gan- 
zen nicht  grofs;  eine  strengere  Auswahl  hätte  ihm  viel- 
leicht gut  gethan.  Hr.  Disney  scheint  dies  auch  selbst 
gefühlt  zu  haben,  indem  er  die  Bekanntmachung  seines 
sonstigen  Antikenbesitzes  erst  nacli  günstiger  Aufnahme 
dieses  seine  Marmorwerke  enthaltenden  Bandes  erfolgen 
lassen  will;  dafs  er  jedoch  hievon  nicht  abstehe  ist  um 
so  mehr  zu  wünschen,  da  ein  so  warmer  Alterthumsfreund 
seine  Sammlung  von  den  Entdeckungen  neuerer  Zeit 
schwerlich  unl)etheiligt  gelassen  hat,  der  Beistand  kundi- 
ger Altertliinnskenner  ihm  zu  Gebote  steht,  und  bei  fort- 
gesetzter Bekanntmachung  auch  für  die  Sorgfalt  der  Zeich- 
nungen (die  namentlich  bei  den  Reliefs  nicht  immer  ge- 
nügt) mehr  als  l)isher  sich  wird  leisten  lassen.  In  solcher 
Erwägung  kann  man  auch  von  etwanigen  Mängeln  des 
Textes ,  welchem  die  Kenntnil's  der  neueren  archäologi- 
schen Litteratur  siciitlich  fehlt,  gern  absehen,  und  dieses 
Werks  als  eines  stattlichen  neuen  Beweises  sich  freuen, 
wie  sehr  die  frühere  unloldiche  Sitte,  antike  Kunstwerke 
in  brittischen  Landhäusern  verschwinden  zu  lassen,  einem 
würdigen  Eiler  für  deren  Veröffentlichung  weicht.  Das 
brittisclie  Museum  hat  hiefür  ein  erfolgreiches  Bluster  ge- 
geben, welcliem  Hr.  Disney  selbst  in  Druck  und  Format 
mit  bewul'stem  Naclieifer  sich  anschliefst:  so  that  ihose, 
setzt  er  hinzu  (p.  VI),  w/io  possess  both,  ni«!/  mähe  this 
work  a  cont'uuialioii  or  sci/iit'iice,  in  uniformity  with  that 
vuhiubh  und  beauiiful  book.  Mit  achtungswertlier  Be- 
scheidenheit fährt  er  fort:  JVor  >s  this  done  with  a  view 
to  assume  any  importunce  to  w/iicJi  «ly  co((cct(on  is  not 
entitled,  but  in  hopes  that  so  doiny  may  operute  us  an 
inducement  to  others,  possessed  of  larger  and  more  di- 
stin(jitished  [coUections ,  to  piit  forth  their  treasures  to 
the  World  in  a  similar  manner.  Er  denkt  zunächst  an 
Marmorsamuilungen  wie  die  von  Wooburn ,  Wilton  und 
Pethworth;  zahlreiche  andre  Namen  und  Oerter  liefsen 
in  gleicher  Beziehung  sich  nennen,  hauptsächlich  wenn 
die  hie  und  da  zerstreuten  und  dem  Alterthumsfreund  oft 
noch  werthvolleren,  wenn  auch  oft  unscheinbaren,  üeber- 
reste  grieciiischer  Kunst,  in  Vasen,  Terracotten  und  an- 
dern Kunstgattungen  minderen  Umfangs  in  ähnlicher  Weise 
ihre  Veröffentlichung  fänden!  Glücklicherweise  fehlt  es 
auch  sonst  nicht  an  thätigen  Beweisen,  dal's  jener  oft  an 
England  gerichtete  Vorwurf  seine  Kunstschätze  neidisch 
zu  verstecken  gegenwärtig  durch  eine  sehr  häufige  Bereit- 
willigkeit getilgt  wird  antiquarischen  Besitz  zu  allgemeiner 
Beschauung  und  Kenntnifs  geleiigen  zu  lassen;  wir  ver- 
weisen in  dieser  Bezieiiung  vor  allen  auf  die  Jahresschriften 
des  brittischen  arciiäologischen  Instituts,  wo  neben  den 
sonstigen  Berichten  und  Leistungen  dieses  glänzend  aus- 
gestatteten Vereins  ")  aucli  zur  Ausstellung,  Beschreibung 
und  Begutachtung  alter  Denkmäler  eine  eigne  Rubrik  er- 
ölfnet  ist. 

hnmptnu,  tlicils  von  den  Herren  J.  P.  Anderdon,  John  Anthony, 
Ph.  Uliss,  ./.  Deck,  Snm.  Deuerclt,  G.  fV.  Dilke ,  John  M. 
Klives,  J.  Mciiyoll  Elues,  ir.  T.  Grnemc,  Lieut.  Co!.  Grecn- 
woud,  J.G.  Givill  ,  J.  IV.  lluylies,  Ch.  Mnherty,  H.  Ncwmnn, 
K.  P.  Shirleij,  C.  D.  Willuumc,  Kw.  John  IVitson,  Ji.  H'riyht 
beigetragen. 


Hiezu  Tafel  X  der  Neuen  Folge:  Griechische  Münzen  S.E.  des  Freiherrn  von  Prokesch-Osten. 


Druck  und  Verlag  von   0.  Reimer, 


Herausgegeben  von  E.  Gerhard. 


161 


im 


ARCHÄOLOGISCHE  ZEITUNG. 


JVf  11. 


Neue  Folge. 


November  1847. 


Sculptiiren  aus  Niniveli.  —  flalikarnnssisclie  Reliefs.  —  Allerlei  (Peisianax). 


Sculpturen  aus  Niniveh. 

Hiezii   die  Abbildung   Tafel  XI. 

J^aclidem  wir  seit  längerer  Zeit  uus  begnügen 
mufsten,  der  gröfsten  Bereicherung  alter  Denkmä- 
lerkunde welche  die  letzten  Jahre  uns  brachten,  der 
kunst-  und  inschriftreichen  Sculpturen  Assyriens, 
in  allgemeiner  Hinweisung  zu  gedenken  '),  sind  wir 
durch  Ankunft  und  Aufstellung  der  von  Hrn.  Boiia 
entdeckten  und  nach  Paris  gebracliten  Denkmäler 
gegenwärtig  zu  näheren  dahin  einschlagenden  Mit- 
llieilungen  befähigt.  Mehrere  Bildwerke,  welche  hoch 
erhoben  auf  den  Grundflächen  vormaliger  Eingangs- 
wände sich  befinden,  sind  zugleich  mit  einer  nicht 
unbeträchtlichen  Anzahl  ansehnlicher  Darstelluneen 
in  flachem  Rehef  als  Auswahl  der  Botta'schen  Aus- 
beute in  zwei  Sälen  des  Louvre  bereits  seit  Monaten 
sichtlich.  Alle  diese  Gegenstände  überraschen  durch 
kolossale  Verhältnisse,  eigenlhümliche  Kunstheschaf- 
fenheit  und  fremdarti£:e  bald  reliiriöse  bald  ge- 
schichtliche  Darstellung  in  höchstem  Grade,  und 
lassen  den  raschen  Fortgang  des  über  jene  merk- 
würdigen Funde  bereits  eröflncten  Kupferwerks  der 
Herren  ßotta  und  Flandin  *)  aufs  dringendste  wiüi- 
schen.  Einige  der  im  Louvre  aufgestellten  Bild- 
werke  sind   bereits   darin    enthalten;    einige    andre 


bietet  Felix  Lujard's  Werk  über  den  Mithrasdienst  ) 
uns   dar,    welches    nach    vieljähriger  Vorbereitung 
endlich    gerade    im    erwünschtesten   Zeitpunkt  ver- 
wandter  Entdeckungen   reich    ausgestattet    hervor- 
tritt.    Diese  Werke  setzen  uns  in  den  Stand  *)  ei- 
nige der  wichtigsten  Bildwerke   der   reichen  Fund- 
grube  von  Khorsabad   abbildungsweise   unsern   Le- 
sern   anbei    vorzulegen.      Wir    wählen    zu    diesem 
ßehufe   zwei   der  paarweise   erhaltenen    kolossalen 
Bildwerke,  welche  an  sänuntlichen  Haupteingängen 
des  alten  Palastes  von  Khorsabad  sich  wiederholten, 
und  stellen  mit  um  so  gröfserem  Recht  diese  mäch- 
tigen Thürbildnereien  jedem   andern  Bildwerk  ver- 
wandter Kunst  und  Herkunft  voran,  je  überraschen- 
der zugleich  ihre  Wiederkehr  in    andern  Denkmä- 
lern verwandter  Anlage  und  Herkunft  ist.     Sie  be- 
stehen   im  Wundergebild    eines    geflügelten   Stiers 
mit   bekröntem  Menschenhaupt   (no.  1)  und   in   der 
Gruppe  eines  vollbärtigen  ALinnes,  welcher  in  Vor- 
deransicht (no.  2),  mit  kurzem  besticktem  Kleid  und 
reichem   Armschmuck    versehen,    links  [einen   über- 
wältigten Löwen  an  sich  gedrückt,  in  seiner  Rechten 
aber  eine  Waffe,   vermuthlich  einen  Bogen  gefafst 
hält  *).    Beide  Figuren  haben  die  gleichniäfsige  Höhe 
von    ungefähr    15  Fufs    oder  nah    an    vier  Meter- 
sie  waren  in  beiden  davon  vorhandenen  und  neben 
einander  aufgestellten  Exemplaren  ursprünglich  zu 
einander  gehörig,  dergestalt  dafs  der  geflügelte  Stier- 
mcnscli    (no.    1)    die    Innenfläche    der     Tiiürwand 


')  Arcliäolog.  Zeitung  H,  383.  Hl,  188.  Oben  S.  149  f.  Mit 
besonderer  Verweisung  auf  Longperiers  Bericht  in  der  Revue 
arclieologique  von  1844.  I,  p.  2,^3  ss.  Vgl.  Weicker  zuMiiller's 
Ilandb.  §.  245*. 

•)  Monument  de  Ninive,  par  Botta  et  Flandin.  Paris  1846. 
fol.     (Zwanzig  Lieferungen  liegen  vor.) 

^J  Reclierclies  sur  le   culte  [Miblic  et  les  niysteres  de  Mi- 


thra  en  Orient  et  en  occident  par  M.  Felij;  Liijard.  Ouvran^e 
couronne  par  l'Academie  Koyale  des  Inscriptions  et  Beiles 
Lettres.  Paris  1847.  fol.  (Neun  Lieferungen  4.j  Platten  ent- 
haltend liegen  TOr). 

")  Mit  ausdrücklicher  Bewilligung  Hrn.  Lajard's. 

■^3  Beides  nach  Lajard  pl.  \  II.  XXIV.  Der  Löwenbändiger 
auch  im  Botta'schen  Werk  pl.  XLVII. 


163 


164 


schnüickle,  der  Mann  mit  dem  Löwen  aber  (no.  2) 
die  quere  Vorderseile  derselben  Thürwand  neben 
der  Vorderansicht  des  gedachten  Wundertliiers  aus- 
lüllte,  welches  demnach  auf  Veranlassung  seiner 
doppelt  dargebotenen  Ansicht  eines  seiner  Vorder- 
beine doppelt  (im  Ganzen  fünf  Beine)  erscheinen 
liifst.  Im  Uebrigcn  ist  die  Ausführung  beider  Fi- 
guren, hauptsächlich  des  Stiermenschen,  fast  statua- 
risch zu  nennen;  doch  ist  die  Platte,  aus  welcher 
das  mächtige  Bildwerk  hervortritt,  auch  durch  zwei 
reichlich  mit  Keilschrift  besetzte  Tafeln,  die  zwischen 
den  Beinen  des  Wunderthiers  sich  befinden,  in  nä- 
here Beziehung  zu  diesem  gesetzt. 

Kunstweise  und  Darstellung  dieser  so  gewalti- 
gen als  räthselhaflen  Bildwerke  können  nicht  schlecht- 
hin als  neue  Erscheinung  bezeichnet  werden;  sie 
sind  den  Bildwerken  von  Persepolis  dergestalt  ähn- 
lich, dafs  bei  so  gesteigertem  Umfang  und  so  eigen- 
thümlichcm  Fundort  Verständnifs  und  Abschätzung 
der  persischen  und  der  assyrischen  Sculpturen  nichts- 
destoweniger einen  bereits  wohlvorbereiteten  Boden 
der  Untersuchung  finden.  Ueber  den  Zusammen- 
hang der  beiderseitigen  Kunst,  den  0.  Müller  ")  nur 
hypothetisch  erheischte,  kann  innner  weniger  Zwei- 
fel obwalten,  und  wenn  die  Vermulhung,  als  sei  der 
Palast  von  Khorsabad  ein  Bau  persischer  Herrscher 
gewesen  '),  jene  Ansicht  noch  innner  als  einseitig 
darstellen  könnte,  so  sind  die  gehäuften  Sculpturen, 
die  sich  allmählich  in  mancherlei  Orten  des  weiland 
assyrischen  Reiches  gefunden  haben  —  die  Sculptu- 
ren von  Ninu'od,  Bchistun,  Pterium,  Karabel  —  doch 
eben  so  viel  neue  Belege  für  den  regelmäfsigen  Be- 
trieb einer  von  der  Kunstweise  Aegyptens  durchaus 
abweichenden  assyrischen  Bildnerei,  deren  höheres 


oder  geringeres  Aller  bei  einzelnen  Denkmälern  in 
Zweifel  gestellt  werden  kann,  deren  assyrischer  Ur- 
sprung jedoch  schon  durch  die  vollkommene  Ueber- 
einstimmung  ihrer  mythischen   Kultusgestalten  mit 
denen  der  babylonischen  Cylinder  einleuchtend  wird. 
Allbekannt   sind   aus   diesem,   durch  Lajard's  Eifer 
nun  auch  zugänglicher  gewordenen,  Bilderkreis  zu- 
vörderst die  Löwenkämpfe  '),   auf  deren   einen  die 
Pförtnergestalten    der    Palaslthore    von    Khorsabad 
sich  beziehen;    es  sind    diejenigen  Heldenthalen,   in 
denen    die    göttergleiche    Gewalt    jener    asiatischen 
Herrscher  vorzugsweise  zu  bildlichem  Ausdruck  ge- 
langte — ,    aber   auch   andre   ähnliche   Kämpfe   mit 
verschiednen  Thieren  geführt,  dienen  in  jenen  Bild- 
nereien  zu  ähnlichem  Ausdruck  königlicher  Helden- 
kraft.   Eine  der  verwandtesten  dahin  einschlagenden 
Gruppen  ist  der   aus  Persepolis  bekannte  ähnliche 
Kampf  mit  einem  zwischen  Pferde-   und  Stiernatur 
mitten  innen  stehenden  Einhorn,  und  andere  mehr 
sind  aus  Sculpturen  sowohl  als  aus   den  Cyhndern 
in  reicher  Zahl  anzuführen  '  *).    Diesen  Thierkäm- 
pfen,  zu  deren  symbolischer  Deutung  die  persischen 
Religionsbücher  manchen   Stoff  liefern    können  * '), 
steht  mm  nicht  minder   bedeutsam    eine  Reihe  von 
Wundergestalten  zur  Seite,  deren  Verständnifs  durch 
den  symbolischen  Sinn   der  gedachten  Thierkämpfe 
ohne   Zweifel    bedingt  ist.     Es    finden   nämlich    die 
dabei  nachv/eislichen  sowohl  als  noch  manche  andre 
Thiere  in  seltsamen  aus  Mensch  undThier  zusammen- 
gesetzten Mischgestalten  sich  wieder,  welche  Iheils 
nach  ägyptischer  Weise  der  Menschengestalt  den  Kopf 
eines  Thiers  verbinden  —  eine  Weise,  welcher  das  be- 
trächtlich kleinere  Relief  unsrer  Tafel  (no.  3),  eine 
Männergestalt  mit  Adlerskopf  "^j  angehört  —  theils 


')  Müller  Handl..  §.  247. 

')  Nacli  Longpiirier  Revue  arclieol.  1844  I,  234.  Kiei]eit 
in  Sclimidt's  Jalirh.  1844.  I,  95. 

')  Lüwenküinpfe;  Lajard  XV,  4.  5.  6.  XXXIV,  12.  XLiI,3. 
XLIV,  8.  Vgl.  Müller  Handl>.  §.  251,  3.  Weitere  Au.sfülirun- 
pen  stellen  in  Rocliette's  Abhandlung  über  den  assjrisclien 
Herkules  zu  erwarten. 

')  Kämpfe  mit  dem  Einliorn  auf  Sculpturen  (Ker  Porter 
J,  .32,  53.  Lajard  V.  XIV.  XX— XXII)  sowohl  als  Cjiindern. 
Lajard  XIII.  XXVI. 

'")  So  die  Kämpfe  mit  einem  Stier  (ICbd.  XV,  1.  5.  6) 
und  mit  einem  Lüwen   (H^bd.  XV,  4.  5.  ö). 


")  Heilige  und  u nheilige  Thiere,  dem  Ormuzd  oder  dem  Ahri- 
man  angehörig,  werden  im  Zendavesta  ausdrücklicli  unterschieden. 

")  Diese  Mannsgestalt  mit  Adlerkopf,  die  an  des  Achä- 
menes  Erziehung  durch  einen  Adler  (Ael.  H.  A.  XII,  31)  er- 
innert und  gleich  andern  ähnlichen  Mischgestallen  vielmehr 
den  höheren  Grad  eines  Sterblichen  als  ein  Götterbild  kund- 
giebt,  beiindet  sich  ebenfalls  unter  den  im  Loiivre  aufgestellten 
Bildwerken  aus  Khorsabad  und  erscheint  hier  nach  der  fiir 
pl.  LV  des  Lajardschcn  Werks  angefertigten  Zeichnung;  die 
ganz  ähnliche  im  Journal  Asiat.  1844  pl.  XXXVIII  gegebene 
Figur  ist,  da  sie  der  Attribute  entbehrt,  von  der  gegenwärtigen 
vielleicht   verschieden.     Kin    ähnlicher   gellügelter   Korüträger 


165 


1^6 


und  nocli  liäufiger  in  einer  nach  Griechenland  hin- 
übervveisenden  edleren  Auffassung  den  Thierleib  diircli 
ein  Mensciieiihaupt  geadelt  uns  bücken  lassen.  Diese 
Iclzlerc  Bildiingswcise  erblicken  wir  denn  im  Slier 
mit  Menscheiigesiciil,  den  unsre  Ai)biidting  no.  1.  uns 
vor  Augen  führt  und  den  die  neuesten  Entdeckungen 
als  angesclienstes  oft  wiederholtes'')  Bildwerk  as- 
syrisciier  Paläste  uns  kennen  lehren.  Aus  den  Siitzen 
des  Zendavesta  sind  wir  belehrt,  dafs  der  asiatische 
Orient  im  Stiersymbol  die  Anfange  aller  Schöpfung 
verehrte;  die  Vereinigung  aber  dieses  Thiersym- 
bols  mit  dem  Mensclienliaupt  weist  eben  so  deutlich 
auf  die  anläiigiiche  Sciiöpfung  des  Menschenge- 
schlechtes hin  und  rechtfertigt  denmach  die  bereits 
mehrfach  ausgesprochene  Ansicht,  dafs  in  jenem 
auch  aus  Münzen  '••)  und  Gemmen  '*)  bekamiten 
assyrisch -persischen  Sliermenschen  der  vereinigte 
Urstier  inul  Urmensch  Abudad-Kajomarls '")  darge- 
stellt war.  Zusammengestellt  mit  diesem  göttlichen 
Urwesen  war  die  im  Löwenkanij)f  erprobte  Man- 
nergestalt  eines  königlichen  Herrschers  durchaus 
geeignet,  am  Eingang  assyrischer  und  persischer 
Paläste  einen  so  mächtigen  als  versländlichen  Aus- 


druck der  erhabensten  göttlichen  und  menschlichen 
Gewallen  darzubieten,  welche  der  religiöse  sowohl 
als  der  politische  Volksglaube  assyrischer  und  per- 
sischer Stämme  dcniüthig  anerkannte. 

Von  Einzelheiten  in  Tracht  und  Bewegunir  die- 
ser  Sculpturen  verdient  zunächst  der  thurin-  oder 
korbförmige  Aufsalz  am  menschlichen  Haupte  des 
Ursliers  unsre  ßeaclitung  — ,  ein  Schmuck,  der 
durch  die  zwei  unterwärts  angebrachten  gebog- 
nen Slierhörner  einigermafsen  an  den  ägyptischen 
Pschcnt  erinnert,  in  seiner  Gesammtheit  aber  un- 
gleich entschiedner  als  Vorbild  der  häufigen,  als 
Kalathos  oder  Modius  bekannten,  ähdichen  Kopf- 
bedeckungen kleinasiatischer  und  altgriechischer 
Götterbilder  sich  kund  gibt.  Die  symbolische  Be- 
deutung eines  Getreidemafses,  welches  bei  solcher 
Anwendung  im  Occident  den  Modius  lediglich  auf 
die  meist  weiblich  gedachten  Erdgottheiten  be- 
schränkt"), braucht  im  urspriinghchen  Gebrauch 
Hochasiens  nicht  vorausgesetzt  zu  werden,  in  wel- 
chem vielmehr  dieser  runde  Kopfesaufsatz  '  *)  zu- 
gleich mit  den  wulstigen  Unterlagen  ' ")  und  den 
spitz    aufgehühten  Tiaren    nur  als  wechselnde,    in 


<lessen  Kopf  fehlt,  findet  sich  ehemlaselbst  (1843  pl.  XX)  auch 
in  einem  Kestzug;  als  Einzelügur  kelirt  er  wietler  in  einem 
gleichfalls  von  Hrn.  Botta  gefundenen  Cliaicedon  (Ahh.  Kevue 
arcli.  1S44.  I,  218.  Vgl.  ehd.  p.  231).  Die  eegenwärtige  Figur 
(no.  3  unsrer  Tafel)  ist  in  Kleidung  und  ScIiniucU  dem  Lö- 
wenbändiger (no.  2)  ganz  entsprechend,  nur  mit  dem  Zusatz 
eines  durch  einen  Granatapfel  geschmückten  Halsbandes.  In 
der  gesenkten  linken  Hand  hält  die  P'igur  einen  Korb,  in  der 
rechten  aber  erhebt  sie  einen  verniutlilich  daraus  entnommenen 
Pinienaplel.    Vgl.  auch  Botta  Mon.  pl.  XXVH.  L.WIV.  LXX.V, 

''^)  Aus  den  Haiipteingängen  des  Palastes  von  Khorsabad, 
eben  so  aus  dem  Palast  von  Ninirod  sind  eine  Anzalil  von 
Exemplaren  verbürgt;  die  .\ussage  aber  von  120  Kolossen, 
die  AVeIcker  (zu  Müllers  Handb.  S.  309)  wiederholt,  darf  einst- 
weilen lür  Uebertreibung,  vielleicht  für  einen  Druckfehler 
gelten. 

'''J  Lycische  Münzen,  nach  Longperier  Hevue  arclieol.  1,231. 

''■)  Gemmenbilder  des  Stiermenschen:  bei  Creuzer  Abb. 
zur  Symb.  Taf.  I,  14  (2.  Ausg.)  II,  5.  6.  S.  346  (3.  Ausg.). 
Lajard  Culte  de  Mithra  pl.  XXVI,  5.  Vergl.  Longperier  l.  c, 
Lajard  jil.  XXVI,  5. 

")  Kajomarts,  nach  Sacy  (Mem.  de  l'Acad.  des  Inscr.  1815 
p.  212.  Vgl.  Longperier  I.  c.)  von  (jniv  Stier  und  Mnrd 
.Mensch,  ist  der  Name  des  Urstiers,  Abudad  des  Urmenschen, 
üeide  Benennungen  verbunden  niaciit  Guigniaut  (Relig.  XXIII 


no.  119)  geltend,  dem  Grenzer  (Symb.  I,  220.  N.  A.)  mit  Auf- 
opferung seiner  früheren  Deutung  einer  ähnlichen  Gemmen- 
darstellung auf  den  Menschenwürger  (Ael.  H.  A.  IV,  21)  Mar- 
tichoras  nachgibt.  Der  besagte  Urstier,  über  welchen  zunächst 
Kleucker'sZend  Avesta  (111,  S.62ir.,  Register  S.  320.  343  f.)  die 
übersichtlichste  Auskunft  ertlieilt,  ist  gröfstentlieils  nur  aus  dem 
Bundehesch,  aus  dem  Zend  Avesta  Weniger  bekannt,  so  dafs 
die  darin  enthaltene  Anrufung  des  Feruer  des  heiligen  Ka- 
jomarts selbst  in  Zweifel  ihrer  Echtheit  gezogen  worden  ist 
(Stuhr  Kelig.  d.  Orients  S.  345);  doch  scheinen  die  Denkmäler 
hier  bestätigend  für  sein  höheres  Alterthum  einzutreten. 

' ')  Gerhard  Venere  Proser|iina  pag.  37  ss. 

"*)  Dieser  auch  an  ähnlichen  Wunderthieren  derThürwände 
von  Persepolis  (Ker  Porter  I,  32  33)  nachweisliche  Aufsatz 
ersclieint  vorzugsweise  als  Ko|ilbedeckung  der  Gottheit,  der 
Konige  und  iler  vornehmsten  Personen  persischer  Züge  (vergl. 
hauptsächlicli  Ker  Porter  I,  48).  In  einem  der  Züge  am  Pa- 
last von  Persepolis  sind  durch  einen  solchen  runden  Aufsatz 
die  Sieger  vor  den  mit  Kappen  bedeckten  Gefangenen  ausge- 
zeichnet (Ker  Porter  I,  37.  vgl.  42).  Hohe,  steife  Tiaren  und 
wulstige  Mützen  sieht  man  besonders  im  Relief  bei  Ker  Porter 
1,41;  ein  König  oder  Feldherr  mit  rundem  Aufsatz  geht  voran. 

")  Wie  nicht  nur  im  Mosaik  der  Alexanderschlacht,  son- 
dern auch  im  vatikanischen  Gefäisbild  des  grolsen  Königs  {ßu- 
aiXtvi,  ßaaihaaa  Mus.  Greg.  11,4,  2}  zu  sehen  ist. 


167 


168 


Kunstwerken  auch  stylistisch  bedingte,  Form  einer 
prunkenden  Erhöliung  des  königlichen  Hauptes  zu 
betrachten  ist.  Üebrigens  ist  diese  nur  einen  Ge- 
genstand der  Tracht  angehende  Unterscheidung  tie- 
fer begründet,  als  dal's  sie  für  willkürlich  gelten 
könnte;  sie  entspricht  jener  Liebe  zum  Prunk,  die 
am  Hofe  des  grofsen  Königs  und  seiner  Satrapen 
den  vorherrschenden  Zug  aller  Lebensäufserung  bil- 
dete und,  wie  in  der  Sitte  so  aucii  in  der  Kunst, 
einen  durchgängigen  Gegensatz  zum  priesterlicheu 
Charakter  Aegyptens  und  zum  sinnvollen  iNatur- 
ausdruck  der  Hellenen  uns  nachweisen  läfst.  Be- 
trachten wir  die  Kolosse  von  Khorsabad  unter  die- 
sem'Gesichtspunkt,  so  ist  zwar  zunächst  die  gesunde 
und  richtige  Naturauffassung  nicht  zu  verkennen, 
die,  einiger  motivirter  Verzeichnungen  -")  ungeachtet, 
in  Umrissen  und  in  Verhältnissen  der  menschlichen 
wie  der  Thierbildung  uns  hier  vor  Augen  tritt;  wenn 
aber  selbst  dieses  Naturverslündnifs  in  geflissentli- 
cher starker  iMuscuIalur  sich  zur  Schau  trägt,  so 
ist  vollends  in  Tracht,  Haar  und  Beiwerk  jener  für 
Persien  und  Assyrien  charakteristische  Prunk  aller- 
orts sichtlich.  Wenn  man  den  einfachen  kurzen 
Kock  der  beiden  auf  unsrer  Tafel  abgebildeten  iNIen- 
schengestalten  (no.  2.  3),  deren  Tracht  eben  nur  die 
gewöhnlichste  ähnlicher  Scuipturen  ist,  dagegen  an- 
zuführen versucht  wird,  seist  doch  auch  dort  an  Saum, 
Giirtung  und  herabhangender  Quaste  ein  reiches  Ver- 
zierungssystem durchgeführt,  dem  überdies  je  zweier- 
lei Armringe  von  wechselnder  und  gewählter  Form, 
bei  der  Gestalt  mit  dem  Adlerskopf  auch  ein  Hals- 
band angehören.  In  ähnlicher  Weise  ist  auch  der 
niodiusälmliche  Aufsatz  am  Kopf  des  Urstiers  ge- 
schmückt, dergestalt  dafs  Piosetten,  Palnietten  und 
Mäander  lange  Zeit  vor  der  Anwendung  ähnlicher 
Zierralhen  in  Griechenland  hier  gebräuchlich  erschei- 
nen; am  Kopfe  selbst  sind  Ohrringe  bemerklich. 

Ganz   besonders  luxuriös    erscheint    ferner   die 
Anordnung  sowohl   als   die  Ausführung  des  Haars, 


das  beim  Stier  sowohl  als  in  dessen  Menschenhaupt 
(no.  1)  und  eben  so  in  der  Männergestalt  mit  dem 
Löwen  (no.  2)  allerorts  mehr  convenlionell  als  na- 
turgemäfs  in  ängstlich  ausgeführte  Massen  gelegt 
ist;  neben  dem  breit  auf  den  Rücken  lastenden  Haar 
und  dem  keilförmigen  Bart  des  .Stiermenschen  sind 
Haupthaar  uud  Bart  jenes  Löwenbändigers  in  hohem 
Grad  beweiskräftig  für  die  überladne  Manier  einer 
im  Uebrigen  so  naturalistischen  Kunstübung.  Ueber 
Stirn  und  Olu'en  gelegt,  aber  auch  abwärts  perük- 
kenhaft  die  Schultern  deckend,  sind  jene  Haarmas- 
sen mit  einem  langen  Barte  verbunden,  der  wieder 
in  Lockenreihen  geordnet  in  eckiger  Breite  bis  auf 
die  Brust  herabreicht.  Von  der  dabei  siclitlichen 
ängstlichen  Ausführung  sind  auch  die  Augenbrauen 
derselben  Figur  betheihgt,  und  am  Sliermenschen 
geben  die  wohl  ausgeführten  Flügel  sowohl  als  auch 
die  Benutzung  des  leeren  Raums  durch  Inschriftta- 
feln ein  gleiches  Zeugnifs  für  das  hier  allerorts  zu 
Grunde  liegende  Streben  nach  verzierendem  Prunk 
und  nach  Ueberfüllung.  Mit  einer  Zierlichkeit,  die 
an  Wagen  und  andrem  Gerälh  der  assyrischen  Re- 
liefs häufige  Analogieen  und  auch  in  der  älteren 
griechischen  Kunst  manches  Seitenstück  findet,  pflegt 
nebenher  das  Beiwerk  ähnlicher  Figuren  bildlich  ge- 
schmückt zu  sein — ,  eine  Zierhchkeit,  von  welchem 
das  Beiwerk  der  hier  abgebildeten  Menschengestal- 
ten **)  ein  nur  ungenügendes  Zeugnifs  ablegt. 

Hiemit  begnügen  wir  uns  für  dieses  Mal  die 
Aufstellung  assyrischer  Kolosse  im  Louvre  unsern 
Lesern  verkündet  und  zu  fernerer  Aufmerksamkeit 
auf  die  grofsen  Entdeckungen  hingewiesen  zu  haben, 
welciie  der  Boden  des  alten  Assyriens  zu  erschlie- 
fsen  noch  fortfährt.  Das  Geschichtliche  dieser  Ent- 
deckungen und  die  Erörterung  ihrer  Ausbeute  haben 
wir,  da  keine  besondre  Nachrichten  hierüber  ims 
zu  Gebote  standen,  bisher  vorausgesetzt,  wollen  aber, 
nachdem  Anschauung  und  Abbildungen  wenigstens 
einigermafsen  uns  unterstützen,  den  bisherigen  nun 


'")  Dahin  gehört  aiilser  den  schon  erwähnten  fiinf  Beinen 
ilcsStiürs  ilie  einwärts  geho^fne  Kiohtun;;  heider  Kiifse  des  Lö- 
wenbändigers; auch  dafs  die  Flügel  des  Stiers  auffallend  hoch 
angesetzt  sind,  ist  niclit  zu  iihcrsehen. 


")  Als  persische  Kandys  von  der  langen  niedischen  Stola 
zu   unterscheiden:  Müller  Handh.  246,  5. 

•■)  Aufser  dem  Flechtwerk  des  Korbes  no.  3  ist  nur  die 
Schlangenverzierung  des  von  no.  2  geliallenen  Bogens  hielier 
gehörig. 


169 


170 


auch  von  London  her  vervollständiglcn  Standpunkt 
unsrer  Kcnnlnifs  über  jene  unschätzbaren  Funde 
bei  einer  niiclisten  Gelegenlieit  noch  besonders  zu- 
sammenfassen. E.  G. 


II. 

Ilalikarnassische  Reliefs. 

Englands  Herrschaft  über  das  Meer  und  die 
Küstenslädle  hat  seinem  Nationahuuseum  alhnähhch 
die  edelsten  Ueberreste  altgriechisciier  Kunst  in 
einem  früher  nicht  geahndeten  Rcichlhum  zuge- 
wandt; sie  hat  sich  aufs  neue  bekundet  durcli  Be- 
sitzergreifung der  Reliefplallen,  welciio  im  hahkar- 
nassisciien  Kastell  Budrun  seit  den  Zeiten  der  rlio- 
dischen  Kitter  eingemauert  und  der  Bcscliauung 
neugieriger  Alterthumsfreunde  mifsgünslig  entzogen 
worden  waren  ').  Ohne  sofort  den  Ergebnissen  vor- 
zugreifen, welche  aus  diesem  der  Archäologie  neu- 
geschenkten Schatz  altgriechischer  Kunstwerke  für 
die  Kenntnifs  des  Mausoleums  hervorgehn,  dem  sie 
nach  aller  Wahrscheinlichkeit  angehörten  ^),  beeilen 
wir  uns  unsern  Lesern  zuvörderst  eine  genaue  Be- 
schreibung der  gedachten  nach  Fingland  gelangten 
Reliefplatlen  vorzulegen,  wozu  wir  durch  freundliche 
Mittheilung  eines  vaterländischen  Augenzeugen  hie- 
nächst  in  den  Stand  gesetzt  werden.  E.  G. 


Die  Bildwerke  von  Halikarnafs,  vfelche  im  brittischen 
Museum  vorerst  selir  zweckraäfsig  uuter  den  pliigaiisclien 
Reliefs  aufgestellt  sind,  bestellen  aus  13  Marmorstreifen 
von  ungleicher  Liinge,  welche  unverkennbar  von  einem 
Gebiiude  herrüiiren  und  nur  durch  ihre  mehr  oder  weni- 
ger geschützte  Lage  einzelne  Verschiedeniieiten  erhalten 
haben.  Während  bei  einigen  die  Oberfläclie  fast  unver- 
sehrt und  glatt  erscheint,  sind  andre  durch  den  EinHufs 
der  Seeluft  durchlöchert,  zuiuTheil  geschwärzt  (soNo.I. 


Gruppe  9  und  10  und  No.  IX,  Gruppe  17),  in  der  Epi- 
dermis der  Figuren  angegriffen  und  in  den  Köpfen  fast 
verwischt.  Alle  waren  ursprünglich  am  ol)ern  Rande  mit 
einem  architektonischen,  aus  Eierstäl)en  über  zwei  Leisten 
bestehenden  Zierrath  versehen,  welcher  an  drei  Steinen 
(No.  II,  VIII  und  IX)  erhalten,  an  den  übrigen  abgebrochen 
ist  3).  Sowohl  zu  Anfang  als  in  Mitten  der  Reihe  fehlen 
einige  .Stücke,  und  dafs  auch  der  letzte  Stein  ursprüng- 
lich nicht  den  lieschlufs  machte,  beweist  das  halbe  Pferd 
darauf.  Jetzt  hängen  No.  I  und  II  (Gruppe  1  und  2, 
3  und  4),  VII  und  VIII  (Gruppe  11  bis  15)  und  IX— XIII 
zusammen.  Diese  sind  insgesammt  gegen  30  .Schritt  lang, 
(also  nur  ein  Drittel  weniger  als  die  pliigaiisclien  Reliefs, 
aber  hoher),  dem  Augenschein  nach  wohl  so  grofs  wie  die 
Friese  vom  Parthenon.  Das  Relief  ist  ziemlich  erhoben, 
jedoch  nicht  so  sehr  wie  die  phigalischen  Werke. 

Ueber  den  künstlerischen  Werth  zu  urtheilen,  ist 
nicht  leicht.  Hr.  Charles  Newton  scheint  ihn  zu  «ering 
anzuschlagen,  weil  ihm  gewisse  auffallende  Fehler  in  der 
Zeichnung,  wenn  man  die  herrlichen  Werke  der  nächsten 
Umgebung  verglich,  allerdings  einen  ungünstigen  Eindruck 
machen  mufsten;  indessen  sind  diese  nur  auf  einigen  Stei- 
nen l)emerkbar,  andere  sind  nicht  allein  in  der  Erfindung, 
sondern  auch  in  der  Ausführung  der  späthellenischen 
Kunstblüthe  vollkommen  würdig.  Die  Anordnung  der  Grup- 
pen stimmt  mit  den  bekannten  Werken  häufig  überein, 
zeigt  aber  daneben  so  viel  Originalität  und  Kühnheit,  ein- 
zelne Amazonen  einen  so  ächten  Schönheitssinn,  dafs  man 
aus  Innern  Gründen  der  Vermuthung,  wonach  wir  Reste 
des  Mausoleums  in  ihnen  besitzen,  nicht  widersprechen 
kann.  Freilich  darf  dann  an  jene  grofsen  Meister  nur  für 
die  Elrfindung  gedacht  werden:  schon  die  Ungleichheit 
der  Behandlung  läfst  schliefsen,  dafs  sie  die  Ausführung 
andern  und  zwar  mitunter  sehr  ungeschickten  Händen 
überlielsen. 

Das  Ganze  stellt  eine  Schlacht  zwischen  Amazonen 
und  griechischen  Helden  dar:  vermuthlich  mit  Herakles 
oder  Theseus.  Denn  Einen  von  Beiden  glaube  ich  in 
der  gedrungenen  Gestalt  der  Uten  Gruppe  zu  erkennen. 
Die  Amazonen  zu  Pferde   tragen   phrygische  Alützen  und 


')  Vgl.  oben  S.  9, 7.  Bekannt  waren  diese  Keliefs  aus  einer 
Ansicht  des  Castell  ßudrun,  welche  sich  den  Exem|ilaren  der 
„Jonian  Anti(|uities"  Vol.  II.  gemeinhin  anhangsweise  beige- 
Ijiinden  findet  nnd  daraus  in  ein  Iiandwerlisinäfsig  kolorirtes  Mo- 
«lebiicli  (^Ainsley  Vues  de  riiniiüre  Ottoniari  [>ir  Mejer  pag.  I(j) 
übergingen.  Dalton's  Views  in  Greece  and  Egy[)t  (Lond.  1751. 
1781),  wo  sie  ebenfalls  abgebihlet  sein  sollen,  sind  ein  in 
Deutschland  wenig  oder  gar   nicht   bekanntes  Werk.     .Skizzen 


der  Keliefs,  neuerdings  an  Ort  und  Stelle  genoimnen,  sollen 
nach  Hrn.  Newton  in  den  „Views  on  tlie  Shnrcs  of  tlie  Medi- 
teiraneum,  by  the  Hon.  W.U.  Devereux.  1847"  enthalten  sein. 

•J  Worüber  Hr.  Charles  Newton  in  Verein  mit  R.  Cockerell 
einen  lesenswerthen  Aufsalz  im  „Classical  Hluseum"  gegeben 
hat,  auf  den  wir  zurückkommen  werden.  A.  il.  //. 

')  loh  bemerke  dies,  weil  Newton  in  seinem  schönen  Auf- 
sätze daran  zweifelt. 


171 


172 


keine  Hosen,  die  zu  Fufs  entweder  Hosen  und  dann  eine 
kurze  Haartraclit,  oder  eine  liolie  und  dann  hlos  Stiefeln, 
und  im  Uebrigen  die  Deine  l)is  zum  Knie  nackt.  Ihre 
Ohergewänder  halieu  alle.  Unter  ihren  Gegnern  sind  die 
jugendlichen  alle,  die  Chlamys  abgerechnet,  unliekleidet, 
bald  mit  bald  ohne  Helm,  die  bärtigen  tragen  den  Schild 
und  einen  kurzen  Chiton,  den  Helm  nicht  alle*).  Die 
Scenen,  welche  die  einzelneu  Gruppen  vorstellen,  meist 
sehr  bewegt,  sind  folgende: 

Gruppe    1.     Ein   mit  dem   Schild    rersehener   Held 
weicht  vor  einer  jetzt  verlorenen  Figur  zurück. 

Gruppe  2.  Drei  Figuren  in  lebhaftem  Kampfe.  Eine 
Amazone  ist  auf  ein  Knie  gesunken  und  streckt  das  rechte 
Bein  von  sich;  den  Kopf  und  OI)erleib  schmerzhaft  zu- 
rückbiegend, beide  Arme  von  sich  gestreckt,  sucht  sie  sich 
eines  Helden  zu  erwehren,  der,  das  erhobene  Schild  in  der 
Linken,  sie  niedertritt  und  seinen  linken  Fuls  gerade  auf 
ihren  Bauch  setzt.  Eine  andere  Amazone  eilt  der  Unter- 
lieoenden  zu  Hülfe.  Gewaltsam  zurückgekehrt,  in  fliegen- 
dem Gewände,  Iiolt  sie  mit  dem  rechten  Arme  zum  Hiebe 
mit  der  Streitaxt  aus  und  hiilt  im  linken  das  Schild  zu- 
rück, um  es  nach  dem  Hiebe  schützend  vorzubringen. 
Sie  selbst  hat  das  Haar  unter  einer  kurzen  Haube  auf- 
genommen, bei  ihrer  Freundin  hängt  es  aufgelöst  in  Locken 
herunter.  Eine  heftige  aber  bemerkenswerthe  Gruppe; 
der  Schmerz  der  Besiegten  ist  vortrefflich  ausgedrückt. 

Gruppe  3.  Ein  jugendlicher  Krieger,  das  Schild  in 
der  Linken,  weicht  vor  einer  Amazone  zurück,  welche 
vom  Pferde  herab  mit  dem  weitausholenden  rechten  Arm 
eine  Waffe  gegen  ihn  schleudern  will.  Diese  ist  nicht 
abgebildet.  Der  Jüngling  ist  zu  lang,  Pferd  und  Ama- 
zone, deren  heftige  Bewegung  auch  durch  die  fliegende 
Chlamys  bezeichnet  wird,  schön,  aber  verzeichnet.  Ent- 
weder ist  der  rechte  Arm  zu  lang  oder  der  linke  zu  kurz. 
Mit  ihm  greift  sie  nicht  in  die  Mähne,  sondern  mufs  links 
den  Zügel  anziehen,  weshalb  auch  das  Pferd  nach  dieser 
Seite  den  Kopf  wendet. 

Gruppe  4.  Das  Bein  eines  Kriegers ;  das  Uebrige 
fehlt. 

Gruppe  5.  Nach  der  andern  Seite  hin  gegen  den 
Beschauer  zugewandt  treibt  eine  Amazone  in  fliegender 
Chlamys  ihr  Pferd  gegen  einen  nackten  Helden.  Das  Pferd 
ist  viel  kleiner  als  das  eben  erwähnte  und  hat  einen  unan- 
genehm gedrungeneu  Hals.  Dielleiterin  wendet  die  Brust 
fast  wie  in  der  Vorderansicht  dem  Beschauer  zu  und  erhebt 
den  halb  verlorenen  rechten  Arm  zum  Wurfe.    Der  linke 


ist  in  der  Verkürzung  zu  klein  gerathen,  und  die  geist- 
reich gedachte  Bewegung  verzeichnet.  Der  Gegner  deckt 
sich  mit  dem  Schilde  und  holt  mit  dem  rechten  Arme  aus. 
Gruppe  6.  Ein  bekleideter  Held  beugt  sich  vornüber, 
um  eine  gefallene  Amazone  mit  dem  Scliwerte  in  seiner 
Rechten  zu  erstechen.  Von  ihr  hat  sich  nur  ein  Bein 
bis  zum  Knie  erhalten.     Der  Stein  ist  selir  zerstört. 

Gruppe  7.  Zu  einem  erschlagenen  Mann,  von  dem 
blos  die  Beine  noch  vorhanden  sind,  beugt  sich  ein  Krie- 
eer,  das  Schild  mit  der  Linken  bis  an  den  Helm  hinauf- 
ziehend,  die  Rechte  zum  Stofse  gesenkt.  Ihm  nähert  sich 
von  hinten  eilig  eine  Amazone,  das  Obergewand  im  Gürtel 
geknotet,  in  dem  erhobenen  rechten  Arme  eine  Streitaxt. 
Hinter  ilir  gewahrt  man  die  verstümmelte  Figur  eines 
Kriegers  mit  Schild  und  Schwert,  zu  dessen  Füfsen,  halb 
erhalten,  der  Leichnam  einer  Amazone  liegt, 

Gruppe  8.  Eine  prächtige  Gruppe.  Zwei  Krieger, 
der  eine  blos  mit  Helm  und  Schild  bewaffiiet,  den  halb 
verlornen  rechten  Arm  zum  Schlage  erhoben,  der  eine 
ganz  nackt,  mit  dem  Schwerte  in  der  Rechten,  beugen  sich 
über  eine  in  die  Knie  gesunkene  Amazone.  Diese  stützt 
sicli  auf  das  rechte  Knie  und  den  rechten  Arm  und  hebt 
den  linken  abwehrend  gegen  den  zweiten  Helden,  zu  dem 
sich  der  Kopf,  um  Erbarmen  flehend,  wendet. 

Gruppe  9.  Ein  jugendlicher  Krieger  mit  Helm  und 
Schild,  über  die  Schulter  die  Chlamys,  lehnt  sich  weit 
zurück,  um  mit  dem  halb  verloreneu  rechten  Arm  eine 
Amazone  vom  Pferde  zu  ziehen.  Dieses,  sehr  klein  ge- 
liildet,  l)äumt  sich  auf  die  Hinterbeine.  Sie  selbst  ist 
im  Begriffe  zu  sinken;  die  erschlafften  Beine  haben  den 
Schlul's  verloren;  vergebens  klammert  sie  mit  der  Linken 
sich  an  den  Hals  des  Pferdes  und  greift  mit  der  Rechten 
in  die  Seite  ihres  Gegners.  Das  Haar  wallt  auf  die  ent- 
blöfste  Brust  nieder.  Obgleich  sehr  verstümmelt,  zeigt 
sie  hohe  Schönheit;  der  linke  Arm  scheint  zu  lang. 

Gruppe  10.  Eine  starke  und  kurze  Mannesgestalt 
hielt  mit  der  verlornen  Linken  die  Chlamys  vor  und 
krümmt  die  Rechte,  als  ob  er  eine  Lanze  schleuderte  oder 
einen  Stein  würfe.  Vor  ihm  flieht  eine  ganz  bekleidete 
weibliche  I'igur,  vor  dieser  ein  nackter  Jiingliug,  um  den 
linken  Vorderarm  die  Chlamys  gewunden,  in  der  linken 
Hand  und  .luf  die  Schulter  gelehnt  das  abgebrochene  Stück 
einer  Lanze;  das  Haar  bildet  hinten  zurück  einen  Wulst. 
Vor  ihm  läuft  ein  halb  erhaltenes  Pferd.  Damit  hängt 
vielleicht  zusammen: 

Gruppe  11,   verstümmelt.     Man   sieht   nur   das  Bein 


*)  Wo  nichts  bemerkt  wird,  tragen  sänimtliche  Kämiifer  lieline. 


173 


174 


und  den  Schweif  eines  Pferdes,  dein  ein  Jüngling  oline 
Helm  mit  der  Rechten  einen  S])eer  nachzusenden  im  Be- 
griff steht.  Um  den  linken  Arm  hat  er  die  Chinmys  ge- 
wunden. 

Gruppe  12.  Ein  Held  kauert  nieder  und  hiilt  über 
sich  das  Schild;  er  stützt  sich  aiif  das  rechte  Knie,  streckt 
das  linke  Bein  weit  von  sich  und  wendet  das  Haupt  nach 
links,  Ueber  ihm  begegnen  sich  zwei  pyramidalisch  ein- 
ander geniilierte  Gestalten:  eine  Amazone  im  Begriff  auf 
ihn  einzuhauen  und  ein  Held,  der  das  Schild  vorhält  und 
mit  der  Rechten  das  Schwert  zum  Hiebe  erhebt.  Beide 
strecken  sich  lang  aus,  der  Krieger  bis  ziun  Unschönen 
lang  und  dürr,  das  Schild  hoch  erhoben  und  mit  nieder- 
gelassenem Yisir.  Einige  parallele,  sehr  llüchtige  Meilsel- 
liiebe  deuten  die  Muskel  des  Unterbeins  und  der  Füfse, 
so  wie  des  Handgelenks  an.  Auch  die  Amazone  ist  zu 
weit  ausgestreckt:  der  Zwischenraum  zwischen  ihrem 
reciiten  und  seinem  linken  Fufse  beträgt  über  4,  der  Ab- 
stand der  Köpfe  nur  1  Fufs.  Sie  tragt  Stiefeln,  ein  kur- 
zes fliegendes  Gewand  und  hohen  Haarputz,  in  der  linken 
erhobenen  Hand  hielt  sie  die  Streitaxt,  Beides  aber  fehlt. 
Diese  Gruppe  mufs  man  mil'slungen  nennen.  •       ;"' 

Gruppe  13.  Eine  rechtshin  laufende  Amazone,  mit 
flatterndem  Helmbusche,  fast  von  vorn  gesehen,  erhebt 
die  Rechte  und  breitet  mit  der  Linken  das  Gewand  aus. 
Durch  ihre  heftige  Bewegung  füllt  sie  einen  verhältnifs- 
mäfsig  grofsen  Raum  aus,  wobei  besonders  das  fliegende 
Gewand  eine  gute  jMasse  bildet. 

Gruppe  14.  Ein  nackter  verwundeter  Held  kniet 
nach  vorn  so  stark  gebückt,  dafs  der  Rücken  sich  be- 
deutend wöllit;  mit  dem  Gelenk  der  linken  Hand,  von 
der  man  am  Boden  einen  Rest  nach  innen  geöffnet  sieht, 
stützte  er  sich  auf,  liat  das  rechte  Bein  mehr  eingezogen, 
so  wie  die  linke  Schulter,  während  die  rechte  sich  her- 
vorhebt, den  nackten  Kopf  sehr  tief  gebückt.  Diese  ori- 
ginelle, leider  sehr  verstümmelte  Figur  jist  kunstreich  ge- 
zeichnet. Am  Bauche  seines  Vertheidigers,  der  ihn  mit 
dem  linken  Arm  hielt,  sieht  mau  aucli  von  seinem  rechten 
Arm  eine  Spur.  Ueber  ihm  nähern  sich  zwei  Kämpfer. 
Links  erscheint  ein  bärtiger  Krieger  in  fliegendem  Gewände, 
das  über  die  linke  Schulter  geht.  An  einem  über  die 
Brust  gezogenen  Bande  ist  an  der  linken  Seite  dasWelir- 
aehenk  befestigt.  Widirend  er  ein  sehr  crolses  rundes 
Schild  über  den  Gefalleneu  hält,  zuckt  er  mit  dem  jetzt 
verlorenen  rechten  Arm  ein  Schwert  gegen  eine  Amazone, 
welche  mit  der  Rechten  eine  Streitaxt  schwingt.  Ihr 
rechtes  Bein  und  der  linke  Arm  sind  verloren.  .Schöne 
Arbeit, 


Gruppe  15.  Zwei  kühn  gedachte  Personen,  Ein 
Held  ohne  Helm  hält  mit  der  Linken  ein  grofses  Schild, 
die  Chlamys  um  den  linken  Arm  gewunden,  und  haut  mit 
der  Rechten  gegen  eine  zu  Boden  gefallene  Amazone. 
Nach  der  Bildung  seiner  Faust  zu  urtheilen,  war  die 
Wiiife  gar  nicht  ausgeführt.  Auch  ist  seine  Stellung  nicht 
zu  loben:  jetzt  zeigt  er  fast  nur  den  Rücken  und  hat 
das  Gesicht  fast  verdeckt.  Besser  wäre  es  gewesen,  seine 
Gegnerin  auf  die  andere  Seite  zu  legen.  Sie  liegt  lialb 
auf  dem  Rücken  und  sucht  den  Kopf  mit  den  erhobenen 
Armen  zu  schützen.  Kopf  und  Arme  sind  fast  verloren. 
Ihr'Leil)  ist  zu  mager,  die  Falten  des  Gewandes  mit  einer 
an  Rohheit  gränzenden  Flüchtigkeit  behandelt. 

Gruppe  l(j.  Eine  Amazone  in  phrygischer  Mütze 
und  fliegendem  Gewände  anf  einem  schwer  galloppirendeu 
Pferde.  In  der  erhobenen  Rechten  hielt  sie  eine  Waffe, 
die  al)er  nicht  abgebildet  ist.  Von  ihrem  Gegner  sieht 
mau  nur  links  das  Stück  eines  Mantels.  Pferd  und  Rei- 
terin sind  vollkommen  schön  und  der  besten  Kunstperiode 
würdig. 

Gruppe  17.  Ein  nackter  Held,  nelien  sich  ein  gro- 
fses Schild,  will  eine  Amazone  fortreifsen.  Sie  kniet  am 
Boden  und  wendet  sich  mit  dem  Oberleif)  nach  der  an- 
dern Seite  zu  ihrer  Befreierin,  die  um  den  linken  Arm 
die  Chlamys,  in  der  Rechten  die  jetzt  zerstörte  Axt,  an- 
stürmt. Der  Jüngling  zeigt  magere  Proportionen,  die 
knieende  Amazone  in  dem  ganz  umgekehrten  Gesichte 
eine  bis   zur  Unmöglichkeit  gewaltsame  Bewegung. 

Gruppe  18.  Eine  Amazone  galoppirt  gegen  einen  am 
Boden  knieenden  Griechen,  der,  schon  unter  den  Vorder- 
füfseii  des  Pferdes,  mit  dem  linken  Beine  kauert  und  das 
rechte  weit  von  sich  streckt,  den  linken  Arm  aber,  in  die 
Chlamys  gewickelt,  über  seinem  Haupte  zum  Schutze 
emporhält.  Von  dieser  momentanen  Erhebung  ist  die 
Chlamys  in  einen  fliegenden  Schwung  gerathen,  der  un- 
plastisch festgehalten  wird  und  mit  der  nach  der  andern 
Seite  fliegenden  Amazone  im  Widerspruche  steht. 

Gruppe  19.  Eine  Amazone  liegt  sterbend  auf  der 
Erde,  das  linke  Bein  gestreckt.  Sie  hält  den  rechten 
Arm  weit  über  sich,  der  linke  liegt  schlaff  an  der 
Seite,  daneben  das  halbmondförmige  Schild.  Ueber  ihr 
kämpft  eine  vortreffliche  Gestalt  in  wiJd  fliegendem  Man- 
tel, das  Schild  mit  dem  linken  Arme  vorhaltend,  gegen 
einen  Krieger,  der  sich  vertheidigt  und  von  seinem  grofsen 
Schilde  fast  ganz  bedeckt  wird.     Sehr  schöne  Arbeit. 

Gruppe  20.  Eine  Amazone  Hegt  todt  da  aul  dem 
linken  ausgestreckten  Arme.  Sie  ist  etwas  kiirzer  als  man 
erwarten   wurde,    der  Oberleib   lialb  entblöfst,   der   Kopf 


175 


176 


schön,  aber  olme  Ausdruck  des  Todes.  Ein  I)ärtiger  Held 
steht  zu  ihren  Füfsen.  Er  hält  den  Oherleib  weit  zurück 
und  schützt  sicli  durcii  ein  grofses  Schild,  welches  er  am 
linken  Anne  tragt,  gegen  eine  schiefsende  Amazone.  Sie 
tritt  mit  dem  rechten  Fufse  stark  auf,  etwas  erhöht,  hin- 
ter dem  Kopfe  der  Gefallenen,  in  lebhafter  Bewegung. 
Mit  der  erhobenen  rechten  Hand  hat  sie  ei)en  die  Sehne 
desBogeus  angezogen,  den  die  linke  Hand  hielt.  Diese  ist 
erhalten,  der  linke  Arm  aber  fehlt.  Bogen  und  Sehne 
sind  gar  nicht  dargestellt;  der  Köcher  hängt  an  der  Seite. 
Die  Amazone  trägt  Hosen  und  kurzes  Haar,  eine  ganz 
vortreffliche  Gestalt. 

Gruppe  21.  Eine  eben  so  ausgezeiclinete  Amazone 
in  gleicher  Kleidung  hält  mit  der  Linken  das  Schild  zur 
Deckung  ihrem  Gegner  entgegen,  und  hielt,  wie  es  scheint, 
in  der  erhobenen  Rechten  eine  Axt,  womit  sie  zum  Schlag 
ausholte,  liir  Gesicht  hat  etwas  gelitten,  ist  aber  von 
der  edelsten  Schönheit.  Ihr  stellt  ein  Held  in  einer  künst- 
lichen Fechterstellung  entgegen,  mit  dem  Schilde  bis  zum 
Knie  bedeckt,  den  rechten  Arm  mit  dem  Schwerte  bis 
hinter  den  Kopf  zurückgezogen.  Er  tritt  auf  den  linken 
Fufs  auf  und  hebt  den  rechten  bis  an  die  Zehen  vom 
Boden,  um,  wenn  er  zuschlagen  wird,  ihn  desto  kräfti- 
ger niederzusetzen.  Die  Schwertscheide  ragt  hinter  dem 
Schilde  hervor. 


Gruppe  22.  Herakles  in  der  Löwenhaut  scliwingt 
mit  dem  rechten  Arme  die  Keule  hinter  seinem  Kopfe 
und  hält  mit  der  Linken  das  Haupt  einer  Amazone,  welche, 
auf  beide  Knie  gesunken,  von  wildem  Schmerze  bewegt 
wird.  Mit  der  linken  Hand  fährt  sie  nach  dem  Haupte, 
die  rechte  ist  verloren.  Die  Chlamys  fliegt  über  die 
linke  Schulter  in  die  Hohe. 

Schon  aus  dieser  kurzen  Beschreibung  ersieht  man 
die  grofse  Verschiedenheit  der  Behandlung.  Während  z.B. 
die  letzten  drei  Gruppen  auch  die  strengste  Anforderung 
befriedigen,  stofseu  andere,  namentlich  No.  12,  durch  ihre 
lang  gezerrten  Leiber,  die  ungeschickte  Anordnung  und 
die  Nachlässigkeit  der  Arbeit  ab.  Die  geistreiche  Flüchtig- 
keit der  Ausführung  und  die  Auslassung  von  Nebenwerk, 
wie  der  Waffen,  würde  man  gern  übersehen,  wären  nur 
nicht  die  Zeichnungsfehler  so  befremdlich.  Auch  die  Pro- 
portionen, deren  Länge  sehr  gut  zu  der  lysippischen  Zeit 
pafst,  sind  nicht  gleichmäfsig,  an  den  besten  Werken  viel 
kürzer.  Soviel  eine  aufmerksame,  aber  lange  nicht  er- 
schöpfende Betrachtung  mich  lehrte,  möchte  ich  behaup- 
ten, dafs  zwar  alle  Reliefs  zu  einem  Ganzen  gehören, 
dafs  die  meisten  des  Mausoleums  werth,  aber  von  Schü- 
lern grofser  Künstler  fabrikmäfsig  ausgeführt,  audere, 
wohl  nicht  später,  um  Lücken  auszufüllen,  doch  jedenfalls 
von  viel  geringern  Handwerkern  gearbeitet  worden  sind. 

L.  Urlichs. 


Alle 


1 


1. 


9.  Peisianax.  Dafs  die  Stoa,  welche  von  den  Ge- 
mälden ,  mit  welchen  Kinion  sie  hatte  ausschmücken  las- 
sen, noiy.lh]  liiefs,  früher  Tluaiuyüxxttog  genannt  wurde, 
ist  bekannt.  Diesen  Namen  hatte  sie  von  ihrem  Erbauer 
Peisianax,  wie  ein  von  R.  Röchelte  (lettres  archeol.  1, 
p.  39)  angeführtes  Scholion  (zu  Demosth.  Lept.  II,  p.  196) 
beweist:  ^  ö(  IIiiniui'üy.TfiDg  uth)  Ihiniäi'ay.ioQ  tov 
xTi'adt'Tog.  Ueber  diesen  Erbauer  finde  ich  nirgend  Et- 
was angeführt,  glaube  ihn  aber  durch  eine  wahrscheinliche 
Vermutbuiig  näher  bezeichnen  zu  können.  Euryptolemos, 
Sohn  des  Peisianax,  heilst  ein  Verwandter  des  Alkibiades 
(Xen.  bist.  gr.  I,  4,  19  vgl,  Plut.  Ale.  32),  und  er  selbst 
nennt  sich  einen  Verwandten  des  jüngeren  Perikles  (Xen. 
bist.  gr.  I,  7,  12.  16.  21),  wird  also  wohl  derselbe  Eu- 
ijptolemos  sein,  welchen  Plutarrhos  (Pericl.  7)  ohne  An- 


gabe seines  Vaters  einen  Vetter  des  älteren  Perikles 
nennt.  Er  mufs  also  dem  Geschlechte  des  Megakles  an- 
gehörig sein.  Nun  war  al)er  Isodike,  die  Gemahlin  des 
Kimon,  eine  Tochter  des  Euryptolemos,  des  Sohnes  des 
Megakles  (Plut.  Ciin.  4.  16),  die  Vermuthung  liegt  also 
sehr  nahe,  dal's  Peisianax  der  Vater  jenes  Euryptolemos, 
ein  Sohn  dieses  älteren  Euryptolemos  und  Bruder  der 
Isodike  gewesen  sei.  Diese  Vermuthung  wird  noch  be- 
stätigt durcli  die  Nachricht,  dal's  Kimon  einen  seiner 
Söhne  Peisianax  genannt  habe,  und  zwar,  wie  ausdrück- 
lich bemerkt  wird,  mit  Rücksicht  auf  die  Verwandtschaft 
(schol.  Aristid.  III,  p.  51.')  Dind.).  Wenn  aber  der  Er- 
bauer jener  Stoa  ein  Schwager  des  Kimon  war,  so  er- 
klärt es  sich  um  so  eher,  dafs  Kimon  sie  mit  Gemälden 
schmückte.  Otto  Jahit. 


Itiezu  Tafel  XI  der  Neuen  Folge:  Sculpturen  aus  Mniveh. 


Druck  und  N'erlag  von  G.  Reimer. 


Herausgegeben  von  E.  Gerhard. 


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ARCHÄOLOGISCHE   ZEITUNG. 


M  12. 


Neue  Folge. 


December  1847. 


HalikaranTs  und  das  Mausoleum. 


Museograpliisches  (Campaiiaii'sclie  Bronzen;  Kunstliandel  zu  Neapel).  —  Allerlei 
(Opferhaken ;  Ha!)n  nnd  Henne;  Itinernr). 


I. 

Halikarnafs  und  das  Mausoleum. 

Hiezu   die  Abbilrlung  Tafel  XH. 

MPie  Ilalikarnassisclien  Aniazonenrcliefs,  deren  Be- 
schreibung im  vorigen  Stück  dieser  Zeitschrift  er- 
folgt ist,  mögen  bei  nahe  gerückter  Vergleichung 
mit  den  an  gleichem  Ort  aufgestellten  athenischen, 
phigalischen  und  lykischen  Friesreliefs  den  Erwar- 
tungen, die  man  bei  neuer  Aufstellung  altgriechischer 
Werke  im  brittischen  Museum  zu  hegen  pflegt,  viel- 
leicht nicht  durchaus  geniigen;  um  so  weniger  aber 
darf  neben  der  unbestrittenen  Vortrefflichkeit  des 
grüfsten  Theils  jener  Marniorplatten  die  Wichtigkeit 
übersehen  werden,  welche  aus  ihrem  ursprünglichen 
Verhällnifs  zu  einem  der  sieben  Weltwunder,  dem 
IMausoleum,  hervorgeht.  In  dieser  Beziehung  ist 
jede  Spur  ihrer  Herkunft  und  jede  erweiterte  Kennt- 
nifs  über  das  IMausoleum  im  gegenwärtigen  Zeit- 
punkt doppelter  Beachtung  werth,  und  näher  noch 
liegt  es  zur  Grundlage  aller  ähnlichen  Untersu- 
chungen die  Ortskenntnifs  des  alten  Halikarnafs  ge- 
nauer ins  Auge  zufassen.  Ein  wichtiger  Beitrag  hiezu 
ist  uns  aus  England  neuerdings  zugegangen ;  er  be- 
steht in  einer  bereits  im  Jahr  1838  von  brillischen 
Seeofficieren,  den  Herren  Graces  und  Brock,  aus- 

')  C'h,  Newton  On  tlie  Sculptures  fioni  tlie  M.insoleiim 
of  Halicarnassus  (Aus  dem  Classical  Museum  Vol.  XVI)  33  S.  8. 

')  Strab.  XIV,  2  p.  656:  Arr/,  ö'  ^v. 

')  Arrian.  Alex.  I,  23:  (i  T/ji'  ir/.{>nv  jiji'  Iv  t;;  j'^fjo)  ('enf- 
y(ü(>i]nav' ,  ol  äi  d  ji'jv  2La).i.iax(iyc<  iiXQciv  oüiut  xtt).ovuh')]i', 
und  kurz  vorher  (21):  tj'/v  uxquv  tiJI'  nnog  jMvXuaacc  ^i't/.iaiii 
innic/j/i^rrii'. 

-)  Diod.  XVII,  27.  vgl.  XV,  90.  Doch  heifst  ihm  XVII, 
23  Halikarnafs  tix()07j6ltai  xccXaTg  xtxoaui]u(vi]. 

'J  So  noch  Leake  (Asia  minor).    Arkonnesos  aus  Strabo  und 


gefiihrlen  Karte  der  Festung  Budrun  und  ihrer  Uin- 
gegend,  welche  mit  anliriuarischen  Erläuterungen 
des  Hrn.  Charles  Newton  ')  uns  vorliegt  und  in 
der  beifolgenden  Tafel  (no.  1)  für  unsre  Zwecke 
benutzt  worden  ist. 

Ueber  die  Lage  von  Halikarnafs  sind  wir 
theils  aus  der  Geschichte  seiner  Belagerung  durch 
Alexander,  theils  durch  Vitruvs  Schilderung  von  der 
Lage  des  Mausoleums  unterrichtet.  Der  Festuniren 
waren  nach  Strabo  zwei  ^)  und  wenigstens  zwei 
kennt  auch  Arrian  »),  während  Diodor  nur  von  ei- 
ner einzigen  Hauptfestung  spricht^).  Eine  dieser 
Festungen  lag  in  der  Richtung  von  Mylasa  land- 
einwärts und  wird  zugleich  mit  dem  Zuge  der  alten 
Umfangsmauern  in  Hügeln,  welche  landeinwärts 
den  Hafen  beherrschen,  leicht  wiedererkannt;  eine 
andre,  als  Inselfestung  hezeichnet,  die  man  bisher 
auf  der  beträchtlich  entfernten  Insel  Orak  erkannte  '") 
wird  nun  mit  siegreichen  Gründen  im  heutigen  Ka- 
stell Budrun  nachgewiesen,  dessen  nur  sehr  leicht 
versandete  Umgebung  zu  Alexanders  Zeit  noch 
meerumflossen  sich  denken  und  somit  dem  bei  Ha- 
likarnafs mehrerwähnten  Eiland  Zephyrion  »)  sich 
gleichsetzen  läfst.  Was  ferner  die  Anlage  der  in- 
neren Stadt  betrifft,  so  ist  Vitruv  ')  hier  ein  um- 
ständlicher und  sicherer  Führer.  Die  Lage  von  Ha- 
likarnafs ghch  nach  seiner  Aussage  der  Krümmun» 

Steph.  B)z.  bekannt,  steht  bei  Arrian  (Anm.  3)  nur  durch  Gronovs 
Correctur  statt  Iv/.qhv  Ttji'  (y  t;)  rtjaio.    Vgl.  Newton   p.  9,  I". 

')  Zephyrion  als  Insel:  Plin.  II,  89,  91.  Als  Doppelname 
von  Halikarnafs  bei  Strabo  XIV,  p.  657  (Zff/i'p«)  und  Stepha- 
nus  B)Z.  Ztif'VQiov,  »/  'AXtxunvuaaoi. 

')  Vitruv.  praef.  VII:  Is  nuiem  Iwus  (Halicarnassus)  est 
theatri  curvntttrnc  similis.  Itnque  in  imo  secutuliim  portum 
forum  est  constitutum;  per  mediam  nutcm  nJlilUiliuis  curvn- 
iuram  prnccinctionemquc  platea  nmpla  liitiluitiue  pttta  in  (jua 
media  3Iausolcum  ...     7)1  summa  .  . 


179 


180 


eines  Theaters.  Unterhalb  derselben  lagen  Hafen 
und  Marktplatz;  mitten  darin  aber,  die  Krümmung 
in  ihrer  Höhe  durchschneidend,  war  eine  breite 
Strafse  gezogen  und  in  deren  Mitte  das  Mausoleum, 
das  siebente  Weltwunder,  aufgeführt.  Weiter  er- 
zählt Vitruv  '),  hoch  inmitten  der  Akropolis  habe 
der  Tempel  des  Ares  mit  der  Kolossalstatue  des 
Leochares  sich  befunden,  am  rechten  Ende  der  Krüm- 
mung die  Quelle  Salmakis  mit  dem  Tempel  von 
Hermes  und  Aphrodite,  am  hnken  aber  das  Kö- 
nigshaus des  Mausolos,  welches  mit  dem  Vorlheil 
eines  zunächst  liegenden  versteckten  Hafens  IMarkt, 
Hafen  und  die  ganze  Ringmauer  überschaute.  Eine 
solche  dem  Palast  des  Mausolos  entsprechende,  ei- 
ner versteckten  Hafenbucht  benachbarte  Höhe  nach- 
zuweisen, scheint  nach  unsrer  jetzigen  Ortskenntnifs 
nur  auf  westlicher  Seite  möglich  zu  sein,  deren  An- 
nahme dann  auch  mit  der  an  und  für  sich  natürli- 
chen Voraussetzung  stimmt,  dafs  Vitruv  die  Pracht- 
anlage einer  theatralisch  aufgethürmten  Hafenstadt 
von  der  Seeseite  aus  sich  dachte. 

Dieses  vorausgesetzt  führt  nun  der  vorliegende 
Plan  die  nachfolgenden  Hauptpunkte  uns  vor  Augen. 

ti)  Ringmauern.  Der  Zug  dieser  Ringmauern  folgt 
der  natiirliciien  Befestigung  der  die  Stadt  umgürtenden 
Hügel.  Ihre  Spur  ist  auf  diesen  Höhen  mit  Siclierlieit 
angegeben,  dagegen  die  punktirten  Enden  jenes  Zugs  nur 
vorausgesetzt  sind  und  vielleicht  weiter  (westlichen  Seits 
gegen  die  Quelle  m  zu)  ausgedehnt  waren. 

hcd)  Akropolen  ^).  Von  den  verschiedenen  Fe- 
stungen von  Halikarnafs  entsprechen  zwei  nördliche  Gi- 
pfel (!))  der  von  Arrian  angegebenen  Richtung  landein- 
wärts gegen  Mylasa.  Aufserdem  sind  einige  westliche 
Höhen  (c)  zu  einer  Festung  geeignet;  man  ist  versucht, 
\rrians  Festung  S  alma  k  is  darin  zu  vermuthen,  \\ogegen 
zwar  die  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  entgegengesetzte 
Lage  der  Quelle  Salmakis  spricht.  Warum  sollte  es  jedoch 
unmöglich  sein,  nocii  aul'ser  der  Ringmauer  liei'estigungen 
zu  denken,  etwa  wie  aufserhalb  Athens  Munychia?  In 
diesem  Fall  lielse  für  jene  Feste  Salmakis  wol  noch  ober- 


Iialb  der  gleichnamigea  Quelle  (r)  ein  entsprechender 
Hügel  sich  finden.  Ungleich  sicherer  ist  die  luselfe- 
stung  ((J),  '>]  tf  t/J  vjyOf^J  lixQu  nach  Arrian:  ein  Eiland, 
Zephyrion ,  im  heutigen  Kastell  Budrun  uachweislicli. 
ol)\vohl  Barbie  du  Bocage  und  Sainte  Croix  Palast  des 
Mausolos  in  dieser  Festung  erkennen  wollten,  während  die 
Inselfestung  allgemein  auf  der  Insel  Orak  gesucht  ward. 

e)  Tempel  des  Ares,  der  im  Mittelpunkt  der  Burg- 
feste (hl  summa  tifve  media)  lag.  Hieven  ist  ein  Unterbau 
nachweislich,  der  einerseits  an  100  l'ufs  Länge  zeigt, 
nebst  Resten  ionischer  Säulenordnung. 

/)  Theater. 

g)  Felsengräber, 

h)  Dorischer  Tempel,  wovon  eine  Säulenreihe 
erhalten,  die  CLoiseuI  Gouffier  I,  99—101  in  Abbildung 
gibt  und  sehr  unwahrscheinlich  dem  Mausoleum  beilegt. 
Vielleicht  auch  eine  der  aus  Arrian  I,  23  bekannten  Hallen. 

i)  Stadtthore;  einander  gegenüberliegend  und  da- 
her zugleich  als  Endpunkte  der  breiten  Strafse  zu  be- 
trachten, Vielehe  nach  Vitruv  gleich  einer  praecinctio  die 
theaterförraige  Höhe  der  Stadt  in  der  Mitte  durchschnitt. 
Eines  in  der  Richtung  von  Mylasa  und  ein  Tripylon  er- 
wähnt Arrian  I,  20.  22. 

k)  Mausoleum,  in  Mitten  der  Hauptstrafse  ange- 
legt und  seiner  Lage  nach  in  der  heutigen  Ortschaft  zu 
erkennen,  welche  noch  häufige  Spuren  alter  Gebäude  und 
unter  diesen  ein  durch  Donaldson  (Anc.  fragm.  pl.  IV  zu 
Stuart  Athens)  bekanntes  ionisches  Kapitell  erhalten  hat. 

1)  Haus  des  Pascha. 

)ii)  Moschee.  Zwischen  diese  beiden  Punkte  der  heuti- 
gen Ortschaft  fällt  die  La^e  der  alten  Agora:  in  imo 
secundum  porliim  nach  Vitruv. 

n)  IVlndmiihlenhiigcl,  die  vermuthliche  Stelle  vom 
Palast  des  Mausolos.  Ueber  die  dahinter  angegebe- 
nen  Ausgrabungen  {excavulions)  fehltdie  nähere  Kunde. 

o)  Versteckter  Hafen  des  Mausolos. 

p)  Quell,  welcher  der  Quelle  Salmakis  entsprechen 
würde,  wäre  das  dcxtrinn  cornu  Vitruvs,  wie  früher  ge- 
meint war,   vom  Festland   aus  zu  verstehen. 

(/)  Grab  auf  der  Landspitze  des  Arsenals. 

r)  Quell  Salmakis,  mit  darüber  gelegeneu  Hügel  (s), 
welcher  vielleicht  der  lixpa  ^uX/.iuy.ig  bei  Arrian  entspricht. 


')  Vitruv  I.  c. :  /»  siimmn  iircc  media  Marlis  fanum  hii- 
liens  stntuam  colossi...  Lcochnris . .  In  cornii  niilctii  simwiii 
ilextro  Veneris  et  Mcrcurii  fanum  ntl  ipsum  Siilmdcidis  kon- 
tern. Qucmndmodum  cnim  in  dextra  parte  fanum  est  Veneris 
et  funs  sitjirn  scriptus ,  iln  in  sinisiro  cornu  regia  diimus 
quam  rex  Mausolus  ad  auam  raliunem  ci.<llocnvil.    Cunspicitur 


enim  ex  ea  ad  dextram  ftartem  forum  et  jtortns  moeniumquo 
Iota  finilio;  sub  sinisira  sccretus  siih  muntilius  latens  porlus  . . 
'')  Kine  Mehrzahl  von  Akropolen  erwähnt  auch  Dioilor 
(XVn,  23),  bei  welchem  Halikarnafs  /tohg  fi(yCajt)  jüiv  xaiü 
Tijv  KdQlav ,  ßuaü.tiu  fiiv  ia^ijxvta  jiov  Ka(iiüv,  ilxoonöXeai 
(ff  xdi.ids  xixoautjttü'ii  heilst. 


181 


182 


i)  Laudspitze  Meshril;,  und 

i()  Lands|)itze  Dcyu'ir.  NjicIi  Firn.  Newtons  Ver- 
iDUtliung  hatte  die  Ringmauer  sich  his  an  diese  Spitzen 
erstreckt. 

Von  diescni  Gnindiifs  der  allen  Stadt  Halikar- 
nafs  kehren  wir  nun  zur  Betraclitung  seiner  bildli- 
chen Trümmer,  der  Amazonen  reliefs  im  britlischen 
IMuseinn,  zurück.  Die  Festung,  welcher  wir  diese 
Trümmer  verdanken,  hatte  seit  ihrer  Gründung  durch 
die  rhodi.schen  Ritter  im  fünfzehnten  Jahrhundert 
die  gedachten  jetzt  iiacli  England  entlülnlen  Reliefs 
als  eingemauerten  Schmuck  aufzuweisen,  und  wie 
die  Nähe  des  alten  Hahkarnafs  es  wahrscheinlich 
macht  dals  dessen  edelste  Gebäude  für  jenen  Fe- 
stungsbau  ausgebeutet  wurden,  kommt  dieser  An- 
nahme für  den  in  Rede  stehenden  Fall  noch  ein 
ausdrückliches  Zeugnifs  jsu  Stallen.  Man  verdankt 
dies  merkwürdige  Zeugnifs  dem  französischen,  den 
Lesern  des  Alhenäus  wohlbekaimten,  Philologen 
Dalecliamp,  welcher  aus  nuindlichem  Bericht'")  ei- 
nes seiner  Landsleute,  eines  rhodischen  Ritters  Lu- 
iourctie,  über  die  von  demselben  mitgeleitete  Her- 
stellung der  Festung  Budrun  (verdorben  aus  S.  Pe- 
dro) und  die  damit  verbundene  Ausbeutung  des 
Mausoleums  uiiterriciitet  war,  das  als  Trüuuner- 
haufen  damals  noch  stand.  Jenem  Bericht  zufolge 
scheint  das  ftLiusoleum,  dessen  Erhaltung  noch  bis 
ins  zwölfte  Jahrhundert  bezeugt  wird''),  erst  im 
Jahr  1101  bei  erster  Errichtung  des  gedachten  Ka- 
stells S.  Pietro  durch  den  deutschen  Ritter  Heinrich 
Schlegelltolt  '^)  von  der  Oberfläche  verschwunden 
zu  sein;  die  Ausbeulung  des  Grabmals  erfolgte  im 
Jahr  1522,  als  zu  neuer  Befestigung  desselben  Ka- 
stells Latourette  und  dessen  Gefährten  vom  Grofs- 
meister  des   rhodischen  Ordens    absresandt   wurden. 


Die  trefflichen  Stufen  des  mausolischen  Trümmer- 
haufens sagten  zum  Kalkbrennen  ihnen  zu;  sie  gin- 
gen liefer  imd  fanden,  je  tiefer  sie  gingen,  nicht 
nur  zum  Brennen,  sondern  auch  zum  Bauen  die 
schönsten  Steine.  Nach  vier  oder  fünf  Tagen  fand 
man  noch  liefer  in  weiterer  Aushöhlung  einen  schö- 
nen viereckten  Saal  mit  Saiden  umstellt  und  mit 
bildlich  verzierten  Friesen  versehen,  wie  denn  auch 
zwischen  den  Säulen  reichliches  Bildwerk  bemerkt 
worden  sei,  namenllich  Schlachtscenen  in  erhobener 
Arbeit,  dem  Zeugnisse  Lucians  '^)  vom  Mausoleum 
durchaus  entsprechend;  davon  brach  man  ab  nach 
Belieben.  Nächst  dem  Saal  stiefs  man  auf  eine 
niedrige  Tlinr,  die  zu  einem  kleinen  Gemach  führte, 
dem  vormaligen  Grahgemach,  angeblich  mit  unver- 
sehrtem und  frisch  glänzendem  marmornen  Aschen- 
gefäl's.  Weiler  heifst  es,  diese  Entdeckung  sei  durch 
die  Nacht  unterbrochen  worden;  am  andern  Tag 
habe  man,  vermulhhch  durch  Korsaren,  das  Grab 
ausgeplündert  gefunden.  Mag  diese  ganze  mit  der 
Anslaunung  unendlicher  Schätze  im  Styl  von  Schatz- 
gräbergeschichlen ,  wie  die  Denkmälerkunde  ihrer 
viele  hat,  reich  verbrämte  Erzählung  im  Einzelnen 
mancherlei  gerccblem  Zweifel  unterliegen,  so  bietet 
sie  doch  für  die  Gesannntheit  des  Baus,  dem  die 
nun  nach  England  entführten  Amazonenreliefs  an- 
gehörten, unverwerfliche  Thatsachen  dar,  zn  deren 
Würdigung  es  nun  allerdings  auch  einer  Verständi- 
gung über  die  Bauart  des  Mausoleums  bedarf. 

Eine  richtige  Vorstellung  über  jenen  erst  an 
den  Grenzen  der  neuen  Zeit  untergegangenen  Wun- 
derbau zu  gewinnen,  sind  uns  nur  wenige  alte  Zeug- 
nisse gegeben;  doch  haben  theils  Mafs,  L^mfang  und 
Umrifs  '■')  der  gedachten  Reliefplatlen,  theils  die 
Analogie   einiger  neuentdeckter  Nachbarbauten  sich 


'")  Erhalten  bei  Giiicliard  Fiinerailles  iles  Romains,  Grccs 
etc.  (Lyon  1481)  p.  378  ir.  Vollständig;  ausgezogen  in  Newton's 
Aljliandliing  p.  l.j  If. 

")  Wie  eil.  Newton  in  der  angeführten  Abhandlung  p.  14 
ausführlich  nachweist. 

")  Dessen  Festungsbau  nach  Fontanus  (De  hello  Kliodio 
1527.  üb.  I[ /.-.  ?.)  ex  viinis  Httlicarnassi  pi/ramidil/usque  Miiu- 
soli  scpttlcri  vollführt  ward.     Vgl.  Newton  p.  14,  '.iö. 

")  Lucian  Dial.  niort.  24,  2:  'Lithov  xul  uvönHv  ig  lö  <<- 
xiuß^ajnjov  tly.ttafidtov  i.i'Uov  lov  y.aU.laiov,  oioi'  ovöi  rtiöv 


ivQOi  Ti;  äp  (xiiSni);.  Die  Amazonen  als  iiblirhsler  asiatisch- 
griechischer Ausdruck  hellenisirten  Barbarenthums. 

")  Die  Gesanimtlänge  der  gewils  sehr  unvollständigen 
Platten  beträgt  64  Fuls  II  Zoll.  Vgl.  oben  S.  170.  Newton 
a.  a.  O.  p.  24. 

■'J  Das  zum  Schutz  der  hoch  erhobnen  Bildwerken  unge- 
wöhnlich stark  oben  sowohl  als  unten  hervortretende  l'rolil 
dieser  Platten  ( abgeh.  auf  no.  2  unsrer  Tafel  nach  Newtons 
Abh.  II  (ig.  c)  gehört  ollenbar  einem  Fries  und  zwar  dem 
eines  nicht  gewohnlichen  Prachtbaus  an.  Ueber  eine  der  Plat- 
ten (no.  VI),  welche  als  P^ckrelief  diente,  vgl.  Newton   p.  24. 


183 


184 


benutzen  lassen,  um  dem  berühmten  Hersteller  des 
iiginelischen  Tempels  jene  oft  gemifsbrauchten  Zeug- 
nisse   gültig   und   fruchtbar    zu   machen.     Aus   dem 
Höhemafs   des  Frieses  von  2  Fufs  5^  Zoll    folgert 
Hr.  Coclierell  ")  eine  Höhe  der  Saulenordnung  von 
37-i  Fuls,  welche  dem  von  Plinius  » ')  gegebenen  Hö- 
hemafs   von   25   Cubiten    überraschend   entspricht; 
eben  so  stimmt  auch  die  Zahl  von  .36  Säulen,  wie 
Plinius   sie  angiebt,   mit   unsrer  gerechten  Voraus- 
setzung von  der  Schönheit  des  Baus  wohl  überein, 
sofern  man  mit  Hrn.  C.  einen  Säulen-Durchmesser 
von  .3  Fufs  4  Zoll  und  die  geräumigen  Säulenweiten 
altisch-ionischer  Sitte  sich  gefallen  läfst.    Di€se  er- 
hebliche Säulenweite  gewährte  bei  einem  Zwischen- 
raum von  migefähr  6  Fufs  in  jenen  stattlichen  Säu- 
lenreihen   dem  Pyramidenbau,    der  nach   Martial's 
Ausdruck    luftig    darüber    schwebte,    einen    so    si- 
chern als  gefälhgen  Unterbau,  während  die  früheren 
Herstellungen  des  Mausoleums  nur   eine  prunkende 
Einfassung   darin   blicken   liefsen.      Hiebei    darf   die 
Annahme  eines   so   luftig   erscheinenden  Baus  zwar 
billigerweise  befremden;  sie  wird  jedoch  unterstützt 
durch  Vergleichung  des  ähnlichen  und  noch  ungleich 
kühneren    obwohl   kleineren    Baus    zu    Mylasa  "), 
dessen  Pyramide  auf  einer  Peripherie  von  12  Säulen 
ruht,  ohne  dem  inneren  Piaum  irgend  eine  Unterlage 
zu  gewähren,  und  zwar  beträgt   dieser  leere  Raum 
dort  14  Fufs,  während  er  im  Mausoleum  nachCocke- 
rell  nicht  über  6  Fufs  betrug.  Auf  einer  ganz  ähnhchen, 
aber  ungleich  mächtigeren  Unterlage  mag  denn  auch 
die  Pyramide  des  Mausoleums,  von  dem  ägyptischen 
Pyramidenbau  sehr  verschieden,  sich  erhoben  haben. 
Der  bisherige  Gedanke  einer  schwerfälligen  thurm- 


ähnlichen  Masse  ist  dem  Geist  alter  Kunst,  der  ei- 
genthümlichen  Eleganz  eines  in  besonderen  Schriften 
gefeierten  Kunstwerks    imd    selbst  der    materiellen 
Erwägung  entgegen,  dafs  eine  solche  alsdann  ohne 
Zweifel  aus  Backsteinen  gethürmte  Masse  die  übrige 
Plünderung    eines    so    lange   erhaltenen   Denkmals 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  wenigstens  iheilweise 
überlebt  haben  würde.     Aber  auch   die   Form  der 
Mausoleunispyramide  war  von  der  ägyptischen  ohne 
Zweifel  verschieden;   sie  ist  im  schlanken  Verhält- 
nifs  einer  Meta  zu  denken,  der  auch  Plinius  sie  ver- 
gleicht.   Die  damit  verbundne  geringere  Zuspitzung 
war  sehr  willkommen,  um  auf  der  Höhe  dieser  ko- 
lossalen  Meta   eine   Platte   zur  Aufstellung   der  sie 
bekrönenden  Quadriga  zu  erlangen. 

Die  sechs  und  dreifsig  Säulen,  die  Plinius  dem 
Mausoleum  bezeugt,  finden  wir  im  Zusammenhang 
dieser  Ansicht  dergestalt  vertheilt,  dafs  die  viereckte 
Cella  des  Grabmals  auf  jeder  schmalen  Seite  von 
6,  auf  den  Längenseilen  aber  von  8  Säulen,  diese 
letzleren  in  doppelter  Reihe  umstellt  sind,  nach  einem 
den  üblichsten  griechischen  Säulenstellungen  ent- 
sprechendem Verhältnifs,  wie  denn  ein  ganz  ähn- 
liches Verhältnifs  auch  für  die  Herstellung  des 
Harpagosdenkmals  annehmlich  befunden  wird  ■•). 
Hinsichtlich  des  Umfangs  darf  billigerweise  Niemand 
verlangen,  dafs  der  volle  Raum  von  411  Fufs,  ein 
Raum  der  fast  zwei  Drittheil  der  Gröfse  des  Par- 
thenon beträgt,  von  dem  Monument  selbst  eingenom- 
men war  '^°)\  die  verhällnifsmäfsige Kolossalitäl  des 
Mausoleums  ist  in  Vergleich  mit  den  ähnlichen  Denk- 
mälern zu  Mylasa  und  Xanlhos  dennoch  einleucli- 
lend,  und  auch  von  Seiten  des  Kostenaufwands,  den 


"■)  C.  R.  Cockerell  in  Newtons  Abliandlnng  p.  25  ss. 

'")  l'lin  H.  N.  \XXVI,  4:  (Mansoleum)  ftilel  nh  nusiro 
et  seplenlrione  sexnye7ios  ternos  pedes ,  brcvius  n  frontibus 
t(ili>  lircuilii  peties  (jumhhujentus  undciim;  nltoUilur  in  nlli- 
ludincm  viyinli  (/iiiiH/iie  cuhilis;  cimjituT  columnU  triyinia 
SCJC.  Ptcron  vocnvere  .  .  .  Naimfue  sitprn  pterun  pyrnmis  alli- 
tudinc  in/criorciii  ncquauit  viijmli  ijuntuor  ijrndibns  in  meine 
cacunien  fe  coittrnhens,  i7i  summo  est  qimdrign  mnrmorea, 
tjnnm  fciit  I'ijtliis.  /face  ndiecta  CXL  pedum  iilliludhie  lolum 
upits  iitidudit. 

'")  Monument  zu  Mylasa,  auf  no.  4.  5  unsrer  Tafel  skiz- 
zirt,  aiisIVihilicIi  ilar^eslellt  in  den  lonian  Antiijuities  II  [A. 

'')  llaii/agoidenliinal:  Archäol.  Zfitung  II,  uo.  22. 


'")  Nach  einer  inodellirten  und  in  Lloyd's  Nereid  Monu- 
ment, wie  auf  no.  0.  7  unsrer  Tafel,  skizzirten,  ihrer  aus- 
ITihrlicheii  Begründung  aber  noch  immer  gewärtigen  Herstellung 
des  Architekten  Hrn.  Kode  Hawkins,  die  auch  Um.  CockereH's 
Beifall  hat.  Bedenken  erregt  hauptsächlich  der  im  Unterbau 
angebraclite  zweite  Fries,  den  man  mit  Hrn.  Bütticher  lieber  als 
einfassenden  ilnlyxog  sich  denken  mochte,  wie  auch  beim  Tempel 
der  Nike  Apteros  ein  ähnliclier  Bilderschmuck  stattfand.  Uebri- 
gens  bleibt  dieser  ionische  Bau  nach  Hrn.  Nowton's  (pag.  23) 
treffender  Bemerkung  zugleicli  mit  dem  korinthisclien  von  My- 
lasa wichtig  als  Beispiel  kleinasiatischer  Grabdenkmäler,  za 
deren  prachtvoller  Anlage  das  Mausoleum  ein  erstes  Vorbild 
gegeben  haben  mag. 


185 


186 


das  Mausoleum  in  äufserster  Anstrengung  eines  klei- 
nen Königreichs  aufbot,  dem  Ruf  dieses  Prachtbaus 
durchaus  cnts|irechend. 

So  weit  Herr  Cockerell  und  seine  brittischen 
Freunde.  Es  steht  dahin,  in  wie  weil  vaterländische 
Architekten  über  einen  so  wichtigen  und  bisher  so 
unerschüj)ften  * ')  Gegenstand  mit  dem  konjektura- 
len  Theil  jener  Ansichten  sich  einigen  werden,  de- 
ren Inhalt  und  faktische  Grundlagen  wir  liiedurch 
einstweilen  zu  weiterer  j)rüfender  Kenntnifsnahme 
empfohlen  haben  wollen.  E.  G. 


II. 

M  u  s  e  0  g  r  a  p  h  i  s  ch  e  s. 

1.  Campanari'sche  Bronzen. 

Das  Ijrittisclie  Museum  liat  aus  dem  stets  anzielienden 
Antikenvorratli  des  Hrn.  Dom.  C(tm])anuri  neuerdings  eine 
reiclilialtige  Auswalil  etruskischer  Bronzen  erkauft,  welche 
dem  Vernelimen  nacli  tlieils  aus  den  Votivbronzen  vom 
Gebirg  Falterona  '),  tlieils  aus  Grabungen  der  Prin- 
zessin von  Canino  Iierriiliren  ^).  Durch  gefalligen  Bericht 
de»  Hrn.  Sam.  Birch  werden  uns  folgende  einzelne  Ge- 
genstände jenes  neuesten  Erwerbs  hervorgehoben. 

„1.  Erzfigur  des  Herkules,  ein  vortreifliches  und 
mit  schönster  Patina  erhaltenes  Werk  des  Uebergangs- 
styls,  ai>gebildet  in  Micali's  Monumenti  tav.  XV.  Vergl. 
Bullettino  d.  Inst.  1838  p.  67.  69.  1842  p.  180.  (Falterona). 

2.  Erzfigiirchen  eines  ]\lars,  unbärtig,  mit  Schwert 
und  Schild  bewaffnet,  etwa  13  Zoll  hoch  (Falterona),  ab- 
gebildet bei  Micali  mon.  tav.  XIF.  Vgl.  Bullettino  1838. 
p.  67.  Diese  Figur  ist  eins  der  schönsten  etruskischen 
Werke ,  das  selbst  dein  florentinischen  Mars  den  Rang 
streitig  macht.  Der  rechte  Arm  ist  aus  einem  besondern 
Stück  gearbeitet  und  ward  besonders  gefunden,  die  Au- 
gen mochten  mit  Silber  ausgelegt  sein.  Die  olivenfarbene 
Patina  ist  von  schönster  Art;  besonders  aber  ist  die  Aus- 
fiihruDg    bewundernswürdig,   deren    fast   ängstliche  Sorg- 

")  Trotz  Quatremere's  von  Um.  Newton  |i.  22  besproche- 
nen und  auch  trotz  llirts  llerstelluni>sveisiich,  welcher  ans 
licssen  Gescliiciite  der  Haukunst  II,  S.  70.  III,  345.  Taf.  XXX, 
14  bekannt  ist,  obwohl  seine  ausführliche  akademische  Ab- 
liaiullung  üljcr  <las  MausoliMim  ungeilruckt  blieb. 

')  Durch  Ingliiraini's,  I\Iigliarini's[Bull.  il.  Inst.  1838  p.  6&ss.) 
und  Brauns  (Kbd.  1842  p.  179ff.)  Beschreibungen  und  Micali's 


falt  einigermafsen  an   die  sogenannten   verkünstelten  tyr- 
rhenischen  Vasenbilder  erinnert, 

3.  Erzfigürchen  einer  Diana  [der  Diana  von  Portici 
verglichen],  abgebildet  bei  Micali  Mon.  XIII,  1.  2.  Vgl. 
Bullettino  1838  p.  67.    1842  p.  180.  (Falterona). 

4.  Bärtiger  Manoskopf  im  Styl  der  vorigen  Bronzen, 
vermuthlich  ein  Votivbild,  abg.  Micali  XI,  5.    (Falterona). 

5.  Rechter  Schenkel,  hinterwärts  abgebrochen,  als 
Votivstück  zu  betrachten,  hoch  etwa  13  Zoll.  Bull.  d. 
Inst.  1838  p.  67.   1842  p.  18ü.  (Falterona). 

6.  Arm  und  Hand  eine  Rolle  haltend,  nicht  von  der- 
selben Figur  [wie  doch  von  Braun  angenommen  ward]. 

7.  Bildnifsfigur  eines  .Mannes  mit  einer  Lanze.  Hoch 
18  Zoll,  abgebildet  bei  Micali  Mon.  XIV.  Vgl.  Inghirami 
Bull.  1838  p.  67. 

8.  Cista,  vermuthlich  aus  Cäre  herrührend,  mit 
Metallringen  zum  Aufhängen  und  mit  einer  Deckelgruppe 
von  Peleus  und  Atalanta  im  Ringerkampf.  In  den  ein- 
gegrabenen Umrissen  ist  ein  Krieger  bemerklich,  den  Nike 
bekränzt;  andre  Figuren  erinnern  an  Tyndarus,  Leda, 
Pollux.  [Zeichnung  und  Gegenstand  dunkel,  vielleicht  se- 
pulcral;  wir  denken  darauf  zurückzukommen].  Zugleich 
[ohne  Zweifel  als  Inhalt  der  Cista]  ist  eine  irdene  Schmink- 
büchse mit  rothem  Inhalt,  eine  Striegel  und  ein  Spiegel 
erhalten. 

9.  Kleiner  Kandelaber,  gebildet  durch  eine  bekleidete 
weibliche  Göttergestalt  mit  einer  Bulla  als  Halsband  und 
mit  mondförmigen  Schuhen.  Vor  ihr  eine  Patera  [?J  oder 
Altar  [?]  auf  einem  vieriüfsigem  Gestell  mit  Löwenklauen, 
oberhalb  in  einen  Baum  endend,  an  welchem  eine  Taube 
heranläuft. 

10.  Kandelaber  mit  vierecktem  Aufsatz;  um  den 
Stamm  windet  sich  eine  Schlange.  Ein  Jüngling,  vermuth- 
lich Jason,  klettert  am  Stamm  hinauf  und  bedroht  sie 
mit  einem  Sichelmesser  [Vgl.  no.  19], 

11.  Spiegelgelläuse,  zugleich  mit  dem  dazu  ge- 
hörigen Spiegel  [welchem?]  bei  'I'oscanella  gefunden.  Das 
Relief  stellt  den  Tod  des  Neoptolemos  dar,  welcher 
auf  einem  Altar  knieend  von  Orest  bedroht  wird,  während 
Elektra  [Pytliia?]  diesem  zum  Beistand  ein  Beil  schwingt.  Ein 

Monum.  tav.  XI  —  XVI)  Abbildungen   bekannt.     Vgl.  Arch.  Z. 
II,  S.  212. 

')  Und  auch  aus  anderen  Grabungen,  von  denen  Cäre 
(no.  8),  Orvieto  (no.  14),  Perugia  (no.  15),  Chiusi  (no.  16)  aus- 
drücklich genannt  worden.  An  Hrn.  Canipanari  gelangten  die 
hienächst  verzeichneten  Bronzen  von  dem  Kunstliändler  t'n~ 
jtrnnesi,  bei  dem  ich  sie  im  Jabr  1646  zu  Rom  sab. 


187 


188 


ähnliclies  Relief,   doch  weniger  gut  erhalten,   ist  in  Ger- 
hard's  Etr.  Spiegeln  I,  21,  1  al)gel)ildet. 

12.  Spiegelgehäuse  von  gleicher  Herkunit  und  Dar- 
stellung, doch  ohne  die  gedachte  weihliche  Figur. 

13.  Schüssel  von  Erz  aus  Voici.  Der  Griff  ist 
durch  eine  nackte  Frau  gebildet,  welche  mit  einem  Hals- 
band, woran  drei  Bullae  mit  Arraliändern  geschmückt,  auch 
mit  Schuhen  versehen  ist.  Ihr  Haar  ist  in  einen  hoch- 
ragenden Knauf  geordnet;  sie  hält  es  mit  ihrer  rechten 
Hand,  wahrend  ihre  Linke  eine  Striegel  fafst.  Sollte 
Atalante  gemeint  sein  [oder  Venus,  oder  auch  eine  Ein- 
geweihte]? Unter  den  dreiseitigen  Unterlagen  dieser  Fi- 
gur ist  ein  Ring  zum  Aufhängen  darselhen  bemerklich. 

14.  Gruppe  und  Obertheil  eines  Kandelabers, 
welcher  ringsum  durch  eine  doppelte  Reihe  von  vier 
Haken  gebildet  ist  und  auf  einer  dreieckigen  Basis  ruht. 
Die  gedachte  Gruppe  stellt  einen  nackten  Satyr  mit  ei- 
ner Bacchantin  dar,  deren  Haar  iil»er  der  Stirn  in 
einem  Knoten  gesammelt  ist;  ihre  linke  Hand  ist  über  die 
Schulter  des  Satyrs  und  in  seine  linke  gelegt,  wahrend 
seine  Rechte  ihren  Leib  umfafst  hiilt.  Die  Base  ist  mit 
einem  eingelegten  einander  gesclimiickt.     Aus  Orvieto. 

15.  Endstück  einer  Wagendeichsel  in  Forin  eines 
Greifs.     Aus  Perugia. 

16.  Spiegel  von  Erz,  darstellend  einen  jungen 
Bacchus  der  Ariadnen  umfafst  hidt;  sie  ist  bekleidet 
und  hält  eine  Leyer;  hinter  ihr  ein  Satyr,  der  einen 
Thyrsus  und  Ariadnens  Schulter  gefafst  hiilt.  Hinter 
Bacchus  sitzt  dessen  Mutter  Semele.  Mit  den  etruski- 
schen  Namensinschriften  P/n(;)?ifl)i(ns,  Areatlte,  Sime,  [als 
Silensnameu  Simos]  und  Semlu.     Aus  Chiusi. 

17.  Spiegel,  einen  bewatTneten  Krieger  und  einen 
zweiten  darstellend,  der  zu  dessen  Füfsen  getödtet  liegt; 
dazwischen  etruskisch  Eji«. 

17.  Spiegel  mit  der  Darstellung  des  erymantliischen 
Ebers,  den  Herkules  dem  Eurystheus  bringt;  dieser, 
iil)Wohl  im  F"ars,  ist  durch  kJiiiigliches  Scepter  ausgezeich- 
net. Hinter  Herkules  steht  Minerva.  Volcentisch  [früher 
als  Hrn.  Basseggio's  Besitz  erwähnt.  Vgl.  Bull.  d.  Inst. 
1846  p.  72.   188.    Arcli.  Z.  IV,  230]. 

19.  Kandelaber,  von  drei  Greifenköpfen  gestützt, 
welche  auf  Greifen-  oder  Löwenklauen  ruhen.  Auf  dem 
cylinderförraigem  Stamm  ist  Jason  dargestellt,  der  mit  si- 
chelförmiger WafTe  den  Drachen  angreift.  Oben  auf  vier- 
eckter  Fläche  an  jeder  Ecke  ein  Vogel;  ebendaselbst  han- 
gen vier  Eicheln  an  kurzen  Ketten  herab.  Hoch  1  Fufs 
3  Zoll.     .\us  Volci.    [Verschieden  von  no.   10?] 

.Aufser  diesen  Campanari'schen  Bronzen  hat  das  britti- 


sche  Museum  mehrere  werthvoUe  Gegenstände  erworben, 
welche  als  vormaliger  Besitz  des  Dr.  Braun  den  Lesern 
der  Archäologischen  Zeitung  bereits  bekannt  sind,  na- 
mentlich die  von  Welcker  erläuterte  Musäosvase  [Bull. 
1845  p.  219  SS.  Arch.  Z.  IV,  209],  die  Schale  mit  den 
zwölf  Gottheiten  [Oben  Beil.  1.  S.  1*  f.]  und  fünf  mehr 
wegen  des  Gegenstands  als  wegen  Erhaltung  und  Kunst- 
werth  erhebliche  Metallspiegel  [deren  nähere  Notiz  will- 
kommen sein  wird]. 

Aus  Florenz  erhielt  das  ÜMuseum  eine  sehr  alter- 
thümliche  Erzfigur,  etwa  vier  Fufs  lioch;  dieselbe  ist  in 
sitzender  Stellung  und  besteht  aus  zwei  Stücken.  Das 
untere  Stück  ist  weit  ausgehöhlt  zum  Behuf  eines  Aschen- 
behälters [in  Art  ähnlicher  Grabstatuen  von  Thon ,  na- 
mentlich auch  der  Sphinxgöttinnen,  deren  eine  im  Mu- 
seum zu  Berlin.  Vgl.  Abh.  Etrusk.  Gottheiten  .Anin.  74]. 
Ebendaher  erhielt  das  Jluseum  auch  einen  Kandelaber 
einige  Todtenkisten  von  Alabaster  und  einige  Erzgefäfse 
(ein  eimerförraiges  und  zwei  Krüge)  aus  Elba." 


2.    Kunstliandel   zu  Neapel. 

Neapel  den  21.  Juni.  Wie  in  Rom  Basseggio, 
so  setzt  in  Neapel  Raffaele  Barone  durch  die  iMenge 
und  ^lerkwürdigkeit  seiner  zum  Verkauf  zusammenge- 
stellten Antiken  der  verschiedensten  Kunstgattung  in  Er- 
staunen, und  neben  seiner  grolsen  Gefälligkeit  gegen  Ar- 
chäologen, denen  er,  im  Gegensatz  mit  den  meisten  Ei- 
geiitlinmern  von  Privatsammlungen,  die  Erlaubnils  zu 
Zeichnungen  bereitwillig  gewährt,  verdient  die  Gewandt- 
Jieit  und  Billigkeit  seines  Kunsthandels,  zumal  in  Verglei- 
chung  mit  den  meisten  seiner  Geschältsgenossen,  die  be- 
sonderste Anerkennung. 

1.  Von  Marmor  wer  ken  dieses  reich  ausgestatteten 
Antikenvorra'hs  verdient  wegen  ihrer  neuen  und  anzie- 
lienden  Darstellung  zunächst  eine  Sarkophagplatte  be- 
achtet zu  werden.  Der  l)ärtige  bocksbeinige  Pan  wird 
von  zwei  Amoren  an  Kopf  und  Fulseu  getragen.  Ein 
dritter  unterstützt  seinen  Körper  in  der  Mitte.  Ob  diese 
Niederlage  eine  Folge  seines  berühmten  Kampfes  (syin- 
plegma)  mit  Eros  ist,  oder  ihn  als  Gemal  der  Aphro- 
dite darstellt,  wagen  wir  für  den  .Augenblick  nicht  zu 
entscheiden:  jedenlalls  aber  sehen  wir  hier  den  Reprä- 
sentanten der  sinnlichen  Leidenschaft  unterliegen  und  die 
Eroten  als  Sieger  in  höherem,  reinerem  Sinne  aufgefal'st. 
Jederseits  dieses  !\littelbiides  sinil  Genien  mit  schweren 
Fruchtkränzen   luid  an  den   Enden   baccliische  Masken. 

2.  Ein  andres  -Marmorrelief  aus  llerculanum  zeigt 
eine  wohl  zum  Opfer  bestiunnte  Kuh,  dahinter  links  einen 
Baum,  davor  rechts  am  Buden  ein  Beil,  und  empfiehlt 
sich  durch  edleren  Styl. 

.•\m  bedeutendsten  jedoch  ist  Hrn.  Barone's  Reich- 
thum  an  merkwürdigen  bemalten  'l'h  on gef  ä  f se n ,  von 
denen  ich  folgende  als  die  bedeutendsten  hervorhob. 

3.  .Mit  besondrer  Freude  begrnfste  ich  ein  in  Avelli- 
no's  Bullettino  napolet.  III  tav.  2.  no.  35.  I)ereits  gestochenes 


189 


190 


Oxyl>;i|)lion  mit  rotlien  Figuren,  den  Argos  Panoptes 
(iarstellend,  mit  Augen  am  ganzen  Körper  und  mit  einem 
Kopf  vorn  und  einem  liiiiten;  der  links  ist  hartig,  der 
rechts  unliartig.  Ein  'riiierlell  dient  ilim  statt  Chlamys 
und  deikt  den  linken  Arm;  die  lieclite  scliwingt  die  Keule 
gegen  die  an  den  KulilKirnerii  keiintiitlie  llieliende  lo 
in  langem  Chiton  und  Peplos,  deren  ausgestreckte  Rechte 
um  Krharnien  ihn  anlieht.  Den  Argos  grellt  heim  rech- 
ten Arm  Hermes,  der  hartig,  mit  Mügelhelm  und  Chla- 
mys iilier  dem  kurzen  Chiton  hekleidet,  erscheint  und  das 
.Schwert  in  der  Hechten  halt.  Die  Rückseite  zeigt  eine 
Krau  zwischen  zwei  m/innlichen  Mantelliguren.  Diese  Vase 
ijewiihrt  meiner  vor  zehn  Jahren  veiiillentlichten  Vermu- 
thung  (Argos  Panoptes  Ahh.  d.  K.  Akad.  I«.=i7  S.  87.  114), 
dal's  Arijos  mit  einer  Kenia  erscheinen  kiinne,  tnit  einem 
Tkierfell  heldeiilct  und  zwciköpfiD  yleidi  Junus,  die  glän- 
zendste Bestätigung. 

4.  Oxyhaphon  mit  gelhen  Figuren  aus  Pisticci  in  üa- 
silicata  hei  .\vellino  (Bull.  Nap.  Neuerdings)  gestochen. 
Kine  Krau  tanzt  zwischen  zwei  Männern;  alle  drei  rufen 
unwillkürlich  das  Bild  indianischer  Wilden  ins  Gedächt- 
uil's,  zumal  sie  gleich  diesen  das  Haupt  mit  Diademen 
von  Pahnhialtern  geschmückt  haben.  Zwei  Kränze  um- 
geben  die   Krau,  zwei  Stelen  sinil   hinter  den  Jläunern. 

5.  Ein  Oxybaphon  mit  rothen  Kiguren  aus  Kasano, 
dem  alten Gnathia,  zeigt  links  IM enelaos,  dem  dasSchwert 
entsinkt;  rechts  lliegt  ein  kleiner  Eros  heran  mit  einer 
Schale,  wohl  gelullt  an  der  Quelle  der  Peitho  (Anacr. 
Od.  XXII  in  Bathyll.  v.  6):  offenbar  Hirne  ros  der  Quell- 
liüter  (vgl.  Mus.  Blacas  PI.  XXII  B.).  Weiter  liidts  flieht 
Helena  mit  ausgestreckten  Hiindeu  zu  einer  Frau  mit 
Scepter,  in  der  ich  Aphrodite  oder  Peitho  erkenne,  ge- 
stützt auf  die  Inschrift  der  scliiinen  voicenter  Vase  glei- 
chen Gegenstandes  im  Gregorianischen  Älusenm  (  P.  II, 
Tav.  V),  VTO  Himeros  mit  einem  Halsband  zu  Menelaos 
lieraniliegt. 

6.  Durch  feine  Zeichnung,  aber  scliwierige  Deutung 
empfiehlt  sich  auf  einem  leider  stark  restaurirten  Lekythos 
mit  gelber  Figur  ein  asiatischer  Flu  g  el  j  u  iig  li  n  g  ,  mit 
Chiton  und  Hosen,  zu  Pferd.  Er  hält  in  der  einen  Hand 
eine  Lanze,  in  der  andern  den  Barliitos  (ein  (Gegensatz 
wie  Leier  und  Schwert).  Am  Flügel  bemerkt  man  noch 
ein  Stück  wie  das  Ende  eines  scythischen  Bogens. 

7.  Ein  Lekythos  von  Gnathia  mit  gelben  Figuren 
zeigt  den  Gott  Hermes  mit  Caduceus,  jedoch  ohne  Flü- 
gel, danel)en  einen  Baum,  rechts  zwei  Frauen,  vielleicht 
Herse  und  Agiauros. 

8.  Wegen  der  auf  lason's  und  Medea's  Hochzeit 
von  mir  gedeuteten  münchener  Amphora  (Arch.  Z.  II,  256. 
331.  .^nn.  d.  Instit.  1848)  aus  Ruvo  verdient  eine  Am- 
phora gleicher  Herkuidf  eine  ernstere  Beachtung,  insofern 
auf  derselben  eine  weifse  Hydria  am  Boden  steht,  zwi- 
schen einen  unliärtigen  IMann  mit  einem  Stab  und  einer 
Frau  mit  einem  Kästchen  ihm  gegenüber;  wodurch  iiir 
den  nuptialen  Sinn  der  Hydria  ein  neues  Zeugnils  sich 
darbietet. 

9.  Auf  einer  nolanischen  Diota  mit  rothen  Fii^uren 
erscheint  eineiseits  eine  h'lüt;ellrau  mit  brennender  h'ackel 
in   der  Rechten,  mit  der  Linken  sich  das  Kleid   authebend, 


daneben   die   Inschrift     HIHnOXCENOS:    KAIOS, 

andrerseits  eine  F'rau  mit  einer  Haube  und  einem  .Scepter. 
Etwa  Hemera  und  Nyx? 

10.  F'ür  die  Untersuchung  der  Beziehung  derSchild- 
embleme  zu  den  Kriegern  dürfte  ein  nolanischer  Krater 
mit  gelben  Figuren  uju  so  interessanteres  Material  liefern, 
ja  überraschender  es  hier  ist,  dasselbe  singulare  Schild- 
zeichen wieder  anzutrefi'en,  welches  eine  voicenter  Am- 
phora mit  dem  Waffentausch  zwischen  Aias  und  Hektor 
schon  vor  vielen  Jahren  uns  hat  kennen  lernen  (Monum. 
der  Instit.  I,  Tav.  XXXV,  XXXVl.  Müller  Denkm.  1, 
Tai'.  XLIV,  209  a.b.).  Auf  der  llaiiptseite  treten  vier  Pa- 
nopliten  auf,  der  erste  mit  schwarzem  Löwen  als  Schild- 
zeichen, der  zweite  mit  trompetendem  Mohr,  der 
dritte  mit  einem  Hund,  der  vierte  mit  einem  Löwenkopf. 
Auf  der  Rückseite  sind  drei  Frauen  mit  der  Verschleierung 
einer  vierten  in  ihrer  Mitte  beschältigt;  linkerseits  entfernt 
sich  ein  Krieger  mit  demselben  Scliildemblem  eines  Lö- 
wenkopfes. 

11.  Ein  Krater  aus  Basilikata  zeigt  am  Hals  über 
einer  Blujue  eine  Amazone  auf  sprengendem  Greif 
reitend  mit  ausgestreckter  Rechten.  Auf  dem  Bauch  des 
Krater  sieht  man  in  einem  Naos  mit  obenaufgeliängtem 
.Schild  und  Beinschienen  einen  (ireis  in  langem  Chiton 
und  Peplos,  auf  einem  Klappstuhl  sitzend,  die  Füfse  ruhen 
auf  einem  langem  Fufstritt.  Er  hält  einen  Knotenstab  in 
der  einen  Hand  und  wendet  sich  um,  die  rechte  Hand 
eines  scheidenden  Kriegers  mit  Helm  und  zwei  Lanzen 
drückend;  links  stützt  sich  ein  Jüngling  auf  einen  Stab, 
die  Linke  mit  der  Chläina  bedeckt  im  Gespräch  gehoben. 
Um  das  Grabdenkmal  steht  eine  Frau  mit  einem  Käst- 
chen, drunter  ein  Epliebe  mit  einer  Lanze  und  einem 
.Schild,  rechts  ein  behelmter  3Iann  mit  zwei  Lanzen  und 
eine  Frau  mit  einem  Spiegel. 

12.  Eine  Hydria  von  Gnathia  tritt  aus  der  Gattung 
der  bekannten  gemalten  Gefälse  heraus,  indem  sie  viel- 
mehr an  die  Wandmalereien  grofsgriechischer  Krater  sich 
anzuschliel'sen  vermag.  Auf  gelbem  Geläfsgrund  erblicken 
wir  einen  sitzenden  Mann  mit  rothem  Peplos  auf  grtinem 
Chiton  ;  die  Füfse  ruhen  auf  einem  Schemel.  Er  drückt 
All  schied  nehmend  die  Hand  einer  Frau  mit  gelbem 
Chiton  und  rosa  Schleier;  tiahinter  befindet  sich  eine  an- 
dre männliche  Figur  mit  rosa  Cldamys.  Drauf  folgt  eine 
.^edicula  als  Grabkammer  mit  Thüre,  links  steht  eine 
Hydria,  rechts  ein  bellender  grol'ser  Hund  nach  der  sit- 
zenden Figur  gekehrt.  Am  Hals  befinden  sich  vier  Hy- 
drophoren.  Die  \  ase  darf  wohl  sepulkral  !)ezeichnet  und 
ihre  N  orstellung  entsprechend  den  Reliefs  sogenannter 
marathonischer  Vasen  und  attischer  Grabstelen  auf  den 
Abschied  eines  Ehepaars  von  dessen  Vater  gedeutet  worden. 

13.  liin  schwarzer  mit  Flpheu  liekränzter  Kantharus 
liat  unten  am  Ende  des  Bauches  eingekratzt  die  Inschrift 

N 

STATI,(0EPrON  KAoSATßlAßPO. 

12.  Eine  grofse  viereckte  Glasllasche  zeigt  unten  am 
Boden  eine  Fnte  in  Relief  und  die  Buchstaben  \'.0. ST. V. 

13.  Terrakottenlorm   einer  weiblichen  Figur,   aufser- 

halb    BAAOEEM'DP  KIHPHS.      Th.  p..nofka. 


Alle 

10.  Op  FKK  II  AKEN.  Auf  Vasenbildern ,  welche 
Opferscenen  darstellen,  ist  nicht  selten  auf  dem  Altar  eine 
Art    von  llorn    oder  Haken  sichtbar   (vgl.    arcli.  Ztg.    III, 


1 


1. 


25.  28),  dessen  Bedeutung  nicht  ganz  klar  ist.  Gerhard 
glaubt  einen  Haken  zu  erkennen,  an  welchem  das  Opfer- 
Heisch    aufgespiefst    werde    (Auserl.    Vasenb.    III,   jj.  25. 


191 


192 


arcl).  Ztg.  IH  p.  178),  der  aber  neben  dem  Opferspiefs 
ziemlich  überflüssig  erscheint.  Homer  erwähnt  beim  Opfer 
der  xQUTivTul  (II.  X,  214).  Diese  erklärten  einige  Gram- 
matiker zwar  für  die  Handhaben  der  OpferspieCse  (laßul 
jiüv  oßtllaxtiiv),  allein  dies  wurde  verworfen  und  die  all- 
gemein gebilligte  Deutung  verstand  darunter  die  ßilatiQ 
i(p' luv  Ol  oßiXiaxoi  Tid^ivxut  uqoq  ü'7zt/;(t<v  (Schol.  II.  IX, 
214.  Cramer  anecd.  Oxon.  111,  p.  68.  Hesych.  s.  v. 
Etym.  M.  p.  535,  20),  oder  die  lio/ul  ztjg  la/ÜQu?  uig 
inixidivxiti  o\  oßtloi  (seh.  IL).  Nach  der  letzten  Angabe 
erscheinen  diese  Stützen  für  die  Bratspiefse  als  integri- 
rende  Theile  des  Altars,  auch  bediente  man  sich  dazu 
der  Steine  (schol.  II.  Etym.  M.),  und  eigener  eiserner 
Geriithe  (Pausanias  b.  Cramer  an.  Ox.).  Diese  erwähnt 
PoUux  (VI,  89):  xQuxivTi]Qt<iv  de  aidr,()iof  w  toi'?  dßi- 
h'axovg  tniti&iauv  rtgug  xr]v  unztjaiv  t(Üv  xpnüv,  i(f'^ 
oii  y.u't  "O/^itjQOi;  'i'awg  iiorjxe  „xgaTtviriwv  InuHQiig" 
(vi.  X,  96).  Sollte  vielleicht  der  erwähnte  Gegenstand 
zu° diesem  Zwecke  gedient  haben?  Otto  Jahn. 

11.    Hahn    und    Henne.       Die    volcenter   Trink- 
schalen    zeigen    bisweilen   an    den   Aul'senseiten    das    Bild 
eines  Hahnes  gegenüber  einer  Henne,    iür   deren  richtige 
Deutun"  eine   bisher   unbeachtete  Stelle  Aelians   sich   mit 
Erfolg  zu  Rathc  ziehen  lälst.      Denn  so    allgemein    aner- 
kannt auch  die  Beziehung  des  Hahns    als  Verkünder  des 
anbrechenden  Tages  ist,  so  entschieden  auch  daneben  der 
Gebrauch   dieses   'I'hieres    als    Ausdruck    iles   Streites   er- 
scheint, oder  drittens  in  der  Kunst  und  Literatur  als  Lie- 
besgeschenk  in  den  Händen  der  Eromenen  gegenüber  den 
Erasten  uns  begegnet,    so  lindet    doch  keiner   dieser  drei 
Bezüt'e  auf  die  Vasenbilder,  welche  wir  hier  hervorheben, 
eine  Anwendung.     Aelian  erzählt  (Hist.  aiüm.  XVllI,  46), 
dafs  die  Hennen  im  Tempel  der  Hebe  sich  aufhalten,  wäh- 
rend die  Hähne   im  Naos   des  Herakles    wohnen.     Dieses 
klassische  Zeugnifs  liefert  zugleich  den  besten  Commentar 
für  zwei  Trinkschalen  im  Königl.  Museum  (Gerhard  Neuer- 
worbne  Denkm.  no.   1741   und  1742)  von  gleicher  Grölse, 
gleichem  Styl,  demselben  Topfer,  Tleson,  Sohn  des  Near- 
chos,    laut    der    ringsuralaufenden    Inschrift    TAE^ON 
HO    NEAP  +  OE  nOIE^EN,    »nd     geschmückt,   die 
eine  jederseits  mit  einem  Hahn,   die   andre  jederseits  mit 
einer  Henne  [Vgl.  ebd.   1743].     Hahn    und   flenne   dienen 
demnach  auf  Kunstwerken  auch  zur  Bezeichnung  des  ehe- 
lichen Verhältnisses,   wie  selbiges  zwischen  Herakles  und 
Hebe  stattfand ;    hiermit   in    Uebereinstiinnuing    lesen  wir 
auf  einem  Lekythns  von  Agrigent  neben  Hahn  und   Henne 
die   Worte    KAAO^  KAAE,    ""d    eben  dieser  nuptiale 
Sinn  dürfte  wohl  auch  denselben  sich  schnäbelnden  Haus- 
thieren  auf  einem  etrnskischen  Spiegel  (Gerhard  Etr.  Sp. 
11,  213    Schniiickun^   der   Malahsch)  beizulegen  sein. 

Die  angelübrte  Stelle  des  Aelian  dient  vielleicht  auch 
einen  geschnittenen  Stein,  der  in  den  Impronte  gemmarie 
des  archäologischen  Instituts  [111,93]  veröfleiitlicht  ward,  zu 
erläutern:  auf  demselben  steht  nehmlich  ein  Hahn  gegen- 
über  einer   .Sau,    ülier   welcher    eine   Keule   liegt.      jMan 


müfste  es  denn  vorziehen,  an  den  Cultus  des  Herakles 
zu  Hyettos  in  Boeotien  zu  denken,  wo  Herakles  die  Kunst 
des  Heilgottes  an  Menschen  und  Thieren  ausübte  und 
die  Sau  auf  Hyettos,  den  Hahh  auf  Aesculap  beziehen. 
Mit  dieser  Sitte,  in  dem  Herkulestempel  Hähne,  in  dem 
Hebe-'i'empel  Hennen  zu  erwähnen,  wie  Pfauen  im  Hera- 
tempel zu  Samos  und  Tauben  im  Aphroditetempel  zu 
Eryx,  läfst  sich  eine  andere  Sitte  vergleichen,  die  offen- 
bar mit  demselben  GrundbegrifFzusammenhängt.  Im  Tem- 
pel der  Juno,  der  Mutter  der  Hebe  und  des  nachlier  adop- 
tirteii  Herkules,  hatte  zu  Rom  Herkules  einen  besonderen 
Tisch  und  Dia- Hebe  ein  Lager.  Die  Knaben  wurden 
nach  dem  Tempel  getragen,  um  vor  dem  Tische  des 
Herkules  zu  schlafen,  wodurch  sie  Liebenswürdigkeit  und 
Gedeihen  iiirer  Nachkommenschaft  gewinnen  würden. 

Th.  Panofka. 

12.  Itinerar,  Fragment  einer  Inschrift,  Beim 
Besuch  des  gröl'seren  Campana'schen  Columbariums  in 
einer  Vigne  an  der  rechten  Seite  der  via  Sebastiana  (S. 
Jahn  spec.  epigr.  p.  68  sq.)  zog  unter  den  Marmorfrag- 
menten, welche  in  die  Aul'senwand  des  Schutzdaches  ein- 
gelassen sind,  eine  kleine  aber  saubere  Inschrift  meine 
Aufmerksamkeit  auf  sich.  Ich  copirte  sie  bei  einbrechen- 
der Dunkelheit  und  unter  den  Augen  der  Arbeiter  die 
eben  mit  der  Ausbesserung  beschäftigt  waren.  Auf  eine 
spätere  Anfrage  hat  Hr.  D.  Th.  Mommsen  die  Güte  ge- 
habt, den  Stein  nochmals  zu  untersuchen  und  es  ist  ihm 
gelungen,  an  den  nach  italischer  Unsitte  mit  Kalk  über- 
tünchten Rändern  noch  zwei  Zeilen  am  Anfange  und  Ende 
zu  entwickeln.  In  der  Voraussetzung,  dafs  dieselbe  noch 
unbekannt  ist,  theile  ich  sie  hier  mit,  um  Kundigere  zu 
veranlassen,  ihre  historische  Bedeutung  zu  ermitteln, 
cd 

llllli; 

ill-ID-MOPSVCREi 

PR-IDPANHORMO 

IDOCTADAQCALIDA 

XVllKNOVlYNNAir 

XVIKIYANA 
XV  KNOYANDAH 

XlllIKNOV 
Dafs  wir  den  Rest  eines  Itinerars  in  Kappadocien  vor 
uns  haben,  scheint  unzweifelhaft.  Mopsnerene  nennt  zur 
praefectura  Cataouiae  gehörig  Ptolem.  V,  6  p.  341.  Wil- 
berg;  Panhornius  aber  habe  ich  in  dieser  Städtegruppe 
sonst  nirgend  wieder  gefunden.  Aquis  calidis  iiat  die  tali. 
Peut.  Segm  IX.  C.  (Scheyb).  Z.  6  wird  Tynnam  zu  lesen 
sein,  eine  Stadt,  die  Ptol.  a.  a.  O.  nennt.  Z.  8  ist  Au- 
dabalis  zu  ergänzen,  welches  tab.  Peut.  (addavalis)  und 
itin.  Ant.  (p.  145.  Wesseling)  neben  Tyana  autiühren.  — 
Sollte  hier  vielleicht  zum  ersten  Mal  ein  zur  Reiclisver- 
inessung  des  Au"ustus  geliörises  Actenstück  ans  Licht  ge- 
treten  sein  ? 

Dorpat.  Mercklin. 


Hiezu  Tafel  XII  der  Neuen  Fol</e:  Ilatikarnafs  und  das  Mausoleum. 


Druck  und  Verlag  von   G.  Reimer. 


Herausgegeben  von  E.  Gerhard. 


49* 


ARCHÄOLOGISCHE 


Beilao-e  ^f  4. 


Neue  Fot(^e. 


50* 


ZEITUNG. 

December  1847. 


Naclilese  zur  Archäologischen  Zeitung  (Hans  des  Lucretius;  zur  Prokesch-Ostenscheu  Snmmlun").  Layard's 

assyrische  Altertliiiiner.  —  Arcluiologisclie  Gesellscliaften  (Berlin).  —  Archäologische  BiMiooranhie. 


I.    Nachlese  zur   Archäologischen   Zeitung. 


7.  Haus  des  Lucretius  zu  Pompeji  (Vgl.  Arch. 
Z.  N.  F.  S.  109  ff.)  Auf  dem  vorzüglichen  (iemiilde  des 
trunknen  Herakles  hei  Omphale  Jim  Triclinium  die- 
ses Hauses  uiüthteii  in  dem  Lyder,  der  dem  Herakles 
zur  Stütze  dient,  statt  des  von  mir  vermutheten  'Vijlos, 
dem  Daimon  Agathos  von  Sardes,  vielleicht  manche  mei- 
ner Collegen  den  Gemal  der  Omphale,  Tmalus,  erken- 
nen, der  seiner  (lattin  die  Herrschaft  hinterliels  '  ),  indem 
iiir  diesen  sowohl  der  Ausdruck  des  Kopfes,  als  der  Luxus 
der  asiatischen  Kleidung  und  die  Früchte  im  Schools  sei- 
nes Gewandas  sich  sehr  wohl  eignen.  Hiemit  In  Ueher- 
einstimmung  sehen  wir  seinen  Kopf  mit  Eplieu  und  Trau- 
hen  hekränzt  auf  einer  Münze  von  Sardes,  in  der  Mion- 
net -)  trotz  der  herumlaufenden  Inschrilt  TlMLl^tOC 
nur  einen  indischen  Bacchus  zu  erkennen  vermochte.  Allein 
als  Herakles  nach  Sardes  kam  ,  war  l'molus  hereits  ge- 
storhen  und  hatte  der  Omphale  Thron  und  Herrschaft 
überlassen.  —  Das  rotlie  (Gewand  ties  Herakles  entspricht 
der  hei  Lucian  (D.  Dial.  Xlllj  l)ezeugten  7i(i(iifr(iig  untl 
seine  goldgestickten  Schuhe  erinnern  au  die  goldnen  San- 
«lalen,  womit  Omphale  den  Hercules  ihr  Pantoffelregiment 
fühlen  liel's  (Lucian  a.  a.  O.j.  Unter  ilen  schönen  Frauen, 
die  neben  Omphale  auf  diesem  (jemalde  erscheinen,  mochte 
Wühl  die  dem  Hercules  nächste  .Malis  zu  benennen  sein, 
eine  Dienerin  der  Om|)Iiale,  mit  der  Hercules  vor  seinem 
Liebesverhaltnifs  mit  der  Königin,  als  dessen  Frucht  Tyr- 
rhenos  genannt  wird,  einen  Sohn  Akelos  zeugte  (Steph. 
Byz.   V.  I4y.t).ii). 

Das  andre  grofse  Gemälde  des  Silen  mit  dem 
kleinen  Bacclius  im  .\rm  auf  einem  Ochsenbespannlen 
Wagen  steht  in  engem  Zusammenhang  mit  dem  des  He- 
rakles bei  Omphale  und  spielt  auch  in  Sardes,  dessen 
Erzmünzen  den  Silen  mit  dem  Bacchuskind  im  Arm  auf 
einer  Cista  sitzend  uns  kennen  lehren  mit  der  Beischrilt 
Cj.-I [-'J IASL1?\  ,  während  die  Vorderseite  den  Kopf  von 
Sardes  oder  Kora  mit  gleicher  Umschrift  zeigt  (Älionn. 
Supp.  Vll,  414.  Beger  'i'hes.  Brand.  \,  p.  501.  Fig.  L). 
Die  Frau  hinter  dem  Silen  mit  goldner  Stirnkrone,  in 
der  ich  lieber  Dione  oder  Demeter  als  Ino  vermuthete, 
ist  wahrscheinlich,  mit  Bezug  auf  die  goldne  Stephane  und 
in  Uel)ereinstimmung  mit  der  eben  angeliihrten  -Münze, 
als  Kora,  die  Hauptgöttin  von  Sardes,  aufzufassen,  wel- 
cher besondere  Spiele  mit  dem  Namen  A()i'(r«'i'ü^(r«  ge- 
feiert wurden  (.Mionn.  Siippl.  MI,  p.   424,  u.  493). 

Dal's  dem  dritten  Gemälde,  wo  eine  Bacchantin  ein 
Tropäum  errichtet  und  der  Sieg  des  Dionysos  in  dem 
gei)undenen  Krieger  am  Boden  veranschavdicht  wird,  das 
Bild  des  trunknen  Herakles  passend  sich  gegenüberstellt, 
insofern  es  den  Sieg  des  Weines  ül)er  die  physische  Kraft 


versinnlicht,  leuchtet  von  selbst  ein,  sowie  dafs  beide  Ge- 
genstände mit  dem  dritten  der  Baccliuserziehung  in  ihrer 
iMitte,  insofern  sie  nach  verschiednen  Richtungen  hin  den 
Weingott  verherrlichen,  zu  sinniger  Ausschnunkung  des 
Speise-  oder  richtiger  des  Trinksaals,  wo  die  Symposien 
gehalten  wurden,  dienten. 

Die  an  einer  rothen  Wand  leicht  eingekratzte  In- 
schrift Litltijr'nitlu  liic  htihital  Minntaiirus  neben  einem 
eingekratzten  Labyrinth  {gewinnt  an  Bedeutung  sobald 
man  beobachtet,  dals  an  dem  Dach  des  prächtigen  öffent- 
lichen Gebäudes,  welches  zum  Schmuck  der  Wände  des 
Atriums  dient,  eine  goldne  (iruppe,  den  Minotaur  dar- 
stellend als  Siejjer  iiber  eine  schon  halb  hingesunkne  Flü- 
geltigur  sich  dreimal  wiederholt.  Obwohl  es  nahe  liegt, 
an  einen  RinHekampf  des  iNIinotaur  mit  dem  Wächter  von 
Kreta,  mit  Talns  zu  denken,  dessen  Beilügehing  durch 
kretische  Miinzen  erwiesen  ist,  so  hält  uns  doch  der  .Man- 
gel aller  schriftlichen  Zeugnisse  über  einen  solchen  Zwei- 
oder Wettkampf  ab  dieser  Vermuthung  ein  besonderes 
Gewicht  beizulegen.  Dagegen  drängt  sich  die  Frage  auf, 
ob  nicht  der  Bewohner  des  Hauses  neben  seinem  Namen 
M.  Lucretius  den  Beinamen,  vielleicht  Spottnamen  .'Mino- 
taurus  geführt  habe,  wie  ja  Cicero  (Famil.  XII,  25)  auf  ähn- 
liche Weise  den  C.  Calvisius  Sabinus  und  L.  Statilius  'J"au- 
rus  (Ebd.  X,  26)  mit  dem  Spitz-  und  Witznamen  .Alino- 
taurus  bezeichnet. 

Th.  Fan  ofk  a. 

8.  Zur  Prokesch-Ostenschen  Sammlung  griechi- 
scher Münzen  (Vgl.  Arch.  Z.  N.  F.  S.  81  ff.).  In  Bezug 
auf  Hrn.  Osann's  neuliche  Münzbemerkungen,  die  ich  mh 
wahrem   Interesse  gelesen   habe,  ist  Folsendes  zu  sa-jen. 

Bargiilia  Crctae  (XXII,  28).  In  dieser  .Münze'kann 
ich  mich  für  das  |  vor  dem  H  "'cht  verbürgen  —  die 
Legende  ist  an  den  Enden  zu  abgegriffen —  mir  erscheint 
sie  a!)er  BAPTY 

AHTßN. 

Das  Idol  erscheint  mit  über  der  Brust  gekreuzten  Armen, 
die  Hände  fast  auf  die  Achseln  flach  gelegt  —  es  ist  be- 
kleidet mit  einem  bis  an  die  Knie  reichenden  Oberkleide 
— ,  darunter  ein  Faltenrock,  der  auch  die  Füfse  deckt. 
Vom  Haupte  zu  beiden  Seiten  des  Kopfes  reicht  bis  an 
die  Hüften  ein  Schleier.  Ich  kann  ihn  nicht  für  Flüoel 
nehmen ,  da  er  offenbar  von  Stirn  und  Oberhaupt  her- 
abfällt. ' 

Mijmhis  Cariiu;  (XXII,  29).  Das  Bild  der  Eule  ist 
klar  und  wiederliolt  sich  auf  einer  andern  Münze  von 
Myndus,  die  ich  besitze.    Auf  beiden  ist  das  Y  nach  dem 


')  Apollod.  II,  fi,  3. 

■)  Alionn.   Descr.  I\',   p.  118,  659.     «w.   CAPJIANilN: 


sitzender  Bacchus   nüt  Kanlharus   in   der   Rechten,   die    Linke 
au    dem  Haupt. 


51^ 


52* 


[VI  unklar.  Dagegen  sehr  klar  ist  auf  der  einen  0*^0  TP 
und  auf  der  andern  ME  HA  o'^'^''  NE/lA. 

Pergu  PamplujJiau  (XXII,  35).  Ist  selir  abgenutzt  auf 
der  Rückseite.  Eine  Viktoria  ist  es  ollenliar  nicht.  Es 
ist  eine  weihliciie  Gestalt,  die  fast  nackt  erscheint  und 
beide  Arme  geholien  halt  — ,  in  der  einen  Hand  einen 
Kranz,  wie  ich  glaube,  in  der  andern  einen  Gegenstand, 
der  zu  verwischt  ist,  als  das  man  sagen  könne,  was. 

Cicrium  Thcssaliat;^  (XLI,  27).  Ich  neige  mich  ganz 
zu  der  Ansicht,  dals  man  Cierium  Thessaliae  aufgeben 
müsse.  Die  Münze  ist  vortreß'lich  erlialten  und  die  Le- 
gende ist  es  auch.  Der  Styl  der  Arbeit  ist  allerdings 
thessalisch,  aber  dieser  .Atihaltspunkt  zu  unsicher.  [Vgl. 
nun  Bergk  oben  S.  36*  ,,Thel|jusa,  Arion"]. 


AmhmcUi  Epirl  (XLI,  28).  Sollte  diese  IMüuze  nicht 
einTriobol  aus  der  Serie  korinthischer  Colonialmünzen  der 
zweiten  (älteren)  Epoche  sein  und  zwar  aus  Ambracia? 
Eine  Didraehme  aus  Ambracia  (Kopf  der  behelmten  Pallas. 
Eplieuzweig  rückwärts.  Alles  im  vertielten  Dreieck.  R. 
Pegasus  mit  eingekrümmten  Flügeln  reclits  Hiegend.  Dar- 
unter A)  zeigt  auch  die  Zügel.  So  auch  eine  Halbdrachme 
derselben  Art  aus  Ambracia.  Uebrigens  erscheint  Pegasus 
mit  Zügel  auf  der  Didraclime  von  Korinth  und  auf  den 
Triobolen  von  Korinth,  beide  dererwiihnten  zweiten  Epoche. 
Das  Gewicht  der  Münze  entspricht  ganz  den  korinthischen 
und  colonialen  Triobolen,  deren  icli  mehrere  habe.  (Ich 
nehme  nämlich  die  korinthischen  Oboli  zu  S'/,„  Gran,  da 
die  Drachme  zu  82  sich  herausstellt.) 

F.  V.  O. 


II.     Layards  assyrische  Ausgrabungen. 


1.  Aus  Mittheilungen  des  Hrn.  S«iii.  UircU. 
Den  glänzenden  Botta'schen  Ausgrabungen  des  Pala- 
stes von  Khorsabad  ist  durch  den  Engländer  Layard  die 
Ausbeutung  des  sogenannten  JN  i  mrud  hügels  gefolgt,  der 
etwas  oberhalb  der  Mündung  des  Zab  oder  Lykos  in  den 
Tigris,  etwa  acht  Stunden  südlich  von  SIossul,  nach  Raw- 
linson  (Memoire  on  the  ciineilbrm  writing)  auf  der  ver- 
inuthlichen  Stelle  der  schon  zu  Xenophons  [Anab.  111,4,  7. 
Vgl.  Ritter  Erdkunde  XI,  )74tr.]  Zeit  zerstörtem  Stadt  La- 
rissa,  nach  ISiniveh's  Kall  vielleicht  der  wichtigsten  jener  Ge- 
bend, jetzt  Rechobeth  Resen,  liegt.  Es  waren  zuvörderst 
zwei  Denkmäler,  welche  Hr.  Layard  dort  untersuchte:  eines 
nach  seiner  und  nach  Rawlinson's  Ansicht  der  ersten  as- 
syrischen Dynastie  gehörig,  deren  Verzeichniis  in  der 
armenischen  Uebersetiung  des  Eusebius  und  bei  Moses 
Chorenensis  gegeben  ist.  Dieses  (iebäude  schien  ohne 
gewaltsame  Zerstörung  lediglich  durch  Eiidlüsse  der  Zeit 
verfallen  zu  sein.  [Ueber  die  durch  ihr  höheres  Alter- 
tliuui  !)esonders  anziehenden  Bildwerke  desselben  gibt  ein 
folgender  Artikel  hienäclist  Kunde.]  Das  andre  jener  Denk- 
mäler, dessen  Uebereinstimmung  mit  dem  Palast  von  Khor- 
sabad augenfällig  ist,  hatte  vom  Feuer  gelitten,  und  viele 
Stücke  des  erstgedacliten  ^Monuments  waren  zum  Behuf 
seines  Baus  angewandt  worden.  Nach  einem  von  Hrn. 
Layard  an  das  brittische  Aluseum  gesandten  Grunilrifs  zu 
urtheilen,  hatte  dieser  Bau  eine  rechtwinklige  Anlage, 
dergestalt  dafs  jede  Längenseite  das  doppelte  Mals  der 
lireite,  etwa  1800  zu  900  Fufs,  hatte.  An  der  nordwest- 
lichen Ecke  ist  ein  hoher  kegelförmiger  Hügel  entweder 
für  das  Choma  eines  Grabmals  oder  für  eine  der  Höhen 
zu  erachten,  wo  die  Verehrung  des  Baal  gefeiert  wurde. 
Etwas  weiter  südlich  fand  man  ein  nur  angelangenes  Ge- 
mach, weiter  südlich  zwei  Stiere  und  mitten  inne  eben- 
lalls  einen  .Stier  von  riesiger  Gröl'se.  Noch  weiter  südlich 
landen  sich  Reste  von  grol'sen  Figuren,  endlich  an  der 
südwestlichen  Ecke  eine  ansehnliche  Reihe  von  Gemächern 
und  Gallerien  in  Art  des  Palastbaues  von  Khorsabad.  Süd- 
östlich hatte  Layard  mehrere  Durch^chnilte  versucht,  de- 
ren Erfolg  jedoch  nicht  kund  geworden  ist.  Jenseits  der 
südöstlichen   Ecke  befand  sich  ein  Löwe. 

Der  Plan  des  (Jeliäudes  scheint  mit  dem  des  Palastes 
von  Khorsabad  durchaus  übereinzustimmen,  und  es  ist  um 
so  mehr  zu  bedauern,  wenn  vielleicht  nicht  für  jede  der 
l)eiderorts  gefundenen  Sculpturen  der  ursprüngliche  Aul- 
stelluDCSort  sich   nachweisen  lälst.     Die  Friesreliefs    wur- 


den nebst  andern  Gegenständen  in  einer  Tiefe  von  15  Fufs 
unter  dem  Sand  gefunden;  der  Obertheil  der  von  Back- 
stein erbauten  und  glänzend  bemalten  IMauer  war  zugleich 
mit  dem  von  Holz  anfgelührten  Dache  darauf  gelallen. 
Im  Ganzen  ist  hier,  wie  in  Khorsabad  und  in  dem  (nach 
Hincks  und  Rawlinson)  von  Nebucadnezar  aufgeführten 
Birs  Nimrud,  eher  ein 'l'empel-  oder  Palast-  als  ein  Gra- 
besbau vorauszusetzen;  eine  Annahme  welche  durch  die 
nach  England  gebrachten  Denkmäler,  bei  Vergleichung  der 
Botta'schen  F"unde,  sich  vollkommen  bestätigt  und  selbst 
aus  dem  hienäclist  folgenden  gedrängten  Verzeichniis  ge- 
nügend erhellen  dürfte.  Es  befinden  sieh  nämlich  bereits 
im   brittischen  Museum  die  nachstehenden  Sculpturen. 

1.  Kopf  eines  Stiers  mit  Menscliengesichte,  mit  einer 
konischen  Kopfbedeckung  und  dreifachem  Hörn,  ohne 
Zweifel  des  sogenannten  Kaiomarts  [Arch.  Z.  N.  V. 
XI,  1  S.  165,  16],  über  welchen  Sacy  Mem.  de  l'Acad. 
des  Insc,  1815  pag.  210  und  A.  de  Longperier  Revue 
arch.  Juillet  184.5  pag.  21  gehandelt  haben.  Vgl.  fii- 
^ü5j;p«?  (fünag  Eur.  Ion.  1161.  Müller  Haodb.  §.  237 
no.  3.  Auch  ein  Fufs  desselben  'l'hiers  ist  vorhanden, 
vermuthlich  von  einem  Kolofs,  welcher  vor  einem  der 
Thore  des  Gebäudes  stand. 

2.  F'ragment  eines  rechts  hingewandten  assyri- 
schen Königs,  der  in  seiner  rechten  Hand  eine  Schale, 
in  seiner  linken  einen  Bogen  hält;  ihm  folgt  ein  Eunuch, 
ganz  wie  in  einem  der  Botta'schen  Reliefs  (Mon.  pl.  XIII), 
mit  einem  Steigbügel  in  den  Häiulen.  Das  Reliel  ist  tief 
ausgeschnitten  und  von  sehr  lebendiger  Ausführung.  Far- 
benspuren sind  in  diesem  nnd  in  andern  ähidichen  F'rag- 
menten  erhalten.  Den  Kopfputz  des  Königs  betreffend, 
so  besteht  dersell)e  in  einer  'I'iara  von  der  F"'orm  eines 
abgestumpften  Kegels,  auf  dessen  Oberfläche  eine  kleine 
Schlange   bemerkt  wird. 

3.  Fragment  von  gleichem  Verhidtnü's  und  gleichem 
Styl  wie  das  vorige,  darstellend  eine  stehende  G  ot  th  ei  t 
mit  .A  (I I  er  köpf  rechtshiu  gewandt,  welche  in  ihrer  rech- 
ten Hand  die  Frucht  einer  Palme  j  lieber  als  einer  Pinie] 
hält,  in  der  Linken  aber  einen  Korb  wie  bei  Botta  pl.  74. 
75.  [Oben  Tal.  XI,  3.  S.  164  f.]  Im  untern  Theil  dieser 
Figur,  über  Händen  und  (iewand  mit  Schonung  der  Bild- 
nerei,  ist  eine  Inschrilt  eingejjraben ,  vermuthlich  die  Be- 
nennung der  Gottheit.  Die  Figur  ist  ohngefähr  acht  h'ufs 
hoch,  bester  Erlialtung  und  von  einer  Kunst,  wie  die 
Aegyptier  sie  nie  erreicht  und  nur  die  Griechen  sie  über- 
trotfeu  haben. 


53* 


54* 


4.  Fragment  von  alinliclier  (Ti-rpfse,  darstellend  eine 
langliekk'iclete  Kl  li  gel  j;  es  ta  1 1  mit  .Saiulalen  an  den  Fii- 
l'sen,  am  Kopl  mit  einer  dreilacli  lieliürnten  Kappe 
hedeckt,  in  der  linken  Hand  einen  Korlj ,  in  der  recliten 
aller  ein  Ei  haltend.  Unterwärts  eine  Insclirilt  vun  19 
Zeilen,  in  iilinliclier  Weise  wie  im  obigen  Relief  geliilirl, 
mit  dem  dieses  zusannnenliangen  mochte.  Aelinliches 
Kelief    liei    liotta   Mon.    iarade    no.  24    jil.  27.  28. 

6.  Fragment  von  ungleich  kleineren  Verhältnissen, 
etwa  zwei  Fuls  hoch.  Der  Kiinig  steht  aul'  einem  mit 
drei  l'i  erden  bespannten  Wagen,  iiegleitet  von  seinem 
Wagenlenker;  ihm  ibigt  ein  'J'ialiant  mit  s])itzer 'l'iara, 
idmiich  in  seiner  Tracht  dem  Hakierkonig  des  Ueliels  von 
Behistun,  mit  Harnisch,  ^Speer  nnd  rundem  .Schild,  in 
dessen  Blitte  ein  Löwenkopl.  Der  König  durchbohrt 
den  Nacken  eines  Stiers  mit  einem  Dolch,  unter  den 
Wagen  ist  ein  zweiter  von  Pleilen  und  Speer  bereits  dnrch- 
hohrter  Stier.  Alle  diese  Fragmente  sind  in  einem  sehr 
Ilachen  Relief,  den  ägyptischen  ähnlich,  ausgeführt.  Oben 
und  unten   Keilschrilt. 

6.  Aeliidiches  Fragment.  Der  König  auf  drei- 
spännigen Wagen  mit  seinem  Wagenlenker;  hier  aber 
jagt  er  einen  Löwen  und  ist  von  zwei  Kriegern  seiner 
Leibwache  begleitet.  Ein  zweiter  Löwe  briillt  hinter  dem 
Königswagen,  von  zwei  Pfeilen  durchbohrt.  Anlage  und 
lebendige  Ausiuhrung  dieses  ]veliels  sind  meisterhalt ;  die 
Löwen  erinnern  an  die  der  I\liinzen  von  Knidos.  Unten 
Keilschrilt.  —  Diese  Fragmente  durften  als  die  ausgezeich- 
netsten der  ganzen  Reihe  betrachtet  werden.  Die  Sitte 
zu  Wagen,  nicht  zu  Pferde,  zu  jagen  ist  asiatische  Eigeu- 
thiimlichkeit;  doch  zeigt  sich  flieselbe  Sitte  auch  auf  zwei 
ägyptischen  Reliefs,  des  Rosellini'sclieu  Werks  und  in  der 
Löwenjagd  des  Darius  auf  einem  liekannten  Cylinder  des 
hrittischen  Museums  (Grotefend  Ueber  die  Keilschrift.  Han- 
nover 1840.  4.  S.  5).  Aehnliclie  Jagden  zu  Wagen  zeigt 
auch  eine  archaische  Vase  aus  C;ue,  im  brittischen  Mu- 
seum. Ebeidalls  mehr  asiatisch  als  hellenisch  ist  die  Chi- 
raärajagd  des  zu  Wagen  befindlichen  Bellerophon  auf 
einem  lykisclien  Relief  im  brittischen  Museum,  wie  denn 
auch  die  Reliefs  von  dem  sogenannten  Denkmal  des  Har- 
pagos  zu  Belegen  jener  asiatischen  Jagdlust  dienen  [?J. 

7.  Relief  von  ähnlicher  Behandlung,  die  Belage- 
rung einer  Stadt  darstellend.  Zwei  viereckte  'i'hiirme  mit 
viereckteu  Fenstern  und  einer  mit  Zinnen  eingeial'sten 
Brustwehr  sind  zugleich  mit  Bogenthoren  zu  bemerken. 
Auf  den  Wällen  sind  vier  l)ärtige  Vertheidiger,  mit  Tiaren 
bedeckt;  bewalfnet  mit  kleinen  viereckten  .Schildern  su- 
chen sie  mit  Bogen,  Pleilen  und  Steinen  den  Angriff  ab- 
zuwehren. Dieser  Angriff  wird  durch  einen  Belagerungs- 
widder geführt,  bestellend  aus  einem  cyliiiderlörmigen  Bal- 
ken mit  lotuslörmigem  Knauf  von  Metall;  diese  Maschine 
ist  schräg  gegen  ilie  Mauer  geführt  und  hat  sie  bereits 
durchbrochen,  so  dafs  die  .Steine  ausgefallen  sind.  Der 
Widder  wird  von  einem  durch  Faschinen  geliihletem  Thurm 
getragen  und  rollt  aul  drei  Radern  .  .  .  Auf  dem  oberen 
'l'hurm  sind  zwei  assyrische  Söldner  mit  spitzen  Kappen: 
einer  den  andern  mit  vierecktem  Schild  deckend,  der  an- 
dre einen  Bogen  abschiel'send.  Hinter  diesem  steht  der 
König  selbst  und  drückt  den  Bogen  au  seine  Brust;  ein 
Schildträger  bedeckt  ihn.  Hinter  dem  König  kniet  ein 
Bogenschutz,  terner  ein  Eunuch  mit  Bogen,  Pfeil  nnd 
zwei  Keulen  [?maces|.  Unten  ist  eine  Zeile  Keilschrift 
ausgekratzt.  Die  Anwendung  des  Belagerungs  w  i  d  der  s,  die 
bei  den  Persern  erst  spät  stattfand  (Xen.  (Jyrop.  VL  1,  62. 
VII,  1,  ^i4)  und  bei  den  Griechen  gleiclizeitig  aufkam 
(Diod.  Xl\  ,  32.  Vitruv.  X,  19.  Appian  B.  C.  IV  p.  1011), 
ist  iu  sofern  doch  aus  älterer  Zeit  erweisen,  als  mau  ähn- 


liche Maschinen  in  ägyptischen  Denkmälern  aus  der  Zeit 
Osortasen's  1  aus  der  zwölften  Dynastie  findet  (Wilkinsoii 
Manners  I  p.  67.  361 J.  —  Die  ähnlichen  Botta'schen 
Reliefs  (Journal  Asiat,  pl.  43)  halten  jene  Anwendung  des 
Widders  zweifelhaft  gefassen. 

8.  Relief  von  ähnlichem  Styl,  darstellend  den  An- 
griff einer  Festung,  auf  deren  Wällen  vier  Vertheidi"er, 
welilie  bärtig  und  denen  auf  dem  vorigen  Relief  auch 
sonst  iihnlich  sind.  Das  'i'hor  ist  gewölbt,  elien  so  auch 
zwei  Fenster.  (iehölz  nnd  Wasser  sind  zu  bemerken; 
einige  Feinde  sind  in  den  Fluls  gestürzt.  Der  assyrische 
König  sprengt  auf  seinem  Wagen  den  fliehenden  und 
gefallenen  Feinden  entgegen.  Inder  Luft  ist  der  schwe- 
llende Sonnengott  [der  sogenannte  h'erner?]  zu  sehn, 
verinuthlich  eine  der  Formen  des  Baal. 

9.  Relief  zu  demselben  Angriff  gehörig.  Zwei  drei- 
spännige Wagen  haben  je  einen  Wagenlenker  und  ei- 
nen Krieger.  Eine  aufrecht  stehende  Standarte  endet  olien 
in  einen  Reifen  oder  Ring,  die  des  ersten  in  eine  männ- 
liche Gottheit,  die  auf  einem  Stier  steht,  die  des 
zweiten  in  eine  Gottheit  zwischen  zwei  Stieren.  In 
keinem  jener  Wagen  ist  der  König  zu  sehn,  daher  es  wahr- 
scheinlich ist,  dal's  dies  Relief  zur  vorigen  Angriffssceiie 
gehörte;  sie  verfolgen  einen  dritten  Wagen,  und'der  darin 
befindliche  Feind  siidit  so  eben  zu  Boden.  Etwas  mehr 
olierwärts  sind  drei  Leichname  zu  bemerken  nnd  ein  sie 
als  Beute  umflatternder  Geier. 

10.  Aelinliches  Relief.  Wagenlenker  in  einem  drei- 
spännigen Wagen,  vor  den  Pferden  noch  eine  Person, 
zwei  Bogenschützen  mit  spitzen  Helmen  und  ein  dritter 
der  niederkniet.  In  der  h'erne  liegt  ein  Leichnam  an 
dem  eine  Krähe,  wenn  nicht  ein  Adler,  zehrt,  während 
ein  ähnlicher  Vogel  darüber  flattert.  Oben  und  unten  eine 
unvollständige  Zeile  in   Keilschrift. 

11.  Fragment  eines  S  chlacli  tbilds  von  ähnlicher 
Behandlung.  Der  assyrische  König  ist  liier  von  seinem 
Wagen  herabgestiegen  und  hält  daneben  stehend  Bogen 
und  Pfeile  in  beide  Hände  vertheilt,  während  der  Häupt- 
ling der  Feinde  in  seiner  Nähe  zu  sehen  ist.  Ein 
assyrischer  Soldat  fällt  neben  demsellien  zu  Boden,  im 
Angesicht  des  Assyrers ,  hinter  welchem  ein  Eunuch  mit 
Sonnenschirm  und  ein  Krieger  steht.  Hinter  dieser  Gruppe 
befindet  sich  der  Wagen  des  Königs,  in  demselben  ein 
Wagenlenker;  ein  Stalldiener  geleitet  die  Pferde  .. .  Oben 
und  unten  eine  ausgekratzte  Zeile  mit  Keilschrift;  hie  und 
da  Farbenspuren. 

12.  Relief  von  ähnlicher  Gröfse  und  vielleicht  zu 
einem  und  demselben  Fries  gehörig,  aber  auf  friedliche 
Beschäftigungen  der  assyrischen  Herrscher  bezüglich. 
Der  König  hält  eine  Schale  in  seiner  rechten  Hand  und 
in  seiner  linken  den  Bogen;  zu  seinen  Füfsen  ist  ein 
zahmer  Löwe.  Hinter  ihm  bemerkt  man  zwei  Eunu- 
chen und  zwei  seiner  Leifiwäcliter;  ein  Eunuch  steht 
vor  ihm  und  fächelt  mit  einem  Wedel.  Dahinter  noch 
ein  Eunuch  und  ein  Leibwächter,  lieide  mit  gefalteten 
Händen.  Ihnen  folgen  zwei  Männer  mit  Saiteninstrumen- 
ten; darüber  und  darunter  ist  eine  Zeile  Keilschrift  zu 
bemerken. 

Ilieinit  ist  die  Reihe  <lieser  neuentdeckten  unschätz- 
baren Friesreliefs  geschlossen.  Genaue  Nachrichten  über 
die  Stelle  ihrer  Auffindung  werden  leider  verini/st,  daher 
es  unentschieden  bleibt,  ob  die  von  5  bis  12  bezeichneten 
Stücke  demselben  Gebäude  angehören,  aus  welchem  no.  1 
bis  4  herrühren;  jedenfalls  stehen  sie  diesen  nach.  Ihr 
Styl  scheint  im  Ganzen  den  Sculpturen  von  Khorsabad 
zu  entsprechen.  Uebereiustimmung  mit  der  äsyptisclien 
Kunst  ist  selten  zu  verkeunen["!'],  wobei  jedoch  als  asiatisches 


55* 


56* 


Element  eine  gröfsere  Hinneigung  zu  pruniicnder  Dar- 
stellungsweise liervorzuliel)en  ist.  Die  reichen  und  stark 
besetzten  Wollenkleider,  ohne  Zweifel  von  farbiger  ba- 
bylonischer Arbeit,  die  Spiralen  Arnil)iinder ,  die  Anwen- 
dung von  Rosetten,  die  Ohrringe,  Sandalen,  vergoldete 
Schwerter  mit  Löwenkijplen  an  den  Grillen,  Standarten 
und  andre  Geräthe  mit  .Menschenköplen  — ,  alle  diese 
inanuiglachen  Desonderheiten  geben  viel  Vorliebe  iür  Ver- 
zierungen kund,  und  die  stark  angegebnen  Adern  und 
^Muskeln  zeigen  eben  so  sehr  die  weit  vorgerückte  Kennt- 
nifs  des  inenschliciien  Korpeis,  in  dessen  Darstellung  man 
der  griechischen  Kunst  ganz  andre  Vorbilder  gab  ,  als  es 
von  Seiten  der  streng  conventionellen  ägyptischen  Kunst 
möglich  war.  Dabei  ist  im  Gegenstand  aller  dieser  Sculp 
turen,  wie  am  Pallast  von  Khorsabad,  als  nächster  Zweck 
das  Bestreben  unleugbar  die  drei  Hauptl)eschaf'tigungen 
eines  assyrisclien  Älonarchen,  Jagd,  Krieg  und  Feste,  dar- 
zustellen. 

Ueber  die  Epoche  dieser  grofsen  Funde  stehen  von 
]\Iajor  Rawlinson  nahe  Auischlüsse  bevor,  deren  Haupter- 
gebnifs  sich  dahin  aussprechen  wird,  dal's  sie  nicht  Iriiher 
als  in  die  zweite  assyrische  Dynastie  zu  setzen  sind.  Kle- 
phanten,  Kamele,  Rhinocerosse  u.  a.  m.  dienen  zum  Be- 
weis ostwiirts  geliihrter  Eroberungen  und  erinnern  an  die 
in  den  Sagen  von  Semirainis  und  Ninus  geleierten  bak- 
trischen  Siege. 

2.  Aus  Mittheihingen  des  Hrn.  F.  Lojurd. 
[Uel)er  den  ganzen  Umlang  der  Entdeckungen  von 
INimrud,  denen  der  Inhalt  des  ol)igen  Verzeichnisses  an- 
gehört, ist  unsre  Kenntnil's  so  eben  durch  Hrn.  Layards 
Rückkehr  nach  Europa  und  durch  einen  liericht  erwei- 
tert, welchen  Hr.  Felix  Liijurd  liber  die  Layardschen  Por- 
teleuilles,  welche  vorlagen,  der  Königl.  Akademie  tier 
Inschril'ten  zu  Paris  am  24.  Deceinber  d.  J.  abstattete. 
Ein  im  „Journal  des  debats"  vom  27.  Dec.  erfolgter  und 
mit  liandschrittlicheii  Zusätzen  Hrn.  Lajards  uns  zuge- 
gangener Al)druck  jenes  Berichtes  setzt  uns  in  den  Stand, 
unsern  Lesern  den  nachfolgenden  Auszug  daraus  zu  geben.] 
Nachdem  Herr  A.  H.  Luijiird ,  briltisclier  Gesand- 
schaftsattache  zu  Konstantinopel,  einen  elfjährigen  Aut- 
enthalt im  Orient  zu  mannigfachen  Bereisungen  des  west- 
liclien  Asiens  benutzt  hatte,  sind  seine  bereits  bekannten 
Entdeckungen  in  der  Umgegend  von  Niniveh  mit  einem 
Erlolg  gekrönt  worden,  dessen  überraschender  Umfang 
gegenwiirtig  aus  den  der  Akademie  vorgelegten,  etwa  den 
vierten  Theil  seiner  Funde  unilassenden,  Zeichnungen  sich 
ermessen  läl'st.  Die  Zahl  derselben  beliiult  sich,  die  In- 
schriltalidriicke  ungezählt,  auf  270.  Ein  grnnillicher  Re- 
riclit  über  den  reichen  Irdialt  derselben  hätte  iMonate  er- 
fordert; llr.  Felix  Lajard  beschriinkt  sich  auf  Mittheilun- 
gen,  die  auf  einer  in  wenig  .Stunden  bei  Hrn.  A.  H.  Layards 
Durchreise  durch  Paris  genommenen  Durchsicht  beruhen, 
nichtsdestoweniger  aber  von  durchgreifendem  Belang  sind. 
Der  architektonische  'l'hiil  bleibt  darin  unberührt,  den 
■wichtigen  Lmstaiul  ausgenommen,  dal's  jetzt  von  vier  Pa- 
lästen, in  einem  einzigen 'l'umulus  vereinigt,  <lie  Rede  ist, 
in  deren  einem  der  Vorzug  älteren  Kunstcharakters  augen- 
fällig ist.  Zu  Bemerkungen  über  Einzelnes  veranlal'ste  den 
gelehrten  Verfasser  des  Werks  über  Mithrasdienst  haupt- 
sächlich der  mythologische  Theil  von  Hrn.  A.  H.  Lay- 
ard's  Zeichnungen.  Die  (Jö  tt  er  tri  as,  welche  Hr.  F.  Lajard 
seit  längerer  Zeit  durch  Vergleichung  der  baliylonischen 
Cylinder,  des  .Monuments  von  Yazili  Kaja  (Texier  Asie 
mineure  I,  78)  und  andrer  assyrischer  Bildwerke  im  so- 
genannten (''eruerbild  der  persischen  Monumente  erkaiuit 
und  den  Clialdäern  Assyriens  vindicirt  liat  (Ann.  d.  Inst. 
X\I  |i    12  ir.j,  war  in  den  Bildwerken  von  Khorsabad  ver- 


mifst  worden,  vielleicht  aber  nur  aus  dem  Grund,  weil 
die  dortige  Ausbeutung  nur  einen  Theil,  nicht  den  ganzen 
Palast  erschöpfte,  dessen  von  Botta  untersuchte  Räume 
wol  nur  zufällig  von  Kultusbildern  so  wenig  betheiligt 
waren.  Die  Bildwerke  des  Palastes  von  Nirarud  bestäti- 
gen diese  Annahme.  Im  Obertheil  mehrerer  dort  ent- 
deckter Reliefs  war  jener  sogenannte  Ferner  (nach  Hrn. 
Lajard  dreifaches  Symbol:  Baals  der  durch  menschliches 
Obertheil,  Mylitta's  die  durch  Flügel  und  Schwanz  einer 
Taube,  und  ihrer  Einigung  deren  Ewigkeit  durch  einen 
Kreis  ausgedrückt  ist)  sofort  bemerklicli.  Unterhalb  jener 
Trias  fand  zugleich  ein  zweites  assyrisches  Symbol  sich 
vor,  nämlich,  den  aus  dem  Zend  Avesta  als  Hörn  i)ekannte 
Lebensbaum  überragend,  das  in  gleicher  Verbindung  der 
Kreislorm  mit  Flügel  und  Schwanz  einer  Taube  unter 
dem  Namen  Mihr  längst  bekannte  aber  unerklärt  ge- 
bliebene Symbol  der  Mylitta.  Dieselbe  Vereinigung  bei- 
der Symbole  ( jenes  nach  persischer  Vorstellung  aus  Za- 
rouan  der  ewigen  Zeit,  Ormuzd  und  Mithra  zusammen- 
gesetzt, dieses  Mithra  allein)  findet  sich  auch  über  dera 
Königsbild  der  Reliefs  von  Persepolis  (Lajard  Mithra  pl.lV) 
und  auf  zahlreichen  babylonischen  Cylindern.  Aber  auch 
ein  drittes  aus  persischen  und  assyrischen  Denkmälern 
gleich  berühmtes  Bild,  das  des  Löwenkampfs,  welches 
Hr.  Lajard  bald  auf  den  Kampf  des  Ormuzd  gegen  Ahri- 
man,  bald  als  Kampf  eines  Königs  gegen  feindliche  Völ- 
ker deutet,  findet  in  den  Reliefs  von  Nimrud  und  zwar 
in  denen  sich  wieder,  welche  Hr.  Lajard  nach  Styl  und 
Nebenumstanden  fünf  bis  sechs  Jahrhunderte  höher  liin- 
aufrückt  als  die  Bildwerke  von  Khorsabad.  Der  Bezug  auf 
Weillungen,  der  durch  jene  gottähnliche  Gruppirung  sich 
kund  giebt,  bekundet  sich  in  jenen  älteren  Reliefs  auch 
in  der  symbolischen  Verzierung  der  königlichen  Klei- 
dung durch  Einweiliungsscenen,  denen  der  Cylinder  ent- 
sprechend — ,  eine  Verzierung,  welche  in  jenem  assyri- 
schen mit  Symbolen  der  Mylitta  verbrämten  Königsman- 
tel zugleich  auch  die  von  Apulejus  Metam.  XI  p.  804 
beschrieliene  mystische  StoJu  Olympia  uns  verständli- 
cher macht.  Es  waren  dort  mannigfache  'l'hiere  aufge- 
stickt, darunter  indische  .Schlangen  und  geflügelte  liyper- 
borenische  Greife.  Dals  die  persischen  Könige  gewisser 
Fanweihungsgeliräuche  zu  ihrer 'l'lironbesteigung  bedurften, 
ist  aus  Plutarch  (Artax.  .S)  bekannt;  im  Uebrigen  ist  nicht 
zu  übersehen,  dal's,  gleich  der  aus  Persepolis  bekannten 
Vereinigung  mehrerer  Königshäuser,  auch  der  von  Hrn. 
Layard  ausgebeutete  Tumulus  vier  Paläste  umsclilofs. 

Ein  durchgreifender  Unterschied  des  persischen  vom 
assyrischen  Götterdienst,  diejenige  nämlich,  dal's  dort 
die  männliclie,  hier  die  weibliche  Form  einer  ursprünglich 
identischen  Gottheit  (dort  Mithra,  männlich  oder  andro- 
gyn,  hier  die  weililiche  Mylitta)  angebetet  ward,  findet  in 
den  Sculpturen  von  Nimrud  gleichfalls  seine  Belege.  Das 
'I'aubensymbol  Mihr  wird  dort  als  weibliche  Gottheit  uns 
vorgeführt.  Im  Zusammenhang  jenes  Dienstes  einer  weib- 
lichen (iottheit  hatt('  Assyrien  statt  der  persischen  Magier 
Priesterinnen  ;  wir  finden  die  Sphinxe  nicht  männlich  wie 
bei  den  Persern,  sondern  weiblich,  und  begegnen  aufser- 
dem  derben  bildlichen  Ausdrücken  eines  weiblichen  Na- 
turdienstes, gleich  «lenen  der  Mylitta  auf  gewissen  Cylin- 
dern (Lajard  Recherches  sur  .Mithra  pl.  30,  1.  .=»2,9. 
52,3),  denen  auf  ähnlichen  konischen  (Ebd.  47,4.  Rech, 
sur  Venus  I,  1.  8)  oder  cylindrisclien  (Ebend.  pl.  13,  2. 
16,  1.  3.  17,  4.  C>.  8.  10.  .H2,  6.  U.  34,  2.  4.  35,  9. 
51,  2.  54,  3.  58,  ö)  15ildwerkeii  der  selbst  als  Kultus- 
bild eines  .Altars  (Caussei  Mus.  Rom.  I,  1,  53.  p.  37) 
nachweisliahe  Kteis  entspricht,  wie  denn  noch  heute  ein 
VolkstaiDin    des    Libanou    an    dera   der   Venus    gelieilicten 


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58* 


Woclientag  (Freifngs)  einen  iilinliclien  derben  Naturdienst 
ausüben  soll  (Lajard  Jlecli.  siir  Venus  p.  52 — 54). 

Uelier  <lie  verschiednen  liildliclien  Darstellungen  as- 
syrischen Alltagslebens  '),  welches,  hauptsächlich  aus 
«lein  Mittelpunkt  eines  prunkenden  Holstaats,  im  reichen 
Vorrath  von  Hrn.  l.ayard's  Zeichnungen  sich  darlegt,  ver- 
dient die  Menge  ausländischer  Th  ie  re —  Elephant,  Khi- 
noceros ,  haktrische  Kanieele  mit  zwei  Hiikern,  grol'se 
WaldaHen  —  Beachtung,  Tliiere  die  man  mit  Wahrschein- 
lichkeit zur  Menagerie  des  grol'sen  Kiinigs  rechnet,  wie 
anderwärts  verschiedene  Arten  von  Bäumen,  auf  einen 
See  auch  verschieilne  Wasservogel,  die  Gürten  desselben 
anschaulich  machen;  dal's  in  assyrischen  'l'empeln  wilde 
Tliiere  gezogen  wurden,  bezeugt  Liician  (Dea  .Syr.  41). 

Die  kunstgeschichtliche  Wichtigkeit  der  Reliefs 
von  Mmrud  wiire  in  höchstem  Grade  gesteigert,  wenn  nach 
Hrn.  Layard's  Ansicht  sie  den  sechs  bis  sieben  letzten 
Jahrhunderten  des  assyrischen  Reichs  und  mithin  dem  elf- 
ten oder  zwölften  Jahrhundert  vor  Christus,  100  oder  200 
Jahr  vor  dem  trojanischen  Krieg,  angehören  sollten.  Jeden- 
falls aber  geht  ihre  Zeit  der  Eroberung  Assyriens  durch  Cy- 
rus  voran  und  jedenfalls  enthalten  sie  die  augenfälligsten 
Vorbilder  der  griechischen  Kunst.  Die  Reliefs  des  älte- 
sten jener  vier  Paläste  von  Nimrud  sind  fiir  uns  zugleicJi 
die  ältesten  und  die  vollendetsten  aller  bis  jetzt  l)ekannten 
Denkmälern  assyrischer  Kunst;  die  Sculpturen  von  Ivhor- 
sabad  bleiben  weit  liinter  iimen  zuriick.  Mehr  Würde 
sowohl  als  lebendige  Bewegung,  mehr  Maiuiigfalligkeit  der 
Stellungen,  mehr  Sfyl  und  tloch  auch  mehr  Naturtreue, 
namentlich  in  den  Thieren  und  Jagden,  kommt  ihnen  zu 
Statten  ;  Löwen  und  Pferde  dieser  Reliefs  sind  von  vor- 
2üglicher  Schönheit.  Die  Pferde  gehören  dem  reinsten 
arabischen  Stamm  an;  man  kann  sie  mit  den  edelsten 
griechischen  Mustern  vergleichen,  die  Plerde  des  Parthe- 
non nicht  ausgenommen  [?]. 

Aufser  diesen  Werken  der  ansehnlichsten  Kunstgat- 
tung ist  die  Ausl)eute  des  Hrn.  Layard  auch  mit  Thon- 
figuren,  Tlion-  oder  Marmorgefal'sen  mit  Bildnereien  [?], 

•)  Hierüber  verbreitet  ein  Artikel  der  Allg.  Zeitung  1847 
no.  360  sich  ausl'iilulicher.  Die  Lajardsclien  Keliels  „geben 
überaus  nianniclilaltige  Scenen,  Jagden  von  Löwen  und  wilden 
Ochsen,  Belageningen  um!  Schlachten  zu  Land  und  zur  See, 
Heinilührung  ge|iliin'lerter  Heerden  und  sonstiger  Beute,  das 
Zählen  von  Kopien,  die  von  schreibenden  Verschnittenen  auf- 
gehäuft werden  unil  von  denen  Geier  einige  in  ihren  Krallen 
wegschleiipen,  Flotten  von  Galeeren  ndt  zwei  fieilien  von  Ru- 
derern (die  Ruderliänke  innerhalb  des  Schitrs)  und  einem  Ver- 
deck fiir  die  bewalTnete  Mannschaft;  man  sieht  Sclilachten  mit 
Arabern  die  auf  Kameelen  streiten,  einen  Trium|ihzug  nach 
einem  indischen  Feldzug,  aus  dem  der  König  von  Assyrien 
fremde  Thiere,  einen  Elephanten,  ein  (sehr  schlecht  gezeich- 
netes) Khinoceros,  baktrische  Kameele  mit  zwei  Hökern  und 
besonders  Affen  zurückbringt.     Mau  sieht  auch  auf  vielen  Re- 


Ziegeln mit  Kellsciirift,  gravirten  Cylindern,  Metall-  und 
Elfenbeingeräth  versehen.  Ferner  sind  Reliefs  mit 
reichlich  erhaltener  Färbung  **),  sodann  ein  kleiner 
0|belisk  mit  zwanzig  Reliefs  und  300  Zeilen  Keilschrift 
darunter.  Während  eines  zweijährigen  Aufenthalts  in  Su- 
siana iiat  Hr.  Layard  überdies  mehrere  früher  unbekannte 
Denkmälern  beschrieben  und  zum  'l'heil  gezeichnet;  dar- 
unter ein  Felsenrelief  von  mehr  als  4W)  Figuren,  auf 
den  zwei  Innenwänden  eines  Gebirgspasses  eingegraben. 
Alle  seine  Zeichnungen  aus  Nimrud  sind  mit  Geschick  und 
Gefühl  ausgeführt,  so  dal's  dem  Beschauer  seiner  reichen 
F^ntdeekung  die  volle  Ueberzeugung  erwächst,  dal's  kaum 
irgend  ein  andrer  Reisender  im  Verfolg  mehrjähriger  und 
mühseliger  Reisen  mehr  erreicht  und  geleistet  habe  als 
nach  Botta's  Vorgang  Hr.  Layard. 

3.     Nachträgliches  von   Hrn.  Sam.  Birch. 

Eine  fernere  Sendung  assyrischer  Sculpturen  erhielt 
das  brittische  Museum  ebenfalls  bereits  im  Juni  d.  J.  durch 
Hrn.  Hilton  (?),  einen  englischen  Kaufmann  aus  Bagdad, 
der  auf  dem  Boden  von  Niuiveh  ähnliche  Entdeckungen 
wie  Hr.  Botta,  von  entsprechendem  Kunstwerth,  wenn 
auch  von  minderer  geschichtlicher  Wichtigkeit  machte.  In 
29  Kisten  verpackt  langten  folgende  Gegenstände  von 
dort  an.  1.  Relief  etwa  10  Fufs  lang  mit  dem  Bild  eines 
assyrischen  Königs,  der  in  seiner  Linken  einen  Stab  hält, 
die  Rechte  aber  an  den  Griff  seines  Schwertes  legt,  des- 
sen Ende  mit  zwei  Löwen  verziert  ist.  —  2.  Relief  mit 
der  dem  König  gegenüberstehenden  Figur.  —  3.  Eunuch 
von  gleichen  \  erhältnissen.  —  4  —  6.  Sechs  oder  sieben 
Köpfe  ähnlicher  Eunuchen.  —  7.  Zwei  Köpfe  von  Ge- 
fangenen. —  8.  Kleines  Stiick  mit  einer  Gottlieit,  die  in 
einer  Hand  eine  dreifache  Frucht  [?]  Iiält.  —  9.  Aehuli- 
ches  mit  ähnlicher  Gottheit,  die  Füfse  gebrochen.  — 
10.  Gefangener  mit  einem  Weinschlauch.  —  11.  Assyri- 
scher Bogenschütz.  • —  12.  Zwei  Pferde  von  einem  ko- 
lossalen Wagen.  —  13  —  29.  Sechzehn  Stücke  mit  In- 
schriften, von  etwa   1  Fufs  ins  Gevierte. 

liefs  Weiber  in  ihren  verschiednen  Bescliäfligungen,  was  an 
denen  von  Khorsabad  nicht  der  Fall  ist;  ebenfalls  sieht  man 
eine  Menge  mythologischer  Darstellungen,  Erzengel  nüt  vier 
Flügeln,  die  Tannzaufen  in  der  rechten  Hand  haltend  [oben 
Tat".  XI,  3]  vor  einem  Baum  Opfer  zu  bringen  scheinen,  Kö- 
nige welche  Stiere  geschlachtet  haben  und  mit  einem  Becher 
in  der  Hand  das  Opferblut  ausziehen,  Sphinxe  und  Löwen  mit 
.Alenschenküiifen ,  kurz  eine  ganze  Mythologie  wie  wir  bisher 
nur  aus  den  Cylindern  sie  kannti'n.'' 

•*)  Hieraus  erklärt  sich ,  nach  dem  vorgedachten  Bericht- 
erstalter der  .,Allg.  Zeitung",  der  bisher  räthselhal't  gebliebene 
Umstand,  dals  von  den  Wänden  des  Palastes  von  Khorsabad 
ein  Theil  mit  Reliefs  überfüllt,  ein  andrer  von  Bildnereien 
völlig  unbetlieiligt  war;  es  mochten  dort  iMaleieien  sich  be- 
funden haben,  welche  verwischt  sind. 


III.    Archäologische 


Gesell  seh  aft  e  n. 


Berlin.  In  der  archäologischen  Gesellscliaft  vom 
4.  November  d.  J.  stattete  Hr.  Piinnfka  nach  neulicher 
Rückkehr  aus  Neapel  über  dortige  Ausgrabungen  und 
Sammlungen  Bericht  ab,  namentlich  über  vuchtige  Vaseii- 
gemälde  der  Samudungen  Temple  und  Bitli,  wie  auch 
des  Kunsthändlers  Barone,  und  (heilte  demnächst  neue 
Ergebnisse  ilber  die  grol'sen  püm])ejanischeu  Wandgemälde 


neuester  Entdeckung  mit  [Oben  S.  49*f]. —  Hr.  Gerhard 
berichtete  aus  neuester  Anschauung  idjer  die  neuerfolgten 
und  noch  be\orslehenden  Erweiterungen  im  .Aluseumdes 
Louvre,  wo  binnen  kurzem  eine  mit  Scul|itur-Fragmenten 
und  Inschriften  aus  Algerien  zugleich  mit  schönem  neptuni- 
schem  Mosaikbild  gleicher  Herkunft  geschminkte  Gallerie, 
ferner  ein  Saal  griechischer  Sculpturen  (der  Fries-Reliefs 


59* 


60* 


von  Olympia,  Assos,  jMaguesia),  zunächst  und  hauptsiicli- 
licli  aber  zwei  die  Sculptmen  von  JNlniveh  entlialtende 
Siile  dem  l'riilieren  Denkmiilerscliatz  hinzugefügt  werden 
[01>en  S.  149f.].  Zugleich  ward  der  neuesten  Vennehrun- 
"en  des  brittisclien  Museums  durch  die  verwandten  assy- 
rischen Sculpturen  aus  Nimrud  und  durcli  die  Amazonen- 
Reliefs  aus  Halikarnafs  gedacht,  welche  nach  aller  Wahr- 
sclieinlichkeit  ursprünglich  zur  Aussclimückung  des  IMau- 
soleums  dienten.  —  Von  Herrn  Zulm  wurden  zwei  farbige 
Abbildungen  pompejanisclier  Wandgemaide  (Nessus  und 
Dejanira  aus  der  Casa  del  Centauro;  Apoll  und  Kiytia 
aus  der  Casa  de'  capitelli  colorati)  als  Musterhiätter  einer 
nächstens  im  Reimerschen  Verlag  hierselbst  zu  beginnen- 
den dritten  Folge  seines  bekannten  Prachtwerks  der  Ver- 
sammlung vorgelegt.  —  Als  Neuigkeiten  der  archäologisclieu 
Literatur  wurden  zuvörderst  die  für  1846  erschienenen 
Annali  und  Monumenti  des  archäologischen  Institutes  vor- 
nelest; ferner:  1)  Lujard's  längst  erwartete,  für  asiatische 
Mythologie  und  Kunst  überaus  wiclitige,  Reclierches  sur 
le  culte  de  Mithras  (Paris  1847.  Fol.).  —  2)  G.  Scharf  s 
Lycia,  Carla,  Lydia.  Lond.  1847.  Fol.  Enthaltend  vor- 
treffliche landschaftliche  Ansichten  von  Xanthos  und  an- 
deren trümmerreichen  Gegenden  Klein-Asiens.  —  3)  Alu- 
seum  Disneianum.  Lond.  1846.  4.  58  Taf.  Sammlung 
antiker  Marmorwerke  im  Besitz  des  Herrn  John  Disney 
[Vgl.  obenS.  157 fF.].  —  4)  Ruhl,  über  die  Auffassung  der 
Natur  in  der  Pferdebildung  antiker  Plastik.  Kassel  1846. 
4.  —  5)  Vsshig  Inscriptiones  graecae.  Havn.  1847.  4.  — 
6)  FergiissoH  Topography  of  Jerusalem,  mit  verdienstlicher 
Nachweisuug  architektonischer  Details  der  Kaiserzeit  aus 
der  «rofsen  Moschee,  welchen  der  Verfasser  demnach  ein 
liöheres  Alter,  als  bisher  geschah,  zusprach.  In  Betretl 
dieser  .\nsicht  sprach  Herr  H.  Abol-cn  sich  ablehnend  aus. 

7)    eil.   Newtoii's   im   Classical   Museum    erschienener 

Aufsatz  über  die  vorerwähnten  Sculpturen  von  Halikarnafs 
ward  zugleich  mit  der  darin  enthaltenen  Cockerellschen 
Restauration  des  Mausoleums  fernerer  Erörterung  aufbe- 
halten [Oben  S.  177  ff.].  Eben  so  ward  eine  räthselhalte, 
von  Herrn  W.  Wiilhlss  Lloyd  verbürgte,  Nachricht  nur 
vorläufig  mitgetheilt,  nämlich  dafs  unter  den  Sculpturen 
des  Parthenon  ein  schlangenfüfsiger  Kekrops  nachge- 
vfiesen  sei. 

Am  9.  December  d.  J.,  als  am  Gedächtnifstage  Win- 
ckelraann's  beging  die  Gesellschaft  von  neuem  ihr  Jah- 
resfest. Das  nach  liergel)rachter  Sitte  dazu  erschienene 
Festprogramm,  in  ununterbrochener  Reihe  bereits  das  sie- 
bente, lag  der  Versammlu[ig  vor;  es  enthält  eine  Reihe  von 
Vasenbildern,  in  denen  Hr.  Panofha  die  anziehende  Dar- 
stellung des  Zeus  Basileus  und  des  Herakles  Kalliiükos 
erkannt  hat  *).  Andere,  demselben  Anlals  bestimmte,  Ge- 
legenheitsschrilten  waren  aus  Bonn  und  Greifswald 
eingegangen:  eine  bei  Trier  gefundene  Erzfigur  des  Apoll 
ist  in  jener  von  Dr.  Lorsch  gelehrt  erläutert,  in  der 
zweiten  aber  die  Apsis  der  alten  Basiliken  gegen  Dr. 
Zestermann's   Zweifel   gründlicli   geschützt.      Nächst   die- 

*)  Zeus  Basileus  unii  Herakles  Kallinikos.  Siebentes  Pro- 
gramm zum  Herliner  Winrkelinannsfest  von  '/'/(.  Pnnofkn.   Nebst 


sen    Gelegenheitsschriften    ward    von    Hrn.    Gerhard    das 
erste  Heit  einer  neuen  Folge  von  „Trinkschalen  und  Ge- 
fäfsen  des  k.  .Museums    zu  Berlin    und    andrer  Sammlun- 
gen" vorgelegt,   welches   in  natürlicher  Gröl'se  der  Origi- 
nale und  weist   in   farbiger  Ausführung   im    hiesigen  Rei- 
merschen Verlag,  den  ebendaselbst  früher  veröffentlichten 
ähnlichen  Werken  entsprechend,  nächstens  erscheinen  soll. 
Ueber  den  Inhalt  dieses  20  Blatt  starken  Heftes,  welches 
lauter  Trinkschalen  enthält,   wurden    die  nöthigen  Erläu- 
terungen gegeben,  welche  sich  hauptsächlich  über  den  Gi- 
gantenkampf des  Aristophanes  und  Erginos  (Neuerworbne 
Denkm.  Nr.  1756),  über  ein  bacchisches  Opfer  (Nr.  1758), 
über  den  bacchischen  Tanz  von  Komos  und  Kissos    (Nr. 
1759),    über   Herakles    und   Busiris  (Nr.   1763),   endlich 
über   die  Inschriltschale   mit    dem  Urtheil    des  Paris    und 
Helena's  Entführung  (Nr.  1766.)  verbreiteten.  —  Hierauf 
trug    Hr.  Panofka    zwei    neue  Deutungen    berühmter   und 
bisher  milverstandener  Kunstwerke  vor.    Zuvörderst  ward 
für  das,  neuerdings  entdeckte,  aber  bereits  melirfach  be- 
sprochene, scJiwierigste  der  drei  grol'sen  Wandgemälde  im 
Hause   des    M.  Lucretius    in  Pompeji,   wegen    der    Abwe- 
senheit  des   Gottes    selbst    wie   seiner    nächsten    Freunde 
Silen  und  Pan,  eine,  von  den  bisher  vorgeschlagenen  Deu- 
tungen „Triumph  des  Bacchus  in  Indien,  oder  in  Spanien" 
aliweichende  Erklärung  gegeben.     Hr.  P.  glaubt  nämlich, 
gestützt  auf  eine  Erzählung  bei  Polyaenus  (Strateg.IV,  1.) 
dies  Bild  auf  den    mit    Hülfe   dionysisch   schwär- 
mender JM  a  c  e  d  o  n  i  e  r  i  n  n  e  n    errungenen  Sieg   des 
Macedo  nierkönigs  Arg  ä.o  s  über  d  e  n  'i'  a  u  I  a  n  t  i  e  r  - 
könig  Galauros  beziehen  zu  können,  zumal  da  Argäos, 
aus  Dank  für  den  gewonnenen  Sieg,  dem  Dionysos  Pseu- 
danor  einen  Tempel  weihte.   —    Nächstdem  handelte  Hr. 
Panoflca  über  den  l)erühmten  Farnesischen  Onyx-Camee  im 
Neapler  jAIuseum,    welcher   zuerst  von  Köhler  in  St.  Pe- 
tersburg    verötTentlicht    und    auf    die    Erfindung    des 
Scilla ucli tan z es,    in    Gegenwart   des   Ikarios    und    der 
Erigone,    später   aber    noch  auf  vierfache  Weise  gedeutet 
worden  war;  dagegen  Hr.  P.  die  drei  Nymphen  und  einen 
Schlauch  aufblasenden  Pan,  wo  nicht  den  Flul's  Askanios 
selbst,  erkennt,   das  am  Boden  liegende  Schöpfgefäfs  als 
Andeutung    des    geraubten    Hylas    auffafst,     und    in    den 
ängstlichen  Geberden    der  beiden    Nymphen,   rechts,    den 
Schreck  ül)er  den    klagenden  Hylasruf  vennuthet,    womit 
der    auf   einer  Höhe   liegende   durch  Löwenfell  kenntliche 
Herakles    Berg   und  Tlial    erfüllt.     Dafs    hierbei    der    bei 
Herakles  zurückbleibende  und  tröstend  die  Stelle  des  Lieb- 
lings   Hylas    einnehmende   Polyphemos,    Vielspruch  — 
znr  Andeutung  von  Wiederliolung  und  Wiederhall  des  Hy- 
lasrufes  —  höchst  sinnig  dem  Herakles  das  Munddeckende 
Löweiifell  in  die  Höhe  hebt,  leuchtet  von  selbst  ein.  —  Zum 
Schlul's    trug   Hr.   liött'icher  einen  Alischnitt   aus    dem    in 
der  Vollendung  begriffenen  zweiten  Theile  seiner  Tektonik 
vor,   welcher    über    die   Reinigungsfeste,    Plynterien,    der 
hellenischen  Tempel,  in  Rücksicht  auf  die  Benutzung  der 
Tempelräurae  an  diesen  Festen,  sich  verbreitet. 

7  Vasenl)il(lern.    Berlin  1847.   12  S.   1  Taf.   4.   (In  Coinmission 
der  Trautweinschen  Buclihandhing.) 


IV.    Archäologische 


B  i  b  1  i  o  g  r  a  p  li  i  e. 


Arneth  (•)■)'■  Beschreibung  der  zum  K.  K.  Münz-  und 
Antiken -Kal)in('tte  gehörigen  Statuen,  Büsten,  Reliefs, 
Inschriften,  .Mosaiken.  3te  verin.  .\ullage.  Wien  1847. 
47  S.     gr.  8. 


Avellino  (F.):  Bnllettino  archeologico  Napoletano.  No. 
LXIX.  LXX.  und  No.  LXXI-LXXXVIII.  1.  Nov.  1846 
—  1.  Ottobre  1847,  enthält  aufser  Aufsätzen  von  T. 
Avellino,    Cavedoni,    Colajanni,    Cremonese,    d'Errico, 


61* 


62* 


Garucci,  Minetvini,  Mommsen,  Panofka  iiiic)  Sideri,  fol- 
gende Artikel  des  lleraiisgel)ers:  Notizia  de-;!!  scavi  di 
l'oiDpei  p.  1  —  4.  y— 13.  29  —  35.  100—102.  —  No- 
tizia di  Ulla  moneta  tarantiiia  d'arijento  |).  28.  —  No- 
tizia di  Uli  liassorilievo  cuniano  che  i'a2)|)resenta  Paride, 
ed  Elena  accom|)annata  da  Aetlira.  p.  52 — 53. 

AvelUno  (Teod.):  Notizia  di  iina  figulina  die  lappresenta 
Uiisse  nel  suo  passagio  presso  alle  Sirene.  —  Jjull. 
arcli.  Napol.   A.  v.   p.  39—40.  45—47. 

Beule  l'osi :  'l'lie  Coins  ol'  Cunolielinc  and  tlie  ancient 
liritons.  London  1847.  gr.  8.  Bes.  Alidr.  aus  d.  Journ. 
of  tlie  Brit.    Arcliaeol.  Assoc.  1846. 

ISeryk  {Tit.):  Kxercitationurn  Plinianaruin  Particula  I. 
Progr.  d.  Univers.  Marluirg.    iMarhurgi  1847.  35  S.  4. 

—  :  (De  carminum  Saliariuin  reliquiis).  Index  Scliola- 
rum.    Mart)urgi  1847.    4. 

Blrch  (S.):  ün  the  Ileading  of  tlie  Coins  of  Ciinohelin. 
London  1847.  gr.  8.  Alidruck  aus  d.  Jouro.  of  tlie  Br. 
Arcliaeol.  Assoc.  1847.   Älars. 

—  :  On  a  Vase  representing  the  Atnpliorites  Agon.  — 
The  Class.  Museum.   1847.    Nr.  XV.   p.  99—102. 

liogaerts  (F.):  De  la  destination  des  pyramides  d'Egypte. 

Aiivers.  1846.   gr.  8. 
liotUt  (P.  E.):   Monument  de  Ninive  decouvert  et  decrit 

par  M.  P.  E.  Botta,  mesure  et  dessine  par  M.  E.  Fhindin. 

Paris  1846.   1847.  fol.  (Bis  jetzt  20  Lieferungen). 

—  :  Sur  l'ecriture  cuneiibrme  assyrienne.  —  Journ. 
Asiat.    4e   Ser.    T.  X.  p.   121—47. 

Uuitl)iiry  (E.  H.):  Ou  the  Topography  of  Rome.  Part.  V. 
'l'he  Environs  of  tlie  Forum.  —  'i'lie  Class.  Museum. 
1847.    Nr.  XVL  p.  215 — i4. 

Cuvedonl  (C):  Di  aicuni  tipi  delle  monete  della  guerra 
Marsica.  —  Bullett.  arcli.  Napol.  A.  v.  p.  5  —  8.  — 
Annotazioni  all  anno  IV  di  questo  hullettino.  Ehendas. 
p.  57—61. 

Colajunni  (G.  €.):  Sopra  aicuni  ruderi  esistenti  nel  II 
.'Miruzzo   ulteriore.  —  Bull.  arch.  Napol.    A.  v.   p.  143, 

de  Crazannes:  Attrihution  aux  Elusates  d'Aquitaine  d'une 
medaille  decouverte  sur  leur  territoire.  —  Revue  Nu- 
mism.  1847.    Mai  et  luin  p.   173—80. 

Cremnnese  (F.  S.):  Iscrizioni  latine  del  Sannio.  —  Bull, 
arch.  Napol.  A.  v.   p.  85—86. 

Deycks  (F.):  Antiquarische  Alpenwanderung.  —  Jalirli.  d. 
Ver.  V.  Alterthumsfr.  im  Rlieinl.  XI.  S.  1—32. 

Duchiiluis:  Oliservations  sur  quelques  points  de  Numis- 
matique  Gauloise. —  Revue  Numism.  1847.   p.  237 — 67. 

d'Enico  (G.):  Lettera  intorno  ad  aicune  antichitä  della 
Lucania.  —    Bull.  arch.  Napol.  A.   v.    p.  67 — 69. 

Forchhuinmcr  (P.  IT.):  Ueher  die  Kyklopisclien  Mauern 
Griechenlands  und  die  Schlesv» ig- Holsteinischen  Fels- 
mauern.    M.  2  lith.  Taff.    Kiel  1847.     16  S.  4. 

Franz  (Ginv.):  Lettera  intorno  alla  iiapoletana  iscrizione 
di  'l'ettia  Casta.  —  Bull,  nrcli.  Napol.  A.  V.  p.  13 — 15. 

Gugurine  (le  Pr\iu-c  Th.]:  Attrihution  d'une  luonnaie  d'or 
l)yzaiitiue  ;»  .Alicliel  IV^  le  Paplilagonien.  —  Mem.  de 
la  Soc.  d'archeol.  de  St.  Peterslioiirg  II.  p.   150 — 53. 

Gurucci  (K.):  Relazioiie  di  aicune  scoperte  falte  iiell' 
antico  Sanuio  Irpino  fra  Ponte  Landolfo,  Cercello,  e 
Pietralcina.  —  Bull.  arch.  Nap.  A.  v.  p.  69 — 72.  83 
— 85.  - —  Iscrizioni  nel  chiostro  di  S.  Francesco  in  Pu- 
zuoli.     Ehendas.  p.  113  —  17. 

Gerhard  (F.);  Arcliaeologische  Zeitung.  Neue  Folge. 
Nr.  10—12.  Octol).- Decemh.  1847.  Beil.  Nr.  4  und 
Taf.  X — XII,  enthalt  aufser  Beitragen  von  Jahn,  v.  Pro- 
kesch-Osten  und  Urliclis,  folgende  Aufsätze  des  Her- 
ausgebers: Museographisches:    1.  Aus  Paris;  2.  Britti- 


sches Museum  ;  3.  Millingens  Nachlafs;  4.  Marmore  des 
Hrn.  Disney.  S.  149—60.  —  Sculptiiren  aus  Niniveh 
S.  161-69.  —  Halikarnafs  und  das  Mausoleum  S.  177 
— 185.  —  Museographisches:  S.  J86— 188. 

Gr'ifi  (L.):  Sülle  iscrizioni  intorno  a'  teatri  antichi  e  a' 
giuochi  in  essi  rappresentati.  —  Giornale  Arcad.  1847. 
p.  321. 

Grotefcnd  (C.  L.) :  Zur  römischen  Legionsgescliiclite.  — 
Jahrl).  d.  Ver.  v.  Alterthumsfr.  im  Rheinl.  XI.  S.  77— 84. 

Jacob  (A.'):  Zur  griechischen  -Alytliologie.  Ein  Bruch- 
stück. Ueher  die  Behandlung  der  griechischen  Mytho- 
logie.   Berlin   1848.    98  S.   8. 

J((/iii  (0.):  Medea  und  die  Boreaden. —  Rlieiii.  3Ius.  N. 
Folge.    VI.    II.  2.    S.  295. 

—  :  Peisianax.  Archaol.  Z.  1847.  S.  175  f.  —  Opfer- 
spiefs.    El.d.  S.   189  ff. 

Jahrbücher  des  Vereins  von  Alterthumsfreunden  im  Rliein- 
lande.  XI.  m.  6  lith.  Taff.  Bonn  1847.  168  S.  8.  ent- 
haltend Aufsätze  von  Deycks,  Grotefend,  Krafft,  Roulez, 
Senckler  und  Wieseler. 

Iscrizione  di  C.  Giunio  Flaviano  illustrata.  —  Giornale 
Arcad.   1847.  p.  226. 

Köhiu;  (11.  de):  Meinoires  de  la  Sociefe  d'archeologie  et 
de  iiumisinatique  de  St.  Petersiiourg,  IL  avec  6  pl.  St. 
Petersl).  1847.  8.  enthaltend  aufser  einem  Aufsatze 
des  Prioce  Gagarine,  folgende  Aufsätzen  des  Heraus- 
gebers: Lettre  sur  uiie  trouvaille  de  monnaies  grecques, 
faite  en  Italie  p.  121.  —  Monuments  inedits  de  Mar- 
cellus,  neveu  et  gendre  d'Auguste.    p.  145. 

Krafl't  [W.]:  Unedirte  römische  Münzen.  —  Jahrb.  d. 
Ver.  v.  Alterthumsir.  im  Rheinl.    XL  S.  54 — 62. 

Lubus  (G.):  Epigrafi  antiche  spiegate.  —  Giornale  dell' 
Istit.  Loml)ardo.    F'asc.  48.    1847.   p.  381. 

Lujard  (F.):  Reclierches  sur  le  culte  public  et  les  my- 
steres  de  Mithras  en  Orient  et  en  occident.  Ouvrage 
couronne  par  l'Acad.  Roy.  des  Inscript.  Paris  1847.  F'ol. 
PI.  I— XLV. 

V.  Lassaulx  iE.):  Ueber  den  Entwickelungsgang  des  srie- 
chisclieii  und  römischen  und  den  gegenwärtigen  Zustand 
des  deutschen  Lebens.    München  1847.    28  S.    4. 

Lcpshts  (R.\:  Ueber  die  in  Philae  aufgefundenen  Repu- 
blikationen  des  Dekretes  von  Rosette  und  die  ägypti- 
schen Forschungen  des  Hrn.  de  Saulcy.  —  Z.  d.  deutscli. 
raorgenl.  Ges.  I.  S.  264. 

Lersch  [L.]:  Apollon  der  Heilspender.  Uebersilberte  Erz- 
statuette des  Museums  der  Ges.  für  nützliche  F'or- 
schungen  zu  Trier.  Fest-Programm  zu  Winckelmann's 
Geliurtstage  am  9.  Dez.  1847,  herausgeg.  vom  >  orstande 
d.  Ver.  von  Alterthumsfr.  im  Rheinfaiide.  Mit  1  lith. 
Taf.     Bonn   1848.    22  S.   4. 

Leiroiiiic:  Note  sur  une  dedicace  au  dieu-soleil  Mithra, 
trouvee  h  Lami)aesa,  dans  la  province  de  Constantine. 
—  Journ.   des  Sav.   1847.    p.  620. 

—  :  Trois  inscri|)lrons  grecques,  recuillies  dans  le  voisi- 
nage  du  grand  Sphinx  de  Memphis.  —  Journ.  des  Sav. 
1847.  p.  486—94. 

Llojid  (IV.  II'.):  Observations  on  coins  of  Selinus.  — 
Numism.  Cliroii.   1847.  p.   108 — 26. 

—  :  Magnetism  and  Mesmerism  in  .Antiquity.    13  S.  8. 
Melion   {J.   r.l:    Ueber  die    Bäder    und    Heilquellen    der 

alten  Griechen.  —  Oesterreicli.  Bl.  f.  Lit.  u.  s.  w.  1847. 
Nr.  262—68. 

Meyituerls:  Asander,  roi  du  Bospliore  cimmerien. —  Re- 
vue de  la  Numism.  beige.  T.  III.  p.  1 — 3. —  Medaillon 
d'or  inedit  de  Diocletien.     Ebends.  p.  3 — 7. 

Minervini  (G.):  Vaso  dipiuto  del  museo  Jatta  colla  effigie 


63* 


64» 


di  Talo.  Bull.  arch.  Napol.  A.  IV  p.  137—139.  —  No- 
tizia  di  un'  autica  iscrizione  in  dialetta  inessapico.  Ebd. 
A.  Y.  p.  15 — 16.  • —  Descrizione  di  moiiumenti  dl  di- 
verse genere  riDveniiti  in  Fasano,  sito  dell'  antica  Gna- 
tliia.  Ebends.  p.  17  —  21.  —  Brevi  osservazioüi  sopra 
una  iscrizione  inessapica.  Ebeod.  p.  21 — 22.  —  Notizia 
di  alcune  iscrizioni  graffite  sotto  il  piede  de'  vasi  dipinti. 
Ebeudas.  p.  22 — 23.  —  Notizia  di  una  patera  con  va- 
rie  figure  inuliebri  indicate  co'loro  nomi  delle  collezione 
Jatta  in  Ruvo,  e  di  altri  norai  letti  in  una  patera  di- 
pinta  deir  antica  Gnatliia.  El)end.  p.  25 — 28.  —  Mo- 
niimenti  diversi  di  Gnathia  (continuazione  de'  vasi:  Sa- 
tiro  e  Baccante  coU'  Ermafrodito).     Ebend.  p.  36 — 39. 

—  Iscrizioni  latine.    Ebend.  p.  47 — 48.  53 — 56.  64 — 66. 

—  Terrecotte  di  Fasano.  Strage  de'  Niobidi.  El)end. 
p.  49 — 52.  105 — 6.  —  Descrizione  di  una  patera  rin- 
venuta  nelle  vicinanze  di  Fasano,  sito  dell'  antica  Gna- 
thia. Ebendas.  p.  81 — 83.  —  lUustrazione  di  una  pit- 
tura  vascularia  rappresentante  il  giuoco  della  cyl)iste- 
sis,  colla  notizia  di  altri  siuiili  monumenti.  Ebendas. 
p,  94 — 100.  —  Tavola  alimentaria  de'  Liguri  Bebiani. 
Ebend.   p.  121—27. 

DcMinlcis:  Sülle  anticlie  gbiande  missile  e  loro  iscrizioni. 
Giornale  Arcad.   1847.    p.  314. 

Mlscdhn:  Lerscli:  Astyrius.  JMatronensteine.  Morus  Pa- 
beci  filius.  Römischer  Ziegelofen.  —  K.  Fr.  Hermann: 
Hercules  Saxanus.  —  Grebel:  Entdeckungen  in  Belt- 
lieim.  —  Jahn:  Amraon.  —  Zipser:  Röin.  Alterthümer 
in  Siel)enl)iirgen.  —  Jahrl).  d.  Ver.  v.  .Mterthuinsfr.  im 
Rheiul.  X[.  S.  151  fT. 

Mommscn  {T.):  Sopra  alcune  lapide  osclie  di  recente 
scoperta.     Bull.  arch.  Napol.  A.  v.    p.  42—45. 

MüUcr  (L.):  Descrijjtion  des  antiquites  du  IMusee  Tiior- 
waldsen.    Section  1.  II.  III.    Copenhague  1847.   216  S. 


3  pl 


und  200  S.    8. 


Midier  (O.):  HandbucJi  der  Archäologie  der  Kunst.  Dritte 
nach  dem  Handexempl.  d.  Verfassers  vermehrte  Auflage, 
mit  Zusätzen  von  Fr.  G.  Welcher.  Breslau  1848. 
XVIII  u.  778  S.    8. 

;  kleine  deutsche  Schriften  iil)er  Religion,  Kunst,  Sprache 

und  Literatur,  Leben  und  Geschiclite  des  Alterthums, 
gesammelt  und  herausgegeben  von  Ed.  Müller.  Zweiter 
Band.     Breslau   1848.   XII  und  769  S.    8. 

Pannfhtt  (T/t.):  Zeus  Basileus  und  Herakles  Kallinikos. 
VII.  Programm  zum  Uerliner  Winckelmannsfeste.  Nebst 
7  Vasenb.     Berlin   1847.    12  S.    4. 

:    Testa  di  Ganymeda.     Giudizio  di  Paride.    Venere 

la  nera.  Bull.  arch.  Nap.  A.  v.  p.  89—92.  —  Lyssa, 
l'Insania.     Ebendas.  p.  92—94. 

_  :  Kunsthandel  zu  Neapel.—  Arch.  Zeit.  1847.  S.  188 
— 190.  —  Hahn  und  Henne.  Ebendas.  S.  191  f.  — 
Das  Haus  des  Lucretius.     Ebend.  Beil.  S.  49*f. 

V.  Prokesch-Osten:  (iriechische  Miinzen.  3te  Folge  au- 
tonomer griechischer  Inedita  u.  s.  w. —  Arcliäol.Z.  1847. 
S.  145 — 149.  —  Nachlese  dazu   Ebend.  S.  50*. 

Rca(-Enc,vHoj)«(licderclassischen  Alterthumsvviss.  Herausg. 
von  A.  Pauly  u.  s.  w.  Lief.  81  —  88.  Mysteria— Opus. 
Stuttgart  1847. 

Receus'ionen  und  Anzeigen  archäologischer  Werke:  Annali 
deir  Instituto  XVI:  Rec.  von  .Minervini  Bull.  Nap.  IV, 
p.  129—136. 140 — 144.— BuUettino  per  l'anno  1845.  Ebd. 
p.l09ss.ll9ss.l23ss.  139ss. — Ho/fsiiunui  :Persisc!ieKeil- 
inschriften.   Hilzig,  Grabschrift  des  Darius.   Ruwlinson, 


Persian  cuneiform  inscription  at  Beliistuo.  Benfetj,  Persi- 
sche Keilinschrift.  Allgem.  Lit.  Z.  1847.  Nr.  251—54.— 
//ennniiH,  Gottesdienstl.  Alterthümer.  v.  Lassaulx,  Stu- 
dium d.  griech.  u.  rom.  Alterthümer.  Punofku,  Heil- 
gijtter;  Asklepios;  Diss.  archeol.  Gerhard,  Heilung  des 
Telephus;  Orakel  der  Themis.  Wieseler,  Delphische 
Athena;  Nymphe  Echo.  Welcher,  Le  Jugement  de  Pa- 
ris et  Ulysse.  Morgenstern,  Erklärungsversuch  einer 
Abraxasgemme.  Osann,  De  gemma  sculpta  Christ.  Vr- 
lichs,  13  Gemmen  aus  d.  Sammlung  der  Frau  Sibylle 
Älertens.  Wiener  Jahrb.  1847.  S.  140.  —  AnnaU  dell' 
Istit.  archeol.  Vol.  XVI.  Rec.  v.  Minervini.  Bull.  arch. 
Napol.  A.  IV  p.  129—136.  140—144.  Vol.  XVI.  Ebd. 
A.  V.  p.  23.  73.  86.  102.  106.  127.  138.  —  BuUettino 
deir  Instituto  arch.  Rec.  v.  Avellino.  Bull.  arch.  Napol. 
A.  IV  p.  139  s.  V.  p.  110.  117.  129.  136.  —  Grote: 
Gods  and  Heroes  of  Legendary  Greece.  Rec.  vou  W. 
M.  Gunn.  Class.  Museum.  1847.  p.  125.  —  iV/iiicj-t;ijii: 
descrizione  di  aicuni  vasi  fittili  della  collezione  Jatta. 
Rec.  von  T.  Avellino.  Bull.  arch.  Napol.  A.  V.  p.  61.  — 
Museum  Disneianum.  Rec.  von  C.  K.  W.  Class.  Mu- 
seum 1847.  p.  262.    Vgl.  Arch.  Z.  N.  F.  S.  157—160. 

—  Ricclo:  Le  monete  attribuite  alle  zecca  dell'  antica 
citta  di  Luceria.    Rec.  im  Journ.  des  .Sav.   1847.  p.  494. 

—  Serra  di  Falco:  Le  anticliitä  delle  Sicilie.  Rec.  von 
Raoul-Rochette.    7e  art.  Journ.  des  Sav.   1847.  p.  414. 

—  Sprutt  und  Forhes:  Travels  in  Lycia.  Rec.  von 
Bahr.     N.  Jahrb.  f.  Philol.  1847.    Bd.  51.    H.  1.    S.  3. 

—  Suchier:  De  Diana  Brauronia.  Rec.  in  d.  Allgem.  Lit. 
Z.  1847.  Nr.  246 — 47.  —  De  Wal:  De  Moedergodinnen. 
Rec.  von  Lersch.  Jahrb.  d.  Ver.  v.  Alterthfr.  im  Rheinl. 
XI.  S.  142. —  Wiaseler:  Thyraele  des  griech.  Theaters. 
Rec.  V.  Sommerbrodt.  N.  Jahrb.  f.  Philol.  1847.  Bd.  51. 
H.   1.  S.  22. 

Ritschi  (F.):  (M.  Pomponius  Bassulus;  auf  einer  römi- 
schen Inschrilt).    Index  Scholarum.    Bonnae  1847.    4. 

Römer  (ü.  J.):  Die  römische  Grenzbefestigung  des  Tau- 
nus. Arch.  f.  Frankfurts  Gesch.   H.  4.   1847.  S.  86-108. 

Roulcz  (>/.):  Figurine  re[)resentant  un  Genie.  —  Jajirb. 
d.  Ver.  V.  Alterthumsfr.  im  Rheinl.  XI.  S.  73 — 76.  — 
Decouvertes  d'antiquites  en  Belgique.   Ebend.  S.  32 — 42. 

Seldl  (J.  G.):  Chronik  der  archäologischen  Funde  in  der 
österreichischen  Monarchie.  III.  1846—47.  Oesterreicli. 
Bl.  f.  Lit.  u.  s.  \v.  1847.    Nr.  236.  242—44. 

Scnckler  (A.):  Miinzen  der  alten  'i'rierer.  —  Jahrb.  d. 
Ver.  V.  Alterthumsfr.  im  Rheinl.    XI.    S.  43—63. 

Sideri  (G.):  Descrizione  di  aicuni  ruderi  recentemente 
rinvenuti  presso  l'antica  Capua.  Bull.  arch.  Napol. 
A.  v.    p.  41—42. 

Urlichs  {L.):  Die  Apsis  der  alten  Basiliken.  Einladungs- 
schrift  zu  einem  am  (Geburtstage  Winckelmanns  von  Prof. 
G.  F.  Schümann  zu  haltenden  Vortrag.  Greifswald 
1847.    23  S.    8. 

—  :  üeber  die  Lykurgischen  Rhetreo.  —  Rhein.  Mus. 
N.  Folge.    VI.    H.  2.    S.  194. 

—  :  HalikarnassischeReliefs.  —  Arch.Z.  1847.  S.  169—76. 
deVricse  (W.H.):  Essay  on  the  Papyrus  of  the  Ancients. 

The  Class.  Museum.    1847.    Nr.  XVI.  p.  202. 

Wicseler{F.):  Dionysos  oder  .\cheloos?  Acheloos  auf  Mo- 
numenten nationaler  Etruskischer  Kunstübung.  —  Jahrb. 
d.   Ver.  V.  Alterthumsfr.  im  Rheinl.    XI.    S.  67 — 72. 

de  Wille  (J.):  Noms  des  l'abricants  et  des  dessinateurs  de 
vases  peints.  —  Revue  de  philol.  II.  Nr.  5.  p.  377 — 424. 

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Nene  Folge  T.if.  I. 


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.  Iir/iiiiliii/ar///-  Zrämiff.  /S'i7. 


Wlir    \i^\■lv.   LI.  XI. 


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R.JiBnslitli. 


Amt  V.  J,.  Stiffai  ic  CMn  B?ilni. 


^frvi<ü*f-iHn'sf^e  '^jCriAt/i^-  /^^T'. 


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'yCau^a4^&aüU  -t^^^^  ^a:^  ,^Mz^£i>^^<^//?  . 


ARCHÄOLOGISCHE  ZEITUNG, 


ÜNTKR  MITWIRKUNG 

DES  ARCHÄOLOGISCHEN  INSTITUTS  IN  ROM 
UND  DER  ARCHÄOLOGISCHEN  GESELLSCHAFT  ZU  BERLIN 

HERAUSGEGEBEN 

V    O    N 

EDUARD   GERHARD. 


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MEITE   FOIiClE. 


ZWEITER     JAHRGANG. 

Texl  No.  13—24.    Beilage  No.  ö  — S.    Abbildungen  Tafel  XHI  — XXIV. 


BERLIN, 

DRUCK  UND  VERLAG  VON  G.  REIMER. 

18  48. 


^ 


Inhalt. 

No.   13.     AllgeiueJnes  (Ausgrnbungen,  Denkmäler,  Lilleralur.     E.  G,). 

-  II     Ajjix  und  Kassandr;i  (£.   G.).     Museum  Santangelo  (Vaseusauimkuig.     Pmiofhu). 

-  lö.     Kassandia    und  Ajax  [E.   <i.).  —    Das    giiccliisclie   Theater   in  Cyiene  ( //.  Barth).  —    Allerlei 

(Laokoon    de   consilii  sciilcnüa;    die   Therisleu    des    Euripitles;    Athene    Partiienos;    ftlidasheriue; 
Tlion))uj)|)en;  Ilektor  und  Paris.     Von  Laclnnann,  K.  F.  llcrmauii,  0.  Ja/in.) 

-  IT).     Piianios    und  Kassandia  (E.G.).  —  Miiseograpliisches  aus  Neajjcl  (Sammlungen  der  HH.  Temple 

und  Belli),  von  Pdiiofliti.  —  Allerlei  (Iphigeuia  in  Tauris,  L.  Lorsch;  Mnaseas,  iMemnon,  Mininer- 
mos,   Pattofliu;  i'hädra's  Anklage  des  lIi|i|)olyt,  Panoflca). 

-  17.     liauh  des  Palladiums  (Demophon  und  Diomedes.    E.  G.).  —   Der  Hvlasruf,  Farnesischer  Kamee 

zu  Neapel  {Paitof'hti).  — •  Allerlei  (Silherplalle  mit  Gollheiten.      iV.  Kotier). 

-  16.     Griechische  ■Münzen  des  Freiherrn   oon  Prohesch-Osten.     Vierte  Folge.  —  Terracoüen  von  Ka- 

lynma  (Birch.  E.  G.)  —  Das  Abstimmen  der  Griechen  auf  Uildwerl^en  ( Pento fka).  —  Antiken 
des  l^rinzen  della  Trabbia  (Panofka). 

-  1'.).     Kyprisches  Grabreliel  (L.  Rofs).  —  Ueber  die  Märkte  hellenischer  Städte  (E.  Ciirtiiis).  —  Gar- 

giulo's  Sammlung  von  Terracollen  [Panofka).  —  Allerlei:  Dodonischer  Zeus  (0.  Jahn);  Amphi- 
Iryons  Heimkehr  ( W.    W.  IJoi/il). 

-  2Ö.     Helios  Atabyrios  (Panofka).  —   Clusinische  Wandgemälde  (£.  Braun).  —  Sarkophag  aus  Sidon 

(S.  Birch).  —  Allerlei:  Furipides  in  Salamis  (Welrker);  Medea  und  Aelhra  {O.Jahn);  Münze  von 
Karrhä  (yl.  von  liauc/i);  Pan  und  Olympos  (E.  G.);    Grabreliefs  zu  Kadyanda  (W.    W.  IJoijd). 

-  21.     Linos  und  Kephalos  (£.   G.)   —    Zur  Kunst    der   Phönicier  (//.  Barth).   —   Etruskische   Spiegel 

(E.  G.).  —  Allerlei:  Der  Monat  Homereon  auf  los  {L.  Rofs);  Antigone  parodirt  (Welcker);  Silen 
bei  Midas  (Panofka);  Chryses,  Chryseis  und  Briseis  (Panofka). 

-  22.    Amor  und  Psyche  mit  Todesbezug  (E.  G.)  —  Zur  Kunst  der  Phönicier  (//.  Barth.  Fortsetzung).  — 

Allerlei  (Dialogisirende  Vasenbilder;  Trinkspruclij  von  Panofka. 

-  2:3.     Bacchische  Psyche  (E.  G.).  —  Zur  Kunst  der  Phönicier  (//.  Barth.     Schluls). 

-  21.     Paralipomena  (zur  Talos-  und  Hebevase;  Euripides  in  Salamis;  angebliche  Tlieophane)  Panofka 

und  E.  G.}.  —  Die  etruskischen  Zahlwörter  I  —  VI  (Le/tsins).  —  Inschriflen  aus  Tor  Marancia 
(Mercklin).  —  Assyrische  Altertbümer  (nach  S.  Birch).  —  Archäologische  Vereine  und  Winckel- 
mannsfeste.  —  Nachlese  zur  Arch.  Zeitung  (Der  kranke  Herakles;  Andromache;  Silen  bei  Midas; 
t-asal  C'rendi:   Panofka,  IL  Barth.) 

Beilagen. 

No.  5. >-  Nachlese    zur  Archäologischen  Zeitung  (Kallimorjdios;    Friedenssäule    von  Xanlhos;    Achilles    auf 
Leuke.     Von   1'.  Osann,     IF.   IF.  IJoi/d,  J.  l'ranz).   —    Museographisches    (Britlisches  Museum; 
aus  Alexandricn;  Assyrisches.     Von  Ä.  Birch.)  —  Archäologiscire  Gesellschaften  (Berlin). —  Win- 
,  ckclmannsfeste  (Hom,  Göttingeu,  Bonn,  Berlin,  Hamburg).  —  Bibliogra|due  (W.  honer). 

-  (■>.     Nachlese  zur  Archäologischen  Zeitung  (Halikarnafs  und  das  Mausoleum,  von  Ch.  ]\eicton,  S.  Birch, 

W.    //'.  Lloijd:    Laokoon  von    /'\   G.   Welcker;    zur  Prokesch-Ostensclien  Sanunhmg  griechische)- 
^Münzen,  von  P.  r.  0.    und    F.  Osann).    —    Archäologische    Gesellschaften    (l!om.     Berichte   von 
Brunn  und  Henzen).  —   Archäologische  Bibliographie  (W.  Koner). 

-  7.     Archäologische  Gesellschaften  (Koni,  Berlin.     Ueber  das  Anemodulion   zu  Byzanz,  von   C.  Bock). 

—  Museograj)hisches  aus  London  (Sculpturen;  aus  Elrurien;  aus  dem  Orient;  Christliches  aus 
Lampsakos.     Von   W.  Birch.)  —  Ueber  die  Münzfunde  Daciens  [Neigcbaur).  —  Neue  Schriften. 

-  8.     Kee  ister. 


Abbildungen, 

Tafel  XIII.     Ajax  und  Kassandra,  Vasenbilder. 

XIV.  Ajax  und  Kassandra,  Vasenbilder. 

XV.  Kassandra  und  Aeneas,  Vasenbild  der  Blacassischen  Sammlung. 

XVI.  Prinmos  und  Kassandra,  Wandgemälde. 

XVII.  Raub  des  Palladiums,  Vasenbilder. 

XVIII.  Grieebische  Münzen  der  Prokescb-Oslensclien  Sammlung. 

XIX.  Kypriscbes  Grabrelief  des  Herrn  Caprara  zu  Larnaka. 

XX.  Helios  Atabyrios,  Vasenbiid  der  K.  K.  Sammlung  zu  Wien  und  Verwandtes. 

XXI.  Linos  und  Kepbalos,  Vasenbilder  der  Königl.  Sammlung  zu  Berlin. 

XXII.  Amor  und  Psyche  mit  Todesbezug:  Reliefs  und  Gemmenbilder. 

XXIII.  Baccliische  Psyche:   Reliefs  und  Gemmenbilder. 

XXIV.  Parahpomena.     1)  Zur  Talosvase;    2)  zur  Ilebevase;  3)  Euripides  in  Salamis,  Gemmenbild; 
4)  zu  der  auf  Theophane  gedeuteten  Thonfigur. 


Verzeichniss 

welche  zu  den  liislierigen  seclis  Jalirgängen 


Burlh  (H.)  in  Berlin. 

Uergh  {Th.)  in  Marburg. 

Birch  (Sam.)  in  London. 

Bock  (C.)  in  Brüssel. 

Böckh  [A.)  in  Berlin. 

Bötticher  (K.)  in  Berlin. 

Bnrgliesi  (Graf  BurIoL)  in  S.  Marino. 

Braun  (E.)  in  Rom. 

Cavedoni  (Cd.)  in  Modena. 

Curthis  (E.)  in  Berlin. 

Eclenhritcher  (G.  v.)  in  Berlin. 

Franz  (J.)  in  Berlin. 

FriedUinder  (J.)  in  Berlin. 

Gerhard  (E.)  in  Berlin. 

Göllling  (K.)  in  Jena. 

Henzen  (W)  in  Rom. 

Hermann  (K.   F.)  in  Göttingen. 

Horkd  (J.)  in  Berlin. 

Jahn  (0.)  in  Leipzig. 

Kiepert  (H.)  in  Weimar. 

Koncr  (JV.)  in  Berlin. 

Lachmaitn  (l\.)  in  Berlin. 

Lujurd  (/•'.!  in   Pari». 


der    Mitarbeiter, 

der  Archaologisclien  Zeitung  Beitrage  lieferten. 

Lauer  (J.  F.)  in  Berlin, 

Lepsius  (R.)  in  Berlin. 

Lersch  (L.)  in  Bonn. 

Lloyd  (IV.  Wutkifs)  in  London. 

Mcrcklin  (L.)  in  Dorpat. 

Mommsen  (Th.)  in  Altona. 

Neigehavr,  vormals  in  Jassy. 

Newton  (Ch.)  in  London. 

Osunn  (F.)  in  Giefsen. 

Panofka  (Th.)  in  Berlin. 

Puucker  (C.  v.)  in   Dorpat. 

Preller  (L.)  in  Weimar. 

Prokesch-Osten  (Freiherr  v.)    in  Athen. 

V.  Rauch  (A.)  in  Berlin. 

Rofs  (L.)  in  Halle. 

Schmidt  (L.)  in  Bonn. 

Schulz  (H.  IV.)  in  Dresden. 

Urlichs  (L.)  in  Greifs«  ald. 

Walz  (Ch.)  in  Tübingen. 

Welcker  (F.  G.)  in  Bonn. 

JVieseler  (F.)  in  Giittingen. 

Zahn  (W.)  in  Berlin. 


193 


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194 


ARCHÄOLOGISCHE   ZEITUNG. 


J\g  13. 


Neue  Fol^e. 


Januar  1848. 


Allgemeiaes  (Ausgrabungen,  Denkmiiler,  Litteratur). 


Allgemeines. 

Mwev  allgemeine  Standpunkt  der  Denkmiilerkunde 
hat  im  verflossenen  Jahre  sich  niclit  verändert.  Im- 
mer spärlicher  zeigen  sich  die  sonst  bekannten  und 
zum  Theil  schon  versiegten  Fundgruben  des  grie- 
chischen und  römischen  Alterthums,  und  die  in  glei- 
chem IMafse  gesteigerte  Regsamkeit  der  archäologi- 
schen Litteratur  hat  meistens  an  altem  Besitze  zu 
zehren;  dagegen  entwickelt  der  Orient  in  einem  vor- 
her ungeahndeten  Umfang  seine  bisher  verborgnen 
Kunstschälze,  von  denen  Deutschlands  und  Italiens 
Museen  zwar  nicht  betheiligt,  Frankreichs  und  Eng- 
langs  Kunstsammlungen  aber  durch  regsame  Schif- 
fahrt so  rasch  als  glänzend  vermehrt  worden  sind. 

I.  Ausgrabungen.  In  der  That  ist  es  billig 
dafs,  wie  in  den  jüngst  verflossenen  Jahren,  die 
Ausbeute  assyrischerKunst  jedem  andern  Denk- 
niälerfundc  vorangestellt  werde.  Während  aus  Ni- 
niveh's  Umkreis  die  von  Botta  durchwühlten  Palast- 
ruinen von  Khorsabad  grofse  ßildhauerwerke  zur 
staunenswerthen  Ausstattung  des  Louvre  nach  Frank- 
reich lieferten,  haben  in  gleicher  Umgegend  die  Aus- 
grabungen des  Engländers  Layard  den  Königspalä- 
sten von  JSimrud  einen  nicht  minder  ansehnlichen, 
in  manchem  Bezug  sogar  reicheren  Schatz  assyrischer 
Kunstdenkmälcr  entlockt,  welche  in  Originalen  oder 
Zeichnungen  bereits  den  Weg  nach  England  ge- 
funden haben  ').  Einmal  angeregt  hat  die  For- 
schungslust muthiger  AUerlhumsfrcunde  noch  auf 
andern  Punkten  des  alten  Assyriens  mit  Erfolg  sich 
bewährt  und  ehrwürdige  Gescliiclitsdarslellungen  in 


Fels  gehauen  zu  Tage  gefördert  ^).  Was  einst- 
weilen auf  griechischen  Boden  geschah,  hält  mit 
jenen  asiatischen  Funden  weder  im  Mals  aufgebo- 
tener Kräfte  noch  in  der  Wichtigkeit  der  Erfolge 
eine  Vergleichung  aus,  obwohl  aus  Cypern,  Ky- 
rene,  Lampsakos '),  wie  aus  den  bekannteren 
Ausgrabungsorten  Ilahens,  aus  Cäre  und  Clu- 
sium,  aus  Ruvo,  Gnathia,  Canosa  und  Ca- 
pua'*),  mancher  anziehende  Fund  sich  ergeben  hat. 
Unter  den  Funden  römischer  Zeit  und  Kunst  steht 
die  Ausbeutung  eines  vorzüglich  geschmückten  Hau- 
ses zu  Pompeji  ^)  obenan,  und  die  Aufdeckung 
der  Alterthümer  von  Salona")  läl'st  von  Dalmatien 
her  viel  Anziehendes  uns  erwarten,  dagegen  Kom  ') 
selbst  neuerdings  wenig  Denkmäler  geliefert  und 
eher  in  den  Provinzen  *)  als  in  Italien  neuerstan- 
dene Spuren  seiner  Herrschaft  gezeigt  hat. 

II.  Denkmaler.  Jenem  Verhältnils  der  Aus- 
grabungen entsprechend  ist  unsre  Kenntnifs  aller 
Bauwerke  wenig  erweitert  worden.  Über  die 
assyrischen  Palastruinen  haben  wir  nähere  Kunde 
und  Zeichnungen  noch  zu  erwarten;  im  Occident 
gaben  Pompeji  und  Canosa'),  wie  auch  etruskische 
Städte'"),  diesseits  der  Alpen  Trier,  manchen  nicht 
unerheblichen  Beitrag  zur  Topographie  und  ßauge- 
schichte  des  klassischen  Alterthums.  Mehr  und  man- 
nichfulliger  nimmlZuwachs  und  Aufstellung  der  bild- 
lichen Denkmäler  uns  auch  diesmal  in  Anspruch, 
wobei  in  museologischem  Bezug  London,  Paris 
Berlin''),  durch  Thorwaldsens  Vermächtnifs  auch 
Kopenhagen  '  *),  sichthche  Fortschritte  zeigen.  Ein- 
zelnes betreflend,  so  ist  auch  hier  von  den  assyri- 
schen Sculpturen  zu  beginnen,  deren  iniLouvre 
und  im  brittischcn  Museum  neu  angelangte  Originale 
wir  bereits  früher  (no.  11.  Beil.  4)  näher  bezeichnet  ha- 


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ben;  indefs  sind,  den  ganzen  Umfang  jener  Ausbeute 
abzuschätzen,    niclit   nur   diese,    sondern   auch   die 
Abdrücke   und  Nachbildungen  '  *)   der  an  Ort   und 
Stelle  gebliebenen  schwer  beweglichen  Trümmer  in 
Anschlag  zu  bringen.     Auf  London  und  Paris  vor- 
zugsweise beschränkt  blieb  auch  der  Zuwachs  erie- 
chischer  und  römischer  Kunstdenkmäler.  Als  Über- 
reste des  Mausoleums  immer  mehr  anerkannt,  bil- 
den   die    Amazonen  reliefs     aus    Ilalikarnafs 
(no.  11.  12j  einen  neuen  ansehnhchen  Schmuck  des 
brittischen  Museums;  andrer  zugleich  nach  England 
gelangter  Sculpluren  ■■')    zu  geschweigen,  hat   als 
Fundgrube    römischer    Scul|)turen    Algerien    einen 
Juno  köpf  kolossalsten  Verhältnisses  dem  Museum 
des  Louvre  abgeliefert  ' ').    Auch  aus  Italien  ist  von 
gröfseren  statuarischen  Funden    nur   ein   seltsames 
etruskisches  Idol  '^)  uns  kund  geworden,  daher  es 
denn    doppelt  erfreulich  ist,   Kunstwerke  wie  den 
in  Trier  gefundnen  Amazonentorso")  aus  deut- 
schem Boden  hervorgezogen  zu   sehn.     Die   Spär- 
lichkeit solcher  Marmorfunde   minder  empfinden  zu 
lassen,    haben   statuarische    Thonfiguren,    wie    die 
ISiobiden  '*)  aus  Gnalliia  und   manche  cyrenäische 
Terracotta  ' ")  ihren  Werth.    Nebenher  ist  eins  und 
das  andre  erhebliche  Reliefgefäfs,  sowohl  von  selte- 
ner griechischer  Technik  ^'>)  als  auch  von  der  gang- 
baren aretinischen  Weise*'),  von  Erzfiguren  dage- 
gen wenig  oder  gar  nichts  uns  kund  geworden**). 
Neuentdecktes   Erzgerälh    chirurgischer    Bestim- 
mung (23)  beschäftigt  bereits  seit  längerer  Zeit  die 
Archäologen  Neapels ;   beachtenswerth  zur  Würdi- 
gung gräcisirender  Metallgefäfse  ist  überdies  eine  im 
südlichen  Rufsland    gefundne  barbarische  Silber- 
Schale  der  Sassanidenzeit  **).    Im  Gebiete  derMün- 
zen  kam  mancher  schätzbare  Fund  zum  Vorschein, 
ohne  dafs   wir  Einzelnes   daraus  hochstellen  möch- 
ten;   noch  weniger  geben    uns  Entdeckungen    des 
Gemmenfachs  dazu  Anlafs. 

Beachtenswerth,  wenn  auch  in  Vergleich  frü- 
lierer  Jahre  spärlich,  erscheint  noch  immer  die  jähr- 
liche Bereicherung  im  Gebiete  gra|)hischer  Denk- 
mäler. Einige  Ausbeule  merkwürdiger  etruskischer 
Spiegel**)  bheb  nicht  aus;  mehr  Erhebliches  kam 
auch  neuerdings  uiiscrm  Vorrath  griechischer  Ge- 
äfsbilder  hinzu,  libcr  dessen  italiänischen  Bestand 


und  Zuwachs  *^)  Braun  und  Panofka  nicht  ohne 
Beachtung  der  Auffindungsorte  *')  uns  mannigfach 
unterrichtet  haben.  Ansehnhcher  als  dieser  Zuwachs, 
in  welchem  der  antiquarische  Ertrag  den  artistischen 
überwiegt,  war  durch  das  pompejanische  Haus  des 
M.  Lucretius  die  neue  Ausbeute  von  Wandge- 
mälden; obenan  unter  ihnen  steht  eine  Dreizahl 
lebensgrofser  Gemälde,  welche  im  lebensvollen  Ge- 
dränge jener  meist  flüchtig  hingehauchten  Malereien 
mit  seltenem  Anspruch  sich  geltend  macht:  die  Ge- 
mälde des  Herakles  in  Lydien,  des  Bacchuspflegers 
Silen  mit  Sliergespann  und  eines  in  Indien  oder 
Macedonien  gefeierten  bacchichen  Triumphs  *'). 

Was  endlich  etwanige  Vermehrungen  unsres 
Vorrathes  alter  Inschriften  anlangt,  so  erscheint 
der  überschwengliche  Vorrath  der  mit  den  assyii- 
schen  Bildnereien  gewonnenen  Keilschrift  wahrhaft 
erdrückend  im  Gegensatze  griechischer  und  ilahscher 
Epigraphik;  doch  ist  von  griechischen  Inschriftfunden 
manche  Ausbeute  früherer  Jahre  nachzuholen**), 
von  etruskischen  das  in  Gäre  entdeckte  Grab  der 
Tarquinier  ä"),  mehreres  auch  von  römischen^') 
zu  berichten.  Dahin  gehört  namenthch  der  Fund 
einer  römischen  KonsuJarinschrift,  nach  Borghesi 
der  ältesten  uns  bekannten  in  dem  dadurcii  dop- 
pelt wichtigen  oben  berührten  Grab  zu  Canosa,  wo- 
neben die  Nachweisung  messapischer  Schrift-Denk- 
mäler 5*)  zugleich  mit  der  frentanischen  Inschrift 
von  Ortona  '^)  als  baarer  Erwerb  für  die  Kenntnifs 
altitalischer  Sprachen  anzuschlagen  sind. 

III.  LiTTERATUR.  Für  die  archäologische 
Litteralur  ist  es  zunächst  ein  fühlbarer  Fortschritt 
zu  nennen,  dafs  0.  Miillefs  durchgängig  ver- 
breitetes Handbuch  von  Welcker's  kundiger  Hand 
neu  herausgegeben  und  aus  den  Ergebnissen  zwölf 
inhallreiclier  Jahre  vervollständigt  worden  ist.  Wäh- 
rend in  diesem  erprobtem  archäologischem  Hausbe- 
darf, nebenher  auch  in  wohlgeordneten  Gesanmitbe- 
richten  *•*),  manche  neucingcsannnelte  Kenntnifs  ihre 
Stelle  gefunden  hat,  ist  aucii  die  dahin  einschlagende 
Masse  zerstreuten  archäologischen  Stoffs  in  zuse- 
hendem Fortschritt  begriffen,  sei  es  dLuch  Sannnel- 
werke  des  archäologischen  Instituts  und  andrer  ge- 
lehrter Gesellschaften  ^^),  wie  auch  einzelner  Archäo- 
logen *°),  (unter  denen  O.Müller''s  gesannnclte  kleine 


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Schilflon  auch  olmc  handscliriftliclicn  Zuwaclis  ein 
werlhes  Veiinäclitnils,  Crciizcr's  älinliclie  Saiiiinlung 
werlhvoll  aJs  Lebenszeichen  eines  liociiachlharenVe- 
lerans,  und  ein  füufler  Band  von  Jioiilez's  Meianges 
eine  gleichfalls  willkommene  Gahe  sind),  oder  sei  es 
auf  dem  gewohnten  Wege  !)ereits  bekannter  Zeit- 
schriften'*).  Ferner  ist  mancher  üeilrag  zu  rüh- 
men, welcher  den  Hiilfswissenschaften  unseres  Denk- 
niälersludiums  zu  Theil  ward,  wohin  für  die  Kunst- 
geschichte A'.  F.  Heimunn's  Schrift  über  die  Studien 
griechischer  Künstler  und  Pre/ler's  Arbeit  über  Phi- 
dias,  für  iMythologie  manche  ueuerschienene  Abhand- 
Kmg  ")  zu  rechnen  sind.  War  der  klassische  Occi- 
dent  hiebei  nur  niäfsig  betheiligt,  so  hält  auch  hier 
die  Erforschung  des  Orients  ihm  das  Übergewicht^ 
namentlich  durch  Lajard's  längst  vorbereitetes  Werk 
über  persische  und  assyrische  Rehgionsdenkmäler. 
In  Bezug  auf  Erkundung  des  klassischen  Bodens 
sind  Canina's  Topographie  von  \  eji  und,  des  rein 
künstlerischen  Standpunkts  ungeachtet,  G.  Sc/iar/ps 
malerische  Ansichten  Lyciens  zu  erwähnen;  auch 
ist  der  Wetteifer  nicht  zu  verschweigen,  mit  wel- 
chem verschiedene  schöne  Kräfte  zur  Feststellung  der 
Topographie  von  Jerusalem  neuerdings  sich  verein- 
ten *').  In  gleichem  Sinn  setzen  nicht  wenige  Ge- 
schichtsvereine **)  ihre  Thätigkeit  für  Erkundung 
der  römischen  Vorzeit,  zum  Theil  neben  Geschichts- 
und Kunstinteresse  des  Mittelalters  •"•),  fort.  Wenden 
wir  uns  zur  Erläuterung  einzelner  Kunstgaltungen 
und  ihrer  Überreste,  so  fesselt  uns  zunächst  mancher 
schätzbare  Beitrag  zur  Geschichte  derBaukunst,  na- 
mentlich ZesicniuiHiis  Preisschrift  uher  Basiliken  ■"), 
wie  denn  auch  der  griechische  Theaterbau  durch 
Wieselcr'ä  Abhandlung  über  die  Thymele  neuen 
Forschungen  unterlag-*^).  Ungleich  reichlicher  sind 
ihrem  vielgestalten  Stoffe  gemäfs  allezeit  die  bild- 
lichen Denkmäler  bedacht,  unter  denen  wiederum 
die  des  Orients  durch  ßoHa's  und  Flandi)i''s  ftlonu- 
ment  von  Khorsabad,  durch  Rawlin.son's  Erklärung 
der  Keilschrift  und  durch  Lajards  bereits  erwähntes 
Werk  obenan  steht.  Zur  IMuseographie  liefert  L. 
Müller''s  Beschreibung  von  Thorwaldsen's  Antiken- 
besitz einen  schätzbaren  Beitrag,  wie  auch  von  Ar- 
wc^A's  Wiener  Antikenverzeichnils  eine  Fortsetzung 
erschienen  ist;  über  Hrn.  ,lo/in  Uisnci/'s  Veruflcnlli- 


chunnr  seiner  Marmorwerke  war  bereits  früher  (no.lO) 
die  Kede.  Für  Kunsterklärung  ist  in  0.  Juhit's 
„archäologischen  Beiträgen"  eine  durch  Wahl  der 
Stoffe  anziehende,  durch  geordnete  und  besonnene 
Erudition  musterhafte  Reihe  von  Abhandlungen  er- 
schienen, welche,  von  pompejanischen  Gemälden  des 
Zalmschen  Werkes  ausgehend,  keine  andere  Kunst- 
gattung unbetheiligt  läfst.  Unter  den  neuen  Erklä- 
rungen griechischer  Sculpturwerke  sind  beson- 
ders die  Untersuchung  von  W.  Wathlss  Lloyd  über 
den  westlichen  Parthenonsgiebel  ''*)  und  Wel- 
cher's  neue  Beleuchtung  ues  sogenannten  Har- 
pagosdenkmals  *■»)  zu  erwähnen;  dabei  ist  es  will- 
kommen, auch  untergeordnete  Werke  griechischen 
Lirsprungs  in  ihrem  Zusauunenhang  neu  gej>rüft 
zu  sehn,  wie  in  einer  Monographie  von  G.  Fried- 
länder über  Grabreliefs  geschehen  ist  **).  Hieran 
reiht  sich  K.  F.  Ilermantis  gelehrte  Erläuterung" 
einer  Kasseler  Erzfigur -"ä);  sonstige  Erzdenkmäler 
betreffend,  erfreut  uns  ein  längst  verhofftes  Ver- 
mächtnifs  des  verstorbenen  Bröyidsied,  die  Bekannt- 
machung der  Ficoroni'schen  Cista,  in  der  Gröfse  des 
Originals  mit  königliciier  Freigebigkeit  veröffent- 
licht*') in  eben  dem  Zeitpunkt,  in  welchem  man 
von  Rom  aus  bemüht  ist  dem  dringenden  Wunsch 
einer  solchen  Bekanntmachung  zu  genügen.  Noch 
ein  mythologisch,  nämlich  mit  Herkulesthaten  ge- 
schmücktes, Prachlgefäfs  lehrt,  nachdem  es  längst 
untergegangen,  C.  Bock  in  Brüssel  aus  seinem  Schatz 
mittelalterlicher  Erudition  uns  kennen**).  Für  die 
^'ascnkunde  sind,  nächst  dem  chronologischen 
Räthsel  das  eine  neuentdeckte  Inschrift  uns  schürzt*") 
und  nächst  einem  übersichtlichem  Aufsatz  über  die 
Herkunft  der  Vasen  Etruriens  von  Osann  *«),  der 
Abschlufs  des  dritten  Theils  unsrer  Auserlesenen 
Vasenbilder,  die  Fortsetzung  von  Lenornmuts  und 
J.  de  Wittens  „Elite  ceramographique,"  ferner  Pa- 
nofluCs  Notizen  über  die  Vasenvorräthe  italiänischer 
Sammlungen*'),  endhch  noch  manche  schätzbareMo- 
nogra|)hie  zu  erwähnen,  durch  v/elche  Blrch,  Jalui, 
Mitiercini,  Patioflia,  Bonlez  sich  belhätigten  *^). 
Pompejanische  Gemälde  werden  durch  Fortsetzung 
der  bekannten  Prachtwerke  von  Ruoul-Rochcitc 
und  von  Zaiui,  zugleich  mit  dem  zunächst  aul  dies 
letztere  \\  erk  bezüglichen  Erläuterungen  von  Otio 


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Jahn,  uns  geboten.  Im  IMünzfach  macht  des  Her- 
zogs von  Lwjnes  durchgreifende  Arbeit  über  Phö- 
nicien  und  die  Satrapieen  Epoche.  Den  bisherigen 
numismatischen  Zeitschriften  hat  eine,  wir  fürchten 
allzurasch  abgebrochene,  von  FiorelU  sich  beige- 
sellt; von  einzelnen  Beiträgen  ist  die  corcyräische 
Münzreihe  des  Hrn.  von  Prohcsch  nebst  andern 
Ineditis  dieses  ausgezeichneten  Sammlers  *')  zu  er- 
wähnen, welche  in  unsrer  Zeitschrift  zugleich  mit 
mancher  numismatischen  Verhandlung  ^'')  erfolgten. 

Schliefslich  ist  von  dem  Fortgang  der  Inschrift- 
kunde zu  reden.  Diese  hat  im  Gebiet  griechi- 
scher Inschriften  neue  und  schätzbare  Sammlungen 
durch  Lebas  und  durch  Vsslng  erhalten,  zu  denen 


so  eben  auch  Letronne's  längst  erwarteter  zweiter 
Band  griechischer  Inschriften  verkündet  wird.  Im 
Gebiet  altitalischer  Inschriften  macht  Th,  Momtn- 
sen's  eben  erfolgte  Herausgabe  der  messapischen 
Epoche;  eine  gründliche  Darlegung  unsres  Stand- 
punkts über  oskische  und  verwandle  Sprachüber- 
reste hat  G.  Curiius  gegeben  **).  Weniger  ist  im 
weitschichtigen  Fache  der  römischen  Epigraphik  ans 
Licht  getreten;  doch  ist  die  für  dieses  Fach  einmal 
eingetretene  Regsamkeit  noch  immer  vorhanden,  und 
durch  Monographien,  wie  Gervasio  zu  Neapel,  Seidl 
in  Wien,  Andre  an  anderen  Orten  sie  lieferten,  auch 
neuerdings  mehrfach  bezeugt. 


')  Lajard's  assyrische  Altertliümer:   oben  S.  61' ff. 

)  Von  assyrisclien  Felsreliefs  sind,  des  angebliclien  Se- 
sostris  zu  Karabel  (Arcli.Z.  Taf.  II)  zu  gescliweigen,  haupi- 
sächlich  die  Reliefs  von  Yasili-Kaia  (Pterium,  Tavia:  Ardi. 
Z.  Taf.  III,  2),  die  von  Euynk  ohnweit  liogliaz-Keui,  jene 
durch  Texier,  diese  durch  Hamilton  (Vgl.  Walz  im  Philologus 
I,  773  f.),  endlich  und  hauptsächlich  die  von  Behistun  (Bi- 
sutun,  Bagistanon:  Müller  Handb.  248,  2  W.)  bekannt,  deren 
Deutung  auf  des  Darius  Siege  als  glänzendstes  Ergebnifs  von 
Rnu'linson's  Sprachfurscliungen  in  den  Schriften  der  Londoner 
asiatischen  Gesellschaft  (Vol.  X)  ausfuhrlicli  begründet  vor- 
liegt. Weitere  Entdeckungen  gleicher  Art  verdankt  man  haupt- 
sächlich Hrn.  Roucl,  «leui  Stellvertreter  Botta's  zu  Mossul; 
■wir  entlehnen  darüber  aus  öffentlichen  Blättern  folgendes:  ,,Ini 
Gebirg  von  .Schenduk  ohnweit  der  Ortschaft  Maltha'i  fand 
derselbe  eine  Plattform  mit  vier  eingehauenen  Basreliefs,  jedes 
6  Fuls  hoch  und  1.5  Ful's  lang.  Jedes  enthält  neun  Personen, 
von  denen  sieben  auf  verschiedenen  Thieren  —  Pferde,  Stiere, 
Löwen,  Hunden  u.  a.  —  stehen.  In  der  Mitte  sitzt  der  König 
in  assyrischer  Tracht  auf  einem  von  Alfen  gehaltenen  und  auf 
Löwen  ruhenden  Thron.  Inschriften  sind  nicht  dabei.  Eine 
zweite  äimliche  Entdeckung  machte  Hr.  Rouet  in  den  Gebirgen 
von  Kurdistan,  etwa  15  Stunden  von  Mossiil,  am  Ufer  des 
kleinen  Flusses  Gaumel,  in  der  Nähe  des  Schlachtfeldes  von 
Arbela,  bei  dem  Kurdendorf  Bawian.  Diesem  Dorf  gegen- 
über erhebt  sich  ein  senkrechter  Fels  aus  weifsem  Marmor, 
der  aus  kolossalen  über  einander  liegenden  Schichten  besteht. 
Di«  unterste  Schicht  liat  vom  Wasserspiegel  an  <'twa  50  Fufs 
Höhe  unil  ist  mit  einem  sehr  erhaben  gehauenen  Relief  bedeckt, 
das  vier  Figuren  von  etwa  .30  Fufs  Hölie  entliält.  Starker  Be- 
schädigung (zum  Tlieil  durch  eingehauene  Grotten)  ungeaclitet, 
zeigen  sie  denselben  Styl  wie  die  in  Malthai  gefundenen  Fi- 
guren; zwei  derselben  stehn  auf  dem  Rücken  von  Thieren  wie 
dort.  Die  zweite  Schicht  des  Marmors  stellt  zwei  kolossale 
Lüwen  dar,   die  den  Figuren,    welche  auf  der  diittcn  Scliichl 


ausgehauen  waren,  zum  Fnfsschemel  gedient  zu  haben  schei- 
nen ;  aber  dieser  Theil  des  Felsens  ist  eingestürzt.  Man  sieht 
im  Flufsbett  grofse  Marmorblöcke  liegen,  die  von  einem  ähn- 
lichen Sturz  eines  Tlieils  des  Felsens  herrühren  müssen;  einer 
derselben  entliält  einen  kolossalen  geflügelten  Stier  mit  Men- 
schengesicht, wie  die,  welche  Botta  in  Khorsabad  gefunden 
hatte.  Über  dem  Stier  stehen  zwei  menschliche  Figuren  in 
langen  Röcken  und  assyrischen  Mützen,  von  denen  die  eine 
auf  zwei  Löwen  steht.  Der  Stier  ist  etwa  9  Fufs  hoch,  die 
menschlichen  Figuren  3  bis  4  Fufs;  der  Marmorblock  scheint 
im  Fall  zerbrochen  zu  sein,  denn  neben  ihm  liegt  ein  Stück 
von  etwa  30  Fufs  Höhe,  das  ebenfalls  einen  Stier  und  zwei 
Menscheniiguren  trägt.  Etwas  weiter  hin  findet  man  eine  Fi- 
gur zu  Pferde  zwischen  zweien  zu  Fufs,  von  etwa  9 Fufs  Höhe; 
sie  sind  verstümmelt.  Rouet  kletterte  auf  die  Felsen  und  fand 
in  einer  der  höheren  Schichten,  einer  Art  von  eingehauener 
Zelle  von  9  Fufs  Tiefe,  eine  sehr  verstümmelte  menschliche 
Figur,  ganz  im  Styl  derer  von  Khorsabad,  und  auf  beiden  Sei- 
ten eine  assyrische  Inschrift  von  56  Linien  auf  jeder  Seite 
eingehauen,  eben  so  auf  der  Brust  der  Figur  eine  Inschrift  in 
derselben  Schrift  in  einem  Dreieck  eingehauen.  Noch  höher 
hinauf,  etwa  200  Fufs  vom  Wasserspiegel,  erreichte  er  mit 
grolser  Gefahr  zwei  ähnliche  Zellen  mit  Figuren,  welche  besser 
erhalten  sinil,  und  welclie  nacii  seiner  Beschreibung  von  grolser 
Scliönheit  sein  müssen.  Von  hier  aus  sah  er  auch,  dals  unter 
ihm,  in  der  Höhe  von  etwa  120  Fufs  von  dem  Flusse,  vier 
ähnliche  Zellen  eingehauen  waren,  die  er  aus  Mangel  an  Lei- 
tern nicht  besuchte,  da  sie  auf  einer  senkrechten  Fläche  ein- 
gehauen sind.  Eine  besondere  Wichtigkeit  wird  diesen  Aller- 
thüniern  noch  aus  dem  Grund  beigemessen,  weil  sie  die  ersten 
dieser  Klasse  sin<l,  auf  denen  man  Inschriften  gefunden  hat, 
welche  beweisen  dals  die  ganze  Klasse  von  Bibiwerken,  auf  de- 
nen die  niensclilichen  Figuren  auf  dem  Rücken  von  Thieren 
stehen,  der  assyrischen  Epoche  angehört." 

')  GriechiscJie   Ausgrabungen.     Idole  aus  Cypern 


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und  Cyrene:  oben  S.  151.    Rüniisclies  Silbergerätli  ausLam- 
(isakos:  Kunstblatt  1847  no.  3(j. 

")  Italiscbe  Gräberfunde.  Funde  ausCäre  (Wand- 
gemälde: S.  4*.  Grab  der  Tarquinier:  Anni.  30),  Clusium, 
Ruvo  und  als  neuester  Fundgrube  aus  Gnatliia  werden  im 
Kunstliandel  fortwährend  erwälint.  —  Über  das  zu  Canosa 
entdeckte  (irab  mit  romisciier  Insclirift  vgl.  unten  Anm.  31. 
—  Den  Grabungen  beim  alten  Capua,  von  denen  seit  meh- 
reren Jabren  verlautet,  gilt  eine  weiter  unten  (Anm.  27)  nacL- 
folgende  Notiz  Panofka's.     Vgl.  Bull.  Napol.  no.  70. 

')  Pompeji.  Haus  des  M.  Lucretius  (oben  S.  26  ff. 
109  ff.  141  ff.  49'  f.  Vgl.  Bull.  Napol.  no.  75),  auch  wohl  d  e  1 1  e 
suonatrici  genannt  und  als  Fundgrube  grofsartiger  Wand- 
gemälde (Anm.  2b),  wie  auch  chirurgischer  Instrumente  (Anm. 
23),  melir  zu  erwähnen. 

')  Salona.  Ein  ganzer  Stadtplan,  Mauern  und  Thiirme, 
Bäder  und  Amphitheater,  hauptsächlich  ein  riesiger  Grundbau 
580  Fufs  lang  von  vierseitigen  8  bis  16  Fufs  langen  Steinen, 
■wird  ans  diesem  von  Dr.  Carrara  auf  kaiserliche  Kosten  ge- 
leiteten Ausgrabungen  uns  einstweilen  verkündet:  Allg.  Zeitung 
1847  no.  141.     Kunstblatt  no.  41.  64. 

'')  Aus  Rom  wurden  hauptsächlich  Vescovali's  Aufdeckung 
eines  dem  Forum  entsprechenden  Fufsbodens  am  Palatin  und 
Campana's  Ausbeutung  eines  inschriftreichen  Columbariums 
berichtet. 

"J  Römisches  in  den  Provinzen.  Obenan  stehen 
die  fortgesesetzten  Ausgrabungen  in  Trier,  wo  hauptsächlich 
die  grofse  Palastruine  vor  dem  S.  Barbarathor  in  baulicher 
und  sonstiger  (Anm.  17)  Hinsicht  die  Aufmerksamkeit  spannt. 
Von  sonstigen  neuerdings  genannten  Ausgrabungsorten  ist 
Rottenbnrg  am  Neckar  (aretinische  Schalen:  Anm.  21)  mehr 
bewährt;  in  England  zeigte  Richborough  (Rutupia)  sich 
ergiebig,  in  Frankreich  mehr  denn  Ein  Ort  (E'lourham,  Cau- 
debec:  oben  S.  13*.  Kunstbl.  1846  no.  25)  durch  grulse  Münz- 
funde. 

■')  Canosa:  Grofsgriechisches  Grab  mit  römischer  In- 
schrift: S.  10*  42'     Unten  Anm.  32. 

'")  Etruskische  Städte,  vermuthlicli  Graviscä  uud 
Fescenniu  m,  von  Dennis  nachgewiesen  :  Arcli.  Z.  N.  F.  S.3'5*. 
")  Museologisches  aus  Paris  und  London;  oben 
S.  149 ff.  In  Berlin  ward  hauptsächlich  das  iMünzbabinet  ver- 
mehrt (S.  41');  der  Statuensammlung  ward  die  eherne  Victoria 
aus  Cremona  (Ann.  d.  Inst.  XI,  .53  ff.  tav.  B)  hinzugefügt;  die 
Eröffnung  des  neuen  Museums  stellt  eine  grolsartige  Aufstel- 
lung der  Denkmäler  Ägyptens,  so  wie  der  Gypsabgüsse  aller 
Kunstepochen  in  nahe  Aussicht. 

'■)  Tho  rwa  Idsen's  A  n  t  i  ken  sind  zugleich  mit  seinem 
übrigen  Kunstbe.sitz  nun  als  eins  der  Museen  von  Kopenhagen 
öffentlich  und  durch  ein  sorgfältiges  Verzeichnifs  \on  L.  Müller 
auch  der  wissenschaftlichen  Behandlung  überliefert  worden.  Nach 
Anleitung  dieses  \'erzeichnisses  enthält  diese  irülier  sehr  un- 
geordnete .Sammlung  zuvörderst  414  Stücke  ägyptischen  Alter- 
tliümer,  sodann  und  hauptsächlich  griechische  und  italisclie. 
Diese  bestellen  I.  A  aus  316  TLongefäfsun ,  darunter  155  mit 


bildlicher  Darstellung;  ].Ji  aus  sonstigen  Terracotten,  276 
Stück.  II.  Sculpturen  in  Stein  (122).  IM.  Goldsacheu  (80). 
IV.  Gegenstände  von  Silber  (12).  V.  Bronzen  (395).  Sonsti- 
ges von  Eisen  (4),  Blei  (79),  Glas  (213),  Knochen  und  Elfen- 
bein (28),  wozu  noch  zwei  Stücke  antiker  Wandmalerei  und 
Verkohltes  aus  Pompeji  (Körner  und  Bohnen)  kommen.  Diesen 
im  ersten  Band  (216  -S.)  des  Verzeichnisses  beschriebenen  Ab- 
tbeilungen reilit  der  wichtigste  Theil  der  Sammlung,  die  im 
zweiten  Band  (200  S.)  beschriebene  reiche  und  auserlesene 
Gemmensammlung,  sich  an;  sie  besieht  aus  1695  Intagli  und 
133  Kameen.  Die  dritte,  einem  dritten  Band  der  Beschreibung 
zureichende,  Abtheilung  dieses  aus  vereinter  Begünstigung  von 
Ort  unil  Zeit,  Stellung  und  Einsicht  hervorgegangenen  Antiken- 
schatzes umfafst  lediglich  Münzen. 

")  Den  assyrischen  Sculpturen  im  Louvre  und  im  * 
brittischen  Museum  (Arch.  Z.  N.  F.  S.  161  f.  51*  ff.)  gehen 
die  reichen  Portefeuilles  Botlu-Fhwilinscher  und  Lnijaidscher 
Zeichnungen  und  die  zahlreichen  Abgüsse  zur  Seite,  welche 
Hr.  Lutlin  de  liiwnl  durch  ein  eigenthümliches  technisches 
Verfahren  in  Abgüssen  darzustellen  gewufst  hat.  (Kunstblatt 
1847.  no.  16). 

'^)  „Die  Sculpturen  des  brittischen  Museums  wur- 
<Ien  zugleich  mit  den  halikarnassischen  Reliefs  neuerdings  auch 
durch  die  im  Bulleltino  dell'  Inst.  1832  p.  168  als  vermutiili- 
cher  Statuenrest  des  Mausoleums  erwähnte  schöne  Karyatide 
vermehrt.  Dieselbe  ist  4' 7',"  lang  und  ohne  Kopf.  Der  linke 
Arm  ist  erhoben,  der  rechte  gesenkt,  der  Kopf  fehlt ;  die  Fül'se 
sind  mit  dicken  Sandalen  bekleidet,  das  Ganze  ist  mit  einer 
gesäumten  Tunica  bekleidet,  in  Art  kaiserlicher  isisliguren. — 
Auch  zwei  Reliefs  aus  späterer  Zeit  waren  jener  asiatischen 
Sendung  beigefügt.  Eines  derselben  zeigt  einen  stehenden  und 
bewaffneten  Gladiator  mit  der  Inschrift  I/.aoo; ,  das  andre 
(3  Fufs  breite)  zwei  fechtende  Gladiatoren  auf  einer  Erhöhung, 
unter  welcher  zwei  in  die  Höhe  blickende  Zuschauer  bemerk- 
lich sind.  Darüber  die  In.schrift  «ntXvO-ijaav ,  darunter  als 
Namensinschrift  der  Gladiatorenfamilie  ^-litniior  Ayjli.ia  (d.  i. 
liuaCiüv  li/tD.tla).  Endlich  ist  auch  von  der  Küste  ohnweit 
Budrun  ein  Altar  mit  Reliefs  nach  England  gekommen,  de- 
ren Köpfe  jedoch  sämmtlich  fehlen,  obwohl  sie  in  Dalton's 
Zeichnungen  angegeben  sind."  (Aus  Jlittheilungen  des  Herrn 
Sam,  Birch], 

'■')  Den  Sculpturen  desLouvre  soll  aufser  jenem  nene- 
stens  angelangten  Junokopf  eine  Sophoklesstatue  aus  Athen  be- 
reits im  Jahr  1840  zugegangen  sein;  dieses  in  Deutschland  ver- 
breitete Gerücht  wird  uns  jedoch  von  Paris  aus  nicht  bestätigt. 
"■)  Clusinische  Statue.  Aus  Chiusi  berichtete  Herr 
Ijuiiji  Dci  den  Fund  einer  in  seinem  Besitz  behndlichen  fast  le- 
bensgrofsen  Slatue,  darstellend  eine  sitzende  von  zwei  Sphinxen 
begleitete  Göttin,  vom  üblichen  clusinischen  weirhen  Kalkstein 
in  ähnlicher  Weise  gebildet  wie  die  im  Berliner  Museum  be- 
Ijndliche,  zum  Aschengefäfs  ausgehöhlte,  Statue  gleicher  Bil- 
dung und  Herkunft  und  wie  eine  zweite  im  Museo  Casuccini 
zu  Chiusi.  Diese  (;ölterbildung,  in  welcher  man,  auch  nach 
Jlafsgabe   ihrer  Bestimmung   zu   ausgehöhlten  Aschengefafsen, 


203 


204 


eine  Toilesgöttin  zu  eikennen  längst  berechtigt  war,  wird  in 
ilem  nenentdeckten  Exemplar  diircli  den  Zusatz  eines  auf  ih- 
rem Scliofs  liegenden  Kindes  merkwürdiger,  indem  uns  hiedurch 
der  Doppelsinn  einer  Geburts-  oder  Todesgiittin,  einer  Liliera 
oder  Bona  Dea  (Abh.  Etrusk.  Gottheiten  Anm.  74),  nahe  gelegt 
wiril.  Diese  Göttiu  ist  mit  einem  Stirnhand  geschmückt;  das 
nach  dem  Anschein  nicht  erst  neugeborene  Kind  wird  von  ihr 
mit  beiden  Armen,  linkerseits  unter  dem  Kopf,  rechterseits  auf 
den  Knieen  gehalten.  Das  Kind,  dessen  Geschlechtszeichen 
verdeckt  ist,  erscheint  in  genäliter  Kleidung,  aus  der  es  wie 
aus  einem  Sack  hervorragt;  die  Natürlichkeit  dieses  Anzugs 
nöthigt  dem  Berichterstatter  volle  Anerkennung  im  Gegensatz 
heutiger  Kinzwängung  ab.  Kopl  und  Fülse  der  Göttin  sind 
eingesetzt  und  beweglich;  dieser  Umstand  sowohl  als  ein  im 
Rücken  des  Throns  angebrachtes  viererktes  Loch,  grofs  genug 
um  mit  der  Hand  liineinzureichen,  schliefst  iler  allgemeinen 
vorgedachten  Bestimmung  dieser  und  ähnlicher  Statuen  sich 
an,  als  Aschengefäls  zu  dienen,  ähnlich  den  hie  und  da  in  ei- 
nen Thron  eingesetzten  etruskischen  Kanopen  (Gerhard  Neuerw. 
Denkm.  111,1796.  Vgl.  Micali  Storia  MV,  I.  2.).  Die  erwähnte 
viereckte  Ölfnung  ist  mit  einem  eingesetzten  Würfel  desselben 
clusinischen  Kalksteins  geschlossen,  von  welchem  bezeugter- 
mal'sen  die  als  Lehnen  des  Thrones  darcestellten  Sjiliinxe 
(nicht  auch  die  Göttin?)  gebildet  sind.  Aul'serdem  wird  noch 
bemerkt,  dafs  der  Mantel  der  Göttin  mit  dünnen  Goldplättchen 
bedeckt  war,  von  denen  hinlängliche  Spuren  verblieben  sind. 

•■)  A  mazonen  t  o  rso  aus  Trier  (Anm.  8).  Ein  Abgufs 
desselben  bildet  im  Königl.  ."Museum  zu  Berlin  ein  würdiges 
Seilenstück  zur  vatikanischen  Amazonenstatue,  die  aus  gleichem 
griechischen  ürbilde  (Müller  Handb.  121,  2)  herrührt. 

'")  Niobiden,  statuarisch  in  Thon:  Bull.  Napol.  V,  no.77. 

tav.  3. 

")  Terracotten  aus  Cyrene:   oben  S.  1.51,  3. 

'")  GrofsgriecliischeReliefgefäfse.  Über  diese  sehr 
eigenthündiche  Denkmäler  griechischer  Thouplastik,  welche  neu- 
lich bei  Hrn.  GanjiuUi  zu  Neapel  verkäuliich  waren,  spricht  Hr. 
Pnnofhn  mit  gröfster  Anerkennungsich  aus,  indem  er  zugleich  die 
nachstehende  genaue  Beschreihung  beifügt.  „Das  eine  jener 
Gefäfse,  eine  schwarz  geriefte  Hydria,  in  Gnathia  ausge- 
graben, hat  mitten  einen  weifsen  Epheukranz,  oben  am  Hals 
einen  Tulpenkranz.  Der  Fuls  mit  Basis  ist  vom  Körper  ab- 
nehmbar. Schwarze  Reliefliguren  in  ^■ierecken  uml  Oblongen 
sieht  man  an  verschiednen  Stellen  mitten  im  Bauch  des  Ge- 
fäfses.  Herkules  (?),  unbärtig,  steht  mit  dem  Löwenfell  in 
der  Linken  ,  mit  der  Keule  in  der  Htcliten.  Er  blickt  nach 
dem  vor  ihm  in  einem  andern  Feld  rückschauenden  laufenden 
Löwen.  Weiter  rechts  eisclieint  Ülyss  (V)  mit  Tileus  und 
flatterndem  kurzem  Chiton,  der  die  linke  Brust  frei  lälst;  in 
der  Rechten  hat  er  das  Schwert  erhohen,  in  der  gesenkten 
Linken  die  Scheide.  Hinter  ihm  erblicken  wir  eine  Frau  mit 
Helm,  langem  Chiton,  Stiefeln,  in  der  Linken  den  Schild,  die 
Rechte  hinter  ihm  erhohen:  Atliene,  etwa  den  Odyssens  gegen 
Feindes  Angriff  schützend  und  entführend  ,  oder  in  der  Nähe 
von  Ajas.  Herr  Gargiulo  dachte  an  Achill  auf  Skyros,  doch 
die  weiblichen  Brüste  sind  deutlicli.  Hierauf  folgt  der  Henkel. 
Andrerseils  stellt  eine  verschleierte  Frau,  das  (Jewand  oben 
aufziehend,  vielleicht  Hebe  mit  Herkules  in  Verbindung 
oder  Penelo  pc.  Hinter  dem  gerieften  Henkel  sieht  man  einen 
jugendliclien  Herkuleskopf  mit  Löwenfell,  an  den  Seitenhen- 
keln  Blumenornamente  wie  in  Bronze."  —  „Nicht  minder  eigen- 
thümlich  ist  ein  in  Lokri  ausgegrabener  Krater  von  Thon, 
mit  Hautreliefs  von  wiülser  Färbung;  die  Grundfläche  des  [in 
seinen  Stücken  wolderhaltenenj  (Jefälses  ist  gelbweils  gleich  at- 
tischen Lekythi'n;  ein  (Mkranz  läuft  um  den  Hals,  ein  Mäander 
auch  gemalt  dient  als  linden  der  Scene.  Theseus  bekämpft  den 
links  sinkenden  M  inotaur,  hinter  welchem  ein  Baum  oder  eine 
Grotte  sichtbar  ist;  andrerseits  steht  abgewandt  Ariadne, 
|nach  Gargiuhi's  Angabe  mit  einem  Knaul  in  <ler  Hand].  Der 
Kopf  fehlt.  Die  Rückseite  zeigt  den  ()edi|)us  mit  einem 
Pelasus  und  einer  Chlamys,  den  Schild  am  Boden,  in  der 
Rechten  die  Lanze,  vor  der  Sphinx  auf  ihrem  Fels.  Links 
steht   ein  Jüngling   mit   einem    Schild    in   der  Rechten:    seine 


Linke  ruht  auf  dem  Fels."  —  „Ein  drittes  ebendaselbst  be- 
ündliches  Getals  von  Thon  zeigt  in  statuarischer  Abrundung 
einen  knie  enden  Silen  mit  weilsem  Haupt-  und  Barthaar, 
rnthem  und  blauem  Eplieukranze  und  rothen  Korymben ;  Ge- 
sicht und  Körper  sind  ebenfalls  rotli.  P>  trägt  mit  beiden  Hän- 
den auf  dem  Kopf  einen  Modius  mit  bemallem  Olivenkranz  oder 
wie  die  Polos-Scheibe  des  Atlas;  die  Figur  ist  hohl  wie  ein 
Rhyton.  Der  Mangel  einer  Silensnase  hindert  uns  Silenos- 
Pappos,  gestützt  auf  grauen  Kopf  und  Bart,  hier  zu  erkennen : 
weshalb  wir  vorziehen,  ihn  als  Daimon  Agathos,  als  „Se- 
gengeber" uns  zu  denken."  —  Entsprechende  Notizen  über 
diese  merkwürdigen  Gefäfse  waren  uns  sclion  früher  (9.  Jan. 
1847)  von  Hrn.  Gargiulo  zugegangen.  Dei^elbe  spricht  dabei 
unter  andern  auch  die  auf  einer  Aufserung  Hrn.  Stüler's  be- 
ruhende Ansicht  aus,  die  weils  gefärbten  Figuren  des  lokri- 
schen  Gefälses  möchten  ursprünglich  versilbert  gewesen  sein. 
Zugleich  wiril  des  Umfangs  gedacht,  den  Hr.  Gargiulo's  Samm- 
lung Ivon  Terra-Cotten  gegenwärtig  erlangt  habe;  sie  zähle 
70  Ciefäfse  in  verschiedener  Rhytonsform,  200  statuarische  Werke, 
60  Lampen  mit  Reliefs,  im  Ganzen  an  500  Stück. 

^')  Aretinische  Gefäfse.  In  dieser  so  häutig,  be- 
sonders auch  aus  riieinischen  Ausgrabungen,  bezeugten  als  für 
Erudition  gemeinhin  unergiebigen  Kunstgattung  verdienen  die 
neulichen  Funde  von  Kuttenbiirij  (Anm.  S)  einige  Aufmerk- 
samkeit. Unter  den  dort  gefundenen  zahlreichen  Schalen  ist 
allerlei  Bildliches  beachtenswerth  z.B.  Venus  welcher  Paris  den 
Apfel  reicht,  hauptsächlich  aber  „Janus  mit  einem  Sack  auf 
dem  gebeugten  Rücken,  vorwärts  schreitend,  unten  mit  auf- 
gedrücktem Stem|iel  CONSIVIVS."  Ungeachtet  in  den  In- 
schriften solcher  Stempel  Namenserklärungen  fast  oline  Aus- 
nalime  (Oenone :  Millingen  Uned.  II,  18)  fehlen,  so  liegt  es 
doch  hier  allzu  nahe,  sofern  im  Übrigen  Janns  unverkennbar 
(??  d.  h.  mit  zwei  Köpfen  versehen,  worüber  keine  Notiz)  ist, 
an  den  Janus  Consivius  aus  Macrob.  Sat.  1,  9  zu  denken.  An 
manniclifaltigen  Fabrikstempeln  fehlt  es  niclit.  Vgl.  AUgein. 
Preufs.  Zeitung  1847  no.  3-34. 

'■')  Statt  Erzfiguren  neuen  Fundes  melden  zu  können, 
holen  wir  hier  nach  einer  älteren  brieflichen  Mittheilung  aus 
Athen  (30.  IMärz  1845)  die  Notiz  einer  in  Korintli  gefundenen 
und  nach  England  gegangenen  merkwürdigen  Bronze  nach. 
Dem  verelirlichen  Berichterstatter  ward  erzählt,  auf  einer  run- 
den Platte  sei  ein  Thron,  von  vier  Löwenköpfen  getragen,  be- 
festigt gewesen ;  auf  diesem  Thron  safs  eine  weibliche  beklei- 
dete Figur  [KybeleV]  mit  einem  Diadem  [Stephane?]  und 
pyramidalem  Hauptschmuck  [Modius?].  Über  dem  Thron  safs 
ein  Hund. 

■■')  Chirurgisches  Erzgeräth  hat  zu  reicher  Ver- 
mehrung des  im  iVIuseo  Borbonico  bereits  belindlichen  ähnli- 
chen Vorraths  auch  neuerdings  in  Pompeji  (Anm.  h)  reichlich 
sich  vorgefunden,  unil  die  Bestimmung  desselben  nimmt,  v\ie 
aus  Neapel  versichert  wird,  ilurch  unermüdliche  Ausdauer  der 
Herren  Qiinrnnta  und  Vulpcs  nun  seit  bald  anderthalb  Jahren 
die  Thätigkeit  der  herkulanischen  Akademie  grofsentheiles  in 
Anspruch. 

")  Silberschale  aus  Rufsland:  Arch.  Z.  N.  F.  S.  44*. 
Vgl.  dieStroganoll'scIie:  Arch.  Z.  Taf.  X. 

■'')  Etruskische  Spiegel.  Mehrere  räthselhafte  In- 
schriftspiegel (Toilette  der  Venus?  Eos  und  Keplialos?  S.  6" 
S.  9*)  sind  durch  Braun's  Bericht  kund  geworden,  andre  (S. 
ISfif.)  durch  ihre  Versetzung  ins  brittische  Museum. 

•'')  Vasenbilder  neuesten  Zuwaclises:  hauptsächlich  von 
Rrnun  in  den  Protokollen  des  arcliäologischen  Instituts  (Arch. 
Z.  N.  F.  S.  1*  :i7' 11.)  und,  in  Folge  seiner  neulichen  ilaliäni- 
schen  Reise,  von  Piinnfkn  beschrieben  (Ebd.  S.  17*  (f.),  dessen 
Notizen  über  napoletanische  Sammlungen  in  diesen  Blättern 
fortgesetzt  wenlen;  von  Ciini/iriHre's  aus  den  Gräbern  von  Cäre 
entnoinmenem  Vasenbesitz  ist  nichts  Neueres  kund  geworden. 
Als  anziehendste  neue  Funde  dieser  Kunstgattung  können  wir 
ilemnach  die  folgenden  bezeichnen.  Von  archaischen  Ge- 
fäfsbildern  eine  Amphora,  nach  alten  Inschriften  auf  Kastor 
und  Polyileukes  im  väterlichen  Haus  bezüglicli  (S.  24')  und 
der  Dop  pcldionysos  einer  Kylix  (S.2j*).   Unter  den  neuer- 


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206 


scliienenen  freieren  S  tyls   steht  obenan  das  Sk>|iliosl)il(l  von 
Eos  nnd  Tithonos,  Priainos  iiml  Dardanos    mit  der  statt- 
liclieri  Sentenz.   Ov  navjüi  nrri  KüiiirOm  (S.  22*),  nnd   ineliiere 
andere    ebenfalls    anf   Schalen    liclindlicli:    die    zwiilf   (Gott- 
heiten mit  Inschriften  (S.  l"f),  jetzt  im   hrittisclien  Musenni, 
Pasi|)liae  und  Minotanros   (l'hiale  S.  22  f ),  ferner  das  a|]uli- 
sclie  Inschrifthild  A  |ih  ro  di  ten  s   und  ihrer  (Jefährtinnen   (IJnll. 
Napol.  no.  74),    dein  das   seltsame  Kumlhild    eines    apulischen 
Krngs,    Paris    mit    Pallas,    Hera    nnd  „Helena"    vereinigt 
(Bull.  Naji.  V  |).  91  tav.  VI)  sicli  anschliel'st.    In  ähnlicher  Weise 
merkwürdig,  bei  geringerem  Kunstwerth,   ist  das  von  Gotthei- 
ten   zu  Wagen   begleitete  Parisurtheil    eines    dreiheukligen 
für    das  Museum  zu   Neapel    angekauften  Gefälses    aus  Capua 
(Bull.  Nap.   V  p.  lOi);  nicht  uiimler  anziehend  ilurch  Darstel- 
lung als   durch  Kunstwerth  der  schöne   clusinische   Doppelkopf 
(Dionysos-Apollo  oben   no.  8),  jetzt  im  Berliner  Museum. 
'")  Fnndörter    der  Vasen.     In  dieser  Bezieliung  wird 
eine  Notiz  Panofka's    über  die  von   ihm   besuchten  Grabungen 
bei  S.  Maria    di    Capua    [dort    und    in  Caserta   auch   Vasen- 
saminlungen ,    der    UH.    Patturelli    u.    a.  m.]    hier    ihre   Stelle 
linden,  obwohl  ileren  Ausbeute  nur  mäfsip  lohnte.    „Merkwür- 
dig (schrieb  Hr.  P.  aus  Neapel  28.  Juni   1S47)  ist  in  den  dort 
gefundenen   Vasen    die  gleiche  Mahl  der  Mythen    und    gleiche 
Form  der  Vasen ,    die    wir  durch    noianische  Gräber   vorzugs- 
weise kennen  gelernt  haben;   dagegen,  wenn    auch  der  Firnils 
bisweilen   noianisch    ist,     erscheint  die   Zeichnung    der   rotlien 
Figuren  doch  immer  viel  inittelmäfsiger,  und  die  Frauengesichter 
sind  dnrchgehends  hälslicli,   fast  Karikatur.    Nächst  einer  Diota 
mit  Kos  undKephalos  und   einer  andern  mitBoreas  nnd 
Orithyia  verdient  um   des   Gegenstandes  willen  ein  Stamnos 
mit    rothen    p'ignren    eine    genauere    Beschreibung.     An    einer 
dorischen  unkannelirten  Säule  erblickt  man  den  bärtigen  Kopf 
des  Dionysos  im   Prolil  rechts,  statt  des  Körpers  Maiiteleinhül- 
lung  und  drei  aus  dem  Gewände  emporspriefscnde  Epheuzweige, 
welche    an    Dionysos    Dendrites   erinnern    können.      Vor 
ilim  schreitet  zurückschauend  die  langhaarige,  myrtenbekiänzte 
Dione,    die  Arme  ganz  eingehüllt,    hinter  ihr  epheubekränzt 
ganz   eingeliüUt  Ariadne.     Die    Rückseite  desselben  Gefälses 
zeigt  eine  Flötenspielerin  einer  rückblickenden  P>au  mit  einer 
Haube  folgend;  hinter  ihr  gelit  links  eine  rückschauende  .lung- 
frau  fort,   das  Haupt   mit  einer  Tänia   unibnnden,   die  Linke 
erhohen.     Eine  Ähnlichkeit  dieses  Vasengemäldes  mit  der  be- 
rühmten Bacchantinnenvase    im    Neapler  Museum    hinsichtlich 
des  eigenthüinlichen  Bacchusidols  leuchtet  auf  den  ersten  Blick 
ein.  —    Kin  kleiner  Stamnos  zeigt  Dionysos  mit  Pantherfcll 
über   dem   kurzen  Chiton,    Stiefeln,    Myrtenkranz    und    dicker 
Binde,    den  Kantharus    in    der    Linken,    den    Thyrsus    in    der 
der  Hechten.    Voran  schreitet  Ma  rsyas  llötend  mit  einer  Phoi- 
beia,    deren    Kiemen    oben    um    die   kahle  Hälfte   des   Kopfes 
geht    I  coptstivHm );    links    hinter  Dionysos    belindet   sicIi    eine 
Frau  mit  Thyrsus  nnd  Oenochoe.  —     Eine    Diota  mit  rothen 
Figuren    gleicher    Herkunft    zeigt    einen    bärtigen     häfslichen 
Krieger,  das  (iesiclit  in   dem  Helm  verstockt,  mit  rundem  ar- 
golischem  Scliild ,   Lanze    und  Beinschienen ,    in  gebückter  wie 
Gnade    bittender  Stellung;    auf   der  Kückseite    eine    bekränzte 
bärtige  Mantelfigur.     Eine  von  dem  Verkäufer  mir  mitgetheilte 
Vermuthung,  Thersites   sei    hier  dargestellt,    der  den  Aga- 
memnon geschmäht  habe,  schien  mir  nicht  ganz  abzuweisen." 
'")  Pomp  ejanisc  he  Wandgemälde    im  Hause  iles  M. 
Lucretius:  Panol'ka  Arch.  Z.  N.  F.  S.  2(>  If.  109  If.  14111'.  49*  f. 
60.      Ebendaselbst    <lie   grofsen    Gemälde   der    fackeltragenden 
Ceres    uml    des    mit    einer    Nymphe    gruppirten    Atys    (Bull. 
Nap.  no.  7J). 

''')  Griechische  Inschriften:  unter  den  von  Ussing 
bekannt  gemachten  hau|>lsächlich  thessalisclie  Kataloge  von 
Freigelassenen  unfl  attische  Staatsurkumleu,  deren  eine  die 
Zutlieilung  des  Bürgerreclits  für  Thrasybul  von  Kalydon  ent- 
hält.    Vgl.  r.ergk  Zeit.  f.  Alt.  1847.    Dec. 

'")  Etruskische  Inschriften.  Grab  der  Tar<|uinier; 
Bull.  1847   p.  :>r)ss. 

")  Kömische  Insch  ritten  vorzüglich  beachtenswerth 
waren:    die    aus  I'lclanuni  herrührende  metrische  eines  Komü- 


diendichters,  die  nächst  Tli.  Mommsen  (S.  2*)  im  Bonner 
Herbstprogramm  durch  F.  Kitschi  gründlich  behandelt  worden 
ist;  ferner  eine  napoletanische  zu  Ehren  des  Bacchus  Hebon 
(S.  tj'),  dazu  die  zahlreichen  von  Campana  entdeckten  Giab- 
inschriften  (S.  43*). 

'■)  Insclirift    zu   Canosa:    Bull.   d.  Inst.  1847    \>.   122. 
Oben  S.   10'.  42». 

■")  Messapische  Inschriften.  Hierüber  äufserte  Dr. 
Th.  Mommsen  zugleich  mit  Probe<lrücken  jener  am  2ö.  April 
1447  der  Königl.  Akademie  der  Wissenschalten  zu  Berlin  vor- 
gelegten wichtigen  Sprachdenkmäler  sich  folgendermafsen : 
„Die  Inschriften  aus  den  Provinzen  von  Otranto  und  Bari, 
die  auf  den  beiliegenden  Kupfertafeln  gestochen  sind,  sind 
fast  alle  unedirt  uml  bis  auf  die  eine  von  Vaste,  die  bei  Gru- 
ter  (14.'),  ü)  und  bei  Lepsius  (Inscr.  ilal.  tab.  XXVIII;  unter 
den  falschen)  steht  und  öfters  in  Deutschland  behandelt  ist, 
bei  uns  völlig  unbekannt.  Ihre  Echtheit  ist  bei  einigen  zwar 
zweifelhaft,  bei  vielen  aber  durchaus  unanfechtbar;  die  von 
l''asano  uml  Ostuni  habe  ich  selbst  gesehen,  das  kleine  Ge- 
fäfs  aus  Kugge  sogar  gekauft  und  wird  solches  nächstens  ans 
Königl.  Museum  zu  Berlin  gelangen.  Keinem  Kenner  wird 
es  einen  Augenblick  zweifelhaft  sein,  dals  hier  die  Reste  eines 
eigenthümlichen  italischen  Dialekt  vorliegen,  der  namentlich 
von  dem  oskisch-samnitischen  radical  verschieden  ist.  Eine 
ansllihrliche  sprachgeschichtliche  Untersuchung,  welche  die 
Annali  des  archäologischen  Instituts  (Jahrgang  1846.  Vergl. 
BuUettino  1S47  p.  l:J4ss.)  bringen  werden,  sucht  die  Stellung 
dieses  Dialekts  zu  ermitteln  und  kommt  zu  dem  Resultat,  dafs, 
während  die  Dialekte  der  Lateiner,  der  Umbrer  und  der  aus 
Mittelitalien  in  die  südlichen  Provinzen  übergesiedelten  sa- 
bellischen  Stämme  ein  eigenthümliches  System  der  mittelitali- 
schen  Sprachen  ausmaclien,  dieser  messapische  Dialekt  den 
Urbewohnern  Süditaliens  vor  den  griechischen  und  sabellischen 
Einwanderungen  angehörte;  dafs  er  durch  diese  auf  Apulien 
und  Kalabrien  (in  der  römischen  Bedeutung)  beschränkt  wurde; 
dals  er  in  A()Ulien  sich  ums  fünfte  Jahrhundert  der  Stadt  in 
das  ihm  homogene  Griechische  umsetzte  und  dieses  dort  zur 
Landessprache  machte;  dals  er  aber  in  .lapygien  bis  auf  Au- 
gust in  seiner  barbarischen  Gestalt  fortbestand.  Von  Inter- 
pretation kann  noch  kaum  die  Rede  sein;  docli  ist  mit  Wahr- 
scheinliclikeit  festgestellt,  dafs  A^  und  O—  zwei  inasculine 
Nominative,  AIlll  und  Uli  (das  II  mit  Consonantischer  Gel- 
tung genommen),  die  diesen  Nominativen  correspondirenden 
Genitive  sind  und  lN(-)[  und  bedeutet."  Über  die  frentani- 
sche  Insclirift  aus  (Jrtona  vgl.  oben   S.  39*. 

")  Als  L  i  t  te  ra  t  u  r  bericht  über  die  Fortschritte  der 
Archäologie  darf  ein  sorgfältiger  Aufsatz  von  Cli.  M'alz  in 
Schneidewin's  Philologus  I  S.  732  If.  nicht  unerwähnt  bleiben. 
Im  Übrigen  und  für  den  uns  nächsten  Zweck  bezielien  wir 
lins  für  die  hier  berührten  Litteraturnotizen  auf  W.  Knner's 
bibliographische  Verzeichnisse  in   den   Beilagen  dieser  Zeitung. 

'')  Gelehrte  Gesellschaften.  Von  den  Werken  des 
archäologischen  Instituts  ist  der  ISte  auf  IS4()  lautende 
Band  bereits  seit  Jahr  und  Tag  veröll'entlicht;  der  lilte(I847) 
wird  in  Paris  gedruckt  und  ist  von  dort  nächstens  zu  erwar- 
ten. Erfreulich  ist  es  dals  in  den  X'erhandlungen  der  ileutschen 
P  hilolüge  n  Versammlungen  auch  archäologischen  Steifen  im- 
mer mehr  Keclit  widerfährt  (S.  43*,  3).  Von  akailemischer 
Thätigkeit  ist  die  Archäologie  aufser  Berlin  (Auni.37.  52)  und 
London  (Anm.  52)  auch  in  Brüssel  betliätigt  worden  (Anm.  48. 
h'l),  von  wo  auch  die  Preisfrage  über  die  Basiliken  (Anm.  42) 
ausging.  Hier  ist  ilenn  auch  das  Bulletin  einer  ilurch  K.Kuhnn'i 
unermüdlichen  Eiler  neugegründeten  numismatischen  Gesell- 
schaft zu  .St.  l'etersbiirg  dankbar   zu  erwähnen. 

'")  Von  Zeitschriften  wurden  früher  bewälirte,  B  u  I- 
lettini  zu  Rom  und  Neapel,  in  Deutschland  das  K  liein  isch  e 
iMuseuiu,  die  Zeitung  für  A  1  te  r  th  n  ms  w  i  ss  e  n  s  cha  ft 
und  das  Kunstblatt,  mit  gleichem  Erfolge  fortgesetzt;  die 
Pariser  „Revue  arch  eologique"  wendet  immer  mehr  dem 
Mittelalter  sieh  zu. 

'')  Mythologische   Abhandlungen:     Gerlinnl  Über   die 


207 


208 


Gottheiten  der  Ktrusker  (BerI.Akacl.lS45");  JaTin  über  Lyko- 
leus;  Nitzsch  Eleusinia;  Schömnnn  Über  das  Ideal  der  Hera. 
'")  Jerusalems  Topographie:  neuerdings  bearbeitet  von 
Krnfft  und  Fergtisson,  im  Druck  belindlich  liir  Ritters  Erd- 
kunde, welcher  zugleich  einen  sorgfältigen  Plan  von  Herrn. 
Gadow  benutzt  hat. 

'')  Geschichts  vereine:  deren  Litteratur  von  W.  Koner 
in  Schmid's  historischer  Zeitschrift  gegeben.  Erwähnt  ward  der 
Pfälzische,  dessen  Schriften  wir  den  HH.  Hnlm  und  Jäger  ver- 
danken (S.  43%  4). 

*")  Dem  Mittelalter  fast  mehr  als  der  römischen  Vor- 
zeit sind  nun  auch,  vom  elften  Heft  an ,  die  regelmäfsig  fort- 
schreitenden Jahrbücher  des  rheinischen  Vereins  von  Alter- 
thumsfreunden  gewidmet.     Vgl.  Anm.  36.    * 

"')  Basiliken:  wozu  auch  ein  neuliches  Programm  von 
ürlichs  (S.  59'J. 

'•■)  Thymele:   oben  S.  42». 

■")  Westlicher  Parthenonsgiebel.  Im  Gegensatz  mit 
O.  Müller  und  mit  Welcker's  im  Classical  Museum  no.  VI 
ausgesprochener  Ansicht  gründet  der  /y?o;/(/'sche  Aufsalz  in 
no.  XVIII  derselben  Zeitschrift  seine  neue  Erklärung  haupt- 
sächlich darauf,  dals  nacli  Pausanias  nicht  sowohl  eine  auf 
Götterstreit  bezügliche  Scene,  sondern  Athenens  ifnd  Poseidons 
Streit  selbst  dargestellt  war,  dafs  Poseidon  nach  Apollodor 
durch  Überfluthung  schreckte,  Kekrops  aber,  den  seine  Familie 
umgibt,  als  Richter  (Apollod.  111,  14,  I,  5)  zugegen  war,  end- 
lich dals  für  Anerkennung  des  Kekrops  in  der  von  Welcker 
auf  Herakles  umgedeuteten  Figur  durch  das  zupassende  Frag- 
ment eines  Schlangenfulses  ein  sichres  Zeugnifs  gefunden  sei. 

*')  Harpagosdenkmal  (Arch.  Z.  no.  22)  in  gedrängter 
Kürze  von  Welcker  Bull.  P-47  p.  66ss.  und  zu  Müller's  Hand- 
buch §.  128*  neu  besprochen.  Es  wird  gellend  gemacht,  dafs 
die  dargestellte  Stadteinnahme  mit  Herodots  Erzählung  von 
der  Eroberung  von  Xanthos  nicht  stimme,  wonach  denn  die 
Scene  des  Frieses  auf  Eroberung  einer  der  Nachbarstädte  ge- 
deutet und  den  Nereiden  zufolge  auf  einen  der  mit  .Schiffahrt 
verbundenen  Kämpfe  zu  des  Euagoras  (Ol.  98,  2)  Zeit  zurück- 
geführt werden. 

*'■)  Griecliische  Grabreliefs.  Leider  waren  dieser  tiei- 
l'sigen  Untersuchung  die  in  der  „Revue  archeologiqne"  befind- 
lichen Verhandlungen  noch  nicht  zu  statten  gekommen,  so  dafs 
eine  neue  Revision  des  Gegenstands,  mit  möglichster  Voll- 
ständigkeit der  dahin  einschlagenden  Denkmäler  Avünschens- 
werth  bleibt. 

")  K.  F.  Hermann:  ,,Der  Knabe  mit  dem  Vogel"  (Gott. 
1847.  4).  Der  sehr  dankenswerthen  Bekanntmachung  dieser 
schönen  Knabengestalt  mit  Eadegeräth  und  Amulet-phallus  am 
umgehängten  Riemen  und  ndt  einem  Vogel  in  der  ausgestreck- 
ten linken  Hand  ist  eine  gelehrte  .Ausführung  über  italische 
Herkunft  und  Votivsitte,  hauptsächlich  jedoch  über  den  Vogel 
beigegeben,  dessen  Bezug  auf  erotische  und  sonstige  Alltags- 
scherze für  überwiegend  erkannt  wird.  Auf  Vergleichung  mit 
den  angeblich  tagetischen  Knaben  ist  nur  in  sofern  eingegan- 
gen, als  eine  mögliche  Augurienbezielning  S.  21  schlechtliin 
abgelehnt  wird;  eben  sowenig  ist  die  Gräberbeziehung  beach- 
tet worden',  die  theils  auf  griechischen  Stelen  (ilattern<Ier  Vo- 
gel in  des  Jünglings  Hand,  Müller  Denkm.  I,  127,  etwa  als 
•  Taubenopfer  der  Gräbervenus)  tlieils  im  häufigen  Vögelpaar 
römischer  Grabsteine  wiederkelirt,  dessen  Deutung  auf  die  Ma- 
nen immer  noch  eben  so  unwiderlegt   als  unerwiesen  ist. 


"")  Den  Ficoroniske  Cista  beskreven  og  forklaret  af 
P.  0.  Bröudsteil.  Efter  allerhöieste  befaling  udgivet  af  N. 
V.  Dorph.     Kiöbenhavn  1847.   fol.    14  S.   7  Bl.  fol. 

"')  C.  Bock  im  Bulletin  de  l'Acad.  de  Bruxelles  Xlfl  no.  12. 
Nämlich  aus  der  bei  Sirmond  bekannt  gemachten  Gedichtsamm- 
lung Theodulphs  Bischofs  von  Orleans,  Zeitgenossen  Karls  des 
Grolsen.  Als  Werkzeug  gerichtlicher  Bestechung  wird  dort  ein 
kostbares  Silbergefäfs  beschrieben,  auf  welchem  eine  Anzahl 
von  Thaten  des  Herkules  abgebildet  waren ,  nämlich  die  mit 
Antäus  und  etwa  der  Kampf  mit  Cacus,  der  Kampf  mit  Ache- 
lous  und  Nessus,  und  die  Verbrennung  auf  dem  Oeta.  Nach 
Hrn.  B.s  Vermuthung  hätte  das  Gefäls  ursprünglich  in  einem 
Herkulestempel  zu  Nismes  gedient. 

*'J  Inschrift  von  Canosa  v.  Jahr  67  v.Chr.:  oben  Anm.  32. 

''")  Mit  der  Nachweisung  thurischer  Lekj  then  :  oben  S.  45*. 

'^')  Beschreibung  von  Vasen  der  HH.  Braun, Basseggio, 
C'apranesi  zu  Rom,  Santnngelo,  Betti,  Temple,  Bnrone,  Gargiulo 
zu  Nea|)el:   Anm.  26. 

'•)  Vasenerläuterungen.  Namentlich  von  BtrcA  über 
Agamemnons  Streit  mit  Achill  (S.  44*,  1);  von  O.Jahn  anfser 
den  „Archäol.  Beiträgen"  auch  in  dem  akademisclicn  Aufsatz 
über  ein  komisches  Perseusbild  des  Museums  zu  Leipzig,  und 
zugleich  über  andre  auf  Satyrdrama  beruhende  Vasenhilder;  von 
I'anofka  in  Abhandlungen  über  Vasenbilder  von  Dionysos  und 
Poseidon,  von  l^erseus  und  Gräa,  von  Zeus  Basileios  und  He- 
rakles Kallinikos;  dazu  die  vermischten  Vasenerläuterungen, 
die  Mineroini  im  ßullettino  Napoletano  und  Roulez  im  Bul- 
letin der  Brüsseler  Akademie  (daraus  zusammengestellt  in  des- 
sen „Melanges")  zu  geben  fortfahren. 

'■'')  Münzsammlung  des  Freiherrn  vun  Prohcsch-Oslen 
zu  Atlien.  Daraus  die  corcyräischen  Münzen  (Mon.  d.  Inst. 
IV,  31)  und  die  in  der  Archäologischen  Zeitung  fortgesetzten 
Inedita  (N.  F.    Taf.  VIII). 

^')  M  u  n  zerklär  u  ng.  Unter  den  dahin  einschlagenden 
Verhandlungen  blieben  hauptsächlich  die  Münzen  von  Kau- 
lonia  betheiligt,  welche  seit  unserm  letzten  Aufsatz  über  die- 
sen Gegenstand  (.S.  120  fr.)  wiederum  eine  neue  scharfsinnige 
Deutung  Minervini's  (Bull.  Nap.  IV,  133  ss.)  erhalten  haben. 
Statt  des  Apollo  und  Aulon  vermuthet  derselbe  einen  Hylas, 
auf  dessen  Händen  einjBoreade  spiele.  Unterstützt  wird 
diese  Deutung  hauptsächlich  durch  das  auf  Wald  und  Gewässer 
bezügliclie  Beiwerk  jenes  berühmten  Münztypus,  durch  des 
Hylas  Jagd  und  seine  Rast  bei  einer  Quelle  (Valer.  Fl.  I,  533. 
Propert.  1,20,24)  und  durch  die  von  Properz  zugleich  erwähn- 
ten Scherze  des  schönen  Jünglings  mit  den  Boreaden  (Prop. 
I.  20,  2.J :  hunc  super  et  Zethes,  hunc  super  et  Calais  .... 
und  ebd.  30:  et  volucres  ramo  submovet  insidias),  bei  denen 
hauptsächlich  das  Milsverhältnifs  der  kleinen  zur  grolsen  Ge- 
stalt störenil  bleibt,  ohne  dafs  die  Bedeutung  des  Hylas  durch 
dessen  krotonische  Geltung  (Rochette  Mem.  num.  p.  2ss.  Mil- 
lingen  numism.  Ital.  p.  26)  hinlängliches  Gewicht  zur  Münz- 
darstellung von  Kaulonia  nachweist.  —  Auch  Bcrgk^s  über- 
raschende Wendung  des  Münzräthsels  von  {xi)(i>iiüi'  zum  Arion 
von  Thelpusa  (oben  S.  36*)  und  Cavedoni's  Erklärung  mnr- 
slsclier  Münzen  (Bull.  Napol.  no.  71)  dürfen  hier  nicht  un- 
erwähnt bleiben. 

'')  Messapisches  von  Momtnsen  (Anm.  33)  im  20sten 
Band  der  römischen  Annalen,  üebersichtliches  über  altitali- 
sche  Dialekte  von  O.  C'urtius  in  der  Zeitung  für  Alterthums- 
wissenschaft. 


lliezu  Tafel  XIH  der  Neuen  Folge:  Ajax  und  Kassandra,  Vasenbilder. 


Druck  und  Verlag  von  G.  Keimer. 


Herausgegehen  von  E.  Gerhard, 


209 


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ARCHÄOLOGISCHE  ZEITUNG. 


M  14. 


Neue  Folge. 


Februar  1848. 


Ajax  miil  Kassaiidrn.  —   Museum  Santangelo  (Vasensammlung.) 


I. 

Ajax  und  Kassandra. 

Hiezii   lue  Abbililiingen   Tafel  XIII.  und  XIV. 

Mii  jenen  Anfängen  unsrcr  arcliäologischen  Litte- 
latur,  als  Heyne's  Schüler  die  Ercolanesi  und  Ha- 
miltons Vasenwelk  sUidirten  und  Böltiger,  der  jetzt 
undankbar  vergessen  wird,  die  französische  Küche 
seiner  Gelehrsamkeit  an  Festtagen  dampfen  liefs, 
ward  ein  zu  Weimar  befindliches  unteritalisches  Ge- 
fäfs,  die  Sage  von  Ajax  und  Kassandra  darstellend 
(XIII,  4.  5),  als  ein  besonders  schützbares  Denkmal 
altgriechischer  Kunst  gepriesen.  Gegenwärtig,  da 
öfters  ein  IMonat  uns  grofsere  Ausbeute  bringt  als 
damals  ein  Lustrum,  Uifst  man  sich  schwerer  befrie- 
digen; doch  möchte  es  wohl  an  der  Zeit  sein,  je- 


nes   dermalen    hintangesetzten    Vasenbild    zum   An- 
lafs   neuer  Belehrung  über  sonstige  Kassandra bilder 
anzusprechen.      Arktinos  ^)    und    der    Bildner   vom 
Kasten  des  Kypselos  *)  sind  als  iilteste  Zeugen  die- 
ses später  entstellten-')  Mythos,    den  auch  die  Ta- 
bula lliaca  *)   nicht  ausschliefst,   eine  Reihe    archai- 
scher Vasengemälde  als  anderwärts  vorgeführte  Be- 
lege desselben  »),  Vivenzio's  Prachtgefäfs  als  ein  auch 
dahin     einschlagendes    ftlusterbild    aller    berühmten 
troischen  Zerstörungssccnen  ')  unsern  Lesern   ver- 
muthhch  nicht  unbekannt;    diejenigen   Gefäfsbilder 
aber,   welche  im  .Styl  vollendeter  Zeichnung  jenen 
berühmten    Gegenstand    ausschliefsHch    oder    doch 
vorzugsweise  behandeln  '),  scheinen  der  Zusammen- 
reihung  bedürftig  zu  sein,  die  wir  mit  Voranstellung 
eines    verwandten    archaischen    Vasenbilds    in    den 
vorliegenden  Tafeln  bewerkstelligt  haben. 

Taf.  XIII,  1 — 3.    Das  gedachte  unedirte  archai- 
sche Kassandrabild  ist  einer  zur  Stelle  befindlichen ''j 


')  Ueber  den  Kaub  der  Kassandra  von  A.  Meyer  und  C. 
A.  Bottiger.  Weimar  1794.  Ungenau  wiederholt  bei  Uubois- 
Maisonneuve  \i\.  XVIII.     \'gl.  Anm.  15. 

•J  Arktinos  nach  Proklos:  KaaauräoKV  3i  Ai'ttg  'Oii.iojg 
TiQog  ßlciv  unoaniöv  nvvfif  tlxtrai  ro  ifjg  'Aü-rjväs  löncoj'.  Vgl. 
Iiuri|).  Troad.  70  (fi/zf).  l'aus.  X,  26,  1  (la/ttixt).  Virg. 
Aen.  II,  403  (Irnhebatiir).  Dictjs  V,  12  {(ibslrahit).  Ueber 
den  IXurix^/ÄOS  Bottiger  1!.  d.  K.  S.  46. 

')  Paus.  V,  19.  I  ;  _-/;'«;  Kitaafd'oiiv  t'cn  ',l!J>jrut«g  Aqy.- 
(>us  '0./!tof.  Kin  folgeniler  INIouient,  Kassandra  mit  dem  ge- 
fallenen Palladium  auf  <lem  Schools  sitzend  und  Aias  vor  den 
griechischen  Heiden  seinen  Frevel  abschwörend,  war  in  Po- 
lygnots  Lcsche  dargestellt  {['aus.  X,  26,  1).  Vgl.  Bottiger  R. 
<l.  K.  S.  38  11.  Kochette  Mon.  p.  321 II'.  Welcker  Ann.  V,  158  II. 
Müller  Handb.  S.  668.     Gerhard  Vasenb.  III  S.  147. 

')  Dafs  Kassandra  durch  Ajax  nicht  nur  vom  Pallasbild  znr 
(ielangensclialt  gi'schle[iiit,  sondern  aueli  mitton  im  lleiligthume 
der  Giittin  geschändet  sei,  ist  die  vermuthlicli  von  Kallimachos 
(Sciiol.    II.  XIII,  66)   verschuldete  und   den    späteren  Dichtern 


(Qnint.  XIII,  422.  Tryph.  647.  Tzetz.  Lyc.  36.5)  beliebte 
Ausspinnung  dieses  Mytlios.  Vgl.  Welcker  Griecli.  Trag. 
\>.  163  SS. 

'•)  Tabula  lliaca:  Miliin.  Gall.  CL,  558  no.  102.  103. 

')  Gerhard  Etr.  u.  Kamp.  Vas.  XXII  f.  Auserl.  Vas.  III, 
228.  Dort  sind  S.  147,  48  neun  archaisclie  Gefäfsbilder 
dieses  Mythos  aufgezählt. 

")  Vivenzio'sche  Vase  mit  der  letzten  Nacht  Troja's: 
Miliin.  Gall.  CLXVIII,  608. 

")  Die  von  Welcker  Ann.  V,  158  und  in  neulicher,  durch 
diesen  und  einen  folgenden  Aufsatz  nun  ausgeführter,  Note  (Ger- 
liard  Vasenb.  III,  S.  148,  49)  erwähnten  Kassandra-Bilder  mit 
r  0  tlilich  en  P'iguren  folgen  sämmtlich  hienächst.  Das  Original 
der  von  Laborde  (Vases  Lamherg  II,  24)  aus  der  ,,Bibliotlieque 
da  Roi"  erwähnten  Tischbein'schen  Zeichnung  ist  vennulhlicli 
eins  und  dasselbe  mit  der  Weimarischen  Vase. 

")  Im  Besitz  des  Herausgebers,  etwa  einen  Fufs  hoch. 
Die  überdache  dieses  Gefäfses  hat  hie  und  da,  besonders  in 
der  Figur  des  Hermes  gelitten,  dessen  Kopf  sammt  dem  Ober- 


211 


212 


Amphora  entnommen,  welche  mit  wenig  Besonderhei- 
ten die  übliche   Hauptfigur  ähnlicher  Darstellungen 
wiederholt.     Als  räthselhatte  Eigenthümlichkeit   tritt 
zwar  hier  sogleich  die  Nebenfigur  des  Hermes  uns 
entgegen'");   durchaus   typisch  aber  und  einer  Er- 
läuterung kaum  bedürftig  ist  das  ganze  übrige  Bild, 
bestehend    aus    der    Figur    Kassandras,    die    mäd- 
chenhaft ' ')   klein,  vom  grofsen  Scliilde  der  Göttin 
überschallet,   einer   lanzenschwingenden    Pallas    zu 
Füfsen  hegt,   und  ihres  Verfolgers  Ajax,   welcher, 
der  schreckbaren  Göttin   gegenüber,   ohne  Waffen- 
gewalt '^)    in   Stellung    und   Geberde    drohend   er- 
scheint.  Das  Reh  auf  der  Göttin  Schild  ist  als  Be- 
zug auf  Kassandra's  scheue  Jungfräidichkeit  leicht 
verständhch,  das  Gegenbild  eines  theseischen  Ama- 
zonenkampfs ")  wohl  gewählt  um   derselben  jung- 
fräuhchen   Beziehung  sich  anzueignen,    das   Ganze 
aber    ein    Musterstück,     um    den    nächstfolgenden 
Beispielen    gleichbedeutender    aber    im    Style    der 
Kunstvollendung   gefafster  Darstellungen  zu   erläu- 


terndem Gegensatz  zu  gereichen.  Namenthch  pflegt 
•  dieser  Gegensatz  für  Kassandra,  welche  erwachsen, 
ferner  für  das  Palladion  stattzufinden,  welches  hier 
und  in  ähnlichen  archaischen  Bildern  »*)  der  leib- 
haftigen Göttin  Pallas  ganz  gleich  kommt;  dagegen 
die  ähnlichen  Bilder  entwickelter  Kunst  die  Priamos- 
Tochler  in  blühender  Jungfräuhchkeit,  das  Götter- 
bild als  alterthümliches  Idol  in  untergeordneter  Gröfse 
hoch  aufgestellt  zeigen. 

Taf.  XIIl,  4. 5.  Wie  das  vorige  Bild  uns  den  wenig 
erweiterten  Typus  archaischer  Kassandrabilder  vor- 
führte, zeigt  das  durch  Böttiger  und  Meyer  '  ^)  be- 
kannte wohlgezeichnete  '*)  Weimarische  Oxyba- 
phon  unteritalischer  Herkunft  ")  uns  die  einfachste 
Gruppirung,  in  welcher  derselbe  Mythos  im  Style 
vollendeter  Kunst  zu  erscheinen  pflegte.  Ajax  mit 
schlangenverziertem  ")  Schild,  doppelt  gespitztem 
Speer  '«)  und  leichler  Chlamys  versehen,  sonst  un- 
bekleidet, hält  bei  den  Haaren  die  ebenfalls  leicht 
bekleidete^")  Königstochter  gefafst,  die  mit  ausge- 


tlieil  des  Caduceus  Tielleiclit  aiicli  von  Ergänzers  Hand  her- 
rühren; doch  ist  die  früher  (Vasenb.  IH  S.  147.  iSg)  bezwei- 
felte Gültigkeit  dieser  Figur  auch  durch  Kleidung  und  Fufs- 
beüügelung  gesichert. 

'")  Naclidem  wir  so  eben  ans  äufseren  Gründen  diese  Fi- 
gur gesichert  haben,  müssen  wir  es  daliin  gestellt  sein  lassen, 
inwiefern  eine  Botscliaft  des  Hermes  —  etwa  den  Frevel  an 
Kassandra  als  Wendepunkt  der  für  die  Griechen  obwaltenden 
Güttergunst  zu  bezeichnen  —  hier  mythisch  erklärbar  sei. 

")  Kassandra  erscheint  noch  als  Kind:  ein  Umstand,  der 
durch  das  grofse  Schild  der  Göttin  veranlafst  und  lediglich 
der  zum  Theil  geflissentlichen  Unbeholfenheit  ähnlicher  ar- 
chaischer Zeicimungen  beizumessen  ist. 

")  Mit  kurzem  Chiton  und  einem  Wehrgehenk  angethan 
ist  diese  Figur  des  Ajax  oline  Schweit  in  der  Rechten  gelas- 
sen, vielleicht  nur  aus  Nachlässigkeit;  sein  linker  Arm  ist  lei- 
denschaftlich erhoben. 

'^)  Auf  der  Gefäfsform  no.  2  abgebildet.]  Neben  der 
Gruppe  von  Theseus  und  Antiope  erscheint  jederseits  eine 
Mantelfigur  mit  aufgestütztem  Stab,  die  zur  Linken  vielleicht 
bärtig,  so  dafs  man  an  Aegens  denken  konnte  (\'asenb.  III, 
S.  147);  doch  mögen  wol  nur  Palästriten  gemeint  sein,  wie 
sie  als  müfsiges  Nebenwerk  dann  und  wann  neben  mythischen 
Gruppen  sich  linden. 

'■')  Als  'I'heilnehnierin  an  der  Handlung  in  einer  die  übri- 
gen Figuren  überragenden  Gröfse  erscheint  Pallas  am  deut- 
lichsten auf  der  Berliner  Kassandra -Vase  no.  1643  (Ktr.  u. 
Kamp.  Vas.  XXII);  eben  so  als  Kmpfiingerin  des  panathenäischen 
Festzugs  auf  der  Vase  no.  (j4<J  (libd.  Taf.   I),  und   in  allen 


panathenäischen  Preisgefäfsen,  wo  ihr  Bild  die  Hauptseite  füllt. 
Dem  Archaismus  der  Kunst  scheint  diese  Mitwirkung  der  Göt- 
terbilder so  natürlich  zu  sein,  dafs  sich  fragen  läfst,  ob  ir- 
gendwo in  archaischen  Darstellungen  ein  Götteridol  als  solches, 
in  nntermenschlicher  Gröfse  hoch  aufgestellt,  nachweislich  sei 
(die  Troilosvase  EtJ.  u.  Kamp.  Vas.  Taf.  E,  5  kann  nicht  zäh- 
len); statt  dessen  scheinen  die  Götter,  auch  wo  es  nur  ihre 
Abbilder  und  Gehäuse  {Hfrj:  Weicker  Sylloge  p.  4.  Rh.  Mus. 
HI,  6IÖ)  sind,  in  voller  Göttergestalt  zu  erscheinen,  etwa  wie 
auch  der  Schatten  der  Abgeschiedenen  ihrer  im  Leben  beses- 
senen Gestalt  vollkommen  zu  gleichen  pflegt. 

''')  Raub  der  Kassandra.  Weimar  1794.  4.  Im  Nachstich 
bei  Dubois  Maisonneuve  pl.  XVIII  ist  Mchreres  verfehlt,  so- 
wohl in  Kassandra's  Bekleidung  als  auch  in  den  Speeren  und 
sonstigem  Nebenwerk. 

"')  Die  Zeichnung  analysirt  Meyer  R.  d.  K.  S.  12  nnd 
verschweigt,  indem  er  sie  rühmt,  nicht  das  Versehen,  dafs 
Ajax  und  Pallas  am  rechten  Arm  linke  Hände  habe. 

'")  Meyer  S.  10  weifs  nur,  dafs  das  Gefäfs  von  Venuti 
kam,  der  es  einzeln  erwarb. 

")  Diese  mit  Mühe  erkennbare  Schlangenverzierung  setzt 
Böttiger  S.  .^4  in  Bezug  auf  die  Wunderschlange,  die  Ajax 
mit  sich  zu  führen  pflegte  (Philostr.  Her.  VIII,  1). 

")  Bötliger  S.  50  f.  nimmt  von  diesem  Speer  Anlals,  die  Sitte 
oben  und  unten  gespitzter  Speere  (Gerhard  Vasenb.  III,  S.  8,  28.) 
zu  erläutern  ;  doch  scheint  liier  nur  ein  Querhaken  gemeint 
zu  sein,  wie  auch  im  nächstfulgendeu  Vasenbild  (Anm.  26). 

'")  Alit  kurzem  Untergewand,  welches  im  Nachstich  bei 
Diibüis-Maisonneuve  willkürlich  abgelöst  ist. 


213 

streckten  Armen  vergebens  sicli  iliin  zu  entwinden 
sucht.  Mit  dem  rechten  Knie  auf  dem  Altar  der 
Ciüllin  fufsend,  gehngt  es  ilir  nicht  das  Palhidion 
zu  umfassen,  das  liier  in  Seilenansiclit,  lanzenscliwin- 
gcnd,  nut  Helm,  Schild  und  breitgcgiirlelem  kurzem 
Chiton  versehen,  auf  dem  Obcrlheil  einer  ionischen 
Säule  stehend  *'),  dem  Frevler  droht.  Nebenher  ist, 
einer  Fflanzenverzierung  zu  geschweigen  ^^),  ein 
!)ildlich  verziertes  bacchisches  Tympanon  ^')  aufge- 
hängt, in  allgemeinem  Bezug  auf  die  bacchische 
Anwendung  ähnlicher  Gefafse,  wie  die  Mantelfiguren 
auf  der  Kehrseite  des  Gefäfses,  auch  nach  der  auf- 
gehängten Oelflasche  zu  urlheilcn,  der  paläslrischen 
Beziehung  desselben  gelten  ^•'). 

Taf.  XIII,  6.  7.  Etwas  ausgedehnter  ist  das  dritte 
der  vorliegenden  Gefafse,  welches  ebenfalls  einer 
deutschen  Saunnlung,  der  jetzt  im  Kaiserlichen  Mu- 
seum zu^Vien  befindlichen,  Lambergischen  **)  an- 
gehört. Hier  erscheint  das  Palladion,  mit  Helm, 
Speer  und  Schild  gleichfalls  versehen,  doch  lang- 
bekleidet und  friedlichen  Ausdrucks,  als  Mittelpunkt 
in  der  Hübe  des  Bildes:  nämlich  auf  hohem  Unter- 
satz, auf  dessen  Stufen  Kassandra,  vollständig  be- 
kleidet, beim  bewaffneten  Schutzbild  der  Pallas^«) 
sich  niedergeworfen  hat;  sie  umfafst  es  mit  ihrer 
Piechlen ,  während  ihr  linker  Arm  gegen  Ajax  ge- 
wandt vergebliche  Ai)wehr  sucht.  Dieser  ist  der 
Fliehenden  gefolgt,  wie  sein  herabgefallener  Spitz- 

■•')  Götterbilder  auf  Säulen  auch  sonst:  Zoega  obel.  ]).2J8. 
Den  Anachronismus  des  ionischen  Kapitals  bespricht  Biitti- 
ger  S.  70  f. 

'■')  Meyer  (R.  d.  K.  S.  73)  sieht  darin  eine  heilige  Pflanze, 
etwa  im  Vorhof  des  Tempels,  „den  Ort  zu  bezeichnen,  wo 
die  Gescliichte  vorliel."  Aber  schon  Eötliger  (S.  72  f.)  dachte 
minder  phantastisch  darüber. 

")  Von  Biiltiger  R.  d.  K.  S.  72  als  Votivschild  bezeichnet 

"')  Mantelfiguren,  palästrisch:  ebd.  S.  74  11'.  (Kapp.volc.p. 
52.156s.)  Das  aulgehiingte  Oelgeiafs,  das  l'asseri  für  eine  zu- 
sammengekugelte  l'rätexta  genommen  hatte,  gilt  S.  79  dort  eben 
so  irrig  für  ein  „Opfergefals"  mit  herabflatternden  Bändern. 

'^)  Laborde  Vases  Lamberg  H,  24.    Müller  Denkm.  I,  7. 

'")  Dieses  Palladion  ist  vom  sonstigen  Archaismus  ähnli- 
cher Idole  fast  unbetlieiligt.  Ein  grofser  Schild  ist  ihm  in 
die  linke  Hand  gegeben,  während  die  Rechte  einen  Speer 
gezückt  hält;  an  diesem  ist  der  oben  Anm.  19  erwähnte  Quer- 
haken deutlich  zu  bemerken.  Der  kegelförmige  Helm  der  Göt- 
tin ist  auch  am  Ajax  bemerklich  (Anm.  27). 

'')  Die  konische  Form   dieses  Helms   ist  auch  am  Pallas- 


214 

heim  2')  und  seine  vom  Wind  getriebene  Chlamys 
zeigt;  vom  umgiirteten  ^«)  Wehrgehenk  hat  er  das 
Schwert  gezogen  und  hält  mit  diesem  zugleich  Kas- 
saiulra's  Haar  gefafsl;  seine  Linke  hält  ihren  Hals 
umschlungen.  Die  Feslhchkeit  des  heiligen  Raums 
ist  imisonst  für  ihn  da,  obgleich  Wollenbinde  und 
heilige  Zweige  allerorts  angebracht,  Schild  und 
Beinschienen  als  Weihgeschenk  aufgehun"-t  zu  er- 
blicken sind;  die  Priesterin  schaudert  zurück  vor 
seinem  Frevel.  Wir  erkennen  dieselbe  in  einer  voll- 
ständig bekleideten  ■<'')  Frau  mit  entsetzter  Geberde; 
Opferbinden  verschiedner  Art  ^°)  sind  in  ihrer  Lin- 
ken bemerklich.  Ueber  ihre  Bedeutung  bleibt  kein 
Zweifel  zurück,  da  die  von  ftlillingen  mifsverstan- 
dene  Beischrift  TPOlO  (jülEPEA  ^')  gewifs  nur 
die  troische Priesterin,  Tq^küv  Jf^«/«  bezeichnet;  in 
gleich  eigenthümlicher  aber  verständlicher  Schrift 
ist  auch  Kassandra's  Name  KECANAPA  *^)  zu 
lesen. 

Taf.  XIV,  I.  Auf  einer  ebenfalls  unteritali- 
schen, doch  schöner  gezeichneten  Amphora  mit  Vo- 
luten, vormals  in  der  Durandschen  Sammlung, 
jetzt  dem  Grafen  von  Pourtalüs  gehörig  »'j,  wieder- 
holt sich  die  Haui)tgruppe  der  vorigen  Darstellungen 
mit  wesenlhcher  Verschiedenheit  und  statt  der  Prie- 
sterin mit  dem  Zusatz  zwei  der  Kassandra  geseilter 
Troerinnen.  Auch  hier  ist  das  Palladion  in  Vorder- 
ansicht und  auf  der  Höhe  eines  mit  Stufen  verse- 
bild  zu  bemerken;  sie  dürfte  mehr  der  eigenthiimlichen  und 
leider  nicht  bekannten  Fabrik,  aus  welcher  dieses  Gefäfs  stammt, 
als  irgend  einer  Besonderheit  des  Ajax  beizumessen  sein,  wie 
Klausen  Aen.  I,  156  anzunehmen  geneigt  war. 

"J  Die  Form  dieser  Gürtung  ist  eigenthümlich;  sie  gleicht 
einer  Kette. 

■'')  An  dieser  Kleidung  ist  ein  wellenförmiger  senkrechter 
.Saum,  aufserdem  auch  die  Beschuhung  zu  bemerken,  während 
Kassandra  bei  gleich  vollständiger  Kleidung  unbeschuht  ist. 

'")  In  dem  einem  Bogen  ähnlichen  Geräth,  welches  diese 
Priesterin  zugleich  mit  den  Wollenbinden  liält,  mögen  andere 
Tänien  von  breiter  Bandl'orm  gemeint  sein. 

")  Mdlingen  dachte  an  *)■«()«  und  vermuthete  einen  alt- 
italischen Minervennamen  darin.  Die  richtige  Deutung  gab 
seit  längerer  Zeit  Weicker  Ann.  V,  158.   Rhein.  Mus.  111,617. 

^•}  A'fUco'd'pn  statt  A'KOfO'ifp«  auch  im  sehr  alterthümlichen 
Campana'sclien  Vasenbilde  von  Hektors  Auszug:  Arch.  Z.  IV 
S.  303. 

")  J.  de  Witte  Cab.  Durand  no.  410.  Rochette  Mon.  pl. 
LX.   p.  321  SS. 


215 


216 


henen  Untersatzes  dargestellt:  in  langer  Kleidung, 
mit  bildlich  verziertem  Schild  *■*)  und  schräg  ge- 
haltenem Speer  ^*),  statt  des  Helms  aber  nach  Art 
archaischer  Erdgottheilen  mit  einem  Kalathos  *") 
l)edeckt.  Die  bekleideten  Jungfrauen,  bei  denen  man 
an  die  gefangenen  Troerinnen  Polygnots  sich  erin- 
nert, haben  in  der  Nähe  dieses  Götterbildes  Schutz 
gesucht:  es  umschhngend  hat  etwa  Medesikaste  *') 
an  den  Stufen  desselben  sich  niedergeworfen,  und 
während  Andromache  mit  vorgestreckten  Armen 
vor  ihr  steht,  andeutend  etwa  dals  alle  Hofliiung 
selbst  auf  die  Götter  vergebens  sei,  eilt  auch  Kas- 
sandra  in  gleicher  Absicht  herbei,  fühlt  aber  bereits 
die  Frevlerhand  des  Verfolgers  in  ihrem,  zum  Un- 
terschied von  den  Schwestern  **)  entblöfstem  Haar. 
Ajax,  der  von  der  rechten  Seite  des  Bildes  her  ihr 
zueilt,  ist  eine  schöne  und  stattlich  gerüstete,  mit 
Helm,  Harnisch  und  Schild  versehene  Männergestalt, 
auf  welchem  letzterem  man  das  für  Ajax  besonders 
bedeutsame  **)  Zeichen  der  Scidange  erblickt. 

Taf.  XIV,  2.  Wir  übergehen  die  mehrfach 
gedeutete^"),  aber  wol  nur  palästrisch  zu  fassende 
Kehrseite  dieses  Gefäfses  und  wenden  uns  zu  der 
ungleich  reicheren  Darstellung  eines  bereits  seit 
Passeri  und  Hancarville  * ' )  bekannten,  vermuthlich 
nolanischen  Gefäfses  von  dreihenkliger  Form.  Auch 
hier  bildet  in  Vorderansicht  das  Pallasbild  die  Mitte 
des  Ganzen;  frei  behandelt  in  langer  geschmückter 
Kleidung,  mit  gleichfalls  geschmücktem  Helm,  run- 
dem Schild  und  schräg  gezücktem  Speer  versehen, 
vielleicht    auch   mit  gehnder  Hebung    des    rechten 


Fufses  *'^),  scheint  es  lebendigen  Antheil  an  dem 
Begegnifs  zu  nehmen  welches  droht.  Kassandra, 
oberwärls  entkleidet  und  auf  den  Stufen  der  Göttin 
knicend,  hält  deren  Bild  mit  beiden  Armen  umlafst, 
während  Ajax  ilir  Verfolger  mit  der  linken  Hand 
ihr  aufgelöstes  Haar,  in  der  Rechten  aber  ein  Schwert 
oder,  dem  Anschein  nach,  eine  Lanzenspitze  ■*')  ge- 
zückt hält.  Er  ist  mit  Chlamys  und  geschmücktem 
Helm  versehen;  eine  ähnliche  Heldenligur  folgt  mit 
Schild  und  vorgestrecktem  Speer  ihm  nach.  An- 
dererseils steht  dem  Schänder  ihres  Heiligthums 
die  Priesterin,  bekleidet  und  mit  einem  Stirnband 
geschmücki,  entgegen,  die  in  der  Linken  den  mit 
Wollenbinden  umwundenen  Schlüssel  des  Tempels 
hält,  mit  der  Rechten  aber  ausdrucksvoll  auf  Schale 
und  Krug  hinweist,  die  vor  Entsetzen  ihr  entfallen 
sind.  Noch  eine  Frau,  in  Kleidung  und  Kopfputz 
ihr  ähnlich,  steht  mit  ausgebreiteten  Armen  hinter 
ihr;  wer  damit  gemeint  sei*'*),  kann,  ebensowohl 
als  die  unbenannt  gebliebene  Heldenligur  am  ent- 
gegengesetzten Ende,  erst  bei  Erörterung  der  nächst- 
folgenden Tafel  festgestellt  werden. 

Die  grofse  Uebereinstimmung  eben  dieses  unsrer 
nächsten  Betrachtung  vorbehaltenen  Bildes  läfst  auch 
der  merkwürdigen  Göttergestalt  der  Pallas  nur  kurz 
hier  gedenken,  v/elche  im  oberen  Raum  auf  einem 
Pflanzengrund,  in  schlichter  Tracht  aber  durch  einen 
Speer  kenntlicher  gemacht,  nach  ihrem  Götterbild 
sich  bedeutsam  herabneigt.  Selbständiger  dagegen 
und  an  und  für  sich  verständhch  ist  tlieils  die  fest- 
hche,  durch  aufgehängte  Binden  angedeutete,  Aus- 


")  Als  ScLildzeicIien  ein  springendes  Pferd. 

''■)  Die  Spitze  der  Lanze  felilt,  nach  einer  auch  sonst  nach- 
weislichen Nachlässigkeit:  Vasenb.  III,  S.  32,  3.  62,24. 

"')  Einen  Kalathos  trägt  auch  die  Athene  Ilias  der  zuletzt 
hei  Mililer  Denkni.  II,  222  ahgehildeten  Münze. 

')  -"Medesikaste  hei  l'olygnot  (l'aiis.  X,  2.j,2)  nebst  Andro- 
mache und  der  durch  jungfräiiliclicn  llaarputz  unterschiedenen 
Poljxena.    Sonst  lälst  sich  liiiT  auch  an  diese  letztere  denken. 

'^)  So  ist  auch  Poljxena  im  ehenpcdachten  Bilde  des  Po- 
lygnot  von  den  zwei  älteren  Scliwestern  ilurch  blofses  Haar 
unterscheiden. 

^'J  Kochette's  Deutung  dieser  Schlange  (Mon.  p.  321.  Cab. 
Dur.  p.  151,  2)  beruht  auf  I3öttigers  sclion  oben  (Anm.  18) 
berührtem  Vorgang. 

■"'J  Räthselhaft   besonders   durch   eine  gellügelte  Frau,   die 


einen  Schild  hält.  Nach  Rochette  Mon.  p.  323  sind  ein  pytlii- 
sches  Priesterpaar,  ein  junger  (delphischer?)  Kingeweiliter  und 
Theinis  oder  Pjtho,  nach  Welcker  Rh.  Mus.  III.  493  (der  die 
Fliigeliigur  mit  einem  Schild,  keine  Nike,  künftig  zu  deuten 
verspricht )  der  Labetrunk  eines  scheidenden  Epbeben  dar- 
gestellt. 

'")  Passeri  IH,  294.  Hancarville  III,  37:  aus  dem  Besitz 
eines  (irafen  Albergotti. 

■")  Den  nianclierlei  Sagen  entsprechend  wie  das  Pallasbild 
sicli  geregt  und  abgewandt  habe  (Lycophr.  362  u.  a.),  worauf 
die  Bildner  jedocli  sonst  nicht  eingegangen  zu  sein  scheinen. 

")  In  der  Zeichnung  fast  augenfällig;  an  und  für  sich  aber 
seltsam  und  sonst  unbezeugt. 

")  Nach  früherer  Erwähnung  (Vasenb.  III  S.  148)  Polyxena. 


217 


218 


schnuickuiig  des  Tenipeliaiiiiis,  tlieils  auch  das  pa- 
iiallic'iiüisclie  •• ')  ßild  einer  Eule  die  einen  Sieges- 
kraiiz  hält.  E.  G. 


II. 

Museum  Santangelo. 

V  a  s  c  n  s  a  m  m  1  u  n  g. 

Das  Antikenrniiseuin,  welclies  der  altertliuinskiiudige 
(eine  Kimstkeiiner,  Minister  Santangelo  und  sein  Bruder 
der  Nuinisuiat  Cav.  Michelino  Santangelo  seit  mehreren 
Decennieu  besitzen  und  mit  grofser  Zuvorkommenlieit  ge- 
bildeten Fremden  iilliien,  besteht  erstens  aus  einem 
Münzka  l)inet ,  dessen  grofsgriechische  und  sicilische 
Münzen  in  Sciiiinheit  der  Exemplare  und  Seltenheit  der 
'J'ypen  mit  den  berühmtesten  ollentiichen  Kuropas  in  die 
Scliranken  treten  können;  zweitens  aus  einer  Samm- 
lung in  Ruvo  und  andern  Orten  Apuliens,  auch  in  Nola 
ausgegrabener  Vasen,  von  welcher  leider  nur  sehr  wenige 
bisher  veroffentlichl  worden,  und  deren  Hauptstücke  nicht 
einmal  durch  eine  gründliche  und  vollständige  Beschrei- 
bung der  Alterthumsforschung  zu  statten  kommen;  drit- 
tens aus  einer  sehr  gewählten  Sammlung  Terracot  ten 
theils  Trinkhürner,  theils  Figuren.  Daher  glaube  ich  mei- 
nen Wissenschaitsgenossen  einen  wesentlichen  Dienst  zu 
leisten  und  zugleich  gegen  die  Besitzer  für  die  gel'ällige, 
Erlaubnifs  zu  Ireier  uud  vollständiger  Prüfung  ihrer  An- 
tiken meinen  schuldigen  Dank  am  besten  zu  bethätigen, 
wenn  ich  eine  kurze  Beschreibung  der  vorzüglichsten  Denk- 
mäler dieses  ^luseums  und  zwar  zunächst  seiner  Vaseu- 
sammlung  hier  folgen  lasse. 

A.  G  o  1 1  h  e  i  t  e  n. 
1.  Krater  mit  gelben  Figuren  von  Ruvo.  Hochzeit 
des  Zeus  und  der  Hera.  Zeus  ZEY^  mit  einem 
Adlerscepter  sitzt  auf  einem  Thron;  ihm  gegenüber  rechts 
auf  einem  Klappstuhl  Hera  HF'H  mit  einer  Stephane 
und  einem  Schleier  auf  dem  Kopf,  einem  Palmettenscepter 
in  der  Hand  ;  hinter  ihr  hiüigt  oben  ein  Kästchen  in  Form 
einer  Aedicula  an  einem  Hing.  Zwischen  beiden  Gott- 
heiten stellt  vor  einem  Bassin  Aphrodite  mit  einem  Fä- 
clier,  zu  Zeus  gewandt,  daneben  rechts  Himeros  Hl— 
MEf^OS  mit  einer  Oenochoe  in  der  Rechten,  Phiale 
und  lladspiel  in  der  Linken,   zu  Hera  hingekehrt.     Zeus 

')  Aus  |ianathenälsclien  Gefäfsen ,  namentlich  kleinen  Be- 
chern, aljer  auch  giülseren  Gefäfsen  (Berlins  Dildw.  I.  S.  33ÜI. 


wendet  den  Kopf  zu  Hermes  HEF*ME^  um,  der  links 
durch  Petasns,  Flügelstiefeln  und  Heroldstab  in  der  er- 
hobnen  Linken  charakterisirt,  im  Fortgehn  begriffen  ist, 
die  Rechte  über  die  am  Boden  stehende  weil'se  Hydria 
(zu  nnptialer  Andeutung  hingestellt,  wie  l)ei  der  Hochzeit 
von  Jason  und  Medea)  hinhaltend.  Daneben  steht  links 
Apoll  das  Haupt  lorbeerbekränzt,  einen  Lorbeerzweig  in 
der  Linken,  deren  Arm  sich  auf  einen  KLiotenstab  stützt, 
die  Rechte  an  die  Seite  gelegt,  mit  Stiefeln  versehen. 
Hinter  ihm  an  der  äufseren  linken  Seite  steht  Artemis 
mit  hoher  Stirnkrone  und  Schleier,  in  der  Rechten  eine 
Fackel. 

Im  unteren  Felde  erblickt  man  Dionysos  und  A  riadne 
mit  Schleier  als  Neuvermählte  auf  einem  Pantherzweige- 
spann, voran  Himeros  mit  Oenochoe  und  Phiale,  und 
einen  Satyr  mit  grofsem  Krater  auf  der  Schulter,  dickem 
Kranz  um  den  Hals  wie  Hercules  bibax  (z.  B.  auf  dem 
schönen  Gemälde  des  Hercules  und  der  Omphale  in  dem 
jüngst  entdeckten  Hause  des  M.  Lucretius)  und  zwei 
brennenden  Fackeln,  wohl  Oinos:  links  hinter  der  Biga 
schreitet  ein  junger  Pan  mit  Bocksbeinen,  Thyrsus  und 
Oenochoe;  der  Silen  im  Agrenon  und  verschleiert  hält 
eine  Fackel,  erscheint  in  der  Tiefe  verborgen,  so  dafs 
der  Untertheil  des  Körpers  nicht  sichtbar  ist:  eine  Thyr- 
sus haltende  Bacchantin  zieht  ihn  empor. 

2.  Amphora.  Zeus  thronend  mit  einem  Scepter. 
woran  ein  andrerseits  stehender  Knabe,  wohl  eher  Ja k- 
chos  als  Ganymed,  mit  beiden  Händen  sich  hält:  dahin- 
ter steht  eine  Frau  mit  einem  Modius  und  .Schleier,  eine 
Fackel  lialtend,  etwa  Demeter.  Weiter  links  sitzt  Her- 
mes mit  Petasus  und  Stiefeln.  Rechts  kniet  Aphrod  i  te 
den  neben  ihr  stehenden  Eros  im  Arm,  drüber  sitzt  eine 
Frau  in  der  Rechten  ein  nicht  zu  bestimmendes  Attribut 
haltend. 

Im  tieferen  Feld  liegt  auf  einer  mit  gestickten  Pol- 
stern ausgestatteten  reichen  Kline  Aphrodite  mit  einer 
Kopfbinde,  die  Hände  über  den  Kopf;  Eros  mit  einer 
Schale  schreitet  zu  ihr:  links  stellt  Artemis  die  Jägeriii, 
den  Köcher  am  Rucken,  mit  zwei  brennenden  Fackeln, 
rechts  wegen  des  breiten  Gürtels  und  Oelzweigs  wohl 
Athene;  daneben  eine  jugendliche  verschleierte  (Kora?). 
Drunter  erblickt  man  eine  Frau  mit  einer  Lyra  ge- 
genül)er  zweien  Grazien,  die  zweite  trägt  einen  Kalathus 
und  eine  Tänia:  links  schwebt  eine  Frau  mit  einem  Myr- 
tenzweig; eine  andre  sitzt  auf  einem  Stuhl  rückgewandt 
nach  einer  höher  stehenden  mit  einer  Phiale. 

363)  bekannt  ist  das  ganz  ähnliche  Bild  einer  Eule  mit  einem 
Oelzweig. 


219 


220 


3.  OxybaphoD.  Adonis  und  Aphrodite.  Adonis 
auf  einem  Peplos  sitzend,  in  der  Linken  den  Jagdspeer; 
vor  iiiin  ist  ein  Lorbeerbaum  und  eine  Herme  des  unbärti- 
gen Dionysos  mit  bescheidenem  Glied,  Liher  pater.  Ge- 
eenüber  Aphrodite  schwer  bekleidet  mit  einer  Phiale 
jn  der  Rechten. 

4.  Amphora,  Adonis  und  Aphrodite  auf  ei- 
ner Kline,  mit  figurenreicher  Umgebung,  oder   mystische 

Hochzeit. 

5.  Amphora.  Lichtgottheiten  und  lakchos 
und  Kora.  Oben  sitzt  Artemis  die  Jägerin  gestützt 
auf  Apoll  mit  einem  Bogen  und  Schwan,  rechts  Her- 
mes. Drunter  rechts  Aurora  auf  einer  Quadriga;  Phos- 
phoros  mit  einem  Kranz,  einer  Phiale  und  Binde,  fliegt 
voran,  unten  springt  ein  Hase  (fu'pos)  munter  vorwärts; 
dahinter  folgt  der  strahlende  Helios  als  Wagenlenker 
auf  Bleicher  Quadriga.  Im  untersten  Felde  liegt  Adonis 
oder  wohl  eher  Jakchos  mit  oblonger  Lyra  Kora  um- 
fassend auf  der  Kline,  da  Aphrodite  und  die  Grazien 
daneben  sich  befinden. 

6.  Amphora.  Pan,  Aphrodite  und  Po t hos.  Der 
oehörnte  Pan  mit  einer  Syrinx  steht  hinter  einem  Baum'; 
vor  ilim  sitzt  Aphrodite  mit  einem  Spiegel,  Kästchen 
und  Fächer,  Thymiaterion  dahinter:  oben  schwebt  Po- 
thos  mit  einem  Kranz  und  Zauberrad.  Eines  der  wich- 
tiosten  Monumente  für  die  von  mir  (Mus.  Blacas  pl.  VII, 
VIII)  zuerst  mit  Bezug  auf  die  Stelle  des  Plinius  auf  Va- 
sen nachgewiesene  Göttertrias  der  Mysterien. 

7.  Aryballos  w.  F".    Eros  einen  Pfeil  abschiefseud 

auf  eine  Taube. 

8.  Hydria  von  Nola  (Gerhard  Auserlesene  Vasenb. 
1  LXXVIII).  Apoll,  Artemis  und  Athene.  Apollo 
Kitharodos  mit  durchsichtigem  Gewand,  gegenüber 
Artemis  mit  einer  Haube,  in  der  Linken  Bogen  und 
Pfeil  in  der  Rechten  eine  Oenochoe  um  die  Phiale  des 
Bruders  zu  füllen;  zwischen  beiden  ein  liorchendes  Reh- 
kalb. Hinter  Apoll  bringt  eine  weibliche  Figur  mit  jung- 
frauenartig aufgebundenem  Haar  (Paus.  X,  25,  4:  JToÄü- 
'4tyrj  üi  y.uTu  tu  ii9-ia/.ityu  nuQd-tvoig  uvantnlixTut  rüg 
iv  zJJ  y.Kfulfj  TQi/ag)  mit  beiden  Händen  einen  Oelzweig, 
bei  Gerhard  (a.  a.O.  S.  202)  als  Leto  bezeichnet*).  Eher 
Athene,  oder  eine  ungeflügelte  Nike  oder  Lokalnymphe. 

9.  Diota  m.  r.  F.  von  Nola  (Panofka  Vasi  di  Premio 
Tav.V).  Apollo  Kitharodos  dem  über  lodernden  Altar 
wohl  Artemis  mit  Strahlenstephane  und  einer  Helix- 
pflanze  in  der  Linken  aus  der  Oenochoö  in  seine  Phiale 
giefst.     Auf  der  Rückseite  steht   eine  bärtige  Mantelfigur 

")  Wegen  der  Analogie  von  Taf.  25  [Miog).  Vgl.  27. 30.  E.  G. 


mit  Stab  gegenüber   einer  weibliclien,   die  auch  mit  der 
Oenochoe  seine  Schale  füllt:  in  der  Mitte  ein  Altar. 

10.  Krater.  Hermes  und  He ph aistos  mit  einem 
Blasebalg  in  der  einen  Hand  und  Zange  und  Hammer 
neben  einander  in  der  andern.  Vgl.  Lenormant  et  de 
Witte  Elite  ceramogr.  T.  I,  PI.  XLVIII  nach  Laborde 
Vas.  Lamberg  I,  XLL\. 

11.  Kylix  von  Capua  archaistischen  Styls  gleich  dem 
im  Museo  gregoriano  (P.  II,  LXVI,  3)  mit  den  Brustbil- 
dern des  Herakles,  der  Athene  und  des  Hermes,  durch 
zierliche  Stickereien  der  Gewänder  sich  empfehlend,  Dio- 
nysos und  Semele,  die  drei  Hören.  Dionysos 
Z^IONYZOZ  der  Semele  ZEMEAE  gegenüber,  die 
einen  Schleier,  Perlschnur  und  sonstigen  Schmuck  trägt, 
beides  grofse  Brustbilder:  unter  den  Henkeln  sieht  man 
einen  weiolesenden  Silen  mit  unverständlicher  Inschrift. 
Die  Rückseite  zeigt  die  Brustbilder  des  Dionysos 
AIONYZOS  zwischen  drei  weiblichen  jugendlicheren 
(die  drei  Hören),  die  beiden  rechts  haben  die  Inschrif- 
ten KAAIZ   und  ZIME,  die  links  KRT. 

12.  Eine  Art  Blastos  aus  Ruvo.  Herkyna.  Eine 
Bacchantin  schlafend  auf  einem  Fels,  eine  Gans  daneben, 
wohl  Herkyna;  zwei  Silene  kommen  auf  sie  zu.  Die 
Rückseite  zeigt  Eros  mit  einer  Binde  und  Aphrodite 
mit  einer  Gans. 

13.  Krater  mit  schöner  Amazonen  seh  lacht  am 
Hals.  Orpheus  Eurydiken  aus  der  Unterwelt  ho- 
lend. Am  Bauch  des  Gefäfses  thront  Persephone 
mit  einem  Scepter,  rechts  stehtHekate  mit  zwei  lodern- 
den Fackeln,  einen  Panther  neben  sich.  Beide  blicken 
nach  Orpheus  hin,  der  mit  einer  Tiara  und  langem  Ge- 
wand bekleidet,  die  Kithara  spielend  links  sich  nähert, 
während  Pothos  an  seine  Schultern  heranfliegt  und  er 
mit  abgewandtem  Gesicht  der  verschleierten  Eurydike 
(die  hinter  ihm  einherschreitet)  Rechte  mit  seiner  Rechten 
fafst.  Andrerseits  ist  Zeus  hinter  dem  eine  Frau  mit 
einem  Schwert  sitzt  und  ein  Jüngling  mit  einer 
Clilamys  bekleidet. 

Im  unteren  Felde  steht  eine  Quellnymphe,  wohl 
Styx,  linksLyssa  mit  einem  Pantherfell,  Speer  (s.  meine 
Monographie  der  Lyssa  in  Avellino's  Bullet,  archeol. 
Napolet.  Agosto  1847.)  und  lodernder  Fackel,  leuchtend 
dem  Hercules  mit  der  Keule  und  dem  Cerberus; 
weiter  links  Theseus  und  Peirithous. 

14.  Krater  mit  g.  Fig.  aus  Basilicata.  Herakles 
Kallinikos  und  Hermes  Enagonios  (Panofka  Pro- 
gramm znm  7ten  Berliner  Winckelmannsfest  1847).  Der 
unbärtige  Herakles  mit  dem  Löwenfell  und  Zweig  vom 


221 


222 


wilden  Oelljauin  in  der  Linken,  auf  die  Keule  gestützt, 
stellt  vor  einem  durch  eine  kleine  ionische  Säule  geliilde- 
ten  Altar.  Ueber  demselben  reicht  gegenüber  Flermes 
ebenfalls  unbärtig,  den  Petasus  hinten  angebunden,  mit 
einer  Chlamys  bekleidet,  einen  Scy plins  in  der  ausge- 
streckten Rechten  hin,  während  seine  Linke  den  Cadu- 
ceus  liält. 

15.  Oenochoe  m.  g.  Fig.  aus  Basilicata.  Aphro- 
dite (?)  lang  bekleidet,  auf  dem  Kopf  mit  einer  Haube, 
bedroht  mit  ihrer  Lanze  und  beim  Schopf  fassend  eine 
vor  ihr  knieende  das  Schwert  haltende  Amazone.  Pelta 
und  Lanzenspitze  liegen  neben  dieser  am  Boden.  Hinter 
Aphrodite  steht  ein  weifser  Eros  hinzeigend  auf  die 
Amazone. 

B.     H  e  r  o  e  n. 

16.  Krater  mit  zwei  weifsgeraalten  Frauenköpfen  an 
den  Henkeln,  der  eine  mit  phrygischer  Mütze,  der  andre 
mit  Helm,  worauf  ein  Schwaneukopf:  Hilaeirn  und 
l'hoibe,  oder  Artemis  und  Athene  (vgl.  Panolka  Cab. 
Pourtales  PI.  XYI  pag.  86).  Aktaeon.  Am  Hals  sieht 
mau  den  Kampf  eines  Löwen  und  Ebers,  mitten  eine  Lo- 
tusblume. Am  Bauch  des  Geiäfses  erscheint  Aktaeon 
mit  Hirschgeweih  an  der  Stirn  und  umgeknöpfter  Chlamys; 
er  zielt  mit  dem  Speer  auf  die  Hirschkuh,  hat  das  linke 
Bein  auf  ihren  Rücken  gesetzt  und  fafst  mit  der  Linken 
das  Geweih  der  schon  hiuknieenden.  Unter  der  Hirsch- 
kuh befindet  sich  ein  oblonges  Bassin  in  das  Wasser  aus 
zwei  Fontainenmüudungeu  herabfliefst,  ringsumher  liegen 
Steine.  Rechts  schaut  ein  auls  Kniee  gefallener  Satyr 
mit  ausgestreckten  Händen  wie  staunend  zurück.  Drüber 
sitzt  Artemis  als  Jagerin,  mit  einem  Kopftuch  und  einer 
Strahlenkrone  im  Haar,  ein  Rehfell  über  dem  Chiton  ge- 
gürtet, den  Speer  in  der  Linken,  den  Bogen  in  der  Rech- 
ten haltend,  einen  Stern  hinter  sich  oberhalb.  Sie  sitzt 
abgewandt  von  der  Hauptscene,  blickt  aber  danach  zu- 
rück. Links  hinter  Aktaeon  steht  Hermes  mit  goldgelbem 
Petasus,  die  Chiana  über  die  Schultern,  Flügelstieteln  an 
den  gekreuzten  Fülsen,  die  eineu  Caduceus  haltende  Linke 
im  Gespräch  erhoben,  die  Rechte  auf  den  Ast  eines  Bau- 
mes mit  Früchten  gelegt. 

Neben  diesem  Baum  befindet  sich  andrerseits  (links) 
ein  schöner  nackter  Jüngling,  den  nur  Bockshörnchen  und 
Schwänzchen  als  Pan  charakterisiren;  in  der  gesenkten 
Rechten  hält  er  eine  Keule,  die  Linke  ist  im  Gespräch 
erhoben.  Man  kann  hiebei  an  die  Erzählung  Diodors 
(IV,  81)  sich  erinnern,  wonach  des  Aktaeon  Hirschver- 
waudlung  und  Vernichtung  daher  geleitet  wird,  dal's  er 
das  der  Artemis  zum  Opfer  geweihte  Wild  zum  llochzeits- 


schmaus  verwandte.  Allein  die  Abviesenheit  der  zerllei- 
schenden  Hunde  reicht  allein  schon  hin  uns  zu  belehren, 
dafs  diesem  Bilde  ein  tieferer  theologischer  Sinn  als  der 
gewöhnliche  Rlythus  zum  Grunde  liegt.  Die  ausführliche 
Erklärung  dieses  merkwürdigen  Vasenbildes  im  Zusam- 
menhang mit  einigen  andern  sinnverwandten  behalte  ich 
mir  vor. 

17.  Amphora.  Androineda  an  zwei  Bäumen  ge- 
bunden; die  Wärterin  {iQOCfög)  kahl  und  verschleiert, 
mit  einem  Zweig  in  der  Hand,  wird  von  einer  Amazone 
herangeführt;  eine  zweite  sitzt  daneben;  drüber  drei 
andre.  Ueber  Andromeda  ist  Eros  zu  Aphrodite  mit 
einem  Kästchen  gewandt,  während  links  Peitho  mit  ei- 
nem Ball  und  Kranz  der  Göttin  gegenübersteht.  Unten 
sitzt  links  nelien  Andromeda  eine  verschleierte  Frau  auf 
einem  Kasten,  im  Gespräch  mit  einer  stehenden ,  die  einen 
Sonnenschirm  und  Spiegel  hält,  eine  andre  mit  einer  Tä- 
nia  steht  daneben. 

Im  untersten  Feld  erblicken  wir  Thetis  mit  einem 
Spiegel,  auf  einem  Seepferd  links  fortreitend  und  zurück- 
blickend: ihr  im  Rücken  ist  Perseus  mit  der  Mitra  und 
Harpe  den  Seedrachen  zu  köpfen  im  Begriff,  rechts  vor 
ihm  rauft  Scylla  sich  das  Haar  aus,  und  Ino  sitzt  auf 
untertauchendem  Delphin. 

18.  Denselben  Gegenstand  zeigt  eine  Amphora  des 
schlechtesten  Styls,  publicirt  von  Röchelte  Monuni.  inedits 
I,  PI.  XLI,  zugleich  dasUrtlieil  des  Paris  und  die  Ge- 
fangennehmung desOrest  u  n  d  Py  1  ades  auf  T  au  ri 
uns  vergegenwärtigend. 

19.  Amphora  buntfarbig.  Wettlauf  des  Pelops 
und  Oenomaos.  Am  Hals  ein  weiblicher  Strahlenkopf 
auf  einer  Blume,  der  zwei  Frauen  in  asiatischem  Kostüm 
wie  Amazonen  und  dennoch  geflügelt  eine  Binde  reichen. 
Wahrscheinlich  Lydische  Niken  den  Kopf  der  Hippodamia 
umbindend.  Am  Bauch  des  Geiäfses  erscheint  Pelops 
mit  phrygischer  Mütze  und  gesticktem  Chiton;  er  lenkt 
die  Quadriga,  neben  sich  Hippodamia  mit  Strahlen- 
krone gesclimückt,  rückschauend,  die  Linke  an  die  Stirn. 
Drauf  kömmt  Lyssa  in  kurzem  Aermelchiton  und  Stie- 
lein, geflügelt,  den  Speer  werfend  gegen  Oenomaos, 
der  mit  Helm,  Schild,  Panzer  und  flatternder  Chlamys 
bedeckt,  die  Lanze  werfend,  auf  seiner  Quadriga  steht, 
neben  sich  links  den  Rosselenker  Myrtilus.  Vor  seiner 
Quadriga  sprengt  ein  Panther  (oiyo/.taog  der  Weinlech- 
zer)  einher.  Diese  Bilderinschrift  ist  mit  der  des  Hasen 
ui<(iog  bei  der  Quadriga  der  Aurora  (Amphora  no.  5)  zu 
vergleichen. 

20.     Oxybaphon.      Electra    mit    einer  Phiale   und 


223 


224 


OeDocboe  steht  am  Grahe  Agameranons,  das  durch  ei- 
nen Altar  in  der  Aedicula  bezeichnet  ist:  zu  den  Seiten 
Pylades  und  Orest. 

21.  Oxyhaphon  (no.  73).  D  an  kopfer  der  Hy  psi- 
pyle.  Eine  Frau  mit  plirygischer  Mütze  und  kurzem  ge- 
gürtetem Aermelchiton,  halt  in  der  Linken  die  Lanze  und 
den  argolischen  Schild:  mit  der  Rechten  spendet  sie  aus 
der  Filiale  auf  den  Altar  vor  der  Herme  einer  weil)lichen 
Göttin  mit  Modius.  Ich  vermuthe  die  Lemnierin  Hypsi- 
pyle  für  die  Rettung  ihres  Vaters  Thoas  Dankopfer  der 
Göttin  Chryse  bringend. 

22.  Oxybaphon.  Tod  der  Glauke  durch  die 
Geschenke  der  Medea.  Glauke  auf  einen  'J'hron 
liin<»esunken  im  Todeskampf,  F'olge  der  fatalen  Geschenke, 
Stephane  und  Schleier;  links  sieht  man  Kreon  und  seine 
Gemalin  dahinter;  rechts  eilt  der  Pädagog  mit  den 
Kindern  davon;  oben  sitzt  eine  Flügelfrau  die  Kniee 
sich  umfassend,  ein  Spiegel  (?)  davor  (R.  Röchelte  Jlonum. 
ined.  I,  p.63  beschrieben;  vgl.Rev.  arclieol.  11,  p.357.  477). 

23.  Krater  mit  einem  weil'sen  Fraueukopf  und  Schwa- 
nenkopf  an  jedem  der  Henkel,  am  Hals  mit  einem  weilili- 
chen  Kopf  auf  einer  Blume.  Auf  dem  Bauch  dieses  ebenso 
merkwürdigen  als  vorzüglich  gezeichneten  Gefiifses  ist  ein 
Pallast  mit  drei  ionischen  Säuleu  vorn  und  zweien  in  der 
'l'iefe  sichtbar.  Auf  einer  langen  Kline  steht  des  Oeneiis 
SohnTydeus,TYAEYZ!,  vielleicht  von  derChlaena  be- 
deckt, die  Rechte  nach  dem  Kopf,  die  Linke  ausgestreckt, 
im  Ausdruck  des  höchsten  Schmerzes  und  der  Verzweiflung. 
Ihn  umfafst  ein  stellender  Jüngling  mit  flatternder 
Chlamys,  dafs  er  sich  nicht  ein  Leid  nntliue.  Andrerseits 
(links)  eilt  seine  Schwester  Dejanira  AHlANEIf^A 
in  einem  Peplos  über  dem  langen  Chiton  herbei,  seinen 
rechten  Arm  fassend  und  ihre  linke  Hand  auf  seine  linke 
Schulter  legend.  Weiter  links  über  der  Polsterkline  hin- 
aus erscheint  auf  einem  Tritt  eine  grofse  Frau  mit  ei- 
nem Schleier  und  ausgestreckter  erhobner  Linken.  Rechts 
aufserhalb  des  Pallastes  steht  ein  Eros  mit  der  Namens- 
inschrift Phtbonos  C|)00N0Z,  Neid,  Eifersucht, 
hei  Aphrodite  A(t>POAITH  unter  ihr);  er  legt  die 
linke  Hand  auf  ihre  linke  Schulter  und  blickt  obwohl  ab- 
gewandt, nach  der  Hauptscene  zurück.  Die  Göttin  wen- 
det sitzend  sich  aucii  danach  hin. 

Tiefer  steht  ein  biirtiger  Herrscher  in  gesticktem  um- 
gürteten Chiton  und  Peplos,  durch  einen  Lotusscepter  cha- 
rakterisirt,  mit  der  rechten  Hand  vor  Verzweiilung  ins 
Haar  greilcnd,  der  Vater  der  Dejanira,  Oineus  wie  die 
Inschrilt  OINEYZ  liber  ihm  lehrt.  Unter  dem  Pallast 
auf   "leicher  I''bn:lie  mit  diesem  sitzen  auf  einem  Fels  links 


ein  Ephebe,  Peleus  riHAEYZ,  einen  heraufschauen- 
den Hund  vor  sich,  gegenüber  rechts  auf  zwei  Kissen, 
ganz  verschleiert,  die  verhüllte  Rechte  au  den  Kopf  Tlie- 
seus  OHZEVS,  vor  ihm  ein  kauernder  Hund:  oben 
liängt  ein  panthergefleckter  Sack  und  ein  Bündel  Fackeln 
oder  Pfeile.    [Vgl.  Arch.  Zeit.  [  S.   192.J 

Die  Rückseite  zeigt  einen  Tempel  mit  zwei  Säulen 
vorn,  und  zwei  Säulen  hinten.  Im  Innern  tritt  die  ver- 
schleierte Demeter  mit  einer  Kienlackel  vor  den  myr- 
tenbekränzten auf  einem  Lehnstulil  mit  Pantherfell  sitzen- 
den la  kell  OS,  der  in  der  Rechten  das  Scepter  hält  und 
die  Linke  auf  die  Lehne  legt.  Aufserhalb  sitzt  auf  einem 
Klappstuhl  ein  lilondgelockter  Ephebe  mit  einem 
Stnl),  mit  der  Linken  das  Gewand  ziehend;  gegenüber 
steht  ein  zweiter  mit  Chiana,  Stiefeln  und  Stab,  mit 
der  Rechten  die  Rede  begleitend. 

Unten  hält  eine  geflügelte  Furie  eine  lodernde  Fackel 
dem  dreiköpflgeii  Cerber  US  vor,  den  der  unbärtige  Her- 
cules, mit  einer  Binde  um  den  Kopf,  am  Bande  mit  der 
Linken  hält,  in  der  Rechten  die  Keule.  Weiter  links  ist 
eine  bärtige  ithyphallisclie  Herme  des  Hermes,  mit 
Binden  geschmückt.  Drüber  sitzt  nach  dem  Tempel  blik- 
kend  der  lorbeerbekränzte  Apollo,  nur  den  Unterkörper 
vom  Peplos  bedeckt,  mit  einer  Kithara  in  der  Linken  und 
einem  Lorbeerkranz  in  der  Rechten. 

C.     Individuelles. 
24.    Kelebe  aus  Kumae,  g.  F.    Rüstung.    Eine  Frau 
mit  einer  Haube  bringt  Lanze  und  Schild  mit  Löwenem- 
lilem   einem  .Jüngling   mit    kurzem    Chiton,    der    sich    das 
Wehrgehenk  umhängt. 

25.  Lekythos  von  Agrigent,  Figuren  alten  griechi- 
schen Styls  in  scliwarzen  Umrissen  auf  gelbem  Grund. 
Kriegerabschied.  Ein  Krieger  mit  Helm,  .Mantel  und 
Lanze  gegenüi)er  einer  JManteltigur  mit  Krückenstab. 

26.  Diota  Noiaua.  Musikalischer  Wettkampf. 
Zwei  Flötenspieler  mit  dem  Peplos  über  dem  gestick- 
ten Aermelchiton  Istellen  auf  einer  Tribüne,  /j'~,"«,  it^i'iiti.ij, 
neben  einander.  Ihnen  hört  ein  liärtiger  Mann  mit  einem 
Tribon,  Stab  und  gespaltetem  Baumzweig  ohne.  Blätter 
als  Richter  zu;  hinter  ihnen  steht  ein  unl)ärtiger  mit 
einem  Kriickenstab.  Die  Rückseite  zeigt  einen  Herold 
und  zwei  Frauen,  die  eine  mit  einer  Patera. 

27.  Aryballos.  Kunsttänzerin  mit  ihren  Händen 
statt  der  Fül'se  auf  einem  Bassin  {him'jo)  stehend:  ihre 
F"ül'se  sind  üliergeschlagen  auf  das  Haar  des  Kopfes  ge- 
stellt: sie  ist  nackt  (weil's  gemalt)  mit  Ausiialune  eines 
die  Schaam  deckenden  Gewandstiickes  und  der  Schuhe; 
davor  sitzt  links  ihre  Kunststücke  begleitend  eine  lang- 
bekleidete Flötenspielerin  auf  einem  Lehnstulil  mit  Polster, 
eine  Fulsbank  unter  iliren  Fül'seii;  rechts  sieht  man  ein 
anspringendes  Hündchen,  oberhalb  hängen   zwei   Binden. 

28.  Oxybaphon  von  Sorrent.  Euainetos  EYAI- 
NETOJI  mit  einer  Kylix,  daneben  auf  derselben  Kline 
der  uuliärtige  Eromenos  mit  der  Uebersclirift  KAVOZ. 
Drauf  folgt  eine  (weil's  gem.ilte)  nackte  Tänzerin  nur 
mit  schwarzem  (Gürtel  um  die  .Schaam  versehen  :  ihr  Helm, 
Schild  und  Lanze  deuten  auf  Waflentanz,  7ivftai'/>j,  nnv- 
hg;  ihren  Namen  HA^j*  IHTE  weils  ich  mir  nur  ver- 
schrieben für  ] Lü.o.i it  1  ij  oder  für  llnvXtaiii  zu  erklären. 
.\uf  einer  zweiten  Kline  liegen  Kallias  mit  einer  Kylix, 
und   Euaion  EYAION   die  Flöten  blasend. 

Th.  Pan  ofka. 


Hiezu  Tafel  XIV  der  Seiten  Folge:  Ajax  und  Kasnundru,    Vasenbilder. 


Druck  und  Verlag  von   G.  Heimer, 


Herausgegeben  von   f.   Gurhard. 


225 


226 


ARCHJIOLOGISCHE   ZEITUNG. 


M  15. 


Neue  Folge. 


März  1848. 


Kassanilia   und   Acricas.  —  Das  giietliisclie  Tliealer  in  Cyrene.  — •  Allerlei  (Laokoon  (fi;  KonsWü  senUinUa;  die  Tlieristen 
des  Euripides;    Allieiie  Parllieiios;    Midaslierme;    Tlioiipiippen ;    Ilektor  und  l'aiis.) 


I. 

Kassandra  und  Aeneas. 

Hiezii   die  Abbildung  Tafel  W. 

JLu  Zusanimeiiliang  mit  den  im  vorigen  Stück  die- 
ser Zeitung  erörterten  Knnstdnrstcllungen  von  Kas- 
sandra's  Verungiini|ifLnig  durch  Ajax,  luügen  wir  es 
iiiclil  unterlassen,  nocii  ein  verwandtes  ansehnliches 
Vasenbild  zu  näherer  Kenntnil's  und  Erwägung  unse- 
rer Leser  zu  biingen.  Wir  meinen  ein  bereits  viel- 
hes]irochenes,  obwold  in  Ahbildinig  wenig  verbrei- 
tetes, unteritalisches  Gefüfs,  die  nach  riaoul-Rochettc 
anbei  abgebildete  Anijihora  der  Sammlung  des  Her- 
zogs von  Blacas  ').  Dem  zuletzt  von  uns  Ijespro- 
chenen  (XIV,  2)  Albergolti'sclien  Kassandrabild  durch 
gleichzeitige  Erscheinung  der  Göttin  sowohl  als 
auch  ihres  Idols,  der  Diuandschen  Vase  (XIV,  1) 
aber  in  der  Grupitirung  scluitzfleliender  Troerinnen 
um  dasselbe  entsprecliend,  uberlrilTt  das  anziehende 
HaujUbiid  (no.  1)  dieser  Vase  alle  vorliergedacli- 
ten    im    Lmlang   seiner   noch    über    die   Zerstörung 

')  Nach  Haoul -Rocliette  Moniiniens  iiiedits  pl.  L.WI 
p.  300 — 309:  „Lcs  'froi/cnncs  refugices  n  roiilcl  ile  Jupiter 
llerleiosj"  Kine  der  vorzüglichsten  Ertlärnngen  des  ganzen 
Werkes,  nach  Weicker  (Khein.  Mns.  MI,  bl5lf.),  der  grüuten- 
tlieils  ihr  sich  anscldols.  Beschränkender  sprach  Klausen 
(Aeneas  1,  164  11.)  darüber  sich  aus,  dem  die  gegenwärtige 
l'>klärung  in  den   meisten  Punkten  gefolgt  ist. 

')  Kiiic  Analyse  dieses  Gewands  gibt  Kochette  p.  30.?  s. 

')  Dieselbe  Trennung  des  Gütlerbilds  von  der  ihm  als 
seinem  'ti)'rji  (Weicker  Syll.  epigr.  p.  4)  einwulinenden  (iott- 
lieit  ward  bereits  oben  Taf.  XIV,  2  nachgewiesen;  sie  ent- 
spricht der  \orstellung,  dal's  die  Götter  bei  Troja's  Fall  ihre 
eigenen  Götterbilder  auf  dem  Rücken  tragend  als  ioccvijiforioi 
von  dannen  ziehen  (Schol.  Aesch.  sept.  289.  Weicker  gr. 
Trag.  S.  60). 


Troja's  hinaus  weisenden  Darstellung.  Das  wie- 
derum in  l^rofilansicht  dargestellte  Palladion  er- 
scheint in  langem  verziertem,  hier  auch  mit  der  Agis 
bedecktem  Gewand  ^);  mit  Helm  und  Schild  ver- 
sehen, den  Sjieer  schräg  haltend,  scheint  dieses  Göt- 
terbild schlagfertig  zu  sein,  aber  von  der  im  liöiie- 
ren  Raum  darüber  sitzenden  durch  ihre  Ägis  mehr 
als  durch  den  Speer  kenntlichen  leil)haftigen  Göttin 
erst  die  Lfelelde  dazu  zu  erwarten  ').  Auf  einem 
Altar  stehend,  der  mit  einer  Stufe  umgeben  ist,  wird 
es  beiderseits  von  einer  Frau  utnfalst:  linkerseits 
unsres  Erachtens  ■*)  von  Kassandra,  die  knieend 
über  den  Altar  die  Arme  breitet,  während  ihr 
Verfolger  Ajax,  jugendlich  *),  mit  Spitzhelm,  Chla- 
mys,  Wehrgehenk  und  einem  grofsen  Doppelspeer  ") 
angethan,  sie  bereits  erreicht  hat  und  nur  im  Au- 
genblicke noch  wankt,  ob  seine  imgestüme  Begier 
mit  der  bereits  ausgestreckten  Linken  die  Schutz- 
empfohlene der  Göttin  berühren  dürfe;  rechterseils 
aber  von  einer  auf  dem  Altar  ruhig  sitzenden  Frau 
mit  entblüfster  Brust  und  geschmücktem  Hals,  in 
welcher  wir  nicht  Kassandra  '),  sondern  vielmehr 
Ajihrodilen    erkennen,    deren    göttlicher   Beistand 

*)  Nacli  Kochette's  von  Weicker  gebilligter  Deutung  wären 
Neoptolemos  und  Poljxena  an  der  Grabsäule  Achills  in  die- 
ser Gruppe  zu  erkennen;  wogegen  Klausen  (Aen.  I,  l.'iO)  zu- 
nächst rügt  wie  Neoptolemos  dann  ohne  irgend  einen  Grund 
als  Schänder  des  Palladiums  erscheine. 

'•)  Die  Dartlosigkeit  des  Ajax,  die  Rochetle  p.  30.j,  1  im 
Gegensatz  der  IMünzbilder  nachweist,  beruht  lediglich  auf  dem 
verjüngenden  Ivunstgebrauch  des  späteren  Vasenstyls. 

')  Nielleicht  mit  einem  der  oben  S.  212  f.  Anm.  19.26 
erwähnten  Uueihaken  zur  Aulsteigung  aufs  Pferd:  aii(it'<xiov 
(Thuc.   II,  4)   nach  Bötliger  und   nach  Rochetle  p.  .H08,  4. 

■)  Kassandia:  näiidich  nach  Rochette's  Ansicht  (p.  309_) 
der  aucii  Klausen  I,  lj7  lolgt,  nicht  ohne  Bezug  auf  den  ver- 
meintlich priesterlichen  Charakter  der  Figur.    Tracht  und  Aus- 


227 


228 


den  frommen  Aeneas  im  Augenblicke  von  Troja's 
Fall  zur  Entführung  des  Palladiums  ermächligt. 
Treffend  ward  dieser  schon  früher  *)  in  einem 
schreitenden  Helden  erkannt,  welcher  in  seiner  Be- 
waffnung nur  durch  einen  künstlicher  geformten 
Helm  und  durch  den  Schild  unterschieden  ist,  den 
er  mit  seiner  Rechten  vor  sich  aufstützt:  dieses 
vielleicht  nur  zu  gefalliger  Anordnung  des  seiner 
Waffen  miichtigen  und  neben  der  drohendsten  Ge- 
fahr wohlgenuilh  den  Göttern  vertrauenden  Helden, 
jenes  -woh]  nur  zu  gröfserer  Verherrlichung  der 
Hauptperson,  nebenher  vielleicht  auch  zu  Unter- 
scheidung des  auch  sonst  nicht  immer  phrygisch 
bekleideten ')  Aeneas  vom  lokrischen  Ajax,  welcher 
im  Vasenst)'!  dieses  Bildes  den  üblichen  Spitzhelm 
unteritalischer  Volksstiimmc  trägt,  wie  andremal  auch 
der  daunische  Diomcdes  '").  Jene  so  ehrerbietige 
als  eln-enfeste  Stellung  des  Aeneas  ist  durchaus  be- 
greiflich, w-enn,  wie  wir  meinen,  er  eben  sein  Schild 
anlehnen  will  um  aus  der  Hand  Aphroditens,  seiner 
Mutter  imd  Scliutzgöttin,  den  trojanischen  Hort,  das 
Palladion  zu  empfangen,  dessen  Entführung  durch 
Aeneas")  die  oberwärts  ruhig  zuschauende  Pallas 
nicht  mehr  zu  hindern  vermag.  Noch  eine  Neben- 
figur dient  zur  Vervollständigung  dieser  Gruppe; 
es  ist  die  vom  zwiefachen  Begegnifs  ihres  Götter- 
bildes zurückgescheuchte  Pallaspriesterin,  welche 
wir  in  der  äufsersten  Figur  zur  Rechten  des  Bildes 
erblicken  und  um  so  weniger  zu  verkennen  im  Stande 
sind  "),  da  ein  ihr  entfallener  Ojiferkrug  ganz  wie 
im  ähnlichen  vorbctracliteten  Bild  (XIV,2)  unterhalb 
des  Altars  zu  bemerken  ist. 


In  ganz  ähnlichem  Gegensatz  wie  die  bis  hieher 
betrachtete  Hauptgruppe  unsres  Bildes  einerseits 
Troja's  Erniedrigung  im  Schicksal  Kassandra's,  an- 
drerseits aber  die  ewige  Dauer  der  Stadt  durch 
Aeneas  und  das  ihm  anheini  gefallene  Palladium 
darstellt,  sind  auch  die  entsprechenden  Nebenbilder 
im  oberen  Raum  desselben  Bildes  versländlich.  Lin- 
kerseits Hektors  ioniscli  geformte  ■  ^)  von  Opfer- 
binden umwundene  Grabessäule,  rechts  der  Knabe 
Askanios  vom  Grofsvater  Anchises '■•)  an  der 
rechten  Hand  gefülut,  während  dieser  mit  seiner 
Linken  einen  Krückstab  zu  Hülfe  nimmt.  Mitten 
inne  sitzt,  wie  bemerkt,  Pallas:  wie  es  zufäUig 
sein  mag,  dafs  ihr  Speer  keine  Spitze  zeigt  '  *),  so 
stimmt  dieser  Umstand  doch  wohl  zusammen  mit 
ihrem  unbehelmten  Haupt  '*),  ihrem  gesenkten 
Blick")  und  ihrem  ganzen  ruhigen  und  nachdenk- 
lichen Ausdruck — ,  sämmtlich  Merkmalen,  welche 
im  Angesichte  der  Schmach,  die  ihrem  Gölterbild 
droht,  das  Zugeständnifs  der  Göttin  zur  Überliefe- 
rung ihres  Bilds  an  Aeneas  enthalten  mögen. 

Aufserdem  sind  anziehende  Besonderheiten  die- 
ses inhaltreichen  Gefälsbilds  auch  noch  in  manchem 
Nebenwerk  zu  verfolgen.  Die  sinnvoll  durchgeführte 
Beziehung  des  Ganzen  auf  Troja's  Fall  und  Er- 
neuung hat  auch  eine  Hinweisung  auf  sämmlliche 
troische  Heiligthümer  veranlafst,  die  wir  theils  im 
Palladion  und  in  Aphroditens  Umfassung  desselben, 
theils  im  ansehnlichen  durch  Wellen  und  Triglyphen 
geschmückten  Altar  nachweisen  dürfen,  auf  welchem 
das  Götterbild  steht.  Die  stattliche  Ausführung  die- 
ses Altars  läfst  uns  kaum  zweifeln,  dafs  er  den  an- 


ilnick   sprechen    elien    so    sehr   gegen    diese   Ansicht   als   für 
Aphrodite. 

")  Klausen  Aen.  I,  l.')7.  Nach  Kochette  p.  305  wäre  es 
Ajax  ,,<lvpoisnut  sim  hnutUer  nu  lüed  Je  Vnutcl,  nvant  de  por- 
ter sur  la  sui>pliiinte  unc  main  sntrileije." 

')  Aeneas  gerüstet  nacli  griechischer  Weise:  Anserl.  Vas. 
III,  216. 

'")  Diomedes  mit  .Spitzlielm:  Berlins  Bildw.  no.  1000  (Apul. 
Vas.   Taf.  I). 

")  Paus.  II,  23,  .5:  ro  fiir  J/}  llcM.üSiov  äijluv  laiiv  ig 
'Ija/.luv  xo/iia!Hv  vnü  AiviCov. 

'•')  Nach  Koclif'tle  ist  es  eine  Amine,  nach  Weicker  S.  f)l7 
Hckate;  die  obige  Deutung  auf  Tliuano  hat  zuerst  Klausen 
(I,  158}  aufgestellt. 


")  Auf  diese  ionische  Form  der  Grabessäule  legt  Röchelte 
p.  304s.  besonderes  Gewicht,  indem  er  mit  Bezug  auf  Stackel- 
berg  Apollotempel  S.  40  If.  das  holie  Alter  der  ionischen  Bau- 
ordnung daraus  <'rläutert.  Dafs  damit  IlelUors ,  nicht  Achills 
Grabmal  gemeint  sei,  wie  Kochette  tmd  mit  iiim  Weicker  an- 
nalim,  hat  Klausen  walirscheinlicli  gemacht  (Aeneas  I,  155). 

")  Bochette's  p.  30(5  Deutung  auf  Polydoros  und  dessen 
Pädagogen  ist  bereits  von  Weicker  Rhein.  Ahis.  III,  61(5  wi- 
derlegt.    Vgl.  Klausen  Aen.  I,  154. 

'■')  Speer  ohne  Spitze,  wie  öfters.  Vgl.  Auserl.  Vas.  III. 
S.  32,  3.  62,  24. 

")  Unbehelmt,  wie  im  Münztjpus  von  Ileraklea  (Koch, 
p.  332.    Vgl.  :508,  2)  und  sonst. 

'■)  Als  re^nciens,  meint  Kocliette  p.  l(j!(,  2.  308,  3. 


229 


230 


dervvüils  ülinlich  gebildeten  Altar  des  Zeus  Her- 
keios  darstelle,  zu  welchem  nach  sonstigen  Sagen 
und  Bildern  auch  Priamos  sich  flüchtete  '*);  ferner 
dal's  aucii  das  Heiligthum  Apollo's  hier  angedeutet 
-sei,  nämlich  dinch  einen  reichsprossenden  Lorbeer- 
baum ' "),  wie  denn  ein  andrer  demselben  Gott  hei- 
liger Baum,  die  Palme,  auch  auf  dem  Vivenzio'schen 
Gefiifs  neben  dem  Altar  des  Zeus  angebracht  ist. 
Neben  diesen  wohl  verstandlichen  Andeutungen 
sind  endlich  auch  an  der  obern  Begrenzung  des 
Bildes  zwei  Halbrunde  zu  beachten,  die  man  ver- 
geblich für  Fenster  *°)  oder  auch  für  eine  zwiefache 
Sonnensclieibe  ^ ')  gehalten  hat,  während  nur  Schil- 
der damit  gemeint  sein  können. 

In  einer  so  durchgängig  bedeutungsvollen  Um- 
gebung kann  man  versucht  sein  zu  glauben,  es  seien 
in  diesen  Schildern  die  römischen  Ancilien  gemeint, 
welche,  wie  auf  Numa  und  IMamurius  '^^),  so  auch 
auf  Aeneas  als  ältesten  Cerinionialmeister  Korns  ^') 
zurückweisen  können  und  in  unteritalischer  Andeu- 
tung immerhin  wol  auch  rundgeformt  sich  denken 
lassen;  aber  die  Eindrängung  latinischcr  Sagen  ist, 
abgesehn  von  der  Lnsicherheit  solcher  mythischer 
Varianten,  für  ein  Gefäfs  nicht  anwendbar,  das  wir 
nicht  tiefer  als  in  das  sechste  Jahrhundert  Pionis, 
setzen  dürfen.  Um  so  mehr  haben  wir  die  unleug- 
baren Götterspuren  in  Anschlag  zu  bringen,  die  aus 
rein  griechischer  Vorstellung  über  die  Gottbeiten 
Ilions  hier  uns  vor  Augen  hegen.  Alle  gefeiertsten 
Gottheiten  Troja's,  Zeus  und  Pallas,  Apollo  und 
Aphrodite  sind  in  diesem  kunstreichen  Bilde  von 
Ilions  Untergang  den  tragischen  Gegensätzen  des- 
selben verflochten.  Rektors  Heldenkraft  ist  verbli- 
chen und  Pallas,  durch  die  er  fiel,  bhckt  an  seinem 
Grabmal  auf  Troja's  Verwüstung;  ihren  Siegesjubel 
jedoch  nmfs  die  sieghafteste  aller  Göttinnen  unter- 
drücken  beim  Anblick    des    ihr   eigenes  Tempelbild 


umdrängenden  Griechenfrevels  und  Troerglücks.  Das 
Palladion,  dessen  angebliche  Entführung  vor  Troja's 
Fall  durch  würdevolle  Erscheinung  des  unerschüt- 
terten Götterbilds  hier  geleugnet  wird,  soll,  von 
Ajax  entheiligt,  keinem  Genossen  des  Griechenheers, 
sondern  vielmehr  dem  Aeneas  zufallen,  durch  wel- 
chen man  s])äterhin  es  in  Hesj)erien  angelangt 
wufstc  ^^).  Diese  rasche  und  furchtbare  Wendung 
der  Dinge,  durch  welche  das  Schicksal  den  Griechen 
feindlich,  den  Troern  aber  versöhnt  erscheint,  ge- 
winnt an  lebendiger  Darstellung  durch  die  uns  vor 
Augen  gelegte  Einmischung  Kassandra's  und  Aphro- 
ditens  — ,  Kassandra's,  welche  im  Augenbhck  von 
des  Ajax  Frevel  viefleicht  weissagend  ruft,  dafs  die 
Göttin  sich  nun  statt  den  Griechen  den  flüchtenden 
Troern  zuwende;  Aphroditens,  die  als  Schutzgöttin 
der  Aeneaden  diesen  Götterbeschlufs  durch  Ergrei- 
fung des  Pallasidols  ihrem  Sohne  zu  Gunsten  als- 
bald in  Anspruch  nimmt.  Wo  ein  ausdruckvolles 
Bild  deutlich  wie  hier  zu  uns  spricht,  läfst,  was  es 
uns  vorführt  und  mittlieilt ,  als  wiedergefundenes 
Element  der  verlorenen  Dichtersage  dankbar  sich 
weiter  benutzen :  demnach  wird  es  auch  gestattet 
sein,  in  dem  kurz  vorher  betrachteten  Albergottischen 
Vasenbild  {XIV,  2)  dieselbe  Entwickelung  der  Sage 
weiter  zu  verfolgen.  Athenens  jiersönliche  Erschei- 
nung in  der  Höhe  und  die  lebendige  Geberde  ihrer 
abwärts  geneigten  Gestalt  wird  jetzt  erst  verständ- 
lich, da  wir  auf  den  selbsteigenen  Ausspruch  der 
Göttin  sie  deuten  dürfen,  ihr  Bild,  der  Sitz  ihres 
Götterwesens**),  möge  nun  weiter  ziehn,  wohin  es 
immer  vom  Schicksal  bestimmt  sei.  Dieser  nach 
Möglichkeit  uns  veranschaulichte  Ausspruch  erklärt 
uns  sofort  auch  die  ISebenfigur,  welche  in  jenem 
Bild  am  rechten  Ende  des  Alters  sich  niedergelassen 
hat;  es  ist  auch  dort  Aphrodite,  die  mit  weit  geöff- 
neten Armen   ihre  Absicht  andeutet  das  Götterbild, 


")  Eurip.  Troad.  486:  liäoi'  xaTaaifay^vi  i<f'  'EnxtOn 
nvQÜ. 

'']  \  irg.  Aen.  II,  äl3:  imjeiis  nra  fitit,  iu.rta(iue  veterrimn 
laurus, 

'■")  Fenster  im  Ilolrauin,  Oyiaiov.,  nach  Rocbette's  \>.  302 
geltlirt  unterstützter  Meinung. 

")  An  Sonne  oder  Mond  erinnert  nach  Millingen  Uncd. 
|d.  27.  28  aucli  WelcUer  S.  617. 


'•')  Numa  und  Mamurius :  Plularch.  Num.  13.  Fest.  v. 
Mamurii.    Härtung  Kelig.  d.  K.  II,  I(j5. 

")  Alles  römische  Cärimonialgesetz  weist  auf  Aeneas  zu- 
rück (Klausen  Aen.  II,  915.  986) ;  warum  nicht  auch  die  Ancilien, 
zumal  bei  Vergleichung  mit  dem  Goldschild  (Khd.  IISI  (f.)  des 
Diomedes?   Vgl.  ebend.    S.  1002.  12011. 

")  ig  'Iieü.i'ay  xomaSt^v:  üben  Anin.   11. 

•"■)  'iiSoi:  oben  Anin.  3. 


231 


232 


sobald  der  siegestrunkene  Ajax  Kassandren  dort  los- 
gerissen hat,  für  iln-en  Solin  zu  ergreifen,  den  wir 
ihr  hnks  gegenüber  in  dem  auf  Ajax  eindringenden 
Helden  erkennen. 

Die  augenfällige  Wichtigkeit  dieses  so  reichen 
als  sinnvollen  Bildes  für  unsre  Kenntnifs  unteritali- 
scher  Vorstellungen  über  Aeneas  und  Latiunis  Vor- 
zeit wird  durch  die  Kehrseite  noch  gesteigert,  wel- 
che, bisher  unbeachtet,  nach  einer  vor  längerer 
Zeit  genommenen  vollständigen  Zeichnung  *«)  des 
in  Rede  stehenden  Gefäfses  hier  ebenfalls  beifolgt. 
Beim  ersten  Anbhck  dieses  Gegenbilds  (no.  2)  glaubt 
man  in  den  hier  versammelten  drei  Kriegern  und 
zwei  Frauen  nur  eine  gewöhnliche  Libalionsscene 
griechischen  Alltagslebens  zu  erkennen;  doch  ist 
theils  in  Gruppirung  und  Ausdruck  der  dargestellten 
Figuren,  Iheils  im  nebenher  angedeuteten  Lokal 
nrancher  Umstand  vorhanden,  der  eher  an  mythische 
Fortsetzung  des  Hauptbildes  denken  läfst.  Wie  in 
diesen  ist  sammt  festlichen  Binden  ein  stattlicher 
runder  iSchild  als  Weihgeschenk  auch  hier  aufge- 
hängt; nebenher  gereicht  ein  halbgeöffnetes  Fenster 
hier,  wie  anderwärts  ^'),  zur  Andeutung  eines  be- 
wohnten, etwa  einer  Priesterin  dienenden,  Raums. 
Vor  diesem  Tempelraum  tritt  ein  jugendlicher  Krie- 
ser,  der  erleich  dem  obiüen  Aeneas  einerseits  seinen 
Speer,  anderseits  aber  sein  Schild  aufstützt,  auf 
einem  Felsstück  hoch  auf,  um  die  von  bedeutsamer 
Geberde  begleitete  Rede  eines  ihm  gegenüberste- 
den  Jünglings  zu  vernehmen.  Beide  Gestalten  sind 
jugendlich,  mit  leichter  Chlamys  und  reisemäfsig 
hoher  Beschuhung  angethan,  beide  mit  Speeren  be- 


waffnet und  mit  einem  spitzen  Reisehut  versehn, 
welcher  dem  Redenden  nachlässig  über  den  Nacken 
herabhängt.  Diese  spitze  Kopfbedeckung  ist  von 
dem  Helm  des  Aeneas  im  oberen  Bild  sichtlich 
verschieden;  es  ist  aber  auch  allein  dieser  irgend- 
wie begreifliche  Umstand,  welcher  uns  hindert,  mit 
Zuversicht  eine  auf  Aeneas  beziigliche  Scene  in  die- 
sem Bild  zu  erkennen.  Vielleicht  ist  es  nur  die 
bequemere  dem  Schifferleben  des  Helden  entspre- 
chende Tracht,  die  jener  veränderten  Kopfbedeckung 
zu  Grunde  liegt,  und  in  diesem  Fall  drängt  aus 
Virgils  Bericht  der  Gedanke  an  des  Aeneas  gastliche 
Einkehr  bei  Helenos  *')  und  Andromache  sich  uns 
auf,  denen  Achates,  wenn  nicht  der  gereifte  Aska- 
nios^"),  und  in  höherem  Raum  die  göttliche  Mutter 
des  Helden  beieesellt  wären.  Aber  die  unteritalische 
Herkunft  imsres  Gefäfses  legt  es  noch  näher  die 
erste  Landung  des  troischen  Helden  auf  hesperi- 
schem  Boden  hier  zu  vermuthen,  dessen  schon  oben 
berührte  Landessitte  den  spitzen  Hut  erklärt  den 
Aeneas  hier  statt  des  obigen  Helmes  trägt  *").  Es 
landete  aber  Aeneas  bekanntlich  zuerst  bei  Castrum 
Mlnervue  * ');  der  dortigePallastempel  scheint  durchs 
geöffnete  Fenster  und  durch  das  nebenher  aufge- 
hängte Schild  angedeutet  zu  sein.  Dort  hauste 
Idomeneus  '^),  und  es  ist  keinesweges  undenk- 
bar den  Aeneas  von  ihm  und  einer  Gemahlin  des- 
selben gasthch  empfangen  zu  glauben,  wenn  doch 
ein  ähnlicher  Empfang  an  daunischen  Küsten  selbst 
mit  Diomedes  ihn  zusammengeführt  haben  sollte'*). 
Der  hinter  Aeneas  sitzende  .Jüngling  könnte  auch 
so  fin-  Achates  ^*),    die   aus  der  Höhe  zuschauende 


'"')  7.\i  Neapel  nocli  vor  Ankauf  des  Gefiilses  ilnrcli  den 
Herzog  von  Blacas  genünimen;  im  arcliäologisclien  Apparat 
des  Kgl.  Moseiims. 

"J  Fenster,  in  ilirer  viereckten  (niclit  runden:  Anm.  20) 
Form  dann  und  wann  durch  eine  licrausscliauende  l'riesterin 
oder  sonstige  Figur  (Alkmene:  Miliin  Gall.  428*)  unverkennliar. 

")  Aeneas  bei  Helenos:  Virg.  Aen.  111,29411.  Andromache's 
Gastgeschenk  ebd.  4S2  If. 

")  Auch  an  Molossos  des  Landes  Gebieter  oder  an  Kc- 
strinos  des  Helenos  Sohn  (Paus.  I,  II,  1.  II,  23,  G)  liefse  sich 
denken,  obwohl  diese  reclite  Seite  eher  einem  Begleiter  des 
Aeneas  zustehen  würde. 


'"')  Zumal  Aeneas  nacli  Einigen  auch  in  Taurien  (Mirab. 
auscult.  79)  und  in  \'enusia  (Klausen  I,  471)  gelierrsclit  haben 
sollte. 

")  Virg.  Aen.  III,  531  :  iam  jtropior  templiaiuiitc  npparet 
in  arce  Minervne. 

^')  I'robns  7.U  Virg.  Eclog.  VI,  31:  (Idouieneus)  Locros  np- 
pulit  .  . .  ihii/uc  posscilit  iitiquol  opphln  et  cumliilit,  iti  i/uilius 
Urin  et  Cnstrnm  Minervne,     Vgl.  Klausen  Aeneas  I,  442. 

")  Serv.  Aen.  V,  80:  DiomeJe  qui  dicitiir  ossa  eins  (An- 
chisae)  erutn  cum  PnUndio  redilidissc  Acnene.  Dagegen  sagt 
freilicli  ^'i^gil  hei  Castrum  Minervae  (Aen.  III,  5.')0):  Ornin- 
(jeuumque  du7iU)S  suspectnc/iie  linquimiis  nrvn . 

")  Virg.  Aen.  III,  •523:  Ilalinm  priuttis  cotnlumnt  Aclintes 


233 


234 


Fiaiiengeslnlt  auch  so  für  A|iliroditc  gellen,  deren 
(jüllcrtlienst  nn  jenen  italiselien  Kiislen  mit  geleier- 
ten junonischen  Götterdienslen  zusammenfalil  ^''). 

E.  G. 


IL 
Das  giiechiscbe  Tlieater  in  Cyrene. 

Die  einzige  von  den  Grieclien  an  die  Nordliiiste  Afri- 
kas, von  der  die  Macht  der  ilineu  in  llandelsverkeiir  und 
Industrie  vorangesclirittenen  Phiinicier  und  Karthager  sie 
ausscldol's,  ausgesnndte  bedeutende  Kolonie,  die  jedoch 
erst  nacli  wiederholt  (ehigeschlagenen  Versuchen  die  gün- 
stige Oertlichkeit  fand  und  erst  nachdem  sie  die  östliche 
Küste  verlassend  und  auf  das  Hochplateau  hinaufsteigend 
sich  an  dem  nördliciien  Rande  dessellien  niedergelassen 
hatte,  da  wo  zwisclien  ehe  sie  hinahfallen  aufsteigenden 
Kuppen  tiefe  von  reichen  Quellen  durchströmte  Schluch- 
ten in  das  untere  Plateau  liiuahsteigen,  von  dem  in  al)er- 
maligem  höheren  Fall  andere  auf  die  scliinale  Kiisten- 
ehene  sich  öffnen  —  Cyrene  das  erst  dann  zu  einem 
machtigen  Ackerhau-  und  Handelsstaat  trotz  seiner  inne- 
ren Unruhen  auflilühete,  hat  das  Geschick  gehabt,  dafs 
aufser  den  feindlicher  Zerstörung  weniger  ausgesetzten 
Felsengräbern,  unter  denen  mehrere  den  reinen  grofsen 
Charakter  griechischen  Kunststyles  wenn  auch  nicht  ohne 
Einwirkung  ägy[)tisclier  Kunst  an  sich  tragen,  wenig 
IJaureste  aus  der  Zeit  seiner  Unabhängigkeit  sich  erhid- 
ten  haben.  Um  so  mehr  gev<irs  müssen  wir  uns  bestre- 
l)en,  diese  Reste  in  ihrem  wahren  Lichte  darzustellen 
und  nicht  durch  irthümliche  Darstellungen  auch  sie  dem 
gröfseren  Interesse  für  die  lebendigere  Entwickelung  ei- 
gener Sell)stständigkeit  entreifsen  und  der  allgemeinen 
Charakteristik  römischer  Weltherrschaft  anlieim  fallen 
zu  lassen. 

Steigen    wir    von    der  llochel>ene  und    den  hier  den 
Boden  bedeckenden   durch  ihren  Styl   augenblicklich  ihre 


llerstainraung  aus  einem   spiiteren  Zeitalter  bekundenden 
Ruinen  abwärts  derStrafse  des  guten  Königs  fJaltos  nach, 
die  das  Hauptquartier  der  Stadt  bildete  und  mitten  durch 
sie  hindurch  das  Meer  erldicken  liefs,    so    lassen  wir  zur 
Rechten  auf  der  in  drei   Finger  auslaufenden  Kuppe   die 
Ruinen   der  zwei    entschieden  ältesten   Gebäude  Cyrene's, 
zweier  Tempel  die  mit  den  Ruinen  ihrer  kolossalen  Cella- 
mauern  beim  ersten  Anblick  den  Eindruck  kleiner  Castelle 
machen,    zur  Linken   den    bewohntesten  Theil   der  Stadt 
mit   grofsen  Staatsgebäuden  und    zwei    römischen    'l'hea- 
tern  und  steigen  dann  abwärts  in  einer  Art  kleiner  Tlial- 
senkung,   die   sich  aber   sogleich  erweitert   und   zwischen 
den  beiden  Kuppen  in  breiteren  Terrassen  auf  das  untere 
Plateau  hinabsteigt.      Hier  an  der  nach   N.  Ost    "erichte- 
ten  I'elswand   der  westlichen  Höhe  entrauscht  dem  Felsen 
nach  lang  gewundenem  unterirdischem  Lauf,  den  griechi- 
sche Wasserbaukunst  wohl  schon  früh  zu  einem  regehnä- 
fsigen  Stollen  von    4',  FuFs  Höhe  bei  deren  3  Breite  er- 
weiterte, um  Reinigung  des  Laufes  vornehmen  zu  können, 
die  reiciie  Quelle,  die  Geliebte  des  jugendlichen  Gottes*) 
—  unfehlbar   die    älteste  Oertlichkeit    der  Stadt,    wo  die 
unstäten    Kolonisten  zuerst   erkannten,    dafs   nun  endlich 
der  vom  Gotte  zur  Ansiedlung    verheifsene  Ort  gefunden 
sei.    Wenn  al)er  die  Quelle  selbst  die  älteste  Oertlichkeit 
der  Stadt  ist,    die  F'elsgrotte    ihr   natürliches  Heiligthum, 
so  sind   die  Baulichkeiten,   die   sich    auf  der   weiten    von 
mächtiger  Mauer  gestützten  Terrasse  vor  der  Quellgrotte 
finden,  viel  jüngeren  Alters  —  der  alte  Apollotempel  wohl 
im    krättigen    dorischen   Styl  erbaut,    ward,  durch  Natiir- 
oder  Menschensewalt  zerstört,  durch  einen  neuen  ersetzt. 
Gehen  wir  nun  am  Abhang  der  Kuppe  von  der  Quelle 
aus   nach  Westen   fort   mit   steter  Aussicht  auf  die  inan- 
niglacli  gestalteten  malerischen  Abhänge  und  steigen  über 
eine  Mauer,  so  sehen  wir  uns  in  einem  halbkreisförmigen 
Ausschnitt   des  Hügels   mit  Sitzen    theils   an   ihrer  Stelle, 
theils  herabgestürzt  —  kurz  wir  geniefsen  hier  im  Thea- 
ter des  alten  Cyrene  des  herrlichsten  Anblickes,   die  ter- 
rassenförmig absteigenden  mit  Graf)kammern  belebten,  mit 
Grün  durchwachsenen  weilsen  Felsabhänge   hinunter   auf 


'')  Wie  bereits  Klausen  1,  452.  not.  090  f.  in  Bezug  auf 
Juno  L.Tcinia  (Virg.  Aen.  III,  547.  552.  M'eiligesclienk  des 
Aeneas  I).  Hai.  1,51)  bemerkt  und  wie  die  Vergleicliung  der 
etruskisclien  Juno  Cupra  (Stialj.  V,  4.  Abli.  Klrusk.  Gottheiten 
.'Vnm.  71 )  es  bestätigt. 

*)  Das  LTiaxiittinr  Tiyi'  zorjrijy  in  der  Inschrift  auf  der 
Felswand  zur  Rechten   der  Grotte 


LirAlONYElOZZßTA 

lEPEITEYßNTANKPANAN 
EPEEKEYAEE 

bezieht  sich  gewifs  lürlit  auf  ilie  Anlegung  des  Canals,  aber 
auch  wol  niclit  auf  dessen  Wiederherstellung,  sondern  wol  auf 
die  neue  Ausschmückung  des  Brunnenbaues,  in  dem  die  Quelle 
hervorsprudelte.  Die  späten  Gekritzel  im  Innern  des  Canals 
beweisen  Nichts  für  dessen  spätes  Alter. 


235 


236 


das  untere  Plateau,  über  dessen  ausgescliluchtete  Abfalle 
die  waldige  Küste  nach  Ost  hervorragt  bis  nach  ÄpoUonia 
und  bis  nach  Naustathmos. 

Die  Eigenthiiinlichkeit  des  Landes  verhinderte  die 
hier  ansiedelnden  Grieclien,  obgleich  ein  handeltreibendes 
Inselvolk,  sich  an  der  Küste  niederzulassen;  denn  wollten 
sie  das  kornreiche  Hochplateau  beherrschen,  durften  sie 
sich  nicht  2000  Fufs  tiefer  ain  sclimalen  Küstensaum  hin- 
setzen;  den  Hauptort  mufsten  sie  oben  selbst  gründen, 
so  beschwerlich  auch  die  Verbindung  mit  dem  Meere  war. 
Aber  wie  sie  diese  Stadt  gründeten,  wo  in  natürlichen 
Schluchten  das  Hociiplateau  sich  auf  die  unteren  Ter- 
rassen ölFnete,  so  legten  sie  ihr  Tlieater  an,  wo  am  Ab- 
hanoe  der  Kuppe  sich  eine  weite  Aussicht  über  das  Meer 
eröffnete,  nahe  bei  dem  Hauptheiligthum  der  Stadt.  Der 
Abhang  der  Höhe  bot  eine  leicht  zu  bearbeitende  Nei- 
gung für  die  Sitzreilien  dar;  die  Orchestra  gewann  man 
schon  durch  Ebnung  des  Kreisausschnitts,  nur  um  ein 
sicheres  Proscenium  zu  gewinnen,  mufste  man  eine  starke 
Mauer  am  Abhang  aufführen,  worauf  die  Terrasse  sich 
stützen  konnte,  die  man  noch  mit  eiuer  dorischen  Säu- 
lenhalle schmückte,  deren  Trümmer  allein  schon  genü- 
gen um  dies  Gebäude  den  besten  Zeiten  zuzuweisen, 
womit  vollkommen  die  Bearbeitung  der  Sitzreihen  stimmt. 
Das  Kodon  nämlich  ist  ein  Kreisstück  von  wol  250",  ab- 
aetlieilt  durch  ein  Diazoma  von  1  cliilom.  20  centm.  Breite 
in  zwei  sehr  ungleiche  Theile,  der  untere  von  wie  es 
scheint  etwa  32,  der  obere  von  nur  8  Sitzreihen,  die  Menge 
der  Kerkides  kann  ich  nicht  genau  angeben.  Die  Sitz- 
reihen haben  63  centm.  Breite  ohne  besondre  Vertiefung 
für  die  Füfse  und  34  cent.  Höhe  und  sind  unten  ausge- 
wöll)t.  Oben  um  das  Koilou  herum  sieht  man  eine  Ter- 
rasse am  Abhang  des  Hügels,  die  wohl  früher  geschmückt 
war  und  gewifs  den  Haupt-  wenn  nicht  den  einzigen  Zu- 
gang zum  Theater  bildete,  von  ihr  gingen  zur  Seite  des 
Theatron  Treppen  hinab  wol  gewifs  für  die  Verbindung 
mit  der  Orchestra,  die  vielleicht  bei  diesem  Theater  der 
von  Vitruv  angegebenen  aus  drei  Mittelpunkten  construir- 
ten  Form  am  Nächsten  kommt:  ihren  Durchmesser  gebe 
ich  sehr  ungefähr  auf  52  Schritt  an,  da  ich  die  untersten 
Sitzstufen  nicht  aufräumen  konnte. 

Dies  ist  das  Theater  des  alten  Cyrene,  dasjenige  in 
dem   nocii    die  selbstständigen  Cyrenäer    da  safsen    und 


neben  dem  Genufs,  den  ihnen  die  dramatische  Dichtkunst 
und  wohl  auch  die  Reigentänze  zur  Feier  ihres  Lieblings- 
gottes gewährten,  sicli  auch  des  Anblicks  auf  das  weite 
Meer  hinaus,  über  das  ihre  Handelsschiffe  heranschwom- 
men,  herzlich  erfreuten,  und  dies  Theater  wollen  wir  uns 
nicht  zu  einem  Amphitiieater  maclien  lassen,  sei  es  rund 
oder  oval. 

Becchey  nämlich  oder  ein  andres  Mitglied  der  engli- 
schen Expedition  zur  Erforschung  der  Nordküste  von 
Africa  östlicli  von  Tripoli,  deren  treffliche  Leistungen 
der  genannte  Capitän  veröffentlicht  hat ,  liefs  sich  durch 
die  weitvorspringenden  Hörner  des  Theaters  verleiten 
dasselbe  für  ein  Amphitheater  zu  halten,  dessen  nördliclie 
Hälfte  in  den  Abgrund  hinabgestürzt  wäre,  von  welcher 
Meinung,  abgesehen  von  allem  Uebrigen,  ihn  schon  die 
Oertlichkeit  hätte  zurückhalten  müssen.  Denn  wie  liätte 
man  in  Cyrene,  wo  die  Schluchteubildung  die  leichteste 
Gelegenlieit  darbietet  ein  Amphitheater  zu  bauen,  wie 
man  dergleichen  Localitäten  in  Pergamon,  Kyzikos  und 
anderswo  so  glänzend  benutzt  hat,  wie  hätte  man  hier 
auf  den  wahnsinnigen  Gedanken  kommen  sollen,  am  stei- 
len Abhänge  eines  Berges  ein  solches  zu  erbauen ,  wo 
man  nur  einen  kleinen  Theil  der  Sitzreihen  auf  natürli- 
chen Grund  aufstützen  konnte,  den  grölseren  Theil  aber 
mit  sammt  der  Arena  durch  ungeheure  Substructionen, 
die  jeden  Augenblick  in  den  Abgrund  hinalizuschiefsen 
drohten,  aufstützen  mufste?  Und  was  für  ein  Amphi- 
theater wäre  es  denn,  rund  ohne  Gewölbe,  vollkommen 
zwecklos! 

Dieser  Irrthum  hätte  in  dem  wenig  bekannten  Werke 
der  englischen  Expedition  versteckt  wenig  geschadet,  da 
er  aber  auch  in  Kiepert's  Karte,  die  in  so  Vieler  Händen 
kommt,  übergegangen  ist,  so  linde  ich  es  nicht  unzweck- 
mäfsig  ihn  gleich  jetzt  zu  berichtigen.  Pncho  hat  dieses 
Tlieater  übersehen  und  würde  auch  wohl  eben  keine 
glückliche  Idee  darüber  geäufsert  haben,  wie  er  ja  im 
vollkommen  griechischen  Theater  von  Apollonia,  dessen 
Hörner  nach  Art  dessen  von  Knidos  stumpf  abgescimitten 
sind ,  nach  dem  Vorgang  von  Della  Cella's  prachtvoller 
scalinata  einen  amphitheatralischen  Hafenquai  zu  erken- 
nen geglaubt  hat. 

Hambur".  H.  Barth. 


Allerlei. 


13.      Gruppe    des    Laoroon    di;    cousil'u    sen- 
tentiu  gefertigt.  —     Eine    Bemerkung   von   mir,    die   in 


dieser  Zeitung    1845   S.  192   nicht  ganz  genau  berichtet 
ist,    schien   für    Wohlwollende   keiner  bestimmteren  Er- 


237 


238 


kläruiig  zu  hedi'irft'ii :  icli  gebe  sie  jetzt,  nacliilein  sclioti 
zwei  i*liiloloj;e[i  iilier  mein  iiiisclmltliges  Wort  einen  Spott 
erholien,  zu  ileni  sie  keine  Ursacli  lialien,  sie  liege  lienii 
in  ihren  eigenen  Merzen. 

Plinius  sagt,  die  (iruppe  des  Laokoon,  die  griiste 
Zierde  des  l'allasis  des  Titus,  hätten  drei  Künstler  von 
Rhodos  de  consliti  senlenlia  gelerligt.  Was  kann  das 
liier  anders  heil'sen  als  was  es  immer  heifst?  Auf  Enl- 
ScheiihiiKj  des  ijehulmcn  liullis.  Un<l  wer  hat  ein  Consi- 
lium?  Kin  Magistrat,  ein  Keldlierr,  ein  Kaiser.  Also,  dafs 
die  drei  Uliodier  die  (inipjie  des  Laokoon  hilden  sollten, 
dafs  sie  die  geschicktesten  dazu  waren,  hatte  «las  (-'on- 
silium  des  Titas  entschieden.  Herr  liergk  weil's  recht 
wohl,  dal's  die  l'orniel  diesen  Sinn  hat,  und  dennoch  nennt 
er  es  m'ira  inlerprelulio.  {Ind.  Icct.  IMiirh.  acsliv.  lS4t).) 
Herr  Rol's  lal'st  sich  nicht  merken,  dals  er  den  Sprach- 
pebrauch  kennt,  meine  Erklärung  aber  ist  ihm  ein  w»)l- 
derlicher  EinfaH.    (Allg.  Lit.  Z.   1848.   S.  49.) 

Der  Bericht  in  der  arcli.  Zeitung  gielit  ireilich  nicht 
ganz  dasseliie,  ,,iiach  dem  Ausspruch  eines  von  'l'itns  ge- 
wählten Käthes,  einer  artistischen  Cominission";  alier  grol's 
ist  der  Unterschied  nicht,  oh  die  Kunstler  der  ständige 
Ratli  des  'l'itus  auswählte,  oder  ein  besonderer  iiir  die 
Ausschmückung  des  Pallastes  sorgender  Kath.  Wenn 
die  beiden  Herren  daraus  machen  ,, dal's 'l'itus  einen  Ratli 
von  Kunstkennern  berulen  habe,  um  den  rhodischen  Künst- 
lern die  Auigabe  zu  stellen  und  die  Ausluhrung  anzuge- 
hen", wenn  dies  ein  Eiitl'all  ist,  und  ein  wunderlicher,  so 
ist  es  ihrer,  nicht  von  mir,  nicht  von  dem  Berichterstatter. 
Und  wo  lassen  die  Herreu  ihr  philologisches  Gewissen? 
Der  eine  erklärt  den  wahren  Sinn  der  Worte  wohl  zu 
»crstelin,  und  doch  legt  er  sie  so  aus,  wie  der  andre  mit 
geistreicher  Kürze  sagt,  „dal's  die  drei  Künstler,  bevor 
sie  an  die  Ausluhrung  ihres  Werkes  aus  Kinem  Steiublocke 
gingen,  sich  über  die  Composition  der  verschlungenen 
Gruppe  gehörig  geeinigt  und  sie  ohne  Zweilel  durch  ein 
Älodell  festgestellt  hatten."  Sie  haben  sicli  also  entschlos- 
sen de  consilii  senteniiu  zu  erklären  „auf  den  Entscheid 
der  Ueherlegung'',  und  diese  treffnche  Erklärung  nicht 
aucli  gemaciit  zu  liaben  ist  ein  wunderlicher  EinfaU. 

l'liuius  bezeugt,    ohne    die    geringste  Zweideutigkeit, 
dafs  die  («ruppe    zu    seiner  Zeit    auf   Bestellung    des 
Titus   gebildet   worden,   er   verwirlt    alle   dem    entgegen 
stehende  Kunstansichten  und  historische  Combinationen. 
22.  Januar  J848.  Lach  im  ANN. 

14.  Die  Tmeristen  des  Kuripides.  Wie- 
derholt (s.  .Scholl  J5eiträge  z.  Gesch.  d.  griech.  Poesie 
I,  S.  160.  Wagner  zu  Eurip.  Fragm.  ed.  Didot  p.  709), 
und  neuerdings  von  Hrn.  Bergk  in  der  Arcli.  Zeit.  1847, 
S.  137  ist  die  N'ermuthung  aiisges|)rochen  worden,  dafs 
das  verlorene  Satjrspiel  des  Euripides,  das  unter  dem 
Namen  HiQiniui  oder  die  Schnitter  einen  Tlieil  der  'l'e- 
tralogie  des  Jahres  431  ausmachte  (Aristoph.  Arg.  Medeae), 
mit  Lityerses,  dem  Sohne  des  Midas,  in  Beziehung  ge- 
standen haben,  zu  dessen  Ehre  ein  bekanntes  Schnitter- 
lied (('ynof  i^tQiatixuc)  gedichtet  war;  ich  glaube  die 
Wahrscheinlichkeit  dieser  V'ermuthung,  wenn  auch  ohne 
ihre  näheren  .'Modalitäten,  betrachtlich  vermehren  zu  kön- 
nen durch  die  iMkläruiig  eines  Denkmals,  das  mir  so 
eben  in  der  letzten  Lieferung  von  (ierhards  Vasenbildern 
Tal.  238  zu  (Gesichte  kommen.  Der  verehrte  Herausgeber 
hat  zwar  in  dieser  Darstellung  etwas  ganz  Anderes,  näm- 
licli  eine  „bacchische  Todtenleier"  gefunden;  diese  Aus- 
legung   beruht  jedoch   wesentlich   auf    dem    Worte    NE- 


KAYA02I,  'J'is  '"  seiner  Zeichnung  einem  auf  dem 
Krumndiorne  blasenden  Tänzer  beigeschrieben  ist,  wäii- 
rend  er  im  Uebrigen  sellist  d.is  Vorherrschen  ausgelasse- 
ner Lustigkeit  anerkennt;  und  da  jene  Eorm,  aucli  abge- 
sehen von  der  Neuheit  des  Ausdrucks  ,,'l"odtenü(iter" 
selbst,  schon  i[i  sprachlicher  Hinsicht  vielmehr  vtxQui'XoQ 
oder  viy.invXiic:  lauten  niulste,  so  zweille  ich  kaum,  dafs 
die  fragliche  Beischrilt,  zugleich  der  Gestalt  des  gebla- 
senen Instruments  gemäl's,  vielmehr  x/parAof  zu  lesen 
ist,  wie  es  Lucian  Tragop.  33  in  Lydien  und  Phrygien 
kennt : 

y.u)  TiQog  (nXoQ  xtQavlnv 
if'Qvyiov  y.itz'  (jftftt  TftiüXov 
y.wfiij)'  ßuömi  ylvdol. 
Wenn  nun  aber  schon  dadurch  die  .Scene  in  das 
Reich  des  Midas  versetzt  wird  (Ovid.  Metam.  XI,  88  fgg.), 
so  führt  uns  dahin  noch  directer  der  zweite  Theil  des 
Bildes,  in  welchem  es  mir  wenigstens  unmöglich  ist,  etwas 
Anderes  als  den  von  den  Leuten  des  Midas  gefangenen 
Silen  zu  erkennen,  wie  er  uns  bereits  aus  den  von  Hrn. 
Braun  publicirten  Bildern  im  Bull,  dell'  Inst.  1843  p.  54 
und  Annali  1844,  p.  2(J0  fgg.  bekannt  ist;  und  gleichwie 
ich  nun  bedenklich  den  mit  der  Harpe  bewaffneten  Krie- 
ger, der  daselbst  tav.  d'agg.  H  den  Gefangenen  dem  Kö- 
nige vorführt,  mit  Hrn.  Bergk  als  Lityerses  auffasse,  so 
Iialte  ich  mich  hier  geradezu  durch  die  Beisclirift  be- 
rechtigt, in  den  beiden  Führern  des  ^nXr^vog  Schnitter 
und  somit  Leute  des  Lityerses  zu  erkennen.  Hr.  Gerhard 
liest  allerdings  auch  hier  vielmehr  &EPYTAI ,  was  er 
durch  ^ijpivTui  erklärt  und  als  ,, Liebesjagd"  nach  der 
Analogie  des  |datonischen  y.vr7jyiaiov  y.uiu  Ti)v  'AXy.ißlu- 
duvg  wQiiv  deutet;  inzwischen  haben  diese  Figuren  eben 
so  wenig  wie  die  der  ersten  Scene  ein  charakteristisciies 
Merkmal  der  satyresken  Frivolität,  welche  der  Heraus- 
geber hineinlegt;  und  so  wird  es  wenigstens  eben  so  nahe 
liegen,  in  jenen  Schriltzügen  das  Wort  &fQiaia)  und  da- 
mit die  directe  Bezugnahme  auf  das  erwähnte  Euripidei- 
sche  Drama  zu  lesen,  dessen  Schuitterchor  wahrschein- 
licii  in  Folge  der  gastlichen  Aufnahme  Silens  bei  dem 
Könige  in  den  bakcliisch-satyrischen  Charakter  überging. 
Auch  der  Schlauch,  welchen  der  vordere,  mit  dem  Na- 
men (iQHO(;  bezeichnet,  der  beiden  Führer  trägt,  kann 
dem  Gefangenen  zunächst  abgenommen  sein,  während  in 
den  Händen  des  iiinteren  die  Bande,  mit  welchen  dieser 
gefesselt  werden  soll,  unverkennbar  sind;  und  selbst 
wenn  man  auf  Silens  ilhy|diallische  Haltung  Gewiciit 
legen  will,  so  dürlte  diese  doch  nur  auf  die  Lüstern- 
heit gehn,  die  ihn  gerade  in  die  Falle  gelockt  zu  ha- 
ben scheint,  so  dafs  uns  dannt  möglicherweise  der  ganze 
Gang  und  die  Oekonomie  jenes  Stückes  vorgezeichnet 
wäre.  In  wie  weit  freilich  Lityerses  sell)st  dabei  bethei- 
ligt war,  geht  aus  unserem  Bilde  nicht  liervor;  doch  läfst 
sich  dieses  mit  jener  früher  bekannten  dergestalt  combi- 
niren,  dafs  eben  Lityerses  mit  seinen  Schnittern  bei  der 
Aerndte  beschältigt  den  trunkenen  und  liisternen  Silen 
in'sGarn  gelockt  luid  gelangen  zu  seinem  >'ater  gebracht, 
dieser  alter  denselben  gastlich  aulgenommen  und,  wie  es 
bei  Ovid  geschildert  ist,  dem  naclikommenden  Dionysos 
zurückgeliefert  hätte;  und  damit  wiiren  wir  dann  bereits 
um  ein  wesentliches  Stiick  dem  Ziele  näher  gekommen, 
das  bei  Böttiger  kl.  Sehr.  I,  S.  65  und  Weicker  Nach- 
trag z.  'I'rilogie  .S.  301  nur  als  eine  geniale  Anticipation 
erscheint,  die  Quelle  der  Midassage  in  bestimmten  grie- 
chischen Satyrspielen  nachzuweisen. 

K.  I'"k,  Heiimann. 


239 


240 


15.  Athene  Parthex  os.  Die  letzte  Erwähnung 
der  Athene  Paitlienos  des  l'liicli.is  weist  Preiier  (Erscli 
II.  Gruber  Eiicycl.  Plieiciins  Hl,  22  p.  185)  aus  der 
Zeit  des  Valentinianus  und  Valens  im  J.  375  v.  Clir.  I)ei 
Zosimus  (IV,  18J  nach.  Eine  viel  spätere,  wenn  gleicli 
prol)leniatisclie,  Nachricht  verdient  wenigstens  erwähnt  zu 
werden.  Zu  den  Worten  des  Arislides  {y.axä  xüiv  f'io(>- 
•/ov^iiviüv  II,  p.  556  Diod.),  r]  'A&riVKiötv  'Al^ipä,  }.iyiü 
lovTO  ,(/fv  Tijv  ilfcfaniii]!-,  hat  .Mai  aus  einer  Vaticani- 
sclien  Handschritt  ein  Schoiioii  herausgegeben,  welches 
so  lautet  (11,  p.  704  üiod.)_: 

'■loii).  JoxH  i-tm  (tvi7]  inuv,  r]  h  xio  (fi'iQi,)  Kiov- 
niuviivov  üiaxfintir]  xiu  loTg  uQonvXniuK;  loü  ßov- 
}.tvir,oiuv ,  "j  ntvüiüi'  qxxa'i  vvv  rjg  iIvtix^jv  ic  di'iiü 
iigtoini  JÖiv  nonnvXuluiv  xii.\  rj  toi)  L-i/_i).kHog  uvny.ü- 
Tut  Oht<;,  y.uQxU'Otg  rriv  xtrfaXfjv  diaatufi]^ ,  luv  ol 
ivv  Idiiüxai  TTjv  /:ih'  ri)v  (futoi  jijv  L-ld^ipäi,  QüXua- 
auv  dt  Qitiv  lüig  fr  ij]  xi'pakj]  ivvöfjotg  t'^unaiw- 
fiiroi   xviodulnig. 

Dieser  Notiz  zufolge  wäre  also  die  Statue  der  Par- 
thenos  später  nach  Konstantinopel  versetzt  worden,  wo 
das  gemeine  Volk  sie  liir  ein  ßild  der  Erde  ansah,  wahr- 
scheinlich nur  weil  die  gegeniiherstehende  Thetis  liir  die 
Giittin  der  .See  galt.  Ueber  den  Urheber  der  Notiz  giebt 
das  dem  Scholion  vorgesetzte  Uytö^.  Auskunit.  In  den 
Scliolien  zum  Clemens  von  Alexandrien  findet  sich  zwei- 
mal 'Joi^a  vorgesetzt  (IV  p.  122.  127  Klotz),  die  Hand- 
schrift aber,  in  welcher  diese  Scliolien  sich  finden,  ist  ge- 
schrieben: »iHii»  Humus,  nalunl  Arelhue ,  Caesareuc  «i- 
c/iiepiscopi,  anno  914  (a.  a.  O.  IV,  p.  91).  Es  ist  daher 
mit  Sicherheit  anziinehnien,  dafs  alle  diese  Scliolien  von 
dem  Erzl)iscliof  Arelhas  herrühren,  der  zu  Anl'ang  des 
zehnten  Jahrhunderts  lebte  und  seine  Uestrebtingen  lür 
classische  Bildung  auch  durch  Gedichte  bezeugt  hat,  wel- 
che noch  vorhanden  sind  (Jacobs  aniin.  anth.  Gr.  III,  i 
|).  860.  Starke  (piaestt.  Aiiacr.  p.  42).  Dieser  hat  jene 
Statue  offenbar  selbst  gesehen,  und  es  läfst  sich  also  das 
weni"stens  nicht  bezw eilein,  dafs  es  ein  chryselephantines 
Bild  iler  Athene  war,  ob  aber  in  der  That  die  l'arlhenus 
des  Phidias,   ist  freilich   nicht  so  gewifs.        Otto    Jahn. 

16.  .Mi  D  A  s  -  H  EKM  E.  Eine  merkwürdige  Henne 
d■^s  Britischen  Museum  (aiic.  maibl.  11,  45)  stellt  einen 
Manu  vor,  der  tlie  Queerllote,  .i'/.u-iui'/.og  (vgl.  arch.  Beilr. 
i>.  191),  Idäst.  Er  hat  einen  langen,  wohlgeordneten  Bart, 
das  in  Locken  herabfailende  Haupthaar  ist  mit  einer  zier- 
lichen Krone  geschmückt,  der  Körper  ist  mit  einem  lal- 
fenreichen,  laii;;en  Ennelgewande  und  darüber  mit  einem 
JMantel  bekleidet.  .Mit  dieser  weichlichen  Erscheinung 
bilden  deutlich  ausgedrückte  Thieiohren  einen  aulTallen- 
den  Contrast.  Panofka  (Antikenkranz  n.  8.  p.  10  IV.), 
der  auf  den  asiatischen  Charakter  des  Kopfes  mit  Recht 
aufmerksam  macht,  glaubte  in  ihm  Hyagnis  zu  erkennen, 
den  Vater  des  Marsyas,  der  zuerst  die  f'KJte  blies  (Plul. 
mus.  p.  1132  E.  1133  E.).  Indessen  verhehlte  er  die 
Schwierigkeit  niclit,  welche  die  Krone  dieser  Deutung  ent- 
gegenstellt, wozu  kommt,  dafs  nirgend,  soviel  mir  be- 
kannt, ül)erlielert  winl,  Hyagnis  habe  die  Querilote  er- 
funden. An  Kiinig  Midas  zu  denken,  meint  Panofka,  läge 
am  nächsten,  wenn  das  l''|r)tenspiel  sich  für  ihn  recht- 
fertigen liefse  und  nicht  die  Ohren  liir  l'^selsohren  zu 
klein  wären.  Das  erste  Bedenken  wird  durch  die  Worte 
de»  Plinius  (VII,  56,  57J  beseitigt:  Ohllquam  tihlinn  Mi- 
das  in   P/iri/gia    [uiuciiil].      Was   das    zweite   anlangt,    so 


wäre  vielleicht  der  Zweifel  gestattet,  ob  nicht  diese  Sa- 
ty röhren  überarbeitete  Eselsohren  sind,  und  wenn  es  iu 
der  That  Satyrohren  sind,  so  dürlten  sich  auch  diese 
wohl  durch  die  \'erwandtschaft  rechtfertigen  lassen,  in 
welche  .Midas  zu  den  Thiasoten  des  Dionysos,  zum  Tlieil 
hinsichtlich  seiner  Ohren  (Philostr.  v.  Apoil.Tyan.  VI,  27), 
gebracht  wird.  Demnach  glaube  ich,  dafs  die  Deutung  auf 
Midas  die  richtige  sei.  O.   J  .\  H  N. 

17.  Thonpuppen.  Auf  dem  schönen  Vasenbilde, 
welches  das  Parisurtheil  vorstellt  (Bull.  Nap.  I,  16.  arch. 
Ztg.  II,  18.  M.  I.  d.  I.  IV,  18)  sieht  man  an  der  Quelle 
mehrere  kleine  weibliche  Statuetten,  welche  offenbar  Vo- 
tivliguren  darstellen;  elienso  auf  einem  andern  Vasenbilde, 
das  Ainymone  darstellt  (.M.  1.  d.  I.  IV,  14).  Diese  Vor- 
stellungen finden  ihre  Erläuterung  durch  die  bekannte 
Stelle  des  Piaton  (Phaedr.  p.  23(JB.);  JSvfKfüiv  it  tivüjv 
y.u'i  L-lythüuv  itQuv  uno  jün  xooiüv  n  xmt  Kj'oXjiiurwi' 
ioixtv  iifui,  und  besonders  durch  ein  Epigramm  (.\ntli. 
Pal.  IX,  326),  wo  es  von  einer  Eelseuquelle,  an  der  die 
Nymphen  verehrt  wurden,  heilst: 

xfxl  tv  vduai  xooiiiu  luviu 
i'ftiwv,  lu  XDigui,  fiv(}iu  TiyyofiiKt. 
Denn  mit  Recht  hat  .Meineke  ( delect.  p.  123  f.)  die 
y.üa/.tia  für  gleichbedeutend  mit  den  xügitt  bei  Piaton  er- 
klärt, das  anstöfsige  /.iigia  aber  hat  ünger  (Beitr.  z. 
Kritik  der  Griecli.  Antliol.  p.  6  f.)  in  xovgtu  verändert. 
Ulrichs  (.\nn.  XVIII  p.  9  f.)  hat  bemerkt,  dafs  die  Tlion- 
tigürchen,  v>elclie  sich  so  liaulig  finden,  zum  grofsen  Tlieil 
Puppen  für  die  Kinder  gewesen  sind,  welche  bei  gewissen 
Veranlassungen,  z.  B.  bei  der  Hochzeit  von  den  Jung- 
frauen, den  Göttern  ex  voto  dargebracht  wurden,  der 
Aphrodite  (Pers.  II,  70),  Artemis  (Anth.  Pal.  VI,  280). 
Dafs  zu  diesen  auch  die  Nymphen  gehörten ,  ist  leicht 
erklärlich,  da  diese  vorzugsweise  zu  den  xovgoi(jüq>oig 
gerechnet  (Hesiod.  theog.  346  1.),  auch  bei  Hochzeiten 
durch  besondere  Opfer  geehrt  wurden  (.Schol.  Pind. 
Pyth.  IV,  104).  Otto  Jahn. 

18.  Hektor  bei  P.^ris.  Hektors  Besuch  bei  Paris 
und  Helena,  aus  dein  sechsten  Buche  derllias  (Vl,313ff.) 
allbekannt,  darf  billigerweise  auch  in  Kunstdarstellungeu 
vorausgesetzt  werden.  .Aulser  mehreren  etruskischen 
Spiegelzeichnungen,  welche  dazu  sich  eignen  (Gerhard 
Etr.  Spiegel  11,219 — 221),  stimmt  insliesondre  ein  bisher 
unerklärtes  poinpejanisches  Wandgemälde  (.Mus.  Borbon. 
XI,  7)  mit  dem  gedachten  (iegenstand  nberein.  Während 
Hektar  als  leichtbekleideter  Krieger,  mit  Chlamys,  Wehr- 
gehenk  und  Lanze  versehen,  den  Schild  neben  sich  an- 
gelehnt, zu  kurzer  Rast  sich  im  Hause  des  Paris  nieder- 
gelassen und  eine  ernste  iMahiiung  ins  Eeld  zu  zieho  an 
ihn  erlassen  hat,  ist  Helena  (eine  vollständig  bekleidete 
Flau)  durch  den  Ernst  dierer  Mahnung  bewogen  worden, 
den  Helm  ihm  zu  reichen,  dessen  gekrönte  Spitze  in  üb- 
licher Art  einer  phrygischen  .Mutze  entspricht.  Noch  niflit 
völlig  entschlossen  aber  allmählich  nachgebend  steht  Paris 
ihr  gegenüber;  mit  den  zusammengehaltenen  h'ingern  bei- 
der Hände  scheint  er  die  eigensinnige  Lässigkeit  seine.s 
Wesens  kund  zu  geben  ,  ohne  jedoch  der  doppelten  .An- 
mahnung  sich  zu  widersetzen.  Seine  Tracht  ist  die  übliche 
asiatische,  aus  aulgeschürztem  Chiton  mit  Aermeln  und 
Beinkleidern  bestehend;  sein  Kopf  ist  in  dem  Gemälde 
zerstört,  ohne  dafs  diese  Verstümmelung  uns  hindern 
könnte  einen  so  augenfälligen  Gegenstand  hier  abgebildet 
zu   erkennen.  K.   (i. 


Hiezu  Tafel XV  der  Seiten  Folije:  Kassandru  imd  Acnen.s,   Vtiaenhild. 


Druck  und   Verl.ig   \on   G.  lieimiw. 


Herausgegeben  von  E.  Gerhard. 


241  242 

ARCHÄOLOGISCHE   ZEITUNG. 

J\^  16.  ^eue  Folge.  April  1848. 


I'riaiiios  uud  Kassnntlra.  —   Äluseogrnpliisclies  aus  Neapel  (Satninliingen  der  HH.  Temple  und  Betti).  —  Allerlei 
(Ipliigenia  in  Tauris,  Mnaseas,  Mnemon,  Miiniierraus;    Pliiidra's  Anklage  des  Hippolyt). 


Priamos  und  Kassandra. 

Hiezu  die  Abbildung  Tafel  XVI. 

APas  auf  vorliegender  Tafel  nacli  einer  von  Pro- 
fessor Zahn  geliilligsl  niitgetheillen  farbigen  Durcli- 
zeichnunsr  irravirte  Bild  ward  im  Jahre  1828  in 
Pompeji  entdeckt,  in  der  Nälie  jenes  grofsen  Hau- 
ses, dessen  eine  Seite  in  seinen  unzüchtigen  und 
rohen  Wandmalereien  die  Bestimmung  zum  Lupanar 
unverholen  zu  erkennen  giebt.  Die  Neuheit  der 
dargestellten  Handlung  empfiehlt  es  der  besonderen 
Aufmerksamkeit  der  Altertimmsforscher. 

Vor  einem  Tisch,  auf  welchen  zwischen  Lor- 
beerzweigen und  rothen  und  weifsen  Tänien  eine 
Amphora  (der  Henkel  rechts  ist  nicht  mehr  sichtbar) 
steht,  erblicken  wir  eine  Priesterin,  das  Haupt  mit 
Lorbeer  bekränzt,  in  der  gesenkten  Linken  vier  Lor- 
beerzweige haltend,  die  rechte  Hand  zu  Begleitung 
ihrer  Rede  über  der  Vasenmündung  ausgestreckt. 
Sie  trägt  über  dem  violetten  Chiton  einen  citroncn- 
gelben  Peplos  und  rothe  Schuhe;  ihr  Ko])f  neigt 
sich  nach  der  linken  Seite.  Vor  ihr  steht  an  einem 
der  Füfse  des  Tisches  ein  brauner,  mit  rothen"Ivei- 
fen  versehener  hoher  Eimer.  Zur  andern  Seite  des 
Tisches,  links,  sitzt  auf  einer  Bank  mit  rothem  Kis- 
sen und  Löwenfufs  nach  hinten  ein  bejahrter  Mann 
in  violettem  Armelchilon  mit  grünem  Oberkleid  und 
gelbem  Peplos  darüber,  der  seinen  Hinterkopf  etwas 
Kronos- ähnlich  verhüllt,  während  über  der  Stirn 
Stephane  oder  Turban  ihn  als  Fürsten  bezeichnet: 
seine  Füfse  in  gelben  gestickten  Schuhen  ruhen  auf 


einer  Fufsbank.  Während  er  ernst  vor  sich  hin- 
blickend die  Linke  nach  dem  Peplos  erhebt,  ruht 
seine  Rechte  in  der  Hand  eines  kleinen  zu  seiner 
Linken  stehenden  Trojaners,  der  mit  himmelblauer 
phrygischcr  Mütze  und  violettem  Peplos  über  gelbem 
Armelchilon  bekleidet,  das  Gesicht  mit  der  Rechten 
aufstützt  und  vor  sich  hinschaut.  Über  diesem  ragt 
im  zweiten  Plan  des  Gemäldes  ein  RLinn  mit  schwa- 
chem Backenbart  hervor,  dessen  Blick  der  Priesterin 
sich  zuwendet:  er  trägt  eine  rothe  blaugefütterle 
Chlamys  und  stützt  mit  der  Linken,  deren  zweiten 
Finger  ein  Siegelring  schmückt,  ein  Wehrgehenk 
nnt  grüner  Binde  auf  den  Tisch  auf:  seine  Rechte 
ist  vielleicht  mit  einem  Schilde  versehen. 

Hinter  diesem  erblickt  man  weiter  hnks  einen 
anderen  noch  jüngeren  Mann  in  gelbem  Peplos  über 
violettem  C'hiton ;  der  hinter  ihm  an  der  Wand  ge- 
lehnte Stab  möchte  wohl  eher  das  Skeptron  des 
sitzenden  Fürsten  bezeichnen,  als  auf  seine  Lanze 
zu  beziehen  sein.  Weiter  links  hinter  dem  sitzen- 
den Alten  stehen  zwei  andre  Jünglinge  mit  phrygi- 
scher  Mütze,  der  an  der  äufsersten  Linken  mit  einer 
gelben  Mütze,  Chlamys  und  LanzenbewalTnet,  der 
andre  mehr  rechts  mit  blauer  iMütze  das  Hauj)t  be- 
deckt. In  Übereinstimmung  mit  der  Handlung  deu- 
ten die  Säulenarchitektur,  die  Binde  an  der  Säule 
rechts,  der  über  dem  Haupt  der  Priesterin  hervor- 
ragende Dreifufs,  so  wie  die  an  einen  Pfeiler  ge- 
lehnte weifse  Marmorstatue  des  Apoll  auf  einem 
hohen  Pilaster,  wohl  hinter  einem  Altar  gestellt, 
offenbar  darauf  hin,  dafs  die  Scene  in  heiliger  Stätte 
sjuelt. 

Wemi  Lorbeerkranz  im  Haar  der  weiblichen 
Figur  und  Lorbeerzweige  in  ihrer  Hand  auf  eine 
Priestcrin    des  Apoll    hinweisen    und    der  Dreifufs 


243 


244 


dieses  Gottes  sie  in  seinem  Dienst  als  ÜQÖfiav- 
Tig  Weissagerin  uns  vorführen,  so  leitet  die 
Amphora  auf  dem  Tisch  und  der  Kados  am  Bo- 
den ilu-erseits  auf  die  Vermulhung,  die  Weissa- 
gung geschehe  hier  durch  Loose  (wie  in  Delphi 
die  d-Qiai)  die  aus  der  Amphora  von  der  Priesterin 
gezogen,  gedeutet  und  dann  in  den  gröfseren  Be- 
luiller  am  Boden  hineingeworfen  wurden. 

Ist  diese  Ansicht  richtig,  so  führt  der  Verein 
von  Trojanern,  die  bei  dieser  Scene  allein  bethei- 
ligt sind,  am  natürlichsten  auf  den  Gedanken,  die 
Priesterin  stelle  des  Priamos  Tochter,  Kassandra, 
dar,  welche  als  Jungfrau  und  apollinische  Weissa- 
gerin einst  im  Tempel  des  Gottes  schlummernd  von 
Apoll  überrascht  ward  und  weil  sie  seinen  Liebes- 
anträgen Widersland  leistete,  damit  bestraft  wurde, 
dafs  Niemand  ihren  Weissagungen  Glauben  schenkte. 
Ihr  gegenüber  vermuthen  wir  Priamos  sitzend, 
neben  ihm  rechts  Hektor  mit  gespannler  Aufmerk- 
samkeit auf  Kassandrens  Rede  achtend,  zwischen 
beiden  Troilos.  Hinter  Priamos  stehen  etwa 
Aeneas,  Helenes  und  Deiphobos.  Das  mit 
Löwenkopf  und  Löwenfufs  geschmückte  Hinterbein 
der  Bank,  auf  welcher  Priamos  allein  sitzt,  dient 
vielleicht  zur  näheren  Bezeichnung  des  trojanischen 
Fürsten,  den  ja  seine  Schwester  Hesione  aus  der 
Gefangenschaft  des  Herakles  losgekauft  hatte 
bei  welcher  Gelegenheit  er  statt  des  früheren  Na- 
mens Podarkes  den  Namen  Priamos  erhielt. 

In  welcher  Beziehung  aber  hat  der  pompejani- 
sche  Maler  hier  Kassandra  zu  Priamos  und  seinen 
Söhnen  aufgefafst?  Dafs  sie  weissagt  ergiebt  sich 
aus  dem  Ausdruck  des  Kopfes,  deniGestus  der  Hand, 
den  Lorbeerzweigen  und  dem  Dreifufs  hinter  ihr. 
Erwägen  wir  zugleich,  dafs  unter  den  Söhnen  des 
Priamos  keiner  sich  befindet,  dessen  Coslüm  als 
Bogcnschütz  auf  Paris  zu  beziehen  wäre,  so  drängt 
sich  ungezwungen  die  Vermuthung  auf,  Kassandra 
weissage  bei  Paris'  Abfahrt  alles  Unheil,  was 
durch  Helena  iiber  Ilios  und  das  Haus  des  Priamos 
kommen  werde.  Aber  niemand  glaubte  ihr,  ja 
Priamos  liefs  sie  als  eine  Rasende,  die  mit  ihren 
finsteren  Weissagungen  alle  Freude  störe,  einker- 
kern und  bewachen. 


Diesen  Moment  legte  der  pompejanische  Älaler 
wahrscheinhch  seiner  Composition  zum  Grunde. 

Im  Jahre  1829  entdeckte  man  im  vorgenannten 
pompejanischen  Hause  noch  ein  Gemälde,  dessen 
überraschende  Ähnlichkeit  zu  genauerer  Beschrei- 
bung an  dieser  Stelle  dringend  auffordert. 

Kassandra  in  langem  bläulichem  Gewand,   das 
nach  dem  Hinnnel   gerichtete  Haupt    mit  einer   ro- 
then  Tänia  umbunden,  hält  in  der  erhobnen  Rech- 
ten einen   Lorbeerkranz,   in    der   gesenkten   Linken 
vielleicht  wollne  Binden,  und  spricht  auf  einem  Al- 
tar  sitzend   begeisternde   Worte.     Hinter  ihr  steht 
auf  hohem  Postament  ein  Dreifufs,  welcher   dem 
lorbeerbekränzten  Orakelgott  zum  Sitz  dient:  Apoll 
von   violettem   Peplos    leicht  bedeckt,    hält    in   der 
Rechten  den  Lorbeer,  während  seine  Linke  vielleicht 
auf  ein  Saiteninstrument  sich  stützt.   Hinter  Kassan- 
dra steht  weifsbärtig,  das  kahle  Haupt  mit  Lorbeer 
bekränzt  Priamos,  in  gelbem  Peplos  über  dem  vio- 
letten Chiton  und  gelben  Schuhen:  er  verräth  Ernst 
und  Trauer   in   seinem  Gesicht;    sein  Blick  ist   ge- 
senkt;  die  Rechte  erhebt  er  nach  dem  Bart.     Zu 
dieser  Gruppe    tritt    links   ein   bärtiger  Mann,    das 
Haupt  mit  einer  Tänia  umwunden,  mit  langer  um- 
geknöpftcr  Chlamys    über  dem  kurzen  rothen  ge- 
gürteten  Chiton,  und  hohen  braunen  Stiefeln  mit 
Sporen  [?]  bekleidet;  die  Haltung  seiner  rechten  Hand 
und  die  Richtung  seines  Kopfes  deuten  auf  ein  Ge- 
spräch mit  Kassandra.    Hinter  ihm  steht  sein  statt- 
liches  gezäumtes    Pferd.     Den   Hintergrund   bilden 
Säulen  zwischen   deren  Vorhänge   zeltähnlich  auf- 
gehängt  sind  und  neben  welchen  vergoldete  Sta- 
tuen zur  Verzierung  des  Lokals  angebracht  sind. 

Tn.  Panofka. 


IL 
Museograpliisclies  aus  Neapel. 

1.    Sammlung  dts   Hrn.   TempJe. 

Oline  die  besclieidnen  Grenzen  einer  mäfsigen  Pri- 
vatsaminliing  zu  üliersclireiten,  zeugt  diese  Sammlung  des 
grofshrittannisclien  (jesandten  Hrn.  Tcniplf  zu  Neapel 
durch   die  Auswahl   vorzüglicher  Stücke   von   dem   (einen 


245 


246 


Geschmack  und  der  gebildeten  Altertluiinsliehe  seines  Be- 
sitzers, der  selbst  mit  dnnkenswertlier  Bereitwilligkeit  jede 
seiner  Antiken  zu  genauerer  Besichtigung  mir  reichte. 

Unter  den  Bronzen  gehören  ein  grofser  heim  Eisen- 
bahnhnti  von  Nocera  ausgegrabener  Priap  mit  Bockspliy- 
siognomie,  sich  das  Kopftuch  umbindend,  IMercur  mit 
Petasus  auf  einem  Fels  sitzend,  ähnlich  dem  in  dem  Saal 
der  grofsen  Bronzen  in  den  Studi,  eine  stehende  Ve- 
nus mit  Stirnkrone,  ein  tanzender  Paris  [?J,  ein  Sa- 
tyr, ein  Camill,  und  die  wohl  aus  Pompeji  staminende 
Figur  des  Bacchus  als  Knabe  mit  Wein  und  Epheu 
bekriinzt,  mit  Pantlierfell  bekleidet,  in  der  Rechten  den 
Thyrsus  haltend,  von  lächelndem  Gesichtsausdruck,  zu 
den  schönsten  Erzbildern,  die  überhaupt  aus  dem  Alter- 
thum  auf  uns  gekommen  sind.  In  Ambra  (Bernstein), 
wohl  aus  Gräbern  von  Canosa  stammend  gleich  den  Stücken 
idinlichen  Styls  im  Besitz  des  Grafen  Pourtales  in  Paris, 
(siehe  mein  Cabinet  Pourtales  PI.  XX  p.  24)  und  des 
Principe  S.  Giorgio  in  Neapel,  befinden  sich  daselbst  ein 
liegender  Aclielous,  eine  Hera  oder  Aphrodite  mit 
Stirnkrone  und  der  Kopf  einer  Giraffe. 

Von  Terrakotten  hebe  ich  als  besonders  sehens- 
wertli  hervor:  eine  verschleierte  sitzende  Aidos  [?]  von 
seltner  Schönheit;  ein  bemaltes  Thongefafs  ähnlich  dem 
Rhyton ,  darstellend  eine  Frau  mit  starken  Brü- 
sten, der  Nabel  der  einen  ist  ofTen  zum  Merauslrüpfeln, 
sie  geht  in  Saukörper  und  Vogelschwanz  aus,  und 
zwei  Rhyton,  das  eine  ein  Pegasos,  das  andre  ein  Hip- 
pos  (Pferd). 

Unter  den  gemalten  Gefäfsen  nimmt  ein  Krater 
aus  Ruvo  mit  einer  auf  Vasen  zum  erstenmal  zum  Vor- 
schein kommenden  Darstellung  im  liohen  Grade  das  ar- 
chäologische Interesse  in  Anspruch.  Den  Mittelpunkt  der 
Scene  bildet  Hippolyt  auf  seinem  Viergespann: 
vor  diesem  erblickt  man  eine  Furie  mit  brennender  Fackel 
vfie  der  Oistros  auf  der  Medeavase  von  Canosa,  den  Pfer- 
den die  Raserei  einflöfsend  und  daher  für  sich  selbst  den 
Namen  ^rfffftt  in  Anspruch  zu  nehmen  l)erechtigt;  unten 
erhebt  sich  der  in  Folge  Theseischen  Gebets  von  Poseidon 
gesandte  weifse  Stier  schon  halb  aus  dem  Meer  em- 
porsteigend. Links  läuft  derPädagog  vor  Schreck  auf- 
schreiend seinem  gefährdeten  Zögling  zu  Hülfe.  Im  ol)e- 
ren  Feld  erblickt  man  Pan  und  Apoll  mit  Kithara,  sei- 
nen Köcher  an  der  Erde,  Athene  mit  Helm  auf  der 
Hand,  Aphrodite  mit  Eros  auf  der  Schulter  und  zu- 
letzt Poseidon.  —  Am  Hals  ein  weiblicher  Kopf  mit 
phrygischer  Mütze  aus  einer  Blume  aufsteigend,  wohl 
Ganymeda.    Mit  feinem  Takt  hat  der  Maler  die  Schutz- 


göttin Hippolyt's,  Artemis,  im  Moment  seines  Untergangs 
als  abwesend  agenommen:  ein  minder  denkender  Maler 
hätte  jnit  Rücksicht  auf  Hippolyts  fromme  Anhän"lichkeit 
gerade  zu  dieser  Göttin,  derselben  auch  hier  eine  Stelle 
einzuräumen  für  nöthig  gefunden. 

Eine  Hydria  mit  gelbweifsen  Figuren,  der  Verfallzeit 
angehörig,  stellt  Andronieda  an  zwei  Säulen  gebunden, 
dar:  links  nähert  sich  eine  Frau  mit  einer  Hydria 
auf  dem  Kopf,  ihr  wahrscheinlich  Trank  bringend.  Rechts 
steht  Perseus  mit  Harpe,  schlecht  restaurirt. 

Auf  einem  Krater  aus  Apulien  sehen  wir  zwei  Bäume, 
oben  zwei  Bukranien,  darunter  einen  Komike  r,  der  ei- 
nen Drei  fuls  m  it  Pyramisku dien  fortträgt.  Stellt 
dies  eine  Parodie  des  Dreifufsraubes  vor? 

Zum  Schlufs  erwähne  ich  ein  zweihenkliches  schwar- 
zes Gefäfs  mit  einer  silenartigen  modellirten  Maske 
wahrscheiniich  des  guten  l)  iimon,  L4ya&ov  ^uifioiog, 
bemalt  wie  wirkliche  Malerei;  die  VVeinbekränzung  ist 
braun  und  weifs.  An  den  Henkeln  sind  Schwanenköpfe. 
Am  Hals  liest  man    AIOS!    CnTHPOS. 

2.     Sammlung  des  Hrn.  Betli. 

Einer  meiner  ältesten  napolitanischen  Freunde,  der 
gelehrte  Uebersetzer  des  Euripides,  D.  Gaspare  Sel- 
vaggi,  führte  mich  zu  Cav.  Betti,  Membro  della  Con- 
sulta,  der  früher  als  Sottoindente  von  Noia  und  von 
Reggio  Gelegenheit  gehabt,  eine  kleine  aber  interessante 
Antikensammlung  durch  Ausgrabungen  und  Ankäufe  zu 
Stande  zu  bringen. 

Von  noianischen  Vasen  verdienen  mehrere  Silicerni 
d.  h.  solche,  die  in  Stücke  zerbrochen  beim  Verbrennen 
des  Leichnams  auf  den  Scheiterhaufen  geworfen  wurden 
und  immer  durch  feine  Zeichnung  sich  empfehlen,  die 
Beachtung  der  Archäologen. 

1.  Hydria  r.  F.  vom  Feuer  ganz  grau  geworden. 
Aphrodite  und  die  Grazien.  Aphrodite  sitzt  auf 
einem  Thron;  Eros  bringt  ihr  zwei  Aepfel,  so  klein  dafs 
sie  mit  grofsen  Kirschen  sich  vergleichen  lassen,  sie  stim- 
men genau  mit  jenen,  die  wir  auf  Münzen  von  Terina 
über  der  Hand  der  sitzenden  Aphrodite  in  der  Luft  schwe- 
bend finden.  Links  steht  ein  Lehnstuhl  und  davor  eine 
Frau  mit  einem  langen  Fächerstab  wie  Palme,  wohl  Cha- 
ris.  Rechts  sitzt  eine  andere  Frau  auf  einem  Polster- 
lehnstuhl, den  rechten  Fuls  auf  eine  Hydria  wie  auf 
einen  Tritt  gesetzt,  in  der  Linken  eine  Kylix  mit  Deckel 
haltend,  vermuthlich  Peitho. 

2.  Hydria,  r.  F.  vom  Feuer  des  Scheiterhaufens  ver- 
graut, sonst  von  feiner  scliöner  Zeichnung.    Aphrodite 


247 


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und   Cliaris    Morra   spielend.     Zwei   Frauen    sitzeo 
jede  auf  einer  Hydria  die  von  grofsein  Umfang,  mit  einer 
Graeca  am  Hals  gesclimiickt   und  wahrscheinlich  aus  Erz 
gearbeitet  ist  (vgl.  Aristoph.  Plut.  v.  545:   uvxt  di  &gu- 
vovg  OTUfivov  xtq)aXTiv  xm^ayoTog),  sie  halten  einen  Lan- 
zenstab   an  den  Enden   mit  der  einen  Hand,   mit  Morra- 
spiel   in    der   anderen   erhobnen    Hand    beschäftigt,    ganz 
wie  die  Eroten  auf  der  Vase  der  Hochzeit  von  lason  und 
Medea  aus  Ruvo,  jetzt  im  Künigl.  Museum  zu  München 
(s.  meine  Bilder  ant.  Leb.  Taf.  X,  9.  und  Ann.  d.  Instit. 
archeol.   Vol.  XX,  Tav.  d'agg.  1848).    Diese  Scene  über- 
raschte mich  um  so  angenehmer,  als  der  Aulafs  der  Mün- 
chener Vase  kurz  vorher  in  Rom  micli  zu  der  Aeul'serung 
bestimmte,  das  Morraspiel  habe  im  Pallast  der  Aphrodite 
nicht  zu  den  ungewöhnlichen  und  seltnen  Besciiäftigungen 
gehört.    Eros  mit  einem  Kranz  fliegt  der  Aphrodite  links 
zu;  dahinter  ist  eine  Säule.    Rechts  steht  Peitlio  mit  einer 
Haube  auf  dem  Kopf,  einen  Myrtenkranz   reichend.     Die 
sitzende  Aphrodite  trägt  eine  gestickte  Haube,  Ohrringe 
und  Schlangenarmbänder. 

Diese  Vorstellung  dient  zugleich  über  eine  schon 
längst  (Dubois  Maisonneuve  Introduct.  ä  l'etude  d.  Vas. 
PI.  XVI,  5)  veröffentlichte,  aber  unerklärte  Vase  das  rechte 
Licht  zu  verbreiten.  Auf  derselben  erscheint  nämlich  eine 
langbekleidete  Frau  mit  einer  Binde  um  den  Kopf,  auf 
einer  Hydria  sitzend,  die  Linke  vorgestreckt:  links  steht 
eine  Gefährtin,  die  beiden  Hände  ausgestreckt  haltend, 
wohl  Aphrodite  und  die  sitzende  Peitlio  Älorra  spielend. 

3.  Hydria,  aus  derselben  nolanischen  Ausgrabung, 
vergleichbar  mit  dem  Lekanedeckel  Mus.  Blacas  PI.  IV. 
Die  Musen.  KAIO  K(io  sitzt  mit  einem  Barbitos,  vor 
ihr  erblickt  man  rechts  eine  andre  Muse  mit  vollem  Käst- 
chen oder  Korb  in  der  Linken,  in  der  Rechten  eine  Lyra: 
über  ihr  liest  man  TAAEIA  ThalcM.  Daliinter  steht 
ein  Stuhl  mit  Kissen  und  im  Henkel  der  Hydria  eine 
Verhüllte  sich  das  Gewand  lüftend,  KAAE  Ale  Schöne 
benannt,  Erato  oder  die  Braut.  Links  hinter  der  sitzen- 
den Klio  steht  Terpslchore  P4^IX  mit  Flöten,  im  Ge- 
spräch mit  einer  andern  Verhüllten  im  Henkel  der  Hy- 
dria, vielleicht  Polymnia  oder  die  Brautmutter. 

4.  Durch  besonders  zierliche  Zeichnung  zieht  eine 
Dolanische  Phiale,  D'iunenandachl  darstellend,  au,  im  In- 
nern mit  der  rothen  Figur  einer  Frau  geschmückt,  die 
einen  Korb  worin  Kuchen  und  Zweige  liegen,  und  in  der 
Rechten  noch  einen  Zweig  zum  Opfer  an  einen  lodern- 
den Altar  bringt:  oberhalb  liest  man  in  feiner  deutlicher 

Schrift  APTEMIZ. 


5.  Eine  noianische  Amphora  zeigt  eine  an  einem 
Fels  schlafende  Nymphe  mit  der  Ueberschrift  HOS 
[d.  i.  Hcugf],  offenbar  als  Synonym  von  Aura,  der  Ge- 
liebten des  Dionysos  (Noon.  Dionys.  v.  260):  ein  liebes- 
durstiger Silen  kömmt  sie  zu  wecken. 

6.  Kylix  phönizischen  Styls.  Im  Innern  Ker  Knie- 
beugend im  Lauf.  Aufserhalb  Sirene  zwischen  zwei  am 
Boden  liegenden  Rhyton. 

7.  Amphora  des  letzten  weifsrothen  nolanischen  Styls. 
Frau  das  Orakel  des  Mars  befragend  vor  einer  Säule 
mit  dem  Vogel  Picus  darauf. 

8.  Amphora  noiana  schw.  Fig.  schlechten  Styls.  Tan- 
zende Sphinx  die  Pfote  gebend,  Satyr  vor  ihr  tan- 
zend und  die  tyrrhenisclie  Trompete  blasend:  die  Rück- 
seite Oedipus  (?)  mit  einer  Blume  oder  Frucht  in  der 
erhobnen  Hnnd  vor  der  Sphinx,  welche  ihre  Pfote 
erhebt. 

9.  Araphoriskos  von  Noia.  Zwei  Satyrn  von  auf- 
fallender Hagerkeit,  offenbar  Parodie  der  wohlgenährten 
Palästen,  im  Begriff  des  Ringens. 

Zum  Schlul's  zeigte  Cav.  Betti  mir  ein  schwarzes 
schalenähnliches  nolanisches  Gefäfs,  mit  dem  Bemerken, 
es  müsse  mir  besondre  Freude  machen,  da  es  die  Na- 
mentaufe Lopas  und  Bestimmung  Fischstücke  aufzuneh- 
men, die  ich  für  diese  Gefäfsform  in  meinen  Recherches 
sur  les  Noms  des  Vases  PI.  IV,  73  pag.  40  vorschlug, 
durch  die  am  Fufs  eingekratzte  Inschrift  IXOYA  voll- 
kommen bestätigt,  zugleich  aber  durch  die  daneben  be- 
findlichen Buchstaben  für  Letronnes  scharfsinnige  Ausle- 
gung der  neben  den  Vasennamen  befindlichen  Buchstaben 
im  Sinne  von  Zahlen  für  die  Anzahl  gleichartiger  Ge- 
fäfse,  die  in  der  Fabrik  augefertigt  worden,  ein  neues 
Zeugnifs  liefert.  Den  Namen  iyßvu  für  Fischt  eller 
habe  ich  in  unsern  Lexicis  vergeblich  gesucht,  welche 
nur  ix&va  als  getrocknete  Fischliaut  erwähnen. 

Von  Terrakotten  besafs  Cav.  Betti  nur  noch  eine 
kleine  Bacchantin  mit  einem  Tympanum,  von  geistreicher 
Auffassung,  ziegelrother  Erdfarbe  und  interessant  wegen 
ihrer  Ausgrabung  im  alten  Mesma.  Desgleichen  einen 
Mann  auf  einer  Klioe  und  einen  Knaben  auf  einem  Del- 
phin. Einen  kleinen  Kopf  archaischen  Styls  mit  langem 
Bart,  etwa  des  Hermes,  in  Locri  ausgegraben,  verehrte 
mir  der  Besitzer  zum  Andenken. 

Neapel  im  Juli  1847.  Th.   Panofka. 


249 


250 


A     1     1    e    r     1 


I. 


19.  Iphigenia  in  Tauris.  Zwei  Gemiilde  im 
Miiseo  Borl)onico,  von  denen  das  erstere  aus  Uerculanum, 
das  andere  aus  Pompeji  herrührt,  verdienen  eine  erneute 
Beat'litung  der  Arcliiiologen.  Das  erstere  *)  het'indet  sich 
gegenwartig  an  der  gröfsern  Wand  des  dritten  Saales 
reclits  vom  Eingange,  und  ist  stark  gehrochen  und  ver- 
lilicheu.  Es  geliört  in  Zeichnung  und  Karlie  zu  den  hes- 
sern. Es  sclieint  weder  Teuipera-  noch  Kreskohild  zu 
sein,  sondern  liat  jene  eigenthümliche  Glätte,  welche  an 
die  Enk.Tustik  erinnert.  Als  das  Gemälde  zuerst  au's 
Tageslicht  kam,  glauhte  man  ziemlich  allgemein  einen 
mythologischen  (Gegenstand  darin  zu  erkennen  ;  denn  die 
Ansicht,  welche  Cocliin  mittheilt,  dal's  man  damals  zu 
Neapel  das  Unheil  des  Decemvirs  Appius  Claudius  darin 
wiederzutinden  glauhte,  kann  nur  als  sehr  vereinzelt  an- 
gesehen werden  und  hedarl'  ja  keiner  Widerlegung.  Nur 
über  die  Handlung  seihst  war  man  sehr  verschiedener 
Meinung.  Einige  wollten  darin  die  in  der  Euripideischen 
Alkestis  und  anderwärts  (llygin.  fah.  51)  erzählte  Eahel 
von  Admet  finden,  liir  den  A  pol  Ion  von  den  Parzen 
das  Lehen  unter  der  Bedingung  erwirkt  hahe,  dal's  ein 
Andrer  liir  ihn  sterbe.  Neben  ihm  sei  seine  Gemahlin 
Alkestis  sichtbar,  die  sich  (Veiwillig  zum  Opfer  dir  ihn 
erbiete,  während  der  greise  Vater  und  die  greise  Mut- 
ter, vielleicht  auch  noch  die  Schwester  vor  einer  sol- 
chen Hingabe  zurückbeben.  Wenn  man  auch  nicht  lätig- 
nen  kann,  dafs  die  Bewegung  und  Haltung  der  weiblichen 
Figur,  der  angeblichen  Alkestis,  allenfalls  zu  der  ange- 
nommenen Handlung  passen  konnte,  so  scheitert  diese  Er- 
klärung doch  vor  Allem  daran,  dafs  uns  weder  aus  Euri- 
pides,  noch  aus  Hygin  die  'l'heilnahme  einer  Schwester  wei- 
ter bekannt  ist,  dafs  weder  die  zweite  sitzende  männliche 
Figur,  noch  das  von  derselben  gehaltene  Blatt  in  irgend 
einer  Weise  damit  erklärt,  endlich  dafs  im  Hintergründe 
nicht  Apollon,  sondern,  soviel  Formen  und  Attribute  er- 
kennen lassen,  Artemis  sichtbar  ist.  Noch  weniger  pafst 
eine  zweite  Erklärung,  nach  welcher  die  von  den  grofsen 
drei  Tragikern  dargestellte  Geschichte  von  Eteokles  und 
Polynikes  hier  abgebildet  sein  soll.  In  der  sitzenden  Fi- 
gur zur  Linken  des  Beschauers  sah  man  Eteokles,  in 
dem  unerschütterlichen  Vorsatze  Thebens  Herrschaft  sei- 
nem Bruder  nicht  zu  iiberlassen,  verharrend,  während  ihm 
Polynikes  vor  Apollon's  Bilde  den  Vertrag  vor- 
lialte,  der  die  al)wechselnde  Regierung  bestimme,  andrer- 
seits vergebens  Jokaste  nebst  Antigone,  Ismene  und 
Kreon  den  Eteokles  umzustimmen  suchen.  Hier  pafst 
eine  Reihe  von  Umständen  durchaus  nicht  auf  das  Bild. 
Eine  solche  Weigerung  kann  ja  auf  keinen  Fall  als  lässige 
Trauer  gedacht  werden ;  die  Aufregung  zwieträchtiger 
Brüder  wird  getvifs  niciit  sitzend  abgemacht  werden,  und 
wiederum  müfste  statt  Artemis  auch  liier  Apollon  ange- 
nommen werden.  Noch  weniger  endlich  hat  eine  dritte 
Erklärung  je  den  Beiläll  der  Archäologen  gewinnen  kön- 
nen, da  sie  noch  willkürlicher  mit  jenem  Götterbilde  um- 
sprang. Man  glaubte,  der  Maler  liabe  .^tliena  malen 
wollen,  und  dafür  in  nnerklärbarer  Vergefsliclikeit  eine 
Artemis   hingestellt.     Die  Verurtheihing   des  Orest    durch 


den  Areopag  sei  liier  vorgestellt.  Orest  höre  das  über 
ihn  gefällte  Urtheil  in  dumpfer  Verzweiflung  an;  gegen- 
wärtig seien  drei  Furien  (!),  zwei  in  weifsen  Gewändern 
Zinn  Zeichen  dafs  das  Unheil  nicht  vollzogen  werde,  blol's 
eine  in  duiikelm  Gewände,  und  im  Hintergrunde  Athena, 
die  mit  der  Rechten  eine  Bewegung  mache,  als  ol>  sie 
dadurch  die  lossprechende  .Stimme,  welche  sie  abgel)e, 
andeute.  Wer  nur  einmal  Darstellungen  der  Furien  auf 
alten  Vasen  und  Sarkophagen  geselin  hat,  kann  unraög- 
licii  daran  glauben,  dal's  eine  solche  Verwandlung  möglich 
sei;  auch  kennen  wir  ja  Athena,  welche  die  Scherbe  des 
Heils  in  die  Urne  wirft,  aus  andern  Darstellungen  zur 
Genüge.  So  wahnsinnig  nun  eine  solche  Erklärung  ist, 
so  scheint  sie  doch  richtig  den  Charakter  der  Hauptfigur 
erkannt  zu  haben.  Der  in  tiefster  Trauer,  als  gedenke 
er  alter  Zeiten,  da  sitzende  Jüngling,  auf  dessen  Sitz 
ein  'l'liierfell  zum  Zeichen  heroischer  Würde  ausgebreitet 
ist,  ladet  vor  Allem  dazu  ein,  an  Orestes  zu  denken. 
Demgemäl's  liaben  die  Archäologen  der  herculanisclieu 
Akademie  in  ihm  richtig  densellien  erkannt  und  im  (iaii- 
zen  passend  eine  Scene  aus  der  taurischen  Iphigenia  des 
Euripides  angezogen.  Sie  glaubten,  dal's  die  Jungfrau, 
die  ihn  in  den  Armen  hatte,  keine  andere  als  Iphigenia 
sei,  der  vor  ihm  sitzende  Altersgenosse  Pylades,  wel- 
chem der  Brief  von  der  Priesterin  gegeben  worden.  Rich- 
tig erkannte  man  auch  in  dem  Gotterbilde  Artemis.  Aber 
was  nnn  weiter  zur  Erklärung  der  übrigen  Figuren  bei- 
gebracht worden,  mufs  entschieden  als  unpassend  ver- 
worfen werden.  Jene  zweite  weibliche  Figur,  die  in 
Kleidung  und  Gesiclitsbiltlung  der  Iphigenia  ähnelt,  hielt 
man  für  dieselbe  Iphigenia,  als  welche  sich  hier 
dem  Chore  anvertraue,  tier  durch  die  Alte  dargestellt 
werde,  welche  das  geforderte  Stillschweigen  verspreche, 
der  Alte  endlich,  welcher  von  Staunen  überrascht  werde, 
sei  König  Tlioas.  Das  doppelte  Vorkommen  einer 
und  derselben  Figur  in  Einer  Darstellung,  die  sich  in 
zwei  Hälften  spaltet,  kann  zwar  in  einzelnen  Fällen 
nicht  geläugnet  werden;  aber  eine  so  unmittelbare  Nähe 
wiire  denn  doch  zu  aullallend.  Noch  auflallender  die  Er- 
scheinung des  Königs  Thoas  bei  einer  solchen  Eröffnung 
des  tiefsten  Geheimnisses.  Die  unrichtige  Auslegung  die- 
ser Figuren  mochte  Schuld  daran  sein,  dal's  man  aucli 
den  richtigen  Theil  der  Erklärung  nicht  annahm.  Quaranta 
wies  sie  (Mus.  Borbon.  VII,  63)  besonders  deshalb  ab. 
Thoas,  bemerkt  er  ganz  richtig,  würde  eher  von  Unwillen 
erregt,  als  von  Mitleid  durchdrungen  erscheinen  müssen. 
Richtig  bemerkt  er,  Iphigenia  würde  nicht  auf  demselben 
Gemälde  in  so  grol'ser  Nähe  vorkommen,  wozu  wir  hin- 
zufügen, dafs  diese  zweite  iugendliclie  weibliche  Figur  in 
Stellung  und  Bewegung  schon  durch  das  Zurückblicken 
ihren  Zusammenhang  mit  jener  ersten  Handlung  offenbar 
dnrthut.  IMinder  richtig  ist,  wenn  er  einwendet,  Iphigenia 
würde  Orest  nicht  umarmen,  den  sie  ja  noch  nicht  kenne; 
denn  der  Maler  konnte  den  Zeitpunkt  immerhin  etwas 
vorrücken,  konnte  das  Wiedererkennen  selbst  von  der 
Iphigenia  ausgehen  lassen.  Ebenso  unrichtig  ist  die  Be- 
merkung, Pylades  sei  nicht  im  Begriffe,  den  Brief  zu  zei- 


*)  Ahgehililet  in  den  Pitture  d'  Krcolano  I,  II.  Mus. 
Borbon.  \  II,  63.  Cochin  et  IJelicard  Observation  siir  les  an- 
tiijuites   tV  Erculanuiii.     Paris    1706.     PI.    18.    p.  42.      l!onv 


Herculanunj  et  Pompeji    II,  7.     [Auch  bei  Alillin    Gall.    invtli. 
CLXVII,  625]. 


251 


252 


wen.  Er  scheine  elier  eine  unerwartete  Neuigkeit  zu  ver- 
künden, etwa  ein  unlieiivolles  Orakel,  das  er  aber  niclit 
niiiier  zu  bezeiclinfn  weii's.  Ich  glaube  dalier  einen  Ver- 
such machen  zu  dürfen,  eine  Erklärung  zu  reiten,  die 
mir  in  den  Hauptziigen  richtig  zu  sein  scheint  und  nur 
einer  Ergänzung  hechirf. 

Erinnern  wir  uns  vor  Allem,  wie  unendlich  l)ekannt 
die  Geschiciite  der  Iphigenia  und  des  Orestes  war.  Auf 
zahlreichen  Vasen  und  Sarkophagen  seilen  wir  Orest  von 
den  Furien  gequält,  fast  sprichwörtlich  ist  in  römischen 
Dichtern  der  fuyUs  oder  scucnis  (ifiitutiis  Oresti's  (Horat. 
Sat.  11,3,135.  Verg.  Aen.  111,  331.  IV,  471.  Juven.  Sat. 
XIV,  284),  zahlreich  sehen  wir  ihn  von  Apollon,  der  zu- 
weilen in  Person  daliei  steht,  geheilt,  in  Herculniium  seihst 
linden  wir  in  einem  andern  Gemälde  (Pitture  d'Ercolano 
I,  12)  die  Gefangennehmung  des  Orestes  und  Pylades,  ja 
liis  an  den  Rhein  hin  ist  die  Geschichte  von  Iphigenia 
auf  'i'auri  gebildet  worden  (Vgl.  Urlichs  in  den  Jahrb. 
d.  Vereins  von  A.  F  im  Rhein).  I.  Taf.  III.  IV,  3).  Arn 
bekanntesten  aber  war  die  Darstellung  dieser  Fabel  durch 
Euripides.  Aristoteles  spricht  nicht  weniger  als  viermal 
in  der  Poetik  (c.  11.  16.  17.)  von  dieser  Tragödie,  Pa- 
cuvius  ahmte  sie  im  Dulorestes  nach  '),  Ovid  nahm  diese 
Gestaltung  der  Sage  an,  wie  die  Erwidinung  des  Briefes 
zeigt  (Epist.  ex  Ponte  III,  2,90):  „Ad  frutrcm  scrijilas 
exaral  illa  uotus."  Indessen  tadelt  Aristoteles  doch  mit 
Recht,  dafs  Euripides  ein  von  ihm  selbst  erfundenes 
Wahrzeichen  der  Wiedererkennung,  ein  unkiinstlerisches, 
dal's  er  den  Brief  in  die  Tragödie  bringe.  Er  lobt  da- 
gegen den  Tragiker  Polyeidos,  der  durcli  innere  Gründe, 
durch  einen  motivirten  Ausspruch  des  Orest  die  Wieder- 
erkennung herbeiführe,  durch  die  Worte  n;imlic!i:  ,,So 
mul's  also  auch  ich  geopfert  werden,  wie  meine  Schwester 
es  ward."  Bei  Euripides  will  Iphigenia,  welche  schon 
Griechen  in  den  beiden  Gefangenen  erkannt  hat,  den 
einen  reiten,  damit  er  einen  Brief  von  ihr  an  Orest  nach 
.\rgos  bringen  könne.  Diesen  Brief  will  sie  dem  Orest 
geben,  den  sie  noch  nicht  kennt,  der  andere  Begleiter 
soll  als  Opfer  fallen.  Ein  edler  Wettstreit  entsteht,  Orest 
will  nimmer  den  Freund  opfern  lassen;  statt  seiner  will 
er  sterben  und  Pylades  soll  nach  Hellas  zurückkehren. 
Iphigenia  gilit  endlich  nach  und  Pylades  erhalt  den  IJriel. 
Damit  er  die  Botschaft  ausrichten  könne,  auch  wenn  er 
.Scliitrbruch  leide,  auch  wenn  der  Brief  verloren  gehe, 
will  sie  ihm  das  (beschriebene  auch  miindüch  mittheilen. 
Es  lautet  (V'.  770):  „Verkünde  dem  Orest,  dem  Sohne 
Agamemnon's ,  Iphigenia  in  Aulis  geschlachtet  lebt  noch 
und  sendet  dieses  Dir,  aber  lebend  nicht  mehr  fiir  die 
dort."  In  diesen  Momenten  geht  die  Wiedererkennung 
vor  sich.  Pylades  iil)erreicht  dem  Orest  (V.  791)  den 
Brief  mit  den  Worten:  ,,Da  ist  der  Brief  an  Dich."  Die- 
sen Moment  hiil  der  Maler  gewühlt.  Würde  man  aber 
auf  diesen  Einen  Vers  die  Wiedererkeniuingsscene  be- 
schranken, so  würde  die  Umarmung  durcli  Iphigenia  nicht 
motivirt  sein.  Es  sind  schon  die  Verse  792  —  SO.'i  ge- 
sprochen. Orest  hat  schon  die  Schwester  wiedererkannt, 
er  hat  schon  das  (o  if'tXji'nr;  /iiut  avyyov  des  Verses  793 
gerufen,  aber  nun  fällt  ihm  der  der  düstere  Gedanl^e  auf 
die  Seele'*),  den  er  V.  SOO  ausspricht,  dal's  sie  ihren 
Bruder  doch  bald  nicht  mehr  haben  werde,  dafs  sie  selbst 
bestimmt  ist,  ihre  renie  Hunde  mit  seinem  lilute  zu  be- 
llecken, dal's  der  IMord,  wie  Göthe  sagt,  in  Tautals  Hause 
des    Brudergrusses  sichere   Loosung   sei.      Dieser   innere 


Kampf,  diese  grauenhafte  Verzweiflung  hat  der  Maler  fiir 
Orest  am  Passendsten  gefunden,  und  wir  müssen  gestehen, 
dieser  Moment  scheint  uns  glücklich  gewühlt.  Iphigenien 
kümmern  die  dunkeln  Loose  der  Zukunit  nicht;  das 
Glück  d  es  A  ug  en  blickes  erfü  11 1  die  ganze  weibli- 
che Seele.  Auch  der  Maler  kann  nichts  weiter  thun,  als 
den  Versuch  machen,  das  ff i'Xiai',  ovöfv  liXXo,  qiXiuzog 
yuo  n',  f'/ci)  a  0(iiatit  der  Tragödie  V.  827  zu  verauschau- 
iichen;  er  erreicht  diefs,  indem  Iphigenia  den  sinnenden 
Bruder,  dessen  Geist  in  den  Grauelthaten  des  Vaterhauses 
noch  einmal  von  den  Furien  gequält  umherschweift,  innig 
umarmt.  Weiler  kann  der  IMaler  nichts  darstellen.  Den 
Zwiespalt  aber  und  die  Verwickelung,  die  durch  das  freu- 
dige Ereignil's  in  die  Geschicke  jener  Drei  hervorgebracht 
worden,  kann  nur  eine  höhere  Macht  heilen  und  lösen. 
Nur  eine  Gottheit  ist  dazu  befähigt  —  und  die  Gottheit 
steht  im  Hintergrunde.  Dazu  war  ebensowohl  Artemis 
geeignet  als  .apollon.  Der  .Maler  zeigt  uns  das  heilige 
Bild  der  Göttin,  die  einst  Ipiiigcnia  gerettet  hat.  Der 
Vorhang  des  Tempels  ist  aufgehoben.  Hier  steht  sie  im 
grünen  Gewände,  mit  braunem  Köcher,  blondem  Haare, 
drei  F^inger  emporgelioben  haltend,  wenn  sie  nicht  etwa 
in  der  Hand  einen  Pleil  tragen  sollte.  Sie  steht  in  einer 
Bildung  da,  welche  es  zweifelhalt  liifst,  ob  sie  als  Bild, 
oder  als  lebendiges  Wesen  (praesens  numen)  gedacht  ist. 
Als  Bild  erscheint  sie  mehr  durch  die  unbewegliche  Hal- 
tung, durch  die  Starrheit  des  Gesichtsausdruckes,  als 
lebend  mehr  durch  die  Gröfse  und  Gestalt,  durch  die 
Frische  der  Farljen.  —  Es  kömmt  nun  aber  darauf  an, 
mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  die  Gruppe  rechts  im  Bilde 
zu  deuten,  vor.Mlem  die  jugendliche  weibliche  Figur.  Im 
Gemälde  ist  sie  ganz  ähnlich  mit  Iphigenia  gekleidet,  im 
weifsen  Gewände  und  Schleier,  auch  in  (iestalt  ihr  glei- 
chend. Beim  ersten  Anblicke  könnte  man  auf  eine  Kö- 
nigstochter verfallen,  etwa  auf  Elektra.  Allein,  wie  sollte 
Elektra  nach  'I'auri  kommen?  Es  mül'ste  denn  etwa  eine 
Sage  gegeben  haben,  welche  auch  sie  nach  Tauri  iührte. 
Eine  solche  kenne  ich  nicht.  Ich  vermuthe  dalier,  dafs 
sie  eine  der  gefangenen  hellenischen  Frauen  ist, 
wie  ja  auch  bei  Euripides  ein  Chor  hellenischer  Frauen  ihr 
dient.  Dieser  Chor  nennt  sich  zwar  doHui,  und  sie  redet 
ihn  als  öftioai  an  [V.  131.  142],  aber  als  eigentlichen  Chor 
braucht  sie  ja  der  Maler  nicht  aufzulassen.  Diesen  gesam- 
melten Chor  konnte  er  ja  doch  nicht  im  Gemälde  benutzen. 
Sie  wird  daher,  ^^enn  jene  Erklärung  richtig  ist,  eine  Ver- 
traute Ipliigeniens  sein.  Auch  in  ihr  erwacht  in  diesem 
Augenblick  die  selige  HolTiiung  auf  die  glückliche  Rück- 
kehr in  ihre  Heimatli,  nach  Hellas,  .\lsdann  bleiben  noch 
die  beiden  Alten  in  dieser  Gruppe.  Dafür  ist  zwar  in 
der  Tragödie  kein  Anhalt  gegeben;  soll  aber  das  Ganze 
unserer  Erklärung  irgendwie  begründet  sein,  so  mul's  er 
sich  in  der  Sage  vorfinden.  Thoas  kann  es  nicht  sein, 
der  König  der  Barliaren  kann  unmöglich  so  dargestellt 
werden.  Diese  zwei  Figuren  gehören  zusammen,  jedoch 
greifen  sie  in  die  Handlung  nicht  ein,  obgleich  sie  an- 
drerseits ihr  nicht  ganz  Ireind  sein  können.  Scheu  nähert 
sich  die  weil)liclie  (iestalt,  gebückt,  mit  gelliem  Gewände 
bis  auf  die  Sohlen,  auch  das  Haupt  verhüllt.  Die  männ- 
liche Figur  ist  grün  gekleidet.  Ich  wage  es  sie  für  die 
Schlitten  d  er  Kl  y  tämnestr  a  und  als  .Agamemnon 
zu  erklären,  indem  ich  Widerspruch  dabei  voraussehe. 
Diese  stehen  also  aulserhalb  der  eigentlichen  Handlung, 
sie  könnten  ebenso    gut   wie   die  Griechin    ganz  getrennt 


*)  Vergl.  Weicker  griech.  Tragödien  III,   S.  1159. 
•• )  Was  Juvenal  .\1V,  284.  von  Orest  mit  Bezug  auf  Klektra 


sagt,    gilt   hier   mit   Bezug    auf   Iphigenia:    llle  surnris   In 
manxbns  vultu  Eumcnidiim  terrelur  et  ii/ni. 


253 


254 


von  der  Gruppe  links  stellen,  aber  ein  inneres  geistiges 
Band  verliindet  sie  doch  gewissernialsen  mit  derselben. 
Wäiirend  vor  Orest's  Seele  die  Erinnerungen  an  sie  le- 
bendig werden,  treten  sie  auch  kürperlicli  in  die  Erschei- 
nung. Wie  aller?  Kann  die  griechische  Alalerei  Schatten 
der  Al)geschiedenen  so  in  lebendiger  plastischer  Gestalt 
<larstellen  ')  ?  Diese  Krage  zu  beantworten  würde  einen 
griifsern  Uinlang  der  Erörterung  voraussetzen,  als  uns 
iiier  gestattet  ist.  Als  bleiche  Schemen  konnte  die  alte 
Kunst  sie  auch  gewil's  bilden,  aber  ich  glaube,  ebensogut 
in  der  Fülle  leiblicher  I5estinuntlieit ,  indem  sie  ja  auch 
auf  dem  'l'heater  sie  ohne  jeuejlullsmittel  magischer  Be- 
leuchtung, des  Helldunkels  u.  s.  w.  dem  Zuschauer  im 
vollen  Tageslichte  vorlührte.  INur  mul'ste  sie  dann  durch 
Farbe,  Nerhüllung  und  (lestalt  den  Tod  andeuten. 
Das  gelbe  (je« and  der  Klytämnestra  ist  vielleicht  nicht 
ohne  Grund  —  den  Orciis  nennt  Horaz  Carm.  111, 
4,74  luridus,  Silius  Xlll,  660  mors  lurida,  und  luridus 
ist  eigentlich  gelb,  lurida  sulphura  bei  Ovid  jMetam.  XIV, 
791  —  vielleicht  nicht  ohne  Grund  ihr  gebückter  Gang, 
wie  er  den  .Schatten  ziemt.  Diesen  hat  zwar  hier,  viel- 
leicht aus  technischen  Gründen,  Agamemnon  nicht,  aber 
wir  werden  gleich  bei  ihm  anderswo  dieselbe  Eigen- 
schaft sehen.  Auch  Giitterscheinungen  treten  auf  den 
alten  Bildern  nicht  geistig  schemenlialt,  sondern  in  fester 
plastischer  Gestalt  auf,  namentlich  in  pompejanischen 
Malereien. 

Der  N'orwurf,  dal's  damit  nur  drei  Personen  des  aus 
sieben  Figuren  bestehenden  Bildes  die  eigentliche 
Handlung  ausmachen,  liegt  nahe,  aber  er  widerlegt  sich 
oder  erkliirt  sich  vielmehr  auf  die  genügendste  Weise 
durch  ein  zweites,  durch  ein  pompejanisches  Bild  (Gell 
Pompeiana.  PI.  XLIV.  Mus.  Borijon.  XI,  47),  das  ohne 
allen  Zweifel  denselben  Gegenstand  darstellt.  Zwar  hat 
man  auch  hierin  lacherlicher  Weise  bald  den  Plautus  oder 
einen  von  den  zu  Syrakus  gelangenen  Atheniensern  er- 
kennen wollen,  die  wie  Thukydides  erzidilt,  eine  Erleich- 
terung ihrer  Leiden  indem  Vergnügen  iandeu,  womit  ihre 
Herrn  Verse  aus  dem  Euripides  von  ihnen  vortragen  hör- 
ten, oder  gar  die  berühmte  Scene,  wie  Virgil  dem  August 
und  der  Octavia  die  Aeneis  vorlese  und  zwar  die  schone 
Stelle  über  31arcell"S  'J"od  (Vgl.  Pompeji.  Zweiter  Band. 
Leipzig  lf>35.  S.  177):  dergleichen  \  erirruii;;en  der  ar- 
chäologischen Hermeneutik  bedurlen  keiner  Widerlegung. 
Sogar  ist  das  Haus  des  tragischen  Dichters,  wo  es  ge- 
funden worden,  vorzugsweise  nach  diesem  Gemälde  so 
genannt  worden*').  Jedoch  erkennt  jeder  Uidielangene  auf 
den  ersten  Blick,  dal's  in  diesem  Bdde  durchaus  derselbe 
Gegenstand,  wie  auf  dem  vorigen  dargestellt  ist.  Das  hat 
auch  Quaranta,  der  aber  wieder  an  ein  unheilvolles  Oia- 
kel  denkt  (iMus.  Borb.  XI,  47J,  richtig  eingesehen.  Auch 
dieses  Bild  besteht  aus  sieben  Figuren,  auch  hier 
sind  drei  sitzende,  zwei  manidiche,  eine  weibliche,  auch 
hier  der  Brief  in  der  Hand  der  einen,  und  die  jandere 
durch  ein  Schwert  ausgezeichnet.  Selbst  die  Nacktheit 
der  beiden  Figuren  deutet  den  heroischen  Charakter  an. 
Pylades  reicht  auch  hier  dem  Orest,  der  im  Origin.d 
durch  einen  dunkeln  melancholischen  I5lick  ausgezeichnet 
ist,  den  Brief  hin,  widirend  Ijihigenia  als  Zeichen  der 
Erinnerung  die  Linke  zum  Munde  luhrt.  Letztere  scheint 
nach  A  pol  Ion   hinzuschauen,  der  auch  seine  Blicke   hie- 


lier  wendet.  Aus  seiner  Umgebung  geht  das  Licht  aus. 
Die  weibliche  Gestalt  neben  Apollcri,  die  auf  ihn  hin- 
blickt, möchte  ich  für  Artemis  halten,  fehlte  ihr  nicht 
der  (iötter- Nimbus.  Vielleicht  ist  sie  also  wieder  eine 
liehende  Hellenin,  eine  Begleiterin  Iphigenia's.  Zum  Zei- 
chen, dal's  der  alte  F'luch  in  'J'ant.ilus  Hause  getilgt  und 
versöhnt  ist,  erscheinen  auch  hier  die  Schatten  Aga- 
memnon's  u  n  d  K  I  y  t  am  n  es  tra's,  hier  Agamemnon  ge- 
bückt, wie  dort  Klytämnestra,  hier  letztere  wieder  im  dun- 
kelgelben Gewantle,  ihre  Blicke  erhebend.  Was  im  vori- 
gen Bilde  Erlordernils  schien,  dai's  [diese  (restalten  von 
der  Haupthandlung  sich  loslosten,  hat  hier  der  JMaler  in 
der'I'hat  gethan,  uberhau[)t  bei  ähnlichen  JMotiven  hat  er 
doch  sellistständig  sich   bewahrt. 

Vielleicht  kann  ich  diese  Ansicht,  die  sich  mir  hei 
erneuter  Betrachtung  dieser  Bilder  in  Neapel  wie  unwill- 
kürlich auldrÜMgte,  noch  durch  einen  andern  Umstand 
stützen.  Im  Allgemeinen  kann  es  zwar  nicht  entscheidend 
sein,  wenn  in  einem  und  demselben  Hause  sich  verwandte 
epische  oder  tragische  Stoffe  als  ALdereien  vorfinden,  da 
die  Decoratiou  eines  Privathauses  nicht  von  denselben 
Grundsätzen  ausgehen  konnte,  wie  die  innere Ausschmük- 
kung  eines  Tempels,  einer  Lesche  u.  s.  w.  Aber  es  ist 
docii  wohl  nicht  zuliillig,  dal's  gerade  in  diesem  Hause 
des  tragischen  Dichters  ***)  nicht  nur  epische  StolFe,  wie 
Zeus  auf  dem  Ida,  Achilles  und  Briseis  u.  s.  w.,  sondern 
auch  tragische  und  zwar  gerade  Iphigenia  in  Aulis 
gefunden  wurilen.  Dieses  Bilil,  das,  wie  ich  besonders  aus 
einem  Grunde  vermuthe,  nach  einem  Originale  des  Ti- 
manthes  gemalt  ist,  hat  in  der  Erscheinung  der  retten- 
den Artemis  in  den  Wolken  ein  sehr  verwandtes  Moment 
mit  den  Göttererscheinungen  in  unsern  beiden  Bildern, 
ich  will  nicht  so  weit  gehen,  auch  die  unsern  auf  diesen 
berühmten  griechischen  Maler  zurückzuführen,  was  doch 
immerliin  als   Möglichkeit  gelten   kann. 

Noch  einen  Einwurf  habe  ich  schliel'slich  zu  beleuch- 
ten. Mn\i  köimte  daran  denken,  dals  in  unsern  Bildern 
ein  unbekannter  .Alythus  verborgen  sei.  Schwerlich  aber 
möchte  sich  doch  eine  Fabel  denken  lassen,  in  der  die 
Haupthandlung  gerade  zwei  jugendliche  I\länner  und  eine 
Königstochter  bedingen  ,  in  der  zugleich  ein  Brief  eine 
Hauptrolle  spielen,  in  der  es  endlich  gleich  berechtigt  sein 
würde,  ob  Apollon  oder  seine  Schwester  erschiene.  An 
solche  Möglichkeiten  kann  ich  wenigstens  nicht  glauben. 
Gern  indel's  ojjfere  ich  meine  Erklärung  einem  glückli- 
chem Funde  auf. 

Bonn  fö.  M/irz  1847.  Dr.  Laur.  Lersch. 

20.  .Mnase.\s,  Mn  EMo  N,  jMimn  ERMUS.  Pau- 
sanias  (VI,  18,  1)  erwiihnt  im  Hain  Altis  zu  l31ympia  auch 
ein  ehernes  Viergespann  des  Kyrenaeer  Kratisthenes.  Nike 
steht  auf  dem  Wagen  und  Kratisthenes  selbst,  oH'enbar 
wegen  seines  Sieges  im  Wagenrennen;  es  heilst  auch, 
dieser  Kratisthenes  sei  der  Sohn  des  Läufer  Mnaseas 
der  bei  den  Hellenen  den  Beinamen  Libyer 
1  ii  h  rte.  Die  Weihgeschenke  in  Olympia  sind  vom  K.ünstler 
Pythagoras  aus  Rhegium.  Im  13ten  Capitel ,  §.  4 
desselben  Buches  sagt  Pausauias  „Neben  Bykelos  steht 
ein  floplite  {('jnXhr^g  üvi]o)  mit  demBeinamen  der 
Libyer,  Mnaseas  aus  Kyrene;  Pythagoras  aus 
Uheüium    hat   die  Portraitstatue    gemacht.     Ist   die  Stelle 


*)  Und  in  solcher  Gruppirung  mit  andern  Icililiaftiycii 
Wesen!  Vergleicliliar,  aber  nur  aus  Schattengestalten  beste- 
llend ist  nach  Weickcr's  Deutung  (N.  Khein.  Mus.  I,  416  11.) 
lue  um  Helena  gescliaarte  Versun:rnlung  iles  grofsen  Diiiamischen 
Spiegels  (M.  il.   Inst.  II,  (j.    Gerhard  Ltr.  S]!.   II,   I8lj.     .1.  </.//. 


*")    Vielnulir    nach    ileni    früher    ausgegrabenen   Bild    von 
Iphigenia's  Opfer  zu  Aulis  (Müller  DenUni.  1,206.) 


*")  Oder  doch  eines  Kunstverwandten. 


.4.  <;.  H. 

A.  il.  II. 


255 


256 


des  Pausanlas  vinverdorben,  so  kann  man  die  Statue  des 
Mnaseas  als  Hoplite    nur  auf  seinen  Sieg   im  Schildwett- 
lauf (unXoÖQOuwv)  beziehen.     Allein  ein  bisher  unbeach- 
tetes Zeugnifs   des  Plinius  der   (H.  N.  XXXIV,  8.  5.   19) 
unter  den   Statuen    des  Pythagoras    von  Rhegiuin    nächst 
dem    Stadiumlauter  Astylos    L'ihyn  pueruin   icitentem    ia- 
hellam  eodein  (oco,  einen  Libyschen  Knaben,    der 
eine  Tafel  halt,  an  demselben  Ort  aufführt,  über- 
zeugt uns,  dafs  Pausanias  und  Plinius  von  einer  und  der- 
selben Statue  des  Mnaseas,  einem  Werke  des  Pytiiagoras 
Zeugnifs  gel)en.    Wie  kann  aber  Plinius  ))iicr»»i  nennen  ein 
Standbild,  das  Pausanias  als  onliiTjg   dv^Q    beschreil)t? 
Ich  mufs  gestehen,  mir  scheint  6n).iit]g  tUrjp  eine  falsche 
Lesart  zu  verrathen,    dadurch  entstanden  dafs  man  statt 
des  ursprünglichen  7i«r?  falsch   onh'irjg  gelesen  und  dazu 
ein  uvf,o  alsdann  aus  Rücksicht   für  den  Sprachgebrauch 
in  den  Text  hineinschob;  denn  der  Titel  dgo/tiv;  Läufer, 
welchen  Pausanias  (V'.  18,   1)    dem  Mnaseas  giebt,   ver- 
trägt  sich   sehr    wohl    mit    dem    Alter   des    nuTg.      Allein 
hiermit  ist  die  Untersuchung  keinesv^egs  geschlossen.    Es 
liegt  uns  ob,  nachdem  wir  durch  Pausanias  erlahren,  dafs 
der   Libysche    Knabe    den    Läufer    Mnaseas    aus    Kyrene 
vorstellt,  Rechenschaft  zu  geben,  warum  Pytiiagoras    ihn 
mit  einer  Tafel  in  der  Hand   darstellte.    Denn  dafs  un- 
ter tabellam  tenentem  ein  Schildhalter    zu  denken  sei 
etwa    um    den    otiXi'i?;?    ('tyr/p    des   Pausanias   zu    stützen, 
wird    wohl     niemandem    ernstlicli     in    den    Sinn    kommen. 
Wenn  im  Allgemeinen  zur  Rezeichnung  des  Knaben,  wie 
heut  zu  'I'age   Schiefertafel    und  Griffel,   so  schon 
im  Alterthum  niiuxig,    öiXrng  und    oii'Xug    als   Embleme 
für  seinen  Unterricht  in  der  yQfiftfiuiixij  dienten:  so  tritt 
für   Mnaseas   noch    ein    besonderer   gewichtiger    Grund 
hinzu,  warum  er  eine  Tafel  hält.     Diese  Handlung  dient 
nemlich  zum  Symbol    seines  Namens,    indem    die   tal)ella 
^nr,^t(':vig  (memorandum)  hiels,  wie  ich  auf  Anlafs  der  in 
die  Schreil)tafel  einzeichnenden  Athene  Mnemon  oder  Mi- 
nerva für  Meminerva  nachgewiesen  liabe  (Annal.  de  l'ln- 
stitut  archeolog.    Vol.  XVII  p.  51  sq.).     .la  dafs  Mnaseas 
nächst    den    tabellas    auch   einen   stylum   gehalten    hal)en 
mochte,  läl'st  sich  aus  der  Darstellung  der  Athene  Mnemon 
mit  Wahrsclieiulichkeit  folgern.    Für  die  Anschauung  der 
Pythagorisclien  Statue  des   Mnaseas    dürfte  einerseits  der 
auf  einer  Vase  des  Amasis  (Gerhard  Auserl.  Vasenb.  CCVII. 
Arch.   Zeitung  XXXIX,   3)    zu  Meranon   hintretende  kleine 
äthiopische    Schildknappe   sich    benutzen    lassen,    andrer- 
seits ein  sehr  werthvoller  Karneol  des  Professor  Gerhard, 
auf  welchem  ein  Ephei)e  in    seine  Schreibtafel  einzeichnet 
Einem  Münzbeamten  Mnaseas  begegnen  wir  auf  einer 
Tetradrachme   von    Athen:    er    theilt    mit    dem    Libyschen 
Wettliiufer   dieses  Namens    das  Schicksal,    dafs    die    15e- 
zieliun"  seines  Attributs   zu    seinem  Namen    bisher    unbe- 
achtet  blieb.    Das  Symliol,  womit  er  auf  der  athenischen 
Münze  siegelt,  ward  als  Lampe  zwischen   zwei  Aeh- 
ren   aufgefal'st  (Mionn.  Descr.  d.  Med.  11,125,  151.   Combe 
Mus.    Hunt.     Tav.    12,    VI),     wälirend    es    offenbar    eine 
A  sehen  urne,   cinerarium  wie  die  römischen  in   Marmor 
in  so  grofser  Menge  in   den  (Kolumbarien  sich  finden,  also 
ein  fifti^u,  vorstellt*).    Die  Äehren  sind  aber  keine  Aehren, 


sondern  Oliven-  oder  Myrtenzweige  (Combe  Mus.  Hunt. 
Tav.  11,  XXII:  dasselbe  Gefäfs  mit  geflochtenem  Deckel 
zwischen  zwei  Zweigen),  wie  sie  beiTodten  unentbehrlich 
sind.  Zur  Bekräftigung  dieser  Auslegung  dient  noch  das 
Symbol  des  Füllhorn,  dessen  MNHMON  Mnemon 
auf  einer  Älüuze  von  Rhodos  (Mionn.  Descr.  III  p.  415, 
no.  13J)  sich  zum  Siegeln  bediente;  denn  man  darf  imr 
sich  erinnern,  dafs  die  Leichensteine  (|ii>';;'ji(«Ttt)  der  Hel- 
lenen mit  yi.  7'  (üyu9f]  Tv/Jj)  oder  A.  /J  {^u.ya9oii; 
dut/.i6ai)  überschrieben  sind,  Gottheiten,  denen  das  Füll- 
horn als  Attribut  vorzugsweise  zukömmt,  und  mit  fiviiug 
/(igtv,  derentwegen  das  Denkmal  gesetzt  wird,  schliefsen, 
so  leuclitet  die  passende  Wahl  des  Füllhorns  für  Herrn 
Mnemon  von  selbst  ein. —  Zum  Schlufs  ziehe  ich  noch  in 
den  Kreis  dieser  Untersuchung  eine  Münze  von  Kolophon, 
aul  welcher  Eckhel,  Sestini  (Mus.  Hederv.  no.  4)  und 
Mionnet  (Descr.  III,  p.  83,  no.  147.  149)  Homer  erkannten, 
bis  Hr.  Cavedoni  den  Münztypus  treffend  auf  Älimmer- 
nos,  einen  entschieden  kolophonischen  Dichter,  dessen 
Verse  gleich  denen  Homers  von  den  Rhapsoden  gesungen 
wurden  (Athen.  XIV,  p.  620  c.)  bezog.  Da  letzterem  Ge- 
lehrten eine  Begründung  seiner  scharfsinnigen  Deutung 
entgangen  ist,  so  erlaube  ich  mir  diese  hier  kurz  anzu- 
geben. Eckhel  beschreil)t  den  Mimnermus  dextra  ori 
admottt,  sinistra  vohimeii,  die  Rechte  an  den  Mund 
gelegt,  also  wie  Polymnia  und  Mneme  nachsinnend 
in  der  Linken  eine  Rolle,  wie  Minerva  die  Schreib- 
tafeln. Es  könnten  schwerlich  zwei  sinnigere  Symbole 
zur  Bezeichnung  von  Mimnermos  aufgefunden  werden. 

Th.  Pan  o  fk  a. 

21.   Phädra's  Anklage  des  Hippoltt. 

Bei  einem  Kupferschmied  in  Neapel  zog  mich  ein  aus 
Apulien  herrührendes  Oxybaphon  mit  rothen  Figuren  we- 
gen der  Merkwürdigkeit  des  Gegenstandes  besonders  an. 
F.in  König  in  langem  gesticktem  Aermelchiton  und  Peplos, 
mit  einem  Scepter  in  der  Rechten,  die  Linke  ausgestreckt, 
erscheint  im  Gespräch  mit  einer  rechts  ihm  gegenüber 
stehenden  langbekleideten  Frau,  die  über  der  hohen  Ste- 
phane einen  Schleier  trägt,  und  wo  nicht  traurig,  doch 
ernst  vor  sich  hinsieht,  die  Rechte  verhüllt,  den  vierteo 
Finger  der  Linken  mit  einem  Gemmenring  geschmückt. 
Ihr  nähert  sich  eine  Dienerin  mit  blol'sem  Kopf,,  ein  Käst- 
chen bringend,  in  der  Rechten  einen  Schleier.  Dahinter 
steht  als  letzter  rechts  ein  Pädagog  mit  Chlamys  über 
dem  Chiton,  erhotjenem  Krückstab  in  der  Linken,  die 
Rechte  liedenklich  an  den  Bart  des  gesenkten  Kopfes 
gelegt.  Die  Rückseite  zeigt  zwei  Paar  einander  gegen- 
überstehender Mantelfiguren.  Jene  Anwesenheit  des  be- 
denklich horchenden  Pädagogen  in  Verbindung  mit  den 
der  V  erschleierten  nachgetragnen  Liebesgeschenken,  Käst- 
chen und  Schleier,  machen  es  nicht  unwahrscheinlich,  dafs 
Phädra  hier  vor  Tlieseus  den  Hippolyt  fälschlich  anklagt 
mit  Liebesgeschenken  sich  um  ihre  (»unst  bemüht  zu  ha- 
ben, eine  Verleumdung,  die  sein  bejahrter  Begleiter  und 
F'reund,  der  Pädagog,  mit  Unwillen  vernimmt  und  seinem 
Zögling  gewifs  alsbald  hinterbringen  wird. 

Th.   Panofka. 


')   Sopli.    Kl.  V.  112G:    w   ifiu/ciov  uvt)fiiTov  «i'.'/pw- 


Tiiov.  ifxol.     Orest.  v.  1127:     lintQ  ii  yJ.ctdis  rtSv  'OQiaictiiui' 
xttxüiv,  TöiS'  tiyyos  ia^t  aüfttt  Toixe(vov  miyov. 


Iliezu  Tafel  XVI  der  JSeuen  Folge:  Priatnos  und  Kassundra,  Wandgemälde. 


Druck  und  Verlag  von  G.  Re'inwr. 


Herausgegeben  von  £.  Gerhard. 


257 


258 


ARCHÄOLOGISCHE   ZEITUNG. 

J\^   17.  ^eue  Folge.  Mai  1848. 


Raul»  des  Palladiums  (Deinoplion;    Diomedes).  —    Der  Hjlasnif  (Farnesisclipr  Kamee  zu  NeapelJ.  —  Allerlei 

(Sillierpiatte  mit  Gottheiten.) 


I. 

Raub  des  Palladiums. 

Hiezu  die  Abbildung   Taf.  XVII. 

1.  APemopiion.  Die  vorliciieiulc  AbbilJiing 
fuhrt  das  luerkwürdige  aus  sabinisclien  Ausgrabun- 
gen ')  herrührende  und  dem  Kardinal  Lanibruscln'ni 
gehörige  Vasenbiid  einer  Kelcbe  mit  unerhebhehcr 
Kehrseite  uns  vor  Augen,  deren  für  die  trojanische 
Abtheilung  meiner  „Auserlesenen  Vasenbilder"  be- 
/Aveckte  Bekanntmachung  durch  eine  römische  Mo- 
nographie des  Hrn.  Luigi  Grifi  ^)  weniger  dringend 
geworden  war.  Da  jedoch  diese  Schrift  iheils  ge- 
ringe Verbreitinig  erlangt,  tlieils  auch  die  Erklärung 
des  schwierigen  Kunstwerks  keineswegs  abgeschlos- 
sen hat,  so  ist  eine  neue  Veröffentlichung  und  Be- 
handlung desselben  dem  Zweck  dieser  Blätter  durch- 
aus entsprechend. 

Zu  diesem  Behuf  geben  wir  zuvörderst  einen 
Auszug  aus  Hrn.  Grifi's  Abhandlung.    Nachdem  dcr- 

')  Aus  den  Grabungen  von  Poggio  Sommavilla,  welclie 
die  £1H.  Fossati  und  Piacenlini  gemeinschaltlicli  unternaliinen. 
Auf  der  Kehrseite  Mantellignren;  die  Zeichnung  rötldich  auf 
schwarzem  Grund.     Vergl.  Bullettino  d.  Inst.  1837   p.  72. 

'J  Intorno  ad  un'  anfora  <li|)inla  raii|iresentan(c  il  ratto 
del  Palladio  possednta  dal.  Card.  Lainbruscliini.  Disserlazione 
del  cav.  Luigi  Griß  letta  nell"  Accadeniia  romana  di  arclieo- 
logia  il  di  28  marzo  1844.     Roma  184.5.  24  pagg.  1  lav.  4. 

')  (iiifi  I.  c.  p.  4—10,  nämlich  über  Zahl  und  Herkunft 
der  Palladien.  Unberührt  bleibt  die  ilurchaus  nicht  gewöhn- 
liche Bildung  des  hier  dargestellten  Idols,  welches  Ton  andern 
ahnlichen  durch  inanierirt  hohen  Ileluischniuck  und  durch 
das  über  den  Leib  gehaltene  Scliilil,    wie    auch  durch  zwcrg- 


selbe  erst  liber  das  Palladium  im  Allgemeinen,  dann 
über  das  troische  Palladium  insbesondere  sich  ver- 
breitet hat^),  geht  er  in  die  Frage  ein,  wer  der 
auf  dem  Vasengemälde  dargestellte  Jiingling  |sei, 
der,  ein  Schwert  in  der  rechten  und  das  Palladium 
in  der  linken  Hand,  mit  umgewandtem  Blick  einem 
sprengenden  Viergesjiann  voraneilt,  welches  von 
zwei  Personen  gelenkt  zu  des  Räubers  Verfolgung; 
bestimmt  scheint.  Hr.  Grifi  führt  aus,  wie  ein  Theil 
der  Schriftsteller  dem  Diomedes,  die  meisten  aber 
dem  Odysseus  den  Hau]>tantheil  am  Raube  des  troi- 
schen  Palladiums  *)  zuschreiben,  welches  als  das 
bekannteste  aller  Palladien  er  zunächst  voraussetzt; 
demnach  unterscheidet  er  sich  dafür,  dafs  auf  un- 
serem Bilde  Odysseus  gemeint  sei,  wie  denn  der- 
selbe auch  sonst  nackt,  mit  Chlamys  und  Helm  dar- 
gestellt v/erde:  den  Odysseus  unbärtig  zu  finden, 
stehe  nach  sonstigem  Kunstgebrauch  *)  dieser  Er- 
klärung nicht  entgegen.  Zwar  hatte  Hr.  Grifi  auch 
daran  gedacht,  in  dem  Palladiumsräuber  den  Demo- 
jdion  zu  erkennen,  der  mit  dem  in  Attika  anlan- 
denden Diomedes  ")  oder  nach  Anderen  dem  Aga- 

hafte  UnfiJrmlichUeit,  phönicischen  Idolen  vergleichbar,  sich 
unterscheidet. 

")  Raub  des  Palladiums,  nach  Lesches,  aus  Virgil  (Aen. 
11,  1G4.  Heyne  Exe.  IX)  und  andern  Zeugnissen  (Fuchs  fabb. 
troic.  cap.  17.  Welcker  griech.  Trag.  I,  146  ff.)  bekannt  und 
in  Kunstdarstellungen  häufig.  Vgl.  Miliin  Gal.  CL,  559,  95 
(Tab.  lliaca).  Ebd.  no.  562 — 565*  Levezow  Kanb  des  Palla- 
diums 1810.     Müller  Handb.   S.  71.3  W. 

°)  Odysseus  unbärtig:  Grifi  p.  13  s.   Jahn  Vasenb.  S.  32. 

*)  Paus.  I,  28,  9:  /Ii0fu]ötj  ynn  (faaiv  äXoiar);  'l>.(ov 
T(iTs  V(tva)v  onCao)  xoftiCtO&ai  xal  ?;<f;j  Tf  vvxjct  Iti^/iiv,  cüj 
y.aitc  'puXriQÖv  TiXfoVTeg  ylyvorrai,  xkI  toiV  'AQytlovi;  lö;  /» 
nol.CfxtKV  unoßiji'Ki  i//V  yijv  .  .  .  ii'iaCOa  Ji}fj.o<fü>vitt  Kyovatr 


259 


260 


inemnon  ')  in  Handgemenge  kam  und  ihm  dabei 
das  Palladium  abjagte;  diese  Deutung  ward  jedoch 
darum  aufgegeben,  weil  auf  dem  sprengenden  Wa- 
gen, in  dessen  zwei  bekleidete  Personen  Hr.  Griii  un- 
zweifelhaft Manu  und  Frau  erkennt,  höchstens  Aga- 
memnon und  Kassandra,  und  diese  doch  gewifs 
nicht,  sich  würden  vermuthen  lassen  — ,  eher,  fügt 
Hr.  GriC  hinzu  und  beruht  bei  dieser  Deutung,  sei 
Antenor  zu  vermuthen,  der  mit  seiner  Gemahhn 
Theano  aus  Troja  flieht.  Bezeugt  sei  eine  solchen 
Flucht  in  dem  von  Suidas  berichteten  Umstand, 
dafs  Antenor  sowohl  als  Theano  dem  Diomedes 
und  Odysseus  das  Palladium  iibergeben  und  somit 
Troja  verrathen  hatten  *).  Ohne  an  Wuchs  und 
Bekleidung  der  links  auf  dem  Wagen  stehenden 
Figur  Anstofs  zu  nehmen,  bei  deren  Männlichkeit 
er  beharrt  °),  gibt  er  den  Gedanken  an  Antenor 
nur  darum  auf,  weil  für  diesen  kein  Lorbeer- 
kranz passe;  aufserdem  scheint  die  stolze  Haltung 
der  rechts  auf  dem  Wagen  die  Zügel  lenkenden 
Frau  mit  der  Annahme  einer  Flucht  ihn  unverein- 
bar. Da  endlich  noch  hinzukommt,  dals  nach  der 
herrschenden  Sage  von  Antenors  bei  Troja's  Zer- 
störung geschontem  Haus  derselbe  die  Stadt  vor  ihrer 
Zerstörung  gar  nicht  verliefs,  so  gibt  Hr.  Grifi  auch 
den  Gedanken  an  Antenor  auf  und  versucht  dage- 
gen die  auf  dem  Wagen  stehende  und  für  männlich 
erkannte  Figur  auf  Helenes,  des  Priamos  Sohn,  zu 


deuten;  Helenos  von  Odysseus  gefangen  '")  und 
zu  Wagen  ihm  nachgebracht,  während  er  selbst  mit 
dem  erbeuteten  Palladium  voraneilt,  sei  demnach 
der  Gegenstand  des  Bildes.  Die  Verknüpfung  bei- 
der Sagen,  des  Palladiumraubs  und  der  Einfangung 
des  Helenos,  sei  leicht  anzunehmen,  da  Helenos  bei 
der  ihm  abgedrungenen  Weissagung  über  Troja's 
Schicksal  auch  den  Raub  des  Palladiums  ausge- 
sprochen habe '  M.  Zu  Helenos  als  Sohn  des  Priamos 
und  Priester  passe  die  reiche  phrygische  Bekleidung, 
sowie  die  Lorbeerbekränzung  und  die  Binden  des 
Hauptes.  Die  phrygische  Tracht  sei  auf  unserem 
Bilde  viel  deutlicher  als  auf  irgend  einem  andren 
erhaltenen  Kunstdenkmal;  sie  bestehe  in  Chlamys, 
Beinkleidern  und  gesticktem  Chiton  mit  kurzen  Aer- 
meln,  in  ähnlicher  Weise  wie  zuweilen  auch  Pria- 
mos in  ähnlichen  Vasenbildern  bekleidet  erscheint. 
Die  Keule  in  des  so  erkannten  Helenos  Hand  be- 
zeichnen seine  von  Homer  undPhilostratus  bezeugte 
kriegerische  Thätigkeit  •  ^),  vielleicht  nicht  ohne  Be- 
zug auf  Herakles  dem  in  den  Vorzeiten  Iroischer 
Sage  Priamos  seinen  Thron  verdankte;  möglicher 
Weise  sei  aber  auch  in  der  Keule  nur  eine  Andeu- 
tung vom  ländlichen  und  Gebirgsaufenthalt  des  Ida 
gegeben,  von  welchem  Helenos  fortgeführt  ward, 
ffleichwie  auch  die  am  Boden  gezeichneten  ßeree 
zu  ähnlicher  Andeutung  dienen  möchten.  Die  neben 
Helenos  stehende  weibliche  Figur  aber  sei  Juno, 


fxßorjO-^aairct  (oüz  tniaiüuivov  ovdi  rovrov  zovg  i'tTjo  Ttüv 
VitjJv  lös  tlolv  l4QYeToi)  xcd  ävÖQttg  aviijüv  uTioxittvai  xcu  lö 
Ilttlkttdiov  «onaaavttt  oT/iaO^ai.  liO^rjvaTöv  t£  kviSqk  .... 
avuTiarrjO^fyjK  unoitttvth'. 

')  Harpocr.  v.  Inl  fTallctSioi .  .  .  l-tya/At/AVOfog  /njic  jwv 
'AQyiCo)v  avv  jiö  lIa).).uiSCot  TiQogtve/i^ü'zog  lii!>r)vuis  ii  'Ü.iou 
/ir\fio(f(öv  ttQ7itt^ii.  t6  HiikXäiiiov  Xtti  no).i.ovs  jüv  iSuoxövTiov 
avaiQil.  'Ayeifj/^/JVioi'  iSi  .  .  ,  Näinlicli  nach  Kleitodemos  bei 
Suidas  ^/il //«JJ.kJ/'m  (Siebeiis  Fragm.   p.  II). 

')  Nach  Suidas  v.  JluU.üStüv  und  nach  Dictys  V,  8 :  Pal- 
ladium oblnlnm  per  .intcnoron  docenl.  Vgl.  Dederich  eljil. 
p.  665. 

'')  Selbst  gegen  die  beim  ersten  Bericht  im  ßullettino  aus- 
gesprochene Ansicht,  die  Figur  sei  männlich  (p.  16). 

")  Sopli.  Phil.  OOIJ:  "Ei-ivog  ov  oviog,  vvxiog  t^ilOwv 
fiövog —  (Jüi.iog  'Od'vaatv;  tiXe  ö(ai.n6v  r  tr/uiv  fiTfif  ll/ctioTg 
ig  fi(nov,  lyiiQav  xctXrjV  .  .  .  Serv.  Aen.  II,  166:  Uelenus  npitd 
Arisbam  cnptus  a  Grnccis  est,  et  indicavit  conctus  fatn  Troiana, 
in  quibus  etinm  de  Palladiu  dixif. 


")  Grifi  p.  17:  Esscinio  stalo  VHssc  (/uesti  che  n'  Oreci 
Vebhe  recnto,  e  nel  palesnrc  che  fece  Elena  le  cose  fainli  dt 
Troin  essendovi  nnche  il  rapimento  del  Pallndio  — ;  pnrmi 
avere  cotnnto  legnme  questa  storin  del  Pnlladio  col  fntto  di 
Elena  e  coUc  opere  di  Ulisse  che  no)i  e  da  maravi(/linrsi  se 
insieme  uuile  si  vcggnno.  Also:  beide  Mythen  schiclcen  sich 
wohl  zusaniiiun,  weil  der  Zeitpunkt  der  einen  bedeutend  frii- 
lier  fällt  als  der  der  andern,  und,  weil  Helenos  vom  Palladium- 
raub geweissagt,  läuft  zur  Darstellung  seiner  Gefangennahme 
Odysseus  als  Palladiumräuber  bereits  ihm  voran! 

'■)  Für  die  Keule  als  Kriegswaffe  sjireche  der  homeri- 
sche Kreuthalion  (II.  VII,  141)  und  der  von  Theseus  besiegte 
Xo(ivvrijrig  (Diod.  \\,  69),  ferner  Gyas  bei  Virgil  (Aen.  X, 
316).  Auch  im  angeblichen  Kampf  um  Patroklos  einer  clirsinl- 
schen  Schale  (Mus.  Chius.  I,  86)  ist  einer  der  Vorkämpfer  au- 
fser  der  Lanze,  die  allen  jenen  Kämpfern  zusteht,  noch  mit 
einer  Keule  bewaffnet,  bei  weleher  man  eher  au  Ajax  zu 
denken  versticlit  wird  als  mit  Ilrn.  Grili  (p.  22)  an  eine 
Troerwaffe. 


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welclie  als  Feindin  Troja's  die  diircli  Ilelcnos  ge- 
schehene Weissagung  unterstiilze,  sei  es  indem  sie 
ihn  selbst  dazu  antreibt,  sei  es  indem  sie  den  IIc- 
lenos  an  Odysseus  überliefert:  mit  dieser  Deutung 
auf  Juno  slinnne  die  königliche  Haltung  und  die 
mit  Edelsteinen  besetzte  Stirnkrone  seiir  wohl.  Das 
ganze  Bild  aber  enthalte  gleichsam  eine  Ausführung 
der  Verse,  die  Odysseus  bei  Ovid  (Met.  XIII,  333) 
spricht: 

Quam  sum  Dardanio,  quem  cepi,  vate  potitus. 
Quam  responsa  dcimi  Troianaquc  fata  reiexi. 
Quam  rapul  P/iri/giue  slymim  penofrale  Minercac 
Uostibus  e  mcdüs. — 

So  weit  der  römische  Erklärer,  dessen  unzu- 
längliche Auskunft  wir  schwerlich  durch  eine  schlecht- 
hin genügende  überbieten  werden;  eine  gründlichere 
Beleuchtung  des  so  schwierigen  als  anziehenden 
Bildes  kaim  uns  jedoch  nicht  fehlen.  Hiezu  bedarf 
es  zunächst  der  Berichtigung  zwei  irriger  Annahmen, 
auf  welche  Hrn.  Grifrs  Erklärung  dem  Augenschein 
widersprechend  sich  stützt.  Erstens  näTulich  sieht 
der  jugendliche  Palladiumsräuber,  der  nach  dem 
dicht  hinter  ihm  folgenden  Wagen  zurückblickt,  kei- 
neswegs einem  Verfolgten  ähnlich  (wie  Hr.  Grifi  in 
seiner  ersten  Erklärung  annimmt),  so  wenig  als 
auch  der  Ausdruck  seiner  vermeintlichen  Verfolger 
einer  solchen  Voraussetzung  Raum  gibt;  eher  lassen 
diese  für  die  Personen  eines  Feslzugs  und  der  Voran- 
eilende für  einen  Pallasdiener  sich  hallen,  welcher, 
schnellfüfsig  gleich  Achill  oder  Hermes  '*),  den  ei- 
lenden Rossen  mit  gleichen  Kräften  voraneilt.  So- 
dann aber  ist  auch  die  vorausgesetzte  Männlichkeit 
des  vermeintlichen  Helenes  durchaus  unbciirimdet; 
die  Anaxyriden,  auf  welclie  Hr.  Grifl  sicii  bezieht  und 
welche  doch  auch  als  Amazonentracht  bekannt  sind, 
vermögen  wir  nicht  zu  erkennen,  dagegen  Bildung 


und  Tracht  eine  Frau  uns  zeigen.     Sind  aber  liie- 
nach   Sinn    und   Ausdruck    der    vorliegenden  Dar- 
stellung wesentlich   für   uns    verändert,   so  liegt  es 
auch  ungleich  näher   in   unscrm  Bilde    die  festliche 
Einführung   eines   Pallasidols   zu   erkennen  als   den 
ihr  bereits  vorhergegangenen  Raub,  und  wir  haben 
unter  den  verschiedenen  Palladiensagcn  nach  einer 
solchen  uns  umzusehn,  in  welcher  diese  beiden  Be- 
züge gemeinsam  zulässig  sind.    Die  Dunkelheit  der 
beiden  auf  dem  Wagen    befindlichen   Personen   er- 
laubt  uns  nicht  bei   unserm  Erklärungsversuch  von 
ihnen    auszugehen;    wohl  aber   scheint    ein   solcher 
Versuch  nns  erleichtert  zu  werden,   wenn  wir  für 
den  siegesfrohen  Palladiumsräuber,    den  unser  Ge- 
fäfsbild  uns  vorführt,  lieber  als  an  Diomedes,  Odys- 
seus, Helenes  zu  denken,   die  von  Hrn.  Grifi  vei- 
schmähte  Sage  von  attischen  Demophon  zu  Hülfe 
nehmen.     Das    Palladion    war    von  Demophon    in 
einem  nächtlichen  Überfall  unerkannter  Argiver  er- 
beutet und  demnächst  in  Athen  aufgestellt  worden, 
wo  es   einem  berüinnten   attischen  Gerichtshof  den 
Namen   gab  '  ^)    und  wahrscheinlich  auch  als  Idol 
der  panathenäischen  Spiele  diente,   denen  so  viele 
gleichartige  Denkmäler    gelten  '  ^).      Angenommen 
dafs  diese  dem  altischen  Ideen-  und  Bilderkreis  un- 
srer    Gefäfsmalereien    nah    verwandte    Einbrinsunc 
des  attischen  Palladions  durch  Demophon  hier  dar- 
gestellt sei,  fragt  es  sich  nun,  ob  das  wagenlenkende 
Paar,    dessen   Viergespann    somit    dem    Demophon 
nacheilt,  mit  derselben   Erklärung    verträglich    sei. 
Es  hat  keine  Schwierigkeit  die  rechterseits  auf  dem 
Wagen   befindliche   und  die  Rosse  zügelnde  Figur, 
eine   Frauengestalt   mit  Sphendone,  Halsband    und 
langem  gepanzertem  Gewand,  gleich  ähnhchen  Wa- 
genlenkerinnen   panathenäischer    Reliefs    für    eine 
ungellügelte  Siegsgöttin  '  ■)  zu  hallen;  in  hohem  Grad 


")  AVofiir  Pollux  X,  131  verglichen  wird;  xiü.ccviiOTits  <J^ 
yal  y.onvyid Trnost'ixovai  ytioQ'/oTg. 

")  Hermes  als  Götterliote  dem  Herakles  in  der  Siegs- 
göttin Wagen  voranreilenH  (Miliin  \'ases  II,  18.  Ingliir.  !,  (tj. 
Eben  dort  Tal'.  !Mj  ein  alinliches  Bilil  nach  D'llancarville) ; 
Achilles  ähnlich  im  Undaiif  um  des  Patroklos  Leichnam,  als 
Apobat  neben  dem  von  Automedon  gelenkten  Wagen  (Gerhard 
Vasenb.  III,  198,  3.  4.  S.  103). 

'^)  Ilesych.  Suid.  ^EnX  IIuUmöIu)  (oben  Anm.  7). 


"■J  Gerhard  Etr.  u.  Kampan.  Vasenbilder  Taf.  I:  Abh. 
über  Minervenidole  (Berl.  Akad.  1842)  S.  10  if.  Taf.  IV,  14. 

")  Nach  O.  Müller's  gegen  eine  personificirte  Hamilla 
aufgegebener  und  auch  meinerseits  abgelehnter  anfanglicher 
Meinung  (Ann.  d.  Inst.  I,  225  f.  Vgl.  Abh.  Flügelgestalten  S.8), 
welcher  jedoch  seitdem  aus  einer  Münze  von  Terina  und  auch 
aus  Vasenbildern  mehr  lieispiele  der  ungellügelten  Nike  zu 
Hülle  gekommen  sind.  Vgl.  Millingen  Anc.  coins  II,  2.  De 
Witte Cab. Durand  ncSOT.  Gerbard  Flügelgest.  Taf.!ll,6.  S.8. 


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räthselhaft  aber  bleibt  allerdings  die  zu  ihrer  Linken 
befindliche  stattliche  einerseits  die  Brüstung  des  Wa- 
gens, anderseits   eine  Keule  fassende   Hauptperson, 
die  wir,  ohne  manchen  Scheingrund  einer  entgegen- 
gesetzten Ansicht  zu  leugnen,  dennoch,  wie  bei  erster 
Berichterstattung  bereits  von  Braun  geschah,  unbe- 
denklich fijr  eine  Frau  erkennen  '*).     Für  Antenor 
oder  Helenos  kann  sie  schon  deshalb  unmöglich  ge- 
hallen werden,   da  ihrer  Kleidung  zur  phrygischen 
Tracht    die    von  Hrn.  Grifi    zwar    vorausgesetzten 
Auaxyriden    fehlen;    aufser    dem    kreisförmig    wal- 
lenden und   in  der  Regel   als  Frauentracht  ' ')  be- 
kannten   leichten   Peplos    besteht  jene   Tracht  nur 
aus   einem  breit  gegürteten  und  gestickten  kurzen 
Chiton,  der  das  Knie  unbedeckt  und  die  Beine  ent- 
blöfst  läfst.     Wie  nun  einerseits   durch  jene   kurze 
Tracht  der  Spielraum  von  Deutungen  für  jene  Fi- 
gur, die  vielleicht  auf  Athene  oder  auch  auf  Aegialea 
hinweisen  konnte  ^"j,  wesentlich   beschrankt   wird, 
so  andrerseits  durch  die  in  der  linken  Hand  jener 
Frau  gehaltene  Keule.    Während  der  Kunstgebrauch 
die  Anwendung  dieses  Attributs  auf  wenige  Riesen 
und  Heroen  Griechenlands  *'),  unter  den  Gottheiten 
etwa  aufPan^*)  beschränkt,  ist  dasselbe  in  Frauen- 
händen nur  im  Zusammenhang  lydischer  Sage  und 
Tracht  bekannt  ^^),  sonst  aber  unerhört;  es  kann  in 
unserni  Fall  nur  im  mythischen  Umstand  einer  er- 
beuteten Keule  oder,  wenn  ein  solcher  im  Vorrath 
vorhandener  Sagen  uns  fehlt,  in  irgend  einer  muth- 


mafshchen  Besonderheit  alter  Kultusbilder  seine  Er- 
klärung finden. 

Da    wir   somit    auf  Muthmafsungen    verwiesen 
sind,  mÖEe  man  vor  dem  Einfall  nicht  erschrecken 
es  könne  Artemis  sein,  die  hier  eine  Keule  führe. 
Abgesehen  von  der  Ungewöhnlichkeit  dieses  Attri- 
buts, eignet   die  kurze  jagdmäfsige  Bekleidung  ver- 
bunden mit  Lorbeerbekränzung  ^*)   unter  allen  be- 
kannten Figuren   griechischen  Kunstgebrauchs   sich 
vielleicht  allein  für  Artemis,  und  warum  sollte  denn 
dieser  arkadischen  Wald-  und  Jagdgötlin  ausnahms- 
weise nicht  auch   die  Keule  in   gleichem  Sinn   zu- 
stehe, wie  selbige  hie  und  da  vom  arkadischen  Berg- 
gotte  Pan  geführt  wird?    Durch  bekannten  Kunst- 
gebrauch eben  so  wenig,  anderweitig  aber   durch- 
aus gesichert  ist  als  Attribut  derselben  Göttin   die 
Bärin,  deren  Bezug   auf  Artemis    durch   den  Kalh- 
stomythos  und  durch  die  brauronische  Weihe  aufser 
Zweifel  gesetzt  ist^^).  Diese  höchst  eigenthümliche 
brauronische  Göttin  aber  könnte   es  auch  nur  sein, 
welche  in  nahem  Zusammenhang  mit  dem  Palla- 
dionraub  des  Demophon  hier  an  ihrer  Stelle  wäre. 
Der  Kampf  in  welchem  dieser  sein  Götterbild   er- 
beutele, entstand  aus  einer  bei  Phaleron  unternom- 
menen  Landung;    nun   sind    aber    die   Küsten    von 
Phaleron  und  von  IMunychia  -^)  kaum  von  einander 
zu  trennen,  und  es  kann  nicht  auffallend  sein,  dafs 
die   „IMondgöllin"  *')   von   IMunychia,   welche   der 
brauronischcn    Artemis    identisch   ist,    daran  Thcil 


")  Als  Frau  gibt  diese  Figur  iinsres  Erachtens  durch  ge- 
bauschte Brust  und  durch  ihre  ganze  Haltung,  ferner  durch 
ein  Halsband  sicli  zu  erkennen,  welches  männlichen  Figuren 
beim  vollen  sonstigen  Reiclithum  phrygischer  Kleidung  kaum 
zustehen  könnte,  des  frauenhaft  wallenden  Pejjlos  (Anm.  19) 
zu  geschweigen.  Der  Mangel  eines  Ohrgehänges,  den  wir  nicht 
unberührt  lassen  wollen,  kommt  dagegen  niclit  auf. 

")  WieLuna,  Iris  und  andere  Gottheiten  raschen  Schrittes 
und  Luftzugs  bogenförmig  versclileiert  erscheinen;  ein  Beispiel 
gleicher  Gewandung  bei  männlicher  Tracht  gibt  jedoch  der 
Kastor  der  Midiasvase  (Miliin  Gal.  XCIV,  3'-5.  Abli.  Berl. 
Akad.  1839.) 

'")  Für  Athene  spricht,  wenn  Deinophon  vorausgesetzt 
wird,  der  auf  ihn  zurückgeführte  Gerichtshof  (nl  IlalXaäiM 
(.\nm.  7);  würde  im  Palladiumräuber  Diomedes  erkannt,  so 
läge  der  Gedanke  an  dessen  treulose  Gemahlin  Aegialea  (Tzetz. 
Lycophr.  602.   -Serv.  Aen.  VIII,  9)  nicht  minder  nahe. 


")  Hreuthalion  und  Korynetes  (Anm.  12),  Herakles  und 
Theseus 

")  Pan  mit  Keule:  Gerbard  Bildw.  LIX  und  sonst. 

")  Für  Ompliale  und,  ebenfalls  mit  asiatisch  langer  Be- 
kleidung, aucli  für  die  minervenähnlicbe  komanisclie  Göttin. 

■")  "/prf,u/b"  öcKfvuia  Paus.  III,  24,  6.  Vgl.  Auserl.  Vasenb. 
I.  S.  11.%  42. 

''')  Auf  das  Bärensynibol  der  Branronia  ist  die  Sage  Tom 
Priester  Embaros  bezüglich  (Suid.  v.  "r'.uß(triog).  Vgl.  Müller 
Dor.  I,  372.  S'-O.     Curtius  de  portubus  Athen,  p.  25. 

■")  Nicht  nur  sind  Phaleron  und  Munychia  einander  be- 
nachbarte Häfen,  sondern  es  scheint  auch  (nach  Curtius  1,  c. 
p.  40)  tö  'l'i'ü.y^nor  Gesamtausdruck  für  den  ganzen  von  Ko- 
lias  bis  Munychia  reichenden  Meerbusen  gewesen  zu  sein. 

• ')  Nach  der  Ableitung  als  Alr]vorv/f(i  (Curtius  de  portu- 
bus p.  2(i)  und  nach  lunarischen  Kultusgebräirehcn  (Suid.  v. 
äuifKfijj^'TCi,  th'c'iaxdTOs,     Curtius  1.  c.) 


265 


266 


nimmt.  Aiiemis  und.  Athene  waren  gerade  in  jenen 
Kultusbezügen,  denen  die  arkadische  und  altatlischc 
Artemis  angehört,  einander  eng  verbundne  Güllin- 
nen^'):  es  wäre  also  dem  Sinn  des  Mythos  dinch- 
aus  entsprechend,  zur  festlichen  Einführung  des 
Palladions  nach  Athen  die  mit  Athene  befreundete 
Göttin  hier  von  Nike  geleilet  zu  Deuiophon's  Schulz 
und  Verherrlichung  erscheinen  zu  sehn,  um  das 
durch  wunderbare  Fügung  erworbene  Pallasidol  in 
Athenens  heilige  Stadt  festlich  einzuführen. 

2.  Odysseus  und  Diomedes.  Jener  durch- 
aus eigenthündichen  Darstellung  eines  nach  unsrer 
Ansicht  attischen  Palladiunnaubes  und  seiner  Ge- 
nehmigung durch  Götterschulz  reihen  wir  ein  be- 
reits durch  IMillingen  ^^)  bekanntes  unteritalisches 
Vasenbild  der  troischen  Sage  an,  welches  nicht  min- 
der eigenlhündich  und  räthselhaft  durch  den  schon 
früher  ^ ")  von  uns  beleuchteten  Kaub  zweier  Palla- 
dien sich  auszeichnet.  Diomedes  und  Odysseus, 
jener  unbärlig;  und  mit  einem  Schwert,  dieser  bärtig 
und  aufser  dem  Schwert  auch  mit  einer  Lanze  be- 
waffnet, stehen,  jeder  ein  Idol  in  seiner  Linken  hal- 
lend, gescheucht  und  rückwärts  in  die  Höhe  blickend, 
in  freudigem  Entsetzen  Pallas  Athenen  gegenüber, 
welche,  bei  langer  Kleidung  an  Helm*'),  Speer 
und  Schild  kenntlich,  mit  ausgestreckter  Rechten  zu 
ihnen  spricht  und  ihren  Kaub  zu  genehmigen  scheint. 
Minder  aufgeregt,  aber  mit  ehrfurchtsvoll  gesenktem 
Blick,  steht  reclilerseits  die  Priesterin  Theano,  ver- 
schleiert und  geschmückt,  mit  beiden  Händen  einen 
Stab,  vermulhlich  eine  Fackel  fassend,  der  Göttin 
gegenüber.  Ein  Stern  bezeichnet  die  nächtliche  Zeit 
der  Handlung;  oberhalb  desselben  ist  in  einem  Ge- 


genstand, dessen  Halbkreis  vom  Rahmen  des  Bildes 
begrenzt  wird,  vielleicht,  wie  Millingen  meint  und 
durch  hellere  Farlje  des  Untertheils  glaublicher  wird, 
die  halb  verdunkelte  Mondscheibe  zu  erkennen;  sonst 
liegt  es  fast  näher  einen  aufgehängten  Schild  darin 
zu  vermulhcn,  wie  denn  ganz  ähnliche  Weihge- 
schenke auch  anderwärts  als  sprechendes  Merkmal 
geheiligter  Räume  angewandt  werden^*).  Was  nun 
aber  demnächst  die  Doppclzahl  der  geraubten  Idole 
betrifft,  so  ist  zu  deren  Erklärung  die  aus  Arklinos 
bekannte  Sage  meherer  zu  geflissenllichcrTäuschung 
einander  ähnlicher  Palladien  '*)  hier,  wo  ein  auf- 
recht gegliedertes  und  ein  unförmlich  gekrünmiles 
zu  unterscheiden  sind  offenbar  nicht  anwendbar,  wohl 
aber  die  von  Dionys  uns  gleichzeitig  bezeugte,  dafs 
im  ßraulschatz  der  Chryse  Dardanos  eine  Mehrzahl 
von  Palladien  besafs  *■*).  Wie  diese  Palladien  zu 
denken  seien  ist  die  Frage:  im  weiten  und  nicht 
hinlänglich  gesicherten  Sprachgebrauch  alterthümli- 
cher  Götterbilder,  so  dafs  nur  eines  derselben  die 
Göttin  Pallas,  das  andre  irgend  einen  Penaten  dar- 
gestellt habe,  glaubte  Millingen  eine  genügende  Lö- 
sung zu  finden.  Hiebei  wird  jedoch  der  sinnvolle 
Zusammenhang  vermifst,  der  einem  Verein  allitali- 
scher Kultusbilder  nicht  wohl  fehlen  konnte,  und 
es  bleibt  daher  rälhlicher  einer  bereits  früher  be- 
gründeten Erklärung*^)  gemäfs  anzunehmen,  dafs 
jenes  den  Troern  entwendete  heilige  Unterpfand 
ihres  Pallasdiensles  nicht  nur  als  Standbild  der 
wehrhaften  Göttin,  sondern  auch  in  einem  Sitzlnld 
erbeutet  wurde,  demjenigen  nämlich  auf  dessen 
Schofs  Theano  ihr  Weihgeschenk  niederlegte  '*): 
eine  Ansicht,  wodurch  die  bezeugte  Mehrzahl    dar- 


")  Wie  iii  Pelleiie  (I'aus.  VII,  27,  1)  und  amlern  Orten 
(Abh.  über  die  Vase  des  Midias.  Berl.  x\kad.  1839.  S.  ä  I.J, 
häufig  genug  um  die  in  einem  berülimten  Kamee  (Gal.  d 
Fir.  V,  1,  23)  angenommene  Palladienbildung  des  taurischeu 
Idols  nicht  mehr  unglaublich  zu  linden. 

■'')  .llillingen  Unedited  Monuments  I,2S  p.  73  if.  ohne  Form 
und  kelirseite.  Das  Gefafs  ward  zu  Armento  gefunden ;  es 
gehörte  der  früheren  Durandschen  Sanuulnng  an  und  beiindet 
sich  gegenwärtig  im  Louvre. 

'")  Archäol.  Zeitung  IV  S.  20.'). 

"}  Die  nach  phrjgischer  Art  gcsjiitzte  Form  dieses  Helms, 
welche  Millingen  p.  74  aus  dem  Wunsch  Minerven  als  Iroisclie 


Göttin  hier  zu  bezeichnen  aldeitet,  dürfte  nur  der  untcritali- 
schen  Sitte  und  Abkunit  dieses  Vasenbilds  beizumessen  sein. 

'■)  Aufgehängte  Schilde:   oben  Taf.  XV    S.  228. 

")  Dion,  Hai.  1,  68:  tlxijii'.  xiniaxivuauii'tji'  iiijJt  tV 
Tot"  t<i)/iTvnov  öidtfOQOv  1  (Ltkk;;  tiüi'  InißoiO.ivöriiüi'  'iycxa 
h'  (fcivfQO)  leOijrai.     Vgl.  Arch.  Zeit.   III,  20j. 

'')  Dion.  Hai.  I,  68  (aus  Kallistratos  und  Satyros):  Juioiä; 
'A(hjVt<s  TIC  Tf  JltcD.üäiH  xrii  tu  Ifnu  rdir  iityiti.iuy  Otuiv. 
Die  Uebereinstimmung  des  von  Odysseus  getragenen  Stand- 
bildes mit  den  anderweitig  (Arch.  Z.  Taf.  XXXV)  bekannten 
Idolen  der  Athene  Chryse  macht  Millingen  [>.  73  geltend. 

'■)  Archäol.  Zeitung  II  S.  20J. 

"')   Iluni.   II.   VI,  303:  &qy.tr  liOiietirj;  in't  ■/bLiitaty, 


267 


268 


danischer  Palladien  nicht  nur  der  Göttin  Pallas 
durchgangig  zugesprochen  wird,  sondern  auch  der 
anderweitig  bezeugten  ")  Doppelzahl  einer  wehr- 
haften und  einer  schaffenden  Pallas  Athene  voll- 
ständig entspricht.  E.  G. 


II. 

Der   Hylasruf. 

Hiezu  die  Abbililung  des  farnesisclien  Kamee's  im  Neapler 
^luseuin:   Taf.  IX,  2. 

Wie  heutzutage  die  VornelimsteD  gewöhnlicli  die  mei- 
sten Taufnamen  erlialten,  so  finden  wir  in  der  alten  Kunst, 
dafs  diejenigen  Bildwerke,  welclie  mit  einer  Anzald  Namen 
von  Seiten  der  Altertliumsforsclier  beschenkt  und  getauft 
wurden,  sewifs  nicht  zu  den  unbedeutenden  und  gemei- 
nen zu  zählen  sind.  Zu  dieser  Beobachtung  giebt  ein 
Onyx -Kamee  ;der  ['"arnesischenj  Sammlung  im  Museo 
Borbonico  zu  Neapel,  den  nach  Raspe  i)  Kohler  in  Te- 
tersburg  2)  zuerst  veröfFentlichte  und  mit  einer  gelehrten 
Abhandlung  erläuterte,  einen  neuen  Anlafs. 

Auf  einer  Felseriiöhung  an  die  eine  Sciiöpfkanne  ge- 
lehnt ist,  steht  nicht  sowold  ein  Satyr,  sondern  ein  Pan, 
wie  Gesichtsphysiognomie  und  das  hörnerähnlich  über  der 
Stirn  emporstrebende  Haupthaar*)  diese  I<'igur  zu  nennen 
berecliti^en.  Er  kniet  mit  dem  linken  Bein  auf  dem  Fels, 
hat  den  linken  Arm  in  die  Chiana  gehüllt  und  hält  mit 
der  Rechten  den  Fufs  {novg)  eines  schon  beinahe  ganz 
gefüllten  Schlauches,  der  von  einer  fast  nackten,  ihm  ge- 
genüber am  Boden  knieenden  weiblichen  Figur  mit  bei- 
den Händen  emporgehalten  wird;  ihr  Gewand  fällt  über 
den  rechten  Arm  und  die  reclite  Schulter  nacli  hinten  herab. 
Weiter  rechts  sitzt  auf  anderem  niedrigerem  l<'elsstück 
eine  unbekleidete  weibliche  Figur,  deren  Gewand  ihr  nur 
Rücken  und  Schaam  bedeckt,  zurückgewandt  nach  einer 
dritten,  die  in  älmlicher  fast  vollständiger  Nacktheit  zu 
ihr  hintritt  und  sie  mit  dem  linken  Arm  umfafst,  aber 
zu"leich,  wie  auch  die  sitzende  Gefährtin,  ängstlich  sich 
rechterseits  umscliaut.  Zu  den  Füfsen  der  Sitzenden  liegt 
ein    Salbgefäfs,    Lekythos.     Im    Hintergrund    erhebt  sich 

'')  Athene  l'olias  und  Partlienos:  Abli.  über  die  Minerven- 
idole  Athens  (.B«rl.  Akad.  1841)    S.  7.  13. 

•)  Ra-ipe  Catal.  de  Tassic  no.  4867   Taf.  39. 
•)  In  unsrer  Abbildung  nicht  deutlich,  im  Original  schon 
früher  bemerkt.  ■^-  ''■  "• 


eine  mit  einem  Gebälk  bekränzte  Wand,  vielleicht  eine 
Fontaine  gleich  denen  der  Hydrophorie  auf  Vasenbildern 
und  in  Terrakotten  mit  Eros  daneben.  Auf  diesem  Ge- 
bälk liegt  auf  allen  Vieren  hingekauert  ein  .lüngling  mit 
einem  Löwenfeli,  dessen  Kopf  seinem  Haupt  zur  Bedek- 
kung  dient  und  dessen  eine  Tatze  neben  seinem  rechten 
Arm  herabhängt;  er  schaut  herab  nach  der  Schlauchhal- 
tenden Nymphe,  hinter  welcher  ein  Felsstück  höher  als 
die  beiden  andern  vermuthlich  zur  Anlegung  des  Schlau- 
clies  dient.  Ein  Jüngling  dessen  rechter  Fufs  durch  den 
Schlauch  verdeckt  wird,  indefs  der  linke  auf  den  Fels 
tritt,  hält  mit  der  Rechten  die  über  die  linke  Schulter 
herabflatternde  Chiana:  w;ihrend  seine  Linke  den  Löwen- 
kopf über  dem  Haupt  des  auf  dem  Gebälk  liegenden 
Mannes  ein  wenig  zu  erheben  scheint,  richtet  sich  sein 
Blick  nach  dem  zuvor  beschriebnen  Pan. 

Der  Erklärungen  welche  dieser  Gemme  zu  Theil 
wurden,  sind  bereits  fünf.  Köhler  erkannte  die  Vor- 
bereitung zum  Schlauch  tanz,  indem  der  Schlauch 
aufgeblasen  wird  und  der  Tänzer  ihn  prüft  ob  er  prall 
genug  ist:  er  bezog  die  Haupthandluiig  auf  die  Erfindimg 
des  Schlauclitanzes,  an  der  Ikarios  und  Erigone  von 
Zuschauern  umgel)eu  sich  betheiligen.  Welcher  ') 
naiun  eine  komische  und  witzige  Posse  mitBezuc 
auf  eine  mythologische  Scene  an,  ohne  dieselbe 
näher  zu  bestimmen.  Die  Herausgeber  von  Neapels 
Antiken'*)  glaubten  Aphrodite  sich  schmückend  in  der 
Umgel)ung  der  Grazien,  Pan  in  einen  Schlauch  bla- 
send, und  oberhalb,  um  Venus  zu  belauschen,  Adonis 
liegend  mit  einem  Eberfell  das  ein  Satyr  anfafst,  luer 
wahrzuneiimen:  der  einhenklige  Krug  schien  ihnen  die 
Nähe  der  Nymphen  zu  bezeichnen.  Herr  Fmati  *_)  da- 
gegen dachte  an  ein  Bad  der  Venus. 

Herr  O.  Jahn  endlich  *)  tlieilte  die  Ansicht  eines 
kundigen  Freundes  mit,  dafs  Pentheus  hier  bekleidet 
mit  dem  Fell  des  Löwen,  wofür  ihn  seine  Mutter  .-Vgave 
in  der  Raserei  ansah  und  zerfleischte,  die  Bacchantin- 
nen belausche.  In  einem  neueren  Aufsatz  ')  erklärt 
derseli)e  Alterthumsforscher:  „ein  nackter  Jüngling  tritt 
mit  dem  linken  P'urs  auf  den  Schlauch:  offenbar  will  er 
prüfen,  ob  er  schon  hinreichend  aufgel)lasen  ist  um  da- 
rauf zu  tanzen:  die  Deutung  der  übrigen  Figuren  ist  un- 

')  Kühler  Description  d'un  camee  antique  du  Cabinet  Far- 
nese.     l'etersb.   1810.    8. 

')  Weicker  Nachtrag  zur  äscliyl.  Trilogie   S.  2S9. 
*}  Gerhard  und   l'ancilka  Neapels  Antiken  .S.  393,  1. 
'')  Kinati  il  K.  Musco  Borbonico  (Verz.  d.  Preziosen). 
'J  ().  Jahn  Pentheus  u.  die  Mänadeit  S.  13.   Taf.  I,  4. 
')  Archäol.  Zeitung.    Nene  Folge.    Sept.  1847.  S.  131  (f. 


269 


270 


sicher  und  schwankend."  Den  Schlauclibliiser  bezeichnet 
Herr  Jahn  als  Satyr  und  die  Architektur  auf  welcher  der 
Jlaiui  mit  Lüweiifell  liegt,  als  „Klippe,  wenn  nicht  eine 
Art  von  Portal." 

Ein  sorgfältiger  Vergleicii  unsrer  an  der  Spitze  die- 
ses Aufsatzes  gegebnen  Beschreibung  mit  dem  Abdruck 
des  Kamee  selbst  überhebt  uns  die  Irrthiimer  unsrer  Col- 
legen  ins  Einzelne  zu  verfolgen  und  zu  widerlegen:  einer 
der  grüfsten  liegt  olTenbar  in  dem  Wahn,  als  trete  der 
Jüngling  oberhalb  der  knieenden  Sclilauchträgerin  auf  dem 
Schlauch  und  bereite  sich  zum  Schlauchtanz  vor. 

Betrachten  wir  die  drei  fast  nackten  weil)lichen  Fi- 
guren in  der  Nidie  der  Felsen  und  jener  zu  einer  F"on- 
taine  sich  eignenden  Architektur ,  so  drängt  sich  unwill- 
kührlich  der  Gedanke  auf,  liier  nicht  sowohl  Venus  und 
die  Grazien,  als  vielmehr  die  drei  Nymphen  voraus- 
zusetzen, welche  Theocrit  *)  mit  dem  Namen  Euneike, 
Malis  und  Nycheia  uns  vorfuhrt,  zumal  diese  gewöhnlich 
in  der  Dreizahl  uns  begegnen  *)  und  Pan  als  Freund 
und  Begleiter  sich  ihnen  schicklich  zugesellte  '").  Hiemit 
in  Uebereinstiminung  linden  wir  ein  Schöpfgefäi's  am  Bo- 
den, das  bisher  mit  Unrecht  als  Eigenthum  der  Nymphen 
angesehen  wurde,  indem  dasselbe  vielmehr  auf  den  Was- 
ser holenden  Liebling  des  Herakles  sich  bezieht,  den 
Nympiiengerau!)ten  Hylas.  Ein  Schüpfgefäfs  von  glei- 
cher Form  fehlt  daher  auch  selten  ,  wo  die  Kunst  den 
Hylasraub  darzustellen  beabsichtigt,  weder  auf  den  zwei 
werthvolleu  pompejanischen  Wandgemälden  » i)  dieses  My- 
thos, nocli  auf  dem  römischen  Votivrelief  mit  dem  Flufs 
Ascanius,  Mercur,  Hercules -.Silvanus  und  den  drei  Gra- 
zien'*),  noch   auf  der    merkwürdigen    von    Minutoli'^) 


lierausgegebenen  farbigen  Mosaikplatte  gleichen  Gegen- 
standes, noch  auf  dem  werthvollen  erst  neuerdings  ver- 
öfTentlichten  Silbergefäfs  des  Kaiserl.  Museums  der  Ere- 
mitage '■*),  auf  welches  wir  nächstens  die  Aufmerksamkeit 
unsrer  Collegen  zu  richten  gedenken.  Dasselbe  ist  hier 
bestimmt,  den  untergesunkenen  Oenochoos  Hylas  uns  zu 
vergegenwärtigen.  Erwägen  wir,  dal's  der  Raub  des  Hylas 
durch  die  Nymphen  am  Flusse  Askaniosi*)  stattfand,  so 
gewinnt  nicht  nur  die  Handlung  des  Schlauchauf bl|a- 
senden">J  Pan  an  Beziehung,  sondern  es  fragt  sich  ob 
nicht  dieser  Pan  uns  vielmehr  den  Flufs  selbst  versinn- 
bildet,  zumal  die  Behörnung  bei  Flüssen  nichts  unge- 
wöhnliches ist  und  die  sonstige  Gesiclits-  und  Gestalt- 
ähnlichkeit grade  auf  einen  Fluls  besser  als  auf  jeden 
andern  sich  übertragen  liefse.  Es  untersclieidet  sich  aber 
unsre  Vorstellung  von  den  bisher  bekannten  darin,  dal's 
diese  sämmtlich  den  Hylas  noch  am  Leben  in  Gefahr  von 
den  Nymphen  geraubt  zu  werden  zeigen,  hier  aber  von 
Hylas,  der  schon  geraulit  worden  und  daher  nicht  sicht- 
bar ist,  nur  das  Schöpfgefäi's  als  Erinnerung  sich  auf- 
drängt, während  Herakles  —  denn  welcher  Name  käme 
einem  wenn  gleich  unbärtigen,  doch  mit  einem  Löwenfell 
über  dem  Kopf  charakterisirten  Epheben  besser  zu?  — 
offenbar  sehnsuchtsvoll  nach  Hylas  sich  umschaut  und 
Berg  und  'J'hal  mit  seinem  Wellklagen  und  seinem  Hjlas- 
ruf  erfiillt.  Diesen  Hylasruf  hören  die  zwei  Nymphen, 
wonach  die  Wendung  ihrer  Köpfe  nach  rechts  zu  deuten 
sein  möchte:  fast  scheint  es  als  habe  die  stehende  die 
Aufmerksamkeit  der  sitzenden  auf  diesen  wiederholten 
Klageruf  erst  iiingelenkt,  und  das  zu  den  Fül'sen  dieser 
letzteren  liegende  Salbfläschchen  kann  wohl  bei  dem  Akt 


')  Theoer.  Myll.  XIII.  43: 
vödii  (f  ii'  fi^aaoi  A'Cfitfut  /oqov  uqii^ovxo, 
Mv/i<p[ii  uxoiutiTOt,  SttVtti  &iui  uyQOitozaig, 
EvviCxu  xal  ]\In).lg  i'an  fl'  ÖQÖtoacc  JVvyfic. 
')  Panofka  über  den  Iiärtigen  Kopf  der  Nyinphenrcliels  in 
«I.Aldi.  d.  Berlin.  Akad.  .1.  Wiss.  1846.  S.  229-237.  Tat".  I,  II. 
'")  Orpli.  h.  L,  8.    Paus.  X,  32,  5.     Ovid.  Metam.  AI,  ]r,,3. 
Panofka  in  der  vorgenannten  Abhandlung    Taf.  I.  II. 

")  Am  18.  August  1761  ausgegraben.  Pitt.  d'KrcoI.  IV',  (j. 
.Mns.  Borb.  Vol.  I,  4.  Millingen  Gal.  inytli.  CVI,  420*  wo 
aufser  Hylas  mit  dein  einhenkligen  .Scli"iilgelafs  im  Wasser 
unter  den  drei  Nymphen  rechts  auf  dem  Berge  Cius  vermu- 
thet  wird,  während  auf  dem  Original  der  Hylasrufende  Hera- 
kles schon  durch  das  Löwenfell  über  dem  Kopf  sich  kenntlich 
macht.  Herr  Dr.  Köhne  (die  beiden  grofsen  Silbergefülse  des 
K.  Mus.  d.  I'>einitage  S.  20)  deutet  diese  Figur  auf  Polyplie- 
mos.  Das  anibe  in  l'onijieji  entdeckte  Wandgemälde  (Mus. 
Borbon.     \'ol.  XIII,   Tav.   .\L\  I )    zeigt   Ilylas    mit   den    drei 


Nymphen,  die  ihn  an  Arm  und  Fufs  fassen  in  einer  Felsge- 
gend. Auf  der  Höhe  rechts  schauen  zwei  sitzende  Epheben, 
der  eine  mit  Pedum,  neben  einander  herab.  .Sie  lassen  sich 
mit  Herkules -Silvanus  und  Mercur  auf  dem  capitolinischen 
Belief  und  auf  den  beiden  auf  der  Ilölie  bclindlichen  Figuren 
unsrer  Gemme  vergleichen. 

"J  Mus.  CapitoL  IV,  54.   Miliin  (Jal.  myth.  CXXVII,  475. 

")  II.  von  Minutoli  Farbige  Gläser  bei  den  Alten  Taf.  IV, 
in  den  Händen  des  zwischen  den  drei  Nymphen  sich  wehren- 
den Hylas:  eine  gröfsere  zerbrochene  Hydria  von  vcrschiedner 
Form  liegt  am  Boden,  olTenbar  einer  der  Nymphen  gehörig 
und  vergleichbar  mit  dem  Lekythos  zu  den  Füfsen  der  mitt- 
leren Nymphe  auf  unsrer  Gemme. 

")  Kühne:  die  beiden  grofsen  .Silbergefälse  d.  K.  Mus.  der 
Eremitage  zu  St.   Petersburg. 

'')  .\ntonin.  I.ib.  20.  Ilygin.  f.  14.  Der  Flufs  Ascanius 
ward  nach  ihm   U\las  genannt. 

")  AskjniüS  mit  uaxiunn'  zusammenhängend. 


281 


282 


des  Salbens  in  Folge  des  Sclirecks  über  den  nicht  allzii- 
l'ern  ertönenden  Hylasrut'  ihren  Händen  entglitten  und  zu 
Boden  geliillen  sein.^ —  Es  bleibt  uns  noch  iibrig  \on  dem 
Knaben  Rechensclinlt  zu  gehen,  der  vor  dem  snchendeu 
und  rufenden  Herakles  stellt:  nur  Polypheinos  kann  ge- 
meint sein,  der  bei  diesem  Suchen  den  Herakles  aus 
Freundschaft  begleitete  ")  und  sogar  allein  in  der  Ge- 
gend von  Prusias  zurückgelassen  daselbst  starb  ■*).  Er- 
wägt man,  dafs  Hylas  aus  der  Tiefe  des  Quells  dem  ru- 
fenden Herakles  antwortete,  dieser  aber  die  Antwort  nur 
wie  ein  neckendes  Echo  vernahm  '»),  und  dals  nach  an- 
derer Tradition  *")  die  Nymphen  den  Geliebten,  um  ihn 
vor  dem  suchenden  Herakles  zu  verbergen,  wirklich  in 
ein  Echo  verwandelten:  so  unterliegt  es  wohl  keinem 
Zweifel,  dafs  die  Person  des  Polypliera,  Vielsprucli, 
nur  eine  männliche  Form  der  Echo  darstellt,  den  VVie- 
derhall  des  Herakleischen  Hylasrufen  in  den  Uergen  zu 
versinnlichen  bestimmt.  Fiir  einen  so  aufgefafsteu  Poly- 
phem  palst  die  Handlung  in  der  wir  ihn  hier  antreffen, 
Tollkommen:  er  hebt  nenilich  das  Gesicbtdeckende  Lii- 
wealell  dem  Herakles  in  die  Hübe,  damit  dieser  bei  freiem 
Mund  um  so  lauter  und   heller  Hylas   rufen  kilnne  ^'). 

")  Apollon.  Arg.  I,  1285.  ")  Antonin  Lib.  2(j. 

")  Tlieocr.  XIII,  58.  '")  Antonin.  Lib.  2ö. 

")  (tUvoociTOuoi  li/tu.     Sopli.  Plill.  188. 

")  Aiioflon.  Rh.  Argon.  I,   1344. 

")  Tlieocr.  XIII,  72.    Strab.  L.  XII,  |).  ,164.   A|iollon.  Arg. 


Als  Flerakies  vergeblich  seinen  Liebling  suchte  und 
seinen  Namen  Hylas  vom  Arganthonischen  Berge  rief, 
drohte  er  den  3iysiern  mit  Verwüstung  ihres  Landes, 
wenn  sie  nicht  entdeckten  wohin  Hylas  todt  oder  lebend 
gekommen  ^^).  Daher  stifteten  die  Einwohner  von  Kios, 
dem  nacliherigen  Prusias,  zu  Ehren  des  vergötterten  Hylas 
ein  Fest,  wobei  man  in  schwärmenden  Ziigen  den  Namen 
Hylas  auf  dem  Arganthonischen  Berge  rief*  3):  desglei- 
chen rief  beim  Opfer,  an  der  Quelle  wo  die  Entführung 
vollbracht  worden,  der  Priester  den  Hylas  dreimal  beim 
Namen  und  dreimal  antwortete  der  Wiederhall  *••). 

Der  Gegenstand  dieser  (iemme  darf  aber  nicht  mit 
den  bisher  entdeckten  auf  den  Hylasmythos  bezüglichen 
verwechselt  wertlen,  iiulem  er  nicht  den  hei  Kios  in  Mysien 
vorgefallenen  Raub  des  Hylas,  sondern  die  Folge  des- 
selljeu  uns  veranschaulicht,  nemlich  des  Herakles  Hy- 
lassuchen  und  Hylasrufen  vom  Arganthonischen 
Berg  heral)  *•*)  in  Begleitung  des  Polyphemos,  der 
wie  Antilochos  iiir  den  Verlust  des  Patroklos  den  Achill, 
so  für  den  des  Hylas  den  Herakles  zu  trösten  bestimmt 
war,  unfern  des  Nymphensitzes  beim  Fluf» 
Askanios.  Th.   Panofka. 

I,  l.%4.  .Aliiller  Proleg.  S.  lOS.  Dor.  I,  347,  451.  Meineke 
ad  Eu[)lior.  \i.  177. 

■")  Antonin.  Lib.  26. 

'^)  Pro[)ert.  1,20  bericlitet,  die  Qnelle  lag  an  der  Argan- 
tlionisclien  Höbe. 


Alle 

■J2.      SlLBERFLATTE     MIT     GOTTHEITEN.        .\uf 

einer  in  England  gefundenen  Silberplatte  f)  innerhalb 
eines  durch  Rebengewinde  geschmückten  Rahmens  befin- 
det sich  folgende  Darstellung.  \or  einem  von  zwei  ge- 
>sundeuen  korinthischen  Säulen  gebildeten  Tempelclien, 
dessen  Dach  durch  Akroterien  in  Blattform  geschmückt 
ist  stellt  \  pollo,  lorbeerbekräiizt,  die  Chlainys  ul)er  den 
Rücken  geworfen ,  im  Uebrigeii  nackt  und  nur  an  den 
Fül'sen  mit  Sehnurstiefeln  bekleidet,  in  der  Rechten  hält 
er  über  einen  eigentluinilich  [lyramidalisch  gebauten  Altar 
einen  Zwei",  vielleicht  einen  Lori)eerzweig,  obglt-ich  die 
Blattstellung  auf  einen  andern  Baum  sclilielsen  läfst;  in 
der  gehobenen  Linken  den  Bogen;  die  dreisaitige  Leier  lehnt 
sich  links  zu  seinen  Ful'sen  an  eine  der  Säulen  des  vor- 
her beschriebenen  Tempels.  .A])oilo  sell)st  ist  in  der  Stel- 
lun"  seines  Körpers  und  seines  Kopfes  der  rechts  von 
ihm  belindlichen  Gruppe  oder  der  unmittelbar  neben  ihm 
auf  einem  geschmückten  .Sessel  sitzenden  weildiclien  Figur 
zugewandt,  in  welcher  wir  vermöge  ihrer  langen  züchtigen 
Bekleidung  und  des  das  Hinterhaupt  verluillenden  (ie- 
wandes  Vesta  zu  erblicken  glauben.  Den  Kopf  zum 
Apollo  gewandt,  scheint  sie  durch  den  (iestus  ihrer  linken 
Hand  die  Aiilmerksamkeit  des  Gottes  auf  die  von  rechts 
her  in  die  Scene  schreitende  Diana  zu  richten.  Unmit- 
telbar hinter  der  Vesta  beiludet  sich  eine  .Säule,  welche 
auf  ihrer  Spitze  eine  Kugel  trägt.  Neben  der  Vesta  zur 
Rechten  erblicken  wir  .Inno  mit  dem  Scepter  im  Arm, 
und  Minerva,  den  Kopf  mit  dem  Helm  bedeckt,  in  der 
Linken  die  Lanze  haltend  und  die  Ikust  mit  dem  Medu- 
senhau|>te  (jeschmiickt.  Ihr  Schild  ist  an  einen  vor  ihr 
stehenden  Baum  gelehnt.    Beide  Göttinnen  scheinen  durch 

f)  Wir  entlehnen  die  obige  Notiz  eines  bisher  unbeachtet 
geblietjenen  Denkmals  ans  der  Zeitschrift  77if  Archeuloijisl  und 
Joiirnnl  of  niiliquiiriiin  Scioue  1842  N.  7.  S.  I2S.  Die  l'latte 
ward   bereits  im  .lalire   17:i')   v.n  (Jorhriilge  in  Norlliumberland 


r     1     e     i. 

die  gehobene  Haltung  ihrer  Hand  sowohl  als  durch  ihre 
ganze  Stellung  ihre  N'erwunderung  und  ihr  Staunen  über 
die  auf  sie  zuschreitende  Jägerin  Diana,  welche  wir  im 
vollständigen  .lagdcostüm,  in  der  Rechten  den  Bogen,  in 
der  Linken  den  Pfeil  haltend,  auf  die  oben  bereits  be- 
schriebene Gruppe  zuschreiten  sehen.  Zwischen  Minerva 
und  Dian.i  erhebt  sich  ein  breitgeästeter  blühender  Baum, 
auf  dessen  Aesten  Vögel  verschiedener  Gattung  hin  und 
her  üattern.  Guirlanden  von  Ast  zu  Ast  gezogen,  sclimük- 
ken  den  Baum,  sowie  den  oben  erwähnten  'l'empel.  .\m 
Fnl's  des  Baumes  endlich  ist  ein  vierseitiger  Altar  aufge- 
richtet, auf  Welchem  Aepfel  als  Opiergabe  liegen.  Parallel 
dieser  Darstellung  nimmt  den  untern  Tlieil  iinsrer  Platte 
eine  Reihe  von  Darstellungen  ein,  welche  mit  den  ein- 
zelnen Figuren  der  oberen  Gruppe  correspondiren.  Ein 
liegender  (ireif  entspricht  dem  Apollo,  so  wie  der  vor 
itim  stehende  Heliotrop  [?].  Ein  brennender  Altar  bezieht 
sich  auf  Vesta,  ein  stürzender  Hirsch  so  wie  ein  nach 
oben  blickender  Jagdhund  auf  Diana.  Neben  dem  Hunde 
links  in  der  Ecke  steht  ein  Felsen,  an  dessen  Obertläche 
eine  Darstellung  sich  beiludet,  welche  ich  nicht  mit  Be- 
sliinmtheit  zu  deuten  wage,  h'ast  scheint  es  ein  Geliifs 
zu  sein,  aus  welchem  Wasser  auf  den  Boden  herablliefst, 
wodurch  iler  Künstler  vielleicht  eine  aus  dem  Felsen  her- 
vors|)rudelnde  Quelle  andeuten  wollte.  Auch  dürlte  die 
Stellung  des  Körpers  des  vorher  erwähnten  Hundes  da- 
rauf hindeuten,  dals  <lerselbe  so  eben  in  BegrilT  gewesen 
seinen  Durst  aus  der  Quelle  zu  löschen.  Ebenso  wenig 
ist  die  Beziehung  des  zwischen  Hund  und  Hirsch  sich 
erhebenden  Baumes,  weicher  der  Dattelpalme  am  ähn- 
lichsten sieht,  deutlich.  W.    K  o  N  E  K. 

gefunden,  und  beündet  sich  gegenwärtig  im  Besitz  lies  Her- 
zogs von  Norlliumberland.  Sie  wiegt  14S  Tineen,  ist  20"  lang 
und   !,'>"   hreil. 


lliezu  Tafel XV H   der  \euen  Fulye:  Raub  des  Palladhims,    Vasenbilder. 


Druck  und  Verlag  von  G.  Hemer. 


Herausgegeben  von  E.  Gerhard. 


273 


274 


ARCHÄOLOGISCHE   ZEITUNG. 


M  18. 


Neue  Folge. 


Juni  1848. 


Oriecliisclie  Münzen  des  Freiiierrn  von  Prokescli-Osten.  —  Terracotten  von  Kalyuiiia.  —  Das  Abstimmen  der  Griechen 
auf  Bildwerken.  —  Antiken  des  Prinzen  della  'l'ralihia  (Parodieen).  — •    Allerlei:  Der  lioreade  Kalais. 


I. 

Griechische  Münzen. 

Vierte    Folge    aiilonoiiicr    giiechischer   Iiicditn    .ins 

der  Sainmliing  S.  E.   des  Freiiierrn   von  Frokescli- 

Osten  zu  Athen  ')• 

Hiezu  die  Abbildung   Taf.  Will. 

/.     Aenus  Tkraclue. 
vE  .3.     Bekränzter  Kopf  des  Jupiter. 

•R.  AIN  . . .  Dreifuls  mit  Opferschale,  aus  der 
eine  Flamme  ^)  steigt.  Darüber  Blitzstrahl 
wagrecht.  ^  , 

2,    hnbrns,  Ins.  Thruclae. 

JE.  3^.     Behelmtes  Haupt  der  Pallas. 

B.    IMBPOY.    Eule  in  einem  Lorbeerkränze. 

f>.    Neapolis  Macedunlae. 

AR  li.     Behelmtes  Ilaiipl  der  Pallas  im  vertief- 
ten Viereck. 
R.     Maske,  von  vorne. 
Wiegt   0,18.      [«'indet   sich   bei    Mionnet    in    Kupfer. 
Siehe  Stippl.   III.  pag.  84.    No.  514.    Ich  vennuthe  aber, 
dafs  seine  Bezeiclinung  yE  ein  Irrtliuni  oder  Druckfehler. 


-'f.    Corci/ra. 

All  4.     Zwcigchenkelle  Vase. 

jR.  Achtstrahliger  Stern  im  vertieften  Viereck. 
Diese  Didrachine,  die  einzige  uns  bekannte  dieser 
Art,  wiegt  2,69,  schliefst  sich  also  im  Gewichte  den  idte- 
sten  Didrachmeu  dieser  Insel  an.  Die  zugehörigen  Halb- 
draclimen  siehe  in  der  in  den  Denknialerheften  des  ar- 
chaologistlien  Instituts  (Mon.  d.  Inst,  IV,  31.  Annali  XVIII 
p.  165  SS.)  von  uns  bekannt  gemachten  Reihe  autonomer 
.'\Iunzen  von  Corcyra. 

o.    Copae  Boeoiiae. 

AR  2i.     ßoeotischer  Schild. 

R-    Kß.     Stierhaupt,  von    vornen.      Beides 
im  vertieften  Viereck. 

Unseres  Wissens  besitzt  nur  das  Londner  Museum 
eine  Münze  dieser  Stadt.  Mionnet  führt  sie  im  Suppl. 
III.  p.  510  nach  Sestini  auf,  der  sie  in  den  ,,Classes 
generales"  als  einzig  bezeichnet.  Die  unsere,  im  ßilde 
idinlich  und  doch  verschieden,  wiegt  36  Gran.  Sie  ist 
von  vortrefflicher  Erhaltung. 

ü.    Lrbadea  Boeoiiae. 

AR  4.     Böotisches  Scliiid. 

B-    AEBA.  Donnerkeil,  quer  gelegt. 
Einzige  bis  jetzt  bekannte  Silbermünze  von  Lebadea 
und  glücklicherweise  unzweifelhalt;   eine  yE  Lebadea  er- 
folgte schon  früher  ^).     Das  Feld    der  Rückseite  ist  con- 


')  Fortsetzung  von  Taf.  IX.  \\l.  X\ll.  XWIl.  XLI.  XLIII 
lief  Archäologischen  Zeitung;  uiul  'l'af<;l  \  der  Neuen  Folge. 

.1.  d.  II. 


■)  In  der  Zeichnung  nicht  v.n  liemcrken. 


A.  d.  II. 


'■)   Arciiäol.   Zeitung    Taf.  IX,  10,    wo   S.   US,  13    ancli 
der  in  Akerinan's  Catalogue  de  la  coli,  de  niedailles  du  Cliev. 


de  Ilorta  (Londres  1839  p.  IV)  beschriebenen  und  auf  dem  Ti- 
telblatt abgebildeten  Münze  (Boot.  Schild.  J{.  .iEB  in|  ei- 
nem Kreis.  AE  6)  gedacht  wurde.  Seltenheit  und  eigen- 
thiinilicher  Typus  lassen  diesen  schonen  Fund  zugleich  mit 
den  Münzen  von  Copae,  ,Sicyon,  Corcyra,  Orthia  u.  a.  zu  be- 
sonderem Schmuck  dieser  mannigfach  ausgestatteten  Tafel 
gereichen,  -■!•  >'.  W. 


275 


276 


cav,  die  Erlinltung  vortrefflicli.    Die  Münze  wiegt  0,35',4, 
fast  ül)ereinstiminend  mit  dem  der  AR  Copne  (no.  5). 

7.    CorlniliHS  Ac/iaiae. 
JE  5.     Kopf  des  Neptun. 

R.    INSTI.CAS.il. VIR.      Behelmte    Pallas 
rechts  schreitend,  in  der  Linken  vor  sich 
den   Schild,    in    der   gehobenen   Rechten 
den  Blitz. 

S.    Corinihus  Acliaiae. 

iE  2.     Rofshaupt  samt  Hals,  links. 
R.    Delphin.     Darunter  Dreizack. 
Es  mag  diese  abgegriffene  Münze  die  Legende  COR 
»etranen    haben.      Sie    scheint    uns    den   Colonialmünzeu 
anzugeiiören. 

,9.    Sicijon  Achaiae. 

AR  3.     Chimära  Ihiks  schreitend. 

R.    IX     Taube   rechts  fliegend.      Beides   im 
vertieften  Viereck. 
Dem  Style  nach  die  älteste  uns  bekannte  Münze  von 
Sicyon.     Wiegt  0,52. 

10.    Ells. 
AR  6.     Adler,  einen  Hasen  in  den  Krallen. 

R.    FA.    Geflügelter  Bhtz.     Beides  im  ver- 
tieften Viereck. 
In  dieser  Gröfse  uns  nicht  bekannt.     Wiegt  3,6. 

/y.    Ortliia  Elidls. 

yE  3.     Behelmtes  Haupt  der  Pallas. 

R.    OPGIEIßN.     Vorderlheil   eines  Pferdes, 
hervors])ringend    aus    einem    Felsen,    auf 
Avelchem   zwei  Oelzweige  sprossen.     Das 
Ganze   in   einem    Oliven-    oder   Lorbeer- 
kranze. 
Diese  höchst  seltene  Münze  wurde  zuerst  von  Long- 
perier  in  der  Revue  numismatique  vom  J.  1843  pag.  244 
u.  s.  w.  besprochen  und  zwar  iiacii  einem  Exemphire  genau 
im  Bilde  dem  unseren  gleich,  al)er  doi)|)eit  so  grofs.    Es 
kam    in    das   Pariser  .Museum    diircli   Hrn.  Borrell    sammt 
einem   zweiten   dersell)en  (iröl'se.     Beide   waren    ihm  aus 
Troas  zugekommen,  wefshalb  Hr.  Borrell   die  Münze  für 
asiatischen  Ursiinings  hielt,   aber,    da   ihm    das  Gepriige 
niclit  dahin  zu  passen  schien,   mit  der  Klassificirung  zö- 


gerte. Die  unsere  kam  aus  der  Morea.  Die  vortrefiliche 
Erhaltung  liefs  keinen  Zweifel  über  die  Legende  und  da 
uns  keine  andre  Oertllchkeit  dafür  zu  Gebote  stand,  so 
legten  wir  die  Münze  nach  Elis,  Iiierin  zusammenfallend 
mit  der  uns  damals  noch  unbekannten  Ansicht  Longpe- 
rier's.  Pausanias  (V,  16,  5)  spricht  von  Orthia  als  einem 
Demos  der  hohlen  Elis  wo  Pliyskoa  dem  Dionysos  den 
Narkäos  gebar,  der  dort  den  Tempel  der  Athena  Narkäa 
erbaute.  Dies  würde  das  Bild  der  Vorderseite  erklären. 
Im  Bilde  der  Rückseite  sieht  Longperier  eine  Darstellung 
des  attischen  Mythus  des  Streites  des  Neptun  mit  der 
Minerva  ■•). 

12.    Messcuia, 
yE  2.     Delphin. 

R'  ME.    Dreifufs  [mit  hohen  Henkeln.) 

lo,    Messenia, 
M  4i.    M6. 

R.    Ohne  Bild. 
Diese  Münze,  zugleich  mit   mehreren  Hunderten  aus 
verschiedenen   Epochen   alle    von   Messene   in    Messeiüen 
selbst  gekauft,  gehört  wohl  der  lezten  Zeit  an,  in  welcher 
Messene  überhaupt  noch  eigene  Münzen  schlug. 

14.    Thurcia  Messenlae. 

JE  14.     Behelmtes  Haupt  der  Pallas. 
R.     60Y,  in  einem  Aehrenkranze. 
Zwei   Exemplare    davon   kamen    uns   aus  Messenien 
zugleich  mit  mehreren  Exemplaren  der  bekannten  Mionnet 
II,  215,  41. 

Gelegentlich  messenischer  Münzen  bemerken  wir,  dafs 
der  Magistratsname  Nikarchos,  auf  Kupfermünzen  mit 
dem  Bilde  des  Adlertragenden  Zeus  bekannt,  auch  auf 
kleineren  Kupfermünzen  erscheint,  welche  auf  der  Vor- 
derseite den  Jupiterskopf,  auf  der  Rückseite  ME  mit 
dem  Bilde  des  mit  der  Schlange  umwundenen  Stabes 
haben. 

lo.    Argus  ArgoUdls. 

JE  3.     A  i'H  vertieften  Viereck. 

R.    \^  in  einem  Kreise. 

Offenbar    dieselbe    des    iMusei    Hedervarii.     Tom.   I. 

p.  335   unter  No.  7181.    Tab.  XXIX   No.  643,  doch   in 

unserem  Exemplar  die  Schrift  rückläufig.     Auch  ein  dem 

ersterwähnten    ganz    gleiches,    mit    rechtslänfiger   Schrift 


*)  Nümlicli  als  (jubiirt  des  vom  IMeergott  erscliafrenen 
IMerdes;  es  springt  hervor,  wie  Clirysaor  aus  dem  blutenden 
Nacken  der  Jledusa.    f^in  älmlichcr  Mythos  kann  fiiglicli  auch 


in  Elis  vorausgesetzt  werden.    Minder  cntsclüeden  ist  die  Ue- 
deutung  der  „Oelzweige."  .-1.  d.  //. 


277 


278 


niimlicli,  ist  uns  vorgekommen.  Steplianus  (v.  'luaaui;) 
sagt  'Idaog  di  lo  "^gyog,  und  das  Digarama  kann  sicli  in 
<leii  gelinden  Ilaucli  verwandelt  Iiahen.  Pausanias  (VII, 
13,5)  i'nlirt  afier  aucli  ein  Städtchen  lasos,  nocli  im  La- 
konischen Gel)iete,  auf,  das  zum  Acliäischen  Bunde  ge- 
horte. Die  3Iiinze  diesem  Städtclien  und  dieser  Zeit  zu 
zu  gellen  ist  gewagt,  obwohl  wir  eine  Kupfermünze 
des  Achäischen  Bundes  mit  dem  ^  (freilich  auf  der  Rück- 
seite, wie  bei  den  Silbermünzen)  kennen  und  auch  Miounet 
ein  paar  anführt. 

tß.    Argos  AryoUdis. 
M  4.     Halber  Wolf. 

■R.    HPAKAEI.    Darüber  Löwenkopf  mit  den 

Vorderbeinen.      Darüber    Stierkopf,     von 

vornen. 

Diese  Münze  legen  wir  gleichfalls  nach  Argos  wegen 

des  Uildes  der  Vorderseite.     Die  Legende  ist  vollständig 

und  trefflich  erhalten  *), 

17.  Cleoiiac  ArgoUdls. 

JE  3.     Em.KAEO.    Junokopf  mit  holieni  Stiin- 
schniuck. 
-ß.     KAEONI.     Korb    oder    Altar    in    einem 
zweisänligen  Tempel. 

18.  Epidaurus  Argolidls, 

M  6.    EniAAYPOY.   [Lorbeer]bekränzter  Kopf 
des  Aeskulap. 
R.    lEPAC  in  einem  Lorbeerkränze. 

i9.     Tegea  Arcadiae. 
yE  3.     Behelmter  Kopf  der  Pallas. 

Rm     TEPE.      Eule  links.     Vor   sich    Zweig 

[auf  weichem  sie  steht.] 

Auch  ohne  Zweig  und  die  Legende  getheilt  zur'Lin- 

ken  und  Rechten  der  Eule.     Mionnet    hat    eine   ähnliclie 

aber  nur  mit  TE.  P.  i\  0. 


II. 

Tenacotten  von  KalMuna. 

Bei  verhaltnifsmärsiger  Seltenheit   griechisclier   Grä- 
berfunde    im    Gegensatze    der    unteritalischen     wird    die 


neaerdings  ans  London  uns  kund  gewordne  Entdeckung 
einer  Sammlung  von  Votivbildern  aus  Thon ,  welche  aus 
der  Insel  Kalymna  herriihren,  an  und  für  sicIi  anzieliend; 
zugleich  aber  ist  der  Umstand  bemerkenswert!!,  dafs  fast 
alle  dazu  gehörigen  Figuren  mehrzählig  sich  finden,  wie 
solches,  ohne  Zweifel  für  Zwecke  des  Verkaufs,  der  Sitte 
entsprechend,  welche  Plutarch  vom  Libitinatempel  er- 
wähnt, auch  beim  grofsen  Tempel  zu  Pästum  >)  und  an 
manchen  Fundorten  römischer  Terracotten  der  Fall  war. 
Abgesehen  von  diesen  Besonderheiten  gibt  der  üewohnte 
und  unzweifelhafte  Kunstwerth  ähnlicher  griechischer 
Thongebilde  und  gibt  mancher  antiquarische  Umstand 
dem  Verzeichnisse  jener  Terracotten  seinen  Werth,  wel- 
ches wir  nach  willkommenen  Mittheilungen  des  Hrn.  Sinn, 
Ilirch  hienächst  geben. 

1.  Apollo  mit  konischer  Mütze,  die  Hände  gesenkt, 
die  Schenkel  ungetrennt.  Hoch  5  Zoll,  gefunden  in  10 
Exemplaren,  deren  Augen  zum  'l'heil  schwarz  geiärbt 
sind. 

2.  Apollo  in  Chiton  und  Peplos  mit  einer  Lyra. 
Hocli  3'/".     In  6  E.xemplaren. 

3.  Noch  ein  ähnlicher  Apollo.   5'," 

4.  Aphrodite  bekleidet,  mit  zierlicher  Gewand- 
fassung, in  der  Linken  eine  Blume  oder  Frucht  haltend. 
Hoch  7'/,.    In  5  Exemplaren. 

5.  Aehüliche  Figur,  die  rechte  Hand  aut  der  Brust. 
Hoch  5V,".     In  3  Exemplaren. 

6.  Venus  in  Art  der  praxitelischen,  nackt,  der  Kopf 
umbunden  mit  dickem  Blumenkranz.     Hoch  b". 

7.  Venus  Iialbbekleidet,  den  linken  Arm  auf  einen 
Pfeiler  stützend.     Hoch  7".     Von  schönem  Styl. 

8.  N'enus  mit  Chiton  und  Peplos  bekleidet,  sitzend 
auf  einem  Lager,  die  Füfse  auf  einer  Fufsbank.  Vor 
ihr  steht  ein  nackter  Eros  und  öfTnet  eine  Büclise  [oder 
ein  Spiegelgelläuse,  ein  andrer  kömmt  andrerseits  und 
reicht  der  Göttin  sonst  etwas.     Hoch  3'   "  breit  4". 

9.  Zwei  Eroten,  der  eine  ausgestreckt,  der  andre 
knieend  auf  gleichem  Lager  und  eine  Leyer  spielend.  Zu 
Füfsen  des  Lagers  steht  eine  bekleidete  Frau  mit  einem 
Blumenkranz;  ihre  unfreiwillige  Bewegung  ge^en  das  La- 
ger (reluctantly  advancing  towards  the  head  of  the  couchj 
läfst  eine  Psyche  in  ihr  vermuthen.  Hoch  4'/."  br.  4'  .". 

10.  Ungeflügelter  Eros,  bekleidet  und  mit  einem 
Hund  spielend.     Hoch  4',". 

11.  Eros  oder  Ganymedes,  ein  bekleideter  Knabe 
der  mit  einem  Hahn  spielt.     Hoch  3'   "  • 


'■)  Der  zweite    Unclistalje    erscheint  uiuleiitlich    (als   /)  in 
der  Zeichnung.  A.  d.  //. 


')  Bull.  <].  Inst.  iüM  p.  18'J.   Gerhard  I'rodromns  S.  231, 
10.   388  fr. 


2T9 


280 


12.  Eros  auf  einem  Schwan  reitend,  mit  dickem 
Blumenkranz  um  das  Haupt,  spielt  auf  einer  siebensaiti- 
gen  Lyra.  Eine  Clilamys  ist  um  seinen  INacken  Ijefestigt; 
der  Schwan  trägt  am  Hals  einen  ähnlichen  Blumenkranz. 
Obwohl  vermuthlich  aus  späterer  Zeit  herrührend,  ist 
diese  kleine  zierliche  Terracotta  doch  als  Hauptstiick  der 
kleinen  Sammlung  zu  betrachten.  Die  Karben  sind  in 
aller  Frische  erhalten,  die  Chlamys  karmosiu,  die  Flügel 
blau,  der  Kranz  von  gleicher  Farbe,  Eros  und  der  Schwan 
sind  weifs.     Hoch  4". 

13.  Demeter  oder  eine  Priesterin  dersell)en,  am 
Haupt  mit  Schleier  und  Polos  [iModius?]  versehen;  ihre 
rechte  Hand  hält  sie  gegen  die  Brust,  die  linke  ge- 
schlossen und  seitwärts  gewandt.  Hoch  4'^  bis  5".  In 
60  Exemplaren. 

14.  Aehnliche  bekleidete  Figur,  langbekleidet,  in 
der  gesenkten  Linken  eine  Schale,  in  der  rechten  eine 
Biichse  haltend.     Hoch  6%.     In  zwei  Exemplaren. 

15.  Weibliche  Figur,  langbekleidet,  mit  Schleier  und 
Sphendone  versehen,  die  rechte  Hand  auf  der  Brust. 
Hoch  4' ,".     In  22  Exemplaren. 

16.  Sitzende  langbekleidete  Göttin,  archaisch.    Hoch 

r.i  '  11 
vi    -.    . 

17.  Sitzende  Göttin,  Inngbekleidet  und  verschleiert, 
vor  sich  einen  nackten  Knaben  haltend.  Archaisch.  Hoch 
4Vj"«  Vermuthlich  Demeter  Kurotrophos,  oder  auch 
eine  Nysäische  Nymphe  mit  dem  Baccliuskind. 

18.  Aristäos,  archaisch,  mit  geschlossenen  Beinen, 
bärtig  und  in  langes  Gewand  gehüllt;  in  seiner  linken 
Hand  einen  Knotenstock  an  sich  scblielsend,  mit  der 
rechten  aber  seinen  Bart  fassend.  Hoch  6".  In  27  Exem- 
plaren. [Dieser 'l'ypus  ist  bis  jetzt  unbekannt:  eine  Zeich- 
nung wäre  vrillkommen.] 

19.  Dionysos  oder  Aristäos,  in  Chiton  und 
Ampechonion  [?j  gekleidet,  die  Hände  in  sein  Gewand 
gehüllt;  eine  Sphendone  [Stephane?]  schmückt  seine  Stirn. 
Hoch  5  bis  6".     In   17  Exemplaren. 

20.  .Mänade,  bekleidet  und  efeubekranzt.  Hoch  6". 

21.  Zwei  Frauen  stehend,  die  eine  auf  die  linke 
Schulter  der  andern  gestützt,  und  mit  beiden  Armen  sie 
umfassend.  Hoch  4'/,".  [Vgl.  Stackeiberg  Graber  d. 
Hell.  LXIX.] 

22.  lirubtl.ild  einer  verschleierten  Krau  [Kora]  mit 
Sphendone,  beide  Hände  auf  ihrer  entblölsten  Brust. 
Hoch  6  —  3  Zoll.     In    zwei  Exemplaren. 

23.  Torso  einer  Nymphe,  die  eine  Muschel  hält. 
Hoch  4'.." 

24.  Torso  eines   Apollo.     Hoch   3'.". 


25.  Nackter  Knabe.     Hoch  3',/'. 

26.  Zwei  kleine  Hände',  als  Fragment  vollständiger 
Figuren. 

27 — 45.  Gefäfse.  27.  Schöner  schwarzer  Kjan- 
tharos,  worauf  ein  weifser  Myrtenzweig.  Hoch  6', — 5". 
In  zwei  Exemplaren.  —  28.  Kantharos  mit  gewundenen 
Henkeln,    worauf   ein    weifser    Efeuzweig.      Hoch    7".  — 

29.  Kylix    mit    üblichen    Henkeln.     Durchmesser   3".    — 

30.  Weifser  Kothon.  Hoch  5';  —  5'^".  Drei  Exem- 
plare. —  31.  Zwei  Vasen  mit  je  zwei  Henkeln;  mit  ein- 
geprefsten  Efeuzweigen.  Durchmesser  6'  ^".  —  32.  Zwei 
andre  ohne  Eingeprefstes.  —  33.  Flaschenförmiges  Gefäfs 
mit  Henkeln.  Hoch  5',",  —  34.  Rothe  Kylix,  bemalt, 
ohne  die  ül)liche  Glasur  der  römischen.  Hoch  3 '  ,".  Durclim. 
5".  —  35.  Kleine  Pfoste  (?stud),  ungefirnifst,  von  2" 
Durchmesser.  —  36.  Zwei  Salblliiscbclien.  Hoch  8".  — 
37.  Diota  mit  Deckel,  welclie  vermuthlich  Knochen  enthielt. 
Ungehrnifst.  Hoch  7',".  —  38.  Lekythos,  ungefirnifst. 
Hoch  5". —  39.  Lampenhalter  (?feeder).   Durchm.  5". — 

40.  Vier  Lekythen  oder  Salbgefäfse  von  schlanker  Form 
mit  langem  Hals,  vermuthlich  aus  später  Zeit;  vielleicht 
dem  römischen  Guttus   entsprechend.     Hoch  2 — 1".  — 

41.  Ein    desgleichen ,    ungefirnifst.    —    42.   Prochoos.  — 

42.  Aehnliches  Gefäfs,  gestreift.  —  44.  Hellrother  Krug. 
—  45.  Oenochoe  mit  Verzierungen,  wie  von  Antefixen. 

46.  Goldenes  Ohrgehänge:  Rosette  mit  einem  be- 
kleideten Amor,  der  Zweig  und  Apfel  hält. 

47.  (loldener  Ohrring  in  Form  eines  Lielieskn otens. 

48.  Goldener  Ohrring,  der  in  Lövvenköpfe  ausläuft. 
Die   Zeit   dieser   Denkm;iler,    fügt    Hr.  Birch    hinzu, 

mag  vom  fünften  Jahrhundert  vor  Christus  bis  in  die 
römische  Zeit  reiclien.  Nach  Strabo  war  die  Insel  wegen 
ihres  Honigs  berühmt;  ihre  Hauptgottheiten  scheinen  Apoll, 
Aphrodite,  Dionysos  oder  auch  Aristäos  der  Gründer  der 
Bienenzucht  gewesen  zu  sein;  dieser  mag  in  der  bärtigen 
Gottheit  mit  Pedum  gemeint  sein.  Uebrigens,  fährt  der- 
sell)e  fort,  läfst  die  "Menge  jener  in  so  zahlreichen  Repli- 
ken vorgefundenen  Figuren  vielmehr  einen  irgendwie  ver- 
anlafsten  Vorratli  von  Votivbiklern  als  angewandte  Grä- 
bervotive  veimuthen,  und  bringt  in  dieser  Beziehung  auch 
den  Kund  der  Vntivbronzen  vom  Geliirg  Kalterona  in 
Erinnerung. 


281 


282 


III. 

Das  Abstimmen  der  Griechen  auf 
Bildwerken. 

Eine  athenische  Silbertetradrachine,    meines  Wissens 
noch  uneclirt,  zeigt  einerseits  wie  gewöhnlicli  den  Atliene- 
kopf,  andrerseits  die  Eule  auf  einer  Ajnphora  und  niichst 
AOE  an  der  Spitze  der  Namen  der  MiinzNeaniten  HPA- 
KAEIZ^H^,    womit  gegenüber  eine   langliekleide te 
F 1  ü g e  1  f  r a u  mit  F ii  1  ili o rn  in  Verbindung  stellt,  welche 
Herr   Cavedoni  '  )    als    opi'ernde   Victoria    heschreiUt, 
wahrend  Hr.  Arneth  ^)  eine  Victoria  erkennt,  die  mit 
der   rechten    Hand    etwas    in    ein    zweihenkliges 
Gefiil's  giebt.    Hr.  Cavedoni  ruft  zur  Erläuterung  dieser 
symbolischen  Figur,   deren   sich    der   IMiinzbeauite    Hera- 
kleides als  Siegel  l)ediente,   eine  Inschrift   von   IMyrrhina 
auf  Leuinos  zu  Hülfe,  geweiht  nach  der  Rettung  der  In- 
sel, als  zum  zweitenmal  Merakleifos,  Sohn  des  Poseidip- 
pos,  Anführer  war:  ein  Sieg,  in  Folge  dessen  die  Jlyrrhi- 
iiaeer  nach  Athen  kamen,    um    der  Athene   Polias  Dank- 
opfer zu   bringen  (liöckh  C.  I.  Gr.  uo.  2155). 

In  einer  Note  ^)  bemerkt  derselbe  scharfsinnige  Ar- 
chäolog,  ein  andrer  könnte  hier  eine  Anspielung  auf  die 
Heraklideu  finden,  welche  um  Hülfe  flehend  sich  an 
die  Athener  wandten,  mit  deren  Beistand  sie  einen  aus- 
gezeichneten Sieg  iiber  Eurystheus  (Diod.  IV,  57,  58)  er- 
fochten, oder  auf  Herakleides  von  Salamis,  einen  Olym- 
pioniken um  Ol.  CXLIV,  zumal  ein  ähnliches  Bild  mit 
der  Inschrilt  eines  Olympioniken  aus  Athen  auf  einer 
athenischen  Vase  ■*)  in  Verbindung  vorkömmt. 

Sowohl  Hr.  Cavedoni  als  Hr.  Arneth  haben  sich 
durch  die  Flügel  der  Frau  verleiten  lassen,  ihr  den  Na- 
men Nike  beizulegen;  der  erstere  hat  überdiels  noch 
ül)erseheu,  dafs  die  Handlung  des  Weihr.-iuchstreuens  auf 
einen  Altar  oder  auf  ein  &rfuuTr^ntov  *)  zwar  fiir  Nike 
sich  wohl  eignet,  al)er  hier  durchaus  nicht  zur  Sprache 
kommen  kann ,  insofern  ein  unverkennbar  zweihenkliges 
Gefiifs,  das  auf  einer  dreifülsigen  Basis  steht,  vor  uns 
sichtbar  ist,  in  welches  die  Flügelfrau  etwas  hineinwirft. 
Eben  so  wenig  gehört  das  Füllhorn  in  der  Hand  der 


Flügelfrau    zu   den    Attributen    der  Siegesgöttin,    die    wir 
mit  Siegerbinde,  Kranz,  Blume,  Blütterzweig  oder  Schale 
zu    dem   Sieger   heranschvveben   zu    sehen    gewohnt   sind. 
Das  Füllhorn  kömmt   vorzugsweise    der  Glücksgöttin, 
'J'yclie,  zu,  deren  Unstätigkeit  die  griechische  Kunst  durch 
das  Attribut  der  Flügel  trelTend  versinnlichte  8).  Diese  Göt- 
tin, nicht  Nike,  vergegenwärtigt  uns  demnach  die  atheni- 
sche Altinze    und    zwar    in    der    ihr    vorzugsweise    zukom- 
menden Eigenschaft  als  Loosegöttin,  welcher  in  Argos 
der   Loosersi  nner  Palamedes    seine  Würfel   weihte'). 
Sie  steht  im  Begriff  das  Loos  in  die  Urne,   xüdog,   hin- 
einzuwerfen, auf  völlig  gleiche  Weise  wie  auf  dem  Silber- 
gefäfs   des   Principe    Corsini    in    Florenz  *|    Athene    den 
weifsen  Stein  der  Freisprechung  in  die  Urne  wirft,  welche 
mit   den    getlieilten    Stimmen    des    Areopagus    bereits   ge- 
füllt auf  dem  Tisch  steht:    hinter   ihr   sitzt    die  Eule  auf 
einem  Fels,    die  Hand  nachdenkend    an  dem    Kopf,   den 
rechten  Ful's  auf  den  Hügel  des  Areopagus  gestützt,  da- 
hinter ein  Gnomen  und  Pylades    und  Electra.     Vor   dem 
'I'isch  befindet  sich  eine  Frau  mit  Fackel  und  Rolle,  durch 
kurzgeschornes     Haar   gedrückte   Lage    und   Trauer    ver- 
rathend,  wohl  die  angestellte  Klage,   ylfi'iig;   hinter 
ihr  steht  Orestes,  der  Augeklagte,  vor  einem  Pfeiler. 

Bei  Stimmengleichheit  entschied  der  Stein  der  Athene 
l-id-rjVT;g  tpiiffog,  oder  des  Herolds  weifser  Stein  zu  Gun- 
sten des  Angeklagten. 

Es  bleibt  uns  übrig  den  Grund  anzugeben,  warum 
der  IMünzbeamte  Herakleides  die  Glücksgöttin  ein  Loos 
in  die  Urne  werfend  zum  Siegel  wühlte.  Offenbar  wegen 
fler  berühmten  Loosung  d  er  Herak  lid  en,  über  welche 
Apollodor  II,  S,  4  folgendes  berichtet.  Als  die  Herakli- 
deu im  Besitz  des  Peloponnes  gekommen,  errichteten  sie 
drei  Altilre  des  Zeus  Patrons  und  opferten  auf  densellien 
und  lo Osten  um  die  Stiidte.  Das  erste  Loos  war  Ar- 
gos, das  zweite  Lacedaemon,  das  dritte Messene.  Nachdem 
sie  eine  Hydria  mit  Wasser  gebracht,  besclilofs  man,  jeder 
solle  seine  Stimme  hineinwerfen.  Temenus  nun  und  die 
Söhne  des  Aristodemos,  I'rokles  und  Eurysthenes,  warfen 
Steine,  Kresphontes  aber;  der  Messene  erloosen  wollte, 
warfeine  Scholle  Erde  hinein.  Nachdem  diese  sich 
aufgelöst  hatte,  mufsten  die  beiden  andern  Loose  zum 
Vorschein  kommen:  als  zuerst  das  des 'I'emenos,  zweitens 


')  Osservaz.  stuna  le  monete  (rAtene  ( .'Moilena  1133) 
p.  12  no.  22. 

')  Wiener  Jahrb.  Kand  LWMI.  1S38.    AnzeiseM.  S.  :i7. 

')  Osserv.  p.  12.   not.  li. 

*)  Attische  Vase  bei  Stackeiberg  Criiher  d.  Hellenen.  Taf. 
WM.     Panofba  liiM.  ant.  Lebens  Tal.  XIII,  s. 


'■)  Stackeiberg  ebd.  XX.W.     Panofka  ebil.  XIII,  10. 

*J  Mit  Ausnalinie  pantlieistisclier  Mole  für  niicli  ohne  son- 
.>;tines  Beispiel.  ß.   g. 

")  Paus.  ][,  20,  3. 

")  Winckelmann  Mon.  ineil.  151.  Alillin  Gal.  ni.Mb.  CLXXI, 
C24.    [nefindet  sich  in  der  Corsiiii'sclien  BibliotlieK  zu  Itoni.l 


283 

da»  der  Söhne  des  Aristoderaos  gezogen  worden  war,  er- 
hielt Krespliontes  Messene.  Auf  den  Altiiren,  auf  denen 
sie  geopfert  liatten,  fanden  sie  Anzeiclien  liegen,  die  Ar- 
gos  erloost  hatten,  auf  ihrem  eignen  eine  Kröte,  die 
Lacedämon  bekommen  eine  Schlange,  die  Messene 
einen  Fuchs.  Hinsicht  dieser  Wahrzeichen  sagten  die 
Seher,  für  die  welche  die  Krüte  erhalten,  sei  es  besser 
in  der  Stadt  zu  bleiben;  denn  das  Thier  habe  keine  Kraft 
zum  gehen.  Die  die  Schlange  erhalten  hätten,  sagten 
sie,  würden  furchtl)ar  im  Angriff  sein;  die  den  Fuchs, 
listig. 

Von  dieser  auch  für  die  Thiersymbolik  beachtungs- 
werthen  Erzählung  des  Apollodor  weicht  in  einigen  Ein- 
zelheiten der  Bericht  des  Pausauias  (IV,  3,  3)  über  die- 
selbe Loosung  der  Herakiiden  ab,  die  wir  wörtlich  hier 
folgen  lassen. 

„Kresphontes  (denn  er  wollte  durcliaus  dafs  ihm  Mes- 
senieu  zu  Theil  würde)  bittet  den  Temenos,  und  vorbe- 
reitet setzt  er  diesen  über  die  Loosung.  Temenos  senkt 
in  die  Hydria,  in  welcher  auch  Wasser  war,  die  Loose 
der  Söhne  des  Aristodemos  und  des  Kresphontes  hinab 
mit  der  Verabredung,  dafs,  wessen  Loos  früher  herauf- 
käme, der  solle  auch  zuerst  den  Theil  des  Landes  haben. 
Die  Loose  hatte  Temenos  beide  aus  Erde  gemacht,  aber 
für  die  Söhne  des  Aristodemos  aus  von  der  Sonne  ge- 
trockneter, für  den  Kresphontes  aus  am  Feuer  gebrann- 
ter; demnach  zeriiofs  das  Loos  der  Söhne  des  Aristode- 
mos, und  Kresphontes  gewinnt  so  durchs  Loos  das  Mes- 
senische Land." 

Tu.   Panofra. 


IV. 
Antiken  des  Prinzen  della  TrabbiR. 

Nächst  einer  goldnen  mit  sechs  Stieren  —  zur 
lleerde  des  Sonnengottes  gehörig  —  in  Relief  geschmück- 
ten Schale,  welche  mit  drei  ähnlichen  gleichen  Umfangs  in 
Agrigeut  ausgegraben  sein  soll  und  vor  bereits  22  Jahren 
im  Pallast  des  Besitzers  zu  Palermo  mir  zu  Gesichte  kam, 
(herausgegeben  in  treuem  Kupferstich  und  mit  kurzem 
Text  begleitet  in  des  Hrn.  Besitzers  Opuscoli  varj  di 
archeologia  siciliana.  Palermo  1823),  verdienen  zwei  Gold- 
ührringe,  der  eine  mit  einem  Hasen,  der  andre  mitieinem 
SyriDX  spielenden  Eros  verziert,  besonders  aber  ein  in 
Eryx,  entdecktes  Monument  in  Silber  reinen  griechisclien 
Styls,  wohl  zur  Agraffe  bestimmt,  wegen  seiner  interes- 
santen Darstellung  die  Beachtung  der  Archäologen.  Einer 


284 

Taube  im  Rücken  erblicken  wir  nach  Art  der  Janusköpfe 
einen  Jagdlr.indkopf,  auf  Venus  und  Adonis  vom  Besitzer 
bezogen,  vielleicht  mit  Rücksicht  auf  die  Bronze  von  Pa- 
ramythia  ')  und  mit  Bezug  auf  den  sicilischen  Fundort, 
auf  Venus  und  Anchises  zu  deuten. 

Am  Abhänge  des  Monte  Saraceno  naii  an  Ravanusa 
(bei  Alicata)  öffnete  der  Principe  della  'l'rabbia  den  27. 
April  1820  drei  Gräber,  wovon  das  eine  durch  eine  am 
Kopf  des  Skeletts  hingelegte  'l'errakottenfignr  (die  mir 
leider  nicht  gezeigt  werden  konnte),  ringsum  unbedeutende 
Vasen  mit  Ausnahme  der  folgenden  merkwürdigen  unter 
dem  Fufs  des  Skeletts,  sich  auszeiclinete. 

Diese  Vase  hat  die  Form  eines  Lekythos  mit  Henkel 
und  Fufs,  ist  am  Hais  mit  einem  Epheukranz,  am  Bauch 
mit  schwarzen  kleinen  Figuren  auf  rothem  Grund  ge- 
schmückt: 

Urisre   Aufmerksamkeit    nimmt    zuvörderst   ein    F'afs, 
Pithos,  in  Anspruch  das  iu  der  Mitte  der  Scene  halb 
in  der  Erde  vergraben  erscheint:  ein  Ephebe  springt  auf 
dessen    Mündung    und    giefst   eine  Flüssigkeit  aus    seiner 
Amphora  hinein:  rechts  hinter  ihm  setzt  sich  eine  in  lan- 
ger Tunika   gekleidete  Frau   die  Amphora  auf  den  Kopf 
und  hält  wunderbarer  Weise  gleich  einer  Seiltänzerin  die- 
sen  fast   bis   an    den    Erdl)oden   gebeugt.     Im    unteren 
Felde   steht   auf  dieser  Seite   ein  Ephebe   mit  einer  Am- 
phora auf  dem  Kopf,  am  Schwanz  eines  ithyphallischen, 
fast   sinkenden  Esels   eher   ziehend   als   lialtend.     Davor, 
das  heifst  zur  andern  Seite  des  Pithos,  und  also  vor  die- 
sem steht  eine  Manteltigur  mit  weifsem  Bart-  und  Haupt- 
haar,   gebückt    herabschauend   mit   Ernst   auf  vier   etwas 
schräge  feingezeichnete  Linien  am  Boden,  die  den  Saiten 
einer  Cither  gleichen.     Links  gegenüber  nähert  sich  die- 
sem eine  Frau  in  Chiton,  mit  einer  Hydria  auf  dem  Kopf, 
mit  ausgestreckten  Händen  und  durch  die  ausgestreck,ten 
h'ül'se  wohl  eher  ein  Steigen  oder  Laufen  als  Tanzen  an- 
deutend.    Dahinter  links  erblickt   man  eine  Amphora   am 
Boden.     Im    oberen    Felde   scheint   links   ein    tanzender 
Ephebe  mit  ausgestreckter  Linken    eine  Amphora,   deren 
spitzer    Fufs    in    schiefer    Richtung    seinen    Hals   berührt, 
wohl  balancirend    zu  halten.     Darauf  folgt  ein  Zwischen- 
raum, nur  durch  einen  oben  hangenden  Riuken  oder  Kranz 
ausgelüllt,  und  ein  Ephebe  mit  einer  Oenochoe,  weit  aus- 
schreitend wie  hinansteigend,  die  Linke  auch  ausgestreckt; 
er  befindet  sich  oberhalb  zwischen    den    bereits  beschrie- 
benen Figuren  der  Frau  und  des  Alten  im  unteren  Felde. 
Vor  ihm  zeigt  sich  eine  Frau    mit  einer  Hydria  auf  dem 

')  Müller  Denkni.  il.  a.  K.  II,  27,  203. 


285 


286 


Kopf  und  erhobner  Linken,  wie  steigend,  um  sicli  dem 
Pitlios  zu  niiliern. 

Der  Besitzer  erkennt  liier  eine  Art  ininiisclien  'l'nnz 
und  glaubt  das  Vasenl)ild  auf  das  Fest  der  Clioeii  lie- 
zielien  zu  dürfen,  eine  Ansicht,  von  deren  Uulialtbarkeit 
es  uns  nicht  gelang  ihn  zu  überzeugen,  wie  sehr  wir 
auch  den  liurlesken  und  komischen  Charakter  der  in  den 
Einzelnlieiten  dieses  V'asengemiildes  sich  olVenbart  an- 
zuerkennen geneigt  waren.  Dieser  Charakter  bildet  mit 
der  unsäglichen  'l'rauer  der  Wasserschiiplendeu  Daiitüden 
auf  antiken  Bildwerken  ^)  einen  zu  schneidenden  Gegen- 
satz, als  dal's  es  uns  gestattet  sein  sollte,  diesen  Mythos 
hier  vorauszusetzen,  wenn  gleich  der  Anblick  eines  Pithos 
in  der  i\litte  der  Sceiie  zunächst  an  die  Strafe  der  Da- 
iiaiden  erinnert,  zumal  auch  dieTheilnahme  von  Mannern 
verschiedenen  Alters  mit  der  bildlichen  Darstellung  dieses 
Mythos  wenig  im  Einklang  stände.  Deshalli  ziehen  wir 
es  vor,  zum  Verständnifs  dieses  höchst  merkwürdigen  Va- 

seusemäldes  an  zwei  Bilder   der  linken  Seite  der  Lesche 

o 

des  Polygnot  zu  erinnern,  dereu  erstes  Pausanias  X,  ;il,  2 
folgendermafsen  beschreibt : 

„Hinter  Sisyphus  ist  noch  ein  Pithos  im  Gemälde, 
und  ein  alter  Mann,  ein  andrer  noch  Knabe,  und  Frauen: 
die  eine  schon  auf  dem  Fels,  die  andre  die  neben  dem 
Alten  steht,  gleicht  ihm  an  Jahren,  die  anderen  tragen 
Wasser,  der  Alten  möchte  ich  vermuthen  sei  ihre  liydria 
zerschlagen;  was  noch  im  Geiäl's  zurückgeblieben  ist,  steht 
sie  im  Begriff  in  den  Pithos  zu  giefsen.  Wir  haben  ge- 
zeigt, dafs  auch  diese  zu  der  Zahl  derer  gehiiren,  welche 
sich  aus  den  Mysterien  von  Eleusis  nichts  machten." 

Hiemit  verdient  ein  zweites  Bild  an  derselben  linken 
Seite  der  Lesche  des  Polygnot  zusammengestellt  zu  wer- 
den, über  welches  Pausanias  X,  29,  2  also  sich  ausspricht. 

,,Ein  sitzender  SLinn,  die  luschrilt  sagt  er  heilst 
Ocuos,  ist  dargestellt  ein  Seil  windend:  daneben  steht 
eine  Eselin,  welche  alsbald  aufzehrt,  was  von  Seil  ge- 
dreht ist.  Sie  sagen  zwar  Ocnos  wäre  ein  arbeitslieben- 
der  Mann  gewesen,  der  eine  Verschwenderin  zur  Frau 
hatte,  die  wieviel  er  auch  durch  seine  Mühen  zusammen 
zubringen  suchte,  binnen   kurzem  alles  durchbrathte;   die 


Geschichte  von  der  Frau  des  Ocnos  meinen  sie  habe  Po- 
lygnot änigmatisch  ausgedrückt.  Ich  weifs  übrigens,  dal's 
auch  die  Bewohner  loniens,  wenn  sie  sehen,  dals  einer 
sich  al)mühet  für  etwas  das  ihm  nichts  nützt,  sagen,  der 
Mensch  maclit  die  Bindfäden  des  Ocnos." 

Gestützt  auf  diese  beiden  höchst  wichtigen  Stellen 
vermuthe  ich,  der  Maler  des  sicilianisclien  Gefäl'ses  wollte 
eine  Parodie  des  Gertiüldes  des  Polijgnot  machen,  sowohl 
der  Scene  in  der  Frauen  und  Jiinjjllnye  ah  Uijdrnplioren 
sich  einem  grofsen  Fafs  nähern  zur  Anspielung  auf  die 
Strafe  der  Danai'den,  Sterl)liche  darstellend,  die  während 
ihres  Lebens  die  Mysterien  nicht  achteten,  als  der  Fabel 
des  Ocnos.  Ocnos  scheint  mir  unzweifelhaft  jener  Alte 
zu  sein,  der  gel)ückt  die  vier  Linien  vor  sich  betrachtet,  in 
denen  ich  vier  Bindfäden  erkenne,  Zeugnisse  seiner  Werk- 
thätigkeit:  gegenüber  stellt  seine  l'>au ,  die  schon  eine 
Hydria  zerbrochen  hat,  welche  hinter  ihr  am  Boden  liegt, 
und  eine  andre  sich  auf  den  Kopf  setzt  ohne  sich  um 
den  angerichteten  Schaden  sehr  zu  bekümmern.  Der  Esel 
hinter  Ocnos  symbolisirt  den  guten  und  geduldigen  Ehe- 
mann :  das  Ziehen  am  .Schwanz  kann  auf  das  Seilerhand- 
werk anspielen,  aber  auch  die  schlechte  Behandlung  ver- 
rathen,  welche  Ocnos  von  seiner  Frau  zu  Theil  wurde, 
vielleicht  nicht  ohne  Bezieiiung  auf  den  jungen  Mann, 
welcher  Frau  Ocnos  den  Hof  machte  '). 

Uebrigens  genügt  es,  die  beiden  Figuren  zu  betrach- 
ten, welche  im  oberen  F'elde  die  Scene  alischlieJ'seu,  rechts 
die  Frau,  die  fast  auf  dem  Kopf  steht,  im  Begriff  sich 
eine  Amphora  auf  denselben  setzen  zu  wollen,  und  links 
den  Eplieben,  der  im  Gleichgewicht  eine  Amphora  hält, 
die  horizontal  mit  dem  spitzen  Fufs  auf  seinem  Hals 
aufliegt,  um  die  Ueberzeugung  zu  gewinnen,  dafs  beide 
F'iguren  eine  ernste  und  religiöse  Deutung  nicht  zulassen, 
sondern  uns  nach  der  Schaubühne  der  Gaukler  und  Seil- 
tänzer versetzen,  von  deren  Leistungen  andre  Vasenbilder 
bereits  glänzende  Proben  uns  kennen  lehrten  *). 

Uelirigens  ist  die  Gattung  der  Parodieen  auf  ge- 
malten Gelälsen,  zumal  sicilischer  Herkunft,  ausgeführt 
meistentheils  in  schwarzen  Figuren  von  kleinem  Maafs- 
stab,  nicht  mehr  so  arm  an  Beispielen   als  vielleicht  inan- 


')  Danaiden  und  Oknos  als  Sarkopliagrelief,  Visconti 
Pio  Clein.  IV,  36.  Danaiden  auf  Vasejdiililern,  Panofka  IMus. 
IJIacas  PI.  IX.  Ingliiranii  Vasi  iittili  II,  i;{j.  Oluios  und  eine 
Danaide  an  ileni  Fries  eines  Grabes,  Camiiana  ihie  sepolcri 
roniani  1840  tv.  MC  n.  \III!  \i.  10.  Oknos  in  diu  iiocli  un- 
edirten  Wandgcinüblen  eines  Colunibaiiunis   der  \'illa  I'anilili. 

')  Lekythos  der  K.  K.  Vasensainndung  zu  Wien  mit  scliwar- 
zen  Figuren,  no.  I7Ö.  Fun  bärtiger  itlijiilialliscliei  Mann  sjiringt 


einem  itliyphallisclien  Esel  von  hinten  an:  eine  mit  Kplieu  be- 
kränzte, schon  leere  Amphora  liegt  am  Boden.  Gegenüber 
entfernt  sich  mit  nacli  der  Hauptgnippe  zurückgewandtem  Kopf 
eine  sclireiende  l'^seliri. 

'J  An  die  bei  Siinoniiles  ap.  ,\tlien.  X,  4Ö6  f.  in  Kartl.;'ia 
erwälinlen  Iiydrop.'inien  Männer  und  den  Wassertragenden  I'^sel, 
der  F[ieios  hiels  weil  Kpeios  den  -Mriden  Wasser  holte,  ist 
hier  nicht  zu   denken. 


287 


288 


eher  glauben  konnte:  da  ich  eine  Zusammenstellung  cler- 
sellien  zur  Aufgabe  einer  liesondern  Arbeit  zu  maclien 
nrilleus  bin,  so  besciiriinke  ich  mich  liier  einige  wenige 
aber  schlagende  Beispiele  von  Parodieen  anzuführen  und 
zu  erläutern. 

Auf  einer  Kylix  des  Museo  Borbonico  zu  Neapel  sieht 
man  eine  Sphinx  weil's  gemalt  mit  schwarzen  Flügelu  sit- 
zend und  umgeben  von  vier  Mannern  links  und  drei  an- 
tlern rechts,  saraintiich  in  der  Bewegung  des  Tanzes.  Es 
liegt  wohl  nahe  die  Sphinx  als  die  thebanische  zur  Sym- 
bolisirung  Thebens  gebraucht  zu  vermutlien  und  die  sie- 
ben sie  umtauzenden  Miinner,  als  Parodie  der  Sieben 
gegen  Theben  aufzufassen. 

Ein  zweites  Beispiel  von  Parodie  last  sich  auf  einer 
uolanischen  Amphora  mit  schwarzen  Figuren  schlechter 
Zeichnun»,  im  Besitz  des  Cavaliere  Betti  (Archiiol.  Zeit. 
N.  F.  uo.  16)  nacliweisen.  Vor  einer  Sphinx,  die  tanzt 
und  die  Pfote  reiclit,  erblickt  man  einen  Satyr,  der  die 
tyrrhenische  Trompete  bläst  und  selbst  tanzt.  Auf  der 
Rückseite  reicht  Oedipus  mit  der  erhobneu  Hand  eine 
Blume  oder  Fruciit  der  Sphinx,  die  vor  ihm  die  Pfote 
liebt.  Im  trompetenden  Satyr  vermutbe  ich  eine  Parodie 
des  Teiresias,  dessen  Name  Zeichenkundig  gleich- 
sam mit  dem  Charakter  des  xt'jQv'i  zusammenfällt,  wel- 
cher gewöhnlich  das  Zeichen  gab  sowohl  in  Kriegszeiten, 
als  in  Friedenszeiten  in  den  ölTentliciien  Versammlungen. 
Um  besser  den  Sinn  dieses  Charakters  zu  verstehen,  dürfte 
es  zweckmäl'sig  sein,  sich  die  Worte  des  Oedipus  zu  ver- 


gegenwärtigen, womit  er  den  Tiresias  schilt,  dafs  er  das 
Orakel  sagen  liefse,  was  er  wolle,  und  welche  unser  Va- 
senmaler geistreich  parodirt,  indem  er  die  Sphinx  nach 
der  Trompete  des  Tiresias  tanzen  läfst. 

In  ganz  entsprechender  Weise  tritt  auf  einem  apuli- 
schen  Krater  des  Museo  Borbonico  5),  zu  der  auf  einem  Fels 
sitzenden  Sphinx  ein  mit  dem  Agrenon  bekleideter  Silen 
heran,  mit  einem  Thyrsus  versehen,  und  in  der  Rechten 
einen  Vogel  hinhaltend.  Dieses  Attribut  offenbart  seine 
Eigenschaft  als  ögvi^oaxönog,  auspex,  und  charakteri- 
sirt  Tiresias  den  H  immelszeichenk  undigen,  desseo 
enge  Verbindung  mit  dem  Orakel  der  Sphinx  veran- 
cliaulichend  im  Geist  der  Parodie  wie  die  Vase  des 
Cav.  Betti. 

In  der  Trabbia'schen  Sammlung  befindet  sich  aucli 
ein  (Opuscoli  varii  di  archeolog.  sicil.)  bereits  veröffent- 
lichter Lekythos  mit  schwarzen  Figuren  auf  weifsem 
Grund,  die  Flucht  des  Odysseus  aus  der  Höhle  des  Po- 
lyphem  darstellend:  er  selbst  wie  einer  seiner  Gefährten 
hängen  jeder  unter  einem  Widder,  den  sie  umklammern: 
den  ülyss  macht  sein  gezücktes  Schwert  und  Helm  kennt- 
lich (Momm.  deir  Institut,  archeol.    Tom.  I,  PI.  VII,  2.  3). 

Th.   Panofka. 

=)  Mus.  Borbon.  IX,  29.    Kuripid.  Bacch.  v.  248.    Penth. 
«Tttp  löif  uXko  O^av/^a,  lov  TeQaaxönov 
tv  TTOixü.aiai  vtßntai.  Titoia Cav  öow. 
Vergleiche  Tischbein  Vas.  Hamilt.  II,  37. 


Aller! 


I. 


23.  Der  Boh  ead  e  K  a  l\i  s.  In  der  ersten  Cen- 
turie  der  vom  arcluiulogischen  Institut  veröffeutlicliten  ,,lm- 
pronte  gemmarie"  ward  unter  iio.  28  ein  Scara!)äns  in 
Karneol^  im  Besitz  des  Dr.  Nott,  bekannt  gemacht,  auf 
welchem  ein  nackter  Flügelmann  wie  es  scheint  im  Begriff 
links  fortzugehen  den  Kopf  zurückwendet,  als  riefe  ihn 
jemand.  Er  zeichnet  sich  durch  gesträubtes  Haar  und 
einen  Peplos  aus,  lien  er  eiitlaltet  hinter  sich  mit  beiden 
Händen  liält.  Icarn  con  all  hijule,  Ikaros  jiiif  uiujcbuud- 
nen  l-'lxnjnln,  ist  die  diesem  tiefgeschnittnen^Stein  gegebne 
Deutung  im  Verzeichnils  der  linpronte.  Da  die  Bänder, 
womit  die  Flügel  des  Ikaros  befestigt  wurden,  hier  nicht 
sichtl)ar  sind,  und  die  Art  und  Weise   wie  der  Peplos  ge- 


halten wird  bei  Ikaros  unmotivirt  erscheint,  zumal  der 
Sohn  des  Daedalus  auf  uuzweifelhalten  Kunstvorstelluo- 
gen  dieses  Mythos  immer  einem  erwachsenen  Eros  gleicht: 
so  bestimmt  mich  das  gesträui)te  Haar  in  Verbindung  mit 
den  grol'sen  Flügeln  einen  der  Boreaden  hier  zu  erkennen, 
dessen  ausgebreiteter  Peplos  das  Segeltuch  bezeichnet, 
und  zwar  Kalai's,  gestützt  auf  die  Glosse  des  Hesy- 
chius,  wonach  xaXuig  das  Segel  und  einen  Eigennamen 
l)edeutet.  Diese  Deutung  ziehe  ich  einer  andern  vor,  die 
mir  zuerst  in  den  Sinn  kam,  als  sei  hier  Thanatos  der 
Todesgenius  dargestellt  mit  einem  Leichentuch,  um  den 
Todten  darin  einzuhüllen  und  fortzutragen. 

Th.  Pan  ofk  a. 


Itiezu  Tafel  XV m  der  ISeuen  Folye:    Griechische  Münzen  der  Prokesch-Ostenschen 

Sainmhinr/. 


Druck  und   Verlag  ^on   O.  Reimer. 


Herausgegeben  von  E.  GurJiard. 


289 


ARCHÄOLOGISCHE   ZEITUNG. 


290 


M  19. 


JSeue  Folge. 


Juli  1848. 


Kyprisclies  Grabrelief. 


Ueber  die  Miirkte  lu-llenisciier  Städte.   —    (iaryiiilo's  Sammlung  von  Terracotten. 
Allerlei    (Dodonischer  Zeus;  Aropliitryous   Heimkelir.) 


Kyprisches  Grabrelief. 

Briefliche  Mittheilung  an  den  Herausgeber. 
Hiezii  ilie  Aljl)il(iung   Taf.  \IX. 

JLPie  Ilinen  aus  eigner  Anschauung  bekannte  Gruppe 
von  drei  ganz  gleich  gebildeten  weiblichen  Figuren 
aus  Alabaster  auf  einer  gemeinsamen  Basis,  von 
der  ich  Ihnen  hier  eine  Zeichnung  in  der  wirklichen 
Gröfse  zu  geneigter  Benutzung  beischliefse,  erhielt 
ich  im  Februar  1845  von  dem  K.  K.  Consul  Herrn 
Caprara  in  Kilion  (Larnaka)  auf  Cypern  zum  Ge- 
schenke. Sie  war  einige  .lahre  IViiher  in  einem 
Grabe  auf  einem  der  Griindsldcke  des  Herrn  Ca- 
]irara  gefunden  worden. 

Die  Figuren  sind  von  dem  untern  Saume  des 
Gewandes  bis  an  den  obern  Rand  des  über  den 
Kopf  gegangenen  Peribolaons  6  Zoll  (> — 7  Linien 
Uhein.  Mafses  hoch;  die  Höhe  der  Basis,  die  nur 
mit  einigen  am  obern  und  untern  Rande  eingeritzten 
Linien  verziert  ist,  beträgt  1^-  Zoll,  ihre  Länge  (IJ 
und  ihre  Breite  2|  Zoll.  Jede  Figur  pafsl  mit  dem 
unter  ihren  Fiifsen  stehen  gelassenen  Knollen  oder 
Zapfen  so  genau  in  die  für  sie  ausgeschnittene  Ver- 
liefung, dafs  über  die  Ricliligkeil  ihrer  Aufstellung 
kein  Zweifel  bleibt.  Das  Material  ist  eine  Art  Ala- 
baster, die  sich  auf  C'ypcru  vieler  Orten  findet. 

Bekleidung  und  Haltung  der  drei  Frauen  [ist 
vollkommen  gleich.  Sie  tragen  sämintlich  einen 
ärmellosen  Chiton,  der  die  Brust  bis  an  den  Hals 
bedeckt  und  der  hart  unter  der  Brust  gegürtet  ist, 
von  wo  er  in  geraden  einfachen  Falten  vorne  imd 
hinten  bis  auf  die  Füfse  hin-Mbfäiil.    Darüber  tragen 


sie  einen  üeberwurf,    der   auf  dem  Kopfe   aufliegt, 
so  dafs  er  das  dichte  gescheitelte  und  gewellte  Haar 
über  der  Sinn  und  den  Schläfen  frei  läfsl;  er  fällt 
lang  und  glatt,  fast  ohne  Falten,  bis  unter  die  Knie- 
gelenke über  den  Rücken  hinunter,  und  sein  rech- 
ter Zipfel  ist  von  der  rechten  Seite  vorne  über  den 
Leib  nach  der  linken  Schuller  hinaufgezogen,  wäh- 
rend   der    linke   Zipfel   des    Mantels    bei    allen   drei 
Figuren   um    den   linken  Arm   geschlungen   ist   und 
das   letzte  Ende   desselben   in   einem   Faltenbündel 
zusammengehalten  wird.   (Nur  an  der  letzten  Figur 
zur   Rechten   ist    die  Hand   mit    dem   Faltenbündel 
abgebrochen.)    Der  rechte  unverkennbar  nackte  Arm 
ist    bei   allen   drei   Figuren    gehoben    und    hilft   das 
Periboläon   über  der  rechten  Schuller  halten.     Die 
Stellung  ist  ruhig  und  gemessen;  alle  drei  Figuren 
ruhen  auf  dem  rechten  Fufse  und  haben  den  linken 
leicht  gebogen.     Was   die  Ausführung  betrifft,   so 
sind  die  Gesichter  und  das  Haar  mit  einer  "-ewissen 
Sorgfalt  und  Zierlichkeil  gearbeitet,  doch  ohne  dafs 
an   Bildnifsähnlichkeit    gedacht    werden    kann;    die 
Hände  aber   und   die  Fallen   der   Gewänder  lassen 
eine  sorgfältigere  Behandlung  imd  Ausführung  ver- 
missen.    Fast   an  allen  Theilen   der  Figuren,   nicht 
nur  in  den  Falten  des  Chiton  und  des  Ueberwurfes 
sondern  auch  im  Haare  und  am  Halse,   sind  deut- 
liche Spuren  und  selbst  massenhafte  Ueberreste  von 
einem  Anstriche  mit  einer  blafs-carmoisinrolhen  Far- 
bensubstanz  erhallen;    aber    auch    nur  von   dieser, 
nicht  von  einer  zweiten  Farbe. 

In  welcher  Art  und  Weise  der  Aufstellung  die 
Grup|)e  in  dem  Grabe  gehmden  worden,  vermochte 
der  frühere  Besitzer  nicht  anzugeben.  Da  die  bes- 
seren alten  Gräber  um  Kilion,  wie  die  bei  Amalhus, 
Kurion  und  I'aphos,  gröfseren  Tlieils  unterirdische, 
unter  der  steinigen  Oberlläclie  angelegte  Grabkam- 


291 


292 


mem  sind,   mit  Nischen   in  den  Wänden,  so   vcr- 
muthe  ich  dafs  sie  in  einer  solchen  Nische  gestan- 
den haben  mag.    Ich  i;ann  in  den  drei  Figuren,  bei 
der  "änzhchen  Abwesenheit  von  Attributen  und  bei 
der  bedeutungslosen  Gleichförmigkeil  ihrer  Stellung 
und  Haltung,  keine  mythologischen'|Idole  sehen,  son- 
dern  nur  Bildnisse   von  Verstorbenen,   etwa  dreier 
Schwestern   oder  einer  Mutter  mit  zwei  Töchtern. 
Haltung  und  Bekleidung   ist  ganz   dieselbe  wie  bei 
Statuen   Griechischer  und   Römischer  Frauen.     Ich 
darf  Sie  in  dieser  Beziehung  nicht  erst  an  die  Iler- 
culanerin  in  Dresden  (Becker,  Augusteum  Taf.  XIX 
— XXll)  erinnern,  welche  abgesehen  von  dem  gro- 
Isen   Unterschiede   in   der   technischen   Ausführung, 
der  durch   den  Unterschied   des  iMaterials   und   der 
Gröfse  bedingt  ist,  dieselbe  Stellung  und  Bekleidung 
zeigt,  so  dafs  auch  bei  ihr  der  rechte  Arm  gehoben, 
der  linke  in  die  Falten  des  Ueberwurfs  gehüllt  ist. 
Dieselbe  Bekleidung  und  Haltung  haben  ferner  die 
in  und   über   den  Griibern  der  Griechischen  Inseln 
(Anaphe,   Thera,   Pholegandros,    Siphnos,   Andres, 
Karystos  auf  Euboa)  so  häufigen  Bildnifsstatuen  Grie- 
chischer Frauen,  von   denen   die   der  Akeuso   von 
Anaphe  (C.  I.  n.  24S1)  im  Besitze  des  Französischen 
Consuls  Herrn  Albis  auf  Thera,  die  Herr  li.  Kochette 
mit   Recht    der  Dresdener   Herculanerin  vergleicht, 
und  die  der  Egnatia  Maximilla  von  Andres  im  Mu- 
seum in  Athen  (vergl.  m.  Inseheisen  II,  17;  m.  Inscr. 
Gr.   II.  n.  89  und    C.  I.    vol.  II.     Add.    n.  2349«.) 
die   best    erhaltenen    sind.      Die   Aufstellung   dieser 
Statuen  hing  aber  mit  dem  auf  den  Inseln  vorzugs- 
weise verbreiteten  Heroencult  der  Verstorbenen  zu- 
sammen,  über  welchen  die  Inschriften   von   Thera 
(das  Testament  der  Epikteta  im  C.  I.  n.  2118   und 
das  Fragment  des  Testamentes  der  Argea  bei  mir, 
I.  G.  Incd.  II.  n.  19S)  den  meisten  Aufschlufs  geben. 
Wo  die  Mittel  zur  Errichtung  ganzer  Statuen  nicht 
ausreichten,    begnügte    man    sich   häufig   auch   mit 
blofsen  Brustbildern  der  Verstorbenen,  wie  sich  de- 
ren namenthch  auf  Tliera  und  Anaplie  viele  linden 
(vgl.    m.    Abb.    über    Anaphe   in   den   Schriften    der 


Münch.  Akad.  1838  S.  427;  m.  Inselreisen  I.  72.79), 
und  im  Innern  der  Grabkannnern  mag  man  sich  auch 
wohl  mit  kleinen,  die  Personen  der  Verstorbenen 
nur  andeutenden  Figürchen  beholfen  haben.  Wahr- 
scheinlich ist  selbst  der  Ausdruck  Lwa  neben  den 
ccvdQiäi'zsg  im  Testamente  der  Epikteta,  den  Böckh 
S.  370  auf  Reliefs  (Tvnovg)  deutet,  auf  solche  klei- 
nen Bildnifsfiguren  zu  beziehen,  vor  denen  dann  bei 
der  monatlichen  oder  jahrlichen  Todtenfeier  die  Opfer 
dargebracht  wurden.  Dafs  ich  aber  auch  ohne  aus- 
drückliche Zeugnisse  voraussetze,  dafs  sich  derselbe 
Heroencult  der  Verstorbenen,  von  dem  wir  auch 
auf  Kos  und  Rhodos  und  in  Lycien  hinlängliche 
Spuren  finden,  bis  nach  Cypern  verzweigt  habe, 
daran  werden  Sie  keinen  Anstofs  nehmen.  Wäre 
bei  der  Eröffnung  des  Grabes,  aus  welchem  meine 
Figuren  stannnen,  mit  der  nöthigen  Umsicht  ver- 
fahren worden,  so  würde  man  ohne  Zweifel  auch 
die  dazu  gehörige  Inschrift  entdeckt  haben,  und  wir 
würden  dann  diese  Frauen  mit  ihren  Namen  zu 
benennen  wissen,  eben  wie  die  Akeuso  oder  die 
Egnatia  Maximilla. 

So  viel,  verehrlester  Freund,  als  meine  Ansicht 
über  die  drei  Alabasterfigürchen  auf  gemeinsamer  *) 
Basis. 

—  Sl  quid  iiovlsii  rectius  isils, 
Candidas  imperti:  si  non,  his  utcrc  mecum. 

Halle,  12.  Febr.  1848.  L.  Ross. 


II. 

Ueber  die  3Iäikte  hellenischer  Städte. 

Die  Agora  war  iirspiiiiiglicli  kein  willkiilirlicli  be- 
stimmter städtisclier  Platz,  sondern  der  natürliche  Sam- 
melort einer  Gegend,  eine  bequem  gelegene  Niederung, 
in  welclier  versrliiedne  Wege  zusammentrafen  i).  Jeder 
Gau  hatte  seinen  Markt  und  der  durch  seine  Lage  und  die 
INiilie  der  Landeshurg  wichtigste  dieser  Märkte  wurde  der 
Kern  der  sich  bildenden  Slailt.    Der  Stadtmarkt  war  also 


*)  Auf  Einer  gemeinsamen,  etwa  1.5  F.  langen  Basis  stan- 
den auch  vor  dur  Westlront  des  Parthenon  die  Statuen  von 
zwei  Männern  und  drei  Frauen,  einer  Familie  aus  dem  Demos 


Potamos  angehörig,  Werke  des  Stiiennis  und  Leochares.  Kunstbl. 
1840.    N.  32. 

')  Ein  lü'-TOf  tvauvi'iyoiyoi  nach  Arist.  Polit.  VII,  2. 


293 


294 


iilter  als  die  Stadt  sell)St  und  konnte  dieselbe  nucli  iiher- 
danern.     So  war  das  hoinerisclie  Aleision  im  Gränzlande 
von  Kleia  und  Pisatis  längst  verschwunden,  aher  auf  der 
Stelle  desselben  Alesiaion    hielten  noch    zu  Augustus  Zeit 
die  Univvolmer  einen  monatlichen  Markt  ^).    Solche  Markte 
entsprechen  den  iora  und  concionaliula  im  Italisrlifti  Lande. 
Die  allsten  Einrichtungen    eines    städtischen  Alarktes  wa- 
ren sehr  einfach.     Es  wurde   vor  Allem  der  Raum  genau 
umgränzt.    Daher  maclit  auch  Dikaiopolis  nach  Abschlüsse 
seines  Separatfriedens  mit  den  Peloponnesiern  den  Anfang 
damit,  die  Gränzen  des  eröffneten  Marktes  genau  festzu- 
setzen ä).    Von  der  genauen  Begränzung  des  Hafenmarktes 
im    Peiraieiis   zeugt   der   von   Ulrichs    herausgegehne    In- 
schriftstein ■*).     Der  nach  anl'sen    hegränzte  llauni  wurde 
zitm    bequemem    Gebrauch    geebnet    und    ge|illastert;    so 
sclion  der  Phäakeninarkt  *).     Es  wurden    zur  Weihe    des 
Platzes  den  gemeinsamen  Gottheiten  Heiligtlüimer  errich- 
tet, wie  auf   allen  Böotlschen  Stadtmärkten    der   Artemis 
Eukleia*),    in  Athen  den  Zwölfgöttern,  um  deren  Altar, 
den  duftreichen  Mittelpunkt   der  Stadt  ')    sich    die  Fest- 
chiire  der  Stadt    aufstellten;    in   Sparta    hiefs    der  Markt 
selbst  ('horos   von  dem  erhöhten    heiligen    Tanzplatze  in- 
nerhall)  dessellien.     In    Elis    wurden    die  JMarktaltäre   fiir 
vorkommende    (telegenheiten    errichtet   und    dann    wieder 
weggeräumt  *).     Der   gemeinsame  Platz   des   Waarenver- 
kehrs  und  des  Gottesdienstes  wurde  der  Sitz  des  öfFent- 
lichen  Lebens.    So  lange  das  Volk  nur  zu  hören  und  zu 
gehorchen  hatte,    waren   die  Versammlungen   von   kurzer 
Dauer  und  wurden  stehend  gehalten;  Sitze  waren  nur  fiir 
die  Fürsten  und    die  mitberathenden  Geronten;   so  heilst 
es  bei  Homer  „der  Marktplatz   und    die  Sitze"  *).     Von 
einer  sitzenden  Volksversammlung  ist  in  der  Odyssee  kein 
Zeugnil's,  aber  wohl  in  der  lliade  an  verschieduen  durch- 
aus unangefochtnen  Stellen  '<>);  ja  es  wird  bei  der  Ver- 
sammlung derTroer*')  als  ein  aufserordentliches Zeichen 
von  Angst   und  Uestürzung   erwähnt,   dafs  sie   nicht  nie- 
dersal's.    Dieser  Unterschied  zwischen  lliade  und  Odyssee 


ist  um  so  hemerkenswertlier,  da  das  Sitzen  der  Volks- 
versammlung ein  sichres  Kennzeichen  aufkeimender  De- 
mokratie ist  '2)  „„j  mit  flen  poetischen  Zuständen  der 
Homerischen  Welt  in  einem  unverkennbaren  Wider- 
spruche steht. 

In  den  Staaten  von  streng  aristokratischer  Verfassung 
wurde  vom  Marktplatze  absichtlich  jede  künstlerische  Aus- 
stattung ferne  gehalten,  damit  nicht  das  Volk  durch  Scliau- 
werke  zerstreut  oder  zu  längerem  müssigen  Zusammen- 
bleiben gereizt  würde;  so  war  der  Spartanische  Markt 
ganz  einfach,  so  lange  dort  der  Geist  der  Lykurgischen 
Gesezgebung  hersclite  •').  Je  freier  sich  dagegen  demo- 
kratisches Leiien  entfaltete,  desto  mehr  wurde  der  Markt- 
platz Gegenstand  eifriger  Knnsttliäligkeit.  Nachdem  die 
Räume  für  den  Verkehr  und  für  die  politischen  Versamm- 
lungen gesondert  waren  '■'),  erhoben  sich  Hallen  an  den 
verschiedenen  Seiten  des  Jlarktraumes  '  *),  um  den  um- 
herwandelnden Bürgern  Schutz  gegen  Sonne  und  Re<»en 
zu  gewähren  und  sie  durch  künstlerische  Ausstattung  an- 
genehm zu  unterhalten ;  die  Anlage  von  Wasserleitunnen 
machte  Baumptlanzungen  möglich,  die  reichen  Bürger 
wetteiferten,  es  dem  Demos  so  behaglich  wie  möglich  zu 
machen,  die  Schötdieit  des  ^larktes  wurde  der  Maafsstal» 
des  einheimischen  Wohlstandes  und  der  bürgerlichen 
Freiheit. 

Als  die  Demokratien  in  voller  Entv^ieklung  beTiffen 
waren,  verbreitete  sich  von  lonien  aus  der  neue  Styl 
der  I\Lirktanlage,  welchen  Pausanias  auf  das  Bestimmteste 
von  einem  iUterii  Style  unterscheidet.  Worin  dieser  Un- 
terschied bestehe,  ist  auch  von  Preller  in  seiner  geist- 
vollen Abhandlung  über  Pheidias  '»),  wo  er  diesen  Punkt 
beridirt,  nicht  klar  gemacht  worden.  Der  Stadtmarkt  von 
Elis,  welchen  Pausanias  als  ein  Beispiel  des  alten  Styles 
anführt,  war  ein  sehr  grol'ser  Platz  in  der  Mitte  der  Stadt, 
von  mehrfachen  Säulenhallen  umgeben.  Das  Eiaenthüm- 
liche  der  neuen  Anlage  lag  also  nicht  in  der  Gröfse  des 
freien  Raumes,    nicht  in  der  Umgebung  mit  Hallen  noch 


■)  Strab.  241. 

^)  Acharn.  727  linoi  fih'  üyonä;  ol'Jf  rijg  ^uys. 
*)  i^no^Cov   xa'i   öSov   uooi.     Vgl.  K.   Fr.    Hermann    de 
tenninis  p.  24. 

')  (ivTüiaiv  ).i:tani  xiaionv/iiaa    aoanvia  Od.  Z  2()7. 
')  Phit.  Aristid.  20. 

~')  Svöeig  of-ufakös  umeog  Pind.  Fragni.  Dith.  3. 
")  ttvioa/iSCtoq  olxoöofiofxovfiivoi.  Paus.  VI,  24. 
")  ayoniti  it  xa\  eäQiu   Od.    0   IG;    so   auch    r  31    beim 
Opferniale  der  l'jlier.     />'  14   sitzt   nur  'relemaclios  als  Stell- 


vertreter seines  Vaters  ^i'  jictjnog  Sütxiff.  'iäQa  bezeichnet  also 
Sitz-  und  Stiminreclit  wie  in  'ISqu  xCtiv. 

"•)  Z.  B.  n  m,  99,  191,  211.  ■')  2241!. 

")  S.  Cic.  pro  Flacco  über  die  scdentes  conciones  Grae- 
coruin  und  K.  O,  Müller  index,  schob     Gott.  1839—40. 

")  uvje  7iaaiuö(»v  oiiaiöv  ovn  icXXrjg  TiccQctaxivtjg  Plut. 
Lyk.  6. 

'■*)  Forum-comitium;  tcyouü-lxxlrjat'a,  nvvi, 

''•)  ttl  oiotti  ohne  weiteren  Zusatz  die  Markthallen  wie 
Strab.  C22. 

")  Enc.  V.  Erscli  und  Gruber  S.  166. 


295 


296 


in  der  centralen  Lage  und  dem  Zusammentreffen  der  ver- 
schiediien    HaiiptstraTsen;    aucli   nicht   in    der  Pracht    der 
anliegenden  Staatsgeliiiude  oder  in  den  Baumpflanzungen, 
welche  den  innern  Raum  schmückten,  sondern  der  neuere 
Styl  bestand  allein  darin,  dafs  die  Markthallen  nicht  von 
den  Strafsen  durchschnitten  wurden,  sondern  sich  unmit- 
telbar  an    einander   schlössen    und    so    einen   in   sich   be- 
gränzten  Raum  einschlössen.    Das  geht   deutlich  aus  den 
Worten  [des  Pausanias  hervor,  welcher  in  dem  Abstände 
der  Markthallen   von   einander   das  Charakteristische   des 
alten  Marktes  erkennt  ").    Das  geschichtliche  Verhältuifs 
der  beiden  Baustyle  ist  also  so  aufzufassen.    Ursprünglich 
war  die  Agora    kein    bauliches  Ganze   fiir    sich,    sondern 
nur  der  Vereiniguiigspuukt  der  verschiednen  Strafsen  und 
Quartiere.     Die  lonier,   welche  in  der  Baukunst  wie  im 
politischen  Lel)en    die   einzelnen  Glieder   des  Organismus 
in  ihrer  Selbständigkeit  zur  Geltung  Ijrachten,  fafsten  auch 
die  Agora  zuerst  als  eine  besondre  und  selbständige  Bau- 
anlage auf;   sie  machten  aus  ihr  einen  grofsen  hypäthra- 
len  Versammlungssaal,   welchen    rings   umher  die   Hallen 
vollständig   gegen    aufsen    al)schlossen,   so   dafs    die   ver- 
schiednen Strafsen  nicht  mehr   unmittelbar  in  den  innern 
Marktraum,   sondern    in   die  Älarkthallen    mündeten    oder 
durch    besondre  Thore    mit   dem  Marktplatze    in  Verbin- 
dung Stauden.     Solche  Marktthore  oder  Propyläen  waren 
auf  der  Agora    von  Neukorinth  mit  den  vergoldeten  Ge- 
spannen des  Helios  und  Phaethon  und  in  Patrae  mit  den 
vergoldeten    Erzbildern    der    Stadtgründer.      Hinter    den 
Hallen    lagen    tlieils    Staatsgebäude,    theils    Heiligthümer, 
theils  Kaufläden,  wie  die  Myropolis  in  Megalopolis.    Der 
innere  Raum  '^j  war  mit  Altären  und  Tempeln,  mit  Sta- 
tuen   von  Göttern,    Gesetzgebern,    Feldherrn  und  andern 
verdienten  Bürgern  geschmückt;    besonders  waren  es  die 
<iründer  der  Stadt,  welche  auf  dem  Markte  bestattet  wur- 
den, wie  Battos  in  Kyrene  ••).    In  Sicilien  standen  Rei- 
terstatuen auf   allen  Stadtmärkten  2»),     Was  jedoch    die 
Benutzung  des  innern  Raumes  betritlt,   so  ist  es  unmög- 
lich einen  durchgreifenden  Unterschied  zwischen  dem  al- 
tern   und    Jüngern   Style    festzustellen,    aufser    dafs    der 
letztere   eine   gröfsre    Planraäfsigkeit    und  Symmetrie   der 
ganzen  Anlage  erstrebte. 

Diese  Ionische  Umgestaltung  der  Märkte,  welche  mit 
")  TQÖntii  z(ö  ttQxaiotiQO)  aiomg   i'i ).  l  ij /.  tu  i'  iSiiaiioaaig 
xttl  äyviiüv  ät    ttvjiHv  VI,  24. 

'■')  t6  vnmanov  irjg  liyoQäg  Paus.  Vll,  20;   II,  9,  16.    lö 
ix^aov  T.  K.  II,  3.    rö  fi^aavXov. 

'■')  nnvuvois  ityo(iüg  im   Slya  xenui   Qin'ihv   Pind.    Pytli. 
V,  87.    Scliol.  a<l  Ol.  I,  149. 
"•)  Cic.  c.  Verr.  IV,  46. 


der  durch  den  Milesier  Hippodamos  begründeten  Reform 
des    Griechischen  Städtebaues    im  Zusammenhange   steht, 
verbreitete  sich  in  Griechenland   so  weit,   dafs  Pausanias 
in  seinem  Werke  mit  Bestimmtheit  nur  zwei  Stadtmärkte 
nennt,  welche  ganz  im  alten  Style  geblieben  waren,   den 
von  Elis  und  den  im  Achäischen  Pharai,  welches  auf  den 
Abhängen    Arkadischer    Hochgebirge   trotz    der  Nähe   der 
See  an  uralten  Formen  der  Sitte   und    des  Cultus  merk- 
würdig  festhielt.     Von  Ionischen  Märkten   sind    in    Grie- 
chenland   selbst    keine   deutlichen    Ruinen    nachzuweisen, 
aber  wohl  in  Klein-Asien,   dessen   hellenische   Städte   in 
den  von   neuern  Reisenden   aufgenommenen  Grundpläneu 
uns  mit  überraschender  Klarheit   vor  Augen  treten.     Die 
merkwürdigsten  in  dieser  Beziehung  sind  Knidos,   des- 
sen  Markt   von   96  Quadratfufs  Umfang   gleich   oberhalb 
des    kleinern  Hafens   liegt,   von    Dorischen  Hallen    einge- 
fafst,  durch  eine  grofse  Thorhalle  mit  dem  Ufer  in  Ver- 
bindung *');    Aphrodisias   mit  einem  Markte   von  525 
Fufs  Länge  und  213  Fufs  Breite  und    doppelter  Säulen- 
halle'-'^), Side^^),  Assos*''),  Antip heilos  mit  einem 
20  Meter  breiten  Hypäthron,  in  dem  3  Heiligthümer  neben 
einander   liegen  ^^j,   Termessos  Meizon,   wo   in   der 
Glitte  des  regelmäfsig  geschlossnen  Oblongums  ein  einzel- 
ner  15  Fufs  hoher  Fels   emporragt,   welcher  einen   Sar- 
kophag   trägt  ^''),    Oinoanda   u.    A.     Diese   Ionischen 
Märkte  hal)en  im  Wesentlichen  dieselbe  regelraäfsige  Form, 
wie  sie  in  Pompeji  am  anschaulichsten  zu  Tage  liegt  und 
wie  sie  sich  in  den  Römischen  Kaiserfora  mit  gesteigerter 
Pracht  wiederholt.   Von  Gebäuden  neuerer  Zeit  entspricht 
in  seiner  Anlage  wohl  keines  mehr  dem  Typus  einer  Ioni- 
schen   Agora   als   das    Palais   royal    in   Paris.     Denselben 
Vergleich   macht  ßeecliey*')   bei   der   Beschreibung   des 
Marktes  von  Kyrene,   dessen   freier  Raum    zu  Garteoan- 
lagen    benutzt   gewesen   zu   sein    scheint.      Derselbe  war 
wie   in   Korinth  und   Patrai   mit  der    Hauptstral'se    durch 
einen  Thorweg  verbunden. 

In  den  bedeckten  Foren ,  wie  dem  des  Trajanus, 
erreichte  die  Ionische  Ausliildung  der  Hellenischen  Markt- 
anlagen gewissermafsen  ihre  letzte  Vollendung;  die  er- 
strebte Einheit  des  Ganzen  wurde  vollständig  erreicht, 
indem  es  auch  ein  gemeinsames  Dach  erhielt. 

E.  Cur  Tius. 

")  Ion.  Ant.  IM  pl.  XXIX.   Texier  Asie  M.  livr.  33. 

")  Ion.  Ant.  III  pl.  IV. 

"_)  Beaulort  Karaniania. 

■')  Texier  livr.  9  et  10. 

'°)  Kbenilaselbst. 

"•'■)  Spratt  und  Forbes  Travels  in  Lycia  I,  235. 

■■"J  Kxpedition  to  explorc  tlie  northern  coast  of  Afrina  p.543. 


297 


298 


III. 

Gargiulo's  Sainmkm<v  von  Terracotten, 

Audi  nach  ßesiclitigimg  der  iinvergleicliliclien  Ter- 
racotteii-Siiminhing  des  Hrn.  Camjiana  zu  Rom  kann  die 
gleicliartige  vorzügliclie  Sammlung  ilires  Eindruckes  niclit 
verleiden,  welche  der  berühmteste  Hersteller  antiker  Thon- 
gefäfse,  Hr.  Raßaelle  Gargiulo,  mit  ansehnlichen  Opfern 
von  Zeit,  Mühe  und  Geld  zusammengel)racht  hat  und  in 
seiner  Wohnung  zweckmiilbig  aufgestellt  zum  Verkauf  im 
Ganzen  darbietet. 

Wenn  in  der  genannten  römisclien  Sammlung  die 
feinen  Thonfiguren  attischer  und  sicilischer  Werkslatten, 
namentlich  die  von  Centorbi  (Centuripae)  ungern  vermifst 
werden*),  so  findet  der Altertliumsfreund  für  den  Älangel 
dieser  echt-griechischen  Werke  hier  eine  reiche  Entschä- 
digung in  den  vorzugsweise  aus  Gräbern  von  Ruvo,  Ca- 
nosa,  Gnazia  und  andern  Punkten  Grofsgriechenlands  her- 
vorgegangnen  Bildwerken,  die  theils  in  künstlerischer  Hin- 
sicht unsre  Bewundrung  erregen,  oft  an  l)erülnnte  Statuen 
erinnernd,  theils  durch  Eigeuthümlichkeit  des  Gegenstan- 
des die  Aufmerksamkeit  des  Forschers  in  liohem  Grade 
auf  sich  zielien. 

Je  weniger  nun  der  vom  Besitzer  so  eben  herausgege- 
bene kurzbeschreibeude  Katalog  von  der  Bedeutung  dieser 
Sammlung  für  das  Studium  antiker  Religion  und  Kunst 
die  rechte  Vorstellung  zu  geben  vermag:  desto  willkomm- 
ner dürfte  meinen  Wissenschaftsgenossen  ein  Bericht  er- 
scheinen, welcher  die  vorzüglichsten  Stücke  der  Samm- 
lung hervorzuheben  unil  mit  ihrem  mutlimafslicheii  Namen 
zu  belegen  versucht.  Um  den  Umfang  der  Sammlung  zu 
ermessen,  genügt  es  anzugeben,  dal's  sie  nächst  120  figii- 
rirten  Lampen,  meist  römischer  Zeit,  584  Stücke  gröfsten- 
tlieils  Statuetten  und  überdies  84  Gefäfse,  theils  Trink- 
hörner  mit  Thierköpfen  in  gelungenster  Modellirung, 
theils  Gefäfse  in  sinnige  Formen  der  mannigfaltigsten  Ge- 
genstände eingekleidet,  theils  Vasen  mit  Köpfen  von  Gott- 
heiten oder  Personen  aus  dem  wirklichen  Leben,  umfafst. 
Statt  der  im  Katalog  beliebten  Eintheiliing  in  3  Klassen 
(l.  Rilon,  teste  umane  e  di  aiümali  e  vusi  con  hussiriÜevi. 
2.  Terrecotte,  worin  Statuetten    und   bemalte,  auch   mit 


Reliefs  oder  Figuren  geschmückte  Gefäfse  ebenfalls  vor- 
kommen. 3.  Lucerne)  ziehe  ich  es  vor,  mit  Beifügung 
der  Nummern  des  Katalogs,  die  wichtigsten  Stücke  nach 
den  Gegenständen  aufzuziilileii  und  daher  erstens  aus 
den  Göt  terv  ors  teil  un  gen  und  dem  damit  verbundnen 
Heroenkreis,  sodann  aber  aus  dem  individuellen 
Leben  die  interessantesten  Monumente  kurz  zu  be- 
schreiben. 

1.    Mythologisches. 

Des  alterthümlichen  Styls  wegen  stelle  ich  das  Frag- 
ment (l'/,„  Palm)  eines  in  S.  Maria  di  Capua  ausge- 
grabnen  S  tirn  Ziegels  (317)  an  die  Spitze,  das  in  braun, 
gelb  und  roth  gemalt,  einen  weiblichen  Kopf  mit  herab- 
liängenden  Locken  aus  einer  Nische  in  Hautrelief  hervor- 
tretend zeigt  und  lebhaft  an  den  Stirnziegel  mit  dem 
Kopf  der  Juno  Lanuvina  in  unsrem  Museum  (Terrakotten 
Taf.  X.)  erinnert:  der  Name  Kora  dürfte  sich  wohl  am 
besten  für  den  Kopf  dieses  merkwürdigen  Bildwerks  eignen. 

In  ganz  anderem  Styl  begegnen  wir  vermuthlich  der- 
selben Göttin  (93)  verschleiert  neben  einer  andern  gleich- 
bekleideten, wohl  Demeter,  auf  einem  von  zwei  Hunden 
gezogenen  Wagen  sitzend,  da  der  Dualismus  zunächst  an 
Demeter  und  Kora  zu  denken  gebietet  und  der  H  und 
der  Hekate  wie  der  Uithyia,  letzterer  wegen  leichter  Ge- 
burt, geheiligt  ist. 

Eine  Frau  mit  Modius  (182)  eine  Hirschkuh  auf  dem 
Scliofs  haltend,  von  gutem  Styl,  und  eiue  andre  sitzende 
(246)  mit  Hirschkalb  in  der  Linken,  glaube  ich  als  De- 
spoina  bezeichnen  zu  können.  (Gargiulo  Raccolta  di 
Monum.    Vol.  U,   Tav.  4.). 

Ein  'I'rinkgefäl's  (7)  gebildet  durch  den  Kopf  einer 
Frau  mit  dunkelrothem  Stirnband  und  schwarzer  phrygi- 
scher  Mütze  verdient,  sowohl  des  edlen  Styls  des  Kopfes 
als  der  Merkwürdigkeit  des  Gegenstandes  wegen,  besondre 
Beachtung.  Wie  auf  dem  Hals  apulischer  Kratere  und 
Amphoren  das  Bild  desselben  weiblichen  Kopfes  mit  phry- 
gischer  Mütze  über  einer  Blume  (s.  meinen  Artikel  io 
Avellino's  Bullet,  archeol.  napol.  Agosto  1847),  so  glaube 
ich  auch  diesen  Kopf  Ganymeda  nennen  zu  dürfen,  da 
der  Mangel  eines  Bogens,  Pfeils,  Köchers  oder  Jagdspeers 
an  Artemis  Astrateia  zu  denken  verbietet. 

Nächst    einem    epheubekränzten   (404)   Knaben    mit 


•)  Diese  Iloclistellnng  der  Fabrik  von  Centorbi  stellt  mit 
den  früher  über  iliiiselbe  geäufserten  Aiibicliten  (Ann.  d.  Inst. 
VII,  43.  40)  in  einigem  Widerspruch.  Der  Reinheit  attischen 
Styls,  wie  sie  in  Stackeibergs  Auswahl  sich  darlegt,  ferner 
den  lokrischen,  vielleicht  selbst  den  iiolanischen  und  ruvesi- 
schen   glaubte   ich   jene  Terracotten    von   Centorbi    bis   jetzt 


nachsetzen  zH  müssen ,  deren  Werth  dagegen  hauptsächlich 
in  zahlreichen  und  ansehnlichen  Statuetten  oder  Reliefs  einer 
mehr  freien  und  gefalligen  Anlage  als  stilistisch  correcten 
Ausführung  besteht;  selbst  die  berühmten  jetzt  in  Karlsruhe 
befindlichen  Pisani'schen  Tänzerinnen  würde  ich  nicht  anders 
bezeichnen.  B.  G. 


299 


300 


Weintraube  in  der  Rechten,  auf  einer  Hirsclikuh,  wohl 
Kydon,  erwähne  ich  einen  jungen  Bacchus  (95) 
mit  ansprensendem  Hündchen,  Rehkalb  oder  Hasen  (nur 
die  Beine  des  Tliiers  sind  erhalten):  ihn  umarmt  eine 
epheubekränzte  Frau  mit  grofsera  Ball,  vielleicht  [Libera 
oder]  Venus  Libitina. 

Thyone  erkenne  ich  (vgl.  Terracott.  d.  Berl.  Mus. 
Taf.  XXXIX)  in  einer,  Ariadne  benannten  (47),  mit  Epheu 
bekränzten  Frau,  die  den  Kopf  frei,  übrigens  ganz  ver- 
hüllt, auf  einem  Fels  sitzt. 

Dagegen  berechtigt  die  grofse  Aehnüchkeit  mit  der 
berühmten  Dresdner  Marmorstatue  einer  halbnackten,  Ve- 
nus (38)  benannten,  Frau  mit  Stirnkrone  auf  einem  Fels 
sitzend,  den  Namen  Ariadne  beizulegen. 

Ein  verschleierter  Silen  (96),  der  einen  Bock  schleift, 
rermutlilich  zum  Opferaltar  hin,  hält  in  der  Linken  einen 
Korb  mit  Früchten,  auf  dem  Kopf  vielleicht  einen  zwei- 
ten. Eine  ähnliche  Vorstellung  zeigt  ein  Riiyton  (37)  in 
kleinen  Widderkopf  endend,  am  Hals  sieht  man  das  Bild 
eines  Faun  [Pan?]  auf  einer  Hydria  sitzend  mit  einem 
Kranz  und  Kästchen  vor  einer  unl) artigen   Herme. 

Ein  Tropfgefäl's  (71)  in  Form  einer  Zwiebel  (Bom- 
bylios)  ist  mit  dem  Basrelief  eines  Pan  geschmückt,  mit 
sileneskera  Profil,  Hörnern  und  Bocksfüfsen ,  die  Hände 
hinten  «ebunden:  wahrscheinlich  in  Folge  seiner  Nieder- 
lage im  Ringerkampf  mit  Eros.  Rechts  springt  eine  Ziege 
auf  ihn  zurückblickend  an  einen  Fels. 

Auf  das  Bacchuskijpfchen  von  Rosso  antico,  an 
dessen  Schopf  ein  Rindsköpfchen  sichtbar  ist,  im  Königl. 
Museum  zu  Berlin,  wirft  ein  Trinkgefäls  (83)  der  Gar- 
"iulo'schen  Sammlung,  gebildet  einerseits  von  einer  sce- 
nischen  Maske,  andrerseits  von  einem  Kalbskopf 
mit  einer  von  den  Hörnern  h  er  ali  hängenden 
Binde,  ein  unerwartetes  Licht,  indem  es  dem  Opfer 
dramatischer  Festieier  zu  Ehren  des  Dionysos  anheimfällt. 
In  dieseilie  Kategorie  gehört  ein  'rrinkgefäfs  in 
Form  einer  kleinen  Amphora,  (84)  von  gleicher  Höhe 
(V,  Palm);  es  wird  gel)ildet  einerseits  durch  eine  epheu- 
bekränzte scenische  Maske  mit  geöffnetem  Mund,  an- 
drerseits durch  einen  Pantherkopf. 

Durchguten  Styl  empfiehlt  sich  auch  eineTliet  is(154) 
auf  einem  Seepferd  einen  mit  dem  Embleme  des  Medusen- 
kopfes geschmückten  Schild  bringend.  (GargiuloRacc.  11,5). 
Für  die  Vorstellung  des  Helios  in  Löwen  gest  alt 
zeugt  ein  Lagynos  (Flache  Reiseilasclie)  mit  dem  Relief 
eines  Jünglingskopfes,  der  von  einer  Löwenmähne  um- 
strahlt ist.  Vergl.  Terracott.  d.  K.  Mus.  zu  Berlin  Taf. 
XXXV  S.  111  IT.    [Abg.  auf  unsrer  Taf.  XX  no.  2.  3]. 


Eine  Frau  mit  ■Modlus  (446)  auf  dem  Kopf,  auf 
einem  Maulthier  sitzend  und  die  Mandoline  spie- 
lend', möchte  ich  für  Selene  halten,  gestützt  auf  des 
Phidias  Relief  der  Mondgöttin  zu  Maulthier  (Pausan.  V, 
11,  3)  und  mit  Rücksicht  auf  die  Liebesgesänge  bei  Mond- 
schein zur  Mandolinenbegleitung. 

Diana  (42.5)  auf  ein  Pilaster  gestützt,  in  der  Rech- 
ten eine  lange  unangezündete  Fackel,  den  linken  Arm  in 
den  Peplos  gehüllt,  die  Beine  gekreuzt,  mit  kurzem  ge- 
gürtetem Chiton  und  Jagdstiefeln,  zu  ihren  Füfsen  ein 
Jagdhund,  findet  sich  auch  in  andren  Museen. 

Desgleichen  eine  viereckte  Relief-Platte  (299)  ohne 
Grundiläche,  alterthümlichen  Styls:  Artemis  sich  ab- 
trocknend oder  entkleidend,  während  Aktaeon  von  zwei 
Hunden  gefafst  wird  (V^^  Palm).    [Auch  sonst  vorhanden.] 

Nächst  einer  graziösen  Nike  (116)  '/;„  Palm  hoch,  ver- 
dient eine  Nike  mit  einem  Kranz  in  der  vorgestreckten 
Rechten  und  einem  zweiten  in  der  Linken,  besonderes 
Lob:  das  Gewand  deckt  nur  den  rechten  Arm  und  Bein, 
auf  dem  Kopf  trägt  sie  einen  Epheu-  und  Korymbenkranz. 

Aus  der  grofsen  Zahl  Venusstatuetten  hebe  ich  nächst 
einer  Venus  (184)  Irait  dem  Schwan  in  der  Linken, 
von  gutem  Styl,  eine  ausgezeichnet  schöne  Gruppe,  die 
cy Iberische  Göttin  (Vgl.  Terracott.  d.  Berlin.  Mus. 
Taf.  XVII,  XVm  S.  59  ff.)  in  der  Muschel  von  zwei 
Schwänen  (Terracott.  Taf.  XV,  XVI.  S.  54)  gezogen 
hervor,  sowie  eine  nackte  (420)  si  tzen  d  e  Venus  mit 
6  Blumen  geschmückt,  zwei  auf  den  Schultern,  eine 
am  rechten  Ohr,  eine  zwischen  den  Brüsten,  zwei  in  den 
Händen;  auf  dem  Kopf  trägt  sie  eine  Modiusähnliche  Ste- 
phane (",„  Palm).  Desgleichen  einen  sehr  schönen  wei- 
fsen  Hermaphrodit  (16)  mit  goldnem  Perlbrustband 
(1",.  Palm):  die  Flügel  fehlen  (Terracott.  Taf.  XXVI, 
XXVII,  XXVIII). 

Nackte  Venus  (336),  der  ein  bärtiger  ithyphalli- 
scher  Pan  zur  Seite  stehend  mit  der  Linken  an  die  Schaam 
fafst:  sie  hält  die  Linke  auf  seinem  Kopf  und  mit  erhobner 
Rechten  den  Peplos  der  über  dem  Hinterkopf  herabfällt. 
Roll,  aber  merkwürdig,  dieselbe  Gruppe  befindet  sich  im 
Musee  Blacas. 

Lagynos  (wie  die  mit  dem  Relief  der  Scylla)  von 
Canosa  (297)  mit  verschiednen  rotli  und  blau  gemalten 
Verzierungen  und  folgendem  kolorirteu  Relief  in  edlem 
Styl:  ein  Mann  auf  einem  Stuhl  und  eine  nackte  Frau 
auf  seinem  Schenkel  umarmen  sich:  ein  Peplos  auf  dem 
Stuhl  dient  als  Kissen.  Eros  hält  in  beiden  Händen 
wohl  den  Peplos  der  Aphrodite  nelien  ,\douis. 

Adonis  (81),  fälschlich  Mcirs  genannt,  mit  zwei  Jagd- 


301 


302 


Speeren  in  der  Rechten,  iininrmt  die  reclits  stehende  Ve- 
nus, die  mit  der  Linken  den  nur  iliren  Unterkörper  dek- 
kenden  l'eplos  hält  und  den  reciiten  Arm  ;iu/  seine  Linke 
legt. 

Eros  (164)  auf  einem  Schwan,  sitzend,  drunter  die 
Wogen,  mit  erlialtner  Fiirhuiig  in  schiinem  Styl. 

Doppelexemplar  eines  hiichst  graziösen  kleinen  Eros 
(76.  77)  auf  sprengendem  Rofs,  dessen  Zügel  er  liJilt. 

Eros  (157)  mit  einem  Kranz  im  Maar,  mit  einem 
P'ell  oder  Mantel  bekleidet,  in  der  Linken  llorn  oder 
Fackel. 

Eros  (.S65)  mit  Keule  in  der  Linken,  auf  einem  Lö- 
wen sitzenil,  wohl  als  Allljandiger  ll(/.vi)tijiuzf:iri. 

Delphin  auf  Wogen  mit  sciilafendem  Eros 
darauf. 

Himeros  (159)  eplieuhekränzt  und  mit  liinde  um 
den  Kopf,  aufsprengendem  grolsein  Ijock.  Höchst  geist- 
reiche  Aullassung. 

Eros  (440),  an  dem  ein  junges  Mädchen,  wühl  Psy- 
che, von  ihm  in  ilie  Höhe  geliolien ,  sein  Kinn  ktissend, 
hängt;  er  hat  das  Haar  doppelt  mit  einer  Tänia  umwun- 
den.    Ansgezeiclinet  schön. 

Knal)e  (.'585)  schreitend  mit  einer  Kugel  oder  einem 
Ball  in  der  Hechten;  mit  der  Linken  zieht  er  einen  klei- 
nen Wagen  nach  sich,  worin  ein  kleiner  Amor  sitzt.  Etwa 
Ganymed  im  Hallspiel  mit  Eros  besiegt  und  ileshalb 
seinen  Wagen  ziehend. 

Knal)e(39(j)  auf  einer  Rank  sitzend,  den  einen  Fnl's 
am  Boden,  den  andern  an  den  Sitz  der  Bank  gestemmt. 
Auf  dem  erhobnen  Schenkel  ist  ein  kleiner  Eros,  der 
einen   Hund   liebkost. 

Knal)e  (161)  mit  Bindenkranz  und  ganz  eingehüllt, 
nur  das  Gesicht  frei,  auf  einem  Hund.  Te  lespho  ro  s, 
E  u  a  m  e  r  i  o  n  ? 

Knabe  (568)  auf  wild  galoppirendem  Hund,  in  der 
Linken  wohl  brennende  Fackel,  nicht  Hörn  haltend.  Eua- 
m  er io  n? 

Andrer  (163)  noch  kleinerer,  mit  einem  Schild,  auf 
einem  H  und. 

Knabe  (166)  auf  einem  Hahn.  Euamerion? 
(Vgl.  Terracott.  d.   Berl.  Mus.    'J'af.  XXXI,  2). 

Knabe  (168 — 178  Zehn  meist  verschiedne  Exem- 
plare) auf  einem  Ferkel  liegend;  Säuling  der  Artemis 
Korythallia  statt  des  ursprünglichen  Opfers  von  .Säuglin- 
gen dargeboten  (Terracotten  d.  L5erl.  Museums  'J"af.  LIX, 
1,  2,  3,  4.    LX,  2.  S.    151  u.  ir.) 

Knabe  (160)    auf  einer  Ziege.     Kydon. 
Knabe  (402)  mit  kurzer 'i'unika,  vor  eiuerHirsch- 
kuii.     Telephus. 

Knalie  (158)  auf  einem  Löwen  schlafend,  Hypnos. 
Knabe    (155)    am    Boden    sitzend,    einen    Schwan 
umarmend.     Kyknos,  Pelops??    [Ganymedes?] 

Fragment  einer  Gruppe  von  Perseus  und  Andro- 
meda  (150).  Letzlre  (deren  Kopf  fehlt)  sitzt  auf  einem 
Kels;  das  j\leprungelieuer  liegt  mit  starrem  Blick  wie 
versteinert  ihr  zur  Seite  im  Hintergrund.  Gegeniiber 
kömmt  Perseus  (dessen  ganzer  Oberkörper  fehlt):  das 
Schwert  in  der  Rechten,  legt  er  die  Linke  auf  ihre  Schul- 
ter,  um  sie  abzuholen.    (   , .  Palm). 

Medea  (SH)   in  Uracbengezognem  Wagen,  von  Hrn. 

Viuet  in  der  Revue  Archeologique  publizirt. 

Europa  (98)  auf  dem  Stier  hingestreckt. 

Sitzende  h'rau   (167)  auf  einem  Thron,  an  dessen 

Lehne  ein  Löwe  in  Relief;  sie  hidt  mit  der  Rechten  den 

vom  Kopf  herabwallenden  Peplos,   in  den  der  linke,   auf 


die  Lehne  aufgestützte  Arm  eingehüllt  ist.  Wohl  Helena, 
die  durch  eine  Löwin  (Paus.  IIF,  18,  8)  unter  dem  einen 
der  Diosknren  am  'J'lirou  des  amyklaischen  Apollo  ver- 
sinnbildet  worden,  wie  Menelaos  das  Emblem  des  Lö- 
wen auf  dein  Schild  trägt. 

Penelop  e-Ai  dos  (46)  den  Kopf  ganz  in  den  Pe- 
plos gehüllt,   auf  einem  Stuhl  sitzend  ('  ,   Palm). 

Frau  mit  phrygischer  Mütze(73),  kurzem  um- 
gürteten Aermelcliitou  ;  in  der  Linken  hält  sie  Lanze  und 
argolischen  .Schild;  mit  der  Rechten  spendet  sie  aus  der 
Pliiale  auf  den  Altar  vor  der  Herme  einer  weibli- 
chen Göttin  mit  Modius.  Wohl  Hypsi|)yle,  die  Für- 
stin der  kriegerischen  Lemnieriunen ,  Dankopfer  der 
•Göttin  Chryse  bringend  für  die  Rettung  ihres 
Vaters  Tlioas. 

Stehende  Frau  (105)  mit  Xebris  als  breitem 
Brustgürtel  über  dem  CJüton  und  mit  einem  Peplos  be- 
kleidet ("/,,  Palm).     Vielleicht  Autonoe. 

2.     Individuelles. 

Deklamirender  Schauspieler  (19)  mit  Maske 
vor  dem  Gesicht,  über  1   Palm  hoch. 

Schauspielerin  (20)  in  gleicher  Stellung  und 
Gröfse. 

Hydro p höre  (23)  von  gutem  Styl. 

Priesterin  (35)  mit  einer  Schale  voll  Früchten  in 
der  Linken   und  grolser  Guirlande  auf  dem  Kopf. 

Halbnackte  Frau  (48)  mit  Kithara  auf  einem 
Fels. 

Jungfrau  (324),  Körper  und  Kopf  ganz  iu  den  Pe- 
plos gehüllt  und  über  demselben  noch  einen  chinesi- 
schen Hut,   Petasos,  tragend. 

Sitzende  Frau  (443)  einem  Kinde  die  Brust 
gebend;  sehr  naive  Stellung  des  Kindes.   [Kurotrophos]. 

Kleines  Mädchen  (109)  in  langer  Tunika  am 
Boden  sitzend,  wie  Würlel  spielend:  von  sehr  "utem 
Styl.  ^ 

Schildläufer  (91  u.  92)  zu  Pferd  mit  flattern- 
der Chlamys;    Doppelexemplar   (vgl.  Terracott.  Taf.  XL) 

Landmann  (756)  mit  einem  Mantel  mit  Kapiizze 
bekleidet;  er  fuhrt  einen  Esel  auf  dem  ein  Mantelsack. 

Liegender  Mann  (351)  und  eine  links  daneben 
sitzende  Frau  auf  einein  Lectisterniiun,  beide  mitSchale. 

Camill(426)  mit  Oenochoe  in  der  Rechten  und  Pa- 
tera  iu  der  Linken. 

Reiterstatue  (322),  wold  eines  Imperators, 
(r,„Palm)  mit  einem  Kranz  auf  dem  Haupt,  mit 'J'unika 
und  grol'sem  Pallium  bekleidet.  Das  Pferd  ist  im  Gehen 
begriflen  am  Zügel  geführt;  die  andre  Hand  vorgestreckt. 
Höchst  merkwürdiges  und  gelungenes  kleines  Modell  zu 
einem   grolsen  Deid»mal. 

Diese  vorzügliche  mit  grofsera  Kunstgeschmack  ge- 
bildete Sannnliing  eignet  sich  durchaus  zum  Ankauf  hir 
Herrn  Cam[)ana  um  dadurch  den  Ruhm  eines  Autokraten 
über  antike  'l'errakolten  sich  zu  sichern  und  zu  befesti- 
gen. Wahrscheinlich  wird  aber  dieselbe  für  das  Museo 
Bori)onico  angekauft,  welches  bis  jetzt  in  dieser  einzigen 
Kunstgattung  mit  Ausnahme  weiüger  Reliefs  aus  Locri 
eine  unbegreifliche,  um  so  beschämendere  Armuth  zur 
Schau  trägt,  je  notorischer  es  ist,  dafs  was  in  öfl'entlichen 
und  Privat-.Mnseen  Europa's  der  Art  Schönes  und  Merk- 
würdiges gezeigt  wird,  gri'U'stentheils  den  Ausgrabungen 
im  Königreich  beiiler  Sicilieu    seinen   Ursprungverdaukt. 

Neapel  im  Juli  1847.  Th.  Panofka. 


303 


304 


A     1     1    e     r    1 


1. 


24.  DoDONisCHER  Zeus.  Draun  liat  eine  inte- 
ressante IMarmorbüste  des  Zeus,  jetzt  im  Berliner  Miiseiim 
hefriidlich,  puMicirt  (ant.  Maruiorw.  I,  4).  Der  Eiclien- 
kraiiz,  mit  welchem  er  geschmückt  ist,  iiUst  den  Dodo- 
niiischen  Zeus  erkennen.  Aiiflallend  ist  die  Bildung  der 
Haare  und  des  Bartes,  beide  sind  wie  von  Wasser  trie- 
lend  vorgestellt.  Man  iiatte  deshalb  an  Juppiter  pluvius 
oedacht;"ßraun,  der  diese  Bezeichnung  ablehnt,  hellt  doch 
die  Aehnlichkeit  dieses  Kopies  mit  denen  des  Poseidon 
und  anderer  Wassergottlieiten  hervor,  er  erinnert  au  die 
Jdiöu'ifii  dra/ii'iitQug  bei  Homer  (II.  XVI,  233),  und 
iraet,  ol)  der  Dodoniiisclie  Zeus  insbesondere  als  Gott 
der  Renenschauer  und  rauher  Gebirgshoheu  verehrt  wor- 
den sei?  Man  kann  daraui  bestimmt  antworten.  Zeus 
fülirte  in  Dodona  den  Beinamen  i'üiog  (.Stepli.  Byz.  s.  v. 
Jdidiiyr,-  Tity  tii  Jojdioi'awi' iliyoi' xui  fu'wi;  vgl.  I5utt- 
mann  exe.  III  z.  Dem.  Mid.  p.  125)  und  ihm  wurde  doi t 
das  Fest  der  A'««  geleiert  (C.  I.  2908).  Dafs  das  Wort 
ruio;  keine  andere  Bedeutung  habe  als  die  Feminina 
j'«/;-,  j'HiHC,  der  Quellname  Aß'/«  (Paus.  III,  25,  4),  ist 
gewil's  (vgl.  Völker  Japet.  p.  92.  Lasaulx  das  Pelasg. 
Orakel  des  Zeus  zu  Dodona  p.  6)  unti  wird  bestätigt 
durch  das  Scholion  z\i  Homer  (II.  XVI,  233):  6  di  J«i- 
doji'cuog  y.iu  ft'üoc,  id(ii,Xu  )'«p  T«  (y.ti  yiunlu,  und  da- 
mit stimmen  die  ISerichte  neuer  Reisender  iiberein.  Eben 
dahin  weist  auch  die  Legende  bei  Bekker  anecd.  1,  p.  283, 
22:  yuiog  ZtvQ'  oytiitu  hoov  tov  h'  jj^iöiiivi]'  Ihriiong 
yuQ  6  'ly.uaTov  nuiQ  roü  Alö/.ov  vuvuyi]aaq  öitaüQt\ 
ini  rijg  TiQv^iyrjg  y.o.i  itini'aaro  iy  z/wdi/jy]]  Jwg  yu'l'ny 
icpöy.  Die  Namen  sind  verschrieben,  wenn  man  J7f(»(,- 
org  und  'ly.ani'ov  herstellen  wollte,  müfste  man  noch  eine 
Verwechslung  annehmen,  denn  Ikarios  war  der  Sohn  des 
Perieres  und  dieser  der  des  Aiolos.  Es  ist  wohl  'loy.u.aTiiv 
zu  schreiben,  denn  lokastos  als  Sohn  des  Aiolos  wird  von 
Kallimachos  genannt  ( b.  Tzetz.  z.  Lyc.  45),  vielleicht 
hiefs  sein  Sohn  ritoinonog,  womit  auf  sein  Abentbeuer 
zur  See  hingedeutet  wäre.  Jedenfalls  ist  der  Zeus  IVaios 
hier  der  Retter  in  Wassersnoth,  und  so  wäre  diese  ei- 
«»enthümliclie  Charakteristik  des  Dodonaisclien  Zeus  hin- 
reichend gerechtfertigt.  Otto  Jahn. 

25.  Amphitrton's  Heimkehr.  Im  Tischbein- 
sclien  Vasenwerk  sind  auf  zwei  Platten  (I,  15,  16)  die 
beiden  Seiten  einer  vorztiglich  schonen  \  ase  abgebildet, 
deren  Darstellung  sich  über  das  Geviöhnlicbe  nicht  zu  er- 
heben scheint:  einerseits  (Taf.  16)  eine  lebensvolle  bac- 
cliische  Grujipe,  anderseits  (Taf.  15)  im  ausgedehnteren 
Hauptbild  die  Heimkehr  eines  stattlichen  bartigen  Helden, 
der  statt  des  Helmes  mit  einem  Petasus  bedeckt,  aber 
"eharnischt  und  mit  zwei  Lanzen  versehen,  auch  von  ei- 
nem andern  Krieger  mit  Schilil  und  zwei  Speeren  beglei- 
tet ist.  F^r  steht  auf  einer  Erhöhung,  mit  welcher  viel- 
leicht die  Schwelle  einer  Wohnung  gemeint  ist;  ihm  ge- 
geniiber,  mit  einem  Kul's  aul  dieselbe  Unterlage  hoch  auf- 
tretend, ist  eine  würdige  .Mannergestalt,  die  königlich  auf 
ein  Scepter  sich  leimt  und  um  ihrem  reichlichen  Haar  mit 
Tänia  und  Lorbeerkranz  geschmückt  ist;  sein  rechter  Aim 
ist  gelind  erhoben,  wie  zur  Begleitung  seiner  Rede.    Hin- 


ter ihn  auf  gleicher  obwohl  gesonderter  Höhe  mit  jener 
Scliwelle  tritt  wie  aus  dem  Innern  des  Hauses  eine  reich 
bekleidete  und  geschmückte  Frau  hervor;  sie  tragt  dem 
Neuangekommenen  Krug  und  Schale  zum  Labetrunk  ent- 
gegen. Auffallend  ist  dal's  der  Saum  ihres  Kleides  auf 
gleiche  Weise  verziert  ist  wie  der  Gewandsaum  des  eben 
ankommenden  Fremdlings;  ferner  dafs  der  Ankömmling 
mit  beiden  Fül'sen  gebieterisch  auf  der  Schwelle  steht, 
während  der  königliche  Inhaber  der  Wohnung  unentschie- 
dener auftritt.  Fugen  wir  iiinzn,  dafs  der  königliche  Gast 
in  Haltung  und  nacktem  Oberleib  an  Gestalt  und  Gewand- 
wurf des  Zeus  erinnert,  welchem  hier  etwa  ein  sterblicher 
Held  gegenübergestellt  sein  könnte,  so  sind  «ir  der  Er- 
klärung dieses  bisher  unverstandenen  Bildes  nälier  ge- 
rückt. Amphitryon,  der  mit  einem  Begleiter,  dem  So- 
sias  der  Komödie  entsprecliend,  vom  Feldzug  gegen  die 
Teleboer  oder  Taphier  heimkehrt,  betritt  zuversichtlich 
hier  seine  Schwelle,  begegnet  dort  aber  sehr  unerwartet 
dem  König  der  Götter  und  Menschen  ( '-/.((f/irpj'wjoc  iv 
ä^v(itzguig  Pind.  Istlim.  VI,  6.  Vgl.  Nem.  X,  16  avXüv 
iatjX&iv),  der  seinerseits  nicht  ohne  Verlegenheit  zu  ver- 
ratlien  zu  einiger  Auskunft  über  seine  Erscheinung  an 
diesem  Orte  sich  anschickt.  Die  Frau  liinterZeus  ist  dem- 
nach begreitiicherweise  die  getäuschte  und,  wie  auch  ihr 
Ausdruck  es  besagt  [?J,  innerlich  aufgeregte  Alkmene. 
Vorgetreten  zum  («rufs  eines  Gastes  ist  sie  verwirrt  durch 
den  Doppelanblick  ihres  vermeinten  und  ihres  wirklichen 
Gemahls;  so  bleibt  sie,  wie  immer  auch  die  Sache  sich 
entwickeln  möge,  beschämt  und  verlegen.  Mehrere  Ne- 
benumstände dieser  Darstellung  können  mit  mehr  oder 
weniger  Fug  einem  Gesammtbezug  auf  Amphitryon  ange- 
reiht werden.  So  die  [etwa  als  Zeichen  festlichen  Em- 
pfangs] aufgehängte  Tänia  über  Alkmene,  lerner  in  de- 
ren Hand  Krug  und  Schale,  etwa  als  Erinnerung  an  die 
aus  Plautus  bekannte  Schale  des  taphischeu  Pterelaos 
[oder  an  das  von  Alkmenen  geschenkte  (iefäl's,  ol>vvohl  we- 
der die  Doppelzahl  noch  irgend  ein  Schmuck  beider  Ge- 
fiifse  ähnlichen  Deutungen  zu  Gute  kommen],  sodann  dal's 
Zeus  königlich  [Ztig  p'(tat).ivg  Pind.  Nem.  X,  16.  Vgl. 
Panofka  Zeus  Basileus  1S47J  in  Ainpliitryons  Haus  er- 
scheint; endlich  das  bacchische  (^egenbild,  welches  [ob- 
wohl nur  ein  einfacher  bacchischer  Tanz,  Silen  utnl  Bac- 
chantin] Dionysos  und  Herakles  als  thebanische  Heroeu, 
wie  im  Eingang  von  Pindars  sechster  isthmischer  Ode, 
einander  annäherte.  Die  hier  vorausgesetzte  .Auffassungs- 
weise des  Mythos  konnte  lüglich  in  einem  attischen  Di- 
thyrambus oder  Drama  begründet  sein.  [Darin  dafs  Zeus 
in  Ainpliitryons  Haus  dem  heimkehrenden  König  sich  zu 
erkennen  gibt,  .Mkmene  ihrem  Gemahl  libirend  und  nicht 
oiine  Zuversicht  entgegentritt,  bedarf  jene  .Auffassung  und 
mit  ihr  zugleich  die  hier  gegebene  Erklärung  noch  fer- 
nerer Bestätigung;  jedenfalls  aber  mag  die  bisherige  von 
Italinsky  herrührende  und  durchaus  unstatthaite  Deutung 
des  Bildes  hiemit  verdrängt  seien,  welcher  zufolge  im 
Held  und  .Scliildknappen  hier  Menehios  und  Odijssetis,  in 
der  Emplanf;enden  aber  Anleiinr  als  troisclier  Fürst  und 
dessen  'I"ocliler  liriiio  gemeint  sein  sollten.] 

(Aus  Mittheilungen  des  Hrn.   W.  If.  Lloyd.) 


Iliezu  Tafel  XIX  der  Aeuen  Folge:    Kijprhches  G'r abreite/'. 


Druck  und  Verlag  von  G.  Reimer. 


Herausgegehen  von  E.  Gerhard. 


305 


306 


ARCHÄOLOGISCHE   ZEITUNG. 


M  20. 


JSeue  Fol(fe. 


August  1848. 


Helios  Atabyrios.  —  Clusinische  Wandgemälde.  —   Sarkophag  aus  Sidon.  —   Allerlei  (Euripides  in  Salamis;   Tlietis 
und  Aethra;  Münze  von  Karrhii;    Pan  und  Olympos;  Gral)re!iefs  zu  Kadyanda.) 


I. 

Helios  Atabyrios. 

Hiezu  die  Abbildung  Taf.  XX,  1.  2. 

JCiin  Oxybaphon  mit  lollien  Figuren  auf  schwarzem 
Grund  in  dem  K.K.  Antikenkabinet  zu  Wien  (no.  1.  2.) 
zeigt  auf  der  Hauptseite  einen  jungen  Mann  von 
vorn  gesehen,  auf  einem  Viergespann,  dessen  je 
zwei  feuerschnaubende  Rosse  nach  entgegengesetzten 
Richtungen  einiiersprengen.  Er  trägt  einen  langen, 
oberhalb  mit  einem  Strahlenhalsband  gestickten  Chi- 
ton, den  mitten  ein  breiter  Strahlengürlel  befestigt: 
auf  der  Brust  des  Chiton  bemerkt  man  eine  Maan- 
derähnliche  Verschlingung  ')  zwischen  zwei  runden 
Gegenständen,  vermuthlich  Augen,  deren  Apfel  weifs 
ist,  bei  schwarzer  Peripherie.  Eine  grofse  Sonnen- 
scheibe umgiebt  die  Quadriga  bis  unten  an  den  Bo- 
den der  durch  den  bei  Vasenbildern  gewöhnlichen 
Maeandcr  vertreten  \vird.  Links  überrascht  oben 
aufserhalb  des  Strahlenkreises  der  gefiederte  Blitz 
des  Zeus  und  zeichnet  dies  Vasenbild  vor  sonstigen 
Heliosvorstcllungen  aus. 

Einen  Kraler  gleicher  ajtulischer  Herkunft  und 
daher  ähnlichen  Styls  sah  ich  im  vorigen  Sommer 
in  der  Vasensammlung  des  Cav.  Betti  zu  Neapel^), 
der,  weil  ihm  der  .Sinn  des  Bildes  verschlossen  blieb, 
wegen  der  an  Kopf  und  Kleidung  des  Sonnengottes 


sowie  an  den  Rossen  unverkennbaren  groben  Re- 
staurationen sich  desselben  entledigen  wollte.  Ein 
junger  Mann  erscheint  daselbst  als  Wagenlenker  in 
langem  gesticktem  Chiton  auf  einer  Quadriga,  Zü- 
gel und  Stab  zur  Anspornung  der  Rosse  in  den 
Händen  haltend:  sein  Kopf  ist  mit  einem  Strahlen- 
diadem geschmückt,  das  offenbar  die  Stelle  der  Son- 
nenscheibe auf  der  Wiener  Vase  vertritt.  Links  er- 
blickt man  oben  wiederum  den  Bhtz  des  Zeus. 

Die  einzige  bis  jetzt  über  diese  merkwürdige 
Vorstellung  veröflentlichte  Ansicht  rührt  vom  Di- 
rektor des  K.  K.  Münz-  und  Antikenkabinels,  Herrn 
Joseph  Arncih  ')  her,  der  S.  22  der  Beschreibung 
dieses  Museums  sich  folgendermafsen  über  das  vor- 
liegende Vasenbild  ausspricht: 

„2.59.  Schöner  Krater.  Helios  steigt  während 
eines  Gewitters,  das  durch  den  Blitz  angedeutet  ist, 
empor;  er  ist  mit  einem  langen,  um  die  Hüften 
durcli  einen  Strahlengürtel  befestigten  Chiton  be- 
kleidet (Sonnenaufgang  bei  einem  Gewitter)." 

Wenn  auf  beiden  Vasengemälden  jedwede  An- 
deutung von  Meeresflutlien  vermifst  wird  und  die 
aus  Labyrinth-ornamenlen  bestehende  Binde,  sobald 
sie  überhaupt  zur  Bezeichnung  der  Oertlichkeit  hier 
benutzt  worden,  wohl  eher  die  Erde  zu  versinnli- 
chen bestimmt  ist,  so  erheben  sich  gewichtige  Be- 
denken gegen  die  Annahme,  als  habe  der  Vasen- 
maler hier  Sonnenaufgang  darstellen  wollen. 
Noch  weniger  leuchtet  die  Beziehung  des  Bhtzes 
zum  Sonnenaufgang  ehi,  da,  wenn  überhaupt  eine 


')  Als  eine  Form  der  sogenannten  ,,Criiix  ansee"  von 
Röchelte  nacligewiescii  (Snr  la  croix  ansee  1S46  pl.  I, 
no.  16-23.)  A.  d.  II. 


')  In  den  oben  S.  246  ff.  gegebenen  Notizen  über  diese 
.Sammlung  unerwähnt  geblieben.  J.  </.  //. 

')  Dessen  (JcläMigkeit  ich  eine  treue  Durcb/.eichnung  des 
Vascnt)ildes  mit  Kriaubnils   der  Veiijircntlicliung  verdanke. 


30T 


308 


physische  Erscheinung  als  Grandlage  eines  Vasen- 
gemäldes gewählt  werden  sollte,  der  Gedanke  der 
schwülen  Sommermonate  weit  näher  liegt, 
deren  drückende  Hitze  durch  wohllhuende 
Gewitter  ahgekühlt  und  beseitigt  wird  •*). 
Diesen  Sinn  glauben  wir  sowohl  dem  Münztypus 
einer  syrakusanischen  Erzmünze  *)  unterlegen  zu 
dürfen,  die  einen  Bhtz  hinter  einem  lorbeerbekränz- 
ten Apollokopf  und  andrerseits  einen  Dreifufs  mit 
ZYPAK0ZII2  zeigt,  als  noch  entschiedner  zweien 
Erzmünzen  von  Ambrakia  (Brenningen),  deren 
eine  ')  einen  slrahlenbekränzlen  Helioskopf  und  auf 
der  Rückseite  Apoll  mit  Bogen  in  der  Linken,  mit 
der  Rechten   einen   Pfeil    aus    dem  Köcher   hinten 

A  M 
herausnehmend  und  der  Inschrift        ^  die  andre') 

o  r 

einen  lorbeerbekränzten  Apollokopf  und  auf  der 
Rückseite  Zeus  mit  erhobner  Rechten  den  Blitz 
schleudernd  darstellt.  Zu  Gunsten  dieser  Ansicht 
liefsen  sich  auch  die  Namen  Astrape  und  Bronte 
Blitz  und  Donner,  welche  zwei  Rosse  *)  des 
feuerschnaubenden  Viergespanns  des  Sonnengottes 
führen,  noch  herbeiziehen,  ohne  deshalb  den  links 
sichtbaren  Blitz  der  Wiener  Vase  als  bildliche  hi- 
schrift  für  die  springenden  Rosse  dieser  Seite  auf- 
zufassen. 

Indefs  wie  bei  den  Griechen  jede  bedeutende 
Naturerscheinung  grofsartiger  und  wohlthuender 
Wirkung  sich  bald  zu  einem  speziellen  Gölterkullas 
ausbildete,  wie  die  Beobachtung  des  am  Fufse  feuer- 
speiender Berge  vorzüglich  gedeihenden  Weinbaus 
die  Anbetung  jenes  Hephästos-Dionysos  hervorrief, 
den  die  IMünzen  von  Lipara  *)  in  Uebereinstimmung 
mit  Vasenbildern  ' ")  sitzend  mit  Hammer  und  Kan- 
tharus  kennen  lehren :  so  IrelTen  wir  auch  in  der  Son- 


nenstadt Rhodos  ' ')  und  in  ihrer  Kolonie  Akragas  '^) 
einen  Blitzschleudernden  Zeus  mildern  Bei- 
namen Atabyrios,  Senger,  Abbrenner,  wäh- 
rend die  Erzmünzen  von  Atabyrion  uns  an  seiner 
Stelle  die  Sonne"),  und  die  Silberdenare  der 
römischen  Gens  Aburia ''')  einen  Apollo  Aburius 
zeigen.  Demnach  dürfte  für  den  Helios  des  Wie- 
ner Vasenbildes,  mit  Rücksicht  auf  den  links  her- 
abfallenden Blitz,  der  Beiname  Atabyrios  als  ein 
nicht  unangemessener  sich  in  Vorschlag  bringen 
lassen ;  der  Idee  nach  würde  dieser  Blitz-  und  Son- 
nengott dem  Jovis  Axur  entsprechen,  den  die  De- 
nare der  Gens  Vibia  '*)  als  sonnenbestrahlten  un- 
bärtigen Gott  auf  einem  Stuhl,  mit  einem  Scepter 
in  der  Linken,  und  einer  Schale  in  der  Rechten 
darstellen. 

Allein  was  bedeutet  der  rechtswärts  gewandte 
Blick  des  Kopfes  und  die  Geberde  der  ausgestreck- 
ten Rechten?  Angst  und  Hülferuf  hier  zu  erkennen 
verbietet  die  ungemein  ruhige  Haltung  des  Wagen- 
lenkers: nichts  desto  weniger  scheint  derselbe  mit 
einer  andern  nicht  sichtbaren  Person  in  Beziehung, 
wenn  nicht  im  Gespräch  zu  denken.  Erinnern  wir 
uns  dafs  die  Hellenen  bei  Betheurungen  und  Eid- 
schwüren vorzugsweise  den  Helios  anriefen  '  *),  und 
das  in  Olympia  Zeus  Horkios,  der  Wächter  der 
Eide,  mit  einem  Blitz  in  jeder  Hand  darge- 
stellt wurde"),  offenbar  zur  Abschreckung  des 
Meineids:  so  drängt  sicii  die  Frage  auf,  ob  nicht 
unser  Vasenmaler  den  Helios  hier  in  der  Eigenschaft 
eines  Horkios,  als  Hort  der  Eide,  abzubilden  beab- 
sichtigte. 

Auf  den  ersten  Blick  könnte  man  zwar  verleitet 
werden  nicht  Helios,  sondern  seinen  Sohn  Phae- 
ihon  im  Besitz   des  vom  Vater  erbetenen  Sonnen- 


")  So  weiliten  ilie  II  iintlslii  tzl  e  r  {xvvcaOtTg)  in  Arka- 
«Uen  nacli  Olynipia  einen  Zeus  mit  Blitz  in  jeder  Hand  (Paus. 
VlII,  19,  Ij. 

')  Combe  Mus.  Ilunter.    T.  61,  XWII. 

")  Comlje  Mus.  Hunter.  T.4,VI.  PanofkaEinfl.  d.Gottli.  auf 
.1.  Ortsnamen.    Taf.  IV,  17   (Ahli.  d.  Herl.  Akad.  d.  Wiss.  1840.) 

J  Combe  Mus.  Hunt.  Tav.  4,  VII.  I'anofka  a.  a.O.  Taf.  1,5. 

*)  Scliol.  Eurip.  Plioeniss.   v.  A. 

")  Combe  Mus.  Hunt.  I'l.  :i3,  XIX.  Panofka  a.  a.  O. 
Taf.  II,  13. 

"J  Lenormant  et  de  Witte  Klite  ceramograpli.  PI.  XXXVIIl. 


■')  Pindar  Ol.  VII,  IßO.  Polyb.  IX,  27,  7.  Stepl,.  Byz. 
V.  lirtißvQOV. 

'■')  Panollia  Antike  Weiligeschenkc  S.  5(>  Taf.  I,  2.  Abi), 
d.  Berlin.  Aka.l.  d.  >V.  1S39. 

")  KnmWme  im  biittisclien  Museum;  Rückseite  stofsen- 
der  Stier.  [Tauromenische  Münze,  nach  Sestini'.s  u.  Kckliel's 
D.  N.  I,  1!)8  liericbtigung.  A.  d.  H.] 

'*)  Morelli  Nam.  famil.  G.  Abaria. 

'■')  Morelli  I.  c.  G.  Vibia.    Guigniaut  Relig.  PI.  LXIX,262. 

")  llom.  II.  III,  277.  XIX,  2ä9.   Apollon.  Kli.  IV,  1019. 

'")  Eurip.  Hippol.  1025.    Paus.  V,  24,  2. 


309 


310 


wngens  ")  hier  zu  erkennen,  da  sowohl  die  Jugend 
des  Wagenlenkers,  als  der  Blilz  des  Zeus  und  der 
IMuth  der  feuersclinaubcndeii  Uosse  diese  Hypotliese 
beaüiisliiien.  Allein  die  soriilosc  Ruhe  mit  der  der 
Wagenleiiker  die  Zügel  hält  und  die  Abwesenheit 
jeglicher  Gefahr  nahen  Wagensturzes  zeugen  aufs 
entschiedenste  gegen  die  ßeziehung  auf  diesen 
Mythos. 

rSoch  bleibt  uns  ijbrig  die  Ornamente  auf  dem 
Chiton  des  Helios  zu  erläutern.  Was  das  in  der 
Mitte  zwischen  den  beiden  Augen  belindliche  an- 
langt, so  kennen  wir  dasselbe  sowohl  durch  die 
ftliinze  der  Insel  Kleides  ' "),  wo  es  im  Zusanunen- 
hang  mit  dem  Ortsnamen  als  eine  Art  Schlüssel, 
xleig,  gedeutet  wird,  als  durch  den  Panzer  des 
Hephaistos  *")  der  ja  ein  Claudius,  Schlosser 
ist  ^'),  und  finden  uns  dadurch  bewogen,  dasselbe 
als  Emblem  des  Teichinen  —  Mulciber  —  aufzu- 
fassen, erwägend  dafs  Rhodos  als  Hauptsitz  der 
Teichinen  gilt  *  ^)  und  Atabyrios  ^ ')  in  der  Zahl 
derselben  eine  der  Hau|)tstellen  einnimmt.  Hie- 
mit  lassen  sich  noch  die  syrakusanischen  Münzen 
mit  dem  lorbeerbekränzten  Kopf  des  Zeus  Eleuthe- 
rios  vergleichen,  da  sie  auf  der  Rückseite  bald  die- 
ses Symbol^*),  bald  einen  gefiederten  Blitz  ^^),  bald 
einen  Dreifufs  *^)  zeigen.  Die  beiden  Augen 
endlich,  welche  auf  dem  Chiton  des  Helios  zur 
Seite  dieses  Symbols  erscheinen,  liefsen  sich  eben- 
falls als  charakteristisches  Attribut  der  Teichinen 
deuten,  insofern  der  böse  Blick  diesen  neidischen 
Zauberdänionen  eigenthümlich  ist^'),  wenn  es  nicht 
gerathner  wäre,  sie  auf  den  Hehos  als  Gott  der 
alles  ^')  sieht  (og  nävi  l(poQä)  unmittelbar  zu 
beziehen.  Th.  Panofka. 


Dem  vorstellenden  mit  no.  1.  2  bezeichneten  Gefäfsbild 
der  vorliegenden  Tafel  Iiaben  wir  wegen  Verwandtschaft 
des  Gegenstandes  zwei  kleine  Denkmäler  beigefügt,  welclie 
sich  gleichfalls  unverkennbar  auf  den  Sonnengott  bezie- 
hen. Zuvörderst  das  ringsum  mit  Strahlen  umgebne  Ange- 
sicht (no.  3)  eines  nel)enher  verkleinert  abgebildeten  klei- 
nen Gefal'ses  in  l<'orm  einer  1^'eldllasche  (Lagynos  no.4)  aus 
der  Gargiuloschen  Sammlung  (oben  erwähnt  S.  299),  sodann 
(no.  5)  das  äliuliche  aber  künstlerischer  gebildete  Antlitz 
eines  vermuthlich  aus  Giiathia  herrührenden  Elfeul)ein- 
plättchens  in  meinem  Besitz.  Wahrend  der  Haarwurf  die- 
ses Gesichts  der  sonst  bekannten  Heliosbildung  entspricht, 
dienen  die  ringsum  rosenähnlich  zusammengereihten  Blät- 
ter, die  au  der  Hose  V^erbindung  mit  Helios  auf  rhodischen 
Münzen  erinnern,  eher  zur  Andeutung  eines  Strahlenkran- 
zes als  zu  irgend  einer  andern,  für  ähnliche  Thonreliefs 
vergeblich  gesuchten  ^'),  symbolischen  Andeutung. 

E.  G. 


II. 

Clusinisclie  AVandgeiiiälde. 

Eine  farbige  Al)bildung  der  clusiner  Grabmalereien, 
welche  vor  wenig  Jahren  *)  von  dem  so  glücklichen  als 
unermüdlichen  Scliatzgräber  Alessandro  Fraiicois  zu  Ta^e 
gefördert  worden  sind,  gab  im  archäologischen  Institut 
neulich  Veranlassung  zu  allerlei  nächstfolgenden  Bemer- 
kungen, die  sich  meist  auf  den  bildlichen  Inhalt  jeuer 
Gemälde  beziehen.  Auf  römischen  Sarkophagen,  welche 
Circusspiele  darstellen,  erscheinen  sehr  häufig  jene  Kna- 
ben, welche  sich  den  im  Wettrennen  begriffenen  Gespan- 
nen mit  der  Absicht  in  den  Weg  werfen,  die  Pferde  scheu 
zu  machen  und  dadurch  den  Renner  aufzuhalten  und  zu 
benachtheiligen.  Ein  solcher  Junge  erscheint  auch  hier  und 
ist  diesmal  von  einem  Hund  begleitet,  den  er  zum  Um- 
herspringen und  Bellen  anreizt,  was  nothwendig  die  Rosse 


'»}  Ovid.  Metam.  II,  1— 340.    Apollon.  Kli.  IV,  597. 

")  Mionn.  Descr.  d.  Med.  gr.  III,  i).677.  S.  VII,  p.  310, 19. 

^")  Tischbein  Vas.  Hamilton  IV,  38. 

")  Panolka  Antike  Weiligesch.  S.  2G. 

")  Crcuzer  Symbolik  (3te  Ausgabe)  III,  348,  487 f. 

'')  Stepli.  Byz.  v.  l-lrußvnov. 

■')  AIus.  Hunter.  T.  54,  VI.  jMionn.  Descr.  <1.  nied.  gr. 
Reo.  d.  l'l.  LXII,  ä.  Die  Uiickseite  der  Silberiniinze  zeigt 
einen  Frauenkopf  mit  Binde. 

'•)  Mus.  Hunt.  T.  54,  VII. 


■••'■)  Mus.  Hunt.  T.  574,  XXVII.  Rucks,  iorbeerbekränzter 
Apollokopf,  dahinter  Blitz.  —  Vgl.  die  Silbermünzen  von  Akan- 
thos,  wo  dasselbe  Symbol  über  einer  nmgewandten  hinge- 
kauerten  Kuli  sich  befindet  (Mionn.  Rec.  d.  l'l.  XLVI,  1)  mit 
denen  derselben  Stadt,  wo  ein  Löwe  über  einer  Kuh  sie  zer- 
fleischend erscheint  (Mionn.  Rec.  PI.  XLVI,  5). 

-")  Tzetz.  Chil.  XII,  814.    Ovid.  Metam.  VII,  367. 

")  Hom.  II.  111,  277.   XIV,  345.  Od.  XI,  109.  XII,  323. 

•")  Millingen  Uiie<l.  Monuments  XIX,  2  nahm  das  Blätter- 
werk eines  ähnlichen  medusenähnlichen  Kopfes  für  Schuppen. 

•)  Arch.  Zeitung  IV,  257.   N.  F.   S.  3,  16.       • 


311 


312 


sowolil  wie  ilire  Lenker  irren  mufste.    Unter  die|GespaDne 
sell)St   siebt   man   älinlich  wie  auf  jenen  Sariiopliagreliefs 
Säciie  geworfen,  die  offenbar  den  gleiclien  Zweck  hatten, 
den   Rädero  der  Wagen    unerwartete   Hemmnisse  darzu- 
bieten.    Unter  den  Personen,  nach  welchen  der  Wettlauf 
seine  Richtung    hinnimmt,    befindet  sich  ein  Jüngling  mit 
der  Ijdischen  Tuba,    mit  welcher   entweder   das  Zeichen 
zum  Ablauf  gegeben  worden  ist  oder  mit  deren  gellenden 
Tönen  er  das  Rennen  begleitet.    Dieses  Instrument  kommt 
in  einer  ahnlich  ausführlichen  Schilderung   auf  bildlichen 
Darstellungen   nicht    vor,    es  entspricht   diese  aber  genau 
den  Bruchstücken,  welche  von  einem  solchen  in  dem  etrusk. 
Museum  des  Vaticans  aufl)ewahrt  werden.  —   Die  zweite 
Wand  stellt  eine  Ringergruppe  dar   und  zwei  Voltigeurs, 
von  denen  der  jüngere  sich  von  dem  Rücken  eines  Pfer- 
des herab  zur  Erde  niederschwingt,   während  das   rasche 
Thier  in  vollem  Laufe    davoneilt.     Dieser  Gruppe  folgen 
zwei  Männer  von  ernstem,  eher  finsterem  Ausdruck.   Jeder 
von   ihnen    hat   ein  Käppchen  auf  dem  Haupt  und  einen 
Palmzweig  in  der  Hand.     An  ihnen    nimmt  man  folgende 
für  die  Praxis  des  Turnwesens  nicht  unwichtige  Vorrich- 
tung wahr.     Sowohl   die   Knie-    wie   die  Knüchelgelenke 
nemlich  sind  von  festen,   enganschliefsenden  Binden  um- 
hüllt,  die    ofFeubar   zum  Zweck  haben,   diese  Theile   bei 
übergewaltiger  Anstrengung  vor  Ausrenkung  zu  scliützen. 
Sie  sind  in  dieser  Beziehung  ein   hübsches  Analogen  der 
Phorbeia.     Die   gleiche  Vorrichtung   läfst   auch   der  oben 
erwähnte  Desultor  wahrnehmen.     Was  nun  die  Handlung 
betrifft,   in   welcher  diese  beiden   Kappenmänner  darge- 
stellt sind,   so    ist   diese   vorerst   durchaus   dunkel.      Der 
eine  überragt  den  anderen  um  die  Hälfte  seiner  Körper- 
gröfse.     Dies  würde  sich  nach  Analogie  anderer    derarti- 
gen Darstellungen    auf  das  Verhältnifs   des  Protagonisten 
zum  Deuteragonisten  beziehen  lassen.    Nun  aber  hält  der 
gröfsere  den  kleineren    beim  Arm  gepackt  (und  zieht  ihn 
wider  seinen  Willen    und   mit  Gewalt  nach  sich  fort.  — 
Der  el>en  beschriebenen  Darstellung  entspricht  durch  streng 
symmetrische    Anordnung    die    der    dritten    Wand.      Die 
Hauptgruppe    bildet   daselbst   ein   Faustkämpferpaar   von 
finsterem  Ausdruck,   auf  einer   der  Seiten  aber  ersclieint 
ein  ähnliches  Paar  von  ungleicher  Körpergrüfse.    Diesmal 
sind  es  Flötenspieler,   bei  denen  die  verschiedene  Statur 
auf  die  erste  und  zweite  Rolle  bezogen  werden  mufs,  die 
einem  jeden  von  ihnen  beim  Spiel  zuertheilt  worden   ist. 
Denn    auf  das  Alter   kann    sich   dieser  Unterschied   nicht 
wohl  beziehn,  da  gerade  der  kleinere   bärtig  dargestellt 
ist,  wälirend  der  gröfsere  ohne  Bart  und  daher  jugendli- 
cher erscheint.     Zu  beiden  Seiten   der  Faustkämpfer  ist 


ein  Pyrrhichist  und  ein  Jüngling,  der  sich  im  Lanzen- 
wurf übt,  dargestellt.  Letzterem  ist  ein  Knabe  mit  Xy- 
strolekythion  und  Palmzweig  beigegeben. 

Die  Darstellungen  der  vierten  Wand  zeichnen  sich  vor 
allen  anderen  durch  Neuheit  des  Gegenstandes  aus.     Im 
Allgemeinen  ist  bis  jetzt  nur  so  viel  klar,  dafs  sich  dieser 
auf  die  Vertheilung    der  Preise   bezieht,   auf  welche   die 
Sieger  der  beschriebenen  Wettkämpfe  Anspruch  machen. 
Eine  verschleierte  Frau  führt  ilabei  den  Vorsitz  und  hält 
mit  beiden   Händen  einen  Sonnenschirm  gefafst,  ein  Sym- 
bolon  hoher,   ja  königlicher    und  selbst   göttlicher  Ehren, 
welches  aus  den  ältesten  Zeiten  bis  auf  uns  herabgekom- 
men ist.     Ihre  Fül'se  ruhen  auf  einem  Schemel,    an  wel- 
chem die  famosen  mystischen  .^ugen  als  Schmuck  ange- 
bracht sind,  deren  Erklärung  einem  immer  aufs  Neue  zu 
entschwinden  droht,   so  oft  man  sie  festgestellt  zu  haben 
glaulit.    in  neuester  Zeit  sind  sie  selbst  an  den  Sandalen- 
oder  Kothurnenflügeln    des    Hermes    vorgekommen.     Vor 
dieser  Festkönigin   nun    stellt   dem    Publikum    zugewandt 
ein  Flötenspieler,  mit  Petasus  bedeckt,  auf  einer  Art  von 
Gerüst.     Unmittelbar  zu  Füfsen  desselben   erscheint  eine 
weibliche  Gestalt,  welche  auf  dem  Haupte  ein  Arabesken- 
ornament trägt,   welches   man  einem  Candelaber   verglei- 
chen   könnte.     Die   steife  Haltung  der  Figur   sowohl   wie 
auch  dieser   hochemporragende  Aufsatz    gibt   der   ganzen 
Erscheinung  eher  das  Ausehn  einer  Statue  als   eines  le- 
bendigen Wesens.    Hinter  ihr  folgt  eine  Gruppe  von  zwei 
Palästriten,  welche  die  empfangenen  Preise  einander  vor- 
zuzeigen scheinen.    Auch  hierbei  wiederholt  sich  der  Un- 
terschied der  Gröfse.     Der  eine  überragt  den  andern  um 
ein  beträchtliches,  was  keinen  anderen  Grund  haben  kann, 
als  dafs  das  eine  Individuum  vor  dem  andern  seiner  Be- 
deutung nach  hat  hervorgehoben  werden  sollen.    Diesmal 
liegt  die  Beziehung   auf  den  Empfänger   des    ersten   und 
des  zweiten  Preises  nahe.    Es  giebt  viele  Denkmäler  echt 
hellenischer  Kunst,  die  diese  convenzionelle  Bezeichnungs- 
und Unterscheidungsweise  wahrnehmen  lassen.   Es  ist  mir 
aber  kaum  ein  anderes  erinnerlich,  wo  dieselbe  so  häufig 
vorkäme   und    so  unzweideutig  auftrete.     Denn  die  Enge 
der  Räumlichkeit,  der  man  ein  solches  Zusammendrängen 
der  Gestalten  manchmal  als  Ursache  beizulegen  versucht 
sein    möchte,    kann   hierbei   nicht    in  Betracht  kommen. 
Platz  ist  überall   vollauf  da.     Weiter   zur  Linken  nähert 
sich  einer  der  bereits  oben  erwähnten  Desultoren,  der  im 
Begriff  ist   vom   Rofs    abzuspringen.     Zur  Rechten    aber 
entspinnt    sich  ein  Streit  zwischen   zwei  Palästriten,  von 
denen  sich  vermuthen  läfst,   dafs  sie  einander  das  Recht 
streitig  machen,)  mit  welchem   sie    ilire  Preisgaben    etn- 


313 


314 


pfangeu  hätten,   bei  deren  Vertlieilung   die  Gunst  zuwei- 
len auch  einen  Antheil  gehabt  liaben  mag. 

Diese  Malereien,  die  im  Einzelnen  noch  zu  manclier 
interessanten  Stylbemerkung  Veranlassung  geben  würden, 
gehören  zu  den  wichtigeren  Beispielen  ihres  Kunstzweigs. 
Die  genauere  Untersuchung  der  Eigenthüniliclikeiten  des- 
selben ist  zwar  mühsam,  allein  wenn  man  erst  zu  einiger 
Vertraulichkeit  mit  dieser  Art  der  Darstellungsweise  gelangt 
ist,  so  wird  die  watire  und  eindringliche  Kenntnifs  des 
Alterthums  dadurch  melir  gefördert,  als  wenn  man  ohne 
alle  archäologische  Vorbereitung  sofort  au  die  Interpre- 
tazion  von  agonistischen  Stellen  alter  Schriftsteller  geht, 
deren  Worte,  da  sie  ohne  die  Basis  der  Anschauung  dun- 
kel bleiben  müssen,  meistens  nur  zu  einem  scharfsinnigen, 
manchmal  auch  leichtsinnigen  Hin-  und  Herrathen  Ver- 
anlassung geben.  Wenn  man  mit  Recht  die  Gegenstande 
des  Alterthums  in  solche  eingetiieilt  hat,  die  ergründbar 
sind  und  in  solche,  von  deren  gründlicher  Kenntnifs  man 
zunächst  abstraliiren  raufs,  so  sollte  man  in  die  Classe 
der  letzteren  doch  vor  allen  diejenigen  Erscheinungen  mit 
aufnehmen,  die  da  sie  dem  Gebiete  der  Kunst  angehören, 
unberechenbar  und  daher  auch  nicht  so  leicht  zu  erra- 
then  sind.  Sie  würden  neu  erfunden  werden  müssen  und 
diese  Art  des  Kunstgenie's  darf  man  bei  unseren  Philo- 
logen doch  am  wenigsten  voraussetzen. 

Rom.  Emil  Braun. 


IIL 

Sarkophag  aus  Sidon. 

Ein  stattlicher  Sarkophag,  dessen  Herkunft  zu  neuem 
Belege  dient,  wie  wenig  auf  eigenstem  Boden  Phöniciens 
auf  Reste  etwaniger  altphönicisclier  Kunst  zu  reclinen 
sei,  befand  sich  in  einem  Garten  der  Umgegend  des  alten 
Sidons,  bis  er  im  Jahr  1845  durch  Hrn.  Moore,  britti- 
schen  Konsul  zu  Beirut,  angekauft  und  für  den  Preis 
von  150  Pfund  St.  dem  britlischen  IMuseum  überlassen 
ward.  Gedachter  Sarkophag,  dessen  Beschreibung  aus 
Mittheilungen  des  Hrn.  Sam.  BircU  hienächst  folgt,  ist 
auf  allen  vier  Seiten  mit  Reliefs  bedeckt;  Bildwerke  hatte 
auch  der  Deckel,  von  welchem  jedoch  nur  die  beiden 
Köpfe  eines  gelagerten  Ehepaars  erhalten  worden  sind. 
In  diesen  Köpfen  gibt  der  Haarputz  der  Erau  einen  un- 
gefähren Bestimmungsgrund  für  die  Zeit  des  Alexan- 
der Severus.     Gegenstand  der  Vorder-  und  Nebenseiten 


ist  wiederum  der  zumal  in  Asien  so  überaus  beliebte  des 
Amazonen  kam  p  Is;  auf  der  Rückseite  aber  sind  in  weit 
schwächerer  Arbeit  zwei  Gruppen  eines  Centaurenkampfs 
dargestellt,  wie  solche  auch  sonst  einen  beliel)ten  und 
sinnigen  Gegensatz  thierischer  Wildheit  und  weiblichen 
Heldenmuths  bilden.  Einen  besondern  Anlafs  zur  Amazo- 
nendarstellung kann  für  Sidon  auch  die  Gründuogssage 
dieser  Stadt  geliefert  haben. 

Die  Bildnerei  dieses  Sarkophags  ist  sehr  überfüllt 
und  überdies  mannigfach  beschätligt.  Aus  dem  Haupt- 
bild treten  vorzüglich  zwei  Gruppen  hervor,  ein  von  den 
Griechen  zurückgeschlagener  Angriff  reitender  Amazonen 
und  einige  Gefechte  von  Fufskämpfern.  Ungefähr  in  der 
Mitte  schwingt  eine  reitende  Amazone  das  Beil  gegen 
einen  gleichfalls  berittenen  Griechen,  dem  ein  andrer 
Grieche  zu  Hülfe  eilt.  Hinter  dieser  Gruppe,  weiter  zur 
Linken,  wird  eine  Amazone  von  einem  Griechen  danie- 
der geritten.  Alle  diese  Figuren  haben  stark  gelitten. 
Im  Hintergrund  und  in  sehr  flachem  Relief  bemerkt  man 
noch  die  Köpfe  zweier  Amazonen  und  den  eines  link- 
wärts  reitenden  Griechen.  An  der  Ecke  des  Sarkophags 
ist  auf  dieser  Seite  ein  unbekleideter,  nur  mit  einem  Helm 
bedeckter  Grieche  zu  sehen,  welcher  mit  lebendigem  Aus- 
druck, eine  Trompete  blasend,  vordringt.  Weiter  nach 
der  rechten  Ecke  zu  dringt  eine  Amazone  mit  gezogenem 
Schwert  und  mit  schützender  Pelta  vor.  Ein  Grieche  hat 
sein  Schwert  gegen  eine  auf  beide  Knie  niedergesunkene 
Amazone  gezückt;  noch  eine  andre  liegt  in  ähnlicher  Weise 
zu  seinen  Füfsen  und  hält  mit  ihrer  Linken  die  Lanzen- 
spitze gefafst,  von  der  ihre  linke  Brust  tödtlich  ver- 
wundet ist. 

Es  folgen  noch  zwei  sterbende  Amazonen,  deren  eine 
gleichfalls  von  einer  Lanzenspitze  in  der  Brust  durch- 
bohrt ist.  Ein  Grieclie  ist  auf  das  linke  Knie  gesunken; 
seine  rechte  Hand  ist  erhoben,  um  einen  drohenden  Schlag 
abzuwehren.  Noch  ein  Grieche  sucht  mit  grofsem  argo- 
lischem  Schild  vor  dem  Stofs  einer  berittenen  Amazone 
sich  zu  decken.  Als  letzte  Figur  bemerkt  man  noch  eine 
auf  die  Knie  gesunkene  Amazone,  welche  zur  Abwehr 
eines  griechischen  Reiters  ihre  Hände  erhebt;  diese  Figur 
ist  sehr  verstümmelt. 

Auf  der  linken  Querseite  wirft  ein  griechischer 
Reiter  seine  Lanze  in  die  linke  Brust-  einer  Amazone, 
welche  mit  einer  Hand  ihre  Pelta,  mit  der  andern  die 
Lanzenspitze  an  ihrer  Wunde  hält.  Eine  Gefährtin  steht 
ihr  zur  Seile  und  droht  dem  gemeinsamen  Feinde  mit 
einer  furchtbaren  Axt. 

Rechterseits   tritt  ein   leicht   bewaffneter  Grieche 


315 


316 


eleu  Leichnam  einer  Amazone  mit  Füfsen;  mit  seiner  lin- 
ken Hand  hat  er  eine  andre  an  den  Haaren  vom  Pferd 
herabgezogen,  indem  er  sein  liniies  Knie  ihr  entgegen- 
stemmt; mit  seiner  reciiten  Hand  wirft  er  die  Lanze  in 
ihre  rechte  Brust.  Vergeblich  versucht  die  Kriegerin  mit 
beiden  Händen  sich  iiim  zu  entwinden.  Es  ist  dies  eine 
der  häufigsten  Gruppen  dieses  Bilderkreises;  aucli  den 
Bronzen  von  Siris  liegt  sie  zu  Grunde,  und  auf  etruski- 
sclien  Sarkophagen  ist  Achill  mit  Pentliesilea  ganz  ähn- 
lich Tuppirt.  Eine  zweite  Gruppe  auf  dieser  Seite  be- 
steht aus  einem  reitenden  Grieclien,  der  gegen  eine  vor 
ihm  stehende  Amazone  die  Lanze  schwingt.  Diese  Ama- 
zone hält  ihre  Schwertscheide  in  der  Linken;  bei  starker 
Bescliädi^unT  bleibt  es  zweifelhaft,  ob  sie  den  Griechen 
Widerstand  leistet  oder  nur  iiire  Gefährtin  zu  retten  sucht. 
Unter  dem  Pferd  des  Grieclien  liegt  ein  andrer  gefallener 
Grieche;  im  Hintergrund  sprengt  eine  reitende  Amazone 
zur  Befreiung  ihrer   Gefährtin   herbei.     Noch   eine  ver- 


stümmelte Amazonenfigur  mit  Schwert   und  Pelta   ist   an 
der  hintern  Ecke  dieser  Querseite  beraerklich. 

Die  Rückseite  dieses  Sarkophags  ist  äufserst  ver- 
stümmelt. Es  belinden  sich  darauf  Ceutaurenkämpfe  in 
zwei  Gruppen.  Erstens  ein  Centaur,  der  eine  Keule 
schwingend  gegen  einen  Griechen  anrennt;  der  linke  Arm 
mit  argolischem  Schild  ist  allein  von  diesem  übrig.  Die 
zweite  Gruppe  stellte  einen  Griechen  vor,  welcher  einen 
Stein  schleudernd  vergebens  gegen  einen  Centauren,  der 
ihn  umfal'st  hat,  Hülfe  sucht.  Kopf  und  Arme  des  Grie- 
chen, ein  Arm  und  ein  Theil  des  Beins  von  Centauren 
ist  Alles  was  von  dieser  zweiten  Gruppe  übrig  bleibt. 

Zahnscliuitte  bilden  die  Einfassung  dieses  Sarkophags. 
Einestheils  sind  auch  Thierköpfe  von  Löwen,  Uelien  und 
geflügelten  Bocken  angebracht,  unten  verschiedenes  Blu- 
men- und  Blätterwerk.  Die  Dimensionen  betragen  7  Fufs 
Länge  zu  3'   1"  Tiefe  und  3'  4"  ,"  Höhe. 

2V«c76  Hrn.  Sam.  liirch. 


Alle 


1 


L 


26.  EuRi  FIDES  IN  Salamis.  Visconti  hat  in 
der  Iconographie  grecque  einen  (amee  der  Pariser  Sainm- 
lun"  bekannt  gemacht,  worin  durch  die  bewundernswerthe 
Kunst  des  Lithoglyplien  in  einer  Figur,  die  zwischen  zwei 
alle"orische  Personen  gestellt  ist,  Euripides  erkennliar 
sei.  Diese  beiden  Personen  sind  ihm  die  Äluse  und  die 
Palästra,  und  um  die  Handlung  und  den  Ausdruck  der 
Figuren  mit  der  Angabe,  dals  der  junge  Euripides  von 
seinem  Vater  zum  Athleten  bestimmt  gewesen  sein  soll, 
in  Uebereinstiramung  zu  bringen,  denkt  sich  N  isconti, 
dafs  die  Muse,  die  den  Dichter  »imfafst,  von  der  Palästra 
seine  Entlassung  fordre  und  dals  diese,  indem  der  junge 
Mann  einige  mal  nicht  mit  dem  besten  Erlolg  aufgetreten 
gewesen  sei,  ihn  mit  der  l^liene  der  Gleichgültigkeit  an 
die  andre,  die  ihn  mehr  liebe,  abtrete.  Die  Gesichtszüge 
des  Dichters  müssen  sehr  entschieden  ausgedrückt  sein, 
da  Visconti,  in  Ermangelung  eines  antlern  Aufschlusses 
aus  dem  Leben  des  Euripides,  in  dieser  Composition  eines 
gewil's  nicht  gewöhnlichen  Künstlers  eine  Nachahmung 
der  Kabel  des  Prodicus  erkennen  und  sich  zu  dieser  Er- 
klärung verstelin  konnte,  die  nemlich  nicht  weinger  ent- 
schieden als  uiigegründet  ist.  Die  Palästra  wird  allerdings 
durch  eine  Herme  bezeichnet,  wie  durch  Heraklesliermen 
in  zwei  Reliefen  mit  Ringern  (Mus.  Piociem.  V  tav.  36. 
37).  Aber  diese  Figur  sitzt  auf  einem  Felsen,  der  mehr 
als  einen  blofsen  Sitz  vorstellt,  da  zugleich  eine  Hernie 
darauf  Raum  hat.  Die  Henne  in  dieser  Aufstellung  kann 
niclit  die  Fläche  eines  Ringpintzes  anzeigen,  sie  gleicht 
auch  weder  dem  Herakles  noch  dem  Hermes,  eher  einem 
Philosophen  oder  Dichter,  und  ist  nicht  bekränzt.  Die 
sitzende  Figur  selbst  ist  auch  sehr  verschieden  von  der 
Palästra  bei  Philostratus  (Iniag.  11,32),  welche  zwar  auch 


sitzt,  indem  die  Stellungen  des  Ringspiels  in  Kinder- 
gruppen sie  umgeben,  aber  keine  Herme  neben  sich,  son- 
dern einen  Oelzweig  im  nackten  Busen  hat  und  eben  so 
sehr  einem  Epheben  als  einer  Jungfrau  gleicht,  nach  dem 
niclit  aufgeflochtnen  Haar,  dem  Auge  und  der  kaum  an- 
schwellenden Brust.  Die  Figur,  zu  welcher  Euripides 
herantritt,  ist  ganz  jungfräulich  und  das  auf  der  einen 
Seite  etwas  heral)gleitende  Gewand  entblöl'st  eine  volle 
Brust.  Sie  entlal'st  nicht  den  Dichter,  sondern  winkt  ihn 
zu  sich  heran,  und  zwar  nicht  den  jugendlichen  Euripi- 
des, sondern  den  Greis;  einen  wohlbeleibten,  tieibärtigen, 
vom  Mantel  ganz  umhüllten,  niclit  ohne  Scinverfalligkeit 
sich  bewegenden  Mann,  der  einem  Zögling  der  Palästra 
so  wenig  als  nur  irgend  möglich  gleicli  sieht.  Es  würde 
daher  nicht  helfen,  wenn  sich  auch  mit  Grund  lieraus- 
reclinen  Heise,  tlafs  „der  junge  Mann  die  Gymnastik  we- 
gen der  Literatur  und  Philosophie"  einige  Jahre  später 
als  nach  den  höchst  zweifelhaften  Angaben  verlassen  habe. 
Uebrigens  reden  diese  von  einem  in  Athen  im  Regen  er- 
haltiien  Sieg  des  Euripides  statt  von  Niederlagen  und  es 
ist  daher  auch  ein  gleichgültiges  Aufgeben  des  Anhängers 
von  Seiten  der  Palästra,  das  übrigens  auch  die  Figur 
nicht  ausdrückt,  im  Widerspruch  mit  der  Sache.  Es  wird 
aber  ein  andrer  Umstand  erzählt,  auf  den  sich  die  Dar- 
stellung ungezwungen  beziehen  lälst.  F^uripides  hatte  sicli 
nemlicli  in  der  Insel  Salamis,  die  er  in  einem  Bruchstück 
glückselige  Heimatli  (7iinoidn  ji]i'  tvduiiitji'(i)  nennt, 
eine  Höhle  eingerichtet,  die  eine  Oetfnung  nach  dem 
Meer  hatte,  und  hielt  um  der  Menge  zu  entgehn  sich 
dort  auf,  woher  auch  seine  meisten  Gleichnisse  vom  Meere 
genommen  sind  *).  Lielievoll  führt  die  Muse,  eine  Rolle 
in  der  Hand,  den  Dichter  der  Nymphe  zu,   die  um  diese 


*)  Vit.  Eurip.  Cod.  Anibros.  et  Vindob.   'l'ual  6k  (cÜtöv 
(v  Scti.auiiii  anrfi.taov  avciaxiviiOttViK  kvktivotjv  iy^ov  th  rtjv 


i)-ü).ic(i(7nv  IxeTae  <Sir)uiQeveiv  (fujyovrie  xdv  ox^-ov,   o^ev  xcti 
y.  &it>.i<aat)i  l.außdi'it  rag  nltlaiai  rö}v  o/xonaatiav. 


317 


318 


Uferfelsen  waltet,  der  Nymplie  dieser  Grotte  oder  eiii- 
ijaineii  b'elsenwoliDiing  selbst,  die  ilitn  winkt,  ihn  freund- 
lich aufnimmt,  und  die  Kinrichtuny  der  (irotte  zum 
Schreihen  von  Traf^odien,  voll  von  Weisheit  und  Wissen, 
ist  angedeutet  durch  die  Herme.  F.   G.   Welckeh. 

27.      Medea    und    Aethra.      Ein    'J'erracotten- 
relief,    das    vollständig    im    liritischen    iMuseinn    (Comhe 
terrae.  20.    Inghirami  gali.  Omer.   117),  mehr  oder  weni- 
ger fragmeiitirt    aucii    in    anderen  Pjxemplaren    vorhanden 
ist    (Winckelmann    M.    I.    127.     Miliin    g.    m.    15.S,  577. 
d'Agincourt  frgms.  4,  1),  wurde  früher  gemeinhin  aut   M(t- 
chuoii   gedeutet,    den)  Nestor  den  von   Mekamede  hereite- 
ten    Trank    reicht    (II.   XI,  (j23  IF.).     Panolka,    der   diese 
Deutung  ztdetzt  aussprach    (Bilder  ant.  Leii.  7,  3  p.  9), 
hat  sie    später    aulgegehm ,   ohne   eine    andre   auszuspre- 
chen   (Asklepios    p.  79).     Um    nun    ilie  Erklärung  Rom- 
bergs   zu  iibergeheu,    der  hier   einen  Kranken  sieht,   der 
eben  die  Wirkung   eines  von  iiim    eingenommenen  IJrech- 
mittels  spürt,  so  liegt  der  Deutung  LSiittichers  die  richtige 
Auffassung  der  Hau|)tgruppe  zu  Grunde,  wenn  sie  gleich 
nicht  annehmbar  ist  (hei  Panolka  liild.  ant.  Leh.  p.  51). 
Er  glaubt  Alexander  il.  Gr.  zu  erkennen  und  seinen  Arzt 
Philippos,  also  die  Situation,  wie  dieser,  nachdem  er  von 
dem   gegen    ihn    geäul'serten    Verdacht   in     Kenntnil's    ge- 
setzt ist,    den  Ktinig    hindern  will,    die   ihm    dargebotene 
Arznei   zu    nehmen.      Abgesehen    davon,    dal's    man   nicht 
ohne  sehr  entschiedene  Grinule    liistorisclie  Darstellungen 
annehmen  wird,  so  bleiben  die  dabei  gegenwärtigen  Krauen, 
welche  Panofka  nicht  hat  abi)ilden  lassen,  unerklärt.    Die 
gewil's  richtige  Erklärung  haben  Müller  (Arch.    §  412,   1. 
kleine  Sehr.  II  p.  464.)    und  Stephani    (  Thes.    u.   Minot. 
p.  55)   gegel)en,    denen  ich  beigetreten   bin    (arch.   Aufs. 
p.  185).     Es   ist    augenscheinlich,   dals   der   ältere  Mann 
auf  den    sitzenden  jüngeren   in    hastiger  Eile   zuschreitet, 
mit  der  Rechten    die   Schale   packt   um   sie   ihm    zu    ent- 
reil'sen ,    mit   der  Linken    aber    dessen    Arm   festhält,    um 
ihn  auf  jede  Weise  am  Trinken  zu  verhindern.    Das  pafst 
tlurchans  nicht  auf  Nestor    und  Machaon ,   ganz    vortrefT- 
licli  al)er   auf  Aigeiis,   welcher  dem  Theseus,    den    er  so 
eben  als   seinen  Sohn   erkennt,    den  (üftbecher   entreif'st, 
welchen   er   ihm    auf   Anstiften    der   Medeia    gegeben   hat 
(Welcker  Griech.  Trag.  p.  729  IT.).     Müller  bemerkt  sehr 
richtig,  dal's  absichtlich  der  Mantel  des  Theseus  die  linke 
Seite  frei  läfst,    wodurch  das  Schwert  sichtbar  wird,    an 
dem   ihn  Aigeus  erkennt.    Hinter  Theseus  steht  eine  Krau 
mit   einer  Schale,  welche   die  (liftmischerin  Medeia,   die 
Müller   richtig    in    ihr    erkannt    hat,    deutlich    bezeichnet. 
Auf  der  entgegengesetzten  .Seite  hinter  Aigeus    sind   zwei 
Frauen  sichtbar,  von  denen  die  eine  in  stiller  tianernder 
Ergebung  die  Hände  faltend  ruhig  dasteht,  wie  zum  Ge- 
gensatz der  Medeia;  wer  ist  sie?   Die  Antwort  bietet  uns 
die    Schale    des    Ivodros    dar,    welche   den    Abschied    des 
Theseus    vom  Aigeus   darstellt   in  (legenwart   der  Medeia 
und    der  Aithra.      Diese,   die    Mutter   des    Theseus,   wird 
man  auch   hier  erkennen  dürfen,     .lenes   Vasenbild   llelert 
den  nnwidersprechliclien  lieweis,  mit  welcher  h'reilieit  die 
Athener    die   .Mythen     gestalteten     und    die    Fülle    der   in 
ihnen  ruhenden  Motiven  zu  erschüplen  strebten,  es  zeigt 
namentlich,  wie  man  in  den  Sagen  von  dem  nach   Athen 
eirwandernden  'J'heseus    den  Gegensatz  zwischen   Medeia 
und  Aithra  zu  nutzen  wul'ste,    indem    man  sie  ))ersönlich 
einander    gegenül)erstellte    und,    der    gewöhidichen    .Sage 
entgegen,  beide  in  das   Haus  des  Aigeus   versetzte.    Ohne 
Zweifel  ist  die  Poesie  hierin  der  bildenden  Kunst  voran- 
gegangen,   aber  es  fehlt  uns    hierüber  an  näheren  Narli- 
richten.  Otto  Jahn. 


;28.  Münze  von  K arrha.  In  dein  zu  Paris 
erschienenen  neuesten  Dand  der  Annalen  des  archäolo- 
gischen Institutes  (Vol.  XIX  ])l.  P  no.  5  pag.  282)  habe 
ich  unter  mehreren  Ineditis  meiner  Sammlung  eine  iMünze 
vonCarrhae  Mesopotaraiae,  unter  dem  Kaiser  Septi- 
niius  .Severus  geschlagen,  bekannt  gemacht,  auf  welcher 
zum  ersten  mal  unter  den  Typen  dieser  Stadt  der  Tem- 
pel des  besonders  in  Carrhae  verehrten  DeusLunus  er- 
scheint. Es  ist  ein  viersäuliger  Tempel,  worin  zwischen 
den  mittleren  Säulen  ein  länglich  runder  Stein  [in  Art 
der  Artemis  Pergaea  und  ähnlicher  Idole  |  mit  oben  aul- 
stehendem Hallimonde,  und  rechts  und  links  desselben 
zwischen  .Säulen  zwei  Feldzeichen  sich  zeigen.  Höchst 
walirscheinlich  haben  diese  Bezug  auf  die  von  Septimius 
Severus  nacli  Dio's  (LV,  24)  Zeugiüls  in  Mesopotamien 
stationirten  Parthischen  Legionen,  die  erste  und  dritte, 
<lenn  die  zweite  Parthische  Legion  blieb  in  Italien  stehen. 
In  demselben  Bande  der  Annalen  befindet  sich  eine  in- 
teressante Abhandlung  des  Herrn  Felix  Lajard  {Recher- 
cltes  s>tr  le  cnftc  d«  cjiprrs  pj/niniid«? ),  in  welcher  p.  45 
beschi leben,  und  auf  PI.  C  no.  3  abgebildet,  eine  Münze 
des  Pariser  Cabinets  als  zum  ersten  mal  edirt  vom  Ver- 
fasser angegeben  und  nach  Aelia  Capitolina  attribuirt 
wird.  Es  ist  dies  alier  ein  hinsichls  der  liegende  weni- 
ger gut  erhaltenes  Exemplar  derselben  ol)en  von  mir  an- 
geführten Münze  von  Carrhae.  Durch  Nachsuchen  fand 
ich  in  Peilerin's  Werk  (Recueil  de  med.  III,  135,  9),  dessen 
Sammlung  bekanntlich  in  die  Pariser  überging,  eine  ganz 
ähnliche  Miinze  des  Sept.  Severus  abgebildet  mit  der 
Legende  KOA.AIA.KA.  Anf  meinem  besser  erhalte- 
nem Exemplar  steht  al)er  deutlich  AIAHRYA  (retrogr.) 
KA.  ßa  """  auf  Peilerin's  Münze  die  vier  letzten  Buch- 
staben dieser  Inschrift  verv»ischt  (obgleich  auf  der  Abbil- 
dung unter  dem  Titel  nach  H...A  sichtbar)  und  nur 
AiA,  "^'cr  Rest  des  rückwärts  stehenden  Beiname  AY- 
PHAIA,  ^or  dem  Stadtnamen  K/\  (i.  e.  KuQQijywi')  zu 
lesen  ist,  so  hat  Pellerin  AlA(/r<)KA  (TiiToiltu'c.)]  er- 
gänzt und  daher  diese  Münze  der  Colonie  Aelia  Capito- 
lina attribuirt.  Da  alle  Münzen  von  Aelia  Capitolina  nur 
mit  lateinischen  Inschriften  vorkommen,  so  hätte  ihm 
<lies  schon  auffallen  müssen,  hier  eine  Münze  mit  grie- 
chischer Aufschrift  zu  finden.  Aus  gleichem  Grund 
wurde  jedoch  auch  Eckhel  (Doctr.  N.  111  p.  443),  der 
Peilerin's  Angabe  für  richtig  hielt,  verleitet  „die  Hin- 
führung einer  griechischen  Colonie  nach  Je- 
rusalem zu  vermuthen,  obgleich  kein  alter 
Schriftsteller  hiervon  Zeu  gn  ifs  gebe."  Dafs  al)er 
der  auf  den  Beinamen  Aurelia  folgende  Stadtnamen    KA 

nur  auf  Carrhae  gedeutet  werden  kann,  ist  dadurch 
noch  aufser  allem  Zweifel,  dafs  nur  zwei  Städte,  und 
zwar  beide  in  Mesopotauna  gelegen,  nemlich  Carrhae 
und  .Singara,  den  Beinamen  Aurelia,  von  Kaiser  IMarcus 
Aurelius  herrührend,  führten.  A.    von    Rauch. 

29.  Pan  und  Oltmpos.  In  einer  Reihe  be- 
rühmter Älarmorwerke,  deren  Künstler  nur  unsicher  oder 
gar  nicht  bekaiuit  sei  (die  Familie  der  Niobe  ist  darin 
einbegrifTen),  wird  von  Plinius  (H.  N.  XXX\'I,4,  8)  auch  eine 
zu  Rom  befindliche  Doppelgru[)pe  des  Pan  und  Olympus, 
Chiron  und  Achill  mit  folgenden  Worten  erwähnt:  ^Vec 
■minor  (niiicstlo  est  in  Scptis ,  OI>im])iim  et  Paiui ,  Chiro- 
vcntifue  cum  AcJtille  ijui  fecerhit,  praescrlim  cum  capituU 
satisdatloite  fittna  hidket  d'ignos.  Von  diesen  beridimten 
Gruppen  wird  in  uuserra  Denkmälervorrath  theils  hie  und 


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da  die  letztere  (Pitt.  d'Ercol.   1,  8.     Auch   in  Geminen- 

bildern),  theils  und  hauptsachlich  jene  erstere,  deuOlyui- 
nos  darstelleiul  den  Paii  im  Hirtenrohr   unterweist,   uns 
anscliauücli    gemacht,    nämlicli   in   lel)ensgrorsen  Marraor- 
uruppen,  wie  sie  zu  Rom  in  Villa  Ludovisi  (MafFei  Racc. 
64),  in  Villa  Alhani   (Fea  Indic.  322.     Ueschr.  Roms  III, 
2,  564),   ferner  in  der  Gallerie  zu  Florenz  (Gal.  d.  Fir. 
s't.   12  vgl.  73)  und  im  Jluseum  zu  Neapel  (Neapels  An- 
tiken I.  456,  .i)  sich  linden.    Müller,  der  die  meisten  die- 
ser Gruppen  aulzahlt   (Handb.  387,  4),    bemerkt  zugleich, 
dafs    eine    Dresdener  (August.    Tal.  LXXXI)   danach  zu 
er"änzen  sei,   und   allen   diesen  Notizen  lügt  Welcker  iu 
der  neuen  Ausgabe  des  Handbuchs  die  Bemerkung  liinzu, 
dafs  auch  in  einer  kleinen  Firzgruppe  aus  Pompeji,  jetzt 
in  der  Sammlung  zu  Arolsen  belindlich,   Pan  und  Olym- 
pos  zusammen  erscheinen.     Dieser  wohl  begründeten  An- 
erkennun"  von  Statuengruppen  des  Pan  und  Olympos  un- 
l)eschadet  sind  andre  ganz  ahnliche  Gruppen  aut  uns  ge- 
kommen, in  denen  der  Musiklehrer  des  schönen  Jünglings 
Flöten    statt   des  Hirtenrohrs   halt    und    demnach  die  aus 
Plinius    bekannte   Unterscheidung,    das    Hirtenrohr    habe 
Pan,   die  Doppelttöte   aber   Marsyas  erfunden    (Plin.  VII, 
56:  fislulam  Pan  ...  ycmhias  tiUas  Marsyas.  Pitt.  d'Flrcol. 
I     9    not.  5)     ihre    Anwendung    findet.      Hienach    haben 
denn  die  herkulauischen  Akademiker  den  Flötenunterricht 
des  Olympos  durch  Marsyas  in  zwei  antiken  Gemälden 
erkannt,  deren  eins   (Pitt.  d'Erc.  III,  10.     Mus.  ßorb.  X, 
22)  eine  den  vorgedachten  Statuen  ganz  ähnliche  Gruppe 
darstellt,  während  das  andre  (Pitt.  1,9.  Mus.  13orb.  X,  4) 
in  der  Gruppirung  des   daneben    stehenden  Knaben  zwar 
wesentlich   verschieden,    der    plinianischen    Gruppe    aber 
auch   dadurch  entsprechend    ist,   dafs    deren  Gegenstück, 
Achilles    und  Chiron,   in    einem  z\igleich  gefundenen  Ge- 
mälde (Pitt.  d'FJrc.   I,  8)   vorhanden  ist.     So  sehr  es  nun 
hierdurch  aucli  nahe  gelegt  wird  eher  einen  Pan  als  einen 
Marsyas  zu  erwarten,    so  sprach  doch  nicht  nur  die  statt 
des  Hirtenrohrs  eingetretene  Flöte,  sondern  auch  das  sile- 
neske  Ansehn  des  Flötenlehrers  den  bisherigen  Erklärern 
mehr  für  Marsyas  als  ftir  Pan,  und  wenn  sich  dagegen  wol 
einwenden  läl'st,  dals  der  thierische  Ausdruck  des  Pan  auf 
den  arkadisclien  Münzen  und  sonst  oft  sehr  vermenschlicht 
erscheint  (Müller  Handb.  3ö7,  2),  so  ward  doch  das  Ueber- 
"ewicht  der  erwähnten  (Gründe  von  Müller  sowohl  (Handb. 
378  4.    V"l.  262,  4)  als   noch  neulich   von  Welcker  (eiid.) 
deroestalt   hochgestellt,    dafs    man    in  den   gedachten  Ge- 
mälden   den  Marsyas    zu  erkennen  und    den    für  Marsyas 
befremdlichen  Zusatz  kleiner  Hörner  als  eine  dagegen  nicht 
aufkommende  Besomlerlieit  zu  betrachten  übereinkam. 

Dafs  in  der  vorherrschenden  Sage  nicht  sowohl  Pan  als 
vielmehr  Marsyas  für  des  Olympos  Lehrer  galt,  ist  auch 
durch  dieser  beider  gemeinsamen  Bezug  auf  die  phrygisclie 
Flötenmusik  (Suid.  v."OXvnnug.  Philostr.  I,  20.  Dio  Chrys. 
I,  p.  44,  25.  Pitt.  d'Erc.  1,45,  p.  4)  sowohl  als  selbst  auf 
s'aitenspiel  (Mon.  d.  Inst  11,37  71i«poi'«c,  Olvfinog)  tii\- 
zweifelhaft.  Warum  aber  sollte,  soljald  die  Benennung  ül)er- 
haupt  schwankt,  l'an  der  zwar  Erfinder  der  Syrinx  aber 
im  Flötenspiel  eben  auch  nicht  unerprobt  ist  (Im  Zodia- 
kus: Midier  Denkm.  11,554  und  sonst),  Pan  dessen  Bezug 
zum  phrygischen  (iötterwesen  (Pind.  fr.  03)  überilies  nicht 
minder  bekannt  ist  als  sein  Ringerkainpf  mit  Olympos 
(Plin.  XXXVI,  4,  5),    von  idmlichen  Ansprüchen    auf   die 


Erfindung  des  Flötenspiels  und  von  jener  Gruppirung  mit 
Olympos  ausgeschlossen  werden,  die  zugleich  mit  über- 
einstimmender Nebengruppe  dem  gedachten  herkulani- 
schen  Gemälde  durch  das  von  Plinius  erwähnte  Marmor- 
werk bezeugt  ist?  Und  warum  vollends  sollte  der  Si- 
len  ■Marsyas,  allen  unleugbaren  erotischen  (Welcker  zu 
Philostr.  p.  335.  Ann.  d.  Inst.  XVII,  60  ss.)  Bezugs  zu 
Olympos  ungeachtet,  in  so  ausschliefsliche  Verbindung 
mit  demselben  zu  setzen  sein,  dafs,  um  dieselbe  Verbin- 
dung dem  Pan  dem  sie  gleichfalls  bezeugt  ist  zu  ent- 
ziehen ,  ein  gehörnter  Marsyas  gegen  alle  sonstige  Ana- 
logie der  Silensbildung  angenommen  werden  dürfte? 

E.  G. 

30.    Gh abr|ei,iefs  zu  Kadyanda.   Das  merk- 
würdige Grabmal   zu  Kadyanda  ohnweit  Telmissos,   des- 
sen Bekanntmachung  mit  den  darauf  befindlichen  Namen 
aus  Artemisia's    und  Mausolos'  F^amilie,   Hekatomuos  und 
Syskos  [C.  1.2691],  Hrn,  Fellows  (Lycia  p.  116)  verdankt 
wird,  enthält  ein  anziehendes  Relief,  welches  bereits  früher 
(Lloyd  Nereid    mouuinent   p.  48)   auf  F'estlichkeiten  des 
Hek  ate  -  Diens  t  es    in   Uebereinstimraiing    mit    Lucians 
Beschreibung   gedeutet   worden   ist.      Die   häufige   Bezie- 
hung   karischer   Namen    —    wie    Hekatomnos,    Artemisia, 
Lygdamis  (vgl.  Lygodesma)  —  auf  den   Dienst  der  Arte- 
mis   und   Hekate  ist   auch  sonst  schon  bemerkt   und  her- 
vorgehoben worden;    desgleichen   war   für  die  Gegenwart 
von    Kindern   und  F'rauen    am  F'ufs    der  Todtenlager   auf 
Herodots  Aussage  (I,  173.    Vgl.  Lloyd  1.  c.)  über  die  Ge- 
genwart von  F'rauen  bei  den  zu  Karlen  gehörigen  Kauniern 
verwiesen  worden.    Ein  zweites  Relief  desselben  Grabmals 
ward  aut  Leto    gedeutet,   der    hyperboreische  .lungfraun 
als  Dienerinnen  zur  Seite  stehn.    Zwei  auf  Apoll  und  .'Ar- 
temis leicht   zu    deutende  Kinder   und    der  Esel,  der  am 
Ende  der  Darstellung  zugleich  mit 'I'empeldienern  bemerkt 
wird,    sprechen    für    diese  Deutung.     Einerseits   scheinen 
demnach  hyperboreische  Hekatediener,  anderseits  Festge- 
nosseii  von  der  Familie  des  Hekatomnos  (Vgl.  Harpagos: 
Nereid  Mon.  p.  101)  die  Gesammtdarstellung  jenes  Hekate- 
dienstes  zu   bilden  *).  —    Uelier  eine  Besonderheit  dessel- 
ben Monuments   darf   man  nicht   schlechthin   hinwegselin: 
es  ist  die  Inschrift  ME2IOS  (Vignette  zu  Fellows' Lycia. 
Welcker  zu  Müllers   Haiulb.  S.   130)    neben  einer  kleinen 
Figur.   Der  Name  Meses  findet  sich  i>ei  Aristoteles  (Meteor. 
II,  69.     Vgl.  Plin.  II,  47,  46)    als    Name    eines   Win- 
des   zwischen    Boreas    und    Kaikias,    also    NNO.       In 
Kaunos  mochte    jener  Name   dem  Boreas   selbst   gegeben 
sein.     Dieser   scheint,   obwohl   in    ungewöhnlicher   Weise, 
zugleich  mit  den  Jungfrauen  des  Nordens  hier  dargestellt 
zu  sein.     Stral)0  und   Diodor    leiten    beide    das    linde  des 
Namens  .Mesembria  in  Thrakien  von  einem   Wort  Bria, 
das  thrakisch   eine  Stadt   bedeute;   auch  gibt  Heiodot  ein 
Briantica  in  jener  Gegend.    Hiefs  also  Mesenibria  etwa 
,,die  Stadt  des   Meses"    d.  h.  des  Boreas?   Zephyria,  der 
frühere  Name  von   Halikarnafs,  scheint  eine  andere  Spur 
karischer  Verehrung  der  Winde  uns  erhallen  zu   haben. 
Aus  MMheilunyen  des  Hrn.  IV.  W.  Lloyd. 

*)  Ich  pestclie  im  erwähnten  Bild  mehr  den  Eindruck 
häuslicher  Scenen  als  den  einer  Kidliisliandlung  zu  linden;  ei- 
nem llcUatedienst  gewölmUclien  Sinnes  würde  auch  der  Esel 
nicht  entsprechen.  ^.  d.  //. 


lliezu  Tafel  XX  der  Neuen  Fol(/e:   Uelius  A/aOt/rios,    Vasenbilä  zu   Wien. 


Druck  und  Verlag  von  G.  Reimer. 


Herausgegeben  von  E,  Gerhard. 


321 


322 


ARCHÄOLOGISCHE   ZEITUNG. 


M  21. 


ISeue  Folge. 


September  1848. 


Liuos  und  Keplialos.  —  Zur  Kunst  der  l'honicier.  -  Etru.kisclie  Spiegel.  —  Allerlei  (Der  Monat  Homereon  auf  los; 
Antigene  parodirt;  Silen  bei   Midas;  Cliryses,  Cliryseis  und  Briseis). 


I. 

LinOvS   und   Kephalos. 

Hiezu  die  Abbildung    Taf.  \\I. 

MPie  beiden  vorliegenden  Vasenbiider  schliefsen  in 
eigenlliümlicher  Weise  zahlreichen  andern  sich  an, 
in  denen  die  Verfolgung  eines  mit  Saiteninstrument 
ausgcriislcten  .liingiings  durch  eine  geflügelte  Frau 
dargestellt  wird.  Die  ausfiihrlichcn  lilrürterungen, 
welche  über  diese  in  Werken  des  freieren  Vasen- 
styls  oft  wiederholte  Gruppe  neuerdings  stattgefun- 
den haben,  gingen  von  der  ähnlichen  Gru|i|)irung 
eines  mit  .lagdspeeren  versehenen  .Hinglings  aus,  in 
welchem  als  Lieblingsgegenstand  altischer  Poesie 
und  Kunst  des  schönen  Kephalos  Enttiihrung  durch 
Eos  mit  guten  Gründen  erkannt  wird  '),  ohne  durch 
Hinweisung  auf  andre  von  Eos  geraubte  Jünglinge 

')  Kos  und  Kephalos:  Miliin  Gal.  X\IV',  94.  Braun 
Ann.  d.  Inst.  X,  270.  XII,  155.  Jahn  archüol.  Beiträge  8.9:511. 
Hauptsächlicli  anrh  unter  den  Lichtgottlieiten  der  Blacassischen 
Vase  (M.  Blacas  XVII.  Gerhard  Abh.  Lichtgottlieiten  Taf.  1,2). 

-■)  An  Orion  dachte  Müller  (Handb.  400,  1),  anKleitos 
(Oll.  XV,  2.50)  noch  neulich  I'anofka  (Ann.  XIX,  229);  gegen 
beide  Ansichten  sprach  bereits  Jahn  Bcitr.  S.  9(),  9. 

')  'IM  t  bonos.  In  N'erfolgung  eines  Kithai  öden,  TiUwvoi 
(II.  XX,  2:17),  den  zwei  andre  Jünglinge,  einer  mit  Kitliar, 
der  andre  mit  Jagdspeeren,  lloittiiog  nnü  .laoäitroi,  begleiten, 
erscheint  l'^os  auf  einer  neulich  entilecklen  Insrhriftvase  (I'a- 
nofka Arch.  Z.  N.  F.  S.  22*.  Ann.  d.  Inst.  XIX,  232),  auf 
deren  Zeugnifs  Braun  Bnll.  1848  p.  40  sofort  alle  Bilder  des 
Kephalosranbs  für  'I'itlionosbilder  zu  erklären  geneigt  war. 

')  Kephalos  als  Kitliarod:  Mon.  d.  Inst.  II,  48.  Braun 
Ann.  IX,  209  SS.  Jahn  archäol.  Beitr.  !S.  9t)  (f.  ranol'ka  Ann. 
XIX.  228  s. 


wie  Orion  und  KIcitos  >)  oder  selbst  durch  die  neulich 
zum  Vorschein  gekommene  kunstreiche  Anwendung 
desselben  atlisclien  Mythos  auf  einen  troischen  Titho- 
nos3)  erschüttert  zu  werden.    Nicht  einmal  dadurch 
wird  jene  herrschende  Deutung  aufgehoben,  dafs  der 
jugendliche   Waidmann    Kephalos    dann    und   wann 
als  Kitharspieler  erscheint  ■»)  —  ein  trotz  neuhchen 
Einspruchs  *)    monuiTiental   bezeugter  «)    und  auch 
wohl   begreillicher  Umstand,    sofern    die   Schönheit 
des  von  der  Göttin  begehrten  Jünglings ')  Hauptzug 
des  iMylhos  geworden,  in  dessen  nächtlicher  Scene 
aber  das  Saitenspiel  zu  einem  neuen  imd  reizenden 
Zuge   geeignet   war.     Wohl    aber  ist   einzuräumen, 
dafs  bei  so  mannigfachem  Künstlerspiel,  wie  jenem 
Bilde  von  Eos  tmd  Kephalos  gleich  andern  berühm- 
ten Gruppen    des  Alterthums    es    zugewandt   ward 
jener  Mythos  zuletzt  denn  doch  nicht  ausreicht,  mn 
alle  eigenlhümlichen  Wiederholungen  des  vielbelieb- 
ten Bildes,  nanienthch  auch  die  zu  erklären,  welche 

')  Einspruch  von  Jahn.   Arch.  Beitr.  S.  99.  109  f. 

''I  In  einer  (igurenreichen  Verfolgungsscene  des  Jägers 
Kephalos  (Berlins  Bildw.  Vasen  no.  1013),  welche  Panofka 
Ann.  XIX,  229  s.  zwar  auf  Kleitos  bezieht,  bildet  der  Pädagog 
mit  einer  Kilhar  in  der  Hand  einen  Theil  der  Umgebung,  und 
eben  so  geben  Striegel  und  Knie  im  ctruskiscben  .Spiegelbild 
eines  von  Kos  fortgetragenen  Jünglings  (Abh.  über  die  Metall- 
spiegel Anni.  176)  nicht  den  Memnon,  sondern  den  attischen 
Kpheben  Kephalos  zu  erkennen,  der  bekannten  Kntfiihrungs- 
grup|/e  an  der  Stoa  Basileios  (Paus.  I,  3,  1.  Panolka  Skiron 
S.  12.  JahnBeilr.  S.  107  1.)  wohl  entsprechend.  In  ganz  ähn- 
licher Weise  sinil  denn  auch  beim  Haub  des  Tithonos  (Anm.  3> 
Saiteninstrumente  ihm  und  einem  der  Brüder  zugetheilt  wäh- 
rend ein  dritter  Bruder  als  Jäger  erscheint. 

')  Paus.  III,  18,  7:  Kiifaloq  rov  z«;.;.oi'j  livex«  vtio 
'Jlfiiotts  iai'tr  rjQTiityud'Qs.  Wie  auch  Kleilos  (Od.  XV,  251) 
xu).).iog  th'HXH  utu. 


323 


324 


aus  zwei  noianischen  Gefafsen  des  Berliner  Museums 
auf  der  vorliegenden  Tafel  uns  vorgefulnt  werden. 
Was  uns  liier  zuvörderst  ins  Auge  fällt  (no.  1.2) 
ist   ein    Lekylhosbild  *),    in   welchem   der   fragliche 
Kitharöd  in  Art  eines  Siegers  mit  Lorbeer  bekränzt 
ist  und  von  der  ihm  gegenüberstehenden  geflügelten 
Frau  eine  Tänia,  nicht  als  gewöhnliches  Liebeszei- 
chen, sondern  als  Siegeslohn  »)  empfangen  soll,  der- 
gestalt dafs  bei  aller  Befremdung  den  Jüngling  Li- 
nos,  AINOZ,  genannt  zu  finden  es  demnächst  ganz 
natürlich  erscheint  statt  der  aus  ähnlichen  Gruppen 
wohl  bekannten  imd  bezeugten  Eos  die  Siegesgöttin 
Nike,  NIKA,  ausdrücklich  uns  vorgeführt  zu  sehen. 
Diese  vielmehr  als  Eos  ist  man  demnacli  sofort  ge- 
neigt auch   in  dem  zugleich  uns  vorgeführten  (no.  3) 
Aufsenbild  einer  Schale  zu  erkennen  ">),  in  welcher 
wir  einen    ähnlichen    nur    mit    Stirnband   statt  des 
Lorbeers  geschmückten   Jüngling   erblicken;    dieser 
wird   von    einer   der    vorigen    Flügelgestalt  gleich- 
falls ähnlichen  Frau  festgehalten,  dergestalt  dafs  der 
rechte   Arm   des   sich   entfernenden    Jünglings    von 
ihren   beiden  Armen  ergriffen    bleibt.     Bei   geringer 
Verschiedenheit    in    Gestalt,    Kleidung    und    Kopi- 
putz ")  ist  jedoch,  sobald  che  Bewegung  dieser  ein- 
ander  im   Ganzen   entsprechenden   Gruppen    näher 
erwogen   wird,    die   Bedeutung    beider    schwerlicli 
gleich  zu  erachten:  denn  während  im  erstgedachten 


Bilde   die  Siegsgöltin  in   stolzer  Haltung   dem  von 
ihr  begünstigten  Kitharöden   ohne  ihn  zu  berühren 
die    schmückende  Binde    zeigt,   ist  im   zweiten   die 
Annäherung  gesteigert  und  selbst  ein  Ausdruck  des 
Liebesverlangens  kaum  zu  verkennen  welchem,  auch 
ohne    die  Nebenbilder  **)  in  Anschlag  zu  bringen, 
das  zwischen  Eos  und  Kephalos  zu  lesende  Schön- 
heilslob,  HO  nAIZKAAOZ,  wohl  entspricht.  Wird 
denmach  für  zwei  übrigens   einander  so  verwandte 
Gruppen    wie   die   uns    vorliegenden    es    sind    eine 
doppelte  Sieges-  und  Liebes- Bedeutung  nachgewie- 
sen,   so  dürfte  es  noch    weniger  Schwierigkeit  ha- 
ben eine  dritte  Gattung  dahin  einschlagender  Grup- 
pirungen  unter  einem  gleich  selbständigen  Gesichts- 
punkt von  jenen  ersteren  gesondert  zu  halten.  Wir 
meinen   diejenigen,    in    denen  statt   der  lohnenden 
Siegessöttin   eine  Verkünderin  des  verlorenen  Sie- 
ges  dem  Kitharöden  höhnend  oder  strafend  '^),  etwa 
als  Nemesis,  Dike,  Pöne  '■'),  auf  ähnliche  Weise 
entgegentritt  wie  dann  und  wann  Eros  einen  Jüngling 
verfolgt,  der  selbstsüchtig  der  Liebe  Hohn  sprach  '  *), 
und  lassen  es  dahin  gestellt,  ob  ausnahmsweise  auch 
die  von  den  bisherigen  Erklärern  sehr  überbrauchte, 
sonstiger   Vasenerklärung    ohnehin   fast  fremde  "), 
Deutung  auf  raffende  Keren  oderllarpyien  ' ')  eine 
vierte  Gattung  ähnlicher  Scenen  bildet. 

Es  ist  indefs  nicht  nur  dieser  allgemeine,  diaxh 


")  Nike  und  Linos:  Berlins  Bildw.  no.  855.  Verg1. 
Jalin  Arch.  Beitr.  S.  104  f. 

■')  Nike  mit  Tänia:  Mon.  d.  Inst.  I,  5,  4  und  sonst.  Vgl. 
Jahn  ebd.  S.  106,  46. 

'")  Berlins  Bildw.  no.  8t)9.  Die  dort  gegebene  Erkliirung 
als  „Siegesgöttin,  welche  einen  jungen  Kitharöden  ergreift" 
beriilit  iiauptsächlicli  auf  der  schon  damals  angestellten  Ver- 
gleichung  mit  dem  gedachten  Linosbild,  wird  aber  bei  reiferer 
lirwägung-  hieniit  zurückgenommen.  Uebrigens  wird,  eben- 
falls als  Aufsenbild  einer  Schale,  ein  von  .lahn  Beitr.  S.  (»7 
übersehenes  ganz  ähnliches  Bild  auch  ans  Dubois' Notice  d'uiie 
coli,  du  pr.  deCaniiio  no.  121  von  l'anolka  (Ann.  XIX,  229,  .Hj 
erwähnt. 

"J  Die  Nike  im  ersten  Bild  trägt  hanbenähnlichen  Kopf- 
putz, während  das  Haar  der  Fliigelgestalt  im  zweiten  nur  mit 
Bändern  durchzogen  ist. 

")  Diese  Nebenbilder  ( /{.  Ilochzeitspende.  Innen  Krau 
mit  Korb)  worden  schon  bei  der  früheren  Beschreibung  als 
hochzeitlich  („Sieg  und  Vermählung")  bezeichnet. 

")  Verfoigungsscene:  Mon.  d.  Inst.  I,  5,  3,  von  Millingen 


Ann.  I,  207  ff.  zuerst  auf  Thamvris  und  Nemesis  gedeutet, 
statt  deren  Feuerbaeh  (Apoll  S.  372  f.)  eine  JVluse,  Jahn  (Beitr. 
S.  lOOir.J  nach  Rlillingen  und  Luynes  (Vases  peints  p.  21s.) 
eine  Uarpjie  annimmt;  Panofka  (Ann.  XIX,  22S)  wiilerspricht 
unil   kommt  auf  Eos  zurück. 

")  Püne  am  Grab  des  Linos:  Paus.  1,43,7.  Vgl.  II,  19,  7. 

' ')  Flügelknabe  mit  Geil'sel  über  einem  Altar  einen  Jüng- 
ling verfolgend:  unedirte  Vase  der  Sammlung  Blacas  mit  der 
Inschrift  xa).og  AxtajuQiiStji.  Vgl.  Panofka  in  den  Iljperb. 
H.  Studien   S.  100,  2. 

"■)  Dafs  Todes-  und  Grabesheziehungen  der  früheren  V.i- 
senhildrierei  fast  ohne  Ausnahme  fremd  sind,  lialie  ich  über- 
flüssig oft  behauptet,  ohne  in  den  häuligen  Fällen,  in  denen 
achtbare,  namentlich  französische  Archäologen  dergleichen  Be- 
züge annehmen,  irgend  einen  kräftigen  Gegenbeweis  zu  ver- 
nehiuen.  Vgl.  Bapp.  volc.  pag.  96.  not.  940.  Arch.  Zeitung 
1\,  310  1. 

')  Kine  bellügelte  Ker,  die  ein  Kind  entführt,  ist  als  kreti- 
sche Thonligur  durch  Bochette  Ant.  ehret.  III,  4  bekannt  und 
ilen  Kckreliefs  des  Xauthischen  llarpyienmonuments   (Arch.  Z. 


325 


326 


die  I)isheiigen  Vorarbeiten  n.ihe  gelegte,  Gesichls- 
piinkl,  linier  welcliein  wir  diese  mit  leicliter  und 
geistvoller  Wendung  wesenüicli  lungcliilileten  Grup- 
pen zu  bctraclilen  haben,  sondern  es  bleibt  auch 
die  Verpflichtung  uns  übrig  unsre  für  deren  Unter- 
scheidung hiemit  aufgestellte  Ansicht  im  Einzelnen 
zu  bewähren.  Sind  Kephalos  als  Kilharöd,  Eos  als 
zärtliche  \'erfolgerin  des  schönen  Jünglings  dem  Sinn 
ihres  bekannten  IMythos  nicht  völlig  zuwider,  so 
darf  für  das  zweite  unserer  Vasenbilder  (no.  3.  4) 
die  erotische  Fortbildung  dieses  IMythos  auch  um  so 
lieber  eingeräumt  werden,  je  häuflger  Mythen  einer 
so  leichten  Anv/endbarkeit  für  Alltagsbezüge  im 
bildlichen  Vorrat))  der  alten  Kunst  uns  begegnen. 
Schwieriger  bleibt  es  den  unfreiwillig  von  Nike  be- 
glückten Kitharöden  ( no.  1.  2)  in  der  myliüschen 
Auffassung  zu  verstehen,  welche  uns  durch  Na- 
mensinschrift des  Linos  ausdrücklich  geboten  wird. 
An  einen  andern  als  den  mythischen  Sänger  ist 
dabei  nicht  wohl  zu  denken:  weder  ist  Linos  ein 
sonst  geläufiger  Nnme,  noch  auch  der  mindeste 
Anlafs  gegeben  die  lebendige  Handlung  unsres  Bil- 
des auf  irgend  einen  unbekannten  Kitharöden  glei- 
chen Namens  zurückzuführen.  Dieses  vorausgesetzt 
fehlt  jedoch  viel  um  die  so  deutlich  benannten  Fi- 
guren sofort  verständhch  zu  finden.  Linos,  dessen 
ältere  Geltung  als  Klagelied  und  Trauersänger  '  *) 
im  ausgebildeten  Hellenismus  allerdings  zum  Glauben 
an  des  Sängers  aj)ollinische  Abkunft  ' ')  und  Treff- 
lichkeit übergegangen  war,  hat  um  so  weniger  An- 
spruch als  Sieger  hervorgehoben  zu  werden,  je  mehr 
seine  Demüthigung  und  sein  durch  Apollo  erfolgter 
Tod  auch  volksmäfsig  bekannt  war  -").  Da  er  je- 
doch selbst  im  Zusammenhang  dieser  mythischen 
Wendung  ein  viel  beklagter,  ein  allen  Göttern  geehr- 

Taf.  IV)  ganz  entsprechend.  Dals  älinliclie  Knlfriliruiigen  auch 
erwachsenen  Jünglingen  gelten,  beliauptet  Jahn  Beitr.  S.  109 
ohne  liinliingliche  Belege;  noch  am  meisten,  aber  niclit  genug 
beweist  ihm  die  von  Braun  Ann.  XII,  J51  ss.  auf  Kephalos 
gedeutete  etruskische  Gruppe  von  Krz  (i\Ion.  d.  Inst.  III,  2:J). 

'■*)  Linos:  Hom.  II.  XVIII,  569.    Hesiod  fragm.  132  (214). 
WclrUer  Kleine  Schriften  S.  1.3  it. 

'")    .Ms  Apolls   oder   der  Muse   Urania  Sohn,  jenes   nach 
I'ausanias  II,   19,  7,  dieses  nach  Hesiod  IV.  l:J2.    Vgl.  Weicke 
Kl.  Sehr.  I,  S.  31  IT. 


tcr,  ein  obwohl  durch  ApoII's  Zorn  gefallener,  von 
den  Musen  dennoch  betrauerter  Sänger  heifst  2'), 
so  ist  es  auch  keineswegs  unglaublich,  dafs  zu  den 
dichterischen  Stoffen,  in  denen  der  Sänger  Verherr- 
lichung durch  Vasenbilder  sich  kund  gab  —  zu  Or- 
pheus, Musäos,  Thamyris,  Alkäos,  Anakreon-^)  

irgend  einmal  als  jugendlich  kräftiger  Sänger  auch 
Linos  hinzutrat  imd  zwar,  wie  auch  bei  Thamyris  ^^j 
es  der  Fall  ist,  in  dem  unverkümmerten  Gesanges- 
ruhm, welcher  dem  Untergang  des  Sängers  und 
der  Eifersucht  Apollo's  vorangeht.  Während  die 
Siegsgöttin  diesen  wohl  verdienten  Ruhm  zu  loh- 
nen sich  anschickt,  bebt  der  lorbeerbekränzte  Sän- 
ger vor  ihrem  Lohne  zurück,  etwa  zu  sprechendem 
Ausdruck  der  Todesahnung,  welche  sein  Sien-s<re- 
fühl  niederdrückend  durch  den  Gedanken  an  Apolls 
ihn  bedrohende  Macht  und  Eifersucht  in  ihm  auf- 
taucht. E.  G. 


II. 
Zur  Kunst  der  PJiönicier. 

In  der  jüngsten  Zeit  «ieder  ist  durch  den  Herausoe- 
her  dieser  Zeitschriit  in  seiner  1846  in  der  König!.  Akade- 
mie der  Wisseiiscliaften  zu  Berlin  vorgelesenen  aber  erst  in 
diesem  Jahre  dem  Druck  übergehenen  Abhandlung  „über 
die  Kunst  der  Phönicier"  die  Aufmerksamkeit  der  Ge- 
lehrten auf  die  Frage  gelenkt  worden,  welche  Stellung 
den  Phüniciern  in  der  Kunstgesciiichte  gebühre.  Da  nun 
die  beiden  Quellen,  woraus  sich  das  Endurtheil  schöplen 
lalst,  das  scjirif'tlich  uns  Ueberlieferte  und  das  in  Mo- 
numenten uns  Ueberkommene  überaus  spiirlich  fliefsen,  so 
wird  es  wohl  denen,  die  dem  Gegenstande  selbst  noch 
in    der    gegenwärtigen   Zeit   Interesse   schenken,    wo   nur 

")  Nach  den  durch  die  homerischen  Schollen  erhaltenen 
Epigrammen;  'PotßtCois  ßO.fOiv. ..   Vgl.  Weicker  Kl.  Sehr.  I,  39. 

■')  Nach  der  Linodie  (Schol.  Hom.  I.  c.  Bergk  Poet.  lyr. 
|i.  878.  Weicker  Kl.  Sehr.  I  S.  40):  o,  Mvs  näai  Seoiaiv  ri- 
jiiiü'e,  aol  yctQ  lätoxctv  txqÜtio  fidog  (<v»Q(Ö7ioiaiv  iftovaTg  ).i- 
yvnuig    Ktinai.      'hoJßng   äl    xotm    o'  (IrttiniT,    Movaai    üi  ai 

■-■)  Orpheus,  Musaeos,  Thamyris:  Älüller  Handb.  4IX  4. 
S.  700  W.    Alkäos,  Ariakreon  ebd.  420,  5  S.  731. 

'')  Thamyris:  Mon.  d.  Inst.  11,23.  Weicker  Griech.  Trag. 
S.  423.     Jalin  Bcilr.   S.  100,  25.     ■  .        ■ 


327 


328 


Wenigeo  hei  lebhafter  Theilnahme  an  der  Entwickelung 
der  höchsten  Lebensfragen  die  zur  Bescliäftigiing  mit  so 
entfernten  Zeiten  nothige  Ruhe  des  Gemütlies  verbliel)en 
ist,  niclit  unvfillkommen  sein,  wenn  ich  zu  dem  voriian- 
denen  kiirgiiclien  Material  einen  kleinen  Beitrag  liefere, 
dem  ich  freilicli  eine  gröfsere  Bestimmtheit  der  Angaben 
wdnsclite,  als  er  durch  ein  unglückseliges  IMifsgeschick 
haben  kann  Denn  dann  würde  er  vielleicht  im  Stande 
sein,  das  Urtheil  über  die  Bedeutung  der  künstlerischen 
Tliätigkeit  des  Phönicischen  Namens  in  einiger  Hinsicht 
ein  Wenig  zu  modifiziren. 

Ich  will  zuerst  das  Unbedeutendere  voranschicken 
aus  einem  Zweige  der  Baukunst,  den  Herr  Prof.  Gerhard 
nur  im  Vorbeigehn  berührt  hat  >),  well  das  ihm  bekannt 
Gewordene  allerdings  der  Art  war,  dafs  es  nicht  mit  Si- 
cherheit besprochen  werden  konnte  —  ich  meine  dieGrab- 
nionumente.  Allerdings  bieten  die  Graber  des  phünici- 
schen  Marathos,  das  auch  in  seinen  ihm  erst  kürzlich  zu- 
rückgegel)enen  Münzen  so  eigenthümlich  erscheint,  aufser- 
ordentliches  Interesse  dar,  das  liegt  aber  nicht  sowohl  in 
der  eigentlichen  Grabeslokalität  als  in  den  darüber  sich 
erhebenden  grofsartigen  phallischen  Säulen  ^).  Die  Grä- 
ber an  sich  hal)en  durchaus  keinen  eigenthümlichen  Cha- 
rakter, sondern  stimmen  in  ihren  regelmäfsig  in  den  Kels 
geliauenen  Gruppen  von  unterirdischen  Kammern  mit  schma- 
len der  Länge  nach  sich  in  den  Fels  hineinziehenden  Sar- 
kophacnischen  mit  bekannten  Hellenischen  Grabesräum- 
lichkeiten vollkommen  überein,  wenn  sie  auch  darum  kei- 
nesvfegs  als  hellenisch  erscheinen,  da  sie  ja  schon  in  den 
Grabanlagen  Aegyptens  analoge  Vertretung  finden. 

Was  ich  nun  in  dieser  Beziehung  anzuführen  lial)e, 
bezieht  sich  auf  Karthagisches  Gebiet  und  es  sei  mir  er- 
laubt, wenige  Worte  über  die  litterarischen  Andeutungen 
in  Betreff  der  Begrab  nifsweise  der  Karthager 
voranzuschickeu.  Von  vorn  herein  würde  man  annehmen, 
dafs  die  Karthager  gleich  ihren  Semitischen  Stammge- 
nnssen  den  Phnniciern  und  Hebräern  ihre  Todten  leib- 
haft   begruben    und   somit    wohl    auch     für    die   Bewah- 


rung   derselben    in    zweckdienlichen    Behausungen    Sorge 
trugen.    Aber  ohne  uns  auf  die  etwas  romanhafte  Angabe 
Justin's  ä)  zu  stützen,   der  vom  Darius  an  die  Karthager 
den  Befehl  ergehen  läfst,  ihre  Todten  nicht  mehr  zu  beer- 
digen sondern  zu  verbrennen,  haben  wir  zwei  so  viel  mir 
bekannt,  ül)ersehene  und  doch  sehr  bestimmte  Autoritäten 
über  die  Grabmider  der  freien  Karthager.     Einmal    näm- 
lich  wird    i)erichtet  * ) ,    wie    der   unglückliche   Hasdrubal 
Giscon's  Sohn  im  letzten  Jahre  des  2ten  Punischen  Krie- 
ges vor  der  aul'gehetzten  Volksmasse  Karthagos  vergebli- 
che Zuflucht  in  dem  Grabmale  seines  Vaters  gesucht  habe, 
was  also  ein  räumliches  Bauwerk  voraussetzt,  andrerseits 
erzählt  der  wohlunterrichtete  Tertullian  *),  dafs  die  Bür- 
ger des  späteren  Karthago  im  .lalire  199  p.  Chr.  als  sie 
bei  Gelegenheit   der   ihnen  verliehenen  Pythischen  Spiele 
ein  Odeon  baueten,  einen    ganzen  Gräberhof  500jährigen 
Alters  aufwühlten  und  zerstörten.   Punische  Leicliensteine 
mit    Grabschrift   sind    uns   erst   in   letzter   Zeit    durch   de 
Saulcy's  ')  verdienstliche  Bemühungen  bekannt  geworden. 
Im   Bereiche   Karthagos   selbst   nun   treten   uns  zwar 
im  Norden    der   Stadt  auf  der  jetzt   djcbd  Qamitr  oder 
dj.  Chawi  genannten  Anhöhe    einige   in    den    Fels   einge- 
seidite  Gralihöiilen    entgegen,   alier  Nichts    was    uns   hier 
beschälligen  könnte,  im  Karthagischen  Gebiete   aber   hat 
die  Zeit  in  gebirgigen  Landestheilen  uns  einige  Reste  des 
Alterthums  aufbewahrt,  die  hier  in  Betracht  kommen  müs- 
sen.    Schon    der   bei   nicht  streng  gelehrter   Bildung   um 
alles  Wissenswürdige   gründlich    besorgte   Englische   Rei- 
sende Sir  GrenvUle  Tcmple  ')  hat  Monumente  dieser  .\rt 
in  einer    auch    durch  jüngere  Ruinen    bezeichneten  Oert- 
lichkeit  Lhis,  die  vielleiclit  dem  alten  AHoseru  entspricht, 
in    gerader   Richtung   etwa    10   Stunden    von   Kaf  (Sicc« 
Venerea)    aufgefunden.      Dies   sind   etwa   5  —  6  F.    hohe 
Kaminern   verschiedner  Gröfse  über  der  Erde   aus  unge- 
heuren   roh    behauenen    bis    18   Fufs    langen    Felsplatten, 
theils  vereinzelt,  so  dafs  die  ganze  Behausung  aus  vieren 
oder   fünfen    dieser    mächtigen    Steinblöcke    besteht,    von 
denen  drei  der  Breite   nach  aufgerichtet,   eine   aber  oder 


')  pag.  9  seiner  Abhandlung. 

')  Bei  Gerhard  \t.  23  tbi.  I,  7 — 9.  Die  Fignren  an  der 
untersten  Base  des  Monumentes  7  sind  allerdings  keine  Pa- 
täken,  wie  sie  nach  Maundrclls  von  Pococke  befolgter  Zeich- 
nung, die  gerade  diesem  interessantesten  dieser  merkwürdigen 
Denkmäler  eine  ganz  andre  Gestalt  gibt  als  es  wirklich  hat, 
erschienen  sind,  sondern  Löwen,  wie  Pococke  II  p.  295  selbst 
bemerkt  und  ich  aus  eigner  Anschauung  zu  bestätigen  habe. 

')  Justin.  XIX,  \. 

')  Appian  b.  Punic.  c.  38. 


')  Scorpiace  c.  42. 

'')  De  Sanicy  reclierclies  siir  les  epitaphes  Pnniques,  an- 
nale» de  l'institut  archeologiijue  1847  p.  1  —  10  (planches  toin. 
IV,  XXXVII),  wo  er  vier  von  Gesenius  falsch  ausgelegte  als 
Leicliensteine  erklärt  und  8  neue  Inschriften  bei  Ghelnia  ge- 
funden ihnen  hinzugefügt  hat. 

')  Excursions  in  the  niediterranean,  Algiers  and  Tunis  II 
p.  264.  Von  den  Fragmenten  sehr  roher  Sculpturen,  die 
Teinple  einer  sehr  frühen  Zeit  zuschreibt  p.  263,  sah  ich 
Nichts  mehr. 


329 


330 


l)ei  gröfseren  Dimensionen  zwei  als  iiiiverwiistbai-es  Dach 
übergelegt  sind,  wiilireiul  die  vierte  Seite  im  heutigen 
Zustande  freilicli  olTen  ist,  walirsciieiniicii  ursprünglicli 
aber  eben/alls  gesclilossen  war,  theils  sind  es  aucli  gn'i- 
I'sere  Giuppeu  von  Kammern,  so  dafs  ein  in  der  Mitte 
hinlaufender  Gang  deren  mehrere  zu  beiden  Seilen  ver- 
bindet. Andere  Reste  solcher  I5audenkmale  fand  ich  dann 
in  derselben  Berggegend,  die  oirenl).ir  durch  die  Zuriicli- 
gelegeuheit  von  den  grol'sen  Verkehrstral'sen  den  Zerstö- 
rungen der  Kriege  und  neuer  Cultur  minder  ausgesetzt 
war,  in  der  sehr  interessanten  Oertlichkeit  el  Hammum 
^/;  Stunden  von  dem  als  Sitze  des  Kaid  der  Uelud  Ayur 
bekannten  Mugrawah,  das  auch  zwei  l'unische  luschrilten 
geliefert  hat,  und  l)ei  dem  aiilseroidentlich  umfaugreichen 
Mudher  genannten  Ruiuenield  der  in,  Riimischer  Kaiser- 
zeit sehr  bedeutenden  uud  reichen  Stadt  Tiiccii  Tcrcb'iii- 
thina,  hier  treilich  ganz  vereinzelt,  eben  weil  tlie  jüngere 
miichtig  um  sich  greifende  Kultur  das  Aeltere  zerstört 
hat.  Dafs  nun  diese  Kammern  nicht  Behausungen  für 
Lebende,  wie  Temple  meint,  sondern  für  Todte  waren, 
scheint  abgesehen  von  hier  gefuudenen  Gebeinen,  aus  dem 
Umstände  hervorzugehn,  dafs  in  el  Hummam,  wo  auch  noch 
einige  auf  allen  Seiten  geschlossene  sich  befinden,  mit  jün- 
geren unzweifelhaft  zu  Grabmiilern  bestimmten  Baulichkei- 
ten untermengt  sind  und  sich  auf  der  dem  von  Lebenden 
iiewohnten  'l'heile  des  Ortes  entgegengesetzten  Seite  eines 
Giel'sbaches  belinden,  der  augenscheinlich  die  Granze 
zwischen  der  Stadt  der  Lebenden  und  der  der  Todten 
gebildet  hat.  Dafs  sie  aber  von  den  Karthagern  lierrüh- 
ren,  kann  zwar  nicht  erwiesen  werden,  ist  aber  doch 
wohl  mehr  als  wahrscheinlich;  wir  müfsten  sie  denn  den 
eingeborenen  freilich  schon  früh  mit  cauaanitischeu  Völ- 
kern, die  ja  nach  der  merkwürdigen,  nur  zu  oft  aus  blo- 
l'sem  Skepticismus  angezweifelten,  Angabe  das  Procop  *) 
wenigstens  bis  zum  Numidischen  Tigisa  vorgedrungen 
waren,  untermischten  ")  Liliyern  zuschreiben,  denen  al- 
lerdings auch  in  Kyrenaica  Werke  anzu;;ehören  sclieinen, 
die  von  einein  nicht  ganz  geringen  Grad  von  Kultur 
zeugen.  Und  wie  naturgeuiafs  sich  diese  Konstruc- 
tionsweise   ergab,    leuchtet    theils    von    sellist    ein,    theils 


findet   es   seine  Bestätigung  jin  den  ganz  analogen  Kam- 
mern bei  Mykenai. 

Ein  viel  gröfseres  Interesse  aber  als  ausgebildeteres 
Denkmal  dieser  Klasse  und  als  durch  Inschrift  als  Pnni- 
sclies  Monument  bezeugt  würde  ein  andres  Bauwerk  in 
Anspruch  nehmen,  wenn  hier  nicht  fremder  Einflnfs  zu 
deutlich  hervorträte,  es  ist  das  elienlalls  schon  von  'l'em- 
ple  '")  lieschriebene  (iralunal  im  Olivenwäldchen  bei  den 
bedeutenden  aber  im  Uebrigen  nur  ganz  Römischen  Rui- 
nen des  alten  Thugga,  dessen  in  Punischer  und  Nuinidi- 
scher  Sprache  biliiigue  Inschrift,  die  sich  jetzt  im  Britti- 
schen Museum  befindet,  schon  1631  durch  den  französi- 
schen Renegaten  Thoinas  d'Arcos  dein  gelehrten  Isaac 
Peiresc  mitgetlieilt  wurde.  Es  ist  olVeiibar  ein  Kamilien- 
grab,  nach  Gesenius  Erklärung'')  dem  aus  fürstlicher 
Eaiuilie  staiiimenden  Maolam  von  seinem  Stiefsohn  Phoah 
errichtet  und  ist  ein  zweistockiger  Bau  von  28  F.  7  Z.  E. 
im  Quadrat  mit  einein  ziemlich  zerstörten  ursprünglich 
wahrscheinlich  terrassenförmigen  Aufsatz.  Im  untersten 
Stock,  das  auf  5  Stufen  ruht,  führen  2  mit  Portcullis 
geschlossene  Eingänge  in  4  mit  je  2  Grabnischen  verse- 
hene Abtheilungen;  im  2ten  ist  ein  Eingang  und  2  ähn- 
liche Grabräume,  so  dafs  sich  im  ganzen  Monument  12 
Grabnischen  befinden.  Der  Römische  Einflufs  nun,  der 
sich  schon  trotz  der  einheimischen  Inschrift  in  dieser  gan- 
zen Anordnung  zu  zeigen  scheint,  tritt  nocli  deutlicher  in 
den  Beiwerken  hervor;  denn  wenn  auch  die  die  Ecken 
des  eigentlichen  Baukörpers  schmückenden  nur  wenig 
vorspringenden  Halbpilaster  die  in  Ionischem  Stil  etwas 
durchaus  Eigenthümliches  haben  und  uns  vielleicht  eine 
Idee  geben  können,  wie  die  bekannten  Säulen,  welche  je 
eine  zu  den  beiden  Seiten  jeder  der  220  SchifFsdocken 
die  Zierde  des  Karthagischen  Kotlions  ausmachten''^), 
gearbeitet  waren,  so  liefern  die  am  Boden  umher  liegen- 
den Sculpturen,  die  ofTenbar  einst  den  terrassenförmigen 
Aufsatz  geschmückt  haben,  eine  Quadriga  mit  einem  Krie- 
ger und  Wagenlenker  in  breitem  Römischen  Stil,  eine 
kleine  Reiterslatue  und  eine  weibliche  bekleidete  Eigur 
deutliches  Zeugnifs  für  das  Zeitalter,  .allerdings  wäre 
es  nicht  unmöglich,  dafs,  wie  es  ja  so  oft  mit  alten  (Tiab- 


•*)  l'roc.  t).  V.  II  c.  10  vftl.  Phüostr.  icon.  IF,  21. 

')  Movers  Phönizier  I  p.  44  ff. 

'")  Excursions  II  p.  72.  Auch  Piickler,  der  mir  nicht  zur 
Iland  ist,  hat  davon  gesprochen. 

")  Ges.  iiion.  Plioen.  p.  167  und  Nachtrag  p.  4-')9.  Später 
haben  Anilere  wieder  an  Verschiedenem  gerüttelt  aber  mit 
wenig  Glück. 


'■)  Dafs  diese  Säulen  einen  Eeziij;  auf  den  Dnalisnnis  in 
der  lieliyion  lialien  und  sich  mit  den  bekannten  Säulenpaaien 
znsaiiiniensleMen  lassen,  wie  Gerhard  p.  6  Aniii.  18  vermuthet, 
mochte  ich  bezweifeln ;  denn  diese  Docken  bildeten  offenbar 
einen  ununterbrochenen  Umkreis  so  dass  jeder  Pfeiler  der  das 
Gewölbe  trug,  mit  einer  Säule  geziert  war. 


331 


332 


monumenten  Statt  fand,  ein  spaterer  EiiidriDgling  sich 
das  frühere  Gehiiuse  angemafst  und  es  ntia  mit  einigen 
Zuwerken  ausgeschmückt  hiitte.  Das  Hlonninent  aher  in 
christHclie  Zeit  liiralizurücken,  dürfen  wir  uns  nicht  wolil 
durch  die  Kreuze  verleiten  lassen,  die  je  eins  auf  dem 
Eckstein  des  Aufsatzes  eingehauen  ersclieinen;  denn  es 
ist  sicher  nicht  das  cliristliciie  Kreuz,  sondern  das  dem 
Kreuze  nur  zufällig  aiinlich  sehende  Orientalische  Sym- 
hol  des  Heils,  das  Tau  'S). 

(Fortsetzung  folgt.) 


III. 

Etruskische  Spiegel. 

unser  Vorrath  etruskisclier  Spiegelbilder  ist  neuer- 
dings nicht  beträchtlich,  aber  doch  unter  andern  durch 
folgende  erhebliche  Deukraiiler  »ermehrt  worden,  welche 
tlicils  dem  brittischen  -Museum,  theils  dem  Herzog  von  Lny- 
nes  anheimgefallen  sind. 

1.  Schmückung  der  Venus,  mit  den  Inschriften  Tiiron 
und  Achvizsr.   Vgl.  Bull.  d.  Inst.  1847  p.  107.  Oben  S.  6*  f. 

Aus  römiscliem  Kunsthandel  ins  brittisclie  iMuseura 
übergegangen.     Hoch  7  Zoll. 

2.  Eos  und  etwa  Kephalos,  sofern  die  Inschriften 
einer  oben  S.  9*f.  (Bull.  1847  p.  1 17  f.)besc!iriebenen  Gruppe, 
Usil  und  Uprius  (nach  Birch  Hyperion)  richtig  gedeutet  wur- 
den.   .Jetzt  ebenfalls  im  brittischen  Museum.    Hoch  6,2  Zoll. 

3.  Amphiaraos,  Ajax  und  Lasa.  Eine  der 
üblichen  etruskischen  Klügelgestalten,  wie  sie  als  Lasa 
l)ezeichnet  auch  sonst,  oliwolil  selten  (Al)h.  Etrusk.  Gott- 
heiten Anm.  121)  sich  findet,  iitlnet  eine  Rolle,  auf  wel- 
cher die  Namen  Lusa,  Aivas,  Hamplüer  in  drei  Zeilen 
»eschrieben  stehen.  Die  so  bezeichneten  Helden  sind  zu 
beiden  Seiten  der  gedachten  Schicksalsgöttiu  vertheilt: 
rechts  von  ihr  sitzt  Amphiaraos,  links  von  ihr  Ajax.  Gleich- 
falls im   brittischen  Museum. 


'■■j  Die  jetzt  sogenannte  Croix  ansee. 


A.  d.  H. 


4.  Hektor  und  Ajax.  Zweikampf  beider  Helden 
mit  ihrer  Kamensinschrift.    Hoch  5,5  Zoll.    El)endasell)St. 

5.  Drei  Flügelgestalten  mit  Frauengerath,  im 
archäologischen  Institut  (Bull.  1848  p.  35)  für  die  drei 
Grazien  erklärt.  Der  Henkel  ist  antike  Ergänzung.  Aus 
Hrn.  Basseggio's  Magazin  in  den  Besitz  des  Herzogs  von 
Luynes  übergegangen. 

5.  Äp  oll  und  Dia  n  a  ,  nachweislich  in  der  Gruppe 
eines  Jünglings  mit  Lorl)eerzweig  in  der  Hand  und  einer 
ihm  gegenüberstehenden  Frau.  Beide  stehen  auf  einer 
hri  Piedestal  und  lialten  eine  mit  siebzehn  Strahlen  um- 
gelme  Scheibe,  auf  welcher  ein  Profilkopf  sich  erhebt. 
Der  Herzog  von  Luynes,  dem  dieser  im  archäologischen 
Institut  (Bull.  1848  p.  36)  besprochener  Spiegel  gehört, 
erinnerte  an  den  Minervenkopf,  der  auf  Münzen  von  He- 
raklea  einer  Aegis  aufruht  ( MiUingen  num.  Ital.  Suppl. 
I,  5),  und  wenn  im  gedachten  Protilkopf  ebenlalls  ein  Kopf 
der  tritonisclieii  Göttin  sich  erkennen  Heise,  so  wäre  de- 
ren Oliermacht  über  die  Liclitgottheiten  in  ähnlichem  Sinne 
hier  ausgedrückt,  wie  andremal  (Prodr.  S.  114)  Pallas 
Athene  den  cerealischen  Erdinächten  überlegen  erscheint. 
Merkwürdig  ist  diese  durchaus  singulare  Darstellung  auch 
durch  den  sehr  alten  und  durchaus  eigentliümliclien  Stoff 
ihrer  Zeichnung.  Auch  fehlt  es  ihr  nicht  an  verzieren- 
dem Beiwerk:  man  bemerkt  im  oberen  Raum  eine  Löwia 
mit  ihren  Jungen  {„umhidante  col  [siio  figlio  in  bocca") 
und  seitwärts  Delphine. 

6.  Helena,  Paris  und  Menelaos.  Die  fried- 
liclie  Vereinigung  dieser  drei  Personen  ist  inschriitlich 
bezeugt  und  erinnert  an  die  grol'sere  Kigurenreihe  ähn- 
licher Darstellung  im  grofsen  Durandschen  Spiegel  (Ger- 
hard Etr.  Sp.  11,  181).  Paris  von  .Amor  begleitet  schrei- 
tet zu  Helena;  Menelaos  ein  Gefäl's  in  der  Hand  ist  ih- 
nen zur  Seite.  Noch  eine  vierte  Figur  sitzt  gegenüber, 
sie  allein  ist  ohne  Inschrift  geblieben;  man  glaulit  eine 
Gefiihrlin  der  Helena  in  ihr  zu  erkennen,  wie  solche  auch 
in  der  lO.vfin'ij  der  durch  Creuzer  bekannten  Karlsruher 
Parisvase  (zuletzt  bei  Gerhard  Apul.  Vas.  D,  2)  voraus- 
gesetzt wird.     Vgl.  Bull.  d.  Inst.   1848  pag.  36. 

E.   G. 


Alle 

31.  Der  ^Ionat  Homereon  auf  los.  Einein 
Briefe  des  Herrn  Prof.  C.  FiihrlcUis  im  Hermupnlis  auf 
der  Insel  Syros  verdanke  ich  einige  Notizen  über  die 
neuesten  Funde  von  Altertliuinern  auf  einigen  Kykladen. 
Auf  Syros   selbst   wurden  an  mehren  Stellen    der  neuen 


r 


1 


I. 


.Stadt,  die  auf  dem  Boden  der  alten  steht,  bei  Gelegen- 
heit von  Neubauten  verschiedene  Reste  antiker  Gebäude 
—  Fundamente,  Cisternen  und  Marmorstufen  —  aufge- 
deckt und  blol'sgelegt,  über  deren  Beziehungen  sich  aber 
nichts    Bestimmteres    ermitteln    liefs.      Die    Marmorstufeii 


333 


334 


laiuleii  sltli  iu  der  Gegend  des  Krankenluiiises,  unweit 
der  liekaniiteii  Felsiiisclirilt  A0HNAZ  <t'PA[/(>/r/s'?J. 
Es  wurden  vier  derselben  in  einer  Lange  von  17  Metern 
aufgedeclvt;  ihre  Krnuinning  iäist  auf  „einen  Umkreis  von 
40  Metern"  (llailikreis  oder  ganzen  Kreis?)  scliliel'sen,  und 
Prof.  Kal)ricius  lal'st  es  unenlscliieden,  ol)  sie  einem  Am- 
phitheater (?)  oder  einem  Ilade  angeliiirt  haben.  —  Das 
Kreismuseum  auf  Syros  erhielt  einen  Zuwaelis  durcii  ei- 
nige tjrahstelen  von  Mykonos  und  Delos,  und  einige  an- 
dere (legenstäncie.  Von  liesonderem  Interesse  ist  darun- 
ter eine  JMarniurplatte  von  der  Insel  los,  die  in  der  (ie- 
gend  der  II,  Theodote,  östlich  von  dem  Pliaropyrgos,  wo 
das  Grab  llomeis  war  (vgl.  meine  Reisen  aut  den  (jriecli. 
Inseln  I.  S.  150  ff.),  erst  kürzlich  von  dem  Bauer  Georg 
Sphakianos  auf  seinem  Acker  gefunden  worden  ist.  Die 
Platte  (deren  Gröl'se  mein  Berichterstatler  nicht  naher 
angiebt),  hat  in  rohem  und  (lacheni  Kelief  olien  einen 
iscliraetterling,  links  eine  laufende  und  rechts  eine  spiral- 
förmig zusammen  gewickelte  Schlange,  und  dazwischen  in 
späten  Komischen  .Schriltziigen  die  Insciailt: 

oYceic 

MHNOC 
OMHPe 
GüNOC 
IS 

d.  i.  Qvaeig  /",''''?  ^Otnjntwyog  lUxiirij  i'/.Ti],  Dafs  die 
Jeten  dem  göttlichen  llonier  opferten,  wissen  wir  aus  Var- 
ros  bekannten  .lamljen  [tiell.  III,  11.  Antli.  Durm.  II,  207. 
Antli.  Meyer  no.  3Sj  : 

Cupclla  Hninuri  citndiihi  huec  tuntidum  indicat, 
Oiiod  liuc  Jclue  morliio  fiiviuiit  sacm. 
Indel's    braucht    sich    das    in    dieser   Inschrilt  anbefoh- 
lene Opfer  nicht  gerade  auf  Homer    zu   beziehen.       Wohl 
aller  lernen  wir  daraus,    dal's  einer  der  Monate  der  Insel 
nach  dem  göttlichen  Sanger  benannt  war.   [Vgl.  oben  S.  90*] 
Helgoland  24.  Sept.  1S48.  "  L.  Uoss. 

32.  Antigone  p.vkodikt.  Das  von  Gerhard 
Ant.  Bildw.  Tal.  73  bekannt  gemachte  Vasengemiilde 
wird  von  Panoika  in  den  Annali  del  inst,  archeol.  XIX, 
p.  21G  tav.  K  auf  die  .Scene  der  Sophokleischen  Antigone 
bezogen ,  wo  der  Wächter  die  bei  den  Leichnamen  von 
ihm  ergriffne  Antigone  dem  Kreon  gefangen  zufidirt  (390 
— 419),  und  es  stinnnt  allerdings  ilas  Costiim  in  dem  Für- 
sten und  dem  Schergen,  der  am  Hals  gepackle  Gelangne 
und  das  von  dem  Dichter  erwähnte  Getals  zur  'l'odten- 
spende,  das  er  hält,  in  Verbindung  mit  der  weililichen 
Maske  in  seiner  Hanil,  so  wohl  zusammen,  dal's  man  nicht 
zweifeln  darf  an  der  Beziehung  des  Bildes  auf  die  ge- 
nannte Scene.  .So  aullallend  es  ist,  selbst  die  Antigone 
im  (temälde  komödirt  zu  sehn,  die  mir  weder  bei  einem 
Griechischen,  noch  bei  einem  liöniischen  Dichter  als  Ge- 
genstand der  parodirenilen  Komödie  bekaimt  ist,  so  wild 
man  doch  schwerlich  eine  andre  scenisrhe  (iruppe  ersin- 
nen können,  in  welcher  der  ganze  Inhalt  dieser  bildlichen 
Darstellung  eben  so  zwanglos  und  vollkommen  auf;;inge 
als  in  der  hier  vorausgesetzten  Parodie.  I\ur  trilit  Pa- 
nofka  den  eigenllichen  (iedanken  dieser  Parodie  gewils 
nicht  indem  er  annimmt,  dal's  der  kahlköpfige  Alte  in 
weiblichem  Anzug  eine  Krauenrolle  spiele  (p.  217),  und 
dal's  die  Strafbare  {Itt  coufxtlilc)  ihre  weibliche  Maske 
abnehme  und  so  dem  Kreon  und  den  Zuschauern  den 
Irrthum  des  nn;;lücklichen  Wächters  zeige  (p.  219),  son- 
ilern  die  Antigone  der  Konnidie,  die  nach  diesem  BiUI 
notliwendig  vorauszusetzen   ist,   war  eben  so   feige  als  in 


der  Tragödie  unerschrocken  und  sie  schickte  daher,  nach- 
dem sie  mit  der  Drohung  die  schwesterliche  Pllicht  trotz 
des  Verbots  zu  erfüden  geprahlt  hatte,  einen  alten  Die- 
ner an  ihrer  Stelle  hin,  der,  dem  zornigen  Kreon  unter 
Augen  gestellt,  um  sein  Leben  zu  retten,  die  Maske  der 
Antigone  sich  abnimmt,  wobei  zugleich  der  verstellten 
Tapterkeit  der  Antigone  die  Larve  abfällt.  Diels  mag 
aus  einer  Hilarotragödie  genommen  sein  der  Art  ungefähr 
wie  der  Tereus  des  Livius  Andronikus,  der  aber  Vorgän- 
ger in  der  (iriechischen  Komöilie  hatte.  Aus  diesem  Te- 
reus wissen  wir  nendich  so  viel,  dafs  Philomele  bei  ihrer 
Schwester  sich  sehr  rulnute,  wie  spröd  und  blöd  sie  ge- 
gen Tereus  gewesen  sei,  und  es  kam  nachher  heraus, 
dal's  sie  eine  Amme  mitgebracht  hatte  und  also  nicht  erst 
aul   der  Reise  mit  ihm   bekannt  geworden  war. 

K.  G.  Welcker. 

33.  SiLEN  üEi  MiDAS.  Eine  Vase  des  neapler 
Museums,  bisher  aut  die  Strafe  des  Marsyas  in  Folge  sei- 
ner Niederlage  im  musikalischen  Wettstreit  mit  A|]oll  be- 
zogen, stellt  vifimehr  den  von  einem  l'hrygier  mit  .Speer 
transportirten  .Silen  .Marsyas  dar,  dessen  auf  dem  Rücken 
mit  einem  Strick  gebundne  Hände,  den  der  hinter  ihm 
herschreitende  Gefangenwarter  hiilt,  keinen  Zweifel  id)er 
seiue  Einfangung  zidassen.  Hiemit  stimmt  eine  den 
Zug  eröffnende  tanzende  Bacch.intin  zur  Bezeichnung  von 
Phryg;ien  als  Hauptsitz  des  orgiastischen  Kultus  wohl 
überein. 

Die  Ankunft  des  Silen  hei  Mi  das  finden  wir  auf 
einer  höchst  schätzbaren  archaischen  Schale  (Gerhard 
Auserl.  Vas.  III,  23S),  die  in  Aegina  ausgegraben  zu  den 
Hauptzierden  der  Fontana'schen  X'asensannnlung  in  'l'riest 
gehört.  Daselbst  tritt  ein  ithyjihallischer  Silen  vor  einen 
bekränzten  bärtigen  .Manu  in  gestickter  Chiana,  dessen 
Linke  einen  VVeinschlauch,  der  wohl  dem  Silen  gehörte, 
in  Empfang  genommen  hat,  widirend  seine  Rechte  die 
erholjene  Linke  iles  Silen  wie  aliwehrend  erfal'st.  Ein 
iihnlich  gekleideter  bärtiger  j\lann  mit  geschorenem  Haupt 
greilt  mit  der  Linken  nach  der  Schulter  des  Silen,  um 
den  etwa  in  Folge  der  Trunkenheit  unsichern  uml  unge- 
sttimen  wo  nicht  zu  stützen,  doch  zu  halten.  Der  Riemen 
in  seiner  Rechten  diente  gewils  liir  die  Hände  des  eben 
entfesselten  Silen.  Während  die  Inschrilt  —iXti'og  über 
diese  .Mittelligur  uns  aufklärt,  berechtigt  die  Bekranzung 
und  Bekleidung  in  dem  gegenüberstehenden  Mann  trolz  der 
Inschrilt  Bergniann  Ootiag  vielmehr  den  König  .Mi  das 
anzunehmen,  der  hier  den  eingefangenen  .Silen  empfängt. 
F'ur  diesen  .ds  .Sohn  der  Cybele,  ilie  den  Beinamen  (xjttu 
die  Berggöttin  lührt,  eignet  sich  der  NauieOreios  um 
so  besser  als  seine  Vorlielie  liir  den  orgiastischen  Cultus 
dieser  (iöltin  ihn  zu  häufigen  Schwärmereien  in  den  Ber- 
gen aufforderte.  Allein  sob.dd  «ir  der  Esels-  oder  .'\laul- 
thiersoliren  des  Midas  gedenken  und  erwägen,  dafs  ontic 
der  jMaulesel  hiel's,  ohne  Zweifel  we^en  seines  Beri;lebens, 
so  ge\iinnen  wir  eine  neue  Erklärung  liir  die  Inschrift 
Üreios  die  nicht  minder  auf  Midas  uns  hinweist.  .Vuf  glei- 
che W  eise  gilt  hier  der  Name  0,-(/rr«(  für  !/i-(jtTUQ,  i^i]- 
QH'TiiC  vor  dem  iNlaime  mit  dem  Riemen,  nicht  blos  als 
Bezeichnung  eines  J  äyers,  für  den  ein  Jagdhunil,  Speer 
oder  Bogen  erforderlich  «äre,  sondern  eines  F.angma- 
chers  und  zwar  insofern  .Silen  ausdrücklich  ivegen  Plerde- 
Ohren,  .Schweif,  bisweilen  auch  Ful'se  den  Namen  ifi,n 
soviel  wie  i) )]r)  erhält,  so  <larf  man  wohl  kein  Bedenken 
tragen  in  diesem  Manne  den  S  i  le  n  ei  n  f  ä  nger  zu  er- 
kennen. 

Die  Bestätigung  dieser  Erkliirung  bietet  das  Bild  der 
Riickseite  dar,  wo  zwei  bärtige  uidiekleidele  Tänzer  mit 
Triukhörnern  einem  mitten  inne  stehenden  bekränzteu  ju- 


335 


336 


^endlichen  Doppelflötner  entgegentanzen.  Dieser  als  Ge- 
genstück des  Silen  rtiCt  uiiwillkülirlicli  dessen  Schüler 
und  Lieljling  Olympos  *)  ins  Getlaclitnils,  um  soiuelir  als 
dersell)e  gradi-  in  diesem  Lande  bei  dein  Erlinder  der 
üoppelflöte,  -Marsyas,  seinen   Unterricht  erhielt. 

Aul  gleiche  Weise  verinuthe  ich  in  der  Haltung  des 
Trinkhorns  von  Seiten  des  bärtigen  Tänzers  rechts,  inso- 
fern sie  ihm  das  Ansehn  eines  Hornbläsers  giel)t,  eine 
Anspielung  auf  den  .Alidas  der  Vorderseite,  welcher  be- 
kanntlich die  krumme  Klote  erland.  Wahrend  eine 
breite  Binde  diesen  'l'auzer  auszeichnet  königliches  An- 
sehn verleihend,  scheint  der  Tanzer  ihm  gegenüber,  wel- 
cher die  linke  Hand  erholien  vorstreckt,  mit  einem  von 
des  Olympos  Bekrauzung  verschiedneu  Blatterkranz  ge- 
sclimnckt. 

Die  Bezieiiung  auf  Unterwelt  sowohl  durch  die  In- 
schrilt  j'fxKiÄogTodtentlütner  vor  Olympos,  als  durch 
das  Bild  tanzender  Zecher,  entsprechend  den  Wandge- 
mälden etruskischer  Grabkammern,  angedeutet,  hat  der 
Herausgeber  dieser  Vase,  der  dieselbe  i)accliische 
Todtenleier  betitelte,  schon  hiidanglich  hervorgehoben, 
auf  die  Symposien  der  Seligen  mit  Recht  hinweisend. 
Diese  Beziehung  offenbart  sich  aber  auch  im  Namen  des 
Mannes  rechts  kfiniduxQUTig,  da  nach  [Hipponax  Ir.  94= 
110  c'.  yuniiorjg  bei]  Hesychius  (s.  v.  inTTtdi]^)  dieser  Name 
Festl'andbeherrscher  vorzugsweise  als  Synonym  von 
/i)-u>'wg  dem  Hades  zukommt.  Auf  ähnliche  Weise  kiiuptt 
sich  der  Naine  Volks  erfreiier,  Vo  1  ksge  1  all  iger,  A«- 
Qtdiiiog,  den;  der  gegenüberstehende  Tänzer  luhrt,  an  ilen 
sciiicklichsteu  Genossen  des  Hades,  an  Hermes  der  unter 
dem  Namen  A'«()((di/(J(U>'  (Hesych.  s.  v.)  angerufen  ward 
und  fiir  die  Trinkgenossenschaft  mit  Hades  ebenbürtiger 
erscheint  als  Charoii. 

Das  Innenbild  ist  mit  des  Herakles  Kampf  mit  dem 
r.emeischen  Löwen  und  der  Inschrilt  iJ;-(J«x/.cs  geschmückt. 

Die  Vase  gewinnt  noch  besonders  an  Werth  durch 
die  Innter  Charidenios  sich  herabziehende  Inschrilt  h()y(t- 
Titioc  tnunnt  Ergotimos  hat  sie  gemacht,  derselbe 
Künstler,  dem  wir  die  berühmte  inClusmm  entdeckte  in  Ge- 
meinschalt mit  dein  Alaler  Ivlitias  ausgeführte  vielnamigste 
(Arch.  Zeit.  III,  124)  aller  uns  bekannten  Vasen  verdan- 
ken,  und  dessen  .Sohn  Eucheros  durch  eine  voicenter 
Trinkschale  (Arch.  Zeit.  IV,  S.  232J  mit  dem  Innenbild 
der  Chiinära  sich  bekannt  gemacht  hat. 

Th.   Panofka. 

34.  Chkyses,  Chrtseis  und  Briseis.  In 
Anschlufs  an  die  von  Lenorinant  und  J.  de  Witte  (Cal). 
Durand  no.  204)  gigebne  Erklärung  einer  seitdem  vtr- 
üffentlichteii  Schale  (Gerhard  Auserl.  Vas.  III,  23V)),  deren 
geliilli-e  Darstellung  ein  zusammenhangendes  Bild  von 
Seelentiihrung  und  Todtenrichtern  zu  enthalten  scheint, 
hat  Gerhard  auch   in  seinem  neusten  Werk  „  rrinkschaleii 

')  'Ngl.  weRen  der  gleich  kleinen  Flöten  des  01jin[)us  den 
Ain|)liorisk  n.  b4l  des  K.  Hluseums  zu  Berlin.  Ann.  d.  Instit. 
arch.    Vol.  XVII  Tay.  d'Agg.  C 

Berichtigungen. 
Auf  S.  192  Z.  40  ilieser  Zeituii';  ist  NOV  statt  A'OV,  Z.  43  Mopsmri-nc  zu  lesen;  .S.  JS2  Z.  l(j  Kulc  statt /'.'«(f.  Im  Artikel 
Kiirinides"'  S.  :$l.j.  Z.  13  v.  ii.  ist  iiis  nach  culndtietlen  zu  streichen.  .*5.  31t)  Z.  Ki  v.  ii.  lies  im  Hini/eii  statt  im  Kei/eii.  S.  294 
Z.  3  lies  jwlilisilten  statt  ,, poetischen."  In  der  ßeilasje  j  S.bO*  Z.  30  zuliissin  statt  itherllüssiij.  Z.  3(i  (/<(*•  statt  alli's.  Kerner  ist 
in  I!eila"e  7  S.  HO'  Z.  Ü4  statt  uinimrfv  zu  lesen  tum'  (Anlli.  l'al.  IX,  306)"'  und  ist  ebendabillist  in  dem  ISeifjebaur'schen 
Aufsatz  "s.  111*  Z.  3  zu  lesen  Castro  Olwrlina,  Z.  4  fivrvlh,  Z.  1»  Türmt  Scuerinn,  Z.  20  Uatzeger  Thal,  Z.  32  ein  Ur- 
iiiilit;  S.  112*  Z.   1   Kuuiiitcii,  Z.   14  ilcr  schon,    Z.  15  nnlvclite. 


und  Gefäfsen  des  König].  Museums"  Taf.  E.  F.  S.  27 
eine  ganz  ähnliche  voicenter  Kylix  des  brittisclien  Mu- 
seums mit  der  Ueberschrift  ,, Doppelter  Herines"  bezeich- 
net und  deren  Bilder  auf  'l'odtenrichter  und  Abgeschiedene 
gedeutet,  die  von  Hermes  Psycliopompos  ins  Schattenreicli 
geleitet  werden.  Mir  scheinen  jene  drei  mit  einander  ver- 
bundenen Vasengemiilde  vielmelir  der  Mythologie  entlehnt 
und  zwar  bestimmt  den  Anlang  des  trojanischen  Kriegs 
uns  zu  vergegenwärtigen. 

Das  Inuenbild  zeigt  den  bekränzten  Apollopriester 
Cliryses  vor  dein  auf  Polsterstuhl  sitzenden  Aga- 
memnon stehend  und  um  die  Rückgebe  seiner  Tochter 
vergeblich  bittend. 

Ais  Apoll  zur  Strafe  Pest  ins  Heer  der  Griechen 
sendet  und  Achill  die  Volksversammlung  beruft  und  ver- 
langt dal's  einer  der  Seher  um  die  Ursache  des  Unglücks 
betragt  werde,  so  verkündet  Kalchas,  Apoll  zürne  um  den 
Priester  „den  also  entehrt  Agamemnon"  (Hom.  II.  1,94).  Hier- 
auf gab  Agamemnon  zwar  die  CliryseVs  frei,  verlangte  alier 
Ersatz  (Hom.  II.  1,  135.)  Als  Achill  ihm  diesen  aus  der 
Beute  des  eroberten  Troja  versprach,  drohte  er  ihm  sein 
Ehrengeschenk  die  Briseis  zu  entreissen.  In  Folge  dessen 
entstand  zwischen  beiden  Helden  ein  heftiger  Streit,  den 
Athene  schlichtet.  Achill  gehorcht  und  gelobt  Heraus- 
galje  der  Briseis,  aber  auch  nimmer  an  dem  Kampf  gegen 
llios  Theil  zu  nehmen  (II.  I,  240.  29S).  Als  Briseis  aus 
seinem  Zelt  abgeholt  wird,  setzt  er  sich  weinend  an  das 
Gestade  und  lieht  uui  Rache  zur  Mutter.  In  Bezug  hierauf 
stellt  nun  die  eine  der  A  ii  ssens  e  i  t  e  n  die  Rückgabe 
der  ilurch  zwei  Herolde  zu  ihrem  Vater  zurückgeführten 
Chryseis  dar:  sie  verlälst  den  durch  zwei  dorische  Säu- 
len angedeuteten  Pallast  des  Agamemnon,  der  trauernd 
im  .Mantel  gehüllt  und  auf  einen  Krückenstah  gestützt 
ihr  nachsieht.  Ihm  iin  Rücken  stehen  weiter  links  im 
Gespräch  über  das  Ereigniis  mehrere  Eürsten  und  Heer- 
führer des  trojanischen   Kriegs. 

Auf  der  andren  der  Aussenseiten  wird  links  BriseVs 
bereits  von  zwei  Herolden  abgeführt;  rechts  sitzt  Achill 
trauernd  und  tief  verhüllt  in  seinem  Zelt;  die  oben  auf- 
gehiingten  Waffen,  Schild  und  Helm,  weisen  ebenso  deut- 
lich auf  sein  Zuruckziehn  vom  Kriege  hin,  als  die  iieideo 
zu  Kul'soniamenten  des  Klappstuhls  angewandten  einan- 
der entgegentretenden  Schlangen  seinen  Streit  mit  Aga- 
memnon syinbolisiren.  Hinter  ihm  steht  theilnehinend  sein 
Lehrer  und  Kriegsgelährte  Ph  ön  ix.  Vor  ihm  steht  wohl 
Patroklos,  bärtig  wie  auf  der  Schale  des  Sosias,  wäh- 
rend Achill  unbartig  erscheint,  zufolge  der  Tradition,  wel- 
che Patroklos  als  dessen  Erast  und  Achill  als  den  Ero- 
ineiios  schildert.  Beide  treten  auch  auf  dem  berühmten 
pompej  iiiischen  Gemälde  im  Hause  <les  poeta  tragico 
die  Abholung  der  Biiseis  vergegenwärtigend  (ilus.  BorboD. 
II,  68.  O.  .Malier  Denkin.  I,  LX.KIll,  423)  in  den  Vor- 
dergrund. In  demselben  Zimmer  beiludet  sich  auch  die 
Rückführung  der  Chryseis  (Mus.  Borl).    Vol.  II,  57). 

Th.    Pa.nofka. 


Hiezu  Tafel  XXI  der  JSeuen  Folye:  Linos  ttnd  Keplialon,    VusenbHder  zu  Berlin. 


Druck  und  Verlag  von  ü.  llcimev. 


Herausgegeben  von  E.  Gerhard. 


337 


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ARCHÄOLOGISCHE   ZEITUNG. 


M  22. 


ISeue  Folge. 


October  1848. 


Amor  und  Psyclie   mit  Tüilesheztig. 


Zur  Kunst  der   PJiönicier  (Fortsetzung). 
Vasenl)ilder ;   Trinksprucli). 


Allerlei  (Dialogisirende 


Amor  und  Psyche  mit  Todesbeziig. 

An  Professor  OHo  Jahn  zu  Leipzig. 
Hiezu  die  Abljilclung   Taf.  XXIf. 

Äie  liaben,  mein  wcrllier  Freund,  in  ihrer  stattli- 
chen Reihe  arciiäoIogischer!\Ionograj)hien  nach  vielen 
Seiten  iiin  eine  so  gründliche  Musterung  unsres 
Denkmalervoiralhs  angestellt,  dafs  die  mancherlei 
dabei  berührten  Inedita  des  von  mir  gesaunnclten 
oder  im  hiesigen  Königl.  IMuseum  befindlichen  Ap- 
parats Ihrer  Mahnung  dieselben  baldmöglichst  zu 
verüffenllichen  iumier  weniger  vorenthalten  werden 
dürfen.  Die  „Archäologische  Zeitung"  gibt  dazu  ei- 
nen willkommenen  Spielramn,  den  ich,  ehe  dieselbe 
vielleicht  bald  aufhören  mufs,  in  mehreren  Blattern 
ganz  und  gar  Ihrem  Aufgebot  widme. 

Nachdem  dies  so  eben  (XXI)  in  Bezug  auf  die 
l>inos-  und  Kej)halosvasen  geschah,  schreite  ich, 
obwohl  bedenklicher,  zur  Bekanntmachung  mehrer 
in  den  Mythos  von  Amor  und  Psyche  einschlagen- 
der Denkmäler.  Bedenklicher  deshalb,  weil  theils 
das  Verständnifs  jenes  Ideen-,  Sagen-  und  Bilder- 


kreises aller  seiner  reizenden  Fülle  ungeachtet  uns 
in  vieler  Beziehung  verschlossen  bleibt,  und  weil 
anderntheils  ich  mich  diesmal  nicht  derjenigen  Ueber- 
einslimmung  erfreue,  nnt  der  ich  Ihrer  Behand- 
lungsweise  alter  Denkmäler  zu  folgen  gewohnt  bin. 
Während  nämlich  die  zahlreichen  Denkmäler  jenes 
ßilderkreises,  die  Sie  aus  reicher  ßelesenheit  sorg- 
fältig zusammengestellt  ')  und  um  so  untrüghcher 
vor  Einmischung  der  apidejischcn  Fabel  in  die  Er- 
klärung gesichert  haben  ^1,  Ihnen  fast  ausschhefs- 
lich  erotischen  Bezugs  ^)  zu  sein  scheinen,  kann  ich 
nicht  umhin,  meinen  früheren  Ausführungen  ^)  ge- 
mäfs,  die  zur  mythischen  Psyche  verkörperte  Seele 
über  die  Liebesfjual  des  Lebens  hinaus  in  den  be- 
liebten und  weif  ausgesponnenen  Gedankenkreis 
dunkler  jenseitiger  .Seelenpfade  zu  verfolgen — ,  eine 
Ansicht,  zu  welcher  die  vorherrschende  Anwendung 
des  Psychemythos  für  Grabdenkmäler,  aber  auch  des- 
sen enger  Zusammenhang  mit  dem  als  persönlicher 
Genius  gefafsten  Amor,  mit  den  bacchischen  Genien, 
mit  Venus  Libilina  und  sonach  mit  einer  Reihe  von 
Vorstellungen  mich  berechtigt,  welche  an  das  von 
Ihnen  nicht  blofs  angefeindete  *),  sondern  auch 
aus  dem  Bereich   Ihrer  Erklärung   schlechthin   ver- 


')  ,I:ilin  Arcliäol.  Beiträge  S.  142  ff. 

•)  Jalm  ebd.  S.  121  11".  Die  vorliandenen  bildlichen  Dar- 
stellungen verleugnen  den  Bezug  auf  jene  Fabel  durchgängiy, 
obwohl  Hirt  in  seiner  Abhandlung  (Cerl.  Akad.  1816.  Bilder- 
buch .S.  222  fl.)  ihn  voraussetzt  nnd  die  Genimenerklärer  (Winck. 
Stosch  II,  6D8ir.  Tülken  111,  7I.S.  714)  ihn  öfters  eingedrängt 
haben,  wie  denn  auch  .laiin  S.  127,  14  in  Bezug  auf  diese 
Kunstgattung  mit  lüirkhalt  sich  äulsert.  Das  gefällige  Bild 
eines  Berliner  Karneols,  auf  welchem  Psyche  den  Adler  des 
Zeus  liebkosend  erscheint,  gehört  meiner  Uebcrzeugung  nach 
ebenfalls  nicht  hiehcr;  es  beruht  nicht  auf  falscher  Krklärung, 
wahrscheinlich  aber  auf  modernem  Betrug. 


')  Erotischer  Bezug:  Jahn  ebd.  S.  147  ff.  Anders  O.  Müller, 
nach  welchem  (Handb.  liOfi,  2)  „die  Fabel  von  Kros  und  Psyche 
unleugbar  die  Schmerzen  der  von  dem  hiniurlischen  Kros  ge- 
trennten Seele  darstellt." 

*)  Gerhard  Prodromus  S.  245. 

■')  Gründlicher  Beschränkung  vermeintlicher  Krosmysterien 
zu  Thespiä  (Jahn  ebd.  S.  1251.)  und  gründlicher  Warnung 
vor  unberufener  Einmischung  des  jMysterienwesens  in  die 
Kunsterklärung  (S.  153)  kann  ich  gern  beistimmen.  Aehnliche 
Vorsicht  hat  mit  grolserer  Strenge  von  jeher  auch  Weicker 
geübt,  ohne  doch  von  mythischer  und  poetischer  Behandlung 
Psyche's  der  Seele  den  Gedanken  an  die  berühmte  Seelenläu- 


339 

wiesene  Gebiet  aller  Mysterien  streifen.    Auch  über 
diesen   letzteren  Punkt  sind  wir  höchstens  insofern 
einverstanden,  dafs  ich  mit  Ihnen  den  oft  allzu  nach- 
sichtig  geduldeten,    durch  Creuzer  wohl   auch   ge- 
lehrt unterstützten  Mysteriengelüsien  Payne  Knight's, 
Rlillins,   Inghirami's    und    Andrer    ausländischer  Ar- 
chäologen mich  entziehe,  dagegen  Sie  mit  Lobeck's 
imposanter   Belesenheit    den  Glauben    an  altes  My- 
sterienwesen,   mehr   oder   weniger  nach    Mal'sgabe 
von  Zeit  und  Ort,  für  die  Kunsldenkmäler  mir  nur 
zu   steigern  vermögen    und   liu-   völliger  Ausschlul's 
dahin   einschlagender  Erklärungen  nicht   höher   mir 
gilt  als  für  ähniiciie  Fälle  weiland  Hirt's  Aeufserung, 
er  hebe  dergleichen  nicht  und  wünsche  damit  ver- 
schont zu  bleiben. 

Diesmal  zu  gutem  Glück  kann  ich,  aber  (beim 
eleusinischen  Opferschwein  sei's   geklagt!)   wirklich 
auch  diesmal  nur  mit  genauer  Nolh  Ibnen  derglei- 
chen ersparen.     Das  Monument,  welches  ich  Ihnen 
zuvörderst  mit  längst  vergeblich   erheischter  Treue 
der  Zeichnung  entgegenbringe  (no.  1),   ist  das  vor- 
dem nur  ganz  ungenau  abgebildete  Maltei'sche,  jetzt 
im  Vatikan    befindliche  viereckte  Aschengefäfs   des 
P.  Severeanus  und  seines  Sohnes  Blolo  ^),  ein  iMonu- 
ment  das  ich  Ihnen  früherhin  nicht  zu  Dank  erklärt 
hatte,  das  Sie  selbst  eben  auch  zu  erklären  verzwei- 
felten, das  aber  in  seinen  Ilauplzügen  mir  noch  im- 
mer verständlich  genug  erscheint,  um  zumal  bei  be- 
richtigter Zeichnung  es  von  neuem  uns  vorzulegen. 
Auf  den    Querseiten,   welche    die   Tafel    mit  jenen 
Namensinschriften    und    eine    darunter    befindliche 
Opferscene  umgeben,  erscheint  rechterseils  der  be- 
kannte auf  seine  gesenkte  Fackel  schlummernd  ge- 
stützte Flügelknabc,  meines  Frachlens  der  Todtenge- 


340 

nius    eines  Verstorbenen,  seiner  Erscheinung  nach 
aber  vielmehr  als  Amor  zu  fassen:  denn  aulser  dem 
Todten-  oder  Siegeskranz  in   seiner  Rechten    sind 
auch  Bogen   und  Köcher   oberhalb  aufgehängt  ihm 
als  ftlerkmale  gegeben.    Ein  zweiter  ähnlicher  Flü- 
gelknabe steht  linkerseits  diesem  Todtengenius  ge- 
genüber: neben  einem  bekränzten  Altar  und  unter- 
halb eines  aufgehängten  Frucht-  und  Blumengewin- 
des ist  er   beschäftigt  den  Schmetterling,  den  er  in 
seiner  Linken  hält,   mit   der   in   seiner  Rechten   ge- 
haltenen  Fackel    zu    brennen.      Ein    Wechselbezug 
beider  Flügelknaben  ist  hier  eben  so  unverkennbar 
als   ihre   mancher  Erklärung    empfängliche  Doppel- 
heit  unbefremdlich  ').     Da  nun  einer  derselben  mit 
erlöschender   Lebensfackel   selbst   schlummert,    der 
andre  aber  mit  flammender  Fackel  die  Seele  zu  pei- 
nigen thätig  ist,  so  kann  ich  nicht  umhin  zwei  ver- 
schiedene Kräfte  des  menschlichen  Genius  hier  per- 
sonificirt  zu  sehen,    von  denen  die  eine  abscheidet, 
die  andre  aber  mit  oder  ohne  Mysterien  der  Seelen- 
läuterung  ferner    obliegt.      Zur  Benennung   dieser 
beiden  geistigen  Kräfte,  die  mit  des  Menschen  Tod 
von  einander  sich   trennen,    schlug   ich  früher  die 
Namen  Eros  und  Anteros  vor,  ohne  in  diesem  Sinne 
aus  Zeugnissen   sie  begründen   zu  köimen  ');    viel- 
leicht lassen  Sie  Sich  es  besser  gefallen,  jenen  an 
und  für  sich  unverwerflichen  Gegensatz  im  Götter- 
beariff  eines  irdischen  Pandemos  und  eines  unver- 
eänslichen  Eros  tTranios  zusammenzufassen. 

Diese  Erklärung,  die  allbekannten  |dalonischen 
Unterscheidungen  ')  sich  anschliefst,  kann  uns  hier 
um  so  genehmer  sein,  da  die  kleineren  Figuren  im 
Mittelraum  unter  der  Inschrifttafel  von  jenen  grö- 
fseren  Seilenfeldern  auf  ähnliche  Weise  sich  unter- 


terung  uml  Seflciiverliiirgiing  der  Mysterien  fern  lialten  unil 
in  der  Erklärung  des  naclifolgenden  Reliefs  den  Gedanken  an 
Mysterien  verlengnen  zu  mögen  (zu  Zocga's  Abliandl.  .S.  378). 

"'J  Moiium.  ,MuUei.lIl.t)0,  3.  Vgl.  Zoega  Abliandl.  .S.  .378ff. 
Gerliard  Besclir.  Roms  II,  2,  S.  252  If.  l'rodr.  S.  261.  2&>  ff. 
Jahn  Reitr.  S.  144  f.  (wo  dieses  Asdiengefal's  irrig  als  Sarko- 
[iliag  bezeichnet  wird). 

■)  l'latü  .Symp.  286  A:  tÖ  fiiv  yi'io  thni.ovi'  eiviii  jöv 
"r.obiiii.  äoy.ti  fioi  y.ui.uii  thf>.(a!lcti.  Nach  Hirt  (Anm.  9)  er- 
kennt in  den  l'sycliebildern  auch  Müller  Handb.  391,  9  diese 
Do|)i)elheit  an,  obwohl  er  theils  durch  die  lirwägung  der  zwie- 


spältige Begriff  komme  einem  und  demselben  Kros  zu,  theils 
durch  Annahme  poetischer  Krotenhäufung  ihrer  Krklärung  sich 
entzieht. 

")  Eros  und  Anteros:  l'rodr.  S.  26:},  77  D.  Dagegen  Jahn 
S.  145,  15.j,  wo  selbst  die  Auffassung  des  Eros  als  Todten- 
genius abgelehnt  wird. 

')  Eros  Uranios  und  Eros  Pandemos:  Plat.  Symp.  180  E, 
Dieselbe  Unterscheidung  legte,  anders  gefalst,  auch  Hirt  (Akad. 
Abh.  1816.  Bilderbuch  S.  222)  seiner  Deutung  zweier  Eroten 
in  l'sjclie's  Nähe  zu  Grunde. 


341 


342 


scheiden,  wie  wir  sonsl  neben  GiiltergcstaUcn  die 
der  Slerbliciien  abgesUift  limien.  Drei  Personen 
freien  in  jenem  iMillelrauin  uns  entgegen,  und  zwar 
wird  deren  verschiedene  Nalur  und  Bedeutung  auch 
durch  verschiedene  Tracht  und  Beivleidung  uns  nahe 
gelegt.  Ein  Knabe,  dessen  hochgeschürzte  Tunika  der 
Kleidung  von  Opferdienern  enls|iricht,  treibt  mit  beiden 
Händen  nachhelfend  ein  gemästetes  Schwein  als  üb- 
liches Opferlhier  der  T  iilerweltsiniiclile  '  ")  einem Flli- 
gelknaben  entgegen,  der  weniger  darauf  als  vorwärts 
blickend  in  der  linken  Hand  einen  0])ferkrug  ' ')  bereit 
liiilt,  mit  der  rechten  aber  einen  Schmetterling,  viel- 
leicht denselben  eriiebl  dessen  Seelenlaulurung  durch 
Eros  Uranios  wir  im  linken  Seitenfeld  bereits  be- 
trachteten. Unter  solcher  Voraussetzung  wiire  in  je- 
nem Flügeiknaben  der  Genius  eines  Sterblichen  zu 
erkennen,  welcher  die  bisher  ihm  eigen  gewesene 
Psyche  den  Todesmiichten  zur  Läuterung  darbringt; 
freilicii  aber  ist  diese  Deutung  von  der  uns  noch 
übrigen  dritten  Figur  ajjhängig,  welche  zu  gleicliem 
()j)fer  Syndjole  des  Bacchus  und  der  Venus  Libitina, 
in  der  linken  Hand  eine  bacchischeTraube,  in  der  rech- 
ten aber  der  Venus  Vogel  die  Taube  '  -)  herbeibringt. 
Dem  vorgedachlen  cerealischen  Opferschwein  ent- 
s]n"echend,  sind  mithin  durch  allverständlichc  Opfer- 
gaben Ceres,  Bacchus  und  Venus  Libitina  zugleich 
mit  dem  Cupido  inferiis  ")  als  Erd-  und  Unter- 
wellsmächte  in  Anspruch  genommen;  rälhsclhaft 
jedoch  bleibt  der  zuletzt  erwähnte  Opferer  darum, 
weil  er  bei  sonstiger  Lebereinstinimung  durch  Flii- 
gellosigkeit  von  seinem  beflügelten  Gelahrten  sich  un- 
terscheidet. Zur  Erklärung  dieses  Umstandes  haben 
wir  indefs  aus  verwandten  Kunstdarstellungen  theils 
an  die  Doppelgeslalt   zu   erinnern,   in   welcher   der 


meistens  beflügelte  persönliche  Genius  mannigfach 
vorkonnnt '■'),  theils  an  die  beseligten  Schaaren  der 
als  bacchische  Genien  gemeinhin  bekannten  Flügel- 
knaben '  5),  theils  endlich  auch  an  den  dann  und 
wann  '")  dabei  bemerklichen  Fortschritt  ungeflügel- 
ler  Neophyten  zur  Beflügelung  der  in  elvsischen 
Gefdden  gedachten  Geister.  Beiderlei  Thatsachen 
glaube  ich  als  Grundgedanken  jenes  sepulcralen 
Bilderkreises  hinreichend  nachgewiesen  zu  haben; 
einer  weiteren  Naciiforschung,  wie  jene  Vorstel- 
lungen entwickelt  wordeji  seien,  wüfste  ich  nicht 
Bede  zu  stehen,  glaube  aber  den  so  eingestandenen 
]\LTngel  alter  Zeuginsse  durch  die  nachgehenden  Be- 
lege obiger  Grundgedanken  vergüten  zu  können. 

Alle  diese  Belege  sind  aus  den  Gemmenbildern 
gewählt,  deren  \\  erth  ich  für  die  hier  in  Hede 
stehende  Lnlersuchung  vorzüglich  hoch  anschlagen 
darf,  wie  denn  dieser  VVerth  auch  Ihrerseits  schwer- 
lich bestritten  wird,  obwohl  zu  der  neuhchen  Arbeit 
wol  selbst  die  Stoschischen  Gemmenabdrücke  Ihnen 
fehlten").  Die  von  früherher  Ihnen  bekannten 
Zeichnungen,  welche  ich  mit  dauerndem  Bestreben 
nach  Vollständigkeil  aus  allen  hieher  gehörigen  und 
allerorts  zerstreuten  kleinen  Denkmäler  jener  Kunst- 
gattung unter  meiner  Aufsicht  veranstaltet  und  zu- 
sammengestellt habe  "),  konnten  bisher  zu  keiner 
ihrem  Umfang  und  ihrer  sorglichen  Ausführung  ent- 
sprechenden Veröffentlichung  gelangen;  sie  kommen 
auch  gegenwärtig  mir  nur  zu  stallen,  um  eine  Auswahl 
vorzüglich  charaklerislisclier  Belege  für  meine  Ansicht 
idjcr  Amor-Genius-  und  Psychebilder  zugleich  mit  de- 
ren nachstehendem  Verzeichnifs  Ihnen  vorzulegen. 

Zunächst  bitte  ich  Sie  zwei  Gennnenbilder  zu 
betrachten,  die  den  Seitenfiguren  unsers  obigen  Ke- 


'")  Als  ceroalisclies  (porcus  mysticiis)  allbekannt,  ein  Iri- 
terweltsopfer  aber  aiicli  dann,  wenn  man  aus  besonderer  Ab- 
neigung gegen  cerealiscbes  Mysterienwesen  mit  Jahn  S.  145 
an  Sclnveinsopfer  fiir  Aplirodite  (Engel  Kypros  II,  löü  it.),  oline 
Zweifel  als  cbthonisclie  Giittin,  erinnern   will. 

")  Von  Jahn  S.  144  als  Kantbaros  bezeicbnet. 

'■)  Friilier  als  Symbol  der  Alanen  von  mir  gel'afst  und  auch 
in  diesem  Kalle  mit  Venus  Libitina  vereinbar,  obwohl  ich  auf 
dieser  neulich  (Jahn  S.  145)  bestrittenen  Krklärungsweise  nicht 
beharre.    ICine  Maske  (Prod.  S.  261)  konnte  dieser  Figur  nur 


durcl)  Gc'dächtnilsfi'bler  beigelegt  werden,  der  alsbald  (ebd. 
S.  262.  Jahn  S.  144)  bericlitigt  worden  ist. 

")  „Cupido  inferorum"':  Doni  lnscr.1,34.  \gl.rrüdr.  S.243. 

")  Zwei  Flügelknaben:  Prodr.  S.  262fr. 

■'■)  Hacchische  Genien  oder  Eroten  (Müller  Ilandb.  206,  2): 
Visconti  Pio-Clein.  V,  13.  Gerbard  Bildw.  Taf.  &9.  91.  92. 
.S.  .•J33  (f. 

'")  Prodromus    S.  2^2  f. 

'')  Nach  der  S.   12'>,  16  belindliclien  Aeufserung. 

'^)  liM  archäologischen  Apparat  des  Kgl.  Museums  unter 
Vol.  II.  fol.  66 — 72  einsetragen. 


343 


344 


liefs  ganz  ähnlich  sind.  Im  eislen  dieser  Bilder '  °) 
ist  der  den  Schmetterling  mit  der  Fackel  brennende 
Flügelknabe  von  Zeichen  des  Sieges,  Pahnzweig  und 
Preisgeials,  begleitet  wie  sie  in  ähnlicher  Weise  den 
Bildern  der  Venus  Libilina  beigelegt  werden  und  wie 
ein  nebenan  ^'')  dargestellter  Todtengenins  mit  ge- 
senkter Fackel  den  Siegeskranz  sich  aufsetzt;  sollte 
diese  Idee  des  Siegs  mit  Ihrer  reiu  erotischen 
Auffassung  jener  Seelenpein  sich  wol  vereinigen 
lassen? 

Gehen  wir  weiter,  so  finden  wir  ein  Eroten- 
oder Genienpaar  mit  der  Peinigung  eines  Schmet- 
terlings 2  1)^  xvie  auf  der  vielbesprochenen  vatikani- 
schen Ära  ^-j,  nur  in  etwas  verschiedener  Weise 
beschäftigt  —  dort  mit  Feuerläuterung  und  mit  un- 
verkennbar betrübtem  Ausdruck,  hier  mit  festerer 
Haltung  aber  mit  gewaltsamer  Ergreifung  desSchmet- 
terhngs  ^*);  sie  streiten  darum  wie  andremal  um 
Palme  oder  Fackel,  ihr  Boden  ist  Küstenland  und 
nebenher  peitscht  ein  nackter  Knabe  einen  Del]ihin 
von  dannen.  Dieser  Knabe  ist  llügellos  gleich  den 
oben  erwähnten,  denen  die  Beschwingung  der  bacchi- 
schen  Genien  noch  mangell;  seine  Fahrt  darf  unbe- 
denkhch  den  Seelenschiffahrten  zum  seligen  Eiland 
beigezählt  werden,  für  die  es  auch  sonst  an  Belegen 
nicht  fehlt.  Wird  er  hiedurcli  als  Schattenbild  ei- 
nes Todlen  bezeichnet,  so  kann  icii  es,  Ihrer  Gleich- 
setzung von  Schalten  und  Seele  eingedenk  *^),  gern 
geschehen  lassen,  dafs  der  nebenan  gequälte  Schmet- 
terling nicht  sowohl  jenem  schiffenden  Individuum 
als  vielmehr  einer  nur  sinnverwandten  Grupjie  an- 
gehöre,  in  welcher  Eros    und  Anteros    oder  lieber 

")  Abgebildet  nach  einem  (jemnienabdruck  als  no.  2  un- 
srer  Tafel. 

'")  Auf  iinsier  Tafel  als  no.  3.  Scliöner  Hyacintli  der 
Kestnersclien  .Saminliiiip;. 

")  No.  4  unsrer  Tafel,  nacii  einem  (ieininenafjihnck. 

")  Vatikanisclie  Ära:  Visconti  Pio-Clem.  IV,  25.  Zoega 
Abb.  Taf.  III.  7—10.  IV,  9.  ßesclir.  Roms  II,  2,  97  ff.  Jahn 
Beitr.  S.  152  ff. 

")  Kin  älitiüclies,  ich  weils  nicht  warum  verdäclitiges,  Gem- 
menbild, wo  dieser  Streit  um  Zerreifsung  de.s  Sclinietterlings 
noch  mit  dem  Zusatz  eines  Opferschweins  begleitet  ist,  weist 
Jahn  S.  159  aus  Montfaucon  Ant.  I,  122  nach. 

=  ')  r.i<So,).oy  und  i/'c//)':  Jahn  Beitr.  12S  ff.  136. 


Eros  Uranios  und  Pandemos  um  den  alleinigen  Be- 
sitz der  zu  läuternden  Seele  streiten.  Uebrigens 
sind  Bild  und  Auffassung  dem  oben  besprochenen 
Relief  (no.  1)  augenfällig  verwandt,  mehr  noch  der 
Vatikanischen  Ära,  bei  der  Sie  an  zwiefache  Lie- 
besqual dachten  ^*). 

Im  Gemmenbild  das  zunächst  folgt  ^^)  ist  das- 
seljje  Paar  von  Fiiigelknaben  in  einer  auch  sonst 
nachweishchen  Gruppirung  dergestalt  vorzufinden, 
dafs  einer  der  beiden  gebunden,  der  andere  aber 
mit  Fesselung  oder  Entfesselung  seines  Fufses  be- 
schäftigt erscheint.  Der  Gefesselte  ist  hier  .in  eine 
Säule  befestigt,  an  v/elcher  zugleich  auch  ein  Schmet- 
terling bemerklich  ist:  diese  Vorstellung  gilt  dem- 
nach als  neuer  Beleg  für  den  Zusammenhang  ähn- 
licher Paare  mit  Psychebildern  luul  Grabesbezügen, 
wie  für  Darstellung  des  Genius  in  zwei  von  einan- 
der unterschiedenen  Dämonen. 

Zwei  demnächst  folgende  Gemmenbilder  erneuen 
jenen  Gegensalz  zweier  Flügelknaben  in  noch  an- 
drer eigcnthümlicher  Weise.  Wir  erblicken  zuerst  ^ '), 
wie  einer  der  Flügelknaben  betrübt  vor  einer  ver- 
schlossenen Thür  stellt,  auf  deren  Höhe  der  andre, 
ich  weifs  nicht  ob  mit  vorgestreckter  gestürzter 
Fackel^')  ihm  schadenfroh  zusieht.  In  einer  anderen 
Darstellung-")  wird  einer  der  Flügelknaben  flölen- 
blasend  und  siegesfroh  von  einem  Schwan  himmel- 
wärts getragen,  während  der  zweite,  neben  dem 
ein  Köcher  steht,  jenen  Schwan  an  einem  Zügel 
zu  lenken  versucht.  Sie  werden  sagen,  diese  Ero- 
tenscherze.seien  nicht  hieher  gehörig;  ich  will  Ihnen 
nicht  widersprechen,  sondern,  indem  ich  die  Mög- 

■-"■J  Jahn  Beitr.  S.  159  nach  Polystratos  Anth.  Pal.  XII,  91 : 

•'')  No.  5  unsrer  Tafel:   Glaspaste  meines  Besitzes. 

'')  No.  G  unsrer  Tafel:  Glaspaste  meines  Besitzes. 

'^)  Ist  einer  Fackel  nicht  durchaus  älinlich ;  an  ein  Füll- 
horn oder  sonstiges  zupassendes  Gerätli  ist  aber  noch  schwe- 
rer zu  denken.  Das  Motiv  siedenden  Oelaufgusses,  welclies 
beim  pompcjanischen  Hild  der  f;e(pi;ilten  Psyche  (Archäol.  Int. 
Bl.  183.'>  S.  73  f.  Müller  Ilandb.  391,  9)  ■  angenommen  ward, 
ist  von  Jahn  Beitr.  S.  187.  239  fürs  erste  beseitigt:  es  sei 
eine  schmerzstillende  Salbung  zu  verstellen,  um  die  Gequiilte 
zur  Ausilauer  neuer  Qual  zu  befähigen  ( nach  Muleager  Anth. 
Pal.  XII,  132J. 

"")  No.  7  unsrer  Tafel;  Geinmenabdruck. 


345 


346 


liclikeil  Jen  besprochenen  Doppelgeniiis  einmal 
durchs  Untcrweltsliaus,  ein  andermal  durch  Zeichen 
der  Apotheose  aufgelöst  und  getrennt  zu  selin  liuien 
bemerklicli  mache,  jene  ralhselhaflen  JjiiJer  nur 
Ihrem  weiteren  Nachdenken  empfehlen.  Wenn  ich 
Ihnen  aber  eben  jene  Trennung  auch  noch  in  einem 
Genunenbiid '")  vorweise,  auf  welchem  dieSchifffahit 
zum  Seligeneiland  mir  nnverkennbar  scheint,  so 
nUndich  dafs  einer  der  Fiügelknaben  au  der  Küste 
trauernd  zurückbleibt,  während  sein  Gefidnte  von 
dannen  schifft,  und  Ihnen  schliefslich  noch  ein  ganz 
ähnliches  Bild  ' ')  anreihe,  in  welchem  jener  fort- 
schilfende  statt  des  Schifls  auf  einer  Aschen -Am- 
phora einher  fahrt,  sein  Doppelgänger  aber,  dem 
Anschein  nach  flügellos,  ihm  als  luftiger  Schatten 
die  Segel  schwellt,  so  glaube  ich  sowohl  mit  mei- 
ner häufigen  Hinweisung  auf  Grabesbezeige  als  auch 
mit  der  Doppelheit  des  in  sich  zvvies])älligen  eros- 
ähnlichen Genius,  bis  Sie  mich  eines  Besseren  be- 
lehren, mich  in  meinem  Recht  zu  befinden. 

Ich  bescheide  mich  gern  mit  diesem  allem  Ih- 
nen zwar  anschaulichere  und  aucli  geprül'te,  aber 
keine  neuen  Thatsachen  darzubieten:  denn  der  In- 
halt derselljen  lag  mit  manclier  Ausfüln-img  und  mit 
mancher  verwandten  Notiz  versehen  in  meinem 
Prodromus  Ihnen  längst  vor,  ohne  Sie  zu  überzeu- 
gen. INIanchmal  indefs  hilft  erleichterte  Anschauung, 
und  diesmal  soll  sie  bei  Ihnen  mir  wenigstens  so- 
viel erwirken,  dafs  Sie,  um  ein  schönes  Vermäclit- 
nifs  alter  Gefühls-  und  Denkmälerwelt  wegen  des 
Halbdunkels  das  auf  ilu'  ruht  niclit  schlechthin  auf- 
zugeben, die  nichtsdestoweniger  festen  Gestalten 
eines  bald  einfach  bald  doppelt  gedachten  mensch- 
lichen Genius  und  seiner  Psyche  mir  einräumen 
mögen.  E.  G. 


II. 

Zur  Kunst  der  Phöuicier. 

(Fortsetzung.) 

üedeutemler  nls  diese  Zugnl)e  zu  den  Graljinonu- 
inenten  der  Plionicier  ist  mein  Beitrag  zu  ihrer  lemp  el- 
.nrcliitektur.  Die  IMoninnente  nher,  von  denen  ich  spre- 
chen will,  hefindeti  sich  auf  Malta,  wo  sie  wunderhar 
genug  der  Europaischen  gelehrten  Welt  his  auf  diesen 
'J'ag  fast  gänzlich  unhekannt  gehliehen  zu  sein  scheinen. 
Denn  als  der  durch  sein  vortreffliches  Werk  üher  Sar- 
dinien vvohlhekannte  Graf  della  Mannora  —  augenl)lick- 
lich  aufserordentlicher  Gesandte  Sardiniens  in  Paris  — 
sich  hier  und  auf  der  lienachharten  Guzo  '  *)  hefand,  wo 
er  auf  die  Vorarlieiten  Anderer  besonders  des  Maltisclien 
Architekten  Dusullil  gestützt,  von  den  unter  dem  Namen 
Giganteja  oder  torre  de'  Giganti  •  *)  bekannten  Phünici- 
schen  Ruinen  jene  treflliche  Zeichnung  und  Beschreibung 
verfafste,  die  er  in  dem  ersten  Bande  der  nouvelles  an- 
nales  publicirte,  waren  diese  Monumente  dermafsen  ver- 
schüttet '«),  dafs  der  treffliche  Mann  gar  keinen  Begriff  von 
ihrem  Umlange  liatte,  und  eilig  wie  er  damals  war,  eine 
kurze  Andeutung  davon  machte,  die  Jeden,  der  die  Ruinen 
sieht,  \^ie  sie  jetzt  zu  Tage  liegen,  in  Erstaunen  setzen 
niufs.  Seitdem  Iiat  wohl  mancher  Gelehrte  oder  Künst- 
ler Malta  passirt  al)er  Niemand  scheint  sich  daselbst  we- 
nigstens archäologischer  Studien  halber  länger  aufgelial- 
ten  zu  haben.  Als  icii  nun  auf  meiner  dreijährigen  Reise 
durch  die  Küstenländer  des  Mittelmeeres  im  Januar  1846 
das  zu  allen  Zeiten  denkwürdige  Eiland  von  Tunis  aus 
besuclite  und  durch  widrige  Winde  länger  daselljst  iest- 
gehalten  wurde,  pilgerte  icii  trotz  der  grofsen  Entfernung 
von  la  Valetta  oft  zu  diesen  interessanten  Ruinen  hin- 
aus, nahm  genaue  Mal'se,  machte  Pläne  und  Aufrisse  so 
"ut  es  einem  Laien  möulich  ist  und  verschaffte  mir  so 
eine  genaue  Kenntnifs  dersell)en,  wäiireud  ich  zugleich 
meinen  Aufenthalt  in  der  Stadt  dazu  benutzte,  um  die 
in  den  Ruinen  gefundenen  jetzt  im  kleinen  5lusenm  der 
Bibliothek  aulgestellten  höchst  bedeutenden  Sculiituren  zu 
zeichnen.  Von  diesen  genauen  Darstellungen  kann  ich 
leider  Nichts  niiltheilen ,    weil  auf  der    Ixeise   von  Kyre- 


'")  No.  8  unsrer  Tafel:    Glaspaste  meines  liesilzes. 
")  No.  9  unsrer  Tafel:  Glaspaste  meines  Besitzes. 

"J  Es  sei  mir  erlaubt  z\i  bemerken,  dafs  in  ilicsem  Na- 
men das  z  nicht  ilie  italienische,  sondern  die  Arabische  Be- 
deutung hat,  der  Name  also  Goso  gesiuoclien  wird.    Der  Name 


ist  übrigens  unzweifelhaft  aus  der  vielleicht  achteren  Namens- 
form der  Insel  FaviSui  entstanden  Strab.  VF,  2  p.  441  Kr. 

'"')  Der  eigentlich  acht  Maltische  Name  ist  tone  mtii  el 
ijhjunt  halb  Italiünisch  halb  Arabisch. 

"')  Uebir  den  früheren  Zustand  dieser  Huintn  s.  auch 
Ünorato  Eres,  .Malta  IM(i  \>.  UO. 


347 


348 


naia  nacli  Aegypten  mein  siiinmtliclies  Gepäck  am  Ka- 
tahathmos  in  die  Hände  eines  Trupps  Uelad  Ali  fiel; 
was  ich  hier  gebe,  ist  volikoinmen  dem  Gediiclitnils  ent- 
nommen, stützt  sicli  jedoch  auf  eine  gründliche  lebendige 
Anschauung  und  wird  im  Ganzen  das  Bild  treu  wieder- 
geben. Wenigstens  hoffe  ich,  dafs  diese  Notiz  vorlaufig 
eine  Lücke  ausfüllen  wird,  bis  den  Gelehrten  etwas  Ge- 
naueres gel)oten  werden  kann;  nur  unter  diesem  Gesichts- 
punkt bitte  ich  es  zu   betrachten. 

Dieses  Monument,  übrigens  nicht  die  einzige  Spur 
altphönicischen  Lebens  auf  Malta  " ),  dieser  reichen  in- 
dustriSsen  Zufluchtsstätte  i «)  —  melite  —  der  kühneu 
Seefaiirer  auf  ihren  weiten  Unternehmungen,  sondern  nur 
das  seiner  Lage  wegen  allein  ziemlich  erhaltene  Denkmal 
desselben,  befindet  sich  auf  der  Südseite  der  Insel  etwa 
25  Miouten  hinter  dem  auch  durch  eine  Merkwürdigkeit 
anderer  Art,  die  sogenannte    Mulduha  —  der  Felseinsturz 

interessanten  casal  Crendi  auf  rauhem  Felshoden  nahe 

der  von  einer  Hohe  von  etwa  150  Fufs  klipi)enliaft  und  steil 
abfallenden  Felsküste,  vor  der  in  einiger  Entfernung  die 
Felsinsel  Filfile  liegt,  wohl  sicher  einst  vom  Haupteilande 
losgerissen.  Das  Hauptinteresse  dieses  Monumentes  oder 
dieser  Moiuimente  nun,  die  unzweifelhaft  so  gut  wie  die 
auf  Gozo,  heilige  Bezirke,  Tempelräuine  sind,  bestellt 
ilarin  ,  dals  sie  in  einigen  'l'heilen  mit  jenen  vollkommen 
übereinstimmend,  in  anderen  aber,  wenigstens  im  gegen- 
wärtinen  Zustande  minder  reich,  in  anderen  bedeutend 
abweichen  und  neue  Erscheinungen  darbieten,  und  so  die 
Kunde  des  Gegenstandes  nicht  wenig  zu  bereichern  ver- 
spreclien. 

Was  noch  gegenwärtig  erhalten  ist,  besteht  in  zwei 
vollkommen  gesonderten  Hauptgruppen,  die  jedoch  einst 
durch  eine  sehr  umfangreiche  Umsclihirsmauer,  von  der 
man  hier  und  dort  noch  einzelne  Reste  wahrnimmt,  zu 
einem  Ganzen  verbuiulen  gewesen  zu  sein  sclieiiien;  or) 
aber  drei  aufstehende  mächtige  Steinbnikeu  hart  am  Al)- 
fall  der  felsigen  Hocliküste  zu  ihr  gehören,  l)ezweifle  ich 
und  glaube  vielmehr,  dals  es  noch  nicht  an  den  Platz 
seiner  Bestimmung  geschalFtes  Material  ist.  Denn  das  Bau- 
material dieser  Monumente,  ungeheure  Steinlialken,  die 
»rölsten  von  15  —  20  l'ul's  Höhe,  die  man  vertical  auf- 
richtete mit  Ausnahme  weniger,  deren  längste  Seite  diese 
Dimension  noch  überschreitet,  so  dafs  man  sie  horizontal 
aufstellte,  ist  dem   Felsen  sellist,    worauf   die  .Moiuimente 


stehn,  entnommen  und  gehören  der  bekannten  tertiären 
Kalkformation  an,  die  an  allen  Küsten  des  Mittelmeeres 
vorwaltet. 

Die  Hanptgruppe  nun  oder  damit  ich  mich  deutlicher 
und  bestimmter  ausdrücke,  der  fast  in  allen  seinen  Thei- 
len  erhaltene  Tempel,  den  ich  auf  dem  Planchen,  den 
ich  hier  beifügend  der  Nachsicht  der  Leser  empfehle,  mit 
A  bezeichnet  hal)e,  hat  folgende  Anordnung. 


Durcli  einen  tiefen  Eingang,  dessen  Seitenpfosten, 
welclie  noch  die  zu  einem  Gitter  oder  vielmehr,  nach  der 
grofsen  Dimension  der  Löcher  zu  schliefsen,  zu  einem  ge- 
legentlich vorzuschiebenden  Querbalken  bestimmten  Löcher 
aufweisen,  dessen  Deckbalken  und  Schwelle  bedeutend 
regelmäl'siger  bearbeitet  sind,  als  die  das  übrigeTempel- 
gehege  bildenden  Steinl)löcke,  und  somit  eine  besondre 
Heiligkeit  in  Anspruch  nehmende  Oertlichkeit  darstellen, 
tritt  man  von  der  heiligen  Gegend  des  Aufgangs  her  in 
einen    oblonsien    Raum  1    von  etwa    75 — 80  F.   Länge  bei 


'")   Sehr    viel   vereinzelte  Trümmer   ganz    analoger   Bau- 
werke  finden   sich  nocli  auf  dem   Inselchen  zerstreut,    werden 


iialinlich   at)er    mit   jedem  Jahre    weniger;    besonders   um  ilas 
Dorf  Siggeui  umher  und  am  inirssa  .Scirocco. 
"J  Uiod.  V  c.  12  y.(ac<iivyrj. 


349 


350 


deren  25  der  Breite;  der  Hol  —  denn  so  kann  man  ilin 
dücli  nur  nennen,  liypaethral  wie  er  ist  und  augenscliein- 
lich  stets  war,  wie  denn  aller  Kultus  der  Semiten  unter 
dem  offenen  greisen  Himmelsgewölbe  Statt  (and,  — 
scldiefst  an  beiden  Seiten  zwar  unregelmäfsig  alier  doch 
iingelälir  in  einer  Ellipse  ab,  und  beide  Ellipsen  seilen 
wir  durch  ireilicli  etwas  zerstörte  Abscliränknngen  gleich- 
falls aus  vertical  anl'gericliteten  Steinbalken  aber  wohl 
nur  von  G  Fufs  Höhe  zu  iieiligen  cellenartigen  Räumen 
abgeschieden.  Obgleich,  wie  wir  sogleich  seilen  werden, 
in  der  linken  Ellipse  das  Symbol  der  INaturgöttin  stand, 
so  war  doch  augenscheinlich  nach  den  vielen  Spuren,  die 
sich  hier  iinden,  und  die  ich  mir  nicht  getraue ,  aus  dem 
Gedaclitnil's  wiederzugeben  "),  die  nördliche  Ellipse  eine 
besonders  heilige,  wie  sie  denn  in  dem  Tempel  auf  Gozo 
als  die  bedeutendste  Statte  iür  den  gewöhnlichen  Cultus 
erscheint.  Die  andre  Bedeutung  die  sie  hatte,  werden 
wir  weiter  unten  betrachten.  In  der  südlichen  offener 
gehaltenen  Ellipse  nun  stand  bei  «  ein  keilförmig  abge- 
rundeter Kegelstein  von  etwa  3  Fufs  Höhe,  jetzt  auf  der 
Bibliothek  von  la  Valetta,  sehr  anmutliig  aligeglättet  und 
unzweifelhaft,  wie  das  bekannte  Beispiel  von  Paplios  und 
so  manche  andere  Analogieen  lehren,  das  Symbol  der 
Naturgottheit  —  simulacrum  deae  non  elllgie  humana, 
continuus  orbis  latiore  initio  tenuem  in  ambitum  meta  in 
moduiu  exsurgens  ^o). 

Ein  wiederum  tiefer  Durchgang  führt  in  die 
zweite  Area  von  idinlichen  Verhältnissen,  nur  dafs 
der  Raum  aus  dem  weiter  unten  anzuiiilirenden  Grunde 
eine  gröfsere  Länge  hat;  hier  erblicken  wir  an  der 
südwestlichen  Wand  einen  grofsen  etwa  3'/.  F.  über  der 
Erde  auf  einem  starken  runden  Stein  ruhenden  Tisch  (6), 
eine  gewaltige  Steinplatte  von  8  —  9  F'ufs  Länge,  bei 
deren  4  in  der  Breite,  1  in  der  Dicke,  gut  und  regelmä- 
fsig  bearbeitet;  zu  seiner  Seite  bei  c  steht  ein  etwa  2 — 


2'  ;  F.  hohes  Steinbecken.  Bei  d  ist  ein  noch  wohl  er- 
haltener Heerd  —  einem  andern,  der  wie  ich  bestimmt 
weil's  aul'ser  diesem  noch  vorhanden  ist,  weifs  ich  wahr- 
lich nicht  mehr  seine  Stelle  anzuweisen  —  klein,  aller- 
dings mehr  zum  Backen  von  Opferkuchen  ^ '),  als  zu 
sonst  einem  Zweck  geeignet;  bei  e  ungefähr  ist  eine  etwa 
2  Ful's  im  Quadrat  haltende,  wie  man  deutlich  sieht,  durch 
eine  Platte  schliel'sbare  Oeffnung  in  den  Stein  angebracht, 
um  in  den  Zwischenraum  /',  auch  eine  höchst  mysteriöse 
Lokalität,  zu  gelangen,  (/((auf  dem  Plane,  natürlich  nicht 
zu  genau  anzunehmende  Oertliclikeiten,  stellen  mit  Punk- 
ten in  regelmäfsigen  Linien  gezierte  Steine  dar,  wie  sie 
auch  zahlreich  in  den  Monumenten  auf  Gozo  erscheinen, 
und  nach  della  JMarmora's  nicht  unwahrscheinlicher  \'er- 
muthung  den  gestirnten  Himmel  symbolisiren  ^  ^  ).  Auch 
die  liedeutungsvolle  Schlange  findet  sicli  auf  einem  die- 
ser Steine. 

Hinter  dieser  zweiten  natürlich  auch  hypaetliralen 
Area  nun  erscheint  eine  dritte  mit  viel  niedrigerer  un- 
bedeutenderer Unisclilufsmauer,  in  der,  wenn  mein  (üe- 
dächtuifs  mich  nicht  trügt,  horizontal  gelegte  mit  verti- 
cal gestellten  Steinen  abwechseln.  Da  dieser  Raum  nun 
auch  ohne  ansehnliche  Verbindung  mit  dem  zweiten  Hofe 
ist,  indem  ein  in  der  Mitte  vielleicht  3';  Fufs  hoch  bis 
drei  breit  auscarrirter  Stein  h  die.Thür  bildet,  so  entfernt 
sich  hierin  die  Anordnung  dieses  Tempelbezirkes  schon 
sehr  von  dem  auf  Gozo,  wo  das  Mittelschiff  des  Ganzen 
seinen  offenbaren  Abschlufs  in  der  hinteren  Exedra  fin- 
det und  diese  somit  als  das  Allerheiligste  darzustellen 
scheint,  wozu  noch  der  Umstand  hinzu  kommt,  dafs  un- 
ser dritte  Raum  durchaus  nicht  die  Gestalt  einer  Ellipse 
oder  Exedra  hat  und  sich  auch  durch  seine  weitläuftigere 
Räumlichkeit  unterscheidet. 

(Schluls  fotgt.J 


'")  Ueberliaupt  mufs  ich  ein  fiir  alle  Mal  erwähnen,  dafs 
ich  auf  die  Angabe  unendlich  vieler  Kleinigkeiten  —  wenn 
man  anders  diese  [Besonderheiten,  die  für  den  Cultns,  vorzüg- 
licli  den  symbolischen  die  grölste  Bedeutung  haben,  so  nen- 
nen kann  —  verzichten  inuls,  weil  ich  ihre  bestimmte  Loca- 
lität  nicht  mehr  anzugeben  weifs. 

-")  Die  bekannte  Stelle  des  Tacitus  Histt.  II  c.3  vgl.  Ma- 
ximus Tyrius  dissert.  38. 


■'')  S.  della  Marmora  p.  21  vgl.  Jeremia  7,  18:  ot  vio'i 
fuiTOJi'  avl).()'Ovai  ^lO.tt  xicl  oi  ntniotg  itviöJv  xaiovai  ;ivn  xed 
eil  yvvidxtg  cwtiöv  TQi'ßovai  arcüg,  tov  noirjacti  xitvüvng 
Tij  ainuTtK  rou  ovQai'Ov  xici  faniiauv  anovääg  lleoJs  ui.l.orni'oig 
ii'((  7iKQOQy(ao)aC  /Ji, 

•■')  S.  Gerhard  die  Kunst  der  Phonicier  p.  2.5. 


351 


352 


Alle 


1 


I. 


33.  DiALOGISIRENDE  Vasenbildek.  Die 
Zaiil  der  l>is  Jetzt  entdeckten  dialogisirenden  Vasenhilder 
ist  leider  so  -gering,  dols  man  liesondre  Ursacli  liat  die- 
sell)eii  wo  sie  ans  Liclit  treten,  zu  sorgfältiger  Prüfung 
zu  empfelilen. 

Eine  grol'se  nolanisclie  Amphora  mit  rotlien  Figuren, 
sonst  im  Besitz  des  Hrn.  Calefatti  zu  Noia,  in  Gerliard's  Aus- 
erlesuen  Vasenl)ildern  Band  II,  Taf.  CXXIV  veriiirentliclit 
und  mit  Reclit  als  Zweiiiampf  des  Ares  mit  Hera- 
kles wegen  Kyknos  gedeutet,  stellt  einerseits  den 
bärtigen  Herakles  dar,  dem  das  Löwenfell  Haupt  und 
Körper  ül>er  dem  kurzen  Chiton  deckt;  er  bedroht  sei- 
nen Gegner  mit  sclilaglertiger  Keule,  wiihrend  seine  vor- 
oestreckte  Linke  den  scythischen  Dogen  halt.  Ihm  ge- 
genüber zeigt  die  Rückseite  in  dem  Bilde  eines  bartigen 
Hopliten  otVenbar  den  Ares,  der  mit  seiner  Lanze  nach 
dem   Unterkörper  des   Herakles  zielt. 

Diese  Vase  erinnert  lebhaft  an  eine  andre  nolaiiische 
yrofse  Amphora,  gegenwärtig  im  Neapler  .Museum,  auf 
welcher  ich  bei  Bekanntmachung  dersellien  in  meinen  Vasi 
di  Premiü  tav.VI  den  Zweikampf  des  Ares  und  der 
Athene  wäliretul  des  trojanischen  Kriegs  erkannte:  da- 
selbst tritt  einerseits  Athene  lanzenwerfend  auf,  andrer- 
seits liegt  Ares  in  gleicher  Absicht  mit  seiner  Lanze  aus. 
Anziehend  sind  die  beiden  den  Kiimplern  aus  dem  Munde 
(lielsenden  Worte,  die  nicht  wie  gewöhnlich  Kigennamen, 
sondern  einen  kleinen  Dialog  darlüefen.  Athene  ruft  ihrem 
Geoner  zu  KAOIE  'i"'  ^i'-'^^itt  wirf  heraus:  Ares  er- 
wiedert  ihr  KEOMI  'ü'"  «"/'«'.  y-tTfiai  i c li  liege  aus. 
Kin  überraschend  idinliches  Wechselgespräcli  liefert  die 
Calefattische  Amphora  mit  dem  Kampf  des  Herakles  und 
Ares.  Herakles  ruft  A0ET^EN+9E^  ''"■  "'^*" 
iy/o;  sende  ab  den  Spe-r:  woraul  Ares  antwortet 
KÄÖN  für  «'«oj'  [?Jer  senkt  sich  schon,  womit  die 
Richtung  des  Speers  genau  übereinstimmt.  Unsre  Aus- 
legung des  letzten  Wortes,  das  wir  als  Partizip  nehmen, 
stützt'^sich  auf  Hesych.  v.  Ktäaur  ayjf^u.t,  auvaui  ... 
V.  Kfaad-ij-  txli'MUij.  —  V.  Ktün^iuru-\  y.lüafiuTC., 
öi'ynuTc,  diu']oi'iyfiuTU.  —  v.  Ktüauf  ditltiv,  avy/^tui. 
^  ^^  Th.  Panofka. 

,^6.  Trinksphuch.  Am  Schlufs  einer  interessan- 
ten Zusammenstellung  römischer  'rrinkgelälse  im  VII. 
Jahrjang  der  Jahrbiaher  des  Vereins  von  Alterthums- 
freunden  im  Rheinland  S.  115  erwähnt  Prolessor  Otto 
Jahn  die  Inschrilt  eines  Glasgefälses  APBAKTI  PIE 
(Brunati  Mus.  Kircher.  inscr.  p.49,2:  in  vitreo  vasi)  und 
bemerkt,  dals  sie  keinen  Namen  enthält,  sondern  zu  lesen 
und  erklären  ist  äiiQay.r'i  7ik  trinke  in  Mufse.  Lr- 
wägt  man  indels  dals  dnijay.itui  „ich  bin  mülsig,  richte 
nichts  aus,  erlange  es  nicht  (Xenoph.  Cyrop.  1,  ö,  6)"  be- 


deutet und  dafs  hiemit  in  Uebereinstimmung  die  Lexiko- 
graphen «.Toc.xrwg   „unthunlich,  ungethan",  auch   ,, nichts 
thuend,  mülsig,  unwirksam,  vergeblich''  erklären:  so  leuch- 
tet   ein,    dafs    die    von    Hrn.  Jahn    vorgeschlagne   Ueber- 
setzung  der  erforderlichen  Genauigkeit  entbehrt  und  dafs 
überdies   ihr   Sinn    etwas    frostig   erscheint.      Andrerseits 
al)er  läfst  sich  nicht  leugnen,  dafs  die  von  uns  angegebne 
Bedeutung   des    Wortes    dnQuxii   in  Verbindung    mit   nie 
nichts  weidger  als  einen    passenden  Wunsch   oder  Trink- 
spruch aiiszudrücken   vermag.    Dieser  Umstand  dient  zur 
Entschuldigung,    wenn    ich    die    Vermuthung    ausspreche, 
APBAKXI  PIE    stehe   lür    uQnaxTi  nie    trinke   rei- 
fsend,  rasch,    trinke    in    einem   Zuge:    ein  Trink- 
spruch, zu  dessen  Nerständnifs  der  sinnverwandte  flPO— 
niNEMH  KAremZ  Trinke  zu,  setze  nicht  ab 
auf  einem  Gefäls  in  SchilTsform  wesentlich  l)eiträgt,   das 
ich  in  meinen  Recherches  sur  les  Noms  des  Vases  PI.  V, 
75.  bekannt  machte  und  erläuterte.    In  gleichem  Sinn  wird 
das  von  demselben  Stamm  herrührende  uQnu}Jiog  aufge- 
läl'st,  das   llesychius  mit    ii.Q7iuy.Tiy.i7)Q,    irQof^vfiwg,  jiQog- 
ip'wc  erklärt    und  unnctliy.u,    wobei  uOTiuy.TU,    nQogfpilij 
als    Glosse    stehen.      Diese    Deutung    gewinnt    an    Wahr- 
scheinlichkeit,  sobald    man    erwägt,    dafs   mit   dem  Wort 
ativang   nicht  i)los  das  Trinken   in  einem  Athem  {Tlöaig 
Tig,   fjV  ioTiv  uTii'ivaTi  nivui'  fii)   /nvaurru,    .\then.  XI, 
783  (l),  sondern  auch  das  Gefäfs  woraus  bequem  zu  trin- 
ken  ging  (noTi'/jut.  drp    u»'  iarl  ntiTv  ivfi(t(ii~ig)   bezeich- 
net] ward:  tiiifii'iiTint  sagte  man  von  Einem,  der  in  einem 
Athem  getrunken  hatte  (tif'  'n'  ni'tvfia  nitTr^.     Auch  die 
ylmaaji],  eine  grol'se,  weite  'l'rinkschale,  die  zu  Säufe- 
reien von    denjenigen  angewandt  ward,   welche    man    Xd- 
iiv/.Tixi  nannte,  verdient  hier  in  Betracht  zu  kommen,  in- 
dem   die    '/.('i.ifvyTui,    womit   XdijvQu    die    Beute   zusam- 
metdiängt,   als    Zecher    und    grofse    Schlucker   den 
änno.y.Tiu,  wie  wir  sie  in  Bezug  auf  die  Inschrilt  des  Glas- 
gefälses uns  denken,  sich   vollkommen  gleichstellen.     Mit 
Recht  leitet  Athenaeus  Xl   p.  485«  die  INamen  .^/i/iKar//, 
den  diese  grol'se  Kylix  führt,    davon  her,    dals    man  aus 
ihr   gierig  schlürfen  Imxjjki    (Hesych.  lü^uov  vnoy.uildl- 
vioi'  Ti]i'  yXwacn'.^',  twaifinni'  n)  vdniQ  find  rirog  ij/,ov) 
das  ist  übermafsig  trinken  konnte,  im  Gegensatz  mit  dem 
soijenannteii  Bombylios,  woraus  man   tropfenweise  den 
Wein   in    den  Mund    lliefsen  liefs  (Athen.  XI,   p.  784(1). 
Zum   Schhil's  lühre  ich   noch  an,  dals  ein  Gefäls  mit  en- 
gem Hals   und   durchlöchertem  15oden,  wie  die  7\Xiri//i'(Vpa, 
mit  welcher    es  bei   Aristoteles    Pliysica    IV,   6   Simplicius 
und  Philoponus  vergleichen,  den  Namen  [-/(i/idyioi'  lülirte, 
und   erinnern   an  des  Plaulus  Pseudolus  Act   IV,  Seen.   II, 
wo  Ballio  sagt:    nani  nihil   etiamdum  hiirjHtijav'il ,  praeter 
cijathim  et  cuiilharmn. 

'I'h.   Panofka. 


Iliezu   Tafel  XXII  der  Neuen  Foit/e:  Amur  vnd  Psyche  mit  Todeabezvcj. 


Druck  und  Verlag  von   G.  licAmer. 


Herausgegeben  von  K.  GcrhuriU 


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354 


ARCHÄOLOGISCHE   ZEITUNG. 


M'  23. 


Neue  Folge. 


November  1848. 


Baccliisclie  Psyche.    —   Zur  Kunst  der    Plionicier  (Sclilufs). 


I. 

Bacchische  Psyche. 

Uiezu  die  Abbildung   Taf.  XXllI. 

IPas  anniulliige  Reliefl>ild  der  vorliegenden  Tafel 
ist  einem  rcclilerseils  versUimmelten  Sarkophag 
entnommen,  welclicr  bis  noch  vor  wenigen  Jahren 
im  Hof  eines  römischen  Privalhauses  ■)  als  Brunnen 
diente.  Ohne  vor  ähnlichen  Bildwerken  der  Kaiser- 
zeit in  künstlerischer  Ausführung  sich  auszuzeichnen, 
verdient  es  unsre  Beachtung  als  eins  der  eigen- 
thümlichslen  Denkmäler  jener  sinnvollen  Gräher- 
bildnerei,  in  denen  zugleich  mit  dem  Taumel  bnc- 
chischer  INIyslerien  dns  Schicksal  des  menscliiichen 
Genius  und  der  ihm  iresellten  .Seele  veranschaulicht 
wurde.  Allbekannt  ist,  dafs  das  Urbild  dieser  Men- 
schenseele in  einer  jungfräuüchen  Psyche  oder  Anima 
mit  Schmetterlingsflilgcln  seinen  Kunstausdruck  ge- 
funden halte  — ,  natiirlich  und  niciit  minder  he- 
katml,  dafs  diese  Gestalt  einer  mythischen  Psyche 
zum  gleichgeltenden  Ausdruck  der  Menschenseele 
für  die  unzähligen  beseelten  Individuen  des  Alltags- 
lebens diente  — ,  und  wenn  als  liebender  Gefährte 
jener  ersten    und   urbildliciien   Psyche    der    beflü- 


gelte Liebesgott  Amor  feststeht,  eben  dieser  Gott 
aber  als  Urquell  alles  geistigen  Menschenlebens  ge- 
feiert wird,  so  lag  der  bildenden  Kunst  keine  Fol- 
gerung, der  Kunsterklärung  keine  Annahme  näher 
"als  auch  im  beflügelten  Gefährten  jedweder,  gött- 
lichster oder  menschlichster,  Seele  oder  Psyche  den 
ihr  entsprechenden  Genius  des  geistigen  Menschen- 
lebens zu  erkennen. 

Diesen  anderwärts  ausführlich  begründeten  *) 
und  durch  keinen  Widerspruch  abweichender  Ansicht 
bisher  beschränkten  Grundsätzen  zufolge  haben  wir 
zuvörderst  das  Paar  zu  deuten,  welches  in  Mitten 
zweier  Wagenzüge  den  Mittelpunkt  unsres,  am  rech- 
ten Ende  leider  verstümmelten,  Reliefs  bildete.  Beide 
Wagenzüge  werden  von  Knaben  gelenkt  und  kna- 
benhaft sind  überhaupt  sämmtliche  Figuren  des  Bil- 
des gehalten;  in  solcher,  vermulhlich  durch  die  Be- 
stimmung des  Sarkophags  für  ein  Kind  veranlafs- 
ten,  Kindsgestalt  stellen  nun  besonders  angemessen 
Amor,  der  ja  auch  sonst  meistens  als  Kind,  und 
l'syclie,  die  gemeinhin  als  Mädchen  gedacht  wird, 
sicii  uns  dar.  Voran  schreitet  in  langer  Kleidunsr 
Psyche  und  schlägt  in  einer  ihr  seltenen  *)  bacchi- 
schen  Weise  das  Tynipanum;  sie  blickt  nach  dem 
Amor  zurück  der,  vermulhlich  als  Beckenschläger, 
iiu-  folgt.    Dafs  hier  nicht  an  Amor  und  Psyche  als 


')  In  Via  de'  I$(irgognuni.  Neuerdings  ist  dieser  SaiLo- 
pliag  in  der  durdi  Erweiterung  derselben  Strafse  gewonnenen 
Piazzetta  Torlonia  aufgestellt  worden.  Vgl.  Arcliaol.  Inlell. 
i;i.  1833  no.  6  .S.  39.    J^lm  Arcli.  neiträge  .S.  189,273. 

'^  Gerhard  Prodronius  S.  24()  If.  Vgl.  Eeschr.  IJoms  11,2. 
Heilage  S.  6. 

')  AlsTheilneluncrin  des  baccliisclien  TliiasDs  wird  Psyche 
vnii  Jahn  (Beitr.  s.  18!)  IF.  Vgl.  Millltr  Ilandb.  391,  9)  aufser 
dem  gegenwärtigen  Relief  nur  durch  die  C'entaurengespanne 
bezeugt,  auf  denen  sie  einigemal  mit  einem  ihr  verbündeten 
Amor  erscheint  (Anni.  5,).     Als  eigentlicher  Sinn  solcher  Vor- 


.slcllungen  wird  S.  192  nur  die  allgemeine  Glückseligkeit 
der  üacchusverehrer  vorausgesetzt;  auf  die  Mysterien  seien 
solche  Vorstellungen  aber  nicht  beschränkt.  Verstehe  ich  recht, 
so  würde  dann  für  alle  jene  baccliisclien  Grabreliefs,  für  die 
man  einen  Bezug  auf  Mysterien  ablehnen  will ,  nur  die  V  or- 
aussetzung  eines  elysischen  Taumellebens,  eines  weinseligen 
lilysiums  übrig  bleiben,  welches  bei  aller  Zügellosigkeit  des 
verfallenden  lleideiilliums  ohne  seine  Bechtlertigung  durch 
Dionysos  als  mystischen  Krd-  und  ünterweltsgott  römischer  so 
wenig  als  griechischer  Gedanken-  und  Bilderfülle  meines  Er- 
achtens  zugeiiiulhet  werden  darf 


355 


356 


mythische  Personen,  sondern  als  menschliche  Ab- 
biidei"  jener  als  Genius  und  als  Seele  vervielfüllig- 
ler  Wesen  mit  Anwendung  auf  den  Verstorbenen 
zu  denken  sei,  ergiebt  sich  theils  aus  dem  in  jener 
durchgängigen  Kindesbildung  sümmllicher  Figuren 
näher  gelegten  Grabeszweck,  theils  auch  aus  den 
bacchisclien  Attributen  jenes  Paares,  dessen  gleich- 
falls bacchische  Umgebung  nun  näher  zu  betrach- 
ten uns  obliegt. 

Diese  Umgebung  besteht  auf  der  vollständig 
erhaltenen  linken  Seite  des  Bildes  in  einem  von 
zwei  Centauren  gezogenen  Wagen,  auf  welchem  ein 
geflügelter  Knabe  mit  Thyrsus  und  Weinkrug  ver- 
sehen einen  erhöhten  Sitz,  der  fast  einer  Cista  niy- 
slica  gleicht,  behaghch  zur  Seite  blickend  einnimmt. 
Mit  Bezug  auf  neuere  Untersuchungen  über  Bac- 
chus Psilax  ■•)  dürfte  man  geneigt  sein  in  dieser 
Figur  einen  geflügelten  Bacchus  zu  vermuthen,  wäre 
nicht  gröfsere  Wahrscheinlichkeit  vorhanden,  dafs 
dieser  Gott  in  der  gleichfalls  init  Thyrsus  verse- 
henen einfacheren  Knabengestalt  des  auf  der  rech- 
ten Hälfte  des  Bildes  befindlichen  Wagens  gemeint 
sei.  Der  Zusammenhang  unsres  Bildes,  das  auf 
der  Geltung  bacchischer  Weihe,  aber  auch  auf  der 
Hochsteijung  des  Eros  beruht,  kann  es  rechtferti- 
gen dals  Bacchus,  wenn  er  mit  sjjrengendcm  und 
von  einem  Amor  beeilten  Gespann  einem  Paare 
verklärter  Sterblicher  voranfährt,  einfacher  erscheint 
als  der  von  bacchischen  Gaben  betheiligte  und  je- 
nen Sterblichen  zunächst  vorstehende  Weltgenius 
Eros.  Dieser  Liebes-  und  Lebensgott,  dessen  Bil- 
dung zugleich  an  die  Grundform  des  nienschhchen 
Genius  und  an  den  Todtengenius  mit  der  Fackel 
erinnert ,  zieht  mit  den  Unterpfändern  bacchi- 
scher Weihe  ausgestattet  hier  triuniphirend  einher, 
von  Centauren  gezogen  welche  mit  bacchischem 
Krater  und  Ilirleristab,  mit  Pinienast  und  bacchi- 
schem Becken  zugleich  die  Wildheit  und  die  Be- 
zähnmng    bacchischer    Waldbewohner    ausdrücken: 


Eros  der  aller  Götter  Geräth  als  seine  Beute  zu 
zeigen  pflegt,  hat  mit  den  übrigen  Gaben  des  Bac- 
chus auch  dieser  Dienerschaft  sich  zu  erfreuen  *). 
Ihnen  voran  schreitet  das  Paar  bacchischer  Einge- 
weihter, die  wir  vorher  als  eine  ihrem  Genius  bei- 
gesellte Psyche  bezeichneten;  Bacchus  selbst  eilt 
einem  zweiten  Amor  gesellt  ihnen  voran;  nebenher 
findet  die  sinnliche  Seligkeit  bacchischer  Einge- 
weihter, die  in  diesem  Bilde  dem  Eros  beigelegt 
ist,  im  kahlen  Stamme  des  Hintergrunds  und  im 
umgestürzten  Fruchtkorb  eine  Andeutung  ihres  ge- 
störten Genusses  bei  winterlich  dürftigem  Dasein. 

Einzugestehn  ist  bei  dieser  Auffassung  des  Bil- 
des, dafs  weder  Bacchus  in  seiner  sonstigen  Würde 
erscheint,  noch  auch  der  mit  ihm  gesellte  Amor 
ein  ähnliches  Uebergewicht  der  Darstellung  auf  an- 
dern bisher  bekannten  Bildwerken  behauptet.  Dem- 
nach darf,  in  einem  Bilderkreis  der,  seines  anspre- 
chenden Inhalts  und  seiner  allgemeinen  Verständ- 
lichkeit ungeachtet,  ohne  mehr  schriftliche  Zeugnisse 
uns  innner  dunkel  bleiben  wird,  noch  ein  dritter 
Erklärungsversuch  nicht  verschwiegen  werden,  der 
den  sehr  ähnlichen  Reliefs  bacchischer  Genien  *) 
sich  anschliel'st.  Man  pflegt  mit  dieser  Benennung 
Gruppirungen  von  Flügelknaben  zu  bezeichnen,  für 
deren  Bezug  auf  bacchische  Weihe  unzweideutige  At- 
tribute sprechen  und  deren  Benennung  als  bacchische 
Eroten  oder  Genien  in  der  vorangestellten  Wech- 
selbeziehung des  vervielfältigten  Genius  zur  verviel- 
fältigten Menschenseele  oder  Psyche  seine  Recht- 
fertigung findet.  In  jenen  Gruppirungen  finden  wir 
nun  als  Mittelsperson  des  Ganzen  einen  der  Knaben 
hervorgehoben,  dergestalt  dafs  seine  wankende  Ge- 
stalt von  Gefährten  umfafst  erscheint  und  sein  zu- 
weilen für  Bildnifszüge  noch  freigelassener  Kopf  ') 
ihn  als  INeuling  des  Kreises  in  den  er  eintritt  be- 
zeichnet, und  eben  dieser  Neophyt  einer  Versamm- 
lung seliger  Genien  der  Abgeschiedenen  findet  sich 
dann  und  wann  durch   die  ihm   noch  fehlende  Be- 


*)  Braun  Kiinstvorstelliingen  iles  gpfliigelten  Dionysos. 
München  1839.  Wt-lckcr  Rlieiii.  Mus.  V[,  ,092  If.  und  zu  Miiller's 
Hanrib.  §  383,  9. 

')  Aus  baccliiscliem  Grfolg  und  zugleicli  als  Ilütfr  der  Un- 
terwelt allb'ikannt,  bieten  die  Centauren  aucli  dem  Liebesgott 
und  den  mit   Psyche   vcrbundnen   Kröten    oder  Genien   ihren 


Rücken  dar,  wofür  eine  vatikanische  Ära  (I'io-Clein.  IV,  2ö. 
Jalin  Boitr.  S.  152  ff.)  neben  zahlreichen  andren  Beispielen 
(Jahn  ebd.  .S.  1!J0  11.)  das  berühmteste  Zeugnifs  ablegt. 

'')  Baccliische  Genien :  oben  S.  342  Anni.  15. 

')  So  im  vatikanischen  Relief  bei  iMillin  Gal.  L\IX,  27<i. 


357 


358 


flügclung  von  den  iihrigen  unterschieden  ').  In 
ahiilicliem  Sintie  liefse  denn  auch  in  unserni  Uihl 
der  mit  Thyrsus  versehene  noch  unhefliigclle  Knabe 
des  vordersten  von  einem  Eros  geleniiten  Wagens 
erst  der  Vcrsamndung  verwandter  Geister  zuge- 
führt sich  deniien,  wahrend  der  hefiägelle  und  inil 
l)accliiscliem  Beiwerk  reichlich  bedachte  Iniinber  des 
zweiten  Wagens  einen  jener  Genien  im  vollen  Be- 
sitz hacchischer  und  elysischer  Beseligung  darstel- 
len möchte,  das  tanzende  Paar  in  Mitten  der  Dar- 
stellung aber  auf  die  allgemeine  Idee  dieses  iSar- 
kophagbilds,  auf  das  Iliniiberwandeln  eines  Sterbli- 
chen in  die  'seligen  Gelilde  zu  deuten  wäre.  Dafs 
ein  solches  Individuum  im  Wechselbezug  von  Amor 
und  Psyche  seinen  angemessenen  Ausdruck  findet, 
ward  bereits  oben  angedeutet  und  findet  durch 
ziirtliche  Gru[i[ien  desselben  Inhalts  seine  Bestäti- 
gung, wie  sie  auf  Sarkophagen  dem  Todtengenius 
mit  der  Fackel  benachbart  nicht  selten  sind  "). 

In  Otto  Jahn's  so  gelehrter  als  sorgfältiger  Ar- 
beit über  Amor  und  Psyche  '")  ist  die  erotische 
Bedeutung  der  Seelenqual  und  Seelenläuterung  mit 
einer  Hintansetzung  alles  übrigen  bekannten  Lebens- 
und Todesbezugs  der  als  Seele  gefafsten  Psyche 
verfolgt  worden ,  welche  den  gelehrten  Verfasser 
verleitet  hat  wesentliche  Gegenstände  verwandter 
Kunstdarslellungen  zu  übergehen.  Als  einen  solchen 
von  der  Gräberdarslellung  Psyche's  unzertrennlichen 
Gegenstand  glaubte  ich  bei  neulicher  Besprechung 
dieses  räthselhaften  Bilderkreises")  die  Gellung 
des  Amor  als  jiersönlichen  Genius ,  aber  auch  die 
vorgedachte  Darstellung  hacchischer  Genien  und 
die  hienächst  zu  betonende  Bildungsweise  der  als 
Todesgöllin  gefafsten  Venus  bezeichnen  zu  müssen. 


Wie  jene  Darstellung  der  bncehischen  Genien  im 
Kreise  der  Sarkophagbilder  häufig,  wie  sie  in  die- 
sen für  das  Verständnils  der  Amor-  und  Psyche- 
bilder und  für  deren  Bezug  auf  bacchische  Weihe 
entscheidend  ist,  so  findet  sich  in  einer  andern  Kunst- 
gattung, den  Gemmenbildern  '-),  die  Darstellung 
der  Venus  Libitina  in  einem  Ueberilufs  vor,  welcher 
weder  über  deren  Person  noch  über  deren  Zusam- 
menhang mit  allen  vorher  berührten  Darstellungen 
uns  zweifelhaft  läfst. 

Nachdem  ich  diesen  ganzen  Kreis  von  ßild- 
nereien  denjenigen  denen  er  erheblich  genug  scheint 
darauf  einzugehn  seil  längerer  Zeil  ausführlich  er- 
örtert und  den  allerdings  fühlbaren  Mangel  eines 
nicht  überall  zugänglichen,  nirgends  übersichtlich 
gemachten  Apparats  durch  reichliche  Nachweisun- 
gen erleichterl  habe,  darf  ich,  da  Ungewifsheilen  im 
Einzelnen  keine  Widerlegung  meiner  Gesammtan- 
sicht sind  und  skeptische  Anzweifelungen  nur  durch 
stellvertretende  neue  Ansichten  Werth  erlangen,  auf 
jene  Ergebnisse  längst  geführter  Untersuchungen 
mich  berufen,  um  dem  von  uns  betrachteten  sehr 
eigenthümlichen  Sarkophagbild  auch  die  räthselhaf- 
ten Gemmenbilder  zwei  vorzüglicher  Kameen,  eines 
farnesischen,  jetzt  zu  Neapel  '"),  und  eines  florenti- 
nischen  '^),  hienächst  anzureihen.  Beiden  Denkmä- 
lern gemeinsam  ist  die  Vorstellung  zweier  von 
Amor  geziigelten  und  gequälten  Psychegestailen, 
über  deren  Person  die  Schmelterlingsflügel  reifer 
Jungfrauenbildung  eben  so  wenig  einen  Zweifel  zu- 
rücklassen können,  als  die  Zügelung  welche  Amor 
zugleich  mit  geschwungener  Fackel  an  iimen  übt 
im  ersten  jener  Denkmäler  sich  verkennen  läfst;  in 
dem  andern  geht  er  drängend  nebenher  und    beeilt 


•)  Gerliar.l  Bildw.  .YCII,  2.     Vgl.  Prodr.   S.  262  f. 
')  Fea  Villa  Alljani    no.   172    iiml  sonst.    Vj;!.  Jahn  Beilr. 
S.  165. 

'")  Jahn  Arch.  Beitrage  S.  121  ff.     Ohen  S.  337  ff. 

■')  Oben  S.  3,38  ff. 

'')  Worüber  in  cini-m  besonderen  Aufsatz  „Venus  Libitina 
auf  Gemmen  und  (;ias|iasten"  im  Kunstblatt  des  Jahres  1827 
no.  69.  70  von  mir  gehandelt  ward.  Die  dort  erwähnten  Denk- 
mäler sind  im  Archäologischen  Apparat  des  hiesigen  Königl. 
Museums  (Vol.  II  fol.  (jü — 72)  zusammengestellt. 


")  Bracci  Alemorie  degli  incisori  I  agg.  221.  Tassie  pl. 
35,  3116.  Quaranta  JVluseo  Borb.  IV,  39.  Vgl.  Neapels  Bild- 
werke I,  407,  4.  Eine  Wiederholung  dieses  Kamee  wird  von 
Tassie  no.  3114.  3115  mit  der  Besonderheit  anget~ührt,  dals 
statt  der  Psyclien  tlügellose  Figuren,  angeblich  Hören,  da- 
selbst sicli  finden. 

")  Mus.  Flor.  1,93,  2.  Wicar.  I.  Livr.  12.  („Venus").  Gal.  di 
Firenze  V,  1,  18  p.  130  ss.  wo  die  Hauptfigur  Bacchus  heilst, 
während  Andre,  auch  Müller  (Handbuch  .391,  9),  sie  Ariadne 
nennen:  dasselbe  ist  in  iler  Benennung  der  Grn]ipe  als  Bac- 
chus und   .Vriadne  (Lippert  1,  386)  gemeint. 


359 


360 


die  zur  Rechten  befindliche  Psyche,  deren  Anlhtz 
in  beiden  Bildwerken  umgewandt  ist.  Vereinzelt 
genommen,  wie  diese  Vorstellung  mit  Psychen  in 
menschlicher  Bildung  (no.  4)  oder  auch  mit  Schmet- 
terlingen an  deren  Stelle  (no.  5)  sich  findet,  würde 
sie  nach  der  noch  neulich  von  Otto  Jahn  durchge- 
führten Ansicht  lediglich  aul  die  Knechtschaft  der 
liebenden  Seele '^)  zu  beziehen  sein;  da  aber  zu 
jenen  bekannten  tändelnden  Gruppen  hier  noch  an- 
dre Personen  und  zwar  als  Hauptpersonen  des  von 
den  Psychen  gezogenen  Wagens  sich  gesellen,  so 
bedarf  der  hier  zu  verfolgende  Gesichtspunkt  einer 
wesentlichen  Erweiterung. 

Die  auf  dem  Wagen  des  florentinischen  Ka- 
mee sitzende  Figur,  die  in  behaglicher  Stellung 
nach  dem  Beschauer  gewandt  in  Vorderansiclit  er- 
scheint und  mit  ihrem  einen  Thyrsus  haltenden  rech- 
ten Arm  der  hohen  Lehne  des  Wagens  aufruht,  ist 
mit  Chiton  uud  unterwärts  auch  mit  einem  Peplos 
bekleidet.  Mit  dieser  Kleidung  hat  es  Zannoni  ver- 
einbar geglaubt  die  Figur  einem  weibischen  Bacchus 
beizulegen,  während  bei  allem  Wechselspiel  in  der 
Bildung  dieses  Gottes  festgehalten  werden  darf, 
dafs  er  nicht  blofs  in  Verkleidung  als  Frau,  son- 
dern, so  oft  überhaupt  sein  zwitterhaftes  Wesen  sich 
kund  geben  soll,  in  seiner  Kleidung  sowohl  als  in 
seinem  Gliederbau  auffallend  schlaff,  üppig  und 
weibisch  erscheint'*). 

Ein  ähnlicher  Zweifel  fand  bei  dem  farnesischen 
Kamee  statt:  die  nur  mit  wallendem  Peplos  beklei- 
dete und  oberwärts  enlblöiste  Figur,  welche  behag- 
lich dort  ausgestreckt  ist ,  ward  von  den  Meisten 
für  Venus,  in  der  Beschreibung  von  Neapels  Bild- 
werken aber  unsererseits  für  Bacchus  gehalten  "), 
und  auch  bei  jetziger  erneuter  Betrachtung  eines 
Abdrucks    der  Gemme    blieben    die    Urtheile    der 


Künstler  sowohl  als  der  Antiquare  getheilt.  Wird 
ein  Bacchus  anerkannt,  so  ist  die  Gru|)pirung  des- 
selben mit  dem  ihn  stützenden  LiebJingssatyr  ") 
unmittelbar  verständlich;  thront  aber,  wie  wir  der 
überwiegenden  Ansicht  uns  fügend  immerhin  glauben 
v/ollen,  eine  Göttin  auf  dem  Wagen,  so  kann  Aphro- 
dite oder  Ariadne,  jene  wie  diese  als  Bacchusge- 
fährtin, jene  als  Libitina,  diese  als  Libera  füglich 
verstanden  werden.  Ein  doppelt  vorhandenes  Sar- 
kophagrelief "),  wo  dem  Vermählungszug  des  bac- 
chischen  Brautpaars  Semele  oder  wahrscheinlicher 
Venus  voranfährt,  läfst  diese  letztere  Göttin  auch 
liier  uns  erkennen  und  ihrer  Bedeutung  als  Lebens- 
und Todesgöttin  von  neuem  gedenken.  Amor  in 
cieich  umfassendem  Sinne  als  Liebes-,  Lebens-  und 
Todesgott,  die  gequälten  Seelen  als  Dienerinnen 
der  Todesgötlin  reihen  dieser  Erklärung  sich  ohne 
Schwierigkeit  an,  und  nur  die  sonstigen  Nebenfi- 
guren beider  Kameen  heischen  noch  eine  weitere 
Erwägung. 

Ein  Flügelknabe  steht  mit  mildem,  vielleicht 
bittendem  Ausdruck  der  Göttin  des  florentiner  Ka- 
mees  zur  Seite;  es  kann,  wenn  man  auf  Trennung 
des  Eros  vom  Anteros  nicht  eingehen  will,  der  himm- 
lische Eros  Uranios  sein,  welcher  bei  Venus  Li- 
bitina für  das  Geschick  der  gequälten  Seelen  sich 
verwendet,  während  etwa  sein  Gefährte,  der  irdische 
Eros  Pandemos,  dem  Beschlufs  des  Geschickes 
verfallen,  die  Psychen  die  er  geleitet  selbst  vor- 
wärts drängt.  In  verschiedener,  aber  nicht  unver- 
einbarer Weise  zeigt  auch  der  farnesische  Kamee 
eine  ähnliche  Umgebung  derselben  Göttin.  Ein 
lenkender  und  fackeltragender  Eros  steht  dort  auf 
der  Deichsel  des  Wagens,  während  ein  kleinerer 
Flügelknabe  das  Rad  aufzuhallen  bemüht  ist,  ein 
dritter  ungeflügelter  Knabe  aber  von  der  behaghch 


")  Kros  als  Seelenlenker,  rivloyog,  platonisrli  und  auch  nach 
poetischem  Spracligebraucli:  Jacobs  Anlh.  Gr.  I,  I  p.  17.  Jahn 
Beitr.  .S.  147. 

"')  Weiliischer  Bacchus:  mcmhris  moUihus  et  liquoris  fc- 
minei  dissolulissimus  Uixilnte  (Arnob.  VI,  12).  In  Krinnerung 
ähnlicher  Zeugnisse  uml  Bildungen  nahm  Müller  Ilandb.  383,  5 
ein  Götterbild  in  schlicht  weiblichem  Anzug  {Mus.  Borb.  VIII, 
12)  eben  auch  lieber  für  Kora  als  für  Dionysos. 

■')  Neapels  Bildw.  a.  a.  O.  (Anm.  13).  Für  Venus  bei  Bracci 


und  Quaranta,  womit  bei  Tassie  die  Benennung  Aurora,  näm- 
lich als  Verlolgerin  des  Cephalus,  stimmt. 

'")  Dionysos  und  der  Satyr  (Paus.  I,  20,  1),  gewohnlich 
als  Ampelos  bezeichnet,  welche  Benennung  jedoch  Beschrän- 
kung erleidet  (l'rodr.  S.  221,  50.  239,  14). 

'■')  Im  stark  beschädigten  vatikanischen  (Pio-Clem.  IV,  24. 
Miliin  Gal.  LXV,  244.  Beschr.  Roms  II,  2,  128  ff.)  und  im 
wohl  erhaltenen  Braschi'schen  Relief  (Almanach  aus  Rom  1831 
Taf.  VIII),  jetzt  in  München  (Schorn  Glyptothek  no.  101). 


361 


362 


ausgestreckten  Göttin  umarmt  wird.  Diese  Neben- 
figur würde,  zumal  sie  der  Bildung  jener  Eroten 
nicht  entspricht  und  demnach  an  etwanige  flügel- 
lose Genien  hier  auch  nicht  denken  iäfst,  uns 
schwer  begrciflicli  sein,  \v;ire  sie  nicht  aus  den  vor- 
gedachten nciiefs  eines  bacchischen  Vermählungs- 
zugs unmittelbar  verständlich:  Aj)hrodite,  die  jenem 
Zuge  voranfäiirt,  wird  dort  vom  Salyrknaben  ge- 
stützt, dessen  Stelle  zur  Seite  des  Gottes  durch 
Ariadne  ersetzt  ist,  und  eine  ülinliche  Begleitung 
darf  hier  um  so  weniger  bezweifelt  werden,  je  enger 
die  hier  zu  Grande  liegende  Bedeutung  der  Venus 
als  Todesgötlin  iin'cr  sonst  bekannten  Verbindung  mit 
Pan*°)  und  verwandten  Gottheiten  der  stets  sich 
erneuenden  materiellen  Natur  entspricht. 

Als  Besonderheit  beider  Kameen  befremdet  die 
ungewöhnliche  Höhe  des  Wagensitzes;  man  könnte 
versucht  sein  den  Wagen  der  Leichenbestattung 
darin  zu  finden  der  Libitina  vorsteht,  wie  denn  in 
ähnlichem  Sinn  auch  der  Plalanus,  welcher  die 
Grabesgöltin  des  faniesischen  Kamee's  überschattet, 
an  die  nicht  seltne  Erscheinung  desselben  Baums 
in  der  Nähe  von  Grabmälern  leicht  erinnert. 

Als  gefälligen  und  eigcnthümliclien  Beleg  für 
sonstige  Kunsldarsteliung  des  Psychegespanns  be- 
trachten wir  endlich  noch  zwei  anmuthige  Gemmen- 
bilder der  hiesigen  Königlichen  Sammlung,  in  denen 
statt  bacchischer  Bezüge  und  darauf  bezüglicher 
Gottheiten  Eros  in  seinem  vollem  Recht  wieder  er- 
scheint, indem  er  die  Zügel  der  Seelen  lenkt.  Ein- 
mal geschieht  dies  * '),  wie  oben,  in  durchaus  mensch- 
licher Gestalt  beider  Psychen;  ohne  sonderlichen 
Unterschied  in  Bewegung  und  Ausdruck  schwe- 
ben beide  den  Blick  zur  Hechten  gewandt  vielleicht 
lässiger  vorwärts  als  der  mit  geschwungener  Peitsche 
hoch  auftretende  Wagenführer  Eros  es  erheischt. 
In  dem  zweiten  sehr  ähnlichen  Gemmenbild  **)  er- 
scheinen die  Psychen  als  Schmetterlinge,  in  ihrer 
Bewegung  von  einander  verschieden,  unverrückten 
Laufes,  der  Schmetterling  am  linken,  lässig  und  sin- 
kend der  am  stark  gekrümmten  rechten  Zügel.  Sie 

'")  Aphrodite  und  Pan:  Gerhard  Bildw.  \LV,  1.2.  S.  290ff. 
Ajml.  Vasenb.   S.  7.  18.  34. 

")  Auf  no.  4  iinsrer  Tafel :  nach  einem  Karneol  der  Iiiesi- 
gen  kgl.  .Sammlung  iWinck.Stusch.U.SUü.  TülkenVerz.  111,718). 


werden  von  einem  Eros  gelenkt,  welcher  die  Fackel 
erhebt;  Himmelskörper,  neben  der  IMondsicliel  ein 
Stern,  wenn  nicht  der  Sonnenkörper,  sind  ne- 
benher angegeben.  Irren  wir  niciit,  so  wird  durch 
diese  kosmisclien  .Symbole  Sphärenwanderung  und 
künftiges  Schicksal  zwei  unstät  wandernder  Seelen 
inis  angedeutet,  deren  verschiedne  Natur  vom  läu- 
ternden Amor  gezügelt  verschieden  sich  kund  giebt: 
dagegen  im  ersten  jener  Bilder  vielmehr  das  eroti- 
sche Lebensfeuer  gemeint  sein  mag.  Obwohl  diese 
Deutung  dem  überwiegend  sepulcralen  Charakter 
sich  nicht  anschliefst,  den  wir  in  der  Mehrzahl  ähn- 
licher Amor-  und  Psychebilder  erkennen,  so  ist  sie 
auf  irdische  Liebesflamme  zu  deuten  doch  an  und 
für  sich  nicht  unzulässig;  im  gegenwärtigen  Fall 
kommt  überdies  die  IMenschengestalt  der  Psvchen 
und  deren  Gegensatz  zum  Schmelterlingsgespann 
des  andern  ähnlichen  Gemmenbildes  in  Anschlag. 
Uebrigens  legen,  übereinstimmend  in  Gruppirung  und 
Gröfse,  diese  zwei  Gemmenbilder,  die  in  dieser  Kunst- 
gattung bisher  nicht  berührte  IMöglichkcit  einer  ur- 
sprünglichen Verbindung  zu  Gegenstücken  uns  nahe, 
deren  erstes  vielleicht  den  Eros  Pandcmos  uns 
zeigt,  wie  er  an  menschenähnlichen  Psychen  seine 
Seelenquaal  übt,  während  das  zweite  entsprechende 
Bild  die  Obhut  und  Zügelung  abgeschiedener  Seelen 
durch  den  ihrer  Läuterung  obliegenden  Eros  Uranios 


uns  veranschaulichen  soll. 


E.  G. 


IL 

Zur  Kunst  der  Pliönicier. 

(Sclilufs.) 

Wenn  a1)er  schon  dies  eine  liedeuteiiHe  Abweichung 
von  der  Anordniuig  der  torre  de'  Giganti  ist,  so  treten 
nun  drei  vollkommen  neue  Elemente  bei  unserem  Monu- 
mente auf.  Denn  erstlicli  liaben  wir  hier  den  unlieiinli- 
chen  Raum  V  just  von  den  immensesten  Steinblclcken  be- 
sonders dem  mit  h   bezeicimeten  eingeschlossen,   oline  ir- 

")  No.  5  unsrer  Tafel:  in  der  Kgl.  Sammlung  (Winck. 
Stosch  II,  S9j.  Tölken  Verz.  III,  721)  als  blaue  antike  Glas- 
paste. 


363 

geud  einen  Zugang;    nur   ein  kleines  etwa  8—10  Zoll  in 
regelmäfsigem  Quadrat  lialteudes  Loch  i  bei   etwa    3  —  4 
Fufs  über  der  Erde  und  offenbare  Spuren  der  Verscliliefsung 
vermittelst  einer  kieineu  Platte  von  dem  grofsen  Hofe  aus 
an  sich  tragend,    coramunicirt  mit  ilun.     Nun  wissen  wir, 
dafs  die  Phönicier  l>ei  ihren   Heiligtluiinern  zugleich  Ora- 
kel  hatten,   oder  vielmehr  d;ifs   ein  Hauptcharakter  der- 
selben darin  bestand,  Orakel  zu  sein,  und  es  ist  also  im 
höchsten  Grade  wahrscheinlich,  dafs  jener  heimliche  un- 
zugängliche Raum    bestimmt  war    Priester   zu   verbergen, 
deren    Stimme    dann    ergreifend    durch   die    Oeffnung   im 
Steine,    vor   der   nun  die  Cella    in    heiliger  Weise  aufge- 
schmnckt   war,    hervortünen    mufste;    damit   stimmt  denn 
auch    die   Lage   dieses  Raumes    am    ersten  Hofe    iibereiii, 
in  den  wohl  jeder  Besuchende  Zutritt  hatte,  während   der 
zweite  Raum,  den  auch  der  Tisch  und  der  Heerd  als  den 
inneren,   dem    heiligen  Opfer   und    der    Darl>ringung    be- 
stimmten   Platz    darstellen,    wohl    nur   den    Priestern    zu- 
gänglich war.     Und   so    erschallte   also    von    der  Rechten 
her  dem  Rath  suchenden  Bedrängten  die  die  Zukunft  ver- 
kündende unheimliche  Stimme,    während    zur  Linken  das 
Symbol  der  Naturgottheit  ihn  mit  der  Scheu  vor  der  Nähe 
der  Gottheit   erfüllte  «s).      Freilich    ist   die    OefFnung   zu 
diesem  Gebrauche  etwas  grofs,  al)er  vermittelst  einer  Maske 
oder   einer   andern    Vorkehrung    konnte    sie   zweckmäfsig 
aus-Jefüllt  werden,  war  auch  wohl  durch  die  vorstehenden 
Mtarbauten  der  Cella  verdeckt. 

Das  Zweite  aber,  wodurch  diese  Ruinen  von  Casal 
Crendi  von  denen  auf  Gozo  so  vollkommen  sich  unter- 
scheiden, sind  die  grofsen  eiförmigen  Räume,  die  sich  im 
Süden  an  die  beschriebenen  drei  Areen  ihrer  Zahl  ent- 
sprechend anlehnen.  Zwar  fand  noch  Houel,  der  Erste, 
der  den  Europäern  Kenntnifs  von  diesen  eigenthiimliclien 
Monumenten  gab  2-»),  bei  der  Giganteja  einen  kreisförmi- 
gen an  den  übrigen  Bau  angelehnten  Raum,  aber  das  ist 
doch  nur  Ein  Raum  und  zwar  eben  kreisförmig,  die  Ei- 
..estalt  aber  der  unsrigen  hat  offenbar  ihre  Bedeutung, 
das  Ei  als  Symbol  der  im  Weltall  zeugenden  Kraft  der 
Naturgottheit  {nQcoTÖyovov  (oni')  gedacht,  was  beson- 
ders bedeutungsvoll    hervortritt   in   der   orphischen  Theo- 


364 

gonie  von  Herakles-Phanes  bei  Athenagoras  **).    Von  der 
zweiten  Gruppe  nun  B,   die  sich  etwa  60  Schritte  nord- 
westlich an  den  Hauptterapel   anschliefst  —   nur  um  den 
Raum  zu  sparen  ist  ihr  auf  dem  Plane  der  Platz  in  der 
südöstlichen  Ecke  angewiesen  —  und  doch    ein  ganz  für 
sich    gesondertes   wohl    nur   nicht   vollendetes    Heiligthum 
zu  sein  scheint,  das  nur  wahrscheinlich  durch  die  Einheit 
des  Dualismus  im  mannweiblichen  Naturprinzip  mit  A  in 
Verbindung  stand    und  wieder   ein    gröfseres    Ganzes    mit 
ihm  bildete,  haben  sich  sogar  aufser  wenigen  vereinzelten 
Bausteinen  die  drei  eiförmigen  Höfe  allein  erhallen.   Wozu 
nun  diese  Räume  dienten,   welche  Bedeutung   sie   hatten 
in  diesem  an  symbolischen  Beziehungen  reichen  Bau,  läfst 
sich  wohl  schwerlich  für's  Erste  mit  Gewifsheit  angeben, 
und    ich   erlaulie    mir    am    Wenigsten    ein    entscheidendes 
Urtheil  darüber;   nur  stelle  ich  die  Frage,    ob   hier  viel- 
leicht die  mit  dein  .Mylitten-  und  Uranieodienst  überhaupt, 
so  gewifs  auch  mit  dieser  besondern  (iiltusstälte,  welche 
allein    schon    durch    die    Erscheinung    des    pliallusartigen 
Kegels  als  dem  Naturdienst  geweihet  sich  zeigt,  verbun- 
denen Kedeschen  ihr  eigenthümliches  Wesen  treiben  konn- 
ten,   wogegen   ich   sell)St   freilich    einwenden    mufs,    daf» 
diese    sonderbaren    Räumlichkeiten    nur   vom    Innern    de» 
Heiligthums  aus  Zugänge  haben  '■**).    Uebrigens  darf  ich 
nicht  unerwähnt  lassen,  dafs  schon    durch   die    niedrigere 
Umschlufsmauer,  die  etwa  7 — 8  Fufs  Höhe  lial)en  mag,  diese 
Räumlichkeiten  sich  als  Nebenwerke  zu  erkennen  geben. 

Zu  Stallungen  für  die  Opferthiere  aller  inneren  Wahr- 
scheinlichkeit nach  wenigstens  finden  wir  eine  andre  Räum- 
lichkeit vor,  worin  die  dritte  Eigenthümlichkeit  unsres  Mo- 
numentes besteht.  Denn  es  kann  wohl  nicht  mit  triftigem 
Grund  bezweifelt  werden,  dafs  die  kleinen  Hürden  VI 
ostnordöstlich  vor  der  Hauptgruppe  von  verschiedener 
Gröfse  von  4 — 8  Fufs  im  Durchmesser  und  2 — 3  Fufs  Höhe 
im  selben  Stil  wie  die  Tempelbezirke  gebaut,  aufser  daf» 
wenigstens  einige  von  ihnen  auch  l)edeckt  gewesen  zu  sein 
scheinen,  für  solchen  Zweck  bestimmt  waren.  Denn  man 
gebrauchte  auch  bei  dem  Phönizischen  Götterdienst  eine 
Menge  von  Opferthieren,  obgleich  man  nicht  mit  ihrem 
Blute    die   Altäre    bespritzte,    wie    uns    denn    Tacitus*') 


'')  Auch  in  dem  Tcmpelbe/.irk  auf  Gozo  vermutliete  della 
Marmora  eine  solche  Eestimmun!;  in  einem  mit  einer  rauten- 
förmigen Oeffnung  versehenen  SKinpleiler  zur  Seite  der  be- 
deutungsvollsten Cella  (S.Gerhard  Tafel  II,  1,2,  d),  aber  wenn 
es  da  an.lers  diese  Bedeutung  hatte,  war  es  vielmehr  Neben- 
sache, während  es  bei  unsrer  Tempelanlage  als  ansehnlicher 
Theil  des  Ganzen  erscheint. 

")  Voyage  i>ittoresquc  de  la  Sicile  etc.    T.  IV  y\.  250. 


'')  c.  18.  Della  Marmora  hat  das  Ei  auch  als  Attribut  in 
der  Hand  eines  der  Astarte  zugewiesenen  .Sardischen  Idols 
zu  erkennen  geglaubt,  vojage  en  Sardaigne  pl.  XVII,  2. 

•'■)  Icli  will  nicht  ganz  übergelm,  dafs  della  Marmora  in 
dem  von  Houel  beschriebenen  kreisförmigen  Kaum  von  Gozo 
ein  von  ilem  Uebrigen  verschiedenes  Sabiiisches  Klemcnt  zn 
(inilen  geglaubt  bat  nouvelles  ann.  I  p.  3. 

'")  Tacitus  an  iler  angezognen  Stelle. 


365 


366 


iiberliefert  Iiat,  tlafs  man  vorzugsweise  junye  Böcke  nn- 
waiulte,  um  aus  ihren  Adern  das  Schicksal  der  Zukunft 
zu  erfahren,  Alier  aucli  anderes  Getliier  ward  iler  Gott- 
heit dar^ehracht,  besonders  Geflügel,  mit  Ausnahme  iia- 
tiirlicli  der  'raul)en,  wie  wir  aus  der  so  überaus  interes- 
santen Punisclien  Inschrift  lernen,  die  zu  Marseille  im 
Juni  1845  in  der  Nähe  der  auf  der  .Stelle  eines  alten 
Tempels  stehenden  Kirche  de  la  Mayor  ytlunden  wurde, 
und  der  Movers  nach  mehreren  mehr  oder  weniger  mil's- 
glückten  Versuchen  von  anderer  Seite  ihre  wahre  Bedeu- 
tung wiedergegeben  zu  haben  scheint,  wonach  es  eine 
nach  einem  Decrete  der  liüchsten  karthagischen  Behörde 
in  einem  Baalstempel  des  Karthagischen  Handelstjuartiers 
in  Massilia  aufgestellte  Urkunde  zur  Anweisung  für  Op- 
fernde ist.  Aus  ihr  lernen  wir,  dai's  (Vw  Priester  allein 
die  Opferthiere  zu  Kaufe  hatten,  und  dafs  andere  nicht 
geopfert  werden  durften;  dies  war  aber  augenscheinlich 
nicht  ein  jenen  Tempel  speciell  betreffendes,  sondern  ein 
allgemeines  Gebot  ^*).  Demnach  war  eine  ansehnliche 
Räumlichkeit  zu  diesem  Zwecke  bei  den  'l'empeln  erfor- 
derlicli.  —  Indem  ich  aber  hier  von  den  Opfern  spreche, 
darf  ich  nicht  unerwähnt  lassen,  dal's  bei  Aufraumung  des 
Monumentes  eine  grofse  Menge  Knochen  gefunden  wor- 
den ist,  worunter,  wie  man  auf  Malta  bestimmt  behauptet, 
auch  Menschenknochen,  und  man  demnach  die  positive 
Uel)erzeugung  hat,  dafs  hier  vorzugsweise  Menschenopfer 
darebracht  wurden,  was  ja  allerdings  im  Phönizisch-Puni- 
schen  Cultus,  wo  nicht  allein  bei  besonderen  Calamitäten, 
sondern  selbst  in  regelmäl'sig  jährlicher  Wiederkehr  Men- 
schen geopfert  wurden  -  °),  nichts  Unwahrscheinliches  hat, 
aber  dadurch  zurückgewiesen  wird,  dal's  wir  hier  augen- 
»cheinlich  einen  Tempel  nicht  der  feuerfressenden  wilden, 
sondern  der  üppigen  Naturgottheit  vor  uns  haben ,  was 
durch  andere  Besonderheiten  noch  deutlicher  ans  Licht 
gestellt  wird  ^o). 

Denn  wenn  unser  Monument  schon  nicht  unbeträcht- 


lich neue  !\Iotive  zum  Tempelbau  des  Semitischen  Stam- 
mes geliefert  hat  —  denn  dal's  er  dem  angehört,  darül)er 
katui  bei  dem  gründlich  in  den  (iegenstand  Eingeweiheten 
kein  Zweifel  obwalten,  uml  es  kann  höchstens  gefragt  wer- 
den, ob  er  von  den  Phöniciern  oder  den  Karthagern  her- 
rührt ^')  —  so  hat  er  auch  in  einem  noch  viel  weniger 
gekannten  Kunstzweige  desselben,  in  derPlastik  bedeu- 
tendes Material  geliefert,  das  ich  durch  den  erwähnten 
Unfall  leider  noch  weniger  im  Stande  bin,  in  seiner  gan- 
zen Wichtigkeit  geltend  zu  machen.  In  den  Räumen  näm- 
lich des  Haupttempels,  im  zweiten  Hofe  in  der  Nähe  des 
.Steiiitisches,  auf  dem  sie  wahrscheinlich  ursprünglich  auf- 
gestellt waren,  hat  man  bei  der  Aufdeckung  der  Ruinen 
7  weibliche  Idole '^)  aus  Stein  '•'')  gefunden.  Und  dies 
sind  nicht  etwa  mit  Attributen  ülierlüllte  späten  Ursprung 
verrathende  Machwerke,  sondern  in  organischer  Kunst- 
gestaltung aus  eigener  selbstkräitiger  Religionsansch.iuung 
geschaffene  Gebilde,  Ich  will  sie  kurz  beschreiben  so  gut 
das  Gedächtnil's  sie  mir  vergegenwärtigt.  Alle  sieben  Fi- 
guren sind  sitzende  weibliche  Gestalten  ungefähr  in  der- 
selben Stellung,  von  demsellien  Charakter  aber  von  ver- 
schiedner  von  1  K.  8-10  Zoll  bis  1  V.  2-4  Z.  aijsteigender 
Gröfse,  Es  sind  alle  ungeheure  orientalische  Fleischbälge 
von  enormer  Hüftenbreite  mit  starken  Brüsten,  aber  nichts 
Karrikirtes,  Alles  in  ihrer  Art  wohlproportionirte  abge- 
rundete Verhältnisse,  Leider  fehlt  allen  diesen  Figuren  der 
Kopf,  dessen  (Jharacter  und  Ausdruck  so  lehrreich  sein 
würde.  Dagegen  sieht  man  bei  zweien  oder  dreien  dersel- 
ben ein  in  dem  Nacken  angebrachtes  Loch,  wahrscheinlich 
bestimmt,  um  nach  den  Llmständen  einen  andern  Kopf 
aufzusetzen.  In  ihren  Händen  erinnere  ich  mich  keines 
Attributes. 

Auch  im  Tempel  auf  Gozo  sind  wenigstens  Reste 
von  Plastik  gefunden  worden,  zwei  Köpfe  weiblicher  Sta- 
tuen'''); so  hätten  wir  also  in  beiden  'l'empeln  nel)en 
.Sjinbolisirung  durch  das  phallische  h^mblem  auch  antliro- 


")  Phönizische  Texte  erklärt  von  Movers  II.  ls47  |>.  24  f. 

"J  Movers  Phönizier  I.  p.  301.  Nach  IM'ünters  Vorgang 
hat  Movers  diesen  Gegenstand  wolil  crscliüpfend  behandelt. 

'")  Allerdings  sagt  Movers  \i.  W-i  (in  Bezug  auf  Plinius 
H.  N.  3t)  c.  4,  12)  ,,vor  dem  Teni|)el  stand  dieser  Hera- 
kles-Moloch wollt  ilaniin,  weil  er  auch  in  Karthago  vor  dem 
Tempel  etwa  der  Coelestis  aufgestellt  war,  denn  es  war  so 
ilie. Sitte,  draufsen  nicht  im  TeniiK-l  ib-ni  liaal-Melkartli 
.Alenschen  zu  opfern.'"  Dagegen  s.  I!.  llocliette  mern.  sur 
l'IIercule  assjr.  p.  107   n.  2. 

^')  Natürlich  kann  meine  Ansicht  nicht  sein,  dafs  erst  die 
Karthager  diesen  seinem  ganzen  Charakter  nach  in  viel  ältere 
Zeit  hinauf  reichenden  Teniiel  gehaut  haben. 


")  Aufser  diesen  beiindet  sich  auf  der  Bibliothek  auch  ein 
hier  gefundenes  kleineres  Idol  ganz  anderer  Art,  das  mir  aber 
nicht  weiter  gegenwärtig  ist,  als  dafs  es  mir  sehr  inti-ressant 
erschien. 

^')  Auf  der  Herkunft  des  Steines  liegt  ja  bei  diesen  Un- 
tersuchungen ein  so  grolses  (lewicht.  Ich  glaulie  behaupten 
zn  können,  dafs  es  der  feinere  Maltische  Stein  ist,  aus  dem 
diese  Figuren  gemacht  sind,  wie  ich  auch  Herrn  Professor 
Gerhard  angegeben  habe.     S.  seine  Abliandlung  p.  20  n.  SO. 

")  Della  iMarniora  nouv.  an.  inonum.  pl.  I,  vgl.  den  Text 
p.  18.  Gerhard  erwähnt  dies  [>.  10  n.  35;  della  AI.  vennuthet 
mit  M'ahrsclieinlichkeit,  dafs  die  hinterste  Kxedra  die  .Statue 
iler  Gottheit  enthielt,  worin  ihm  G,  beistimmt  p.  26. 


367 


368 


pomorpliische  Gestaltbildung  der  Gottheit  und  sehen,  dafs 
die  Pliönicische  Religion  der  Plastik  niclit  ganz  al)hold 
war.  Allerdings  will  ich  niclit  in  Abrede  stellen,  dafs  zu 
diesem  reinen  Organismus  der  grofsartige  vielfach  ver- 
zweigte und  tief  ins  Völkerleben  der  betlieiligten  Na- 
tionen eingreifende  Verkehr  mit  den  Sikeliotischen  Staa- 
ten Viel  beitragen  mochte,  aber  eben  so  wenig  möchte 
ich  behaupten  oder  die  Behauptung  zulassen,  dafs  dies 
Werke  Griechischer  Künstler  sind. 

Wenn  wir  nun  noch  betrachten,  dafs  unser  Blonument 
auch  durch  den  Namen,  den  es  noch  heute  im  Munde 
der  arabisirenden  Malti  trägt,  hadjar  Cham,  die  Steine, 
die  Trümmer  Chams,  der,  mag  er  nun  auf  den  Orient 
im  Allgemeinen  zurückweisen  *  ^),  oder  eine  bestimmte 
Beziehung  haben  —  IMoloch  der  der  Naturgöttin  mannig- 
fach verknüpfte  vielnamige  Feuergott  trug  aucii  den  Na- 
men Cham  3  6j —  seinen  orientalischen  Ursprung  deutlich 
zur  Schau  trägt,  grofses  Interesse  in  Anspruch  nimmt,  so 
hege  ich  die  gewisse  Holfnimg,  dafs  in  der  nächsten  Zu- 
kunft, wenn  Ruhe  in  der  Meimat  und  nach  Aufsen  den 
Verkehr  mit  dem  Auslande  wieder  erweitert,  auch  einer 
der  in  den  Oiient  reisenden  oder  Sicilien  besuclienden 
(ielehrten  sich  bewogen  fühlen  wird,  dem  so  vielfach  in- 
teressanten anmuthigen  Eiland  einige  Tage  zu  widmen, 
und  der  gelehrten  Welt  über  diese  wichtigen  Gegenstände 
der  Alterthumskunde  die  genaue  Mittheilung  zu  machen, 
die  mir  mein  Mifsgeschick  unmöglich  machte. 

Ich  schliefse  nun  diesen  Aufsatz  mit  einer  kurzen  Be- 
trachtung, ol>  unser  Tempel  von  Ptolemaeus  erwähnt  ist, 
mit  dessen  Citat  Maltisclie  und  Nordeuropäische  Gelehrte 
jedwede  Ruinen  auf  der  Insel  iieliebig  geschmückt  haben. 
Ptolemaeus")  nämlich  gibt  zwei  Tempel  auf  Melite  an 
mit  Hinzufügung  ihrer  Breite  und  Länge,  'Hpug  hQof  und 
'' Hoay.ltnvg  uqoi',  womit  er  allerdings  walirscheinlicher- 
weise  alt-phönizische  Tempel  bezeichnet  hat,  also  einen 
Tempel  der  Naturgöttin,  wie  es  ja  bekannt  ist,  dafs  Grie- 
ciien  und  Römer  dieselbe  olt  mit  Hera-Juno  identificirten, 
woher  C.  Gracchus  sein  verungliicktes  Neu-Karthago  Ju- 
nonia  benannte"),  und  einen  Tempel  des  Melkarth**). 
Es  wäre  also  möglich,  dafs  er  unsern  Tempel  erwähnt 
halte;  wir  werden  al)er  sehn,  dal's  das  nicht  der  Kall  ist. 

Als  Anhaltepunkt  mufs  uns  hier  die  gegebene  Polliöhe 

''■)  An  das  „Schwarzland"  (Cham,  Pliitarcli  ile  Is.  et  Os. 
r.  S.'i  cf.Huinbolilt  exainen  critique  elc.  11  [).  :Jl4f.),  anAegjp- 
tfii   iliirfen  wir  natürlich   hier  niclit  denken. 

"J  Siehe  ilie  geistvolle  Ausfiilinmg  liei  Movers  Phönizier 
I  j).  24'*  If.  iilier  ilen  Mythos  des  Zoroaster. 

")  Ptol.  yior/Q.  IV,  .S,  M  p.  113  ed.  IJert.  p.  272  Wilbt-rg. 

")  Solirins  Polyh.  c.  ;iO.  l'liitarcli  v.  C.  Cr.  c.  II  im  Anfang. 


der  Stadt  Melite  dienen,  welche  Ptolemaeus  zu  SS"  46' 
der  Länge  und  34»  40'  der  Breite  angibt.  Die  alte  Stadt 
Melite  aber  ist  anerkannt  nach  dem  durch  die  Jahrhun- 
derte fortlaufenden  Faden  der  Litteratur  und  bezeugt 
durch  bedeutende  Reste  seines  Alterthums,  besonders  durch 
seine  Katakomben,  Citth  Vecchia  (nicht  la  Valetta,  wie 
noch  Forbiger  in  dem  so  eben  erschienenen  dritten  Bande 
seiner  alten  Geographie  angibt).  Nun  liegt  das  "H^ag 
hQ(ty  unter  39"  der  Länge  und  34»  40'  der  Br.  also  15 
Minuten  östlich  von  der  Stadt,  alier  unter  demselben  Pa- 
rallel, es  fällt  also,  abgerechnet  die  zu  grofse  Angabe  der 
15  Minuten,  (eine  .Angabe  die  wie  bekannt  sehr  willkühr- 
licli  nach  Stadien  berechnet  ist,  woliei  der  .Mexandrinische 
Geograph,  im  Uebrigen  allerdings  sehr  gewissenhaft,  hier 
auf  der  kleinen  damals  im  Flor  ihrer  Baumwollenindustrie 
gewifs  noch  dichter  als  jetzt  bevölkerten  Insel  *"),  die 
überaus  krummen  Wege  nicht  gehörig  in  Anschlag  brachte), 
ganz  entschieden  zwischen  dem  Südwinkel  von  Sanglea 
und  der  östlichen  Küste,  stand  also  aller  Wahrscheinlich- 
keit nach  und  wie  Ciceros  bekannte  Darstellung  in  den 
Verrineii''')  zeigt,  zuverlässig  und  überaus  zweckmäfsig 
in  der  Nähe  der  wundervollen  Hafengruppe,  wo  jedenfalls 
auch  im  Alterthuni  ein  kleiner  Ort  lag.  Diesem  Tempel 
also  gehörten  ohne  Zweifel  jene  noch  in  ihrer  Zertrüm- 
meruna  "rofsartigen  Ruinen  an  zwischen  der  citth  Vitto- 
riosa  und  dem  castello  S.  Angelo,  die  noch  Fazello**) 
und  Qiiintino  *')  in  beredtes  Erstaunen  setzten,  und  die 
wohl  erst  in  dem  ruhmvollen  Kampfe  der  Insulaner  ge- 
gen die  Osmanischen  Heeischaren  gänzlicher  Vernichtung 
anheimgefallen  sind.  Der  Herakles-  oder  iMelkarthstem- 
pel  aber  trilft  eben  so  wenig  mit  den  hadjar  Cham  zu- 
sammen, welche  3  Minuten  20Secundeo  östlich  und  süd- 
lich von  Cittä  Vecchia  liegen,  denn  jener  fällt  nach  Pto- 
lemaeus unter  38»  45' L.  und  34»  35'  Br.  also  unter  den- 
selben Meridian  mit  Cittä  aber  5'  südlicher,  trifft  also, 
die  wieder  zu  grofse  Distanz  der  5  MM.  abgerechnet, 
merkwürdig  zusammen  mit  den  spärlichen  hadjret  el  Usif 
genannten  'l'rümmern  hart  an  der  Südküste  südwestlich 
vom  kleinen  Dorf  St.  Lorenzo.  Vielleicht  also  war  unser 
Tempel  schon  damals  verschüttet,  jedenfalls  nicht  der 
ansehnlichste. 

Berlin.  H.  Barth. 

^'j  Dals  Herakles  als  '-'li.ti(xttxos  besonilre  Verehrung  auf 
Malta  gehabt  lialie,  sagt  Hesjcliius  s.  v. 

'")  Vgl.  Aw.  interessante  liesclireiliung    bei  Diod.  V,   12. 

■")  Cic.  accus,  in  Verreni  IV  c.  4t>,  103  sq.  vgl.  Valeriui 
Maxim.  I  c.  2. 

'  )  l''aZfllo  de  rclius  Siciilis  Decail.   I   I.   I   c.   1. 

■"i  (iiovanni  Qiiintino  dfscript.  insulae  Melitae  im  Biir- 
inannisclien  Tliesauriis  vol.   W. 


liieztt   Tafel  XXI 11  der  Xenen  Fofi/e:    liaecliisclie  P.\i/che,  Relief  und  Cleininenhilder. 


Druck  und  Verlag  von   G.  Kcinicr. 


Herausgegeben  von  E.  Gerhard. 


369 


370 


ARCHÄOLOGISCHE   ZEITUNG. 


J\^  24. 


Neue  Folge. 


December  1848. 


l'arnlipoinena    (Zur  Talos-  iiiul   llebevase;  Eiiripitles  in  Salamis;  angebliche  Tlieopiianc).  —  Die  etriiskisclieri  Zahl 

Wörter  I— VI.  —    Inscljriften  aus  Tor  Marancia.  —  Assyrisciie  Alterthiiiner.  —  Archäologische  Vereine  und 

Winckeluiannsfesle.  —  Nachlese  (Der  kranke  Herakles;  zur  Talossagej  Silen   liei  Miilas;  Casal  Crendi. 


Paralipoiiicna. 

Hiezu  die  Abhililiing    Tal'.  XXIV. 

1.  MdVR  Talosvase.  Ein  Jnlir  nacli  Veiöfrenl- 
licliung  der  bcnilinilüii  Talos-Vasc  der  Jallascheii 
Sammlung  in  Huvo  hal  uns  Ilr.  Avellino  dmcli  eine 
neue  Kupfertaiel  (Bull.  Napolel.  T.  IV,  Tav.  VI) 
als  noch  zu  dcrsellien  Vase  geliörig  um  so  mein- 
überrascht,  je  nidier  es  lag  in  diesem  Falle  hei  Her- 
ausgabe der  zwei  ersten  Tafeln  von  der  Unvoll- 
ständigkeit  derselben  das  Publikum  in  Kennlnifs  zu 
setzen.  Da  im  vierten  Jahrgang  der  Archäologi- 
schen Zeitimg  Tal'.  XLIV,  XLV  eine  verkleinerte 
(iravirung  mit  ausführlicher  Erklärung  gegeben  wor- 
den, so  kni^i|)it  sicii  hicnan  die  \mab\veisliciie  Ver- 
[»llichlung,  den  Stich  auch  dieser  dritten  Platte  im- 
sern  Lesern  nicht  vorzuenthalten,  neue  Bemerkun- 
gen durch  tlieselbe  iiervorgerulen  daran  zu  kmi|)fen, 
und  zuüleich  die  abweichende  Auslefiun"  des  ersten 
Herausgebers  ')  in  ßezug  auf  einzelne  Figuren  kiuz 
mitzulheilen. 

Die  neuhinzukommenden  Figinen  stellen  die 
beiden  Dioskuhen  dar,  iorbeerbekränzt,  den  Pc- 
lasus am  Hals  hinten  angebunden:  der  vorderste, 
Polvileukes,  TTof-vöevxEg  uberscluieben,  ist  mil 
(Muem  Wehrgehenk  versehen  und  zwei  Lanzen,  die  er 
nebst  dem  Ende  seiner  die  rechte  Schulter  deckenden 
Cldäna  in  der  Linken  hält,  während  seine  Hechle 
in  die  Seite  sich  slennnt.  Neben  ihm  mehr  links 
slehl    in    angekni)j)fle    l'hiamys    gekleidet    Kastor 


KaoTOQ  mit  zwei  nach  der  Erde  gesenkten  Speeren. 
Diesen  nähert  sich  heranschwebend  eine  lanebe- 
kleidete  gelliJgelie  Nike,  Nixe,  das  Haar  mit  Efeu- 
(md  Palmellenbekränzung  gleich  Medea  geschmückt, 
in  den  Händen  (»enochoe  und  Phiale  für  die  glück- 
licii  Heimkehrenden  haltend.  Andrerseils  fliegt  eine 
sehr  kleine  Nike  dem  Polydeukes  nach  dem  Haupt, 
um  ihm  den  Kranz  aufzusetzen.  Allein  diese  Figur 
ist  grofstentheils  moderne  Restauration  sowie  Kopf 
und  Brust  der  beiden  daneben  stehenden  Frauen, 
die  wir  Athene  und  Aphrodite  benannten,  nament- 
lich das  schachbrettähnliche  Gewand  der  crsteren. 
llnzweifelhaft  dagegen  ist  das  Schlangengewinde, 
das  von  der  Schulter  nach  der  Brust  sich  zieht  und 
allein  schon  hinreicht  die  Gegenwart  der  Athene 
zu  bezeugen ,  für  welche  ich  jetzt  den  Beinamen 
Asia  in  Vorschlag  bringe,  gestützt  auf  ein  für  dies 
ganze  Bild  den  iicsten  Conunentar  lieferndes  Zeug- 
nifs  des  Pausanias  (III,  24,  5)  der  in  den  Trümmern 
der  lakonischen  Stadt  Las  einen  Naos  derAthena 
Asia  erwähnt.  „Polydeukes  und  Kastor,  sagl 
man,  hätten  ihn  gestiftet,  als  sie  von  Kolchoi 
gesund  zurückgekehrt  (dvaacod-evTag).  Denn 
auch  in  Kolclioi  ist  ein  Hieron  der  Athene  Asia. 
Dafs  die  Söhne  des  Tyndareos  mit  lason 
an  dem  Zuge  Th  eil  genommen  weifs  ich;  dal's 
aber  die  Kolcher  die  Athene  verehren,  schreibe  ich 
weil  ich  es  von  den  Lakedämoniern  eehört." 

Es  kann  befremden,  hier  die  Dioscuren  aufs 
Neue  anzutreffen  und  zwar  in  weit  schlichterer 
Tiacht  als  auf  der  Vorderseite  des  Krater,  so  dals 
ohne  die  Inschriften  man  berechtijrt  wäre  eher  andre 
Heroenpaare  die  auch  am  Argonautenzuge  Theil 
nahmen,    etwa  Tlieseus    und    Peirithous,    oder 


')  Avellino  UhII.  Arrli.  Naj).  No.  L\\   (1%.  ilell'  anno  IV)   I.Ott.   1840.  [>.  1:57. 


371 


372 


Idas  und  Lynkeus  hier  zu  venuulhen.  Allein 
Deutlichkeit  und  Nettigkeit  der  Inschriften  verbieten 
jeden  Zweifel  und  nothigen  uns  gläubig  hier  die 
Dioskuren  ebenfalls  anzuerkennen  und  zwar  als 
Mittelpunkteines  zweiten  Gemäldes,  die  Rück- 
kehr derselben  aus  Kolchi  darstellend  zwi- 
schen Nike  und  Athene  Asia:  woran  sich  ver- 
muthlicli  die  Gruppe  daneben,  Aphrodite  (wo 
nicht  Medea)  im  Gesj)räch  mit  Jason,  noch  an- 
schliefst, wenn  gleich  der  prächtig  gestickte  Chiton 
des  lason  verleiten  könnte,  diesen  Heros  mit  seiner 
Gefährtin  noch  nach  dem  Hau|)tbild  herüberzuziehen. 

In  dem  Hauptbilde  weiclit  Hr.  Avellino  luu- 
darin  von  unsrer  Deutung  ab,  dafs  er  den  auf  die 
Schiffstreppe  steigenden  Epheben  nicht  Argos,  son- 
dern lason  nennt,  weil  laut  AjJoUon.  Pihod.  IV, 
166  u.  ff.  dieser  Heros  JMedea  vom  Schiff  ans  kreti- 
sche Land  geholfen  hatte. 

In  dem  Gemälde  der  Rückseite  der  Vase  ver- 
nmthet  Hr.  Avellino  eine  zweite  Scene  der 
i\Iagie,  ebenfalls  aus  dem  Argonautenzuge.  Apol- 
lonios  (IV,  557  u.  ff.)  nemlich  erzählt,  dafs  in  Folge 
des  Mordes  des  Absyrtos  der  Zorn  der  Götter  die 
Argonauten  verfolgte:  bis  ihr  eignes  Schiff  mit  sei- 
ner weissagenden  Stimme  ihnen  das  Orakel  gab, 
sich  von  dieser  Schuld  zu  reinigen.  Kastor  und 
Pollux  flehten  zuerst  um  die  Gunst  des  Himmels: 
hierauf  ward  die  Luslration  von  Circe  vollbracht. 

Demnach,  fährt  Hr.  A.  fort,  sehen  wir  hier  mit 
richtigem  Ausdruck  die  Dioskuren  als  Ver- 
mittler mit  ihren  Gebeten  und  als  Freunde 
der  Götter,  drauf  Medea  (nach  unsrer  Deutung 
Athene  Asia)    charakterisirt  durch    die  Schlange, 


und  Circe  (nach  unsrer  Deutung  Aphrodite  oder 
Medea)  mit  der  Schale,  mit  welcher  sie  die  heili- 
gen Funktionen  verrichtet,  endlich  lason  auch  hier 
ohne  Inschrift,  als  Repräsentant  für  das  ganze  Heer 
der  Argonauten.  So  sind  die  beiden  berühmtesten 
Zauberinnen  des  Alterthums  auf  der  Vase  abgebil- 
det in  Bezug  zum  Argonautenzug. 

Die  überraschende  Geistesverwandtschaft  und 
FamilionUhnlichkeit,  welche  dieser  Jattasche  Krater 
von  Ruvo  mit  einem  gleicher  Herkunft  Grie chen- 
und  Amazonenschlacht  darstellend  ^)  imNeapler 
IMuseum  und  einem  dritten  desselben  Ursprungs, 
(Vaso  Gualtieri),  einem  eleusinischen  Preisgefäfs  *), 
im  Louvre  gemein  hat,  und  die  sowohl  in  derCom- 
position  des  Ganzen  als  in  Motiven  und  Zeichnung 
der  einzelnen  Figuren  sich  offenbart,  überall  den 
Stempel  grofsartiger  Meisterschaft  an  sich  tragend, 
leitet  bei  wiederholter  genauerer  Prüfung  zu  der 
Vermuthung  hin,  dafs  in  diesen  drei  Vasen  nicht 
sowohl  ursprüngliche  Vasenkompositionen,  als  viel- 
mehr Kopien  berühmter  Gemälde  des  Al- 
terthums uns  erhalten  sind. 

Erinnern  wir  uns  dafs  Mikon  im  Dioskuren- 
tempel  Anakeion  zu  Athen  die  Argonauten- 
falirt  des  Kastor  und  Pollux  mit  lason 
malte,  wobei  der  Maler  den  gröfsten  Fleifs  aufAka- 
stos  und  seine  Pferde  verwandte*),  imd  in  der 
Poekile  ^)  sowohl  als  im  Theseion  *)  daselbst  Am a- 
zoncn schlachten  ausführte:  so  findet  man  nicht 
nur  den  .Schlüssel  zu  der  Aehnlichkeit  der  genann- 
ten Vasengemälde,  sondern  vermag  sich  auch  Re- 
chenschaft zu  geben  sowohl  über  das  Erscheinen 
zu  Pferde  von  Seifen  der  Dioskuren  beim  Tode  des 


')  Quaranta  in  den  Alli  Civili  ih'l  Reijno  di  Anpoli,  der 
jedoch  bei  aller  ilini  eignen  Citatenfülle  weder  den  Sinn  der 
beiden  Com[)Ositionea  nocli  iliren  liolien  Kunstwertli  entdeckte. 
Durch  den  Werbekarnpf  von  I'cleus  und  Tlietis  am  Halse  des 
Krater  sind  auf  dem  Bauch  desselben  Achill  als  Protagonist  der 
.\mazonenschlacht  im  Kampf  mit  Penthesilea,  sowie  die  Zwei- 
kämpfe der  beiden  Ajas  mit  andien  Amazonen  liinlänglich  be- 
zeiclinet:  auf  der  Rückseite,  wo  am  Hals  des  Krater  Kephalos 
die  Prokris  Tochter  des  Krechtheus  und  der  Praxitbea  aus 
Liebe  verfolgt,  erscheint  auf  dem  Bauch  des  Gefafses  Theseus 
begleitet  von  Antiope  und  ankämpfend  gegen  Hippoljte. 

')  Dempster  Ktrur.  Itegal.  'l"om.  1,  tav.  47.  48.  D'IIan- 
carville  Vas.  d'Hamilton.     lom.  II,    PI.  126—129.    T.  III,   PI. 


110.  129.  Millingen  Anc.  unedit.  Mon.  Fase.  IV,  Tav.  XX— 
XXIV.    Panofka  Vasi  di  premio.    Tav.  I — II. 

")  Paus,  i,  18,  1 :  IviavOa  IloXvyj'cujog  //'tv  '^/ovju  is 
niTOt'is  tyi>a\l)i  yäfiov  T(äv  ttvymiQwv  reüi'  uiivxlnnov,  (Vgl. 
den  Gegenstand  auf  der  IMidiasvase  im  brittischen  Museum 
bei  Gerhard  (Vase  des  Midias,  Berl.  Akad.  18.'?9},  Älixojy  äi  zovg 
fiiTit  'läaovog  lg  Köi-yovg  nlevaarTng'  xtcC  ot  irjg  yQctiff)g  r) 
ojioi'ä!]  uto.iaj«  lg  'Ay.aajur  y.iu  roiif  'iiiiiovg  f/ii  toü  Irlxiiajov. 
C(.  Paus.  VIII,  11,  2.  Büttiger  Archäologie  der  Malerei  1, 
S.  254—60. 

')  Plin.  X\W,  9.  5.  35.  Schol.  Aristoph.  Lysistrat.  679. 
Paus.  I,  15,  2. 

')  Paus.  I,  17,  2. 


373 


374 


Talos  im  Gegensalz  mit  der  Darstellung  dieses  My- 
thos auf  dem  etruslcischcn  Spiegel,  insofern  Mikon 
besonders  wegen  seiner  Pferde  berühmt  war,  daher 
kein  Gemälde  von  ihm  existirte,  wo  nicht  diese 
edlen  Thiere  mit  auftraten  '),  als  auch  über  die 
Grüfse  des  Talos  im  Vergleich  zu  den  Argonauten, 
da  der  Vorwurf  die  Barbaren  gröfser  als  die  Helle- 
nen zu  zeichnen,  bei  einem  andern  Gemälde,  der 
Schlacht  bei  Marathon,  ihm  eine  Geldstrafe  von  3ü 
Minen  zuzog*).  Endlich  erklärt  die  Bestiunnung 
dieser  Gemälde  für  das  Anakeion  die  doppelte  Er- 
scheinung der  Dioskm'cn  nicht  nur,  sondern  auch  die 
Protagonistenrolle,  welche  in  beiden  Gemälden  ih- 
nen zu£,ewiesen  ist  mit  entschiedner  Ilintansetzung 
des  Jason,  im  Einklang  mit  ihrer  doj)pelten  Namens- 
inschrift  gegenüber  der  Namenlosigkeit  des  Jason. 

T  H.     P  A  N  0  F  K  A. 

Dem  in  vorstehendem  Aufsalz  besprochenen 
stalllichen  Bruchstück  der  Talosvase  haben  wir  auf 
der  beiffehenden  Tafel  noch  einitre  andre  Zeich- 
nungen  beigefügt,  welche  ebenfalls  zur  Ergänzung 
früher  bekannt  gemachler  Abbildungen  und  Erklä- 
rungen dienen. 

2.  Zur  Hebe -Vase.  Auf  dem  berühmten 
apulischen  Prachlgefäfs  der  Kollerschen  Sammlung, 
gegenwärtig  im  hiesigen  J\gl.  Museum,  welches  in 
seiner  oberen  Reihe  des  Herakles  Vermählung  mit 
Hebe  darstellt*),  sind  als  Nebenfiguren  dieser  Scene 
Zeus  und  Here,  jener  stehend  mit  Scepler,  diese 
am  Ende  des  Bildes  sitzend,  aus  den  noch  übrigen 
geringen  Spuren  unbedenklich  erkannt,  die  vollstän- 
digen l*"iguren  beider  Gottheiten  aber  schmerzlich 
vermifst  worden.  Den  Freunden  des  schönen  Bil- 
des wird  daher  der  kleine  Ersatz  willkommen  sein, 
den  eine  gleichfalls  aus  der  Kollerschen  Sammlung 
Jierrührende  und  erst  neuerdings  zum  Verständnifs 
gelangte  '")  Scherbe  gerade  im  Kopf  und  im  Brust- 


stück des  Güttervatcrs  darbietet.  Zeus  ist  lorbeer- 
bekränzt, frei  und  reichlich  ist  sein  lockiges  Haupt- 
haar bis  auf  die  Schuller  verbreitet,  sein  Oberkör- 
per ist  nackt  nnd  nur  auf  der  linken  Schulter  vom 
llimalion  bedeckt;  sein  mächtiges  Antlitz  ist,  mit 
Ausschlufs  der  Stirn  und  des  Profils,  aber  mit  In- 
begriff des  Auges  erhalten.  Nebenher  ist  auch  vor 
der  sitzenden  Hera  ein  kleines  Gewandstück  übris: 
geblieben,  welches  vielleicht  zur  Brust  der  Göttin 
gehörte,  in  seinen  Innern  Umrissen  jedoch  unver- 
ständlich bleibt. 

3.  EuRiPiDEs  IN  Salamis.  Das  beschau- 
liche durch  Nymphe,  Fels  und  Herme  verständliche 
Grotlenleben,  welches  der  Biograph  des  berühmten 
Tragikers  ihm  nacherzählt  und  welchem  nach  Wel- 
cker's  treffender  Auslegung  (oben  S.  315  ff.)  eines  von 
Visconti  mifsdeutetcn  Gemmenbilds  die  Muse  den 
Dichter  zuführt,  haben  wir  nicht  unterlassen  wollen, 
durch  Wiederholung  dieses  Gemmenbilds  unsern 
Lesern  näher  vor  Augen  zu  rücken. 

1.  Angebliche  Theophane.  Nachdem 
die  im  hiesigen  König!.  Museum  befindhche  und  auf 
unsrerTaf.XXVJJ,2  veröffentlichte  griechische Thon- 
figur  einer  auf  Widders  Rücken  über  das  Meer  ge- 
tragenen Frauengeslalt  durch  verschiedne  in  diesen 
Blättern  enthaltene  Verhandlungen  ' ')  erst  auf  die 
von  Poseidon  gelieble  Theophane,  dann  auf  Selene 
oder  auch  auf  Athene  Ergane  gedeutet  worden  ist, 
sind  wir  doppelt  verpflichtet,  den  namentlich  mit 
dieser  letzteren  Deutung  schwer  vereinbaren  und 
zur  gedachten  Figur  vermuthlicli  gehörigen  Kopf 
hier  in  Abbildung  nachzuliefern,  der  zugleich  mit 
einer  von  Wellen  durchkreuzten  Grundplatte  erst 
nach  erfolgter  Ausführung  der  gedachten  Tafel 
XXVJI  sich  vorfand.  £.  0. 


'■)  Sillig  Catal.  Artif.  p.  277. 

")  Sillig  a.  a.  O.  S.  276. 

')  Gerhard  Berlins  Bil<lw.  Vas»n  no.  1016.  A|iulisclie 
Vaseiib.  Taf.  XV.  B,  1—5. 

'")  Diircli  treffende  Walirnebmung  der  Königl.  Galleriedic- 
ner  Krause  und  Koch. 


")  Anf  Theophane  von  Pttnofkn  (Arch.  Z.  no.  27),  auf 
Pan  und  Selene  von  iricscler  (ebd.  no.  37  S.  224f.),  auf 
Athene  Krgane  von  Bergk  (ebd.  N.  F.  S.  47)  und  durch  wei- 
tere in  diesen  Blättern  nächstens  erfolgende  Begründung  von 
Dr.  Lauer.  Vergl,  mein  Programm  Zwei  Minerven  S.  10. 
Anm.  42.  43. 


375 


376 


II. 
Die  Etiuskischen  Zahlwörter  I— VI 

von  zwei  in  Canino  gefundenen  Würfeln. 


II.  VO,        ""« 

III.  v/AC»     =«' 

IV.  OVB,    ''«"^ 

V.  |>,  ki 

VI.  AM,      *'«• 

Nach  einer  brieflicheu  Mittlieilung  des  VV.  Geh.  Ralh 
Bunsen  aus  London,  der  die  Würfel  selbst  gesellen,  ist 
an  der  Aechtiieit  nicht  zu  zweifeln.  Die  Priucipessa  di 
Canino  hat  sie  an  Campanari  verkauft,  dem  D  . . .  in  Pa- 
ris 80L.  St.  geboten  haben  soll.  Er  verlangt  aber  100  L. 
dafür. 

„Die  Folge  der  Zahlen,  wie  sie  liier  angenoramen, 
vrorden,  ist  die  welche  sich  immer  auf  den  antiken  Wür- 
feln mit  römischen  Zahlen  findet." 

Man  wird  sich  hüten  müssen,  diese  Wörter  ohne 
weiteres  als  vollständig  anzusehen.  Es  ist  mir  vielmehr 
sehr  wahrscheinlich,  dafs  wenigstens  einige  nur  Abkür- 
zungen der  ganzen  Worte  sind.  T/iii  für  2  und  sa  für 
6  bieten  der  Vergleichung  mit  den  indogermanischen  Zahl- 
stämraen  keine  Schwierigkeit.  Ki  für  5  ((/ifinf/Ke)  als 
Anfang  eines  Zahlwortes  auch  nicht.  Dagegen  würde  Zal 
(d.  i.  sal  mit  weichem  s)  für  3  vielmehr  den  semitischen 
Formen  vhti,  aram.  nVpi  entsprechen.  Huth  als  Anfang 
ioer  Form,  welche  mit  fji((i(-HOr  verglichen  werden  könnte, 
liefse  sich  auch  vielleicht  unterbringen.  Dagegen  steht 
Mach  für  1  ganz  vereinzelt  da,  namentlich  das  Ende  ch, 
während  sich  das  Anfangs -m  allerdings  leicht  auf  den 
Stamm  /-tia,  /i('it'og  zurückführen  liefse. 

Wichtig  ist  aber  die  Entdeckung  dennoch,  auch  ohne 
vollständige  Erklärung  der  Wörter,  und  zwar  wegen  der 
jedenfalls  sehr  grofsen  und  wesentlichen  Abweichung 
dieser  Zahlbezeiclinungen  von  allen  italischen  Sprachzwei- 
gen, die  wir  sonst  kennen.  Die  äufserliche  Mischung  der 
Sprachstämme  und  folglich  auch  der  Volksstämme  in 
Etrurien  findet  in  der  Fremdartigkeit  gerade  dieses  Sprach- 
theils  eine  wesentliche  Bestätigung. 

9.  Dez.  1848.  U.  Lepsius. 


III. 

Inschriften  aus  Tor  Marancia, 

Die  nachstehenden  Inschriften,  welche  nebst  vielen 
andern  (von  denen  erst  zwei  l)ei  Jahn  spec.  epigr.  p.  56 
57)  gegenwärtig  im  Hof  des  palazzo  Guglielmi  in  Rom 
(Jahn  a.  a.  O.  „in  aedibus  regis  Sardiniae")  eingemauert 
sind,  stammen  aus  den  durch  die  Herzogin  von  Chablais 
auf  ihren  Grundstücken  von  Tor  Marancia  veranstalteten 
Ausgrabungen,  deren  zahlreiche  artistische  Ergebnisse 
Biondi's  Monuinenti  Amaranziani  veröffentlicht  Jiaben. 
(Arch.  Ztg.  1846,  Beil.  n.  8.  p.  LXI  ff.  Vgl.  Gerhards 
Hjperb.  Rom.  Stud.  I.  S.  99  ff.)  Ebendaselbst  befindet 
sich  auch  die  von  Biondi  Taf.  XLIX  mitgetheiite  Marmor- 
platte mit  roh  eingeritzten  Figuren  eines  Mannes,  der 
zwei  gesattelte  (oder  bepackte?)  Pferde  treibt  und  der 
Ueberschrift  CONSTANTI  BARBATVS  GERMARLVS. 
Dafs  hier  nicht  Constanti(Qus)  zu  ergänzen  ist  (wie  Ardt. 
Ztg.  a.  a.  O.  p.  LXIV  geschieht),  sondern  der  Genitiv 
als  Name  dem  Treiber  und  die  folgenden  Namen  den 
Pferden  gehören,  hat  bereits  Brunn  (Jen.  A.  L.  Z.  1847. 
D.  88.  S.  352)  gesehn  und  wird  aucli  auf  dem  Steine 
durch  die  verschiedenen  Linien,  welche  diese  Beischriften 
einnehmen,  angedeutet.  In  den  Katalogen  circensischer  Au- 
rigen und  ihrer  siegreichen  Rosse  bei  Gruter.  CCCXXX\'II. 
CCCXLII.  und  Murat.  DCXXIV,  1  findet  sich  der  Pferde- 
name Barbatus  nicht,  wohl  aber  Barbarus.  Barr.  Barb. 
(Lucian.  ed.  Bip.  T.  1.  p.  273).  Ob  der  zweite  Name 
mit  Brunn  Germarius  oder  Germanus,  oder  anders  zu  le- 
sen ist,  überlassen  wir  Keil  zu  ermitteln,  der  über  die 
Namen  der  Pferde  zu  handeln  sich  vorbehalten  hat  (Anal, 
epigr.  et  onomatol.  p.  191.) 
1.  Imp.  Ca-ES  DIVI-ANtonini  Pü  fil. 

Div-I-HADRIANi  nepoti 
Divi  Traia-Nl  "PARTliici  pronepoti 
Divi  N-ERVAE-Abnepoti 
L.  Aurel-IO  •  VEROA Vg  •  Armeniaco 
_  Parthi-CO  •  MAX^Medico_ 
Tiib.  pot.  Vi.  Imp.  V-COS-II.DES.III.  procos. 

PACATORIorbis 

RI.NAVICVLA 

M-F-PALATINa 
pr-AEF-ANN 
curam-AGENTIBVS 

QATINIOQF- 

ORIOMF-ARnien 

I-iTTl.C.MESS 

0-L-FHELlODoro. 


377 


378 


Während  die  erste  Hiilfte  der  Insclirift  sich  mit  Si- 
cherheit lierstellen  liifst  und  daraus  das  Jalir  166  n.  Ciir. 
iür  ihre  Errichtung  folgt,  (Eckliel  \"II.  p.  92.  vgl.  Mnrat. 
DXX,  7.),  bleibt  die  Ergänzung  der  zweiteu  unvollständig 
und  zweifelhaft.  Den  Titel  pacator  orhis ,  welchen  die 
Münzen  erst  dem  Commo<lus  und  Septimius  Severus  bei- 
legen (Eckhel  VII.  p.  121.  190.),  hat  L.  Verus  als  IMit- 
kaiser  des  JM.  Aurelius,  der  ihn  auf  einer  Inschrilt  (Or. 
n.  859.)  führt.  —  Das  Subject  in  Z.  9  läfst  verschiedene 
Supplemente  zu:  Fa-bri  navicularii,  codica-ri  nav.  (Or. 
1084.  3178.)  magist-ri  nav.  —  Z.  10  ist  Palatin(a)  An- 
gabe der  Tribus,  wie  Z.  14  Arfniensi),  wogegen  in  der 
letzten  Zeile  eine  solche  vermifst  wird. 
2.  D  M 

AVRELIVS  SABINVS  AVGG.LIB 

PPHERBARIARVM-ET 

APVLEIA.HERM.IONE 

HI  SIBl  FABRICATI 

ET  Ti 
Z.  2  ist  herbariarum  zu  verbinden,  wie  Z.  4.  Herrn, 
ione  lehrt.  Aber  was  soll  man  sich  unter  einem  praepo- 
situs  herbariarum  denken?  Das  Wort  kommt  auf  Inschrif- 
ten nur  noch  einmal  vor  bei  Murat.  634,  1.  genere  her- 
bariarum et  numerosas  orientales,  wo  mit  aller  Wahr- 
scheinlichkeit ferarum  zu  ergänzen.  Muratori  vergleicht 
Vopisc.  Prob.  19.  damae,  ibices,  oves,  ferae  et  cetera 
herbatica  animalia.  Freilich  liegt  es  viel  näher  statt  her- 
bariarum zu  lesen  ferrariarum.    (Or.  n.  1239). 

CLCALLISTOvi 
SIVE  HILARIOVXOR 
ET  FILII  BENEMERENTI  FECER- 
VIR  BONVS  ET  PRYDENS  STVDIIS 
IN  PACE  DECESSIT- NOMEN  DIGNI 
TATIS  EXIMIVM  LAVDEMQ  SVPER 
BAMDEVM  VIDERE  CVPIENS  VIDIT 
NECERVN1IVS0®BI1T-SIC  SIBI  VOLV 
IT  AC  MERITIS  SVIS   FVNTS  ORNARI 
OMNES  FILII  BONVM  PATRE.AI  CLA 

MITANT  Q  VERENTES  •  PARITERET 

VXOR  LVGET  QVaEREI'  NONlN 

VEiNTVRA  QVEM  PERDIDIT 

QVI  VIXIT  ANNIS-IXV 

D-P-PRID-N-FEB- 


Für  die  Sigeln  VI   bietet   sich  keine   genügende  Er- 


klärung, denn  sie  kann  an  dieser  Stelle  weder  vir  illu- 
strissimus  noch  Sextus  bedeuten.  Ebenso  dunkel  bleibt 
die  Beziehung  der  Worte  nomen  —  vidit,  und  dies  er- 
schwertauch die  Restitution  der  folgenden  NECERVNIIVS. 
Man  denkt  zunächst  an  nece]  punitus,  aber  dem  wider- 
spricht das  ^  orausgehende:  in  pace  decessit.  Bei  der 
sonst  unversehrten  Beschaffenheit  des  Steins  ist  eine  starke 
Corruptel  nicht  anzunehmen  und  wir  glauben  daher  mit 
der  gelinden  Aenderung  nee  frunitus  das  Richtige  zu 
treffen.  Das  seltene  Wort  (Gell.  n.  a.  XVII,  2)  ist  gerade 
auf  Inschriften  später  Zeit  nachweisbar  Orell.  n.  4768  u. 
4602.  Der  Gedanke  des  .Satzes  kömmt  damit  freilich  für 
uns  noch  nicht  zu  voller  Klarheit.  Der  hexametrische 
Eingang  findet,  wie  auf  Inschriften  dieser  Zeit  nicht  selten, 
trotz  einzelner  Anklänge  keine  Nachfolge.  In  der  vor- 
letzten Zeile  ist  die  Zahl  LXV  nothwendig. 

Aus  dem  übrigen  Vorrath  von  Grabschriften  verdienen 
noch  zwei,  die  schon  Bekanntes  bestätigen,  unsreMittheilung. 

4.  D  M 
PRIMIGENIVS-FILI(o) 
PIENTISSIMO  •  F  lOV  (I-ET  DVL) 
C I  SS  IMO  TERTIVS  •  PA 

TER -ET  PARDALIS')MA 

TER-  FILIO-  OPTIMO- 

QVI  VIXIT   ANNIS 

QVINQVE  MENSI 

BVS  VNDECIM-DI 

EBVS  QVADTVOR 

HAEC  TV  NOBIS  DE 

BVISTI-FACERE^) 

NATVS  PRIDVS-DECE 

OBITVS  3)V-IDVS-0CT0B. 

')  Grnt.  DCXCIX,  14.  Fem.  zu  Pardalas.  Jahn.  spec. 
epigr.  p.  101.  Orell.  Inscr.  Helvet.  p.  136.  —  •)  Vgl.  Grut. 
IKCWIl,  11.  DCLXIX,  10.  Jahn.  sp.  ep.  p.  85.  hoc  de- 
buera  ab  eos  pati.  Ein  Fragment  aus  Tor  Marancia  ...S.SIMO 
QVI  VIXIT  ANNV  |  . ...  XXI- QVOD  TV  NOBIS  1  ....E^"OS. 
TIBI-FHCIMV.S]  .INPACEM.  —    ')  Or.  n.  2673. 

5.  D  M 
Q.PETILIO  Q  F  ALEXAN 
DRO-VIX-ANN  Villi- 
MENS  IIIIDXVII 
PETILIVS  FAVSTVS  ET 
VLPIA  ALEXANDRA 
PARENTES  FILIO 
PIENTISSI.MO  FEGE 

R  VN'i'   S  -P-QS  ET 
M-VLPIORODINO 

Der  Name  des  Sohns  ist  aus  dem  des  \'aters  um! 
der  Mutter  gebildet.  N'gl.  Göttling,  Gesch.  d.  R.  Staats- 
verf.  S.  5.  75.   -  S.P.Q.S     Grut.  MCXXIX,  3. 

Dorpat.  L.  M  E  RCK  1. 1  >-. 


379 


380 


IV.     Assyrische    Alterthümer. 


Als  Inhalt  von  fünf  und  fuiifzig  Kisten,  in  denen  die 
neueste  Aushente  der  Alterthümer  von  Niinrud  nacli 
Enüland  jjelangt  ist,  wird  uns  in  nenliclien  Mittlieilungen 
des  Hrn.  Sam.  liirch  vom  5.  Nov.  d.  J.  der  nielirerwälinte 
OI)elisk  (oben  S.  68*  109'j,  eine  und  die  andre  Sculptur 
aus  dem  Palast  und  eine  mannigfaltige  Auswahl  kleinerer 
Gegenstände  bezeichnet.  „DerObelisk,  der  als  Haupt- 
stiick  der  ganzen  Sendung  zu  betrachten  ist,  aus  schwar- 
zem Marmor  und  etwa  6  Ful's  hoch,  läuft  nicht  pyrami- 
dal aus  wie  die  ägyptischen,  sondern  in  drei  oben  abge- 
platteten viereckten  Stufen.  Diese  (iipielstufeu  sowohl 
als  die  13asi3  sind  mit  assyrischer  Keilschrift  bedeckt; 
nach  einem  Anruf  an  die  Gijtter  liest  man  in  dieser  die 
Geschlechtsregister,  Kriegsfiihrungen  und  Triliutlisten  von 
32  Re^ierungsjaliren  eines  Herrschers,  welcher  Sohn  des 
zweiten  Ninus  war.  Der  Schalt  des  Obeliskes  liat  je- 
derseits  vier  kleine  Reliefs  in  begrenzten  h^ächern :  in  die- 
sen ist  der  assyrische  König  abgebildet,  wie  er  die  Un- 
terwerfung zweier  Volksoberliäupter  empfängt;  dieselben 
sind  bärtig,  tragen  gellochtene '1"url)ans  als  Kopfputz  und 
küssen  fufsfällig  dem  Boden  zu  Kül'sen  des  Königs.  Des 
Königs  Begleitung  besteht  ans  seinem  Vezier  und  aus 
Eunuchen,  aus  Männern  mit  Metallgefäl'sen,  Holzscheiten, 
Kürben  mit  seltenen  Früchten  und  andern  El'swaaren  oder 
Ge"enständen  des  Luxus,  lerner  aus  seltenen  'l'hieren, 
darunter  auch  ein  grofser  indischer  Pavian,  baktrische 
Kameele  mit  doppeltem  Höcker,  Auerochsen,  Rliinoceros, 
Gazellen  und  andre  Thiere.  In  einer  dieser  Abtheilungen 
ist  eine  Löwin  sammt  zwei  Gazellen,  deren  eine  von  dem 
Löwen  ersritTen  wird.  Alle  diese  Figuren  sind  im  con- 
ventioneilen Styl  der  feinsten  babylonischen  Cylinder  ge- 
zeichnet, einem  Styl  welcher  die  Mitte  hält  zwischen  den 
Werken   ägyptischer  unil   ältester  griechischer  Kunst." 

Als  Sculpturen,  welche  nächst  den  zwölf  früher 
(S.  52*  ff.)  von  uns  verzeichneten  aus  dem  Palast  von  IVim- 
rud  ins  brittische  Museum  gelangten,  werden  uns  von  Hrn. 
liirch  folgende  Darstellungen  genannt;  1)  Eunuch,  der  vier 
Gefangne  begleitet.  —  2)  AngrilF  einer  Festung  durch 
Gescliützwidder,  vor  fler  Ringmauer  sind  vier  Männer 
durch  die  Brust  aufgespiefst. —  3)  Eine  durch  Gescliützwid- 
der eingenommene  Stadt;  die  Wälle  sind  verlassen,  Frauen 
lind  Kinder  nebenher  in  einem  oclisenbespannten  Karren 
gerettet.  —  4)  Angriff  auf  eine  Stadt  von  einem  Tluirm 
mit  Geschützwidder  ausgehend;  ilie  beiderseitigen  Tliiir- 
me  sind  mit  Schlitzen  besetzt,  die  Widdermascliine  [vgl. 
oben  S.  53*  no.  71  wird  auf  eine  gesenkte  Verschanzung 
hinaufgetrieben.  Ringsum  liegen  abgehauene  Kopie  und 
niedergehauene  Palmstämme.  —  5)  Fragment  zwei  abge- 
stiegener Reiter  mit  konischen  Alützen  und  gellochtener 
Rüstung;  sie  schreiten  durch  eine  fiebirgsgegend,  ihre 
Pferde  am  Zügel  und  in  der  Hand  Lanzen  haltend.  Styl, 
.\ufzug  und  Beiwerk  dieser  Figuren  eriiuiert  einigermal'sen 
an  die  (testalten  der  normannischen  und  Kreuzfahrer- 
Zeit. —  (})  Platte  mit  der  Darstellung  eines  [''lufsiibergangs, 
zum  'I'heil  durch  eine  l'"urt.  Wagen  und  Gepäck  sind 
auf  zwei  Böten  zusammengehäuft,  Pferde  von  ihren  Rei- 
tern gelenkt  scliwimmen  hindurch,  und  noch  andre  Män- 
ner zwingen  den  .Strom  durch  aufgeblasene  Weinschläuche. 
Der  Strom  ist  in  liblicher  Weise  deutlich  genug  angege- 
ben, überdies  aber  durch  einen  Frisch  in  seiner  Mitte  noch 
augenfälliger  gemacht.  —  7 — 10  Nier  gellugelte  (Gott- 
heiten [vgl.  S.  53*  no.  4|  auf  Platten  von  bester  lühal- 
tung.  —    II.  Fragment  eines  Reliefs  mit  dem   Kopf  des- 


jenigen Königs,  welcher  den  älteren  Palast  zu  Nimrud 
erbaut  hatte  ;  man  liest  in  Keilschrift  den  Namen  Afura, 
welcher  vielleicht  dem  Thitrriis  der  Kirchenscliriftsteller  [?J 
entspricht.  Dieser  Kopf  gehörte  einem  kolossalen  Reliei' 
von  wenigstens  zehn  Ful's  Höhe.  —  12.  Kopf  und  Brust 
eines  rechtshin  blickenden  Stiersphinx  {Tuvoonriiy':^)  von 
sehr  kolossalem  Verhältnifs.  —  13.  Kopf  eines  Veziers,  das 
Haar  mit  Tiara  und  mit  Rosetten  geschmückt,  das  bärtige 
Haar,  die  Augenlieder  und  ähnliche  'l'lieile  sind  schwarz  ge- 
färbt. — ■    14.  Kopf  eines  Eunuchen." 

,,Die  klei[ieren  Gegenstände  sind  allzu  zahlreicli  und 
allzu  gemischter  Art,  um  sie  einzeln  zu  verzeichnen.  Es 
gehören  dazu  auch  Inschriften,  deren  einige  unter  den 
grofsen  Stierbildern  zu  Nimrud  und  zu  Kouynnjik  ge- 
funden wurden;  andre  liischrilten  geben  die  Namen  Ka- 
raiidcs,  KuJul;,  SUitrgut,  Kouiiunjih  und  Nimrud.  H'erner 
sind  zu  erwähnen  sonnengetrocknete  Ziegel  mit  Orna- 
menten aus  den  Decken  des  Palastes  zu  Nimrud;  irdene 
Gefäfse  von  leichtem  'l'hon  und  hochgelber  F^arbe  in  .■\rt 
der  ägyptisclien,  meist  Becher  und  Schalen;  Gefäfse  von 
orientalischem  Alabaster;  der  ägyptische  Arragonit  mit 
Namensinschrift  des  Königs  von  Kouynnjik;  eine  grol'se 
Ente  von  gleichem  Material  mit  rnckgewandteni  Schnabel; 
endlich  Fragmente  eines  schönen  kleinen  Geiäfses  von 
wirklichem  Alabaster  uiit  dem  Namen  des  Erbauers  von 
Kliorsabad." 

,,Als  (gegenstände  von  IMetall  sind  zu  nennen  eine 
Reihe  bronzener  Löwen  verschiedener  Gröl'se  von  einem 
Ful's  bis  zu  einem  Zoll  herab,  gefunden  zwisclien  den 
grofsen  Stieren  ;  Ueberreste  eines  Ful'sbodens  von  Kupfer; 
der  eiserne  Helm  eines  Assyriers  mit  einem  Helmbuscli 
gleich  dem  in  Botta's  Werk;  Erzgefäfse  iür  lieifse  Flüs- 
sigkeiten in  Art  der  ägyptischen  Situla.  Unter  den  man- 
cherlei Fragmenten  von  Elfenbein  ist  ein  auf  dem  Lo- 
tus sitzender  Horus  zu  erwähnen,  aufserdem  mehrere  Cy- 
linder und  manche  kleinere  («egenstände  z.  B.  ein  vier- 
ecktes  Stück  mit  Vögeln  und  mit  Schriftzügen.  Unter 
*len  (legenständen  von  'Phon  gehören  mehrere  offenbar 
griechischer  Kunst  an,  namentlich  ein  reich  l)ekleidetes 
weibliches  Götterbild  und  ein  Kopf  mit  Schleier  und 
Sphendone  [Stephane?].  Münzen  scheinen  niclit  vorge- 
kommen zu  sein." 

„Alle  diese  (»egenstände  waren  leider  in  Bombay  ausge- 
packt worden ,  daher  viel  Bruch  und  daher  auch  durch 
unberufene  .\bformung  manche  Beschädigung  verursacht 
wor<len,  ein  und  das  andre  werthvolle  Stuck  (namentlicli 
ein  gläserner  Dolch  und  Glasgefäl'se  mit  assyrischen  Kö- 
nigsnamen) auch  völlig  verschwunden  ist.  -\n  einer  Unter- 
suchung über  diesen  so  unglücklich  ausgefallenen  Trans- 
port von  Bagdad  nach  England  wird  es  vermutidich  nicht 
leiden,  der  Schaden  aber  bleilit  unersetzlich.  Hr.  Laijard 
selbst,  der  begeisterte  und  talentvolle  Entdecker  von  Nim- 
rud, wird  nächstens  wieder  von  London  nach  Konstanti- 
pel  zuriickgehn;  sollte  man  es  wohl  glauben,  dal's  seine 
erfolgreiche  'i'hätigkeit  in  England  bisher  keine  andre  An- 
erkenninig  gefunden  als  einen  Oxlorder  Doktorhut'?  .\ls 
erfolgreiche  wissenschaltliche  Leistung  stellt  alsbald  die 
Bekanntmachung  aller  zu  Nimrud,  Kouynnjik,  Niffer, 
Siisa  und  andern  Orten  von  ihm  kopirten  assyrischen  In- 
schriften von  ihm  zu  erwarten.  Sein  gröfseres  Werk  wirtl 
bei  geringerer  Ausilehnung  dem  Botta'schen  an  Wichtig- 
keit keineswegs  nachstellen,  da  sein  Inhalt  aus  mehrereti 
.■\us"rabunj2S|)lätzen    entnommen    und   einer   früheren  Ge- 

O  Ol 


381 


382 


scliiclitspcriode  beiziiinessen  ist;  ilenn  der  Belierrsclier 
des  Palastes  von  Kliorsal)ad  scheint  einer  der  späteren 
Hlunarciieu  der  zweiten  Dynastie  gewesen  zu  sein.  Hin- 
siclitlicli  der  Inscliritt  des  Obelisken  von  iSirnruil  soll  Col. 
RawlinsOH  eine  Erkliirung  desselben  drucklertii;  haben, 
Ein  erstes  Werk  des  Hrn.  Layard  steht  allernaehsteiis  be- 
vor." [Ist  in  zwei  Octav))äiiden  „Mniveh  and  its  reuiains" 
399  und  491  H.  bei  !\Uirray  so  eben  erschienen.] 

Zu  \'ervollstan(ligunr;  oliiger  Notizen  erhielten  wir 
von  Hrn.  IJirch  noch  iblgende  spätere  (2.  Dec.)  Mitthei- 
lungen über  die  Klleidieinlraginente  des  Layard'schen  Kun- 
des  — ,  Fragmente  deren  genauere  JN'otiz  zugleich  mit 
Folgerungen  über  das  \'erhältnirs  assyrischer  und  ägypti- 
scher Kunst  nun  auch  in  einem  schonen  Aufsatz  desselben 
Verfassers  (Observations  on  Iwo  Egyj)tian  (Jartouclies  and 
some  other  ivory  Ornaments  ibund  at  Nimroutl,  in  den 
'i'ransactions  of  the  Royal  Society  of  Literalure  lil,  1. 
p.  151  — 177)  ins  l'nblikuni  gelangt  ist.  Im  Allgemeinen 
stellt  die  Ansicht  als  seien  die  zahlreichen  zu  INimrud 
gefundenen  Ellenbeinplättchen  Beschläge  von  Schmuck- 
kästchen gewesen,  wie  solches  von  ahnlichen  namentlich 
etruskischen  Ellenbein- l'lättchen  iiekannt  ist,  sich  als 
unzureichend  heraus;  wenigstens  miifs  dann  ein  grül'serer 
Kasten,  in  Art  der  Kypseloslade,  vorausgesetzt  werden, 
wenn  man  nicht  lieber  \Vandl)ekleidung  oder  auch  die 
schmückende  Bekleidung  eines  .Sessels  darin  erkennen  will, 
die  in  Verbindung  mit  (einem  Holze  und  mit  Vergoldung  statt- 
fand. 'J'eclinisch  und  slylistjsch  bemerkenswerlh  ist  haupt- 
sächlich ein  groises  Fragment  mit  der  Darstellung  zweier 
Greife  oder  sonstiger  Flügelthiere,  die  zwischen  Lotiisbiu- 
men  stehen;  die  Blätter  dieser  letzteren  sind  mit  Lapis  la- 
zuli  ausgelegt;  damit  ist  das  Fragment  einer  gleiclilalls  as- 
syrischen Porcellani)üchse  zusammengestellt,  welche  nei)en 
einem  wohl  stylisirten  Greif  den  ägyptischen  Namensring 
Königs  Amasis  II,  aus  der  26sten  Dynastie  an  sich  trägt. 
Ueber  die  ausnehmend  wichtigen  ägyptischen  Namens- 
ringe zwei  andrer  Elfenbeinplätlchen  hat  Hr.  Bircli  sich 
bereits  friiher  (S.  70*  ff.)  in  diesen  Blättern  und  nun  aus- 


führlich in  den  'i'ransactions  (1.  c.  p.  IJSss.)  ausgespro- 
chen, und  kurz  vorher  von  uns  erwähnt  vvard  auch  das 
vorzügliche  Elfenbeinfragment  mit  dein  Bilde  des  jugend- 
lichen Horus,  welcher  die  Finger  an  den  Mund  lialtenri 
auf  einer  eben  mit  Lapis  lazuli  ausgelegten  Lotusblume 
sitzt;  vor  lloriis  steht  eine  gellügelte  Frau,  vermuthlich 
Isis,  deren    Obertheil   jedoch   Jehlt. 

„Drei  kleine  Thon  li  g  u  re  n,  bärtige  Männer  mit  Ver- 
zierungen auf  ihren  Häuptern  darstellend,  erinnern  eben- 
falls an  ägyptische  (iräl)erliguren.  Auch  einige  !<"ragmente 
von  Goldblätlclien  sind  zu  erwähnen,  eines  als  untere 
Hälfte  einer  (iewandligur  etwa  1  Zoll  laug,  und  einige 
'l'esseren  von  einer  Masse  wie  Lapis  lazuli;  ierner  einige 
Enten  mit  rücklings  gewandten  Scliniiiieln,  wie  deren  ähn- 
liche nur  gröfser  auch  unter  ägyptischen  Alterthümern 
vorhanden  sind.  Zwei  von  diesen  Enten,  von  Gyps  (ct. 
gypsum)  und  ?>  Zoll  lang,  tragen  die  Zilfern  6  und  8 
an  sich  und  auf  der  andern  .Seite  eben  so  viel  .Striche. 
Die  schon  früher  erwähnte  grofse  Arragoni  t- Ente  be- 
ginnt mit  der  Ziffer  30,  woraus  auf  eine  Bestimmung  zu 
(gewichten  sich  schlieisen  läl'st.  Auch  ein  wohlgebildeter 
Kopf  von  Arragonit  ist  in  der  Sammlung,  vermuthlich  ist  er 
von  einem  GelaJ's  abgelöst.  An  Backsteinen  mit  Inschrif- 
ten fehlt  es  auch  nicht;  sie  werden  in  Hrn.  Layard's  be- 
vorstehender Sammlung  sännntlicher  ihm  l)ekaunt  gewor- 
denen  Keilsclirilten   zusammengestellt  erscheinen." 

Als  überraschend  und  unverkennl)ar  werden  uns 
schliefslich  die  Voriülder  griechischer  Verzierung  bezeich- 
net, die  sich  aus  vielen  jener  assyrischen  Denkmäler  in 
Antelixen,  in  Lotus,  h^yerstab,  Zungen  u.  a.  m.  nachweisen 
lassen;  auch  lassen  sich,  wie  man  versichert,  in  Voluten 
dort  ei)en  so  die  Vorbilder  ionischer  Kapitale  erkennen 
wie  man  in  Beni- Hassan  <lie  Vorbilder  dorischer  Säulen 
vorfand.  Einige  von  Hrn.  G.  Sc/iin//' für  das  Layardsche 
Werk  ausgeliihrte  Zeichnungen,  deren  Denkmäler  jzuin 
Theil  als  bereits  im  britlischen  .Museum  belindlicli  .nnge- 
zeigt  sind,  legte  Hr.  Birch  zugleich  mit  einer  Prol)e  as- 
syrischen  Scliriltdrucks  diesem  seinem   Berichte  l)ei. 


x\rchäolosisclie  Yereine  und  Winckelinaiinsfeste. 


Berlin.  In  der  .Sitzung  der  archäologischen 
Gesellschaft  vom  2.  Novemlier  gab  Hr.  Vannfka  eine 
neue  Erklärung  [unten  S.  385]  des  bisher  auf  Herkules  und 
lole  oder  Auge  gedeuteten  pompejanischen  Wandgemäldes 
(Arch.Z.  T.il.XV  llj,  in  welchem  er  vielmehr  denselben  Hel- 
den erkennt,  wie  er  in  krankem  Zustand  den  eben  mit  Wa- 
schung der  'rempelgewiindcr  beschilftigten  Nymphen  sich 
zur  Heilung  empfiehlt.  —  Hr.  Lauer  las  [einen  in  diesen 
Blättern  abzudruckenden  Aufsatz]  ülier  die  von  einem 
Widder  getragenen  Frauengestalten  (Arch.  Z.  no.  27.  37. 
N.  F.  no.  3),  welche  er  auf  Athene  Ergane  deutet.  —  Hr. 
Garhurd  legte  einen  geschnittenen  Stein  verwandten  Ge- 
genstandes vor,  sprach  dann  über  Ainor  und  Psychebilder 
[oben  'l'af.  no.  22.  23J ,  uml  berichtete  über  die  neuen 
Funde  der  aus  Agnone  im  Königreich  Neapel  kund  gewor- 
denen oskischen  Erztalel,  lerner  der  bei  Mainz  entdeckten 
und  von  Lersch  herauszugebenden  sill)ernen  Schwertscheide. 
Von  Hrn.  G.  S'c/ku// jun.  in  London  war  eine  Zeichnung 
der  Eckligur  <les  westlichen  Parthenongiel)els  mit  der 
von  VV.  W.  Lloyd  ül)erraschend  nachgewiesenen  foben 
S.  207]  Einpassung  eines  Schlangenf raguients  eingegangen  : 
ein  Bild  des  Kekrops  wird  hieilurch   augenfällig,   obwohl 


für  die  daraus  zur  Gesammterklärung  jener  Gielielbilder 
gezogenen  Folgerungen  Weicker's  ablehnende  Beweisfuli- 
rung  zu  erwarten  steht.  Von  litterarischen  Neuigkeiten 
waren  eingelaufen;  l )  FeUow.t  Accoiwn  of  the'.,lonic  trophy 
monument  excivated  at  Xanthus.  Lond.  1848.  27  S. 
3  K.  8.  Der  grolse  Fund  zweier  ziun  sogenannten  Har- 
pagos  -  Denkmal,  jetzt  im  brittischen  Museum,  gehörigen 
Friese  ist  hier  zum  erstenmal  in  einer  skizzirten  Zeich- 
nung, zugleich  mit  Restauration  des  fast  spurlos  ver- 
schwundeneu Bauwerks,  anschaulich  gemacht.  —  2)  L.  de 
Labordc  et  A.  Puccurd:  Lc  ParlhriioH.  Prospectus  eines 
auf  100  Platten  in  Folio  angelegten,  seit  längerer  Zeit  sorg- 
fältig vorbereiteten  Gesanimtwerkes  über  Bau  und  Bild- 
werke des'  Parthenon.  —  3)  J.  Sabuticr ,  Iconographie 
d'une  collection  clioisie  de  5000  medailles  romaines,  l)y- 
zantines  et  cellibcriennes.  St.  Petersbourg  1847.  Probe- 
heft eines  zweckmäl'sig  aiiL'elegten  und  bei  genügender 
Sorgfalt  von  'i'ext  und  Abbildungen  zu  übersichtlicher 
Kenntnifs  des  vorhandenen  Apparats  alter  Bildnisse  will- 
kommenen, das  griechische  Alterthum  jeiloch  ausschlie- 
l'senden  Werkes.  —  4)  .Memoires  de  la  Societe  d'Archeo- 
logie  et  de  Numismatique  de  St.  Petersbourg  1848  No.  1.  2. 


383 


384 


n\.  I XV.   Hauptsäcblicli  enthaltend  zwei  Monographieen 

über  Münzen  der  Arsaciden  und  über  die  Münzen  von 
Cliersonesos  von  U.  von  Kühne.  —  5)  A.  de  Long]>cricr 
Dissertation  sur  les  pbaleres.  (Ans  der  Revue  Numis- 
inatique).  —  6)  GötUlng,  YerzeichMil's  des  archiiologiscbf  n 
Museums  zu  Jena.  Zweite  verin.  Auil.  —  7)  C.  B.  Sturch, 
De  Tellure  Dea  deque  ejus  iuiagine  a  Manuele  Phile  de- 
scripta  und  „Kunst  und  Schule.  Zur  deutschen  Schul- 
relorin."  Zwei  gleichzeitig  zu  Jena  erschienene  Schrilten 
eines  jüngeren  Gelehrten,  welche  zugleich  ein  Ergebnils 
bibliothekarischer  und  monumentaler  romischer  Studien 
und  beherzigenswerihe  Vorschlage  zur  Aul'nahine  von 
Kunstaoschauung  und  kunstgeschichttichem  Unterricht  in 
den  Kreis  der  Gymnnsialbildung  enthalten. 

Zur  Feier   des  Winckelmannsiestes    fand    am    9.  De- 
ceniber  die  übliche  Festsitzung  statt,  zu  welcher  Hr.  Ger- 
htinl  ein    „achtes  Programm"  abgelafst  hatte:   unter   dem 
Titel    „Zwei    !\Iinerven"    sind     antike    Kunstdarstellungen 
einer  in  Doppelbildung  anschaulich   gemachten  iriedlichen 
Schutz-  und  kriegerischen  Trutzgiittin  Minerva,  einer  ver- 
einioten  Polias    und   Partlienos    oder    Promachos    und  Er- 
»ane,   nicht   ohne  Bezug    aul    die  Gegensätze  unsrer  be- 
werten Gegenwart,  darin  zusammengestellt  und   erläutert. 
—  "^Hr.  Lepsin«  hespracli  die  ihm  neulich  aus  London  mit- 
getheilte    Entdeckung   etruskischer    Zahlwörter    mit    Wür- 
feln  [oben    S.  375]^   welche    zum    hohen  Preise    von    100 
Ptund    dem  Vernehmen    nach    noch    jetzt  im   Kunsthandel 
sich  betinden.  —   Herr  Panoßa  zeigte  eine  kleine  lukani- 
sche    Oelkanne,    mit    der   zum    erstenmal    zum    Vorschein 
kommenden  Darstellung  eines  Siegers    der  Pannychis    ge- 
schmückt.    Nike,  einen   Leuchter  mit  zugedeckter  Lampe 
haltend,  tritt  vor    einen  myrteubekranzten  sitzenden  Jüng- 
lin"  liin,  der  in  einer  tiefen  Schüssel  ein  unserem  Baumku- 
f hen  ähnliches  Backwerk  (/rrnatiovc)  empfangen  hat.    Sol- 
chen Kuchen  von  gerüstetem  W'aizen  und  Honig,  aus  pyra- 
midenartig  aufgethürjuten  kleinen  Pyramiden  bestehend,  l>e- 
kamen  die  Sieger  beim  trinklustigen  Nachtdurchwachungs- 
test,  Pannychis,  wiedgl.   zu  Ehren  der  Demeter  sowohl   als 
lür  Aphrodite,  Chariten,    Dionysos,   Priap   u.  A.  geleiert 
wurden.    Dieselbe  Nike  Pannychis  erkennt  Hr.  P.  auch   aul 
einem    berühmten  Skarabaus    des    Wiener  Antiken -Kabi- 
nets    in    der  wegen  der  Inschril't   EVtna  bisher  auf  Helena 
gedeuteten   Flügelfrau   mit  Oelll.'ischchen    vor  einem   Kan- 
delaber (Miliin  Gal.  myth.  CLVI,  5M).  —  Dr.  H.  Barlh 
las,    mit   einleitenden  Bemerkungen    ülier    seine    Heise   im 
selten   besuchten  Cilicien,  über  kolossale  und   massive  von 
ihm  zu  Tarsus  entdeckte   Bautrüuimer,  welche  er  für  die 
doppelte  Pyra  einer  mannlichen  und  einer  weiblichen  Gott- 
heit, dem  dortigen   Dienst  des  Saiidon-Sardanapalus  ent- 
sprechend, zu  erkennen    geneigt  ist.     [Ausführliches  hier- 
iiber  folgt  nach].  —    Von    Hrn.   Xahn    lagen   Probeblatter 
ans    den"  beiden    ersten    Heften    der   dritten    Folge    seines 
Werks  „Pompeji,  Herkulanuin  und  Stabiä"  vor. —  Nachst- 
dein  forderte  \\r.  Gcihiird   zu  geineiiisainer  Lösung  zweier 
Fra"en   auf:    eine  von   streng   philologischer   Art    iiber  den 
verineintliclien    Genius    hunoium   el    ulKdlosonim    virorum, 
nach   dem   bisherigen  'l'ext  des   Pausaniis  I,  24,3:  2i';f()i- 
<)l/.i(i)i'  di'.iiiof,  lür  welchen  vielleicht  ö  HiirTiu)iiii-  ih'.i'iioiy 
zu    lesen    sei;    die    andere    mehr    künstlerischen    Bereichs, 
indem    der   zur  Stelle    gebrachte   Abgul's  eines  bisher  un- 
bekannten  fliüher  bei  dem   verstorliencn  .Millingen  iiefiiid- 
lichen)  M^irinorligurchens  von  leidenscliafllicher  Bewegung 
und    feinster  Skulptur    bald    einer  Bacchantin,  bald    einer 
Kassandra,    Tochter    der    Niobe    oder   sonstigen    Heroine 
ver"leiclibar  erscheint,  liberdies  aber  durch  den  Kest  eines 
Lüwenfells  schwierig  wird,    welches   einer    schwer   zu  er- 


rathenden  Gruppirung  angehört  liaben  ranfs.  —  Zu  diesen 
fernerer  Erwägung  empfohlenen  archäologischen  Räthseln 
gesellte  sich  noch    durch    geneigte  Mittheilung   des  Herrn 
Lersch  zu   Bonn  eine  und  die  andere  Besonderheit  des  in 
gleichzeitigen)  Fest-Programm   von  demselben  behandelten 
silbernen  Schwerts  aus  der  'l'iberius'  Zeit;  ilie  Versamm- 
lung vereinigte   sich  jedoch    in  der  Ansicht,   dal's,    unbe- 
schadet des   Augenscheins  den    für  die  technische  Würdi- 
gung eines   so  seltenen   Fundes  ein  Jeder    sich    vorbehält, 
weder  die  verhältnilsmälsig  geringe  Eigenthümlichkeit  der 
verzierenden  Reliefs,    noch  auch  die  Seltsamkeit  der   un- 
tersten einer  asiatischen   Provinz  oder  Amazone  ähnlichen 
Figur  den   Glauben    an  Echtheit   und  Werth   jenes    so  ei- 
genthümlichen  als  kostbaren   Fundes    zu  stören   berechtigt 
sei.  —  ISeben  so  vielfachen  neuen   Ergebnissen   der  Denk- 
mälerforschung liefs  die  Emptindung  sich  nicht  verhehlen, 
wie  wenig  die  Gegenwart  den  dadurch  betheiligteu  Kunst- 
und  Alterthumsstudien  günstig    sei.     Es    ward    nicht    ver- 
schwiegen,   dal's    unsre   seitens  der  Gesellschalt  seit  bald 
sechs  Jahren  eitrig  unterstützte,  überdies  den  Bedürlnissen 
deutscher  Kunstliebe  und  Wissenschalt  auch  durch  Wohl- 
feilheit    des     Preises     entsprechende     Archäologische 
Zeitschrift  nur  im    Fall  beträchtlichen   neuen   ISeistan- 
des  sich  lortsetzen   läfst,    und   seliist  die  Besorgnil's  ward 
laut,  dal's  der  bisherige -Mittelpunkt,  welchen  das  archäo- 
logische Institut  bereits  zwanzig  Jahre  hindurch  jenen 
Studien  darbot,  durch  die  neuesten  Zeitereignisse  in  sei- 
nen   Gi'unclfesten    erschüttert    sein    möchte.      Um    so    ent- 
schiedener  ward    aber   auch    die    Zuversicht    geltend,   mit 
welcher  die  Festgenossen  Preufsens  König,   dem  königli- 
chen  Beschützer  von   Kunst  und   Wissenschaft,  dem  auch 
jenes    römische    Institut   sein    Dasein    und     sein    bisheriges 
Bestehen    verdankt,    ihren    vom    Vollgefnhl    des   neuesten 
und   königlichsten    seiner   Geschenke    getragenen    Segens- 
wunsch weihten,  und   unter  dem  Schirm   des  volksthümlich 
gesicherten    preiilsischen    Königthums    auch    die    irischen 
Regungen  der  Wissenschalt  in  ieriiere  Aussicht  stellten. 

In  Rom  fiel  dieselbe,  vom  archäologischen  Institut 
und  schon  vor  dessen  Gründung  ununterbrochen  begangne, 
(iediichtnil'sleier  Winckelmanns  in  Folge  der  Zeitereignisse 
diesmal  weg,  dagegen  von  deutschen  Hauptstiidten  und  Bil- 
dungsanstalten auch  zu  Bonn,  Göttingen  und  Hamtuirg  die 
löbliche  Sitte  früherer  Jahre  durch  manche  gelehrte  und 
ortsgeniäl'se  Ansprache  für  Kunst  und  Alterthum  aulrecht 
gehallen  ward,  in  Bonn  fand  aufAnlal's  des  rheinischen 
Alterthuinsvereins  eine  Feslversanimlung  statt,  in  welcher 
VvoL  iVcIcker  über  den  farnesisclien  Stier  sprach ;  zugleich 
waril  von  Prof.  Lersch  „das  sogenannte  Schwert  des  'l'i- 
berius, ein  römischer  Ehrendegen  aus  der  Zeit  dieses  Kai- 
sers Im  Besitze  des  Hrn.  Kunstliäiullers  Josel  (»old  in 
jMainz''  (Bonn  1849.  28  S.  4)  mit  einer  lithogr-iphirten 
Abbildung  dieses  merkwürdigen  h'undes  durch  iMnladiings- 
prograinin  veröffentlicht  und  erläutert.  Im  ehrwürdigen 
Musensitz  (iöttingen,  wo  seit  Heyne's  Zeit  vier  Eifer 
flir  Archäologie  nie  ausging,  feierten  die  verdienten  Vor- 
steher des  neu  gegründeten  „archäologisch  niiinisniatischen 
Instituts"  Wim  kelinanns  Andenken  auch  diesesnial  durch 
Rede  und  .Schrilt,  indem  Professor  K.  i''.  Ilerntunn  ,,über 
einige  der  li;iiiptsiiclilichsten  Autlässungen  des  Begriffs 
der  Kunslschönheit  als  Einllieilungsgrund  der  wichtigsten 
(Tegenslände  der  Kunstgeschichte  "  sprach,  von  Prol.  irie- 
scler  aber  ein  Programm  itber  ,,das  Orakel  des  l'ropho- 
nios"   ((lölt.   1848.  21  S.    8.)  vorlag').   —     Endlich   blieb 

•)   In    Hrn.    Ilermitnn'a    gedachter   Keile    vvanl    eine    über- 
wieiiinii    oinaiiientale    Tendenz    lUr    orientalischen   Kunst   im 


385 


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nucli  in  llainl)iirg  «lie  üMicIie  Winckehiiaiinsfi-ier  nicht 
aus,  weiche  Prof.  Pclttr.icn  diesrnnl  chiriii  einen  \  ortraj^ 
iiher  ilie  Kraee  hegiii"    „wie    der  liiiiiliirs    der    hildendeii 


Künste  auf  allgemeine  Bildung  zu  fördern  sei"  und  auch 
ein  jüngerer  fJelehrter  Dr.  Overbeck  mit  einem  Vortrag 
,,ülier  die  (■iel)e!lelder  «les  Parthenon"  ausstattete. 


Gegensatz  /ii  dem  mimelisclicii  Charakter  der  italischen,  na- 
nienthch  etruskisclieri  angenommen,  in  der  griechischen  Kunst 
aher  die  liarmonische  Ausgleichung  jener  heiden  Tendenzen 
gefunden.  Prot.  Ificaelcr's  Schrift  Iiandelt  iilier  die  Baulich- 
keit der 'rro|i!ionii)sli(>lile  imd  sucht  hauptsächlich  festzustellen, 
(lals  von  den  hcuden  iihereinanderliegenden  (ieniächern,  welclie 


nach  l'ausanias  die  OraKelstütte  bildeten,  nur  das  untere  un- 
terirdiscli  war,  welches  Hr.  W.  demnacli  in  der  von  Stephan! 
n.  A.  nacl)gewiesenen  Hühle  erkennt,  wälirend  an  die  Stelle 
des  oheren  Gemaclis  eine  jetzt  zerstörte  Kapelle  des  h.  Chri- 
stophoros  trat. 


\1.     Nnchlese    zur 


Archäologischen   Zeitung. 


15.  Dkr  kranke  Herakles  (zu  Taf.  X\ll). 
—  Die  genauere  Besiclitigung  eines  jjompejanischeu 
Wandgemäldes  den  Rauh  des  Hylas  durch  die  drei  Nym- 
phen darstellend  ')  tührt  mich  zu  der  Ueberzeugung,  dafs 
für  das  in  der  Archäologischen  Zeitung  Tal.  XVTl  ver- 
öffentlichte Wandgemälde  die  von  mir  (S.  273  a.  a.  O.) 
vorgeschlagne  Deutung  ,, Herkules  und  Auge"  kaum  lialt- 
liarer  ist  als  die  von  Hrn.  Minervini  vorgeschlagene  und 
noch  spater  vertheidigte  „Herkules  und  Jole.  '  Vielmehr 
scheint  auf  diesem  Bilde  Herakles  als  Kranker  mit 
Mühe  sich  zu  den  drei  Nymphen  zu  schleppen, 
deren  Beschäftigung  mit  Waschen  des  Peplos 
um  so  weniger  Befremden  erregen  kann,  als  griechische 
Votivreliefs  die  Wascher  (oi  7ilvrTj<;)  dem  Pan  und 
den  Nymphen  als  ihren  hesondern  Schutzgottheiten  jiuldi- 
gend -)  uns  kennen  lehren,  und  auch  römische  Votivreliefs 
die  Nymphen  mit  einem  Stein  zum  Schmutzahreihen  uns 
vorstellen  ').  Fragen  wir  nun  aher  nach  dem  Ort  und 
eigenthüinlichen  Charakter  der  Handlung,  so  vermag  Pau- 
sanias  *)  über  beides  ein  unerwartetes  Licht  zu  verbrei- 
ten. „Fünfzig  Stadien  von  Olympia  liegt  ein  Flecken  He- 
rakleia  in  Elis  und  dabei  der  Flul's  Kytheros;  eine  Quelle 
ergiefst  sich  in  den  Flul's  und  ein  Hieron  der  Nymphen 
ist  an  der  Quelle:  jede  der  Nymphen  hat  ihren  Namen, 
Kalliphaeia,  Synallaxis  und  Pegaia,  die  auch  lasis  heifst, 
gemeinsam  führen  sie  den  Beinamen  'Iioridig  die  Heil- 
nyraphen.  Wer  sich  in  der  Quelle  wascht,  wird  von 
allerlei  Leiden  und  Schmerzen  gelieilt.  Die  Nymphen 
haben  den  Namen  von  Ion,  dem  Sohn  des  Gargettos,  der 
aus  Athen  hieher  seinen  Wohnsitz  verlegte."  Ueherein- 
stimmend  drückt  sich  Strabo^)  aus,  nur  dal's  er  weder 
Eigennamen,  noch  Zahl  der  Nymphen  angiebt,  noch  die 
liistorische  Ableitung  von  Ion  der  andern   beifügt. 

Bei  sorgfältiger  Betrachtung  des  Wandgemäldes  er- 
giebt  sich,  dafs  sowohl  der  Gesichtsausdruck  des  Herakles 
als   die   ganze  Haltung    seines    Körpers   ernste   Krankheit 


verratheo,  gegen  welche  der  Heros  die  Theilnahme  der 
Heilnyniphen  diesen  unerwartet  in  Anspruch  nimmt.  Irre 
ich  nicht,  so  fand  dies  bei  seinem  Zuge  gegen  den  Kö- 
nig von  Elis,  Augias,  statt,  der  seine  Neffen  Eurytos  und 
Kteatos  an  der  Spitze  des  Heeres  ihm  entgegenstellte. 
In  diesem  F^eldzug  befiel  den  Herakles  eine 
Krankheit,  weshalb  er  mit  den  Molioniden  einen  Waf- 
fenstillstand schlols.  Als  diese  aher  erfahren  er  sei  krank, 
greifen  sie  sein  Heer  an  und  tödten  viele.  Da  nun  kehrte 
Herakles  zurück,  lauerte  den  Molioniden  in  Kleonae  auf, 
tödtete  sie,  zog  gegen  Elis,  eroberte  es  und  tödtete  Augias 
mit  seinen  Söhnen,  führte  den  Phyleus  zurück,  übergab  ihm 
die  Herrschaft  und  setzte  die  olympischen  Spiele  ein. 

Nicht  zu  übersehen  ist  dal's  Apollodor  *},  dem  wir 
die  angeführte  Schilderung  entlehnten,  von  keiner  Verwun- 
dung iniKriege,  sondern  von  wirklicher  Krankheit  spricht, 
wie  auch  das  pompejanische  Bild  von  ersterer  nicht  die 
geringste  Spur  zeigt,  auf  letztere  aber  unverholen  hin- 
weist. Der  Flecken  Herakleia  in  Elis  verdankte  wahr- 
scheinlich seinen  Namen  der  Kiirzeit  die  Herakles,  wäli- 
rend des  Krieges  gegen  Augias  in  Elis  erkrankend,  da- 
selbst heim  Hieron  rier  Heilnymphen  mit  Erfolg  zubrachte. 

Zur  Bekräftigung  meiner  Erklärung  dient  eine  im 
britischen  Museum  aufbewahrte  unedirte  Münze  von  Tlier- 
mae  Himerenses  in  Sicilien,  einerseits  mit  den  drei 
Nymphen,  andrerseits  mit  dem  hä r t ig en  H e rk u les- 
kopf  geschmückt.  Denn  die  Nymphen  sollen  der  Athene 
zu  gefallen  dem  Herakles  die  warmen  Bäder  hei  Himera 
geöffnet  haben  (Hesych.  s.  v.  ^Hfiuxliia  '/jhtqu.  Diod.  V,3. 
Böckh  Expl.  Pind.OI.  XII,  21.    Schol.  Pind.  Ol.  XII,  25). 

Th.   Panofka. 

16.  ZuK  Talossage  (Taf.  XLIV.  XLV.  N.  F. 
XXIV).  —  Als  ich  im  vorigen  Jahr  das  Jluseuiu  Lapidarium 
von  Verona  auf  Neue  besuchte,  fiel  mir  ein  Marmorrelief 
auf,  das  ich  mir  folgendernialsen  notirte  :  ,,Hephaistos 
härtig,    mit    einem    Künsthrchiloii,    dahinter   Architektur, 


')  Mus.  Borhon.  Vol.  XIll,  Tav.  XLVI.  IJylas  mit  Chlamys 
imd  Schöpfgelafs,  von  einer  älteren  Nymphe,  mit  Kopftuch  oder 
Schleier  hinten  bedeckt,  und  einer  jüngeren  an  demselben 
rechten  Arm  erfasst,  während  eine  noch  jugendlichere  vor  ihm 
knieend  sein  rechtes  Bein  ergreift:  rechts  oben  auf  hohem 
Fels  schauen  zwei  l'^pheben,  der  eine  mit  l'edum,  neben  ein- 
ander sitzend,  herab. 

•)  Paciaudi  Mon.  Pclop.  I,  207.  Millin  G.  niyth.  LXXXl, 
327.  Panofka  Nvmphenreliefs  Taf.  I,  I.  (Ahh.  d.  Akad.  «1. 
AViss.  1846.) 

')  Miliin  G.  m.  LXIII,  32(1. 

')  Paus.   VI,  22,  4.     Im  Text  striil  zwar  jetzt  ha/.hifthia 


y.iu  ^i'id).).(ciis  xa'i  Ifijyuia  rf  xiu  "fnais.  Allein  die  auf  allen 
bisher  entdeckten  Bildweiken  in  üebereinstimmung  mit  den 
schriftlichen  Zeugnissen  vorkomniemle  Dreizahl  der  Nym- 
phen (Panofka  Bärtiger  Kopf  der  Nyniphenreliefs  Taf.  lu.ll) 
bestinin\t  mich  Jliiyitla  t)  xat  "fctai;  zu  lesen,  wenn  man  nicht 
gar  lliiyaCu  re  lieber  als  Kandglosse  mit  Rücksicht  auf  des  As- 
klepios  Tochter  laso  entstanden  ansehen  und  ganz  ans  dem 
Text  werfen  will. 

')  Strab.  Vlll,  p.  3fi5. 

)  Apollod.  II,  7,  3.  ai'vfßi]  ät  'jIi)(cx).eT  xarii  jtiv  Otqk- 
Tiiav  voaiiucd.  ifii<  lovio  xu)  anoväui  n()dg  Tiivg  Mo>.iofld'ui 
fnoiifOKio.  ül  iSi,  vaieQot'  l/iiyvorrtg  uüiöf  voouCriii,  frrt- 
jiHirrai  rw  mnnTevftitTi  y.ai  XTth'Ovai  noD.ovS. 


387 


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breiter  Pilaster   mit    Gesims:    er    ringt   gegen    einen    fast 
unbeltleideten  Jüngling  der  zu  unterliegen  sciieint." 

Statt  an  den  Zweikampf  des  llepliaistos  mit  dem 
Flufs^ott  Skamnndros  oder  Xantiios  zu  denken,  ziehe  ich 
es  vor  an  den  Mytlios  von  Daedalos  zu  erinnern,  zu 
dessen  Cliarakterisirung  sowoiil  die  Kiinstlertracht  {iiwfug) 
als  die  Architektur  beizutragen  vermögen,  und  zwar  an 
denMoment,  wo  er  aus  Neid  seinen  Scliiiler  Talos,  Sohn 
der  Perdix,  Schwester  des  Daedalos,  von  der  Akropolis 
stiirzt,  den  Erfinder  der  Töpferscheibe,  Siige  u.  a.  (Apollod. 
111,  15,  9.  Diud.  IV,  76.  Eurip.  Or.  1643)  den  Tansanias 
I,  21,  6.  4.  VII,  4.  5.)  Kalos  nennt.        Tu.  Panofka. 

Dem  so  erkannten  tödtlichen  Angriff  des  Daedalos  auf 
seinen  Schüler  uiul  NelTen  schliefst  die  Scene  sich  an,  die 
neulich  Quaranta  im  räthselhaften  Leiche  nzug  eines  pom- 
pejanischen  Wandgemäldes  treffend  erkannt  hat.  Eine  ßude 
mit  aufgehängten  Gefafsen,  Sagemaimer,  eine  Statue  der 
Gewerksgöttin  Minerva  und  hauptsächlich  der  danel)en 
stehende  Künstler  mit  einem  Nagel  in  der  Hand,  ver- 
muthlich  Dädalos,  bestätigen  jene  Erklärung  des  anl  einer 
Bahre  liegenden  Todten,  in  dessen  Kopf  überdies  bei  un- 
verletztem Zustand  des  Gemiildes  ein  Nagel,  wenn  nicht 
als  gleich  dienliches  Mordinstrument  der  Kompafs,  deutlich 
gewesen  sein  soll.  Vgl.  Raggnaglio  dell'  Accad.  Ercola- 
nese  per  1846  p.  5.  6.  Als  Gegenstand  des  ßildes  wird 
demnach  dort  die  Bestattung  des  Perdix  (Tfissw/ifie  dt 
Pcnllce)  angegel)en,  vermuthlich  auf  Autorität  des  So- 
phokles (f)'  Kunr/.ioiQ  fragm.  301  nach  Suidas  und  Pho- 
tius),  die  der  Mehrzahl  andrer  Zeugnisse  für  Talos  füg- 
lich das  Gleichgewicht  halten  kann.  Die  Sage  von  Er- 
henkung  jedoch,  die  in  Athen  am  Perdix-Heiligthum  (Suid. 
UiQdi/.og  'lifiöi'j  haftete,  spricht  mehr  für  eine  Frau,  also 
für  Perdix  als  Schwester,  für  Talos  als  Schwestersohn 
des  Dädalos.  E.  G. 


17.  Andromache.  —  In  der  Archäologischen 
Zeitung  (N.  F.  No.  10  S.  156)  beschreibt  Hr.  Sum. 
Birch  unter  dem  Millingenschen  Nachlafs  no.  11:  „das 
apulische  Fragment  einer  prachtvollen  Vase.  Erhalten 
ist  der  Obertheil  einer  Frau  ,  welche  in  ihrer  Linken  ein 
Kind  und  mit  ihren  Zähnen  das  B",nde  eines  durchsichti- 
gen Gewandes  hält  ihren  Busen  zu  decken.  Der  Aus- 
druck melancholischer  Gröfse  in  ihrem  Angesicht  erinnert 
an  Niol)e." 

Hiebei  übersah  unser  gelehrter  Freund,  dafs  durch 
das  Halten  des  Gewandes  mit  den  Zähnen  das  Brust- 
geben des  Kindes  entweder  als  bevorstehend  oder  als 
bereit»  vollbracht  bezeichnet  viird  und  dal's  der  Ausdruck 
melancholischer  Gröfse  in  dem  Angesicht  der  Mutter  hie- 
mit  im  besten  Einklang  steht,  sobald  wir  uns  die  An- 
dromache vergegenwärtigen,  welche  unter  den  troi- 
sclien  Frauen,  die  bereits  weil  klagenden  Gefangenen 
glichen,    Polygnot    (Paus.    X,  21,  4)    in    der  Lesche   zu 


Delphi  gemalt  hatte  mit  dem  K  näh  lein  Astyanax 
vor  i  li  r  stehend,  der  an  ihre  Brust  fafst.  Mit 
dem  Kleinen  am  Busen  erscheint  sie  auch  trauernd  am 
Boden  liegend  auf  der  Taliula  Iliaca  (Miliin.  Gal.  myth. 
GL,  HO). 

']"h.  Panofka. 

18.    SiLEN  BEI  MiDAS  (zu   Arch.  Z.  N.  F.  no.  21 

S.  334  f.)  —  Uei  Niederschreibung  meines  Artikels  über 
die  Vase  bei  Gerhard  Auserl.  Vasenb.  III,  238  hatte  icli 
übersehen,  dafs  mein  geehrter  Freund  Prof.  K.  F.  Her- 
mann schon  vor  mir  den  3Iidasmythos  auf  dieser 
Vase  entdeckt  und  in  no.  15  dieser  Archäologischen  Zeitung 
S.  237.  238  nachgewiesen  hat.  Indem  ich  mich  beeile 
dies  Versehen  wieder  gut  zu  macheu,  darf  ich  zugleich 
die  Hoffnung  wohl  aussprechen,  bei  so  grolser  Ab- 
weichung in  der  Erklärung  der  Einzelheiten, 
dem  unzweideutigsten  Zeugnil's  selbständiger  Forschung, 
werde  der  geneigte  Leser  den  Abdruck  beider  Artikel 
nicht  bereuen.  Th.   Panofka. 

19.  Casal  Crendi.  Als  ich  neulich  in  meinem 
Aufsatz  ,, Zur  Kunst  der  Phönicier"  (Arch.  Z.  N.  E.  no.22) 
die  phönicischen  Teinpelruineii  bei  Casal  Crendi  bespracli, 
hatte  ich  nirgend  die  geringste  Andeutung  dieser  in  ihrer 
Art  so  bedeutenden  Monumente  gefunden,  auch  nicht  in 
dem  in  diesem  Jahre  erschienenen  theils  von  d'Avezac 
selbst  theils  unter  seiner  Leitung  abgeial'steu  Tlieil  des 
Univers,  der  die  iles  de  l'Afrique  behandelt  und  auf  wis- 
senschaftlich erschöpfende  Behandlung  nicht  geringen  An- 
spruch macht.  Nachgehends  hat  sich  nun  zwar  ergeben, 
dafs  jene  Monumente  dennoch  schon  publicirt  und  be- 
schrieben sind,  ausführlich  sogar  und  mit  einem  Grund- 
ril's  und  mehreren  Ansichten  begleitet  in  der  „arthaeolo- 
gia,  Journal  of  the  society  of  tlie  antiquarians"  (London 
1842  p.  227  f.)  aus  einem  Briefe  des  Herrn  J.  G.  Vance 
Esq.,  dann  in  der  ,,revue  d'architecture"  von  1842,  die 
hier  nicht  aufzutreiben  ist,  ganz  kurz  und  in  sehr  un- 
bestimmten Ausdrücken  von  J.  de  IVitU;  im  Bullettino 
deir  Institute  1842  p.  42.  Meine  Besprechung  dieser  in- 
teressanten Denkmäler  verliert  hiedurcli  an  Neuheit,  über- 
flüssig aber  wird  sie  dadurch  wie  ich  glaube  nicht  ge- 
macht. Natürlicli  habe  ich  viele  Einzelheiten  und  Beson- 
derheiten ül)ergangen,  aber  die  Haupttheile  der  Gebäude, 
deren  man  sich  aus  der  englischen  Darstellung  kaum  be- 
wul'st  wird,  werden  aus  meiner  Darstellung  wie  ich  hoffe 
in  ganz  andrer  Klarheit  vor  Augen  treten,  während  sie 
wunderbarer  Weise  in  jener  Beschreibung,  die  auf  die 
gröl'ste  Genauigkeit  Anspruch  macht,  dimkel  bleiben. 
Auf  Plinzelnes  kann  ich  hier  nicht  eingehen,  werde  aber 
das  Ganze  noch  einmal  in  meiner  Reisebeschreibung  be- 
handeln, die  im  Laufe  des  nächsten  Sommers  ersciiei- 
nen  wird. 

Berlin.  IL  Barth. 


Iliezu  Tafel  XXIV  der  JSeuen  Folge:   Paralipomena,  der  Talosvase  u.  a.  m. 


Druck  und  Verlag  von  G.  Reimer. 


Herausgegeben  von  E.  Gerhard. 


65* 


66* 


ARCHÄOLOGISCHE   ZEITUNG. 


Beila";e  J\g  5. 


Neue  Folge. 


März  1848. 


NiicliltsL-  zur  Arcliüologisclieii  Zeitung  (Ka!liinor])Iios;  Kiiedenssaiile  von  Xantlios;    Acliilles  auf  Lenke).  —  Miiseo<;ra- 

pliiselies  (Uriltisclies  Museum;    aus  Alexanclria;   Assyrisclies).  —   Arcliaologisclie  Gesellscliafteu  (Berlin).   —    Wincliel- 

inannsfeste  (Rom,  Gottingen,  Bonn,  Berlin,  llamhurg).  —  Arcliäologisclie  Bibliographie.' 


I.    Nachlese  zur 


Archäologisclien   Zeitung. 


9.    K  A  L  LI  M  OR  PHO  s.    Die  Sogenannte  Atliene  x«X- 
)iiftO()(fog  ist  in  neuerer  Zeit  (in  diesen  Blattern  von  Preller 
1846.  No.  40.    .S.  204  und  von    Otto  Jahn   1847.    No.  4. 
55.03'')  wieder  zur  .Sprache  gehracht  worden,   und  nach- 
dem nacneutlich    von    (leni  erstgenannten   (belehrten   nach- 
gewiesen worden  ist,  dal's  jener  Beiname  aller  Beglaubi- 
gung enthelire    und    nur  aus    Plinins  XXXIV,  8,   19    mit- 
telst Uehersetzung  Iierausgekliigelt  worden  sei,  indem  als 
Beinarne  dieser  Göttin,  od-er  vielmehr  Göttinstatue,  ebenso 
gut   7]  y.uXij   oder   y.uXXlüxrj  erfunden  werden  kiinne,  hat 
der  letztgenannte  dem  Verständnils  der  Stelle  des  Plinins 
durch    eine    Conjectur   aulznliellen    gesucht.      Die   Worte 
des  Plinins  lauten  :  Ex  acrc  vern  praeter  Amazonem  su- 
pra  dictum  M'tncnniin  tarn  eximian  pitlchr'ttuiVinls  (lecit), 
ut  joriHui;  coyiKDucn  acceperU.     Es    ist    von    den  Herans- 
gebern des  Plinins    sowohl   als    von    allen    denen,    welche 
die  Stelle  sonstwo  behandelt  haben,  niciit  verkannt  wor- 
den,   dal's    in   des  Schriltstellers   Worten    die  Angabe  des 
dieser  Statue  des  Phidins    ertlieilten   Beiworts  fehle,  und 
aller  Vennutiiung    nacli    in    dem    schon    an  sich  unerklär- 
baren  und  darum  venliichtigen  fonnui)  liegen  nifisse.    Um 
von  dem  Eird'alle  des  Pincianns,    welcher  Ph'idiae  an  die 
Stelle    von   fnrmue  setzen  wollte,    alizusehen,   so   müssen 
wir   Jahn's   Verjnutliuiig  BIuQqw    von   Seiten    des  Scharf- 
sinns zwar  alle  Gerechtigkeit  widerfahren  lassen,  kiinnen 
sie  aber,  oline  darauf  Gewicht  legen  zu  wollen,  dals  sich 
dieses  Beiwort   für    tlie    Athene    nicht    weiter   nachweisen 
liilst,  schon   aus  dem  Grunde  nicht  billigen,  weil  wir  über- 
haupt  von    diesem  der    A|jhrodite    iii  .Sparta    znertheilten 
Beiworte  nichts  anderes,    wie  Jahn  selbst  anj;iebt,  ermit- 
teln kiinnen,  als  dal's  die  Darstellung  derselben  eine  un- 
bevrailnete    Aphrodite,     im    (iegensatz    einer    liewaflheten, 
gezeigt    iiabe,   eine  Eigenthiimlichkeit   welche    bei    der  so 
sehr  verschiedenen  Symbolik    gerade  dieser  beiden   Gott- 
heiten kaum  eine  Anwendung  auf  ein  Pallasbild  gestattet. 
.Xul'serdem  fragt  es  sich,  und   das  scheint  mir  bei  Erklä- 
rung oder  Wiederhei  Stellung    einer  dunkeln  Stelle  immer 
die   erste  Krage  zu  sein,    was  nach  <lein  sonstigen   VVort- 
sinii    wohl    der    Schriftsteller   sagen    k<mnte   oder   mul'ste, 
und    ila  dieses  aus  den   beschreibenden  Worten    titm   cxi- 
iiiiuc  pukliriludiiiis  ebenso  unzweilelhaft  ist,  als  dal's  ilie- 
sen  das    an    sich    unverständliche   Beiwort    DIu^kjui   nicht 
entspricht,  so  ist  man  bei  der  logischen  Abhängigkeit,  in 
welcher    die    Worte  ul    u.  s.  w.    zu    den    vorausgehenden 
stellen,  gezwungen,  wieder  auf  die  fridieren  Erklärungen, 


die  hier  eine  xuD.ifioQffog  oder  eine  x(t)J.i'ait]  oder 
xuXrj  anerkannten,  zurückzukommen.  Wenn  ich  nun,  um 
allen  .Schwierigkeiten  ein  Ende  zu  machen,  statt  formuc 
vorschlage  formosae  zu  lesen,  so  gestehe  ich,  dafs  ich 
der  Kichtigkeit  dieser  Vermuthung  aus  keinem  anderen 
(Trunde  niil'straue,  als  weil  sie  zu  olFen  und  leicht  dar- 
liegt, um  glauben  zu  kiinnen,  dal's  sie  dem  .Scharfsinn 
der  Gelehrten,  die  diese  .Stelle  behandelt  haben,  hätte 
entgehen  kiinnen.  In  Erwartung  deslallsiger  Belehrung 
über  Unzulässigkeit  dieser  Vermuthung  aus  einem  mir 
unliekannten  Grunde ''j.^welche  wenigstens  jedeidalls  den- 
jenigen Namen  zu  enthalten  scheint,  welchen  Plinius  an- 
geben wollte,  und  welcher  mit  der  von  Lukianos  Imag. 
6  gegebenen  Schililerung  dieser  Statue  in  vollkommener 
Uebereinstimmung  steht,  glaube  ich  einstweilen  darauf 
fortbauen  zu  dürfen,  wobei  ich  mich  nunmehr  an  meine 
Vorgänger  halten  kann. 

Sind  wir  nach  diesem  Beiworte,  zugleich  unter  Be- 
rücksichtigung des  Charakters  der  Athene  selbst,  berech- 
tigt, in  dem  Werke  tles  Pheidias  die  Darstellun»  jiino- 
iräulicher  .Schönheit  in\erbindung  mit  der  ernsten  VViirde 
des  Pallasideals  anzunehmen,  so  kann  um  so  weniger  die 
Beziehung  des  Berichts  bei  llimerios  Ür.  21  auf  diese 
.Statue  in  Zweifel  gezogen  worden,  als  was  davon  aus"e- 
sagt  wird,  dal's  der  Künstler  das  jungfräuliche  Errötheii 
auf  den  Wangen  der  Jungfrau  in  dem  Erze  auszudrücken 
verstanden  habe,  nur  auf  dieses  Bildwerk  des  Pheidias 
Anwendung  findet,  und  hier  belinden  VTir  uns  in  voll- 
komnuier  Uebereinstimmung  mit  unsern  Vorgängern,  von 
welchen  Preller  es  mit  Keclit  als  überllüssig  erachtet,  die 
Benutzung  und  Auslidirung  eines  solchen  .Motivs  dem 
Pheidias  zuzutrauen.  Der  mögliche  Zweifel,  ob  diese 
Nachricht  nicht  eine  Erfindung  des  Khetors  sei,  wird 
wie  ich  glaube,  hinlänglich  dadurch  zurückgewiesen,  dafs 
die  berichtete  l'hatsache  so  aul'serordentlicher  Art  ist,  dafs, 
wenn  dieselbe  keinen  andern  (irund  als  alles  Hirn  eines 
Redekünstiers  gehabt  hatte,  dieser  die  historische  Liceuz 
bis  zur  Darstellung  des  Unglaublichen  mifsbraucht  haben 
würde.  .\us  der  weiteren  Beschreibung  des  I{hetors,  wel- 
cher unzweifelhaft  alter  Tradition  folgte,  vermögen  wir 
aber  riicksiclitlich  der  Beschairenheit  <les  Werks  nur  noch 
abzunehmen,  dal's  der  Kopf  der  Eigur  ohne  Helinbedeckun» 
war,  woraus  noch  keineswegs  hervorgeht,  diese  Athene 
als  eine  schlechthin  unbewaffnete,  im  Gegensatz  von 
sonst  iiblicher  Darstellungsweise,   zu  denken.     Diese  Bil- 


*)  Was  Uiialreip.ere  de  (iiiincy  im  Mayasin  encyclop. 
180!),  Juli  '1'.  IV.  S.  91  flg.  darüber  bemerkt  hat,  vcrinaji  icli 
jetzt  nicht  einzusehen. 

'*)  Der  einzige  Einwand,  den  man  erliiben  könnte,  ilals 


Plinins  lüklwerku  nach  ihren  griechischen  Beinamen  zu  be- 
zeichnen i)llc^e,  scheint  nin  so  nneihelilicher  zu  sein,  als  es 
bei  der  von  ihm  gegebenen  Schililerung  gar  nicIit  darauf  ankam, 
den  fremden  Ausdruck  aiiziiliiliren« 


67* 


68* 


düng  einer  Athene  ist  alier  allerdings  so  singiitär,  dnfs 
auch  schou  aus  diesem  Grunde  die  Nachricht  selbst  niciit 
aus  der  Luft  gegritleu  seiu  kann.  So  anerkennungswerth 
nun  aucli  die  von  Schüll  (Arcluiol.  Mittlieil.  aus  Grieclien- 
)<ind  I.  S.  48  un<l  72)  und  Forchhaminer  (Zeitsclir.  i.  d. 
Alterth.  1844.  No.  134.  S.  1062)  gemachten  Versuche 
sind,  uns  ein  Bild  von  dieser  sdiünen  Atliene  zu  entwer- 
ien  und  ein  Ahliild  dessellien  in  den  noch  vorliandenen 
Pallasstatuen  nachzuweisen,  so  wird  doch  lies  Letztge- 
nannten Auflassung  durcii  den  ihm  entgangenen  Umstand, 
dafs  das  Haupt  vom  Helm  enthlöfst  war,  unstatthaft,  näh- 
rend desselben  weiterer  Darstellung,  wornacii  Athene  in 
ruhiger  Stellung,  mit  Aegis,  aufrecht  stehendem  Speer, 
den  Schild  zur  Seite  an  die  Erde  gelehnt,  in  dem  Sinn 
einer  friedlichen,  nicht  kriegerischen  Göttin,  grol'se 
Wahrscheinlichkeit  zugestanden  werden  mul's.  Zu  dieser 
zuletzt  erwähnten  Auüassung  passen  auch  diejenigen  Bild- 
werke, welche  Scholl  namhaft  macht,  im  Ganzen  um  so 
wehr,  als  sie  auch  den  Kopf  ohne  Helml)ekleidung  zeigen, 
und  wir  sind  üherzeugt,  dal's  unter  diesen  allerdings  eine 
Nachhiklung  dieser  friedlichen  Atliene  zu  suchen  sei,  so 
wie  auch  die  Identität  der  Statue  dieser  scltönen,  fried- 
fertigen Atliene  mit  der  sog.  Leinnischen  auf  der  Burg, 
was  alle  meine  Vorganger  angenommen  haheii,  und  was 
iii)rigens,  um  dieses  beiläufig  zu  bemerken,  auch  schon 
Böttiger  Andeut.  zu  XXIV  V'orles.  über  Aicliäologie  I. 
S.  85  aufgestellt  hatte,  unzweifelhaft  erscheint,  (lerade 
aber  dieser  andere  Beiname  des  Werks,  rj  yh]!.ivla,  wel- 
cher seiner  historischen  Bedeutung  wegen  der  allgemein 
übliche  gewesen  sein  mul'ste,  mag  den  Grund  enthalten, 
dafs  uns  das  Bild  unter  jenem  andern  nicht  weiter  ge- 
nannt vorliegt.  Es  genüge  nur  noch  zur  weitern  Cliarak- 
terisirung  unsrer  Atliene  auf  ein  Vasenliild  (Archiiol.  Zei- 
tung 1845.  'I'af.  XXVllI  aus  Avellino's  Bull,  arch.  Nap. 
Taf.  VII)  hinzuweisen,  wo  Atliene  sitzend,  ohne  Helm, 
das  Haar  hinten  mittelst  einer  Binde  in  die  Höhe  gelloch- 
ten *),  mit  der  Aegis  bekleidet,  nachlässig  in  der  Linken 
den  Schild,  in  der  Rechten  den  Speer  haltend,  dargestellt 
ist.  Uebrigens  wird  die  Darstellung  einer  Athene  ohne 
Kopfbedeckung  durch  die  bei  den  Dichtern  nicht  seltene, 
und  ohne  jene  .Annahme  undankbare  Schilderung  von  dein 
schonen  Hiiare  der  Göttin  weiter  bestätigt,  schon  von  der 
llias  an,  wo  ihr  L,  92  das  Beiwort  iicxn/nug  ertheilt  wird: 
l'indar  nennt  sie  wenigstens  ^«i-S^v,  ,  Hymn.  fr.  5.  Vgl. 
Dissen  zu  'riliull.  1,4,  20.  Wenn  Rigler  Annotat.  ad 
Tibull.  Part.  I.  .S.  XIV  bei  Erklärung  dieser  Stelle  des 
Tibull  das  Schwören  bei  den  Haaren  der  Minerva  aus 
<leni  Grunde  fiir  unstatthaft  lijilt,  weil  nicht  bewiesen 
werden  könne,  dafs  der  Göttin  ihre  Haare  besonders  werth 
gewesen  seien,  und  hiernach  zu  einer  Aenderung  des  Worts 
crines  seine  Zulluclit  nimmt,  so  hat  dieser  sonst  so  um- 
sichtige Erklärer  unlieriicksicbtigt  gelassen,  dafs  es  sich 
von  einem  Schwur  Liebender  handelt,  der  auf  das  aller- 
dings vielfach  gefeierte  lilonde  Haar  der  Göttin  (flava 
mehrmals  bei  Ovid  genannt)  abgelegt,  der  Sache  ganz 
angemessen  erscheint.  Fr.  Osann. 

10.  Friede NssÄuLE  von  Xanthos.  Eine 
wichtige  Variante  dieser  in  der  .Arch.  Zeitung  (II,  282. 
IV.  P".  1,33*)  nielirbesproclienen  Inschrilt  wird  uns  briellich 
von  Hrn.  11'.  IV.  LUtijd  zur  .Spraclie  gebracht.  In  der  zehn- 
ten Zeile,  bemerkt  Hr.  Lloyd,  sei  das  Wort  «(iKAAAS, 
auf  welchem  die  von  Hrn.  Franz  aufgestellte  Verinuthung 


arkadischer  Hülfsvölker  beruht,  durchaus  zweifelhaft;  eine 
der  Abschriften  gebe  «pSAAAS  und  diese  Lesart  habe 
bei  erneuter  Prüfung  (  \ermutlilicli  eines  im  brittischen 
Museum  beiiiidlicheii  Abgusses)  sich  bestätigt  gefunden. 
In  Bezug  auf  diese  Mittlieilung  äufsert  nun  Hr.  J.  Franz 
sich  folgendermafsen: 

„Da  Fellows' Abschrift  deutlich  KAAAS  darbot,  in 
Schönborns  JMittheilung  aber  das  C  in  SAAA  als  ein 
seiir  zweifelhalter  Buchstabe  bezeichnet  war,  so  inufste 
die  Kritik  nothwendig  APKAAAS  herstellen.  Es  war 
dies  nach  dem  Tliatbestand  keine  bloFse  Vernuitliiing. 
Hr.  Lloyd  behauptet  nun,  kein  K,  sondern  ein  C  sei  auf 
dem  Stein  sichtbar.  Wenn  dies  wahr  ist,  so  fällt  natür- 
lich meine  Ilestitution  weg.  Derselbe  hat  für  die  neu 
aufgestellte  Leseart  CAAAS  den  Namen  APSAAAS 
in  Bereitschaft,  indem  er  sich  auf  die  von  Spratt  und 
F'orbes  Travels  in  Lycia  T.  II.  p.  291.  mitgelheilte  In- 
schrift APCAAEßNOAHMOS  beruft.  Es  bleibt 
jedoch  ungewils,  ob  er  die  Identität  der  Formen  l-ipaa- 
dtTg  uadl4t)aüdig  wohl  erwogen  hat.  Denn  APCAAEßN 
zeigt,  dafs  der  Name  der  Lykischen  Stadt  'l-IgauÖH  war, 
nach  der  Analogie  von  Ii?prz«»tl«,  Kudi'urdc,  O'trauvdu. 
Wie  die  Einwohner  dieser  Städte  ^(jvy.uydtig,  Kitdvav- 
^itg ,  Oii'OuvdtTg,  so  hiel'sen  die  Einwohner  von  Arsada 
^-IpauöiTc.  Es  fragt  sich  nun,  ob  für  L-IrtnudiTg  auchi-/(J- 
aüdig  stehen  könne.  Und  da  blielie  nichts  übrig,  als 
einen  Stammheros  UgauQ  anzunehmen,  auf  den  die  Ein- 
wohner ihren  ursprünglichen  Namen  IdgaüÖK;  zurückge- 
führt hätten,  woneben  sich  im  Verlauf  der  Zeit  der  Name 
fiir  die  Stadt  Z-lgaudii.  und  das  dazu  "ehörige  Ethnicuui 
-^pa«(hr?  festsetzen  konnte." 

„Jedenfalls  bedarf  die  neu  aufgestellte  Leseart  und 
die  darauf  gegründete  Vermutbung  des  Hrn.  Lloyd  noch 
einer  weiteren  Untersuchung.  Diese  und  die  Kritik,  welche 
sich  in  dieser  Zeitung  Sept.  1847.  Beil.  n.  3.  auf  das 
Epigramm  von  Xanthos  geworfen  hat,  wird,  so  weit  sie 
es  verdient,  in  den  Addendis  ad  Corp.  inscrp.  Gr.  Vol.  HI. 
Berücksichtigung  linden." 

11.  Achilles  auf  Leüke.  Die  Nacliweisung 
dieses  Gegenstands  auf  einem  merkwürdigen  Gefäfsbild 
des  Berliner  JMuseums  durch  Hrn.  von  Paucher  (Arch. 
Z.  N.  F.  no.  7)  hat  Hrn.  IF.  ]V(itl;iss  Llnijd  zur  Iiand- 
scliriltliclien  Mittlieilung  feinerer  Bemerkun^pu  über  das- 
selbe Gefäfsbild  veranlafst,  aus  ilenen  wir  Folgeiiiles  aus- 
heben. Indem  derselbe  der  Deutung  auf  Achill  und  das 
Eiland  der  Seligen  im  Allgemeinen  sich  anschiiefst,  will 
er  es  nur  dahin  gestellt  sein  lassen,  ob  statt  des  Kroto- 
niaten  Leonymos  nicht  sonst  ein  gewöhnlicher  Sterbliclier 
im  neuen  Ankömmling,  und  alsdann  in  der  Figur  hin- 
ter Achill  Patroklos  zu  verinuthen  sei;  beim  Schildzei- 
clien  des  Achill  erinnert  er  an  tue  Sonne  in  .Mitten  des 
lioinerischen  Acliillcsschildes  (II.  XVIII,  484).  Hinsichtlich 
des  Ge^eiibilds  ist  Hrn.  Z>s.  Ansicht  al>ueiclieiider:  er 
glaubt  Memiion's  Kampf  mit  Achill  unzweideutig  zu  er- 
kennen, woliir  allerdings  die  aliiiliclie  \erbiiidiiiig  käm- 
pfender Tliiere  neben  der  Darstellung  jenes  Zweikampfs 
aiit  einein  (iefäfs  ganz  ähnlichen  Styles  (  Milliii.  (iai. 
CLXIV,  599:  Stier  und  (Jreif)  spricht.  Ohne  Zweifel 
wäre  die  Gruppe  auch  früher  so  gedeutet  worden,  hätte 
nicht  die  Nebenfigur  der  sinkenden  Amazone  daran  ge- 


*)  Darauf  bezichen  sich  verniiitlilich  die  Worte  «les  I'ollux 
II,  3.},  wo   er  von   den   vtiscliicdcnen  .\rten   des   Haarinitzcs 


spricht:  xiä  7iaii(in).(xnv  i«?  ^Q^/!"^t  '''>  ('Vttnktxnv.    xid  yiii- 
(Hinen'/.eyLUvri  ij  'Altrivü,  r  iii'untTiXtyfiü'i). 


09* 


70-' 


Iiindfit;  llr.  Lloyd  IiJilt  diese  für  Pentliesilea,  ist  al)er 
Zeugnisse  scliiililifr  geMielien,  laut  denen  jene  in  den  er- 
sten  liiicliern  lies  (Jiiinlns  Siuvmaens  so  viillig  getrennten 


beiden  Kämpfe  nncli  als  ein  einziger,  von  ^cliill  zngletrli 
geg^-n  .Meinnon  und  gegen  Pentliesilea  geführter,  Iviinipf 
sich  (lenken   iiel'sen. 


11. 


31  u  s  e  0  o  r  a  p  Ji 


sehe  s. 


1.  Rkittisciiks  IMuseum.  im  hrittisclien  I\Iuseum 
sind  aul'ser  ilen  halikarnassischen  uml  sonstigen  griechi- 
schen [Olieii  JS.  202,  14]  Sculpturen  neuerdings  auch  vier 
etruskische  Tu  d  t  e  n  Iv  is  t  e  n  angelangt,  deren  nähere 
Beschreihunt;  uns  versprochen  wird;  ferner  einausMicali 
(Mon.  XW  I)  wohl  bekannter  e  t  rus  kl  seil  er  Sarkophag- 
deckel  mit  der  lehensgrofsen  Figur  eines  niumie/iarlig 
ausgestreckten  Verstorbenen.  Aus  .Miliin  gen 's  Besitz 
fielen  dem  iMuseiun  zugleich  mit  den  in  diesen  lü.'iltern 
[Ohen  S.  164 IF.]  bereits  verzeicIinetenThondenkmalern  auch 
mehrere  hübsche  IJronzen  ardieim,  namentlich  die  aus  .Alon. 
deir  Inst.  III,  2;}  bekannte  Gruppe  des  von  Eos  getragenen 
IMemnon,  lerner  die  sitzende  kleine  Figur  eines  mit  Pi- 
leus  bedeckten  Heros,  der  beide  Arme  ausbreitet,  sodann 
ein  oberwiirts  mit  Hippokam|)eii  verzierter  Herd  (liearth), 
endlich  ein  Geriilliluls,  der  unten  in  eine  Lciwentatze, 
oben  in  ein  Oorgonenhaupt  endet,  [dem  ähnlichen  clusi- 
uischen  im  Berliner  iMuseum  vermuthlich  von  Haus  aus 
verwandt].  Ferner  ist  die  merkwiirdige  Basseggi  o'sche 
Vase  angekauft  worden,  welche  Feuerbach  (Bull.  1840 
p.  125)  aus  den  Wespen  des  .Aristojjlianes  zu  erklären 
versucht  hat.  Hr.  ISirch,  dem  wir  die  obigen  Notizen 
verdanken,  bemerkt  dagegen,  dafs  der  Styl  des  Gefäfses 
einer  noch  älteren  Zeit  als  der  des  Aristophanes  ange- 
Iiiire,  dal's  nach  Sprichwörtern  wie  o>'OC  f  i'  fttliirriig  und 
aqiijyiuv  fpf^f/'z«?  (Diogenian.  VII,  32.  Vgl.  die  bacclii- 
sche  Bienenzucht  Ovid.  Fast.  111,  735  17.)  es  auch  an 
sonstigen  auf  jenes  Gefäfsbild  anv^endbaren  Sagen  nicht 
fehle,  und  dal's  namentlich  irgendwo  (Miliin  Dictionaire 
de  la  fable  v.  Al)eilles)  eine  Sage  von  vier  Männern  sich 
linde,  welche  die  heiligen  Bienen  der  kretischen  Zeus- 
grotte rauben  widlten. 

2.  Aus  Alexaxdria  geben  Briefe  des  Um.  Hnrr'is 
Nachricht  von  einem  ohnweit  einer  dortigen  Kirche  der  li. 
Katharina,  der  angeblichen  Stelle  der  |itolemäisclien  Biblio- 
thek, erfolgten  Fund.  Dort  soll  ein  (iranitljlock  mit  einer 
verniutldicli  zur  Auliiewahruiig  von  Papyrusrollen  bestimm- 
ten Vertielung  g(dunden  worden  sein,  mit  der  auf  einer 
Seite  des  ISlockes  i)efindlichen  Inschrilt  ^logy.ovQidrjg  y 
lOfiot,  .Xul'ser  dieser  .Nachricht,  welche  fernerer  Bestäti- 
2un!i  bedarf,  hat  die  ki;l.  Gesellschaft  für  Litteratur  einen 
genauen  Bericht  fies  Hrn.  Harris  iilier  I4(j  von  ihm  er- 
kaufte Papyrusblälter  erhalten,  unter  ilenen  aufser  zahl- 
reichen biblischen  Bruchstücken  auch  die  bereits  früher 
erwJLlinte  Rede  des  Hyperides  |unten  S.  7I*J  sich  belin- 
den soll.  —  In  dersellien  Gesellsclialt  las  Col.  Sliiddiirt 
neulich  über  rliodische  und  kindische  A  m  p  li  oren  h  e  n  k  e  1 
seines  Besitzes  [Vgl.  oben  S.  10,25]:  darunter  befiiulen  sich 
48  knidische  .Alagistratspcrsonen  aus  der  Zeit  von  Vespa- 
sian  bis  auf  Marc  Aurel.  Von  rhodischen  daiieaen  nur  ein 
einziger,  obwohl  häulig  wiederkehrender  Name.  Andre 
Henkel  ridiren    von  einer  .Stadt    mit   gemischter,    griechi- 

')  Ks  «iril  der  Gott  liciipu  (Wilk.  Alann.  et  Cust.  V.  ]>\.  m.) 
gemeint  sein.  Die  Beschreibung  Reschjm  kommt  iiusers  Wis- 
sens nicht  vor.  A,  d.  H. 


scher  und  römischer  Bevölkerung  her,  vielleiclit  aus  Ko- 
rinth;  noch  eil  andre  sind   Ungewissen   Ursprungs. 

3.  A  ssT  KI  s  c  iiES.  Ueber  Layard's  .Assyrische  Al- 
terthümer  wird  gleichfalls  aus  London  zu  Ergänzung  unsres 
fridieren  Berichts  [oben  .S.51*lF.J  manche  neue  Bemerkung 
uns  mitgetheilt.  Im  Allgemeinen  findet  der  hohe  VVertli 
von  Hrn.  Layard's  Leistungen  immer  meiir  die  ihnen  ge- 
bidirende  Anerkennung.  Bei  nicht  geringerer  .Ausbeute 
als  Botta  durch  seine  Ausgrabungen  erlangt  hat,  kommt 
Hrn.  Layard  das  Verdienst  zu  statten,  sämmtliche  Zeich- 
tinngen  seiner  reich  gelullten  Portefeuilles  saramt  250  In- 
scliriltabdrücken  eigenhändig  ausgefidirt  zu  haben.  Ge- 
genwärtig bereitet  derselbe  ein  Reisewerk  vor,  welches 
alle  jene  Zeichnungen  und  Inschriften  umfassen  imd ,  da 
es  einen  Aufwand  von  ungefähr  4000  Pfund  erheischt, 
mit  Hülfe  der  Regierung  frühestens  in  zwei  Jahren  von 
hier  erscheinen  soll.  Mittlerweile  ziehen  manche  von 
Hrn.  Layard  mitgebrachte  kleinere  Gegenstände  aus  Nim- 
rud  die  .Aufmerksamkeit  auf  sich.  Namentlich  gilt  dies 
von  Ell  enbeinpl  ä  t  tc  hen  die  zu  einem  Kästchen  ge- 
hiireu  mochten;  auch  Hände  und  Arme  menschlicher  Fi- 
guren haben  in  gleichem  Stoffe  sich  vorgefunden,  welche 
vermuthlich  auf  einer  Grundiläche  befestigt  waren,  ferner 
Stierliguren,  Sphinxe  und  andre  Verzieruuüen.  Am  merk- 
würdigsten aber  sind  mehrere  solche  Plättchen,  in  denen 
ägyptische  Darstellungen  von  assyrischer  Künstlerhand 
gebildet  sind.  Zuvilrderst  ein  Kiinig  mit  dein  Khepersli 
oder  ägyptischem  Helm,  welcher  mit  einem  Ring  verziert 
(aunulated)  ist:  an  der  .Stirn  ist  er  ilurch  einen  Uräus 
ausgezeichnet  und  hält  in  seiner  Hand  einen  dreiblnmigen 
Stengel  von  der  Lotus-  oder  Papyrusptlanze  auf  welcher 
er  steht;  bekanntlich  pflegt  der  Papyrus  das  untere  Land 
-Vegyptens  oder  die  Erde  zu  bezeichnen.  Eine  andre 
Figur,  welche  dem  Gott  }{en-pu  oder  Kesh-pu  '  )  ähnlich 
ist,  vielleicht  der  Reseph»)  der  heiligen  Schrift,  hält 
in  seiner  gesenkten  Liidien  das  ägyptische  Henkelkreuz 
(croix  ansee)  oder  Lebenssymbol,  Ganz  besonders  merk- 
würtlig  aber  sind  zwei  Plättclien  von  etwa  9"  Länge  zu 
4"  oder  5"  Höhe,  jede  mitten  inne  mit  einem  ägyptischen 
Namenszug  versehen. 


Mife: 


Der  eine  dieser  Ringe,   welcher  glücklicherweise  voll- 
ständig  ist,    ersclieint   von   einem   Diskus    zwischen    zwei 


■)  Soll    walirsrhcinlich    auf  die  Assyrische  Sindt  KczcpU 
gehen  2  Kün.  19,  12.  Jer.  37,  12.  '  A.  d.  H. 


71* 


72* 


Straiifsfedern  überragt  und  entliiilt  den  Namen  Auhnu 
oder  Aub-nu  Ra.  Verniutlilich  gehört  dieser  Name  einem 
assyrischen  Gott  oder  Kiinig,  wahrscheinlicher  einem  Gott, 
da  der  Ru  lautende  Sonnendiskus  (QU  hinter  Namen 
von  Gottern  auch  sonst  vorkommt,  die  mit  der  Sonne  in 
Verhinduiig  stehen.  Soll  man  den  chaldaischen  Oannes 
oder  DauoM  hier  vermuthen  [der  doch  mehr  neptunisclien 
als  solarischen  Charakters  ist]?  Der  zweite  jener  Na- 
inensringe  ist  leider  zum  grolsten 'l'lieile  zerstört;  die  er- 
haltene untere  Hallte  scheint  in  ihren  zwei  Hieroglyphen- 
zeichen  den  Namen  .  .  .  .  netit  zu  enthalten,  namlicli  tu 
die  Wellenlinie  ne  und  das  Zeichen  rechts  darunter,  wel- 
ches vielleicht   0     ta  zu  lesen  ist.     Es  mag  der  Name  ei- 


ner  vveihlichen  Gottheit  sein,  dessen  Verlust  hier,  wo  er 
zugleich  mit  dem  des  ersten  Namensrings  sich  henutzen 
liel's,  sehr  zu  lieklagen  ist.  13ei  der  Unzuverläl'sigkeit  der 
uns  erhaltenen  Namen  der  ersten  Assyrischen  Dynastie 
wendet  man  sich  liei  dieser  Forschung  sofort  dem  zweiten, 
auf  geschichtlicherem  Grund  liernhenilen  Königsreiclie  zu. 
Ich  hege  nach  mehreren  Anzeichen  die  Ansicht,  dal's  die 
Könige  der  22sten  ägyptischen  Dynastie  nach  Fremden, 
verm\ithlich  Assyrern,  benannt  sind.  Einige  der  Könige 
heil'sen  {.''<( -sii'iu7.oji,  Sur-ffoii,  TdheJlollüs,  DigJath  (oder 
Tiijluth);  auch  der  Name  A'iiiinif  oder  A'iiiiriit!  kommt  vor. 
(Aus  Mitthe'duiiijcii  des  Hrn.  Sam.  HWch). 


III. 


Archäologische 


Berlis.  In  der  arcliiiologischen  Gesell- 
schal't  vom  6.  Januar  J848  ward  zuerst  von  Hrn.  Gerhard 
über  die  wichtigsten  archäologischen  .Neuigkeiten  grolsen- 
theils  aus  .Mittheilungen  berichtet,  welche  der  Gesellschalt 
unmittell)ar  zugegangen  waren.  Ueber  die  groFsen  assyri- 
schen Ausbeutungen  von  Nimnid,  durch  welche  der  neu- 
lich nach  England  zurückgekehrte  Engländer  Layard  dem 
Glanz  der  liottaschen  Funde  die  Spitze  bietet,  war  man 
durch  ein  von  Herrn  Blrcli  veriafstes  Verzeichnifs  der  in 
London  bereits  angelangten  Skulpturen  und  durch  Herrn 
Velix  Lajitrd's  Begutachtung  der  in  Paris  vorgelegten 
Lajardschen  Zeichnungen  unterrichtet.  \'on  den  im  britti- 
sclien  .Aluseum  bereits  ausgestellten  halikarnassisclien  Re- 
lieis  ist  eine  genaue  Ijeschreibung  durch  Prot.  Urlichs  in 
(ireilswald  in  der  Archäolog.  Zeit.  Nr.  11.  erlolgt.  (Gleich- 
zeitig wird  der  Wertli  dieser  leliensvollen  Amazoneiikiimple 
nochdurch  das  besondere  Interesse  gesteigert,  welches  sie 
als  lJel>erreste  des  Mausoleums  iür  unsere  mullirnarsliche 
"Vorstellung  über  diesen  erst  durch  die  rhodisclien  lütter 
völlig  zerstörten  Wundeibau  liaben.  Cockerell's  dadurch 
veranlalste  Jlestauration  des  Mausoleums  ward  vorgelegt 
und  weiterer  Prüfung  empfohlen.  —  Aus  Berichten  des 
Herrn  Sdtii.  Birc/i  zu  Louflon  ward  über  eine  Sammlung 
irdener  VotiWiguren  aus  Kalymna  Kunde  gegel)en  und 
ebendaher  der  Fund  eines  von  Herrn  (^h.  C.  Harris  er- 
worbenen alexandriiiischen  Papyrus  angezeigt,  welcher  ein 
25  Seiten  starkes  griechisches  Inedituin  des  Jledners  Hy- 
perides  auf  750  von  Harpalos  (Diod.XNII,  lOö)  deponirte 
Talente  beziiglich  enthalten  soll  (Vgl.  S.69*J.—  Aus  Trier 
liatte  der  Architekt  Schmld  iilier  die  von  ihm  geleitete 
Ausgrabung  cler  mächtigen  Palastruine  vor  dem  St.  Bar- 
bara-Thor berichtet,  welcher  man  kostbare  Spuren  vor- 
maliger Pracht  und  namentlich  auch  einen  Amazonentorso 
verdankt,  der  den  ähnlichen  .Statuen  des  ^■atikans  und 
Kapitols  den  Hang  streitig  macht.  Der  (iesellschalt  kam 
es  zu  statten,  dal's  Herr  von  Oiiust  als  Augenzeuge  jener 
vielversprechenden  Ausgrabuni;  die  dariilier  eingelaufenen 
Notizen  au(  h  seinerseits  vervollständigen  konnte.  —  Hier- 
auf las  Hirr  l'dnnjha  ülier  ilie  bildliche  Daistellung  der 
Ekecheiria  (Wallenslillstand)  und  widerlegte  dann  die  Be- 
hauptung <les  zum  neuliclien  Winckelinanns-h'cst  erschie- 
nenen Bonner  Proiirauims,  dal's  auf  <lem  Tempel  des  olym- 
pischen Zeus  zu  ()lyni|)ia,  dessen  (iiebelf'eld  mitten  eine 
vergoldete  Nike  schmückte,  als  Akroterien  vergoldete  Na- 
.sen  standen,  inrlem  dii-  (Gegenwart  der  Nike  schon  hin- 
reiche zu  beweisen,  dal's  in  <lem  von  Völkel,  C^l.ivier, 
.\ibby  und  Siebeiis  als  Nase  aulgefal'sten  ?.f;^';?  des  Pau- 


Gesell  seh  aften. 

sanias  (V,  10,  3)  ofFenbar  ein  Dreilufs  zu  verstehen  sei. 
Auf  die  noch  zum  'l'heil  erhaltenen,  einst  decketraiienden 
Giganten  des  olympischen  .lupiter-Tempels  in  Agrisent 
üiiergeliend ,  zeigte  Herr  Panolka  ein  in  Neapel  erwor- 
benes antikes  Figürchen  eines  'J'elamonen  von  grünlicher 
F'arbe  aus  Hörn,  dessen  Bildung  mit  jenen  (Giganten  eine 
überraschende  Aehnlichkeit  verrath  und,  mit  einigen  glei- 
chen Exemplaren  gefunden,  wegen  des  an  der  Seite  be- 
findlichen Einschnitts  vermuthlich  ehemals  zur  Eckenver- 
zierung eines  Kästchens  diente.  —  Zum  Schlufs  äul'serte 
Herr  Panolka  über  ein  von  Herrn  Zahn  in  farbiger  Zeich- 
nung zur  Stelle  gebrachtes  pompejanisches  Wandgemälde 
(Pompeji  II,  61),  das  Opfer  der  Iphigenia  darstellend, 
dal's  die  für  ein  hölzernes  Zelt  mit  langen  Vorhänsen 
anerkannte  .•Architektur  durch  ihre  griechische  Benennung 
nvXii;  zugleich  die  Lokalität  der  Handlung  andeute.  Der 
bisher  unerklärte  Flügel -Jüngling  aber  mit  Chiana  über 
den  Schultern  und  voi gestreckten  Händen  in  raschem 
Lauf  —  eine  Aletallstatuette  auf  dem  Dach  des  Zeltes 
als  Ornament  angebracht  —  scheine  die  Absicht  zu  lia- 
ben Iphigenia  dem  Opfer  zu  entfuhren;  man  könne  ihn 
daher,  mit  Rücksicht  auf  die  verheil'sene  Ehe  des  trauernd 
vor  tlemZelt  sitzenden  Achill, Talassius  (Plntarch.Rom.  31), 
nennen  oder  den  Dämou  der  Münzen  von  Kaulonia,  A\don, 
in  gleicher  Handlung  wie  Boreas  und  die  Harpyieii,  Sterb- 
liche raubend,  hier  vermuthen  [?].  —  Sodann  hielt  Herr  E. 
Ciirlius  einen  Vortrag  über  den  .Stral'senbau  der  Hellenen. 
Kr  zeigte  ,  wie  auch  hier  der  Götterdienst  die  Kunstthä- 
tigkeit  erweckt  und  die  ersten  Kuiiststral'sen  durch  die 
Wildnil's  des  Landes  gebahnt  habe,  und  wie  die  Handels- 
wege sich  daran  angeschlossen;  er  bewies  aus  der  Leich- 
tigkeit des  Transportes  von  Kunstmaterial  und  Kunst- 
werken im  alten  (Griecheidand,  so  v^ie  aus  den  noch  jetzt 
weit  verbreiteten  Spuren  alter  h'ahrstrafsen,  wie  bedeutend 
die  -Ausbildung  des  Wegebaues  gewesen  sein  müsse.  Er 
sprach  dann  über  die  Technik  der  alten  Stral'sen,  über 
die  Felsstralse  mit  eingehauenem  (Geleise,  welche  im  Prin- 
cip  den  Schienenwegen  entsprechen,  und  von  den  Damm- 
wegen, wie  sie  zuerst  in  den  eingeschlossenen  Seethälern 
gebaut  wurden,  und  wies  endlich  hin  auf  die  grol'sartige 
Nullendung  des  hellenischen  Knnststrafsenbanes  in  den 
Städten  Alexanders  und  seiner  Nachfolger.  —  Vom  Prof. 
Zahn  wurden  Proliedrücke  der  neuen  Folge  seines  gro- 
fsen  Werkes:  Pompeji,  Herculanum  und  Stabiae,  vorge- 
legt. —  Herr  Dr.  Knner  g.ab  eine  Notiz  über  etwanige 
.Spuren  des  Kultus  der  Bona  De.i  in  Deutschland.  —  Als 
erhebliche  Neuigkeiten  der  archäologischen  Literatur  le"te 


73* 


74* 


Ucvr  Gerliurd  \ot:  1)  Cun'inu  :  Tantica  cittä  ili  Veji.  Roma 
1847.  lOS  S.  44  Tal.  Folio.  Praclitwt-rk,  mit  Kosten 
der  vei'Nvittweteii  Iviiiilgin  von  Saidinicn  iiiitfiiioininen  und 
in  nur  KKJ  Exemplaren  «esclienkweise  vertlieilt.  2)  Li. 
AliiUcr:  üescriplion  des  Anliquites  dn  Musee  Tliurwaldsen. 
Copenliayue  1847.  [ülien  .S.  liOl  t.]  3)  K.  F.  IJcnniiiui: 
Der  Knal)e  mit  dem  N'ogel.  4)  /•'.  (,'.  Penrosc:  Two  I^el- 
ters  011  certalii  anomalies  in  tlie  Cünstriictioii  ol  llie  l'ar- 
tlienon,  14  S.  4.  (ieiiaiie  Alessiingen,  welche  den  ill)er- 
rasclieiideii  llolTerscIien  Resultaten  zu  inanniglaclier  Be- 
stätigung dienen. 

lu    der  Sitzung    vom    3.   l'^liruar  d.  J.    luaclite    Herr 
Gerhard  lui   N'orleguiig  von  Tale!  Xil  der  Arcli.  Zeitung 
die  rätlisellialte  Anlage    des   -Mausoleums    von    neuein    zur 
Spraclie.     Nelien  Cockerell's  neuester  Herstellung  tlessel- 
hen  lag  diircli  Prof.  Ruhe's  Kürsorge  eine  Reihe  früherer 
Herstellungsversuche  und  verwandter  Zeichnungen  vor,  un- 
ter denen  liauptsachlicli  ein  in  den  Memoires  de  1  Acad.  des 
Inscr.  XXVI  hekannt  gemachtes  (Müller  Handh.  294,7]  afri- 
kanisches  Monument    zu  (ruclitliarer  Anwemluiiü   für   das 
Mausoleum  geeignet  schien.     J)as   Bedenken,  welches  der 
Cockerellsclieu   Restauration  ziiuächst  entgegenstellt,  eine 
luitige    Pyramide    ohne    liinlangliche   Sicherheit    auf    die 
Ecken  des   unterliegenden  llaupthaues  gestützt  zu   hahen, 
wird  durch  V'ergleichung  jenes,  wenn  auch  aus  röinisclier 
Zeit  lierrühreiideii,  iihnlicheii   (iehiiudes  beseitigt;  aulser- 
dem  ward  geltend  gemacht,  dafs  als  (irundlorm  des  py- 
ramidalen  Baus   nicht    sowohl    eine    länglich  viereckte  als 
eine    durchaus    quadrate    UnterInge    vorauszusetzen    sei. 
Weitere   Erörterungen    über    diesen    Gegenstand    wurden 
sowohl  von  Hrn.  Rahe,   welcher  seit  längerer  Zeit  damit 
beschäftigt    ist,    als    auch    von    den     HH.    liötlichcr    und 
Strack  in   Aussicht  gestellt.  —  Als  werthvolle  archäologi- 
sche Neuigkeit   ward  sodann,   mit    schuldigem  Rückblick 
auf  S.  M.  des  hochseligen  l\.oni"S  von  Dänemark  Kunstbe- 
scliütziin:.',  die  demselben  in  einem  vorliegenden  Geschenk- 
exemplar    verdankte    und    auf  Naclilal's    des    verstorbenen 
Bröndsted   beruhende  würdige  Publicatiou    der  lieriihmten 
Kirchersclien  Cista  des  Collegio  Romano  vorgelegt. —  Hier- 
auf  berichtete    Herr    Gerhard    über  einen    (nun    auch    im 
Classical  -Museum   iio.   18  erschienenen)    .•\iilsatz  des  Hrn. 
W.  Watkiss  Lioifd  llie   westlichen  Giebelbilder  lies   Pailhe- 
nou   betreffend  [oben   S.  207J. —  Hr.  i\()io/7i((  sprach  über 
den  merkwürdigen   gewidinlich   auf  die  Gärten   des  .\  I- 
cinoiis     liezogenen   Ty[)us    der    Münzen     von     -\polloiiia, 
Corcyra  und  Dyrrhachium   und  knüpfte  hieran  die  l'rage, 
ob  nicht  mit  Bezug  auf  den  von  drei  Nymphen  iimtanzten 
Vulcan  andrer  JMunzen    von  .\pollonia,   lieber  Feuerregen 
(Mionn.    Descr.    Rec.   d.   PI.   LVR,  8|    oder    Blitze  (Bull. 
arcli.   1844,  p.   153),    auf  denen   von   Corcyra  (-Mionn.  PI. 
LVll,  9)  ein   reichgeschmückter  'riiurlliigel  sich  erkennen 
lasse;   zum  N'ergleich   führte  er   eine  kretische  .Silbermiinze 
(.Mionn.  PI.  XLN  II,  d)    an,    die    einerseits   den  -Miiiotaur, 
andrerseits  das  Labyrinth    (auf  grcifsereni  Stern  im   mitt- 
leren l'Vld  und   vier  kleineren  in  <len  Seitenfenstern)  dar- 
stellt, oH'eubar  in  Beziehung  zum  Bewohner  des  Labyrinths 
Asterioii,   welches   der  eigentliche  INanu.-   des  .Alinotaur  war 
(.\pollod.  III,  I,  4.    J'aus."  II,  31,  1).  —  Hieran]   zeigte  Hr. 
PuHofka    das   singulare  Ineditum    einer  apulischen  Oeno- 
clioe  im  Museum   Santangelo    zu    Neapel,   einen    Eros 
darstellend,    welcher   seiner  .Mutter   die  Ermordung  einer 
zu  Boden  gesunkiieii   .Vmaz oiie  aiiräth,  die  noch   in  der 
Rechten  das  geziickte  Schwert    hält,    in    der  Linken    den 
Speer,    vor   ihr    liegt  <ler   lialbmondliJrmige  Schild;    uiier 
ihr  hängt  eine  breite  Binde.    Aphrodite  mit  Kopltuch   und 
langem    ärmelloseiii    (Chiton    ergreift   mit   der    Linken    ilie 
Aiuazoue  am  Maar  und   steht   im  üegrüF  mit  der  Lanze 


ihr   den  Todesstofs  zu  gehen.     Ferner   las   Hr.   Büttlcher 
einen,    zu    naher  Veröffentlichung    bei  Fortsetzung   seiner 
„Tektonik"   bestimmten,  Aufsatz    über  die  Nerehrung  der 
Schutzliilder    in     (iriechenland.    —     Von    Hrn.    Zahn    la- 
gen   neue    Probeabdrücke     aus    der    dritten    Folge    seiner 
pompejanischen   Wandgemälde  vor.  —  Hr.  Kniier  brachte 
die  .Mikunlt  des  ionischen  Kapitells  aus  dem  inneren  Asien 
zur  Spraclie,  mit   Vorlegung  eines  im   Bott.i-Flanilinschen 
Werks  neuerdings  erschienenen  Ixeliels,  welches  als  Stutzen 
eines  Altars  allerdings  ionische  Säulen  zu  zeigen  scheint. 
In    der  Sitzung    vom    2.  -März  d.  J.    sprach   Hr.  Pa- 
iioflca  über  den   lieruhmten  .Marmor-Krater  der  Florentiner 
(^allerie,  liekannt  unter  dem  Namen  der  „Med  iceisc  hen 
Vase    mit  dem   Opler  der  Iphigenia",   eine  Bezeichnung 
deren   Unhaltbarkeit  schon  der  verstiubene  ühden  in  den 
.Abhandlungen   der  Berliner  Akademie  der  Wissenschaften 
1812  auf  das  Gründlichste  nachwies,  und  an  deren  Stelle 
im     vorigen    Jahre    Prol.    Jahn    (Archäologische   Beiträge 
S.  380  u.  IF.)    die  Vermuthung    aulstellte,    es    gelte   hier 
das  (iericht  der  achäischen   Fürsten   über  den  Frevel,  den 
.\jas  an    der   am    Boden   sitzenden    Kassandra    begangen, 
ein   Gegenstand    den    Polygnot    in    der  Poecile    zu   Athen 
(Paus,  j,  15,  2)  uud  in  der  Lesche  zu  Delphi  (Paus.  X, 
26,  3)  gemalt:   statt    des    unerlafsliclien   Palladiums    habe 
der  Künstler,  gedankenlos,  ein   Artemis-Bild  gesetzt.    Hr. 
Panolka,  den   diese   Aussicht  nicht  befriedigte,  zieht  vor, 
die  sogenaiiule  Iphigenia  mit  der  in  gleicher  Stellung  am 
Boden  sitzenden   .Manto  zu  vergleichen,  wie  sie,   in  Ge- 
genwart der  drei  delphischen  Gottheiten,  auf  einem  Altar 
in  Sorrent  seit    längerer  Zeit    von   Gerhard    (Ant.  Bildw. 
'J'af.  XXIj    erkannt  worden  ist,  sowie  mit  dem  Bilde  der- 
selben Seherin,  welches  bei  gleichem  Lorlieerzweig,  ent- 
blolsler   Schulter    und    rechter    Brust     aut     einem     pom- 
pejanischen   Wandgemälde    (Pitt.    d'Ercol.      Vol.    II,    17. 
Mus.   Borbon.  VII,   19.    Archäol.  Zeit.   IV,  29)  sich  findet. 
.\ul'serdeni  begünstigt  auch  die  Siebenzahl  der  Heroen  Hrn. 
P's.   Ansicht,  welcher  demnach  in   der  mediceischen  \'ase 
die,  zur  Jungfrauen   beschützenden  Giittin  Artemis  aul    die 
Agora  von  'J'lieben  gelluchtete,  .Manto  in  dem  Zeitpunkte 
erkennt,    als    die   siegreichen  Epigonen    sie  als  Krieusge- 
iangene  entlühren  wollen,  um  sie  nach  Delphi  dem  Apoll 
als   Weihgeschenk  zu   senden.    Der  _^lanto  zunächst  steht 
rechts  Alkmäoii,    von    dem   sie   den   Ainphilochos   und   die 
'I'isiphone     gebar;     uelieii    diesem    Adrast,     der    zu    dem 
neuen    Zuge    gegen    Theben    aidgereizt    hatte;    links    der 
.^lanto  zunächst  Diomedes.    Da  Aegialeiis  im   Kampfe  ge- 
blieben, so  nimmt  sein  Vater  .\drast  schicklich   hier  des- 
sen Stelle  ein.     Pausaiiias  (X,   10,  2.)  erwiiliiit  in  Delphi 
eines  Weiligeschenks  der  .Vrgiver,   der  Statuen  der  sieben 
Epoignen.  —    Hierauf   zeigte   Hr.  Panolka  die  Zeichnung 
eines    unedirten   Vasenbildes    des    k.  k.   -\ntiken  -  C'abiiiets 
zu   Wien   vor,    wo    der  in  eine  groFse  Sonnenscheibe  ein- 
geschlossene Helios    auf  s|irengeiider  Quadriga    links  zur 
Seite    einen   gellügellen    Blitz    hat,    und    brachte   deshall) 
<len  Beinamen  .Xtabyrios  für  denselljeii  in  N'orschlag. — • 
Dann    legte    Hr.  P.    eine   .\bhaiidlung    des    (,"av.  (iargallo 
iilier    ein    merkwürdiges    lokrisches    Terracottenrelief    im 
Neapler  M;iseiini   vor  |  Bull.  Na)i.  ^',  5,  1 1,  darstellend  eine 
Giittiu  mit  Aehreii   iii   der  Linken  und   Hahn  in  iler  Rech- 
ten, das   Haupt   mit  einer  Blunienkrone  geschmiickt,  thro- 
nend  zur  reciiten  eines  biirtigeii  (iotles,  mit  Ülivenkranz 
auf  dem   Haupt    und    einem  Blumenstengel    in    der  Hand, 
beides  olfeniiar  Erdgoltheilen,  der  Hahn  jedoch,  ein  .Sym- 
bol  von   Licht    und  Tag,    wohl    nicht    als    ein    der  (iottiii 
genehmes  Thier,   sondern    als  Opfer   für   die    Göttin    der 
Nacht.  —  Hr.  v.  Quast  gab,  nach  Mittheilungen  des  .Ar- 
chitekten   Schmid    fernere  Nachrichten    über   die  Aiissra- 


75* 


76» 


bunten  im  Kaiser-Palast  vor  dem  S.  Barl)aratIior  zu 
Trier,  und  legte  einen  Grundrifs  des  davon  aufgedeckten 
Lokals  vor.  —  Von  Hm.  Zahn  wurden  neue  Prohebliitter 
der  dritten  Folge  seiner  polnpeianiscllen^Yandgemäkles  vor- 
gelegt, darunter  eine  aus  Stai)ia  lierriilirende,  pleiial)sc!iie- 
fsende  Diana  altertliiiinliclien  Styis.  —  Zuletzt  sprach  Hr. 
Gerhard  über  pseu  dopliö  n  icische  Kunst-Denkinaler. 
Es  ward  geltend  gemacht,  dalsSicilien,  dessen  mit  punischer 
Inscliril't  hezeiclinete  Münzen  der  scliönsten  griechisclien 
Kunst  angehören,  durchaus  kein  beglaubigtes  Werk  pliö- 
nicisclier  Technik  bis  jetzt  geliefert  hat;  die  kauernde, 
ithyphallische,  widderköpfige  Figur  eines  Agrigenter  Thon- 
oefal'ses,  das  in  Zeichnung  vorlag,  fallt  vielmehr  bacchi- 
schen  Kultusbildern  anheim.  Eben  so  wenig  künnen  die 
durch  Prof.  Rol's  an  das  hiesige  Museum,  und  durch  Hrn. 
JNIas-Latrie  nach  Paris  gelangten,  kyprischen  Venusidole 
ihrem  künstlerischen  Charakter  gemafs  für  andere  als 
orieciiische  Kultusbilder  gelten.  Was  endlicii  die  früher 
iioyptisch,  gegenwartig  fast  allgemein  phünicisch,  genann- 
ten alterthiimlichsten  der  griechischen  Vas  e  n  b  il  der  be- 
trifft, so  macht  zwar  der  asiatische  Charakter  derselben 
sich  immer  geltender,  ohne  dals  jedocli  irgend  ein  Um- 
stand  dafür  spräche,  sie  lieber  für  phönicisch  als  für  as- 


syrisch] oder  lydiscli  zu  halfen;  namentlich  liegt  von  Seiten 
der  Flügelgestalten  und  sonstigen  Wunderbilder  jener  Va- 
sen durchaus  nichts  phönicisclies  oder  dem  Verwandtes 
vor,  wie  denn  selbst  tischgestalte  Gottheiten,  gleich  Der- 
keto  und  Dagon,  entweder  gar  nicht,  oder  (nach  Herrn 
Panolka)  nur  in  sehr  seltnen  Ausnahmen  sich  hnden,  so 
haulig  auch  Schlangengestalten,  gleich  dem  cilicischen 
Typhoeus,  in  jenen  Gefal'sbildern  ältesten  Styls  allmählich 
zum  Vorschein  gekommen  sind.  Unter  solchen  Umstän- 
den ward  lür  die  gedachten  Gefäl'se,  in  Anschluls  an 
ßunsen's  und  Kramer's  (Thongefäl'se  S.  43.  69)  Benen- 
nung „dorischer"  und  „dorisirender"  Vasen,  wie  mit  den 
alten  und  neuen  Funden  Korinths  und  mit  der  Verptlan- 
zung  korinthischer  Kunst  nach  Etrurien,  vielmehr  die  Be- 
nennung korinthischer  tiefäl'smalereien,  im  Gegensatz 
der  attischen,  neu  empiohlen.  —  Von  Neuigkeiten  arcliäo- 
sclier  Litteratiir  waren  angelangt:  1)  R.  Rocliette  Pein- 
tures  de  Pompeji.  Livr.  V.  —  'J)  Clarac  Musee  de  Seulpture. 
Livr.  XIII  nebst  Vol.  Hl.  des  Textes.  —  3)  Rheinische 
Jahrbücher.  Heft  12.  —  4)  S.  Birch  Tablet  of  Karnak. 
—  5)  Jahn  über  Lykorens.  —  6)  Letronne  deux  inscrip- 
tions  dediees  au  dieu  soleil  Mithra. 


IV.     W  i  n  c  k  e  1  m  a  11  n  s  f  e  s  t  e. 


Rom.  Das  archäologische  Institut  eröffnete 
seine  Winterversammlungen  nach  üblicher  Weise  am 
JO.  Dec.  d.  J.  mit  einer  Feier  zum  Gedächtnisse  Win- 
ckelmann's.  Den  Vorsitz  hatte  Hr.  Kcsliicr.  Vorträge 
hielten  Hr.  OrioU  über  die  Topographie  der  Umgegend  von 
Viterbo,  Hr.  Hcnzi:n  über  antike  Tesseren  uiul  deren  von 
Hrn.  Kestner  gebildete  reiche  Sammlung,  Hr.  ßrinni  ül)er 
die  Kirchersche  Cista  und  antiken  Grafhtstyl,  zu  welchem 
Behuf  Probedrücke  einer  von  ilim  vorbereiteten  äulserst 
sorgfälligen  Nachbildung  jener  Cista  von  der  Hand  eines 
frühverstorbenen  Kiiustlers  Karl  Wiesner  aus  Prag  vor- 
la"en.  Auch  eine  prachtvolle  Amphora  spitzer  Form  aus 
Basseggio's  Magazin  mit  meisterhafter  Darstellung  eines 
bacchischen  Tanzes,  und  die  seit  länger  erwarteten  Zeich- 
nun"en  der  von  Herrn  F'rancuis  entdeckten  clusinischen 
Wandmalereien  (Arch.  Z.    IV,  3J1)  waren  aufgestellt. 

GÖTTINGEN.  Die  durchgreifende  Anregung,  welche 
in  Göttingen  den  archäologischen  Studien  Seitens  der  HH. 
Hermann  \ind  Wieseler  zu  Theil  wird,  ist  bereits  seit 
mehreren  Jahren  auch  durch  litterarische  l^'eier  des  Win- 
ckelmannsjestes  bethätigt  worden.  So  erfolgte  denn  auch 
am  y.  December  des  letztverllossenen  Jahrs  Hrn.  K.  F. 
Hermann'^  in  diesen  Blättern  [olien  S.  207,  46.]  bereits  be- 
rührtes Programm  ,,Der  Knabe  mit  dem  >  ugel"  zugleich 
mit  einer  Festrede  und  mit  der  erfreidichen  Kunde,  dals 
Seitens  der  vorgesetzten  bedien  Behörde  eine  regelmäfsige 
(ielduntt-rstützung  liir  archäologische  Studien  au  der  (>öt- 
tin"er  Universität  ausgesetzt  sei. 

Bonn.  Auch  von  dem  Verein  von  Alterthums- 
freunden  im  Rheinland  ward  der  Gediichtnilstag  Win- 
ckelmann's  am  0.  Decemi)er  d.  J.  gefeiert.  Durch  ein  Pro- 
grauun  halte  Dr.  LcrsvU  dazu  eingeladen;  Wiiickeluiaiins 
Biblnils  vind  eine  Ausstellung  antiker  Gegenstäruh"  rheini- 
schen h'undorts  dienten  zu  angemessener  Schmückung  des 
Lokals,  welches  von  Personen  beiderlei  (ieschleclits  zahl- 
reich besucht  war.  Der  Präses  des  Vereins,  Professor 
Dr.  liruiin,  iiielt  einen  Vortrag  über  Winckelmann.  — • 
Prof.  iVehker  sprach  über  den  neuerdings  zu  'J'rier  ent- 
deckten   trefflichen  .\mazonentorso;    ein   Abgul's    desselben 


zugleich  mit  der  entsprecheiulen  Amazonenstatue  des  Va- 
tikans war  ausgestellt.  —  Dr.  Lersch  sprach  mit  Bezu2 
auf  Zestermaiui's  Zweifel  über  die  Basilika  von 'frier,  und 
zeigte  einige  von  Dr.  Jüijer  in  Neul's  eingesandte  alt- 
christliche Glastafeln  dortigen  Fundorts  mit  tioldinalereien 
vor.  —  Geh.  Rath  Xögyeralh  verbreitete  sich  über  Ge- 
winimng  und  Anwendung  des  (loldes  bei  den  Römern, 
mit  besonderem  Bezug  auf  den  zugleich  ausgestellten  an- 
tiken (ioldschmuck  aus  dem  Besitz  der  Frau  IMertens- 
Schafl hausen  zu  Bonn.  —  Schliefslich  schilderte  Lic. 
KrujH  die  Felsengräl)er  von  Petra,  und  gedachte  zugleich 
des  (irabmals  der  Königin  von  Adiai)ene,  das  er  schon  in 
seiner  Topographie  Jerusalems  in  den  sogenannten  Grä- 
bern der  Könige  erkannt  hatte.  —  \ot\  demselben 
Verein  sind  neuerdings,  liau|)tsächlich  durch  Dr.  Lersch, 
regelmidsige  Versammlungen  in  Art  der  Berliner  „Archäo- 
logischen (iesellschalt"  veranstaltet  worden.  In  einer  am 
12.  Januar  d.  J.  gehaltenen  Sitzung  sprach  Prof.  JVehker 
über  pumpejanische  Malereien,  Dr.  Schmidt  über  Hippo- 
lytsiiilder  auf  (ieinmen.  Prof.  Kinckel  über  die  alte  Kölner 
Alalerschule;  desgleichen  am  9.  Februar  Prof.  IVeIcker 
über  das  Giebellelil  dt-s  Parthenon,  am  8.  März  Dr.  Lersch 
über  angebliche  Iphigeniabilder,  und  Dr.  Schmidt  über 
das  von  Philostratos  beschriebene  Hij)polytosbild.  Aul'ser- 
dem  wurden  Kunstgegenstände  des  Mittelalters  in  diesen 
Versammlungen  verhandelt,  an  denen  auch  die  Studirenden 
besonderen   Antheil  nehmen. 

Berlin.  Zum  Bericht  über  die  Sitzung  der  ar- 
ch äol  ogis  dien  Gesel  I  schaft  vom  9.  December  v.  J. 
lassen  wir  eine  nähere  Notiz  über  die  dort  kurz  berühr- 
ten und  zur  Zeit  noch  unverölleutlichten  Untersuchungen 
Hrn.  liitilichi'r's  über  die  attischen  Reinigungsfeste,  Plyn- 
terien,  hier  nachlbigen.  Es  wurde  nachgewiesen,  dafs 
die  Plynterien  Behuls  der  Lustration  des  Tempels,  der 
Schutzgottheit  des  .Staates,  seiner  Kullusgeräthe  und  des 
Tem|)ell>ildes  eingesetzt  seien,  und  dals  sich  hiermit  die 
l^ustralion  des  ganzen  Staates  innig  verbinde,  indem  sich 
derCJedanke  der  Unreinheit  des  Tempels  und  seiner  (iott- 
iieit  auf  die  ganze  Gemeinde  übertrage.    Daher  die  Ans- 


77' 


78* 


Setzung  aiks  Kultes  der  Olynjpisclien  Götter  in  den  Piyu- 
terien.  Da  die  Katharsis  des  Kultliildes  uuti  seines  Sitzes 
ein  (ieljeimes,  nur  den  lietreiieudeii  i'riestern  Scliauhares 
war,  so  sei  die  'l'liiire  der  Tenipelcelja  versciiiossen,  der 
Pronaos  durcli  rotlie  Biiiider  vor  jedem  Zutritte  al)ges|)errt, 
das  Kultliild  nef)St  allen  lieiliyeu  Geratlien  eljenlalls  zur 
l.ustratiou  heraus  und  unter  ireien  lliinuiel  an  einen  ge- 
lieiaien  Ort  geführt.  Alle  l'urgainina  des  liciligen  Hauses, 
zu  denen  naiueiitlicli  die  Aparchai  des  Bodenertrages  die 
an  den  Oscliupliorien  und  Pyauepsien  als  unverhrenubare 
Opiergahen  in  die  Cella  gehracht  wurden,  so  wie  die  alten 
verdorrten  Kränze  und  Lauhgewinde,  womit  die  Cella  ge- 
scliuiiickt  sei,  wozu  noch  die  Asche  des  ewigen  lleerdes, 
zu  rechnen  seien,  wurden  alsdann  aus  dem  'l'empel  ge- 
bracht und  insgeheim  vergraben.  ,Mit  dem  Augeiililicke, 
wo  im  Landess(  liulzheiligtluiuie  die  ewige  Flamme  der 
Gottheit  rite  gelöscht  werde,  verlösche  die  Klamme  des 
Staatsheerdes  im  Prytaneiou,  so  wie  jedes  Heerdes  im 
profanen  Hause;  es  traten  die  'l'rauertage  der  Gemeinde, 
«nof/pü()fC  ';i"fp"'>  iielasti  dies,  ilie  Jage  der  Fasten 
ein,  au  denen  man  nur  kalte  .Speise  geniel'se.  Man  sei 
jetzt  mit  dem  Dienste  des  Hermes  Psycliopompos,  mit 
den  Todtensühnen  heschältigt.  Erst  wenn  eine  neue  reine 
Flamme  im  Heiligthuine  und  Prytaneion  emporlodere,  er- 
Jialte  das  Volk  von  diesen  reines  Feuer  zum  (iebrauche 
im  Lehen.  Wenn  aber  alle  Olympischen  Söhne  und 
Töchter  des  Zeus  dem  Dienste  der  Todteii  wichen  und 
diesen  den  Platz  räumten,  sei  es   allein    der  Vater   Zeus, 


der  über  dieser  Bewegung  stehe,  sein  Heiligthum  werde 
vom  Dienste  derToilten  nicht  beridirt,  und  dieser  letztere 
Gedanke  werde  als  in  seiner  höclisteii  Spitze  stehend 
durch  den  uierkw  iirdigen  Ritus  des  Hamen  dialis  zu  Rom 
als  Diener  das  Jujiiter  Optimus  .Maximus  belegt. 

Hambukg.  Ueber  idinliche  auf  attischeii  .Minerven- 
dienst  bezugliche  Gegenstande  verbreiteten  sich  auch  die 
in  den  letzten  Jahren  von  Prof.  I'elcrsc.n  zu  Haml)urg 
am  Gedaclitnil'stag  Wiuckelmarm's  gehaltenen  öffentlichen 
Vortrage.  Es  ward  darin  theils  Hrn.  P.s  eigenthiindiche 
Ansicht  über  den  panathenäischen  Fries  entwickelt,  wel- 
chen derselbe  nicht  auf  den  Festzog  der  grolsen  Pana- 
tlicnäeu,  sondern  auf  zwei  Züge,  die  Pompa  der  Plyn- 
tarien  (nördlich)  und  die  der  Arrhephorien  (sudiichj,  deu- 
tet und  demgemal's  auch  die  Göttergrup))en  auf  beide 
gedachte  F'este  bezieht.  Diese  bereits  im  Jahre  1846 
aufgestellte  Ansicht  suchte  Hr.  P.  im  Jahr  184(5  aus  den 
bildlichen  Darstellungen  des  Frieses  im  Einzelnen  zu  be- 
gründen. Hierauf  folgte  im  Jahre  1847  ein  Vortrag  idjer 
Pallas  Athene  nach  ihrer  Bedeutung  und  Kunstdarstel- 
lung, welcher  zum  Theil  sich  an  Gerhards  Abhand- 
lung über  die  i'\linervenidole  Athens  anschloCs,  andern- 
theils  aber  eigenthiimliche  Ansichten  aufstellte,  z.  B.  dal's 
das  Pallasbild  der  panathenaische  Vasen  nicht  mit  Ger- 
hard für  das  attische  Palladion,  sondern  für  das  Bild  der 
Athene  Skiras  im  Phaleron  zu  halten,  das  Pallasbild 
mit  den  Würfelspielern  dagegen  als  das  Bild  der  Athene 
Skiras  am  heiligen  Weg  nach  Eleusis  zu   betrachten  sei. 


V.    Are  li  ä  0  1  o  g  i  s  c 

Altertliihner,  ülier  die,  des  Unterdonaukreises  aus  der 
Römerzeit:  Ai)handl.  I.  Bojodurum  und  Castrabatava. 
Abhandl.  II.  Castra  quintana  (cpiintiana).  Bisonium  oder 
Pisonium.  Abhandl.  III.  Ueber  die  römischen  Befesti- 
gungswerke im  Rücken  der  Castra  batava  und  riuintana. 
—  Niederbayer.   Verhandl.    H.   1.   S.  25  IT. 

AUerthiimer,  Assyrische,  in  Paris. —  Kunstbl.  1847.  Nr.  54. 

Aiisgriihiniycn  nnd  Atterlhiimer:  Bomi  (Römische  Alter- 
thüuier.  Die  Matronae  Veteres.  Apollo 'l'eutorix.  Römi- 
.sche  Inschrift).  Wiesbaden  (Römische  'lliuien  aus 
F^rz).  'J'rier  (Palast  des  Konstantin).  —  Jahrb.  d.  A'er. 
V.  Alterthfr.  im  Rheinl.  XII.  1848.  —  Decouverte  d'ob- 
jets  antifpies  .i  Lepsek  (Asie  iMineure).  —  Rev.  archeol. 
"IV.  1847.  p.  236.  —  Älusee  de  Narbonne.  iliid.  p.  237. 
('(Instructions  romaiues  decouvertes  sous  le  parois  iNotre- 
Dame.  il)id.  p.  382.  litudes  sur  les  lnscri|jtioiis  trou- 
vees  sur  le  sol  de  l'Algerie.  ibid.  Decouverte  d'objets 
antifpies  ;i  Besancon.  ii)id.  p.  438.  Decouvertes  archeol. 
laites  sur  divers  points  de  Paris,  ibid.  \>.  573.  • —  Paris 
(Bildwerke  aus  iMuiveh).  Kunstbl.  1847.  Nr.  3.  18.— 
IMünzfuud  zu  Caudebec-Ies-F',ll>euf  bei  Ronen,  tobend. 
Kr.  II.  —  Apollostatue,  gelunden  zu  'I'enea  bei  Ko- 
rinth.  Ausgrabungen  zu  Rom.  Ausgrabungen  zuMossul. 
F'.iiend.  Nr.  17.  28.  52.  —  Salona.  Lampsaka.  Eliend. 
Nr.  20.  3G.  Bari  in  Apulien.  Ebend.  Nr.  48.  —  'I'uids. 
Ebend.  Nr.  51.  —  .'^usgralniBgeu  zu  Rutesheim  und 
Heidenheim.  Ebend.  Nr.  47.  —  Pompeji.  Ebend. 
Nr.  56.  —  Neapel.  Ebeud.  Nr.  56.  —  Aluseum  in 
Algier.  Eliendas.  Nr.  59.  —  Miinzfund  zu  Sceaux. 
Ebend.    Nr.  62. 

Buryrs :  Notice  sur  une  inscription  bilingue  trouvee  h 
Lella-^Iaghrnia.  —  Jouru.  Asiat.  4e  Ser.  I.\.  1847. 
p.  210. 


he   B  i  b  I  i  0  g*  r  a  p  li  i  e. 

Uernarit  (A.):    .Alemoire   sur   le  temple  dedie  h  Auguste. 

au  conlluent  du  Rhone  et  de  la  Saöne.  —  Rev.  archeol. 

IV.  1847.    p.  577. 
BcschreibuiKj  der  helvetischen   Heidengräber  und  'l'odten- 

hügel,   welche    seit    dem    J.    1836   eröfluet   worden.    — 

Zürich,  antiip  i^Iittheil.  IV.   1846.    S.   11  ff. 
UUdweike,  Assyrische,  babylonische,  perse|)ülitanische,  ar- 

sacidische  und  sassanidische.  —  Kunstbl.  1847.  Nr.  16. 
Birch    (S.):     Observations     on    the    Statistical    'J'ablet    of 

Karnak.    Abdruck  aus  den  'J'ransactions  of  the  R.  Soc. 

of  Lit.    vol.  II.    New  Series. 

—  :  Lettre  sur  l'expression  hieroglyphique  du  mot  egyp- 
tien  Calasiris.  ■ —  Rev.  archeol.  IV.  1847.  p.  195. 
vergl.  Artikel:  Letronne  und  de  Saulcy.  —  Lettre  sur 
un  passage  curieux  de  Choricius.  Ebend.  |).  426 — 27. 
—  Lettre  sur  la  famille  du  Psammetichus  dans  la 
Wille  dynastie  egyptienne.     Ebend.  p.  623 — 30. 

Botta:  Memoire  sur  lecriture  cuneifornie  assyrienne.  — 
Journ.  Asiat.     4e  Ser.  IX.   1847.    p.  373.  465. 

—  :  Lettie  ;i  M.  Letronne  sur  quelques  noms  propres 
fontenus  dans  les  inscrijitions  de  Khorsabad.  —  Rev. 
archeol.  IV.  1847.  p.  465—66. 

Curt'ier:    Le  ju^ement  de  Paris  au  XlVe  siecle.  —    Rev. 

archeol.   IV.  "^1847.    p.  421—29. 
CuKcr  (£(/.):  Quaestionum  de  foutibus  ad  Agesilai  histo- 

riam   pertinentibus  pars  prior.  Diss.  Vratislaviae.   1847. 

95  S.    gr.  8. 
du  Clitntc:  jMusee  de  sculpture  anlique  et  moderne.    13e 

Livr.   (bis  pl.  10913.  4o.  Text  Vol.  II.  111.    Paris  1847. 

gr.  8. 
Coitrlcl:  Quehjues  rellexions  sur  les  antiquites;  de  la  ville 

de  Die.  —  Rev.  archeol.  IV.   1847.    p.  203—13. 
de  Ciuzuniies:  Lettre  sur  l'iuscription  de  la  haute-borne. 


79* 


80* 


—  Rev.  archeol.  IV.  1847.  p.  42—45.  —  L'ascia  em- 
pruute  au  pagaiiisine  et  figuru  par  les  preiniers  chretiens 
siir  leurs  inoiiuments  sepulrraux.    Ebeiiil.  p.  542—45. 

Eqqer:  Note  siir  uue  inscriptioii  de  Terraciiie  et  siir  une 
inscription  deCora.  -  Rev.  archeol.  IV.  1847.  p.  197-202. 

F'iUon:  Lettre  sur  \u\  toiiiUeau  aiitiqiie  decouvert  .ä  Saint- 
Medard  des  Pres  (Neiidee).  —  Rev.  archeol.  IV.  1847. 
p.  618—21. 

Guisherger:  Lauriacum  und  seine  römischen  Alterthüiner. 

Beitr.  zur  Landeskunde    f.  Oesterreich  ol)  d.   Eons, 

herausge".    vom    Mus.    Francisco -Carolinum.     Liel.  V. 

1846.  's."  1  tr. 

GiicnehiniJt:  Lettre  sur  la  forniule  SUB  ASCIA,  trouvee 
sur  des  monuraeuts  chretiens.  —  Rev.  archeol.  IV.  1847. 
p.  46—48. 

GuiUemin:  De  coloniis  urlul)usfpie  ab  Alexandro  et  suc- 
cessorilnis  ejus  in  Asia  couditis  diss.  Paris  1847.  5 /',  Bog. 

gr.  8. 
Henocf/:   Sur    uu  inonument  trouve    pres  de  Mentoa  dans 

la  principaute  de  Monaco.  —   Rev.  archeol.  IV.   1847. 

p.  454—56. 
Henri:  Lettre  sur  des  inscriptions  recueiUies  aux  sources 

minerales    d'Amelie-les  -  bains.   —    Rev.    archeol.    IV. 

1847.    p.  409-14.  .      ,      „      ■      ,      r 

Jahn  (0.):  Lettre  sur  des  antiquites  du  3lusee  du  Lou- 
vre.  —  Rev.  archeol.  IV.   1847.    p.  460-64. 

Ueber  Lykoreus.     Aus   den  ßericiiteu    der    K.    siiclis. 

Ges.  d.  VViss.  1847.    S.  416—430. 
Jahrbüclier  des  Vereins  von  Alterthumslreunden  im  Rhein- 
lande.   H.  XII.    m.   10  lith.  'laff.     Bonn  1848.    206  S. 
or.  8.  mit  Beitrügen    von  Lersch,  Nöggerath,  Panolka, 
Senckler  und  Wolf. 
Ja!:    Note  relative    aux    uavires    representes    sur   iin    des 
basreliets    apportes   de    Niuive.   —    Rev,    archeol.    lY. 
1847.    p.   177—86. 
Judas-   Note  sur  quelques  inscriptions  puniques  trouvees 
ä  Ghelma.  —  Rev.  archeol.  IV.   1847.    p.   188—94.  — 
Note  sur  l'origine   de    nom  du  K'Ber  Ruumia  dit  tom- 
beau  de  la  chretienne  en  Algerie.     Ebend.    p.  622. 
Keller  (F.):  Allgemeine  Bemerkungen  über  d.  Heidengrä- 
ber  in   der  Schweiz.  —    Züricher  autiq.    Mittlieil.  IV. 
1846.    S.  51  ft. 
Kunstblalt.  1847.    Nr.  1—64,    enthaltend    zwei  Aufsatze 
ül)er  Assyrische  Denkmaler,  sowie  Ausgrabungsberichte. 
de  Luhorde:  Les  Chretiens  et  les  Musulmaris  dans  l'acro- 
pole  d'Athenes.  —  Rev.  archeol.  IV.   1847.    p.  49—62. 
—  Eglise  d'Aladia  dans  le  J'aurus,  (inscription  grecque 
inedite).    Ebend.  p.  172.  —  Inscriptions  grecque  et  la- 
tine  inedites  trouvee»  en  1827  ä  Ouadi  Musa.    Ebend. 
p.  253—60. 
de  Latuurre:    Notice  sur  l'Araljaesa,   ville  de  la  province 
de  Constantine.  —  Rev.  archeol.   IV.   1847.  p.  449-53. 
Land  (M.):   Lettre   sur  Interpretation    des  hieroglyphes 

egyptiens.    Paris   1847.    13  Bog.  m.  3  Kupf.    Lex.  8. 
Leemans:    Lettre    sur  quehpies    monuments  egyptiens  du 
Musee    britannique   et    du    Musee    de   Leide.    —    Rev. 
archeol.  IV.   1847.   p.  528—41.      , 
LenonnuHt  (Ch.)  et  J.  du  Wille:    Elite    di-s   Monuments 
ceramographicpies,  materiaux  pour  servir  a  l'liistoire  des 
religioiis    et   des  moeurs   de   ranticjuite.     Li\r.  76—80. 
Paris.    4. 
Lensius  (R.):  Lettre  sur  le  decret  bilingue  de  Phdes. — 
Rev.  archeol.  IV.   1847.   p.  1—19.  241—52. 

Bericht! 

In  Hrn.  Panofka's  Aufsatz  „Kunsthandel  zu  Nfa[)er|  im  Jalu 

T.  n.  als  die  mcrkw'urdiijsten  hcrvorlicbc.     S.   190  /.  7  je.    Ebd. 

um  vor  dem  Tische  des  llerbtics  zu  essen,  ddiitil  sie  Stärl;e  hei; 

Desgleichen  ist  oben  S.  223  Z.  23  statt  slehl  zu  lesen  sitzt 


Lerscli  (L.):  Tilierius  Claudius  Candidus.  —  Jalirf).  d, 
Ver.  v.  Alterthfr.  im  Rheinl.  Xü.  1848.  S.  1—16.  — 
Neueste    Bereicherung    des    K.    Museums    rhein.    Alter- 

tliümer.    Eliend.  S.  42 — 59.  —  Neue  römische  Inschrift 

aus  Cöln.     Ebends.  S.  60. 
Lctroiine:  Recueil  des  inscriptions  grecques  et  latines  de 

l'Egypte,  etudiees  dans  leur  rapport  avec  l'liistoire  po- 

litique,  Tadministration  Interieure,  les  instilutions  civiles 

et  religieuses  de  ce  pays,  depuis  la  coiiquete  d'Alexan- 

dre  jusqu'ä    Celle    des   Arabes.     Tom.  II.     Paris    1848. 

554  S.  m.   1  Atlas,     gr.  4. 
Lowenslern:   Lettre   sur  des  inscriptions  cuneiformes.  — 

Rev.  archeol.    IV.    1847.   p.  415—20. 
de  Longperier  (A.):  Observalions  sur  les  sujets  representes 

dans  quelques  l)as  -  reliefs  Assyriens.  —    Rev.  archeol. 

IV.   1S47.    p.  296 — 300.  —    Lettre  sur  les  inscriptions 

cuneilormes   de  l'Assyrie.     Ebend.  p.  501  —  507. 
Maury:  Du  personnage  de  la  mort  et  de  ses  representa- 

tions  dans  l'antiquite  et  au  moyeu  äge.  —  Rev.  archeol. 

IV.   1847.    p.  .305—39. 
MlUin  (A.  L.):  Mythologische  Gallerie.    Eine  Sammlung 

von  mehr  als  750  antiken  Denkmiilern,  Statuen  u.  s.  w. 

auf  d.   191  Orig.  KupfertatT.    d.  französ.  Ausg.    2  Bde. 

Text  u.   Kupier.     Berlin    1847.    IV.    u.    304  S.     gr.  8. 

(Neuer  Abdruck). 
(!<;  J*Io)if((/iii;:  Sur  un  scarabee  Etrusque. —  Rev,  archeol. 

IV.   1847.    p.  283—95. 
Nöggerulh:  Ueber  das  Karben  der  Cameen  in  Italien.  — 

Jahrb.    d.    Ver.    v.    Alterthfr.    im    Rheinl.     XII.    1848. 

p.  65—68. 
Oppert  (J.);     Lettre   sur    les    noms    propres    des   anciens 

Perses.  —  Rev.  archeol.   IV.    1847.    p.  631—38. 
Punofha  (TU.):  Zwei  merkwürdige  bildliche  Darstellungen 

des  Mercur.  —  Jahrb.  d.  Ver.  v.  Alterthfr.  im  Rheinl. 

XII.    1848.   S.   17—20. 
Pech:  Lettre  sur  quelques  monuments  antiques  inedits. — 

Rev.  archeol.  IV.    1847.    p.  229—34. 
PiiVissier:   Lettre   sur  ses   recherches  archeologiques  dans 

la  Regence  de  Tunis.  —    Rev.  archeol.    IV.    1847.    p. 

261—75.    394—408. 
Pinurd:    Encore   quelques   mots   sur   la  Haute-Borue.  — 

Rev.  archeol.    IV.    1847.    p.  556  —  62.    vergl.    Art.    de 

Crazannes  u.   Letronne. 
Revue  archeologique  ou  recueil  de  documents  et  de  me- 

moires  relatils  a  l'etude  des  monuments  etc.  IVe  Annee. 

Avril— Decembre.  p.  1—652.  1847,  enthaltend  Aufsiitze 

von  Bernard,    Birch,   Cartier,   de  Crazannes,   Courtet, 

Egger,  Killon,  Guenebault,  llenocq,  Henri,  Jahn,  Jal, 

Julias,  de  Laborde,  de  Lamarre,  Leemans,  Lepsius,  Le- 

troiMie,  de  Longperier,  Lowenstern,  Maury,  de  Montiguy, 

üppert,  Pech,  Pelissier,  Pinard,  de  Rouge,  de  Saulcy, 

Sichel,  Texier  und   Vitet. 
de  Rouge:  Lettre  sur  le  dernier  articie  de  M.  Prisse  (sur 

la  parlie  egyptienne   du  Musee  britannique.     t.  111.    p. 

693).  —    Rev.  archeol.  IV.   1847.   p.   115  —  29.  —    Sur 

le  Sesostris  de  la  Xlle  dynastie  de  Manethon.    Ebend. 

p.  478—500. 
II'i(;.s('fi;r  [F.):  Das  Satyrspiel.    Nach  Mafsgabe  eines  Va- 

senbildes.    Abgedruckt  aus  den  Göttinger  Studien  1847. 

(iiitt.    184S.    208  S.    8. 
de  Witte,  s.   Leiiormunl. 
Wtdf  {J.  ir.):    Die   Dea  Nehalennia.  —   Jalirb.  d.  Ver. 

v.  Alterthfr.  im  Rheinl.  XIL   1848.   S.  21—41. 
gunt-en.  W.  Konek. 

gan;;  1847  dieser  Zeitung  ist  zu  lesen  wie  folgt.  S.  180  Z.  3 
no.  12,  13,  14,  15.  S.  192  Z.  6  ernähren.  Z.  13  von.  Z.  14: 
((»it'ii  und  «!(/'  dem  Lager  der  Dia  zu  schlafen,  ^vodllrch  u.s.tv. 


81* 


82* 


ARCHÄOLOGISCHE   ZEITUNG. 


Beilage  JVf  6. 


]\eue  FoI(je. 


Juni  1848. 


Naclilese  zur   Arcliaologisclieii  Zeitung    (Halikarnafs  und  dns  Maiisoleiiin;    Lnokoon;    zur  Prokescli-Osteiisclien  Sainin- 
hing).  • —  Arcliaologisclie  Gesellscliaiten  (Rom).  —  Arcliiiologisclie  Bil)liogra|)liie. 


I.     Nachlese  zur  Arch 

12.  Hai-ikaknassunddasMausolkum.  Seit 
der  Veröfrentliohiing  des  scliöneii  von  Hin.  JNevvIon  be- 
kannt geinacliten  und  auf 'J'af.  XII  (N.  K.)  dieser  Zeitung 
erneuten  Plans  der  Kiiste  von  II  a  I  i  k  ar  n  a  l's  (einer  so 
st'iiwierigen  als  verdienstiiclien  Arlieit,  weiche  von  zwei  aus- 
gezeichneten Marineotliciers  mit  Einhulse  ilirer  Gesundheit 
ausgeliihrt  worden  ist)  iiat  Captain  lieiiiifiirt ,  der  rüiun- 
iichst  hekannte  Verfasser  des  Werks  liher  Karamanin,  eine 
neue  Uiitersuciiuug  jenes  Iviistenstiiclies  veraidalst;  Lieut. 
Sprall  (durch  seine  Reisen  in  Lykien  hekannt)  hat  den- 
sejlien  sicli  hereitwilligst  unterzogen  und  in  einer  neuen 
sehr  schönen  Karte  hnujitsäcldicli  die  folgenden  lirgehnisse 
festgestellt. 

1.  Im  Hafen  hat  man  einen  unter  Wasser  hefindli- 
clien  Halendainm  wahrnelimen  können;  derselbe  helin- 
det  sich  nah  hei  der  jetzigen  Citadelle  ((().  liin  kleiner 
Hafen  war  dadurch   von  dem  grölseren  abgeschnitten. 

2.  Etwas  nordöstlich  von  der  in  unserem  Plan  mit  h 
bezeichneten  Säulenhalle,  ungefähr  in  Linie  mit  der  Ci- 
tadelle, ist  eitie  Plattform  nachgewiesen,  welciie  jetzt  zum 
Tlieil  von  einer  Moschee  l)edeckt  ist;  sie  gibt  die(irund- 
fläclie  des  Mausoleums  an  und  betragt  70  Yards 
Lange  zu  55  Breite. 

3.  Dal's  die  westliche  Mauer,  ganz  wie  die  frü- 
here Karte  mit  punktirten  Linien  es  angab,  in  östlicher 
Richtung  gegen  den  Hafen  fortschritt,  wird,  gegen  Hrn. 
Newtons  Annahme  einer  westlichen  Richtung  derselben 
durch  die   Halbinsel,  bestätigt. 

4.  Der  Wiudniiihleidiiigel  ()i),  auf  welchem  Hr.  New- 
ton den  Palast  des  Mausolus  voraussetzte,  gewährt 
keine  Spur  vormaliger  (iebände. 

5.  Die  östliche  Mauer  schreitet,  wie  die  frühere 
Karte  es  nngal),  in  südlicher  Riclitung  geradefbrt  und 
darf  niclit  in  der  Riclitung  der  Meshrik -Landspitze  vor- 
ausgesetzt werden,  dergestalt  dal's  sie  eine  gröl'sere  Strecke 
Landes  östlich   auf  die  Citadelle  zu  eingeschlossen   hätte. 

6.  Jenseits  der  nordöstlichen  Ecke  der  Ring- 
mauer etwa  1000  Yards  entfernt  in  der  Richtung  von 
Mylasa  findet  sich  die  abgerissene  f;runds|iur  einer  äu- 
fseren  durch  Thürine  geschützten  Mauer,  vielleicht  ein 
Ueberrest  von   Alexanders   Helagerungswerken. 

7.  I5ei  der  in  iinserm  Plan  mit  j)  bezeichneten  Stelle 
findet  sich  ein   Brunnen. 

Nächst  diesen  hübschen  Ergebnissen  fiir  den  Plan 
von  Halikarnals,  welche  wir  der  freundschaftlichen  Mit- 
tlieilung  des  Hrn.  Churlcs  Ncn^lnn  verdanken,  lassen 
wir  eine  Reihe  brieflicher  Bemerkungen  des  Hrn.  71'^.  M'^. 
Lloi/d  über  Cockerells  an  gleichem  Orte  l)esproc!iene 
Herstellung  des  iMausoleums  hier  folgen.  Wie  auch  schon 
von  den  IUI.  Bötticher  und  Strack  in  der  Berliner  ar- 
chiiologischen  Gesellschaft  geäul'sert  worden  war,  findet 
Hr.  Lloyd  besonders  das  von  Cockeiell  vorausgesetzte 
längliche  Verhältnil's   der  Cella    störend.     Diesem  Uebel- 


äologischen   Zeitung. 

stand  sei  jedoch  durch  eine  andre  ^'erfheilung  der  36 
Säulen  abzuhelfen,  nämlich  durch  eine  Dop|)elstelliin<r  von 
sechs  Säulen  in  der  Eronte  und  durch  sieben  .Säulen  an 
den  Seiten.  Der  ganze  Plan  werde  dadurch  regelmäfsi- 
ger,  die  Cella  komme  auf  das  Verhältiiils  von  2X1  zu- 
rück, und  lasse  auch  die  Säulenhallen  freier  und  gang- 
l)arer  erscheinen,  wie  der  Plinianische  Ausdruck  cingiUir 
cohtmiiis  es  heische.  Die  Differenz  einer  einzigen  Säule 
zynischen  Krönte  und  Seiten  stimmen  auch  mit  dem  hrc- 
vUis  desPliniiis  wohl  zusammen;  auch  habe  Hr.  Cockerell 
bei  Mittheiliiiig  obiger  Ansicht  sicIi  ihr  geneint  bezeiat. 

„Die  Pyramide  betreffend,  fährt  Hr.  Lloyd  lort*^  so 
gellt  aus  ihrer  Vergleichung  mit  einer  IMeta,  wie  auch 
aus  der  Zahl  ihrer  Stufen  die  Wahrscheinlichkeit  her- 
vor, dal's  der  laut  Plinius  ihrer  Höhe  entsprechende  untere 
'rheil  des  Ganzen,  aulser  der  Sauleiiordniiiig  von  Gesims, 
Eries  und  Säulen  von  37',  Kul's  noch  Anderes  in  sich 
schlol's.  Die  Analogie  der  Denkmäler  von  Mylasa,  Xan- 
tlios  und  noch  anderer  dieses  asiatischen  Landstrichs  ma- 
chen es  glaublich,  dafs  das  Peristyl  auf  einem  beträcht- 
lich hohen  Grundbau  ruhte.  Demnach  möchte  dem  Podium 
derjenige  Theil  der  Gesammthöhe  von  140  Kul's  hinzuzu- 
fügen sein,  welcher  in  Cockerells  Herstellung  der  Attika 
gegeben  ist.  In  diesem  tiefen  Unterbau  mochten  die 
Sculpturen  des  Leochares  und  seiner  Kunstgenossen  ihre 
Stelle  gefunden  hal)en." 

„Uehrigens,  fährt  Hr.  Lloyd  fort,  läCst  sich  unmöglicli 
annehmen  dal's  die  aus  Budriin  nach  London  versetzten  Re- 
liefs in  der'I'hat  jenen  berühmten  Originale  angehörten.  Bei 
aller  ihrer  Schönheit  haben  sie  doch  auch  zu  viel  Eehler- 
ihre  besten  Theile  erheben  sich  nicht  liber  das  Gewöhn- 
liche und,  hievon  abgesehen,  machen  ihre  Dimensionen 
unil  ihre  vermulhliche  Bestimmung  es  unwahrscheinlich  dal's 
sie  einen  dem  Ange  so  nahe  genickten  Platz  wie  den'vor- 
ausset/.lichen  am  Podium  eiimahmen.  \'ielleicht  dafs  der 
wirkliche  vormalige  Schmock  jenes  Podiums  bei  künftinen 
Ausgrabungen  noch    einmal  zum  Vorschein  kommt." 

,,Aut  der  Höhe  des  Mausoleums  mochte  für  die  dort 
bezeugte  Quadriga  eine  Plattform  geblieben  sein,  denVer- 
hidtnissen  der  Cella  entsprechend.  An  den  Ecken  viel- 
leicht Löwen,  wie  an  den  von  derChimära  und  vom  Elü- 
gelwagen  benannten  <Tralimiilern." 

„Artemisia  und  der  Artemisdienst  jener  Gegend  (Paus. 
IV,  31)  mögen  es  liauptsäclilich  gewesen  seiii,  wodurch 
Ainazonendaistellungen  zur  Schinückuiig  des  Mausoleums 
veranlal'st  wurden." 

„Zu  fernerer  Bestätigung  der  Eigenthümliclikeiten  des 
Mausoleums  dienen  übrigens  die  häufigen  An.ilogieen  syri- 
scher und  benachbarter  Denkiniiler  von  ähnlicher  Anlage, 
unter  welchen  schon  Älüller  (Hanrib.  §.  151,1)  namentirdi 
das  des  llohen|niesters  Simon  (Ol.  160.  Joseph.  Xlll,  6) 
mit  sieben   Pyramiden   hervorgelioben  hat." 

Auch  ein  hübscher  Zuwachs  zu  den  halikarnassischen 


83* 


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Amaz  onenreliels  liat,  laut  neueren  Mittlieilungen 
lies  Hm.  Sam.  Uirch,  im  brittisclien  Museum  sicli  eiiige- 
tuoden.  Es  Ijeslelit  tltrselbe  aus  eiuem  Tlieil  eines  schma- 
len Krieses  mit  stark  vorsprinj;enclem  Gesims.  Dargestellt 
ist  darauf  die  Gruppe  einer  reitenden  Amazone,  mit  Ki- 
daris  und  ("liitori  liekleidet,  \>iilirend  ihr  Peplos  hinter- 
wärts llattcrt;  in  ihrer  Linken  halt  sie  die  Ziigel  ihres 
Pferdes,  ihre  Rechte  schwingt  einen  Speer  gegen  einen 
Keind.  Nur  ein  'l'heil  der  Vorderheine  des  Pferdes 
lehlt.  Die  Auffindung  dieses  interessanten  Fragments  er- 
lolgte  durch  Lieut.  .Spratt  U.  N.  auf  der  Stelle  des  Mau- 
soleums; es  ist  liau|)tsachlir!i  darum  wichtig,  weil  es  für 
einen  olieren  und  kleineren  Fries  von  l'  2"  Hohe  hei 
1,125  Tiefe  der  oheren  und  unteren  Einfassung  zeugt. 
Das  Relief  dieses  Fragments  ist  kecker  und  sorgloser  aus- 
geführt als  das  des  grül'seren  Frieses.  Es  steht  zu  die- 
sem in  ähnlichem  Verhaltnil's  wie  der  kleine  Fries  zu  dem 
grol'seren  am  Xanthischen  sogenannten  Harpagosdenkmal. 

13.  Laokoon.  Ueher  die  den  Laokoon  helreffende 
.Stelle  des  Plinius  spricht  sich  in  der  Archäologischen  Zei- 
tung N.  I^".  1848  .S.  237  ein  herühuiter  Kritiker  schliel's- 
licli  sehr  imperatorisch  aus,  mit  Verwerfung  des  geheimen 
Raths,  zu  dem  ich  mich  durch  Aufl)ringung  einer  Zwei- 
deutigkeit aufgeworfen  hatte,  nicht  einer  geringen,  son- 
dern der  sehr  grol'seu,  die  im  uneigentlichen  Sinn  der 
Formel  statt  des  eigenilichen  Sinnes  liegt.  Da  aher  auch 
<«  male  iiiforinato  rcijc  noch  Appellation  an  denselhen  vor 
dem  Publicum  statt  lindet,  so  lege  ich  diese  hiermit  ein. 
Ich  sage,  da  Plinius  scnaliis  consiiHtnn  und  (h;crc'(i(»i  hei 
Kunstgegenständen  uueigentlich  gel)raucht,  so  darf  nicht 
geläugnet  werden,  dafs  er  auch  de  consilii  sententiit  ein- 
mal anders  als  im  Kanzhistyl  verstanden  haben  könne. 
Nun  schrieb  Plinius  von  (>emmen  (37,  23):  luiclenus  de 
principatu  convenit,  ■»iidienitn  muxime  senatns  con- 
sulto,  und  von  den  Smaragden  (37,  16):  f/((«pco;)ffr 
decreto  hoitilniim  üä  parcitur  sciiljn  velilis.  Die  Zwei- 
deutijikeit  ist  oll'enbar  und  flal's  die  ijeiden  zweideutigen 
Ausdrücke  mit  der  zweideutigen  Formel  de  consilii  sen- 
tenlia  verwandter  Art,  der  leise  Scherz  ülier  diese  zur 
Zeit  gewil's  vielfach  niilsbranchten  hohlen  Redensarten 
sehr  erklärlich  sei,  wird  nicht  gelängnet  werden.  Ich  sage 
ferner,  dal's  wenn  die  Formel  nach  ihrem  Sinn  im  Ge- 
scliäftsgebrauch  nach  den  Verhältnissen  nicht  anwendbar 
ist,  dagegen  im  scherzhaften  auf  eine  bei  Plinius  durch- 
aus nicht  unwahrscheinliche  Art  in  ilen  Zusammenhang 
pafst,  der  letztere  noihwendig  zu  wählen  sei.  Etwas  ganz 
Neues  und  au  sich  Unglaubliches  würde  es  in  der  Ge- 
schichte sein,  dal's  das  coiisifiiiiii  eines  Kaisers  oder  Kö- 
nigs über  die  IJestellung  einer  .Statue  beriethe  und  ent- 
schiede: und  sehr  grols  ist  der  Unterschied,  wenn  wir 
dagegen  einen  besnndern,  für  die  Aussclimfickung  des  Pa- 
lastes sorgenden  Rath  annehmen.  Aber  einen  solchen, 
wenn  wir  es  auch  mit  einiT  haaren  historischen  Hypothese 
nicht  streng  nehmen  wolllcn,  erlaul)t  in  der  nackten  For- 
mel de  cnnsdii  sentenliu  zu  verstehn  die  Sprache  entschie- 
den nicht,  deren  (üesetz  und  (Jehrauch  uns  in  unsern  Hy- 
pothesen uneri)itterli<h  heschrärdtt.  Und  wäre  die  Mög 
lichkeit  eine  kunstberathende  und  beschliel'sende  Commis- 
sion  zu  verstehn,  so  wäre  auch  diese  befremillich  und  an- 
stöfsig  genug,  weil  ohne  Ueispiel  im  Alterthum,  im  Mit- 
telalter und  in  der  neuen  Zeit,  vielleicht  sogar  in  der 
neuesten.  I''.  (i.  Welk  eh. 

14.  Zur  Pkokescii  Osten.schen  Samm- 
lung griechischer  _Miinzen  liegen  wiederum  mehrere  nach- 
trägliche liemerkungen  vor,  welche  wir  tlieils  dem  Herrn 
Besitzer,  theils  Hrn.  Osann  verdanken. 


1.  Teos  j'o/iiue?  (Arch.  Z.  XXI,  24).  So  ist  diese 
kleine  Silbermünze  irrig  von  uns  benannt  worden.  Pro- 
fessor Osann  hat  (.\rchäol.  Zeitung  von  184 j  S.  118)  nach 
Streber  das  Rild  der  Vorderseite  berichtigt  und  die  Münze 
nach   Bithynien  verlegt. 

Seit  der  Publikation  unsrer  Münze,  die  uns  aus  Smyrna 
gekommen  war,  sind  uns  iiinf  andre  F]xemplare  zu  Händen 
gekommen,  alle  iiinf  aus  den  Peloponnes.  Nur  eines  da- 
von hat  klar  die  auf  der  M(inze  zu  München  sichtbare  Le- 
gende, auf  der  Ruckseite  aber  unter  dem  Pegasus  das  <J>^ 

über  demselben  im  Felde  einen  Dreizack.  .MIe  fünf  ha- 
ben das  (J>  drei  davon  keine  Legende,  die  vierte  TPHI, 
aher  das  p  ist  abgenützt  und  auf  der  Rückseite  im  Felde 
sicher  das  1".  D'ese  fünf  Exemplare  wiegen  0,9 — 0,10',!, 
— 0,11 — 0,11—0,11':,.  Wir  halten  sie  für  Oholen  von 
Korinth  nach  attischem  Fufse.  Nicht  eines  dieser  Stücke 
ist  gut  genug  erhalten,  um  nicht  den  Verlust  von  ein 
paar  Gran  aimehmen  zu  miissen.  Ein  sechstes,  siebentes 
und  achtes  Stück,  zu  10,  12  und  13',^  Gran  im  Gewichte, 
die  Vorderseite  ohne  Aufschrift,  auf  der  Rückseite  unter 
dem  Pegasus  ein  /\    ein  neuntes  auf  der  Vorderseite  mit 

^  zu  13,  erscheinen  uns  als  Obolen  vonLeukas  und  be- 
stätigen den  Typus  für  den  korinthischen  Rund.  F^in 
Frauenhaupt  von  vornen  mit  fliegenden  Haaren  ersclieint 
auch  auf  'l'etrobolen  von  Leukas,  ireilich  nicht  derselbe, 
aber  doch  ein  verwandter    l'ypus. 

2.  Aeiius  Thraciue?  Diese  Bestimmung  der  Arch. 
Z.  XX,  1  abgebildeten  Kupfermünze  ist  offenbar  dieselbe, 
welche  Mionnet  11,264,43  nacliAxus  Cretae  legt.  Glei- 
chem Irrthum  und  gleicher  Berichtigung  unterliegt  auch  die 
neulich  (N.  F.  Taf.  XVHI,  1)  ebenfalls  nach  Aenus  gesetzte 
Münze:  die  wahre  Aufschrift  (Mionnet  11,  264  43  ist  CA 

F.   V.  O. 

3.  „Lui-issa  Thessuliae  (Arch.  Z.  N.  F.  X,  3). 
AE  b.     Jugendlicher  h'rauenkopf  r. 

K-     AAPIZAIßN.     l'rau  zu  Pferde  1." 

4.  „Litnssit   Thessidtuc. 

AE  5.      Bekränzter  jugendlicher  Frauenkopf  r. 

!<■•  AAPIZAI.     Bogenschütze  im  Schuls.  [Artemis?]'' 

Wenn  wirklich  auf  beiden  Münzen  ein  jugendlicher 
Frauenkopf  anzunehmen  ist,  so  wird  man  beliigt  sein, 
darin  die  Larissa,  Tochter  des  Pelasgos,  wiederzuerketmen, 
nach  welcher  die  Thessalisclie  Larissa  am  Peneios  genannt 
worden,  nach  Hellanikos  bei  Schol.  Apollou.  Rhod.  1,40. 
Vgl.  Pausau.  11,  23,  9.  Serv.  Aen.  II,  197.  Allein  nach 
der  gegebenen  Abbildung  der  Münzen  scheint  der  Kop] 
weit  eher  ein  männlicher  zu  sein,  so  wie  der  Lorbeerkranz 
auf  No.  4  auf  ilie  Annahme  eines  ApoUon  führt,  womit 
die  auf  dem  Revers  belindliche,  aufgescliürzte,  mit  Bogen 
und  Pfeil  versehene  Artemis,  die  als  solche  nicht  zu  ver- 
kennen ist,  gut  zusaniuicu  stimmt;  aul'serdein  sind  die  am 
Schopf  zusammen  gel)undenen  Haare  des  Kopfs  auf  der 
andern  Münze  wenigstens  nicht  gegen  die  Annahme  eines 
Apollou,  wenn  man  sich  an  die  Darstellung  dieses  (iottes 
auf  Werken  älteren  Styls  erinnert.  Da  über  den  (''undort 
beider  Münzen  die  Nachrichten  fehlen,  so  könnte  mai> 
der  Vermuthung  Raum  geben,  dal's  diesellieu  nicht  der 
Tliessalischen  Larissa,  sondern  der  gleichnainiuen,  in  der 
Nähe  von  Ephesos  gelegenen  .Stadt,  in  welcher  sich  nach 
Straiion  Xlll.   S.  620,   auf  welcheu    sich  Steph.    v.  ^iü- 


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(iiaau  bezieht,  ein  lleilintliiiin  des  l4nc'X}.iiiv  yfapinn>]vi)g 
befunden,  zuzuweisen  seien,  wenn  es  riclit  gewagt  er- 
schiene, einem  Oile  Anloiinioie  zuznneslelieii,  von  weltheni 
bis  jetzt  wenigstens  run  li  lieine  Aliinzen  niicligewiesen  wer- 
den konnten.  Schon  zu  Strnljon's  Zeiten  existirte  diese 
Lnrissa  nicht  mehr,  und  er  nennt  sie  eine  yd'/irj  (liiilier 
7i(,'A/c)  des  Kpliesischen  (ieliletes.  Wenn  es  hiern.'i(li  ge- 
rntlien  scheint  zur  'J'hessalischen  Larissa  zuriickznlvehren, 
so  teldt  auch  hier  der  Nachweis  von  einem  Cuitns  des 
Apolion  nicht,  in  so  fern  die  Lapithen,  weiche  (Hese  Ge- 
genden l)ewülmten  (s.  Strab.  IX.  S.  539)  ilir  Gescidecht 
Ton  einem  Lapillies  herleiteten,  vveldier  nacli  üiodor  I\  , 
70  und  .Scliol.  Apolion  a.  a.  O,  ein  Sohn  des  Apolion 
lind  der  Stillie  war.  Ein  ähnlicher  lorbeerbekranzter 
Apollokopf  findet  sich  auf  einer  Münze  der 'l"hessalischen 
Magnesia,  bei  Sestini   Lettere  VI.    'I'af.   I,   18. 

Die  Reverse  beider  Münzen  entziehen  sich  sicherer 
Erklärung.  Jedoch  gewinnt  die  vom  Herausgeber  kurz 
angedeutete  %ermutlning,  die  l'iau  anfeinem  Seepferde 
sei  Thetif,  grol'se  Wahrscheinlichkeit,  wenn  wir  aut  einer 
folgenden  Miinze  der  Thessalischen  IMagnesia  ein  Symbol 
der  am  Pelion  gefertigten  Argo  wahrnehmen,  deren  Aus- 
fahrt das  lirstaunen  der  Nereiden  und  darunter  der  'J'lie- 
tis  erregte,  in  dessen  Kolge  die  Vennahlnny  letzterer  mit 
dem  Peleus  zu  .Stande  kam,  nach  der  schönen  Schilde- 
rung Catulls  im   Eingange  des  Epithalamiiuns. 

5.  Magnesia  Thcssaliae  (Arcli.  Z.  N.  K.  X,  5). 
„AE  5.    15ekran?ter  .lu])iterkopf  I. 

R-  MAPNHTßN.  Gellügelter  Centaur  r.,  unten  die 
Keule  vorhangend.  Vor  sich  im  Felde  eine  Eide, 
die  auf  einem  .SchifFsschnabel  zu  ruhen  scheint." 
Die  Vorstellung  gellügelter  Kentauren  wäre  nicht  un- 
denkbar [Iriipr.  d.  Inst.  111,52], ist  mir  aberaiis  keinem  iMonu- 
mente  erinnerlich.  Jedenfalls  wirtidie  angeliliche  Andeutung 
von  Klügeln  eher  für  eine  Gewandung,  wie  Hr.  Gerhard 
meint,  oder  fijr  ein  Fell  gehalten  werden  müssen.  Darf 
dagegen  der  Schiirssclinal)el,  auf  welchem  die  Eule  steht, 
;ds  beglaul)igt  angesehen  werden,  was  aus  der  Abbildung 
der  Münze  nicht  ganz  deutlich  ist,  so  verdient  damit  eine 
andere  Münze  von  Magnesia  bei  Sestini  a.  a.  O.  vergli- 
chen zu  werden,  welche  auf  dem  Revers  gleichfalls  einen 
SchifFsschnabel  zeigt:  derselbe  wird  von  dem  Heransgeber 
mit  Recht  auf  die  Argo  gedeutet,  welche  bei  Ovid  Her. 
XII,  9  Magnelh  genannt  wird  und  nach  Eurip.  Med. 
init.  (lind  daraus  bei  Ennius  Metl.)  und  CatuU  Epithal. 
init.  aus  Fichten  des  Berges  Pelion  erbaut  worden  sein 
soll.     Das  Symbol  der  Eule    liel'se   sich   auf  Athene  deu- 


ten, durch  deren  Hände  die  Argo  gebaut  war,  nach  Kal- 
listratos  Ecphr.   10. 

7.    Mclituea  ThessuUue  (Ardi.  Z.    N.   I'".   X,  7J. 
„AE  2'/,.     ßekrimzter  Jiipilerskojd   I. 
/f.      ME.       ßiene  mit  gespreiteten   Flngeln." 

«.    Mcliluru   TkcxsaVtac  (Ebd.  X,  8). 
,,AE  2'  ,.      IJekranzter  Jupilerskopf  r. 
R-     MEAI.       liiene  wie  oben." 

9.     MMaea  ThessaJlae  (Ebd.  X,  9). 
„AE   5.     Rekranzter  Jupiterkopt   r. 
ß.     MEAlTAIEßN.       l^iene  wie  oben." 

Diese  drei  Münzen  gehören  zu  einer  und  derselben 
Klasse,  von  welcher  sich  die  N.  I<'.  X,  0  mitgetheilte  als 
ein  besonderer  Typus  ausscheidet.  Das  jenen  (iemein- 
schallliche  und  Eigentlnimliche  besteht  in  dem  nun  richtig 
erkannten  bekriinzten  Jupiterskopf  und  tler  Biene,  welclie 
letztere  nicht  ohne  Beziehung  auf  den  Namen  der  .Stadt, 
welcher  jene  iMünzeii  angehören,  sein  kann.  Die  Zusam- 
menstellung beider  Symbole  wird  auf  das  (ienügeridste 
durch  den  uns  allein  von  Nikandros  iiei  Anton.  Lii).  13 
erhaltenen,  den  .Melitens  als  (jriinder  der  Stadt  Melite 
betreffenden  Mythus  erläutert.  Dieser  Melitens  nämlich, 
wird  erzahlt,  ein  Sohn  des  Zeus  und  der  Nyinjihe  Othrei» 
(nicht  vielleicht  Itesser  'Od^Qvi'g,  vom  Thessalischen  Berge 
Otlirys  genannt?),  sei  aus  Furcht  vor  der  Eilersucht  der 
Here  in  einem  Walde  ausgesetzt,  dort  aber  von  Bienen 
{i.iiXinnäi)]  geniihrt  worden,  bis  ihn  ein  Hirt  Phagros,  ein 
Sohn  derselben  Nymphe  und  des  Apolion,  aufgeliinden 
und  grol's  gezogen  habe,  woraufderselbe  tapfer  und  mäch- 
tig geworden,  in  Phlhia  eine  Stadt  gegiundet  und  nach 
seinem  Namen  Melite  genannt  habe.  Die  Anwenduei" 
dieses  Mythus  auf  die  vorliegenden  .Münzen  ist  elien  so 
leicht  und  augenscheinlich,  als  es  keinem  Zweifel  unter- 
liegt, dal's  trotz  der  Verschiedenheit  in  der  Fortnation 
des  Namens  der  Stadt  doch  eine  und  dieselbe  gemeint 
sei.  Der  wirkliche  Name  dieser  Thessalischen  Stadt,  iiber 
deren  Lage  Ussing  Inscr.  Graec.  iiied.  S.  5  zu  verglei- 
chen ist,  war  n.ämlich  DliXiTn'u,  worüber  vgl.  intpp.  ad 
.Steph.  Byz.  und  Ussing  a.  a.  O.,  wo  eine  Inschrift  mitge- 
theilt  wird,  in  welcher  sich  beide  Namensformen  finden: 
die  erslere  bei  Strabon  und  Plinius.  Es  wird  angemessen 
sein  hinziiziiluseii,  dal's  tienselben  ^leliteus  in  einer  Situa- 
tion, wie  ihn  Phagios  fand,  in  der  Vorstellung  auf  einem 
;;eschnitteneu  Sti-in  Panolka  wiederzuerkennen  meint,  Ann. 
dell'  inst.   '1".  VII.  S.  24ei. 

Giessen,  März   1848.  F.  Osann. 


II.    A  r  c  h  ä  0  I  0  g 


sehe    Gesellschaften. 


Rom.  ,,Die  allgemeine  Theilnalimlosigkeit,  welche 
bei  dem  Publikum  seit  läiigererer  Zeit  in  Beziehung  auf 
Werke  alter  Kunst  eingerissen  ist,  iniilste  unter  den  ge- 
genwiirtigen  politischen  Verhältnissen  vergangenen  Win- 
ter ihren  Hochpunkt  erreichen  und  es  darf  daher  nicht 
Wunder  nehmen,  wenn  die  Protcdiolle  der  wöchentlichen 
Sitzungen  des  arc  h  ii  olo  gis  c  h  e  n  Instituts  weit  ma- 
gerer ausgefallen  sind  als  sonst.  In  flein  Mal'se,  in  wel- 
chem sich  die  Freunde  des  .Schönen  an  Zahl  verringern, 
in  dem  ^lal'se,  in  welchem  das  Interesse  am  classischen 
Alterthum  iiberhaupt  alinimmt,  in  deinsell)en  Mal'se  wer- 
den auch  die  Entdeckungen  seltener.  Ziilällige  Funde 
werden  weniger  beachtet  und  lilaninälsige  Nachgrabungen 
werden  unterlassen. 

Die  längere  Anwesenheit  des  Herzogs  von  Luynes, 
welcher   an    den  Sitzungen    des  Instituts    vor    der  greisen 


Katastrophe,  die  sein  Vaterland  betroflen,  lebhaften  An- 
theil  genommen  hat,  Inlilete  den  letzten  lichten  Zwischen- 
inoment  in  dieser  für  unsre  Wissenschaft  triiben  Epoche. 
Nicht  blol's  dal's  er  sellist  mehrere  werthvolle  Monumente 
seiner  reichen  Sammlungen  zum  Gegenstand  der  Discus- 
sion  gemacht  hat,  so  war  schon  seine  blol'se  Anwesenheit 
hinreichend,  das  Interesse  zu  wecken  iiml  den  Forscher- 
sinn  neu  anziirejieu. 

Bei  dieser  (ielegenheit  miirste  es  übrigens  aufs  Neue 
recht  klar  werden,  wie  sehr  die  archäolojjische  Unterhal- 
tung von  der  archäologischen  iJildnng  abhangig  ist,  welche 
zur  Zeit  noch  sehr  sparsam  vorh.inden  ist.  Eine  wissen- 
schaftliche Darstellung  ist  vor  einem  Publikum,  das  nur 
von  iXeiigierile  zu  den  Resten  des  Alterthiims  hin"elrieben 
wird  und  welches  durch  die  Absteckung  der  für  die  Un- 
tersuchung nöthigen  Gesichtspunkte  sich  gemeinialich  arg 


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enttäusclit  fiililt,  kaum  miiolicli.  Und  doch  ist  es  nicht 
inelir  an  der  Zeit  die  Wil'sljegierigen  mit  dein  Auspacken 
autiquarischen  Neiiigkeitskrains  al)zufiiideu,  so  wie  es  an- 
derseits nicht  gestattet  ist,  an  jedem  neuen  Specimen  die 
Kiemente  archäologischen  Wissens   zu   entwickehi. 

Ein  andrer  Uehelstand  ist  der,  dal's  wir  von  neuent- 
deckten .Monumenten  fast  nur  die  uiihedeutenderen  zur 
Stelle  bringen  kiinnen,  wodurch  diesen  sclieinliar  eine 
tihergrofse  VVichtigkeit  beigelegt  wird.  Wenn  lehensgrolse 
Statuen  und  andere  Kunstwerke  von  wirklicher  Bedeu- 
tung in  unseren  Protokollen  kaum  statistisch  erwähnt  wer- 
den, so  veranlassen  dagegen  Kleinigkeiten,  die  zur  autop- 
tisclien  Untersuchung  auUordern,  langwierige  und  zuweilen 
auch  langweilige  Discussionen.  Einer  der  vornehm  ge- 
borenen unserer  verdienstvollsten  IMitarlieiter  hat  daher 
derlei  antiquarische  Alerkwürdigkeiten  „ Adunanzenspiel- 
zeug"  genannt,  üer  Avisdruck  ist  wahr  und  treffend  ;  wie 
er  aber  etwas  Verletzendes  hat,  so  ist  er  ungerecht  und 
jedentalls  nicht  ganz  billig.  Indel's  wie  dem  auch  sei,  so 
müssen  wir  uns  dessen  schon  bescheiden,  in  den  nach- 
folgenden Protokollausziigen  von  solchen  Spielereien,  zu 
denen  entweder  bedeutende  ^lonumente  herabgewürdigt 
worden  sind  oder  zu  denen  sich  andere  geeignet  gezeigt 
haben,  Rechensclialt  abzulegen. 

Marmorwerke  sind  im  Allgemeinen  vor  einer  solchen 
Herabsetzung  gesichert.  Wer  möchte  solche  zur  Stelle 
bringen?  Von  diesen  können  Iiöclistens  Zeichnungen  vor- 
gelegt werden.  In  den  meisten  Kallen  sind  aber  selbst 
solche  nicht  zur  Hand  und  ein  Bericht  wie  er  mündlich 
erstattet  werden  kann,  pHegt  der  Besprechung  nur  ge- 
ringes Interesse  zu  leihen.  Die  Seltenheit  der  Auffindung 
solciier  Denkmäler  bringt  uns  indeCs  auch  nicht  einmal  in 
diesen  Fall.  Im  verllossenen  Adunanzzeitraujn  kam  von 
Statuen  nur  die  eines  Jupiter  zur  Sprache,  welche 
in  Tu  Senium  aufgefunden  worden  ist.  Sie  hatte 
dort  nur  wenige  Palmen  unter  der  Erde  vergraben  gele- 
gen und  Canina,  welcher  die  erste  Anzeige  von  ihrer 
AulfinHung  machte,  glaubte  daran  erinnern  zu  müssen, 
dafs  in  der  Nähe  des  Kundorts  eine  I\larmorl)asis  bei  Irü- 
Jieren  Ausgrabungen  entdeckt  worden  war,  auf  welcher 
der  Name  des  Künstlers  Xenokles  eingehauen  stand.  Er 
war  sogar  nicht  abgeneigt,  diesem  das  erwähnte  Marmor- 
werk als  ein  Erzeugnifs  seiner  Kunst  zuzuweisen.  Später 
als  die  Statue  nach  Rom  geschallt  worden  war,  hatte 
Dr.  Uninn  zuerst  (Jeiegenheit,  sie  einer  näheren  Prülung 
zu  unterwerfen.  Er  machte  darauf  aufmerksam,  dafs  die- 
selbe schon  im  Altcrtluim  restaurirt  worden  war  und  be- 
merkte ilal's  der  Kopf  mit  einer  nur  bei  aufmerksamer 
BeTrachtuiig  walirzuuehineiiden  Commissur  aufgesetzt  sei. 
Ihm  wollte  es  scheinen,  als  sei  in  derselben  nicht  sowohl 
Jupiter  als  vielmehr  Neptun  ilargestellt,  wobei  er  sich 
auf  die  Züge,  die  liir  den  Olympusbelierrscher  nicht  edel 
und  nicht  charakteristisch  genug  seien,  bezog.  .Später 
nahm  Dr.  Braun  eine  fielegenlieit  wahr,  dieses  Denkmal  in 
Gesellschalf  iles  Herzogs  von  Luynes  zu  betrachten.  Beide 
konnten  Hrn.  Brunn's  Zweifel  nicht  tlieilen  und  glaubten 
den  Mangel  an  Götteradel  eher  auf  den  decorationsmä- 
fsigen  Styl  der  Arbeit  beziehen  zu  miiss^-n  Die  Slalue 
ist  halbbekleidet  und  scheint  gerade  aufrecht  gestanden 
zu  haben  —  die  Kni'se  sind  gebrochen  —  was  fiir  den 
Gott  der  Gewässer  wenig  passen  nuiclite.  Dagegen  dürfte 
die  ganze  Darstellung  im  Allgemeinen  wenigstens  ziemlich 
"enau  mit  dem  ebenlalls  halbekleideten  und  stellenden 
Jupiter  des  Spiegelsaals  der  Villa  Albani  stimmen.  Werke 
dieser  Art,  die  liir  dm  iininiltelbaren  Kunsfgenurs  nur 
wenig  darbieten  und  sich  eher  zu  einein  arcliilectonlsciien 


Schmuck  von  Palästen  und  Gärten  als  zur  Aufstellung  in 
Museen  eignen,  können  an  wissenschaftlichem  Interesse 
denn  erst  gewinnen,  wenn  eine  Vergleichung  wie  die  an- 
gedeutete mit  einiger  Genauigkeit  angestellt  und  naciige- 
wiesen  worden  ist.  Dazu  gehört  indel's  mehr  als  das  blol'se 
Draufgucken  und  es  erheischt  eine  solche  Operation  mehr 
Mühe  und  Zeitverlust  als  manche  scheinbar  mühevollere 
und   dabei   augenblicklich  wichtige  Untersuchung. 

Von  einem  griecliischen  Relief,  welches  unter  den 
Ruinen  des  alten  Tyndaris  aufgefunden  worden  war,  hatte 
unser  Correspondenl  in  Alessioa  der  P.  Pogwisch  eine 
elegante  Zeichnung  eingesandt.  Dr.  Brunn  erstattete  Be- 
richt darüber.  Es  stellt  eine  Opferstene  dar,  welche  wie 
die  Inschrift  besagt,  der  Diana  Eupraxia  gewidmet  ist. 
Diese  Gottheit  glaubte  man  in  der  Figur  der  einen  Kranen- 
gestalt zu  erkennen,  v»elche  mit  einem  kurzem  Hemdchen 
bekleidet  ist,  welches  die  rechte  Schulter  blos  läl'st.  Sie 
nähert  sich  dem  Altar  mit  einem  Opferkörbchen  und  setzt 
auf  den  Heerd  desselben  eine  Fackel  auf.  Von  der  an- 
deren Seite  nahen  die  Andächtigen,  welche  wie  in  allen 
derartigen  Vorstellungen  kleinere  Dimensionen  wahrneh- 
men lassen.  Die  Zeichnung  läfst  auf  eine  schöne  Arbeit 
scliliefsen. 

Dr.  Braun  brachte  aufs  Neue  das  interessante  Bas- 
relief der  Villa  Ludovisi  zur  .Sprache,  welches  Win- 
ckelmann  nur  tlüchtig  erwähnt  hat  und  das  seit  jener 
Zeit  keinem  einzigen  Archäologen  wieder  zu  Gesichte  ge- 
kommen zu  sein  scheint.  Es  stellt  den  Paris  in  dem 
Moment  der  Einschiffung  nacli  Griechenland  vor. 
Oenone  stellt  ihm  zur  Seite  und  mahnt  von  dem  Aben- 
teuer ab,  welches  sie  mit  schlimmen  Vorahnungen  erfüllt. 
Diese  Darstellung  stimmt  im  Allgemeinen  mit  dem  Bas- 
relief des  Palast  Spada,  bei  dessen  Erläuterung  desselben 
Erwähnung  geschehen  ist.  Eine  von  Riepenliausen  ange- 
fertigte Zeichnung  wurde  vorgelegt  und  vielleicht  darf 
dabei  die  Vermutlinng  geäul'sert  werden,  dafs  diese  Dar- 
stellung die  Seitenfläche  eines  Sarkophags  geschmückt 
hat,  an  dessen  Vorderseite  das  grol'se  Parisurtheil  der- 
selben .Sammlung  angebracht  gewesen  sein  mag.  Man 
sollte  glauben,  dafs  solch  ein  Gedanke  augenblicklich  wi- 
derlegt oder  bestätigt  werden  könnte,  wenn  man  die  Höhe 
des  einen  und  des  andern  Reliefs  vermessen  würde.  Allein 
dem  ist  nicht  so.  An  dem  Relief  mit  dem  Unheil  des 
Paris  ist  bekanntlich  die  untere  Hälfte  restaurirt  und  bei 
dieser  Restauration  wird  man  auf  die  ursprüngliche  Höhe 
des  Ganzen  kaum  eine  so  genaue  Rücksicht  genommen 
haben.  Der  Abstand,  welchen  der  Stylvortrag  in  dem 
einen  und  dem  anderen  Relief  wahrnehmen  läl'st,  würde 
ganz  dem  Verhältnifs  entsprechen,  in  welchem  solch  eine 
Seitenfläche  zu  der  Hauptansiclit  des  Sarkophags  zu  ste- 
hen  pflegt. 

Von  einem  andern  Sarkophag,  welcher  sich  in 
dem  Nationalmuseum  von  Pesth  l)erindet,  hatte  Herr 
Ncigchuur  eine  Zeichnung  beigebracht.  Das  was  dieses 
Denkmal  bemerkenswerth  macht,  ist  der  Umstand,  dal's 
die  Umrisse  der  higuren,  sowie  auch  die  Augen  und  die 
Haare  der  dargestellten  h'iguren  mit  rotlier  h'arbe,  andere 
Theile  durch  andere  Bemalung,  hervorgehoben  sind.  Es 
gehört  zu  der  Anzahl  jener  auf  .Speculatiou  angefertigten 
Steinsärge,  welche  unvollendet  geblieben  sind,  weil  der 
Abnehmer  ausgeblieben  war.  Der  für  die  Inschrift  be- 
stimmte i{aum  ist  nemlich  leer  geblieben.  Zu  l)eiden 
Seiten  ilieser  leergelassenen  Inschriftstafel  ist  die  (iruppe 
des  Amor  und  der  Psyche  wiederholt  angeliracht.  Auf 
der  einen  der  .Seitenflächen  sieht  man  den  .\pollo  auf  ei- 
nem Greifen  sitzend  dargestellt,  ihm  gegenüber  den  Mar- 


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syas  an  einem  Baum  aiifgeliäiigt.  Zwischen  Iieiden  kniet 
der  Pliryi;ier  das  Scliintlmesser  sclileitend  am  Boden.  Der 
Grund  dieser  Darstellung  ist  rotli  lieinalt  und  rotli  sind, 
wie  l)ereits  liemerkt,  die  Locken  angegel>en ,  welche  aui' 
die  Scluiltern  des  (Jotles  lieraliwallen.  Dagegen  ist  der 
Mantel  welcher  ihn  umkleidet  rosa  gelarlit,  und  die  Leyer, 
die  Gewandung  der  l'iirygier  und  der  Baumstamm  sind 
mit  gelher  Farhe  augegehen.  Die  nackten  Kiirpertlieile 
sind  allein  ohne  solche  Bemahing  gehlielien.  Aut  der  an- 
dern Seitenliaclie  dieses  Sarkophags  ist  auf  rolliem  Grund 
ein  Getäl's  ahgehlldet,  aus  welchem  Weinrehen  hervor- 
waclisen.  So  roh  die  Arheit  dieses  Werkes  sein  mag, 
die  Pülychromie,  welche  es  schmückt,  zeigt  otlenhar 
System  und  es  ist  in  der  That  liherrascliend  zu  sehen, 
wie  sehr  sich  dasselbe  den  Farlienangahen  in  alten  Grah- 
malereien  analog  zeigt.  Es  liefert  dieses  Beispiel  einen 
neuen  Beweis,  dafs  iür  vergleichende  Untersuchungen  kein 
Denkmal  zu  jung  und  zu  geringfiigig  ist  und  dals  wir  oit 
über  recht  verwickelte  Kragen  da  Aulschlufs  erhalten,  wo 
wir  eine  derartige  Aulklärung  am  wenigsten  erwarten 
durften. 

Herr  Nehiebaw  legte  eine  Zeichnung  von  einem 
1',  Kul's  hohen  .Marinorcylinder  gleicher  Herkunft  vor, 
welcher  oben  in  eine  pinieniürmige  Frucht  ausläult.  Der- 
selbe ist  mit  Figuren  in  Basreliel  geschiniickt,  welche  den 
Aesculap  und  Telesphorns  zwischen  der  Hygiea 
und  einer  mit  Scepter  und  Patera  versehenen  Frauenge- 
stalt darstellen.  Denkmäler  dieser  Art,  welche  an  sich 
unbedeutend  sind,  aber  auf  primäre  Formationen  zurück- 
weisen, machen  den  Mangel  von  Provinzialantirpiitäten- 
verzeichnissen  recht  fühlbar.  Besäl'se  der  Archäolog  nur 
etwas  dem  verwandtes  was  für  die  Naturwissenschaften 
in  iliren  Floren,  Faunen  u.  dgl.  seit  lange  zur  Hand  ist, 
so  würden  viele  Untersuchungen  gar  sehr  vereinfacht  und 
die  Entscheidung  über  derartige  Specialitäten  ermöglicht 
werden.  Dilettantenhände  würden  für  die  Anfertigung 
solcher  Register  iVeilich  nicht  ausreichen,  sie  mnl'sten  im 
Gegentheil  mit  dazu  benutzt  werden,  um  die  einseitige 
Vorliebe  für  vaterländische  Alterthiimer  zu  einer  acht  wis- 
senschaftlichen Tlieilnahnie  umzustimmen  und  aufzunähren. 
So  behauptet  Herr  Neigebaur  dals  Vorstellungen  der  er- 
wähnten (iottlieiteu  in  Dazien  häutig  seien,  aber  ül)er  die 
Weise  ihres  Vorkommens  und  alle  dahin  einschlagendeu 
Beziehungen  raüfsten  wir  erst  eines  Genaueren  belehrt  wer- 
den, l)evor  wir  liotFen  <lürften,  die  Deutung  der  hier  bei- 
gegebiien  vierten  Figur  mit  einiger  Aussicht  auf  ein  walir- 
lieitshaltiges  Kesultat  zu  unternehmen.  Vermuthungen 
lassen  sich  ohne  Ende  vorbringeti,  der  Kundige  wird  sich 
dersell)en  eher  enthalten  als  nach  derlei  Schattenbildern 
der  Wahrheit  haschen. 

Die  Sitzung,  welche  am  28.  April  zur  Feier  des  Grün- 
dungstages des  Instituts  abgehalten  wurde,  ist  durch  die 
Ausstellung  der  Gypsabgüsse  eines  griechischen  lleliefs 
verherrlicht  worden,  welches  Cintijiana  bereits  vor  Jah- 
ren in  \  erledig  aufgefunden  zu  haben  versichert  und  sei- 
ner reichen  Siimmluug  einverleibt  hat.  Es  stellt  die  Nie- 
derlage der  Niobiden  dar  und  zeigt  einen  originell 
griechischen  (yharacter.  Die  eine  Figur  stimmt  mit  dem 
schönen  Fragment  der  Villa  Albani,  andere  (iestalti-n  sind 
völlig  neu.  Der  Ausdruck  ist  höchst  <lramatisch  und  iiber- 
trifFt  durch  mächtige  Wirkung  des  Pathos  alle  Darstel- 
lungen dieses  (iegenstands  in  Statnengruppeu  sowohl  wie 
in  Sarkophagschilderungen,  mit  alleiiiigtr  Ausnahme  der 
verstiunmelten  weildichen  Figur  aus  den  (iärten  des  Qui- 
rinal,  welche  in  der  langen  Gallerie  des  Museo  Cliiara- 
monti  aufgestellt  ist.     Die  Gruppe  einer  Niobide,  welclie 


ihren  tödtlicli  verwundeten  Druder  von  liinten  umfangen 
hält,  erinnert  aulfällend  an  die  Begegnung  des  Dionysos 
und  derSemele,  welche  auf  Gerhard's  etruskischem  Spie- 
gel dargestellt  ist. 

In  einer  früheren  Sitzung  hatte  Dr.  Bnnin  die  Zeich- 
nung von  einem  ovalen  Relief  vorgelegt,  welches  über  der 
Thür  des  .^urorasaal  in  l'Jd«  Lttdovisi  eingemauert  ist. 
Es  stellt  dasselbe  einen  entseelt  zu  Boden  gestreckten 
.lüngling  dar,  von  dem  man  früher  hätte  annehmen  müs- 
sen, dals  er  zu  einer  Giganten-  oder  Titanenllucht  ge- 
höre, während  jetzt  die  Vergleichung  mit  dem  Campana- 
schen Relief  deutlich  zeigt,  dals  er  ein  Bruchstück  einer 
ähnlichen  Niobidenniederlage  ist.  Ueber  das  Campana- 
sclie  Relief  selbst,  welches  sehr  geistvoll  gearbeitet,  alier 
hin  und  wieder  etwas  nachlässig  lieliandelt  ist,  Heise  sich 
sehr  viel  sagen  und  gerade  dieser  Umstand  erlegt  uns 
Kürze  auf.  Da  der  Standpunkt  der  Untersuchungen  »Uer 
die  Niobegrup|>e  durch  dessen  Auffindung  wesentlich  ver- 
rückt werden  dürfte,  so  wird  man  bei  Wiederaufnahme 
derselben  nicht  umhin  können,  dasselbe  wiederholter  Prü- 
fung zu  unterwerfen,  weshalb  es  hier  hinreichen  mag  auf 
die  Wichtigkeit  dieser  Entdeckung  hingewiesen  zu   haben. 

Auch  in  Hinsicht  der  epigraphischeo  Wissenschaft  ist 
die  Ausbeute  der  diesjährigen  Sitzungen,  obwohl  vielleicht 
minder  reich  als  zu  andern  Zeiten,  doch  im  Rückblick 
auf  die  überaus  ungünstigen  Umstiinde  nicht  unbedeutend 
zu  nennen.  Unter  den  Griechischen  Inschriften, 
welche  namentlich  Herr  li'izos-Rtingahi'S  zn  Athen  durch 
Dr.  Hcnzen  vorlegen  liefs,  nahm  wohl  den  ersten  Rang 
ein  kürzlich  unterhalb  der  Akropolis  in  einer  zerfallenen 
Kirchen inauer  neu  entdecktes  Pr  y  t  a  neu  reg  is  te  r  ein,  lei- 
der sehr  verstümmelt;  wichtig  durch  das  Vorkommen  der 
neuen  Deinen  CÖi'poiv/jfrio/,  den  man  jetzt  auch  in  dem 
(DvQv  der  Inschrift  C.  I.  275  zu  erkennen  haben  wird,  und 
EgyitdiTi;.  Es  ward  dabei  aufmerksam  gemacht  auf  die 
eigenthümliche  Thatsache,  dafs  der  Name  der  'Egyndtig, 
früher  einer  der  vier  uralten  Attischen  Phylen ,  jetzt  in 
der  Phyle  Antiochis  sich  als  Demos  zeige,  und  zur  Ver- 
gleichung bot  sich  das  idinliche  Verhältnil's  der  Namen 
IMtanyitm  und  'En(txQtXg ,  die  gleichfalls  ihre  Bedeutung 
als  Phyleii  später  verloren  haben.  —  Dersellie  thätige  Ge- 
lehrte theilte  dem  Institut  eine  neue  Inschrift  von  Nio,  dem 
alten  los,  mit,  welche  zugleich  auch  durch  den  Correspon- 
denten  des  Instituts  auf  Tliera,  Herrn  (iralen  von  Cigullu, 
eingesandt  war.  Wie  die  oben  angeführte  Inschrift  für 
die  Attischen  Antiquitäten  nicht  ohne  Bedeutung  war,  so 
wird  die  Jetische  den  Forschern  homerischer  Uel)erlie- 
ierungen  sehr  erwünscht  kommen.  Sie  erwähnt  nicht 
blol's  einen  Monat  Homereon  bei  den  Jeten,  sondern  ver- 
ordnet Opfer  in  diesem  Monate,  welche  mcn  geneigt  sein 
kann,  auf  den  liekaniiten  Cultiis  des  Homer  auf  jener  In- 
sel zu  beziehen.  Das  Monument,  auf  welchem  zwei  Sclilan- 
gengestalten  Heroencult  andeuten,  ist  in  tier  Gegend  der 
Insel  gefunden,  wo  der  bekannte  (iraf  Pasch  sein  famoses 
Homersgrab  entdeckt  haben  wollte.  Schon  Weicker,  ob- 
wohl mit  vollem  Rechte  diese  Entdeckung  leugnend,  war 
nicht  abjjeneigt  anzunehmen,  dals  dort  iinmerhiii  die  alten 
Jeten  ihr  Homersgrab  zeigen  mochten,  und  dals  eben  del's- 
lialb  dort  sich  verschiedne  auf  Homer  bezügliche  Inschrif- 
ten gefunden  hätten.  —  Aus  den  Papieren  des  aus  Aegyp- 
ten  neuerdings  zurückgekehrten  Hrn.  Dr.  H.  Abch'ii  legte 
Dr.  Henzeii  zu  verschiedenen  Malen  griechische  Inschrif- 
ten Asiatischer  Städte  vor.  Die  liekannten  Insrhriffen 
des  Heiligthums  ties  Pan  zu  Panias  in  Palästina  erhielten 
dadurch  mehrere  nicht  unwesentliche  Verbesserungen,  die 
von  Nicaea,  Sardes,  Libyssa  eine  sehr  erwünschte  Ver- 


91* 


92* 


mehrung.    Namentlich  zeichnete  sicli  unter  letzteren  eine 
Inscliriit  erstgenannter  Stadt   aus,    welclie  sich  auf  einen 
oewissen  l'atroklos    bezieht,  der   eine    grofse  Anzaiil    von 
inilitarisciien  Stellen  in  Rtiniischeni  Dienste,    so  v?ie    ver- 
schiedne  _Miinicipaläinter  heUleidete,  deren  einzelne  in  die- 
ser P'orin  sonst  nicht  vorzukoninien   scheinen.    Das  in  der 
letzten  Zeile  allein    erhaltene   Wort  ^invvauldoq    brachte 
der  Referent  mit    dein    ünu  Jiovvaov    einer  Inschrift  des 
C.  1.,  gleichfalls  von  Nicaea,  in  Verbindung,  indem  er  dar- 
aus auf  eine  Dionysische  Aera  derStadt  scblielsen  wollte. — 
Eine  Inschrift  von  Corcyra,  wohl  juristischen  Inhalts,  war 
vom  Professor  Orioli  dem   Institut  niitgetheilt  worden.  — 
Für    die    Lateinische    E^igraphik    sind     besonders    die 
reichen  Mittheilungen  wichtig,  welclie  der  ehemalige  Preu- 
fsische  Consul,  Gelieimeratli  jVi'i/;(;f;(nir,  dein  Institute  wah- 
rend seiner  Reisen  in  Siebenburgen  gemacht  hatte.    Eine 
Torse  Anzahl  von  Inschrilten  aus  jenen  in   vieler  Hinsicht 
merkwürdigen  Romischen  Colonielamlen  legte  Dr.  Henzen 
in  den  verschiednen  Sitzungen  vor,  l)ezüglich  auf  die  man- 
ni"faltigsten  Verhältnisse  desselben,  seine  Verwaltung,  die 
daselbst    stationirten    Truppen,    die    Cnite   der    einzelnen 
dort   colonisirten   Völker,    Collegien,    Bergwerke  u.  s.  w. 
Eine  ausführliche  Zusammenstellung  der  vorzüglichen  voa 
Herrn    Neigebaur    neu    entdeckten    epigraphisclien    Denk- 
mäler sollte  in    den  Annalen   des  Instituts    erscheinen,    ist 
aber  einstweilen  ausgesetzt  worden,  da  ein  im  Drucke  be- 
tindliches  Buch  des  Entdeckers  über  Siebenbürgen  es  sich 
zum  Zwecke  gemacht  hat,  alle  neuen  iintl  alten  Inschrif- 
ten jenes  Landes   unter  der  llubiik    der  einzelnen  Stiidte 
zusammen  zu  stellen.     Wichtig  ist  namentlich  auch,  dal's 
Herr  N.  durch  mehrfache  von    ihm    gesehene  jMonumente 
ähnlicher  Gattung  die  Echtheit  der  vielfach  angezweifelten 
Mafsmannschen    Holztäfelchen     aufser    Zweifel    zu    setzen 
vermocht  hat.  —    Aus    Erankreich    ward  eine  zu   Ni- 
mes  von  dem  Engländer  Herrn   Uromct   copirte  Inschrift 
vorgelegt,  welche  von   geographischer  Wichtigkeit  ist,  in- 
solern  sie  die  Städte  Lyon,    Narbonne  und  Oranges  mit 
ihren  vollständigen  Namen   auffuhrt ;  aus  England  eine 
neue  Abschrift  des  im  Jahre  1761  zu  .Stannington  gefund- 
nen,  seitdem    trotz    wiederholter    Englischer  Piiblicationen 
so  gut  wie  unbekannt  gebliebenen  Militärdiploins  des  Ha- 
drian.     Dasselbe  ist  wichtig  durch  die  groi'se   Anzahl  der 
in  ihm  erwähnten  Völkerschaften,  von  denen  mehrere  hier 
zum  ersten   .Male    in   Inschrilten    vorkamen.     Den    Namen 
eines  Spanischen,  l)ei  Ptolemaeus  erwähnten  Stammes,   der 
Longonen,  iiütliigt  unser  Diplom,  scheint  es,  in  Dongoncs 
zu  verändern.  —  Eine  von  Herrn  Prof.  Rufs   vor  mehreren 
Jahren    im   Innern    von    Cypern    abgeschriebenes    Monu- 
ment hat  uns  Kunde  von  einem    dort   lieliiidlichen  Römi- 
schen   (Pastell    und    von    dessen    Besatzung    erhalten;    die 
siebente  Coliorte    der  Breuker    lag  in  demselben.  —    Für 
die    Verhältnisse    der    Aiigustaleii    ist    eine    kürzlich     bei 
Pozzuoli  gefundne  Inscliriit  nicht  unwichtig,  welche  da- 
selbst von   Dr.  /'ripii  gesehen   wur<le;  um   sie  mit  Sicher- 
heit erklären   zu   können,  iehlt   es  leider  noch  an  den  er- 
forderlichen Beispielen  zur  Vergleicliung.  —   Das  im  Jalire 
1843  zu   (i  eis  e  Ib  rech  t  i  n  g  in   Baiern  entdeckte,  mehr- 
fach publicirte  Mi  li  tä  r  d  i  p  1  o  m   des   Nero,  das  in  Italien 
noch  fast  unbekannt  geblieben  war,  wurde  gleichfalls  dem 
lostitiit  vorgelegt,    bei    welcher  Gelegenheit   der  Bericht- 
erstatter, Dr.   Henzen,    sich    namentlich  gegen    die  bisher 
aufgestellten  ICrklärungen   des  Namens  der  itla  (/fliiic/fiioia 
erklärte,   den  er  vielmehr   nach  der  Analogie    zahlreicher 
andrer   Namen   von    dem   Römischen  Beinamen    Gemelliis 
irgend  eines  ihrer  Anführer  herleitete.  —  Eine  kleine  In- 


schrift aus  Genzano  ist  dem  l)ekäanten  A.  Terentius 
Varro  Murena,  Consul  im  Jahre  23  v.  C.  und  hingerich- 
tet in  Folge  einer  Anklage  des  Tiberius,  von  den  Ptole- 
mäensern  in  Cyrene  gewidmet,  ileren  Gesandte  in  Grie- 
chischer Spraclie  ihre  Namen  hinzugefiigt  haben.  —  In- 
schriften von  geringerer  Bedeutung  übergehen  wir  hier. 
Wenn  aber  für  die  epigraphische  Wissenschaft  die  richtige 
Erklärung  und  Beziehung  eines  bekannten  Monumentes  nicht 
weniger  wichtig  ist  als  die  Entdeckung  eines  bisher  noch 
unbekannten,  so  ist  namentlich  noch  der  Vorrang  zu  er- 
wähnen, durch  welchen  in  der  Sitzung  des  Institutes  zur 
Feier  der  Gründung  Roms  Dr.  Henzen,  dem  früher  so 
sehr  mil'shandelten  Ti.  (Claudius)  Candidus  (Or.798)iseine 
Stelle  unter  dem  Kaiser  Septiinius  Severiis  anwies,  indem 
er  in  ihm  den  bekannten  Fehlherrn  Candidus  dieses 
Kaisers  erkannte.  —  Die  Ejjigraphik  der  AI  titalischen 
Dialekte  erhielt  einen  höchst  wichtigen  Zuwachs  durch  die 
groi'se  Bustrophedon-Inschrilt  von  Crecchio  bei  Ortona  in 
den  Abruzzen,  über  die  schon  im  Jahre  1847  bei  Gele- 
genheit der  Gründungsfeier  Roms  Dr.  Mommsen  im  In- 
stitute geredet.  Den  Anlal's  auf  sie  zurückzukommen 
gab  die  Einsendung  eines  mit  gröfster  Genauigkeit  aus- 
geführten Papierabdrncks  durch  den  vielfach  um  Erhal- 
tung vaterländischer  Alterthüiner  verdienten  Herrn  Caraba 
zu  iMontenero  in  der  Neapolitanischen  Provinz  Molise.  In 
den  .Monumenti  inedili  für  das  laufende  Jahr  1848,  welche 
ihrem  Erscheinen  nahe  sind,  wird  dieses  hochwichtige 
Denkmal  seinen  Platz  finden." 

Zugleich  mit  dem  vorstehenden  Bericht  der  HH.  Braun 
und  Henzen  geht  in  Älitten  der  hemmendsten  Tageser- 
eignisse auch  folgende  Kunde  über  Campana's  Ent- 
deckungen in  der  Nekropole  des  alten  Cäre 
uns  zu, 

„Da  locale  Rücksichten  es  verhindern,  im  römi- 
schen Bullettino  schon  jetzt  von  den  vtichtigen  Funden 
zu  berichten,  welche  in  letzter  Zeit  bei  Cervetri  statl- 
länden,  so  wollen  wir  doch  durch  eine  vorläufige  Notiz 
auf  dieselben  hinweisen.  Sie  erweitern  namentlich  das 
15ereich  unserer  Kenntnisse  von  archaischer  Kunst.  Eine 
Reihe  von  Platten  aus  gebrann  tem  Thon,  welche 
in  die  Wand  eingelassen  waren,  sind  mit  Male- 
reien geschmückt,  die  einen  sehr  reinen  alterlhüinlichen 
Styl  zeigen.  Diese  Verfahrensart  bei  der  Anbringung  von 
Wanilgemälden  ist  lür  die  Kunstgeschichte  von  eben  so 
grofser  Bedeutung  wie  für  moderne  Technik  lehrreich. 

Nicht  minder  imposant  ist  ein  ansehnlicher  'J'erra- 
cottensar  ko  p  hag  inil  wohl  erhaltenen  gemalten  Orna- 
menlen.  Auf  dem  Deckel  desselben  liegt  ein  Ehepaar 
von  grafs  archaischem  Ausdruck.  Die  Formen  sind 
mit  einer  seltenen  Schärfe  und  Bestimmtheit  ausgeprägt 
und  machen  auch  auf  moderne  Kiinstler,  die  sonst  zu 
dem  Verständnifs  dieser  alterthüinlich  harten  Weise  de» 
Vortrags  nicht  immer  vorzudringen  Lust  haben ,  einen 
gewissen  Eindruck.  Tenerani  namentlich  ist  durch  die- 
ses in  seiner  Art  einzige  Denkmal,  welches  auch  als  po- 
lychrome .Sculptur  ein  merkwürdiges  Specimen  ab<>iel>t, 
überrascht  worden. 

Ein  in  derselben  Nekropole  zu  Anfang  vorigen  Win- 
ters ent<lecktes  Grab  ist  mit  Malereien  und  Reliefs 
aus  Stucco  geschmückt,  welche  etruskische  Kriegs-  und 
Opfergerätlie  mit  grolser  Ausführlichkeit  und  Deutlich- 
keit darstellen,  Cainpana  hat  die  ganze  Grabeskainmer 
nachbilden  und  die  Malereien  in  Originalgröl'se  auf  die 
Wiinde  malen  lassen. 


93* 


94* 


Alle  diese  Entdeckungen  entsprechen  vollköininen 
den  Krwartiinjjen ,  welche  uns  die  Gescliichle  ;iu  eine  so 
rnerkwiirdii;«  Stadt,  wie  Ciiie,  stellen  liifst.  ISocIi  al)er 
stellt    viel   in  Aussicht    und   wenn    das  Gliick    den    Nach- 


forscliungen,  die  Cainpana  daseihst  anzustellen  nicht 
niiiile  wird,  nur  einigerinal'sen  hold  ist,  so  müssen  noch 
ganz  andere  Dinge  zum  Vorschein  kommen." 


III.    Archäologische    Bibliographie. 


Alterlhiimer  zu  Lede  und  Montroeul.  —  Jenaer  Lit.  Z. 
1848.  N.  51.  vergl.  Jahrb.  d.  Ver.  von  Alterthlr.  im 
Rheinl.  S.  200. 
Annalcs  de  l'lnslitut  archeologiriue.  Tome  XIXe  du  re- 
cueil.  1847.  l'aris  1847  332  p.  avec  23  pl.  enthaltend 
Aufsätze  von  ßiot,  Cavedoni,  Kranz,  Gargallo-tirimnldi, 
Gerhard,  Guigiiiaut,  Lajard,  de  Luynes,  Paiiolka,  l'ro- 
kesch-Osten,  l{aoul -Röchelte  ,  de  Uauch  ,  Uoulez  ,  de 
Saulcy,  Stepliani,  Uiigarelli  und  Welcker. 
nergmaitn:   De  Asiae  Romanoruni  provinciae  praesidihus. 

—  Philolügus  II.  II.  4.   8.  641—90. 
iJiof  (J.  li.):    Lettre  a  Mr.  le  Duc  de  Lujnes.  —  Annal. 

deir  Inst.  arch.   1847.   p.   184  —  87. 
Dojesen:  A  Hand-ßook  ot  Grecian  Antiquities.    'I'ranslated 
irom  the  German  Versions   ot    Dr.   Ilolla    liy    the  Rev. 
R.  ß.  Paul    and  edited,   with  occasional  INotes  etc.  hy 
Arnold.     London   1848.    174  S.    gr.    12. 
—     :   A   Hand-l)Ook  ot  Roman  Antiqiiities ,   with  a  short 
History    ot    Roman    Literature.      Translated    Irom    the 
<ierman    hy   R.    B.  Paul,    hy    the  Rev.    T.  K.  Arnold. 
London  1848.    gr.  12. 
Borghesi  (li.):  Sopra  una  Sestula  d'oro.  —   Memor.  nu- 

mism.  1847.    p.  33. 
Caprancsl  (F.):  Moneta  di  Siris.  —  Memor.  numisra.  1847. 

p.  47.  —  Medaglie  di  Adriano.  iliid.  1847.  p.  67. 
CttVedoniiC):  Sopra  due  tessere  antiche.  —  Memor.  numis. 
1847.  p.  12.  —  Dichiarazione  del  tipo  della  testa  della 
Virtü,  o  sia  N'alore  nelle  monete  della  h'aniiglia  Aqui- 
lia.  il)id.  p.  27.  —  Osservazioni  sopra  aicune  delle  n)e- 
dagüe  di  Ciltä,  Popoli  e  Re  della  Collezione  gia  Wel- 
lenheim, iliid.  p.  05. 
—  :  Annotazioni  al  iascicolo  I  del  volunie  III  del  Cor- 
j)us  Inscriptionum  Graecarura.  —  Annal.  dell'  Instit. 
arch.  1847.  p.  132—178. 
niaiiiillti  {Demelr.):  Memorie  numismatiche  per  l'anno 
1847.  Fase.  I.  II.  Roma  1847  (mit  5  TalT.),  enthal- 
tend aul'ser  Aufsätzen  von  Borghesi,  Caprauesi,  Cave- 
<loni,  Garganico,  Matrauga  und  Visconti  folgende  Bei- 
träge des  Herausgebers:  Monete  inedite  p.  !l.  —  Me- 
daglione  battuto  in  Laodicea  di  h'rigia  p.  If).  —  Me- 
daglia  di  Augusto  p.  15.  —  Medaglia  di  Domiziano 
p.  Ij.  —  Medaglia  di  .^ntonino  Pio  battuta  dai  Cay- 
striani  p.  16. —  Medaglia  di  Faustina  (iiuniore  battuta 
in  Cizico  p.  20.  —  Moneta  di  Eraclio  e  di  Costantiuo 
suo  liglio,  l)attuta  a  Raveniia,  e  ribattuta  in  Sicilia  |). 
25.  —  Moneta  inedita  di  Costantiuo  XII.  Monomaco 
p.26.  —  Medaglia  di  oro  di  l'l.  Po|i.  Nepoziauo  p.  28. 

—  Monete  inedite.     Italia    media.     Elruria    p.   41.    45. 

—  Monete  Romane.  Lutatia.  Maenia  p.  56  f.  —  Me- 
daglione  di  Marco  Aurelio  p.  59.  —  -Medaglione  di  Per- 
tinace  p.  61.  —  Medaglione  di  N'aleriano  p.  62.  — 
Sopra  una  medaglia  di  Agrijipina  Giuniore  battuta  in 
Nicea  di  Bitinia   p.  71. 


Essul  historiqiie  sur  l'empereur  Julien  ,    presente  et  lu  a 

r.Academie  des  arts  et  belles-leltres  d'Orleans.    Orleans 

1847.    31   S.    gr.  8. 
r.  Flnreiicoiirt  (Vh.):  Der  gesteinigte  Venus-Torso  zu  St. 

Matthias   bei  Trier.  —  Jahrli.  d.  \  er.  von  Alterthfr.  im 

Rheinl.    XIII.  8.   128—40. 
Franz  (J.)'-    Inscriptiones  (iraecae   editae  et  ineditae.  — 

Annal.  dell'  Instit.  aich.   1847  p.   105  —  131. 
Guryidlo-Grhnahli:    Di  un    antico  bassorilievo  in  argilla. 

Lettera  al  Ch.  Duca  Serradifalco.  —  Annal.  dell'  Instit. 

arch.   J847  p.   188—91. 
Gargunlco:  Su[ier  aurenm  Nummum  Siponti  inventum.  — 

31emor.  numism.   1847  p.  74. 
Gerhard  [E.):    Ilerines    de  Jupiter  Terminalis.   —   Annal. 

deir  Instit.  arch.   1847.  p.  327—33. 
Guiyiiiuut  {.J.D.):  Promethee.  —  Annal.  dell' Instit.  arch. 

1847.  p.  306— 26. 

Hcnzen  (IF.):  Ueber  die  Augustalen.  —  Z.  f.  d.  .^Iterthw. 

1848.  i\.  27.  37—40. 

—     :  Zwei  iMilitardijilome  der  Kaiser  Domilian  und   Ha- 
drian.  —   Jahrb.  d.   Ver.  v.  Alterthfr.  im  Rheinl.    XIII. 
S.  26—104. 
Hermann  [K.  Fr.):  Alkmaeouiden  und  Eupatriden  in  Athen. 

—  Z.  f.  Alterthw.    1848.    No.  40. 
Hllker   (_C):     Studier    over    Pompejanske    Decorationer. 

H.  1.  2.     Kjübenhavn  1847.    Imp.  Fol. 

Jahn  (A.):    Die   in    der   Bieler  Brunnenquelle -Grotte   im 

J.  1846  gefundenen  römischen  Kaiserinunzen,  antiquar.- 

Iiistorisch  beleuchtet  u.  s.  vr.   Bern  1847.  VIII  u.  44.  S.  8. 

Jahn  (0.):  Aulschrillen  Römischer  Trinkgefäl'se.  —  Jahrb. 

d.  Ver.  V.  Alterthfr.  ijn  Rheinl.  VUl.  S.  105—15. 
Jahrbücher  des\'ereins  von  Alterthumsfreunden  im  Rliein- 
lande.  XIII.  M.  8  litli.  Taff.  Boiui  1848.  206  S.  gr.  8. 
mit  Beiträgen  von  Florencourt,  Henzen,  Jahn,  Leeraans, 
Mertens-Schaaffhausen,  IMiiller,  Osnnn  u.  Schneider. 
de  Köhne  (li.)'-  Memoires  de  la  Societe  d'archeologie  et 
de  nujnismatique  de  St.  Pcitersbourg  1847.  No.  III.  Avec 
[)1.  XIV — XX.  p.  273 — 392,  enthaltend  aufser  Beiträgen 
von  de  Muralt  und  .Spasski  folgende  Artikel  des  Her- 
ausgebers: Remarques  sur  l'article  de  Mr.  Spasski,  re- 
latif  aux  monnaies  des  Rois  Pliareanses  et  .Areanses 
p.  289 — 91,  Alonuments  inedits  de  Alarcellus.  .Supple- 
ment  p.  359. 

Luchmann  (C),  Riidorlf  (A.) :  Gromatici  veteres,  ex  re- 
censione  C.  L.  Diagrammata  edidit  A.  R.  Berolini 
1848.  XI  u.  416  S.  39  Taf.  8.  (Oder:  Die  Schrilten 
der  römischen  Feldmesser,  Jierausg.  und  erläutert  von 
I"".  Blume,  K.  Laclimann  und  .\.  RudorfT.  Erster  Band. 
Texte  und  Zeichnungen). 

Lajard  (F.):  Recherches  sur  le  culte  du  cypres  pyrami- 
dal chez  les  peupies  civilisps  de  l'antiquite.  —  .Annal. 
dell'  Instit.  arch.   1847  p.  34—104. 


95* 


96* 


Leemans  (C):  Het  Muzijk-Examen.  Eene  grieksclie  be- 
schilderde  Vaas  van  liet  Nederlanclscii  Museum  van 
Oudlieileri  te  Leyden.  (Niet  in  den  Handel).  (Overge- 
drukt  iiit  de  Ciicilia,  Alg.  Muzikaal  Tiidscliriit.  Red. 
Kist.   1847  no.  3.)    Utrecht  1847.    6  S.  1  Tal.  gr.  4. 

—  :  Römische  Inschrilten  aul  dem  Ratliliaiise  in  Nym- 
wegen.  —  Jahrl).  d.  Ver.  v.  .Alterthlr.  im  Rheinl.  Xlll. 
S.  195—200. 

Letronne:  Observations  sur  les  recherches  compleraentaires 
de  M.  Sichel,  vgl.  Art.  Sichel.  —  Rev.  archeol.  IV.  1847 
p.  71 — 73.  —  Sur  la  pretendue  Venus  Angerone  male 
et  femelle  et  son  pretendu  culte  secref.  Ehend.  p.  130 
— 45.  —  Reponse.  vergl.  Art.  Birch,  Calasiris.  Eheod. 
p.  196.  —  Traces  de  l'etablissement  des  Romains  dans 
rOasis  de  Gadanies.  Eljends.  p.  301  —  3.  —  Sur  l'arc 
de  trioitiphe  de  'J'lieveste  dans  la  province  de  Constan- 
tine.  Ebend.  p.  360—74.  433—36.  —  Reponse  ä  JM. 
Botta,  sur  les  Inscriptions  de  Kliorsabad.  Ebendas. 
p.  465 — 67.  vergl.  Art.  Botta.  —  Les  Grecs  ont-ils 
adopte  quelques  i'ois  des  noms  propres  Egyptiens? 
Ebend.  p.  549 — 52.  —  Explication  sur  la  Haute-Borne. 
Ebend.  p.  563-66. 

—  Eclaircissements  sur  deux  passages  de  Pausanias  et 
deStral)on,  qu'on  a  crus  relatils  aux  temples  hypetlires 
grecs.  —  Rev.  archeol.    IV.   1847.    p.  593—602. 

Lloyd  {IV.  Watkiss):   On  coins  ol'  Crolona.  —  Numism. 

Chron.    Vol.  XI.  p.  1—18. 
de  Luynes  (Diic):    Eros   et  Gaea.  —   Annal.  dell'  Instit. 

arch.   1847  p.  179—83. 
Malrangu  (P.):    Sopra    una  monete  fusa  Agrigentina.  — 

Jlemor.  numism.   1847  p.  50. 
Memorie  numismatiche,  vergl.  Diamilla. 
Mertens-Schauff  hausen  {S.):  Römisciie  Lampe  aus  Bronze. 

—  Jahrb.  d.  Ver.  v.  Altertlilr.  im  Rheinl.  XIH.  S.  116 — 17. 
AlüUer  (H.):    Bonna  Verona.  —   Jahrb.    d.  Ver.  von  Al- 

terthfr.  im  Rheinl.  XIII.    S.  1—22. 
de  MiiraU  {£.):    Inscriptions  inedites,  de  la  Sarmatie.  — 

Mem.  de  la  Soc.  d'arclieol.  de  St.  Petersburg  III.  1847. 

p.  273-81. 
^«iicfc  (.<4.):  Drei  metrische  Grabscliriften.  —  Rhein.  Mus. 

VL   1848.  H.  3.  S.  442. 
Osann  (F.):  Ueber  eine  Inschrift  aus  Kos.  —  Philologus 

II.   H.  4.   S.  756. 
;   Ueber   ein  Gallisclies  Idol    von    Bronze.  —   Jahrb. 

d.  Ver.  V.  Altertlilr.  im  Rheinl.   XIII.   S.  118—27. 
Osservazioni  sopra  alcune  monete    relative   ad    Enea.  — 

Memor.  numism.   1847.  p.  36. 
Panofka  (Th.):  Dexion  ou  Sophocle  Heros.  —  Annal.  dell' 

lüst.  arch.  1847.    p.  205  —  10.  —    Sophocle   pretre   du 

Heros  Halon.    ibid.  p.  211 — 15.  —  Parodie  d'Antifjone. 

ibid.  p.  216—21.  —  Arne.  ibid.  p.  222—23.  —  Piete 

filiale.    il)id.  p.  225—27.  —  Eos  et  Clitus.   ibid.  p.  228 

— 30.  —  Eos  et    Tilhon.    ibid.  p.   231—33. 
Paul-y  (A.):    Real-Eucydopaedie    der   classischen  Alter- 

thumswissensch.;  l'ortges.   von   Walz  u.  Teuffel.  89 — 97. 

Lief.     Stuttgart   1848. 
Pavadallus  {J.):  Tratado  de  nionedas  (Kntliiilt  im  ersten 

Bande  antike  Münzen).    2  Voll.    Madrid    1S47.    gr.  8. 
Pertz{C.  A.):  Colophoniaca.   Gottiniiae  1848.  60  S.   gr.  8. 
Pelcvsen  (Chr.):  Der  geheime  (iottesdienst  bei  den  Grie- 
chen   (zum    Verzeichnil's   d.   Vorl.    am  Hamburg,  akad. 

Gymnasium.     Hamburg   1848.    42  S.    4. 
Prohesch-Osicn:   Statue  d'Apollon,    trouvee  a  'I'enee.  — 

Annal.  dell'  Instit.  1847.  arch.  p.  305. 


de  Rauch  (A.):  Medailles  Grecques  et  Romaines  inedites. 

—  Aimal.  deir  Instit.  arch.  1847.    p.  279—84. 
Rödiger:  Zur  Topographie  v.  Jerusalem.  —  Z.  d.  deutsch. 

morgenl.  Gesellsch.  II.     H.  2.    1848.   S.  231. 
Rochetle  (Ruoiil):   Memoire   sur  un    vase  peint  inedit  de 

fabrique  Corinthienne.  —  Annal.  dell'  Instit.  arch.  1847. 

p.  234—62. 

—  Memoires  d'archeologie  comparee  asiatique,  grecque  et 
etrusque.  Premier  Memoire.  Sur  l'Hercule  Assyrien 
et  phenicien  considere  dans  ses  rapports  avec  l'Hercule 
grec  principalement  ä  l'atde  des  monuments  figures. 
Paris   1848.    4.    404  S.    9  pl. 

Roulez  (J.):  Mort  et  Apotheose  d'Hercule.  —  Annal.  dell' 
Instit.  arch.   1847.  p.  263—78. 

de Suulcy:  Lettre  sur  rinscriptioii  demotique  de  Philes. — 
Rev.  archeol..  IV.  1847.  p.  81— 114.  340—47.—  Note 
sur  le  mot  Egyptien  Calasiris.     Ebend.  p.  430 — 32. 

—  :  Recherches  sur  les  epitaphes  Puniques.  —  Annal. 
deir  Inst.  arch.  1847.  p.  1  — 16.  ^  Nouvelles  inscrip- 
tions votives  trouvees  ä  Carthage  et  ä  Constantine. 
ibid.    p.   192—204. 

SchJutler:  Celtische  und  römische  Alterlluiraer  in  der  Um- 
gegend von  Solothurn.  ■ —  Züricher  ant.  Mittbeil.  IV. 
1846.   S.  45  ff. 

Schneider  (J.) :  Römerstrafsen  in  der  Umhegend  von  Trier. 
—  Jahrb.  d.  Ver.  v.  Alterthfr.  im  Rheinb  XIII.  S.  23—25. 

Schncgraf  (J.  R.):  Das  römische  Castrum  am  Ring  und 
das  Ziegelfeld  in  der  Saler-Au.  —  Oberpfälz.  Verhandl. 
X.   1846.    S.   184  ff. 

Sencldcr:  Erklärung  einer  bisher  unbestimmten  römischen 
Münze.  —  Jahrb.  d.  Ver.  v.  Alterthfr.  im  Rheinl.  XII. 
1848.  S.  61—64.  —  Die  Heerdgötter.  Ebd.  XIII.  S.  204. 

Sichel:  Recherches  complementaires  sur  la  deesse  Ange- 
rone. —  Rev.  archeol.  IV.   1847.  p.  20—32. 

Sonklar  (K.  E.  Edler  v.  Instädten):  Abhandlungen  über 
die  Heeresverwaltung  der  alten  Römer  im  Frieden  und 
Krieg.     Insbruck  1847.  XVI  u.   172  S.   gr.  8. 

Sjxtsski:  Description  des  monnaies  de  Pbareanses  et 
d'Areanses,  rois  du  Bosphore  Cimmerien.  —  .Mem.  de 
la  Soc.  d'arclieol.  de  St.  Petersbourg.  III.  1847.  p.  282 
— 88,  vergl.   Art.  Köline. 

Stephuni  (L.):  Basreliefs  d'une  base  de  candelabre.  — 
Annal.  dell'  Inst.  arch.  1847.  p.  285—93. 

Te.rier:  Sur  le  monument  appelee  le  tombeau  de  la  Cbre- 
tienne  en  Algerie. —  Rev.  archeol.  IV.  1847.  p.  513 — 14. 

de  Tnmasi  (üiamhutl.):  Sülle  due  antiche  citta  Saturo 
e  'l'araiito,  diatriba  storica  corredala  di  note  e  di  due 
appeiidici  intorno  alla  primitiva  religione  degli  anticbi 
Japigi  al  modo  di  vivere,  e  di  vestire  etc.  Lecce  1847. 
67  S.   c.  una  tav. 

Totihnnuche:  llistoire  archeologique  de  l'epoque  gallo- 
roinaine  de  la  ville  de  Rennes  etc.  avec  trois  cartes  et 
vingt   pl.   litli.     Uennes   1847.    4. 

Ungnreltl  (L.  M.):  Della  statuetta  del  re  Saliaco  e  della 
statua  leontocefala  esistenti  nella  villa  Albaui.  —  Annal. 
dell'  Instit.  arch.  1847.  p.  17—33. 
Visconti  (P.  E.  ed  E.  Q.):  Medaglie  di  Aquino,  Syracusae, 
Attuda,  (ouimodo,  Giuliano  Apostata.  —  Memorie 
numism.  1847  p.  33. 
VUcI:    Des    etudes   archeologiques.   —   Rev.  archeol.    V. 

1847.  p.  385-93. 
JVelcher  (E.  (}.):   Les  noces  de  Thesee  et  d'.\ntiope.  — 
Annal.  dell'  Instit.  arch.   1847.  p.  294-304. 

W.    IVOMEK. 


97* 


98* 


ARCHÄOLOGISCHE   ZEITUNG. 


Beilaore  J\^  7. 


Neue  Folge. 


September  1848. 


Arclinolofiisclie  (iesellscli.iiteii   (Rom;    Berlin.     UeUer  das  Anemoilulioii  zu  LJyznnz).   —   JTiiseonrapliiscIies   aus   London 

(Scnlptureii;  aus  Etrurien;  aus  dein  Orient;  Cliristliclies  aus  Lampsakos.j  —  Uelter  die  IMunzlunde  Daciens.  

iVeue  Scliiiften. 


I.    Archäologische 

Rom.  In  unserm  neulichen  Hericlit  [oben  S.  85*  ff. 
— 92*]  ül)er  die  diesjaliri};en  Sitzungen  und  Vorlagen  des 
archäologischen  Instituts  ward  hauptsächlich  eini- 
ger Sculpturen  gedacht.  ,, Unter  den  plastischen  Gegen- 
ständen aus  anderem  Material  zog  1.  ein  Discus  von  der 
Gröfse  eines  halben  Lauhthalers  aus  Knoclien  durch 
die  überraschende  Schiine  des  darauf  betindlichen  Reliet- 
bildes  allgemeine  Aulmerksamkeit  aul'  sich.  Ein  gewis- 
ser Herr  Sincsl  aus  Perugia  brachte  es  (in  die  Sitzung 
und  berichtete,  es  sei  in  einem  (irab  in  der  Umgegend 
von  Assisi  gelunden  worden.  Das  erwähnte  Reliei  stellt 
einen  Krauenkopf  idealer  Bildung  dar.  Hinter  der 
Schulter  schaut  eine  Art  von  Scepter  oder  l'liyrsos  lier- 
vor,  welche  nach  Dr.  Brunn's  richtiger  Bemerkung  viele 
.Aelinlichkeit  mit  jenem  blätterumwundenen  .Stabe  hat, 
weicher  auf  dem  Ceres-'l'riptolemusrelief  der  .Sammlung 
Campana  (Monum.  di  plastica  tav.  XVII)  vorkommt.  Kur 
die  Feststellung  der  Bedeutung  dieses  Kopfes,  dessen 
Züge  in  der  'l'hat  einen  erhabenen  Ausdruck  wahr/ieli- 
men  lassen,  hilft  indel's  die  Definizion  dieses  .Symbols  noch 
nicht  sehr  viel.  So  lange  eine  derartige  Darstellung  in 
einer  an  sich  nicht  zahlreichen  Kunstgattung  noch  ver- 
einzelt dasteht,  ist  es  kaum  gerathen  die  hermeneutische 
Analyse  mit  Ungeduld  zu  betreiben.  Vor  allem  wäre  wich- 
tig sich  mit  dem  \usdruck  der  Physiognomie  und  den 
Stylgesetzen,  denen  derselbe  untergeordnet  ist,  recht  ver- 
traut zu  machen.  Dazu  reicht  aber  eine  so  flüchtige  I5e- 
trachtung,  wie  sie  in  einer  Sitzung  des  Instituts  allein 
möglich  ist,  nicht  hin.  Nachmals  war  dieses  Kleinod 
rasch  verschwunden  und  soll  in  den  Besitz  eines  Eng- 
länders übergegangen  sein,  welcher  es  aufs  Neue  ver- 
graben wird.  Ein  Abgufs  wäre  sehr  erwünscht  gewesen, 
war  aber  damals  so  mancher  Vorurtheile  willen  nicht  zu 
erreichen.  Es  ist  dies  sehr  zu  beklagen,  d.i  dieses  wohl- 
erhaltene Denkmal  ein  schönes  .Specimen  dieser  in  kunst- 
geschichtlicliem  Betracht  so  wichtigen  Gattung  darbot,  ja 
vielleicht  sogar  auf  einen  hohen  Grad  von  Auszeichnung 
Anspruch  machen  durfte." 

2.  ,, Derselben  Kunstgattung  gehört  ein  Löwe  an,  wel- 
cher liegend  dargesteltt  ist,  eine  gewisse  Strenge  der  ar- 
chaisch stylisirten  l'^ormen  zeigt  und  aus(!liiusi  stammt. 
Das  kleine  Denkmal,  welches  vielleicht  nicht  ganz  einen 
halben  Palm  in  der  Länge  milst,  ist  sehr  glucklich  er- 
halten. Ks  bietet  mehr  wie  eine  technische  und  slyiisti- 
sche  Eigenthändichkeit  dar.  In  technischer  Rücksicht  ist 
es  vor  allem  aurialleud,  dafs  selbst  ein  Werk  so  mäl'si- 
gen  Undangs  nicht  aus  einem  einzigen  .Stück  gebildet  ist, 
sondeiri  sich  aus  mehreren  kleinen  zart  gelügten  Theilen 
zusammensetzt.  Die  Alten  lassen  überall,  wo  sie  dieses 
Princip  in  Anwendung  bringen,  eine  ganz  besondere  Sin- 
nigkeit wahrnehmen,  mit  der  sie  bei  der  Zerlegung  des 
Modells   in  Rucksicht    auf  die   technische   Ausführbarkeit 


Gesell  seh  a  ft  e  n. 

einer  solchen  Arbeit  zu  Werke  gegangen  sind.  Auf  die 
Maskirung  der  Commissuren  haben  sie  dagegen  bei  wei- 
tem nicht  so  viel  Fleifs  und  Sorgfalt  verwandt,  wie  dies 
namentlich  bei  modernen  Bronzearbeiten  gar  olt  auf  Ko- 
sten der  Modelliriing  zu  geschehen  pflegt.  Weit  aulfal- 
lender aber  als  diese  Behandlung  in  Betreff  der  Oekono- 
mie  des  Materials  ist  min  eine  andre  Eigenthümlichkeit, 
die  sich  genau  so  an  plastischen  Werken  der  ägyptischen 
Kunst  wiederfindet,  die  aber  von  Sculptiiren  des  ältesten 
griechischen  Styls  bisher  nur  an  der  berühmten  vormal» 
Nani'schen,  jetzt  Pourtales'schen  Bronze  mit  der  Votiv- 
inschrift  desPolykrates  (Panofka,  Musee  Pourtales  pl.  XIII) 
bemerkt  worden  ist.  Es  sind  dies  nemlich  jene  bandför- 
migen Einfassungen,  die  namentlich  die  Au'genbraunlinie 
angeben  und  welche  an  diesem  Werke  aitetruskischer 
'l'oreutik  nicht  blos  die  langbeliaarten  'i'lieile  des  Thieres 
scharf  begränzen,  sondern  auch  den  Lauf  der  Wirbelsäule 
angeben.  Das  was  in  Beziehimg  auf  die  .Markirung  der 
letzteren  irren  könnte,  ist  der  Umstand,  dafs  das  erwähnte 
relielartig  hervortretende  Band  an  einzelnen  Stellen  jene 
Knochenlinie  mit  fast  bizarrer  Willkühr  verläfst  und  da- 
her undefinirbar  wird.  Die  Arbeit  ist  sorgfältig  und  sau- 
ber, in  manchen  Theilen  sogar  geistvoll  und  von  feinem 
Ausdruck,  namentlich  in  der  Zeichnung  des  Rachens,  so 
dals  man  für  kunstgeschichtliche  Untersuchungen  schon 
einigen  Gebrauch  davon  machen  darf,  was  niclu  bei  allen 
Erzeugnissen  etruskischer  Dozzinaiarbeit  rathsam  sein 
möchte,  da  viele  in  der  That  aus  gar  zu  rohen  Händen 
hervorgegangen  zu  sein  scheinen." 

3.  „Zu  den  lieblichsten  Erzeugnissen  des  feineren 
Metallgusses  gehört  ein  Guttus  von  Silber,  welcher 
die  Gestalt  einer  Ente  hat  und  aus  (irnfsgriechen- 
land  nach  Rom  gebracht  worden  ist.  Die  Können  des 
schmucken  Vogels  zeigen  von  einem  nicht  gemeinen  Ver- 
ständiiils  und  die  Daistelliing  ist  ebenso  naiv  als  wahr- 
heitsgetreu. Dabei  lalst  die  Behandlung  der  Details  jene 
Grolsartigkeit  des  Sinnes  wahrnehmen,  welche  auch  einem 
solchen  'J'oilettenspielgeräth  i\f!\\  Character  eines  dem  "e- 
saininten  System  der  Architectur  assiinilirten  Werkes  "zu 
sichern  gewufst  hat.  Unter  den  Arbeiten  in  Silber  nimmt 
dieses  kleine  Denkmal  einen  ziemlich  vornehmen  Platz  ein." 
4.  „EineMaske  au  s 'l'erraco  t  ta  zeigt  ein  weibliches 
Antlitz  mit  der  Grolsartigkeit  und  ilein  Ernst  tra"ischen 
Ausdrucks.  Ueber  der  Stirn  treten  zwei  spitze  dreikantiue 
llörner  hervor,  welche  kaum  daran  zweifeln  lassen,  da^Ts 
man  unter  diesen  Zügen  den  Charakter  der  lo  habe  dar- 
stellen wollen.  Da  bis  jetzt  mit  Ausnahme  der  Hercules- 
maske  nur  sehr  wenige  auf  bestimmte  durch  das  Drama 
ausgeprägte  Persönlichkeiten  sich  beziehen  lassen,  so  ist 
dieses  an  sich  anspruchslose  Denkmal  von  relativem  In- 
teresse. Von  dem  Karbenschmuck,  der  ursprünglich  man- 
chen Zug  characteristisch  hervorgehoben  haben^ma",  sind 


99* 


100* 


nur  schwache  Sparen  zuriickgehlieben.  Der  Styl  ist  ein- 
lach und  edel  und  entspriclit  der  sicilianischen  Abstnm- 
mun"  des  Monuments.  Früher  l)efand  es  sich  in  Ruff. 
Politis  Sammlung  zu   Girgenti."    [Ivora?  S.  102*j 

5.  „Ein  Terracottenreliet'  der  Carapana'schen 
Sammlung  wurde  durcli  die  hermeneutisclie  Analyse  des  Dr. 
Starh  aus  Jena  der  Aiiimerksainkeit  der  anwesenden  Alter- 
thumsfreunde  empiolilen.  Die  Darstellung,  welche  dasselbe 
zeigt,  ist  eine  jener  grofsartigen  Compositionen,  welche 
zvTar  auf  den  ersten  Blick  liherrasclien,  dann  aber,  wenn 
l)ei  wiederholter  Betrachtung  der  Sinn  derselben  sich  durch- 
aus nicht  erschliefsen  will,  an  Interesse  verlieren  und  da- 
her leicht  in  Vergessenheit  gerathen.  Dr.  Stark  zeigte 
mit  fein  gewählten  Gründen  und  durch  geschickte  Hand- 
liabung  von  Analogieen  und  comparativen  Beweisen,  dafs 
man  liier  Priamos  vor  den  Mauern  von  Troja 
thronend  zu  erblicken  habe,  dem  Helena  mit  bedeu- 
tungsvollem Ausdruck  und  in  schöner  edler  Haltung  naht. 
Diese  Erklärung,  welche  mit  namhaften  Schwierigkeiten 
zu  kämpfen  hatte,  ganz  besonders  mit  der  seltsamen 
Schilderung  des  Charakters  des  Fürsten  von  Ilion,  der 
in  der  Kraft  und  Fülle  der  .lalire  und  keineswegs  als 
Greis,  nicht  einmal  asiatisch  costnmirt  auftritt,  trug  den- 
noch allgemeinen  und  lauten  Beilall  davon,  der  um  so  eh- 
renvoller war,  als  er  namentlich  von  dem  Herzog  von 
Liiynes  ausging." 

5.  ,,Vou  einem  durch  Baron  von  Boiislf.ttcn  1S45  im 
Canton  V^aud  ausgegrabenen  Mosaik  wurde  eine  Litho- 
graphie vorgelegt,  welche  der  Entdecker  hat  anfertigen  las- 
sen. Diese  ist  um  so  schätzbarer,  als  das  Original  schon 
das  Jahr  darauf  durch  Schabernak  zu  Grunde  gerichtet 
worden  ist.  Es  stellt  ein  von  anmuthigen  Arabesken  um- 
gebenes viereckiges  Oblongum  dar,  in  welchem  28  Acht- 
ecke Platz  gefunden  haben.  Diese  sind  mit  den  mannig- 
faltigsten Darstellungen,  mit  Thieren,  Vögeln,  Rosetten, 
ja  selbst  mit  Porträts  geschmückt.  Zu  den  bemerkens- 
wertheren  mythologischen  Gegenständen  gehört  die  schla- 
fende Ariadne,  welcher  in  einem  andern  ['"elde  The- 
se us  entspricht,  wie  er  sie  verlassend  in  das  Fahrzeug 
steigt.  Auf  der  einen  Seite  ist  eine  Lunette  angefügt,  in 
welcher  ein  Tri  ton  erscheint,  der  mit  seinem  Hörn  allerlei 
Bestien  und  Meeresungethüme  wie  ein  Hirte  seine  Heerde 
um  sich  versammelt.  Dieser  Ful'sboden  wurde  unter  den 
Ruinen   der  alten  .Stadt  Orbe  aufgedeckt." 

7.  „Ein  ähnliches  Steinbild,  welches  in  demselben  Be- 
reich auf  einem  Feld  der  Besitzung  Bossi'-az  aufgefun- 
den ist,  liefert  eine  noch  weit  originellere,  in  ihrer  Art 
einzige  Darstellung  des  Labyrinths.  Es  ist  von  hohen 
Mauern  mit  'l'hürmen  umschlossen,  innerhalb  deren  die 
inanoigfach  verschränkten  Gätige  ein  im  Centrura  gele- 
genes Quadrat  einfassen.  Hier  war  der  Kampf  des  'l"he- 
seus  mit  dem  Minotaur  dargestellt,  welcher  leider  durch 
die  Zeit  zum  gröTsten  Tlieil  zerstört  ist.  Dieses  Mosaik 
ist  monochrom.  Die  auf  der  Lithograpliie  angegebenen 
Farben  sind   himmelblau  und  weifs." 

Während  der  Druck  vorstehenden  Bericlites  von  Dr. 
lirnitn'3  Hand  sich  verzögerte,  ist  nun  auch  das  ausführliche 
Protokoll  der  vorgedachten  Verhandlungen  im  römischen 
Bullettino  erschienen  und  gestattet  uns,  bei  steter  Verwei- 
sung auf  dessen  originale  und  ausführlichere  .Mittheilung, 
unsre  Leser  noch  auf  Kunde  und  N'crständnil's  zwei  nach- 
stellender wichtiger  Denkmäler  hinzuweisen. 

8.  (Bull.  1848.  p.  23.  7.  Jan.)  Aus  Briefen  des  Ca- 
nonicus  Laviola  zu  Rnvo  sjnd  neue  Vasenfunde  der 
Gegend  von  AUamuru  (Lupatia)  bekannt  geworden.  Auf 
noch  unrollständigen  Scherben  waren  die  Namen  der  H  e- 
rakliden   und  ihrer  Mutter  Megara  {H^uxXiidu,   I\l{- 


yagu),  ferner  Orpheus,  Hermes,  Triptolemos  {Tgnnxo- 
).fjt(oc,  so!)  und  zwei  derTod  t  enrichter,  Rhadamanthos 
und  Aeakos,  unverkennbar.  Auf  der  Kehrseite  desselben 
Gefäl'ses  soll  ein  ionischer  Tempel  von  zwei  kolossalen 
Statuen  gestützt  erscheinen. 

9.  (Bull,  1848  p.  59.  25.  Febr.)  Zugleich  mit  den 
ägyptischen  Denkmälern  eines  berühmten  volcentischen 
Fundes  (Ann.  XV,  351.  Arch.  Z.  II,  309  ff.  111,  42  if. 
31icali  Mon.  tav.  IV  ff.)  war  eine  Muschel  mit  einge- 
grabenen Zei  Cjhnu  ngen,  Flügelgestalten  alten  Styls, 
gefunden  worden  und  in  Dr.  Braun's  Besitz  gelaugt.  Bei 
genauer  Besichtigung  dieses  merkwürdigen  Denkmals  über- 
zeugte sich  der  Herzog  von  Luynes,  dafs  die  Muschel 
nicht  von  Alabaster,  wie  vorausgesetzt  worden  war, 
sondern  eine  wirkliche  Muschel  derjenigen  Art  und  Bil- 
dung sei,  wie  sie  nur  aus  Indien  und  mehr  noch  aus 
japanischen  Küstenländern  bekannt  ist.  Wie  konnte  eine 
solche  Äluschel  bis  nach  Etrurien  gelangen?  Man  er- 
innerte sich,  dafs  auch  chinesische  Gefäl'se  aus  ägypti- 
schen Gräbern  bezeugt  sind. 

Berlin.  In  der  Sitzung  der  archäologischen 
Gesellschaft  vom  6.  April  d.  J.  sprach  Hr.  Gerhard 
über  ein  dem  Kardinal  Lambruschini  gehöriges  und  von 
Griti  veröfFentlichtes  Vasenbild,  welches  den  Raub  des 
Palladiums  in  eigenthümlicher  Weise  darstellt  [Arch.  Zei- 
tung N.  F.  Tat.  XVII].  —  Hierauf  siirach  Hr.  Punofhi 
über  die  nocli  in  Müller's  Handbuch,  aucli  in  der  neuesten 
von  Weicker  besorgten  Ausgabe  (§.  406,  2  S.  668),  dem 
Apelles  zugemuthete  bildliche  Darstellung  des  „Krieges 
mit  auf  den  Rücken  gebundnen  Händen,"  indem  die  Perso- 
nification  des  Krieges  eher  hunderthändig,  jedenfalls  aber 
wie  Eris  und  Ker  vielmehr  mit  ausgestreckten  Hän- 
den ergreifend  dargestellt  werden  mul'ste,  als  mit  ge- 
bundnen. Auf  die  Bemerkung,  Apelles  habe  den  been- 
digten Krieg  zu  malen  bealjsichtigt,  entgegnete  Hr.  P., 
dafs  eine  solche  Darstellung  niemals  den  Krieg,  sondern  nur 
die  Niederlage  zu  versinnbilden  vermöchte  und  Plinius 
alsdann  cladis  imaginem  gesagt  liätte,  nächstdem  aber  ein 
Krieg  mit  gebundnen  Händen  in  einem  Gemälde  der 
Triumphzug  Alexanders  benannt  *)  um  so  unpassender 
erschiene,  als  dieser  nicht  den  Beinamen  des  Friedens- 
fürsten, sondern  des  Eroberers  sich  erworben  hat. 
DieKnyo  oder  Bellona  auf  .Münzen  der  Brnttier  und  Ma- 
mertiuer  (Magnari  III,  4  fF.  IV,  36.  Guigniant  Relig.  PI. 
("L,  368  a)  mit  Helm,  Schild,  Lanze  und  vorgestreckter 
Recliten,  vorwärts  laufend,  die  Eule  vor  sich,  vermag  für 
die  Restauration  des  Apellischen  Bildes  einen  besseren  Ver- 
gleichungspunkt darznl)ieten:  mit  dieser  übereinstimmend 
erscheint  auf  einem  römischen  Sarkophag  des  Sieges  des 
Bacchus  über  Indien  (Visconti  Mus.  Pio  Clem.  IV,  23. 
Guigniaut  Relig.  CXV,  451)  eine  Frau  mit  enlblöfster 
rechter  Brust,  einen  Inder  mit  auf  den  Rücken  gebund- 
nen Händen  mit  dem  Speer  bedrohend.  Hr.  Panofka  er- 
kennt hier  eine  Kopie  der  Gruppe  im  Gemälde  des  A|)elles 
und  sieht  die  hierauf  bezügliche  Stelle  des  Plinius  H.  N. 
XXXV,  10,  36:  (Pinxit  Apelles)  Hein  belli  hixtijiiiem  le- 
striclis  ud  terga  man'ibus,  Ahxandni  in  currn  Iriumpluinte 
für  verstümmelt  an,  indem  hinter  imaginem  etwa  die  Worte 
,,(piae  Indos  minitabatur"  ausgefallen  seien  —  wofür  auch 
der  Plural  terga  zeugt  —  und  dad\ircli  die  gebundnen 
Hände  nicht  mehr  der  Kriegspersonification,  sondern  den 
besiegten    Indianern,   wie   gewöhnlich    (Milliu  Gal.  mytii. 

*)  Das  gedachte  Gemälde  hatte  August  im  berühmtesten 
Tbeil  seines  Forums  j^eweilit  und  Claudius  spater  den  Kopf  des 
Alexander  daraus  auspesclinitten ,  imi  den  des  August  dafür 
einzusetzen  (Plin.  11.  N.  XXXV,  10,  36.). 


101* 


102* 


LXI,  238;  LXIF,  239)  zu  'l'lieil  werden,  wie  denn  auf 
iiualofje  Weise  aul  röiiiisclien  Miinzi-u  des  Conslnnliii  mit 
tier  Uinsclirilt  VllVrVS  EXERCriVS  (iALl  Mars  (xra- 
<livus  mit  'l'ropaeuin  und  Lanze  vorwärts  schreitet,  wah- 
rend vor  unil  hinter  ihm  am  Boden  ein  Besiegter  mit  ge- 
buudnen  Händen  ((iuigiiiaut  Uelig.  l'l.  XCN  I,  3()(j)  liegt. 
• —  llieraul  las  Hr.  Panolka  einen  Autsatz  üher  die  sinn- 
hildliche  Kunstdarstellung  des  lii)yschen  VVettlauCers  Jlna- 
seas,  des  athenischen  iMünzheainten  gleichen  Namens,  des 
Rhodiers  iMnemon  und  des  lieriiliinten  Kolophonischen  Üicli- 
ter  Jlininermos.  [Ohen  8.25411.]  —  Zum  .Schlul's  wurden  von 
Hrn.  Ociluinl  vorgelegt:  1)  Lctronne  sur  l'arc  de  triomphe 
de  Theveste.  Eine  sehr  anziehende  Notiz  iiijer  die  rouii- 
sclieii  Alterthümer  der  luimidischen  fStadt  'l'el)essa,  unter 
denen  hauptsächlich  ein  vierseitiger  Triuniphliogen  wich- 
tig ist,  der  einem  vielseitigen  Ehrendenkmal  zum  Unterbau 
diente.  —  2)  IVicscIcr  das  Satyrspiel.  Gründliche  Er- 
kliirung  der  vom  arclKiologischen  Institut  Älou.  lil,  31 
herausgegehnen  scenischen  Inschriltvase  im  Museum  zu 
Neapel.  —  3)  Ritld  Ueher  Bekleidung  antiker  .Statuen. 
l.  Atlienehilder.  Uiitersuchunt;  eines  der  schwierigsten 
ProMeine  antiken  Kostüms  von  eriahrner  und  gewandter 
Künstlerhand. 

In  der  Sitzung  der  arcliiiologischen  Gesellschaft  vom 
4.  Mai  las  Hr.  Punufhu  ülier  das  Afistiinmen  der  Grie- 
chen [abgedruckt  Arcli.  Z.  N.  F.  no.  18].  —  Es  ward  ferner 
ül)er  das  in  der  vorigen  Sitzung  besprochene  Lambru- 
schinische  Vasenbild  verhandelt;  die  ]M<iglichkeit ,  dals  iti 
der  mit  einer  Keule  versehenen  weiblichen  Figur  Pallas 
Athene  gemeint  und  iladurch  auf  den  Gerichtshof  tni 
naXXiidi(i)  Bezug  genommen  sei,  ward  aligelehnt.  — 
Hierauf  hielt  Hr.  Wuagun  einen  Vortrag  über  die  den 
Hellenen  gewordene  Autgabe  in  der  Weltgeschichte,  über 
die  Bedingungen,  vvelclie  die  Lösung  derselben  geliirdert, 
und  über  die  Eigenthümlichkeit  der  Werke  hellenischer 
Kunst.  Er  fand  jene  Aufgabe  in  der  OlFenbarung  der 
Schönheit  der  Form  und  einer  hohen  sittliciien  Tüchtig- 
keit in  allen  Werken  des  Geistes.  Uie  Hauptursache  der 
ungemeinen  Höhe,  worauf  sich  die  bildenden  Künste  der 
Hellenen  von  Perikles  bis  zur  Zeit  des  Hadriau  erhalten 
haben,  lindet  er  in  dem  feineren  'l'akt,  von  den  einmal 
vollkommen  ausgebildeten  Idealen  nicht  mehr  wesentlich 
abzuweichen,  sondern  sich  an  leinen  ^lodilicatioiien  inner- 
lialb  derselben  genügen  zu  lassen.  Die  wunderbare  Ei- 
genthiimlichkeit  der  Werke  hellenischer  Poesie  und  Kunst 
besteht  nach  ihm  in  der  Vereinigung  der  originellsten 
und  schönsten,  den  jedesmaligen  Gegenstand  erschöpfen- 
den iMÜndung,  der  schiirlsten  und  naturgemafsesten  Cha- 
rakteristik mit  dem  Mal'se  der  Formenscliönheit,  welclie 
die  Charakteristik  irgend  zuliilst,  einer  ilurchaus  einfa- 
chen und  natürlichen  Anmuth  der  Bewegung  und  einer 
strengen  Beobaclitung  der  einer  jeden  Kunst  durch  ilir 
Material,  wie  durch  ihre  Vertheiltuig  in  Zeit  und  Raum, 
vorgeschriebenen  .Stylgesetze.  Die  Bewunderung  der  Künste 
der  Helleneu  nimmt  seines  Erachtens  aber  noch  zu  durch 
einen  Vergleich  mit  den  Kunstleistuiigen  der  gebildetsten 
Völker  Europa's,  vom  Mittelalter  bis  auf  die  neueste  Zeit, 
indem  sich  bei  keinem  derselben  eine  ähnliche  organische 
Entvvickelung  sämmtlicher  Künste  bis  zu  ihrer  ganzen 
Höhe  vurlindet,  sondern  bei  dem  einen  nur  diese,  bei 
dem  andern  nur  jene  Kunst  zur  vollen  AusbiUlung  gelangte. 
Dieses  waril  im  Einzelnen  kurz  bei  den  Deutschen,  den 
Italiänern,  den  Niederliuidern,  den  Engländern,  den  Spa- 
niern unil  den  l'ranzosen  nachgewiesen  und  schliel'slich 
bemerkt,  dal's  die  Musik  die  einzige  Kunst  sein  möchte, 
worin  tlie  neuen  Völker  den  Griechen  in  der  \usbildung 
entschieden    überlegen    sind.   —    Ferner   las    Hr.   AheUun 


eine  durch  die  neuesten  Scliriften  von  Zestermann  und 
Urlichs  hervorgerufene  Untersuchung  über  römische  Bas  i- 
liken.  Nach  einer  last  durchgängigen  bisherigen  .Ansicht 
waren  die  Basiliken  ringsum,  also  auch  nach  vorn,  mit 
einer  Mauer  abgeschlossen;  dagegen  Herr  Abeken  geneig- 
ter ist  anzunehmen,  dals  dieselben  nach  vorn  ollen  wa- 
ren und  man  durch  eine  olfeiie  Säulenhalle  in  das  Innere 
derselben  hineinsah.  Schon  ihre  Entstehung  aus  den  das 
l'^oruni  umgebenden  offenen  Hallen,  von  welchen  sie  nur 
eine  prachtvollere  Entwickelung  waren,  dann  ihre  Lage 
an  <len  wärmsten  Orten  (wie  \  itruv  sie  fordert]  und  der 
lörtwalirende  Verkehr  zwischen  ihnen  und  dem  Forum 
scheint  dalur  zu  sprechen;  ferner  die  Abbildungen  zweier 
der  bedeutendsten  Basiliken  auf  Münzen,  welche  doch 
wohl  die  Vorderseite  darstellen  und  nur  Säulen  zeigen 
so  wie  einige  andere  monumentale  Reste;  enillich  auch 
mehrere  Stellen  der  Alten,  namentlich  des  Plautus.  Diese 
Grunde  bewogen  Herrn  A.,  wenn  auch  nicht  bei  allen, 
doch  l)ei  den  meisten  Basiliken,  namentlich  der  älteren 
Zeit,  eine  vorn  oUene  Säulenhalle  anzunehmen;  später 
kamen  allerdings  Ijeispiele  vor,  die  ganz  umschlossene 
Säle  darstellen.  —  Hr.  Gwhtird  legte  die  Zeichnung  eines 
unteritalisclien  Gefäl'ses  vor,  dessen  ol)erwärts  mit  einem 
sogenannten  iMysterien-Genius  geschmückte  Form  aus  ei- 
nem Frauenkopf  besteht,  <\en  Knhhörner  auszeichnen. 
Aehnliche  Frauenköpfe  linden  auch  hie  und  da  in  schönen 
Terrakotten  sich  vor;  statt  der  liin  und  wieder  [auch  S. 98*1 
dafür  beliebten  Deutung  auf  lo  war  Hr.  G.  geneigt,  Köpfe 
der  als  gehörnte  Mondgöttin  gedachten  Kora  darin  zu 
erkennen,  eine  Aleinung  welcher  auch  Hr.  Panolka  bei- 
pHichtete,  zumal  Kora  in  Cyzicus  in  Gestalt  einer  Kidi 
Verehrung  genol's.  —  Weiter  berichtete  Hr.  Gerhard  aus 
Mittheilungen  des  Herrn  Charles  Xcwlon  über  genauere 
durch  Capitain  Beaufort  angestellte  Untersuchungen  des 
Lokals  von  Halikarnefs  [oben  .S.  81*].  —  Aul'serdem 
ward  die  Ankündigung  eines  von  Herrn  Layurd  bezweck- 
ten wichtigen  Werkes  über  die  Alterthümer  von  Niniveh 
(100  Platten;  Subscriptionspreis  8  Pfund)  und  die  von 
Lord  Northumploii  mitgetheilte  Publication  einer  auf 
Achill's  Kampl  mit  Memnon  bezüglichen  Vase  des  Ni- 
kosthenes  vorgelegt,  welche  mit  Bemerkungen  über  alte 
.Schildzeichen  begleitet  ist.  —  Auch  lag  von  Hrn.  Zahns 
Ornamenteiiwerk  eine  neue  (ISte)   Lieferung  vor. 

Die  Sitzung  der  archäologischen  Gesellschaft  vom 
8.  Juid  d.  J.  erötfnete  Hr.  Punofha  mit  Vorzeioun" 
einer  antiken  Glaspaste,  auf  welcher  IMinerva  sitzend  und 
lesend,  gleichsam  als  Docentiii  dargestellt  ist,  und  erin- 
nerte zugleich  an  den  römischen  Ausdruck  Minc.rval  fiir 
ein  Lehr-Honorar.  Nächstdeni  sprach  derselbe  über  eine 
bei  Apulejus  (Metam.  X,  31.  p.  741)  erwiihnte  Gruppe  der 
Kriegsgöttin  iMinerva,  der  zur  Seite  jederseits  ein  Knabe 
als  VValFenträger  mit  gezücktem  Schwert  auftritt,  etw.i 
wie  die  Knaben  um  Dictynna  mit  dem  kleinen  Zeus  auf 
einer  'J'rajansmünze  von  Dictynna  (Seguii).  Sei.  Numism. 
p.  IIb.  Guigniaut  Relig.  PI.  XC,  325a.)  Mit  Unrecht 
benennt  ."Macrobius  jene  Knaben  als  Schrecken  und  Furcht, 
Tmor  et  Mctus,  wie  solche  auf  Denaren  der  Gens  Ho- 
stilia  in  höchst  charakteristischer  Kiinstbildiuig  sich  linden 
(Morelli  p.  199.  (luigniaut  Cll,  3ö9,  370),  da  es  viel 
nidier  liegt  an  Dioskuren  zu  denken,  deren  enge  Ver- 
bindung mit  Athene  durch  viele  Lokalkulte  sich  erwei- 
sen last,  und  von  denen  der  eine  Kastor  als  Erfinder  des 
Waffentanzes  bezeichnet  wird,  den  Athene  zur  Flöte  be- 
gleitete (Athen.  I\',  iin.).  —  Hierauf  empfahl  Hr.  Panofka 
das  berühmte,  von  Avellino  (Bull.  Nap.  III,  2.  6.  I\'  (j) 
zuerst  verölfentlichte  Bild  der  schon  vor  2  Jahren  (Arcli. 
Zeit.    1846.     Tal.  XLV  ii.  XLVI)    erläuterten   Talosvase 


103* 


104* 


in  Ruvo  zu  erneuter  Prüfung,    indem    er  daran  die  Ver- 
mutliung  knüpit,   es   liege    uns   hier   eine  Kopie   des    be- 
rühmten Gemäldes  die  Argonauten  von  Kydias    aus 
Kytlinos,    einem   Zeitgenossen   Eupiiranors   vor,    der    um 
Ol.  CIV  l)lülite.     Dies  vom  Redner  Hortensius  zu   hohem 
Preis  erkaufte  Gemälde  auf  Holz,  für  welches  derselbe  in 
seiner  Villa    in  Tusculum    eine    eigene  Aedes  hauen    liels 
(Plin.  H.  N.  XXXV,  8,  5.  19),  gelangte  später  durch  M. 
Vipsanius  Agrippa,   dessen    berühmte  Statue    als    Neptun 
noch  jetzt  einen  Hauptschmuck  unter  den  Antiken  Vene- 
digs bildet,  in   die  mit  Bezug  auf  seine  Seesiege  von   ilim 
erbaute  IN'eptunshalle  in  Rom  (Dio  Cass.  LIII,  27,  p.  721). 
Wenn  die  Anwesenheit  des  Poseidon  und   der  Amphitrite, 
die    auf  andern   Bildern    der   Argonautenfalirt    sich    nicht 
finden,    in   Verbindung    mit   cler  Darstellung   des   SciiifTes 
Argo  zu  Gunsten  dieser  Vermuthung  sprechen,  so  stimmt 
andrerseits  sowohl  Anlage  und  Geist  der  Composition,  als 
Zeichnung  und  Kleiderschmuck  der  einzelnen  Figuren  mit 
der  Zeit  sehr  wohl  uberein,  in  welche  Hr.  P.  das  Origi- 
nal dieser  Zeichnung  glaubt  setzen  zu  dürfen.  —  Hierauf 
las  Hr.   ßö(Jic/icc   aus  der  nächstens    erscheinenden  Fort- 
setzung seiner  „Tektonik'    denjenigen  Abschnitt,  welcher 
im    Zusammenhang    des   Tempeldienstes    der   Athene  Po- 
lias    ül)er    die    Arrhephorien    handelt.    —     Dr.    H.    liiirth 
aus   Hamburg,  welcher  neuerdings  von  gründlicher  Berei- 
sung Nordafrika's   und  Rleinasiens  zurückgekehrt  ist,  gab 
Nachricht  über  die  beträchtlichen  Ruinen  eines  pliönici- 
schen   Tempels,    weiche    auf  steilem    .Meeresrand    auf 
der  südwestlichen  Küste    der   Insel  Malta    dem    Inselchen 
Tilfile  gegenüber  liegen   und  seit  ihrer  in  Malta  selbst  erst 
vor  wenig  Jahren    erfolgten   Entdeckung   von    dem    unge- 
fähr eine    halbe  Stunde   entfernten    Casal    Crendi    be- 
nannt   zu    werden    pllegen.     Umfang,   Erhaltung  und   Be- 
sonderheit dieser  Ruinen  erinnern    lebhaft    an   die  gleich- 
falls   phünicischen    Tempelreste    der    benachbarten     Insel 
Gozo,  welche  seit  Houel  mehrfach,  am  gründlichsten  durch 
Della    i\larmora   untersucht   und    im   Zusammenhang    an- 
drer  phönicischer  Baureste   auch    auf   2  Abbildungstafelii 
behandelt  worden  sind,  welche  aus  Hrn.   Gerhards  näch- 
stens erscheinender  Abhandlung  ,,über  die  Kunst  der  Phö- 
nicier"  ('l'af.  I.  11)  der  Gesellsciiaft  vorgelegt  waren.  —  Von 
dem    gleichfalls  anwesenden  Professor    Uock   aus  Brüssel, 
welcher  so  eben    eine  Topograpliie    von    Konstantinopolis 
vollendet  hat,  war  iler  Gesellschaft  eine  Abhandlung  über 
das  Anemodulion  des  Theodosius  zu   Konstantinopel  ül)er 
geben  worden,  in   welcher  mit  sehener  ^'ereiniguMg  klassi- 
scher und  byzantinischer  Erudition  auch    der    Thurm  der 
Winde  zu  Athen   und  [)hiloslratische  Gemälde  ihre  Erläu- 
terung finden.   [Ein   Auszug  dieser  Al)handlung   folgt   hie- 
nächst.]  —    Aul'serdem  waren  eingesandt    und  lagen   vor: 
1)  Dem.  Dlamllla  -Memnrie  nuinismatiche  per  l'anno  1847. 
Zwei  Hefte  einer  in   Rom  in  Quartformat  neu  begonnenen 
Zeitschrift.    —    I)   W.   11'.  Lloyd    On    coins   of   Crotona, 
worin    scharfsinnige    Bemerkungen    über    den    Dienst   der 
.Inno  Lacinia.  —  2).lalirbücherdes  Vereins  von  Alterthums- 
freunilen    im   Rheinland.     Xlll.     (herausgegeben    von    L. 
Lersch).    Enthält  unter  andern  eine  gelehrte  Ahhamllung 
von   ir.   Hf.nznn   über  zwei  JMilitair- Diplome    der    Kaiser 
Domilian   und  Hadrian.  —   4)   Chr.   Petersen  der  geheime 
Gottesdienst  f)ei  den  (iriechen  (Progranun  <les  hambiirger 
akademischen  (Gymnasiums).  —  Diesem  Bericht  der.lunius- 
sitzung  lassen  wir  einen  gedrängten  Auszug  aus  der  darin 
vorgelegten  reichhaltigen  Abhandlung   des  Prof.   Cor;i<;(iii,'! 
Uock  über  das   .Vnemodulion  folgen. 

„Der  Verfasser,  un)  ein  vom  Kaiser  'l'heodosius  er- 
richtetes Bauwerk  das  den  Namen  Anemodulion  fiihrt, 
und  das  wie  mehrere  Spuren   andeuten   in  unmittelbarer 


Nähe  des  von  diesem  Kaiser  errichteten  Forums  "elegeo 
haben  rauls,  zu  erläutern,  macht  zuerst  darauf  aufmerk- 
sam, dal's  schon  wegen  des  Namens,  der  sich  auf  eine 
die  pyramidale  Spitze  eines  quadraten  Unterbaus  krö- 
nende Windfahne  bezog,  das  Gebäude  zunächst  mit  dem 
berühmten  Thurm  der  Winde  zu  Athen  in  Vergleichung 
zu  stellen  sei.  Dieses  letzfgedachte  Gebäude  betrachtet 
der  Verlasser  indefs  als  Nachbildung  einer  von  dem  Kte- 
sibios  zu  Alexandrien  errichteten  Anlage,  in  welcher  alle 
von  dem  berühmten  Mechaniker  gemachten  hydraulischen 
und  pneumatischen  Erfindungen  zum  Nutzen  und  Ergötzen 
des  Publikums  vereinigt  waren.  Ueber  diese  bisher  un- 
beachtet gebliebene  .Anlage  gibt  uns  eine,  irrig  in  zwei 
Paragraphen  zerstückte,  Stelle  einer  neuerdings  aus  ar- 
menischer Uebersetzung  bekannt  gewordenen  Schrift  des 
Juden  Philo  ,,De  Providentia"  I,  42.  43  Nachricht.  Frei- 
lich gellt  daraus  u[unittell)ar  nur  hervor,  dafs  das  alexan- 
drinische  Bauwerk  eine  künstliche  Wasseruhr  und  eine 
Vogelstinunen  (Amseln  nach  Vitruv)  nachahmende  Wasser- 
orgel umschlol's;  allein  die  Vergleichung  mit  dem  atheni- 
schen Windthurm  und  mit  dem  Vogelhaus  auf  der  casi- 
uatischen  Villa  des  Varro  lälst  deutlich  den  ganzen  Zu- 
sammenhang der  in  ähnlichen  Gebäuden  zusammenwir- 
kenden Kunsteinrichtutigen  erkennen.  Das  Vogelhaus  des 
Varro  scheint  die  Anlage  des  Ktesibios  am  vollständig- 
sten wieilerzugeben:  es  vereinigt  Wasseruhr  und  Sonnen- 
uhr sammt  iiul'serem  und  innerem  Windanzeiger;  nur  ist 
die  Vogelstimmen  nachahmende  Wasserorgel  durch  die 
mit  lei)endigen  Vögeln  gefiditen  Käfichte  ersetzt.!  So- 
dann hel)t  der  Verfasser  hervor,  dafs  die  wichtigen  Er- 
findungen des  alexandrinischen  Mechanikers  für  das  Le- 
ben seiner  Zeit  eine  so  umfassende  überall  eingreifende 
Bedeutung  haben  mul'sten  wie  die  Vernützlichung  der 
Dampfkralt  in  unsern  'Pagen,  und  dal's  es  mithin  nicht 
fehlen  konnte,  dal's  vielfache  Nachahmungen  jenes  alexan- 
drinischen Kunstwerks  an  vielen  begüterten  Orten  ent- 
standen. Zwei  ihm  entsprechende  asiatische  Bauten  hat 
der  Verfasser  nachgewiesen:  eine  von  dem  arabischen 
Geographen  Edrisi  bezeugte  zu  Emesa,  eine  andre  durch 
den  Sophisten  Choriciiis  kund  gewordne  zu  Gaza.  Dann 
macht  der  Verfasser  darauf  aufmerksam,  dafs  die  musi- 
kalischen Automaten  in  den  'l'lironsälen  der  byzantini- 
schen Kaiser  und  der  Kalilen  zu  Bagdad  als  unalihängig 
von  einander  entstandene  \  ermächtnisse  alexandrinischer 
Erfindung  zu  betrachten  sind.  Im  Abendland  ist  der  nach- 
ahmende Bau  des  Andrunikos  Kyrrhestes  allbekannt.  Eine 
Anlage  derselben  .Art  wäre  wohl  das  Tenipluin  horolo- 
giare,  wovon  eine  aus  Siebenbürgen  niitgetheilte  Inschrift 
Kunde  giebt;  allein  die  Echtheit  dieser  Inschrift  ist  sehr 
zweilelhaft.  Interessanter  ist  eine  zu  Rom  selbst  vor- 
kommende Nachbildung,  woriilier  der  Verlasser  in  den 
Briefen  des  Cassiodor  eine  Andeutung  zu  linden  glaubt; 
sie  scheint  ihm  den  Realgrund  für  das  Jlidirchen  der  vom 
Zaubrer  Virgil  erbauten  Salvalio  liomae  zu  enthalten, 
worüber  eine  erste  Nachricht  bei  ('osinas  dem  .Scholiasten 
der  Gedichte  des  h.  Gregor  von  Nazianz,  eine  spätere 
wundersam  entstellte  in  der  Miraiiilibus  Romae  sich  findet. 
Von  den  Notizen  über  das  Gel)äu(k'  sell)st  geht  der 
Verfasser  zu  den  Bildwerken  ülier,  die  es  äufserlich  ver- 
zierten. Nach  kurzer  Hinweisung  auf  die  uns  nur  ober- 
flächlich genannten  zwölf  kauernden  und  ins  Hörn  bla- 
senden Windgottheiten,  verweilt  er  hauptsächlich  bei  den 
unter  dem  l'ries  nndaulenden  Erzreliels,  die  von  Odre- 
nus  (wahrscheinlich  nach  llesychius  von  Milet)  und  von 
Nieetas  C^honiates  nidier  beschrieben  sind.  Als  leitender 
Geilanke  des  byzantinischen  Künstlers  wird  zur  Erklärung 
der  von  ihm  ausgewählten  (iegcnstände  angenommen,  er 


105* 


106* 


lialie  die  Fülle  des  Segens  darstellen  wollen,  welche  das 
vereinte  Wirken  der  Elemente  Wasser  und  Lult  Air  Kon- 
stantitiopel  uiul  den  Bosporus  vermitteln,  und  als  passend 
diirlte  eine  Verzierung  solchen  Inhalts  ohne  Zweifel  für 
ein  Gehaude  anerkannt  werden  müssen,  in  dessen  Innerem 
man  das  Zusammenwirken  dieser  Urkralte  nach  deren 
inannigiachen  Erscheinungen  zu  hewundern  und  zu  he- 
greilen  (ielegenlieit  liatte.  Mit  eigner  Krlindung  hat  aber 
der  hyzantiuische  Künstler  den  Rahmen  seiner  Erzreliels 
keineswegs  ausgetiillt;  er  liatte  vielmehr  die  dargestellten 
Gegenstaude  aus  den  von  Philostratos  zu  Neapel  vorge- 
fiindnen  und  von  demselhen  heschriehnen  Gemälden  entlehnt. 
Die  Erzreliels  waren  ausgelnllt  mit  verschieiliiien  Scenen 
eines  den  Liosporos  verherrlichenden  Gemaides;  auf  dein 
vierten  Ileliet  war  das  Gemiilde  wiederholt,  das  eine 
Apfellese  von  Eroten  zum  Gegenstand  hatte.  Um  nun 
bestimmter  das  Veriialtnils  nachzuweisen,  in  welchem  die 
byzantinischen  Erzreliels  zu  jenen  Vorhildern  standen, 
geht  der  Verfasser  in  eine  ausfuhrliche  Untersuchung  üher 
das  erste,  niimlich  den  Bosporus  darstellende,  Gemiilde 
ein.  Er  liefert  den  Beweis,  dal's  eine  ganz  bestimmte 
Gegend  <les  Bosporus  von  dem  Maler  heharulelt  worden 
war,  und  zwar  diejenige  welche  das  europäische  und  das 
asiatische  Ufer  am  nächsten  zusammenrückte  und  die  Be- 
nennung der  heiligen  Mündung  (u()OV  üiutin)  fuhrt.  Ge- 
wagter als  diese  Annahme  ist  die  Vermuthung,  wonach 
eine  in  den  Vordergrund  geriickte  Stafiage  iles  Bildes, 
die  Philostrat  mil'sverstanden  haben  mag,  für  eine  histori- 
sche Allegorie  erklart  wird,  welche  das  gedrückte  Ver- 
liältnifs  andeutet,  in  welchem  Byzanz  zur  Zeit  des  Phi- 
lostratos zur  römischen  Oberherrschalt  stand.  Der  Ver- 
fasser sieht  Byzanz  als  eine  asiatische  Faktorei  auf  dem 
europaischen  Festland  an,  deren  wichtigste  Besitzthümer 
und  Interessen  auf  dem  gegenüberliegenden  asiatischen 
Ufer  sich  befanden.  Der  Verfasser  erkennt  als  Personi- 
iication  von  Byzanz  die  auf  das  asiatische  Ufer  gelhicli- 
tete  Wittwe,  welche  nach  dem  Verlust  ihrer  thenersten 
Angehörigen  von  der  prokonsnlarisclien  Gewalt  hart  be- 
drangt auf  die  wichtigste  ihrer  Besitzungen  am  asiatischen 
Ufer,  die  Zollstiitle  an  der  heiligen  Älündutig,  sich  zu- 
rückgezogen hat,  von  ihren  Bewerbern  aber  auch  dorthin 
verfolgt  wird.  Ihre  Rede  bei  diesem  Anlafs  wird  keine 
andre  sein  als  diejenige,  welche  in  früherer  Zeit  ihr  Für- 
sprecher der  Sophist  Leo  zu  ihrem  Bedränger  dem  König 
Philipp  von  Makedonien  ges])rocheu  hatte  (Philostr.  Vit. 
Soph.  I,  2).  Der  Verfasser  zeigt  ausfiihrlich ,  dafs  ein 
um  die  Zeit  der  Antonine  gedichtetes  Fragment  der  si- 
byllinischen  Bücher  als  erklärende  Unterschrift  zur  ge- 
dachten Staffage  des  philostralischen  Gemäldes  sich  eigne. 
Diese  ganze  Staffage  hat  der  Bildner  der  Erzreliefs  fiir 
seinen  Zweck  unpassend  befunden  und  deshalb  unlienutzt 
gelassen;  durch  llerbeiziehung  des  zv\eiten  philostratischen 
Gemäldes  alier  hat  er  die  Lücke  gelinl'st  und  eine  vollstän- 
dige symmetrische  Darstellung  der  von  den  genannten  Ele- 
inentarkrälten  für  Konstantinopel  hervorgebrachten  Wohl- 
thaten  geliefert,  welche  zu  veranschaidichen  Zweck  seiner 
Arbeit  war.  Die  Kreuzfahrer  zerstörten  tias  Kunstwerk, 
dessen  gründliche  Erörterung  im  Original  der  Koc/t'schen 
Abhandlung  bald  erscheinen  soll." 

In  der  -Sitzung  der  archäologischen  (Gesellschaft  vom 
fi.  Juli  (I.  .1.  legte  Herr  (icrhartl  den  aus  Paris  neuer- 
dings angelangten  19ten  Band  der  Annalen  des  ar- 
chäologischen Instituts  nel)st  den  Platten  des  dazu 
gehörigen  Denkmälerheltes  vor.  Ein  darin  enthaltener 
Aufsatz  des  Herrn  Raniil-Rochclli;  ülier  die  von  ihm  so- 
genannten  phönicischen   Vasen   altgriechisclier   Kunst 


ward  besprochen.  Es  ward  bemerkt,  dafs  Herr  Röchelte 
diese  von  ihm  festgehaltene  unpassende  Benennung  der 
unverkennbar  von  asiatischem  Einllul's  betheiligten  alt- 
griechischen  Vasen  gegenwärtig  l)eschönige,  indem  er  ihr 
eine  zwitterhafte  und  deshall)  gleich  unwahre  Benennung 
phöuicisch-babylonischer  Vasen  nach  einem  Ausdruck  O. 
Müller's  (Kleine  Schriften  II.,  518)  sulistituire.  In  der 
Hauptsache  erklärte  sich  Herr  Gerhard  seiner  in  der  Ab- 
handlung über  die  Knust  der  Phönicier  und  neulich  auch 
in  der  archäologisclieu  Gesellschaff  [oben  S.  7.'j*]  ausge- 
s[)rochenen  Ansicht  getreu;  zugleich  lehnte  er  die  gegen 
Herrn  Kramer  und  gegen  ihn  selbst  von  Herrn  R.  Rochette 
erhobenen  Vorwürfe  ab.  —  Weiter  ward  von  Hrn.  Ger- 
hard über  Vasen  und  'l'errakotten  von  Pantikapäum 
nach  Probedrücken  gesprochen,  deren  Veröffentlichung 
Herr  Aschik  zu  Oilessa  für  ein  umfassendes  Werk  beab- 
sichtigt.—  Herr  Rauhe  gab  Bemerkungen  über  Gerhard's 
neueste  Reihe  von  „Trinkschalen  und  Gefäl'sen"  des  hie- 
sigen  Königl.  ^Museums   und   versjjrach  deren  Fortsetzung. 

—  Der  vormalige  preul's.  General-Konsul  Geh.Rath  Nci(je- 
haiir  gab  Bemerkungen  über  die  reichen  .Münzfunde  Daciens. 
[S.  109' ff.]  —  Herr  lionar  bestritt  die  in  den  Menioires  de 
la  Societe  de  St.  Petersbourg  (deren  <lrittes  Heft  vorlagt 
enthaltene  Köhnesche  Annahme  von  Marcellusköpfen  auf 
Münzen.  —  Besonders  anziehend  war  Herrn  Paiiofha's 
von  einer  Zeichnung  begleitete  Mittheihuig  über  eine  zu 
Neapel  von  ihm  angekaufte  unteritalische  Vase,  deren 
bildliche  Darstellung  die  erste  Scene  aus  des  Ari- 
stoplianes  Fröschen  unverkenrd)ar  vor  Augen  fuhrt. 
Herr  P.  Iiemerkte,  dal's  dies  die  erste  Vase  sei,  welche 
von  auf  uns  gekonunenen  griechischen  Komödienscenen 
ein  treues  Bild  darbietet,  und  wies  zugleich  nach,  wie 
zwei  andere  Komödien- Vasen  von  ihm  (Mus.  Blacas  PI. 
XXVI.  und  Cabin.  Pourtales  PI.  IX.)  früher  verc'iflentlicht, 
von  Ottfr.  Muller  u.  A.  mit  Unrecht  als  .Scenen  der  Frösche 
des  Aristophanes  gedeutet  wurden,  zumal  die  darauf  bezo- 
genen N'erse  nicht  die  geringste  Berechtigung  dazu  geben. 

—  Scldielslich  handelte  ein  reichhaltiger  Bericht  des  Dr. 
Uruuii  in  Rom  I.S.  85* ff]  über  die  trotz  der  ungünstigen 
Zeit-Ereignisse  !)isher  fortgeführte  'I'hätigkeit  des  dortigen 
archäologischen  Instituts,  wobei  auch  der  wichtigen  neue- 
sten Entdeckinigen  des  Herrn  Cuwpuna  zu  Cäre  gedacht 
ward  — ,  Entdeckungen  durch  welche  dieser  unermüdliche 
Alterthumslorscher  die  Kenntnifs  etruskischer  Gräber  und 
Wandmalereien  von  neuem  bereichert  hat.  Sehr  eigen- 
thüinlich  und  fiir  die  Geschichte  der  Malerei  belehrend 
sintI  die  dabei  gefunilenen,  in  die  Gräberwand  eingelas- 
senen Thouplatten  mit  farbiger  JMalerei.  —  Von  Neuig- 
keiten der  archäologischen  Literatur  hatte  1)  Herr  Zahn 
das  Iftte  und  vorletzte  Hefte  seiner  ,,  Ornamente  aller 
klassischen  Kunst-Epochen"  vorgezeigt,  deren  fiinf  Tafeln 
(mit  Ausnahme  von  Tal.  93,  Ornamente  aus  _Monreale) 
auserlesene  Verzierungen  pompejanischer  und  herkulani- 
sclier  Gebäude  in  bekannter  sorgfältiger  Farbenjiracht  ent- 
halten. 2)  Von  Herrn  Lecmans  zu  Leiden  waren  Ab- 
bililuui;  und  I{rlänterung  eines  anziehenden  \  asenbildes 
eingesandt,  welches  eine  von  der  Siegesgöttin  bekrönte 
Uebung  im  Flöteuspiel  darstellt  (  llet  iMuzijk- Examen. 
Utrecht  1847,  4.).  Auch  war  ,S}  die  Ankiuidigiing  ei- 
ner von  J.  Sahalicr  zu  St.  Petersburg  vorbereiteten  ,,Ic(i- 
nographie  dune  collection  choisie  de  5000  medailles  ro- 
maines,  byzautines  et  celtiberiennes"  vorgelegt.  f^as 
Werk,  fiir  dessen  Wichtigkeit  bei  gewissenhafter  Ausfüh- 
rung sein  Inhalt  hirdänglich  spricht,  soll  1(3  —  20  Liefe- 
rungen, jede  mit  10  .Muiiz|)latten ,  enthalten  und  tJO  Sil- 
!)er-Rul)el  oder  240  francs  kosten. 


107^ 


108* 


II.    M  u  s  e  0  g  r  a  p  li  i  s  c  h  e  s    aus    London. 


I.   SCULPTUREN. 

1.  Iin  brittischeii  Museum  ist  neuerdings  eine  Büste 
des  Zeus  Bronton  oder  Juppiter  tonans  aufgestellt. 
Diese  Büste  ward  in  der  Gegend  der  phrygischen  Stadt 
Dorylaeum  gefunden.  Sie  ist  von  spiiter  Arbeit,  hat  aber 
Besonderheiten,  welche  dessen  ungeachtet  schätzbar  sind. 
Um  den  Kopf  trägt  der  Gott  einen  Lorl)eerkranz,  das  Haar 
fällt  über  der  Stirn  in  iialbkreisigen  Locken  abwärts,  der 
Bart  eng  und  kraus  ist  in  alterthiimlicher  Weise  gebildet; 
auf  dem  Nacken  ruhen  drei  dicke  in  der  Mitte  getheilte 
Haannassen.  Das  Ganze  steht  auf  einem  rechteckigen 
Block,  der  von  einem  und  demselben  Stück  wie  das  übrige 
ist;  darauf  steht  die  Insclirilt 

AII8PONTC0NTI 

ArHEIAAOEKA 

TAEniTArHN 

^Jii'  BqÖvxwvti  l-lyijaiXuog  xuiu  inizayriV.  Der  Mit- 
telstrich des  A  ist  durchgängig  in  gezackter  Form  ge- 
bildet.    Hoch  2  Fufs  3  Zoll.  " 

2.  F'ür  dasselbe  INIuseum  ward  neulicii  in  einer  Ver- 
steigerung ein  spätriimisches  Relief  wie  aus  Constaiitins 
Zeit  erworben.  Nach  allem  Anschein  sind  Frauen  dar- 
auf dargestellt,  welche  sich  in  Unterredung  mit  einander 
befinden.  Einerseits  eine  Figur,  welche  ihre  Hand  in  die 
Hand  einer  andern  gelegt  hat,  die  sie  umarmt;  die  andre 
Hand  ruht  mit  zwei  vorgestreckten  Fingern  [?]  auf  der 
Brust,  am  Ringfinger  ein  zierlicher  Ring.  Unterhalb  liest 
man  auf  einer  Binde  die  Inschrift: 

FONTE[AOL.ELEVSIS.HOD"A(Ho(!««a).FONTEIA 
L.HELENA.     Hoch  2  Fufs  zu  3  Fuls  Länge. 

3.  Zu  den  neuesten  Vermehrungen  desselben  Mu- 
seums gehört  ferner  ein  aus  Ghodumas  in  Afrika  an- 
gelangtes Thonfragment  von  geringer  Kunst  mit  der 
Darstellung  eines  Mannes  der  vor  einem  Pferd  stellt,  von 
welchem  jedoch  nur  der  Nacken  erhalten  ist.  Die  schlechte 
Arbeit  läfst  in  Zweifel  ob  sie  irgend  einem  schwarzen 
Volksstamm  oder  byzantinischer  Zeit  angehört.  Es  kam 
durch  Reisen  eines   Hrn.  BiclKirdson  nach  London. 

4.  Von  einem  Hrn.  JViiiihis  erhielt  das  Museum  ei- 
nen Abgul's  des  vormals  Barberinischen  [jetzt  im  Kapitol 
befindlichen]  Sarkophags,  welcher  die  Portlaud-^'ase  iim- 
schlofs.  —  Auch  wurden  neuerdings  zwei  delische  Al- 
täre in  der  bekaiuiten  run<len  I''or]n  gekauft;  ferner  eine 
berühmte  halikarnassische  Inschrift. 

II.     A  U  S    E  T  R  U  R  I  E  N. 

Aus  den  römischen  V'orräthen  des  Kunsthändlers 
ISassegg'in  ist  wiederum  eine  Anzahl  bemalter 'J'hongefäl'se 
lür  das  brittisclie  Museum  erworben  worden,  deren  ^  er- 
zeichniCs  hienäclist   i'(ilj;t: 

1.  Sogenannter  H  olmos  (kugelförmig:  Gerhard  Ber- 
lins Bildw.  1,  2ti  S.  3lin  1'.),  mit  2  Reihen  'i'liierfiguren  in 
ägyptisirenden  Styl.      Hoch  27,5  Zoll. 

2.  Tyrrlienische  Anipliora  mit  schwarzen  l'ijiuren. 
Hermes  tödtet  ilen  zweiköpfigen  Argos.  Abgebildet  durch 
Vinet  in  der  Revue  archeolo;ii<|\u:  111  ]>.  310.  Auf  der 
Kehrseite  Herakles  und  'J'elamon  zwei  Amazonen 
tödtend,  w.ährend  eine  dritte  Amazone  ihren  Gefährtinnen 
zu  hellen  eilt.     Hoch  17,5  Zoll. 

3.  Amphora  (Cab.  Dur.  IV,  67)  scliw.  Fig.  Die 
Stnife  des  Sisyphos,  sehr  äiinlich  dem  von  Gerhard 
Auserl.  Vas.  II,   87  herausgegebenen   Gefäfs.     Sisyphos 


ist  mit  einem  Petasos  bedeckt.    Als  Gegenbild  steht  Apollo 
zwischen  zwei  Frauen.  [Artemis  und  Leto]. 

4.  Amphora  ( Cab.  Dur.  IV,  67 )  schw.  Fig.  P  a  - 
troklos  über  den  Schiffen.  Abg.  bei  Gerhard  Auserl. 
Vas.  II,  98,  1. 

5.  Kylix  (Cab.  Dur.  V,  103).  Pallas  tödtet  den 
Giganten  Enkelados.  Dieser  Gegenstand  ist  auf  der 
AuTsenseite  zweimal  abgebildet.  Innen  der  Töpfer  Ke- 
ramos,  der  vermittelst  der  Töpferscheibe  Vasen  formt. 
Unter  ähnlichen  Darstellungen  [zu  denen  die  in  Gerhard's 
li'estgedanken  Berlin  1841.  Taf.  II,  3  gegebne  Schale 
hinzutritt]  kurz  erwähnt  von  Ritschi  in  den  Ann.  d.  Inst. 
IX,  p.  184. 

6.  Psykter,  enthaltend  ein  inneres  Geläfs  mit  ei- 
ner Röhre,  zugleich  mit  einem  Blech  am  Boden  zum  Ab- 
zug des  Wassers.  Das  Bild  (schw.  Fig.  auf  rothem  Grund) 
stellt  den  Dionysos  vor,  der  einem  Satyr  ein  Trinkhom 
entgegenhält.  Zwei  andre  Satyrn  spielen  mit  einem  Ha- 
sen. Auf  der  Kehrseile  Theseus  den  Minotaur  tödtend, 
der  einen  Stein  nach  ihm  wirft.  Nebenbei  zwei  beklei- 
dete Frauen  und  zwei  nackte  Jünglinge.    Hoch  12,6  Zoll. 

IIL    AUS    DEM    ORIENT. 

1.  Die  Papyrusinschrift  des  Hrn. //«rris  [oben  S.  71*] 
ist  zu  London  angelangt  und  am  7.  Juli  von  dem  Besitzer 
der  Königl.  Gesellschatt  iür  Litteratur  vorgelegt  worden. 
Sie  ist  wohl  erhalten  und  in  Uncialschrift  geschrieben, 
welche  dem  zv^eiten  Jahrhundert  n.  Chr.  angehören  mag; 
oliwohl  zur  Absclnilt  bequem  geeignet,  soll  sie  zu  aller 
Genauigkeit  in  einem  lithographischen  Facsiniile  alsbald 
verötfentlicht  werden.  Ein  zweiter  Papyrus  des  Herrn 
Harris  war  gleichfalls  zur  Stelle;  er  enthält  ein  Register 
von  Zahlungen  aus  noch  älterer  Zeit.  In  den  Transactions 
der  Society  of  Literature  [und  in  der  Hallischen  A.  L. 
Zeitung]   soll  nähere  Nachricht  darüber  gegeben  werden. 

Unter  den  kleineren  Gegenständen  im  Besitz  des 
Hrn.  HoiTJs  befindet  sich  das  Piedestal  einer  Katze  von 
Bronze,  herrührend  aus  einer  ohnweit  der  Pyramiden 
entdeckten  Katzenmuraie:  darauf  befindet  sich  die  liiero- 
glyphische  Inschrift  Bast,  dem  Namen  der  katzenköpfigen 
Göttin,  üubastis,  entsprechend. 

2.  Hrn.  LHi/urd's  Bericht  über  die  Ausgrabungen  von 
Nimrud  [oben  .S.  51*  ff.  70*  IT.]  wird  im  Herl)st  erschei- 
nen, die  VerölTentlichung  seiner  Zeichnungen  aber  wegen 
der  ungünstigen  Zeitumstände  noch  verschoben  werden. 
Das  britlische  Museum  hat  die  Herausgabe  siumntliciier 
von  ihm  entdeckter  assyrischer  Inschritten  ü))ernommen. 
Die  grol'se  Inschritt  wird  mit  Abtheilung  der  Wörter  und 
mit  Angabe  der  Varianten  erscheinen,  so  dal's  sie  allem 
künftigen  Forschungen  dieses  Gebiets  alter  Linguistik  zur 
Grundlage  wird   dienen  können. 

I  IJcm  Bericht  über  diese  dankenswerthe  Fürsorge  für 
die  wicliliüen  Entdeckungen  des  Hrn.  Layard  steht  leider 
die  aus  Tagesblättern  bekannte  Kunde  zur  Seite,  dafs 
die  Rrii;  Dschuuuia,  an  deren  Bord  die  Alterthümer  aus 
NiuHuil  sich  befanden,  am  23.  April  d.  J.  strandete.  „Es 
befanden  sich  darauf  etwa  60  Stück  Bihlweike  von  Ala- 
baster, die  auf  der  Schaluppe  Elphinstoiie  im  Februar 
aus  dem  persischen  Meer))usen  angekouunen  waren.  Der 
frühere  Cieneral- Gouverneur  und  der  N  erwaltungs -Ratli 
der  asiatischen  Gesellschait  in  Bombay  hatten  den  an- 
gelegentlichen Wunsch  geäufsert,  dafs  diese  Alterthümer 
in  Bombay  ölTentlich  ausgestellt  und  Gyps- Abgüsse  da- 


109* 


HO* 


von  gemacht  werden  sollten.  Nacluleni  serlis  Woclien 
verganfjen  waren,  wurden  ein  Obelisk  und  einiüe  ßriicli- 
stücke  gezeigt:  von  dein  Uebrigeu  bekam  das  Publikum 
iiiclits  zu  sehen.  Da  der  Alabaster,  aus  welchem  neun 
Zelintheile  der  Denkmale  gearbeitet  sind,  selii'  sjniide  ist, 
so  nmfs  man  besorgen,  dal's  durcli  das  Rollen  des  ScliifFs 
viel  davon  bescbädigt  sein  wird,  (iliicklicliervvcise  hat 
man  von  dem  einen,  dem  Obelisk,  einen  Abguls  in  IJom- 
bay,  obgleich  jener,  da  er  von  Marmor  ist,  am  wenigsten 
gelitten  haben  wird.  Die  schone  Vase  ans  weifsem  Ala- 
baster, die  Lampen  von  'J'erracotta  und  die  zierlichen  (ie- 
räthschaiten  sind  schwerlich  unversebrt  geblieben,  und 
von  diesen  giebt  es,  so  viel  man  weil's,  keine  Zeichnun- 
gen oder  Abgüsse." 

Ueber  den  gedachten  und  bereits  früher  S.  58*  von 
lins  erwähnten  OI)elisk  ist  folgende  nähere  Beschrei- 
bung, gleiclilalls  aus  Tagesblättern,  uns  kund  geworden, 
welche  aui  den  von  Dr.  Buisl  der  asiatischen  Gesell- 
schaft zu  Bombay  vorgelegten  Gypsabgiissen  der  Spitze 
und  der  vier  Seiten  jenes  singulären  Denkmals  beruht. 
„Der  Obelisk  ist  aus  einem  feinkörnigen,  schwarz  und 
gelb  gestreiften  Marmor  verfertigt,  und  die  Politur  an 
melireren  .Stellen  noch  ganz  unversehrt.  Er  ist  von  dem 
Beginn  der  Spitze  bis  zur  Basis  5  F.  S  Z.  (engl.)  hoch 
und  die  Spitze,  welche  pyramidalisch  zuläuft  und  drei 
Absätze  hat,  ist  8  Z.  lang,  so  dal's  das  Ganze  H  F.  4  Z. 
Länge  liat.  Die  Seiten  haljen  ungleiche  Verhältnisse: 
zwei  davon  messen  2  Fnfs  unten  und  1  F.  4  Z.  oben, 
die  beiden  andern  1  F.  3  Z.  von  einem  Ende  zum  an- 
dern. Der  Obelisk  wiegt  ungefähr  14  Ctr.  (engl.).  Die 
Spitze  und  beinahe  zwei  Drittheile  des  Obelisk  sind  mit 
keilförmigen  Inschriften  bedeckt.  Von  der  Spitze  bis  3 
Fufs  tief  auf  jeder  Seite,  sieht  man  leicht  vertiefte  Fel- 
der mit  Bildhauerarbeiten.  Jedes  Feld  ist  etwa  1  F.  bis 
1'/^  F.  lang  und  7  Z.  hoch  und  zwischen  jetlem  läuft  ein 
etwa  2  Z.  breiter  mit  Keilschrift  bedeckter  Rand  hin. 
In  jedem  Felde  behnden  sich  etwa  5  l)is  tS  Figuren  von 
'/,  Zoll  Hohe.  Die  sämmtlichen  zwanzig  Felder  scheinen 
eine  Prozession  darzustellen ,  welche  Erzeugnisse  aller 
Weltgegenden  dem  König  darbringt.  Die  Zahl  der  Fi- 
guren beträgt  100."] 

IV.    CHRISTLICHES   AUS  LAMPSAKOS. 

Aus  der  Umgegend  von  Lampsakos  sind  neuerdings 
folgende  antike  Gegenstände  hervorgegangen  und  durch 
Lord  üowley,  brittischen  Gesandschaftssekretär  zu  Kon- 
stantinopel dem  brittischen  Museum  anheimgefallen. 

1.  Leuchter  zum  Behuf  einer  Wachskerze,  auf  drei 
Bocks-  oder  Pferdeliifsen  ruhend.  Gewicht  10',  Unzen. 
.Am  Fuls  ist  eine  gekreuzte  Marke,  die  an  einem  Rande 
die  Buchstal)en  QE  zeigt.     Hoch  8'  ,". 


2.  Niedriger  Kelch  oder  tiefe  Schale,  7'/,  Unzen  an 
Gewicht. 

3.  Fragment  einer  ähnlichen  Schale  von  4'/,  Unzen. 

4.  Schale  von  hemisphärischer  Form,  innen  mit  ei- 
nem vergoldeten  Kreuz,  welches  durch  die  ganze  Schale 
geht.  Mitten  ein  Zirkel,  wo  in  gekreuztem  Monogramm 
ein  '.4i(i]i'  zu   lesen  ist.    Am  Boden  ist  eingeprel'st   HC  Cl 

und  ein  Monogrannn,  in  welchem  die  Buchstaben  X,0,  Y 
unverkennbar  sind.  Ferner  viermal,  kreuzweise  vertheilt, 
OTA.     Gewicht  5  Unzen. 

5.  Löffel  in  Art  der  sogenannten  Apostellöffel  [iler 
Grilf  auf  dem'  Kiiauf  des  vortretenilen  Löffels  aufru- 
liend].  Gleichfalls  mit  einem  Monogramm  als  Fabrik- 
zeichen. 

6.  Aehnlicher  Löffel,  mit  Blätterverzierung  am  Bo- 
den; am  Henkel  die  Inschrift  MAPKOC  "'"  Griff. 
Gleichfalls  mit  Blonogramm. 

7.  Aehnlicher  Löffel   mit   der  Inschrift    AOYKAC 

am  Griff. 

8.  Aehnlicher  Löffel,  am  Rand  der  Aushöhlung  mit 
einer  Wellenverziirung  versehen.    Mitten  darin  liest  man 

T6PMAA0PAN  BIOTOI  O  COAGüN    "nd   als 

Fortsetzung  am  Henkel  iePAIC6N  AOHNAIC,  -'Iso: 
T  toi  tu  d' (joüv  ßioioio  —61(0)'  uoiu^  tr  l'/0-i'ii'<t.i::[il7n'(i  ),;'f)'?]. 
An 'der  Schärfe  des  Griffes  CÜCAIXPHCOAI  TCOBIGÜ 
[ejj  dii  /iJi'i(jt}uc  T(ö  ßlio.    Vgl.  no.  9  Tovg  fii(jiid(n'iirc.\. 

9.  Aehnlicher  Löffel,  innen  mit  der  Inschrift  XOYC 

nAeoNACKAKIOYCA€BIACAn€      "ad   am 

Griff  OHNE  nPIHNGYC,  r^i'?  Ji/Jorug  y.uy.iovg  ÖtBlug 
unHf'iji'i  II'iD^ftvc.  Am  Rand  des  Griffes  liest  man  [vgl.  no.8] : 
TOYC  MICHAONOYC,  ro''C  suar^öoyovg  [„Freu- 
denhasser."    Fehlt  in  den  Wörterbüchern]. 

10.  Aehnlicher  Löffel.  Innen  liest  man  in  spätrömi- 
scher .Schrift:  O  forniose  pucr  ntm'nim  und  am  Griff  ne 
crede  colori.  INämlich  aus  Virgils  Eclogen  [II,  17].  Am 
Rand  des  Griffes  die  griechische  Inschrift:  AKGPMIC- 
OYK6I6Y  .MOPtl^OC.  Das  Monogramm  dieses  und 
der  beiden  vorigen  Löffel  scheint  UQ/iivitaxo^ov  zu  be- 
deuten.     Gewicht  1 '}.,   Unzen. 

11.  Korb  und  Kette  für  eine  Lampe.  Gewicht 
10',„  Unzen. 

12.  Zwei  Stücke  einer  Kette. 

13.  Sieben  Bänder  (bunds)  eines  platirten  Kästchens 
(pJulcd  ehest). 

14.  Fragment  eines  Sitzbandes  (seal-lfon),  nnt  Ver- 
zierung von  Löwenköpfen. 

Aus  Mitthe'dungen  des  Hrn.  Sam.   liirch. 


in.    Ueber  die   3Iünzfuude  Daciens. 


Keins  der  europäischen  Länder  besitzt  einen  solchen 
Heichthum  au  edlen  Metallen  als  der  gebirgige  Theil  des 
alten  trajanischen  Daciens,  des  heutigen  Siebenbürgen. 
In  dem  Gold-Revier  von  Zaiathna  wird  noch  alljährlich 
so  viel  Gold  (gefördert,  dal's  die  Mün7.(-  von  ("arlsburs; 
fortwährend  mit  dem  Prägen  der  österreichischen  Ducaten 
beschäftigt  ist,  welche  beinah  das  einzige  Zahlungs-Mittel 
der  unteren  Donau  ausmachen,  und  womit  die  Türkei  über- 
schwemmt ist.  Besonders  ist  es  der  Goldberg  bei  Abrud- 
banya  und  Verespatak,  wo  mau  nocli  die  Bergwerks-.4r- 


beiten  der  Römer  erkennt,  wie  sie  Pliiüus  l)eschreil)t,  und 
die  sonst  den  Namen  .\uraria  minor  und  major  führten, 
welcher  Name  noch  in  dem  in  das  Slavische  übersetzte 
Zaiathna  zu  erkennen  ist.  Welche  Massen  von  Gold 
sonst  hier  ausgebeutet  wurden,  kann  man  an  den  grofsen 
hier  gefunderen  (ioldgeiäfsen  in  dem  Wiener  Antiken- 
Cabinet  sehen  und  an  dem  grofsen  Schatz  solcher  (iefäfse, 
welche  in  der  Wallachei  vor  einigen  .lahren  gefunden 
wurden  und  sich  jetzt  im  Museum  zu  Bukarest  belinden. 
Ungelieuer    sind    die   Jlassen   alter   Münzen,    welche 


111^ 


112* 


noch  fortwälirend  in  den  Ländern  gefunden  werden,  die 
sonst  das  alte  Dacien  niisinacliten.  Vor  einigen  Jaliren 
fand  der  Bojar  Gliika  in  dem  Römischen  Castro  Glien- 
tiua,  am  Einflafs  des  l'eretli  in  die  Donau  bei  Gallatz, 
gegen  4000  Silber-Münzen,  meist  Römische,  bis  Commo- 
diis,  aber  auch  viele  Grieciiische,  z.  B.  von  Dyrrliachium, 
Rhodisclie,  Thebaner  n.  s.  w.  besonders  aber  viele  der 
sogenannten  barbarischen  Münzen;  der  griechische  Con- 
snl  Voinecco  zu  Jassi  fand  vor  ein  paar  Jahren  bei  Ber- 
lat  gegen  500  Münzen  von  August  bis  Commodus  in  Sil- 
l)er.  In  den  verschiedenen  ]>Iünz- Cabinetten  zu  Jassi 
werden  viele  Gold-  und  Silber-Münzen  ans  der  Römischen 
Zeit,  besonders  aber  auch  sogenannte  barbarische  auil)e- 
walirt,  die  in  der  Moldau  gelunden  worden.  Noch  gro- 
(ser  ist  deren  Anzahl  von  den  in  der  Wallachei  gemacji- 
ten  Funden  solcher  barbarisciier  ^Münzen  in  dem  Museum 
zu  Bukarest,  und  bei  nocli  vielen  andern  Münz-Sammlern; 
besonders  iiäufig  wurden  dergleichen  in  Karakall  und  Su- 
cun  Severina,  dem  Brückenkopf  der  berühmten  Trajans- 
Brücke,  gefunden.  Die  Sammlung  des  Fürsten  Miciiael 
Gliika  ist  besonders  reich  daran.  .Am  häufigsten  aber 
finden  sich  Münzen  der  vorgenannten  Art  in  Siebenbiir- 
gen,  wo  liesonders  Gold-Miinzen  häufig  vorkommen.  Der 
gröl'ste  Fund  dieser  Art  ist  in  den  Resten  einer  alten 
Stadt  auf  dem  Central-Gebirgs-Knoten  der  südlichen  Car- 
patlien  zwischen  Hermaiinstadt  und  dem  Hozeger  'l'hal 
üeiuaclit  worden,  wo  ganze  Massen  von  goldnen  Lysima- 
chen  und  Kosons  gefunden  wurden,  von  denen  sich  viele 
in  den  Museen  zu  Klaiiseiiburg  und  Hermannstadt  so  wie 
bei  dem  Grafen  von  Kemmeny  und  Bethlen  befinden. 

Diese  alte  Stadt  von  bedeutendem  Umfang,  auf  de- 
ren Trümmern  eine  Urv\elt  steht,  die  nur  zu  Pferde  mit 
Lebensgefahr  von  dem  nächsten  Orte  in  4  Stunden  zu 
erreichen  ist,  und  die  Burg  auf  tiscitl  Grediste  genannt 
wird,  ist  ganz  aus  grol'sen  7  Stunden  weit  gebrochenen 
Porphyr-Quadern  erbaut  und  zeigt  in  den  umherliegenden 
mächtigen  Säulen,  Bädern  u.  s.  w.  wie  in  grol'sartigen  Sub- 
structionen  von  ötTentlichen  Geljäuden  einen  bedeutendem 
Reichthum.  Dabei  finden  sich  keine  römischen  Inschrif- 
ten, deren  sonst  in  den  andern  zerstörten  Städten  Sie- 
benbürgens so  liäutig  gefunden  werden,  dal's  der  Verfasser 
unter  andern  in  Apulum,  dem  jetzigen  Carlsburg,  deren 
über  300  gezählt  hat.  Es  scheint  ilalier  (welcher  IMeinung 
auch  der  bedeutendste  .\ltertliurnslbischer  .Siebenbür- 
gens, der  Pfarrer  Achncr  in  HaminersdorfT  bei  Her- 
inannstadt,  der  ebenfalls  eine  bedeutende  Sammhing  in 
der  Umgegend  gefundner  Münzen,  worunter  viele  barliari- 
sclie  sind,  besitzt),  dal's  diese  alte  Dacische  Stadt  schon 
vor  den  Römern  zerstört  gewesen,  oder  wenigstens  seit- 
dem nicht  wieder  aufgebaut  worden ,  obwohl  sich  in  der 
Umgebung  einiger  Stunden   viele   römische  Orte    mit   In- 


schriften befinden.  In  einem  dieser  Orte  Kiiniincr  [?]  ward 
im  Juni  1847  ein  bedeutender  Fund  gemacht.  Der  dortige 
Oberförster  hatte  von  der  Kammer  in  Herrmannstadt  den 
Auftrag  erhalten  den  Verfasser  bei  seinen  Nachgrabun- 
gen in  der  genannten  alten  Stadt  zu  unterstützen,  und 
ihm  die  dortigen  Alterthümer  zugänglich  zu  macheu;  er 
suchte  sich  daher  Münzen  zu  verschaffen,  deren  viele  in 
dieser  Gegend  fortwährend  gefunden  wurden,  und  grub 
auf  Gerathewohl  im  Walde,  dabei  fand  er  gegen  400  rö- 
mische Silber -jMünzen  ebenfalls  bis  zur  Zeit  des  Com- 
modus. Die  meisten  aber  waren,  so  wie  ülierliaupt  in  Da- 
cien überall,  von  Trajan,  Hadrian,  Slarc  Aurel,  der  Fau- 
stina und  Sabina. 

Bei  dem  grofsen  Reichthum  Daciens,  das  schon 
die  Macedonischen  Erobrer  erlebte  und  die  Macht  der 
Dacischen  Könige  von  August  an,  bis  deren  letzter, 
Decebalus,  erst  den  Ungeheuern  und  wiederholten  An- 
strengungen Trajans  unterlag,  mufs  sich  die  Frage  auf- 
drängen, welches  sind  die  Münzen,  deren  sich  die  alten 
Dacier  bei  ihrem  Reichthum  an  edlen  Metallen  bedien- 
ten? Man  kennt  viele  Geräthe  aus  Gold,  die  sich  auf 
jene  Zeit  beziehen;  aber  welche  Münzen  gehören  jenen 
reichen  Volke  an?  Inschriften  aus  der  Römer  Zeit  ha- 
ben sich  hier  [auf  Goldgeräth]  nicht  gefunden;  es  dürfte 
daher  anzunehmen  sein,  dal's  auch  ihrelMünzen  nicht  mit 
Schrift  versehen  gewesen  sind. 

Da  iibrigens  Dacien  mittelst  Tliraciens  mit  Macedo- 
nien  in  Verkehr  gestanden,  auch  Lysimach  selbst  von 
dort  als  Eroberer  nach  dem  reichen  Dacien  gegangen  ist, 
dürften  die  gelehrten  Numismatiker  am  besten  auf  diesem 
Wege  zur  Ermittelung  der  eigentlich  Dacischen  Münzen 
gelangen.  Die  am  häufigsten  in  dem  Thracischen  Dacien 
gefundenen  Münzen  [D.  N.  II,  4.  IV,  174],  die  weder  Rö- 
misch noch  Griechisch  sind,  sind  roh  gearbeitet,  vertieft,  und 
enthalten  auf  der  einen  Seite  einen  männlichen  Kopf  mit 
Bart  und  Binde,  andere  mit  Lorbeerblättern  um  den  Kopf. 
Auf  der  Rückseite,  die  vertieft  ist,  erscheint  ein  Reiter 
mit  wenig  zusammenhängenden  Gliedmafsen  auf  einem 
mitunter  sehr  schlecht  gezeichneten  Pferde,  dessen  Hals 
oft  einem  Schvvanen-Halse  und  Kopfe  ähnlich  ist.  Dafs 
die  bekannten  Dacischen  Reiter  und  ihre  herrlichen  Pferde 
Anlafs  zu  dem  Reiter  auf  den  Dacischen  Münzen  gege- 
ben haben,  dürfte  sich  leicht  erklären.  Wenn  man  diese 
Münzen  liisher  mit  den  in  Gallien  gefundenen  Nachali- 
mungen  der  Philipper  verwechselt  hat,  so  könnte  ein  so 
grofser  Alterthuinskenner  wie  der  Herzog  von  Luynes  in 
Paris  seinerseits  leicht  ermitteln  können,  welche  Art  der 
liarliarischen  JMünzen  Gallien  ausscliliefslich  angehören, 
und  dann  würden  sich  mit  Bestimmtheit  die  wirklich  Da- 
cischen Münzen  ausscheiden  lassen. 

Neigebau  K. 


IV.    Neue   Schriften. 


FcUows  (Sir  Charles):  Account  of  the  Jonic  tropliy  monu- 
meiit  excavated  at  Xantlius.   London  1848.  27S.  2  1v.  8. 

Gerhard  (£.):  Uelier  die  Kunst  der  Phöiücier.  Eine  in 
der  Königl.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin  vor- 
gelesene Abhandbing.  .Mit  7  Ku|)lertareln.  lierliu  1848. 
42  S.   (Aus  den   Aldiandl.  d.  Akad.  S.  679—018). 

GiHllmg  (C):  Verzeichnil's  der  Gegenstände  des  im  Jahr 
1846  gegründeten  archäologischen  .Museums  der  Uni- 
versität Jena.   2te  verm.   Aullage.    Jena   1848.    64  S.  8. 

—  Explicatio  anaglyphi  Parisini  („Dionysos  bei  ikarios"J. 
Jenae  1848.     Programm  zum   15.  September. 


Jahn  (0.):  Uel)er  zwei  zu  Athen  gefundene  Bildwerke 
von  Marmor  [Knabe  mit  einer  Gans].  In  den  Berich- 
ten der  Königl.  Sächsischen  Gesellschalt  der  Wissen- 
schaften  1848.    S.  41—52. 

MnJler  (H.  D.):  Ares.  Ein  Beitrag  zur  Entv>ickelungs- 
geschichte  der  grieciiischen  Religion.  Braunschweig  1848. 
134  S.    8. 

Slarh  (C.  IS.):  De  Tellure  Dea  deqiie  ejus  imagine  a  Ma- 
nuele Phile  descripta.     Jena  (1848)   48  S.    8.    1   K. 

—  Kunst  und  Schule.  Zur  deutschen  Scliulrelorm.  Jena 
1848.     36  S.    8. 


113* 


114* 


ARCHÄOLOGISCHE   ZEITUNG. 


Beilage  A3  8. 


JSeue  Fof(/e. 


December  1848. 


Denkmäler -Verzeichniss    und    alphabetisches   Register 

zu  den  Jahrgängen  1847  und  1848  der  Archäologischen  Zeitung. 

A.     D  E  N  K  M  Ä  L  E  R  -  V  E  R  Z  E  I  C  H  N I  S  S. 


I.   ARCHITEKTUR  UND  TOPOGRAPHIE. 

1.  Assyrisches  aus  Nimrud:  Seite  51*.  —  Sog.  Seso- 
stris-Denkmal  bei  Smijrnn  S.  II,  32.  —  Pyra  zu  Tmsos  383. 

2.  Phönicisches.  Gralikaninu'in  zu  ]ü  Haniinam,  Lhis, 
Muillier,  Tliutcya  in  Norilafrilcn  32S  f.  —  Mtti-iilliDs:  pliallisclie 
Säulen  327.  —  Teinpeltiüininer  bei  Citsril  Creiiili  auf  Mnlln 
u.  a..in.    103*   SiC.  II'.   388.   —   Desyl.  auf  Gozo   103*  f.   347. 

3.  Griechisches  und  Römisches  im  Orient.  In 
Afrika.  Ale.ranilrin:  Granitgehäuse  für  l'apyrnsrollen  69*. 
Cijrene :  Marlit  20  j  f.  Felsengräber,  Tempel,  Theater  333iF. 
Tebessn,  Triumphbogen  u.  a.  101*  In  Asien  Antipficllos, 
Aphrndisins,  Assns:  ionisclie  Märkte  206.  lliililnirnnssos: 
Plan  und  Reste  178  f.  Taf.  XII.  1.  —  Arestempel,  dorischer 
Tempel,  ionisclies  Kapitell  180.  —  Jlausoleum  183.  Taf. 
XII.  6.  7.  u.  81*.  —  Hafendamm  und  sonstige  Mauerwerke 
81*.  Jerusalem:  Reste  der  Kaiserzeit  59*.  /tiiiifos:  ionischer 
Markt  290.  Mijlasii:  Pyramidenmonument  183.  Tal".  XlII.  4.5. 
Oinonnila,  Siile.,  Terniessos  meizon:  ionisclie  Marktanlagcn 
29fi.  Xanihos  sogenannte  Friedens-Säule  33*.  07*.  —  Ilar- 
pagos-  oder  Nereiden-Denkmal  382. 

Griechenland  und  Sicilien.  Jt';;i?irt:  tliönerne  Rüliren 
zur  Wasserleitung  28.  Ai/rii/ent:  Wasserleitungen  31.  Akro- 
lorinlli :  Peirene,  Zugangsbau  21.  Allicn:  Wasserbauten 
Kallirrhoe  24.  AiidIIdiüii:  'l'heater  236  .liv/os:  Wasserleitun- 
gen 30.  —  Brunnenkainmer  am  l'nyxliiigel  28.  —  Stollen  am 
Lykabettos  27.  —  Gerinne  vom  Parnes  27  f.  —  Bügen  von 
Hephä.-^tion  29. —  Odeurii  des  Herodes.  —  Thurm  der  Winde 
104.*  Jiiizaw::  Anemodulion  104*  Delox:  C'isternen  24. 
Delphi:  Wasserbauten  21.  Dcmetrins  in  Magnesia.  Fels- 
kanal 31.  Keos:  Felsenkammer  23.  Kos:  Burinna-Quell, 
Wasserbauten  22.  Miintineia:  Wasserbauten  31.  Miiniiiliin  : 
Unterirdisclier  Gang  21.  Mißcenii:  Wasserleitungen  31.  Uhjm- 
yia:  Mauern  im  Koröboshiigel  8.  Pnrns:  Bassin  am  Askle- 
piostempel  21.  Palrii :  Deineterbrunnen  21.  Pliarsiilos:  Fels- 
Ivanal  31.  .S'i/.i/oii:  Wasserkanäle  22.  Si/rakiitt :  desgl.  31. 
S>jr().<,  allerlei  332.  Tlichcn:  Wasserbauten  30.  'l'liuriii  in 
Messenien  ;   Cisternen  21. 

Italien.  .•It'f/iiH;»  h'nlincum  an  der  Via  Flaminia,  l'Ue 
d'Auijn.tto  ohnweit  Pinjtjio  <li  Silvculri)  5*.  Arilin:  .Stadt- 
tlior.  Bogen  9.  Ciirc:  Gräber  mit  JMalereien  und  Stuckre- 
liels  92'  Citslrnm  vctiif,  l'itnhine  del  castralo  zwischen  Ci- 
vitavecchia  und  S.  \iarinella  3*  Fesconiiitm  zwischen  ßor- 
ffhetlo  und  l'inite  h'eliie  4*.  (iravisene:  Mauern  und  Kloa- 
ken 3*.  Ilerhiilnuixdie  Gesimsiragtnente  40*.  Pum\>eji:  Haus 
im  Quadriglio  della  Fortuna  141.  Nämlich  des  M.  Lucre- 
tius  49*.  11111".  261,  5.  —  .Springbrunnen  143.  —  Wandge- 
mälde 205,28.26*11".  109  (f.  Ilom:  Komm  und  Palatin  11*. 
42*.  201,7.  —  Pflaster  beim  Vestateinpel  42*.  —  Piedestal 
der  Antoninssäule  im  Vatikan  2.  —  Columbariiim  mit  500 
Inschr.  11*.  201,  7.  Snlonn,  eine  ganze  Stadt  201,  Titsvu- 
liim,  Quellenhaus  24,   15. 


Ausseritalisches.    Roltcnhurij:  aretinische  Gefäfse  206. 
Trier:    Basilika  43*. 

In  Siebenhünjen:  Burg  auf  Fiscal  Orediste :   111*.  ' 


II.    S  K  U  L  P  T  U  R. 

A.     In    Stein. 

In  Afrika.  Tliuijga:  Romisclies  Grabmal  mit  bilinguei 
Inschrift  und  Bildnereien   330. 

In  Asien.  Assyrisches  aus  den  Palästen  von  Nini- 
veh  166  ff.  —  Nimiud  51*  IT.  379  If.  —  Wieviel  Kolosse? 
165,  13.  Felsreliefs  zu  Baiiinn  (Fabeltliiere)  und  Rchi- 
stun:  Siege  des  Darius  199.  Griechisches.  Kadijnnda 
bei  Telmissos:  Grabreliefs  m.  Inschr.  320. 

In  Griechenland  und  dessen  Inseln.  Alheit:  Pallas 
und  Uephästos,  Bruclistiicke  vom  Parthenonsgiebel  10,  9.  — 
Abgüsse  aus  London  S.  9,  5.  —  Apollostatue  aus  Tenea 
(V.  Prokesch)  S.  9,  8.  —  Statue  der  Egnatia  Maximilla  (Mu- 
seum) 29.  Ciijicrn:  (Larnaka)  Persischer  König.  Rel.  mit 
Keilschrift  37*  s.  Berlin.  Tliera:  .Statue  der  Akeuso  von 
Anaphe  (Albis)  291. 

In  Italien.  Mulla  (Bibliothek  von  La  Valette).  Aus 
den  ])honizischen  Teuipelruinen  von  Casal  Crendi:  Kegel- 
stein und  punktirte  Steine  349. —  Sieben  weibliche  Idole  366. 
Desgleichen  von  Gozo:  zwei  Köpfe  weiblicher  Statuen  366. 

Rom.  Viil(can:  Statuarisches.  Laokoon,  Zeitalter 
237.  83*  —  Plato,  Inschriltherme  2.  —  Ariadne  2.  10.  Anm. 
10.  —  Gladiatoren,  aus  Pompeji  2.  —  Roma  und  Fortuna 
49.  Taf.  IV,  1.  —  Roma,  Fortuna  nnd  Sicilia,  Ära  54. 
Taf.  IV,  2.  3.  4.  S.  54  11".  35*  f.  —  Aulgang  des  Helios  (Pio- 
Clem.  IV,  18)  95.  —  Bacchus  auf  sein  Gefolge  gestützt 
(Belvedere)  159.—  Danaiden  und  Oknos  (Pio-Clem.  IV,  36) 
285.  —  Niobide  (Mus.  Cliiaramonti  I  89*.  —  Bacchischer 
Triumph  (Pio-Clem.  IV,  23)  100*.  —  Amor  und  Psyche, 
Aschengefäls  m.  Inschr.  (sonst  Mattei)  339  f.    Taf.  XXil,   I. 

—  Froten  um  Psyche  streitend,  Ära  (Pio-Clem.  IV,  25)  343. 

—  Kröten  auf  Centauren  (ebd.)  356.  —  Bacchische  Genien 
(Pio-Clem.  V,  13)  350.  —  Bacchisclier  Vermählungszug  (Pio- 
Cl.  IV,  24)  360.  Knpilol:  Sarkophag  der  Portlandvase 
107*.  —  Kinderspiele  (Mus.  Cap.  IV,  00)  80.  —  Hylasraub 
(Mus.  Cap.  IV,  54)  269.  Lateran:  Sophoklesstatue  20*. 
Villa  Albani:  Stehender  Jupiter,  Statue  87*.  —  Pan  denülym- 
pos  unterweisend,  Gruppe  319.  —  Niobiden-Fragment  Rel. 89*. 

—  l'hädra  und  Hippolyt,  Relief  (Zoega  I,  49)  67.  Villa 
Aldulirondini:  Pliädra  und  Hippolyt.  Rel.  68.  Villa  Rorghese: 
Phädra  und  Hippolyt.  Kel.  67.  —  Fall  des  Phaethon'  Rel. 
95.     Villa  Casnii:  Bacciüscher  Sarkophag  134.  —  Cnmpana- 


115^ 


116* 


sehe  Sammlung;  Niederlage  der  Niobiden.  Rel.  89*.  — 
Vier  Büsten  aus  dem  Grabe  der  Fonteja  5*.  —  Geldzäh- 
lender  Mann,  Kel.  5*.  Pntnzzo  Lepri:  Plilinsisclier  Eber 
(Hippolyt)  Rel.  74.  —  Wiedererweckung  Hippolyts  durch 
Diana.  Rel.  74.  Villa  Ludovisi:  Pan  den  Oivmpos  unter- 
weisend Gr.  319.  —  Todter  Niobide.  Rel.  90.*  —  Ein- 
schiffung des  Paris.  Rel.  88*.  J'illn  Medici:  Phädra  und 
Hippolyt,  zwei  Sarkophage  08.  Villa  Panfili:  Phädra  und 
Hippolyt,  zwei  Reliefs  70.  Palast  Spailn:  Paris-Urtheil, 
Kel.  88'  —  Einschilfung  des  Paris,  Rel.  88*. 

Ferneres  in  Rom.  Jiipiterstatue  aus  Tusculum  87*. — 
Reliefs  wie  folgt:  Bacchische  Psyche,  Sarkophag  (Piazzetta 
Torlonia)  353  f.  Taf.XXllI,  1.  —  ."Meleager-Jagd,  Sarkopliag. 
(KunsthandelJ  38*. 

Neapel.  Im  könii/l.  Museum:  Pan  den  Olympos  unter- 
richtend. Gr.  319.  Aus  Pompeji  bericlitet,  sämmtlich  sta- 
tuarisch 7,um  Springbrunnen  im  Haus  des  Lucretius  gehörig  : 
Silen  als  Quellwäcliter,  Gruppe  eines  Dornausziehers,  Frau 
mit  Zicklein,  bacchische  u.  a.  Doppelhermen,  Tiiieriigurcn 
u.  a.  m.  143.  Neapel  bei  Haroiie:  Pan,  von  Amoren  getra- 
gen 188.  —  Kuh,  Beil  davor.    Rel.  188. 

Florenz  (Gallerie);  Pan  den  Olympos  unterrichtend, 
Gr.  319.  —  Venus  Victrix  St.  2*.  —  Mediceische  Vase  (,,Ip!ü- 
genia",  richtiger  Manto)  74*.  —  Phädra  und  Hippolyt.  Rel.  07. 

Ferneres  in  Italien.  Ajiriiient:  Phädra  und  Hippolyt. 
Sarkophag.  Taf.  V,  VI  S.  70  ff.  Benevent:  Phädra  und  Hip- 
polyt. Rel.  70.  Capua:  Pliädra  und  Hippolyt.  Rel.  71. 
Cerveiri:  Städterelief.  3*.  C'hiiisi:  Hippolyt's  Tod.  Etr. 
Urne  74.  Corlona:  Citherspielender  liegender  .Silen.  Rel. 
134,  24.  Messina:  Opfer  der  Diana  Eupraxia.  Votivrelief 
aus  Tyndaris  88*.  Aus  A'e<(pel:  Marmoischeibe,  beiderseits 
mit  Reliefs  37*.  Sorrento  :  Manto  und  delphische  Gottliei- 
ten  74*.  Spalnio:  Meleagerjagd,  sog.  Sarkopliag  des  Dio- 
cletian  38*.  Venedig:  Grimani'sche  .Statue  des  Agrippa  als 
Neptun.  103*.  Verona:  (Mus.  Lapid.)  Dädalos  den  Talos 
vom  Felsen  stürzend.    Rel.  380. 

In  Frankreich.  Paris.  Louvre:  Assyrische  Reliefs: 
Mann  mit  Löwe  und  Bogen  162.  Taf.  XI,  2.  —  Desgl.  Mann 
mit  Adlerkopf  und  Korb.  Rel.  102.  Taf.  XI,  3.  —  Venus- 
Idole  aus  Cypern  (Kalkstein)  10.  12.  —  Phädra  und  Hip- 
polyt. Rel.  70.  —  Amazonenkampf.  Sarkophag  aus  Salo- 
nichi  149.  —  Geflügelte  Stiere  mit  Menschengesicht  aus 
Niniveh  149  f.  102.  Taf.  XI,  2.  —  Junokopf  aus  Algerien  195. 

—  Sophoklesstatue  geleugnet  202.  Mus.  Ch  ar  les  X  :  Zeus 
Trophonios.  Kopf  150.  Bib  I  io  t  li.  ro  y  ale:  Kopf  zum  Par- 
thenonsgiebel gerechnet  S.  10,  9  und  151.  Bei  Graf  La- 
borde:  Kopf  vom  Parthenonsgiebel   2.  10.    Anin.  9. 

In  England.  London  (im  hrittisclien  Museum). 
Assyrisches  aus  Niniru<l,  gröfstentheils  nach  Eng- 
land versetzt.  Aul'ser  den  Götterbildern  und  geschichtli- 
chen Reliefs,  deren  Beschreibung  51* — 58*  379  if.  gege- 
ben ist,  auch  der  mit  Reliefs  und  Keilschrift  versehene 
Obelisk  58*  109*  379.  —  ein  Koiif  und  eine  Ente  von 
Aragonit  380.  —  Alabastergefafse  in.  Inschr.  380  u.  a.  in. 
Aus  Ninivcli  zwei  Köpfe  154.  G  riec  li  is  dies.  Giebel- 
statuen des  Parthenon  207.  —  Schlangenfüfsiger  Kekrops 
207.  381.  —  Panathenäischer  Fries  78*  —  Zwei  und  zwan- 
zig Amazonenreliefs  aus  llalikarnals  (Mausoleum)  82*.  109  fl". 

—  Aehnlicher  Fund  von  kleinerer  Dimension  ebendaher 
83*.  —  Karyatide  und  Altar,  ebendaher  202.  —  Xantliische 
vom  Nereidenmoniinient  0.  —  liellerophon  ebendaher,  Re- 
lief 53*.  —  Delische  Altäre  107*.  —  Büste  .les  Zeus  Bron- 
ton  m.  Insclir.  107*.  —  Gladiatorenrelii^f  in.  Inschr.  202. 
Römisclies  im  br.  Museum.  Statue  des  Paris  153.  — 
Merkursbüste  153.  —  Midasherme  239.  —  Sarkophag  aus 
Sidon  mit.\maz.  und  Centaurenreliefs  313  If.  —  l'Uruskische 
Todtenkisten  188.  —  Relief  m.  Inschr.  Frauen  im  Gespräch 
107*.  —  Abgiils  des  sog.  Alexander-Severus-Sarkophags  im 
Kapitol  107*.  Im  li-sitz  von  C'ol.  Leake:  Herkules  mit 
grofsen   Händen?  (Erzligur?)   158,   28. 

Ferneres  in  England.  Wuhiirn-  Aljlieij:  Phädra  und 
Hippolyt.  Kel.  08.  Sanunlnmi  des  Ihn.  Disneij  {  Hyde  bei 
Ingatcstone),  in  Auszug  aus  dessen  Kupferwerk  vollständig 


verzeichnet  157 — 160,  Vormals  hei  Millingen:  Weibliches 
Manuortigürchen  von  leidenschaftlicher  Bewegung  und  fein- 
ster .Sculptur  383. 

In  Deutschland.  ]Bcrlin.  (Kgl.  Mus.):  Knabe  als 
Stierbacchus,  von  Kosso  antico  (Berlins  Bildwerke  no.  45) 
299.  —  Angebliche  Thersitesköpfe  (ebd.  343.  344)  43*.  — 
Dodonäischer  Zeus,  Büste  (ebd.  425)  303.  —  Torso  des 
Marsyas  9.  —  Assyrisches  Relief  1.  7,1.  37*  —  Venusidole  aus 
Cypern  10.  12.  Dresden  (Kgl.  IMuseum):  Weibliche  Gewand- 
statue aus  Herkulanum  291.  —  Pan  und  Olympus,  Gruppe 
319.  —  Dreifufsraub  nnd  Fackehveilie,  Kandelaberbasis  10. 
Halle  (Besitz  des  Prof.  L.  Rofs)  Cyprisches  Grabdenkmal, 
drei  Bildnifsfiguren  (Alabaster)  289  f.  Taf.  XIX.  Jena  (Gött- 
ling's  Besitz):  Nocturnus  oder  Hades),  Relief  96.  München: 
Bacchischer  Vermählungszug.  Sarkophag  Braschi  360.  Trier: 
Amazonentorso  (Abgufs  in  Berlin). 

In  Ungarn;  Pesllt  (Mus.)  Amor  und  Psyche,  Apoll  und 
Marsyas.  Sarkophag  88*. —  Aesculap,  Telesphoros,  Hygiea: 
Relief  eines  Marmorcylinders  89*. 

C.     In    T  e  r  r  a  -  C  o  t  t  a. 

In  Griechenland:  Vasenscherben  vom  Koröboshü- 
gel  8,  4. 

In  Italien.  Kom.  Bei  Dr.  Braun:  lomaske  (Kora?) 
aus  Girgenti  90.  Campana'sche  Sammlung:  Priamos  vor 
Troja's  Mauern  thronend,  Helena.  Rel.  99*.  Aus  Ciire: 
polychromer  Sarkojihag  mit  aufruhendeni  archaischem  Ehe- 
paar 92*.  —  Triptolemosrelief  (Mon.  di  plast.  17)  97*.  — 
Etruskische  Kriegs-  und  Opfergeräthe  (Reliefs  in  Stucco) 
92*.  Neapel  (Mus.  Borb.)  Thronendes  Paai  von  Erdgott- 
heiten 74*.  Privatsammlungen  des  Hrn.  Temple:  ver- 
schleierte Aidos  245.  —  Trinkhörner  in  Form  eines  Pferdes, 
Flügelrosses,  einer  Frau  mit  Saukörper  und  Vogelschwanz 
245.  Hrn.  Betti:  Bacchantin  mit  Tyiniianuin  248.  —  Mann 
auf  Kline,  ebd.  —  Knabe  auf  Delphin,  ebd.  Im  Kunsthandel. 
Bei  Hrn.  Barone;  Niobiden  statuarisch  37*.  —  Form  zum 
Abgufs  einer  weiblichen  Figur  190.  Bei  Hrn.  Gargiulo 
ausgezeichnete  Terracottensamnilung,  ausführlich  beschrie- 
ben S.  298 — 302.  Aufserdem  sind  erwähnt  die  Reliefgefäfse, 
auf  Herkules  und  Hebe,  Tlicseus  und  iMinotaur  bezüglich 
203.  —  Desgl.  Knieender  Silen  als  Gefäfs  204.  —  Trink- 
liorn  mit  Ganymedakoiif  298. 

Ferneres  in  Italien.  Bei  Hrn.  LuigiDei  7.a  t'hiusi: 
Tlironende  Göttin  mit  zwei  Sphinxen  und  Kind  [Bona  Dea] 
202.  —  Nocturnus,  Relief  einer  Lampe  bei  Passeri  90. 
Sicilische  Thonfiguren  aus  Cenlorbi,  im  br.  Museum  un<l 
sonst  253.   197  f. 

In  Frankreich.  Paris.  Cabinet  des  medailles: 
Cyprische  Thonfiguren  des  Hrn.  Mas-Latrie  (grofse  Ve- 
nus initKreisin  der  Tiara,  lebensgrofse  Frauenköpfe)  151. — 
Desgleichen  des  Hrn.  v.  BourviUe  (Venusidole,  Europa 
parodirt,  Brustbild  luinotaurusäliulich)  152.  Cabinet  Blacas: 
Venus  und  Pan  300.  Bei  Hrn.  Delessert:  Venuskopf  aus 
Cyrene  151.  Bei  Graf  Laborde:  Vergoldete  Verzierungs- 
stücke aus  Cyrene  152. 

In  England.  London.  Britt.  Museum;  Assyri- 
sche Tiionfignren ;  Männer  mit  Koplsrhinnck  382.  —  Tlion- 
gefäfse  380.  —  Bauliches  ebendaher  380.  382.  —  Griechi- 
s  eil  es  Götterbild  aus  Nimrud  380.  Statuarisches  aus  Ä«- 
tfliiinn  (Votivbilder  von  Apoll,  Aphrodite,  Demeter,  Kora, 
Dionysos,  Arlstäos,  Eros  ii.  a.  m.)  71*.  278  ff.  —  Terra- 
coften  aus  ^Vii^jcii  153.  fThou- oder  .Steiuligur,  nicht  Erzli- 
gur,  einer  Bona  Dea  aus  Chiusi  188].  Reliefs:  AegeiisfMa- 
cliaon)  317.  — •  Aniidiidroiuien  79.  —  Reliefs  von  Lani|)en 
(Apoll,  Fortuna,  Mänade,  Cupido,  Gladiatoren,  Thierfabel) 
150.  —  Kolsfülirer,  römisrhes  Relief  aus  Afrika  107*.  — 
Schminkbüclise  mit  Inhalt  180,  8. 

In  Dei  ischland.  Herlin.  Kgl.  Museum.  Reliefs: 
Ancliises  iiMil  Aphrodite  12f.  Taf.  I. —  Weibliche  Figur  auf 
einem  Widder  ('i'heophane,  .Selene,  Athene  ErganeV)  45. 
347.  Taf.  XXIV.  4. —  Aigeus  und  Theseus  (sonst  Machaon) 
317.     In  Panofka's  Besitz  aus  Neapel;  Langbärtiger  Her- 


117^ 


118'' 


meskopf  aus  Lokri  248.  Cnsscl:  Pisani'sche  Tänzerinnen  298. 
Rollenburi/:  Aretinisclie  Gelafse  p.  20i:  (Venus  und  Paris. 
„Janiis  Consivins.") 

ünheliannten  Ortes,  vielleicht  in  Holland:  Frauenge- 
stalt auf  einem  Widder,  Kelief  bei  Cuper   46. 

C.    Bronzen. 

In  Griechenland.  Oli/mpia:  Wallen  aus  dem  Koröbos- 
hügel  8. 

In  Italien.  Rinn.  V'atican:  Lydisclie  Tuba  311. 
Campana'sclie  Sammlung:  Fackelträger (lulus?)  .Statue  3. 
Im  Kunsthandel;  Kephalosraub.  Ktr.  Gruppe  (Mon.  d. 
Inst.  III,  23)  324.  —  Venus  den  Fufs  badend  37*.  —  Löwe 
98*.  Neapel.  Mus.  Borbonico:  Silen  auf  Schlauch  ste- 
hend 134.  —  Caduceus  mit  messapischer  luschrilt  38'  — 
Chirurgisches  Geräth  204.  —  Laterne,  Plerdezaum  142. 
Besitz  des  Hrn.  Temiilc:  Statuarisclier  Priap,  Mercur, 
Venus,  Paris?,  Bacchus  als  Knabe,  Satyr,  Camill)  24,").  — 
Beschwörungsnagel  6*.  Bei  Hrn.  Barone:  Caduceus  mit 
Schlangen-,  Widder-  und  Schweinsverzierung  37*. 

In  Frankreich.  Paris.  Mus.  Charles  X:  Archai- 
scher Apoll  lüO.  Cab.  Pourtales:  Thronender  Jupiter 
152.  Hr.  Delessert  152:  Schreitender  Satyr,  obscone 
Figur,  stehender  Silen. 

In  England.  London,  im  brittischen  Museum:  As- 
syrisches (Löwen,  Fulsboden,  Helm,  Kinier  verschiedenen 
Metalls)  380.  E truskisches:  Memnon  von  Eos  getragen, 
Heros  mit  Pileus,  Heerd  mit  Hippokampen,  Fuls  mit  Gor- 
gonenhaupt,  sämmtlicli  S.  09*  erwähnt.  Zwei  Spiegelge- 
liäuse  mit  Reliefs  (Tod  c'es  Neoptolemus)  180  f.  331.  Bron- 
zen von  Falterona  S.  155  11.  namentlich  Figuren  von 
Herkules,  Mars,  Diana,  eines  Lanzenträgers  u.  a.  —  Kande- 
laber mit  lason's  Drachenkampf  [?  187,  19.  ISO.  10],  mit 
baccliischer  Gruiipe  187,  14.  —  Atalanta  als  Schiisselgrilf 
187,  13.  ,4us  Florenz:  Erzligur  [Tlionligur  aus  Cliiusi]  als 
Aschenbehälter  188.  Griechisch:  Venus  aus  Halikaruafs 
154.  —  Besitz  des  Hrn.  Harris:  ägyptisches  Piedestal  einer 
Katze  mit  Inschr.  „Bast"  (Bubastis)  108*.  Besitz  des  Hrn. 
Haunliins  ,,Anchises  und  Aphrodite".  Erzrelief.  Unbe- 
kannten Besitzes:  thronende  Göttin  mit  Hund   20  4. 

In  Deutschland.  Arolsett:  Pan  und  Olympos,  Gruppe 
319.  Berlin.  Kgl.  Mus.:  Victoria  aus  Cremona20l.  Cassel : 
Knabe  mit  Vogel  207.  Trier:  Apolloligur  (bei  Trier  gef.) 
59*.  Aus  Malrai  in  Tvrol:  etruskische  Erzplättclien  mit 
Reliefs  7  f. 

D.       M  I  .S  C  E  L  L  A  N  E  E  N. 

(Gold,  -Silber,  Fllfenbein  u.  dgl.  in.) 
Gold   und   Silber. 

In  Italien.  Rom.  Corsini:  Lossprecliung  des  Orest. 
Silbergefäls  282.  Kunsthand  el.  Ente,  Guttus  von  Silber  98.* 
Neapel:  .Silbergeräth  im  Triciinium  zu  Pom|)eji  143.  — 
Goldschmuck  aus  Gnathia  3,  10.  Palermo  (Trabbia)  Gold- 
schale mit  0  Stieren  in  Rel.  283. —  Goldohrring  :  Hase  283. 
—  Goldohrring  :  Eros,  die  Syrinx  spielrnd  28  4.  —  Taube  und 
Jagdhundskopf  (Venus  und  Anchises?),   Silberagralfe  284. 

In  Frankreich.  Paris.  Cabinet  des  inedailles: 
SilbergefäCse.      151. 

In  London.  London.  Britt.  Mus.  Cainpanari'scher 
Goldschmuck:  Ohrringe  mit  Pallasköpfen  153.  —  Bruststücke 
worauf  Hippolyt  I  53. —  Ohrenschmuck  aus  Kalymna  (Anuir, 
Liebesknoten,  Löwenköpfe)  280.  —  Christliches  [Silber] 
Geräth  aus  Lainjisakos  (Leuchter,  Becher,  LöllVI  u.  a.  m. 
Inschr.)  109*  f.  Besitz  des  Herzogs  von  Northumber- 
land:   Silöerplatte  mit  5   Gottlieiten   in  Rel.  281  f. 

In  Deutschland.  Bonn.  Frau  Mertc'ns  Schaff- 
hausen:  Antiker  Goldschmuck  70*.  Leipziij.  Mommsen: 
Krieger  (Acliill)  silberner  King  9'.?  Mainz.  Kunsthändler 
Gold:  Silberne  Schwertscheide,  mit  Reliefs  381.  384. 


In  Russland.  SI.  Petersbiir/j.  Museum:  Ilylasrul. 
Silbergefäls  270.  Graf  Stroganoff:  Silberschale  mit  vier- 
armiger  Gottheit  u.  Inschr.    44*. 

Zerstört  und  in  Beschreibung  erhalten:  Sil- 
bergefäfs  mit  Herkulesthaten  208,  48. 

Blei,    Glas,   Elfenbein   und   Sonstiges. 

In  Italien.  Neapel  (Mus.  Borb.)  Glas  und  Laternn 
142.  —  (Teiuple):  Liegender  Achelous,  Hera,  Girall'en- 
kopf,  alles  aus  Bernstein  240.  Rom  (Mus.  Kirche  r)  Pferd, 
Glasgefäls  m.  Inschrift  ünnaxrl  Tiit  351.  (B  rau  n)  Indische 
Muschel  mit  eingegrabenen  Flügelgestalten  aus  Volci  IflO*. 
(Kestner)  Schleuderblei  mit  Inschr.  der  XI.  u.  XVI.  Le- 
gion 8*.  Vereelli:  ,, Hölzernes  Idol  und  drei  steinerne,  mit 
unbekannter  Schrift"  0*. 

In  England.  London  (britt.  Mus.):  Assyrisch-ägypti- 
sche Elfenbeinplatten  70*  380  f.  (Auch  Cylinder?  42*)  — 
Tesseren  aus  Lapis  Lazuli  382.  (Campanari)  Würfel  mit 
etrusk.  Zahlwörtern  375a.  (unbekannten  Besitzes) 
üiscus  aus  Knochen  mit  schönem  Frauenkopf  97*. 

In  Frankreich.  Paris.  (Louvre):  Bleiplättchen  mit 
Künstlernamen  158.  —  Assyrisclier  Chalcedon  mit  gellügel- 
tem  Korbträger   105. 

In  Deutschland.  Berlin:  (Gerhard)  Helioskopf  ei- 
nes Diskus  von  Knochen  310.  Taf.  XX,  2.  —  Grilf  eines 
Plektrons  von  Plasma  di  smeraldo  (Marsyas)  4.  (Panofka): 
Hornligur  eines  Telanionen  72*.  (Ritter)  Flötenstücke  aus 
Knochen  11*.  Bonn:  Glastafeln  mit  altchristlicher  Goldma- 
lerei aus  Neufs  76*. 


E.     Gemmen    und   Glaspasten. 

Griechischer  Herkunft:  Philoktet  und  Odysseus  (aus 
Smyrna)   4,  23. 

In  Italien.  Koni.  (Kestner)  Diomed  mit  des  Rhe- 
sos  Rossen  38*.  —  Stehender  Herakles  mit  Skyphos.  Kar- 
neol 38*.  —  Todtengenius  sich  bekränzend.  Hyacinth  343. 
Taf.  XXII,  2.  (Saulini)  Schicksals-  und  Heilgottheiten, 
Karneol  beiderseits  gesciinitten  1*.  —  Venus  Victrix,  Cain- 
meofr.  2*.  (Ku  ns  thand  el)  Kastor  wasserschöpfend.  Skarab. 
37*.  —  IMerkur  auf  Hahn.  Karneol  9*.  —  Meliteus  (Ann. 
d.  Inst.  VII,  240)  80*.  Neapel  (Mus.  Borb.)  Kamee  auf 
Askolien  (131,  13)  oder  als  Hylasruf  (00*.  207  f.)  gedeutet. 
Taf.  IX, 2. —  Gespann  zweier  Psychen  die  Amor  zügelt.  Ka- 
mee 358.  Taf.  X.XIIl,  2.  Florenz:  Taurisches  Idol.  Kamee 
305,  28.  —  Zwei  Psychen  von  Amor  gezügelt.  Kamee  358. 
Taf.  XXIII,  3. 

In  Frankreich.  Paris:  (Mus.)  Euripides  in  .Salamis. 
Kamee  315.  374.    Taf.  XXIV.  3. 

In  England.  London:  Löwenjagd  des  Darios,  Cylinder 
im  britt.  Museum  53*.  (Hertz)  Brustbild  eines  Flufsgottes 
mit  einem  Knaben.  Karneol  38*.  (Vormals  bei  Dr.  Nott) 
Boreade,  Karneol  287  f. 

In  Deutschland.  Berlin.  (Kgl.  jMuseum)  Einhorn, 
Paste  80.  —  Gezäumter  Pegasus,  Karneol  94.  —  Zwei  Psy- 
chen die  Amor  lenkt,  Karneol  301.  Taf.  XVIII,  4.  —  Zwei 
Schmetterlinge,  eben  so,  Paste  301  f.  XXIll,  5.  —  Psyche 
des  Zeus  Adler  liebkosend,  Karneol  (neu)  337.  (Gerhard): 
Athene  p;rgane  auf  dem  Widder  47.  381.  —  Ephebe  in  seine 
Schreibtafel  zeichnend,  etr.  Karneol  255.  —  Eroten,  einer 
gefesselt.  Glaspaste  344,  Taf.  XXII,  5.  —  Zwei  Eroten 
durch  eine  Thür  getrennt.  Paste  34  4.  Taf.  XXII,  0.  — 
Erotentrennung  und  Fahrt.  Glasi)aste  345.  Taf.  XXII,  7. — 
Erotenlährt  auf  einem  Aschengefäfs.  Glaspaste  345.  Tat. 
XXII,  9.  (Panofka's  Besitz):  Minerva,  docirend.  Glas- 
paste 102.  incti:  Nike  Pannychis  („Elina")  Skarab.  388. 
Ungenannten  Besitzes:  Eros  als  Sieger,  den  Schmet- 
terling versengend  3  43.  Taf.  XXII,  2.  —  Zwei  Eroten  um 
einen  Schmetterling  streitend  343.  Taf.  XXII,  4.  —  Flö- 
tender Eros,  vom  Schwan  getragen  344.  Taf.  XXIII,  7.  — 
Argostödtung  18,  4. 


119* 


120* 


F.       M    Ü    N    Z  ^E    N. 

Griechische.  Athen  in  d  er  Sammln  ng  desFihrn. 
V.  Pro  kes  ch-Osten:  Acmonia  Plirygiae  89.  —  Aenianes 
Tliessaliae  145.  Taf.  X,  2.  —  Acnus  Tliraciae  273.  Tai'. 
Will,  1  (s.  Axus).  —  Ambracia  Epiri  94,  52*.  —  Amoriiini 
l'hrygiae89.  -  Amyntas  Galatiae  Rex  (vgl- i-  '0,  22)  12ö.  — 
Arcadia  148.  Taf.  X,  2Ü.  —  Argos  Amplülochium  147.  Tat". 
\,  13.  —  Argos  Cretae  149.  Tal'.  X,  23.  —  Argos  Argolidis 
276.  277.    Tai".  XVIll,  15.  IC.  —  Aspendus  Ciliciae  85.  (?) 

—  Axus  Cretae  84*.  —  Bargylia  Cariae  (nicht  Cretae)  81. 
50*.  —  Blaundus  Lydiae  88.  —  Bura  Acliaiae  138.  —  Ca- 
lymna  Insnla  ('?)  84.  —  Cartliaea  Ceae  91.  —  Coronea 
ßoeotiae  148.  Tat'.  X,  17.  18.  —  Cierinm  Tliessaliae  ?  92. 
Vgl.  Krae,  Tlielpusa.  —  Cleonae  Argolidis  277.  Taf.  XYlIl, 
17.  —  Corcyra  Insula  274.  Taf.  XVIlI,  4  (Didraclime).  — 
Corintims  Achaiae  275.  Taf.  XVJll,  7.  8.  Ebendaher: 
Obolen.  52*.  84*.  —  Copae  Boeotiae  274.  Taf.  XVIII,  5.  — 
Cos  Insula  84.  —  Creta  Insula  148  f.  Taf.  X,  21.  22.  23.  24. 

—  Cyprus  Insula?  80  (s.  Tarsus).  —  Delplii  Phocidis  91. — 
Demetriusl.  Macedoniae  Kex  92.  —  Elis  275.  Taf.  XVIII,  10. 

—  Epidaurus  Argolidis  277.  Taf.  XVIII,  18.  —  Erae  bei 
Teös?  93.—  Gentinus  Troadis  120.—  lleiaclea  Acarnaniae 
147.  Taf.  X,  14.  —  Hierapolis  Plirygiae  125.  —  Inibrus  in- 
sula 273.  Taf.  XVIII,  2.  —  Incerta  147.  Taf.  X,  12.  — 
Larissa  Thessaliae  145.  Taf.  X,  12.  Vgl.  84*.  —  Lebadea 
Boeotiae  274.  Taf.  XVIII,  ü.  —  Leucas  (Obolen  und  Te- 
trobolen)  81*.  —  Locri  Opuntii  24.  Taf.  X,  15.  —  Locii 
Epicnemidii  148.  Taf.  X,  10.  —  Lyttus  Cretae  149.  Taf.  X, 
25.  —  Maeonia  Lydiae  88.  —  Magnesia  Tliessaliae  Taf.  X, 
.5.  S.  140.  85*.  —  Melitaea  Tliessaliae  140.  Taf  X,  6  —  9. 
Vgl.  80*.  —  Messenia  275.  Taf.  XVIII,  12  u.  13.  —  Myn- 
dus  Cariae  83.  50*.  —  Myra  Lyciae  125.  —  Neapolis  Ma- 
cedoniae 273.  Taf.  XVIII,  3.  —  Oetaei  Thessaliae  147. 
Taf.  X,  10.  —  Orthia  Elidis  275.  Taf.  XVIII,  11.  —  Pa- 
riuin  Mysiae  126.  —  Perga  Painphyliae  80.  51*.  —  Piacia 
Mysiae  91,  126.  —  Plataeae  Boeotiae   128.  148.  Taf.  X,  19. 

—  Platia,  Insel?  128.  —  Ptoleniaeus  VIII.   Acgypti  Ilex  126. 

—  Pyrrlia  Lesbi  127.  —  Scionae  Macedoiiiae  145.  Taf.  X,  l. 

—  .Sicyon  Achaiae  275.    Taf.  XMII.  9.  —  Siphniis  Insula  91. 

—  Tarsus  Ciliciae  86  f.  [Pyra:  liochette  llercule  p.  179].— 
Tegea  Arcadiae  277.  Taf.  XVIII,  19.  —  Termessiis  Pisi- 
diae  90.   —  Thebae  Boeotiae  127.  —  Thelpnsa  Arcadiae  36*. 

—  Thuria  (so!)  Messeniae  276.  Taf.  XVIII,  14.  —  Tralles 
Lydiae  125.  —  Tricca  Thessaliae  147.  Taf.  X,ll. —  Troezen 
Argolidis   138. 

Im  Kcrliiicr  Museum:   Unteritalische  Münzen  wie  folgt: 
Thuriuni  („Nikandros")  117.  —  Thuriuni  („Molossus")  117. 

—  Metapont  UPlj:::rj{)  118;  (//O./)  118.  —  Khegium  (///- 
HOhP.rni:i)  119.— Naxos  119;  illPO/i.W:^)  119.  Ferner 
S.  41*:  Kaulonia;  Metapont;  Posidonia;  Sybaris;  Syrakus 
Medaillons);  Velia;  Zancle  (Messina).  Rom  (goldne).  C. 
Papius  Mutilus  (Stier,  Salinim).  Sonstige  neue  Erwerbe 
(Arsinoe  AV,  Ptoleniaeus  Soter  AV,  Barce  AK,  Korinth, 
Rlis,  Lokri,  Phästus  u.  a.)  4*. 

S  o  n s  t  i  g  e  G  r  i  e  c  h  i  s  c  h  e  M  ü  n  z  e  n.  Acantlius  Maced.  310. 

—  .\chüischcrBund  JE,  31S[?].  —  Alexandria,  Aehrensymbol. 
50,  30.  —  Ambracia  (solarische  Typen)  3(17.52*.  —  Apollonia, 
Alkinoosgarteu73'.  — AtabyrionV('l'aur()menium)308. — Athen, 
Tetrailr.  des  Jl(in<x).tid')ji  281  11'.  —  Barce  Cyrenaicae,  Sillicr 
(l)uc  de  Liiynes)41'.  —  CarrhaeMi-sopotamiac  (v.  Itauch)  318. 

—  Colophon  250  (Miniuermus).  —  Corcyia  Criiürlliigel)  73*. 
:{10.  —  Caulonia  Bruttiorum  (Apollo  und  \\ilon)  11*  120  11. 
208,  54.  Tal.  VIII,  7.  Cierinm  Thessaliae  (Wien)  93.  — 
Cleides  ins.  3(19.  —  Daniastiiim  Epiri  (.Schmiedegeräth)  12*. 

—  Dictyuna  Cretae  102*.  —  Ilarpagia  Mysiae  149.  —  Ly- 
kische  Münzen  12*.  —  Marsische  208,  54.  —  Mylasa  Cariae 
126.  —  Mytilene(Sapplio)  120.  —  Naxos  Siciliae  1 19.  —  Ni- 
caea  ßitli.  (Nero  und  Agrippina)  388.  —  Nymphacnim  Tlira- 
ciae 140.  —  Orthia  Elidis  (l'aris)  175.  Parium  Mysiae 
(Mns.   zu   Modena)    120.  —   phaestus   Cretae  (Pasipliae)  25*. 

—  Plate  (lUllTAN)  14.  —  Pütauische  Insidn  ( R.  Hand 
mit  Cestus?)  14.  —  Sardes:  Kopf  des  Tmolns49*.     Tylos  110. 


—  Sparta,  Münze  des  Kleomenes  (Athene  Ergane)  47.  — 
Syracnsae  Siciliae  (Apollo  mit  Blitz)  307.  —  Tarsus  CiL 
(Sardanapal)  78.  —  Tanromeninm  308,  13.  —  Thermae  Hi- 
merenses  (Herkules  u.  Nynijihen)  380.  —  Thyrrenm  Acar- 
naniae (V.  Rauch.  Berlin)  140.  Byzantisches  „CONOB" 
15.  Römische:  Fainilienmünzen  der  Aburia  308.  —  Kai- 
sermünzen von  Aelia  Ca|)itolina  lat.  Inschr.  318.  —  Münz- 
sammlung des  Pfarrer  Ackner  bei  Hermannstadt  111*. 
Dacische  Münzen,  Münzfunde  und  .Sammlungen  112*. 

G.     Inschriften,   nach  ihrem  Fundort. 

1.    ORIENTALISCHE.     Ägyptische:    Königsliste  von 
Karnak  (Paris)  151. —  Piedestal  einer  Katze  in.  Inschr.  108*. 
Assyrische  aus  Niniveh,    Niinrud,  Kuyunjik    (London) 
58*.  380.  —  Obelisk  aus  Niinrud  (ebd.)  379. 

PuN ISCHE :  Anweisung  für  Oi>fernde  (MnrsciUc)  305. 
2.  GRIECHISCHE,  herstammend  wie  folgt.  Aus 
Aefiiiplen:  Papyrus  des  Hrn.  Harris  69*.  71*  (Hyperides) 
108*  (Zahlnngsregister).  Alexuntlria:  Amphorenhenkel, 
meist  rhodische  4,  25.  10  f.  (Stoddart),  auch  knidische  69.' 
Vgl.  35*.  Atlihn:  Prytanenregister  (Athen)  90*.  —  Aba- 
cus  aus  Salamis  42  If.  .  Bospuntnische  56  if.  Constnnti- 
nopel:  circensische  im  Serail  10*.  — •  Corci/ra:  Grabinschrif- 
ten 4;  juristische  91*.  C'i/renc:  IniaxivKai  räv  y.oüvc.r  234. 
Delos:  .Stelen  (Mus.  zu  Syra  )  333.  los:  Hoinersopfer  im 
Monat  Ilomereon  (ehd.)  90*.  333.  Lampsalios,  auf  .Silberge- 
ratli  110*  vgl.  335.  Mijhttiius ,  Stelen  (Si/rn).  Niciia:  Pa- 
troclus,  riim.  Beamter  91*.  Pnnliknpncon  (Kertsch):  In- 
schriften des  Leukon  S.  des  Parisades  57;  Rheskuporis  IV', 
58;  König  Teiranes  00  if.  Sicilisehcr  Amphorenhenkel  10  f. 
Xnnllios:  Friedenssänle  33*  if.  07*.  Uniicnnnntcn  Fundorts: 
homerische  Inschrifttafeln  im  Louvre  150. 

3.  ITALISCHE.  Altitalische.  Etrusliische  des  Tar- 
quiniergrabes  zu  Cäre  43*.  —  Achvizsr  (bfür  5  oder  F) 
7*.  —  Epiur  150.  —  Usil,  Uprius  9*.  —  Malaiisch  40*.  — 
Phujdihins,  Areathe,  Sirne,  Senila  187.  —  Epn.  187.  — 
Tarchnas  43*.  —  Zahlwörter  (mach,  thu,  zal,  huth,  ki,  s'a) 
375.  P'rentnniscJie  Biistropheiloninsclirift  (bei  Ortona)  92*. 
Miirsischc  Erztafel  von  Ra]iino  iHcriin)  8,28.  Osfrisc/i-grie- 
chische  der  Mamertiner  4.  >Sn»iH((isi:/i-griechische  zu  Anzi  3*. 
Altlateinische.  Aecetiai  pocolom  154. 
Griechische  auf  Vasen:  ov  .iHrjog  lart  KoQivSog  22' 
—  2ij(CTioi(>yov  K).oai<Tcuiä(i)Q(jr  190,  13.  —  Auf  einer  Thon- 
form   190,   14.  u.  a.  m.  s.  Vasenbilder. 

Griechisch  und  Lateinisch:  Inschrift  aus  Genzano 
(A.  Ter.  Varro  Murena;  92*. 

Lateinische  nach  ihren  Fundorten:  Amileruum,  Ka- 
len<ler  107*.  Atiliinn:  Consnlarfasten  4.  Athen:  Iladriani- 
sclie  Inschrift  des  Wasserkastells  29.  Aijuilit:  Kalender  von 
Amiteruum.  Ji-e//ij(o  (Zigarelli) :  Daeo  aeterno  0*.  Cnjnzzo: 
Bacchus  Ilebon  (uneclit)  6*.  C'nuosn :  Medella  Dasnii  iilia 
10*  und  Consularinsclirift  im  griechischen  (Jrabmal  42*. 
C'illi:  Jul.  Vepo  donatus  civitate  romaiia,  Noriciim  mediter- 
raneum  u.a.  8*.  —  Jovi  Fulminatori  ebd.  Cividnle :  Praef. 
Civil.  Moesiae  et  Trebell.  pra<leit.  civ.  8*.  Cijpern:  Co- 
horteninsclir.  91*.  lielimum:  Poinponius  Bassulus  2*. —  Ecla- 
nia  Primitiva,  Erztafel  (ans  Ed.?)  0*.  l-'undi:  Patronats- 
tafei  4*.  Aeiipel  (Mns.  Borb.):  „Bacchus  Hebon"  0*.  Piil- 
miirn :  Septimia  Zenobia  Angusta  10*.  Pompeji:  Mauerin- 
sclu'il't<n  II.  Pdzznoli:  „Augustah  s"  91.  Kom.  Inscliriften 
aus  Tor  Marancia  (Pal.  Guglielnii;  Herz.  v.  Chablais): 
Constanti  Barbatus  Cermarius,  mit  zwei  bepackten  Pferden ; 
Inschrift  des  L.  Verus  a.  166  n.  Chr.  und  Grabschriften 
376  If.  —  Grab  der  I<'ontejer  hei  Porta  Maggiore  0'.  Viii 
Sehnst ifinn  (CamiKuia):  Cappadocisclies  Itinerar  192. — Col- 
legiuin  symphoniacorum  43.*  Sttmninni  (500  Inschr.)  11,26. 
Tivoli:  Miniciiis  Natalis  39*.  I'ennfro:  Rom.  Oecret  4. 
Venusium:  (Amplütlieater)  9*. 

Sonstige  lateinische  Inschriften.  Britannische: 
Milit;irdiplom  ans  Stannington  91*.  Daeische:  Militärdiploin 
ans  Ennyed    2*.      Gnllische:    Städtenamen   von   Lyon,    Nar- 


121* 

lionne,  Oranp:PS  (zu  Ni.siiips)  Ol'.  Gcnniinisctie:  AFilitiirdi- 
(iloiii  lies  Nero  ans  Bait-in)  iM'.  Dmisclic  aiicli  Ol*.  (UehfT 
Neifjcljaur'.s  Sairiiiiliiiifjen;  Malsmannschc  Ilolztat'eln).  Auf 
Ijttmpen:  Glailialoreiinanicn    150,    18. 


122* 


III.     IM    A   L    E    I!    E    I. 
A.     Wandgemälde. 

1.  Au.s  Herkihanum  ind  PoAiPEjr.  HerhtJnnisclic : 
Pliädra  nml  Hippolyt  (I'.  .rKic.  III,  15)  07.  —  Ipliioenia 
in  Taniis  (1'.  (l'Kic.  I,  11)  249  (f.  —  Pan,  Seleiie,  Helios, 
Leiikotlica  (1'.  <rEic.  II,  10)  12.  Aus  Pompeji.  Neuere 
Funile:  Sicilien  und  Alrica  50  11'.  —  Herakles  bei  den  Nyni- 
l>lieri  (sonst:  bei  Auge)  SSI.  --  Pasipliae,  Tliesens  und 
Ariadne,  Verklärung  des  Homer,  Tlietis  und  Arliill  (3  Bil- 
der) S.  3.  Neueste  im  Haus  des  M.  Lucretius,  aus- 
liihrlich  verz.eiclinet,  S.  11)0  11'.  141  II'.  20*11'.  'lO*  II'.  Darun- 
ter drei  lebeusgrofse  Wandgemälde:  Herakles  bei  Oinphale 
2G*.  iOM'.  100  1'.  —  Die  Krzicliung-  des  Bacchus  20*.  40*.— 
Bacchus  (20*  111  1.)  oder  der  ]\Iacedonierköuig  Argäus  (00*), 
ein  Siegeszeichen  errichtend.  —  Ferner  Hymenäos  und  Bräu- 
tigam, Prouuba  lind  Braut  (oder  Demeter,  Kora,  Dionysos 
nach  Avellino)  141. —  Schwebende  Frauen  mit  Füllhorn  und 
Prora  141.  —  Narcissus  131.  —  Phrixus  und  Helle,  Poly- 
phem  und  Amor,  iisrhende  Venus  und  Iris,  Göttermasken  mit 
Thierattributen  [auch  ,,Hebpmaske."  Venus?],  Paris  und 
Aplirodite,  Amazoneuspiele  mit  Nagel  u.  a.,  A|ioll  und  Dapline, 
allerlei  StiUleben  1 53.  —  Brief  mit  Auf'schriH  27*.  1 13.  — 
Amoren  mit  Psyche  und  musicirende,  Cyiiarissus,  Jäger  und 
Hund  den  J\Fond  auliellend,  Chiron  und  Achill,  Isis-.Selene 
und  Horus  Phosjdiorus  in.  Inschr.  eines  Photulus  (vgl.  S.  38*), 
sämmtlich  144.  —  Labyrinth  ni.  Inschr.  50*.  —  TMinotaur 
und  Fliigelligur,  goldne  Decken -Grup])e  50*.  —  Atys  und 
Nymphe  205,  2.S.  —  Fackeltragende  Ceres  ebendas.  Aus 
Zalin's  'Werken:  Leda  40*.  —  Gladiatoren  und  Architekto- 
nisches  42*.  —  Nessns  und  Dejanira,  Apoll   und   Klytie  50*. 

Sonstiges  aus  Pompeji.  Lichtgotllieiteu:  Helios 
und  Khodos  (>I.  Borb.  XI,  33),  Phaethusa  und  Kos  (j\l.  Borb. 
Ml,  5)  12*.  —  Hektor  bei  Paris  (M.  Borb.  \F,  7)  24S.  — 
Diana  zielend  75*.  —  Ij)higenia  in  Aulis  72*.  254.  —  Iphi- 
pfenia  in  Tauris  2531'.  —  Prianios  und  Kassandra  12*.  241  f. 
Tat'.  XVI.  —  Hylasraub,  zwei  Gemälde  200,  II.  385,  1.  — 
Olympos  von  Pan  oder  Marsyas  unterwiesen  310.  —  Achill 
und  Chiron  310.  —  Abholung  iler  Briseis  330.  —  Rück- 
fiihrung   iler  Chryseis  330.  —  Leichenzug  des  Talos  387. 

2.  Ktriismscue.  Ciire:  Ciastmähler  4*.  —  Kriegs- 
nnd  Opferscenen  02*.  —  Eingesetzte  ^bemalte  Thonplatten 
02'.  Clnsium:  Wagenrenner,  Kinger,  Faustkämpl'er,  Preis- 
vertheilung  3.    10,   10.   310  11'. 

3.  Komische.  VUla  Piinfili:  Oknos  283.  Tilusihcrmen: 
l'hädra  und  llippolyt  07.  —  Heimkehrende  Schnitter  111. 

B.       M   O   S   .\  I  K    E. 

Rom.     Lateran:  Palästrisclies  20*. 

Pnris.  Louvre:  Neiitunswagen  mit  Wassenlämonen 
140.  58*. 

Schweiz.  Mosaike  aus  Orhc:  Theseus,  Ariadne,  'Pritou 
00*,  5.     Ans   Himxi'iiz:    kretisches  Labyrinth   00*. 

In  Dei  TsciiL.VNr).  lierlin  (Aluseuni):  Kentaurenjagd 
(Marefoschi)  3.  10,10.  —  Askolien  132  1'.  Tal'.  IX,  1.  Ad?«: 
Dichter-  und  Pliilosoiilienköpl'e  1.*  Trier  (Basilika):  Ni- 
schen mit  Alnsaikverzierung    43*. 

Ungenannten  Ortes:  llvlasranb  von  Minutoli  [lu- 
blicirt  200,  11. 

C.       V  .\  S  E  N  11  I  L  D  E  R. 

1.  Griechische.     Aus  Cijrenc   151. 

2.  MiTTKi.rr.M.iEK.  /{om  (Vat  ik  an):  Plutos  und  Ihn 
(Passeri  II,   155)  38*  f.  —   Menelaos,  Helena,  Himeros  180. 

Arch.  Z.  Beil.  8. 


—  Brustbilder  des  Herakles,  Hermes  und  Athenens  220. 
JSasseijijiu:  Prometheus  und  Here  3,  14.  —  Argostodtung.  K. 
Kämpl'ender  Herakles  17.  —  Hochzeitsziige,  hrnttührungdes 
Cerberus  4*.  —  Vier  Männer  von  Wespen  angefallen  (jetzt 
im  britt.  Mus.)  5*.  —  Silen  vor  ithyjih.  Maulthier.     K.  Kro- 

talistria  zwischen  Silenen.     Schale  m.  Inschr.  7'  f.  Zwei 

Triklinien,  Schale  8'.  —  Tod  des  Patroklos;  Todtenbe- 
stattung;  Athene  mit  Ölbaum  in  der  Hand   S.  23*. Hera- 


^    -  De- 

polellt:  Vier  Gotterpaare  21%  12  (nicht  13).  —  Gräa  21* 
13.  —  Herakles  am  Spinnrocken,  Hermes  und  Dionvsos  (Ni- 
kosthenes)  21*,  13.  —  Eos,  den  Titlionos  verfolgend,  m. 
Inschr.  22*  f.  LiimOruschini:  attischer  Kaub  des  Palladium.« 
258  If.   Tai'.   \.VI1,   1.     feati:    E:rmordung  des  Aegisth;    Per- 


Fiinf  Götterpaare  1*  f.  —  Bacchus  im  Gigan- 
tenkainpf  5*.  —  Bärtiger  Dionysos  und  Kora,  ivOnonatioi 
0*.  —  Pasiphae  mit  dem  Minotaur  im  Schofs  0".  —  Dop- 
jieldionysos  25*.  —  Kampfscenen  (Glaukytes)  37*.  —  Preis- 
vertheilung  38".  —  Theseus,  Poseidon,  Pirithoos  30*.  Vor- 
räthe  des  Prinzen  von  Cmiino  (vgl.  München):  Kylix  mit 
/iiiiiiXKinoTfO  10.  —  Nike  und  Kitliaröd  323,  lO'  Son- 
stiges: Admet  und  Alcestis  15.  —  Prometheus  und  Here 
(Schale  m.  Inschr.)  3.  —  Achill's  und  Patroklos'  Rüstung 
m.  Inschr.  ebd.  Florenz:  Vase  Francois  10*.  —  Dioskuren 
und  E|)hebe  10'.  —  Bacchusidol  10.'  PizznIi'HChe  Samm- 
lung  17  (jetzt  Hrn.  Blayds  in   England  gejiörig). 

3.    Unteritalien.     Nenpul ,   Museum:   theatralische  In- 
schriftvase 101*.  —  GroTse  Ainazonenvase  371    •>.  Paris- 

urtheil  (Gottheiten  zu  Wagen)  205.  —  Parodie  der  Sieben 
gegen  Theben  287.  —  Silen  bei  Midas  334.  —  Athene  im 
Zweikam])f  m.  Inschr.  351.  Sammlung  Snniimgelo:  Me- 
deia  31.  —  lloclizeit  von  Zeus  und  Hera,  Dionysos  und 
Ariadne  217.  —  Zeus  in  Gotterverein  218.  —  Adonis  und 
Aphrodite;  deren  mystische  Hochzeit;  Lichtgottheiten, 
lacchos  und  Kora;  Pan,  Aphrodite  und  Pothos;  Eros,  eine 
Taube  schiel'send;  Apoll,  Artemis,  Athene;  Artemis'  dem 
Apollo  opfernd  S.  210.  —  Hermes  und  Hej)haistos;  Brust- 
bilder von  Dionysos,  Seinele  und  drei  Hören;  Herkyna,  Eros 
und  Aphrodite;  Amazonenschlacht  und  Unterweltsscenen 
(Orpheus,  Styx,  Lyssa,  Kerberos  u.  a.) ;  Herakles  Kallini- 
kos  und  Hermes  Knagonios  220.  —  A])lirodite  eine  knieende 
Amazone  bedi(diend  73*.  221.  —  Aktäon  [Keviie  archeol.  V, 
400ss.  pl.  100]  221.  —  Gefäfs  mit  Andromeda  und  Amazo- 
nen, Eros,  Aphrodite  und  Peitho  ,  unten  Thetis,  Perseus 
Scylla  und  Ino;  Urtheil  des  Paris;  Orest  und  Pylades  auf 
Tauri;  Wettlauf  des  Pelo]>s  und  Oenomaus;  Elektra  an 
Agamemnons  Grab;  Hypsipyle  opfert  für  Chryse;  Glauke's 
Tod  durch  Medea's  Geschenke  222.  —  Vase  mit  Tvdeus 
Dejanira,  A|dirodite,  Plitlionos,  unten  Oineiis,  Peleiis,  The- 
seus. R.  Demeter,  lacclios  und  Epheben,  Herakles  mit  Ker- 
beros S.  223.  —  Rüstung;  Kriegers  Abschied;  ^Musikali- 
scher Wettkampf;  Kunsttänzerin;  Tänzerin  und  Knabenliebi- 
m.  Inschr.  224.  Jietltutlie  Stimiiiluiiii:  Inschriftvase  des/Ao- 
;.i'f(Tj;)s   3.  10,  15.   —   Desgl.  Aphrodite  Pannycliis  u.a.  12*. 

205. —   Oedipus  und  die  Sphinx,   Parodie  •.>87  f". Aphrodite 

und  (Jrazien;  A)diro(lite  und  Charis,  Morra  spielenil   210. 

Die  Musen;  Dianenandacht  217. —  Silen  u.  Nymphe  (Eos); 
Ker  und  Sirene;  Orakel  des  Picus;  Oedipus',  Sphinx  und' 
Satyr;  Ringende  .Satyrn;  .Schale  mit  Inschr.  i/!lrc(  248. 
Sammlung  des  Hrn.  Temple:  Trinkhörner  verschiedner  Form 
(Pegasus,  Pferd,  Frau  mit  Sankörper  und  \  ogelschwanz) ; 
llippolyt  vom  Stier  bedroht;  Ganymedakopf  245.  —  Andro- 
meda und  Perseus;  Komiker  mit  Dreilufs;  yt-ynDo?  ättluwv 
{-liog  Z'ioDjoos)  240.  ' 

II 


123' 


124* 


Im  Kii  nsthandel.  BeiHrn.  ßnrone:  Argostodtang  18. — 
Argos  l'aiioptes,  lo  und  Hermes;  tanzende  Frau  zwischen 
zwei  Männern;  Menelaos,  Himeros,  Helena,  Peitlio;  Flügel- 
jüngling  zu  Rols;  Hermes,  Herse,  Agiaiiros;  Hjdria  als 
Hochzeitsgabe  189.  —  Hydria  zwischen  Jlann  und  Frau; 
Hemera  undNjx;  Hopliten  und  Frauen  (Trompetender  Mohr 
als  Schildzeichen);  Amazone  auf  einem  Greit;  Grabes-Ab- 
schied; Kantharos  m.  Insclir.  .i"rKri(o)  inyov  190.  De  Cre- 
sccnzis:  Doppeldionysos  (s.  Rom,  Basseggio);  Baccliantin- 
nen  25*.  —  Mann  in  Frauentraclit;  Aphrodite  und  Adonis 
20*.  Vasenscherben  aus  Allamurn  (Lupatia)  mit  Namen  der 
Herakliden  und  der  Alegara,  des  Hermes,  Triptolemos,  Rha- 
damanth,  Aeakos.  R.  Ionischer  Tempel  von  zwei  Statuen 
gestützt  G9*  f.  Aus  Cnpun  (im  Kunsthandel):  Eos  und  Ke- 
plialos;  Boreas  und  Oritliyia;  Bacchusidol  (D.  Dendrites, 
Dione,  Ariadne);  Dionysos  und  Marsyas;  Agamemnon  und 
Thersites?  siimmtlich  S.  205.  —  Bärtiger  Krieger  (Thersi- 
tes).    Bei  einem   Kupferschmied:  Pliädra's  Anklage  250. 

Vormals  in  Noia  (Calcj'atli):  Zweikampf  des  Ares 
und  Herakles  m.  InscIir.  351.  Huvo  { Jnlln'sche  Samm- 
lung): Talos-Vase  15.  U*.  261.102*;  drittes  Stück  (R.  Dios- 
kiiren  zwisclien  Nike  u.  Athene  Asia)  369.  Taf.  XXIV,  1. 
Argostödtung  18,  1.  Ebendaselbst:  Urtheil  des  Paris  (He- 
lena statt  Aphrod.)  205.  Pnlcrmo  (Principe  dcllu  Triibbin)  : 
Oilysseus'  FUicIit  aus  der  Höhle  des  Polyphem  288.  —  Da- 
naiden  und  Oknos  parodirt  284  f. 

Ungenannten  Besitzes:  Vergötterung  desAnchises 
[jetzt  in  Berlin]  3.  Poseidons  Liebe  zuPelops  ebd.  3.  —  lo- 
oder  Korakopf  als  Gefäls  102*. 

i.  Oberitalien.  'I'ricst  (Sammlung  Fnninnn):  Silens 
Ankunft  bei  Midas.   .Schale  des  Ergotimos  237.  335. 

In  Frankreich.  Paris.  Louvre:  Eleusinisches  Preis- 
gefäls  372.  —  Krösosvase  150.  —  Palladienraub  26511'.  Taf. 
XVn,  2.  Ca b inet  des  medaiUes:  Grol'se  Vasen  aus 
Cäre;  Cyrenäische  151.  Sammlung  Blacas:  Artemis  Ela- 
pliebolos  76  f.  —  Kassandra.  Ü.Aeneas  225  11'.  Taf.  XV.  — 
Musen.  Lekanedeckel  247.  —  Eros,  einen  Jüngling  mit  der 
Geifsel  verfolgend  324.  —  Mann,  Trinksprucli  15.  Duc 
de  Luynes:  152.  Theseus,  Poseidon,  Pirithoos  39*.  Graf 
Pourtales  (Cab.  Dur.  410):  Ajax  und  Kassandra.  214  f. 
Taf.  XIV,  1.  R.  Flügelfrau  215,  40.  Raoul- R  o  che  1 1  e; 
Medeia,  unedirt  39.  J.  d.  Witte  (Cab.  Dur.  204):  See- 
lenführung 335  f. 

In  England,  hnnilon.  Britt.  Museum.  Neuer 
Erwerb:  Dicliter  u.  Flötenspielerin  m.  Inschr.  12*.  39*. — 
Musäosvase  188.  —  Scliale  mit  zwölf  Göttern  188.205.  vgl. 
l*f.  (Rom,  Braun).  —  Jagd  zu  Wagen  53*.  —  Aus  Aristo- 
phanes  Wespen?  69'  (vgl  Rom,  Basseggio).  —  Eudämo- 
nia,  Pandäsia  u.  a.  (Steiiart)  153.  —  Herakles  an  Hera"s 
Brnst;  Diomed,  Odysseus,  Dolon ;  I'>uropa  auf  dem  Stier; 
Am|)lLora  des  Polygnot;  Vase  m.  Inschr.  des  'i'leson;  Hi- 
schylos  u.  Plieidippos;  Acliill  und  Troilos,  Hydria  153.  — 
.Scluiiiede  (loner,  Kadmos?)  154.  — •  Automedon  und  Achill. 
R.  Peiitliesilea.  Kantharos  r.  F.;  Dionysos  und  Silen,  Plio- 
bos(Mnbleine.  Rhyton;  ,,Aecetiae  pocolom."  154.  Desgl. 
aus  Millingen's  Nachlal's:  Amazone  mit  Greif  kämpfend, 
Rhyton;  Herakles  und  Triton;  Zwei  Mänaden;  Herakles  u. 
Antiope;  lukanischer  Kantharos  mit  r.vno).ii  y.uX(ji\  Urtheil 
des  Paris,  /{.Herakles  vor  Pallas;  Fragment  eines  Argonau- 
tenopfers S.  155.  —  Fragment  einer  Pallas;  Eos  zwischen 
Flügelrössen;  Kylix  des  Eucheir,  Sohn  des  Ergotimos; 
Fragment  einer  Niobe  (oder  AndromacheV  3871'.),  sämiut- 
licli  beschrieben  S.  156.  Aus  Basseggio's  Vorrüthen : 
Tliierliguren,  Holmos;  Argostödtung  und  Herakles  iniAina- 
zonenkamiif;  Strafe  des  Sisyplios  und  Apoll  zwischen  zw<'i 
Frauen  1U7'.  —  Patroklos  über  ilen  Schilfen;  Pallas  und 
Enkelados,  Kylix  mit  Innen-Bild  des  Töpfers  Keramos  108*. — • 
Psykter:  Dionysos,  Satyrn  mit  Hasen.  /{.  Theseus  und  \li- 
iiotaur  )Ü8*.  Früherer  Besitz:  Orest  vor  dem  Areo- 
pag  154.  —  Volcentische  Schale,  früher  auf  Unterwelt,  jetzt 


aufChryseis  und  Briseis  gedeutet  330.  Im  Privatbesitz. 
Blayds  (vormals  Pizzati):  Endymion  mit  Hund  17.  Taf.  II. 

—  Hermes  Argeipliontes  18  f.  Taf.  II.  Hope:  Tödtung  des 
Argos.  R.  Herakles  u.  Hyllos  18.  Lord  Northampton: 
Achilles  Kampf  mit  Memnon,  Vase  des  Nikostlienes  102*. 

In  Deutschland.  Berlin.  Königl.  Museum  (nach 
der  Bezifferung  in  Gerhard's  Verzeichniis):  no.  649.  Pana- 
thenäischer  Festzug  211. —  no.  841.  Olympos,  Doppelflötner 
335.  —  no.  855.  Nike  und  Lines  323.  8.  Taf.  XXI,  1.2.— 
no.  869.  Eos  u.  Kephalos  323,  10.  Taf.  XXI,  3.  —  no.  902. 
Zeus   und   lo    19.  42.   —   no.  1004.  Tod   des  Patroklos  23*. 

—  no.  1007.  Ermordung  des  Aegisth  24*,  20.  —  no.  1013. 
Verfolgung  des  Kephalos  322,  0.  —  no.  1016.  Bruchstücke  der 
Hebe- Vase  (Vermählung  des  Herakles  und  der  Hebe)  373. 
Taf.  XXIV,  2.  —  no.  1025.  Achill  auf  Lenke  97  f.  Taf.  VH. 
/{.  Achill  und  Memnon  86*.  —  no.  1030.  .Schale  des  Sosias 
2*.  —  no.  1033.  Pegasos'  Geburt  17*.  —  no.  1643.  Kassan- 
dra 211.  —  no.  1Ö92.  Zeus  u.  Here  (Rückkehr  der  Kora)  0*. 

—  no.  1741.  1742.  Halin  und  Henne,  zwei  Schalen  desTleson 
191.  — no.  1749.  Kadmosvase  42. —  no.  1940. 1941.  Apollo  und 
Dionysos.  Thongefäfs  113.  Taf.  Vlll.  1  u.  2;  205.  —  Aus 
Gerhards  Trinkschalen  und  Gefäl'sen  (I)  erw  älint :  no.  1 750.  Gi- 
gantenkampf des  Aristophanes  u.  Erginos;  no.  1758.  Bacclii- 
sches  Opfer;  no.  1759.  Bacchischer  Tanz  von  Koinos  und 
Kissos ;  no.  1763.  Herakles  u.  Busiris;  no.  1766.  Urtheil  des 
Paris  undHelena's  Entführung  00*.  Neuerworbenes:  Erste 
Scene  der  Aristophanischen  Frösche  100*.  —  Messapische 
Inschrift  206*.  In  Panofka's  Besitz  :  .Sieger  der  Pannychis 
383*.  Desgl.  Gerhard's:  Ajax  u.  Kassandra.  R.  Theseus 
u.  Antiope  210  f.  XIII,  1  —  3.  ivor^sniAe:  Parisvase  322.  Leip- 
zig: Perseus  parodirt  308,  52.  München:  Medeavase  aus 
Canosa  33  (f.  Taf.  III.  —  Jasons  Hochzeit,  grofse  Vase  39*. 
2  47.  —  lo's  Fesselung  19,  8.  —  Ivampfliahn  rnd  Hase  von 
AVölfen  verfolgt  17*.  —  Dürstender  Hirsch  unter  .Silenen 
17*.  —  Argos  und  lo,  Kentauren  um  Arge  streitend;  He- 
rakles von  Kynosarges;  Triton  mit  Hähnen;  Demeter  im 
Tempel  18*.  —  Doppelköpliger  Kantharos  113.  Ebenda- 
selbst aus  Lucian  Bonapa  rte's  Vorräthen :  Sinkende 
Amazonen;  Apollo  und  Tityos ;  Herakles  den  Lines  schla- 
gend? 18*. —  Erichthonios'  Geburt ;  Ganymedes  im  Götter- 
kreis; Priamos  beiAcIiill;  Raub  der  Korone;  Apotheose  des 
Herakles;  Pieros  unter  den  neun  Musen  19*.  IVeiwnr: 
Ajax  und  Kassandra  209  f.  Taf.  XIII,  4.  5.  IVien:  Ajax 
und  Kassandra  (Lamberg)  213  f.  Taf.  XIII.  6.  7*). —  Helios 
Atabyrios  7  4*.    Taf.  XX,  1.  —  Parodie  des  Oknos  280,  3. 

Ungenannten  Ortes:  Parodirte  Antigene  (Gerhard 
Bildw.  LXXIII.  Ann.  d.  Inst.  XIX.  p.2l6pl.K)  333.— Aphro- 
dite und  Peitlio,  Morra  spielend  (Dubois-JMaisonneuve?  XVI, 
5)  247.  —  Jason  und  Medea's  Hochzeit  (Millingen  Peint.  VII) 
39*.  —  Kassandravase,  vormals  einen  Grafen  Albergotti  ge- 
hörig (Passeri  HI,  294)  215.    Taf.  XIV,  2. 

D.      EiNGEGKABNE    ZEICHNUNGEN,    meist    ill    ErZ. 

7{o)ii:  Im  Collegio  Romano:  Kircliersche  Cista73'.  75*. 
Ebendaselbst  bei  Dr.  Braun:  Flügelgestalten  in  eine  Mu- 
schel gegraben  100*.  Im  Kunsthandel:  Spiegel  worauf 
•Achill  und  Penthesilea  39*.  (Andre  Spiegel  0*.  9*.  12.  39* 
erwähnt   s.   London.) 

Piiris  :  Duc  de  L  u  y  n  e  s :  Spiegel  mit  geflügelten  Frauen 
(Grazien?)  332;  mit  Aiioll  und  Diana  332;  mit  Helena,  Pa- 
ris, Menelaos,  Klymene  332. 

Luniliin:  (brit.  Mus.)  Cista  mit  sepulcralen  Giafliti  186,8. 
Eos  und  Kephalos,  oder  Hyperion  331.  \  gl.  9.*  (Usil, 
Uprius).  —  Am|ihiaraos,  Ajax  u.  Lasa  331.  39'.  —  Ilektor 
und  Ajax  im  Zweikampf  39*.  332.  —  Sciiniückung  der  Ve- 
nus 12.  331.  vgl.  6*.  Bacchus,  Ariadne,  Semele  187.  — 
Zwei  Krieger  (Epn)  187.  —  Erymantliischer  Eber,  Eury- 
stheus  187. 

Jicriin  (Gerhard):  Eos  unil  Kephalos  322,  0. 


•)  Nach  einer  briefliciien  Bemerkung  des  Hrn.  ./.  Aiueth  sind  die  Inschriften  dieses  Gefiil'sbildes  eingeritzt. 


125^ 


126* 


B.     R  E  G  1  S  T  E  R. 


(Das  hier  Vermifste  ist  im  Denkiiuiler-Verzeiclinirs  naclizuselien). 


Jhgüsse  assyrischer  Sknliituren  (Lottin  de  Laval)  202.  — 
Ahrudhnnijit  (Dacien)  römische  Ber^Herksarlieiten  109'.  ■ — 
AIjsliutiiiiiniissiltc  2iSI  If.  —  Ahunilnntin  für  Fortuna  .')!.  — 
Ahurhis  (Apollo  A.)  308.  -  Achilles  auf  Le\ike.  Taf.  VII. 
07  11".  auf  Skyros   I.V.I.    42.  —  AdiiU's  Lustration  auf  Lesbos 

99.  —  Achilles  Verwunder  und  Heiler  des  Leonymos  101.  — 
Achilles  als  Apoliat  hei  Leichenspielen  201.  —  Achilles, 
Kromenos   iles  Patroklos,  unhartig   330.  —  Im  Pontus  vereint 

100.  —  Alller  auf  dem  Arm  des  Zeus  128.  —  Andeutung 
für  den  Geburtsort  des  Zeus  12.")  f.  —  Atllerlöpjhie  Gottiieit 
(assyrisch)   104.  —   Ailiubaie,  Königin  von  A.    Grabmal  70'. 

—  Adonis  und  Aphrodite  20'.  219.  31  i.  300.  —  Accelin  Es- 
siggöttin? 154.  —  Aeetes  als  Scliattenbild  39.  —  Aeijisth^s 
Ermordung  24*.  —  Aeituptische  Könige  (  XXII.  Dynastie) 
nach  Fremden  benannt  72'.  —  Acliii,  Bosporanische  Köni- 
gin Ol. —  Aenens  griechisch  bekleidet  227.  —  Derselbe,  CU- 
rimonialmeister  Roms  229,  23.  ■ —  Aepfehpicl  240,  1.  — 
Aequani  Faliscani  .")'.  —  Aelhiopis  in  Kunstwerken  wenig 
benutzt  99.  —  Aethrn  u.  iMedea  317.  —  Aetolus  als  Stamm- 
herr 99.  ■ —  Aninneiiinon's  Schatten  252.  254.  —  Ai/alhodä- 
mon  23'.  —  Derselbe  als  .Silensmaske  2  40.  —  Hyalhovg, 
hosporanischer  Name  02.  —  Aijhuiri>s  und  Ilerse?  189  — 
Aijonalicn  dem  Janus  heilig  (21.  Mai)  108.  —  Ai/urn  Min- 
derung und  Kern  der  Städtebildung  292.  —  Ajn.v  unsicht- 
barer Führer  der  Lokrer  101.  —  Derselbe  hartlos  220.  — 
Derselbe  mit  Keule  200.  —  Ajax  und  Kassandra,  Quellen 
und    Darstellungen    des   Mythos    210(1.   —    Aidos    2  45.    302. 

—  Ahndemie  zu  Berlin  11.  12.  —   Ahelos  S.  der  Malis   49*. 

—  Akrntjns,  Zeus  Atabyrios  308.  —  Al.tiiun  221.  300.  — 
Alnhitndn,  Romafeste  53.  —  Alabaster  von  Monte  Circeo  i*. 

—  <c).txTO>Q  7]iifnö(fiin'og  47.  —  Alesiaion,  Markt  293.  — 
Ale.rander's  Trium])hzug  im  Forum  Augusti  100*.  —  Ali- 
menldrccrunUmuj  39'.  —  Alihernus,  Apollo  Helios  von  Hie- 
rapolis  125.  —  Alhiiinos'  Gärten,  M.  von  .\pollonia  73*.  — 
Allion  (nicht  .Mon,  Aulon)  von  .Sophokles  verehrt  124.  — 
Alphiihet,  Zelt  der  Kinlülirung  in  Italien  39*.  —  Altnniura 
(Lnpatia),  Vasenfunde  99'.  —  Alllni/sleOen  auf  Vasen  5*. — 
Allntlischc  Seclistheiliing  im  Münzwesen  43.  —  Amazoneji 
auf  einem  Greif  190;  von  Aiihrodite  bedroht  221.  73'.  — 
Amnzujicuhihler  am  .Mausoleum  82'.  —  Dieselhen,  Bezug  auf 
Artemisdienst  82'.  —  Aiiinzniicn  u.  Centauren  314.  —  Amme, 
Verschleierung  36.  —  Amor  als  persönlicher  Genius  338. 
354. —  Amor  nnd  Psyche,  baccliische  357  11.  —  Amphiariios, 
.\jax  11.  Lasa  331.  —  Auiphilrijoirs  Heimkehr  303  f.  —  Am- 
phithcnler  in  Schluchten  gebaut  230.  —  Amphorenhenlel  mit 
Stempeln,  s.  Denkmäler- Verz.  Terra- Cotten.  —  luivma, 
Trunk  und  Geläls  dazu  352.  —  Aiichiscs  nnd  Aphrodite  1211'. 
Taf.  I.  —  /l«(()-()»u'(?n- Vasen  222.240.  Thon-Gruppe  3(11.  — 
Ajulroyi/nischc  Arteniis  in  Aricia  77.  —  Ancmodulion  des  Tlieo- 
dosius  104*.  —  Arilenor  u.  Tlieano  259.  —  Anteros  340.  — 
Antiijone  parodirt333f. —  .•l;)c/?c,f,  Darstellung  des  Kriegs  100'. 

—  Aphrodite  gelagert  218;  barchisch  300  f.;  A.  .Mori)lio  gefes- 
selt 04;  Papilla  SO.  8S ;  Thonligiiren  mit  Blumen  u.  a.  278; 
mit  .Scinvänen  3(10;  blunienreidi  300.  Vgl.  Ailonis,  Pan,  Li- 
bitina.  —  Apnlhm  als  Paian  heilend  unil  schlagend  119.  — 
KccSünDji  lind  Päon  120;  Abnrius  308. —  Derselhe  in  Thes- 
salien verehrt  85*;  in  Myndos  81;  Larissenos  85*.  —  Der- 
selbe mit  zusammengebundenem  Haar  84*;  mit  Mütze  [?] 
278,  1.  —  Derselhe  und  .4rtemis,  Lielitgottheiten  332.  — 
Derselbe  nnd  Dionysos  110.  —  Apollo7iiiis  für  Trözen  8i. 
— ■  Apollouios,  Bilillianer  7';  Elfenbeinarbeiter  in  Rom  7'; 
Stempelschneider  auf  Tarent   118  1'.  —  Apostelliilfel  110'.  — 


Apnlischer  Dialekt  10'.  —  Archäologische  Vereine  u.  Zeit- 
schriften 11.  200.  —  Archiiolugisches  Institut  zu  Rom  l'H. 
37' IT.  85' If.  97  (f.  384;  brittisches  100;  zu  Göttingen  384.— 
Archiioloifische  Gesellschaft  zu  Berlin  10*  if.  17'.  40* If.  57' If. 
71' if.  100*11'.  —  Ares  gegen  Herakles  351;  gegen  Athene 
351.  —  Arelhos,  Scholiast  239.  —  ylri/fios  Maced.  Sieg  über 
Galauros  00*.  —  Arijanthnnischcr  Berg:  Hylasruf  272.  — 
Argeiphonles  Hermes  17  Anm.  2.  —  Anjcstreit  parodirt  18*. 

—  Arijo,  von  Fichten  des  Pelion  gebaut  86'.  —  Argonauten 
des  Kydias  103';  iles  ^likon  371.  —  Arifos,  doppelköpiig  17. 
18.  188.  —  .-lr./ostödtung  17,  3.  —  Arimlnc  verhüllt?  299; 
der  Dresdner  Statue  ähnlich  299,  s.  Dionysos.  —  Aricia: 
Androgyne  Artemis  77.  —  Arioti,  Rofs  30.  —  Aristiios,  in 
Kalymna  179  f.  —  Aristes  oder  Aristenos,  Stempelschneider 
118.  —  Aristippos  Stemjielschneider  (Metapont)  118. —  Ari- 
slophanes''  Frösche  100*.  —  Arislophon's  Gemälde  127.  — 
Aristoxenos,  Stempelschneider  in  Metapont  118.  —  'Anna- 
ytov,    Gefäls  352.  —  Arsudii,  lykisclie  .Stadt  CinaaiifTg)  68*. 

—  Artemis  mit  Keule  als  Berggöttin  20  4;  androgynische  in 
Aricia  77. —  .^rfciii«  Brauronia  20  4 ;  Klaphebolos  70  f.;  Fai- 
pra.\ia88*;  Heineresia  99;  Korytliallia  301 ;  Lygodesmos  und 
Fascelis  77;  Munycliia  204;  Myndias  81 ;  Pergäa  80 ;  Tauro- 
polos  77.  Vgl.  Ilere.  —  .-IrfCHiis-Dienst  in  Halikarnafs  82*.  — 
Artemis  u.  Athene  205.  —  Asin,  Atliene,  370.  —  .Jsicns  Antheil 
an  griechischer  Kunst  2  ;  an  ägyptischer  Symbolik  1 1. —  As- 
hniiios,  Flufs,  beim  Hylas-Raulj,  üaxiui'8iv  270.  —  Aslde/ytos 
in  Aulon  verehrt  (Luftreinigung)  124.  —  Asholien  in  Athen, 
Theil  der  Dionysien  130.  —  Derselben  Verbindung  mit  dra- 
matischen Siiielen  130  f. —  ünxo)).! a^iiv,  hinken,  hüpfen  (von 
xiüi.or)  129  f.  —  Assyrischer  Cult  11.  55*.  —  Assi/rische  Re- 
liefs, Farbenspuren  52*.  —  ^-Ijssyri.sT/ic  Kunstübung  103;  Styl 
107.168.55*;  Kunstgeschichtliclies  57'.  ■ —  Assgrische  Funde 
193.  —  Astiirte  ein  Ei  halteml  (sardisch)  304.  —  Astcrion 
(Minotaur)  73'.  —  Astrape  u.  Bronte,  Heliosrosse,  Deutung 
307.  —  Atahgrios  Zeus  oder  Helios  305  11'.;  ein  k.  Teichine 
309.  —  Athen:  Cisternen  24,  Brunnen  25,  Wasserleitungen 
20  f.  29.  —  Athen:  Oholos,  Eintlieiluiig  in  'i /cdy.ov;  44.  — 
Athenische  Kunstschule  in  Rom  7'.  —  Athenische  Silberte- 
tradraclnnen  281.  —  Athene,  friedlich,  im  Gegensatz  zur 
bewaifneten  04;  doppelt  115.  207.  Vgl.  24*,  18;  mit  auf- 
geflochtenem Haar  67*;  mit  spitzem  Helm  265;  hält  einen 
Oelljanm  23'  f.  —  '--iOiirijs  t!>))i[os,  Lossprechung'  282.  — 
Athene,  Erbauerin  der  Argo  80';  .\sia  in  Las  370;  Ergane 
in  Melos  47.  Desgl.  auf  M'idder  47.  381;  unbehelmt  228; 
in  übermenschlicher  Grölse  211,  74;  Flötenbläserin  beim 
Waü'entanz  102*;  Kallimor])lios?  03.  CO';  Lemnia  ebd.; 
Mnemon  255;  Narkäa276;  Skiras  78;  Ohermaclit  über  Erd- 
gottheiten 332;  Athene  und  Artemis  205;  mit  Diosknren  102'. 
Vgl.  auch  ijvxofio;,  Palladion,  Parthenos,  Peplos.  —  Atlan- 
tis mit  AVasser  versorgt  31,  27.  —  Atrium  sutorium  auf 
der  Velia  109.  —  Atlriliute  vermil'st  115.  —  -■Kfi«-«,  Palast- 
gründer in  Nimrud  380.  —  Auli-nu  tiii,  assyrische  Gottheit 
71*.  —  Augen,  Symbol  des  Helios  309;  böser  Blick?  309; 
mystischer  Geräthsrhmuck  312.  —  Auguslus,  Sieg  über  .Si- 
cilien  50.  —   .lihd'ov  iti/oi,  .Stadt  am  scliwarzen  >leer  16. 

—  (wj.tq  72*.  —  Aulis,  .\ulokrena,  AVindstadt  122.  —  Aulis, 
^londgottheit,  mannweildich  77.  —  Aulon,  Stadt,  Gebirg, 
Heros  von  Kaulonia   124;  friedlicher  Dämon  von  Aulis?  72*. 

—  Attlonia,  Windstadt  122.  —  Aulonia  122.  —  Antonios  ne- 
ben A^klepios  verehrt  124.  —  Anraria  in  Dacien  110'.  — 
Aurelia  Via  3'.  —  Aurelia,  Beiname  von  Städten  318.  . — 
Ausgrabungen  1.   193.  201.    Vgl.  Altamura,  Kalymna,  Rotten- 


127' 


128* 


biir"    Trier.  —  Aulomnlcn ,  aloxamlrinische  Eründung   104. 

Autoiioe'?   302.    —   Anxcsia  imil   Damia    1  iO.    —    J.rt   in 

Ureizack  endend  12j. 

Jiaal,  Mensclienopfer  vor  dessen  Tempel  365.  —  Bac- 
chische  Genien  356.  —  Bacchus  weibiscli  359.  —  Bncchus 
in  Sänlent'orm  l'.l'.  —  Biirin,  Bez.ug  auf  Artemis  264.  — 
i;äy./<ji  80.  —  BtxU  des  ZciisLindes  80.  —  ßulXtiv  tödten 
78.  —  Bandförmige  Einfassungen  der  Augenbraunen,  etrus- 
kiscli  98.  —  Barbaren  von  .Alikon  grofser  als  die  Hellenen 
■Gebildet   373.   —    Barbarisiuen   spatgrieclüscher   Inschriften 

liO.  Barbaras,  Pferdenamen  376.  —  BaryijUa  von  Bargy- 

los  benannt  82;  heilst  auch  lii'.riyvhi,  (r«)  83.  —  Bartlo- 
siiiheit  späteren  Kunstgebrauchs  226.  —  jiciaO.u'ct:  ö  (n\  i(j» 
,i((ö//..   Beamtenwürde  62.  —   Basiliken  nacli  vorn  oifen  102*. 

Basis,  eine  für  melirere  .Statuen  291.  —  A'hssk/hs  (Pomp.) 

Komödiendichter  3*.  —  Ballus-Grah  auf  dem  Markt  von 
Kvrene  295.  —  Baum]iflanzunijen  auf  griechischen  Hlärkten 
2(15.  Bauuerle,  neu  entdeckte  19'i.  —  Bawian,  Felsre- 
liefs 199.  —  Behislun,  Felsreliefs  199.  —  Bemnluny  von 
Sarkophagreliefs  88*.  —  Beryuerle,  römische  109*.  —  Ber- 
lat  in  Dacien,  jAliinzfunde  111'.   —   Bias"  Wahlsprucli   110*. 

Bienen  aus  der  Zeusgrotte  geraubt?  09'.  —   Btldnifsstn- 

tucn  auf  Gräbern  291;  Todtenopfer  daselbst  292.  —  Binilen 
zum  Schutz  der  Gelenke  311.  —  Binden  an  den  Füisen, 
tlirakische  Tracht  39*.  —  Bisciliam  für  Sterbliche  51.  — 
Blnnndos,  Heros  88.  —  Boih,  lasciv  80 ;  Bocksadern  weis- 
sat'end  305.  —  Boinbiilios  352.  —  Buna  Dea  in  Deutsch- 
land? 72*.  —  Borcadensclierz  208,  5  4.  —  Boreas,  Gesund- 
heitso^eber  123.  —  Boreas  und  IJoreaden,   schultergeflügelt 

l'jlj. Bosporus,  in  Kunstdarstellungen    105*  f.   —    Brasiä: 

Achillesdienst  101.  —  Breuher,  V'll.  Cohorte  in  Cypern  91*. 

Brief  im  Orestesmythos  251;  im  Haus  des  M.  Lucretins 

■27*^  Broule,  Kofs  des  Helios  307.  —  Bronton  Zeus  107*. 

Brustbilder   von  Göttern  auf  Vasen  220;    der  Kora  279, 

22-  von  Verstorbenen  auf  griecli.  Gräbern  291.  —  Budrun, 
das  alte  Zepliyrion  178.  s.  Denkmälerverz.  Sculpturen.  — 
Bura,  Herakles-Orakel  138.  —  Burinnaquell ,  Bauliches  22. 
—  Bijzanz  als  Wittwe  105'. 

Ciirc  (Cervetri),  Deckengemälde  4*;  Vasenfunde  151; 
Entdeckungen  Campana's  92'.  —  CaniHe:  Form  28.  —  Cam- 
nana   in  Rom   20*.  —   Candidus,  Feldherr  Septim.    Sever's 

IJ2*.  Capua,  Vasen  205.  —  Carlsburi)  (Apulum',  römische 

Inschr.  111'.  —  Carrhae :  Lunnsdienst  318.  —  Ca sal  Cieni\i 
auf  Malta,  Tempeltrümmer  388  f.  —  Casirum  velus  in  Etru- 
J\^.„  3*.  _  Celli,  Cileia.  Inschriften  8*.  —  Celsus ,  T.  Jul. 
Candidus  Marius,  Consulat.  2'.  —  Cenluuren,  Diener  des 
Eros  355  f.  —  Cenlauren  und  Amazonen  314.  —  Cenlorbi, 
Terracotten  153;  Styl  297  f.  —  Cerveiri,  s.  Cäre.  —  Chal- 
hus,  attische  :Münzen  43.  46.  —  CbamS  Trümmer,  soge- 
nannte Tempeltrümmer  auf  .Malta  3(i7.  —  Cham,  Name  für 
Moloch  367.  —  Cliaridentos,  Hermes  335.  —  Chariten  und 
Aphrodite  240.  —  Charilon,  bosporanischer  Name  02.  — 
Charnwphron,  Hermes  335.  —  Chimiira ,  ein  Vulkan  91.  — 
Chinesistlie  Gefäfse  aus  ägyptischen  Gräbern  100*.  —  Choen, 
athenische  135.  —  Chor  durch  Einzelügur  ersetzt  252.  — 
yontia  xc.'i  uuvoa,  yoniiu  y.u'i  Titiid'iii,  korybantische  Tänze 
79."  —  Chnros,  Markt  in  Sparta  293.  —  xnvaüvHivu,  Kora- 
spiele  in  Sardes  49*.  —  Chri/svhild  155,  8.  —  Circeo  (Monte), 
Alabaster  4*. —  Circensisilie  Knaben,  reitend  310;  Statue  54. 

Cistcrnenhau  23  f. —   Coelus  in  Kunstclarstellungen   95. — 

Collcijien  der  juvenes,  Inschr.  6'.  —    Concurdin  auf  Münzen 

51.  Consilii  senlenlia  237.  83'.  —  Cuusularinschrifl  a.  67 

a.  Chr.  10'.  —  Corpus  insrr.  latin.  12.  —  Croi.r  ansee  11. 
331;  mäanderähnlich  305.  —  Cupido  inferus  341,  13.  — 
Curia  Saliorum  vor  dem  Titusbogen  109.  —  Ci/bele ,  önfC« 
;j;j4.  —  Cijpern,  Komisches  Castell  91*.  —  Cijrene:  Markt 
mit  Garten,  Battosgrab  295  f. 

Itacien,  Goldreichthum  109*;  Münzfunde  109  ff.'  —  Dii- 
dalos  387.  —  Diiminien,  nach  Schlauch  und  Gefäfsen  be- 
nannt 114.  —  IHimonen,  zwerghafte  139.  —  äiäuiov  anov- 
lUaiov  (JiovTuiUör'?)  383.  —  Vamasler,  Räuber  12*.  —  Dn- 
maslium,  Silberbergwerke,  ^lünzen  12*.  —  Damia  u.  Auxesia 
neben  Apollo   140;  bei  Hippolyt?   139.  —  /Jdsici-,  Familien- 


grab in  Canosa  10'.  —  Dejnnirn  und  Tydeus  223.  —  De- 
cretum  .Senatus  bei  Plinius  83.  —  Dclos ,  Cisternen  23; 
Teich  24.  —  Delphi,  Kastalischer  Quell,  überbaut  21,  3.  — 
Demelcr  [und  Korajidole,  die  Hand  an  der  Brust  u.  a.  m. 
279;  sitzende  Kurotrophos  279;  Demeter  u.  Kora  mit  Hunds- 
gespann 298.  —  Ot'mcffr-Tempel  in  Bura  138.  —  Dcmetrins, 
Wasserkanal  31.  —  Deniohratischer  Eintluls  auf  Marktanla- 
gen 294.  —  Demophon,  Einbringer  des  Palladiums  nach 
Athen  262.  —  ^IfviSoi'nji,  30.  —  Despöna,  s.  Kora.  —  Dia- 
llebe's  Lager  im  Junotempel  zu  Rom  192.  —  Dialoge  in  Va- 
senbildern 351.  —  Diana,  s.  Artemis.  —  Diomedes-\ögel 
104.  —  Diomjsos  als  Prototyp  seiner  Mythen,  Semele  und 
drei  Hören  [?],  im  Brustbild  220;  D.  u.  Ariadne  als  Fest- 
bescliauer  134;  Umarmung  mit  Libera  299;  Melpomenos  117; 
Pseudanor  00' ;  Psilax  355 ;  tliebanische  Verbindung  mit 
Herakles  304;  D.  oder  Aristäos  279.  —  Diuni/sso-Apollo  11311. 
116,  10.  Taf.  VIII,  1.  2.  —  Dionijsodolos  Apollo  117.  — 
Diosl.uren :  kosmische  Gottheiten  1*;  beim  Argozug  369  If.; 
knabenhaft  bei  Athene  102'.  —  Disney,  Antikensammler  157  f. 
—  Dudona:  Zivi  rcifog.  Niicc,  Zeusfeste  303. —  Dodonischer 
Zeus  als  Regengott  303.  —  Domjonen ,  spanischer  Volks- 
stamm, für  Longonen  91*.  —  Doppelbildung :  Taube  u.  Hunds- 
kopf 284;   Maske  und  Kalbskoi)f  299;   Maske    und  Pantlier- 


kopf  299.  —  Doppeldionijsos  ' 


Doppelgottheit  und  Dop- 


pelkopfe   verschiedenen    Begriffs    und    Gesclilechts    115. 
Dorisches  Kaiiitell  in  Aegypten  382.  —  fljoc/iHioizeichen  43. 

—  Dreifiifse  auf  Vasen  abgrenzend  42.  —  Dreifufs  als  Gie- 
belaufsatz 92";  als  Dionysosgrab  16.  —  Dreifufsraub  paro- 
dirt  17'.  —  Dreischenlcel,  Symbol  .Siciliens  56.  —  Dreizahl 
der  Nymplien  386.  —  d'ot'nici'or,  Gestalt  137. 

Eberjagd,  pliliusische  23.  —  Uberziihne  aus  griechischem 
Grab  8.  —  i'iäv)).ov  der  V'/'i/  gleichgesetzt  343.  —  Ei,  sym- 
bolisch 364,  25.  —  Eierstdbe,  assyrisch  382.  —  Eiförmige 
Räume  phönicischer  Tempel  363  f.  —  Einhorn,  spät-orien- 
taliscli  86.  —  Einhornshdmpfe ,  assyrisch  163.  164.  —  Ein- 
weihung, Tanz  dabei  79.  —  E'id^toi,  juvenes  6*.  —  Eliechei- 
ria,  Waffenstillstand,  bildlich  71*.  —  Elaphebolos,  s.  Artemis 
70  f.  • —  Eleulherios,  Zeus  in  Platää  128.  —  Elfenbeinsta- 
tuen  7*.  —  Elfenbeinpliiltchen,  assyrisclie  381.  —  Elis,  Markt 
im  alten  Styl  Viü.  —  'Ei.Uiviov  {.ho^)  auf  M.  v.  Syrakus  128.— 
'£///ifO'ü/rp((rfi,  Hades  335.  —  Emesa,  hydraulischer  Bau  104'. 

—  Enten  als  assyrisclie  Gewichte  482.  —  irHooiintiog,  liocli- 
zeitlicher  6'.  —  Engo  (Bellona)  auf  iMünzen  160*.  —  Eos  zu 
Wagen  219,  5;  Eos  den  Keplialos  entfülirend  321.  —  Itog, 
Nymplienname  248. —  'Znaxoti;,  Phyle  und  später  Demos  90'. 

—  hpeios  Wasserträger  286,  4.  —  Epheben ,  p'estbezug  in 
Gefälsbililern  76.  —  Epigonen:  .Statuen  7'i'. —  Epizcphgrion 
stürniiscli  122,  14.  —  Eni:  Teische  Stadt  93,  138.  —  'l^n- 
j'((i)t('i,  Phyle  von  Athen  90*.  —  Erganc,  s.  Athene.  —  Er- 
yolimos,  Aasenmaler  335,  s.  Eucheir.  —  Erinnys,  Demeter 
30'.  —  Erion,  arkadisch,  für  Arion  30*  —  firosljilder 
301  ;  Eros  auf  Schwan  301.  344;  desgl.  musicirend  279,  12; 
zu  Kols  301;  flügellos  mit  Hund  278,  1(1;  auf  Löwen  301; 
auf  Bock  (,,llimeros")  301;  einen  Jüngling  verfolgend  324  ; 
auf  eine  Taube  zielend  219,  7;  schlafender  301;  Erotenla- 
ger 278,  9;  Phthonos  genannt  224;  iloi)pelter  339,  7;  Eros, 
Pandemos  und  Uranios  340;  Eros  und  Anteros  340.  345; 
Eros  n.  Psyche,  Mythos  337  if.  Taf.  WII.  Tliongru|)peV 
301;  Cupido  inferorum  3411'.;  Todtengenius  340;  bacchisch 
355;  drei  Eroten  (,, einer  wie  l'^piur")  11(1.  -  Esel,  Was- 
ser tragend  286. —  Eselsohren  des  Midas  136. —  Elruslische 
Zahhv(irter  375;  Kunst  niimetisch  385  ;  Aasen  mit  römisclien 
Inschriften  155.  —  Euamerion,  Knabe  auf  Hund  oder  Hahn? 
301.   —  Euiheir  des  Ergotimos  Solin,   \asenbildner   156,  10. 

—  Eukleia,  Artemis,  böotisch  293.  —  ijezoi/o,-  Athene  ohne 
Helm  67*.  -  Eule  mit  Zweig,  panatlienäisch  217.  —  Eupa- 
linos,  Wasserbaumeister  in  Samos  30.  —  Eupra.ria,  Artemis 
88*.  —  Euripidcs:  Sieger  im  Wettringen  316;  einsam  in 
Salamis  310.  315  ff.  374.  Taf.  WIV,  3;  Behandlung  der 
Orestessage  250  f.  Vgl.  (-Ifoinrcd.  —  Kurgplolemos  S.  des 
Peisianax  175  f.  —  Eugnk:  Felsreliefs  199.  —  tiüv  heilst 
heilig  6i. 

Eabius  (C.)  Marci  Fil.  126.  —  Eahrihstempel  auf  Aasen 


129* 


130' 


II.  —  Fnhrikziffcrn  auf  Vasen  2'i8.  —  l-'ahncn  an  iSaiilcn 
'.'.')',  2;i.  —  Fnliscus  ager  ä*.  —  Farheiispuren  in  assyr.  Re- 
liefs j'i'.  —  Fellbedeckung  des  Hermes  111.  —  l'ciseniiinäle 
zur  Wasserleitung  20.  —  Fclseiulunltstiih  'id.  —  Fcisrelicfs, 
assyrisclie  l'J'J.  —  Fenster,  viereckte  auf  Vasen  231,  27.  — 
F'erkclopfcr  (für  Knabenopfer)  der  Artemis  ÜÜI.  —  Feritcr- 
hild,  persisclie  Göttertrias  55*.  —  Fesievniiitii  5'.  —  Fesseln 
der  Aplirodite.  Morplio  Oi.  —  /•'(?ns(ci7(oeA(i(n(/.<;-[irogramnie 
52.  —  Fichten  des  Pelion  (Argobaii)  80'.  —  Fisotl  Grediste 
in  Siebenbürgen  111*.  —  Flamme  auf  Frauenliaupt  4*.  — 
Flötenspieler  verschiedener  Gröfse  311.  —  Flülensjiiel, 
Wettkampf  22 i,   2ü.  —  Flii,iel  für  Tyclie   selten    282,    0.  — 

—  Fluiieljiniiilinii,  asiatisclier  zu  Pferd  IS'.I.  —  Flügelfrnn 
einen  kitliariiden  strafend  32i;  die  Knie  umscblingend  223; 
ihrer  drei.  Grazien?  332.  —  Flüiiellusnjleit  der  iSeophyten 
3,')0.  —  Flusse  geluirnt  270.  —  Funtejn,  Familiengrab  j*. — 
Formusn  Minerva  60*.  —  Fortuna  als  Stadtgottheit  34.  Taf. 
IV;  Kapitolinisclie,  neben  Jujiiter  und  Pallas  53.  —  Ftir- 
tuna  Balnearum  in  Rom  30*.  —  Forfunnspiele  33.  —  Frei- 
^t7nsst'Hf»ikataloge,  Inschr.  205.  —  Frcntnner  Dialect  3'J*.  — 
Friedlünder,  ./.  ,  Münzerwerbe  41*.  117.  —  Frnnto  (Sext. 
Octav.)  Consulat.  2*.  —  Frühlinijsnachtyleiclie  als  Artemis- 
fest 77.  —  Friiuitus  378.  —  Fuchs,  symbolisch  283.  —  FüU- 
hurn  für  Tyche  282;  Agathodämon  2)0  und  Plutos  2*.  — 

Gans  bacchisch  220.  —  GnnijmedaUupf  auf  Vasen  245. 
2'J8.  —  Gani/medes  oder  Eros  278,  11;  und  Eros?  301.  — 
Gaukler  auf  Vasenbildern  280.  —  Garijiulo ,  Terracotten- 
sammlung  204  f.  —  Favloi,  Schöpfeimer  23.  —  Htvöo;  statt 
Gaulos  (Gozo)  343  f.  —  Gaza:  liydraulisclier  Bau  104*.  — 
Gebäude  auf  Vasenbiblern  33;  als  Nebenwerk  kleinen  Mafs- 
stabs  54.  —  Geijensliicke,  ihrer  zwei  auch  in  Gemmenbildern 
302.  —  Geifselunij  hei  Heilungen  und  Sühnungen  120.  — 
Gelb,  Farbe  des  Orkus  253.  —  Gemelliana,  Ala  'Jl*.  — 
Gfiii;iic'Hbilder,  reich  für  den  Psychemythos  342.  —  Genien, 
baccliisclie  350.  —  Genius,  persönlicher  in  Doppelgestalt  341  f. 

—  r^nn'Oi,  i'ni'og,  Biene  120.  —  riocii  oder  "Eniti'?  1)3.  — 
Geres  auf  Teos  93.  —  Gerichtsbarkeit  der  Wasserleitungen 
29.  —  Germanici  tropaea  in  tribunali  2*.  —  Geschichtliches 
auf  V'asen  100.  —  Gesichtsziii/e,  feste  Charakteristik  erst 
spät  115.  —  Getreidemafs  bei  Fortuna  54.  —  Gt-uniidlage 
flügelähnlicli  83.  —  Ghertinn,  Castro  bei  Gallatz  111*.  — 
Ghikn,  Fürst,  Münzsanimler  111*.  —  Giijtinti  (Torre  de')  auf 
Malta  340  f.  —  Glauke's  Tod  223.  —  Olitukijles,  Vasenmaler 
37*.  —  Gnitthia,  Gräberfunde  201.  —  Götter  in  Gegenwart 
ihrer  Götterbilder  225.  —  Gölterbilder  auf  Säulen  213.;  an 
der  Handlung  theilnelmiendj  im  archaischen  Vasenstyl  212; 
von   Göttern   getragen   120.  225;   als  Nebenwerk  klein  139. 

—  Göllerdienst  aus  Naturanlässen  307;  anregend  zum  Stra- 
fsenbau  72*.  —  Göttertrias,  samothrakisclie  219,  0.  — 
Götteroersnmmluntjen  zuscliauend,  auf  Vasen  41.  —  Guzo, 
phönizische  Trümmer  3  40  f.  —  Grab  auf  dem  Marktplatz 
295.  —  Grabdenkmal  auf  \  äsen  120,  11.  —  Grabcsahschied 
190,   12.   —  Grnbesbeziii/e,    älteren  Gefäfsbildern  fremd  324. 

—  Grabmäler  in  Nachbildung  des  Mausoleums  183.  Vgl. 
Heroon.  —  Grabsteine ,  punische  328.  —  Graoiscae,  Hafen 
von  Tarquinii  3*.  —  Grazien,  s.  Chariten.  —  Greife  am  Mi- 
dasthron  133.  —  Griechisches  im  Gegensatz:  zu  römischen 
Wasserbauten  23  f.;  zu  Etrurien  und  dem  Orient  (Kunst) 
385;  zu  assyrischen  Vorbildern  (Bauliches)  385.  —  Griffel 
in  Frauenhand  (Anipliitrite)  2*. 

Haar,  jungfräulich  geordnet  219,  8;  entblöfst,  Zeichen 
der  Jugend  215;  in  assyrischen  Kunstwerken  108;  der 
Athene,  gepriesen  07*.  —  Hades  oder  Noctnrnus  90.  —  lla- 
drian's  Wasserbauten  in  Griechenland  20,  29.  —  lladrianus 
(M.  Fabius)  120.  —  Hähne,  Verbindung  mit  Triton  18*;  im 
Naos  des  Herakles  191.  —  Hahn,  Bedeutung  191;  und 
Henne,  nuptial  191;  als  Knabenspiel  278,  11. —  Hnlb^iijuren 
auf  Lectisternicn  51.  —  Halikarnnss,  Lage  und  Ortskunde 
179  11'.  81';  Aniazonenreliefs,  Herkunft  2.  9.  109  11'.  178  if.; 
Artemisdienst  82*.  86.  —  Hallen  am  Markt  294.  —  Hamilla 
bildlich?  200,  17.  —  Hand  an  der  Brust,  cerealisch  279, 
13.  —  //n);)m/u.'i-Denkmal  207.  —  Harpiiie  auf  M.  149.  — 
Harpaiiavil  Plaut.  Psuudol.  IV,  2:  352.  —  Harpe  des  Lityer- 
Arcli.  Z.  Beil.  8. 


ses  130  f.  —  Harpijien  auf  Alünzen  1  i9,  und  sonst  324.  — 
Hase,  t'.vijoi,  Aurora  219;  bacchisch  108*,  0.  —  //t'ion,  Bac- 
chus 0*.  —  Heilijutthciteu  häuüg  in  Dacien  89*.  —  Heil- 
ni/niphen,  drei  in  Elis  385.  —  llektnr,  Paris,  Helena  260, 
18  [Vgl.  Bull.  1830  p.  110|.  —  Helena,  Paris  und  Mene- 
laos  332.  —  Helena  mit  Löwen?  302.  —  Helena's  Freier 
36*  If.     Vgl.  Oilysseus,  Paris.  —   Helenas,    priesterlich   260. 

—  Heliiis  für  Zeus  Atabyrios  308;  Schwurgott  308.  —  He 
Ulis,  Allseher,  mit  Augen  geschmückt  309.  —  Hellas,  Stadt, 
Lage  1  47.  —  Hellanius  (Zeus  H.)  128.  —  Hellenische  Nützlich- 
keit 32.  —  llellen's  Grabmal  in  Melitäa  147.  —  Helm,  koni- 
scher, unteritalisch  214.  227.  2()5.  Spitzer  Hut  des  Aeneas 
232.    —   Henicra  und  Nyx?   189.  —    Hemeresia,  Arteuiis    99. 

—  'llvtoyrjg  Eros  als  Seelenlenker  359.  —  Hennen  im  Tem- 
pel der  Hebe  191.  —  //c/j/ki/s/os,  Naturdienst  307;  Gott  von 
Damastium  12*;  H.  und  Hermes  220.  —  Hera  iler  Artemis 
feind  78.  —  Heraklidenh'M  99*.  —  //crntempel  auf  Malta 
308.  —  Herakleia  in  Elis  vom  kranken  Herakles  benannt 
380;  Nympliendienst  ebd.  385.  —  Herakleides,  Athenischer 
Münzbeamter  281.  —  Herakliden  über  Eurystheus  sieghaft 
281.  —  Herakles  Alexikakos  auf  Malta  308;  Kallinikos  220; 
Heilgott  in  Hyettos  192;  Hirschbesieger ;  Vereinigung  von 
Sonnen-  und  Mondenlauf  77;  krank  auf  dem  Zuge  gegen 
Augias  385  f.;  Tempel  auf  Malta,  Ort  308;  -Tisch  im  röni. 
Junotempel  192;  Verbindung  mit  Dionysos  304. —  Herakles- 
bäder  380.  —  Herbariariim  praepositus  377.  —  Herkijna'f  schla- 
fend 220,  12.  —  Hermaphrodit ,  Thonügur  300.  —  Herme 
neben  Pan  139;  des  jug.  Dionysos  219,  3;  unbärtige  vor 
einem  Faun  299;  in  rler  Unterwelt  224;  weibliche  mit  Mo- 
dius  (Chryse?)  302;  Charidemos  335;  Kriophoros  48;  No- 
mios  19.  —  Hermen  die  Palästra  bezeichnend  315.  —  Her- 
mes, ilo[ipelt  115;  dem  Wagen  des  Herakles  voraneilenil 
109;  mit  llerse  und  Aglauros?  184.  —  Heroendienst  der  Ver- 
storbenen auf  d.  gr.  Inseln  291.  —  Hierapolis  t'iTiö  rov  tigü 
TToD.ü  f/jii'  123.  —  Hieroißijphen ,  .Secchi''s  System  1*.  — 
Himera,  warme  Bäder  seit  Herakles  390.  —  Himeros,  Quell- 
hüter? 189,  5.  —  Himeros  auf  Bock  301.  —  Hijipoilamos, 
griech.  Städtebau  290.  —  Hippokrates ,  Stempelschiieider 
119.  —  Hippohjtns,  orphiscli  09;  in  den  Phädrareliefs  75; 
auf  M.  von  Trözen  139.  —  Hippulytassaije  0311'.  —  Hippotes 
in  Korinth  86.  —  Hirsch  bei  Syin])osien  18*.  —  Hirschge- 
ireihe  aus  griechischem  Grab  8.  —  Hischylos,  Töpfer  153. — 
Hispanien  von  Dionysos  und  Pan  besiegt  112.  —  Hörner 
an  Flufsgöttern  270;  gehörnter  Marsyas?  320.  —  Höni,  Le- 
bensbaum, persisch  50*.  —  Homereon,  Monat  90*.  —  Ho- 
mersopfer und  Homerskult  auf  los  90*. —  Hören  [?]  und  Dio- 
nysos 220.  —  Hnru  <lcr  lo  19.  —  Horkios  Zeus  308.  — 
Hunde  als  cerealischer  Vorspann  298.  —  Hut,  s.  Helm.  — 
Hydraulische  Bauten  109*.  —  Hijdria,  Loosgefäfs  282  f.; 
nuptial  189;  als  Sitz  247;  Sitz  eines  Fauns  299.  —  Hi/dro- 
phoren,  männliclie  in  Kartliäa  280;  sepulcral  190,  12.  — 
Hydrostatisches  bei  den  Griechen  32  1'.^  Hyettos:  Herakles 
als  Heilgott  192.  —  Hyyiein ,  Athene  H.  47;  nymphenge- 
staltig,  48;  in  Verbindung  mit  Athene  Ergane  48.  —  Hylns 
in  ein  Echo  verwandelt  271.  —  Hylasruf  und  Hylasfest  in 
Kios  272.  —  Hymeltus,  quellenrcich,  AVassergänge  nach 
Athen  27.  —  Hypäthrale  Räume  in  phönizischen  Temjieln 
349.  —  "Yjiaiünov  der  Agora  293.  —  Hyperides,  unedirte 
Rede  71*.   —   Hypnns?  301.  • —  //;/j)Si/j);//e  opfernd  223.  302. 

lacchos  und  Kora  219,  .■>;  bei  Zeus  [?]  218.;  erwach- 
sen bei  Demeter  224.  —  lason  172;  Drachenkampf  187,19. 
Vgl.  180,  10.  —  lasos,  Stadt  in  Lakonien  277.  —  Jahrcs- 
bezeichnuny  nach  Priestern  Ol.  —  ,,/«»»,<  Consivius"  20i. — 
J(f;)fi»i)s(7u'  Aluschel  aus  Etrurien  100*.  —  Jayden  zu  Wagvn, 
orientalisch  Hn<l  etruskiscli  53.  —  '//.'n«,  Fischteller  248.  — 
Idole,  phönizische  360.  —  Jerusalem,  Topographisches  207; 
grofse  Moschee,  .\lter  39*. —  •',''(!<!>  und  tiQyjnciutrog,  ionisch 
57.  —  Ikarios,  Ertimler  der  Askolien  130.  —  Ikaros,  ähn- 
lich dem  Eros  288.  —  Hias  und  Odyssee  293  f.  —  Inschrift- 
kunde,  s.  Kpigraphik,  Barbarismen.  —  Inschrift  Sammlungen 
römisclie  12,  41.  —  lo  als  Kuh  19.  —  lo-Maske  (Kora?) 
98*  f.  102'.  —  lokastos,  Sohn  des  Aiolos  303.  —  Ionische 
Agora,    selbständige  Bauanlage   295.   —   Ionisches  Kapitell, 

III 


131^ 


132* 


asiatischer  Abkunft  74' ;  in  assyrischen  Bildwerken  382.  — 
'lojvlih;,  Heilnymphen  in  Klis  385.  —  los:  Homersgrab,  Ho- 
mersoiifer  und  .Alonat  Honiereon  90*.  333. —  Iftit ige nin,  Kas- 
sandra,  ^lanto?  74'.  Ipli.  in  Tauris  SjOlf.  —  Jsthtnos:  Va- 
sen 9.  —  Isndihe,  Schwester  des  Peisianax  170.  —  Juno  und 
>Iiner>a  sitzend,  Juppiter  gelagert  51. fiippitcr  Axnr  308. 

—  Juppitcrtempel,  kapitolinischer  4' ;   dessen  Tempelbild  7*. 
KnidiioÄ-Wasser  zu  Tlieben  30.  —  Kiifi'r,  doppelsinnig  43  f. 

—  Knsiclien  und  Becken,  hochzeitlich  35.  —  hnjomnrls  165, 
16.  —  Kdlnllios  am  Palladion  215.  —  Kiillimorphos  G5  li. — 
Knlnis,  .Segel  und  Boreade  288.  —  KnUirrlioi\  Bauliclies  24; 
geheiligt  26.  —  Knllimorphos  Athene  63.  60".  —  Kallistc' 
63.  —  Kalos  für  Talos  387.  —  hiili/iiniii,  Apollodienst  85; 
Honig  280;  Tlionüguren  71*.  280  11'.  —  Kannniiilisches  in 
Nordafrika  329.  —  Knnlhiiros ,  Schilf  u.  Gefal's  113;  Heros 
114.  —  Knpilol,  kiinstlicli  anfgehöht  4*.  —  Karisrhe  Namen 
auf  Artemis  Hekate   bezüglich    320;    desgl.   auf  Winde    320. 

—  Karlhnijo,  Grabmäler  und  Begrübnilsweise  327;  Hafen 
mit  Säulen  330.  —  Knssnmlra  mädchenhaft  211.  —  Knslor, 
Kründer  des  WalFentanzes    102'.  —    Kidluoit]; ,    Apollo    120. 

—  Kniilos,  Amazonensolm  123.  —  Knuloniii  120  If. —  Kf'ctov 
(Particip)  ,, gesenkt"?  351.  —  Kekrops  im  Parthenonsgiebel 
382.  —  Keiilnuren  geflügelt  85*.  —  Kcos  (Julis),  Cisternen 
23.  —  Kcphfilos,  Jäger  und  Kitharöd  321.  —  Kcpliissns,  Was- 
serleitung 29.  —  Keriiiilos,  lydisclies  Instrument  238.  —  ivir 
ein  Kind  entführend  324.  —  Kuren,  bildlich  2i8,  6.  324. — 
Kesniidnt  für  Kassandra  214.  —  Keule  als  Kriegswalle  260, 
12;  weniger  Heroen  203;  des  Pan  264;  des  Ajax?  200;  bei 
Franen264.^  KhorsnOiKl  102.  —  Kiuf'oio;  Bogenschütz  19. — 
Kiiiion  und  Peisianax  176.  —  Kiinler  eingeweiht  79.  —  Kios, 
Hylasfest  272.  —  Kirrlin ,  Canal  30.  —  Kilhnröd  und  Flü- 
gelfrau  321  IT.  —  Kleitos?  322,  0.  —  Kloiikeiibnu  (Agrigent) 
31.  —  K).ooccTOg  190,  13.  —  Khjläiitneslrii's  und  Agamem- 
jioh's  Schatten  252.  254.  —  Knabe  mit  dem  Vogel  207;  mit 
Tafel  255;  Knabenliguren  auf  Ferkel,  Ziege,  Hirschkuh, 
Löwe  u.  a.  m.  301.  —  Knabenopfer  für  Artemis  301.  — 
Koii.ia  (venter)  32.  —  Kolchoi,  Athene  Asia  370.  —  Komnni- 
sche  Göttin  mit  Keule  204.  —  Komödienscenen  auf  Vasen 
106'.  S.Parodie.  —  Kopaisehcr  See,  Wasserleitungen  26. — 
Kopf  als  Götteridol  332,  5.  —  Kopfaufpntz,  korbähnlich, 
assyrisch  166.  —  Kora,  Hauptgöttin  von  Sardes  49'.  Vgl. 
Despöna. —  Korn  als  Mondgöttin  gehörnt  102";  mit  Hirsch- 
kalb (Despöna)  298.  —  Koqki  (xuouiu)  240.  —  Korb  auf 
Stierhaupt,  assyrisch  166.  —  Korinlli,  Quelle  Peirene  29; 
Marktthore  295;  Wasserstollen  22;  Amphorenlienkel?  70*. — 
Korintliisclie  Vasen  75*.  —  Kornspeicher,  fulsähnlich  gestützt 
5if.  —  Koröboshiiijel  in  Olympia  8.  —  Konjbanlcn  bei  Dio- 
nysos und  Kora  79.  —  Koii/6on(i.«c/(t' Weihen  79.  —  Korijdalas, 
Aquäduct  28.  —  Kori/llutlltu  (Artemis)  301.  —  Kos:  Rliea- 
dienst  85.  —  Kosmia  (y.onai)  240.  —  Kottaboss[)ivl  7*.  — 
Kranz  um  <len  Hals,  Zechersitte,  218.  —  Kranze  an  der 
Decke  34.  —  Kralislhenes  aus  Kyrene  254,  20.  —  Kredem- 
non  der  Ino  111.  —  Aorii'tj  Köhrbrunnen  32,  30.  —  Kreitz- 
l/änder  in  "Männertiaclit  31.  —  Kreuzung  der  Arme  an  Göt- 
terbildern 83.  —  Krieg  bildlich  100*  f.  —  Krtoplioros  Her- 
mes 48.  —  Krüle,  symbolisch  283.  —  Kroton,  gesunde  Lage 
122;  lokrisch  123;  Sagen  (Ajax;  201.  —  Arflff  im  Kopf- 
schmuck der  Venus  157;  asiatischer  Natiirdienst  56' f.  — 
Klesibios,  der  Mechaniker  104' f.  —  Knehen  als  .Siegspreis 
der  l'annycliis  383. —  Kiinsllernamen  auf  Münzen  117.  Vgl. 
Apollonios,  Aristes,  Aristippos,  AristO|dianes ,  Ergotimos, 
Kucheir,  Glankytes,  Hischylos,  Hippokrate.s,  Leochares  und 
Sthennis,  Molossos,  Nikandros,  Plieirlippos,  Polygnotos, 
Proklos,  Pytiiagoras,  Statios,  Xenokles.  —  Kukgeslalt  der 
Jo  19.  —  Kunst  lies  Orients  57'  384  f.  —  Knustholie  Grie- 
chenlands 101'. —  Kunstsinn  der  Grieclien  32. —  Kunslunler- 
richt  383.  —  Kunslicerhe  als  ^Marktschinuck  295.  —  Kuuunen 
in  Siebenbürgen  122*.  —  Kghele ,  s.  Plakiane.  —  Kgdias, 
Argonautenbild  103*.  —  Kgdon'!  299.  301.  —  Kgnaillieis, 
d.  i.   HiiTiilshilzler  307.   —   Kgpros:  Paphisches  Idol    86. 

Lulirandeus,  Zeus  125.  —  LuligrintU  aligebililct  99*.  — 
Lnjnrd's  Werke  151.  162.  —  Laianii,  istrisches  Volk  8*. — 
Lnndesyölter,  fremde  Idole  tragend   121.  —  Lnpitlies ,  .Sohn 


des  Apoll  85*.  —  Aaifvxjcu,  Zecher  352.  —  Larissa,  Toch- 
ter des  Pelasgos  84*;  Stadt  bei  Kphesos  85*;  in  Assyrien 
51*  f.  —  Lurissenos,  Apollo  85*. —  Las:  Dienst  der  Athene 
Asia  370.  —  Ijasa  331.  —  ^lavxtlun^i'jaccm;  6*.  —  Lnyard's 
Assyrische  Alterthümer  70*;  Transport  108';  Herausgabe 
380.  —  .<tf'i^g,  Dreifufs,  als  Giebelaufsatz  72*.  —  Lectister- 
nium  und  Bisellium  51.  —  Leniuische  Athene  04.  66*.  — 
Leochares^  Sculpturen  am  Mausoleum  82*.  —  Ijeochares  und 
Sthennis,  vereinigte  Künstlernamen  291.  —  Leongmos  aus 
Kroton  101.  —  Lepaste,  Gebrauch  352.  —  Leshos,  Achills 
Lustration  99.  —  Lelo  oder  Athene?  219,8.  —  Leuke,  Seligen- 
land  101;   dortige  Vögel  104. —  /..CKÄi/j/jide«  ?  Köpfe  221,  16. 

—  Leukon,  bosporanisch  57.  —  -lijiis,  Klage,  personif.  282. 

—  Libitina  auf  Gemmen  häufig  358  f.;  Verbindung  mit  Psy- 
che 338,  mit  Pan  361  ;  Bacchusgelahrtin  299.  360.  —  Licht- 
goltheiten  (Eos  u.  a.)  219,  5.  —  Linos,  Klagelied,  apolli- 
nisch 325  f.  —  Lilleratur,  archäologische  4  f.  196.  —  Li- 
tgcrses,  Solin  des  JMidas,  Schnittergesang  137.  237  f.  — 
Lncliage,  Amtswürde  62.  —  Lokri  (.Ajax)  101.  —  Löwe 
als  Thronlehne  301  f.;  aus  Knochen  97';  im  Schild  des  Me- 
nelaos  302.  —  Löwen  auf  dem  Mausoleum  82'.  —  Löwen- 
gestalt des  Helios  299.  —  Löwenkiimpl'e,  persische  68.  164. 
56*.  —  Löu-in,  Symbol  der  Helena  302;  mit  Löwen  im 
3Iaul  332.  —  f>0H,(/iji«j5  (Cn.  Pomp.),  Legat  von  Judaea  2*. — 
Longones  für  Dongones  91*.  —  Lopns,  Gelafsform  248.  — 
Lorbeerkranz  der  Artemis  264;  des  Zeus  Bronton  107'.  — 
Lorbeerreiser  bei  Sühnungsscenen  98.  —  Luosung  der  He- 
rakliden  282.  —  Loosgollin  Tyche  282.  —  Lucretius  M. 
Haus  in  Pompeji  27'.  49',  s.  Denkmälerverz.  —  Luflschachte 
bei  Canälen  31.  —  Lunus  als  konisches  Idol  318.  —  Lu- 
patia,  Vasenfunde  99*.  —  Luperealien,  städtisclie  .Sühnun- 
gen 120.  —  Lupoli  unzuverlässig  9*.  —  Lustration  (Plyn- 
terien)  77'.  —  Lusiralionsbeeken  vor  dem  Tempel  51.  — 
Ijugnes:  Sammlungen  151  f.  —  Lggodesma  (Artemis)  oder 
Ortliia  77.  —  Lgkabettos,  Wasserleitung  27.  —  Lyssa  220.  222. 

Mäander  und  Croix  ansee  305.  309.  —  Mneonia,  Zeus- 
dienst 89.  —  Markte,  liellenisclie  292  tf. ;  alter  und  neuer 
Styl  294;  ionische  Märkte  296.  —  Mallhai,  assyrische  Fels- 
reliefs 199f.  —  Magislrntsuamen  auf  Städtemünzen  118;-per- 
sonen  römischer  Festverpachtung  52.  —  iW«^>ic(is  (Argo)  85*. 
Miilache  in  Lemnos  40*.  —  Malis,  Geliebte  des  Herakles  49. 

—  Malta,  phönizische  Tempelreste  104'.  346.  —  Mantelfigu- 
ren 213.—  Manio  bildlich  74*. —  Marathos:  Grabdenkmäler 
327.  —  Marcelluskii\t(e  auf  Münzen  1Ü6*.  —  Marktplätze, 
bedeckte,  ionischen  Ursjfrungs  296.  —  Marsische  und  mes- 
sapische  Schrift  4.  —  Marsyas,  DoppelHöte  319.  334.  — 
Ma^  für  fig.  03.  —  Maske,  Andeutung  der  Palästra  [?]  143. 

—  >/n/sm««7is<7u"  Holztafeln,  echt  91*.  —  Mausoleum:  Lage 
und  Geschichte  180  11'.;  Bau  182  f.  73'.  81';  Nachbildungen 
184.  —  Medea  und  Aetlira  317;  hellenische  und  phrygische 
Trarlit  37f. ;  und  Herakles  41,  32;  Medea's  Söhne  37;  Ver- 
giftung Glauke's  223.  —  Megara,  Wasserbaukunst  30.  — 
Melila  (Melitaea),  thessal.  Stadt  1  i6  f.  86*.  —  Meliteus,  My- 
thus 86'.  —  Melos,  .Vthenedienst  47.  —  Melpomenos  (Dio- 
nysos M.)  117.  —  Memnovsvögel  103.  —  Menidi  (Acharnä), 
Felsbrunnen  28.  —  Menschenopfer,  jjhönizische,  vor  dem 
Tempel  305.  —  Merope,  korinthische  35  f.  —  Merovinyische 
Silbergefälse  151.  —  Mesejubrin  (Cariae)  vom  Dienst  der 
Winde  benannt  320.  —  Meses,  Windname  320.  —  Miaoynu, 
Pliyle,  später  Demos  90'.  —  Messapiseher  WiaXect  und  Insclirif- 
ten  200.   —  Meta,  Venussymbol  86*.  —   Metus,  bildlich  102*. 

—  Midas:  Erlinder  der  Querdöte  239  ;  mit  Satyrohren,  diony- 
sisch 210  Sohn  der  Cybele  334;  Erlinder  der  krummen  Flöte 
335.  —  Mihr,  assyrisch  56*.  —  Mikon's  Gemälde,  nachge- 
bildet auf  \'asen  372;  dessen  Pferde  373.  —  Millingen''s 
Nachlafs  154  f. —  Mimnernios  auf  Kolophon  257. —  Minerva, 
oberste  Lichtgöttiu  332;  gedoppelt  383;  Formosa66;  Mne- 
moii  255;  .Streit  mit  Neptun  in  l'^lis  276.  —  Minervnl 
(l.ehrlioiiorar)  102'.  —  Miuoluur.  bacchisch  10';  als  Kind 
9';  als  Spottnamen?   59*.  —  Mini'id'ovos,  Freudenhasser   110. 

—  Mnaseas  der  Libyer  254;  Magistrat  255.  —  Mnemon 
(.Vthene -M.)  255;  Magistrat  256.  —  Mti^iiovii,  Tafeln  255.  — 
Modellzerleguny  97' f.  —   Modius,  asiatischer  Männerschmuck 


133^ 


134* 


IGO.  —  Mohn  der  Klica,  als  Krdgottin  85.  —  Mohr  (tioni- 
pelender)  als  Scliildzeiclien  l'.tü.  —  Moloch  aiicli  „Cham" 
genannt  307. —  Molossos,  Steinpelsclincider  117  f.  -  Mond, 
ulj-  und  zunclimcnd,  wfiljlicli  und  niännlicli  77.  —  Mond- 
i/ottheit,  inannweibliili  in  Aulis  77.  —  Monli\  antike  Ke- 
liel's  15'.l.  —  Morpho  für  Kallinioriilios  tili;  Aplirodite  M.  in 
Sparta  (iS  I'.  —  Miirrnspiel  411*.  '2'i7.  —  /«i//  l'iir  /li  Oü.  — 
Mmtda  (Sclilaclit)  110.  —  München,  Vasensaniniluny  17*.  — 
Münzfiifs,  s.  Altattiscli.  —  Mumjchia:  unti^rirdisclior  Gan^  iiu 
J?urRliÜ!iel  21  ;  Artemis,  Mondgüttin  264. —  ßlovaii,  koryljan- 
tisclie  'iänze  79.  —  Musen  auf  Vasen  2i7,  3.  —  Mnseoijrd- 
phie  2  11".  lUi  II'.,  vgl.  Denkm.vcrz.  —  MijUenii,  Wasserlei- 
tungen 31.  —  Mijlnsn,  y.i]Vünontiifi~)V  125.;  Pjrauiidenliau 
183.  —  Mijlilln  50*.  —  Mi/iidias  Artemis  82.  —  Mi/udischey 
Wein  84.  —  Mi/sicn  als  Bi'cy./oi  dem  Dionysos  gleicli  80.  — 
Mysterien  33'.!.  354.  —  Mi/tilene:  Saji[>lio  im  Münzliilde  120. 
Niid,  Zeusfeste  in  Doilona  303.  —  Akioj,  Zeus  in 
Dodona  303.  —  Name  des  .Solins  nach  Vater  undMutter  378. 

—  Namensrinye,  ägyptische  381. —  Narliiin,  Atliene  270.  — 
Narliiins  270.  —  Nn.ros,  Cisternen  28.  —  JVtmtiO.og  335.  — 
Nckrolorinlliia  als  Antefixe  'i5'.  —  Neid  personiücirt  als 
Uhu  239*.  — ■  Ntiüxunoi  des  Achill,  Vogel  auf  dessen  Insel 
103.  —  Ncola-nles ,  Wasseraulseher  29.  —  Neplunshnlle  in 
Rom  103*.  —  Neptnnssifnibole  des  Demetrius  1,  92.  —  Neron, 
Militairdiplom  91*.  —  Nilciin,  dionysische  Aera  91*.  —  Ni- 
iandros,  Steinpelsclineider  117.  —  Nihnrchos  270.  —  A'i'A'i? 
nngetlügeU  202.  —  Nimriulhüiiel  51*  f.  —  Ni7iiL'eh,  Ausgra- 
bungen 11*;  Skulpturen  101  f.  —  Niohiden,  neue  Darstel- 
lungen 89*.  —  Nischen  in  Grähern  291.  —  Noclitrnus,  Un- 
terweltsgott 95  f. —  Nomios,  Hermes  19. —  „Noricum  medi- 
terraneum."  8*.  —  ,,Niimerosa  tabula"  bei  Plinius  128.  — 
Nijmphiien  22.  —  Nijinphnion,  Stadt  140;  Varianten  des  Na- 
mens 140. —  Nymphen  mit  jMuscIiel  279,  23;  Dreizahl  209. 
380;  liochzeitlicli  210;  den  l'eplos  waschend  385.  —  Nym- 
phen den   Herakles  heilend    385. 

Oio?o,«-Zeichen  43.  Theilung  desselben  43  If.  ■ —  Ude- 
iialiis  G.  der  Zenoliia  10*.  —  Odetim  des  Herodes  9,  5.  — 
Odyssens  und  Helena  127;  verkleidet  in  Troja  127  1'.;  Palla- 
diumsräuber  259;  uubärtig25l. —  Oeliiufyiifs  zur  Peinigung 
der  Psyche  344.  —  Oeueus,  Tydeus,  Dejanira  223.  —  Oenomnos, 
Bild  und  PUym.  222.—  Oisiros,  bildlich  39  f.—  Ohios  bild- 
lich 283.  —  Olympos,  Schüler  des  Marsyas  319.  —  Opfer- 
httken  191.  —  Opferthicre  beiderlei  Geschlechts  77.  —  Ora- 
kel, herakleisches  in  Bura  138;  |)honizisclie  303.  —  Orestes- 
mythos 251.  —  Ornamente  zufällig  135.  —  Orpheus  und  Ku- 
rydike  220.  —  Orthia,  eleischer  Demos  275  f.  —  Osann  über 
Vasen  45*  f.  —    Oskische  Grabscliriften   werden  vermifst    3*. 

—  Oskisches  mit  griechisclien  Buchstaben  3*. 

Pacalor  orliis  377.  —  Päau  (Apollo)  120.  —  Püdolrihen 
76.  — l'iidai/oyen-'Vrac]\t  35.  —   Palamcdes,  Loosersinner  282. 

—  Paliislra,  persönlich  dargestellt  315  f.;  durch  Maske  an- 
gedeutet [?]  143.  —  Pnlästrilen  neben  mythischen  Scenen 
211,  13.  —  /'«/(is^ansiclit  auf  Vasen  33,  3.  —  Pallas,  s. 
Athene.  —  Palladion  auf  Kassandravasen  212  If.;  Bildung 
216;  zwerghaft  258;  auch  sitzend?  200.  Dop]ielza]il  205.  P. 
in  Gegenwart  iler  Gottin  225.  Kaub  des  Palladiums  durch 
Diomedes  205  11'.;  Demophon  257  11'.;  Aeneas  258.  Gerichts- 
hof in't  IT«),i.aih'M  202.  —  Palmettc  an  Büchsen  12  f.  —  Pan 
vorscliauend  144;  Deutung  der  Stoiker  80;  Pan  und  Apliro- 
dite  219,0.  300.  301;  mit  Keule  221.  20i;  schiiner  Jüngling 
221;  ohne  Hornei?319;  Sclireckensdämonl  1 5  4  ;  Nynn>hen- 
Freund  209;  Srhiaurhbläser  209;  Fliifsgott?  270;  gebunden 
299;  Pan  und  Olympos  318  (f.;  Heiligtlium  zu  Panias  in  Palä- 
stina 90*;  SlattbiiltiT  des  Dionysos  112. —  P«H(/i')ii(),';  Eros  3  40. 

—  Paunychis,  Nike  383;  Trinkfest  383.  —  Paulher  bei  Oeno- 
maos  222;  l)<'utuiig  der  Allen  80. —  Panthcriicspann  auf  Va- 
sen 218.  —  l'nulikapiium,  Kunde  100*.  . —  Papyrus,  ägypt. 
Symbol  der  Krde  70*.  —  Paris  und  Helena  unter  Troern 
24  f  ;  dessen   iMnscbill'ung  88*.  —  Parues,  Wasserleitung  27. 

—  Parodieeu:  der  Antigone  333  1'.;  des  Dreifulsraubs?  2  40; 
der  Sphinx.sage  248,  7.  287;  der  DanaidenV  Oknos?  285  11'.; 
der  Si(d>en  gegen  Theben  287?  fetter  liinger  248.  —  Par- 
thcnos  (Athene  P.)    neben    der  Polias   383;     deren    Sphinx 


43*  f. ;  nach  Byzaiiz  versetzt  als  Göttin  Krde  239.  —  Parzen 
mit  Kolle  55.  —  Pasiphae  auf  AI.  von  Phästos  23*.  —  P(c- 
troklos  als  Krast  des  Achill  330.  —  Peyasus  Hiegend  auf  M. 
82;  gezäumt  94;  mit  Zügel  auf  M.  52*;  als  Schildzeichen 
der  Pallas  94.  —  Peiräus,  Hafenmarkt  293;  Wasserleitung 
28. —  Peircneiiiwll,  Bauliches  21. —  Peisiana.r,  Erbauer  der 
Poikile  175.—  Peleus  bei  Oeneus  223  f.  —  Pelops,  Wettlauf 
282.  —  Penclope-.\\i\os  302.  —  Penelops  9*.  —  Penlelisches 
Gebirg:  Wasserleitung  27.  —  Penihesilen  in  Lenke  vom 
Achill  getödtet  105.  —  Peniheus  208.  —  Peplos  der  Athene, 
gewaschen  385;  kreisrund,  Franentracht  203;  in  männlicher 
Tracht  ebd.  —  Perdix,  Schwester  des  Dädalos  387.  —  Per- 
yiiische  .\rtemis80. —  JliQiQnurirjniu,  deren  Platz  50;  tragbare 
50.  —  JliiHQooog'f.  Sohn  des  lokastos  303.  —  Persische  Kunst 
175  1'.  —  Personijicaüun  folgt  dem  sprachlich  gegebenen 
Gesciüecht  39.  —  Personijicationen,  s.  Ilamilla,  Krieg,  ^Ifj^is, 
Neid,  Oknos,  Pöne  u.  a.  m.  —  Pfauen  im  Heratempel  191.  — 
Pferde  von  Mikon  gemalt373. —  Pferdenamen,  römische  376. — 
Pferd,  s|)ringendes  als  .Schildzeiclien  215.  —  Phayros,  Ajiollo- 
solm  80*.  —  Phaleron  in  weiterer  Bedeutung  204.  —  Phal- 
lischc  .Säulen,  phönizisch  327.  —  Phäaken-Markt  293.  — 
Phiidra,  Mythos  und  Bildwerke  00  ff. ;  Anklage  des  Hippo- 
lyt  250.  —  Pkannes  oder  Phanes  62.  —  Pharsalos,  AVasser- 
kanal3l. —  Phcidippos,  Vasennialer  153. — Phokis:  Artemis- 
Elaphebolos-Dienst  70  f.  —  Pholulus,  Name,  etym.  38*.  — 
Phönizische  Tempelreste  auf  Malta  und  Gozo  20  4*  f.  346  11.; 
(Jrabdenkmäler  32711'.;  ]iseudo-idLÖnizische  Vasen  75*.  100"; 
sog.  phöuizisclier  Styl  24*.  2'i8,  in  Thonliguren  2,  12.  — 
Phylennamvn,  später  Namen  von  Demen  90*.  —  <f'voiiir>'jaioi, 
attischer  Demos  90'.  —  Picus.  ürakelvogel  247,  7.  —  /Ii- 
vaxfg,  Teller  17.  —  Pinie  als  Symbol  3*.  —  Pizznli's  An- 
tikensammlung 17.  —  Plakiane  firjijo  heilst  Cybele  120.  — 
Platane  am  delphischen  Kanal  21.  —  Platanen  in  Athen  32; 
in  der  Nähe  von  Grabmälern  301.  —  IDditui'  für  Platää  128. 
—  Pliuius  X\.\V,  10,  36  (Belli  imago)  100*.  Ebd.  11,  iO 
(Laokoon)  127.  —  U/.mTg  vor  Nymplien  und  Pan  385.  — 
Plynterien  76*  ff.  —  Pny.rhVujel.  Brunnenkammer  28.  — 
Pöne  am  Grab  des  Linos  324.  —  Poikile,  früher  Iltioiuvu- 
XTiiog  175.  —  Ifol  .  .  .  Stempelschneider  118.  —  Polyynot's 
Andromache  nacligebildet  387 ;  Danaiden  und  Oknos  paro- 
dirt  286.  —  Polyyuutits,  Vasenmaler  153.  —  Polyphem,  männ- 
liche Form  der  Echo  271.  —  Polychromie  an  .Sarkojihagen 
89*;  der  Vasenbilder  190,  12.  —  Pompeji,  Gräberstrafse  1; 
Haus  des  M.  Lucretius  196,  101;  Alarkt  296.  —  irootfvnls 
des  Herakles  49*.  —  Poseidon  und  Tbeophane  40.  —  Ilovg, 
Schlauchfufs  267.  —  Prasini,  d'fjiiog  genannt  10.  —  Prinmos, 
Podarkes  213;  kräftigen  Alters,  thronend  vor  Troja  99*.  — 
Priestcrihum,  weibliches  (Artemis)  86.  —  Primipilo  zweimal 
8*.  —  Proklos,  .Stempelschneider  119.  —  Propyläen,  Alarkt- 
thore  295.  —  Psetulanor,  Dionysos  00*.  —  Pseudophönizisch, 
s.  jihönizisch.  —  Psilar,  Bacchus  355.  —  Psyche,  der  apule- 
jisclie  .Alythos  den  Denkmälern  fremd  3271'.;  Bezug  auf  tiros 
330  ff.;  auf  Libitina  und  bacrliische  Genien  338  11'.  353  11.; 
ungeHügelte?  mit  Kros  301;  mit  Eroten  278,9.  —  Psykter 
108*.  —  Phthonos,  Benennung  des  Eros  224.  —  Ihtoysi«, 
Gemälde  des  Aristophon  128.  —  Punklirte  Steine  (  phöni- 
ziscli)  350.  —  Purpurhinde,  samotbrakisch  79.  —  Pyrn,  dop- 
pelte zu  Tarsos  383.  —  Pyramide  des  Mausoleums  82*.  184; 
f|uadrate  Grundlage  73*.  —  Jlro((ijoig ,  Festkuclien  383.  — 
Pyrrliii  auf  Le.^bos   127.  —  Pythayoras  von  Khegium  254. 

Quadrii/a    auf  dem  Mausoleum   82*.  —    Quelle,    Anfang 
der  Städteg'ründung  21  ;   Üuelb'upllege  20;   Quellgrotten  21 
Quellhaus   im  Berge  22. 

Jiailspiel  217.  —  Räder  aufgehängt  34.  —  Rangnhe's 
anti(|uites  helleniques  7*.  42. —  Hnvanusn  bei -plicata,  Grä- 
berfunde 2Si.  —  J<eh  im  Pallasschilil  211.  —  Kciterslatueu 
auf  "Märkten  295;  von  Tlion  302.  —  Khea ,  s.  Kybele.  — 
Jlheskuporis  IV:  59.  —  Khoemetalkes  59.  —  Rhodos,  Son- 
nenstadt und  Sonnendienst  308  1.;  Teichinen  309.  —  Rohr- 
liriiuneu  32.  —  Rom:  Topographie,  s.  Atrium,  Curia,  For- 
tuna, Kapitol,  Ne|)tunshalle,  Schusterhalle,  TuUianum.  — 
Roma:  .^mazonenälullirh  51;  Festspiele  für  H.  53;  auf  Pro- 
vinzialniünzen    125;   Koma   und  Fortuna   Tai'.  IV.   49  If.   53, 


135^ 


136' 


16;  mit  Cäsaren  oder  Volksgenien  53,  19.  —  Rose,  Ver- 
bindunfr  mit  Helios  310.  —  Rotteuburg,  Ausgralningen  204, 
•>1.  —  Küclcblichcnder  Berggeist  123. 

Snldiier's  Iconograplue  382.  —  Säiujcr  auf  Vasenbil- 
ilern  326.  —  Särije,  fabrikmäfsige  88*.  —  SiiuU'n  am  Hafen 
von  Karthago  330.  —  Sagra  (Schlacht  am  S.)  100.  —  Sa- 
lamis, Hohle  des  Euripides  316.  —  Saliuruin  Curia  beim 
Vestatempel  109.  —  Saliiwhis,  Quelle  179.  —  Snlona,  Al- 
terthümer  194.  201.  —  Salus  für  Fortuna  53.  —  Snivntes, 
Volksstamm  8*.  —  Salvalio  liomae  des  Zaubrers  Virgil  104*. 

—  Salzreinii/ung  der  Quellen  20.  —  Samothralcische  Weilie 
78.  —  Satiilnlen,  goldne  des  Herakles  49'.  —  S«H</o«-Sar- 
danapalos-Dienst  383.  —  Snntangclo's  Sammlung  217  if.  — 
Sapphu   auf  Münzen  126.   —  Salgr  und  Eros,   Gruppe   188. 

—  Salgm  als  Schlauchtänzer  131.  —  Sauromates  IV :  59.-- 
Schnttcnbililer  bei  Tragikern  39;  Klytäninestra's  und  Aga- 
memnons  252 ff.  —  Sf/i((7.so/sio//t' Fortuna's  55.  —  Sihicfcr- 
Reliefs  2.  --  Schilde  zur  Bezeichnung  heiliger  Räume  266; 
aufgehängt  34.  —  ScIiiUlcmbleme  190,  10.  —  SchihUiiufer 
302.  —  Schlüge:  kräftigend  120;  mit  Rutlienbündel  77;  für 
Elirenschändung  25*,  2'i.  —  Schlange  symbolisch  2S3;  im 
Schild  des  Ajax  212.  215;  als  Grabesliüter  23*;  auf  phöni- 
zischem  Stein  350.  —  Schlauche  zu  Athen  im  Festzug  ge- 
tragen 132.  —  Schlnuchtanz  (Askolien)  129.  —  Schleier  der 
Aphrodite  Morpho  Oi;  gewölbter  95.  —  Schlüssel  des  He- 
lios 309;  Tempelschlussel  der  Priesterin  216.  —  Schminh- 
hiichsc  180,  8.  —  Schniticrfest  für  Lityerses  237.  —  Schüpf- 
gefäfs  beim  Hylas-Raub  269  f.  —  Schuslerhallc  zu  Rom  109. 

—  Schaan  s.  Aphrodite,  Eros,  Knabe.  —  Schwein,  chtlioni- 
sches  Opfer  für  Demeter  und  Aphrodite  341  ;  für  Artemis 
301.  —  Schuur  bei  Atlienens  Haar  67*.  —  Seletie  auf Maul- 
thier  300.  —  Selinus,  Brunnen  24.  —  Semele,  s.  Dionysos, 
Thyone.  —  Sk/ic/messer  des  lason  187,  19.  180,  10.  —  Si- 
cilien,  abgebildet  55.  50,  30.  —  Sieben  If'eise,  deren  Sprüche 
HO*.    Vgl.  335  (unten).—  Sict//(?/'((/s  der  Mundschenken  1*. 

—  Siehcnbürgische  Inschriften  91*.  Unechte  (templum  ho- 
rologiare)  104*.  —  Silen  mit  Bacchnskind  49*;  verschleiert 
218.''299;  bei  Midas  334;  Sileneinfänger  334.  —  Silicerni 
246.  —  Simonis  Pyraiuidendenkmal  82*.  —  Siphniis,  Insel, 
früher  Merope  91.  —  Sisgphns,  Vase  107*  f.  —  Sitze  auf 
den  Märkten  293.  —  Shiras  (Athene)  im  Phaleron  78*.  — 
Skulpturen  aus  mehreren  Stücken  97*.  —  Skglhen  abge- 
bildet 106.  —  Solon's.  Gesetz  über  Brunnenbenutzung  25; 
Solon's  "Wahlspruch  HO*.  —  Sulgmagebirg ,  Solymer  vulka- 
nisch 91.  —  Sohjmos  90. —  Sonne  im  Achillesschild  68*. — 
Sonnengott,  assyrisclier  54*.  —  Sonnenscheibe  'i'i'i,  5.  —  Son- 
7ienschirni  312.  —  Sonnenuhren  103*.  —  Spartn's  IMarkt,  un- 
geschmückt  294. —  Speer,  doppelt  gespitzt  212  ;  ohne  Spitze 
228;  Querhaken,  s.  nzvni'cxiov.  — -  Sphinx  parodirt  248,  8. — 
^7ioi'(i(ci(iiv  öcäuiDV  (Bovraöiüvl)  383. —  Sprudel,  xntjrcci  32. 

—  Städtische  Wasserbauten,  älteste  23.  —  Stallungen  für 
Opferthiere  (pliünizisch)  361.  ^  Statins,  Tiipfername  190, 
13.  —  Stier  mit  .Menschenhaupt,  assyrisch  165;  solarisclie, 
sechs  283.  —  Stoln  Olympia  56*.  —  Strafsenliau  der  Grie- 
chen 72';  römischer  20.  —  Strafsengeleise  im  Fels  72*.  — 
Stglistisches,  s.  bandförmig,  Bartlosigkeit,  Bemalung.  — 
JL'Tvnaxiof,  Querhaken   am  Speer  226.  —  Stgw,  Nymphe  220. 

—  Sgrahus,  Wasserkauäle    31. 

T  für  (-),  Tulnu  217.  —  Tänzerinnen  224.  —  Tafel  und 
Griffel  des  Knabenuiiterrichts  255. —  Tafeln  (^iii/aoi-f?)  255. 

—  Talassios  72*. —  Talent,  Achttheilung  45.  —  '/Vi/os,  Sage 
48  ff.;  beflügelt  50';  Neil'e  des  Dädalos  387.  —  Tanz,  ko- 
rybantischer  79.  —  Tanzhea-egutigen  4'i*.  —  Tnrent,  Dienst 
der  Winde  122;  Verbindung  mit  Athen  127  f.  —  Tarsos, 
Venusdienst  39;  doppelte  l'yra  des  Sandondienstes  383.  — 
Tauben,  Venussymbol  192.  3il.  —  Tauropolns  (Artemis  T.) 
77.  —  Teiranes  Rex  61.  —  Teiresias,  paiodirt  287.  —  Tf- 
luuü'iv,  Stele  Ol.—  Telanwne  als  Deckenträger  72'. —  Tel- 
ch'inen  309.   —   Telephos'f  Knabe  301.—   Tcllus,  Güttin  383. 

—  '/Vnipc/ansicht  in  Bildweiken  50.  —  Tenea,  Apollo- 
dienst 9  f.  —  Tcreus  des  Livius  .\ndronicus  334.  —  Ter- 
messos  91  —  7'crrn- Cotten,  falirikmäfsige  278.  —  Terror 
et  Metus,  bildlich  102*.  —   Ttxt'.nDjuoniov  44.  46.  —  Thamy- 


ris  in  Vasenbildern  326.  —  &aTiig,  Volk  57.  —  Thengenes'' 
Wasserleitung  30.  —  Theano  beim  Palladienraub  259.  — 
Theater  s.  Thymele.  —  Theaterfnrm  mit  abgestumpften  Hör- 
nern 230.  — ■  Theben,  Wasserleitung  30.  —  Thera,  Cisternen 
22  f.  —  OtoinTfd',  des  Euripides  137.  237  f.  —  Thersiles,  vom 
Achill  getödtet  99;  Bildung  43*.  —  Thersitohtonos  99.  — 
Thesauren  22;  doppelte  Oeünung  23.  —  Theseus  bei  Oeneus 
224;  Th.  und  Ariadne  99*.  —  Thespiä,  Erosdienst  338.  — 
Thetis  abg.  als  Seegöttin  239.  —  Thierkiimpfe,  assyrisch  164. 
—  Thier-  und  Menschengestalt  verbunden  164  f.  —  Thiere, 
heilige  und  »inlieilige  (für  Ormndz  u.  Aliriman)  164;  auf 
denen  die  Gottlieit  steht,  assyrisch  200.  —  Thierkiimpfe, 
asiatische  164.  —  TAicrsymbolik  (Kröte,  .Schlange,  Fuchs) 
283.  —  Thonplatten,  bemalte  in  Gräbern  92*.  —  Thonpup- 
pen  für  Kinder  und  Hochzeitsvotive  240.  —  Thorualdsen's 
Antikenbesitz  201  f.  —  Thrasybul  von  Kalydon  205.  —  Thro- 
nosis  (t-Jooriauöi)  des  Dionysos  78  If.  —  Thürflügel  auf  M. 
von  Corcyra  73*.  —  Tliuria:  Cisternen  24.  —  Thurii,  Dienst 
der  Winde  122;  Stapelplatz  griech.  Vasen  41*.  —  Thugga 
(pnnisch)  330.  —  'i7/i/t'«(cs-Widder  46.  —  Thgmelc  mit  dem 
Logeion  verbunden?  42*. —  Thgone?  verhüllt  299. —  Thg- 
rea,  Hv/ig,  iJvijct^,  Thür  42.  —  Thgrrenm  in  Akarnanien  14011'. 
• —  Thgrsus  oder  Scepter?  97*.  —  Tiberius,  silberne  Scliwert- 
scheide  384.  —  Tithonos,  Verfolgung  durch  Eos  324.  — 
Tmolns  abgebildet  49*, —  Todtenopfer  vor  Bildern  der  Ver- 
storbenen 292.  —  Todtenrichter  100*.  —  Tracht,  assyrische 
166  f.  —  Tralles,  Zeuswiege  116.  —  Traueriage  {iinoi^ncc- 
thg)  IT.  —  Trier,  Ausgrabungen  201.  —  Tritjuctra,  Tris- 
keles  56,  28.  —  Toirijudniov  44.  —  Trinkkampf  der  Choen? 
135.  —  Trinkspriiche  351  f.  —  Triton  die  Meerbewohner 
versammelnd  99*.  —  Troezen,  Apollodienst  84;  Damia  und 
Auxesia,  Hippolyt  139.  —  Tropfgefäfs  352.  —  Trophonios- 
böhle,  Bauliciies  385.  —  Tuba,  lydische  bei  Wagenrennen 
31).  —  Tubilustrien  109.  —  Tullianum  22.  —  Tgchc, 
städtische  56,  27;  geflügelt?  282;  Loosgöttin  282.  —  Tglos, 
ein  lydischer  Bonus  Eventus  HO. —  Tgmpanum,  bacchisches 
Beiwerk  213,  23.  —  Tgphon,  Kaulonia's  Gründer  123.— 
Tgrannen,  verdient  um  Trinkwasser  25. 

Uhu  38*.  —  Urstier  und  Urmensch ,  assyrisch  165  f.  — 
Fnrro's  Muschelhaus  104*.  —  Vasen  mit  Frauenkö|>fen  an 
Henkeln  221.  . —  Vasenbilder  nacli  berühmten  Gemälilen  372. 
—  Vasen-h'mulörter  205.  17*.  Vgl.  Altamura,  Cäre,  Capua, 
Gnathia.  —  l'nsenhandcl  (Thurii)  41*.  —  Vasenmalerei, 
Zeitbestimmung  10*.  Schattirte  Zeichnung  17  fl'. —  Veneti 
und  Prasini,  circensisch  10*. —  Venus  als  Todtengöttin  357, 
s.  Libitina.  —  Vercelli,  dortige  Idole  m.  Inschr.  0*.  —  Ve- 
respatak  in  Siebenbürgen  109*.  —  rei;(«(Vi/i(Hi/sprogramme 
52.  —  Vetulonin  3'.  —  Virtus  amazonenähnlich  51.  —  Vi- 
tritu's  Wasserbaulehre  31.  —  Vögel  als  Götterattribut  ado- 
rirend  104;  auf  den  Inseln  der  Heroen  103  f.  —  Vogel  in 
Knabenhand  207,  46;  in  Silens  Hand  288. —  Volksversamut- 
litng,  sitzende  bei  Homer  293.  —  Votivscheiben    159,  37. 

IVasserbauten  der  Griechen  19  ff. —  IVasserhehälter  vor 
Tempeln  50.  —  JVasserleitungen  20  f.  22  f.  251. ;  deren  Ver- 
waltung 29.  —  IVasseruhren  103'.  —  U'dSÄCi-vogel  sinn- 
lich 9*. —  IVegebau  bei  den  Alten  72'.  —  fVein  nach  Aegyp- 
ten  geführt  10.  —  Wcifse  Flügelschuhe  15.  —  Weifser 
.Stein,  Lossprecliung  282.  —  fVidder,  Sühno[)fer  für  Athene 
-48;  Bezug  auf  Atliene  Ergane  47;  Belagerungsmaschine, 
alt-ägyptisch  53*.  —  ^V^cseler  über  die  Thymele  42*.  — 
IVinckelnumtisfeste  13ft'.  59' If.  75*  ff.  383  fr.  —  Windgott 
auf  M.  von  Kaulonia  122.  —  IVindgollheiten  in  Unteritalien 
verehrt  122;  in  Karlen  320;  abgebildet  in  Byzanz  104; 
meist  mit  .Schultertlügeln  123.  —  M'indnamen  in  Städte- 
namen 320.  —  JVärfcl,  etruskisch  375.  —  IVürfelspielcrin 
[Knöchel?]  ;i02. 

Xanthos:  sog.  Friedenssäule  33' ff.  67*.  —  Xcnokles, 
Bililh:iuer  87*.  —  iouvrjtfönoi,  Götter  als  X.  225. 

Yasilikaia:  Felsreliefs  199. 

Xdlilen  auf  Vasen  248.  —  Zahhrörter,  etruskische  375, 
6.  —  Ziilalhna  in  Siebenbürgen  109*.  —  Zni(fci'rnagel  4'.  — 
Zendaocstii  105.  —  Zenobia  Augusta  10*.  —  /'.iiyonoaiidtöv 
125.  —  Zephgria  in  Karlen  320.  —  Zcphyrion ,  Inseifcstung 


137*  138* 

178.  —  Zeus,  «Ireifaclier,  Iiildlich  115;  Atabyrios  308;  Elen-  <lona  303;  Hochzeit  mit  IIeia2ir;  Zeus  [Hades?],  lacc|ios(?) 
tlierios  oder  Hellanios   12cS;    zu  Akmonia   811,    Maeonia  89;  und  Demeter   218.  —  Zieijcn  aul  Leuke  lOi.  —   Zvm  Bild- 
Zeus  Bronton   107';  Ilorkios  mit  zwei  Blitzen  308;  der  Ai;-  nil'sliguren '?   Vi'i.  —  Zaölfijölter  zu  Atlien  293. 
liiiHiT;   3(17;    Laljraiideus    mit  Poseidon    12j;    Nciiog  zu  Do- 


Berichtigungen. 


AnTser  den  olien  S.  33.'>.  angezeigten  Druckfehlern  ist  nocli  auf  .S.  78  in  der  vorletzten  Zeile  bnccliische  Wcllicii- 
S.  I'i7  Z.  12.  Hellen;  S.  190  Z.  37  yroßnriechisdier  Gräber;  S.  22*  Z.  28  „XX,  337";  .S.  25*  Z.  35  De  Crescenzis;  S.  74 
Z.  18  V.  u.  Epigonen;  S.  123  Z.  21  Ti/plion  zu  bericjitigen.  Auch  ist  zu  bemerken,  dafs  S.  54  statt  Note  23  die  auf  H.  55 
mit  26  bezeiclinete  Note  eintritt,  Note2i  aber  der  Verweisung  auf  23  entspricht.  Die  Seitenzahl  ist  nacli  S.  270  in  271 
um!  272  lierzustellen. 


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